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Anthroposophie Seit alters her ist es das Schicksal der geistigen Führer der Menschheit, daß auf der einen Seite ihre Anhänger sie vergöttern und in den Himmel erheben, wobei jedes Wort, auch wohlmeinender Kritik häufig als Blasphemie angesehen wird. [...] Im Gegensatz dazu bewerfen die Gegner solche Führer häufig mit jeder Art von Schmutz. Jede, auch die niederträchtigste persönliche Verunglümpfung und Verdächtigung, selbst der rein menschlichen Lauterkeit und Anständigkeit wird als erlaubt angesehen, um eine unbequeme Lehrmeinung ausrotten zu können. Dr. Rudolf Steiner war, wie wenige andere Menschen, in ganz besonderem Maße gleichzeitig vergöttert und angefeindet. Für den unparteiischen Historiker ist es daher nicht leicht, ein ganz objektives Bild über diesen Mann zu gewinnen, der zweifellos zu den beudetenden weltanschaulichen Lehrern gehört. (Dr. F. K. Steinberger, „Esoteriker des Westens“, Karl-Rohm-Verlag, Lorch-Württemberg, 1953, S. 95 f.) Befasst man sich mit Anthroposophie, ist es geradezu unangebracht, eine Aussage Steiners (oder eines seiner Nachfolger) auf bloße Autorität hin einfach zu glauben. Es ist auch nirgends die Voraussetzung gemacht, alle Inhalte der Anthroposophie auf einmal anzunehmen zu sollen. Alle Aussagen sollen vielmehr an der Welt gewissenhaft überprüft werden; was sich dabei als falsch herausstellt, ist eben zu revidieren. Anthroposophie ist eine besondere Art, die Welt kennenzulernen und zu erforschen. Sie ist die Inauguratorin der anthroposophischen Geisteswissenschaft. Eine Wissenschaft ist weder einer autoritativen Persönlichkeit (etwa der Person Rudolf Steiners) noch subjektiven Vorlieben oder Abneigungen verpflichtet, sondern ist als Wahrheitssuche an einem Verständnis der Welt interessiert. Des Weiteren hat die Anthroposophie Betätigungsfelder in Kunst (Eurythmie, Sprachgestaltung), Medizin (Heileurythmie, anthroposophische Medizin), Pädagogik (Waldorfschulen, Behindertenstätten), Landbau (Demeter), Politik und soziales Leben (Dreigliederung) und Religion gefunden. Steiner selber geht davon aus, dass in der Person des Jesus von Nazareth sich das Kommen und Wirken des von den Königen und Propheten der Juden vorausgesagten Messias erfüllt hat; insofern beinhaltet die Anthroposophie christliche Elemente. Sie steht jedoch den Angehörigen aller Glaubensrichtungen offen und macht bei denen, die sich mit ihr befassen, keine Voraussetzung an die Gesinnung. Denn die selbstgefundene Einsicht und der rein dem eigenen Inneren entsprungene Wille sollen das einzige sein, was in dieser Zeit einem

Anthroposophie und ihre Feinde (SKIZZE)

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Der Anthroposophie kann man ja allerhand vorwerfen. Wieviel davon ließe sich guten Gewissens vertreten? Ist vielleicht das meiste schnell erledigt, wenn bestimmte Grundfragen geklärt sind?Die vorliegende SKIZZE ist noch auszubauen.

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AnthroposophieSeit alters her ist es das Schicksal der geistigen Fhrer der Menschheit, da auf der einen Seite ihre Anhnger sie vergttern und in den Himmel erheben, wobei jedes Wort, auch wohlmeinender Kritik hufig als Blasphemie angesehen wird. [...] Im Gegensatz dazu bewerfen die Gegner solche Fhrer hufig mit jeder Art von Schmutz. Jede, auch die niedertrchtigste persnliche Verunglmpfung und Verdchtigung, selbst der rein menschlichen Lauterkeit und Anstndigkeit wird als erlaubt angesehen, um eine unbequeme Lehrmeinung ausrotten zu knnen.Dr. Rudolf Steiner war, wie wenige andere Menschen, in ganz besonderem Mae gleichzeitig vergttert und angefeindet. Fr den unparteiischen Historiker ist es daher nicht leicht, ein ganz objektives Bild ber diesen Mann zu gewinnen, der zweifellos zu den beudetenden weltanschaulichen Lehrern gehrt. (Dr.F.K. Steinberger, Esoteriker des Westens, Karl-Rohm-Verlag, Lorch-Wrttemberg, 1953, S.95f.)Befasst man sich mit Anthroposophie, ist es geradezu unangebracht, eine Aussage Steiners (oder eines seiner Nachfolger) auf bloe Autoritt hin einfach zu glauben. Es ist auch nirgends die Voraussetzung gemacht, alle Inhalte der Anthroposophie auf einmal anzunehmen zu sollen. Alle Aussagen sollen vielmehr an der Welt gewissenhaft berprft werden; was sich dabei als falsch herausstellt, ist eben zu revidieren.Anthroposophie ist eine besondere Art, die Welt kennenzulernen und zu erforschen. Sie ist die Inauguratorin der anthroposophischen Geisteswissenschaft. Eine Wissenschaft ist weder einer autoritativen Persnlichkeit (etwa der Person Rudolf Steiners) noch subjektiven Vorlieben oder Abneigungen verpflichtet, sondern ist als Wahrheitssuche an einem Verstndnis der Welt interessiert. Des Weiteren hat die Anthroposophie Bettigungsfelder in Kunst (Eurythmie, Sprachgestaltung), Medizin (Heileurythmie, anthroposophische Medizin), Pdagogik (Waldorfschulen, Behindertensttten), Landbau (Demeter), Politik und soziales Leben (Dreigliederung) und Religion gefunden.Steiner selber geht davon aus, dass in der Person des Jesus von Nazareth sich das Kommen und Wirken des von den Knigen und Propheten der Juden vorausgesagten Messias erfllt hat; insofern beinhaltet die Anthroposophie christliche Elemente. Sie steht jedoch den Angehrigen aller Glaubensrichtungen offen und macht bei denen, die sich mit ihr befassen, keine Voraussetzung an die Gesinnung. Denn die selbstgefundene Einsicht und der rein dem eigenen Inneren entsprungene Wille sollen das einzige sein, was in dieser Zeit einem Menschen die Richtlinien seines Handels aufzeigen kann. Deshalb beinhaltet Anthroposophie keinen Sittencodex oder Verhaltensnormen. Damit geht es einher, keinen Menschen als minderwertig oder unverbesserlich zu verwerfen, sondern jedem, der sich aus freien Stcken und ohne ueren Zwang dazu entschliet, sich selbst als Mensch zu veredeln und weiterzuentwickeln, Hilfen und Wege in die Hand zu geben.Es gibt wohl kaum einen Vorwurf, der der Anthroposophie oder Rudols Steiners Person noch nicht gemacht wurde. Mehrmals sind einstige Sympathisanten der Anthroposophie zu ihren Gegnern geworden, und haben in umso blerer Art Verleumdungen in die Welt gesetzt, auf die selbst zu Lebzeiten Steiners vonseiten der Anthroposophenschaft kaum angemessene Verteidigung erfolgte, weshalb viele Unwahrheiten seit Jahrzehnten kursieren. Zu den knapp 40 Bchern und Bchlein sowie Vorworten und Zeitungsartikeln, die Steiner selbstverfasst hat, gesellen sich ber 80.000 Buchseiten von mitstenographierten frei gehaltenen Vortrgen. Weder war Steiner an einem schriftlichen Verbreiten von gesprochenen Worten gelegen, noch hat er die allermeisten Mitschriften selbst berprft und korrigiert. Trotzdem werden die Mitschriften, die sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden, nun, nachdem sie von den Herausgebern bearbeitet und in gedruckter Form verffentlich wurden, gewhnlich den selbstverfassten Werken gleichgesetzt.

Es liegt in der Verantwortung jedes Menschen, der sich mit dem Werk Rudolf Steiners beschftigt, den Aussagen unvoreingenommen zu begegnen und aus eigener Anstrengung heraus den beabsichtigten Sinn zu ergrnden, der sich oftmals erst nach Jahren intensiven Studiums erschliet und stets fr eine weitere Vertiefung des Verstndnisses offensteht. Zahlreiche, zuerst als abwegig, ketzerisch oder bedrohlich erscheinende Entdeckungen im Laufe der Geschichte haben sich schlielich als zutreffend herausgestellt, obwohl die Form, in der sie zum ersten Mal verffentlicht wurden, spterenZeiten naiv und unzureichend erscheinen mag. Gerade der Anthroposophie entsprungenen Aussagen ist es zu eigen, dass sie in irgendeiner Form zuerst unbequem oder gar anstig wirken knnen auch abgesehen von der Wortwahl und den Formulierungen. Wer sich fr alle Lebensgebiete eine Haltung angewhnt, die zu sagen in der Lage ist: Vielleicht ist es doch wahr!, der wird sich auch in die Anthroposophie einleben knnen. Wer jedoch von vornherein die Haltung einnimmt: Das ist ja doch nicht wahr, wird gengend Vorwnde finden, diesen Ausgangspunkt besttigt zu finden.ber 89.000 von Steiner gesprochene oder geschriebene Seiten zu lesen, sich hineinzuleben und ihre ursprngliche Intention zu ergrnden bersteigt wohl die Spanne jedes Menschenlebens. Vielleicht gibt es aber eine Abkrzung, die einen befhigt, unberechigte Anschuldigungen gegen die Anthroposophie einfacher zu erkennen und ihnen etwas entgegensetzen zu knnen. Dies setzt allerdings voraus, dass Person und Lehre Rudolf Steiners als eine Einheit angesehen werden, die nicht in wechselnde Meinungen und Intentionen, verschiedene Reifegrade und Persnlichkeiten, oder Widersprche und Ungereimtheiten zerfllt. Wer den zahlreichen Autoren Glauben schenkt, die Steiner des Stckwerks und Wankelmuts bezichtigen, wird mit den folgenden Ausfhrungen wahrscheinlich nicht recht zufrieden werden.Sicherlich gab es in Steiners Leben eine Entwicklung und unterschiedliche Schwerpunkte. Aber allein die Tatsache, dass er stets sein Jugendwerk Die Philosophie der Freiheit als Grundlage der Anthroposophie bezeichnet hat, kann einen roten Faden erkennen lassen wurde das Buch doch zu einer Zeit geschrieben, als Esoterik und ffentliche Wirksamkeit noch kaum ansatzweise Eingang in seine Biographie gefunden hatten. Steiner hatte es nicht ntig, irgendetwas jemals von ihm geschriebenes zu widerrufen zu redigieren, erweitern und kommentieren allemal, aber nicht in Bezug auf die wesentlichen Inhalte.Auch die Annahme, Steiner unbewusst nachplappern#Rudolf Steiners Gesinnung, Welt- und Menschenbild sollen im Folgenden anhand verschiedener Themen umrissen werden. Denn Ideale, Weltbild oder Ideologie sind der Ursprung die Gedanken, Worte und Taten eines Menschen. [Steiner] tadelte mit den schrfsten Worten, da die Redaktion [der Zeitschrift Anthroposophie] die Zuschrift [...], die von ungeprft hingenommenen Unwahrheiten, Lgen und Verleumdungen strotze, berhaupt abdrucke. Sie erniedrige sich dadurch selbst in einer unmglichen Art und Weise. [...] Und dann sei diese Zuschrift unverkrzt abgedruckt worden, ohne auch nur ein einziges Wort folgen zu lassen, das die Entrstung ber solche Anwrfe zum Ausdruck bringe [...]. Ja man bedaure sogar, den Abdruck nicht frher gebracht zu haben (unliebsam versptet). Schlielich habe man einen so unmglichen Artikel wie denjenigen Rittelmeyers als Entgegnung als gengend befunden. Zu Rittelmeyer gewandt, sagte [Steiner] diesem schonungslos, er knne nicht verstehen, da er seine Entgegnung auf die Zuschrift eines Menschen, der in leichtfertiger Weise lge, anstatt diesen, nicht nur zur Abwehr, sondern im Interesse der Wahrheit und des Geisteslebens der Gegenwart an den Pranger zu stellen, mit Worten beginne wie: Erfreulich an der Einsendung ist...., da er ihn als Lieber Herr Doktor anrede und im Speichellecken so weit gehe, da er sage, er nehme an, da ihm die Grundstze ehrlicher Auseinandersetzung selbstverstndlich seien [...]. Aber das komme eben daher, da man sich angewhnt habe, keinem Gegner wehzutun, sondern sie mit Glac-Handschuhen anzufassen und auf seine Kosten, dem man alles bieten zu drfen glaube, den Vornehmen zu spielen. [GA 259, S. 822 f.]

Siehe hierzu: Irene Diet: Ist die Steiner-Gesamtausgabe das Werk Rudolf Steiners?, Ignis-Verlag.