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ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Buchenwald Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950) Chronologie des Lagers Aug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thüringen verhaftet worden waren; die Sicherungsa- nlagen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Gefangenen aus dem Speziallager Landsberg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Reduzierung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zugang von etwa 5.100 Gefange- nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Massensterbens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen- transport“); Entlassung von 136 Personen; April 47 Zugang von 4.000 Gefangenen aus dem aufgelösten Speziallager Jamlitz; höchste Belegung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Verteilung von Tageszeitungen der SBZ; Juli-Sept. 48 Entlassung von mehr als 9.000 Insassen, zugleich Zugang von mehr als 6.000 Gefangenen aus den aufgelösten Speziallagern Fünfeichen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Gottesdienste mit Vertretern der Kirchen; Jan./Feb. 50 Auflösung des Lagers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Personen werden deutschen und 264 Personen sowjetischen Sicherheitsor- ganen übergeben. Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen August 1945 und Februar 1950 7.113 Menschen ums Leben. Stand 9.2001 Ausstellungsabschnitt 3.3 Ein Stückchen Brot „Zunächst gab es im Buchenwald Verpfle- gungssätze, die uns gegenüber dem Ge- fängnis paradiesisch vorkamen. [...] Das sollte sich aber bald ändern. [...] Manch einer hat diese kleine Portion Brot dann noch eingeteilt, sich in einem Stoffbeutel über das Bett gehängt, um es für den späteren Abend oder die Morgenmahlzeit aufzuheben. Dabei hingen seine Gedan- ken ständig an diesem Brot. Das schien uns keine gute Psychologie. Am Ende wurde es ihm noch gestohlen, was dann neben dem Verlust noch zu Mißtrauen und Verdächtigungen führte. Mein Bruder und ich hatten uns darauf geeinigt, alles sofort aufzuessen, was uns zugeteilt wurde. Manchmal gab es zum Mittagessen auch das Brot für den Abend und nächsten Morgen mit. Wir haben alles gleich aufgegessen und dann lieber bis zur nächsten Mahlzeit gehungert.“ Rudolf Butters, Bericht, 1995, BwA S-B-15d Hunger „Wenn aber die meisten von uns schon nach 4 Monaten nachtblind wurden, wenn 1947 wohl alle den Hungertyphus hatten, wenn in den ersten 3 Jahren die harmloseste Gesichtsrose tödlich verlief, wenn es selbst Staatsanwälte und höchste Regierungsbeamte gab, die ihren eigenen, den gleichen Hunger leidenden Kameraden kleinste Stückchen Brot stahlen, weil sie glaubten, dadurch ihr Leben retten zu weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitte 3.4 und 3.6 Brotwaage Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ... In der Ausstellung finden sich wenige Ge- genstände. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wurden über viele Jahre hinweg aufgehoben, ver- gessen, gehütet, manchmal hervorgeholt und erinnerten an die Zeit im Lager. Jeder Gegenstand hat etwas zu erzählen. Für welche – vielleicht auch verschiede- nen – Bedeutungen steht die Brotwaage? Was bedeutete sie den Häftlingen, die sie her stell ten und verwendeten? Welche unterschiedlichen Menschen „trafen“ sich an der Brotwaage? Warum waren sie im Lager? Es ist nicht leicht, zu diesen Fragen Ant- worten zu finden. Wenn man den Gegen- stand genauer betrachtet, beschreibt, zu zeichnen versucht, wird seine Geschichte vielleicht zugänglicher. Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt. können, wenn jeder die ganzen langen ersten 3 Jahre zitterte und gierte, wenn das Essen ausgegeben wurde, weil er fürchtete, nicht der Erste zu sein, nichts mehr in seinem Essen an irgendwelchen festen Bestandteilen vorzufinden, wirst Du Dich auch so hineindenken können.“ Friedrich Schmalz, Brief undatiert, BwA S-B-239 Leichentransport „Mich verbindet [...] mit der ‚Kultura’ eine besonders erschütternde Erinnerung. Da ich Nichttänzer war, und wir nur ge- schlossen zur Baracke zurück durften, ging ich während eines Tanzabends einige Schritte vor die ,Kultura’-Baracke, etwas Luft zu schnappen und den Gedanken und Sehnsüchten freien Lauf lassend. Das Tackern einer Zugmaschine weckte mich aus den Träumen. Sie zog einen großen Anhänger, auf dem hochgeladen nackte Menschenkörper mit Schlingen um Füße und Arme [zum Transportieren der Leich- name] lagen. Die im Lager Verstorbenen der letzten Tage. Wie vom Beerdigungskommando Häftlinge berichteten, ging das mehrmals in der Woche so.“ Hans Hammer, Bericht 1990, BwA S-B-60

ArbeitsBlatt der Sowjetisches Speziallager Nr.2 ... · Karaganda ver schla gen hätte.“ Rudolf Butters, Bericht 1995, BwA S-B-15d Brief aus Karaganda „Leider wird man bei Euch

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ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

Ausstellungsabschnitt 3.3

Ein Stückchen Brot„Zunächst gab es im Buchenwald Ver pfle -gungs sät ze, die uns gegenüber dem Ge-fängnis paradiesisch vorkamen. [...] Das sollte sich aber bald ändern. [...] Manch ei ner hat diese kleine Portion Brot dann noch eingeteilt, sich in einem Stoff beu tel über das Bett gehängt, um es für den spä te ren Abend oder die Mor gen mahl zeit auf zu he ben. Dabei hin gen seine Gedan-ken stän dig an diesem Brot. Das schien uns keine gute Psy cho lo gie. Am Ende wurde es ihm noch ge stoh len, was dann neben dem Ver lust noch zu Miß trau en und Ver däch ti gun gen führte.Mein Bruder und ich hatten uns darauf ge ei nigt, alles sofort aufzuessen, was uns zu ge teilt wurde. Manchmal gab es zum Mit tag es sen auch das Brot für den Abend und näch sten Morgen mit. Wir haben al les gleich aufgegessen und dann lieber bis zur näch sten Mahlzeit gehungert.“ Rudolf Butters, Bericht, 1995, BwA S-B-15d

Hunger„Wenn aber die meisten von uns schon nach 4 Monaten nachtblind wurden, wenn 1947 wohl alle den Hun ger ty phus hatten, wenn in den ersten 3 Jahren die harm lo se ste Ge sichts ro se tödlich verlief, wenn es selbst Staats an wäl te und höch ste Re gie rungs be am te gab, die ihren ei ge nen, den gleichen Hunger leidenden Ka me ra den klein ste Stück chen Brot stah len, weil sie glaubten, dadurch ihr Leben retten zu

weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitte 3.4 und 3.6

Brotwaage

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Für welche – vielleicht auch verschiede-nen – Be deu tun gen steht die Brotwaage? Was bedeutete sie den Häftlingen, die sie her stell ten und verwendeten? Welche un ter schied li chen Men schen „trafen“ sich an der Brot waa ge? Warum wa ren sie im La ger?Es ist nicht leicht, zu diesen Fragen Ant- wor ten zu fin den. Wenn man den Ge gen -stand genauer be trach tet, beschreibt, zu zeich nen versucht, wird seine Ge schich te vielleicht zugänglicher.Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt.

kön nen, wenn jeder die ganzen langen er sten 3 Jahre zit ter te und gierte, wenn das Essen aus ge ge ben wurde, weil er fürch te te, nicht der Er ste zu sein, nichts mehr in seinem Essen an ir gend wel chen fe sten Be stand tei len vor zu fin den, wirst Du Dich auch so hin ein den ken können.“Friedrich Schmalz, Brief undatiert, BwA S-B-239

Leichentransport„Mich verbindet [...] mit der ‚Kultura’ eine besonders erschütternde Erinnerung. Da ich Nichttänzer war, und wir nur ge- schlos sen zur Baracke zurück durften, ging ich wäh rend eines Tanzabends ei ni ge Schritte vor die ,Kultura’-Baracke, et was Luft zu schnap pen und den Ge dan ken und Sehn süch ten freien Lauf lassend. Das Tackern ei ner Zugmaschine weckte mich aus den Träu men. Sie zog einen gro ßen An hän ger, auf dem hochgeladen nack te Men schen kör per mit Schlingen um Füße und Arme [zum Trans por tie ren der Leich-name] la gen. Die im La ger Ver stor be nen der letz ten Tage.Wie vom Be er di gungs kom man do Häft lin ge be rich te ten, ging das mehrmals in der Woche so.“Hans Hammer, Bericht 1990, BwA S-B-60

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

Ausstellungsabschnitt 2.2

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Für welche Bedeutungen stehen der Kof fer und die Pelzmütze? Wann/ wofür wur den sie ver teilt? Was bedeuteten sie den Häft lin gen, die sie trugen? Auf den „Pelz-mützentransport“ ging nur ein Teil der Häft lin ge. Welche un ter schied li chen Men schen trafen sich auf dem Transport bzw. im La ger? Es ist nicht leicht, zu die sen Fra gen Ant wor ten zu fin den. Wenn man die Ge gen stän de genauer betrachtet, be- schreibt, zu zeich nen ver sucht, wird ihre Ge schich te viel leicht zugänglicher.Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt.

Arbeitskräftemangel„In Übereinstimmung mit dem Erlaß des Ministerrates der UdSSR N°. 2728-1124ss vom 23. Dezember 1946 - ,über die Zu- füh rung von Deutschen aus Deutschland, die sich in Gefängnissen und Lagern be fin den‘ -befehle ich:1. dem Stellvertreter des Ministers für In ne re Angelegenheiten der UdSSR Ge ne ral oberst Gen. Serow:a) Übereinstimmend mit der Anordnung des MWD der UdSSR sind aus den in Spe zi al la gern des MWD in Deutschland fest ge hal te nen physisch gesunden Deut- schen 27.500 Männer, die für körperliche Arbeit in Betrieben des Ministeriums für Kohleindustrie der östlichen Gebiete und des Ministeriums für den Bau von Kraft wer ken der UdSSR tauglich sind, aus zu wäh len und in einer Zeit span ne von 2 Mo na ten nach und nach in die UdSSR zu bringen [...]“Generaloberst Sergei Kruglow, Minister für Innere Angelegenheiten der UdSSR, Befehl, 1946,GARF, f.9409, op.1, d.13, I.28-33

Transport nach Karaganda„Auf dem Bahnhof stand ein Güterzug. Wir bestiegen den Waggon, der dann ver schlos sen und versiegelt wurde. [...] Im Waggon waren Pritschen aus Holz ein ge -baut, ein Kanonenofen und eine Öffnung mit höl zer ner Rutsche für die Notdurft. [...]Es war mein Glück, diesem Transport an- zu ge hö ren. Ich konnte in Karaganda auf

dem Bau als Maurer arbeiten und habe viel dabei gelernt, dank der älteren Ka- me ra den, die immer gut zu uns gewesen sind.Mein Bruder wurde im August 1948 aus dem Buchenwald entlassen. Wie er mir spä ter einmal mitteilte, hätte er auch nicht mehr lange durch ge hal ten. Daraus konnte ich den Schluß ziehen, daß ich dort nicht lebend mehr herausgekommen wäre, wenn mich das Schicksal nicht nach Karaganda ver schla gen hätte.“Rudolf Butters, Bericht 1995, BwA S-B-15d

Brief aus Karaganda„Leider wird man bei Euch zu Hause ver- su chen, alles Schlechte über die Kriegs ge -fan gen schaft in Rußland zu erzählen, das ist aber keineswegs der Fall. Wenn ich hier schreibe, daß es mir gut geht, so stimmt das auch, nur daß wir eben alle ger ne nach Hause möch ten, aber das kann ja nicht mehr lange dauern. Aus den Zei tun gen le sen wir immer, daß man ver sucht, Deutsch land aufzuspalten. Ich kann so etwas nicht verstehen, denn nur wenn wir alle ver su chen, ein einheitliches Deutsch land zu schaf fen, wird es uns ge lin gen, wie der ein friedliches Deutsch-land auf zu bau en. Die Bevölkerung achtet uns hier, die wir ge willt sind, das wieder gut zu ma chen, was un se re ehemalige fa schi sti sche Regierung in ihrem ,Er obe -rungs krieg‘ zerstört hat.“

anonym, Brief aus Karaganda, Mai 1948, BwA

weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitte 3.4 und Biografie R. Butters

Koffer und Mütze

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Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

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2001

Ausstellungsabschnitt 3.3

… nicht genug Nahrung„Da die Körper nicht genug Nah rungs -zu fuhr erhielten, zehrten sie mit von der vor han de nen Substanz. Erschreckend und furcht bar war der Anblick der hun gern den Gestalten, was ich besonders beim Baden beobachtete. Zum Skelett ab ge ma gert, nach vorn übergebeugt mit ein ge fal le ner Brust und hängender Bauch haut, Arme und Beine stockdünn, stan den sie da.“Georg Nitze, Bericht, 1951, S-B-180

Auszug aus einem Sanitätsbericht:„Es gibt viele an alimentärer Dys tro phie [Unterernährung] er krank te Per so nen, die meisten von ihnen haben dystrophische Durch fäl le – Enterokolitis. In dieser Grup pe gibt es eine hohe Sterb lich keit. [...] Zur Zeit sind alle Kranken re gi striert und zur Be hand lung ins La za rett ver legt. [...] Die für das Spezkontingent im Lager zu be -rei te ten Mahl zei ten sind von befriedigen-der Qualität, jedoch nicht vollwertig, da der notwendige Gehalt an Eiweiß, Fett bzw. Kohlenhydraten nicht ge währ lei stet wird. [...] Mit Me di ka men ten ist das Lager schlecht ver sorgt, ich bit te Sie nochmals, Gelder für die Be schaf fung von Me di ka -men ten zu bewilligen.“

Sanitätsbericht (Übersetzung), Feb. 1946, GRAF, f.9409 op.1, d.296

Lazarett Buchenwald„Das Lazarett lag im Nord we sten des Lagers und bestand ursprünglich aus ei- ner Am bu lanz ba rac ke mit Ver wal tung, Wäsche magazin, Am bu lan zen, OP, Apotheke und La bo ra to ri um, 6 Män- ner sta tio nen, der Zahnambulanz, den Wirtschafts- und Ne ben ge bäu den. Die kran ken Frauen wa ren gegenüber auf der Station I un ter ge bracht. Wegen des An wach sens der Zahl der Tu ber ku lo s-e kran ken wurden im Laufe der Zeit von der Zone IV noch sechs Stein häu ser und ei ni ge Holzbaracken dem La za rett zu ge -ord net. Ich kann also sagen, daß ein Vier-tel der La ger in sas sen lazarettkrank waren, da von litten wieder ungefähr 90% an Tu ber ku lo se.“Dr. Erhart Glaser, Bericht 1962, BwA S - B - 48

es fehlte an primitivsten Mitteln„Die Versorgung und Betreuung der Kran ken erfolgte durch Häftlingsärzte und war katastrophal, da es an den pri mi -tiv sten Mit teln fehl te und sich dieser Zu- stand erst nach Jahren ein wenig bes ser te.“Heinz Lindner, Bericht 1992, BwA S-B-102

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Für welche – vielleicht auch verschiedenen – Bedeutungen stehen die Medizinfläschchen? Was bedeutete Krankheit im Lager? Waren die Hilfsmittel ausreichend? Welche unter -schiedlichen Menschen „trafen“ sich im Laza rett bzw. im Lager?Es ist nicht leicht, Antworten zu diesen Fragen zu finden. Wenn man die Gegen -stände genauer betrachtet, beschreibt, zu zeichnen versucht, wird ihre Geschichte vielleicht zugänglicher.Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt.

Medizinfläschchen

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Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

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2001

Ausstellungsabschnitt 1.6

Verhöre„Erst bei den Verhören in der ,Villa Ingel-heim“ wurde uns bewußt, warum man uns festgenommen hatte. Ein rus si scher Major: 1. Kamerad Georg Krausz wur de gefragt: ,Du Jude? Ich denke, in Deutsch-land Juden alle tot.“ Das war ein für uns be son de rer Zynismus. 2. Mein Bru der und ich bekamen den Vor wurf: ,Du ameri-kansky Spion. Du guc ken, wie stark russi-sche (rote) Armee in Berlin!“3. Georg Rittmann war verdächtig, weil er in Batum geboren und seine Mut ter -spra che russisch war. Da wir keine Mög- lich keit der Ver tei di gung hatten, mußten wir uns in unser Schick sal fügen."Robert Zeiler, ehemaliger Häftling im Konzentra-tions lager und im Speziallager Buchenwald, in: „Der antifaschistische Widerstandskämpfer“, Heft 12/1989

die schlimmsten Stunden…„Nach dieser Gegenüberstellung wurden Offiziere, Dolmetscher und auch Posten zusammengeholt und jeder durfte mit uns anstellen, was er wollte.Das waren wohl die schlimmsten Stun-den meines Lebens. Nach etwa 14 Tagen sol cher Vernehmungen war meine Kraft, wie bei fast allen Inhaftierten, gebrochen und ich unterschrieb, was man mir als Pro to koll vorlegte. [...]Zu Pfingsten 1946 setzte sich am frühen Morgen eine Schwalbe auf die Bret ter -plan ke der Fensterblende und zwitscherte fröhlich zu uns in die Zelle herein. Sofort empfanden [...] wir dies als ein Zei chen, daß etwas Gutes passieren wür de. In solch ei ner Ab ge schie den heit wird der Mensch empfänglich für Dinge, die nicht

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Für welche – vielleicht auch verschiedenen – Bedeutungen steht der „Spion“ in dem Tür-ausschnitt? Wie erlebten die späteren Inter-nierten ihre Verhaftung und ihre erste Haft-zeit? Welche Menschen trafen sich in den unterschiedlichen, zum Teil improvisierten Gefängnissen und später im Lager?Es ist nicht leicht, Antworten zu diesen Fragen zu finden. Wenn man den Gegenstand ge-nauer betrachtet, beschreibt, zu zeichnen versucht, wird seine Geschichte vielleicht zugänglicher.Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt.

Türspion

täglich passieren und deutet das nach sei- nen Vor stel lun gen und Fantasien.Am Abend kam ein Posten und frug uns, ob wir noch Sachen von zu Hause be nö -tig ten. Wir waren wie vor den Kopf ge- schla gen. Am Morgen noch voller Hoff- nung, daß unsere Entlassung vielleicht be vor steht, war diese Frage ein sicheres Zei chen, daß wir nicht nach Hause kom- men werden. [...]Wer die Leiden im Gefängnis der ,Hut- schach tel‘ Saalfeld erlebt hat und nach fol -gend in Buchenwald interniert wurde, wird es ver ste hen, daß unsere Schwalbe doch ei- nen tröstenden Zuspruch ver kün det hat te, denn im Lager Buchenwald wa ren, be son -ders für uns Frauen, die Haft be din gun gen wesentlich erträglicher als im Ge fäng nis.“Erika Pelke, Bericht 1994, BwA S-B-123

… fast kameradschaftlich„Und selbst während meiner Verhaftungs-zeit habe ich im Ge fäng nis ei nen so wje ti -schen Oberleutnant ken nen ge lernt, der als Ge fäng nis kom man dant human und freund- lich, kor rekt und fast ka me rad schaft lich mit den deutschen In haf tier ten um ge gan gen ist. Damals ist mir deutlich ge wor den, daß das größte Ver dienst der Roten Ar mee darin bestand, kei ne Rache zu üben [...] Ganz an ders ver hielt es sich da ge gen mit den Sol da ten und Of fi zie ren der GPU, spä ter NKWD. Sie wa ren nicht zim per lich, [...] Sie schie nen die Be sat zungs macht mit Ter ror schüt zen zu wol len, in Wirk lich keit aber be- stä tig ten sie die Furcht vor den Rus sen, die den Deut schen in jah re lan ger Pro pa gan da ein ge flößt wor den war.“Hans-Richard Nevermann, in: Volkszeitung 1990, Nr. 16

weitere Hinweise: Mappe „Wege ins Lager“ und Biografie Nevermann

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

Ausstellungsabschnitt Epilog

„Buchenwald blieb eine Hölle“„Keiner glaubte, frei oder zumindest lebend davonzukommen / Ein Entlassener berichtetAus der Hölle der sowjetzonalen Kon- zen tra ti ons la ger erreichen uns nach der kürz li chen Entlassung zahlreicher Häftlin-ge erst mals die erschütternden Berichte von Augenzeugen. Ausgehungert, ab- ge ma gert, seelisch gebrochen und voller Ver zweif lung darüber, daß das grausame Ter ror re gime des Dritten Reiches abgelöst wur de von der Despotie der Sowjets, tre- ten sie wieder in das Leben ein, das ihnen kei ne Hoffnung gibt. Viele fliehen nach Westen. Hier der erschütternde Bericht ei nes fast viereinhalb Jahre zusammen mit etwa 25 000 Leidensgenossen im KZ Bu chen wald unschuldig Internierten.“Hannoversche Presse, Artikel, 17.2.1950

„KZ-Lager-Schwindel geplatzt“„Berlin (A. L./Kig. Ber.) Ein Großteil der West ber li ner und der Westdeutschen Pres se nimmt die von ihr verbreiteten Lü gen über die In ter nie rungs la ger der so wje ti -schen Besatzungsmacht zum Vor wand ei- ner zügellosen Hetze gegen die Deutsche Demokratische Republik und als Be grün -dung für die Spaltung Deutsch lands. Be- kannt lich befinden sich in die sen Lagern Personen, die wegen kriegs ver bre che ri scher oder naziaktivistischer Ver bre chen ver haf tet wurden, sowie wel che, die sich als Agen- ten und Saboteure be tä tigt haben.“Neues Deutschland, Artikel, 5.1.1950

Anschluß an das Leben„Nach meiner Entlassung 1948 brauchte ich lange Zeit (Jahre), um Abstand zu ge- win nen und Anschluß an das ,Leben‘ zu finden und moch te nichts aus dieser Zeit erzählen, weil ich befürchtete, in den großen Topf aktiver Nazis geworfen zu wer den. Außerdem war das gan ze Thema Bu chen wald 1945-1950 verpönt. Sprach man davon, mußte man mit Schwie rig -kei ten rechnen.“Lisa Dornheim, Bericht undatiert, BwA S-B-22

… nicht darüber gesprochen„Warum berichte ich darüber erst nach so langer Zeit? Wieso habe ich mit nie man dem, auch mit meinen Eltern und meiner lie ben Familie vorher nicht darüber ge spro chen? In der DDR war es kaum mög lich, so offen das Erlebte wie der zu ge ben. Es wäre als Völkerhetze und Ver leum dung unseres ,Brudervolkes UdSSR‘ aus ge legt worden und hätte erneut Leid für mich und meine Familie bedeutet. Auch hätte die Gefahr be-standen, daß an de re Leidensgefährten dadurch womöglich Un an nehm lich kei ten be kom men hätten.“anonym, Bericht 1994, BwA

meine Vergangenheit lebt fort…„In all den vielen Jahren, wo die Kom mu -ni sten hier an der Macht waren, durfte man nichts über unsere Vergangenheit ver lau ten las sen, doch diese meine Ver- gan gen heit lebte – wenn auch un ter -schwel lig – immer in mir fort. Das, was man uns dort angetan hatte, verbot mir, rein vom Ge wis sen her, in die SED ein- zu tre ten. Man veranstaltete regelrechte – und das permanent – Aktionen, um mich zur Mit glied schaft zu drängen.“anonym, Bericht 1992, BwA

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...

In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Diese Bierflasche ist ein Gegenstand, der ganz in der Nähe des ehemaligen Lagers jahrzehntelang versteckt war. Welche Bot-schaft trug die „Flaschenpost“? Warum wurde sie im Glockenturm versteckt?Warum wird die Bierflasche in der Ausstellung gezeigt? Auf welches Thema wollen die Texte in derselben Vitrine aufmerksam machen?

Flaschenpost

weitere Hinweise: Film „Nachgeschichte“

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

Kassiber„Calau, den 22.4.47Beiliegendes Lebenszeichen habe ich bei Aus übung mei nes Dienstes auf der Strec ke zwi schen Calau und Cottbus ge- fun den. Nä he re An ga ben kann ich Ihnen lei der nicht mitteilen. A. Wenk.”Kassiber, Schreiben, 22.4.47 (Ausstellung)

… wie lange noch?„Obwohl man nach so langer Zeit für man che Dinge schon abgestumpft war, kam doch ab und zu der Drang nach Frei heit durch. Und immer wieder die-selbe Fra ge – wie lan ge noch? Dann die Un ru he, wie sieht es draußen aus? Leben die An ge hö ri gen noch? [...] Man war manch mal der Verzweiflung nahe. Nun saß ich schon 3 Jahre hinter Sta chel draht und ge noß den großen Vorteil noch am Leben zu sein.”Manfred Hedelt, Bericht 1991, BwA S-B-219

Wir wußten nichts von draußen„Wir wußten überhaupt nichts mehr von dem, was draußen geschah, seitdem Zu gän ge aus den Gefängnissen und GPU-Kel lern in Brandenburg, Eberswalde, Bee-skow, Cottbus oder anderswo aus blie ben. Die letz ten mö gen etwa im Ja nu ar an- ge kom men sein. [...] Wir wuß ten auch von einer Volks zäh lung, weil die noch le ben den Ketschendorfer in sie ein be -zo gen wur den. Mehr aber blieb uns durch un se re her me ti sche Abschottung von der Au ßen welt ver bor gen. Wir wuß ten nichts

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Für welche – vielleicht auch verschiedenen – Bedeutungen steht der Kassiber? Welche Kontaktmöglichkeiten gab es für die Inter-nierten nach außen? Was bedeutete die Isolation für sie? In welcher Situation waren die Angehörigen? Wie verhielten sie sich (z.B. bei Fritz Wagner)?Es ist nicht leicht, Antworten zu diesen Fragen zu finden. Wenn man den Gegenstand ge-nauer betrachtet, beschreibt, zu zeichnen versucht wird seine Geschichte vielleicht faßbarer.Weitere Hinweise bieten die Ausstellung und die Texte auf diesem Blatt.

Ausstellungsabschnitt 3.3

Kassiber

von unseren Fa mi li en, sie wuß ten nichts von uns. Für alle war das hart, der Jahre we gen.”Kurt Noack, Bericht 1988, BwA S-B-178

Ein Brief von meiner Frau„Einmal fuhr ich mit ihm allein auf die Wei den durch den Wald. Ich sah die fri schen Hügel der Massengräber und der Dolmetscher fragte, ,Franz, warum du guc ken?‘ Als ich antwortete, meinte er ,Dei ne Kamerad‘. Er fragte mich nach mei ner Familie, gab mir einen kleinen Blei stift und Papier und sagte, daß ich die genaue Heimatadresse und einige Zeilen an meine Frau schreiben solle. Er würde dann den Brief in Berlstedt an eine ihm bekannte Frau übergeben.Ich kann nicht schildern, wie es mir in die sen Minuten ums Herz war. Er sagte mir weiter, daß ich auch zu den Ka me -ra den nichts sagen dürfe, da er sonst auch in Zone (Lager) sitzen würde. Bange Tage ver gin gen, und auf meine Frage an ihn ant wor te te er, daß er sein Verspre-chen ge hal ten hat und ich noch warten müßte. Als ich wieder mit ihm in die Mann-schaftskasernen hinausfuhr, um die Fässer mit Essensresten und Kar tof fel -scha len ab zu ho len, gab er mir im Keller einen Brief. Er war von meiner Frau; und ich war glück lich. Beim Scheine von Streich höl zern durfte ich die Zeilen lesen. [...] Er nahm den Brief, den ich so gerne be hal ten hätte und verbrannte ihn.”Franz Körner, Bericht undatiert, BwA S-B-92

weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitt 3.1 und Mappe „Fritz Wagner“

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

Ausstellungsabschnitt 2.5

… in der Regel korrekt„Strafen wurden ausgesprochen von Sei ten des Lagerschutzes, wenn jemand ge gen die Lagerordnung verstoßen hatte, oder beim Diebstahl von Kartoffeln u.a. er tappt wurde. Hier gab es in der Regel 5 - 10 Tage Haft. [...] Gewalttaten von sei tens der Be sat zungs macht sind mir nicht be- kannt. In die sem Zusammenhang möch te ich noch mals dar auf hinweisen, daß ich wäh rend meiner 3 Jahre Bu chen wald nicht ein mal zum Verhör der rus si schen Be sat zungs macht beordert wurde.[...] In der Regel verhielten sich die rus si -schen Soldaten gegenüber den Häft lin gen kor rekt. Unmittelbar Kontakt hatten Häft- lin ge nur in Außenkommandos. Hier gab es auch vereinzelt Kontroversen, daß die Be wa cher die Häftlinge geschlagen hät ten.Während der Kultur- und Tanz ver an -stal tun gen, wo wir unmittelbar mit Of- fi zie ren zusammen waren, gab es keine Dis kre pan zen. In der Regel haben sich die Of fi zie re auch gegenüber den Frauen kor-rekt verhalten.“Joachim Heyne, Bericht 1990, BwA S-B-76

allzu groß war der Unter-schied nicht„Objektiv muß man hier sagen, daß un- se re Bewacher und ihre Organe oft nicht wuß ten, wo die Lebensmittel hernehmen und doch wurde alles genau auf das Gramm an das Lager ausgeliefert, was heu te fehl te wurde morgen mitgegeben und der Be wa chungs sol dat kaute genau

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren ...

In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehemaligen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hin weg auf ge ho ben, ver- ges sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in ner ten an die Zeit im Lager. Jeder Ge gen stand hat etwas zu erzählen.Solche NKWD-Uniformstücke trugen Angehö -rige des sowjetischen Lagerpersonals auch in Buchenwald. Welches Verhältnis bestand zwischen dem sowjetischen Personal und den Internierten? Was dachte man gegenseitig voneinander? Wo begegnete man sich? Wie sah das Verhältnis aus?Es hilft die Uniform genauer zu betrachten und vielleicht Einzelheiten zu zeichnen. Hin-weise liefern auch die Texte auf diesem Blatt.

wie wir am Kanten Brot, manchmal hatte er et was Speck dazu, auch seine Suppe wird ab und zu ein bißchen mehr Kraut gehabt ha ben, aber allzu groß war der Un ter schied nicht und in der Bevölkerung wird mancher sowohl in Deutschland als auch in der Sowjetunion manchmal noch we ni ger gehabt haben.”Wolfgang Gszczak, Bericht 1990, BwA S-B-54

Bewachung„Erwähnen muß ich noch, daß die Russen dauernd in Un ge wiß heit und Spannung le ben. Ob Offizier oder Soldat, kei ner ist vor einer plötzlichen Abberufung sicher, die ihn selber als Häftling in ein Zwangs-arbeiterlager führen kann. Jeder von ih nen hat die Aufgabe den anderen zu über-wa chen und Berichte zu schrei ben, selbst der Lagerkommandant ist von der Kon- trol le nicht ausgeschlossen. [...]Die Bewachungsmannschaften werden sehr streng gehalten. 4 Stunden müssen sie hintereinander auf den Türmen bei Wind und Wetter Posten stehen. Ein zel -ur laub in die Stadt, wie wir ihn kennen, gibt es nicht, höchstens daß einmal eine Abteilung geschlossen in das Kino fährt.“Horst Müller, Bericht undatiert, BwA S-B-104

Sowjetische Uniform

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Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

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Fluchten

Eine Möglichkeit, sich in der Aus stel lung zu orientieren...

Die Ausstellung enthält auch Zeichnungen oder Skizzen. Ob aus persönlichem An trieb oder im Dienstablauf entstanden, hel fen sie heute, Ereignisse zu dokumentieren, die mit ihrem Verlauf oder Ergebnis das La ger le ben beeinflußten. Zu sol chen Ereignissen zähl-ten auch Fluchten bzw. Flucht ver su che.Gab es Bedingungen im Lager, die Flucht- ver su che be gün stig ten? Welche Chancen eröffnete eine geglückte Flucht? Hatten Fluch ten bzw. Fluchtversuche Kon se -quen zen für die zu rück ge blie be nen Häft-linge?

Es ist nicht leicht, Antworten auf diese Fra- gen zu finden. Eine Hilfe bieten die Texte auf dem Blatt, weitere Hinweise finden sich in der Ausstellung.

Fluchtversuch„Aufregung hingegen brachten [...] an ei nem Sonntag Schüsse aus dem unteren Teil des La gers und sofort einsetzendes Si re nen ge heul. [...] Ein dummes Gefühl be schlich uns, als ein früh ausgerücktes Harkkommando aus meiner Kom pa nie am späten Nach mit tag noch nicht wie-der zurück war.Die Kameraden hatten den Strei fen lockerer Erde zwischen dem Elek tro zaun und den hin ter dem Sta chel -draht liegenden Bretterzaun zu harken. Dabei passierte es, daß der lang bei ni ge Hans Mittag, Zahnarzt von Beruf, direkt unter einem Po sten turm es wagte, sich durch eine Lücke im E-Zaun zu zwängen, tatsächlich hindurchkam und versuchte, die breite Schießzone bis zum Wald krie- chend zu überwinden. Vielleicht hätte ihn der Posten auf diesem Wege zum Wald nicht bemerkt. Aber Max D. [...] rief ihn [den Posten] an und wies auf den Krie- chen den. Eine Salve löschte sein Le ben aus.“Kurt Noack, Speziallager Nr. 2, 1947-1948Bericht 1988, BwA S-B-178

Ausstellungsabschnitt 3.3 weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitt 2.3, 3.1,

Sondermeldung„Hiermit melde ich, daß am 6.12.45 drei Häft lin ge aus dem Speziallager Nr. 2 Buchen wald infolge der unzureichenden äu ße ren Be wa chung und man gel haf ten La ger ord nung im Nebel ge flo hen sind:Während einer Untersuchung wurde fest- ge stellt:Die oben genannten Häftlinge sind mit Hil fe ei ner Leiter und eines trockenen Bret- tes, wel ches sie auf den unter Span nung ste hen den elek tri schen Stacheldrahtzaun ge legt ha ben, ge flo hen.Eingeleitete Maßnahmen: […]3. In der Lagerzone wurde eine zweite Sta chel draht um zäu nung 15 Meter [von der er sten] entfernt errichtet. 4. Das Lager wurde in drei Zo nen un ter teilt:ArbeitszoneZone für arbeitende Häft lin geZone für nicht arbeitende Häft lin ge (die Zo nen sind durch Drahtzaun von ein an der ge trennt)5. Rund um das Lager wird eine 50-Me- ter-Zone von Wald und Gebüsch frei ge -macht.Zur Verstärkung der Bewachung des La gers Nr. 2 wurden zwei Wachhunde und ein Fährten hund be reit ge stellt.Die 24 Wachtürme sind rund um die Uhr mit Wachposten besetzt.Die Garnison wurde gemäß dem Pro to koll ei ner Kommission zur La ger be wa chung auf 95 Personen verstärkt.“Sondermeldung von Oberst S. M. Swiridow, Leiter der Abteilung Speziallager des NKWD auf dem Territorium Deutschlands, GARF Akte 135, Bl. 12-13

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Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

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2001

Frauen und Jugendliche

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehe ma li gen Lagerinsassen. Sie wur den über viele Jahre hinweg aufgehoben, ver ges sen, ge hü tet, manchmal hervorgeholt und er in -ner ten an die Zeit im Lager. Für wen und zu welchem Anlaß war dieses Stoffmaßband an ge fer tigt worden?Gab es dafür Ver wen dungs mög lich kei ten im Lager? Wel che Chancen nutzten in- ter nier te Frauen, um ihr Überleben zu or ga ni sie ren? Es ist nicht leicht, Antworten auf diese Fra gen zu finden. Wenn man den Ge gen -stand genauer betrachtet, beschreibt, zu zeich nen versucht, wird seine Geschichte viel leicht faßbarer.Weitere Hinweise bieten die Aus stel lung und die Texte auf diesem Blatt.

Näharbeiten„In der Zwischenzeit [hatte ich] eine schö ne Aufgabe über nom men. Ich kleidete die drei Torgauer Kinder mit allem mög li chen ein. Alles natürlich mit der Hand ge näht. Wir hatten ja genügend Zeit und be- stick ten die genähten Sachen mit Fä den aus sowjetischen Trans pa ren ten, die die Scheuer kommandos ins Lager schmug- gel ten. Für mich nähte ich eine Art Ko s-tüm aus einer Decke. Wir be ka men öf ters Sa chen aus dem Magazin und für Brot konn te man so manches kau fen.“Erika Pelke, Bericht 1994, BwA S-B-122

Flöhe und Wanzen„Wir kamen zuerst in einen Raum, wo wir auf dem kahlen Fußboden schlafen muß- ten. Später wurden wir in eine Holz ba rac ke verlegt. Ich schlief mit meinem Sohn im obersten Bett. Es war einfach grau sam. Wir waren inzwischen drei Frauen mit Kin dern. Nach einigen Tagen kamen wir Frauen mit Kindern in einen Steinbau, das frühere La bor. Hier waren die Frauen aus Thüringen untergebracht. Da hatte ich nun endlich auch ein eigenes Bett für mei nen Thomas. Immer wenn ich ihn früh aus dem Bett nahm, war sein Kopfkissen voll Blut und sein kleiner Körper war vol ler Sti che von Wan zen und Flöhen. Wan zen und Flö- he haben uns vom ersten Tag an ver folgt.“Inge Leonhardt, Bericht , o.J. BwA B-B-101

Eine Chance„Ich war einer der wenigen glücklichen Ju gend li chen, dem es im Jahre 1947 ge lang, in die Tischlerei als Lehrling auf- ge nom men zu werden. Ich hatte darüber hin aus auch darin Glück, daß dort ein Mei ster tätig war, der mich tüchtig heran nahm. Trotz der Kürze der Zeit – ca. ein drei vier tel Jahr – lern te ich dadurch ver- schie de ne tischlerische Fähigkeiten, die ich in meinem späteren Leben recht gut gebrauchen konnte.“Günter Riese, Bericht 1990, BwA S-B-128

Freundschaft„Es war die Solidarität und Freundschaft, die besonders unter den Jugendlichen herrsch te. So fand ich in W. M. aus Reichen-bach einen Kameraden. Mit ihm konnte ich über alles, was mich bewegte, spre chen. Dabei hüteten wir uns, über das Es sen zu debattieren. Viele von de nen, die Essen zum Thema 1 erklärten, scha de ten sich selbst. Sie verspürten stän dig Hunger. Ich glaube, sie verhungerten gerade des halb.“Lothar Kwiaskowski, Bericht 1990, BwA S-B-96

Ausstellungsabschnitt 3.7 weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitt 1.6, 2.4, 3.5, 3.6

Religiöses Leben

Eine Möglichkeit, sich in der Ausstellung zu orientieren...In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehe ma li gen Lagerinsassen. Sie wur den über vie le Jah re hinweg aufgehoben, ver ges sen, ge hü tet, manchmal hervorgeholt und er in -nern an die Zeit im Lager. Ihre Be deu tung und wirk li che Bestimmung erschließt sich aber erst durch zusätzliche In for ma tio nen.Wem gehörte dieses Kruzifix? Welche Be deu tung hatte es für den Besitzer/die Be sit ze rin? Wa ren christliches Leben und re li giö se Ri tua le im Lager mög lich? Welche (un ter schied li chen) Auswirkungen hatte christ li cher Glau be unter diesen extremen Be din gun gen für den ein zel nen, vielleicht auch für das ge sam te Lager?Es ist nicht leicht, Antworten auf diese Fra gen zu finden. Wenn man den Ge gen stand ge nauer betrachtet, beschreibt, zu zeich nen ver sucht wird seine Ge schich te viel leicht faß ba rer.Weitere Hinweise bieten die Aus stel lung und die Texte auf diesem Blatt.

An den Chef des Spe zi al la gers Nr. 2 der SMADMajor Gen[ossen] AndrejewAn den deutschen Oster fei er ta gen am 15., 17. und am 18. April 1949 haben Sie Gottes-dienste für das Spezkontingent bzw. für die Strafgefangenen in der Lagerkirche bzw. in einer speziell für diesen Zweck ein ge -rich te ten Baracke zu or ga ni sie ren. Mit der [Durch füh rung] von Gottesdiensten nach den Lithurgien der evangelischen Kir che sind Priester aus den Reihen der Häft lin ge ihres La gers zu beauftragen.Die operativen Mitarbeiter wer den dazu verpflichtet, bei dem Gottesdienst an we -send zu sein und seinen Inhalt zu kon trol -lie ren.Die Teilnehmer des Got tes dien stes werden das Abendmahl empfangen und die re li -giö se Literatur erhalten; [...] Während der Got tes dien ste haben Sie eine entsprechen-de La ger ord nung bzw. Lagerbewachung zu sichern, über die Resultate des Got- tes dien stes ist Meldung an die Abteilung [Spe zi al la ger] zu erstatten.Leiter der Abteilung Speziallager der SMA in Deutschland Oberst ZikljajewDokument, GARF, f. 9409, op.1, d. 472 S. 55

Ein neuer Ausblick auf das Leben„Mir hatte die Lektüre des N.T. einen ganz neuen Ausblick auf das Leben be schert... Ich verschlang geradezu das Wort Gottes, das sich auch an jene rich te te, die da `sit zen in großer Trübsal und im Schatten des Todes`. Mit voller Über zeu gung und in gro ßer Freude und Ge las sen heit war es mir möglich, auch meine Mit ge fan ge nen mit zu rei ßen, so daß noch nach Jahren ein Unbekannter meiner Mut ter bezeugte, daß ich ihnen das Le ben gerettet hätte.“Hans-Richard Nevermann, Bericht 1988, BwA S-B-117

Zum Glauben zurückgefunden„Sehr viele waren ja strenge und ver bit -ter te Nazis, die sich längst aus der Kirche ab ge mel det hatten. Es fanden viele in der höchsten Not wieder zum Glauben und zu Gott zurück und hofften auf dessen Hil fe.“Werner Gumpert, Bericht o. D., BwA S-B-58

Ausstellungsabschnitt 3.5 weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitt 3.4, 3.6

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Stan

d 9.

2001

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 (1945-1950)

Chronologie des LagersAug. 45 Einrichtung des Speziallagers Nr.2 in Buchenwald; Dez. 45 das Lager ist mit fast 6.000 Gefangenen belegt, die in Thü rin gen verhaftet worden waren; die Si che rungs a-n la gen werden nach einer Flucht verstärkt; Jan. 46 Zugang von 5.671 Ge fan ge nen aus dem Speziallager Lands berg/ Warthe; Nov. 46 Zeitweilige drastische Re du zie rung der Lebensmittel; Anstieg der Totenzahlen; Dez. 46 Zu gang von etwa 5.100 Gefange-nen aus dem Speziallager Torgau; Jan./Feb. 47 Höhepunkt des Mas sen ster bens; Feb. 47 Abtransport von 1.086 Lagerinsassen zum Arbeitseinsatz in die UdSSR („Pelzmützen-transport“); Ent las sung von 136 Per so nen; April 47 Zu gang von 4.000 Ge fan ge nen aus dem auf ge lö sten Spe zi al la ger Jamlitz; höchste Be le gung mit ca. 16.400 Insassen; Sept. 47 Ver tei lung von Ta ges zei tun gen der SBZ; Juli-Sept. 48 Ent las sung von mehr als 9.000 In sas sen, zu gleich Zu gang von mehr als 6.000 Ge fan ge nen aus den auf ge lö sten Spe zi al la gern Fünf ei chen u. Mühlberg; Dez. 49 Erste Got tes dien ste mit Vertretern der Kir chen; Jan./Feb. 50 Auflösung des La gers, Entlassung von 7.073 Personen, 2.415 Per so nen wer den deutschen und 264 Per so nen so wje ti schen Sicherheitsor-ganen übergeben.

Im Speziallager Nr. 2 kamen zwischen Au gust 1945 und Februar 1950 7.113 Men schen ums Leben.

Stan

d 9.

2001

geistig-kulturelles Leben

Eine Möglichkeit, sich in der Aus stel lung zu orientieren... In der Ausstellung finden sich wenige Ge- gen stän de. In der Regel stammen sie von ehe ma li gen La ger in sas sen. Sie wur den über Jah re hin weg auf ge ho ben, verges-sen, ge hü tet, manch mal her vor ge holt und er in nern an die Zeit im Lager. Für welche – viel leicht auch verschiedenen – Be deu -tun gen steht diese Holzbrosche? Was bedeutete der Be griff „Kultura“? Konn ten alle Lagerinsas sen die we ni gen er laub ten Kulturveran staltungen be su chen? Wur de eine po li ti sche „Umerziehung“der La ge-r in sas sen durch ge führt?Es ist nicht leicht, Antworten auf diese Fra gen zu fin den. Wenn man den Ge gen -stand ge nau er be trach tet, be schreibt, zu zeich nen ver sucht wird sei ne Ge schich te viel leicht faß ba rer. Wei te re Hin wei se bieten die Aus stel lung und die Texte auf die sem Blatt.

Theateraufführungen„In der ersten Zeit meiner Haft in Bu chen -wald bestand die Mög lich keit, in re gel -mä ßi gen Abständen zur ‚Kultura‘ zu ge- hen, eine Theatergruppe, die re gel mä ßi ge Aufführungen durch führ te. Es waren ja auch eine ganze Reihe Be rufs schau -spie ler im Lager und soweit mir das in Er in ne rung ist, wurde das auch durch die so wje ti sche Lagerverwaltung unterstützt. Ich glau be mich erinnern zu kön nen, daß auch so wje ti sche Soldaten und Offiziere an sol chen Veranstaltungen teil nah men. Mir ist die Teilnahme an einer Faust-Auf- füh rung noch in Erinnerung. Ende 1946 oder Anfang 1947 wurde dann [...] die kul tu rel le Be tä ti gung ver bo ten. Die ,Kul-tura‘ wurde auf ge löst. Es fanden kei ne Auf füh run gen mehr statt.Fritz Wagner, Bericht 1990, BwA S-B-152

Aufgegeben„Der allergrößte Teil vegetierte stumpf- sin nig tagein-tagaus, Wo chen, Monate und Jahre hindurch. Das Leben schien keinem mehr lebenswert. Wir waren für die Außen welt verloren. Die Ungewißheit über das Schicksal unserer Angehörigen pei nig te uns ins Unermeßliche.“Fritz Eggemann, Bericht 1950, BwA S-B-30

Zeitungen im LagerAn den Leiter der Abteilung Speziallager der SMAD Oberst Gen[ossen] ZikljajewS[tadt] Berlin

Auf Ihr Schreiben Nr. 002487/5 vom 22. 09. 47

Hiermit melde ich, daß das mir un ter -ste hen de Lager seit dem 26. September 1947 regelmäßig folgende Zeitungen für das Spezkontingent erhält:„Neues Deutschland“, „Berliner Zei-tung“,„Tägliche Rundschau“, „Start“, „Für Dich“Chef des Speziallagers Nr. 2 der SMAD Andrejew, GRAF, f.9409, op 1, d. 471, S.277

Schachspiel„Ich hatte einen älteren Kameraden ge- fun den, bei dem ich Spanischunterricht nahm. Wir spielten auch Schach mit selbst her ge stell ten Figuren. Ein schnelles Räu ber schach spielten wir manchmal nach dem Brot emp fang morgens. Die Figuren kneteten wir aus Brot und jede ge schla ge ne Figur konnte man ver zeh ren.“Hermann Frey, Bericht 1990, BwA S-B-42

Ausstellungsabschnitt 3.5 weitere Hinweise: Ausstellungsabschnitt 2.5, 3.0, 3.3, 3.4

ArbeitsBlatt der Gedenkstätte Bu chen wald

Sowjetisches Speziallager Nr.2 1945-1950Ausstellung

Zur Konzeption der AusstellungDie Ausstellung ist chronologisch auf ge baut und hat vier Ausstellungsabschnitte. In den Abteilungen ist die Geschichte zum Spe zi -al la ger auf den Tischvitrinen aus ge brei tet, wäh rend der je wei li ge hi sto ri sche Kon text an den Stell wän den dar ge stellt wird.

Der erste Ausstellungsabschnitt kon- zen triert sich auf die Ein rich tung der so wje ti schen Spe zi al la ger in der SBZ, die drei wei te ren Abschnitte ins be son de re auf das Spe zi al la ger Nr.2 in Bu chen wald, dessen Geschichte und Lagerpraxis von der Ein rich tung 1945 bis zur Auf lö sung 1950 dar ge stellt wird. Da es in der letz ten Abteilung auch um die Nach ge schich te geht, werden das Zucht haus Wald heim und die „Wald-heimer Prozesse“ in ei nem ge son der ten Kom plex behandelt.

In der Ausstellung befindet sich an der lin ken Wand (vom Eingang aus gesehen) ein Biografientisch, auf dem eine Gruppen-biografie aus dem Thüringischen Geraberg sowie 18 Personen, die im Spe zi al la ger inter niert waren, vorgestellt werden. Der Tisch ist an ei ner Stel le un ter bro chen. Ein Fen ster spalt gibt den Blick nach drau ßen auf das Grä ber feld frei – hier liegt in der Aus stel lung das To ten buch aus.

Auf der rechten Seite bietet die Me di -en wand weitere Ver tie fungs mög lich kei ten in Form von Lesemappen, einem Com pu -ter le xi kon, Plakaten und Kurzfilmen, sowie speziellen Themenmappen und Zeitzeu gen- interviews.

Infotheke

Medien-Wand

Biografien-Tisch

Abschnitt 1

Die Einrichtungder Speziallagerin der sowjetischenBesatzungszone

Prolog

Abschnitt 2

Der Aufbaudes Speziallagers Nr. 2Buchenwald

Abschnitt 3

Die Lebens-bedingungenim Lager

Abschnitt 4

Die Auflösungder Speziallager

Epilog

WaldheimerProzesse

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2001