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Arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept für Sachsen-Anhalt

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Ministerium für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt. Handlungskonzept.

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Inhaltsverzeichnis

Arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept fuumlr das Land Sachsen-Anhalt ______ 1

Praumlambel __________________________________________________________ 3

1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik auf Landesebene ndash wozu brauchen wir ein arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept ______________ 4

2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt ________________________________________________ 5

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher ________ 6

22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse ______________________________ 8

23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit _________________________________ 10

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ________________ 11

31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen __________________ 12

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung ___________________________________________________________ 13

312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens ______ 17

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung _______________________________________________ 18

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen ________________________________ 21

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen ____________ 22

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern ______________________________________ 25

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen ___________________________________________ 28

4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes _______________________________________________ 32

41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen ____________________ 33

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren ______________________ 34

5 Schlussbemerkung Ausblick ______________________________________ 38

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Praumlambel

In der Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2011 beschlossen die regierungstrashygenden Parteien die Weiterentwicklung der ganzheitlichen Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Ziel der Arbeitsmarktpolitik solle es sein Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt zu bewahren und die Weichen in Richtung einer nachhaltigen Fachkraumlftesicherung zu stellen Als inhaltliche Schwerpunkte benennen die Koalitionspartner zum einen eine verstaumlrkte Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik auf Maszlignahmen zur Verringerung von Arbeitslosigkeit und zur Verbesserung der Integrashytions- und Arbeitsmarktchancen Insbesondere junge Menschen und Familien sollen von diesen Maszlignahmen profitieren Zum anderen werden von der Arbeitsmarktpolitik Beitraumlge zum Aufbau einer leistungsfaumlhigen Wirtschaft und zur Sicherung der Wettshybewerbsfaumlhigkeit heimischer Unternehmen erwartet Neben Maszlignahmen zur Fachshykraumlftesicherung und zur Staumlrkung der beruflichen Bildung sollen vor allem Impulse zur Entwicklung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedinshygungen in Sachsen-Anhalt gesetzt werden

Gemaumlszlig dem Koalitionsvertrag hat nunmehr die Landesregierung ein arbeitsmarktshypolitisches Gesamtkonzept fuumlr das Land Sachsen-Anhalt erarbeitet Das Konzept erfuumlllt drei wesentliche Funktionen Es steckt erstens den Handlungsrahmen fuumlr die arbeitsmarktpolitischen Schwerpunktsetzungen der Landesregierung ab indem es die zentralen Handlungsleitlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt herausshyarbeitet Es benennt zweitens wesentliche Handlungs- und Umsetzungsstrategien zur Bearbeitung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt und umreiszligt mit Blick auf den ESF-Foumlrderzeitraum 2014-2020 gleichzeitig die foumlrderpolitischen Schwerpunktshysetzungen Damit dokumentiert das Land welche Maszlignahmen ergriffen werden sollen und wie sich diese in die arbeitsmarktpolitische Gesamtstrategie des Landes einordnen Drittens macht das Konzept deutlich welche Kooperationsnotwendigshykeiten bestehen damit Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt dem Anspruch auf Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit Rechnung traumlgt Dazu gehoumlrt einerseits die konstruktive Zusammenarbeit mit Akteuren der Arbeitsmarktpolitik innerhalb von Sachsen-Anhalt andererseits die Mitwirkung des Landes an arbeitsmarktpolitischen Initiativen auf Bundesebene

Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es Programme Maszlignahmen und Instrumente zu entwickeln um die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu beheben Benachteiligungen im Beschaumlftigungssystem und im Erwerbsleben abzubauen und die Entwicklung attraktiver Perspektiven fuumlr alle Beschaumlftigten im Land zu unterstuumltzen Im Zentrum der kuumlnftigen Arbeitsmarktstrategie des Landes werden deshalb die Handlungsfelder Fachkraumlftesicherung Arbeitsmarktintegration und Unterstuumltzung von attraktiven existenzsichernden Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten stehen Die Arbeitsmarktpolitik bildet damit eine wichtige wenn auch nicht immer spannungsfreie Schnittstelle mit zahlreichen benachbarten Politikfeldern Beispielsweise ist Fachkraumlftesicherung nicht nur ein beschaumlftigungs- wirtschafts- und standortpolitisch wichtiges Thema sondern erfordert auch einen kritischen Blick auf die Qualitaumlt und Leistungsfaumlhigkeit von Bildungsstrukturen Maszlignahmen der aktiven (und auch passiven) Arbeitsmarktpolitik wiederum sind zwar meist sozialpolitisch motiviert da sie auf Nachteilsausgleich und Chancenverbesserung benachteiligter Bevoumllkerungsgruppen zielen sie sind aber stets auch Teil von Wirtschafts- und

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Finanzpolitik Und attraktive Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten wiederum beruumlhren nicht nur tarif- und lohnpolitische sondern unter anderem auch gleichstellungs- renten-und gesundheitspolitische Fragen Die Landesregierung legt deshalb groszligen Wert auf eine gut abgestimmte ganzheitlich ausgerichtete und nachhaltige Arbeitsmarktpolitik

Um die arbeitsmarktpolitischen Ziele zu erreichen stuumltzt sich die Landesregierung auf ihre umfassenden Erfahrungen der letzten Jahre und richtet ihre Strategie auf die Verstetigung und den qualitativen Ausbau erprobter und bewaumlhrter Unterstuumltzungsstrukturen ebenso wie auf die Entwicklung neuer und zukunftsorientierter Ansaumltze Das Konzept nimmt dazu zunaumlchst eine Einordnung der Handlungsmoumlglichkeiten des Landes in den Rahmen der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland vor Im Anschluss daran zeichnet es die wesentlichen Entwicklungen und Problemfelder auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach Darauf aufbauend benennt es die zentralen arbeitsmarktpolitischen Leitlinien und leitet Handlungsansaumltze bzw Maszlignahmen zur Bearbeitung der Problemfelder ab

1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik auf Landesebene ndash wozu brauchen wir ein arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept Im Handlungsfeld Arbeitsmarktpolitik nehmen die Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland vor allem freiwillige und ergaumlnzende Aufgaben wahr da die wichtigsten rechtlichen finanziellen und strategischen Handlungs- und Entscheidungskompetenzen fuumlr die Arbeitsmarktpolitik bei der Bundesagentur fuumlr Arbeit im Einvernehmen mit dem Bundesministerium fuumlr Arbeit und Soziales (BMAS) liegen Dennoch ist die Bedeutung der laumlnderspezifischen arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten sowohl in konzeptioneller als auch in finanzieller Hinsicht nicht zu unterschaumltzen

Zum einen wirken die Laumlnder und damit auch Sachsen-Anhalt an der Ausgestaltung der bundespolitischen Arbeitsmarktinstrumente und der bundesweiten Rahmenbedingungen im Rahmen ihrer foumlderalen Beteiligungsmoumlglichkeiten uumlber den Bundesrat und die zustaumlndigen Fachministerkonferenzen mit Zum anderen bestehen wichtige regionale und kommunale Handlungs- und Gestaltungsspielraumlume auf der operativen Ebene

Des Weiteren uumlben die Laumlnder seit der Neuorganisation der Traumlgerschaft im SGB II im Jahre 2011 die Rechtsaufsicht im Bereich der zugelassenen kommunalen Traumlger (zkT) in den sogenannten bdquoOptionskommunenldquo aus In den Verantwortungsbereich der sechs zkT in Sachsen-Anhalt faumlllt die Betreuung von beinahe 50 der Hilfebeduumlrftigen und Bedarfsgemeinschaften des Landes Fuumlr das Land eroumlffnen sich hierdurch weitere Moumlglichkeiten gemeinsam mit der Bundesagentur und den Kommunen neue kooperative Ansaumltze zur Bekaumlmpfung von Langzeitarbeitslosigkeit Armut und Ausgrenzung zu entwickeln

Im Rahmen der freiwilligen Aufgabenuumlbernahme eroumlffnen sich finanzielle Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr das Land Sachsen-Anhalt vor allem uumlber den Europaumlischen Sozialfonds (ESF) Mit Mitteln des Landes und des ESF wird es moumlglich zusaumltzliche Foumlrderprogramme zu finanzieren die zum einen dazu beitragen

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wirtschaftliches Wachstum und Beschaumlftigung in Sachsen-Anhalt durch Staumlrkung der Kompetenzen von Beschaumlftigten durch Aus- und Weiterbildung und durch Hilfestellungen von Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung zu unterstuumltzen Zum anderen koumlnnen Maszlignahmen gefoumlrdert werden mit denen die dauerhafte Ausgrenzung von besonders arbeitsmarktfernen und foumlrderungsbeduumlrftigen Zielgruppen des Arbeitsmarktes verhindert oder uumlberwunden werden kann Eine besondere Rolle faumlllt hierbei dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zu da es in der aktuellen Legislaturperiode fuumlr den weitaus groumlszligten Teil der dem Land Sachsen-Anhalt zur Verfuumlgung stehenden ESF-Mittel im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschaumlftigtenfoumlrderung verantwortlich ist

Infolge administrativer und technischer Auflagen der Europaumlischen Kommission kann die Foumlrderpolitik im Rahmen des ESF jedoch nicht voumlllig frei gestaltet werden Im Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Zustaumlndigkeiten und weiterer Institutionen ndash neben der Bundesagentur fuumlr Arbeit und den Jobcentern sind dies insbesondere Foumlrderprogramme des BMAS und des BMBF ndash muss zunaumlchst die Kohaumlrenz der bundes- und landesspezifischen Maszlignahmen gewaumlhrleistet sein Dies erfordert eine staumlndige Koordination und Abstimmung um Foumlrderluumlcken bzw sinnvolle Ergaumlnzungen zu identifizieren Daruumlber hinaus engen vor allem finanz- und haushaltspolitische Restriktionen die Handlungsspielraumlume des Landes immer weiter ein Sie machen es zunehmend erforderlich weitere und neue Quellen zur Finanzierung des nationalen bzw laumlnderspezifischen Eigenanteils der ESF-Foumlrderung zu erschlieszligen

Neben der bestaumlndigen Abstimmung mit den Akteuren der Arbeitsmarktverwaltung koumlnnen Akzeptanz und Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maszlignahmen nur abgesichert werden wenn an deren Entwicklung und Umsetzung auch alle anderen Akteure der Arbeitsmarkt- Wirtschafts- und Sozialpolitik beteiligt werden Voraussetzung fuumlr regional tragfaumlhige Strategien und Loumlsungsansaumltze ist eine fach-und ressortuumlbergreifende Zusammenarbeit und Abstimmung ebenso wie die konstruktive Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern Ziel der Landesregierung ist es deshalb im Bereich der Arbeitsmarktpolitik strategische Kooperationen im Land zu schaffen Wo immer es moumlglich und sinnvoll erscheint kann daruumlber hinaus die Arbeit der Kooperationspartner durch eine prozessorientierte wissenschaftliche Begleitung flankiert moderiert und kritisch reflektiert werden

2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist ruumlcklaumlufig und hat im Jahr 2012 mit knapp 137000 Personen bzw mit einer Quote von 115 den niedrigsten Wert seit Anfang der 90er Jahre erreicht Auch die Zahl der Menschen in Erwerbsarbeit ist deutlich gestiegen Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt folgt damit im Wesentlichen dem allgemeinen Bundestrend

Der Beschaumlftigungsumfang hat sich in Sachsen-Anhalt seit 2005 kontinuierlich von Jahr zu Jahr erhoumlht Im Jahr 2012 waren in Sachsen-Anhalt ca 909000

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschaumlftigt1 rund 27 mehr als 2005 Dieser Anstieg beruht zum weitaus groumlszligten Teil auf einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschaumlftigungsverhaumlltnisse die im selben Zeitraum sogar um etwa 47 stiegen Die Entwicklung des Arbeitsvolumens hielt jedoch mit dem Beschaumlftigungswachstum nicht Schritt Seit 2005 stagniert die Entwicklung im Wesentlichen langfristig ist sie sogar negativ (Zeitraum 1999-2010 - 144 2)

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher Der Begriff bdquoFachkraftldquo wird haumlufig verkuumlrzt genutzt und ausschlieszliglich auf Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bezogen Das Institut fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fasst die Definition des Begriffs jedoch deutlich weiter Eine Fachkraft ist demnach eine Person die bdquoeinen Beruf erlernt und eine Ausbildung abgeschlossen hatldquo Die Fachkraumlftediskussion muss folglich sowohl Menschen mit einer klassischen Berufsausbildung als auch Menschen mit akademischen bzw Hochschulabschluumlssen in den Blick nehmen

Mit 41000 bzw 37000 Neueinstellungen von Fachkraumlften in den ersten Halbjahren 2011 bzw 2012 markierte der Zeitraum 201112 den Houmlhepunkt der Fachkraumlftenachfrage der vergangenen 15 Jahre Der Anteil der einstellenden Betriebe lag in beiden Jahren bei 24

Langfristig ist auch der Anteil qualifizierter Taumltigkeiten auf nunmehr 80 gestiegen Demgegenuumlber uumlben derzeit nur noch 13 aller Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt berufliche Taumltigkeiten aus die keinen Berufsabschluss erfordern Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bedarf in diesem Segment weiter sinken

Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der jaumlhrlich nicht besetzbaren Stellen fuumlr qualifizierte Taumltigkeiten von insgesamt 8000 auf zuletzt 12000 im Jahr 2012 Dieser Anstieg ist jedoch zu etwa drei Vierteln auf den Dienstleistungssektor zuruumlckzufuumlhren Im Zuge der steigenden Fachkraumlftenachfrage werden Unternehmen folglich in bestimmten Bereichen bei der Besetzung freier Fachkraumlftestellen vermehrt vor Probleme gestellt

Aktuell besteht kein flaumlchendeckender Fachkraumlftemangel Der Anteil der unbesetzt gebliebenen Fachkraumlftestellen an allen angebotenen Stellen fuumlr Fachkraumlfte stieg zwar zwischen 2007 und 2012 von 18 auf 25 Engpaumlsse treten aber vor allem in ausgewaumlhlten Segmenten und Berufsgruppen auf Den Engpassanalysen der Bundesagentur fuumlr Arbeit vom Sommer und Herbst 2012 zufolge dauerten Stellenbesetzungen in ausgewaumlhlten Berufen der Metall- und Elektroindustrie durchschnittlich bis zu 100 Tage Nach Angaben des IAB (Instituts fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) konnten im Jahr 2010 rund 18 der offenen Stellen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht besetzt werden weil geeignete Fachkraumlfte fehlten

1 Arbeitnehmer-innen mit Arbeitsort in Sachsen-Anhalt Quelle httpwwwstatistiksachsenshyanhaltdeInternetHomeDaten_und_Fakten11313313311Erwerbst__tige_und_Arbeitnehmer_mit_ Arbeitsort_im_Land_Sachsen_Anhalthtml 2 Quelle httpwwwvgrdldeArbeitskreis_VGRtblstabasplang=de-DEamptbl=WZ2003tab17

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Praumlambel

In der Koalitionsvereinbarung aus dem Jahr 2011 beschlossen die regierungstrashygenden Parteien die Weiterentwicklung der ganzheitlichen Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Ziel der Arbeitsmarktpolitik solle es sein Recht und Ordnung auf dem Arbeitsmarkt zu bewahren und die Weichen in Richtung einer nachhaltigen Fachkraumlftesicherung zu stellen Als inhaltliche Schwerpunkte benennen die Koalitionspartner zum einen eine verstaumlrkte Ausrichtung der Arbeitsmarktpolitik auf Maszlignahmen zur Verringerung von Arbeitslosigkeit und zur Verbesserung der Integrashytions- und Arbeitsmarktchancen Insbesondere junge Menschen und Familien sollen von diesen Maszlignahmen profitieren Zum anderen werden von der Arbeitsmarktpolitik Beitraumlge zum Aufbau einer leistungsfaumlhigen Wirtschaft und zur Sicherung der Wettshybewerbsfaumlhigkeit heimischer Unternehmen erwartet Neben Maszlignahmen zur Fachshykraumlftesicherung und zur Staumlrkung der beruflichen Bildung sollen vor allem Impulse zur Entwicklung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedinshygungen in Sachsen-Anhalt gesetzt werden

Gemaumlszlig dem Koalitionsvertrag hat nunmehr die Landesregierung ein arbeitsmarktshypolitisches Gesamtkonzept fuumlr das Land Sachsen-Anhalt erarbeitet Das Konzept erfuumlllt drei wesentliche Funktionen Es steckt erstens den Handlungsrahmen fuumlr die arbeitsmarktpolitischen Schwerpunktsetzungen der Landesregierung ab indem es die zentralen Handlungsleitlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt herausshyarbeitet Es benennt zweitens wesentliche Handlungs- und Umsetzungsstrategien zur Bearbeitung der Probleme auf dem Arbeitsmarkt und umreiszligt mit Blick auf den ESF-Foumlrderzeitraum 2014-2020 gleichzeitig die foumlrderpolitischen Schwerpunktshysetzungen Damit dokumentiert das Land welche Maszlignahmen ergriffen werden sollen und wie sich diese in die arbeitsmarktpolitische Gesamtstrategie des Landes einordnen Drittens macht das Konzept deutlich welche Kooperationsnotwendigshykeiten bestehen damit Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt dem Anspruch auf Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit Rechnung traumlgt Dazu gehoumlrt einerseits die konstruktive Zusammenarbeit mit Akteuren der Arbeitsmarktpolitik innerhalb von Sachsen-Anhalt andererseits die Mitwirkung des Landes an arbeitsmarktpolitischen Initiativen auf Bundesebene

Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es Programme Maszlignahmen und Instrumente zu entwickeln um die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu beheben Benachteiligungen im Beschaumlftigungssystem und im Erwerbsleben abzubauen und die Entwicklung attraktiver Perspektiven fuumlr alle Beschaumlftigten im Land zu unterstuumltzen Im Zentrum der kuumlnftigen Arbeitsmarktstrategie des Landes werden deshalb die Handlungsfelder Fachkraumlftesicherung Arbeitsmarktintegration und Unterstuumltzung von attraktiven existenzsichernden Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten stehen Die Arbeitsmarktpolitik bildet damit eine wichtige wenn auch nicht immer spannungsfreie Schnittstelle mit zahlreichen benachbarten Politikfeldern Beispielsweise ist Fachkraumlftesicherung nicht nur ein beschaumlftigungs- wirtschafts- und standortpolitisch wichtiges Thema sondern erfordert auch einen kritischen Blick auf die Qualitaumlt und Leistungsfaumlhigkeit von Bildungsstrukturen Maszlignahmen der aktiven (und auch passiven) Arbeitsmarktpolitik wiederum sind zwar meist sozialpolitisch motiviert da sie auf Nachteilsausgleich und Chancenverbesserung benachteiligter Bevoumllkerungsgruppen zielen sie sind aber stets auch Teil von Wirtschafts- und

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Finanzpolitik Und attraktive Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten wiederum beruumlhren nicht nur tarif- und lohnpolitische sondern unter anderem auch gleichstellungs- renten-und gesundheitspolitische Fragen Die Landesregierung legt deshalb groszligen Wert auf eine gut abgestimmte ganzheitlich ausgerichtete und nachhaltige Arbeitsmarktpolitik

Um die arbeitsmarktpolitischen Ziele zu erreichen stuumltzt sich die Landesregierung auf ihre umfassenden Erfahrungen der letzten Jahre und richtet ihre Strategie auf die Verstetigung und den qualitativen Ausbau erprobter und bewaumlhrter Unterstuumltzungsstrukturen ebenso wie auf die Entwicklung neuer und zukunftsorientierter Ansaumltze Das Konzept nimmt dazu zunaumlchst eine Einordnung der Handlungsmoumlglichkeiten des Landes in den Rahmen der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland vor Im Anschluss daran zeichnet es die wesentlichen Entwicklungen und Problemfelder auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach Darauf aufbauend benennt es die zentralen arbeitsmarktpolitischen Leitlinien und leitet Handlungsansaumltze bzw Maszlignahmen zur Bearbeitung der Problemfelder ab

1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik auf Landesebene ndash wozu brauchen wir ein arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept Im Handlungsfeld Arbeitsmarktpolitik nehmen die Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland vor allem freiwillige und ergaumlnzende Aufgaben wahr da die wichtigsten rechtlichen finanziellen und strategischen Handlungs- und Entscheidungskompetenzen fuumlr die Arbeitsmarktpolitik bei der Bundesagentur fuumlr Arbeit im Einvernehmen mit dem Bundesministerium fuumlr Arbeit und Soziales (BMAS) liegen Dennoch ist die Bedeutung der laumlnderspezifischen arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten sowohl in konzeptioneller als auch in finanzieller Hinsicht nicht zu unterschaumltzen

Zum einen wirken die Laumlnder und damit auch Sachsen-Anhalt an der Ausgestaltung der bundespolitischen Arbeitsmarktinstrumente und der bundesweiten Rahmenbedingungen im Rahmen ihrer foumlderalen Beteiligungsmoumlglichkeiten uumlber den Bundesrat und die zustaumlndigen Fachministerkonferenzen mit Zum anderen bestehen wichtige regionale und kommunale Handlungs- und Gestaltungsspielraumlume auf der operativen Ebene

Des Weiteren uumlben die Laumlnder seit der Neuorganisation der Traumlgerschaft im SGB II im Jahre 2011 die Rechtsaufsicht im Bereich der zugelassenen kommunalen Traumlger (zkT) in den sogenannten bdquoOptionskommunenldquo aus In den Verantwortungsbereich der sechs zkT in Sachsen-Anhalt faumlllt die Betreuung von beinahe 50 der Hilfebeduumlrftigen und Bedarfsgemeinschaften des Landes Fuumlr das Land eroumlffnen sich hierdurch weitere Moumlglichkeiten gemeinsam mit der Bundesagentur und den Kommunen neue kooperative Ansaumltze zur Bekaumlmpfung von Langzeitarbeitslosigkeit Armut und Ausgrenzung zu entwickeln

Im Rahmen der freiwilligen Aufgabenuumlbernahme eroumlffnen sich finanzielle Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr das Land Sachsen-Anhalt vor allem uumlber den Europaumlischen Sozialfonds (ESF) Mit Mitteln des Landes und des ESF wird es moumlglich zusaumltzliche Foumlrderprogramme zu finanzieren die zum einen dazu beitragen

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wirtschaftliches Wachstum und Beschaumlftigung in Sachsen-Anhalt durch Staumlrkung der Kompetenzen von Beschaumlftigten durch Aus- und Weiterbildung und durch Hilfestellungen von Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung zu unterstuumltzen Zum anderen koumlnnen Maszlignahmen gefoumlrdert werden mit denen die dauerhafte Ausgrenzung von besonders arbeitsmarktfernen und foumlrderungsbeduumlrftigen Zielgruppen des Arbeitsmarktes verhindert oder uumlberwunden werden kann Eine besondere Rolle faumlllt hierbei dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zu da es in der aktuellen Legislaturperiode fuumlr den weitaus groumlszligten Teil der dem Land Sachsen-Anhalt zur Verfuumlgung stehenden ESF-Mittel im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschaumlftigtenfoumlrderung verantwortlich ist

Infolge administrativer und technischer Auflagen der Europaumlischen Kommission kann die Foumlrderpolitik im Rahmen des ESF jedoch nicht voumlllig frei gestaltet werden Im Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Zustaumlndigkeiten und weiterer Institutionen ndash neben der Bundesagentur fuumlr Arbeit und den Jobcentern sind dies insbesondere Foumlrderprogramme des BMAS und des BMBF ndash muss zunaumlchst die Kohaumlrenz der bundes- und landesspezifischen Maszlignahmen gewaumlhrleistet sein Dies erfordert eine staumlndige Koordination und Abstimmung um Foumlrderluumlcken bzw sinnvolle Ergaumlnzungen zu identifizieren Daruumlber hinaus engen vor allem finanz- und haushaltspolitische Restriktionen die Handlungsspielraumlume des Landes immer weiter ein Sie machen es zunehmend erforderlich weitere und neue Quellen zur Finanzierung des nationalen bzw laumlnderspezifischen Eigenanteils der ESF-Foumlrderung zu erschlieszligen

Neben der bestaumlndigen Abstimmung mit den Akteuren der Arbeitsmarktverwaltung koumlnnen Akzeptanz und Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maszlignahmen nur abgesichert werden wenn an deren Entwicklung und Umsetzung auch alle anderen Akteure der Arbeitsmarkt- Wirtschafts- und Sozialpolitik beteiligt werden Voraussetzung fuumlr regional tragfaumlhige Strategien und Loumlsungsansaumltze ist eine fach-und ressortuumlbergreifende Zusammenarbeit und Abstimmung ebenso wie die konstruktive Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern Ziel der Landesregierung ist es deshalb im Bereich der Arbeitsmarktpolitik strategische Kooperationen im Land zu schaffen Wo immer es moumlglich und sinnvoll erscheint kann daruumlber hinaus die Arbeit der Kooperationspartner durch eine prozessorientierte wissenschaftliche Begleitung flankiert moderiert und kritisch reflektiert werden

2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist ruumlcklaumlufig und hat im Jahr 2012 mit knapp 137000 Personen bzw mit einer Quote von 115 den niedrigsten Wert seit Anfang der 90er Jahre erreicht Auch die Zahl der Menschen in Erwerbsarbeit ist deutlich gestiegen Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt folgt damit im Wesentlichen dem allgemeinen Bundestrend

Der Beschaumlftigungsumfang hat sich in Sachsen-Anhalt seit 2005 kontinuierlich von Jahr zu Jahr erhoumlht Im Jahr 2012 waren in Sachsen-Anhalt ca 909000

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschaumlftigt1 rund 27 mehr als 2005 Dieser Anstieg beruht zum weitaus groumlszligten Teil auf einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschaumlftigungsverhaumlltnisse die im selben Zeitraum sogar um etwa 47 stiegen Die Entwicklung des Arbeitsvolumens hielt jedoch mit dem Beschaumlftigungswachstum nicht Schritt Seit 2005 stagniert die Entwicklung im Wesentlichen langfristig ist sie sogar negativ (Zeitraum 1999-2010 - 144 2)

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher Der Begriff bdquoFachkraftldquo wird haumlufig verkuumlrzt genutzt und ausschlieszliglich auf Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bezogen Das Institut fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fasst die Definition des Begriffs jedoch deutlich weiter Eine Fachkraft ist demnach eine Person die bdquoeinen Beruf erlernt und eine Ausbildung abgeschlossen hatldquo Die Fachkraumlftediskussion muss folglich sowohl Menschen mit einer klassischen Berufsausbildung als auch Menschen mit akademischen bzw Hochschulabschluumlssen in den Blick nehmen

Mit 41000 bzw 37000 Neueinstellungen von Fachkraumlften in den ersten Halbjahren 2011 bzw 2012 markierte der Zeitraum 201112 den Houmlhepunkt der Fachkraumlftenachfrage der vergangenen 15 Jahre Der Anteil der einstellenden Betriebe lag in beiden Jahren bei 24

Langfristig ist auch der Anteil qualifizierter Taumltigkeiten auf nunmehr 80 gestiegen Demgegenuumlber uumlben derzeit nur noch 13 aller Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt berufliche Taumltigkeiten aus die keinen Berufsabschluss erfordern Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bedarf in diesem Segment weiter sinken

Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der jaumlhrlich nicht besetzbaren Stellen fuumlr qualifizierte Taumltigkeiten von insgesamt 8000 auf zuletzt 12000 im Jahr 2012 Dieser Anstieg ist jedoch zu etwa drei Vierteln auf den Dienstleistungssektor zuruumlckzufuumlhren Im Zuge der steigenden Fachkraumlftenachfrage werden Unternehmen folglich in bestimmten Bereichen bei der Besetzung freier Fachkraumlftestellen vermehrt vor Probleme gestellt

Aktuell besteht kein flaumlchendeckender Fachkraumlftemangel Der Anteil der unbesetzt gebliebenen Fachkraumlftestellen an allen angebotenen Stellen fuumlr Fachkraumlfte stieg zwar zwischen 2007 und 2012 von 18 auf 25 Engpaumlsse treten aber vor allem in ausgewaumlhlten Segmenten und Berufsgruppen auf Den Engpassanalysen der Bundesagentur fuumlr Arbeit vom Sommer und Herbst 2012 zufolge dauerten Stellenbesetzungen in ausgewaumlhlten Berufen der Metall- und Elektroindustrie durchschnittlich bis zu 100 Tage Nach Angaben des IAB (Instituts fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) konnten im Jahr 2010 rund 18 der offenen Stellen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht besetzt werden weil geeignete Fachkraumlfte fehlten

1 Arbeitnehmer-innen mit Arbeitsort in Sachsen-Anhalt Quelle httpwwwstatistiksachsenshyanhaltdeInternetHomeDaten_und_Fakten11313313311Erwerbst__tige_und_Arbeitnehmer_mit_ Arbeitsort_im_Land_Sachsen_Anhalthtml 2 Quelle httpwwwvgrdldeArbeitskreis_VGRtblstabasplang=de-DEamptbl=WZ2003tab17

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Finanzpolitik Und attraktive Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten wiederum beruumlhren nicht nur tarif- und lohnpolitische sondern unter anderem auch gleichstellungs- renten-und gesundheitspolitische Fragen Die Landesregierung legt deshalb groszligen Wert auf eine gut abgestimmte ganzheitlich ausgerichtete und nachhaltige Arbeitsmarktpolitik

Um die arbeitsmarktpolitischen Ziele zu erreichen stuumltzt sich die Landesregierung auf ihre umfassenden Erfahrungen der letzten Jahre und richtet ihre Strategie auf die Verstetigung und den qualitativen Ausbau erprobter und bewaumlhrter Unterstuumltzungsstrukturen ebenso wie auf die Entwicklung neuer und zukunftsorientierter Ansaumltze Das Konzept nimmt dazu zunaumlchst eine Einordnung der Handlungsmoumlglichkeiten des Landes in den Rahmen der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland vor Im Anschluss daran zeichnet es die wesentlichen Entwicklungen und Problemfelder auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach Darauf aufbauend benennt es die zentralen arbeitsmarktpolitischen Leitlinien und leitet Handlungsansaumltze bzw Maszlignahmen zur Bearbeitung der Problemfelder ab

1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik auf Landesebene ndash wozu brauchen wir ein arbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept Im Handlungsfeld Arbeitsmarktpolitik nehmen die Laumlnder in der Bundesrepublik Deutschland vor allem freiwillige und ergaumlnzende Aufgaben wahr da die wichtigsten rechtlichen finanziellen und strategischen Handlungs- und Entscheidungskompetenzen fuumlr die Arbeitsmarktpolitik bei der Bundesagentur fuumlr Arbeit im Einvernehmen mit dem Bundesministerium fuumlr Arbeit und Soziales (BMAS) liegen Dennoch ist die Bedeutung der laumlnderspezifischen arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten sowohl in konzeptioneller als auch in finanzieller Hinsicht nicht zu unterschaumltzen

Zum einen wirken die Laumlnder und damit auch Sachsen-Anhalt an der Ausgestaltung der bundespolitischen Arbeitsmarktinstrumente und der bundesweiten Rahmenbedingungen im Rahmen ihrer foumlderalen Beteiligungsmoumlglichkeiten uumlber den Bundesrat und die zustaumlndigen Fachministerkonferenzen mit Zum anderen bestehen wichtige regionale und kommunale Handlungs- und Gestaltungsspielraumlume auf der operativen Ebene

Des Weiteren uumlben die Laumlnder seit der Neuorganisation der Traumlgerschaft im SGB II im Jahre 2011 die Rechtsaufsicht im Bereich der zugelassenen kommunalen Traumlger (zkT) in den sogenannten bdquoOptionskommunenldquo aus In den Verantwortungsbereich der sechs zkT in Sachsen-Anhalt faumlllt die Betreuung von beinahe 50 der Hilfebeduumlrftigen und Bedarfsgemeinschaften des Landes Fuumlr das Land eroumlffnen sich hierdurch weitere Moumlglichkeiten gemeinsam mit der Bundesagentur und den Kommunen neue kooperative Ansaumltze zur Bekaumlmpfung von Langzeitarbeitslosigkeit Armut und Ausgrenzung zu entwickeln

Im Rahmen der freiwilligen Aufgabenuumlbernahme eroumlffnen sich finanzielle Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr das Land Sachsen-Anhalt vor allem uumlber den Europaumlischen Sozialfonds (ESF) Mit Mitteln des Landes und des ESF wird es moumlglich zusaumltzliche Foumlrderprogramme zu finanzieren die zum einen dazu beitragen

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wirtschaftliches Wachstum und Beschaumlftigung in Sachsen-Anhalt durch Staumlrkung der Kompetenzen von Beschaumlftigten durch Aus- und Weiterbildung und durch Hilfestellungen von Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung zu unterstuumltzen Zum anderen koumlnnen Maszlignahmen gefoumlrdert werden mit denen die dauerhafte Ausgrenzung von besonders arbeitsmarktfernen und foumlrderungsbeduumlrftigen Zielgruppen des Arbeitsmarktes verhindert oder uumlberwunden werden kann Eine besondere Rolle faumlllt hierbei dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zu da es in der aktuellen Legislaturperiode fuumlr den weitaus groumlszligten Teil der dem Land Sachsen-Anhalt zur Verfuumlgung stehenden ESF-Mittel im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschaumlftigtenfoumlrderung verantwortlich ist

Infolge administrativer und technischer Auflagen der Europaumlischen Kommission kann die Foumlrderpolitik im Rahmen des ESF jedoch nicht voumlllig frei gestaltet werden Im Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Zustaumlndigkeiten und weiterer Institutionen ndash neben der Bundesagentur fuumlr Arbeit und den Jobcentern sind dies insbesondere Foumlrderprogramme des BMAS und des BMBF ndash muss zunaumlchst die Kohaumlrenz der bundes- und landesspezifischen Maszlignahmen gewaumlhrleistet sein Dies erfordert eine staumlndige Koordination und Abstimmung um Foumlrderluumlcken bzw sinnvolle Ergaumlnzungen zu identifizieren Daruumlber hinaus engen vor allem finanz- und haushaltspolitische Restriktionen die Handlungsspielraumlume des Landes immer weiter ein Sie machen es zunehmend erforderlich weitere und neue Quellen zur Finanzierung des nationalen bzw laumlnderspezifischen Eigenanteils der ESF-Foumlrderung zu erschlieszligen

Neben der bestaumlndigen Abstimmung mit den Akteuren der Arbeitsmarktverwaltung koumlnnen Akzeptanz und Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maszlignahmen nur abgesichert werden wenn an deren Entwicklung und Umsetzung auch alle anderen Akteure der Arbeitsmarkt- Wirtschafts- und Sozialpolitik beteiligt werden Voraussetzung fuumlr regional tragfaumlhige Strategien und Loumlsungsansaumltze ist eine fach-und ressortuumlbergreifende Zusammenarbeit und Abstimmung ebenso wie die konstruktive Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern Ziel der Landesregierung ist es deshalb im Bereich der Arbeitsmarktpolitik strategische Kooperationen im Land zu schaffen Wo immer es moumlglich und sinnvoll erscheint kann daruumlber hinaus die Arbeit der Kooperationspartner durch eine prozessorientierte wissenschaftliche Begleitung flankiert moderiert und kritisch reflektiert werden

2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist ruumlcklaumlufig und hat im Jahr 2012 mit knapp 137000 Personen bzw mit einer Quote von 115 den niedrigsten Wert seit Anfang der 90er Jahre erreicht Auch die Zahl der Menschen in Erwerbsarbeit ist deutlich gestiegen Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt folgt damit im Wesentlichen dem allgemeinen Bundestrend

Der Beschaumlftigungsumfang hat sich in Sachsen-Anhalt seit 2005 kontinuierlich von Jahr zu Jahr erhoumlht Im Jahr 2012 waren in Sachsen-Anhalt ca 909000

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschaumlftigt1 rund 27 mehr als 2005 Dieser Anstieg beruht zum weitaus groumlszligten Teil auf einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschaumlftigungsverhaumlltnisse die im selben Zeitraum sogar um etwa 47 stiegen Die Entwicklung des Arbeitsvolumens hielt jedoch mit dem Beschaumlftigungswachstum nicht Schritt Seit 2005 stagniert die Entwicklung im Wesentlichen langfristig ist sie sogar negativ (Zeitraum 1999-2010 - 144 2)

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher Der Begriff bdquoFachkraftldquo wird haumlufig verkuumlrzt genutzt und ausschlieszliglich auf Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bezogen Das Institut fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fasst die Definition des Begriffs jedoch deutlich weiter Eine Fachkraft ist demnach eine Person die bdquoeinen Beruf erlernt und eine Ausbildung abgeschlossen hatldquo Die Fachkraumlftediskussion muss folglich sowohl Menschen mit einer klassischen Berufsausbildung als auch Menschen mit akademischen bzw Hochschulabschluumlssen in den Blick nehmen

Mit 41000 bzw 37000 Neueinstellungen von Fachkraumlften in den ersten Halbjahren 2011 bzw 2012 markierte der Zeitraum 201112 den Houmlhepunkt der Fachkraumlftenachfrage der vergangenen 15 Jahre Der Anteil der einstellenden Betriebe lag in beiden Jahren bei 24

Langfristig ist auch der Anteil qualifizierter Taumltigkeiten auf nunmehr 80 gestiegen Demgegenuumlber uumlben derzeit nur noch 13 aller Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt berufliche Taumltigkeiten aus die keinen Berufsabschluss erfordern Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bedarf in diesem Segment weiter sinken

Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der jaumlhrlich nicht besetzbaren Stellen fuumlr qualifizierte Taumltigkeiten von insgesamt 8000 auf zuletzt 12000 im Jahr 2012 Dieser Anstieg ist jedoch zu etwa drei Vierteln auf den Dienstleistungssektor zuruumlckzufuumlhren Im Zuge der steigenden Fachkraumlftenachfrage werden Unternehmen folglich in bestimmten Bereichen bei der Besetzung freier Fachkraumlftestellen vermehrt vor Probleme gestellt

Aktuell besteht kein flaumlchendeckender Fachkraumlftemangel Der Anteil der unbesetzt gebliebenen Fachkraumlftestellen an allen angebotenen Stellen fuumlr Fachkraumlfte stieg zwar zwischen 2007 und 2012 von 18 auf 25 Engpaumlsse treten aber vor allem in ausgewaumlhlten Segmenten und Berufsgruppen auf Den Engpassanalysen der Bundesagentur fuumlr Arbeit vom Sommer und Herbst 2012 zufolge dauerten Stellenbesetzungen in ausgewaumlhlten Berufen der Metall- und Elektroindustrie durchschnittlich bis zu 100 Tage Nach Angaben des IAB (Instituts fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) konnten im Jahr 2010 rund 18 der offenen Stellen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht besetzt werden weil geeignete Fachkraumlfte fehlten

1 Arbeitnehmer-innen mit Arbeitsort in Sachsen-Anhalt Quelle httpwwwstatistiksachsenshyanhaltdeInternetHomeDaten_und_Fakten11313313311Erwerbst__tige_und_Arbeitnehmer_mit_ Arbeitsort_im_Land_Sachsen_Anhalthtml 2 Quelle httpwwwvgrdldeArbeitskreis_VGRtblstabasplang=de-DEamptbl=WZ2003tab17

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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wirtschaftliches Wachstum und Beschaumlftigung in Sachsen-Anhalt durch Staumlrkung der Kompetenzen von Beschaumlftigten durch Aus- und Weiterbildung und durch Hilfestellungen von Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung zu unterstuumltzen Zum anderen koumlnnen Maszlignahmen gefoumlrdert werden mit denen die dauerhafte Ausgrenzung von besonders arbeitsmarktfernen und foumlrderungsbeduumlrftigen Zielgruppen des Arbeitsmarktes verhindert oder uumlberwunden werden kann Eine besondere Rolle faumlllt hierbei dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zu da es in der aktuellen Legislaturperiode fuumlr den weitaus groumlszligten Teil der dem Land Sachsen-Anhalt zur Verfuumlgung stehenden ESF-Mittel im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschaumlftigtenfoumlrderung verantwortlich ist

Infolge administrativer und technischer Auflagen der Europaumlischen Kommission kann die Foumlrderpolitik im Rahmen des ESF jedoch nicht voumlllig frei gestaltet werden Im Beziehungsgeflecht unterschiedlicher Zustaumlndigkeiten und weiterer Institutionen ndash neben der Bundesagentur fuumlr Arbeit und den Jobcentern sind dies insbesondere Foumlrderprogramme des BMAS und des BMBF ndash muss zunaumlchst die Kohaumlrenz der bundes- und landesspezifischen Maszlignahmen gewaumlhrleistet sein Dies erfordert eine staumlndige Koordination und Abstimmung um Foumlrderluumlcken bzw sinnvolle Ergaumlnzungen zu identifizieren Daruumlber hinaus engen vor allem finanz- und haushaltspolitische Restriktionen die Handlungsspielraumlume des Landes immer weiter ein Sie machen es zunehmend erforderlich weitere und neue Quellen zur Finanzierung des nationalen bzw laumlnderspezifischen Eigenanteils der ESF-Foumlrderung zu erschlieszligen

Neben der bestaumlndigen Abstimmung mit den Akteuren der Arbeitsmarktverwaltung koumlnnen Akzeptanz und Erfolg der arbeitsmarktpolitischen Maszlignahmen nur abgesichert werden wenn an deren Entwicklung und Umsetzung auch alle anderen Akteure der Arbeitsmarkt- Wirtschafts- und Sozialpolitik beteiligt werden Voraussetzung fuumlr regional tragfaumlhige Strategien und Loumlsungsansaumltze ist eine fach-und ressortuumlbergreifende Zusammenarbeit und Abstimmung ebenso wie die konstruktive Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern Ziel der Landesregierung ist es deshalb im Bereich der Arbeitsmarktpolitik strategische Kooperationen im Land zu schaffen Wo immer es moumlglich und sinnvoll erscheint kann daruumlber hinaus die Arbeit der Kooperationspartner durch eine prozessorientierte wissenschaftliche Begleitung flankiert moderiert und kritisch reflektiert werden

2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ist ruumlcklaumlufig und hat im Jahr 2012 mit knapp 137000 Personen bzw mit einer Quote von 115 den niedrigsten Wert seit Anfang der 90er Jahre erreicht Auch die Zahl der Menschen in Erwerbsarbeit ist deutlich gestiegen Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt folgt damit im Wesentlichen dem allgemeinen Bundestrend

Der Beschaumlftigungsumfang hat sich in Sachsen-Anhalt seit 2005 kontinuierlich von Jahr zu Jahr erhoumlht Im Jahr 2012 waren in Sachsen-Anhalt ca 909000

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschaumlftigt1 rund 27 mehr als 2005 Dieser Anstieg beruht zum weitaus groumlszligten Teil auf einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschaumlftigungsverhaumlltnisse die im selben Zeitraum sogar um etwa 47 stiegen Die Entwicklung des Arbeitsvolumens hielt jedoch mit dem Beschaumlftigungswachstum nicht Schritt Seit 2005 stagniert die Entwicklung im Wesentlichen langfristig ist sie sogar negativ (Zeitraum 1999-2010 - 144 2)

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher Der Begriff bdquoFachkraftldquo wird haumlufig verkuumlrzt genutzt und ausschlieszliglich auf Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bezogen Das Institut fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fasst die Definition des Begriffs jedoch deutlich weiter Eine Fachkraft ist demnach eine Person die bdquoeinen Beruf erlernt und eine Ausbildung abgeschlossen hatldquo Die Fachkraumlftediskussion muss folglich sowohl Menschen mit einer klassischen Berufsausbildung als auch Menschen mit akademischen bzw Hochschulabschluumlssen in den Blick nehmen

Mit 41000 bzw 37000 Neueinstellungen von Fachkraumlften in den ersten Halbjahren 2011 bzw 2012 markierte der Zeitraum 201112 den Houmlhepunkt der Fachkraumlftenachfrage der vergangenen 15 Jahre Der Anteil der einstellenden Betriebe lag in beiden Jahren bei 24

Langfristig ist auch der Anteil qualifizierter Taumltigkeiten auf nunmehr 80 gestiegen Demgegenuumlber uumlben derzeit nur noch 13 aller Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt berufliche Taumltigkeiten aus die keinen Berufsabschluss erfordern Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bedarf in diesem Segment weiter sinken

Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der jaumlhrlich nicht besetzbaren Stellen fuumlr qualifizierte Taumltigkeiten von insgesamt 8000 auf zuletzt 12000 im Jahr 2012 Dieser Anstieg ist jedoch zu etwa drei Vierteln auf den Dienstleistungssektor zuruumlckzufuumlhren Im Zuge der steigenden Fachkraumlftenachfrage werden Unternehmen folglich in bestimmten Bereichen bei der Besetzung freier Fachkraumlftestellen vermehrt vor Probleme gestellt

Aktuell besteht kein flaumlchendeckender Fachkraumlftemangel Der Anteil der unbesetzt gebliebenen Fachkraumlftestellen an allen angebotenen Stellen fuumlr Fachkraumlfte stieg zwar zwischen 2007 und 2012 von 18 auf 25 Engpaumlsse treten aber vor allem in ausgewaumlhlten Segmenten und Berufsgruppen auf Den Engpassanalysen der Bundesagentur fuumlr Arbeit vom Sommer und Herbst 2012 zufolge dauerten Stellenbesetzungen in ausgewaumlhlten Berufen der Metall- und Elektroindustrie durchschnittlich bis zu 100 Tage Nach Angaben des IAB (Instituts fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) konnten im Jahr 2010 rund 18 der offenen Stellen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht besetzt werden weil geeignete Fachkraumlfte fehlten

1 Arbeitnehmer-innen mit Arbeitsort in Sachsen-Anhalt Quelle httpwwwstatistiksachsenshyanhaltdeInternetHomeDaten_und_Fakten11313313311Erwerbst__tige_und_Arbeitnehmer_mit_ Arbeitsort_im_Land_Sachsen_Anhalthtml 2 Quelle httpwwwvgrdldeArbeitskreis_VGRtblstabasplang=de-DEamptbl=WZ2003tab17

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschaumlftigt1 rund 27 mehr als 2005 Dieser Anstieg beruht zum weitaus groumlszligten Teil auf einer Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschaumlftigungsverhaumlltnisse die im selben Zeitraum sogar um etwa 47 stiegen Die Entwicklung des Arbeitsvolumens hielt jedoch mit dem Beschaumlftigungswachstum nicht Schritt Seit 2005 stagniert die Entwicklung im Wesentlichen langfristig ist sie sogar negativ (Zeitraum 1999-2010 - 144 2)

21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wird wahrscheinlicher Der Begriff bdquoFachkraftldquo wird haumlufig verkuumlrzt genutzt und ausschlieszliglich auf Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen bezogen Das Institut fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung fasst die Definition des Begriffs jedoch deutlich weiter Eine Fachkraft ist demnach eine Person die bdquoeinen Beruf erlernt und eine Ausbildung abgeschlossen hatldquo Die Fachkraumlftediskussion muss folglich sowohl Menschen mit einer klassischen Berufsausbildung als auch Menschen mit akademischen bzw Hochschulabschluumlssen in den Blick nehmen

Mit 41000 bzw 37000 Neueinstellungen von Fachkraumlften in den ersten Halbjahren 2011 bzw 2012 markierte der Zeitraum 201112 den Houmlhepunkt der Fachkraumlftenachfrage der vergangenen 15 Jahre Der Anteil der einstellenden Betriebe lag in beiden Jahren bei 24

Langfristig ist auch der Anteil qualifizierter Taumltigkeiten auf nunmehr 80 gestiegen Demgegenuumlber uumlben derzeit nur noch 13 aller Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt berufliche Taumltigkeiten aus die keinen Berufsabschluss erfordern Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bedarf in diesem Segment weiter sinken

Innerhalb der letzten 5 Jahre stieg die Anzahl der jaumlhrlich nicht besetzbaren Stellen fuumlr qualifizierte Taumltigkeiten von insgesamt 8000 auf zuletzt 12000 im Jahr 2012 Dieser Anstieg ist jedoch zu etwa drei Vierteln auf den Dienstleistungssektor zuruumlckzufuumlhren Im Zuge der steigenden Fachkraumlftenachfrage werden Unternehmen folglich in bestimmten Bereichen bei der Besetzung freier Fachkraumlftestellen vermehrt vor Probleme gestellt

Aktuell besteht kein flaumlchendeckender Fachkraumlftemangel Der Anteil der unbesetzt gebliebenen Fachkraumlftestellen an allen angebotenen Stellen fuumlr Fachkraumlfte stieg zwar zwischen 2007 und 2012 von 18 auf 25 Engpaumlsse treten aber vor allem in ausgewaumlhlten Segmenten und Berufsgruppen auf Den Engpassanalysen der Bundesagentur fuumlr Arbeit vom Sommer und Herbst 2012 zufolge dauerten Stellenbesetzungen in ausgewaumlhlten Berufen der Metall- und Elektroindustrie durchschnittlich bis zu 100 Tage Nach Angaben des IAB (Instituts fuumlr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) konnten im Jahr 2010 rund 18 der offenen Stellen in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft nicht besetzt werden weil geeignete Fachkraumlfte fehlten

1 Arbeitnehmer-innen mit Arbeitsort in Sachsen-Anhalt Quelle httpwwwstatistiksachsenshyanhaltdeInternetHomeDaten_und_Fakten11313313311Erwerbst__tige_und_Arbeitnehmer_mit_ Arbeitsort_im_Land_Sachsen_Anhalthtml 2 Quelle httpwwwvgrdldeArbeitskreis_VGRtblstabasplang=de-DEamptbl=WZ2003tab17

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Daruumlber hinaus stehen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie in einigen technischen Berufsfeldern rechnerisch teilweise weit mehr Arbeitsstellen als Bewerberinnen zur Verfuumlgung So liegt die ArbeitslosenStellen-Relation bei Fachkraumlften in der Krankenpflege seit Herbst 2012 bei lediglich 11 Fuumlr Altenshypflegefachkraumlfte weist die Bundesagentur fuumlr Arbeit sogar eine ArbeitslosenStellen-Relation von nur 051 aus Im gewerblich-technischen Bereich betrifft die unguumlnstige Entwicklung der Fachkraumlftesituation derzeit vor allem Berufe in der Automatisierungsshytechnik in der Energietechnik und in der Klimatechnik Dort stehen statistisch betrachtet einer bei der Agentur fuumlr Arbeit gemeldeten offenen Stelle fuumlr eine Fachkraft lediglich rund 12 arbeitslos gemeldete Fachkraumlfte gegenuumlber

Neben der Bewaumlltigung von Fachkraumlfteengpaumlssen stehen gegenwaumlrtig viele Betriebe vor der Herausforderung gut ausgebildeten Unternehmernachwuchs zu finden Denn viele Personen die Anfang der 1990er Jahre ein Unternehmen gegruumlndet haben gehen nun auf den Ruhestand zu Nach Schaumltzungen des IfM Bonn (Instituts fuumlr Mittelstandsforschung) ist im Zeitraum 2010 bis 2014 mit ca 2200 Unternehmens-uumlbergaben in Sachsen-Anhalt zu rechnen Insgesamt wirkt sich dies auf rund 21000 Arbeitsplaumltze aus

Der steigenden Nachfrage nach Fachkraumlften steht ein sinkendes Erwerbspersonen-potential gegenuumlber Der 5 Regionalisierten Bevoumllkerungsprognose zufolge wird die Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt im Zeitraum 2011 bis 2025 von 23 Mio auf etwa 19 Mio bzw um rd 16 zuruumlckgehen Dies bedeutet eine durchschnittliche jaumlhrliche Verringerung der Einwohnerzahl um etwa 26000 Personen (-12000 Maumlnner -14000 Frauen) Die Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter von 15 bis 64 Jahren wird um 25 bzw rund 370000 Personen abnehmen und damit erheblich schneller sinken als die der Gesamtbevoumllkerung

Die Veraumlnderungen der Bevoumllkerungsstruktur bleiben nicht ohne Folgen fuumlr die innerbetrieblichen Beschaumlftigtenstrukturen da auch die Belegschaften insgesamt aumllter werden Etwa 145000 sozialversicherungspflichtig Beschaumlftigten waren im Jahr 2012 aumllter als 55 Jahre Dies waren knapp 20 aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer In einigen Branchen und Berufen erreichen die Anteile der uumlber 55shyJaumlhrigen sogar 25 und mehr In den kommenden Jahren sind erhebliche Ersatzbedarfe infolge bevorstehender Verrentungen zu erwarten

Fuumlr die Auszubildenden erhoumlhen sich hierdurch die Chancen vom Ausbildungsshybetrieb uumlbernommen zu werden Die Uumlbernahmequote des Jahres 2012 markiert mit 58 den houmlchsten Wert seit dem Jahr 1996 Gegenuumlber dem Tiefststand im Jahr 2003 bedeutet dies sogar eine Steigerung um 24 Prozentpunkte Im Bundesvergleich liegt Sachsen-Anhalt jedoch immer noch unter dem Durchschnitt von 65

Die abnehmende Zahl der Menschen im erwerbsfaumlhigen Alter insgesamt vor allem die sinkende Zahl junger Menschen wird es den Unternehmen aber zunehmend erschweren die entstehenden Luumlcken allein durch neue oder junge Fachkraumlfte zu decken Die Zahl der Schulabgaumlngerinnen hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert und lag im Jahr 2012 bei 14400 Der Anteil von Schulabgaumlngerinnen lag bei 486 Dementsprechend sank auch die Zahl der Bewerberinnen um Ausbildungsshyplaumltze In der Folge hat sich zwischen 2008 und 2012 der Anteil der Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen von 24 auf 43 erhoumlht Der Anteil der nicht besetzten Ausbildungsplaumltze hat sich nahezu verdoppelt

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse Der Anteil atypisch beschaumlftigter Personen (Befristete Beschaumlftigung Teilzeit Leiharbeit Vollzeit-Midi-Jobs) ist seit 2007 um fuumlnf Prozentpunkte auf 36 gestiegen Je nach Bereich sind Frauen und Maumlnner unterschiedlich davon betroffen Im Jahr 2012 arbeiteten 53 der Frauen in Teilzeit- oder befristeter Beschaumlftigung dagegen betraf dies nur 16 der maumlnnlichen Beschaumlftigten Daruumlber hinaus arbeiten sie wesentlich haumlufiger in geringfuumlgigen Beschaumlftigungsverhaumlltnissen ndash dort betraumlgt der Frauenanteil 60

Im Jahr 2012 nutzten rund 18 der Betriebe in Sachsen-Anhalt befristete Arbeitsverhaumlltnisse Etwa 7 aller Arbeitsverhaumlltnisse waren befristet ndash damit erweist sich der Anteil der Befristungen im Zeitverlauf als relativ konstant Im Zeitraum 2005 bis 2010 haben insgesamt 40 aller sachsen-anhaltischen Betriebe diese Beschaumlftigungsform mindestens einmal genutzt

Bis zum Jahr 2011 nahm die Bedeutung der Leiharbeit kontinuierlich zu Mit einem Anteil von rund 34 lag die Zahl der Leiharbeitsverhaumlltnisse in Sachsen-Anhalt leicht uumlber dem westdeutschen Durchschnitt In letzter Zeit ist hier jedoch ein Abwaumlrtstrend zu beobachten Der Anteil der Leiharbeitsverhaumlltnisse sank in der ersten Jahreshaumllfte 2013 auf unter 3 Leiharbeit trifft vor allem Maumlnner Sie arbeiten etwa dreimal so haumlufig in Leiharbeitsverhaumlltnissen wie Frauen

Loumlhne und Gehaumllter liegen in fast allen Branchen in Sachsen-Anhalt noch immer weit unterhalb des Durchschnitts in Deutschland Im Jahr 2010 betrug das Durchschnittseinkommen (Medianlohn) fuumlr sozialversicherungspflichtige Vollzeitshybeschaumlftigte in Sachsen-Anhalt 2001 Euro und lag damit knapp 26 unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts Knapp 22 aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschaumlftigten arbeiten im Niedriglohnsektor und verdienen weniger als zwei Drittel des Medianlohns in Sachsen-Anhalt Uumlberdurchschnittlich vom Niedriglohnsektor sind Frauen betroffen ndash hier betraumlgt der Anteil gut 30

Die Daten zeigen eine teils erhebliche geschlechterspezifische Segregation und Chancenungleichheiten von Frauen und Maumlnnern am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt an Diese sind zu einem groszligen Teil darauf zuruumlckzufuumlhren dass Frauen in sozialen und pflegerischen Bereichen sowie im Dienstleistungs- und Einzelhandelsshybereich wesentlich staumlrker vertreten sind Zum anderen sind Frauen wesentlich haumlufiger von familienbedingten Unterbrechungen ihrer Erwerbsarbeit betroffen Im Ergebnis haben sie zum einen schlechtere Einkommens- und Aufstiegschancen und besetzen beispielsweise seltener als Maumlnner Fuumlhrungspositionen Daruumlber hinaus ergeben sich fuumlr sie ndash abgesehen von dem bdquoklassischldquo weiblichen Bereich der Gesundheit Pflege und Kindererziehung ndash unguumlnstigere Weiterbildungschancen

Nehmen Menschen die Beschaumlftigungsperspektiven fuumlr sich und ihre Familienangehoumlrigen als unattraktiv wahr oder schaumltzen sie Arbeitsbedingungen und Karrierechancen als unguumlnstig ein erhoumlht sich das Risiko von Abwanderung und berufsbedingtem Pendeln Etwa zwei Drittel aller Hochschulabsolventinnen und shyabsolventen verlassen nach der Beendigung des Studiums das Bundesland Der Pendlersaldo fuumlr Sachsen-Anhalt lag im Jahr 2012 bei knapp -80000 Personen Von den rund 137000 Auspendlern aus Sachsen-Anhalt gehen etwa 77000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung in den alten Bundeslaumlndern nach

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Die Gefahr eines Fachkraumlftemangels verstaumlrkt sich auch deshalb weil aufgrund der uumlberwiegend durch kleine und mittelstaumlndische Unternehmen gepraumlgten Wirtschaftsstruktur in Sachsen-Anhalt gute Beschaumlftigungsperspektiven oft nicht bekannt genug sind Zudem sind viele Unternehmen gerade auszligerhalb der urbanen Zentren mit dem sogenannten Provinzeffekt konfrontiert ndash Unternehmen sind unbekannt oder gelten als zu klein ihre Beschaumlftigungsangebote werden von potentiellen Fachkraumlften als vermeintlich unsicher oder unattraktiv eingestuft der laumlndliche Raum wird als wenig anziehend empfunden

Wie die DGB-Studie bdquoIndex Gute Arbeitldquo3 feststellt wirken sich jedoch nicht nur niedrigere Einkommen oder als unattraktiv empfundene Karriere- und Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten nachteilig auf die Konkurrenzfaumlhigkeit des Arbeitsstandortes Sachsen-Anhalt aus Die Beschaumlftigten empfinden auch ihre Arbeitsbelastungen in der Tendenz als uumlberdurchschnittlich hoch Dies bezieht sich in erster Linie auf psychische und koumlrperliche Arbeitsbelastungen Daruumlber hinaus sind die Beschaumlftigten in Sachsen-Anhalt aber auch einer houmlheren durchschnittlichen Wochenarbeitszeit ausgesetzt Laut IAB lag diese fuumlr Vollzeitbeschaumlftigte in 2012 um 05 Stunden uumlber dem Bundesdurchschnitt

Gute Beschaumlftigungs- und Karrieremoumlglichkeiten resultieren aber auch aus beruflicher Weiterbildung Sachsen-Anhalt ist es ndash unter anderem mit gezielten Foumlrderaktivitaumlten ndash in den letzten Jahren zwar gelungen eine uumlberdurchschnittliche Weiterbildungsquote sicherzustellen Auf der individuellen Ebene der Beschaumlftigten hat sich das Weiterbildungsengagement von 27 im Jahr 2007 auf 33 im Jahr 2012 gesteigert Das betriebliche Engagement indes ist im selben Zeitraum gesunken Statt vorher 56 unterstuumltzten zuletzt nur noch 51 der Betriebe die berufliche Weiterbildung ihrer Beschaumlftigten Insbesondere in Kleinst- und kleinen Unternehmen faumlllt die Weiterbildungsbeteiligung unterdurchschnittlich aus Hier besteht weiterer Handlungsbedarf

Die DGB-Studie stellt aber auch fest dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr stark mit ihrer Arbeit identifizieren Positiv bewerten die Beschaumlftigten insbesondere weiche Standortfaktoren wie ein gutes Betriebsklima sowie das umfangreiche Kinderbetreuungsangebot im Land

Es gilt folglich auch Aspekte der Arbeitsqualitaumlt staumlrker in den Mittelpunkt zu ruumlcken Durch eine intensivere Auseinandersetzung mit Fragen der Arbeitgeberattraktivitaumlt ndash also der Verbesserung der Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Verbesserung der Karrieremoumlglichkeiten der Beschaumlftigten aber auch der besseren Vereinbarkeit beruflicher und familiaumlrer Pflichten ndash koumlnnen Unternehmen ihre Position im Wettbewerb um Fachkraumlfte deutlich staumlrken Arbeitsmarktpolitik muss deshalb auch hier ansetzen und die Unterstuumltzungsstrukturen fuumlr Unternehmen und Beschaumlftigte in diesen Bereichen weiter verbessern

3 Die Studie bdquoDGB-Index Gute Arbeitldquo ist eine Repraumlsentativbefragung von Beschaumlftigten und misst die Qualitaumlt von Arbeits- und Einkommensbedingungen auf der Basis von Urteilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Die Erhebung erlaubt Ruumlckschluumlsse auf Arbeitsbelastungen und Arbeitsintensitaumlt Arbeitssituation Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sowie Beschaumlftigungsstrukturen Karriereshyperspektiven und Moumlglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben Im Jahr 2011 wurde erstmals eine Sonderauswertung fuumlr Sachsen-Anhalt durchgefuumlhrt

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit Komplementaumlr zur Beschaumlftigungsentwicklung ging die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren deutlich zuruumlck Lag sie im Jahr 2000 noch bei rund 270000 und im Jahr 2005 bei 258000 Menschen so waren im Jahresdurchshyschnitt 2012 nur noch knapp 137000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos gemeldet Davon waren knapp 64000 weiblich Die Arbeitslosenquote4 sank von 202 im Jahr 2000 auf 115 im Jahresdurchschnitt 2012 Dieser Prozess der Arbeitsmarktkonsolidierung soll mit den unten stehenden Ausrichtungen der Arbeitsshymarktpolitik weiter unterstuumltzt und eine Absenkung der Arbeitslosenquote auf unter 10 noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden Analog vollzog sich die Entwicklung der Unterbeschaumlftigung Diese Betrachtung beruumlcksichtigt zusaumltzlich jene Personen die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht in die Arbeitslosenstatistik eingehen weil sie sich beispielsweise in Maszlignahmen der Arbeitsfoumlrderung befinden Faktisch handelt es sich aber um Personen die ohne Erwerbsarbeit und im umgangssprachlichen Sinn arbeitslos sind Die Unterbeschaumlfshytigungsquote ging in Sachsen-Anhalt in den letzten 6 Jahren von uumlber 22 auf rd 15 zuruumlck Auch die Jugendarbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist insgesamt ruumlcklaumlufig Sie unterliegt jedoch deutlicheren saisonalen Schwankungen als die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen Das Risiko Juumlngerer arbeitslos zu werden ist houmlher als bei allen Erwerbspersonen sie koumlnnen ihre Arbeitslosigkeit in der Regel aber auch schneller beenden Die Arbeitslosenquote der 15- bis unter 25-Jaumlhrigen lag im Jahr 2012 bei durchschnittlich 102 Mit gut 48 verfuumlgt immerhin fast die Haumllfte der arbeitslosen jungen Menschen uumlber eine abgeschlossene betriebliche oder schulishysche Ausbildung Prinzipiell bestehen damit gute Voraussetzungen ihre Fachkraumlfteshypotentiale weiter zu erschlieszligen und sie dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren Trotz der positiven Gesamtentwicklung sind auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt nach wie vor andauernde Strukturprobleme erkennbar Dazu gehoumlren zum einen sehr heterogene regionale Verhaumlltnisse auf dem Arbeitsmarkt (fast 14 Arbeitslosenquote in Mansfeld-Suumldharz gegenuumlber gut 8 Arbeitslosenquote im Boumlrdekreis) Zum anderen veraumlndert sich zunehmend die Struktur der Arbeitslosigshykeit Es gibt anhaltende Zugangsprobleme von bestimmten Personengruppen zum Arbeitsmarkt und die Gefahr der zunehmenden Verfestigung von Langzeitarbeitsshylosigkeit Fast drei Viertel der Arbeitslosen befinden sich mittlerweile im Zustaumlndigkeitsbereich der Grundsicherung nach dem SGB II Hier handelt es sich uumlberwiegend um Langzeitarbeitslose deren Zahl in der letzten Zeit zwar auch zuruumlckgegangen ist aber laumlngst nicht in gleichem Maszlige wie im Bereich der Arbeitslosenversicherung nach SGB III Besonders problematisch sind hierbei Arbeitslose mit sogenannten multiplen Vermittlungshemmnissen Im Jahr 2012 galten knapp 37000 Personen als besonders foumlrderungsbeduumlrftig5 Von diesen waren 81 langzeitarbeitslos

4 Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen 5 Die Statistik der Bundesagentur fuumlr Arbeit weist Arbeitslose als besonders foumlrderungsbeduumlrftig aus

wenn sie mindestens zwei der folgenden Merkmale auf sich vereinen - langzeitarbeitslos - schwerbehindert - 50 Jahre oder aumllter - Berufsruumlckkehrerin - gering qualifiziert bzw ohne abgeschlossene Berufsausbildung

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Waumlhrend die Gesamtzahl der Arbeitslosen zwischen 2009 und 2012 um 185 zuruumlckging sank sie in der Gruppe der besonders foumlrderbeduumlrftigen lediglich um rund 11

Eine weitere Problemgruppe sind junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung Insbesondere die Zahl der 25- bis unter 35-Jaumlhrigen Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist zwischen 2009 und 2012 von rund 11600 auf rund 10500 Personen und damit um lediglich 95 gesunken In der Gruppe der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung stellten diese noch jungen Erwachsenen zwar immer schon den groumlszligten Anteil mit nunmehr 35 ist dieser in den letzten Jahren aber noch um 4 Prozentpunkte gestiegen

Besondere Risiken der langfristigen Verfestigung von Arbeitslosigkeit sowie einer dauerhaften Abhaumlngigkeit von der staatlichen Grundsicherung bestehen in Haushalten in denen Kinder mit der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern konfrontiert sind Es besteht dann die Gefahr eines generationsuumlbergreifenden Erfahrungsmusters und der fortlaufenden Reproduktion von Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit als bdquogewoumlhnliche Lebenslageldquo

Einen besonders schlechten Zugang zum Arbeitsmarkt haben arbeitslose Alleinerziehende Im Jahr 2012 waren gut 6000 Alleinerziehende im Alter von 15 bis unter 35 Jahren arbeitslos gemeldet Das war ein Ruumlckgang von nur 5 gegenuumlber 2009 Im selben Zeitraum ist der Anteil der 15- bis unter 35-Jaumlhrigen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen sogar von 38 auf 44 gestiegen Ein weiterer Problemschwerpunkt sind Bedarfsgemeinschaften mit Kindern in denen beide Elternteile bzw erwachsenen Partner arbeitslos sind auch wenn diese Zahl erfreulicherweise in den letzten Jahren von 1063 im Dezember 2009 auf 759 im Dezember 2012 und damit um knapp 29 zuruumlckging

3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt Vor dem Hintergrund der oben ausgefuumlhrten Rahmenbedingungen und den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt lassen sich die folgenden dr ei uumlbergreifenden Zielsetzungen der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ableiten

1 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen

2 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktshyintegration sichern

3 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsshymarkt ermoumlglichen

Im Folgenden werden die Handlungsbedarfe und Handlungsmoumlglichkeiten in diesen arbeitsmarktpolitischen Grundlinien auf Landesebene vertiefend ausgefuumlhrt und analysiert

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen Die im 2 Kapitel skizzierten Entwicklungslinien zeigen eine Zunahme des Bedarfs an gut ausgebildeten Fachkraumlften Demgegenuumlber stehen ein tendenziell sinkendes Reservoir an Fachkraumlften und zunehmende Schwierigkeiten fuumlr die Unternehmen bei der Deckung ihres Fachkraumlftebedarfs

Viele Unternehmen haben dies bereits erkannt und engagieren sich seit laumlngerem im Rahmen der Fachkraumlftesicherung Hervorzuheben sind insbesondere das Engagement in Netzwerken und die Beteiligung an Maszlignahmen und Projekten im Bereich der Fachkraumlftesicherung Berufsorientierung und Berufsausbildung (z B Wachstumspakt Haldensleben 2020 Netzwerk Ernaumlhrungswirtschaft Verantwortungspartner Mitteldeutschland) Es muumlssen aber kuumlnftig noch mehr Unternehmen als bisher bereit sein gesellschafts- und arbeitsmarktpolitische Verantwortung zu uumlbernehmen und in ihrem eigenen Interesse im Bereich der Fachkraumlftesicherung aktiv werden

Eine Abschwaumlchung oder Verhinderung der negativen Folgen des steigenden Fachkraumlftebedarfs kann jedoch nur mit Hilfe eines breit gefaumlcherten Mix an Maszlignahmen erfolgen Es gilt vornehmlich vorhandene und endogene Potentiale zu erschlieszligen und nutzbar zu machen

Hierbei sind verschiedene Ansatzpunkte naheliegend

bull Um das Fachkraumlftepotential der geringer werdenden Zahl von Schulabgaumlngern und Schulabgaumlngerinnen in Sachsen-Anhalt umfassend zu erschlieszligen muumlssen sich die Akteure am Arbeitsmarkt staumlrker als bisher fuumlr schulische Bildung berufliche Ausbildung und attraktive Arbeits- und Lebensbedingungen engagieren Stetig wachsende berufliche Anforderungen erfordern dabei staumlrker als bisher das Engagement der Schule der Lehrerinnen und Lehrer und der Eltern Um die Schuumllerinnen und Schuumller besser auf die Anforderungen im Arbeits- und Berufsleben vorzubereiten muss es gelingen sie fuumlr Berufe zu begeistern die gute regionale Beschaumlftigungschancen moderne Arbeitsplaumltze und langfristig lukrative Einkommens- und Entwicklungsperspektiven bieten

bull Eine bisher nicht optimal genutzte Potentialreserve sind hochqualifizierte junge Frauen Um dieses Fachkraumlftereservoir fuumlr Sachsen-Anhalt besser zu nutzen bedarf es attraktiver Unternehmen die bereit sind sich diese Potentiale zu erschlieszligen und ihre High Potentials mit herausfordernden Aufgaben und viel Eigenverantwortung im Unternehmen zu halten Ebenso wichtig sind auch eine familienfreundliche Personalpolitik eine attraktive Unternehmenskultur und ein breites Angebot an Weiterbildungsmoumlglichkeiten

bull Aumlltere Beschaumlftigte bilden ein wichtiges Arbeitskraumlftepotential Oft sind sie gut qualifiziert und verfuumlgen uumlber ein hohes Maszlig an praktischer Berufserfahrung Nicht selten gehoumlren gerade deshalb die aumllteren Beschaumlftigten zu den Leistungs- und Wissenstraumlgern im Unternehmen Dennoch sind ndash trotz langfristig steigender Erwerbstaumltigenquote ndash in der Altersgruppe der 50- bis 60-jaumlhrigen Erwerbspersonen immer noch nur knapp 60 berufstaumltig in der Altersgruppe ab 60 sind es sogar nur noch 30 Auch und gerade weil die Erwerbsbeteiligung zu

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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einem Groszligteil vom Beruf abhaumlngt6 koumlnnen Unternehmen viel dafuumlr tun damit dieses Potential erhalten bleibt Die Maszlignahmen reichen von der Verbesserung des betrieblichen Arbeitsschutzes und der altersgerechten Arbeitsorganisation fuumlr den Erhalt der koumlrperlichen Leistungsfaumlhigkeit uumlber altersgerechte Weiterbildung zur besseren Anpassung der Beschaumlftigten an neue Technologien und Arbeitsprozesse bis zur verbesserten Zusammenarbeit zwischen juumlngeren und aumllteren Menschen um betriebliches Know How zu erhalten und weiterzugeben

Diese Beispiele zeigen dass sich die heimischen Unternehmen zunehmend veraumlnderten Methoden und Ansaumltzen bei der Fachkraumlfterekrutierung sowie bei der Personalpolitik und Fachkraumlfteentwicklung werden stellen muumlssen Problematisch ist dies jedoch vor allem fuumlr kleinere und mittlere Betriebe Mangelndes Problembewusstsein fehlendes Know How sowie unzureichende Kapazitaumlten erschweren es ihnen angemessen und vorausschauend auf die Entwicklungen zu reagieren

Vor diesem Hintergrund besteht eine wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes darin die Rahmenbedingungen fuumlr Fachkraumlftesicherung Fachkraumlfteshygewinnung und Fachkraumlfteentwicklung zu verbessern Ziel ist es zeitgemaumlszlige und bedarfsgerechte Unterstuumltzungsangebote vorzuhalten mit deren Hilfe einerseits kleine und mittlere Unternehmen (KMU) besser in der Lage sind vorhandene Ressourcen zu nutzen und sich eigenstaumlndig endogene Entwicklungspotentiale zu erschlieszligen Andererseits gilt es Beschaumlftigten neue und einfachere Wege zu eroumlffnen um selbstaumlndig eigene Qualifikationen Faumlhigkeiten und Kenntnisse an die sich laufend veraumlndernde Arbeitswelt anzupassen

Zu diesem Zweck richtet die Landesregierung ihre Unterstuumltzungsstrukturen schwerpunktmaumlszligig an vier thematischen Handlungsfeldern aus die nachfolgend ausfuumlhrlich beschrieben werden

311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besonderer Beruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung Berufliche Erstausbildung traumlgt zur Bedarfsdeckung an qualifizierten Fachkraumlften zum Wirtschaftswachstum und zur Erhoumlhung der Beschaumlftigung bei Sie ist eine wesentliche Grundlage fuumlr eine erfolgreiche Integration von Jugendlichen in Beschaumlftigung Grundsaumltzlich verbessern sich durch die sinkende Zahl der Ausbildungsplatzshyinteressentinnen und -interessenten die Aussichten der Jugendlichen auf einen attraktiven betrieblichen Ausbildungsplatz in Sachsen-Anhalt Umgekehrt werden jedoch einige Unternehmen zunehmend mehr Muumlhe haben geeignete Bewerberinnen fuumlr Ausbildungsplaumltze zu finden Angesichts dieser Entwicklung werden Betriebe kuumlnftig auch haumlufiger auf leistungsschwaumlchere Jugendliche bei der Besetzung von Ausbildungsplaumltzen zuruumlckgreifen muumlssen

Um die erfolgreiche Integration in die betriebliche Ausbildung und den Ausbildungsshyerfolg leistungsschwaumlcherer Jugendlicher abzusichern benoumltigen sowohl die

6 Nach Angaben des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) uumlben insbesondere Personen in einfachen und in qualifizierten manuellen Berufen (zB Bauarbeiter Elektriker Industriemechaniker etc) sowie in qualifizierten Dienstleistungsberufen uumlberdurchschnittlich haumlufig ihren Beruf im houmlheren Alter nicht mehr aus

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Unternehmen als auch die Jugendlichen ausbildungsbegleitende Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote Dies gilt in besonderem Maszlige fuumlr ausbildende kleinere Unternehmen und fuumlr Handwerksbetriebe Im Interesse der eigenen Zukunfts- und Entwicklungsfaumlhigkeit erfordert dies aber auch ein Umdenken seitens der Unternehmen Neben dem theoretischen bzw schulischen Leistungsvermoumlgen sollte versucht werden die Bewerberauswahl staumlrker und zunehmend auch an praktischen Erfordernissen der Ausbildungen und beruflichen Taumltigkeiten zu orientieren

Daruumlber hinaus muss versucht werden die Geschlechtersegregation am Arbeitsmarkt bereits im Berufsbildungssystem aufzubrechen um dadurch neue Potentiale bei der Gewinnung von Nachwuchsfachkraumlften zu erschlieszligen Beispielsweise koumlnnen die Unternehmen zur Sicherung ihres Fachkraumlftebedarfs auf ein verstaumlrktes Interesse von Maumldchen u a fuumlr die MINT-Berufe (Mathematik Informatik Naturwissenschaft Technik) nicht mehr verzichten Umgekehrt koumlnnten sich fuumlr Unternehmen im Erziehungs- und Pflegebereich neue Handlungsshymoumlglichkeiten erschlieszligen wenn sich mehr Jungen fuumlr diese Taumltigkeitsfelder interessierten Wirtschaft und Politik stehen folglich vor der Herausforderung Berufsbilder Einkommens- und Arbeitsbedingungen und individuelle Entwicklungsmoumlglichkeiten in der beruflichen Bildung fuumlr junge Frauen und Maumlnner attraktiver zu gestalten

Hierzu gehoumlrt auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Ausbildung junger Eltern insbesondere von Alleinerziehenden (z B durch verstaumlrkte Nutzung der gesetzlichen Moumlglichkeiten zur Durchfuumlhrung der Ausbildung in Teilzeit)

Fuumlr die Gewinnung von mehr Abiturientinnen und Abiturienten fuumlr eine berufliche oder duale Ausbildung wird es daruumlber hinaus von Bedeutung sein ob es gelingt die Durchlaumlssigkeit beruflicher Bildung zu erhoumlhen und attraktive Weiterentwicklungsmoumlglichkeiten zu schaffen Ziel muss es sein flexible Ausbildungsstrukturen mit Weiterbildungs- und Aufstiegsmoumlglichkeiten in attraktiven Berufslaufbahnkonzepten systematisch zu verzahnen

Fuumlr diese Aufgabe bildet der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) mit dem im Wege von Kompetenzorientierung eine Vergleichbarkeit beruflicher Abschluumlsse hergestellt werden soll eine gute Handlungsgrundlage Gleichzeitig soll die Attraktivitaumlt dualer Ausbildung auch dadurch gestaumlrkt werden dass leistungsstarken Auszubildenden die Moumlglichkeit eingeraumlumt wird ausbildungsbegleitend die Hochschulreife oder Zusatzqualifikationen zu erwerben

Eine weitere bisher kaum erschlossene Ressource fuumlr die duale Ausbildung sind die Studienabbrecherinnen Hier gilt es zum einen den Wechsel vom Studium in eine berufliche Ausbildung zu enttabuisieren zum anderen flexibilisierte Ausbildungswege unter Beruumlcksichtigung bereits erworbener Kompetenzen zu erleichtern

Die Zielsetzungen des Landes bestehen zusammenfassend darin durch geeignete Maszlignahmen und Projekte den Stellenwert und die Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung entsprechend der regionalen Bedarfe zu staumlrken Insbesondere leistungsschwaumlchere Jugendliche sollen auf dem Weg zu einem erfolgreichen Berufsabschluss unterstuumltzt werden Daruumlber hinaus bleibt die Herausforderung und die Chance das inzwischen uumlber Jahrzehnte eingeengte Berufswahlverhalten von

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Maumldchen und Jungen entsprechend der regionalen Bedarfe zu erweitern und hierbei Unternehmen Schule und Eltern gezielt und koordiniert einzubinden

In folgenden Bereichen sollen dazu Aktionen initiiert und gefoumlrdert werden

bull Bestehende und zu entwickelnde Angebote der (fruumlhzeitigen) Berufsorientierung werden unter aktiver Einbeziehung aller relevanten Akteure insbesondere der Unternehmen staumlrker regional koordiniert Dabei soll sich die Auswahl der Berufe fuumlr die Erkundungen und praktische Erprobungen in Unternehmen angeboten werden einerseits an den regionalen Bedarfen und Chancen orientieren andererseits systematisch auf individuellen Kompetenzanalysen der Schuumllerinnen aufbauen Berufsorientierungsangebote sind so zu gestalten dass sie die Wahlmoumlglichkeiten von Maumldchen und Jungen jenseits von Geschlechterrollenstereotypen weiten Um beispielsweise das Interesse fuumlr MINT-Berufe zu staumlrken empfiehlt es sich bereits in der Grundschule Angebote zu unterbreiten die Maumldchen und Jungen mit ihren unterschiedlichen Zugaumlngen arbeitsweltbezogen an Naturwissenschaft und Technik heranfuumlhren und ihnen kontinuierliche Zugaumlnge und positive Gestaltungserlebnisse ermoumlglichen

Beispiel BRAFO (Berufswahl Richtig Angehen Fruumlhzeitig Orientieren)

Das Berufsorientierungs-Programm BRAFO wurde mit dem Schuljahr 20062007 in Sachsen-Anhalt eingerichtet und gilt fuumlr alle Sekundarschuumllerinnen und -schuumller der 7 und 8 Klassen Durchschnittlich partizipieren in einem Jahrgang ca 7500 Jugendliche an diesem Projekt

Eine Evaluierung dieser ESF-gefoumlrderten Maszlignahmen am Uumlbergang Schule-Ausbildung in Sachsen-Anhalt durch die Ramboslashll Management Consulting GmbH kommt zu dem Ergebnis dass intensive Berufsorientierung zur Erhoumlhung der Berufswahlreife und zu einer verbesserten Selbsteinschaumltzung bzw zu einer houmlheren Ausbildungsquote und Senkung der Gefahr des Ausbildungsabbruchs beitraumlgt

Viele Unternehmen konnten in den vergangenen Jahren schon selbst die Erfahrung machen dass gut ausgebildete Jugendliche oft ihrem Unternehmen als Fachkraft treu bleiben Um diesen Prozess weiter im Land Sachsen-Anhalt voran zu bringen empfehlen die Evaluatoren den Unternehmen sich noch staumlrker in den Prozess der Berufsorientierung einzubinden sowie Netzwerke zwischen Schulen und Unternehmen zu etablieren Daruumlber hinaus sollten im Rahmen einer langfristigen Fachkraumlftesicherung die bisherigen Standards weiterentwickelt werden Diese Empfehlungen werden bei der weiteren Ausgestaltung der Maszlignahmen in der Berufsorientierung und des Uumlbergangsmanagements in Sachsen-Anhalt beruumlcksichtigt

Von besonderer Bedeutung fuumlr eine bedarfsgerechte und geschlechtersensible Berufsorientierung werden auch in Zukunft schulische Berufsorientierungsshykonzepte sein Dazu setzt die Landesregierung weiterhin auf bewaumlhrte Maszlignahmen wie die Verleihung des Berufswahlsiegels Die Schulen sollen hierbei verstaumlrkt eine Schluumlsselfunktion uumlbernehmen indem sie vorhandene Angebote zur Berufsorientierung in ihrer Region sichten und reflektieren Anschlieszligend sollen sie gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen fuumlr eine koordinierte Umsetzung der Maszlignahmen sorgen An den Gymnasien soll die Berufsorientierung unter Einbeziehung der Studien- und sonstigen Berufsausbildungsmoumlglichkeiten deutlich verstaumlrkt werden Hierzu werden durch den Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf Leitlinien erarbeitet

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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bull Im Rahmen des Programms bdquoProduktives Lernenldquo werden schulmuumlde und abschlussgefaumlhrdete Schuumllerinnen und Schuumller in den 8 und 9 Klassen dabei unterstuumltzt die Ausbildungsfaumlhigkeit zu erlangen Ziel dieses Ansatzes ist die Senkung der Anzahl der Schulabgaumlngerinnen und Schulabgaumlnger ohne Abschluss um Vermittlungs- und Integrationschancen der Jugendlichen in eine berufliche Ausbildung zu erhoumlhen sowie spaumltere Ausbildungsabbruumlche zu vermeiden

bull Ein regional gesteuertes Uumlbergangsmanagement soll sicherstellen dass Uumlbergangszeiten fuumlr Jugendliche mit Ausbildungshemmnissen in die betriebliche Ausbildung verkuumlrzt und Ausbildungsabbruumlche deutlich reduziert werden

Hierfuumlr sind vor allem folgende Einzelaktivitaumlten geplant

bull regionale Koordinierung der Aktivitaumlten der einzelnen Akteure (insbesondere Bundesagentur fuumlr Arbeit Schule Jugendhilfe) mit dem Ziel Jugendlichen an der Schwelle des Uumlbergangs von der Schule in den Beruf Information Beratung und Betreuung aus einer Hand anzubieten

bull konzeptionelle Begleitung des Uumlbergangsmanagements bull Einsatz von Berufseinstiegsbegleiterinnen und -begleitern an Schulen

um Ausbildungshemmnisse von Jugendlichen bereits vor dem Schulabschluss zu reduzieren Unternehmenskontakte im Wege von Praxiserprobungen anzubahnen und die Jugendlichen in die berufliche Ausbildung zu begleiten

bull Erhoumlhung des Anteils ausbildungsbereiter Unternehmen Foumlrderung des bdquoMatchingsldquo zwischen Unternehmen und (insbesondere leistungsschwaumlcheren und strukturell benachteiligten) Jugendlichen sowie Staumlrkung der Ausbildungskompetenz insbesondere in kleinen Unternehmen

bull Vermeidung von Ausbildungsabbruumlchen (von Ausbildungscoaching bis hin zu assistierter Ausbildung)

bull Optimierung der Uumlbergangssysteme u a durch Teilanerkennungen von Qualifikationen

bull Foumlrderung der Gleichstellung von Maumldchen und Jungen und der Inklusion von Jugendlichen mit Behinderungen sowie von Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Querschnittsauftrag

Daruumlber hinaus sind weitere Initiativen und Schwerpunktsetzungen wie zum Beispiel die gezielte Unterstuumltzung von Teilzeitausbildungen fuumlr Alleinerziehende oder der Ausbau von Unterstuumltzungs- und Begleitstrukturen im Anschluss an eine Berufsausbildung vorstellbar Die Verstaumlndigung uumlber die konkreten Bedarfe Schwerpunkte und notwendigen Instrumente muss jedoch dezentral und vor Ort erfolgen Erfolgversprechend und bedarfsorientiert sind Maszlignahmen schlieszliglich nur dann wenn die lokalen Akteure an den Entscheidungen zum Einsatz und zur Verwendung der verfuumlgbaren Mittel beteiligt werden

bull Im Rahmen von Einzelprojekten werden neue Ansaumltze und Wege zur Steigerung der Attraktivitaumlt und Qualitaumlt beruflicher Ausbildung erprobt und eingefuumlhrt Hierzu gehoumlren u a die Erhoumlhung der Durchlaumlssigkeit von Ausbildungen durch die Anerkennung von Qualifizierungsbausteinen (z B Hochschulzugaumlnge fuumlr berufshyliche Qualifizierte) oder die Ermoumlglichung der Nachqualifizierung

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne des lebensbegleitenden Lernens Der beruflichen Weiterbildung kommt eine wachsende Bedeutung bei der Sicherung und Erhoumlhung des Fachkraumlftepotentials in Sachsen-Anhalt zu Zum einen werden Unternehmen und Beschaumlftigte infolge des fortschreitenden strukturellen und technologischen Wandels in der Arbeitswelt staumlndig mit veraumlnderten Qualifikations- und Flexibilitaumltserfordernissen konfrontiert Aus den dauernden Veraumlnshyderungen der arbeitsmarktlichen Strukturen und Rahmenbedingungen resultieren mittelbar auch Verschiebungen der beruflichen Mobilitaumltsmuster und Karriereshychancen Sowohl auf individueller als auch auf aggregierter Ebene besteht zunehmend die Gefahr eines Qualifikationsmismatches Zum anderen kann durch berufliche Weiterbildung der durch den demografischen Wandel induzierte Verlust houmlher und hoch qualifizierter Fachkraumlfte teilweise kompensiert werden

Da berufliche Weiterbildung in beiderseitigem Interesse liegt ist sowohl das Engagement der Unternehmen als auch das der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gefordert Ziel der Arbeitsmarktpolitik des Landes ist es deshalb die Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten fuumlr beide Seiten zu verbessern Hierzu ist es einerseits entscheidend die Motivation und Bereitschaft fuumlr berufliche Weiterbildung auf beiden Seiten zu erhoumlhen andererseits gilt es Zugangshuumlrden nach Moumlglichkeit weiter zu reduzieren

Ergaumlnzend zu den Qualifizierungsfoumlrderprogrammen der Bundesagentur fuumlr Arbeit sollen weitere Beschaumlftigten- und Zielgruppen an Weiterbildung herangefuumlhrt und bei der Realisierung von individuellen Weiterbildungsvorhaben unterstuumltzt und gefoumlrdert werden Bei der Konzipierung von Unterstuumltzungsangeboten gilt es geschlechts- alters- und qualifikationsspezifische Bedarfe berufliche Qualifizierungserfordernisse sowie Verhaltensweisen bei der Nutzung von Weiterbildungsangeboten staumlrker zu beruumlcksichtigen Ziel der Arbeitsmarktpolitik soll es sein die Entwicklung flexibler qualitativ hochwertiger und moumlglichst barrierefreier Weiterbildungsstrukturen und shyangebote voranzutreiben

Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales beabsichtigt entlang dieser Handlungslinien drei Aktionen zu foumlrdern

bull Unterstuumltzt werden soll das berufs- und lebensbegleitende Lernen von Beschaumlftigten mittels einer unmittelbaren Unternehmensfoumlrderung Die Foumlrderung schlieszligt betriebliche Qualifizierungsvorhaben (z B zur Anpassungsqualifizierung oder zur Erweiterung beruflicher Kompetenzen der eigenen Beschaumlftigten) ebenso ein wie die Umsetzung betrieblicher Konzepte zur Personal- und Organisationsentwicklung

bull Weiterhin werden bedarfsbezogene Integrationspools gefoumlrdert Dies zielt einerseits auf eine bedarfs- und branchenorientierte Fachkraumlftegewinnung und andererseits auf eine intensivere Potentialerschlieszligung durch die Integration von arbeitsmarktnahen insbesondere aumllteren Erwerbslosen Ruumlckkehrerinnen Ruumlckkehrern sowie Migrantinnen Migranten und unterstuumltzt die Unternehmen bei der Fachkraumlftesicherung durch Personalauswahlverfahren individuelle auf den einzelnen Arbeitsplatz zugeschnittene Weiterbildungsmodule und praxisbezogene Kompetenzvermittlung

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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bull Die dritte Aktion zielt auf die Steigerung der Motivation und des individuellen Engagements von mehr Beschaumlftigten fuumlr die eigene berufliche Weiterbildung Mittels eines Weiterbildungsschecks soll moumlglichst vielen Beschaumlftigten ein breiter und niedrigschwelliger Zugang zu beruflicher Weiterbildung ermoumlglicht werden

Fuumlr die Zukunft gilt es weiterhin die Transparenz des Weiterbildungsmarktes sowie die Qualitaumlt und das Spektrum der Weiterbildungsangebote zu erhoumlhen Besonders im Blick zu behalten sind hierbei Branchen und Berufsgruppen die bisher nicht unmittelbar im Fokus der Bildungsanbieter sowie gezielter Weiterbildungsmaszlignahmen standen

Grundsaumltzlich muumlssen Beratungs- Unterstuumltzungs- und Foumlrderangebote fuumlr alle Unternehmen und Berufsgruppen gleichermaszligen offen sein Dies muss jedoch eine ggf voruumlbergehende Schwerpunktsetzung und phasenweise Fokussierung auf einzelne Branchen oder Berufsgruppen nicht ausschlieszligen Insbesondere bei kurzfristig auftretenden Fachkraumlfteengpaumlssen und Bedarfsschwankungen oder bei besonders niedrigem Fachkraumlftereservoir koumlnnen gezielte Beratungs- und Sensibilisierungsmaszlignahmen durchaus wuumlnschenswert und notwendig sein

313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandel durch Personal- und Organisationsentwicklung Die derzeitig beobachtbaren Verknappungstendenzen von Fachkraumlften sind uumlberwiegend Ausdruck qualifikatorischer Defizite und Mismatches auf dem Arbeitsmarkt Stellenweise mangelt es zwar an gut ausgebildeten Fachkraumlften Rein quantitativ betrachtet gibt es jedoch noch ausreichende Potentiale die allerdings besser als bisher erschlossen werden muumlssen Sachsen-Anhalts Arbeitsmarktpolitik ruumlckt an dieser Stelle den Menschen in den Mittelpunkt denn gut ausgebildete Fachkraumlfte sind das wichtigste Kapital prosperierender Unternehmen Ziel ist es allen Menschen adaumlquate berufliche Chancen zu eroumlffnen und ihnen eine berufliche Perspektive in ihrer Heimat Sachsen-Anhalt aufzuzeigen

Ein wesentliches Ziel des Handlungsfeldes ist es deshalb die Unternehmen des Landes in die Lage zu versetzen ihren Fachkraumlftebedarf nachhaltig zu decken und Fachkraumlftepotentiale moumlglichst eigenstaumlndig zu erschlieszligen Dabei wird insbesondere auf die Steigerung der Unternehmensattraktivitaumlt und der Qualitaumlt der beruflichen Qualifizierung als Erfolgsfaktoren gesetzt

Fuumlr KMU ist das Fehlen von internen Strukturen Kapazitaumlten und Expertise zur systematischen und professionellen Personalentwicklung ein groszliges Weiterbildungshemmnis Qualifizierungs- und Weiterbildungsberatung als Dienstleistung kann diesen Unternehmen helfen Weiterbildung systematisch bei sich zu verankern Durch eine kontinuierliche Begleitung in allen Bereichen des Unternehmensprozesses kann die Weiterbildungssituation der Betriebe nachhaltig verbessert werden Bereits in der Vergangenheit wurde diese Aufgabe durch die Partner des Fachkraumlftesicherungspaktes beispielsweise im Rahmen von Modellprojekten und uumlber Beratungsstrukturen des Landes und der Partner angegangen In den kommenden Jahren wird nunmehr verstaumlrkt auf den gemachten Erfahrungen aufgebaut Ziel ist es insbesondere die Strukturen des Landes (z B PFIFF) qualitativ weiterzuentwickeln und damit effektiver zu machen

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Beispiel PFIFF ndash Portal fuumlr interessierte und flexible Fachkraumlfte

Das seit April 2008 landesweit aktive Fachkraumlfteportal PFIFF unterstuumltzt heimische Untershynehmen und Fachkraumlfte zueinander zu finden Ziel ist es dabei der Abwanderung gut ausgeshybildeter Fachkraumlfte entgegen zu wirken und die Zu- und Ruumlckwanderung zu befoumlrdern Damit wird ein wichtiger Beitrag zur langfristigen und nachhaltigen Sicherung des Fachkraumlftebedarfs der sachsen-anhaltischen Unternehmen geleistet PFIFF uumlbernimmt im Fachkraumlftesicherungskontext eine Beratungs- und Lotsenfunktion und richtet sich an Unternehmen und Fachkraumlfte gleichermaszligen

In seinen Gesamtaktivitaumlten kann PFIFF als bisherige Bilanz vorweisen Kumuliert wurden von den Unternehmen bis zum Ende des ersten Quartals 2012 8819 Stellenprofile bei PFIFF eingestellt Davon wurden lt Auswertungstool 3190 als besetzt erfasst Uumlber den bisherigen Berichtszeitraum haben sich 5510 Fachkraumlfte im Portal mit ihrem Profil registriert Gegenwaumlrtig hat PFIFF einen Fachkraumlftebestand von mehr als 3500 Personen in der Datenbank von denen 41 Frauen sind Mit 51 nimmt der Facharbeitershyabschluss den houmlchsten Anteil bei den eingetragenen Berufsabschluumlssen ein

Fuumlr die kuumlnftige Arbeit des Projektes wird versucht die Beratungs- und Begleitungsarbeit qualitativ zu verbessern und zu erweitern Beispielsweise koumlnnen mit Ruumlcksicht auf familiaumlre Bindungen und Verpflichtungen von Fachkraumlften die nach Sachsen-Anhalt ein- oder zuruumlckshywandern moumlchten die Unterstuumltzungsangebote des Projektes noch staumlrker auf die Familienshyangehoumlrigen der Zuzugsinteressierten ausgedehnt werden Denkbar sind hier neben Integrashytions- und Vermittlungsbemuumlhungen in attraktive Beschaumlftigungsverhaumlltnisse auch Beratungs- und Orientierungsangebote im Hinblick auf Kinderbetreuung Schulen Wohnraumsuche etc

Ein groszliges Potential fuumlr die Weiterentwicklung einer wissensbasierten Wirtschaft und fuumlr bessere Karriere- und Berufsperspektiven der Arbeitnehmerinnen und Arbeitshynehmer in Sachsen-Anhalt bieten die Hochschulen des Landes Ein wichtiges Ziel in diesem Handlungsfeld ist deshalb dieses Potential weiter zu erschlieszligen und die Universitaumlten und Hochschulen insbesondere in die Weiterbildung (zB durch modushylare fachbezogene und berufsbegleitende Qualifizierung) von Beschaumlftigten in KMU staumlrker einzubinden Beispielsweise koumlnnte die pharmazeutisch-technische Assisshytentin ein Pharmaziestudium absolvieren die Management-Assistentin dank des nachtraumlglichen Master-Abschlusses zum naumlchsten Karrieresprung ansetzen oder der Kfz-Meister zukuumlnftig auch ohne Abitur den Master als Wirtschaftsingenieur machen Voraussetzung fuumlr eine Heranfuumlhrung von Beschaumlftigten an hochschulische Weitershybildungsangebote ist jedoch eine groumlszligere Durchlaumlssigkeit Offenheit und bessere Verzahnung zwischen den Bildungssystemen Dabei gewinnt zum einen die Frage der Anerkennung von auszligerhalb der Hochschule erworbenen Kompetenzen zunehshymend an Stellenwert Zum anderen muumlssen neue Wege des Erwerbs von Hochschulshyzugangsberechtigungen und des Zugangs zum Hochschulstudium ausprobiert werden Arbeitsmarktpolitik hat in diesem Themenfeld die Aufgabe gemeinsam mit den Hochschulen die Suche nach praktikablen Loumlsungsansaumltzen voranzutreiben Bedarfsgerechte Angebote fuumlr Unternehmen oder die Verbesserung der Chancen zur Nach- bzw Houmlherqualifizierung fuumlr Berufstaumltige oder Personen in beruflicher Neuorientierung sind jedoch nicht allein durch eine Verbreiterung des Bildungsshyangebots erreichbar Nachfrageorientierung und Offenheit schlieszligen auch Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Studium und die Entwicklung und Nutzung praxisorientierter Lehr- und Lernmethoden an den Hochschulen ein Dementsprechend sollen in diesem Handlungsfeld Aktionen in folgenden drei Bereichen initiiert werden

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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bull Im Bereich der betrieblichen Personal- und Organisationsentwicklung werden Vorhaben vorrangig auf die Einfuumlhrung und Umsetzung systematischer und nachhaltiger Personalentwicklungsstrategien auf die Entwicklung Umsetzung und Kommunikation attraktiver motivierender und gesundheitsfoumlrderlicher Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen sowie auf die Staumlrkung der Dienstleitungsorientierung ausgerichtet Mit Blick auf die demografische Entwicklung soll die Foumlrderung insbesondere auf drei Punkte fokussiert werden

bull die Staumlrkung des Beschaumlftigungspotentials und die Erschlieszligung der Innovashytionskraft aumllterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Implemenshytation von Aspekten des Generationenmanagements

bull die Angleichung des Beschaumlftigungsanteils (hoch-) qualifizierter Frauen die Schaffung geschlechtergerechter Rahmenbedingungen zur Verbesserung der beruflichen Entwicklungsmoumlglichkeiten von Frauen und Maumlnnern und die Staumlrkung des Innovations- und Leistungspotentials von Unternehmen durch eine nicht-diskriminierende Unternehmenskultur

bull die Foumlrderung des Potentials gering(er) qualifizierter Beschaumlftigter einshyschlieszliglich der damit verbundenen Umgestaltung von Arbeitsprozessen

Prinzipiell sollten die Unterstuumltzungsangebote fuumlr die Personalgewinnung und -auswahl sowie fuumlr die Erschlieszligung des Fachkraumlftepotentials fuumlr alle Untershynehmen und Berufsbereiche zugaumlnglich und nutzbar sein Mit Blick auf die Dynamik am Arbeits- und Fachkraumlftemarkt ist aber denkbar das Unterstuumltzungsshysystem zumindest temporaumlr auf bestimmte Berufe Zielgruppen und Branchen zu fokussieren

bull Im Bereich des Weiterbildungsmanagements sollen Systeme zur Verbesserung betrieblicher und auszligerbetrieblicher Weiterbildung konzipiert und evaluiert werden Die Ziele bestehen in der Erhoumlhung der Effektivitaumlt der Weiterbildung und der Verbesserung der Qualitaumlt des Weiterbildungssystems Voraussetzung hierfuumlr ist dass Bildungsangebote bedarfsorientiert und zielgruppensensibel gestaltet werden und an das individuelle lebenssituationsbedingte Nutzungsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in KMU angepasst sind Als wesentlicher Baustein zur Steigerung der Qualitaumlt und der Transparenz in der Weiterbildung soll in Sachsen-Anhalt ein System der Weiterbildungsinformation und -beratung sowie des Bildungscontrolling implementiert werden Im Rahmen des Weitershybildungsmanagements sollen branchen- und regionalbezogene Netzwerke und Kooperationen von Unternehmen unterstuumltzt werden

bull Zur weiteren Unterstuumltzung eines bedarfsgerechten Wissenstransfers von Seiten der Wissenschaft in die mittelstaumlndische Wirtschaft des Landes sollen beispielshygebende Projektansaumltze im Bereich der Kontaktanbahnung und des Wissensshytransfers ausgebaut und neue Unterstuumltzungsmodelle erprobt werden Dies soll ua durch die Weiterentwicklung bewaumlhrter und neuer Ansaumltze zur nachakademishyschen Qualifizierung im Zusammenspiel von Hochschulen und KMU die Untershystuumltzung von Career-Aktivitaumlten der Hochschulen und die Entwicklung hochschulshynaher Programme zur Sicherung des Fuumlhrungskraumlftenachwuchses ershyreicht werden Bereits bestehende erfolgreiche Ansaumltze sollen in enger Abstimshymung zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und dem Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft in diese Richtung weiter entwickelt werden

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Beispiel Transferzentren an den Hochschulen des Landes

Im Jahr 2008 wurden an allen Hochschulen des Landes die Transferzentren eingerichtet Sie arbeiten im Schnittpunkt der Hochschulen Studierenden und Absolventen-innen und der Unternehmen in Sachsen-Anhalt Das Angebot der Transferzentren umfasst neben dem Career Service fuumlr Studierende Absolventen-innen und Unternehmen auch die Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von Angeboten in der berufsbegleitenden wissenschaftlichen Weiterbildung

Ziel des Career Service ist es Studierenden so fruumlh wie moumlglich den Kontakt in die heimische Wirtschaft zu bahnen und ihnen den Einstieg in das Berufsleben nach dem Studium zu erleichtern Der Career Service umfasst deshalb - Weiterbildungs- und Qualifizierungsberatung fuumlr Studierende zur Kompetenzerweiterung (Beratung und Kurse in den Bereichen Soft Skills Bewerbungstraining Techniken der Selbstvermarktung etc) - Unterstuumltzung beim Berufseinstieg und bei der Kontaktanbahnung zwischen Studierenden und Unternehmen (Praktikumsboumlrsen Vermittlung von Auftraumlgen fuumlr Examens- bzw Abshyschlussarbeiten in Unternehmen Stellenvermittlungsservice Job- und Unternehmensmessen u a) - Unterstuumltzung bei der Berufsorientierung von Studierenden (Profilbildung Weiterbildungsshyberatung z B zu weiterfuumlhrenden Studienangeboten)

Es wird angestrebt dass die Hochschulen diese Serviceleistungen in der Zukunft moumlglichst verstetigen und eigenstaumlndig anbieten

In der laufenden ESF Foumlrderperiode 2007 - 2013 unterstuumltzt das Land schwerpunktmaumlszligig den Ausbau der Angebote zur wissenschaftlichen und berufsbegleitenden Weiterbildung an den Hochschulen Anliegen ist es weitere Potentiale der Hochschulen im Rahmen der Fachkraumlftesicherung zu aktivieren Hochschulen und Unternehmen staumlrker aneinander heranzufuumlhren und hochschulseitig hochwertige Weiterbildungsangebote fuumlr die Wirtschaft und die Beschaumlftigten zu entwickeln und anzubieten Zu den Aufgaben der Transferzentren gehoumlren u a - Beratung und Unterstuumltzung fuumlr die Unternehmen bei der Ermittlung von Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarfen - Unterstuumltzung fuumlr die Hochschulen bei der Entwicklung bedarfsgerechter und tragfaumlhiger Weiterbildungsangebote sowie bei deren organisatorischer Umsetzung - Durchfuumlhrung und Organisation von Weiterbildungsmaszlignahmen fuumlr hochschulexterne Personen (z B fuumlr Nicht-Akademiker-innen Beschaumlftigte in Unternehmen und oder Fuumlhrungskraumlfte in KMU) - Unterstuumltzung der Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung von weiterfuumlhrenden berufsbegleitenden Studiengaumlngen (z B Duale Studiengaumlnge Masterstudiengaumlnge)

314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen Nachfolge ist Vorsorge An der Regelung der Nachfolge in heimischen Unternehmen haumlngen in den naumlchsten Jahren in Sachsen-Anhalt zehntausende Arbeitsplaumltze Erfolgreiche Firmenuumlbergaben sind deshalb von besonderer standortpolitischer Relevanz da sie ein wichtiger Baustein zur Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur sind

Doch was fuumlr den Fachkraumlftewettbewerb gilt trifft zu einem Groszligteil auch im Bereich der Unternehmensnachfolge zu Infolge der demografischen Entwicklung sinkt die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger Daher gewinnen die fruumlhzeitige Auseinandersetzung mit der Nachfolgeregelung die Suche sowie die Qualifizierung eines geeigneten Nachfolgenden und die Moderation der Nachfolge in Unternehmen weiter an Bedeutung Doch die Uumlbergabe eines Unternehmens erfordert Vertrauen Expertise koordiniertes Handeln ndash und daruumlber hinaus viel Zeit

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Das Land Sachsen-Anhalt engagiert sich deshalb schon seit langem gemeinsam mit den gewerblichen Kammern und weiteren Partnern um die Unternehmen bei der Bewaumlltigung des anstehenden Generationswechsels nicht allein zu lassen Es wird auch in der neuen Foumlrderperiode 2014-2020 erforderlich sein in Zusammenarbeit mit den Kammern den komplexen Prozess der Uumlbernahme zu unterstuumltzen und an die bereits bestehenden Angebote und Hilfen anzuknuumlpfen Schwerpunkte sollenweiterhin die fruumlhzeitige intensive Vorbereitung der Uumlbernehmenden und derUumlbergebenden sowie finanzielle Unterstuumltzungsmoumlglichkeiten bilden

315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentiale erschlieszligen Die Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt zielt im Themenfeld der Fachkraumlftesicherung darauf bisher zu wenig genutzte Potentiale zu erschlieszligen und kuumlnftig besser zu nutzen Dies schlieszligt auch Personengruppen ein denen aus verschiedenen Gruumlnden und haumlufig zu Unrecht ein geringeres Leistungsvermoumlgen zugeschrieben wird und die deshalb schlechtere Chancen im Arbeitsleben haben

Diesen Personen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eroumlffnen ist nicht nur aus arbeitsmarkt- sondern auch aus sozialpolitischen Gruumlnden ein wichtiges Ziel Denn nachhaltige Integration in das Erwerbsleben traumlgt entscheidend zur Verbesserung der Lebens- und Teilhabechancen der Betroffenen bei und ist eine wichtige Voraussetzung fuumlr ein selbstbestimmtes Leben

Wichtige Potentiale werden im Folgenden dargestellt wobei diese Darstellung mit Sicherheit keinen abschlieszligenden Charakter haben kann

Fachkraumlftepotential I Junge Menschen mit Leistungsdefiziten

Trotz ruumlcklaumlufiger Jugendarbeitslosigkeit und verbesserter Arbeitsmarktchancen auch fuumlr leistungsschwaumlchere Schulabgaumlngerinnen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin nicht wenige Jugendliche denen nach der Beendigung der Schule der erfolgreiche Schritt ins Ausbildungs- und Erwerbsleben nicht ohne weiteres gelingt Daruumlber hinaus existiert eine erhebliche Zahl derer die bereits laumlngere Zeit keinen Erfolg bei der Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche hatten

Zunehmend wichtiger wird deshalb die Nachqualifizierung der jungen Menschen bei denen in den letzten Jahren Foumlrdermaszlignahmen und Unterstuumltzungsangebote nicht griffen die immer noch keinen arbeitsmarktverwertbaren Berufsabschluss haben und deshalb auf dem Arbeitsmarkt chancenlos sind Sie muumlssen dazu motiviert werden die verbesserte Lage auf dem Arbeitsmarkt fuumlr eine zweite Chance zu nutzen Dazu muumlssen sie eine adaumlquate Unterstuumltzung zum nachtraumlglichen Erwerb eines anerkannten Berufsabschlusses oder zumindest arbeitsmarktrelevanter Teilqualifikationen erhalten

Wichtig ist hierbei die Unterstuumltzungsangebote auf die Altersgruppe der 25- bis 35shyJaumlhrigen auszudehnen da sie von den klassischen Maszlignahmen fuumlr Jugendliche nicht mehr erfasst werden Insbesondere sollte Qualifizierung in diesen Faumlllen mit einer Moumlglichkeit verbunden sein den Lebensunterhalt fuumlr sich selbst und gegebenenfalls auch noch fuumlr eine Familie zumindest teilweise selbst zu erarbeiten Sinnvoll koumlnnten auch modulare Qualifizierungsangebote sein die berufsbegleitend absolviert werden koumlnnen Hierfuumlr sollen die Erfahrungen die zum Beispiel im

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Rahmen von Modellprojekten im Bundesprogramm bdquoJobstarter-Connectldquo gesammelt werden konnten genutzt werden Die Entwicklung entsprechender Unterstuumltzungsangebote wird eng mit den Arbeitsagenturen und Jobcentern abgestimmt

Fachkraumlftepotential II Menschen mit Behinderungen

In Sachsen-Anhalt leben rd 260000 Menschen mit Behinderungen Diese Menschen benoumltigen besondere Fuumlrsorge um behinderungsbedingte Nachteile auszugleichen und um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermoumlglichen Hierzu gehoumlrt ein sensibles Herangehen um dem Einzelnen das jeweils beste und wirkungsvollste Unterstuumltzungsangebot unterbreiten zu koumlnnen

Haumlufig kommt zur Behinderung oder Beeintraumlchtigung noch Langzeitarbeitslosigkeit hinzu so dass die individuelle Lebenssituation zusaumltzlich erschwert wird Ziel ist daher den Menschen die Moumlglichkeit zu eroumlffnen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit selbst zu verdienen so wie es in Art 27 der UN-Behindertenrechts-Konvention festgeschrieben ist Daneben geht es aber auch darum ein bisher weitgehend unerschlossenes Fachkraumlftepotential fuumlr den Arbeitsmarkt zugaumlnglich zu machen Damit dies gelingt soll durch langfristige individuelle soziale fachliche und ergotherapeutische Angebote in Foumlrderprojekten die fuumlr jeden Teilnehmenden erforderliche Unterstuumltzung vor und waumlhrend einer sozialversicherungspflichtigen Beschaumlftigung gegeben werden

Beispiel Programm Phoumlnix

Phoumlnix ist ein Programmangebot das fuumlr die Zielgruppe der Menschen mit gesundheitlichen Beeintraumlchtigungen neue Akzente setzen moumlchte Gefoumlrdert werden sollen Projekte zur Erhoumlhung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen oder psychischen Beeintraumlchtigungen oder mit psychischen Verhaltensauffaumllligkeiten zur Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung Die Teilnehmenden sollen in den Projekten qualifiziert werden eine sozialpaumldagogische Betreuung erhalten und am Arbeitsplatz beruflich begleitet werden Ziel ist die nachhaltige Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt

Beispiel Initiative Inklusion

Im Rahmen des Bund-Laumlnder-Programms bdquoInitiative Inklusionldquo stellt das Bundesministerium fuumlr Arbeit und Sozialordnung vorerst bis zum Jahr 2016 Mittel aus dem Ausgleichsfonds zur Verfuumlgung mit denen zusaumltzliche Maszlignahmen zur Foumlrderung der Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsmarkt umgesetzt werden sollen Orientiert an der UN-Behindertenrechtskonvention und unter Beruumlcksichtigung der Regelungen insbesondere des Neunten Sozialgesetzbuches sind hierfuumlr drei Handlungsfelder identifiziert worden deren Umsetzung den Laumlndern obliegt

1 Handlungsfeld Berufsorientierung Gefoumlrdert werden der Aufbau und die Weiterentwicklung von Strukturen und Maszlignahmen zur verbesserten beruflichen Orientierung schwerbehinderter Schuumllerinnen und Schuumller insbesondere mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf (z B Kompetenz- und Potentialanalyse Praktika vorwiegend in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Begleitung des Uumlbergangs in das Arbeitsleben) Das Land Sachsen-Anhalt unterstuumltzt die Maszlignahmen zusaumltzlich aus eigenen Mitteln der Ausgleichsabgabe

2 Handlungsfeld neue Ausbildungsplaumltze fuumlr schwerbehinderte junge Menschen in Betrieben und Dienststellen des allgemeinen Arbeitsmarktes

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Die Foumlrderung soll zur Uumlbernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschaumlftigungsverhaumlltnis nach Beendigung der Ausbildung beitragen Die Moumlglichkeiten der sectsect 64 ff des Berufsbildungsgesetzes und des sect42m der Handwerksordnung sollen genutzt werden Fuumlr jeden neuen (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzten) Arbeitsplatz koumlnnen unter Beruumlcksichtigung der Art und Schwere der Behinderung bis zu 10000 Euro gezahlt werden

3 Handlungsfeld neue Arbeitsplaumltze fuumlr aumlltere schwerbehinderte Menschen Arbeitgeber die neue (erstmals mit einem schwerbehinderten Menschen besetzte) Arbeitsplaumltze fuumlr schwerbehinderte arbeitslose oder arbeitsuchende Menschen ab dem vollendeten 50 Lebensjahr schaffen koumlnnen eine arbeitsplatzbezogene Foumlrderung uumlber die Dauer von 3 Jahren mit bis zu 10000 Euro erhalten Art und Houmlhe der Foumlrderung werden einzelfallbezogen und unter Beruumlcksichtigung inwieweit der Arbeitgeber seine Beschaumlftigungspflicht gemaumlszlig sect 71 SGB IX erfuumlllt hat festgelegt

Fachkraumlftepotential III Zugewanderte Menschen

In Sachsen-Anhalt lebt eine relativ geringe aber keineswegs unerhebliche Zahl von Menschen die aus anderen Laumlndern zugewandert sind Das Qualifikationsniveau dieser Menschen liegt uumlber dem Durchschnitt der einheimischen Bevoumllkerung Trotzdem gelingt es vielen Zugewanderten nicht eine ihren Qualifikationen entsprechende Beschaumlftigung zu erreichen Teilweise liegt dies an der fehlenden Transparenz und Anerkennung der vorhandenen beruflichen Kompetenzen Das Anerkennungsgesetz7 zur besseren Verwertung auslaumlndischer Berufsabschluumlsse wird in dieser Hinsicht sicher helfen und mehr Klarheit schaffen Zugewanderte haben nun einen Rechtsanspruch auf Feststellung und bei Vorliegen der Gleichwertigkeit auch der Anerkennung ihrer beruflichen Kompetenzen Dies schafft auch fuumlr Unternehmen mehr Klarheit welche Faumlhigkeiten und Kompetenzen sie von Bewerberinnen und Bewerbern erwarten koumlnnen die ihre berufliche Ausbildung nicht in Deutschland absolviert haben Das Verfahren erweitert aber auch in den Faumlllen in denen eine vollstaumlndige Anerkennung noch nicht moumlglich ist die arbeitsmarktpolitischen Handlungsoptionen Auf Basis einer Teilanerkennung nach dem Anerkennungsgesetz koumlnnen gezielte Maszlignahmen zur Anpassungsqualifizierung ergriffen werden Finanzielle Unterstuumltzung kann dafuumlr zum Beispiel im Rahmen der ESF-Programme zur beruflichen Weiterbildung von Beschaumlftigten (vgl Punkt 313) gewaumlhrt werden

Neben der direkten Unterstuumltzung fuumlr bereits zugewanderte Menschen wird es kuumlnftig wichtiger den Zuwanderungsprozess in der Zukunft zu begleiten Denn die wachsende Mobilitaumlt auf dem europaumlischen Arbeitsmarkt wird dazu beitragen dass Zugewanderte zunehmend als Fachkraumlftepotential erkannt werden Sachsen-Anhalt kann dabei bereits auf Erfahrungen in verschiedenen Projekten und Maszlignahmen zuruumlckgreifen Beispielsweise bietet die mit der spanischen Region Valencia im Fruumlhjahr 2012 abgeschlossene Vereinbarung zur engen Zusammenarbeit beim Austausch von Fachkraumlften gute Ansaumltze fuumlr die erfolgreiche Gewinnung und Integration von auslaumlndischen Fachkraumlften

7 Durch das bdquoGesetz zur Anerkennung auslaumlndischer Berufsqualifikationenldquo des Bundes existiert seit 01 April 2012 ein Rechtsanspruch auf Uumlberpruumlfung der Gleichwertigkeit eines auslaumlndischen Berufsabschlusses mit dem deutschen Referenzberuf Am 25 Juni 2013 beschloss zudem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt den Gesetzentwurf fuumlr ein landesspezifisches Anerkennungsgesetz das den Rechtsrahmen fuumlr Berufe umreiszligt die auf Landesebene geregelt werden Das Gesetz tritt voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Wichtig ist vor allem dass Unternehmen nicht nur die beruflichen Potentiale von Migrantinnen und Migranten und zugewanderten Menschen im Blick haben sondern dass sie auch fuumlr moumlgliche Integrationshemmnisse aufgeschlossen werden Denn Voraussetzung fuumlr den personalpolitischen und betriebswirtschaftlichen Nutzen auslaumlndischer Fachkraumlfte sind deren erfolgreiche betriebliche Integration und qualifikationsadaumlquater Einsatz im Unternehmen Dazu sollen auch die unter Punkt 313 beschriebenen Ansaumltze und Instrumente zur Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Personal- und Organisationsentwicklung genutzt werden

32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durch Arbeitsmarktintegration sichern Eine grundlegende Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik des Landes Sachsen-Anhalt bleibt es Arbeitslose und insbesondere Langzeitarbeitslose wieder in nachhaltige und dauerhafte sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhaumlltnisse auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zu integrieren Ziel muss es sein diesen Menschen durch ein angemessenes Erwerbseinkommen ein eigenstaumlndiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermoumlglichen

Es gibt jedoch in Sachsen-Anhalt einen tendenziell zunehmenden Kern von Langzeitarbeitslosen im Hartz-IV-Bezug fuumlr den in den Jahren kaum realistische Integrationsmoumlglichkeiten auf dem regulaumlren Arbeitsmarkt zur Verfuumlgung standen Diese Menschen konnten und koumlnnen nur mit erheblicher Unterstuumltzung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden Doch durch die guumlnstigeren Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt eroumlffnen sich neue Chancen Diese zu nutzen Langzeitarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu beenden und die Herausbildung von Hartz-IV-Milieus zu durchbrechen ist nicht nur arbeitsmarkt- und sozialpolitische Verpflichtung sondern unter den Bedingungen zunehmenden Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft auch wirtschaftspolitische Notwendigkeit

Dabei ist klar dass viele Arbeitslose aufgrund persoumlnlicher und sozialer Probleme nicht ohne Unterstuumltzung den Zugang in den regulaumlren Arbeitsmarkt finden werden Die Annahme langjaumlhrig Arbeitslose waumlren souveraumlne Marktteilnehmerinnen auf dem Arbeitsmarkt die ihren Marktwert kennen und sich entsprechend erfolgreich selbst vermarkten koumlnnten geht zweifelsohne an der Realitaumlt vorbei

Viele dieser Arbeitslosen und ihre Familien hatten bzw haben mit sogenannten multiplen Problemlagen zu kaumlmpfen Sie standen uumlber teils sehr lange Zeitraumlume auszligerhalb des Arbeitsmarktes verfuumlgen uumlber keine oder mittlerweile nur noch entwertete Schul- und Berufsabschluumlsse oder Qualifikationen und haben nicht selten das Gefuumlhl und Bewusstsein fuumlr Alltagsrhythmus und Zeitstrukturen verloren Daruumlber hinaus stehen sie oft gravierenden sozialen Problemlagen wie z B Schulden Sucht Krankheit familiaumlren Konflikten oder drohender Obdachlosigkeit gegenuumlber Ein wichtiges Ziel des Landes ist daher auch dass in jeder Familie wenigstens ein Elternteil einer sozialversicherungspflichtigen Erwerbstaumltigkeit nachgehen kann

Besonders kritisch ist es wenn es sich bei den Arbeitslosen mit Mehrfachproblemen um Jugendliche bzw junge Erwachsene oder um Hilfebeduumlrftige in Bedarfsgemeinschaften insbesondere mit Kindern handelt Hier besteht die Gefahr

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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dass sich diese noch jungen Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt zuruumlckziehen und dass destruktive Einstellungen und Verhaltensmuster zusaumltzlich auf die betroffenen Kinder uumlbertragen werden Es ist deshalb entscheidend im Vorfeld bzw parallel zu den Vermittlungs- und Integrationsbemuumlhungen deren lebensbegleitende Probleme mit zu bearbeiten Es geht hierbei vor allem um die individuelle und umfassende jedenfalls problemloumlsende Aktivierung dieser Menschen

Vor diesem Hintergrund wurden zwar in der Vergangenheit die Arbeitsmarktshyinstrumente zunehmend flexibilisiert und individualisiert Dennoch beduumlrfen die Vermittlungsbemuumlhungen der Arbeitsagenturen und Jobcenter oftmals ergaumlnzende bzw flankierende Maszlignahmen der sozialpaumldagogischen Betreuung und Begleitung Diese Form der Unterstuumltzung kann dazu beitragen durch Sozialisations- und Lerneffekte die Handlungskompetenzen bei den jungen Menschen zu staumlrken und auszubauen Von besonderem Nutzen sind dabei Foumlrderansaumltze wie der Ansatz der Produktionsschulen oder das produktive Lernen Derartige Foumlrderansaumltze stellen die praktische Taumltigkeit in den Vordergrund und bieten daruumlber die Moumlglichkeit den Jugendlichen Lebensperspektiven aufzuzeigen

Beispiel Programm STABIL

Das Programm STABIL - Selbstfindung ndash Training ndash Anleitung ndash Betreuung ndash Initiative ndash Lernen ist auf foumlrderungsbeduumlrftige Jugendliche unter 25 Jahren ausgerichtet die ihre Schulpflicht erfuumlllt haben keinen Berufsabschluss besitzen arbeitslos sind und die mit Hilfe der Foumlrderangebote der Agenturen fuumlr Arbeit oder der Traumlger der Grundsicherung fuumlr Arbeitshysuchende nicht mehr erreicht werden koumlnnen Eine Besonderheit von STABIL ist dass die Jugendlichen freiwillig daran teilnehmen

STABIL basiert auf dem Modell der Produktionsschulen das bedeutet Arbeiten und Lernen in Werkstaumltten unter betriebsnahen Bedingungen Zielrichtung ist die Bildungs- und Beschaumlftigungsfaumlhigkeit der Jugendlichen herzustellen so dass sie anschlieszligend geeignete weiterfuumlhrende Maszlignahmen der Berufsvorbereitung eine Ausbildung oder eine Beschaumlftigung beginnen koumlnnen

Wenn Jugendliche in ein STABIL-Projekt aufgenommen werden erarbeitet der Projekttraumlger mit ihnen auf der Basis einer Kompetenzfeststellung einen individuellen Bildungs- Entwicklungs- und Arbeitsplan Fuumlr jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer werden eigene Ziele und Zwischenschritte festgelegt Die Umsetzung des individuellen Plans wird regelmaumlszligig uumlberpruumlft Das dient zugleich der Erfolgskontrolle

Jedes STABIL-Projekt bietet mindestens drei unterschiedliche Werkstattbereiche an so dass die Jugendlichen die Moumlglichkeit haben sich in verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren Werkstattbereiche sind zB Holz Farbe Metall Hauswirtschaft oder HoGa Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellen unter fachlicher Unterstuumltzung und sozialpaumldagogischer Begleitung verschiedenste Produkte her die in der Region verkauft werden

STABIL bietet die Moumlglichkeit die Jugendlichen in den Prozess der Produktion von der Auftragsannahme uumlber Planung und Ausfuumlhrung bis hin zum Verkauf einzubeziehen Sie lernen dabei auch Verantwortung zu uumlbernehmen Aus dem erfolgreichen Verkauf erfahren die Jugendlichen zugleich eine Wertschaumltzung der geleisteten Arbeit

Die Jugendlichen erwerben neben den praktischen Erfahrungen theoretische Kenntnisse So koumlnnen zB bestimmte Qualifikationen erreicht werden Auch die Vorbereitung zum Erreichen eines Hauptschulabschlusses kann mit STABIL unterstuumltzt werden Wenn es die individuelle Situation erlaubt absolvieren die Jugendlichen auszligerdem Kurzpraktika bei Arbeitgebern

Die Jugendlichen koumlnnen solange im Projekt bleiben wie es fuumlr ihre individuelle Entwicklung erforderlich ist in der Regel bis maximal 18 Monate

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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STABIL hat sich bewaumlhrt Nach der Projektteilnahme sind durchschnittlich rd 40 der Jugendlichen in eine sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung eine Ausbildung oder in andere weiterfuumlhrende Maszlignahmen eingemuumlndet

Nach Auffassung des Landes ist zunaumlchst eine differenzierte Analyse der Arbeitslosen hinsichtlich ihrer jeweiligen individuell schwierigen Situation notwendig um so die existierenden Probleme der Einzelnen konkret zu identifizieren Die bdquoklassischeldquo Zielgruppenorientierung beim Einsatz arbeitsfoumlrderlicher Instrumente und Projekte muss erweitert werden um die Dimension der lebenslagen- bzw lebensphasen-orientierten Betreuung und Begleitung mit dem Ziel der Reintegration in den regulaumlren Arbeitsmarkt

Erst durch die Wiederherstellung der Beschaumlftigungsfaumlhigkeit kann Integration in Arbeit ndash also die Vermittlung auf den regulaumlren Arbeitsmarkt ndash moumlglich und nachhaltig bzw erfolgreich sein Notwendig sind daher arbeitsmarktpolitische Foumlrderkonzepte und -modelle mit dem Ziel die loumlsungsorientierte Betreuung jedes einzelnen Arbeitslosen und dauerhafte Integration in regulaumlre sozialversicherungspflichtige Beschaumlftigung zu verbinden Fuumlr diesen individualisierten problemorientierten Ansatz ist es erforderlich Kooperationen mit den Kommunen und Jobcentern vor Ort und mit den Arbeitsagenturen weiter ausbauen und in der Zusammenarbeit gemeinsame regional abgestimmte Foumlrderprojekte auf den Weg bringen

Dieser ganzheitliche Ansatz der Arbeitsfoumlrderung wird im Land beispielhaft im Rahmen des ESF-Foumlrderprogramms bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo erprobt und soll bei nachgewiesenem Erfolg eine wesentliche Saumlule der ESF-Foumlrderung im kommenden Programmzeitraum 2014-2020 bilden

Die Integration von Leistungsschwaumlcheren in den Arbeitsmarkt wird aber nur gelingen wenn auch Unternehmen mit Bedarf an Arbeitskraumlften das Potential von Langzeitarbeitslosen erkennen und diesen Menschen eine Einstiegschance bieten Dazu wird es oftmals erforderlich sein dass Unternehmen auch ihre eigenen Strukturen uumlberdenken und niedrigschwellige Einstiegsmoumlglichkeiten auch fuumlr geringer Qualifizierte anbieten

Beispiel Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo

bdquoFamilienintegrationscoachesldquo unterbreiten jungen Familien ein ganzheitliches individuelles Unterstuumltzungsangebot Das soll die Familien in die Lage versetzen ihr berufliches Schicksal (wieder) selbst in die Hand zu nehmen um mittelfristig nicht mehr hilfebeduumlrftig zu sein Loumlsungen vor Ort in den Landkreisen und kreisfreien Staumldten zu finden fuumlr die verschiedenen familiaumlren und sozialen Probleme ist das gemeinsame Ziel der betroffenen Familien und ihrer Familienintegrationscoaches Der Coach knuumlpft die notwendigen Verbindungen zu Kommune JobCenter Kammern bis hin zu Unternehmen Er begleitet die Betroffenen und schafft so eine Perspektive in den Arbeitsmarkt Die berufliche Erprobung in Unternehmen rundet das Angebot ab idealerweise muumlndet sie in eine Festanstellung Nach der Arbeitsaufnahme wird individuell weiter betreut ndash damit Betroffene den Anspruumlchen auf dem Arbeitsmarkt gewachsen sind sich weiter entwickeln Familie und Beruf in Einklang bringen und auch die Kinder eine Zukunft haben Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster soll diese Stabilisierungsphase vermeiden

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Damit weder die Betroffenen noch die Unternehmen bei ihren Integrationsbemuumlhungen auf sich allein gestellt sind ist es besonders wichtig dass die Loumlsungskompetenz der Integrationscoaches oder Fallmanagerinnen nach einer etwaigen Arbeitsaufnahme auch weiterhin zur Verfuumlgung stehen und die Hilfestellung bei der Bewaumlltigung der jeweiligen Probleme der Menschen nicht abrupt endet Sie muss zumindest uumlber einen gewissen Zeitraum der Beschaumlftigung fortgesetzt werden um Stabilitaumlt und Ausdauer des Einzelnen in der Erwerbsarbeit zu staumlrken und Ruumlckfaumllle in vorherige Verhaltensweisen und Problemmuster zu vermeiden

Der staumlrker individualisierte nachhaltige und an den konkreten Problemlagen orientierte Unterstuumltzungsansatz enthebt die Betroffenen nicht von der Pflicht auch durch eigene Anstrengung an der Loumlsung ihrer Probleme und an der Verbesserung ihrer Lebenssituation mitzuwirken Er schafft aber einen Rahmen in dem die eigene Anstrengungen der Betroffenen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer positiven Entwicklung beitragen werden

Dennoch ist klar dass nicht alle Langzeitarbeitlosen erreicht oder trotz individueller Hilfe und Foumlrderung wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden koumlnnen Zusammen mit den Kommunen und Jobcentern muumlssen hier Loumlsungen und Ansaumltze gefunden werden die auch diesen Menschen Beschaumlftigung und damit gesellschaftliche Teilhabe ermoumlglichen Die Einrichtung eines bdquoSozialen Arbeitsmarktesldquo kann eine Alternative zu weiterer Langzeitarbeitslosigkeit sein und helfen dauerhafte Exklusion zu vermeiden Hierzu bedarf es jedoch eines breiten politischen Konsenses und einer uumlbergreifenden Zusammenarbeit aller Akteure der Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik

Eine weitere wichtige Voraussetzung fuumlr einen sozialen Arbeitsmarkt waumlre u a dass gesetzliche Moumlglichkeiten geschaffen werden damit im Zusammenhang mit Arbeitsfoumlrderung eingesparte Passivleistungen (zB ALG II) wieder fuumlr Maszlignahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingesetzt werden koumlnnen (sogenannter Passiv-Aktiv-Tausch) Solange der angesprochene Konsens fuumlr solch grundlegende gesetzliche Aumlnderungen in diesem Bereich fuumlr einen bdquoechtenldquo Passiv-Aktiv-Transfer noch nicht erreicht ist soll versucht werden insbesondere den im Programm bdquoAktiv zur Renteldquo erfolgreich erprobten Ansatz auch unter den derzeit sehr unguumlnstigen gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des SGB II fortzufuumlhren Ziel ist fuumlr aumlltere Langzeitarbeitslose die trotz der sich verbessernden Situation auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf Integration in regulaumlre Beschaumlftigung haben sinnvolle Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten zu schaffen Damit kann der Uumlbergang zur Rente wuumlrdevoll gestaltet sozialer Exklusion entgegengewirkt und ehrenamtliches Engagement fuumlr die Zukunft befoumlrdert und erhalten werden

33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen Attraktive Arbeits- und Einkommensbedingungen in Sachsen-Anhalt sind wesentliche Voraussetzungen um gut qualifizierte Fachkraumlfte dauerhaft im Land zu halten bzw fuumlr das Land zu gewinnen Umgekehrt kann sich aber ohne qualifizierte Fachkraumlfte keine starke wettbewerbsfaumlhige Wirtschaft im Land halten und weiterentwickeln die sich die Finanzierung gut entlohnter und attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten leisten kann

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Ziel der Landesregierung ist deshalb die Schaffung von attraktiven sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplaumltzen und der Einsatz fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt auf politischer Ebene Dazu gehoumlren neben der Staumlrkung der Tarifpartnerschaft der Bekaumlmpfung von Lohndumping und der Wahrung des Lohnabstandsgebots die Umsetzung von Equal Pay in der Leiharbeit eine offensive Anwendung der Allgemeinverbindlichkeitserklaumlrung tariflicher Mindestloumlhne sowie eine Ausweitung des Entsendegesetzes auf weitere Branchen Des Weiteren setzt sich die Landesregierung gemaumlszlig dem Beschluss des Landtags vom 20 September 2012 und den darin aufgefuumlhrten Bedingungen fuumlr die Einfuumlhrung einer Lohnuntergrenze in Deutschland ein

Politische Initiativen fuumlr eine faire Ordnung auf dem Arbeitsmarkt und bdquoGute Arbeitldquo in Sachsen-Anhalt (Stand April 2013)

Die Landesregierung hat sich im Auftrag des Landtages fuumlr die Weiterentwicklung der Thuumlringer Gesetzesinitiative zur Einfuumlhrung eines bundesweit allgemein verbindlichen Mindestlohnes eingesetzt der Beschaumlftigungseffekte Existenzminimum und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen beruumlcksichtigt Bei der Weiterentwicklung der Gesetzesinitiative sollen auf Beschluss des Landtages folgende weiteren Punkte Beruumlcksichtigung finden - Wahrung der Tarifautonomie und Schaffung verbindlicher Uumlbergangsregelungen - Schaffung einer Regelung die vollzeitbeschaumlftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein ihre Existenz sicherndes Einkommen gewaumlhrleistet und eine angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen und soziokulturellen Leben ermoumlglicht Das Bundesratsverfahren zur Thuumlringer Mindestlohninitiative ist noch nicht abgeschlossen

Der Landtag hat am 18102012 das Gesetz uumlber die Vergabe von oumlffentlichen Auftraumlgen in Sachsen-Anhalt beschlossen Danach duumlrfen ab 01012013 oumlffentliche Auftraumlge nur noch an Unternehmen vergeben werden die die Einhaltung von allgemeinverbindlichen Tarifvertraumlgen und branchenbezogenen tariflichen Mindestloumlhnen bei Angebotsabgabe garantieren

Im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens zur sogenannten bdquoSGB III-Instrumentenreformldquo wurde von der Landesregierung im Juni 2011 eine Bundesratsinitiative zur Ergaumlnzung des sect 36 SGB III initiiert Ziel dieser Initiative war die bestehende Vorschrift des sect 36 Absatz 1 SGB III (Verbot der Vermittlung in sittenwidrige Arbeitsverhaumlltnisse) um eine Regelung zu ergaumlnzen die die Agentur fuumlr Arbeit berechtigt die Vermittlung in ein Beschaumlftigungsverhaumlltnis abzulehnen wenn hierfuumlr nicht mindestens der Tariflohn oder wenn eine tarifliche Regelung keine Anwendung findet der ortsuumlbliche Lohn gezahlt werden soll Der Ermessensspielraum fuumlr die Arbeitsagentur in welche Arbeitsplatzangebote vorrangig vermittelt wird sollte damit deutlich erweitert werden Die Arbeitsagentur sollte auf dieser Grundlage die Vermittlung in Arbeitsplatzangebote mit Niedrigloumlhnen auch in solchen Faumlllen ablehnen koumlnnen in denen der juristische Nachweis der sittenwidrigen Entlohnung bisher nicht oder nur sehr schwer zu fuumlhren ist Leider konnte im Bundesrat am Ende fuumlr diese Initiative keine Mehrheit der Laumlnder gefunden werden

In Anlehnung an das Leitbild bdquoGute Arbeitldquo der Gewerkschaften bemisst sich der Attraktivitaumltsgrad von Arbeits- und Beschaumlftigungsbedingungen nicht allein an der Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit Er bemisst sich auch daran welche Beschaumlftigungsformen und Arbeitsaufgaben Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten welche Aufstiegschancen und Karriereperspektiven bestehen ob sich Unternehmen Fragen der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und familiaumlrer Verantwortung der Beschaumlftigten stellen oder ob gezielte Personalentwicklung betrieben wird Daruumlber hinaus schlieszligt gute Arbeit Faktoren wie ein gutes Betriebsklima und eine wertschaumltzende beteiligungsorientierte Fuumlhrungskultur ein die ebenfalls zum Erhalt der Motivation und Leistungsfaumlhigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beitragen koumlnnen

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Beteiligungsorientierung bedeutet dass Unternehmen den Beschaumlftigten die Moumlglichkeit einraumlumen an der Arbeitsgestaltung mitzuwirken sie dazu ermutigen sich beruflich weiterzubilden und weiterzuentwickeln oder gemeinsam mit ihnen die Moumlglichkeiten fuumlr gesundheitsfoumlrderliche Arbeitszeit- und Arbeitsplatzgestaltung ausloten

Angemessene Loumlhne sind in der Regel fuumlr alle Beschaumlftigtengruppen ein wichtiger Hygienefaktor Sie wirken zudem stabilisierend auf den Arbeitsmarkt indem sie der Abwanderung von leistungsfaumlhigen Arbeitskraumlften und Fachkraumlften entgegenwirken Die Bedeutung der weiteren Attraktivitaumltsfaktoren kann je nach der berufsbiografischen Phase in der sich die Beschaumlftigten befinden variieren Insbesondere Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger legen zumeist groszligen Wert auf ansprechende und interessante Arbeitsaufgaben und Taumltigkeiten die ihnen Gestaltungsspielraumlume und soziale Anerkennung ermoumlglichen Weiterhin schaumltzen sie ein positives Arbeitsklima sowie gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmoumlglichkeiten Daruumlber hinaus spielt nicht selten die Attraktivitaumlt des Arbeitsortes bzw einer Region eine wichtige Rolle bei der Arbeitsplatzentscheidung junger Menschen In den spaumlteren Lebensphasen verschieben sich dagegen die Prioritaumlten und Relevanzen hinsichtlich der Attraktivitaumltsfaktoren In den Vordergrund ruumlcken zunaumlchst meist Aspekte der Vereinbarkeit von familiaumlren und beruflichen Anforderungen und Pflichten spaumlter werden zunehmend Fragen der koumlrperlichen und gesundheitlichen Belastungen und Leistungsfaumlhigkeit wichtiger

Arbeitgeberattraktivitaumlt im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung

Die (inner-)betriebliche Auseinandersetzung mit dem Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt muss die unterschiedlichen betrieblichen Voraussetzungen (z B Groumlszlige Branche Region) ebenso beruumlcksichtigen wie die unterschiedlichen Beduumlrfnisse der Beschaumlftigten (Frauen vs Maumlnner Singles vs Alleinerziehende vs Beschaumlftigte mit familiaumlrer Verantwortung Juumlngere vs Aumlltere Beschaumlftigte mit vs ohne Migrationshintergrund houmlher vs geringer Qualifizierte usw) Im Rahmen betrieblicher Personal- und Organisationsentwicklung kann hierfuumlr auf verschiedene Ansaumltze und Modelle zuruumlckgegriffen werden

Work-Life-Balance Work-Life-Balance umfasst die Moumlglichkeiten fuumlr Beschaumlftigte Arbeit und Leben in ein individuelles Gleichgewicht zu bringen Besonders jungen Leuten mit Kindern ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oft ebenso wichtig wie ein angemessenes Einkommen Staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt kuumlnftig auch die Problematik der Vereinbarkeit von beruflichen Anforderungen und der Unterstuumltzung pflegebeduumlrftiger Angehoumlriger die zunehmend mehr Beschaumlftigtengruppen betrifft In diesem Handlungsfeld bilden des u a die Flexibilisierung von Arbeitszeiten und ein betriebliches Gesundheitsmanagement wichtige Schwerpunkte

Diversity ManagementDiversity Mangement Konzepte versetzen Unternehmen in die Lage die Potentiale ihrer verschiedenen Mitarbeitergruppen effektiver zu nutzen Voraussetzung hierfuumlr ist es zunaumlchst die Unterschiedlichkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kritisch zu reflektieren jeweilige Staumlrken und Schwaumlchen zu wuumlrdigen und somit eine Kultur der Wertschaumltzung im betrieblichen Alltag zu implementieren Eine tolerante Unternehmenskultur gegenuumlber Frauen und Maumlnnern Jungen und Alten Einheimischen und Zugewanderten fuumlhrt in der Folge zu einer houmlheren Arbeitszufriedenheit der Beschaumlftigten und zu mehr Attraktivitaumlt eines Unternehmens Dieses ist anschlieszligend in der Lage seine Humanressourcen optimaler zu nutzen bzw sich neue Ressourcen zu erschlieszligen was letztlich auch betriebswirtschaftlich von Relevanz sein kann

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Corporate Social Responsibility Dass sich in der Arbeitswelt des 21 Jahrhunderts der Beitrag von Unternehmen zum Fortschritt der Gesellschaft nicht auf die Bereitstellung von Arbeitsplaumltzen und die Mehrung des Wohlstandes begrenzen laumlsst belegt das an die soziale Verantwortung appellierende Konzept Corporate Social Responsibility (CSR) CSR hat sich in seiner Bedeutung laut dem Gruumlnbuch der Europaumlischen Kommission ausgeweitet wobei der Aspekt der umfassenden Nachhaltigkeit staumlrker in den Mittelpunkt ruumlckt Fuumlr Unternehmen bdquodie es sich leistenldquo zahlt es sich aus Soziale Verantwortung wirkt sich positiv auf die Unternehmensperformance aus Emotional gebundenes Personal ist kundenorientierter generiert mehr Umsatz ist seltener krank und insgesamt innovativer Daraus koumlnnen weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder zur Personalentwicklung Fuumlhrungskultur und Unternehmensattraktivitaumlt abgeleitet werden

bdquoGute Arbeitldquo bzw attraktive Arbeitsplaumltze sind eine wesentliche Voraussetzung damit Unternehmen im sich zuspitzenden interregionalen Wettbewerb um motivierte und gut ausgebildete Fachkraumlfte konkurrenzfaumlhig bleiben Da die Sicherung des eigenen Fachkraumlftebedarfs zunaumlchst einmal originaumlre unternehmerische Aufgabe ist kann das Land mit den Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik vor allem auf eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Handlungsfeld hinarbeiten Dies geschieht in erster Linie uumlber ein leistungsfaumlhiges Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule ndash und zunehmend auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung und des berufsbegleitenden Lernens

Daruumlber hinaus kann das Land darauf hinwirken die regionale und uumlberregionale Sichtbarkeit attraktiver Beschaumlftigungsmoumlglichkeiten in Sachsen-Anhalt zu verbessern Mit Hilfe geeigneter Maszlignahmen ndash z B uumlber das Fachkraumlfteportal PFIFF ndash kann der Vermittlungsprozess zwischen gut qualifizierten Fachkraumlften und attraktiven Unternehmen in Sachsen-Anhalt transparenter und somit effektiver und effizienter gestaltet werden Es kommt aber im Weiteren darauf an das Thema Arbeitgeberattraktivitaumlt staumlrker mit Fragen der regionalen Attraktivitaumlt zu verzahnen Infolge der steigenden Heterogenitaumlt der Lebensentwuumlrfe und Lebenslagen aumlndern sich auch die Anspruumlche von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an ihr Arbeits- und Wohnumfeld welches einen Ausgleich zwischen Arbeit und privaten Zielen ermoumlglichen soll Um diesen Herausforderungen begegnen zu koumlnnen wird es zunehmend wichtiger dass sich das Land die Unternehmen und die Landkreise bzw Kommunen gemeinsam engagieren Die Landesregierung moumlchte dazu den Dialog zwischen den Unternehmen und Kommunen foumlrdern und entsprechende Netzwerke auf regionaler Ebene mittels eigenstaumlndiger Projekte unterstuumltzen

Mit Blick auf die Schaffung und Verbesserung der innerbetrieblichen Voraussetzungen fuumlr bdquoGute Arbeitldquo kann das Land zum einen die Staumlrkung von tarifpartnerschaftlichen Zusammenarbeit und der betrieblichen Mitbestimmung von Beschaumlftigten z B uumlber gut geschulte Betriebs- und Personalraumlte unterstuumltzen Daruumlber hinaus bemuumlht sich das Land zunehmend die Leitungsverantwortlichen in kleinen und mittleren Unternehmen fuumlr die Moumlglichkeiten und Potentiale zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt und zur Erhoumlhung der Sichtbarkeit attraktiver Merkmale des Unternehmens zu sensibilisieren und aufzuschlieszligen Mit Blick auf die begrenzten Ressourcen von KMU sollen hierfuumlr effiziente Beratungs- und Unterstuumltzungsstrukturen geschaffen werden um die Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung bedarfsorientierter und praxistauglicher Strategien zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivitaumlt zu unterstuumltzen

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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4 Kooperation als Wesensmerkmal des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes Die Vielschichtigkeit der bislang aufgezeigten Problemfelder die Komplexitaumlt der Handlungserfordernisse und unterschiedliche Kompetenzen und Zustaumlndigkeiten in der Arbeitsmarktpolitik erfordern ein zielgerichtetes und gut aufeinander abgestimmtes Handeln aller Arbeitsmarktakteure Fuumlr eine nachhaltige und langfristig tragfaumlhige Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt ist es deshalb von groszliger Bedeutung dass durch die Beteiligten Strategien gemeinsam erarbeitet vorhandene Luumlcken bei den zur Verfuumlgung stehenden Instrumenten geschlossen und veraumlnderte Bedarfe fruumlhzeitig kommuniziert werden

Eine wesentliche Aufgabe der Landespolitik besteht in diesem Zusammenhang darinfuumlr die Uumlbereinstimmung der unterschiedlichen lokalen und (uumlber)regionalen Strategien und Handlungsansaumltze mit den Leitlinien des Landes zu werben und die Arbeit der verschiedenen Akteure zu koordinieren Das Land kann hierbei auf langjaumlhrige Erfahrungen zuruumlckgreifen und auf eine stets konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit insbesondere mit der Bundesagentur fuumlr Arbeit mit den Jobcentern und mit relevanten Interessenorganisationen zuruumlckblicken

Bewaumlhrt haben sich bei der Zusammenarbeit vor allem gemeinsame Ziel- und Kooperationsvereinbarungen Diese regeln die jeweiligen Pflichten und Aufgaben des Landes und seiner Kooperationspartner Je nach Handlungsfeld und gesetzlichen Rahmenbedingungen werden auch weiterfuumlhrende Steuerungs- Koordinierungs- und Foumlrderaktivitaumlten festgelegt

Daruumlber hinaus uumlbt das Land begleitende und beratende Funktionen im Rahmen seiner Mitwirkung in verschiedenen Beiraumlten und Begleitgremien sowie in thematischen Arbeitsbuumlndnissen aus Ein wichtiges Beispiel hierfuumlr ist die Mitarbeit im arbeitsmarktpolitischen Beirat bei der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt Thuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Dieser wurde im November 2012 auf der Grundlage eines entsprechenden Beschlusses des Verwaltungsrats der Bundesagentur fuumlr Arbeit eingerichtet Aufgabe des Beirats ist es die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur fuumlr Arbeit der Landesregierung und den Sozialpartnern zu intensivieren Zu den Aufgaben des Beirats zaumlhlen

bull der koordinierte und partnerschaftliche Austausch zu regionalen arbeitsmarktpolitischen Themen unter Einbeziehung der Landesregierung und der Sozialpartner

bull die Optimierung der Schnittstellen zwischen den regionalen Netzwerkpartnern und

bull die Befoumlrderung gemeinsamer arbeitsmarktpolitischer Initiativen

Der Vorsitz des Beirates liegt bei der Regionaldirektion Sachsen-AnhaltThuumlringen der Bundesagentur fuumlr Arbeit Im Beirat stellen die Landesregierung sowie die Sozialpartner (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite) jeweils drei Mitglieder Die Landesregierung wird im Beirat durch die Staatskanzlei das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales und das Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft vertreten Der Beirat tagt grundsaumltzlich zweimal jaumlhrlich

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen Der Bestand an Arbeitslosen in Sachsen-Anhalt im Rechtskreis des SGB II geht nur unterdurchschnittlich zuruumlck Die Anzahl der Integrationen in den ersten Arbeitsmarkt sind im Ergebnis nicht zufriedenstellend Trotz der insgesamt erfreulichen Entwicklungen auf dem Ersten Arbeitsmarkt wird es zunehmend schwerer die jetzt noch im Rechtskreis des SGB II Verbliebenen zu vermitteln Es wird somit immer wichtiger auch Effizienzgesichtspunkte in den Jobcentern staumlrker ins Blickfeld zu ruumlcken

In Sachsen-Anhalt fallen mit 53 etwas mehr als die Haumllfte aller Arbeitslosen im SGB II-Bereich in die Zustaumlndigkeit der gemeinsamen Einrichtungen die durch die jeweiligen Landkreise bzw kreisfreien Staumldte und die Bundesagentur fuumlr Arbeit gemeinsam gesteuert werden Die uumlbrigen 47 sind an einen von der Bundesagentur fuumlr Arbeit losgeloumlsten zugelassenen kommunalen Traumlger gebunden Das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales uumlbt fuumlr diese Traumlger anders als im Verhaumlltnis der Bundesagentur fuumlr Arbeit zu den gemeinsamen Einrichtungen nur die Rechtsaufsicht nicht aber die Fachaufsicht aus Eine direkte Einflussnahme auf die oumlrtliche Geschaumlftspolitik und Arbeitsweisen der Jobcenter durch die Landesregierung ist damit weitgehend ausgeschlossen Dennoch bestehen Moumlglichkeiten der Unterstuumltzung fuumlr die Jobcenter und ihre aktive Arbeitsmarktpolitik vor Ort Voraussetzung hierfuumlr ist jedoch dass Unterstuumltzungsangebote und -handlungen des Landes nicht an den raumlumlichen und organisationsrechtlichen Strukturen der Arbeitsverwaltung halt machen Dies erfordert ein dialogisches Kommunikations- und Handlungssystem welches den Arbeitsmarktakteuren und Traumlgern auf lokaler auf regionaler und auf Landesebene einen erfolgreichen Erfahrungsaustausch den noumltigen Ergebnistransfer sowie die wechselseitige Kooperation erleichtern Nur so kann die Anschlussfaumlhigkeit an oumlrtliche und organisationsbezogene Besonderheiten Uumlberzeugungen und Arbeitsweisen gewaumlhrleistet werden

Die Landesregierung ist deshalb bestrebt die Unterstuumltzungsstrukturen weiterzuentwickeln sodass die Akteure in den Landkreisen und Kommunen ihre Erfahrungen und Kompetenzen bei der Bearbeitung der regionalen Arbeitsmarktprobleme kuumlnftig noch staumlrker zur Geltung bringen koumlnnen Ziel ist es die Freiraumlume und Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlr lokale bzw regionale Initiativen bzw regionales Engagement zu erhoumlhen und damit die Verantwortung der Akteure vor Ort zu staumlrken Auf einer kooperativen Basis sollen die lokalen Verantwortlichen gemeinsame Schwerpunkte setzen und effektive Maszlignahmen zur Problembewaumlltigung ergreifen koumlnnen Folgende bereits existierende Ansaumltze und Maszlignahmen koumlnnen hierfuumlr als Grundlage dienen

bull Nach sect 48 b SGB II werden gemeinsam mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern der Arbeitsmarktverwaltung Zielvereinbarungen getroffen Damit soll sichergestellt werden dass sich die (lokalen) Akteurinnen und Akteure konsequent und im Einklang mit den arbeitsmarktpolitischen Zielen der Landesregierung fuumlr die Verfolgung der Interessen der Arbeitslosen im Bereich des SGB II engagieren

bull Notwendiger Bestandteil eines Zielerreichungssystems ist die Zielnachhaltung Hierfuumlr beraumlt der Ausschuss fuumlr Zielvereinbarungen gemaumlszlig sect 3 Abs 2 des Grundsicherungsgesetzes des Landes uumlber den Abschluss und die

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Umsetzung von Zielvereinbarungen Dies erfolgt in einem offenen Dialog mit den zugelassenen kommunalen Traumlgern unter Beteiligung der Kommunalen Spitzenverbaumlnde Auf der Grundlage maszliggeblicher Zielindikatoren wird die Zielerreichung uumlberpruumlft dokumentiert und gemeinsam kritisch reflektiert

bull Im Rahmen seiner Steuerungs- und Koordinierungsfunktion nimmt das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales zudem beratende und begleitende Aufgaben wahr Eine wesentliche Unterstuumltzung der Jobcenter erfolgt uumlber die Vermittlung und Bekanntmachung von bdquobest practiceldquo-Loumlsungen die unmittelbar auf Integrationserfolge arbeitsloser Menschen gerichtet sind Ziel des Ministeriums ist es Impulse und Denkanstoumlszlige zu geben um die Integrationsbemuumlhungen vor Ort effektiver und effizienter zu gestalten Darauf aufbauend sollen in einem weiteren Schritt und im Schulterschluss mit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen unter Einbeziehung saumlmtlicher Jobcenter des Landes (somit unabhaumlngig von ihrer jeweiligen organisationsrechtlichen Zugehoumlrigkeit) und unter Beteiligung der kommunalen Spitzenverbaumlnde Mindeststandards fuumlr die gesamte Arbeitsmarktverwaltung in Sachsen-Anhalt entwickelt werden

bull Eine wichtige Plattform fuumlr die Zusammenarbeit bilden zudem regelmaumlszligig durchgefuumlhrte SGB II-Regionalkonferenzen Dabei handelt es sich um ein bestaumlndiges Abstimmungsgremium zwischen dem Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thuumlringen und wiederum saumlmtlichen Jobcentern des Landes Ziel ist es gemeinsam noch nicht ausgeschoumlpfte Handlungsspielraumlume zu identifizieren dezentrale Erfahrungen allen Akteuren zugaumlnglich zu machen und im Interesse der erwerbsfaumlhigen Leistungsberechtigten und der mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen umzusetzen

bull Durch regelmaumlszligige Kommunikationsplattformen (zB SGB II-Regionalkonferenzen) durch Organisation von Best-Practice-Vergleichen und durch Transparenz in Bezug auf die Erreichung abgestimmter Indikatoren soll ein konstruktiver Wettbewerb zwischen den einzelnen Jobcentern angeregt und eine Dynamik des bdquoVoneinander Lernensldquo und des bdquoBessermachensldquo unterstuumltzt werden

42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren Die im Land mit der Bearbeitung und Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Ziele befassten Ressorts ndash Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Kultusministerium und Staatskanzlei des Landes ndash befinden sich in bestaumlndiger Abstimmung mit den anderen relevanten Akteuren der Arbeitsmarktpolitik (u a Kammern Arbeitgeberverbaumlnden Gewerkschaften) Die Zusammenarbeit erfolgt insbesondere in folgenden Gremien

bull Fachkraumlftesicherungspakt Um die Herausforderungen des demografischen Wandels fuumlr den Arbeitsmarkt im Land Sachsen-Anhalt erfolgreich zu bewaumlltigen bedarf es der abgestimmten Zusammenarbeit verschiedener Akteure Dies betrifft konkret bildungs- oder arbeitsmarktpolitische Bereiche wie auch die Wirtschaft selbst Ein einzelner

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Akteur hat in der Regel weder die Weitsicht alle Konsequenzen des Wandels abzusehen noch die Schlagkraft entsprechende bdquoWeichenstellungenldquo vollumfaumlngshylich umzusetzen

Vor diesem Hintergrund wurde im Juni 2010 der Fachkraumlftesicherungspakt unterzeichnet dessen Steuerung seit April 2011 in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt durch den Ministerpraumlsidenten Dr Reiner Haseloff erfolgt Partner im Fachkraumlftesicherungspakt sind neben den Fachressorts des Landes die Bundesagentur fuumlr Arbeit die gewerblichen Kammern die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbaumlnde Sachsen-Anhalt e V der Deutsche Gewerkschaftsbund Sachsen-Anhalt die Kommunalen Spitzenverbaumlnde sowie der Landesverband der freien Berufe

Anspruch des Fachkraumlftesicherungspakts ist es die wichtigen Akteure fuumlr die Setzung von uumlbergeordneten Rahmenbedingungen im Sinne der im Pakt verabredeten Ziele wie auch jene zentrale Multiplikatoren auf uumlbergeordneter Ebene im Pakt einzubinden Dieser Anspruch wird als verwirklicht angesehen

Als Orientierung und Richtschnur auf dem gemeinsamen Weg zur Sicherung des zukuumlnftigen Fachkraumlftebedarfs der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt haben sich die Unterzeichner des Pakts auf ein gemeinsames Zielsystem und auf einen partnerschaftlichen Umgang bei der Umsetzung der gemeinsamen Ziele verpflichtet Hierbei wurden fuumlr diese gemeinsame Strategie zur Fachkraumlftesicherung die drei folgenden Oberziele formuliert die am Ende des Prozesses erreicht sein sollen

1 Das Bildungssystem ist leistungsfaumlhig und auf die Bedarfe von Fachkraumlftenachfrage und -angebot abgestimmt

2 Das bestehende Erwerbspersonenpotential im Land Sachsen-Anhalt ist erkannt und wird genutzt

3 Die Wirtschaft hat sich auf den demographischen Wandel gut eingestellt

Diese uumlbergeordneten Ziele werden durch untergeordnete Zielstellungen weiter konkretisiert aus denen Handlungsfelder abgeleitet sowie moumlgliche Akteure die fuumlr die Umsetzung dieser Handlungsfelder wichtig sind benannt werden

Der Pakt stellt damit Orientierung und Richtschnur fuumlr das eigenverantwortliche Handeln der beteiligten Akteure dar Er bietet eine Plattform fuumlr die Partner sich uumlber relevante Handlungsbedarfe im Bereich der Fachkraumlftesicherung zu verstaumlndigen und notwendige Maszlignahmen zu ergreifen die vielfaumlltigen Aktivitaumlten im Land in diesem Bereich aufeinander abzustimmen sowie durch ein gegenseitiges Zusammenwirken zu verstaumlrken Ziel des Fachkraumlftesicherungsshypakts ist es demzufolge nicht vordergruumlndig aktionistisch neue Unterstuumltzungsshystrukturen im Land zu etablieren sondern das ndash einem roten Faden folgend ndash koordinierte Handeln der beteiligten Akteure unter Nutzung bestehender Strukturen

Die partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit im Fachkraumlfteshysicherungspakt fuszligt auf folgenden Grundsaumltzen

bull Eigenverantwortung und Selbstverpflichtung der Pakt-Partner bull Kooperation der Pakt-Partner und gegenseitige Verzahnung

Verstaumlrkungen entsprechender Aktivitaumlten

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

Impressum

Herausgeber

Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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bull Langfristigkeit der Zusammenarbeit im Fachkraumlftesicherungspakt bull Transparenz Offenheit und Ergebnisorientierung

bull Demografie-Allianz Im September 2011 wurde auf Initiative des Demografie-Beirats die Demografie-Allianz in Sachsen-Anhalt gegruumlndet Damit wird die Bewaumlltigung des demoshygrafischen Wandels als gesamtgesellschaftliche Aufgabe staumlrker ins Zentrum der Aufmerksamkeit geruumlckt Ziel und Aufgabe ist es bestehende und kuumlnftige Initiativen und Aktivitaumlten der zahlreichen Institutionen in Sachsen-Anhalt zusammenzufuumlhren und oumlffentlich sichtbar zu machen Die Demografie-Allianz unterstuumltzt die Bemuumlhungen des Fachkraumlftesicherungsshypaktes Im Handlungsfeld bdquoWirtschaftlichen Aufbau fortsetzen ndash Fachkraumlfte fuumlr morgen sichernldquo setzen sich die Allianzpartner insbesondere fuumlr die Erhoumlhung der Erwerbsbeteiligung aumllterer Arbeitnehmer-innen fuumlr die Steigerung der Erwerbsshybeteiligung von Frauen fuumlr die Integration von Langzeitarbeitslosen fuumlr die spuumlrbare Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie fuumlr die Foumlrderung des vorhandenen Arbeitskraumlftepotentials durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaszlignahmen ein Daruumlber hinaus wird der Aufbau und die Weiterentwicklung einer Willkommenskultur in Sachsen-Anhalt unterstuumltzt damit zuwandernde Menschen leichter den Weg in das Land finden sich hier heimisch fuumlhlen und schneller und besser integriert werden koumlnnen Zuzugswillige Fachkraumlfte die in Sachsen-Anhalt eine Familie gruumlnden wollen oder schon gegruumlndet haben sollen uumlber neue Impulse unterstuumltzt werden

bull Begleitausschuss fuumlr die Strukturfonds Im Begleitausschuss fuumlr den EFRE und ESF des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten die Ressorts der Landesregierung die fuumlr Frauen und Gleichstellungsshypolitik zustaumlndige Stelle die verantwortlichen Stellen des Bundes fuumlr die Koordination des EFRE und des ESF Vertreter der EU-Kommission und der Wirtschafts- und Sozialpartner zusammen Die Aufgaben des Begleitausschusses ergeben sich aus Art 65 der EU-Strukturfondsverordnung Der Begleitausschuss pruumlft und billigt die Kriterien fuumlr die Auswahl der kofinanzierten Vorhaben und bei Bedarf die Uumlberarbeitungen derselben bewertet regelmaumlszligig die Fortschritte bei der Verwirklichung der spezifischen Ziele des operationellen Programms kontrolliert die Ergebnisse der Durchfuumlhrung und die Verwirklichung der Ziele der Prioritaumltsachsen pruumlft und billigt den jaumlhrlichen und den abschlieszligenden Durchfuumlhrungsbericht sowie jeden Vorschlag fuumlr eine inhaltliche Aumlnderung der Entscheidung der EU-Kommission uumlber die Fondsbeteiligung Die Abstimmungsinhalte werden vor dem endguumlltigen Beschluss umfassend diskutiert und Vorschlaumlge der Ausschussmitglieder beruumlcksichtigt

bull Landesausschuss fuumlr Berufsbildung Der Landesausschuss fuumlr Berufsbildung (LAB) ist ein gesetzlich vorgeschrieshybenes Gremium und beraumlt nach sect83 Berufsbildungsgesetz die Landesregierung in allen Fragen der beruflichen Bildung Der LAB ist paritaumltisch besetzt mit Vertreshyterinnen und Vertretern der Arbeitgeberseite (Arbeitgeberverbaumlnde Kammern) der Arbeitnehmerseite (DGB Einzelgewerkschaften Betriebsraumlte und Personalshyvertretungen) und der oumlffentlichen Hand (Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales Kultusministerium sowie Ministerium fuumlr Wissenschaft und Wirtschaft Landesbeshyhoumlrden Kommunalvertreter) Die Mitglieder des LAB werden jeweils fuumlr eine fuumlnfshyjaumlhrige Legislaturperiode berufen Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt der

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Agentur fuumlr Arbeit ist mit staumlndigem Gaststatus im Landesausschuss vertreten Der LAB ist das Gremium in dem Fragen der beruflichen Erstausbildung zunehmend aber auch Fragen der Berufsorientierung und der beruflichen Weiterbildung mit allen fuumlr diesen Bereich relevanten Gruppen diskutiert und abgestimmt werden Dazu gehoumlren auch die gemeinsame Bewertung von relevanten arbeitsmarkt-politischen Foumlrderprogrammen (zB Berufsorientierungsprogramm BRAFO) und gegebenenfalls die Erarbeitung von Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung

bull Landesbeirat Uumlbergang Schule - Beruf Der Landesbeirat Uumlbergang Schule-Beruf ist ein Arbeitsgremium welches im Oktober 2012 aus einem Zusammenschluss des Landesbeirates Berufsorienshytierung und der Arbeitsgruppe Ausbildung (Pakt fuumlr Ausbildung) entstanden ist Unter der gemeinsamen Leitung der Regionaldirektion der Bundesagentur fuumlr Arbeit des Kultusministeriums und des Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales wirken zustaumlndige Behoumlrden und Wirtschafts- und Sozialpartner (Kammern Gewerkshyschaften Arbeitgeberverband) in einem vertrauensvollen Kontext bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen fuumlr die Berufsorientierung den Uumlbergang von Jugendlichen von der Schule in den Beruf und die Erhoumlhung von Attraktivitaumlt und Qualitaumlt der dualen Ausbildung zusammen Insbesondere versteht sich der Landesbeirat als ein Arbeitskontext in dem aktuelle Entwicklungen im Bereich von Berufsorientierung und beruflicher Ausbildung reflektiert werden und konzeptionelle Vorschlaumlge fuumlr eine Weiterentwicklung der Systeme und des abgestimmten Vorgehens der einzelnen Akteure erarbeitet und kommuniziert werden

bull Auswahl- und Begleitgremien fuumlr Foumlrderprojekte Die arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprogramme des Landes werden meist federfuumlhrend durch das Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales sowie in enger Abstimmung und Kooperation mit den relevanten Partnern umgesetzt Die Einbindung der Partner erfolgt dabei insbesondere in folgender Form

a) Beteiligung an der Auswahl von Foumlrderprojekten (Projektauswahljury) Die Foumlrderung von modellhaften arbeitsmarktpolitischen Einzelprojekten erfolgt grundsaumltzlich nur nach Durchfuumlhrung von fuumlr alle Interessierten offenen Ideenshywettbewerben mit transparenten Auswahlkriterien und unter Beteiligung einer Auswahljury die entweder zentral auf Landesebene (zB im Fall der Richtlinie zur Foumlrderung von Einzelprojekten der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik) oder bei Bedarf auch auf regionaler Ebene (zB beim Programm bdquoZukunft mit Arbeitldquo oder beim Programm bdquoSTABILldquo) eingerichtet wird Durch die Juryarbeit werden die relevanten Akteure der Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitgeberverbaumlnde Kammern Gewerkschaften Arbeitsagenturen kommunale Jobcenter Landesshyfrauenrat Wohlfahrtsverbaumlnde) verbindlich und mit transparenten Verfahrensshyregelungen in die Auswahl von Foumlrderprojekten eingebunden So koumlnnen mit gemeinsamem Sachverstand die am Besten geeigneten Projekte zur Erreichung der Ziele der praumlventiven Arbeitsmarktpolitik des Landes ausgewaumlhlt werden Gleichzeitig garantieren diese Auswahlverfahren eine staumlndige Abstimmung der konkreten arbeitsmarktpolitischen Foumlrderprojekte mit den arbeitsmarktpolitischen Aktivitaumlten und Interessen der verschiedenen Partner

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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b) Beteiligung an begleitenden Gremien Beiraumlten etc fuumlr Projekte oder Programme Die Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern des Landes ist breit gefaumlchert So wurden Foumlrderprogramme wie STABIL oder bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung gestaltet

Im Programm STABIL sind die WiSo-Partner nicht nur uumlber die Auswahljury einbezogen sondern die Umsetzung der STABIL-Projekte wird auszligerdem durch regionale Fachbeiraumlte unterstuumltzt die regelmaumlszligig tagen Jedes STABIL-Projekt hat einen Fachbeirat in dem die Kammern Wirtschafts- und Unternehmershyverbaumlnde Gewerkschaften Arbeitsverwaltung und Kommunen vertreten sind Das Land arbeitet als strategischer Partner im Fachbeirat mit Der Beirat hat die Aufgaben die jeweilige Produkt- und Dienstleistungspalette mit abzustimmen um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern sowie den Erfolg des Projekts zu kontrollieren

Fuumlr das Programm bdquoFamilien staumlrken ndash Perspektiven eroumlffnenldquo wurde eine Projektsteuerungsgruppe eingerichtet die die Aufgabe hat die Umsetzung des Programms zu begleiten die Wirkung des Programms gemeinsam zu bewerten und gegebenenfalls Empfehlungen fuumlr eine Weiterentwicklung und Weiterfuumlhrung des Projektansatzes im ESF-Programmzeitraum 2014-2020 abzugeben

5 Schlussbemerkung Ausblick Im Rahmen des arbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes wird die Arbeitsmarktshypolitik in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren entlang der drei Leitlinien Fachkraumlftesicherung und Fachkraumlfteentwicklung Verringerung der strukturellen Langzeitarbeitslosigkeit und Unterstuumltzung der Unternehmen bei der Schaffung attraktiver und konkurrenzfaumlhiger Arbeits- und Einkommensbedingungen ausgerichtet Hierzu werden bewaumlhrte Handlungsansaumltze fortgefuumlhrt bzw verfeinert und durch neue Maszlignahmen ergaumlnzt Fuumlr das Land ist von besonderer Bedeutung dass die foumlrderpolitischen Instrumente der Bundesagentur fuumlr Arbeit und der Jobcenter sinnvoll ergaumlnzt und vorhandene Foumlrderluumlcken geschlossen werden Eine zentrale Herausforderung besteht in diesem Zusammenhang darin die Foumlrderpolitik insgesamt staumlrker an individuellen Beduumlrfnissen und Problemlagen auszurichten

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Gestaltung und Umsetzung von Maszlignahmen des Landes betrifft die Einbettung in strukturelle Rahmenbedingungen Der umfangreiche Einsatz von ESF-Mitteln erfordert eine hohe Uumlbereinstimmung der Landesziele mit dem Zielsystem der Europaumlischen Union Dies wurde bei der Erarbeitung des vorliegenden Gesamtkonzeptes beruumlcksichtigt

Zu beachten ist des Weiteren dass die finanziellen Handlungsspielraumlume mittel- bis langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit enger werden Dies betrifft sowohl die Finanzausstattung des ESF als auch eigene Mittel des Landes Daruumlber hinaus ist feststellbar dass auch durch die Bundesagentur fuumlr Arbeit in den letzten Jahren immer weniger Mittel fuumlr arbeitsmarktpolitische Maszlignahmen bereitgestellt wurden Die enger werdenden finanziellen Restriktionen erfordern fuumlr die Zukunft einen noch sparsameren und effizienteren Mitteleinsatz

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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Ministerium fuumlr Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Referat Presse- und Oumlffentlichkeitsarbeit Turmschanzenstraszlige 25 39114 Magdeburg Telefon 0391567-4608 Fax 0391567-4622 E-Mail ms-pressemssachsen-anhaltde buergernahmssachsen-anhaltde Internet wwwmssachsen-anhaltde

Bildrechte auf dem Titelblatt K+S AG

  • Inhaltsverzeichnis
  • Praumlambel
  • 1 Rahmenbedingungen fuumlr Arbeitsmarktpolitik aufLandesebene ndash wozu brauchen wir einarbeitsmarktpolitisches Gesamtkonzept
  • 2 Wichtige Entwicklungslinien und Herausforderungen aufdem Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt
  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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Eine zentrale Herausforderung an die Arbeitsmarktpolitik des Landes wird deshalb auch darin liegen tragfaumlhige und bezahlbare Strukturen und Konzepte zu entwickeln und deren Verstetigung abzusichern Hierfuumlr bedarf es vor allem der aktiven Einbindung und Mitwirkung aller im Feld der Arbeitsmarktpolitik taumltigen Akteure um eine moumlglichst hohe Akzeptanz und Wirksamkeit der Strategien und Maszlignahmen zu gewaumlhrleisten Insbesondere in den neuen Handlungsfeldern kann es ergaumlnzend durchaus sinnvoll sein im Rahmen wissenschaftlicher Begleitung die Steuerungs- und Umsetzungsprozesse permanent kritisch zu reflektieren um deren Effektivitaumlt Effizienz und Transparenz weiter zu erhoumlhen

Insgesamt hat sich die Arbeitsmarktsituation in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren entspannt Das ist jedoch kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen Denn die langfristigen Folgen der wirtschaftlichen und politischen Transformation in den 90er Jahren ndash demografische Veraumlnderungen strukturelle Arbeitslosigkeit und die Neuordnung von Arbeits- und Lebenschancen ndash werden teilweise erst jetzt in ihrem vollen Ausmaszlig deutlich Einige Bereiche sind weiterhin gekennzeichnet durch teils erhebliche Entwicklungsdefizite in anderen Bereichen deuten sich zunehmend neue Probleme an Gute Arbeitsmarktpolitik muss flexibel und verantwortungsbewusst mit den alten und den neuen Problemfeldern umgehen koumlnnen ohne die Beduumlrfnisse und Interessen der Buumlrgerinnen und Buumlrger aus dem Blick zu verlieren Die Landesregierung ist sich hier ihrer Verantwortung bewusst und bereit sich den Herausforderungen zu stellen

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  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
  • 3 Grundlinien der Arbeitsmarktpolitik in Sachsen-Anhalt
  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
  • 315 Perspektiven erweitern Verborgene Fachkraumlftepotentialeerschlieszligen
  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
  • 4 Kooperation als Wesensmerkmal desarbeitsmarktpolitischen Gesamtkonzeptes
  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
  • 42 Kooperation mit den anderen Arbeitsmarktakteuren
  • 5 Schlussbemerkung Ausblick

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  • 21 Erste Fachkraumlfteengpaumlsse ndash Fachkraumlftemangel wirdwahrscheinlicher
  • 22 Strukturen der Beschaumlftigungsverhaumlltnisse
  • 23 Arbeitslosigkeit und Hilfebeduumlrftigkeit
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  • 31 Fachkraumlftebedarf decken - Fachkraumlftepotential erhoumlhen
  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
  • 313 Unterstuumltzung von Unternehmen bei der Anpassung an den Wandeldurch Personal- und Organisationsentwicklung
  • 314 Unterstuumltzung von Unternehmensnachfolgen
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  • 32 Lebensperspektiven eroumlffnen Gesellschaftliche Teilhabe durchArbeitsmarktintegration sichern
  • 33 bdquoGute Arbeitldquo durch faire und attraktive Rahmenbedingungenauf dem Arbeitsmarkt ermoumlglichen
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  • 41 Kooperation mit den Jobcentern und den Kommunen
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  • 311 Verbesserung des Uumlbergangsmanagements unter besondererBeruumlcksichtigung der Berufsorientierung sowie Erhoumlhung vonAttraktivitaumlt und Qualitaumlt der beruflichen Ausbildung
  • 312 Foumlrderung der beruflichen Bildung im Sinne deslebensbegleitenden Lernens
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  • 5 Schlussbemerkung Ausblick