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Angst und Panik Symptome, Behandlung...4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 4 Angst, unser Lebensthema! Wir alle haben Angst Angstbewältigung: Unsere Lebensaufgabe! „Es ist

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Angst und Panik – Ursachen,

Symptome, Behandlung

Angst kommt vom lateinischen Angustia (= Enge, Bedrängnis)

Dr. med. Thomas Meier

Wer hat Angst?

Vor

• Spinnen

• Mäusen

• Schlangen

• engen Räumen (Lift, Menschenmengen)

• dem Fliegen

• Blut

Vor einem anstehenden Schritt

• neue Arbeitstelle

• Wohnortwechsel

Vor dem Altwerden, dem Tod

Oder einfach so?

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4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 4

Angst, unser Lebensthema!

Wir alle haben Angst

Angstbewältigung: Unsere Lebensaufgabe!

„Es ist nicht das Ziel, keine Angst mehr zu haben, sondern vielmehr,

die Angst bewusst zu erleben, zu überprüfen, ob sie ihre Berechtigung hat

und entsprechend zu handeln.“ (Doris Wolf, Psychotherapeutin)

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Inhalt der Präsentation

• Annäherung an die Angst

• Wie zeigen sich Angstkrankheiten?

• Wie entstehen Angstkrankheiten?

• Wohin führt die Angst?

• Wie können wir unserer Angst (Angstkrankheit) begegnen?

Annäherung an die Angst

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Wie zeigt sich die Angst?

• Gefühl, Empfindung der qualvollen Beengung, des hilflos

Ausgeliefertseins, der inneren Spannung

• Phantasien (Gedanken) katastrophisierender Art

• Körperlich

– im Bereich des Bewegungsapparates

• Erstarrung (Blockierung) oder Angetriebensein (Unruhe)

– über das unwillkürliche Nervensystem

• Pupillenerweiterung, blasse Gesichtshaut, Schweissausbruch,

trockener Mund, Herzklopfen, Herzstolpern, schnelles Atmen,

Kribbeln in den Gliedern, Zittern, weiche Knie, Schwindel,

Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Schlaflosigkeit

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Verschiedene Angstbegriffe

• Angst

– als Überbegriff

– als ein unbestimmtes Bedrohungs- und Beklemmungsgefühl

• Furcht, Phobie (= griech. für krankhafte Furcht)

– als eine auf etwas Bestimmtes gerichtete Angst

• Signalängste (weisen auf ein Problem hin)

– Realängste beziehen sich auf Bedrohung aus der Umwelt

(Tiefgarage nachts, Strassenverkehr)

– Vitalängste werden durch körperliche Störungen ausgelöst

(Herzinfarkt, Blinddarmentzündung)

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Verschiedene Angstbegriffe

• Gewissensängste

– treten auf, wenn wir verinnerlichte Gebote oder Gesetze

überschreiten

• Existentielle Ängste

– begleiten jeden unserer Reifungsschritte

(Angst vor Selbstverlust in der Hingabe;

Angst vor Einsamkeit in der Selbstwerdung;

Angst vor Vergänglichkeit, vor dem Tod)

Wie zeigen sich Angstkrankheiten?

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Krankhafte und krankmachende Ängste

unterscheiden sich von normaler Angst durch

• die sie auslösenden Situationen

• ihre Angemessenheit (bezogen auf die auslösende Situation)

• ihre Stärke

• ihre Dauer

• ihre Folgen

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Verschiedene Angsterkrankungennach der Internationalen Klassifikation Psychischer Störungen

• Phobische Störungen

– Agoraphobie

– soziale Phobie

– spezifische (isolierte) Phobien

(Phobien sind unverständliche, massive, an bestimmte Reize, Situationen, Dinge

gebundene, für die Betroffenen nicht kontrollierbare, als übertrieben und

unsinnig empfundene Ängste, die zu erheblichem Leidensdruck führen können

und ein Vermeidungsverhalten zur Folge haben)

• Sonstige Angststörungen

– Panikstörung

(Panik: Unvermittelt auftretende, sehr starke, sinnvolles Denken und

Handeln blockierende Angst, Gefühl völliger Hilflosigkeit)

– Generalisierte Angststörung

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Spinnenphobie

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Agoraphobie (Agora = griech. Maktplatz)

Komplexe, auf bestimmte Situationen bezogene, am häufigsten zur

Behandlung führende Angststörung

• Tritt bei ca. 6 % der Bevölkerung, erstmals zwischen dem 20. und 30.

Lebensjahr, auf und betrifft viel mehr Frauen als Männer

• Angst wird ausgelöst in

– Menschenmengen

– Kaufhäusern

– Verkehrsmitteln (Angst vor dem Allein-Reisen)

– Wartesituationen

• Manchmal mit Panikstörung verbunden

Vermeiden der angstauslösenden Situationen

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Soziale Phobie

Furcht vor prüfender Betrachtung, vor

Bewertung durch andere Menschen

• Bei 3 – 13 % der Bevölkerung, Beginn in der Jugend, entwickelt

sich langsam und ist bei Männern und Frauen gleich häufig

• Ist auf bestimmte Situationen beschränkt oder generalisiert

(Erröten, Händezittern, Übelkeit bis hin zur Panikattacke)

• Ist meist mit niedrigen Selbstwertgefühl verbunden

Vermeiden sozialer Situationen

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Spezifische oder isolierte Phobien

Anhaltende Angst vor umschriebenem Objekt und/oder in klar definierter

Situation

• Beginn in der Kindheit, oft durch traumatische Situation ausgelöst,

Frauen häufiger betroffen als Männer

Verschiedene Störungen:

• Tierphobien (Angst vor Hunden, Schlangen, Spinnen, Mäusen)

• Umweltphobien (Höhenangst, Gewitterangst)

• Blut-, Injektions- und Verletzungsphobien

• Angst vor Aufzügen, Tunnels, Fliegen

oft über Jahre stabile Angstproblematik, die durch

Vermeidungsverhalten unter Kontrolle gehalten werden kann

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Panikstörung

Unvorhersehbare, wiederholt auftretende schwere, über wenige Minuten

andauernde Angstanfälle

• Bei 1,5 – 3,5 % der Bevölkerung, erstmaliges Auftreten zwischen dem

20. und 35. Lebensjahr, Frauen häufiger betroffen als Männer

• Plötzlicher Beginn mit Herzklopfen, Brustschmerz, Schwindel,

Erstickungsgefühlen, Entfremdungsgefühlen

• Dann folgen Angst zu sterben, die Kontrolle über sich zu verlieren,

wahnsinnig zu werden.

Vermeidungsverhalten mit Übergang in

Agoraphobie

Erwartungsangst

Generalisierungstendenz

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Generalisierte Angststörung

Anhaltendes Erleben von Angst und Sorgen um sich selber und um

andere, das nicht an bestimmte Situationen gebunden ist

• Bei 4 – 7,5 % der Bevölkerung, oft schleichender Beginn, teilweise in

der Adoleszenz, teilweise zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr,

mehr Frauen als Männer betroffen

• Welt und Leben werden durchgängig als bedrohlich erlebt

Dauernde innere Anspannung mit Übererregbarkeit, Schlafstörungen

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• Angststörungen im weiteren Sinne nach der Internationalen Klassifikation Psychischer Störungen

• Zwangsstörung

• Reaktionen auf schwere Belastungen und

Anpassungsstörungen

• Angst in einer psychotischen Erkrankung

Wie entstehen Angstkrankheiten?

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Angeborene FaktorenErregbarkeit, Angstbereitschaft

Erziehung Lernen Gesellschaft Stress

Grundmuster erworbene Muster verstärktes anhaltende

im Umgang mit Angst Angstverhalten Belastungen

Akute Stressreaktiondurch kritische Lebensereignisse

AuslöserKörperliche Veränderungen, Gedanken, Situationen

Symptome der Angststörung

Teufelskreis der Angst

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Wie entstehen Angsterkrankungen?

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Wie entstehen Angsterkrankungen?

• Angst wird vererbt

– Angeborene erhöhte Angstsensibilität

– im Erbgut festgehaltene urzeitliche Erfahrungen (Bsp. Schlangen-

oder Spinnenphobie)

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Wie entstehen Angsterkrankungen?

• Angst wird erlernt

– Anerzogen

• Überbehütung durch ängstliche Eltern

• Überforderung in der Kindheit

• Unberechenbare Erziehung

– Durch traumatisches Erleben, Stress

• Gefühl der Ausweglosigkeit in der Überforderung

• Verunsicherung mit Bedrohung des Selbst- oder Weltbilds

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Wie entstehen Angsterkrankungen?

• Angst wird körperlich verursacht

– Körperliches Unwohlsein durch

• Ungeregeltes Essen, zu wenig Trinken

• Fehlenden Schlaf

• Kollapsneigung

– Erkrankungen (Beispiele)

• Herzstörungen (Unregelmässiger Herzschlag, Herzangina,

Herzinfarkt)

• Lungenerkrankungen (Asthma, Lungenödem)

• Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenüberfunktion, Zuckerkrankheit)

• Allergische Reaktionen

• Infektionen

Wohin führt die Angst?

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Wohin führt die Angst?

• In die Lähmung

• In die Flucht zu

– Passivem Verhalten

– angstlösenden Medikamenten

– Alkohol oder Drogen

– Bindung an bestimmte Situationen oder Dinge (Phobien, Zwänge)

– Umwandlung in körperliche Krankheiten oder Symptome

• Oder in die sinnvolle(!) Auseinandersetzung mit der Störung?

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Ist Angst ansteckend?

• Auf Menschen, die an Angst leiden, reagieren die Angehörigen, der

Freundeskreis mit

– Mitgefühl, Mitleid (mit körperlichen und seelischen Aspekten,

wie z.B. Schmerz, Traurigkeit), aber auch Ablehnung (Ärger)

oder

– Angst, Panikstimmung (Massenhysterie, Massenpsychose,

Folie à deux)

Die Gefahr ist gross, dass Angehörige mit ihrem Verhalten den

Kreislauf der Angst unterstützen

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Warum sind Frauen generell häufiger betroffen

als Männer?

• Frauen werden eher zur Vermeidung von Angst auslösenden Situationen,

Männer eher zum mutigen Erforschen der Umwelt erzogen

• Welche Rolle spielen Hormone?

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Wie verlaufen Angststörungen?

• Ausgesprochen ungünstiger Spontanverlauf (Rückbildung ohne

Behandlung nur bei ca. 20 %)

• Etwa 50 % chronische, milde Verläufe mit dauernden Symptomen

• Vom Auftreten bis zur ärztlich gestellten Diagnose vergehen zwischen

5 und 15 Jahre!

Vermeidungsverhalten mit oft starker Einbusse an Lebensqualität,

Folgeerkrankungen wie Depression und Sucht

hohe Kosten wegen häufiger ärztlicher Konsultationen,

Arbeitsausfällen, Invalidisierung

Wie können wir unserer Angst (Angstkrankheit) begegnen?

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Wie Angst behandelt wird

• Diagnostisches Befragen, körperliches Untersuchen: Finden von

Ursachen, Förderung von Selbstbeobachtung und Analysieren des

individuellen Angsterlebens und –verhaltens

• Bei stärkerer Angst: Medikamentöse Behandlung

• Informieren über Angst: Lernen, die eigene Angst einzuordnen und zu

verstehen («Teufelskreismodell», Rolle von Erwartungsangst und

Vermeidungsverhalten)

• Erarbeiten einer veränderten Einstellung angstauslösenden Reizen

gegenüber

• Vermitteln von Fertigkeiten im Umgang mit der Angst: Gesunde Lebens-

gestaltung, Entspannungsverfahren, Desensibilisierung, Exposition etc.

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Verläufe eines Angstanfalls

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Der Teufelskreis der Angst

Wahrnehmen als

Gefahr

Körperliche

Veränderungen

Angstauslösender Reiz

(von innen oder aussen)

Ängstliche

Anspannung

Katastrophisierende

Gedanken

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Der Teufelskreis der Angst

Mir ist heiss, mein Herz

schlägt schnell, ich fühle

mich taumelig

Ich bin dabei, die Kontrolle

über mich zu verlieren,

vielleicht bekomme ich

einen Herzinfarkt

Unwohlsein beim

Schlangenstehen

vor der Kasse

Jetzt geht es um

Leben und Tod,

vielleicht ist jede

Hilfe schon zu spät

Angst

Situation,

äusserer oder innerer Reiz

Bewertung,

Interpretation

Gefühle, Empfindungen

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Wie finden Sie aus Ihrer Angst?

Verändern Sie Ihr Denken!

• Gehen Sie liebevoll, geduldig mit sich um

– „Du kannst das“

– „Du darfst dran bleiben und Dir Zeit nehmen“

• Setzen Sie sich motivierende Ziele (Was wollen Sie erreichen?)

– Konkretisieren Sie Ihr Ziel

– Formulieren Sie positiv (keine Verneinungen!)

– Nehmen Sie keine Vergleiche in ihr Ziel auf

– Wählen Sie einen realistischen Zeitrahmen, um das Ziel zu erreichen

Bsp.: In drei Monaten will ich am Geburtstag meiner Schwester eine Rede halten

und es geniessen. Dazu übe ich jeden Tag eine halbe Stunde im Sinne eines

angstauflösenden Stufenprogramms.

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Wie finden Sie aus Ihrer Angst?

• Führen Sie ein Mut-Tagebuch

– Halten Sie alle Erkenntnisse um Ihre Angst (Ängste und Ihren

bisherigen Umgang damit genau benennen und in ihrer Stärke

bewerten: Skala von 1 bis 10 Punkten) fest

– Beschreiben Sie gesetzte Ziele und den Weg dorthin

– Dokumentieren Sie Fortschritte im Umgang mit Ihrer Angst

– sowie den liebevollen Umgang mit sich selber

– …

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Wie finden Sie aus Ihrer Angst?

• Suchen Sie Behandlung auf

Die therapeutische Beziehung ermöglicht, sich auszusprechen,

sich zu entlasten, vor allem aber: sich der Angst zu stellen

• Informieren Sie sich über ihre Angsterkrankung

Informationen fördern das Verstehen, helfen zu entspannen

• Wenden Sie eine Entspannungstechnik an

Damit reduzieren Sie allgemeine innere Anspannungen,

lösen angstbedingte Verkrampfungen und

tragen zum Abbau der Angst bei

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Wie finden Sie aus der Angst?

• Fragen Sie nach ihrem persönlichen Teufelskreis der Angst

Entlarven Sie die Angst auslösenden Interpretationen und Denkmuster

• Üben Sie neues Verhalten (Desensibilisierung, paradoxe Verstärkung) ein, das zur Auflösung der Angst führt

Vermittelt die Erfahrung von Angstabbau

• Scheuen Sie sich nicht, auch Medikamente zu nehmen

Medikamente wirken Angst lösend und entspannend über direkte Beeinflussung von Empfängerstellen an den Nervenzellen

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Zusammenspiel von Stress und Angst

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Grundspannung und Angst

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Entspannen Sie sich!

Progressive Muskelentspannung

• Muskelgruppen werden nach einander jeweils für 7 Sekunden maximal

angespannt und

• darnach mindestens 10 Sekunden entspannt

• Während der Übung soll der Atem frei strömen (vor allem auch beim

Spannen der Muskeln)

• Der Ablauf wird täglich geübt

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Das Einüben neuen Verhaltens:

Die Desensibilisierung

• Prinzip: Sich mit angstauslösenden Reizen und Erleben gezielt

konfrontieren und erleben, dass Angst durchs Aushalten abnimmt

– Modell zum Verständnis der Angst erarbeiten (Teufelskreis, Stress

als Angstverstärker)

– Angst auslösende Situationen nach Angstintensität ordnen

– Sich mit Angst auslösenden Situationen schrittweise konfrontieren

(unter Entspannung oder mittels Reizüberflutung)

– Die Angst jeweils aushalten, bis sie nachlässt (sich dabei nicht

ablenken!)

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Das Einüben neuen Verhaltens:

Die paradoxe Verstärkung

• Prinzip: Sich das vornehmen, „wünschen“ und verstärken, was Sie

befürchten:

– So stark erröten, dass alle Leute erschrecken

– Bei Atemnot tief ausatmen und den Atem anhalten

– Die Augen schliessen und in Ohnmacht fallen

– Handschweiss entwickeln, dass es tropft

– Sich ausmalen, dass das Schlimmste eintrifft, das man sich nur

vorstellen kann

Der Umgang mit der Angst wird zu einem Spiel, das den Teufelskreis

von Erwartungsangst und Vermeidung durchbricht

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EFT (Emotional Freedom Techniques), eine hilfreiche Selbst-

Behandlungsmethode

• Methode aus dem Bereich der energetischen Psychologie zur

Linderung und Behandlung von Stress und psychischen Störungen

(besonders Angst)

• Selbst-Stimulation von Akupressurpunkten bei gleichzeitiger

Konzentration auf angstauslösende Reize

• Bezeichnend und wahrscheinlich auch das Wirksame an der Methode

ist, dass sie in die sanfte Konfrontation mit der Angst führt

EFT ist die bekannteste verschiedener Klopftherapien und

wurde vor gut 20 Jahren durch Gary Craig in den USA entwickelt

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Die medikamentöse Behandlung

• Benzodiazepine

– Sie sind gut und sehr rasch wirksam bei Angst- und Panikstörungen

– Beispiele: Xanax (Alprazolam) oder Temesta (Lorazepam)

– Aber:

• Sie hemmen den Tiefschlaf und damit den Erholungswert des Schlafs

• Sie können die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit reduzieren, Müdigkeit hervorrufen

• Sie führen zur Gewöhnung (mit Dosissteigerung) und evtl. Abhängigkeit

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Die medikamentöse Behandlung

• Antidepressiva mit serotonergem Wirkmechanismus

– Sie sind die Mittel der Wahl bei Angst- und Zwangserkrankungen

– Beispiele:

• Anafranil (Clomipramin)

• Floxyfral (Fluvoxamin)

• Fluctine (Fluoxetin)

• Deroxat (Paroxetin)

• Seropram (Citalopram)

• Cipralex (Escitalopram)

• Efexor (Venlafaxin)

• Aurorix (Moclobemid) nur bei sozialer Phobie

– Sie wirken erst nach etwa 10 Tagen

– Anfänglich treten oft Nebenwirkungen auf (Übelkeit, vereinzelt

sexuelle Störungen, Gewichtszunahme)

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Zusammenfassend

• Angstgefühle und dabei auftretende körperliche Symptome sind

verstärkte normale Stressreaktionen und nicht schädlich für die

Gesundheit

• Entlarven Sie unbewusst ablaufende furchterregende

Phantasievorstellungen

• Leben Sie gesund und entspannen Sie sich regelmässig

• Setzen Sie sich mit Angstsituationen auseinander

• Halten Sie Angst auslösende Situationen aus, bis die Angst

vorübergeht.

• Seien Sie stolz auf jeden erzielten Erfolg

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Buchempfehlungen

Endlich frei von Angst

Denkmuster erkennen

Aktiv Trainieren

Selbstvertrauen gewinnen

Ines von Witzleben & Aljoscha A. Schwarz

Gräfe und Unzer, München, 5. Auflage 2009

ISBN 978-3-7742-6636-0

Ängste verstehen und

überwinden

Wie sie sich von Angst, Panik und

Problemen befreien

Doris Wolf

18.Auflage 2009

Weltbild ISBN-10: 3868001956

ISBN-13: 9783868001952

Buch- und Internetadressempfehlungen

4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 51

Muskelentspannung nach Jacobson: Mit

Übungen auf CD Anja Schwarz, Aljoscha

Schwarz, ISBN-10:3-8354-0471-7

Emotional Freedom Techniques:

http://www.erfolg-durch-eft.info/html/anleitung.html

http://www.youtube.com/watch?v=hXXwZAY9qzc

http://www.youtube.com/watch?v=CyEQh0l0FQ8&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=oKnVLopAvvg&feature=related

4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 52

Erste-Hilfe-Regeln bei Angst

• Angst ist normal und ungefährlich!

• Die Angstreaktion lässt immer nach spätestens 30 Minuten von selbst nach! Weglaufen, kämpfen oder ablenken zögern die Anpassungs- und Erholungsreaktion nur unnötig hinaus.

• Atmen Sie ruhig! Das Ausatmen sollte doppelt so lange wie das Einatmen dauern.

• Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit von der Innen- auf die Aussenwelt! Was riechen, tasten, hören, sehen sie dort?

• Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Gegenwart! Was Sie in der Zukunft befürchten, geschieht nur in Ihrem Kopf.

• Wenn der Angstanfall vorbei ist, machen Sie ruhig und langsam mit dem weiter, was Sie davor tun wollten!

• Nur wenn Angst auftritt, können Sie lernen, Ihre Angst zu besiegen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 54

Zwangsstörung

Zwangsgedanken und/oder -handlungen zeigen sich als mindestens 2

Wochen andauernde stereotype Ideen, Vorstellungen oder Impulse

• Bei etwa 0,5 % aller Menschen (milde Störungsformen bei bis zu 2 %),

beginnt im Jugend- und frühen Erwachsenenalter, Männer erkranken

früher als Frauen, sind aber insgesamt weniger betroffen

• Patienten erkennen Zwangssymptome als zu sich gehörend

• Zwangsgedanken/-handlungen wiederholen sich immer wieder und

werden als quälend und sinnlos empfunden

• Das Ankämpfen gegen die Zwänge löst massive Angst aus und wird als

erfolglos erlebt

• Störung tritt oft mit anderen psychischen Erkrankungen zusammen auf

4.10.2016 Angst und Panik / Th. Meier Seite 55

Posttraumatische Belastungsstörung

Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation

ausserordentlicher Bedrohung oder katastrophalen Ausmasses

• Bei ca. 8 % aller Menschen, Frauen sind häufiger betroffen als Männer

• Quälendes Wiederholen des Traumas in sich aufdrängenden

Erinnerungen (Flashbacks) und Albträumen

• Furcht vor und Vermeidung von das Wiedererleben auslösenden

Situationen, Örtlichkeiten, Gesprächen, Aktivitäten, Gedanken, etc.

• Zustand vegetativer Übererregbarkeit mit Steigerung der Wachheit,

Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen

Folgeerkrankungen wie Beruhigungsmittel-, Alkohol-, Drogen-

abhängigkeit, Depression, hoher Blutdruck etc.

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Psychotische Ängste

Für Aussenstehende nicht einfühlbare, nachvollziehbare, als fremd

anmutende heftige Ängste

• Ängste in Zuständen von „Geisteskrankheit“; Beispiele:

– Angst vor vermeintlichen Verfolgern;

– Angst, ungewollt den Weltuntergang zu bewirken;

– Angst, nie mehr gesund zu werden.

• Vorkommen bei

– Schizophrenien

– Schweren (psychotischen) Depressionen

– Delirien (z.B. ausgelöst durch Alkohol, schwere körperliche

Erkrankungen)

– Demenziellen Zuständen (z.B. Alzheimer Erkrankung)