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ÖSTERREICH 2005 „NIE HASSERFÜLLT SEIN, NIE AUFGEBEN!“ Ein Wortwechsel am Würstelstand eskaliert, ein Revolverschuss in den Kopf, das Überleben des Opfers gesichert, doch ein Leben mit Behinderung folgt. Alles, was Oliver Ender in den letzten Jahren erleben musste, ging rasend schnell. Die Folgen trägt er sein Leben lang. Trotz der Katastrophe ist keine Bitterkeit, kein Hadern zu bemerken: „Jeder hat es letztlich selbst in der Hand“, meint er, „ich wollte einfach nicht dauernd irgendjemandem zur Last fallen.“ Nach der fürchterlichen Tat kamen Monate der Rehabilitation, der psychischen und körperlichen Schmerzen; begleitet auch von der unverständlichen Ablehnung durch Institutionen. „Erst durch die NEUSTART Hilfe kam ich zu meinem Recht.“ Für Versicherungen war es nicht selbstverständlich, Schadensersatzansprüche auch zu befriedigen. Der Vater des Täters hatte seine Schusswaffe achtlos zu Hause herumliegen lassen. Ihn plagen seitdem Gewissensbisse. Nach langem Gerichtsaufwand war er bereit, Wiedergutmachung zu leisten. Ob als Begleitung bei Gericht oder bei der Beschaffung einer Wohnung, der NEUSTART Sozialarbeiter Nikolaus Tsekas half engagiert. „Kein Einzelschicksal!“ betont der Journalist Christoph Feurstein von der ORF-Sendung „Thema“. „Opfer werden anfänglich oft alleine gelassen. Das Besondere an der NEUSTART Opferhilfe ist, dass sie die Menschen dort aufsucht, wo sie sich noch sicher fühlen können. Dass sie den Menschen den Raum gibt, den sie brauchen, um wieder ins Leben zurückfinden zu können. Kein Verstecken der Helfer hinter dem Schreibtisch, sondern ein Zugehen auf den Menschen in Not ist wirkliche Hilfe! Das Opfer hat es sich ver- dient, dass man zu ihm kommt!“ Christoph Feurstein hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Hilfe des Mediums TV die Zuseher in die Lebenswelt von Kriminalitätsopfern einzuführen. Er löst damit ein Stück der Isolation auf, in der sich diese befinden, schafft Verständnis und auch konkrete Unterstützung. Der Polizist, der vor Jahren am Tatort den schwerstverletzten Oliver Ender gesehen hatte, wurde diese Bilder lange nicht los. Nach Jahren sah er den Beitrag von Christoph Feurstein und erlebte die positive Entwicklung. Nikolaus Tsekas ... Oliver Ender ... Christoph Feurstein Sucht man in der Internet-Suchmaschine „google“ nach dem Begriff „Diversion“, findet man von „Alternative Rock aus Stuttgart“ über „Diversion Magazine - for Physicians at Leisure“ bis zum „Yamaha Diversion Club Nederland“ unterschiedlichste Sparten. Schränkt man die Suche auf deutschsprachi- ge Websites ein, findet der auf Strafrecht kon- zentrierte Sucher Erklärungen wie: „Unter Diversion versteht man im Strafrecht Möglichkeiten, auf die Durchführung eines förmlichen gerichtlichen Strafverfahrens zu verzichten.“ Oder: „Umleitung. Sammelbe- zeichnung für ambulante Behandlungs/Erzie- hungsmaßnahmen in Fällen minderschwerer Kriminalität zur Vermeidung eines (weiteren) förmlichen Verfahrens.“ Oder auch: „Als krimi- nalpolitisches Konzept wird mit Diversion ,Ab- lenkung‘, ,Umleitung‘ oder ,Wegführung‘ vom System formeller Sozialkontrolle bezeichnet.“ Diversion überholt Verurteilungen Mit der Strafprozessnovelle 1999 wurde in Österreich das „Diversionsgesetz“ etabliert. Die damalige Einschätzung des Rechtsex- perten von NEUSTART, dass „möglicherweise zukünftig nahezu gleich viele Verfahren durch Diversion wie durch Verurteilung beendet wer- den können“, hat sich als richtig herausge- stellt. Im Jahr 2003 wurden 42.357 Verfahren durch Diversion beendet, die Zahl der gericht- lichen Verurteilungen liegt mit 41.700 knapp unter diesem Wert. Die Angebotspalette der Diversion reicht von der Geldbuße über die Verrichtung Gemeinnütziger Leistungen hin zur Probezeit mit einem Zeitraum von einem bis zu zwei Jahren bis zur Durchführung eines Außergerichtlichen Tatausgleichs. Dass die Diversion mittlerweile ein etabliertes Instrument ist, zeigt auch die Tatsache, dass Versicherungen einen Rechtsschutz für die Verteidigung in Strafsachen und Diversions- maßnahmen in ihrem Angebot haben. Ermessensspielraum - nein und ja Wenn die – was auch möglich wäre – reakti- onslose Einstellung eines Verfahrens nicht möglich ist, gibt es fünf weitere Voraus- setzungen, bei deren Erfüllung auf strafbares Verhalten mit Diversion reagiert werden muss. Nach Nicht-Reaktion und Diversion folgt als nächste Sanktionsstufe die Geldstrafe (im Rahmen einer Verurteilung), dann kommt die Freiheitsstrafe - mit dem Unterschied, dass die letzteren beiden eine Eintragung ins Strafregister mit sich bringen, die diversionelle Erledigung aber nicht. Laut Erfahrungsbe- richten aus der bisherigen Praxis liegt eine all- fällige Problematik bei der diversionellen Erledigung nicht in deren Existenz, sondern in der potentiellen Kreation von Stereotypen à la „leichte Körperverletzung ist gleich Außerge- richtlicher Tatausgleich, fahrlässige Körperver- letzung ist gleich Geldbuße“. Es besteht die Gefahr der Pauschalierung als „Paradede- likte“, wo der Bezug zur Person verloren geht. NEUSTART regt in seinen Empfehlungen zur Diversion an, einerseits die Interessen der Opfer bestmöglich zu wahren und anderer- seits den Eingriff in die Lebensführung des Verdächtigen nur so stark vorzunehmen, wie das für Präventionszwecke notwendig ist. Mindeststandard oder „hohe Schule“? Ziel sollte sein, jene Form auszuwählen, die in höchstmöglichem Ausmaß geeignet erscheint, den Verdächtigen von weiteren strafbaren Handlungen abzuhalten. Das kann aber auch bedeuten, dass es in manchen Fällen besser wäre, die „nächsthöhere“ Diversionsmaß- nahme zu wählen (wenn sich dadurch eine bessere Prognose hinsichtlich Rückfalls- wahrscheinlichkeit für den Klienten ergibt). Manche der Diversionsangebote sind für alle Beteiligten aufwändiger und zeitintensiver als andere. Das nährt die Mutmaßung, dass „ein- fache“ und „billige“ Diversionsmaßnahmen häufiger gewählt werden als andere. Das Ranking der Diversionsanbote im Jahr 2003 zeigt folgendes Bild: Laut Statistik des Bundesministeriums für Justiz wurde Geld- buße über 27.000-mal angeboten, die Probe- zeit ohne Zusatz lag mit über 12.000 Anboten an zweiter Stelle, gefolgt vom Außerge- richtlichen Tatausgleich mit über 8.000 Anbo- ten. Abgeschlagen liegen die Probezeit mit Bewährungshilfe oder Übernahme von Pflichten mit knapp unter 2.000 Anboten sowie die Gemeinnützigen Leistungen mit über 1.600 Anboten. Ein Delikt, viele Möglichkeiten Sinnvollerweise sollten wie bei allen Strafrechtssanktionen auch bei Anwendung der Diversion langfristige präventive und erzie- herische Effekte erzielt werden. Die Auswahl der passenden Diversionsform auf Grund der gesetzlichen Voraussetzungen ist in jedem Fall zu erfüllen. Geldbuße oder die Erbringung einer Gemeinnützigen Leistung kann eine adä- quate staatliche Reaktion auf einen Tatvorwurf sein. Zusätzlich sollte aus Sicht der Sozial- arbeit aber darauf geachtet werden, ob es Indikationen gibt, die für eine andere Strategie sprechen. Entsprechende Umstände sollten bei der Wahl der Diversionsform berücksich- tigt werden. Für das Delikt „fahrlässige Körperverletzung“ wird beispielsweise die Zahlung einer Geldbuße empfohlen. Besteht aber die Notwendigkeit, dass sich der Tatverdächtige mit dem Verletzten auseinan- der setzt, wäre der Außergerichtliche Tat- ausgleich die bessere Diversionsform. Besteht die Gefahr der Tatwiederholung oder zeigt der Verdächtige auffallende psychosoziale Probleme, wäre eine Probezeit mit Bewährungshilfe die bessere Wahl. „Schwitzen statt sitzen“ oder „Der Schuft soll schuften“ sind zwar ins Ohr gehende Parolen, in den meisten Fällen ist das gute alte „Helfen statt strafen“ aber immer noch am wirksam- sten, wenn es um Rückfallsprävention geht – und nur darum sollte es letztlich gehen. WAS BLEIBT AUSSER STRAFE? FÄLLE, WO WIR IHRE HILFE BRAUCHEN... ... Frau Berta konnte wegen Arbeitslosigkeit und Scheidung ihre Stromrechung nicht mehr begleichen. Der Strom wurde abgeschaltet, sie bezog illegal Elektrizität; das ist ein Betrugsdelikt, wofür sie mehrere Monate in Haft kam. Jetzt hat sie kein Geld für Lebensmittel. ... Herrn Severin wurde die Diagnose AIDS gestellt, zusätzlich erkrankte er an schwe- ren Depressionen. Er konnte seinen Arbeitsplatz nicht halten und lebte am Existenzminimum. Er kam mit der Bezahlung der Fixkosten und mit dem täglichen Leben nicht mehr zurecht und beging mehrfach Ladendiebstähle. Jetzt ist er vorbe- straft und braucht eine Überbrückungshilfe für seinen Neubeginn. ... Frau Lara ist Ausländerin, sie lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Österreich. Sie wurde beraubt, hat als Ausländerin keine Ansprüche aus dem Verbrechensopfergesetz. Wir brauchen Geld für sie, um drohenden Zahlungsverzug abzuwenden. Diesem report liegt ein Erlagschein bei. Wir bitten Sie, uns mit Ihrer Spende in Fällen wie diesen zu helfen. Danke! Spenden: P.S.K. 90.101.500 Mehr als 200 Verbrechensopfer hat NEUSTART im vergangenen Jahr intensiv betreut, darüber hin- aus wurde weiteren 6.000 Opfern von Kriminalität Schadenswiedergutmachung und eine Entschuldigung des Täters zuteil. Das Engagement für Opfer von Straftaten und die Vermeidung von neuerlichen Straftaten durch eine effiziente Betreuung von Straftätern ist die gemeinsame Initiative der 603 haupt- und 860 ehrenamtlichen Mitarbeiter von NEUSTART.

„NIE HASSERFÜLLT SEIN, NIE AUFGEBEN!“ · Erledigung nicht in deren Existenz, sondern in der potentiellen Kreation von Stereotypen à la „leichte Körperverletzung ist gleich

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Page 1: „NIE HASSERFÜLLT SEIN, NIE AUFGEBEN!“ · Erledigung nicht in deren Existenz, sondern in der potentiellen Kreation von Stereotypen à la „leichte Körperverletzung ist gleich

ÖSTERREICH 2005

„NIE HASSERFÜLLT SEIN, NIE AUFGEBEN!“Ein Wortwechsel am Würstelstand eskaliert, ein Revolverschuss in den Kopf, das Überleben des Opfers gesichert, doch ein Leben mit Behinderung folgt. Alles, was Oliver Ender in den letztenJahren erleben musste, ging rasend schnell. Die Folgen trägt er sein Leben lang. Trotz der Katastrophe ist keine Bitterkeit, kein Hadern zu bemerken: „Jeder hat es letztlich selbst in der Hand“,meint er, „ich wollte einfach nicht dauernd irgendjemandem zur Last fallen.“ Nach der fürchterlichen Tat kamen Monate der Rehabilitation, der psychischen und körperlichen Schmerzen; begleitetauch von der unverständlichen Ablehnung durch Institutionen. „Erst durch die NEUSTART Hilfe kam ich zu meinem Recht.“ Für Versicherungen war es nicht selbstverständlich,Schadensersatzansprüche auch zu befriedigen. Der Vater des Täters hatte seine Schusswaffe achtlos zu Hause herumliegen lassen. Ihn plagen seitdem Gewissensbisse. Nach langemGerichtsaufwand war er bereit, Wiedergutmachung zu leisten. Ob als Begleitung bei Gericht oder bei der Beschaffung einer Wohnung, der NEUSTART Sozialarbeiter Nikolaus Tsekas half engagiert.

„Kein Einzelschicksal!“ betont der Journalist Christoph Feurstein von der ORF-Sendung „Thema“. „Opferwerden anfänglich oft alleine gelassen. Das Besondere an der NEUSTART Opferhilfe ist, dass sie dieMenschen dort aufsucht, wo sie sich noch sicher fühlen können. Dass sie den Menschen den Raum gibt,den sie brauchen, um wieder ins Leben zurückfinden zu können. Kein Verstecken der Helfer hinter demSchreibtisch, sondern ein Zugehen auf den Menschen in Not ist wirkliche Hilfe! Das Opfer hat es sich ver-dient, dass man zu ihm kommt!“ Christoph Feurstein hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Hilfe desMediums TV die Zuseher in die Lebenswelt von Kriminalitätsopfern einzuführen. Er löst damit ein Stück derIsolation auf, in der sich diese befinden, schafft Verständnis und auch konkrete Unterstützung. Der Polizist,der vor Jahren am Tatort den schwerstverletzten Oliver Ender gesehen hatte, wurde diese Bilder langenicht los. Nach Jahren sah er den Beitrag von Christoph Feurstein und erlebte die positive Entwicklung.

Nikolaus Tsekas ... Oliver Ender ... Christoph Feurstein

Sucht man in der Internet-Suchmaschine„google“ nach dem Begriff „Diversion“, findetman von „Alternative Rock aus Stuttgart“ über„Diversion Magazine - for Physicians atLeisure“ bis zum „Yamaha Diversion ClubNederland“ unterschiedlichste Sparten.Schränkt man die Suche auf deutschsprachi-ge Websites ein, findet der auf Strafrecht kon-zentrierte Sucher Erklärungen wie: „UnterDiversion versteht man im StrafrechtMöglichkeiten, auf die Durchführung einesförmlichen gerichtlichen Strafverfahrens zuverzichten.“ Oder: „Umleitung. Sammelbe-zeichnung für ambulante Behandlungs/Erzie-hungsmaßnahmen in Fällen minderschwererKriminalität zur Vermeidung eines (weiteren)förmlichen Verfahrens.“ Oder auch: „Als krimi-nalpolitisches Konzept wird mit Diversion ,Ab-lenkung‘, ,Umleitung‘ oder ,Wegführung‘ vomSystem formeller Sozialkontrolle bezeichnet.“

Diversion überholt VerurteilungenMit der Strafprozessnovelle 1999 wurde inÖsterreich das „Diversionsgesetz“ etabliert.Die damalige Einschätzung des Rechtsex-perten von NEUSTART, dass „möglicherweisezukünftig nahezu gleich viele Verfahren durchDiversion wie durch Verurteilung beendet wer-den können“, hat sich als richtig herausge-stellt. Im Jahr 2003 wurden 42.357 Verfahrendurch Diversion beendet, die Zahl der gericht-lichen Verurteilungen liegt mit 41.700 knappunter diesem Wert. Die Angebotspalette derDiversion reicht von der Geldbuße über dieVerrichtung Gemeinnütziger Leistungen hinzur Probezeit mit einem Zeitraum von einembis zu zwei Jahren bis zur Durchführung einesAußergerichtlichen Tatausgleichs. Dass dieDiversion mittlerweile ein etabliertesInstrument ist, zeigt auch die Tatsache, dassVersicherungen einen Rechtsschutz für dieVerteidigung in Strafsachen und Diversions-maßnahmen in ihrem Angebot haben.

Ermessensspielraum - nein und jaWenn die – was auch möglich wäre – reakti-onslose Einstellung eines Verfahrens nicht

möglich ist, gibt es fünf weitere Voraus-setzungen, bei deren Erfüllung auf strafbaresVerhalten mit Diversion reagiert werden muss.Nach Nicht-Reaktion und Diversion folgt alsnächste Sanktionsstufe die Geldstrafe (imRahmen einer Verurteilung), dann kommt dieFreiheitsstrafe - mit dem Unterschied, dassdie letzteren beiden eine Eintragung insStrafregister mit sich bringen, die diversionelleErledigung aber nicht. Laut Erfahrungsbe-richten aus der bisherigen Praxis liegt eine all-fällige Problematik bei der diversionellenErledigung nicht in deren Existenz, sondern inder potentiellen Kreation von Stereotypen à la„leichte Körperverletzung ist gleich Außerge-richtlicher Tatausgleich, fahrlässige Körperver-letzung ist gleich Geldbuße“. Es besteht dieGefahr der Pauschalierung als „Paradede-likte“, wo der Bezug zur Person verloren geht.NEUSTART regt in seinen Empfehlungen zurDiversion an, einerseits die Interessen derOpfer bestmöglich zu wahren und anderer-seits den Eingriff in die Lebensführung desVerdächtigen nur so stark vorzunehmen, wiedas für Präventionszwecke notwendig ist.

Mindeststandard oder „hohe Schule“?Ziel sollte sein, jene Form auszuwählen, die inhöchstmöglichem Ausmaß geeignet erscheint,den Verdächtigen von weiteren strafbarenHandlungen abzuhalten. Das kann aber auchbedeuten, dass es in manchen Fällen besserwäre, die „nächsthöhere“ Diversionsmaß-nahme zu wählen (wenn sich dadurch einebessere Prognose hinsichtlich Rückfalls-wahrscheinlichkeit für den Klienten ergibt).Manche der Diversionsangebote sind für alleBeteiligten aufwändiger und zeitintensiver alsandere. Das nährt die Mutmaßung, dass „ein-fache“ und „billige“ Diversionsmaßnahmenhäufiger gewählt werden als andere. DasRanking der Diversionsanbote im Jahr 2003zeigt folgendes Bild: Laut Statistik desBundesministeriums für Justiz wurde Geld-buße über 27.000-mal angeboten, die Probe-zeit ohne Zusatz lag mit über 12.000 Anbotenan zweiter Stelle, gefolgt vom Außerge-

richtlichen Tatausgleich mit über 8.000 Anbo-ten. Abgeschlagen liegen die Probezeit mitBewährungshilfe oder Übernahme vonPflichten mit knapp unter 2.000 Anbotensowie die Gemeinnützigen Leistungen mitüber 1.600 Anboten.

Ein Delikt, viele MöglichkeitenSinnvollerweise sollten wie bei allenStrafrechtssanktionen auch bei Anwendungder Diversion langfristige präventive und erzie-herische Effekte erzielt werden. Die Auswahlder passenden Diversionsform auf Grund dergesetzlichen Voraussetzungen ist in jedem Fallzu erfüllen. Geldbuße oder die Erbringungeiner Gemeinnützigen Leistung kann eine adä-quate staatliche Reaktion auf einen Tatvorwurfsein. Zusätzlich sollte aus Sicht der Sozial-arbeit aber darauf geachtet werden, ob esIndikationen gibt, die für eine andere Strategie

sprechen. Entsprechende Umstände solltenbei der Wahl der Diversionsform berücksich-tigt werden. Für das Delikt „fahrlässigeKörperverletzung“ wird beispielsweise dieZahlung einer Geldbuße empfohlen. Bestehtaber die Notwendigkeit, dass sich derTatverdächtige mit dem Verletzten auseinan-der setzt, wäre der Außergerichtliche Tat-ausgleich die bessere Diversionsform. Bestehtdie Gefahr der Tatwiederholung oder zeigt derVerdächtige auffallende psychosozialeProbleme, wäre eine Probezeit mitBewährungshilfe die bessere Wahl.

„Schwitzen statt sitzen“ oder „Der Schuft sollschuften“ sind zwar ins Ohr gehende Parolen,in den meisten Fällen ist das gute alte „Helfenstatt strafen“ aber immer noch am wirksam-sten, wenn es um Rückfallsprävention geht –und nur darum sollte es letztlich gehen.

WAS BLEIBT AUSSER STRAFE?

FÄLLE, WO WIR IHRE HILFE BRAUCHEN...

... Frau Berta konnte wegen Arbeitslosigkeit und Scheidung ihre Stromrechung nicht mehr begleichen. Der Strom wurde abgeschaltet, sie bezog illegal Elektrizität; das ist ein Betrugsdelikt, wofür sie mehrere Monate in Haft kam. Jetzt hat sie kein Geld für Lebensmittel.

... Herrn Severin wurde die Diagnose AIDS gestellt, zusätzlich erkrankte er an schwe-ren Depressionen. Er konnte seinen Arbeitsplatz nicht halten und lebte am Existenzminimum. Er kam mit der Bezahlung der Fixkosten und mit dem täglichen Leben nicht mehr zurecht und beging mehrfach Ladendiebstähle. Jetzt ist er vorbe-straft und braucht eine Überbrückungshilfe für seinen Neubeginn.

... Frau Lara ist Ausländerin, sie lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Österreich. Sie wurde beraubt, hat als Ausländerin keine Ansprüche aus dem Verbrechensopfergesetz. Wir brauchen Geld für sie, um drohenden Zahlungsverzug abzuwenden.

Diesem report liegt ein Erlagschein bei. Wir bitten Sie, uns mit Ihrer Spende in Fällen wie diesen zu helfen. Danke!

Spenden: P.S.K. 90.101.500

Mehr als 200 Verbrechensopfer hat NEUSTART im vergangenen Jahr intensiv betreut, darüber hin-aus wurde weiteren 6.000 Opfern von Kriminalität Schadenswiedergutmachung und eineEntschuldigung des Täters zuteil. Das Engagement für Opfer von Straftaten und die Vermeidungvon neuerlichen Straftaten durch eine effiziente Betreuung von Straftätern ist die gemeinsameInitiative der 603 haupt- und 860 ehrenamtlichen Mitarbeiter von NEUSTART.

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HILFE IM JAHR 2004... Prävention

977 Menschen wurde vorbeugend geholfen: in der Schule, im Vorfeld des Gerichtes –mit Jugendhilfe, zur Abwehr der Drogensucht mit Drogenberatung. Aktiv, nicht abwartend, die Jugendlichen in ihrem Umfeld aufsuchend. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Online-Beratung via Internet: www.neustart.at

... DiversionMenschen erhielten Betreuung statt eines Verfahrens bei Gericht:

Konfliktregelung zwischen Täter und Opfer8.962-mal haben Staatsanwalt oder Richter den Außergerichtlichen Tatausgleich angeregt. Sozialarbeiter haben dann mit den Tatverdächtigen und den Opfern, insgesamt 14.992 Personen, Gespräche mit dem Ziel eines Ausgleiches geführt. Bei Jugendlichen kam es in 84 Prozent der Fälle zu einer Einigung, bei Erwachsenenin 71 Prozent.5.950 Opfer erhielten Wiedergutmachung nach ihren Bedürfnissen.

Arbeiten für das Gemeinwohl2.603 Menschen erbrachten Gemeinnützige Leistungen; statt einer Verurteilung haben Tatverdächtige Arbeiten im Interesse der Öffentlichkeit verrichtet.

Betreuung statt Urteil624 Menschen wurden von einem Bewährungshelfer betreut, statt bloß verurteilt zu werden.

Vermittlung von Schulungen und Kursen27 Personen wurden Kurse vermittelt, um ihnen die Folgen von Kriminalität bewusst zu machen.

... StraffälligenhilfeBewährungshilfeFür 8.452 Menschen wurde Hilfe statt Haft durch die Betreuung eines Bewährungshelfers möglich.

Haftentlassenenhilfe5.736 Menschen wurden nach ihrer Haftentlassung betreut: „Freiwillig“ und – im Gegensatz zur Bewährungshilfe – ohne richterliche Anordnung; Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und Armut nötigten sie Hilfe anzunehmen. 1.294-mal wurden Wohnungen oder Unterkunft und 479-mal wurde Beschäftigung vermittelt.

... OpferhilfeInsgesamt wurden 6.159 Opfer betreut. Für sie hatte Kriminalität die Facetten von Schaden, Ärger, Angst bis hin zur Lebenskatastrophe. Sie wurden durch Konfliktregler betreut oder von Sozialarbeitern, die auf Hilfe für traumatisierte Menschen (Verbrechensopferhilfe: 209 Personen) spezialisiert sind.

... weitere Hilfen295 Personen wurden in unseren Wohn- und Kriseneinrichtungen untergebracht; 27.346-mal wurde der SAFTLADEN in Salzburg (Kommunikationszentrum) besucht.12.413 Arbeitsstunden wurden in unseren Werkstätten in Wien und Linz durch Klienten erbracht.

603 haupt- und 860 ehrenamtliche Mitarbeiter betreuten insgesamt rund 33.600 Klienten.

Durch die Angebote und Leistungen von NEUSTART entstanden 2004 Kosten in der Höhe von circa 32.600.000 Euro.

ZUFRIEDENHEIT MIT DEN NEUSTART DIENSTLEISTUNGENNEUSTART betreut Menschen in Krisensitua-tionen, NEUSTART bezieht für diese Men-schen öffentlich Stellung und NEUSTARTorganisiert diese Aktivitäten mit den effiziente-sten Mitteln. Aber sind diejenigen, die diesesWirken von NEUSTART in der Öffentlichkeiterwarten, auch mit der Qualität derDurchführung zufrieden?

An 440 Personen wurden Fragebögen mit 15detaillierten Fragen versandt. 200 Koopera-tionspartner haben österreichweit geantwortet– vor allem Zuweiser, also Personen, dieDienstleistungen bei NEUSTART unmittelbarin Auftrag geben (Richter und Staatsanwälte).Daneben kamen aber auch Auftraggeber undVertreter der Fachöffentlichkeit, Politik undMedien zu Wort.

Hohe Gesamtzufriedenheit

Die ersten sechs Fragen bezogen sich auf dieZufriedenheit mit den Dienstleistungen und mitdem öffentlichen Auftritt von NEUSTART. Daserfreuliche Ergebnis:

Die Gesamtzufriedenheit liegt bei 72 Prozent.Darin sind Items wie Lösungskompetenz,Umsetzungskompetenz und professionellesHerangehen an Problemstellungen oder dieprompte Erfüllung von Dienstleistungen undder unmittelbare Kundennutzen enthalten.Rund ein Drittel der Befragten profitiert „voll-kommen“ von der NEUSTART Arbeit, rund 59Prozent „eher schon“. Lediglich vier Befragtegeben an, „überhaupt nicht“ zu profitieren.

Orientierung an Interessen

Drei Viertel der Befragten fühlen sich alsKunde von NEUSTART, für 18 Prozent ist dies„eher nicht“ und für sieben Prozent „über-haupt nicht“ der Fall. Bei diesen siebenProzent scheint es jedoch zu einer Irritation beidem Begriff „Kunde“ gekommen zu sein:NEUSTART versucht kundenorientiert zu han-deln, das heißt, sich an den Wünschen derAnspruchsgruppen zu orientieren, und ver-wendete deshalb diesen Begriff imFragebogen.

Managementkompetenz schafft höchsteZufriedenheit

Am zufriedensten zeigten sich die Befragtenunter den verschiedenen NEUSTARTAngeboten mit der Kompetenz des Manage-ments. An zweiter Stelle kommen die sozialar-beiterischen Dienstleistungen im Bereich derOpfer- und Täterhilfe. Die Präventionsarbeitund die Teilnahme am öffentlichen kriminalpo-litischen Diskurs (Präsenz in den Medien etcetera) wurden eher schlechter bewertet.

NEUSTART: Prompt und verlässlich

Laut Befragung erhalten mehr als die Hälfteder Personen eine erwartete Dienstleistungvon NEUSTART immer sofort. 40 Prozent sindder Meinung, diese „eher schon“ zu erhalten.Zwei Personen gaben an, eine Dienstleistung„eher nicht“ zu erhalten. Bei der Qualitätunterschiedlicher NEUSTART Bereiche stichtdie Verlässlichkeit besonders hervor.

Die Fachliche Kompetenz in der Straffälligen-hilfe, das Engagement und die Motivation derMitarbeiter, die Fachliche Kompetenz in derHilfe für Opfer und das professionelle Heran-gehen an Problemstellungen erhielten eben-falls hohe Wertungen. Das Wachstum derOrganisation und die Erfolgsquote bei denBetreuungsfällen sowie die Abdeckung desBedarfs wurden in Bezug auf die Qualität eherschlecht bewertet.

Qualität wird am Engagement gemessen

Als Kriterien für die Qualität der sozialarbeite-rischen NEUSTART Dienstleistungen sind denBefragten das Engagement der Sozialarbeiter,die Betreuungshäufigkeit, der Ausbildungs-stand der Sozialarbeiter sowie die Abdeckungdes Bedarfs der Kooperationspartner beson-ders wichtig. Weniger Relevanz bei derQualitätsbeurteilung haben die Punkte Rück-meldungen von Klienten beziehungsweise dieRückfallshäufigkeit.

Bewährungshilfe soll verbessert werden

Verbesserungen werden von den Koopera-tionspartnern vor allem in den BereichenHilfestellung für die Klienten bei der Weisungs-erfüllung und Bewährungshilfe erwartet.Darüber hinaus würden sich die Befragtenaber auch bei der Schulsozialarbeit, derVermittlung Gemeinnütziger Leistungen undbei den Kommunikationszentren für Haftent-lassene Verbesserungen wünschen.

Mitarbeiter engagiert und freundlich

Für mehr als die Hälfte der Befragten sind dieNEUSTART Mitarbeiter „leicht erreichbar“, für45 Prozent „eher schon“. Nur fünf Befragtehatten Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu kontak-tieren. Den Umgang bezeichnen die meistenBefragten als engagiert und freundlich sowiekundenorientiert. Die wenigsten empfindenden Umgang als ablehnend und distanziert.

Lösungen werden angeboten

Auf Kritik seitens der Kooperationspartner rea-gieren die NEUSTART Ansprechpartner in derRegel mit einem Lösungsvorschlag und aufge-schlossen: Diese Erfahrung hat knapp dieHälfte der Befragten gemacht. Zwei Befragtegaben an, dass die NEUSTART Ansprech-partner gleichgültig reagiert haben. Circa 90Prozent der Befragten hatten im letzten Jahrmehr als einmal Kontakt mit ihrem NEUSTARTAnsprechpartner, zwei Prozent hatten im letz-ten Jahr keinen Kontakt.

Gewünschte künftige NEUSTART Aufgaben

Hilfestellungen bei der Arbeits- undWohnungssuche, Konfliktregelung, die Vermitt-lung Gemeinnütziger Leistungen, die Hilfe-stellung bei der Aufarbeitung der Ursachender Straffälligkeit und die Hilfestellung fürOpfer von Straftaten. Am wenigsten geschätztwäre es, würde sich NEUSTART ausschließ-lich auf sozialarbeiterische Dienstleistungenbeschränken.

Die Ansprechpartner hatten auch Gelegenheit,persönliche Anmerkungen und Anregungen zuunserer Arbeit in ein freies Feld einzutragen.Wir erhielten dadurch sehr wichtige Anregun-gen, vereinzelt auch pointiert formulierte Kritik,die wir zum Anlass nehmen werden, unsereArbeit zu verbessern beziehungsweise diegeäußerte Kritik in Einzelgesprächen mit denNEUSTART Ansprechpersonen vor Ortprompt abzuklären und Kritisiertes zu verän-dern. Wir danken allen Mitwirkenden herzlichfür ihr Feedback und hoffen im Jahr 2006 neu-erlich auf ihre Unterstützung, wenn es darumgeht, unsere Dienstleistungen zu verbessern.

zubtil e-zine: VOM TAUFBECKEN IN DIE KINDERSCHUHE„Mich interessieren Erwartungshaltungen des Opfers eigentlichnicht.“ „Jedes bösartige Problem ist in der Regel einmalig.“ ZweiSätze aus dem zubtil e-zine, aus unterschiedlichen Artikeln zu völ-lig unterschiedlichen Themen. Der erste stammt aus dem Interviewmit einem Richter, den zweiten zitiert der Revisor von NEUSTART.

Erfolgreicher StartVor einem Jahr wurde im report das Konzept von zubtil e-zineskizziert, ein Produkt, das bislang einzigartig bei NEUSTART ist. Beider ersten Redaktionskonferenz am 18. Februar 2004 stand dieoptische Gestaltung noch nicht endgültig fest, dennoch erarbeitetendie Redakteurinnen und Redakteure bereits die Themen für das lau-fende Jahr und begannen mit ihren Recherchen. Der erste Artikelerschien am 27. Mai 2004 im Herbert Leirer-Forum, am 2. Juni wur-den alle „Channels“ von zubtil e-zine mit Artikeln befüllt. Bis heutesind 43 Artikel, Editorials und Rezensionen erschienen. Die zweiteRedaktionskonferenz hat bereits stattgefunden, und die Themen für2005 stehen fest. Die Redaktion hat das Userverhalten und dieErfahrungen nach einem dreiviertel Jahr e-zine ausführlich disku-tiert, Verbesserungsvorschläge und Anregungen werden laufendeingearbeitet.

Ran an den PCWer den Weg ins Internet und auf die Homepage von NEUSTARTfindet (www.neustart.at), hat schon halb gewonnen: Unter demLink „zubtil e-zine“ sind in fünf Channels Themengruppen zusam-mengefasst, die sich mit der Arbeit von NEUSTART und mit Themen

zu abweichendem Verhalten und Straffälligkeit im Allgemeinenbefassen. Länge und Inhalt der Artikel sind unterschiedlichanspruchsvoll. Vom Interview über die Fallgeschichte bis zu wissen-schaftlichen Daten findet jeder das Passende. Das Überdenken her-gebrachten Leseverhaltens ist zumindest einen oder mehrereVersuche wert - lohnen sollte es sich in jedem Fall.

Surfen statt schleppenWem das Lesen auf dem Bildschirm zu anstrengend ist, der kannsich die Artikel auch ausdrucken, in die Aktentasche legen undlesen, wann immer er oder sie dafür Zeit findet. Gegenüber her-kömmlichen Broschüren mag das ein Nachteil sein, langfristig hatdas e-zine aber auch einen unbestreitbaren Vorteil: Im Archiv sindsämtliche jemals erschienene Artikel jederzeit abrufbar, auch nochnach einigen Jahren. Und dann macht sich die Elektronik bezahlt:Denn wer schleppt schon gerne die gebundene Jahresausgabe mitmehreren Bänden einer Fachzeitschrift mit sich herum? DieWebstatistik spiegelt neben zufrieden stellenden Zahlen auchOriginelles wider: Zugriffe aus Japan, Kanada, Mexiko und Brasilientauchen regelmäßig auf. Positiv gedacht: Absichtlich.

... zubtil sc news service bestellen:

einfach eine Mail schicken an:[email protected] dem Vermerk „zubtil“

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Jodlerkönig, FALTER und Gitter-Masken – Highlights aus dem Jahr 2004Was haben der Jodlerkönig aus Vorarlbergund die Zeitschrift FALTER aus Wien gemein-sam? Freiwilliges Engagement und wohlwol-lende Unterstützung für NEUSTART. Weil siedie Leistungen, die NEUSTART anbietet,honorieren und unterstützen. Wir präsentierenIhnen hier die Highlights des vergangenenJahres – was ist Bemerkenswertes passiert –und wo?

Geld für VerbrechensopferRudolf Adler, ein ehemaliger Klient der NEUSTART Verbrechensopferhilfe Tirol, war

so angetan von derBetreuung, dass erim November 2004eine Benefizveran-staltung auf dieBeine stellte. Erbrachte „Rudi und

Reini – der Jodlerkönig“ gemeinsam mit derBundesmusikkapelle Götzens, der Gesangs-gruppe Singma, den Diamanten, den Tuifl-stoanern und anderen auf die Bühne desGemeindezentrums Götzens. Fast 400Besucher erlebten einen humorvollen, musika-lisch anspruchsvollen Abend, der professionellorganisiert war – inklusive Tombola mit Flug-reise als Gewinn (danke an BürgermeisterHans Payer); unterstützt von Mitarbeitern derPfarre Götzens und moderiert von HansKutscherer (Radio Tirol) brachte das Konzert6.650 Euro, die nun zur Betreuung von Ver-brechensopfern in Tirol zur Verfügung stehen.

Brief an mich„Stark ohne Gewalt“ hieß das Pilotprojekt inVorarlberg, das Ende 2004 von NEUSTARTdurchgeführt wurde. Vier jugendliche Straf-täter nahmen an sozialer Gruppenarbeit teil.Alle bezeichneten sich als motiviert, an derLösung ihrer Probleme zu arbeiten, konntendas zu Beginn allerdings so nicht artikulieren.Mehrere Ziele sollten erreicht werden: dieJugendlichen sollten sich mit der Straftat aus-einander setzen, Verantwortung übernehmen,Zusammenhänge zwischen Lebenssituationund Delikt herstellen, Mitgefühl entwickeln,Umgang mit „provokanten“ Situationenbeherrschen lernen.

Mit der Methode der ThemenzentriertenInteraktion durchlebte die kleine Gruppe vierPhasen (orientieren, klären, Produktivität undAbschluss). Unterstützt durch Videoauf-nahmen wurden Sequenzen aus dem eigenenLeben nachgespielt, die Rolle des Opfersmusste übernommen werden, um zu spüren,wie sich das Opfer fühlt. Jeder Jugendlichekonnte am Ende des Projekts zumindest einenPunkt nennen, an dem er in Zukunft weiterar-beiten möchte („Ich werde zuerst überlegenund dann handeln“, „Ich weiß, in welchenSituationen ich in Konflikte gerate und werdediese meiden“). Jeder Teilnehmer schrieb ansich selbst einen Brief. Zugestellt wird diesererst ein halbes Jahr später – so soll dasGelernte langfristig im Alltag verankert undgesichert werden.

Fachtag in Wels

Stolz stellten sich die Teilnehmer desDiversionsfachtags in Wels zum Gruppenbildauf: Fast alle Staats- und Bezirksanwälte derStaatsanwaltschaft Wels trafen einander imDezember 2004, um sich von NEUSTART prä-sentieren zu lassen, was einen Klienten beimAußergerichtlichen Tatausgleich und bei derVermittlung Gemeinnütziger Leistungen erwar-tet. Den fachlichen Schwerpunkt stellte diePräsentation eines fiktiven Falles mit anschlie-ßender Diskussion in Kleingruppen sowie ab-schließender Bewertung im Plenum dar.

Bedingte am PrüfstandDie Bedeutung der bedingten Haftentlassungwar einmal mehr prominent diskutiertesThema: Anlässlich der Eröffnung von

NEUSTART Salzburg im September des ver-gangenen Jahres diskutierten Experten ausJustiz, Exekutive und Sozialarbeit und kamenüberein, dass bedingte Entlassung für dieRückfallsvermeidung bedeutsam sein kann.

Auf dem Podium: Dr. Walter Pilgermair (Leiten-der Oberstaatsanwalt von Linz), Dr. MarcusWitek (Leitender Staatsanwalt aus Salzburg),Brigadier Franz Lang (Bundesministerium fürInneres), Dr. Alois Jung (Vizepräsident desOberlandesgerichts Linz), Sektionschef Dr.Roland Miklau (in Vertretung der Justiz-ministerin) und Marko Rosenberg (Geschäfts-führer von NEUSTART). Die Statements inKürze: Ein Mehr an bedingter Entlassung stelltkein Sicherheitsrisiko dar – das könnte miteinem Pilotprojekt gezeigt werden (Pilgermair,Witek); die derzeitige restriktive Handhabungder bedingten Entlassung durch die Gerichtewar vom Gesetzgeber so nicht angedacht

(Witek); die Übergabe des ehemaligenStrafgefangenen in ein soziales Netz ist einErfolgsfaktor für die Rückfallsvermeidung(Lang); Gemeinnützige Arbeit und Betreuungdurch NEUSTART sind Alternativen zurErsatzfreiheitsstrafe (Rosenberg); ohnebedingte Entlassung sind keine begleitendenMaßnahmen möglich, deshalb müsse man„dem Aussitzen“ von Freiheitsstrafen entge-genwirken (Jung); die Diskussion rund um diebedingte Entlassung soll unter dem Kalkülgeführt werden, dass Chancen für denVerurteilten verbessert und das Risiko für dieGesellschaft vermindert wird (Miklau).

Gitter und Masken„An-rüchig“ lautete der Titel eines Sozial-kunstprojekts, in dem 17 Vereine und die dortbetreuten Klienten mitwirkten, darunter auchNEUSTART. In Masken-Workshops hatten dieKlienten zum Thema „Gitter“ Masken herge-stellt. Vor dem Grazer Künstlerhaus erfolgteEnde Juli 2004 im Rahmen der Jahrespräsen-tation der Berufsvereinigung der bildendenKünstler Steiermark die Endpräsentation. DasKonzept: Betroffene Menschen, die von unter-schiedlichen Institutionen und Vereinenbetreut werden, sollen in Anlehnung an denAktionismus eine lebende Skulptur bezie-hungsweise eine Demo im öffentlichen Raum

gestalten. Mit künstlerischen Mitteln und indirekter Kommunikation mit dem Betrachterkönnen Gedanken, Gefühle, Fragen und Kritikformuliert werden.

Das Leder ist rundAnfang Jänner 2004 hat NEUSTART Grazseine neue Einrichtung an der Adresse „ArcheNoah 8–10“ eröffnet; bereits drei Monate spä-ter fand in Graz (als Folge des im Jahr davorerrungenen Europameistertitels) die 23.Fußball-Europameisterschaft der Bewäh-rungshilfen statt – organisiert von den Grazern.24 Mannschaften traten zum Kräftemessen anund bewarben vor einer 365 Gäste umfassen-den Publikumsschar die Bewährungshilfe.Einer der Höhepunkte war ein Benefizspiel, indem Insassen aus der Justizanstalt GrazKarlau zugunsten der Verbrechensopferhilfegegen die ehemalige Siegermannschaft vonNEUSTART antraten. Unterstützt und betreutwurden die Mannschaften von Profis: FrancoFoda (Sturm) und Werner Gregoritsch(Mattersburg) stellten sich unentgeltlich zurVerfügung und waren voll bei der Sache. DasBenefizspiel gewannen die Häftlinge – mit 5:2,Landeshauptmann Waltraud Klasnic über-reichte den Ehrenpokal. Die Europameister-schaft gewann Niedersachsen/Osnabrück, dienächste EM findet in Luxemburg statt.

FALTER bringt KundenDie Wiener Stadtzeitung FALTER und dieFahrradwerkstatt von NEUSTART im 6.Wiener Gemeindebezirk haben eine neuartigeKooperation auf die Beine gestellt. FALTERAbonnenten erhalten einen Gutschein für einRad-Service, der in der Fahrradwerkstatt ein-gelöst werden kann. Bereits von April bisOktober 2004 wurde die Endmontage für rund300 Fahrräder übernommen. Weil die Räumein der Fahrradwerkstatt zu klein waren, musstedie Arbeit ausgelagert werden - eine besonde-re Herausforderung für die Klienten, da ihnendiese Umstellung große Selbstständigkeit,Verlässlichkeit und Eigenverantwortung abver-langte. Durch die Flexibilität des Werkstattlei-ters konnten allfällige Schwierigkeiten bewäl-tigt und die neuen Kunden zufrieden gestelltwerden. Die Fortführung der Kooperation imJahr 2005 ist deshalb bereits geplant.

NEUSTART goes GermanyLast but not least konnte NEUSTART das vomMinisterium der Justiz Baden-Württembergdurchgeführte Ausschreibungsverfahren zurDurchführung des Pilotprojekts „Bewährungs-und Gerichtshilfe in freier Trägerschaft“ für dieLandgerichtbezirke Stuttgart und Tübingen fürsich entscheiden. Kriterien für die Auftrags-vergabe waren unter anderem die fachlicheKompetenz, die Projektorganisation und dasKonzept für den Aufbau der ehrenamtlichenBewährungshilfe. Dieser Auftrag ist eine weitere Bestätigung für uns, dass Kompe-tenz, Professionalität und Wirtschaftlichkeit im Bereich der Straffälligen- und Opferhilfe„NEUSTART“ heißen.

Gewalt zerstört dein Leben. Egal, auf welcher Seite du stehst.

NEUSTART Kampagne 2004Eine kurzläufige Pistole, die vor einem dun-klen blauschwarzen Hintergrund bedroh-lich präsentiert wird. Bedrohlich, aber auchästhetisch ansprechend, irgendwie aufeine subtil-hinterhältige Art einladend.Durch die Pistole geht eine senkrechtepunktierte Linie und deutet im Bereich derSchusswaffe eine Hand an, die den Abzugberührt – was das Bild in zwei Hälften teilt,und eine freie Wahl der Seite für jedenBetrachter offen lässt: Bedrohen oderselbst bedroht werden.

Einprägsame BilderEs sind Bilder, die sich einprägen, die zumNachdenken anregen und Stellung bezie-hen. NEUSTART hat mit einer Kampagneim Sommer 2004 versucht, die öffentlicheMeinung für die Probleme beider Seiten,für deren Anliegen sich NEUSTART ein-setzt, zu sensibilisieren. In der breitenÖffentlichkeit ist NEUSTART (früher„Verein für Bewährungshilfe und SozialeArbeit“) seit jeher für Bewährungshilfe undHaftentlassenenhilfe bekannt, wird also vorallem mit „Täterarbeit“ in Verbindung ge-bracht. Obwohl die Arbeit mit Straftäterneinen großen Teil der NEUSTART Tätigkeitausmacht, ist auch die Arbeit mit Opfernvon Kriminalität seit langer Zeit eines unse-rer vielen sozialpolitischen Anliegen. Seit15 Jahren werden im AußergerichtlichenTatausgleich österreichweit Täter- und vorallem auch Opferinteressen effektiverwahrgenommen als es in Gerichtsver-fahren möglich ist. Seit ca. zwei Jahren gibt es die NEUSTARTVerbrechensopferhilfe, die sich profes-sionell um die Lebensbewältigung undTraumata von Opfern von Verbrechen kümmert.

Breite Streuung der Medien

In einer Pressekonferenz am 28. Juli 2004wurde gemeinsam mit BundesministerinMag. Karin Miklautsch die Kampagnegestartet. Der Kontakt zur Öffentlichkeiterfolgte auf vielfältige Art und Weise: 3.300Acht-Bogen-Plakate auf Plakatwändenund Litfasssäulen und 700 Toilads imToilettenbereich von Gastronomiebetrie-

ben wurden bundesweit affichiert. Weiterswurden 250 Citylights in den Bundes-hauptstädten und 33 Infoscreens in derWiener U-Bahn bespielt sowie 120.000Freecards in Cafehäusern und Restaurantsverteilt. Dazu kamen 2.000 Poster, die vonunseren Mitarbeitern verteilt wurden.

Ein Radio-Spot, der nach dem Werbeblockausgestrahlt wurde, erreichte etwa330.000 Ö3-Hörer. Im Herbst wurde einSpendenmailing an 40.000 Personen ver-sendet.

ReaktionenEs war nicht für alle Menschen einfach, dieBotschaft des Slogans „Gewalt zerstörtdein Leben. Egal, auf welcher Seite dustehst.“ zu verstehen. Manche meinten,NEUSTART wolle jede Art von Gewaltschlecht machen, also auch jene, die zurAbwehr von Gewalt eingesetzt wird. Zuden Reaktionen gehört aber auch einWürstelstandbesitzer in der Nähe einerJustizanstalt, der aktiv bei der Informationseiner Kunden mithalf und sogar darandachte, seinen Würstelstand umzubenen-nen – in „zum Neustart“.

DankDurch die Unterstützung der WerbeagenturPalla, Koblinger_Proximity, des Radiosen-ders Ö3, der GEWISTA und anderer Betei-ligter konnte eine Ersparnis gegenüber ver-gleichbaren Kampagnen in der Höhe von250.000 Euro erzielt werden. Wir dankenallen Unterstützern und natürlich allenSpendern.

Im Verein NEUSTART arbeiten insgesamt1.457 Personen mit, rund 60 Prozent davonsind Frauen. Ihre spezifischen Kenntnisseund Leistungen werden geschätzt und tra-gen entscheidend zur Qualität der Sozial-arbeit von NEUSTART bei. Ihre Bedürfnissenach einem attraktiven Arbeitsplatz undKarriereplanung, die oft aufgrund vonDoppelbelastung spezielle Bedingungenverlangen, werden durch einen Plan zuFörderung der Chancengleichheit unter-stützt. Von unseren 33.600 Klienten sindrund 15 Prozent Frauen, ihre speziellenLebensumstände (Doppelbelastung, erhöh-tes Verarmungsrisiko et cetera) erfordernindividuell angepasste Hilfestellungen.Ausschließlich aus Gründen der besserenLesbarkeit verwenden wir in dieserBroschüre die männliche Schreibweise.

Page 4: „NIE HASSERFÜLLT SEIN, NIE AUFGEBEN!“ · Erledigung nicht in deren Existenz, sondern in der potentiellen Kreation von Stereotypen à la „leichte Körperverletzung ist gleich

WEITERENTWICKLUNG ÜBER BISHERIGE GRENZEN HINAUS

Blickt man auf nahezu ein halbes Jahrhundertder Straffälligenhilfe in Form der „Vereins-lösung“ in Österreich zurück, dann kommtman nicht umhin, die Entwicklung seither,einschließlich der mit dem AußergerichtlichenTatausgleich eingeleiteten Orientierung auchauf die Hilfe für Opfer von Straftaten, als eineErfolgsgeschichte zu betrachten. Das sehenauch andere so, wie der gegen härtesteKonkurrenz erzielte Erfolg unserer Bewerbungum die Durchführung (zunächst) desPilotprojekts der Ausgliederung der Bewähr-ungshilfe aus der Landesverwaltung in Baden-Württemberg in Stuttgart und Tübingen zeigt;ein Erfolg, der nicht nur das Selbstbewusst-sein aller unsere Mitarbeiter stärken, sondernuns auch im öffentlichen kriminal- und sozial-politischen Diskurs zu einem offensiverenAuftreten nach außen ermuntern sollte. Wirhätten also allen Anlass, von uns selbst beein-druckt zu sein.

Sind von der Qualität unserer Arbeit aber auchjene überzeugt, die sie täglich mehr oder weni-ger intensiv wahrnehmen, insbesondere alsodie Öffentlichkeit und unsere Partner aus derJustiz? Wir unterliegen einem doppeltenLegitimationszwang gegenüber unserenAuftraggebern aus der Justiz und gegenüberder Öffentlichkeit, nämlich einerseits – wieauch andere – als Nutzer öffentlicher Mittel

und andererseits – wie niemand anderer – alsOrganisatoren und überzeugte Sachwalteralternativer Reaktionen auf strafbares Verhal-ten. Dies erfordert es nach unserer Überzeu-gung, in einer Art „Frühwarnsystem“ verstärktund gezielt nicht nur in die eigene Organisa-tion, sondern auch in unsere Anspruchs-gruppen hineinzuhören, um „Beziehungsstör-ungen“ frühzeitig wahrnehmen zu können. Diemittlerweile ausgewertete Befragung unsererKooperationspartner und Anspruchsgruppen,über die wir diesmal zu berichten haben, ist indiesem Zusammenhang zu sehen. Das durch-wegs erfreuliche Ergebnis zeigt, dass wir auchim Inland nach rund fünfzig Jahren – wiegewohnt – auf einem guten Weg sind; es solluns aber dennoch anspornen, da und dortaufgezeigte Schwachstellen rasch zu beseiti-gen. Wir sehen uns für kommende kriminalpo-litische Aufgaben gut gerüstet. Wir haben unsim Gegenzug bei unseren Kooperations-partnern, also den Richtern, Staatsanwälten,sonstigen Vertretern der Fachöffentlichkeit,aber auch bei den Journalisten und denRepräsentanten der Politik, für das uns entge-gengebrachte Vertrauen, aber auch für dieZusammenarbeit zu bedanken, ohne die unse-re Arbeit nicht möglich wäre.

HR Dr. Rudolf MüllerVorsitzender des Vorstands von NEUSTART

Hilfe schafft Sicherheit.Respektvoller Umgangund professionelle Un-terstützung für unsereKlienten, insbesonderefür Täter und Opferstrafbarer Handlungen,liegen im Interesse derGesellschaft und ihrerSicherheit. Seit denAnfängen der Organi-

sation sind wir diesem Ziel, dieser Überzeu-gung verpflichtet. Die Bearbeitung vonKriminalitätsursachen statt Abschreckung,Integration statt Ausgrenzung und Deeska-lation und konstruktive Lösung von Konfliktenbieten aus unserer Erfahrung der Gesellschaftmehr Schutz vor Kriminalität und deren Folgenals bloße Repression.

Deshalb war auch im Jahr 2004 die Ent-wicklung und öffentliche Thematisierung vonAlternativen zur Haft ein zentraler Arbeits-schwerpunkt von NEUSTART. Unsere Forde-rung nach einer Anwendung der bedingtenEntlassung mit Betreuung durch einenBewährungshelfer als Regelfall des Über-gangs von der Haft in die Freiheit (wie in denmeisten mitteleuropäischen Ländern) wurdevon den Justizpolitikern aufgenommen.Aktuell werden im Bundesministerium fürJustiz konkrete Überlegungen zu einerNovellierung der Bestimmungen, die diebedingte Entlassung regeln, angestellt.

Gemeinnützige Arbeit statt HaftAuch eine weitere, von NEUSTART entwickel-te, Alternative zur Freiheitsstrafe, die Ge-meinnützige Arbeit, wird inzwischen von zahl-reichen Justizpolitikern als Option zur Sen-kung der im Jahr 2004 ständig gestiegenenHäftlingszahlen gesehen. GemeinnützigeArbeit fördert die Auseinandersetzung des

Verurteilten mit dem Delikt, gestattet dieBearbeitung von psychosozialen, gesundheit-lichen, ökonomischen und rechtlichen Proble-men und ermöglicht die Aufrechterhaltungbeziehungsweise den Aufbau von sozialenBeziehungen und Kontakten.

19 Prozent der Häftlinge in den österreichi-schen Gefängnissen verbüßen Freiheitsstrafenzwischen drei und sechs Monaten, rund 1.400Menschen verbüßen Freiheitsstrafen, weil sieihre Geldstrafe nicht bezahlt haben. Gerade indiesen Gruppen sehen wir ein beträchtlichesPotential, um die explodierenden Haftzahleneinzudämmen.

Ein Mehr an bedingten Entlassungen mitBetreuung durch Sozialarbeiter und eineInvestition in „sozial konstruktive“ Alternativenzur Freiheitsstrafe (wie die GemeinnützigeArbeit) sind ein wichtiger Beitrag zur Integra-tion von straffällig gewordenen Menschen, zurVermeidung von Rückfällen und damit zurVermeidung neuer Opfer. Auch wenn esselbstverständlich ist, dass es den Ausbauvon Alternativen zur Freiheitsstrafe nicht zumNulltarif geben kann, so kommen sie derGesellschaft doch um vieles billiger als dieständig wachsenden Häftlingszahlen.

Ich bedanke mich bei unseren Auftraggebern,bei unseren Partnern in Politik, Medien undÖffentlichkeit. Ohne ihre Unterstützung könn-ten wir unser Ziel, die Integration von Men-schen, die am Rande der Gesellschaft stehen,nicht realisieren. Die haupt- und ehrenamtli-chen Mitarbeiter werden auch in Zukunft mitihrem Know-how und ihrem Engagementunseren Leitsatz HILFE SCHAFFT SICHER-HEIT in der täglichen Arbeit umsetzen.

Marko Rosenberg Geschäftsführer

In den Vorjahren habenwir uns mit vielen not-wendigen innerorgani-satorischen Restruktu-rierungsmaßnahmen,die der Verbesserungunserer Strukturen undAbläufe galten undunsere Kräfte bündel-ten und dadurch ver-stärkten, beschäftigt.

Es war uns 2004 daher sehr wichtig, unsereAktivitäten wieder verstärkt nach außen zurichten. In allen Belangen sind wir bestrebt,uns als Organisation weiter zu öffnen. Damitmeine ich, dass wir uns intensiver mit denErwartungen, die an uns gestellt werden, aus-einander setzen, unser Dienstleistungs-angebot ausweiten und unsere Finanzierungauf ein breiteres Fundament stellen wollen.

Um dies zu kommunizieren, haben wir im Jahr2004 eine Informations- und Spenden-kampagne mit dem Leitgedanken „Gewalt zer-stört dein Leben. Egal, auf welcher Seite dustehst.“ gestartet. Allgemein verständlich,aber nicht zu vereinfachend sollte dieser ersteSchritt an die Öffentlichkeit die Täter- und dieOpferseite als Betroffene eines Delikts zeigen.Wir wollten mit einer starken, aufrüttelndenBildsprache und mit Radiospots den Betrach-ter beziehungsweise den Radiohörer zumNachdenken anregen und unsere Leistungenund damit den Nutzen für die Gesellschaftsichtbar machen.

Es ist uns wichtig, alte Bilder von Bewäh-rungshilfe und Haftentlassenenhilfe durchunser heutiges Selbstverständnis einer ganz-heitlichen Krisenbewältigung im Zusam-menhang mit kriminellen Delikten zu ersetzen.Zudem haben wir einen Film über unsereArbeit produziert, der vor allem in derPräventionsarbeit, zum Beispiel in Schulen,eingesetzt werden soll. Es werden darinGeschichten gezeigt, die über Hilfe für Opferund Täter, Rückfallsbekämpfung statt Racheund Wiedereingliederung statt Ausgrenzungberichten.

Die anschließende Spendenkampagne zeigteuns, dass sowohl Unternehmen als auchPrivatpersonen bereit sind, einen finanziellenBeitrag zu leisten, um unsere Arbeit zu unter-stützen. Sollten auch Sie zu diesen Spendernzählen, möchte ich mich bei Ihnen im Namenvon NEUSTART und unseren Klienten rechtherzlich dafür bedanken.

Bedanken möchte ich mich auch dafür, dasseinige von Ihnen uns im Rahmen unsererAnspruchsgruppenbefragung wichtige Rück-

meldungen zu unserer Arbeit gegeben haben.Da wir als Organisationen des „DrittenSektors“ eine wichtige Rolle als Akteure in derReform des Wohlfahrtsstaates einnehmenwollen, und es dabei unser Ziel ist, einerseitsals effizientere Anbieter von sozialen Dienstenund andererseits als Agenturen zivilgesell-schaftlicher Erneuerung und als Träger sozia-ler Solidarität aufzutreten, sind uns IhreMeinung und Ihre Erwartungen für unsereWeiterentwicklung sehr wichtig.

Es zeigt sich nicht nur in Österreich, dassengagierte und leistungsfähige Non-Profit-Organisationen wesentlich zur Steigerung derProblemlösungskapazität moderner Gesell-schaften auf nationaler und internationalerEbene beitragen. NEUSTART kann und willdafür wesentliche Beiträge leisten. Deshalb istes aus unserer Sicht einerseits notwendig, diebestehenden Aktivitäten in Österreich zu ver-stärken, und andererseits über Österreich hin-aus insbesondere innerhalb der EU dasEngagement zu intensivieren.

Wir sind daher besonders stolz darauf, dasswir nach einem Ausschreibungsverfahren vomJustizministerium in Baden-Württemberg mitder Umsetzung des Pilotprojektes „Bewäh-rungs- und Gerichtshilfe in freier Trägerschaft“beauftragt wurden.

Wir werden im Rahmen dieses Projekts vom1.1.2005 bis 31.12.2006 in den Landes-gerichtsbezirken Stuttgart und Tübingensowie in dem Amtsgerichtsbezirk Stuttgarttätig sein. Ziel des Projekts ist laut Aus-schreibung, die Effizienz und Effektivität derAufgabenerledigung in der Bewährungs- undGerichtshilfe durch organisatorische, fachlicheund strukturelle Innovationen unter Beachtungdes Wirtschaftlichkeitsgrundsatzes und unterEinhaltung der in den „Richtlinien für dasBewährungshilfeverfahren und die Füh-rungsaufsicht“ festgelegten Qualitätsstan-dards zu sichern und zu erhöhen.

Weiters soll eine Konzeption für die Aufgaben-übertragung auf ganz Baden-Württembergentwickelt werden. Auf Grund unserer großenErfahrung in diesem Bereich sind wir vomErfolg dieses Projekts überzeugt.

Wir sind deshalb hoch motiviert und mit großerZuversicht in das Jahr 2005 gestartet und hof-fen, wie bisher auf Ihre Kooperation undUnterstützung vertrauen zu dürfen.

Mag. (FH) Wolfgang HermannGeschäftsführer

KONTAKTENEUSTART Österreich, Mag. (FH) Wolfgang Hermann, Marko Rosenberg, 1050 Wien,Castelligasse 17, TEL 01 | 545 95 60 ... NEUSTART Wien 2, Mag. Irene Rieger, 1020 Wien,Holzhausergasse 4/3, TEL 01 | 218 32 55 ... NEUSTART Wien 5, Manuela Felbinger, 1050Wien, Geigergasse 5-9, TEL 01 | 533 17 98 ... NEUSTART HOMEBASE, Manuela Felbin-ger, 1020 Wien, Heinestraße 25/4, TEL 01 | 214 65 26 ... NEUSTART Wien 6, SusanneArtner-Eigner, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 70, TEL 01 | 405 35 46 ... NEUSTARTWien 21 / Korneuburg, Dr. Elisabeth Grabner-Tesar, 1210 Wien, Franz Jonas-Platz 3/2. Stie-ge/3. Stock, TEL 01 | 271 60 03 ... NEUSTART Salzburg, Mag. Dr. Andrea Pawlowski, 5020Salzburg, Schallmooser Hauptstraße 38, TEL 0662 | 65 04 36 ... NEUSTART Graz, UlrikePlaschka, 8020 Graz, Arche Noah 8-10, TEL 0316 | 82 02 34 ... NEUSTART Obersteier-mark, Susanne J. Pekler, 8700 Leoben, Parkstraße 11, TEL 03842 | 451 77 ... NEUSTARTTirol, Bernhard Trummer-Kaufmann, 6020 Innsbruck, Andreas Hofer-Straße 44-46, TEL0512 | 58 04 04 ... NEUSTART Burgenland - NÖ Süd, Christine Hell-Krichhammer, 2700Wr. Neustadt, Ungargasse 8/2. Stock, TEL 02622 | 232 94 ... NEUSTART NiederösterreichNord West, Magdalena Pernerstorfer, 3100 St. Pölten, Julius Raab-Promenade 27/I/DG,TEL 02742 | 774 75 ... NEUSTART Linz-Steyr, Mag. Adalbert Eisenriegler, 4020 Linz, Kolle-giumgasse 11, TEL 0732 | 749 56 ... NEUSTART Wels-Ried, Elke Schernhammer, 4600Wels, Gärtnerstraße 9, TEL 07242 | 433 62 ... NEUSTART Kärnten, Alfred Gschwendner,9020 Klagenfurt, Fromillerstraße 29, TEL 0463 | 546 80 ... NEUSTART Vorarlberg, JosefKöck, 6901 Bregenz, Römerstraße 1-3, TEL 05574 | 455 90 ... NEUSTART Online-Bera-tung: www.neustart.at ... Unsere Hilfe schafft Sicherheit.

ALTERNATIVEN ZUR HAFT

SACHWALTER ALTERNATIVER REAKTIONENDANKNEUSTART wird überwiegend aus Mitteln des Bundesministeriums für Justiz finanziert.Das Justizministerium hat mit uns einen Leistungsvertrag abgeschlossen. Ein weitererstarker Partner, wenn es um die Unterstützung unserer Klienten geht, ist das Arbeits-marktservice. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen aus Ländern und Gemeindenund viele Privatspender. Diese ermöglichen, dass uns Mittel zur Verfügung stehen, damitwir anlassbezogen und fallweise auch unbürokratisch helfen können. Das gibt uns dieMöglichkeit, kritische Situationen abzufedern und hilft, Rückfälle zu vermeiden. Wirbedanken uns bei all unseren (Groß)Spendern und Unterstützern!

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