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ANLAGEN- UND APPARATEBAUER Sie verwandeln Metallbleche und -rohre in Dinge, die unser Leben stark beeinflussen und erleichtern: zum Beispiel in einen Eisenbahn- waggon, in eine Restaurantküche oder in einen Tank für die Pharma- industrie. Die drei Beispiele zeigen, wie vielfältig die Produkte sind, an denen Anlagen- und Apparate- bauerinnen und -bauer mitwirken – und wie sehr wir im Alltag auf diese Arbeit angewiesen sind. Die Berufsleute sind stets dann am Werk, wenn Bleche, Rohre und weitere Profile in die richtige Form gebracht werden müssen. Mit verschiedenen Werkzeugen und Maschinen werden die Materialien zugeschnitten, umgeformt und zusammengefügt. Zum Beispiel stanzen und schneiden sie Bleche auf die gewünschte Grösse zu und biegen sie mit der Abkant- maschine. Die einzelnen Bauteile schweissen, schrauben, löten oder nieten sie zusammen und bauen so komplexe Anlagen und Appa- rate. Die Berufsleute sind nicht nur in der Werkhalle, sondern auch bei der Endmontage vor Ort — etwa im Lift- und Mühlebau — anzutreffen. ANLAGEN- UND APPARATEBAUERIN SWISSMEM EFZ

ANLAGEN- UND APPARATEBAUER EFZ...tik, Materialkunde, technisches Zeichnen, Grundlagen der Elektrotechnik und Ferti-gungstechniken. «Schweissen interessiert mich besonders», sagt

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ANLAGEN- UND APPARATEBAUER

Sie verwandeln Metallbleche und

-rohre in Dinge, die unser Leben

stark beeinflussen und erleichtern:

zum Beispiel in einen Eisenbahn-

waggon, in eine Restaurantküche

oder in einen Tank für die Pharma-

industrie. Die drei Beispiele zeigen,

wie vielfältig die Produkte sind,

an denen Anlagen- und Apparate-

bauerinnen und -bauer mitwirken

– und wie sehr wir im Alltag auf

diese Arbeit angewiesen sind. Die

Berufsleute sind stets dann am

Werk, wenn Bleche, Rohre und

weitere Profile in die richtige Form

gebracht werden müssen. Mit

verschiedenen Werkzeugen und

Maschinen werden die Materialien

zugeschnitten, umgeformt und

zusammengefügt. Zum Beispiel

stanzen und schneiden sie Bleche

auf die gewünschte Grösse zu

und biegen sie mit der Abkant-

maschine. Die einzelnen Bauteile

schweissen, schrauben, löten oder

nieten sie zusammen und bauen

so komplexe Anlagen und Appa-

rate. Die Berufsleute sind nicht

nur in der Werkhalle, sondern

auch bei der Endmontage vor Ort

— etwa im Lift- und Mühlebau —

anzutreffen.

ANLAGEN- UND APPARATEBAUERIN

SWISSMEM

EFZ

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Port

rät «Ich hatte noch nie etwas vom

Beruf Anlagen- und Apparate- bauer gehört, bis ich an einer Informationsveranstaltung mei-nes jetzigen Lehrbetriebs teil- nahm», sagt Saïd El Hamadi. «Da hat es bei mir Klick gemacht. Das Schweissen und Bearbeiten von Metall hat mir auf Anhieb gefallen.»

Saïd El Hamadi absolviert seine berufliche Grundbildung bei einem Unternehmen, das Maschinen für den Bau und Unterhalt von Bahngleisen herstellt, so etwa Schotter-Stopf-maschinen, Planiermaschinen oder Mess-fahrzeuge. «Ich habe eben eine Verriege-lung für eine Bettungs-Reinigungsmaschine angefertigt. Das ist eine Maschine, die auf den Bahngleisen zirkuliert, um Schotter zu entfernen oder zu sortieren. Mit der Verriege-lung kann eine grosse Zange arretiert werden, welche die Gleise und Bahnschwellen anhebt. Meine Aufgabe war es, die verschiedenen Teile der Vorrichtung zusammenzuschwei-ssen. Ich habe auch eine Stützfeder für eines der Drehgestelle hergestellt», erklärt der junge Mann. «Gefertigt und zusammengesetzt

werden die Teile immer mit Hilfe von Mon-tage- und technischen Zeichnungen. Die muss man erst mal richtig lesen können.»

Tablare und FenstertürenDer Lernende bearbeitet nicht nur Teile, die in Maschinen eingebaut werden. «Mein Kol-lege und ich haben zum Beispiel 47 Tablare für die Aufbewahrung von Rädern angefertigt. Nach dem Ausmessen und Zuschneiden der Metallrohre haben wir diese zusammenge-schweisst», sagt Saïd El Hamadi. «Oder der Einbau einer kleinen Fenstertür für unser

Ersatzteillager: Dazu habe ich zuerst eine Blechplatte und einen Aluminiumrahmen zurechtgeschnitten, den ich anschliessend entgratet habe. Dann habe ich die Scheibe fixiert und den Türgriff angeschraubt.»Die Lernenden im Unternehmen wechseln regelmässig die Abteilung und lernen so die verschiedenen Arbeitsbereiche kennen: Aus-schneiden, Schweissen oder die Montage von Chassis und Drehgestellen. «Das alles macht meine Tätigkeit sehr abwechslungsreich», erklärt Saïd El Hamadi. Der Unterricht an der Berufsfachschule umfasst Fächer wie Physik, Mathema-tik, Materialkunde, technisches Zeichnen, Grundlagen der Elektrotechnik und Ferti-gungstechniken. «Schweissen interessiert mich besonders», sagt der Berufsmann. «Ich lese die Kursunterlagen aufmerksam durch und schaue mir auf dem Internet auch gerne Videos zum Thema an. Ich beobachte genau, wie die Profis den Brenner halten oder wie sie mit der unterschiedlichen Dicke des Materials umgehen.»

Dickes und dünnes BlechIn Saïd El Hamadis Lehrbetrieb absolvieren die Lernenden mehrere Praktika in anderen Betrieben. «Ich habe zwei Monate bei einem grossen Hersteller von Verpackungsanlagen gearbeitet. An Drehmaschinen konnte ich verschiedene Fertigungstechniken auspro-bieren. Meine Aufgaben glichen jenen eines Polymechanikers», sagt Saïd El Hamadi. «Ein weiteres Praktikum absolvierte ich bei einem Lieferanten von Zwischendecken und Leitungsrohren. Dort habe ich mit dünnem Blech gearbeitet, während wir im Lehrbetrieb Blech mit einer Dicke von 5 bis 6 cm bearbei-ten. Die Techniken sind je nach Art des Blechs unterschiedlich. Bei uns biegen wir das Blech beispielsweise nicht. Ich fand es sehr interes-sant, mich in diesem Bereich weiterzuentwi-ckeln. Sobald ich mein EFZ in der Tasche habe, möchte ich noch mehr Erfahrungen in diesem Gebiet sammeln.»

Maschinen auf Schienen Saïd El Hamadi, 25

Anlagen- und Apparatebauer im 3. Lehrjahr

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Port

rät Cécile Jund hat ihre Ausbildung

in einem Unternehmen gemacht, das unter anderem Flugzeug- strukturen herstellt und Flugzeug-wartungen durchführt. In ihrem Job ist handwerkliches Können auf vielfältige Weise gefragt.

Was eine Anlagen- und Apparatebauerin macht, wissen die wenigsten auf Anhieb. Die Frage nach ihrem Beruf beantwortet Cécile Jund mittlerweile einfach so: «Ich mache Flugzeugteile.» Kein Wunder, verursacht das beim Gegenüber erst einmal grosse Augen: Die 22-Jährige sieht nicht unbedingt aus wie jemand, der Flugzeuge zusammenbaut. Sie ist zierlich und klein – aber genau das kann in ihrem Beruf ein Vorteil sein: «Im Flugzeugbau arbeiten wir oft mit kleinen, leichten Teilen. Es ist meist eine eher feine Arbeit.» Und wenn nicht, könne man ja immer noch den Kran ein-setzen, sagt die junge Frau und schmunzelt. Cécile Jund kauert gerade im «Skelett» eines Flugzeug-Rumpfs und vernietet die Blechteile miteinander. So viele Nieten! Und jede ein-

zelne ist präzise von Hand angebracht. In der riesigen Werkhalle stehen die künftigen Flug-zeuge in Reih und Glied und werden von kon-zentrierten Berufsleuten montiert – Schritt für Schritt. Wir befinden uns im Strukturbau.

HandarbeitDie Form des späteren Flugzeugs lässt sich bereits erahnen – und auch, wie komplex es aufgebaut ist. Jeder einzelne Flieger wird von Hand gebaut, hier sind keine Roboter zu sehen wie etwa im Autobau. Selbst das Zuschneiden der Bauteile erfolgt noch mit einer klassischen CNC-Fräse und nicht etwa, wie heute meist der Fall, mit einem Laser. «Lasermaschinen schneiden zwar sehr effi-zient und exakt, doch sie produzieren leicht poröse Kanten. Das ist im Flugzeugbau nicht erlaubt», erklärt Cécile Jund. Als Anlagen- und Apparatebauerin arbeitet sie übrigens nicht nur mit Maschinen und Werkzeugen, sondern ist auch mal mit Stift und Papier oder am Computer anzutreffen: Sie hat während der Grundbildung gelernt, Konstruktions-zeichnungen mit CAD, das heisst Computer Aided Design, anzufertigen. Im Alltag macht Cécile Jund aber eher Handzeichnungen .

Lebendiges MaterialDie Arbeit der Anlagen- und Apparatebaue-rin ist sehr vielseitig. So ist Cécile nicht nur im Strukturbau, sondern häufig auch in der

Spenglerei anzutreffen. Hier, wo die für das Flugzeug nötigen Bauteile wie zum Beispiel Flügelkomponenten gefertigt werden, zeigen die Berufsleute ihr ganzes Können: Es wird gestanzt, geformt, geschweisst, gelötet und gemessen. «Besonders Spass machen mir das Abkanten, das Schweissen und das Nie-ten», sagt die junge Anlagen- und Apparate-bauerin. Ihren Job empfindet sie als kreativ: «Natürlich sind grössere Serien, zum Beispiel die Herstellung von 150 gleichen Teilen, eher Routine. Doch manchmal ist ein spezielles Bauteil oder eine Variante nötig. Dann muss ich mir überlegen, wie ich zum Ziel komme.» Sprich: Welche Maschine benötige ich? Wel-che Arbeitstechnik? Abhängig vom gewählten Material geht Cécile Jund unterschiedlich vor. So ist Alu-miniumblech ein «lebendiges» Mate-rial: «Je nach Vorbehandlung, zum Bei-spiel durch Wärme, hat es eine andere Spannung. Es reagiert nicht immer gleich auf eine Verarbeitung, das muss ich berück-sichtigen.»Cécile Jund hat Erfahrung in der Fertigung von Prototypen. Die zweite Hälfte ihrer beruf-lichen Grundbildung verbrachte sie in der Protoypenwerkstatt und stellte dort Repara-turartikel und Kleinserien her. «Das war sehr abwechslungsreich, da ich immer wieder neue Lösungen suchen musste und viele verschie-dene Arbeitstechniken anwenden konnte.»

Sie macht Flugzeuge niet- und nagelfest

Cécile Jund, 22 Anlagen- und Apparatebauerin EFZ

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Anlagen- und Apparatebauerinnen und -bauer arbeiten in allen erdenklichen Aufga-bengebieten – vom Lift- über den Maschinen-bau bis zur Luftfahrtindustrie. Die vierjährige berufliche Grundbildung kann sich deshalb ziemlich stark unterscheiden: Die Lernenden werden in zwei Schwerpunkten vertieft aus-gebildet. Welche das sind, hängt vom Ausbil-dungsbetrieb ab. Häufige Schwerpunkte sind Blechbearbeitung, Schweisskonstruktionen, Baugruppenmontage oder Rohrleitungssys-teme. Eine eher seltene Kompetenz ist zum Beispiel die Herstellung von Schmiedeteilen.

In der Werkstatt und unterwegsDie Berufsleute arbeiten in Betrieben der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) – von Kleinst- bis zum Grossunter-nehmen. Die MEM-Industrie ist die grösste industrielle Arbeitgeberin der Schweiz. Von Elektrowerkzeugen über Pumpen- und Kom-pressortechnik bis Luft- und Raumfahrttech-nik wird hierzulande alles hergestellt, was der weltweite Hightech-Markt benötigt. Der typische Arbeitsplatz befindet sich in einer Werkhalle oder einer Werkstätte. Manchmal sind die Berufsleute aber auch

bei der Kundschaft unterwegs, um Anlagen in Betrieb zu nehmen oder zu warten. In der Regel arbeiten sie zu normalen Arbeitszeiten, es gibt jedoch Jobs mit Schichtarbeit. Die Berufsleute arbeiten oft mit grossen Tei-len wie Blechen, Baugruppen oder Schweiss-konstruktionen. Hier ist Teamarbeit unerläss-lich. Anlagen- und Apparatebauerinnen und -bauer haben einen körperlich fordernden Beruf. Sie sind den ganzen Tag in Bewegung und oft auf den Beinen. Beim Schweissen ver-harren sie zum Teil auch in gebückter Haltung. Ergonomische Hilfsmittel wie Hallenkräne oder Hebezeug unterstützen sie – trotzdem braucht es Kraft und Ausdauer.

Viele Möglichkeiten nach der GrundbildungInsgesamt werden in der Schweiz jährlich rund 250 Lernende ausgebildet, die meisten davon in der Deutschschweiz, etwa ein Fünf-tel in der Romandie. Der Frauenanteil ist mit unter 1 Prozent verschwindend klein. Inter-essierte Jugendliche, welche die schulischen Anforderungen erfüllen und handwerklich geschickt sind, haben gute Chancen auf eine Lehrstelle.

Anlagen- und Apparatebauerinnen und -bauer sind gesucht. Es gibt zahlreiche Wei-terbildungsmöglichkeiten, viele Berufsleute bleiben auch im Beruf. Eine klassische Weiter- bildung ist z.B. die zum Schweissfachmann / zur Schweissfachfrau mit eidg. Fachausweis. Aber auch die Berufsmaturität und ein Stu-dium an der Fachhochschule – zum Beispiel Bachelor of Science in Maschinentechnik – ist ein gerne gewählter Weg.

Gesuchte Berufsleute in vielen Branchen

Metall zu bearbeiten, ist ein Kraft- akt — heute übernehmen das gröss-tenteils Maschinen. Die grossen Kräfte, die hier wirken, erfordern entsprechende Sorgfalt von den Berufsleuten. Werden die Vorschrif-ten eingehalten, ist der Anlagen- und Apparatebau ein sicherer Beruf. In den Werkstätten kann es schon mal sehr lärmig werden, z. B. beim Richten eines geschweissten Gestells mit Hilfe eines Hammers. Für solche Fälle gibt es aber einen Gehörschutz.

Arbeitssicherheit gross geschrieben

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Anfo

rderu

ngen

Anlagen- und Apparatebauer/in EFZ — ein Beruf für mich?

Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen.

Ich bin handwerklich geschickt. Im Anlagen- und Apparatebau entstehen manchmal grosse Werkstücke. Die Bearbeitung der Teile muss trotzdem sehr präzise sein, damit der Zusammenbau reibungslos funktioniert. Die Berufsleute müssen deshalb grob- und feinmotorisch geschickt sein.

Ich arbeite gern mit Blechen. Anlagen- und Apparatebauer arbeiten vorwiegend mit Blechen, verwenden für die Montage aber auch vorge- fertigte Teile wie Metallprofile. Die Metall-, insbesondere die Blechbearbeitung ist ihre Kernkompetenz.

Ich habe eine robuste Gesundheit. Der Beruf erfordert Ausdauer, Beweglichkeit und Kraft — schliesslich ist man den ganzen Tag in Bewegung und auch mal in «unbequemer» Position, wie etwa beim Schweissen.

Ich habe ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Die Berufsleute sind in der Lage, Konstruktionszeichnun-gen korrekt zu lesen. Aufgrund der Zeichnungen stanzen und schneiden sie zum Beispiel flache Bleche auf die gewünschte Grösse zu und bringen sie durch Biegen und Falzen in die richtige Form.

Ich kann mich gut konzentrieren. Schweissen, Umformen oder Trennschneiden erfordern grosse Aufmerksamkeit und eine zuverlässige Arbeits-weise.

Ich löse gern Probleme. Dass etwas nicht funktioniert, gehört für Anlagen- und Apparatebauerinnen und -bauer zum Alltag. Sie sehen Probleme als Herausforderungen und haben den Ehrgeiz, Lösungen dafür zu finden.

IMPRESSUM

1. Auflage 2015 © 2015 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB SDBB Verlag, www.sdbb.ch, [email protected]

Projektleitung: Peter Kraft, Fanny Mülhauser, Alessandra Truaisch, SDBB Recherche und Texte: Tanja Hegglin, Zürich; Jean-Noël Cornaz, SDBB Fachlektorat: Oliver Schmid, Swissmem; Brigitte Schneiter-von Bergen, Ostermundigen Übersetzung: Myriam Walter, Zürich Fotos: Iris Krebs, Bern; Thierry Parel, Genf Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: Roland Müller, SDBB Druck: PCL Presses Centrales SA, Renens

Artikelnummer: FE1-3205 (Einzelex.), FB1-3205 (Bund à 50 Ex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch.

Vertrieb, Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 Zollikofen Telefon 0848 999 001, Fax +41 (0)31 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch

Wir danken allen beteiligten Personen und Firmen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

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Berufliche Grundbildung

Voraussetzung: Abgeschlossene Volksschule

Dauer: 4 Jahre

Bildung in beruflicher Praxis: In einem Betrieb der Maschinen- und Metallindustrie (MEM-Branche). In den ersten 2 Bildungsjahren findet die Basis- und Ergänzungs-ausbildung statt. Im 3. und 4. Jahr wird eine Schwer-punktausbildung in mindestens zwei Tätigkeitsgebieten des Ausbildungsbetriebes vermittelt.

Schulische Bildung: 1-2 Tage pro Woche an der Berufs-fachschule

Berufsbezogene Fächer: Technische Grundlagen (Mathematik, Informatik, Lern- und Arbeitstechnik, Physik, Elektro- und Steuerungstechnik, technisches Englisch), Werkstoff- und Fertigungstechnik, Zeichnungs- und Maschinentechnik

Überbetriebliche Kurse: Praktisches Erlernen und Üben beruflicher Grundlagen

Abschluss: Eidg. Fähigkeitszeugnis «Anlagen- und Apparatebauer/in EFZ»

BerufsmaturitätBei sehr guten schulischen Leistungen kann während oder nach der beruflichen Grundbildung die Berufsmaturitäts-schule besucht und die eidgenössische Berufsmaturität erworben werden. Die Berufsmaturität ermöglicht das Studium an einer Fachhochschule, je nach Studienrich-tung prüfungsfrei oder mit Aufnahmeverfahren.

WeiterbildungKurse: Diverse Angebote von Berufsfachschulen, der Swissmem-Kaderschule und von weiteren Ausbildungs- anbietern im technischen Bereich

Berufsprüfung (BP) mit eidg. Fachausweis: z.B. Schweissfachmann/-frau, Prozessfachmann/-frau, Instandhaltungsfachmann/-frau

Höhere Fachprüfung (HFP) mit eidg. Diplom: z. B. Industriemeister/in, Instandhaltungsleiter/in

Höhere Fachschule HF: z.B. Dipl. Techniker/in Maschinen-bau (Vertiefung Produktionstechnik), Dipl. Techniker/in Unternehmensprozesse (Vertiefung Betriebstechnik)

Fachhochschule FH: z. B. Bachelor of Science in Maschinentechnik, Bachelor of Science in Systemtechnik

Weitere Informationenwww.berufsberatung.ch: Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen, Weiter- bildung

www.swissmem-berufsbildung.ch: Der Verband der Maschinen, Elektro- und Metallindustrie (MEM) informiert umfassend über alle MEM-Berufe.

www.tecmania.ch: Informationen zu Berufen, Lehrstellen und Weiterbildungen in der MEM-Branche

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Pläne interpretierenDamit die Berufsleute wissen, wie sie die Bleche stanzen und formen sollen, müssen sie Konstruk- tionszeichnungen lesen können.

Werkstücke trennen und umformenMit Hilfe von Maschinen werden Bleche gestanzt und umgeformt. Hier braucht es höchste Konzen- tration, da hier grosse Kräfte am Werk sind.

Komponenten und Apparate herstellenDie Berufsleute fertigen z.B. Kessel und Tanks für die Industrie an, aber auch kleinere Komponenten wie etwa das Gerüst einer industriellen Werkbank.

Bauteile fügenJe nach Situation werden Bauteile mit Schweissen, Nieten, Löten, Kleben, Schrauben und Verstiften zu Baugruppen zusammengefügt.

Baugruppen montierenNun nimmt die Anlage oder das Gerät Gestalt an: In der Montage bauen die Berufsleute die Bau-gruppen zusammen.

CNC-Maschinen bedienenDie Berufsleute programmieren und überwachen auch computergesteuerte Anlagen, zum Beispiel Schneidgeräte mit Lasertechnik.

Unterhaltsarbeiten ausführenAnlagen- und Apparatebauer/innen warten verschiedenste Anlagen und Geräte wie Mühlen, Chemie-Anlagen, Aufzüge etc.

Anlagen in Betrieb nehmenDie Berufsleute bauen Anlagen nicht nur, sondern stellen sie auch auf und nehmen sie in Betrieb — zum Beispiel Aufzüge oder Mühlen.

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Laufb

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Schweissen ist sein Metier – und Schweissen ist, so Clemens Noser, «das wich-tigste Verfahren» im Anlagen- und Appa-ratebau. Der Schweissfachmann verarbeitet Aluminium, Titan, Chromnickelstahl und andere Metalle zu nützlichen Dingen. Früher zum Beispiel zu einem Bremspedal für For-mel-1-Boliden, als er für Sauber Petronas in der Werkstatt stand. Und heute beispielswei-se zu einem Kugelfangsystem für Schiessan-lagen. Vom Motorsport bis zum Apparatebau deckt Clemens Nosers Firma praktisch alles ab, was geschweisst werden muss. Ehrgeizig war Clemens Noser schon während der Grundbildung als Anlagen- und Apparate-bauer, gewann er doch an den Schweizer Berufsmeisterschaften die Goldmedaille.

Schweissfachmann mit eigener Firma

Für eine Weiterbildung zum Schweissfach-mann entschied er sich, um sein Wissen zu vertiefen. «Als Schweissfachmann ist man für die Qualitätssicherung zuständig: Man prüft und beaufsichtigt die Arbeiten. Das ist inbesondere dann Vorschrift, wenn eine unsachgemässe Schweissnaht gefährlich sein würde.» Nach verschiedenen Stationen als angestellter Schweissfachmann machte sich Clemens Noser selbstständig. Auch als Geschäftsführer verbringt er noch 80 Prozent seiner Arbeitszeit in der Werkstatt. Zum Glück: «Ich liebe es, von A bis Z alles selber zu machen. Den ganzen Tag im Büro zu sein, wäre nicht mein Ding.»

«Mit der Weiterbildung zur Industrie- meisterin wurden mir einige Türen geöffnet», sagt Claudia Juric, die in einem internatio-nalen Technologiekonzern arbeitet. «Man lernt, vernetzt zu denken.» Aus der Pro-duktionsmitarbeiterin und Gruppenleiterin wurde dank des eidgenössischen Diploms eine Führungskraft mit 16 Mitarbeitenden. Als Teamleiterin verschiedener Abteilungen war Claudia Juric bisher vor allem für die Pro-duktion von Brandmeldern verantwortlich. Nach ein paar firmeninternen Wechseln und der Mitarbeit bei grösseren Projekten wird Claudia Juric bald eine neue Herausforderung als Segmentleiterin der High Volume Line

Abteilungsleiterin und interner Coach

übernehmen – damit bezeichnet man die Fertigung von sehr hohen Stückzahlen. «Ich finde die Elektronikfertigung eine spannende Branche: Man lernt immer wieder Neues dazu. Es ist heute eine grosse Herausfor-derung, als Schweizer Produktionsbetrieb global konkurrenzfähig zu bleiben. Damit wir das schaffen, muss die Produktion ständig optimiert werden.» Und das ist Claudia Jurics Job. Um neue Lösungen zu finden, tauscht sie sich oft mit anderen Fachleuten aus – und hier kommt das vernetzte Denken ins Spiel. Daneben ist sie Arbeitnehmervertreterin. In dieser Funktion berät sie Mitarbeitende bei Arbeitsplatzkonflikten. Ausserdem verhilft Claudia Juric, die selbst eine Tochter hat, Frauen zu einem erfolgreichen Wiederein-stieg nach dem Mutterschaftsurlaub – eine Massnahme ihres Arbeitgebers, der auf weibliche Talente nicht verzichten will.

Claudia Juric, 37, Industriemeisterin Christian Sonderer, 30, Leitender Repair Manager

Clemens Noser, 32, Schweiss- fachmann und Geschäftsführer

© 1. Auflage 2015, SDBB, BernSWISSDOC 0.554.2.0

Kennzahlen spielen im Berufsleben von Christian Sonderer eine wichtige Rolle: «Mit ihnen kann ich Ziele beurteilen, zum Beispiel, ob eine Anlage optimal ausgelastet ist», sagt der Techniker HF Unternehmensprozesse. Christian Sonderer ist nicht nur ein Zahlen-, sondern auch ein Aviatikfan: Er arbeitet in der Flugzeugbranche, wo er seine Laufbahn auch begonnen hat. Nach der Grundbildung als Anlagen- und Apparatebauer bildete er sich zum Flugzeugmechaniker weiter. Klingt nach einem Traumjob – warum blieb er nicht in der Werkstatt? «Ich wollte eine Führungs-position. In der Administration habe ich bessere Perspektiven und ausserdem keine Schichtarbeit», begründet Christian Sonderer seinen Wechsel ins Büro. Die Techniker-Aus-bildung machte er auf eigene Faust – und prompt erhielt er bei seinem Arbeitgeber

Teamleiter mit Budgetverantwortung

eine neue Position als Repair Manager. In dieser Funktion betreut er Kunden, die Flugzeugkomponenten wie zum Beispiel ein Kabinenteil reparieren lassen. Nach einigen Jahren als Repair Manager übernahm Christian Sonderer die Teamleitung und damit auch die Budgetverantwortung für das Repair Management. «Ich habe eine grosse Eigenverantwortung. Am Schluss müssen die Resultate, sprich die Zahlen, stimmen – wie, bestimme ich weitgehend selbst.» Christian Sonderer kann sich vorstellen, nochmals eine Weiterbildung zu machen. «Aber ich möchte auf jeden Fall in der Aviatik bleiben.»