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Forum – ADO 903 JDDG | 10 ˙ 2006 (Band 4) Tagungsbericht 3rd Meeting of the European Association of Dermato-Oncology 23. – 25. Juni 2006 in Rom unter der Leitung von Ketty Peris/ Kongresspräsidentin Die European Association of Dermato- Oncology (EADO) versucht auf eu- ropäischer Ebene die Aktivitäten der Dermatologen im Bereich maligner Hauterkrankungen zu koordinieren. Auf deutschsprachiger Ebene ist die Arbeits- gemeinschaft Dermatologische Onkolo- gie in der EADO vertreten. Die EADO wurde 1998 durch Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz gegründet und hat in- zwischen auch in anderen europäischen Ländern, wie Griechenland, Ungarn und Spanien breite Akzeptanz gefunden. Der gegenwärtige Präsident ist Prof. Hubert Pehamberger aus Wien/ Österreich mit den Vize-Präsidenten Claus Garbe (Tü- bingen/Deutschland) und Jean Jacques Grob (Marseille/Frankreich). Das dritte Meeting der EADO wurde im Juni 2006 ausgerichtet von Frau Prof. Ketty Peris, l’Aquila/Italien. Das anspruchsvolle Programm beinhal- tete das gesamte Spektrum der malignen Hauterkrankungen. Im Vordergrund stand sicherlich das Melanom. Gerade beim metastasierenden Melanom werden gegenwärtig neue Medikamente geprüft. Bei vielen dieser neuen Ansätze handelt es sich um so genannten Kinase-Inhibitoren, die spezifisch in Signaltransduktionswege eingreifen. Als prominentester Vertreter ist das Sorafenib zu benennen, das im Rahmen von zahlreichen Phase II- und Phase III-Studien untersucht wird. Bei Sorafenib handelt es sich um einen Kinase-Inhibitor, der ursprünglich für das C-RAF entwickelt worden ist, aber auch die Signalübertragung durch B- RAF hemmt. Jedoch ist die Wirkung si- cherlich nicht so spezifisch wie ursprüng- lich angenommen. Das Molekül blockiert auch andere Signalübertragungswege mit unterschiedlich hoher Affinität. Weitere neue Therapieansätze beim me- tastasierenden Melanom sind von syste- mische Toll-like Rezeptor 7 Agonisten, die chemisch dem Imiquimod ähneln. Unter den immunologischen Therapie- ansätzen ist die Blockade des CTLA-4 mittels Antikörpern sehr attraktiv. Bei die- sem Ansatz kommt es zu einer breiten Ak- tivierung von Immun-Phänomenen – An- tikörper vermittelt und T-Zell vermittelt – die sehr häufig mit Autoimmun-Patholo- gien verbunden ist. Im besten Fall handelt es sich bei diesen Phänomenen um eine Ventiligo-ähnliche Depigmentierung. In vielen anderen Fällen wurden allerdings auch sehr schwerwiegende Autoimmuner- krankungen wie z. B. Iridozyklitis oder Colitis induziert. Deshalb müssen Thera- pie mit diesen Antikörpern gut überwacht werden und erfordern immer wieder den Einsatz von hochdosierten Corticostero- iden. Neben der Behandlung des fortge- schrittenen Melanoms war ein großer An- teil des Kongresses der Früherkennung, der sekundären Prävention, gewidmet. Die Auflichtmikroskopie und die compu- tergestützte Auflichtmikroskopie spielt hier sicherlich eine entscheidende Rolle. Interessante Entwicklungen in der primären Prävention beim Vermeiden von UV-induzierten DNA-Schäden wurden ebenfalls abgehandelt. Auch die Chemo- prävention z. B. mit Lokal applizierten Grüntee-Extrakten fand sich im Pro- gramm. Neben dem Melanom der Haut wurden unter anderem auch die primär kutanen T- Zell-Lymphome diskutiert. Neuere mole- kulare Analysen haben dazu beigetragen, diese Erkrankungen besser einzuteilen und zu verstehen. Ähnlich wie beim Melanom werden auch hier neue Therapieverfahren auf spezifische Transduktionswege einwir- ken. Erfreulich ist, dass sowohl für die Dia- gnose im Rahmen der WHO/EORTC Klassifizierung (Publiziert im WHO Buch zum Thema Hautkrebs) internationaler Konsenz erzielt wurde, als auch zu Thera- pieoptionen, die sich in den von Herrn Prof. Knobler vorgetragenen EORTC- Guidelines für die Behandlung der My- cosis fungoides und des Sézary Syndroms widerspiegeln. Diese Guidelines sind in weiten Teilen überlappend mit den Guide- lines der Arbeitsgemeinschaft Dermatolo- gische Onkologie, wie Sie auf der Home- page der ADO (www.ado-homepage.de) publiziert sind. Der photodynamischen Therapie war eine Plenarsitzung gewid- met, die sich mit der Behandlung von ak- tinischen Keratosen und oberflächlichen Basaliomen beschäftigt. Dabei präsentierte Herr Prof. Szeimies (Regensburg) ausführ- lich die Unterschiede zwischen 5-Ami- nolävulinsäure und Methyl-Aminolävu- linsäure. Hier finden sich signifikante Unterschiede bezüglich der Penetration und der intrazellulären Anreicherung. Of- fensichtlich ist die Aufnahme von Methyl- Aminolävulinsäure wesentlich günstiger und schneller als die der Aminolävu- linsäure. Die photodynamische Therapie kann in vielen Situationen auch sinnvoll kombiniert werden mit chirurgischen Massnahmen. Häufig ist es sinnvoll bei komplexen, grösseren epithelialen Tumo- ren nur die invasiven Anteile operativ zu entfernen und anschliessend das betroffene Areal mittels photodynamischer Therapie zu sanieren. Bei immunsupprimierten Pa- tienten kann neben der photodynami- schen Therapie auch 5 % Imiquimod- Crème zur Behandlung von aktinischen Hautläsionen sicher eingesetzt werden. Die immunologischen Grundlagen zum Einsatz lokaler Immunmodulatoren wur- den detailliert besprochen. Inzwischen gibt es zahlreiche Berichte zur Wirksamkeit von Imiquimod bei aktinischen Keratosen und in der Behandlung des Basalzellkarzi- noms. Hier fand ein intensiver Austausch zwischen den verschiedenen europäischen Ländern statt. Das Programm wurde ergänzt mit 35 Kurzvorträgen aus zahlreichen verschie- denen europäischen Ländern, die ein- drucksvoll die Kompetenz und Aktivitä- ten der Dermatologen im Bereich maligner Hauterkrankungen belegten. Daneben wurden spannende Fälle und interessante Untersuchungen auf 78 Po- stern dargestellt. Die Veranstaltung hatte aufgrund Ihres at- traktiven Programms und der „ewigen“ Schönheit Roms mehr als 450 Teilnehmer aus 18 europäischen Ländern und mehre- ren außereuropäischen Ländern nach Rom gelockt. Frau Prof. Ketty Peris hatte mit italienischem Charme eine offene At- mosphäre geschaffen, die dem Erfah- rungsaustausch zwischen den europäi- schen Dermatologen optimal unterstützte. Die Tagung bewies eindrucksvoll die Fort- schritte im Bereich der Diagnose und The- rapie maligner Hauterkrankungen. Man darf auf die weiteren Aktivitäten der jun- gen und spritzigen EADO gespannt sein. Korrespondenzanschrift Prof. Dr. med. Reinhard Dummer Dermatologische Klinik; UniversitätsSpital Zürich Gloriastrasse 31, CH-8091 Zürich Tel.: +41 (0)44-2 55-25 50 Fax: +41 (0)44-2 55-44 03 E-Mail: [email protected]

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JDDG | 10˙2006 (Band 4)

Tagungsbericht3rd Meeting of the EuropeanAssociation of Dermato-Oncology23. – 25. Juni 2006 in Rom unter derLeitung von Ketty Peris/KongresspräsidentinDie European Association of Dermato-Oncology (EADO) versucht auf eu-ropäischer Ebene die Aktivitäten derDermatologen im Bereich malignerHauterkrankungen zu koordinieren. Aufdeutschsprachiger Ebene ist die Arbeits-gemeinschaft Dermatologische Onkolo-gie in der EADO vertreten. Die EADOwurde 1998 durch Vertreter ausDeutschland, Frankreich, Österreichund der Schweiz gegründet und hat in-zwischen auch in anderen europäischenLändern, wie Griechenland, Ungarn undSpanien breite Akzeptanz gefunden. Dergegenwärtige Präsident ist Prof. HubertPehamberger aus Wien/ Österreich mitden Vize-Präsidenten Claus Garbe (Tü-bingen/Deutschland) und Jean JacquesGrob (Marseille/Frankreich). Das dritteMeeting der EADO wurde im Juni 2006ausgerichtet von Frau Prof. Ketty Peris,l’Aquila/Italien.Das anspruchsvolle Programm beinhal-tete das gesamte Spektrum der malignenHauterkrankungen. Im Vordergrundstand sicherlich das Melanom. Geradebeim metastasierenden Melanom werdengegenwärtig neue Medikamente geprüft.Bei vielen dieser neuen Ansätze handelt essich um so genannten Kinase-Inhibitoren,die spezifisch in Signaltransduktionswegeeingreifen. Als prominentester Vertreterist das Sorafenib zu benennen, das imRahmen von zahlreichen Phase II- undPhase III-Studien untersucht wird. BeiSorafenib handelt es sich um einenKinase-Inhibitor, der ursprünglich fürdas C-RAF entwickelt worden ist, aberauch die Signalübertragung durch B-RAF hemmt. Jedoch ist die Wirkung si-cherlich nicht so spezifisch wie ursprüng-lich angenommen. Das Molekül blockiertauch andere Signalübertragungswege mitunterschiedlich hoher Affinität.Weitere neue Therapieansätze beim me-tastasierenden Melanom sind von syste-mische Toll-like Rezeptor 7 Agonisten,die chemisch dem Imiquimod ähneln.Unter den immunologischen Therapie-ansätzen ist die Blockade des CTLA-4

mittels Antikörpern sehr attraktiv. Bei die-sem Ansatz kommt es zu einer breiten Ak-tivierung von Immun-Phänomenen – An-tikörper vermittelt und T-Zell vermittelt –die sehr häufig mit Autoimmun-Patholo-gien verbunden ist. Im besten Fall handeltes sich bei diesen Phänomenen um eineVentiligo-ähnliche Depigmentierung. Invielen anderen Fällen wurden allerdingsauch sehr schwerwiegende Autoimmuner-krankungen wie z. B. Iridozyklitis oderColitis induziert. Deshalb müssen Thera-pie mit diesen Antikörpern gut überwachtwerden und erfordern immer wieder denEinsatz von hochdosierten Corticostero-iden. Neben der Behandlung des fortge-schrittenen Melanoms war ein großer An-teil des Kongresses der Früherkennung,der sekundären Prävention, gewidmet.Die Auflichtmikroskopie und die compu-tergestützte Auflichtmikroskopie spielthier sicherlich eine entscheidende Rolle.Interessante Entwicklungen in derprimären Prävention beim Vermeiden vonUV-induzierten DNA-Schäden wurdenebenfalls abgehandelt. Auch die Chemo-prävention z. B. mit Lokal appliziertenGrüntee-Extrakten fand sich im Pro-gramm.Neben dem Melanom der Haut wurdenunter anderem auch die primär kutanen T-Zell-Lymphome diskutiert. Neuere mole-kulare Analysen haben dazu beigetragen,diese Erkrankungen besser einzuteilen undzu verstehen. Ähnlich wie beim Melanomwerden auch hier neue Therapieverfahrenauf spezifische Transduktionswege einwir-ken. Erfreulich ist, dass sowohl für die Dia-gnose im Rahmen der WHO/EORTCKlassifizierung (Publiziert im WHO Buchzum Thema Hautkrebs) internationalerKonsenz erzielt wurde, als auch zu Thera-pieoptionen, die sich in den von HerrnProf. Knobler vorgetragenen EORTC-Guidelines für die Behandlung der My-cosis fungoides und des Sézary Syndromswiderspiegeln. Diese Guidelines sind inweiten Teilen überlappend mit den Guide-lines der Arbeitsgemeinschaft Dermatolo-gische Onkologie, wie Sie auf der Home-page der ADO (www.ado-homepage.de)publiziert sind. Der photodynamischenTherapie war eine Plenarsitzung gewid-met, die sich mit der Behandlung von ak-tinischen Keratosen und oberflächlichenBasaliomen beschäftigt. Dabei präsentierteHerr Prof. Szeimies (Regensburg) ausführ-lich die Unterschiede zwischen 5-Ami-nolävulinsäure und Methyl-Aminolävu-linsäure. Hier finden sich signifikanteUnterschiede bezüglich der Penetration

und der intrazellulären Anreicherung. Of-fensichtlich ist die Aufnahme von Methyl-Aminolävulinsäure wesentlich günstigerund schneller als die der Aminolävu-linsäure. Die photodynamische Therapiekann in vielen Situationen auch sinnvollkombiniert werden mit chirurgischenMassnahmen. Häufig ist es sinnvoll beikomplexen, grösseren epithelialen Tumo-ren nur die invasiven Anteile operativ zuentfernen und anschliessend das betroffeneAreal mittels photodynamischer Therapiezu sanieren. Bei immunsupprimierten Pa-tienten kann neben der photodynami-schen Therapie auch 5 % Imiquimod-Crème zur Behandlung von aktinischenHautläsionen sicher eingesetzt werden.Die immunologischen Grundlagen zumEinsatz lokaler Immunmodulatoren wur-den detailliert besprochen. Inzwischen gibtes zahlreiche Berichte zur Wirksamkeitvon Imiquimod bei aktinischen Keratosenund in der Behandlung des Basalzellkarzi-noms. Hier fand ein intensiver Austauschzwischen den verschiedenen europäischenLändern statt. Das Programm wurde ergänzt mit 35Kurzvorträgen aus zahlreichen verschie-denen europäischen Ländern, die ein-drucksvoll die Kompetenz und Aktivitä-ten der Dermatologen im Bereichmaligner Hauterkrankungen belegten.Daneben wurden spannende Fälle undinteressante Untersuchungen auf 78 Po-stern dargestellt.Die Veranstaltung hatte aufgrund Ihres at-traktiven Programms und der „ewigen“Schönheit Roms mehr als 450 Teilnehmeraus 18 europäischen Ländern und mehre-ren außereuropäischen Ländern nachRom gelockt. Frau Prof. Ketty Peris hattemit italienischem Charme eine offene At-mosphäre geschaffen, die dem Erfah-rungsaustausch zwischen den europäi-schen Dermatologen optimal unterstützte.Die Tagung bewies eindrucksvoll die Fort-schritte im Bereich der Diagnose und The-rapie maligner Hauterkrankungen. Mandarf auf die weiteren Aktivitäten der jun-gen und spritzigen EADO gespannt sein.

KorrespondenzanschriftProf. Dr. med. Reinhard DummerDermatologische Klinik;UniversitätsSpital ZürichGloriastrasse 31, CH-8091 ZürichTel.: +41 (0)44-2 55-25 50Fax: +41 (0)44-2 55-44 03E-Mail: [email protected]