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„Angewandte Blasmusik“
Grundlagen und Möglichkeiten
Bestandsaufnahme
Anregungen
Diplomarbeit für die pädagogische Diplomprüfung 2000
an der Hochschule für Musik und Theater München
Verfasser: Konrad Sepp
Themensteller: Professor Helmut Rose
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis .......................................................................................2
1. EINFÜHRUNG........................................................................................4
1.1. Erläuterung des Begriffs „angewandte Blasmusik“ ..............................5
1.2. Methodische Vorgehensweise.............................................................6
1.3. Zweck der Diplomarbeit .......................................................................7
2. GRUNDLAGEN UND MÖGLICHKEITEN...............................................8
2.1. Instrumentarium...................................................................................8
2.1.1. Hauptinstrumente..........................................................................8
2.1.2. Nebeninstrumente.......................................................................11
2.1.3. Zusatzinstrumente ......................................................................12
2.2. Besetzungen......................................................................................14
2.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen ....................................................16
2.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen ..................................................16
2.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen .....................................17
2.2.4. Gemischte Besetzungen.............................................................18
2.3. Repertoire..........................................................................................23
2.3.1. Geistliche Musik..........................................................................23
2.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik...................25
2.3.3. Konzertante Musik ......................................................................28
2.4. Spielgelegenheiten ............................................................................36
2.4.1. Kirchliche Anlässe.......................................................................37
2.4.2. Weltliche Anlässe........................................................................38
2.4.3. Konzerte......................................................................................38
3. PRAKTISCHE UMSETZUNG – BESTANDSAUFNAHME IM MON .....41
3.1. Instrumentarium der Blaskapellen des MON .....................................44
3.1.1. Hauptinstrumente........................................................................45
3.1.2. Nebeninstrumente.......................................................................74
3.1.3. Zusatzinstrumente ......................................................................81
3.2. Besetzungen der Blaskapellen des MON ..........................................82
3.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen ....................................................82
3.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen ..................................................83
3.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen .....................................85
3.2.4. Gemischte Besetzungen.............................................................85
3.3. Repertoire der Blaskapellen des MON ..............................................88
3.3.1. Geistliche Musik..........................................................................88
3.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik...................90
3.3.3. Konzertante Musik ......................................................................91
3.4. Spielgelegenheiten der Blaskapellen des MON.................................96
3.4.1. Geistliche Anlässe ......................................................................96
3.4.2. Weltliche Anlässe........................................................................97
3.4.3. Konzerte......................................................................................99
3.5. Vertrauliche Angaben der Blaskapellen des MON...........................105
4. ANREGUNGEN..................................................................................106
4.1. Zielvorstellungen .............................................................................107
4.2. Maßnahmen ....................................................................................108
4.2.1. Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine............................108
4.2.2. Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musikschulen....110
4.2.3. Komponisten, Arrangeure und Verlage.....................................111
4.2.4. Blasmusikverbände und Funktionäre........................................121
Literaturverzeichnis ................................................................................122
Erklärung ................................................................................................123
4
1. EINFÜHRUNG
In nunmehr fünfzehn Jahren als aktiver Blasmusikant bei der Blaskapelle
Höhenkirchen-Siegertsbrunn, davon sieben Jahre in verantwortlicher
Funktion als organisatorischer und inzwischen auch musikalischer Leiter,
habe ich das Blasorchester als außerordentlich vielseitigen und flexiblen
Klangkörper schätzen gelernt. In dieser Zeit erlebte ich mit, wie die
Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn durch konsequente Aufbauar-
beit, verstärkt durch die Gründung eines Vereins, zu einem Aushänge-
schild der Gemeinde herangereift ist, das aus dem gesellschaftlichen und
kulturellen Leben des Dorfes nicht mehr wegzudenken ist. Es lag deshalb
nahe, das Thema meiner Diplomarbeit aus dem Bereich der Blasmusik zu
wählen.
Durch meine oben beschriebene Tätigkeit wurde ich allerdings auch auf
manche Mißstände im Blasmusikwesen aufmerksam. Obwohl unsere
Blaskapelle über eine relativ ausgewogene und überdurchschnittlich große
Besetzung verfügt, war es – vor allem bei der Vorbereitung von Konzerten
– stets notwendig, Stimmen von typischen Mangelinstrumenten für
ausreichend vorhandene andere Instrumente umzuschreiben. Ursprüng-
lich wollte ich deshalb im Rahmen meiner Diplomarbeit die tatsächlichen
Besetzungsverhältnisse und damit das zur Verfügung stehende Instru-
mentarium der Blaskapellen mit den in den Notenausgaben der Musik-
verlage verlangten Voraussetzungen vergleichen und versuchen, sach-
dienliche Anregungen zu geben.
Bei näherer Beschäftigung mit diesem Thema erkannte ich jedoch die
Notwendigkeit, auch das Repertoire und die Spielgelegenheiten, die ja in
unmittelbarem Zusammenhang zu Instrumentarium und Besetzungen
stehen, mit einzubeziehen, um so eine möglichst umfassende Darstellung
des Blasmusikwesens zu liefern.
Infolgedessen ließ es sich nicht vermeiden, die erforderlichen Daten durch
eine Fragebogenaktion zu ermitteln, da die jährlichen Bestandserhebun-
gen der Blasmusikverbände hierfür nicht ausreichen. Der erheblich
größere Umfang der Daten wiederum machte eine Beschränkung auf den
Musikbund von Ober- und Niederbayern (MON) unausweichlich.
Wie bereits eingangs am Beispiel der Blaskapelle Höhenkirchen-
Siegertsbrunn gezeigt, besitzt das Blasmusikwesen neben der musikali-
5
schen auch eine wichtige soziale Funktion, die darin besteht, daß viele
Blaskapellen nicht nur das kulturelle, sondern auch das gesellschaftliche
Leben ihrer Heimatgemeinde entscheidend mitgestalten. Es ist mein
besonderes Anliegen, diesen Aspekt des Blasmusikwesens ebenfalls
gebührend zu berücksichtigen.
Als Thema meiner Diplomarbeit wählte ich deshalb den Begriff „ange-
wandte Blasmusik“1, der, da man sich ohne nähere Erläuterungen nur
wenig darunter vorstellen kann, zunächst genauer definiert werden soll.
1.1. Erläuterung des Begriffs „angewandte Blasmusik“
Die Idealvorstellung der „angewandten Blasmusik“ sieht folgendermaßen
aus: Ein umfangreiches, ausgewogenes Instrumentarium, unterschiedli-
che, flexible Besetzungen und ein umfassendes, vielseitiges Repertoire
werden „angewandt“, um mittels der breiten Palette sich bietender Spiel-
gelegenheiten die soziale Funktion des Blasmusikwesens erfüllen zu
können. Die Zielgruppen der „angewandten Blasmusik“ sind folglich alle
Blaskapellen2, die bereit sind, diese wichtige Aufgabe wahrzunehmen.
Dabei handelt es sich ausschließlich um Laienmusikgruppen. Zu diesem
„zivilen“ Blasmusikwesen – im Gegensatz zur professionellen Militärmusik
– sind neben dörflichen und städtischen Blaskapellen auch Werks- und
Feuerwehrkapellen sowie Musikschulblasorchester zu rechnen.3 Die
Mehrzahl davon entstammt in Bayern dem ländlichen Raum.
Die obengenannte soziale Funktion bedarf noch einiger Erläuterungen:
Musik ist meist eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben. Des-
halb sollte eine Blaskapelle
• in der Lage sein, alle Anforderungen und Erwartungen, die von ihren
Auftraggebern an sie gestellt werden, zu erfüllen,
1 Der Begriff „angewandte Blasmusik“ entstand in Anlehnung an das Motto des äußerst
vielseitigen Wiener Blechbläserensembles „Mnozil Brass“, das sein Musizieren im Beiheft
der CD „Wenn der Kaiser grooved“ (ATMU CD 98001) als „angewandte Blechmusik“
bezeichnet.2 Statt der verschiedenen Bezeichnungen wie „Blaskapelle, Jugendblaskapelle, Blasor-
chester, Jugendblasorchester, Musikkapelle, Musikverein, Stadtkapelle, Knappschaftska-
pelle“ usw. wird im Folgenden der Einfachheit halber der Begriff „Blaskapelle“ verwendet.3 Vgl. Hofer, Achim: Blasmusikforschung. Eine kritische Einführung. Darmstadt: Wissen-
schaftliche Buchgesellschaft 1992, S. 201
6
• sich im Bedarfsfall von selbst anbieten, eine Veranstaltung musikalisch
zu umrahmen,
• das kulturelle Leben einer Gemeinde durch Konzerte und andere
eigene Veranstaltungen bereichern.
In diesem Zusammenhang darf man sicher von einer Art musikalischer
Dienstleistung sprechen.
„Angewandte Blasmusik“ ist somit das Gegenteil von „spezialisierter
Blasmusik“, die sich mit einer einzigen Besetzung und eingeschränktem
Instrumentarium ausschließlich auf ein bestimmtes Repertoire und
bestimmte Spielgelegenheiten konzentriert. Natürlich haben beide Er-
scheinungsformen der Blasmusik ihre Berechtigung, jedoch sollte der
„angewandten Blasmusik“ die Priorität eingeräumt werden.
1.2. Methodische Vorgehensweise
Das erste Kapitel bietet zunächst eine Einführung in das Thema der
Diplomarbeit, deren methodische Vorgehensweise bereits aus ihrem
Untertitel ersichtlich wird.
Dementsprechend werden im zweiten Kapitel die Grundlagen und Mög-
lichkeiten der „angewandten Blasmusik“ anhand von vier Untersuchungs-
bereichen, die sich folgerichtig voneinander ableiten lassen, theoretisch
dargestellt. Am Anfang steht das umfangreiche Instrumentarium, mit dem
eine Vielzahl von unterschiedlichen Besetzungen gebildet werden kann.
Aufgrund des umfassenden und vielseitigen Repertoires, welches dadurch
ermöglicht wird, bietet sich eine breite Palette an Spielgelegenheiten.
Diese vier Untersuchungsbereiche lassen sich wiederum nach verschie-
denen Kriterien in Unterpunkte gliedern, wobei jeweils die für den Zweck
der Arbeit am besten geeignete Untergliederung ausgewählt wurde.
Im dritten Kapitel wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, die am
Beispiel des Musikbundes von Ober- und Niederbayern (MON) aufzeigt,
wie es um die praktische Umsetzung der Prinzipien der „angewandten
Blasmusik“ steht. Hierfür wurde ein auf den vier obengenannten Untersu-
chungsbereichen basierender Fragebogen an alle Blaskapellen des MON
verschickt. Die zahlreichen Rücksendungen werden genauestens ausge-
wertet, die dadurch gewonnenen Daten in Tabellen und Diagrammen
übersichtlich dargestellt und ausführlich, aber auch kritisch kommentiert.
7
Besonders interessant ist dabei der Vergleich mit den Ergebnissen einer
Umfrage bei den Blaskapellen des MON aus dem Jahr 1988.4
Im vierten Kapitel erfolgt die Synthese der Erkenntnisse der ersten beiden
Kapitel. Hier werden Anregungen an die mit dem Blasmusikwesen in
Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen gegeben:
• Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine,
• Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musik-
schulen,
• Komponisten, Arrangeure und Verlage,
• Blasmusikverbände und Funktionäre.
1.3. Zweck der Diplomarbeit
Diese Diplomarbeit dient dem Zweck, die musikalische und soziale
Bedeutung der Blaskapellen als Dienstleistungsfaktor und Kulturträger
herauszustellen. Indem die vielen unterschiedlichen Facetten des Blas-
musikwesens beleuchtet werden, sollen den Verantwortungsträgern der
Blaskapellen Vorschläge für neue Betätigungsfelder und Entfaltungsmög-
lichkeiten hinsichtlich Instrumentarium, Besetzungen, Repertoire und
Spielgelegenheiten angeboten werden. Natürlich soll aber auch auf
eventuelle Bedürfnisse und Defizite hingewiesen und nach Lösungsmög-
lichkeiten gesucht werden, wobei die Mitarbeit aller mit dem Blasmusikwe-
sen in Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen erfor-
derlich ist. So könnte, um ein Beispiel zu nennen, die Arbeit der Dirigenten
erheblich erleichtert werden, wenn die Verlage verstärkt auf die tatsächli-
chen Besetzungsverhältnisse oder die Repertoirewünsche der Blaskapel-
len eingehen.
Eine konsequente Umsetzung der Prinzipien der „angewandten Blasmu-
sik“ sollte zur Folge haben, daß die Bedeutung der Blaskapellen zunimmt
und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit weiter verbessert wird.
Damit die Zielgruppen erreicht werden und die gewonnenen Erkenntnisse
die erhoffte Wirkung zeigen, wird den einschlägigen Fachzeitschriften die
Veröffentlichung der wichtigsten Aussagen angeboten werden.
4 Vgl. Masel, Andreas: Das große Ober- und Niederbayerische Blasmusikbuch.
Wien/München: Verlag Brandstätter/Schwingenstein 1989, S. 138 f.
8
2. GRUNDLAGEN UND MÖGLICHKEITEN
2.1. Instrumentarium
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Vielzahl der Musikinstrumente
systematisch darzustellen. Weit verbreitet ist die Einteilung der Musikin-
strumente nach der Art der Tonerzeugung von Hornbostel und Sachs aus
dem Jahr 1914 in Idiophone, Membranophone, Aerophone, Chordophone
und Elektrophone.5 Eine andere Möglichkeit ist die Einteilung der Musikin-
strumente nach ihrer Spielart in Holz- bzw. Blechblasinstrumente,
Schlaginstrumente, Streich- bzw. Zupfinstrumente und Tasteninstrumen-
te.6 Dabei zeigt sich, daß in einem modernen Blasorchester Instrumente
aus allen Instrumentengruppen eingesetzt werden, wobei die Blasinstru-
mente natürgemäß am stärksten vertreten sind.
Für die Darstellung des Instrumentariums im Hinblick auf die „angewandte
Blasmusik“ wurde ein neues, zweckmäßiges System zugrundegelegt und
mit den herkömmlichen Systemen kombiniert: Nach der Häufigkeit der
Verwendung wird in Hauptinstrumente, Nebeninstrumente und Zusatz-
instrumente unterschieden. Hauptinstrumente sind jeweils die gebräuch-
lichsten Vertreter ihrer Instrumentenfamilie, auf denen die Musiker nor-
malerweise ihre Ausbildung erhalten. Sie bilden die Grundlage des
Blasorchesterinstrumentariums. Nebeninstrumente, meist höhere oder
tiefere Varianten von Hauptinstrumenten, die die klangliche Vielfalt eines
Blasorchesters bereichern, sind dagegen nicht immer besetzt und werden,
da keine größeren Ansatzumstellungen erforderlich sind, im Bedarfsfall
von einem Musiker der zugehörigen Instrumentenfamilie gespielt. Zusatz-
instrumente sind keine eigentlichen Blasorchesterinstrumente, werden
jedoch gelegentlich verlangt, um spezielle klangliche Effekte zu erzielen.
2.1.1. Hauptinstrumente
Im Blasorchester werden die Holzblasinstrumente des Symphonieorche-
sters – Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott – durch das Saxophon ergänzt,
5 Vgl. Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 1: Systematischer Teil.
Historischer Teil: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: dtv 1977, S. 256 Vgl. Dickreiter, Michael: Musikinstrumente. Moderne Instrumente. Historische Instru-
mente. Klangakustik. Kassel: Bärenreiter 1987, S. 5 f.
9
zu den Blechblasinstrumenten – Trompete, Waldhorn, Posaune und Tuba
– treten Flügelhorn, Althorn, Tenorhorn, Bariton und Euphonium hinzu.
Das Hauptinstrument der Klarinettenfamilie ist die B-Klarinette, die
Hauptinstrumente der Saxophonfamilie sind das Altsaxophon und das
Tenorsaxophon. Die Blechblasinstrumente sind im Blasorchester überwie-
gend in B gestimmt, das Waldhorn ist zwar in F notiert, es werden jedoch
meist Waldhörner in B verwendet, seltener die sogenannten Doppelhörner
in F und B. Das Althorn in Es ist zwar ansatztechnisch leichter zu spielen
als das Waldhorn, ist aber klanglich nur ein unbefriedigender Ersatz und
sollte deshalb in Zukunft nach Möglichkeit nicht mehr verwendet werden.
Tenorhorn, Bariton werden mit Zylinderventilen, das Euphonium hingegen
mit Pumpventilen gebaut. Klanglich sind sich diese Instrumente jedoch
recht ähnlich, so daß sie relativ gleichwertig eingesetzt werden können.
Bei den Tuben unterscheidet man die Baßtuba in F oder Es und die
Kontrabaßtuba in C oder B, wobei in Blaskapellen hauptsächlich B-Tuben,
seltener F-Tuben gespielt werden. Die Es-Tuba findet man vor allem in
Brass Bands, während C-Tuben eigentlich nur im Symphonieorchester
verwendet werden. Der Tonumfang aller vier verschiedenen Tuben ist
jedoch (im Gegensatz zu den Darstellungen der meisten Fachbücher)
weitgehend identisch und in erster Linie von den blastechnischen Voraus-
setzungen des Musikers abhängig. Helikon und Sousaphon sind lediglich
andere Bauarten von Tuben.
Die Beherrschung mehrerer Hauptinstrumente durch einzelne Musiker
erhöht die Flexibilität der Besetzungen, z.B. im Hinblick auf Big-Band-
Literatur. Die häufigsten Kombinationen sind Klarinette mit Saxophon,
Trompete mit Flügelhorn sowie Tenorhorn, Bariton oder Euphonium mit
Posaune.
Der Kontrabaß, das einzige Streich- bzw. Zupfinstrument im Blasorche-
ster, kann auf eine lange Tradition als Baßinstrument in Bläsergruppen
zurückblicken, z.B. in den Bläserserenaden von Wolfgang Amadeus
Mozart. Da er interessante Klangfarben, wie etwa das Pizzicato, einbringt
und die unvermeidbaren Atemlöcher der Tuben zu überspielen vermag,
sollte in einem anspruchsvollen Blasorchester nicht mehr auf einen
Kontrabaß verzichtet werden. Im Bereich der modernen Tanz- und
10
Unterhaltungsmusik ist es oft zweckmäßig, den Kontrabaß durch einen E-
Baß zu ersetzen.
Bei den Schlaginstrumenten ist eine Einteilung in Haupt- und Nebenin-
strumente schwierig, da die Verwendung der verschiedenen Schlagin-
strumente von den Erfordernissen der jeweiligen Komposition abhängt.
Die Grundausstattung bilden Pauken, kleine Trommel, große Trommel
und Doppelbecken bzw. Pauken und Drum-set. In der konzertanten
Blasmusik werden oft anstatt der Marschbecken die größeren Konzert-
becken und anstatt der großen Marschtrommel die große Konzerttrommel
eingesetzt. Außerdem werden häufig Tempelblöcke, Tamtam bzw. Gong,
Röhrenglocken sowie die sogenannten Stabspiele verlangt. Darunter
versteht man Glockenspiel und Xylophon sowie die selteneren Marimba-
phon und Vibraphon. In der Marschmusik findet man das Glockenspiel in
Form einer Lyra. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Schlaginstrumente,
z.B. Triangel, Schlittengeläut, Tamburin, Kastagnetten usw. Für folkloristi-
sche Werke benötigt man oft lateinamerikanische Rhythmusinstrumente
(Latin-Percussion) wie Claves, Maracas, Cabasa, Guiro, Bongos, Congas
oder Timbales.
Eugen Brixel spricht in diesem Zusammenhang von einer „drastischen
Expansion der Perkussiongruppe“7. „Ein Grund hierfür dürfte sicherlich im
veränderten Original-Repertoire liegen. Insbesondere Kompositionen
niederländischer Provenienz (Kees Vlak, Henk van Lijnschooten) bedeu-
ten für viele Blasorchester ein neues originales Blasmusikrepertoire […].
‚Neu‘ ist hier teilweise die Belebung der Komposition durch (lateinameri-
kanische) Percussioninstrumente und entsprechende Rhythmen.“8
Angesichts der Vielzahl und teilweisen Größe der Schlaginstrumente, der
damit verbundenen Transportschwierigkeiten und der ständig wechseln-
den Stimmverteilung ist es sinnvoll, wenn diese Instrumente nach Mög-
lichkeit den Musikern von der Blaskapelle bzw. dem Musikverein zur
Verfügung gestellt werden.
7 Hofer, 1992, S. 2108 Hofer, 1992, S. 210
11
„Das Problem der ‚Mangelinstrumente‘ für Amateur-Blasorchester ist bis
heute akut.“9 Typische „Mangelinstrumente“ sind die Doppelrohrblatt-
instrumente Oboe und Fagott sowie das Waldhorn, da einerseits das
Spielen dieser Instrumente mit besonderen technischen Schwierigkeiten
verbunden ist und ihr Klang deshalb oft nicht zufriedenstellt, andererseits
diese Instrumente in der Blasmusik häufig mit – im Vergleich zur klassi-
schen Literatur – undankbaren Stimmen bedacht sind. Deshalb spielt eine
Vielzahl der Oboisten, Fagottisten und Hornisten aus dem Bereich der
Laienmusiker lieber in einem Symphonieorchester als in einem Blasorche-
ster. Auch den Kontrabaß findet man selten, da sich dieser im Blasmusik-
wesen noch nicht genügend durchgesetzt hat.
2.1.2. Nebeninstrumente
Jedes Nebeninstrument läßt sich einem oder mehreren Hauptinstrumen-
ten zuordnen. Für einen Musiker erfordert es keine spezielle Ausbildung,
ein Nebeninstrument zu spielen, da gegenüber dem zugehörigen Hauptin-
strument keine größeren Ansatzumstellungen erforderlich sind.
Nebeninstrument der Flöte ist die Piccoloflöte, Nebeninstrument der Oboe
ist das Englischhorn, Nebeninstrument des Fagotts ist das Kontrafagott.
Die B-Klarinette hat eine ganze Reihe von Nebeninstrumenten: die hohe
Es-Klarinette, die Altklarinette in Es und die Baßklarinette, gelegentlich
wird sogar die Kontrabaßklarinette verlangt. Das Bassetthorn, eine
Altklarinette in F, war das Lieblingsinstrument Mozarts und wurde von ihm
vor allem in seiner Kammermusik für Bläser eingesetzt. Auch in der
Ouvertüre für Harmoniemusik von Felix Mendelssohn Bartholdy, einem
der frühesten originalen Blasorchesterwerke, sind zwei Bassetthörner
besetzt. Mit seinem großen Tonumfang, durch den es auch als Baßin-
strument verwendet werden kann, stellt es eine ernstzunehmende Alter-
native zur Altklarinette in Es dar.10
9 Hofer, 1992, S. 21010 Bassetthörner neuerer Bauart weisen eine weitere Mensur auf und sind damit im
Klangvolumen der Altklarinette angenähert. Im Gegensatz zu dieser findet das Bassett-
horn im Zuge der Renaissance der Mozartschen Originalkompositionen seit etwa 1980 im
klassischen Konzertbetrieb wieder verstärkt Verwendung. Inzwischen werden sogar neue
Werke für das Bassetthorn komponiert.
12
Das Sopran- und das Baritonsaxophon sind die Nebeninstrumente von
Alt- und Tenorsaxophon.
Bei den Blechblasinstrumenten ist die Anzahl der Nebeninstrumente
geringer. Die Piccolotrompete ist Nebeninstrument der Trompete, das
Kornett, das führende Melodieinstrument einer Brass Band, ist im Blasor-
chester lediglich Nebeninstrument von Trompete und Flügelhorn, die
Baßtrompete bzw. das Baßflügelhorn sind dagegen Nebeninstrumente
von Tenorhorn, Bariton und Euphonium. Die Baßposaune ist zwar Ne-
beninstrument der Posaune, doch ist hier häufig eine Spezialisierung auf
das Nebeninstrument zu beobachten. Höchst selten wird im Blasorchester
die Wagnertuba, ein Nebeninstrument des Waldhorns, eingesetzt, da es
klanglich dem Tenorhorn, Bariton oder Euphonium sehr ähnlich ist. Einen
Sonderfall stellen die Tuben dar. Hier findet man des öfteren als Nebenin-
strument den Kontrabaß oder E-Baß, also ein Instrument, das nicht der
gleichen Instrumentengruppe angehört. Da das Alphorn genauso wie die
Blechblasinstrumente mit einem Kesselmundstück geblasen wird, ist es,
obwohl der Korpus aus Holz gebaut ist, als Nebeninstrument der Blech-
blasinstrumente einzustufen.
Aus musikalischer Sicht ist es nicht sinnvoll, wenn ein Musiker nur ein
Nebeninstrument, jedoch keines der dazugehörigen Hauptinstrumente
spielt, da Nebeninstrumente erst ab einer gewissen Besetzungsstärke
Verwendung finden. Trotzdem tritt dieser Fall vereinzelt auf, vorzugsweise
bei der Es-Klarinette.
Um die ständige Verfügbarkeit der Nebeninstrumente zu gewährleisten,
sollten diese den Musikern nach Möglichkeit – genauso wie die Schlagin-
strumente – von der Blaskapelle bzw. dem Musikverein zur Verfügung
gestellt werden.
2.1.3. Zusatzinstrumente
Die Zusatzinstrumente, meistens Saiten- oder Tasteninstrumente, lassen
sich in der Regel mit bestimmten Repertoirebereichen in Verbindung
bringen. In der konzertanten Blasmusik werden gelegentlich Zusatz-
instrumente wie Orgel, Klavier, Celesta oder Harfe verlangt, in der bayeri-
schen Volksmusik finden sich in Tanzlmusi-Besetzungen oft Akkordeon,
steirische Harmonika, Hackbrett, Gitarre oder Harfe, während in der
13
modernen Tanz- und Unterhaltungsmusik neben Klavier, Gitarre oder
Banjo verstärkt elektronische Musikinstrumente wie Keyboard, Synthesi-
zer und E-Gitarre zum Einsatz kommen. Da viele Kapellen weder über
Kontrabaß noch E-Baß verfügen, können diese beiden Instrumente auch
als Zusatzinstrumente bezeichnet werden.
Bei den Zusatzinstrumenten sind Blaskapellen fast zwangsläufig auf
Aushilfen angewiesen, es sei denn, ein Musiker beherrscht neben einem
Blas- oder Schlaginstrument noch eines dieser Zusatzinstrumente.
Abbildung 1: Haupt- und Nebeninstrumente
Hauptinstrumente Nebeninstrumente
Flöte Piccoloflöte
Oboe Englischhorn
B-Klarinette Es-Klarinette
Altklarinette
Bassetthorn
Baßklarinette
Kontrabaßklarinette
Fagott Kontrafagott
Altsaxophon
Tenorsaxophon
Sopransaxophon
Baritonsaxophon
Flügelhorn
Trompete
Kornett
Piccolotrompete
Waldhorn Wagnertuba
Althorn
Tenorhorn
Bariton
Euphonium
Baßtrompete
Baßflügelhorn
Posaune Baßposaune
Baßtuba
Kontrabaßtuba
Kontrabaß
E-Baß
Kontrabaß
E-Baß
Schlaginstrumente
14
Abbildung 1a: Schlaginstrumente
Grund-
ausstattung
Stabspiele Latin-
Percussion
sonstige
Schlaginstrumente
Pauken
Drum-set
kleine Trommel
große Trommel
Doppelbecken
Lyra
Glockenspiel
Xylophon
Marimbaphon
Vibraphon
Claves
Maracas
Cabasa
Guiro
Bongos
Congas
Timbales
u.a.
Triangel
Schlittengeläut
Tamburin
Kastagnetten
Tempelblöcke
Tamtam/Gong
Röhrenglocken
u.a.
Abbildung 2: Zusatzinstrumente
Tasteninstrumente Saiteninstrumente
Orgel
Klavier
Keyboard
Synthesizer
Celesta
Akkordeon
Steirische
Harmonika
Banjo
E-Gitarre
Kontrabaß
E-Baß
Harfe
Gitarre
Hackbrett
2.2. Besetzungen
Im folgenden Abschnitt wird die Vielzahl der unterschiedlichen Besetzun-
gen der „angewandten Blasmusik“, die auf der Grundlage des eingangs
dargestellten umfangreichen Instrumentariums beruhen, systematisch
erfasst.
Fast jeder Blasmusikdirigent wurde wahrscheinlich schon einmal mit dem
Problem konfrontiert, daß ein Veranstalter oder Auftraggeber gerne eine
Blaskapelle engagieren möchte, ihm dies aber aus Platzmangel oder
finanziellen Gründen nicht möglich ist. Wenn z.B. für die Umrahmung
einer vierstündigen Geburtstagsfeier nur zwei oder drei Musiker ge-
wünscht werden, muß man oft erläutern, daß eine solch kleine Besetzung
von einer Blaskapelle nicht zu bewältigen ist. In so einem Fall muß man
folglich auf eine andere Gruppe verweisen, die über Instrumente wie
Akkordeon, Klavier oder Keyboard verfügt. Allerdings kann man schon mit
15
relativen kleinen Besetzungen, z.B. mit einem Blechbläserquintett, die
meisten Spielgelegenheiten problemlos bestreiten.
Die Blaskapellen sind also gefordert, für jede Spielgelegenheit eine
geeignete Besetzung bereitstellen zu können. Dabei muß man jedoch
gewissenhaft prüfen, ob das verwendete Notenmaterial für die jeweilige
Besetzung überhaupt geeignet ist.
Die Existenz unterschiedlicher kleinerer Besetzungen stellt außerdem eine
wesentliche Bereicherung für eine Blaskapelle dar. Das Programm eines
Blasmusikkonzerts kann z.B. durch kammermusikalische Werke aufgelok-
kert und attraktiver gemacht werden, da dem Publikum auf diese Weise
die vielseitigen Möglichkeiten eines Blasorchesters vor Augen geführt
werden. Am meisten profitieren jedoch mit Sicherheit die Musiker selbst
von der Beschäftigung mit Kammermusik, die von ihnen ganz andere
musikalische Anforderungen als das eigentliche Blasmusikrepertoire
verlangt.
An dieser Stelle sollte der Begriff Kammermusik genau definiert werden:
„Unter Kammermusik werden heute alle solistisch besetzten Instrumen-
talwerke bis zum Nonett oder Dezett zusammengefaßt.“11 Im Unterschied
zum Blasorchester sind hier also die Stimmen nicht chorisch besetzt und
die Instrumente sowie die Besetzungsgröße genau vorschrieben.
Die nun folgende systematische Einteilung der Besetzungen basiert auf
der Unterscheidung der Instrumentengruppen der Holz- und Blechblasin-
strumente sowie der Schlaginstrumente. Hierbei wird differenziert, in
welcher Anzahl Instrumente gleicher oder unterschiedlicher Instrumen-
tenfamilien bzw. Instrumentengruppen miteinander musizieren. Die
Bandbreite reicht vom Duo bis hin zum großen Orchester. Prinzipiell ist
jede beliebige Instrumentenkombination möglich, der folgende Abschnitt
beschränkt sich jedoch auf eine Auswahl von gebräuchlichen Standardbe-
setzungen, für die umfangreiches gedrucktes Notenmaterial zur Verfügung
steht.
11 Noltensmeier, Ralf und Rothmund-Gaul, Gabriela (Hg.): Das neue Lexikon der Musik.
4 Bände. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel
Verlag GmbH 1996, 2. Band, S. 643
16
2.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen
Reine Holzbläserbesetzungen bestehen entweder aus Instrumenten der
gleichen Instrumentenfamilie oder aus Instrumenten unterschiedlicher
Instrumentenfamilien.
Ein Klarinettentrio besteht meist aus drei B-Klarinetten. Ein Klarinetten-
quartett kann sich aus vier B-Klarinetten, aus drei B-Klarinetten und einer
Baßklarinette oder aus Es-Klarinette, zwei B-Klarinetten und Baßklarinette
zusammensetzen. Saxophonquartette sind mit zwei Altsaxophonen,
Tenor- und Baritonsaxophon oder Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxo-
phon besetzt. Flötenquartette sind seltener, da hierfür häufig so ausgefal-
lene Instrumente wie Alt- oder Baßflöte benötigt werden.
Ein gemischtes Holzbläsertrio kann z.B. aus zwei Klarinetten und Fagott
bestehen, ein gemischtes Holzbläserquartett z.B. aus Flöte, Oboe,
Klarinette und Fagott.
Für Blaskapellen besonders gut geeignet sind Notenausgaben für variable
Holzbläserbesetzungen, bei denen eine feste Anzahl von Stimmen in
verschiedenen Transpositionen für nahezu alle Holzblasinstrumente
vorliegt. Diese Notenausgaben können z.B. sowohl mit einem Klarinetten-
oder Saxophonquartett als auch mit einem chorisch besetzten Klarinetten-
oder Holzbläserensemble gespielt werden.
2.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen
Reine Blechblasinstrumentenbesetzungen bestehen ebenfalls entweder
aus Instrumenten der gleichen Instrumentenfamilie oder aus Instrumenten
unterschiedlicher Instrumentenfamilien.
Ein Flügelhornduo spielt vor allem bayerische Weisen und Jodler. Trom-
petenquartette werden häufig mit Pauken kombiniert, da es für diese
Besetzung eine Reihe älterer Originalkompositionen gibt, z.B. Aufzüge für
vier Trompeten und Pauken, die oftmals in Klöstern entstanden sind. Für
Waldhornquartette benötigt man wegen des großen Tonumfangs gute
Hornisten, insbesondere am ersten und vierten Horn, für Posaunenquar-
tette ist neben drei Tenorposaunen gewöhnlich eine Baßposaune erfor-
derlich. Bei Tubaquartetten wird häufig die erste Stimme, manchmal auch
die zweite Stimme von einem Bariton oder einem Euphonium übernom-
17
men. Eine Besonderheit der alpenländischen Blasmusik sind Alphornblä-
sergruppen, die in Duos, Trios oder Quartetten auftreten.
Ein Blechbläserquartett besteht in der Regel aus zwei Trompeten und
zwei Posaunen, speziell in Oberbayern und Österreich findet man oft die
Weisenbläserbesetzung mit zwei Flügelhörnern, Tenorhorn und Tuba.
Beim Blechbläserquintett, früher gewöhnlich mit zwei Trompeten und drei
Posaunen besetzt, hat sich infolge des Siegeszuges von Ensembles wie
„Canadian Brass“ die Besetzung mit zwei Trompeten, Waldhorn, Posaune
und Tuba durchgesetzt. Sie hat den Vorteil, daß sie alle Blechblasinstru-
mentenfamilien eines Symphonieorchesters und somit auch deren
verschiedene Klangfarben in sich vereint. Größere Blechbläserensembles
gibt es in den unterschiedlichsten Besetzungen, sehr verbreitet ist die
Besetzung nach dem Vorbild des „Philip Jones Brass Ensembles“,
bestehend aus vier Trompeten, Waldhorn, drei Tenorposaunen, Baßpo-
saune und Tuba, wobei häufig eine Piccolotrompete zum Einsatz gelangt.
Für Blaskapellen besonders gut geeignet sind Notenausgaben für variable
Blechbläserbesetzungen, wie schon im Unterabschnitt 2.2.1. erläutert.
Brass Bands, ursprünglich oft Werkskapellen, sind die typische englische
Erscheinungsform der Blasmusik. Sie sind auch in der Schweiz und den
Benelux-Staaten sehr verbreitet. Eine Brass Band besteht aus ca. 25
Blechblasinstrumenten – alle mit Perinetventilen – und einer Schlagin-
strumentengruppe. Besetzt sind ein Sopranino-Kornett in Es, drei Solo-
Kornette, ein Repiano-Kornett, je drei 2. und 3. Kornette, ein Flügelhorn,
drei Althörner, zwei Baritone, zwei Euphonien, drei Posaunen, zwei Es-
Tuben und zwei B-Tuben, wobei Bezeichnung und Anzahl der Stimmen
zum Teil uneinheitlich sind.12 Brass Bands zählt man, obwohl auch
Schlaginstrumente besetzt sind, aufgrund des Übergewichts der Blech-
blasinstrumente zu den reinen Blechbläserbesetzungen.
2.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen
Schlaginstrumente sind bei den obengenannten Bläserbesetzungen bei
einigen Werken – z.B. in der Tanzmusik von Renaissance oder Frühba-
rock – gelegentlich vorgesehen, meist jedoch nicht obligat, d.h. man kann
12 Vgl. Hofer, 1992, S. 198
18
auf die Schlaginstrumente auch verzichten. Für reine Schlaginstrumen-
tenbesetzungen benötigt man in der Regel Stabspiele, vor allem Marim-
baphon und Vibraphon. Da es den meisten Blaskapellen an Instrumenten
und geeigneten Musikern fehlt, finden sich Schlagzeugensembles höchst
selten, obwohl genügend Literatur dafür vorhanden ist.
2.2.4. Gemischte Besetzungen
Die gemischten Besetzungen aus Holz- und Blechblasinstrumenten mit
oder ohne Schlaginstrumenten bilden natürlich den Schwerpunkt unter
den vielen verschiedenen Besetzungsvarianten der „angewandten
Blasmusik“.
Auf dem Gebiet der Kammermusik haben sich vor allem zwei Besetzun-
gen etabliert, für die eine große Anzahl an Werken, teils von namhaften
Komponisten komponiert wurde: das Bläserquintett, bestehend aus Flöte,
Oboe, Klarinette, Waldhorn und Fagott (z.B. Werke von Franz Danzi und
Anton Reicha), sowie das Bläseroktett, bestehend aus je zwei Oboen,
Klarinetten, Waldhörnern und Fagotten (z.B. Werke von W.A. Mozart).
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Bläserserenaden für größere
Bläserensembles (z.B. von W.A. Mozart, Antonín Dvorák und Richard
Strauss). Diese Werke, deren Besetzungen voneinander abweichen und
häufig die Zahl von zehn Musikern überschreiten, sind nach Ansicht des
Verfassers trotzdem der Kammermusik zuzurechnen. Alle diese Komposi-
tionen sollten auch in Blasmusikkreisen mehr Beachtung finden.
Ab einer gewissen Besetzungsstärke spricht man dann nicht mehr vom
Bläserensemble, sondern vom Blasorchester. Das eigentliche Unterschei-
dungsmerkmal zwischen Ensemble und Orchester ist allerdings nicht die
Anzahl der verschiedenen Stimmen, sondern die Anzahl der Musiker, die
beim Orchester wesentlich höher ist, da nur hier chorisch besetzt wird. Bei
Anton Bruckners zweiter Messe in e-moll für gemischten Chor und 15
Blasinstrumente (je zwei Oboen, Klarinetten und Fagotte sowie vier
Hörner, zwei Trompeten und drei Posaunen)13 wird gelegentlich schon von
13 Bruckner, Anton: Sämtliche, Werke Band 17/2: Messe e-moll. Fassung von 1882.
Vorgelegt von Leopold Nowak. Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag der internationalen
Bruckner-Gesellschaft 1959, S. 3
19
einem Blasorchester gesprochen, da hier die Stimmen aber immer einfach
besetzt sind, handelt es sich zweifelsfrei um ein Bläserensemble.
Sind in einem Blasorchester neben den geläufigen Instrumenten auch die
typischen „Mangelinstrumente“ – Oboe, Fagott, Waldhorn und Kontrabaß
– sowie die wichtigsten Nebeninstrumente – Piccoloflöte, Es-Klarinette,
Baßklarinette, Baritonsaxophon und Baßposaune – ausreichend besetzt,
stehen ferner auch die Schlaginstrumente möglichst vollständig zur
Verfügung, so spricht man von einem symphonischen Blasorchester.
Auf dem Gebiet der Tanz- und Unterhaltungsmusik gibt es ebenfalls eine
Reihe von charakteristischen Besetzungen. In der traditionellen, etwa acht
bis zwölf Musiker starken „altbairischen“ Blasmusikbesetzung, die sich vor
allem für Volkstanzveranstaltungen eignet, werden als Melodieinstrumente
Klarinetten (in der Regel mit Es-Klarinette), Trompeten oder Flügelhörner,
für die Nebenmelodie Tenorhorn oder Bariton und als Baßinstrument die
Tuba verwendet. Auffallendstes Merkmal ist die Blechbegleitung, beste-
hend aus Es- und Baßtrompeten, aus Mangel an diesen Instrumenten
häufig durch Waldhörner, Tenorhörner oder Posaunen ersetzt, wohinge-
gen auf ein Schlagzeug normalerweise bewußt verzichtet wird. Die
„altbairische“ Blasmusikbesetzung wurde nach dem zweiten Weltkrieg
unter österreichischen Einflüssen beinahe von den kleineren Tanzlmusi-
besetzungen verdrängt, die in der Melodie meist auf die Es-Klarinette
verzichten, für die Nebenmelodie auch Baßflügelhorn, Baßtrompete oder
Posaune (teilweise auch Ventilposaune) und als Baßinstrument auch den
Kontrabaß verwenden, während die Begleitung von Akkordeon, steirischer
Harmonika, Hackbrett, Gitarre oder Harfe übernommen wird.
Charakteristisches Merkmal der etwa 15 bis 20 Musiker zählenden
böhmischen Blasmusikbesetzung, die besonders durch „Ernst Mosch und
seine Egerländer Musikanten“ etabliert wurde und eine große Zahl von
Nachahmern fand, ist das melodische Übergewicht von Flügelhörnern,
Tenorhörnern und Baritonen. Die Klarinetten und Trompeten sind nur
selten mit der Melodieführung betraut, da erstere im wesentlichen Verzie-
rungen, letztere signalartige Einwürfe beisteuern. Die harmonische und
rhythmische Grundlage liefern Posaunen, Tuben und Schlagzeug.
Tanzcombos, -kapellen und -orchester gibt es in den unterschiedlichsten
Besetzungen, die – sofern sie mehrheitlich aus Blasinstrumenten beste-
20
hen – ebenfalls dem Bereich der „angewandten Blasmusik“ zuzurechnen
sind. Die meistverwendeten Instrumente sind Flöte, Klarinette und Saxo-
phon, Trompete und Posaune, Tuba, Kontrabaß oder E-Baß und natürlich
das Drum-set, das zuweilen durch vorwiegend lateinamerikanische
Rhythmusinstrumente ergänzt wird. Häufig werden verschiedene Zusatz-
instrumente wie Klavier, Keyboard oder Synthesizer, Banjo, Gitarre oder
E-Gitarre eingesetzt. Ähnliches gilt auch für sämtliche Jazzformationen,
die allerdings im Blasmusikbereich nur selten zu finden sind.
Bei Blaskapellen besonders beliebt ist die Big-Band-Besetzung nach dem
Vorbild Glenn Millers, bestehend aus einem Saxophonsatz mit je zwei Alt-
und Tenorsaxophonen sowie einem Baritonsaxophon, einem Trompeten-
satz mit vier Trompeten, einem Posaunensatz mit drei bis vier Posaunen
und einer Rhythmusgruppe aus Klavier, Gitarre, Kontrabaß und Drum-set.
Die modernere Variante der Rhythmusgruppe besteht aus Keyboard,
E-Gitarre, E-Baß und Drum-set.
Hinter dem Begriff „Blaskapelle“ verbirgt sich mehr, als man im ersten
Augenblick erwartet. Während die Bezeichnungen „Bläserensemble“ und
„Blasorchester“ vorwiegend für den Bereich der konzertanten Literatur
angewendet werden und die Werke für diese Besetzungen, wie am
Anfang dieses Abschnitts dargestellt, bezüglich des Instrumentariums
gewisse Voraussetzungen erfordern, ist die Bezeichnung „Blaskapelle“
wesentlich allgemeiner.
Das auffallendste Merkmal einer Blaskapellenbesetzung ist die Unter-
scheidung von fünf musikalischen Grundfunktionen. Diese sind Melodie,
Nebenmelodie, Begleitung, Baß und Rhythmus. Das herkömmliche
Blaskapellenrepertoire umfaßt folglich diejenigen Repertoirebereiche, die
mehrheitlich auf diesem Prinzip beruhen, also Märsche, Tanz- und
Unterhaltungsmusik, im wesentlichen traditioneller Art, sowie leichtere
konzertante Musik. Die Besetzung einer Blaskapelle ist sowohl in ihrer
Zusammensetzung als auch hinsichtlich ihrer Größe äußerst flexibel.
Prinzipiell ist jede Instrumentenkombination möglich, sofern die fünf
musikalischen Grundfunktionen gewährleistet sind.
In Abbildung 3 ist dargestellt, durch welche Stimmen die fünf musikali-
schen Grundfunktionen normalerweise in Notenausgaben der obenge-
nannten Repertoirebereiche gewährleistet sind. Die Instrumente, die in
21
eckigen Klammern stehen, übernehmen jedoch in den meisten Arrange-
ments auch andere Funktionen – z.B. Verzierungen oder signalartige
Einwürfe – und können deshalb selten für eine Mindestbesetzung verwen-
det werden.
Abbildung 3: Die fünf musikalischen Grundfunktionen
Melodie1. Stimme 2. Stimme
Nebenmelodie(1- oder 2-stimmig)
[Flöte]
[Es-Klarinette]
[1. Altsaxophon]
1. Flügelhorn
[1. Trompete]
[1. B-Klarinette]
[2. Altsaxophon]
2. Flügelhorn
[2. Trompete]
[Tenorsaxophon]
1. Tenorhorn
Bariton
Begleitung Baß Rhythmus1. bis 4. Horn
2. und 3. Tenorhorn
[1. und 2. Posaune] [3. Posaune]
1. und 2. Tuba
Schlagzeug
kleine Trommel
große Trommel und
Becken
Melodie und Begleitung müssen mindestens zweistimmig sein, während
auf Nebenmelodie und Rhythmus bei vielen Stücken verzichtet werden
kann. Die kleinste spielfähige Blaskapelle besteht folglich nur aus fünf
Musikern und könnte sich z.B. aus 1. und 2. Flügelhorn, zwei Hörnern
oder 2. und 3. Tenorhorn sowie Tuba zusammensetzen Sie darf aber
keinesfalls mit einem Blechbläserquintett gleich gesetzt werden, da diese
beiden Besetzungen auf unterschiedlichen musikalischen Funktionsprinzi-
pien beruhen.
Mit einer Besetzung von acht Musikern (1. und 2. Flügelhorn, 1. Tenorhorn
und Bariton, zwei Hörner oder 2. und 3. Tenorhorn, Tuba und Schlagzeug)
lassen sich bereits weite Teile des gesamten Blaskapellenrepertoires
bestreiten. An dieser Stelle muß die bei vielen Blaskapellen gängige
Praxis, auf die für die Musiker relativ undankbaren Begleitungstimmen
ganz und gar zu verzichten, aufs Schärfste verurteilt werden.
Leider läßt sich in den letzten Jahren bei Komponisten, Arrangeuren und
Verlagen die Tendenz erkennen, den Notenausgaben des typischen
Blaskapellenrepertoires nicht mehr die obengenannten Prinzipien zugrun-
22
dezulegen, sondern auch Flöten, Klarinetten, Saxophone, Trompeten und
Posaunen obligat vorauszusetzen. Dies geht es jedoch weit an der
Realität vorbei. Tatsache ist vielmehr, daß Blaskapellen einerseits häufig
auf Wunsch des Auftraggebers oder Veranstalters nur in einer kleinen
Besetzung spielen sollen, andererseits viele Blaskapellen gar nicht in der
Lage sind, die von der Notenausgabe geforderte Besetzung aufzubringen.
Abbildung 4: Reine Holzbläserbesetzungen
Holzbläserbesetzungen mit gleichen Instrumenten
Flötenduo, -trio, -quartett, usw.
Klarinettenduo, -trio, -quartett, usw.
Saxophonduo, -trio, -quartett, usw.
Holzbläserbesetzungen mit unterschiedlichen Instrumenten
Holzbläserduo
Holzbläsertrio
Holzbläserquartett
Holzbläserquintett
größere Holzbläserensembles
Abbildung 5: Reine Blechbläserbesetzungen
Blechbläserbesetzungen mit gleichen Instrumenten
Flügelhornduo
Trompetenduo, -trio, -quartett, usw.
Waldhornduo, -trio, -quartett, usw.
Posaunenduo, -trio, -quartett, usw.
Tubaduo, -trio, -quartett, usw.
Blechbläserbesetzungen mit unterschiedlichen Instrumenten
Blechbläserduo
Blechbläsertrio
Blechbläserquartett
Blechbläserquintett
größere Blechbläserensembles
Brass Band
Abbildung 6: Gemischte Besetzungen
Bläserduo, -trio, -quartett, -quintett
größere Bläserensembles
Blaskapelle
Symphonisches Blasorchester
Tanzlmusi
„Altbairische“ Blasmusik
Böhmische Blasmusik
Tanzcombo, -kapelle, -orchester
Big Band
23
2.3. Repertoire
Nicht jede Besetzung eignet sich aufgrund ihres Instrumentariums für jede
Art von Musik. Viele der im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen
Standardbesetzungen der „angewandten Blasmusik“ sind deshalb auf
bestimmte Repertoirebereiche spezialisiert. Je vielfältiger jedoch das
Instrumentarium, um so größer sind die musikalischen Möglichkeiten. So
ist z.B. ein Blechbläserquintett in der Standardbesetzung mit zwei Trom-
peten, Waldhorn, Posaune und Tuba wesentlich flexibler als alle anderen
Blechbläserbesetzungen gleicher Größe, weil hier die vier wichtigsten
Blechblasinstrumententypen mit all ihren klanglichen und technischen
Potentialen vereinigt sind. Ein symphonisches Blasorchester ist demge-
mäß der mit Abstand vielseitigste Klangkörper.
Das Repertoire der „angewandten Blasmusik“ umfaßt aufgrund der
obengenannten Voraussetzungen nahezu alle musikalischen Gattungen
und Stilrichtungen. Systematisiert man das Repertoire nach dem Anwen-
dungsgebiet der Musik, lassen sich drei verschiedene Bereiche unter-
scheiden, nämlich die geistliche Musik, die Tanz- und Unterhaltungsmusik
sowie Gelegenheitsmusik und zuletzt die konzertante Musik, wobei
Überschneidungen zwischen den Bereichen in der Natur der Sache
liegen.
Die Flexibilität einer Besetzung ist allerdings, abgesehen vom Instrumen-
tarium, auch von der Auswahl geeigneten Notenmaterials abhängig. In
dieser Hinsicht verfügt die zuletzt erläuterte Blaskapellenbesetzung über
das am weitesten gefächerte Repertoire.
2.3.1. Geistliche Musik
Für Blaskapellen bieten sich traditionsgemäß zahlreiche Möglichkeiten
einer Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, weshalb auch nahezu
alle Blaskapellen geistliche Musik in ihrem Repertoire haben.
Den größten Anteil bilden hierbei die verschiedenen Arten von geistlichen
Liedern. Dazu gehören Kirchenlieder aus dem katholischen Gotteslob, zu
denen bereits eine Reihe von Notenausgaben für Blasorchester erschie-
nen ist, jedoch immer nur als Auswahl der gebräuchlichsten Gesänge. Zu
den Liedern des evangelischen Gesangbuchs hingegen gibt es dank der
Tradition der Posaunenchöre bereits seit langem eine vollständige
24
Ausgabe von Bläsersätzen, die sogar im Zuge der Neuerscheinung des
evangelischen Gesangbuches komplett überarbeitet wurde. Bei den
Posaunenchören ist es allerdings gängige Praxis, daß lediglich Spielpar-
tituren in C vorhanden sind. Im evangelischen Gottesdienst sind auch
längere Choralvorspiele üblich, welche die Melodie des folgenden Chora-
les verarbeiten. Sie sind jedoch selbständige, musikalisch oft anspruchs-
volle Kompositionen. Es wäre auch für den katholischen Gottesdienst
wünschenswert, wenn anstatt der letzten Takte eines Kirchenliedes
längere Choralvorspiele gespielt würden.
Weit verbreitet sind Messen in Bearbeitungen für Blasorchester, allen
voran die allgemein bekannte „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, die
sogenannte „Schubert-Messe“, während sich neukomponierte Messen für
Blasorchester und Volksgesang kaum durchsetzen konnten. Eine Son-
derform der Messe ist die Totenmesse, das sogenannte Requiem.
Neben den üblichen Liedern aus dem Gotteslob und dem evangelischen
Gesangbuch gibt es eine Vielzahl von überlieferten geistlichen Volkslie-
dern, aufgezeichnet und veröffentlicht z.B. von Konrad Scheierling14 oder
Joseph Gabler15. Diese Lieder stellen eine ernstzunehmende Alternative
zu den herkömmlichen Liedern dar, da sie volksliedhaften Charakter
besitzen und weniger „abgedroschen“ sind.16 Zu den geistlichen Volkslie-
dern gehören auch viele der traditionellen Martins-, Advents- und Weih-
nachtslieder.
Bei Jugendgottesdiensten, Erstkommunionen, Firmungen oder Konfirma-
tionen erfreuen sich die ökumenischen neuen geistlichen Lieder, die
sogenannten Rhythmuslieder, großer Beliebtheit. Hier bietet sich den
Blaskapellen ein interessantes Betätigungsfeld, da diese Lieder für
14 Scheierling, Konrad: Geistliche Lieder der Deutschen aus Südosteuropa. 6 Bände.
Kludenbach: Gehann-Musikverlag 198715 Gabler, Joseph: Geistliche Volkslieder. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage,
Regensburg 1890. München: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege 198416 Eine Auswahl aus ca. 6000 überlieferten Volksliedern enthält eine neue, der kirchlichen
Praxis entsprechende Sammlung, zu der auch eine vollständige Bläserausgabe
erschienen ist: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.): Gott ist mit uns
unterwegs. Geistliche Volkslieder für Wallfahrten und andere religiöse Anlässe. München:
Bayerischer Landesverein für Heimatpflege 1999
25
Bläser und Schlagzeug wesentlich besser geeignet sind als für Orgel. Bei
den Rhythmusliedern handelt es sich mitunter um die beliebten geistlichen
Lieder der schwarzen Sklaven Nordamerikas, um Spirituals oder Gospels.
Sie erklingen des öfteren auch als konzertante Arrangements in geistli-
chen, häufiger sogar noch in weltlichen Konzerten.
Neben den bisher genannten Gattungen, die fast ausschließlich der
Begleitung des Volksgesangs dienen, gibt es noch eine Reihe von
weiteren Gattungen, die man als geistliche Gelegenheitsmusik bezeichnen
könnte. Dazu gehören neben Trauerchorälen, Trauermärschen und
Prozessionsmärschen auch die vierstimmigen Choralsätze von Johann
Sebastian Bach, die meist seinen Kantaten entstammen. Diese „Bachcho-
räle“ sind wegen ihres hohen musikalischen Anspruchs – ebenso wie viele
andere Chorwerke – als Vortragsstücke für geistliche Anlässe geeignet.
Ferner gibt es noch zahlreiche geistliche Vortragsstücke, die schlichteren
und kürzeren als Instrumentalmusiken im Gottesdienst, die schwierigeren
und längeren für Kirchenkonzerte.
Hymnen gehören zwar nicht zum Bereich der geistlichen Musik, sollen
aber, da sie stilistisch mit Kirchenliedern verwandt sind und z.B. die
„Bayernhymne“ oft bei Festen des örtlichen Brauchtums als Abschluß
einer Feldmesse erklingt, in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
2.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik
Das Repertoire an Tanz- und Unterhaltungsmusik, das sich für Blaska-
pellen anbietet, ist äußerst vielfältig. Es reicht von überlieferter bayerischer
Volksmusik bis hin zu Arrangements von Rock- und Popmusik.
Die bayerische Volksmusik umfaßt im Hinblick auf die „angewandte
Blasmusik“ vor allem die traditionellen Rundtänze wie Walzer, Halbwalzer
und Landler, Schottisch oder schnelle Polka, bayerische Polka oder
Boarischer, Mazurka, Zwiefacher und Dreher oder Galopp. Für Volkstänze
von besonderer Bedeutung sind Polonaisen und die sogenannten Qua-
drillen, die als Musik zur Française dienen (z.B. die „Fledermaus-
Quadrille“ von Johann Strauß [Sohn]). Die sogenannten Figurentänze,
also Tänze mit ganz einfachen, aber auch komplizierten Tanzfiguren, sind
teilweise in ganz Bayern verbreitet (z.B. Bauernmadl, Hiatamadl,
Kreuzpolka oder Waldjager), daneben gibt es jedoch immer noch sehr
26
viele regionale Tanzformen, die schwerpunktmäßig bei Volkstänzen in
deren Herkunftsgebiet gespielt bzw. getanzt werden sollten.17 Hierbei tritt
oftmals das Problem auf, daß viele Blasmusikanten über zu wenig Volks-
tanzerfahrung verfügen und sich daher nicht über die richtigen Tempi im
klaren sind.
Weit verbreitet, besonders in Oberbayern und Österreich, ist das Spielen
von Weisen und Jodlern, meist mit vier Blechbläsern. Weisen sind schöne,
getragene Lied- oder Instrumentalmelodien.
Die böhmische Blasmusik umfaßt in erster Linie die sogenannten „böhmi-
schen Polkas“, welche in der Tradition z.B. von Ernst Mosch und seinen
„Egerländer Musikanten“ eher langsam gespielt werden, unter dem Einfluß
tschechischer Profi-Blaskapellen jedoch wesentlich schneller. Daneben
gibt es noch zahlreiche böhmische Walzer und Märsche.
Zum Bereich der modernen Tanz- und Unterhaltungsmusik gehören die
Turniertänze, die für Blaskapellen u.a. deswegen empfehlenswert sind,
weil sich mit ihnen das Publikum am ehesten auf die Tanzfläche locken
läßt, da doch die Mehrzahl einmal einen Tanzkurs besucht hat und
zumindest Walzer, Tango und Foxtrott beherrscht. Nach dem offiziellen
Reglement für Turniere unterscheidet man die Standard-Disziplin (Wiener
Walzer, Langsamer Walzer, Tango, Slow-Foxtrott, Quickstep) von der
lateinamerikanischen Disziplin (Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso
doble, Jive).18 Diese Tänze werden vielfach auch von Big Bands oder
ähnlichen Besetzungen gespielt.
Da eine Big Band ohnehin im wesentlichen aus Bläsern besteht, ist die
typische Big-Band-Literatur (z.B. Stücke von Glenn Miller) ebenfalls für
Blaskapellen geeignet. Verfügt eine Blaskapelle über die für die Rhyth-
musgruppe benötigten Zusatzinstrumente Klavier oder Keyboard, Gitarre
oder E-Gitarre, Kontrabaß oder E-Baß, können sogar originale, also
vorwiegend amerikanische Big-Band-Ausgaben in der authentischen Big-
Band-Besetzung gespielt werden. Ist dies nicht der Fall, kann man auf
zahlreiche Blasmusikausgaben von Big-Band-Literatur zurückgreifen,
17 Vgl. z.B. Schützenberger, Erna und Derschmidt, Hermann: Spinnradl. Unser Tanzbuch.
5 Folgen. Landsberg am Lech: Heinrich Hohler Verlag o.J.18 Vgl. Das neue Lexikon der Musik, 4. Band, S. 576 f.
27
wobei allerdings bei diesen musikalisch teilweise sehr anspruchsvollen
Stücken genauso wie bei den Turniertänzen unbedingt auf die Qualität der
Arrangements geachtet werden muß. Denn es gibt hierzulande viele
Blasmusikarrangeure, deren Bearbeitungen aufgrund von wenig oder von
gänzlich fehlender Ausbildung und Erfahrung hinsichtlich Big-Band-
Instrumentation und -stilistik oft ziemlich „bodenständig“ klingen. Sinnvoll
sind Blasmusikausgaben, die in Big-Band-Besetzung spielbar sind, jedoch
auch Stimmen für diejenigen Blasorchesterinstrumente enthalten, die in
einer Big Band nicht besetzt sind, also Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott,
Waldhorn, Tenorhorn, Bariton und Tuba.
Jazz bleibt normalerweise kleineren Besetzungen vorbehalten, die
Beschäftigung mit jeglicher Art von Improvisation ist aber auf jeden Fall
lohnenswert und bereichernd, da dies zur vollständigen Beherrschung
eines Instruments sowohl beiträgt als auch notwendig ist.
Abgesehen von der gehobenen Tanz- und Unterhaltungsmusik, zu der
neben den obenerwähnten Turniertänzen und der Big-Band-Literatur auch
eine Reihe von Werken aus dem Bereich der konzertanten Musik gezählt
werden können, darf im Repertoire einer Blaskapelle im Sinne der „ange-
wandten Blasmusik“, die ja in der Lage sein sollte, für jede sich bietende
Spielgelegenheit das geeignete Repertoire bereitzustellen, auch die
leichte Tanz- und Unterhaltungsmusik, also das typische „Bierzeltrepertoi-
re“, nicht fehlen. Dieses umfaßt Stimmungsmusik, Evergreens und
Schlager, oft in Form von Schunkelrunden, Potpourris oder Medleys, bei
denen leider häufig die einzelnen Melodien ohne jede Überleitung anein-
andergereiht sind. Bezüglich der Schlager stellt sich die Frage, ob jeder
aktuelle Trend unbedingt mitvollzogen werden muß, vor allem da die
Stücke hinsichtlich ihrer musikalischen Qualität oft zu wünschen übrig
lassen und meist schon nach kurzer Zeit nicht mehr gefragt sind, die
Anschaffung des Notenmaterials aber mit hohen Kosten verbunden ist.
Bearbeitungen von Rock- und Popmusik für Blasorchester, bei denen
natürlich ebenso auf die Qualität des Arrangements geachtet werden
sollte, stellen insbesondere in Jugendkapellen eine Motivation für die
jungen Musiker dar, die oftmals gegenüber ihren Altersgenossen Proble-
me mit dem Image der Blasmusik haben. Allerdings ist eine einseitige
Bevorzugung von Rock- und Popmusik der musikalischen Entwicklung der
28
Jugendlichen weniger förderlich als eine wohldosierte Mischung, die ein
breites Spektrum an verschiedenen Stilrichtungen umfaßt, wobei konzer-
tante Musik keinesfalls fehlen sollte. Denn statt sie mit ihren aktuellen
Lieblingsstücken kurzzeitig zu begeistern, kann man junge Musiker
langfristig motivieren, indem man sie musikalisch herausfordert.
Zum wichtigen Bereich der Gelegenheitsmusik gehören alle diejenigen
Stücke, die ihren Zweck dadurch erfüllen, daß sie als fester Bestandteil
des Repertoires jederzeit verfügbar sind, um sie gerade bei den vielen
kleineren Spielgelegenheiten, die eine Blaskapelle meist in großer Zahl
wahrnimmt, ohne größeren Aufwand zu spielen. Welche Stücke im
Einzelfall darunter zu zählen sind, hängt folglich von den musikalischen
Möglichkeiten der jeweiligen Blaskapelle ab. Natürlich eignen sich auch
nicht alle Notenausgaben für die Verwendung als Gelegenheitsmusik, da
bestimmte Kriterien zu erfüllen sind. Es ist von großem Vorteil, wenn die
betreffenden Notenausgaben
• in einem Format gedruckt sind, das für eine Marschgabel tauglich ist,
• in verschiedenen, auch verkleinerten und eventuell unausgewogenen
Besetzungen spielbar sind,
• problemlos ohne vorherige Probe zur Aufführung gebracht werden
können.
Zu den typischen Gattungen der Gelegenheitsmusik gehören u.a. sämtli-
che Straßenmärsche und einfache Vortragsstücke, z.B. Turmmusik für
Blechbläser von Johann Christoph Pezel und dessen Zeitgenossen.
2.3.3. Konzertante Musik
Eine systematische Einteilung des konzertanten Blasmusikrepertoires
erweist sich als äußerst schwierig, da es mehrere Unterscheidungskriteri-
en gibt, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.
Die Unterscheidung nach Originalkompositionen und Bearbeitungen für
Blasorchester ist nicht zweckmäßig, da sämtliche Gattungen der konzer-
tanten Musik sowohl als Originalkompositionen wie auch als Bearbeitun-
gen existieren. Die Bearbeitung konzertanter Literatur für Blasorchester
kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits zu Zeiten Mozarts war
es gängige Praxis, Auszüge aus Opern unmittelbar nach der Uraufführung
für die sogenannte Harmoniemusik, dem Vorläufer des Blasorchesters, zu
29
bearbeiten, um die Musik so der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Später wurde diese Funktion von professionellen Militärorchestern
übernommen, weshalb diese älteren Bearbeitungen mitunter sehr hohe
musikalische und instrumentale Anforderungen an die Musiker stellen.
Auch viele Melodien von Wagner oder Verdi erlangten dadurch ihren
hohen Bekanntheitsgrad. Für die Berechtigung von Bearbeitungen spricht
auch die unbestreitbare Tatsache, daß nur wenige Originalkompositionen
für Blasorchester an die musikalische Qualität der Werke des klassischen
Orchesterrepertoires heranreichen.
Weitere Möglichkeiten sind die Einteilung nach Epochen, Gattungen,
Besetzungen oder Schwierigkeitsgraden. Im deutschsprachigen Raum
werden in der Regel die vier Schwierigkeitsgrade Unterstufe, Mittelstufe,
Oberstufe und Höchststufe unterschieden, wobei mit den musikalischen
und instrumentalen Anforderungen auch die Anforderungen hinsichtlich
des Umfangs des Instrumentariums und damit der Besetzungsgröße
steigen.
Um die Übersichtlichkeit und einfache Verständlichkeit zu gewährleisten,
wurde als Kompromißlösung die Unterscheidung nach Epochen, Gattun-
gen und Besetzungen miteinander kombiniert, was allerdings zwangsläu-
fig zur Folge hat, daß sich einige Werke aufgrund einer nicht allzu stren-
gen Systematik mehreren Obergruppen zuordnen lassen. Da die
Obergruppen also sowohl Originalkompositionen als auch Bearbeitungen
der unterschiedlichsten Epochen, Gattungen, Besetzungen und Schwie-
rigkeitsgrade enthalten, werden zur besseren Veranschaulichung beson-
ders prägnante Beispiele von Komponisten und Werken genannt, wobei
bewußt versucht wird, soweit wie möglich auf Originalkompositionen für
Blasorchester zurückzugreifen, die allerdings teilweise recht anspruchsvoll
sind.19
Differenziert man die konzertante Musik im Sinne der „angewandten
Blasmusik“ nach unterschiedlichen Besetzungen, so lassen sich Kam-
mermusik und Blasorchesterliteratur unterscheiden. Die konzertante
19 Einen wertvollen Überblick über die konzertante Blasmusikliteratur bietet: Suppan,
Wolfgang und Armin: Das Neue Lexikon des Blasmusikwesens. Freiburg-Tiengen:
Blasmusikverlag Schulz GmbH 1994
30
Blasorchesterliteratur ist der Schwerpunkt des folgenden Unterabschnitts,
die Kammermusik für Bläser, also das Repertoire der Holzbläser- und
Blechbläser- und Bläserensembles ist so vielfältig und umfangreich, daß
es den Rahmen dieses Abschnitts sprengen würde. Hier sei auf den
Unterabschnitt 2.2.4. sowie die einschlägige Fachliteratur verwiesen.
Bei konzertanter geistlicher Musik, also Werken mit religiösem Hinter-
grund, handelt es sich häufig um Bearbeitungen von Chor- oder Orgelwer-
ken. Als Beispiele seien Chorwerke, also Motetten, Kantatensätze und
ähnliche Werke von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Felix
Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms oder Anton Bruckner sowie
Orgelwerke von Bach oder César Franck, genannt. Im Verhältnis dazu
werden weltliche Chorwerke weit seltener für Bläser transkribiert. Dabei
handelt es sich dann oft um Madrigale italienischer, deutscher oder
englischer Renaissance- oder Barockkomponisten.
Die Zahl der Originalkompositionen konzertanter geistlicher Musik für
Blasorchester ist relativ gering. Als Beispiel sei hier das Werk „The Power
of Rome and the Christian Heart“ von Percy Grainger (1882-1961)
erwähnt, einem in Australien geborenen Komponisten, der viele hervorra-
gende Werke für Blasorchester geschrieben hat und deshalb in diesem
Unterabschnitt noch öfters genannt werden wird.20
Festlich-feierliche Musik ist ein äußerst dehnbarer Begriff, der oftmals
spontan mit barocker Instrumentalmusik (z.B. Henry Purcells „Trumpet
Tune“ oder Jeremiah Clarkes: „Trumpet Voluntary“) assoziiert wird,
eigentlich jedoch in allen Epochen der Musikgeschichte anzutreffen ist
(z.B. der „Feierliche Einzug der Ritter des Johanniterordens“ von Richard
Strauss).
Zu den nun folgenden, vornehmlich gattungsbezogenen Obergruppen
gehören Eröffnungsstücke, Vorspiele und Ouvertüren, die dem Namen
entsprechend häufig am Anfang eines Konzertprogramms stehen. Viele
Eröffnungsstücke besitzen den Charakter von Fanfaren und sind daher
entweder für eine reine Blechbläserbesetzung komponiert oder sind
20 Eine eindrucksvolle Zusammenstellung der Blasorchesterwerke Percy Graingers findet
man auf den beiden CDs „Works for Wind Orchestra“ (CHAN 9549) und „Works for Wind
Orchestra 2“ (CHAN 9630)
31
„blechlastig“ instrumentiert (z.B. Fanfaren von Richard Strauss, Benjamin
Britten oder Aaron Copland). Vorspiele und Ouvertüren lassen sich
danach differenzieren, ob sie ursprünglich einem musikalischen Bühnen-
werk, d.h. einer Oper, einer Operette oder einem Musical, voranstehen
(z.B. Opernouvertüren von Gioacchino Rossini oder Operettenouvertüren
von Franz von Suppé) oder ein eigenständiges Werk, d.h. eine Konzer-
touvertüre, darstellen (z.B. die „Marinarella-Ouvertüre“ von Julius Fucik
oder die „Festliche Ouvertüre“ von Dimitri Schostakowitsch).
Die Vielfalt der kleineren und leichteren Konzertstücke ist im Blasmusikbe-
reich besonders groß, da große symphonische Gattungen doch eher
selten zu finden sind. Häufig tragen solche Werke, die vor allem in den
Konzertprogrammen von Blaskapellen der Unter- und Mittelstufe zu finden
sind, im Titel Bezeichnungen wie Rhapsodie, Fantasie, Intermezzo u.ä.
Programmusik, also Werke, die eine außermusikalische Handlung dar-
stellen sollen, was häufig auf der Grundlage eines literarischen Werks
geschieht, erfreut sich auch beim Blasmusikpublikum großer Beliebtheit.
Die Bandbreite reicht hier von relativ leicht verständlichen Werken (z.B.
„Auf einem persischen Markt“ von Albert W. Ketélbey) bis hin zu an-
spruchsvollen symphonischen Dichtungen. Gerade bei symphonischen
Dichtungen sollte allerdings davon abgesehen werden, große Werke der
Orchesterliteratur (z.B. von Richard Strauss) in verkürzter Fassung für
Blasorchester zu bearbeiten, da dadurch wichtige musikalische und
instrumentatorische Raffinessen verlorengehen.
Orchestersuiten gibt es in den verschiedensten Varianten: Als Folge
unterschiedlicher stilisierter Tänze, meist eingeleitet durch eine Ouvertüre,
vor allem im Barock (z.B. Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“),
als Zusammenstellung verschiedener konzertanter Volksliedbearbeitun-
gen seit der Romantik (z.B. die „Lincolnshire Posy“ von Percy Grainger),
als programmatisches Werk in Suitenform (z.B. die Suite „Florian Geyer“
von Hellmut Haase-Altendorf) oder ohne strenge thematische Bezüge
(z.B. die Blasorchestersuiten von Gustav Holst).
In Hinblick auf Originalkompositionen für Blasorchester stellen Symphoni-
en und andere größere symphonische Werke eine echte Rarität dar.
Neben einer Reihe von Bearbeitungen ganzer Symphonien oder einzelner
Sätze daraus, haben sich bisher nur wenige Blasorchesterkomponisten
32
mit der Herausforderung dieser bedeutenden Gattung auseinandergesetzt
(z.B. Alan Hovhaness, Alfred Reed oder Johan de Meij).
Werke für Blasorchester mit Instrumentalsolisten können sowohl ein- als
auch mehrsätzig sein bzw. für einen, seltener für mehrere Solisten
komponiert sein. Die häufigsten Formen sind meist dreisätzige Solokon-
zerte (z.B. das Konzert für Posaune und Blasorchester von Nikolai Rimski-
Korsakov), Solopolkas (z.B. „Erinnerung an Zirkus Renz“ von Gustav
Peter) und ähnliche Bravourstücke (z.B. „Die Post im Walde“ von Heinrich
Schäffer), wobei die beiden letztgenannten Gattungen unter Umständen
der gehobenen Unterhaltungsmusik zugerechnet werden können.
Werke für Blasorchester mit Gesangssolisten sind weit seltener und in der
Form äußert unterschiedlich (z.B. das „Bell Piece“ für Tenor und Blasor-
chester von Percy Grainger).
Bei Werken für Chor und Blasorchester wird der Chor oft nur als klangli-
che Bereicherung eingesetzt. In diesem Fall sind die Chorstimmen in der
Regel nicht obligat (z.B. bei „Moment for Morricone“ im Arrangement von
Johan de Meij). Wenn dagegen der Chor im Mittelpunkt des musikalischen
Geschehens steht, ist es oft zweckmäßig, die Bläserstimmen nicht allzu
stark bzw. sogar nur einfach zu besetzen, um die richtige Klangbalance zu
gewährleisten. Für diesen Fall ist allerdings die Bezeichnung „Bläseren-
semble“ angebracht (siehe Unterabschnitt 2.2.4., Messe e-moll von Anton
Bruckner). Wenn jedoch ein vollständiges Blasorchester besetzt ist, muß
demnach der Chor sehr groß dimensioniert sein (z.B. bei „Carmina
Burana“ von Carl Orff in der vom Komponisten autorisierten Bearbeitung
für Soli, Chor und Blasorchester von John Krance bzw. Juan Vicente Mas
Quiles21).
Die nun folgenden Obergruppen lassen sich mit leichterer konzertanter
Musik überschreiben, da sie entweder gehobene Tanzmusik sind oder von
dieser stark beeinflußt wurden.
Tänze und Tanzsuiten wurden zu jeder Zeit komponiert und teils in großen
Sammlungen veröffentlicht. Als Beispiele für die Epochen Renaissance
und Barock seien hier die Sammlungen „Dansereye“ von Tylman Susato
21 Vgl. Kricke, Heinz: Rezension zu: Carl Orff: Carmina Burana für Soli, Chor und
Blasorchester, in: Das Orchester 2/2000, S. 75
33
aus dem Jahr 1551 und „Terpsichore“ von Michael Praetorius aus dem
Jahr 1612 genannt, die ausdrücklich für jede Art von Instrumenten ge-
dacht und deshalb natürlich auch für Blasorchester geeignet sind. Beson-
dere Wirkung erzielen diese Stücke, wenn sie gemäß der historischen
Aufführungspraxis unter Begleitung von Schlaginstrumenten wie Tambu-
rin, provenzalischer oder kleiner Trommel und Baßtrommel aufgeführt
werden.22 Die gebräuchlichsten Tanzarten23 waren im 16. und 17. Jahr-
hundert Pavane, Galliarde, Allemande, und Courante, im 17. und 18.
Jahrhundert Bourrée, Sarabande, Gavotte, Siziliano, Gigue und Menuett.
Menuett, Deutscher Tanz, Contra-Tanz, Ländler usw. sind typische
Tanzformen der Klassik, die sich auch im Werk der drei Wiener Klassiker
Mozart, Haydn und Beethoven finden und großen Einfluß auf die Ent-
wicklung der alpenländischen und bayerischen Volksmusik hatten. Von
Ludwig van Beethoven gibt es auch einige Stücke für Harmoniemusik
bzw. Militärmärsche (vier Märsche oder Zapfenstreiche, zwei Ecossaisen
und eine Polonaise).
Für die Romantik lassen sich auf dem Gebiet der konzertanten Tanzmusik
zwei unterschiedliche Strömungen unterscheiden, welche die Blasorche-
sterliteratur nachhaltig beeinflußt haben. Zum einen die Werke der
Musikerfamilie Strauß sowie von Lanner, Ziehrer, Fucik usw., die eine so
große Bedeutung im Blasorchesterrepertoire beanspruchen, daß sich viele
Blasmusikkomponisten an diesen Vorbildern orientiert haben. Zu diesem
Bereich gehören die Gattungen Konzertwalzer, Polka schnell, Polka
française, Polka-Mazurka, Galopp, Polonaise u.ä. Die zahlreichen Kon-
zertmärsche stellen wiederum eine selbständige Gattung dar, die für den
Blasmusikbereich von enormer Wichtigkeit ist. Erwähnenswert ist hier der
„Trauermarsch zum Andenken an Rikard Nordraak“, eine Originalkompo-
sition für Blasorchester von Edvard Grieg.
Zum anderen führte das aufwachende Nationalbewußtsein im 19. Jahr-
hundert zur Pflege und Verbreitung verschiedener Nationaltänze, die in
stilisierter Form ursprünglich oft als Klaviermusik komponiert, später
22 Gute Musikbeispiele für die historische Aufführungspraxis enthalten die CDs des New
London Consort „Dansereye 1551“ (DECCA 436 131-2) und „Dances from Terpsichore
1612“ (DECCA 414 633-2)23 Vgl. Michels, 1977, S. 154 f.
34
orchestriert und vielfach für Blasorchester bearbeitet wurden. Von beson-
derer Bedeutung für die Blasmusik sind z.B. die „Ungarischen Tänze“ von
Johannes Brahms und die „Slawischen Tänze“ von Antonin Dvorák.
In neuerer Zeit entstehen viele Originalkompositionen für Blasorchester,
die man als folkloristische Werke bezeichnen könnte. Diese schildern zum
einen den Charakter von Landschaft und Bevölkerung eines Landes,
teilweise unter Verarbeitung bekannter Volkslieder, und sind somit
eventuell auch der Programmusik zuzuordnen. Zum anderen handelt es
sich um Bearbeitungen oder Zusammenstellungen populärer Nationalttän-
ze, bevorzugt slawischer, israelischer oder südamerikanischer Herkunft,
die auch als gehobene Unterhaltungsmusik eingestuft werden können. Bei
den betreffenden Komponisten handelt es sich vielfach um Niederländer
(z.B. Kees Vlak, Henk van Lijnschooten).
Wie bereits am Anfang dieses Unterabschnitts 2.3.3. erläutert, können
Blasorchesterbearbeitungen von Auszügen aus musikalischen Bühnen-
werken, also aus Opern, Operetten, Musicals und Balletten, auf eine lange
Tradition zurückblicken. Neben den Ouvertüren zu Opern und Operetten
werden häufig Chöre (z.B. der Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“
von Guiseppe Verdi) und Zwischenmusiken, bei denen es sich oft um
symphonische Märsche handelt (z.B. „Einzug der Gäste auf der Wartburg“
aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner), für Blasorchester
bearbeitet.
Querschnitte mit den beliebtesten Melodien aus Operetten und Musicals
erscheinen vielfach in Form von Potpourris und Medleys, wobei sich die
guten Arrangements durch gelungene Überleitungen auszeichnen (z.B.
Auszüge aus dem Musical „My Fair Lady“ von Frederick Loewe, für
Blasorchester bearbeitet von Robert Russell Bennett).
Die erfolgreichsten Stücke aus Balletten wurden, meist von den Komponi-
sten selbst, in Suiten zusammengefaßt, die oft ganz oder teilweise für
Blasorchester bearbeitet wurden (z.B. die Suite aus dem Ballett „Der
Feuervogel“ von Igor Stravinsky, für Blasorchester bearbeitet von Randy
Earles und Frederick Fennell24). Einiger dieser Werke lassen sich auf-
24 Vgl. Kricke: Rezension zu: Igor Stravinsky: Der Feuervogel. Suite für symphonisches
Blasorchester, in: Das Orchester 2/2000, S. 75
35
grund nationaler Prägung auch den Bereichen der symphonischen Tänze
oder der folkloristischen Werke zuordnen (z.B. der bekannte „Säbeltanz“
aus dem Ballett „Gayaneh“ von Aram Khachaturian).
Filmmusik, besonders Soundtracks zu Western- und Sience-Fiction-
Filmen, die den Blechbläsern, vor allem den Waldhörnern meist große
Bedeutung beimessen, eignet sich normalerweise hervorragend zur
Bearbeitung für Blasorchester. Die wohl beliebtesten Komponisten sind
hier der Italiener Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“ u.a.) und
der Amerikaner John Williams („Star Wars“ u.a.).
Abbildung 7: Geistliche Musik
Bachchoräle
geistliche Vortragsstücke
Kirchenlieder aus dem Gotteslob
Kirchenlieder aus dem
evangelischen Gesangbuch
Choralvorspiele
Messen
Trauerchoräle
Trauermärsche
Prozessionsmärsche
geistliche Volkslieder
Martinslieder
Weinachtslieder
Rhythmuslieder
Spirituals
Gospels
Abbildung 8: Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik
Bayerische Volksmusik
Weisen und Jodler
Stimmungsmusik
Schlager
Böhmische Blasmusik Rockmusik
PopmusikTurniertänze
Big-Band-Literatur
Jazz
Straßenmärsche
einfache Vortragsstücke
36
Abbildung 9: Konzertante Musik
Kammermusik
Konzertante geistliche Musik
Werke mit Instrumentalsolisten
Werke mit Gesangssolisten
Werke für Chor und BlasorchesterBearbeitungen von Chor- und
Orgelwerken
Festlich-feierliche Musik
Tänze und Tanzsuiten aus
Renaissance, Barock und Klassik
Eröffnungsstücke
Konzertstücke
Programmusik
Konzertwalzer, Polka schnell, Polka
française, Polka-Mazurka, Galopp,
Polonaise, u.ä.
Orchestersuiten Konzertmärsche
symphonische TänzeSymphonien und andere größere
symphonische Werke folkloristische Werke
Suiten, Auszüge, Querschnitte, Potpourris, Medleys aus
• Opern • Operetten • Musicals • Balletten • Filmen
2.4. Spielgelegenheiten
Im vorhergehenden Abschnitt wurde dargestellt, daß das Repertoire der
„angewandten Blasmusik“ nahezu alle musikalischen Stilrichtungen und
Gattungen umfaßt. Hinzu kommt, daß Blaskapellen aufgrund ihres
Instrumentariums anderen Musikgruppen gegenüber teilweise im Vorteil
sind, da sie selten auf elektrische Verstärkung angewiesen sind und
deshalb über eine große Mobilität verfügen. Dadurch bietet sich den
Blaskapellen eine breite Palette von Spielgelegenheiten. Viele dieser
Spielgelegenheiten können jedoch nur wahrgenommen werden, wenn die
jeweilige Blaskapelle über die nötige Flexibilität bezüglich der Besetzun-
gen verfügt.
Die Spielgelegenheiten, die in enger Verbindung mit dem Repertoire
stehen, lassen sich deshalb genauso wie das Repertoire in drei Bereiche
aufteilen, nämlich die kirchlichen Anlässe, die weltlichen Anlässe und die
Konzerte.
37
2.4.1. Kirchliche Anlässe
Kirchliche Anlässe, bei denen Blaskapellen gefragt sind, gibt es viele.
Natürlich sind das bevorzugt kirchliche Veranstaltungen unter freiem
Himmel, wo keine Orgel zur Verfügung steht, allen voran Feldmessen und
Fronleichnamsprozessionen. Es gibt jedoch weit mehr Möglichkeiten für
eine Zusammenarbeit von Blasmusik und Kirche.
Neben den Feldmessen, die in der Regel im Rahmen von Veranstaltungen
des örtlichen Brauchtums oder von Vereinen stattfinden (z.B. Trachten-
oder Feuerwehrfest), werden auch normale Gottesdienste oder Festgot-
tesdienste an hohen Feiertagen von Blaskapellen bestritten. Wenn an
hohen Feiertagen hingegen Messen für Soli, Chor und Orchester aufge-
führt werden, wirken oft Bläser der örtlichen Blaskapelle im Orchester mit.
Blaskapellen, die Rhythmuslieder im Repertoire haben, sind zudem in der
Lage, bei Erstkommunionen, Firmungen und Konfirmationen oder bei
Jugendgottesdiensten aufzutreten. Bei Taufen und Trauungen sind
dagegen in erster Linie Bläserensembles gewünscht. Beerdigungen, die
sich aus einem Requiem, einem von einem Trauermarsch begleiteten
Leichenzug und der anschließenden Beisetzung zusammensetzen, sind
eine Domäne der Blechbläser, besonders wenn es sich bei dem Verstor-
benen um ein Mitglied des örtlichen Veteranenvereins handelt.
Daneben gibt es noch eine Reihe von Veranstaltungen im Kirchenjahr, bei
denen häufig Blaskapellen oder Bläsergruppen mitwirken, z.B. Passions-
und Adventsingen, Maiandachten sowie Gräberumgänge an Allerheiligen.
Prozessionen finden vielerorts nicht nur an Fronleichnam statt, sondern
z.B. auch am Palmsonntag. Martinszüge, die erheblich aufgewertet
werden, wenn die Lieder von Bläsern begleitet werden, sind ferner eine
gute Möglichkeit, Kinder für Blasmusik zu begeistern und so rechtzeitig für
Nachwuchs an Musikern zu sorgen. Auch Wallfahrten, die manchmal
etwas eintönig sind, sofern nur gebetet oder geschwiegen wird, werden in
letzter Zeit öfter als bisher durch Blasmusik bereichert.25
25 In Franken ist es in ungebrochener Tradition üblich, daß Wallfahrer von Bläsergruppen
begleitet werden. Die Beratungsstelle für Volksmusik beim Bayerischen Landesverein für
Heimatpflege, München, hat in den letzten Jahren auch in Ober- und Niederbayern
Musikantenwallfahrten durchgeführt.
38
2.4.2. Weltliche Anlässe
Die zahlreichen Spielgelegenheiten bei weltlichen Anlässen sind zweifels-
frei das Hauptbetätigungsfeld jeder Blaskapelle. Dabei handelt es sich
größtenteils um verschiedenste Veranstaltungen und Feste
• der eigenen Blaskapelle oder des eigenen Musikvereins, jedoch keine
Konzerte,
• von anderen Vereinen, z.B. Feuerwehr, Trachten-, Heimat-, Burschen-,
Schützen- oder Sportverein u.a.,
• des örtlichen Brauchtums, z.B. Faschingsumzug, Maibaumaufstellen,
Sonnwend- oder Johannifeuer, Kirchweih, Weihnachts- oder Christ-
kindlmarkt usw.,
• von Pfarrgemeinden, meistens Pfarrfesten,
• von Gemeinden oder anderen politischen Körperschaften, z.B. Grund-
steinlegung, Richtfest, Einweihung, Volkstrauertag usw.,
• von Parteien, z.B. Wahlkampfveranstaltungen, politische Abende im
Bierzelt usw.,
• von Gewerbetreibenden oder Firmen, z.B. Jubiläum, Tag der offenen
Tür usw.,
• von Familien, z.B. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten usw.
Bei diesen Festen und Veranstaltungen kann es sich u.a. auch um
Festzüge und Bierzeltmusik, Musikfeste und Wertungsspiele, Volkstänze
oder andere Tanzveranstaltungen, eventuell auch um Rundfunk- oder
Fernsehübertragungen handeln. Viele Blaskapellen treten auch im
Ausland auf, z.B. im Rahmen von Städtepartnerschaften oder Folklore-
veranstaltungen. Das Repertoire für diese Anlässe umfaßt natürlich vor
allem Tanz- und Unterhaltungsmusik sowie Gelegenheitsmusik.
Ständchen sind eine wichtige Aufgabe der Blaskapellen. Dabei besteht die
Möglichkeit, einer verdienten Persönlichkeit oder Institution ein Ständchen
zu bringen, auch wenn es nicht vorher bestellt wurde. Ob eine Blaskapelle
Ständchen spielt, kann man auch als Beleg dafür ansehen, welche
Wertschätzung die Blasmusik in der Gesellschaft genießt.
2.4.3. Konzerte
Die Konzerte stellen normalerweise die Höhepunkte im Jahresablauf einer
Blaskapelle dar und finden vorzugsweise im Frühjahr, Herbst oder Winter
39
statt, während der Sommer vor allem den üblichen Veranstaltungen und
Festen vorbehalten bleibt.
Je nach Leistungsstufe der Blaskapelle werden zunächst mehr oder
weniger schwere konzertante Werke für Blasorchester, im zweiten Teil
eines Konzerts dann meist gehobene Tanz- und Unterhaltungsmusik
aufgeführt. In Blaskapellen der Ober- und Höchststufe bietet sich den
Musikern sogar die Chance, Bearbeitungen bedeutender Werke der
symphonischen Literatur und gelungene Originalkompositionen für
Blasorchester kennen- und schätzen zu lernen. Die Programmauswahl für
ein Konzert wird allerdings nicht nur von den Fähigkeiten der Musiker,
sondern auch ganz entscheidend von den Hörgewohnheiten des zu
erwartenden Publikums beeinflußt, das man keinesfalls durch zu an-
spruchsvolle Musik überfordern sollte. Die Proben zur Vorbereitung der
Konzerte gewähren den Musikern die Möglichkeit, sich intensiv mit der
gespielten Literatur auseinanderzusetzen, mitunter sogar die eigenen
musikalischen und instrumentalen Leistungsgrenzen zu erfahren. In Satz-
und Registerproben, die bei vielen Blaskapellen schon gängige Praxis
sind, kann noch gründlicher als sonst an technisch schwierigen Stellen,
Intonation, Dynamik, Artikulation, Phrasierung und musikalischem Aus-
druck gearbeitet werden. Konzerte sind also in jedem Fall eine Bereiche-
rung sowohl für die Musiker selbst als auch für die Bürger und das
kulturelle Leben der Gemeinde.
Im folgenden Unterabschnitt werden die vielen unterschiedlichen Erschei-
nungsformen von Konzerten systematisch erfaßt.
Die Vorteile der Ausübung von Kammermusik wurden bereits im Abschnitt
2.2. erläutert. Neben der Mitwirkung von Kammermusikgruppen in Kon-
zerten der großen Besetzung, besteht auch die Möglichkeit, eigene
Kammerkonzerte zu veranstalten, sofern die Kammermusikgruppen in der
Lage sind, ganze Konzertprogramme allein zu bestreiten.
Blaskapellenkonzerte sind normalerweise weltliche Konzerte, die meist in
Wirtshaussälen, Vereinsheimen, Turn- oder Mehrzweckhallen und Ge-
meindehäusern abgehalten werden, z.B. Neujahrskonzerte, Frühjahrskon-
zerte oder Herbstkonzerte. Immer beliebter werden jedoch geistliche
Konzerte, die vorzugsweise in Kirchen stattfinden, vor allem in der Ad-
vents- und Weihnachtszeit. Für die Programme dieser Konzerte bieten
40
sich sämtliche Arten konzertanter geistlicher Musik, inklusive Spirituals
und Gospels (siehe Unterabschnitte 2.3.1. und 2.3.3.). Kirchenkonzerte
sind gleichzeitig oft Benefizkonzerte, bei denen der Erlös aus Eintritt oder
Spenden einem wohltätigen Zweck zugute kommt.
Typisch für Blaskapellen sind weiterhin Standkonzerte bzw. Freiluftkon-
zerte. In Kur- und Fremdenverkehrsorten veranstalten die Blaskapellen
gewöhnlich auch Kur- und Urlauberkonzerte. Dagegen sind Konzertreisen
im In- und Ausland eine willkommene Abwechslung im Alltag einer
Blaskapelle. Eine besondere, leider für den Großteil der Blaskapellen
recht seltene Herausforderung stellen Konzerte dar, die im Rundfunk oder
Fernsehen übertragen werden.
Besondere Attraktivität für das Publikum gewährleisten Konzerte mit
Gastsolisten oder Gemeinschaftskonzerte mit anderen Blaskapellen oder
sonstigen Musikgruppen, bei denen es sich häufig um Chöre handelt.
Bezüglich der inhaltlichen Gesichtspunkte von Konzertprogrammen lassen
sich Konzerte mit thematischen Programmen nennen, die entweder das
Gesamtwerk eines Komponisten würdigen oder herausragende Werke der
gleichen Epoche in sich vereinen (z.B. „Festliche Barockmusik“ oder
„Höhepunkte der Filmmusik“). Gerne werden auch Länder oder Kontinente
musikalisch vorgestellt. Musikalischer Einfallsreichtum und Humor sind bei
Faschingskonzerten gefragt.
Konzertprogramme können auch auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet
werden, besonders interessant bezüglich Nachwuchswerbung sind für
Blaskapellen deshalb Kinder- und Jugendkonzerte.
Blaskapellen, die über ein großes konzertantes Repertoire verfügen,
können sich sogar auf das Wagnis einlassen, ein Wunschkonzert zu
veranstalten.
Abbildung 10: Kirchliche Anlässe
Gottesdienste
Festgottesdienste
Feldmessen
Passionssingen
Maiandachten
Adventsingen
Taufen
Trauungen
Beerdigungen
Prozessionen
Martinszüge
Wallfahrten
41
Abbildung 11: Weltliche Anlässe
Veranstaltungen und Feste
• der eigenen Blaskapelle oder
des eigenen Musikvereins
• von Gemeinden und anderen
politischen Körperschaften
• von anderen Vereinen • von Parteien
• des örtlichen Brauchtums
• von Pfarrgemeinden
• von Gewerbetreibenden oder
Firmen
• von Familien • im Ausland
Musikfeste
Wertungsspiele
Festzüge
Bierzeltmusik
Rundfunk- und FernsehsendungenVolkstänze
Andere Tanzveranstaltungen Ständchen
Abbildung 12: Konzerte
gewöhnliche weltliche Konzertegeistliche Konzerte
Kirchenkonzerte Konzertreisen
Benefizkonzerte • im Inland • im Ausland
Kammerkonzerte Konzerte mit Gastsolisten
Gemeinschaftskonzerte
• mit anderen Blaskapellen • mit anderen Musikgruppen
Konzerte mit thematischen
Programmen
Konzerte mit Rundfunk- oder
Fernsehübertragung
FaschingskonzerteKinderkonzerte
Jugendkonzerte Wunschkonzerte
3. PRAKTISCHE UMSETZUNG –
BESTANDSAUFNAHME IM MON
Im Musikbund von Ober- und Niederbayern (MON), dem Blasmusikver-
band von Ober- und Niederbayern, sind in 13 Bezirken derzeit 416
Musikgruppen organisiert, wobei nur 369 davon, nämlich alle Jugendblas-
kapellen, alle Blaskapellen und alle symphonischen Blasorchester, die
Voraussetzungen „angewandter Blasmusik“ erfüllen. 47 Formationen,
nämlich alle Ensembles, Spielmanns- und Trommlerzüge erfüllen diese
42
Voraussetzungen nicht, da es sich bei ihnen um spezialisierte Musikgrup-
pen handelt.
Der Fragebogen, der an die Dirigenten der 369 ausgewählten Blaskapel-
len verschickt wurde, basiert auf den vier Untersuchungsbereichen
Instrumentarium, Besetzungen, Repertoire und Spielgelegenheiten. Zu
jedem dieser vier Bereiche wurden eine Vielzahl von Fragen gestellt,
wobei bewußt darauf geachtet wurde, den Zeitaufwand für das Ausfüllen
des Fragebogens möglichst gering zu halten. Der Fragebogen ist deshalb
so kurz wie möglich gefaßt und größtenteils durch Ankreuzen zu beant-
worten.
Von den 369 Blaskapellen haben 161 den Fragebogen beantwortet, was
einer Rücklaufquote von 44 Prozent entspricht. Die Ergebnisse können
damit in jedem Fall als repräsentativ betrachtet werden. Die Verteilung der
Blaskapellen und der beantworteten Fragebögen auf die 13 Bezirke, sowie
die sich daraus ergebenden Rücklaufquoten sind in Abbildung 13 darge-
stellt.
Abbildung 13: Rücklaufquoten
MON-Bezirk Anzahl der
Blaskapellen
Anzahl der
Rücksendungen
Rücklaufquote
in %
Amper 30 14 47%
Bayerwald 27 12 44%
Chiem-Ruperti-Gau 48 23 48%
Donau-Wald 14 5 36%
Inn-Chiemgau 38 16 42%
Inn-Salzach-Gau 23 9 39%
Isar-Mangfall 18 8 44%
Isar-Vils-Rott 18 7 39%
Lech-Ammersee 30 12 40%
Mittelbayern 25 12 48%
München 35 18 51%
Oberland 45 20 44%
Werdenfels 18 5 28%
Summe 369 161 44%
43
Die Unterscheidung der durch den Fragebogen erfaßten Blaskapellen
nach ihrer Art entsprechend den Fragebogen angaben ist aus Abbildung
14 ersichtlich.
Abbildung 14: Art der Blaskapellen
1%
4%
1%
4%
76%
13%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%
Jugendblaskapelle, Blaskapelle undsymphonisches Blasorchester
Blaskapelle und symphonisches Blasorchester
Jugendblaskapelle und Blaskapelle
symphonisches Blasorchster
Blaskapelle
Jugendblaskapelle
Die Zugehörigkeit dieser Blaskapellen zu den verschiedenen Leistungs-
stufen ist in Abbildung 15 dargestellt.
Abbildung 15: Leistungsstufen der Blaskapellen
3%
1%
23%
9%
56%
4%
4%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
Höchststufe
Ober- bis Höchststufe
Oberstufe
Mittel- bis Oberstufe
Mittelstufe
Unter- bis Mittelstufe
Unterstufe
44
3.1. Instrumentarium der Blaskapellen des MON
Bereits im Jahr 1988 wurde im Rahmen der Vorbereitungen zu einem
Buch über den MON, der damals rund 340 Mitgliedskapellen zählte, eine
Umfrage zum Instrumentarium durchgeführt, die mit 170 ausgefüllten
Fragebögen eine Rücklaufquote von ca. 50 Prozent erzielte. Der Vergleich
der Ergebnisse von damals mit den heutigen Umfragewerten wird in
ausgewählten Beispielen zeigen, inwieweit sich die Voraussetzungen der
Blaskapellen des MON hinsichtlich des Instrumentariums in den vergan-
genen zwölf Jahren verändert haben.26
Die Fragen 1.1.1. bis 1.3. des Fragebogens untersuchen das Instrumenta-
rium der Blaskapellen des MON. Für den Bereich der Hauptinstrumente
werden zuerst die Anzahl der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie und
die Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle ermittelt. Daraus
errechnet sich die Durchschnittsgröße und die Durchschnittsbesetzung
einer Blaskapelle. Dabei werden auch häufige Kombinationen der Beherr-
schung mehrerer Hauptinstrumente durch einzelne Musiker berücksichtigt.
Anschließend wird die Ausstattung der Blaskapellen des MON hinsichtlich
Schlaginstrumenten und Nebeninstrumenten analysiert, wobei auch die
Eigentumsverhältnisse erfaßt werden. Außerdem geht es um häufig
verwendete Zusatzinstrumente.
Ferner wird untersucht, welche Maßnahmen die Blaskapellen unterneh-
men, wenn Mangelinstrumente nicht besetzt werden können oder Schlag-
und Nebeninstrumente nicht zur Verfügung stehen.
Mittels der gewonnenen Erkenntnisse zum Instrumentarium läßt sich
darüber urteilen, inwieweit die Blaskapellen in der Lage sind, Notenaus-
gaben verschiedener Repertoirebereiche hinsichtlich des vorhandenen
Instrumentariums und der Besetzung zu spielen.
26 Vgl. Masel, 1989, S. 138 f.
45
3.1.1. Hauptinstrumente
⇒ Frage 1.1.1.: Wie viele aktive Musiker je Instrumentenfamilie stehen
Ihnen zur Verfügung? (Musiker, die mehrere Instrumente beherrschen,
bitte bei dem meistgespielten Instrument nennen.)
Aus der Anzahl der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie läßt sich für
jede Blaskapelle die Gesamtzahl der aktiven Musiker berechnen. Abbil-
dung 16 stellt die Größenverhältnisse der untersuchten Blaskapellen dar.
Abbildung 16: Größenverhältnisse der Blaskapellen
1%
2%
6%
16%
15%
14%
16%
11%
7%
4% 4%
1% 1%
2%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
6 bis10
11 bis15
16 bis20
21 bis25
26 bis30
31 bis35
36 bis40
41 bis45
46 bis50
51 bis55
56 bis60
61 bis65
66 bis70
71 bis75
Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle
Dabei zeigt sich eine enorme Bandbreite von Blaskapellen mit weniger als
zehn bis hin zu 75 aktiven Musikern. Diese extremen Werte können
jedoch als Ausnahmen betrachtet werden. Bei 72 Prozent der Blaskapel-
len beträgt die Anzahl der aktiven Musiker zwischen 21 und 45. Bei
sämtlichen Blaskapellen mit über 70 aktiven Musikern ist eine Jugend-
blaskapelle enthalten.
Außerdem läßt sich für jede Instrumentenfamilie die Gesamtzahl der durch
den Fragebogen erfaßten aktiven Musiker berechnen. Die Summe daraus,
also die Gesamtzahl der aktiven Musiker aller durch den Fragebogen
erfaßten 161 Blaskapellen, beträgt 5704 aktive Musiker. Daraus ergibt
sich die Durchschnittsgröße einer Blaskapelle des MON von 35 aktiven
Musikern, aus der gemäß dem Verhältnis der Instrumentenfamilien
46
zueinander die Durchschnittsbesetzung einer Blaskapelle des MON
berechnet wird.
In Abbildung 17a werden den obengenannten Zahlen die Werte zweier
ausgewogener, auf konzertante Blasorchesterliteratur ausgerichteter
Musterbesetzungen gegenübergestellt, zum einen die einer Idealbeset-
zung mit 35 aktiven Musikern27, zum anderen die der Besetzung eines
symphonischen Blasorchesters mit 62 aktiven Musikern28.
Abbildung 17a: Durchschnittsbesetzung und Musterbesetzungen
Instrumenten-
familie
Gesamtzahl
der aktiven
Musiker je
Instrumen-
tenfamilie
Durch-
schnittsbe-
setzung einer
Blaskapelle
des MON
Idealbe-
setzung
mit 35
aktiven
Musikern
Besetzung eines
symphonischen
Blasorchesters
mit 62 aktiven
Musikern
Flöte 414 2,54 3 6
Oboe 33 0,20 1 3
Klarinette 1100 6,75 7 16
Fagott 22 0,13 1 3
Saxophon 394 2,42 4 4
Flügelhorn und
Trompete
1325 8,12 5 8
Wald- und Althorn 256 1,57 3 5
Tenorhorn, Bariton
und Euphonium
772 4,73 2 2
Posaune 511 3,16 3 4
Tuba 394 2,42 2 3
Kontrabaß oder
E-Baß
31 0,19 1 2
Schlaginstrumente 452 2,77 3 6
Summe 5704 35 35 62
27 Vgl. Lijnschooten, Henk van: Grundlagen des Dirigierens und der Schulung von
Blasorchestern. Buchloe: Druck und Verlag Hans Obermayer GmbH 1994, S. 6428 Nach der Orchesterbesetzung des Akademischen Blasorchesters München, entnom-
men der Konzerteinladung März 2000
47
Abbildung 17b zeigt die gleichen Zahlen noch einmal in Prozentwerten
und graphischer Darstellung. Aus der Höhe der einzelnen Säulenseg-
mente lassen sich die Abweichungen der Durchschnittsbesetzung von den
beiden Musterbesetzungen erkennen.
Abbildung 17b: Durchschnittsbesetzung und Musterbesetzungen
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Schlaginstrumente 8% 9% 10%
Kontrabaß oder E-Baß 1% 3% 3%
Tuba 7% 6% 5%
Posaune 9% 9% 6%
Tenorhorn, Bariton undEuphonium
14% 6% 3%
Waldhorn und Althorn 4% 9% 8%
Flügelhorn und Trompete 23% 13% 13%
Saxophon 7% 11% 6%
Fagott 0% 3% 5%
Klarinette 19% 19% 26%
Oboe 1% 3% 5%
Flöte 7% 9% 10%
Durchschnittsbesetzung einer Blaskapelle des
MON
Idealbesetzung mit 35 aktiven Musikern
Besetzung eines symphonischen
Blasorchesters mit 62 aktiven Musikern
Aus diesen Darstellungen wird ersichtlich, an welchen Instrumenten zu
wenig und an welchen zu viele aktive Musiker vorhanden sind. Mangelin-
strumente sind Oboe, Fagott, Saxophon, Waldhorn sowie Kontrabaß oder
E-Baß. Im Überfluß stehen Flügelhorn, Trompete, Tenorhorn und Bariton
zur Verfügung. Ausreichend ist die Zahl der aktiven Musiker bei Flöten,
Klarinetten, Posaunen, Tuben und Schlaginstrumenten.
Berechnet man für die verschiedenen Leistungsstufen jeweils die Durch-
schnittsgröße der zugehörigen Kapellen, zeigt sich folgendes Bild: Mit
zunehmender Leistungsstufe steigt die Durchschnittsgröße der Blaska-
pellen deutlich an.
48
Abbildung 18: Durchschnittsgröße und Leistungsstufe
59
47
43
37
31
32
25
0 10 20 30 40 50 60 70
Höchststufe
Ober- bis Höchststufe
Oberstufe
Mittel- bis Oberstufe
Mittelstufe
Unter- bis Mittelstufe
Unterstufe
Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle
Die nun folgenden Abbildungen geben Aufschluß über die Verteilung der
Gesamtzahlen der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie auf die 161
Blaskapellen. Musiker, die hauptsächlich auf einem Nebeninstrument
spielen (z.B. Piccoloflöte, Es-Klarinette, Baßklarinette oder Baritonsaxo-
phon), sind jeweils unter einem der dazugehörigen Hauptinstrumente
erfaßt.
Abbildung 19: Flöte
18% 18%
20%
17%
11%
6%7%
3%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
0 1 2 3 4 5 6 7 und mehr
Anzahl der Flöten pro Blaskapelle
49
Im Jahr 1988 stand 41 Prozent der Blaskapellen keine Flöte zur Verfü-
gung, heute sind es nur noch 18 Prozent. Es handelt sich dabei haupt-
sächlich um kleinere Blaskapellen mit einer Durchschnittsbesetzung von
22 aktiven Musikern, die sich zu 71 Prozent zur Mittelstufe rechnen. 25
Prozent davon veranstalten gar keine Konzerte, die restlichen 75 Prozent
bringen es im Jahr auf durchschnittlich drei Konzerte, der Maximalwert
beträgt sogar 20 Konzerte. Die Repertoireauswahl für diese Konzerte ist
also erheblich eingeschränkt, da nur wenige neuere Notenausgaben
konzertanter Blasmusik ohne Flöte spielbar sind.
Abbildung 20: Oboe
84%
12%
3%1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
0 1 2 3
Anzahl der Oboen pro Blaskapelle
Im Jahr 1988 war die Oboe nur bei sechs Prozent der Blaskapellen zu
finden, heute sind es immerhin schon 16 Prozent. Diese Blaskapellen
rechnen sich bei einer Durchschnittsbesetzung von 51 aktiven Musikern
zu 62 Prozent der Ober- bis Höchststufe zu und veranstalten im Jahres-
schnitt rund sieben Konzerte, der Maximalwert beträgt sogar 45 Konzerte.
50
Abbildung 21: Klarinette
1%
0%
7%
6%
12%
11%
14%
11% 11%
7%
9%
3%
2%
1%
2% 2%
1%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16und
mehr
Anzahl der Klarinetten pro Blaskapelle
Klarinetten sind bei den Blaskapellen in ausreichendem Maß vorhanden.
Bei den Kapellen ohne Klarinetten handelt es sich ausschließlich um reine
Blechbläserbesetzungen, z.B. eine Brass Band.
Abbildung 22: Fagott
87%
11%
1% 1%0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
0 1 2 3
Anzahl der Fagotte pro Blaskapelle
Bezüglich der Fagotte zeigt sich bei den Blaskapellen ein ähnliches Bild
wie bei den Oboen. Lediglich bei 13 Prozent der Blaskapellen stehen ein
oder mehrere Fagotte zur Verfügung, 1988 waren es allerdings nur vier
51
Prozent. Diese Blaskapellen bewegen sich zu 79 Prozent oberhalb der
Mittelstufe, bei einer Durchschnittsgröße von 50 aktiven Musikern.
Abbildung 23: Saxophon gesamt
36%
7% 7%
14%
21%
5% 5%
2% 2%1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Gesamtzahl der Saxophone pro Blaskapelle
Die Einführung des Saxophons wurde 1958 in Bayern „erst einmal als
Experiment zur Diskussion gestellt“29. Noch ein Jahrzehnt später bestand
„gegenüber Ländern wie Frankreich und den Vereinigten Staaten ein
gewaltiger Nachholbedarf in Sachen Saxophon“30.
Heute stehen immer noch bei 36 Prozent der Blaskapellen des MON, die
mit einer Durchschnittsgröße von 28 aktiven Musikern fast ausnahmslos
der Mittelstufe angehören, keine „hauptamtlichen“ Saxophonisten zur
Verfügung, allerdings spielen bei 39 Prozent dieser Blaskapellen alle
Klarinettisten im Bedarfsfall auch Saxophon, bei 40 Prozent zumindest ein
Teil davon. Daraus folgt, daß nur sieben Prozent aller Blaskapellen
grundsätzlich keine Saxophone einsetzen.
Von den 394 erfaßten aktiven Musikern der Saxophongruppe spielen 229
(58%) das Altsaxophon, 165 (42%) das Tenorsaxophon als Hauptinstru-
ment. Die Zahl der Blaskapellen, denen entweder kein Altsaxophon oder
kein Tenorsaxophon zur Verfügung steht, ist mit 38 bzw. 44 Prozent
immens hoch.
29 Masel, 1989, S. 13830 Masel, 1989, S. 138
52
Abbildung 23a: Alt- bzw. Tenorsaxophon
38%
13%
31%
12%
2%4%
44%
24%22%
7%
2%1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
50%
0 1 2 3 4 5 und mehr
Anzahl der Alt- bzw. Tenorsaxophone pro Blaskapelle
Altsaxophon Tenorsaxophon
Flügelhörner und Trompeten sind im Überfluß vorhanden. Rund ein Viertel
der Blaskapellen hat zehn oder mehr aktive Musiker an diesen Instru-
menten. Trotzdem gibt es Blaskapellen, die überhaupt keine Flügelhörner
und Trompeten zur Verfügung haben.
Abbildung 24: Flügelhorn und Trompete gesamt
1%0%
1%
2%
5%
7%
10%
16%
19%
14%
10%
5%
4%
1%
3%
1% 1% 1%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17und
mehr
Gesamtzahl der Flügelhörner und Trompeten pro Blaskapelle
53
Abbildung 24a: Flügelhorn bzw. Trompete
6%
1%
8%
32%
20%
14%
4%
2%1%
7%
15%
23%
9%
4% 4% 4%
13%12%
21%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 undmehr
Anzahl der Flügelhörner bzw. Trompeten pro Blaskapelle
Flügelhorn Trompete
Von den 1325 erfaßten aktiven Musikern des hohen Blechregisters spielt
genau eine Hälfte Flügelhorn (662), die andere Hälfte Trompete (663). Die
Tatsache, daß sechs Prozent der Blaskapellen keine Flügelhörner haben,
läßt jedoch vermuten, daß einige bewußt darauf verzichten, während die
große Mehrheit von 93 Prozent den für die traditionelle Blasmusik unver-
zichtbaren Klang der Flügelhörner schätzt.
Abbildung 25: Wald- und Althorn gesamt
38%
15%
18%
13%12%
3%
1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
0 1 2 3 4 5 6
Gesamtzahl der Wald- und Althörner pro Blaskapelle
54
Im Jahr 1988 waren in 32 Prozent der Blaskapellen weder Wald- noch
Althörner besetzt. Nach den Ergebnissen der aktuellen Umfrage sind es
heute sogar 38 Prozent. Bedenkt man aber, daß immer weniger Noten-
ausgaben erscheinen, die ohne Wald- und Althörner spielbar sind, muß
man die Situation, die sich hier offenbart, ohne zu übertreiben, als kata-
strophal bezeichnen. 53 Prozent der Kapellen, nämlich alle, denen nicht
mindestens zwei Hörner zur Verfügung stehen, sind gezwungen, bei neu
gekauften Noten die Hornstimmen teilweise oder ganz für Tenorhörner
oder andere ausreichend vorhandene Instrumente umzuschreiben. Nur 28
Prozent der Blaskapellen verfügen über einen vollständigen, mindestens
dreistimmigen Hornsatz. Die Durchschnittsgröße dieser Blaskapellen
beträgt 46 aktive Musiker. Dabei handelt es sich zu 55 Prozent um
Blaskapellen der Ober- bis Höchststufe.
Abbildung 25a: Wald- bzw. Althorn
47%
15% 15%
9% 10%
3%1%
84%
8%4% 3%
1%0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
0 1 2 3 4 5 6
Anzahl der Wald- bzw. Althörner pro Blaskapelle
Waldhorn Althorn
Von den 256 erfaßten aktiven Musikern an Wald- und Althorn spielen 212
(83%) Waldhorn, jedoch nur 44 (17%) Althorn. Das Althorn ist also in den
Jahren seit 1988 bedeutungslos geworden. Damals waren noch in 43
Prozent der Blaskapellen Althörner besetzt.
55
Abbildung 26: Tenorhorn, Bariton und Euphonium
1% 1%
7%
16%
22%
19%
17%
9%
4%
2%1% 1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Gesamtzahl der Tenorhörner, Baritone und Euphonien pro Blaskapelle
Der Schwerpunkt des Hornregisters liegt eindeutig bei Tenorhorn, Bariton
und Euphonium. Bei 75 Prozent der Blaskapellen sind vier oder mehr
Instrumente vorhanden, so daß drei Tenorhörner und ein Bariton besetzt
werden können. Daher ist es widersinnig, daß in neueren Blasmusikaus-
gaben nur noch eine Tenorhorn- und eine Baritonstimme vorliegt und das
Tenorhorn manchmal sogar noch wegfällt.
Abbildung 26a: Tenorhorn, Bariton bzw. Euphonium
3%
8%
37%
24%
16%
9%
3%4%
35%
42%
15%
3% 1%
89%
5% 4%1% 1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
0 1 2 3 4 5 6 und mehr
Anzahl der Tenorhörner, Baritone bzw. Euphonien pro Blaskapelle
Tenorhorn Bariton Euphonium
Von den 772 erfaßten aktiven Musikern des Tenorhorn-Bariton-Registers
spielen 456 (59%) Tenorhorn und 288 (37%) Bariton, während das
56
Euphonium mit 28 Musikern (4%) nur eine Randerscheinung ist. Bei
Blaskapellen mit einem großen Tenorhorn-Bariton-Register überwiegen
eindeutig die Tenorhörner, während im entgegengesetzten Fall meist der
Bariton bevorzugt wird.
Abbildung 27: Posaune
1%
9%
22%
32%
19%
9%
6%
2%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
0 1 2 3 4 5 6 7
Anzahl der Posaunen pro Blaskapelle
Ein erfreuliches Ergebnis zeigt sich bei den Posaunen: Immerhin 68
Prozent der Kapellen verfügen über einen vollständigen dreistimmigen
Posaunensatz.
Abbildung 28: Tuba gesamt
0%
19%
38%
28%
12%
2%1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
0 1 2 3 4 5 6
Gesamtzahl der Tuben pro Blaskapelle
57
Wichtigste Voraussetzung für die Spielfähigkeit einer Blaskapelle ist
zweifellos das Vorhandensein von mindestens einer Tuba. Allerdings sind
19 Prozent aller Blaskapellen von der Anwesenheit eines einzigen Tubi-
sten abhängig, ohne den sie nur bedingt auftreten können.
Abbildung 28a: Baß- bzw. Kontrabaßtuba
69%
22%
7%
2%1%
25%
49%
19%
4%1% 1%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
0 1 2 3 4 5 6
Anzahl der Baß- bzw. Kontrabaßtuben pro Blaskapelle
Baßtuba Kontrabaßtuba
Von den 394 erfaßten aktiven Musikern des Tubaregisters entfallen 328
(83%) auf die Kontrabaßtuba, wobei es sich mit Sicherheit fast vollständig
um B-Tuben handelt. Nur 66 Musiker (17%) spielen die Baßtuba, die
schätzungsweise meist in F gestimmt ist. Bei einem kleinen Tubaregister
ist das Verhältnis ausgewogen, bei einem großen überwiegen natürlich die
B-Tuben.
Im Jahr 1988 wurde die Möglichkeit, den Klang des Baßregisters durch
Streichbässe abzurunden, so gut wie gar nicht wahrgenommen. Heute
haben schon zwölf Prozent der Blaskapellen einen „hauptamtlichen“
Bassisten, von denen zehn Prozent darauf hinweisen, daß dieser nur E-
Baß spielt. Die Durchschnittsgröße der Blaskapellen, denen ein Bassist
zur Verfügung steht, liegt bei 47,5 aktiven Musikern. Dabei handelt es sich
zu 68 Prozent um Blaskapellen der Ober- bis Höchststufe.
58
Abbildung 29: Kontrabaß oder E-Baß
82%
16%
1% 1%0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
0 1 2 3
Anzahl der Kontrabässe oder E-Bässe pro Blaskapelle
Abbildung 30: Schlaginstrumente
1%
14%
30%31%
12%
7%
4%
1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
0 1 2 3 4 5 6 7 und mehr
Anzahl der aktiven Musiker an Schlaginstrumenten pro Blaskapelle
Im Jahr 1988 arbeiteten nur sieben Prozent der Blaskapellen ausschließ-
lich mit kombiniertem Schlagzeug (Drum-set). Heute sind es schon
mindestens 14 Prozent, nämlich die Blaskapellen, die nur über einen
Schlagzeuger verfügen. Diese rechnen sich bei einer Durchschnittsgröße
von 25 aktiven Musikern überwiegend der Mittelstufe zu.
59
⇒ Frage 1.1.2.: Spielen Ihre Klarinettisten bei Bedarf auch Saxophon?
⇒ Frage 1.1.3.: Spielen Ihre Saxophonisten bei Bedarf auch Klarinette?
⇒ Frage 1.1.4.: Spielen Ihre Flügelhornisten bei Bedarf auch Trompete?
⇒ Frage 1.1.5.: Spielen Ihre Tenorhorn-/Bariton-/Euphoniumspieler bei
Bedarf auch Posaune?
Abbildung 31: Häufige Kombinationen von Hauptinstrumenten
Antwort Frage 1.1.2. Frage 1.1.3. Frage 1.1.4. Frage 1.1.5.
ja 27% 20% 54% 16%
teilweise 52% 23% 28% 45%
nein 20% 24% 11% 39%
keine Antwort 1% 33% 7% 0%
In 79 Prozent der Blaskapellen ist es üblich, daß Klarinettisten bei Bedarf
zum Saxophon wechseln, während der umgekehrte Fall, nämlich daß
Saxophonisten bei Bedarf auch Klarinette spielen, bei nur 43 Prozent der
Blaskapellen vorkommt. Dabei muß man berücksichtigen, daß etwa ein
Drittel der Blaskapellen über keine hauptamtlichen Saxophonisten verfügt.
Der Anteil der Blaskapellen, bei denen es üblich ist, daß Flügelhornisten
bei Bedarf zur Trompete wechseln, liegt sogar bei 82 Prozent. Der
Wechsel vom Tenorhorn oder Bariton zur Posaune wird wegen der
größeren spieltechnischen Unterschiede dagegen nur bei 61 Prozent der
Blaskapellen praktiziert.
Die oben geschilderten Situationen treten vorzugsweise bei moderner
Tanz- und Unterhaltungsmusik auf, wenn Saxophone, Trompeten und
Posaunen obligat besetzt sind, die Klarinetten-, Flügelhorn-, Tenorhorn-
und Baritonstimmen dagegen unbedeutend sind oder teilweise sogar
gänzlich fehlen.
60
Abbildung 32: Mangel- und Überflußinstrumente
Vorhandene aktive Musiker bei den Blaskapellen
zu wenig ausreichend zu viel
Oboe
Fagott
Saxophon
Waldhorn
Kontrabaß oder E-Baß
Flöte
Klarinette
Posaune
Tuba
Schlaginstrumente
Flügelhorn
Trompete
Tenorhorn
Bariton
⇒ Frage 1.1.6.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um Mangelin-
strumente besetzen zu können?
Abbildung 33: Maßnahmen zur Besetzung von Mangelinstrumenten
2%
6%
41%
24%
35%
17%
58%
10%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
keine Antwort
sonstige Antworten
Aushilfen
gezielte Anwerbung von Musikern
gezielte Ausbildung
Anschaffung von Leihinstrumenten
Stimmen umschreiben
keine Maßnahmen
„Kraft Orchesterstruktur sind alle Instrumente besetzt.“31 Dies gilt aller-
dings nur für zwei Prozent der Blaskapellen, wohingegen 58 Prozent
gezwungen sind, die Stimmen der Mangelinstrumente für ausreichend
vorhandene andere Instrumente umzuschreiben. Bei 41 Prozent der
Kapellen ist es üblich, Aushilfen zu nehmen.
31 Anmerkung in einem Fragebogen
61
Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:
• Musiker werden angeregt, auf ein Mangelinstrument umzulernen;
• Notenausgaben werden so ausgewählt, daß keine Mangelinstrumente
erforderlich sind;
• Die Stimmen der Mangelinstrumente werden von gleich gestimmten
anderen Instrumenten übernommen;
• Musiker transponieren die Stimmen von Mangelinstrumenten;
• Mangelinstrumente werden durch Synthesizer ersetzt.
Lediglich zehn Prozent der Blaskapellen unternehmen nichts gegen ihre
Probleme mit Mangelinstrumenten.
⇒ Frage 1.1.7.: Wer bildet Ihre aktiven Musiker aus?
Abbildung 34: Ausbildung der aktiven Musiker
1%
61%
63%
41%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
keine Antwort
Musiker dereigenen Kapelle
freischaffendeMusiklehrer
Musikschule
Nur bei 41 Prozent der Blaskapellen werden aktive Musiker von Musik-
schulen ausgebildet. Der Anteil der Musikschulen am Blasmusikwesen ist
damit verhältnismäßig gering. Erwartungsgemäß hoch ist dagegen mit 61
Prozent der Anteil der Blaskapellen, bei denen Musiker der eigenen
Kapelle, bei denen es sich fast ausschließlich um Laien handelt, für den
Nachwuchs zuständig sind.
Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:
• Freischaffende Musiklehrer sind beim Musikverein angestellt;
• Die Blaskapelle ist Teil einer Musikschule.
62
⇒ Frage 1.1.8.: Welche Schlaginstrumente stehen Ihnen zur Verfügung
und wem gehören diese?
Abbildung 35: Pauken
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Anzahl der Pauken pro Blaskapelle
keine Pauken vorhanden 41%
Pauken im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
47% 1% 8%
Pauken im Eigentum derMusiker
2% 1%
0 2 3 4
Abbildung 36: Drum-set
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Anzahl der Drum-sets pro Blaskapelle
kein Drum-set vorhanden 9%
Drum-set im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
33% 16% 6% 1% 1%
Drum-set im Eigentum derMusiker
15% 12% 5% 1% 1%
0 1 2 3 4 5
Im Jahr 1988 verfügten nur 34 Prozent der Blaskapellen über Pauken,
inzwischen sind es immerhin 59 Prozent. Wie nicht anders zu erwarten,
63
sind die Pauken meist Eigentum der Blaskapelle oder des Musikvereins.
Die Blaskapellen mit drei und vier Pauken rechnen sich zu drei Vierteln
zur Ober- bis Höchststufe bei einer Durchschnittsgröße von 49 aktiven
Musikern.
Im Jahr 1988 war ein Drum-set bei zwei Dritteln der Blaskapellen vorhan-
den. Die Zunahme auf heute 91 Prozent läßt u.a. auf eine Veränderung
des Repertoires hin zu mehr moderner Tanz- und Unterhaltungsmusik
schließen. Erstaunlich ist, daß sich die Mehrzahl der Drum-sets im
Blaskapellen- oder Musikvereinsbesitz befindet.
Abbildung 37a: Kleine Trommel
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
Anzahl der kleinen Trommeln pro Blaskapelle
keine kleine Trommel vorhanden 5%
kleine Trommel im Eigentum derBlaskapelle oder des Musikvereins
20% 20% 12% 7% 2% 1% 1% 1%
kleine Trommel im Eigentum derMusiker
12% 9% 6% 2% 1% 1%
0 1 2 3 4 5 6 78 und mehr
Hat eine Blaskapelle oder ein Musikverein sehr viele kleine Trommeln in
Besitz, läßt dies auf die Existenz eines Trommlerzuges schließen.
Große Trommeln sind fast ausschließlich Eigentum der Blaskapellen und
Musikvereine. 41 Prozent der Blaskapellen verfügen über zwei oder mehr
große Trommeln, wobei man davon ausgehen kann, daß bei diesen
Blaskapellen vielfach eine große Konzerttrommel vorhanden ist.
64
Abbildung 37b: Große Trommel
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Anzahl der großen Trommeln pro Blaskapelle
keine große Trommelvorhanden
1%
große Trommel im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
47% 30% 7% 1%
große Trommel im Eigentumder Musiker
11% 2% 1% 0%
0 1 2 3
Abbildung 37c: Doppelbecken
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Anzahl der Doppelbecken pro Blaskapelle
keine DoppelbeckenTrommel vorhanden
10%
Doppelbecken imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins
48% 29% 4% 2%
Doppelbecken imEigentum der Musiker
4% 3%
0 1 2 3 4
Auch Doppelbecken gehören nahezu immer der Blaskapelle oder dem
Musikverein. 38 Prozent der Blaskapellen verfügen über zwei oder mehr
65
Doppelbecken. Dies legt die Vermutung nahe, daß bei diesen Blaskapel-
len des öfteren große Konzertbecken vorhanden sind.
Aus den Abbildungen 32a bis 32c ist zu erkennen, daß bei Blaskapellen
trotz der zunehmenden Verbreitung von Drum-sets die getrennt gespielte
Grundausstattung aus kleiner Trommel, großer Trommel und Becken nach
wie vor von großer Bedeutung ist. Eine kleine Trommel findet sich bei 95
Prozent, eine große Trommel sogar bei 99 Prozent, Doppelbecken
immerhin bei 91 Prozent der Blaskapellen. Dies liegt mit Sicherheit daran,
daß diese Instrumente für Marschmusik, die im MON einen hohen Stel-
lenwert besitzt, unverzichtbar sind.
Glockenspiel und Lyra sind bei 50 Prozent der Blaskapellen vorhanden
und damit unter den Stabspielen noch am weitesten verbreitet. Dies hat
seine Ursache u.a. in der Verwendung der Lyra in der Marschmusik. Das
Xylophon findet sich dagegen nur bei 28 Prozent, das Marimbaphon nur
bei elf Prozent, das Vibraphon sogar nur bei sieben Prozent der Blaska-
pellen. Wenn Stabspiele vorhanden sind, gehören diese normalerweise
der Blaskapelle oder dem Musikverein.
Abbildung 38a: Glockenspiel oder Lyra
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
kein Glockenspiel/Lyravorhanden
50%
Glockenspiel/Lyra imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins
45%
Glockenspiel/Lyra imEigentum der Musiker
5%
nicht vorhanden vorhanden
66
Abbildung 38b: Xylophon
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
kein Xylophon vorhanden 72%
Xylophon im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
22%
Xylophon im Eigentum derMusiker
6%
nicht vorhanden vorhanden
Abbildung 38c: Marimbaphon
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
kein Marimbaphonvorhanden
89%
Marimbaphon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
9%
Marimbaphon im Eigentumder Musiker
2%
nicht vorhanden vorhanden
67
Abbildung 38d: Vibraphon
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
kein Vibraphon vorhanden 93%
Vibraphon im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
6%
Vibraphon im Eigentum derMusiker
1%
nicht vorhanden vorhanden
Abbildung 39: Anzahl der Stabspiele pro Blaskapelle
1%
4%
2%
1%
1%
2%
17%
1%
3%
22%
47%
0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%
Glockenspiel, Xylophon,Marimbaphon und Vibraphon
Glockenspiel, Xylophon undVibraphon
Glockenspiel, Xylophon undMarimbaphon
Marimbaphon und Vibraphon
Xylophon und Marimbaphon
Glockenspiel undMarimbaphon
Glockenspiel und Xylophon
nur Marimbaphon
nur Xylophon
nur Glockenspiel
keine Stabspiele
Fast der Hälfte aller Blaskapellen, nämlich 47 Prozent, stehen überhaupt
keine Stabspiele zur Verfügung. Der Grund dafür liegt in der Tatsache,
daß nur ein kleiner Teil der Schlagzeuger in der Lage ist, mit Stabspielen
umzugehen, und diese Instrumente daher vielfach erst gar nicht ange-
schafft werden. 26 Prozent der Blaskapellen verfügen wenigstens über ein
68
Stabspiel, wobei es sich dabei meistens um ein Glockenspiel handelt. Die
häufigste Kombination für den Fall, daß zwei Stabspiele zur Verfügung
stehen, ist Glockenspiel und Xylophon. Insgesamt 21 Prozent der Blaska-
pellen, die im Schnitt vier Schlagzeuger bei einer Durchschnittsgröße von
45 aktiven Musikern beschäftigen, können mit zwei Stabspielen aufwarten.
Nur sieben Prozent verfügen über drei und mehr Stabspiele. Diese
Blaskapellen veranstalten jährlich rund zehn Konzerte.
Abbildung 40: Tempelblöcke
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
keine Tempelblöckevorhanden
66%
Tempelblöcke im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
32%
Tempelblöcke im Eigentumder Musiker
2%
nicht vorhanden vorhanden
Daß sämtliche ausgefallenen Schlaginstrumente in der Regel Eigentum
der Blaskapelle oder des Musikvereins sind, bedarf spätestens jetzt keiner
Erwähnung mehr. Die 34 Prozent der Blaskapellen, die über Tempelblök-
ke verfügen, liegen mit durchschnittlich 45 aktiven Musikern deutlich über
dem Durchschnitt des MON.
69
Abbildung 41: Tamtam/Gong
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
kein Tamtam/Gongvorhanden
81%
Tamtam/Gong imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins
18%
Tamtam/Gong imEigentum der Musiker
1%
nicht vorhanden vorhanden
Abbildung 42: Röhrenglocken
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
keine Röhrenglockenvorhanden
88%
Röhrenglocken imEigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
12%
nicht vorhanden vorhanden
70
Ein Tamtam oder Gong findet sich nur bei 19% der Kapellen, welche bei
einer Durchschnittsgröße von 47 aktiven Musikern im Schnitt jährlich etwa
neun Konzerte veranstalten.
Röhrenglocken, die gerade einmal in zwölf Prozent der Blaskapellen
vorkommen, zählen damit gemeinsam mit dem Vibraphon zu den selten-
sten Schlaginstrumenten. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man
bedenkt, wie selten diese teuren Instrumente zum Einsatz kommen.
Die Beliebtheit lateinamerikanischer Musik zeigt sich daran, daß immerhin
46 Prozent der Blaskapellen Bongos zu ihrem Instrumentarium zählen.
Die größeren und teureren Congas sind dagegen mit einem Anteil von 32
Prozent schon erheblich seltener. Die Blaskapellen, die sich auch noch
Timbales leisten, bringen es im Jahr durchschnittlich auf zehn Konzerte.
Dies sind jedoch nur 16 Prozent der Blaskapellen.
Abbildung 43a: Bongos
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
keine Bongos vorhanden 54%
Bongos im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
40%
Bongos im Eigentum derMusiker
6%
nicht vorhanden vorhanden
71
Abbildung 43b: Congas
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
keine Congas vorhanden 68%
Congas im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
27%
Congas im Eigentum derMusiker
5%
nicht vorhanden vorhanden
Abbildung 43c: Timbales
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
keine Timbales vorhanden 84%
Timbales im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
14%
Timbales im Eigentum derMusiker
2%
nicht vorhanden vorhanden
72
Zum Abschluß der Frage 1.1.8. wurde noch nach sonstigen, kleineren
Schlaginstrumenten gefragt. Es machten sich zwar nur 29 Prozent der
Fragebogenausfüller die Mühe, darauf zu antworten, allerdings kam
trotzdem ein stattliches Ergebnis zustande.
Genannt wurden folgende Instrumente (in alphabetischer Reihenfolge):
Afuché, Agogo Bell, Cabasa, Chimes, Claves, Cowbell, Fingerzimbeln,
Guiro, Handtrommel, Holzblocktrommel, Kastagnetten, Klangstäbe,
Kuhglocke, Landsknechtstrommel, Löffel, Maracas, Peitsche, Rainmaker,
Rasseln, Ratsche, Reco-Reco, Röhrentrommel, Roto-Drums, Rumbaku-
geln, Sambapfeife, Schellenkranz, Schlittengeläut, Schüttelrohr, Shaker,
Tamburin, Vibra-Slap, Wood-Block.
Oft wurde auch nur „diverse Rhythmusinstrumente“, „südamerikanische
Effektinstrumente“ oder „alle gängigen Percussioninstrumente“ geschrie-
ben.
Abbildung 44: Vorhandene Schlaginstrumente bei den Blaskapellen
Grundausstattung Stabspiele
Pauken 59% Glockenspiel/Lyra 50%
Drum-set 91% Xylophon 28%
Kleine Trommel 95% Marimbaphon 11%
Große Trommel 99%
Doppelbecken 90%
Vibraphon 7%
Latin-Percussion Sonstige Schlaginstrumente
Bongos 46% Tempelblöcke 34%
Congas 32% Tamtam/Gong 19%
Timbales 16% Röhrenglocken 12%
Schlaginstrumente sind überwiegend Eigentum der Blaskapelle oder des
Musikvereins.
73
⇒ Frage 1.1.9.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, wenn Ihnen
vorgeschriebene Schlaginstrumente nicht zur Verfügung stehen?
Abbildung 45: Maßnahmen gegen fehlende Schlaginstrumente
2%
3%
31%
53%
50%
19%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
keine Antwort
sonstige Antworten
Instrumente anschaffen
Instrumente ausleihen
ähnliche Instrumente verwenden
keine Maßnahmen
19 Prozent der Blaskapellen sehen keinen Bedarf, Maßnahmen gegen
fehlende Schlaginstrumente zu unternehmen. Der Anschaffung teurer und
selten verwendeter Schlaginstrumente wird es meist vorgezogen, ähnlich
klingende Instrumente zu verwenden oder die benötigten Instrumente
auszuleihen.
Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:
• Notenausgaben werden so ausgewählt, daß keine nicht zur Verfügung
stehenden Schlaginstrumente erforderlich sind;
• fehlende Schlaginstrumente werden durch Synthesizer ersetzt.
Zwei Prozent der Blaskapellen, bei welchen es sich ausnahmslos um
symphonische Blasorchester mit einer Besetzung von mindestens 60
aktiven Musikern handelt, sind sogar in der glücklichen Lage, von sich
behaupten zu können, daß „alle von der Partitur geforderten Instrumente
zur Verfügung stehen“.
74
3.1.2. Nebeninstrumente
⇒ Frage 1.2.1.: Welche Nebeninstrumente stehen Ihnen zur Verfügung
und wem gehören diese?
Abbildung 46: Piccoloflöte
0%
10%
20%
30%
40%
50%
Anzahl der Piccoloflöten pro Blaskapelle
keine Piccoloflöte vorhanden 37%
Piccoloflöte im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
14% 5% 1%
Piccoloflöte im Eigentum derMusiker
28% 12% 4%
0 1 2 3
Im Jahr 1988 wurde in nur 44 Prozent der Blaskapellen die Piccoloflöte als
Nebeninstrument eingesetzt, inzwischen ist die Anzahl der Blaskapellen
mit Piccoloflöte auf 63 Prozent angewachsen. Im Gegensatz zu den
Schlaginstrumenten sind die kleinen Nebeninstrumente überwiegend im
Privatbesitz der aktiven Musiker, so auch die Piccoloflöten.
Abbildung 47a: Es-Klarinette
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Anzahl der Es-Klarinetten pro Blaskapelle
keine Es-Klarinette vorhanden 24%
Es-Klarinette im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
14% 8% 1%
Es-Klarinette im Eigentum derMusiker
42% 10% 1%
0 1 2 3
75
In neueren Blasmusikausgaben ist die Es-Klarinette zur Bedeutungslosig-
keit verdammt, da sie, sofern sie nicht sauber gespielt wird, angeblich eine
Belastung für den Gesamtklang darstellt. Doch stellt sich die Frage,
warum dann immer noch 76 Prozent der Blaskapellen an der Es-
Klarinette, die sich ebenso wie die Piccoloflöte überwiegend im Privatbe-
sitz der aktiven Musiker befindet, festhalten, sie teilweise sogar als
Hauptinstrument betrachten.
Abbildung 47b: Baßklarinette
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Anzahl der Baßklarinetten pro Blaskapelle
keine Baßklarinette vorhanden 79%
Baßklarinette im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
11% 1%
Baßklarinette im Eigentum derMusiker
9%
0 1 2
Hier zeigt sich die Tendenz, daß teure Nebeninstrumente häufig den
aktiven Musikern von der Blaskapelle oder dem Musikverein zur Verfü-
gung gestellt werden. 1988 konnte lediglich eine Kapelle mit einem
regulären Baßklarinettisten aufwarten, heute ist die Baßklarinette wenig-
stens schon in 21 Prozent der Blaskapellen vertreten, die bei einer
Durchschnittsgröße von 45 aktiven Musikern im Jahresschnitt rund sieben
Konzerte veranstalten.
76
Abbildung 48a: Sopransaxophon
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Anzahl der Sopransaxophone pro Blaskapelle
kein Sopransaxophonvorhanden
81%
Sopransaxophon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
4%
Sopransaxophon im Eigentumder Musiker
12% 2%
0 1 2
Sopransaxophone sind in Notenausgaben für Blasorchester äußerst
selten besetzt. Meist sind es daher ambitionierte Saxophonisten, die sich
entweder für den Eigenbedarf oder für kammermusikalische Aktivitäten
innerhalb der Blaskapelle ein Sopransaxophon anschaffen. Von den
Blaskapellen verfügen immerhin 18 Prozent über ein Sopransaxophon, bei
etwa der Hälfte dieser Blaskapellen wird das Sopransaxophon auch in
einem Saxophonquartett eingesetzt.
Abbildung 48b: Baritonsaxophon
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Anzahl der Baritonsaxophone pro Blaskapelle
kein Baritonsaxophonvorhanden
66%
Baritonsaxophon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
16%
Baritonsaxophon im Eigentumder Musiker
17% 1%
0 1 2
77
34 Prozent der Blaskapellen verfügen bei einer Durchschnittsgröße von 45
aktiven Musikern über ein Baritonsaxophon. Das heißt jedoch noch lange
nicht, daß diese Kapellen über einen vierstimmigen Saxophonsatz
verfügen. Einen vierstimmigen Saxophonsatz inklusive Baritonsaxophon
können nämlich nur 23 Prozent der Blaskapellen aufbringen. Die Durch-
schnittsgröße dieser Kapellen beträgt 48 aktive Musiker. Genauso wie bei
den Baßklarinetten befindet sich ein relativ großer Anteil der Baritonsaxo-
phone im Besitz der Blaskapellen und Musikvereine.
Untersucht man, wie vielen Blaskapellen überhaupt kein Baßinstrument im
Holzregister, also weder Fagott noch Baßklarinette noch Baritonsaxophon,
zur Verfügung steht, ergibt sich ein Wert von 56 Prozent. Es überrascht
nicht, daß es sich dabei überwiegend um kleinere Blaskapellen mit einer
Durchschnittsgröße von 29 aktiven Musikern handelt, während die
Blaskapellen, die über mindestens eines dieser Instrumente verfügen,
eine Durchschnittsgröße von 43 aktiven Musikern erreichen.
Abbildung 49a: Piccolotrompete
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
Anzahl der Piccolotrompeten pro Blaskapelle
keine Piccolotrompetevorhanden
76%
Piccolotrompete im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins
1%
Piccolotrompete im Eigentumder Musiker
16% 7%
0 1 2
Die Piccolotrompete, die schwerpunktmäßig in der Blechbläserkammer-
musik eingesetzt wird, ist im Blasmusikbereich ebenso wie das Sopransa-
xophon als Nebeninstrument ambitionierter Laienmusiker zu betrachten.
Allerdings verfügen immerhin 24 Prozent der Blaskapellen über eine
Piccolotrompete. Bei 90 Prozent dieser Blaskapellen wird die Piccolotrom-
pete auch für Blechbläserkammermusik verwendet.
78
Abbildung 49b: Kornett
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Anzahl der Kornette pro Blaskapelle
kein Kornett vorhanden 90%
Kornett im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
1%
Kornett im Eigentum derMusiker
4% 2% 2% 1%
0 1 2 3 15 (Brass
Band)
In internationalen Blasmusikausgaben kommt dem Kornett die Rolle als
führendes Melodieinstrument des Blechregisters zu, eine Aufgabe, die
nach deutscher Tradition dem Flügelhorn obliegt. Daher ist das Kornett
hierzulande unbedeutend. In nur zehn Prozent der Blaskapellen sind
Kornette vorhanden, die sich jedoch fast ausschließlich im Privatbesitz
von aktiven Musikern befinden. Ganz anders zeigt sich die Situation in der
einzigen erfaßten Brass Band, in der 15 Kornette besetzt sind.
Abbildung 50: Baßtrompete oder Baßflügelhorn
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Anzahl der Baßtrompeten pro Blaskapelle
keine Baßtrompete vorhanden 82%
Baßtrompete im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
1%
Baßtrompete im Eigentum derMusiker
10% 6% 1%
0 1 2 4
Baßtrompete und Baßflügelhorn werden vornehmlich in der bayerischen
Volksmusik eingesetzt. Dadurch wird verständlich, daß 18 Prozent der
79
Blaskapellen über diese Instrumente, die sich nahezu vollständig im
Eigentum der aktiven Musiker befinden, verfügen. Bei 75 Prozent der
Blaskapellen, in denen eine oder mehrere Baßtrompeten oder Baßflügel-
hörner vorhanden sind, existiert entweder eine Tanzlmusi oder eine
„altbairische“ Blasmusikbesetzung.
Abbildung 51: Baßposaune
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
Anzahl der Baßposaunen pro Blaskapelle
keine Baßposaune vorhanden 77%
Baßposaune im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins
2%
Baßposaune im Eigentum derMusiker
19% 2%
0 1 2
Im Blasorchester erfordert die Stimme der dritten Posaune normalerweise
keine Baßposaune. Daher besitzen auch nur zwei Prozent der Blaskapel-
len und Musikvereine ein solches Instrument, während in 21 Prozent der
Blaskapellen mindestens eine Baßposaune im Eigentum eines aktiven
Musikers zu finden ist.
Die Nebeninstrumente Englischhorn, Altklarinette, Bassetthorn, Kontrafa-
gott und Wagnertuba sind in den Blaskapellen des MON so gut wie gar
nicht vorhanden und wurden deshalb nicht eigens aufgeführt. Über eine
Kontrabaßklarinette verfügt keine einzige Blaskapelle.
Zum Abschluß der Frage 1.2.1. wurde noch nach sonstigen Nebeninstru-
menten gefragt. Genannt wurden folgende Instrumente, bei denen es sich
fast größtenteils um Haupt- oder Zusatzinstrumente handelt, die von
einem aktiven Musiker als Zweitinstrument gespielt werden:
Alphorn, Tenor- und Baßflöte, Alt- und Tenorsaxophon, Es-Trompete,
Kontrabaß, E-Baß, Gitarre, E-Gitarre, Harfe, Klavier, Keyboard, Synthesi-
zer, usw.
80
Abbildung 52: Vorhandene Nebeninstrumente bei den Blaskapellen
Holzblasinstrumente Blechblasinstrumente
Piccoloflöte 63% Baßklarinette 21% Piccolotrompete 24%
Englischhorn 3% Kontrabaßklarinette 0% Kornett 10%
Es-Klarinette 76% Kontrafagott 1% Wagnertuba 3%
Altklarinette 1% Sopransaxophon 18% Baßtrompete oder
Baßflügelhorn
18%
Bassetthorn 2% Baritonsaxophon 34% Baßposaune 23%
Nebeninstrumente befinden sich größtenteils im Privatbesitz der Musiker.
⇒ Frage 1.2.2.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um nicht zur
Verfügung stehende Nebeninstrumente besetzen zu können?
Abbildung 53: Maßnahmen zur Besetzung von Nebeninstrumenten
3%
1%
29%
8%
11%
12%
55%
29%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
keine Antwort
sonstige Antworten
Aushilfen
gezielte Anwerbung von Musikern
Instrumente anschaffen
Instrumente ausleihen
Stimmen umschreiben
keine Maßnahmen
Um nicht zur Verfügung stehende Nebeninstrumente besetzten zu
können, bieten sich ähnliche Maßnahmen wie bei Mangelinstrumenten an.
Bei 29 Prozent der Blaskapellen wird anscheinend schon bei der Litera-
turauswahl berücksichtigt, welche Nebeninstrumente vorhanden sind.
Andernfalls werden die Stimmen der fehlenden Nebeninstrumente für
vorhandene Instrumente umgeschrieben oder Aushilfen engagiert.
Lediglich bei drei Prozent der Kapellen stehen alle gängigen Nebenin-
strumente zur Verfügung.
81
3.1.3. Zusatzinstrumente
⇒ Frage 1.3.: Welche Zusatzinstrumente haben Sie gelegentlich schon
eingesetzt?
Abbildung 54: Zusatzinstrumente
20%
30%
12%
59%
30%
17%
4%
11%
37%
14%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%
sonstige Antworten
keine Antwort
Harfe
E-Baß
E-Gitarre
Gitarre
Akkordeon
Synthesizer
Keyboard
Klavier
Während nur ein äußerst geringer Teil der Blaskapellen über einen
„hauptamtlichen“ E-Bassisten verfügt, ist der Anteil der Kapellen, die
schon gelegentlich einen E-Baß eingesetzt haben, mit 59 Prozent recht
hoch. Bei diesen Blaskapellen existiert zum Großteil eine Big Band,
Tanzcombo oder ähnliche Besetzung. Das gleiche gilt für die Zusatz-
instrumente E-Gitarre, Klavier, Keyboard und Synthesizer. Wenn dagegen
Gitarre, Harfe oder Akkordeon angegeben wurden, wird meistens auch in
einer Tanzlmusi musiziert.
An sonstigen Zusatzinstrumenten wurden Blockflöte, Panflöte, Melodika,
Mundharmonika, steirische Harmonika, Banjo, Kontrabaß, Celesta,
Schreibmaschine und nicht zuletzt die menschliche Stimme genannt. Die
mehrmalige Nennung der Zither läßt auf ein konkretes Stück schließen,
nämlich auf den Konzertwalzer „G’schichten aus dem Wienerwald“ von
Johann Strauß (Sohn).
82
3.2. Besetzungen der Blaskapellen des MON
Die Fragen 2.1. bis 2.3. des Fragebogens beschäftigen sich mit den
Besetzungen der Blaskapellen des MON. Insgesamt 30 verschiedene
Besetzungen stehen zur Auswahl. Es wird untersucht, welche Besetzun-
gen am häufigsten vorkommen und in wie vielen unterschiedliche Beset-
zungen im Schnitt innerhalb einer Blaskapelle regelmäßig musiziert wird.
Dadurch läßt sich ein Eindruck von der Besetzungsvielfalt in den Blaska-
pellen gewinnen.
⇒ Frage 2.1.: In welchen Besetzungen wird bei Ihnen regelmäßig
musiziert?
3.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen
Abbildung 55a: Bevorzugte Holzbläserbesetzungen
42%
2%
7%
7%
6%
3%
20%
49%
12%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
keine Antwort
8) größere Holzbläserensembles
7) Holzbläserquintett
6) Holzbläserquartett
5) Holzbläsertrio
4) Holzbläserduo
3) Saxophonduo, -trio, -quartett, usw.
2) Klarinettenduo, -trio, -quartett, usw.
1) Flötenduo, -trio, -quartett, usw.
Das Quartett ist die gebräuchlichste Besetzungsform der Kammermusik
für Bläser. Deutlich erkennbar ist, daß im Holzbläserbereich bevorzugt
innerhalb einer Instrumentenfamilie musiziert wird, während Holzbläserbe-
setzungen mit unterschiedlichen Instrumenten relativ selten sind. In fast
der Hälfte aller Blaskapellen musiziert man regelmäßig mit einem Klari-
nettenensemble, ist eine Baßklarinette vorhanden, liegt dieser Wert sogar
bei 61 Prozent. In der kammermusikalischen Dominanz der Klarinetten
spiegelt sich das zahlenmäßige Verhältnis der Instrumentenfamilien
zueinander wider. So wird nur in 20 Prozent der Blaskapellen regelmäßig
83
Saxophonensemble gespielt, u.a. deshalb, weil viele Blaskapellen nicht
genügend Saxophonisten haben. In Blaskapellen, die über ein Baritonsa-
xophon verfügen, wird dagegen zu 43 Prozent regelmäßig mit einem
Saxophonensemble musiziert.
Abbildung 55b: Anzahl der Holzbläserbesetzungen
42%
29%
14%
9%
2% 1% 1%0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
0 1 2 3 4 5 6
Anzahl der reinen Holzbläserbesetzungen pro Blaskapelle
In nur 58 Prozent der Blaskapellen wird in reinen Holzbläserbesetzungen
gespielt. Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. In vielen Blaskapellen
besteht überhaupt kein Interesse an kammermusikalischer Betätigung. Oft
stehen nicht genügend Holzbläser zur Verfügung, zudem fehlt es häufig
entweder an den vielfach benötigten Baßinstrumenten des Holzregisters
oder an geeignetem Notenmaterial. Außerdem wird die Möglichkeit,
Auftritte auch einmal mit einem Holzbläserensemble zu bestreiten, nur
selten wahrgenommen. Im Schnitt wird pro Blaskapelle nur in einer reinen
Holzbläserbesetzung regelmäßig musiziert.
3.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen
Hinsichtlich der Blechbläser liegt der Schwerpunkt eindeutig bei Beset-
zungen, die aus Instrumenten unterschiedlicher Instrumentenfamilien
bestehen, wodurch sich ein größerer Tonumfang abdecken läßt, vor allem
bei Blechbläserquartett und -quintett sowie bei größeren Blechbläseren-
sembles. Es gibt besonders im geistlichen Bereich eine ganze Reihe von
Spielgelegenheiten, die traditionell diesen Besetzungen vorbehalten sind.
84
Abbildung 56a: Bevorzugte Blechbläserbesetzungen
18%
4%
30%
50%
54%
7%
4%
3%
4%
15%
9%
26%
17%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%
keine Antwort
20) Brass Band
19) größere Blechbläserensembles
18) Blechbäserquintett
17) Blechbäserquartett
16) Blechbäsertrio
15) Blechbäserduo
14) Alphornduo, -trio, -quartett
13) Tubaduo, -trio, -quartett, usw.
12) Posaunenduo, -trio, -quartett, usw.
11) Waldhornduo, -trio, -quartett, usw.
10) Trompetenduo, -trio, -quartett, usw.
9) Flügelhornduo
Die relative Häufigkeit von Trompetenensembles ist nur durch den sehr
hohen Anteil der Trompeten in den Blaskapellen zu erklären. Auch das
Weisenblasen mit zwei Flügelhörnern ist weit verbreitet. Mit Posaunenen-
sembles wird nur in 15 Prozent der Blaskapellen regelmäßig musiziert. Ist
eine Baßposaune vorhanden, liegt dieser Wert dagegen bei 35 Prozent.
Abbildung 56b: Anzahl der Blechbläserbesetzungen
18%
27%
20%
13%12%
4%2%
1%2%
1% 1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Anzahl der reinen Blechbläserbesetzungen pro Blaskapelle
85
In 82 Prozent aller Blaskapellen wird in reinen Blechbläserbesetzungen
musiziert. Zum einen können diese Besetzungen in Bayern auf eine lange
Tradition zurückblicken32, zum andern haben die professionellen interna-
tionalen Blechbläserensembles aufgrund ihres großen Erfolges auch im
Laienbereich viele Nachahmer gefunden und so einen wichtigen Beitrag
zur Pflege der Kammermusik geleistet. Im Schnitt wird pro Blaskapelle
regelmäßig in zwei unterschiedlichen Blechbläserbesetzungen musiziert.
3.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen
Reine Schlaginstrumentenbesetzungen (Nr. 21) sind nur bei sieben
Prozent der Blaskapellen üblich. Immerhin 50 Prozent dieser Blaskapellen
verfügen über mindestens zwei Stabspiele. Interessant ist, daß in allen
Musikschulblasorchestern regelmäßig in reinen Schlaginstrumentenbeset-
zungen musiziert wird.
3.2.4. Gemischte Besetzungen
Abbildung 57a: bevorzugte gemischten Besetzungen
1%
22%
13%
43%
30%
42%
23%
97%
24%
28%
0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%
keine Antwort (Brass Band)
30) Big Band
29) Tanzcombo, -kapelle, -orchester
28) Böhmische Blasmusik
27) "Altbairische" Blasmusik
26) Tanzlmusi
25) Symphonisches Blasorchester
24) Blaskapelle
23) größere Bläserensembles
22) Bläserduo, -trio, -quartett, -quintett
Gemischte Kammermusikbesetzungen, die verschiedene Instrumenten-
gruppen miteinander vereinigen, sind im Blasmusikbereich wesentlich
seltener zu finden als reine Holz- oder Blechbläserbesetzungen. Die
überwältigende Mehrheit von 97 Prozent spielt gewöhnlich in der typi-
schen Blaskapellenbesetzung, deren Merkmale in Unterabschnitt 2.2.4.
32 Vgl. Masel, 1989, S. 138
86
ausführlich beschrieben sind. 23 Prozent der Blaskapellen glauben von
sich, die Kriterien für ein symphonisches Blasorchester zu erfüllen. Dies
zeugt von einer Fehleinschätzung ihrer Voraussetzungen. Aufgrund ihrer
Angaben im Fragebogen können davon nämlich nur zehn Prozent wirklich
als symphonisches Blasorchester bezeichnet werden, bezogen auf die
Gesamtzahl aller erfaßten Blaskapellen sind dies nur zwei Prozent.
Sieben Prozent der Blaskapellen sind nicht weit davon entfernt, die
Kriterien zu erfüllen. Bei ihnen reicht es meist, einige wenige Aushilfen zu
engagieren oder ein Schlaginstrument auszuleihen.
Erfreulich ist der hohe Anteil der Volksmusikbesetzungen. Stark vertreten
sind mit einem Anteil von 22 Prozent auch Big Bands.
Abbildung 57b: Anzahl der gemischten Besetzungen
1%
20%19%
15%
25%
9%7%
2% 2%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
0(BrassBand)
1 2 3 4 5 6 7 8
Anzahl der gemischten Besetzungen pro Blaskapelle
Im Schnitt wird pro Blaskapelle regelmäßig in drei unterschiedlichen
gemischten Besetzungen musiziert.
87
Abbildung 58: Gesamtzahl der Besetzungen
9%
4%
14%
9%
12%11%
9%
5%4% 4%
15%
3%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 bis15
16und
mehr
Gesamtzahl der unterschiedlichen Besetzungen pro Blaskapelle
In nur 9 Prozent der Blaskapellen existieren keine Untergruppen der
großen Besetzung. Im Schnitt wird pro Blaskapelle zusätzlich zur Ge-
samtbesetzung noch in sechs anderen Besetzungen regelmäßig musi-
ziert. 18 Prozent der Blaskapellen nennen sogar mehr als zehn verschie-
dene Besetzungen.
⇒ Frage 2.2.: Finden bei Ihnen regelmäßig Satz- bzw. Registerproben
statt?
Satz- und Registerproben werden nur von 53 Prozent der Blaskapellen
durchgeführt, hauptsächlich zur Vorbereitung von Konzerten.
⇒ Frage 2.3.: Wird bei Ihnen auch in speziellen Jugendgruppen musi-
ziert?
Blaskapellen leisten einen wichtigen Beitrag zur musikalischen Jugendar-
beit. In 68 Prozent der Blaskapellen sind spezielle Jugendgruppen üblich.
88
3.3. Repertoire der Blaskapellen des MON
Die Fragen 3.1. bis 3.6. des Fragebogens untersuchen das Repertoire der
Blaskapellen des MON. Dafür wird analysiert, welche der insgesamt 48
zur Auswahl stehenden Repertoirebereiche am stärksten vertreten sind
und wie viele unterschiedliche Bereiche im Schnitt das Repertoire der
befragten Blaskapellen umfaßt. Mittels der dadurch gewonnenen Erkennt-
nisse läßt sich die Vielseitigkeit des Repertoires der Blaskapellen beurtei-
len.
⇒ Frage 3.1.: Welche Arten von Musik haben Sie im gängigen Repertoire
aller Ihrer verschiedenen Besetzungen?
3.3.1. Geistliche Musik
Abbildung 59a: Schwerpunkte des geistlichen Repertoires
1%
20%
40%
32%
81%
81%
79%
31%
23%
89%
78%
61%
22%
93%
7%
88%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
keine Antwort
15) Spirituals und Gospels
14) geistliche Vortragsstücke
13) Choralvorspiele
12) Prozessionsmärsche
11) Trauermärsche
10) Trauerchoräle
9) Bachchoräle
8) Rhythmuslieder
7) Weihnachtslieder
6) Adventslieder
5) Martinslieder
4) geistliche Volkslieder
3) Messen
2) Kirchenlieder aus dem evangelischen Gesangbuch
1) Kirchenlieder aus dem Gotteslob
Aus diesem Ergebnis läßt sich eindrucksvoll die große Bedeutung der
Zusammenarbeit von Blasmusik und katholischer Kirche ablesen, wäh-
rend die evangelische Kirche in musikalischer Hinsicht durch die Posau-
nenchöre ausreichend versorgt zu sein scheint. Der enorme Anteil der
Messen am Repertoire der Blaskapellen läßt sich konkret mit einem
einzelnen Werk in Verbindung bringen, nämlich der „Schubert-Messe“.
Aus der Dominanz der Repertoirebereiche Kirchenlieder, Messen, Ad-
89
vents- und Weihnachtslieder, Trauerchoräle sowie Trauer- und Prozessi-
onsmärsche lassen sich Rückschlüsse auf die typischen Spielgelegen-
heiten ziehen. Überraschend hoch ist der Prozentsatz der Blaskapellen,
die Martinslieder zu ihrem Repertoire zählen. Unerwartet niedrig dagegen
ist angesichts der hervorragenden Eignung für Bläser der Anteil der
Rhythmuslieder, Gospels und Spirituals. Insbesondere für Rhythmuslieder
gibt es anscheinend zu wenig gelungene Blasmusikausgaben. Arrange-
ments von Spirituals und Gospels für Blasorchester wurden von den
Fragebogenausfüllern, sofern diese sich überhaupt im klaren waren, daß
es sich dabei um geistliche Musik handelt, vermutlich oft der konzertanten
geistlichen Musik zugeordnet. Unter den sonstigen Antworten sind
Requien (z.B. von Julius Fucik) und Chorsätze mit Bläserbegleitung
erwähnenswert.
Abbildung 59b: Umfang des geistlichen Repertoires
1%0%
1% 1%
6%5%
9%
14%15%
18%
8% 8%
4%5%
4%
1%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Anzahl der Repertoirebereiche der geistlichen Musik pro Blaskapelle
99 Prozent aller Blaskapellen zählen geistliche Musik zu ihrem Repertoire!
Im Schnitt wurden pro Blaskapelle acht Repertoirebereiche genannt.
90
3.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik
Abbildung 60a: Schwerpunkte des Repertoires der Tanz-, Unterhal-
tungs- und Gelegenheitsmusik
1%
70%
98%
57%
81%
84%
7%
46%
47%
89%
43%
86%
0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%
keine Antwort
26) einfache Vortragsstücke
25) Straßenmärsche
24) Rock- und Popmusik
23) Schlager
22) Stimmungsmusik
21) Jazz
20) Big-Band-Literatur
19) Turniertänze
18) Böhmische Blasmusik
17) Weisen und Jodler
16) Bayerische Volksmusik
Nachdem bereits 97 Prozent der erfaßten Mitgliedskapellen des MON für
ihre Besetzung den Begriff „Blaskapelle“ angegeben haben, war zu
erwarten, daß die traditionelle Blasmusik, nämlich bayerische Volksmusik,
böhmische Blasmusik, Stimmungsmusik und allen voran Straßenmärsche,
die größte Bedeutung im Repertoire besitzt. Aus dem Bereich der moder-
nen Tanz- und Unterhaltungsmusik erzielen einzig die Schlager vergleich-
bar hohe Werte. Die Straßenmärsche erzielen mit 98 Prozent sogar den
höchsten vorkommenden Prozentsatz überhaupt. Dadurch kann man
verstehen, wo die Behauptung „Blasmusik ist gleich Marschmusik“, die
natürlich überhaupt nicht haltbar ist und nur von mangelnder Kenntnis
zeugt, ihre Ursache hat. Ein Beleg für die Verwurzelung der Blaskapellen
in der bayerischen Volksmusik ist auch die Beliebtheit von Weisen und
Jodlern, die im Repertoire von 43 Prozent der Blaskapellen vertreten sind.
Nur fünf Prozent spielen weder bayerische Volksmusik noch böhmische
Blasmusik. Der Anteil des Jazz ist mit 7 Prozent erwartungsgemäß gering.
91
Abbildung 60b: Umfang des Repertoires der Tanz-, Unterhaltungs-
und Gelegenheitsmusik
1%0%
1%
3%
7% 7%
15%
19% 19%20%
7%
1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Anzahl der Repertoirebereiche der Tanz-, Unterhaltungs- und Gelegenheitsmusikpro Blaskapelle
Tanz- und Unterhaltungs- sowie Gelegenheitsmusik gehört bei 99 Prozent
der Blaskapellen zum Repertoire! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle
sieben Repertoirebereiche genannt.
3.3.3. Konzertante Musik
Wenn man regelmäßig Blasmusikkonzerte besucht oder zumindest die
Konzertprogramme studiert, sind die Schwerpunkte des konzertanten
Repertoires, die sich hier zeigen, keineswegs eine Überraschung, sondern
entsprechen vollkommen den Erwartungen. Bezeichnend für den hohen
Stellenwert der traditionellen Blasmusik ist die Tatsache, daß die Kon-
zertmärsche mit einem Anteil von 93 Prozent den führenden Bereich des
konzertanten Repertoires darstellen. Der niedrige Wert der Kammermusik
zeugt von Verständnisproblemen bezüglich dieses Begriffs. Angesichts
der Vielzahl der genannten Kammermusikbesetzungen müßte dieser
Repertoirebereich eigentlich stärker vertreten sein. Unter den sonstigen
Antworten sind konzertante Blasorchesterbearbeitungen von Swing und
lateinamerikanischer Musik erwähnenswert.
92
Abbildung 61a: Schwerpunkte des konzertanten Repertoires
2%
75%
20%
81%
63%
60%
30%
50%
93%
86%
41%
26%
12%
77%
14%
26%
58%
72%
88%
78%
24%
44%
12%
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
keine Antwort
48) aus Filmen
47) aus Balletten
46) aus Musicals
45) aus Operetten
Suiten, Auszüge oder Querschnitte: 44) aus Opern
43) folkloristische Werke
42) symphonische Tänze
41) Konzertmärsche
40) Konzertwalzer, -polkas, -polonaisen u.ä.
39) Tänze und Tanzsuiten aus Renaissance, Barock und Klassik
38) Werke für Chor und Blasorchester
37) Werke mit Gesangssolisten
36) Werke mit Instrumentalsolisten
35) Symphonien und andere größere symphonische Werke
34) Orchestersuiten
33) Programmusik
32) Konzertstücke (Rhapsodien, Fantasien, Intermezzi u.ä.)
31) Eröffnungsstücke, Vorspiele, Ouvertüren
30) festlich-feierliche Musik
29) Bearbeitungen von Chor- und Orgelwerken
28) konzertante geistliche Musik
27) Kammermusik
93
Abbildung 61b: Umfang des konzertanten Repertoires
2%
12%
28%
39%
16%
3%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 und mehr
Anzahl der Repertoirebereiche der konzertanten Musik pro Blaskapelle
98 Prozent der Blaskapellen rechnen konzertante Musik zu ihrem Reper-
toire! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle elf Repertoirebereiche genannt.
Abbildung 62: Gesamtumfang des Repertoires
1%
5%
17%
24%
19%
21%
10%
2%1%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
wenigerals 11
11 bis15
16 bis20
21 bis25
26 bis30
31 bis35
36 bis40
41 bis45
46 undmehr
Gesamtzahl der Repertoirebereiche pro Blaskapelle
Im Schnitt wurden pro Blaskapelle 27 Repertoirebereiche genannt.
Dreizehn Prozent der Blaskapellen kreuzten sogar mehr als drei Viertel
aller zur Auswahl stehenden Repertoirebereiche an.
94
⇒ Frage 3.2.: Wie ist in Ihren Konzertprogrammen das Verhältnis
zwischen Bearbeitungen und Originalkompositionen für Blasorchester?
Abbildung 63: Originalkompositionen und Bearbeitungen
überwiegend Bearbeitungen
32%
ausgeglichenes Verhältnis
54%
überwiegend Original-
kompositionen11%
keine Antwort3%
Dieses Ergebnis bestätigt die Gleichberechtigung von Originalkompositio-
nen und Bearbeitungen für Blasorchester. Es läßt sich sogar ein leichtes
Übergewicht der Bearbeitungen feststellen.
⇒ Frage 3.3.: Studieren Sie regelmäßig die Kataloge mit den Neuer-
scheinungen und hören Sie sich die Demo-CDs der Musikverlage an?
Diese Frage wurde erfreulicherweise von 92 Prozent der Blaskapellen
positiv beantwortet.
⇒ Frage 3.4.: Erweitern und aktualisieren Sie Ihr Repertoire regelmäßig
durch Neuanschaffung von Noten?
Diese Frage wurde sogar von 99 Prozent der Blaskapellen positiv beant-
wortet.
95
⇒ Frage 3.5.: Umfaßt Ihr Repertoire auch eigene Bearbeitungen bzw.
Kompositionen?
Abbildung 64: eigene Bearbeitungen und Kompositionen
eigene Bearbeitungen
38%
eigene Kompositionen
6%eigene
Bearbeitungen und
Kompositionen12%
keine Antwort44%
Bei mehr als der Hälfte der Blaskapellen ist es üblich, nicht nur aus
käuflichen Notenmaterial zu spielen, sondern Noten selbst zu schreiben.
In fast einem Fünftel der Blaskapellen sind Dirigenten oder aktive Musiker
auch kompositorisch tätig.
⇒ Frage 3.6.: Welche Repertoirebereiche können Sie aufgrund von nicht
erhältlichem geeignetem Notenmaterial nicht realisieren?
Unter den Antworten auf diese Frage sind folgende zu erwähnen:
• alle Werke, bei denen unbedingt Saxophone und Waldhörner ge-
braucht werden;
• Werke der Oberstufen für kleine Besetzungen;
• Werke für Chor und Blasorchester;
• alles, was nicht erhältlich ist, wird selbst arrangiert.
96
3.4. Spielgelegenheiten der Blaskapellen des MON
Die Fragen 4.1. bis 4.5. des Fragebogens befassen sich mit den Spielge-
legenheiten der Blaskapellen des MON. Es soll herausgefunden werden,
welche der 26 zur Auswahl stehenden Spielgelegenheiten für die Blaska-
pellen am bedeutsamsten sind und welche Bandbreite an Spielgelegen-
heiten eine Blaskapelle im Durchschnitt wahrnimmt. Außerdem wird
untersucht, welche der insgesamt sechzehn verschiedenen Konzerttypen
von den Blaskapellen bevorzugt werden. Die Auswertung wird zeigen, wie
sehr die Blaskapellen in das öffentliche und private Leben ihrer Gemein-
den eingebunden sind.
⇒ Frage 4.1.: Bei welchen Spielgelegenheiten treten Sie mit allen Ihren
verschiedenen Besetzungen auf bzw. sind Sie schon aufgetreten?
3.4.1. Geistliche Anlässe
Abbildung 65a: Häufigkeit der geistlichen Spielanlässe
2%
68%
65%
91%
44%
12%
28%
88%
64%
84%
94%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
keine Antwort
10) Adventssingen
9) Martinszüge
8) Prozessionen
7) Maiandachten
6) Passionssingen
5) Wallfahrten
4) Beerdigungen
3) Trauungen und Taufen
2) Feldmessen
1) Gottesdienste
Nach Betrachtung der Schwerpunkte des geistlichen Repertoires der
Blaskapellen war es abzusehen, daß die typischen Spielgelegenheiten
aus geistlichen Anlässen Gottesdienste, Feldmessen und Prozessionen
sind. Ebenfalls von großer Bedeutung, jedoch eine Domäne der Blechblä-
serbesetzungen, sind vor allem Beerdigungen, aber auch Trauungen und
Taufen. Gefragt ist die Mitwirkung von Bläsergruppen ferner bei Maian-
97
dachten und Adventssingen. Überraschend und erfreulich zugleich ist der
hohe Anteil der Blaskapellen, die sich durch die wohl meist unentgeltliche
musikalische Umrahmung von Martinszügen für Kindergärten und Grund-
schulen ihrer Gemeinden engagieren. Unter den sonstigen Antworten sind
Bergmessen, Jahrtage der Vereine und Weihnachtsanblasen erwähnens-
wert.
Abbildung 65b: Anzahl der geistlichen Spielanlässe
2%1%
5%
3%
7%
12%
19% 19%
16%
11%
5%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Anzahl der Spielgelegenheiten aus geistlichen Anlässen pro Blaskapelle
98 Prozent der Blaskapellen treten im Rahmen geistlicher Anlässe auf! Im
Schnitt wurden pro Blaskapelle sechs verschiedene Spielgelegenheiten
genannt.
3.4.2. Weltliche Anlässe
Angesichts der durchwegs hohen Werte, sollen hier nur die beachtet
werden, die geringer ausfallen. Ob Parteien selten Blaskapellen engagie-
ren oder ob sich einige Blaskapellen nicht für parteipolitische Zwecke
einspannen lassen wollen, sei dahingestellt. Daß nur 39 Prozent der
Blaskapellen bereits bei Rundfunk- und Fernsehsendungen mitgewirkt
haben, entspricht ganz den Erwartungen. 30 Prozent der Mitgliedskapel-
len des MON haben noch nie an einem Wertungsspiel des Musikbundes
teilgenommen, über die Gründe dafür kann nur gemutmaßt werden. Die
Teilnahme an Wertungsspielen ist unabhängig von der Anzahl der Kon-
zerte und Auftritte. Immerhin 34 Prozent der Blaskapellen spielen zum
98
Volkstanz auf, sogar 40 Prozent bei anderen Tanzveranstaltungen. Die mit
jeweils 98 Prozent extrem hohen Werte für Festzüge und Ständchen sind
ein erneuter Beleg für die Bedeutung der traditionellen Funktion der
Blaskapellen. Unter den sonstigen Antworten sind Auftritte im Ausland im
Rahmen von Folkloreveranstaltungen und Städtepartnerschaften erwäh-
nenswert.
Abbildung 66a: Häufigkeit der weltlichen Spielanlässe
1%
98%
40%
34%
89%
98%
70%
89%
39%
91%
73%
57%
87%
91%
89%
96%
93%
0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%
keine Antwort
26) Ständchen
25) andere Tanzveranstaltungen
24) Volkstänze
23) Bierzeltmusik
22) Festzüge
21) Wertungsspiele
20) Musikfeste
19) Rundfunk- und Fernsehsendungen
18) von Familien
17) von Gewerbetreibenden oder Firmen
16) von Parteien
15) von Gemeinden und anderen politischen Körperschaften
14) von Pfarrgemeinden
13) des örtlichen Brauchtums
12) von anderen Vereinen
Veranstaltungen und Feste: 11) der Blaskapelle/des Musikvereins
Abbildung 66b: Anzahl der weltlichen Spielanlässe
1% 1% 1%
4%
2%
6%
4%
13%14%
19%
17%
12%
6%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
0 1 bis5
6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Anzahl der Spielgelegenheiten aus weltlichen Anlässen pro Blaskapelle
99
99 Prozent der Blaskapellen treten im Rahmen weltlicher Anlässe auf! Im
Schnitt wurden pro Blaskapelle zwölf verschiedene Spielgelegenheiten
genannt.
Abbildung 67: Gesamtzahl geistlicher und weltlicher Spielanlässe
1% 1%
6%
12%
41%38%
1%0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
45%
0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 undmehr
Gesamtzahl der Spielgelegenheiten aus geistlichen und weltlichen Anlässenpro Blaskapelle
99 Prozent der Blaskapellen treten sowohl im Rahmen geistlicher als auch
weltlicher Anlässe auf! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle 19 verschiedene
Spielgelegenheiten genannt. 39 Prozent der Blaskapellen kreuzten sogar
mehr als drei Viertel der zur Auswahl stehenden Spielgelegenheiten an.
3.4.3. Konzerte
Trotz des hohen Anteils der Blaskapellen, in denen Kammermusikgruppen
bestehen, veranstalten nur ein Prozent der Blaskapellen Kammerkonzerte,
die von diesen Ensembles allein bestritten werden. Meist treten diese
Formationen im Rahmen von Konzerten der großen Besetzung auf.
Gewöhnliche weltliche Konzerte veranstalten nahezu alle Blaskapellen,
geistliche Konzerte lediglich 40 Prozent. Bei nur 22 Prozent der Blaska-
pellen werden die Konzertprogramme nach thematischen Gesichtspunk-
ten zusammengestellt. An Gemeinschaftskonzerten mit anderen Blaska-
pellen haben bereits 58 Prozent mitgewirkt, Stand- oder Freiluftkonzerte,
für die Blaskapellen gewissermaßen prädestiniert sind, sind bei 80
Prozent der Blaskapellen üblich. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch
Konzertreisen ins In- und Ausland. Mit einem Anteil von nur sieben
100
Prozent stellen Konzerte mit Rundfunk- bzw. Fernsehübertragung nach
wie vor eine Besonderheit dar. Erwähnenswert ist das Engagement der
Blaskapellen für wohltätige Zwecke: Fast ein Viertel der Blaskapellen ist
bereits im Rahmen von Benefizkonzerten aufgetreten.
Abbildung 68a: Bevorzugte Konzerttypen
2%
27%
24%
38%
80%
7%
34%
58%
9%
23%
6%
6%
16%
22%
96%
40%
1%
0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%
keine Antwort
16) Konzertreisen im Ausland
15) Konzertreisen im Inland
14) Kurkonzerte
13) Stand- oder Freiluftkonzerte
12) Konzerte mit Rundfunk- oder Fernsehübertragung
11) Gemeinschaftskonzerte mit anderen Musikgruppen
10) Gemeinschaftskonzerte mit anderen Blaskapellen
9) Konzerte mit Gastsolisten
8) Benefizkonzerte
7) Wunschkonzerte
6) Faschingskonzerte
5) Kinder- oder Jugendkonzerte
4) Konzerte mit thematischen Programmen
3) gewöhnliche weltliche Konzerte
2) geistliche Konzerte/Kirchenkonzerte
1) Kammerkonzerte
Abbildung 68b: Anzahl der Konzerttypen
2%
8% 8%
12%
18%17%
13%
7%6%
5%
1%
3%
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
16%
18%
20%
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11und
mehr
Anzahl der verschiedenen Konzerttypen pro Blaskapelle
101
98 Prozent der Blaskapellen veranstalten Konzerte oder wirken zumindest
bei Konzerten mit. Im Schnitt wurden pro Blaskapelle fünf verschiedene
Konzerttypen genannt.
⇒ Frage 4.2.: Wie viele Konzerte veranstalten Sie durchschnittlich in
einem Jahr?
Abbildung 69: Durchschnittliche Anzahl der Konzerte
2%
21%
19%
13%
6%
11% 11%
9%
3%
5%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
0 1 2 3 4 5 6 bis 10 11 bis 20 21 undmehr
keineAntwort
Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Konzerte pro Blaskapelle
Den höchsten Anteil stellen die Blaskapellen, die nur ein Konzert im Jahr
veranstalten, 70 Prozent veranstalten bis zu fünf Konzerte jährlich. Diese
Werte können als Normalfall betrachtet werden.
Bei genauer Untersuchung der Herkunft derjenigen Blaskapellen, die mehr
als fünf Konzerte veranstalten – der Maximalwert beträgt sogar 45 Kon-
zerte – stellt sich eine auffallende Konzentration dieser Blaskapellen auf
die MON-Bezirke heraus, für die der Fremdenverkehr von großer Bedeu-
tung ist. Besonders hoch ist die Anzahl der Blasmusikkonzerte auch in
Kurorten. Weit über dem MON-Durchschnitt von fünf jährlichen Konzerten
liegen die Bezirke Bayerwald, Chiem-Ruperti-Gau, Inn-Chiemgau und
Werdenfels. Die übrigen Bezirke erreichen nur einen Durchschnitt von drei
Konzerten im Jahr. Daraus ist die große Bedeutung des Tourismus für die
Blasmusik zu ersehen. Einzig für den Bezirk Werdenfels läßt sich auf-
grund der geringen Anzahl von nur fünf erfaßten Blaskapellen die Aussa-
gekraft des Durchschnittswerts anzweifeln.
102
Abbildung 69a: Durchschnittliche Anzahl der Konzerte pro Bezirk
20,6
2,4
2,6
3,8
1,7
1,9
4,4
1,8
9,1
5
10
7,8
2,7
0 5 10 15 20 25
Werdenfels
Oberland
München
Mittelbayern
Lech-Ammersee
Isar-Vils-Rott
Isar-Mangfall
Inn-Salzach-Gau
Inn-Chiemgau
Donau-Wald
Chiem-Ruperti-Gau
Bayerwald
Amper
Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Konzerte pro Blaskapelle
⇒ Frage 4.3.: Wie viele Auftritte bestreiten Sie mit allen Ihren Besetzun-
gen durchschnittlich in einem Jahr?
Abbildung 70: Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Auftritte
3%
11%
22%
26%
14%
8%
5%
3%2%
3% 3%
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
1 bis 10 11 bis20
21 bis30
31 bis40
41 bis50
51 bis60
61 bis70
71 bis80
81 bis90
91 bis100
mehr als100
Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Auftritte pro Blaskapelle
Die Blaskapellen bestreiten mit ihren verschiedenen Besetzungen durch-
schnittlich 44 Auftritte in einem Jahr, die Bandbreite der durch den Frage-
bogen erfaßten Werte erstreckt sich von zehn bis hin zu 180 Auftritten. Für
berufstätige Laienmusiker stellen die Auftritte mit ihrer Blaskapelle oft eine
große zeitliche Belastung dar, welche durch Arbeitsteilung vermindert
103
werden kann, indem bestimmte Auftritte von kleineren Besetzungen
übernommen werden, bei denen die aktiven Musiker abwechselnd zum
Einsatz kommen.
⇒ Frage 4.4.: Werden diese Auftritte auch von kleineren Besetzungen
bestritten?
Abbildung 71: Auftritte in kleinerer Besetzung (alle Blaskapellen)
selten19%
gelegentlich53%
häufig26%
keine Antwort2%
Bei mehr als drei Vierteln der Blaskapellen ist es gängige Praxis, daß
Auftritte von kleineren Besetzungen bestritten werden.
Lediglich sechs Prozent der Blaskapellen bestreiten 100 und mehr
Auftritte im Jahr. Eine genauere Untersuchung dieser Blaskapellen ergab,
daß es sich dabei um besonders große Blaskapellen mit einer Durch-
schnittsgröße von 47 aktiven Musikern handelt. Dies bestätigt die Erwar-
tungen, da sich dadurch die zeitliche Belastung für den einzelnen Musiker
vermindert. Die Richtigkeit der Vermutung, daß diese Blaskapellen
besonders häufig Auftritte mit kleineren Besetzungen bestreiten, beweist
die folgende Abbildung.
104
Abbildung 71a: Auftritte in kleinerer Besetzung (Blaskapellen mit 100
und mehr Auftritten)
selten0%
gelegentlich44%
häufig56%
⇒ Frage 4.5.: Gibt es von Ihrer Blaskapelle Tonträger?
Abbildung 72: Blaskapellen mit Tonträgern
52%
9%
31%
37%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
keine Tonträger LPs MCs CDs
Von fast der Hälfte der Blaskapellen des MON gibt es Tonträger.
105
3.5. Vertrauliche Angaben der Blaskapellen des MON
Das Ausfüllen von vertraulichen Angaben wie Name der Blaskapelle,
MON-Bezirk, Name des Fragebogenausfüllers sowie dessen Funktion in
der Blaskapelle oder dem Musikverein war aus Datenschutzgründen
freigestellt, jedoch erwünscht, z.B. wegen regionaler Übersicht. Außerdem
wurde die Frage gestellt, ob die betreffende Blaskapelle von einem
ehrenamtlichen oder von einem bezahlten Dirigenten geleitet wird. Da die
Wahrung der Anonymität zugesichert war, haben 99 Prozent der Blaska-
pellen diese Fragen beantwortet. Dadurch konnten z.B. die regionalen
Unterschiede in der durchschnittlichen Anzahl der jährlichen Konzerte
untersucht werden.
Daß 61% Prozent der Blaskapellen von einem ehrenamtlichen Dirigenten
geleitet werden, zeugt von der großen Bedeutung des Ehrenamts für das
Blasmusikwesen. Betrachtet man die Abhängigkeit zwischen den Größen-
verhältnissen der Blaskapellen und dem Anteil der bezahlten Dirigenten,
ergibt sich, wie nicht anders zu erwarten, folgendes Bild:
Abbildung 73a: Bezahlter Dirigent – Gesamtzahl der aktiven Musiker
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle
bezahlter Dirigent 0% 38% 31% 40% 47% 33% 71%
ehrenamtlicher Dirigent 100% 62% 69% 60% 53% 67% 29%
weniger als 11
11 bis 20
21 bis 30
31 bis 40
41 bis 50
51 bis 60
mehr als 60
Mit zunehmender Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle steigt
auch der Anteil der bezahlten Dirigenten. Die Abweichungen in der
zweiten und sechsten Spalte lassen sich durch den relativ geringen Anteil
106
dieser Blaskapellen an der Gesamtzahl der ausgewerteten Fragebögen
erklären.
Die Abhängigkeit zwischen der Leistungsstufe der Blaskapellen und dem
Anteil der bezahlten Dirigenten ist in der folgenden Abbildung dargestellt.
Abbildung 74b: Bezahlter Dirigent – Leistungsstufe
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
bezahlter Dirigent 33% 35% 49% 60%
ehrenamtlicher Dirigent 66% 65% 51% 40%
Unterstufe und Unter- bis Mittelstufe
Mittelstufe und Mittel- bis Oberstufe
Oberstufe- und Ober- bis
HöchststufeHöchststufe
4. ANREGUNGEN
Stellt man die Grundlagen und Möglichkeiten der „angewandten Blasmu-
sik“, die im zweiten Kapitel ausführlich beschrieben sind, und die prakti-
sche Umsetzung der „angewandten Blasmusik“, die im dritten Kapitel
durch die Bestandsaufnahme bei den Blaskapellen des MON untersucht
wird, gegenüber, so stellt man fest, daß die Idealvorstellung der „ange-
wandten Blasmusik“, wie sie im Abschnitt 1.1. erläutert wurde, von den
Blaskapellen des MON weitgehend erfüllt wird. Dies gilt hinsichtlich ihrer
großen Besetzungsvielfalt, ihres äußerst umfassenden Repertoires sowie
der enormen Bandbreite der wahrgenommenen Spielgelegenheiten.
Bei einem Großteil der Blaskapellen zeigen sich jedoch gewisse Defizite
bezüglich des Instrumentariums. Zwar entspricht es den Anforderungen
der herkömmlichen Blaskapellenbesetzung, aber nicht denen der sym-
phonischen Blasorchesterbesetzung nach heute gültigem internationalen
107
Standard33, die von den Blasmusikverbänden und den Musikverlagen
propagiert wird. Infolgedessen droht eine Spaltung des Blasmusikwesens
in einen traditionellen und einen symphonischen-konzertanten Bereich, die
nachweislich vielerorts bereits eingetreten ist.34
4.1. Zielvorstellungen
Die bisherigen Ausführungen haben dargestellt, daß die praktische
Umsetzung der „angewandten Blasmusik“ die Chance bietet, die ganze
faszinierende Vielfalt und Bandbreite des Blasmusikwesens hinsichtlich
des Instrumentariums, der Besetzungen, des Repertoires und der Spiel-
gelegenheiten zu bewahren. Nach Ansicht des Verfassers sollten deshalb
Vielseitigkeit und Flexibilität – die Merkmale der angewandten Blasmusik –
das erklärte Ziel jeder Blaskapelle sein. Insbesondere die zahlreichen
regionalen Charakteristika, wie sie von den Mitgliedskapellen des MON
eindrucksvoll repräsentiert werden, müssen erhalten und gepflegt werden
und dürfen nicht zugunsten eines hochgezüchteten symphonischen
Blasorchesterswesens verloren gehen. Allerdings darf man sich den
hohen Anforderungen der internationalen Blasmusik auch hierzulande
keinesfalls verschließen. Deshalb sollte eine weitere Leistungssteigerung
herbeigeführt und langfristig der Anschluß an den amerikanisch-
europäischen Standard – insbesondere bezüglich des Instrumentariums –
gefunden werden. Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, daß die Blaska-
pellen des MON nicht die Voraussetzungen erfüllen, dies aus eigener
Kraft zu bewältigen. Dazu bedarf es der konstruktiven Zusammenarbeit
der mit dem Blasmusikwesen in Verbindung stehenden Personengruppen
und Institutionen:
• Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine,
• Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musik-
schulen,
• Komponisten, Arrangeure und Verlage,
• Blasmusikverbände und Funktionäre.
33 Vgl. Suppan, 1994, S. 28 f.34 Dem Verfasser sind mehrere Orte bekannt, in denen Musiker, die nicht mehr bereit
waren, in einem symphonischen Blasorchester mitzuwirken, eine zweite Blaskapelle mit
traditionellem Repertoire gegründet haben.
108
4.2. Maßnahmen
Die tatsächlichen Verhältnisse bei den Blaskapellen des MON und die
Anforderungen des internationalen Blasmusikstandards liegen relativ weit
auseinander. Um diese Diskrepanz zu beseitigen, muß von jeder Seite
Innovationswillen und Kompromißbereitschaft gezeigt werden.
4.2.1. Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine
Die Verteilung der aktiven Musiker der Blaskapellen des MON auf die
einzelnen Instrumentenfamilien ist ziemlich unausgewogen. Um dies zu
beheben, gibt es sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen.
Wie sich gezeigt hat, ist es bei einem Großteil der Blaskapellen erforder-
lich, neuangeschaffte Notenausgaben erst durch Umschreiben einzelner
Stimmen für die vorhandene Besetzung spielbar zu machen.
Kurzfristig wäre es eine Abhilfe, wenn die Musiker fähig wären, zu trans-
ponieren bzw. verschiedene Schlüssel zu lesen, oder das Repertoire nach
Möglichkeit so ausgewählt wird, daß solche Probleme überhaupt nicht
auftreten.
Langfristig muß daran gedacht werden, die Unausgewogenheit des
Instrumentariums dadurch abzubauen, daß Musiker, die Überflußinstru-
mente spielen, sich entschließen, auf ein Mangelinstrument umzulernen.
Der Umstieg beispielsweise von Tenorhorn auf Waldhorn ist zwar mit
Schwierigkeiten verbunden, aber jedenfalls machbar. Des weiteren
erscheint es sinnvoll, Nachwuchsmusiker – zusätzlich zum Musizieren in
speziellen Jugendgruppen – baldmöglichst in die Blaskapellen zu integrie-
ren, um ihnen so von Anfang an das Gefühl zu geben, gebraucht zu
werden.
Für die notwendigen Innovationen ist eine Vervollständigung des Instru-
mentariums, insbesondere der Neben- und Schlaginstrumente, unabding-
bar, erfordert aber erhebliche finanzielle Anstrengungen, die nicht nur aus
privaten Mitteln der Musiker bestritten werden können. Hier kann die
Förderung durch Musikvereine eine wichtige Hilfe sein, ebenso bei der
Anschaffung von Leihinstrumenten für Anfänger. Dabei sollte es sich
vorzugsweise um Mangelinstrumente handeln, wodurch Anfängern die
Entscheidung für diese erleichtert wird.
109
Im Hinblick auf die gebotene Leistungssteigerung ist die unbestreitbare
Tatsache zu bedenken, daß eine durchschnittliche Blaskapelle aus
einigen wenigen Leistungsträgern und vielen „Mitläufern“ besteht. Spielt
die Kapelle ohne ihre Leistungsträger, ist das Klangergebnis meist
unbefriedigend. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die weniger
leistungsfähigen Musiker zu fördern. Die ergiebigste davon ist die Durch-
führung von Satz- bzw. Registerproben. Wenn z.B. nur der Posaunensatz
probt, spricht man von einer Satzprobe, wenn jedoch das ganze Blechre-
gister probt, spricht man von einer Registerprobe. Dabei ist es sinnvoll,
nicht nur schwierige Stellen aus Blasorchesterwerken zu proben, sondern
auch Kammermusikwerke zu spielen, da der einzelne Musiker davon aus
musikalischer Sicht häufig mehr profitiert. Sobald der Musiker nicht mehr
mit der technischen Bewältigung des Notentextes zu kämpfen hat, bietet
sich die Möglichkeit, intensiv an Phrasierung, Artikulation, Dynamik und
musikalischem Ausdruck zu arbeiten. Außerdem kommt in einer kleinen
Besetzung jeder Stimme eine größere Bedeutung zu, wodurch im Gegen-
satz zur großen Besetzung jeder einzelne Musiker musikalische Verant-
wortung zu übernehmen lernt. Die Bestandsaufnahme hat ergeben, daß
auf dem Gebiet der Kammermusik die Holzbläser und vor allem die
Schlagzeuger großen Nachholbedarf haben. Ein gleichmäßigeres Lei-
stungsniveau verhindert auch, daß bei Auftritten in kleinerer Besetzung
stets dieselben Musiker zum Einsatz kommen.
Beim Besuch von Blasmusikkonzerten durch den Verfasser stellte sich
heraus, daß oft ein Repertoire gespielt wird, welches das musikalische
Verständnis des Publikums weit überfordert.35 Insbesondere bei Blaska-
pellen, die über eine relativ vollständige Besetzung verfügen, ist die
Tendenz zu beobachten, daß Werke der symphonischen Blasorchesterli-
teratur ausgewählt werden, denen die Musiker und teilweise sogar die
Dirigenten nicht gewachsen sind, was sich z.B. in zu langsamen Tempi, zu
geringer dynamischer Bandbreite und mangelhafter Artikulation und
Phrasierung zeigt. In diesem Fall sollte man sich entweder eingehender
mit den Werken auseinandersetzen, z.B. durch das Anhören von Aufnah-
35 Lauter Zwischenruf eines Zuhörers bei einem symphonischen Blasmusikkonzert:
„Spuit’s amoi endlich an Marsch!“ (Eigenes Erlebnis des Verfassers)
110
men, oder die Anforderungen auf ein erfüllbares Maß herabsetzen. Beim
Vergleich der Besetzungslisten mancher Konzertprogramme mit den
Angaben im Fragebogen der jeweiligen Blaskapellen stellte sich heraus,
daß offenbar bis zu einem Drittel der Musiker Aushilfen waren. Auch dies
ist ein deutliches Zeichen für eine unstimmige Werkauswahl.
Zu den Spielgelegenheiten, deren Bilanz – wie schon erwähnt – sehr
positiv ausfällt, bleibt die Anregung, kirchliche Anlässe, die vornehmlich
von Blechbläserensembles bestritten werden, öfter einmal von Holzblä-
sergruppen gestalten zu lassen.
4.2.2. Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und
Musikschulen
Mitleidig belächelt wird häufig die frühere Praxis kleiner Dorfkapellen,
lernwilligen Kindern und Jugendlichen einfach eines der vakanten Instru-
mente in die Hand zu drücken, doch garantierte diese Gewohnheit die
Spielfähigkeit der Blaskapellen. Bei der Ausbildung innerhalb einer
Blaskapelle bewährt es sich auch heute noch, Kindern und deren Eltern
von einem Wunschinstrument, das in der jeweiligen Blaskapelle bereits
ausreichend besetzt ist, zugunsten eines Mangelinstruments abzuraten
und statt eines weiteren Klarinettisten oder Trompeters einen dringend
benötigten Saxophonisten oder Hornisten auszubilden. Sobald das Kind
merkt, wie sehr es mit seinem Instrument gebraucht wird, ist der ursprüng-
liche Instrumentenwunsch schnell vergessen.
Freischaffende Musiklehrer und Musikschulen sollten ebenfalls die
Bedürfnisse des Blasmusikwesens berücksichtigen. Zumindest für den
Bereich der Musikschulen zeigt die vorliegende Statistik des Verbandes
Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) für 199936, wie die Fachbe-
legungen und der tatsächliche Bedarf der Blaskapellen auseinanderklaf-
fen.
Die Fachbelegungen für die Mangelinstrumente der Blaskapellen Oboe,
Fagott, Waldhorn und Kontrabaß zeigen, daß von den Musikschulen auf
lange Sicht zur Beseitigung dieses Fehlbedarfs keine Hilfe zu erwarten ist.
36 Nach einem Telefax vom 31. Juli 2000, das dem Verfasser freundlicherweise vom
VBSM geschickt wurde.
111
Abbildung 75: Fachbelegungen im VBSM in Ober- und Niederbayern
1427
65
45
223
159
114
1241
996
36
1381
81
2424
0 500 1000 1500 2000 2500 3000
Schlaginstrumente
Kontrabaß
Tuba
Posaune
Tenorhorn/Bariton
Waldhorn
Trompete/Flügelhorn
Saxophon
Fagott
Klarinette
Oboe
Flöte
Anzahl der Fachbelegungen im VBSM für Ober- und Niederbayern
So müßte z.B. das Verhältnis von Trompete bzw. Flügelhorn und Wald-
horn annähernd ausgeglichen sein. Einzig der Mangel an Saxophonen
könnte behoben werden, doch sind die Blaskapellen für viele Saxophoni-
sten nicht attraktiv, da ihnen die dortigen musikalischen Möglichkeiten
vermutlich zu wenig bekannt sind.
Die Musikschulen müssen sich die Kritik gefallen lassen, bei den Fachbe-
legungen vornehmlich die Wunschinstrumente der Schüler zu berücksich-
tigen und dabei die Konsequenzen dieser einseitigen Bevorzugung
bestimmter Lieblingsinstrumente für das gesamte Musikleben nicht zu
bedenken. So ist es nicht verwunderlich, daß heutzutage immer weniger
Schulen in der Lage sind, ein ausreichend besetztes Schulorchester zu
bilden, während allenthalben Schul-Big-Bands ins Leben gerufen werden.
4.2.3. Komponisten, Arrangeure und Verlage
Die Bestandsaufnahme, auf die sich diese Anregungen stützen, erfaßt
zwar nur die Mitgliedskapellen des MON, doch sind die dort festgestellten
Probleme keinesfalls ein spezifisches Phänomen des MON. Sicher gibt es
im deutschsprachigen Raum Gegenden, in denen die Blaskapellen im
Durchschnitt nicht nur größer sind, sondern auch vollständiger ausgestat-
tet, doch ist die Situation im MON typisch für das deutsche Blasmusikwe-
sen. Deshalb ist es nicht akzeptabel, daß viele Komponisten, Arrangeure
und Verlage die Notenausgaben einseitig an einem hohen internationalen
112
Standard orientieren und damit an der Realität unzähliger Blaskapellen
vorbei publizieren. Es kann beispielsweise nicht sein, daß für 58 Prozent
der Blaskapellen einer so vielschichtigen, gewachsenen Musikkultur wie
im MON neue Notenausgaben selten ohne aufwendige Nachbearbeitun-
gen spielbar sind (vgl. Abbildung 33).
Insbesondere sind viele Komponisten, die nicht im Blasmusikwesen
beheimatet sind, zu wenig mit dessen besonderer Problematik vertraut.
Die Werke dieser Komponisten würden oftmals eine größere Akzeptanz
finden, wenn mehr auf die wirklichen Besetzungsverhältnisse der Blaska-
pellen eingegangen würde.
Folgende Tatsachen, die die Bestandsaufnahme ergeben hat, sollten bei
der Herausgabe neuer Blasmusiknoten bedacht werden:
• Die Durchschnittsgröße der Blaskapellen beträgt zwar 35 aktive
Musiker, jedoch hat ein Drittel der Blaskapellen weniger als 30 aktive
Musiker und kann schon deshalb der internationalen Standardbeset-
zung nicht genügen.
• Mit höherer Leistungstufe steigt zwar die Durchschnittsgröße der
Blaskapellen und der Umfang ihres Instrumentariums, doch verfügen
nicht einmal alle Blaskapellen der Höchststufe über sämtliche gefor-
derten Instrumente.
• Ein Großteil der Blaskapellen hat weder einen vollständigen Saxo-
phon- noch Waldhornsatz, dafür – gemäß der deutsch-öster-
reichischen Tradition – ausreichend Flügelhörner, Tenorhörner und
Baritone. Die Umstellung auf den internationalen Besetzungsstandard
ist also noch keinesfalls vollzogen.
• Oboe, Fagott und Kontrabaß fehlen in mindestens 80 Prozent der
Blaskapellen.
• Die häufigsten Nebeninstrumente sind Piccoloflöte und Es-Klarinette.
56 Prozent der Blaskapellen haben überhaupt kein Baßinstrument im
Holzregister. Die Altklarinette ist so gut wie nicht vorhanden.
• Etwa der Hälfte aller Blaskapellen stehen keine Stabspiele zur Verfü-
gung.
113
Aus diesen Tatsachen ergeben sich eine Reihe von Anregungen für
Komponisten, Arrangeure und Verlage:
• Die Blasmusikausgaben sollten einheitlich der internationalen Stan-
dardbesetzung entsprechen. Die Anzahl der obligaten Stimmen darf
zwar mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad steigen, sollte aber nicht
unnötig in die Höhe getrieben werden. Das Einziehen der Stimmen von
Mangel- und seltenen Nebeninstrumenten als Stichnoten in Stimmen,
deren Besetzung man voraussetzen kann, bedeutet zwar notengraphi-
schen Aufwand, ermöglicht jedoch auch kleineren bzw. unausgewogen
besetzten Blaskapellen die Aufführung von Werken höherer Leistungs-
stufen.
• In nahezu jeder Blasmusikausgabe gibt es Stimmen, auf die verzichtet
werden kann. Darum sollte stets eine Legende über die obligaten und
nicht obligaten Stimmen Aufschluß geben, um den Dirigenten zu er-
sparen, dies in mühsamer Analyse selbst herauszufinden und zu ent-
scheiden.
• Auch dürfen möglichst ausführliche Informationen über das Werk – bei
Bearbeitungen insbesondere Angaben zu Herkunft und Besetzung des
Originals – keinesfalls fehlen.
• Es sollten immer ausreichend viele Stimmen für Flügelhorn, Tenorhorn
und Bariton vorhanden sein. Es ist ratsam, diese Stimmen so zu kon-
zipieren, daß sie im Bedarfsfall Saxophone und Waldhörner zumindest
weitgehend ersetzen können.
• In jeder Instrumentenfamilie unterscheiden sich die Stimmen norma-
lerweise nach ihrem Schwierigkeitsgrad. Die häufige Praxis, das Te-
norhorn-Bariton-Register auf lediglich eine einzige, meist recht an-
spruchsvolle Stimme zu reduzieren, hat zur Folge, daß für weniger
leistungfähige Musiker keine geeignete Stimme vorhanden ist. Dies
sollte vermieden werden.
• Im traditionellen Blasmusikrepertoire (Märsche, bayerisch-böhmische
Blasmusik usw.) sind Oboe und Fagott nicht sinnvoll einzusetzen.
Deshalb ist davon auszugehen, daß diese Instrumente im Blasmusik-
wesen auch in Zukunft nicht vollkommen zu integrieren sind werden.
Daher sollten Oboe und Fagott nach Möglichkeit niemals obligat sein.
114
• Das gleiche gilt für folgende, teilweise selten anzutreffende Nebenin-
strumente: Englischhorn, Es-Klarinette, Altklarinette, Kontrafagott, So-
pransaxophon, Piccolotrompete und Baßposaune.
Die Instrumentation läßt sich nicht für alle Repertoirebereiche vereinheitli-
chen. Für die konzertante Blasmusik schlägt der Verfasser als Kompromiß
eine variierte internationale Standardbesetzung vor, die sowohl zwei
Flügelhörner als auch drei Tenorhörner und einen Bariton umfaßt.
• Die Flügelhörner sind nicht obligat und verstärken lediglich andere
Instrumentengruppen, vorzugsweise Saxophone und Trompeten. Um
eine zu dicke und undurchsichtige Instrumentation zu vermeiden, ist es
sinnvoll, dies in erster Linie auf Tutti-Stellen zu beschränken. Zusätz-
lich sollte aber mit Hilfe von Stichnoten die Möglichkeit bestehen, daß
die Flügelhörner gemeinsam mit dem 1. Tenorhorn und dem Bariton
den Saxophonsatz im Bedarfsfall vollständig ersetzen können.
• Von der Tradition des Symphonieorchesters, die Waldhörner in ein
hohes und ein tiefes Hörnerpaar (1./3. und 2./4. Waldhorn) einzuteilen,
sollte nach Ansicht des Verfassers abgekommen werden und stattdes-
sen – wie bei allen anderen Instrumentengruppen üblich – von hoch
nach tief durchnumeriert werden. Die tieferen beiden Waldhörner soll-
ten allerdings im Bedarfsfall durch Tenorhörner ersetzt werden können,
indem das 3. und 4. Waldhorn in leicht veränderter Form auch als 2.
und 3. Tenorhorn in B geliefert werden. So können z.B. hohe Unisono-
Passagen des Waldhornsatzes in den Tenorhornstimmen nicht ent-
halten sein.
Die Vorteile dieser Kompromißlösung liegen darin, daß die vielseitigen
Möglichkeiten der Instrumentation, die die internationale Standardbeset-
zung bietet, durch die Ergänzungsstimmen in keinster Weise beeinträch-
tigt werden. Ferner ist die Erstellung der Ergänzungsstimmen mit sehr
geringem Aufwand verbunden, so daß vorhandene Blasmusikausgaben
problemlos nachgerüstet werden könnten.
Allerdings sollte auch noch die Abhängigkeit der Durchschnittsgröße einer
Blaskapelle von der Leistungsstufe berücksichtigt werden. Die folgende
Abbildung zeigt, welche Instrumente man, beruhend auf den Ergebnissen
115
der Bestandsaufnahme, für die jeweilige Leistungsstufe als obligate
Mindestbesetzung voraussetzen kann.
Abbildung 76: Variierte internationale Standardbesetzung
LeistungsstufeEinzelstimmen einer Notenausgabe
für Blasorchester U M O H
X X X X1. Flöte in C
Piccoloflöte in C X X
2. Flöte in C X X X
Oboe in C X
Klarinette in Es X X X
1. Klarinette in B X X X X
2. Klarinette in B X X X X
3. Klarinette in B X X X
Baßklarinette in B X X
Fagott in C X
1. Altsaxophon in Es X X X X
2. Altsaxophon in Es X X X X
Tenorsaxophon in B X X X X
Baritonsaxophon in Es X X X
1. Flügelhorn in B nicht obligat
2. Flügelhorn in B nicht obligat
1. Trompete in B X X X X
2. Trompete in B X X X X
3. Trompete in B X X X
1. Waldhorn in F X X X X
2. Waldhorn in F X X X X
3. Waldhorn in F oder 2. Tenorhorn in B X X X
4. Waldhorn in F oder 3. Tenorhorn in B X X
1. Tenorhorn in B X X X X
Bariton in C X X X X
1. Posaune in C X X X X
2. Posaune in C X X X X
3. Posaune in C X X X
116
LeistungsstufeEinzelstimmen einer Notenausgabe
für Blasorchester U M O H
X X X1. Tuba in C
2. Tuba in C X X X X
Kontrabaß X X
Pauken X X X
X X X X
X X
Schlagzeug
Stabspiele
Tamtam, Röhrenglocken u.a. X
Folgende Instrumente sollten nach Möglichkeit jeweils in einer Einzel-
stimme zusammengefaßt sein, da dies die Verständigung zwischen den
jeweiligen Musikern erheblich erleichtert:
• die 1. Flöte und die Piccoloflöte
• die 1. und 2. Tuba sowie
• alle Schlaginstrumente
Einige Stimmen sollten nur in Notenausgaben für großes symphonisches
Blasorchester der Höchststufe vorgesehen werden, jedoch keinesfalls
obligat. Es sind dies im einzelnen:
• 2. Oboe in C
• Englischhorn in F
• Altklarinette in Es
• Sopransaxophon in B
• 2. Fagott in C
• Kontrafagott in C
• Piccolotrompete in B
• Baßposaune in C
Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, daß Altklarinette und Bassetthorn so
gut wie nicht vorhanden sind, wobei das Bassetthorn noch häufiger
vorkommt. Da das Bassetthorn ohnehin größere Perspektiven bietet (vgl.
Fußnote 10), sollte man ernsthaft überlegen, ob man die Stimme der
Altklarinette in Es nicht auch als Bassetthorn in F liefert.
117
Die folgenden praktischen Hinweise könnten helfen, einzelne Instrumente
des Blasorchesters effektiver einzusetzen:
• Die Baßklarinette sollte sinnvollerweise vornehmlich in einer Tonlage
geschrieben sein, die sich nicht mit den B-Klarinetten überschneidet,
also vor allem unterhalb des notierten e1.
• Bei Notenausgaben der Unter- und Mittelstufe sollten vorzugsweise die
tiefen Waldhörner obligat sein, um beispielsweise Anfänger nicht mit
der Stimme des 1. Waldhorns zu überfordern. Aufgrund der Ergebnis-
se der Bestandsaufnahme, bedarf es eigentlich keiner Erwähnung, daß
Hornstimmen in Zukunft nur noch in F notiert werden sollten.
• Bei den meisten Blaskapellen ist die 3. Posaune nicht mit einer
Baßposaune besetzt. Deshalb sollte die Stimme nicht wesentlich den
Ambitus einer Tenorposaune mit Quartventil nach unten überschreiten.
Wenn dies einmal der Fall ist, müssen Stichnoten in höherer Lage vor-
gesehen sein.
• Die Stimme der 1. Tuba sollte für eine Baßtuba in F oder Es, nicht
jedoch für einen Bariton oder eine Posaune konzipiert sein.
Hinsichtlich der traditionellen Tanz- und Unterhaltungsmusik, der Stra-
ßenmärsche und auch leichterer, nicht symphonischer konzertanter Musik,
also der Repertoirebereiche, die auf den fünf musikalischen Grundfunktio-
nen – Melodie, Nebenmelodie, Begleitung, Baß und Rhythmus – beruhen,
ist es ratsam, zu der früheren Praxis zurückzukehren, den Notenausgaben
mit Hilfe von Stichnoten eine Mindestbesetzung von teilweise weniger als
zehn Musikern zugrunde zu legen (siehe Unterabschnitt 2.2.4.). Dadurch
könnte die Vielseitigkeit des Blasmusikrepertoires im Hinblick auf Auftritte
in kleineren Besetzungen gesichert werden.
Dabei sollten folgende Anregungen Beachtung finden:
• Die Waldhörner müssen von der reinen Begleitfunktion befreit werden,
andernfalls werden ambitionierte Waldhornisten selten bereit sein, in
einer Blaskapelle zu spielen. Die Begleitung sollte vielmehr gleichmä-
ßig auf alle geeigneten Instrumentenfamilien verteilt werden, im Hin-
blick auf eine Mindestbesetzung aber mit Hilfe von eindeutig gekenn-
zeichneten Stichnoten gewährleistet sein.
118
• Um Kompositionen und Bearbeitungen so interessant wie möglich zu
gestalten, sollte man die fünf musikalischen Grundfunktionen nicht von
vornherein nur auf die Mindestbesetzung verteilen, sondern möglichst
viele Stimmen abwechselnd mit wichtigen Aufgaben betrauen. Die
Stichnoten in den Stimmen der Mindestbesetzung sichern jedoch die
Spielbarkeit.
• Wenn eine Notenausgabe auf diesen Prinzipien beruht, dürfen genaue
Angaben über die Mindestbesetzung in der Partitur nicht fehlen.
Ein gutes Beispiel für eine solch durchdachte Instrumentation ist die
Ouvertüre zur komischen Oper „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé
in der Blasmusikfassung von G. Royer.37 Diese Bearbeitung ist sowohl mit
einem großen Blasorchester als auch einer kleinen, nur zehn Musiker
starken Blaskapelle spielbar.
Ein Großteil der Spielgelegenheiten aus geistlichen Anlässen wird von
Bläserquartetten bestritten. Deshalb sollten Bläsersätze von geistlichen
Liedern grundsätzlich vierstimmig gesetzt sein. Bei der Verteilung der vier
Stimmen auf die Instrumente eines Blasorchesters ist darauf zu achten,
daß für jede Instrumentenfamilie bzw. Instrumentengruppe ein vollständi-
ger Stimmensatz vorhanden ist, so daß sich ein Klarinettenquartett, ein
Saxophonquartett, ein Holzbläserquartett und ein Blechbläserquartett
bilden lassen.
Leider ist dies in vielen Notenausgaben nicht der Fall. Es folgt deshalb ein
Beispiel, wie nach Ansicht des Verfassers die Verteilung eines vierstimmi-
gen Satzes auf ein Blasorchester aussehen müßte. Grob vereinfacht kann
man sagen:
• Die hohen Holzbläser spielen den Satz eine Oktave höher.
• Die tiefen Holzbläser und die Blechbläser spielen den Satz in Original-
lage.
• Die Tuben spielen die vierte Stimme eine Oktave tiefer.
37 Musikverlag Wilhelm Halter, Karlsruhe
119
Abbildung 77: Stimmverteilung im vierstimmigen Satz
Stimme (Oktavlage) Instrument
1. Stimme (hoch) 1. Flöte (und Piccoloflöte) in C
Klarinette in Es
2. Stimme (hoch) 2. Flöte in C
Oboe in C
1. Klarinette in B
3. Stimme (hoch) 2. Klarinette in B
4. Stimme (hoch) 3. Klarinette in B
1. Stimme 1. Altsaxophon in Es
1. Flügelhorn in B
1. Trompete in B
2. Stimme 2. Altsaxophon in Es
2. Flügelhorn in B
2. und 3. Trompete in B
1. und 2. Waldhorn in F
3. Stimme Tenorsaxophon in B
3. und 4. Waldhorn in F
1. Tenorhorn in B
1. Posaune in C
4. Stimme Baßklarinette in B
Fagott in C
Baritonsaxophon in Es
2. und 3. Tenorhorn in B
Bariton in C
2. und 3. Posaune in C
4. Stimme (tief) 1. und 2. Tuba in C
Kontrabaß
Um größtmögliche Flexibilität hinsichtlich der Besetzung zu gewährleisten,
ist es sinnvoll, auch Rhythmuslieder, Spirituals, Gospels, Trauermärsche,
Prozessionsmärsche und geistliche Vortragsstücke entweder ebenfalls nur
vierstimmig zu setzen oder eine vierstimmige Mindestbesetzung um
120
Zusatzstimmen zu erweitern. Es geht hier nämlich nicht um hochkompli-
zierte Arrangements, sondern um Notenausgaben für den praktischen
Gebrauch.
Abbildung 78: Vierstimmiger Mindestbesetzung mit Zusatzstimmen
Aus: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.): Ich will singen meinem Gott.
Zwanzig neue geistliche Lieder für Bläser und Schlagzeug ad lib., eingerichtet von
Konrad Sepp. München: 1997, Nr. 4
121
Die Ausgabe mit Bläserbegleitungen zu Rhythmusliedern, aus der das
voranstehende Notenbeispiel entnommen ist, beruht auf dem oben
geschilderten Prinzip. Die Bearbeitungen sind bereits mit einem Bläser-
quartett spielbar, können jedoch um eine dreistimmige Bläserbegleitung
und Schlagzeug erweitert werden. Weiterhin ermöglicht die Verdopplung
von Stimmen Registerwechsel und damit – gemessen an der Einfachheit
der Mittel – eine relativ große musikalische Bandbreite.
4.2.4. Blasmusikverbände und Funktionäre
Aufgabe der Blasmusikverbände und deren Funktionäre könnte es sein,
die Ergebnisse dieser Diplomarbeit zu überprüfen und gegebenenfalls die
Mitgliedskapellen darüber zu informieren. Im Sinne der in Abschnitt 4.1.
angeregten konstruktiven Zusammenarbeit der mit dem Blasmusikwesen
in Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen sollten sie im
Rahmen ihrer Kompetenzen vermittelnd tätig werden.
Bei der Ausschreibung von Kompositionswettbewerben sollten die im
Unterabschnitt 4.2.3. dargelegten Anregungen Eingang finden.
Für künftige Wertungsspiele wäre es wünschenswert, die Erkenntnisse
aus der Bestandsaufnahme zu berücksichtigen und bei der Auswahl der
Pflichtstücke die Anforderungen an die Besetzung den tatsächlichen
Verhältnissen anzupassen.
Im Rahmen der Dirigentenkurse des MON könnte anhand der Resultate
dieser Diplomarbeit über die Zielsetzungen der „angewandten Blasmusik“
diskutiert werden.
122
Literaturverzeichnis
• Dickreiter, Michael: Musikinstrumente. Moderne Instrumente. Histori-
sche Instrumente. Klangakustik. Kassel: Bärenreiter 1987
• Hofer, Achim: Blasmusikforschung. Eine kritische Einführung. Darm-
stadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992
• König, René: Geschichte und Grundlage der empirischen Sozialfor-
schung. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1973
• Lijnschooten, Henk van: Grundlagen des Dirigierens und der Schu-
lung von Blasorchestern. Buchloe: Druck und Verlag Hans Obermayer
GmbH 1994
• Masel, Andreas: Das große Ober- und Niederbayerische Blasmusik-
buch. Wien/München: Verlag Brandstätter/Schwingenstein 1989
• Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 1:
Systematischer Teil. Historischer Teil: Von den Anfängen bis zur Ge-
genwart. München: dtv 1977
• Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 2:
Historischer Teil: Vom Barock bis zur Gegenwart. München: dtv 1985
• Noltensmeier, Ralf und Rothmund-Gaul, Gabriela (Hg.): Das neue
Lexikon der Musik. 4 Bände. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuch-
handlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH 1996
• Pravacek, Jindrich: Der Blasmusikdirigent heute. Arbeitsbuch für den
Blasmusikdirigenten. Tettnang: Musikverlag Hanns Olbert 1984
• Ried, Georg: Blasmusik im Überblick. Informationen, Daten und
Wissenswertes über die Blasmusik in Bayern. Buchloe: Druck und
Verlag Hans Obermayer GmbH 1998
• Suppan, Wolfgang und Armin: Das Neue Lexikon des Blasmusikwe-
sens. Freiburg-Tiengen: Blasmusikverlag Schulz GmbH 1994
• Veit, Gottfried: Das Blasorchester heute. Wer spielt was? Tips und
Tricks zur zeitgemäßen Instrumentation für Blasorchester. Waidendorf:
Musikverlag Tatzer 1999
• Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. (Hg.): Musik-
schule und Blasmusik. Eine Umfrage des Verbandes Bayerischer Sing-
und Musikschulen. Weilheim: Zweite, erweiterte Auflage 1998
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Erklärung
Hiermit erkläre ich, daß ich die Arbeit selbständig verfaßt habe und keine
anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
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(Ort, Datum) (Unterschrift)