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[ Zeitschrift firr Riehm: Anwendung staubf6rmiger Mittel im Pflanzenschutz mgewondte Chemie ~ __ 1032 _~_.____________ nun aber die genannte Heaktion - wie oben gesagt - ohne Sensibilisator und auch die niit Chlor sensibilisierte pro Quant drei Atonie Sauerstofi liefert, iiberschreitet die Ausbeute der mit Brom serisibilisierten Reaktion das Quantengesetz, wie B o n 11 h o f f e r 14) zeigen konnte, uni den Faktor 30. Dieser Fall eines durch Sensibilisation erhohten Unisatzes steht iiicht vereinzelt da. Es gehoren hierher die von B o r i xi s k i bearbeitete Sensibili- sation der Malei'nesterunilageriing und die von E g g e r t und I3 o o k let) erforschte Photochlorierung des Toluols. Ein sehr schones Beispiel fur eine sensibilisierte Reak- tion, die deni Quantenaquivalentgesetz gehorcht, bietet noch die Oxydation des Trichlorbronimethans zu Phosgen, die von H. G r ii s s -%us allen diesen Arbeiten geht deutlich hervor, dalJ eine Ubertragung der absorbierten Energie von dem ab- sorbiereriden Molekul auf ein anderes, welches nunmehr reaktionsfahig wird, nioglich ist. Das urspriinglich ab- sorbierende Molekiil ist an der eigentlichen Reaktion also iiberhaupt nicht niehr beteiligt. Nahere Vorstellungen, wie diese Energieiibertragung vor sich geht und wie die in vielen Fallen beobachtete erhohte Ausbeute resultiert, liillt das bisher vorliegende 1.ersuchsinaterial nicht ZU. Schlielllich sol1 noch der in allerneuester Zeit unter dem Gesichtspunkt der Quantenvorstellung begonnenen Untersuchungen der zu den oben behandelten Reaktionen inversen Vorgauge Erwiihnung getan werden. Es handelt sich um Chemolumineszenzerscheinungen, bei denen linter Verlauf einer cheniischen Reaktion Licht ausge- sandt wird. An erster Stelle ist da die Arbeit von H a b e r uud Z i s c h I*) xu nennen. Diese Autoren betrachten Reaktionen der Halogene niit Natriumdanipf in eineni Teniperaturgebiet, wo ein schwarzer Korper noch keine dem Xuge sichtbare Strahlung aussenden wiirde. Die bei den Vorg2ngen auftretende Flaniine strahlt die 1)- Linie in mellbarer Starke aus. Aus den Messungen Iiiinnen die Verfasser zunachst uberschlagen, dall nur sehr viel weniger Quanten ausgesandt werden als der %ah1 stattfindender Eleinentarprozesse entspricht. Wei- terhin ist wesentlich, daI3 die D-Linie ausgestrahlt wird, denn diese kann nur voni cheniisch unbeeinflullten Na- triumatorn herruhren. Diese Tatsache fiihrt die Ver- fasser zur ;\nnahme v011 Additionskorpern NaX. Diese Zwischenprodukte kiinnen eiitweder ihre verfiigbare Energie in eineni Quantensprung als Licht oder aber als Wsirnie Lei ZusaniinenstoBen mit anderen Molekiilen ab- geben. Der letzte Fall kommt sehr viel hlufiger vor als der erste. Die bedeutsaiiien Arbeilen von Z o c 11 e r und li a u t s k y la) uber Chemo1uniineszenzersc.heinungen an Siliciuiiiverbindungen haben neben einer Fiille anderer qualitativer Resultate Zuni Ergebnis, dall in allen Fallen wahrscheinlich n i c. h t r e a g i e r e n d e Molekiile der betrefienden Siliciulnverbiiidullg die Strahler sind, und da13 also Energieiibertragungeri von Molekiil zu Molekiil eine groBe Kolle spielen. Wir haber, in1 vorstehenden versucht, einen kurzen ifberblicli uber die neueren Ergebnisse auf dem Gebiete 19) K. F. 1l o n n h ij f f P r , Z. Phys. 13. 91 [1923]. 15) Egge r t , Physikal. Ztschr. 25, 19-21 [la11 (nach 16) G. Bock 11. I. Eggert, Z. 15lektroch. 29, ?l./YL J. [1923]. 17) H. C; r ii 6, Art. Cit. 19) Hit b er u. % isc h, Z. Phys. 9, 302 [1922]. 19) Z n he r u. K a u lz ky, Z. Phys. 9: 267 [1922]. - Satur\\issi.nsc.hnften 11. 194-199 [1923]. - K it u t s k y u. Z och e r, Z. Elektroch. 29. 308 [1923]. - Kau t s ky u. T h i el P. %. nnorg. 11. :iIlg. Ch. 114, 197 119291. untersucht worden ist. Versuchen von B o r i n s k i). der Photochemie zu erhalten. Dabei hat sich das Quanten- aquivalentgesetz als ein guter Fuhrer durch die Fiille der iieuen Erscheinungen und Resultate erwiesen, wenn wir aucli sahen, daD nur in besonderen Fallen die vom Ge- setz geforderten Beziehungen zwischeri der Anzahl absor- bierter Quanten und endgiiltig umgesetztet Molekule er- ftillt war. Dies ltann nur dann eintreten, wenn zufallig die primair durch das absorbierte Quant entstandenen Healitiuiisprodukte stabile Korper sind oder wenn den entstehenden reaktionsfahigen Korpern durch die Ver- suchsaxiordnung die Moglichkeit einer weiteren Reaktion init den Ausgangsprodukten genomnien wird. Solche VerhBltnisse sind jedoch nur in seltenen Fallen an- zutreffen. Daher darf es nicht verwundera, dai3 in den ineisten Fiillen das Endresultat einer photochemischen Realition ein anderes id, als das \om Aquivalent- gesetz geforderte. Mail hat am dieser Einschran- liung, die pich so fiir das Quantengesetz ergfbt, die Be- rechtigung fur eine BeLeichnung ,,Quantedaquivalent- gesetz" in Frage gestellt. In dieser Beziehung ist sowohl als kritische als auch als zusaminenfassende Arbeit die Veroffentlichung von N e r n s t und N o d d a c k 20) zu nennen. Die Fortschritte der Photographie sind im Vor- stehenden noch nicht behandelt. Sie sollen in einem speziellen Referat zusanimengefaiit werden. [A. 122.1 - Anwendung staubformiger Mittel Im Pflanzenschutz. Von Dr. E. RIEHM, Berlin-Dahlem. (Eingeg. 8.8 1925) In Deutschland pflegt man die Mittel zur Bekiiiiipfung schhdlicher Insekten oder parasitischer Pilze nieist in wiisserigen Losungen oder Suspensionen anzuwenden; man denlie nur an die Anwendung der Kupferkalkbriihe in1 Wein- und Obstbau, an die arsenhaltigen Spritzbriihen gegen Insekten mit beiflenden Mundwerkzeugen, an die Losungen, die zur Saatgutbeize verwendet werden usw. Nur im Weinbau ist man schon seit Jahrzehnten daran gewohnt, ein staubformiges hlittel trocken zur Xnwen- dung zu bringen, das Schwefelpulver, das niit Hilfe von auf den1 Rucken getragenen Verstaubern zur Bekampfung des echten Mehltaues auf die Reben gebracht wird. In den Ietzten Jahren hat nian auch angefangen, staub- formige Calciumarsenatpraparate gegen die Trauben- wickler mit Erfolg anzuwenden. Andere staubformige Pflanzenschutzmittel sind bei uns bisher noch nicht in weiterem Umfange eingefiihrt, wahrend man in Anierilra auch staubformige Kupfermittel gegen verschiedene Pilze und staubformige Beizen zur Behandlung des Saatge- treides anwendet. Allerdings hat es auch in Amerika langer Arbeit bedurft, um die Staubmittel und Troclten- beizen einzufiihren, und noch jetzt spielt das Thema ,,spraying versus dusting" eine grolle Rolle in der ameri- kanischen Pflanzenschutzliteratur. Die Frage der Trockenbeize habe ich in dieser Zeit- schrift schon friiher kurz behandelt') und damals den Standpunkt vertreten, daB die NaBbeizen eine sicherere Wirkung versprechen als die Trockenbeizen, besonders wenn man solche Praparate verwendet, die nicht nur die Sporenkeimung hemmen, sondern die Sporen wirklich abtoten. Die ungleichmagigen Ergebnisse der anierika- nischen Versuchsstationen und eigene Versuche, die recht widersprechende Ergebnisse hatten, fiihrten niirh 20) W. N e r 11 s t u. W. Nod d a c k , Ber. d. I'reuB. Akad. I) %. itng. Ch. 38, 5 [19221. der 1Vis.s. 1923, S. 110 ff.

Anwendung staubförmiger Mittel im Pflanzenschutz

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Page 1: Anwendung staubförmiger Mittel im Pflanzenschutz

[ Zeitschrift firr Riehm: Anwendung staubf6rmiger Mittel im Pflanzenschutz mgewondte Chemie ~ _ _ 1032 _ ~ _ . _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

nun aber die genannte Heaktion - wie oben gesagt - ohne Sensibilisator und auch die niit Chlor sensibilisierte pro Quant drei Atonie Sauerstofi liefert, iiberschreitet die Ausbeute der mit Brom serisibilisierten Reaktion das Quantengesetz, wie B o n 11 h o f f e r 14) zeigen konnte, uni den Faktor 30. Dieser Fall eines durch Sensibilisation erhohten Unisatzes steht iiicht vereinzelt da. Es gehoren hierher die von B o r i x i s k i bearbeitete Sensibili- sation der Malei'nesterunilageriing und die von E g g e r t und I3 o o k let) erforschte Photochlorierung des Toluols. Ein sehr schones Beispiel fur eine sensibilisierte Reak- tion, die deni Quantenaquivalentgesetz gehorcht, bietet noch die Oxydation des Trichlorbronimethans zu Phosgen, die von H. G r ii s s

-%us allen diesen Arbeiten geht deutlich hervor, dalJ eine Ubertragung der absorbierten Energie von dem ab- sorbiereriden Molekul auf ein anderes, welches nunmehr reaktionsfahig wird, nioglich ist. Das urspriinglich ab- sorbierende Molekiil ist an der eigentlichen Reaktion also iiberhaupt nicht niehr beteiligt. Nahere Vorstellungen, wie diese Energieiibertragung vor sich geht und wie die in vielen Fallen beobachtete erhohte Ausbeute resultiert, liillt das bisher vorliegende 1.ersuchsinaterial nicht ZU.

Schlielllich sol1 noch der in allerneuester Zeit unter dem Gesichtspunkt der Quantenvorstellung begonnenen Untersuchungen der zu den oben behandelten Reaktionen inversen Vorgauge Erwiihnung getan werden. Es handelt sich um Chemolumineszenzerscheinungen, bei denen linter Verlauf einer cheniischen Reaktion Licht ausge- sandt wird. An erster Stelle ist da die Arbeit von H a b e r uud Z i s c h I * ) xu nennen. Diese Autoren betrachten Reaktionen der Halogene niit Natriumdanipf in eineni Teniperaturgebiet, wo ein schwarzer Korper noch keine dem Xuge sichtbare Strahlung aussenden wiirde. Die bei den Vorg2ngen auftretende Flaniine strahlt die 1)- Linie in mellbarer Starke aus. Aus den Messungen Iiiinnen die Verfasser zunachst uberschlagen, dall nur sehr viel weniger Quanten ausgesandt werden als der %ah1 stattfindender Eleinentarprozesse entspricht. Wei- terhin ist wesentlich, daI3 die D-Linie ausgestrahlt wird, denn diese kann nur voni cheniisch unbeeinflullten Na- triumatorn herruhren. Diese Tatsache fiihrt die Ver- fasser zur ;\nnahme v011 Additionskorpern NaX. Diese Zwischenprodukte kiinnen eiitweder ihre verfiigbare Energie in eineni Quantensprung als Licht oder aber als Wsirnie Lei ZusaniinenstoBen mit anderen Molekiilen ab- geben. Der letzte Fall kommt sehr viel hlufiger vor als der erste.

Die bedeutsaiiien Arbeilen von Z o c 11 e r und l i a u t s k y la) uber Chemo1uniineszenzersc.heinungen an Siliciuiiiverbindungen haben neben einer Fiille anderer qualitativer Resultate Zuni Ergebnis, dall in allen Fallen wahrscheinlich n i c. h t r e a g i e r e n d e Molekiile der betrefienden Siliciulnverbiiidullg die Strahler sind, und da13 also Energieiibertragungeri von Molekiil zu Molekiil eine groBe Kolle spielen.

Wir haber, in1 vorstehenden versucht, einen kurzen ifberblicli uber die neueren Ergebnisse auf dem Gebiete

19) K. F. 1l o n n h ij f f P r , Z. Phys. 13. 91 [1923]. 15) E g g e r t , Physikal. Ztschr. 25, 19-21 [la11 (nach

16) G. Bock 11. I. E g g e r t , Z. 15lektroch. 29, ?l./YL J . [1923]. 17) H. C; r ii 6 , Art. Cit. 19) Hit b e r u. % i s c h , Z. Phys. 9, 302 [1922]. 19) Z n h e r u. K a u l z k y , Z. Phys. 9: 267 [1922]. -

Satur\\issi.nsc.hnften 11. 194-199 [1923]. - K it u t s k y u. Z o c h e r , Z. Elektroch. 29. 308 [1923]. - K a u t s k y u. T h i e l P . %. nnorg. 11. :iIlg. Ch. 114, 197 119291.

untersucht worden ist.

Versuchen von B o r i n s k i ) .

der Photochemie zu erhalten. Dabei hat sich das Quanten- aquivalentgesetz als ein guter Fuhrer durch die Fiille der iieuen Erscheinungen und Resultate erwiesen, wenn wir aucli sahen, daD nur in besonderen Fallen die vom Ge- setz geforderten Beziehungen zwischeri der Anzahl absor- bierter Quanten und endgiiltig umgesetztet Molekule er- ftillt war. Dies ltann nur dann eintreten, wenn zufallig die primair durch das absorbierte Quant entstandenen Healitiuiisprodukte stabile Korper sind oder wenn den entstehenden reaktionsfahigen Korpern durch die Ver- suchsaxiordnung die Moglichkeit einer weiteren Reaktion init den Ausgangsprodukten genomnien wird. Solche VerhBltnisse sind jedoch nur in seltenen Fallen an- zutreffen. Daher darf es nicht verwundera, dai3 in den ineisten Fiillen das Endresultat einer photochemischen Realition ein anderes i d , als das \om Aquivalent- gesetz geforderte. Mail hat am dieser Einschran- liung, die pich so fiir das Quantengesetz ergfbt, die Be- rechtigung fur eine BeLeichnung ,,Quantedaquivalent- gesetz" in Frage gestellt. In dieser Beziehung ist sowohl als kritische als auch als zusaminenfassende Arbeit die Veroffentlichung von N e r n s t und N o d d a c k 20) zu nennen. Die Fortschritte der Photographie sind im Vor- stehenden noch nicht behandelt. Sie sollen in einem speziellen Referat zusanimengefaiit werden.

[A. 122.1 -

Anwendung staubformiger Mittel Im Pflanzenschutz.

Von Dr. E. RIEHM, Berlin-Dahlem. (Eingeg. 8.8 1925)

In Deutschland pflegt man die Mittel zur Bekiiiiipfung schhdlicher Insekten oder parasitischer Pilze nieist in wiisserigen Losungen oder Suspensionen anzuwenden; man denlie nur an die Anwendung der Kupferkalkbriihe in1 Wein- und Obstbau, an die arsenhaltigen Spritzbriihen gegen Insekten mit beiflenden Mundwerkzeugen, an die Losungen, die zur Saatgutbeize verwendet werden usw. Nur im Weinbau ist man schon seit Jahrzehnten daran gewohnt, ein staubformiges hlittel trocken zur Xnwen- dung zu bringen, das Schwefelpulver, das niit Hilfe von auf den1 Rucken getragenen Verstaubern zur Bekampfung des echten Mehltaues auf die Reben gebracht wird. I n den Ietzten Jahren hat nian auch angefangen, staub- formige Calciumarsenatpraparate gegen die Trauben- wickler mit Erfolg anzuwenden. Andere staubformige Pflanzenschutzmittel sind bei uns bisher noch nicht in weiterem Umfange eingefiihrt, wahrend man in Anierilra auch staubformige Kupfermittel gegen verschiedene Pilze und staubformige Beizen zur Behandlung des Saatge- treides anwendet. Allerdings hat es auch in Amerika langer Arbeit bedurft, um die Staubmittel und Troclten- beizen einzufiihren, und noch jetzt spielt das Thema ,,spraying versus dusting" eine grolle Rolle in der ameri- kanischen Pflanzenschutzliteratur.

Die Frage der Trockenbeize habe ich in dieser Zeit- schrift schon friiher kurz behandelt') und damals den Standpunkt vertreten, daB die NaBbeizen eine sicherere Wirkung versprechen als die Trockenbeizen, besonders wenn man solche Praparate verwendet, die nicht nur die Sporenkeimung hemmen, sondern die Sporen wirklich abtoten. Die ungleichmagigen Ergebnisse der anierika- nischen Versuchsstationen und eigene Versuche, die recht widersprechende Ergebnisse hatten, fiihrten niirh

2 0 ) W. N e r 11 s t u. W. N o d d a c k , Ber. d . I'reuB. Akad.

I ) %. itng. Ch. 38, 5 [19221. d e r 1Vis.s. 1923, S. 110 ff.

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zu dem ScbluO, daij eine sichere wirkung durch Troclten- beizen wahl nicht zu erreichen sein wiirde. Auch in der amerikanischen Literatur wird zugegeben, dai3 die 'I'rockenbeizen nicht befriedigend wirken, wenn der Weizen sehr brandhaltig ist. Die deutsche chemische Industrie hat neuerdings Trockenbeizen herausgebracht, die auch d a m zu wirken scheinen, wenn amerikanische Praparate versagen, namlich bei sehr starkem Brand- befall. Der Deutsche Pflanzenschutzdienst konnte auf Grund seiner soeben abgeschlossenen Wersuche die fol- genden Trockenbeizniittel zur versuchweisen Anwen- dung empfehlen:

Abavit von der Chemischen Fabrik L u d w i g M e y e r , Mainz, Trockenbeize Hochst von den F a r b - w e r k e n v o r m . M e i s t e r L u c i u s & B r u n i n g , Hochst (Main). Tutan von der Saccharinfabrik Magde- burg SO.

Eine uneingeschrankte Empfehlung der Praparate kann noch nicht erfolgen, aber es ist doch sehr be- inerkenwert, dai3 diese Praparate in vielen Versuchen befriedigend gewirkt hahen, obwohl der unbehandelte Weizen zum Teil sehr starken Brandbefall aufwies. Einen Einflui3 auf die Wirksamkeit der Praparate konn- ten vielleicht noch die Feuchtigkeitsverhaltnisse und die Reaktion des Bodens ausiiben; hierauf habe ich bereits friiher hingewiesen.

Selbstverstandlich i s t bei der Anwendung \'on 'l'rackenbeizen groi3te Vorsicht geboten, weil die wirk- samen Trockenbeizmittel Quecksilber oder Arsen ent- halten. Das Beizen erfolgt am besten in einem der be- reits konstruierten staubdicht schliei3enden Trockenbeiz- apparate. Die Arbeiter tragen dabei, ebenso wie beim Einsacken des behandelten Getreides zweckmafiig einen Atemschutz. Zu beachten ist noch die Frage, ob bei der Aussaat sich nicht soviel von der Trockenbeize von den Koinern ablost, dai3 die hinter der Drillmaschine be- schaftigten Arbeiter durch Staubwolken belastigt wer- den. Den Vorzug verdienen jedenfalls solche Trocken- beizmittel, die recht fest am Korn haften.

Auch zur Bekampfung schadlicher Pilze und Insekten im Wein-, Obst- und Forstbau werden schon verschiedene staubformige Mittel hergestellt, die trocken zur Anwen- dung kommen. Die Bestaubung hat ja vor der Anwen- dung von Spritzbriihen ganz erhebliche Vorteile. Man spart das Herbeischaffen groi3er Wassermengen, das z. R. in steilen Weinbergslagen rnit viel Miihe und Kosten verbunden ist. Die Staubmittel werden gebrauchsfertiq geliefert; es ist also ausgeschlossen, dai3 irgendwelche Fehler beim hbwagen oder Verdiinnen gemacht werden. Spritzbruhen setzen sich zum Teil wahrend des Gebrauchs langsam ab,, eine Folge dieser Entniischung ist ungleich- maiBige Wirkung oder auch Schadigung der behandelten Pflanzen. Auch dieser fibelstand fallt bei der Anwen- dung von Staubrnitteln fort. Durch Staubmittel konnen in 'einer Stunde bedeutend inehr Pflanzen behandelt wer- den, als durch Spritzmittel; man spart also an Srbeits- kraft. Aui3erdem hangt die Wirkung vieler Pflanzen- schutzmittel davon ab, dai3 sie im richtigen Zeitpunkt angewendet werden; srhon eine Verzogerung um einige Tage kann ausschlaggebend fur die Wirkung sein. Mit Staubmitteln kann man mit wenigen Arbeitskraften schnell grofie Flpchep behandeln, so dafi diese Mittel vor den Spritzmitteln auch in dieser Beziehung den Vor- zug verdienen. Auch fur die Bekampfung von Wald- srhadlingen vom Flugzeslg aus kommen nur staubformige Mittel in Frage, weil die Mitnahme von Wasser oder Fliissigkeit die Flugzeuge zu stark belasten wiirde. So niirde also alles fur die ausschliefiliche Verwenduikg

von Staubmitteln sprechen, w e m die Wirksamkeit der Staubmittel der der Spritzmittel annahernd gleich kame.

Sieht man von der Anwendung des Schwefelpulvers und des Calciumarsenats gegen den echten Mehltau und den Traubenwickler ab, so findet man zurzeit keine staubformigen Mittel, die hinsichtlich ihrer Wirkung den Spritzbruhen gleich koninien. Zuzugeben ist allerdings, dafi man in Amerika durch Anwendung von Kupferkalk-, Bleiarsenat-, Calciumarsenat- und Nikotinsulfatpulver schon recht beaehtenswerte Ergebnisse erzielt hat. Auch die deutsche Industrie hat in neuester Zeit Praparate hergestellt, deren weitere Vervollkommnung sicher zur erhohten Anwendung der Staubmittel fuhren wird.

Von besonderer Wichtigkeit fur die Wirksamkeit der Staubmittel ist die Feinheit und Leichtigkeit des Pulvers. In Amerika hat man deshalb in neuerer Zeit prazipi- tierten Schwefel hergestellt, der zum trocknen Verstau- ben bestimmt ist, vorlaufig aber noch nicht billig genug geliefert wird. Zur Verbilligung des ,,kolloidalen" Schwefels hat man in Amerika vorgeschlagen, ihn mit gewohnlichem Schwefelpulver zu strecken.

Als staubformiger Ersatz fur die Kupferkallrbriihe wird in Amerika ,,Sanders Kupferkalkpulver" verwendet. Das Praparat wirkt geniigend, wenn es auf feuchte Blatter gestaubt wird, weil dann ahnliche Kupferkalkverbindun- gen entstehen, wie bei der Herstellung der Bordeaux- bruhe. Auf trockenen Blattern dagegen wird das Calcium- hydroxyd in Calciumcarbonat verwandelt und die Ids- lichen Kupfersalze werden vom Regen abgewaschen. Sehr hiiufig entstehen hierbei Atzungen an den behandelteii Blattern und Friichten. Ein gutes staubformiges Kupfer- priiparat wiirde besonders fur den Weinbau eine wesent- liche Erleichterung bedeuten, Das Pulver mul3 in Wasser unloslich und moglichst fein sein und recht fest an den Ult tern haften. Das ,,Horstsche Kupferstaubmittel" hat sich nicht bewahrt, dagegen scheint das Praparat Nosperit der Hochster Farbwerke den Anforderungen viel besser zu entsprechen.

Die in Amerika rnit viel Erfolg angewendeten Niko- tinstaubmittel, die aus Kaolin und Nikotinsulfat bestehen, sind in Deutschland noch nicht erprobt, werden wohl auch viel zu teuer sein, als dai3 sie im groiSen angewendet werden konnten.

Bleiarsenatpulver werden in Deutschland mit Ruck- sicht auf ihre hohe Giitigkeit nicht angewendet, dagegen sind Pulver, die Calciumarsezlat enthalten, im Weinbau bereits eingefuhrt. Verschiedene Firmen haben Prlpa- rate hergestellt, die bereits erprobt sind (,,Dr. S t u r rn s Heu- und Sauerwurmmittel" der Firma M e r c k , Darm- stadt, ,,Silesia - Verstaubungsmittel" der G ii t t 1 e r - S c h a r f e - W e r k e in Reichenstein in Schlesien, ,,Arsenverstaubungsmittel 1922" vGn H i n s b e r g , Nackenheim am Rhein) ; andere Firmen haben neuer- dings ahnliche Praparate herausgebracht, deren Wirk- samkeit und ilnwendbarkeit noch festzustellen sind. Viel- leicht gelingt es, auch noch ganz anders zusammengesetzte Staubmittel zu finden; so wird in der amerikanischen Literatur darauf hingewiesen, dai3 die fungiziden Eigeii- srhaften von Nickel- und Quecksilberstaubmitteln noch nicht geniigend erforscht sind.

Zur Bodendesinfektion hat man, soweit sie uber- haupt durchgefiihrt wird, bisher meist Schwefelkohlen- stoff verwendet. Trockene Insektizide oder Fungizide sind bisher kaum zur Anwendung gekommen. GewiS liann man die Kohlhernie bekampfen, indem man den Eoden mit trockenem Uspulun (Chlorphenolquecksilber- prEipaFat der Firma Bayer & Co.) vermischt, aber dies Bekampfungsmittel ist viel zu teuer, als daB es beim feld-

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Scharrer und Strobel: Der gegenwtir 1034

miii3igen Gemusebau angewendet werden konnte. Es ist wohl kaum damit zu rechnen, da5 man billige Boden- desinfektionsmittel findet, die rnit dem Dungerstreuer auf das Feld gebracht und eingeeggt werden konnen, und die dann entweder schwere insektizide Gase abspalten, oder in Losung ubergehen und fungizid wirken.

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[A. 131.1 -.

Der gegenwartige Stand der Futter- konsurvierung.

Von K. SCHARRER und A. STROBEL. Aus dem Agrikulturchemischen Institut der Hochschule fur Land-

wirtschaft und Brauerei Weihenstephan b. Miinchen. (Eingrg. 27.,'6. 1925.)

Da bei der Trocknung des Griinfutters selbst bei giinstigstem Wetter bis zu 25 YO Nahrstoffverluste auftreten. eine Zahl, die sich naturgemaB bei schlechter Witterung bedeutend vergroflert, war man schon seit langem be- strebt, durch mancherlei Verfahren die Emte vor dem Verderben zu schutzen I). Bei dem Braunheuverfahren wurde in der Weise gearbeitet, dai3 man die abgemahten Futterpflanzen stark abwelken lafit, hierauf in Haufen lagert und schichtweise festtritt, wodurch die Luftzufuhr verhindert wird. Ein groi3er Teil des Wassergehaltes der Pflanzen verdunstet infolge der eintretenden Erwarmung, und der Haufen beginnt zu garen. Nach sechs bis acht Wochen ist der ProzeB beendet, und es bleibt ein braunes Futter von sauerlichem Geruch zuriick. Bei der Brennheu- bereitung werden die gemahten und moglichst vorgetrock- neten Pflanzen zu groBen Haufen mit eingebautem verti- kalen Luftschacht aufgeschichtet und festgetreten, wo- durch binnen kurzem eine mit starker Warmeentwicklung verbundene Garung eintritt. Sobald die Temperatur der Masse 60-70 O erreicht hat, werden die Haufen bei s o d - gem Wetter ameinandergerissen und getrocknet.

Der Nachteil dieser beiden geschilderten, primitiven Konservierungsmethoden lie@ vor allem in den dabei auf- tretenden groflen Nahrstoff verlusten. Vorteilhafter arbei- ten jene Verfahren, bei denen das Futter durch einen innerhalb gewisser Grenzen zu regulierenden GIrprozef3 haltbar gemacht wird.

Die alteste Art dieser Garfutterbereitung ist die durch Einsauerung in Gruben. Falls Futterpflanzen ohne Vor- bereitung in solche Gruben eingelegt werden, so steht den Essig- und Buttersaurebakterien so vie1 Feuchtigkeit zur Verfiigung, dai3 sie sich lebhaft zu entwickeln vermogen und als Endprodukt ein Sauerfutter ergeben. V o 1 t z 2,

hat nachgewiesen, daB sich durch Zusammenpressen von Pflan7enteilen in einer gemauerten Erdgrube die Essig- und Buttersaurehakterien nur schlecht entwickeln konnen und sich schon bei einer Temperatur von 25-30 O die Kon- servierung mit Erfolg durchfiihren lafit. Um die Bildung von Milchsaure zu beschleunigen, rat er, mit Milchsaure- krilturen zu impfen. Er zeigte, dai3 es Milchsaurerassen gibt, die schon bei niedriger Temperatur kraftig arbeiten, weshalb auch bei den genannten Temperaturen eine gute MiIchsaurebildung erreicht wird: die Substanzverluste konnen dadurch auf ein Minimum herabgedriickt werden. W. V o 1 t z und H. J a n t i! o n s, stellten vergleichende Versuche bei Rubenblattern und Zuckerruben rnit wilder

I) Siehe z. B. K e 11 n e r, Die Ernahrung d. landwirtschaftl. Nutztiere. S. 235. (1920). P. Parey, Berlin.

2) W. V 6 1 t z , Vgl. hierzu die weiter unten angegebenen Arbeiten.

s) W. V 61 t z und H. J a n t z o n , Landw. Jahrb. 48, 493 [1915]; 49, 797 [1916].

*tige Stand der Futterkonservierung [*nE:::%*'k

Sauerung und Reinzuchtsauerung an. D. M e y e r ') ver- wendete Milchsaurebakterien sowohl bei der Einsauerung der Kartoffeln als auch der Riibenschnitzel. Zu giin- stigeren Ergebnissen als die genannten Forscher kamen A h r und M a y e r s, bei Versuchen mit gedampften Kar- toffeln. Gute Erfolge bei Verwendung von Milchsaure- kulturen machten ferner C. G o r i n i B ) , K. U r ban7) und Z s c h e y e V o 1 t z 9 weist darauf hin, dai3 die schlechten Erfahrungen bei Anwendung von Milchsaure- bakterien nur auf einen Mange1 an Zucker zuriickzufiihren seien, da die Polysaccharide durch Milchsaurebakterien nicht verwertet werden konnen. Ausgedehnte Versuche, die F. H o n c a m p lo) iiber den Futterwert von getrock- netem frischen und eingesauerten Rubenkraut und dabei auftretenden Verlusten an Nahrstoff en machte, ergaben, dai3 dabei hauptsachlich die stickstofffreien Extraktiv- stoff e angegriff en werden, wahrend das Protein eine Qualitatsverschlechterung durch teilweise Uberfiihrung in Amidokorper erleidet; unversehrt beim Prozea des Ein- sauerns bleiben nach seinen Untersuchungen Rohfett und Rohfoser. Versuche nach V o 1 t z 11) bei der Einsauerung von Rieselfeldergras in wasserundurchlassigen Gruben und bei Imptung niit Milchsaurebakterien ergaben zwar einen geringeren Verlust an Nahrstoff en, jedoch konnte er ebenfalls einen weitgehenden Abbau der EiweiBstoffe zu ' Aminosauren feststellen. Bei spateren Arbeiten, die er in der Weise ausfuhrte, dai3 er Wiesengras teils durch Wild- sauerung, teih durch Reinkultursauerung konservierte, erhielt jedoch V o 1 t z l2) ziemliche Verluste an Roh- protein und Starltewert. Dagegen glaubt A. S t u t z e r 9, dai3 eine Impfung des Materiales mit Milchsaurebakterien durch die schnelle Bildung von Saure eine Zersetzung des Eiweit3 hintanhalt.

Beim sogenannten Sui3pre5futterverfahren, das von G. F r y 14) urn 1880 in England eingefuhrt wurde, wird die Atmungswarme, die sich in den abgeschnittenen Pflanzen entwickelt, zur Abtotung der Essig- und Butter- siiurebakterien benutzt, und die Temperatur rasch auf 500 getrieben. F r y bezeichnet das dabei erhaltene Pro- dukt ,,sweet ensilage", weil er es im Gegensatz zum Sauerfutter fur ein suaes, nicht gesauertes Produkt hielt. K ii h n I s ) jedoch war sich vollkommen b e d t , dai3 auch

~

4 ) D. M e y e r , Ill. landw. Ztg. 34,407 [1914] ; 35,353 [1915]. 5) A h r m d M a y e r, Ill. landw. Ztg. 34, 86 [1914]. - Die

Verluste bei der Diirrheubereitung und die Sauerfutterher- stellung. Fiihling 66, 185 [1917].

0 ) C. G o r i n i , Verbesserte Bereitung v. Sauerfutter. Milchw. Z e n t d b l . 43, 393 [1914]. - Zentralbl. f. Bakt. 11, 42. 261 [1914]. - Weitere Untersuchmgen iiber die Biologie der Milchsawebakterien. Zentralbl. f. Bakt. 11, 68, 284 [1921].

7 ) K. U r b a n , Z. f. Zuckerind. in Bohmen 39, 20 [1914]. Cit. nach H o n c a m p - N o 1 t e , Agrikulturchemie (Wissensch. Forschungsberichte. Bd. 10. Verlag Th. Steinkopff, Dresden- Leipzig).

8 ) Z s c h e y e , 2. d. Vereins d. dtsch. Zuckerind. 64, 668 [1914]. Gilt. nach H o n c a m p - N o 1 t e , loc. cit.

9) W. V o l t z, Ill. landw. Ztg. 35, 353 [1915]. 1 0 ) F. H o n c a m p und Mitarbeiter, Landw. Versuchsst.

F. H o n c a m p , B. G s c h w e n d n e r und H. M i i l l n e r ,

F. H o n c a m p , Trocknung oder Einsauerung d. Riiben-

11) W. V 6 1 t z , Mitt. D. L. G. 33, 384 [1918]. 12) W. V 6 1 t z , Wochenschr. f. Brauerei 16, 352 [1919]. 13) A. Stu t z e r , Bioch. Z. 79, 299 119151. 14) G. F r y , Die EinsiiBung der Futtermittel. (Berlin

15) J. K i i h n , Das Einsguern der Futtermittel (BerLin

88, 305 [1916]; 90,431 [1917].

Landw. Versuchsst. 78, 305 [1916].

krautes. Fiihling 68, 41 [1919].

1885.)

1885.)