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Seite 1 Fortschritt er Leben Bundesverband Medizintechnologie e.V. Reinhardtstrasse 29b D-10117 Berlin Telefon (030) 246 255-0 Fax (030) 246 255-99 E-Mail [email protected] www.bvmed.de Die Unternehmen der Medizintechnologie Ausgabe 02/ 2010 Normalerweise ist Staphylococcus epider- midis ein harmloser Gast auf der mensch- lichen Haut. Während einer Operation kann das Bakterium aber zur Gefahr werden, vor allem wenn es in den Körper eindringt und sich an einem Implantat festgesetzt. Eine neue Technologie beugt vor: AntibiotiCoat® verhindert, dass ein Implantat als Haftflä- che für Keime dient, und bekämpft sie. Die Medizin hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewaltige Fortschritte ge- macht. Immer mehr Patienten verdanken implantierten Materialien oder Geräten eine höhere Lebensqualität. Das Einsetzen der Implantate ist allerdings wie alle Ein- griffe in den Organismus mit Risiken ver- bunden. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dringen während der Operation Keime in den Körper des Patienten ein und besiedeln das Implantat. Bakterien wie Staphylococ- cus epidermis oder Staphylococcus aureus verwandeln sich dann in Angreifer, die le- bensgefährliche Entzündungen hervorru- fen können. Implantate bieten den Keimen ideale Flächen, auf denen sie sich rasch zu Kolonien vereinigen können. Außerdem set- zen Medikamente die Immunabwehr des Patienten während und unmittelbar nach der Operation herab, damit der Körper das „Fortschritt erLe- ben“ sprach mit Klaus-Peter Schöpp- ner von tns emnid über die Ergebnisse einer vom BVMed in Auftrag gegebenen Umfrage zu Bedeu- tung und Einsatz medizintechnolo- gischer Innovatio- nen. Insgesamt wurden 401 Ärzte sowie 100 weitere Gesundheitsexperten befragt. Auch wenn es in einzelnen Bereichen erhebliche Unterschiede in der Bewertung gibt, eint alle diese Gruppen die Sorge um die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems. Warum haben Sie diesmal nicht nur Ärzte befragt? Im Gesundheitswesen spielen viele Akteure mit. Indem wir alle Beteiligten, also auch Politiker, Kassenvertreter, Fachjournalisten und Mitarbeiter wichtiger Behörden befra- gen, erhalten wir Ergebnisse auf breiterer Basis. Jede dieser Gruppen – einschließlich der Ärzte – bringt ihre eigene Sichtweise auf die Dinge ein und vertritt bestimmte Interessen. Dennoch gibt es in vielen Fragen Übereinstimmungen. Wo waren sich die Befragten denn beson- ders einig? Alle Gruppen halten das deutsche Gesund- heitssystem und mit ihm auch die Medi- zintechnologien noch für sehr leistungs- fähig. Doch die Zukunft wird weniger ro- sig gesehen. Viele befürchten, dass Stand- ortprobleme, Globalisierung und Finanzie- rungsprobleme zu einer Verschlechterung bei der Versorgung von Patienten führen werden. Auch die überbordende Bürokratie macht vielen zu schaffen. Einen gewissen Ausgleich scheinen hier Medizintechnolo- gien zu schaffen. Denn sie haben zu merk- baren Fortschritten in Diagnose und Thera- pie geführt. Die Medizintechnologie hat also ein posi- tives Image? Ja. Alle Befragten denken, dass Medizintech- nologien zu einem entscheidenden Treiber im Gesundheitswesen und wichtigen Faktor für die Gesundheit der Bevölkerung werden. Auch das Image der Branche und des BV- Med ist sehr gut. Das liegt an der Qualität, Sicherheit und Lebensdauer der Produkte. Einzig die Kosten-Nutzen-Relation ist in der Kritik. Hier befürchten viele Befragte, dass sich im Zuge von Finanzierungsproblemen der Zugang für bestimmte Patientengruppe verschlechtern wird. Insbesondere Hausärzte teilen diese Sicht- weise. Warum beurteilen sie die Situation anders als beispielsweise Fachärzte? 41 Prozent der Allgemeinmediziner haben beobachtet, dass sich der Zugang gesetzlich Versicherter zu innovativen medizintech- nologischen Untersuchungs- und Behand- lungsmethoden in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat. Bei den Fach- ärzten teilt nur ein Viertel diese Sicht. Das liegt sicherlich daran, dass Hausärzte, die vor allem mit leichten bis mittelschweren Krankheitsfällen zu tun haben, budgetär be- sonders strengen Restriktionen unterliegen. Kardiologen und Chirurgen in den Kranken- häusern sehen dagegen tagtäglich, dass Pa- tienten durchaus mit neuesten Methoden und Technologien versorgt werden. innovationen beziehen stellung. Medizintechnologien haben positives Image Keimfreie Implantate dank Schutzfilm innovationen konkret. Quelle: BVMed

AntibiotiCoat Fortschritterleben 02 2010

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Bundesverband Medizintechnologie e.V. • Reinhardtstrasse 29b • D-10117 Berlin • Telefon (030) 246 255-0 • Fax (030) 246 255-99 • E-Mail [email protected] • www.bvmed.de

Die Unternehmen der Medizintechnologie

Ausgabe 02/ 2010

Normalerweise ist Staphylococcus epider-midis ein harmloser Gast auf der mensch-lichen Haut. Während einer Operation kann das Bakterium aber zur Gefahr werden, vor allem wenn es in den Körper eindringt und sich an einem Implantat festgesetzt. Eine neue Technologie beugt vor: AntibiotiCoat® verhindert, dass ein Implantat als Haftfl ä-che für Keime dient, und bekämpft sie.

Die Medizin hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewaltige Fortschritte ge-macht. Immer mehr Patienten verdanken implantierten Materialien oder Geräten

eine höhere Lebensqualität. Das Einsetzen der Implantate ist allerdings wie alle Ein-griffe in den Organismus mit Risiken ver-bunden. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dringen während der Operation Keime in den Körper des Patienten ein und besiedeln das Implantat. Bakterien wie Staphylococ-cus epidermis oder Staphylococcus aureus verwandeln sich dann in Angreifer, die le-bensgefährliche Entzündungen hervorru-fen können. Implantate bieten den Keimen ideale Flächen, auf denen sie sich rasch zu Kolonien vereinigen können. Außerdem set-zen Medikamente die Immunabwehr des

Patienten während und unmittelbar nach der Operation herab, damit der Körper das

„Fortschritt erLe-ben“ sprach mit Klaus-Peter Schöpp-ner von tns emnid über die Ergebnisse einer vom BVMed in Auftrag gegebenen Umfrage zu Bedeu-tung und Einsatz medizintechnolo-gischer Innovatio-

nen. Insgesamt wurden 401 Ärzte sowie 100 weitere Gesundheitsexperten befragt. Auch wenn es in einzelnen Bereichen erhebliche Unterschiede in der Bewertung gibt, eint alle diese Gruppen die Sorge um die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems.

Warum haben Sie diesmal nicht nur Ärzte befragt?Im Gesundheitswesen spielen viele Akteure mit. Indem wir alle Beteiligten, also auch Politiker, Kassenvertreter, Fachjournalisten und Mitarbeiter wichtiger Behörden befra-gen, erhalten wir Ergebnisse auf breiterer Basis. Jede dieser Gruppen – einschließlich der Ärzte – bringt ihre eigene Sichtweise

auf die Dinge ein und vertritt bestimmte Interessen. Dennoch gibt es in vielen Fragen Übereinstimmungen.

Wo waren sich die Befragten denn beson-ders einig?Alle Gruppen halten das deutsche Gesund-heitssystem und mit ihm auch die Medi-zintechnologien noch für sehr leistungs-fähig. Doch die Zukunft wird weniger ro-sig gesehen. Viele befürchten, dass Stand-ortprobleme, Globalisierung und Finanzie-rungsprobleme zu einer Verschlechterung bei der Versorgung von Patienten führen werden. Auch die überbordende Bürokratie macht vielen zu schaffen. Einen gewissen Ausgleich scheinen hier Medizintechnolo-gien zu schaffen. Denn sie haben zu merk-baren Fortschritten in Diagnose und Thera-pie geführt.

Die Medizintechnologie hat also ein posi-tives Image?Ja. Alle Befragten denken, dass Medizintech-nologien zu einem entscheidenden Treiber im Gesundheitswesen und wichtigen Faktor für die Gesundheit der Bevölkerung werden.

Auch das Image der Branche und des BV-Med ist sehr gut. Das liegt an der Qualität, Sicherheit und Lebensdauer der Produkte. Einzig die Kosten-Nutzen-Relation ist in der Kritik. Hier befürchten viele Befragte, dass sich im Zuge von Finanzierungsproblemen der Zugang für bestimmte Patientengruppe verschlechtern wird.

Insbesondere Hausärzte teilen diese Sicht-weise. Warum beurteilen sie die Situation anders als beispielsweise Fachärzte? 41 Prozent der Allgemeinmediziner haben beobachtet, dass sich der Zugang gesetzlich Versicherter zu innovativen medizintech-nologischen Untersuchungs- und Behand-lungsmethoden in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat. Bei den Fach-ärzten teilt nur ein Viertel diese Sicht. Das liegt sicherlich daran, dass Hausärzte, die vor allem mit leichten bis mittelschweren Krankheitsfällen zu tun haben, budgetär be-sonders strengen Restriktionen unterliegen. Kardiologen und Chirurgen in den Kranken-häusern sehen dagegen tagtäglich, dass Pa-tienten durchaus mit neuesten Methoden und Technologien versorgt werden.

innovationen beziehen stellung.

Medizintechnologien haben positives Image

Keimfreie Implantate dank Schutzfi lm

innovationen konkret.

Quelle: BVMed

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Ausgabe 02/ 2010

Seit über 40 Jahren wird zur Therapie starker chronischer Schmerzen die Rücken-markstimulation erfolgreich eingesetzt. Um die Schmerzen noch effektiver zu lindern, wird nun erstmals ein 3D-Bewegungssensor eingesetzt. Auf diese Weise kann die The-rapie automatisch an verschiedene Körper-haltungen und Aktivitätslevel des Patienten angepasst werden.

Die Körperhaltung beeinfl usst die TherapieDas Gerät zur Linderung chronischer Schmerzen durch Rückenmarksstimulation (spinal cord stimulation, SCS) wird als im-plantierbarer Neurostimulator bezeichnet. Über Elektroden (dünne Drähte) werden rückenmarksnah feine elektrische Signale abgegeben. Diese Stimulation maskiert die Schmerzsignale des Körpers, sodass der Pa-tient statt der Schmerzempfi ndung nur ein Kribbeln spürt. Wie stark das elektrische Si-gnal sein muss, um eine effektive Schmerz-linderung zu erzielen, hängt vom Abstand zwischen dem Rückenmark und den im-plantierten Elektroden ab. Dieser Abstand ändert sich jedoch abhängig davon, ob der Patient z.B. aufrecht steht oder auf dem Rü-cken liegt. Deshalb kann eine Änderung der Haltung dazu führen, dass der Patient nicht ausreichend oder sogar zu stark stimuliert

wird. Dies betrifft laut einer kürzlich durch-geführten Studie 71 % der mit bisherigen SCS-Geräten therapierten Patienten, die daraufhin häufi g die Stimulationsintensität durch ein Programmiergerät manuell an-passen müssen.

3D-Bewegungssensor sorgt für mehr Bewe-gungsfreiheitEin innovativer, intelligenter Neurostimu-lator nutzt die AdaptiveStim Technologie – eine spezielle Software in Verbindung mit einem neuen Miniatur-Bewegungs- und Richtungssensor – um die Haltung und Be-wegung des Patienten zu erkennen und automatisch die Stimulation anzupassen. Dadurch kann sich der Patient frei bewe-gen, ohne eine unangenehme oder zu ge-ringe Stimulation befürchten zu müssen. Das System lernt aktiv und merkt sich für jede Position die richtigen Einstellungen. Die Schmerzlinderung bleibt erhalten und die Lebensqualität kann durch die nun un-beschwerte Bewegungsfreiheit sogar noch gesteigert werden.

Erstmals objektive Daten zur Schmerzthe-rapieEine der größten Herausforderung in der Schmerztherapie ist die fehlende Objekti-

vierbarkeit sowohl der Schmerzintensität als auch des Therapieerfolges, da alle ver-wendeten Methoden auf subjektiven An-gaben der Patienten beruhen. Neben der automatischen Anpassung registriert und speichert der neue Neurostimulator die Häufi gkeit der Haltungs- und Aktivitätsver-änderungen. So erhält der Schmerzthera-peut erstmalig eine objektive Rückmeldung, wie sich die Aktivität und die individuellen Stimulationsanforderungen des Patienten im Laufe der Zeit verändern. Damit erhält er auch Aufschluss über die Schmerzen des Patienten, denn wer aktiver wird oder ruhiger durchschläft, hat in der Regel auch geringere Schmerzen und eine größere Le-bensqualität. Die subjektive Schmerzein-schätzung des Patienten kann somit durch objektive Daten untermauert werden.

Implantat nicht als Fremdkörper abstößt. Unter diesen Bedingungen können die Bak-terien einen sogenannten Biofi lm bilden, an dem selbst moderne Antibiotika scheitern.

Eine Lösung haben Forscher mit Antibio-tiCoat® gefunden: Die Implantathersteller überziehen ihre Produkte mit einer dün-nen Schutzschicht, die aus Antibiotika beziehungsweise Antiseptika sowie was-serabweisenden Fettsäuren besteht. Diese Schutzschicht gibt die Wirkstoffe einige Tage lang ins umliegende Gewebe ab. Das

tötet die Bakterien. AntibiotiCoat® ist nur in der für den Patienten kritischen Phase aktiv und löst sich dann auf. Erste Implan-tate mit AntibiotiCoat® befi nden sich der-zeit in der Zulassung. Welches Potenzial die Technologie bietet, veranschaulicht ein Beispiel. Von 100 Patienten, die eine Gefäß-prothese erhalten, infi zieren sich laut einer schwedischen Studie bis zu sechs Patienten über das Implantat mit Bakterien. Oft muss die Prothese, also etwa ein Venenkatheder, wieder herausgenommen werden. Manch-mal schreitet die Entzündung allerdings

so schnell voran, dass Gliedmaßen am-putiert werden müssen. Abgesehen von diesen schweren Folgen für die Patienten verursachen Infektionen auch immense Kosten. Das US Center for Disease Control and Prevention hat ermittelt, dass allein der infektionsbedingte längere Aufenthalt im Krankenhaus pro Patient mit 3.200 Dollar zu Buche schlägt. Untersuchungen zufolge kann eine lokale Antibiotikagabe wie bei AntibiotiCoat® das Risiko von Infektionen nach Implantationen bis zur Hälfte senken.

„Schmerz lass nach“ – intelligente Implantate passen die Therapie automatisch an

innovationen in der versorgung.

Quelle: BVMed