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Arbeitsberichte des Instituts fr Wirtschaftsinformatik
Herausgeber: Prof. Dr. J. Becker, Prof. Dr. H. L. Grob, Prof. Dr. St. Klein,
Prof. Dr. H. Kuchen, Prof. Dr. U. Mller-Funk, Prof. Dr. G. Vossen
Arbeitsbericht Nr. 65
Institut fr Wirtschaftsinformatik der Westflischen Wilhelms-Universitt Mnster
Steinfurter Str. 107, 48149 Mnster, Tel. (0251) 83-38100, Fax (0251) 83-38109
Januar 1999
Integrationsmanagement
August-Wilhelm Scheer,
Michael Rosemann, Reinhard Schtte (Hrsg.)
- 2 -
Vorwort
Jrg Becker vollendet am 27. Januar 1999 sein vierzigstes Lebensjahr. Sein akademischer
Lehrer, ein Weggefhrte sowie seine Mitarbeiter nehmen dieses zum Anla, ihm in Form dieses
Arbeitsberichts ihre Verbundenheit auszudrcken.
Der vorliegende Arbeitsbericht soll dem Leser Einblicke in unterschiedliche Aspekte des
Integrationsmanagements geben, mit dessen unterschiedlichen Facetten und Problemen sich Jrg
Becker seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn intensiv beschftigt hat. Hierbei wird der
Terminus Integration weit gefat, damit die unterschiedlichsten Integrationsaspekte die Breite
der Forschungsinteressen von Jrg Becker adquat wiedergeben.
Die Herausgeber hat die beinahe ein Jahrzehnt umspannende Beschftigung Beckers als
Hochschullehrer fr Wirtschaftsinformatik dazu bewogen, eine Festschrift herauszugeben.
Diese wird ihm bereits zu seinem 40. Geburtstag zuteil, womit die hohe Produktivitt des
Jubilars zum Ausdruck kommt. Jrg Becker hat seit Grndung des Instituts fr Wirtschaftsin-
formatik die Fortentwicklung der Wirtschaftsinformatik in Mnster vorangetrieben. Seinen bei
den Studenten geschtzten Veranstaltungen, seiner praxisorientierten Ausbildung, seinen
Kontakten zur Praxis sowie seinem unermdlichen Engagement fr Belange des Instituts ist es
zu verdanken, da die Mnsteraner Wirtschaftsinformatik in Theorie und Praxis einen guten Ruf
geniet. Wird der Begriff der Integration auf Beckers wissenschaftliche Einstellung angewendet,
so strebt er stndig die enge Verzahnung von betrieblichen Problemen und wissenschaftlicher
Forschung an, da er Wissenschaft nicht als Selbstzweck versteht.
Die Autoren des Arbeitsberichts mchten Jrg Becker fr die Zukunft die gleiche Schaffenskraft
wnschen, die er auch im letzten Jahrzehnt besessen hat.
Mnster, 27. Januar 1999 August-Wilhelm Scheer, Michael Rosemann, Reinhard Schtte
- 3 -
Inhalt
Vorwort 2
Inhalt 3
1 Gegenstand und Aufgaben des Integrationsmanagements
Michael Rosemann 5
2 Integriertes Geschftsprozemanagement mit dem ARIS House of Business Engineering
August-Wilhelm Scheer 19
3 Repository zur Integration externer Informationen in Fhrungsinformationssysteme
Roland Holten, Lars Ehlers 31
4 Integrierte Metadatenverwaltung fr Fhrungsinformationssysteme
Holger Hansmann, Guido Keeve, Stefan Neumann 40
5 Auswahl integrierter Warenwirtschaftssysteme
Oliver Vering, Jens Wiese 52
6 Integration von Internetapplikationen in betriebswirtschaftliche Standardsoftware
Redmer Luxem 65
7 Zwischenbetriebliche Integration bei Mass Customization
Klaus Turowski 72
8 Integration von Struktur und Verhalten in objektorientierten Analysemodellen
am Beispiel der Unified Modelling Language
Ansgar Schwegmann 84
9 Integrationsperspektiven des Workflowmanagements
Michael zur Mhlen 94
- 4 -
10 Workflow-basierte Funktionsintegration in ERP-Systemen am
Beispiel von SAP Business Workflow
Christoph v. Uthmann 107
11 Integration der Prozessorientierung und der betrieblichen Wissensverbreitung
Mario C. Speck 120
12 Integration von Strategie- und Prozeorientierung
in ein Vorgehensmodell der Organisationsgestaltung
Martin Kugeler, Volker Meise, Christian Probst 129
13 Wissen und Information: Antinomie oder Integration zweier Grundbegriffe der
Wirtschaftsinformatik
Reinhard Schtte 144
14 Vierzig Facetten zur Integration - auf dem Weg zur Ganzheitlichkeit
Helmut Krcmar 162
Verzeichnis der Autoren 167
- 5 -
1 Gegenstand und Aufgaben des Integrationsmanagements
Michael Rosemann
Abstract
Integration als Ttigkeit und als Zielsetzung, und somit als Aufgabe, ist fr viele Arbeiten der
Wirtschaftsinformatik die dominierende Herausforderung. Die Herausbildung einer geschlos-
senen Theorie der Integration steht allerdings noch aus. Einer pragmatischen Manage-
mentlehre folgend wird hier zur Zusammenfassung aller mit der Integration verbundenen
Aufgaben die Vokabel Integrationsmanagement vorgeschlagen. Zunchst wird einleitend
errtert, welche unterschiedlichen Facetten die Integration aufweist, da diese den Gegenstand
des Integrationsmanagements darstellen. Anschlieend wird das Integrationsmanagement als
Managementaufgabe charakterisiert. Mit Ansatzpunkten fr potentielle Aufgabenfelder des
Integrationsmanagements schliet dieser Beitrag.
1.1 Intention der Integration
Integration gilt als ein wichtiges Ziel bei der Gestaltung von Informationssystemen, und - da
diese das zentrale Betrachtungsobjekt der Wirtschaftsinformatik darstellt - als Kernaufgabe
dieser Wissenschaftsdisziplin.1 Obwohl der Begriff der Integration schon frh in die wissen-
schaftliche Diskussion eingefhrt wurde,2 hat sich bislang kein einheitliches Begriffsverstndnis
oder ein akzeptierter Ordnungsrahmen fr eine Integrationstheorie etabliert. Eine etymologische
Analyse der Vokabel Integration ergibt als Grundintention die (Wieder-)Herstellung eines
Ganzen.3 Damit ist entweder der Vorgang oder das Ergebnis gemeint. Integration bedingt das
Erkennen von Kausalzusammenhngen und kann auf zwei Wegen erfolgen:4
1 Vgl. Heilmann (1989), S. 46: Integration ist ein zentraler Begriff der Wirtschaftsinformatik.2 Vgl. Heilmann (1962); Mertens (1966).3 DUDEN: Etymologie (1989), S. 307. Demnach leitet sich die Vokabel Integration aus dem lat. integer
(unberhrt, unversehrt, ganz) sowie von integrare (lat., heil, unversehrt machen, wiederherstellen) ab.4 Vgl. Heinrich, Roithmayr (1995), S. 271; Rautenstrauch (1993), S. 23f., mit weiteren Literaturhinweisen.
Vgl. auch Picot, Reichwald (1991), S. 286: Ist eine Integration dadurch gegeben, da die Informations- undKommunikationssysteme [...] untereinander Informationen austauschen oder auf der Basis gleicher Datenund Informationen arbeiten.
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- Durch die Integration im Sinne des Verbindens entsteht ein System aus bislang unverbun-
denen (bzw. ungengend verbundenen), aber logische Beziehungen zueinander aufwei-
senden Elementen bzw. Subsystemen.
- Durch die Integration im Sinne des Vereinigens werden inhaltlich zusammengehrende
Elemente vereint oder gleichartige Systembestandteile zusammengefhrt. Damit geht eine
Reduktion der Anzahl der Elemente und Beziehungen einher.
Mit der Integration sind generell Zielsetzungen5 verbunden wie die Reduzierung der Redundanz
durch Nutzung von Analogien mittels Integration im Sinne des Vereinigens, die erhhte
Konsistenz durch reduzierte Redundanz bzw. eine integrittssichernde Kopplung (Integration im
Sinne des Verbindens) sowie eine hhere Aktualitt und bessere Verfgbarkeit von Informa-
tionen (und damit Qualitt der Entscheidungsgrundlage) durch verkrzte bzw. eliminierte
Transportzeiten und Update-Prozesse.
Organisatorisch begrndet sich Integrationsbedarf in der Arbeitsteilung.6 Bei der Gestaltung
der Aufbauorganisation kann auf einer Ebene jeweils nur einem der Kriterien Verrichtung,
Objekt, Rang, Phase, Zweckbeziehung oder Sachmittel gefolgt werden und folglich besteht Ab-
stimmungsbedarf bezglich der jeweils anderen Kriterien. Diese Art des Integrationsbedarfs
beruht auf der organisatorischen Zerschneidung von Interdependenzen. Informationstechnisch
ist der Integrationsbedarf in historisch gewachsenen Informationssystemen begrndet. Vor-
herrschende Informationssystemlandschaften erweisen sich oft als Ergebnis eines Bottom-up-
Prozesses. Bezogen auf den informationstechnisch begrndeten Integrationsbedarf leistet
Integration einerseits Kommunikationsfhigkeit (Integration im Sinne des Verbindens). Zum an-
deren verfolgt Integration diesbezglich die Ziele der Redundanzbeherrschung, der Konsistenz
und der Integritt. Dies entspricht der Intention der Integration im Sinne des Vereinigens.
5 Vgl. auch Rotthowe (1998), S. 51f., mit weiteren Literaturverweisen.6 Vgl. Nordsieck (1972), S. 67: Die notwendige Ergnzung einer jeden Differenzierung ist immer die
Integration.
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1.2 Dimensionen der Integration
Integration kann neben der grundstzlichen Integrationsart (Verbinden oder Vereinigen) durch
die Dimensionen Integrationsgegenstand, Integrationsausrichtung, Integrationsreichweite und
Integrationsrealisierung charakterisiert werden.7
1.2.1 Integrationsgegenstand
Nach dem Gegenstand der Integration werden Daten, Funktionen, Prozesse und Objekte
unterschieden.8 Dabei gelten insbesondere die Daten- und die Funktionsintegration (auch
Aufgaben- bzw. Vorgangsintegration) als Integrationsschwerpunkte. Sie sind beide die
Eckpfeiler des CIM-Konzepts, das sich die Integration der betriebswirtschaftlichen und
technischen Aufgaben eines Industriebetriebs zum Ziel gesetzt hat.9
- Datenintegration
Die Datenintegration10 ist die klassische Integrationsform, die in den beiden Aus-
prgungen Verbinden und Vereinigen diskutiert wird. Eine Integration im Sinne des