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Berufswahl: IdeenExpo vermittelt Spaß an der Technik Junge Frauen für technische Berufe motivieren Der Frauenanteil in den Betrieben der M+E-Industrie liegt seit Jahren bei 20 Prozent – trotz aller Anstrengungen, junge Frauen für die Branche zu gewinnen. Veranstaltungen wie die IdeenExpo in Hannover können helfen, bei Mädchen Berührungsängste mit dem Bereich Technik abzubauen. Gefordert sind aber auch Eltern und Schulen, Mädchen zu ermuntern, Alternativen zu den gewohnten Ausbildungsberufen zu wählen. Hannover. Mareike ist voll konzentriert. Mit viel Fingerspitzengefühl dirigiert sie über einen Joystick die Klauen eines Hydraulikarms, die sich um den schlanken Stamm einer Fichte legen. Ein Druck auf einen roten Knopf, und in wenigen Sekunden durchtrennt eine

Arbeitgeberverband Gesamtmetall · Web viewVeranstaltung für Naturwissenschaften und Technik. Auf die Frage, ob sie sich für Technik interessiere, antwortete Mareike mit einem entschiedenen

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Berufswahl: IdeenExpo vermitteltSpaß an der Technik

Junge Frauen für technische Berufe motivieren

Der Frauenanteil in den Betrieben der M+E-Industrie

liegt seit Jahren bei 20 Prozent – trotz aller

Anstrengungen, junge Frauen für die Branche zu

gewinnen. Veranstaltungen wie die IdeenExpo in

Hannover können helfen, bei Mädchen

Berührungsängste mit dem Bereich Technik

abzubauen. Gefordert sind aber auch Eltern und

Schulen, Mädchen zu ermuntern, Alternativen zu

den gewohnten Ausbildungsberufen zu wählen.

Hannover. Mareike ist voll konzentriert. Mit viel

Fingerspitzengefühl dirigiert sie über einen Joystick

die Klauen eines Hydraulikarms, die sich um den

schlanken Stamm einer Fichte legen. Ein Druck auf

einen roten Knopf, und in wenigen Sekunden

durchtrennt eine Säge den Baum knapp über dem

Erdboden. Durch kurze Bewegungen mit einem

zweiten Joystick wird der Stamm gelegt, entastet

und in gleich lange Teile zerschnitten – eine perfekte

Ausführung. Lächelnd steigt die 13-jährige Schülerin

aus der Kanzel eines sogenannten Holz-Vollernters.

Die Maschine ist natürlich nicht echt. Es handelt sich

um einen Simulator, der normalerweise zur

Ausbildung benutzt wird. Jetzt stand das Gerät,

umlagert von vielen Jungen und Mädchen, auf der

IdeenExpo in Hannover, Deutschlands größter

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Mitmach-Veranstaltung für Naturwissenschaften und

Technik. Auf die Frage, ob sie sich für Technik

interessiere, antwortete Mareike mit einem

entschiedenen „Ja“, vor allem, „weil man so viele

verschiedene Dinge machen kann, zum Beispiel das

mit dem Holzfällen“. Die Frage, ob sie denn auch

schon wisse, was sie später beruflich machen wolle,

beantwortete Mareike ebenfalls mit einem „Ja“. Mit

Technik hat das allerdings wenig zu tun – ihr

Traumberuf: „Friseurin.“

Damit steht die Schülerin aus dem

niedersächsischen Bodenwerder für die Mehrheit

der jungen Frauen. Unter den zehn beliebtesten

Berufen bei Frauen ist kein einziger mit

naturwissenschaftlichem oder technischem

Hintergrund. Die meisten Mädchen wollen lieber

Arzthelferin, Friseurin oder Verkäuferin werden,

obwohl Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten in

vielen technischen Berufen weitaus besser sind. Vor

allem die Betriebe der Metall- und Elektro-Industrie

versuchen seit Jahren, ihren Frauenanteil von rund

20 Prozent zu steigern. Mit verschiedenen

Initiativen, Programmen und Veranstaltungen will die

Branche informieren, motivieren und Anstöße

geben. Etwa auf der IdeenExpo in Hannover, die

vom Verband NiedersachsenMetall mit initiiert und

gefördert wird. In diesem Jahr haben mehr als 50

Unternehmen die Vielfalt der Berufswelt in der

Metall- und Elektro-Industrie präsentiert.

Und das vor großem Publikum. Rund 310.000

Besucher, vor allem Schülerinnen und Schüler aus

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dem gesamten Bundesgebiet, verzeichneten die

Veranstalter der IdeenExpo. Gut die Hälfte der

Gäste dürften Mädchen und junge Frauen gewesen

sein. Die hatten in Hannover nicht nur die

Möglichkeit, sich aktiv mit naturwissenschaftlichen

und technischen Themen auseinanderzusetzen,

vielmehr trafen sie auch bei fast allen Ausstellern

auf junge Frauen, die sich bereits für technische

Berufe entschieden haben. Sie konnten den

Schülerinnen klar machen, dass es Unsinn ist, dass

bestimmte Branchen nur für Männer bestimmt seien

– das solle ihnen niemand einreden.

Eine dieser Ansprechpartnerinnen ist Franziska

Waldow. Sie absolviert ein duales Studium bei der

Volkswagen AG. Dort ist sie im zweiten

Ausbildungsjahr als Elektronikerin und studiert

gleichzeitig in Wolfenbüttel Elektrotechnik. Ihr

Interesse an Technik wurde bereits auf der

Marienschule in Hildesheim, einem reinen

Mädchengymnasium (das sich übrigens auch auf

der IdeenExpo präsentierte) durch ein

entsprechendes Angebot gefördert. Den

entscheidenden Impuls bekam sie aber an der

Universität Hannover. Hier konnten im Rahmen der

sogenannten Herbstuniversität Frauen, die sich

grundsätzlich für Technik interessieren, an

Probevorlesungen teilnehmen – beispielsweise im

Maschinenbau oder bei Elektrotechnik. „Da habe ich

dann mitgemacht“, sagt Franziska Waldow, „und

Elektrotechnik fand ich am interessantesten, zumal

Physik und Mathe schon immer meine Sache

waren.“

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Ihre Erfahrung ist jedoch auch, dass gerade Frauen

Anstöße von außen brauchen. „Von selbst macht

man ja dann doch eher das, was man kennt. Man

muss einfach erfahren, was die Welt alles bereithält,

und dafür bietet sich die IdeenExpo gut an.“ In ihrem

Studium merke sie zudem, dass ihre männlichen

Kommilitonen schon früher mit technischen Dingen

experimentiert und beispielsweise kleine

Schaltungen entworfen hätten. „Bei mir und meinen

Mitstudentinnen trifft das eher nicht zu. Bei uns

Mädchen kommt das meistens später, weil wir es

nicht wie die Jungen von klein auf gewohnt sind, uns

mit solchen Dingen zu befassen. Bei den Jungs legt

man das ja gleich mit in die Wiege.“

Anne Christiane Petersen ist da eher eine

Ausnahme. Die duale Studentin bei der Salzgitter

AG, die neben ihrer Ausbildung zur

Industriemechanikerin ein Ingenieurstudium

absolviert, wurde in ihrem technischen Interesse

bereits zu Hause unterstützt. „Ich durfte meinem

Vater immer schon viel im Haushalt helfen, und es

hat mir stets ziemlich viel Spaß gemacht, wenn wir

irgendwas zusammengebaut haben. Später in der

Schule habe ich dann viele Praktika gemacht, durch

die ich dann quasi in die Industrie gerutscht bin.“

Gefreut hat sie auf der IdeenExpo, dass viele

Jugendliche sehr interessiert waren, vor allem, da

sie an vielen Exponaten selber etwas machen

konnten. Die meisten, die sich für die technischen

Dinge interessierten, seien jedoch Jungen gewesen.

Allerdings: „Wenn wirklich Mädchen kommen, dann

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haben die ein richtig starkes Interesse.“ Gerade

dieses Interesse ist für Nadine Kessler, die in der

Produktentwicklung bei der Salzgitter Mannesmann

Präzisrohr GmbH arbeitet, von besonderer

Bedeutung. „Wenn sich jemand wirklich für die

Dinge interessiert, macht es keinen Unterschied, ob

man männlich oder weiblich ist.“

Genau das ist der Ansatz, den die Godehard-

Grundschule in Göttingen verfolgt. Sie präsentierte

sich nicht nur mit einem eigenen Stand in Hannover,

sondern besuchte die IdeenExpo mit allen

Schülerinnen und Schülern von der ersten bis zur

vierten Klasse. Schulleiterin Carla Koch ist sicher:

„Auch für Grundschüler bringt das eine ganze

Menge.“ Ihre Schülerinnen und Schüler kamen

allerdings auch nicht ganz unvorbereitet nach

Hannover. Die Godehard-Grundschule hat seit vier

Jahren eine Informatik-Arbeitsgemeinschaft im

Lehrplan. An der können interessierte Kinder ab der

ersten Klasse teilnehmen – mindestens die Hälfte

davon sind Mädchen. „Die Mädchen sind sehr

begeistert von der Technik, und einige sagen, sie

möchten einmal technische Berufe ergreifen. Sie

möchten Maschinenbauerin oder Ingenieurin

werden. Und das ist ja auch genau das, was wir mit

unserer AG bezwecken: Kindern, vor allem

Mädchen, die Angst vor Technik zu nehmen und

Alternativen zu den gewohnten Ausbildungsberufen

zeigen. Ich denke, das erreichen wir im Kleinen bei

uns in der Schule“, sagt Schulleiterin Koch.

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Auf die zehnjährige Clara trifft das in jedem Fall zu.

Sie hat an dem Projekt „Mobile Mülleimer“

mitgemacht und erklärt interessierten Besuchern

routiniert, wie die Mülleimer auf Zuruf ihren Zielort

ansteuern. Besonders stolz ist sie darauf, dass „das

Viert- und Drittklässler und zum Teil auch

Zweitklässler gebaut und programmiert haben“. Viel

Spaß macht ihr an der Technik, „dass man alles

programmieren kann, was man will“.

Und vielleicht überdenkt ja auch die erfolgreiche

„Holzfällerin“ Mareike ihren Berufswunsch noch mal.

Ihre Mutter gab zumindest zu verstehen, dass sie

mit ihrer Tochter noch mal über das Thema Friseurin

reden wolle.

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Ansprechpartner:NiedersachsenMetall

Werner FrickeLeiter Kommunikation

0511 - 8505 [email protected]

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Fotos zum Artikel

Wenn Mädchen sich auf der IdeenExpo für Technik interessierten,

dann waren sie so richtig bei der Sache.

Auch die Kleinen hatten ihren Spaß

Dass technische Berufe durchaus etwas für Frauen sind, bewiesen

viele Auszubildende, die sich um die Gäste der IdeenExpo

kümmerten.

Fotos: Gesamtmetall / Peter Junker

Die Bilder können Sie als Farbfotos auf unserer Internet-Seite

(www.gesamtmetall.de, Pressestelle – Reportagen) herunterladen.