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E 1339 Verlag Herder, ISSN 0721 - 1937 Anzeiger für die Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis 1 2005 S CHWERPUNKTTHEMA Beten Beten im Alltag Der Rhythmus des Gebets Non Clamor, sed Amor Beten im Geist des Franz von Assisi Entgrenzung erfahren Das Ruhegebet von Johannes Cassian I M B LICK Wagemut oder Selbsterhaltungstrieb? Alternative Feierformen Wenn sich Pastoral verändert … Zur Frage künftiger Kompetenzen

Anzeiger für die Seelsorge 1/2005 · schon sagen Lust und Freude, die je verschiede-nen Attribute bei Heili- ... xis übermitteln wollte, wünsche ich Ihnen wei-terhin alles Gute

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37Anzeiger für die

Zeitschrift für Pastoral und Gemeindepraxis

1 2005

SC H W E R P U N K T T H E M A

Beten

Beten im AlltagDer Rhythmus des Gebets

Non Clamor,sed AmorBeten im Geist des Franz von Assisi

EntgrenzungerfahrenDas Ruhegebet vonJohannes Cassian

IM BL I C K

Wagemut oder Selbsterhaltungstrieb?Alternative Feierformen

Wenn sich Pastoral verändert …Zur Frage künftiger Kompetenzen

www.herder.de

In jeder Buchhandlung!

Margot Käßmann / Joachim Wanke (Hg.)Bei uns alle TageDas Matthäusevangelium als JahresbegleiterMit Aquarellen von Andreas Felger und Auslegungen von Bruder Franziskus Joest17,0 x 24,0 cm, 176 Seiten durchgehend vierfarbig, mit 12 Aquarellen, gebunden mit LesebändchenE 24,90 /SFr 43.70 / i[A] 25,60 ISBN 3-451-28490-1

Monat für Monat erschließen Margot Käßmann und Joachim Wanke die

orientierende Botschaft für unsere Zeit. Die Monatskapitel bieten zentrale

Texte des Matthäusevangeliums, eingeführt und ausgelegt von dem evan-

gelischen Ordensmann Bruder Franziskus aus der Kommunität Gnadenthal.

Das Buch begleitet durch das Jahr mit der Zuversicht, dass die Zusage

Gottes heute wie damals gilt: Gott ist bei uns alle Tage.

BotschaftDas Matthäusevangelium als Jahresbegleiter

Auf ein Wort

Liebe Leser,

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In diesem Heft

mit einigen kleineren Veränderungenstartet der Anzeiger für die Seelsorge mitIhnen in das kommende Jahr. AndreaSchwarz meldet sich nach einem Jahr„Auszeit“ als Autorin der Rubrik „Mit-ten im Leben“ zurück. Und Pierre Stutzinspiriert monatlich mit einer 5-Minu-ten-Meditation, wobei er seine Gedan-ken jeweils auf eines der biblischenBücher konzentriert. Neu ist auch dieRubrik „Zukunftsfähige Pastoral“, dieSie regelmäßig auf den hinteren Seitenjedes Heftes finden werden. Unter dieserÜberschrift geht der Mainzer Pastoral-theologe Norbert Schuster darauf ein,mit welchen Kompetenzen und Instru-menten die Seelsorge den heutigen An-forderungen gerecht wird. In die neueRubrik führt Schuster mit dem Pilot-Ar-tikel „Wenn sich Pastoral verändert ...“ein, den Sie in diesem Heft in der Ru-brik „Im Blick“ finden.

Darüber hinaus bleibt der Anzeiger fürdie Seelsorge auch im neuen Jahr ein Fo-rum für den pastoralen Austausch undein kompetenter Begleiter für Ihre viel-seitige Arbeit in der Seelsorge. DasSchwerpunktthema „Beten“ beleuchtetdie spirituell-kontemplative Dimensiondes Glaubens, von der Johann Peter He-bel schrieb: „Wenn der Mensch betet,atmet Gott in ihm.“ Die unterschiedli-chen Akzente, die in den vier Schwer-punktbeiträgen gewählt wurden, zeigendie bunten Facetten, die den Reichtumdes Gebets ausmachen können.

Ihnen wünsche ich ein gutes Jahr 2005und freue mich, dass der Anzeiger fürdie Seelsorge auch im neuen Jahr dieChancen einer zukunftsfähigen Seelsorgevorstellen wird.

SchwerpunktthemaAnselm GrünBeten im AlltagDer Rhythmus des Gebets ............................................................. 5

Tasten nach dem GebetGedanken zum Titelbild .............................................................. 10

Anton RotzetterNon Clamor, sed AmorBeten im Geist des Franz von Assisi ............................................ 11

Peter DyckhoffEntgrenzung erfahrenDas Ruhegebet von Johannes Cassian.......................................... 14

Ottmar FuchsDie jüdisch-christliche Spiritualität der KlageWorte in der Not und über den Tod hinaus ................................ 20

ImpulseMitten im Leben: Sabbat ist anders .......................................... 24

Fünf-Minuten-Meditation: Gastfreundschaft wagen ................ 25

Im Bild: Ein Sommertraum ...................................................... 26

Persönlich: Silja Walter .............................................................. 27

Zeit-Zeichen: Nicht verspielen .................................................... 28

Im BlickNorbert SchusterWenn sich Pastoral verändert … .............................................. 29

Karl SchlemmerGeisterfüllter Wagemut oder ängstlicherSelbsterhaltungstrieb? ................................................................ 34

ServiceFür Sie entdeckt / Für Sie gesurft .............................................. 39

Für Sie gefunden ........................................................................ 40

Für Sie gelesen ............................................................................ 42

Hersteller- und Lieferantenverzeichnis .................................... 46

Leser haben das WortSie schreiben uns ........................................................................ 4

Zukunftsfähige Pastoral ............................................................ 48

Themenvorschau ........................................................................ 49

Cartoon / Impressum ................................................................ 50

Zu spätIch bin dankbar für dieNovember-Ausgabe mitdem Schwerpunktthema„Heilige“. Doch ich be-mängele, dass diese Aus-gabe nicht früher zu mirkam. Zwei Tage vor „Aller-heiligen“ sind diese wert-vollen Erarbeitungen undGedanken einfach zuspät, um sie in die ak-tuellen Gottesdienste ein-zubeziehen.

Norbert Stähler

Inneres JauchzenIn der letzten Woche habeich, was bei mir so üblichist, bei meiner Fahrt vonWürzburg nach Mün-chen die Nr. 11 Ihrer Zeit-schrift durchgeblättertund natürlich auch gele-sen. Da ich von nahezu al-len Artikeln so fasziniertund begeistert bin, wollte

ich Ihnen dies durchmeine heutigen

Zeilen über-mitteln.Viel-

leicht istder

Funke bei dieser Ausgabedarum so zündend gewe-sen, weil ihr Schwer-punktthema „Heilige“mich in besonderer Weiseinteressiert, und zwar ge-rade wegen der Kultur derAlltagsheiligung und derbei mir seit vielen Jahrenlebendigen, ja man kannschon sagen Lust undFreude, die je verschiede-nen Attribute bei Heili-gendarstellungen zu er-kennen und darausentsprechende Assozia-tionen zu entwickeln. Daich Ihnen nur kurz undbündig mein inneresJauchzen über die Nr. 11Ihrer Zeitschrift für Pas-toral und Gemeindepra-xis übermitteln wollte,wünsche ich Ihnen wei-terhin alles Gute und vie-le gute Ideen!

Prof. Dr.Walter EykmannMdL,Würzburg

Wer ist heiligWer ist nun heilig? JesusChristus allein ist derganze Heilige. Die Kirchenennt nun Menschen hei-

lig, wenn sie vom LichtChristi radikal durch-

drungen sind.Diesgeschieht oft

erst nach einem schmerz-haften Prozess, weil diesesLicht einem Feuer gleicht,das Schlacke von Goldtrennt. „Da sie traurigwar, keine Heilige zu sein,empfahl man ihr Psycho-analyse“ (Ernesto Carde-nal, Gebet für MarilynMonroe).

Manfred Glombik, Hildesheim

BildauswahlBesonders gelungen findeich beim Anzeiger für dieSeelsorge die Bildauswahlauf der Titelseite. Die aus-sagekräftigen und oftsymbolträchtigen Motiveschneide ich aus und zie-he sie auf Pappe auf. Sohabe ich bereits eine klei-ne Bildkartei, mit der ichvor allem mit Jugendli-chen gut arbeiten kann.

Erika Müller, Dillingen

PastoralphilosophieEs ist sehr zu begrüßen,dass Wolfgang Beinert inseinem Beitrag „Glaubenist sinnlich“ auf gewisseStrömungen in der Ge-schichte der Kirche hinge-

wiesen hat, die von über-triebener Vergeistigungund Neigung zur Welt-flucht gekennzeichnetsind: „Die alte Kirche ließsich blenden vom düste-ren Glanz der platonisch-plotinischen Entsagung“– schreibt Beinert imHinblick auf das philoso-phische Umfeld derchristlichen Frömmig-keitsgeschichte (S. 12).Vielleicht wäre es hilf-reich, den Einfluss derPhilosophie auf dieFrömmigkeitsgeschichtenäher zu betrachten.Nachdem es bereits einePastoralpsychologie und-soziologie gibt, wäreauch eine Pastoralphilo-sophie denkbar. In diesemZusammenhang möchteich hinweisen auf diephilosophische Gedenk-schrift zum 100. Geburts-tag von Jakob Hommesmit dem Titel „Personund Funktion“ (VerlagFriedrich Pustet, Regens-burg 1998).

Dr. Friedrich Hartl, Regens-burg

Die

Redaktion

freut sich über

jeden Leserbrief.

Schreiben Sie uns bitte,

was Ihnen am Anzeiger

gefällt, welche Beiträge Sie beson-

ders ansprechen bzw. worüber Sie sich

beim Lesen ärgern. Auch künftig werden

wir Ihre Leserbriefe im Anzeiger veröffentlichen.

LESE

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Anzeiger für die Seelsorge + Klaus Vellguth + Münsterstraße 319 + 52076 Aachen Fax: 0241 / 1804603 + E-Mail: [email protected]

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An unsere Leserinnen und Leser

Ab Januar 2005 beträgt der Heftpreis des „Anzeigerfür die Seelsorge“ 3,60 €. Das Jahresabonnementkostet 27,50 € (Preisvorteil gegenüber dem Kaufvon Einzelheften: 12,10 €). Die Versandkosten wer-den nunmehr separat berechnet (im Inland: 0,60 €je Heft).Für diese Anpassung der Preise an gestiegene Kostenund veränderte Rahmenbedingungen bitten wir umIhr Verständnis. Für Rückfragen steht Ihnen unserKundenservice unter Tel. 0761 2717-422 zur Ver-fügung.

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5Beten im AlltagDer Rhythmus des Gebets

Viele Gäste, die zu uns ins

Kloster kommen, erzählen,

wie ihnen der tägliche Gebets-

rhythmus gut tut. Doch zu-

gleich klagen sie, dass ihr

Alltag so wenig vom Gebet

geprägt ist. Da geraten sie zu

schnell ins Hamsterrad der

Geschäftigkeit. Und vor lauter

nützlichen Dingen, die sie zu

tun haben, finden sie keine

Zeit zum Beten.

geb, 1945, verwaltet als Celerar

die Benediktinerabtei

Münsterschwarzach. Darüber

hinaus ist er als geistlicher Be-

rater und Kursleiter für Medita-

tion, Fasten und tiefenpsychologische

Traumdeutung tätig. Bekannt wurde er

durch seine zahlreichen Buchveröffent-

lichungen.

Von Anselm Grün

In der frühen Kirche hat dieMahnung des hl. Paulus „Betetohne Unterlass!“ (1 Thess5,17) die Christen umgetrie-

ben. Sie haben sich gefragt, wieman diese Forderung wohl erfüllenkann. Der hl. Augustinus geht in ei-ner Predigt auf diese Frage ein. Ermeint, wir könnten nicht immermit dem Mund Gebete sprechen.Wir könnten auch nicht immer dieHände erheben oder die Knie beu-gen, um zu beten. Wer ohne Unter-lass beten möchte, so sagt er, derdürfe seine Sehnsucht nicht unter-brechen. Denn das ununterbroche-ne Sehnen ist das immerwährendeGebet. Gebet ist für Augustinus al-so mehr als Worte sagen oder überGott nachdenken. Gebet ist eine in-nere Haltung. Wer mit seiner Sehn-sucht in Berührung ist, der betet.Und umgekehrt hat alles äußereBeten als Ziel, die Sehnsucht inmeinem Herzen anzufachen. DieSehnsucht ist in mir. Und in derSehnsucht hat Gott seine Spur inmein Herz gegraben. Sobald ich dieSehnsucht in mir spüre, bin ich imGebet. Denn in der Sehnsucht ist Gottschon in meinem Herzen anwesend.

Die Mönche, die im 4. Jahrhun-dert in die Wüste von Ägyptengezogen sind, haben einen anderenWeg zum unablässigen Gebet

beschritten. Für sie ist das immer-währende Wiederholen des Jesus-gebets, das im Rhythmus des Atemswie von alleine im Herzen erklingt,eine konkrete Art und Weise, ohneUnterlass zu beten. Diese Weisemuss geübt werden, indem mansich hinsetzt und versucht, denAtem mit dem Jesusgebet zu ver-binden. Beim Einatmen sagt mansich: „Herr Jesus Christus“ undbeim Ausatmen „Sohn Gottes, er-barme dich meiner!“ Wenn mandas eine zeitlang geübt hat, geht esvon alleine. Dann ist das Betennicht nur etwas Bewusstes. Es ge-schieht in mir, auch wenn ich spa-zieren gehe oder wenn ich müdebin und mich ausruhe. Wenn ichvor einer Ampel warten muss,kommt das Jesusgebet oft von al-leine hoch. Es ist etwas, das mirHeimat schenkt. Wenn die Gebets-worte in mir auftauchen, dann binich in Berührung mit meinemHerzen, dann bin ich bei mir undbei Gott daheim.

Gebet als heilsame Unterbrechung

Im Kloster kommen wir fünf-mal am Tag zum Gebet zusammen.Wir beginnen den Tag mit dem Ge-bet und beenden ihn. Zwi-

ANSELM GRÜN

spüren. Der eine bleibt einfach ste-hen, um nach innen zu spüren. Wasbewegt mich? Was hat geradeMacht über mich? Und dann kanner sich auf Gott ausrichten und alldas innere Chaos von Gottes Geistdurchdringen lassen. Der anderesetzt sich bewusst hin, versucht zurRuhe zu kommen. Zunächst wirder die Emotionen spüren, die dieArbeit mit ihren Problemen in ihmhervorgerufen hat. Auch wenn wirmorgens noch so friedlich in dieArbeit gehen, werden die vielenAuseinandersetzungen unsereEmotionen hoch kochen lassen.Oft beginnt dann ein Kreislauf. DieEmotionen werden immer hitziger.Wir reagieren auf kleine Bemer-kungen schon aggressiv. Und schonmeinen wir, alles sei schwierig. Alleseien gegen uns. Wir steigern uns indie negativen Emotionen hinein.Da braucht es die heilsame Unter-brechung durch das Gebet oderdurch einen stillen Augenblick. Indiesem Augenblick bewerten wirnicht, was wir getan haben. Wirhalten keine Gewissenserfor-schung, in der wir beurteilen, waswar. Vielmehr halten wir inne, umzu spüren, was uns gerade bewegt.Und dieses Innehalten unterbrichtden Prozess des Sich-Hineinstei-gerns in die Emotionen. Ihnenwird in der Stille das Feuer entzo-gen, das sie zum Kochen bringt.Und auf einmal wird unser Blickwieder klar. Wir spüren uns wieder.Wir sind in unserer Mitte. Und dieKonflikte des Vormittags fallen vonuns ab.

Neben der heilsamen Unterbre-chung mitten am Tag, braucht eseinen guten Tagesabschluss. Wirmüssen die Arbeit nicht nur äußer-lich beenden, sondern auch inner-lich. Wir brauchen Rituale, um dieTür der Arbeit zu schließen. Nur sogeht die Tür zum Privaten, zur Fa-milie, zum Feierabend, wirklichauf. Ohne diesen bewussten Ab-schluss durch ein kurzes Ritual

schendrin ist das Gebet immer eineheilsame Unterbrechung der Ar-beit. Es zwingt uns, die Arbeit los-zulassen und uns im Gebet wiederGott zuzuwenden. Gerade die Mit-tagshore erlebe ich als heilsamePause. Wenn in der Arbeit vieleProbleme auftauchten und Kon-flikte angegangen werden mussten,dann ist es gut, die Gedanken undGefühle, die noch um die Ge-spräche kreisen, loszulassen. Esbraucht am Anfang immer eineZeit, bis der Kopf frei wird vomKreisen um die Probleme. Abernach 15 Minuten Psalmengesangfühle ich mich anders. Das Singenhat etwas in Ordnung gebracht.Und ich kann auf diese Weise an-ders in die Mittagspause gehen, alswenn ich die Arbeit nur durch dieMahlzeit unterbrechen würde.

Es hat wenig Sinn, uns Mönchezu kopieren. Der Alltag jedes ein-zelnen wird anders aussehen. WirMönche sehen es als Luxus an, dass

wir es uns erlauben können, trotzder Arbeit fünfmal am Tag zusam-menzukommen, um in den Psal-mengesang einzutauchen und da-rin zur Ruhe zu kommen. Wasjeder von uns lernen kann, das isteinmal eine gute Struktur des Ta-ges. Wir brauchen heilsame Ritua-le, in denen wir uns Zeit nehmenfür Gott. Für den einen beginnt derTag mit einer stillen Zeit. Der ande-re macht nur ganz langsam und be-wusst das Kreuzzeichen und stelltsich vor, dass Gottes Liebe seinenLeib und seine Seele durchdringt.Der andere stellt den Tag mit einemGebet unter den Segen Gottes. Ri-tuale schaffen einen heiligen Raumund eine heilige Zeit. Für die Grie-chen vermag nur das Heilige zuheilen. Wir brauchen solche heili-gen Zeiten, in denen uns niemanderreichen kann. Das Heilige ist das,was der Welt entzogen ist. Da hatdie Welt mit ihren Ansprüchen kei-ne Macht über uns. In dieser heili-gen Zeit kommen wir inBerührung mit uns selbst, mit demHeilen in uns. Da können die Wun-den heilen, die uns das Leben täg-lich schlägt.

Zum andern kann man von unsMönchen lernen, den Tag immerwieder durch das Gebet heilsam zuunterbrechen. Jeder macht in sei-ner Arbeit kurze Pausen, um inne-zuhalten. Das Gebet ist so eineWeise, innezuhalten, sich zu

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6 � Beten geschieht in konkreten Akten des Gebets. Beten istaber auch eine Haltung, die in mir wächst. Es ist die Haltung derSehnsucht, die ich in mir wach halte.Wenn ich mit meiner Sehn-sucht in Berührung bin, dann relativieren sich viele Dinge, um dieich mir sonst den Kopf zerbreche. Beten braucht Rituale, aberBeten ist mehr als das Üben von Ritualen, mehr als das Singender Psalmen. Beten ist eine Weise des Existierens vor Gott undin Gott. Im Beten werde ich mir bewusst, wer ich vor Gott binund dass ich in Gott bin. Beten bringt mich in Berührung mit dereigentlichen Wirklichkeit: mit der Wirklichkeit Gottes, dieallesdurchdringt und mich immer und überall umgibt.

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L I T E R A T U R T I P P

� Anselm Grün, Gebet als

Begegnung, Vier-Türme-Verlag,

Münsterschwarzach 1990.

� Anselm Grün, Gebet und

Selbsterkenntnis, Vier-Türme-

Verlag, Münsterschwarzach 1979.

oder ein kurzes Gebet beherrschenuns die Probleme der Arbeit denganzen Abend und oft genug nochin der Nacht. Unsere Stimmungwird von der Arbeit bestimmt. Wirsind nicht frei für die Familie oderfür die Begegnungen mit Freun-den. Das Gebet schafft Gegenwär-tigsein. Es ermöglicht uns, dass wirAltes loslassen und uns auf den Au-genblick einlassen. Gebet reinigtuns von den Emotionen, die unserDenken trüben. Gebet ist keineLeistung, die wir vor Gott erbrin-gen müssten, sondern ein Heilmit-tel, das unsere Seele befreit vonallen trüben Geistern und Kräften.

Beten als Begegnungmit Gott

Es gibt viele Formen des Betens:das Stundengebet der Kirche, dasBeten vorgeformter Gebete wie dasVaterunser oder des Morgen- undAbendgebetes, der Tischgebete.Und es gibt das persönliche Beten.Viele haben damit Schwierigkeiten.Sie wissen nicht, was sie Gott sagensollen. Und sie meinen, sie müsstenGott immer etwas sagen. Doch Be-ten ist mehr als Sprechen. Beten istBegegnung mit Gott. Und diese Be-gegnung hat vier Schritte. Der ersteSchritt ist die Begegnung mit mirselbst. Ich nehme mir Zeit, erst ein-mal in mich hineinzuspüren. Werbin ich überhaupt? Wo ist derPunkt, an dem ich „Ich“ sagenkann? Bin ich bei mir daheim? Ichmuss erst in Berührung mit mirkommen, um Gott zu spüren. Wersich selbst nicht spürt, wird auchGottes Gegenwart nicht spüren.

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7Der zweite Schritt ist die Begeg-nung mit Gott. Ich horche in dieStille hinein und frage mich, werdieser Gott ist, zu dem ich bete.Zunächst werden mir Bilder vonGott einfallen, negative Gottesbil-der, die ich versuche, loszulassen,aber auch positive Bilder von Gott:der barmherzige Vater, der Gott,der Liebe ist. Aber auch diese Bildermuss ich übersteigen. Gott ist jen-seits aller Bilder. Ich muss Ausschauhalten nach dem unbekannten undunbegreiflichen Gott. Nur dannahne ich, was Beten heißt: diesesabgrundtiefe Geheimnis Gottes an-zusprechen und sich in seiner Ge-genwart zu halten.

Der dritte Schritt des Gebetesist dann das Sprechen mit Gott. Ichsage Gott, was mich bewegt undbeschäftigt. Das kann mit Wortengeschehen. Ich kann aber auch ein-fach Gott das hinhalten, was in mirauftaucht. Ich setze mich vor Gott,schaue auf ihn und beobachte, wasin mir an Gedanken und Gefühlenauftaucht. Diese Gedanken undGefühle nehme ich dann als Gebet.Ich halte sie Gott hin. Manchmalspreche ich mit Gott über diese Ge-danken, die da auftauchen. Oderich halte sie einfach in seine unbe-greifliche Liebe hinein. Dann ver-lieren sie an Macht. Sie bedrängenmich nicht mehr. Ich kann sie inGott hinein loslassen. Das Gebetmuss nicht fromm sein. Es soll nurehrlich sein. Ich soll mein Herz, sowie es ist, ungeschützt Gott hinhal-ten. Manchmal ist das nicht ange-nehm. Aber es befreit. Ich brauchenicht mehr vor mir davonzulaufen.Ich kann mich vor Gott aushalten.

Ich darf so sein, wie ich bin. DasGebet führt mich in die eigeneWahrheit. Und nur die Wahrheitwird mich befreien, wie es schonJesus im Johannesevangelium ge-sagt hat.

Der vierte Schritt des Gebetesist dann das Schweigen vor Gott.Ich sitze vor Gott, werde still vorihm, schaue ihn an und lasse michanschauen. Ich weile in der Stillevor Gott und fühle mich von seinerliebenden Gegenwart eingehüllt. Esist ein Schweigen vor Gott. Aber eskann auch ein Schweigen in Gottsein. Dann führt mich das Schwei-gen in den inneren Ort in mir, indem es ganz still ist. Es ist derRaum, in dem Gott in mir wohnt.Dort wo Gott in mir wohnt, habendie Gedanken und Gefühle keinenZutritt. Da vermag der Lärm derWelt nicht hinzudringen. Dort ha-ben auch die Menschen mit ihrenErwartungen und Ansprüchen kei-nen Zugang. Ich bin allein mit Gottund in Gott. In diesem innerenRaum komme ich in Berührungmit meinem wahren Selbst. In Gotterahne ich, wer ich in Wirklichkeitselber bin. Und in Gott erfahre ichwahre Freiheit. Da bin ich bei mirdaheim und bei Gott.

Diese vier Schritte folgen nichtimmer genau der Reihe nach. Dochsie bilden eine Struktur für ein per-sönliches Beten. Wenn ich so bete,dann erlebe ich das Beten wirklichals Atemholen der Seele. Ich kom-me mit meiner Seele in Berührung.Meine Seele beginnt wieder zu at-men. Ich spüre mich, wie ich inWahrheit vor Gott und in Gott bin.

www.herder.de

Mit Herz und allen Sinnen

Beten

Peter ModlerFür Wanderer und KriegerMännergebete128 Seiten, gebundenZ12,90 /SFr 23.50 /l[A] 13,30ISBN 3-451-28372-7

Gebete in einer Sprache, in die

Männer einstimmen können. Arbeit

und Leistungsdruck, Geld, Einsam-

keit, Sex, Ehe und Familie, haben

ihren Platz in diesen Gebeten.

Gebete interessanter Männer wie

z.B. Dietrich Bonhoeffer oder Dag

Hammarskjöld machen das Buch zu

einem sprirituellen Begleiter für

Wanderer und Krieger, für rastlose

Sucher und Karriere-Männer.

Rainer HaakDir neu begegnenGebete und Segensworte128 Seiten, gebundenY 9,90 /SFr 18.10 /l[A] 10,20ISBN 3-451-28483-9

Die Gebete und Segensworte bieten

Rückhalt in Zeiten der Fragen und

Sorgen, des Glaubens und der Zweifel,

in Krankheit und Gesundheit, während

der Arbeit und im Urlaub, bei Tag und

bei Nacht. Ein Buch, das durch das

Leben begleitet und es im lebendigen

Gespräch mit Gott hält.

Johannes Paul II.Meine Gebete für euch160 Seiten, gebunden, mit Goldprägung und LesebändchenE14,90 /SFr 26.80 /e[A] 15,40ISBN 3-451-28027-2

Diese Gebetssammlung vermittelt

etwas von der außergewöhnlichen

Ausstrahlung dieses Papstes, von

seinem Vertrauen auf Gott ebenso

wie von seiner Liebe zu den Men-

schen. Viele werden sich in diesen

Gebeten wiederfinden und darin

einstimmen können.

Europreis Österreich [A] = unverbindliche Preisempfehlung - Unsere Bücher erhalten Sie in jeder Buchhandlungoder bei D+A: Freiburger BuchVersand, Postfach 564, D-79005 Freiburg CH: Herder AG Basel, Postfach, CH-4133 Pratteln 1

Johannes Maria Steinke

Wie Beten geht144 Seiten, Klappenbroschur

mit 12 Fotografien

E 9,90 /SFr 18.10

l[A] 10,20ISBN 3-451-28497-9

Beten macht nicht nur ge-lassener. Beten ist Leben, ist Aufbau einer Beziehung. Beten lernt man nur durch Ausprobieren. Entscheidendist, sich ein wenig Zeit zunehmen und es einfachzu versuchen. Das sympathi-

sche Buch lädt zu eigenenErfahrungen mit dem Betenein. Und es macht mit Ge-betsweisen bekannt, die sichbesonders bewährt haben. Es enthält alte und neueGebetstexte.

Das Lächeln GottesGebete unserer Zeit

Herausgegeben von Maria Otto

und Ludger Hohn-Morisch

Z 12,90 /SFr 23.50 /l[A] 13,30ISBN 3-451-28355-7

Unverbraucht sind die Gebete dieses Buches, pointiert, wahr und unmittelbar, oft wie frischgepresst aus einer besonderenLebenssituation oder auch aus dem persönlichen Erleben christ-licher Glaubensfeste.

Anselm Grün

Jeder Tag hat seinen SegenMorgen- und Abendgebete

für die sieben Tage der Woche

128 Seiten, zweifarbig, mit 17 Aquarellen,

Integraleinband, mit Lesebändchen

Z 9,90 /SFr 18.10 /m[A] 10,20ISBN 3-451-28523-1

Jahrzehntelange Erfahrung im geist-lichen Leben und Begegnung mit vielensuchenden Menschen sind in diese Ge-bete eingeflossen. Anselm Grün leiht den Leserinnen und Lesern Worte, damitsie das, was sie selbst fühlen, Gott sagenkönnen – Worte, die Gottes heilendeund liebende Nähe spüren lassen.

„Am Morgen bete ich mit ausgebreiteten

Armen, um den Himmel zu öffnen über

den Menschen. Und am Abend halte ich

in der Gebärde der Schale meinen Tag

Gott hin und überlasse mich seinen

guten Händen.“ Anselm Grün

IMPU

LSE

10 Tasten nach dem Gebet

Dem Schweigen das Jawort geben.Um Asyl bitten für eine Stunde.Verabredung treffen mit dem Unverhofften.Viel zu wünschen übrig lassen.

Eva Zeller

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Non Clamor,sed AmorBeten im Geist des Franz von Assisi

Von Franz von Assisi sagt der

erste Biograph, Thomas von

Celano, er sei mit der Zeit

ganz und gar Gebet geworden.

Nicht nur beten, sondern Ge-

bet sein! Welche Aussage!

Nicht nur Worte machen, son-

dern existenzielle Ant-Wort

sein auf das große Wort, das

Gott zuvor zu ihm gesagt hat.

geb. 1939, 1959 Eintritt in

den Kapuzinerorden, 1967-

1974 wissenschaftliche Aus-

einandersetzung mit Franz

von Assisi (Konvergenz von

Geschichte und Gegenwart, von

Theorie und Praxis, von Mystik und

Politik), 1978-1988 Konzeption und

Leitung des Instituts für Spiritualität

in Münster /Westfalen, seit 1988

wohnhaft in Altdorf Uri.

ANTON ROTZETTER

Von Anton Rotzetter

Wenn man an dieOrte geht, an de-nen Franziskusüber längere Zeit

betend verweilte, dann zeugen über-all Inschriften an den Gebetsstühlen,wie seine Brüder das Gebet verste-hen sollten. Gemeinsam ist ihnen,dass Beten nichts Äußerliches ist,sondern ein inneres Ereignis, einElan des Herzens. So heißt es in Fon-te Colombo, dem Ort, an dem Fran-ziskus seine Regel schrieb: Si cor nonorat, in vanum lingua laborat –Wenn das Herz nicht betet, mühtsich umsonst die Zunge (die Spra-che). Damit sind Texte und Worteauf eine provokative Weise mehr-fach relativiert. Das Aneinanderrei-hen von Textmengen, das Absolvie-ren einer bestimmten Zahl vonPsalmen, das schnelle Herunterhas-peln von Gebeten – das alles ist völ-lig sinnlos. Und ich bin entsetzt undverwundert, warum sich Priesterund Ordensleute immer noch andieses quantitative Beten gebundenfühlen. Weniger ist mehr! Eine halbeStunde mit einem Herzens-Wort istmehr als die offiziellen Laudestextein zehn Minuten! Aber auch dieSprachgestalt des Gebetes selber hatnicht das Gewicht, das wir ihr heute

ganz allgemein geben. Ich selbstbemühe mich zwar seit Jahrzehntenum eine Sprachform für den heuti-gen Menschen. Sie kann zum Gebetführen, helfen und disponieren –das Eigentliche des Gebetes ent-springt jedoch dem Herzen, nichtdem Sprachvermögen. Gebetsschuleist viel mehr als ein allmählichesSich-Hineintasten in eine anspre-chende Kultur der Worte, sie ist vorallem und wesentlich das Suchenund die Entdeckung einer Kulturdes liebenden und aufmerksamenHerzens.

Am gleichen Ort steht dann auchnoch: choro ore, deo corde – imChorraum mit dem Mund, in Gottmit dem Herzen. Der Beter verge-genwärtigt sich also sozusagen inzwei Räumen gleichzeitig: in einemAußenraum, in dem er sich geradebefindet, zusammen mit anderen,im gemeinsamen Verlauten der ge-meinsamen Zuwendung zu Gott –und dann in einem Innenraum, zudem letztlich kein anderer MenschZugang hat und der letztlich unend-lich und unbeschreibbar ist; im„Seelengrund“, wie Augustinus undspäter vor allem Meister Eckhart ihnnennen: Gott ist uns näher als wiruns selbst nahe sein können, er ist

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L I T E R A T U R T I P P

� Anton Rotzetter, Du Atem meines

Lebens. Ausgewählte Gebete.

Verlag Herder, Freiburg 2005.

� Anton Rotzetter, Das Stundengebet

des Franz von Assisi: Zum heutigen

Beten neu erschlossen. Verlag

Herder, Freiburg 1991.

� Anton Rotzetter, Beten mit Franz

von Assisi: Impulse für den Tag.

Verlag Herder, Freiburg 1998.

� Anton Rotzetter, Ich rufe Sonne

und Mond: Der Sonnengesang des

Franz von Assisi. Annäherung und

Einführung, Eschbach 1998.

das Höchste und Tiefste unseresHerzens. Wir sind über einen un-endlichen Abgrund gebaut. Dieserist unsere Heimat, der Ort, an demwir beim Gebet weilen. Beides musszueinander finden: der Außenraumund der Innenraum. Immer bin ichIrgendwo in Gott. Die Stelle, an derich – allein oder zusammen mit an-deren – bete, ist überall und doch je-weils bewusst gewählt und unterUmständen schön und disponierendgestaltet. Aber der eigentliche Ort,an dem das Gebet stattfindet, istüberall und immer Gott selbst.

Die schönste dieser Chorin-schriften kann man in San Damianobei Assisi lesen: Non vox sed votum,non clamor sed amor, non cordulased cor, psallit in aure Dei. Ein laut-malerischer Text, der nur sehr unbe-holfen ins Deutsche übersetzt wer-den kann: Nicht die Stimme,sondern die Ganzhingabe, nicht derlaute Schrei, sondern die Liebe,nicht die Saite, sondern das Herz istes, was in den Ohren Gottes als Psal-mengesang erklingt. Ja, keine Verfal-lenheit an bloß ästhetische Kriteri-en, kein Sich-Hängen an bloßäußere Abläufe, keine Oberflächen-gottesdienste, bei denen sich allesder Reihe nach richtig und schön

abspielt! Gute Texte, schöne Melodi-en, höchste Kunst – was ist das inden Ohren Gottes? Da können Kir-chenmusiker oder Liturgen langevon der sog. Objektivität der Litur-gie reden, von einem angeblich ob-jektiv Gott dargebrachtes Geschehen– sie ist nichts, wenn sie nicht ganzund gar existenziell und subjektivim Inneren vollzogen wird.

Beten – Ertasten undErfahren der Berufungzum Menschsein

Beten steht mit der Biographie ineinem unmittelbaren Verhältnis. Eshat seine Anfänge, seine Entwick-lung und seine höchste Entfaltung.Freilich hat niemand festgehalten,wie bei Franziskus das Beten be-gann. Ich denke, dass auch er ganzallmählich zum Gebet gefunden hat.Auch er wird sich an Gott gewendethaben, wenn er Angst oder Not hat-te, wenn er seiner Sehnsucht undseinen Wünschen folgte, wenn inihm Zweifel und Fragen aufkamenoder wenn ihn ein Schmetterlingoder sonst etwas zum Staunenbrachte. Wie sollte es auch anderssein? Schließlich geht es um das Er-lernen des christlichen Alphabetes,um das Buchstabieren des eigenenLebens.

Dieses Buchstabieren greifen wirauch – allerdings in einem bereitsgekonnten und reifen Grad! – in denGebeten, die von ihm auf uns ge-kommen sind, etwa:� im Gebet, das er ganz am Anfangseines geistlichen Lebens vor demKreuz in San Damiano gesprochenhat: da trägt er seine dunkle Seite,sein noch blindes Tasten vor denlichtvollen Gott und bittet um Klar-heit, Erleuchtung, Licht für seinzukünftiges Leben. Da bittet er umeinen Glauben, der aufrichtet, umeine Hoffnung, die Halt gibt, um ei-ne Liebe, die die Liebe Christi wider-spiegelt. Da bittet er um einen Auf-trag in der Kirche und in der Welt,

um eine individuelle „Berufung“, dieihn erkennbar, greifbar, unterscheid-bar macht von allen übrigen Men-schen, um sein ihm eigenes „Charis-ma“, würden wir heute sagen. DiesesVerständnis von Gebet übersteigt beiweitem das, was man so unter Gebetversteht. Hier geht es letztlich umdas Hineinfinden in eine Existenz,die sich nicht aus sich selbst erklärt,sondern von Jesus von Nazareth herbestimmen lässt:� in der großartigen Vaterunserer-klärung: da geht es um ein neuesVerständnis des Menschen, besser:um Gott, der sich ganz und gar indie menschliche Biographie ein-senkt, der ihm als leuchtendes Licht,als zur Liebe drängende Liebe, alsbeglückende höchste Köstlichkeitinnewohnt. Das Gottsein Gottes sollsich im Menschsein des Menschenund der menschlichen Gesellschafttotal zur Geltung bringen.� im berühmten Sonnengesang: dabesingt Franziskus das, was er imVaterunser erfleht und ersehnt: diein Gott versöhnte Welt, die gott-durchflutete Schöpfung, den himm-lischen Glanz, der in jedem Ge-schöpf aufleuchtet und nur noch diealles umfassende Geschwisterlich-keit kennt.

Viele andere Gebetstexte des hei-ligen Franz zeigen die „Tiefe undWeite“ seines Gebetes; sie offenba-ren, wie sehr sich Gott in seine Her-zensmitte eingesenkt hat und zuruniversalen, ja kosmischen Versöh-nung drängt.

Leibhaftes Beten

Wenn ich oben von der Inner-lichkeit des Gebetes gesprochen unddie Äußerlichkeiten relativiert habe,so ist nun doch auch von der leib-haftigen Ganzheit zu reden, in derFranziskus sein Gebet vollzog. DasInnere musste in der Sprache desLeibes ausgedrückt werden:� Wenn er seine Wahrheit vor Gotterlebte, dann musste er – vielleicht

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Gebetefür alle Zeiten des Lebens

Anton RotzetterDu Atem meines LebensAusgewählte Gebete144 Seiten, gebunden mit LesebändchenE 9,90 /SFr 18.10 E[A] 10,20ISBN 3-451-28667-X

Morgen- und Abendgebete,

Tagesgebete für die Woche,

Gebete für die verschiedenen

Zeiten des Jahres und für die

unterschiedlichen Lebens-

situationen des Menschen.

Die Gebete wollen nicht die

eigene Fantasie oder Sprache

ersetzen, im Gegenteil: Sie

sind Ermutigung und Ansporn,

Gott mit jenem Wort anzu-

reden, „das für mich das

höchste Wort der Welt ist:

Du“ (Anton Rotzetter).

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sogar nackt – auf den nackten Bo-den liegen: ein Erdling bin ich, gehö-re zur Erde, werde zu ihr zurückkeh-ren. Franziskus musste sozusagensich selber anschaulich machen, einirdisches Wesen zu sein – wie alleGeschöpfe auch.� Wenn er die Sehnsucht nach Gottverspürte, musste er seine Hände,seinen Leib zum Himmel strecken,vielleicht sogar, wie wir das bei densog. Gebetsweisen des heiligen Do-minikus greifen, auf die Zehenspit-zen stehen, um sich sozusagen in diegöttliche Dimension hinein-zurecken.� Wenn er dem Geheimnis Gottesin sich selbst begegnen wollte, dannzog er die Kapuze über seinen Kopfund schaute nach innen. Er mussteunter Umständen die Arme in dieWeite der Welt ausstrecken oder dieHände vor seinem Herzen falten. Ermusste in die Knie fallen, sich tiefverbeugen, seinen ganzen Leib intanzende Bewegung versetzen – leib-haft vollziehen, was in seinem Her-zen vorging.

Dies alles kommt wohl am bes-ten zum Ausdruck in seinemberühmten Wiederholungsgebet,über das ich schon des öfteren ge-sprochen und geschrieben habe: De-us meus et omnia – Gott, Du erfüllstmich und die ganze Welt. Ich über-setze dieses Gebet so, um die mysti-sche Dynamik zu erhalten, die die-sem Gebet innewohnt. Gott ist janicht mein Besitz, das „meus/mein“kann unmöglich ein besitzanzeigen-des Wort sein. Franziskus könnteunmöglich jenen dummen Satz ver-fassen, den man da und dort anMauern oder Autos lesen kann.„Hast Du keinen Gott, dann nimmdoch meinen!“ Die Analyse des Ge-betes zeigt, wie sehr Franziskus leib-haft betet:� Gott ist das Geheimnis, das größernicht gedacht werden kann. UnsereSprache ist zu klein, unsere Begriffezu schwach und unsere Existenz zubegrenzt, als dass Gott so selbstver-

ständlich ein Moment in unseremLeben sein könnte. Man muss sichschon sehnen und strecken undüber sich selbst hinauswachsen: indie Vertikale, die ins Unendliche undUnsagbare weist.� Gott ist aber dann auch das Ge-heimnis, das inniger und persönli-cher nicht gedacht werden kann.Und so bewegen sich die zunächst indie Vertikale gestreckten Händezurück – allmählich nach unten, aufdie Stirn, das Gesicht, die Kehle undbleiben dann gefaltet und gesam-melt vor dem eigenen Herzen.� Gott ist schließlich das Geheim-nis, das weiter und umfassendernicht gedacht werden kann. Und soerstrecken sich die Arme seitlich indie Weite der Welt und bleiben soausgestreckt, bis es weh tut ...

Jetzt zeigt sich, was Beten heißt:Hineinwachsen in die Christusge-stalt, deren Gleichnis und Hinweiswir bereits mit unserer leibhaftenGestalt sind. Das Kreuz ist für unsmaßgeschneidert, in unseren Kör-per eingezeichnet. Wir gleichen Je-sus, der die liebende Hingegebenheitan Gott und Welt ist.

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14 Entgrenzungerfahren ...Das Ruhegebet von Johannes Cassian

Schon lange übe ich den Zen-Buddhismus und die Praxis des

Nen-bu-tzu (die Namensanrufung bei den Buddhisten), was mir

bei der Betreuung psychisch Kranker hilft. Nun bin ich zum Ruhe-

gebet geführt worden. Gott sei Dank! „Tutte le strade conducono

a Roma.“ Von Buddha zu Jesus Christus. Ein schöner Weg.

(P. Fiorenzo Reati)

Von Peter Dyckhoff

V ielen Menschen durfte ichseit 1971 den Weg zumRuhegebet zeigen und sieein Stück auf diesem Weg

begleiten. Ich versuchte Mut zu ma-chen, wenn es nicht weiterzugehenschien. Aber auch die Freude, diesich dem ernsthaft Suchendenschenkt, durfte ich mit ihnen teilen.

Johannes Cassian (ca. 330 – 435)war über sechzig Jahre alt, als er diedreißig Jahre zuvor mit verschiede-nen Mönchsvätern in der ägypti-schen Wüste geführten Gesprächezu einer Schrift zusammenfasste (24Unterredungen mit den Vätern). Es

ist verständlich, dass die Frucht sei-nes zum Gebet gewordenen Lebensin die Verarbeitung der Texte ein-floss. Seine eigene Lebens- und Ge-betserfahrung mit dem Ruhegebetund die damit verbundene großeWeite seines Bewusstseins ergänztenganz selbstverständlich die früherenGebetsanweisungen seiner Lehrer,zu denen vor allem Evagrius Ponti-kus (345 – 399) gehörte. Als großes,zusammenhängendes, ausgereiftesgeistliches Erbe sind seine Gebetsan-weisungen (9. und 10. Unterredung)zu verstehen, die somit nicht mehrals Stufen der Entwicklung und

geb. 1937, Studium der Psy-

chologie und Theologie, Ge-

schäftsführer eines mittelstän-

dischen Industriebetriebes,

Priester, Krankenhaus-Seelsor-

ger, Gemeindepfarrer, Leiter eines

bischöflichen Bildungshauses, Kurse

und zahlreiche Veröffentlichungen zum

Ruhegebet, zur spanischen Mys-tik, zu

frühen Mönchsvätern und zur Gebet-

spraxis.

PETER DYCKHOFF

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Schlüsselzu den Evangelientexten im Kirchenjahr

Adalbert L. BallingDas große Sonntags-LesebuchEin Schlüssel zu denEvangelientexten im Kirchenjahr A - B- C368 Seiten, gebunden mit LesebändchenE 24,90 /SFr 43.70 l[A] 25,60ISBN 3-451-28495-2

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durchzuatmen und einen

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mitzunehmen. Die Texte sind

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dem biblischen Text nachzu-

hören und ihn in die Gegen-

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texte lassen prägnante

Worte und Geschichten –

von Mahatma Gandhi bis

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Sölle – mit der biblischen

Botschaft ins Gespräch

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Annäherung an das Wesentliche zubegreifen sind, sondern ganzheitlichund allumfassend.

Das tiefste Anliegen Cassians istes, dass der Betende in allem unddurch alles in seinem Leben eine Be-gegnung mit dem Schöpfer erfährt,dem Urgrund allen Seins, mit Gott,der die Liebe ist. Cassian möchte sei-ne Schüler in eine solche Weite desBewusstseins führen, in der jedeWahrnehmung zu einer Gottesbe-gegnung wird.

Was im Wege steht ...

Im Gegensatz zur orthodoxenKirche in Russland und der Traditi-on auf dem Berg Athos, wo bis heu-te das Hesychastische Gebet bzw.Ruhegebet in voller Blüte steht, ge-riet es im Westen durch eine zuneh-mende „Verkopfung“ in Vergessen-heit. Hinzu kommt, dass diechristliche Theologie sich bewusstzeitweilig von Gebetsweisen absetz-te, die ihre Parallelen im Sufitumund im Hinduismus haben. Johan-nes Cassian gehört zwar nicht zuden größten Rhetorikern und geist-lichen Schriftstellern des Christen-tums – er war jedoch ein Mann vonhöchster geistig-spiritueller Bega-bung mit einem tiefen Sinn für dasMystische. Nach langem Schweigenund langer Zurückgezogenheitschrieb er erst am Ende seines Le-

bens die Essenz seiner Gebetserfah-rungen nieder: das Ruhegebet.

Der Einfluss der SpiritualitätCassians auf sehr viele geistlicheSchriftsteller war von herausragen-der Bedeutung. Die meisten be-kannten sich aber in früheren Jahr-hunderten nicht öffentlich in ihrenWerken zu Cassian, da dieser Ansät-ze der Lehre des Origenes vertrat.Und mit jemandem, der mit demKirchenbann belegt wurde, will man– auch indirekt – nicht in Verbin-dung gebracht werden ... Der Hl. Be-nedikt wie auch bedeutende Theolo-gen und Ordenstifter der späterenZeit haben sich jedoch am cassiani-schen Gedankengut orientiert: Do-minikus, Ignatius von Loyola, Jo-hannes vom Kreuz, Theresa vonAvila, Franz von Sales, Thomas vonAquin. Diese frühe mönchische Spi-ritualität hat als eine Quelle christli-chen Lebens ihre Bedeutung undAktualität bis heute nicht verloren.Unsere christliche Gegenwart ist vontiefer Sehnsucht nach Verankerungim Glauben und Gotteserfahrungerfüllt und sucht nach alten christli-chen Quellen mit überzeugendenWegen.

Henri Nouwen: „Das Ruhegebetist eine vorzügliche Wegweisung füralle Menschen, die mitten in unsererangespannten und überfüllten Weltnach einer ruhigen Zeit suchen undnach einem umfassenden, Sicherheit

bietenden Beisammensein mitGott.“

Wie Cassian in seiner Zeit durchseine gelebte Spiritualität und seineWerke, die Wissen und Erfahrungverbinden, für viele ein großer An-stoß war, so dürfte auch sein Ruhe-gebet eine Herausforderung anuns sein, aus der Grauzone, derRoutine des Alltags und der Mittel-mäßigkeit des Glaubens herauszu-treten.

Gebet der Hingabe

Im Sinne von Cassian bedeutetBeten, alles aufzugeben: Gedanken,Gottesbilder, Vorstellungen, den ei-genen Willen ... Evagrius Pontikuslehrte Cassian das Ruhegebet, einrein geistliches Gebet, frei aller Bild-lichkeit. Gott darf nicht irgendwievorgestellt oder vor Augen geführtwerden. Es geht um ein völlig bildlo-ses Anschauen – „mit den reinenBlicken der Seele“. Cassian be-schreibt genau die Methode des Ge-betes. Ein einziger kurzer Satz wirdals Mittel benutzt, die nötige Stillezu erlangen. Die Fülle der Gedankenwird durch die strenge Armut eineseinzigen Verses mehr und mehr re-duziert. Dieser Prozess tiefer Ruhefür Körper, Geist und Seele reinigtdas Nervensystem und die Psyche.Er führt somit letztlich zur Reinheitdes Herzens. Durch die Übung desRuhegebetes wird die Reinheit desHerzens zu einem andauernden Zu-stand, der einen entscheidendenWendepunkt auf dem spirituellenWeg des Christen darstellt. Das Ru-hegebet vermittelt intuitive Er-kenntnis der Einfachheit und führtletztlich zu einem erfahrungsmäßi-gen Wissen um Gott.

Freude am Einfach-Dasein wirdim Gebet erlebt. Wenn aller „Besitz“aufgegeben und alles losgelassenwird, dann steht der Betende in ab-soluter Einfachheit vor Gott. DerGeist kann ganz einfach und leichtin der strengen Armut einer

� Bei uns im Westen geriet – im Gegensatz zur orthodoxenKirche und der Tradition auf dem Berg Athos – das Hesycha-stische Gebet durch eine zunehmende „Verkopfung“ in Ver-gessenheit. Erst allmählich entdeckt man auch bei uns denunschätzbaren Wert des Ruhegebetes.

� Cassian beschreibt einfach und nachvollziehbar diese Ge-betsweise, die heute von vielen Menschen wieder mit Begeis-terung und Erfolg praktiziert wird.

� Das Ruhegebet stellt eine Herausforderung dar, aus derGrauzone, der Routine des Alltags und der Mittelmäßigkeitdes Glaubens herauszutreten.

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kurzen Anrufung schwingen, bisjener Glückszustand erreicht ist,den das Evangelium „selig“ nennt.So ist auch die erste Seligpreisung zuverstehen: „Selig sind die Armenim Geiste, denn ihrer ist dasHimmelreich“ (Mt 5,3). Im Ruhege-bet leben, ja, atmen wir die Armutimmer mehr. Es ist die einfache,in sich selbst schwingende Ruhe,die den Reichtum der ganzenSchöpfung in sich enthält,die Ruhe, von der auch amsiebten Schöpfungstag Gott selbstspricht.

Entgrenzung erfahren ...

Die Gotteserfahrung führt zu ei-ner Aufhebung der Grenzen: „Was inder Tat kann vollkommener oderhöher sein als die BewusstwerdungGottes in einem so kurzen Gebet zuerreichen und sogar durch das Da-hinströmen-Lassen eines einzigenVerses alle sichtbare Begrenzung zuüberschreiten und gleichsam alleGebetszustände in kurzen Wortenzusammenzufassen?“ (10. Unterre-dung, 12) Die Wüstenväter wussten,dass diese Art des Betens eine großeHerausforderung darstellt: Diemeisten Menschen können nur sehrschwer begreifen, dass die Wahrheitund das Wesentliche so einfach sind.Aus dieser Erkenntnis heraus wur-den ihre Schüler erst nach langerVorbereitung und Prüfungen in dietieferen Geheimnisse des Gebeteseingeführt. Das Ruhegebet trägt we-

sentlich dazu bei, das Leben in tiefe-ren Dimensionen des Seins zu erfah-ren und eine Beständigkeit des Her-zens zu erlangen. Das Ruhegebetkommt der Sehnsucht nach Ganz-heit entgegen, nach Integration vonGeist, Seele und Körper, nach Er-kenntnis und Bewältigung desdunklen Schattens im Menschen. Erwird frei von unnötigem Ballast,durchlässig für den Geist Christi, so-dass er seinen eigenen Weg erken-nen, gehen und bejahen kann.

Dieses Gebet ist ein einfachesund müheloses Gebet, das zurwirklichen, unerschöpflichen Kraft-quelle führt. Es ist ein Mittel, dieReinheit des Herzens und der Seelezu erlangen. Durch die Praxis, dieständige schweigende Wiederholungder Gebetsformel, richtet sich derGeist ganz auf Gott aus, damit Ersich uns schenken kann. Das Ruhe-gebet bereitet den Boden, um so-

L I T E R A T U R T I P P

� Peter Dyckhoff: Bete ruhig.

Betrachtung und Ruhegebet, Don

Bosco Verlag, München 2005.

� Peter Dyckhoff: Einfach beten, Don

Bosco Verlag, München 2001.

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18 wohl in tieferen Gebeten mit GottGemeinschaft zu erfahren als auchgenerell das Leben besser zu bestehen.Es ergibt sich ein Wechsel zwischenRuhe und Aktivität, wie wir ihn alszu Grunde liegende Ordnung in dergesamten Schöpfung erleben.

Bete und Arbeite

Gebet und Arbeit – im ausgewo-genen Wechsel – helfen, nach undnach Belastungen und Sorgen abzu-bauen und eine größere Stabilitätwachsen zu lassen. Die aus dem Ru-hegebet gewonnene tiefe Ruhe undInnerlichkeit nehmen wir mit in un-seren Alltag, sodass die Grenzenfließend werden, bis sie sich ganzauflösen und unser Leben, unserEmpfinden, Denken, Sprechen undall unser Tun zu einem beständigenGebet wird. Wir erfahren eine tiefe-re Ruhe und� werden frei von allem, was unsere

Aufmerksamkeit ungut fesselt,� Sorgen um private oder berufli-che Anliegen wie auch nur die Ge-danken daran nehmen ab,� alles dumme und unnötige Ge-schwätz, vornehmlich alles Geredeüber andere, hört auf,� emotionale Verwirrung lässt dieSeele nicht mehr zu,� alle Sucht nach Befriedigung un-serer rein egoistischen Bedürfnissewird von der Wurzel her ausgerottet.

Die aus dem Ruhegebet gewon-nene Ruhe kann nicht nur helfen,den Alltag kraftvoller und sichererzu bestehen, sondern sie schenktauch das Gefühl der letzten Gebor-genheit in Gott und somit Mut zumLoslassen. Durch den geistlichenSchulungsweg erfährt der Übendeinnerhalb seiner menschlichen Be-grenzungen mehr und mehr eineunbewegliche Ruhe des Geistes undgleichzeitig eine Reinigung des Ner-vensystems und Bewusstseins (Rein-

heit des Herzens). Wie in einem in-neren Reinigungsvorgang wird ervon allem befreit, was nicht zu ihmgehört und seinem Entwicklungs-weg nicht entspricht. Das Gebetwird mehr und mehr im Fortschrei-ten auf Gott zu einem unaussprech-lichen Schwingen, und es entgrenztden Betenden auf sein liebendesEntgegenkommen und seine unend-liche Barmherzigkeit.

Man sollte häufig, jedoch kurz,beten, damit das Gleichgewicht zwi-schen Ruhe und Aktivität immerneu hergestellt wird, denn alle Le-bensprozesse können nur durch ei-nen ausgewogenen Rhythmus wach-sen. Das nämlich ist der wahre Geistder Hingabe: dass der Betende zwi-schen beidem wechselt.

Hingabe schafft Rettung

Die Grundhaltung in diesem Ge-bet ist die eines Empfangenden, der

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19sich vertrauend und „willenlos“ aufGott verlässt. Die Hingabe des eige-nen Willens an Gott wird eingeübt,damit – gestärkt durch seine Gabe –mit neuer Willenskraft unsere Auf-gaben wieder angegangen werdenkönnen. Folgen wir den Anweisun-gen Cassians, breitet sich eine großeund innere Ruhe aus. Diese Ruhewird zum Schutz gegen neue Stör-faktoren, leitet eine Entgrenzung aufGott ein und stabilisiert Geist undKörper. Dem Suchenden, der tief inseinem Herzen nach dem Einsseinmit Gott verlangt, wird eine Gebets-formel anvertraut. Cassian emp-fiehlt in seiner 10. Unterredung diefolgende „formula pietatis“:Deus, in adiutorium meum intende-Domine, ad adiuvandum me festina.(Gott, komm mir zu Hilfe.Herr, eile mir zu helfen!) (Ps 70,2)

Das Gebet der Hingabe musslangsam eingeübt werden und dem

Lebensrhythmus angemessen sein.Mit der Anrufung bezeugt der Beter,dass er Gott als seinen Helfer undHeiland anerkennt und ständig neuseine Liebe benötigt – sowohl inharten und traurigen Zeiten als auchin Zeiten der Zufriedenheit und desErfolgs. Aus Tiefen herausgezogen,in der rechten Mitte bewahrt zu blei-ben und von ungesunden Höhenwieder auf den lebenswahrhaftigenGrund zurückgeführt zu werden, istGrundanliegen eines jeden Men-schen, der in seiner Begrenztheit alleZeit auf die Hilfe und Barmherzig-keit Gottes angewiesen ist. Das Ge-bet wandelt sich unaufhörlich; ent-sprechend dem Grad der Reinheit,den die Seele erreicht hat, wie auchnach der Gestimmtheit – mag diesesich spontan einstellen oder durchäußere Einflüsse hervorgerufen sein.Auf den weiteren Stufen dieses Ge-betesweges erfährt der Betende ei-nen geistigen Fortschritt. Sein Ver-

stehen größerer Zusammenhängeund seine aus Intuition erworbeneKlugheit lassen die eigenen Grenzentransparent werden und erweiternlangsam sein Bewusstsein.

Es ist heilsam, von der Begrenzt-heit des „eigenen Hauses“, das heißtvon den Pflichten, Sorgen, Gewohn-heiten wie auch dem Glücklichseindurch kreative Pausen Abstand zunehmen, indem Distanz und damitÜberblick gewonnen wird, um er-frischt mit neuen Ideen und neuemSchwung zurückzukehren. Durchdas Ruhegebet verlassen wir unsnicht auf ein grenzenloses Nichts,sondern es ist ein Sich-Verlassen aufJesus Christus. Aus dieser Hingabeschöpfen wir neue Energie, Mut undauch die Freude, unseren Lebensauf-trag neu durch Ihn und mit Ihmund in Ihm zu erfüllen.

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20 Die jüdisch-christliche SpiritualWorte in der Not und über den Tod hinaus

Im Gebetbuch Israels, in den Psalmen, die auch zum Gebetbuch

der Kirchen wurden, besteht fast die Hälfte der Gebetstexte aus

Klagegebeten. Aus unterschiedlichen Situationen der Krankheit,

der Verfolgung, der Ausgrenzung und Missachtung bis hin zur

Lebensbedrohung heraus stellen die Gläubigen an Gott die Frage

nach dem „Warum“ und sie beklagen darin nicht nur ihr eigenes

Leiden, sondern sie klagen auch gegenüber Gott, weil sie nicht

verstehen können, dass er sie so im Stich lässt.

Von Ottmar Fuchs

Schon im deutschen Sprach-gebrauch wird deutlich:Während ich jemanden umetwas bitte, bezieht sich die

An-Klage direkt auf diejenige Per-son, die für den eigenen Zustand fürverantwortlich gehalten wird. Dabeiwird zwar auch etwas, nämlich dieRettung, eingeklagt, aber in der kon-fliktreichen Beziehung der Klage.Diese Dimension einer Beziehungs-krise und eines Krisengesprächs hatdas bittende Beten (noch) nicht bzw.

nicht mehr. Etwas plakativ formu-liert: Die Bitte will etwas von Gott,die Klage will Gott selbst „haben“:nämlich ihn wieder als den für dieeigene Existenz retten, der mich ret-tet. Die Klage ist ein gebetetes Kon-fliktgespräch mit Gott.

Beispiel: Psalm 22

Das auch im christlichen Glau-ben bekannteste Klagegebet ist derPsalm 22 mit der heftigen Eingangs-frage: „Warum, Gott, hast du michverlassen?“ Jesus betet diesen Psalmin der tiefsten Menschen- und Gott-verlassenheit am Kreuz (Mk 15, 34).In tiefster Not greift er zurück aufein Gebet seines Volkes, das er längstkennt und das jetzt in diesem Au-genblick als Gebetsausdruck für ihnbereitsteht. Denn es ist ein Gebet,das unmittelbar aus der Situationder Not und der damit verbundenenUnerhörtheit (in der Doppelbedeu-

tung dieses Wortes: nämlich bezo-gen auf die Situation wie auch aufGott) begonnen wird: Als heftigeOffensive, die nicht anders denn alsKonfliktgespräch zu bezeichnen ist.Und dennoch, oder besser darin istes bereits eine intensive Beziehungs-aufnahme mit Gott. In der Frage-Anrede wird der Notzustand aufGott zu ausgesprochen, fast als An-klage, jedenfalls als Einklage dessen,was Gott doch an heilvollem Mitge-hen versprochen und auch bishereingelöst hatte, was aber jetzt unver-ständlicher- und schockierender-weise nicht mehr der Fall ist. Gottversagt sich!

Psalm 22 (gekürzt)

2. Mein Gott, mein Gott, warumhast du mich verlassen,bist fern meinen Schreien, den Wor-ten meiner Klage?5. Dir haben unsere Väter vertraut.

1945, ist Professor für Prak-

tische Theologie an der

Katholisch-Theologischen

Fakultät der Eberhard-Karls-

Universität Tübingen.

OTTMAR FUCHS

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ität der KlageSie haben vertraut und du hast siegerettet.7. Ich aber bin ein Wurm und keinMensch,der Leute Spott, vom Volk verachtet.

11. Von Geburt an bin ich geworfenauf dich,vom Mutterleib an bist du meinGott.12. Sei mir nicht fern, denn die Notist nahe,und niemand ist da, der hilft.15. Ich bin hingeschüttet wie Wasser,

gelöst haben sich alle meine Glieder.

Mein Herz ist in meinem Leib wieWachs zerflossen.16. Meine Kehle ist trocken wie eineScherbe,die Zunge klebt mir am Gaumen,du legst mich in den Staub des To-des.20. Du aber Herr halte dich nichtfern!Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!22. Rette mich vor dem Rachen desLöwen,vor den Hörnern der Büffel:Du bist mir nahe!23. Ich will deinen Namen meinenBrüdern verkünden,inmitten der Gemeinde dich prei-sen.

In der Not nahe

Der Psalm 22 und alle Klagege-bete zeigen: In einer glühenden Wei-

se darf der betende Mensch seineNot vor Gott ausbreiten. Vor diesemHintergrund gewinnt seine Klage ei-ne um so größere Eindringlichkeitund Unaufschiebbarkeit. Er kannvor Gott sein Herz ausschütten undsich und seine Situation vor Gott be-klagen. Und mitten in dieser Not, woder Mensch keinen Ausweg mehr zusehen meint, da bricht in seiner Be-gegnung mit Gott eine Hoffnungs-energie auf, die noch viel größer istals die Energie eines Atoms. Es ist et-was Unglaubliches unter Menschen,dass sie an diesem Punkt durchlitte-ner Katastrophe wider alle Hoff-nung hoffen. Denn im Durchgangder Klage, im Nicht-verstecken-müssen der eigenen Situation vorGott, sei sie verschuldet oder unver-schuldet, gewissermaßen in ihremtiefsten Tal geschieht dann das Wun-der. Die Klage wendet sich in unmit-telbare Erhörungsgewissheit: „Duantwortest mir, du bist bei mir, durettest mich! (Psalm 22,22b).

Äußerlich ist noch nichts gesche-hen, aber innerlich hat sich die Be-ziehung zu Gott verändert. Gottwird nicht nur nahe geglaubt, wennes einem gut geht, sondern er wirdauch nahe geglaubt, ja noch nähergeglaubt in der Not und im Leiden.Damit zerbricht jeder „Talisman-lie-ber-Gott“, jedes Wenn-Dann in derGottesbeziehung, etwa nach demMotto: „Wenn es mir gut geht, bistdu nahe!“; oder: „Wenn ich dochdir nahe bin in meinem Glauben,müsste es mir gut gehen!“ Im Kon-

fliktgespräch der Klage lernt dergläubige Mensch, Gott Gott sein zulassen und bekommt zugleich dieHoffnung geschenkt, dass ihm die-ser souveräne Gott immer, vor allemin der tiefsten Not, nahe ist.

Beschlossene Rettung

Erich Fromm schreibt im Zu-sammenhang mit solchen „dynami-schen“ Gebeten: Es gilt das schein-bare Paradoxon, dass die Ver-zweiflung erst dann überwundenwerden kann, wenn man sie in ihrerganzen Tiefe erlebt hat.“ BiblischesKlagegebet zeigt, dass genau hierGott im Leben des Menschen„durchbricht“. Im Angesicht der Notwird sich der gläubige Mensch ge-wiss, dass Gott hört und antwortet.Diese Antwort bedeutet: Die Ret-tung ist in Gott eine längst beschlos-sene Sache. Sie ist Realität in Gott.Bis der betende Mensch sie erfährt,ist sie „nur“ eine Frage der Zeit. Gottlässt mich nicht fallen, ich kann zwarnicht kalkulieren, wann und wie errettet, aber ich weiß, dass ich in ihmendgültig gerettet bin, auch überden Tod hinaus.

Es kann sein, dass sich jetzt garnichts verändert. Jesus bleibt amKreuz und wird dort sterben. Gottgreift nicht ein, bei ihm nicht, wieauch oft bei uns nicht. Und wir wis-sen nicht, warum! Es geschieht keinWunder, das die Not wegzauberte,noch eine Erscheinung, die Gottaußerordentlicher Weise erfahren

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ließe. Und doch geschieht ein Wun-der, nämlich dass die Gebetsbegeg-nung mit Gott in der Not ein neuesund nunmehr unbedingtes Vertrau-en entstehen lässt, nämlich dass Gottin der Not nahe ist, dass die Rech-nung nicht stimmt: Wohlergehen istein Zeichen für die Nähe Gottes undNoterfahrung ist ein Zeichen fürGottes Ferne, mag diese Kalkulationdamals wie heute noch so verbreitetsein.

Bezeichnend ist auch, dass dieAnfangsfrage „Warum“ nirgendwobeantwortet wird. Auch Jesus bringtkeine Erklärungen, warum es Sündeund Leid gibt. Er geht vielmehr mitden Leidenden mit und steht ver-söhnend auf der Seite der Sünderund Sünderinnen. Und schließlichklagt er selbst am Kreuz, am Ortäußerster Gottesferne, die NäheGottes ein. Und doch ist er gerettet:Dafür steht der christliche Glaubean seine Auferstehung, an seine Ret-

tung über den Tod hinaus. So wurdedieser Psalm auch zum Trauergebetder zurückgelassenen Männer undFrauen, die Jesus nachgefolgt sind,zwischen seinem Tod und seinerAuferstehung. Derart wird diesesKlagegebet mit seiner Hoffnung aufRettung zur spirituellen Ermögli-chung dafür, dass sie offen sind fürdie Begegnung mit dem Auferstande-nen, dass sich überhaupt die Augenöffnen können, um die Erscheinungdes Gekreuzigten wahrzunehmenund an seine Auferweckung zu glau-ben (vgl. Lk 24, 13-35).

Über den Tod hinaus

Die Klage überbrückt also indem, was sie einklagt, und in dem,was sie erhofft, die Grenzen des To-des. Wenn es eine Hoffnung für dieOpfer der Geschichte gibt, dann istvorauszusetzen, dass ihre Klage mitihrem Tod nicht verstummt ist, son-dern dass sie darüber hinaus weiter-geführt wird, als Anfrage an Gott,aber vor allem als Anklage der Täter.Nur so gibt es eine Hoffnung für dieOpfer, nicht nur auf Überleben, son-dern auch auf Gerechtigkeit, wennsie vor Gott die Klage führen kön-nen. Von daher erweist sich die Auf-erstehung der Toten als Bedingungdafür, dass sich der letzte (Todes-)Schrei der alten Welt als zugleich er-ster (Geburts-)Schrei in die neueWelt hinein ereignen kann. Und derkommende Richter selbst wird sichauf die Seite ihrer Klage und Ankla-ge stellen, er wird sie ermöglichen

und mittragen im Tribunal desjüngsten Gerichts. Die Klage ist da-mit auch ein endzeitliches Ereignis,in dem sie erhofft, von Gott endlichauf die unzähligen Warum-Fragenaus dem Leid der Menschen herausAntwort zu erhalten. Diese Antwortdarf nicht billig sein, sie darf nichtunterhalb des Niveaus des Erlittenenerfolgen.

Und endzeitlich ist die Klageauch darin, dass sie gegen die Men-schen geführt wird, die Leid undGrauen verursacht haben. Für diemeisten von uns wird es wohl sosein, dass wir einmal auf der Täter-und einmal auf der Opferseite desLebens sind. Und so werden wir dieKlage genauso führen wie wir aufGottes Versöhnung hoffen. Aber esgibt viele, die hauptsächlich Opferwaren und sind; und es gibt viele,die hauptsächlich Täter des Bösenwaren und sind. Sie wird die Klageder Opfer und des Richters bis insZentrum ihrer Existenz treffen. Undwenn sie sich nicht treffen lassen bishinein in einen Reueschmerz, der inseiner Intensität nicht geringer ist,als das, was sie an Leid zugefügt ha-ben, wird die unendliche Versöh-nungsmacht Gottes, die dieses Sich-treffen-lassen ermöglicht, keinenEffekt haben können.

Die Auferstehung wird die All-macht Gottes erfahrbar machen undverschärft die Frage: Warum, wo erdoch die Macht gehabt hätte, hat erdieses Leid nicht von vornherein be-seitigt? Warum hat er das Problemder Freiheit nicht anders gelöst alsdadurch, dass es das Böse und denTod gibt? Er hätte es doch gekonnt!Und Gott wird antworten, und einMoment dieser Antwort wird sein,dass er uns erlebnismäßig offenbart,was er bereits in seinem mensch-und leidgewordenen Sohn gezeigthat, nämlich dass er uns nie fernwar, dass er in Christus das Leidenund die Klagen der Menschen insich selbst erlebt hat. Ein solchesMitleiden Gottes vertritt nicht den

� Klagepsalmen können wir durch unser ganzes Lebenhindurch beten, sei es, dass wir selbst in Not und Unter-drückung, schmerzens- und sterbenskrank sind, sei es, dasswir, davon bewahrt, hinhörend, umkehrbereit, opfererinnernd,mit den Leidenden betend, stellvertretend und nicht zuletztim Vorgriff auf uns diese Klagespiritualität zum Kernstückchristlicher Spiritualität werden lassen. Die Klage ist einbiblisches und christliches Gebet.Wer es als unerlaubtes„Hadern“ hinstellt, schmälert die Gottesbeziehung selbst.

FAZ

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L I T E R A T U R T I P P

� Ottmar Fuchs, Die Klage als Gebet,

München 1982.

� Ottmar Fuchs, Praktische

Hermeneutik der Heiligen Schrift,

Stuttgart 2004, 408-437.

� Jahrbuch für Biblische Theologie,

Band 16, Themaband: „Klage“,

Neukirchen-Vluyn 2001.

� B. Janowski, Konfliktgespräche mit

Gott, Neukirchen-Vluyn 2003.

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WER

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23„schwachen“ Gott in der Geschichte,denn wir glauben an seine Allmacht,mit der er dieser Welt und dem Leidund dem Bösen einmal ein Ende set-zen wird.

Und wir glauben auch an die All-macht, die nötig ist, um bei den Lei-denden durch die ganze Geschichtehindurch auszuhalten. Wer immerdies in seinem Leben schon getanhat, nämlich bei Schwerkrankenauszuhalten und nicht davonzulau-fen, der weiß, dass dies keineschwächliche Angelegenheit ist, son-dern viel Kraft benötigt. Von daherkann man sich vorstellen, dass nurein allmächtiger Gott allen Men-schen ohne Ausnahme in ihrem Lei-den so nahe sein kann, dass er esträgt und mit trägt.

Klage „lernen“!

Jesus hätte den Psalm 22 amKreuz nicht beten können, hätte erihn nicht aus den Gebeten desVolkes Israels gekannt. Er hat diesenText kennen gelernt in Zeiten, in de-nen er nicht selbst in Not war. Undso stellt sich für uns die Frage: Wie„lernen“ wir die Klagespiritualitätfür die Zeiten, in denen wir siebenötigen? Es muss einen Weg ge-ben, auf dem wir dieses Gebet imExtremfall in unserem normalen Le-ben beten können. Doch wie kön-nen wir das, ohne dieses Gebetdurch häufigen Gebrauch um seinProfil zu bringen, und ohne für unsdiese Stimmen der Leidenden zu be-anspruchen, obwohl wir gar nicht inder Not und in der Krankheit sind?Folgende sechs Wege darf ich dafüranbieten:� Durch hinhörendes Beten: Damitwir uns nicht die Sprache der Lei-denden einfach aneignen, ist es not-wendig, die Psalmen hörend mitzu-beten, indem wir darin auf die Rufeder Leidenden in der ganzen Welthören. Dann beten wir die Klagege-bete nicht unmittelbar selbst, son-dern wir beten sie als Hörer des

Wortes, indem wir in unserem Ge-bet auf die Rufe der Armen hören.Im Gebet lassen wir so die Welt desLeidens an uns heran: In der wir le-ben und die wir so oft nicht wahrha-ben wollen, nicht zuletzt aus Angst,selbst leidend und bedrängt zu wer-den.� Durch ein umkehrbereites Beten:Die Sprache des Leidens im Gehörtreibt uns ein solches Beten dazu,unseren eigenen Ort im Wider-spruchsgefüge der Menschen aufzu-decken. Nicht zuletzt die Schuldbe-kenntnisse sowie die Bitte umVergebung, Neuanfang und Befrei-ung, wie sie in diesen Psalmen oftartikuliert werden, erlangen danneine aktuelle Brisanz. Wir erfahrendie Notwendigkeit unserer eigenenUmkehr zur Solidarität mit denen,deren Sprache wir hier hören.� Durch ein Die-Opfer-erinnerndes-Beten: Ein solches hinhörendes Be-ten bezieht sich aber nicht nur aufdie Opfer der Gegenwart, sondernauch der Vergangenheit. Dieses indie Vergangenheit hinein lauschen-de Beten vergisst dann nicht die Em-pathie mit denen, die mit solchenGebeten den Himmel bestürmt ha-ben und nicht gehört worden sind.Solches Beten der Klagepsalmen istErinnerungsarbeit an die Opfer derGeschichte und treibt gerade die, dieim Moment nichts oder nicht viel zuklagen haben, in die konkrete Dia-konie den jetzt klagenden Menschengegenüber.� Durch ein Mit-den-Leidenden-be-ten: Es gibt aber auch ein Beten, dassich auf die Seite der Leidendenstellt und solidarisch mit ihnen dieKlage gegen Gott und die Menschenführt und unterstützt. Wenn in Isra-el ein Mensch einen befreundetenkranken Menschen besuchte, hat ernach der sichtbaren Anteilnahme anseinem Schmerz und nach einemschweigenden Zuhören auf die Kla-ge des leidenden Menschen in des-sen Klage mit eingestimmt. So dür-fen wir die Klagepsalmen beten: in

Gemeinschaft mit den Leidenden,nicht im Sinne der Situationsvermi-schung, sondern in dem Sinn, dasswir uns ihnen im Mitgefühl und imMitkämpfen zur Seite stellen. Diesverhindert vor allem den oft peinli-chen Versuch, dem leidenden Men-schen von Gott her antworthaft sa-gen zu wollen, warum es ihm soschlecht geht.� Durch stellvertretendes Beten: Esdarf auch mit einiger Vorsicht davongesprochen werden, dass wir dieKlagepsalmen stellvertretend für dieLeidenden beten dürfen, denenselbst der Gebetsschrei vergangenist, die vor Schmerz und Leid keinWort mehr in den Kopf und überdie Lippen bringen oder keinen Gottals Adressaten der Klage mehr inAussicht haben. Psalmen werdendann zu einem Fürbittgebet eigenerArt. Wir beten anstatt der Leiden-den, ohne uns einbilden zu wollen,an ihrer Statt zu sein. Vielleicht istdies ein solidarisches Mitgehen mitjenem Geist des Auferstandenen, derim Augenblick unserer eigenenSchwachheit und Unfähigkeit zu be-ten, selbst für uns mit seinem Seuf-zen eintritt, das wir nicht in Wortefassen können (Röm 8,26).� Durch Beten im Vorgriff für uns:Nicht zuletzt dürfen wir die Psalmenin diesem Sinne auch im Vorgriff füruns beten: Nämlich indem wir ihreVertrauensprozesse bereits jetzt inSolidarität mit den Leidenden so„lernen“, dass wir sie dereinst zu be-ten wagen und vermögen, wenn wireinmal in Not und Schmerz geraten.Möglicherweise kann dann auch einsolches jetziges Beten vorwegneh-mend-stellvertretend den Charakterfür uns selbst haben, wenn wir in ei-ner künftigen Not nicht mehr betenund klagen können.

a, wenn ich ehrlich bin – ich hatte mir mein Sabbat-jahr anders vorgestellt: Zwölf Monate ohne Außenter-mine, „nur“ die halbe Stelle in den beiden Gemein-den, ein bisschen schreiben, viel lesen, den einen oderanderen Kurzurlaub, mehr Zeit für die Freunde, nicht

grad „nichts tun“, aber erheblich weniger tun, kurzum –ein ruhiges Jahr.

Ich hätte es mir ja denken können.

Wenn sich Freunde und Bekanntesehr interessiert erkundigen, wie es dennwar, dieses Sabbatjahr, muss ich jedesMal schmunzeln: Ich bin umgezogen indiesem Jahr, es sind zwei Bücher ent-standen, ich habe die Ausbildung zurNotfallseelsorgerin gemacht, und es istuns gelungen, hier in Viernheim Beerdi-gungen durch Laien bei den Gemeinde-mitgliedern gut zu etablieren.

Es war alles andere als ein ruhiges Jahr.

Aber: Noch nie habe ich nach einem Umzug so genaugewusst, wo was ist und was alles eigentlich mir gehört.Mit beiden Büchern bin ich mehr als zufrieden. Die Aus-bildung zur Notfallseelsorgerin hatte ich zuvor zwei Jahrelang nicht machen können, weil immer andere Termineangesagt waren. Und am Ende des Jahres fühlte ich michin dem neuen Arbeitsbereich „Beerdigungsdienst“ so zu-hause, dass ich wusste: Das läuft.

Ich hatte es mir anders vorgestellt – und doch war esgut so. Es war kein ruhiges Jahr, aber es war ein „anderes“Jahr. Und ich habe Dinge tun können, die ich so in ande-ren Jahren nie hätte tun können.

Aber wieso hatte ich eigentlich Sabbat mit „Ruhe“ ver-bunden? Natürlich ist mir schon klar, wo dieses Denken

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24 Sabbat istanders

herkommt – aus der Bibel und den jüdischen Traditionen.Gott ruht, nachdem er sechs Tage „geschafft“ hat – underst dadurch wird die Welt vollendet. Aber muss man des-wegen „Sabbat“ sofort mit „Ruhe“ gleichsetzen? Könnte„Sabbat“ nicht vielleicht auch einfach heißen: Das „Ande-re“ tun? Das tun, was im Alltag nicht geht, nicht möglichist? Das mag zwar manchmal auch das Ausruhen sein,aber das muss es nicht nur sein. Die „Idee des Sabbat“muss nicht dogmatisch „nichts tun“ heißen, sondern kannauch heißen: Ich installiere bewusst an einem Tag in derWoche etwas, das anders ist als mein Alltag. Ich suche denGegensatz zu meinem Alltag, um neu in die Balance zu

kommen, ins Gleichgewichtzurückzufinden. Wenn ich nor-malerweise viel mit Menschen zutun habe, wird mir ein Tag mitmir alleine gut tun. Wenn ich vielalleine bin, werde ich gerne denKontakt suchen. Wenn ich vielgeistig arbeite, mag es gut sein,sich körperlich zu verausgaben.

Und wenn mein Alltag eher langweilig ist, dann darf derSabbat ruhig etwas aufregender sein. Oder auch umge-kehrt …

Mein Sabbatjahr war anders – und deswegen war esein gutes und wichtiges Jahr für mich. Auch wenn es ganzanders geworden ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Dashabe ich im Rückblick auf mein Sabbatjahr gelernt – undich habe daraus etwas für die Gestaltung meines freien Ta-ges gelernt, der selten am Tag des jüdischen Sabbats statt-findet und noch seltener am christlichen Sonntag, sondernviel eher an einem ganz profanen Montag.

Aber das wäre schon wieder einen extra Artikel wert.

Und damit melde ich mich gerne wieder in dieserRubrik im „Anzeiger“ zurück – und ich freue mich darauf!

Andrea Schwarz

MittenLebenim

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MeditationMeditation

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Ein Gang durch die biblischen Bücher:Genesis

„Man bringe etwas Wasser, dann wascht eure Füße,legt euch unter einen Baum.“ (Genesis 18,4)

Kirche hat für mich die notwendige Aufgabe, denMenschen Lebenshilfe zu sein. Henri J. M. Nou-wen hat vor 25 Jahren geschrieben: „Ich fürchte,man wird der Kirche in ein paar Jahrzehnten vor-werfen, in ihrer Hauptaufgabe versagt zu haben:die Menschen positiv dazu anleiten, mit dem Ur-sprung des menschlichen Lebens Verbindungaufzunehmen.“ Eindrückliche Worte, die nichtsan Aktualität verloren haben. Darum suche ichauch in den biblischen Texten das Lebensfördern-de, das Aufrichtende, das Befreiende und vor al-lem die Nähe zum ganz Unscheinbaren, zum All-täglichen. So hinterfrage und verabschiede ichmich von krankmachenden Gottesbildern. Ichspreche offen aus, wenn mich ein biblischer Textempört. Denn ich weiß, dass diese heiligen Textenicht vom Himmel gefallen sind, sondern einge-taucht sind in unser ganzes Menschsein, mit un-serem Licht und Schatten, mit unserer Sehnsuchtund Ambivalenz. Darum werden wir nie fertigmit diesen Worten, sondern wir sind aufgefor-dert, sie immer wieder neu zu deuten, zu ertasten,zu erleiden und zu erhoffen. Echte Hilfe zum Le-ben zeigt sich mir nicht nur in den schönen, hel-len Seiten des Lebens, sondern ich entdecke auchim Schrei nach Gerechtigkeit, in den Tränen, inder Konfliktfähigkeit und im Kampf die Fülle desLebens. Ich brauche biblische Lebensworte, umdie Widersprüchlichkeit unserer Existenz aushal-ten zu können. So halte ich inne bei einem Vers,der mich zum Hier und Jetzt bewegt und mir zu-gleich Fenster zur Ewigkeit eröffnet. Dieses Aufat-men erkenne ich in der Begegnung Abrahams mitdrei Männern in der Hitze des Tages. Was späterals Gottesbegegnung gedeutet wird, beginnt mitWasser, mit der Einladung seinen Füßen Gutes zutun und sich hinzulegen. Urmenschliche Gesten,die sich auch Jesus aneignet, in dem er sie in derFußwaschung als sein testamentarisches Hoff-nungszeichen auswählt. Diese uralten Worte sindzeitlos, weil sie uns Menschen zur Achtsamkeit

bewegen und in mir die Vision einer Welt wecken,in der wir selber lernen gut mit uns und unsererLeib-Geist-Seele-Einheit umzugehen und zu-gleich anderen Menschen diese wohltuendenGesten schenken. Gastfreundschaft ist eines derlebensfördernden Motive, das sich durch die bib-lischen Bücher zieht. Da konkretisiert sich, was esbedeuten kann, die Menschen mit dem Ursprungdes menschlichen Lebens in Verbindung zu brin-gen. Ein Vers im Herbräerbrief bringt es auf denPunkt: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht.Durch sie haben ja manche, ohne es zu wissen,Engel beherbergt.“ (13,2):

Duschenkst mir deine Gastfreundschaftsuchst mich auflängst bevor ich dich suchelädst mich ein zum Verweilen

Dubewegst mich zur Gastfreundschaftzeigst mir aufwie im Teilen von Freud und Leidsich intensives Glück ereignet

Dustiftest uns an zur Gastfreundschaftmutest uns den Aufbruch zuum in Kampf und Kontemplationdeine Gegenwart zu feiern

Pierre Stutz

Gastfreundschaft wagen

Ein SommertraumFo

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Hoch oben

in der Krone

eines winterkahlen Baumes

einsam und allein

ein Blatt

vergessen

von den Winden

tief gefroren

nur gehalten noch

von harten Frostkristallen

zwischen Spinnenfäden

ist es da

und träumt

träumt zurück

ins Sommerland

da sein Baum

noch grünte und blühte

in seinen Früchten lebte

und Leben weiter gab

und träumt nach vorn

in ein neues Sommerland

da sein Baum

wieder grünen und blühen

in seinen Früchten leben

und Leben weiter geben

darf

neu belebt

und neu belaubt

vom Licht.

Auch Bäume

haben Träume.

Klaus Jäkel

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27Persönlich

Was empfinden Sie als Ihre Stärke?Meine Schwächen machen mich nicht mutlos.

Was stört Sie an sich selbst?Meine Heftigkeit bei Diskussionen.

Welche Eigenschaft schätzen Sie bei anderen Menschen?Ihre Geduld und ihr Schweigen bei Vorwürfen.

Welche Eigenschaft stört Sie bei anderen Menschen?Ihre Heftigkeit bei Diskussionen.

Wer hat Sie stark beeinflusst?Mein heiligmäßiger Priester-Onkel.

Welcher Theologe fasziniert Sie? Wenn schon Theologe (ich lese wenig), dann Guardini.

Welche Bibelstelle gibt Ihnen (heute) Kraftfür den Alltag?Wir sind vorausbestimmt zum Lobe seiner Herr-lichkeit (Eph 1,12).

Was ärgert Sie an der Kirche?Die Zentralisation.

Was wünschen Sie der Kirche?Neue große CharismatikerInnen.

Was wünschen Sie sich von der Kirche?Wege zur Gotteserfahrung und Mystik.

In welchen Momenten empfinden sie tiefesGlück?In der Kontemplation.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?Jesus Christus.

Für welche Hobbys nehmen Sie sich Zeit?Meditation, Wandern.

Wer ist Ihr Lieblingsschriftsteller? Keiner.

Welche Musik bevorzugen Sie?Klassische Klavierkonzerte.

Von welchem Leben träumen Sie heimlich?Ich träume nicht davon, ich erwarte das NEUE.

Was möchten Sie im Leben erreichen?Dort ankommen und so, wie Gott mich erwartet.

geb. 1919 in Rickenbach bei Olten, wuchs in der

Verleger-Familie Walter auf. Sie studierte Litera-

tur an der Universität Freiburg. 1948 trat sie in

das schweizer Benediktinerinnen-Kloster Fahr bei

Unterengstringen ein, wo sie bis heute als

Schwester Maria Hedwig OSB lebt.

SR. MARIA HEDWIG OSB (SILJA WALTER)

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28 ZeichenZeichenZ

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Nicht verspielen

Während die Orden über ihreNachwuchsprobleme diskutie-ren, taucht derzeit unerwarteteine Ordensfrau in vielen Kin-

derzimmern auf. Der Spielwarenhersteller Play-mobil hat in diesem Jahr erstmals eine Ordens-schwester in schwarzem Habit in sein Programmaufgenommen. Präsentiert wird sie im aktuellenKatalog des Unternehmens neben Polizisten,Feuerwehrleuten, Krankenschwestern, Piratenund anderen Protagonisten aus dem buntenReich der Kinderphantasie.

Damit setzt sich die Ordensschwester einerstarken Konkurrenz aus. Und es ist fraglich, obsie mit ihren inneren Werten, für die sie steht, imUmfeld der starken äußeren Reize von Ritter-burg, Polizeistation und Wikingerschiff nicht un-tergeht. Dennoch ist es auch eine Chance, dass

der Spielwarenhersteller eine Ordensfrau in seinFigurenangebot aufgenommen hat. So werdenKinder mit einer Person in Verbindung gebracht,die unmissverständlich für den religiösen Bereichsteht.

Nachdem nicht zuletzt die Päpste seit Paul VI.das Auseinanderfallen von christlicher Religionund Kultur immer wieder als die Tragödie unse-rer Zeit beklagt haben, hat Playmobil der Religi-on einen Platz im Kinderzimmer zugebilligt undgibt Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder mit derLebenswelt von Ordensleuten zu konfrontieren.Diese Chance kann von Eltern nun aufgegriffenwerden. Und sollte nicht einfach verspielt wer-den.

Klaus Vellguth

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29Wenn sich Pastoralverändert …

Von Norbert Schuster

NORBERT SCHUSTER

geb. 1958, Professor für Pastoraltheo-

logie an der KFH Mainz. Schwer-

punkte u. a.: Organisations- und Pro-

fessionssoziologie. Mitglied der Pas-

toralkommission der Österreichischen

Bischofskonferenz und der Arbeits-

gruppe Diakonische Pastoral der

Pastoralkommission der Deutschen

Bischofskonferenz.

Zur Frage künftiger Kompetenzen kirchlicher Berufe

In diesem Jahr stellt der Mainzer Pastoraltheologe Norbert Schuster

in der neuen Rubrik „Zukunftsfähige Pastoral“ (siehe Seite 48) ver-

schiedene pastorale Kompetenzen im Anzeiger für die Seelsorge vor

und erläutert ihre Bedeutung für kirchliche Organisationen. Der fol-

gende (Pilot-)Beitrag führt in diese Rubrik ein und zeigt auf, welche

Bedeutung die systematischen Überlegungen für den pastoralen All-

tag besitzen.

astoral ist in drei Span-nungsbögen hineinge-bunden. Erstens steht sieimmer im Spannungsfeld

von Institution und OrganisationKirche. Immerhin soll in ihr, wiedas der verstorbene FreiburgerPastoraltheologe Josef Müller (in:Pastoraltheologie. Ein Handbuchfür Studium und Seelsorge. Graz –Wien – Köln 1993, 69) formulierthat, „Gottes Absichten weiterge-

führt“ (institutioneller Sinn) undsein „Heil in Christus im Tun derMenschen konkret nachvollziehbarrealisiert werden“ (organisationaleOperationalisierung). Zweitensbewegt sich Pastoral im Span-nungsfeld Organisation (Kirche)und (säkulare) Umwelt. Gelingt esihr nicht, die Bezogenheit hin zumgesellschaftlichen Kontext auf-rechtzuerhalten, wird sie quasiautistisch und bringt auf dieseWeise die Organisation Kirche umihre Existenz(berechtigung). EineKirche, die sich über „ihre“ Pastoralnicht in Zeit und Gesellschaftinkulturiert, die nicht missiona-risch ist, ist keine Kirche mehr.Pastoral steht drittens im Span-nungsfeld Organisation – Person.Sie hat es mit Menschen zu tun.Menschen sind Träger der Pastoral.Insbesondere jene, die hauptberuf-lich im pastoralen Dienst derKirche stehen, übernehmen mitihrer Profession bzw. ihrem Beruf

P eine hohe Verantwortung für dasGelingen kirchlicher Vollzüge. Siemüssen sich in ihren Arbeitsberei-chen auskennen, über ein hohesMaß an Spiritualität verfügen undsowohl das Expertenwissen wie dieFertigkeiten besitzen, deren es aufdiesem dreifachen Spannungsfeldbedarf. Alles, was sie an hierfürnotwendigen Kompetenzen ent-wickeln, befördert die Pastoral inihrer Möglichkeit und Notwendig-keit segens- und erfolgreicheKonkretion des Selbstvollzuges derKirche zu sein. Und in dieser ihrerFunktion gründet auch der hoheAnspruch, den es im Blick auf siezu stellen gilt.

BeobachtbareVeränderungen

Pastoral realisiert sich also in ei-ner Vielzahl von Bezogenheiten undVollzügen als Ausdruck einer mitihrem Ursprung in lebendigem

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30 Kontakt befindlichen konkreten,empirisch erfahrbaren und wahr-nehmbaren Kirche und zwar in ei-ner jeweils bestimmten geschicht-lich-gesellschaftlichen Situation.Pastoral steht also ständig unter demEinfluss vorgängiger Traditionen,innerkirchlicher (Programm- undZuständigkeits-)Konkretionen undgesellschaftlicher Wandlungsprozes-se. So eingespannt in komplexe Zu-sammenhänge werden die An-sprüche an die Qualität pastoralerVollzüge ständig differenzierter undvielfältiger. Dies hat eine Reihe vonFolgen, die offensichtlich sind unddie zudem von Mitarbeitern undMitarbeiterinnen in der Pastoralselbst oft benannt werden, wennman sie fragt, wie sie sich selbst, ihreProfessionalität, ihre pastorale Kom-petenz und ihr Berufsprofil im Kon-text der beruflichen Entwicklungund der Veränderungen konkreteralltäglicher Praxis erleben undwahrnehmen. Eine dieser Folgenwird von pastoralen Mitarbeiternimmer wieder als rasante Verände-rung ihres Berufsbildes und als„Nicht Nachkommen“ im Erwerbneuer Kompetenzen bezeichnet, dieangesichts veränderter Herausforde-rungen unabdingbar erscheinen.

Nicht nur Pfarrer sind heute et-was anderes und müssen teilweiseanderes können als vor zwanzig Jah-ren. Viele von ihnen leiten nichtmehr eine, sondern vier oder fünfPfarrgemeinden und fragen nachManagementliteratur. Auch der Ge-meindereferent, die Pastoralreferen-tin und der Diakon der 80er Jahre istmancherorts heute kaum noch wie-derzuerkennen. Inzwischen „leitet“er als Bezugsperson, Ansprechpart-ner oder Pfarrkurat eine Gemeindenach can. 517.2 CiC und ringt umsein Berufsprofil oder er arbeitet ineiner überwiegend von der öffentli-chen Hand refinanzierten Bera-tungsstelle und hat sich als Dienst-leister zu verstehen oder er musssich als Seelsorger im Krankenhaus

fragen lassen, worin sein Beitrag in-nerhalb des vorgehaltenen überDRGs abzurechnenden Therapie-spektrums der Klinik besteht.

Wer, wie der Autor dieses Beitra-ges, seit zwanzig Jahren in der Pasto-ral tätig ist und zudem fast ein Jahr-zehnt lang in unterschiedlichstkonzipierten Veranstaltungen derAus- und Weiterbildung mitwirkenkonnte, hatte und hat quasi dauerin-stitutionalisiert die Gelegenheit zubeobachten, wie sehr sich in der Tatdas Feld beruflichen Handelns inder Pastoral verändert hat und wel-che Kompetenzen seitens pastoralerMitarbeiter als solche genannt wer-den, die es dringend zu erwerbengälte. Dabei können zwischen Aa-chen und Wien, zwischen Köln undKlagenfurt, zwischen dem Saarlandund dem Seewinkel trotz teilweisenur schwer vergleichbaren Kultur-und Arbeitsbedingungen durchausÜbereinstimmungen konstatiertwerden. Wo sich das, was beobachtetwird, signifikant häufig wiederholt,kann dies vielleicht nicht ganz zuUnrecht in einen „Befund“ verdich-tet werden und man wird von die-sem oder jenem „Trend“ sprechendürfen. Das soll im Folgenden ge-schehen.

Trend 1

Pastoral realisiert sich zuneh-mend auf zwei Feldern: Pastoral istnicht mehr länger nur Gemeindepas-toral. Kirchliche Einrichtungen imGesundheits-, Sozial- und Bildungs-wesen entwickeln zunehmendkirchliches Selbstbewusstsein. Dashat verschiedene Gründe. Erstenssind sie im Vergleich zu den Pfarrge-meinden die weitaus größeren Ar-beitgeber. So trägt allein der Caritas-verband im Jahr 2002/2003 nur imBereich der Gesundheitshilfe 681stationäre Einrichtungen mit183.042 Beschäftigten. Zweitensfungieren kirchliche Einrichtungenfür die klassisch kirchlichen pastora-

len Aktivitäten quasi als Legitimati-on. Es ist unstrittig, dass sich die im-mer noch hohe Wertschätzung, dieden Kirchen innerhalb der Gesell-schaft entgegengebracht wird, in ers-ter Linie ihrer caritativ-sozialen Prä-senz verdankt und ihrem En-gagement im Bildungs- und Sozial-wesen in eben dieser Gesellschaft.Kirchliche Krankenhäuser sind nachwie vor gefragt und der Run auf ka-tholische Schulen hält ungebrochenan. So liegt etwa seit mehr als 15 Jah-ren bei Schulen in katholischer Trä-gerschaft der Nachfrageüberhang imBundesdurchschnitt in der Tat zwi-schen 25 und 30 Prozent. Drittenssorgen sie für die (nicht nur mo-netäre) Wertschöpfung in der Kir-che. McKinsey weist z.B. darauf hin,dass in Zahlen ausgedrückt, „dieGlaubensgemeinschaft, mit ihremKerngeschäft, (der Arbeit in denPfarrgemeinden Anm. d. Verf.) le-diglich ca. 8-10 % des in Wertschöp-fung gemessenen Portefeuille derKirche ausmacht.“ (PthI 20 (2000),33.) Demgegenüber würden die Ak-tivitäten im Sozialen Bereich einen9-mal so hohen Anteil erbringen.Nicht nur in der Gemeindearbeitkonkretisiert sich Institution undOrganisation von Kirche. Dies ge-schieht auch über die Arbeit in denkirchlichen Einrichtungen im Ge-sundheits-, Sozial- und Bildungswe-sen. Insofern realisiert sich Pastoralauf zwei komplementären Feldern:einerseits auf dem der Gemeinden,andererseits auf dem der Einrich-tungen.

Von daher scheint es nur konse-quent, den Pastoralbegriff in einemintegrativen Verständnis zu verwen-den und darunter das „Gesamt allerkirchlichen Vollzüge“ zu verstehen,den Plural dessen, was Karl Rahnerin seinem fünfbändigen Handbuchder Pastoraltheologie schon 1964 indogmatischem Singular vorlegte, alser vom „Selbstvollzug der Kirche“sprach. Pastoral steht dann für eineSummation von Aufgaben und

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31Tätigkeiten auf beiden Feldern, demFeld der klassischen Gemeindepa-storal wie dem der Kirchlichen Ein-richtungen. „Deren Gemeinsamkeitwird zwar intuitiv erfühlt“, wenn-gleich sie zum jetzigen Zeitpunkt„theoretisch sauber (noch) nichtleicht erfasst werden“ kann undman sie darum vorläufig eher for-mal definieren muss in der „zumin-dest organisationalen Verbindungzur Kirche“, in der alle hier Han-delnden stehen. (Wichmann, Mar-tin: Verbinden was getrennt ist. In:Pastoralblatt Köln 6/2003, 163ff.)

Die Tendenz geht folgerichtigdann dahin nicht mehr länger nurdie Mitarbeiter auf dem Feld derklassischen Gemeinde- und Katego-rialpastoral als pastorale Mitarbeiterzu verstehen, sondern auch die An-gestellten kirchlicher Einrichtungenim Gesundheits-, Sozial- und Bil-dungswesen. Wie anders wären dievielfältigen Bemühungen zu inter-pretieren, die in jüngster Zeit immerhäufiger beobachtet werden kön-nen. Mitarbeiter wie Leitungsver-antwortliche kirchlicher Einrichtun-gen werden systematisch auch(pastoral-)theologisch qualifiziert.Die Frage der ekklesialen Dignitätdieser Einrichtungen wird diskutiertund deren Management über auf-wändige Fort- und Weiterbildungs-maßnahmen befähigt, die Kirchlich-keit ihrer Organisationen deutlicherals bislang in Struktur und Kulturihrer Einrichtungen abzubilden. DieMitarbeiterschaft wird als Dienstge-meinschaft prononciert. Die für die-se Bereiche gültigen Grundord-nung(en) werden konkretisiert undihre Umsetzung wird vorangetrie-ben.

Trend 2

Pastoral bezieht sich zunehmendauf drei Komponenten: Gleichsamim Gegenzug gilt inzwischen auchfür pastorale Vollzüge im Bereichder Gemeinde etwas, das bislang

eher ausschließlich die Seite der Ein-richtungen betraf, dass Pastoralnämlich in ihrem Anspruch von dendrei zentralen Komponenten derQualität(ssicherung), der Perso-nal(verantwortung) und der Finan-zierbarkeit(ssicherstellung) be-stimmt ist. Zwar muss sich bislangkeinesfalls jeder pastorale Mitarbei-ter einer Überprüfung der Qualitätseiner Pastoral stellen. Der jedoch,der als Seelsorger in einem kirchli-chen Altenheim arbeitet, dessen Zer-tifizierung angestrebt ist, hat sichmit dem von ihm verantwortetenpastoralen Angebot sehr wohl einemAudit durch die zuständigen staatli-chen Stellen zu unterziehen. Es hatauch nicht jeder pastorale Mitarbei-ter Personalverantwortung in nen-nenswertem Umfang. Wer jedoch ineinem Verbund mehrerer Pfarreienz. B. die Trägerverantwortung ge-genüber den Kindergärten wahrzu-nehmen hat, kommt leicht auf 30 bis40 Angestellte, für die er verantwort-lich ist und zwar von deren Einstel-lung bis zu ihrer Entlassung. Natür-lich sind auch nicht alle Mitarbeiterim pastoralen Dienst im selben Maßmit Fragen der Finanzierung pasto-raler Vollzüge beschäftigt. Den aller-dings, der Angebote etwa im Bereichder offenen Stadtteilarbeit ent-wickelt oder Exerzitienwochen fürallein erziehende Mütter durch-führt, betrifft dieses Thema schon.

Diese Heterogenität, d.h., dasspastorale Mitarbeiter in ihrer Arbeitin unterschiedlicher Intensität mitden drei genannten Komponentenbefasst sind, gilt nicht nur generell,sie lässt sich auch im Blick auf dieeinzelnen „klassischen“ Berufsgrup-pen feststellen. Allerdings ist dieTendenz unverkennbar, dass aufDauer jedenfalls Pastoral zuneh-mend innerhalb des Themendrei-eckes Qualität – Personal – Finanzendiskutiert und sich auch in ihrerRealisierung immer stärker auf diesedrei Komponenten beziehen wird.Das bedeutet, dass es vermutlich

schon in wenigen Jahren kaum nochkirchliche Mitarbeiter gibt, die nichtmit dieser Trias befasst sein werdenund zwar bis in ihren berufsprakti-schen Alltag hinein. Hier bestehtdeutlicher Qualifizierungsbedarf.

Trend 3

Pastoral aktualisiert sich zuneh-mend auf vier Ebenen: Längst giltauch für Organisation wie Durch-führung der Pastoral das Prinzip derAktualisierung auf vier Ebenen: aufder normativen, der strategischen,der operativen und der ausführen-den. Entscheidungen auf der nor-mativen Ebene stecken ihr den Rah-men ab, innerhalb dessen sie sichvollzieht. Zu nennen wären bei-spielsweise die grundsätzliche Aus-richtung einer Ortskirche, was ihrProfil und ihren künftigen Ziel-schwerpunkt anlangt, wie das eineReihe diözesaner (Leitbild- oderEntwicklungs-)Prozesse in den zu-rückliegenden Jahren angestrebt ha-ben; Entscheidungen, die Bischöfeinnerhalb ihrer verfassungsrechtli-chen Zuständigkeit treffen, wie etwajene, den can 517, 2 CiC zur Anwen-dung kommen zu lassen; Paradig-menwechsel, was etwa Fragen derNachhaltigkeit anlangt, wie z.B. dieBestimmung, kirchliches Vermögenvorrangig in ethisch verantwortli-chem Investment anzulegen. Ent-scheidungen auf der strategischenEbene formulieren zum einen Pro-gramme der Pastoral, etwa Schwer-punktsetzungen bzgl. der Felder,Themen oder Zielgruppen, legenzum anderen Strukturen fest hin-sichtlich der rechtlichen Gestalt derKooperation von Pfarrgemeinde-räten in einem Verbund mehrererPfarrgemeinden und formulierenidealerweise Problem(lösungs)ver-halten für erwartbare Konflikte. Aufder operativen Ebene werden Auf-träge formuliert, Prozesse vorge-dacht und Grunddaten für das Leis-tungs- wie das Kooperationsver-

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halten der Mitarbeiter festgelegt. Aufder ausführenden Ebene schließlichwird Pastoral realisiert in Gestaltkonkreter Aktivitäten in einzelnenVerfahrensschritten in einem er-kennbar pastoralen Stil.

Das berufliche Handeln und dieErfahrungen pastoraler Mitarbeiterbeziehen sich in aller Regel auf dreidieser vier Ebenen. Nahezu alle agie-ren aktiv auf der ausführenden, ge-stalten Pastoral meist auch auf deroperativen Ebene mit und sind,wenn auch seltener auf der strategi-schen tätig, doch in ihrer Arbeit vonihr mindestens betroffen. Zur nor-mativen Ebene hat der „durch-schnittliche“ pastorale Mitarbeiterdagegen eher selten direkten Zu-gang. Hier wird ihm höchstens einemittelbare Gestaltungsmöglichkeiteingeräumt als Mitglied etwa einesbischöflichen Rates oder einer Diö-zesansynode. Allerdings variiert dieIntensität und Häufigkeit dieser Er-fahrung in Abhängigkeit von perso-nenspezifischen wie auch berufsspe-zifischen Merkmalen wie demLebensalter, der Länge der Dienst-zeit, aber vor allem der Berufsgrup-penzugehörigkeit. Dennoch handelt

es sich dabei nicht um Zwangsläu-figkeiten. Hierzu ist das, was in derPraxis beobachtet werden kann, vielzu uneinheitlich.

Drei Tendenzen sind aber eini-germaßen sicher auszumachen: Ers-tens scheint es so zu sein: Je geringerder Stundenumfang ist, mit dem einpastoraler Mitarbeiter beschäftigtist, desto überwiegender arbeitet erauf der ausführenden Ebene. Undumgekehrt: Je höher die wöchentli-che Arbeitszeit ist, die pastorale Mit-arbeiter angeben, desto höher liegtder prozentuale Anteil jener Tätig-keiten, die auf der operativen Ebeneder Pastoral geleistet werden. Zwei-tens: Je größer der pastorale Raumwird, innerhalb dessen Mitarbeiterihren Beruf ausüben, desto extensi-ver scheinen sie mit Angelegenhei-ten der operativen Ebene befasst. Ingrößer werdenden Seelsorgeeinhei-ten steigt in der Tat der Zeitanteil,der für die Bereiche etwa der Ver-waltung und Organisation einge-setzt werden muss, prozentual stär-ker als der Anteil an Zeit für diedirekte pastorale Praxis. Nach derMeyerberg-Studie geben schon jetzt67,1% der Priester als einen bedeut-

samen Schwerpunkt ihrer Tätigkeitden Bereich Verwaltung/Leitung/Organisation an mit durchschnitt-lich 8,95 Stunden wöchentlicher Ar-beitszeit. Unter den Pastoralrefer-enten wird Verwaltung/Leitung/Organisation von 52,4% und unterden Gemeindereferenten immerhinnoch von 30,2% als Schwerpunktbe-reich genannt und mit einer Arbeits-zeit von 5,43 bzw. 5,13 Wochenstun-den beziffert. (Meyerberg, Jan:Seelsorge als Prozess. Eine empiri-sche Studie zum Kompetenz- undBerufsprofil von Seelsorgerinnenund Seelsorgern. Würzburg 2002,207f.) Drittens lässt sich zumindestmit einigem Anhalt vermuten, dassauf Grund der wachsenden Gemein-deverbünde auch auf der strategi-schen Ebene, auf der bislang nebenden Pfarrern vor allem die Pastoral-referenten tätig sind, immer mehrArbeit anfällt.

Vollzeitbeschäftigte pastoraleMitarbeiter, unabhängig welcher Be-rufsgruppe sie angehören, sind nichtnur auf der ausführenden Ebenepastoral tätig. Sie sind vielmehr zueinem maßgeblichen Teil ihrer Ar-beit auch mit operativen Fragen be-

Institution-OrganisationEbene

1Leitbild

Tools � Immer im Hinblick auf alle drei Managementfunktionen:Qualitätssicherung – Personal – Finanzen

Pra

ktis

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rati

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gisc

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2Szenario

3Modellierung

4Mitarbeiterprofil

5Visionsarbeit

6Thanatosarbeit

7Projektarbeit

8Biographiearbeit

9Reflexionsgespräch

(Runder Tisch)

10Kundengespräch

(Seelsorgegespräch)

11Mitarbeitergespräch

(Zielvereinbarungsgespräch)

Organisation-Umwelt Organisation Person

schäftigt und eine nicht geringe Zahlunter ihnen muss zudem regelmäßigauf der Ebene strategischer Planungund Entscheidung agieren. Wenn in-sofern für die Zukunft davon ausge-gangen werden kann, dass die Arbeitauf der operativen und strategischenEbene eher zu- als abnimmt, bedarfes eines deutlichen Kompetenzzu-wachses des pastoralen Personals ge-rade hinsichtlich ihrer Tätigkeitenauf diesen beiden Ebenen pastoralerVollzüge.

Handwerkszeug und Instrumentarien

Pastorale Mitarbeiter müssenWirkungszusammenhänge verste-hen. Erstens sollten sie den Zusam-menhang Institution – Organisationerfassen: Wie verhält sich die Insti-tution als Sinnzusammenhang zur„ihrer“ Organisation als dem Gebil-de zur Sicherstellung des institutio-nellen Sinns? Zweitens sollten sie desVerhältnis Organisation – Umweltverstehen: Was sind die relevantenUmweltfaktoren ihrer eigenen Orga-nisation, was sind deren jeweiligeZielsetzung und wie wirken dieseauf ihre Organisation zurück. Drit-tens sollten sie zentrale Momenteder wechselseitigen Abhängigkeitvon Organisation und Personenkennen: Worin bestehen die struktu-rellen Eigenheiten der Organisation?Worin die Spezifik des üblicherweisevon ihr rekrutierten Personals? Undwie hängt beides zusammen?

Gerade wenn pastorale Mitar-beiter Leitungsverantwortung tra-gen und damit zwangsläufig mitFragen der Qualitätsentwicklung,des Personals und der Finanzen be-fasst sind, brauchen sie entsprechen-de Kenntnisse und Fertigkeiten, umihren strategischen, operativen aberauch den ausführenden Tätigkeitenauf diesen Feldern gerecht werdenzu können. Da modernes professio-nelles Handeln es nicht mehr vor-rangig mit der Verwaltung von Wis-

sen zu tun hat, sondern es vor allemanwendet – ist es doch an Problem-lösungen orientiert –, brauchen pas-torale Mitarbeiter vor allem eins:Handwerkszeug und Instrumentari-en („Tools“). Um welche es dabei al-lerdings vordringlich geht, ist nichtleicht zu bestimmen. Auch hier ha-ben wir es mit komplexen Zusam-menhängen und Verschränkungenzu tun. Zunächst scheint dabei nurzweierlei evident: Es braucht unter-schiedliche Tools quasi in der Hori-zontalen für die drei Spannungsfel-der Institution – Organisation,Organisation – Umwelt, Organisati-on – Person, denn auf jedem dieserFelder konkretisiert sich Pastoral ineiner anderen Konstellation unddies führt zu sehr verschiedenenProblemlagen, die es zu bearbeitengilt. Dasselbe gilt für die Ebenen inder vertikalen Linie: strategisches,operatives und ausführendes Ge-schäft unterscheidet sich fundamen-tal hinsichtlich der Aufgaben, die eszu bewältigen gilt, und der Modi,wie diese Aufgabenbewältigung je-weils zu handhaben ist. Es brauchtpassgenaue Tools, d.h. es brauchtverschiedene Tools. Gleichzeitigmuss es sich dabei aber auch umTools handeln, die zueinander kom-patibel sind. Denn sie müssen ers-tens alle tauglich sein für beide Fel-der der Pastoral: das gemeindlicheund das Feld der Einrichtungen.Und sie müssen zweitens alle, wennauch mit unterschiedlicher Aktzen-tuierung, alle drei Bedingungskom-ponenten der Pastoral insgesamt imBlick behalten: Qualität, Finanzenund Personal.

Unter Berücksichtung dieser Be-dingungen scheint es vielverspre-chend, sich vor allem mit den nach-stehenden elf Tools auseinanderzu-setzen und sie auf ihre Tauglichkeitfür die Pastoral hin zu überprüfen.Die strategischen Tools (1) „Leit-bild“ als Instrument der Instituti-onsanalyse (als Beitrag zur Bestim-mung der Kernqualität einer

Organisation und zur Gewinnungverlässlicher diagnostischer Aus-gangskriterien anstehender Organi-sations- und Personalentwicklung).(2) „Szenario“ als Instrument derKontextanalyse (zur Erhebung ge-sellschaftlicher Funktionszuschrei-bungen und deren denkbaren Ent-wicklungen in einem über-schaubaren Zukunftszeitraum).(3) „Modellierung“ als Instrumentder Organisationsanalyse (zur Ab-bildung der Komplexität der Zu-sammenhänge innerhalb der Orga-nisation). (4) „Mitarbeiterprofil“ alsInstrument der Personalanalyse(zur Evaluation von Welt- undMenschenbild der in der Orga-nisation tätigen Individuen). Dieoperativen Tools: (5) „Visions-arbeit“, (6) „Thanatosarbeit“,(7) „Projektarbeit“, (8) „Biographie-arbeit“. Und für die ausführendeEbene exemplarisch die Tools: (9)„Reflexionsgespräch“ (am Beispieldes Runden Tisches), (10) „Kun-dengespräch“ (am Beispiel des Seel-sorgegesprächs), (11) „Mitarbeiter-gespräch“ (am Beispiel des Zielver-einbarungsgesprächs).

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er sich in den westlichenGesellschaften rasantvollziehende Säkulari-sierungsprozess, der

vorerst nicht zu stoppen ist, bringt esmit sich, dass wir eine grundlegendeNeuausrichtung nicht allein in derPastoral, sondern vor allem auch imBereich der Liturgie brauchen. Dochwerden immer noch die Menschennach bisheriger volkskirchlicher Ge-pflogenheit hauptsächlich mit Sa-kramenten versorgt („sakramen-tiert“). Zudem geht die Sprache deroffiziellen liturgischen Bücher meistam realen Leben der Menschen vor-

bei. Der „heutige Mensch mit seinerWahrheit“ (Romano Guardini) wirddabei völlig verkannt. Diesem leidi-gen Tatbestand folgt auch die imvergangenen Jahr publizierte römi-sche Instruktion „RedemptionisSacramentum“, da sie den wirkli-chen Zustand des Menschen, seinSelbstverständnis und sein Lebens-empfinden in einer säkularisiertenWelt völlig ausblendet. Man kanngeradezu die Frage stellen, in wel-cher Welt denn die Verfasser einessolchen Textes leben, der sich zudemformal-juristisch und ruppig im Tonpräsentiert! Allem Anschein nachgeht es ihnen in erster Linie um ei-nen liturgisch-rubrizistischen Selbst-erhaltungsbetrieb. Doch der führtganz gewiss in keine gute Zukunft,vielmehr muss eine sensible Inkul-turation der Liturgie in die jeweiligeGesellschaft auf den Weg gebrachtwerden. Dabei darf es in der gegen-wärtigen Zeit für die Kirche nichtnur um die eucharistisch-sakramen-talen Vollzüge gehen, welche die In-struktion ausschließlich im Blickhat, sondern entsprechend der Bot-schaft Jesu stellt sich für sie der hoheund missionarische Anspruch, hu-mane Defizite der Event-Gesell-schaft und des Jetset, die Armut, Lei-den und Sterben nicht mehrwahrnehmen, zu benennen und u. a.in neu entwickelten kirchlichen Fei-

Geisterfüllter Wageängstlicher Selbster

Alternative Feierformen einer missionarischen und ökumenischen Kirche

Es ist eine unübersehbare Tatsache, dass wir in einer Zeit der reli-

gionsfreundlichen Gottlosigkeit leben und das durchaus bestehen-

de große religiöse Interesse weithin an Christentum und Kirchen

vorbei in ein Neuheidentum läuft, das viele Gesichter hat. In ei-

ner säkularisierten Erlebnis- und Spaßgesellschaft, in einer Welt

der ambivalenten Dimensionen der Globalisierung und des Zu-

sammenschrumpfens der Werteordnung auf Wertpapiere, in einer

Zeit hoher ethischer Desorientierung können die Kirchen in Seel-

sorge und Liturgie nicht einfach so weitermachen, als habe sich

nichts verändert. Vielmehr „muss die Kirche den Wandlungen al-

les Irdischen Rechnung tragen. Sie kann ewige Wahrheiten und

ewiges Leben in die Zeit nur hinein tragen, indem sie jedes Zeit-

alter nimmt, wie es ist, und seiner Eigenart gemäß behandelt“

(Edith Stein).

KARL SCHLEMMER

geb. 1937, Professor em. der Liturgie-

wissenschaft und Pastoraltheologie

an der Universität Passau, langjähri-

ger Schriftleiter des „Anzeigers für

die Seelsorge“ und Mitglied der

Europäischen Akademie der Wissen-

schaften und Künste (Wien), ist

derzeit neben zahlreicher anderer

Verpflichtungen Gastprofessor an

der südböhmischen Universität

Budweis und an der Theologischen

Hochschule Chur.

Von Karl Schlemmer

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35mut oderhaltungstrieb?

erformen zu thematisieren. Dieseneuen Feierformen präkatechume-naler und katechumenaler Art stel-len auch einen Gegenpol zu der all-gemeinen Beschleunigung allerLebensbereiche dar und sollen vondaher Lebensräume aufschließen, indenen Menschen zur Ruhe und zusich selbst kommen können. Des-halb müssen diese Feiern „gottvollund erlebnisstark“ (Passauer Pasto-ralplan) gestaltet sein.

Gott erahnen helfen

Von daher ist in dieser turbulen-ten und getriebenen Welt und Zeitin besonderer Weise Mut zur religiö-sen Veranschaulichung und Einsichterforderlich. Gerade hier entscheidetsich wie damals vor 2000 Jahren dieMenschwerdung des Menschen, undzwar an der Menschwerdung Gottes.Denn das Menschliche ist die Gottes-ahnung. Und diese Gottesahnung istund bleibt das, was der Mensch zuseiner Menschwerdung braucht. Eshandelt sich hier um eine neue undnoch ungewohnte Spiritualität, wel-che den Kirchen heute zum Erken-nen und Verstehen aufgegeben ist,indem sie immer wieder zu versu-chen haben, Gottsuchern eine Got-tesahnung zu vermitteln. Denn „wirbrauchen unseren atheistischenZeitgenossen Gott nicht zu bewei-

sen, sondern wir müssen ihnen hel-fen, diesen Gott zu erahnen“ (Bi-schof Joachim Wanke). Von dieserGottesahnung werden nun unge-zählte kirchenferne und ungetaufteZeitgenossen, die mit kirchlichenInhalten und mit dem christlichenGlaubensbekenntnis nichts anfan-gen können, die sie aber auch nichtdirekt und dezidiert ablehnen, um-getrieben. Sie befinden sich auf derSuche nach Sinn, auf der Suche nacheinem glückenden Lebensentwurf,auf der Suche nach Antworten inihren existentiellen Fragen. Auf die-se Weise kommt ein nicht zu leug-nender Hunger nach Spiritualität,nach innerer Ausgeglichenheit undgeistiger Tiefe jenseits der Ver-führung durch das Banale zum Tra-gen. Es dürfte sich hierbei wohl umeine „scheue Religiosität und Glau-benssehnsucht“ (Tomás Halik) han-deln. Mag nun dieser Transzendenz-bezug auch sehr diffus sein, soerfahren diese Menschen angesichtsder fortschreitenden Globalisierungaller Lebensbereiche ihre er-schreckende Hilflosigkeit und ihrAusgeliefertsein, sie spüren immerwieder neu die Ungesichertheit undAusgesetztheit ihres Lebens, die Fra-ge nach ihrem Woher und Wohinsteht unausweichbar, ja Angst ma-chend vor ihnen. Vielleicht ist diesesRätselhafte mit ein Grund, warum

es so viele Konfessionslose und Un-getaufte nach entsetzlichen Ge-schehnissen oder auch bei bestimm-ten Anlässen in die Kirchen drängtund für sich und ihre Kinder den Se-gen erbitten lässt.

Dieser Tatbestand müsste eigent-lich die Kirchen veranlassen, mutigeinzustehen für eine „Rehabilitie-rung des religiösen Augenblicks“ ge-rade bei Menschen, die sich vorerstund auf absehbare Zeit kirchlichnicht binden wollen. Mit ihnen hatKirche nicht allein das Gespräch zusuchen, sondern vor allem eine fest-liche Nähe zu vermitteln. Erfolgenkann dies im Rahmen einer geziel-ten und durchdachten Vorfeldseel-sorge mit Hilfe von Feierformen, dievon ansprechenden und ausdrucks-starken Symbolen, von Segenszei-chen und spontanen Riten, wie esz.B. bei den Kerzengebeten derDDR-Bürgerrechtsbewegung ge-schah, die von Gesängen, Textenund Tanz geprägt sind, so dass dieMenschen sie als die ihrem Suchenund Tasten wie auch ihrer seelischenSituation und Verfasstheit gemäßereForm erkennen und bejahen. Es darfnämlich nie und nimmer darum ge-hen, diesen Personenkreis mit „un-verdaulichen“ Liturgiefeiern undSakramenten einfach „abzuspeisen“und ihm wahllos „Heilsveranstal-tungen“ überzustülpen. Vielmehr

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36 müssen die Kirchen mit dem ihnenanvertrauten Gut der leibhaftigenChristuswirklichkeit ehrlich undden jeweiligen „Menschen mit ihrerWahrheit“ gerecht werdend umge-hen und dürfen es nicht nach Art ei-ner Pommes-frites-Bude den Pas-santen zur Verfügung stellen.

Ausgehend von diesen Grundbe-dingungen eröffnet sich nun die ver-antwortete Freiheit zu innovativ-pluriformen Feiern und Liturgien,die als Prinzip einer innovativ-uni-pluriformen Seelsorge verstandenwerden können. Sprach man vorJahrzehnten von einer „Seelsorgevom Altar“ aus, so haben wir es heu-te unter postmodernen Bedingun-gen mit einer Seelsorge im Rahmeneiner postmodernen Liturgiekon-zeption zu tun. Und hier sind dreiFormen festlicher Nähe zu beden-ken, die sich einander entfalten undergänzen.

PräkatechumenaleFeierformen

Das Ziel dieser Feierformen be-steht darin, dass sie die Lebensberei-che erschließen, in denen Menschenheute leben, zugleich jedoch bei Kir-chenfernen die Hürde der Instituti-on sowie das Gefühl der Bevormun-dung überwinden wollen. Darum istauch der Antwortcharakter dieserFeierformen auf Gottes Zuwendunghin offen gelassen. Menschen sollenKirche mit all ihren Formen von Se-gen erleben können, und zwar so,dass Kirche zum Alltag gehört, aberauch ohne Bindungszwang genutztwerden kann. Dass dabei auch neueBeziehungen bewusster Entschei-dung hin zum Christentum erwach-sen können (und auch erwachsensind), ist möglich und sogar er-wünscht, wird aber niemals zur Be-dingung gemacht. Es geht schließlichdarum, dass Kirche noch intensiver zuden Menschen findet, mit ihnenkommuniziert, gerade mit Hilfe vonpräkatechumenalen Feierformen,die sich durch kurze Riten auszeich-nen, welche für das Leben stärken,deren Quelle jedoch von einem Hei-ligen kommt, den Christen Gottnennen. Die Begegnung mit dieserQuelle bindet oder fesselt jedochnicht, vielmehr motiviert sie zur öf-teren Inanspruchnahme. Solche Fei-ern sind in verschiedenen Lebensphasenund -abschnitten denkbar, wie einigefolgende Beispiele zu zeigen vermögen:

� Segensfeier zum Valentinstag füralle, die partnerschaftlich unterwegssind� Feier der Lebenswende für Ju-gendliche� Feier für den Übergang in denRuhestand� Feier zur Gründung einer Lebens-gemeinschaft� Segen abholen, um sich von Angstzu befreien� Segen erbitten, um ein Scheiternzu bewältigen

� Totengedächtnis für Menschen,die für ihre Verstorbenen kein Graboder Urnengrab haben� Gedenkfeier für Hinterbliebene,die einen Angehörigen oder Freunddurch Selbstmord verloren haben

Die Symbole und taktilen For-men sowie Gesten entsprechen demjeweiligen Lebensverständnis undLebensbedürfnis. Die Wege zu sol-chen persönlichen oder in über-schaubaren Gruppen erlebbaren in-novativen Feierformen schreibt dasLeben der Menschen selbst.

Liturgische Feierformen

Wenn Liturgie Dialog zwischenGott und Mensch ist, dann geht esbei diesen Formen nicht allein umden segensreichen Zuspruch Gottes,sondern ebenso um den Antwort-charakter der Getauften, die mit Lie-be Gott für seine Zuwendung dan-ken. Durch vielfältige Arten vonWort-Gottes-Feiern in Verbindungmit Zeichen und Symbolen wie auchmit taktilen Gesten soll die Vielfaltchristlicher Liturgie begangen undzugelassen sowie generationen- undmentalitätsspezifisch entfaltet wer-den, um Menschen nicht nur in derKirche zu beheimaten, sondernebenso zu den Feiern der Sakra-mente hinzuführen. Hier einige Bei-spiele:

� Wort-Gottes-Feiern mit Symbo-len� Tagzeitengebet für bestimmte Al-tersgruppen� Tauferinnerung mit gesegnetemWasser und zärtlicher Geste� Mit allen Sinnen feiern� Scheitern in Gottes Hand legen� Neuanfang mit einem Segen be-siegeln� Segnung der nachfamiliären Pha-se

Der Phantasie sind auch in die-sem Bereich keine Grenzen gesetzt.

L I T E R A T U R T I P P

� Karl Schlemmer, Bitt-Tage feiern.

Neue Formen und Modelle. Verlag

Herder, Freiburg 1985.

� Hans Bauernfeind/Karl Schlemmer,

Feiern in Zeichen und Symbolen.

Verlag Herder, Freiburg 1998.

� Karl Schlemmer (Hrsg.), Auf der

Suche nach dem Menschen von

heute. Vorüberlegungen für alterna-

tive Seelsorge und Feierformen

(=Andechser Reihe, Band 3). EOS,

St. Ottilien 1999.

� Karl Schlemmer (Hrsg.),

Ausverkauf unserer Gottesdienste?

Ökumenische Überlegungen zur

Gestalt von Liturgie und zu alterna-

tiver Pastoral (=Studien zur Theo-

logie und Praxis der Seelsorge, Band

50). Echter Verlag, Würzburg 2002.

� B. Janowski, Konflikt-Gespräche

mit Gott, Neukirchen-Vluyn 2003.

� Hans Bauernfeind/Richard Geier,

Leben braucht Segen. Verlag

Herder, Freiburg 2002.

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37Feier der kirchlichenSakramente

Der Antwort- und Dialogcha-rakter der christlichen Liturgie wirdganz intensiv in der Feier der Sakra-mente erfahren und durchlebt, dienatürlich einer ständigen Überprü-fung ihrer Sprache und Ausdrucks-formen bedarf. Dabei geht es um ei-ne Qualitätssicherung der Art, dassdie Intention des Sakramentes syn-chron erlebt und begangen werdenkann. Von daher ist stets zu prüfen,inwieweit der Zeitansatz der Sakra-mentsfeiern, die Musik, die Bewe-gungs- und Erlebnismöglichkeitendem Lebensempfinden der Men-schen von heute Raum geben. Esbleibt zudem festzuhalten, dass dieOrte, die Vielfalt zulassen und aus-halten, auch die Orte sind, an denenlebendig der einende und gottvolleGottesdienst gefeiert werden kann.Gerade der Vollzug der sakramenta-len Liturgie darf auf gar keinen Falleine gottleere Feier sein. Dies ist abergegeben, wenn Zelebranten einevordergründige Schau abziehen undeine geradezu abstoßende Selbstdar-stellung „softy-like“ betreiben, oderwenn Priester unvorbereitet, unper-sönlich und lieblos mit permanen-tem Blick auf die Uhr die Sonntags-messe samt Predigt binnen 25 – 30Minuten durchpeitschen und damitvor aller Augen kundtun, dass Litur-gie für sie nichts anderes als ein not-wendiges Übel und eine lästige

Pflichtübung darstellt. Ob die 186Artikel von „Redemptionis Sacra-mentum“ gegen solche Missständehelfen werden, steht dahin. Leidergeht nämlich die Instruktion mitkeinem einzigen Wort auf solchemisslichen und widerlichen Vollzügeein, Hauptsache, die Rubriken„stimmen“. Deshalb ist hier massivgegen zu steuern und darauf hinzu-arbeiten, vor allem die sakramentaleLiturgie als „Quelle und Höhe-punkt“ (SC 10) in ihrer spirituellenDichte zu erleben: als eine mystago-gische und menschennahe Feier desGottesdienstes, in der das Geheim-nis unserer Erlösung zum Tragenkommt, in der Gott zu uns spricht,Christus mit uns das Brot des Le-bens teilt und nicht der Priester unddie mitwirkenden Akteure sichselbst in Szene setzen. Für diese Zu-sammenhänge zeigt die Instruktionbedauerlicherweise kein Sensorium.Des Weiteren scheint sie die liturgie-theologische Entwicklung der letz-ten Jahrzehnte überhaupt nicht rezi-piert bzw. verschlafen zu haben.Wenn sie in immer wieder neuenVariationen behauptet, die Eucharis-tie sei „vor allem ein Opfer“, und denOpfercharakter der Messe in denMittelpunkt stellt, dann ist einfachder Grundgedanke der Mysterien-theologie des Benediktiners OdoCasel († 1948) ausgeblendet, die fürdie grundlegenden theologischenArtikel der Liturgiekonstitution desZweiten Vatikanum richtungwei-

send war. Die Messfeier ist nicht einneues Opfer in sich, auch ist sienicht die „unblutige Erneuerung desKreuzesopfers Christi“ – sonst wäredieses ja nicht so viel wert gewesenund müsste immer wieder erneuertwerden – „sondern im eucharisti-schen Geschehen wird das ganze Er-lösungswerk unseres Herrn (= Le-ben, Leiden, Sterben undAuferstehung) im Geheimnis Ge-genwart. Dies stellt eine einzigartigespirituelle Tiefendimension dar, dersich viele Priester und Mitfeierndenicht bewusst zu sein scheinen. Aberauch im Hinblick auf die Ökumene,gerade mit den Lutheranern, sinddamit Möglichkeiten einer theologi-schen Klärung gegeben. Des Weite-ren zeigt sich in „RedemptionisSacramentum“ die typisch westlicheGeistvergessenheit. Vergeblich suchtman nach einem Hinweis, dass dieLiturgie letztlich ein Werk des Heili-gen Geistes ist (vgl. SC 5), wie es inden Kirchen des Ostens über Jahr-hunderte hinweg lebendige theolo-gische Überzeugung ist. Nicht wirMenschen „machen“ den Gottes-dienst gut oder schlecht, sondernhinter allem steht und wirkt derGeist Gottes. Und je mehr sich Mit-feiernde und Vorsteher dem Geist-geschehen öffnen, desto mehrberühren sich Himmel und Erdeund geschieht Gewaltiges. Wo mitLiebe und Leidenschaft ein lebens-naher und erlebnisstarker Gottes-dienst gefeiert wird, in dem der ge-

Kinder in Kindergärten, Grundschulen und Kindergottesdienstgruppen malten und schrieben, was sie sich von Gott wünschen. Kinder haben Gott viel zu sagen! Eine bunte Auswahl dieser Gebete sind in diesem Buch gesammelt.

Albert Wieblitz„Lieber Gott, hör uns mal zu …“204 Seiten, gebunden, 12,90 €ISBN 3-7859-0888-1

Lutherisches Verlagshaus GmbH | Postfach 3849 | 30038 Hannover

L u s t i g V e r h e i ß u n g s v o l l H i n r e i ß e n d

Bestellungen:(05 11) 12 41 -716 /-739 oder www.bibli.com

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38 stresste und lärmgeplagte, der su-chende und fragende Mensch unse-rer Tage durch Zonen der Ruhe unddes Schweigens zum GeheimnisGottes vordringen und in ihm woh-nen darf, da vollzieht sich eine zeit-gemäße Mystik, die auch eine mis-sionarische Reichweite besitzt.Gerade deshalb sind bei der Feierder sakramentalen Gottesdienste einRubrikenfundamentalismus wieauch ein Beliebigkeitspluralismusentschieden abzulehnen.

Die Chancen erkennen

Hinter der Entfaltung der dreiFeierstufen steht die begründeteÜberzeugung, Kirche hat den jewei-ligen „Menschen mit ihrer Wahr-heit“ gerecht zu werden. Und diesmüsste ehrlicherweise zu der Er-kenntnis führen, dass in unserenwestlich geprägten Landen dievolkskirchlichen Strukturen sichtbaram Zerbröseln und von daher auchdie gottesdienstlichen Angebote neuaufzustellen sind. Den Kopf in denSand stecken, ist in der gegenwärti-gen Situation, in der den Kirchen ge-sellschaftlich keine dominierendeRolle mehr zuerkannt wird, völligunangebracht. Dies führt zu derKonsequenz, suchende Kirchenferneund Ungetaufte niemals sofort mitSakramenten zu „überfallen“ und zu„versorgen“ (da sie nicht sakra-mentsfähig sind), sondern sie mitHilfe katechumenaler Feiern – fallssie sich dazu bereit finden – Stückfür Stück auf dem Weg hin zu denMysterien zu begleiten. Hinter die-sen Feierformen verbirgt sich zudemdie Vision einer Kirche, die wiederFuß fasst im Leben der Menschen,die sich wieder inkulturiert und de-ren Gottesdienste gut tun. Dennnach neutestamentlichem Verständ-nis ist das gesamte menschliche Le-ben Gottesdienst. In allem Wollenoder Tun des alltäglichen Lebens sollsich zeigen und bewähren, dassMenschen Verantwortung tragen für

die Geschicke von Welt und Gesell-schaft. Wenn dementsprechend dasganze Leben zur Liturgie wird, danngeschieht auch alles im Leben alsGottesdienst. Und die Liturgie wei-tet sich aus auf das ganze Leben, in-sofern sie das Leben darstellt, wieGott es dem Menschen gibt und vonihm will. Die Liturgie ist alsoschlichtweg eine Feier des Lebens.Zu diesem Kontext gehört somitaber auch die Vision einer Kirche,die einmal selber wieder auf festenFüßen steht und eine Anziehungs-kraft ausübt. Dann aber muss Kircheendlich ihr Gejammer beenden,mehr Glaubensfreude ausstrahlenund aus dieser heraus die sich heutedurchaus reichlich auftuendenChancen erkennen und sich den An-forderungen der Zeit an das Chris-tentum stellen. „In dieser Stunde derKirche“ (Julius Kardinal Döpfner)ist eben das unseren Gemeindenvöllig abgehende missionarische Be-wusstsein eindeutig und klar zuwecken, neue Menschen für dasChristentum zu sensibilisieren undzu überzeugen. „Denn für die Zu-kunft der Kirche ist es wichtiger, ei-nen Menschen von morgen für denGlauben zu gewinnen, als zwei vongestern im Glauben zu bewahren“(Karl Rahner). So hart und hinter-fragbar diese Aussage auch sein mag,doch schärft sie den Blick für einesehr realistische und auch missiona-rische Vision, dass Kirche der Zu-kunft sich wohl mehr in geistlichenKristallisationspunkten, in spirituel-len „Biotopen“ verwirklichen undleben wird als in einem flächen-deckenden Pfarreiensystem. Es stelltsich somit klar die Frage, was wirwollen: einen geisterfüllten Wage-mut und Aufbruch oder einen vonAngst besetzten pastoralen und li-turgischen Selbsterhaltungsbetrieb?Dafür allerdings braucht es ein fro-hes und ersprießliches Miteinandervon Priestern und Laien. Geradeletztere haben hier einen wesentli-chen und wichtigen Kompetenz-

und Profilierungsort, an dem sie ih-re spezifischen und vielfältigen Cha-rismen einbringen können und so-mit mithelfen, dass jeglichepastorale Tätigkeit und jeglicher li-turgische Vollzug letztendlich dergemeinsame Weg und die Ein-führung in das Gottesgeheimnisund somit ein mystagogisches Ge-schehen sind. Das Reich Gottes lässtsich nämlich weder institutionalisie-ren noch verwalten; denn „es ist in-wendig in euch“ (Lk 17, 21) und„nicht von dieser Welt“ (Joh 18, 36).Deshalb muss in den gottesdienstli-chen Feiern Platz sein für den Trostund für die Besinnung, für eine tiefgründende Gotteserfahrung und fürdas Feiern. Insofern sind Gottes-dienste nicht als eine seltsame, aus-gesparte Sonderregion im profanenLeben zu verstehen und zu begrei-fen, sondern als Erscheinung dergöttlichen Liturgie, die mit derHeilsgeschichte identisch ist. Folg-lich ist Gottesdienst nicht Liturgie inder Welt, sondern Liturgie der Welt.Damit ist dann auch eine Brückezum kosmisch-theologischen Denk-ansatz von Pierre Teilhard de Char-din (1881-1955) gegeben, dessenBetrachtung „Die Messe über dieWelt“ viele Berührungspunkte zu ei-nem Gottesdienstverständnis auf-weist, das nicht von Enge, Angst undStarrheit geprägt ist, sondern vonder geisterfüllten Weite und Freiheitder durch Christus erlösten KinderGottes und ihrer Ausstrahlung aufMenschen mit einer Gottesahnung.Für all diese Zusammenhänge undVernetzungen aber gilt, was einmalEdith Stein zu bedenken gab: „Es istmir immer sehr fern gelegen zu den-ken, dass Gottes Barmherzigkeit sichan die Grenzen der sichtbaren Kir-che bindet. Gott ist die Wahrheit.Wer die Wahrheit sucht, der suchtGott, ob es ihm klar ist oder nicht“.

SER

VIC

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39entdecktFür Sie

gesurftFür Sie

www.fontaine-andre.ch

Ein Ort der Begegnungund der Stille, geprägt vonAbgeschiedenheit und Of-fenheit, belebt von geerde-ter Spiritualität, christlich,offen, frech, mystisch. Erlädt ein zum lustvollen Da-sein, zum Schweigen, zuBegegnungen, zum Aushal-ten von Durststrecken undTeilen von Freud und Leid.

www.afrikatag.deDer schnelle Klick zu

den Informationen undMaterialien des diesjähri-gen Afrikatags. Die vonmissio organisierte Solida-ritätsaktion im Januarblickt auf eine lange Tradi-tion zurück und ist die äl-teste Kollekte in der deut-schen Kirche.

www.213.168.99.188/tagesevangelium_neu/default.asp

Das Tagesevangeliumbietet das Kölner Domra-dio auf seiner Homepagean. Der besondere Service:Der Bibeltext steht auchals Soundfile zur Verfü-gung.

www.conspiration.de/exerzitien/

Homepage der „Or-densleute gegen Ausgren-zung“. Hingewiesen wirdauf die Exerzitienkurse des„Respektvollen Sehens undHörens“ bei denen die Teil-nehmer in Berlin-Kreuzbergin einer Notunterkunft fürObdachlose wohnen.

LichterlohMit der neuen CD

„Lichterloh“ ist der Frank-furter Gruppe Habakukein großer Wurf gelungen.14 Lieder laden dazu ein,über „Gott und die Welt“neu ins Nachdenken zukommen. Musikalischkommen die Lieder malhart und mal – wie bei derwunderschönen Ballade„Bleib du bei mir“ – softdaher. In den Stilen viel-fältig sind die einzelnenSongs gekonnt arrangiert.Der Sound hebt sichwohltuend von dem für soviele Bands typischen

Glaubenskurs derPallottiner

„Das Feuer neu entfa-chen“ lautet der Titel einesThemen- und eines Teil-nehmerheftes, die zum„Vallendarer Glaubens-kurs“ entwickelt wordensind. Ziel des Kurses ist es,Erwachsene zur Auseinan-dersetzung mit ihrem Le-

ben anzuregen. Gegliedertist der Kurs in acht Einhei-ten zu den Bereichen Fra-ge nach Gott, Sehnsuchtnach Liebe, Jesus Christus,Auseinandersetzung mitdem Leid und den eigenenVerwundungen, Versöh-nung als Basis eines neuenLebens, Gebet und Glau-ben im Alltag.

Nähere Informationen zumGlaubenskurs „Das Feuer neuentfachen“ beim Forum Vin-zenz Pallotti, Postfach 1406,56174 Vallendar.www.Forum-pallotti.de. Dortsind auch das Themen- sowie dasTeilnehmerheft erschienen.

Sound der Neuen Geistli-chen Lieder ab.

Mit den Liedern dieserCD will die Band ansingengegen die vielen Brand-herde dieser Erde. DieTexte sprechen von derSehnsucht nach Licht inder Dunkelheit der Welt,beschreiben die Mecha-nismen, die unsere Erdebedrohen und wecken dieSehnsucht nach Gott, deruns Menschen auch inschweren Zeiten liebevollzugewand ist. Sie machenMut, selber zum Segen fürandere zu werden und somit dazu beizutragen, dassdie vielen Brandherde die-ser Welt gelöscht werdenkönnen. (fr)

Bestellt werden kann die CDüber das Internet (www.ha-bakuk-musik.de) oder bei Eu-gen Eckert, Guiolettstr. 64,60325 Frankfurt.

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Zweiter Sonntag nach Weihnachten A

Die Ohnmacht der WorteDeshalb erwartete er von den Wörtern nichts mehr. Erglaubte nicht mehr, dass die intelligent aneinanderge-reihten Wörter den Menschen und der Welt noch helfenkonnten. Und wirklich, die Wörter sind heutzutage sokomisch verdreht, weißt du, auch das einfache Wort,auch wenn zwei bloß miteinander sprechen, so wie wirjetzt. Die Wörter scheinen keinen Sinn mehr zu haben,überflüssig wie Denkmäler. In Wirklichkeit ist aus denmenschlichen Wörtern eine Art Gebrüll geworden, et-was, das laut knatternd aus Lautsprechern kommt.Er glaubte also nicht mehr an die Wörter und genoss siedoch, berauschte sich an einzelnen ungarischen Voka-beln, schlürfte sie, nachts, in der verdunkelten Stadt, sowie du gestern den Grand Napoleon, den dir der süd-amerikanische Drogenschieber angeboten hat. Ja, duhast die kostbare Flüssigkeit genauso mit geschlossenenAugen und Sachkenntnis und Andacht geschluckt wiejener Mensch, wenn er »gyöngy« oder »borbolya« sagte.Für ihn bestanden die Wörter aus einem essbaren Mate-rial, aus Fleisch und Blut. Und wenn er die seltsamenWörter dieser asiatischen Sprache rief und stöhnte, glicher einem Betrunkenen oder Verrückten. Das Ganze kammir wie eine fernöstliche Lustbarkeit vor, als sähe ich inder dunklen Nacht auf einmal ein Volk, oder eher das,was von ihm übrig geblieben ist, einen Menschen undein paar Wörter, die von fernher, von sehr weit weg, sichhierher verirrt hatten. Bis dahin hatte ich nie darübernachgedacht, dass ich Ungarin war. Obwohl ich daswirklich bin, ich schwör’s dir, alle meine Ahnen stam-men aus der Künsäg. Ich habe ja auch dieses Mal amRücken, von dem man sagt, es sei kein Muttermal, son-dern ein Stammeszeichen. Du willst es sehen? Gut, nachher.Sandor Máraí, Wandlungen einer Ehe. Piper Verlag, München 2003

Das erste Foto von GottSo sah ich aus nach jenem ersten Tag.Ich allein mit meinen Steinen aus Stein,ich allein mit meinen Lüften aus Luft.

Das war der Tag, an dem ich noch glücklich war,die Erde noch öde und leer.Erst nachher schuf ich die Bäume;die Tiere, das Heer und diesen Fotografen.

gefundenFür Sie Oft habe ich Sehnsucht nach jenem Tag,

an dem ich ihn machte, als ersten.Er und ich, zusammen in meiner Schöpfung,ich in meiner weinroten Jacke zwischen meinen Lüften aus Luft,er mit seinem Auge wie ein Spiegel auf meinen Steinen aus Stein,

und sonst nichts.Cees Noteboom, So könnte es sein, Suhrkamp Verlag, Frankfurt

Taufe des Herrn A

Die TaufeEin Mann und zwei Frauen traten plötzlich in die Kir-che. Eine der beiden Frauen war die angetraute GattinPeppones, des Führers der Roten. „Es ist was zum Tau-fen“, sagte der Mann. Und eine der Frauen zeigte einWäschebündel mit einem Neugeborenen darin. Vonwem ist es?“, fragte Don Camillo. „Von mir“, antwortetePeppones Gattin. „Und deinem Mann?“, erkundigte sichDon Camillo. „Natürlich! Von wem denn? Von Ihnenvielleicht?“, antwortete trocken Peppones Gattin. DonCamillo zog die Kirchengewänder an und stellte sichzum Taufbecken.

„Wie wollt ihr ihn nennen?“, fragte Don Camillo Peppo-nes Gattin. „Lenin, Libero, Antonio“, erwiderte diese.„Lass ihn in Russland taufen“, sagte Don Camillo ruhigund deckte das Taufbecken wieder zu. Don Camillo hat-te Hände, groß wie Schaufeln, und die drei gingen, ohneein Wort zu sagen. Don Camillo versuchte in die Sakris-tei zu entschlüpfen, Christi Stimme nagelte ihn aber fest.„Don Camillo du hast wieder etwas sehr Schlechtes ge-tan. Geh, rufe die Leute zurück und taufe das Kind!“ „Je-su“, antwortete Don Camillo, „bedenke, dass die Taufekeine Komödie ist. Die Taufe ist eine heilige Sache. DieTaufe...“. „Don Camillo“, unterbrach ihn Christus, „Wenwillst du denn belehren, was die Taufe ist? Mich viel-leicht, der sie eingesetzt hat?“ Don Camillo breitete dieArme aus: „Jesu, bitte, bedenke einen Moment. Wennman sicher wäre, dass es später einmal in die Höllekommt, könnte man’s noch machen. Und dann, sag mirbitte wie kann ich gestatten, dass zu Dir ins ParadiesLeute kommen, die Lenin heißen? Ich habe es für denguten Ruf des Himmels gemacht.“ Für den guten Rufdes Himmels sorge ich“, rief Jesus ärgerlich Don Camil-lo zu. „Ist schon gut“, antwortete Don Camillo. „Ich ha-be nie recht. Ich werde versuchen, es wieder gutzuma-chen.“ In diesem Moment betrat jemand die Kirche. Eswar Peppone allein, mit dem Kind auf dem Arm. Peppo-ne schloß das Kirchentor und schob den Riegel vor. „Ich

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41gehe nicht von hier“, sagte er, „solange mein Sohn nichtauf den Namen getauft ist, den ich will!“ „In Ordnung,Peppone“, sagte er. „Das Kind wird getauft, aber nichtauf den verfluchten Namen.“ „Don Camillo“, murmeltePeppone, „denken Sie daran, dass ich einen sehr emp-findlichen Bauch habe, seit mich damals, im Gebirge, ei-ne Kugel getroffen hat. Machen Sie keine Tiefschläge,oder ich beginne mit dieser Bann zu schlagen!“ „Sei ru-hig, Peppone, ich werde dich schon am Oberteil zu-rechtbiegen“, antwortete Don Camillo und versetzte ihmeine Maurerohrfeige hinters Ohr. Sie waren zwei Riesenmit Armen wie aus Stahl, und die Ohrfeigen pfiffendurch die Luft. Nach zwanzig Minuten schweigsamenund wilden Kampfes hörte Don Camillo eine Stimmehinter seinem Rücken: „Fest, Don Camillo! Einen Hiebauf den Unterkiefer!“ Es war Christus vom Hauptaltar.Don Camillo feuerte auf den Unterkiefer. Pepponestreckte sich auf dem Boden aus. „Wie werden wir ihnnennen?“, fragte Don Camillo. „Camillo, Libero, Anto-nio“, murmelte Peppone. Don Camillo schüttelte denKopf. „Nein, nennen wir ihn lieber Libero, Camillo, Le-nin“, sagte er. „Ja, auch Lenin. Wenn nämlich ein Camil-lo dabei ist, können die anderen nichts mehr anrichten.“Als alles fertig war, ging Don Camillo am Altar vorbei.Christus sagte lächelnd: „Don Camillo, ich muss schonsagen: Von der Politik verstehst du mehr als ich.“ „Vonden Schlägen auch“, antwortete Don Camillo sehr stolz,eine große Beule auf der Stirn gleichgültig betastend.Giovanni Guareschi, Don Camillo und Peppone. Rowohlt Verlag,

Reinbek.

Zweiter Sonntag im Jahreskreis A

Die ReinwaschungDer Regen wäscht deine Kreideschrift von der Wand unddein Blut von den Steinen.Und die Tränen die um dein Blut geweint worden sinddie wäscht er noch schneller ab als das Blut und die Krei-de.Die Welt wäscht sich wieder rein.Zuerst die Tränen und dann das Blut und die Kreide zuletzt Was zuerst da war währt am längsten Was zuletzt kam verschwindet zuerst.In dieser Reihenfolge hegt keine Bedeutung,nur die dass die Welt sich reinwäscht,wenn auch nur nach und nachAus: Erich Fried, Das Gesamtwerk. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin.

Dritter Sonntag im Jahreskreis A

Wie der Täufer seinDas letzte Zeichen lass an uns geschehen,erscheine in der Krone deiner Kraft,und gib uns jetzt (nach aller Weiber Wehen) des Menschen ernste Mutterschaft. Erfülle, du gewaltigerGewährernicht jenen Traum der Gottgebärerin,nicht auf den Wichtigen: den Tod-Gebärer,und führ uns mitten durch die Hände derer,die ihn verfolgen werden, zu ihm hin.Denn sieh, ich sehe seine Widersacher,und sie sind mehr als Lügen in der Zeit,und er wird aufstehn in dem Land der Lacher und wird ein Träumer heißen: denn ein Wacherist immer Träumer unter Trunkenheit.Du aber gründe ihn in deine Gnade,in deinem alten Glanze pflanz ihn ein;und mich lass Tänzer dieser Bundeslade,lass mich den Mund der neuen Messiade,den Tönenden, den Täufer sein.Rainer Maria Rilke, Sämtliche Werke I. Band, Buch von der Armut

und dem Tode. Inselverlag Frankfurt am Main 1987, S. 350f.

Die ErwählungVielleicht ist das alles, was Erwähltsein für mich bedeu-tet: nicht in einer bukolischen Komödie wie der obigenmitspielen zu müssen, nicht durch Armut, Degenerati-on, Stumpfsinn und Trägheit wegerklärt zu werden. Ichwill, dass meine Geschichte einen Anfang, eine Mitteund ein Ende hat, nicht die gähnende Mitte ohne Ende,die, wenn ich vor der Schürzenjägerei meines Vaters dieAugen schließe und dafür lebe, über seinen Alters-schwachsinn zu wachen, nicht weniger droht, als wennich von einem Schäfer zum Altar geführt werde undhochbetagt sterbe, eine verhutzelte Oma in einemSchaukelstuhl. Ich darf in der Mitte meines Lebens nichteinschlafen. Der mich umgebenden Leere muss ich Er-eignis um Ereignis um Ereignis entreißen, deren kleineExplosionen mich in Gang halten. Denn die andere ArtGeschichte, das Gewebe der Erinnerung im schlum-mernden Raum des Geistes, kann meine nicht sein.Mein Leben ist nicht Vergangenheit, meine Kunst kannnicht die Kunst des Gedächtnisses sein. Was mir gesche-hen wird, ist noch nicht geschehen. Ich bin ein blinderFleck, der mit zwei offenen Augen in den Rachen der Zu-kunft saust, und meine Parole ist: Und dann? J.M. Coetzee, Im Herzen des Landes. S. Fischer Verlag, Frankfurt

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Christlich gelebte Moral

Was es bedeutet, Moralchristlich zu leben, hatden Bamberger Moral-theologen Volker Eid inseinem gesamten Schaffenbewegt. Am Ende seinerLehrtätigkeit legt er nuneine Sammlung von bis-lang verstreut veröffent-lichten Aufsätzen vor, dieum diese Frage kreisen.Am Beginn stehen Beiträ-ge, die sich grundsätzlichmit dem Verhältnis zwi-schen christlichem Glau-ben und Moral befassen.Danach folgen biblischePerspektiven (paulinischeFreiheitsbotschaft, Ver-kündigung Jesu), wobeiauch hier das Problem ei-ner angemessenen Ver-mittlung zwischen bibli-schem Text und heutigerLebensgestaltung im Blickbleibt. Anschließend gehtes um Grunderfahrungen,die den Menschen in sittli-cher Praxis auszeichnen(Gewissen,Freiheit, Schuld),und wie sich diese Grund-erfahrungen im Kontextdes christlichen Glaubensverstehen und aufgreifenlassen. Die letzten Beiträgebeschäftigen sich mit derkirchlich-gemeindlichenVerortung christlich ge-lebter Moral sowie mit der

aktuellen Frage ihrer Wei-tergabe in Religionsunter-richt und Erziehung. An-regend sind nicht nur diejeweils erörterten Sachfra-gen theologischer Ethik,sondern vor allem die sichin allen Teilen durchhal-tenden Essentials derTheologie dieses Autors:Eine menschlich angemes-sene Moral ist jene, diesich durch Reflexion, Dia-log und Erfahrung be-gründen und so schöpfe-risch fortentwickeln läßt.Christlich gelebt wird sie,wenn sie im Lernen desGlaubens einen Stand-punkt gewinnt, der exis-tentiell Sinn gibt und be-freiendes Handeln nahelegt. (HPS)

Volker Eid, Christlich gelebteMoral.Theologische und anth-ropologische Beiträge zurtheologischen Ethik,VerlagHerder, Freiburg 2004.

gelesenFür Sie

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43Handbuch der GemeindepastoralKeine Kniffe oder Ge-brauchsanweisungen, son-dern kompetenten Rat willdas Handbuch der Ge-meindepastoral geben, dasder Münchner Pastoral-theologe Andreas Woll-bold verfasst hat. Alleindie Tatsache, dass diesesWerk nicht die Hand-schrift verschiedener Au-toren trägt, ist bemerkens-wert in einer Zeit, in derHandbücher mitunter in-flationär zusammenge-stellt werden. Der Namedes Autors steht für einspirituell geprägtes Pasto-

ralverständnis. Davonzeugt der Vierschritt, derdem Handbuch zu Grun-de liegt. Auf eine themati-sche Grundlegung folgendie an den Grundvollzü-gen der leiturgia, martyriaund diakonia orientiertenBuchteile „Christus leitenlassen: Der Aufbau der Ge-meinde zum Heilsdienst“,„Christus sprechen lassen:Die Verkündigung“ und„Christus heilen lassen: Li-turgie und Sakramenten-pastoral“. Unter diesenÜberschriften, die bereitseine Konzentration desWerkes auf die Gemeinde-pastoral verraten, reflek-tiert Wollbold die ver-

schiedenen Bereiche derPastoral, um „argumenta-tiv verantwortetes Han-deln zu ermöglichen“. DieAusführungen sind über-sichtlich gegliedert undbieten einen direkten Zu-gang zu den verschiedenenThemenbereichen. Abge-rundet werden die Überle-gungen jeweils durch ei-nen Hinweis auf weiter-führende ausgewählte Li-teratur.

Andreas Wollbold, Handbuchder Gemeindepastoral,VerlagFriedrich Pustet, Regensburg2004.

Die Bibel verstehen in25 Schritten

Mit einem Bibel-Ein-stiegstest beginnt dasWerkbuch, mit dem dieAutorin Andrea Schwarzin die Bibel einführt. DerTest soll dazu motivieren,sich mit dem Buch ausein-ander zu setzen, das seineLeser in 25 Einheiten rundum die Bibel an das Buchder Bücher heranführenwill. In den einzelnen Ka-piteln vermittelt AndreaSchwarz zum einen bibli-sches Grundwissen. Sie

stellt die Bibel vor, setztsich mit dem Wahrheits-verständnis angesichts derbiblischen Texte auseinan-der, vergleicht verschiede-

Verlag Friedrich Pustetwww.pustet.de

Liturgie konkret:Neue Gottesdiensthilfen

Guido Fuchs (Hg.)Zur Mitte führenAndachten undMeditationsgottesdiensteim Kirchenjahr

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Es muss nicht immer„Messe“ seinGottesdienstformen imKirchenjahrZusammengestellt vonGuido Fuchs

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Werner EizingerMensch sein – Gott feiernNeue Texte für den WortgottesdienstSonn- und Festtage der Fasten- undOsterzeit A B C

256 Seiten • Hardcover€ (D) 24,90/sFr 43,70ISBN 3-7917-1905-X

2. Auflage

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44 ne Bibelausgaben, bietetpersönliche Zugänge zurBibel und vermittelt prak-tische Bibeltipps. Dabeigeht Andrea Schwarz übereine reine Wissensvermitt-lung hinaus. Die Autorinwill den Lesern einen exi-stenziellen Bezug zu denbiblischen Texten ermögli-chen, indem sie das, wasihr wichtig geworden ist,mit ihnen teilt. Und soschreibt sie bereits zumAbschluss ihres Vorwortes:„Es könnte tatsächlichsein, dass Sie Spaß und In-teresse an der Bibel be-kommen ...“ Ein Werk-buch, dem dies durchauszuzutrauen ist.

Andrea Schwarz, Die Bibelverstehen in 25 Schritten. EinDurchblick-Buch für Neugieri-ge.Verlag Herder, Freiburg2004.

Wir feiern mitder Bibel

25 komplett ausgear-beitete Gottesdienstent-würfe für liturgische Fei-ern mit Kleinkindernpräsentiert das Buch „Wirfeiern mit der Bibel“. DiePraxisvorschläge orientie-ren sich an biblischen Er-zählungen und sind in ih-rer inhaltlichen Gestal-tung so angelegt, dass be-reits Kindergartenkindersie mitfeiern können. Be-sonderen Wert legen dieEntwürfe darauf, die Me-ditationsfähigkeit der Kin-der zu entwickeln. So er-möglichen sie den Kin-dern bereits erste religiöseErfahrungen. Die liturgi-sche Struktur der entwor-fenen Feiern ist betonteinfach. Die Gottesdienst-vorschläge weisen zahlrei-

che wiederkehrende Mo-mente auf und helfen da-durch den Kindern, sich indie christlichen Riten desGottesdienstes einzulebenund zu verwurzeln. Diesist eine Voraussetzungdafür, dass die Kinder mitden Ritualen vertraut wer-den und sich später in derchristlichen Liturgie be-heimatet fühlen. Das Buch„Wir feiern mit der Bibel“ist eine wertvolle Ideen-Fundgrube für alle, die(Klein-) Kindergottes-dienste gestalten oder Kin-dern den Glauben näherbringen möchten.

Christine Willers-Vellguth,Wirfeiern mit der Bibel. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz2004.

Herder Korrespondenz

Der Theologe und Ar-chäologe Matthias Koppbeschreibt in der Dezem-ber-Ausgabe der HerderKorrespondenz die schwie-rige Lage der Christen imIrak. Im laizistischen Staats-system unter Saddam galtdie Kirche als anerkanntegesellschaftliche Kraft, nunbekämen die Christen alsbegüterte Mittelschicht inKirchenanschlägen Neidund Missgunst der islami-schen Bevölkerung zu

spüren. In der am 8. März2004 feierlich unterzeich-neten Übergangsverfas-sung für den neuen Irakwird der Islam als offiziel-le Religion des Staates be-zeichnet. Damit, so Kopp,ist der Islam de factoStaatsreligion und es „tra-gen alle, die an dieser Ver-fassung mitgewirkt haben,die Verantwortung für daskünftige Desaster religiö-ser Freiheit im Irak ...“

Im Interview forderteder Vorsitzende der deut-schen RegentenkonferenzPeter Klasvogt zur Gewin-nung von Priesternach-wuchs die Berufungsver-gessenheit in Deutschlandzu überwinden. Beru-

fungspastoral müsse zurregulativen Idee werden,die in allen kirchlichenVollzügen zum Tragenkommt. Er sieht die Kir-che heute zu sehr auf denNormalbetrieb fixiert. Siemüsse sich mehr denGrundfragen „Wofür ste-hen wir?“, „Was ist unserAuftrag als Kirche?“ stel-len. Dann werde sich auchdie Frage aufdrängen, wodie Personen sind, die sichfür diese Ziele einsetzenwollen und können.„Wenn es gelingt, die Ge-meinden auf den Weg derErneuerung mitzuneh-

men, wird es auch Men-schen geben, die ihre volleBereitschaft erklären, andiesem Projekt mitzuwir-ken“, so Klasvogt.

Nach Einschätzungder Kirchenrechtlerin Sa-bine Demel muss derGlaubenssinn des ganzenGottesvolkes als eigen-ständige Erkenntnis- undBezeugungsinstanz desGlaubens neben Lehramtund Theologie im Sinnedes Zweiten VatikanischenKonzils kirchenrechtlichund strukturell konse-quenter umgesetzt wer-den. Sie kritisiert in derDezember-Ausgabe derHerder Korrespondenzdie rechtliche Veranke-rung der Lehre vom Glau-benssinn als äußerst unbe-friedigend. Den Laienmüsse künftig von Rechtswegen durchgängig einhöheres Maß der Beteili-gung an allen kirchlichenVollzügen, Gestaltungs-und Entscheidungspro-zessen zukommen. (J.K.)

Herder Korrespondenz Heft12/2004. Einzelheft € 11,–,Probe-Abonnement(2 Ausgaben) gratis:Tel.0761/2717-422, E-Mail:[email protected]

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48 ZukunftsfähigePastoral

Leitbilder dienen der internen wie externen Kommuni-kation des Profils einer (kirchlichen) Einrichtung. Siefassen deren essentielle Qualität, indem sie Dreierlei he-rausarbeiten: den Auftrag, der vorliegt, den Sollzustandder Organisation und das beidem adäquate zu realisie-rende Ziel.

Zur Vergewisserung des Auftrages bedarf es in der Kir-che des Rückgriffs auf die normative Ebene der Organi-sation. In Schrift und Tradition werden die zentralenAussagen zu ihrem Auftrag bewahrt. Setzt man sich zumBeispiel mit den letzten drei Bitten des Vaterunser aus-einander, findet man auf eine eindeutige Bestimmungdes kirchlichen Auftrages: 1. Einsatz für das Kommen ei-ner Zeit, in welcher der Tisch für alle gedeckt ist. 2. En-gagement für das Durchbrechen des Teufelskreises derSchuld. 3. Sorge für die Wahrheit der Verhältnisses nachdenen der Mensch Mensch ist und nicht Übermensch.Es unterstreicht seine Dignität, dass dieser Auftrag derKirche auf drei globale Probleme heutiger Welt trifft:Unterernährung, Schuldenfalle und die aus dem Ruderlaufende Biotechnik. Nicht minder zentral sind die Tex-te der Seligpreisungen oder die „Auftragsliste“ der Wer-ke der Barmherzigkeit. Dasselbe gilt für basale Formu-lierungen der Tradition. Wenn sich Kirche etwa als„eccelesia de trinitate“ begreift und Gottes Heilshandelnso interpretiert, dass es ihm gefallen habe, den Menschenzur Teilhabe am Göttlichen Leben zu erheben (LG 2),dann ist im Blick auf die mancherorts katastrophaleMenschenrechtssituation ein weiterer Kernauftrag derKirche formuliert.

Jede Leitbildarbeit beginnt also mit der relecture derSpitzentexte von Schrift und Tradition. Ohne ein gedie-genes theologisches Wissen, von der Exegese bis zurFundamentaltheologie, und einem hermeneutisch sau-beren Zugang zur Gegenwartssituation wird dies aller-dings nicht möglich sein.

Zur Vergewisserung über den Sollzustand der Organisa-tion bedarf es ebenfalls des Rückgriffes auf die normati-

Leitbild

ve Ebene. Schrift und Tradition lassen sich nicht nur als„Auftragsbücher“ der Kirche für das jeweilige Hier undJetzt der Welt lesen. Sie stellen auch zentrale Momenteder Sinnlogik zur Verfügung, nach der diese Aufträge zurealisieren sind. Antworten auf die Frage, was derMensch ist (zwischen Ps 8 und Ps 103), worin morali-sches Handeln besteht (Bergpredigt) oder welche Gestaltgemeinschaftliches Tun („Zeichen und Werkzeug“ LG 1)anzunehmen hat, sind, wenn sie anthropologisch,ethisch bzw. pastoraltheologisch reflektiert werden, dasgrundständige Orientierungswissen, ohne das in Kirchekein Auftrag angemessen und erfolgversprechend reali-siert werden kann. Neben dieser Sinnlogik gibt es freilichdie Sachlogik. So generieren etwa für das Thema BrotÖkonomie, Soziologie oder Politikwissenschaften dasnötige Verfügungswissen.

Um den Auftrag der Kirche sinn- und sachgerecht um-zusetzen, muss Orientierungs- und Verfügungswissenzusammengebracht und dann auf die Organisation Kir-che hin ausformuliert werden. Ab diesem Zeitpunkt be-findet man sich auf der strategischen Ebene der Organi-sation. Jetzt muss der Auftrag in Programmeumgeschrieben werden, die Prioritäten festlegen. Z. B.:zuerst Brot, dann Verkündigung, soziales Engagementvor Katechese. Oft scheitert ein Leitbildprozess geradean diesem Punkt, weil man sich an schmerzhaften Prio-risierungen vorbeimogelt. Wer aber keine Prioritätensetzt, dem einen Vorrang gibt und das andere eben (inGottes Namen) hintansetzt, hat keine plausiblen Kriteri-en dafür, wie die Organisation in ihrer Struktur undKultur zu entwickeln ist, und wird genau dies in der Re-gel (dann auch besser) sein lassen. Für den Fall jedoch,dass eine Organisation in Konkretion ihres Auftragesund mit Rücksicht auf Sinn- und Sachlogik, in die hi-nein dieser Auftrag zu sprechen ist, tatsächlich ein Pro-gramm erstellt, wird es im nächsten Schritt darum gehenmüssen, diese theoretischen in operationalisierbare Sät-ze zu übersetzen. Jetzt sind die Erfahrungs- und Imple-mentierungskompetenzen der operativen Ebene gefragt.Schließlich müssen Strukturen und Routine (ggf. neu)

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VorschauVorschau Die Schwerpunkt-Themen der nächsten Ausgaben:

März:Leitung

April:Pfarrbüro

Mai:Berufungspastoral

Juni:Weltjugendtag

Juli:Medien

Begeistern und AnnehmenEthik des Fundraisings

Sponsoring:Mit Seelsorge Geschäfte machen?Wann rechnet sich Sponsoring

Big Bussiness in der Kirche?Sponsoring für Pfarrgemeinden

Im nächsten Heft lesen Sie

Wir freuen uns auf IhreAnregungen aus der

Praxis, die wir im Leserforum

veröffent-lichen

generiert bzw. idealtypische Problem(lösungs)verhaltenfür erwartbare Konflikte vorgeschlagen und Einzelauf-träge ausgeschrieben werden.

Ein Leitbildprozess ist erst dann vollständig durchge-führt, wenn für die ausführende Ebene und all ihreTätigkeitsfelder Ziele formuliert sind (in der Öffentlich-keit das Phänomen der neuen Armut enttabuisieren, dasSozialbudget der Gemeinde in den kommenden vierJahren um 10% erhöhen, …), auf deren Erreichen hinihre Aktivitäten auszurichten sind. Diese Ziele müssenin ihrem Zusammenhang mit dem Auftrag der Organi-sation plausibel sein und so eindeutig beschrieben wer-den, dass zweifelsfrei festgestellt werden kann, ob undinwieweit sie erreicht worden sind, ob also mit der (auchnoch so kleinsten) Arbeit der Auftrag der Organisation

umgesetzt wurde. Dazu brauchen die Ausführenden aufder Tätigkeitsebene das nötige alltagspraktische Wissen(Weiß der PGR was unter Fundraising zu verstehen ist?Weiß der Hausmeister des Gemeindezentrums, wie mitachtlos weggeworfenem Brot umzugehen ist?) und diedementsprechenden Fertigkeiten (Kennt der PGR Me-thoden der Akquise? Kennt der Hausmeister ökologischsinnvolle Praktiken des Kompostierens?).

Leitbildprozesse erfreuen sich aus gutem Grund nichtdes besten Rufes. Sie werden zu selten wirklich ernsthaftgewollt und zu häufig handwerklich schlampig betrie-ben. All das spricht aber nicht gegen sie sondern höch-stens dagegen, sie anzugehen, wenn man in einer Ge-meinde oder Einrichtung dafür keine zwingendeNotwendigkeit sieht und es dort nicht möglich scheint,gebührendes theologisches Wissen, entsprechendes Ori-entierungs- und Verfügungswissen, genügend Imple-mentierungswissen und schließlich ausreichendes all-tagspraktisches Wissen zu organisieren.

Norbert Schuster

L E S E T I P P

� Elisabeth Jünemann: „Wir brauchen ein Leitbild“ In:

Lebendige Seelsorge 54(2003) Heft 6, 298-304.

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