18
ARCHIV DER PHARIYIACIE. -. CXXXXIII. Handes zweites Heft. Erste Abtheilung. I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie. _ - Analyse der Tennstlidter kalten Schwefelquelle ; Yon in Jena. Prof. Dr. I1 e I‘ 111 a n n Lu d w i g Die ersten hlittheilungen iiber die Tennstadter Schwe- felquellen finden sieh in der ,,systematischen Beschrei- bung aller Gesundbrunnen und RiderU, 1. Bd. .Jena und Leipzig 1801, S. 876. lfier lesen wir in einein Auszuge AUR einein Ikiefe des Herrn Franz Mossler, Senators EU Tennst;idt, an Herrn Professor I<’uchs in Jena, vom 25. December 1795: ,lXc sondtrbarsten Quellen Bind in einem tiefen Wsssergraben, welche unter einer Scliicht yon Tuffstein gegen 500 Scliritt hervorsickern, doch immer an deiu einen Orte stiirker ale an dem anderen. IXeee haben einen 8tarken Schwefelgeruch, spielen mit allen Farben und sind bcstlndig. Diese Quellen verdie- nen cine genauere Untersucliung. (‘ Die erste Analyse des Schwefelwassers von Tenn- stadt verdanken wir J. 13. Trommsdorff, welder die- selbe in einer eigenen Schrift: ,,Die neii entdeckten sali- nischen Schwefelbiider xu Langensalz und Tennst%dt,u Erfurt 1812, verijffentlichte. In derselbcn finden wir auch Mittheiliingen iiber die Entdeckung dcr Schwefel- quellen von Tcnnstadt VOR Herm Ih. C. A. Schmidt, Arch. d. Pharm. CXXXXIILBda. 2.Ek 9

Analyse der Tennstädter kalten Schwefelquelle

Embed Size (px)

Citation preview

ARCHIV DER PHARIYIACIE. -.

CXXXXIII. Handes zweites Heft.

Erste Abtheilung.

I. Physik, Chemie und praktische Pharmacie.

_ -

Analyse der Tennstlidter kalten Schwefelquelle ; Yon

in Jena. Prof. Dr. I1 e I‘ 111 a n n Lu d w i g

Die ersten hlittheilungen iiber die Tennstadter Schwe- felquellen finden sieh in der ,,systematischen Beschrei- bung aller Gesundbrunnen und RiderU, 1. Bd. .Jena und Leipzig 1801, S. 876. lfier lesen wir in einein Auszuge AUR einein Ikiefe des Herrn F r a n z Moss le r , Senators EU Tennst;idt, an Herrn Professor I<’uchs in Jena, vom 25. December 1795: ,lXc sondtrbarsten Quellen Bind in einem tiefen Wsssergraben, welche unter einer Scliicht yon Tuffstein gegen 500 Scliritt hervorsickern, doch immer an deiu einen Orte stiirker ale an dem anderen. IXeee haben einen 8tarken Schwefelgeruch, spielen mit allen Farben und sind bcstlndig. Diese Quellen verdie- nen cine genauere Untersucliung. (‘

Die erste Analyse des Schwefelwassers von Tenn- stadt verdanken wir J. 13. Trommsdor f f , welder die- selbe in einer eigenen Schrift: ,,Die neii entdeckten sali- nischen Schwefelbiider xu Langensalz und Tennst%dt,u Erfurt 1812, verijffentlichte. In derselbcn finden wir auch Mittheiliingen iiber die Entdeckung dcr Schwefel- quellen von Tcnnstadt VOR Herm Ih. C. A. S c h m i d t ,

Arch. d. Pharm. CXXXXIILBda. 2.Ek 9

130 Ludwig,

Kreisamts- und Stadtphysicus zu Tennstiidt, denen wir folgende Stellen entlehnen :

Nahe bei der Stadt Tennstadt fliesst ein Bach, der Bruchstiidter Bach, welchcr in der Gegend von Blanken- burg, 2 Stunden von der Stadt entspringt, sodann seinen Lauf bei dcm Schwarzburgischen Dorfe Bruchstiidt vor- bei, durch das Thal, welches von da nacli Tennstadt fuhrt, nimmt. Dieser Bach halt zwar in der Regel nur wenig Wasser, aber bei starken Regengiissen schwillt e r hiiufig sehr bedeutend an und wird dann sehr reissend. Hierdurch ist das Bett desselben nach und nach immer mehr vertieft worden, und dieses ist die erste Ursnche, wodurch die in und unter demselben stehenden Schwefel- qucllen alllniilig mi Tage gefiihrt nnd der ersten Beob- achtung dargestellt wurden.

Die (legend von Tennstiidt ist geniischt; Pliichcn wechseln niit Anhohen, welehe sich nach fast allen Rich- tungen hin erheben und yon kleinen Thslern durchschnit- ten werden. Das wirklicli fleche Land besteht grossten- theils aus horieontalen Schichten, wovon die oberste Qar- tenerde ist, dann folgt cine Lage Thon, dann Torf und endlich Sand. Dieser erhartet nach uud nach zu Stein und bildet den sogenanntcn Tuffstein. Unter dieser Schicht Tuffstcin, welche ungef3hr 2-4 Schuh miichtig ist, folgt d a m wieder Sand, Torf und Xoor. Die Tuffsteinschicht ist der eigentliche Dehlilter des Schwefelwassers.

Friiher schon hatten einige hiesige Naturfreunde und insbesondere der urn die Einrichtung der Quelle sehr verdiente Senator Miissl e r das Dasein derselben geahnet, und der die Existenz der Quello anzcigenden Erschei- nungen wissen sich schon die altesten Menschen zu erin- nern. Diese Erscheinungen findet man in den Bezirken von ungef?dhr Stunde in dem Bette des Bruchstadter Baches, und am starksten sind ihre Spuren in dem Raume von 200 Schritten concentrirt. Bei niedrigem Wasser- atande und heiterem Himmel ist das ganze Bachbett da- selbst mit einer weiaslichen Haut iiberzogen und abweah-

Analyee der Tennatadter kaEten Schwefelquelle. 131

selnd gesellt sich hierzu ein mannigfaches Farbenspiel. Carmoisinfarbige, blaue und griine Niederschlage von allen Niiancen wechseln mit einander. Am starksten war die Erscheinung dieser Farbenniederschliige, den Erinne- rungen der altesten Menschen zufolgc, imnier auf der Stellc, wo jetzt die Hauptquelle aufgefunden und gefasst worden ist. Alt und Jung kannte diese Quelle seit lan- gen Jahrcn tinter dem Nanien ,der NolchU. Im Bfonat Februar 1811, nachdcni rneine Aufmerksamkeit auf diese Quellenausbruche immer reger geworden war, befand sich Herr Hofrath Trommsdor f f zufgllig in Tennstiidt und ich nahni niir Gelegenheit, ilin auf dieselben anfmerksani zii niachen, aber lcider war nirgends etwas von dem Wasser zu erhalten; jedoch iiberzeugte sicti dcrselbe eben- falls voii dcr Existenz der Schwefelquellc und niunterte zu weiteren Nachforschungen auf. Durch fortgesetzte Nactifiuchungen kam man, der ziierst elitdeckten Quellc auf die Spur, welohe ungef>ihr 40 Scliritte unterhalb der Il:tuptquelle, niiher der Stadt zii liegt, und ich erhielt das crste Scliwefblwasser. Mittlerweile wurde auch die Schwefelquelle bei Langensalza entdeckt urid hierdurch auch ein allgemeines Interesse an der unsrigen crregt. Ich vermnthete, dass obige Quelle nur eine Nebenquelle sei, und dass bei den becleutenden Anzeigen dalc Wasser irgcndwo in grijsserer Menge vorhannden sein rniisse. Ich hielt mich deshalb an die von der Natur selbst bezeich- nctc Stellc, den sogen. Molch, liess in das der Stadt zu- gekehrte Ufer des 13aehes eingraben, einen lcichten Damni zur Abweisung des Flusswassers herun~fuliren, urid hatte die Freude, einen selir starken Strom des Schwefelmas- sers hervorquellen zu sehen.

Diese eigentliche IIauptquelle, welche ihren Schwe- felgeruch bei stiller Lnft wohl 60-100 Schritte weit ver- breitet, liegt ostlicli von der Stadt, vor dem sogenannten Osthtifer Thore, in einer angenehmen Gegend, gleich neben einer eehr besuchten Promenade der Stadt. Ihre Entfer- nung von dem genannten Thore betragt 300 - 400 Schritt.

9.

132 k i w i g ,

Nwh ilirer wirkliclien Fasdung licgt sic nun in einem Garten, welchor zu dieeem Hehufe angekauft worden iet, und ringsum sind cine Mengc Glrten befindlich, wclche dic Gcgcnd eebr freundlich niachen.

Die Faseung der ncbcn und i n dciii Hctte eincs ewei- tcn sohr reisscnden 13achcs entepringenden Qucllc war einc zienilich sclrwierigc Aufgabe ; die Qucllc solltc ganz mines, nicht init wildcm Wasscr gcmisclrtcx M'asscr tic- fern und inueeten inithin vor dein gcwalteaincn Eindrin- gen dce oft selir msdwcllencleii 13aches gcschiiht wcr- don, 13eido l~ordcrungcn sind durclt die 13einiiliungcn dee Senators bl ii ssl P r zur Zufriedcnhcit crfillt worden. 1)urcli cine stnrkc und f c m Jlruicr wurdc der Flues ganz davon gesclricdeii wid dic Qucllc glcich~am aus Clem E'lussc licraus in ein Bassin von grossen Quader- rrtcinen gewiesen. Obcii wurde sic init cincrii Gewolbe vereehcn, durch wclclies cine Puiiipe in dic Hiilie steigt ; zu deiii eigentlichcn Wasscrspicgcl fuhrcn a u ~ dem Oar- ten eehn steinernc Ytufcn Irinab und aus dcm Bassin ist der Quelle diircli cinc Rohrc, \vclclie Lei grossem Was- scr von Inncn rcrrrclilosscn wcrdon knnn, frcicr Abxug gegcbcn worden, so drrss die darin l.dindliclie \l'asacr- rnasee imnaw crncucrt wird iind besuindig triach und krisftig ist. (C. A. Schni i dt,)

J . B. Tromn~sdorff ' s Anslysc deb: TcnnetiiJtcr Scliwe- fclwaesers (181 1) tlieile ich liier in iltrcn Hauptpunctcn init, weil sie intcressante Varglciclie niit dcn liaitigcn "ages gcbrauchlichen Mctlioden gcststtct.

a) 17 Pfund Civilgcw. M'asscr wurdon in oincr Por- cellanechalc auf 8 Unzen verdunfltct, dicsc in cine klcine Schalo gcbracht und bci gclindem li'cuor zur Tmcknc verdunstct. L)er Hiickshnd war gclblich-weiss und wog 182 Oran.

I ) An warinen Alkoliol gab dcrsclbc 16 (;ran ab. Uie slkobolisclic Liieling war gclblich gcbrbt. Reim Ver- duneten entwickelte sic cinen schwcfligen Gerucb und cs blieb cin gelbgcfkrbtcr Hucketand. Mit kaltem destil-

Analyse der Teiznstiidter kalten h ' c l ~ c e f e l q ~ r d e . 133

lirtem Wasser iibergossen, lostc er sich auf, mit Hinter- lrrssung einer grsnweissen, aiihen Substanz, die einen stinkenden Knoblauchgeruch vcrbreitete. Sie wog ge- trocknet 1,5 Gran. Alit Alkohol erhitet, liiste sic sich auf, unter Hinterlassung von rcinem Schwefel. Die gei- stige Auflosung wurde durch dcstillirtes Wasser milchig. Diese Subsbne nennt Tromnisdorf f ,,Schwefclharz~~; er fand sic aueh im Langensalzer Schwefelwasscr. In der Flussigkeit, aus welcher sich dss Schwcfelhsrz ab- gcschieden hatte, fand sich ein Extractivstofl, wclcher durch conccntrirte Schwefelsiiure in schwarzbraune Flocken verwandelt wurde, deren Gewicht 1,5 Gran betrug, aus- serdem salzsaure Talkerde, deren Menge auf 13 Gran geschatzt wurde.

c) Der irn absoluten Alkoliol unlosliche Theil des Abdampfruckstandes wurde niit 4 Unzcn destillirtem Was- scr bei gelinder Wiirme behandelt. Das Wnsscr fArbtc sicli gclblich. Nacli 48 Stunden hatten sich 58 Gran aut: gelost. Beini Verdunsten schiedcn sich 7 Gran schwefel- Baurer Kalk ab ; die filtrirte und concentrirte Flussigkeit mit Alkohol versctzt, aum Sieden crhitzt, dann in die Kalte gestellt, gab eine krystnllinische Masse, welche, nuf ein Filter gebracht, eine gelbliche Fliissigkeit abtro- pfeln licss, die kauin auf schwefelsanres und salpetersau- res Siberoxyd rengirtc, also frei von Kochsalz war. DRS Snlz, auf dem Filtrum mit einer Mischung aus 1 Theil Wasser und 3 Th. Alkohol gewasehen, wurde weiss. Die gelbliche Fliissigkeit trocknete zu eincni gelbbraunen Magma ein, 2 Gran an Gewicht, frei von Eisen und Sal- zen und bcim Gliihen eine leichte salzfreie Kohle hinter- lassend. T r o m m s d o r f f ncnnt dies0 Masse gelbbraunen schleimigen Extractivstoff. Dss suf dcm Filter geblie- bene weisse, wasserhaltige, krystallisirte Salz wog 57 Gran und bestand aus einem Gemenge von schwefelsaurer Talk- erde und schwefelsaurem Natron, die durch Krystallisa- tion sich nicht trennen liessen. Durch sicdendc Natron- huge wurde daraus die Tslkerde gef&llt, sie wog 8 Gran;

134 Ludwig,

daraus berechnet T r o m m s dor f f 42 Grail krystallisirte schwefelsame Talkerde; das an 57 Gran Fehlende, also 14 Gran, ninimt er ale schwefelsaures Natron in Rech- nung, da er beim Vcrdunsten der Fliissigkeit bis zuletzt nur rcinc Qlaubersalzkrystalle bekam.

(I) Der irn Alkoliol unJ im Wasser niclit l6sliche Theil des Abdainpfriickstandes betrug noch 108 Gran. Er wurdc init 4UnzenWasscr und mit so vie1 Salzsaure erwarmt, bis alles Aufbrausen aufhorte, d a m 24 Stun- den digerirt. I h r ungeloste Ruclistsnd, rnit destillirtem Wasser gewaschen und scharf getrocknet, wog 42,5 Gran (seine Untersuchung siehe untcr e). Dic Aufliisung wurde zur Troclrne vcrdunstct, init kaltem dcstillirtein Wasser nufgcweicht und dcr ungdiist blcibentle schwefelsaure Kalk niit cinem Gemisch aus gleichen Theilen Wxsser nnd Alkolrol gewaschen und getrocknet. Er wog nur G Qran. I h niit dem SnlzsJiurczusntz behiitsam verfah- ren worden war, hatte Rich nicht aller Gyps geliist. Die salzsanre Liiaung wurde init lrol~lcnsaurein Kxli siedend- h i s s gcfiillt, der gesaininelte iind nusgewaschene Niccler- schlag noch feuclit in einer Yilberschale init Actzkali- lauge gckoclit j in dcr filtrirten Abkochung konnte durch Ansiiueim init Salzsiiure iind UcbersKttigen rnit kolilcn- saiirern Ainnionialc lreinc Spur von Tlionerde. crlialtcn werdcn. I h r Niedersclilag, init verdiinntw Schwefelsaure neutralisirt, scliarf zur Trocknc a1)gerauclit und h l t mit desti llirteni Wasser beliandclt, gab riickstiindigcn schwe- felsauren Kallr, getrocknet 7 G Gran wicgend. Darans bcrechnct T ro mm s d o r f f 25,08 Gran rcinen Kalk, gleich 44,78 Qran kohlensauren KaIk, die dern Wasser eigen waren. Die voin Gyps geschicdcne Losung gab freiwil- lig verdunstend 29 Gran schwcfelsnure Talkerde, worin 5,51 &an Talkcrde, gleich 13,77 Gran kohlensaurer Talk- erde, die dern Wasser angercchnet wurden.

e) Dio 42,5 Gran in Salzsiiure unloslichen Erden bestanden aus Gyps. Deraelbe besass eine grunlich-weisse Farbe, war geschmacklos, brauste rnit keiner Siiure und

Analpe der Tennetiidter kaltex Schwefelpuelle. 135

entflammte auf einem heissen Eiscn nicht. Als 20 Gran desselben zu wiedcrholten Malen im Silberkessel mit de- stillirtem Wasscr gekoolit wurden, erfolgte einc beinahe vollstandige Auflosung und nichts als einc unbestimmte Menge cines lcichten Staubes blieb zuriick, den T r o m m s - do r f f fur Papierfaser hiclt, die sich von den Filtris ab- gerieben hatte. Dieser feine Staub enthielt sicher die von T r o m m s dor f f iibersehcne Kieselerde.

Die wasserigc Losnng wurde durch Oxalslure und cssigsauren I3aryt getrubt; die erstere Triibung verschwand rtuf Zusatz von Salpetcrsiiurc, die zweite nicht. Der Rest des Pulvcrs, niit Kol~lenpulvcr vermischt, im bedeckten Tiegel gcgliiht, gab cinen wirklichen Schwcfelkalk.

f) Den Schwefelwasserstoff bcstiinmte Trom 111 s do rff durcli Kochen von 25 Cubilrzoll Wasscr und Einleitcn der Diimpfc in mit Essigsiiure iibersiittigte 13leizuckcr- lijsung. Er crhiclt 5 Gran scliarfgctrocknctcs Schwcfelblei.

g) Das Itolilensaure Gas Lestiiiiinte er durcli Einlei- ten der nus dem kochendcn t’l’asser entwickeltcn Dampfo in Kalkwasser; er erliielt aus 25 Cubikzoll Wasser 4 Gran kohlensaurcn I<alk.

100 Cubikzoll Schwct’elwasser von Tennstiidt enthal- ten nscli T r oinmsdorff 14 Cubikzoll hydrotliionsaures Gas und 18,58 Cubikzoll kolilensaurcs Gas.

Die Zusamincnsctzung der fcstcii Bestandtheile die- ses Wasscrs ist nacli T r o m n i s d o r f f :

i n 17 Pfd. i n 7 Pfd. ( B 16 Uiizen) (it 16 Uiizen)

1,60 Ornil 0.068 C;i.crii Scliwcfelharz, 1,.W ~ 0.088 harzigcr Extractivstoff, 2.00 0,117 schleiiniger 4478 2,631 kohlriisaiirer Kalk, 13,77 0,810 kolilcns~ure Talkcrdc, 42,0() (1 2,470 . diwcfeluaure II

49,50 )1 2,911 ,, scliwefelsaurer Kalk, 15,OO ,, 0,882 schwefelssures Nstron, 13,OO 0,764 ,, salzsaure Talkerde.

- 183,05 Cirnu 10,764 Gran.

136 Ludwig,

In dieser Aufzahlung bedeuten schwefelsaure Talk- erde und schwefelsaures Natron die krystallisirten wasser- haltigen Salze ; der schwefelsaure Kalk ist getrockneter, mithin noch wasserhaltiger Gyps, und die salzsaure Talk- erde ist nur nnniihernd geschatzt worden.

J. B. T r o m m s d o rff fasst das Resultat seiner fur damalige Zeit mit grosser Genauigkeit angestellten, gegen- wartig nur historisches Interesse gewiihrenden Analyse in dem folgenden Satze zusammen : ,Aus dieser Unter- suchung geht hervor, dass das Tennstiidter Mineralwasser ein kraftiges Schwefelwasser ist, von dem man sich viele Wirkung versprechen lrnnn. Es gehort in die Classe der kalten Schwcfelwiisser, wohin das Nenndorfer, Eilsener u. a. gehoren. Viele Aehxilichkeit hat es rnit dem bei Marxleben bei Langensals gefundenen Schwefelwasser. Diese beiden Wiisser sind sich nlmlich in Rucksicht des aehalts an Hydrothion- oder Ychwefelwasserstoff gleich ; doch enthalt das Tennstadter Wasser keinen hydrothion- sauren Kalk, dagegen aber cine geringere Menge Gyps. Die andern festen salzigen Bestandtheile findcn sich in beiden Wassern.u

Im Jahre 1856 iibcrnahm Herr Apothekcr F. B u d - d e n s i e g in Tennstiidt das Schwefelbad daselbst kiiuflich und traf neue und zweckmlssige Einrichtungen. lJeber die Quelle selbst, so wie iiber geognostische und bota- nische Verhaltnisse der Umgegend von Tennstiidt theilte mir derselbe Folgendes mit.

Die Schwefelquelle hat ihren Sitz in dem Torfager, welches sich unter einem Tufflager durch dns ganze Thal, in welehem Tennsfidt liegt, himielit, und beruht wohl die Bildung des Sch~~iefelwasserstoffs auf eincr Zersetzung des Gypses, welcher hier ebenfalls stark vertreten ist. Die Quelle entspringt in einer Tiefc, von 14 Fuss. Zu- nachst haben wir G Fuss Uartcnerde, darunter ein Lager von Tuff, und nun wechseln Tuffsand mit Torflagern wohl 3 bis 4 hlal s b in einer Tiefe von 30 Fuss. Wir besi tzen hier iiberhaupt einen grossen Quellenreichthnm,

(J. B. T rommsdor f f 1812.)

Analyse dev I'ennstiWev kalteic Schu*ej'elquelle. 137

und sind von diesen n:mientlich swei sehr bedcutend, da deren Wasserniasse wenige Sclirittc davon cine Miihle mit zwei Mahlgsngen treibt und Jahr aus Jahr ein nie- mals im Stich liisst. DRS Wasser hat in1 Winter nie unter 50R. W#rme und entapringt aua 'I'ufffels. In deni- selben wachsen die von Ki i t z ing entdeckten Cham h a c - teccta und aculeolatu, so wie seltene Algen.

Torf finden wir hier mehrfach iind xnsehnlichc Lagci., mit reclit schonen Knochenresten; so hnbc icli z. 13. tiier gesamnielt ein Horn von oinern Buerochsen, Schenkel- knochen von eineni Mtunrnuth, iiiclirerc llirsctigeweihe, Cfazellenhiirner u. s. w.

Im hiesigcn Kalktuff wurdc ein Af€'ensch#dcl, dcr dritte bis jetzt bcknnnte, gefunden. lhochenhiihlcn fin- den wir in cineiii dicliten Tuff hlutig, Ziiline voii 5 Zoll Liinge und 2 Xoll I h i t e , miichtige Fischgriitcn u. s. w.

Seit mehreren ,Jahren wird hier auf Steinkohlen ge- bohrt, allein man ist noch ZU keinem giinstigen Resultatc gekomnien; man tindet bald hier, bald dort, in p n z vcr- schicdenen Tiefen, Restc yon schlechter Lettenkohlc.

Uohnerz und Eisennicren tinden sich hier in Nasw, und sobald die Kohlcnflotze crgiebig wurden, liessc sicli vortheilhaft auf Eisen arbeiten, da das Erz sehr reich- haltig ist und stnrlr nach Rottlebcrode transportirt wird.

Unsere Flora ist eine in virler 13eziehung interes- snnte. Als Rnritiiten kann ich Ihnen ncnnen: Ranuii- ciilus pauci,ptam ineus, C'eratocephalus falcatus, illelilotus pew- vijlora, Medieago apiculatu, muculata und dewticulata, Cttscuta suaveohs, (!entutirea solstitidis, Arteniisia p o w tica, Hypericuna elegnns, tiieracium fEageUiforine, Glau- ciuni luteum, eorniculatum, Orobanche Galii, Stipa pn- 1IRtG u. 8. w.

Ilinsichtlicli dcr E'requenz des I3;idcs schrcibt mir Herr 13 u d (1 e n s i e g :

,,Die Frequenz des Tennst~idter h d e s war yon 181 1 bis 1826 am stfirkstcn, und stieg die Zahl der 13atlcgiiste mmches Jahr iiber 300. . Ich besitzc cine I3adelistc von

138 Ludtoig,

181G, in wclcher such Gb thc eingezciclinet ist. In die- sem Jahrc haben bie jctzt (Mittc Auguet 1857) 70 Giiste das liiceige Bad bcsuoht, whlircnd im vorigen Jahrc, wo ich cs iibernahm, kaum 20 Iiicr waren. Das neue Dadc- haua iet jetzt bewohnbar. Den Garten nebst Uingcluiig habc ich jctzt rccht frcundlich angclcgt, iibcrliaupt 60- than, was in ineinen Kriiften stand."

Analpe des TennMdter Scl&icefeltcnsseir im Aifurz wid April 18.57.

In dcn kalten Tagen dcs Miirz Icsorgtc lIcrr 12ud- dcns icg dic Fiillung dcs aur Aiialysc clicncndcn Wasscrs sclbst und fand an dcni Fiillungsttrgc dic Tcniperatur des Wassers 50H. (Er lintto iibcrsclien, glciclizcitig die Luft- tcnipcratur zu bcstiiiinicn.) J. 13. Trommsdorff fand mi 80. BIai 181 1, Nacliinithgs iini 3 Ulir lei cincr Lult- tempcratiir von 190 lt. die Qucllcntcmporatur 90 R.

I lns Wasscr war firrblos und klar? roc11 ltriiftig nucli Sebwofclwasscrstoff,~efclw~sscrstoff, aclimccktc nacli dcinscllen, zuglcicli sclir scliwach bittcr. lhs spccifisclrc Qcwiclrt dessellcn wurdc = 1,0016 Ici IOOC. gcfiindci\.

Ikstiniiwug dea ~ ' i c l ~ ~ c ~ ~ ~ ~ l w c c s s e ~ s t o ~ s . 1 huj Tcnnstiidtcr Schwcfclwasaor cntlriilt den Schwe-

fclw:isscrstoff als freien, ungcbiindcncn; dcnn Nitropiuseicl- natriuni Icwirkt dnrin kcine IGirbung. Das in Flasclicn cinigc l'agc gut vcrstopft auficwalirtc Wasser rieclt nocli schr Icriiftig nacli Scli\\.cfclwasserst~ffgas, schwiirzt blari- kcs mctallisclics Silbcr iiid cssigsaiircs IMeioxyd, gieht abcr iiiit Nitroprusaidiiatrium vrrniisclit einc blauc bis violcttc Fiirbung und schwiirzt dic Nickelchloriirlihung, zuin 13cwcisc, dass eich nur etwas an J3asen gebundcner Scliwcfclwnsscrstoff darin bctiiidet.

Das frisclie Schwcfeiwaescr giebt mit Blcieesig ciiicn griinen, auf Zusatz von verdunnter Salpetcrsiiure ~cliwarx wcrdcnden Niedcrechlag. Salpctcrsrrurcs Silberoxyd nebat Amnioniak anfangs schwarzc Trlibung, bald darauf schwar- Zen Niedcrschlag.

Analyse der Tmnstlklter kalten Schwefelpuelle. 139

Chlorsilbcr in unterschwefligsaurem Natron gelost, giebt schwarze Fiillung.

Arsenige SBure in Salzsaure gelost, erzeugt gelbe Triibung, beim Stehen gelben Niederschlag.

Zur quaiititativen Bestimmung des Schwefclwasser- stoffs wurde 1) eine Jodlosung in Kochsalzwasser bereitet, welche in 100 Cub.-Centim. Aeq. Jod = 0,127 Gnn. Jod enthielt, also in 1 Cub.-Centim. Losung 0,00127 Grm. Jod. Zur vollstandigen Auflosung des Jods musste etwas Wcingeist zugesetzt werden.

u) 400 Cub. -Centim. Schwefelwasser erfordcrten bis ZUT beginnenden deutlichon Blauung des zugcmisehten schr dunnen Stiirkekleisters 63 Cub.-Centim. titrirte Jod- losung. Um bei 400 Cub. - Centim. reinem destillirten Wasser, welches n i t ciner entsprechenden Menge dessel- ben Kleistcrs vermischt worden war, dieselbe Blauung hervorzurufen, war 1 Cub.-Centim. Jodliisung nothig. So- nach dienten G3 - l = 62 CubXentim. titrirter Jodltisung ziir Zerstorung des Schwefcl~rasserstoffs in 400 Cub.- Ccntiin. Scliwefclmasser.

Nach der Gleichung J + IIS = 1IJ + S entsprcchen 127 Gewth. Jod 17 Gewth. Schwefelwasserstoff, also auch 0,00127 Gewth. Jod 0,00017 Gewth. Schwefelwasserstoff. Also 62 Cub.-Centirn. Jodlosung = 62 0,00127 G m . Jod entspreclien 62 . 0,00017 Grm. Schwefelwasserstoff = 0,01054 Grm. HS in 400 Cub.-Ccntirn. Wasscr oder 0,02635 Orm. IIS in 1000 Cub.-Centim. Wasser. l la das spccifisclie Gtmicht des Schwefelwassers bci 100 C. = 1,0016, so wiegen 1000 Cub. - Centim. Schwefelwasser 1001,G ( h i . lo00 Qrni. Wasser cntlialt.cn sonach 0,02631 Grammen Schwefelwasserstoff.

b) 200 C. C. Schwefelwaixer bedurften 30,75 C. C. titrirter Jodliisung bis zur deutlich bleibenden Bliiuung. Davon 0,50 C. C. Jodliisung abgerechnet, welche die Blguung bewirkt, bleiben 30,25 C.C. Jodlosung zur Zer- storung des HS in 200 C.C. Schwefelwasser, oder 15,125 Cubik-Centim. fur 100 C.C. Wasser, oder 151,25 C.C.

140 mWi9,

ftir lo00 Cub.-Centim. Waeeer. Also 151,25 0,0001'7 = 0,0257125 Grm. 11s in loo0 C.C. Wasser odcr 0,0256'7 Grammen I15 in loo0 Grm. Waseer.

Das Mittel der Restimmungen u) und b) ist 0,02631 + 0,02!567 - ___..-. -0,02599 oder rund 0,02f33 pro Mille

2 Schwe fclwaseerstoff.

2) Ea wurde eine Jodlaeung in jodkaliumhaltigem Waseer bereitet, welche in 0,5 C. C. Fluaeigkeit 0,00127 Grammen freies Jod enthielt, enteprechend 0,00017 Grm. Ychwefelwassereto5.

a ) 400 C. C. Schwefelwaseor brauchten 69,75 halbe C. C, titrirtc Jodltisung bis zur Bliiuung des Kleietere. Um 401) ('. C. rcine8 Wasaer, dcm etwas Kleister zu- gemisclit war, zu bliiucn, war C. C. Jodlosung nathig. 3ach Abzug dersclben von 69,75 bleiben 68,75 halbc CC!. Jodlosung iibrig. Uiesb cntsprcchen 68,7A . 0,000€7 = 0,011687A arm. 11s in 400 C. C. Wseser oder 0,0291 125 Graminen IIS in 1000 C.C. Wmner oder 0,02907 Om. €IS in 1000 Grm. Wnseer.

b) 100 C.C. Wasser brauchten 16,75 balbe C. C. Jod- laeung bis ziir Rliiuung. Davon abgezogen 0,25 halbtt C. C., bleibcn 16,5 halbc C'. C'. Jodlaeung. Daraus ergeber, eich 16,5 0,00017 = 0,002805 Orm. HS in 100 und. 0,02805 Qrm. IIS in lo00 C.C. Schwefelwmeer. Ode10 0,02800 C h i . HS in 1000 Grm. Wasser.

0~!?!!7?0s02!!!! = 0,028535 oder rnnd 0,0285 pro Mills 2

Schor.c!fclwrsacretc,ff: 3) Aue deni aiiinroniakdisch geinachten Scbwefel-

wasscr wiirdc durch amnroninkalisclice salpetersaiircs Sil- beroxyd Scliwcfcleilber Ag S gct3llt und ircwh dent Aue- waachcn a ~ f dcm Filter ini t rcincin W'nsscr voii dent heigcniengtcn kohlensauren Kalk durclr knltc fiehr ver- diinntc! Salpetcrrriiurt! und dnrlruf fulgcncltas IVascIicn mir W a m r bc frei t.

IJra Mittel der Beetiinmungen u) und b) iet

Analyse der TenmUklter kulten Schwefelquelle. 141

766 C.C. Wasser liefertcn auf diese Weiee 0,183 Grin. scharf getrocknetes A& entsprechend 0,02509 Orm. HS. Fur 1000 C.C. Wasser berechnen sich 0,03275 arm. 11s und fiir 1000 Grrn. Wssser 0,03270Orm. €IS.

Das erlialtene AgS wurde auf einen Jodgehalt ge- pfift, zeigte sich aber frei von Jod.

4) Auf ahnliche Weise durch smmoniakalische Kupfer- vitriollosung gefallt, lieferten 200 C. C. Wasser 0,019 Grrn. Schwefclkupfcr CuS. IXcse entspreclicn 0,00676 Grm. I IS . In 1000 C. C. Wasser sind also 6.0,00676 == 0,03380 Grin. €IS; in loo0 Grm. Wasser aber 0,03375 01.m. 11s.

Dss Mittel der Bestimmungen untcr 3 iind 4 ist also 0,03270 + 0,03375

2 ctwas hoher als die 13estimmungen durch titrirte Jod- liisung.

-- - 0,033275 pro Mille 11s; mitliin

Das Mittel aller Bestimmungen ist 0,02599 nach 1 0,02854 ,, 2 0,03270 ,, 3 0,03375 ,, 4 0,12098

____ .-

~- 4, 0,03024 pro Mille Scliwefclwasserstoff. Unterschwefligc SBure konnte ini Tennstiidter Schwe-

fclwasser niclit gefunden wcrden. Zur Priifung auf dic- sclbe wurden 778 Grni. Wasser nlit frisch aufgekochter Salzsiiure nngesauert und in der versclilossenen Flaschc stehen gclasscn. M'cder sogleich, noch nach 48stundigem Ptehen hatte sich die Mischung getrubt.

Bestimmrcng der S'chwefeh'iure. 770 C. c). Wasser wurden niit SalzsUure angesluert

und mit Chlorbaryum ausgefallt. Die Meiige des scharf getrockneten Niederschlags betrug 1,035 Grm. Davon gaben 0,815 Grm. naeh dem Gluhen 0,198 G r i . schwach grau gefarbten schwefelsauren Haryt, welcher mit ver- diinnter Salzs%we ubergossen nicht brauste und niclits an dicselbe abgab.

1412 Ludwig,

0,815 : 0,798 = 1,035 : x ; x = 1,0134 Grm. Ba0,SOs. Darin sind 0,34795 arm. Schwefelsisure und diese waren in 770 C.C. Wasser. In lo00 C.C. Waeser sind alm 0,4519 Grm. Schwefelalrure und in lo00 Grm. Waeser 0,4512 Grm. Schwefelsiiure.

Bestimmung des Cnlors und Broms. Dae alkalische Filtrat yon der Schwefelwasserstoff-

beetimmung vermittelst tiberschiissiger ammoniakaliecher L6sung dcs salpetersauren Silberoxyda aus 766 C. C. Wa- ser wurdo mit Salpetcrsiiure angesiiuert und der bei Ueberschuss von salpetersaurem Silberoxyd crhdtene Nict- demchlag gesammelt. Sclarf getrocknct wog derselbe 0,078 Grm. Ale er mit reiner Soda auf Kolilc eusammen- geschmolzen, die Schmelze dann mit siedendcni Wasaer ausgelaugt, die Lauge mit Saleslure schwnch angcsiiuort und nun mit vcrdiinntem Chlorwasscr (in nach und nach zugcsctzten kloinen Mcngcn) und Acther geechiittel t wurde, fdrbte sich dcr Aethcr sehr echmach gclb durch eine qurrntitativ nicht bestimmbsre Mcnge Brom. hus der Proportion AgCl: C1 = 0,078 : x folgt x == 0,019;3 Grammcn Chlor in 766 C.C. Wasser, oder 0,0252 Grm. Chlor in lo00 C.C. Wasscr, oder 0,02616 Orn1. Chlor in lo00 Grm. Wasser.

Jod wurde vergebena in dem aus 766 C.C. Wasser erhaltencn Schwefelsilber gesucht, dem cs hiittc bei- gemengt sein miissen, wenn es vorhandcn gewescn wgre.

FIuor wurde in dem aus 800 C.C. Wasser durcli Zusate von Ammoniak bia eur alkalischen Reaction und 24stiindiges Hinstellen crhaltenen k6rnig kryatallinischeir Niederechlage, dor gr8sstentheils aus kohlcnsaurem Kalk bestand aufgesucht, aber nicht gefunden. Dic darauf einwirkende concentrirte Schwefeleiiure entwickelte beim Erwsirmon daraus keine das Qlm istzende Dimpfe.

Bodure konnte in 854 C.C. Waeser nicht einmd in Spuren entdeckt werden.

Analyyse der TennstlZdter kalten Schtcefelquelle.

Bestimmung der Phosphorsuure zind Thonerde. u) 800 C . C . Wasser wurden rnit Ammoniak bis zur

alkalischen Reaction vermischt. Es entstand ein bedeu- tender weisser flockiger Niederschlag, welcher auf Zusatz von Salmiak wieder verschwand. Nach 24stundigem Stehen hatte sich abermals ein krystallinischer Nieder- schlag gebildet, welcher gctrocknet 0,370 Grm. wog. Beim Uluhen von 0,238 Grm. desselben blieben 0,228 Grammen schwach grau gcfiirbter Biickstand j dabei ent- wickelte sich ein bitterlicher, saurer, schwefliger Geruch und lackriiusriithende Diinipfe. Eine Portion des ungegluh- ten Niederschlags brauste rnit Siiuren. Der Niedersclilag enthielt also kohlcnsaure Salze der alkalischon Erden, etwas SchwefeI und Spuren organischer Substanz. Die ganze Menge des Niederschlags wurde lriit verdiinnter Schwefelsaure erhitzt, darauf mit einer wasserigen Losung von schwefclsaurexn Kali vermischt, das sauro Gemisch mit uborschusvigcm starkem Weingeist angeriihrt und fil- trirt, das Filtrat mit Ammoniak alkalisch gexnacht und aus dcm Gemisch durcli Verdunstung der Wcingeist ent- fernt. Der mit Wasser verdiinnte Ruckstand wurde mit Amrnonialc versetxt, die E’lussigkcit von einigen kaum sichtbaren Flocken (von phosphorsaurer Thonerde) abiil- trirt und das $liltrat mit sztlrniakhaltiger arnmoniakalischer Bittersalzlosung vermischt. Nach mehrstiindigem Stehen hatte sich eine nicht wiigbare Ncnge krystallinischer phosphorsaurer Amlnoniaktalkcrde abgeschicden, welche in Salpeteruiiure getfist, mit reiner salpetersaurer Lasung des molybdansaurcn Ammoniaks vermischt augenblicklich eine gelbe FBrbung und nacli einigem Stehen einen nicht unbedeutenden gclben Niederschlag von phosphorsaurem Molybdansiiure- Aiiiinoniak gab.

Die vom Weingeist nicht aufgeloste saure Salzmasso (saures schwefelsaures Kali, achwefelsaurer Kalk und mag- licher Weise Alaun) wurde mit kaltem Wasser ausgezo- gen, der klare farblose Auszug mit Ammaniak alkalisch gemaeht und langere Zeit stehen gelassen. Der entstan-

143

144 Ltldtuig,

dcnc Nicdcrscldag wurdc in wenig SaleeELure gelaet und clurcli Ammoniak und Schwefclamnioniuni gcfallt. Er bcshnd aus eisenoxydlialtiger Tlionerde und bctrug ge- gliiht 0,002 Urn. Fiir lo00 C.C. Wasscr also 0,0025 ( irrinincn und fur 1000 CZrm. Wasser 0,0024'35 Orin. ciscii- oxydhaltigcr Tlioncrdc. 1)io zur Abechcidmig bcnutzkn licagcnticn, naiiicntlicli dic Scliwefclsiiurc, warcn frci vcm Tlioncrdc und Eieen. Wie sich spiitcr crgicbt, ist die hlcngc des IZiscns im Tcnnstiidtcr Waascr unwiigbar. 3lan knnii also clcn Tlronerdcgchalt clicees Wasscrs zii 0,002496 pro hfille annehiiicn.

1.) NJO C.C. \\'nsscr wurdcn in dcr Silbcrsclialc ciii- gc'kocltt, clio sdir conccntrirtc Fltissigkoit in cioc Por- cellaiischalc gcbraclit, (tic Silbcrwhalo init vordiinntcr kal- tcr Salzfiurc aiisgcspiilt, .dic Fliissigkcit in dcr l'orccllm- sclralc init A~iiii~oiiiak alkaliscli gcmaclit, dararif iait k:ssig- sjirirc angcsnuctt uiid zur Fiziillung dcs Knlks niit Oxal- siiurc rcrniischt. I)ic roin oxalmnren Kalkc abfiltrirtc I'liiesigkcit wirdc init Ainiiioiiiak alkalisch gcinrdit und zur Abscheidung der plioephorsanrcn Aiiinioniaktalkcrde 48 Stuodcn Iang stelicn gelasmt. (Die in1 M'asser d o n vorliandeoe 'l'alkcrdc inussto inclir als hinrcichcnd scin, idle vorliandciie Pbospliorsiiurc zu fiillen.) 15s warde cin tlic II'iindc dcs ( ilascylindcrR iiberdackciider kryshllini- s&r Niedcrsclilag voii pliosp1iorsaurc.r Aniinonialttalkcrilc rind cin a111 13oden clcs Cylindcrs licgendcr flockigcr Hiedcrsclilag crhrrltcn, aue Tlioncrde nnd Kicsclordc bc- stehend. Uetrockiiet wogen beide vsreinigtcn Nicder- ttcliliigc 0,020 Cirni. uiid liessen gcglriht 0,010 Grm. Gluli- riickstand. Mit vcrdiiiintcr Salpetcrsglure bchandclt blicben 0,006 Chin. Kiesclcrdc zuriick, wfibrcnd 0,004 Cirni. phos- phorsarirc Talkcrdc und Thoncrde sich auflhten. AM diceer L8sung ffillte salpctcrsaurce Silberoxyd nebst der genau hinreichenden Menge Aminoniak uycisscs, in Sal- pctersiture lijslichcs b - pliosphorsaures Silberoxyd.

loo0 C. c'. Wassor lititten eonsch licfcrn iniissen 0,010 O m . Kicsclcrde und 0,oosSC Om. phosphoreauro

Annlyse der Tennstadter knlten Schwefelpuelle. 145

Talkerde und Thonerde 1000 Qrm. Wasser demnach 0,009084 Grm. Rieselerde und 0,006649 Grni. phosphor- saure Talkerde und Thonerde.

Da nach a) die Mcnge der Thonerde in 1000 Grnm. Wasser 0,002496 Grm. betragt, so bleiben 0,004153 Grm. phosphorsaure Talkerde iibrig. Nach 2 MgO, PO5 be- rechnet, sind darin 0,002656 Grm. Phosphors#ure enthal- ten nnd diese findcn sich in 1000 Grm. Wasser.

C) 840 C.C. Wasser wurclen in einer Yorccllltnschale zur Trockne verdainpft und mit wcnig Wasser die leicht loslichen Bestandtheilc entfernt. In dcm in1 Wasser un- gclosten Theile wurden quantitativ nachgewiesen : Qyps, untcrsehwefligsaurer Kalk, kohlensaurer Kak, organische Substanz, deutliche Mengen von Thonerde, Kieselerde, Spuren von Eisenoxyd und sehr deutliche Mengen von phosphorsaurem Kalk (durch molybdiinsaures Ammoniak).

Salyetersilure konnte nicht aufgefunden werden. Zu ihrer Auf-

suchung wurden : a) 840 C.C. Wasser cingedampft, der bei 1OOOC.

getrocknete Salzriiclrstand mit Wasser ausgelmgt und die Losung abermals eingetrocknet. Beim Erhitzen dcs trock- nen Salzes bis zum Gliihen konnte durchaus kein Ver- spriihen beobachtet werden, welches doch hatte stattfinden miissen, wenn salpetersaure Salze mit der Kohlc der wirk- lich vorhandenen organisclien Substanzen bci Rothgluth zusammengetroffen wiiren.

b) 773 C.C. Wasser wurden mit reiner Sehwefel- saure bis zum beginnenden Uebergehen von Schwefel- sauredampfen destillirt. Im fractionirten Dcstillate konnte vermittelst Sehwefels~urehydrnt und Eisenvitriol zu kei- ner Zeit Salpetersiiure nachgewiesen werden.

c) 30 Flaschen Tcnnstiidter Wasser ('jede Flasche circa 24 Unzen Wasser fassend) wurden bei 9OOC. bis auf cine Flaschc b 24 Unzen eingedampft. Heim Stehen schied sich die Masse in cinen gelbgrauen Schlamm und

Arch. d.Pharm. CXXXXIILBds. 2. Hft. 10

146 H<wog,

eine dariiberstehcnde wcingelbc Flussigkeit von neutralor Reaction. Diese war frei von unterschwefligcr Siure, i k i von Salpetersiiurc, enthielt aber dcutlicli nachwcis- bare Mengen von Ammonitrk. Die Htruptmenge dor Fliissigkeit dicntc m r Untersuchung auf orgttnische Sub- stamen (siehe spiiter).

( Forte o t z it n g folgt.)

Angustura and drs fltherische Oel derselben; von

Dr. C. Ilcrzog. - Da mir einc grossere Mcngc echter Angusturrr-Rinde

zu Gebote stand, so liielt icb cs wohl der Miihc werth, eine nochrnaligc Untcrsuchung dieser jetzt xiernlich obso- let gewordenen ltinde vorzunehmcn, drr ohnehin die An- grrben dariiber sehr variiren.

Vor 24 Jahrcn hat S a l a d i n darin eincn indiffcren- ten Stoff nschgewiescn, wclchcn derselbc Cusparin nennt. Dieses krystallisirt erst bci 6-90 unter 0 in tetrridrii- schcn Krystallcn, schniilzt bei gelindcr Wiirme unter Verlust von 23 Yroc. Wasscr, zersetzt sich bei + 13;30 und gicbt lei dcr Destillation kcin Animoniak. Knltcs Wasser ninirnt clavon I,$ und kochendcs 1 Yroccnt mf. Alkohol von 0,853 bei + 120 lost 37 €'roc. In verdiinn- ten Siluren liht cs sich, setzt sich aber daraus wasser- haltig ab, wobei cs dic Siiurc hartnbkig zuiiickhiilt. Alkalien veriindek es nicht. Eisen-, Ulei- und Zinnsalze erzeugen in der wilsscrigen Losung keine Ffillung, dahin- gegen bewirkt Gallustinctur sowohl in dcr wiisscrigcn rls weingcistigen Ylussigkeit eincn atarkcn kiisigen Niedar- schly. Clilor, Broin, dod, cone. SalpetersSiurc und c0r.c. Scliwefelsiiure xcrsctzen untcr vcrschicdenor Farbang dns Cusparin.

Xir ist cs lis jctzt trotz aller JIiihc noch nicht ge- lungen, dicsen Korper in volligcr Reinbeit zu erhalten,