41
„Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhalten und Lebensraumnutzung des Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als Grundlage für ein wald-, wildtierökologisch und waldbaulich begründetes Rotwildmanagement" (2016/2019) Foto: © S. Stange Zwischenbericht Juni 2016 Vendula Meißner-Hylanová, Dr. Norman Stier, Paul Lewetzky, Peter Prölß, Veit Müller, Prof. Dr. Mechthild Roth Klaus Polaczek, Tobias Eibenstein, Michael Breitfeld, Ute Tröber, Dr. Dirk-Roger Eisenhauer Kooperationsprojekt Staatsbetrieb Sachsenforst TU Dresden Professur für Forstzoologie AG Wildtierforschung

„Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

„Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhalten und Lebensraumnutzung des

Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als Grundlage für ein wald-,

wildtierökologisch und waldbaulich begründetes Rotwildmanagement"

(2016/2019)

Foto: © S. Stange

Zwischenbericht Juni 2016

Vendula Meißner-Hylanová, Dr. Norman Stier, Paul Lewetzky, Peter Prölß, Veit Müller,

Prof. Dr. Mechthild Roth

Klaus Polaczek, Tobias Eibenstein, Michael Breitfeld, Ute Tröber, Dr. Dirk-Roger Eisenhauer

Kooperationsprojekt

Staatsbetrieb Sachsenforst

TU Dresden – Professur für Forstzoologie AG Wildtierforschung

Page 2: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Zitiervorschlag: MEIßNER-HYLANOVÁ V., STIER N., LEWETZKY P., PRÖLß P., MÜLLER V., ROTH M., POLACZEK, K., EIBENSTEIN, T., BREITFELD, M., TRÖBER, U., EISENHAUER D.-R. (2016): Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhaltens und Lebensraumnutzung des Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als Grundlage für ein wald-, wildtierökologisch und waldbaulich begründetes Rotwildmanagement. Zwischenbericht 2016, 41 S. Bearbeiter Professur für Forstzoologie Institut für Forstbotanik und Forstzoologie Technische Universität Dresden Vendula Meißner-Hylanova [email protected] Dr. Norman Stier [email protected] Paul Lewtzky [email protected] Peter Prölß [email protected] Veit Müller [email protected] Prof. Dr. Mechthild Roth [email protected] Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft Staatsbetrieb Sachsenforst Klaus Polaczek [email protected] Tobias Eibenstein [email protected] Michael Breitfeld [email protected] Ute Tröber [email protected] Dr. Dirk-Roger Eisenhauer [email protected] Die Arbeitsgruppe Wildtierforschung der Professur für Forstzoologie (Leitung Prof. Dr. Mechthild Roth) widmet sich in Lehre und Forschung der Ökologie wildlebender Säugetiere und Vögel. Besonderes Augenmerk gilt den Schalenwildarten (z.B. Dam-, Rot, Muffel- und Schwarzwild) sowie den Raubsäugern; einheimischen (z.B. Wildkatze, Baummarder, Steinmarder, Iltis, Hermelin, Mauswiesel, Dachs, Fuchs, Fischotter), eingebürger-ten/wiederkehrenden (z.B. Wolf, Luchs) als auch gebietsfremden (z.B. Waschbär, Marderhund, Mink). Im Mittelpunkt der europaweiten Forschungsvorhaben steht insbesondere die Ermittlung des Raum-Zeit-Musters der Tierarten, basierend auf dem methodischen Konzept der Radiotelemetrie. Nahrungsökologische Studien durch beispielsweise Mageninhalt- und Losungsanalysen geben Aufschluss über die trophische Einnischung der Arten und dienen vor allem der Ermittlung nahrungsressourcenabhängiger Interaktionen innerhalb der Lebensgemeinschaften. So galt in den letzten Jahren insbesondere bei den gebietsfremden Tierarten (Neozoen) und den wiederkehrenden Großraubsäugern das Interesse dem Einfluss dieser Prädatoren auf ihre Beutetiere. Reproduktionsbiologische Studien, beispielsweise durch die Videoüberwachung von Wurfbauten und die Ermittlung populationsökologischer Merkmale (z.B. Altersstruktur durch Zahnschnitte) vorwiegend anhand der Sektion von Totfunden (z.B. Verkehrsopfer) ergänzen die Datengrundlage für die Entwicklung von Managementkonzepten zum Schutz der Artenvielfalt. Die Arbeitsgruppe ist unter anderem zuständig für das Luchsmonitoring in Sachsen (www.luchs-sachsen.de), das Elchmonitoring in Sachsen (www.elch-sachsen.de) und das Wolfsmonitoring in Mecklenburg-Vorpommern (www.wolf-mv.de). TU Dresden • Professur für Forstzoologie • Pienner Str. 7 • D-01737 Tharandt • Telefon: 035203-38-31371 • http://tu-dresden.de/forst/zoologie

Page 3: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

_____________________________________________________________________________

Das Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft (Leitung Dr. Dirk-Roger Eisenhauer) ist für die Erarbeitung von fachlichen Entscheidungsgrundlagen für die Bewirtschaftung des Landeswaldes und deren Umsetzung in der Bewirtschaftung des Landeswaldes zuständig. Hauptarbeitsgebiete sind die Erbringung von ingenieurtechnischen Dienstleistungen für den Staatsbetrieb Sachsenforst und die Betriebsregelung bei der Bewirtschaftung des öffentlichen Waldes. Letztere erfolgt als Abgleich der Zielvorgaben des SächsWaldG mit den forstbetrieblichen Ressourcen sowie den Ergebnissen des Waldmonitorings, der Wald- und Bodenzustandsinventuren und der forstlichen Ressortforschung. Thematische Arbeitsschwerpunkte des KWuF sind:

die Charakterisierung der standörtlichen Grundlagen und deren Aufbereitung als strategische und operationale Informationen für die Waldbewirtschaftung,

die Charakterisierung, Erhaltung und Nutzung forstgenetischer Ressourcen, der integrierte Waldschutz, insbesondere die Kontrolle und Prävention von funktionalen

Risiken durch Einwirkungen von biotischen und abiotischen Schadfaktoren auf die Waldökosysteme,

die Bereitstellung und Weiterentwicklung von grundlegenden Informationen für ein art-, ökosystem- und umweltgerechtes Management der wiederkäuenden Schalenwildarten und eine diesem entsprechende zielkonforme Steuerung der Verwaltungsjagd,

die Wirkungsanalyse von waldbaulichen Behandlungsmöglichkeiten auf der Grundlage eines repräsentativen waldbaulichen – waldwachstumskundlichen Versuchsflächensystems,

die Entwicklung, praktische Umsetzung und Evaluierung von waldbaulichen Behandlungskonzepten.

Die Anwendung von Methoden der Fernerkundung und des forstlichen geograhphischen Informationssystems (GIS) dient der Analyse des Waldzustandes, insbesondere auch seiner Veränderungen, mit dem Ziel einer analytisch begründeten Unterstützung von Entscheidungsprozessen bei der Waldbewirtschaftung. Darüber hinaus ist die kontnuierliche georeferenzierte Umsetzung und Aktualiserung von unterschiedlichsten Sachinformationen eine entscheidende Voraussetzung für die Steuerung des Staatsforstbetriebes und die Tätigkeit der Forstbehörden. Im Zusammenhang mit diesem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sind folgende Referenzen von besonderer Bedeutung:

die Erarbeitung von Entwicklungszielen und waldbaulichen Behandlungskonzepten für die Bewirtschaftung des Landeswaldes bezogen auf die aktuelle und die folgende Waldgeneration (STAATSBETRIEB SACHSENFORST 2014a),

die Durchführung des Wildschadensmonitorings seit 1995 (STAATSBETRIEB

SACHSENFORST 2014b),

die Entwicklung eines modifizierten Weiserflächenverfahrens (EISENHAUER & STÖVER

2000, MARTENS 2012), die Anwendung von pflanzensoziologisch begründeten Konzepten auf waldbaulichen

Versuchsflächen zur Beurteilung des Einflusses von wiederkäuenden Schalenwildarten auf die Waldentwicklung (EISENHAUER 2001, EISENHAUER, KURTH, BERGER 2004)

eine Umfassende Expertise bei der Anwendung von Fernerkundung und GIS bei der Analyse des Waldzustandes im Zusammenhang mit unterschiedlichen thematischen Fragestellungen (COENRADIE & HOFFMANN 2013),

die Umfassende Expertise bei der Durchführung von DNA-Analysen bei Gehölzen (TRÖBER 2006, 2011),

die Richtlinienkompetenz für die Organisation und Durchführung der Jagd im Landeswald (STAATSBETRIEB SACHSENFORST 2014c).

Die Kooperation zwischen beiden Partnern und den Forstbezirken ist die Grundlage für eine effiziente Bearbeitung dieses Forschungs- und Enwicklungsvorhabens und die Umsetzung

Page 4: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

von relevanten Arbeitsergebnissen in einem Rotwildmanagement für den Landeswald, welches den Vorgaben des SächsWaldG, SächsNatschG, SächsJagdG und des SächsTierschG entspricht. Den Inhabern des Jagdrechtes und des Jagdausübungsrechtes in privaten Eigenjagdbezirken und gemeinschaftlichen Jagdbezirken, werden die Projektziele, das methodische Vorgehen und periodisch bedeutende Zwischenergebnisse vermittelt. Ebenso wird die an der Natur des linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirges interessierte Bevölkerung in die Information über die Projektergebnisse einbezogen. Da eine grenzübergreifende Betrachtung der Rotwildpopulation erforderlich ist, wird die dafür notwendige Kommunikationstruktur mit den Partnern in der Tschechischen Republik aufgebaut. Insgesamt besteht so für das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die Chance Impulse für ein ganzheitliches, auch grenzüberschreitendes Rotwildmanagement zu geben. Staatsbetrieb Sachsenforst • Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirstschaft • Bonnewitzer Str. 34 • D-01796 Pirna, OT Graupa • Telefon: 03501 542 315 • https://www.forsten.sachsen.de/wald/4146.htm

Page 5: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Inhalt 5

1 EINLEITUNG ........................................................................................................... 6

2 TELEMETRIE VON ROTWILD ZUR ANALYSE DER LEBENSRAUMNUTZUNG . 9

2.1 Markierung adultes Rotwild ............................................................................... 9

2.2 Markierung Rotwildkälber ................................................................................ 18

3 ERMITTLUNG VON POPULATIONSPARAMETERN ........................................... 20

3.1 Distance Sampling ............................................................................................ 20

3.2 Fotofallenmonitoring ........................................................................................ 24

3.3 Kotgenotypisierung an Rotwild ....................................................................... 25

4 ANALYSE DER WIRKUNG DES ROTWILDES AUF DIE WALDVEGETATION - SCHÄLSCHADENSERFASSUNG .............................................................................. 28

5 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT/WISSENSTRANSFER ........................................... 31

6 GUTE WISSENSCHAFTLICHE PRAXIS .............................................................. 36

7 ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 37

8 LITERATUR........................................................................................................... 40

Page 6: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Einleitung 6

1 Einleitung Der Umbau der Fichtenforste in den sächsischen Mittelgebirgen zu standortgerechten

Kulturwäldern, die eine hohe Resilienz gegenüber dem Klimawandel aufweisen, ist eine

forsthistorische Aufgabe, deren Dimension mit den Leistungen der forstlichen Aufklärung und

Klassik (THOMASIUS 1995) verglichen werden kann. Auf Grund des Klimawandels kann dieser

Waldumbau nicht auf ein quasi statisches Zielsystem gerichtet sein, sondern muss als Prozess

aufgefasst werden. Prägende Komponenten, wie die Waldstruktur und die

Baumartenzusammensetzung, werden kaum prognostizierbaren Veränderungen unterworfen

sein, so dass eine periodische Anpassung der waldbaulichen Ziele und Behandlungskonzepte

erforderlich werden wird.

Dem Auftrag des SächsWaldG (§§ 24, 45) für die Bewirtschaftung des Staatswaldes

entsprechend, ist es die Pflicht des Staatsbetriebes Sachsenforst, eine Waldstruktur und

Baumartenzusammensetzung zu schaffen, die es in der zeitlichen Dimension einer

Waldgeneration ermöglicht, vor allem auf die Veränderungen des Klimas im Sinne einer

nachhaltigen und funktional stetigen Waldbewirtschaftung zu reagieren. Dafür werden dem

Staatsbetrieb Sachsenforst seit mehr als zwanzig Jahren in erheblichem Umfang öffentliche

Gelder zur Verfügung gestellt, mit denen eine Waldentwicklung eingeleitet werden konnte, die

den Vorgaben des SächsWaldG entspricht. Diese gilt es zu sichern, weiterzuführen und durch

die zielkonforme Steuerung der Eigendynamik von Wäldern zu verstetigen.

Im Gegensatz zu dieser ökologisch und wirtschaftlich notwendigen Entwicklung weisen die

Ergebnisse des aktuellen Wildschadensmonitorings (WSM) im Staatswald für die

linkselbischen sächsischen Mittelgebirge einen Einfluss des Rotwildes auf die

Waldentwicklung aus, der auf einem erheblichen Anteil der Waldfläche eine gesetzeskonforme

Waldentwicklung ausschließt und die getätigten Investitionen zunehmend in Frage stellt.

Regional werden die tolerierbaren Schadensgrenzen massiv überschritten (Abb. 1).

Abb. 1: Räumliche Verteilung von Verbiss (links) und Neuschäle (rechts) im Erzgebirge und Elbsandsteingebirge (Quelle: Wildschadensmonitoring 2015)

Page 7: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Einleitung 7

Die Entwicklung der Rotwildstrecke in den Verwaltungsjagdbezirken rechtfertigt für das

gesamte Erzgebirge als großräumiges und geschlossenes Vorkommensgebiet des Rotwildes

die Annahme, dass bei unterschiedlicher räumlicher Verteilung die Größe der

Rotwildpopulation seit dem Ende der 1990-er Jahre erheblich zugenommen haben könnte.

Dafür spricht nicht eine auf hohem Niveau stagnierende Rotwildstrecke, sondern eher die

Streckenstruktur der letzten beiden Jahrzehnte, die eine deutliche Verschiebung des

Geschlechterverhältisses zu Gunsten des weiblichen Wildes vermuten lässt. In diesem Fall

wäre von einem Reproduktionspotenzial auszugehen, welches bei der bisherigen

Abschussplanung kaum berücksichtigt und daher auch nicht durch jagdliche Eingriffe in die

Population ausgeglichen wird.

Diese Annahmen stützen sich auf die durch körperlichen Nachweis und weitere

Kontrollmechanismen abgesicherten Daten zur Größe und Struktur der Rotwildstrecke in den

Verwaltungsjagdbezirken. Verstärkt werden diese durch die Situation im tschechischen Teil

der linkselbischen sächsischen Mittelgebirge, wo VACA (2016, mndl. Mitteilung) von einem

„katastrophalen Zustand“ der Rotwildpopulation, die deutlich zu jung ist und vermutlich einen

Anteil an weiblichem Wild weit über einem Geschlechterverhältnis von 1:1 aufweist. Diese

Hinweise bestärken die Notwendigkeit einer möglichst grenzübergreifenden Betrachtung.

Davon unbenommen ist die Tatsache, dass das aktuelle Wissen zur Populationsgröße,

Populationsstruktur, Populationsdichte sowie zum Migrationsverhalten bzw. zur

Raumnutzung des Rotwildes als eine der entscheidenden Voraussetzungen für ein

wildtierökologisch fundiertes Rotwildmanagement, unzureichend ist.

Vor dem umrissenen wald-, wildtierökologischen und waldbaulichem Hintergrund sind die

Abschussplanung und deren Realisierung auf der Grundlage von populationsökologischen

Fakten und der Intensität der Nutzung der Waldvegetation durch das Rotwild konsequent zu

hinterfragen.

Nicht weniger bedeutend ist ein regional fundiertes Wissen über die Wirkungen von

unterschiedlichsten Formen der Landnutzung auf die Nutzbarkeit seines gesamten

Lebensraumes durch das Rotwild. Dies gilt für die Jagd selbst, die land- und

forstwirtschaftliche Landnutzung wie auch für eine intensive Erholungsnutzung.

Eine Raumplanung, die Rotwild als Landschaftselement mit seinem Einfluss auf andere

Landnutzungsarten berücksichtigt und umgekehrt, existiert bisher nicht. Dabei bietet

der großflächige und weitgehend unzerschnittene Naturraum vom linkselbischen

Elbsandsteingebirge bis zum Vogtland eher günstige Voraussetzungen für ein

artgerechtes Rotwildmanagement auf der Grundlage einer deutlich geringeren

Populationsdichte.

Dafür sollen mit dem Forschungs- und Entwicklungsvorhaben aktuelle Grundlagen erarbeitet

werden. Entscheidende Teilaspekte sind die Regulation der Populationsgröße und

Populationsstruktur, die Lenkung der Lebensraumnutzung durch und für das Rotwild.

Page 8: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Einleitung 8

Dabei ist die Sicherung, kontinuierliche Weiterführung und waldökologische

Verstetigung des Umbaus der Fichtenforste zu standortgerechten Kulturwäldern

das landschaftsökologisch übergeordnete Ziel, welches vorrangig im Staatswald zu

realiseren ist.

Page 9: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 9

2 Telemetrie von Rotwild zur Analyse der Lebensraumnutzung

2.1 Markierung adultes Rotwild

Für die Besenderung des Rotwildes wurde von der TU Dresden ein vorzeitiger

Maßnahmebeginn beantragt und vom Kooperationspartner Staatsbetrieb Sachsenforst

genehmigt, um den Winter 2015/16 noch für die Besenderung nutzen zu können, da das

Projekt erst am 01.04.2016 startete. Die Narkoseansitze begannen Mitte Februar 2016 mit

Lieferung der Sender. Bis zur Erstellung dieses Zwischenberichts wurden insgesamt 11 Stück

adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1).

Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Tier-ID Forstbezirk Ansitzstelle im Revier Datum Kalb

T1 nes Ottomühle 20.02.2016

T2 ned Tellerhäuser 26.02.2016

T3 bär Rehefeld 07.03.2016 T93

T4 eib Carlsfeld 17.03.2016 H91

T5 eib Schönheide 03.03.2016

T6 bär Rehefeld 07.03.2016

T7 bär Rehefeld 24.03.2016

T8 eib Schönheide 22.03.2016 H92

H21 eib Wildenthal 24.02.2016

H22 ned Raschau 06.04.2016

H23 eib Carlsfeld 05.03.2016

Die GPS-Sender der Firma Vectronic nehmen grundsätzlich einmal stündlich Peildaten auf.

Der zusätzlich integrierte VHF-Sender arbeitet 2 Stunden pro Tag. Die Sender müssen am

Ende der Laufzeit auf jeden Fall mittels drop-off vom Tier entfernt und gefunden werden, da

nicht alle Peildaten per SMS übermittelt werden. Nach der Bergung können dann alle im

Sender gespeicherten Daten ausgelesen werden.

Von allen besenderten Individuen wurden Proben für genetische Analysen genommen, außer

bei T1.

Trotz des Versuchs, die Lockfuttermittel an den Ansitzstellen so darzubieten, dass die

Aufnahme durch Wildschweine möglichst unterbunden wird, stellte Schwarzwildpräsenz eine

häufige Störquelle der Ansitze dar. Futtertische/tröge erwiesen sich hierbei als die beste

Möglichkeit, diesen Störeinfluss zu minimieren. Für die kommende Saison soll an allen Stellen

mit Futtertischen gearbeitet werden.

Die eingesetzten, standörtlich variierenden Futtermittel brachten insgesamt Erfolg. An jeder

Stelle waren andere Futtermittel für das Wild anziehend.

Page 10: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 10

Abb. 1: Futtertisch/-trog: Die linke Variante (senkrechte Ausrichtung zum vorgesehenen Schussfeld) ermöglicht einen sicheren Narkoseschuss auf das dann während der Nahrungsaufnahme breit stehende Stück (Foto: © Norman Stier).

Großer Dank gilt den Revierförstern und Waldarbeitern, die mit sehr hohem Engagement die

Vorbereitung der Stellen betrieben- und so wesentlich zum bisherigen Erfolg des Projekts

beigetragen haben.

Die Überwachung der Ansitzstellen zur Steigerung der Ansitzeffizienz erfolgte mit 12

Fotofallen der TU Dresden sowie 7 Geräten aus dem Pool der Forstbezirke bzw.

Ansitzstellenbetreuer. Für den folgenden Winter werden zusätzlich 20 neue Fotofallen für die

dauerhafte Überwachung aller Ansitzstellen (Ansitzhütten & Kanzeln) benötigt. Hierfür sollten

Geräte der Marke Cuddeback C3 angeschafft werden, die mit einem gefilterten Infrarotblitz

ausgestattet sind, damit eine Vergrämung des Rotwildes ausgeschlossen wird.

Aktuell werden an der TU Dresden – Forstzoologie zwei Bachelorarbeiten (J. Seehafer, L.

Schubert) zur Anwesenheit von Rotwild an den Ansitzstellen und den Faktoren, die dies

beeinflussen (wie Wetter, Tourismus, …), angefertigt.

Page 11: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 11

Forstbezirk Neustadt

Insgesamt waren im Forstbezirk Neustadt 4 Ansitzhütten an 8 unterschiedlichen Stellen (4

Stellen im Revier Ottomühle, 1 Stelle im Revier Berggießhübel, 1 Stelle im Revier

Reinhardtsdorf, 1 Stelle im Revier Cunnersdorf und 1 Stelle im Revier Rosenthal) im Einsatz.

Drei Hütten wurden mehrmals umgesetzt, weil die Stellen schlecht oder gar nicht von Rotwild

angenommen waren.

Dort wurden 10 Ansitze durchgeführt: 1 Alttier (T1) besendert, 2 Schüsse nicht erfolgreich (Tier

nicht gelegen bzw. Pfeilsender nach Schuss defekt).

Abb. 2: Peildaten von T1 im Bereich Rosenthal und Ostrov/Sneznik (CZ); Stand: 26.06.2016.

Bärenfels

Im Forstbezirk Bärenfels waren insgesamt 5 Ansitzhütten an 7 Stellen (4 Stellen im Revier

Rehefeld, 1 Stelle im Revier Bärenfels und 2 Stellen im Revier Oberfrauendorf) im Einsatz.

Zwei Hütten wurden umgesetzt, weil kein oder fast kein Rotwild kam.

Insgesamt wurden 17 Ansitze durchgeführt: 3 Alttiere (T3, T6, T7) besendert, 4 Schüsse nicht

erfolgreich (2mal Pfeil an der Anschussstelle bzw. 2mal Tiere nicht gelegen).

Page 12: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 12

Abb. 3: Peildaten von T3 im Bereich Hermsdorf und Moldava (CZ); Stand: 26.06.2016.

Abb. 4: Peildaten von T6 im Bereich Rehefeld und Seyde; Stand: 26.06.2016.

Page 13: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 13

Abb. 5: Peildaten von T7 im Bereich Rehefeld; Stand: 26.06.2016.

Neudorf

Insgesamt waren 4 Ansitzhütten im Forstbezirk Neudorf an 5 Stellen im Einsatz. Eine Hütte

wurde umgesetzt, weil kein Rotwild kam. Weiterhin wurden 3 vorhandene Hochsitze von den

Revierförstern auf eigene Initiative für den Narkoseansitz vorbereitet. Die Ansitzstellen waren

wie folgt verteilt: 1 Stelle im Revier Oberwiesenthal, 2 Stellen im Revier Tellerhäuser, 3 Stellen

im Revier Rabenberg und 2 Stellen im Revier Raschau.

Abb. 6: Peildaten von T2 im Bereich Tellerhäuser; Stand: 26.06.2016.

Page 14: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 14

Es erfolgten 13 Ansitze: 1 Alttier und 1 Hirsch (T2, H22) besendert, 2 Schüsse nicht erfolgreich

(Pfeil an der Anschussstelle bzw. Tier nicht gelegen).

Abb. 7: Peildaten von H22 im Bereich Raschau und Crottendorf; Stand: 26.06.2016.

Page 15: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 15

Eibenstock

Auch im Forstbezirk Eibenstock waren 4 Ansitzhütten an 6 Stellen (1 Stelle im Revier

Carlsfeld, 2 Stellen im Revier Wildenthal, 1 Stelle im Revier Schönheide und 2 Stellen im

Revier Grünheide) eingesetzt. Zwei Hütten wurden umgesetzt, um auch Rotwild in anderen

Bereichen des UGs zu besendern, nach dem an den zwei alten Stellen bereits jeweils zwei

Stücken besendert wurden.

Es erfolgten 11 Ansitze: 3 Alttiere und 2 Hirsche (T4, T5, T8, H21, H23) besendert, 3 Schüsse

nicht erfolgreich (Tiere nicht gelegen).

Seit dem 05.06.2016 ist der Sender bei T4 ausgefallen. Dieses Alttier kann aktuell nur per

VHF-Signal geortet werden.

Abb. 8: Peildaten von H21 im Bereich Wildenthal; Stand: 26.06.2016.

Page 16: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 16

Abb. 9: Peildaten von H23 im Bereich Morgenröthe und Carlsfeld; Stand: 26.06.2016.

Abb. 10: Peildaten von T4 im Bereich Morgenröthe und Carlsfeld; Stand: 26.06.2016.

Page 17: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 17

Abb. 11: Peildaten von T5 im Bereich Morgenröthe-Rautenkranz, Carlsfeld und Prebuz (CZ); Stand: 26.06.2016.

Abb. 12: Peildaten von T8 im Bereich Morgenröthe-Rautenkranz, Carlsfeld und Prebuz (CZ); Stand: 26.06.2016.

Page 18: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 18

2.2 Markierung Rotwildkälber

Bisher einmalig in der Rotwildforschung sind die Versuche, gezielt frisch gesetzte Kälber von

besenderten Alttieren (GPS-Sender) zu finden und zu markieren. Nachdem ein Kalb gefunden

und erfolgreich mit einem VHF-Miniaturohrmarkensender markiert wurde, soll die Mutter bis

voraussichtlich Mitte Juli aller 15 Minuten geortet werden. Damit sind erstmals detaillierte

Aussagen zur Raumnutzung von Alttier und dessen Kalb möglich.

Die Telemetrie-Daten mancher Alttiere lieferten eindeutige Informationen zu deren

Raumnutzung und andere waren wiederum nur sehr schwierig zu interpretieren. Trotz

intensiver Suche mit der Wärmebildkamera konnten manche Kälber nicht gefunden werden,

weil sie teilweise in sehr dichten Beständen oder einfach in perfekten Verstecken lagen. Bei

manchen Alttieren kam es zu sehr großen Datenlücken, was fundierte Aussagen zu ihrer

Raumnutzung ausschloss.

Es wird versucht, von jedem Kalb bis Mitte Juli mindestens eine Peilung pro Tag (VHF) zu

erheben. Von allen markierten Kälbern wurden Proben für genetische Analysen genommen.

Im Forstbezirk Neustadt wurde das Kalb von T1 fünfmal gesucht, aber nicht gefunden.

In Bärenfels wurde insgesamt 11mal nach Kälbern der drei besenderten Alttiere gesucht (T3 –

3-mal, T6 – 4-mal, T7 – 4-mal). Das Kalb von Alttier T3 (T93) wurde am 22.05.2016 markiert.

Es ist das einzige weibliche Kalb aus diesem Jahrgang. Eine Umbesenderung des Kalbs mit

einem GPS-Halsband wäre am Winterende 2016/17 möglich und ist geplant. Hierfür muss

jedoch noch ein leichteres GPS-GSM-Halsband für Kälber angeschafft werden. Nach der

Markierung des Kalbs mit einem GPS-Halsband könnten sehr genaue Raumnutzungsdaten

von Mutter und Tochter erhoben- und verschnitten werden. Auf diesem Wege wären erstmals

in der Rotwildforschung Aussagen zur vermuteten Übertragung tradierter

Raumnutzungsmuster von der Mutter an die Tochter möglich.

Bei T2 im Forstbezirk Neudorf wurde dreimal nach dem Kalb gesucht. Aufgrund fehlender

Lokalisationen war die Suche schwierig.

Im Forstbezirk Eibenstock wurde insgesamt viermal nach den neu geborenen Kälbern der

besenderten Alttiere gesucht. (T4 – 1-mal, T5 – 1-mal, T8 – 2-mal). Von T4 wurde das

männliche Kalb H91 und von T8 das männliche Kalb H92 gefunden und erfolgreich mit

Ohrmarkensender markiert.

Sichtkontakte bestätigten bei allen drei markierten Kälbern deren jeweilige Zugehörigkeit zu

den besenderten Alttieren.

Page 19: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Raumnutzung 19

Abb. 13: Hirschkalb H91 mit Ohrmarkensender, am 21.05.2016 markiert (Foto: © V. Meißner-Hylanová).

Abb. 14: Hirschkalb H92 mit Ohrmarkensender, am 23.05.2016 markiert (Foto: © V. Meißner-Hylanová).

Page 20: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 20

3 Ermittlung von Populationsparametern

3.1 Distance Sampling

Neudorf und Eibenstock

Als Grundlage für die Distance Sampling Methode wurde im Vorfeld der eigentlichen Fahrten

zur Datenerfassung das Wegenetz in den Untersuchungsgebieten Eibenstock und Neudorf in

KW 21 und KW 23 abgefahren, um aus dem zur Verfügung stehenden Wegenetz den

optimalen Routenverlauf für die nächtlichen Messfahrten entwickeln zu können.

Neben der Evaluierung der Befahrbarkeit der Wege, der Topographie des Geländes und der

Bestandesstruktur ist die Wegenetzerkundung essentiell, um mögliche Störfaktoren beim

Ausführen der Messfahrten weitestgehend auszuschließen. Diese könnten letztendlich den

Vollzug verzögern oder das Messergebnis verfälschen. Aus dem zur Verfügung stehenden

Wegenetz wurde ein Transektdesign gewählt, das eine repräsentative Erfassung der

Schalenwildarten ermöglicht. Das Ziel ist eine Transektdichte von mindestens 25 Kilometer

(km) auf 1.000 Hektar (ha) zu erreichen (siehe Tabelle).

Tab. 2: Übersicht zu Kenngrößen des distance sampling in den FoB Eibenstock und Neudorf.

Eibenstock Neudorf

Untersuchungsgebietsgröße in Hektar (ha) 5.798 8.631

Nutzbares Wegenetz (km)

188 247

Transektdesign (km)

168 226

Transekte (Anzahl)

50 73

Transektdesign auf 1.000 Hektar (ha) in Kilometer (km)

Ziel: > 25

32,4 26,2

In beiden Untersuchungsgebieten wurden Offenlandflächen entsprechend ihres Anteils an der

Landnutzungsstruktur bei der Festlegung des Transektdesigns berücksichtigt. In beiden

Untersuchungsgebieten sind die Wege für die Messfahrten geeignet.

Das Transektdesign wurde ebenfalls unter der Maßgabe gewählt, zu allen Jahreszeiten

befahrbar zu sein, sodass in einem Untersuchungsgebiet über den kompletten

Betrachtungszeitraum ein und dasselbe Messnetz genutzt werden kann, was für die

Vergleichbarkeit der Ergebnisse innerhalb der Methode wesentlich ist. Zudem wird das

Distance Sampling immer gleichzeitig mit dem Fotofallenmonitoring ausgeführt, um die

Vergleichbarkeit der Ergebnisse beider Methoden zu maximieren.

Page 21: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 21

Bei dem aktuellen Stand (06/2016) des Erfassungsnetzes (Abb. 15, 16) handelt es sich um

einen Entwurf, der mit den ersten Messfahrten evaluiert werden muss, um bei Bedarf

auftretende Defizite minimieren zu können.

Im Mittelpunkt der Doktorarbeit von P. Lewetzky steht das Distance Sampling. Die Ergebnisse

sollen mit der Schweinwerferzählungsmethode verglichen werden und könnten schließlich zu

Empfehlungen für die Ermittlung der Populationsdichte und grundlegenden Weisern für die

Populationsstruktur in den Untersuchungsgebieten führen.

Abb. 15: Transektdesign fürs distance sampling im FoB Eibenstock.

Page 22: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 22

Abb. 16: Transektdesign fürs distance sampling im FoB Neudorf.

Neustadt und Bärenfels

Das Transektdesign in diesen beiden Forstbezirken wird im Juli festgelegt. Die Abgrenzung

der Untersuchungsgebiete ist erfolgt und abgestimmt. Das Untersuchungsgebiet im

Forstbezirk Bärenfels ist ca. 8.850 ha und das im Forstbezirk Neustadt ca. 7.300 ha groß.

Page 23: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 23

Abb. 17: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes im FoB Neustadt.

Abb. 18: Abgrenzung des Untersuchungsgebietes im FoB Bärenfels.

Page 24: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 24

3.2 Fotofallenmonitoring

Im Rahmen der Masterarbeit von V. Müller wurde das Fotofallennetz in den UGs Neudorf und

Eibenstock aufgebaut, angepasst und bisher betreut.

Im Rahmen der Dissertation von P. Prölß wird vorrangig das Bildmaterial aus den Fotofallen

ausgewertet. Neben der Populationsstruktur kann durch Individualerkennung einzelner

Schalenwildindividuen anhand von Geweihmerkmalen, Fellfärbung und sonstigen Merkmalen

(Ohrmarken bzw. Halsband) eine Populationsdichteberechnung durchgeführt werden. Dabei

kommen unterschiedliche Methoden und Programme zum Einsatz, welche einen

anschließenden Vergleich zulassen. Weiterhin erfolgt ein Abgleich mit den errechneten

Populationsdichten aus dem Distance Sampling und der Frischkotgenotypisierung.

Neudorf und Eibenstock

Mit Beginn des 01. Juni 2016 ist das Fotofallennetz in beiden Untersuchungsgebieten in

Betrieb. Nach Einteilung der Untersuchungsgebiete in Rasterzellen (je 100 ha), wurden an

geeigneten Standorten die Fotofallen (je 1 pro 100 ha-Zelle) positioniert und scharf gestellt.

Auf einer Fläche von ca. 5.800 ha sind im Forstbezirk Eibenstock 41 Fotofallen und auf ca.

8.600 ha 59 Fotofallen im Forstbezirk Neudorf ausgebracht. Die Fotofallen werden dort bis

Ende Juli verbleiben.

Erste Probleme entstanden durch Buntspechte, die die Schutzfolien der Bewegungsmelder an

den Fotofallen zerhackten.

Neustadt und Bärenfels

Die Fotofallenstandorte in den beiden Forstbezirken Neustadt und Bärenfels werden im Juli

2016 festgelegt und die Fotofallen Anfang August ausgebracht. Nach zwei Monaten werden

die 100 Fotofallen dann Anfang Oktober wieder in den Forstbezirken Eibenstock und Neudorf

an den bereits im Juni/Juli genutzten Standorten angebracht.

Page 25: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 25

3.3 Kotgenotypisierung an Rotwild

Die Genotypisierung von Wildproben soll mit hochvariablen Mikrosatelliten-Markern sowie

einem geschlechtsspezifischen Marker durchgeführt werden (Tab. 3). Die Untersuchungen

sind im Rahmen des Rotwild-Projektes ab dem Frühjahr 2017 geplant. Das Jahr 2016 wird

genutzt, um unterschiedliche Verfahren für das Sammeln und den Transport der Proben zu

evaluieren, als Referenz Gewebeproben von erlegtem Wild zu analysieren und die

analytischen Routinen für die genetischen Analysen von Frischkot zu etablieren. Die zum

Berichtszeitpunkt vorliegenden Erkenntnisse aus den bereits durchgeführten

Voruntersuchungen werden nachfolgend kurz dargestellt.

Die Bestimmung von Genotypen des Wirtes aus Kotproben ist deshalb schwierig, weil an den

Kot-Pellets nur geringe Mengen der Wirts-DNA anhaften, die zum Teil stark fragmentiert sein

können.

Tab. 3: Übersicht der getesteten Genmarker

Marker Label Quelle

Haut14 Cy5 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011

BCM1009 Cy5 Valière et al. 2006, Ebert 2011

TGLA53 DY-751 Valière et al. 2006, Ebert 2011

CSSM16 DY-751 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011

CSSM19 DY-751 Kuehn et al. 2003, Ebert 2011

BM203 BMN-6 Valière et al. 2006, Ebert 2011

IDVGA55 BMN-6 Valière et al. 2006, Ebert 2011

ILSTS06 Cy5 Kuehn et al. 2003

CSRM60 Cy5 Kuehn et al. 2003

CSSM66 BMN-6 Kuehn et al. 2003

AMELXY Cy5 Gurgul et al. 2010

Um Erfahrungen mit den Primern sowie mit der auftretenden Variation an den untersuchten

Markern zu sammeln, wurden zunächst Gewebeproben (Muskelfleisch, Leber, Ohrknorpel,

Haare) von im Winter 2015/2016 erlegten Stücken aus dem Forstbezirk Bärenfels und dem

Nationalpark Sächsische Schweiz angefordert. Zur Entnahme der Proben wurden mit Alkohol

gefüllte Röhrchen und eine Sammelanleitung verschickt.

Page 26: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 26

Zur Etablierung der Methode der Kot-Genotypisierung wurden im Frühjahr 2016 zwei

Probesammlungen durch das Referat Referat 41 des SBS durchgeführt, die 160 Proben aus

dem FoB Bärenfels und 27 Proben aus dem FoB Neudorf einbrachten.

Abb. 19: GPS-Daten von Laufwegen (rot) und Losungsfundstellen (Dreiecke) am Beispiel des FoB Bärenfels

Vom Projektpartner (AG Wildtierforschung der TU Dresden) wurden 13 Haarproben von

besenderten Tieren geliefert: T 2-7, H 21-23 sowie von den markierten Kälbern T 93 und H

91-92.

Die Extraktion der DNA aus den verschiedenen Materialarten wird mit manuellen Kits der

Firma Analytik Jena getestet. Im Anschluss werden PCR-Reaktionen der Marker (bestellt bei

biomers.net) zum Teil einzeln, zum Teil kombiniert als Multiplex von bis zu 4 Markern,

durchgeführt. Die PCR-Produkte werden mit dem genetischen Analyse-System CEQ 8000 der

Firma Beckman zur Bestimmung der Fragmentlängen untersucht.

An dieser Stelle können noch keine Ergebnisse präsentiert werden. Die Extraktion und

Analyse aus den Gewebeproben gestaltet sich bisher relativ unproblematisch.

Erwartungsgemäß schwieriger ist die Untersuchung der Kot-Proben. Der Erfolg der DNA-

Extraktion als Voraussetzung für die nachfolgende Bestimmung des Genotyps hängt in

herausragendem Maße von der Qualität und Frische der gesammelten Proben ab. Während

die Untersuchung einer Kotprobe direkt aus dem Darm eines erlegten Tieres ein gutes

Ergebnis lieferte, sind bei den gesammelten Proben große Unterschiede in dem Erfolg der

Genotypisierung zu verzeichnen. Die Arbeit an einem Verfahren, das zuverlässig und

Page 27: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Populationsparameter 27

praktikabel die Sammlung und Analyse einer ausreichend großen Probenzahl ermöglicht und

zu einer hohen Ausbeute an sicher reproduzierbar bestimmten Genotypen führt, wird deshalb

das Jahr 2016 noch vollständig in Anspruch nehmen.

Page 28: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Wirkungsmonitoring 28

4 Analyse der Wirkung des Rotwildes auf die Waldvegetation - Schälschadenserfassung

Im Februar 2016 begannen die Vorarbeiten für die Ersterfassung der Schälschäden im

Rahmen dieses Projektes (u.a. Datenzusammenstellung, Ausschreibung, Arbeiten an der

Aufnahmesoftware). Das Stichprobenraster des regulären Wildschadensmonitorings (1x1 km)

wurde wie vorgesehen auf 0,5 x 0,5 km (4-fach) verdichtet. Eine Gesamtbearbeitungsfläche

von 48.000 ha verteilt sich dabei auf die vier Projektgebiete und 28 Landeswaldreviere. Es

erfolgte eine Leistungsvergabe nach Losen, wobei für den FoB Eibenstock zwei, für die

übrigen drei Forstbezirke Neudorf, Bärenfels und Neustadt jeweils ein Los gebildet wurde.

Abb. 20: Gebietskulisse Schälinventur 2016 mit Darstellung der Bestandescentroide

Nach entsprechender Einweisung der insgesamt 5 Werkvertragsnehmer am 25.04.2016 in

Graupa konnten die Außenaufnahmen trotz teilweise widriger Bedingungen durch häufige

Starkniederschlagsereignisse im Wesentlichen wie geplant Ende Juni abgeschlossen werden.

1.189 Bestände wurden aufgesucht und insgesamt knapp 10.000 Probekreise angelegt sowie

über die mobile Aufnahmesoftware verortet. Die Schadansprache erfolgte an nahezu 100.000

Boniturbäumen, die als Modifikation des forstbetrieblichen Regelverfahrens dauerhaft markiert

wurden. Ebenso stand bei diesem kein GIS-basiertes Erfassungsprogramm zur Verfügung.

Die Erfassungsmethodik wurde aus Gründen der Reproduzierbarkeit und besseren

Transparenz geändert. Dabei sollte die Umsetzung möglichst schnell und kostengünstig

erfolgen. Maßgebliche Anforderungen waren dabei:

Page 29: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Wirkungsmonitoring 29

der Einsatz eines outdoorfähigen Gerätes,

eine nutzerfreundliche Bedienung,

die Darstellung forstlich relevanter Geodaten,

eine Erfassung von Punkten mit zusätzlicher Eingabemaske,

eine GPS-Anbindung zur Lokalisierung im Gelände.

Es sollte zudem möglich sein, die erfassten Daten jederzeit zu exportieren, damit diese direkt

für Zwischenprüfungen zur Verfügung stehen.

In Zusammenarbeit der Referate Waldbau, Waldschutz, Verwaltungsjagd und GIS,

Fernerkundung, Vermessung, Karthographie (SBS) entstand entsprechend den genannten

Anforderungen nach rund einmonatiger Entwicklungszeit eine fachspezifische Anwendung auf

Basis der map.apps®-Technologie. Die „Schälschaden-App“ stand damit zur Einweisung der

Werkvertragsnehmer in Kombination mit Panasonic FZ-G1 Toughpads und GPS-Receivern

(Qstartz BT-Q1000XT) Ende April rechtzeitig zur Verfügung. Die App selbst funktioniert

unabhängig von der Hardware als Anwendung im Internet Explorer 11.

Abb. 21: Eingabebildschirm „Schälschaden-App“

Mit der Einführung von FGIS_online 4.0, der Planung der Bodenschutzkalkung sowie des

Kartenviewers Waldbiotopkartierung wurde map.apps® bei Sachsenforst bisher für Online-

Webanwendungen eingesetzt. Der Anwender nutzt zentrale Kartendienste aus dem Intranet

oder Internet. Diese Basistechnologie wurde 2015 für den mobilen Einsatz ohne permanente

Internetverbindung auf Grundlage der Biotopbaum App des Landesbetriebes Wald und Holz

(NRW) weiterentwickelt. Hierbei werden die lokal vorhandenen Geodaten in Kartendiensten

genutzt und die zur Verfügung gestellten Funktionen der App durch map.apps® bereitgestellt.

Einige Funktionsbausteine aus FGIS_online 4.0 und der Biotopbaum App konnten

Page 30: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Wirkungsmonitoring 30

wiederverwendet werden. Dadurch fügen sich die Bedienung sowie das Layout der

Schälschaden-App in die bereits vorhandenen map.apps®-Produkte von Sachsenforst ein. Als

Hintergrundinformationen dienen Forstgrundkarten, Topographische Karten und Luftbilder.

Neben den Forstgrunddaten erhält jeder Werkvertragnehmer die für sein Los relevanten

Auswahlflächen sowie das Auswahlraster.

Die aktuelle GPS-Position wird über eine Bluetooth-Schnittstelle an den Browser weitergeleitet

und in der App visualisiert. Damit werden die Navigation zu den Auswahlflächen und die

Orientierung auf der Fläche zur Verortung der Probekreismittelpunkte erleichtert. Die

Erfassung erfolgt jeweils durch Digitalisierung eines Punktes mit anschließender

Attributeingabe. Die Wertebereiche der Attribute in der Eingabemaske entsprechen denen des

zugehörigen FGIS-Datenmodells. Durch Hinterlegung von Eingaberegeln sollen Datenfehler

bereits bei der Erfassung verhindert werden. Bei den Probekreisen wird die

Schälschadensansprache der zehn zu bonitierenden Bäume durch einen Assistenten

gesteuert und erfolgt schrittweise für jeden Baum.

Im Juli 2016 erfolgt die Zusammenstellung und Nachbearbeitung der Aufnahmendaten. Die

Ergebnisse der Schälschadenserhebung werden bei planmäßigem Verlauf im September 2016

vorliegen.

Page 31: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Öffentlichkeitsarbeit 31

5 Öffentlichkeitsarbeit/Wissenstransfer

Eine wesentliche Aufgabenstellung des Projektes ist die praxisgerechte Weitergabe der

gewonnenen Erkenntnisse unter der Zielstellung, das Rotwildmanagement in den

Verwaltungsjagdbezirken und nach Möglichkeit darüber hinaus zu verbessern. Bestehende

Konflikte sollen auf der Grundlage von objektiv erarbeiteten Informationen möglichst

eingeschränkt werden.

Die an der Natur interessierte Öffentlichkeit muss in diesen Informationsprozess einbezogen

werden. Ziel ist die Aufklärung über den aktuellen Status der Wechselbeziehungen zwischen

dem Waldzustand, den Zielen der Waldentwicklung und den Ansprüchen des Rotwildes als

Teil der Kulturlandschaft. Zu berücksichtigen ist auch, wie die Jagd und die vielfältigen

Nutzungen des Rotwildlebensraumes durch den Menschen dieses Beziehungsgefüge und

besonders die Einflüsse des Rotwildes auf den Waldlebensraum beeinflussen. Derartige gut

verständlich aufbereitete Informationen sind notwendig, um die weitgehende öffentliche

Akzeptanz für ein ganzheitliches Rotwildmanagement erreichen zu können. Dieses muss als

Bestandteil des Bewirtschaftungsauftrages für den Staatswald vermittelt werden, wie er mit

Waldgesetz, dem Naturschutzgesetz und dem Jagdgesetz des Freistaates Sachsen festgelegt

worden ist. Das Zusammenwirken dieser Gesetze ist auf die Ausgewogenheit und nachhaltige

Nutzbarkeit des Naturhaushaltes gerichtet, wodurch auch die vernünftigen Gründe, die nach

dem Sächsischen Tierschutzgesetz das Töten von Wildtieren überhaupt rechtfertigen, näher

bestimmt werden können.

In diesem Zusammenhang soll das Projekt gegenüber der interessierten Bevölkerung einen

glaubwürdigen Beitrag zur Legitimation der Jagd leisten, aber auch zu einer positiven

Grundhaltung gegenüber Maßnahmen beitragen, die z. B. Einschränkungen bei

unterschiedlichsten Erholungsnutzungen des Rotwildlebensraumes bedingen könnten.

In der Vorbereitungs- und Anfangsphase des Projektes, auf die sich dieser erste

Zwischenbericht bezieht, ist vorrangig die umfassende Information der direkt (u.a.

Forstbezirke, einbezogene Jagdnachbarn, Behörden) oder indirekt beteiligten Projektpartner

(bspw. Jagdnachbarn ohne direkte Projektbeteiligung, interessierte Öffenltichkeit) über die

Projektziele, den methodischen Forschungsansatz und grundsätzliche Fragen zur weiteren

Entwicklung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens erfolgt.

Darüber hinaus ist es gelungen, den regionalen Organisationen der Jäger im tschechischen

Teil des Untersuchungsgebietes, den Tschechischen Staatsforsten, den Umwelt- und

Naturschutzverwaltungen in den grenznahen Regionen der Tschechischen Republik die

Projektinhalte zu vermitteln. Damit wurde die Basis für eine stabile grenzüberschreitende

Kommunikation und Unterstützung für das Forschungsvorhaben geschaffen. Inzwischen hat

wird dieser Prozess durch Initiativen von tschechischer Seite flankiert. Derzeit liegen konkrete

Einladungen zu weiteren Informationsveranstaltungen im August (Bezirksverwaltung,

Page 32: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Öffentlichkeitsarbeit 32

Regionaldirektion der tschechischen Staatsforsten und Organisationen der Jägerschaft des

Bezirkes Karlovy Vary) und September (Jagdgenossenschaften im Bereich Dečin) vor. Durch

das Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und Wildtiermanagement der Tschechischen

Republik (VÚLHM) Jílovište-Štrnady wurde eine potenzielle Kooperation angefragt. Es ist

offensichtlich, dass die Projektinhalte auch auf tschechischer Seite bedeutende aktuelle

umwelt-, forst- und jagdpolitische Fragestellungen und die Notwendigkeit von praktikablen

Lösungen berühren.

Informationsveranstaltungen und Veröffentlichungen in chronologischer Reihenfolge

(01.04.2016 – 30.06.2016)

07.04.2016:

Vorstellung des Rotwildprojektes in Bad Gottleuba durch Sachsenforst und die AG

Wildtierforschung der Professur für Forstzoologie der TU Dresden (Forstbezirk Neustadt als

Projektgebiet). Teilnehmer waren Behörden, Vertreter des Kreisjagdverbandes sowie

Jagdbezirksinhaber.

12.04.2016:

Vorstellung des Rotwildprojektes vor den Angestellten und Begehungsscheininhabern des

Forstbezirkes Eibenstock (Projektgebiet).

21.04.2016:

Vorstellung des Rotwildprojektes vor Vertretern der Regionaldirektion Tepliče sowie den

Forstverwaltungen von Litvinow und Dečin der tschechischen Staatsforsten (Lesy ČR) in

Dečin.

Abb. 22: Teilnehmerkreis der Informationsveranstaltung bei den tschechischen Staatsforsten in Dečin (Foto: K.Polaczek)

Page 33: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Öffentlichkeitsarbeit 33

25.04.2016:

Vitale Bergwälder für Tschechien und Sachsen - diesem Ziel diente ein tschechisch-

sächsisches Arbeitstreffen am 25. April 2016 auf ministerieller Ebene. Zentrale Themen waren

die Weiterführung des Umbaus der Bestände aus Ersatzbaumarten, die nach dem

großflächigen Absterben der Fichtenbestände in den Hoch- und Kammlagen des Erzgebirges

als Folge der Immissionsschäden in den 1970-er bis 1980-er Jahren etabliert worden sind.

Eines der Themen war die Vorstellung des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens zum

Rotwild im Erzgebirge, welches durch Sachsenforst und die Professur für Forstzoologie, AG

Wildtierökologie der TU Dresden bearbeitet wird.

Abb. 23: Gesprächsteilnehmer waren unter anderem (siehe Foto): Mgr. Patrik Mlynář (Deputy

Minister for Forestry Section) Pavlína Vašičková (Secretary of Deputy Minister) Ing. Martin

Žižka (Director of State Administration of Forests, Game Keeping and Fisheries) Jiří Holický

(Forestry Expert) Petr Bureš (Petr Bureš, Director of Management and Protection of Forests)

Mr. Lupínek (Head of Forestry and Agriculture Department of Karlovy Vary region) Daniel

Gellner (Abteilungsleiter „Land- und Forstwirtschaft, ländliche Entwicklung“ im SMUL) Utz

Hempfling (Referatsleiter „Wald- und Forstwirtschaft, Forst- und Jagdbehörde“ im SMUL)

Bernd Dankert (Referent im Referat „Schutzgebiete, Biotop- und Artenschutz“ im SMUL) Prof.

Dr. Hubert Braun (Geschäftsführer Staatsbetrieb Sachsenforst) Dr. Dirk-Roger Eisenhauer

(Leiter des Kompetenzzentrum Wald und Forstwirtschaft /Staatsbetrieb Sachsenforst)

18.05.2016:

Projektvorstellung vor den Vertretern der Unteren Jagdbehörden im Rahmen einer von der

Oberen Jagdbehörde einbrufenen Dienstberatung in Pillnitz.

19.05.2016:

Vor den Mitgliedern der Hegegemeinschaft Osterzgebirge wurden durch Dr. Norman Stier (TU

Page 34: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Öffentlichkeitsarbeit 34

Dresden), Dr. Dirk-Roger Eisenhauer und Klaus Polaczek (beide Kompetenzzentrum für Wald

und Forstwirtschaft, Sachsenforst) die Ziele, methodischen Grundlagen und der aktuelle

Arbeitsstand des Projektes – insbesondere bezogen auf die beiden Projektgebiete in den

Forstbezirken Neustadt und Bärenfels - vorgestellt. Die Veranstaltung im Lindenhof in

Dippoldiswalde - Ulberndorf war gut besucht – ein Indiz für das große Interesse auch in der

privaten Jägerschaft der Region.

Abb. 24: Informationsabend für die HG Osterzgebirge in Ulberndorf (Foto: M.Thomae)

28.04.2016

Die Internetpräsenz zum gemeinsamen Rotwildprojekt des SBS und der TUD durch das Büro

der Geschäftsführung des SBS freigeschaltet. Unter

https://www.forsten.sachsen.de/wald/4146.htm werden über diese Informationsplattform die

allgemeinen Projektinhalte vorgestellt sowie über aktuelle Schritte und Ergebnisse des

Projektes informiert.

30.05.2016

Informationsveranstaltung in der Berggaststätte in Scheibenberg (Forstbezirk Neudorf) für

Jagdnachbarn und Mitarbeiter des Forstbezirkes Neudorf. An diesem Termin nahmen auch

Herr Bernstein (Vorstandsmitglied der HG Erzgebirge) und Herr Schmiedel (ehemaliges

Vorstandsmitglied dieser HG und aktueller Pächter eines GJB im Territorium des FoB Neudorf)

teil.

10.06. 2016

Während der Langen Nacht der Wissenschaft des LfULG wird das Projekt vorgestellt. Etwa

1.300 Besucher aus der Umgebung von Pillnitz nahmen an dieser Veranstaltung teil.

Page 35: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Öffentlichkeitsarbeit 35

25.06.2016

Das Manuskript für einen Beitrages mit dem das Projekt den Jägern in der Tschechischen

Republik vorgestellt wird, wurde bei der Redaktion von „Svet Myslivosti“ („Welt der Jagd“)

eingereicht. Die Veröffentlichung ist in der Juliausgabe erfolgt.

30.06. 2016

Auf Einladung der Bezirksverwaltung Ústi n. L., Bereich Umwelt und Landwirtschaft, stellen

Frau Vendula Meissner-Hylanová (TU Dresden) und Herr Dr. Dirk-Roger Eisenhauer

(Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, Sachsenforst) das Projekt bei der

erweiterten Arbeitsbesprechung des Beirates „Oblasti chovu jelení zvere Krušné hory - východ

(„Rotwildgebiet Erzgebirge – Ost“) vor. Beteiligte Organisationen waren die Stadtverwaltung

Kadaň, Bereich Umwelt, der Magistrat der Stadt Chomutov, Bereich Umwelt, der Magistrat der

Stadt Dečín, Bereich Umwelt, die Bezirksverwaltung Karlovy Vary, Bereich Umwelt und

Landwirtschaft, das Ministerium für Landwirstschaft, Bereich Staatsforstverwaltung, Jagd und

Fischerei, die Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik sowie

Vertreter der Jagdgenossenschaft „Vysoký Snežník“.

Der Vortrag von Herrn Dr. Miloš Ježek, Professur für Forstzoologie der Landwirtschaftlichen

Universität Prag, „Welchen Beitrag kann die Beobachtung von Wildtieren mittels Telemetrie

zur gegenwärtigen jagdlichen Bewirtschaftung des Schalenwildes leisten?“, ermöglichte die

Diskussion des sächsischen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens in diesem Kontext.

Page 36: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Gute wissenschaftliche Praxis 36

6 Gute wissenschaftliche Praxis

In seiner Anfangsphase ist es gelungen, das Projekt mit ähnlichen Vorhaben oder

Institutionen, die durch ihre fachliche Expertise ausgewiesen sind, zu vernetzen.

Hervorzuheben sind die Arbeitskontakte mit der Forschungsgruppe Wildökologie der

Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz bei der Diskussion

und fachlichen Einschätzung des Gesamtvorhabens. Mit der Professur für Forstgenetik der

Technischen Universität Zvolen, Slowakische Republik, konnten methodische Fragen der

Frischkotgenotypisierung eingehend von der Probennahme bis zur Analytik konsultiert werden.

Die Professur verfügt über langjährige und umfassende Erfahrungen bei der Analyse der

genetischen Strukturen von Wildtierpopulationen. Es kann von der Kontinuität dieser

Arbeitskontakte ausgegangen werden.

Mit der Professur für Forstzoologie der Landwirtschaftlichen Universität in Prag, wurden

Arbeitskontakte auf dem Gebiet der Telemetrie von Wildtieren geknüpft. Es besteht die

Bereitschaft das Sächsische Projekt bei Bedarf zu unterstützen.

Arbeitskontakte zur Abteilung Jagd des VÚLHM (Forschungsinstitut für Forstwirtschaft und

Wildtiermanagement der Tschechischen Republik) haben ergeben, dass dieses über

Möglichkeiten verfügen würde, um in eigener Regie populationsökologische Untersuchungen

zum Rotwild im tschechischen Teil des Erzgebirges durchzuführen. Hierzu ist eine

entsprechende Konsultation anberaumt.

Mit den Koordinatoren des Projektes BioWild (BfN) wurde zunächst eine Beteiligung an den

Beratungen des Projektbeirates für dieses Vorhaben vereinbart, mit dem Ziel beide Projekte

stärker zu vernetzen.

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL) wurde gebeten,

einen unabhängigen wissenschaftlichen Projektbeirat zu berufen, um die unabhängige die

fachliche Einschätzung des Forschungsansatzes, die konstruktive Begleitung des Projektes,

die unvoreingenommene Bewertung der Ergebnisse und letztendlich auch deren Interpretation

mit dem Fokus auf der praktischen Umsetzung zu unterstützen.

Als wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt und die für die Akzeptanz der Ergebnisse, ist von

Anfang an eine intensive Zusammenarbeit mit der Praxis erfolgt, ohne deren großes Interesse

und konkrete Unterstützung diese erfolgreiche erste Arbeitsphase nicht möglich gewesen

wäre.

Page 37: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Zusammenfassung 37

7 Zusammenfassung

Der vorliegende Zwischenbericht bezieht sich auf die Anfangsphase des Projektes

„Populationsdichte, Populationsstruktur, Migrationsverhaltens und

Lebensraumnutzung des Rotwildes im linkselbischen Elbsandstein- und Erzgebirge als

Grundlage für ein wald-, wildtierökologisch und waldbaulich begründetes

Rotwildmanagement", welches von Juli bis Dezember 2015 gemeinsam von der Professur

für Forstzoologie (TU Dresden) und dem Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft, als

Struktureinheit von Sachsenforst mit der Zuständigkeit für die forstliche Ressortforschung,

konzipiert worden ist. Damit wurde eine Initiative umgesetzt, die durch den Geschäftsführer

des Staatsbetriebes Sachsenforst und Landesforstpräsidenten, Prof. Dr. Hubert Braun, am

17.06. 2016 im SMUL bei einer Anhörung von Vertretern der Interessenverbände und

Sachsenforst angekündigt und daraufhin durch das SMUL eingefordert wurde.

Der Schwerpunkt der Untersuchungen ist der Landeswald in vier großräumigen

Untersuchungsgebieten, welche für unterschiedliche Strukturen des Rotwildlebensraumes im

linkselebischen Elbsandsteingebirge und Erzgebirge repräsentativ sind. Die Beteiligung der

Inhaber des Jagdrechtes und des Jagdausübungsrechtes in den privaten Eigenjagdbezirken

und gemeinschaftlichen Jagdbezirken war ein fester Bestandteil bei der Konzipierung des

Forschungs- und Entwicklungsvorhabens. Entsprechende Möglichkeiten wurden im Rahmen

von regionalen Informationsveranstaltungen eröffnet.

Des Weiteren wurde das Projekt den unteren Forst- und Jagdbehörden vorgestellt.

Parallel dazu ist es gelungen, in der Grenzregion eine funktionierende Kommunikation mit den

Vertetern der Organisationseinheiten der Jäger, den Umwelt-, Naturschutz- und Jagdbehörden

sowie den Staatsforsten der Tschechischen Republik aufzubauen. In der ersten

Berichtsperiode konnte darüber hinaus die fachliche Vernetzung des Vorhabens mit

Forschunsginstitutionen anderer Bundesländer, Tschechiens und der Slowakischen Republik

erreicht werden.

Dem naturinteressierten, überwiegend urban geprägten Teil der Bevölkerung des Raumes

Pirna, Pillnitz und Dresden wurden die Projektinhalte bei der „Langen Nacht der

Wissenschaften“ des LfULG vermittelt. Dabei wurden offenes Interesse und ein hoher

Aufklärungsbedarf deutlich.

Für den weiteren Arbeitsprozess ist eine kritische Bewertung der Vorhabensbeschreibung

erfolgt. Daraus wurde eine inhaltliche und zeitliche Rangfolge für die Bearbeitung der

thematischen Schwerpunkte der Vorhabensbeschreibung abgeleitet:

Page 38: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Zusammenfassung 38

Tab. 4: Zeitliche Einordnung und inhaltliche Rangfolge bei der Bearbeitung der thematischen Schwerpunkte

2016 2017 2018 2019

AP 1: Populationsökologie

Telemetrie1)

Distance sampling2)

Capture / Recapture a) Fotofalle

Capture / Recapture b) Frischkotgenotypisierung3)

AP 2: Wirkungsanalyse - Waldvegetation

Modifizierte Schälschadenserfassung

Modifizierte Verbisserfassung4)

Pflanzensoziologische Weiser Flächen

AP 3: Lebensraumstruktur

Analyse der Lebensraumstrukturen5)

Erfassung der Grenzlinien zwischen Deckungs- und Nahrungshabitaten / weiteren Linienelementen der Gliederung des Rotwildlebensraumes (Klassifizierung der Einflussintensität)

Georeferenzierte jagdliche Einrichtungen (Einzeljagd) + Nutzungsdokumentation

Abbildung von zusammenhängenden, störungsarm nutzbaren Teilen des Waldlebensraumes (i.w.S)

AP 4 Lenkung der Lebensraumnutzung und Jagd

Funktionale Gliederung des Rotwildlebensraumes (vgl. AP 3) – Vorschläge zur Lenkung der Lebensraumnutzung

Ableitung der Vorgaben für die Regulation der Rotwildpopulation bzw. von Teilpopulationen des Rotwildes (vgl. AP 1, 2)

Ableitung und Operationalisierung von Grundsätzen für die Rotwildbejagung im LW unter Berücksichtigung von Gebieten mit unterschiedlicher Lebensraumstruktur

Vorschlag eine praxistauglichen Systems für das Monitoring der Rotwildpopulation

AP 5 Informations- und Wissenstransfer

Zwischenberichte, jeweils zum 30.06. des Jahres / regionale Präsentationen des aktuellen Arbeitsstandes

Abschlussbericht

Abschlusspublikation(en) – Praxis orientiert / Originalarbeit (begutachtet)

Statuskolloquium

Abschlusskolloquium

Informationsveranstaltungen für umwelt-, forst- und jagdpolitischen Entscheidungsträgern / Akteuren in Tschechien

Publikation deutschsprachige praxisorientierte Fachzeitschrift und „Myslivost“ (CZ)

Flyer zum Projekt (Deutsch / Tschechisch)

Projektvorstellung auf www.waldwissen.net

Serie „Wald, Mensch, Rotwild….“ (z.B. in überregionaler Tageszeitung )

Lange Nacht der Wissenschaften (LfULG)

FoWiTa

Page 39: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Zusammenfassung 39

Legende: Bearbeitungsphase

obligatorisch, im Kontext des Gesamtvorhabens unverzichtbar

fakultativ, aber dennoch wesentliche Komponente für ein ganzheitliches Rotwildmanagement

fakultativ, mit eingeschränkter Ergebniserwartung während der Bearbeitungszeit des Projektes oder Aussagewert entspricht mit anderen thematischen Schwerpunkten

1) Die Kälberbesenderung zur Analyse der Traditionsweitergabe bei der Lebensraumnutzung vom Alttier

auf das Kalb wäre der Kategorie „fakultativ“ zuzuordnen. Dennoch handelt es sich wesentliche Information für ein ganzheitliches Rotwildmanagement. Entscheidend sind die verfügbaren Arbeitskapazitäten, die ausreichen müssen um das Vorhaben als Ganzes im Bezug zu Entscheidungsprozessen und praktischen Maßnahmen systematisch zu entwickeln. Das erfordert Zeit für eine inhaltliche Auseinandersetzung während der Projektbearbeitung.

2)incl. Evaluierung der Gebietskulisse bzw. des Transektdesignes (Schwerpunkt Rabenberg)

3)2016 werden zunächst unterschiedliche Verfahren der Probennahme evaluiert sowie Routinen für die

genetischen Analysen von Frischkot entwickelt (vergl. S. 25). Eine Frischkotgenotypisierung soll in der I. Projektphase obligatorisch für das Untersuchungsgebiet „Bärenfels“ erfolgen, fakultativ: ggf. Festlegung des Beprobungsdesigns für die Projektgebiete Neustadt, Neudorf und Eibenstock; Bearbeitung nach 2019

4)2017 modifizierte Verbiss Erhebung im FoB Neudorf, 2018 ggf. Übertragung auf die anderen

Untersuchungsgebiete

5)ggf. unter Beteiligung des Ref. GIS, Kartographie, Vermessung

Das Arbeitsprogramm für die Berichtsperiode wurde insgesamt planmäßig und überwiegend

erfolgreich umgesetzt. Hervorzuheben sind das außerordentliche Engagement der

Projektgruppe und die Unterstützung durch das Personal der beteiligten Forstbezirke, vor

allem der Revierleiter. Die bisherigen Leistungen im Bereich Populationsökologie, dürften auch

extern Beachtung finden.

Page 40: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Literatur 40

8 Literatur COENRADIE, B., HOFFMANN, K. (2013): Großräumige Waldzustandserfassung in Sachsen mit

Lidar- und Luftbilddaten der Landesvermessung. Vortrag beim GEOSYSTEMS User Group Meeting 2013.

KACZENSKY, P., KLUTH, G., KNAUER, F., RAUER, G., REINHARDT, I. & WOTSCHIKOWSKY, U. (2009). Monitoring von Großraubtieren in Deutschland. BfN 2009. Bundesamt für Naturschutz Bonn.

EBERT, C. (2011). Non-invasive genetic approaches to estimate ungulate population sizes in the Palatinate Forest, south-west Germany. Diss. Freiburg S. 101

EISENHAUER, D.-R.; STÖVER, E. (2000): Modifiziertes Kontrollzaunverfahren. Sächsische

Landesanstalt für Forsten. Graupa, 19 S. EISENHAUER, D.-R. (2001): Bodenvegetations- und Verjüngungsdynamik in

Kiefernbaumhölzern in Abhängigkeit von Standort, Bestockungsstruktur und Verbissintensität. Forstarchiv, 71(1), 3-16.

EISENHAUER, D.-R., CH. KURTH, A. BERGER (2004): Conversion of Pure Pine Stands on Sites of

Non-Coniferous Forest Ecosystems Including Stand Succession, Forstwissenschaftliche Beiträge Tharandt Heft 20, S. 153 – 166.

GURGUL, A.; RADKO, A. & SŁOTA, E. (2010). Characteristics of X- and Y- chromosome specific

regions of the amelogenin gene and a PCR-based method for sex identification in red deer

(Cervus elaphus). Mol Biol Prep. 37:2915-2918. DOI 10.1007/s11033-009-9852-4.

KUEHN, R.; SCHROEDER, W.; PIRCHNER, F.; ROTTMANN, O. (2003): Genetic diversity, gene flow

and drift in Bavarian red deer populations (Cervus elaphus). Conservation Genetics.

vol. 4, no. 2, p. 157-166. http://dx.doi.org/10.1023/A:1023394707884.

MARTENS, S. (2012): Kontrollzäune als Gradmesser der tatsächlichen und möglichen

Entwicklung natürlicher Verjüngungen. www.waldwissen.net

STAATSBETRIEB SACHSENFORST (2014a): Richtlinie zu den Waldentwicklungstypen im

Staatswald des Freistaates Sachsen. Graupa, 41 S.

STAATSBETRIEB SACHSENFORST (2014b): Verfahrensbeschreibung zur Erfassung von Verbiss-

und Schälschäden (Wildschadensmonitoring)

STAATSBETRIEB SACHSENFORST (2014C): Betriebsanweisung Jagd.

THOMASIUS, H. (1995): Geschichte, Anliegen und Wege des Waldumbaus in Sachsen.

Sächsisches Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten, 48 S.

TRÖBER, U.; KRAMER, W.; REICHLING, A. (2006): Die Schwarz-Pappel – Reliktvorkommen in Deutschland. Erste Ergebnisse eines Erfassungsprojektes des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In: Die Schwarz-Pappel – Fachtagung zum Baum des Jahres 2006. Eberswalder Forstliche Schriftenreihe, Bd. 27, Eberswalde, 26-30.

Page 41: „Populationsdichte, Populationsstruktur, …...adultes Rotwild (8 Alttiere, 3 Hirsche) mit GPS-GSM-Halsbandsendern besendert (Tab. 1). Tab. 1: Bis zum 30.06.2016 besendertes Rotwild

Literatur 41

TRÖBER, U. (2011): Entwicklung der Saatgutstruktur aus einer Hybridlärchen- (Larix x eurolepis Henry)-Samenplantage. Archiv für Forstwesen und Landschaftsökologie 45: 18-25.

VALIÉRE, N., BONENFANT, C., TOIGO, C., LUIKART, G., GAILLARD, J.-M., KLEIN, F. (2006):

Importance of a pilot study for non-invasive genetic sampling: genotyping errors and population size estimation in red deer. Conservation Genetics 8, 69-78.