123
„Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen Diplomarbeit für die pädagogische Diplomprüfung 2000 an der Hochschule für Musik und Theater München Verfasser: Konrad Sepp Themensteller: Professor Helmut Rose

Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

  • Upload
    dangdan

  • View
    238

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

„Angewandte Blasmusik“

Grundlagen und Möglichkeiten

Bestandsaufnahme

Anregungen

Diplomarbeit für die pädagogische Diplomprüfung 2000

an der Hochschule für Musik und Theater München

Verfasser: Konrad Sepp

Themensteller: Professor Helmut Rose

Page 2: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .......................................................................................2

1. EINFÜHRUNG........................................................................................4

1.1. Erläuterung des Begriffs „angewandte Blasmusik“ ..............................5

1.2. Methodische Vorgehensweise.............................................................6

1.3. Zweck der Diplomarbeit .......................................................................7

2. GRUNDLAGEN UND MÖGLICHKEITEN...............................................8

2.1. Instrumentarium...................................................................................8

2.1.1. Hauptinstrumente..........................................................................8

2.1.2. Nebeninstrumente.......................................................................11

2.1.3. Zusatzinstrumente ......................................................................12

2.2. Besetzungen......................................................................................14

2.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen ....................................................16

2.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen ..................................................16

2.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen .....................................17

2.2.4. Gemischte Besetzungen.............................................................18

2.3. Repertoire..........................................................................................23

2.3.1. Geistliche Musik..........................................................................23

2.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik...................25

2.3.3. Konzertante Musik ......................................................................28

2.4. Spielgelegenheiten ............................................................................36

2.4.1. Kirchliche Anlässe.......................................................................37

2.4.2. Weltliche Anlässe........................................................................38

2.4.3. Konzerte......................................................................................38

3. PRAKTISCHE UMSETZUNG – BESTANDSAUFNAHME IM MON .....41

3.1. Instrumentarium der Blaskapellen des MON .....................................44

3.1.1. Hauptinstrumente........................................................................45

3.1.2. Nebeninstrumente.......................................................................74

3.1.3. Zusatzinstrumente ......................................................................81

3.2. Besetzungen der Blaskapellen des MON ..........................................82

3.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen ....................................................82

3.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen ..................................................83

Page 3: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

3.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen .....................................85

3.2.4. Gemischte Besetzungen.............................................................85

3.3. Repertoire der Blaskapellen des MON ..............................................88

3.3.1. Geistliche Musik..........................................................................88

3.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik...................90

3.3.3. Konzertante Musik ......................................................................91

3.4. Spielgelegenheiten der Blaskapellen des MON.................................96

3.4.1. Geistliche Anlässe ......................................................................96

3.4.2. Weltliche Anlässe........................................................................97

3.4.3. Konzerte......................................................................................99

3.5. Vertrauliche Angaben der Blaskapellen des MON...........................105

4. ANREGUNGEN..................................................................................106

4.1. Zielvorstellungen .............................................................................107

4.2. Maßnahmen ....................................................................................108

4.2.1. Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine............................108

4.2.2. Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musikschulen....110

4.2.3. Komponisten, Arrangeure und Verlage.....................................111

4.2.4. Blasmusikverbände und Funktionäre........................................121

Literaturverzeichnis ................................................................................122

Erklärung ................................................................................................123

Page 4: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

4

1. EINFÜHRUNG

In nunmehr fünfzehn Jahren als aktiver Blasmusikant bei der Blaskapelle

Höhenkirchen-Siegertsbrunn, davon sieben Jahre in verantwortlicher

Funktion als organisatorischer und inzwischen auch musikalischer Leiter,

habe ich das Blasorchester als außerordentlich vielseitigen und flexiblen

Klangkörper schätzen gelernt. In dieser Zeit erlebte ich mit, wie die

Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn durch konsequente Aufbauar-

beit, verstärkt durch die Gründung eines Vereins, zu einem Aushänge-

schild der Gemeinde herangereift ist, das aus dem gesellschaftlichen und

kulturellen Leben des Dorfes nicht mehr wegzudenken ist. Es lag deshalb

nahe, das Thema meiner Diplomarbeit aus dem Bereich der Blasmusik zu

wählen.

Durch meine oben beschriebene Tätigkeit wurde ich allerdings auch auf

manche Mißstände im Blasmusikwesen aufmerksam. Obwohl unsere

Blaskapelle über eine relativ ausgewogene und überdurchschnittlich große

Besetzung verfügt, war es – vor allem bei der Vorbereitung von Konzerten

– stets notwendig, Stimmen von typischen Mangelinstrumenten für

ausreichend vorhandene andere Instrumente umzuschreiben. Ursprüng-

lich wollte ich deshalb im Rahmen meiner Diplomarbeit die tatsächlichen

Besetzungsverhältnisse und damit das zur Verfügung stehende Instru-

mentarium der Blaskapellen mit den in den Notenausgaben der Musik-

verlage verlangten Voraussetzungen vergleichen und versuchen, sach-

dienliche Anregungen zu geben.

Bei näherer Beschäftigung mit diesem Thema erkannte ich jedoch die

Notwendigkeit, auch das Repertoire und die Spielgelegenheiten, die ja in

unmittelbarem Zusammenhang zu Instrumentarium und Besetzungen

stehen, mit einzubeziehen, um so eine möglichst umfassende Darstellung

des Blasmusikwesens zu liefern.

Infolgedessen ließ es sich nicht vermeiden, die erforderlichen Daten durch

eine Fragebogenaktion zu ermitteln, da die jährlichen Bestandserhebun-

gen der Blasmusikverbände hierfür nicht ausreichen. Der erheblich

größere Umfang der Daten wiederum machte eine Beschränkung auf den

Musikbund von Ober- und Niederbayern (MON) unausweichlich.

Wie bereits eingangs am Beispiel der Blaskapelle Höhenkirchen-

Siegertsbrunn gezeigt, besitzt das Blasmusikwesen neben der musikali-

Page 5: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

5

schen auch eine wichtige soziale Funktion, die darin besteht, daß viele

Blaskapellen nicht nur das kulturelle, sondern auch das gesellschaftliche

Leben ihrer Heimatgemeinde entscheidend mitgestalten. Es ist mein

besonderes Anliegen, diesen Aspekt des Blasmusikwesens ebenfalls

gebührend zu berücksichtigen.

Als Thema meiner Diplomarbeit wählte ich deshalb den Begriff „ange-

wandte Blasmusik“1, der, da man sich ohne nähere Erläuterungen nur

wenig darunter vorstellen kann, zunächst genauer definiert werden soll.

1.1. Erläuterung des Begriffs „angewandte Blasmusik“

Die Idealvorstellung der „angewandten Blasmusik“ sieht folgendermaßen

aus: Ein umfangreiches, ausgewogenes Instrumentarium, unterschiedli-

che, flexible Besetzungen und ein umfassendes, vielseitiges Repertoire

werden „angewandt“, um mittels der breiten Palette sich bietender Spiel-

gelegenheiten die soziale Funktion des Blasmusikwesens erfüllen zu

können. Die Zielgruppen der „angewandten Blasmusik“ sind folglich alle

Blaskapellen2, die bereit sind, diese wichtige Aufgabe wahrzunehmen.

Dabei handelt es sich ausschließlich um Laienmusikgruppen. Zu diesem

„zivilen“ Blasmusikwesen – im Gegensatz zur professionellen Militärmusik

– sind neben dörflichen und städtischen Blaskapellen auch Werks- und

Feuerwehrkapellen sowie Musikschulblasorchester zu rechnen.3 Die

Mehrzahl davon entstammt in Bayern dem ländlichen Raum.

Die obengenannte soziale Funktion bedarf noch einiger Erläuterungen:

Musik ist meist eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben. Des-

halb sollte eine Blaskapelle

• in der Lage sein, alle Anforderungen und Erwartungen, die von ihren

Auftraggebern an sie gestellt werden, zu erfüllen,

1 Der Begriff „angewandte Blasmusik“ entstand in Anlehnung an das Motto des äußerst

vielseitigen Wiener Blechbläserensembles „Mnozil Brass“, das sein Musizieren im Beiheft

der CD „Wenn der Kaiser grooved“ (ATMU CD 98001) als „angewandte Blechmusik“

bezeichnet.2 Statt der verschiedenen Bezeichnungen wie „Blaskapelle, Jugendblaskapelle, Blasor-

chester, Jugendblasorchester, Musikkapelle, Musikverein, Stadtkapelle, Knappschaftska-

pelle“ usw. wird im Folgenden der Einfachheit halber der Begriff „Blaskapelle“ verwendet.3 Vgl. Hofer, Achim: Blasmusikforschung. Eine kritische Einführung. Darmstadt: Wissen-

schaftliche Buchgesellschaft 1992, S. 201

Page 6: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

6

• sich im Bedarfsfall von selbst anbieten, eine Veranstaltung musikalisch

zu umrahmen,

• das kulturelle Leben einer Gemeinde durch Konzerte und andere

eigene Veranstaltungen bereichern.

In diesem Zusammenhang darf man sicher von einer Art musikalischer

Dienstleistung sprechen.

„Angewandte Blasmusik“ ist somit das Gegenteil von „spezialisierter

Blasmusik“, die sich mit einer einzigen Besetzung und eingeschränktem

Instrumentarium ausschließlich auf ein bestimmtes Repertoire und

bestimmte Spielgelegenheiten konzentriert. Natürlich haben beide Er-

scheinungsformen der Blasmusik ihre Berechtigung, jedoch sollte der

„angewandten Blasmusik“ die Priorität eingeräumt werden.

1.2. Methodische Vorgehensweise

Das erste Kapitel bietet zunächst eine Einführung in das Thema der

Diplomarbeit, deren methodische Vorgehensweise bereits aus ihrem

Untertitel ersichtlich wird.

Dementsprechend werden im zweiten Kapitel die Grundlagen und Mög-

lichkeiten der „angewandten Blasmusik“ anhand von vier Untersuchungs-

bereichen, die sich folgerichtig voneinander ableiten lassen, theoretisch

dargestellt. Am Anfang steht das umfangreiche Instrumentarium, mit dem

eine Vielzahl von unterschiedlichen Besetzungen gebildet werden kann.

Aufgrund des umfassenden und vielseitigen Repertoires, welches dadurch

ermöglicht wird, bietet sich eine breite Palette an Spielgelegenheiten.

Diese vier Untersuchungsbereiche lassen sich wiederum nach verschie-

denen Kriterien in Unterpunkte gliedern, wobei jeweils die für den Zweck

der Arbeit am besten geeignete Untergliederung ausgewählt wurde.

Im dritten Kapitel wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, die am

Beispiel des Musikbundes von Ober- und Niederbayern (MON) aufzeigt,

wie es um die praktische Umsetzung der Prinzipien der „angewandten

Blasmusik“ steht. Hierfür wurde ein auf den vier obengenannten Untersu-

chungsbereichen basierender Fragebogen an alle Blaskapellen des MON

verschickt. Die zahlreichen Rücksendungen werden genauestens ausge-

wertet, die dadurch gewonnenen Daten in Tabellen und Diagrammen

übersichtlich dargestellt und ausführlich, aber auch kritisch kommentiert.

Page 7: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

7

Besonders interessant ist dabei der Vergleich mit den Ergebnissen einer

Umfrage bei den Blaskapellen des MON aus dem Jahr 1988.4

Im vierten Kapitel erfolgt die Synthese der Erkenntnisse der ersten beiden

Kapitel. Hier werden Anregungen an die mit dem Blasmusikwesen in

Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen gegeben:

• Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine,

• Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musik-

schulen,

• Komponisten, Arrangeure und Verlage,

• Blasmusikverbände und Funktionäre.

1.3. Zweck der Diplomarbeit

Diese Diplomarbeit dient dem Zweck, die musikalische und soziale

Bedeutung der Blaskapellen als Dienstleistungsfaktor und Kulturträger

herauszustellen. Indem die vielen unterschiedlichen Facetten des Blas-

musikwesens beleuchtet werden, sollen den Verantwortungsträgern der

Blaskapellen Vorschläge für neue Betätigungsfelder und Entfaltungsmög-

lichkeiten hinsichtlich Instrumentarium, Besetzungen, Repertoire und

Spielgelegenheiten angeboten werden. Natürlich soll aber auch auf

eventuelle Bedürfnisse und Defizite hingewiesen und nach Lösungsmög-

lichkeiten gesucht werden, wobei die Mitarbeit aller mit dem Blasmusikwe-

sen in Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen erfor-

derlich ist. So könnte, um ein Beispiel zu nennen, die Arbeit der Dirigenten

erheblich erleichtert werden, wenn die Verlage verstärkt auf die tatsächli-

chen Besetzungsverhältnisse oder die Repertoirewünsche der Blaskapel-

len eingehen.

Eine konsequente Umsetzung der Prinzipien der „angewandten Blasmu-

sik“ sollte zur Folge haben, daß die Bedeutung der Blaskapellen zunimmt

und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit weiter verbessert wird.

Damit die Zielgruppen erreicht werden und die gewonnenen Erkenntnisse

die erhoffte Wirkung zeigen, wird den einschlägigen Fachzeitschriften die

Veröffentlichung der wichtigsten Aussagen angeboten werden.

4 Vgl. Masel, Andreas: Das große Ober- und Niederbayerische Blasmusikbuch.

Wien/München: Verlag Brandstätter/Schwingenstein 1989, S. 138 f.

Page 8: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

8

2. GRUNDLAGEN UND MÖGLICHKEITEN

2.1. Instrumentarium

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Vielzahl der Musikinstrumente

systematisch darzustellen. Weit verbreitet ist die Einteilung der Musikin-

strumente nach der Art der Tonerzeugung von Hornbostel und Sachs aus

dem Jahr 1914 in Idiophone, Membranophone, Aerophone, Chordophone

und Elektrophone.5 Eine andere Möglichkeit ist die Einteilung der Musikin-

strumente nach ihrer Spielart in Holz- bzw. Blechblasinstrumente,

Schlaginstrumente, Streich- bzw. Zupfinstrumente und Tasteninstrumen-

te.6 Dabei zeigt sich, daß in einem modernen Blasorchester Instrumente

aus allen Instrumentengruppen eingesetzt werden, wobei die Blasinstru-

mente natürgemäß am stärksten vertreten sind.

Für die Darstellung des Instrumentariums im Hinblick auf die „angewandte

Blasmusik“ wurde ein neues, zweckmäßiges System zugrundegelegt und

mit den herkömmlichen Systemen kombiniert: Nach der Häufigkeit der

Verwendung wird in Hauptinstrumente, Nebeninstrumente und Zusatz-

instrumente unterschieden. Hauptinstrumente sind jeweils die gebräuch-

lichsten Vertreter ihrer Instrumentenfamilie, auf denen die Musiker nor-

malerweise ihre Ausbildung erhalten. Sie bilden die Grundlage des

Blasorchesterinstrumentariums. Nebeninstrumente, meist höhere oder

tiefere Varianten von Hauptinstrumenten, die die klangliche Vielfalt eines

Blasorchesters bereichern, sind dagegen nicht immer besetzt und werden,

da keine größeren Ansatzumstellungen erforderlich sind, im Bedarfsfall

von einem Musiker der zugehörigen Instrumentenfamilie gespielt. Zusatz-

instrumente sind keine eigentlichen Blasorchesterinstrumente, werden

jedoch gelegentlich verlangt, um spezielle klangliche Effekte zu erzielen.

2.1.1. Hauptinstrumente

Im Blasorchester werden die Holzblasinstrumente des Symphonieorche-

sters – Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott – durch das Saxophon ergänzt,

5 Vgl. Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 1: Systematischer Teil.

Historischer Teil: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: dtv 1977, S. 256 Vgl. Dickreiter, Michael: Musikinstrumente. Moderne Instrumente. Historische Instru-

mente. Klangakustik. Kassel: Bärenreiter 1987, S. 5 f.

Page 9: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

9

zu den Blechblasinstrumenten – Trompete, Waldhorn, Posaune und Tuba

– treten Flügelhorn, Althorn, Tenorhorn, Bariton und Euphonium hinzu.

Das Hauptinstrument der Klarinettenfamilie ist die B-Klarinette, die

Hauptinstrumente der Saxophonfamilie sind das Altsaxophon und das

Tenorsaxophon. Die Blechblasinstrumente sind im Blasorchester überwie-

gend in B gestimmt, das Waldhorn ist zwar in F notiert, es werden jedoch

meist Waldhörner in B verwendet, seltener die sogenannten Doppelhörner

in F und B. Das Althorn in Es ist zwar ansatztechnisch leichter zu spielen

als das Waldhorn, ist aber klanglich nur ein unbefriedigender Ersatz und

sollte deshalb in Zukunft nach Möglichkeit nicht mehr verwendet werden.

Tenorhorn, Bariton werden mit Zylinderventilen, das Euphonium hingegen

mit Pumpventilen gebaut. Klanglich sind sich diese Instrumente jedoch

recht ähnlich, so daß sie relativ gleichwertig eingesetzt werden können.

Bei den Tuben unterscheidet man die Baßtuba in F oder Es und die

Kontrabaßtuba in C oder B, wobei in Blaskapellen hauptsächlich B-Tuben,

seltener F-Tuben gespielt werden. Die Es-Tuba findet man vor allem in

Brass Bands, während C-Tuben eigentlich nur im Symphonieorchester

verwendet werden. Der Tonumfang aller vier verschiedenen Tuben ist

jedoch (im Gegensatz zu den Darstellungen der meisten Fachbücher)

weitgehend identisch und in erster Linie von den blastechnischen Voraus-

setzungen des Musikers abhängig. Helikon und Sousaphon sind lediglich

andere Bauarten von Tuben.

Die Beherrschung mehrerer Hauptinstrumente durch einzelne Musiker

erhöht die Flexibilität der Besetzungen, z.B. im Hinblick auf Big-Band-

Literatur. Die häufigsten Kombinationen sind Klarinette mit Saxophon,

Trompete mit Flügelhorn sowie Tenorhorn, Bariton oder Euphonium mit

Posaune.

Der Kontrabaß, das einzige Streich- bzw. Zupfinstrument im Blasorche-

ster, kann auf eine lange Tradition als Baßinstrument in Bläsergruppen

zurückblicken, z.B. in den Bläserserenaden von Wolfgang Amadeus

Mozart. Da er interessante Klangfarben, wie etwa das Pizzicato, einbringt

und die unvermeidbaren Atemlöcher der Tuben zu überspielen vermag,

sollte in einem anspruchsvollen Blasorchester nicht mehr auf einen

Kontrabaß verzichtet werden. Im Bereich der modernen Tanz- und

Page 10: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

10

Unterhaltungsmusik ist es oft zweckmäßig, den Kontrabaß durch einen E-

Baß zu ersetzen.

Bei den Schlaginstrumenten ist eine Einteilung in Haupt- und Nebenin-

strumente schwierig, da die Verwendung der verschiedenen Schlagin-

strumente von den Erfordernissen der jeweiligen Komposition abhängt.

Die Grundausstattung bilden Pauken, kleine Trommel, große Trommel

und Doppelbecken bzw. Pauken und Drum-set. In der konzertanten

Blasmusik werden oft anstatt der Marschbecken die größeren Konzert-

becken und anstatt der großen Marschtrommel die große Konzerttrommel

eingesetzt. Außerdem werden häufig Tempelblöcke, Tamtam bzw. Gong,

Röhrenglocken sowie die sogenannten Stabspiele verlangt. Darunter

versteht man Glockenspiel und Xylophon sowie die selteneren Marimba-

phon und Vibraphon. In der Marschmusik findet man das Glockenspiel in

Form einer Lyra. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Schlaginstrumente,

z.B. Triangel, Schlittengeläut, Tamburin, Kastagnetten usw. Für folkloristi-

sche Werke benötigt man oft lateinamerikanische Rhythmusinstrumente

(Latin-Percussion) wie Claves, Maracas, Cabasa, Guiro, Bongos, Congas

oder Timbales.

Eugen Brixel spricht in diesem Zusammenhang von einer „drastischen

Expansion der Perkussiongruppe“7. „Ein Grund hierfür dürfte sicherlich im

veränderten Original-Repertoire liegen. Insbesondere Kompositionen

niederländischer Provenienz (Kees Vlak, Henk van Lijnschooten) bedeu-

ten für viele Blasorchester ein neues originales Blasmusikrepertoire […].

‚Neu‘ ist hier teilweise die Belebung der Komposition durch (lateinameri-

kanische) Percussioninstrumente und entsprechende Rhythmen.“8

Angesichts der Vielzahl und teilweisen Größe der Schlaginstrumente, der

damit verbundenen Transportschwierigkeiten und der ständig wechseln-

den Stimmverteilung ist es sinnvoll, wenn diese Instrumente nach Mög-

lichkeit den Musikern von der Blaskapelle bzw. dem Musikverein zur

Verfügung gestellt werden.

7 Hofer, 1992, S. 2108 Hofer, 1992, S. 210

Page 11: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

11

„Das Problem der ‚Mangelinstrumente‘ für Amateur-Blasorchester ist bis

heute akut.“9 Typische „Mangelinstrumente“ sind die Doppelrohrblatt-

instrumente Oboe und Fagott sowie das Waldhorn, da einerseits das

Spielen dieser Instrumente mit besonderen technischen Schwierigkeiten

verbunden ist und ihr Klang deshalb oft nicht zufriedenstellt, andererseits

diese Instrumente in der Blasmusik häufig mit – im Vergleich zur klassi-

schen Literatur – undankbaren Stimmen bedacht sind. Deshalb spielt eine

Vielzahl der Oboisten, Fagottisten und Hornisten aus dem Bereich der

Laienmusiker lieber in einem Symphonieorchester als in einem Blasorche-

ster. Auch den Kontrabaß findet man selten, da sich dieser im Blasmusik-

wesen noch nicht genügend durchgesetzt hat.

2.1.2. Nebeninstrumente

Jedes Nebeninstrument läßt sich einem oder mehreren Hauptinstrumen-

ten zuordnen. Für einen Musiker erfordert es keine spezielle Ausbildung,

ein Nebeninstrument zu spielen, da gegenüber dem zugehörigen Hauptin-

strument keine größeren Ansatzumstellungen erforderlich sind.

Nebeninstrument der Flöte ist die Piccoloflöte, Nebeninstrument der Oboe

ist das Englischhorn, Nebeninstrument des Fagotts ist das Kontrafagott.

Die B-Klarinette hat eine ganze Reihe von Nebeninstrumenten: die hohe

Es-Klarinette, die Altklarinette in Es und die Baßklarinette, gelegentlich

wird sogar die Kontrabaßklarinette verlangt. Das Bassetthorn, eine

Altklarinette in F, war das Lieblingsinstrument Mozarts und wurde von ihm

vor allem in seiner Kammermusik für Bläser eingesetzt. Auch in der

Ouvertüre für Harmoniemusik von Felix Mendelssohn Bartholdy, einem

der frühesten originalen Blasorchesterwerke, sind zwei Bassetthörner

besetzt. Mit seinem großen Tonumfang, durch den es auch als Baßin-

strument verwendet werden kann, stellt es eine ernstzunehmende Alter-

native zur Altklarinette in Es dar.10

9 Hofer, 1992, S. 21010 Bassetthörner neuerer Bauart weisen eine weitere Mensur auf und sind damit im

Klangvolumen der Altklarinette angenähert. Im Gegensatz zu dieser findet das Bassett-

horn im Zuge der Renaissance der Mozartschen Originalkompositionen seit etwa 1980 im

klassischen Konzertbetrieb wieder verstärkt Verwendung. Inzwischen werden sogar neue

Werke für das Bassetthorn komponiert.

Page 12: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

12

Das Sopran- und das Baritonsaxophon sind die Nebeninstrumente von

Alt- und Tenorsaxophon.

Bei den Blechblasinstrumenten ist die Anzahl der Nebeninstrumente

geringer. Die Piccolotrompete ist Nebeninstrument der Trompete, das

Kornett, das führende Melodieinstrument einer Brass Band, ist im Blasor-

chester lediglich Nebeninstrument von Trompete und Flügelhorn, die

Baßtrompete bzw. das Baßflügelhorn sind dagegen Nebeninstrumente

von Tenorhorn, Bariton und Euphonium. Die Baßposaune ist zwar Ne-

beninstrument der Posaune, doch ist hier häufig eine Spezialisierung auf

das Nebeninstrument zu beobachten. Höchst selten wird im Blasorchester

die Wagnertuba, ein Nebeninstrument des Waldhorns, eingesetzt, da es

klanglich dem Tenorhorn, Bariton oder Euphonium sehr ähnlich ist. Einen

Sonderfall stellen die Tuben dar. Hier findet man des öfteren als Nebenin-

strument den Kontrabaß oder E-Baß, also ein Instrument, das nicht der

gleichen Instrumentengruppe angehört. Da das Alphorn genauso wie die

Blechblasinstrumente mit einem Kesselmundstück geblasen wird, ist es,

obwohl der Korpus aus Holz gebaut ist, als Nebeninstrument der Blech-

blasinstrumente einzustufen.

Aus musikalischer Sicht ist es nicht sinnvoll, wenn ein Musiker nur ein

Nebeninstrument, jedoch keines der dazugehörigen Hauptinstrumente

spielt, da Nebeninstrumente erst ab einer gewissen Besetzungsstärke

Verwendung finden. Trotzdem tritt dieser Fall vereinzelt auf, vorzugsweise

bei der Es-Klarinette.

Um die ständige Verfügbarkeit der Nebeninstrumente zu gewährleisten,

sollten diese den Musikern nach Möglichkeit – genauso wie die Schlagin-

strumente – von der Blaskapelle bzw. dem Musikverein zur Verfügung

gestellt werden.

2.1.3. Zusatzinstrumente

Die Zusatzinstrumente, meistens Saiten- oder Tasteninstrumente, lassen

sich in der Regel mit bestimmten Repertoirebereichen in Verbindung

bringen. In der konzertanten Blasmusik werden gelegentlich Zusatz-

instrumente wie Orgel, Klavier, Celesta oder Harfe verlangt, in der bayeri-

schen Volksmusik finden sich in Tanzlmusi-Besetzungen oft Akkordeon,

steirische Harmonika, Hackbrett, Gitarre oder Harfe, während in der

Page 13: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

13

modernen Tanz- und Unterhaltungsmusik neben Klavier, Gitarre oder

Banjo verstärkt elektronische Musikinstrumente wie Keyboard, Synthesi-

zer und E-Gitarre zum Einsatz kommen. Da viele Kapellen weder über

Kontrabaß noch E-Baß verfügen, können diese beiden Instrumente auch

als Zusatzinstrumente bezeichnet werden.

Bei den Zusatzinstrumenten sind Blaskapellen fast zwangsläufig auf

Aushilfen angewiesen, es sei denn, ein Musiker beherrscht neben einem

Blas- oder Schlaginstrument noch eines dieser Zusatzinstrumente.

Abbildung 1: Haupt- und Nebeninstrumente

Hauptinstrumente Nebeninstrumente

Flöte Piccoloflöte

Oboe Englischhorn

B-Klarinette Es-Klarinette

Altklarinette

Bassetthorn

Baßklarinette

Kontrabaßklarinette

Fagott Kontrafagott

Altsaxophon

Tenorsaxophon

Sopransaxophon

Baritonsaxophon

Flügelhorn

Trompete

Kornett

Piccolotrompete

Waldhorn Wagnertuba

Althorn

Tenorhorn

Bariton

Euphonium

Baßtrompete

Baßflügelhorn

Posaune Baßposaune

Baßtuba

Kontrabaßtuba

Kontrabaß

E-Baß

Kontrabaß

E-Baß

Schlaginstrumente

Page 14: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

14

Abbildung 1a: Schlaginstrumente

Grund-

ausstattung

Stabspiele Latin-

Percussion

sonstige

Schlaginstrumente

Pauken

Drum-set

kleine Trommel

große Trommel

Doppelbecken

Lyra

Glockenspiel

Xylophon

Marimbaphon

Vibraphon

Claves

Maracas

Cabasa

Guiro

Bongos

Congas

Timbales

u.a.

Triangel

Schlittengeläut

Tamburin

Kastagnetten

Tempelblöcke

Tamtam/Gong

Röhrenglocken

u.a.

Abbildung 2: Zusatzinstrumente

Tasteninstrumente Saiteninstrumente

Orgel

Klavier

Keyboard

Synthesizer

Celesta

Akkordeon

Steirische

Harmonika

Banjo

E-Gitarre

Kontrabaß

E-Baß

Harfe

Gitarre

Hackbrett

2.2. Besetzungen

Im folgenden Abschnitt wird die Vielzahl der unterschiedlichen Besetzun-

gen der „angewandten Blasmusik“, die auf der Grundlage des eingangs

dargestellten umfangreichen Instrumentariums beruhen, systematisch

erfasst.

Fast jeder Blasmusikdirigent wurde wahrscheinlich schon einmal mit dem

Problem konfrontiert, daß ein Veranstalter oder Auftraggeber gerne eine

Blaskapelle engagieren möchte, ihm dies aber aus Platzmangel oder

finanziellen Gründen nicht möglich ist. Wenn z.B. für die Umrahmung

einer vierstündigen Geburtstagsfeier nur zwei oder drei Musiker ge-

wünscht werden, muß man oft erläutern, daß eine solch kleine Besetzung

von einer Blaskapelle nicht zu bewältigen ist. In so einem Fall muß man

folglich auf eine andere Gruppe verweisen, die über Instrumente wie

Akkordeon, Klavier oder Keyboard verfügt. Allerdings kann man schon mit

Page 15: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

15

relativen kleinen Besetzungen, z.B. mit einem Blechbläserquintett, die

meisten Spielgelegenheiten problemlos bestreiten.

Die Blaskapellen sind also gefordert, für jede Spielgelegenheit eine

geeignete Besetzung bereitstellen zu können. Dabei muß man jedoch

gewissenhaft prüfen, ob das verwendete Notenmaterial für die jeweilige

Besetzung überhaupt geeignet ist.

Die Existenz unterschiedlicher kleinerer Besetzungen stellt außerdem eine

wesentliche Bereicherung für eine Blaskapelle dar. Das Programm eines

Blasmusikkonzerts kann z.B. durch kammermusikalische Werke aufgelok-

kert und attraktiver gemacht werden, da dem Publikum auf diese Weise

die vielseitigen Möglichkeiten eines Blasorchesters vor Augen geführt

werden. Am meisten profitieren jedoch mit Sicherheit die Musiker selbst

von der Beschäftigung mit Kammermusik, die von ihnen ganz andere

musikalische Anforderungen als das eigentliche Blasmusikrepertoire

verlangt.

An dieser Stelle sollte der Begriff Kammermusik genau definiert werden:

„Unter Kammermusik werden heute alle solistisch besetzten Instrumen-

talwerke bis zum Nonett oder Dezett zusammengefaßt.“11 Im Unterschied

zum Blasorchester sind hier also die Stimmen nicht chorisch besetzt und

die Instrumente sowie die Besetzungsgröße genau vorschrieben.

Die nun folgende systematische Einteilung der Besetzungen basiert auf

der Unterscheidung der Instrumentengruppen der Holz- und Blechblasin-

strumente sowie der Schlaginstrumente. Hierbei wird differenziert, in

welcher Anzahl Instrumente gleicher oder unterschiedlicher Instrumen-

tenfamilien bzw. Instrumentengruppen miteinander musizieren. Die

Bandbreite reicht vom Duo bis hin zum großen Orchester. Prinzipiell ist

jede beliebige Instrumentenkombination möglich, der folgende Abschnitt

beschränkt sich jedoch auf eine Auswahl von gebräuchlichen Standardbe-

setzungen, für die umfangreiches gedrucktes Notenmaterial zur Verfügung

steht.

11 Noltensmeier, Ralf und Rothmund-Gaul, Gabriela (Hg.): Das neue Lexikon der Musik.

4 Bände. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel

Verlag GmbH 1996, 2. Band, S. 643

Page 16: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

16

2.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen

Reine Holzbläserbesetzungen bestehen entweder aus Instrumenten der

gleichen Instrumentenfamilie oder aus Instrumenten unterschiedlicher

Instrumentenfamilien.

Ein Klarinettentrio besteht meist aus drei B-Klarinetten. Ein Klarinetten-

quartett kann sich aus vier B-Klarinetten, aus drei B-Klarinetten und einer

Baßklarinette oder aus Es-Klarinette, zwei B-Klarinetten und Baßklarinette

zusammensetzen. Saxophonquartette sind mit zwei Altsaxophonen,

Tenor- und Baritonsaxophon oder Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxo-

phon besetzt. Flötenquartette sind seltener, da hierfür häufig so ausgefal-

lene Instrumente wie Alt- oder Baßflöte benötigt werden.

Ein gemischtes Holzbläsertrio kann z.B. aus zwei Klarinetten und Fagott

bestehen, ein gemischtes Holzbläserquartett z.B. aus Flöte, Oboe,

Klarinette und Fagott.

Für Blaskapellen besonders gut geeignet sind Notenausgaben für variable

Holzbläserbesetzungen, bei denen eine feste Anzahl von Stimmen in

verschiedenen Transpositionen für nahezu alle Holzblasinstrumente

vorliegt. Diese Notenausgaben können z.B. sowohl mit einem Klarinetten-

oder Saxophonquartett als auch mit einem chorisch besetzten Klarinetten-

oder Holzbläserensemble gespielt werden.

2.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen

Reine Blechblasinstrumentenbesetzungen bestehen ebenfalls entweder

aus Instrumenten der gleichen Instrumentenfamilie oder aus Instrumenten

unterschiedlicher Instrumentenfamilien.

Ein Flügelhornduo spielt vor allem bayerische Weisen und Jodler. Trom-

petenquartette werden häufig mit Pauken kombiniert, da es für diese

Besetzung eine Reihe älterer Originalkompositionen gibt, z.B. Aufzüge für

vier Trompeten und Pauken, die oftmals in Klöstern entstanden sind. Für

Waldhornquartette benötigt man wegen des großen Tonumfangs gute

Hornisten, insbesondere am ersten und vierten Horn, für Posaunenquar-

tette ist neben drei Tenorposaunen gewöhnlich eine Baßposaune erfor-

derlich. Bei Tubaquartetten wird häufig die erste Stimme, manchmal auch

die zweite Stimme von einem Bariton oder einem Euphonium übernom-

Page 17: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

17

men. Eine Besonderheit der alpenländischen Blasmusik sind Alphornblä-

sergruppen, die in Duos, Trios oder Quartetten auftreten.

Ein Blechbläserquartett besteht in der Regel aus zwei Trompeten und

zwei Posaunen, speziell in Oberbayern und Österreich findet man oft die

Weisenbläserbesetzung mit zwei Flügelhörnern, Tenorhorn und Tuba.

Beim Blechbläserquintett, früher gewöhnlich mit zwei Trompeten und drei

Posaunen besetzt, hat sich infolge des Siegeszuges von Ensembles wie

„Canadian Brass“ die Besetzung mit zwei Trompeten, Waldhorn, Posaune

und Tuba durchgesetzt. Sie hat den Vorteil, daß sie alle Blechblasinstru-

mentenfamilien eines Symphonieorchesters und somit auch deren

verschiedene Klangfarben in sich vereint. Größere Blechbläserensembles

gibt es in den unterschiedlichsten Besetzungen, sehr verbreitet ist die

Besetzung nach dem Vorbild des „Philip Jones Brass Ensembles“,

bestehend aus vier Trompeten, Waldhorn, drei Tenorposaunen, Baßpo-

saune und Tuba, wobei häufig eine Piccolotrompete zum Einsatz gelangt.

Für Blaskapellen besonders gut geeignet sind Notenausgaben für variable

Blechbläserbesetzungen, wie schon im Unterabschnitt 2.2.1. erläutert.

Brass Bands, ursprünglich oft Werkskapellen, sind die typische englische

Erscheinungsform der Blasmusik. Sie sind auch in der Schweiz und den

Benelux-Staaten sehr verbreitet. Eine Brass Band besteht aus ca. 25

Blechblasinstrumenten – alle mit Perinetventilen – und einer Schlagin-

strumentengruppe. Besetzt sind ein Sopranino-Kornett in Es, drei Solo-

Kornette, ein Repiano-Kornett, je drei 2. und 3. Kornette, ein Flügelhorn,

drei Althörner, zwei Baritone, zwei Euphonien, drei Posaunen, zwei Es-

Tuben und zwei B-Tuben, wobei Bezeichnung und Anzahl der Stimmen

zum Teil uneinheitlich sind.12 Brass Bands zählt man, obwohl auch

Schlaginstrumente besetzt sind, aufgrund des Übergewichts der Blech-

blasinstrumente zu den reinen Blechbläserbesetzungen.

2.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen

Schlaginstrumente sind bei den obengenannten Bläserbesetzungen bei

einigen Werken – z.B. in der Tanzmusik von Renaissance oder Frühba-

rock – gelegentlich vorgesehen, meist jedoch nicht obligat, d.h. man kann

12 Vgl. Hofer, 1992, S. 198

Page 18: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

18

auf die Schlaginstrumente auch verzichten. Für reine Schlaginstrumen-

tenbesetzungen benötigt man in der Regel Stabspiele, vor allem Marim-

baphon und Vibraphon. Da es den meisten Blaskapellen an Instrumenten

und geeigneten Musikern fehlt, finden sich Schlagzeugensembles höchst

selten, obwohl genügend Literatur dafür vorhanden ist.

2.2.4. Gemischte Besetzungen

Die gemischten Besetzungen aus Holz- und Blechblasinstrumenten mit

oder ohne Schlaginstrumenten bilden natürlich den Schwerpunkt unter

den vielen verschiedenen Besetzungsvarianten der „angewandten

Blasmusik“.

Auf dem Gebiet der Kammermusik haben sich vor allem zwei Besetzun-

gen etabliert, für die eine große Anzahl an Werken, teils von namhaften

Komponisten komponiert wurde: das Bläserquintett, bestehend aus Flöte,

Oboe, Klarinette, Waldhorn und Fagott (z.B. Werke von Franz Danzi und

Anton Reicha), sowie das Bläseroktett, bestehend aus je zwei Oboen,

Klarinetten, Waldhörnern und Fagotten (z.B. Werke von W.A. Mozart).

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Bläserserenaden für größere

Bläserensembles (z.B. von W.A. Mozart, Antonín Dvorák und Richard

Strauss). Diese Werke, deren Besetzungen voneinander abweichen und

häufig die Zahl von zehn Musikern überschreiten, sind nach Ansicht des

Verfassers trotzdem der Kammermusik zuzurechnen. Alle diese Komposi-

tionen sollten auch in Blasmusikkreisen mehr Beachtung finden.

Ab einer gewissen Besetzungsstärke spricht man dann nicht mehr vom

Bläserensemble, sondern vom Blasorchester. Das eigentliche Unterschei-

dungsmerkmal zwischen Ensemble und Orchester ist allerdings nicht die

Anzahl der verschiedenen Stimmen, sondern die Anzahl der Musiker, die

beim Orchester wesentlich höher ist, da nur hier chorisch besetzt wird. Bei

Anton Bruckners zweiter Messe in e-moll für gemischten Chor und 15

Blasinstrumente (je zwei Oboen, Klarinetten und Fagotte sowie vier

Hörner, zwei Trompeten und drei Posaunen)13 wird gelegentlich schon von

13 Bruckner, Anton: Sämtliche, Werke Band 17/2: Messe e-moll. Fassung von 1882.

Vorgelegt von Leopold Nowak. Wien: Musikwissenschaftlicher Verlag der internationalen

Bruckner-Gesellschaft 1959, S. 3

Page 19: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

19

einem Blasorchester gesprochen, da hier die Stimmen aber immer einfach

besetzt sind, handelt es sich zweifelsfrei um ein Bläserensemble.

Sind in einem Blasorchester neben den geläufigen Instrumenten auch die

typischen „Mangelinstrumente“ – Oboe, Fagott, Waldhorn und Kontrabaß

– sowie die wichtigsten Nebeninstrumente – Piccoloflöte, Es-Klarinette,

Baßklarinette, Baritonsaxophon und Baßposaune – ausreichend besetzt,

stehen ferner auch die Schlaginstrumente möglichst vollständig zur

Verfügung, so spricht man von einem symphonischen Blasorchester.

Auf dem Gebiet der Tanz- und Unterhaltungsmusik gibt es ebenfalls eine

Reihe von charakteristischen Besetzungen. In der traditionellen, etwa acht

bis zwölf Musiker starken „altbairischen“ Blasmusikbesetzung, die sich vor

allem für Volkstanzveranstaltungen eignet, werden als Melodieinstrumente

Klarinetten (in der Regel mit Es-Klarinette), Trompeten oder Flügelhörner,

für die Nebenmelodie Tenorhorn oder Bariton und als Baßinstrument die

Tuba verwendet. Auffallendstes Merkmal ist die Blechbegleitung, beste-

hend aus Es- und Baßtrompeten, aus Mangel an diesen Instrumenten

häufig durch Waldhörner, Tenorhörner oder Posaunen ersetzt, wohinge-

gen auf ein Schlagzeug normalerweise bewußt verzichtet wird. Die

„altbairische“ Blasmusikbesetzung wurde nach dem zweiten Weltkrieg

unter österreichischen Einflüssen beinahe von den kleineren Tanzlmusi-

besetzungen verdrängt, die in der Melodie meist auf die Es-Klarinette

verzichten, für die Nebenmelodie auch Baßflügelhorn, Baßtrompete oder

Posaune (teilweise auch Ventilposaune) und als Baßinstrument auch den

Kontrabaß verwenden, während die Begleitung von Akkordeon, steirischer

Harmonika, Hackbrett, Gitarre oder Harfe übernommen wird.

Charakteristisches Merkmal der etwa 15 bis 20 Musiker zählenden

böhmischen Blasmusikbesetzung, die besonders durch „Ernst Mosch und

seine Egerländer Musikanten“ etabliert wurde und eine große Zahl von

Nachahmern fand, ist das melodische Übergewicht von Flügelhörnern,

Tenorhörnern und Baritonen. Die Klarinetten und Trompeten sind nur

selten mit der Melodieführung betraut, da erstere im wesentlichen Verzie-

rungen, letztere signalartige Einwürfe beisteuern. Die harmonische und

rhythmische Grundlage liefern Posaunen, Tuben und Schlagzeug.

Tanzcombos, -kapellen und -orchester gibt es in den unterschiedlichsten

Besetzungen, die – sofern sie mehrheitlich aus Blasinstrumenten beste-

Page 20: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

20

hen – ebenfalls dem Bereich der „angewandten Blasmusik“ zuzurechnen

sind. Die meistverwendeten Instrumente sind Flöte, Klarinette und Saxo-

phon, Trompete und Posaune, Tuba, Kontrabaß oder E-Baß und natürlich

das Drum-set, das zuweilen durch vorwiegend lateinamerikanische

Rhythmusinstrumente ergänzt wird. Häufig werden verschiedene Zusatz-

instrumente wie Klavier, Keyboard oder Synthesizer, Banjo, Gitarre oder

E-Gitarre eingesetzt. Ähnliches gilt auch für sämtliche Jazzformationen,

die allerdings im Blasmusikbereich nur selten zu finden sind.

Bei Blaskapellen besonders beliebt ist die Big-Band-Besetzung nach dem

Vorbild Glenn Millers, bestehend aus einem Saxophonsatz mit je zwei Alt-

und Tenorsaxophonen sowie einem Baritonsaxophon, einem Trompeten-

satz mit vier Trompeten, einem Posaunensatz mit drei bis vier Posaunen

und einer Rhythmusgruppe aus Klavier, Gitarre, Kontrabaß und Drum-set.

Die modernere Variante der Rhythmusgruppe besteht aus Keyboard,

E-Gitarre, E-Baß und Drum-set.

Hinter dem Begriff „Blaskapelle“ verbirgt sich mehr, als man im ersten

Augenblick erwartet. Während die Bezeichnungen „Bläserensemble“ und

„Blasorchester“ vorwiegend für den Bereich der konzertanten Literatur

angewendet werden und die Werke für diese Besetzungen, wie am

Anfang dieses Abschnitts dargestellt, bezüglich des Instrumentariums

gewisse Voraussetzungen erfordern, ist die Bezeichnung „Blaskapelle“

wesentlich allgemeiner.

Das auffallendste Merkmal einer Blaskapellenbesetzung ist die Unter-

scheidung von fünf musikalischen Grundfunktionen. Diese sind Melodie,

Nebenmelodie, Begleitung, Baß und Rhythmus. Das herkömmliche

Blaskapellenrepertoire umfaßt folglich diejenigen Repertoirebereiche, die

mehrheitlich auf diesem Prinzip beruhen, also Märsche, Tanz- und

Unterhaltungsmusik, im wesentlichen traditioneller Art, sowie leichtere

konzertante Musik. Die Besetzung einer Blaskapelle ist sowohl in ihrer

Zusammensetzung als auch hinsichtlich ihrer Größe äußerst flexibel.

Prinzipiell ist jede Instrumentenkombination möglich, sofern die fünf

musikalischen Grundfunktionen gewährleistet sind.

In Abbildung 3 ist dargestellt, durch welche Stimmen die fünf musikali-

schen Grundfunktionen normalerweise in Notenausgaben der obenge-

nannten Repertoirebereiche gewährleistet sind. Die Instrumente, die in

Page 21: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

21

eckigen Klammern stehen, übernehmen jedoch in den meisten Arrange-

ments auch andere Funktionen – z.B. Verzierungen oder signalartige

Einwürfe – und können deshalb selten für eine Mindestbesetzung verwen-

det werden.

Abbildung 3: Die fünf musikalischen Grundfunktionen

Melodie1. Stimme 2. Stimme

Nebenmelodie(1- oder 2-stimmig)

[Flöte]

[Es-Klarinette]

[1. Altsaxophon]

1. Flügelhorn

[1. Trompete]

[1. B-Klarinette]

[2. Altsaxophon]

2. Flügelhorn

[2. Trompete]

[Tenorsaxophon]

1. Tenorhorn

Bariton

Begleitung Baß Rhythmus1. bis 4. Horn

2. und 3. Tenorhorn

[1. und 2. Posaune] [3. Posaune]

1. und 2. Tuba

Schlagzeug

kleine Trommel

große Trommel und

Becken

Melodie und Begleitung müssen mindestens zweistimmig sein, während

auf Nebenmelodie und Rhythmus bei vielen Stücken verzichtet werden

kann. Die kleinste spielfähige Blaskapelle besteht folglich nur aus fünf

Musikern und könnte sich z.B. aus 1. und 2. Flügelhorn, zwei Hörnern

oder 2. und 3. Tenorhorn sowie Tuba zusammensetzen Sie darf aber

keinesfalls mit einem Blechbläserquintett gleich gesetzt werden, da diese

beiden Besetzungen auf unterschiedlichen musikalischen Funktionsprinzi-

pien beruhen.

Mit einer Besetzung von acht Musikern (1. und 2. Flügelhorn, 1. Tenorhorn

und Bariton, zwei Hörner oder 2. und 3. Tenorhorn, Tuba und Schlagzeug)

lassen sich bereits weite Teile des gesamten Blaskapellenrepertoires

bestreiten. An dieser Stelle muß die bei vielen Blaskapellen gängige

Praxis, auf die für die Musiker relativ undankbaren Begleitungstimmen

ganz und gar zu verzichten, aufs Schärfste verurteilt werden.

Leider läßt sich in den letzten Jahren bei Komponisten, Arrangeuren und

Verlagen die Tendenz erkennen, den Notenausgaben des typischen

Blaskapellenrepertoires nicht mehr die obengenannten Prinzipien zugrun-

Page 22: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

22

dezulegen, sondern auch Flöten, Klarinetten, Saxophone, Trompeten und

Posaunen obligat vorauszusetzen. Dies geht es jedoch weit an der

Realität vorbei. Tatsache ist vielmehr, daß Blaskapellen einerseits häufig

auf Wunsch des Auftraggebers oder Veranstalters nur in einer kleinen

Besetzung spielen sollen, andererseits viele Blaskapellen gar nicht in der

Lage sind, die von der Notenausgabe geforderte Besetzung aufzubringen.

Abbildung 4: Reine Holzbläserbesetzungen

Holzbläserbesetzungen mit gleichen Instrumenten

Flötenduo, -trio, -quartett, usw.

Klarinettenduo, -trio, -quartett, usw.

Saxophonduo, -trio, -quartett, usw.

Holzbläserbesetzungen mit unterschiedlichen Instrumenten

Holzbläserduo

Holzbläsertrio

Holzbläserquartett

Holzbläserquintett

größere Holzbläserensembles

Abbildung 5: Reine Blechbläserbesetzungen

Blechbläserbesetzungen mit gleichen Instrumenten

Flügelhornduo

Trompetenduo, -trio, -quartett, usw.

Waldhornduo, -trio, -quartett, usw.

Posaunenduo, -trio, -quartett, usw.

Tubaduo, -trio, -quartett, usw.

Blechbläserbesetzungen mit unterschiedlichen Instrumenten

Blechbläserduo

Blechbläsertrio

Blechbläserquartett

Blechbläserquintett

größere Blechbläserensembles

Brass Band

Abbildung 6: Gemischte Besetzungen

Bläserduo, -trio, -quartett, -quintett

größere Bläserensembles

Blaskapelle

Symphonisches Blasorchester

Tanzlmusi

„Altbairische“ Blasmusik

Böhmische Blasmusik

Tanzcombo, -kapelle, -orchester

Big Band

Page 23: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

23

2.3. Repertoire

Nicht jede Besetzung eignet sich aufgrund ihres Instrumentariums für jede

Art von Musik. Viele der im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen

Standardbesetzungen der „angewandten Blasmusik“ sind deshalb auf

bestimmte Repertoirebereiche spezialisiert. Je vielfältiger jedoch das

Instrumentarium, um so größer sind die musikalischen Möglichkeiten. So

ist z.B. ein Blechbläserquintett in der Standardbesetzung mit zwei Trom-

peten, Waldhorn, Posaune und Tuba wesentlich flexibler als alle anderen

Blechbläserbesetzungen gleicher Größe, weil hier die vier wichtigsten

Blechblasinstrumententypen mit all ihren klanglichen und technischen

Potentialen vereinigt sind. Ein symphonisches Blasorchester ist demge-

mäß der mit Abstand vielseitigste Klangkörper.

Das Repertoire der „angewandten Blasmusik“ umfaßt aufgrund der

obengenannten Voraussetzungen nahezu alle musikalischen Gattungen

und Stilrichtungen. Systematisiert man das Repertoire nach dem Anwen-

dungsgebiet der Musik, lassen sich drei verschiedene Bereiche unter-

scheiden, nämlich die geistliche Musik, die Tanz- und Unterhaltungsmusik

sowie Gelegenheitsmusik und zuletzt die konzertante Musik, wobei

Überschneidungen zwischen den Bereichen in der Natur der Sache

liegen.

Die Flexibilität einer Besetzung ist allerdings, abgesehen vom Instrumen-

tarium, auch von der Auswahl geeigneten Notenmaterials abhängig. In

dieser Hinsicht verfügt die zuletzt erläuterte Blaskapellenbesetzung über

das am weitesten gefächerte Repertoire.

2.3.1. Geistliche Musik

Für Blaskapellen bieten sich traditionsgemäß zahlreiche Möglichkeiten

einer Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, weshalb auch nahezu

alle Blaskapellen geistliche Musik in ihrem Repertoire haben.

Den größten Anteil bilden hierbei die verschiedenen Arten von geistlichen

Liedern. Dazu gehören Kirchenlieder aus dem katholischen Gotteslob, zu

denen bereits eine Reihe von Notenausgaben für Blasorchester erschie-

nen ist, jedoch immer nur als Auswahl der gebräuchlichsten Gesänge. Zu

den Liedern des evangelischen Gesangbuchs hingegen gibt es dank der

Tradition der Posaunenchöre bereits seit langem eine vollständige

Page 24: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

24

Ausgabe von Bläsersätzen, die sogar im Zuge der Neuerscheinung des

evangelischen Gesangbuches komplett überarbeitet wurde. Bei den

Posaunenchören ist es allerdings gängige Praxis, daß lediglich Spielpar-

tituren in C vorhanden sind. Im evangelischen Gottesdienst sind auch

längere Choralvorspiele üblich, welche die Melodie des folgenden Chora-

les verarbeiten. Sie sind jedoch selbständige, musikalisch oft anspruchs-

volle Kompositionen. Es wäre auch für den katholischen Gottesdienst

wünschenswert, wenn anstatt der letzten Takte eines Kirchenliedes

längere Choralvorspiele gespielt würden.

Weit verbreitet sind Messen in Bearbeitungen für Blasorchester, allen

voran die allgemein bekannte „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, die

sogenannte „Schubert-Messe“, während sich neukomponierte Messen für

Blasorchester und Volksgesang kaum durchsetzen konnten. Eine Son-

derform der Messe ist die Totenmesse, das sogenannte Requiem.

Neben den üblichen Liedern aus dem Gotteslob und dem evangelischen

Gesangbuch gibt es eine Vielzahl von überlieferten geistlichen Volkslie-

dern, aufgezeichnet und veröffentlicht z.B. von Konrad Scheierling14 oder

Joseph Gabler15. Diese Lieder stellen eine ernstzunehmende Alternative

zu den herkömmlichen Liedern dar, da sie volksliedhaften Charakter

besitzen und weniger „abgedroschen“ sind.16 Zu den geistlichen Volkslie-

dern gehören auch viele der traditionellen Martins-, Advents- und Weih-

nachtslieder.

Bei Jugendgottesdiensten, Erstkommunionen, Firmungen oder Konfirma-

tionen erfreuen sich die ökumenischen neuen geistlichen Lieder, die

sogenannten Rhythmuslieder, großer Beliebtheit. Hier bietet sich den

Blaskapellen ein interessantes Betätigungsfeld, da diese Lieder für

14 Scheierling, Konrad: Geistliche Lieder der Deutschen aus Südosteuropa. 6 Bände.

Kludenbach: Gehann-Musikverlag 198715 Gabler, Joseph: Geistliche Volkslieder. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage,

Regensburg 1890. München: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege 198416 Eine Auswahl aus ca. 6000 überlieferten Volksliedern enthält eine neue, der kirchlichen

Praxis entsprechende Sammlung, zu der auch eine vollständige Bläserausgabe

erschienen ist: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.): Gott ist mit uns

unterwegs. Geistliche Volkslieder für Wallfahrten und andere religiöse Anlässe. München:

Bayerischer Landesverein für Heimatpflege 1999

Page 25: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

25

Bläser und Schlagzeug wesentlich besser geeignet sind als für Orgel. Bei

den Rhythmusliedern handelt es sich mitunter um die beliebten geistlichen

Lieder der schwarzen Sklaven Nordamerikas, um Spirituals oder Gospels.

Sie erklingen des öfteren auch als konzertante Arrangements in geistli-

chen, häufiger sogar noch in weltlichen Konzerten.

Neben den bisher genannten Gattungen, die fast ausschließlich der

Begleitung des Volksgesangs dienen, gibt es noch eine Reihe von

weiteren Gattungen, die man als geistliche Gelegenheitsmusik bezeichnen

könnte. Dazu gehören neben Trauerchorälen, Trauermärschen und

Prozessionsmärschen auch die vierstimmigen Choralsätze von Johann

Sebastian Bach, die meist seinen Kantaten entstammen. Diese „Bachcho-

räle“ sind wegen ihres hohen musikalischen Anspruchs – ebenso wie viele

andere Chorwerke – als Vortragsstücke für geistliche Anlässe geeignet.

Ferner gibt es noch zahlreiche geistliche Vortragsstücke, die schlichteren

und kürzeren als Instrumentalmusiken im Gottesdienst, die schwierigeren

und längeren für Kirchenkonzerte.

Hymnen gehören zwar nicht zum Bereich der geistlichen Musik, sollen

aber, da sie stilistisch mit Kirchenliedern verwandt sind und z.B. die

„Bayernhymne“ oft bei Festen des örtlichen Brauchtums als Abschluß

einer Feldmesse erklingt, in diesem Zusammenhang erwähnt werden.

2.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik

Das Repertoire an Tanz- und Unterhaltungsmusik, das sich für Blaska-

pellen anbietet, ist äußerst vielfältig. Es reicht von überlieferter bayerischer

Volksmusik bis hin zu Arrangements von Rock- und Popmusik.

Die bayerische Volksmusik umfaßt im Hinblick auf die „angewandte

Blasmusik“ vor allem die traditionellen Rundtänze wie Walzer, Halbwalzer

und Landler, Schottisch oder schnelle Polka, bayerische Polka oder

Boarischer, Mazurka, Zwiefacher und Dreher oder Galopp. Für Volkstänze

von besonderer Bedeutung sind Polonaisen und die sogenannten Qua-

drillen, die als Musik zur Française dienen (z.B. die „Fledermaus-

Quadrille“ von Johann Strauß [Sohn]). Die sogenannten Figurentänze,

also Tänze mit ganz einfachen, aber auch komplizierten Tanzfiguren, sind

teilweise in ganz Bayern verbreitet (z.B. Bauernmadl, Hiatamadl,

Kreuzpolka oder Waldjager), daneben gibt es jedoch immer noch sehr

Page 26: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

26

viele regionale Tanzformen, die schwerpunktmäßig bei Volkstänzen in

deren Herkunftsgebiet gespielt bzw. getanzt werden sollten.17 Hierbei tritt

oftmals das Problem auf, daß viele Blasmusikanten über zu wenig Volks-

tanzerfahrung verfügen und sich daher nicht über die richtigen Tempi im

klaren sind.

Weit verbreitet, besonders in Oberbayern und Österreich, ist das Spielen

von Weisen und Jodlern, meist mit vier Blechbläsern. Weisen sind schöne,

getragene Lied- oder Instrumentalmelodien.

Die böhmische Blasmusik umfaßt in erster Linie die sogenannten „böhmi-

schen Polkas“, welche in der Tradition z.B. von Ernst Mosch und seinen

„Egerländer Musikanten“ eher langsam gespielt werden, unter dem Einfluß

tschechischer Profi-Blaskapellen jedoch wesentlich schneller. Daneben

gibt es noch zahlreiche böhmische Walzer und Märsche.

Zum Bereich der modernen Tanz- und Unterhaltungsmusik gehören die

Turniertänze, die für Blaskapellen u.a. deswegen empfehlenswert sind,

weil sich mit ihnen das Publikum am ehesten auf die Tanzfläche locken

läßt, da doch die Mehrzahl einmal einen Tanzkurs besucht hat und

zumindest Walzer, Tango und Foxtrott beherrscht. Nach dem offiziellen

Reglement für Turniere unterscheidet man die Standard-Disziplin (Wiener

Walzer, Langsamer Walzer, Tango, Slow-Foxtrott, Quickstep) von der

lateinamerikanischen Disziplin (Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso

doble, Jive).18 Diese Tänze werden vielfach auch von Big Bands oder

ähnlichen Besetzungen gespielt.

Da eine Big Band ohnehin im wesentlichen aus Bläsern besteht, ist die

typische Big-Band-Literatur (z.B. Stücke von Glenn Miller) ebenfalls für

Blaskapellen geeignet. Verfügt eine Blaskapelle über die für die Rhyth-

musgruppe benötigten Zusatzinstrumente Klavier oder Keyboard, Gitarre

oder E-Gitarre, Kontrabaß oder E-Baß, können sogar originale, also

vorwiegend amerikanische Big-Band-Ausgaben in der authentischen Big-

Band-Besetzung gespielt werden. Ist dies nicht der Fall, kann man auf

zahlreiche Blasmusikausgaben von Big-Band-Literatur zurückgreifen,

17 Vgl. z.B. Schützenberger, Erna und Derschmidt, Hermann: Spinnradl. Unser Tanzbuch.

5 Folgen. Landsberg am Lech: Heinrich Hohler Verlag o.J.18 Vgl. Das neue Lexikon der Musik, 4. Band, S. 576 f.

Page 27: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

27

wobei allerdings bei diesen musikalisch teilweise sehr anspruchsvollen

Stücken genauso wie bei den Turniertänzen unbedingt auf die Qualität der

Arrangements geachtet werden muß. Denn es gibt hierzulande viele

Blasmusikarrangeure, deren Bearbeitungen aufgrund von wenig oder von

gänzlich fehlender Ausbildung und Erfahrung hinsichtlich Big-Band-

Instrumentation und -stilistik oft ziemlich „bodenständig“ klingen. Sinnvoll

sind Blasmusikausgaben, die in Big-Band-Besetzung spielbar sind, jedoch

auch Stimmen für diejenigen Blasorchesterinstrumente enthalten, die in

einer Big Band nicht besetzt sind, also Flöte, Oboe, Klarinette und Fagott,

Waldhorn, Tenorhorn, Bariton und Tuba.

Jazz bleibt normalerweise kleineren Besetzungen vorbehalten, die

Beschäftigung mit jeglicher Art von Improvisation ist aber auf jeden Fall

lohnenswert und bereichernd, da dies zur vollständigen Beherrschung

eines Instruments sowohl beiträgt als auch notwendig ist.

Abgesehen von der gehobenen Tanz- und Unterhaltungsmusik, zu der

neben den obenerwähnten Turniertänzen und der Big-Band-Literatur auch

eine Reihe von Werken aus dem Bereich der konzertanten Musik gezählt

werden können, darf im Repertoire einer Blaskapelle im Sinne der „ange-

wandten Blasmusik“, die ja in der Lage sein sollte, für jede sich bietende

Spielgelegenheit das geeignete Repertoire bereitzustellen, auch die

leichte Tanz- und Unterhaltungsmusik, also das typische „Bierzeltrepertoi-

re“, nicht fehlen. Dieses umfaßt Stimmungsmusik, Evergreens und

Schlager, oft in Form von Schunkelrunden, Potpourris oder Medleys, bei

denen leider häufig die einzelnen Melodien ohne jede Überleitung anein-

andergereiht sind. Bezüglich der Schlager stellt sich die Frage, ob jeder

aktuelle Trend unbedingt mitvollzogen werden muß, vor allem da die

Stücke hinsichtlich ihrer musikalischen Qualität oft zu wünschen übrig

lassen und meist schon nach kurzer Zeit nicht mehr gefragt sind, die

Anschaffung des Notenmaterials aber mit hohen Kosten verbunden ist.

Bearbeitungen von Rock- und Popmusik für Blasorchester, bei denen

natürlich ebenso auf die Qualität des Arrangements geachtet werden

sollte, stellen insbesondere in Jugendkapellen eine Motivation für die

jungen Musiker dar, die oftmals gegenüber ihren Altersgenossen Proble-

me mit dem Image der Blasmusik haben. Allerdings ist eine einseitige

Bevorzugung von Rock- und Popmusik der musikalischen Entwicklung der

Page 28: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

28

Jugendlichen weniger förderlich als eine wohldosierte Mischung, die ein

breites Spektrum an verschiedenen Stilrichtungen umfaßt, wobei konzer-

tante Musik keinesfalls fehlen sollte. Denn statt sie mit ihren aktuellen

Lieblingsstücken kurzzeitig zu begeistern, kann man junge Musiker

langfristig motivieren, indem man sie musikalisch herausfordert.

Zum wichtigen Bereich der Gelegenheitsmusik gehören alle diejenigen

Stücke, die ihren Zweck dadurch erfüllen, daß sie als fester Bestandteil

des Repertoires jederzeit verfügbar sind, um sie gerade bei den vielen

kleineren Spielgelegenheiten, die eine Blaskapelle meist in großer Zahl

wahrnimmt, ohne größeren Aufwand zu spielen. Welche Stücke im

Einzelfall darunter zu zählen sind, hängt folglich von den musikalischen

Möglichkeiten der jeweiligen Blaskapelle ab. Natürlich eignen sich auch

nicht alle Notenausgaben für die Verwendung als Gelegenheitsmusik, da

bestimmte Kriterien zu erfüllen sind. Es ist von großem Vorteil, wenn die

betreffenden Notenausgaben

• in einem Format gedruckt sind, das für eine Marschgabel tauglich ist,

• in verschiedenen, auch verkleinerten und eventuell unausgewogenen

Besetzungen spielbar sind,

• problemlos ohne vorherige Probe zur Aufführung gebracht werden

können.

Zu den typischen Gattungen der Gelegenheitsmusik gehören u.a. sämtli-

che Straßenmärsche und einfache Vortragsstücke, z.B. Turmmusik für

Blechbläser von Johann Christoph Pezel und dessen Zeitgenossen.

2.3.3. Konzertante Musik

Eine systematische Einteilung des konzertanten Blasmusikrepertoires

erweist sich als äußerst schwierig, da es mehrere Unterscheidungskriteri-

en gibt, die alle ihre Vor- und Nachteile haben.

Die Unterscheidung nach Originalkompositionen und Bearbeitungen für

Blasorchester ist nicht zweckmäßig, da sämtliche Gattungen der konzer-

tanten Musik sowohl als Originalkompositionen wie auch als Bearbeitun-

gen existieren. Die Bearbeitung konzertanter Literatur für Blasorchester

kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits zu Zeiten Mozarts war

es gängige Praxis, Auszüge aus Opern unmittelbar nach der Uraufführung

für die sogenannte Harmoniemusik, dem Vorläufer des Blasorchesters, zu

Page 29: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

29

bearbeiten, um die Musik so der breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Später wurde diese Funktion von professionellen Militärorchestern

übernommen, weshalb diese älteren Bearbeitungen mitunter sehr hohe

musikalische und instrumentale Anforderungen an die Musiker stellen.

Auch viele Melodien von Wagner oder Verdi erlangten dadurch ihren

hohen Bekanntheitsgrad. Für die Berechtigung von Bearbeitungen spricht

auch die unbestreitbare Tatsache, daß nur wenige Originalkompositionen

für Blasorchester an die musikalische Qualität der Werke des klassischen

Orchesterrepertoires heranreichen.

Weitere Möglichkeiten sind die Einteilung nach Epochen, Gattungen,

Besetzungen oder Schwierigkeitsgraden. Im deutschsprachigen Raum

werden in der Regel die vier Schwierigkeitsgrade Unterstufe, Mittelstufe,

Oberstufe und Höchststufe unterschieden, wobei mit den musikalischen

und instrumentalen Anforderungen auch die Anforderungen hinsichtlich

des Umfangs des Instrumentariums und damit der Besetzungsgröße

steigen.

Um die Übersichtlichkeit und einfache Verständlichkeit zu gewährleisten,

wurde als Kompromißlösung die Unterscheidung nach Epochen, Gattun-

gen und Besetzungen miteinander kombiniert, was allerdings zwangsläu-

fig zur Folge hat, daß sich einige Werke aufgrund einer nicht allzu stren-

gen Systematik mehreren Obergruppen zuordnen lassen. Da die

Obergruppen also sowohl Originalkompositionen als auch Bearbeitungen

der unterschiedlichsten Epochen, Gattungen, Besetzungen und Schwie-

rigkeitsgrade enthalten, werden zur besseren Veranschaulichung beson-

ders prägnante Beispiele von Komponisten und Werken genannt, wobei

bewußt versucht wird, soweit wie möglich auf Originalkompositionen für

Blasorchester zurückzugreifen, die allerdings teilweise recht anspruchsvoll

sind.19

Differenziert man die konzertante Musik im Sinne der „angewandten

Blasmusik“ nach unterschiedlichen Besetzungen, so lassen sich Kam-

mermusik und Blasorchesterliteratur unterscheiden. Die konzertante

19 Einen wertvollen Überblick über die konzertante Blasmusikliteratur bietet: Suppan,

Wolfgang und Armin: Das Neue Lexikon des Blasmusikwesens. Freiburg-Tiengen:

Blasmusikverlag Schulz GmbH 1994

Page 30: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

30

Blasorchesterliteratur ist der Schwerpunkt des folgenden Unterabschnitts,

die Kammermusik für Bläser, also das Repertoire der Holzbläser- und

Blechbläser- und Bläserensembles ist so vielfältig und umfangreich, daß

es den Rahmen dieses Abschnitts sprengen würde. Hier sei auf den

Unterabschnitt 2.2.4. sowie die einschlägige Fachliteratur verwiesen.

Bei konzertanter geistlicher Musik, also Werken mit religiösem Hinter-

grund, handelt es sich häufig um Bearbeitungen von Chor- oder Orgelwer-

ken. Als Beispiele seien Chorwerke, also Motetten, Kantatensätze und

ähnliche Werke von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Felix

Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms oder Anton Bruckner sowie

Orgelwerke von Bach oder César Franck, genannt. Im Verhältnis dazu

werden weltliche Chorwerke weit seltener für Bläser transkribiert. Dabei

handelt es sich dann oft um Madrigale italienischer, deutscher oder

englischer Renaissance- oder Barockkomponisten.

Die Zahl der Originalkompositionen konzertanter geistlicher Musik für

Blasorchester ist relativ gering. Als Beispiel sei hier das Werk „The Power

of Rome and the Christian Heart“ von Percy Grainger (1882-1961)

erwähnt, einem in Australien geborenen Komponisten, der viele hervorra-

gende Werke für Blasorchester geschrieben hat und deshalb in diesem

Unterabschnitt noch öfters genannt werden wird.20

Festlich-feierliche Musik ist ein äußerst dehnbarer Begriff, der oftmals

spontan mit barocker Instrumentalmusik (z.B. Henry Purcells „Trumpet

Tune“ oder Jeremiah Clarkes: „Trumpet Voluntary“) assoziiert wird,

eigentlich jedoch in allen Epochen der Musikgeschichte anzutreffen ist

(z.B. der „Feierliche Einzug der Ritter des Johanniterordens“ von Richard

Strauss).

Zu den nun folgenden, vornehmlich gattungsbezogenen Obergruppen

gehören Eröffnungsstücke, Vorspiele und Ouvertüren, die dem Namen

entsprechend häufig am Anfang eines Konzertprogramms stehen. Viele

Eröffnungsstücke besitzen den Charakter von Fanfaren und sind daher

entweder für eine reine Blechbläserbesetzung komponiert oder sind

20 Eine eindrucksvolle Zusammenstellung der Blasorchesterwerke Percy Graingers findet

man auf den beiden CDs „Works for Wind Orchestra“ (CHAN 9549) und „Works for Wind

Orchestra 2“ (CHAN 9630)

Page 31: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

31

„blechlastig“ instrumentiert (z.B. Fanfaren von Richard Strauss, Benjamin

Britten oder Aaron Copland). Vorspiele und Ouvertüren lassen sich

danach differenzieren, ob sie ursprünglich einem musikalischen Bühnen-

werk, d.h. einer Oper, einer Operette oder einem Musical, voranstehen

(z.B. Opernouvertüren von Gioacchino Rossini oder Operettenouvertüren

von Franz von Suppé) oder ein eigenständiges Werk, d.h. eine Konzer-

touvertüre, darstellen (z.B. die „Marinarella-Ouvertüre“ von Julius Fucik

oder die „Festliche Ouvertüre“ von Dimitri Schostakowitsch).

Die Vielfalt der kleineren und leichteren Konzertstücke ist im Blasmusikbe-

reich besonders groß, da große symphonische Gattungen doch eher

selten zu finden sind. Häufig tragen solche Werke, die vor allem in den

Konzertprogrammen von Blaskapellen der Unter- und Mittelstufe zu finden

sind, im Titel Bezeichnungen wie Rhapsodie, Fantasie, Intermezzo u.ä.

Programmusik, also Werke, die eine außermusikalische Handlung dar-

stellen sollen, was häufig auf der Grundlage eines literarischen Werks

geschieht, erfreut sich auch beim Blasmusikpublikum großer Beliebtheit.

Die Bandbreite reicht hier von relativ leicht verständlichen Werken (z.B.

„Auf einem persischen Markt“ von Albert W. Ketélbey) bis hin zu an-

spruchsvollen symphonischen Dichtungen. Gerade bei symphonischen

Dichtungen sollte allerdings davon abgesehen werden, große Werke der

Orchesterliteratur (z.B. von Richard Strauss) in verkürzter Fassung für

Blasorchester zu bearbeiten, da dadurch wichtige musikalische und

instrumentatorische Raffinessen verlorengehen.

Orchestersuiten gibt es in den verschiedensten Varianten: Als Folge

unterschiedlicher stilisierter Tänze, meist eingeleitet durch eine Ouvertüre,

vor allem im Barock (z.B. Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“),

als Zusammenstellung verschiedener konzertanter Volksliedbearbeitun-

gen seit der Romantik (z.B. die „Lincolnshire Posy“ von Percy Grainger),

als programmatisches Werk in Suitenform (z.B. die Suite „Florian Geyer“

von Hellmut Haase-Altendorf) oder ohne strenge thematische Bezüge

(z.B. die Blasorchestersuiten von Gustav Holst).

In Hinblick auf Originalkompositionen für Blasorchester stellen Symphoni-

en und andere größere symphonische Werke eine echte Rarität dar.

Neben einer Reihe von Bearbeitungen ganzer Symphonien oder einzelner

Sätze daraus, haben sich bisher nur wenige Blasorchesterkomponisten

Page 32: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

32

mit der Herausforderung dieser bedeutenden Gattung auseinandergesetzt

(z.B. Alan Hovhaness, Alfred Reed oder Johan de Meij).

Werke für Blasorchester mit Instrumentalsolisten können sowohl ein- als

auch mehrsätzig sein bzw. für einen, seltener für mehrere Solisten

komponiert sein. Die häufigsten Formen sind meist dreisätzige Solokon-

zerte (z.B. das Konzert für Posaune und Blasorchester von Nikolai Rimski-

Korsakov), Solopolkas (z.B. „Erinnerung an Zirkus Renz“ von Gustav

Peter) und ähnliche Bravourstücke (z.B. „Die Post im Walde“ von Heinrich

Schäffer), wobei die beiden letztgenannten Gattungen unter Umständen

der gehobenen Unterhaltungsmusik zugerechnet werden können.

Werke für Blasorchester mit Gesangssolisten sind weit seltener und in der

Form äußert unterschiedlich (z.B. das „Bell Piece“ für Tenor und Blasor-

chester von Percy Grainger).

Bei Werken für Chor und Blasorchester wird der Chor oft nur als klangli-

che Bereicherung eingesetzt. In diesem Fall sind die Chorstimmen in der

Regel nicht obligat (z.B. bei „Moment for Morricone“ im Arrangement von

Johan de Meij). Wenn dagegen der Chor im Mittelpunkt des musikalischen

Geschehens steht, ist es oft zweckmäßig, die Bläserstimmen nicht allzu

stark bzw. sogar nur einfach zu besetzen, um die richtige Klangbalance zu

gewährleisten. Für diesen Fall ist allerdings die Bezeichnung „Bläseren-

semble“ angebracht (siehe Unterabschnitt 2.2.4., Messe e-moll von Anton

Bruckner). Wenn jedoch ein vollständiges Blasorchester besetzt ist, muß

demnach der Chor sehr groß dimensioniert sein (z.B. bei „Carmina

Burana“ von Carl Orff in der vom Komponisten autorisierten Bearbeitung

für Soli, Chor und Blasorchester von John Krance bzw. Juan Vicente Mas

Quiles21).

Die nun folgenden Obergruppen lassen sich mit leichterer konzertanter

Musik überschreiben, da sie entweder gehobene Tanzmusik sind oder von

dieser stark beeinflußt wurden.

Tänze und Tanzsuiten wurden zu jeder Zeit komponiert und teils in großen

Sammlungen veröffentlicht. Als Beispiele für die Epochen Renaissance

und Barock seien hier die Sammlungen „Dansereye“ von Tylman Susato

21 Vgl. Kricke, Heinz: Rezension zu: Carl Orff: Carmina Burana für Soli, Chor und

Blasorchester, in: Das Orchester 2/2000, S. 75

Page 33: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

33

aus dem Jahr 1551 und „Terpsichore“ von Michael Praetorius aus dem

Jahr 1612 genannt, die ausdrücklich für jede Art von Instrumenten ge-

dacht und deshalb natürlich auch für Blasorchester geeignet sind. Beson-

dere Wirkung erzielen diese Stücke, wenn sie gemäß der historischen

Aufführungspraxis unter Begleitung von Schlaginstrumenten wie Tambu-

rin, provenzalischer oder kleiner Trommel und Baßtrommel aufgeführt

werden.22 Die gebräuchlichsten Tanzarten23 waren im 16. und 17. Jahr-

hundert Pavane, Galliarde, Allemande, und Courante, im 17. und 18.

Jahrhundert Bourrée, Sarabande, Gavotte, Siziliano, Gigue und Menuett.

Menuett, Deutscher Tanz, Contra-Tanz, Ländler usw. sind typische

Tanzformen der Klassik, die sich auch im Werk der drei Wiener Klassiker

Mozart, Haydn und Beethoven finden und großen Einfluß auf die Ent-

wicklung der alpenländischen und bayerischen Volksmusik hatten. Von

Ludwig van Beethoven gibt es auch einige Stücke für Harmoniemusik

bzw. Militärmärsche (vier Märsche oder Zapfenstreiche, zwei Ecossaisen

und eine Polonaise).

Für die Romantik lassen sich auf dem Gebiet der konzertanten Tanzmusik

zwei unterschiedliche Strömungen unterscheiden, welche die Blasorche-

sterliteratur nachhaltig beeinflußt haben. Zum einen die Werke der

Musikerfamilie Strauß sowie von Lanner, Ziehrer, Fucik usw., die eine so

große Bedeutung im Blasorchesterrepertoire beanspruchen, daß sich viele

Blasmusikkomponisten an diesen Vorbildern orientiert haben. Zu diesem

Bereich gehören die Gattungen Konzertwalzer, Polka schnell, Polka

française, Polka-Mazurka, Galopp, Polonaise u.ä. Die zahlreichen Kon-

zertmärsche stellen wiederum eine selbständige Gattung dar, die für den

Blasmusikbereich von enormer Wichtigkeit ist. Erwähnenswert ist hier der

„Trauermarsch zum Andenken an Rikard Nordraak“, eine Originalkompo-

sition für Blasorchester von Edvard Grieg.

Zum anderen führte das aufwachende Nationalbewußtsein im 19. Jahr-

hundert zur Pflege und Verbreitung verschiedener Nationaltänze, die in

stilisierter Form ursprünglich oft als Klaviermusik komponiert, später

22 Gute Musikbeispiele für die historische Aufführungspraxis enthalten die CDs des New

London Consort „Dansereye 1551“ (DECCA 436 131-2) und „Dances from Terpsichore

1612“ (DECCA 414 633-2)23 Vgl. Michels, 1977, S. 154 f.

Page 34: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

34

orchestriert und vielfach für Blasorchester bearbeitet wurden. Von beson-

derer Bedeutung für die Blasmusik sind z.B. die „Ungarischen Tänze“ von

Johannes Brahms und die „Slawischen Tänze“ von Antonin Dvorák.

In neuerer Zeit entstehen viele Originalkompositionen für Blasorchester,

die man als folkloristische Werke bezeichnen könnte. Diese schildern zum

einen den Charakter von Landschaft und Bevölkerung eines Landes,

teilweise unter Verarbeitung bekannter Volkslieder, und sind somit

eventuell auch der Programmusik zuzuordnen. Zum anderen handelt es

sich um Bearbeitungen oder Zusammenstellungen populärer Nationalttän-

ze, bevorzugt slawischer, israelischer oder südamerikanischer Herkunft,

die auch als gehobene Unterhaltungsmusik eingestuft werden können. Bei

den betreffenden Komponisten handelt es sich vielfach um Niederländer

(z.B. Kees Vlak, Henk van Lijnschooten).

Wie bereits am Anfang dieses Unterabschnitts 2.3.3. erläutert, können

Blasorchesterbearbeitungen von Auszügen aus musikalischen Bühnen-

werken, also aus Opern, Operetten, Musicals und Balletten, auf eine lange

Tradition zurückblicken. Neben den Ouvertüren zu Opern und Operetten

werden häufig Chöre (z.B. der Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“

von Guiseppe Verdi) und Zwischenmusiken, bei denen es sich oft um

symphonische Märsche handelt (z.B. „Einzug der Gäste auf der Wartburg“

aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner), für Blasorchester

bearbeitet.

Querschnitte mit den beliebtesten Melodien aus Operetten und Musicals

erscheinen vielfach in Form von Potpourris und Medleys, wobei sich die

guten Arrangements durch gelungene Überleitungen auszeichnen (z.B.

Auszüge aus dem Musical „My Fair Lady“ von Frederick Loewe, für

Blasorchester bearbeitet von Robert Russell Bennett).

Die erfolgreichsten Stücke aus Balletten wurden, meist von den Komponi-

sten selbst, in Suiten zusammengefaßt, die oft ganz oder teilweise für

Blasorchester bearbeitet wurden (z.B. die Suite aus dem Ballett „Der

Feuervogel“ von Igor Stravinsky, für Blasorchester bearbeitet von Randy

Earles und Frederick Fennell24). Einiger dieser Werke lassen sich auf-

24 Vgl. Kricke: Rezension zu: Igor Stravinsky: Der Feuervogel. Suite für symphonisches

Blasorchester, in: Das Orchester 2/2000, S. 75

Page 35: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

35

grund nationaler Prägung auch den Bereichen der symphonischen Tänze

oder der folkloristischen Werke zuordnen (z.B. der bekannte „Säbeltanz“

aus dem Ballett „Gayaneh“ von Aram Khachaturian).

Filmmusik, besonders Soundtracks zu Western- und Sience-Fiction-

Filmen, die den Blechbläsern, vor allem den Waldhörnern meist große

Bedeutung beimessen, eignet sich normalerweise hervorragend zur

Bearbeitung für Blasorchester. Die wohl beliebtesten Komponisten sind

hier der Italiener Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“ u.a.) und

der Amerikaner John Williams („Star Wars“ u.a.).

Abbildung 7: Geistliche Musik

Bachchoräle

geistliche Vortragsstücke

Kirchenlieder aus dem Gotteslob

Kirchenlieder aus dem

evangelischen Gesangbuch

Choralvorspiele

Messen

Trauerchoräle

Trauermärsche

Prozessionsmärsche

geistliche Volkslieder

Martinslieder

Weinachtslieder

Rhythmuslieder

Spirituals

Gospels

Abbildung 8: Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik

Bayerische Volksmusik

Weisen und Jodler

Stimmungsmusik

Schlager

Böhmische Blasmusik Rockmusik

PopmusikTurniertänze

Big-Band-Literatur

Jazz

Straßenmärsche

einfache Vortragsstücke

Page 36: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

36

Abbildung 9: Konzertante Musik

Kammermusik

Konzertante geistliche Musik

Werke mit Instrumentalsolisten

Werke mit Gesangssolisten

Werke für Chor und BlasorchesterBearbeitungen von Chor- und

Orgelwerken

Festlich-feierliche Musik

Tänze und Tanzsuiten aus

Renaissance, Barock und Klassik

Eröffnungsstücke

Konzertstücke

Programmusik

Konzertwalzer, Polka schnell, Polka

française, Polka-Mazurka, Galopp,

Polonaise, u.ä.

Orchestersuiten Konzertmärsche

symphonische TänzeSymphonien und andere größere

symphonische Werke folkloristische Werke

Suiten, Auszüge, Querschnitte, Potpourris, Medleys aus

• Opern • Operetten • Musicals • Balletten • Filmen

2.4. Spielgelegenheiten

Im vorhergehenden Abschnitt wurde dargestellt, daß das Repertoire der

„angewandten Blasmusik“ nahezu alle musikalischen Stilrichtungen und

Gattungen umfaßt. Hinzu kommt, daß Blaskapellen aufgrund ihres

Instrumentariums anderen Musikgruppen gegenüber teilweise im Vorteil

sind, da sie selten auf elektrische Verstärkung angewiesen sind und

deshalb über eine große Mobilität verfügen. Dadurch bietet sich den

Blaskapellen eine breite Palette von Spielgelegenheiten. Viele dieser

Spielgelegenheiten können jedoch nur wahrgenommen werden, wenn die

jeweilige Blaskapelle über die nötige Flexibilität bezüglich der Besetzun-

gen verfügt.

Die Spielgelegenheiten, die in enger Verbindung mit dem Repertoire

stehen, lassen sich deshalb genauso wie das Repertoire in drei Bereiche

aufteilen, nämlich die kirchlichen Anlässe, die weltlichen Anlässe und die

Konzerte.

Page 37: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

37

2.4.1. Kirchliche Anlässe

Kirchliche Anlässe, bei denen Blaskapellen gefragt sind, gibt es viele.

Natürlich sind das bevorzugt kirchliche Veranstaltungen unter freiem

Himmel, wo keine Orgel zur Verfügung steht, allen voran Feldmessen und

Fronleichnamsprozessionen. Es gibt jedoch weit mehr Möglichkeiten für

eine Zusammenarbeit von Blasmusik und Kirche.

Neben den Feldmessen, die in der Regel im Rahmen von Veranstaltungen

des örtlichen Brauchtums oder von Vereinen stattfinden (z.B. Trachten-

oder Feuerwehrfest), werden auch normale Gottesdienste oder Festgot-

tesdienste an hohen Feiertagen von Blaskapellen bestritten. Wenn an

hohen Feiertagen hingegen Messen für Soli, Chor und Orchester aufge-

führt werden, wirken oft Bläser der örtlichen Blaskapelle im Orchester mit.

Blaskapellen, die Rhythmuslieder im Repertoire haben, sind zudem in der

Lage, bei Erstkommunionen, Firmungen und Konfirmationen oder bei

Jugendgottesdiensten aufzutreten. Bei Taufen und Trauungen sind

dagegen in erster Linie Bläserensembles gewünscht. Beerdigungen, die

sich aus einem Requiem, einem von einem Trauermarsch begleiteten

Leichenzug und der anschließenden Beisetzung zusammensetzen, sind

eine Domäne der Blechbläser, besonders wenn es sich bei dem Verstor-

benen um ein Mitglied des örtlichen Veteranenvereins handelt.

Daneben gibt es noch eine Reihe von Veranstaltungen im Kirchenjahr, bei

denen häufig Blaskapellen oder Bläsergruppen mitwirken, z.B. Passions-

und Adventsingen, Maiandachten sowie Gräberumgänge an Allerheiligen.

Prozessionen finden vielerorts nicht nur an Fronleichnam statt, sondern

z.B. auch am Palmsonntag. Martinszüge, die erheblich aufgewertet

werden, wenn die Lieder von Bläsern begleitet werden, sind ferner eine

gute Möglichkeit, Kinder für Blasmusik zu begeistern und so rechtzeitig für

Nachwuchs an Musikern zu sorgen. Auch Wallfahrten, die manchmal

etwas eintönig sind, sofern nur gebetet oder geschwiegen wird, werden in

letzter Zeit öfter als bisher durch Blasmusik bereichert.25

25 In Franken ist es in ungebrochener Tradition üblich, daß Wallfahrer von Bläsergruppen

begleitet werden. Die Beratungsstelle für Volksmusik beim Bayerischen Landesverein für

Heimatpflege, München, hat in den letzten Jahren auch in Ober- und Niederbayern

Musikantenwallfahrten durchgeführt.

Page 38: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

38

2.4.2. Weltliche Anlässe

Die zahlreichen Spielgelegenheiten bei weltlichen Anlässen sind zweifels-

frei das Hauptbetätigungsfeld jeder Blaskapelle. Dabei handelt es sich

größtenteils um verschiedenste Veranstaltungen und Feste

• der eigenen Blaskapelle oder des eigenen Musikvereins, jedoch keine

Konzerte,

• von anderen Vereinen, z.B. Feuerwehr, Trachten-, Heimat-, Burschen-,

Schützen- oder Sportverein u.a.,

• des örtlichen Brauchtums, z.B. Faschingsumzug, Maibaumaufstellen,

Sonnwend- oder Johannifeuer, Kirchweih, Weihnachts- oder Christ-

kindlmarkt usw.,

• von Pfarrgemeinden, meistens Pfarrfesten,

• von Gemeinden oder anderen politischen Körperschaften, z.B. Grund-

steinlegung, Richtfest, Einweihung, Volkstrauertag usw.,

• von Parteien, z.B. Wahlkampfveranstaltungen, politische Abende im

Bierzelt usw.,

• von Gewerbetreibenden oder Firmen, z.B. Jubiläum, Tag der offenen

Tür usw.,

• von Familien, z.B. Geburtstagsfeiern, Hochzeiten usw.

Bei diesen Festen und Veranstaltungen kann es sich u.a. auch um

Festzüge und Bierzeltmusik, Musikfeste und Wertungsspiele, Volkstänze

oder andere Tanzveranstaltungen, eventuell auch um Rundfunk- oder

Fernsehübertragungen handeln. Viele Blaskapellen treten auch im

Ausland auf, z.B. im Rahmen von Städtepartnerschaften oder Folklore-

veranstaltungen. Das Repertoire für diese Anlässe umfaßt natürlich vor

allem Tanz- und Unterhaltungsmusik sowie Gelegenheitsmusik.

Ständchen sind eine wichtige Aufgabe der Blaskapellen. Dabei besteht die

Möglichkeit, einer verdienten Persönlichkeit oder Institution ein Ständchen

zu bringen, auch wenn es nicht vorher bestellt wurde. Ob eine Blaskapelle

Ständchen spielt, kann man auch als Beleg dafür ansehen, welche

Wertschätzung die Blasmusik in der Gesellschaft genießt.

2.4.3. Konzerte

Die Konzerte stellen normalerweise die Höhepunkte im Jahresablauf einer

Blaskapelle dar und finden vorzugsweise im Frühjahr, Herbst oder Winter

Page 39: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

39

statt, während der Sommer vor allem den üblichen Veranstaltungen und

Festen vorbehalten bleibt.

Je nach Leistungsstufe der Blaskapelle werden zunächst mehr oder

weniger schwere konzertante Werke für Blasorchester, im zweiten Teil

eines Konzerts dann meist gehobene Tanz- und Unterhaltungsmusik

aufgeführt. In Blaskapellen der Ober- und Höchststufe bietet sich den

Musikern sogar die Chance, Bearbeitungen bedeutender Werke der

symphonischen Literatur und gelungene Originalkompositionen für

Blasorchester kennen- und schätzen zu lernen. Die Programmauswahl für

ein Konzert wird allerdings nicht nur von den Fähigkeiten der Musiker,

sondern auch ganz entscheidend von den Hörgewohnheiten des zu

erwartenden Publikums beeinflußt, das man keinesfalls durch zu an-

spruchsvolle Musik überfordern sollte. Die Proben zur Vorbereitung der

Konzerte gewähren den Musikern die Möglichkeit, sich intensiv mit der

gespielten Literatur auseinanderzusetzen, mitunter sogar die eigenen

musikalischen und instrumentalen Leistungsgrenzen zu erfahren. In Satz-

und Registerproben, die bei vielen Blaskapellen schon gängige Praxis

sind, kann noch gründlicher als sonst an technisch schwierigen Stellen,

Intonation, Dynamik, Artikulation, Phrasierung und musikalischem Aus-

druck gearbeitet werden. Konzerte sind also in jedem Fall eine Bereiche-

rung sowohl für die Musiker selbst als auch für die Bürger und das

kulturelle Leben der Gemeinde.

Im folgenden Unterabschnitt werden die vielen unterschiedlichen Erschei-

nungsformen von Konzerten systematisch erfaßt.

Die Vorteile der Ausübung von Kammermusik wurden bereits im Abschnitt

2.2. erläutert. Neben der Mitwirkung von Kammermusikgruppen in Kon-

zerten der großen Besetzung, besteht auch die Möglichkeit, eigene

Kammerkonzerte zu veranstalten, sofern die Kammermusikgruppen in der

Lage sind, ganze Konzertprogramme allein zu bestreiten.

Blaskapellenkonzerte sind normalerweise weltliche Konzerte, die meist in

Wirtshaussälen, Vereinsheimen, Turn- oder Mehrzweckhallen und Ge-

meindehäusern abgehalten werden, z.B. Neujahrskonzerte, Frühjahrskon-

zerte oder Herbstkonzerte. Immer beliebter werden jedoch geistliche

Konzerte, die vorzugsweise in Kirchen stattfinden, vor allem in der Ad-

vents- und Weihnachtszeit. Für die Programme dieser Konzerte bieten

Page 40: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

40

sich sämtliche Arten konzertanter geistlicher Musik, inklusive Spirituals

und Gospels (siehe Unterabschnitte 2.3.1. und 2.3.3.). Kirchenkonzerte

sind gleichzeitig oft Benefizkonzerte, bei denen der Erlös aus Eintritt oder

Spenden einem wohltätigen Zweck zugute kommt.

Typisch für Blaskapellen sind weiterhin Standkonzerte bzw. Freiluftkon-

zerte. In Kur- und Fremdenverkehrsorten veranstalten die Blaskapellen

gewöhnlich auch Kur- und Urlauberkonzerte. Dagegen sind Konzertreisen

im In- und Ausland eine willkommene Abwechslung im Alltag einer

Blaskapelle. Eine besondere, leider für den Großteil der Blaskapellen

recht seltene Herausforderung stellen Konzerte dar, die im Rundfunk oder

Fernsehen übertragen werden.

Besondere Attraktivität für das Publikum gewährleisten Konzerte mit

Gastsolisten oder Gemeinschaftskonzerte mit anderen Blaskapellen oder

sonstigen Musikgruppen, bei denen es sich häufig um Chöre handelt.

Bezüglich der inhaltlichen Gesichtspunkte von Konzertprogrammen lassen

sich Konzerte mit thematischen Programmen nennen, die entweder das

Gesamtwerk eines Komponisten würdigen oder herausragende Werke der

gleichen Epoche in sich vereinen (z.B. „Festliche Barockmusik“ oder

„Höhepunkte der Filmmusik“). Gerne werden auch Länder oder Kontinente

musikalisch vorgestellt. Musikalischer Einfallsreichtum und Humor sind bei

Faschingskonzerten gefragt.

Konzertprogramme können auch auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet

werden, besonders interessant bezüglich Nachwuchswerbung sind für

Blaskapellen deshalb Kinder- und Jugendkonzerte.

Blaskapellen, die über ein großes konzertantes Repertoire verfügen,

können sich sogar auf das Wagnis einlassen, ein Wunschkonzert zu

veranstalten.

Abbildung 10: Kirchliche Anlässe

Gottesdienste

Festgottesdienste

Feldmessen

Passionssingen

Maiandachten

Adventsingen

Taufen

Trauungen

Beerdigungen

Prozessionen

Martinszüge

Wallfahrten

Page 41: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

41

Abbildung 11: Weltliche Anlässe

Veranstaltungen und Feste

• der eigenen Blaskapelle oder

des eigenen Musikvereins

• von Gemeinden und anderen

politischen Körperschaften

• von anderen Vereinen • von Parteien

• des örtlichen Brauchtums

• von Pfarrgemeinden

• von Gewerbetreibenden oder

Firmen

• von Familien • im Ausland

Musikfeste

Wertungsspiele

Festzüge

Bierzeltmusik

Rundfunk- und FernsehsendungenVolkstänze

Andere Tanzveranstaltungen Ständchen

Abbildung 12: Konzerte

gewöhnliche weltliche Konzertegeistliche Konzerte

Kirchenkonzerte Konzertreisen

Benefizkonzerte • im Inland • im Ausland

Kammerkonzerte Konzerte mit Gastsolisten

Gemeinschaftskonzerte

• mit anderen Blaskapellen • mit anderen Musikgruppen

Konzerte mit thematischen

Programmen

Konzerte mit Rundfunk- oder

Fernsehübertragung

FaschingskonzerteKinderkonzerte

Jugendkonzerte Wunschkonzerte

3. PRAKTISCHE UMSETZUNG –

BESTANDSAUFNAHME IM MON

Im Musikbund von Ober- und Niederbayern (MON), dem Blasmusikver-

band von Ober- und Niederbayern, sind in 13 Bezirken derzeit 416

Musikgruppen organisiert, wobei nur 369 davon, nämlich alle Jugendblas-

kapellen, alle Blaskapellen und alle symphonischen Blasorchester, die

Voraussetzungen „angewandter Blasmusik“ erfüllen. 47 Formationen,

nämlich alle Ensembles, Spielmanns- und Trommlerzüge erfüllen diese

Page 42: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

42

Voraussetzungen nicht, da es sich bei ihnen um spezialisierte Musikgrup-

pen handelt.

Der Fragebogen, der an die Dirigenten der 369 ausgewählten Blaskapel-

len verschickt wurde, basiert auf den vier Untersuchungsbereichen

Instrumentarium, Besetzungen, Repertoire und Spielgelegenheiten. Zu

jedem dieser vier Bereiche wurden eine Vielzahl von Fragen gestellt,

wobei bewußt darauf geachtet wurde, den Zeitaufwand für das Ausfüllen

des Fragebogens möglichst gering zu halten. Der Fragebogen ist deshalb

so kurz wie möglich gefaßt und größtenteils durch Ankreuzen zu beant-

worten.

Von den 369 Blaskapellen haben 161 den Fragebogen beantwortet, was

einer Rücklaufquote von 44 Prozent entspricht. Die Ergebnisse können

damit in jedem Fall als repräsentativ betrachtet werden. Die Verteilung der

Blaskapellen und der beantworteten Fragebögen auf die 13 Bezirke, sowie

die sich daraus ergebenden Rücklaufquoten sind in Abbildung 13 darge-

stellt.

Abbildung 13: Rücklaufquoten

MON-Bezirk Anzahl der

Blaskapellen

Anzahl der

Rücksendungen

Rücklaufquote

in %

Amper 30 14 47%

Bayerwald 27 12 44%

Chiem-Ruperti-Gau 48 23 48%

Donau-Wald 14 5 36%

Inn-Chiemgau 38 16 42%

Inn-Salzach-Gau 23 9 39%

Isar-Mangfall 18 8 44%

Isar-Vils-Rott 18 7 39%

Lech-Ammersee 30 12 40%

Mittelbayern 25 12 48%

München 35 18 51%

Oberland 45 20 44%

Werdenfels 18 5 28%

Summe 369 161 44%

Page 43: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

43

Die Unterscheidung der durch den Fragebogen erfaßten Blaskapellen

nach ihrer Art entsprechend den Fragebogen angaben ist aus Abbildung

14 ersichtlich.

Abbildung 14: Art der Blaskapellen

1%

4%

1%

4%

76%

13%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Jugendblaskapelle, Blaskapelle undsymphonisches Blasorchester

Blaskapelle und symphonisches Blasorchester

Jugendblaskapelle und Blaskapelle

symphonisches Blasorchster

Blaskapelle

Jugendblaskapelle

Die Zugehörigkeit dieser Blaskapellen zu den verschiedenen Leistungs-

stufen ist in Abbildung 15 dargestellt.

Abbildung 15: Leistungsstufen der Blaskapellen

3%

1%

23%

9%

56%

4%

4%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Höchststufe

Ober- bis Höchststufe

Oberstufe

Mittel- bis Oberstufe

Mittelstufe

Unter- bis Mittelstufe

Unterstufe

Page 44: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

44

3.1. Instrumentarium der Blaskapellen des MON

Bereits im Jahr 1988 wurde im Rahmen der Vorbereitungen zu einem

Buch über den MON, der damals rund 340 Mitgliedskapellen zählte, eine

Umfrage zum Instrumentarium durchgeführt, die mit 170 ausgefüllten

Fragebögen eine Rücklaufquote von ca. 50 Prozent erzielte. Der Vergleich

der Ergebnisse von damals mit den heutigen Umfragewerten wird in

ausgewählten Beispielen zeigen, inwieweit sich die Voraussetzungen der

Blaskapellen des MON hinsichtlich des Instrumentariums in den vergan-

genen zwölf Jahren verändert haben.26

Die Fragen 1.1.1. bis 1.3. des Fragebogens untersuchen das Instrumenta-

rium der Blaskapellen des MON. Für den Bereich der Hauptinstrumente

werden zuerst die Anzahl der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie und

die Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle ermittelt. Daraus

errechnet sich die Durchschnittsgröße und die Durchschnittsbesetzung

einer Blaskapelle. Dabei werden auch häufige Kombinationen der Beherr-

schung mehrerer Hauptinstrumente durch einzelne Musiker berücksichtigt.

Anschließend wird die Ausstattung der Blaskapellen des MON hinsichtlich

Schlaginstrumenten und Nebeninstrumenten analysiert, wobei auch die

Eigentumsverhältnisse erfaßt werden. Außerdem geht es um häufig

verwendete Zusatzinstrumente.

Ferner wird untersucht, welche Maßnahmen die Blaskapellen unterneh-

men, wenn Mangelinstrumente nicht besetzt werden können oder Schlag-

und Nebeninstrumente nicht zur Verfügung stehen.

Mittels der gewonnenen Erkenntnisse zum Instrumentarium läßt sich

darüber urteilen, inwieweit die Blaskapellen in der Lage sind, Notenaus-

gaben verschiedener Repertoirebereiche hinsichtlich des vorhandenen

Instrumentariums und der Besetzung zu spielen.

26 Vgl. Masel, 1989, S. 138 f.

Page 45: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

45

3.1.1. Hauptinstrumente

⇒ Frage 1.1.1.: Wie viele aktive Musiker je Instrumentenfamilie stehen

Ihnen zur Verfügung? (Musiker, die mehrere Instrumente beherrschen,

bitte bei dem meistgespielten Instrument nennen.)

Aus der Anzahl der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie läßt sich für

jede Blaskapelle die Gesamtzahl der aktiven Musiker berechnen. Abbil-

dung 16 stellt die Größenverhältnisse der untersuchten Blaskapellen dar.

Abbildung 16: Größenverhältnisse der Blaskapellen

1%

2%

6%

16%

15%

14%

16%

11%

7%

4% 4%

1% 1%

2%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

6 bis10

11 bis15

16 bis20

21 bis25

26 bis30

31 bis35

36 bis40

41 bis45

46 bis50

51 bis55

56 bis60

61 bis65

66 bis70

71 bis75

Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle

Dabei zeigt sich eine enorme Bandbreite von Blaskapellen mit weniger als

zehn bis hin zu 75 aktiven Musikern. Diese extremen Werte können

jedoch als Ausnahmen betrachtet werden. Bei 72 Prozent der Blaskapel-

len beträgt die Anzahl der aktiven Musiker zwischen 21 und 45. Bei

sämtlichen Blaskapellen mit über 70 aktiven Musikern ist eine Jugend-

blaskapelle enthalten.

Außerdem läßt sich für jede Instrumentenfamilie die Gesamtzahl der durch

den Fragebogen erfaßten aktiven Musiker berechnen. Die Summe daraus,

also die Gesamtzahl der aktiven Musiker aller durch den Fragebogen

erfaßten 161 Blaskapellen, beträgt 5704 aktive Musiker. Daraus ergibt

sich die Durchschnittsgröße einer Blaskapelle des MON von 35 aktiven

Musikern, aus der gemäß dem Verhältnis der Instrumentenfamilien

Page 46: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

46

zueinander die Durchschnittsbesetzung einer Blaskapelle des MON

berechnet wird.

In Abbildung 17a werden den obengenannten Zahlen die Werte zweier

ausgewogener, auf konzertante Blasorchesterliteratur ausgerichteter

Musterbesetzungen gegenübergestellt, zum einen die einer Idealbeset-

zung mit 35 aktiven Musikern27, zum anderen die der Besetzung eines

symphonischen Blasorchesters mit 62 aktiven Musikern28.

Abbildung 17a: Durchschnittsbesetzung und Musterbesetzungen

Instrumenten-

familie

Gesamtzahl

der aktiven

Musiker je

Instrumen-

tenfamilie

Durch-

schnittsbe-

setzung einer

Blaskapelle

des MON

Idealbe-

setzung

mit 35

aktiven

Musikern

Besetzung eines

symphonischen

Blasorchesters

mit 62 aktiven

Musikern

Flöte 414 2,54 3 6

Oboe 33 0,20 1 3

Klarinette 1100 6,75 7 16

Fagott 22 0,13 1 3

Saxophon 394 2,42 4 4

Flügelhorn und

Trompete

1325 8,12 5 8

Wald- und Althorn 256 1,57 3 5

Tenorhorn, Bariton

und Euphonium

772 4,73 2 2

Posaune 511 3,16 3 4

Tuba 394 2,42 2 3

Kontrabaß oder

E-Baß

31 0,19 1 2

Schlaginstrumente 452 2,77 3 6

Summe 5704 35 35 62

27 Vgl. Lijnschooten, Henk van: Grundlagen des Dirigierens und der Schulung von

Blasorchestern. Buchloe: Druck und Verlag Hans Obermayer GmbH 1994, S. 6428 Nach der Orchesterbesetzung des Akademischen Blasorchesters München, entnom-

men der Konzerteinladung März 2000

Page 47: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

47

Abbildung 17b zeigt die gleichen Zahlen noch einmal in Prozentwerten

und graphischer Darstellung. Aus der Höhe der einzelnen Säulenseg-

mente lassen sich die Abweichungen der Durchschnittsbesetzung von den

beiden Musterbesetzungen erkennen.

Abbildung 17b: Durchschnittsbesetzung und Musterbesetzungen

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Schlaginstrumente 8% 9% 10%

Kontrabaß oder E-Baß 1% 3% 3%

Tuba 7% 6% 5%

Posaune 9% 9% 6%

Tenorhorn, Bariton undEuphonium

14% 6% 3%

Waldhorn und Althorn 4% 9% 8%

Flügelhorn und Trompete 23% 13% 13%

Saxophon 7% 11% 6%

Fagott 0% 3% 5%

Klarinette 19% 19% 26%

Oboe 1% 3% 5%

Flöte 7% 9% 10%

Durchschnittsbesetzung einer Blaskapelle des

MON

Idealbesetzung mit 35 aktiven Musikern

Besetzung eines symphonischen

Blasorchesters mit 62 aktiven Musikern

Aus diesen Darstellungen wird ersichtlich, an welchen Instrumenten zu

wenig und an welchen zu viele aktive Musiker vorhanden sind. Mangelin-

strumente sind Oboe, Fagott, Saxophon, Waldhorn sowie Kontrabaß oder

E-Baß. Im Überfluß stehen Flügelhorn, Trompete, Tenorhorn und Bariton

zur Verfügung. Ausreichend ist die Zahl der aktiven Musiker bei Flöten,

Klarinetten, Posaunen, Tuben und Schlaginstrumenten.

Berechnet man für die verschiedenen Leistungsstufen jeweils die Durch-

schnittsgröße der zugehörigen Kapellen, zeigt sich folgendes Bild: Mit

zunehmender Leistungsstufe steigt die Durchschnittsgröße der Blaska-

pellen deutlich an.

Page 48: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

48

Abbildung 18: Durchschnittsgröße und Leistungsstufe

59

47

43

37

31

32

25

0 10 20 30 40 50 60 70

Höchststufe

Ober- bis Höchststufe

Oberstufe

Mittel- bis Oberstufe

Mittelstufe

Unter- bis Mittelstufe

Unterstufe

Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle

Die nun folgenden Abbildungen geben Aufschluß über die Verteilung der

Gesamtzahlen der aktiven Musiker je Instrumentenfamilie auf die 161

Blaskapellen. Musiker, die hauptsächlich auf einem Nebeninstrument

spielen (z.B. Piccoloflöte, Es-Klarinette, Baßklarinette oder Baritonsaxo-

phon), sind jeweils unter einem der dazugehörigen Hauptinstrumente

erfaßt.

Abbildung 19: Flöte

18% 18%

20%

17%

11%

6%7%

3%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 1 2 3 4 5 6 7 und mehr

Anzahl der Flöten pro Blaskapelle

Page 49: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

49

Im Jahr 1988 stand 41 Prozent der Blaskapellen keine Flöte zur Verfü-

gung, heute sind es nur noch 18 Prozent. Es handelt sich dabei haupt-

sächlich um kleinere Blaskapellen mit einer Durchschnittsbesetzung von

22 aktiven Musikern, die sich zu 71 Prozent zur Mittelstufe rechnen. 25

Prozent davon veranstalten gar keine Konzerte, die restlichen 75 Prozent

bringen es im Jahr auf durchschnittlich drei Konzerte, der Maximalwert

beträgt sogar 20 Konzerte. Die Repertoireauswahl für diese Konzerte ist

also erheblich eingeschränkt, da nur wenige neuere Notenausgaben

konzertanter Blasmusik ohne Flöte spielbar sind.

Abbildung 20: Oboe

84%

12%

3%1%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

0 1 2 3

Anzahl der Oboen pro Blaskapelle

Im Jahr 1988 war die Oboe nur bei sechs Prozent der Blaskapellen zu

finden, heute sind es immerhin schon 16 Prozent. Diese Blaskapellen

rechnen sich bei einer Durchschnittsbesetzung von 51 aktiven Musikern

zu 62 Prozent der Ober- bis Höchststufe zu und veranstalten im Jahres-

schnitt rund sieben Konzerte, der Maximalwert beträgt sogar 45 Konzerte.

Page 50: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

50

Abbildung 21: Klarinette

1%

0%

7%

6%

12%

11%

14%

11% 11%

7%

9%

3%

2%

1%

2% 2%

1%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16und

mehr

Anzahl der Klarinetten pro Blaskapelle

Klarinetten sind bei den Blaskapellen in ausreichendem Maß vorhanden.

Bei den Kapellen ohne Klarinetten handelt es sich ausschließlich um reine

Blechbläserbesetzungen, z.B. eine Brass Band.

Abbildung 22: Fagott

87%

11%

1% 1%0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 1 2 3

Anzahl der Fagotte pro Blaskapelle

Bezüglich der Fagotte zeigt sich bei den Blaskapellen ein ähnliches Bild

wie bei den Oboen. Lediglich bei 13 Prozent der Blaskapellen stehen ein

oder mehrere Fagotte zur Verfügung, 1988 waren es allerdings nur vier

Page 51: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

51

Prozent. Diese Blaskapellen bewegen sich zu 79 Prozent oberhalb der

Mittelstufe, bei einer Durchschnittsgröße von 50 aktiven Musikern.

Abbildung 23: Saxophon gesamt

36%

7% 7%

14%

21%

5% 5%

2% 2%1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Gesamtzahl der Saxophone pro Blaskapelle

Die Einführung des Saxophons wurde 1958 in Bayern „erst einmal als

Experiment zur Diskussion gestellt“29. Noch ein Jahrzehnt später bestand

„gegenüber Ländern wie Frankreich und den Vereinigten Staaten ein

gewaltiger Nachholbedarf in Sachen Saxophon“30.

Heute stehen immer noch bei 36 Prozent der Blaskapellen des MON, die

mit einer Durchschnittsgröße von 28 aktiven Musikern fast ausnahmslos

der Mittelstufe angehören, keine „hauptamtlichen“ Saxophonisten zur

Verfügung, allerdings spielen bei 39 Prozent dieser Blaskapellen alle

Klarinettisten im Bedarfsfall auch Saxophon, bei 40 Prozent zumindest ein

Teil davon. Daraus folgt, daß nur sieben Prozent aller Blaskapellen

grundsätzlich keine Saxophone einsetzen.

Von den 394 erfaßten aktiven Musikern der Saxophongruppe spielen 229

(58%) das Altsaxophon, 165 (42%) das Tenorsaxophon als Hauptinstru-

ment. Die Zahl der Blaskapellen, denen entweder kein Altsaxophon oder

kein Tenorsaxophon zur Verfügung steht, ist mit 38 bzw. 44 Prozent

immens hoch.

29 Masel, 1989, S. 13830 Masel, 1989, S. 138

Page 52: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

52

Abbildung 23a: Alt- bzw. Tenorsaxophon

38%

13%

31%

12%

2%4%

44%

24%22%

7%

2%1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

50%

0 1 2 3 4 5 und mehr

Anzahl der Alt- bzw. Tenorsaxophone pro Blaskapelle

Altsaxophon Tenorsaxophon

Flügelhörner und Trompeten sind im Überfluß vorhanden. Rund ein Viertel

der Blaskapellen hat zehn oder mehr aktive Musiker an diesen Instru-

menten. Trotzdem gibt es Blaskapellen, die überhaupt keine Flügelhörner

und Trompeten zur Verfügung haben.

Abbildung 24: Flügelhorn und Trompete gesamt

1%0%

1%

2%

5%

7%

10%

16%

19%

14%

10%

5%

4%

1%

3%

1% 1% 1%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

20%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17und

mehr

Gesamtzahl der Flügelhörner und Trompeten pro Blaskapelle

Page 53: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

53

Abbildung 24a: Flügelhorn bzw. Trompete

6%

1%

8%

32%

20%

14%

4%

2%1%

7%

15%

23%

9%

4% 4% 4%

13%12%

21%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 undmehr

Anzahl der Flügelhörner bzw. Trompeten pro Blaskapelle

Flügelhorn Trompete

Von den 1325 erfaßten aktiven Musikern des hohen Blechregisters spielt

genau eine Hälfte Flügelhorn (662), die andere Hälfte Trompete (663). Die

Tatsache, daß sechs Prozent der Blaskapellen keine Flügelhörner haben,

läßt jedoch vermuten, daß einige bewußt darauf verzichten, während die

große Mehrheit von 93 Prozent den für die traditionelle Blasmusik unver-

zichtbaren Klang der Flügelhörner schätzt.

Abbildung 25: Wald- und Althorn gesamt

38%

15%

18%

13%12%

3%

1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

0 1 2 3 4 5 6

Gesamtzahl der Wald- und Althörner pro Blaskapelle

Page 54: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

54

Im Jahr 1988 waren in 32 Prozent der Blaskapellen weder Wald- noch

Althörner besetzt. Nach den Ergebnissen der aktuellen Umfrage sind es

heute sogar 38 Prozent. Bedenkt man aber, daß immer weniger Noten-

ausgaben erscheinen, die ohne Wald- und Althörner spielbar sind, muß

man die Situation, die sich hier offenbart, ohne zu übertreiben, als kata-

strophal bezeichnen. 53 Prozent der Kapellen, nämlich alle, denen nicht

mindestens zwei Hörner zur Verfügung stehen, sind gezwungen, bei neu

gekauften Noten die Hornstimmen teilweise oder ganz für Tenorhörner

oder andere ausreichend vorhandene Instrumente umzuschreiben. Nur 28

Prozent der Blaskapellen verfügen über einen vollständigen, mindestens

dreistimmigen Hornsatz. Die Durchschnittsgröße dieser Blaskapellen

beträgt 46 aktive Musiker. Dabei handelt es sich zu 55 Prozent um

Blaskapellen der Ober- bis Höchststufe.

Abbildung 25a: Wald- bzw. Althorn

47%

15% 15%

9% 10%

3%1%

84%

8%4% 3%

1%0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

0 1 2 3 4 5 6

Anzahl der Wald- bzw. Althörner pro Blaskapelle

Waldhorn Althorn

Von den 256 erfaßten aktiven Musikern an Wald- und Althorn spielen 212

(83%) Waldhorn, jedoch nur 44 (17%) Althorn. Das Althorn ist also in den

Jahren seit 1988 bedeutungslos geworden. Damals waren noch in 43

Prozent der Blaskapellen Althörner besetzt.

Page 55: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

55

Abbildung 26: Tenorhorn, Bariton und Euphonium

1% 1%

7%

16%

22%

19%

17%

9%

4%

2%1% 1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Gesamtzahl der Tenorhörner, Baritone und Euphonien pro Blaskapelle

Der Schwerpunkt des Hornregisters liegt eindeutig bei Tenorhorn, Bariton

und Euphonium. Bei 75 Prozent der Blaskapellen sind vier oder mehr

Instrumente vorhanden, so daß drei Tenorhörner und ein Bariton besetzt

werden können. Daher ist es widersinnig, daß in neueren Blasmusikaus-

gaben nur noch eine Tenorhorn- und eine Baritonstimme vorliegt und das

Tenorhorn manchmal sogar noch wegfällt.

Abbildung 26a: Tenorhorn, Bariton bzw. Euphonium

3%

8%

37%

24%

16%

9%

3%4%

35%

42%

15%

3% 1%

89%

5% 4%1% 1%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

0 1 2 3 4 5 6 und mehr

Anzahl der Tenorhörner, Baritone bzw. Euphonien pro Blaskapelle

Tenorhorn Bariton Euphonium

Von den 772 erfaßten aktiven Musikern des Tenorhorn-Bariton-Registers

spielen 456 (59%) Tenorhorn und 288 (37%) Bariton, während das

Page 56: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

56

Euphonium mit 28 Musikern (4%) nur eine Randerscheinung ist. Bei

Blaskapellen mit einem großen Tenorhorn-Bariton-Register überwiegen

eindeutig die Tenorhörner, während im entgegengesetzten Fall meist der

Bariton bevorzugt wird.

Abbildung 27: Posaune

1%

9%

22%

32%

19%

9%

6%

2%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

0 1 2 3 4 5 6 7

Anzahl der Posaunen pro Blaskapelle

Ein erfreuliches Ergebnis zeigt sich bei den Posaunen: Immerhin 68

Prozent der Kapellen verfügen über einen vollständigen dreistimmigen

Posaunensatz.

Abbildung 28: Tuba gesamt

0%

19%

38%

28%

12%

2%1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

0 1 2 3 4 5 6

Gesamtzahl der Tuben pro Blaskapelle

Page 57: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

57

Wichtigste Voraussetzung für die Spielfähigkeit einer Blaskapelle ist

zweifellos das Vorhandensein von mindestens einer Tuba. Allerdings sind

19 Prozent aller Blaskapellen von der Anwesenheit eines einzigen Tubi-

sten abhängig, ohne den sie nur bedingt auftreten können.

Abbildung 28a: Baß- bzw. Kontrabaßtuba

69%

22%

7%

2%1%

25%

49%

19%

4%1% 1%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

0 1 2 3 4 5 6

Anzahl der Baß- bzw. Kontrabaßtuben pro Blaskapelle

Baßtuba Kontrabaßtuba

Von den 394 erfaßten aktiven Musikern des Tubaregisters entfallen 328

(83%) auf die Kontrabaßtuba, wobei es sich mit Sicherheit fast vollständig

um B-Tuben handelt. Nur 66 Musiker (17%) spielen die Baßtuba, die

schätzungsweise meist in F gestimmt ist. Bei einem kleinen Tubaregister

ist das Verhältnis ausgewogen, bei einem großen überwiegen natürlich die

B-Tuben.

Im Jahr 1988 wurde die Möglichkeit, den Klang des Baßregisters durch

Streichbässe abzurunden, so gut wie gar nicht wahrgenommen. Heute

haben schon zwölf Prozent der Blaskapellen einen „hauptamtlichen“

Bassisten, von denen zehn Prozent darauf hinweisen, daß dieser nur E-

Baß spielt. Die Durchschnittsgröße der Blaskapellen, denen ein Bassist

zur Verfügung steht, liegt bei 47,5 aktiven Musikern. Dabei handelt es sich

zu 68 Prozent um Blaskapellen der Ober- bis Höchststufe.

Page 58: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

58

Abbildung 29: Kontrabaß oder E-Baß

82%

16%

1% 1%0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

0 1 2 3

Anzahl der Kontrabässe oder E-Bässe pro Blaskapelle

Abbildung 30: Schlaginstrumente

1%

14%

30%31%

12%

7%

4%

1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

0 1 2 3 4 5 6 7 und mehr

Anzahl der aktiven Musiker an Schlaginstrumenten pro Blaskapelle

Im Jahr 1988 arbeiteten nur sieben Prozent der Blaskapellen ausschließ-

lich mit kombiniertem Schlagzeug (Drum-set). Heute sind es schon

mindestens 14 Prozent, nämlich die Blaskapellen, die nur über einen

Schlagzeuger verfügen. Diese rechnen sich bei einer Durchschnittsgröße

von 25 aktiven Musikern überwiegend der Mittelstufe zu.

Page 59: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

59

⇒ Frage 1.1.2.: Spielen Ihre Klarinettisten bei Bedarf auch Saxophon?

⇒ Frage 1.1.3.: Spielen Ihre Saxophonisten bei Bedarf auch Klarinette?

⇒ Frage 1.1.4.: Spielen Ihre Flügelhornisten bei Bedarf auch Trompete?

⇒ Frage 1.1.5.: Spielen Ihre Tenorhorn-/Bariton-/Euphoniumspieler bei

Bedarf auch Posaune?

Abbildung 31: Häufige Kombinationen von Hauptinstrumenten

Antwort Frage 1.1.2. Frage 1.1.3. Frage 1.1.4. Frage 1.1.5.

ja 27% 20% 54% 16%

teilweise 52% 23% 28% 45%

nein 20% 24% 11% 39%

keine Antwort 1% 33% 7% 0%

In 79 Prozent der Blaskapellen ist es üblich, daß Klarinettisten bei Bedarf

zum Saxophon wechseln, während der umgekehrte Fall, nämlich daß

Saxophonisten bei Bedarf auch Klarinette spielen, bei nur 43 Prozent der

Blaskapellen vorkommt. Dabei muß man berücksichtigen, daß etwa ein

Drittel der Blaskapellen über keine hauptamtlichen Saxophonisten verfügt.

Der Anteil der Blaskapellen, bei denen es üblich ist, daß Flügelhornisten

bei Bedarf zur Trompete wechseln, liegt sogar bei 82 Prozent. Der

Wechsel vom Tenorhorn oder Bariton zur Posaune wird wegen der

größeren spieltechnischen Unterschiede dagegen nur bei 61 Prozent der

Blaskapellen praktiziert.

Die oben geschilderten Situationen treten vorzugsweise bei moderner

Tanz- und Unterhaltungsmusik auf, wenn Saxophone, Trompeten und

Posaunen obligat besetzt sind, die Klarinetten-, Flügelhorn-, Tenorhorn-

und Baritonstimmen dagegen unbedeutend sind oder teilweise sogar

gänzlich fehlen.

Page 60: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

60

Abbildung 32: Mangel- und Überflußinstrumente

Vorhandene aktive Musiker bei den Blaskapellen

zu wenig ausreichend zu viel

Oboe

Fagott

Saxophon

Waldhorn

Kontrabaß oder E-Baß

Flöte

Klarinette

Posaune

Tuba

Schlaginstrumente

Flügelhorn

Trompete

Tenorhorn

Bariton

⇒ Frage 1.1.6.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um Mangelin-

strumente besetzen zu können?

Abbildung 33: Maßnahmen zur Besetzung von Mangelinstrumenten

2%

6%

41%

24%

35%

17%

58%

10%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

keine Antwort

sonstige Antworten

Aushilfen

gezielte Anwerbung von Musikern

gezielte Ausbildung

Anschaffung von Leihinstrumenten

Stimmen umschreiben

keine Maßnahmen

„Kraft Orchesterstruktur sind alle Instrumente besetzt.“31 Dies gilt aller-

dings nur für zwei Prozent der Blaskapellen, wohingegen 58 Prozent

gezwungen sind, die Stimmen der Mangelinstrumente für ausreichend

vorhandene andere Instrumente umzuschreiben. Bei 41 Prozent der

Kapellen ist es üblich, Aushilfen zu nehmen.

31 Anmerkung in einem Fragebogen

Page 61: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

61

Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:

• Musiker werden angeregt, auf ein Mangelinstrument umzulernen;

• Notenausgaben werden so ausgewählt, daß keine Mangelinstrumente

erforderlich sind;

• Die Stimmen der Mangelinstrumente werden von gleich gestimmten

anderen Instrumenten übernommen;

• Musiker transponieren die Stimmen von Mangelinstrumenten;

• Mangelinstrumente werden durch Synthesizer ersetzt.

Lediglich zehn Prozent der Blaskapellen unternehmen nichts gegen ihre

Probleme mit Mangelinstrumenten.

⇒ Frage 1.1.7.: Wer bildet Ihre aktiven Musiker aus?

Abbildung 34: Ausbildung der aktiven Musiker

1%

61%

63%

41%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

keine Antwort

Musiker dereigenen Kapelle

freischaffendeMusiklehrer

Musikschule

Nur bei 41 Prozent der Blaskapellen werden aktive Musiker von Musik-

schulen ausgebildet. Der Anteil der Musikschulen am Blasmusikwesen ist

damit verhältnismäßig gering. Erwartungsgemäß hoch ist dagegen mit 61

Prozent der Anteil der Blaskapellen, bei denen Musiker der eigenen

Kapelle, bei denen es sich fast ausschließlich um Laien handelt, für den

Nachwuchs zuständig sind.

Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:

• Freischaffende Musiklehrer sind beim Musikverein angestellt;

• Die Blaskapelle ist Teil einer Musikschule.

Page 62: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

62

⇒ Frage 1.1.8.: Welche Schlaginstrumente stehen Ihnen zur Verfügung

und wem gehören diese?

Abbildung 35: Pauken

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Anzahl der Pauken pro Blaskapelle

keine Pauken vorhanden 41%

Pauken im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

47% 1% 8%

Pauken im Eigentum derMusiker

2% 1%

0 2 3 4

Abbildung 36: Drum-set

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Anzahl der Drum-sets pro Blaskapelle

kein Drum-set vorhanden 9%

Drum-set im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

33% 16% 6% 1% 1%

Drum-set im Eigentum derMusiker

15% 12% 5% 1% 1%

0 1 2 3 4 5

Im Jahr 1988 verfügten nur 34 Prozent der Blaskapellen über Pauken,

inzwischen sind es immerhin 59 Prozent. Wie nicht anders zu erwarten,

Page 63: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

63

sind die Pauken meist Eigentum der Blaskapelle oder des Musikvereins.

Die Blaskapellen mit drei und vier Pauken rechnen sich zu drei Vierteln

zur Ober- bis Höchststufe bei einer Durchschnittsgröße von 49 aktiven

Musikern.

Im Jahr 1988 war ein Drum-set bei zwei Dritteln der Blaskapellen vorhan-

den. Die Zunahme auf heute 91 Prozent läßt u.a. auf eine Veränderung

des Repertoires hin zu mehr moderner Tanz- und Unterhaltungsmusik

schließen. Erstaunlich ist, daß sich die Mehrzahl der Drum-sets im

Blaskapellen- oder Musikvereinsbesitz befindet.

Abbildung 37a: Kleine Trommel

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

Anzahl der kleinen Trommeln pro Blaskapelle

keine kleine Trommel vorhanden 5%

kleine Trommel im Eigentum derBlaskapelle oder des Musikvereins

20% 20% 12% 7% 2% 1% 1% 1%

kleine Trommel im Eigentum derMusiker

12% 9% 6% 2% 1% 1%

0 1 2 3 4 5 6 78 und mehr

Hat eine Blaskapelle oder ein Musikverein sehr viele kleine Trommeln in

Besitz, läßt dies auf die Existenz eines Trommlerzuges schließen.

Große Trommeln sind fast ausschließlich Eigentum der Blaskapellen und

Musikvereine. 41 Prozent der Blaskapellen verfügen über zwei oder mehr

große Trommeln, wobei man davon ausgehen kann, daß bei diesen

Blaskapellen vielfach eine große Konzerttrommel vorhanden ist.

Page 64: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

64

Abbildung 37b: Große Trommel

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Anzahl der großen Trommeln pro Blaskapelle

keine große Trommelvorhanden

1%

große Trommel im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

47% 30% 7% 1%

große Trommel im Eigentumder Musiker

11% 2% 1% 0%

0 1 2 3

Abbildung 37c: Doppelbecken

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Anzahl der Doppelbecken pro Blaskapelle

keine DoppelbeckenTrommel vorhanden

10%

Doppelbecken imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins

48% 29% 4% 2%

Doppelbecken imEigentum der Musiker

4% 3%

0 1 2 3 4

Auch Doppelbecken gehören nahezu immer der Blaskapelle oder dem

Musikverein. 38 Prozent der Blaskapellen verfügen über zwei oder mehr

Page 65: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

65

Doppelbecken. Dies legt die Vermutung nahe, daß bei diesen Blaskapel-

len des öfteren große Konzertbecken vorhanden sind.

Aus den Abbildungen 32a bis 32c ist zu erkennen, daß bei Blaskapellen

trotz der zunehmenden Verbreitung von Drum-sets die getrennt gespielte

Grundausstattung aus kleiner Trommel, großer Trommel und Becken nach

wie vor von großer Bedeutung ist. Eine kleine Trommel findet sich bei 95

Prozent, eine große Trommel sogar bei 99 Prozent, Doppelbecken

immerhin bei 91 Prozent der Blaskapellen. Dies liegt mit Sicherheit daran,

daß diese Instrumente für Marschmusik, die im MON einen hohen Stel-

lenwert besitzt, unverzichtbar sind.

Glockenspiel und Lyra sind bei 50 Prozent der Blaskapellen vorhanden

und damit unter den Stabspielen noch am weitesten verbreitet. Dies hat

seine Ursache u.a. in der Verwendung der Lyra in der Marschmusik. Das

Xylophon findet sich dagegen nur bei 28 Prozent, das Marimbaphon nur

bei elf Prozent, das Vibraphon sogar nur bei sieben Prozent der Blaska-

pellen. Wenn Stabspiele vorhanden sind, gehören diese normalerweise

der Blaskapelle oder dem Musikverein.

Abbildung 38a: Glockenspiel oder Lyra

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

kein Glockenspiel/Lyravorhanden

50%

Glockenspiel/Lyra imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins

45%

Glockenspiel/Lyra imEigentum der Musiker

5%

nicht vorhanden vorhanden

Page 66: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

66

Abbildung 38b: Xylophon

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

kein Xylophon vorhanden 72%

Xylophon im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

22%

Xylophon im Eigentum derMusiker

6%

nicht vorhanden vorhanden

Abbildung 38c: Marimbaphon

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

kein Marimbaphonvorhanden

89%

Marimbaphon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

9%

Marimbaphon im Eigentumder Musiker

2%

nicht vorhanden vorhanden

Page 67: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

67

Abbildung 38d: Vibraphon

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

kein Vibraphon vorhanden 93%

Vibraphon im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

6%

Vibraphon im Eigentum derMusiker

1%

nicht vorhanden vorhanden

Abbildung 39: Anzahl der Stabspiele pro Blaskapelle

1%

4%

2%

1%

1%

2%

17%

1%

3%

22%

47%

0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50%

Glockenspiel, Xylophon,Marimbaphon und Vibraphon

Glockenspiel, Xylophon undVibraphon

Glockenspiel, Xylophon undMarimbaphon

Marimbaphon und Vibraphon

Xylophon und Marimbaphon

Glockenspiel undMarimbaphon

Glockenspiel und Xylophon

nur Marimbaphon

nur Xylophon

nur Glockenspiel

keine Stabspiele

Fast der Hälfte aller Blaskapellen, nämlich 47 Prozent, stehen überhaupt

keine Stabspiele zur Verfügung. Der Grund dafür liegt in der Tatsache,

daß nur ein kleiner Teil der Schlagzeuger in der Lage ist, mit Stabspielen

umzugehen, und diese Instrumente daher vielfach erst gar nicht ange-

schafft werden. 26 Prozent der Blaskapellen verfügen wenigstens über ein

Page 68: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

68

Stabspiel, wobei es sich dabei meistens um ein Glockenspiel handelt. Die

häufigste Kombination für den Fall, daß zwei Stabspiele zur Verfügung

stehen, ist Glockenspiel und Xylophon. Insgesamt 21 Prozent der Blaska-

pellen, die im Schnitt vier Schlagzeuger bei einer Durchschnittsgröße von

45 aktiven Musikern beschäftigen, können mit zwei Stabspielen aufwarten.

Nur sieben Prozent verfügen über drei und mehr Stabspiele. Diese

Blaskapellen veranstalten jährlich rund zehn Konzerte.

Abbildung 40: Tempelblöcke

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

keine Tempelblöckevorhanden

66%

Tempelblöcke im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

32%

Tempelblöcke im Eigentumder Musiker

2%

nicht vorhanden vorhanden

Daß sämtliche ausgefallenen Schlaginstrumente in der Regel Eigentum

der Blaskapelle oder des Musikvereins sind, bedarf spätestens jetzt keiner

Erwähnung mehr. Die 34 Prozent der Blaskapellen, die über Tempelblök-

ke verfügen, liegen mit durchschnittlich 45 aktiven Musikern deutlich über

dem Durchschnitt des MON.

Page 69: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

69

Abbildung 41: Tamtam/Gong

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

kein Tamtam/Gongvorhanden

81%

Tamtam/Gong imEigentum der Blaskapelleoder des Musikvereins

18%

Tamtam/Gong imEigentum der Musiker

1%

nicht vorhanden vorhanden

Abbildung 42: Röhrenglocken

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

keine Röhrenglockenvorhanden

88%

Röhrenglocken imEigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

12%

nicht vorhanden vorhanden

Page 70: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

70

Ein Tamtam oder Gong findet sich nur bei 19% der Kapellen, welche bei

einer Durchschnittsgröße von 47 aktiven Musikern im Schnitt jährlich etwa

neun Konzerte veranstalten.

Röhrenglocken, die gerade einmal in zwölf Prozent der Blaskapellen

vorkommen, zählen damit gemeinsam mit dem Vibraphon zu den selten-

sten Schlaginstrumenten. Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man

bedenkt, wie selten diese teuren Instrumente zum Einsatz kommen.

Die Beliebtheit lateinamerikanischer Musik zeigt sich daran, daß immerhin

46 Prozent der Blaskapellen Bongos zu ihrem Instrumentarium zählen.

Die größeren und teureren Congas sind dagegen mit einem Anteil von 32

Prozent schon erheblich seltener. Die Blaskapellen, die sich auch noch

Timbales leisten, bringen es im Jahr durchschnittlich auf zehn Konzerte.

Dies sind jedoch nur 16 Prozent der Blaskapellen.

Abbildung 43a: Bongos

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

keine Bongos vorhanden 54%

Bongos im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

40%

Bongos im Eigentum derMusiker

6%

nicht vorhanden vorhanden

Page 71: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

71

Abbildung 43b: Congas

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

keine Congas vorhanden 68%

Congas im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

27%

Congas im Eigentum derMusiker

5%

nicht vorhanden vorhanden

Abbildung 43c: Timbales

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

keine Timbales vorhanden 84%

Timbales im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

14%

Timbales im Eigentum derMusiker

2%

nicht vorhanden vorhanden

Page 72: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

72

Zum Abschluß der Frage 1.1.8. wurde noch nach sonstigen, kleineren

Schlaginstrumenten gefragt. Es machten sich zwar nur 29 Prozent der

Fragebogenausfüller die Mühe, darauf zu antworten, allerdings kam

trotzdem ein stattliches Ergebnis zustande.

Genannt wurden folgende Instrumente (in alphabetischer Reihenfolge):

Afuché, Agogo Bell, Cabasa, Chimes, Claves, Cowbell, Fingerzimbeln,

Guiro, Handtrommel, Holzblocktrommel, Kastagnetten, Klangstäbe,

Kuhglocke, Landsknechtstrommel, Löffel, Maracas, Peitsche, Rainmaker,

Rasseln, Ratsche, Reco-Reco, Röhrentrommel, Roto-Drums, Rumbaku-

geln, Sambapfeife, Schellenkranz, Schlittengeläut, Schüttelrohr, Shaker,

Tamburin, Vibra-Slap, Wood-Block.

Oft wurde auch nur „diverse Rhythmusinstrumente“, „südamerikanische

Effektinstrumente“ oder „alle gängigen Percussioninstrumente“ geschrie-

ben.

Abbildung 44: Vorhandene Schlaginstrumente bei den Blaskapellen

Grundausstattung Stabspiele

Pauken 59% Glockenspiel/Lyra 50%

Drum-set 91% Xylophon 28%

Kleine Trommel 95% Marimbaphon 11%

Große Trommel 99%

Doppelbecken 90%

Vibraphon 7%

Latin-Percussion Sonstige Schlaginstrumente

Bongos 46% Tempelblöcke 34%

Congas 32% Tamtam/Gong 19%

Timbales 16% Röhrenglocken 12%

Schlaginstrumente sind überwiegend Eigentum der Blaskapelle oder des

Musikvereins.

Page 73: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

73

⇒ Frage 1.1.9.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, wenn Ihnen

vorgeschriebene Schlaginstrumente nicht zur Verfügung stehen?

Abbildung 45: Maßnahmen gegen fehlende Schlaginstrumente

2%

3%

31%

53%

50%

19%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

keine Antwort

sonstige Antworten

Instrumente anschaffen

Instrumente ausleihen

ähnliche Instrumente verwenden

keine Maßnahmen

19 Prozent der Blaskapellen sehen keinen Bedarf, Maßnahmen gegen

fehlende Schlaginstrumente zu unternehmen. Der Anschaffung teurer und

selten verwendeter Schlaginstrumente wird es meist vorgezogen, ähnlich

klingende Instrumente zu verwenden oder die benötigten Instrumente

auszuleihen.

Unter den sonstigen Antworten sind folgende zu erwähnen:

• Notenausgaben werden so ausgewählt, daß keine nicht zur Verfügung

stehenden Schlaginstrumente erforderlich sind;

• fehlende Schlaginstrumente werden durch Synthesizer ersetzt.

Zwei Prozent der Blaskapellen, bei welchen es sich ausnahmslos um

symphonische Blasorchester mit einer Besetzung von mindestens 60

aktiven Musikern handelt, sind sogar in der glücklichen Lage, von sich

behaupten zu können, daß „alle von der Partitur geforderten Instrumente

zur Verfügung stehen“.

Page 74: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

74

3.1.2. Nebeninstrumente

⇒ Frage 1.2.1.: Welche Nebeninstrumente stehen Ihnen zur Verfügung

und wem gehören diese?

Abbildung 46: Piccoloflöte

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Anzahl der Piccoloflöten pro Blaskapelle

keine Piccoloflöte vorhanden 37%

Piccoloflöte im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

14% 5% 1%

Piccoloflöte im Eigentum derMusiker

28% 12% 4%

0 1 2 3

Im Jahr 1988 wurde in nur 44 Prozent der Blaskapellen die Piccoloflöte als

Nebeninstrument eingesetzt, inzwischen ist die Anzahl der Blaskapellen

mit Piccoloflöte auf 63 Prozent angewachsen. Im Gegensatz zu den

Schlaginstrumenten sind die kleinen Nebeninstrumente überwiegend im

Privatbesitz der aktiven Musiker, so auch die Piccoloflöten.

Abbildung 47a: Es-Klarinette

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Anzahl der Es-Klarinetten pro Blaskapelle

keine Es-Klarinette vorhanden 24%

Es-Klarinette im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

14% 8% 1%

Es-Klarinette im Eigentum derMusiker

42% 10% 1%

0 1 2 3

Page 75: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

75

In neueren Blasmusikausgaben ist die Es-Klarinette zur Bedeutungslosig-

keit verdammt, da sie, sofern sie nicht sauber gespielt wird, angeblich eine

Belastung für den Gesamtklang darstellt. Doch stellt sich die Frage,

warum dann immer noch 76 Prozent der Blaskapellen an der Es-

Klarinette, die sich ebenso wie die Piccoloflöte überwiegend im Privatbe-

sitz der aktiven Musiker befindet, festhalten, sie teilweise sogar als

Hauptinstrument betrachten.

Abbildung 47b: Baßklarinette

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anzahl der Baßklarinetten pro Blaskapelle

keine Baßklarinette vorhanden 79%

Baßklarinette im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

11% 1%

Baßklarinette im Eigentum derMusiker

9%

0 1 2

Hier zeigt sich die Tendenz, daß teure Nebeninstrumente häufig den

aktiven Musikern von der Blaskapelle oder dem Musikverein zur Verfü-

gung gestellt werden. 1988 konnte lediglich eine Kapelle mit einem

regulären Baßklarinettisten aufwarten, heute ist die Baßklarinette wenig-

stens schon in 21 Prozent der Blaskapellen vertreten, die bei einer

Durchschnittsgröße von 45 aktiven Musikern im Jahresschnitt rund sieben

Konzerte veranstalten.

Page 76: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

76

Abbildung 48a: Sopransaxophon

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anzahl der Sopransaxophone pro Blaskapelle

kein Sopransaxophonvorhanden

81%

Sopransaxophon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

4%

Sopransaxophon im Eigentumder Musiker

12% 2%

0 1 2

Sopransaxophone sind in Notenausgaben für Blasorchester äußerst

selten besetzt. Meist sind es daher ambitionierte Saxophonisten, die sich

entweder für den Eigenbedarf oder für kammermusikalische Aktivitäten

innerhalb der Blaskapelle ein Sopransaxophon anschaffen. Von den

Blaskapellen verfügen immerhin 18 Prozent über ein Sopransaxophon, bei

etwa der Hälfte dieser Blaskapellen wird das Sopransaxophon auch in

einem Saxophonquartett eingesetzt.

Abbildung 48b: Baritonsaxophon

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Anzahl der Baritonsaxophone pro Blaskapelle

kein Baritonsaxophonvorhanden

66%

Baritonsaxophon im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

16%

Baritonsaxophon im Eigentumder Musiker

17% 1%

0 1 2

Page 77: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

77

34 Prozent der Blaskapellen verfügen bei einer Durchschnittsgröße von 45

aktiven Musikern über ein Baritonsaxophon. Das heißt jedoch noch lange

nicht, daß diese Kapellen über einen vierstimmigen Saxophonsatz

verfügen. Einen vierstimmigen Saxophonsatz inklusive Baritonsaxophon

können nämlich nur 23 Prozent der Blaskapellen aufbringen. Die Durch-

schnittsgröße dieser Kapellen beträgt 48 aktive Musiker. Genauso wie bei

den Baßklarinetten befindet sich ein relativ großer Anteil der Baritonsaxo-

phone im Besitz der Blaskapellen und Musikvereine.

Untersucht man, wie vielen Blaskapellen überhaupt kein Baßinstrument im

Holzregister, also weder Fagott noch Baßklarinette noch Baritonsaxophon,

zur Verfügung steht, ergibt sich ein Wert von 56 Prozent. Es überrascht

nicht, daß es sich dabei überwiegend um kleinere Blaskapellen mit einer

Durchschnittsgröße von 29 aktiven Musikern handelt, während die

Blaskapellen, die über mindestens eines dieser Instrumente verfügen,

eine Durchschnittsgröße von 43 aktiven Musikern erreichen.

Abbildung 49a: Piccolotrompete

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

Anzahl der Piccolotrompeten pro Blaskapelle

keine Piccolotrompetevorhanden

76%

Piccolotrompete im Eigentumder Blaskapelle oder desMusikvereins

1%

Piccolotrompete im Eigentumder Musiker

16% 7%

0 1 2

Die Piccolotrompete, die schwerpunktmäßig in der Blechbläserkammer-

musik eingesetzt wird, ist im Blasmusikbereich ebenso wie das Sopransa-

xophon als Nebeninstrument ambitionierter Laienmusiker zu betrachten.

Allerdings verfügen immerhin 24 Prozent der Blaskapellen über eine

Piccolotrompete. Bei 90 Prozent dieser Blaskapellen wird die Piccolotrom-

pete auch für Blechbläserkammermusik verwendet.

Page 78: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

78

Abbildung 49b: Kornett

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Anzahl der Kornette pro Blaskapelle

kein Kornett vorhanden 90%

Kornett im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

1%

Kornett im Eigentum derMusiker

4% 2% 2% 1%

0 1 2 3 15 (Brass

Band)

In internationalen Blasmusikausgaben kommt dem Kornett die Rolle als

führendes Melodieinstrument des Blechregisters zu, eine Aufgabe, die

nach deutscher Tradition dem Flügelhorn obliegt. Daher ist das Kornett

hierzulande unbedeutend. In nur zehn Prozent der Blaskapellen sind

Kornette vorhanden, die sich jedoch fast ausschließlich im Privatbesitz

von aktiven Musikern befinden. Ganz anders zeigt sich die Situation in der

einzigen erfaßten Brass Band, in der 15 Kornette besetzt sind.

Abbildung 50: Baßtrompete oder Baßflügelhorn

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Anzahl der Baßtrompeten pro Blaskapelle

keine Baßtrompete vorhanden 82%

Baßtrompete im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

1%

Baßtrompete im Eigentum derMusiker

10% 6% 1%

0 1 2 4

Baßtrompete und Baßflügelhorn werden vornehmlich in der bayerischen

Volksmusik eingesetzt. Dadurch wird verständlich, daß 18 Prozent der

Page 79: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

79

Blaskapellen über diese Instrumente, die sich nahezu vollständig im

Eigentum der aktiven Musiker befinden, verfügen. Bei 75 Prozent der

Blaskapellen, in denen eine oder mehrere Baßtrompeten oder Baßflügel-

hörner vorhanden sind, existiert entweder eine Tanzlmusi oder eine

„altbairische“ Blasmusikbesetzung.

Abbildung 51: Baßposaune

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Anzahl der Baßposaunen pro Blaskapelle

keine Baßposaune vorhanden 77%

Baßposaune im Eigentum derBlaskapelle oder desMusikvereins

2%

Baßposaune im Eigentum derMusiker

19% 2%

0 1 2

Im Blasorchester erfordert die Stimme der dritten Posaune normalerweise

keine Baßposaune. Daher besitzen auch nur zwei Prozent der Blaskapel-

len und Musikvereine ein solches Instrument, während in 21 Prozent der

Blaskapellen mindestens eine Baßposaune im Eigentum eines aktiven

Musikers zu finden ist.

Die Nebeninstrumente Englischhorn, Altklarinette, Bassetthorn, Kontrafa-

gott und Wagnertuba sind in den Blaskapellen des MON so gut wie gar

nicht vorhanden und wurden deshalb nicht eigens aufgeführt. Über eine

Kontrabaßklarinette verfügt keine einzige Blaskapelle.

Zum Abschluß der Frage 1.2.1. wurde noch nach sonstigen Nebeninstru-

menten gefragt. Genannt wurden folgende Instrumente, bei denen es sich

fast größtenteils um Haupt- oder Zusatzinstrumente handelt, die von

einem aktiven Musiker als Zweitinstrument gespielt werden:

Alphorn, Tenor- und Baßflöte, Alt- und Tenorsaxophon, Es-Trompete,

Kontrabaß, E-Baß, Gitarre, E-Gitarre, Harfe, Klavier, Keyboard, Synthesi-

zer, usw.

Page 80: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

80

Abbildung 52: Vorhandene Nebeninstrumente bei den Blaskapellen

Holzblasinstrumente Blechblasinstrumente

Piccoloflöte 63% Baßklarinette 21% Piccolotrompete 24%

Englischhorn 3% Kontrabaßklarinette 0% Kornett 10%

Es-Klarinette 76% Kontrafagott 1% Wagnertuba 3%

Altklarinette 1% Sopransaxophon 18% Baßtrompete oder

Baßflügelhorn

18%

Bassetthorn 2% Baritonsaxophon 34% Baßposaune 23%

Nebeninstrumente befinden sich größtenteils im Privatbesitz der Musiker.

⇒ Frage 1.2.2.: Welche Maßnahmen unternehmen Sie, um nicht zur

Verfügung stehende Nebeninstrumente besetzen zu können?

Abbildung 53: Maßnahmen zur Besetzung von Nebeninstrumenten

3%

1%

29%

8%

11%

12%

55%

29%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

keine Antwort

sonstige Antworten

Aushilfen

gezielte Anwerbung von Musikern

Instrumente anschaffen

Instrumente ausleihen

Stimmen umschreiben

keine Maßnahmen

Um nicht zur Verfügung stehende Nebeninstrumente besetzten zu

können, bieten sich ähnliche Maßnahmen wie bei Mangelinstrumenten an.

Bei 29 Prozent der Blaskapellen wird anscheinend schon bei der Litera-

turauswahl berücksichtigt, welche Nebeninstrumente vorhanden sind.

Andernfalls werden die Stimmen der fehlenden Nebeninstrumente für

vorhandene Instrumente umgeschrieben oder Aushilfen engagiert.

Lediglich bei drei Prozent der Kapellen stehen alle gängigen Nebenin-

strumente zur Verfügung.

Page 81: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

81

3.1.3. Zusatzinstrumente

⇒ Frage 1.3.: Welche Zusatzinstrumente haben Sie gelegentlich schon

eingesetzt?

Abbildung 54: Zusatzinstrumente

20%

30%

12%

59%

30%

17%

4%

11%

37%

14%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

sonstige Antworten

keine Antwort

Harfe

E-Baß

E-Gitarre

Gitarre

Akkordeon

Synthesizer

Keyboard

Klavier

Während nur ein äußerst geringer Teil der Blaskapellen über einen

„hauptamtlichen“ E-Bassisten verfügt, ist der Anteil der Kapellen, die

schon gelegentlich einen E-Baß eingesetzt haben, mit 59 Prozent recht

hoch. Bei diesen Blaskapellen existiert zum Großteil eine Big Band,

Tanzcombo oder ähnliche Besetzung. Das gleiche gilt für die Zusatz-

instrumente E-Gitarre, Klavier, Keyboard und Synthesizer. Wenn dagegen

Gitarre, Harfe oder Akkordeon angegeben wurden, wird meistens auch in

einer Tanzlmusi musiziert.

An sonstigen Zusatzinstrumenten wurden Blockflöte, Panflöte, Melodika,

Mundharmonika, steirische Harmonika, Banjo, Kontrabaß, Celesta,

Schreibmaschine und nicht zuletzt die menschliche Stimme genannt. Die

mehrmalige Nennung der Zither läßt auf ein konkretes Stück schließen,

nämlich auf den Konzertwalzer „G’schichten aus dem Wienerwald“ von

Johann Strauß (Sohn).

Page 82: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

82

3.2. Besetzungen der Blaskapellen des MON

Die Fragen 2.1. bis 2.3. des Fragebogens beschäftigen sich mit den

Besetzungen der Blaskapellen des MON. Insgesamt 30 verschiedene

Besetzungen stehen zur Auswahl. Es wird untersucht, welche Besetzun-

gen am häufigsten vorkommen und in wie vielen unterschiedliche Beset-

zungen im Schnitt innerhalb einer Blaskapelle regelmäßig musiziert wird.

Dadurch läßt sich ein Eindruck von der Besetzungsvielfalt in den Blaska-

pellen gewinnen.

⇒ Frage 2.1.: In welchen Besetzungen wird bei Ihnen regelmäßig

musiziert?

3.2.1. Reine Holzbläserbesetzungen

Abbildung 55a: Bevorzugte Holzbläserbesetzungen

42%

2%

7%

7%

6%

3%

20%

49%

12%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

keine Antwort

8) größere Holzbläserensembles

7) Holzbläserquintett

6) Holzbläserquartett

5) Holzbläsertrio

4) Holzbläserduo

3) Saxophonduo, -trio, -quartett, usw.

2) Klarinettenduo, -trio, -quartett, usw.

1) Flötenduo, -trio, -quartett, usw.

Das Quartett ist die gebräuchlichste Besetzungsform der Kammermusik

für Bläser. Deutlich erkennbar ist, daß im Holzbläserbereich bevorzugt

innerhalb einer Instrumentenfamilie musiziert wird, während Holzbläserbe-

setzungen mit unterschiedlichen Instrumenten relativ selten sind. In fast

der Hälfte aller Blaskapellen musiziert man regelmäßig mit einem Klari-

nettenensemble, ist eine Baßklarinette vorhanden, liegt dieser Wert sogar

bei 61 Prozent. In der kammermusikalischen Dominanz der Klarinetten

spiegelt sich das zahlenmäßige Verhältnis der Instrumentenfamilien

zueinander wider. So wird nur in 20 Prozent der Blaskapellen regelmäßig

Page 83: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

83

Saxophonensemble gespielt, u.a. deshalb, weil viele Blaskapellen nicht

genügend Saxophonisten haben. In Blaskapellen, die über ein Baritonsa-

xophon verfügen, wird dagegen zu 43 Prozent regelmäßig mit einem

Saxophonensemble musiziert.

Abbildung 55b: Anzahl der Holzbläserbesetzungen

42%

29%

14%

9%

2% 1% 1%0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

0 1 2 3 4 5 6

Anzahl der reinen Holzbläserbesetzungen pro Blaskapelle

In nur 58 Prozent der Blaskapellen wird in reinen Holzbläserbesetzungen

gespielt. Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. In vielen Blaskapellen

besteht überhaupt kein Interesse an kammermusikalischer Betätigung. Oft

stehen nicht genügend Holzbläser zur Verfügung, zudem fehlt es häufig

entweder an den vielfach benötigten Baßinstrumenten des Holzregisters

oder an geeignetem Notenmaterial. Außerdem wird die Möglichkeit,

Auftritte auch einmal mit einem Holzbläserensemble zu bestreiten, nur

selten wahrgenommen. Im Schnitt wird pro Blaskapelle nur in einer reinen

Holzbläserbesetzung regelmäßig musiziert.

3.2.2. Reine Blechbläserbesetzungen

Hinsichtlich der Blechbläser liegt der Schwerpunkt eindeutig bei Beset-

zungen, die aus Instrumenten unterschiedlicher Instrumentenfamilien

bestehen, wodurch sich ein größerer Tonumfang abdecken läßt, vor allem

bei Blechbläserquartett und -quintett sowie bei größeren Blechbläseren-

sembles. Es gibt besonders im geistlichen Bereich eine ganze Reihe von

Spielgelegenheiten, die traditionell diesen Besetzungen vorbehalten sind.

Page 84: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

84

Abbildung 56a: Bevorzugte Blechbläserbesetzungen

18%

4%

30%

50%

54%

7%

4%

3%

4%

15%

9%

26%

17%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

keine Antwort

20) Brass Band

19) größere Blechbläserensembles

18) Blechbäserquintett

17) Blechbäserquartett

16) Blechbäsertrio

15) Blechbäserduo

14) Alphornduo, -trio, -quartett

13) Tubaduo, -trio, -quartett, usw.

12) Posaunenduo, -trio, -quartett, usw.

11) Waldhornduo, -trio, -quartett, usw.

10) Trompetenduo, -trio, -quartett, usw.

9) Flügelhornduo

Die relative Häufigkeit von Trompetenensembles ist nur durch den sehr

hohen Anteil der Trompeten in den Blaskapellen zu erklären. Auch das

Weisenblasen mit zwei Flügelhörnern ist weit verbreitet. Mit Posaunenen-

sembles wird nur in 15 Prozent der Blaskapellen regelmäßig musiziert. Ist

eine Baßposaune vorhanden, liegt dieser Wert dagegen bei 35 Prozent.

Abbildung 56b: Anzahl der Blechbläserbesetzungen

18%

27%

20%

13%12%

4%2%

1%2%

1% 1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Anzahl der reinen Blechbläserbesetzungen pro Blaskapelle

Page 85: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

85

In 82 Prozent aller Blaskapellen wird in reinen Blechbläserbesetzungen

musiziert. Zum einen können diese Besetzungen in Bayern auf eine lange

Tradition zurückblicken32, zum andern haben die professionellen interna-

tionalen Blechbläserensembles aufgrund ihres großen Erfolges auch im

Laienbereich viele Nachahmer gefunden und so einen wichtigen Beitrag

zur Pflege der Kammermusik geleistet. Im Schnitt wird pro Blaskapelle

regelmäßig in zwei unterschiedlichen Blechbläserbesetzungen musiziert.

3.2.3. Reine Schlaginstrumentenbesetzungen

Reine Schlaginstrumentenbesetzungen (Nr. 21) sind nur bei sieben

Prozent der Blaskapellen üblich. Immerhin 50 Prozent dieser Blaskapellen

verfügen über mindestens zwei Stabspiele. Interessant ist, daß in allen

Musikschulblasorchestern regelmäßig in reinen Schlaginstrumentenbeset-

zungen musiziert wird.

3.2.4. Gemischte Besetzungen

Abbildung 57a: bevorzugte gemischten Besetzungen

1%

22%

13%

43%

30%

42%

23%

97%

24%

28%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

keine Antwort (Brass Band)

30) Big Band

29) Tanzcombo, -kapelle, -orchester

28) Böhmische Blasmusik

27) "Altbairische" Blasmusik

26) Tanzlmusi

25) Symphonisches Blasorchester

24) Blaskapelle

23) größere Bläserensembles

22) Bläserduo, -trio, -quartett, -quintett

Gemischte Kammermusikbesetzungen, die verschiedene Instrumenten-

gruppen miteinander vereinigen, sind im Blasmusikbereich wesentlich

seltener zu finden als reine Holz- oder Blechbläserbesetzungen. Die

überwältigende Mehrheit von 97 Prozent spielt gewöhnlich in der typi-

schen Blaskapellenbesetzung, deren Merkmale in Unterabschnitt 2.2.4.

32 Vgl. Masel, 1989, S. 138

Page 86: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

86

ausführlich beschrieben sind. 23 Prozent der Blaskapellen glauben von

sich, die Kriterien für ein symphonisches Blasorchester zu erfüllen. Dies

zeugt von einer Fehleinschätzung ihrer Voraussetzungen. Aufgrund ihrer

Angaben im Fragebogen können davon nämlich nur zehn Prozent wirklich

als symphonisches Blasorchester bezeichnet werden, bezogen auf die

Gesamtzahl aller erfaßten Blaskapellen sind dies nur zwei Prozent.

Sieben Prozent der Blaskapellen sind nicht weit davon entfernt, die

Kriterien zu erfüllen. Bei ihnen reicht es meist, einige wenige Aushilfen zu

engagieren oder ein Schlaginstrument auszuleihen.

Erfreulich ist der hohe Anteil der Volksmusikbesetzungen. Stark vertreten

sind mit einem Anteil von 22 Prozent auch Big Bands.

Abbildung 57b: Anzahl der gemischten Besetzungen

1%

20%19%

15%

25%

9%7%

2% 2%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

0(BrassBand)

1 2 3 4 5 6 7 8

Anzahl der gemischten Besetzungen pro Blaskapelle

Im Schnitt wird pro Blaskapelle regelmäßig in drei unterschiedlichen

gemischten Besetzungen musiziert.

Page 87: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

87

Abbildung 58: Gesamtzahl der Besetzungen

9%

4%

14%

9%

12%11%

9%

5%4% 4%

15%

3%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 bis15

16und

mehr

Gesamtzahl der unterschiedlichen Besetzungen pro Blaskapelle

In nur 9 Prozent der Blaskapellen existieren keine Untergruppen der

großen Besetzung. Im Schnitt wird pro Blaskapelle zusätzlich zur Ge-

samtbesetzung noch in sechs anderen Besetzungen regelmäßig musi-

ziert. 18 Prozent der Blaskapellen nennen sogar mehr als zehn verschie-

dene Besetzungen.

⇒ Frage 2.2.: Finden bei Ihnen regelmäßig Satz- bzw. Registerproben

statt?

Satz- und Registerproben werden nur von 53 Prozent der Blaskapellen

durchgeführt, hauptsächlich zur Vorbereitung von Konzerten.

⇒ Frage 2.3.: Wird bei Ihnen auch in speziellen Jugendgruppen musi-

ziert?

Blaskapellen leisten einen wichtigen Beitrag zur musikalischen Jugendar-

beit. In 68 Prozent der Blaskapellen sind spezielle Jugendgruppen üblich.

Page 88: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

88

3.3. Repertoire der Blaskapellen des MON

Die Fragen 3.1. bis 3.6. des Fragebogens untersuchen das Repertoire der

Blaskapellen des MON. Dafür wird analysiert, welche der insgesamt 48

zur Auswahl stehenden Repertoirebereiche am stärksten vertreten sind

und wie viele unterschiedliche Bereiche im Schnitt das Repertoire der

befragten Blaskapellen umfaßt. Mittels der dadurch gewonnenen Erkennt-

nisse läßt sich die Vielseitigkeit des Repertoires der Blaskapellen beurtei-

len.

⇒ Frage 3.1.: Welche Arten von Musik haben Sie im gängigen Repertoire

aller Ihrer verschiedenen Besetzungen?

3.3.1. Geistliche Musik

Abbildung 59a: Schwerpunkte des geistlichen Repertoires

1%

20%

40%

32%

81%

81%

79%

31%

23%

89%

78%

61%

22%

93%

7%

88%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

keine Antwort

15) Spirituals und Gospels

14) geistliche Vortragsstücke

13) Choralvorspiele

12) Prozessionsmärsche

11) Trauermärsche

10) Trauerchoräle

9) Bachchoräle

8) Rhythmuslieder

7) Weihnachtslieder

6) Adventslieder

5) Martinslieder

4) geistliche Volkslieder

3) Messen

2) Kirchenlieder aus dem evangelischen Gesangbuch

1) Kirchenlieder aus dem Gotteslob

Aus diesem Ergebnis läßt sich eindrucksvoll die große Bedeutung der

Zusammenarbeit von Blasmusik und katholischer Kirche ablesen, wäh-

rend die evangelische Kirche in musikalischer Hinsicht durch die Posau-

nenchöre ausreichend versorgt zu sein scheint. Der enorme Anteil der

Messen am Repertoire der Blaskapellen läßt sich konkret mit einem

einzelnen Werk in Verbindung bringen, nämlich der „Schubert-Messe“.

Aus der Dominanz der Repertoirebereiche Kirchenlieder, Messen, Ad-

Page 89: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

89

vents- und Weihnachtslieder, Trauerchoräle sowie Trauer- und Prozessi-

onsmärsche lassen sich Rückschlüsse auf die typischen Spielgelegen-

heiten ziehen. Überraschend hoch ist der Prozentsatz der Blaskapellen,

die Martinslieder zu ihrem Repertoire zählen. Unerwartet niedrig dagegen

ist angesichts der hervorragenden Eignung für Bläser der Anteil der

Rhythmuslieder, Gospels und Spirituals. Insbesondere für Rhythmuslieder

gibt es anscheinend zu wenig gelungene Blasmusikausgaben. Arrange-

ments von Spirituals und Gospels für Blasorchester wurden von den

Fragebogenausfüllern, sofern diese sich überhaupt im klaren waren, daß

es sich dabei um geistliche Musik handelt, vermutlich oft der konzertanten

geistlichen Musik zugeordnet. Unter den sonstigen Antworten sind

Requien (z.B. von Julius Fucik) und Chorsätze mit Bläserbegleitung

erwähnenswert.

Abbildung 59b: Umfang des geistlichen Repertoires

1%0%

1% 1%

6%5%

9%

14%15%

18%

8% 8%

4%5%

4%

1%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

20%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Anzahl der Repertoirebereiche der geistlichen Musik pro Blaskapelle

99 Prozent aller Blaskapellen zählen geistliche Musik zu ihrem Repertoire!

Im Schnitt wurden pro Blaskapelle acht Repertoirebereiche genannt.

Page 90: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

90

3.3.2. Tanz- und Unterhaltungsmusik, Gelegenheitsmusik

Abbildung 60a: Schwerpunkte des Repertoires der Tanz-, Unterhal-

tungs- und Gelegenheitsmusik

1%

70%

98%

57%

81%

84%

7%

46%

47%

89%

43%

86%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

keine Antwort

26) einfache Vortragsstücke

25) Straßenmärsche

24) Rock- und Popmusik

23) Schlager

22) Stimmungsmusik

21) Jazz

20) Big-Band-Literatur

19) Turniertänze

18) Böhmische Blasmusik

17) Weisen und Jodler

16) Bayerische Volksmusik

Nachdem bereits 97 Prozent der erfaßten Mitgliedskapellen des MON für

ihre Besetzung den Begriff „Blaskapelle“ angegeben haben, war zu

erwarten, daß die traditionelle Blasmusik, nämlich bayerische Volksmusik,

böhmische Blasmusik, Stimmungsmusik und allen voran Straßenmärsche,

die größte Bedeutung im Repertoire besitzt. Aus dem Bereich der moder-

nen Tanz- und Unterhaltungsmusik erzielen einzig die Schlager vergleich-

bar hohe Werte. Die Straßenmärsche erzielen mit 98 Prozent sogar den

höchsten vorkommenden Prozentsatz überhaupt. Dadurch kann man

verstehen, wo die Behauptung „Blasmusik ist gleich Marschmusik“, die

natürlich überhaupt nicht haltbar ist und nur von mangelnder Kenntnis

zeugt, ihre Ursache hat. Ein Beleg für die Verwurzelung der Blaskapellen

in der bayerischen Volksmusik ist auch die Beliebtheit von Weisen und

Jodlern, die im Repertoire von 43 Prozent der Blaskapellen vertreten sind.

Nur fünf Prozent spielen weder bayerische Volksmusik noch böhmische

Blasmusik. Der Anteil des Jazz ist mit 7 Prozent erwartungsgemäß gering.

Page 91: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

91

Abbildung 60b: Umfang des Repertoires der Tanz-, Unterhaltungs-

und Gelegenheitsmusik

1%0%

1%

3%

7% 7%

15%

19% 19%20%

7%

1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Anzahl der Repertoirebereiche der Tanz-, Unterhaltungs- und Gelegenheitsmusikpro Blaskapelle

Tanz- und Unterhaltungs- sowie Gelegenheitsmusik gehört bei 99 Prozent

der Blaskapellen zum Repertoire! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle

sieben Repertoirebereiche genannt.

3.3.3. Konzertante Musik

Wenn man regelmäßig Blasmusikkonzerte besucht oder zumindest die

Konzertprogramme studiert, sind die Schwerpunkte des konzertanten

Repertoires, die sich hier zeigen, keineswegs eine Überraschung, sondern

entsprechen vollkommen den Erwartungen. Bezeichnend für den hohen

Stellenwert der traditionellen Blasmusik ist die Tatsache, daß die Kon-

zertmärsche mit einem Anteil von 93 Prozent den führenden Bereich des

konzertanten Repertoires darstellen. Der niedrige Wert der Kammermusik

zeugt von Verständnisproblemen bezüglich dieses Begriffs. Angesichts

der Vielzahl der genannten Kammermusikbesetzungen müßte dieser

Repertoirebereich eigentlich stärker vertreten sein. Unter den sonstigen

Antworten sind konzertante Blasorchesterbearbeitungen von Swing und

lateinamerikanischer Musik erwähnenswert.

Page 92: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

92

Abbildung 61a: Schwerpunkte des konzertanten Repertoires

2%

75%

20%

81%

63%

60%

30%

50%

93%

86%

41%

26%

12%

77%

14%

26%

58%

72%

88%

78%

24%

44%

12%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

keine Antwort

48) aus Filmen

47) aus Balletten

46) aus Musicals

45) aus Operetten

Suiten, Auszüge oder Querschnitte: 44) aus Opern

43) folkloristische Werke

42) symphonische Tänze

41) Konzertmärsche

40) Konzertwalzer, -polkas, -polonaisen u.ä.

39) Tänze und Tanzsuiten aus Renaissance, Barock und Klassik

38) Werke für Chor und Blasorchester

37) Werke mit Gesangssolisten

36) Werke mit Instrumentalsolisten

35) Symphonien und andere größere symphonische Werke

34) Orchestersuiten

33) Programmusik

32) Konzertstücke (Rhapsodien, Fantasien, Intermezzi u.ä.)

31) Eröffnungsstücke, Vorspiele, Ouvertüren

30) festlich-feierliche Musik

29) Bearbeitungen von Chor- und Orgelwerken

28) konzertante geistliche Musik

27) Kammermusik

Page 93: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

93

Abbildung 61b: Umfang des konzertanten Repertoires

2%

12%

28%

39%

16%

3%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 und mehr

Anzahl der Repertoirebereiche der konzertanten Musik pro Blaskapelle

98 Prozent der Blaskapellen rechnen konzertante Musik zu ihrem Reper-

toire! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle elf Repertoirebereiche genannt.

Abbildung 62: Gesamtumfang des Repertoires

1%

5%

17%

24%

19%

21%

10%

2%1%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

wenigerals 11

11 bis15

16 bis20

21 bis25

26 bis30

31 bis35

36 bis40

41 bis45

46 undmehr

Gesamtzahl der Repertoirebereiche pro Blaskapelle

Im Schnitt wurden pro Blaskapelle 27 Repertoirebereiche genannt.

Dreizehn Prozent der Blaskapellen kreuzten sogar mehr als drei Viertel

aller zur Auswahl stehenden Repertoirebereiche an.

Page 94: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

94

⇒ Frage 3.2.: Wie ist in Ihren Konzertprogrammen das Verhältnis

zwischen Bearbeitungen und Originalkompositionen für Blasorchester?

Abbildung 63: Originalkompositionen und Bearbeitungen

überwiegend Bearbeitungen

32%

ausgeglichenes Verhältnis

54%

überwiegend Original-

kompositionen11%

keine Antwort3%

Dieses Ergebnis bestätigt die Gleichberechtigung von Originalkompositio-

nen und Bearbeitungen für Blasorchester. Es läßt sich sogar ein leichtes

Übergewicht der Bearbeitungen feststellen.

⇒ Frage 3.3.: Studieren Sie regelmäßig die Kataloge mit den Neuer-

scheinungen und hören Sie sich die Demo-CDs der Musikverlage an?

Diese Frage wurde erfreulicherweise von 92 Prozent der Blaskapellen

positiv beantwortet.

⇒ Frage 3.4.: Erweitern und aktualisieren Sie Ihr Repertoire regelmäßig

durch Neuanschaffung von Noten?

Diese Frage wurde sogar von 99 Prozent der Blaskapellen positiv beant-

wortet.

Page 95: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

95

⇒ Frage 3.5.: Umfaßt Ihr Repertoire auch eigene Bearbeitungen bzw.

Kompositionen?

Abbildung 64: eigene Bearbeitungen und Kompositionen

eigene Bearbeitungen

38%

eigene Kompositionen

6%eigene

Bearbeitungen und

Kompositionen12%

keine Antwort44%

Bei mehr als der Hälfte der Blaskapellen ist es üblich, nicht nur aus

käuflichen Notenmaterial zu spielen, sondern Noten selbst zu schreiben.

In fast einem Fünftel der Blaskapellen sind Dirigenten oder aktive Musiker

auch kompositorisch tätig.

⇒ Frage 3.6.: Welche Repertoirebereiche können Sie aufgrund von nicht

erhältlichem geeignetem Notenmaterial nicht realisieren?

Unter den Antworten auf diese Frage sind folgende zu erwähnen:

• alle Werke, bei denen unbedingt Saxophone und Waldhörner ge-

braucht werden;

• Werke der Oberstufen für kleine Besetzungen;

• Werke für Chor und Blasorchester;

• alles, was nicht erhältlich ist, wird selbst arrangiert.

Page 96: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

96

3.4. Spielgelegenheiten der Blaskapellen des MON

Die Fragen 4.1. bis 4.5. des Fragebogens befassen sich mit den Spielge-

legenheiten der Blaskapellen des MON. Es soll herausgefunden werden,

welche der 26 zur Auswahl stehenden Spielgelegenheiten für die Blaska-

pellen am bedeutsamsten sind und welche Bandbreite an Spielgelegen-

heiten eine Blaskapelle im Durchschnitt wahrnimmt. Außerdem wird

untersucht, welche der insgesamt sechzehn verschiedenen Konzerttypen

von den Blaskapellen bevorzugt werden. Die Auswertung wird zeigen, wie

sehr die Blaskapellen in das öffentliche und private Leben ihrer Gemein-

den eingebunden sind.

⇒ Frage 4.1.: Bei welchen Spielgelegenheiten treten Sie mit allen Ihren

verschiedenen Besetzungen auf bzw. sind Sie schon aufgetreten?

3.4.1. Geistliche Anlässe

Abbildung 65a: Häufigkeit der geistlichen Spielanlässe

2%

68%

65%

91%

44%

12%

28%

88%

64%

84%

94%

0% 20% 40% 60% 80% 100%

keine Antwort

10) Adventssingen

9) Martinszüge

8) Prozessionen

7) Maiandachten

6) Passionssingen

5) Wallfahrten

4) Beerdigungen

3) Trauungen und Taufen

2) Feldmessen

1) Gottesdienste

Nach Betrachtung der Schwerpunkte des geistlichen Repertoires der

Blaskapellen war es abzusehen, daß die typischen Spielgelegenheiten

aus geistlichen Anlässen Gottesdienste, Feldmessen und Prozessionen

sind. Ebenfalls von großer Bedeutung, jedoch eine Domäne der Blechblä-

serbesetzungen, sind vor allem Beerdigungen, aber auch Trauungen und

Taufen. Gefragt ist die Mitwirkung von Bläsergruppen ferner bei Maian-

Page 97: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

97

dachten und Adventssingen. Überraschend und erfreulich zugleich ist der

hohe Anteil der Blaskapellen, die sich durch die wohl meist unentgeltliche

musikalische Umrahmung von Martinszügen für Kindergärten und Grund-

schulen ihrer Gemeinden engagieren. Unter den sonstigen Antworten sind

Bergmessen, Jahrtage der Vereine und Weihnachtsanblasen erwähnens-

wert.

Abbildung 65b: Anzahl der geistlichen Spielanlässe

2%1%

5%

3%

7%

12%

19% 19%

16%

11%

5%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

20%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Anzahl der Spielgelegenheiten aus geistlichen Anlässen pro Blaskapelle

98 Prozent der Blaskapellen treten im Rahmen geistlicher Anlässe auf! Im

Schnitt wurden pro Blaskapelle sechs verschiedene Spielgelegenheiten

genannt.

3.4.2. Weltliche Anlässe

Angesichts der durchwegs hohen Werte, sollen hier nur die beachtet

werden, die geringer ausfallen. Ob Parteien selten Blaskapellen engagie-

ren oder ob sich einige Blaskapellen nicht für parteipolitische Zwecke

einspannen lassen wollen, sei dahingestellt. Daß nur 39 Prozent der

Blaskapellen bereits bei Rundfunk- und Fernsehsendungen mitgewirkt

haben, entspricht ganz den Erwartungen. 30 Prozent der Mitgliedskapel-

len des MON haben noch nie an einem Wertungsspiel des Musikbundes

teilgenommen, über die Gründe dafür kann nur gemutmaßt werden. Die

Teilnahme an Wertungsspielen ist unabhängig von der Anzahl der Kon-

zerte und Auftritte. Immerhin 34 Prozent der Blaskapellen spielen zum

Page 98: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

98

Volkstanz auf, sogar 40 Prozent bei anderen Tanzveranstaltungen. Die mit

jeweils 98 Prozent extrem hohen Werte für Festzüge und Ständchen sind

ein erneuter Beleg für die Bedeutung der traditionellen Funktion der

Blaskapellen. Unter den sonstigen Antworten sind Auftritte im Ausland im

Rahmen von Folkloreveranstaltungen und Städtepartnerschaften erwäh-

nenswert.

Abbildung 66a: Häufigkeit der weltlichen Spielanlässe

1%

98%

40%

34%

89%

98%

70%

89%

39%

91%

73%

57%

87%

91%

89%

96%

93%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

keine Antwort

26) Ständchen

25) andere Tanzveranstaltungen

24) Volkstänze

23) Bierzeltmusik

22) Festzüge

21) Wertungsspiele

20) Musikfeste

19) Rundfunk- und Fernsehsendungen

18) von Familien

17) von Gewerbetreibenden oder Firmen

16) von Parteien

15) von Gemeinden und anderen politischen Körperschaften

14) von Pfarrgemeinden

13) des örtlichen Brauchtums

12) von anderen Vereinen

Veranstaltungen und Feste: 11) der Blaskapelle/des Musikvereins

Abbildung 66b: Anzahl der weltlichen Spielanlässe

1% 1% 1%

4%

2%

6%

4%

13%14%

19%

17%

12%

6%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

20%

0 1 bis5

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

Anzahl der Spielgelegenheiten aus weltlichen Anlässen pro Blaskapelle

Page 99: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

99

99 Prozent der Blaskapellen treten im Rahmen weltlicher Anlässe auf! Im

Schnitt wurden pro Blaskapelle zwölf verschiedene Spielgelegenheiten

genannt.

Abbildung 67: Gesamtzahl geistlicher und weltlicher Spielanlässe

1% 1%

6%

12%

41%38%

1%0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 undmehr

Gesamtzahl der Spielgelegenheiten aus geistlichen und weltlichen Anlässenpro Blaskapelle

99 Prozent der Blaskapellen treten sowohl im Rahmen geistlicher als auch

weltlicher Anlässe auf! Im Schnitt wurden pro Blaskapelle 19 verschiedene

Spielgelegenheiten genannt. 39 Prozent der Blaskapellen kreuzten sogar

mehr als drei Viertel der zur Auswahl stehenden Spielgelegenheiten an.

3.4.3. Konzerte

Trotz des hohen Anteils der Blaskapellen, in denen Kammermusikgruppen

bestehen, veranstalten nur ein Prozent der Blaskapellen Kammerkonzerte,

die von diesen Ensembles allein bestritten werden. Meist treten diese

Formationen im Rahmen von Konzerten der großen Besetzung auf.

Gewöhnliche weltliche Konzerte veranstalten nahezu alle Blaskapellen,

geistliche Konzerte lediglich 40 Prozent. Bei nur 22 Prozent der Blaska-

pellen werden die Konzertprogramme nach thematischen Gesichtspunk-

ten zusammengestellt. An Gemeinschaftskonzerten mit anderen Blaska-

pellen haben bereits 58 Prozent mitgewirkt, Stand- oder Freiluftkonzerte,

für die Blaskapellen gewissermaßen prädestiniert sind, sind bei 80

Prozent der Blaskapellen üblich. Großer Beliebtheit erfreuen sich auch

Konzertreisen ins In- und Ausland. Mit einem Anteil von nur sieben

Page 100: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

100

Prozent stellen Konzerte mit Rundfunk- bzw. Fernsehübertragung nach

wie vor eine Besonderheit dar. Erwähnenswert ist das Engagement der

Blaskapellen für wohltätige Zwecke: Fast ein Viertel der Blaskapellen ist

bereits im Rahmen von Benefizkonzerten aufgetreten.

Abbildung 68a: Bevorzugte Konzerttypen

2%

27%

24%

38%

80%

7%

34%

58%

9%

23%

6%

6%

16%

22%

96%

40%

1%

0% 20% 40% 60% 80% 100% 120%

keine Antwort

16) Konzertreisen im Ausland

15) Konzertreisen im Inland

14) Kurkonzerte

13) Stand- oder Freiluftkonzerte

12) Konzerte mit Rundfunk- oder Fernsehübertragung

11) Gemeinschaftskonzerte mit anderen Musikgruppen

10) Gemeinschaftskonzerte mit anderen Blaskapellen

9) Konzerte mit Gastsolisten

8) Benefizkonzerte

7) Wunschkonzerte

6) Faschingskonzerte

5) Kinder- oder Jugendkonzerte

4) Konzerte mit thematischen Programmen

3) gewöhnliche weltliche Konzerte

2) geistliche Konzerte/Kirchenkonzerte

1) Kammerkonzerte

Abbildung 68b: Anzahl der Konzerttypen

2%

8% 8%

12%

18%17%

13%

7%6%

5%

1%

3%

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

16%

18%

20%

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11und

mehr

Anzahl der verschiedenen Konzerttypen pro Blaskapelle

Page 101: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

101

98 Prozent der Blaskapellen veranstalten Konzerte oder wirken zumindest

bei Konzerten mit. Im Schnitt wurden pro Blaskapelle fünf verschiedene

Konzerttypen genannt.

⇒ Frage 4.2.: Wie viele Konzerte veranstalten Sie durchschnittlich in

einem Jahr?

Abbildung 69: Durchschnittliche Anzahl der Konzerte

2%

21%

19%

13%

6%

11% 11%

9%

3%

5%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

0 1 2 3 4 5 6 bis 10 11 bis 20 21 undmehr

keineAntwort

Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Konzerte pro Blaskapelle

Den höchsten Anteil stellen die Blaskapellen, die nur ein Konzert im Jahr

veranstalten, 70 Prozent veranstalten bis zu fünf Konzerte jährlich. Diese

Werte können als Normalfall betrachtet werden.

Bei genauer Untersuchung der Herkunft derjenigen Blaskapellen, die mehr

als fünf Konzerte veranstalten – der Maximalwert beträgt sogar 45 Kon-

zerte – stellt sich eine auffallende Konzentration dieser Blaskapellen auf

die MON-Bezirke heraus, für die der Fremdenverkehr von großer Bedeu-

tung ist. Besonders hoch ist die Anzahl der Blasmusikkonzerte auch in

Kurorten. Weit über dem MON-Durchschnitt von fünf jährlichen Konzerten

liegen die Bezirke Bayerwald, Chiem-Ruperti-Gau, Inn-Chiemgau und

Werdenfels. Die übrigen Bezirke erreichen nur einen Durchschnitt von drei

Konzerten im Jahr. Daraus ist die große Bedeutung des Tourismus für die

Blasmusik zu ersehen. Einzig für den Bezirk Werdenfels läßt sich auf-

grund der geringen Anzahl von nur fünf erfaßten Blaskapellen die Aussa-

gekraft des Durchschnittswerts anzweifeln.

Page 102: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

102

Abbildung 69a: Durchschnittliche Anzahl der Konzerte pro Bezirk

20,6

2,4

2,6

3,8

1,7

1,9

4,4

1,8

9,1

5

10

7,8

2,7

0 5 10 15 20 25

Werdenfels

Oberland

München

Mittelbayern

Lech-Ammersee

Isar-Vils-Rott

Isar-Mangfall

Inn-Salzach-Gau

Inn-Chiemgau

Donau-Wald

Chiem-Ruperti-Gau

Bayerwald

Amper

Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Konzerte pro Blaskapelle

⇒ Frage 4.3.: Wie viele Auftritte bestreiten Sie mit allen Ihren Besetzun-

gen durchschnittlich in einem Jahr?

Abbildung 70: Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Auftritte

3%

11%

22%

26%

14%

8%

5%

3%2%

3% 3%

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

1 bis 10 11 bis20

21 bis30

31 bis40

41 bis50

51 bis60

61 bis70

71 bis80

81 bis90

91 bis100

mehr als100

Durchschnittliche Anzahl der jährlichen Auftritte pro Blaskapelle

Die Blaskapellen bestreiten mit ihren verschiedenen Besetzungen durch-

schnittlich 44 Auftritte in einem Jahr, die Bandbreite der durch den Frage-

bogen erfaßten Werte erstreckt sich von zehn bis hin zu 180 Auftritten. Für

berufstätige Laienmusiker stellen die Auftritte mit ihrer Blaskapelle oft eine

große zeitliche Belastung dar, welche durch Arbeitsteilung vermindert

Page 103: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

103

werden kann, indem bestimmte Auftritte von kleineren Besetzungen

übernommen werden, bei denen die aktiven Musiker abwechselnd zum

Einsatz kommen.

⇒ Frage 4.4.: Werden diese Auftritte auch von kleineren Besetzungen

bestritten?

Abbildung 71: Auftritte in kleinerer Besetzung (alle Blaskapellen)

selten19%

gelegentlich53%

häufig26%

keine Antwort2%

Bei mehr als drei Vierteln der Blaskapellen ist es gängige Praxis, daß

Auftritte von kleineren Besetzungen bestritten werden.

Lediglich sechs Prozent der Blaskapellen bestreiten 100 und mehr

Auftritte im Jahr. Eine genauere Untersuchung dieser Blaskapellen ergab,

daß es sich dabei um besonders große Blaskapellen mit einer Durch-

schnittsgröße von 47 aktiven Musikern handelt. Dies bestätigt die Erwar-

tungen, da sich dadurch die zeitliche Belastung für den einzelnen Musiker

vermindert. Die Richtigkeit der Vermutung, daß diese Blaskapellen

besonders häufig Auftritte mit kleineren Besetzungen bestreiten, beweist

die folgende Abbildung.

Page 104: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

104

Abbildung 71a: Auftritte in kleinerer Besetzung (Blaskapellen mit 100

und mehr Auftritten)

selten0%

gelegentlich44%

häufig56%

⇒ Frage 4.5.: Gibt es von Ihrer Blaskapelle Tonträger?

Abbildung 72: Blaskapellen mit Tonträgern

52%

9%

31%

37%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

keine Tonträger LPs MCs CDs

Von fast der Hälfte der Blaskapellen des MON gibt es Tonträger.

Page 105: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

105

3.5. Vertrauliche Angaben der Blaskapellen des MON

Das Ausfüllen von vertraulichen Angaben wie Name der Blaskapelle,

MON-Bezirk, Name des Fragebogenausfüllers sowie dessen Funktion in

der Blaskapelle oder dem Musikverein war aus Datenschutzgründen

freigestellt, jedoch erwünscht, z.B. wegen regionaler Übersicht. Außerdem

wurde die Frage gestellt, ob die betreffende Blaskapelle von einem

ehrenamtlichen oder von einem bezahlten Dirigenten geleitet wird. Da die

Wahrung der Anonymität zugesichert war, haben 99 Prozent der Blaska-

pellen diese Fragen beantwortet. Dadurch konnten z.B. die regionalen

Unterschiede in der durchschnittlichen Anzahl der jährlichen Konzerte

untersucht werden.

Daß 61% Prozent der Blaskapellen von einem ehrenamtlichen Dirigenten

geleitet werden, zeugt von der großen Bedeutung des Ehrenamts für das

Blasmusikwesen. Betrachtet man die Abhängigkeit zwischen den Größen-

verhältnissen der Blaskapellen und dem Anteil der bezahlten Dirigenten,

ergibt sich, wie nicht anders zu erwarten, folgendes Bild:

Abbildung 73a: Bezahlter Dirigent – Gesamtzahl der aktiven Musiker

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle

bezahlter Dirigent 0% 38% 31% 40% 47% 33% 71%

ehrenamtlicher Dirigent 100% 62% 69% 60% 53% 67% 29%

weniger als 11

11 bis 20

21 bis 30

31 bis 40

41 bis 50

51 bis 60

mehr als 60

Mit zunehmender Gesamtzahl der aktiven Musiker pro Blaskapelle steigt

auch der Anteil der bezahlten Dirigenten. Die Abweichungen in der

zweiten und sechsten Spalte lassen sich durch den relativ geringen Anteil

Page 106: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

106

dieser Blaskapellen an der Gesamtzahl der ausgewerteten Fragebögen

erklären.

Die Abhängigkeit zwischen der Leistungsstufe der Blaskapellen und dem

Anteil der bezahlten Dirigenten ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung 74b: Bezahlter Dirigent – Leistungsstufe

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

bezahlter Dirigent 33% 35% 49% 60%

ehrenamtlicher Dirigent 66% 65% 51% 40%

Unterstufe und Unter- bis Mittelstufe

Mittelstufe und Mittel- bis Oberstufe

Oberstufe- und Ober- bis

HöchststufeHöchststufe

4. ANREGUNGEN

Stellt man die Grundlagen und Möglichkeiten der „angewandten Blasmu-

sik“, die im zweiten Kapitel ausführlich beschrieben sind, und die prakti-

sche Umsetzung der „angewandten Blasmusik“, die im dritten Kapitel

durch die Bestandsaufnahme bei den Blaskapellen des MON untersucht

wird, gegenüber, so stellt man fest, daß die Idealvorstellung der „ange-

wandten Blasmusik“, wie sie im Abschnitt 1.1. erläutert wurde, von den

Blaskapellen des MON weitgehend erfüllt wird. Dies gilt hinsichtlich ihrer

großen Besetzungsvielfalt, ihres äußerst umfassenden Repertoires sowie

der enormen Bandbreite der wahrgenommenen Spielgelegenheiten.

Bei einem Großteil der Blaskapellen zeigen sich jedoch gewisse Defizite

bezüglich des Instrumentariums. Zwar entspricht es den Anforderungen

der herkömmlichen Blaskapellenbesetzung, aber nicht denen der sym-

phonischen Blasorchesterbesetzung nach heute gültigem internationalen

Page 107: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

107

Standard33, die von den Blasmusikverbänden und den Musikverlagen

propagiert wird. Infolgedessen droht eine Spaltung des Blasmusikwesens

in einen traditionellen und einen symphonischen-konzertanten Bereich, die

nachweislich vielerorts bereits eingetreten ist.34

4.1. Zielvorstellungen

Die bisherigen Ausführungen haben dargestellt, daß die praktische

Umsetzung der „angewandten Blasmusik“ die Chance bietet, die ganze

faszinierende Vielfalt und Bandbreite des Blasmusikwesens hinsichtlich

des Instrumentariums, der Besetzungen, des Repertoires und der Spiel-

gelegenheiten zu bewahren. Nach Ansicht des Verfassers sollten deshalb

Vielseitigkeit und Flexibilität – die Merkmale der angewandten Blasmusik –

das erklärte Ziel jeder Blaskapelle sein. Insbesondere die zahlreichen

regionalen Charakteristika, wie sie von den Mitgliedskapellen des MON

eindrucksvoll repräsentiert werden, müssen erhalten und gepflegt werden

und dürfen nicht zugunsten eines hochgezüchteten symphonischen

Blasorchesterswesens verloren gehen. Allerdings darf man sich den

hohen Anforderungen der internationalen Blasmusik auch hierzulande

keinesfalls verschließen. Deshalb sollte eine weitere Leistungssteigerung

herbeigeführt und langfristig der Anschluß an den amerikanisch-

europäischen Standard – insbesondere bezüglich des Instrumentariums –

gefunden werden. Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, daß die Blaska-

pellen des MON nicht die Voraussetzungen erfüllen, dies aus eigener

Kraft zu bewältigen. Dazu bedarf es der konstruktiven Zusammenarbeit

der mit dem Blasmusikwesen in Verbindung stehenden Personengruppen

und Institutionen:

• Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine,

• Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und Musik-

schulen,

• Komponisten, Arrangeure und Verlage,

• Blasmusikverbände und Funktionäre.

33 Vgl. Suppan, 1994, S. 28 f.34 Dem Verfasser sind mehrere Orte bekannt, in denen Musiker, die nicht mehr bereit

waren, in einem symphonischen Blasorchester mitzuwirken, eine zweite Blaskapelle mit

traditionellem Repertoire gegründet haben.

Page 108: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

108

4.2. Maßnahmen

Die tatsächlichen Verhältnisse bei den Blaskapellen des MON und die

Anforderungen des internationalen Blasmusikstandards liegen relativ weit

auseinander. Um diese Diskrepanz zu beseitigen, muß von jeder Seite

Innovationswillen und Kompromißbereitschaft gezeigt werden.

4.2.1. Dirigenten, aktive Musiker und Musikvereine

Die Verteilung der aktiven Musiker der Blaskapellen des MON auf die

einzelnen Instrumentenfamilien ist ziemlich unausgewogen. Um dies zu

beheben, gibt es sowohl kurzfristige als auch langfristige Maßnahmen.

Wie sich gezeigt hat, ist es bei einem Großteil der Blaskapellen erforder-

lich, neuangeschaffte Notenausgaben erst durch Umschreiben einzelner

Stimmen für die vorhandene Besetzung spielbar zu machen.

Kurzfristig wäre es eine Abhilfe, wenn die Musiker fähig wären, zu trans-

ponieren bzw. verschiedene Schlüssel zu lesen, oder das Repertoire nach

Möglichkeit so ausgewählt wird, daß solche Probleme überhaupt nicht

auftreten.

Langfristig muß daran gedacht werden, die Unausgewogenheit des

Instrumentariums dadurch abzubauen, daß Musiker, die Überflußinstru-

mente spielen, sich entschließen, auf ein Mangelinstrument umzulernen.

Der Umstieg beispielsweise von Tenorhorn auf Waldhorn ist zwar mit

Schwierigkeiten verbunden, aber jedenfalls machbar. Des weiteren

erscheint es sinnvoll, Nachwuchsmusiker – zusätzlich zum Musizieren in

speziellen Jugendgruppen – baldmöglichst in die Blaskapellen zu integrie-

ren, um ihnen so von Anfang an das Gefühl zu geben, gebraucht zu

werden.

Für die notwendigen Innovationen ist eine Vervollständigung des Instru-

mentariums, insbesondere der Neben- und Schlaginstrumente, unabding-

bar, erfordert aber erhebliche finanzielle Anstrengungen, die nicht nur aus

privaten Mitteln der Musiker bestritten werden können. Hier kann die

Förderung durch Musikvereine eine wichtige Hilfe sein, ebenso bei der

Anschaffung von Leihinstrumenten für Anfänger. Dabei sollte es sich

vorzugsweise um Mangelinstrumente handeln, wodurch Anfängern die

Entscheidung für diese erleichtert wird.

Page 109: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

109

Im Hinblick auf die gebotene Leistungssteigerung ist die unbestreitbare

Tatsache zu bedenken, daß eine durchschnittliche Blaskapelle aus

einigen wenigen Leistungsträgern und vielen „Mitläufern“ besteht. Spielt

die Kapelle ohne ihre Leistungsträger, ist das Klangergebnis meist

unbefriedigend. Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die weniger

leistungsfähigen Musiker zu fördern. Die ergiebigste davon ist die Durch-

führung von Satz- bzw. Registerproben. Wenn z.B. nur der Posaunensatz

probt, spricht man von einer Satzprobe, wenn jedoch das ganze Blechre-

gister probt, spricht man von einer Registerprobe. Dabei ist es sinnvoll,

nicht nur schwierige Stellen aus Blasorchesterwerken zu proben, sondern

auch Kammermusikwerke zu spielen, da der einzelne Musiker davon aus

musikalischer Sicht häufig mehr profitiert. Sobald der Musiker nicht mehr

mit der technischen Bewältigung des Notentextes zu kämpfen hat, bietet

sich die Möglichkeit, intensiv an Phrasierung, Artikulation, Dynamik und

musikalischem Ausdruck zu arbeiten. Außerdem kommt in einer kleinen

Besetzung jeder Stimme eine größere Bedeutung zu, wodurch im Gegen-

satz zur großen Besetzung jeder einzelne Musiker musikalische Verant-

wortung zu übernehmen lernt. Die Bestandsaufnahme hat ergeben, daß

auf dem Gebiet der Kammermusik die Holzbläser und vor allem die

Schlagzeuger großen Nachholbedarf haben. Ein gleichmäßigeres Lei-

stungsniveau verhindert auch, daß bei Auftritten in kleinerer Besetzung

stets dieselben Musiker zum Einsatz kommen.

Beim Besuch von Blasmusikkonzerten durch den Verfasser stellte sich

heraus, daß oft ein Repertoire gespielt wird, welches das musikalische

Verständnis des Publikums weit überfordert.35 Insbesondere bei Blaska-

pellen, die über eine relativ vollständige Besetzung verfügen, ist die

Tendenz zu beobachten, daß Werke der symphonischen Blasorchesterli-

teratur ausgewählt werden, denen die Musiker und teilweise sogar die

Dirigenten nicht gewachsen sind, was sich z.B. in zu langsamen Tempi, zu

geringer dynamischer Bandbreite und mangelhafter Artikulation und

Phrasierung zeigt. In diesem Fall sollte man sich entweder eingehender

mit den Werken auseinandersetzen, z.B. durch das Anhören von Aufnah-

35 Lauter Zwischenruf eines Zuhörers bei einem symphonischen Blasmusikkonzert:

„Spuit’s amoi endlich an Marsch!“ (Eigenes Erlebnis des Verfassers)

Page 110: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

110

men, oder die Anforderungen auf ein erfüllbares Maß herabsetzen. Beim

Vergleich der Besetzungslisten mancher Konzertprogramme mit den

Angaben im Fragebogen der jeweiligen Blaskapellen stellte sich heraus,

daß offenbar bis zu einem Drittel der Musiker Aushilfen waren. Auch dies

ist ein deutliches Zeichen für eine unstimmige Werkauswahl.

Zu den Spielgelegenheiten, deren Bilanz – wie schon erwähnt – sehr

positiv ausfällt, bleibt die Anregung, kirchliche Anlässe, die vornehmlich

von Blechbläserensembles bestritten werden, öfter einmal von Holzblä-

sergruppen gestalten zu lassen.

4.2.2. Ausbilder der Blaskapellen, freischaffende Musiklehrer und

Musikschulen

Mitleidig belächelt wird häufig die frühere Praxis kleiner Dorfkapellen,

lernwilligen Kindern und Jugendlichen einfach eines der vakanten Instru-

mente in die Hand zu drücken, doch garantierte diese Gewohnheit die

Spielfähigkeit der Blaskapellen. Bei der Ausbildung innerhalb einer

Blaskapelle bewährt es sich auch heute noch, Kindern und deren Eltern

von einem Wunschinstrument, das in der jeweiligen Blaskapelle bereits

ausreichend besetzt ist, zugunsten eines Mangelinstruments abzuraten

und statt eines weiteren Klarinettisten oder Trompeters einen dringend

benötigten Saxophonisten oder Hornisten auszubilden. Sobald das Kind

merkt, wie sehr es mit seinem Instrument gebraucht wird, ist der ursprüng-

liche Instrumentenwunsch schnell vergessen.

Freischaffende Musiklehrer und Musikschulen sollten ebenfalls die

Bedürfnisse des Blasmusikwesens berücksichtigen. Zumindest für den

Bereich der Musikschulen zeigt die vorliegende Statistik des Verbandes

Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) für 199936, wie die Fachbe-

legungen und der tatsächliche Bedarf der Blaskapellen auseinanderklaf-

fen.

Die Fachbelegungen für die Mangelinstrumente der Blaskapellen Oboe,

Fagott, Waldhorn und Kontrabaß zeigen, daß von den Musikschulen auf

lange Sicht zur Beseitigung dieses Fehlbedarfs keine Hilfe zu erwarten ist.

36 Nach einem Telefax vom 31. Juli 2000, das dem Verfasser freundlicherweise vom

VBSM geschickt wurde.

Page 111: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

111

Abbildung 75: Fachbelegungen im VBSM in Ober- und Niederbayern

1427

65

45

223

159

114

1241

996

36

1381

81

2424

0 500 1000 1500 2000 2500 3000

Schlaginstrumente

Kontrabaß

Tuba

Posaune

Tenorhorn/Bariton

Waldhorn

Trompete/Flügelhorn

Saxophon

Fagott

Klarinette

Oboe

Flöte

Anzahl der Fachbelegungen im VBSM für Ober- und Niederbayern

So müßte z.B. das Verhältnis von Trompete bzw. Flügelhorn und Wald-

horn annähernd ausgeglichen sein. Einzig der Mangel an Saxophonen

könnte behoben werden, doch sind die Blaskapellen für viele Saxophoni-

sten nicht attraktiv, da ihnen die dortigen musikalischen Möglichkeiten

vermutlich zu wenig bekannt sind.

Die Musikschulen müssen sich die Kritik gefallen lassen, bei den Fachbe-

legungen vornehmlich die Wunschinstrumente der Schüler zu berücksich-

tigen und dabei die Konsequenzen dieser einseitigen Bevorzugung

bestimmter Lieblingsinstrumente für das gesamte Musikleben nicht zu

bedenken. So ist es nicht verwunderlich, daß heutzutage immer weniger

Schulen in der Lage sind, ein ausreichend besetztes Schulorchester zu

bilden, während allenthalben Schul-Big-Bands ins Leben gerufen werden.

4.2.3. Komponisten, Arrangeure und Verlage

Die Bestandsaufnahme, auf die sich diese Anregungen stützen, erfaßt

zwar nur die Mitgliedskapellen des MON, doch sind die dort festgestellten

Probleme keinesfalls ein spezifisches Phänomen des MON. Sicher gibt es

im deutschsprachigen Raum Gegenden, in denen die Blaskapellen im

Durchschnitt nicht nur größer sind, sondern auch vollständiger ausgestat-

tet, doch ist die Situation im MON typisch für das deutsche Blasmusikwe-

sen. Deshalb ist es nicht akzeptabel, daß viele Komponisten, Arrangeure

und Verlage die Notenausgaben einseitig an einem hohen internationalen

Page 112: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

112

Standard orientieren und damit an der Realität unzähliger Blaskapellen

vorbei publizieren. Es kann beispielsweise nicht sein, daß für 58 Prozent

der Blaskapellen einer so vielschichtigen, gewachsenen Musikkultur wie

im MON neue Notenausgaben selten ohne aufwendige Nachbearbeitun-

gen spielbar sind (vgl. Abbildung 33).

Insbesondere sind viele Komponisten, die nicht im Blasmusikwesen

beheimatet sind, zu wenig mit dessen besonderer Problematik vertraut.

Die Werke dieser Komponisten würden oftmals eine größere Akzeptanz

finden, wenn mehr auf die wirklichen Besetzungsverhältnisse der Blaska-

pellen eingegangen würde.

Folgende Tatsachen, die die Bestandsaufnahme ergeben hat, sollten bei

der Herausgabe neuer Blasmusiknoten bedacht werden:

• Die Durchschnittsgröße der Blaskapellen beträgt zwar 35 aktive

Musiker, jedoch hat ein Drittel der Blaskapellen weniger als 30 aktive

Musiker und kann schon deshalb der internationalen Standardbeset-

zung nicht genügen.

• Mit höherer Leistungstufe steigt zwar die Durchschnittsgröße der

Blaskapellen und der Umfang ihres Instrumentariums, doch verfügen

nicht einmal alle Blaskapellen der Höchststufe über sämtliche gefor-

derten Instrumente.

• Ein Großteil der Blaskapellen hat weder einen vollständigen Saxo-

phon- noch Waldhornsatz, dafür – gemäß der deutsch-öster-

reichischen Tradition – ausreichend Flügelhörner, Tenorhörner und

Baritone. Die Umstellung auf den internationalen Besetzungsstandard

ist also noch keinesfalls vollzogen.

• Oboe, Fagott und Kontrabaß fehlen in mindestens 80 Prozent der

Blaskapellen.

• Die häufigsten Nebeninstrumente sind Piccoloflöte und Es-Klarinette.

56 Prozent der Blaskapellen haben überhaupt kein Baßinstrument im

Holzregister. Die Altklarinette ist so gut wie nicht vorhanden.

• Etwa der Hälfte aller Blaskapellen stehen keine Stabspiele zur Verfü-

gung.

Page 113: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

113

Aus diesen Tatsachen ergeben sich eine Reihe von Anregungen für

Komponisten, Arrangeure und Verlage:

• Die Blasmusikausgaben sollten einheitlich der internationalen Stan-

dardbesetzung entsprechen. Die Anzahl der obligaten Stimmen darf

zwar mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad steigen, sollte aber nicht

unnötig in die Höhe getrieben werden. Das Einziehen der Stimmen von

Mangel- und seltenen Nebeninstrumenten als Stichnoten in Stimmen,

deren Besetzung man voraussetzen kann, bedeutet zwar notengraphi-

schen Aufwand, ermöglicht jedoch auch kleineren bzw. unausgewogen

besetzten Blaskapellen die Aufführung von Werken höherer Leistungs-

stufen.

• In nahezu jeder Blasmusikausgabe gibt es Stimmen, auf die verzichtet

werden kann. Darum sollte stets eine Legende über die obligaten und

nicht obligaten Stimmen Aufschluß geben, um den Dirigenten zu er-

sparen, dies in mühsamer Analyse selbst herauszufinden und zu ent-

scheiden.

• Auch dürfen möglichst ausführliche Informationen über das Werk – bei

Bearbeitungen insbesondere Angaben zu Herkunft und Besetzung des

Originals – keinesfalls fehlen.

• Es sollten immer ausreichend viele Stimmen für Flügelhorn, Tenorhorn

und Bariton vorhanden sein. Es ist ratsam, diese Stimmen so zu kon-

zipieren, daß sie im Bedarfsfall Saxophone und Waldhörner zumindest

weitgehend ersetzen können.

• In jeder Instrumentenfamilie unterscheiden sich die Stimmen norma-

lerweise nach ihrem Schwierigkeitsgrad. Die häufige Praxis, das Te-

norhorn-Bariton-Register auf lediglich eine einzige, meist recht an-

spruchsvolle Stimme zu reduzieren, hat zur Folge, daß für weniger

leistungfähige Musiker keine geeignete Stimme vorhanden ist. Dies

sollte vermieden werden.

• Im traditionellen Blasmusikrepertoire (Märsche, bayerisch-böhmische

Blasmusik usw.) sind Oboe und Fagott nicht sinnvoll einzusetzen.

Deshalb ist davon auszugehen, daß diese Instrumente im Blasmusik-

wesen auch in Zukunft nicht vollkommen zu integrieren sind werden.

Daher sollten Oboe und Fagott nach Möglichkeit niemals obligat sein.

Page 114: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

114

• Das gleiche gilt für folgende, teilweise selten anzutreffende Nebenin-

strumente: Englischhorn, Es-Klarinette, Altklarinette, Kontrafagott, So-

pransaxophon, Piccolotrompete und Baßposaune.

Die Instrumentation läßt sich nicht für alle Repertoirebereiche vereinheitli-

chen. Für die konzertante Blasmusik schlägt der Verfasser als Kompromiß

eine variierte internationale Standardbesetzung vor, die sowohl zwei

Flügelhörner als auch drei Tenorhörner und einen Bariton umfaßt.

• Die Flügelhörner sind nicht obligat und verstärken lediglich andere

Instrumentengruppen, vorzugsweise Saxophone und Trompeten. Um

eine zu dicke und undurchsichtige Instrumentation zu vermeiden, ist es

sinnvoll, dies in erster Linie auf Tutti-Stellen zu beschränken. Zusätz-

lich sollte aber mit Hilfe von Stichnoten die Möglichkeit bestehen, daß

die Flügelhörner gemeinsam mit dem 1. Tenorhorn und dem Bariton

den Saxophonsatz im Bedarfsfall vollständig ersetzen können.

• Von der Tradition des Symphonieorchesters, die Waldhörner in ein

hohes und ein tiefes Hörnerpaar (1./3. und 2./4. Waldhorn) einzuteilen,

sollte nach Ansicht des Verfassers abgekommen werden und stattdes-

sen – wie bei allen anderen Instrumentengruppen üblich – von hoch

nach tief durchnumeriert werden. Die tieferen beiden Waldhörner soll-

ten allerdings im Bedarfsfall durch Tenorhörner ersetzt werden können,

indem das 3. und 4. Waldhorn in leicht veränderter Form auch als 2.

und 3. Tenorhorn in B geliefert werden. So können z.B. hohe Unisono-

Passagen des Waldhornsatzes in den Tenorhornstimmen nicht ent-

halten sein.

Die Vorteile dieser Kompromißlösung liegen darin, daß die vielseitigen

Möglichkeiten der Instrumentation, die die internationale Standardbeset-

zung bietet, durch die Ergänzungsstimmen in keinster Weise beeinträch-

tigt werden. Ferner ist die Erstellung der Ergänzungsstimmen mit sehr

geringem Aufwand verbunden, so daß vorhandene Blasmusikausgaben

problemlos nachgerüstet werden könnten.

Allerdings sollte auch noch die Abhängigkeit der Durchschnittsgröße einer

Blaskapelle von der Leistungsstufe berücksichtigt werden. Die folgende

Abbildung zeigt, welche Instrumente man, beruhend auf den Ergebnissen

Page 115: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

115

der Bestandsaufnahme, für die jeweilige Leistungsstufe als obligate

Mindestbesetzung voraussetzen kann.

Abbildung 76: Variierte internationale Standardbesetzung

LeistungsstufeEinzelstimmen einer Notenausgabe

für Blasorchester U M O H

X X X X1. Flöte in C

Piccoloflöte in C X X

2. Flöte in C X X X

Oboe in C X

Klarinette in Es X X X

1. Klarinette in B X X X X

2. Klarinette in B X X X X

3. Klarinette in B X X X

Baßklarinette in B X X

Fagott in C X

1. Altsaxophon in Es X X X X

2. Altsaxophon in Es X X X X

Tenorsaxophon in B X X X X

Baritonsaxophon in Es X X X

1. Flügelhorn in B nicht obligat

2. Flügelhorn in B nicht obligat

1. Trompete in B X X X X

2. Trompete in B X X X X

3. Trompete in B X X X

1. Waldhorn in F X X X X

2. Waldhorn in F X X X X

3. Waldhorn in F oder 2. Tenorhorn in B X X X

4. Waldhorn in F oder 3. Tenorhorn in B X X

1. Tenorhorn in B X X X X

Bariton in C X X X X

1. Posaune in C X X X X

2. Posaune in C X X X X

3. Posaune in C X X X

Page 116: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

116

LeistungsstufeEinzelstimmen einer Notenausgabe

für Blasorchester U M O H

X X X1. Tuba in C

2. Tuba in C X X X X

Kontrabaß X X

Pauken X X X

X X X X

X X

Schlagzeug

Stabspiele

Tamtam, Röhrenglocken u.a. X

Folgende Instrumente sollten nach Möglichkeit jeweils in einer Einzel-

stimme zusammengefaßt sein, da dies die Verständigung zwischen den

jeweiligen Musikern erheblich erleichtert:

• die 1. Flöte und die Piccoloflöte

• die 1. und 2. Tuba sowie

• alle Schlaginstrumente

Einige Stimmen sollten nur in Notenausgaben für großes symphonisches

Blasorchester der Höchststufe vorgesehen werden, jedoch keinesfalls

obligat. Es sind dies im einzelnen:

• 2. Oboe in C

• Englischhorn in F

• Altklarinette in Es

• Sopransaxophon in B

• 2. Fagott in C

• Kontrafagott in C

• Piccolotrompete in B

• Baßposaune in C

Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, daß Altklarinette und Bassetthorn so

gut wie nicht vorhanden sind, wobei das Bassetthorn noch häufiger

vorkommt. Da das Bassetthorn ohnehin größere Perspektiven bietet (vgl.

Fußnote 10), sollte man ernsthaft überlegen, ob man die Stimme der

Altklarinette in Es nicht auch als Bassetthorn in F liefert.

Page 117: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

117

Die folgenden praktischen Hinweise könnten helfen, einzelne Instrumente

des Blasorchesters effektiver einzusetzen:

• Die Baßklarinette sollte sinnvollerweise vornehmlich in einer Tonlage

geschrieben sein, die sich nicht mit den B-Klarinetten überschneidet,

also vor allem unterhalb des notierten e1.

• Bei Notenausgaben der Unter- und Mittelstufe sollten vorzugsweise die

tiefen Waldhörner obligat sein, um beispielsweise Anfänger nicht mit

der Stimme des 1. Waldhorns zu überfordern. Aufgrund der Ergebnis-

se der Bestandsaufnahme, bedarf es eigentlich keiner Erwähnung, daß

Hornstimmen in Zukunft nur noch in F notiert werden sollten.

• Bei den meisten Blaskapellen ist die 3. Posaune nicht mit einer

Baßposaune besetzt. Deshalb sollte die Stimme nicht wesentlich den

Ambitus einer Tenorposaune mit Quartventil nach unten überschreiten.

Wenn dies einmal der Fall ist, müssen Stichnoten in höherer Lage vor-

gesehen sein.

• Die Stimme der 1. Tuba sollte für eine Baßtuba in F oder Es, nicht

jedoch für einen Bariton oder eine Posaune konzipiert sein.

Hinsichtlich der traditionellen Tanz- und Unterhaltungsmusik, der Stra-

ßenmärsche und auch leichterer, nicht symphonischer konzertanter Musik,

also der Repertoirebereiche, die auf den fünf musikalischen Grundfunktio-

nen – Melodie, Nebenmelodie, Begleitung, Baß und Rhythmus – beruhen,

ist es ratsam, zu der früheren Praxis zurückzukehren, den Notenausgaben

mit Hilfe von Stichnoten eine Mindestbesetzung von teilweise weniger als

zehn Musikern zugrunde zu legen (siehe Unterabschnitt 2.2.4.). Dadurch

könnte die Vielseitigkeit des Blasmusikrepertoires im Hinblick auf Auftritte

in kleineren Besetzungen gesichert werden.

Dabei sollten folgende Anregungen Beachtung finden:

• Die Waldhörner müssen von der reinen Begleitfunktion befreit werden,

andernfalls werden ambitionierte Waldhornisten selten bereit sein, in

einer Blaskapelle zu spielen. Die Begleitung sollte vielmehr gleichmä-

ßig auf alle geeigneten Instrumentenfamilien verteilt werden, im Hin-

blick auf eine Mindestbesetzung aber mit Hilfe von eindeutig gekenn-

zeichneten Stichnoten gewährleistet sein.

Page 118: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

118

• Um Kompositionen und Bearbeitungen so interessant wie möglich zu

gestalten, sollte man die fünf musikalischen Grundfunktionen nicht von

vornherein nur auf die Mindestbesetzung verteilen, sondern möglichst

viele Stimmen abwechselnd mit wichtigen Aufgaben betrauen. Die

Stichnoten in den Stimmen der Mindestbesetzung sichern jedoch die

Spielbarkeit.

• Wenn eine Notenausgabe auf diesen Prinzipien beruht, dürfen genaue

Angaben über die Mindestbesetzung in der Partitur nicht fehlen.

Ein gutes Beispiel für eine solch durchdachte Instrumentation ist die

Ouvertüre zur komischen Oper „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé

in der Blasmusikfassung von G. Royer.37 Diese Bearbeitung ist sowohl mit

einem großen Blasorchester als auch einer kleinen, nur zehn Musiker

starken Blaskapelle spielbar.

Ein Großteil der Spielgelegenheiten aus geistlichen Anlässen wird von

Bläserquartetten bestritten. Deshalb sollten Bläsersätze von geistlichen

Liedern grundsätzlich vierstimmig gesetzt sein. Bei der Verteilung der vier

Stimmen auf die Instrumente eines Blasorchesters ist darauf zu achten,

daß für jede Instrumentenfamilie bzw. Instrumentengruppe ein vollständi-

ger Stimmensatz vorhanden ist, so daß sich ein Klarinettenquartett, ein

Saxophonquartett, ein Holzbläserquartett und ein Blechbläserquartett

bilden lassen.

Leider ist dies in vielen Notenausgaben nicht der Fall. Es folgt deshalb ein

Beispiel, wie nach Ansicht des Verfassers die Verteilung eines vierstimmi-

gen Satzes auf ein Blasorchester aussehen müßte. Grob vereinfacht kann

man sagen:

• Die hohen Holzbläser spielen den Satz eine Oktave höher.

• Die tiefen Holzbläser und die Blechbläser spielen den Satz in Original-

lage.

• Die Tuben spielen die vierte Stimme eine Oktave tiefer.

37 Musikverlag Wilhelm Halter, Karlsruhe

Page 119: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

119

Abbildung 77: Stimmverteilung im vierstimmigen Satz

Stimme (Oktavlage) Instrument

1. Stimme (hoch) 1. Flöte (und Piccoloflöte) in C

Klarinette in Es

2. Stimme (hoch) 2. Flöte in C

Oboe in C

1. Klarinette in B

3. Stimme (hoch) 2. Klarinette in B

4. Stimme (hoch) 3. Klarinette in B

1. Stimme 1. Altsaxophon in Es

1. Flügelhorn in B

1. Trompete in B

2. Stimme 2. Altsaxophon in Es

2. Flügelhorn in B

2. und 3. Trompete in B

1. und 2. Waldhorn in F

3. Stimme Tenorsaxophon in B

3. und 4. Waldhorn in F

1. Tenorhorn in B

1. Posaune in C

4. Stimme Baßklarinette in B

Fagott in C

Baritonsaxophon in Es

2. und 3. Tenorhorn in B

Bariton in C

2. und 3. Posaune in C

4. Stimme (tief) 1. und 2. Tuba in C

Kontrabaß

Um größtmögliche Flexibilität hinsichtlich der Besetzung zu gewährleisten,

ist es sinnvoll, auch Rhythmuslieder, Spirituals, Gospels, Trauermärsche,

Prozessionsmärsche und geistliche Vortragsstücke entweder ebenfalls nur

vierstimmig zu setzen oder eine vierstimmige Mindestbesetzung um

Page 120: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

120

Zusatzstimmen zu erweitern. Es geht hier nämlich nicht um hochkompli-

zierte Arrangements, sondern um Notenausgaben für den praktischen

Gebrauch.

Abbildung 78: Vierstimmiger Mindestbesetzung mit Zusatzstimmen

Aus: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege (Hg.): Ich will singen meinem Gott.

Zwanzig neue geistliche Lieder für Bläser und Schlagzeug ad lib., eingerichtet von

Konrad Sepp. München: 1997, Nr. 4

Page 121: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

121

Die Ausgabe mit Bläserbegleitungen zu Rhythmusliedern, aus der das

voranstehende Notenbeispiel entnommen ist, beruht auf dem oben

geschilderten Prinzip. Die Bearbeitungen sind bereits mit einem Bläser-

quartett spielbar, können jedoch um eine dreistimmige Bläserbegleitung

und Schlagzeug erweitert werden. Weiterhin ermöglicht die Verdopplung

von Stimmen Registerwechsel und damit – gemessen an der Einfachheit

der Mittel – eine relativ große musikalische Bandbreite.

4.2.4. Blasmusikverbände und Funktionäre

Aufgabe der Blasmusikverbände und deren Funktionäre könnte es sein,

die Ergebnisse dieser Diplomarbeit zu überprüfen und gegebenenfalls die

Mitgliedskapellen darüber zu informieren. Im Sinne der in Abschnitt 4.1.

angeregten konstruktiven Zusammenarbeit der mit dem Blasmusikwesen

in Verbindung stehenden Personengruppen und Institutionen sollten sie im

Rahmen ihrer Kompetenzen vermittelnd tätig werden.

Bei der Ausschreibung von Kompositionswettbewerben sollten die im

Unterabschnitt 4.2.3. dargelegten Anregungen Eingang finden.

Für künftige Wertungsspiele wäre es wünschenswert, die Erkenntnisse

aus der Bestandsaufnahme zu berücksichtigen und bei der Auswahl der

Pflichtstücke die Anforderungen an die Besetzung den tatsächlichen

Verhältnissen anzupassen.

Im Rahmen der Dirigentenkurse des MON könnte anhand der Resultate

dieser Diplomarbeit über die Zielsetzungen der „angewandten Blasmusik“

diskutiert werden.

Page 122: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

122

Literaturverzeichnis

• Dickreiter, Michael: Musikinstrumente. Moderne Instrumente. Histori-

sche Instrumente. Klangakustik. Kassel: Bärenreiter 1987

• Hofer, Achim: Blasmusikforschung. Eine kritische Einführung. Darm-

stadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1992

• König, René: Geschichte und Grundlage der empirischen Sozialfor-

schung. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag 1973

• Lijnschooten, Henk van: Grundlagen des Dirigierens und der Schu-

lung von Blasorchestern. Buchloe: Druck und Verlag Hans Obermayer

GmbH 1994

• Masel, Andreas: Das große Ober- und Niederbayerische Blasmusik-

buch. Wien/München: Verlag Brandstätter/Schwingenstein 1989

• Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 1:

Systematischer Teil. Historischer Teil: Von den Anfängen bis zur Ge-

genwart. München: dtv 1977

• Michels, Ulrich: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Band 2:

Historischer Teil: Vom Barock bis zur Gegenwart. München: dtv 1985

• Noltensmeier, Ralf und Rothmund-Gaul, Gabriela (Hg.): Das neue

Lexikon der Musik. 4 Bände. Stuttgart: J.B. Metzlersche Verlagsbuch-

handlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH 1996

• Pravacek, Jindrich: Der Blasmusikdirigent heute. Arbeitsbuch für den

Blasmusikdirigenten. Tettnang: Musikverlag Hanns Olbert 1984

• Ried, Georg: Blasmusik im Überblick. Informationen, Daten und

Wissenswertes über die Blasmusik in Bayern. Buchloe: Druck und

Verlag Hans Obermayer GmbH 1998

• Suppan, Wolfgang und Armin: Das Neue Lexikon des Blasmusikwe-

sens. Freiburg-Tiengen: Blasmusikverlag Schulz GmbH 1994

• Veit, Gottfried: Das Blasorchester heute. Wer spielt was? Tips und

Tricks zur zeitgemäßen Instrumentation für Blasorchester. Waidendorf:

Musikverlag Tatzer 1999

• Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e.V. (Hg.): Musik-

schule und Blasmusik. Eine Umfrage des Verbandes Bayerischer Sing-

und Musikschulen. Weilheim: Zweite, erweiterte Auflage 1998

Page 123: Angewandte Blasmusik korrigiertblasmusiknoten.de/cms/upload/dokumente/Konrad Sepp/Angewandte... · „Angewandte Blasmusik“ Grundlagen und Möglichkeiten Bestandsaufnahme Anregungen

123

Erklärung

Hiermit erkläre ich, daß ich die Arbeit selbständig verfaßt habe und keine

anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.

……………………………… ………………………………

(Ort, Datum) (Unterschrift)