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Für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit Gentechnik in der Landwirtschaft (K)eine Lösung für den Welthunger? • Chancen und Risiken • Welternährung im Klimawandel • Sozioökonomische Auswirkungen • Umwelt und Biodiversität • Gesundheit Arbeitsheft

Arbeitsheft - Portal Globales Lernen · oder häufig auch Grüne Gentechnik genannt. Im Folgenden soll der Begriff Agrogentechnik verwendet werden, da „Grüne Gentechnik“ zwar

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Page 1: Arbeitsheft - Portal Globales Lernen · oder häufig auch Grüne Gentechnik genannt. Im Folgenden soll der Begriff Agrogentechnik verwendet werden, da „Grüne Gentechnik“ zwar

Für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit

Gentechnik in der Landwirtschaft(K)eine Lösung für den Welthunger?

• Chancen und Risiken

• Welternährung im Klimawandel

• Sozioökonomische Auswirkungen

• Umwelt und Biodiversität

• Gesundheit

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Gentechnik in der LandwirtschaftInhaltsverzeichnis

1. Vorwort 3

2. Einführung – Gentechnik in der Landwirtschaft (Agrogentechnik) 4

3. Wie funktioniert Agrogentechnik? 4

4. Was soll bei den Pflanzen mit Gentechnik erreicht werden? 6

4.1.VeränderungagronomischerEigenschaften 6

4.2.VeränderteNahrungsmitteleigenschaften 7

4.3.ProduktionvonIndustrierohstoffenundPharmazeutischenProdukten 7

5. Fokussierung der Forschung 8

6. Gentechnisch veränderte Tiere 8

7. Was wird wo angebaut? 9

8. Agrogentechnik auf dem deutschen Markt 10

9. Risiken und Chancen der Agrogentechnik – Argumente von Befürwortern und Kritikern 11

9.1.WelternährungimKlimawandel 11

9.2.SozioökonomischeAuswirkungen 13

9.3.UmweltundBiodiversität 16

9.4.Gesundheit 17

10. Ist eine Koexistenz möglich? 20

Aktionsvorschläge 22Filme 22Literatur und Hinweise auf Materialien für den Unterricht 22/23Übersicht über Agrogentechnik-relevante Internetportale und Institutionen 23

Boxen/Exkurse

1. EuropäischeRegulierungenzurKennzeichnunggentechnischveränderterLebens-undFuttermittel 10

2. AnbaugentechnischerveränderterSojainParaguay 12

3. AgrogentechnikundPatenteaufLeben 14

4. AnbaugentechnischveränderterBaumwolleinIndien–SegenoderFluch? 15

5. GlyphosatundAgrogentechnik–einegefährlicheKombination 18

6. „GoldenerReis“ 19

7. KritikvonWissenschaftlernundNichtregierungsorganisatonenanderRisikoprüfungundZulassung 21

gentechnischveränderterLebens-undFuttermittelinderEU

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Dieses Heft wurde vorwiegend für LehrerInnen undBildungsreferentInnen konzipiert und soll als Hintergrund-information und Unterrichtsvorbereitung dienen. AuchSchülerInnen der Oberstufe können das Heft nutzen, wennsie bereits über das nötige Grundlagenwissen verfügen. DasHeft enthält Aufgaben, Arbeitsaufträge und Ideen für denUnterrichtundbieteteineGrundlage fürweitereRecherchenzudiesemThemenbereich.DiemeistenderangegebenQuellenund weiterführenden Publikationen sind im Internet überSuchmaschinenverfügbar.

Im Rahmen unseres BIOPOLI-Bildungsprojektes können SieübrigensunsereReferentInneneinladen(sieheHeftrückseite).Können Sie dieses Heft für Ihren Unterricht nutzen? DannfreuenwirunsübereinkleinesFeedbackan:[email protected]

IhrTeamderAgrarKoordination

DieFrage,welchenNutzenundwelcheRisikendieGentechnikin der Landwirtschaft (Agrogentechnik) birgt, ist hochumstritten. Den Heilsversprechen der Gentechnikindustrieim Hinblick auf Welternährung und Umwelt steht eineklare Ablehnung durch viele Umwelt-, Entwicklungs- undVerbraucherschutzorganisationen(undderMehrheitderdeut-schenBevölkerung)gegenüber.DieAgrarKoordinationmachtkeinenHehldaraus:AuchsieistgegenüberderAgrogentechnikkritischeingestellt.DiesekritischeEinstellungbasiertaufeinerlangjährigen Auseinandersetzung mit den Argumenten vonKritikernundBefürworternderAgrogentechnik.Dieses Heft ist keine wissenschaftliche Publikation, aberdie Informationen im Heft basieren auf diversen fundierten(teilweise wissenschaftlichen) Studien und Berichten. EinigedieserPublikationenzitierenwir,dennwirhaltenesfürwich-tig,transparentzumachen,wiewirzuunserenAussagenundArgumentenkommen.WirzitierenvorallemÜberblicksstudienund allgemeinverständliche Publikationen, die weiterführen-de Hinweise auf wissenschaftliche Studien bieten. Dies istein Kompromiss zwischen der ausführlichen Auflistung wis-senschaftlicher Publikationen zu den behandelten ThemeneinerseitsundeinemvölligenFehlenvonQuellenundBelegenandererseits.Wir grenzen uns ab von einigen vermeintlich neutralenPublikationen, die aber vorwiegend den angeblichen Nutzender Agrogentechnik in den Vordergrund stellen. Zudem wer-den die Risiken der Agrogentechnik häufig lediglich alsBefürchtungen und übertriebene Ängste dargestellt – ohneBerücksichtigungzahlreicherStudien,diezeigen,dassesbereitsreale Grundlagen für die Warnungen von Agrogentechnik-Kritikerngibt.Wir setzen uns kritisch mit den (irreführenden) Argumentenund Behauptungen der Gentechnik-Befürworter auseinan-der und stellen ihnen (aus unserer Sicht überzeugendere)Argumente und Informationen entgegen. Wir stellen dieArgumentederAgrogentechnik-BefürworterzwarnichtinallerAusführlichkeitdar,wirbietenaberHinweiseundAnregungen,womanentsprechendeweiterführendeInformationenfindet.DiesesHeftbeschäftigtsichausschließlichmitdemEinsatzderGentechnikinderLandwirtschaft.Methoden,Risikobewertungund Anwendungen sind in der Medizin und Industrie ganzandersunddieArgumente lassen sichnichtunbedingtüber-tragen.Auf moralisch-ethische und religiöse Argumente gehen wirnichtein -wirkonzentrierenunsaufdieAuseinandersetzungmit den sozialen, ökonomischen, ökologischen und gesund-heitlichenAuswirkungenderAgrogentechnik.EinbesonderesAugenmerklegenwiralsentwicklungspolitischeOrganisationauf den Einsatz der Gentechnik in Entwicklungsländern.DabeigehenwiraufeinHauptargumentderAgrogentechnik-Befürworter ein – dass die Agrogentechnik notwendig imKampfgegendenHungersei.

1. Vorwort

Maispflanzen. 31% der weltweit angebauten Maispflanzen sind gentech-nisch verändert; Foto: Ursula Gröhn-Wittern

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2. Einführung – Gentechnik in der Landwirtschaft (Agrogentechnik)

Gentechnik ist eine Biotechnologie, bei der die Erbsubstanz(DNA) gezielt verändert wird, um bestimmte Mechanismenbzw.EigenschafteneinesOrganismuszuverändern.Diese Eingriffe in die Grundbausteine des Lebens sind nichtmehr nur Teil der Forschung, sie werden heutzutage rou-tinemäßig angewandt: in der Medizin (Gentherapie) undPharmaindustrie (Herstellung von Medikamenten), in derIndustrie(Abfallwirtschaft,HerstellungvonEnzymen)undseit1996inzunehmendemMaßeauchinderLandwirtschaft.DieAnwendungmolekularbiologischerTechnikenauflandwirt-schaftlich genutzte Pflanzen und Tiere wird Agrogentechnikoder häufig auch Grüne Gentechnik genannt. Im FolgendensollderBegriffAgrogentechnikverwendetwerden,da„GrüneGentechnik“ zwar nur als Abgrenzung zu Roter Gentechnik(Medizin) und Weißer Gentechnik (industrielle Produktion)steht, der Begriff aber durch Assoziationen mit „Bio“ und„Natur“beschönigendwirkt.DieMethodenderAgrogentechnikunterscheidensichgrundle-gendvondenherkömmlichenZüchtungsverfahren.SeitBeginndesAckerbausundderViehhaltunghatderMenschPflanzenundTierezurVermehrungausgewählt,dieEigenschaftenhat-

ten,diebeiderNutzungbesonderswertvollerschienen.Dabeiging es um Größe, Form und Farbe, Charaktereigenschaftenvon Tieren sowie umGeschmackundGesundheit.DurchdieArbeit von Generationen von Bauern und Bäuerinnen undderen angesammelten Wissen entstanden hunderttausendeSorten und tausende Tierrassen. Der ZüchtungsfortschrittbrachteenormeErtragssteigerungen.Diesgeschahzumgroß-enTeildurchdieSelektionundgezielteKreuzungvonElternderselbenArt.Dasgrundlegend„Andere“anderAgroentechnikist,dassGene(TeilederDNA,die füreinebestimmteMerkmalsausprägungverantwortlichsind)auchvonvölligverschiedenenOrganismen–dasheißtüberArtgrenzenhinweg–miteinanderkombiniertwerdenkönnen.Sokönnenz.B.auchTier-oderMenschengenein Pflanzen eingearbeitet werden. Unter anderem wurdenKarpfengene in Erdbeeren eingebaut, um diese frosttolerantzumachen – einVorgang, der inderNaturnicht vorkommt.GenaudieBarrieren,die inderEvolutiondenFortschrittunddie Entwicklung von höheren Lebewesen ermöglicht haben,sindes,dieheutedurchdieAgrogentechnikwiederdurchbro-chenwerden.

3. Wie funktioniert Agrogentechnik?

Es gibt verschiedene Methoden, gentechnisch verändertePflanzenherzustellen.DerallenTechnikenzugrundeliegendeProzesslässtsichvereinfachtinfünfTeilschritteuntergliedern:

1. Isolierung,2.Vervielfältigungund3. IdentifizierungeineszuübertragendenGens,4.EinbaudesGensindieDNApflanzlicherZellen,5.RegenerationganzerPflanzenausdengentechnisch verändertenZellen.

EineverbreiteteMethodezurHerstellunggentechnischverän-derter Pflanzen ist der Gentransfer durch sogenannte bakte-rielle Plasmide (Agrobacterium tumefaciens). Agrobacterium

tumefaciens ist ein Bodenbakterium, welches normalerweisekrebsartigeWucherungen imWurzelhalsbereich vonPflanzenverursacht. Das Bakterium besitzt eine ringförmige DNA(Plasmid). Dieses Plasmid enthält ein Gen, welches vondem Bakterium auf die Pflanze übertragen wird und dortTumorwachstum auslöst. Dieses für Tumorwachstum verant-wortlicheGenwirdausdemBakteriengenomherausgeschnit-ten und stattdessen wird ein Fremd-Gen eingebaut. InfiziertdasBakteriumnundiePflanze,sowirddasFremd-GenaufdiePflanzeübertragen.(sieheAbbildungaufSeite5)

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3. Wie funktioniert Agrogentechnik?

Film: Jenny fragt: Wie funktioniert die Genübertragung mit Agrobakterien?Informativer,abergegenüberderAgrogentechnikunkritischerKurzfilm(etwa6Minuten),aufYoutubeverfügbar.

Genübertragung mit dem Agrobacterium tumefaciens

H.B. Gassen und K. Minol (Hrsg.): Gentechnik, 4. neubearbeitete Auflage, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart/Jena 1996Kopiervorlage aus: „Grüne Gentechnik und Lebensmittel - Ansätze für den fächerübergreifenden Unterricht“.

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4. Was soll bei den Pflanzen mit Gentechnik erreicht werden?

GentechnischeVeränderungenwerdenindreiGenerationenunterteilt:1.VeränderungagronomischerEigenschaften2.VeränderteNahrungsmitteleigenschaften3.ProduktionvonIndustrierohstoffenundpharmazeutischenProdukten

4.1. Veränderung agronomischer Eigenschaften

Beider1.GenerationsolleineverbesserteWiderstandsfähigkeitderPflanzeerzieltwerden.Herbizidresistenz und Schädlingsresistenz sind die Eigen-schaften, die bisher am häufigsten durch gentechnischeVeränderungenerzieltwurden.

HerbizidtoleranzNutzpflanzen wie Soja, Raps und Mais werden gegen soge-nannte Breitband- oder Totalherbizide resistent gemacht.Totalherbizide sind in der Lage, nahezu alle Pflanzen 3-7Tage nach der Ausbringung abzutöten und konnten daherlange Zeit nicht als „Pflanzenschutzmittel“ in wachsendenKulturen eingesetzt werden. Seitdem es aber möglich ist,NutzpflanzendurchgentechnischeVeränderungengegenüberTotalherbiziden tolerant zu machen, können diese Pflanzenin Kombination mit den Herbiziden eingesetzt werden. Dieerntemindernde Konkurrenz wilder Pflanzenarten wird ver-nichtet,dieKulturpflanzeüberlebt.DieHerbizidewerdenalsozusammen mit dem gentechnisch veränderten Saatgut nachdemSchlüssel-Schloss-Prinzipeingesetzt,d.h.derAnbau setztden Gebrauch eines bestimmten Unkrautvernichtungsmittelsvorausundumgekehrt.Beideswird invielenFällenvomglei-chenHerstellervertrieben.85%dergentechnischverändertenPflanzenwurdenherbizidtolerantgemacht–diemeistendavon

gegen das Totalherbizid Glyphosat (zum Beispiel unter demMarkennamen„Roundup“vonMonsantobekannt).

SchädlingsresistenzCa. 41% der gentechnisch veränderten Pflanzen wurdenschädlingsresistentgemacht.DafürwirddenPflanzeneinGeneingebaut,welchesdafürsorgt,dass in allen Pflanzenteilen ein Toxin (Gift) produziert wird.DerSchädlingstirbt,sobalderdiegifthaltigePflanzefrisst.DasGenkanndabeiauseinemMikroorganismusodereinerande-renPflanzestammen.DasbekanntesteBeispielistderBt-Mais.DabeiwirdeinGenausdemBakteriumBacillusthuringiensisgenommen. Bacillus thuringiensis produziert dabei verschie-deneBt-Toxine,welcheaufverschiedeneInsektenartentoxischwirken.HierunterfallenauchdieMaisschädlingeMaiszünsler(Ostrinia nubilalis) und Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgife-ra).DieRaupendesMaiszünslers(einkleinerFalter)vernichtenjährlichrund4%derMaisernte,weshalbesnotwendigist,dieSchädlingeunterKontrollezubekommen.Studienhabenabergezeigt, dass es inzwischen Maiszünsler gibt, die gegen dasBt-Toxinresistentsind–siekönnendieMaispflanzebefallen,auch wenn sie gentechnisch verändert ist (siehe Abschnitt„UmweltundBiodiversität“).Etwa 26% der gentechnisch veränderten Pflanzen wurden

Werbung für Roundup – das meistverkaufte Pestizid auch in Deutschland; Foto: Ursula Gröhn-Wittern

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4.2. Veränderte Nahrungsmitteleigenschaften

4.3. Produktion von Industrierohstoffen und Pharmazeutischen Produkten

DurchgentechnischeVeränderungensollendieEigenschaftenund Inhaltsstoffe von Pflanzen verbessert werden, wiezum Beispiel die Nährstoffszusammensetzung oder dieVerarbeitungsqualität. Als Beispiel wäre hier der sogenann-te „Goldene Reis“ zu nennen. Dieser Reis wird gentech-nisch so verändert, dass er in seinen Körnern Carotinoide(VorstufenvonVitaminA)produziert(siehedazudiekritische

AuseinandersetzungmitdemNutzendes „GoldenenReis“ inder Box auf S. 19). Bisher wurden derartige Veränderungennoch nicht kommerziell genutzt. Für das Jahr 2013 wurdeallerdingsangekündigt,dassnebendem„GoldenenReis“aucheineSojabohnemitverändertemÖlsäuregehaltaufdenMarktkommensoll.

Bei der 3. Kategorie der gentechnisch veränderten ProduktewerdenPflanzendazugenutzt,Industrierohstoffeherzustellen.Hierzu gehört zum Beispiel die Stärkekartoffel Amflora. DieKartoffelstärkewirdzurHerstellungvonPapier,TextilienundKlebstoffverwendet.Zudem werden gentechnisch veränderte Pflanzen für dieHerstellung von Arzneiwirkstoffen eingesetzt (soge-nannte Pharmacrops). Es geht vor allem darum, mensch-liche, körpereigene Proteine, wie monoklonale Antikörper,Blutproteine, Hormone (z.B. Insulin, Wachstumshormone,

Interferone, Interleukine) oder therapeutische Enzyme undImpfstoffe herzustellen. In den USA gab es bereits mehre-re Freisetzungsversuche mit Pharmacrops. Auch in Europawurden einzelne Freisetzungsversuche durchgeführt, u.a. derhoch umstrittene Versuch mit Pharma-Erbsen in Gatersleben(Sachsen-Anhalt). Die ersten mit Pharmacrops hergestelltenWirkstoffewerdenbereitsklinischgeprüft,eineZulassungfürdenkommerziellenAnbauvonPharmacropsgibtesabernochnicht.

Globale Anbaufläche gentechnisch veränderter Pflanzen (Insektenresistenz und Herbizidtoleranz) in Millionen Hektar; Entwicklung zwischen 1996 und 2011; Graphik: ISAAA

1 Ute Sprenger (2008): Die Heilsversprechen der Gentechnik-Industrie – ein Realitätscheck. Studie im Auftrag des BUND

sowohlschädlingsresistentalsauchherbizidtolerantgemacht.Neben Herbizidresistenz und Schädlingsresistenz gibt es wei-tere Ziele, die mit der Agrogentechnik verfolgt werden.Agrarkonzernegebenan,Pflanzenzuentwickeln,diegegenüberextremenUmweltfaktorenwiderstandsfähigsind.Dazugehörtzum Beispiel Trockentoleranz, Säuretoleranz, Salztoleranz,Temperaturtoleranz, Aluminiumtoleranz und eine bessereNährstoffaufnahme. Die Gentechnik-Industrie verspricht, aufdieseWeisedenHerausforderungendesKlimawandelsundder

Hungerbekämpfung zu begegnen (siehe dazu Abschnitt„Chancen und Risiken der Agrogentechnik“). Bisher wer-den derartige Veränderungen noch nicht kommerziellgenutzt.AuchForschungenhierzuwerdennurinkleinemMaßstabdurchgeführt und scheinennicht so lukrativ zusein.12013sollallerdingseintrockentoleranterMaisaufdenMarkt(Name„Droughtguard“)kommen.

Hektar

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6. Gentechnisch veränderte Tiere

Auch bei Tieren wird mit gentechnischen Veränderungengeforscht. Dabei geht es zum Beispiel darum, eine frühereSchlachtreife durch Wachstumshormone zu erreichen (zumBeispielbeiLachs),dieKrankheitsresistenzzuverbessern(beiRinderngegenBSE)unddieZusammensetzungdertierischenLebensmittel zu verändern (z.B. fettarme und nährstoffreicheKuhmilch).GeforschtwirdauchmitMücken,derenNachwuchsmitHilfederGentechnikimLarvenstadiumabgetötetwird.DasDengue-undGelbfieber,dasdurchMückenübertragenwird,soll auf diese Weise bekämpft werden. FreisetzungsversuchemitderartigenMückenwurdenbereitsaufdenCyaman-Inseln,aufMalaysiaundinBrasiliendurchgeführt.InBrasilienwurde

imJahr2012eine„Moskito-Fabrik“eingeweiht,inderkünftig4MillionenMoskitosproWocheausgebrütetundanschließendfürweitereTestsfreigesetztwerdensollen.EinekommerzielleEinführungistbeidenmeistenForschungenangentechnischveränderten Tieren in nächster Zeit nicht zu erwarten. EineZulassungfürdentransgenenLachsstand2010indenUSAzurDiskussion,wurdeaberdurchWiderständeaufpolitischerund zivilgesellschaftlicher Ebene bisher verhindert. Es gibtallerdingsschontransgeneTierezurMedikamentenproduktion.Zum Beispiel ist das Medikament Antithrombin in der MilchvontransgenenZiegenenthalten.

5. Fokussierung der Forschung

Der Stand der Forschung und kommerziellen Nutzung istbei den verschiedene Kategorien agrogentechnischerVeränderungen sehr unterschiedlich. Kommerziell genutztwerden bisher fast nur gentechnisch veränderte Pflanzenmit Herbizidtoleranz und Schädlingsresistenz. Viele Sortenbekommen die gentechnischen Veränderungen gleich imDoppelpack–SchädlingsresistenzundHerbizidtoleranz(soge-nanntegestapelteGene)– zusammen.DerGroßteilderkom-merziellgenutztengentechnischenVeränderungenbeschränkt

sichaufdie4KulturenMais,Soja,BaumwolleundRaps(sieheKreisdiagramm).Die Fokussierung der Agrogentechnik-Industrie auf wenigePflanzen und gentechnische Veränderungen entspricht denGeschäftsinteressen der großen Agrarkonzerne Monsanto,Syngenta und Bayer CropScience. Diese UnternehmenmachenihrenHauptumsatzmitAgrochemikalien.Siesindalsovorallemdaraufaus,durchherbizidresistentesSaatgut ihrenUmsatzandemdazugehörigenHerbizidzusteigern.

EmpfehlungzumWeiterlesen: UteSprenger,HeikeMoldenhauer:DieHeilsversprechenderAgrogentechnik–EinRealitätscheck;in:Derkri-tischeAgrarbericht2009(KurzfassungeinerStudiedesBUND)

99% der weltweit angebauten gv-Pflanzen sind Soja, Mais, Baumwolle und Raps; Graphik der Agrar Koordination; Quelle der Zahlenangaben: www.transgen.de

Soja47%

Anteile an der weltweiten GVO-Anbaufläche

Mais32%

Baumwolle15%

Raps5%

Sonstige 1%

Anteile an der weltweiten GVO-Anbaufläche

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WassindgentechnikfreieRegionen?WassindZieleundAktivitätenihrerBefürworterundBefürworterinnen?FindenSieheraus,obesinIhrerNäheschongentechnikfreieRegionengibt.Rechercheunterwww.gentechnikfreie-regionen.de

7. Was wird wo angebaut?

ImJahr2011wurdenweltweitauf160MillionenHektargen-technischverändertePflanzenangebaut.Dasentsprichtdem13-fachendergesamtendeutschenAckerfläche.17verschiedenePflanzenartenwerdenaufdieserFlächeange-baut, wobei jedoch alleine 4 Pflanzen 99 % der weltweitenAnbauflächedergentechnischverändertenPflanzen(gv-Pflan-zen)ausmachen(sieheKreisdiagrammlinks).DerFlächenanteilmanchergentechnischveränderterKulturen(gv-Kulturen), gemessen an der Gesamtanbaufläche dieserKulturpflanzen, ist enorm hoch. Bei Baumwolle und Sojamachen die gv-Pflanzen gut ¾ der Anbaufläche aus. In ein-zelnen Ländern liegt dieser Anteil teils sogar noch höher. InArgentinienbeispielsweisewirdaufrund16MillionenHektarzu100%Gen-Sojaangebaut–dasentsprichtfastderHälftederFlächeDeutschlands.88%dergv-Pflanzen-AnbauflächeverteiltsichaufdieLänderUSA,Brasilien,Argentinien,IndienundKanada.In Europa ist bisher Spanien das einzige Land, in dem gv-PflanzeningrößeremUmfangkommerziellangebautwerden.ImJahr2012waretwaeinDrittelderspanischenMaisernteBt-Mais.

NebendenzumkommerziellenAnbauzugelassenenPflanzengibt es europaweit viele, die in Freilandversuchen angebautwerden.In Deutschland findet derzeit (2012) kein kommerziellerAnbau von gv-Pflanzen statt. Der Anbau des Gen-MaisesMON810wurdeimJahr2009aufGrundvonStudienzuöko-logischen und gesundheitlichen Risiken verboten. So zeigtenStudien Risiken auch für sogenannte NichtzielorganismenwiezumBeispielMarienkäferauf.2DerMaisMON810wurdezuvor indenJahren2006–2008 inDeutschlandangebaut.DieStärkekartoffelAmflorawurde2010und2011auf14haangebaut,2012stellteBASF jedochdieVermarktungwegengeringeröffentlicherAkzeptanzein.AktuelleZahlenzumAnbaugentechnischveränderterPflanzenwerden unter www.transgen.de veröffentlicht. Welche gv-PflanzeninDeutschlandaufwelcherFlächeangebautwerden,kann ineinemStandortregister (http://apps2.bvl.bund.de/stareg_web/index.do)immeraktuellabgerufenwerden.Seit2005müssendort alleAnbauflächen vongv-Pflanzeneinge-tragenwerden.

Rapsfeld; 25% des weltweit angebauten Rapses ist gentechnisch verändert; Foto: Ursula Gröhn-Wittern

Arbeitsauftrag

2Christoph Then und Katrin Brockmann (2009): Lässt sich der Anbau von Gen-Mais MON810 in Deutschland verbieten? Eine wissenschaftliche und rechtliche Bewertung

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Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung möchte keine gentechnisch veränderten Lebensmittel essen. Auch einGroßteilderBevölkerung indenUSA istkritischgegenübergv-Lebensmittelneingestellt.WiebeurteilenSiediepolitischenRegulierungen zur Gentechnik in Deutschland/Europa und in den USA in Anbetracht der Verbraucherwünsche? WelcheUrsachenkönnteesgebenfürmangelndeRegulierungen?BerücksichtigenSiefürIhreBeurteilungauchdieInformationenindergrünenBoxaufSeite21.

Welche Lebensmittel sind bereits gentechnisch verändert und in unseren Supermärkten zu finden? Welche Firmen setzten auf gentechnisch veränderte Futtermittel und welche nicht? Tipp:BestellungdesRatgebers „EinkaufenohneGentechnik“ inTaschenformatvonGreenpeaceunter040/30618-0oderhttp://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/lebensmittel/artikel/ratgeber_essen_ohne_gentechnik/RechercheinSupermärktenundunterfolgendenLinks:www.transgen.de,www.greenpeace.de/genalarm

8. Gentechnik auf dem deutschen Markt

In Deutschland gilt eine Kennzeichnungspflicht für gentech-nischveränderteLebensmittel(gv-Lebensmittel).Lebensmittel,diemehrals0,9%gentechnischveränderteInhaltsstoffeauf-weisen,müssenentsprechendgekennzeichnetwerden.Bisher sind nur einzelne Produkte auf dem deutschen Markterhältlich,dieentsprechendgekennzeichnetsind.Dasbetrifftzum Beispiel Sojaöle, Sojasoßen, Süßigkeiten und Softdrinks.Auch in hoch verarbeiteten Lebensmitteln können einzelneZutaten (z.B. Öle, Granulate und Lecithin) gentechnisch ver-ändert sein. Es istaufdiegeringeöffentlicheAkzeptanz vongv-LebensmittelnundaufdieKennzeichnungspflichtzurückzu-führen,dassbishernurwenigegv-LebensmittelaufdemMarktsind.DennUmfragenzufolgesindüber70%derBevölkerungin Deutschland kritisch gegenüber gv-Lebensmitteln einge-stellt.3 So gehen Lebensmittelkonzerne davon aus, dass alsgentechnisch verändert gekennzeichnete Lebensmittel aufdemdeutschenMarktkeineChancehätten.Doch es gibt eine Kennzeichnungslücke: Tierische Produktemüssennichtgekennzeichnetwerden,wenndieTieremitgen-technischverändertemFuttergefüttertwurden.

Wer konventionell produziertes Fleisch und andere tierischeLebensmittelwieButter,Milch,JoghurtundKäsekauft,kannsichziemlichsichersein,dassbeiderHerstellungdermeistenProdukte Gentechnik mit im Spiel war. Denn Nutztiere wieKühe, Schweine und Hühner werden in der Regel mit (gen-technischverändertem)Sojagefüttert,daszumgroßenTeilausSüdamerika importiertwird.Verbraucherschutzorganisationenund andere Nichtregierungsorganisationen fordern eineKennzeichnungspflichtauchfürTierprodukte,diemitgv-Futtergefüttertwurden.Auch bei nicht gekennzeichneten Lebensmitteln lassen sichhäufigSpurenvongv-Pflanzenfinden.DieErgebnissederamt-lichenLebensmittelüberwachungzeigen,dassinjedemviertensojahaltigen Lebensmittel Spuren gentechnisch veränderterSojabohnen nachweisbar sind. Die Spuren bleiben allerdingsinderRegelunterdemGrenzwertvon0,9%.AuchinvielenimportiertenHonigenwurdenSpurenvongen-technischverändertemRapsundSojagefunden.

Aufgabe

Aufgabe

3 z.B. Eurobarometer, November 2010: 71% der Deutschen empfinden Gentechnik in Lebensmitteln als Risiko

EuropäischeRegulierungenzurKennzeichnunggentechnischveränderterLebens-undFuttermittel• Lebensmittel, GVO-Anteil 0-0,9%Keine Kennzeichnungspflicht, wenn Verunreinigungen „zufällig odertechnischunvermeidbar“sind

• Lebensmittel, GVO-Anteil über 0,9%müssengekennzeichnetwerden

• Futtermittel / tierische ProdukteGentechnisch veränderte Futtermittel müssen zwar gekennzeichnetwerden; tierische Produkte, diemit gentechnisch verändertem Futterhergestelltwurden,unterliegenjedochkeinerKennzeichnungspflicht

• Lebensmittel mit Siegel „Ohne Gentechnik“Seit Mai 2008 reguliert die „OhneGentechnik“- Verordnung(EG-Gentechnik-Durchführungsgesetz), dass Produzenten ihreLebensmittel speziell kennzeichnen können, wenn sie ganz freivon GVO sind und auch ohne GVO hergestellt wurden. Das „OhneGentechnik-Siegel“ kann nur von Produzenten genutzt werden, dieentsprechendeNachweiseerbringenunddieKostendafürzahlen.

Das Siegel „Ohne Gentechnik“ wird vom „Verband Lebensmittel Ohne Gentechnik“ vergeben

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WassinddieArgumentevonAgrarkonzernenfürdieGentechnikinderLandwirtschaftundwassinddieGegenargumente?ErgänzenSiedieInformationen,dieindenfolgendenAbschnittendargestelltwerden,durcheineInternetrecherche(z.B.unterwww.monsan-to.com,www.bayer.de)understellenSieeineTabelle/einPlakatmitPro-undContra-Argumenten.NehmenSieStellung:WelcheArgumenteüberzeugenSiemehr?

9. Risiken und Chancen der Agrogentechnik – Argumente von Befürwortern und Kritikern

Aufgabe

9.1. Welternährung im Klimawandel

Agrogentechnik könne einen wichtigen Beitrag leisten, umdie steigende Weltbevölkerung zu ernähren und Hunger zubekämpfen–dieseThesewirdvonVertreternderGentechnik-IndustrieundanderenBefürworternderAgrogentechnikimmerwiedervorgebracht.DazugehörtdieBehauptung,dassdurchdieAgrogentechniktrocken- oder salztolerante Pflanzen entwickelt werdenund dass mit Hilfe gentechnisch veränderter Pflanzen dasErtragspotential gesteigert werden kann.4 Kritiker haltendem entgegen, dass diese Behauptungen trotz langjährigerForschungsarbeiten nicht belegt werden konnten (sieheFußnote6).AuchwennesHinweiseaufErtragssteigerungenbeibestimmtenPflanzenundRegionengibt,sind inanderenRegionenErtragsrückgängezuverzeichnen.5

Die Forschung konzentriere sich – entgegen öffentlicherBekundungen der Konzerne – auch nicht auf derartigeZiele, sondern auf die Weiterentwicklung von herbizidtole-ranten und insektenresistenten Pflanzen. Doch wichtigerals die Streitfrage, ob es (in der Zukunft) gelingen kann,mit gv-Pflanzen landwirtschaftliche Erträge zu steigern, istder Blick auf bereits verfügbare Alternativen. Denn großeProduktivitätssteigerungen sind insbesondere in den vonHungerbetroffenenEntwicklungsländernauchmithilfekonven-tioneller, aber auchökologischer Produktionsweisenmöglich.HundertevonWissenschaftlernausderganzenWelthabenimWeltagrarbericht2008aufgezeigt,inwieferneineökologischeIntensivierung der landwirtschaftlichen Produktion geradeauch für Kleinbauern – die besonders von Hunger betroffensind–dervonihnenempfohleneWegausHungerundArmutist.6FüreineSteigerungderlandwirtschaftlichenProduktionistAgrogentechnikdemnachgarnichtnotwendig.ZudemistfürdieFrage,wieeinesteigendeWeltbevölkerungernährtwerdenkann,nichtnurrelevant,wievieleNahrungsmittelhergestelltwerden,sondernauch,wiedieVerschwendungderhergestell-tenNahrungsmittelreduziertwerdenkann.Denngegenwärtigwird ein Großteil der produzierten Lebensmittel nicht geges-sen, sondern landen im Müll oder verderben auf dem Feldoder im Lager.7 Auch durch einen geringeren Fleischkonsumund eine Abkehr vom Anbau von Energiepflanzen würdenmehr Nahrungsmittel für die steigende Weltbevölkerung zurVerfügungstehen.EsgibtweitereArgumente,diedieThese,AgrogentechnikseiwichtigfürdieSicherungderWelternährung,entkräften.Esist

unumstritten, dass für die Hungerbekämpfung entscheidendist, den Zugang armer Bevölkerungsgruppen zu NahrungundRessourcen,wiezumBeispielLand,Wasser,SaatgutundEinkommen zu verbessern. Es ist nicht zu erwarten, dass dieAgrogentechnikhierzueinenpositivenBeitragleistet.VielmehrbefürchtenunabhängigeExperten,dasssichdieSituationvonKleinbauerndurchdiegroßeMarktmacht vonAgrarkonzernenweiter verschlechtert (siehe dazu der Abschnitt „sozioökono-mischeFaktoren“unddieFallbeispielezuIndienundParaguay).ZudemzeigenErfahrungenmitdemAnbaugentechnischverän-derterSojainSüdamerika,dassdieeingesetztenTotalherbizidedenNahrungsmittelanbauderbenachbartenKleinbauernundKleinbäuerinnenschädigenundgroßeTeileihrerErntevernich-ten (siehe dazu Fallbeispiel Paraguay). Demnach scheint dieAgrogentechnik eine nachhaltige Ernährungssicherung mehrzubedrohenalsihrzudienen.Diebislangzugelassenen,insbesonderedieherbizidtolerantengv-Pflanzen fördern darüber hinaus die Ausbreitung vonMonokulturen und damit den Verlust von Agrobiodiversität(landwirtschaftlicheVielfalt).Agrobiodiversitätistjedochwich-tig für eine langfristig stabile Nahrungsproduktion, da einehohe genetische Vielfalt in der Landwirtschaft das Risikovon Ernteausfällen zum Beispiel auf Grund von SchädlingenoderklimatischenVeränderungenverringert(Empfehlung zum Weiterlesen: siehe Fußnote 6).

4 Bayer AG: Forschung aktuell – Ein Service für den Unterricht. Pflanzenschutz: Gentechnik erhöht den Ertrag. www.bayer.de5 Bundesamt für Naturschutz (Dezember 2008): Welternährung, Biodiversität und Gentechnik - Kann die Agro-Gentechnik zur naturverträglichen und nachhaltigen Sicherung der Welternährung beitragen?6 Zukunftsstiftung Landwirtschaft (Oktober 2009): Wege aus der Hungerkrise – Die Erkenntnisse des Weltagrarberichtes und seine Vorschläge für eine Landwirtschaft von morgen7 Prof. Dr. M. Kranert et al./Universität Stuttgart (2012): Ermittlung der weggeworfenen Lebensmittelmengen und Vorschläge zur Verminderung der Wegwerfrate bei Lebensmitteln in Deutschland. Diese Studie ergab, dass in Deutschland pro Jahr knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden.

Mit Schutzbekleidung wird das Pestizid Roundup in einen Tank geschüttet. Arme ländliche Bevölkerungsgruppen in Entwicklungsländern können sich nicht durch solche Anzüge vor giftigen Pestiziden schützen. Foto: USDA

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AnbaugentechnischveränderterSojainParaguayParaguayistderweltweitviertgrößteSojaproduzent.DieSojaproduktionhatsichindenvergangenenJahrenmassivausge-weitetunddamitauchderAnbaugentechnischveränderterSojabohnen.InParaguaysind97%derangebautenSojabohnengentechnischverändert.SojawirdvorallemfürdenExportangebaut,denndieNachfrageinderEUundinChinaistgroß.EuropanutztSojav.a.alsFuttermittel.InParaguaygehennurwenigeGewinner,abervieleVerliererausdemSojaboomhervor.DieGewinnersindGroßgrundbesitzer–vielevonihnenausdemAusland,v.a.Brasilien,dieSojaaufriesigenPlantagenineinerindustrialisiertenWeiseanbauen.DieländlicheBevölkerungverliertaufvielfältigeWeise.DennderSojaanbaubreitetsichaufKostenihrerLebensgrundlagenaus. Viele Kleinbauern nutzen ihr Land zwar schon seit Jahrzehnten, haben aber keine sicheren Landrechte und werdendurch die Sojaproduzenten vertrieben oder verdrängt. Der Sojaanbau verschärft die ohnehin ungerechte LandverteilunginParaguay–4%derBevölkerungbesitzt86%desAckerlandes.Gleichzeitiggibtesschätzungsweise300000 landloseFamilien.UndseitsichdasgentechnischveränderteSojadurchgesetzthat,gibtesfürdielandloseländlicheBevölkerungkaumArbeitsplätzeaufdenPlantagen.FürdieUnkrautbekämpfungwirdnunimmermehrGiftstattArbeitskräfteeingesetzt.DieseGiftewiedasPestizidGlyphosatbedrohendieExistenzderländlichenBevölkerungsogarnochvielweitgehender.SietötennichtnurdasUnkrautab,sondernauchdieNahrungspflanzenderKleinbauern.DenndiegesetzlichvorgeschriebenenSchutzstreifenamRandevonSojafeldernwerdennichteingehalten.SoisteseinweitverbreitetesProblem,dassdie–teil-weisemitFlugzeugen–gespritztenPestizidezudennurwenigeMeterentferntliegendenSiedlungenundFeldernabdriften.KleinbäuerInnenberichtendavon,dasseinGroßteilihrerErntedurchdieseAbdriftvernichtetwurde.Die Bevölkerung leidet aber auch gesundheitlich unter Glyphosat und anderen Pestiziden, von denen viele in Europaschonseit JahrenaufGrund ihrergesundheitsschädigendenWirkungenverbotensind.Hautbeschwerden,Kopfschmerzen,SchwindelundÜbelkeitsindbeiAnwohnernvonSojaplantagenverbreitet. ImUmfeldvonSojaplantagenisteszudemzueinerzunehmendenHäufungvonKrebserkrankungenundMissbildungenbeiNeugeborenengekommen.Auchwissenschaft-liche Untersuchungen bieten Hinweise darauf, dass diese Beschwerden mit dem im GV-Sojaanbau eingesetzten PestizidGlyphosatzusammenhängen(siehedazuAbschnittzuGlyphosat).„FürdieLandbevölkerungbedeutendieAckergifteeinenschleichendenTod“,stelltdieMedizinerinGracielaGamarra,diefürdasGesundheitsministeriuminParaguayarbeitet,fest.8Um öffentlich in Paraguay über die Gefahren von Glyphosat aufmerksam zu machen, erfordert es Mut. Denn Aktivistenberichtendavon,dasssieund ihreFamilienMorddrohungenbekommen,weilsiesichgegendasgv-SojaunddiegiftigenPestizidezurWehrsetzen.DerparaguayischeStaatscheintbishernichtgewillt zusein,dieBevölkerungwirksamvordenvielfältigenBedrohungenzuschützen.DiePolizeiundanderestaatlicheInstitutionenstellensichhäufigaufdieSeitedermächtigenSojaproduzentenundsetzenderenInteressenauchmitGewaltdurch,wennsichKleinbäuerInnenzurWehrsetzen.EsisteinoffenesGeheimnis,dassdieverbreiteteKorruptioneinewichtigeUrsachefürdieseParteinahmeist.DerparaguayischeStaatansichprofitiertnämlichnichtvomSojaanbau,daParaguay–andersalszumBeispielArgentinien–keineExportzölleaufSojaerhebt.DieLage indenSojaanbaugebieten istoffenbarsobedrohlich,dass jährlichdurchschnittlich90000Menschendie länd-lichenGebieteverlassenundzumeistinstädtischenSlumslanden.DortwerdensiezwarnichtdurchPestizidevergiftet,ihrePerspektivensindaberfürdiemeistenauchdorttrostlos.

Soja-Plantage in Paraguay; Foto: Steffi Holz

FilmempfehlungzumSojaanbauinParaguay:RaisingResistance(2011),vonBettinaBorgfeldundDavidBernet

DieGentechnik-Industrieversprichtzwar,mitderEntwicklungtrocken- und salztoleranter Pflanzen zur Anpassung an denKlimawandelbeizutragen.DiesesArgumentistaberkritischzuhinterfragen.Zumeinen istunsicher, obundwannderartigeNahrungspflanzen tatsächlich hergestellt und kommerziellgenutztwerdenkönnen(auchweilbeiderForschungganzande-reSchwerpunktegesetztwerden).DochselbstwennderartigePflanzenineinpaarJahreneingesetztwerdenkönnen,bestehtdasProblemdarin,dassgentechnischverändertePflanzenmiteiner speziellen Eigenschaft (zum Beispiel Trockentoleranz)unflexibel gegenüber unvorhersehbaren und schwankendenWetterverhältnissen sind. Von Klimaexperten wird prognosti-ziert, dass unvorhersehbare Extremwetterereignisse wie z.B.Dürren,schwankendeRegenzeiten,ÜberflutungenundStürmemitdemKlimawandel zunehmenwerden.DieNutzung land-wirtschaftlicherVielfalt(VielfaltinFormverschiedenerSorten,verschiedenerArtenundwechselndenFrüchten–Fruchtfolge)bietetdahereinenatürlichereundverlässlichereStrategiefürdie Welternährung und zur Anpassung an den KlimawandelalsdievermeintlichenZukunftslösungenderAgrogentechni.7a

7a Sandra Blessin (2009): Angepasste Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels – Studie der Agrar Koordination.8 Zitat aus: Steffi Holz (2012): Soja um jeden Preis?, in: Agrar Koordination Dossier 28, Futtermittel – Importe und Alternativen

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WoraufspieltdieobenabgebildeteKarikaturan?DiskutierenSieimUnterricht,inwieferndieseüberspitzteDarstellungrealeGrundlagenhat.

FührenSie eine Internetrecherchedurch.Worumginges indemGerichtsstreit zwischenMonsantoundPercySchmeiser?WarumhatMonsantoSchmeiserverklagtundwiehatSchmeiserreagiert?WiehabendieGerichteentschieden?

Aufgabe

Aufgabe

Karikatur: Horst Haitzinger

9.2. Sozioökonomische Faktoren

Es wird kontrovers diskutiert, welche ökonomischenAuswirkungen die Agrogentechnik auf Produzenten hat.Befürworter geben an, dass die Produzenten ökonomischeVorteile auf Grund von geringeren Kosten für Pestizide undeinengeringerenZeitaufwandfürdieUnkrautbekämpfunghät-ten.9Studienzeigenaber,dassderEinsatzvonBt-PflanzennurbeieinemsehrhohenSchädlingsbefallökonomischenVorteilfürBauernbringt.10GeringerenKosten für Insektizide (sofernderbetreffendeLandwirtvorherInsektizideeingesetzthat)ste-henhöhereKostenfürgentechnischverändertesSaatgut(gv-Saatgut)gegenüber.BeiherbizidtolerantenPflanzensiehtdieLageebenfallskritischerausalsvonderGentechnik-Industriebehauptet.OffenbarergebensichzwarfürdieProduzentInnenaufGrunddervereinfachtenUnkrautbekämpfung–zumindestin den ersten Anbaujahren – zunächst Zeitersparnisse. AuchkönnenKostenfürPestizidezunächsteingespartwerden,dochgleichzeitig fallenebenfallswesentlichhöhereKosten fürgv-Saatgutan.AufGrundvonzunehmendenUnkraut-Resistenzen(siehedazuderAbschnitt„UmweltundBiodiversität“)müssenzudem immer mehr Pestizide eingesetzt werden, so dass dieKostenimLaufederAnbaujahrewiedersteigen.Den zum Teil nur kurzfristigen Vorteilen stehen zudemlangfristig gravierende sozioökonomische Probleme für dieProduzentInnen gegenüber. So sind die Preise für gentech-nisch verändertes Saatgut in den vergangenen Jahren starkgestiegen.EinwesentlicherFaktoristdiemarktbeherrschendePosition weniger großer Agrarkonzerne wie zum BeispielMonsanto.NachdemMonsanto viele Saatgutkonzerneaufge-kaufthat,istdieWeiterentwicklungkonventionellenSaatgutesExperten zufolge gestoppt worden. Sorten mit hohem Ertragwerden vonMonsantonurnochalsgentechnisch veränderteSorten auf den Markt gebracht. Daher ist das Angebot ankonventionellem Saatgut zum Beispiel in den USA oder inIndien so knapp geworden, dass viele Bauern gv-Saatgutkaufen müssen, weil sie kein anderes Saatgut bekommen.11So geht die Ausbreitung der Agrogentechnik offenbar miteinerzunehmendenAbhängigkeitderLandwirtevonwenigenAgrarkonzerneneinher.Während Bauern jahrhundertelang aus ihren Ernten selbstSaatgut gewannen und kostenlos wiederverwendeten, istdies immerwenigermöglich.DaAgrarkonzerneauf ihr (gen-technisch verändertes) Saatgut Patente anmelden, könnenBauerndiesesSaatgutinvielenLändernnurdannwiederholtaussähen, wenn sie Patentgebühren dafür zahlen (siehe Box„Agrogentechnik und Patente“). Der Kauf von Saatgut bzw.die Zahlung von Patentgebühren kann gerade für ärmere

Bäuerinnen und Bauern heutzutage zu einem existentiellenProblem werden – insbesondere angesichts der steigendenMacht großer Saatgutkonzerne. Wenn Bauern sich weigern,diese Patentgebühren zu zahlen, drohen ihnen in StaatenwiedenUSAteureGerichtsprozesseundStrafen.Davonsindauch Bauern betroffen, die selbst gar kein gentechnisch ver-ändertesSaatgutausgesäthaben,wiederweltweitbekannteFall Schmeisergezeigthat (siehedazuArbeitsauftrag).Denngv-SaatgutkannsichdurchWindausbreitenundmitkonven-tionellemSaatgutkreuzen.DannhabenBauernnichtnurdasProblem,dassihrkonventionellesSaatgutverunreinigtwurde–siemüssennochdazunachweisen,dasssieselbstnichtdafürverantwortlichsind.BeiderBeurteilungdersozioökonomischenAuswirkungenderAgrogentechnikmussauchdieGrößedeslandwirtschaftlichenBetriebes berücksichtigt werden. Während GroßgrundbesitzervomAnbaugentechnischveränderterPflanzen(kurzfristig)pro-fitierenkönnen,sinddieChancenvonarmenkleinbäuerlichenProduzentenwesentlichschlechter.Denn die finanzielle Belastung und Abhängigkeit auf GrunddesKaufsvonSaatgutunddenzugehörigenPestizidenistfürsievielgrößerundstelltfürsiehäufigeinexistenziellesRisikodar.Auch der ökonomische Nutzen für große ProduzentInnen istinFragegestelltfürdenFall,dasswirksameMaßnahmenzurSicherstellungeinerKoexistenzmitkonventionellemundöko-logischemAnbaueingeführtunddieProduzentInnenmitdenanfallendenKostenbelastetwerden(siehedazuAbschnitt„IsteineKoexistenzmöglich?“).

9 Siehe dazu zum Beispiel: Matin Qaim (2009): The Economics of Genetically Modified Crops10 Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft (2008): Untersuchungen zum Anbau von GVO in Sachsen (im Internet verfügbar)11 GID (Genethischer Informationsdienst), Dezember 2010, S.8 und GID, Februar 2010

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RecherchierenSieweitereInformationenzudenPatentfällenTomateundBrokkoli.InformierenSiesichauchdarüber,welcheFolgenPatenteauf TiereundPflanzen für die Forschung, Landwirte, die verarbeitende Industrie undVerbraucherhabenkönnen.WiewürdenSieüberdasTomatenpatententscheiden?SchreibenSieeinbegründetes„Urteil“.Mehr Informationen dazu unter: www.keinpatent.de

AgrogentechnikundPatenteaufLeben

DerIdeenachsollenPatentedemSchutzundderHonorierungvonErfindungendienen.Hatjemandetwaserfunden,kannerbeiderzuständigenBehörde–inEuropademEuropäischenPatentamt–dieseErfindunganmelden.EinePatentanmeldung,dienachPrüfungerteiltwurde,gibtdemInhaberdesPatentseinexklusivesNutzungsrecht-dieErfindungkannvonanderennichtmehrodernurgegenLizenzvereinbarungenhergestelltundvermarktetwerden.UrsprünglichwurdedasPatentsystemfürErfindungen inBezugauf„Unbelebtes,Technisches“konzipiert.DasPatentrechthatsich jedochseitden80erJahrenin großer Geschwindigkeit verändert – durch neue gesetzlichen Regelungen ist es möglich geworden, auch Patente auf LebewesenwieTiereundPflanzenanzumelden.So sind indenvergangenen30Jahrenbereitsmehrere tausendPatente(aktuelle Zahlen unter http://keinpatent.de/index.php?id=23)aufPflanzenundTiereodereinzelne ihrerGensequenzenangemeldetundvieledavonerteiltworden.NurwenigegroßeAgrarkonzernebesitzeneinenGroßteildererteiltenPatente.DergrößteTeilderPatentebetrifftgentechnischeVeränderungen.Aberesgibt zunehmendauchPatenteaufLeben,diekeinegentechnischeVeränderungenbeinhalten.SoerteiltezumBeispieldasEuropäischePatentamtPatenteaufkonventi-onellhergestelltenBrokkoliundTomaten.GegendiesePatentewurdenEinsprücheeingereichtundeskamzulangjährigenVerhandlungen.Das Tomaten-Patent (EP1211926) steht stellvertretend für viele andere ähnliche Patente für eine Entscheidung vor derGroßen Beschwerdekammer, der höchsten Instanz des Europäischen Patentamtes, an. Es ist schon durch die Brokkoli-Entscheidungfestgelegtworden,dassZüchtungsverfahrenbeiPflanzenundTierennichtpatentierbarsind.NunheißtdieneueFrage:SindgezüchtetePflanzenundTierepatentierbar?EineEntscheidungdarüberistimJahr2013zuerwarten.Das gegenwärtige Patentrecht im Hinblick auf die Patentierungvon Tieren oder Pflanzen ist höchst umstritten. Kritiker führen u.a.an, dass das Patentrecht nicht berücksichtigt, wo eine genetischeRessourceherkommt,aufdereine„Erfindung“beruht.DasdurchPatenteverliehene exklusive Nutzungsrecht ignoriert die jahrhundertelangenZüchtungsleistungen,aufdiepatentiertePflanzenaufbauen.InvielenFällenvonPatentanmeldungenistzudemfraglich,obessichnichteherumeineEntdeckungalsumeineErfindunghandelt.AuchdiegroßeReichweitederPatente istumstritten,dennhäufigwerdenalleHerstellungs- undVerwendungsoptionen,die einProduktbietet,patentiert.DieMonopolstellung,diegroßeAgrarkonzerneaufGrundvon Patenten zunehmend im Lebensmittelsektor einnehmen, kön-nen gravierende Folgen für Forschung, Landwirte, die verarbeitendeIndustrieundVerbraucherhaben.

Demonstration gegen Patentierung von Pflanzen und TierenFoto: Kampagne „Meine Landwirtschaft“

Top10Saatgut-Konzerne Top10Pestizid-Konzerne ihre Marktanteile ihre Marktanteile

1 Monsanto(USA) 27% Syngenta(CH) 19%2 DuPontPioneer(USA) 17% BayerCropScience(D) 17%3 Syngenta(CH) 9% BASF(D) 11%4 GroupLimagrain(F) 5% Monsanto(USA) 10%5 LandO´Lakes/WinfieldSolutions(USA) 4% DowAgroSciences(USA) 9%6 KWS(D) 4% DuPontPioneer(USA) 5%7 BayerCropSciences(D) 3% SumitomoChemical(J) 5%8 DowAgroSciences(USA) 2% Nufarm(Aus) 4,5%9 Sakata(J) 1,5% Makhteshim-AganIndustries(IL) 4,5%10 DLFTrifolium(DK) 0,5% ArystaLifeScience(J) 3%

GesamtanteilTop10 74% 90%

GesamtumsatzdesSektors 27,4Mrd.US$ 44Mrd.US$

Tabelle der Agrar Koordination; Quelle der Zahlenangaben: ETC 2011

Aufgabe

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GentechnischveränderteBaumwolleinIndien–SegenoderFluch?

DerAnbaugentechnischveränderterBaumwollehatsichindenvergangenenJahrenstarkausgeweitet. ImJahr2011ist75%derweltweitangebautenBaumwollegentechnischverändert.InIndien,demweltweitgrößtenBaumwollproduzenten,wirdseit2002gentechnischveränderteBaumwolleangebaut.DabeihandeltessichumPflanzen,diedasBt-Giftproduzie-ren,dasauchfürdenHauptbaumwollschädling,denBaumwollkapselwurm,schädlichist.AufdenerstenBlickscheintderAnbauvonBt-BaumwolleeinvollerErfolgundfürdieProduzentInnensehrvorteilhaftzusein.SohatsichderAnbauderBt-Baumwolle innerhalbwenigerJahrestarkausgebreitet– inzwischen istetwa90%derinIndienangebautenBaumwollegentechnischverändert.StudienweisenzudemaufhöhereErträgeundEinkommenvonProduzentInnenhin.Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der Bt-Baumwollanbau als wenig nachhaltig und vor allem für ärmereProduzentInnen als sehr riskant. Ein hohes Ertragspotential bietet Bt-Baumwolle nur, wenn die Bauern und BäuerinnenausreichendWissenundfinanzielleMittelhaben,umsichSaatgut,DüngerundBewässerungleistenzukönnen.DochzweiDritteldesBaumwollanbausinIndienwirdnichtbewässertundistdahervomRegenabhängig.FürdieseProduzentInnenstelltderAnbauvonBt-BaumwolleeinexistenziellesRisikodar.12DaszeigtzumBeispieleineStudievonGreenpeace,diedenAnbaugentechnischveränderterBaumwollemitdemAnbauökologischproduzierterBaumwolle in Indienverglich.13DieStudiehatgezeigt,dassBt-BaumwollbauerninJahren,indenenesweniggeregnethat,extremeEinkommenseinbußenhatten. Gerade in trockenen Jahren liegen die Netto-Einkommen von Bt-BaumwollproduzentInnen deutlich unter denenvon BiobaumwollproduzentInnen. Im Hinblick auf Prognosen, dass Dürren und Regenfall-Schwankungen auf Grunddes Klimawandels zunehmen werden, wird das Risiko und die mangelnde Nachhaltigkeit des (nicht bewässerten)Bt-Baumwollanbausbesondersdeutlich.VieleärmereProduzentInnengeratendurchErnteausfälleintrockenenJahrenineineSchuldenspirale.DenndieKostenfürBt-SaatgutsindinIndienviermalsohochwiefürkonventionellesBaumwollsaatgut.UnddiePreisefürBaumwolleaufdemWeltmarktsinkenkontinuierlich–auchaufGrundderhochsubventioniertenBaumwolleausdenUSAundderEU.TausendeindischeBaumwollproduzentInnenbegingenbereitsaufGrundihrerSchuldenSelbstmord–dieGründedafürsindnatürlichvielschichtig.14

Auch im Hinblick auf dieErnährungssicherung in Indien –einLand,indemHungerstarkver-breitetist–istdieAusbreitungderBt-BaumwollenichtvonVorteil,dasiezulastendesNahrungsanbausgeht. Denn während ökologischwirtschaftende Baumwollbauerngleichzeitig Nahrungsmittel an-bauen, handelt es sich beimBt-Baumwollanbau meist umMonokulturen.DiesbedeuteteinErnährungssicherheitsrisiko gera-de für ärmere ProduzentInnen,denn wenn die Baumwollernteschlechtausfällt,fehltdasGeldfürdenKaufvonNahrungsmitteln.Es gibt weitere Hinweise aufgravierende Nachhaltigkeitspro-bleme,diedieErfolgsmeldungenzum Bt-Baumwollanbau in denSchattenstellen.Sohatsichgezeigt,dassderBaumwollkapselwurmbereitsResistenzengegenüberBt-GiftenentwickelthatundsichneueSchädlingeausbreiten.AusdiesemGrundmüssendieProduzentInnenzunehmendInsektizidespritzen–mitentsprechendenfinanziellen Zusatzbelastungen. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass die intensive Bt-Baumwollproduktion zu einerVerschlechterungdesBodenzustandesgeführthat.15DashatnichtzuunterschätzendeFolgen:WennsichderBodenzustandverschlechtert,gefährdetdasdiezukünftigenProduktionsgrundlagenunddamitauchdieErnährungssicherheit.Die starke Ausbreitung des Anbaus von Bt-Baumwolle scheint somit kein verlässlicher Erfolgsindikator zu sein – vieleExpertenweisendaraufhin,dassdieGründeder schnellenVerbreitungvorallem ineinem„aggressivenMarketing“undeinermangelndenVerfügbarkeitkonventionellenBaumwollsaatgutsliegen.DashatauchmitmonopolistischenStrukturenimSaatgutsektorzutun:Schätzungsweise93%desBaumwollsaatgutsinIndiengehörenMonsanto(sieheFußnote14).DieseErfahrungenundBeobachtungenlegennahe,dassesbeimBt-BaumwollanbaugravierendeProblemeinHinblickaufdieökologische,ökonomischeundsozialeNachhaltigkeitgibt.

Baumwollpflanzen; etwa 75% der weltweit angebauten Baumwollpflanzen sind gentechnisch verän-dert; Foto: David Nance, USDA/ARS Photo Unit

12 Gisela Felkl (Welt-Sichten, August 2011): Ein Gewinn, doch nur für manche (Artikel im Internet verfügbar)13 Greenpeace, 2010: Picking cotton: The choice between organic and genetically-engineered cotton for farmers in South India14 Mehr Informationen dazu unter: http://www.keine-gentechnik.de/index.php?id=201315 Coalition for a GM-free India (2012): 10 Years of Bt Cotton: False Hype and Failed Promises. Cotton farmers´crisis continues with crop failures and suicides (im Internet verfügbar)

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Filmtipp: Growing Doubt (2012) von Greenpeace(aufYoutubeverfügbar)

9.3. Umwelt und Biodiversität

AuskreuzungAls Gentransfer oder Auskreuzung bezeichnet man dieÜbertragungeinesodermehrererGenevoneinemOrganismusaufOrganismenderselbenodereineranderenArtAuskreuzungist eine natürliche Fortpflanzungs- und Überlebensstrategievon Pflanzen. In der Risikoforschung spielt die Frage, obz.B. durch Pollenflug gentechnisch veränderter PflanzenFremdgene auf Wildpflanzen übertragen werden können,eine entscheidende Rolle. Nachgewiesen wurde dies bereitsdurch Freisetzungsversuchen mit Wildformen von Reis undRaps,dieauchalsAckerbeikräuterauftreten.Auskreuzungistprinzipiell bei allen gentechnischen Veränderungen möglich.Die Auskreuzung spielt nicht nur für die Entwicklung vonsogenanntenSuperunkräutern(mehrfachresistenteUnkräuter)eine Rolle, sie stellt auch eine Gefahr für konventionell undökologischwirtschaftendeBauerndar,wennihrSaatgutdurchdieAuskreuzunggentechnischveränderterSortenverunreinigtwird.

„Superunkräuter“undInsektenresistenzSuperunkräuter entstehen, wenn eingesetzte Herbizide durchdieAuskreuzungdertransgenenEigenschaft„Herbizidresistenz“mitwildenArtenwirkungsloswerden.IndenUSAgibteszurZeit (Stand: 2012) schon 23 Glyphosat-resistente Unkräuter.Allein indenUSAsollen20-25MillionenHektarFläche,aufderMais,SojaundBaumwolleangebautwird,davonbetroffensein.18

AuchbeiBt-PflanzensindbereitsProblememitBt-resistentenInsekten aufgetreten (z.B. in China, Indien, Mittelamerika,Südafrika,AustralienundindenUSA).DerAnbauvonBt-Maisscheint sogar die Entstehung von Schädlingspopulationenzu fördern,diesichschnellerundzahlreicher fortpflanzenalsandereSchädlinge.19

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ist auch inBezug auf die ökologischen Auswirkungen hoch umstritten.WährendBefürworterderAgrogentechnikbehaupten,dassderAnbauvongv-Pflanzenumweltfreundlicheristalsdiekonven-tionelleLandwirtschaft,weisenKritikeraufverschiedenenega-tiveEffektehin.FolgendeökologischeAuswirkungenkonntendurchwissenschaftlicheStudiennachgewiesenwerden.

RückgangderbiologischenVielfaltVerschiedeneStudienhabenfestgestellt,dasssichderAnbauvon herbizidresistenten Pflanzen negativ auf die biologischeVielfalt auswirkt.16 So wurde zum Beispiel beobachtet, dassrund ein Drittel weniger Wildkräuter und Wildgräser undauch weniger Samen auf Feldern mit gentechnisch verän-dertemSommerrapszu findenwarenalsaufkonventionellenFeldern, wo mit den handelsüblichen Herbiziden gespritztwurde. Infolgedessen hielten sich dort auch weniger Bienen,Schmetterlingeundandere Insektenartenauf,waswiederumabsehbareFolgenaufdenVogelbestandmitsichbringt.Auch bei Bt-Pflanzen gibt es Hinweise darauf, dass die vonihnen produzierten Gifte nicht so harmlos für Umwelt undMenschen sind wie von den Herstellern und Befürworternangenommen. Der Theorie nach sollen die Gifte nur beibestimmten Insekten wirken. Verschiedene Studien habenallerdings negative Effekte auf Nützlinge (wie zum BeispielMarienkäfer, Monarchfalter und Köcherfliegenlarven) undmenschlicheZellennachgewiesen.DasGift stellt vorallemeineGefahrdar,wennBt-PollenaufNahrungspflanzen nützlicher Insekten landen. Ein Problembesteht darin, dass man bei den Bt-Pflanzen keine Kontrollemehr darüber hat, wie viel von dem Gift produziert wird.Denn der Bt-Gehalt wird auch durch Wechselwirkungen mitder Umwelt beeinflusst. Zudem können sich Bt-Gifte durchWechselwirkungenmitanderenStoffenerheblichverstärken.17ObderAnbauvonBt-Pflanzenbesseroder schlechter fürdiebiologische Vielfalt ist als der konventionelle Anbau, hängtauchdavonab,inwelchemAusmaßimkonventionellenAnbauInsektizideeingesetztwerden.

16 Naturschutzbund Deutschland, Benno Vogel (2005): Agro-Gentechnik & Naturschutz – Auswirkungen des Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen auf die biologische Vielfalt (im Internet verfügbar, bietet einen guten Überblick inkl. Hinweise auf wissenschaftliche Studien) 17 Greenpeace (2009): Gift im Genmais: Risiko muss neu bewertet werden (im Internet verfügbar, mit Hinweisen auf wissenschaftliche Studien)18 Charles M. Benbrook (2012): Glyphosate tolerant crops in the EU – a forecast of impacts on herbicide use (im Internet verfügbar) 19 Testbiotech, Juni 2012: Wie groß ist das Risiko gentechnisch veränderter Pflanzen?, S. 6 (im Internet abrufbar)

Auch Marienkäfer werden durch den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen bedroht. Foto: Stefan Körber, www.Fotolia.com

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ZunehmenderPestizidverbrauchBefürworterderGentechnikinderLandwirtschaftargumentie-ren,dassderEinsatzderAgrogentechnikökologischeVorteilebiete, da damit der Verbrauch von Pestiziden stark reduziertwerdenkönne.JüngsteUntersuchungenwidersprechenallerdingsdieseropti-mistischen Einschätzung. Zwar ist der Insektizidverbrauch

Pestizide werden in einigen Ländern häufig per Flugzeug gespritzt; Foto: USDA

Empfehlung zum Weiterlesen: Bundesamtfür Naturschutz (Dezember 2008): Welternährung,Biodiversität und Gentechnik – Kann die Agro-GentechnikzurnaturverträglichenundnachhaltigenSicherungderWelternährungbeitragen?

in den ersten 16 Jahren des kommerziellen Anbaus vongv-Pflanzen in den USA zurückgegangen – laut einer Studiedes US-Agronomen Charles Benbrook um 56 MillionenKilogramm.20 Allerdings ist fraglich, dass dies tatsächlich zuökologischen Vorteilen führt. Denn während weniger Giftegespritzt werden, produzieren die Bt-Pflanzen selbst hoheMengen an Giften. Benbrook und andere Experten gehendavonaus,dassBt-PflanzenwesentlichmehrGiftproHektarproduzierenalsbeikonventionellenPflanzenaufderentspre-chendenFlächegespritztwird.21

BeiHerbizidenhatsichgezeigt,dassnurindenerstenJahrenwenigerHerbizideaufherbizidtolerante Sortengespritztwur-den, der Aufwand an Unkrautvernichtungsmitteln in derFolgezeit jedoch ansteigt. Laut Benbrook ist in den USAinnerhalb von 16 Jahren des Anbaus gentechnisch ver-änderter Pflanzen der Verbrauch von Herbiziden um 239Millionen Kilogramm angestiegen. Eine Ursache des stei-gendenHerbizideinsatzes sinddie zunehmendenResistenzenbeiUnkräutern.InderFolgesetztenLandwirtenichtnurmehrGlyphosatein,sondernverstärktauchwiederanderesehrgif-tigeHerbizide,wiezumBeispielParaquatund2,4-D,daseinBestandteil des im Vietnamkrieg eingesetzten Agent Orangewar.22DiesezunehmendeVerwendungvongiftigenHerbizidenhatwiederumerhöhteRisikenfürdieUmweltunddiemensch-licheGesundheitzurFolge(sieheAbschnittGesundheit).

20 Charles M. Benbrook: Impacts of genetically engineered crops on pesticide use in the U.S. - the first sixteen years (im Internet verfügbar) 21 GID Nr. 198, Februar 2010, S. 9 22 Charles Benbrook: Mehr Gift!, in: GID Nr. 198, Februar 2010 23 KWS Gentechnikfrei: Agro-Gentechnik – KWS-Positionen kritisch hinterfragt; KWS: Grüne Gentechnik – KWS-Positionen zu aktuellen Fragen; beides abzurufen unter: http://www.kws-gentechnikfrei.de/; siehe auch Fußnote 4 24 Testbiotech, Juni 2012: Wie groß ist das Risiko gentechnisch veränderter Pflanzen?, S.5; das Dokument basiert auf wissenschaftliche Studien zu Auswirkungen der Gentechnik auf die Gesundheit (mit entsprechenden Literaturhinweisen)

9.4. Gesundheit

DiegesundheitlichenAuswirkungenvongv-Lebens-undFutter-mittelnfürMenschenundTieresindumstritten.KonzernewiezumBeispielBayeroderKWSbehaupten,dassgv-Lebensmittelsicher sind,dabisherkeineGesundheitsproblemeaufgetretenseien.23

Tatsacheist,dassdieBeurteilunggesundheitlicherAuswirkungender Agrogentechnik schwer möglich ist, da es keine ausrei-chendenStudiendazugibt.Dennoch gibt es Hinweise auf Gesundheitsgefahren durchdie Agrogentechnik. Einigen Untersuchungen zufolge gibt esnegative Effekte bis hin zu Schädigungen von Organen beiVersuchstieren.24 Bekannt ist, dass DNA-Stücke transgenerPflanzen von Bodenbakterien, aber auch im menschlichenDarmaufgenommenwerdenkönnen.Bt-PflanzenhabenzudemAuswirkungenaufmenschlicheZellen.Weiterhinkönnengv-Pflan-zenReaktionendesImmunsystemsauslösen.Esbestehtauchdie

Gefahr, dass durch die gentechnischen Veränderungen zusätz-licheEiweißstoffevondenpflanzlichenZellenproduziertwerden,diedieVerträglichkeitderErzeugnissemindernundUrsachefürdas Auftreten neuartiger Allergien sind. Solche allergieauslö-sendenSubstanzenkonntenbisherindenZulassungsprüfungenvongv-Lebensmittelnnichtnachgewiesenwerden, sindaber inZukunftprinzipiellnichtauszuschließen.DurchdasEinfügenvonzusätzlichenGenenindenvorhandenenBauplandesPflanzengenomskannesauchzuunvorhersehbarenundunkontrollierbarenEffektenkommen,durchdiedieFunktionvorhandenerGenegestörtoderverändertwird.Insgesamt besteht ein Problem darin, dass es große Defizitebei der Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzengibt.SowerdenzumBeispielvonderzuständigeneuropäischenBehörde(EFSA)keineLangzeitstudienzudenAuswirkungenderAgrogentechnikaufdieGesundheitdurchgeführt.

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Stellen Sie die Unterschiede zwischen einer auf Agrogentechnik basierenden Landwirtschaft und einer ökologischenLandwirtschaftherausimHinblickauffolgendeAspekte:• Welternährung • sozioökonomische Auswirkungen • ökologische Auswirkungen • Gesundheitliche Auswirkungen. Fürmehr Informationen zuErfahrungenmit der ökologischen Landwirtschaft in verschiedenen Ländern ist der Film „DieZukunftpflanzen“vonMarie-MoniqueRobin(2012)zuempfehlen.

Aufgabe

GlyphosatundGentechnik–einegefährlicheKombination

Glyphosat istdasmeistverkaufteHerbizidweltweit.Bekannt istvorallemdieMarkeRoundupvonMonsanto.DiestarkeZunahmedesGlyphosatverbrauchshängtsehrengmitderAusbreitunggentechnischveränderterPflanzenzusammen.Denndiemeistengv-SortenwurdenspeziellfürdenEinsatzvonGlyphosatgeschaffen.Mehrals95%desgentechnischverändertenSojasund75%dersonstigengentechnischverändertenPflanzenwurdengegenGlyphosatresistentgemacht.Glyphosat steht (wie andere Pestizide) im Verdacht, zu Missbildungen während der Schwangerschaft zu führen. DiverseBerichtelegennahe,dasseineerhöhteAnzahlvonGeburtsfehlernbeiAnwohnernlandwirtschaftlicherGebieteinSüdamerikamitdemmassivenEinsatzvonGlyphosatzusammenhängt.Außerdemwurdenachgewiesen,dassaufdemWirkstoffGlyphosatbasierendeHerbizidebereitsbei sehrniedrigenKonzentrationen toxisch fürmenschlicheZellen sind. InKonzentrationen,dieniedrigersindalsRückstände,diezumBeispielindenUSAerlaubtsind,störensiedenHormonhaushaltmenschlicherZellen.DabeispieltoffenbarnichtnurderaktiveWirkstoffGlyphosateineRolle,sonderndiegesamteRezepturderHerbizidemit ihren verschiedenen Bestandteilen. Da in Lebensmitteln häufig Rückstände von Pestiziden enthalten sind, stellt sichdie Frage, inwiefern gentechnisch veränderte Lebensmittel mit Glyphosat-Rückständen auch eine Gesundheitsgefahr fürKonsumentInnensind.DiefürRisikoprüfungenundZulassungengentechnischveränderterLebensmittelzuständigeeuropä-ischeBehörde(EFSA)untersuchtdieseRisikenjedochnicht.NebendengesundheitlichenRisikenweisenzahlreicheStudiendaraufhin,dassGlyphosatnegativeAuswirkungenaufBödenundNutzpflanzenhat.

Die argentinische Umweltaktivistin Sofia Gatica befestigt ein Plakat, das auf die Gefahren von Pestiziden für die Gesundheit hinweist. Gatica bekam für ihr Engagement gegen Glyphosat und andere Pestizide den Goldman Umweltpreis; Foto: doktales/Sarah Nüdling

Empfehlung zum Weiterlesen: NaturschutzbundDeutschland, Martha Mertens (2011): Glyphosat &Agrogentechnik. RisikendesAnbausherbizidresistenterPflanzenfürMenschundUmwelt.25

BereitenSieeinePodiumsdiskussionzudenChancenundRisikenderAgrogentechnikvor.SchülerInnenteilensichinfol-gendeAkteursgruppenauf:1) Vertreter einer Umweltschutzorganisation 2) Vertreter eines Gentechnik-Konzerns 3) Gesundheitsexperte 4) Politiker5) Landwirt, der gv-Pflanzen anbaut 6) Imker oder Landwirt, der keine gv-Pflanzen anbaut 7) Vertreter einer Organisation, die sich für die Hungerbekämpfung einsetztDie Gruppen recherchieren vertieft zu den (unterschiedlichen) Positionen ihrer Akteursgruppe und bereiten auf dieserGrundlageihrePositionundArgumentezurAgrogentechnikvor.EinVertreterjederGruppenimmtanderPodiumsdiskussionteil.DerVertreterderPolitiker-GruppehörtsichdieDiskussionzunächstanundfälltzumSchlusseinbegründetesUrteildarüber,obChancenoderRisikenderAgrogentechniküberwiegenbzw.welchepolitischenMaßnahmenimUmgangmitderAgrogentechnikihm/ihrangebrachterscheinen.

Vorschlag für den Unterricht

25 Die Studie ist im Internet erhältlich. Sie bietet Hinweise auf wissenschaftliche Studien, auf die auch dieser Abschnitt basiert.

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„GoldenerReis“

AuchvonBefürworternderAgrogentechnikwerdengesundheitlicheArgumenteangeführt.Siewerbenspeziellmitdemsogenannten„GoldenenReis“,derseinenNamendurcheinegelblicheFarbederReiskörnererhielt.DabeihandeltessichumeinenReis,derderartgentechnischverändertwurde,dasserinseinenKörnernCarotinoide(VorstufenvonVitaminA)herstellenkann.DerGoldeneReissollab2013kommerziellangebautwerden–dasstrebenzumindestdieEntwicklerdieserReissortean.ErwirdvonBefürworternderAgrogentechnikalsMöglichkeit,deninEntwicklungsländernverbreitetenVitamin-A-Mangelzubekämpfen,propagiert.DochKritikerwendenein,dassgv-Reisnichtnotwendigsei,umVitamin-A-Mangelzubekämpfen.EsgebebereitseffizienteundkostengünstigeProgramme,mitdenenindenvergangenenzehnJahrenbereitserheblicheFortschritteerzieltwurden.BeimGoldenenReisseizudemnachwievornichtnachgewiesen,dassertechnischzurBekämpfungdesVitamin-A-Mangelsgeeignet ist. Denn es fehlen u.a. Daten darüber, inwiefern die durch den Goldenen Reis produzierten Carotinoide vommenschlichenKörperaufgenommenundinVitaminAumgewandeltwerdenkönnen.Außerdemwirdkritisiert,dassesbisherkeineausreichendenStudienzumöglichenRisikendesGoldenenReisfürdiemenschlicheGesundheitgibt(oderdiesenichtveröffentlichtwurden).AbgesehendavonverweisenKritikeraufdieökologischenRisiken,diewissenschaftlichnichtausrei-chendabschätzbarseien.26

Der „Goldene Reis” fällt gegenüber konventionellem Reis durch seine gelbe Farbe auf; Foto: Isagani Serrano, IRRI

26 Dr. Christoph Then, 2012 (Foodwatch/Testbiotech) : Golden Lies – das fragwürdige „Golden-Rice“-Projekt der Saatgutindustrie

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WassollteausIhrerSichtpassieren,damitkonventionellsowieökologischproduzierteLebensmittelundHonignichtdurchgentechnischverändertePflanzenkontaminiertwerden?VerfassenSieeinenBriefandasBundeslandwirtschaftsministerium,indemSieIhreVorschlägeunddieentsprechendenHintergründedarlegen.

Aufgabe

27 Im Internet verfügbar ebenso wie eine Kurzfassung (dafür „Die Kosten der Koexistenz“ in eine Suchmaschine eingeben)

10. Ist eine Koexistenz möglich?

Befürworter der Gentechnik halten es für möglich, dass derAnbaugentechnischveränderterPflanzenkeineBedrohungfürden Anbau ökologischer und konventioneller Agrarproduktedarstellt.BeiderBeurteilung,obdiesinderPraxistatsächlichsichergestellt werden kann, kommt es entscheidend daraufan, ob eine Auskreuzung gentechnisch veränderter PflanzenmitkonventionellenundbiologischangebautensowiewildenPflanzenverhindertundobauchbeiundnachderErntegegenVerunreinigungenVorbeugungengetroffenwerdenkönnen.Um eine Auskreuzung zu verhindern, werden in EuropaMindestabstände von Feldern mit gentechnisch verän-derten Pflanzen zu konventionell und ökologisch bewirt-schafteten Feldern gesetzlich geregelt. Die vorgeschriebenenMindestabstände sind allerdings von Land zu Land unter-schiedlich. In Deutschland muss beispielsweise der Abstandzwischen einem gv-Maisfeld und einem konventionell bewirt-schaftetenMaisfeldmindestens150Meterbetragen,zueinemökologischbewirtschaftetenFeldbeträgtderMindestabstand300 Meter. Die gesetzlichen Abstandsregelungen sollen dieWahrscheinlichkeit einer Kontamination anderer Pflanzendurch Pollen verringern. Denn eine Kontamination derPflanzen eines biologisch oder konventionellwirtschaftendenBauern kann dazu führen, dass dieser seine Produkte nichtmehralsgentechnikfreivermarktenkann,waszufinanziellenVerlusten führen würde. Viele Experten halten die beste-henden Abstandsregelungen für nicht ausreichend, um eineKoexistenz sicherzustellen.Vorallem ImkerwerdendurchdieAbstandsregelungennichtgeschützt.DieszeigtederFalleinesdeutschen Imkers, dessen Bienen Pollen von Versuchsfelderndes gentechnisch veränderten Mais MON 810 gesammelthatten.DaSpurendesgv-Mais imHonigfestgestelltwurden,wurdederHonigfürdenImkerunverkäuflich.DerEuropäischeGerichtshofbestätigtedies2011,nachdemderImkerinmeh-rerenInstanzengeklagthatte.

Die Vorkehrungen in der EU sind also offenbar unzurei-chend. In vielen anderen Ländern, in denen der Anbauvon gentechnisch veränderten Pflanzen verbreitetist, wie zum Beispiel USA und Indien, gibt es gar keineAbstandsregelungen oder die Abstandsregelungen werdennichteingehalten.DementsprechendgibtesindiesenLändernein hohes Maß an Auskreuzungen und Verunreinigungenkonventionellen Saatguts. In vielen Ländern gibt es auchkeine Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderteLebensmittel,sodassVerbraucheressehrschwerhaben,diesezuvermeiden.ZuKontaminationenkannesauchzumBeispielbei der Ernte, beim Transport und bei der Verarbeitung vonAgrarproduktenkommen,dahäufigdieselbenMaschinenfürgv-ProdukteundkonventionelleProdukteverwendetwerden.SokommtesauchinEuroparegelmäßigzuVerunreinigungenvonLebensmitteln mit Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen(sieheAbschnittGentechnikaufdemdeutschenMarkt).BestehendeMaßnahmenzurVerhinderungvonAuskreuzungenundKontaminationenbeimAnbausowiebeiErnte,Transport,LagerungundVerarbeitungderAgrarproduktesindnichtnurunzureichend,siesindauchsehrteuer.Expertengehendavonaus, dass derartige Kosten bei einem kommerziellen Anbaugentechnisch veränderter Pflanzen in Europa so hoch wären,dass sie für die Hersteller konventioneller und ökologischerLebensmittelnichtzumutbarwären.WenndieKostenvondenHerstellern gentechnisch veränderter Pflanzen übernommenwerdenmüssten,würdedieHerstellungwiederumökonomischkeinenSinnmachen.

Empfehlung zum Weiterlesen:FriendsoftheEarthEurope (2010): The Socioeconomic Effects of GMOs –Hiddencostsforthefoodchain.27

Biene auf Blüte. Honig enthält oft Spuren gentechnisch veränderter Pflanzen. Foto: gotoole, www.Fotolia.com

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GreifenSiesicheinzelnederobenaufgelistetenKritikpunkteanderRisikoprüfungundZulassunggentechnischveränderterLebens-undFuttermittelherausundrecherchierenSiedieHintergründe.WieerläuternNichtregierungsorganisationenihreKritikpunkte und welche Positionen vertreten dazu staatliche Behörden? Welche Kritikpunkte bzw. Positionen erscheinenIhnenglaubwürdigundnachvollziehbar,welchenicht?StellenSiedieArgumenteundPositionenderverschiedenenAkteureaufeinemPlakatdarundberichtenSiedarüberimUnterricht.Für mehr Informationen zu den Kritikpunkten suchen Sie nach folgender Studie:·CEO/EarthOpenSource (2012): „Conflictson themenu–adecadeof industry influenceat theEuropeanFoodSafetyAuthority”(imInternetzufinden)und·SucheübereineInternetsuchmaschine(Stichworte„KritikRisikoprüfungEFSA“)· Zur Reaktion der EFSA auf die Kritik: http://www.efsa.europa.eu/de (Menüpunkt „Nachrichten und Veranstaltungen“,Untermenüpunkt„DieEFSAstelltrichtig“und„HäufiggestellteFragen“)

DiskutierenSie inderKlasseüberdieAussagederAbbildung:WelcheAuswirkungenaufdieAusrichtungundErgebnissevonwissenschaftlicherForschungkanneshaben,wenndieForschungüberwiegendvonderIndustriefinanziertund/oderdurchgeführtwird.

KritikvonWissenschaftlernundNichtregierungsorganisatonen(NRO)anderRisikoprüfungundZulassunggentechnischveränderterLebens-undFuttermittelinderEU• MängelbeiderRisikoprüfung:keineausreichendenLabortests,FütterungsversucheundLangzeitstudienvorder Marktzulassung• NachMarktzulassungkeinerleiÜberwachungsplanfürdieFeststellunggesundheitlicherAuswirkungenvonLebensmitteln• KeineUntersuchungaufGesundheitsgefahrenvonPestizid-Rückständeningv-Pflanzen;keineÜberwachungvonPestizid- Rückständeningv-Pflanzen• MangelndeUnabhängigkeitderzuständigeneuropäischenBehörde(EFSA);starkeBeeinflussungdurchdie Privatwirtschaft/Gentechnik-Industrie• RisikoprüfungderEFSAberuheausschließlichaufIndustriestudien• IgnoranzderzuständigenBehördenundpolitischenInstitutionengegenüberunabhängigenwissenschaftlichenStudien, dieaufRisikenvongv-PflanzenunddeninihnenenthaltenenPestizid-Rückständenhinweisen

WieistdieSituationindenUSAimVergleichzurEU?DieLageindenUSAistsicherlichnichtbesser.DortgeltenfürdieZulassunggentechnischveränderterLebensmittelnochgeringereAuflagen.GentechnischveränderteLebensmittelwerdenprinzipiellgleichbehandeltwiekonventionellprodu-zierte Pflanzen, es sei denn die Inhaltsstoffe unterscheiden sich. Es gibt also in der Regel für gentechnisch verändertePflanzenkeinespezielleRisikoprüfung.ZudemgibteskeineAuflagen,umeineVerunreinigungkonventionellenundökolo-gischenSaatgutssowieentsprechenderLebensmittelzuverhindern.EsgibtkeineKennzeichnungspflichtfürgentechnischveränderteLebensmittel– imGegenteil,eineKennzeichnungistverboten.EswerdenauchkeineLangzeitstudienzudengesundheitlichenFolgendesKonsumsgentechnischveränderterLebensmitteldurchgeführt.

Aufgabe

Aufgabe

Öffentliche Einrichtungen oder gentechnikkritische Organisationen

GREENPEACE

Gentechnik-konzerne

18. Die Gefahren der Agro-Gentechnik

Nützlinge sind bedroht und Schädlinge bilden Resistenzen

Forschung, auch zu den Risiken der Gentechnik … … wird zu 90 % von Gentechnikkonzernen bezahlt

Entscheidungsfreiheit beendet Koexistenz (Landwirtschaft mit Gentechnik und Landwirtschaft ohne Gentechnik) sind nebeneinander nicht möglich

Maispflanzen, in denen Bt-Gift ständig vorhanden ist

Begünstigt Selektion von resistenten Schädlingen

Verstärkter Insektizid-Einsatz ist notwendig

Wirkt auch gegen Nicht-Ziel-Organismen

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© Gregor Louisoder Umweltstiftung 2010, www.umweltstiftung.com

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Aktionsvorschläge

Im Internet gibt es viele Anregungen, wie man selbstgegen die Agrogentechnik aktiv werden kann. ÜberlegenSie sich, welche der Vorschläge Sie persönlich unterstützenmöchten.

•www.gentechnikfreie-regionen.de (Menüpunkt„Aktivwerden“)

•www.keine-gentechnik.de (Menüpunkt„Aktionen“)

Filme

•GekaufteWahrheit–GentechnikimMagnetfelddesGeldes(2009) vonBertramVerhaag

AbhängigkeitderForschung

•DieZukunftpflanzenvonMarie-MoniqueRobin (2012)

•VandanaShiva–ZerstörtdieAgro-GENtechnikunse-reZukunft? (2009) vonBertramVerhaag

•Monsanto–mitGiftundGenen(2007) vonMarie-MoniqueRobinauchaufYoutube(in10Teilen)

•VergiftetesLand–dieFolgendesSojaanbaus (2009) 12min http://www.bund.net/themen_und_projekte/gentechnik/film_

vergiftetes_land/

•Gen-Soja-AnbauinSüdamerika(NABU)(2011)kurz http://www.nabu.de/themen/gentechnik/anbauundfreiset-

zung/soja/13327.htm

•GrowingDoubt(2012)vonGreenpeace (aufYoutubeverfügbar)

•RaisingResistance(2011) vonBettinaBorgfeldundDavidBernet

•WachsendeVersprechen–Gentechnik inMittelamerika EinDokumentarfilmvonBarbaraLubichundSilkePohlzum

Einsatz im Unterricht (2004). Bezug: Agrar Koordination,Tel.:040-392526,[email protected]

•PercySchmeiser–DavidgegenMonsanto vonBertramVerhaag

Literatur

zum Thema Gentechnik:

•AngelavonBeesten(2005):DenSchatzbewahren–PlädoyerfüreinegentechnikfreieLandwirtschaft

•ChristianHiß(2002):DerGENaueBlick–GrüneGentechnikaufdemPrüfstand

•KlausDieterJany,RudolfStreinzeundLisaTambornino(2011):GentechnikinderLebensmittelproduktion:Naturwissenschaftliche,rechtlicheundethischeAspekte

•ÁrpádPusztai,SusanBardóczundJürgenBinder(2010):SicherheitsrisikoGentechnik

•RichardFuchsundAntonioInacioAndrioli (2006):AGRO-Gentechnik: Die Saat des Bösen. Die schleichendeVergiftungvonBödenundNahrung

•VolkerDrellundChristianThies(2008):Agro-Gentechnik:ZumFürundWidereinerneuenlandwirtschaftlichenTechnologie

•Marie-Monique Robin und Dagmar Mallett (2010): MitGiftundGenen:WiederBiotech-KonzernMonsantounsereWeltverändert

•Richard Rickelmann (2012): Tödliche Ernte – Wie unsdasAgrar-undLebensmittelkartellvergiftet

zum Thema nachhaltige Landwirtschaft/Ernährungssicherung:

•BrotfürdieWelt/Greenpeace(2001):ErnährungsichernNachhaltigeLandwirtschaft–einePerspektiveausdemSüden

•ZukunftsstiftungLandwirtschaft(Oktober2009):WegeausderHungerkrise–DieErkenntnissedesWeltagrarberichtesundseineVorschlägefüreineLandwirtschaftvonmorgen(imInternetverfügbar)

•FelixzuLöwenstein(2011):FoodCrash–Wirwerdenunsökologischernährenodergarnichtmehr

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Internetportale von zivilgesellschaftlichenInitiativen und Organisationen

•http://www.epi-gen.de Wissenschafts-undProjektbürozurGentechnik•www.gen-ethisches-netzwerk.de Gen-ethischesNetzwerk&Gen-ethischerInformationsdienst•www.gentechnikfreie-regionen.de•www.greenpeace.de bietetdenRatgeber„EssenohneGentechnik“an(kostenlos

bestellbarundherunterladbar)•www.keine-gentechnik.de InformationsdienstGentechnik•www.saveourseeds.org „SaveourSeeds“–InitiativezurReinhaltungvonkonven-

tionellundbiologischgewachsenemSaatgutvongentech-nischverändertenOrganismen

•www.testbiotech.org InstitutfürunabhängigeFolgenabschätzunginder

Biotechnologie•www.umweltinstitut.org UmweltinstitutMünchene.V.

Internetportale mit Informationen zur Gentechnik, die von Agrar- /Gentechnikkonzernen betrieben oder von ihr unterstützt werden

•www.bayer.de•www.isaaa.org Biotech-Lobbyorganisation,keinetransparente

Datenermittlung,keineAngabevonQuellen,finanzielleUnterstützungdurchGentechnikunternehmen

•www.monsanto.com•www.transgen.de InformationsplattformmitStatistikenundaktuel-

lenEntwicklungenzurGentechnikinLebensmitteln.Unabhängigkeitwirdbehauptet,istabermittlerweilezwei-felhaft

Materialien für den Unterricht

•DerÖkologischeLandbau.Leitbildfüreinenach-haltigeLandwirtschaftArbeitsmappefürLehrer/innenmitUnterrichtsvorschlägen,Arbeitsblättern,BegleitheftmitFoliensatzundLeitfadenfürdieGestaltungundOrganisationvonBesuchenaufeinemBiobauernhof.Bezug:BiolandLandesverband,Tel.:07022-9326640,[email protected]

•Öko-InstitutFreiburg(2009):DieGrüneGentechnik-Fragen,Hintergründe,Konsequenzen.MitFachartikeln,Folienvorlagen,wissenschaftlichenTexten,ArbeitsblättersowieeineEinführungfürLehrer/innenfürdenUnterrichtindenKlassen10-13.

•SilkeMinning(Klett,2008):GentechnikII.Schülerheft

•AidInfodienst:GentechnikinLebensmittelnInteraktivesLernprogrammaufCD-RommitAudiobeiträgenundVideosequenzen.GeeignetfürUnterrichtsstunden,ProjekttageoderAktionswochen.

Bezug:[email protected];www.aid.de

•www.schule-und-gentechnik.de UnterichtsideendesInformationsdienstesGentechnik

Übersicht über Agrogentechnik-relevanteInstitutionen und Internetportale

Staatliche Institutionen und Internetportale

•www.biosicherheit.de eineInitiativevomBundesministeriumfürBildungund

ForschungstelltausführlichdiePositionenundArgumentevonAgrogentechnik-Befürworterndar

•www.bmelv.de BundesministeriumfürErnährung,Landwirtschaftund

Verbraucherschutz•www.bmu.de Bundesumweltministeriumbietetunteranderem

InformationenüberGesetzeundZulassungen•www.bvl.bund.de indemStandortregisterwerdenalleFlächenmitAnbau

oderFreisetzungvonGVOinDeutschlandeingetragen•www.oekolandbau.de DasInformationsportalzumbiologischenLandbaudes

Bundesverbraucherministeriums•www.umweltbundesamt.de

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Seit30 Jahrenarbeitet dieAgrarKoordinationgemeinnützig inder entwicklungspolitischenBildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Themenkomplex Landwirtschaft und Ernährung.HäufigeAnfragenzumThemaAgroGentechnikundBiopiraterie,BiologischeVielfalt,PatenteaufLebenundEUAgrarpoltitikzeigeneinwachsendesInteressebeiJugendlichen.UnddiesistkeinWunder,denndieThemenvereinigenAktualität,globalepolitischeZusammenhängeunddirekteAuswirkungenhierzulande.Die genannten Themenbereiche erfordern einen exemplarischen, problemorientierten undzugleich fächerübergreifenden Ansatz, um die verflochtenen sozialen, wirtschaftlichen, poli-tischenundökologischenZusammenhängeüberhaupt fassenzukönnen.Demgemäßsind indiesemHeftnichtnurnaturwissenschaftlicheGrundinformationenzufinden,vielmehrwerdenauchethischeundsozialwissenschaftlicheFragenaufgeworfen.AufdieserGrundlagewerdendieJugendlichenindieLageversetzen,anveröffentlichtemMaterialdieArgumentationsweisenverschiedenerInteressensgruppenerkennen,analysierenundkritisierenzukönnen.Die Themen eignen sich insbesondere für die Fächer Politik, Geographie, Ethik, Biologie,WirtschaftundSozialkunde.

MitdenvorliegendenHeftenmöchtenwirMenschen,dieinderJugendbildung(LehrerInnen,JugendgruppenleiterInnenetc.)tätigsind,einenEinstiegindiemanchmalkomplexeThematikermöglichen.DieHefteergänzensich,könnenaberaucheinzelngenutztwerden.DiesHeftstehtineinerReihevonPublikationendesProjekteszudenThemen:

• Agrobiodiversität • Gentechnik in der Landwirtschaft• EU Agrarpolitik und Welthandel • Klimawandel und Landwirtschaft • Agrarkraftstoffe

UNSER ANGEBOT:Dieses Heft ist ein Angebot des Jugendbildungsprojektes BIOPOLI. Wir haben einen Poolvon Referenten und Referentinnen aufgebaut und geschult, die auf Anfrage gerne in IhreSchule oder Jugendgruppe kommen. Sie führen in die Thematik ein, z.B. im Rahmen einerDoppelstunde,eskönnenaberauchganzeProjekttageoderProjektwochengebuchtwerden.Die entstandenenHeftebietendarüberhinaus zahlreicheMöglichkeiten, die Themen inderAusbildungweiterzuverstärken.DiesemZieldienenauchBegleitmaterialien,dieSiebeiunsanfordernkönnen:EineAusstellung„Biopoli–genetischeVielfaltinderLandwirtschaft“,verschiedeneFilmeüberGentechnikinMittelamerika,KlimawandelaufdenPhilippinenoderdieRollevonSaatgutinder Ernährungssouveränität. Anregungen zu Rollenspielen, ein Saatgutkoffer zum AusleihenundvielesAndere.BitteinformierenSiesichbeiuns!DasAngebotrichtetsichanJugendlicheundjungeErwachsenezwischen15und25Jahren.

RufenSieunsanoderschickenSieunseineMail.GernekommenunsereReferentenInnenauchinIhreSchuleoderJugendgruppe.

IhreAgrar Koordination

IMPRESSUM:

Autorin: JuliaSievers-Langer

Redaktion und Mitarbeit: CorinnaDinkel,SandraBlessin,Dr.AndreasBauer-Panskus

Herausgeber:Agrar Koordination & Forum für Internationale Agrarpolitik e.V. (FIA)Nernstweg 3222765 HamburgTel.: 040-39 25 26Fax: 040-39 90 06 29Email: [email protected]: www. agrarkoordination.de

Spendenkonto: Forum für internationale Agrarpolitik e.V.GLS BankBLZ 430609 67Kontonummer 2029563500FIA e.V. ist der Trägerverein der Agrar Koordination. Spendenquittungen können ausgestellt werden.

Copyright 2012

Layout und Druck: DruckereiinSt.Pauli,Hamburg

MitfinanziellerUnterstützungdesBMZunddesKatholischenFonds.WirdankenfürdiefreundlichenUnterstützung!

DerHerausgeberistfürdenInhaltalleinverantwortlich.

ISBN 978-3-9813497-5-7

Dezember 2012

Ein JugendbildungsprojektEin schulisches und außerschulisches Bildungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren