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ARBEITSSICHERHEIT AUF DEN GEBRACHT WALDARBEIT IM STAATSWALD 2013

Arbeitssicherheit A4 2014 3 - forstbw.de · Die alte Musterverfahrensanweisung sah vor, dass die Ausweisung von Habitatbaumgruppen (HBGn) über Rückegassen hinweg vermieden wird

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ARBEITSSICHERHEIT

AUF DEN GEBRACHTWALDARBEIT IM STAATSWALD 2013AUF DEN GEBRACHTWALDARBEIT IM STAATSWALD 2013

Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

0302

für dieses Aktionsprogramm ist die nebenstehend abgedruckte Grundsatzerklärung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Maßnahmen des Aktions-programms sollen Zug um Zug umgesetzt werden. Das Land Baden-Württemberg übernimmt drei Milli-onen Euro des Maßnahmenpaketes, Landkreistag und Städtetag tragen zusammen 500.000 Euro bei. Das ent-spricht rund 3.500 Euro je Mitarbeiterin und Mitarbeiter.

Es gibt noch viel zu tun, um das Unfallgeschehen wie-der sicher in den Griff zu bekommen und das Sicher-heitspaket mit Leben zu erfüllen. Alle Beschäftigten können dabei Ihren Beitrag leisten für mehr Sicherheit bei der Waldarbeit. Dazu möchte ich sie aktiv auffordern. Denn die Sicherheit muss an erster Stelle stehen.

Alexander BondeMinister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

die Holzernte ist ein Kernbestandteil nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Die Sicherheit für Sie ist bei dieser wichtigen Arbeit, die nicht ohne Risiko ist, oberstes Gebot. Arbeits- und Gesundheitsschutz ist für uns ein vordringliches Betriebsziel. Um die Unfall-zahlen weiter zu senken, haben wir in den vergangenen drei Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen und verschiedenen Maßnahmen umgesetzt. Investiert wurde für 9,5 Mio. Euro in moderne Sicherheitstech-nik bei der Holzernte, von hydraulischen Fällkeilen bis zu modernen Forsttraktoren. Diese technischen Investitionen werden begleitet von organisatorischen Änderungen im Arbeitsschutz. Hilfreich für diesen noch andauernden Prozess war dabei die Analyse der Unfallursachen durch die Fachkräfte für Arbeitssi-cherheit und die Diskussion von Lösungsansätzen in moderierten Workshops. In diesem Zusammenhang danke ich allen Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern für die bisherige Unterstützung und weitere aktive Begleitung.

Die Partnerschaft für sichere Waldarbeit ist ein ak-tuelles Aktionsprogramm, das die vorgenannten Maßnahmen ergänzt. Es wurde gemeinsam entwi-ckelt unter Beteiligung von Landkreis- und Städtetag, den Unfallkassen, Forstunternehmen, Gewerkschaft sowie Forstverantwortlichen des Landes. Die Basis

Vorwort

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

„ARBEITS- und GESUNDHEITSSCHUTZ ist ein Betriebsziel.“

Grundsatzerklärungdes Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und der Land-/Stadtkreise zum Arbeits- und Gesundheitsschutz im Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg vom 01.09.2014

1. ForstBW und die Land-/Stadtkreise bekennen sich in vollem Umfang zu ihrer Verant-wortung im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Führungskräfte aller Ebenen sind verpfl ichtet, diese Verantwortung intensiv wahrzunehmen.

2. Um die Ziele des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zu verwirklichen, unternehmen ForstBW und die Land-/Stadtkreise gemeinsam alle Anstrengungen. Die Unfallzahlen müssen dringend reduziert werden. Jeder Unfall ist ein Unfall zu viel.Dazu wird ein Aktionsprogramm „Arbeitssicherheit“ vereinbart und umgesetzt, das als wesentliche Elemente ein Sicherheitscoaching für die Waldarbeiterinnen und Wald-arbeiter, Ausgleichsgymnastik als Gesundheitsvorsorge sowie verbindliche Schulungs-maßnahmen für Führungskräfte sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfasst.

3. Die erforderlichen Mittel für den organisatorischen und operationalen Arbeits- und Gesundheitsschutz werden zur Verfügung gestellt.

4. Für alle für ForstBW beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und damit sind sowohl die Beschäftigten der Stadt- und Landkreise als auch die des Landes einbezogen - werden unter Einhaltung der geltenden Rahmenbedingungen die Voraussetzungen für ein weitgehend gefahrloses Arbeiten geschaffen. Die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren werden laufend verringert.

5. Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen werden regelmäßig überprüft und kontinuierlich verbessert.

6. Alle für ForstBW beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigen den Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Planung, Arbeitsvorbereitung, Arbeitsdurch-führung und Erfolgskontrolle. Bei Konfl ikten mit anderen Zielsetzungen wird im Rahmen geltender Vorschriften dem Arbeits- und Gesundheitsschutz Vorrang eingeräumt.

7. Alle für ForstBW beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen persönlich durch vorbildliches Verhalten zum gemeinsamen Erfolg im Arbeits- und Gesundheitsschutz bei und wirken sicherheitswidrigen Zuständen und Verhaltensweisen entgegen. Sie fördern ein gutes Betriebsklima und sorgen für eine gegenseitige Wertschätzung.

Alexander BondeMinister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz

Joachim WalterPräsident des Landkreistages

Barbara BoschPräsidentin des Städtetages

Max RegerLandesforstpräsident

MINISTERIUM FÜR LÄNDLICHEN RAUM UND VERBRAUCHERSCHUTZ

Max RegerBarbara BoschJoachim Walter

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

0504

inhaLtSVerzeichniS

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Sicherheit in der Waldarbeit

Verfahrensanweisung „Alt- und Totholz“ – Erfahrungen und Empfehlung .............................07

Analyse von Unfallursachen im Staatswald Baden-Württemberg .......................................... 12

Das „Rote Tuch“ – Lebensretter Rückweichplatz ..................................................................... 18

Tödliche Unfälle bei der Waldarbeit

Unfallbeispiel .............................................................................................................................. 21

Analyse tödlicher Unfall .............................................................................................................24

Unfallgeschehen

Entwicklung im Staatswald ........................................................................................................29

Vergleich bundesweit ................................................................................................................. 31

Land- und Stadtkreise ................................................................................................................32

Arbeitsbereiche (alle) .................................................................................................................36

Holzernte .....................................................................................................................................36

verletzte Körperbereiche ...........................................................................................................39

Ausbildung .................................................................................................................................. 41

Schwerpunkte Ausgaben 2010, 2011, 2012 ........................................................................................43

Impressum ...........................................................................................................................................43

Arbeitssicherheit 2013 auf den Punkt ...............................................................................................44

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

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Sicherheit in der Waldarbeit

VerfahrenSanWeiSung „aLt- und tothoLz“ –

erfahrungen und eMpfehLungen

Mit dem Alt- und Totholzkonzept (A&T) von 2010 ist Baden-Württemberg in Fragen des Waldnaturschut-zes bundesweit mit führend. Die naturschutzfachlich wünschenswerte Anreicherung der Wälder mit Alt- und Totholz erfordert bei der Waldarbeit einen be-wussten Umgang und die räumliche Steuerung des totholzbedingten Gefahrenpotenzials. Das A&T geht ausführlich auf Gesichtspunkte der Arbeitssicher-heit ein (v.a. Kapitel 1.3) und bietet Praxishilfen zur Arbeitssicherheit in der Form einer Muster-Verfah-rensanweisung für die Waldarbeiten in Beständen mit hohem Totholzanteil (Anhang 1).Über Erfahrungen mit der Verfahrensanweisung „Alt- und Totholz“ und über Gründe und Inhalte der aktuellen Überarbeitung sprach Dr. Maria Hehn mit Werner Braun, Fachlehrer am Forstlichen Bildungs-zentrum Königsbronn, und Frank Schührer, Techni-scher Leiter und Sicherheitsfachkraft am Forstli-chen Hauptstützpunkt Wental, untere Forstbehörde (UFB) Heidenheim.

Dr. Hehn: Herr Braun, warum war es nötig, die Ver-fahrensanweisung „Alt- und Totholz“ aus dem Jahr 2010 zu überarbeiten?

Braun: Die bisherige Muster-Verfahrensanweisung entstand parallel zur Entwicklung des A&T-Konzep-tes von ForstBW und damit vor dessen operationaler Umsetzung. Deshalb lagen zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei praktische Erfahrungen mit der Verfahrens-anweisung vor. Zwischenzeitlich haben wir Praxiser-fahrung aus vier Jahren. Rückmeldungen aus den unteren Forstbehörden haben zu Konkretisierungen einzelner Punkte geführt sowie zwischenzeitlich als sicherheitsrelevant erkannte wichtige Aspekte heraus-kristallisiert.

Dr. Hehn: Herr Schührer, die UFB Heidenheim hat bereits vor vier Jahren eine Verfahrensanweisung „Alt- und Totholz“ in Kraft gesetzt, die die Muster-

Verfahrensanweisung des Alt- und Totholzkonzep-tes in einigen Bereichen abgeändert oder ergänzt. Welche Änderungen waren das genau?

Schührer: Wir in der UFB Heidenheim sahen damals hauptsächlich in drei Punkten Anpassungsbedarf:

Problem Rückegassen:Die alte Musterverfahrensanweisung sah vor, dass die Ausweisung von Habitatbaumgruppen (HBGn) über Rückegassen hinweg vermieden wird. Da aber eine Muster-HBG ca. 15 Bäume aufweisen sollte, beträgt der Durchmesser einer HBG bei einem durchschnitt-lichen Baumabstand von 10 Meter bis zu 50 Meter. Bei einem Rückegassenabstand von 40 Meter ist diese Vorgabe nur schwer umzusetzen. Um die Anweisung praxisnah zu machen und keine falschen Standards bei Haftungsfragen zu setzen, haben wir an der UFB Heidenheim diesen Punkt ersatzlos gestrichen. Die neue landesweite Musterverfahrensanweisung greift diesen Punkt ebenfalls auf und empfi ehlt, HBGen möglichst nicht über Rückegassen hinweg und möglichst nicht direkt an ihnen auszuweisen. Diese Formulierung wird den Verhältnissen vor Ort eher gerecht.

Problem Fällen von stehendem Totholz:Das Fällen von Totholz ist sehr gefährlich. Deshalb ist das Umziehen mit Seilunterstützung mit Sicherheit die beste Möglichkeit, da ein weit entfernter, sicherer Rückweichort eingenommen werden kann, bevor der Baum mit der Seilwinde zu Fall gebracht wird. In der alten Musterverfahrensanweisung stand deshalb die Formulierung, dass stehendes Totholz grundsätzlich umgezogen wird. Hier ist es ebenfalls so, dass mit einer absolut harten Linie Standards gesetzt wür-den, die in der Praxis nicht immer umsetzbar sind. Die Haftungsverantwortung würde nach „unten“ abgeschoben. Beispielsweise können z.B. bei Vorhän-gern oder noch stabilen Fichten auch der Einsatz der

Braun:entstand parallel zur Entwicklung des A&T-Konzep-tes von ForstBW und damit vor dessen operationaler Umsetzung. Deshalb lagen zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei praktische Erfahrungen mit der Verfahrens-anweisung vor. Zwischenzeitlich haben wir Praxiser-fahrung aus vier Jahren. Rückmeldungen aus den unteren Forstbehörden haben zu Konkretisierungen einzelner Punkte geführt sowie zwischenzeitlich als

Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

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Sicherheit in der Waldarbeit

Haltebandtechnik oder des hydraulischen Fällkeils eine sichere Lösung darstellen. Entscheidend ist, dass ein Arbeitsverfahren gewählt wird, bei dem kei-ne Vibrationen, z.B. durch Keilen, erzeugt werden und der Rückweichplatz zügig erreicht werden kann. Die Formulierung in der neuen landesweiten Musterver-fahrensanweisung: „Totholz wird i.d.R. umgezogen“ wird diesem Sachverhalt gerecht. Wir haben außer-dem diesen Punkt auf Bäume mit gefährlichem Kro-nentotholz erweitert, da hier auch ein großes Gefah-renpotenzial lauert.

Problem Totholz außerhalb von Habitatbaum-gruppen (HBGen):Dieser Punkt kam uns in der Muster-Verfahrensan-weisung etwas zu kurz. In der Praxis haben wir zu-mindest derzeit noch viel mehr Totholz außerhalb als innerhalb von HBGen. Aus unserer Sicht gab es Unsicherheiten, wie damit umzugehen ist. Deshalb haben wir damals den Punkt Holzerntemaßnahmen unterteilt und das Thema Totholz außerhalb HBGen konkreter dargestellt.

Dr. Hehn: Was hat das schon sehr frühe Überar-beiten der ersten Musterverfahrensanweisung der UFB Heidenheim gebracht?

Schührer: Die Verfahrensanweisung hat uns bei den Schulungen zur Einführung des A&T-Konzeptes ge-holfen. Im laufenden Betrieb kann sie immer wie-der als Hilfsmittel herangezogen werden z.B. bei UVV-Schulungen, bei der Unterweisung von neuen Mitarbeitern, bei Sicherheitsbegehungen oder bei der Beratung von Einzelfallproblemen. Diskussio-nen werden damit sachlicher, weil die Standards klar formuliert sind. Ich hab den Eindruck, dass die Unsi-cherheiten beim Umgang mit Totholz seit Einführung des A&T-Konzeptes geringer geworden sind.

Dr. Hehn: Herr Braun was ist generell in der neuen landesweiten Musterverfahrensanweisung anders oder besser, als in der ersten von 2010?

Braun: Zunächst einmal haben wir Struktur, Über-sichtlichkeit und Lesefreundlichkeit verbessert und einige Inhalte konkretisiert und mit Beispielen er-gänzt. So werden z.B. im Abschnitt „Besondere Ge-fährdungen“ die verschiedenen Erscheinungsformen, in denen sich „stehendes Totholz“ in Waldbeständen als Gefahrenpotenzial darstellt, differenzierter be-

schrieben. Weiterhin wird darauf hingewiesen, dass durch Totholz nicht nur Gesundheit und Leben be-droht sein, sondern auch erhebliche Sachschäden entstehen können. Der Gefährdungskatalog ist um „liegendes Totholz“ erweitert, das ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Gefährdungspotenzial aufweist. Beispielsweise wegen der Stolper- und Sturzgefahr, der körperlich höheren Belastung beim Gehen, des Touchierens von Bäumen und verspannten bzw. weg-schleudernden Holzteilen beim Bringen des Holzes usw.

Schührer: Im Abschnitt „Schutzmaßnahmen I“ ist neu, dass Habitatbaumgruppen und Waldrefugi-en nicht schematisch ausgewiesen werden sollen, sondern vorzugsweise in Bereichen „in denen sie für die Waldarbeit herabgesetzt konflikthaltig sind, beispielsweise in extensiv erschlossenen Waldtei-len“. Weitere Beispiele ergänzen den Hinweis. Die-se Aussage finde ich sehr hilfreich. Wenn wir diese Möglichkeit nutzen, lässt sich z.B. die Gefährdung auf Rückegassen deutlich reduzieren. Trotzdem kann es sein, dass wir einzelne Rückegassen temporär schlie-ßen müssen, wenn die Zerfallsphasen in den HBGen einsetzt.

Braun: Ich sehe das auch so. Die neue landesweite Verfahrensanweisung löst den Konflikt zwar nicht, ich bin mir aber sicher, dass uns Forstleuten zu gegebe-

ner Zeit etwas zur Lösung bzw. Abmilderung dieser Problematik einfallen wird.

Dr. Hehn: Herr Braun, Herr Schührer, ich bedanke mich für das Gespräch.

Holzerntemaßnahmen außerhalb von Habi-tatbaumgruppen (HBGen) und Waldrefugien (WRn): Mit Ausnahme gesetzlich geschützter Einzelbaumhabitate kann Totholz zu Boden ge-bracht werden. Unterschieden werden folgende Arten von Totholz:

a. Totholz ist schützenswerter Habitatbaum:Der Totholzbaum wird beim Auszeichnen mit Hirschhorn gekennzeichnet. Im Gefahrenbereich werden keine Bäume negativ ausgezeichnet bzw. evtl. ausgezeichnete Bäume nicht gefällt.

b. Totholz ist kein schützenswerter Habitat-baum und die Standsicherheit ist gefährdet:

Der Totholzbaum wird beim Auszeichnen (z.B. mit Kreuz) gekennzeichnet. Der Totholzbaum ist zu fällen bevor im Gefahren-bereich gearbeitet wird.

c. Totholz ist kein schützenswerter Habitat-baum und die Standsicherheit ist noch nicht ge-fährdet: Der Totholzbaum wird beim Auszeichnen nicht gekennzeichnet. Der Totholzbaum ist zu fäl-len, wenn WA eine Gefährdung für sich vermutet (z.B. wenn Totholzbaum in der Fällschneise steht).

Werner BraunForstBW, Forstliches Bildungszentrum KönigsbronnTel.: 07328 [email protected]

Dr. Maria HehnForstBW, Leiterin Forstliches AusbildungszentrumMattenhof, GengenbachTel.: 07803 939821 [email protected]

Frank SchührerForstBW, Technischer Leiter Hauptstützpunkt Wental, UFB Heidenheim,SicherheitskraftTel.: 07173 [email protected]

Weitere Informationen finden Sie im ForstBW-Intra-net unter Forstinfo_Waldarbeit_Arbeitssicherheit_Gesundheitsschutz_Persönliche Schutzausrüstung. (vgl. Musterverfahrensanweisung nächste Seite)

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

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Sicherheit in der Waldarbeit

ANWENDUNGSBEREICH

Waldarbeiten in Waldbeständen mit Totholz nach AuT- Konzept ForstBW

BESONDERE GEFÄHRDUNGEN

Leben und Gesundheit gefährdet: Arbeiten in Waldbeständen mit angereichertem Totholz unterliegen beson-ders gefährlichen Bedingungen.Stehendes Totholz, z.B. Totholzbäume, Kronenbestandteile, Dürräste, stehende Totholztorsos, angebrochene und auf Nachbarbäumen aufl iegende Stamm- und Kronenteile brechen und fallen oft spontan und unkontrol-liert. Die dabei freiwerdende Energie bedroht Leben und Gesundheit der Beschäftigten und kann erhebliche Sachschäden verursachen. Liegendes Totholz erhöht die Stolper- und Sturzgefahr und birgt Gefährdungen bei der Seilbringung.Zusätzliche Maßnahmen notwendig: Um Leben und Gesundheit der Beschäftigten zu schützen, werden in Be-ständen mit angereichertem Totholz zusätzliche technische, organisatorische und personenbezogene Maßnah-men getroffen:

SCHUTZMASSNAHMEN I

Ausweisung von Habitatbaumgruppen (HBGn) und Waldrefugien (WRn)

1. Gefährdungsbereiche eingrenzen: Um Gefährdungen durch Totholz lokal zu konzentrieren und „beherrsch-bar“ zu halten, soll die Anreicherung stehenden Totholzes vorzugsweise in Form von Habitatbaumgruppen und Waldrefugien stattfi nden. Orientierung: 1 HBG je 3 ha mit ca. 15 Bäumen / WR mit einer Mindestgröße von ca.1 ha. 2. Kein Schema: HBGn und WRn werden nicht schematisch ausgewiesen. Unter Berücksichtigung der natur-schutzfachlichen Kriterien (bekannte Fortpfl anzungsstätten, strukturreiche Einzelbäume) sind sie vorzugswei-se in Bereichen auszuweisen, in denen sie für Waldarbeiten „herabgesetzt konfl ikthaltig“ sind, z.B. in extensiv erschlossenen Bestandesteilen, Klingen, im Bereich von Transportgrenzen und möglichst mit mindestens einer Baumlänge Abstand zu den Fahrwegen.3. Abstände: Aus Gründen der Verkehrssicherung beträgt der Abstand zu öffentlichen Straßen und Einrichtun-gen, Bebauungen, Waldparkplätzen, Spielplätzen, Erholungseinrichtungen oder anderen, sicherheitssensiblen Bereichen mindestens die Maximalhöhe, die von Bäumen im auszuweisenden Bestand erreicht werden kann.4. Problem Rückegassen: Um Gefährdungen bei der Holzbringung und beim Befahren von Rückegassen in Be-ständen mit HBGn einzugrenzen, erfolgt die Ausweisung zwischen den Rückegassen, möglichst nicht über sie hinweg und möglichst nicht direkt an ihnen.5. Erkennbarkeit: Randbäume von HBGn sind mit einer umlaufenden, weißen oder blauen Wellenlinie dauerhaft zu kennzeichnen. Gleiches gilt für Einzelhabitatbäume außerhalb von HBGn und WRn, die oftmals auch mit Sym-bolen markiert sind (z.B. Hirschhorn, Specht). Die Außenseite der Randbäume von HBGn erhält zusätzlich zwei senkrechte Striche. 6. Dokumentation: HBGn und WRn werden in Karten erfasst und dokumentiert.

VerfahrensanweisungArbeitssicherheit beimAuT - Konzept ForstBW

„Muster“

SCHUTZMASSNAHMEN II

Holzerntemaßnahmen auf Flächen mit HBGn und WRn

1. Unterweisung: Alle Beschäftigten, die in Beständen mit HBGn und angrenzend an WRn Holzerntearbeiten ausführen, sind im AuT-Konzept incl. der Aspekte Arbeitssicherheit und Verkehrssicherung unterwiesen.2. Eingriffe in HBGn und WRn: In HBGn und WRn selbst werden keine Holzerntemaßnahmen durchgeführt. Davon ausgenommen sind notwendige Einzelmaßnahmen, die der Aufrechterhaltung der erforderlichen Sicher-heit dienen. Anfallendes Holz verbleibt vor Ort.3. Holzernte im grünbelaubten Zustand: Im angrenzenden Gefährdungsbereich von mindestens einer Baum-länge zu HBGn und WRn, in denen die Bildung von Totholz eingesetzt hat, erfolgt grundsätzlich keine Holzernte im grünbelaubten Zustand. Aus praktischen Erwägungen ergibt sich daraus die Grundüberlegung, in solchen Beständen auf Holzernte im grünbelaubten Zustand evtl. gänzlich zu verzichten.4. Besondere Gefährdungen: Bei jeder Einzelmaßnahme auf Flächen mit HBGn und WRn erfolgt eine „Besonde-re Gefährdungsbeurteilung“. Die von den HBGn und WRn im Einzelfall ausgehenden aktuellen und besonderen Gefährdungen werden ermittelt und daraus abzuleitende konkrete Maßnahmen und Verantwortlichkeiten im schriftlichen Arbeitsauftrag dokumentiert. 5. Einweisung: Arbeitsgruppe und Maschinenführer/-in erhalten zum schriftlichen Arbeitsauftrag einen Kar-tenauszug mit den auf der Fläche platzierten HBGn und WRn. Die Einweisung in Arbeitsaufträge erfolgt im Regelfall vor Ort.6. Seilwindenunterstützung: Motormanuelle Holzernte in Beständen mit HBGn und WRn erfolgt grundsätzlich nur, wenn Seilwindenunterstützung verfügbar ist. Alle Waldarbeiter/-innen kennen und beherrschen seilwin-denunterstützte Arbeitsverfahren sowie angepasste Schnitttechniken wie bspw. die Königsbronner Anschlag-technik (KAT) und Fällung mit unterschnittenem Halteband.7. Fällrichtung: Zum Schutz ausgewiesener HBGn und WRn wird in diese möglichst nicht hinein gefällt. Dies dient gleichzeitig auch dem Schutz der Beschäftigten.8. Situationsbeurteilung: Fällungen im angrenzenden Gefährdungsbereich von mindestens einer Baumlänge zu HBGn und WRn werden erst nach einer qualifi zierten Beurteilung der konkreten Situation, die auch das Arbeits-umfeld einbezieht, vorgenommen. Im Zweifel unterbleibt die Fällung oder, soweit naturschutzrechtlich vertret-bar, wird die Gefahr sicher beseitigt. 9. Totholz außerhalb von HBGn und WRn: Totholz, von dem keine Gefahr für die Arbeitssicherheit ausgeht, wird belassen. Stehendes Totholz außerhalb von HBGn und WRn kann zu Boden gebracht werden, wenn es aus Grün-den des Arbeitsschutzes oder der Verkehrssicherheit erforderlich ist. Es wird i.d.R. umgezogen. Ausgenommen hiervon sind gesetzlich geschützte Einzelhabitatbäume (z.B. Großhöhlenbäume, Großhorstbäume). 10. Helmpfl icht: Beim Begehen außerhalb von Hiebsmaßnahmen wird das Tragen von Schutzhelmen emp-fohlen, sobald in HBGn und WRn die Bildung von Totholz eingesetzt hat. In laufenden Hieben besteht ohnehin Helmpfl icht.

Stand: 01.12.2014

UnterschriftLeiter/Leiterin UFB

UFBXY

MuSterVerfahrenSanWeiSung

Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

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anaLySe Von unfaLLurSachen iM StaatSWaLd

baden-WürtteMberg

Noch zur Jahrtausendwende 2000 und in den Folge-jahren waren die Unfälle der staatlichen Forstwir-tinnen und Forstwirte der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg tendenziell rückläufig. Der Arbeitsschutz wurde damals zur „Chefsache“ und zum vorrangigen Betriebsziel erklärt. Dieser posi-tive Trend kehrte sich ab 2005 um und ließ Baden-Württemberg im Ländervergleich bis heute auf den letzten Platz der Unfallstatistik abrutschen. Dies v.a. auch dadurch, dass Forstbetriebe anderer Bundes-länder im Ländervergleich besser wurden. Die Aus-wertung der Unfälle in Form der reinen Unfallsta-tistik nach bundeseinheitlichem Schema, wie in der vorliegenden Borschüre, dokumentiert in erster Li-nie „primäre Unfallursachen“. Es sind dies z.B. Stol-pern/Stürzen ursächlich durch Gelände, Witterung und sonstige äußere Umstände verursacht sowie die Einwirkung physikalischer Kräfte wie herabfallende Äste, zurückschleudernde Baumteile oder scharfe Werkzeug-/ Maschinenteile. Als weitere Ursache tritt fehlerhaftes und sicherheitswidriges Verhalten der Beschäftigten auf. Im Juni 2013 hat eine Arbeitsgruppe* zur Analyse von Unfallursachen ein Positionspapier mit sieben The-sen erstellt, dass „sekundäre“, d.h. tieferliegende Unfallursachen beschreibt und zur Diskussion stellt. Basierend auf dieser Analyse skizzierten die Sicher-heitsfachkräfte verschiedene Lösungsansätze.

* Mitglieder der Arbeitsgruppe: Fachkräfte für Ar-beitssicherheit Axel Allmendinger, Rudolf Janko, Andreas Karcher, Josef Lamprecht, Frank Schührer, Anton Schulz und Wolfgang Zähringer.

Sicherheit in der Waldarbeit

Positionspapier der forstlichen Sicherheits-fachkräfte

1. Ineffiziente Strukturen, geringe Personalaus-stattung und unklare Zuständigkeiten bei der Finanzierung erschweren neue Lösungsansät-ze und eine effiziente Umsetzung von Arbeits-schutzmaßnahmen.2. Motivationsverluste/Identifikationsproblemevon Mitarbeitern; nachlassende Leistungsfähig-keit bei verschiedenen Beschäftigtengruppen.3. Stellenwert des Betriebsziels „Arbeitsschutz“sinkt im Kollektiv der konkurrierenden Betriebs-ziele. Vorrangigkeit des Betriebsziels wird nicht mehr umgesetzt.4. Defizite in der Kommunikation/Arbeitsorgani-sation der verschiedenen Ebenen im Betrieb.5. Fehlende Neueinstellungen gefährden Stabili-tät der Arbeitsgruppen.6. Steigende Unfall- und Gesundheitsrisiken durch zunehmend komplexere Rahmenbedin-gungen.7. Stellenwert betriebswirtschaftlicher Vorga-ben/Kennzahlen auf UFB-Ebene.

Lösungsansätze:Arbeitsschutz braucht wieder vorrangigenStellenwert und Struktur „AS-Koordinator“(„Kümmerer“) bei ForstBW installieren – in Kooperation ForstBW und Landratsämter/Stadtkreise – landkreisüber- greifend agierend und mit ausreichend Zeit- budget! Verbindliche Regelungen zur finanziellen Zuständigkeit und Finanzierung von Arbeits- schutz-Maßnahmen treffen. Spürbare Anreize zur Vermeidung von Unfäl- len und Reduktion von Ausfallzeiten auf UFB- Ebene schaffen (z.B. Bonus-Malus-System etc.).

Intensiveres Kennzahlenmanagement – z.B. Ausfallzeiten. Klare betriebliche Strukturen und Zuständig- keiten. Konsequente Umsetzung und Fort- schreibung der Gefährdungsbeurteilung auf Betriebsebene. Praxisnahes, umsetzbares, möglichst EDV- gestütztes Arbeitsschutzmanagementsystem (AMS) mit Handlungshilfen und Informationen. Hohen Stellenwert von „Mitarbeiterführung“ und „Vorbildfunktion“ im Betrieb gewährleis- ten (Qualifikation und gelebte Umsetzung). Integration des Arbeitsschutzes in möglichst alle betrieblichen Entscheidungen (z.B. Per- sonalentwicklung, Maschinenkonzeption, Waldbau, Naturschutzkonzepte etc.).

Tarifliche Anreize Anpassen des Lohnniveaus an die Schwere/ Ansprüche der Tätigkeit. Qualitätsanreize im Entlohnungssystem integrieren (Modelle anderer Forstverwal- tungen – z.B. Hessen Forst etc.). Personalentwicklung, d.h. Perspektiven für Mitarbeiter schaffen. Werkzeug- und Betriebsstoffgestellung durch den Betrieb. Finanzieller Ausgleich für Beschäftigte die Bereitschaft für innerbetriebliche Umsetzun- gen und flexible Arbeitszeitgestaltung zeigen.

Nachhaltige Personalpolitik Ausgewogene Altersstruktur durch Neuein- stellungen anstreben. Mitarbeiter-Motivation und Wertschätzung, z.B. durch mehr Eigenständigkeit und Verant- wortung; Ziele gemeinsam vereinbaren. Optimale Einbindung der Forstwirtebene in Infoschiene des Betriebes.

Anpassung der Führungsstrukturen an revie- rübergreifende Einsätze von Forstwirtgrupen.

Gesundheitsmanagement Effektive Gesundheitsprogramme mit mög- lichst verbindlicher Teilnahme (Stichwort: “Fit im Forst“; „Denk an mich-Dein Rücken“ etc.). Zentral gesteuerte Fortbildungstage (mit Arbeitsschutzthemen). Persönliche Tätigkeitsprofile und Belas- tungsprofile, z.B. personenspezifische Ober - grenzen für Motorsägenarbeiten-Anteile. Gezielte Schaffung von Tätigkeitsfeldern für leistungsgewandelte Mitarbeiter.

Fortbildungsmanagement Personenscharf, verbindlich, zielorientiert und qualitativ hochwertig; gesteuert z.B. über jährliches Fortbildungspunkte-Konto.

Optimieren der Arbeitsorganisation beiForstarbeiten Geeignete technische Unterstützung im mo- tormanuellen Bereich, z.B. angepasste Seil- unterstützung in der Holzernte, großzügige Ausstattung mit Hilfsmitteln (KAT, hydrauli- scher Fällkeil, etc.). Sichere Ausführung von Arbeitsverfahren und laufende Reflektion durch Mitarbeiter und Vorgesetzte (z.B. durch Ergebniswürdi- gung, Unfall- und Beinahe-Unfallanalysen, „Lobkultur“). Besonders für Abläufe in der motormanuellen Holzernte (z.B. Rückweiche, 2-Mann-Verfahren, Sicherheitsabstände etc.) und für integrierte Arbeitsverfahren mit ho- hem Gefährdungspotenzial Mensch-Maschine. Fachliche Unterstützung z.B. durch Sicherheitscoach.

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Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

bei wurden folgende Ansätze und Vorgehensweisen erarbeitet und vorgeschlagen, die sich zum großen Teil auch in dem Positionspapier der Sicherheits-fachkräfte wiederfinden.

Regelmäßige Kommunikation/Besprechun- gen über laufende und geplante Betriebsar- beiten (FAL-RL-VA).

Professionelle Beratung Landeseinheitliche EDV zur Unfallerfassung und -Auswertung. Sicherstellen ausreichender Zeitfenster für qualitativ hochwertige sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung.

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Sicherheit in der Waldarbeit

Ergebnisse der Workshops:

Unterzeichnung einer Grundsatzerklärung zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz Durch das Land als Waldbesitzer für den Staatswald sowie die Land- und Stadtkreise als Arbeitgeber der im Staatswald beschäf- tigten Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter. Regionale Sicherheitscoaches für die Waldarbeiter Qualifizierte Trainer kommen in die Partien. Arbeitssicherheit als Führungsaufgabe Verpflichtende Schulung der forstlichen Führungskräfte. Moderierte Workshops auf Kreisebene Erarbeitung konkreter Verbesserungspoten- tiale auf Kreisebene mit externer Moderation. Umsetzung eines Arbeitsschutzmanagementsystems (AMS) auf UFB-Ebene. Arbeitssicherheitsaudits Beurteilung einer laufenden Hiebsmaßnahme unter dem Gesichtspunkt der Arbeitssicher- heit mindestens einmal jährlich. Personelle Stärkung des Arbeitsschutzes Zentraler Ansprechpartner bei ForstBW.

Was sich in der Zwischenzeit getan hat erfuhr Dr. Ma-ria Hehn im Gespräch mit Frank Kapahnke vom Fach-bereich Waldarbeit. Dr. Hehn: Herr Kapahnke war das Positionspapier der Sicherheitsfachkräfte Anlass für die beiden Arbeitssicherheits-Workshops vom Juli und Okto-ber 2013?

Kapahnke: Das Positionspapier der Sicherheitsfach-kräfte war sicherlich ein Auslöser zur Durchführung der Arbeitssicherheits-Workshops. Die Sorge um die hohen Unfallzahlen im Wald beschäftigt die Be-triebsleitung von ForstBW und insbesondere den Fachbereich Waldarbeit schon lange. So hat Forst-BW in den Jahren 2010-2012 mit einer Summe von rund 9,5 Millionen Euro in erheblichem Umfang in arbeitsschutzrelevante Bereiche investiert. Zum Bei-spiel für die Beschaffung von neuen Transportfahr-zeugen, Schlepper zur Unterstützung bei gefahren-geneigten Tätigkeiten (sog.„UVV-Schlepper“) und die Erneuerung des KuNo-Notrufsystems. Dazu zählen auch Schulungen und Fortbildungen im Rahmen des ForstBW-Bildungsangebotes. Die unteren Forstbe-hörden bei den Stadt- und Landkreisen wurden mit Musterlösungen in der eigenverantwortlichen Orga-

nisation unterstützt. Beispielhaft sei hier der 2011 be-reitgestellte Ordner „Arbeitsschutz mit System (AMS) - 12 Schritte zu mehr Sicherheit in der Waldarbeit“ angeführt, den eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der ForstBW-Betriebsleitung, der Stadt- und Landkreise sowie der Unfallkasse Baden-Württemberg erarbei-tete. Der Ordner soll den UFBen Leitfaden und Hilfe-stellung sein, für den Aufbau eines eigenen Arbeits-schutz-Management-Systems zur Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Mit dem Planungsbrief der Betriebsleitung für das Jahr 2014 wurde ebenfalls eine Kampagne zur Verbesse-rung der Arbeitssicherheit initiiert, die zu einem be-ständigen, kontinuierlichen Verbesserungsprozess führen und entsprechend fortgesetzt werden soll.

Dr. Hehn: Wer genau nahm an diesen Workshops teil?

Kapahnke: Teilgenommen haben Vertreterinnen und Vertreter der forstlichen Fachkräfte für Ar-beitssicherheit, ein Sicherheitsbeauftragter einer UFB, ein Forstwirtschaftsmeister, Vertreter der UFB-Leitung, der Unfallkasse BW und Betriebs-ärzte, ein ForstBW-Geschäftsführer, Vertreter des Forstlichen Bildungszentrums Königsbronn sowie des Fachbereichs Finanzen und Controlling und des Fachbereichs Waldarbeit.

Dr. Hehn: Was waren die wesentlichen Ergebnisse der Workshops?

Kapahnke: Der erste Workshop im Juli 2013 war ge-prägt vom Austausch und der Analyse des Unfallge-schehens aus der Sicht der verschiedenen Akteure im Bereich Arbeitsschutz. Der zweite Workshop im Oktober 2013 wurde unter der externen Moderation von Diplom-Sozialpädagoge Martin Carstens durch-geführt. Er kennt aus ca. 60 Teamschulungen am Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn die Si-tuation der Waldarbeit in Baden-Württemberg. Da-

Präventionsmaßnahmen Gesundheitsvorsorge/Ausgleichsgymnastik. Anpassung der Einstellungsstrategie Einstellung von Waldarbeiterinnen und Wald- arbeiter in Korrespondenz mit der demogra- phischen Entwicklung. Finanzielle Anreize Lohnniveau; Anreize für Qualität und Arbeits- sicherheit im Entlohnungssystem. Förderung der Motivation Wertschätzung der Arbeit, Würdigung der vollzogenen Arbeiten; organisatorische Zugehörigkeit; einheitliche Standards für die Arbeitsausführung. Informations- und Kommunikationsstruktu- ren verbessern Betriebliche Information bis zu den Partien sicherstellen. Pflichtfortbildungen für Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter Regelmäßige Intervalle, aktueller Stand der Arbeitstechniken, Kontingent für Waldarbei- terinnen und Waldarbeiter von Kommunen. Alternative Arbeitsangebote für Waldarbei- terinnen und Waldarbeiter mit gesundheit- lichen Einschränkungen.

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Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Sicherheit in der Waldarbeit

Frank KapahnkeForstBW, Fachbereich WaldarbeitTel: 07071 / [email protected]

Bildungsangebot 2015 aufgenommen und entspre-chend ab diesem Jahr umgesetzt.

Dr. Hehn: Wie wird das umfangreiches Maßnahmen-bündel finanziert?

Kapahnke: Nach derzeitiger Kalkulation beträgt der Gesamtaufwand für das beschlossene Maßnahmen-paket ca. 3,5 Millionen Euro pro Jahr. Dies entspricht einem Betrag von etwa 3.500 Euro je Forstwirtin und Forstwirt. Landkreistag und Städtetag haben sich für eine Mitfinanzierung durch die Kreise in Höhe von 500 Euro pro Person ausgesprochen.

Dr. Hehn: 3,5 Millionen Euro pro Jahr – das klingt nach einer Daueraufgabe?

Kapahnke: Das ist tatsächlich so. Und das steht ja auch in der Grundsatzerklärung so drin. „Die arbeits-bedingten Gesundheitsgefahren werden laufend ver-ringert. Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen werden kontinuierlich verbessert.“ Daher werden die geplanten Schulungen, Fortbildungen, Workshops wie auch das Sicherheitscoaching zeitnah konzipiert und flächendeckend durchgeführt. Maßnahmen wie die Verbesserung von Informations- und Kommuni-kationsstrukturen oder die Förderung der Motivation sind in kleinen Schritten auf Ebene der unteren Forst-behörden ab sofort umsetzbar und werden vermut-lich erst nach und nach sichtbare Erfolge bringen. Das FVA-Projekt zur Analyse des Unfallgeschehens und des Sicherheitsmanagements braucht, wie das bei gründlicher wissenschaftlicher Aufarbeitung eines Problems ist, Zeit bis Ergebnisse vorliegen.Fazit: ForstBW hat im Schulterschluss mit allen Part-nern das Problem angepackt.

Dr. Hehn: Herr Kapahnke, ich danke Ihnen für das Gespräch.

4. Moderierte Workshops auf Kreisebene sollen unter Einbeziehung der Waldarbeiterinnen und Waldarbei-ter konkrete und den örtlichen Bedingungen ange-passte Verbesserungspotenziale erarbeiten.

5. Die Einführung einer professionell angeleiteten Ausgleichsgymnastik soll die körperliche Fitness und Beweglichkeit der Waldarbeiterinnen und Wald-arbeiter stärken.

6. Alle fünf Jahre soll jede Waldarbeiterin, jeder Wald-arbeiter an einer mehrtägigen Pflichtfortbildung teil-nehmen. Dabei wird der aktuelle Stand der Arbeitstech-niken vermittelt sowie neue Techniken zur Reduktion des Unfallgeschehens vorgestellt und eingeübt.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg (FVA) wird diesen Prozess wissenschaft-lich begleiten. Dazu sollen Unfallursachen und das Sicherheitsmanagement, u.a. im Vergleich mit ande-ren Bundesländern, analysiert und logistische sowie organisatorische Verbesserungen erreicht werden.

Dr. Hehn: Wie werden die vorgesehenen Maßnah-men umgesetzt?

Kapahnke: Das Präsidium des Landkreistages und der Vorstand des Städtetages hat den Maßnahmen für ein gemeinsames Aktionsprogramm zur Sicher-heit in der Waldarbeit im Februar bzw. im Juni 2014 zugestimmt. Darauf aufbauend gibt es zwischen-zeitlich eine gemeinsame Grundsatzerklärung zum Arbeits- und Gesundheitsschutz als Basis für wei-tere Maßnahmen, die veröffentlicht wurde und in dieser Ausgabe der Broschüre abgedruckt ist. Die Konzeption zum landesweiten Sicherheitscoaching wurde erarbeitet, innerhalb der Betriebsleitung von ForstBW abgestimmt und von der Geschäftsführung beschlossen. Die geplanten Fortbildungen und ver-pflichtenden Schulungen werden in das ForstBW-

Dr. Hehn: Wie ist die im Februar 2014 durchgeführ-te Tagung „Sicherheit bei der Waldarbeit“ in diesem Zusammenhang einzuordnen?

Kapahnke: Die Arbeitstagung „Sicherheit bei der Waldarbeit“ am 14.02.2014 im Landkreistag, zu der ForstBW, der Landkreistag und die Gewerkschaft IG BAU gemeinsam eingeladen hatten, kam aufgrund einer Initiative der IG BAU zustande. Bei dieser Tagung kamen unter der Leitung des externen Moderators Herrn Carstens Verantwortliche von ForstBW, von Landkreistag, Städtetag und Gemeindetag, von der IG BAU, der Unfallkasse Baden Württemberg (UKBW), der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), dem Verband der Agrarge-werblichen Wirtschaft e.V. (VdAW) sowie der Forstli-chen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Würt-temberg (FVA) darüber überein, gemeinsam konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Unfallsituation aufzugreifen und umzusetzen.

Im Ergebnis stellten sich folgende Schwerpunkte heraus:

1. Mit einer Grundsatzerklärung soll die Bedeutung des Arbeitsschutzes gestärkt werden. Die Erklärung, die vom Fachminister gemeinsam mit den Präsidenten von Landkreis- und Städtetag abgegeben wird, soll eine Bewusstseinsänderung im Arbeitsschutz bewirken.

2. Durch die Einführung eines Sicherheitscoachings sollen qualifizierte Trainer an drei Terminen im Jahr die einzelnen Partien begleiten, um sicherheitsbe-wusstes Arbeitsverhalten zu fördern.

3. Mit einer verpflichtenden Schulung sollen die forstlichen Führungskräfte einschließlich der Re-vierleitung für das Thema Sicherheit in der Waldar-beit sensibilisiert und eine konsequente Umsetzung erleichtert werden.

18 19

Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

daS „rote tuch“: LebenSretter rückWeichpLatz

– Meine LebenSVerSicherung

Der vorliegenden Broschüre „Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht“ ist ein rotes Tuch beigelegt. Was es damit auf sich hat, erläutert Landesforst-präsident Max Reger.

Wir alle wissen, dass herabfallende Äste und zurück-schleudernde Baumteile bei der Holzernte immer wieder zu schweren Unfällen führen.

Die Gefahr solcher Unfälle besteht in einem Bereich von etwa zehn Metern rund um den Stammfuß, und sie ist umso größer, je näher ich mich am Stock befinde.

Der beste Schutz vor herabfallenden Ästen und Kro-nenteilen ist, den Gefahrenbereich rechtzeitig und zügig zu verlassen und den Rückweichplatz aufzusu-chen. Der Rückweichplatz wiederum ist umso siche-rer, je bewusster und sorgfältiger er vor Beginn der Fällung ausgewählt wurde, je schneller und gefahr-loser er zu erreichen und je besser er zu erkennen ist zum Beispiel markiert mit dem roten Tuch.

Beim Fällvorgang: Sobald sich der Baum zu neigen beginnt, Arbeit einstellen, zügig vorwärts zum Rück-weichplatz gehen, umdrehen, Kronenraum beob-achten und Rückweichplatz nicht verlassen, bis der Baum liegt und die Kronen ausgeschwungen haben: 10 Sekunden Wartezeit …

Sicherheit in der Waldarbeit

Nach einer Studie bei Hessen-Forst (Gerding/Reiter 2010: FTI 7 + 8) bleiben bei etwa jeder 5. Fällung abgebrochene Äste in den Kronen hän-gen, und bei knapp jeder 10. Fällung schleudern Baumteile zurück.

Etwa zwei Drittel der herabfallenden Äste und zu-rückschleudernden Baumteile stürzen in einem Radius von bis zu drei Metern rund um den Stock des gefällten Baumes zu Boden, rund 20 Prozent in einem Abstand von zwischen drei und sechs Metern, gut drei Prozent in einem Abstand von zwischen sechs und neun Metern und immerhin noch ein Prozent der Äste und Baumteile „landet“ in einer Entfernung von mehr als neun Metern vom Stock. Das Risiko, von einem herabstürzen-den Ast oder Baumteil getroffen zu werden, ist in einem Bereich von bis zu drei Metern rund um den Stock etwa 60 mal so groß wie an einer Stelle neun Meter vom Stammfuß entfernt.

Der Rückweichplatz liegt in jedem Falle außer- halb des äußeren Kronenrandes , besser noch mindestens neun Meter vom Stammfuß des zu fällenden Baumes entfernt. Der Kronenraum über dem Rückweichplatz ist nach sorgfältiger Bewertung als gefahrlos ein- gestuft. Der Rückweichplatz liegt nicht genau entgegen- gesetzt zu Fällrichtung, und er muss, trotz der ca. neun Meter Entfernung zum Stammfuß, so schnell wie möglich erreichbar sein. Hindernis- se sowie Rutsch- und Stolperfallen auf dem Rückweichweg werden vor Beginn der Fällung sorgfältig entfernt.

Vor dem Fällen: gefährdende Bäume im Fall-bereich entnehmen, um Zurückschleudern von Baumteilen zu vermeiden.

Beim Gang zum Rückweichplatz: Motorsäge und Werkzeug zurück lassen.

Nach der Fällung: Kronenraum auf hängen ge-bliebene Äste absuchen; Aufarbeitung nur un-ter sicherem Kronenraum.

Max RegerForstBW, Leiter der Ge-schäftsführung, Landes-forstpräsidentTel.: 0711 [email protected]

Wissen alleine genügt nicht. Handeln ist gefragt. Setzen Sie ein Signal, bei jeder Fällung. Nutzen Sie das rote Tuch, um sich ihr Handeln unter dem Sicherheitsaspekt bewusst zu machen und markieren Sie damit den Platz, der Leben retten

20 21

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

tödliche unfälle bei der Waldarbeit

unfaLLbeiSpieL

Beim Unfallaufkommen belegt im bundesweiten Vergleich der Staatswald Baden-Württemberg ei-nen traurigen Spitzenplatz. Wie ist das Geschehen einzuschätzen, was sind wesentliche Ursachen? Die Redaktion suchte nach möglichen Antworten in der Betrachtung des tödlichen Unfallgeschehens der letzten Jahre. (Quelle: Broschüren Arbeitssicherheit auf den Punkt gebracht der

letzten Jahre erstellt auf Grundlage der Unfallerhebungen der Si-

cherheitsfachkräfte)

Abbildung 1 zeigt eine Zusammenstellung der töd-lichen Unfälle im Staatswald Baden-Württemberg seit 1990. Dabei wird deutlich, dass im Verlauf dieser Zeit die Zahl der tödlichen Unfälle deutlich zurück-gegangen ist.Die Zahlen selbst sagen nichts über die Gründe für diesen Rückgang aus.

übersicht über das unfallgeschehen 2013 in baden-Württemberg

20

199015

Jah

re4

199919981997199619951994199319921991

200220032004

201120102009200820072006

20002001

2005

20122013

9 Ja

hre

4

1

1

11

1

1

1

1

1

23

0000

0

0

00

0

05

19

ab 2003 Wegfall des Stücklohns

Sturmholz-Sonderlohn (Holzernte im Zeitlohn HEZ)

Tödliche Unfälle im Staatswald Baden-Württemberg (nur ForstBW-Beschäftigte)

Abbildung 1

22 23

Arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Auch ein Blick auf das Unfallgeschehen der insge-samt 13 tödlichen Unfälle im Gesamtwald Baden-Württemberg im Jahr 2013 (Tabelle 1 ) bringt keine neuen Erkenntnisse bezüglich der Unfallursachen. Im Staatswald ereigneten sich 2013 drei tödliche Unfälle, nur einer davon betraf einen ForstBW-Be-schäftigten.

tödliche unfälle bei der Waldarbeit

Der folgende Kasten zeigt eine Zusammenstel-lung der letzten 14 tödlichen Unfälle im Staatswald Baden-Württemberg nach Unfallursachen.

Besonders gefährlich sind demnach die Arbeit im Ge-fahrenbereich fallender Bäume und arbeitender Ma-schinen, Hänger und ihr Zufall-Bringen, herabfallende Äste und Kronenteile und die Sturmholzaufarbeitung.

Diese Tätigkeiten und Unfallursachen sind jedoch schon lange als besonders gefahrengeneigt bekannt, und stehen ohnehin im Zentrum von Unfallverhütung und Arbeitssicherheit. Wirklich neue Erkenntnisse bringt mithin auch diese Auswertung nicht.

Unfallort (uFB)

Staat Kommune Privat

Verunfallte Person Kurzbeschreibung Unfall

Schwäbisch Hall PW-Besitzer Bei Fällarbeiten von Baum getroffen.

Rhein-Neckar-Kreis x Waldarbeiter ForstBW

Von herabfallendem Ast erschlagen (bei Ausübung von Nebentätigkeit).

Heilbronn x PW-Besitzer Bei Fällarbeiten von herabfallendem Ast getroffen.

Böblingen x PW-Besitzer Bei Fällarbeiten von einer Baumwur-zel getroffen.

Böblingen x PW-Besitzer Beim Zersägen eines Stammes unter den Wurzelteller geraten.

Göppingen x UnternehmerRückeseil rutscht über Stock und trifft Rücker am Oberkörper.

Ortenaukreis x keine Angabe Von Stamm getroffen an dem Rückeseil umgelenkt wurde.

Bodenseekreis x PW-Besitzer keine Angabe

Freudenstadt x Waldarbeiter ForstBW

Beim Rücken von Stamm überrollt.

Calw x PW-Besitzer Bei Fällarbeiten von Baum getroffen.

Ortenaukreis x Unternehmer Von Baum erschlagen, den ein Arbeitskollege gefällt hat.

Tuttlingen x PW-Besitzer Bei Fällarbeiten von Baum getroffen.

Ortenaukreis x Waldarbeiter Beim Entasten von benachbartem Baum erschlagen.

Waldbesitzart

Gefahrenbereich1. Forstwirt wird vom gefällten Baum eines Kollegen tödlich getroffen.2. Revierleiter wird vom gefällten Baum eines Forstwirts tödlich getroffen.3. Forstwirt wird vom gefällten Baum eines Kollegen tödlich getroffen.4. Forstwirt wird vom bewegten Gipfelstück beim Vorrücken mit Zangenschlepper tödlich getroffen.

Hänger1. Forstwirt wird von der „draufgeworfenen“ Fichte tödlich getroffen.2. Forstwirt wird von dem „draufgeworfenen“ Baum tödlich getroffen.3. Forstwirt wird beim Fällen des „nächsten Baumes“ vom hinter seinem Rücken sich lösen-den Hänger tödlich getroffen.

Herabfallendes1. Forstwirt wird von einem sich in der Fallphase des Baumes lösenden und herabfallenden Ast tödlich getroffen.2. Forstwirt wird in der Fallphase einer starken Buche von einem herabfallenden dürren Ast töd-lich getroffen.3. Forstwirt wird von einer abbrechenden und nach hinten fallenden Buchenkrone in der Fall-phase einer 75 cm starken Eiche tödlich getroffen.4. Forstwirt wird von einer herabfallenden Bu-chenkrone tödlich getroffen, die beim Abziehen eines hängen gebliebenen Baumes aufschlitzt.

Sturmholz1. Forstwirt wird beim Trennschnitt führen im Sturmholz zwischen zwei Buchenstämmen ein-geklemmt und tödlich verletzt.2. Forstwirt wird beim Abstocken vom hoch-schnellenden Stamm am Kopf tödlich getroffen.3. Forstwirt wird beim Aufarbeiten von Sturm-holz vom herabfallenden Baum tödlich getroffen.

Vor diesem Hintergrund rücken so genannte „weiche Faktoren“ wie Gewöhnung an Gefahr, Unachtsam-keit, Routine, Leichtsinn, Selbstüberschätzung usw. als mögliche Unfallursachen stärker in den Blick. Insbesondere die Arbeitsgruppe zur Analyse von Unfallursachen hat in ihrem Positionspapier aus dem Jahr 2013 diese „weichen Faktoren“ als so genannte „sekundäre“, d.h. tieferliegende Unfallur-sachen zum Thema gemacht (vergleiche den Artikel auf S. 12 dieser Broschüre); und ein Ergebnis der Tagung „Sicherheit bei der Waldarbeit“ ist das ge-plante Sicherheitscoaching, bei dem das Arbeitsver-halten einzelner Partien im Fokus steht (vergleiche den Artikel auf S. 15 in dieser Broschüre).

Dr. Maria HehnForstBW, Leiterin Forstliches AusbildungszentrumMattenhof, Gengenbach Tel.: 07803 939821 [email protected]

Tabelle 1

In Sachen „weiche Faktoren“ steht die Unfallfor-schung in Baden-Württemberg noch am Anfang– aber immerhin: dieser Anfang ist gemacht.

24 25

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

tödliche unfälle bei der Waldarbeit

anaLySe tödLicher unfaLL 2013

Unfallfragebogen

tödliche unfälle bei der Waldarbeit

Zusammenfassende Unfallbeschreibung:Die Forstwirtgruppe (VA und 3 Mitarbeiter) arbeitet mit dem forstwirteigenen Forstschlepper mit Kran im Staatswald in der Windwurfaufarbeitung. Dies schon bereits seit Oktober 2012, unterbrochen durch eine relativ lange winterliche Schneephase. Schlepperfahrer A. wollte nacheinander 2 Stämme, die ca. 90° zum Fahrweg hangoberseits lagen, in den Fahrweg zur Restaufarbeitung einschwenken. B. befand sich im Gelände oberhalb der Böschungskante und war damit beschäftigt 3 beschädigte kleine Tannen wegzusägen.FW A. hatte seinen Schlepper entsprechend auf dem Fahrweg positioniert. Gab nach eigenen Angaben per Blickkontakt seinem Kollegen zu verstehen, dass er jetzt damit beginnt nachein-ander die beiden Stämme auf den Fahrweg einzuschwenken.Schlepperfahrer A. ging davon aus, dass B. seinen Standplatz hinter dem großen Fichtenstock, den er als sicher einstufte, nicht verläßt. Er begann die Aktion und konzentrierte sich zunächst auf das Greifen des Stammteils (Ta-Gipfelstück, oberseits entastet, 14 m lang); fuhr vorwärts und bewegte ihn mit der Zange Richtung Weg. Der Stamm begann sich nach unten zu neigen und schnappte dann plötzlich durch die Bewegung über die parallel liegende Fichte. In die-sem Moment bemerkte A., dass B. nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz stand und sich das Tannenstammstück der Schwerkraft folgend auf dem ausgeasteten Fichtenstamm rasch beschleunigte und nicht mehr zu kontrollieren war. Ohne entscheidend reagieren zu können, musste A. zusehen wie der Tannenstamm in Sekundenschnelle in Richtung seines Kollegen, der offensichtlich gerade die eine verbliebene Weißtanne (ca. 5 m hoch) ansteuerte, rutschte. Eine Manipulation des Stammes mit dem Greifarm des Schleppers war in dieser Situation nicht mehr möglich. B. hatte dem daher schießenden Stammteil den Rücken zugewandt und zeigt keine Reaktion. Der letzte Meter des starken Endes traf ihn mit voller Wucht und schleuderte ihn mit dem Stamm die Böschung hinunter, wo er auf dem Fahrweg zu liegen kam. A. konnte den Stamm mit dem Kran gleich wegziehen, sodass B. frei lag. A. alarmierte unmittelbar per KuNo die Kollegen, die auch sofort eintrafen und die Erstver-sorgung des noch bei Bewusstsein befi ndlichen B. gemeinsam begannen und zeitgleich einen Notruf an die Rettungsleitstelle (Eingang 12:18 Uhr) absetzten. Der RTW konnte zügig anfahren und eingewiesen werden. Der Notarzt wurde wohl, lt. Aussage der Partie, erst von den Ret-tungssanitätern angefordert und kam entsprechend später an die Unfallstelle. Der Zustand von B. wurde rasch schlechter. Er verlor das Bewusstsein, wurde in stabile Seitenlage verbracht. Der eintreffende Notarzt versuchte vergeblich eine Reanimation des Verunglückten. B. verstarb im Krankenwagen. Der alarmierte Rettungshubschrauber kam nicht mehr zum Einsatz.

Forstamt:

XX

Verunfallte Person:

B.

Datum der

Unfallaufnahme:

XX.XX.2013

Revier:

XX

Heimat-RL:

XX

Beteiligte bei der

Aufnahme:

H-RL, E-RL, stv. AL,

2 Forstwirte der Partie;

Notfallseelsorgerin

Unfalldatum:

XX.XX.2013

Einsatz-RL:

XX

Art der Verletzung :

Schwere innere Verlet-

zungen, vermutl. Genick-

bruch

Uhrzeit: 12:15

Verletzte

Körperteile:

Brust, Nacken

Zum Unfallzeitpunkt

ausgeführte Tätigkeit:

Holzernte - Windwurfaufarbeitung:

Abtrennen und Ausasten von Wind-

wurfholz oberhalb des Weges in

Zusammenarbeit mit dem forstwir-

teigenen Forstschlepper (beteiligter

FW).

Im Arbeitsablauf beteiligte

Personen:

VA und 1 FW in einiger Entfernung.

Fahrer und verunfallter FW in enge-

rer Zusammenarbeit.

Beteiligte Maschinen und

Werkzeuge:

Forstwirt mit kompletter MS

Ausrüstung.

Landwirtschaftlicher Universal-

schlepper mit Forstaufbau

incl. Kran.

Angaben zur Person

Alter: 21

Ausbildung: FW

Berufsjahre: FW Ausbildung und ca. 1 Jahr Tätigkeit als FW.

Wirksam gewordene Gefährdung (-en):

Getroffen werden von Stämmen, Baumteilen

Unfallverlauf:

In Zusammenarbeit mit dem Rückeschlepper wird

der Forstwirt B. beim hangabwärts Laufen von dem

sich unkontrolliert bewegenden Stammteil von hinten

getroffen und die Böschung hinunter auf den Fahrweg

geworfen.

26 27

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Primäre Unfallursache:Unkontrolliertes Stammstück trifft B. im Rücken.

Sekundäre Unfallursachen:B. bewegt sich in den Gefahrenbereich des arbeitenden Rückeschleppers. Dieser bestimmt sich durch die Kranauslage und den Tannenstammteil in der Zange.Die Abstimmung/Kommunikation zwischen Schlepperfahrer und FW hat nicht eindeutig funk-tioniert bzw. hat B. nicht davon abgehalten den Gefahrenbereich zu betreten. Es kann nur ver-mutet werden, dass B. die Situation nicht richtig eingeschätzt hat. Hat er mit genügend Schutz durch den parallel liegenden Stamm gerechnet, hat er das Kippmoment des Tannenstamm-stücks verkannt? Hat er die Länge des Stammstücks falsch eingeschätzt? War er nicht mit vol-ler Aufmerksamkeit beim Geschehen? Er hätte abwarten müssen bis sich das Tannenstamm-stück im Rückevorgang unterhalb seines Standplatzes befunden hätte und erst dann Richtung Tanne hangabwärts laufen dürfen.

Maßnahmen (zukünftig): Die Sicherheitsfachkraft rät:Erneute Schulung und Diskussion über Arbeitsabläufe und Gefährdungspotenziale bei integ-rierter Holzernte, d.h. Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Vereinbarung von Stan-dards z.B. in Form einer neuen Betriebsanweisung/Verfahrensbeschreibung.Laufende fachliche Begleitung der Arbeitsgruppen bei ihren Arbeiten. Optimieren der Rahmen-bedingungen, regelmäßige Abstimmung mit Führungskräften. Pfl egen der Sicherheitskultur auf allen Ebenen.KuNo Nutzung mit Headset zur weiteren Verbesserung der direkten Kommunikation innerhalb der Gruppe.Abstimmung mit Rettungsleitstelle über Einsatz des Notarztes bei Forstunfällen.Sollte auf Grund der schwierigen Rahmenbedingungen i.d.R. gleich mit alarmiert werden.

gefertigt von A. Karcher, Fachkraft f. Arbeitssicherheit

Andreas KarcherForstBW, UFB Calw, Fachkraft für ArbeitssicherheitTel: 07084 [email protected]

28 29

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

28

unfallgeschehen

unfaLLzahLen iM StaatSWaLd

2012

Unfälle gesamt

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

282833

171788228

154

262699

171711225

159

272722

163

251

157

251 241

154 161622

252

161611

2013

215

143

400

300

200

100

0

meldepflichtige Unfälle

216

130

Zeitreihe Gesamtunfallzahlen im Staatswald BW

Meldepfl ichtige Unfälle und produktive Stunden Staatswald BW

600Unfälle

2012

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2013

178154 171 159 163 157 154 162 161 143

1,31,355 1,31,344 1,31,3 1,28 1,28 1,24 1,16 1,071,26

Mio. Std.

400

200

0

2,6

2,1

1,6

1,1

0,6

0,1

-0,4

meldepflichtige Unfälle produktive Stunden

1,15 1,18

130

Meldepfl ichtige Unfälle verursachen eine Ausfallzeit von vier oder mehr Kalendertagen.

die nachfolgenden abbildungen zeigen die entwicklung des unfallgeschehens im Staatswald zeitraum zwischen 2003 und 2013.

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

30 31

Meldepfl ichtige Unfälle je 1 Mio. produktive Arbeitsstunden Staatswald BW

Meldepfl ichtige Unfälle je 1.000 Beschäftigte (1.000-Personen-Quote) Staatswald BW

150Unfälle

124

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2012

2011

969686

1069797

117 114 120137137 128

50

100

0

111

2013

200

150

Unfälle

146

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2012

2011

121 110129129 123123

141 145 142 152 150

50

100

0

134

2013

Letzter pLatz iM bundeSWeiten VergLeich

Wir werden wieder besser und müssen weiter dran bleiben.

Meldepfl ichtige Unfälle pro 1 Mio. produktive Arbeitsstunden 2011 (ohne Wegeunfälle)

keine Angabe

3854

55 72 8091

97 99129

Bayern

Brandenburg

Sachse

n-

Anhalt

Sachse

n

Mecklenburg

-

Vorp

omm

ern

Thüringen

Hessen

Nieder-

sach

sen

Schlesw

ig-

Holste

in

Rheinland-

Pfalz

Baden-

Württem

berg

78

Mittelw

ert

keine Angabe

keine

Angabe

52 5869 69

82 8494 95

118126

Bayern

Brandenburg

Sachsen-

Anhalt

Thüringen

Sachsen

Nordrhein

Westfalen

Thüringen

Bundesforst

Hessen

Nieder-

sachsen

Saarland

Mecklenburg-

Vorpommern

Rheinland-

Pfalz Ba

den-

Württemberg

76

Mittelwert

3046 48

unfallgeschehen

5160 62

75 7580 85 90

112 120

Bayer

n

Brandenburg

Sachse

n-

Anhalt

Thüringen

Sachse

n

Nordrh

ein

Westfalen

Schlesw

ig-Holst

ein

Bundesfors

t

Hessen

Nieder-

sach

sen

Saarla

nd

Mecklenburg

-

Vorp

omm

ern

Rheinland-

Pfalz

Baden-

Württem

berg

71

Mittelw

ert

3640 50

39

Meldepfl ichtige Unfälle pro 1 Mio. produktive Arbeitsstunden 2012 (ohne Wegeunfälle)

Quelle KWF, bundesweite Daten zum Bezugsjahr der Broschüre werden i.d.R. ein Jahr zeitversetzt veröffentlicht.

Das Unfallgeschehen bleibt trotz leicht rückläufi ger Zahlen bei den meldepfl ichtigen Unfällen je 1 Million produktiver Arbeitsstunden und je 1.000 Beschäftigte im Staatswald Baden-Württemberg auf nicht akzepta-bel hohem Niveau.

Meldepfl ichtige Unfälle pro 1 Mio. produktive Arbeitsstunden 2010

unfallgeschehen

daS unfaLLgeSchehen iM StaatSWaLd der unteren forSt-

behörden SoWie SerViceSteLLen Von forStbW

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Im folgenden „Ranking“ steht an der Spitze, wer die wenigsten unfallbedingten Fehlzeiten je 100 in der Waldarbeit Beschäftigten im Jahr 2013 zu ver-buchen hatte. Weitere Angaben wie die Zahl der

im Staatswald beschäftigten Forstwirtinnen und Forstwirte, die absoluten Unfallzahlen, unfallbe-dingte Ausfallzeiten in Stunden, die Zahl der Un-fälle je 1.000 Beschäftigte (1.000-Personen-Quote)

32 33

Stadt-/Landkreise; Servicestelle

In der Waldar-beit Beschäf-tigte Staatswald (Stand 12/2013)

2013 (2012) alle Unfälle

2013Melde-pflichtige Unfälle

Ausfallzeit (Std.) alle Unfälle 2013(2012)

Unfallbedingte Fehlzeit 2013 je 100 in der Wald arbeit Beschäftig-te (Arbeitstage/Jahr)

Relative Unfallhäufigkeit (1.000 P Quote)

Heidelberg Stadt 2 0 (0) 0 (0) 0 (0) 0 (0) 0 (0)

Karlsruhe Stadt 10 0 (1) 0 (1) 0 (1.318) 0 (1.690) 0 (100)

Freiburg Stadt 3 0 (0) 0 (0) 0 (0) 0 (0) 0 (0)

Ludwigsburg 1 0 (1) 0 (1) 0 (22) 0 (282) 0 (1.000)

Lörrach 22 5 (3) 0 (3) 15 (1.825) 9 (1.017) 0 (130)

Heilbronn Landkreis 19 2 (5) 0 (3) 13 (190) 9 (121) 0 (150)

Konstanz 13 2 (4) 0 (2) 22 (134) 22 (132) 0 (154)

Rems-Murr-Kreis 41 9 (7) 0 (2) 78 (529) 24 (154) 0 (45)

Rottweil 11 1 (1) 1 (1) 36 (440) 42 (513) 91 (91)

Hohenlohekreis 10 1 (3) 1 (3) 47 (130) 60 (185) 100 (333)

Staatsklenge Nagold 5 1 (0) 0 (0) 24 (0) 62 (0) 0 (0)

Freudenstadt 69 12 (13) 6 (11) 585 (3.234) 109 (576) 87 (153)

Main-Tauber-Kreis 15 5 (2) 2 (1) 133 (37) 114 (30) 113 (63)

Göppingen 13 1 (6) 1 (4) 117 (180) 115 (165) 77 (286)

Breisgau-Hoch-schwarzwald 42 4 (7) 4 (6) 418

(1.330) 128 (397) 95 (140)

Ostalbkreis 72 13 (8) 9 (6) 728 (377) 130 (64) 125 (79)

Neckar-Odenwald-Kreis 15 4 (3) 2 (0) 155 (19) 132 (16) 133 (0)

Karlsruhe Landkreis 40 11 (15) 5 (9) 492 (838) 158 (269) 125 (225)

Rastatt 23 6 (9) 2 (6) 283 (584) 158 (312) 87 (250)

Waldshut 40 12 (4) 9 (1) 511 (167) 164 (55) 225 (26)

Schwarzwald-Baar-Kreis 21 9 (2) 3 (1) 271 164) 165 (100) 143 (48)

Maschinenbetriebe 38 5 (3) 4 (3) 523 (223) 176 (75) 105 (79)

Calw 63 11 (15) 5 (10)880

(3.068)179 (605) 79 (154)

Stadt-/Landkreise; Servicestelle

In der Waldar-beit Beschäf-tigte Staatswald (Stand 12/2013)

2013 (2012) alle Unfälle

2013Melde-pflichtige Unfälle

Ausfallzeit (Std.) alle Unfälle 2013(2012)

Unfallbedingte Fehlzeit 2013 je 100 in der Wald arbeit Beschäftig-te (Arbeitstage/Jahr)

Relative Unfallhäufigkeit (1.000 P Quote)

ZIELMARKE Nachhaltigkeitsstrategie für den Staatswald in Baden-Württemberg (Sollwert 2020) 180

Esslingen 16 4 (6) 4 (4) 236 (525) 189 (421) 250 (250)

Tübingen 21 3 (7) 2 (4) 350 (717) 214 (418) 95 (182)

Stuttgart Stadt 11 5 (7) 5 (6) 256 (555) 298 (647) 455 (545)

Ravensburg 37 7 (9) 5 (5) 891 (1.196) 309 (426) 135 (139)

Alb-Donau-Kreis 37 11 (14) 8 (10) 915 (2.729) 317 (921) 216 (263)

Ortenaukreis 34 5 (7) 5 (6) 849 (796) 320 (300) 147 (176)

Schwäbisch Hall 37 12 (14) 7 (8) 935 (1.130) 324 (371) 189 (205)

Biberach 35 6 (6) 4 (6) 950 (354) 348 (122) 114 (162)

Rhein-Neckar-Kreis 31 2 (6) 1 (2) 960 (69) 397 (31) 32 (69)

Reutlingen 25 12 (7) 10 (6) 853(431) 437 (251) 400 (273)

Heidenheim 37 10 (6) 6(4) 1.367 (1.073) 474 (362) 162 (105)

Emmendingen 16 4 (2) 3 (0) 660 (14) 529 (12) 188 (0)

Böblingen 9 3 (1) 2 (0) 470 (24) 670 (34) 222 (0)

Bodenseekreis 9 4 (0) 3 (0) 491 (0) 699 (0) 333 (0)

Enzkreis 21 7 (4) 6 (3) 1172 (496) 716 (335) 286 (158)

Tuttlingen 11 3 (4) 3 (2) 743(447) 866 (573) 273 (200)

Pforzheim Stadt 7 4 (4) 2 (4) 627 (405) 1.148 (742) 286 (571)

Baden-Baden Stadt 2 1 (0) 1 (0) keine Meldung

keine Meldung 500 (0)

Landesdurch - schnitt (ohne Stadtkreise, inkl. StadtkreisStuttgart)

239 134

erlauben einen Einblick in die Struktur des Unfall-geschehens der jeweiligen unteren Forstbehörde bzw. der jeweiligen Servicestelle. Zusätzlich teilt ein roter Balken das Feld der UFBen auf. Der Bal-ken symbolisiert die Zielmarke eines Ziels aus dem Strategischen Nachhaltigkeitsmanagement von ForstBW. Soll-Wert sind maximal 180 unfallbeding-

te Fehltage pro Jahr und je 100 in der Waldarbeit Beschäftigten. Die UFBen, die vor bzw. oberhalb des roten Balkens aufgeführt sind, haben dieses Ziel im vergangenen Jahr erreicht. Die unterhalb bzw. dahinter haben noch daran zu arbeiten.

Vorjahreswerte in Klammern

34 35

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

unfallgeschehen

Unfallbedingte Fehlzeiten je 100 Beschäftigte (Arbeitstage/Jahr)

Durchschnittliche unfallbedingte Ausfallzeiten in der Waldarbeit (alle gemeldeten Unfälle)

Verteilung der meldepfl ichtigen Unfälle 2013 nach Unfallschwere im Staatswald BW

20

Arbeitstage je verunfallten Beschäftigten

15

10

0

5

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2012

2011

14,6

10,1 11,113,113,1 11,8

9,211,6 10,5

12,712,713,9

2013

10,7

245 222

280280327

239

320

2008

2009

2010

2011

2012

2013

180180

Zielwer

t

300

200

100

0

97 (103)

17 (27)17 (27)

leicht4–20 Ausfalltage

mittel21–45 Ausfalltage

schwer46–90 Ausfalltage

sehr schwerüber 90 Ausfalltage und tödlicher Unfall

11 (8) 5 (5)

leicht

mitt

el

schwer

sehr

schwer

120

100

80

60

40

20

0

Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Ausfallstunden 19.698 19.230 22.402 19.720 23.905 27.314 24.449 18.054

35

holzernte –arbeitsbereich mit dem

größten unfallrisiko

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Der Besorgnis erregende Trend zu immer höheren unfallbedingten Ausfallzeiten scheint gestoppt zu sein.

Meldepfl ichtige Unfälle (einschließlich Wegeunfälle) im Staatswald Baden-Württemberg im Jahr 2013 nach Unfallschwere. Vorjahreswerte in Klammern.

36 37

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Wie auch in den Vorjahren ist die Holzernte der Ar-beitsbereich mit den höchsten Unfallzahlen. Kein Wunder, denn dieser Arbeitsbereich macht den Lö-wenanteil der Waldarbeit aus. Ein Viertel der Unfälle

unfallgeschehen

Anteil Unfälle 2013 in den Arbeitsbereichen

übrige Arbeitsbereiche 11 % (+/-0eiche 11 % (+/-0))

Waldpflege 7 % (+1)

Wegebau 2 % (-2)Wartung und Reparatur 3 % (-1)

Waldverjüngung und Waldschutz 8% (+4) Wegeunfälle 3% (+2)

Holzernte 66 % (-4)

37

die meisten unfällepassieren beim entasten

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

passiert beim „Entasten“, dicht gefolgt vom „Fällen“. „Fällen“, „Entasten“ und „Einschneiden“ sollten da-her auch im kommenden Jahr den Schwerpunkt der Sicherheitsunterweisungen ausmachen.

Unfälle 2013 in den Teilarbeiten der Holzernte

Absolute Unfallzahlen in den Arbeitsbereichen im Staatswald BW

Produktive Arbeitsstunden ausge-Produktive Arbeitsstunden ausge-wählter Arbeitsbereiche im Staats-wählter Arbeitsbereiche im Staats-wald BW

Die in Klammer gesetzten Zahlen geben die Veränderung in Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

Entasten 26% (+/- 0)

Rücken,Poltern 7 % (-1)

Sonstiges 9 % (+4)

Baum aufsuchen 17 % (+5)

zu Fall bringen 2 % (-3)

Wenden, Vermessen 10 % (+6)

Fällen 21 % (-2)

Einschneiden 8 % (-9)

übrige Bereiche

Wegebau

Holzernte

Waldverjüngung, WaldschutzWaldpflege

Wartung, Reparatur

Wegeunfälle

2010

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

2011

2012

2013 600.000

500.000

400.000

300.000

200.000

100.000

0Holzernte

482.266 478.824

107.346 106.395 73.823 67.758

Waldver-jüngung,Waldschutz

Waldpflege

2012 2013

38

Füße 7 % (-3)

Beine 31 % (+5)

Hände 16 % (-7)

Arme 7 % (+3)

Rumpf 18 % (-5)Augen 9 % (+5)

Kopf 12 % (-+2)Eine aussagefähige Kennzahl für das Unfallge-schehen ist das Verhältnis von aufgearbeiteter Holzmenge und Unfallzahlen. Die beiden folgenden Graphiken zeigen diesen Sachverhalt von zwei ent-gegengesetzten Standpunkten aus.

Grafi k 1 zeigt die aufgearbeitete Holzmenge je Holzernteunfall oder anders ausgedrückt: Wie viel Holz wird jeweils gefällt und aufgearbeitet bis wieder ein Holzernteunfall eintritt?

unfallgeschehen

Motormanuell aufgearbeitete Holzmenge in 1.000 Fm (m³) je meldepfl ichtigem Holzernteunfall im Staatswald BW

20

Tsd. Fm

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2012

2011

5

15

10

0

2013

11,76 13,0214,55 15,27

13,4813,48 13,5213,5212,73 12,32

11,07 10,63 11,09

Meldepfl ichtige Holzernteunfälle je 10.000 Fm (m³) motormanuell eingeschlagenen Holzes im Staatswald BW

1,00

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2012

2011

0,90

0,80

0,70

0,60

0,70,777

0,70,700,65

0,75 0,76 0,70,766

0,820,80,877

0,940,90

2013

0,85

Grafi k 2 zeigt die Zahl der Unfälle je 10.000 Ernte-festmeter eingeschlagenen Holzes.

Beide Grafi ken bzw. Kennzahlen-Reihen ermög-lichen Vergleiche zwischen Betrieben (oder Bun-desländern) mit sehr unterschiedlich hohem Holz-einschlag und daher sehr unterschiedlich hohen absoluten Unfallzahlen.

39

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

Verletzungen bei unfällen

im Staatswald baWü im Jahr 2013

nach körperteilen

40

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

arbeitSWeiSe und auSrüStung beStiMMen

VerLetzungSriSiko

Verletzungsursachen und Art der Verletzung verän-dern sich über die Jahre immer wieder ein wenig. Gleichwohl bleibt das Gesamtbild konstant und kann

Anknüpfungspunkte bieten für Maßnahmen der ge-zielten Unfallvermeidung.

Verletzungsursachen 2013

Art der Verletzung 2013

Maschinen 6 % (+3)

Stolpern & Stürzen 33 % (+3)

Sonstiges 8 % (- 1)

Stämme & Baumteile 18 % (-4)

Späne, Splitter, Dornen 4 % (+2)Werkzeuge 8 % (+/-0) Motorsäge 4 % (-2)

Äste & Zweige 19 % (-1)

Schnitt, Stich, Riß, Platzwunden 21 % (-3)

Zerrung, Zerreißung 19 % (+3)

Brüche 12 % (+9)

Insektenstich, Infektionen 1 % (+/-0) Motorsäge 0 % (-1)

Sonstige 3 % (+1)

Prellung, Quetschungen 38 % (-5)

Stauchung, Verrenkung 6 % (-4)

unfallgeschehen

4141

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

unfälle bei

auszubildenden

Die in Klammer gesetzten Zahlen geben die Veränderung in Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

42

arbeitssicherheit // Waldarbeit im Staatswald 2013

43

Meldepfl ichtige Unfälle je 100 Auszubildende

20

25

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2011

2010

5

15

10

0

2012

1188

1210 11 11

131310 99

1212 1212

2013

daS unfaLLgeSchehen bei den auSzubiLdenden

VerÄndert Sich kauM.

Meldepfl ichtige Unfälle Auszubildende

3021

34 31 3340

50

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2011

2010

10

20

0

333838

3535

25

33

2012

30

2013

33

Unfälle Auszubildende 2013 nach Arbeitsbereichen

Wartung Reparatur 15 % (+2)

Wegeunfälle 3 % (-7)

Verjüngung und Waldschutz 6 % (+3)

Waldpflege 0 % (-3)

übrige Arbeitsbereiche 21 % (-23)

Holzernte 55 % (+28)

Die Anzahl der meldepfl ichtigen Unfälle je 100 Auszubildende hat sich über die Jahre nur unwe-sentlich verändert. Die Zahlen pro Jahr erlauben

keine statistisch gesicherten Aussagen sowie die Ableitung von Trends.

unfallgeschehen

iMpreSSuMHerausgeber: Landesbetrieb ForstBW,

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Datum: Dezember 2014

Layout: werbeagentur aufwind GmbH,

Sebastian Schreiber MLR 52, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit

Redaktion: Dr. Maria Hehn, Forstliches Ausbildungszentrum Mattenhof | Armin Walter, Tü 84 Fach-

bereich Waldarbeit | Jochen Muschak, Forstliches Bildungszentrum Königsbronn | Frank

Schührer, Hauptstützpunkt Wental, UFB Heidenheim | Sebastian Schreiber MLR 52,

Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit

Nachdruck: auch nur auszugsweise nur mit ausdrücklicher Genehmigung MLR 52,

Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit gestattet

Unfallbeispiele: Sicherheitsfachkräfte Forst der Landkreise und Regierungspräsidien

Bilder: ForstBW, Zeichnungen Frank Kühnel

Drucknummer: 30-2014-52

www.forstbw.de www.facebook.com/forstbw

SchWerpunkte der Letzten auSgaben:

Die in Klammer gesetzten Zahlen geben die Veränderung in Prozent gegenüber dem Vorjahr an.

2010 Verantwortung von Forstbe-trieb und Unternehmer bei der ArbeitssicherheitGefährdungsbereiche bei der Zusammenarbeit von Forst-wirt und Forstmaschine

2011AMS – Arbeitsschutz mit System, Leitfaden für die Arbeitssicherheit im Wald

2012PSA-Persönliche Schutzaus-rüstung, Leitfaden für die Arbeitssicherheit im Wald

Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg – ForstBWMinisterium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg | Postfach 10 34 44 | 70182 Stuttgart

ergebniSSe arbeitSSicherheit 2013 –

auf den gebracht gebracht gebracht gebracht

Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg – ForstBWMinisterium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg | Postfach 10 34 44 | 70182 Stuttgart

Tödlich verlaufende Unfälle haben

meist 4 entscheidende Unfallursachen:

- Die Arbeit im Gefahrenbereich

fallender Bäume und arbeitender

Maschinen

- Hänger und ihr Zufall-Bringen,

- Herabfallende Äste und Kronenteile

- Sturmholzaufarbeitung

Die Ausfalltage

je Unfall sinken

von 15 auf 1 1

Fehltage!

Aktionsprogramm sichere Waldarbeit stellt zusätzlich 3.500 Euro je Jahr und Beschäftigten bereit!

ForstBW investiert

9,5 Mio. Euro in

Sicherheitstechnik!Stehendes Totholz

und Bäume mit Tot-

holz in der Krone:

besser seilunterstützt

umziehen.

Risikofaktoren in der

Waldarbeit:-Gewöhnung an Gefahr

-Unachtsamkeit

-Routine-Leichtsinn und

SelbstüberschätzungGefährdungspotenzial

liegendes Totholz:

-Stolper- und Sturzgefahr

-erhöhte Belastung beim Gehen

-Verklemmen und Wegschleu-

dern verspannter Holzteile bei

der Holzbringung!

Habitatbaum-Gruppen

möglichst nicht über

Rückegassen hinweg und

nicht direkt angrenzend

an Rückegassen

ausweisen.“

Die meisten Unfälle im Vergleich der Bundesländer passieren in Baden-Württemberg!