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1 Ansprache von Prof. Dr. Siegfried Kokoschka anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Karlsruher – Bridge-Sportclubs, gefeiert im Hotel Best Western Hotel in Bad Herrenalb am 24.9.2011 --..-- Liebe Bridgefreunde Unser Präsident Herrmann von Langsdorff fragte mich während seiner Vorbereitungen für dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der langjährigsten Mitglieder unseres Klubs etwas über seine Anfänge berichten könnte, was ich hiermit gern tue. Die Gründung unseres Klubs Allerdings war der Klub schon vier Jahre alt als ich im Jahre 1965 eingetreten bin. Schriftliche Unterlagen aus der damaligen Zeit liegen kaum vor. Doch die frühen Anfänge sind mir vor allem aus Erzählungen und einigen privaten Aufzeichnungen meiner Schwiegermutter Anne-Marie Dengler gut bekannt. Auch haben meine Frau und ich anlässlich der Feier zum 40-jährigen Klub- Jubiläum im Jahre 2001 eine „Kleine Chronik“ verfasst, in der zahlreiche Daten des Klubs zusammengetragen wurden. Dann habe ich auch ein wenig in alten Ausgaben der Deutschen Bridge-Zeitung gestöbert und war auch an den alten Spielstätten unseres Klubs mit dem Fotoapparat unterwegs. . Hotel Germania in Karlsruhe vor dem 2. Weltkrieg, dem ersten Spielort eines Karlsruher Bridgeklubs

Ansprache von Prof. Dr. Siegfried Kokoschka anlässlich

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Unser Präsident fragte mich im Zuge seiner Vorbereitungen für dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der langjährigsten MitgKarlsruher – Bridge-Sportclubs, gefeiert im Hotel Best Western Hotel
in Bad Herrenalb am 24.9.2011
--..--
Unser Präsident Herrmann von Langsdorff fragte mich während seiner Vorbereitungen für dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der langjährigsten Mitglieder unseres Klubs etwas über seine
Anfänge berichten könnte, was ich hiermit gern tue.
Die Gründung unseres Klubs
.
2. Weltkrieg, dem ersten
Spielort eines Karlsruher Bridgeklubs
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Bridge in Karlsruhe wurde bereits vor dem Krieg gespielt und zwar im Hotel Germania, damals dem wohl renommiertesten Hotel vor Ort. In der Deutschen Bridge-Zeitung vom 15. Februar 1939 findet man auf den letzten beiden Seiten die Anschriften der damals 50 deutschen Bridgeklubs. Die Gruppe Karlsruhe spielte danach am Montag und Freitag unter Leitung der Baronin von Ochs. Aber erschrecken Sie nicht, vermutlich nicht schon sehr früh von 4-8 Uhr bzw. 8-12 Uhr, sondern wohl nach heutiger Zeitrechnung zwischen 16-20 Uhr bzw. 20-24 Uhr.
Ausschnitt aus der Liste der deutschen Bridgevereine 1939
Auch überregionale Turniere wurden damals schon veranstaltet. Zum Beispiel berichtet die Deutsche Bridge-Zeitung vom Februar 1937 über ein Benefizturnier der Gruppe Karlsruhe zu Gunsten des WHW (Winterhilfswerk). Es wurde ein Howell-Turnier an 15 Tischen gespielt, dass von dem Paar Pflüger aus Karlsruhe und Dr. Gieren aus Frankfurt gewonnen wurde. Preise für dieses Turnier wurden gestiftet u.a. von der Stadt Karlsruhe und der Spielbank Baden-Baden. Da kann man heute nur neidisch sein.
Bericht im Nachrichtenblatt des Deutschen Verbandes e.V. Februar 1937 über ein Turnier der Gruppe Karlsruhe im Hotel Germania zu Gunsten des WHW (Winterhilfswerk), gespielt an 15
Tischen
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Nach dem Krieg, zumindest seit Anfang der 50ziger Jahre, spielte die Gruppe Karlsruhe, wiederum unter der Leitung der Baronin, im Hotel Kaiserhof vor allem freie Partien (Rubberbridge). Als Regierungsdirektor a.D. Hans-Herbert Dengler, ein passionierter Bridgespieler, 1959 mit seiner Familie nach Karlsruhe zog, setzte er sich sogleich für die Gründung eines neuen Klubs ein, in dem auch ordentliches Turnierbridge gespielt werden konnte. Doch die Geburt eines neuen, zeitgemäßen Klubs erwies sich als ziemlich schwierig.
Dr. von Rotteck, der damalige Präsident des Deutschen Bridge-Verbandes, befürchtete nämlich Nachteile für den Klub der verdienten Baronin von Ochs und blockte zunächst etwas ab. Es ging schließlich auch um das Tischgeld der Baronin.
Spielort Hotel Eden und Ergebnis des 1. Turniers nach dem Krieg
Als Kompromiss wurde zunächst innerhalb des Klubs der Baronin (Karlsruhe 1) eine sogenannte Turnierabteilung gegründet, die einmal in der Woche im Hotel Eden spielte. Deren erstes Turnier fand am Montag den 10. November 1959 statt. Gewonnen haben es punktgleich das Ehepaar Dr. Dimitrov und die Herren Dengler und Haeseler.
Dazu einige Anmerkungen: Die Auswertung eines Turniers erfolgte damals bis zu den ersten Computerauswertungen etwa Anfang der 90ziger Jahre durch den Turnierleiter und seine Helfer ausschließlich per Hand. Dabei wurden zunächst die Anschriften des zu jedem Board gehörigen Boardbegleitzettels in Matchpunkte (MP) umgerechnet bzw. gescort. Bei z.B. 10 Tischen gab es für den Top 18 MP (10-1)x2, für einen geteilten Top 17, und für das nächstbeste Ergebnis 2 MP weniger, also im Beispiel 15, so wie es heute der Computer macht, der aber ungleich schneller und ohne Fehler arbeitet. Die Scores jedes Boards wurden dann für jedes Paar in vorbereitete Listen übertragen und addiert. Ergaben die Kontrollsummen jedes Boards den richtigen Wert, konnte aufsummiert
Erster Spielort nach dem Krieg im Hotel Kaiserhof
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und die Reihenfolge der Paare gesucht werden. Wenn nicht, musste der Fehler beim Scoren oder Aufsummieren gefunden werden. Es kam dann schon mal vor, dass das Ergebnis erst nach einer halben Stunde oder länger nach dem Spielen der letzten Hand verkündet werden konnte. Wollte man nicht so lange warten, konnte man das Ergebnis am nächsten Tag telefonisch erfragen.
Nach etwa zwei Jahren ständigen Bemühens konnten Dr. von Rotteck und die Baronin davon überzeugt werden, dass ein zweiter Klub in Karlsruhe allen nutzen würde. So kam es schließlich im Oktober 1961 zur Gründung des Karlsruher Bridge-Sport-Clubs mit folgenden Gründungsmitgliedern:
Ehepaar Auch, Frau M. Battenfeld, Dr. L. Bleyer, Ehep. Dengler, Frau Doris Dengler, Ehep. Dr. Dimitrov, Frau Eschenbacher, Herr Hilgenstock, Herr Jansen, Frau von Kaull, Frau Luprich, Frau Prohaska, Frau Rex, Frau Sehmann, Ehep.Dr. Wehowski.
Der Gründungsvorstand war: Präsident: Dr. Alfred Wehowski,
Sportwart: Hans-Herbert Dengler Schatzmeister: Frau Irmgard Dimitrov-Schill.
Die allseits beliebte Baronin von Ochs wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt, auch um die entstandenen Wogen zwischen dem alten Klub Karlsruhe 1 und dem neuen Klub mit dem Namen Karlsruher Bridge-Sport- Klub wieder zu glätten.
Hans-Herbert Dengler ist nicht nur die Gründung unseres Klubs zu verdanken, er war es auch, der ihn in den ersten Jahren prägte. Er war der organisatorische Macher, der den Klub rasch nach vorn brachte und dabei fast notwendigerweise auch manchmal etwas aneckte. Da traf es sich gut, dass seine Frau Anne-Marie Dengler durch ihre besonnene und liebenswürdige Art für ein freundliches Umfeld sorgte und manche Wogen glätten konnte. Der erste Präsident (heute 1. Vorsitzende) unseres Klubs, Dr. Wehowski, stammte aus Brünn und kam 1947 mit seiner Familie nach Karlsruhe, wo er eine Anwaltspraxis eröffnete. Bridge war für ihn vor allem ein gesellschaftliches Ereignis. Er und seine charmante Frau präsentierten den Klub mit echtem Wiener Charme, ohne sich aber um die Niederungen des Bridgealltags zu kümmern. Dies überließen sie lieber Hans-Herbert Dengler, der das Amt des Sportwarts übernahm.
Die Gründer unseres Klubs
1905 1982 1914 2010 1898 1969 1903 1983
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Von dieser Aufgabenteilung konnten die nachfolgenden Vorsitzenden des Klubs, Hans-Herbert Dengler, Siegfried Kokoschka, Ruth Majewski, Elisabeth Harmuth, Harald Hoffmeister und schließlich Hermann von Langsdorff nur träumen.
Frau Irmgard Dimitrov war der erste Kassenwart unseres Klubs. Doch sie war mehr. Bis zu Ihrem Weggang nach Baden- Baden (1972) hat sie durch ihre charmante und zupackende Art unser Klubleben vielfältig bereichert. Unvergessen sind die Einladungen in ihr Weingut bei Osthofen. Manchmal auch im Rahmen der viele Jahre regelmäßigen Treffen mit dem französischen Bridgeklub von Baden -Oos. Die Einladungen waren in der Regel im Klubrahmen,
manchmal eine Gegeneinladung für den französischen Bridgeclub Baden-Oos.
Unsere Wanderjahre 1961-1972 Das größte Problem des jungen Bridgeklubs war ein passendes Spiellokal zu finden. Kein Restaurant oder Hotel war mit uns auf die Dauer zufrieden. Hauptsächlich, weil einfach zu wenig verzehrt wurde. Es kam die schwere Zeit einer schier endlosen Wanderung durch 15 verschiede Gaststätten/ Hotels in nur 11 Jahren. Das waren unsere Spiellokale in zeitlicher Folge:
1. Keglerheim 2. Stefanie 3. Graf Zeppelin 4. Bremer Eck 5. Hotel Graf 6. Hotel Eden 7. Park Hotel 8. Kühler Krug 9. Schwarzwaldhotel 10. Salmen 11. Weißer Berg 12. Krokodil 13. Kolpinghaus 14. Felseneck 15. Rote Taube
Zum Beispiel spielten wir 1971/1972 in einem Nebenraum der Roten Taube, einem gemütlichen Restaurant in der Weststadt. Hatten schließlich alle Spieler zu Beginn eines Turniers an ihren Tischen Platz genommen, kam die Bedienung und nahm die Bestellung auf. Und da nicht alle gleichzeitig bedient werden konnten, wechselten inzwischen die Paare ihre Tische. Am Anfang unserer Zeit in der Roten Taube beschwerte sich einmal die auch ansonsten ziemlich resolute Bedienung völlig entnervt, lautstark mit den Worten;
“Essen und Trinken tun sie nichts, wie die armen Schlucker. Und bestellen sie mal was, dann findet man sie nicht, weil sie ständig rumlaufen. Wo ist denn nun der Kalbskopf.“ Kein Wunder, dass wir nicht besonders angesehen waren aber das Glück hatten, dass dies die letzte Etappe unserer Wandertour sein sollte.
Spiellokal Rote Taube in der Bunsenstraße (1971)
Die bisherigen Vorsitzenden unseres Klubs 1961 - 1966
1966 - 1976
1976 - 1981
1981 - 1994
1994 - 2003
2003 - 2011
seit 2011
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Wir hatten zwar anfangs keine feste Bleibe, dafür war das Klubleben außerordentlich lebendig und abwechslungsreich.
Es wurde von Anfang an zweimal in der Woche, Montag- und Donnerstagabend gespielt.
Die Kämpfe für die Klubteammeisterschaft wurden abwechselnd rundum in den privaten Wohnungen ausgetragen verbunden mit einer Einladung zum Abendessen
Es wurden regelmäßig Vergleichskämpfe mit benachbarten Klubs durchgeführt verbunden mit einer Essens-Einladung. Besonders die gegenseitigen Einladungen mit dem Franzözischen Bridgeklub Baden Oos waren Höhepunkte im Bridgejahr. Der Klub gab sich große Mühe, das kulinarische Niveau der französischen Einladung wenigstens annähernd zu erreichen.
Bei den Weihnachtsturnieren besuchten sich die Klubs gegenseitig, wobei jeder Spieler ein Geschenk mitbrachte. Besonders beliebt waren die Weihnachtsturniere in Pforzheim. Hier konnte die ersten Paare durchaus einen wertvollen Goldschmuck mit nach Hause nehmen
Zum Faschingsturnier erschienen praktisch alle kostümiert. Gesetzte Spieler wurden ersteigert. Der Erlös reichte für Bowle an alle.
Zwei Erfolgsgeschichten möchte ich hervorheben.
Einmal das Himmelfahrtsturnier, das seit der Klubgründung im Jahre 1961 im Schwarzwälder Hotel Plättig regelmäßig als eintägiges Paarturnier durchgeführt wurde und sich allseits großer Beliebtheit erfreute. In den ersten Jahren waren nur Klubmitglieder spielberechtigt. Nach wenigen Jahren bereits wurde aus dem „Plättig-Turnier“ ein Bezirksturnier. Gespielt wurde an 20-25 Tischen mit einem preiswerten Mittagessen in der Pause zwischen den beiden Durchgängen. Einige reisten bereits am Vortag an, um dann nach einigen Wanderstunden sich am Abend bei freien Partien für den nächsten Tag einzuspielen. Die Vorbereitungen zu diesem Turnier erforderten natürlich einigen Aufwand, da Spielmaterial, zum Schluss natürlich auch der Computer, sogar auch Tische, dorthin transportiert werden mussten. Das war dann auch der Grund, dass seit dem Jahre 2000 das Himmelfahrtsturnier in den eigenen Vereinsräumen durchgeführt wurde.
Eine weitere Erfolgsgeschichte waren die Karlsruher Teamturniere, die bis 1982 um den von Dr, von Rotteck gestifteten Sinnerpokal und den Lemaitrepokal sowie danach bis 1999 um die Süddeutsche Teammeisterschaft, ausgetragen wurden. Das erste Turnier fand am 2. September 1962 im alten Kühlen Krug statt. Das Nenngeld betrug für Mitglieder 5,00 DM und für Nichtmitglieder 8,00 DM. Hinzu kam 1,00 DM als sog. Sportmark. Später wurde gespielt im Parkhotel, im nicht mehr existierenden Schwarzwaldhotel, im Krokodil und zum Schluss im sehr beliebten
Landgasthaus/Hotel Zur Sonne in Stupferich. Vielleicht waren diese attraktiven Austragungsorte auch ein Grund für den lange anhaltenden Erfolg dieser Turniere.
Sehr erfolgreich:
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Den Sinnerpokal hatte der Präsident des Deutschen Bridgeverbandes, Dr. von Rotteck, gestiftet, vielleicht um damit seinen anfänglichen Widerstand gegen einen zweiten Karlsruher Klub etwas vergessen zu lassen. Er bestimmte aber, dass dieser Pokal von dem besten Team aus dem Süddeutschen Raum gewonnen wird. Als nun einmal der belgische Spitzenspieler Lemaitre mit seinem Team das Turnier gewann aber keinen Pokal erhielt, war er sehr verärgert, stiftete aber für den künftigen Sieger des Turniers einen weiteren Pokal mit seinem Namen. In der Folgezeit war es doch etwas unklar, wer nun welchen Pokal erhält. Es wurde dann so vorgegangen, dass der Sieger den Sinnerpokal und der zweite den Lemaitrepokal erhält. Ersteren hat dann im Jahre 1982 das Karlsruher Team mit den Gebrüder Horst und Volker Borho, Herbert Klummp, Riff Behar und Uwe Zinsmaier nach 3maligem Sieg hintereinander endgültig gewonnen. Seit 2000 wurde dieses Turnier in den vereinseigenen Klubräumen in Erinnerung an den langjährigen Sportwart und Turnierleiter Manfred Fritz als „Manfred Fritz-Gedächtnisturnier“ ausgetragen zwar anfangs als eintägiges Teamturnier und am nächsten Tag als Paarturnier, später nur als eintägiges Paarturnier. Doch die Teilnehmerzahl ging stetig zurück und das ehemals so erfolgreiche Turnier fand zum letzten Mal im Jahre 2010 statt.
Bridge ein Spiel für junge Leute ? Anders als heute waren in den 60/80 Jahre verhältnismäßig viele junge Leute im Klub. Der Altersdurchschnitt war erheblich geringer, er dürfte zwischen 35-40 Jahre betragen haben. Das Interesse von jungen Leuten für unser Spiel war damals überall ein allgemeiner Trend, nicht nur in Karlsruhe. Es waren oft Studenten, oft auch junge Schachspieler, die von diesem Spiel fasziniert wurden. Von diesem Trend ist heute leider nicht mehr viel zu spüren.
Ein typisches Beispiel dafür ist vielleicht, wie ich selbst zum Bridge kam. Es war 1963 und ich war damals Mitglied im Mühlburger Schachklub, der im Gasthaus Zum Ritter tagte. Üblich war, dass nach Ende des abendlichen Schachtrainungs im Gastraum ein zünftiger Skat gedroschen wurde. Thomas Schwenkreis lernte in einem Schachlehrgang Bridge kennen und berichtete begeistert davon. Um sich genauer zu informieren, besorgte ich ein Bridgebuch (den Klassiker Kontraktbridge von Ely Culbertson) und wir machten uns mit dem Nötigsten vertraut und spielten von nun an nach dem Schachtraining nicht mehr Skat, sondern ein ziemlich
wildes Rubberbridge, oft nach der Marke Eigenbau und nicht immer nach den gültigen Regeln.
Durch Zufall entdeckte Thomas Schwenkreis im Hinterzimmer des Gasthauses Zeppelin an grünen Tischen Karten spielende Leute. Er wurde sofort von Hanns-Herbert Dengle angesprochen und darüber aufgeklärt, dass hier Turnierbridge gespielt wird, das viel interessanter sei als Rubberbridge. Jedenfalls traten in der Folge zahlreiche Spieler aus dem Mühlburge Schachclub in unseren Bridgeklub ein, z.B. Thomas und Vita Schwenkreis, Ursel und Uwe Zinsmaier, Barbara und Siegfried Kokoschka, Irmgard Nowak, Peter Baur. Über ähnliche Wege kamen immer mehr junge Leute hinzu, z.B. die Gebrüder Horst und Volker Borho,
Grüne Tische im Hinterzimmer !
Eine Spielhölle - oder was?
Nein. Es war der
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Dieter Raetz, Peter Seib, Hartwig Welsch, Riff Behar, Manfred Fritz, Georg Nippgen und Bernard Ludewig.
Diese jungen Leute sorgten im Klub für frischen Wind. Es wurde sehr engagiert gespielt und es ging auch manchmal hoch her. Zahlreiche Spitzenspieler gingen aus dieser Gruppe hervor. Der Karlsruher Bridgeclub wurde zu einem der stärksten Klubs in Deutschland und zu einer guten Bridge-Adresse überhaupt. Wohl deshalb schlüpfen auch heute noch andere Spitzenspieler in der Bundesliga unter sein Dach, obwohl sie hier im Klub selbst gar nicht mehr auftauchen.
Eine weitere Nachwuchsquelle war die Volkshochschule. Doch dies war nicht immer selbstverständlich. Hans-Herbert Dengler konnte anfangs den damaligen Direktor nicht davon überzeugen, dass Bridge kein vulgäres Kneipenspiel ist. Erst als er sich bereit erklärte, zwei Jahre auf eigene Kosten ohne Honorar in den Räumen der Volkshochschule zu unterrichten und die Kurse großen Zuspruch fanden, wurde Bridge als Unterrichtsfach anerkannt. Später ab etwa 1980 hat Manfred Fritz, der viele Jahre bis zu seinem frühen Tod als Sportwart und Turnierleiter sich tatkräftig für den Klub einsetzte, die Kurse mit großem Erfolg weitergeführt.
Die Ära Cafe Wohnstift in Karlsruhe Rüppur
Bei der ständigen Suche nach einem dauerhaften Spiellokal stieß Hans-Herbert Dengler auf den Neubau des Wohnstiftes in Karlsruhe Rüppurr, in dem auch ein Cafe eingerichtet wurde, das bis mindestens 22 Uhr geöffnet sein sollte, obwohl sich am Abend kaum ein Heimbewohner dorthin verirrte. Das war unsere Chance. Wir konnten mit unserem Spielbetrieb ab 19 Uhr eine Lücke füllen. Wir wurden gebraucht und waren willkommen. Für die nächsten 25 Jahre hatten wir endlich ein attraktives Spiellokal gefunden.
In diesen 25 Jahren hat sich natürlich so einiges ereignet. Auch amüsantes, wie die beiden folgenden Anekdoten zeigen sollen:
So ging es immer auch um die Gewinnung von neuen Mitgliedern. Zum Beispiel bemühten wir uns auch um Dr.Rudolf Wuttke, einen sehr hohen Finanzbeamten, der zudem auch ein passionierter Schachspieler war. Schach und Bridge passt ja oft sehr gut zusammen. Zum Anbeißen sozusagen gewährten wir ihm einige Monate eine freie Gastmitgliedschaft. Als bedächtiger Schachspieler war er natürlich gewohnt, gründlich vorauszudenken. Als er bei einem Turnier immer noch bei der ersten Hand überlegte während die anderen schon mit der zweiten fertig waren, wurde Horst Borho als Turnierleiter an den Tisch gerufen. Der erklärte ihm in seiner bekannt sachlich, eindringlichen Art, das er doch schneller spielen möge sonst gäbe es Strafpunkte. Das konnte Dr. Wuttke nicht verstehen. Völlig echauviert und mit rotem Kopf stand er auf und verließ mit den Worten den Saal, „Herr Borho, meine Punkte können Sie alle haben“. Die Werbung um dieses Mitglied ging also daneben.
Oder ein anderer ähnlicher Misserfolg. Großer Wert wurde auch auf die Förderung von schwächeren Spielern gelegt. Dazu wurde eine Zeitlang Dienstag nachmittags im Kolpinghaus ein Übungsturnier abgehalten. Einmal war meine Frau, es war wohl 1970, eingeteilt mit Frau Friebs zu spielen, die im Klub auch deshalb bekannt war, weil sie stets mit einem riesig großen Hut
Endlich eine feste Bleibe.
1972 - 1997
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erschien, der mit einem Gummiband über dem Kinn festgehalten wurde. Doch am Bridgetisch lief es erstaunlich gut und ein sehr gutes Ergebnis war in Sicht. Doch in der vorletzten Hand meinte Frau Friebs plötzlich:“ Ich muss jetzt leider nach Hause“. Besorgt erkundigten sich die drei
anderen Spielerinnen am Tisch, ob denn was passiert sei. „Nein“, sagte sie, „aber ich habe gerade meine Schlaftablette eingenommen und die wird bald anfangen zu wirken“. Sie stand auf und ging nach Hause. Aber insgesamt entwickelte sich der Klub weiter nach oben. Im Jahre 1970 hatten wir 100 Mitglieder, 1997 bereits 200.
Die Ära eigener Klubräume im Moninger Arenal
Doch bereits Ende der 80er Anfang der 90er Jahre waren die neuen Zeiten spürbar. Der Klub wuchs zwar weiter aber vor allem durch schon etwas ältere Leute und der Zustrom junger Leute ging immer mehr zurück mit der Folge, dass neben den üblichen Abendturnieren auch Bedarf an Nachmittagsturnieren entstand. Hinzu kam, dass das Cafe Einspänner im Wohnstift immer mehr zu eng wurde und schließlich auch nicht mehr zeitgemäß wirkte. Alles hat
eben seine Zeit.
Elisabeth Harmuth, die damalige Vorsitzende, erkannte frühzeitig den neuen Trend, dass hoher Bedarf für das Spielen am Nachmittag unter nicht so sportlich-stressigen Bedingungen bestand. Sie erfand trotz gewisser Bedenken den Dienstag-Nachmittag als Spieltag im Speiseraum des Wohnstiftes und traf ins Schwarze. (Später kam der Freitag-Nachmittag hinzu). Es war Lothar Glaser, der über Kollegen aus der Baubranche erfuhr, dass ein Getreidesilo der Brauerei Moninger für andere Nutzungszwecke umgebaut und dann vermietet werden sollte. Der
Vorstand, insbesondere Elisabeth Harmuth und Hermann von Langsdorff, konnte die Mitglieder davon überzeugen die Chance zu nutzen, in den Besitz eigener Clubräume zu kommen, auch wenn damit ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko verbunden war. In den Verhandlungen mit der Brauerei wurde erreicht, dass dem Umbau Pläne des Vereins zugrunde gelegt wurden, die auf seine speziellen Bedürfnisse zugeschnitten waren. Dafür hatten wir einen Baukostenzuschuss von 100 000.- DM zu erbringen und für die Inneneinrichtung zu sorgen. Mit viel Einsatz und Mühe, nicht nur des
Die Ära der eigenen Klubräume
im Moninger Areal
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Mitgiederentwicklung
Elisabeth Harmuth zeigte Mut
Mitte der 90er Jahre wurde es im Wohnstift spürbar zu eng.
Sie vor allem kreierte im Wohnstift den Dienstag- Nachmittag als Spieltag
Sie förderte das Wagnis der Anmietung eigener Klubräume
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Vorstandes, sondern vieler Mitglieder, wurden alle Hindernisse überwunden. Bewunderung verdient dabei vor allem die Vorsitzende Elisabeth Harmuth. Sie hat ungeachtet ihres fortgeschrittenen Alters das mit dem Vorhaben verbundene Wagnis nicht gescheut und die auf sie zukommenden außerordentlichen Belastungen bereitwillig auf sich genommen, um den Verein zielstrebig in eine sichere Zukunft zu führen. 1) Im Mai 1997 begann eine neue Ära unseres Klubs und beim nächsten Jubiläum, dem 60. im Jahre 2021 werden wir wissen, wie diese Geschichte ausging. Liebe Bridgefreunde. Man könnte zusammenfassend die Geschichte unseres Bridgeklubs vielleicht in drei Etappen einteilen:
Da war zuerst die etwas schwierige Geburt mit den Konflikten des bestehenden Karlsruher Bridgeklubs und den langen Wanderjahren von einem Spielort zum andern: Die Etappe der aufregenden und stürmischen Kindheit und Jugend.
Die zweite Etappe im Wohnstift mit der soliden Entwicklung zu einem der größten Bridgeklubs in Deutschland war dann, um im Bilde zu bleiben, die Zeit des Erwachsenseins mit ersten Anzeichen des Älterwerdens.
Die dritte und laufende Etappe in unseren eigenen Spielräumen soll möglichst in ruhigem Fahrwasser weiter laufen so wie bisher, verbunden mit viel Freude und Erfolg bei unserem geliebten Spiel. Und dafür wünschen wir unserem Vorstand eine glückliche Hand.
1 In meinem Vortrag hatte ich einzelne Vertragsbedingungen nicht erwähnt. Ich hole dies hiermit auf der Grundlage