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1 Angewandte Wirtschaftsinformatik 2: Prozessmodellierung (WS 2015/16) a.o. Univ.-Prof. DI. Dr. Christian Schlögl Institut für Informationswissenschaft Universitätsstraße 15/F3 8010 Graz Ziel Studierende haben 1. grundlegende Kenntnisse zur (Geschäfts)Prozessmodellierung/- optimierung (GPM/GPO) 2. können ein GPM-/GPO-Projekt selbstständig durchführen

Angewandte Wirtschaftsinformatik 2: Prozessmodellierung · • Struktogramme: detaillierte Beschreibung der Funktions- ausführung (Wie?) Funktionsbäume erfüllen folgende Zwecke:

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1

Angewandte Wirtschaftsinformatik 2:

Prozessmodellierung

(WS 2015/16)

a.o. Univ.-Prof. DI. Dr. Christian Schlögl

Institut für Informationswissenschaft

Universitätsstraße 15/F3

8010 Graz

Ziel

Studierende haben

1. grundlegende Kenntnisse zur (Geschäfts)Prozessmodellierung/-optimierung (GPM/GPO)

2. können ein GPM-/GPO-Projekt selbstständig durchführen

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Teil 1:

• Informationsbedarfserhebung (DATA-ID-Methode)

• Geschäftsprozessmodellierung (Darstellung des Ist-Prozesses,

Prozessanalyse/-kennzahlen, Modellierung des Sollprozesses)

• Werkzeuge zur Geschäftsprozessmodellierung: Visio, ARIS

Teil 2:

• Durchführung eines Projekts

Inhalt

Methode/Anforderungen

Methode:

• Vortrag durch den LVA-Leiter

• dazu laufend praktische Übungen

• Durchführung eines Projekts

Anforderungen:

• Hausübungen (für den positiven Abschluss müssen bis auf eine alle Hausübungen (ca. 5) abgegeben werden)

• Klausur

• Projektbericht und Projektpräsentation

• laufende Mitarbeit in der Lehrveranstaltung

Die Endnote ergibt sich aus zu jeweils 50% aus Klausur und Anwendungsprojekt (Letzteres muss positiv sein). Bei Zwischennoten geben Anwesenheit und Hausübungen den Ausschlag.

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Literatur

Seidlmeier Heinrich: Prozessmodellierung mit ARIS. 2. Aufl., Vieweg, 2006.

Staud Josef: Geschäftsprozessanalyse. 3. Aufl., Springer 2006.

Becker Jörg, Kugeler Martin, Rosemann Michael (Hrsg.): Prozessmanagement: Ein Leitfaden zur prozessorientierten Organisationsgestaltung, Springer, 2005.

Turban Efraim, Volonino Linda: Information Technology for Management, 8. Aufl. - Kapitel 13 (Business Process Management and Systems Development), Wiley, 2012.

Inhalt im Detail

1. Informationsbedarfserhebung (DATA-ID-Methode)

2. Geschäftsprozessmodellierung

1. Modell von Krcmar

2. ARIS-Methode

3. Prozessmodellierung - Allgemeines

3. Prozessorganisation

4. Werkzeuge für das Prozessmanagement

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INFORMATIONSBEDARFSERHEBUNG

DATA-ID-Verfahren:

1. Identifikation der Organisationseinheiten

2. Identifikation der ggf. zu unterstützenden Aufgaben und der

damit befassten Organisationseinheiten

3. Erstellung eines Anforderungs-Sammelplanes:

– Identifizierung der zu befragenden Personen

4. Anforderungs-Sammlung bei den Informationslieferanten:

Erhebung von:

– Aufgabenzielen

– betroffene (Informations)Objekte

– erforderliche Operationen

– reguläre Ausnahmen

Informationsbedarfsanalyse

DATA-ID-Verfahren:

5. Filterung der Anforderungs-Sammelblätter

6. Satzklassifikation:

– 1. Objekt (Daten): Verben wie "ist", "hat", "besteht aus",

"betrifft", ...

– 2. Operationen: Aktivitätsverben wie "machen", "erledigen",

...

– 3. Ereignisse: bedingte Sätze wie "wenn", "falls", ...

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GESCHÄFTSPROZESSMODELLIERUNG

In der Vergangenheit wurden einige Konzepte zur Prozessmodellierung bzw. für Informationsarchitekturen entwickelt.

Beispiele für Architekturkonzepte:

• ARIS („Architektur integrierter Informationssysteme“) (Scheer)

• Modell der ganzheitlichen Informationssystem-Architektur (ISA) (Krcmar)

• Information Engineering (James Martin)

• Kölner Integrationsmodell (KIM) (Grochla)

• CIM-OSA-Architektur

• IFIP WG 8.1-Architektur

• AD/CYCLE (IBM)

Modell von Krcmar

Informationssystemarchitektur besteht im Kern aus

• Datenarchitektur

• Anwendungs-/Funktionsarchitektur

• Kommunikationsarchitektur

Sie bildet einen Puffer zwischen

• Unternehmensstrategie sowie

• Prozess- (Ablauforganisation) und Aufbauorganisations-

architektur einerseits UND der

• technologischen Infrastruktur andererseits

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ARIS

3 (4) verschiedene Sichten:

• Daten

• Funktionen

• Organisation

• Verbindung obiger Sichten durch Steuerungssicht (Ablauf- steuerung) (Prozesssicht)

3 Beschreibungsebenen (je nach Nähe zur Informationstechnik):

• Fachkonzept (semantische Modelle): sehr eng mit betriebs- wirtschaftlicher Problemstellung verbunden

• DV-Konzept: Funktion -> Modul bzw. Benutzertransaktion,

• Technische Implementierung: konkrete hard- und software- technische Komponenten

ARIS: Datensicht

Zur Darstellung der Datensicht bedient sich ARIS dem Entity-Relationship-Modell (ERM).

Standardelemente des ERM und deren Darstellung:

• Entity (Objekttyp): Darstellung - Rechteck

• Relationship (Beziehungstyp): stellt eine Beziehung zwischen

zwei oder mehreren Objekttypen her; Darstellung - Raute

• Attribute: beschreiben Objekt- und Beziehungstypen näher;

Darstellung – Oval

– Schlüsselattribute: zur eindeutigen Identifizierung eines Objekt- bzw.

Beziehungstyps; Darstellung – durch Unterstreichen

– Nichtschlüsselattribute

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ARIS: Datensicht

RÜCKSTAND ENTSORGER ENTSOR-

GUNG

R#

RName

AggrZ

Grenzwert

MaßEH

EName

EAdresse

ETelNr

R#

EName

ERM – Beispiel:

ARIS: Datensicht

ROHSTOFF

ENDPRODUKT

REZEPTUR

R#

RBez.

RKateg.

Reihheit

Rezept#

R#

RMenge

BETRIEBSMITTEL

RÜCKSTAND

PRODUKTION

RÜCKSTANDS-ANFALL

P#

PBez.

PKateg.

VPreis

EPreis

BM#

BMBez.

Nutzungsdauer

Anschaffungswert

Kapazität

Rstd#

RstdBez.

RstdGruppe

RstdKateg.

Aggregatzust.

MaßEH

Grenzwert

Behandlungsmglkt.

Chargen#

ChargenBez.

Rezept#

Datum

PMenge

Chargen#

Rstd#

RstdMenge

m

n

m

n

m

n

P#

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ARIS: Organisationssicht

Organisationseinheiten (Abteilungen) sind die Träger von Funktionen.

Sie werden in ARIS standardmäßig durch Ovale dargestellt.

GF

Vertrieb Produktion1 Produktion2

Arbeitsvor-

bereitung Disposition Einkauf

ARIS: Organisationssicht

ARIS sieht in der Standarddarstellung unterschiedliche Symbole für

• Organisationseinheiten/Abteilungen (Ovale)

• Stellen (Rechtecke mit zwei Strichen auf der linken Seite) und

• Aufgabenträger/Personen (Rechtecke) vor.

Aufgabenträger können Organisationseinheiten auch direkt zugeordnet werden.

Produktion2

Arbeitsvor-

bereitung

Disposition

Einkauf

Arbeits-

planer

Disponent

Einkaufsleiter

Meier

Tatscher

Höller

Müller

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ARIS: Funktionssicht

Funktion:

• kennzeichnet einen Vorgang: z. B. „Rechnung BEARBEITEN“

• benötigt, erzeugt und/oder verändert Datenobjekte

• Wird von einer Organisationseinheit ausgeführt

• komplexe Funktionen können in Teilfunktionen und schließlich in Elementarfunktionen (unterste Ebene) zerlegt werden

• Elementarfunktionen sind Funktionen, die betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll zerlegt werden können

• Funktionen können durch Attribute näher beschrieben werden:

– Mengenangaben: z. B. bearbeitete Anfragen pro Tag

– Zeitangaben:

- Einarbeitungszeit

- Eigentliche Bearbeitungszeit

- Liegezeit

- ...

– ...

ARIS: Funktionssicht

Beschreibungsmethoden:

• Hierarchiediagramme bzw. Funktionsbäume

• Struktogramme: detaillierte Beschreibung der Funktions-

ausführung (Wie?)

Funktionsbäume erfüllen folgende Zwecke:

– Darstellung von statischen Funktionszusammenhängen

– Einstiegs- und Überblicksmodell bei der Prozessmodellierung

(um die Komplexität zu reduzieren)

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ARIS: Funktionsbaum

Angebotserstellung und Auftrags-

abwicklung

Reservierung Lagerbestand

Fakturierung Auftrags- bestätigung

Reservierung

Auftrags- bearbeitung

Versand Angebots- erstellung

Elementarfunktionen

Reservierung Produktionsplan

Auftrags- durchführung

ARIS: Wertschöpfungskettendiagramm

Wertschöpfungskettendiagramm (WSK):

• Es dient im Gegensatz zur EPK (Ereignisgesteuerte Prozesskette) zur hoch verdichteten Darstellung von Geschäftsprozessen.

• Es wird üblicherweise als Einstiegs- bzw. Überblicksmodell verwendet. (Übergang zum Funktionsbaum ist fließend!)

• In der Minimaldarstellung wird nur die Abfolge der wertschöpfenden Prozessen einer Organisation dargestellt.

Planung

Produktent-

wicklung

Marketing-

planung

Produktions-

planung

Service-

planung

Anmerkung: die strichlierte Kante hat die Bedeutung „ist Vorgänger von“

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ARIS: Wertschöpfungskettendiagramm

Wertschöpfungskettendiagramm (WSK):

• Grundsätzlich ist auch, wie beim Funktionsbaum, eine

Hierarchisierung möglich (Oberprozess Unterprozess).

• Weiters können jedem Prozess auch noch Organisations- und

Datenobjekte zugeordnet werden.

Planung

Produktent-

wicklung

Marketing-

planung

Produktions-

planung

Service-

planung

Strategische

Planung

Material-

planung

Ressourcen-

planung

Produktions-

plan

Konzern-

planung

ARIS: Struktogramm

Struktogramm = grafisches Darstellungsmittel für Algorithmen

Kontrollstrukturen:

• Verarbeitungsschritt bzw. Operation

• Folge (Sequenz): mehrere Verarbeitungsschritte, die

nacheinander ausgeführt werden

• Auswahl (Selektion): in Abhängigkeit von einer Bedingung

werden die entsprechenden Operationen (Sequenz) ausgeführt

WENN bedingung DANN sequenz1 SONST sequenz2

• Schleife (Iteration): SOLANGE bedingung (erfüllt ist) führe

Operationen (Sequenz) aus

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ARIS: Struktogramm

Operation und Sequenz:

Operation 1

Operation 2

Operation 3

Selektion:

Bedingung? WAHR FALSCH

Sequenz 1 Sequenz 2

ARIS: Struktogramm

Iteration:

Beispiel:

Bedingung 1? WAHR FALSCH

Sequenz 5

Sequenz

SOLANGE Bedingung

Sequenz 1

Sequenz 3

SOLANGE Bedingung 2

Sequenz 4

In Abhängigkeit von Bedingung kann „Sequenz“ 0-mal, 1-mal oder n-mal ausgeführt werden.

Name_der_Funktion:

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ARIS: Struktogramm

Daten eines Kundenauftrags einlesen

Lagerbestand >= Auftragsmenge? JA NEIN

Lagerbestand > 0?

Teillieferung erlaubt?

Reduktion Teil-

lieferungsmenge

Abbuchen Teillierfungs-

menge vom Lagerbestand

SOLANGE Artikelzeilen vorhanden sind

Abbuchen der Auf-

tragsmenge vom

Lagerbestand

JA

JA NEIN

N

Auftragsbearbeitung:

ARIS: Ablaufsteuerung (Prozesssicht)

Die Ablaufsteuerung führt die einzelnen Sichten (Daten, Funktionen, Organisation) zusammen

Darstellungsmittel: Vorgangskettendiagramm (bzw. ereignisgesteuerte Prozessketten-Diagramme / EPK-Diagramme)

unterschiedliche Detailliertheitsgrade:

– Ereignisse und Funktionen

– Ereignisse und Funktionen und Daten (Objekt- und Beziehungstypen und ggf. Attribute)

– Ereignisse und Funktionen und Daten (Objekt- und Beziehungstypen und ggf. Attribute) und Organisation (Abteilungen und ggf. Stellen bzw. Mitarbeiter)

– Ereignisse und Funktionen und Daten und Organisation und weitere Zusatzinformationen (Bearbeitungsform, Zugriffsberechtigung, etc.)

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ARIS: Ablaufsteuerung

XOR

Ereignis

Funktion (Tätigkeit, Operation)

Verknüpfungs- operator

Informations- (Datenelement), Material- oder Ressourcenobjekt

Kontrollfluss

Informations-/ Materialfluss

Organisationseinheit (Abteilung)

Ressourcen-/Organi- sationseinheitenzuordnung

... beschreibt zeitlich-logische Abhängigkeiten von Ereignissen und Funktionen

... beschreibt die logischen Verbindungen zwischen (mehreren)

Ereignissen und (mehreren) Funktionen (exkl. ODER,

UND, ODER)

... ist eine Abbildung eines Gegenstands der realen Welt

... gibt an, ob von einer Funktion Daten „gelesen“ (benötigt),

geändert oder erzeugt werden

... beschreibt, welche Organisationseinheit (bzw. welcher

Mitarbeiter) eine Funktion bearbeitet bzw. welche Funktion

welche Ressource verwendet

Vorgangskettendiagramm (ereignisgesteuerte Prozesskette – EPK) - Symbole:

... 1) löst Funktionen aus, 2) ist das Ergebnis von Funktionen

Ein Ereignis ist auf einen Zeitpunkt bezogen.

Informationsobjekt (z. B. Objekt- oder Beziehungstyp aus ER-Modell)

... ist eine Abbildung eines Datenobjekts der realen Welt

Informationsobjekt (Schriftstück / (Print)Dokument)

ARIS: Ablaufsteuerung

Kundenan-

frage einge-

troffen

Kalkulations-

daten ermitteln

Kalkulations-

daten komplett

Kalkulation

durchführen

Angebot

erstellt

Angebots-

abgabe ab-

gelehnt

Ergebnis

unbefriedigend

XOR

Ereignis Funktion/Vorgang Kundenan-

frage einge-

troffen

XOR

Kalkulations-

daten ermitteln

Kalkulations-

daten komplett

Kalkulation

durchführen

XOR

Angebot

erstellt

Angebots-

abgabe ab-

gelehnt

Ergebnis

unbefriedigend

tabellarische Darstellung: grafische Darstellung:

Vorgangskettendiagramm für Angebotserstellung (Ereignisse und Funktionen)

0,6 0,3 0,1

XOR

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ARIS: Ablaufsteuerung

Kundenan-

frage einge-

troffen

XOR

Kalkulations-

daten ermitteln

Kalkulations-

daten komplett

Kalkulation

durchführen

XOR

Angebot

erstellt

Angebots-

abgabe ab-

gelehnt

Ergebnis

unbefriedigend

Vorgangskettendiagramm für Angebotserstellung (Ereignisse und Funktionen und Daten)

Stückliste

Kalkula- tion

Arbeits- pläne

Betriebs- mittel

Menge,

Teilekosten

BMNr,

BM-Zeiten

BM-Sätze

ArtikelNr, Menge,

Teilekosten, BM-Sätze,

Zeiten, Preis

(kulkulierter) Preis

Menge, Teilekosten,

BM-Sätze, BM-Zeiten

Angebot/

Ablehnung

Anfrage ArtikelNr

ArtikelNr

ArtikelNr

BMNr

ARIS: Ablaufsteuerung

Verknüpfungsoperatoren:

Verwendung:

• Ein Ereignis wird mit mehreren Funktionen verknüpft.

• Eine Funktion wird mit mehreren Ereignissen verknüpft.

• (Wenn ein Ereignis mit einer Funktion verknüpft werden soll, so ist kein Verknüpfungsoperator erforderlich.)

Arten: Die Art der Verknüpfung wird durch logische Operatoren beschrieben:

... logisches UND: z. B. sowohl ... als auch ... (parallele Abläufe) , XOR... exklusives ODER: z. B. entweder nur ... oder nur ..., nicht

aber beide (alternative Abläufe) ... logisches ODER: z. B. entweder ... oder ... oder beide gemeinsam

(parallele und alternative Abläufe)

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ARIS: Ablaufsteuerung

Verknüpfungsoperatoren:

Von einem Ereignis können mehrere Funktionen (parallel) angestoßen werden:

E

F1 F2

Der Abschluss einer Funktion kann zu mehreren Ereignissen führen:

F

E2 E1

Eingang

Ausgang

Ausgangsverknüpfungen (wenn etwas aufgespaltet wird):

Nach dem Eintreten von Ereignis E werden die Funktion F1 und die Funktion F2 (parallel) ausgeführt.

Nachdem die Funktion F ausgeführt wurde, treten sowohl Ereignis E1 als auch Ereignis E2 ein.

Zur Unterscheidung, ob eine Zusammenführung oder eine Aufspaltung erfolgt, werden

die Knoten getrennt:

• Ausgangsverknüpfung: ein Eingang, mehrere Ausgänge

• Eingangsverknüpfung: mehrere Eingänge, ein Ausgang

ARIS: Ablaufsteuerung

Verknüpfungsoperatoren:

Wenn Ereignis E1 und E2 eintreten, dann startet Funktion F:

E1 E2

F

E1 E2

F1 F2

Wenn Ereignis E1 oder E2 (oder beide) eintreten, dann starten sowohl Funktion F1 als auch Funktion F2:

Eingangs(- und Ausgangs)verknüpfungen:

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ARIS: Ablaufsteuerung

Beispiel:

Wenn Ereignis E1 oder E2 (oder beide) eingetreten sind, startet Funktion F1; wenn neben Ereignis E1 oder E2 (oder beiden) zusätzlich das Ereignis E3 eingetreten ist, startet auch noch die Funktion F2

E1 E2

F1

E3

F2

ARIS: Ablaufsteuerung

Ware ist ein-

getroffen

Ware prüfen

XOR

Ware ist

freigegeben

Ware ist

gesperrt Ware wird

abgelehnt

Vorgangskettendiagramm für Wareneingangsbearbeitung (inkl. Aufbauorganisation):

Bestellung

Liefer- schein

Prüfer- gebnis

Wareneingangs-

stelle

FERTIGUNGS-

DURCHFÜHR. QUALITÄTS-

PRÜFUNG

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ARIS: Ablaufsteuerung

Ware ist

freigegeben

Endprodukte

sind einge-

lagert

Fertigungs-

termin einge-

treten

Vorgangskettendiagramm für Fertigungsdurchführung - Fortsetzung:

WARENEIN-

GANGSBEARB.

Fertigungs-

Auftrag ist end-

rückgemeldet

Fertigung

Produktion

ARIS: Ablaufsteuerung

Grundregeln beim Erstellen eines Vorgangskettendiagramms:

1. Jeder Prozess wird von (mindestens) einem Ereignis angestoßen (z. B. „Kundenanfrage ist eingetroffen“).

2. Die Beendigung eines Prozesses ist ebenfalls mit (mindestens) einem Ereignis verbunden (z. B. „Angebot ist erstellt“ bzw. „Angebotsabgabe wurde abgelehnt“).

3. Dies gilt analog auch für Tätigkeiten (Funktionen). Dem entsprechend ergibt sich folgende Grobstruktur eines Vorgangskettendiagramms: Ereignis Tätigkeit Ereignis Tätigkeit ... Ereignis

4. Tätigkeiten sollten durch „Tätigkeitswörter“ bezeichnet werden (z. B. „Kalkulationsdaten ermitteln“, „Kalkulation durchführen“)

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19

ARIS: Ablaufsteuerung

Beachte: Unterschied zwischen „Ereignis“, „Tätigkeit“ und „Datenobjekt“ ist verbal (nur verbal!) oft minimal.

Kalkulations-

daten ermitteln

Kalkulations-

daten sind

komplett

Kalkula- tion

ARIS: Ablaufsteuerung

Neben Ereignissen, Funktionen, Daten und Organisationseinheiten können u.a. noch folgende „Komponenten“ in einem Vorgangskettendiagramm in einer ereignisgesteuerten Prozesskette berücksichtigt werden:

• Medium: Speichermedium der Datenobjekte

• von jew. Funktion verwendetes Anwendungssystem

• Ausführungsart der jew. Funktion: batch/dialog, manuell

• Zugriffsrechte: lesen, schreiben, ändern

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ARIS: Ablaufsteuerung

Symbole für Medium:

Dokument

Kartei

Datei

Ordner

Fax

Symbol für Anwendungssysteme:

Diskette

SAP R/3

Ex

Konkretes Anwendungssystem

Textverarb. x

Typ Anwendungssystem

ARIS: Zieldiagramm

In ARIS kann auch das Zielsystem einer Organisation modelliert werden.

Zieldiagramm:

• Hierarchische Darstellung der Unternehmens- und/oder

Projektziele: Oberziele, Unterziele, ...

• Ziele können durch die Zuordnung von Erfolgsfaktoren (z. B.

Kennzahlen) quantifiziert werden

• Ziele werden durch Funktionen erreicht.

• Über diese (Funktionen) lassen sich Ziele mit den übrigen

Modelltypen verknüpfen.

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ARIS: Zieldiagramm

Wirtschaft-

lichkeit ist

erhöht

Kosten

sind

gesenkt

Umsatz

ist erhöht

Marktan-

teil ist

erhöht

Werbeaktionen

durchführen

Verkaufsför-

dermaßnahmen

durchführen

Umsatz Marktanteil

Zieldiagramm mit Funktionen und Erfolgsfaktoren

ARIS: Ablaufsteuerung

Modellierungsregeln:

1. Jede EPK beginnt und endet mit einem Ereignis.

2. Ereignisse und Funktionen wechseln sich ab (Ereignis -> Funktion -> Ereignis -> Funktion -> Ereignis -> ...).

3. Aus und in Funktionen läuft jeweils nur eine Kontrollflusskante.

4. Jedes Objekt muss in einer EPK mit einer Kante verbunden sein.

5. Eine Kante verbindet genau zwei (verschiedene) Objekte.

6. Durch Konnektoren (zum Beispiel XOR) verzweigte Teilabläufe (Pfade) werden durch gleichartige Konnektoren ( XOR) wieder zusammengeführt.

7. Direktverbindungen von zwei Konnektoren sind erlaubt.

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ARIS: Ablaufsteuerung

8. Nach einem Ereignis darf kein ODER- bzw. XOR-Konnektor stehen.

XOR

Methodisch nicht zulässig, da eine

prüfende Funktion vorausgehen muss

XOR

PROZESSMODELLIERUNG: allgemein

Projekt-

vorbereitung Istaufnahme

Prozess-

analyse

Soll-

konzeption

Ergebnis-

präsentation

• Prozessauswahl/-

definion

• Projektziele und

Projektorg. fest-

legen

• Aufgaben-/Zeitplan

• ...

• Datenerhebung

(Org., Funktionen,

Daten, Prozesse)

• Prozessmodel-

lierung

• Verifikation

• Kennzahlen

(Kosten, Zeiten,

u.ä.) ermitteln

• ...

• Erkennen von

Schwachstellen

• Kennzahlenana-

lyse

• Diskussion/Veri-

fikation

• Verbesserungsan-

sätze erarbeiten

• ...

• Modellierung eines

oder mehrerer

Sollprozesse

• Prozessbewertung

- notwendige

Maßnahmen

- Investitionen

- Realis.-Dauer

• Aufbauorg. Konse-

quenzen

• ...

Allgemeines GPO-Vorgehensmodell:

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PROZESSMODELLIERUNG: allgemein

Interviewleitfaden Prozesserhebung (1)

Ziel: Erfassung des Ist-Zustandes für den Prozess …

Auslöser + Ergebnis

Welches Ereignis löst den Prozess aus?

Wie bzw. von wem erfahren Sie, dass Sie im Prozess aktiv werden müssen?

Wie häufig wird der Prozess angestoßen?

Welches Ergebnis liefert der Prozess?

Input

Welche Dokumente müssen in welcher Qualität vorliegen?

Welche Datensätze von IT-Systemen müssen vorliegen?

Prozessstruktur

Beschreiben Sie die Durchführung der Prozessschritte. Welche Aufgaben/Tätigkeiten sind

in welcher Reihenfolge wahrzunehmen?

Was sind vorangehende bzw. anschließende Tätigkeiten?

Prozessmitarbeiter

Welche Personen wirken mit? (Wer mit wem?)

Welche anderen Abteilungen sind eingebunden?

PROZESSMODELLIERUNG: allgemein

Interviewleitfaden Prozesserhebung (2)

Output des Prozesses

Welche Dokumente werden erstellt? Welche Dokumente sind bei der Durchführung relevant?

Wie lange dauert die Durchführung?

Prozess-Schnittstellen

Ist bei der Durchführung des von Ihnen bearbeiteten Prozessschritts eine Kommunikation mit

anderen organisatorischen Stellen notwendig? Wenn ja, wie läuft diese Kommunikation ab?

Eingesetzte Ressourcen

Welche Ressourcen (z.B. Arbeitsmittel) werden benötigt?

Welche Daten werden von welchem IT-System wann, wo und in welcher Form für welchen

Prozessschritt benötigt bzw. wie werden die Daten in dem Prozessschritt verarbeitet?

Verbesserungen

An welchen Stellen des Ablaufs gibt es häufiger Schwierigkeiten? Wenn ja, wie häufig treten

diese Schwierigkeiten auf und wie gravierend sind diese?

Wann entstehen Wartezeiten?

An welchen Stellen unterstützt die EDV den Prozess nicht optimal?

Welche Ideen haben Sie, um den Ablauf besser zu gestalten?

Wie ist das Vorgehen/Verantwortlichkeiten bei Störungen?

Page 24: Angewandte Wirtschaftsinformatik 2: Prozessmodellierung · • Struktogramme: detaillierte Beschreibung der Funktions- ausführung (Wie?) Funktionsbäume erfüllen folgende Zwecke:

24

PROZESSMODELLIERUNG: allgemein

Prozessanalyse - Kennzahlen:

• Durchlaufzeit:

– Bearbeitungszeit + Datenübertragungszeiten + Wartezeiten +

Liegezeiten

– meist macht die Bearbeitungszeit nur einen Bruchteil der übrigen

Zeiten aus!

– Spezifikation: arithmetisches Mittel oder Median, zusätzlich

Minimum und Maximum (theoretisch: Verteilungsfunktion)

• Prozesskosten:

– alle einem Prozess zurechenbaren Personalkosten, Materialkosten

und anteilige Sachkosten

– geben ein wesentlich transparenteres/korrekteres Bild der

tatsächlichen Kostensituation (anstatt Gemeinkosten mehr oder

weniger willkürlich auf Kostenträger zuzuordnen)

PROZESSMODELLIERUNG: allgemein

Prozessanalyse - Kennzahlen:

• Abteilungs-/Stellenwechsel (%):

Anzahl der Abteilungs-/Stellenwechsel dividiert durch die

Gesamtanzahl möglicher Abteilungs-/Stellenwechsel (z. B. Anzahl

der Funktionen – 1)

ein hoher Wert hat meist hohe Durchlaufzeiten (speziell hohe Liege-

und Wartezeiten) zur Folge

• (Teil)Automatisierungsgrad (%):

Anzahl der mit IT-Unterstützung ausgeführte Funktionen dividiert

durch alle Funktionen

• Anwendungssystemwechsel (%):

Anzahl der Wechsel der Anwendungs-/Unterstützungssysteme

dividiert durch die Gesamtanzahl möglicher Systemwechsel (z.B.

Anzahl der Funktionen – 1)

ein hoher Wert hat meist hohe Durchlaufzeiten (speziell hohe

Datenübertragungszeiten) zur Folge

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Checkliste Schwachstellenanalyse

Kontrollfragen zur Ermittlung von Schwachstellen in Prozessen:

Allgemeine Fragen

Kann die Bearbeitungszeit reduziert werden?

Können Kosten reduziert werden?

IT-Unterstützung und technische Infrastruktur

Welche Funktionalitäten fehlen in bestehenden Anwendungssystemen?

Welche Aufgaben werden nicht oder nur mangelhaft durch IT-Systeme unterstützt?

Müssen Daten mehrfach erfasst werden?

Gibt es unnötige Medienbrüche?

Erfolgt der Datenaustausch mit Geschäftspartnern elektronisch?

Ablauforganisation

Gibt es überflüssige Prozessschritte?

Welche Aktivitäten können automatisiert werden?

Welche Aktivitäten können vereinfacht werden?

Wo ist die Ablauffolge problematisch oder nicht sinnvoll?

Aufbauorganisation

Gibt es unklare Aufgabenzuordnungen?

Gibt es unklare Verantwortlichkeiten?

Können Entscheidungswege verkürzt werden?

Prozessmodellierung: allgemein

Vorgehensweise bei der Modellierung:

• Von betrieblichen und projektbezogenen Eigenheiten abhängig

• Mögliche Vorgehensweise:

1. Was wird getan? Funktionen: Funktionsbaum

2. Wo wird etwas getan? Aufbauorganisation: Organigramm

3. Welche Daten werden benötigt? Daten: ER-Diagramm

4. Wie ist der gesamte Ablauf? Prozesse: EPK

Generell sollte man sich einer Top-Down-Vorgehensweise bedienen,

also: Übersichtsmodelle (Wertschöpfungskettendiagramm)

Grobmodelle Detailmodelle

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Prozessmodellierung: allgemein

Anwendungsgebiete der Prozessmodellierung:

• Reorganisation von Unternehmensprozessen

• Entwicklung von Informationssystemen

• Einführung von Standardsoftware

Prozessmodelle sind ein Kommunikationsmittel zwischen IS-Entwicklern, Endbenutzern und dem Management. Für jede dieser Gruppen erfüllt ein GP-Modell spezifische Zwecke.

• IS-Entwickler:

– (nachvollziehbare) Dokumentation

– Qualitätssicherung

– Spezifikation der organisatorischen und technischen Schnittstellen

Prozessmodellierung: allgemein

• Endbenutzer:

– Transparente Dokumentation (z. B. ISO-Zertifizierungen)

– Anforderungskatalog für Software-Auswahl

• Management:

– Dokumentation betrieblicher (Kern)Prozesse

– Erarbeitung der IV-Strategie

– Aufzeigen organisatorischer Gestaltungsspielräume

– Investitionsentscheidungen

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PROZESSORGANISATION

Traditionelle (funktionale oder divisionale) Organisationsformen haben folgende Charakteristika:

• Hierarchische/vertikale Ausrichtung

• Zugrunde liegende Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung

Nachteile:

• Vertikales „Abteilungsdenken“

• Fehlende Gesamtprozesssicht und -verantwortung

• Fehlende Kundensicht

• Koordinationsprobleme bei abteilungs-/spartenübergreifenden Aufgaben längere Durchlaufzeiten aufgrund von Liegezeiten und längeren Einarbeitungszeiten

• Mögliche Inkompatibilitäten der Informationssysteme (Schnittstellen, Medienbrüche, u.ä.) längere Durchlaufzeiten aufgrund von Mehrfacherfassungen und längeren Informationsübertragungszeiten

• Fehlende Datenintegration (Inkonsistenzen, Redundanzen)

Prozessorganisation

Mögliche Dysfunktionalitäten:

• Doppelarbeiten

• Schnittstellenprobleme

• Bearbeitungsfehler

• Lange Durchlaufzeiten

• Hohe Prozesskosten

• ...

Prozessorganisation

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Prozessorganisation

Eine Prozessorganisation ist eine Organisationsform, die bei der Strukturierung von Organisationseinheiten den Unternehmensprozessen folgt.

Merkmale:

• Primat der Prozesse im Sinne einer ausgeprägten Kunden- /

Marktsicht

• Unternehmensübergreifende Betrachtung der Prozesse (inkl.

Lieferanten- und Kundenbeziehungen) Supply Chain Management

Anforderungen für eine prozessbezogene Organisationsgliederung:

• Geringe Spezifität: bei Aufgaben, die keine spezifischen

Infrastrukturen oder Funktionen erfordern

• Hohe Ressourcenteilbarkeit

gut strukturierte, gleichbleibende Aufgaben

WERKZEUGE (TOOLS) FÜR DAS PROZESSMANAGEMENT

Grundfunktionen von GP-Modellierungstools:

• Visualisierung von Prozessen

• Wiederverwendbarkeit der Arbeitsergebnisse

• Einfache Aktualisierbarkeit

• ingenieurmäßige, systematische Vorgehensweise

Produkte: ARIS Collaborative Suite, INCOME Suite, Prozessmanager, Adonis, Igrafx, Visio

3 Generationen:

• 1. Generation: reine „Zeichenprogramme“ mit umfangreichen Symbolbibliotheken, z. B. MS Visio

• 2. und 3. Generation: datenbankgestützte Beschreibung von Modellbausteinen (z. B. Daten, Funktionen, Prozesse), Berechnung von Prozesskennzahlen, Durchführung von Prozesssimulationen, z. B. ARIS

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Werkzeuge

Vorteile von GPM-Tools der 3. Generation (z. B. ARIS): • Eine Funktion kann durch zahlreiche Attribute genauer beschrieben

werden, zum Beispiel:

– Zeiten:

- Einarbeitungszeit

- Liegezeit

- Bearbeitungszeit

- Übertragungszeit

- Häufigkeit (mit der eine Funktion ausgeführt wird)

- ...

– Kosten: Kosten der Funktionsdurchführung

– Bearbeitungsart: online, batch, manuell

• Diese Attribute fließen in div. Analysen ein und können auf Wunsch auch im Prozessmodell dargestellt werden.

Werkzeuge

• Durch die datenbankgestützte Beschreibung ist es zum Beispiel auch möglich, auf einfache Weise alle Beziehungen eines ausgewählten Objektes zu ermitteln.

Beispiele:

– Welche Funktion folgt auf die Funktion „Kundenangebotsbearbeitung“?

– Von welchen Organisationseinheiten wird die Funktion „Kundenangebotsbearbeitung“ durchgeführt?

– In welchen Funktionen ist ein bestimmter Sachbearbeiter involviert?

– Welche Funktionen bearbeiten das Datenobjekt „Kundenauftrag“?

– In welchen Prozessen ist die Funktion „Kundenangebotsbearbeitung“ Bestandteil?

– In welche Prozesse ist ein bestimmter Sachbearbeiter involviert?

– usw.

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Werkzeuge

Gefahren von Modellierungstools – Modellierungstools können ...

• ... „over-engineered“ sein: großer Funktionsumfang wird häufig nicht

benötigt, vielfach ist eine einfache Visualisierung der Prozesse

ausreichend

• ... eine genaue Realitätswiedergabe vortäuschen: komplexe Systeme

lassen sich nicht als streng mechanistische Modelle abbilden

• ... eine gewisse Eigendynamik entwickeln: das Anstreben einer

technisch möglichen Genauigkeit und das Anwenden von möglichst

vielen Funktionen treiben den Projektaufwand oft unnötig nach oben

• ... GPO-Projekte technisieren: andere „weiche“ Erfolgsfaktoren (wie

Einbindung aller relevanten Mitarbeiter, Unterstützung durch das

Management) werden vom technisch orientierten Modellierer

mitunter vernachlässigt

Werkzeuge: ARIS

ARIS ist ...

• ... eine Methode zur Modellierung von (Geschäfts)Prozessen

• ... ein Werkzeug (ein umfassendes Softwarepaket) zur Unterstützung eines Prozessmanagements

ARIS-Produktfamilie (ARIS Collaborative Suite):

• ARIS Easy Design

• ARIS Toolset: Modellierung von Geschäftsprozessen

• ARIS Simulation: für die dynamische Prozessanalyse

• ARIS PPM (Process Performance Manager): zur Ermittlung und Analyse von Prozessleistungsdaten für die quantitative Prozessoptimierung

• ARIS PCA (Process Cost Analyser): Prozesskostenrechnung

• ARIS BSC (Balanced Scorecard): zur Unterstützung einer kennzahlenbasierten Strategieumsetzung

• ARIS for mySAP.com: zur Unterstützung von mySAP-Einführungen

• ARIS for Intershop enfinity: zur automatischen Konfiguration des eCommerce-Systems Intershop enfinity

• ...

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Werkzeuge: ARIS

Funktionalität:

• Prozessmodellierung

• Durchführung von Analysen: z. B. div. Prozesskennzahlen, animierte Prozessdurchläufe

• Reporting

• Semantik-Checks: Überprüfung von Modellen auf die Einhaltung von Modellierungsregeln, Aufdecken von Fehlern

• Individualkonfiguration: Reduzierung des Funktions- und Methodenumfangs durch Methodenfilter

• Multi-User-Fähigkeiten

• Systemschnittstellen: Datenaustausch mit anderen Programmen (MS Office, CASE-Tools, ERP-Systemen)

Werkzeuge: ARIS

Auswertungen:

• Reports:

– Rein textuelle/tabellarische Auswertungen

• Semantik-Checks:

Zur Überprüfung der semantischen Korrektheit von Modellen, z. B. ob auf eine Funktion immer ein Ereignis folgt (siehe Modellierungsregeln)

• Analyse-Skripts:

Zur Berechnung von verschiedenen Prozesskennzahlen, z. B.:

– Prozessorientierung der Aufbauorganisation: Wie häufig wechseln Organisationsobjekte bei Funktionswechseln?

– IT-Unterstützung: Werden Funktionen durch Anwendungssysteme im Prozess unterstützt?

– EDV-Systemintegration in Prozessen: Wie häufig werden bei einem Funktionswechsel andere EDV-Systeme eingesetzt?

– ...

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Werkzeuge: ARIS

• Business Cases:

– eine Art animierte Analyse

– Schrittweise protokollierter Durchlauf eines Prozesses

- Einzelschrittanalyse

- Halbautomatisch: Bei Verzweigungen (Ereignissen) trifft der

Benutzer eine Entscheidung

- Automatisch

– Zur Berechnung von zeit- und kostenorientierten Kennzahlen

(aufgrund entsprechender Zeit- und Kostenattribute)