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Archäologie und Informationssysteme Niedersachsen

Archäologie und Informationssysteme · Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Archäologie und Informationssysteme Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege

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Archäologie undInformationssysteme

Niedersachsen

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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Archäologie undInformationssysteme

Vom Umgang mit archäologischenFachdaten in Denkmalpflege undForschung

Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 42

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Herausgeber: Stefan Winghart

Redaktion der Reihe:Dietmar Vonend

Wissenschaftliche Konzeption:Otto Mathias Wilbertz

Textredaktion:Josefine Puppe

Gestaltung, Bildredaktion und Satz:Petra Götting

Gesamtredaktion: Dietmar Vonend

Titelbild: Collage von Petra Götting

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 42ISBN 978-3-8271-8042-1

© Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege 2013Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des HerausgebersISBN 978-3-8271-8042-1Druck: Quedlinburg Druck GmbHVertrieb: CW Niemeyer Buchverlage GmbH, Hameln

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Inhalt

Inhalt

VorwortStefan Winghart

EINFÜHRUNG

Die Kommission „Archäologie und Informationssysteme“Otto Mathias Wilbertz

ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer FachdatenReiner Göldner, Ulrich Himmelmann, Thomas Poelmann, Axel Posluschny,

Thomas Richter, Mario Schlapke, Roland Wanninger, Bernd Weidner, Otto Mathias Wilbertz

ASPEKTE DER DATENBEREITSTELLUNG

Freie Daten für freie Bürger – Ein Essay über archäologische Daten, die Öffentlichkeit und open dataUlf Ickerodt

Über die Freiheit der DatenReiner Göldner

Opening access to heritage resources – risk, opportunity or paradigm shift?Anthony Beck

Datenaustausch und DatenabgabeOtto Mathias Wilbertz

THESAURUSFRAGEN

Semantische InteroperabilitätReiner Göldner

Zur Arbeit mit Zeitstufen und Kulturgruppen – „ reine Lehre“ und praktische UmsetzungOtto Mathias Wilbertz

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für DenkmalpflegeMarkus Ullrich, Roland Wanninger

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Archäologie und Informationssysteme4

ARCHIVIERUNG UND DOKUMENTATION

Archäologische digitale Daten – Authentizität und FunktionalitätDavid Bibby, Reiner Göldner

Digital curation at the Archaeology Data ServiceCatherine Hardman, Julian D. Richards

Erstellung von Bildern für BildarchiveSigmar Fitting

Metadaten in der ArchäologieEvelyn Rauchegger, Utz Böhner

Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten Reiner Göldner, David Bibby, Andreas Brunn, Sigmar Fitting, Axel Posluschny, Bettina Stoll-Tucker

Der Einsatz des Web-Standards SVG in der ArchäologieRalf Berger

archaeoDox – Standardsoftware auf Ausgrabungen in Schleswig-Holstein, der Freien und Hansestadt Hamburg und im Landkreis HarburgJörg Räther, Eicke Siegloff

PROJEKTE

Die Arbeitsgruppe „Archaeological Archives" des Europae Archaeologiae Consilium und das Culture 2007–2013 Project „ARCHES". Eine kurze Vorstellung.David Bibby

IANUS. Die Konzeption eines nationalen Forschungsdatenzentrums für die Archäologie und die AltertumswissenschaftenOrtwin Dally, Friederike Fless, Reinhard Förtsch, Maurice Heinrich, Felix F. Schäfer

Der Workshop 2012 der Kommission Archäologie und InformationssystemeOtto Mathias Wilbertz

Autorenverzeichnis

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Vorwort5

Vorwort

Computer prägen das tägliche Leben in einer Weise, die noch vor 20 Jahren undenkbar erschien.Archäo logen mit Computerkenntnissen waren in denSiebziger- und Achtzigerjahren noch seltene Aus -nahmen. Seit den Achtzigerjahren Jahren setzten sich in der Archäo logie Textverarbeitungs- und Daten bankprogramme mehr und mehr durch und esfolgte die weitere Verbreitung von Statistik- undGrafik programmen. Seit den Neunzigerjahren fandenzunehmend CAD-Programme und GIS-Systeme in der Boden denkmal pflege Einsatz, und die rasanteEntwicklung des Internets hat auch der Informa tions -technologie in der Archäologie einen gewaltigenSchub verliehen. GIS-gestützte und oft Web-basiertedigitale Fach infor mationssysteme gehören mittlerwei-le zum Standard in der archäologischen Denk mal -pflege und können oft schon mobil abgerufen werden.

Mit den neuen Möglichkeiten haben sich auch neueChancen und Herausforderungen abgezeichnet.Digitale Inventare, Metadaten-Bestände und GIS-Technologie bieten die Möglichkeiten der flächenhaf-ten Bearbeitung der bisher zumeist isoliert betrachte-ten Einzelobjekte. Web-basierte Nutzungs möglich -keiten, Internetportale und digitale Nutzerführung lie-fern unterschiedliche Angebote zur Fachkommu -nikation, Vermittlung und Inwertsetzung.

In der föderal organisierten Bodendenkmalpflege inder Bundesrepublik sind es die Forschungsprojekteund vor allem die Landesgrenzen überschreitendenlinearen Großprojekte, die deutlich machen, wie wich-tig eine enge Zusammenarbeit zwischen den einzel-nen Landesarchäologien ist – nicht zuletzt auch beimAustausch von Fachdaten.

Unter den Kolleginnen und Kollegen, die an den ver-schiedenen Landesämtern mit der Be- und Ver -arbeitung digitaler Fachdaten betraut sind, kam derWunsch nach Austausch von Informationen undErfahrungen sowie zur Vorbereitung von Standardsbeim Einsatz geografischer Informationssysteme auf.

Auf der Jahrestagung des Verbandes der Landes -archäologen in der Bundesrepublik Deutschland (VLA)am 3. Mai 2004 im niedersächsischen Bad Bederkesa

wurde der Vorschlag, eine Kommission zu diesemThema zu gründen, zunächst kontrovers diskutiert.Neben begeisterter Befürwortung wurde auch dieSinn haftigkeit einer solchen Kommission infrage ge -stellt. Zu ambitioniert erschienen die Ziele. Schließlichwurde die Kommission „Archäologie und Infor -mationssysteme“ mit großer Mehrheit ins Leben geru-fen. Die Kommission trat erstmals unter Beteiligungvon 15 Landesämtern und der Römisch-GermanischenKommission am 16. März 2005 in Hannover zusam-men und hat seitdem in ihrer mehrjährigen Arbeit dievon einigen bei der Gründung geäußerten Zweifeldurch eine beeindruckende Leistungsbilanz ausge-räumt. Die Gruppe hat – vor allem in ihren ausExperten zusammengesetzten Arbeitsgruppen – wich-tige Impulse gegeben und eine informelle Vernetzungder mit Fragen der Informationstechnologie beschäf-tigten Personen in den Landesarchäologien derBundesrepublik und ihrem breiten Partnerfeld verwirk-licht. Sie dient als Plattform zum länderübergreifendenAustausch von Informationen und Erfahrungen sowiezur Vorbereitung von Standards. Themen sind dieOrganisation von Fachdaten und Geodaten, dasVerhältnis zu Vermessungsbehörden und anderenPartnern mit digitalen Kartenbeständen, dieVerfügbarkeit digitaler Karten, Zugriffs berech -tigungen, Bereitstellungskosten, Vertragsgestaltungu.v.m. Die Kommission berät den Verband derLandesarchäologen, organisiert in Absprache mit demVorstand des VLA zum Beispiel Workshops zu aktuel-len Themen, wie zum Beispiel zur Umsetzung dereuropäischen INSPIRE-Richtlinie zum Datenaustauschund spricht Empfehlungen aus. Der von derKommission entwickelte Standard für den Austauschund die Weitergabe georeferenzierter archäologischerDaten ADeX (Archäologischer DateneXport) ist einvon allen Bundesländern mitgetragener Erfolg.

Es war der auch von außen an das Gremium herange-tragene und vom Verband der Landesarchäologenund den Kommissionsmitgliedern geteilte Wunsch,ein Resümee aus den acht Jahren Kommissionsarbeitzu ziehen. Nachdem die ursprünglich geplantePublikation im Archäologischen Nachrichtenblatt nichtmöglich war, bot sich der Druck in der Reihe der„Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen“an. Die Arbeit der Kommission hat in Niedersachsen

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Archäologie und Informationssysteme

ihren Ausgang genommen, die meisten Tagungenund Sitzungen der Kommission und ihrer Arbeits -gemeinschaften fanden aufgrund der verkehrsgünsti-gen Lage in Hannover statt und der erste und vorletz-te Sprecher der Kommission sowie Vertreter derArbeitsgruppen arbeiten beim NLD. Wir fühlen unsdem Thema auch deshalb besonders verpflichtet, weildas Fachinformationsmanagement seit dem Beginnder Arbeit an der ADAB 1996 bis zum internetgestütz-ten Fachinformationssystem ADABweb eineSchlüsselrolle in der Boden- und Baudenk mal pflegeunseres Hauses spielt, die ihren Niederschlag auch inmehreren Auftritten auf der HannoverschenComputermesse CeBit fand.

So waren wir gerne bereit, diesen wichtigenSammelband zu publizieren und zu verbreiten. DasBuch ist gleichzeitig auch eine Geste des Dankes anden langjährigen Sprecher der Kommission, Dr. OttoMathias Wilbertz, der sich auch nach seinerPensionierung im NLD intensiv in der Kommissions -arbeit engagiert. Wir danken dem Kollegen Wilbertzfür seine hervorragende Arbeit und wünschen seinem

Nachfolger Dr. Reiner Göldner vom Landesamt fürArchäologie Sachsen für die Fortsetzung der Arbeitalles Gute. Die Kommission ist auch weiterhin in unse-ren Räumen gerne gesehen.

Die Kommission hat nun aus acht Jahren erfolgreicherArbeit wichtige Ergebnisse, Diskussionen und An -regungen aus ihrer Arbeit zusammengestellt. Diesewerden ergänzt durch Beiträge externer Autoren zusachverwandten Themen. So ist eine Gesamtschauder Situation der Landesarchäologie im Umgang mitder Informationstechnologie, ihren Chancen, aberauch bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungenim Umgang mit den Daten entstanden.

Dr. Stefan Winghart, Präsident des Niedersächsischen Landesamtes fürDenkmalpflege

Dr. Henning Haßmann, Niedersächsischer Landesarchäologe

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Der Verband der Landesarchäologen in der Bundesre -publik Deutschland (im Folgenden VLA) hat am 3. Mai2004 auf seiner Jahrestagung im niedersächsischenBad Bederkesa beschlossen, eine Kommission „Archä -o logie und Informationssysteme“ ins Leben zu rufen(Wilbertz 2008). Sprecher der Kommission war zu -nächst Henning Hassmann, auf den 2006 GregorSchlicks bier folgte. Von diesem übernahm der Verfas -ser dieser Zeilen 2007 die Sprecherfunktion1.

Zu den wesentlichen Aufgaben der Kommission ge -hört die Realisierung der Darstellbarkeit archäologi-scher Inhalte in digitalen Karten. Als Arbeitsziele derKommission wurden bei der konstituierenden Sitzungbenannt: Herstellung von Interoperabilität, Nutzungvon Synergieeffekten, Einbindung in die Geodaten -infrastruktur Deutschland (GDI-DE), Empfehlung zurModellierung archäologischer Ressourcen (Begriff -lichkeiten, Datenstrukturen, Thesauri), Schaffungeines bundesweiten Standards zum Datenaustausch,Öffentlichkeitswirksamkeit (innerhalb des VerbandesMachbarkeit und Möglichkeiten digitaler Kartierungaufzeigen, nach außen Ergebnisse präsentieren).

Bei der konstituierenden Sitzung am 16. März 2005wurde vereinbart, die inhaltliche Arbeit in kleinereArbeitsgruppen zu verlagern. Als deren erste trat am2. Mai 2005 die „AG Modellierung“ erstmals zusam-men. Es folgten die „AG Rechtliche und wirtschaft -liche Aspekte der Datenweitergabe (RWAD)“ am 26. Juli 2007 und die „AG Thesaurusfragen“ am 27. September 2007. Im Rahmen der Tagung des VLA2008 wurde ein Kolloquium mit dem Titel „Analogund digital – Probleme und Perspektiven der Archi -vierung und Magazinierung archäologischer Quellen“durchgeführt (Archäologisches Nachrichtenblatt 14,2009 [2] passim). Die Beschäftigung mit dieser The -ma tik führte zur Gründung der „AG Archivierung“,die sich am 16. September 2008 erstmals traf.

Bei den Sitzungen der Kommission steht eine Beteili -gung möglichst vieler Landesämter im Vordergrund,sodass um einen Kern kontinuierlich Mitwirkendereine wechselnde Zahl weiterer Personen zusammen-kommt. Zu der konstituierenden Sitzung hatten 14Landesämter, die Stadtarchäologie Köln sowie die

Römisch-Germanische Kommission des DeutschenArchäologischen Instituts (RGK) Vertreter entsandt.Bei der Sitzung am 28. November 2011 waren Vertre -ter von elf Landesämtern und der RGK sowie einVertreter der Kommunalarchäologien zugegen. DieArbeitsgruppen der Kommission setzen sich dagegenaus einem konstanten Personenkreis zusammen, dereine kontinuierliche Arbeit gewährleistet.

Die AG Modellierung begann damit, Informationenüber vorhandene Strukturen zu sammeln und die se -man tischen Grundlagen zu schaffen, um Daten ver-gleichen und schließlich austauschen oder gemein-sam präsentieren zu können. Hierzu wurde eine ein-fache Tabellenstruktur in einem von allen beherrsch-baren Format gewählt sowie zwei einfache Wer te -listen für die Ansprache von Denkmaltyp und Datie -rung. Für den so geschaffenen AustauschstandardADeX (=„Archäologischer DateneXport“) wurde eineWort bildmarke beim Deutschen Patent- undMarkenamt eingetragen. Die erste Beispielkartierungzeigte Bur gen aus sechs Denkmalämtern. Eine neue,überarbeitete Karte mit Burgen aus nunmehr achtDenk mal ämtern und einer ersten chronologischenDiffe ren zierung wurde 2011 von I. Herzog publiziert(Her zog 2011). Die bisherigen Ergebnisse wurden beider Tagung des Verbandes der Landesarchäologen imJuni 2007 in Esslingen verbandsintern vorgestellt. ImNo vember des gleichen Jahres wurden die Ergebnisseim Rahmen der Internationalen Tagung „KulturellesErbe und Neue Technologien“ in Wien innerhalb eineseigens dafür eingerichteten Workshops dargestellt(Wil bertz 2008, vgl. CD-ROM bei den Literatur -verweisen).

Eine logische Folge der Realisierung des Austausch -standards war die Beschäftigung mit den Kondi -tionen, zu denen Daten ausgetauscht oder weiterge-geben werden beziehungsweise werden sollen.Hiermit beschäftigt sich die AG RWAD, die zunächsteine Fragebo gen aktion unter den Landesämterndurch führte. In diesen Prozess fiel die Notwendigkeit,sich als Archä ologische Denkmalpflege mit der INSPI-RE-Richtlinie der EU (INSPIRE = INfrastructure forSPatial InfoRma tion in Europe) auseinanderzusetzen.Bei dieser vom Naturschutz ausgehenden Bestim -

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EINFÜHRUNG

Die Kommission „Archäologie und Informationssysteme“

Otto Mathias Wilbertz

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mung, die inzwischen in nationales Recht umgesetztworden ist, geht es darum, in der öffentlichen Ver -waltung vorliegende räumliche Informationen in ver-einheitlichter Form unter bestimmten Bedingungenanderen Dienststellen und der Öffentlichkeit zugäng-lich zu machen. Zu den ersten von INSPIRE betroffe-nen Objekten gehören Schutzgebiete, und zwar nichtnur Naturschutzgebiete, sondern auch Flächen mitschutzwürdigen archäologischen Objekten (Gra -bungs schutzgebiete, Denkmal schutz flächen undÄhn liches). Zur Beschäftigung mit dieser Thematikwurde im Herbst 2010 gemeinsam mit demSächsischen Landesamt für Archäologie in Dresdeneine Klausurtagung durchgeführt. Der Dis kussions -prozess ist noch nicht abgeschlossen.

Nachdem im Rahmen der AG Modellierung zweiWerte listen für Oberbegriffe zu Denkmaltyp und Da -tierung vereinbart worden waren, ging die AGThesaurusfragen daran, diese Listen zu überprüfenund nach Möglichkeiten einer Verfeinerung derBegrifflichkeit zu suchen. Die Arbeit begann mit denDatierungsangaben. Schon bald stellte sich heraus,dass für die einzelnen Zeitepochen in den verschiede-nen Ländern unterschiedliche Datierungen für ihrenAnfang und ihr Ende und damit auch für ihre Dauergebraucht werden. Daher wurde eine „Zeitstrahl“ ge -nannte Synopse erstellt, welche die unterschiedlichenZeitansätze mit Jahresangaben korreliert. Sie erhebtnicht den Anspruch einer wissenschaftlich begründe-ten deutschlandweiten vergleichenden Chronologie -tabelle, sondern soll als Handreichung zur Orientie -rung bei Datenaustausch-Vorgängen dienen.

Die AG Archivierung begann mit einer Begriffsklärung– die ursprüngliche Bezeichnung „Langzeitarchivie -rung“ wurde nach eingehender Diskussion korrigiert:Archivierung nach dem Verständnis der Arbeitsgruppeist stets unbegrenzt und streng von der (vorüberge-henden) Datenspeicherung zu unterscheiden. In die-sem Sinne wird der Begriff „Archivierung“ seither inallen Verlautbarungen der AG gebraucht. Im An -schluss daran wurde eine Fragebogenaktion durchge-führt, um die Situation in den Landesämtern verste-hen zu lernen.

Am 19. und 20. November 2012 fand in Hannover einWorkshop statt, zu dem das Niedersächsische Lan -desamt für Denkmalpflege (NLD) und die Kommission„Archäologie und Informationssysteme“ eingeladenhatten. Die technische Organisation lag in den Hän -den des NLD, das seine Infrastruktur für die Vorbe -reitung und Durchführung zur Verfügung stellte. Hier -für sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt! Ebensomöchte ich dem Präsidenten des Landesamtes, HerrnDr. Winghart, dafür danken, dass die vorliegendenBeiträge in der Reihe der Arbeitshefte zur Denkmal -pflege in Niedersachsen gedruckt werden konnten.

Das vorliegende Arbeitsheft stellt Themen undArbeits ergebnisse der Kommission „Archäologie undInformationssysteme“ zusammen. Zu den eigenenTex ten aus den Landesarchäologien wurden Gast -beiträge hinzugefügt, die sich mit den gleichen oderverwandten Inhalten beschäftigen und somit den be -h andelten Themenkreis weiter abrunden sowie ergän-zende Entwicklungen vorstellen.

Anmerkung

1 Am 15.04.2013 übernahm Reiner Göldner die Spre -cher funktion.

Literatur

Herzog 2011: Irmela Herzog, ADeX – grenzenloserAustausch archäologischer Fachdaten. Archäologie inDeutschland 2011 (1) 38.Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie (Hrsg.),Workshop 12 – Archäologie und Computer 2007Kulturelles Erbe und Neue Technologien 5.–7. Novem -ber 2007. Wien 2008. CD-ROM. (Beiträge Dietrich,Göldner, Himmelmann, Weidner, Wilbertz).Wilbertz 2008: Otto Mathias Wilbertz, Kommission„Archäologie und Informationssysteme“. Archäologi -sches Nachrichtenblatt 13, 2008 (2) 134–141.

Die Kommission „Archäologie und Informationssysteme“ 9

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Die Erarbeitung des markenrechtlich geschütztenArchäologischen Daten-Export-Standards (kurz ADeX)wurde von der Kommission „Archäologie und Infor -mationssysteme“ beim Verband der Landes ar chä olo -gen angeregt und durch die AG Modellierung reali-siert. Ziel war die Entwicklung eines bundesweitenStandards für den Datenaustausch zwischen denarchä ologischen Landesämtern und mit anderenInstitutionen.

1 Einführung

Je weiter wir in die Vergangenheit vordringen, destoweniger haben die betrachteten kulturellen Räumemit den heutigen politischen Grenzen gemeinsam.Archäologische Forschungen können daher nicht anLändergrenzen aufhören, und auch der Denkmal -schutz profitiert vom Blick zum Nachbarn. Durch dieKulturhoheit der Länder ist in Deutschland eine starkdifferenzierte Welt archäologischer Informations -systeme entstanden, die den Datenaustausch nichtgerade erleichtert.

Die Kommission „Archäologie und Informations -systeme“ des Verbandes der Landesarchäologen wid-met sich der Aufgabe, den grenzübergreifenden Aus -tausch archäologischer Daten zu vereinfachen. Ziel ist

dabei, den Schutz des Kulturgutes zu gewährleistenund zugleich dem großen Interesse archäologischerFachanwender und der Öffentlichkeit Rechnung zutragen. Die Kommission bietet eine Plattform zumInformationsaustausch, leistet konzeptionelle Arbeitin thematischen Arbeitsgruppen (AGs) und machtVorschläge zur Harmonisierung und Standardisierungarchäologischer Fachdaten. Dabei erfolgt jedoch keinEingriff in die Hoheit der zuständigen Institutionen.Ein Nutzen wird vor allem in den Bereichen Denkmal -schutz/Denkmalpflege, Wissenschaft/Forschung undPlanung/Verwaltung erwartet.

Die AG Modellierung widmete sich zuerst derUntersuchung der internationalen Standards CIDOC-CRM (http://www.cidoc-crm.org/) und Object-ID(http://archives.icom.museum/object-id/index.html)für Daten des kulturellen Erbes. Eine Übernahme die-ser Standards erschien nicht sinnvoll, weil sie nurwenig Gewicht auf kartierbare Daten legen und zumTeil eine sehr hohe Komplexität aufweisen, die derForderung nach einem möglichst einfachen Aus -tausch format widersprechen. Dennoch behielt die AGdiese Standards auch bei ihren eigenen Überlegungenim Blick. Es folgte der Vergleich der in den verschiede-nen beteiligten archäologischen Fachämtern vorhan-denen Datenmodelle. Dabei ergab sich eine großeHete ro genität, vor allem hinsichtlich der benutzten

Archäologie und Informationssysteme10

Version 2.0 –

Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten

Reiner Göldner, Ulrich Himmelmann, Thomas Poelmann, Axel Posluschny, Thomas Richter, Mario Schlapke,Roland Wanninger, Bernd Weidner, Otto Mathias Wilbertz

1 Länderübergreifendes Bauvorhaben (Erdgastransportleitung Sayda-Werne-Eynatten) und betroffene Fachämter.

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Begrifflichkeiten (zum Beispiel werden Fundstelle undFundplatz nicht einheitlich verwendet). Daher wurdeder neutrale Begriff „Fläche“ eingeführt, der auchPunkt- und Linienobjekte einbezieht, und dazuArchäo logieflächen, Untersuchungsflächen undSchutzflächen definiert (siehe dazu Absatz 2).

Aufgrund des Vergleichs der Datenmodelle entwickel-te die AG Modellierung in einer ersten Version einsehr einfaches Austauschformat, welches aus denModulen Generelles, Georeferenz sowie Typ und Zeitbesteht und Archäologieflächen beschreibt. Es um -fasst damit sozusagen den kleinsten gemeinsamenNenner aller Modelle. Diese erste Version des Archäo -logischen DateneXport-Standards (ADeX) ist aus prag-matischen Gründen bewusst sehr einfach gehaltenund kann ohne umfangreichen Programmieraufwandimplementiert werden (siehe dazu Absatz 3).

ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten 11

2 Kartierung gewässernaher Fundstellen im Grenzgebiet zweier Bundesländer ohne Einbeziehung des Nach barn.

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2 Begriffliche Grundlagen

Fast alle archäologischen Informationen haben einendeutlichen geografischen Bezug. Begriffe wie „Fund -stelle“ oder „Fundplatz“ drücken dies sogar nament-lich aus, allerdings werden diese Begriffe nicht ein-heitlich verwendet, sondern besitzen regional unter-schiedliche Bedeutungen. Insofern bildet die Verstän -digung über diese Begriffe eine wichtige Voraus set -zung für die Modellierung.

Im Ergebnis dieser Verständigung entstand die hiervorliegende Beschreibung. Sie beinhaltet eine abstra-hierte Sicht auf in der Archäologie üblicherweise ver-wendete Geoobjekte und ist damit für eine regionalübergreifende, gemeinsame Modellierung geeignet.Die hier angeführten Definitionen bilden eine Grund -lage der Arbeit der AG Modellierung und finden inihren weiteren Dokumenten Verwendung. Die vorge-schlagenen Begriffe sind ein sprachlicher Kompro -miss. Ihre Verwendung hier beziehungsweise im ar -chäo logischen Kontext bietet jedoch die notwendigedeutliche Ab grenzung zu den herkömmlichen Be -griffen.

Allgemein wird hier von Flächen gesprochen, auchwenn diese als Fundpunkte oder Linienobjekte auf derKarte dargestellt werden. Begriffe wie „Stelle“,„Platz“, „Site“ werden hier vermieden, weil sie in ver-schiedenen Ämtern beziehungsweise archäologischenInstitutio nen eine feste, aber unterschiedlicheDefinition ha ben.

Definition„Fläche“:Eine „Fläche“ ist ein im Gelände abgrenzbareroder lokalisierbarer Bereich.

Die Begriffe „abgrenzbar“ und „lokalisierbar“ sindhier bewusst nicht weiter qualifiziert, um indirekteund/oder ungenaue Lokalisierungen (wie zum Beispiel„in der Nähe von Adorf“) zuzulassen.

In der Archäologie sind die folgenden drei verschiede-nen Arten von „Flächen“ von zentraler Bedeutung,für sie sollte der Datenaustausch funktionieren:

– Archäologiefläche– Untersuchungsfläche– Schutzfläche

Damit sind zwar noch nicht alle in den beteiligtenFachämtern relevanten Arten von „Flächen“ abge-deckt, aber es gibt eine gemeinsame Basis. Nach -folgend werden die genannten Flächenarten definiertund näher beschrieben.

2.1 Archäologiefläche

Definition „Archäologiefläche“:Eine Archäologiefläche ist eine Fläche (sieheoben), an der mindestens ein archäologisch qua-lifiziertes beziehungsweise relevantes Ergebnisvorliegt/ vor gelegen hat oder vermutet wird.

Das heißt, Archäologieflächen umschließen „sicher“nachgewiesene Archäologie oder auch begründetenVerdacht auf beziehungsweise begründete Vermu -tung von Archäologie – oder die sicher nachgewiese-ne Abwe senheit von archäologischen Befunden(sogenannte Negativflächen). In der Regel werdenverschiedene archäologische Beobachtungen zu einersolchen Archäologiefläche zusammengefasst. Die(wissenschaftliche) Qualität der Archäologiefläche(einfache Fundstelle, komplexe Fundstelle, etc.) bezie-hungsweise die Sicherheit der Erkenntnis kann man inAttributen festhalten. Archäologieflächen könnensich auch auf paläontologisch qualifizierte bezie h -ungs weise relevante Ergeb nisse beziehen. Dies lässtsich zwar nicht am Begriff Archäologiefläche ablesen,doch soll dieser Begriff wegen seiner Prägnanz beibe-halten werden.

Beispiel: Auf mehreren Luftbildern, die zu verschiede-nen Jahreszeiten gemacht wurden, kann man einenBefestigungsgraben und Pfostenspuren zweier Lang -häuser der Linearbandkeramik erkennen. Die vollstän-dige Ausdehnung des Befestigungsgrabens ist ausden Luftbildern nicht genau abzulesen. Doch derbearbeitende Archäologe kennt ähnliche Plätze undkann daher die Ausdehnung des Platzes rekonstruie-ren. Diese Fläche, die die gesamte „Fundstelle“ um -schließt, ist eine Archäologiefläche.

Natürlich wird nicht in allen Fällen so genau gearbei-tet. Gerade bei kleineren Maßnahmen (Lesefunde,Baustellenbeobachtungen) und Altdaten fasst manhäufig die Fundstreuungen unterschiedlicher Zeitstel -lungen zu einer Fläche zusammen und generiert dar-aus eine Archäologiefläche. Oft ist dies nicht andersmöglich, da keine genauen Angaben vorliegen. Dasbedeutet, dass es zu einer Archäologiefläche mehrereAnsprachen und Datierungen geben kann. In einemsolchen Fall ist die Archäologiefläche häufig mit derUntersuchungsfläche (siehe unten) identisch.

Im Folgenden wird der Idealfall für Archäologie flä -chen beschrieben, der zwar eher selten anzutreffen,aber für die wissenschaftliche Auswertung erstrebens-wert ist: Eine Archäologiefläche umfasst idealerweiseden gesamten Bereich, für den archäologische Infor -mationen vorliegen, unabhängig von der heutigen Er -haltung.

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Beispiele: Auch eine vollständig zerstörte „Fund stelle“wird als Archäologiefläche gespeichert. Ein teilzerstör-ter Platz, zum Beispiel die Stadtmauer, ist auch genaueine Archäologiefläche und nicht eine An samm lungvon Flächen mit den erhaltenen Teilen. Im Idealfallwerden Archäologieflächen nicht durch Verwaltungs -grenzen zerteilt, das heißt auch, wenn die Archäo lo -gie fläche eine solche Verwaltungsgrenze überschrei-tet, bleibt sie als Einheit erhalten. Mehrere Archäo -logieflächen können sich überlappen, für eine römi-sche Straße über einem älteren Gräberfeld dürfen(und sollten) zwei getrennte Archäologieflächen er -fasst werden.

Sind solche idealen Archäologieflächen vollständig füreine Region erfasst, dann ist die Beantwortung vonsolchen Fragen möglich, wie: Wie viele merowinger-zeitliche Gräberfelder sind in der Region bekannt?Wie viele Siedlungen gleicher Zeitstellung existiertenin einer Region? Wie hoch ist der Anteil an befestig-ten Siedlungen?

2.2 Untersuchungsfläche

Definition „Untersuchungsfläche“:Eine Untersuchungsfläche umschließt den Be -reich, der archäologisch beobachtet wurde.

Oftmals ist die im Rahmen einer archäologischenMaßnahme beziehungsweise Aktivität untersuchtebeziehungsweise beobachtete Fläche viel umfangrei-cher als die „Archäolo gie fläche“, für die, wie schondefiniert, qualifizierte Ergebnisse vorliegen. Oder esergibt sich eine um fangreiche Archäologieflächedurch eine große An zahl von Einzeluntersuchungen.Dies wird vor allem bei nachfolgenden Beispielendeutlich, lässt sich aber auch prinzipiell verallgemei-nern.

Beispiel: Bei einer Feldbegehung ist die ganze began-gene Fläche die Untersuchungsfläche (also meist dasgesamte Feld), nicht nur der Bereich, an dem eineFund konzentration nachgewiesen werden konnte.Der Begehende kann einen Teil des Feldes als Unter -suchungsfläche definieren, wenn er nur dort gesuchthat. Natürlich kann das Feld auch in unterschiedlicheUntersuchungsflächen eingeteilt werden, wichtig istnur, dass jede Fläche, die archäologisch untersuchtwurde, irgendeiner Untersuchungsfläche zugeordnetist.

Beispiel: Wird der Bau einer Trasse archäologischbegleitet, aber nur an einigen ausgewählten Stellenfin det eine Grabung statt, so ist der ganze Ausschach -tungsbereich der Trasse eine Untersuchungsfläche.

Beispiel: Das riesige Reihengräberfeld von Krefeld-Gellep ist durch eine große Anzahl von (kleineren) Ein -zeluntersuchungen dokumentiert.

Es wird jedoch auch vorkommen, dass man die Unter -su chungsfläche nicht explizit kennt oder nicht von derArchäologiefläche unterscheiden kann. Dann nimmtman in der Regel eine mit der Archäologiefläche iden-tische Ausdehnung an.

Beispiel: Bei Begehungen mit wenig eindeutigenFund streuungen, alten Fundmeldungen oder Mel -dungen von Laien und bei grober Kartierung sindUntersuchungsfläche und Archäologiefläche häufigidentisch.

Wichtig ist, dass man die Lage- beziehungsweisePositions ge nauigkeit als Attribut zur Untersuchungs -fläche führt. Untersuchungsflächen sind ergebnisneu-tral (beziehungsweise archäologieneutral). Die ar -chäo logischen Ergebnisse werden als Archäologie -fläche geführt, sodass also normalerweise eine odermehrere Archäologieflächen zu einer Untersuchungs -fläche Bezug nehmen (und umgekehrt). Wurde nichtsgefunden, so sollte auch dies explizit vermerkt wer-den. Idealerweise ist also jede Archäologieflächedurch Untersuchungsflächen abgedeckt.

Bei einer Untersuchungsfläche sollte auch festgehal-ten werden, welche Maßnahme zur Untersuchungder Fläche durchgeführt wurde und mit welcherIntensität beobachtet wurde. Neben den klassischenMaß nahmen wie Grabung und Prospektion könnteauch die Aufarbeitung von historischen Quellenbeziehungsweise Altkarten zu Untersuchungsflächenführen.

Wenn ein Platz nur teilweise archäologisch nachge-wiesen wurde und die vollständige Ausdehnungdurch den Wissenschaftler am Schreibtisch rekonstru-iert wird, so sollte auch für diese rekonstruierte Flächeeine Untersuchungsfläche definiert werden.

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2.3 Schutzfläche

Definition „Schutzfläche“:Die Schutzfläche ist eine Fläche, die nach demjeweiligen Landesgesetz unter Schutz steht oderfür die ein Antrag auf Unterschutzstellung er -folgt ist. Eventuell ist dieser jedoch noch nicht(vollständig) bearbeitet worden.

Die Schutzfläche selbst wird, ähnlich wie dieUntersuchungsfläche, archäologisch neutral betrach-tet. Zu einer Schutzfläche gehört aber ein Verweis aufeine (oder mehrere) Archäologiefläche(n) und Infor -mationen zum Schutzstatus.

Es besteht die Möglichkeit, dass es zu einer Ar chäo -logiefläche mehrere Schutzflächen gibt. Dies ist zumBeispiel im Rheinland bei gemeindeübergreifendenFundstellen erforderlich, da dort die Gemeinden fürdie Unterschutzstellung zuständig sind.

Im Idealfall bezieht sich eine Schutzfläche nur auf eineArchäologiefläche, aber gerade in Innenstadt berei -chen kann es vorkommen, dass mehrere (Teil-)Ar -chäologieflächen zu einer Schutzfläche zusammenge-fasst werden. Die Ausdehnung einer Schutzflächekann sich von der Ausdehnung zugehöriger Archäo -logieflächen unterscheiden (zum Beispiel bei Umge -bungs schutz).

Die Denkmalschutzgesetze in den einzelnen Bundes -ländern sind unterschiedlich. Deshalb kann es nichtdie Aufgabe unserer Arbeitsgruppe sein, Stan dardsfür die Ausweisung von Schutzflächen zu erarbeiten.Jede beteiligte Institution ist aufgerufen, selbst genauzu definieren, welche Formen des Schutzstatus es indem Bundesland gibt und wie diese in der Praxisangewendet werden.

Schutzflächen sind nicht zwingend identisch mit Gra -bungsschutzgebieten.

2.4 Weitere Flächenarten und Beispiele

Eine weitere Flächenart, die ausgetauscht werdenkann, sind zum Beispiel die (externen) Planungs -flächen. Primär sollte man sich jedoch auf die Flächenbeschränken, die von der gesetzlich zuständigen Insti -tution erhoben werden. Die Flächen aus anderenQuel len spielen eine untergeordnete Rolle.

Beispiele: Eine Gemeinde plant ein neues Gewerbe -gebiet. Das Planungsareal (weitere Flächen) liegt demLandesamt vor, eine Stellungnahme soll erarbeitetwerden. Es wird festgestellt, dass aus diesem Bereichungenaue Altmeldungen (Archäologieflächen) be -kannt sind. Um diese Altmeldungen zu überprüfen,werden Prospektionsmaßnahmen (Untersuchungsflä -chen) durchgeführt. Diese führen zu einer genauerenFestlegung der Grenzen der Archäologieflächen. Einebedeutende Fundstelle in diesem Bereich ist bereitsteilweise durch eine Straße zerstört, aber der Rest sollerhalten bleiben (Schutzfläche). An dieser Stelle wirdeine Umplanung des Gewerbegebietes angestrebt.Die Gemeinde entscheidet sich jedoch für eine Zer -störung des Bodendenkmals, daher wird eine Gra -bung durchgeführt (Untersuchungsfläche stimmt hiermit der Schutzfläche überein). Die nun vollständigentsorgte Fundstelle bleibt in der Liste der Archäo -logieflächen verzeichnet. Es wird nur vermerkt, dasssie nicht mehr erhalten ist.

Archäologie und Informationssysteme14

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3 ADeX-Modellstruktur

ADeX (Archäologischer DateneXport) ist als bundes-weiter Standard für den Datenaustausch zwischenden archäologischen Landesämtern beziehungsweisemit anderen Institutionen ausgelegt.

Da die bestehenden Datenmodelle der Denkmalfach -be hörden nicht zur Disposition stehen, wird eineSchnittstelle definiert, die dem Export und Importdient und eine einheitliche Sicht auf die archäologi-schen Informationen schafft (Abb. 3). Dieses Daten -austauschformat bildet, gemeinsam mit Informa tio -nen zur technischen Umsetzung, den ADeX-Standard.

Version 2.0 des ADeX-Standards bezieht sich vorerstnur auf Archäologieflächen. Schutz- und Untersu -chungs flächen sollen in spätere Versionen integriertwerden. Die Datenstruktur selbst ist einfach struktu-riert: Neben der Datentabelle mit den objektbezoge-nen Fachinformationen gibt es die Begriffstabelle mitMetainformationen und Begriffserklärungen.

Ab Version 2 erlaubt ADeX den Austausch von ge nau -eren Abgrenzungen von Archäologieflächen in Formvon Linien oder Polygonen. ADeX 2 ist abwärtskom-patibel, der bisherige textbasierte Standard mitKoordinatenangaben bleibt als Variante A erhalten.Variante B übernimmt weitestgehend die Strukturenvon Variante A, hinzu kommen die externen Geo me -

ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten 15

3 ADeX-Schnittstelle zur Vereinheitlichung der Sicht auf unterschiedlich strukturierte Daten.

4 Datentabelle und Begriffstabelle. 5 ADeX-Version 2.0, Varianten A und B.

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triedaten, die sowohl Punkte als auch Linien und Poly -gone enthalten können.

Als externe Geometriedaten werden spezifiziert:SHP: ESRI Shape FormatMIF: MapInfo Interchange File Format.

3.1 Datentabelle

Die Datentabelle ist modular aufgebaut. Das Daten -modell besteht aus den, vorerst unstrukturierten,Modulen Generelle Angaben, Georeferenz undTyp/Zeit.

Das Modul Generelle Angaben umfasst allgemeineAngaben wie den Denkmalnamen und rechtlicheHinweise, das Modul Georeferenz beinhaltet Daten zuLage und Ausdehnung der Fläche und Typ/Zeit zuDatierung und Ansprache. Zwingend zu füllendeFelder sind mit einem Plus-Symbol gekennzeichnet. Bestimmte Felder (TYP_GROB, DAT_GROB) sind mitverpflichtenden Begriffslisten hinterlegt.

Die einzelnen Felder werden nachfolgend beschrie-ben. Informationen zur technischen Umsetzung fol-gen in Absatz 3.4.

Archäologie und Informationssysteme16

6 ADeX-Module der Version 2.0.

3.1.1 Modul Generelle Angaben

ADEX_ID – AdeX Identifikatorcharacter, unique(Pflichtfeld, Primärschlüssel, Fremdschlüssel für exter-ne Geometriedaten)Angabe, die eine eindeutige Identifikation desDatensatzes beim Datennehmer ermöglicht (zumBeispiel Landeskürzel [+ “_“ + landesinterneKennung der Institution, wenn notwendig] + “_“ +landesinterne ID [+ “_“ + Zähler, wenn notwendig])Bemerkung: Der Zähler ist nur dann notwendig,wenn in der landesinternen Datenbank die gleicheKennung für mehrere abzugebende Datensätze vor-handen ist. Zu Landeskürzeln siehe Anlage 1.

BEZEICHNG – Bezeichnungcharacter(optional, Freitext)Beim Datengeber gebräuchliche, leicht verständlicheBezeichnung der Fläche. Häufig vermutlichGemarkung/Gemeinde/Kreis plus Nr. wie zumBeispiel Hartholzheim 15, gegebenenfalls aber auchAngaben wie Trier 117 (Porta Nigra) beziehungswei-se einfach nur Hardenburg.

FLAECH_ART – Flächenartcharacter(Pflichtfeld, nur Listenwerte)Angabe darüber, was hier ausgetauscht wird.Aktuelle Begriffsliste (V1): Archäologiefläche, späterauch: Untersuchungsfläche, Schutzfläche (vgl.Abschnitt 2).

ERFASS_DAT – Erfassungsdatumcharacter(optional, Text)Datum der Datensatzanlage Format: JJJJ[-MM[-TT]] (J-Jahr, M-Monat, T-Tag, zum Beispiel 1989, 1995-08, 2008-11-03).

AENDER_DAT – Änderungsdatumcharacter(optional, Text)Datum der letzten Änderung am DatensatzFormat: JJJJ[-MM[-TT]] (J-Jahr, M-Monat, T-Tag, zum Beispiel 1989, 1995-08, 2008-11-03).

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ANSPRECHP – Ansprechpartnercharacter(optional, Kurztext)Bezeichnung (Name) des Ansprechpartners beiinhaltlichen Fragen (zum Beispiel Bezirksarchäologe,letzter Bearbeiter).

DAT_QUELLE – Datenquellecharacter(optional, Kurztext)Benennt die Datenquelle beim Urheber, aus welcherder Datensatz stammt. Dient zum Beispiel derRückverfolgbarkeit von Datensätzen. Wird nur ange-geben, wo verfügbar und nötig; zum BeispielLuftbild-Tabelle, Aktivitäten-Tabelle usw.

BERECHTIG – Berechtigungcharacter(optional, Kurztext)Raum für (datensatzbezogene) Berechtigungsver -merke, Hinweise, Weitergabebeschränkungen etc.(Hinweis: Generelle Berechtigungen werden bilateralausgehandelt und schlagen sich im Allgemeinen ineiner Nutzungsvereinbarung nieder.)

COPYRIGHT – Copyrightinhabercharacter(optional, Kurztext)Eindeutige Bezeichnung des Copyrightinhabers.

ZUSATZ – zusätzliche Informationencharacter(optional, Freitext)Dieses Feld bietet die Möglichkeit einer freienBeschreibung von Objekteigenschaften oder dientzum Austausch von zusätzlichen Informationen, diesonst nicht definiert sind. Der Inhalt sollte selbst -erklärend sein oder in der Begriffstabelle erläutertwerden.

3.1.2 Modul Georeferenz

KOO_REFSYS – Koordinatenreferenzsystemlong integer(Variante A: Pflichtfeld, nur Listenwerte beziehungs-weise Variante B: optional)EPSG-Codes zur Angabe von Datum und Projektion(siehe auch Anlage 3). Listenwerte entsprechendEPSG. Beachte mögliche Abweichung beiReihenfolge und Benennung von X- und Y-Koordinate. Siehe Beschreibung bei X_KOORD,Y_KOORD und X_VON, Y_VON, X_BIS, Y_BIS.

X_KOORD, Y_KOORD – Punkt-Koordinatendouble(Variante A: Pflichtfelder beziehungsweise VarianteB: optional)Koordinaten (Wertepaar) zur (unter Umständengeneralisierten) Beschreibung der Lage des Objekts: zum Beispiel Rechtswert + Hochwert oder Ost-Längengrad + Nord-Breitengrad (Werte entspre-chend KOO_REFSYS); mathematischesKoordinatensystem angenommen (X: West�Ost, Y: Süd�Nord).

X_VON, Y_VON, X_BIS, Y_BIS – Ausdehnungdouble(optional)Umschreibendes Rechteck zur (unter Umständengeneralisierten) Beschreibung der Lage des Objekts:4 Werte (2 Koordinatenpaare): links, unten + rechts,oben (Werte entsprechend KOO_REFSYS, Lagebeachten: X_VON < X_BIS, Y_VON < Y_BIS); mathe-matisches Koordinatensystem angenommen (X: W�O, Y: S�N).

GENAUIGK – Genauigkeitswert (Zahl)real(Pflichtfeld)Numerische Angabe zur Genauigkeit der geliefertenGeoreferenz (siehe auch Anlage 4, Angaben inMetern (im Sinne eines mittleren Fehlers).

GENAUIGK_T – Genauigkeitsangaben (Text)character (optional, Kurztext)Verbale Angaben zur Genauigkeit der geliefertenGeoreferenz, gegebenenfalls als Ergänzung/ Erklä -rung zum Feld GENAUIGK, je nach Datengeber Be -griffe aus einer Begriffsliste (Klassen mit Beschrei -bung in der Begriffstabelle).

GDE_KENN – Gemeindekennzahlcharacter (8) (nur Ziffern, aber gegebenenfalls mitführender Null)(optional, nur Listenwerte)Gemeindezugehörigkeit/Gemeindekennzahl, solltemöglichst mitgeliefert werden, Listenwerte: offiziellerGemeindeschlüsselkatalog.

GDE_NAME – Gemeindenamecharacter(optional, Kurztext)Gemeindezugehörigkeit – Gemeindename, sofernverfügbar.

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3.1.3 Modul Typ/Zeit

TYP_GROB – Typ grobcharacter(Pflichtfeld, nur Listenwerte)Grobansprache des Typs. Übergeordnete breiteKategorisierung der Fundstelle (zum BeispielSiedlung, Gräberfeld, unbekannt). Die Begriffe stam-men aus der gemeinsamen Typ-Begriffsliste (sieheAbschnitt 3.1.4), sind also bundesweit einheitlich.Vgl. DAT_GROB bei Zeit.

TYP_FEIN – Typ feincharacter(optional, Kurztext)Feinansprache des Typs. Möglichst detaillierteBeschreibung des Fundstellentyps durch funktionelleoder beschreibende Kriterien, die gegebenenfallseinem hierarchischen Thesaurus entnommen werden(Höhle, Abri, Wasserburg, Hügelgräber). Die Begriffestammen aus dem jeweiligen Thesaurus desDatengebers, können also von Land zu Land variie-ren. Vgl. DAT_FEIN bei Zeit.

TYP_ERLAEU – Typ Erläuterungcharacter(optional, Freitext)Datensatzspezifische, nähere (Typ-)Ansprache deskonkreten Objekts, sofern diese nicht durch dieFelder TYP_GROB und TYP_FEIN abgedeckt werdenkann, also zum Beispiel Anmerkungen (siehe auchunter DAT_ERLAEU).Nicht verwechseln mit Angaben der Begriffstabelle!

DAT_GROB – Datierung grob/Epochecharacter(Pflichtfeld, nur Listenwerte)Grobdatierung. Übergeordnete breite Datierung derFundstelle, die der Typ-Begriffsliste (siehe Abschnitt3.1.5) entnommen werden muss (Vorgeschichte,Neolithikum, Römische Kaiserzeit). Die Begriffe stam-men aus der gemeinsamen Typ-Begriffsliste, sind alsobundesweit einheitlich. Vgl. DAT_GROB bei Typ.

DAT_FEIN – Datierung fein/Phasecharacter(optional, Kurztext)Feindatierung. Möglichst detaillierte Beschreibungder Datierung durch funktionelle oder beschreibendeKriterien, die gegebenenfalls einem hierarchischenThesaurus entnommen werden (Altpaläolithikum,Endpaläolithikum, Frühe Bronzezeit, Ha A1, SpäteRKZ, Karolingerzeit, 17. Jh.). Die Begriffe stammenaus dem jeweiligen Thesaurus des Datengebers, kön-nen also von Land zu Land variieren. Vgl. TYP_FEINbei Typ.

DAT_ERLAEU – Datierung Erläuterungcharacter(optional, Freitext)Datensatzspezifische, nähere Angaben zur Datierungdes konkreten Objekts, sofern diese nicht durch dieFelder DAT_GROB und DAT_FEIN abgedeckt werden.Hier zunächst alle Angaben über Qualität derDatierung, Datierungsmethode, Kulturgruppen -zugehörigkeit etc. (vgl. TYP_ERLAEU). Nicht verwech-seln mit Angaben der Begriffstabelle!

3.1.4 Typ-Begriffsliste

Ein Eintrag aus der Typ-Begriffsliste ist Pflicht für dasFeld TYP_GROB.

Folgende Begriffe stehen zur Verfügung:- Unbekannt- Erdgeschichtliches Objekt/Natur- Einzelfund- Depot- Grab/Grabfunde- Siedlung/Befestigung/Produktion- Siedlung- Befestigung/Militär- Produktion/Agrar- Verkehr/Wasser/Infrastruktur- Kult- SonstigesEs soll jeweils der genaueste ermittelbare Begriff ver-wendet werden.

3.1.5 Datierungs-Begriffsliste

Ein Eintrag aus der Datierungs-Begriffsliste ist Pflichtfür das Feld DAT_GROB.

Folgende Begriffe stehen zur Verfügung:- Unbekannt- Erdgeschichte- Vorgeschichte- Steinzeit- Paläolithikum- Mesolithikum- Neolithikum- Metallzeit- Bronzezeit- Vorrömische Eisenzeit- Frühgeschichte- Römische Kaiserzeit- Völkerwanderungszeit- Mittelalter/Neuzeit- Mittelalter- Neuzeit

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Es soll jeweils der genaueste ermittelbare Begriff ver-wendet werden.

3.2 Begriffstabelle

Die Begriffstabelle enthält Erklärungen zu Begriffen,die in den Textfeldern der Datentabelle verwendetwerden. Jeder Wert aus der Datentabelle kann in derBegriffstabelle näher erläutert werden.

INST – Institution des Datengeberscharacter(Pflichtfeld, Kurztext)Landeskürzel [+ “_“ + landesinterne Kennung derInstitution, wenn notwendig]Zu Landeskürzeln siehe Anlage 1.

FELD – Name des Feldes in der Datentabellecharacter(Pflichtfeld, Kurztext)Name des Feldes in der Datentabelle.

BEGRIFF – Möglicher Feldinhalt in derDatentabellecharacter(Pflichtfeld, Kurztext)Möglicher Feldinhalt in der Datentabelle.

ERKLAER – Ausführliche Erklärung desFeldinhaltescharacter(Pflichtfeld, Freitext)Ausführliche Erklärung des Feldinhaltes.

3.3 Externe Geometriedaten

Um den flachen, einfach strukturierten Aufbau zu er -halten, sind Fachdaten und Geometriedaten 1:1 ver -knüpft. Für jeden Datensatz der Datentabelle existiertgenau ein Grafikobjekt und umgekehrt.

Als externe Geometriedaten werden spezifiziert (inkl.CRS-Definition):

SHP: ESRI Shape Format (Hier werden Punkte, Linienund Polygone in separaten Ebenen gespeichert.Außerdem besteht eine Ebene (Shapefile) aus mehre-ren Dateien).MIF: MapInfo Interchange File Format (besteht gege-benenfalls aus 2 Dateien MIF + MID).

Die Verknüpfung von Fachdaten und Geometriedatenwird über ein bei den Geometriedaten angelegtesFeld realisiert: „ADEX_ID“ vom Typ character. Optio -nal und in gegenseitiger Absprache können die spezi-

fizierten ADeX-Felder auch in den Attributbereich derGeometriedaten integriert werden. Optional könnendie Daten auch als Webdienste (WMS/WFS) bereitge-stellt werden.

3.4 Informationen zur technischen Umsetzung

Nachfolgende generelle Hinweise sind zu beachten:

- ADEX_ID ist Schlüsselfeld.- Pflichtfelder müssen, optionale Felder sollten,

soweit möglich, ausgefüllt werden.- Freitext hat in der Regel keine Referenz auf

andere Felder oder Tabellen.- Kurztext soll kurzer, prägnanter und lesbarer

Text sein, der in der Regel in der Begriffstabelle ausführlicher erläutert wird. Die Angaben stam-men gegebenenfalls aus einem Landesthesaurus des Daten anbieters.

- Nur Begriffsliste: dieser Eintrag muss mit einem Begriffslisten-Eintrag identisch sein, der für dieses Feld definiert ist (referenzielle Integrität), andere Werte sind nicht erlaubt. Die Begriffe können in der Begriffstabelle näher erläutert wer den.

- Die Erklärungen in der Begriffstabelle sind nur informatorisch, also nicht streng referenziert.

- Die Feldnamen sind bewusst kurz gewählt (max. 10 Zeichen), um bestimmten GIS-/Daten-bank an for derungen (zum Beispiel Shapefiles) zu genügen.

- Die Feldtypen orientieren sich an SQL. ‚Chara-c ter’ meint unformatierten Text (siehe unten: CSV). Sofern bei ‚character’ keine Länge ange-geben ist, wird von character(255) ausgegan-gen. Real meint Fließ kommazahlen mit einfa-cher Genauigkeit (circa 7 Stellen), double meint doppelte Genauig keit (circa 15 Stellen).

und weiterhin

- Der Datenaustausch erfolgt im CSV-Format infolgender Konfiguration: - erste Zeile enthält die Feldnamen (zwingend)- Feldtrennzeichen: „|“- Dezimaltrenner Punkt „.“- Zahlenangaben: ohne Tausender-Trenner- Textangaben: ohne Zeilenumbrüche,

ohne Textbegrenzungszeichen (kein Memo, keine„|“ verwenden)

- Tipps: Feldtrennzeichen bei den Feldnamen (erste Zeile) nicht vergessen. Zum Datenaus -tausch müssen alle Felder vorhanden sein, sie dürfen je nach Felddefinition aber leer sein (optional). Das Trennzeichen „|“ für das CSV-For -mat muss auch bei leeren Feldern vorhanden sein.

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- Bevorzugte Textkodierungen sind UTF8 und Latin-9 (ISO 8859-15).

Die Dateinamen werden nach einheitlichem Mustererstellt. Um Automatismen und Voreinstellungen(zum Beispiel unter Windows) auszuschließen, erhal-ten die Dateien die Namenserweiterung „.txt“:

- Datentabelle:adex2-00_[Landeskürzel]_d_[JJJJ-MM-TT].txt

- Begriffstabelle:adex2-00_[Landeskürzel]_b_[JJJJ-MM-TT].txt

Es ist angeraten, auch Metadaten (zum Beispiel dieaktuell benutzte Version des ADeX-Formates, CSV-Parameter usw.) beim Datenaustausch mitzuliefern.Dazu kann gegebenenfalls die Begriffstabelle genutztwerden. Bei der Nutzung von Sonderzeichen kann eserforderlich werden, Angaben zu Kodierung bezie-hungsweise Zeichensatz mitzuliefern.

Ein deutschlandweit einheitlicher Umgang mit denBegriffslisten (Felder TYP_GROB, DAT_GROB) wirdangestrebt, kann aber durch die AG Modellierungnicht erarbeitet werden. Hinweis: Datierungsangabenüber mehrere Stufen/Epochen/Phasen (Feld DAT_FEINbeziehungsweise DAT_ERLAEU) geben Unsicherheitenoder Spannen wieder! Das Problem kann in Version 1beziehungsweise 2 nicht gelöst werden.

3.5 Bezug zu internationalen Standards

Bei der Entwicklung von ADeX wurden auf der kon-zeptuellen Ebene neben den etablierten Daten -strukturen archäologischer Institutionen auch dieinternationalen Standards „International Core DataStandard for Archaeological Sites and Monuments“und „CIDOC Conceptual Reference Model (CRM)“berücksichtigt. Diese Standards sind sehr komplexund stark auf Universalität ausgerichtet, um verschie-denste Bereiche des kulturellen Erbes abdecken zukönnen. Sie gehen jedoch oft nicht weit genug in dieTiefe und müssen aufwendig individuell erweitertwerden, um eine für die Praxis ausreichend detaillier-te Modellierung zu ermöglichen.

Eine ausführliche Dokumentation zur CIDOC-CRM-Kompatibilität ist in der AG Modellierung verfügbar.

Das ADeX-Datenmodell lässt sich auf konzeptuellerEbene sowohl mit dem „International Core DataStandard for Archaeological Sites and Monuments“als auch mit dem „CIDOC Conceptual ReferenceModel (CRM)“ in Einklang bringen. ADeX geht jedochan vielen Stellen sehr viel weiter als diese Modelle.

Einerseits bietet ADeX auf der konzeptuellen Ebeneeine detaillierte fachliche Anpassung an die inDeutschland im Bereich der archäologischenDenkmalpflege etablierten Datenstrukturen. Anderer -seits wurde großer Wert auf eine möglichst einfachepraktische Umsetzung gelegt, die mit Standardmittelnund ohne aufwendige Programmierleistungen aus-kommen kann.

GDI-DE setzt seit einiger Zeit Maßstäbe beim Aufbaueiner deutschen Geodateninfrastruktur. Neben einerVielzahl genereller Empfehlungen, Vorgaben undtechnischer Spezifikationen ist für eine funktionieren-de Geodateninfrastruktur jedoch auch eine fachspezi-fische Harmonisierung der anzubietenden Datenbe -stände erforderlich. Diesen Zweck erfüllt ADeX in vor-bildlicher Art und Weise, indem es eine einheitlicheSicht auf die bestehenden Datenbestände schafft.

Anmerkung

Der Datenaustauschstandard ADeX wurde von derKommission „Archäologie und Informationssysteme“beim Verband der Landesarchäologen angeregt unddurch die AG Modellierung realisiert, an der folgendeKolleginnen und Kollegen beteiligt sind oder waren:

David Bibby, Landesamt für Denkmalpflege imRegierungspräsidium StuttgartDr. Utz Böhner, Niedersächsisches Landesamt fürDenkmalpflegeDr. Hanns Dietrich, Bayerisches Landesamt fürDenkmalpflegeDr. Reiner Göldner, Landesamt für ArchäologieSachsenIrmela Herzog, LVR – Amt für Bodendenkmalpflegeim RheinlandDr. Ulrich Himmelmann, Generaldirektion KulturellesErbe Rheinland-PfalzPD Dr. Sven Ostritz, Thüringisches Landesamt fürDenkmalpflege und ArchäologieThomas Poelmann, Archäologisches LandesamtSchleswig-HolsteinDr. Axel Posluschny, Römisch-GermanischeKommission (RGK) Frankfurt a. M.Thomas Richter, Landesamt für Denkmalpflege undArchäologie Sachsen-AnhaltMario Schlapke, Thüringisches Landesamt fürDenkmalpflege und ArchäologieRoland Wanninger, Bayerisches Landesamt fürDenkmalpflegeDipl.-Phys. Bernd Weidner, interactive instruments,BonnDr. Otto Mathias Wilbertz, NiedersächsischesLandesamt für Denkmalpflege.

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ADeX, Anlage 1 – Landeskürzel

Der ADeX-Identifikator (ADEX_ID) beinhaltet dassogenannte „Landeskürzel“. Es soll dazu dienen,unabhängig von internen Nummerierungen derDatengeber, einen global eindeutigen Bezeichner imSinne eines Datenbank-Schlüssels zu verwenden. Fürden Kreis der nachfolgend aufgeführten Institutionenist dies über die angegebenen Landeskürzel direktmöglich, die Nutzung dieser Kürzel ist Pflicht.

Beim Datenaustausch zwischen hier nicht aufgeführ-ten Institutionen sollte entweder ein unabhängigesKürzel separat vereinbart werden oder derDatennehmer ist für die Generierung einer eindeuti-gen ADEX_ID aus den übermittelten Daten selbst ver-antwortlich.

Liste der festgelegten Landeskürzel:

BW Baden-WürttembergBY BayernBE BerlinBR BrandenburgHB BremenHH HamburgHE HessenMV Mecklenburg-VorpommernNI NiedersachsenNW Nordrhein-WestfalenRH (Nordrhein-Westfalen) RheinlandWL (Nordrhein-Westfalen) Westfalen-LippeRK (Nordrhein-Westfalen) KölnRP Rheinland-PfalzSL SaarlandSN SachsenST Sachsen-AnhaltSH Schleswig-HolsteinTH ThüringenRGK Römisch-Germanische KommissionDAI Deutsches Archäologisches Institut

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ADeX, Anlage 2 – Beispieldaten

Archäologie und Informationssysteme22

A2.1. Datentabelle (aus Darstellungsgründen ist die Tabelle transponiert).

A2.2. Datentabelle als CSV.

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen Beispieldaten zu ADeX 2.0. Alle angeführten Daten sind fiktiv.

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ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten 23

A2.3. Begriffstabelle.

A2.4. Begriffstabelle als CSV.

A2.5. Geometriedaten als SHP (Tabellenansicht).

A2.6. Geometriedaten als MIF/MID (Die Reihenfolge der Datensätze in MIF und MID muss identisch sein!).

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ADeX, Anlage 3 – Koordinatenreferenzsysteme

Beschreibung

Das Koordinatenreferenzsystem (engl. CoordinateRefe rence System – CRS) wird bestimmt durch dieWahl eines Datums (Parametersatz zur Beschreibungdes Erdellipsoids) und durch die Art der Projektion(Abbildung in die Ebene).

Als Datum sind zum Beispiel üblich:

- WGS84 (World Geodetic System 1984) – GPS- ITRS (International Terrestrical Reference System)- ETRS89 (European Terrestrical Reference

System)- DHDN (Deutsches Hauptdreiecksnetz)- RD83 (Rauenberg Datum 1983) – Sachsen- PD83 (Potsdam Datum 1983) – Thüringen- 42/83 (Pulkovo, Krassovsky) – Mecklenburg-

Vorpom mern, Sachsen-Anhalt

Für das Verständnis ist wichtig, dass sich die Systemeoft nur im Feinen unterscheiden. So ist ETRS89 einePräzisierung von ITRS, welches sich wiederum anWGS84 orientiert. Ebenso sind RD83 und PD83 Reali -sierungen des DHDN in Sachsen und Thüringen.

Hinweis: ETRS89 wandert gegenüber WGS84 umcirca 2,5 cm/Jahr, zurzeit liegen die Abweichungenaber unter 1 m (genauer Wert von der Lage in Europaab hängig).

Als Projektion werden häufig verwendet

- GK (Gauß-Krüger) – Zylinderprojektion, auf Ellipsoid aufliegend, Streifenbreite 3°

- UTM (Universal Transversal Mercator) – Zylinderprojektion, teilweise innerhalb des Ellipsoids liegende Streifen von 6° Breite

Bei Angabe geografischer Koordinaten (Länge, Breite)muss die Projektion nicht angegeben werden.Nach Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft derVermessungsverwaltungen der Länder der Bundesre -publik Deutschland (AdV) soll in Deutschland ein-heitlich ETRS89 und UTM verwendet werden (inden Listen fett gedruckt).

EPSG-Codes sind weltweit im GIS-Kontext genutzteCodes für Koordinatenreferenzsysteme, zum Beispiel

- EPSG:4326 für WGS84, geografische Koor di naten- EPSG:4258 für ETRS89, geografische Koor di naten- EPSG:25832 für ETRS89, UTM, Zone 32- EPSG:25833 für ETRS89, UTM, Zone 33- EPSG:31466 für DHDN, GK, 2. Streifen

- EPSG:31467 für DHDN, GK, 3. Streifen- EPSG:31468 für DHDN, GK, 4. Streifen- EPSG:31469 für DHDN, GK, 5. Streifen- EPSG:2398 für 42/83, GK, 4. Streifen - EPSG:2399 für 42/83, GK, 5. Streifen

Die folgenden EPSG-Codes wurden nicht bestätigt,sollen daher nicht mehr benutzt werden:31462 bis 31465 und 31492 bis 31495.Weitere Informationen zu den EPSG-Codes findetman im Internet zum Beispiel unterhttp://www.epsg.org.

GDI-DE

GDI-DE ist ein gemeinsames Vorhaben von Bund,Ländern und Kommunen für den Aufbau einer län-der- und ressortübergreifenden Geodateninfra -struktur Deutschland. Im „Applikationsprofil für WebMap Services“ sind Aussagen zu Koordinaten refe -renzsystemen getroffen worden, die als Standard die-nen sollen. Hier werden folgende Systeme favorisiert:

- EPSG:25832 für ETRS89, UTM, Zone 32 (Pflicht)- EPSG:4326 für WGS84, geografische Koordi na-

ten (Pflicht)- andere (optional)

Im europäischen Kontext wird auf das CEN-WMS-Profil verwiesen, welches folgende CRS favorisiert:

- EPSG:4258 für ETRS89, geografische Koordi naten- EPSG:3034 für ETRS89, konforme konische Lam-

bertabbildung (LCC)- EPSG:3035 für ETRS89, Lamberts flächentreue

Azimutalabbildung (LAEA)- EPSG:3038-3051 für ETRS89, zylindrische transver-

sale Merkator-Abb. (LTM), Zo. 26-39

Anwendung zum archäologischen Datenaus -tausch

Die Empfehlung zur Wahl eines Koordinatenreferenz -systems für den Datenaustausch orientiert sich

- an den Standards der GDI-DE (Geodaten infra- struktur Deutsch land), die ihrerseits in den europäischen und weltweiten Kontext einge-bunden sind,

- an der Empfehlung der AdV und- an den tatsächlich verwendeten Systemen.

Eine individuelle Abstimmung wird angeraten. ZurKennzeichnung der Koordinatenreferenzsysteme wer-den EPSG-Codes verwendet. Damit ergeben sich für

Archäologie und Informationssysteme24

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den Datenaustausch folgende Koordinatenreferenz -systeme (abnehmende Priorität):

- EPSG:25832 für ETRS89, UTM, Zone 32 (laut AdV und GDI-DE)

- EPSG:4326 für WGS84, geografische Koordi -naten (laut GDI-DE)

- EPSG:25833 für ETRS89, UTM, Zone 33 (laut AdV)

sowie bis zur Einführung von ETRS89/UTM in den ein-zelnen Bundesländern

- EPSG:31466 für DHDN, GK, 2. Streifen- EPSG:31467 für DHDN, GK, 3. Streifen- EPSG:31468 für DHDN, GK, 4. Streifen- EPSG:31469 für DHDN, GK, 5. Streifen- EPSG:2398 für 42/83, GK, 4. Streifen - EPSG:2399 für 42/83, GK, 5. Streifen- sonstige nach individueller Abstimmung

Achtung, zum Teil werden gekürzte Koordinaten ver-wendet (in Brandenburg fehlt bei UTM Zone 33 zumTeil eine führende „3“, damit die Koordinaten insALK/EDRS passen).

ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten 25

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ADeX, Anlage 4 – Genauigkeiten

Die Angaben zur Genauigkeit sollen es einerseits er -mög lichen, die Qualität der Georeferenzen formaleinzuschätzen. Andererseits dienen sie als Orientie -rung für die kartografische Darstellung.

Die Genauigkeit der Koordinatenangaben erfolgt imSinne eines mittleren Fehlers. Daraus ergibt sich ten-denziell, dass der überwiegende Teil (> 68 %) derKoordinatenangaben innerhalb der Grenzen desangegebenen Fehlerwertes liegen sollte. Die Zahl derAusreißer, deren Fehler größer als der doppelte mitt-lere Fehler ist, sollte gering (< 5 %) sein (Bitte dieWerte in den Klammern wirklich nur tendenziell be -trachten!).

Da mathematisch hergeleitete Fehlerwerte in derRegel nicht vorliegen werden, müssen die Fehleranhand anderer Anhaltspunkte abgeschätzt werden.Dazu werden nachfolgend formale Kategorien einge-führt und mit Fehlerwerten belegt. Auch dieseAngaben bitte nur als Anhaltspunkt betrachten, da sienur empirisch zusammengestellt sind.

Für die Vermessung im Feld kann man ausgehend vonder zur Verfügung stehenden Ausrüstung die folgen-den Fälle annehmen:

- Kategorie: exakt vermessenBeschreibung: mit Tachymeter oder ähnlichem Gerät unter Verwendung von Festpunkten der Landesver messung und mit Fehlerabschätzung bestimmt; spielt eigentlich nur für Grabungs-/Detailpläne eine Rolle� mittlerer Fehler: laut Abschätzung (0,1 m oder besser)

- Kategorie: vermessenBeschreibung: in der Regel mit Tachymeter oder ähnlichem Gerät unter Verwendung von Festpunkten der Landesvermessung ohne weitere Fehlerabschät zung bestimmt� mittlerer Fehler: 1 m

- Kategorie: grob vermessenBeschreibung: manuell bestimmt unter Nutzung von markanten Punkten im Gelände, deren Koor dinaten ausreichend bekannt sind� mittlerer Fehler: 10 m

Bei Benutzung von GPS ergeben sich, abhängig vomgenutzten System, nachfolgende Varianten:

- Kategorie: DGPS HEPSBeschreibung: über SAPOS Hochpräzisen Echtzeit-Positionierungs-Service (HEPS) bestimmt� mittlerer Fehler: 0,05 m

- Kategorie: DGPS EPSBeschreibung: über SAPOS Echtzeit-Positionierungs-Service (EPS) bestimmt� mittlerer Fehler: 3 m

- Kategorie: GPS normalBeschreibung: mit normalem GPS gemessen, ohne Maßnahmen zur Bestimmung oder Verbesserung der Genauigkeit � mittlerer Fehler: 20 m

- Kategorie: GPS verfälschtBeschreibung: bei künstlicher Verfälschung des Signals (bis 2. Mai 2000 üblich)� mittlerer Fehler: 100 m

Bei Digitalisierung aus modernen topografischenKarten (TK) muss man die Ungenauigkeit der TK undden Digitalisierungsfehler berücksichtigen, insgesamtmuss man wohl mit 2 mm Fehler rechnen:

- Kategorie: FlurkartenBeschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:500, 1:1.000 (zum Beispiel Flurkarten)� mittlerer Fehler: 2 m

- Kategorie: DGK5Beschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:5.000 (zum Beispiel DGK5)� mittlerer Fehler: 10 m

- Kategorie: TK10Beschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:10.000 (zum Beispiel TK10, Orthofoto)� mittlerer Fehler: 20 m

- Kategorie: TK25Beschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:25.000 (zum Beispiel TK25)� mittlerer Fehler: 50 m

- Kategorie: TK50Beschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:50.000 (zum Beispiel TK50)� mittlerer Fehler: 100 m

- Kategorie: TK100Beschreibung: ermittelt/digitalisiert aus modernen Karten um 1:100.000 (zum Beispiel TK100)� mittlerer Fehler: 200 m

Archäologie und Informationssysteme26

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Page 28: Archäologie und Informationssysteme · Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Archäologie und Informationssysteme Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege

Bei Verwendung von historischen Karten, Skizzen,Fotos/Schrägaufnahmen oder anderen ungenauenVorlagen wird deren Ungenauigkeit maßgeblich. Hatman keine weiteren Angaben zur Hand, kann manden oben angegebenen maßstabsbezogenen Wertmit einem Sicherheitsfaktor belegen (2...5...10):

- Kategorie: historische Karte 1:10.000Beschreibung: zum Beispiel sächsische Meilenblätter (um 1800) 1:12.000� mittlerer Fehler: 50 m

- Kategorie: historische Karte 1:50.000� mittlerer Fehler: 250 m

Falls nur indirekte Georeferenz möglich ist, sollten diedurchschnittlichen Bezugsobjekte eigentlich derGröße nach beschrieben werden können, falls nicht,hier einige Anhaltspunkte:

- Kategorie: FlurstückBeschreibung: Flurstücks(mittel)punkt� mittlerer Fehler: 1 km

- Kategorie: GemarkungBeschreibung: Gemarkungs(mittel)punkt� mittlerer Fehler: 5 km

- Kategorie: GemeindeBeschreibung: Gemeinde(mittel)punkt� mittlerer Fehler: 10 km

Hinweis zur kartografischen Darstellung: Um Fehl -deutungen zu vermeiden, sollten die verwendetenSymbole nicht wesentlich kleiner sein als der mittlereFehler!

Beispiele aus Sachsen: - Gemarkungsausdehnungen von 0,2 bis 15 km � mittlerer Fehler circa 3,3 km

- Gemeindeausdehnungen von 2 bis 21 km � mittlerer Fehler circa 9,1 km

- Sächsisches Meilenblatt um 1800, Maßstab 1:12.000 � mittlerer Fehler 50m

ADeX® Version 2.0 – Standard für den Austausch archäologischer Fachdaten 27

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Page 29: Archäologie und Informationssysteme · Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Archäologie und Informationssysteme Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege

Das Verhältnis von archäologischer Denkmalpflege zuihren Daten ist ambivalent und durch ein als indivi-dualisiertes Besitzstreben zu bezeichnendes Selbstver -ständnis gekennzeichnet.

1Wem gehören die erhobe-

nen Daten? Dürfen Daten überhaupt herausgegebenwerden? Kann ein Laie, sei es ein Laienforscher oderein Raumplaner, mit unseren archäologischen Datenüberhaupt etwas anfangen? Im Rahmen solcher Dis -kussionen wird häufig auch der Verweis auf Sonden -gän ger und Raubgräber als nahezu klassisch zu be -zeich nendes Argument bemüht. In dem Tourismus -land Schleswig-Holstein ist aber auch eine Vielzahl dereingetragenen Denkmale weiträumig ausgeschildertund wird touristisch beworben. Warum also solcheDaten geheim halten?

Um sich in diesem Geflecht aus Fachwissen, prakti-schen Erfahrungen, rechtlichen Rahmenbedingungenund subjektiven Standpunkten zurechtzufinden, lohntes, einen Schritt aus der Diskussion herauszutretenund einen Blick von außen zu wagen. Dabei zeigt sichsehr schnell, dass diese als fachspezifisch-archäolo-gisch geführte Diskussion Bestandteil eines überge-ordneten Diskurses ist. Dieser koppelt wissenschaftli-ches Selbstverständnis mit gesellschaftspolitischenGrund annahmen, die wiederum vor dem Hintergrundeines gesellschaftlichen Wandels zu sehen sind. Umdieses alles inhaltlich besser durchdringen zu können,werden im Folgenden drei Untersuchungsbereicheher aus gestellt.

Den übergeordneten Bezugspunkt bildet die „Öffent-lichkeit“, mit der archäologische Denkmalpflege alswissenschaftsorientierte Verwaltungsstruktur in einerWechselbeziehung steht. Damit sind bereits einigegrundlegende Erwartungshaltungen festgelegt. Wohlnicht erst mit der Neuzeit setzt die Erkenntnis ein,dass, abstrakt ausgedrückt, die Teilhabe an Infor -mationen – auch in Demokratien – zum einen einMacht instrument und zum anderen in den modernenMassengesellschaften gerade auch deswegen einDemokratiekriterium sein kann. Dem steht dieErkenntnis der wissenschaftlichen Fachwelt „archäo-logische Denkmalpflege“ gegenüber, dass wissen-schaftliche Fakten und Daten und damit Wissenimmer auch von politischen Entscheidern oderWirtschaftsunternehmungen missbraucht werdenkönnen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die

ebenfalls berechtigte Forderung der Wissenschaftnach der Kontrolle über die eigenen Daten. DiesemAnspruch entgegnet die öffentliche Hand, als Geld -geber und Finanzier archäologischer Forschung unddenkmalpflegerischer Arbeit, mit dem ebenfalls be -rech tigten Anspruch, den Einsatz von Geldmittelnkon trollieren zu wollen. Den übergeordneten Bezugs -rahmen dieser Gesamtdiskussion bildet der mit derIndustrialisierung einsetzende gesellschaftliche Um -struk turierungsprozess von einer agrarorientierten zueiner kapitalistisch orientierten Industrie- und Dienst -leistungsgesellschaft. Bereits in dieser skizzenhaft zu -sammenfassenden Einführung deutet sich eine Viel -schichtigkeit an, der in der Folge nachgegangen wer-den soll.

Open data und die Informationsgesellschaft

Vielleicht ist das, was wir heute als Informations -gesellschaft bezeichnen, ein Produkt von sich arbeits-teilig organisierenden Gesellschaften. Sicher habendie modernen Kommunikationsmedien und dieEntstehung der IT-Technik zu einem gewaltigen Aus -bau von Informationen, deren Vernetzung sowie zumindividualisierten Gebrauch dieser Möglichkeiten bei-getragen. Ich möchte diese Entwicklung an einem Ge -gen satzpaar verdeutlichen. Während der Aufwand,archäo logische Fachdaten aus herkömmlichen Publi -ka tionen zusammenzutragen, beträchtlich war (damit Bibliotheksgängen, Exzerpieren usw. verbunden),finden sich heute bereits beim einfachen „googeln“vielfältige, weltweite wissenschaftliche Publikationendes 19. Jahrhunderts. Viele der hier enthaltenen Da -ten sind bereits in unterschiedlichen Datenbanken(oder zumindest in Listen erfasst) und können im Rah -men einfacher Datenbankabfragen analysiert werden.Die Auswertungsmöglichkeiten der modernen ar -chäo logischen Denkmalpflege/Forschung wird nurdurch die Quantität und Qualität der Daten begrenztund findet ihren Niederschlag in den gegenwärtigenForschungsvorhaben.

Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund einesanderen Phänomens zu sehen. Bedenkt man, dass derallergrößte Teil der Bevölkerung im 19. Jahrhundert inLandwirtschaft und Industrie durch massiven Arbeits -einsatz gebunden war, so steht dieser Situation heute

Archäologie und Informationssysteme28

ASPEKTE DER DATENBEREITSTELLUNG

Freie Daten für freie Bürger – Ein Essay über archäologische Daten, die Öffentlichkeit und open data

Ulf Ickerodt

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eine breite Masse an Wissenschaftsinter essier ten,Laienforschern und Fachwissenschaftlern nebst For -schungs- und forschungsnahen Institutionen ge gen -über, deren Tätigkeit durch Eigen- oder Dritt mittelgetragen wird. Es ist wohl davon auszugehen, dassdies alles die Entwicklung unserer Gesellschaft beein-flusst hat und auch weiter beeinflussen wird. Zumaleine weitere, hier anwendbare These davon ausgeht,dass das zu beobachtende Wachstum an Informa -tionen zu einer Produktivkraft unserer modernenGesellschaftsform geworden ist. Dieses führt zu rückzu der eingangs aufgestellten Behauptung, dass dieTeilhabe an Informationen und damit auch an Datenein Demokratiekriterium ist. Der Grund hierfür istunter anderem, dass wissensbasierte Partizipation eingrundlegender Qualitätsfaktor demokratisch legiti-mierter politischer Steuerung ist, die mit einer Ver -wissenschaftlichung aller Lebensbereiche einhergeht.In diesem Zusammenhang steht einerseits das Strebennach einer wissensbasierten Gestaltung von Umweltund Gesellschaft bis hin zu der des individuellenZusammenlebens. Zum anderen wird diese Idee vondem Leitbild getragen, dass Informationsfreiheit zurEntfaltung der offenen Gesellschaft beiträgt und indi-viduelle Bildungs- und Entfaltungschancen vergrö-ßert. Diese Grundausrichtung findet sich in chronolo-gischer Reihe in unterschiedlicher Ausrichtung alsGedanke der Freiheit der Informationen in derAllgemeine Erklärung der Menschenrechte vom10.12.1948 in Artikel 19, in der Konvention zumSchutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom01.11.1950 in Artikel 10 „Freie Meinungsäußerung“,in dem Internationalen Pakt über bürgerliche undpolitische Rechte (ICCPR) vom 19.12.1966 in Artikel19 (2), in der Amerikanischen Konvention der Men -schenrechte vom 22.11.1969 in Artikel 13, in derBanjul Charta der Menschenrechte und Rechte derVölker (Menschenrechtsschutz in Afrika) vom27.06.1981 in Artikel 9, im Übereinkommen über dieRechte des Kindes (CRC) vom 20.11.1989 in Artikel13, in der Internationalen Konvention zum Schutz derRechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familien -angehörigen (MWC) vom 18.12.1990 in Artikel 13, inder Konvention der Gemeinschaft Unab hängigerStaaten über die Rechte und Grundfrei heiten derMenschen vom 26.05.1995 in Artikel 11 (1) oder derCharta der Grundrechte der Europäischen Union vom18.12.2000 in Artikel 11 „Freie Meinungs äuße rungund Informationsfreiheit“.

Dabei wird der Gedanke des Austauschs vonInformationen (einschließlich des Schutzes personen-bezogener Daten) insbesondere in der genanntenCharta der Grundrechte der Europäischen Unionsowie der der transnationalen Zusammenarbeit indem ebenfalls bereits genannten Übereinkommenüber die Rechte des Kindes (CRC) sowie der

Schlussakte der Konferenz über Sicherheit undZusammenarbeit in Europa vom 01.08.1975 in Punkt2 „Informationen“ und besonders in der Erklärungvon Rio zu Umwelt und Entwicklung (Rio-Deklaration)vom 14.06.1992 im Grundsatz 10 betont, auch wennhier digitale Informationen und Daten nicht explizitbehandelt werden. Dieses wurde in anderen Doku -menten und Gesetzen nachgeholt (Göldner S. 34).Hinzu kommen Projekte, wie das sich aus der trilate-ralen Nordsee Kooperation heraus angestoßene, vonder EU über das Interreg IIC Nord-Programm kofinan-zierte Projekt Lancewad (12/1999 bis 10/2001;http://www.waddensea-secretariat.org/lancewad/report.html), in dessen Rahmen umfangreiche Daten -sätze auch auf länderübergreifender Ebene zusam-mengetragen werden und zum Beispiel für die Öf -fent lichkeit zur Verfügung gestellt werden sollen.

Vor diesem Hintergrund kann von archäologischerSei te von einem Anspruch der Öffentlichkeit an ar -chäo logischen Daten ausgegangen werden. Die Fragewäre dann, um welche Daten es sich handeln dürfte.Am sinnvollsten erscheint es, an dieser Stelle aufGrund satz 10 der Erklärung von Rio zu Umwelt undEntwicklung zurückzukommen. Hier wird klargestellt,dass bei Umweltfragen, und das archäologische Erbekann mit Fug und Recht als Qualitätsmerkmal einerintakten Umwelt angesehen werden, die Bürger zubeteiligen und dafür angemessen zu informieren sind,um geeignete Entscheidungen herbeiführen zu kön-nen. Eine beispielgebende Bedeutung, weil politischlegitimiert und administrativ verankert, kommt demauf Lancewad folgenden Projekt LancewadPlan (Inte -grated Land scape and Cultural Heritage Manage mentand Deve lop ment Plan for the Wadden Sea Region)zu, das ebenfalls durch das Interreg IIIB Nord seepro -gramm gegenfinanziert wurde (7/2004 bis 6/2007;http://www.lancewadplan.org/).

Open data und die archäologische Denkmalpflege

Das Konzept der open data sowie alle anderen IT-Möglichkeiten stellen für die archäologische Denk -mal pflege eine inhaltliche Herausforderung dar, diemit dem eigenen fachlichen Selbstverständnis undden sich daraus entwickelnden Methoden zu tun hat.Die archäologische Denkmalpflege hat sich als admi-nistrativer Arm der universitären archäologischen For -schung sowohl in methodischer als auch in wissen-schaftsethischer Hinsicht entwickelt und hat ihreWurzeln – trotz älterer Vorläufer – unverkennbar im19. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden ihre eigentlichbis heute gültigen inhaltlichen Grundausrichtungenund Fragestellungen angelegt, in deren Fokus archäo-logische Funde und Befunde als übergeordnete

Freie Daten für freie Bürger –

Ein Essay über archäologische Daten, die Öffentlichkeit und open data.

29

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Ansatzpunkte stehen. Das primäre Ziel ist neben demwissenschaftlichen Erkenntnisgewinn die Aufgabe,die „Wahrheit“ über die menschliche Geschichte aufBasis ihrer wissenschaftlichen Fakten zu schreiben.Wissenstheoretische Basis ist hier der Positivismus. Inder archäologischen Forschung bedeutet dieser An -satz, dass historische Aussagen empirisch am Mate rialüberprüft werden können. In praktischer Hinsichtmuss die archäologische Forschung Fund stellen undFunde erschließen und neue Forschungsmethoden zuihrer Auswertung generieren. Dies geschieht zum Teildurch Berufswissenschaftler, im Rahmen akademi-scher Qualifizierungen oder auch durch Laienforscher,seien es Sammler, Detektorengänger und andere. Diehier im Laufe der Jahrzehnte gewonnenen Faktenwerden in Landesaufnahmen erfasst. Dabei werdensie einerseits als absolut und wertneutral angesehen,andererseits ist das Wissen um die Fehlerhaftigkeitdieser Datenbestände ein „alter Hut“. Ein wichtigerAspekt ist hier die Urheberschaft, denn das Wissenum den Datenlieferanten ist neben Datum- und Orts -an gabe ein wichtiges Element der Authentizität dererho benen Daten. Wem gehören aber diese Daten?

Die Antwort erscheint hier relativ einfach, wenn dieDaten von Mitarbeitern der Landesarchäologien erho-ben werden. Auch wenn der einzelne Mitarbeiter derUrheber seiner Daten ist, so besitzt doch der Arbeit -geber die Verwertungsrechte an diesen Daten. Sie istauch einfach, wenn die Denkmalfachämter im Rah -men der Raumplanung (zum Beispiel StrategischeUmweltprüfung [SUP], Umweltverträglichkeits prü -fung [UVP] etc.) die Übergabe von Daten an Außen -stehende (zum Beispiel Grabungsfirmen, externeFachgutachter) einfordern können. Die Antwort ist imGegensatz dazu nicht so einfach, wenn Daten durchexterne For schungs institutionen, archäologischeMuseen, Uni versitäten oder von privater Seite (zumBeispiel Laien forscher) erhoben werden. Hier stehtden konkreten rechtlichen Regelungen eine überge-ordnete Entwick lung im Wissenschaftsbetrieb gegen-über, die unter dem Konzept der Kommunalitätbekannt ge worden ist. Es geht auf den SoziologenRo bert Mer ton (Social theory and social structure,1949) zurück und schließt wissenschaftliche Eigen -tums rechte an wis senschaft lichem Wissen aus. Wennwissenschaftliche Fakten/Da ten also keinen Besitzerhaben, dann steht einem Informationsaustauschnichts mehr entgegen.

Allerdings hat diese geforderte Datenfreiheit auchihre Schattenseiten und bringt Wissenschaftler unterUmständen in Gewissenskonflikte, wenn die Anwen -der (zum Beispiel Politiker, Wirtschaft oder gar Sektie -rer) sich an Daten oder wissenschaftlichen Ergeb nis -sen bedienen. Daher war die wissenschaftliche Weltinsbesondere nach den Atombombenabwürfen be -

müht, Kontrolle über die eigenen Daten zu bekom-men. Diese politische Instrumentalisierung kennt dieArchäologie auch. So haben zunächst die drei großeneuropäischen Nationalstaaten, England, Frankreichund das Deutsche Reich versucht, seit Ende des18. Jahrhunderts ihr hohes Alter mit Bodenfunden zubelegen. Triebfeder dieser Entwicklung war die Not -wendigkeit der jungen Nationalstaaten, starke Identi -fi ka tionspunkte zu liefern. Vor dem Hintergrund die-ser Erfahrungen erscheint es angebracht, die Polaritätvon freiem Datenzugang und dem Missbrauch dieserDaten bei der Schöpfung neuer Geschichtsmythen imHinterkopf zu haben.

Open data und die archäologisch-denkmalpflegerische Praxis

Derzeit ringen die unterschiedlichen Institutionen derarchäologischen Denkmalpflege um eine gemeinsamePosition im Hinblick auf den Austausch und die Frei -gabe von Daten. Stichwort ist der Begriff „open da -ta“, der, durch Politik und öffentlichen Druck ge -wünscht, den Rahmen der Diskussion vorgibt. Ausarchäologischer Sicht müssen im Rahmen der thema-tischen Erörterung, neben dem zuvor dargestelltenBezugsrahmen, drei analytische Ebenen unterschie-den werden.

A) Den übergeordneten Rahmen bildet die juristischeDimension. Diese reicht von der Definition desBegriffs „Datum“, das heißt: eine Information außer-halb einer Textform (Bilder, raumbezogene Daten,Status daten usw.), bis hin zu Fragen der Zugäng -lichkeit von Daten, die in unterschiedlichen Gesetzengeregelt sind.

B) Dem gegenüber steht die administrative Ebene.Diese ist in der modernen archäologischen Denkmal -pflege durch zwei Unterebenen geprägt.

Die erste Unterebene umfasst die Herstellung vonArchivgut und damit Daten zu geleisteter archäologi-scher Feldarbeit (Prospektion, Ausgrabung usw.), dieder Forschung und Öffentlichkeit verfügbar gemachtwerden sollen. Leitbilder sind hier die StichworteBürgerfreundlichkeit und transparentes Verwaltungs -han deln, die sich parallel zu dem Konzept des mündi-gen Bürgers entwickeln. Hier treffen sich das Rechtauf informelle Selbstbestimmung und die Veröffent -lichungspflicht der öffentlichen Stellen.

Problematisch ist dieser Bereich immer dann, wennkommerzielle Interessen ins Spiel geraten und die zurVerfügung gestellten Daten einen Mehrwert erzeu-gen, der nicht der Allgemeinheit zugutekommt unddessen Ausbeutung vielmehr durch Partikularinter es -

Archäologie und Informationssysteme30

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sen geprägt ist. Aus einer forschungsgeschichtlichenPerspektive stehen hier die sogenannten Pfahlbau fi -scher des 19. Jahrhunderts ihren Nachfolgern, denRaubgräbern und illegalen Sondengängern, gegen-über. Letztere sind nur besser ausgestattet und kön-nen, neben eigener Recherche- und Forschungsarbeit,gegebenenfalls auf einen enormen Datenpool zurück-greifen.

Ein anderes, deutlich weniger problematisches Bei -spiel ist das Verlagswesen. Die einzelnen Verlage nut-zen gerne den Datenpool der Denkmalpflege insti -tutionen insbesondere in Form von Bildern zur Wert -schöpfung und die Denkmalpflege im Gegenzug diedamit einhergehende Öffentlichkeitsarbeit in Bü -chern, Zeitschriften und in den neuen Medien. Hierstehen kommerzielle Interessen der Informations -pflicht einerseits und den Vermarktungsinteressen derinformationsführenden Institutionen andererseitsgegenüber. Zu diskutierende Aspekte sind hier weiter-hin die Frage nach einer Aufwandsentschädigungoder nach zu entrichtenden Gebühren. Das bekannte-ste Beispiel für die Umsetzung eines wirtschaftlichenEigeninteresses ist die Vermarktung der sogenanntenHimmelsscheibe von Nebra durch das Landesamt fürDenkmalpflege und Archäologie mit Landesmuseumfür Vorgeschichte/Halle.

Anders liegt der Fall im touristischen Segment. Hier istes geradezu sinnvoll, archäologische Daten in denBereich Tourismusplanung, Inwertsetzung und Ver -mitt lung einzusetzen, obwohl dieser Einsatz zwarnicht zum denkmalpflegerischen Kerngeschäft ge -hört, die Arbeit aber dennoch sowohl zum Erhalt derDenkmale und ihres Raumbezugs als auch einer damiteinhergehenden regionalen Wertschöpfung führenkann. Allerdings erscheint es hier fraglich, inwieweitarchäologische Grunddaten nebst Raumbezug hierfürausreichend sind und der Datenveredlung einschließ-lich der damit einhergehenden Qualitätskontrolle be -dürfen.

Die zweite Unterebene umfasst den Aspekt der ar -chäologischen Beteiligung an Raumplanungs pro -zessen als einem wichtigen Instrument der modernendenkmalpflegerischen Praxis, die der Vermeidung undMinderung von negativen Auswirkungen dient. Auchdieser Bereich profitiert von der freien Zugänglichkeitplanungsrelevanter Daten. Grundsatz ist hier auf -seiten der archäologischen Denkmalpflege die Dar -stellung des berechtigten Belangs bei der Wahr -nehmung der Trägerschaft öffentlicher Belange, denwiederum die Aspekte Vorsorge-, Kooperations- undNachhaltigkeitsprinzip prägen.

Das Vorsorgeprinzip ist ein Grundsatz des modernenUmweltschutzes und beruht auf frühzeitigem und

vorausschauendem Handeln. Es hat zum Ziel, mög-lichst frühzeitig eventuelle Belastungen und Gefahrenzu identifizieren und diese bereits im Vorfeld vonMaß nahmen abzuwenden (zum Beispiel BauGB §§ 1Abs. 5, 1a, BImSchG § 50, ROG § 2 Abs. 2 Nr. 6).Aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege soll sozu einem schonenden Umgang mit dem archäologi-schen Erbe beigetragen werden.

Das Kooperationsprinzip ist ein Verfahrensgrundsatz,der im Umweltschutz Beachtung findet und auf derIdee basiert, dass der Staat nicht in erster Linie Zwangzur Verwirklichung der archäologisch-denkmalpflege-rischen Ziele auf Basis seiner rechtlichen Möglich -keiten ausüben sollte, sondern im Sinne des Integrier -ten Küstenzonenmanagements (IKZM) agieren sollte.Dies kann auf unterschiedlichen Ebenen und mit ver-schiedenen Zielsetzungen erfolgen und ist zumBeispiel in der internationalen Zusammenarbeit in § 9UVPG geregelt. Auf der Arbeitsebene sollte eine Formvon (gegenseitiger) Information und Konsultationgefunden werden, die gleichermaßen Verhandlungenund Abstimmungsprozesse beinhaltet und an derenEnde eine schriftliche Vereinbarung steht und denVollzug der getroffenen Vereinbarungen regelt. Aufeiner übergeordneten Ebene kommt das Koopera -tions prinzip in der Anhörung beteiligter Kreise, vonVerbänden usw. vor dem Erlass von Rechtsver ord -nungen und Verwaltungsvorschriften zum Ausdruck.

Das Nachhaltigkeitsprinzip ist spätestens seit dem be -reits angeführten Gipfel von Rio als Grundsatz imUmgang mit den Umweltressourcen anzusehen. ImRaum ordnungsgesetz (§ 1 Abs. 2 Nr. 6) ist dieses Zielder nachhaltigen Raumplanung als Grundsatz derRaumordnung formuliert und findet sich darüber hin-aus auch in anderen Gesetzen.

Vonseiten des an Raumplanungsprozessen beteiligtenPartnerfelds wird unabhängig davon die Forde rungnach einer gewissen Vollständigkeit sowie der damitverbundenen Integrität des Datenpools erhoben, umzu einer verlässlichen Planungs grund lage zu kommen.Hierzu muss die archäologische Denk mal pflege aller-dings Antworten auf die Anfor derungen der unter-schiedlichen Kontextualisie rungs ebenen finden(Interessensgebiet, Pufferzone, Welter bestätte,Fundstelle, eingetragenes Denkmal), deren Qualitätzwischen wissenschaftlichem Selbstanspruch und juri-stischer Überprüfbarkeit anzusiedeln ist.

C) Zu den behandelten juristischen und administrati-ven Ebenen kommt die wissenschaftliche, die ihrer-seits durch unterschiedliche Aspekte geprägt ist. ImZentrum stehen hier allerdings die Fragen der Daten -erhebung und -bewertung, der Datenhaltung sowiedie der Datenweitergabe.

Freie Daten für freie Bürger –

Ein Essay über archäologische Daten, die Öffentlichkeit und open data.

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Page 33: Archäologie und Informationssysteme · Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Archäologie und Informationssysteme Vom Umgang mit archäologischen Fachdaten in Denkmalpflege

Der Aspekt der Datenerhebung und -bewertung istseinerseits durch unterschiedliche Ebenen geprägt,die unabhängig von ihrer juristischen Komponentedie Antworten auf Fragen nach Urheberschaft, Da -tenqualität und Stabilität sowie Datenzugänglich keiterfordern. Wichtigste Triebfe dern sind hier die Grund -auffassung, dass wissenschaftliche Daten Allgemein -gut sind beziehungsweise dass wissenschaftlicheFakten keiner Urheberschaft unterliegen könnensowie dass sie eine freie Forschung ermöglichen unddadurch für Inno vation sorgen. Diese Forderung bildeteine übergeordnete Diskussion ab, die in der soge -nannten Berliner Erklärung (vgl. Göldner S. 36) ihrenNiederschlag gefunden hat.

Allerdings ist auch diese Ebene mit Fragen nach denqualitativen Eigenschaften von Daten verbunden. Hiersteht vor allem die der Authentizität der Daten imVordergrund. Aber auch die Frage nach der Datenin -te grität ist gerade im Hinblick auf die Altdaten -bestände und deren Überführung in Datenbanken zustellen und mit Fragen der Kontextualisierung dieserDaten zu verbinden. Dieses gilt umso mehr, als dasseine Prämisse der archäologischen Forschung dieThese ist, dass die Fakten/Daten für sich sprechen. Hierschwankt der Wirkkreis zwischen einer unbeabsichtig-ten Verfälschung der ein Geschichtsbild erzeugendenDatengrundlage bis hin zu einer bewussten, manipu-lierenden Ausnutzung eben dieser Daten grund lage.

Abschlussbetrachtung

Die neuen Medien haben die archäologische Denk -malpflege in praktischer und methodischer Hinsichtüberrollt. Daher ist neben allen technischen undanwendungsorientierten Fragen auch die nach demVerhältnis der archäologischen Denkmalpflege bezie-hungsweise Forschung zu dieser Entwicklung zu stel-len. Allerdings ist hier weder die ablehnende Haltungder Skeptiker noch das blinde Vertrauen der Befür -worter angebracht. Vielmehr erscheint eine grund-sätzliche De batte der Rahmenbedingungen vonnö ten,die auf einer gezielten Stärken- und Schwä chen-Analyse der juristischen, administrativen und fachli-chen Grund la gen basiert. (Die technische Ebene wirdan dieser Stel le einmal ausgeklammert!) DieseDiskussion erscheint umso nötiger, als dass ein expo-nentielles Datenwachs tum einem sich stärker ausdif-ferenzierenden Nutzer kreis gegenübersteht, der vominteressierten Laien über den Raumplaner bis hin zuinternationalen For schern reicht. Dabei muss einer-seits von den datenführenden Stellen die Qualitäts -sicherung vor dem Hintergrund von Stellenabbau undeiner zurückgeschraubten finanziellen Ausstattunggewährleistet sein. Andererseits muss ein Missbrauchder Daten in allen Ebenen ausgeschlossen werden

kön nen. Um die Dinge nicht zu einfach zu gestalten,muss eine solche Diskussion zusätzlich vor demHintergrund der unterschiedlichen adminstrativ-juri-stischen Grundlagen der jeweiligen Institution erfol-gen. Daher wird es bei der Umsetzung des „opendata“-Konzepts in der archäologischen Denkmal -pflege zwar keinen Königsweg geben, dafür aber bes-sere und schlechtere Lösungen. Auf diesem Wegbedarf es allerdings auch der Einigkeit über dieDiskussions grund lage sowie den Diskussions rahmen.In dieser Hinsicht versteht sich dieser Beitrag als einVersuch, die unterschiedlichen Facetten und Aspektein Rela tion zu bringen, ohne allerdings eine inhaltlicheBewertung vorzunehmen.

Den Rahmen bildet ein Beziehungsgeflecht aus dendargestellten unterschiedlichen Ansprüchen. Grund -legend erscheint mir hier die symbolische Bedeutungdes „open data“-Konzepts als gesellschaftspoliti-schem Leitbild im Rahmen des europäischen undweltweiten Demokratisierungsprozesses, auch wenndie archäologischen Daten in der Gesamtdiskussionsicherlich nur eine untergeordnete Rolle spielen.Diesem kulturhistorisch verankerten Leitbild steht dieberechtigte Forderung der archäologischen Denkmal -pflege auf Schutz ihrer eigenen Interessen an den sen-siblen Daten gegenüber, die zum einen aus der Er -fahrung des Missbrauchs der Daten und zum anderenaus der Erfordernis eines verlässlichen Umgangs mitden Daten resultieren. Hier ist vor allem die Daten -qualität zu nennen, die immer auch der qualifiziertenPräsentation und Bewertung bedarf, wenn diearchäologische Denkmalpflege zuverlässiger Partnerin Raumplanungsprozessen sein will. Das reine Bereit -stellen von Daten erscheint dafür nicht ausreichendund daher auch nicht zielführend. Vergleichbares giltfür den Umgang mit Partnern der universitären undaußeruniversitären Forschung sowie mit außerwissen-schaftlichen Partnern, insbesondere der Laienfor -schung, die an der denkmalpflegerischen Arbeit parti-zipieren wollen. Hier treffen unterschiedliche Vor stel -lungen zu Datentiefe und Datenqualität aufeinander.So kommt die archäologische Denkmalpflege imBereich der Raumplanung sicherlich mit einer Kopf -daten- beziehungsweise Metadatenebene aus, derenwissenschaftlich gesehene Minimalaussage im Bereich„hier ist eine Fundstelle“ liegt und inhaltlich nichtweiter differenziert werden muss. Dem gegenüberstehen For schungsansätze, die denkmalpflegerischrelevante Prog nosen erstellen wollen, um die Qualitätarchäologisch-denkmalpflegerischer Aussagen imRahmen von Raumplanungsprozessen zu verbessern.Hier wird die genannte Metadatenebene sicherlichnicht ausreichen.

Vor diesem zuvor dargestellten Hintergrund wird, ins-gesamt gesehen, das Verhältnis von archäologischer

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Denkmalpflege zu ihren Daten im Detail ambivalentbleiben und mit zunehmender Datentiefe durch einsteigendes als individualisiertes Besitzstreben zubezeichnendes Selbstverständnis gekennzeichnet blei-ben, insbesondere dann, wenn zwischen dienstlichund privat erhobenen Daten unterschieden werdenkann. Dessen ungeachtet erscheint hier die Maxime„Altruismus ist der beste Eigennutz“ als geeignetesarchäologisch-denkmalpflegerisches Leitbild.

Anmerkung

1 An dieser Stelle möchte ich mich für die spannendenDiskussionen im Kollegenkreis, insbesondere imRahmen unserer Schleswiger Treffen, bedanken. Meinbesonderer Dank gilt Herrn Göldner (Dres den) undHerrn Maluck (Schleswig) dafür, dass sie aus meinenÜberlegungen einen lesbaren (so hoffe ich) Textgemacht haben.

Literatur

Bauerochse, A., Haßmann H. und Ickerodt, U. (2007):Kulturlandschaft. administrativ – digital – touristisch.(= Initiativen zum Umweltschutz 67). Berlin: Erich-Schmidt-Verlag.

Ickerodt, U. (2010): My Story – your Story: Contem -porary Cultural Heritage Management as Sphere ofSocial-Interaction. In: T. Bloemers, H. Kars, A. van derValk und M. Wijnen (Hrsg.), The Cultural LandscapeHeritage Paradox. Protection and Develop ment of theDutch Archaeological-Historical Land scape and itsEuropean Dimension. Amsterdam: AmsterdamUniversity Press, 351–362.

Ickerodt, U. (2011): Meine Geschichte – DeineGeschichte: Quo Vadis archäologische Denkmal -pflege? Österreichische Zeitschrift für Kunst undDenkmalpflege LXV/3, 240–251.

Freie Daten für freie Bürger –

Ein Essay über archäologische Daten, die Öffentlichkeit und open data.

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Einführung

Wir leben in einer Informationsgesellschaft, Informa -tionen spielen eine bedeutende Rolle in unseremLeben. Soweit ist alles klar, aber was folgt daraus? DieMeinungen sind zwiespältig. Frei zugängliche Infor -ma tionen beflügeln die Entwicklung enorm, das istunbestritten. Betrachtet man verschiedene Aspekteder freien Bereitstellung und Nutzung von Informa -tionen jedoch näher, so kann man erkennen, dass esdurchaus Vorteile und Nachteile gibt, und dass diesenicht immer gleich verteilt sind. Dies ist bei archäo -logischen Informationen nicht anders, daher solleneinige dieser Aspekte nachfolgend näher betrachtetwerden.

Allgemeine rechtliche Aspekte

Rezipientenfreiheit1 und Wissenschaftsfreiheit sindGrundrechte und beschreiben zuerst einmal dieFreiheit, Informationen zu erlangen und für wissen-schaftliche Zwecke zu nutzen:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schriftund Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich ausallgemein zugänglichen Quellen ungehindert zuunterrichten.“ (GG2 Art. 5, Abs. 1)

„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sindfrei.“ (GG Art. 5, Abs. 3)

Eine Pflicht, Informationen zugänglich zu machen,ergibt sich daraus jedoch nicht. Veröffentlichungs -pflich ten ergeben sich meist durch spezielle Gesetze,wie zum Beispiel das Umweltinformationsgesetz oderdie Geodatenzugangsgesetze. Außerdem gehendeut liche Tendenzen in Richtung Informations frei heit3

(einem weitgehend freien Zugang zu Informationender öffentlichen Verwaltung), entsprechende Gesetzegibt es inzwischen weltweit.

Die beschriebenen Freiheiten finden jedoch ihre Gren -zen in anderen Grundrechten, zum Beispiel im Rechtauf informationelle Selbstbestimmung (Datenschutz -ge setz) und im Urheberrechtsschutz, welche dieMöglichkeit, Informationen zugänglich zu machen,einschränken. Nicht zuletzt gilt das Grundrecht aufEigentum (Art. 14 GG) und zu den Befugnissen desEigentümers (BGB4 § 903) gehört eben auch, übereine Veröffentlichung nach freiem Belieben zu ent-scheiden, diese also auch abzulehnen.

Informationsfreiheit

„Die Offenlegung aller allgemein verfügbaren Doku -mente, die sich im Besitz des öffentlichen Sektors be -finden – die nicht nur die Politik, sondern auch dieJustiz und die Verwaltung betreffen – ist ein grundle-gendes Mittel zur Erweiterung des Rechts auf Wissen,das wiederum ein Grundpfeiler der Demokratie ist.“Dieser Auszug aus der Informationsweiterverwen -dungs richtlinie5 der EU fasst die Motivation der Infor -mationsfreiheit gut zusammen.

Aufgrund der Bedeutung transparenten Verwaltungs -han delns und der Verfügbarkeit angemessenerInformationen zu Themen von öffentlichem Interessein einer pluralistischen, demokratischen Gesellschaftsetzt sich seit einiger Zeit ein Paradigmen wechsel beider Gewährung von Zugang zu behördlichen Infor -mationen immer weiter durch. Bisher galt zumeist dasPrinzip, dass behördliche Informationen grundsätzlichnicht öffentlich sind („Amtsge heim nis“), solange keinexplizit rechtlich geregelter Aus nahmeanspruch be -steht. Dieser Anspruch musste dargelegt und begrün-det werden. Die Informations freiheitsgesetze dage-gen gewähren grundsätzlich einen freien (vorausset-zungslosen) und gleichberechtigten Zugang zu be -hördlichen Informationen, wenn nicht schützenswer-te oder höherwertige Interessen dagegensprechen(zum Beispiel Datenschutz, gegebenenfalls auchDenk malschutz). Die Nachweispflicht zu einem Aus -nahmetatbestand obliegt nun der Behörde.

Bei der Verbreitung des Prinzips der Informationsfrei -heit spielt die Europäische Union eine wichtige Rolle.Die grundsätzliche Empfehlung des Europarates Nr.854 (1979) „on access by the public to governmentrecords and freedom of information“6, präzisiertdurch die Empfehlung Nr. R (81) 19 aus dem Jahr19817 und durch die Empfehlung Rec(2002)2 ausdem Jahr 20028, regt die Etablierung eines Systemsder Informationsfreiheit an: „... invite member states… to introduce a system of freedom of information“.Dieser Empfehlung ist bisher eine Vielzahl von Staa tenmit der Schaffung von Informationsfreiheits gesetzennachgekommen, in Deutschland neben dem Bund(2005) derzeit elf Bundesländer9. Die USA ha ben mitdem „Freedom of Information Act“ übrigens schonseit 1966 ein entsprechendes Gesetz.

In einigen Bereichen gibt es spezielle Regelungen undGesetze, die den Gedanken der Informationsfreiheitwiderspiegeln. Seit 1994 gibt es in Deutschland Um -

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Über die Freiheit der Daten

Reiner Göldner

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welt informationsgesetze (UIG) des Bundes10 und derLänder. „Zweck dieses Gesetzes ist es, den rechtlichenRahmen für den freien Zugang zu Umweltinformatio -nen bei informationspflichtigen Stellen sowie für dieVerbreitung dieser Umweltinformationen zu schaf-fen.“ (UIG Bund, §1). Außerdem regeln seit 2009Geo datenzugangsgesetze beziehungsweise Geoda -ten infrastrukturgesetze des Bundes und der Länderden Aufbau einer Geodateninfrastruktur sowie denZugang zu Geodaten in Deutschland, maßgeblichbeeinflusst durch die INSPIRE-Richtlinie.

INSPIRE

Nicht nur in Navigationssystemen, sondern in nahezuallen Lebensbereichen spielen Geodaten eine wach-sende Rolle zur Beantwortung räumlich bezogenerFragestellungen. In einer möglichst breiten Verknüp -fung und Vernetzung dieser Daten, einer sogenann-ten Geodateninfrastruktur (GDI), wird ein immensesInformationspotenzial mit positiven Effekten fürPolitik, Wirtschaft und öffentliches Leben gesehen.

Bezüglich Geodaten spielt die INSPIRE-Initiative11 derEuropäischen Kommission eine wichtige Rolle. Siestützt sich wesentlich auf die Empfehlungen zur Infor -mationsfreiheit und hat das Ziel, eine Geodaten -infrastruktur in der EU zu etablieren. Rechtsver bind -lich ist dazu die INSPIRE-Richtlinie12, welche denMitgliedsländern verbindliche Vorgaben zum Aufbauder GDI stellt. Sie enthält die umzusetzenden The -men komplexe für Metadaten und Geodaten (Anhän -ge 1 bis 3), Angaben zur technischen Umsetzung,Realisierungstermine und anderes mehr. Inzwischenexistiert außerdem eine Vielzahl zu berücksichtigen-der Durchführungsbestimmungen und technischerSpezifikationen.

Auch die INSPIRE-Richtlinie räumt schützenswertenund höherwertigen Interessen Ausnahmerechte ein.Entsprechend Artikel 13 „können die Mitgliedstaatenden Zugang der Öffentlichkeit … beschränken, wenndieser Zugang auf die internationalen Beziehungen,die öffentliche Sicherheit oder die nationale Vertei -digung nachteilige Auswirkungen hätte“ sowie, unddies ist für die Archäologie wichtig, „wenn dieserZugang nachteilige Auswirkungen hätte auf: ...“ (hierfolgen mehrere Tatbestände, deren letzter uns jedochbesonders interessiert) „… den Schutz der Umwelt -bereiche, auf die sich die Informationen beziehen, wiezum Beispiel die Aufenthaltsorte seltener Tierarten.“Dieses Ausnahmerecht kann zweifelsfrei auch auf dieArchäologie übertragen werden.

Im Anhang 1 der INSPIRE-Richtlinie werden die primärzur Verfügung zu stellenden Themen genannt. Unter

diesen Themen befinden sich die „Schutzgebiete“,die auch für den archäologischen Denkmalschutzbedeutsam sind. Schutzgebiete werden wie folgterläutert: „Gebiete, die im Rahmen des internationa-len und des gemeinschaftlichen Rechts sowie desRechts der Mitgliedstaaten ausgewiesen sind oderverwaltet werden, um spezifische Erhaltungsziele zuerreichen.“

Die „Data Specifications on Protected Sites“ stellenerstmals auch einen direkten formellen Zusammen -hang zwischen archäologischem Denkmalschutz undINSPIRE her. Mögliche Konsequenzen daraus wurdenim Verband der Landesarchäologen intensiv beraten.Im „Meinungsbild im Verband der Landesarchäologenzum Thema Archäologischer Denkmalschutz undINSPIRE-Schutzgebiete“13 liest man dazu: „Der Ver -band der Landesarchäologen, insbesondere dessenKommission Archäologie und Informationssysteme…, haben sich intensiv mit dem Thema INSPIRE unddessen Verhältnis zum archäologischen Denkmal -schutz beschäftigt. Es wurde eine umfangreicheSammlung von Kriterien erarbeitet und diskutiert, diein diesem Zusammenhang eine Rolle spielt. Anhanddieser Kriterien können individuelle Entscheidungenzu dem Grad der Beteiligung an INSPIRE sowie gege-benenfalls zur Gestaltung der eigenen Beiträge ge -troffen werden.“ (Meinungsbild14, S. 1) sowie: „EinMini mal konsens unter den archäologischen Denkmal -schutzbehörden in Deutschland soll bezüglich INSPIREgewährleisten, dass durch Entscheidung einzelnerBehörden beziehungsweise Bundesländer keine Inter -essen anderer Behörden beziehungsweise Bundes län -der beeinträchtigt werden.“ (Meinungsbild15, S. 3).Zusammenfassend wird festgestellt: „INSPIRE wirdmehrheitlich als Chance betrachtet, um die Wahr -nehmung der Archäologie in der Öffentlichkeit zu ver-bessern und die öffentlichen Belange des Denkmal -schutzes besser wahrnehmen zu können.“ (VLA-Website, Kommission Archäologie und Informations -systeme – AG Rechtliche Aspekte16).

Open Data

Der Gedanke des freien Zugangs zu Wissen undInformationen ist alt. Mit dem Internet erlebt erjedoch gerade einen unvergleichlichen Aufschwung.Hier lassen sich, mit vergleichsweise geringemAufwand, Informationen weltweit verbreiten und ver-öffentlichen. Portale wie Google® ermöglichen es, dieInformationsflut einigermaßen zu beherrschen, undNachschlagewerke wie Wikipedia bündeln dasWissen vieler freier Autoren und regen zu eigenenBeiträgen an. Mit diesen Mitteln ist der Zugang zuInformationen so einfach wie nie zuvor.

Über die Freiheit der Daten 35

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Im Vergleich zur „Informationsfreiheit“, die sich anden öffentlichen Sektor der Politik und Verwaltungwendet, richtet sich die Open-Data-Bewegung an alleBesitzer und Anbieter von Informationen. OffeneDaten, so die Argumentation, liegen im Interesse derAllgemeinheit, weil sie Forschungen und vorteilhafteEntwicklungen fördern (Wikipedia). Das Rad musseben nicht neu erfunden werden, wenn der Bauplanfrei verfügbar ist. Ein weiterer Vorteil von Open Datasind die relativ einfachen Regeln für die Nutzung, wiesie zum Beispiel in den „Creative Commons“17-Lizen -zen fixiert sind.

Der Wunsch nach Zugang zu offenen Daten ist gutnachvollziehbar. Die Motivation, offene Daten zu lie-fern, lässt sich für öffentlich finanzierte Projekte nochrecht einfach aufbauen, sie findet jedoch schnell ihreGrenzen in privatwirtschaftlichen Interessen. Insofernhat Open Data seinen Schwerpunkt, neben der Infor -mationsfreiheit des öffentlichen Sektors, vor allem imBereich des Allgemeinwissens und der Wis senschaft,deren Prinzipien seit jeher auf Öffentlichkeit beruhen.Den positiven Effekten von Open Data stehen aberauch einige Probleme gegenüber, wenn zum BeispielRechte Dritter betroffen sind (Urheber-, Marken- undPatentrechte, Datenschutz etc.). Außerdem muss mangegebenenfalls mit mangelnder Qualität rechnen,nicht immer sind die Autoren profunde Kenner derMaterie. Außerdem stehen die Daten natürlich auchnicht nur der Nutzung für den rechten Zweck zur Ver -fügung, sondern auch dem Missbrauch. Bei derUmsetzung von Open Data-Projekten sollte man alldiese Aspekte jedoch als Ausnahmetatbestände ange-messen berücksichtigen können.

Information als Wert

Es käme wohl keiner ernsthaft auf die Idee, die Bran -chenführer der Automobilindustrie aufzufordern, ihreneuesten Modellplanungen als Open Data zu veröf-fentlichen, die Erfolgschancen stünden allzu schlecht.Informationen sind eben auch Werte, die die eigenePosition gegenüber der Konkurrenz stärken. UndVerhandlungen werden eben oft genug durch vor-handene beziehungsweise nicht vorhandene Infor ma -tionen beeinflusst und entschieden. Auch im öffentli-chen Sektor tritt dieser Aspekt verstärkt zutage, denndas Prinzip der Wirtschaftlichkeit gilt hier ebenso undwird durch die Bildung von Staatsbe trie ben, die einenTeil ihrer Kosten durch eigene Einnahmen selbsterwirtschaften müssen, noch deutlich verstärkt.

Wissenschaftlichkeit

Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit, mithinÖffentlichkeit, sind seit jeher wichtige Kriterien derWissenschaftlichkeit. Nur wer seine Erkenntnissenachvollziehbar und überprüfbar veröffentlicht, wirdwissenschaftlich anerkannt. Dies schließt, neben derPublikation der Ergebnisse, in der Regel auch denZugang zu Rohdaten und Zwischenergebnissen ein,zumindest, wenn diese nicht anderweitig ermitteltwerden können.

Die Freiheit der Wissenschaft wird im Allgemeinenwesentlich durch eine öffentliche Finanzierung oderFörderung gewährleistet. Im Gegenzug erwartet manvon den derart betroffenen Projekten mit Recht, dassdie sich aus der Forschungsarbeit ergebenden Daten,Informationen und Ergebnisse auch frei und offen zurVerfügung gestellt werden, möglichst als Open Data.Diese Anforderungen spiegeln sich beispielsweise inder „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wis-senschaftlichem Wissen“18 vom Oktober 2003 wider,der sich inzwischen weit über 300 Institutionen ange-schlossen haben. Die Erklärung nennt als Ziel:

„Unsere Aufgabe Wissen weiterzugeben ist nur halberfüllt, wenn diese Informationen für die Gesellschaftnicht in umfassender Weise und einfach zugänglichsind. Neben den konventionellen Methoden müssenzunehmend auch die neuen Möglichkeiten der Wis -sens verbreitung über das Internet nach dem Prinzipdes offenen Zugangs (Open Access-Paradigma) geför-dert werden. Wir definieren den offenen Zugang oderden ‚Open Access' als eine umfassende Quellemenschlichen Wissens und kulturellen Erbes, die vonder Wissenschaftsgemeinschaft bestätigt wurden.

Die Vision von einer umfassenden und frei zugängli-chen Repräsentation des Wissens lässt sich nur reali-sieren, wenn sich das Internet der Zukunft durchNachhaltigkeit, Interaktivität und Transparenz aus-zeichnet. Inhalte und Software müssen offen zugäng-lich und kompatibel sein.“

Wichtige Forschungsförderer wie beispielsweise dieDeutsche Forschungsgemeinschaft, die Max-Planck-Gesell schaft und die Fraunhofer-Gesellschaft habensich dieser Auffassung von freier Forschung schon inder Berliner Initiative von 2003 angeschlossen. DieAllianz der deutschen Wissenschaftsorganisa tionen,ein Beratungsgremium aus zehn großen deutschenWissenschaftsorganisationen19, widmet sich mit derSchwerpunktinitiative „Digitale Information“20 diesemThema:

„Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit derbestmöglichen Informationsinfrastruktur auszustat-

Archäologie und Informationssysteme36

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ten, die sie für ihre Forschung brauchen, ist das Leit -bild der Informationsversorgung. Im digitalen Zeitalterbedeutet das die digitale und für den Nutzer mög-lichst entgelt- und barrierefreie Verfügbarkeit vonPubli kationen, Primärdaten der Forschung und virtuel-len Forschungs- und Kommunikationsumgebungen.Es gilt daher eine nachhaltige integrierte digitaleForschungsumgebung zu schaffen, in der jeder For -schende von überall in Deutschland auf das gesamtepublizierte Wissen und die relevanten Forschungspri -mär daten zugreifen kann.“ (Leitbild der Allianz-Initia -tive21, Juni 2008).

Authentizität von Informationen

Ein interessanter Aspekt bei der Veröffentlichung vonDaten beziehungsweise Informationen ist die Authen -tizität. Authentizität meint, dass die ursprünglicheInten tion des Verfassers erhalten ist. Dazu muss bei-spielsweise bei der Archivierung sichergestellt wer-den, dass Dokumente nicht verändert oder verfälschtwerden können (vgl. Bibby/Göldner S. 70)22.

An dieser Stelle muss der Unterschied zwischen Datenund Informationen etwas näher beleuchtet werden.Unter Daten versteht man eine Ansammlung von Zei -chen, die in der Regel maschinenlesbar sind, also voneinem Computer verarbeitet werden können. Infor -mationen erhält man erst aus einer Interpretation die-ser Daten durch den Menschen. Dazwischen liegtaber mindestens noch der Prozess der Darstellung derDaten, und dieser Prozess ist leider nicht immer ein-deutig festgelegt. Selbst wenn man vereinbarte Da -ten formate berücksichtigt, so gibt es zumeist ver -schie dene Programme zur Darstellung. Damit wird dieAuthentizität aber fraglich. Die nachfolgenden Bei -spiele sollen dies verdeutlichen.

Während bei reinen Textdaten die Darstellung nochweitgehend unproblematisch ist, so gibt es beispiels-weise bei Tabellendaten eine ganze Reihe von Frei -heiten. Eine falsche Zuordnung von Werten zu Ta -bellenspalten führt zwangsläufig zu einer verändertenund höchstwahrscheinlich falschen Interpretation,mit hin zu einem Verlust an Authentizität. Auch beiGeodaten kann man diese Problematik finden. Wennman eine Region im Maßstab 1:100.000 grob umreißtund die bestehende Lageunsicherheit von vielleicht100 m mit einem 1 mm breiten Polygon darstellt, soent halten die Geodaten zumeist nur die Stützpunktedes Polygons (zum Beispiel Shapefile). Verwendetman diese Daten in einem anderen Kontext vielleichtim Maßstab 1:500 und achtet nicht auf die Darstel -lung, so erhält man vermutlich eine dünne Linie, dieeine Genauigkeit von wenigen Zentimetern impliziert,die ur sprüng lich niemals vorhanden war.

Bei komplexen Informationen kommt ein weitererAspekt hinzu, denn sie verlangen ein ebenso komple-xes System der Darstellung, und oft sind neben denreinen Daten noch wichtige Zusatzinformationen er -forderlich. Fehlen einzelne Bestandteile, kann es zufolgenreichen Fehlinterpretationen kommen und dieAuthentizität geht verloren. Aus der Archäologiekommt dazu folgendes Beispiel:

„Oft wird aus der Kartierung bekannter Archäolo -gieflächen der falsche Umkehrschluss gezogen, dieverbliebene Fläche sei frei von archäologischen Be -langen. Ebenso kann der falsche Eindruck entstehen,das archäologische Kulturerbe ließe sich präziseabgrenzen. Solchen Fehlinterpretationen kann nurdurch ein gut abgestimmtes Zusammenspiel von kar-tografischer Darstellung, Legende und gezielten Zu -satz informationen zu Inhalt und gesetzlichem Rah -men begegnet werden. Der Kontext ist entschei-dend!“ (Meinungsbild23, S. 2)

Bei digitalen Infor ma tionen reicht also die Forderungnach Vollständigkeit und Unversehrtheit der Datennicht aus. Es muss vielmehr durch zusätzliche Mittelsichergestellt werden, dass bei der Darstellung undPräsentation der Daten die ursprüngliche Intentiondes Verfassers, und damit die Authentizität der Infor -mationen, erhalten bleibt.

Archäologisches Erbe

Das archäologische Erbe ist ein gesellschaftliches Er -be. Diese Ansicht wird nicht zuletzt durch das „Euro -päische Übereinkommen zum Schutz des ar chäo -logischen Erbes“24 (Valetta-Abkommen) deutlich, wel-ches inzwischen in 36 Staaten in Kraft ist. Artikel 1dieses Übereinkommens besagt:

„Ziel dieses (revidierten) Übereinkommens ist es, dasarchäologische Erbe als Quelle gemeinsamer europäi-scher Erinnerung und als Instrument für historischeund wissenschaftliche Studien zu schützen.“

Auch wenn das Übereinkommen vorrangig materielleElemente des archäologischen Erbes benennt („Über-reste und Gegenstände sowie ... sonstigen Spuren desMenschen“), so muss man archäologische Informa -tionen dem doch als immaterielle Werte gleichsetzen,insbesondere wenn diese Informationen aufgrundunvermeidbarer Zerstörung von materiellen Elemen -ten des Erbes den Rang von Primärquellen einneh-men. Es ist daher nur folgerichtig, dass man aucharchäologische Informationen als gesellschaftlichesErbe betrachtet und ihren Austausch, ihre wissen -schaft liche Nutzung sowie ihre gesellschaftlicheRezeption unterstützt, jedenfalls solange damit keine

Über die Freiheit der Daten 37

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anderweitige Beeinträchtigung des archäologischenErbes verbunden ist. Artikel 8 des Übereinkommensbe merkt dazu:

„Jede Vertragspartei verpflichtet sich:- den nationalen und internationalen Austausch von

Elementen des archäologischen Erbes für akade-misch-wissenschaftliche Zwecke zu erleichtern undgleichzeitig geeignete Schritte zu unternehmen, umzu verhindern, daß der kulturelle und wissenschaft-liche Wert dieser Elemente durch die Weitergabe beeinträchtigt wird;

- die zentrale Erfassung von Informationen über be- reits laufende archäologische Forschungs- und Aus -grabungsarbeiten zu fördern und zur Aufstellung in ter nationaler Forschungsprogramme beizutra-gen.“

Das archäologische Erbe impliziert also eine deutlicheTendenz zu einem freien Informationszugang, wobeigewisse Einschränkungen zur Verwirklichung vonSchutzzielen einbezogen sind.

Denkmalschutz

Der Schutz des archäologischen Erbes wird inDeutsch land durch Denkmalschutzgesetze der einzel-nen Bundesländer geregelt25. Bis auf wenige Ausnah -men ergeben sich Kulturdenkmale dabei nach demdeklaratorischen Prinzip (ipso jure) und müssen alsonicht erst benannt oder bekannt gemacht werden,um Denkmaleigenschaft und Schutzstatus zu erlan-gen. Dies sichert einen umfassenden Schutz des ar -chäo logischen Erbes auch dann, wenn es noch nichtumfassend untersucht und dokumentiert ist, sondernsich nur durch Spuren und Hinweise als begründeterVerdacht abzeichnet. Es stehen also neben den schonbekannten auch alle noch nicht bekannten Kultur -denkmale unter Schutz, und diese sind nach einhelli-ger Meinung der Archäologen die überwiegendeMehrheit.

Eine Herausforderung des deklaratorischen Systemsliegt darin, das Schutzgut ausreichend gut zu be -

schrei ben. Ein Kulturdenkmal kann eben nur dannwir kungsvoll geschützt werden, wenn es bekannt ist(hier sind konstitutiv bestimmte Flächen, wie bei-spielsweise im Naturschutz üblich, deutlich im Vorteil).Außerdem gebieten die Grundsätze der Rechtssicher -heit und Rechtsklarheit, dass sich die zu schützendenObjekte nicht nur Fachwissenschaftlern, sondern auchden Adressaten und Anwendern der Rechtsnorm (alsoder Allgemeinheit) erschließen. Aus diesem Grundfordern auch deklaratorische Denkmalschutzgesetzezur Führung und Veröffentlichung von Denkmallistenauf. Auch wenn diese nicht den Gesamtbestand dergeschützten Objekte zeigen können, so unterstützensie doch immerhin die Rechtsklarheit bei den schonbekannten Objekten des archäologischen Erbes.

Es ist jedoch zu beachten, dass detaillierte Informatio -nen zum archäologischen Erbe sich auch gegen dieZiele des Denkmalschutzes richten können, zum Bei -spiel bei Denkmalen, die ein gewisses Schatzpotenzialaufweisen: „Die Veröffentlichung von Bodendenk mä -lern im Internet birgt Gefahren, da diese so fürSchatz sucher und Raubgräber einfacher zugänglichsind.“ (Meinungsbild26, S. 2). Es ist also stets sorgfältigabzuwägen, welche Informationen zum archäologi-schen Erbe in welchem Rahmen bekannt gemachtwerden.

Resümee

Die Freiheit der Daten, nein besser, die Freiheit vonInformationen ist ein hehres Gut und wird in derGesell schaft allgemein hochgeschätzt. Viele Grund -rechte erfordern diese Freiheit. Demokratie, öffentli-che Verwaltung und nicht zuletzt die Wissenschaftprofitieren von ihr. Auch wenn es gewisse Einschrän -kungen durch andere Grundrechte wie beispielswei-se Datenschutz oder Urheberrechtsschutz gibt undwirtschaftliche Interessen der Informationsfreiheitgelegentlich entgegenstehen, sollten wir nicht vondem Bestreben ablassen, unser Wissen zugunsten derAllgemeinheit mit anderen zu teilen.

Archäologie und Informationssysteme38

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Anmerkungen, Quellen, Internet

1 Der Begriff Informationsfreiheit wird allgemein so -wohl für Rezipientenfreiheit (= Freiheit, sich zu infor-mieren, GG Art. 5) als auch für Informations zu gangs -freiheit (= freier Zugang zu Informationen) benutzt.Zur Unterscheidung wollen wir im ersten Fall vonRezipientenfreiheit und im zweiten Fall von Informa -tions freiheit sprechen.2 GG – Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland(http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/grundgesetz/).3 Vgl. Anmerkung 1.4 BGB – Bürgerliches Gesetzbuch der BundesrepublikDeutschland(http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/index.html).5 Informationsweiterverwendungsrichtlinie der EU:„Richtlinie 2003/98/EG des Europäischen Parlamentsund des Rates vom 17. November 2003 über dieWeiterverwendung von Informationen des öffentli-chen Sektors“ (http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do? uri= J:L:2003:345:0090:0096:DE:PDF).6 Empfehlung des Europarates Nr. 854 (1979) „on ac -cess by the public to government records and free-dom of information“.(http://assembly.coe.int/main.asp?Link=/documents/adoptedtext/ta79/erec854.htm).7 Empfehlung des Europarates Nr. R (81) 19 „of thecommittee of ministers to member states on the ac -cess to information held by public authorities“ ausdem Jahr 1981(http://www.coe.int/t/dghl/standardsetting/media/doc/cm/rec%281981%29019_EN.asp).8 Empfehlung des Europarates Rec(2002)2 „of theCommittee of Ministers to member states on accessto official documents“ aus dem Jahr 2002(https://wcd.coe.int/ViewDoc.jsp?id=262135).9 Informationsfreiheitsgesetze – Übersicht des Bun des -beauftragten für Datenschutz und Informa tions -freiheit (http://www.bfdi.bund.de/IFG/Gesetze/Lan -des gesetze/Landesgesetze_node.html).10 UIG des Bundes – Umweltinformationsgesetz vom22. Dezember 2004 (http://www.gesetze-im-internet.de/uig_2005/ index.html).11 INSPIRE – Infrastructure for Spatial Information inthe European Community, Internetauftritt(http://inspire.jrc.ec.europa.eu/).12 INSPIRE-Richtlinie: „Richtlinie 2007/2/EG des Euro -pä ischen Parlaments und des Rates vom 14. März2007 zur Schaffung einer Geodateninfrastruktur inder Europäischen Gemeinschaft“ (http://eur-lex.eu -ropa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2007:108:0001:0014:DE:PDF).13 Meinungsbild im Verband der Landesarchäologenzum Thema Archäologischer Denkmalschutz undINSPIRE-Schutzgebiete

(http://www.landesarchaeologen.de/fileadmin/Doku -men te/Dokumente_Kommissionen/Dokumente_Archae o lo gie-Informationssysteme/Dokumente_AIS_Rechte/Meinungsbild_Arch%C3%A4ologie-INSPIRE-Schutzgebiete.pdf).14 Vgl. Anmerkung 13.15 Vgl. Anmerkung 13.16 VLA-Website, Kommission Archäologie und Infor -ma tionssysteme – AG Rechtliche Aspekte(http://www.landesarchaeologen.de/verband/kommissionen/archaeologie-und-informationssysteme/ pro-jektearbeitsgruppen/rechtliche-aspekte/).17 Creative Commons – deutscher Internetauftritt(http://de.creativecommons.org/).18 „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissen-schaftlichem Wissen“ vom Oktober 2003(http://oa.mpg.de/files/2010/04/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf beziehungsweise http://oa.mpg.de/lang/de/berlin-prozess/signatoren/).19 Partnerorganisationen der „Allianz der deutschenWissenschaftsorganisationen“ sind: Alexander vonHum boldt-Stiftung, Deutsche Akademie der Naturfor -scher Leopoldina, Deutsche Forschungsgemeinschaft,Deutscher Akademischer Austausch-Dienst, Fraun ho -fer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Hoch -schul rektoren konferenz, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft und Wissenschaftsrat.(ht tp : / /www.a l l ianz in i t ia t i ve .de/de/partner -organisationen/).20 Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ derAllianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen(http://www.allianz-initiative.de/de/).21 Leitbild der Allianz-Initiative (11. Juni 2008)(http://www.allianzinitiative.de/fileadmin/user_uplo -ad/keyvisuals/atmos/pm_allianz_digitale_information_details_080612.pdf).22 Bibby/Göldner. „Archäologische digitale Daten:Authentizität und Funktionalität“. In: Archäologieund Informationssysteme. Arbeitshefte zur Denkmal -pflege in Niedersachsen, Bd. 42.23 Vgl. Anmerkung 13.24 „Europäische Übereinkommen zum Schutz des ar -chäo logischen Erbes“ (Valetta-Abkommen, revidierteFassung von 1992, deutsche Übersetzung)(http://conventions.coe.int/Treaty/ger/Treaties/Html/143.htm).25 Denkmalschutzgesetze der Bundesländer, Übersichtdes Verbandes der Landesarchäologen(http://www.landesarchaeologen.de/denkmalschutzgesetze/).26 Vgl. Anmerkung 13.

(Alle Internet-Links mit Stand vom 08.07.2012.)

Über die Freiheit der Daten 39

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Abstract

‘Open’ has captured the zeitgeist. It is argued that byproviding clear and transparent access to knowledgeobjects (data, theories and knowledge (open access,open data, open methods, open knowledge)) andenhancing collaborative and creative input ‘open’approaches have the potential to revolutionise sci-ence, humanities and arts. Open approaches requireactive engagement and are as much a social andorganisational issue as a technical one. This requiresengagement from a broader societal base. For exam-ple, primary data creators need the appropriate incen-tives to provide access to Open Data – these incenti-ves will vary between different groups: contractarchaeologists, curatorial archaeologists and researcharchaeologists all have different drivers. Equallyimportant is that open approaches raise a number ofethical issues. A UK focus has been taken: the authorappreciates there are differences in application outsi-de the UK. This is a shortened version of a paper thatis published in the Journal of World Archaeology spe-cial issue on open Archaeology in Autumn 2012.

Introduction

Heritage resources within landscapes are at risk froma variety of natural and anthropogenic forces. The lossof some of these resources is inevitable, but the deci-sion making process is a delicate balancing act bet-ween different cultural, industrial and economic issu-es which can be enacted at different scales: from thelocal to the international. Data, and the subsequentinformation and knowledge that is derived from anintegrated data corpus, should be used effectively toproduce realistic policy (i. e. policy which can beenacted and produces the desired impact) and deve-lop effective governance strategies (be they local,regional, national or global). The underlying ethos isthat better decisions are made when users can accessappropriate parts of the knowledge base in a mannerwhich is relevant to the problem they are solving. Theproblem is that decisions, policy or research is notenacted with ,perfect’ knowledge. Current approa -ches mean that research and decision making isundertaken on a sub-set of the corpus of data. Thisleads to a Rumsfeldian system of knowledge availabi-lity (see Figure 1):

Archäologie und Informationssysteme40

Opening access to heritage resources: risk, opportunity or paradigm shift?

Anthony Beck

1 The ‘potential’ knowledge cloud for a problem (re-used under a CC-By licence from Anthony Beck:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:The_%27potential%27_knowledge_cloud_for_a_problem.svg).

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- the known knowns: the accessible knowledge- the known unknowns: the known but inaccessible

knowledge- the unknown unknowns: the potential knowledge

advances gained by integrating all data, collabora-ting with different domains and future research avenues

Ideally one would reduce the size of the latter twodomains so that decisions, be they research, policy ormanagement, can be formed from a position of ‘per-fect’, or ‘near-perfect’, knowledge with informationand data which is both accessible and well under -stood. The 21st century is likely to see the global tran-sition from data economies, to information econo-mies (Wikipedia 2012a) and finally through toknowledge economies (Wikipedia 2012b). It's postu-lated that better decisions are made: information andknowledge economies have a better understanding ofthe nature of any underlying data (its quality, vagariesand uncertainties), have bodies of theory that can beutilised to transform data into information and a bet-ter understanding of the ‘totality’. It is likely that thiswill occur through the development of communitiesof practice (Wenger, McDermott, and Snyder 2002)that comprise of loosely coupled groups who are stu-dying related problems. The reality is somewhat different, rarely are decisionsmade on the basis of all the available evidence. Theheritage sector is comprised of a network of agenciesand stakeholders. They perform a range of functionsfrom curating monuments or undertaking excavationsto advising governments and providing public access.Each collects data. Unfortunately access to the corpusof data held by these agencies is fragmented andopaque. Many of the different distributed Historic En -viron ment Information Records (HEIRs) have erectedbarriers to data sharing in the form of bureaucracy,formats (particularly paper archives), incompatiblestructures and legal/financial frameworks. The latterpoint is important as the legal and financial frame-work includes licences that inhibit downstream sha-ring and re-use. This severely inhibits knowledge-transfer. Important data resides in silos which effecti-vely block access to different stakeholders on thebasis of awareness, privilege (access rights), cost andsecurity. Portals that aggregate content do exist, butthe majority only provide access to synthetic derivati-ve, or generalisations. This lack of access to data leadsto downstream fragmentation in the data transforma-tion environments (theory, processing methods etc.),the knowledge structuring environments (classificati-on framework: dating, pottery sequences etc.) andinterpretations. Stakeholder requirements are not joi-ned up: the systems that facilitate the effective deve-lopment of diverse ‘communties of practice’ (Wiki -pedia 2012c; Wenger, McDermott, and Snyder 2002)that could transform engagement do not exist.

Paradoxically, at a transnational level we are encoura-ged not just to share our data but to integrate it. Thisis core to the principles underpinning the EU-wideINSPIRE directive (2012) and is implied in theEuropean Landscape Convention. Interoperability and‘fit-for-purpose’ are key terms: data should be easy tointegrate across different platforms and it should bemade available in a way which the intended end-usercan actually use and understand. The issue here is not‘if we should improve access’ but ‘how we shouldimprove access’. Unfortunately, many of the datasetswhich fall under the remit of INSPIRE are generalised,or synthetic, and don't reveal the richness of theunderlying raw data sources. INSPIRE and other opendata initiatives spearheaded by many western govern-ments have demonstrated that there is a real demandfor government, and other, data. However, it is as yetunclear how far they will penetrate into the heritagesector.

This paper will consider these issues in relation to ope-ning access to heritage resources. A movement that isbeing called ‘Open Archaeology’.

A vision for Open Archaeology

Imagine a scenario where data is managed in the fol-lowing way. Fine grained data downloaded from geo-physics instruments or collected during, likely to befully digital, excavations is placed into a virtual ‘fol-der’. This folder synchronises the data with a cloudbased repository. This invokes a variety of serviceswhich generate description and discovery metadata(essentially archiving the raw data and facilitating dis-covery). Using ontologies and other semantic webtools the data can interoperate as Linked Data(Wikipedia 2012d) with the corpus of data collectedat this and other scales. Persistent Uniform ResourceIdentifiers (URIs) or Digital Object Identifiers (DOIs) areallocated for each object for long term referencing.The underlying data quality can be evaluated andimproved in relation to the network of data, informa-tion and knowledge in which the ‘new’ object exists.When users want to query this resource they can eit-her access it directly (as a service or a download) orutilise mediation interfaces which have been specifi-cally designed to transform the resource into specificdata and knowledge products that the user requires(again as a download or a service). The technical ter-minology may strip this of elegance, but these typesof environments are currently under development.They represent a major conceptual shift from deposi-ting ‘static’ documents, objects and data in archivesto developing dynamic, rich and interlinked reposito-ries of knowledge.

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If archaeological data is to be viewed as a dynamicresource it is important to consider the relationshipsbetween the different data, information andknowledge objects. Archaeology deals with a varietyof different data which are integrated to gain insightsinto the past. For simplicity these have broken thesedown into three groups:

- Physical observations – measurement and observa-tion data (many of which can not be replicated again) including sensor and laboratory measure-ments (such as geophysical and soil measure-ments). This data does not change over time. For example a sherd of pottery may have a location, context, dimensions and can be attributed with form and fabric classification descriptors.

- The structuring knowledge/classification environ-ment – the knowledge (or classification) frame-works which can be attributed to the physical observations. These frameworks reflect clusteringsand groupings in the data. This data is dynamic. For example the pottery form and fabric sequence (and their associated dating implications) change when new data is added to the corpus or specia-lists refine their points of view. A similar position isobserved with radiocarbon dates and the body of knowledge that provides calibration for the raw dates. There should be a tight relationship bet-ween these relationships and the physical observa-tions which together represent a dynamic knowledge base which can be fed into research, policy, practice and management. Currently this relationship is not formally represented and is nor-mally decoupled.

- Analysis, interpretations and synthesis – a layering of multiple interpretative points of view based on hypotheses and bodies of theory and evidence.

It should be noted that in recent years this contrasthas rightly been subject to revision, as various com-mentators have noted the widely acknowledged factthat all stages of archaeological practice involve theo-ry-laden assumptions, and hence that data collectionand interpretation are closely entwined. Irrespectiveof this broader debate, each of these componentsrequire additional metadata that describes themethods of observation, collection and analysis sothat subsequent re-users can understand issues per-taining to scale, uncertainty and ambiguity that areessential when datasets are integrated. Being able tolink, and therefore integrate and query, the differentdata resources means that heterogeneous resourcescan be treated as one. This is close to becomingLinked Data (2012). The Linked Data ethos (Bizer,Heath, and Berners-Lee 2009) underpins the develop-

ment of the Semantic Web which aims to transformthe unstructured, document focussed, web into a‘web of data’ (Wikipedia 2012).

This dynamism could have profound implications forarchaeological data collection, consumption andengagement. For example, in addition to many otherthings pottery provides essential dating evidence forarchaeological contexts. However, pottery sequencesare developed on a local basis by individuals with animperfect knowledge of the global situation. Thismeans there is overlap, duplication and conflict bet-ween different pottery sequences which are periodi-cally reconciled (your Type IIb sherd is the same as myType IVd sherd and hence the dating range can berefined). This is the perennial processes of lumpingand splitting inherent in any classification system. Thesemantic integration of localised sequences canpotentially support more robust pottery frameworks.In addition, as the pottery data is linked (and notdecoupled and stale) then updated pottery classifica-tions and dating implications immediately update thedating probability density function for a context orgroup. One can also automatically reason over thedata to find out which contexts, relationships andgroups are impacted by a change in the datingsequences either by proxy or by logical inference (achange in the date of a context produces a logicalinconsistency with a stratigraphically related group).In a Semantic Web (Wikipedia 2012e) scenario thenthe logical consistency in the physical and stratigra-phic relationships can be automatically verified usingreasoning software (such as Prolog). As all of the datais stored as Linked Data, this means that all the prima-ry data archives are linked to their supportingknowledge frameworks (such as a pottery sequence).When a knowledge framework changes the implicati-ons are propagated through to the related data dyna-mically. This means that, in theory, the implications ofminor changes in the structuring knowledge environ-ment can be tracked dynamically through to theunderlying observations and their impact observed ininterpretations. The feedback mechanism implied byLinked Data and the Semantic Web can profoundlyalter the way archaeologists, and others, engage withtheir data and derived resources.

Deposition is no longer the final act of the excavation,or any other, process: rather it is where the datasetcan be integrated with other digital resources andanalysed as part of the complex tapestry of heritagedata. The data does not have to go stale: as the sour-ce data is re-interpreted and interpretation frame-works change these are dynamically linked through tothe archives. Hence, the data sets retain their integri-ty in light of changes in the surrounding and suppor-ting knowledge system. This means that any policy,

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management, curatorial and research decisions arebased upon data that reflects the most-up-to dateinformation and knowledge. This must be an aspirati-on for a discipline which progresses by re-analysingand re-structuring it's primary data corpus.

The requirements of an ‘open’ archaeological corpus: licences

Open Content is defined by the Open KnowledgeFoundation (OKF 2012a, 2012b) as follows, ‘A pieceof content or data is open if anyone is free to use,reuse, and redistribute it subject only, at most, to therequirement to attribute and share-alike.’ Essentiallycontent is open if the re-user is broadly unfettered inthe way they consume the content and share deriva-tives. What provides this freedom is the licence asso-ciated with the resource. The licence describes whatcan be done with the content or data and how itshould be shared and referenced (if at all). OKF descri-bes a number of different licences that conform to therequirements of Open Data and other open content.The two primary issues concern how data or contentis referenced (does the licence include a By Attribution(By) clause) and what imposition the data sharer willput on downstream licencing (is a third party user freeto do what they want or not). At the very least openresources need licences that encourage re-use.

Ethics and open heritage resources

Open licences provide the mechanisms for effectivelysharing resources. However, they do not provide ans-wers to how data and syntheses should be opened orif they should be opened at all. This is the sphere ofethics. Two broad issues will be discussed: the diffe-rence between the ethical practices of those that pro-duce and those that consume the corpus of archae-ological knowledge. Archaeological data is normally collected as eitherpart of the research process or as part of the planning(or rescue) process – in advance of construction.Hence archaeological work is normally conducted byacademics, government organizations or independentcontract units. Each of these bodies operate underlegal and professional frameworks. The majority ofthese frameworks mandate that these organisations‘make this evidence (and any archive generated), ubli-cly accessible’. Both the National Planning PolicyFramework (NPPF: Department for Communities andLocal Government 2012) and Research Councils UK(RCUK 2012a) have similar text for the UK. Obviouslythe term ‘publically accessible’ is open to a variety ofinterpretations – however, as the majority of archae-ological data are ‘born digital’ it is likely that the

public (taxpayers) will expect digital resources to bemade available digitally. This brings us to the ethicalconsumption of heritage data.

There are two broad ethical issues associated with theconsumption of heritage data:1. Access to data and derivatives that still have reso-nance for a community or cultural group (indigenousgroups, 20th Century war excavations and forensicarchaeology).2. Providing access to data that facilitates looting andthe international trade in illegal artefacts.

The distinction between these two points is mainlyone of boundaries and certainty. In respect of point 1it is reasonably clear when an activity may have ethi-cal implications, even in retrospect. Remedial activitiescan be taken and the corpus of evidence can beredacted or obfuscated for different audiences accor-dingly. However, point 2 is significantly more ambigu-ous. The same data which is used to conduct archae-ological research or curatorial management can beused to target looting activities (for example, nighthawking: the illegal act of metal detecting withoutthe landowners consent or on scheduled sites). In thelatter example it is difficult to know what to do –removal of access rights to the archaeologicalknowledge base may reduce the problem but has aprofound impact on legitimate activities. In respect ofaccess to digital data this is effectively the positionadopted by many curatorial authorities. Data can beaccessed by visiting curatorial facilities but is general-ly not accessible on-demand externally.

This position is polarised and plays to the lowest com-mon denominator: it is based on the premise thataccessible knowledge will inevitably be abused andeschews any of the benefits that data sharing can pro-vide. The Portable Antiquities Scheme (PAS) has donemuch to improve this situation. In terms of consump-tion, the data held within the PAS database is publi-cally accessible but in a degraded format - the spatiallocation and some attributes have been obfuscated.By registering with the PAS different users can accessthe data at different degrees of granularity includinga 'research' grade. This user accreditation frameworkallows a more nuanced approach to knowledge seg-mentation which provides a re-use position basedupon accreditation and trust. However, it is not, inprinciple, open. The PAS has an extensive regional andnational outreach programme which has resulted in agreat deal of engagement and a conduit for citizenscience. Through this the PAS has helped to streng-then the relationships between ethical metal detecto-rists and the archaeological community. In 2007 it wasestimated that two thirds of metal detectorists belon-ging to a club report some of their finds to the PAS.

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It is clear that ethical issues are complex. Every stake-holder can produce compelling arguments as to whythey should get preferential access to everyone else'sdata whilst at the same time they should place embar-goes on their own. The underlying issue is one of dataembargoes and how these are implemented, or not.In this respect the archaeological discipline is in a dif-ficult position. On the one hand the statutory, legisla-tory and funding frameworks call for public access ofthe products of archaeological research and practice.On the other hand there are concerns about the ethi-cal implications of sharing any archaeological data asit can be used by looters. These two positions arepolarised and obviously conflicting.

It is important that the risks and benefits associatedwith providing access to heritage data are consideredfrom a pragmatic basis. Some data are sensitive: it canbe argued that access to such data should be res-tricted for reasons of security and ethics (particularlywhere these issues are clearly defined – such as indi-genous archaeologies). It should also be recognisedthat data sensitivities and risks change over time. Adata set which may be deemed sensitive whilst underexcavation (at risk whilst it is accessible) is less sensiti-ve once built over (at less risk as it is less accessible).Furthermore, providing access to data does notalways mean providing access to raw data: data canbe obfuscated by generalising spatial, temporal andother attributes. This implies some form of user accre-ditation. Whilst not ideal, and definitely not open,access based on user accreditation does mean thatdifferent user groups get access to data that mightotherwise have been embargoed. By understandingthese issues fit-for-purpose systems can be developedthat deploy data in a timely and effective way.

Incentives and disincentives for Open Archaeology

This paper has argued that Open Archaeology canhave a significantly positive impact on many of themodes of archaeological consumption. The challengeis one of how the environment can be engineered toincrease the likelihood of this happening subject tothe ethical considerations discussed earlier. This isabout incentives and how individuals and organisati-ons embed Open Archaeology principles into theirwork practice.As discussed previously the requirements to access thefoundational objects for Open Archaeology (data,methods, synthesis etc.) are enshrined within many ofthe core requirements for academic, curatorial andcontract archaeology. One of the problems is that alt-hough publically accessible archives are advocated theguidance tends not to stipulate repositories, structu-

res and licences that maximise re-use. Currently theonly successful area is open access to synthetic acade-mic publications and excavation, and other, reports.Neither of these provide enough information on sour-ce detail and processing methods that allow the scien-tific re-appraisal of technique nor are they in a formatthat facilitates re-use of content embedded in thedocuments.

Academic archaeological researchers funded by theUK government should already be conducting OpenArchaeology, however there appears to be a gapbetween the amount of research commissioned andthe number of research outputs. The size of this gapneeds quantifying. One of the problems is that thereward system in academia is based upon publicationoutput and not on the output of other, more funda-mental, research objects. Hence, publications are amuch higher priority to academics in terms of recogni-tion and career advancement. Whilst publications arean important element of research output they have anexcessively high weighting which is detrimental to thedelivery of other research outputs. It is important thatthis balance is redressed and that appropriate checksare put in place to confirm that the outputs are in pla-ced in appropriate repositories. The Wellcome Trust isstrengthening the manner in which it enforces itsopen access policy: failure to comply with the policycould result in final grant payments being withheldand non-compliant publications being discountedwhen applying for further funding (Wellcome Trust2012).

Contract archaeology has different drivers. WhilstNPPF states that the underlying data should be madepublically accessible, the mechanism of depositiondoes not mean that the resources can be easily re-used. The current commercial business process is pre-dicated on delivering reports and depositing ‘paperarchives’ that satisfy both client and curatorial requi-rements so that the process of excavation can be sig-ned off and the rest of the development can proceed.The problem here is in the nature of the object (data)has moved from a paper, analogue, record to a digitalrecord whilst many curatorial systems are still desig-ned with analogue data in mind. If the surroundingdata re-use and analysis environment is generatedthen it is arguable that the very act of depositingstructured data into the corpus is enough to satisfythe requirements of the planning process as this datawill be immediately available for review and analysisby multiple stakeholders. This means that the contractunit would no longer be required to produce a hand-crafted report that includes textual summaries of data(this kind of synthesis, if necessary, can be built direct-ly from the deposited data itself). Instead one couldgenerate alternative analytical derivatives (for exam-

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ple to examine the impact of the work on regionalagendas) and alternative synthetic output (for exam-ple producing popular synthesis which encouragespeople to re-use the data). As many large UK contractunits are also charities with an educational remit thisrepositioning would enhance engagement and provi-de a catalyst for public access to Open data. Thisshould make the excavation process cheaper for thecommercial archaeological contractor, and by proxy,the client. The incentives in the commercial frame-work are more about changing the execution of thebusiness process rather than incentivising individuals.

Although contract and academic archaeologists willbe the creators of the majority of data, curatorialarchaeologists are key stakeholders and mediators ofknowledge. The technologies and approaches descri-bed here have the potential to significantly disruptthis sector. Although many benefits have been descri-bed the very process of change has social implicationsand would need effective management. For at leastthe past decade UK curatorial services at a regionaland national level have been significantly cut. This hasdamaged morale. The introduction of systems thatfundamentally change working practice are likely tocreate issues around role perception, recognition andjob security. These will need effective management.Whilst these archaeologists will still produce curatori-al and planning advice they will start to base this advi-ce on a variety of data sources rather than just theHistoric Environment Information Resource (HEIR)they maintain. This may be seen to erode prestige andrelevance: this will also need managing. However, rat-her than spending time maintaining and updating adataset based on at least secondary synthesis, curato-rial archaeologists will be directly accessing the fullcorpus of archaeological knowledge to address regio-nal and national policy and research agendas. This hasthe potential to be more engaging and mean that thesector has more relevance to both planning, researchand the public. It could be argued that large scale pro-jects that employ many archaeological contractors,such as the Channel Tunnel Rail Link, could see manybenefits by opening the data from these project at anearly stage so that the curatorial archaeologists canwork more effectively with the consultant, contractand research archaeologists to develop more nuancedstrategies and outputs.

Finally there are issues of public engagement andaccountability. By making the results of academic andcontract archaeology open then the public can enga-ge with the resource more effectively and link plan-ning and research policy actions directly to outcomes(a form of process transparency). A number of incum-bent governments have had aspirations to make localand national decision making systems more transpa-

rent. There is also another facet, and one which is fol-lowed by the author: open is the 'right thing to do'.This is particularly relevant to academics who are fun-ded through the public purse: it's a duty to communi-cate their research and its social and ethical implicati-ons both to policy-makers and to the non-specialistpublic. There is an increasing view that these types ofnon-academic engagements are richer, participatory,relationships that go far beyond simple outreach(MORI 2000; Royal Society, RCUK, and WellcomeTrust 2006, 9; Poliakoff and Webb 2007).

Conclusions

The Internet has and is changing society: it has helpedto increase expectations of access which in turn hasled to more transparent and open positions fromgovernments and institutions. Access to data andderivatives, particularly data collected through publicfunds, is likely to be significantly enhanced. Impor -tantly this will not just be the provision of data inbooks, or their digital facsimiles, but the provision ofsource data that is structured in a way which can beconsumed by a multitude of users on the semanticweb. This jars against how data and derivatives arecurrently structured. Traditionally the planning proces-ses uses higher level synthesis (site reports etc.) as abasis for decision making. This essentially decouplesthe link between the physical observations and thestructuring knowledge environment and the availableinformation from which to make decisions. Thedecoupling of data to generate synthesis is increasing-ly problematic when one considers we are still dealingwith a data explosion producing in the words ofEnglish Heritage (1995) ‘a large and inaccessible datamountain’. It is essential that data needs to be linkedmore closely to synthesis, management, curation andpolicy. Open Archaeology principles help to re-estab-lish these links.

Data is starting to receive the attention it deserves.Initiatives such as Open Data and Open Science areproviding access to an unprecedented amount of data(and the algorithms and methods which can be usedto transform and synthesise it). International policyinitiatives such as INSPIRE are forcing governments toaddress transnational data and semantic integrationand access issues. It is imperative that ways are foundfor researchers, curators, policy makers and the publicto overcome the ethical, legal and technical challen-ges in providing data and other research objectswhilst realizing the potential of all the resource. Inaddition, in a world which is increasingly reliant ondata and associated metrics on provenance and accu-racy, we should be providing mechanism wherebyproviders of such data can be cited and rewarded

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appropriately. If decisions are based upon data thenthose people and organisations that deposit high qua-lity data should be praised and rewarded accordingly.

There will remain areas where data, information andknowledge remains silo-ed. It is probably right thatsome data remains silo-ed: however, the reasons needto be made clear. It is wrong to silo data on the basisof dogma and worse when this is done in organisati-ons that are publically funded. The benefit should notbe calculated on how much the data can be sold forbut rather based on the improvements in policy,research and public engagement. Improving access todata will improve the knowledge base which impro-ves research and governance: think provision, notpossession (Isaksen 2009).

Opening access to easily re-usable knowledge willstart to produce a dynamic knowledge base. Thearchaeology knowledge base should be, by definition,dynamic: It is predicated on the complex relationshipbetween the corpus of knowledge, theory and classi-fication systems. These are fluid and contain manyinterlinked dependencies which means that variationsin one component can have complex repercussions

throughout the knowledge base. The issue then is notabout whether it will happen but how we can link thisdata to enhance its re-use and deal with the organi-sational and ethical problems: how is access media-ted, what facilitates deposition, how re-use communi-ties are created and what incentives are required. It isalso important that we articulate the technical, social,organisational, conceptual and cultural issues so thatwe can deliver appropriate data and knowledge ser-vices to the appropriate people so that governanceand policy can be enacted more effectively.

If this is the case then we need Open approaches toensure that we have the capacity to exploit theseresources effectively for the full range of stakeholders.

As stated by English Heritage:Knowledge is the prerequisite to caring for England'shistoric environment. From knowledge flows under-standing and from understanding flows an apprecia-tion of value, sound and timely decision-making, andinformed and intelligent action. Knowledge enrichesenjoyment and underpins the processes of change(English Heritage 2005).

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Opening access to heritage resources: risk, opportunity or paradigm shift? 47

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Eines der Ziele der Kommission bestand darin, Wegefür eine gemeinsame Darstellung georeferenzierterFachdaten zu suchen. Dies führte zur Entwicklung desDatenexportstandards ADeX (Archäologischer Da ten-eXport-Standard), der einen breiten, leicht praktika-blen Datenaustausch ermöglicht. Dieser wird geradefür bundesländerübergreifende Projekte der Landes -ämter für Bodendenkmalpflege2 als notwendig erach-tet, sei es für grenzübergreifende Baumaß nah men,wie Straßen und Versorgungsleitungen, oder grenz -übergreifende Bodendenkmäler, wie zum Bei spieldem Limes, oder aber gemeinsame Forschungs pro -jekte.

Da sich Datenaustausch und -abgabe jedoch nicht nurauf die Landesämter untereinander beschränken, son-dern diverse Partner infrage kommen, galt es, diesezu benennen und Konditionen zur Weitergabe vonDaten festzulegen. Hierfür wurde die Arbeitsgruppe„Rechtliche und wirtschaftliche Aspekte der Daten -weitergabe“ (RWAD) gegründet. Deren Überlegun-gen seien im Folgenden kurz skizziert.

Generell werden von den Landesämtern sowohl Sach-als auch GIS-Daten abgegeben, ausgetauscht oderauch übernommen. Als Partner dafür kommen dieLandesämter untereinander, Partner in der öffentli-chen Verwaltung, privatwirtschaftliche Partner, For -schungseinrichtungen, touristische Einrichtungen,aber auch private Interessenten in Betracht. Erwähntsei, dass Bayern seine archäologischen Denkmale ineinem Portal („Bayern-Viewer“) öffentlich zur Ver -fügung stellt.

Da es sich bei Bodendenkmaldaten zum Teil um sen-sible Daten handelt, muss ein verantwortungsvoller,fach- und sachgerechter Umgang ge währleistet sein.Abhängig von den Partnern, Projek ten und Maßnah -men sollten deshalb Nutzungs be dingungen, die Ver -gabe oder gegebenenfalls auch der Entzug von Zu -griffsberechtigungen geregelt sein.

Der Datenaustausch zwischen den Landesämtern wirdals selbstverständlich angesehen, da ein ange mes -sener Umgang mit den zum Teil sensiblen Daten vor -ausgesetzt wird. Eventuell sind projektabhängige Ver -einbarungen erforderlich, die Art, Um fang, Ver wen -dungszweck und Dauer der Verfüg barkeit der Da tensowie die zugriffsberechtigten Personen benennen.

Der Datenaustausch zwischen Landesämtern und denPartnern in der öffentlichen Verwaltung gehört zu

den Pflichtaufgaben und wird bereits gepflegt. Diegegebenenfalls erforderlichen Nutzungsvereinba -rungen entsprechen den zuvor genannten.

Der Datenaustausch zwischen Landesämtern und pri-vatwirtschaftlichen Partnern, wie Planungsbüros oderGrabungsfirmen, ist gemäß den vorliegenden Erfah -rungen ähnlich wie mit Partnern in der öffentlichenVerwaltung zu handhaben. Vertragliche Vereinba run -gen werden hier als notwendig erachtet, die Art,Umfang und Verwendungszweck der Daten sowie diezugriffsberechtigten Personen, eine zweckgebundeneNutzung und die Verpflichtung, die Daten nicht wei-terzugeben, beinhalten sollten. Für die Grabungsfir -men ist die Abgabe ihrer im Rahmen von Grabungenerhobenen Daten an die Landesämter obligat. Hierexistieren zum Teil bereits vertragliche Vereinba -rungen in den Landesämtern.

Für den Datenaustausch zwischen Landesämtern undForschungseinrichtungen, wie Universitäten, werdenvertragliche Vereinbarungen als notwendig erachtet,die Art, Umfang und Verwendungszweck der Datensowie die zugriffsberechtigten Personen, eine zweck-gebundene Verwendung, die Verpflichtung, dieDaten nicht weiterzugeben, Publikationsregelungen/-genehmigungen, die Wahrung der Urheberrechteund des Copyrights beinhalten sollten. Bezüglich desCopyrights besteht die Möglichkeit, die Datensätzebeim Export mit einem Vermerk zu versehen. In denLandesämtern existieren ebenfalls zum Teil bereits ver-tragliche Vereinbarungen.

Vor der Abgabe von Daten von Landesämtern an tou-ristische Einrichtungen stellt sich die Frage, welcheDaten überhaupt und mit welcher Lagegenauigkeitabgegeben werden. Als unproblematisch erscheintdie Abgabe von Objektinformationen und Bilddatenzu obertägig sichtbaren archäologischen Denkmalen,auch mit Angaben zur genauen Verortung.

Untertägige Bodendenkmäler sollten hingegen –wenn überhaupt – nur mit ungenauer Verortung (zumBeispiel dem Gemeindemittelpunkt als Lageangabe)weitergegeben werden. Die Datenabgabe an privateInteressenten (Informa tions freiheitsgesetz) erfolgtnach Einzelfallent schei dung, wobei die Interesseneines möglichst freizügigen Zugangs zu archäologi-schen Informationen einerseits und des sich aus derbesonderen Sensibilität erge benden spezifischenSchutzinteresses andererseits fallbezogen abgewogenwerden.

Archäologie und Informationssysteme48

Datenaustausch und Datenabgabe1

Otto Mathias Wilbertz

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Die Frage, ob Gebühren beziehungsweise Bereitstel -lungs kosten für die Datenabgabe erhoben werdensollten oder können, wurde in der AG kontrovers dis-kutiert.

Bei diesem Stand der Diskussion wurde die Arbeits -gemeinschaft mit der EU-Richtlinie „INSPIRE“ (Infra -structure for Spatial Information in Europe; „Richtlinie2007/2/EG des Europäischen Parlaments und desRates vom 14. März 2007 zur Schaffung einer Geo -dateninfrastruktur in der Europäischen Gemein -schaft“) konfrontriert. Mit dieser Richtlinie bestehtmittlerweile die Verpflichtung, auch Schutzgebiete(„Protected Sites“), konkret „archäologische Stät -ten“, und somit auch Bodendenkmaldaten öffentlichin Geoportalen zur Verfügung zu stellen. Dies sindGeometrie, Identifikationsnummer beziehungsweise-schlüssel, Unterschutzstellungsdatum sowie -do ku -ment, rechtliche Grundlage, Name und Klassifi kation.

Abhängig vom Denkmalschutzgesetz des jeweiligenBundeslandes sind von dieser DatenbereitstellungLandesämter für Bodendenkmalpflege, aber auch Un -tere Denkmalbehörden betroffen, je nach Festlegung,wer die Denkmallisten führt. In diesem Zusam -menhang erarbeitet die AG „Rechtliche und wirt-schaftliche Aspekte der Datenweitergabe“ derzeiteine Empfehlung zur Harmonisierung der Metadaten. Da die Daten ohne jeweilige Kenntnis der datenge-benden Institution abgerufen werden können, emp-fiehlt die AG alle oben genannten Einschränkungen

und Erklärungen (wie die jeweilige gesetzlicheGrundlage, Bedeutung der Eintragung, Nutzungsbe -schränkungen und anderes mehr) im Vorfeld darstell-bar zu machen. Ob dies über eine Authentifizierungdes Datennehmers ermöglicht werden kann oder obandere Wege möglich sind, ist ebenso zu klären wiedie Frage, ob und gegebenenfalls wie auf dieVerwendung Einfluss genommen werden kann.Wichtig ist auch darauf hinzuweisen, dass die einge-stellten Daten keineswegs sämtliche Fundplätze derBundesländer darstellen und die zuständigen Behör -den bei Planungen weiterhin kontaktiert und einge-bunden werden müssen.

Amerkungen

1 Der Beitrag beruht auf der Arbeit der AG „Recht licheund wirtschaftliche Aspekte der Datenwei tergabe“der Kommission „Archäologie und Informa tions -systeme“. Den Mitgliedern der AG, insbesondereMichaela Aufleger, die das grundlegende Protokollverfasst und wichtige Anregungen für das endgültigeManuskript beigesteuert hat, sei an dieser Stelle herz-lich gedankt.

2 Mit dem Ausdruck „Landesamt für Bodendenk mal -pflege“ werden im Folgenden die Dienststellen derLänder bezeichnet, die für die archäologische Denk -malpflege zuständig sind (Landesämter beziehungs-weise Abtei lungen oder Referate).

Datenaustausch und Datenabgabe49

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Einführung

„Je weiter wir in die Vergangenheit vordringen, destoweniger haben die betrachteten kulturellen Räumemit den heutigen politischen Grenzen gemeinsam.Archäologische Forschungen können daher nicht anLändergrenzen aufhören, und auch der Denkmal -schutz profitiert vom Blick zum Nachbarn. Durch dieKulturhoheit der Länder ist in Deutschland eine starkdifferenzierte Welt archäologischer Informations -systeme entstanden, die den Datenaustausch nichtgerade erleichtert.“ (vgl. S. 10)

Immer wieder ergibt sich die Notwendigkeit, archäo-logische Fachinformationen auszutauschen bezie-hungsweise aus verschiedenen Quellen zusammenzu-führen. Dies ist für den engagierten Geisteswissen -schaft ler normalerweise kein Problem, er wird denText sorgfältig durchlesen und im Kopf seine Schlüssedaraus ziehen. Den Informationstechniker stellt diesjedoch nicht recht zufrieden, er zieht es vor, die Frageformell mit dem PC zu lösen. Außerdem, wer erfasstdenn heute noch seine umfangreichen Fundkomplexein Form von freiem Text? Die Vorteile des PC liegeneben gerade bei formellen Verfahren und strukturier-ten Daten. Also auch wenn der menschlich-kognitive1

Ansatz bei kleineren Datenmengen recht erfolgreichsein kann, wird man sich bei größeren Datenmengenschon bald nach einem formellen Verfahren sehnen.

Die Kommission „Archäologie und Informationssys -teme“ beim Verband der Landesarchäologen hat sichdieses Themas angenommen, um den Datenaus -tausch zwischen den archäologischen Landesämternund mit anderen Fachinstitutionen zu fördern. Dazuwurde das Datenaustauschformat ADeX2 entwickelt,welches technische und inhaltliche Rahmenbedingun -

gen für einen Austausch von georeferenzierten archä -ologischen Fachdaten beinhaltet.

ADeX beschränkt sich gegenwärtig stark auf dieStruk tur der auszutauschenden Fachdaten, da bisherkein einheitliches kontrolliertes Vokabular zur Ver -fügung steht. Die Bedeutung der verwendetenStrukturelemente (Attribute) wurde einheitlich festge-legt und beschrieben, die Bedeutung der zu transpor-tierenden Inhalte (Attributwerte/Vokabular) bleibtjedoch weitgehend offen und muss vom Nutzer indi-viduell berücksichtigt werden. Die Nutzung von kon-trolliertem Vokabular ist für die systematische Erfas -sung archäologischer Sammlungsbestände sowie dieBeschreibung archäologischer Fundstellen natürlichauch im Bereich der Archäologie seit Langem üblich.Wenn man die Situation in Deutschland betrachtet, istdieses Vokabular jedoch nicht homogen. Durch denstark regional bezogenen Kontext der Forschung,unterstützt durch die Kulturhoheit der Länder, hat sicheine Vielzahl verschiedener und unterschiedlicherSysteme herausgebildet, sodass wir diesbezüglichsehr heterogene Datenbestände vorfinden. DieseSituation ist bezüglich des ADeX-Datenaustauschesnicht zufriedenstellend, weil die inhaltliche Ebene desDatenaustausches stark vernachlässigt ist und sichformellen Methoden weitgehend entzieht. Datenunterschiedlicher Herkunft harmonisieren mit ADeXzwar syntaktisch, aber nicht semantisch.

Kann man die benutzten Daten und Vokabulare har-monisieren? Kann man den Datenaustausch mit Se -man tik anreichern und damit „semantische Inter ope -rabilität“ erreichen? Zur Beantwortung dieser Fragendienen nachfolgende Exkurse in die ThemenbereicheModellierung, Semantik und Harmonisierung. EinigeAspekte dieser Themenbereiche werden dabei verall-gemeinert dargestellt. Das Hauptaugenmerk wird je -doch auf Datenbeständen beziehungsweise Daten -banken liegen, weil diese gegenwärtig die größteBedeutung für die systematische Dokumentation vonSachverhalten der realen Welt besitzen.

Modellierung

Zur systematischen Beschreibung von Phänomenender realen Welt dienen Modelle. Solche Modelle sindAbbildungen der Realität, wobei von Unwesentlichemabstrahiert wird und nur für die Betrachtung wesent-

Archäologie und Informationssysteme50

THESAURUSFRAGEN

Semantische Interoperabilität

Reiner Göldner

1 Kognitiver und formeller Lösungsansatz.

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liche Eigenschaften übernommen werden. Werdendie Modelle auf wissenschaftlicher Grundlage erstellt,so können die bestehenden wissenschaftlichenMethoden auf das Modell angewandt werden und zuneuen Erkenntnissen führen.

Modelle können für einzelne Objekte oder Sachver -halte, aber auch für größere Mengen von zu beschrei-benden Objekten aufgestellt werden (Klassenmo del -le). Letzteres ist typisch für Datenbanken und auf-grund deren Bedeutung werden wir uns in diesemArtikel immer wieder auf sie beziehen. Bei Daten ban -ken gilt das Modell (Datenbankschema) für eineganze Klasse von Objekten, wobei sich die Eigen -schaften des Klassenmodells auf die einzelnen kon-kreten Objekte vererben. Diese einzelnen konkretenObjekte werden dann wiederum durch Attributwertenäher beschrieben. Und auch diese Attributwertekönnen wiederum einem Modell entstammen, bei-spielsweise in Form eines Thesaurus.

Moderne Modelle sind oft theoretischer und formellerNatur, weil sie so computergestützt aufgestellt undverarbeitet werden können. Typische Vertreter dazusind zum Beispiel Listen, Tabellen oder Datenbanken,in denen die Eigenschaften der zu modellierendenObjekte nach bestimmten Regeln und Vereinbarun -gen erfasst sind. Für eine gesicherte Interpretation sol-

cher Modelle muss ihre Struktur auch inhaltlichbeschrieben werden. Diese Anforderung wird leiderallzu oft vernachlässigt, weil man als Bearbeiter dieInhalte als naheliegend und selbsterklärend begreift.In der Praxis wird daher häufig auf der Ebene derDaten diskutiert, wo man eigentlich das Modellbetrachten müsste.

Es gibt einige grundsätzliche Probleme der Model -lierung, die sich ungünstig auf die Harmonisierungauswirken können (Abb. 2). Modellierung ist ein sub-jektiv beeinflusster Prozess, daher werden die Modelleverschiedener Experten zum gleichen Sachverhaltnicht exakt übereinstimmen. Außerdem werden dieModelle in ihrer „Form“ von äußeren Randbe din -gungen mitbestimmt, für eine Harmonisierung kom-men natürlich nur die Teilbereiche in Betracht, die ein-ander überschneiden. Nicht zuletzt werden neueModelle wesentlich durch ihre Vorgänger bestimmt,wenn der Datenbestand es erfordert oder die Tra di -tion. Dabei treten dann moderne Modellierungs an -sätze eher in den Hintergrund. Für eine Harmonisie -rung sollte man diese Probleme so weit wie möglichreduzieren. Auf jeden Fall sollten die benutztenMetho den gegen solche Modell-„Abweichungen“tolerant sein.

Semantische Interoperabilität51

2 Modellierungsprobleme.

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Semantik

Die Eigenschaften modellierter Objekte werden meistdurch (Mess-)Werte oder Begriffe dargestellt, letzte-ren wollen wir uns nun etwas näher widmen. Ein„Begriff“ ist ein Bedeutungsinhalt, der uns gedanklichein „Ding“ der Realität vermittelt und den wir miteinem „Symbol“ (einer Bezeichnung) darstellen. Dieswird durch das semiotische Dreieck (Abb. 3) gut ver-anschaulicht. Für die Kommunikation und Zusam -men arbeit ist es nun entscheidend, dass alle Partnerdieselben Begriffe und Bezeichnungen verwenden,also dasselbe Vokabular. Die Fähigkeit von techni-schen Systemen, zur Zusammenarbeit und zumAustausch von Informationen auf der Ebene vonBedeutungen wird als „semantische Interoperabilität“bezeichnet.

Die Verwendung von gegenseitig abgestimmtem,kon trolliertem Vokabular ist in der Wissenschaft allge-genwärtig. Kontrolliertes Vokabular ist die Sammlungvon Begriffen und ihren Bezeichnungen, wobei dieZuordnung von Bezeichnungen zu Begriffen eindeutigist und keine Homonyme verwendet werden. Wich -tige Formen kontrollierten Vokabulars sind:

- Schlagwortliste: (gegliederte) Liste von Schlag wor- ten, Deskriptoren (Bezeichnungen), zum Beispiel Schlag wortnormdatei,

- Glossar: Liste von Bezeichnern (Worten) mit genau-en Beschreibungen,

- Thesaurus: kontrolliertes Vokabular, dessen Begriffeüber Relationen verknüpft sind (hierarchisch, poly-hierarchisch, auch vernetzt), typische Relationen: Ober-/Unterbegriff, Synonym, auch Verwandt- schaft.

Auf kontrolliertes Vokabular kann man sich bei derKommunikation also verlassen. So weit, so gut, aberdie Praxis ist oft komplizierter. Da gibt es eben ver-schiedene wissenschaftliche Schulen, regionale Diffe -renzen und nicht zuletzt auch noch sprachliche Unter -schiede. Die daraus resultierenden Vokabulare sinddann, gemeinsam betrachtet, plötzlich inkonsistentund mehrdeutig und damit im Sinne der se man -tischen Interoperabilität nutzlos. Was tun?

Semantische Modelle

Bei der semantischen Modellierung wird den Modell -elementen eine Bedeutung zugewiesen. Der ersteSchritt ist dabei immer die Beschreibung der Semantikdurch einen Fachexperten. Dies erfolgt mit den fach-typischen Beschreibungsmitteln, zum Beispiel innatürlicher Sprache, mit Abbildungen, Diagram menusw. Anschließend wird diese Beschrei bung durcheinen Modellierungsexperten formalisiert und struktu-riert. Dieser Prozess kann durch die Anwen dung einerOntologiesprache unterstützt werden und führt damitzu einer Ontologie.

Bezogen auf Datenbanken lassen sich nun zwei Ebe -nen der semantischen Modellierung unterscheiden,die strukturelle Ebene (Klassenmodell) und die Werte -ebene (Objektbeschreibung). Die strukturelle Ebeneumfasst die Klassenattribute und deren Struk tur (esmuss also zum Beispiel die Bedeutung der Tabel -lenspalten festgelegt werden, gegebenenfalls auchdie Verknüpfung verschiedener Tabellen). Die Wer te -ebene kommt bei der Verwendung kontrolliertenVokabulars ins Spiel und umfasst vor allem den Typund gegebenenfalls auch die Struktur des benutztenVokabulars, also zum Beispiel eines Thesaurus.

Für eine computertechnische Verarbeitung müssensemantische Modelle formalisiert werden (derComputer muss die Sprache verstehen, in der dasModell beschrieben ist). Dies kann durch die Nutzungvon Ontologien erreicht werden. Eine Ontologie ist inder Informatik eine formelle Darstellung von Wissendurch Begriffe und Beziehungen mit zugehörigenRegeln für Gültigkeit (Integrität) und Schlussfolge -rungen (Inferenz). Man kann Ontologien als hoch-komplexe Formen kontrollierten Vokabulars auffas-sen, ein Thesaurus ist demzufolge eine stark be -schränk te Ontologie. Zur Beschreibung von Onto -logien nutzt man Ontologiesprachen, wie zumBeispiel:

Archäologie und Informationssysteme52

3 Semiotisches Dreieck.

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- OWL (Web Ontology Language): Sprache für den Aufbau von Ontologien zum Internet

- CIDOC CRM: ISO-Standard für den Aufbau von Ontologien im Bereich Kulturerbe

- TOPIC Maps: ISO-Standard zur Formulierung von Wissensstrukturen.

Die semantische Modellierung ist ein Grundelementder systematischen Verarbeitung von Daten. Sie istVoraussetzung dafür, dass die Daten auch außerhalbder originären Umgebung verwendet werden kön-nen. Dies bedeutet einerseits Interoperabilität, aberauch Nachhaltigkeit. Semantische Modellierung istalso auch eine wichtige Voraussetzung für dieArchivierung digitaler Daten.

Harmonisierung

Fügt man mehrere Modelle zusammen, so ist es tat-sächlich kaum zu vermeiden, dass erst einmalInkonsistenzen und Mehrdeutigkeiten entstehen.Man bekommt das bekannte Äpfel-Birnen-Problem,

die sprichwörtliche Unvergleichbarkeit3. Bei Daten -ban ken betrifft dies dann natürlich auch die Daten(Abb. 4). Wer Modell A im Hinterkopf hat, findet einer-seits nicht die richtigen Fragen an Modell B und kannandererseits mit den Antworten nicht viel anfangen.

Am besten wäre es natürlich, wenn sich die zu harmo-nisierenden Modelle schon einer gemeinsamenSprache bedienen, aber dies ist leider die Ausnahme.Um Inkonsistenzen und Mehrdeutigkeiten zu beseiti-gen, muss man Modelle und Daten harmonisieren.Modelle und Daten müssen gemeinsam auf dieselbeArt und Weise betrachtet, verglichen und einanderangeglichen werden. Dazu bedient man sich ambesten eines übergeordneten Meta-Modells, welchesdie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zusam-menzuführenden Modelle beinhaltet (Abb. 5). DiesesMeta-Modell muss nicht konkret ausgebildet sein,seine Nutzung kann intuitiv oder diskursiv sowie mehroder weniger formell erfolgen (vgl. Abb. 1). Die for-mellen Methoden haben dabei den entscheidendenVorteil, dass sie sich technisch umsetzen und damitautomatisieren lassen.

Semantische Interoperabilität 53

4 Heterogene Systeme.

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5 Meta-Modell.

6 Daten harmonisieren.

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Für eine semantische Modellierung muss natürlichauch das Meta-Modell Semantik beinhalten. EineMöglichkeit, um ein solches Meta-Modell formell,also systemtechnisch lesbar aufzustellen, bilden wie-derum Ontologien.

Mit Hilfe des Meta-Modells lassen sich nun entwederdie Datenbestände zusammenführen (Daten harmoni-sieren, Abb. 6) oder es lassen sich Transformationenbilden, die auf Anfragen an die nach wie vor hetero-genen Systeme konsistente Ergebnisse liefern (Inhalteharmonisieren, Abb. 7). Der zweite Weg ist interes-santer, weil er die ursprünglichen Daten nicht verän-dert und jederzeit adaptiv an neue Fragestellungenangepasst werden kann.

Praxis

Wie erreicht man nun semantische Interoperabilität inder Praxis? Wie harmonisiert man Modelle, Datenoder Vokabulare?

Die einfachste Form, für kleine Datenbestände undübersichtliche Modelle praktikabel, ist die kognitiveUmsetzung durch eine engagierte und kreative Personoder Arbeitsgruppe. Man überlegt sich einfach, wel-che Begriffe synonym zu verwenden sind, gruppiert

gegebenenfalls hier und da neu und übersetzt viel-leicht in eine einheitliche Sprache. Das Meta-Modellbefindet sich dabei im Kopf des Bearbeiters. So oderähnlich funktioniert die Auswertung wissenschaftli-cher Fachartikel, die nicht exakt der gleichen Schuleentstammen oder gar in verschiedenen Sprachenabgefasst sind. Jeder Wissenschaftler bedient sich die-ser Methode regelmäßig.

Bei größeren Modellen und umfangreicheren Daten -be ständen wird man allerdings schnell auf formelleMethoden ausweichen, um nicht den Überblick zuverlieren. Üblicherweise greift man dann zuerst zuListen, Tabellen oder Thesaurusstrukturen, um bei-spielsweise Identitäts- und Zugehörigkeitsbe zieh -ungen oder andere einfache, schwach strukturierteBeziehungen darzustellen. Aus Identitätsbeziehungenergeben sich einfache, leicht anwendbare Trans for -mationen, mit denen Datenbestände besser vergleich-bar gemacht werden können, indem beispielsweiseVokabulare maschinell ausgetauscht und vereinheit-licht werden. Bei Datenbanken lassen sich solcheTrans formationen einfach realisieren, zum Beispielüber die standardmäßig verfügbaren Joins.

Wenn nun allerdings stark strukturierte und differen-zierte Beziehungen aller Art eine Rolle spielen, kommtman mit Listen und Tabellen nicht mehr weiter, weil

Semantische Interoperabilität 55

7 Inhalte harmonisieren.

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8 Beispiel ADeX.

9 Beispiel Zeitansprache (Steinzeit =? stenålder, Bronzezeit =? bronsålder).

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sich damit die erforderlichen komplexen Beziehungennicht abbilden lassen. Hier können Ontologien mitihren umfangreichen Möglichkeiten der Wissensre -prä sentation und ihren Schlussfolgerungsmechanis -men (Inferenz) weiterhelfen. Dabei sind die Schluss -fol ge rungsmechanismen entscheidend, denn sieermöglichen letztendlich den Vergleich und damit dieInteroperabilität. Ohne sie bleiben Ontologien reinakademisch. Eine geschickte Modellierung erlaubtauch bei komplexen Modellen automatisierte Trans -formationen im Datenbestand.

Bezogen auf die Semantik von Datenbanken geltendie angeführten Methoden gleichermaßen für diestrukturelle Ebene (Klassenmodell) und die Werte -ebene (Objektbeschreibung). Dies soll nachfolgend anden beiden Beispielen zu ADeX und zur Zeitansprachedeutlich gemacht werden.

ADeX verwendet ein Meta-Modell, in dem vor allemdie Begriffe definiert sind. Im Beispiel (Abb. 8) soll diesvereinfachend durch die Module (Generelle Angaben,Georeferenz, Typ/Zeit, Aktivität) dargestellt werden.Dieses Meta-Modell kann nun zur Beschrei bung derbestehenden Original-Datenstrukturen angewandtwerden und man erhält beispielsweise die Modelle A,B und C als eine vereinheitlichte Sicht weise auf dieOriginaldaten. Aus diesen Modellen wurde ADeX alsPivot-Modell abgeleitet und damit gilt das Meta-Modell mit seiner Semantik natürlich auch für ADeX.Diese einheitliche Sicht ist Voraus setzung, um Trans -formationen zu finden, die die jeweilige Ori ginal -datenstruktur in die ADeX-Daten struktur abbilden. ImBeispiel werden die Module aus Modell B einfachübernommen, bei Modell C trifft man eine Aus wahl(„Aktivitäten“ weglassen) und bei Modell A wirdneben der Auswahl noch ein Verbund (Join) von„Generelle Angaben“ und „Georeferenz“ mit„Typ/Zeit“ erforderlich.

Das Beispiel Zeitansprache (Abb. 9) soll Probleme ver-deutlichen, die mit unterschiedlich definierten kon-trollierten Vokabularen einhergehen. Der BegriffBronzezeit beschreibt, allgemein und vergröbert,einen Zeitraum, in dem Bronzegegenstände herge-stellt und genutzt wurden. Auch wenn man eineungefähre Vorstellung über diesen Zeitraum hat, solässt sich dies nur anhand absoluter Zahlen konkreti-

sieren, wenn man sich auf gewisse Regionenbeschränkt. Bronzezeit fand eben in Nordeuropa spä-ter als in Mitteleuropa statt. Dies führt aber dazu, dassder Attributwert „Bronzezeit“ in einem Daten satz ausNordeuropa gegebenenfalls anders zu bewerten istals in einem Datensatz aus Mitteleuropa. Es ist also indiesem Fall wichtig, dass die Zeitstellung in ihremregionalen Kontext betrachtet wird. Dies lässt sich imText eines wissenschaftlichen Artikels leicht nachvoll-ziehen, in einer überregionalen Sammlung vonDatensätzen muss es explizit berücksichtigt, das heißtmodelliert werden.

Eine Lösung kann es sein, die Begriffe der benutztenZeitansprachen regional zu differenzieren und mitabsoluten Datierungen zu versehen. Auf die Fragenach dem Beginn der Bronzezeit bekommt man danneine regional abhängige Antwort. Gleichzeitig wirddeutlich, dass man auch die Anfragen sorgfältig for-mulieren muss. Bei der Suche nach vergleichbarenStücken zu einer auf 2000 v. Chr. dendrodatiertenHolzfigur aus Mitteleuropa kann man einerseits nachBronzezeit suchen und liegt damit in Nordeuropa ummindestens 200 Jahre später, oder man sucht nach2000 v. Chr. und kommt in Nordeuropa in den Bereichder Steinzeit. Beide Fragen sind berechtigt!

Übrigens, mit den bei Thesauri üblichen Strukturenkommen wir hier nicht viel weiter. Bilingualität oderSynonyme (Bronzezeit = bronsålder) helfen eben nurdann weiter, wenn die Bezeichner wirklich für densel-ben Begriff, also für exakt dieselbe Bedeutung stehen,und das ist in unserem Beispiel eben nicht der Fall.Das „Simple Knowledge Organization System“(SKOS) beispielsweise erlaubt in seiner Basisvariantezwar Mehrsprachigkeit, Über- und Unterbegriffe undAssoziationen, aber für die Beschreibung fachbezoge-ner, eigener Beziehungen sind Erweiterungen erfor-derlich wie zum Beispiel die „eXtension for Labels“(SKOS-XL). Aufgrund seiner wachsenden Verbreitungbei der (standardisierten) Modellierung kontrollierterVokabulare ist es vermutlich lohnenswert, diesenAnsatz auch hinsichtlich semantischer Interoperabili -tät weiter zu verfolgen, wobei vor allem den für dasZusammenarbeiten wichtigen Schlussfolgerungs me -chanismen entsprechende Aufmerksamkeit zukom-men sollte.

Semantische Interoperabilität 57

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Resümee

ADeX wurde mit einfachen formellen Hilfsmitteln(Tabellen) im Wesentlichen kognitiv erstellt. Theo re -tisch ist es jedoch denkbar, alle Originalmodelle inner-halb einer Ontologie zu modellieren (zum Beispiel mitCIDOC-CRM) und durch einen Vergleichsmechanis -mus (Schlussfolgerungsmechanismen, Inferenz) einpassendes Pivot-Modell errechnen zu lassen. Diegrößten Herausforderungen liegen dabei vermutlichin einer möglichst einheitlichen und eindeutigenModellierung sowie in einem hinreichend tolerantenund aussagekräftigen Vergleichsalgorithmus. Einepraktische Realisierung dieses Verfahrens ist mir abernoch nicht bekannt.

Bei den Zeitansprachen wird die Kluft zwischen demtraditionellen kognitiven Ansatz zu formellen Ver -fahren sehr deutlich. In wissenschaftlichen Texten fin-den sich immer ausreichend Hinweise zum Kontextbenutzter Zeitansprachen, die eine hinreichendeInterpretation auch überregional erlauben. Mir ist je -doch kein überregionales Datenmodell bekannt, wel-ches die komplexen Beziehungen von Zeitan sprachenumsetzt und auch entsprechende Abfrage variantenanbietet. Hier besteht noch deutlicher Nachholbedarf.

Die Erstellung eines semantisch vermittelnden Meta -Modells und die Implementierung entsprechenderTransformationen für eine vereinheitlichte Abfrage

sind hochkomplexe Aufgabenstellungen. Herkömm -liche Methoden aus dem Datenbank-Bereich versagendabei schnell. Alternativen stammen aus den Berei -chen Knowledge Management/Knowledge Enginee -ring, Ontologien ermöglichen eine formelle Darstel -lung von Wissen durch Begriffe und Beziehungen. FürExperten stehen anspruchsvolle Werkzeuge zurVerfügung, die sich dem Laien allerdings nur schwererschließen.

Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick darüber,wie heterogene Datenbestände unter Berücksichti -gung semantischer Aspekte harmonisiert werdenkönnen und wie dies mit formellen, also computer-technisch umsetzbaren Mitteln unterstützt werdenkann. Bei großen Datenmengen und auch bei kom-plexen Zusammenhängen sind diese formellenMethoden dem rein kognitiven Herangehen überle-gen. Für die Umsetzung ist eine enge interdisziplinäreZusammenarbeit mit Experten der Bereiche Know -ledge Management/Knowledge Engineering empfeh-lenswert.

Heterogene Datenbestände können zusammenwir-ken, wenn ihre Strukturen gemeinsam mit denBedeutungen beschrieben und semantisch modelliertwerden. Die entsprechenden Methoden dazu existie-ren. Semantische Interoperabilität ist machbar, probie-ren wir es aus!

Archäologie und Informationssysteme58

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Quellen

ADeX Version 2.0 – Archäologischer Daten-Export,Stan dard für den Austausch archäologischer Fach -daten. Internet (http://www.landesarchaeologen.de/fileadmin/Dokumente/Dokumen te_Kom missionen/Dokumente_Ar chaeo logie-Informations sys teme/Dokumen te_AIS_ ADeX/ADeX_2-0_Doku. pdf).

Fraunhofer ISST, Semantische Interoperabilität. Band1: Eine technische Einführung (http://www.isst.fraun -hofer.de/Images/White-Paper_Einführung_Bd1_tcm81-49792.pdf).

W. Gödert, Semantische Wissensrepräsentation undInteroperabilität. In: Information Wissenschaft & Pra -xis 61 (2010). Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden(http://linux2.fbi.fh-koeln.de/reseda/depot/Goedert_SeTIW.pdf).

M. Hall, Automatisierte semantische Harmonisierungvon Landnutzungsdaten. In: Strobl, Blaschke, Gries -eb ner (Hrsg.): Angewandte Geoinformatik 2006.Beiträge zum 18. AGIT- Symposium Salzburg. HerbertWichman Verlag, Heidelberg. (http://work.room3b.eu/wp-content/papercite-data/ pdf/hall2006.pdf).

M. Lang, G. Carver, S. Printz, Standardised Vocabularyin Archaeological Databases. Vortrag zur Tagung:Computer Applications and Quantitative Methods inArchaeology (CAA), Southampton 2012 (Veröffentli -chung vorgesehen).

J. Hubrich, Vom Stringmatching zur Begriffsexplo ra -tion: Das Potential integrierter begrifflicher Interope -rabilität. In: Tagungsband der 12. Tagung der Deut -schen Sektion der ISKO 2009 in Bonn. Ergon-Verlag,Würzburg. (http://linux2.fbi.fh-koeln.de/crisscross/publikationen/Hubrich_IntegrierteBegrifflicheInter -ope rabilitaet.pdf).

P. Mayr, B. Zapilko, Y. Sure, Ein Mehr-Thesauri-Szena -rio auf Basis von SKOS und Crosskonkordanzen.(http://www.ib.hu-berlin.de/~mayr/arbeiten/Oberhof2010.pdf).

Projekt: Grenzüberschreitende Homogenisierung vonGeobasisdaten zwischen dem Freistaat Sachsen undder Tschechischen Republik.(http://www.geodat.ioer.info/). Projektbericht (Lang -fas sung) Semantische Harmonisierung: Vergleich undZuordnung der Datenmodelle.(http://www.geodat.ioer.info/fileadmin/download/Be richte/ AP32-33-34.pdf).

Semiotisches Dreieck, Wikipedia (http://de.wiki -pedia.org/ wiki/Semiotisches_Dreieck).

SKOS – Simple Knowledge Organization System.(http://www.w3.org/2004/02/skos/).

SKOS-XL – SKOS eXtension for Labels(http://www.w3.org/TR/skos-reference/skos-xl.html).

P. Straub, Semantische Interoperabilität – Der Schlüs -sel zur integrierten Nutzung heterogener Geodaten.In: gis.science – Die Zeitschrift für Geoinformatik3/2010, S. 93 ff.

K. Woitas, Bibliografische Daten, Normdaten und Me -ta daten im Semantic Web – Konzepte der Biblio gra -fischen Kontrolle im Wandel. Magisterarbeit, Hum -boldt-Universität Berlin, 2010.(http://www.scribd.com/doc/50545116).

(Alle Internet-Links mit Stand vom 27.05.2012).

Anmerkungen

1In diesem Beitrag wird „kognitiv“ nur im Sinne

mensch lichen Denkens, menschlicher Erkenntnis ge -win nung verstanden. Dass auch Computern gele-gentlich intelligente oder kognitive Leistungen zuge-schrieben werden, spielt hier keine Rolle und wirddaher ignoriert.

2 ADeX ist ein bewusst einfach gehaltenes Daten -format. Es besteht aus nur wenigen essentiellenAttributen und dient dem Austausch von Kernin -formationen über archäologisch qualifizierte, abge-grenzte Regionen im Gelände. Der modulare Aufbauvon ADeX bietet Flexibilität, es sind Module zu denBereichen Generelle Angaben, Georeferenz undTyp/Zeit definiert. Dabei werden grobe Typ- undZeitangaben mit einheitlichen Begriffen belegt, wäh-rend feinere Ansprachen vorerst aus den unterschied-lichen Terminologielisten der beteiligten Institutionenübernommen werden. Weitere Informationen findetman im Internet unter www.landesarchaeologen.de.

3 Aber auch das Äpfel-Birnen-Problem ist lösbar, wennman sich zum Beispiel auf die VergleichsgrößenVolumen und Gewicht beschränkt.

Semantische Interoperabilität 59

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Beim Aufbau von Datenbanken und Informationssys -temen für die Archäologie spielte von Anfang an dieBenutzung von feststehenden Begriffen und Formu -lie rungen eine große Rolle. Dies erleichtert entschei-dend die Suche nach vergleichbaren Inhalten, zumBeispiel nach einer bestimmten Quellengattung, nacheinem Denkmaltyp oder nach einem Epochenbegriff.

Wir sprechen von einfachen Wertelisten, wennBegriffe vorgegeben sind, die benutzt werden dürfen(andere Begriffe sind nicht zulässig), aber nicht durchdefinierte (zum Beispiel hierarchische) Relationenzueinander charakterisiert sind. Bei einem Thesaurushandelt es sich um eine Sammlung von Begriffen, diemiteinander in Beziehung gesetzt sind. Bei einerOrdnung in Oberbegriffe, die Unterbegriffe umfassen,handelt es sich um einen hierarchischen Thesaurus.Gehört ein Unterbegriff zu mehreren Oberbegriffen,so sprechen wir von einem polyhierarchischen The -sau rus. Einen polyhierarchischen Thesaurus erreichtman zum Beispiel mit objektorientierter Programmie -rung. Zu den klassischen Anwendungsfällen vonThesaurierung gehört die Klassifizierung von Datie -rungsangaben. Dies lässt sich am Feld „Grob -datierung“ des Datenaustausch-Standards ADeX(Version 1 und 2) zeigen. Die dort definierte Werte -

liste kann als Ausgangspunkt eines Thesaurus be -trachtet werden, zur Verdeutlichung werden die inder Werteliste enthaltenen Begriffe entsprechendihrer Bedeutung in unterschiedlichen Ebenen ange-ordnet (Abb. 1).

Für die folgenden Zusammenhänge werden die Be -griffe „Epoche“, „Periode“, „Phase“, „Zeitstufe“zunächst als gleichbedeutend betrachtet. Ebensowerden „Kultur“, „Kulturgruppe“ und „...-Gruppe“als Synonyme verstanden.

Fragt man nach dem Unterschied zwischen Zeitstufeund Kulturgruppe, so scheint die Antwort ganz ein-fach: eine Zeitstufe bezeichnet Phänomene, die einembestimmten Zeitabschnitt zugeordnet werden kön-nen. Der Ausdruck Zeitabschnitt weist bereits darauf-hin, dass es sich um einen Teil einer größeren Einheithandelt, dass es also ein Davor und/oder ein Danachgeben muss. Eine Kultur(gruppe) bezeichnet einEnsemble von Phänomenen, das einem bestimmtenregionalen Rah men zugeordnet werden kann.

Betrachtet man das Verhältnis der beiden Glie de -rungs konzepte zueinander, so muss man feststellen,dass in einer Zeitstufe mehrere Kulturgruppen neben-einander vorkommen können. Umgekehrt kann eineKulturgruppe mehrere Zeitstufen umspannen. Dieswürde dafür sprechen, Zeitstufen und Kultur gruppenals zwei eigenständige Attribute zu behandeln undzwei Thesauri vorzuhalten oder zu entwickeln.

Doch so einfach, wie oben angedeutet, ist die Sach -lage nicht: Eine chronologische Gliederung und ihreeinzelnen Zeitstufen haben einen bestimmten Gültig -keitsbereich, außerhalb dessen eine andere Stu fen -gliederung anzuwenden ist. Das heißt, die Gliederungbezieht sich auf einen regionalen Rahmen, auch wenndieser noch so weitreichend ist. Und eine Kulturgrup -pe hat nicht nur einen Bezug zum Raum, sondernauch einen Anfang und ein Ende, das heißt: einen Be -zug zur Zeit.

Die Entwicklung der verschiedenen Fachdatenbankenund Fachinformationssysteme in der Archäologie voll-zog sich bisher meist von kleinen, einfachen Anwen -dungen hin zu größeren, komplexeren („bottom-up“); am Anfang stand nicht das theoretischeKonzept, sondern die praktische Anwendung. Dem -

Archäologie und Informationssysteme60

Zur Arbeit mit Zeitstufen und Kulturgruppen – „ reine Lehre“ und praktische Umsetzung

Otto Mathias Wilbertz

1 Begriffe der Werteliste für das ADeX-Feld

„Grobdatierung“, angeordnet nach Ebenen.

UnbekanntErdgeschichteVorgeschichte

SteinzeitPaläolithikumMesolithikumNeolithikum

MetallzeitBronzezeitVorrömische Eisenzeit

FrühgeschichteRömische KaiserzeitVölkerwanderungszeit

Mittelalter/NeuzeitMittelalterNeuzeit

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entsprechend sind Thesauri auch nicht unbedingtnach den theoretischen Konzepten der Dokumen ta -tionswissenschaft, sondern nach dem Bedarf in derAlltagspraxis der Archäologie – hier der archäologi-schen Denkmalpflege – entstanden.

Beim Versuch der Reformierung bestehender Systemestößt die Berücksichtigung theoretischer Konzepteauf die eingeführte, mehr oder weniger bewährtePraxis. Diese ist durch unterschiedliche Ausgangs si -tuationen für verschiedene Epochen gekennzeichnet.Für das Neolithikum Mitteleuropas wurden die gro-ßen, in weiten Teilen Europas vorkommenden Kultu -ren (wie zum Beispiel Bandkeramik, Rössen und Mi -chels berg) auch zur zeitlichen Ordnung des Fundgutsund der Befunde herangezogen, das Material inner-halb dieser Komplexe wurde zeitlich geordnet, eineübergeordnete Terminologie spielte kaum eine Rolle.

Wo eine so aufgebaute Chronologie eingeführt undbewährt ist, wo also Bandkeramik immer auch füreine bestimmte Zeit steht, fällt es naturgemäß schwer,zwei Thesauri zu führen, da es keinen Vorteil bedeu-tet, wie beispielsweise in unserem Fall, in einemThesaurus den Begriff „Bandkeramik“ als Kultur undin einem zweiten Thesaurus den gleichen Ausdruckoder einen davon abgeleiteten Begriff als Bezeich -nung für eine Zeitstufe zu führen. Zwei getrennteAttribute zu führen, bedeutet in diesem Fall eine re -dundante Datenhaltung ohne Erkenntnis- oderAussa ge gewinn.

Andernorts (zum Beispiel im nördlichen Europa) wur-den schon früh Epochenbegriffe neben den Bezeich -nungen für Kulturen geführt. So entspricht die Trich -ter becherkultur den Zeitabschnitten Frühneolithikumund Mittelneolithikum. Andererseits werden dem Mit tel neolithikum noch weitere Kulturgruppen zuge-ordnet.

Für die Metallzeiten wurden schon früh Begriffe fürdie Zeitstufen neben die Bezeichnungen für Kulturengestellt (wie zum Beispiel Urnenfelderzeit – Urnen -feld erkultur, Hallstattzeit – Hallstattkultur). Die Unab -hängigkeit der Gliederungskonzepte mag dadurchbelegt werden, dass die Hallstattkultur nicht dieStufen Hallstatt A und Hallstatt B einbezieht, sondernin der Stufe Hallstatt C beginnt.

Aus den geschilderten Beispielen wird klar, dass einegetrennte Führung von Zeit- und Kulturbegriffen inverschiedenen Attributen unter Nutzung getrennterThesauri in vielen Fällen durchaus sinnvoll ist, so zumBeispiel, um innerhalb des Mittelneolithikums Be -funde der Trichterbecherkultur von Fundstellen ande-rer Kulturgruppen zu unterscheiden oder für einegemeinsame Kartierung zeitgleicher bronzezeitlicherGruppen. Ein weiteres Beispiel wäre der Übergangvom Neolithikum zur Bronzezeit mit Schnurkeramik,Glockenbecher- und Aunjetitzer Kultur.

Andererseits ist auch klar, dass eine einfache Dopp -lung von Einträgen (Beispiel Bandkeramik) nicht wei-terhilft. Die Angabe einer Kulturgruppe ist dort wert-voll, wo sie ein Mehr an Information bringt.

Aus diesen beiden Gegebenheiten lassen sich für diePraxis folgende Verfahrensweisen empfehlen: Einer -seits sollte die Möglichkeit, Kulturgruppen als selbst-ständiges Attribut zu führen, gegeben sein; anderer-seits sollte die Übertragung oder „Übersetzung“ vonChronologiebegriffen (1:1) unterbleiben, da sie kei-nen Erkenntnisgewinn bringt. Vielmehr sollten dieEintragungen von Kulturgruppen immer eine (meistregionale) Präzisierung der Datierungsangaben dar-stellen. Das bedeutet, dass der Eintrag einer Kultur -gruppe nicht obligatorisch gemacht werden kann.

Für den Datenaustausch bedeutet dies, dass es ers -tens Systeme geben kann, in welchen Kulturgruppenals eigenständiges Attribut geführt werden, undandere, in denen das nicht der Fall ist. Zweitensbedeutet dies, dass – auch bei Datengebern mit demAttribut „Kulturgruppe“ – dieses Attribut in einigenoder vielen Fällen keine Werte enthält.

Vor einem Einsatz von Kulturgruppen-Namen beimDatenaustausch empfiehlt sich eine Sammlung der inden Ämtern verwendeten Begriffe mit dem Ziel, zueiner Werteliste zu gelangen. Die Ausdrücke solltendefiniert werden hinsichtlich ihrer regionalen und zeit-lichen Zuordnung sowie hinsichtlich ihrer Bedeutung(Grabsittenkreis, Werkstattkreis, Leitformen undFormenspektrum). Dabei sollten ähnlich klingendeBegriffe gleichen Inhalts angeglichen werden.

Zur Arbeit mit Zeitstufen und Kulturgruppen – „reine Lehre“ und praktische Umsetzung61

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Einleitung

Der Begriff „Thesaurus“, im Sinne einer Sammlungzu lässiger (Fach-)Termini, ist bereits seit dem 18. Jahr -hundert nachweisbar1. Im Zeitalter der elektronischenDaten verarbeitung werden solche kontrollierten Vo -ka bulare vor allem bei der computergestützten Suchenach komplexen Inhalten, dem sogenannten „Infor -mation Retrieval“, verwendet2. Die Vorteile liegen da -bei auf der Hand: Unterschiedliche Schreib weisen fürein und denselben Terminus werden vermieden sowieRechtschreibfehler und die Eingabe unzulässiger Be -griffe ausgeschlossen. In einer Daten bank laufen The -sau rusabfragen indiziert ab, das heißt über Zahlen -codes, die dem jeweiligen Eintrag hinterlegt sind. So -mit sind sie im Vergleich zur Freitextsuche we sent lichschneller und benötigen weniger Ressourcen. Die Vo -ka bulare können hierarchisch gegliedert sein, sodassein Fachbegriff einem Überbegriff zugeordnet seinund gegebenenfalls auch mehrere Unterbegriffe ent-halten kann. Bei Bedarf besteht außerdem die Mög -lichkeit, Synonyme in der Wortliste zu verwalten. Sindein oder mehrere Begriffe zugleich mehreren Ober -begriffen zugeordnet, spricht man von einem polyhie -rarchischen Thesaurus. Durch die DIN 1463-1, bezie-hungsweise deren internationalem Äquivalent ISO2788, ist die elektronische Verwendung klar definiert.Für die Erfassung der Bodendenkmäler und die Füh -rung der Bayerischen Denkmalliste ist es im Unter -schied zu den sicht- und meist begehbaren Baudenk -mälern notwendig, alle verfügbaren archäologisch re -le vanten Informationen zu sammeln und wissen schaft -lich zu bewerten3. Dementsprechend genießt auch dieRückgewinnung, respektive die Wiederer schlie ßungdie ser Fachinformationen, eine hohe Priorität. Schonin den 1980er Jahren wurden deshalb in der Inven ta -risation des Bayerischen Landesamtes in sel artigdBase-Lösungen an den einzelnen Dienst stellen ein-gesetzt. Unter Zuhilfenahme von vordefinierten Listenmit Buchstabenkürzeln, dem sogenannten „Zeit-Typ-Schlüssel“, stellte man damals die Infor mations -rückgewinnung trotz unterschiedlicher Schreib weisenin den Beschreibungen der Fundstellen sicher. DieKombination „HAGBgh18“ bedeutete zum Beispiel„Grabhügelgruppe der Hallstattzeit mit 18 (erkann-ten) Hügeln“. Eine Abfrage von Oberbe grif fen, wieetwa dem „Neolithikum“, die im Ergebnis automa-tisch sämtliche untergeordneten Zeitstufen undKulturen/Gruppen beinhaltete, wie das bei echtenhierarchischen Thesauri der Fall ist, war aber nur sehrbedingt möglich.

Mit dem Anschluss des Bayerischen Landesamtes andas Bayerische Behördennetz 2003 wurden die vor-mals unvernetzt betriebenen Datenbanken auf einemSQL-Server zusammengeführt und die vorhandenenVerschlüsselungen in Wortlisten ohne Hierarchi sie -rung migriert. Unterschiedlichste Informationen fassteman aber weiterhin als Fließtext in einem Datensatzzusammen, unabhängig davon, ob es sich um Fund -meldungen, um die Beschreibung archäologischer Be -funde und Funde oder um Angaben zu Ausgra bun -gen sowie Prospektionsmaßnahmen handelte. Einesystematische Aufschlüsselung der verschiedenenFach daten erfolgt erst seit der Einführung des Fach -informationssystems (FIS) der Denkmalpflege im Jahr2008, bei der die vormalige Datenbank zu einem geo-grafischen Informationssystem (GIS) weiterentwickelttwurde4.

Datenmodell des FIS, Teil Bodendenkmäler

Das wesentliche Kennzeichen des Fachinformations -systems gegenüber den vorher in Bayern verwende-ten Datenbanken ist die aktivitäts- bzw. maßnahme-bezogene Struktur. Sie löste die auf den Fundplatzbezogene Erfassung ab5. Ausdehnung, Anspracheund Datierung von Bodendenkmälern sind einem ste-ten Wandel unterworfen und müssen nach aktuellerSachlage überarbeitet werden. Neue Erkenntnissekönnen sowohl zur Ausweisung eines Denkmals alsauch zu einer teilweisen oder gänzlichen Streichungaus der Denkmalliste führen. Im Unterschied zu dieser„Dynamik“ der Bodendenkmäler sind Typ, Inhalt undräumliche Ausdehnung der archäologischen Aktivi tä -ten, ebenso wie die daraus resultierenden Erkennt -nisse, vergleichsweise konstant. Die Fläche einer Be -geh ung mit dort geborgenem archäologischem Fund -material ändert sich auch nach einer Überbauung undder damit einhergehenden Zerstörung nicht. Die„archäologische Information“ hat nach wie vor diegleiche Lokalisierung, auch wenn das Boden denkmallängst nicht mehr existiert. Im Datenmodell des FISwerden diese einzelnen Fachobjekte nun in ihre logi-schen Beziehungen zueinander gesetzt (Abb. 1)6.

Bei fast allen Objekten kommen Thesauri zum Einsatz.Dabei handelt es sich sowohl um kurze Wertelisten alsauch zum Teil um umfangreiche und hierarchischgegliederte Vokabulare. Das Datenbankschema allerThesauri ist aber unabhängig vom jeweiligen Umfanggleich aufgebaut.

Archäologie und Informationssysteme62

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege

Markus Ullrich, Roland Wanninger

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Fachobjekte im FIS, Teil Bodendenkmäler und verwendete Thesauri

„Maßnahme“Jegliche archäologisch relevante Erkenntnis stammtaus einer konkreten Aktivität oder Maßnahme7. Diesewird zunächst mit einem Typ-Thesaurus kategorisiert(Abb. 2), der sowohl Maßnahmearten aus der prakti-schen Bodendenkmalpflege als auch aus dem Bereichder Denkmalerfassung und -forschung enthält. Zu -sätzlich wird verzeichnet, wer eine Maßnahme veran-lasst oder durchgeführt hat. Ebenso wird erfasst,wann diese begonnen, beendet oder mitgeteilt wurdeund wer diese fachlich betreut hat.

„Ergebnis“Die Erkenntnisse, die aus einer Maßnahme resultieren,werden in einem oder mehreren Ergebnissen festge-halten8. Diese werden als positiv kategorisiert, wennarchäologische Befunde oder Funde daraus stammen.Bei einer Fläche ohne archäologisch relevante Sub -stanz ist das Ergebnis negativ. Besteht Unklarheit,etwa weil eine Untersuchung bauseitig bedingt nichtbis in fundführende Schichten vorgedrungen ist oderdiese kolluvial überdeckt sind, ist es unbekannt. Klei -nere Wortlisten geben über den Erhaltungszustandder jeweiligen Fläche (erhalten, ausgegraben, unbe-obachtet zerstört, Teilerhaltung vertikal) und derenÜberdeckung (natürlich überdeckt, überbaut, konser-vatorisch überdeckt, obertägig sichtbar) Auskunft9.Beim Ergebnis findet auch die „wissenschaftliche“

Thesau rie rung der gewonnen Erkenntnisse mit einerKombi nation aus Datierung und Typangabe statt.

„Denkmal“Die aus den Maßnahmen gewonnenen Erkenntnissesind die Grundlage für die Erfassung der Boden denk -mäler10. Einem Bodendenkmal muss immer mindes -tens ein Ergebnis zugrunde liegen. Im Fachobjekt„Denkmal“ werden auch die Daten für die Veröffent -lichung als Geowebdienst und im BayernViewer-denkmal geführt11. Im Gegensatz zu den Ergeb nissenwurde auf eine wissenschaftliche Thesaurie rung derBodendenkmäler verzichtet. Dafür liefern kleinereWortlisten Angaben zur Gefährdung (nicht gefährdet,Erosion, Landwirtschaft, Bebauung) und zum Ver -fahrensstand der Eintragung in die Denk malliste nachArt. 2 Abs. 1 BayDSchG (nicht mitgeteilt, mitgeteilt,Verfahren abgeschlossen, Dissens).

„Planung“, „Schreiben“ und „Vermutung“Neben den Maßnahmen, den daraus entstehendenErgebnissen und den Bodendenkmälern als klassi-schem Arbeitsbereich der Inventarisation, werden imFIS auch Verwaltungsvorgänge berücksichtigt. DieBeteiligung des Bayerischen Landesamtes als Trägeröf fentlicher Belange sowie davon unabhängige Ge -neh migungsverfahren nach Art. 7 Abs. 1 BayDSchGwerden als Planung erfasst. Unter Zuhilfenahme einesPlanungstyp-Thesaurus werden diese nach Erlaubnis -verfahren, nach kommunalen Planungen (wie etwaFlächennutzungsplan, Stadtentwicklungsplan oder

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 63

1 Vereinfachtes Fachmodell des FIS der Denkmalpflege in Bayern, Teil Bodendenkmäler, mit Darstellung der wichtigsten

Entitäten und ihrer logischen Beziehungen im relationalen Datenbankmodell (Grafik BLfD, H. Dietrich).

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Bebauungsplan), regionale/überregionale Planungen/Vor haben, Umweltprüfungsverfahren, Schutzgebiete,Benehmensherstellung/Mitteilung und sonstige Pla -nungen kategorisiert12. Über die Planungsgeometriekönnen gegebenenfalls betroffene Bodendenkmälerermittelt und in einer Stellungnahme mitgeteilt wer-den („Schreiben“).

Da nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz eineErlaubnis für Bodeneingriffe erforderlich ist, auchwenn keine Bodendenkmäler bekannt, sondern nurzu vermuten oder „den Umständen nachan[zu]nehmen“ sind (Art. 7 Abs 1. BayDSchG), hatder zuständige Referent der praktischenBodendenkmalpflege die Möglichkeit, im Rahmeneiner Planung Vermu tungs flächen anzulegen13.

Auch bei der Betreuung von Maßnahmen kann einSchriftverkehr entstehen, der als „Schreiben“ im FISerfasst wird. Außer der Zuordnung zu „Planung“ und„Maßnahme“ sind die Begriffe im Schreibentyp-Thesaurus jeweils nach Eingang und Ausgang geglie-dert14.

„Auswertung“Ferner können mithilfe der archäologischen Erkennt -nisse, respektive der Ergebnisse im Fachinformations -system, übergreifende Fragestellungen beantwortetwerden. Dafür wurde eigens ein weiteres Fachobjektdefiniert. Es dient der Erarbeitung archäologischerStadt- oder Gemeindekataster, dem Entwerfen vonTexten für Denkmaltopografien und anderen Publi -kationen, der Darstellung der Flächen des archäologi-schen UNESCO-Welterbes Obergermanisch-Raeti -scher Limes ebenso wie der Beantwortung wissen-schaftlicher Fragen. Der Thesaurus der Auswertungs -typen ist nach diesen genannten Zwecken gegliedert.

„Befund“ und „Fund“Aus archäologischen Maßnahmen können Befundeund Funde resultieren. Angesichts der großenDatenmenge ist eine systematische und vor allem voll-ständige Thesaurierung nicht umsetzbar, weshalb beiden Befunden ganz darauf verzichtet wurde. Die Ver -schlagwortung eines Fundes ist mithilfe einer Dreier -kombination aus Angaben zu Gegenstand, Ma terialund Zeitstellung zwar möglich, doch erfolgt dies nurfür ausgewählte Objekte, zum Beispiel solche, diefotografisch und zeichnerisch dokumentiert werden.Dennoch sollen aus Gründen der Datensicherungzukünftig alle aus Grabungen stammenden digitalenBefund- und Fundlisten in ge normter Form insFachinformationssystem importiert werden.

LageangabenThesauri sind auch bei den Lageangaben im Einsatz.Die Adressen und Flurnummern aller Fachobjekte, die

im Fachinformationssystem eine Kartierung besitzen(„Maßnahme“, „Ergebnis“, „Denkmal“, „Vermu -tung“, „Auswertung“ und „Planung“), werden auto-matisch über die Geometrie aus dem Datenbestanddes Landesamtes für Vermessung und Geoinfor -mation abgeleitet. Dabei wird auf die amtliche baye-rische Gemeinde- beziehungsweise Gemarkungs -kenn ziffer referenziert, die hier jeweils als Thesaurus-ID fungiert. Die Liste der Gemeinden ist hierarchischnach den administrativen Einheiten Regierungsbezirkund Landkreis gegliedert, die Gemarkungsliste nachden Gemein den. Diese beiden Thesauri liegen abernicht in der Zuständigkeit des Bayerischen Landes -amtes für Denkmalpflege, sondern bei der Bayeri -schen Vermessungs verwaltung.

Thesauri im FIS, zwei Beispiele

Im Folgenden werden zwei im Fachinformations -system eingesetzte Thesauri exemplarisch vorgestellt:der Thesaurus der Maßnahmetypen und der Zeit-Thesaurus für das Fachobjekt „Ergebnis“.

Zur Verschlagwortung des Fachobjekts „Maßnahme“dient ein Thesaurus, der eine Recherche nach Aktivi -tätstyp ermöglicht (Abb. 2). Neben Maßnahmeartender praktischen Bodendenkmalpflege (Voruntersu -chung, Oberbodenabtrag, Ausgrabung, konservatori-sche Überdeckung usw.) finden sich hier auch Aktivi -tätsarten der Denkmalerfassung und -forschung(syste matische Begehung, Luftbildauswertung, Geo -phy sik, Topografie/Vermessung usw.). Des Weiterenwerden auch die Hinweise Externer, die nach Art. 8Abs. 1 BayDSchG meldepflichtig sind, als Begehung/Beobachtung erfasst. Gesondert lässt sich die inBayern wegen des fehlenden Schatzregals proble -matische Suche mit Metallsonde (Sondenfund) aus-weisen.

Archäologie und Informationssysteme64

2 Typ-Thesaurus des Fachobjekts „Maßnahme“ mit

Markierung des Suchbegriffs „Begehung“ (Screenshot

Fachinformationssystem BLfD, Stand August 2012).

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Der Maßnahmetypen-Thesaurus wurde eigens für dasFIS neu definiert. Bereits vor 2008 digital erfassteAktivitäten, denen diese detaillierten Informationenfehlen, mussten daher bei der Migration als solchegekennzeichnet werden (Übernahme aus IV). WennDokumentationen oder die Archive des BayerischenLandesamtes es ermöglichen, werden der Typ und diezugehörigen Informationen rückwirkend nachgetra-gen. Nicht eindeutig lokalisierbare Maßnahmen odersolche mit unvollständigen Angaben werden nach derPrüfung unter dem Typ Aktenstudium subsumiert.Darunter verbirgt sich ein heterogener Datenbestandvon Aktivitäten aus den unterschiedlichsten Quellen.

Von den Meldungen externer Mitarbeiterinnen undMitarbeiter des Bayerischen Landesamtes werdenlediglich die Maßnahmen im Fachinformationssystemverarbeitet, die ein positives Ergebnis erbracht haben.Somit gibt der Datenbestand nur einen vergleichswei-se kleinen Teil des tatsächlichen Einsatzes ehrenamt-lich tätiger Kräfte wieder. Hier werden jedoch regel-haft alle Meldungen aus Begehungen oder Beobach -tungen seit 2005 rückwirkend maßnahmebezogeninventarisiert und damit eine der zentralen Aufgabender bis 2004 analog gedruckten Bayerischen Fund -chronik fortgeführt15.

Nur in Ausnahmefällen wird es möglich sein, sämtli-che Feld- oder Geländebegehungen eines einzelnenMitarbeiters im Fachinformationssystem vollständig,das heißt inklusive der Aktivitäten vor 2005, zu erfas-sen. Dies ist beispielsweise dann sinnvoll, wenn dieDenkmallandschaft ganzer Landkreise vornehmlichauf der Aktivität einzelner ehrenamtlicher Kräftebasiert und im Vorgriff auf Stellungnahmen des Am -tes zeitnah eine nochmalige Prüfung des Fundmate -rials notwendig wird16. Als Beispiel kann hier die Kar -tierung eines Ehrenamtlichen aus dem Grenzgebietder Regierungsbezirke Ober- und Mittelfranken ange-führt werden (Abb. 3)17.

Im Unterschied zum Maßnahmetypen-Thesaurusmusste bei der Entwicklung der Typ- und Zeit-Thesaurifür das Fachobjekt „Ergebnis“ der vorhandeneAltdatenbestand berücksichtigt werden, damit dieserso präzise wie möglich in das Fachinformationssystemmigriert werden konnte. Dies hatte zur Folge, dassnicht eindeutige oder nach heutigem Forschungs -stand überholte Begriffe in der Regel nur einemOberbegriff zugewiesen werden konnten. Eine nach-trägliche Aufteilung von Daten „per Hand“ solltesoweit wie möglich vermieden werden.

Für die Überarbeitung der Begriffe des „Zeit-Schlüssels“ aus der Inventarisationsdatenbank warenmehrere Arbeitsschritte notwendig:

1.Zuordnung des vorhandenen Schlagwortbestandesin Zeitstufen beziehungsweise Epochen einerseits und archäologischen Kulturen beziehungsweise Gruppen andererseits

2.Exakte Definition und absolute Datierung von Zeitstufen und Kulturen beziehungsweise Gruppen

3.Hierarchische Gliederung des Zeitstufen- bezie-hungsweise Epochen-Thesaurus

4.Zuordnung der Kulturen beziehungsweise Gruppenmithilfe der absoluten Datierungsspanne zu den Zeitstufen

Dieses Vorgehen erübrigte den Aufbau einer eigenenAuswahlliste für Kulturen beziehungsweise Gruppen.Sie sind in den Zeit-Thesaurus mit integriert, sodassdie wissenschaftliche Indexierung eines Ergebnissesgrundsätzlich nur aus Begriffspaaren von Typ und Zeitbesteht. Ein Ergebnis kann aber mehrere Zeit-Typ-An -gaben aufweisen18. Maßnahmeergebnisse im Bereicheiner Höhensiedlung werden zum Beispiel als„Höhen sied lung/Spät- bis Endneolithikum“, „Höhen -siedlung/Frü he Latènezeit“, „Depot/Römische Kaiser -zeit“ usw. verschlagwortet.

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 65

3 Kartierung aller Maßnahmen des Typs Begehung/Beob -

ach tung mit positivem Ergebnis auf Grundlage des Fach in -

formationssystems, die von einer Einzelperson (Armin

Thomschke, Uttenreuth) dem Bayerischen Landesamt

gemäß Art. 8 BayDSchG gemeldet wurden. Zur besseren

Sichtbarkeit in der Karte wurden alle Fundmeldungen mit

einem Radius von 250 m gepuffert (Kartografie R. Wannin -

ger, Stand Juli 2012).

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Archäologie und Informationssysteme66

4 Zeit-Thesaurus des Fachobjekts „Ergebnis“ mit Markierung der Suchbegriffe Endneolithikum (links) und Glockenbecher

(rechts) (Screenshot Fachinformationssystem BLfD, Stand August 2012).

5 Kartierung aller Maßnahmeergebnisse in Bayern unterhalb der Suchbegriffe Endneolithikum (links) und Glockenbecher

(rechts) auf Grundlage des Fachinformationssystems. Zur besseren Sichtbarkeit in der Karte wurden die Ergebnisse mit

einem Radius von 1000 m gepuffert (Kartografie R. Wanninger, Stand August 2012).

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Am Beispiel der spät- bis endneolithischen Epochenund Kulturen lässt sich das Ineinandergreifen vonZeitstufen einerseits und Kulturgruppen andererseitsbesonders gut nachvollziehen (Abb. 4). Die Rechercheim Zeit-Thesaurus veranschaulicht die verschiedenenEbenen, denen archäologische Quellen jeweils soexakt wie möglich zugeordnet werden können. DasJung- bis Endneolithikum wurde unterteilt in Jung -neolithikum und Spät- bis Endneolithikum; letztereswiederum in Spätneolithikum und Endneo lithikum.Diesen Epochenbegriffen sind je nach Lauf zeit Kul -turen beziehungsweise Gruppen zugeordnet19. EineGruppe wie Cham, die absolutchronologisch sowohlin das Spätneolithikum (3500–2900 v. Chr. nach The -saurusdefinition) als auch in das Endneoli thikum(2900–2100 v. Chr. nach Thesaurusdefinition) datiert,wurde unter dem Oberbegriff Spät- bis Endneo lithi -kum eingereiht20. Sollte sich im Zuge des Forschungs -fortschritts die Datierungsspanne einer Kultur bezie-hungsweise Gruppe ändern, ist es leicht möglich,diese mit einer anderen Epochenebene zu verknüp-fen, ohne dass die bis dahin zugewiesenen Daten -sätze überarbeitet werden müssen21.

Da sowohl Epochen als auch Kulturen beziehungswei-se Gruppen wählbar sind, enthalten die Abfrage -ergebnisse unterschiedliche Aussagen in der Hinsicht,dass die Treffermenge für Endneolithikum nicht mitder Treffersumme aus der Abfrage nach Schnur -keramik, Glockenbecher und dem lokalen Burger roth/Voit mannsdorf identisch ist. Artefakte, die lediglichallgemein dem Endneolithikum zugewiesen werdenkönnen, nicht aber einer bestimmten Kultur oderGruppe, werden beispielsweise bei einer Suche nachdem Schlag wort Glockenbecher nicht angezeigt. DieKartendarstellung der Trefferliste einer Schlagwort -suche nach Endneolithikum und Glockenbecher ver-anschaulicht den unterschiedlichen Charakter der bei-den Abfragen (Abb. 5).

Die Datenqualität, vor allem die Genauigkeit derDatierung und die Vollständigkeit der Recherche -ergebnisse bei Abfragen im Typ- oder Zeit-Thesaurus,ist vom jeweiligen Stand der Datenüberprüfung ab -hängig, die im Rahmen des noch laufenden ProjektesNachqualifizierung und Revision der BayerischenDenk malliste parallel zur Entwicklung und Einführungdes Fachinformationssystems vom Bayerischen Lan -des amt für Denkmalpflege initiiert wurde. Erst nachdessen Abschluss 2013/14 darf mit einer bayernweiteinheitlichen Grundlage für weiterführende Unter -suchungen gerechnet werden. Dabei ist auch dannnoch zu beachten, dass die Thesaurierung der Maß -nahmeergebnisse primär denkmalfachlichen Frage -stellungen folgt und nur als Grundlage für wissen-schaftliche Abschlussarbeiten an Hochschulen dienenkann, diese aber nicht ersetzt.

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 67

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Anmerkungen

1 Aitchison, J. / Stella, D.C. 2004: The Thesaurus: AHis to rical Viewpoint with a Look to the Future. In: Ca- ta loging & Classification Quarterly 37, no. 3/4, 5–21.

2 Anderson, J. D. / Pérez-Carballo, J. 2005: Informa -tion Retrieval Design. Principles and Options for Infor -ma tion Description, Organization, Display and Accessin Information Retrieval Databases, Digital Libraries,Catalogs, and Indexes (St. Petersburg [USA]), 297 ff.

3 Ullrich, M. 2008: BayernViewer-denkmal – Fachin -formationssystem der Denkmalpflege in Bayern. In:Chytrácek, M. / Gruber, H. / Michálek, J. / Rind, M. /Schmotz, K. (Hrsg.), Archäologische Arbeitsgemein -schaft Ostbayern/West- und Südböhmen/Oberöster -reich – Archeologická pracovní skupina východníBavorsko/západní a jižní Cechy/Horní Rakousko. 17.Tref fen. 13. bis 16. Juni 2007 in Freistadt. FinesTransire 17, 53–60.

4 Wanninger, R. 2008a: FIS erfolgreich am Start!Denkmalpflege Informationen 141, 64–66. –Wanninger, R. 2008b: Start des BayernViewer-denk-mal am 16. September 2007 in Fürth. In: Greipl, E. J.(Hrsg.), 100 Jahre Bayerisches Landesamt fürDenkmalpflege 1908–2008, Band II: Perspektiven(Regensburg 2008), 14 f.

5 Mückl, F. / Wanninger, R. 2009: Digitale Erfassungflächenhafter Denkmäler – Das Fachinformations sys -tem der staatlichen Bayerischen Denkmalpflege. In:Mitteilungen des DVW-Bayern e. V. – Gesellschaft fürGeodäsie, Geoinformation und Landmanagement,Heft 2/2009, 245–253.

6 Der wichtigste Ideengeber und somit eigentlicher„geistiger Vater“ des Fach- und heute realisierten Da -ten modells des FIS ist Dr. Hanns Dietrich, dem an die-ser Stelle ausdrücklich dafür gedankt sei. Bei dieserGelegenheit muss außerdem erwähnt werden, dasswesentliche Anregungen dazu auch aus der AGDaten modellierung der Kommission „Archäologieund Informationssysteme“ stammen. Deshalb soll hierallen Mitgliedern der AG, die ihre Arbeit mit großemEngagement betreiben, ebenfalls gedankt werden.

7 „Maßnahme“ entspricht in seiner fachlichen Defini -tion in etwa der „Untersuchungsfläche“ nach demAustauschformat ADeX. Vgl. Göldner/Himmelmann/Poelmann et al., S. 10, Absatz 2.2, S. 13.

8 „Ergebnis“ entspricht in seiner fachlichen Definitionin etwa der „Archäologiefläche“ nach ADeX. Vgl.Göld ner/Himmelmann/Poelmann et al., Absatz 2.1, S. 12.

9 Wenn innerhalb einer Maßnahmefläche gravierendeUnterschiede bezüglich der Erhaltung noch vorhande-ner archäologischer Substanz vorliegen, erfordert diesdie Ausweisung mehrerer Ergebnisse im FIS. Dagegenkann ein Ergebnis mehrere Zeit-Typ-Thesaurierungenhaben. In der Praxis werden sehr häufig unterschied-liche Zeitstellungen zu einem Ergebnis zusammenge-fasst. Gewissermaßen wird die wissenschaftlicheErkenntnis der Erhaltung „untergeordnet“. Der Erhal -tungszustand ist vor allem für die denkmalpflegeri-sche Arbeit wichtig. Dem gegenüber steht der Ansatz,jeweils alle Befunde einer Zeitstufe oder Kulturgruppezu einer „Fundstelle“ zusammenzufassen. Vgl. dazu:Wilbertz, O. M. 2004: Archäologische Begrifflichkeitund elektronische Datenverarbeitung. In: Die KundeN. F. 55, 96.

10 „Denkmal“ entspricht in seiner fachlichen Defi ni -tion in etwa der „Schutzfläche“ nach ADeX. Vgl.Göld ner/Himmelmann/Poelmann et al., Absatz 2.3, S. 14.

11 Wanninger, R. 2011: Öffentliche Präsentation derDenkmäler. In: Bayerischer Landesverein für Heimat -pflege e.V. (Hrsg.), Forum Heimatforschung. Ziele –Wege – Ergebnisse, Heft 15, 98–113.

12 Hierbei handelt es sich um eine erst 2011 nachträg-lich im Fachinformationssystem eingeführte Glie de -rung des Thesaurus. Davor waren die Planungs typenin vorbereitende Planungen und verbindlichePlanungen aufgeteilt.

13 „Vermutungsflächen“ gehören, wie die „Denkmä -ler“ auch, gemäß der ADeX-Definition zur Kategorie„Schutzflächen“. Vgl. Göld ner/Himmelmann/Poel -mann et al., Absatz 2.3, S. 14.

14 Die „Gruppierung“ von Planungen und Maßnah -men dient dabei im Wesentlichen der leichterenAuffindbarkeit inhaltlich zusammengehöriger Daten -sät ze. Bei den Maßnahmen können das etwa einzelnein zeitlichem Abstand ausgegrabene Parzellen imRahmen der Erschließung eines Baugebietes sein. Beiden Planungen kann zum Beispiel die Aufstellungeines Flächennutzungsplanes mit den darauf folgen-den Flächennutzungsplanänderungen zu einer Grup -pe zusammengefasst werden.

15 Vgl. Haberstroh, J. / Irlinger, W. / Sommer, C. S.2012: Die Fundchronik für Bayern – „Abgesang“ aufein ambivalentes Produkt der Bodendenkmalpflege.Berichte der Bayerischen Bodendenkmalpflege 52,2012, 9–17.

Archäologie und Informationssysteme68

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16 In Bayern fehlt eine gesetzliche Regelung zumEigentum an archäologischen Funden im Denkmal -schutzgesetz nach wie vor, sodass BGB § 984 zurAnwendung kommt. Das Fundmaterial aus Be -gehungen externer Mitarbeiterin nen und Mitarbeiterbefindet sich deshalb in den seltensten Fällen inöffentlicher Hand, sondern ist zu meist im Besitz desFinders und/oder des Grund stücks eigentümers.

17 Herrn A. Thomschke, Uttenreuth, danken wir fürsein Einverständnis zur Veröffentlichung der Daten.Dem Einsatz von Frau A. Rahm, Bayerisches Landes -amt für Denkmalpflege, ist die vollständige Erfassungaller Begehungsergebnisse von Herrn A. Thomschkeim Fachinformationssystem zu verdanken.

18 Wie Anm. 9.

19 Zu jedem Begriff im Zeit-Thesaurus wird außerdemdie Laufzeit hinterlegt. Der Beginn und das Ende einerEpoche oder Kultur sind als Jahreszahl in jeweilseinem eigenen Feld gespeichert.

20 Technisch wäre im Fachinformationssystem auch dieZuordnung eines Terminus zu mehreren Ober -begriffen möglich. Aus Gründen der leichteren Pfleg -barkeit wurde in der Bodendenkmalpflege aber aufden Einsatz polyhierarchischer Thesauri verzichtet. Inder Bau- und Kunstdenkmalpflege kommt dies dage-gen häufiger vor. Die „Autobahnkirche“ im Funk -tions -Thesaurus, der in etwa mit dem in der Archäo -logie eingesetzten Typ-Thesaurus vergleichbar ist, istbeispielsweise sowohl dem Oberbegriff „Konfessio -nelle Bauten“ als auch der Kategorie „Verkehr“ zuge-ordnet.

21 Die Hierarchien der Thesauri im FIS werden über einFeld „Parent-ID“ gebildet, das die Thesaurus-ID desjeweils zugehörigen Oberbegriffes enthält. DurchÄnderung der Parent-ID kann somit ein Begriff imThesaurus ohne größeren Aufwand neu zugeordnetwerden. Da dieses Datenbankschema bei nahezuallen Vokabularen im FIS zum Einsatz kommt, lässtsich auch die nachträgliche Einführung einer Hie rar -chieebene in einer zunächst einfachen Werte listeohne Weiteres bewerkstelligen.

Thesauri im Fachinformationssystem des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege 69

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Archäologie und Informationssysteme70

Archäologische Informationen müssen zukünftig digi-tal archiviert werden. Es führt kein Weg daran vorbei.Grabungsberichte, Befundbeschreibungen, Fotodo ku -men tationen, Grabungspläne, Fundstellen- und Denk-malkartierungen, 3-D-Scans von Grabungen und Fun -den usw.: immer öfter werden sie digital erzeugt undimmer seltener greift man zur Bewahrung noch aufanaloge Kopien, auf Papier oder Film zurück. Die digi-talen Daten bieten eben weit mehr Möglichkeiten,mehr Funktionalität als die analogen Entsprechungen.Inwiefern kann man aber bei digitalen Daten auchnach vielen Jahren und vielen Systemwechseln nochda rauf vertrauen, dass sie „echt“ sind, „authentisch“?

Klassische Authentizität

In der Literatur der letzten zwei Dekaden über Archi -vierung von digitalen Daten wird immer wieder ver-sucht zu definieren, was „Authentizität“, bezogenauf archivierte oder zu archivierende digitale Daten,bedeutet. Noch immer scheint sich keine endgültigeallgemein akzeptierte Meinung gebildet zu haben.Selbst die im Allgemeinen für digitale archäologischeArchivierung wichtigen Richtlinien „Kriterienkatalogvertrauenswürdige digitale Langzeitarchive“ (Nestor2008), die sich ausführlich mit einer „konventionel-len“ Auslegung von „Authentizität“, bezogen auf di -gi tale Daten, auseinandersetzen, befassen sich kaummit dem Spannungsfeld Authentizität-Funktionalität.„Authentizität“ bedeutet allgemein „verbürgt, echt“(Brockhaus), Wikipedia beschreibt die Bedeutung mit„Echtheit im Sinne von ,als Original befunden‘“. Inder „klassischen“ Archivierung beschreibt „Authen ti -zität“ die Tatsache, dass die archivierten Dokumenteund Gegenstände während der Archivierung original,unverändert und unversehrt bleiben. Sie kommennicht zu Schaden und der Zustand sollte bei einerBesichtigung/Nutzung auch nach vielen Jahren derArchivierung erkennbar identisch sein mit demZustand, in dem sie waren, als sie deponiert wurden.Anders formuliert: Inhalt, Form und Erscheinungsbildsollen unangetastet und integer bleiben. Es mussmöglichst gewährleistet sein, dass Dokumente wäh-rend der Archivierung nicht manipuliert oder gargefälscht werden. Die Aufgabe des Archivars ist: „tohand on the documents as nearly as possible in thestate in which he received them, without adding ortaking away, physically or morally, anything: to preser-ve unviolated, without the possibility of suspicion,

every element in them, every quality they possessedwhen they came to him“ (Jenkinson, 1965).

Moderne Authentizität

Es ist selbstverständlich, dass auch digitale Datenmöglichst unangetastet bleiben sollen, um als authen-tisch zu gelten. Aber die Zielsetzung von 1965 be -schreibt nicht mehr das ganze Bild: Authentizität inder klassischen Archivierung zielt auf den Erhalt desphysischen Originals. Bei der Anwendung dieses klas-sischen Authentizitätsbegriffs auf digitale Daten gibtes jedoch einige problematische Aspekte:

- Ein digitales „Original“ lässt sich „klonen“ – das heißt identisch reproduzieren (kopieren). Damit istOriginalität kein Kriterium mehr für Authentizität.

- Ein digitales Dokument bedarf für seine Nutzung (ansehen, lesen usw.) einer bestimmten Systemum- ge bung, die in die Betrachtung zur Authentizität einbezogen werden muss. Eine veränderte System- um gebung führt eventuell zu einer veränderten Darstellung und damit zum Verlust von Authen ti -zität im klassischen Sinn.

- Digitale Systeme haben enorm kurze Innovations -zyklen, was die klassische „Erhaltungs“-Strategie und damit auch die Authentizität stark ein-schränkt. Ein Original ist aufgrund der schnellen Erneuerung digitaler Systeme nur kurzzeitig „lebens fähig“. Ein längeres „Überleben“ geht meist mit Migration einher, was aber physische Veränderung und Verlust von Integrität bedeutet.

Damit wird klar, dass eine unspezifizierte, absoluteAuthentizität bei der Archivierung digitaler Datennicht erreichbar sein wird. Was kann man aber errei-chen? Schauen wir uns dazu noch einige Gedankenzum Thema Authentizität aus dem IT-Bereich an.

- Wikipedia bietet an: „In der Informationssicherheitbezeichnet Authentizität die Eigenschaften der Echtheit, Überprüfbarkeit und Vertrauens würdig -keit. Die Überprüfung einer behaupteten Eigen -schaft wird als Authentifikation bezeichnet.“ Und bezieht sich da bei auf das Internet Security Glossary (RFC 4949, S. 29): „The property of beinggenuine and able to be verified and be trusted.“

ARCHIVIERUNG UND DOKUMENTATION

Archäologische digitale Daten: Authentizität und Funktionalität

David Bibby, Reiner Göldner

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Hier findet man den ersten Ansatz – es geht um überprüfbare Echtheit und das Zutreffen behaup-teter Eigenschaften.

- The National Archives (UK) meinen: „... ein authen tisches Dokument ist, was es vorgibt zu seinund frei ... von Abänderungen oder Verfäl schun- gen“ (TNA, S. 16). An anderer Stelle wird Authen- tizität durch Iden tität (Attribute, die die Einzig -artigkeit dokumentieren, zum Beispiel Autor, Erstellungsdatum, Thema und an deres) und Integrität beschrieben. Bezüglich Inte grität wird ausgeführt: „Ein Dokument besitzt Integrität, wenn es über den gesamten Zeitraum seiner Le -bens dauer hinweg in allen seinen wesentlichen Merkma len vollständig und unverfälscht ist. Dies bedeutet nicht, dass ein Dokument genau dassel-be sein muss wie das ursprüngliche Erstdokument,um seine Inte grität zu demonstrieren. Ein Doku-ment kann als im Wesent lichen vollständig und unverfälscht betrachtet werden, wenn die für des-sen Zweckbe stim mung zu kommunizierende Bot-schaft unverändert ist.“ (TNA, S. 9).

- In der DIN „Information und Dokumentation – Leit faden zur Informationsübernahme in digitale Langzeitarchive“ finden wir: „Authentizität bein-haltet, dass nur beabsichtigte, dokumentierte Ver -änderun gen im Sinne der Erhaltungsmaßnahmen am Objekt durchgeführt wurden. Maßstab für dieAuthentizität sind die signifikanten Eigenschaften des Informations objekts.“ (DIN 31645, S. 6).

Der Vollständigkeit halber wollen wir erwähnen, dassAuthentizität im IT-Bereich oft auf (personelle) Iden -tität reduziert wird: „Mit dem Begriff Authentizitätwird die Eigenschaft bezeichnet, die gewährleistet,dass ein Kommunikationspartner tatsächlich derjenigeist, der er vorgibt zu sein“. (BSI). Dabei wird Authen -tifizierung (als Prozess der Überprüfung von Authen -tizität) im Sinne von Identifizierung (einer Person) ver-standen, zum Beispiel, um Zugang zu einem Compu -ter system zu bekommen. Wir wollen – insbesonderefür unsere archäologischen Daten – diese Reduzie -

rung hier nicht aufnehmen und uns auf eine „allge-meine“ Authentizität beziehen.

Bei Authentizität geht es also um behauptete Eigen-schaften, um zweckbestimmte wesentliche Merkma -le! Es geht nicht um absolut alles. Wir haben dieWahl, welche Eigenschaften wir zur Feststellung vonAuthentizität ansetzen. Dateigröße, Testsumme, digi-tales Zertifikat, Schriftgröße und -farbe, Inhalt, Form,Bedeutung, Funktion usw. Welches sind die Echt heits -merkmale, die langfristig unverändert bleiben müs-sen? Wie unterscheiden sich Kriterien und Gewich -tungen bei verschiedenen Datengattungen? Und wiekann man den Erhalt dieser Merkmale bei Migratio -nen nachweisen? Diese Fragen bleiben bei der her-kömmlichen Archivierung im Hintergrund, für die Ar -chi vierung digitaler Daten sind sie jedoch wesent lich.

Beispielsweise Funktionalität

Zum Schutz digitaler Daten verwendet man beispiels-weise Hashwerte (Prüfsummen) oder digitale Was ser -zeichen. Am gebräuchlichsten sind jedoch digitaleSignaturen (zum Beispiel das RSA-Verfahren). Mit die-sen Verfahren kann man bei Erfordernis die binäreUn versehrtheit eines Datensatzes nachweisen. Fürein fache Textdaten und digitale Fotografien erscheintdies ausreichend. Möglicherweise ist es aber doch nichtso einfach, schauen wir uns dazu einige Bei spiele an.

Beispiel 1:Wenn ein Textdokument mit dem Font Courier New10 erstellt wurde, wäre eine Ausgabe (zum BeispielAusdruck) mit exakt gleichem Wortlaut, aber mit demFont Times New Roman 12, noch authentisch?

Archäologische digitale Daten: Authentizität und Funktionalität 71

1 Textpassage in Schriftart Courier (oben) und Times (unten).

2 Präsentation eines Textes: RTF in WordPad (links), PDF in Acrobat Reader (rechts).

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Archäologie und Informationssysteme72

Beispiel 2:Wenn ein Textdokument im Rich Text Format (RTF) er -stellt wurde, wäre eine Ausgabe im Portable Docu -ment Format (PDF) mit exakt gleichem Wortlaut undmit exakt gleichem Font noch authentisch, da sichdabei Größe und innere Struktur der Textdatei unddamit Hashcodes und digitale Signaturen än dern?

Beispiel 3: Wenn eine Bilddatei im RAW-Format aufgenommen,zu einem TIFF entwickelt und anschließend als JPEGgespeichert wurde – wo endet die Authentizität,wenn Dynamikbereich und Farbraum geändert, dasAussehen „verbessert“ und die Datei verlustbehaftetgespeichert wird – ohne dass visuell Unterschiedeerkennbar sind?

Diese oberflächlich banalen Fragen entpuppen sichbeim zweiten Blick als gar nicht so trivial. Abgesehenvon den oben genannten Dateigattungen, bei deneneine zufriedenstellende Definition von Authentizitätfür Langzeitarchivierung von archäologischen Unter -lagen ohne allzu großen Aufwand zu erzielen seindürfte, beinhalten digitale Daten, die archäologischenInterventionen entstammen, zum großen Teil nichtnur textlichen oder bildlichen „Inhalt“, sondern auchkomplexe Informationsstrukturen und „Funktionali tä -ten“. Deshalb ist das konventionelle Verständnis vonAuthentizität für archäologische digitale Daten nichtbefriedigend. Einige weitere Beispiele sollen dies zeigen.

Beispiel 4:Gra bungs da ten banken beinhalten nicht nur Daten -sätze mit Informationen über die Grabung, sondernauch Formulare zur Eingabe und Berichte zur Ausga -be der Informationen sowie Funktionalitäten wieAbfragen, Filter, SQL-Funktionen, Diagrammtoolsetc., die den Umgang mit den in der Datenbank vor-handenen Informationen erleichtern und eine Gra -bungsauswertung ermöglichen. Hier ist der Begriff„Au thentizität“ zu erweitern beziehungsweise anderszu gewichten. Es muss also nicht nur der Sachinhaltder Daten erhalten bleiben, sondern auch und vorallem die Funktionalität – möglicherweise wird in die-sem Fall das Erscheinungsbild geopfert werden müs-sen, um die Funktionalität zu erhalten. Während eszum Beispiel Grund zur Hoffnung gibt, dass ein PDF-A-Dokument, das im Jahr 2005 abgelegt wurde, imPDF-Viewer des Jahres 2020, auch nach möglichenMi grationen zu neueren PDF-Formaten, zumindest imErscheinungsbild nicht von dem ursprünglich abge-legten Dokument zu unterscheiden ist, wird dies bei-spielsweise für eine im Jahr 2000 abgelegte, komplexstrukturierte „Paradox“-Datenbank sicher nicht derFall sein. Um den vollen Nutzen dieser Datenbanküber die Dauer der (permanenten) Archivierung zu„retten“, werden aller Wahrscheinlichkeit nach meh-rere „Por tierungen“ beziehungsweise Migrationennötig sein.

Es wird sofort klar, dass das ursprüngliche Erschei -nungs bild der Datenbank nicht zu erhalten ist. Bei derFrage der Authentizität in diesem Szenario geht eseben nicht vorwiegend um Inhalt und Erscheinungs -bild. Es geht nicht darum, dass das Aussehen dessen,was aus dem Archiv herauskommt, identisch sein soll-te mit dem, was ursprünglich deponiert wurde, son-dern dass Inhalt und Funktionalität erhalten bleiben.

Beispiel 5:Bei CAD-Grabungsplänen ist die Situation etwasanders. Hier geht es vorwiegend um eine Funktiona -lität, bestehend aus Inhalt (aufgenommene Objekte,Funde etc.) und Struktur (Aufbau der Ebenen und ihrVerhältnis zueinander). Die Pläne spiegeln vielfältigeräumliche und inhaltliche Bezüge der erfassten Be -funde, Funde, Schichten, Plana etc. wider. Daraus er -gibt sich eine Vielzahl verschiedener Erschei nungs -bilder mit unterschiedlichsten Aussagen innerhalbder selben Datei. Eine CAD-Datei ist nicht einfach eine„statische Zeichnung“. Dies wäre der Fall, wenn einspezifischer Zustand einer CAD-Zeichnung als PDF-Do kument „gedruckt“ worden wäre. Dann wür de sieden Kriterien für Textdaten und Bitmaps (oben) ent-sprechen. Die CAD-Datei kombiniert Ebenen (Lay er),die geometrische – und unter Umständen Sachinfor -mationen – beinhalten können. Durch Zu- oder Ab -schal ten von Layern können in der gleichen Datei ver-

3 Kurzinformationen zu einem Bild in verschiedenen

Formaten (RAW, TIFF, JPEG).

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schiedene Erscheinungsbilder mit unterschiedlichenAussagen erzeugt werden. Dies ist ein dynamischerProzess – eine „dynamische Funktiona lität“. Bei derArchivierung von CAD-Daten ist es nicht erstrebens-wert, nicht einmal wünschenswert, ein Erscheinungs -bild zu fixieren. Authentisch zu archivieren bei CAD-Daten ist eben die Fähigkeit dieser Da ten, ihr Erschei -nungsbild zu ändern!

Beispiel 6:Fundstellenkataster leben von geografischen Bezügenund werden daher üblicherweise mit Geoinforma -tions systemen (GIS) bearbeitet. Im Allgemeinen trifftfür die grafische Seite der GIS-Daten die Aussage zuCAD-Daten und für die Sachdaten die Aussage (oben)zu Datenbanken zu. Hier geht es sowohl um die Funk -

tionalität der Datenbank wie auch die „dynamischeFunktionalität“ der grafischen Darstellung der Geo -metrie. Möglicherweise ist im Fall von GIS-Daten dieSituation etwas einfacher, da sich das Dreikom po nen -ten-Shape-Format der Firma Esri für Geometrie undSachinhalte als Quasi-Standard breit durchgesetzt hat,ohne Anzeichen dafür, dass sich dies mittelfristig än -dern wird. Bei GIS-Daten wird eins besonders deutlich:Der Grad der Funktionalität wird nicht nur durch die(fi xierte) Struktur der Daten, sondern durch die im be -nut zten GIS-Programm zur Verfügung stehenden Tools(letztlich also durch die Systemumgebung) be stimmt.Für eine adäquate Nutzung solcher archivierter Datenist es erforderlich, dass die verfügbare Sys tem -umgebung (inklusive Tools) mit der Sys tem um gebungder Ent stehungsphase funktionell vergleichbar ist.

Archäologische digitale Daten: Authentizität und Funktionalität

4 Sammelsurium alter und neuer Datenbanken: 1982 dBASE II, 1996 Paradox 7 auf Disketten, 1997 Grabungs datenbank im

LfA Dresden auf Disketten, 2003 Access auf CD, 2008 PostgreSQL im Internet.

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Beispiel 7:Die umfassende Eroberung der dritten Dimension (3-D) ist eine noch junge, aber äußerst beliebte Errun -genschaft der Archäologie. Während 3-D-Daten geo-metrisch komplexe Wirklichkeiten abbilden, besitzensie keine oder nur wenig Funktionalität im Ge gensatzzu Datenbanken, CAD- oder GIS-Daten. Insofern ha -ben sie bezüglich ihrer Archivierung mehr mit Bitmapsoder Textdateien gemeinsam. Es ist sogar so, dass der„nied rigste gemeinsame Nenner“ für 3-D-Daten einePunktwolke im ASCII-Format mit den Spalten (x, y, z)oder mit Farbinformation (x, y, z, r, g, b) ist. Eine sol-che Punktwolkendatei kann zwar sehr groß werden,sie bleibt jedoch einfach strukturiert. Bei Mesh-Datensetzen sich einige wenige Formate durch, zum Bei -spiel STL, PLY. Falls Fototextur vorhanden ist, werdenaktuell Virtual Reality Models erzeugt, die aus mit 3-D-Koordinaten gesteuerten Bitmaps bestehen.Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen kommt manzu dem Schluss, dass 3-D-Daten, was Daten authen -tizität betrifft, ähnlichen Kriterien unterliegen, wie siefür Digi tal bilder angesetzt werden sollen. Im Archivmuss lediglich dafür Sorge getragen werden, dassdas, was ursprünglich deponiert wurde, leserlich undim Inhalt und Erscheinungsbild unverändert bleibt.

Resümee

Bei der Archivierung digitaler Daten gilt der Erhalt desoriginalen Datenformats nicht wirklich als vorwiegen-der Maßstab für Authentizität. Es geht darum, dassdie Inhalte, Erscheinungsbilder, Funktionalitäten undStrukturen der deponierten Daten für den Nutzer er -halten bleiben, und zwar in unterschiedlichen Maßen,abhängig von der Art der Information, dem Erschei -nungsbild, der Funktionalität etc., welche die Origi -nal daten beinhalten. Verschiedene zu archivierendear chäologische Digitalunterlagen besitzen verschiede-ne Charakteristika. Es gilt, möglichst all diese Charak -teristika zu erhalten. Wenn allerdings Entscheidungengetroffen werden müssen, ob bestimmte Charakteris -ti ka (im Sinne von Form, Funktion, Erscheinungsbild,Inhalt) während des (aktiven) Archivierungsprozessesgeopfert werden sollen, muss von vornherein klarsein, welche möglicherweise geopfert werden könnenund welche gar nicht. Zur Erinnerung: „Ein Dokumentkann als im Wesentlichen vollständig und unverfälschtbetrachtet werden, wenn die für dessen Zweckbe -stim mung zu kommunizierende Botschaft unverän-dert ist.“ (TNA, S. 9).

In der DIN 31645 (S. 12) findet man dazu: „DigitalesLangzeitarchiv und/oder Produzent müssen die signifi-kanten Eigenschaften der zu übernehmenden Infor -ma tions objekte definieren. Die Beteiligten entschei-den, welche Darstellungsabweichungen eines Infor -

mationsobjekts in zukünftigen technischen Umge -bun gen noch akzeptabel sind und welche nicht. Einmaßgebliches Kriterium sind die Bedürfnisse derNutzer des digitalen Langzeitarchivs (Zielgruppe).“sowie „Das digitale Langzeitarchiv muss die für jedesInformationsobjekt ausgewählten und eindeutigbenannten signifikanten Eigenschaften als Metadatenverzeichnen. Diese Metadaten sind der Gradmesserfür die Beurteilung anstehender Erhaltungsmaß nah -men (Konverterprogramme, Emulatoren) und zukünf-tiger Nutzungsplattformen.“ In diesem Zusammen -hang ist das InSPECT-Projekt erwähnenswert, wo an -hand von Audiodateien, E-Mails, Rasterbildern undstrukturiertem Text einige signifikante Eigenschaftenfachneutral erarbeitet und untersucht wurden. DieseArbeit wird fortgesetzt und vor allem auf das Fach -gebiet der Archäologie erweitert werden müssen!

Um Authentizität im beschriebenen Sinne zu gewähr-leisten, sind recht umfangreiche Metadaten mit tech-nischem, inhaltlichem und funktionellem Bezug erfor-derlich, und zwar:

- Metadaten über den Zustand bei der Übernahme ins Archiv und

- laufende Metadaten-Einträge über alle Prozesse, die den Datensatz während des Aufenthalts im Archiv verändern.

Diese Metadaten haben Protokollcharakter (und müs-sen auch entsprechend abgesichert werden), damitder Archivbestand vertrauenswürdig präsentiert wer-den kann. In diesem Sinn versteht es sich fast vonselbst, dass die Originaldaten bei der Migration nichtdurch die neue Version ersetzt werden, sondern erhal-ten bleiben.

Die Frage ist allerdings, wie umfassend dieser Ansatzin der Praxis realisierbar sein wird. Es ist schwer vor-stellbar, Inhalt und Funktionalität (oder gar Semantik)migrierter Dokumente vollständig zu prüfen. So wirdman sich wohl oft mit einem bestimmten Grad anVertrauen begnügen müssen.

Die hier skizzierte Thematik ist zu komplex, als dasssie in dieser Kürze abschließend behandelt werdenkann. Dies ist lediglich ein Denkanstoß, der dazudient, auf die Problematik der Definition(en) von Au -thentizität bei digitalen Daten in der Archäologie auf-merksam zu machen.

Eine Problematik, die bisher zu wenig Beachtunggefunden hat, die aber dringend angegangen werdenmuss, um die künftige Integrität, Zugänglichkeit,Nutzbarkeit und nicht zuletzt das Überleben speziellunserer digitalen archäologischen Daten, für die eskeine „Haltbarkeitsgrenze“ gibt, zu gewährleisten.

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DigiCULT – Technology Challenges for Digital Culture.(http://www.digicult.info).

DIN 31645, Information und Dokumentation – Leit -faden zur Informationsübernahme in digitale Lang-zeit archive.

Duranti, Luciana: „Reliability and Authenticity: TheConcepts and Their Implications.“ Archivaria 39(Spring 1995).

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(Alle Internet-Links mit Stand vom 22.05.2012).

Archäologische digitale Daten: Authentizität und Funktionalität

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The problems of curating digital archaeological datasometimes tend to be overlooked in larger considera-tions of an archaeological archives crisis. Comparedwith the more tangible storage issues facing tons ofbulk finds of pottery or the curation of the paperarchive, digital data has been regarded as less of aproblem, or even as the solution to the problem(Perrin 2002). After all, digital data consumes lessspace than either finds or paper, and digitisation canprovide easier access.

However, it is now recognised that preservation ofdigital data introduces a whole new set of problemsfor the curator: data corruption, hardware redundan-cy, changes in file formats, software migration, andinsufficient documentation. It is inadequate to copydata to DVD and put them in the proverbial ,box onthe shelf’. Digital data require active curation. Digitaldata preservation has developed as a sub-discipline inits own right with its own vocabulary, standards, andorganisations. In the UK, the Digital Curation Centre(DCC) and the Digital Preservation Coalition (DPC) aretwo such bodies that have been working to highlightthe digital preservation issues. The call has also beentaken up at the European level with a number of col-laborative partnerships working together to developtransnational research infrastructures for digitalpreservation and access and shared standards.

A survey into the digital preservation of research out-puts in Europe (Kuipers and van der Hoeven 2009)found considerable awareness of the problem.Preservation is widely accepted to be very important.91% of researchers surveyed considered the possibili-ty of re-analysis of existing data as the most importantdriver for preservation, whilst 87% also believe thatpublic funding is a key reason. The same survey, how-ever, found less agreement about who should pay forthe costs of digital preservation of research data, withmany respondents providing multiple solutions. 61%of researchers believe that national governmentshould pay for preservation, whilst 41% believe thattheir own organisation should bear the cost.

The problem is particularly acute in archaeology.Archaeological data are increasingly ,born digital’ andrepresent the primary record of sites destroyed duringthe development or fieldwork process. Frequently,there are no paper substitutes. Furthermore, archaeol-ogists create large quantities of data and in a greatervariety of formats than most other disciplines. (Austinand Mitcham 2007; Austin et al. 2009). Yet, such data

are frequently essential to underpin the excavator’sinterpretation of a site or to allow its reinterpretationby others.

This issue was recognised at a relatively early stage inthe UK. The Archaeology Data Service (ADS) wasestablished in 1996 as part of a wider Arts andHumanities Data Service (AHDS). It was charged withpreserving research data created within the HigherEducation (HE) sector and making them available forre-use for teaching, learning, and research (Richards2008). Core funding was initially provided by the JointInformation Systems Committee (JISC): the bodyresponsible for UK HE computing and informationinfrastructure. The Arts and Humanities ResearchBoard (AHRB, later Council – AHRC) later became theprimary research funding body for the sector. Thismeant that University-based researchers could deposittheir data with the AHDS which undertook to use itsbest efforts to preserve these data free of charge intoperpetuity.

Core funding continued to support free deposit fromthe HE sector. As ADS developed, however, it becameapparent that it was important for it to develop abusiness model which could accommodate thepreservation of data emanating from the commercialand public sectors, and that derived from archaeolo -gical investigations funded by bodies such as EnglishHeritage (EH). A variety of funding models were con-sidered, including charging the users of the data. Thiswas soon dismissed for a variety of reasons. On prag-matic grounds, it was believed that the administrativeoverheads of charging large numbers of users wouldnot be cost effective. Also, one of the aims of ADS hasalways been to encourage re-use, not to put obstaclesin the way of re-users. Secondly, the data archivedrarely have any great commercial value; there was astrongly expressed view that these data had generallybeen collected using public funding and, therefore,they should be available free to all at the point of use,an approach which was also in line with the broaderconvention enshrined within the 1992 Valletta Treaty(1) that ,the polluter pays.’

Therefore, the ADS adopted a business model where-by the costs of archiving outside the academic sectorwould have to be covered on a project basis. It wasalso clear that this would have to be a one-off, orone-time only, charge, levied at the point of deposit.Whilst archiving costs would inevitably be ongoing, itwas clear that funders would have to budget for the

Digital curation at the Archeology Data Service

Catherine Hardman, Julian D. Richards

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full costs of a project when it was commissioned.There was already an existing analogy for thisapproach in the archives world. Museums had de -veloped a system of box charges, levied when thephysical archive was deposited, and based upon itsvolume.

The principle of a one-off deposit charge implied thatall future costs had to be covered up front. The ADSpreservation policy is based on migration of files tothe latest formats, and it is impossible to predict howmany times this might have to be undertaken (ADS2009). This approach to digital preservation, basedupon conversion of files to a sustainable preservationformat and a dissemination version at the time ofaccession has become enshrined within the OpenArchival Information System (OAIS) developed byNASA (ISO 14721:2003). The OAIS provides a frame-work for the understanding and increased awarenessof archival concepts needed for long term digitalinformation preservation and access and has beenadopted by the ADS.

At an early stage, ADS was funded by EH to under-take the Digital Archiving Pilot Project for ExcavationRecords (DAPPER) project. The aims of the DAPPERproject were to create two exemplar archives to allowADS to gain an understanding of archiving costs, aswell as to investigate the level of interest in re-use ofthe data. The two projects were the excavations atEynsham Abbey, by the Oxford Archaeological Unit,and work at the Royal Opera House, undertaken bythe Museum of London Archaeology Service (Austinet al. 2001). It was agreed that rather than creating anonline interactive interface, access to the data shouldbe via simple downloadable files in open formats. Theimplication of this was that the majority of the archiv-ing costs were front-loaded.

The figures derived from the small sample of two pro -jects used in the DAPPER project indicated that digitalarchiving costs would be within 1-5% of the totalcosts of a project. Economies of scale become a sig-nificant factor especially for larger projects. It has alsobecome clear that the digital archiving costs can fre-quently be offset against savings in publication costs.Digital dissemination may provide the best means ofmaking detailed data and information available,thereby reducing the scale of paper publications andproviding a safer option to the inclusion of the CD inthe back of the book.

The DAPPER project fed directly into the developmentof an explicit ADS Charging Policy, now in its 4th edi-tion (ADS 2007). This was first introduced in 1999 andwas based on a formula of fixed charges per file.Simply put, files were banded according to number

and complexity of format. Images, text, simple ‘flat’spreadsheets, and tables cost less than CAD, GIS andrelational databases.

Two factors led ADS to undertake a major revision ofits Charging Policy in 2007. Firstly, the Big Data pro -ject led us to refine our thinking on preservation costs(Austin and Mitcham 2007). The Big Data projectrecognised that with the introduction of new tech-nologies such as maritime survey, laser scanning andLiDAR, archaeologist’s capacity to generate massivedata sets was continuing to grow. This was exacerbat-ed by the problem of distinguishing primary fromprocessed data in many of these applications, and bythe use of proprietary formats. Secondly, the AHRCannounced that it was going to withdraw fundingfrom AHDS and it has encouraged the developmentof an ADS business plan which aims to cover morecosts by full charging for services.

Under the revised Charging Policy, the costs of digitalcuration are calculated on the basis of four elements,which are categorised in terms of staff time. Examplesare provided online (http://archaeologydataservice. ac.uk/advice/collectionsPolicy).

a. Management and administration: This reflectsthe time spent in processing the deposit, includingnegotiation with the depositor, dealing with rightsmanagement issues and deposit licences, and issuinginvoices.

b. Ingest: This cost reflects the time required tomigrate the data to ADS preferred formats; the har-monization of filenames; the creation of delivery andpreservation formats and their transfer to offline stor-age; checksum procedures; and creation of file leveland project level metadata.

c. Dissemination: The ingest charges include anallowance to cover the creation of a basic archivedelivery web page within the ADS catalogue and thedelivery of data via simple file download.

d. Storage and refreshment. The term ‘storage’encompasses the ongoing periodic process of datarefreshment. In order to take advantage of technolog-ical advances, archives have to periodically upgradesystems. For example, the ADS has progressedthrough three generations of equipment during its10+ years of existence, a five year upgrade cycle. Thisis expensive both in terms of equipment and stafftime. The long term cost of storage is often difficult toconceptualize but a dataset maintained for 100 yearswould go through 20 refreshments based on the fiveyear cycle.

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No doubt the ADS Charging Policy will continue toevolve as we gain more practical experience, informedby ongoing studies into preservation costs (Beagrie2008; 2009). Indeed an opportunity to refine the po -licy has been recently afforded in the SWORD ARMproject (http://archaeologydataservice.ac.uk/research/swordarm) in which we are hoping to achieve on linedeposition and some degree of automation whichmay allow us to reduce ingest element of our costs.Nevertheless, the principle of a one-off depositcharge, passed onto research funding bodies, stateheritage organisations, and commercial developers,has been demonstrated to be robust.

References Cited

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Austin, Tony, Jonathan Bateman, Stuart Jeffrey, JenMitcham, and Kieron Niven (edited by Kieron Niven)2011 Marine Survey. A Guide to Good Practice.Archaeology Data Service/ Digital Antiquity Guides toGood Practice. http://guides.archaeologydataservice.ac.uk/g2gp/RSMarine_Toc accessed on 11/06/2012.

Austin, Tony and Jen Mitcham 2007 Preservation andManagement Strategies for Exceptionally Large DataFormats: ‘Big Data’. http://archaeologydataservice.ac.uk/attach/bigDataDeliverables/bigdata_final_report_1.3.pdf, accessed 11/06/2012.

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Beagrie, Neil2008 Keeping Research Data Safe. Electronic docu-ment, http://www.jisc.ac.uk/publications/reports/2008 /keepingresearchdatasafe.aspx, accessed 11/06/2012.2009 Keeping Research Data Safe 2: The identifica-tion of long-lived digital datasets for the purposes ofcost analysis. Electronic document, http://www.jisc.ac.uk/publications/reports/2010/keepingresearchdata -safe2.aspx, accessed 11/06/2012.

Kuipers, Tom and Jeffrey van der Hoeven 2009PARSE.Insight: INSIGHT into issues of PermanentAccess to Records of Science in Europe. SurveyReport. Electronic document,http://www.parse-insight.eu/publications.php#d3-4, accessed 11/06/2012.

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Richards, Julian D. 2008 Managing digital preserva-tion and access: The Archeology Data Service. InManaging Archaeological Resources: Global context,national programs, local actions, edited by Francis P.McManamon, Andrew Stout and Jodi A. Barnes, pp.173–194. One World Archeology 58, Left Coast Press,Walnut Creek, CA.

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Erstellung von Bildern für Bildarchive79

Die klassische professionelle analoge Fotografie unddie Archivierung der Silberhalogenidfotos stellteneinen Prozess höchster Redundanz dar. Von jedemBildmotiv wurden mindestens zwei Negative belichtet,sorgfältig entwickelt, archivfest fixiert und ausgewäs-sert. Diese Negative wurden, je nach Sicherheits be -dürfnis zusammen oder getrennt, an verschiedenenOrten als Rohmaterial archiviert und mit geeignetenMetadaten versehen. Das eigentliche Bild entstandda raufhin bei der Ausarbeitung im Labor, bei derdurch die Auswahl des Ausschnittes und die An pas -sung der Belichtung (Nachbelichtung, abwedeln etc.)die endgültige Bildaussage durch den Fotografen fest-gelegt wurde. In einem letzten Schritt erfolgte dannnoch das Retuschieren, Aufziehen und Beschrif ten derFotos. In aller Regel erfolgte darauf ein „Back-up“ derfertigen Aufnahmen in Form eines Repros oder etwadurch die Mikroverfilmung (Beispiel: Marburger Index)der Archivkartons. Insgesamt also ein sehr aufwendi-ges Verfahren, welches die Notwendigkeit einer frü-hen Auslese der zu archivierenden Aufnahmen be -gründete.

Dieser klassische „Workflow“ lässt sich im Grundesehr gut auf die Archivierung von digitalen Foto gra -fien abbilden.

1. Rohdaten

Nach derzeitigem Stand und Kosten der Fototechniksollte man nur Aufnahmen akzeptieren, die parallelals Rohdaten und ausgearbeitete Bilddatei abgeliefertwerden. Je nach zur Verfügung stehendem Speicher -platz könnte es sehr sinnvoll sein, die RAW-Dateienals Belichtungsserien von mindestens drei Aufnahmenmit einer Schrittweite von 2 EV1 zu archivieren. Damiteröffnen sich Möglichkeiten, dem begrenzten Dyna -mik umfang von Digitalfotos etwa durch HDR/DRI-Methoden zu begegnen. Diese RAW-Dateien solltendann sinnvoll benannt (Datenbank) und auf geeigne-te Weise mit Metadaten versehen werden und da -nach möglichst redundant an verschiedenen Ortenund auf unterschiedlichen Speichermedien gesichertwerden.

Die gleiche Vorgehensweise bietet sich bei Scans vonAufsichts- und Durchsichtsvorlagen an, wobei hierkeine Belichtungsserien benötigt werden, da der ab -zubildende Dynamikbereich auch bei optimal belich-teten Diapositiven leicht in einer 48-Bit RGB-Dateigespeichert werden kann. Insbesondere im Bereich

der Digitalisierung von Durchsichtsvorlagen bestimmtdie eingesetzte Hardware ganz entscheidend dieQualität der Digitalisate (Dichteumfang, Schärfe).

RAW-DateiformateEin sehr hoffnungsvoller Ansatz bot 2004 dieEinführung und Offenlegung des DNG-Formates alspotentieller Standard für das „digitale Negativ“; die-ser Standard konnte sich allerdings bis heute nichtrecht durchsetzen. Immerhin gibt es zum Beispiel mitAdobe Camera Raw ein Tool zum Konvertieren derproprietären RAW-Formate.

Nikon etwa hat bis heute noch nicht alle Spezifika -tionen des eigenen RAW-Formats offengelegt. BeiCanon verändern sich die Spezifikationen von einemKameramodell zum nächsten. Im High-End-Bereichsieht die Sache nicht wirklich besser aus, hier bleibtdie weitere Entwicklung abzuwarten und bis dahin(soweit alle Bearbeitungsmöglichkeiten erhalten blei-ben sollen) die kameraeigenen RAW-Dateien zu archi-vieren oder die RAW-Dateien in das DNG-Format zukonvertieren.

Im Scanbereich sieht es noch düsterer aus: Imaconetwa unterstützt in der neuesten Softwareversion daseigene „3f“-Format nicht mehr oder Vuescan-DNGslassen sich nur mit Vuescan weiter bearbeiten, wennman alle Bearbeitungsmöglichkeiten erhalten will. Indiesem Bereich bietet sich eher das Speichern einerunkomprimierten 48-Bit Baseline TIFF-Datei an.

TIFFAn dieser Stelle einige Bemerkungen zum TIFF-For -mat: TIFF hat sich im Bereich der Druckindustrie alsQuasi-Standard für Rasterbilder durchgesetzt. Aller -dings verfügt das TIFF-Format über außerordentlichvie le Optionen und Varianten (Farbtiefe, Kompri mie -rung, Bit-Anordnung, Ebenenkomprimie rung, Farbka -näle etc.). Dies führt sehr schnell zu Inkompati bi li -täten, ein Ausweg stellt „Baseline TIFF“ als Mindest -spezifikation für alle „TIFF-fähigen“ Programme dar.TIFF-Dateien bieten darüber hinaus beste Möglich -keiten, Metadaten (EXIF, IPTC und XMP) sowie ICC-Profile in die Bilddatei zu integrieren.

Empfehlungen zur Scan-AuflösungBei Farb- und Graustufen-Aufsichtsvorlagen hat manbei einer Auflösung von 600 dpi ausreichend Re -serven, bei Bitmaps und Strichzeichnungen können jenach Vorlagengröße und gewünschtem Abbil dungs -maßstab 1200 bis 2400 dpi sinnvoll sein. Bei Dia- und

Erstellung von Bildern für Bildarchive

Sigmar Fitting

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Negativfilmen erzielt man jenseits von 2400 bis 3000dpi (bezogen auf die Negativgröße) schon eine „per-fekte Abbildung des Filmkorns“.

2. Ausgearbeitete Bilddateien

DateiformateFür die Speicherung der fertigen Bilddateien gilt eseine Abwägung der sich teilweise widersprechendenEigenschaften Speicherplatzbedarf versus Qualitätversus Kompatibilität zu treffen. Eine sehr guteGrund lage bietet die oben skizzierte Archivierung derRAW-Dateien, möglichst zusammen mit den entspre-chenden „Kochrezepten“ für die „Entwicklung“ derfertigen Bilder. Diese RAW-Dateien bieten die maxi-male Qualität bei geringstmöglicher Speichergrößeder verlustfrei komprimierten Daten, allerdings zumPreis einer sehr geringen Kompatibilität.

Unter der Voraussetzung, dass die endgültig ausgear-beiteten Bilddateien nicht weiter bearbeitet werdensollen, stellt sich die Frage, ob diese nicht als moderatkomprimierte JPG-Dateien, gegebenenfalls nachPDFA-1b exportiert, archiviert werden sollten. Nachheutigem Stand bietet das JPG-Format (sämtlicheDigi talkameras mit Ausnahme einiger High-End-Digibacks speichern ausgearbeitete Bilddateien imJPG-Format) die größte Wahrscheinlichkeit, dass dieseDateien auch in vielen Jahren ohne weitere Konver -tierungen noch zu öffnen sein werden. Selbst -verständlich sollten alle Zwischenstufen, soweit diesegespeichert werden sollen, nicht komprimiert werden.Die Alternative mit der besten Kompatibilität stellt(Baseline)TIFF (gegebenenfalls mit LZW-Kompri mie -rung, wodurch die Kompatibilität wieder einge-schränkt wird) zum Preis eines höheren Speicher platz -bedarfs dar.

Auflösung und FarbtiefeNach heutigem Stand der Drucktechnik bietet eineAuflösung von 400 dpi reichlich Reserven. Für eineAbbildung in DIN A4 benötigt man eine Datei voncirca 3000 x 4000 Pixeln für ein optimales Ergebnisund 2500 x 3300 Pixeln für ein gutes Druckergebnis.Bei der Farbtiefe reichen 8 Bit, um den optimal mög-lichen Kontrastumfang eines Druckes auf weißemPapier abzudecken. Diese Bildgrößen entsprechen 12beziehungsweise 8,5 Megapixel beziehungsweiseeiner Dateigröße von 36 beziehungsweise 25,5 MBytepro unkomprimierter 8-Bit RGB-Datei.

Farbkanäle und FarbprofilEs ist sehr sinnvoll, für die gesamte Bildbearbeitungund Archvierung einen RGB-Workflow beizubehaltenund die Konvertierung in CMYK dem Druckertreiber,dem RIP-Programm oder der Druckerei zu überlassen.

Sehr sinnvoll ist es natürlich, ein ICC-Profil in die Dateieinzubetten. Als Standard bieten sich hier Adobe-RGB(von vielen Digitalkameras als Ausgabeprofil unter-stützt) oder ECI-RGB (Standard im grafischen Bereich)an. Für die Ausarbeitung im Fotolabor sollte man dieDateien allerdings in das smallRGB-Profil konvertieren.

3. Speicherung und Back-up

Ein wesentlicher Aspekt bei der Auswahl der zu archi-vierenden Dateien ist die Dokumentation der verwen-deten Formate und die Validierung der Dateien gemäßder standardisierten Spezifikationen. Ein dazu geeigne-tes Tool stellt etwa JHOVE dar. Zum Testen ist die vonHarvard University entwickelte Version 1.x am bestengeeignet, da sie auch über ein Testtool mit GUI verfügt (http://sourceforge.net/projects/jhove/files/jhove/JHOVE%201.6/jhove-1_6.zip/download).

Im Moment wird von verschiedenen Organisationenan JHOVE 2.x gearbeitet(https://bitbucket.org/jhove2/main/wiki/Home):

„Prinzipiell kann man nie genug über eine archivierteDatei wissen, jedoch kann es durchaus sinnvoll sein,extrahierte Metadaten einmal auf ihre Qualität zuüberprüfen und gegebenenfalls für die Langzeit -archivierung nur indirekt relevante Daten herauszufil-tern, um das Archivierungssystem nicht mit unnötigenDaten zu belasten. Beispiel für ein solches Tool ist„JHOVE“ (das JSTOR/Harvard Object Validation Envi -ron ment der Harvard University Library, http://hul.har -vard.edu/jhove/), mit dem sich auch Formaterkennungund Validierung durchführen lassen. Das Tool ist inJava geschrieben und lässt sich auch als Programmier-Bibliothek in eigene Anwendungen einbinden. Diege nerierten technischen Metadaten lassen sichsowohl in Standard-Textform als auch in XML mit defi-niertem XML-Schema ausgeben.

Validierungstools für Dateiformate stellen sicher, dasseine Datei, welche in einem fraglichen Format vor-liegt, dessen Spezifikation auch vollkommen ent-spricht. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für dieArchivierung und die spätere Verwertung, Anwen -dung und Migration beziehungsweise Emulation die-ser Datei. Das bereits erwähnte Tool „JHOVE“ kann inder aktuellen Version 1.1e die ihm bekannten Datei -formate validieren; verlässliche Validatoren existierenaber nicht für alle Dateiformate. Weitverbreitet undgut nutzbar sind beispielsweise XML Vali datoren, dieauch in XML Editoren wie „oXygen“ (SyncRO SoftLtd., http://www.oxygenxml.com) oder „XMLSpy“(Altova GmbH, http://www.altova.com/XMLSpy) inte-griert sein können.“ (Nestor Handbuch Ver. 2, Kap. 7/S. 16,17).

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Erstellung von Bildern für Bildarchive 81

Eine sehr viel gröbere Erkennung bietet DROID aufBasis der PRONOM Format Registry der NationalArchives of Great Britain (http://sourceforge.net/pro -jects/droid/files/droid/ bzw. http://www.nationalarchives.gov.uk/PRONOM/Default. aspx).

Back-ups sollten grundsätzlich auf unterschiedlichenMedientypen erstellt werden. Denkbar wäre etwa einFestplattensystem mit geeignetem Schreibschutz aufder einen Seite und die Ablage auf WORM-Bändern(LTO5, 1,5 TByte Speicherplatz mit einer geschätztenMindestlebensdauer von 50 Jahren) auf der anderenSeite. Dabei ist natürlich auch auf eine geeigneteSpei cherung und Archivierung der Informationen zuden verwandten Datentypen und aller Metadaten zuachten (Stand 10/2011).

Eine andere sehr gute Möglichkeit, wichtige Aufnah -men risikofrei für die nächsten 50–100 Jahre aufzube-wahren, stellt das Ausbelichten auf Fotopapier undAufbewahren in altmodischen Archivschränken dar.Auch die immer wieder diskutierte Ausbelichtung aufDia- oder Mikrofilm könnte eine sinnvolle Back-up-Möglichkeit mit heute noch vertrauter Technik sein.

Anmerkung

1 EV (= exposure value, also etwa Belichtungswert inder wörtlichen Übersetzung, die korrekte deutscheBezeichnung ist Lichtwert [LW]). Es handelt sich dabeium einen logarithmischen Wert (Basis 2), gebildet ausdem Quadrat der Blendenzahl, dividiert durch dieBelichtungszeit, und steht für verschiedene Blenden/Zeit-Kombinationen mit der Eigenschaft, dass gleichviel Licht auf Film oder Sensor treffen. Die Differenzzwischen zwei aufeinanderfolgenden EVs entsprichtimmer genau einer Blendenstufe oder der Verdopp -lung bzw. Halbierung der Belichtungszeit. Beispiel: (Film/Sensorempfindlichkeit jeweils 100 ASA)EV 0 entspricht einer Belichtung von 1 sec bei Blende 1EV 1 -> t=0,5 sec / f=1 oder t=1 sec / f=1,4 … t=8 sec/f=4 …EV 2 -> t=1/4 sec / f= 1 oder t=1/2 sec / f = 1,4 odert=1 sec / f= 2…EV -1 -> t=2 sec / f=1Der Lichtwert ist also ein Maß für die korrekte Belich -tung einer bestimmten Motivsituation und kann miteinem Belichtungsmesser bestimmt werden, es sindauch negative Werte möglich.

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Die Arbeit der archäologischen Denkmalpflege – wieder Denkmalpflege überhaupt – kann in Maßnahmenoder Aktivitäten gegliedert werden. In Bezug auf denDenkmalbestand empfiehlt es sich, von Denkmalvor -gängen zu sprechen. Im Idealfall bilden Denkmalvor -gän ge den Lebenslauf eines Denkmalobjektes ab, vonder Entdeckung bis zur Ausgrabung oder unkontrol-lierten Zerstörung. Je nach Denkmalvorgang kann essich bei den Dokumenten zum Beispiel um dieGrabungsdokumentationen, eine Zustandsbe schrei -bung eines obertägig erhaltenen Denkmals, Studio-Fotoaufnahmen von Funden, digitale 3-D-Modelleoder die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Analysenhandeln.

Während die wissenschaftliche Literatur in Biblio -theken formal und inhaltlich mit Metadaten erschlos-sen wird und durch Metadatensuchmaschinen recher-chierbar ist, verbleiben die archäologischen Doku -mente in der Regel in Sammlungen (Ortsakten etc.)und werden kaum durch Metadaten beschrieben.Gerade sie enthalten aber viele primäre Forschungs -daten. Hinzu kommt, dass durch das Fehlen einheitli-cher Dokumentationsstandards in der Archäologie dieMetadaten zu den Dokumenten nur eingeschränktvergleichbar sind. Die formale und inhaltliche Vielfaltder Dokumente ist beträchtlich. Sie liegen als digitaleDateien oder analoge Dokumente vor. Es existierenzahlreiche Dateiformate für digitale Dateien und ver-schiedene physische Trägermaterialien für nicht-digi-tale Dokumente.

Metadaten sind erforderlich, um diese Vielfalt anDoku menten zu ordnen, zu gruppieren und alsMaterialbestand gezielt überblicken und durchsuchenzu können. Aber was genau sind Metadaten?

Metadaten sind strukturierte Beschreibungen vonInfor mationsobjekten. Diese Beschreibungen werdenüber verschiedene digitale Informationssysteme hin-weg nutzbar, indem durch Standardisierung die Struk -tur und Semantik der Metadaten in den Systemenangeglichen wird. Standardisierung betrifft alle Struk -tur- und Inhaltsaspekte wie Schemata, Modelle,Formate, Regelwerke oder Thesauri. Metada ten -schemata funktionieren vereinfacht dargestellt wieMuster, an denen sich alle individuellen Objektbe -schreibungen orientieren. Vorgegeben sind die Daten -felder, die bestimmte Eigenschaften eines Objektsabbilden sollen sowie strukturelle Vorgaben oder

Vokabulare, die zu diesem Zweck eingesetzt werdendürfen. Im konkreten Kontext der Denkmalvorgängesind alle Dokumente, die aus einem Denkmalvorgangentstehen, solche Informationsobjekte und könnenmit Metadaten beschrieben werden. Metadaten imAllgemeinen können jedoch auch strukturierte Be -schreibungen von Objekten sein, die keine Doku -mente sind. Abhängig vom Informationsbedarf kön-nen völlig verschiedene physische oder digitaleObjekte oder sogar Lebewesen als Informations -objekte betrachtet und mit Metadaten beschriebenwerden.

Häufig werden Metadaten in Typen unterteilt, jenach dem welche Aspekte eines Informationsobjektssie beschreiben. Wie viele Metadatentypen dabei klas-sifiziert werden und welche Informationselemente inihnen zusammengefasst werden, ist je nach Definitionunterschiedlich.

Administrative oder verwaltende Metadaten beschrei-ben zum Beispiel die Provenienz und den Aufbewah -rungsort eines Informationsobjekts. Informationen zuNutzungsbedingungen und Urheberrechten könnenebenfalls zu den administrativen Metadaten gezähltoder zu einem eigenen Block zusammengefasst wer-den. Dieser Datenblock wird in der Regel als rightsmetadata oder use metadata1 bezeichnet, da erMetadatenelemente mit Informationen zur Benut -zung und Zugänglichkeit von Informationsobjektenenthält. Ähnlich verhält es sich mit Metadaten zurArchivierung beziehungweise digitalen Langzeit ar chi -vierung, die Aussagen über den technischen Ent -stehungskontext (Software und Hardware) eines digi-talen Dokuments treffen oder Datenmigrationendoku mentieren, die aber auch den Erhaltungszustandoder bestimmte Lagerungsbedingungen für physischeArchivalien beschreiben können. Diese Angaben kön-nen entweder den administrativen Metadaten zuge-schlagen wer den oder als eigenständiger Block pre-servation metadata gehandhabt werden.

Deskriptive oder beschreibende Metadaten gebendurch eine sachliche und formale Erschließung denInhalt oder das Thema und die Form eines Informa -tionsobjekts wieder2. Sie ermöglichen seine Auffind -bar keit und Identifizierung.

Deskriptive Metadaten sind deshalb in der Regel auchdiejenigen Metadaten, mit denen die Nutzer von

Metadaten in der Archäologie

Evelyn Rauchegger, Utz Böhner

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Infor mationssystemen bei der Recherche arbeiten,wäh rend administrative Metadaten und ihre Sub -gruppen eher der Verwaltung und Sicherung vonBeständen dienen.

Technische Metadaten sind eine besondere Kategorievon Metadaten: sie beschreiben in erster Linie die for-malen Eigenschaften digitaler Dateien wie Formateoder Komprimierungsalgorithmen, die für die Benut -zung und die Langzeitarchivierung von Belang sind.

Generell ist die Zuordnung konkreter Datenfelder zuden beschriebenen Kategorien durchaus nicht immereindeutig und wird in der Forschung verschiedeninterp retiert. Die Ursache dafür liegt in der Multi -funktionalität der Metadatenfelder in der Praxis.Deskriptive Metadaten, die sich auf technische Eigen -schaften eines Dokuments beziehen, sind nicht nurfür die Recherche im Informationssystem oder für dieBenutzung interessant, sondern beispielsweise auchfür die Archivierung. Grundlegend ist die Unterschei -dung in deskriptive und administrative Metadaten,wobei die deskriptiven Metadaten eher nutzer- undrechercheorientiert sind und die administrativen eherder Steuerung von Archivprozessen wie der Benut -zung oder Sicherung dienen.

Ein kleines Beispiel verdeutlicht, wie Metadaten unse-re Informationswelt im Alltag prägen, ohne dass wiruns dessen immer bewusst sind. So handelt es sich beiden Informationen auf einer Lebensmittelverpackungim Prinzip um Metadaten. Sie beschreiben, welcheZutaten in der Verpackung enthalten sind und biswann ein Produkt verzehrt werden darf. Daher weißein Verbraucher im Ladengeschäft, welche Inhalts -stoffe ein bestimmtes Lebensmittel enthält, ohne dieVerpackung zu öffnen und nachzusehen. Oder erkann ein nicht mehr genießbares Produkt anhand desMindesthaltbarkeitsdatums identifizieren.

Metadaten in der Archäologie betreffen natürlichauch andere Objekte außer den Dokumenten, die hierim Vordergrund stehen. Auch in einem archäologi-schen Fundmagazin ist es sinnvoll, die Verpackungs -einheiten, die Funde mit unterschiedlichen Fundnum -mern enthalten, mit Metadaten zu versehen. So ist esleichter, sich den Inhalt einer Kiste im Magazin anzei-gen zu lassen. Auch muss bei Veränderungen desStandorts nicht jeder Fund einzeln verbucht werden.Informationsobjekt, das heißt, Referenzobjekt für dieMetadatenbeschreibung kann sowohl ein individuel-ler Fund als auch eine Verpackungseinheit sein, diemehrere Funde enthält. Die jeweiligen Referenz -objekte müssen bei der Metadatenauszeichnung aberstreng getrennt werden. Das Vermengen von Be -schreibungsebenen kann nicht nur in einem Fund -

magazin unangenehm werden. Das gilt insbesonderefür Metadatenformate, die ineinander geschachtelteBeschreibungsebenen besitzen. Der Unterschied zwi-schen einem Digitalisat und dessen Quelldokumentoder zwischen dem Fund und seiner Verpackungs -einheit muss stets vergegenwärtigt werden.

Metadaten sollen helfen, Informationsobjekte zu fin-den und Entscheidungen zu ermöglichen, die ohnestrukturierte Beschreibungen wesentlich schwierigerwären. Ein Abstract oder eine inhaltliche Zusammen -fassung eines Dokuments hilft bei der Entscheidungdarüber, ob ein Dokument für eine bestimmteFragestellung relevant ist, ohne dass gleich das ganzeDokument gelesen werden muss. Formale Angabendienen unter anderem dazu, Zugangsvoraus setzun -gen wie bestimmte Hard- oder Software zu verdeutli-chen.

Metadaten dienen aber nicht nur dem Auffinden vonInformationsobjekten, sondern auch der Verwal tungvon Archivbeständen, ganz ähnlich wie bei demBestandskatalog einer Bibliothek. AdministrativeMetadaten helfen zum Beispiel, Statistiken über denBestandsumfang und die Bestandsentwicklung zuführen. Diese Metadaten enthalten beispielsweise fürjeden Metadatensatz ein Erfassungs- und Änderungs-datum. Auch rechtliche Aspekte wie Urheber- undNutzungsrechte für einzelne Dokumente oder speziel-le institutionelle Informationsbedürfnisse lassen sichin Metadaten unterbringen. Je nach Wissensgebietund abhängig von der Beschaffenheit der zu beschrei-benden Informationsobjekte existiert eine Vielzahlvon sogenannten Metadatenstandards. Das sindFormate und Schemata aber auch relativ abstrakteDatenmodelle oder sehr fachspezifische Thesauri oderNormdaten.

Eine sehr übersichtliche Darstellung bietet dieVisualisierung der Metadatenwelt von Riley undBecker3.

Metadaten in der Archäologie 83

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Am Beispiel des Niedersächsischen Landesamts fürDenkmalpflege konnten folgende inhaltliche Kate go -rien für Archivdokumente ermittelt werden, die einenÜberblick über das weite Spektrum an Inhalten undauch an Formaten geben:

1. Archäologische Archivalien- Begehung- Fund-Dokumentation- Grabungsdokumentation

- Ausgrabungsbericht- Schnitt-Dokumentation- Planum-Dokumentation- Profil-Dokumentation- Befund-Dokumentation

- Gelände-Dokumentation

2. Restaurierung- Restaurierungs-Dokumentation

3. Naturwissenschaftliche Untersuchungen - anthropologische Analyse- botanische Analyse- faunistische Analyse- bodenkundliche Analyse- materialkundliche Analyse- Röntgenaufnahme; Computertomographie- sonstige naturwissenschaftliche Analyse- dendrochronologische Datierung- Radiokarbon-Datierung- sonstige Datierungsverfahren, zum Beispiel

Thermolumineszenz-Datierung (TL), Optisch stimulierte Lumineszenz-Datierung(OSL) und Uran-Thorium-Datierung (U/Th)

4. Allgemeine Archivalien- Akte (Ortsakten, Objektakten,

Sonderakten) [Sammlung]- denkmalpflegerische Stellungnahme oder

Gutachten- geophysikalische Prospektion- Luftaufnahme, Satellitenbild, Laserdaten- Ausstellungsmaterial (Poster, Flyer usw.)- Pressematerial (Zeitungsausschnitte,

Pressemitteilungen usw.)- Brief

Erforderlich war eine derartige Analyse und Klassifi -kation der vorhandenen Archivbestände, da für dasdenkmalpflegerische Archivgut insgesamt keine ge -eig nete Klassifikation existierte, mit der sich die Doku -mente in wenigen Gruppen hätten bündeln lassen.Für eine grobe Inhaltserschließung mussten aberGrup pen gebildet und mit Begriffen versehen werden,um später über diese Klassifikation auch gezielt re -cher chierbar zu werden.

Neben dem archivinternen Informations- und Be -stands management erlauben digitale Metadaten aberauch den Datenaustausch mit Kooperationspartnernoder die Aggregation von Metadaten verschiedenerDatenlieferanten in einem gemeinsamen Portal.Voraussetzung dafür ist die Interoperabilität derMetadaten. Da von einer Anwendung zur anderen oftverschiedene Metadatenschemata und -formate imEinsatz sind, sind die Anlehnung an übergreifendeStandards und eine gute Dokumentation sehr wich-tig, um eine qualitativ hochwertige Übertragung voneinem Metadatenformat zum anderen zu erlauben(Mapping).

Metadaten sollen die Bedingungen für den Zugang zuDokumenten verbessern sowie die Nutzung und Ver -waltung vorhandener Bestände optimieren. DigitaleFachinformationssysteme, die in der Denkmalpflegestetig an Bedeutung gewinnen, bieten die Möglich -keit, über Metadaten traditionelle, nicht digitaleArchivbestände gemeinsam mit digitalen Beständenzu erschließen und mit weiteren fachlichen Informa -tionen zu verknüpfen, und das im Prinzip standortun-abhängig. Insbesondere Lagedaten sind von hoherBedeutung. Die meisten Dokumente weisen direktoder indirekt aus einer Zuweisung zu einer Fundstelleoder einem Befund Lagedaten auf. In der Forschungund in Planungsvorhaben werden oft Daten über dieLage selektiert. Anhand von Lagekriterien könnenArchivdokumente somit vergleichsweise einfach zu -sam men mit den fachlichen Objekten der Forschungbeziehungsweise Planung aufgefunden werden.

In denkmalpflegerischen Fachinformationssystemenwer den Informationen zu fachlichen Objekten gesam-melt. Metadaten zu Archivdokumenten machen bis-her nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Infor -mationen in diesen Systemen aus. Aus archäologi-schen Ausgrabungen resultieren Funde als Ergebnis.Diese werden neben den Dokumenten (zum BeispielFotos, Befundpläne, Profile, Berichte) in der Regel alseigenständige Objekte geführt. Um Metadaten ver -schie dener Objekte optimal gemeinsam nutzen zukönnen, ist ein möglichst ähnliches Metadaten -schema im Hintergrund vorteilhaft. Funde werden alsbesondere Objektart in der Archäologie angesehen.Bei genauerer Betrachtung weisen Funde aber Ähn-lichkeiten bezüglich ihrer deskriptiven Kernmetadatenzu Dokumenten als Informationsobjekten auf. Fundesind physische Objekte, wie es auch Dokumente seinkönnen. Ein Plan besteht ebenso aus einem Materialwie ein Fund. Auch ist es möglich, einen Plan wieeinen Fund fotografisch abzubilden. Funde könnenebenso wie Dokumente Bestandteil einer Sammlung(mehrere Funde je Fundeinheit beziehungsweise meh-rere Dokumente je Akte) sein. Es können Metadaten

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für einen einzelnen Fund beziehungsweise einDokument wie auch für Sammlungen geführt wer-den. Allerdings gibt es wichtige Unterschiede, diedennoch in einem gemeinsamen Schema unterge-bracht werden können. Der Finder beziehungsweiseErzeuger eines Fundes ist se man tisch nicht identischmit dem, was viele Meta datenschemata als creatorbezeichnen würden. Angaben zu Finder und Fund -datum sind aber bei Funden von herausgehobenerBedeutung. Diese Angaben sind als Provenienz infor -mationen zu verstehen, die theoretisch auch bei Do -kumenten vorkommen können, die dort aber in derRegel weniger bedeutsam sind. Es sei denn, es han-delt sich zum Beispiel um Nachlässe, wenn etwa derNachlasser einer Kartierung nicht zugleich der Ver -fasser ebendieser war. So kann die Archivge schichteeines Dokuments oder eines Fundes rekonstruiertwerden.

Ein Metadatenformat, das mit einem komplexenDatenmodell wie CIDOC-CRM kompatibel ist,erleichtert die Aggregation verschiedener Metadatenunterschiedlicher Objekte mit jeweils variierendenBeschreibungsanforderungen, indem es logischeBeziehungen zwischen Objekten, Objektklassen undEigenschaften zur Verfügung stellt. Die Überlegung,welche Metadaten für Dokumente sinnvoll eingesetztwerden können, steht also nicht isoliert im Raum,sondern es sollen immer Verknüpfungspunkte zu an -deren Objekten in denkmalpflegerischen Fachinfor -ma tionssystemen im Blick bleiben.

Literatur

Gilliland, Anne J. (2008): Setting the Stage. In: Baca,Murtha (Hrsg.): Introduction to metadata. 2. ed. LosAngeles, Calif.: Getty Research Institute.

Voß, Jakob: s.v. Metadaten. In: Umlauf, Konrad;Grad mann, Stefan (Hrsg.) (2012): Lexikon derBibliotheks- und Informationswissenschaft: LBI. Bd. 2Lfg. 2, Stuttgart: Hiersemann.

Anmerkungen

1 Gilliland, Anne J. (2008): Setting the Stage. In: Baca,Murtha (Hrsg.): Introduction to metadata. 2. ed. LosAngeles, Calif.: Getty Research Institute. S. 9.

2 Voß, Jakob: s.v. Metadaten. In: Umlauf, Konrad;Grad mann, Stefan (Hrsg.) (2012): Lexikon derBibliotheks- und Informationswissenschaft: LBI. Bd. 2Lfg. 2, Stuttgart: Hiersemann, S. 602.

3 Riley, Jenn; Becker, Devin: Seeing Standards: AVisual ization of the Metadata Universe. c2009–2010.online verfügbar unter: http://www.dlib.indiana. -edu/~jenlrile/metadatamap/ [Zuletzt geprüft am02.04.2013].

85Metadaten in der Archäologie

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Die AG Archivierung der Kommission „Archäologieund Informationssysteme“ im Verband der Landesar -chäo logen in der Bundesrepublik Deutschland ver-folgt das Ziel, allgemein verfügbare methodische undtechnische Ansätze zur Archivierung digitaler archäo-logischer Daten zu be gutachten sowie praxisorientier-te Empfehlungen, Vorschläge und Tipps zu geben.Die Ergebnisse dieser Arbeit münden in einenRatgeber, der hier in Aus schnitten dargestellt wird.1

1 Einleitung

„Digital“ ist Trend. Digitale Helfer findet man heutefür nahezu alle Lebenslagen. Leistungsfähige undpreis werte Systeme, die sich unkompliziert und intui-tiv bedienen lassen, finden große Verbreitung. Aller -orts wird gescannt und digitalisiert: Bilder, Bücher,Karten, Landschaften, Räume, Museumsobjekte. Undwer fotografiert heutzutage noch mit Film? Auch imBereich der Archäologie werden herkömmlicheMethoden immer häufiger durch digitale Methodenabgelöst. Berichte, Pläne, Fotos usw. existieren oft nurnoch als Datei. Viele dieser digitalen Daten sind esauf grund ihrer Einzigartigkeit und hervorragendenBedeutung wert, langfristig oder sogar dauerhaftbewahrt – archiviert – zu werden.

Nun ist allerdings die Informationstechnik heutzutageim Normalfall recht wenig auf Dauerhaftigkeit ausge-richtet. Ganz im Gegenteil bestimmen kürzeste Inno -vationszyklen das Geschehen und die neue Techniknimmt nur selten Rücksicht auf alte Daten. Wer kannschon heute noch Disketten lesen oder MODs? Wielange werden CDs noch unterstützt werden? Nie -mand erwartet noch ernsthaft, Daten lesen zu kön-nen, die vor drei oder mehr Systemgenerationen ge -

schrieben wurden. Wie soll man da etwas dauerhaftbewahren? Es ist zwar zu erwarten, dass die Archi -vierung digitaler Daten in der nächsten Zeit auch alsStandard-IT-Thema stärker in den Vordergrund trittund hoffentlich bald auch preiswerte kommerzielleLösungen angeboten werden. Bis dahin bleibt aller-dings nur, sich mit den Problemen vertraut zu machenund, Schritt für Schritt, nach individuellen Lösungenzu suchen. Mit Kenntnis einiger grundlegenderMethoden kann man die Richtung vorgeben underste Schritte gehen, ohne Datenverluste zu riskierenund auch ohne zukünftig möglichen Archivsystemenvorzugreifen.

Warum lassen sich digitale Daten eigentlich soschlecht aufheben? Zwei wesentliche Problem be rei -che lassen sich dafür identifizieren: Komplexität undAlterung.

Herkömmliche, analoge Dokumente sind in der Regeldirekt und mit bloßem Auge lesbar und erkennbar.Dieses einfache Prinzip hat zu einer weitreichendenVerbreitung geführt und gewährleistet gleichzeitig,dass man Dokumente aus lang zurückliegender Zeitheute noch lesen kann, sofern das Medium erhaltengeblieben ist.

Im digitalen Bereich finden wir eine andere Situationvor. Hier erschließt sich der Inhalt oder die Funktiona -lität nur über ein komplexes System aus Hardware,Software, Datenträger und Datenformat. Sobald sichin diesem komplexen System nach der Datenauf -zeichnung etwas ändert, kann man nicht mehr gewisssein, auf den ursprünglichen Inhalt bzw. die ursprüng-liche Funktionalität zurückgreifen zu können. Ohneeine passende Systemumgebung ist der Daten trägermit all seinen Daten wertlos.

Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

Reiner Göldner, David Bibby, Andreas Brunn, Sigmar Fitting, Axel Posluschny, Bettina Stoll-Tucker

1 Komplexität eines analogen Systems (oben) und eines digitalen Systems (unten).

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Die Alterung betrifft analoge Dokumente ebenso wieden digitalen Bereich. Allerdings laufen Alterungspro -zesse bei analogen Dokumenten meist langsam undkontinuierlich ab, sodass man sie gut vorhersehenund Vorsorge treffen kann. Im digitalen Bereich sindAlterungsprozesse dagegen schnell und abrupt, wasim Zusammenhang mit der Systemkomplexität eineVorhersage äußerst schwierig macht. Das liegt daran,dass digitale Informationstechnologien auf enormenSpeicherdichten basieren und nur wenig Platz fürRedundanzen lassen. Digitale Daten sind also äußerstfehleranfällig. Hinzu kommen äußerst kurze techni-sche Innovationszyklen von nur wenigen Jahren, wo -bei Nachhaltigkeit und Bewahrung bisher keinewesentliche Rolle spielen, meist zählt nur das Tages -geschäft.

Digitale Daten haben aber auch einen entscheiden-den Vorteil, sie lassen sich nämlich ohne Informati-onsverlust kopieren und damit immer wieder erneu-ern. Dies ist bei analogen Medien nicht möglich. Eingealtertes, verblasstes Foto hat unwiederbringlichInformationen verloren, und man muss mit gegebe-nenfalls äußerst aufwendigen Methoden für den Er -halt wenigstens der verbliebenen Informationen sor-gen, wenn schon das Medium nicht zu retten ist.Dazu bedient man sich dann übrigens gern der Digi -talisierung.

Der Verband der Landesarchäologen er kannte diebestehenden Probleme und regte auf dem Kollo -

quium des Jahres 2008 die Gründung der AG„Archivierung“ innerhalb der Kommission „Archäo -logie und Informationssysteme“ an. Diese AG hat sichzum Ziel gesetzt, allgemein verfügbare methodischeund technische Ansätze zur Archivierung digitaler Da -ten zu begutachten sowie praxisorientierte Emp feh -lungen, Vorschläge und Tipps zu geben. Durch eineAnalyse der Situation in den archäologischen Landes -behörden Deutschlands wurden wichtige Themenbe -reiche mit dringendem Handlungsbedarf identifiziert.Mit dem vorliegenden Ratgeber soll diesen Zielen imRahmen der bestehenden Möglichkeiten entsprochenwerden.

2 Grundsätze

Archivierung ist nicht immer gleich Archivierung. DerBegriff „Archivierung“ wird im traditionellen Archiv -wesen anders gebraucht, als es im modernen IT-Be -reich oft üblich ist. Während „Archivierung“ traditio-nell mit Dauerhaftigkeit einhergeht, gibt man sich imIT-Bereich oft schon mit einigen Jahren Haltbarkeitzufrieden. In diesem Ratgeber wird jedoch auch hin-sichtlich der digitalen Daten ausdrücklich die archiva-rische Sichtweise vertreten, die von einer dauerhaf-ten, also unbegrenzten Erhaltung ausgeht. Im Ver -gleich zur herkömmlichen Archivierung geht es je -doch nicht nur um Dokumente, sondern um gegebe-nenfalls komplex strukturierte digitale Inhalte odersogar um Funktionalitäten.

Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten 87

3 Alterungsprozess analoger Medien: links Kontaktabzug auf Papier (Xerokopie, 1990er Jahre) und rechts Diapositiv (2011).

© Landesamt für Archäologie Dresden.

2 Alterungsprozess: links analog (kontinuierlich, langlebig) und rechts digital (abrupt, kurzlebig).

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Archäologie und Informationssysteme88

Das Ziel der digitalen Archivierung ist es, digitale In -halte oder digitale Funktionalitäten dauerhaft zuerhalten und verfügbar zu machen.

Einige wichtige Anforderungen sollen hier vorabschon einmal erwähnt werden. Der tägliche Grund-schutz der IT-Systeme und Daten soll einerseitsVertraulichkeit und Integrität sichern und andererseitsfür Verfügbarkeit sorgen, also dem Verlust vorbeu-gen. Die Gefährdungen sind vielfältig und entspre-chend umfangreich die zu treffenden Gegenmaß -nahmen. Passwörter, Virenschutz und Back-ups seienhier nur beispielhaft genannt, ausführliche Informa -tionen erhält man auf den Seiten des Bundesamtesfür Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). DieUmsetzung des IT-Grundschutzes ist eine unbedingteGrundlage der Archivierung und erfordert umfangrei-che Maßnahmen mit erheblichem Aufwand, derenUmsetzung hier allerdings als gegeben vorausgesetztwird. In diesem Ratgeber werden also im Wesentli -chen nur die Themen angeschnitten, die über die täg-liche IT-Grundsicherung hinausgehen.

Entsprechend der auch in Deutschland gültigen ISO15489 „Information and Documentation – RecordsManagement“ ist die Bewahrung der Authentizität(und damit einhergehend die Bewahrung von Zuver -lässigkeit, Integrität und Brauchbarkeit) wichtigsteVor aussetzung für die dauerhafte Bewahrung vonDokumenten (TNA1, S. 3). Dabei wird unter Au then -tizität nicht die vollständige Unversehrtheit der Origi -n aldaten verstanden, sondern „nur“ die Unver -sehrtheit der Informationen aus inhaltlicher Sicht undim Sinne der ursprünglichen Zweckbestimmung. Inder DIN 31645 (S. 6) findet man dazu: „Authentizitätbeinhaltet, dass nur beabsichtigte, dokumentierteVerän de rungen im Sinne der Erhaltungsmaßnahmenam Ob jekt durchgeführt wurden.“ Des Weiteren wirddarauf verwiesen, dass Archiv und/oder Produzententscheiden müssen, welche signifikanten Eigen -schaften der zu archivierenden Informationsobjekteerhalten bleiben müssen und welche nicht. Dabei sinddie Bedürfnisse der Nutzer der hauptsächlicheMaßstab (DIN 31645, S. 12).

Eine Besonderheit der digitalen gegenüber der her-kömmlichen Archivierung liegt darin, dass dieDokumente nicht dauerhaft im Original erhalten wer-den können. Die deshalb erforderlichen Er -haltungsmaßnahmen dürfen jedoch die Authen ti zi tätder Dokumente nicht beeinträchtigen.

Eine herausragende Bedeutung für das Verständnisdigitaler Archivierung leistet OAIS. OAIS bedeutet„Open Archival Information System“. Es ist ein Refe -renzmodell für ein digitales Archiv und bildet den

Standard ISO 14721. Als konsequent logisches Modellist es unabhängig von jeder Implementierung. Es leis-tet einen wesentlichen Beitrag zum (einheitlichen)Ver ständnis digitaler Archivierung.

Auf den Internetseiten der Schweizer Nationalbiblio -thek (NB) findet man eine gute Kurzbeschreibung zuOAIS, darin heißt es unter anderem: „Das als ISO14721 verabschiedete Referenzmodell beschreibt einArchiv als Organisation, in dem Menschen und Sys -teme mit der Aufgabenstellung zusammenwirken,Informationen zu erhalten und einer definierten Nut -zer schaft verfügbar zu machen. Das Modell be-schreibt im Detail, wie die von einem Produzentenhergestellte elektronische Information in ein Archiv-system gelangen soll, welche Bearbeitungsschritte fürdie langfristige Archivierung vorgenommen werdenmüssen und wie auf die im Archiv gespeicherte Infor -mation zugegriffen werden kann.“ Auch das Schwei -zer Nationalarchiv hat langjährige Erfahrungen mitdigitaler Archivierung und OAIS. Digital erstellteUnter lagen der Schweizer Bundesverwaltung werdendort seit 2012 ausschließlich digital archiviert.

OAIS beschreibt ein digitales Archiv als Organisa -tionseinheit von Mensch und technischen Systemen,das dazu dient, digitale Informationen dauerhaft zuerhalten und verfügbar zu machen. Es wird mittler-weile weltweit als Referenzmodell und Standardakzeptiert und angewandt.

3 Organisation der Archivierung

Bei der Beschreibung der Methoden zur Archivierungdigitaler Daten wurde schon deutlich, dass im digita-len Bereich sehr viel stärker als im herkömmlichenana logen Bereich gilt, dass Archivierung eine regelmä-ßige Betreuung erfordert. Diese Betreuung ist einekomplexe Aufgabenstellung und kann nicht nebenbeierledigt werden. Im Idealfall ist das digitale Archiveine betriebliche Organisationseinheit, wie jedes an -dere Archiv auch (Aktenarchiv, Bildarchiv, Karten ar -chiv, Bibliothek, Fundarchiv ...). Es erfordert starkeKompetenzen aus den Bereichen Informationstechnikund Archivierung sowie entsprechende personelleund finanzielle Ressourcen.

Digitale Archivierung darf nicht verwechselt werdenmit dem Thema Datensicherheit. Während Letztereszum IT-Tagesgeschäft gehört und nur der unmittelba-ren Verfügbarkeit von Daten dient, gehen die Aufga -ben der digitalen Archivierung weit über das Reper -toire des IT-Ressorts hinaus und können von diesemnicht allein getragen werden!

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Komplexe Aufgaben benötigen eine sorgfältige Vor -be reitung und Planung. Folgende Punkte spielen da -bei eine wichtige Rolle:

- die Verantwortlichkeit für das digitale Archiv muss festgelegt werden,

- es müssen finanzielle und personelle Ressourcen zu gewiesen werden,

- es muss formell bestimmt und beschrieben werden,was archiviert werden soll,

- der technische Rahmen mit Erhaltungsmethoden, Daten formaten usw. muss abgesteckt werden,

- es sind Abläufe und Termine zu organisieren und- die Ergebnisse sind einem Qualitätsmanagement zu

unterziehen.

Abseits der großen Archive, die Archivierung als Kern -aufgabe betreiben und damit auch der Archivierungdigitaler Daten schon erhebliche Aufmerksamkeitwidmen, gibt es eine ganze Anzahl von Institutionen,die aus unterschiedlichen Gründen ihre digitalen Un -ter lagen und Dokumente selbst archivieren wollenoder müssen. Typisch dafür sind Museen oder Fach -ämter, deren Dokumentation zunehmend digital er -folgt. Hier werden unwiederbringliche Informationenerarbeitet, die zweifellos archiviert werden müssen,nur kommt eine Auslagerung in ein „großes“ Archivin der Regel nicht in Frage, weil der Informations -bestand „lebendig“ ist, sich also in steter Bearbeitungund Benutzung befindet.

Für solche kleineren Archive sind Archivierungs lö sun -gen erforderlich, die als kleine Bausteine und mög-lichst ohne große Kosten in die tägliche Arbeit einbe-zogen werden können. Solche Bausteine lassen sichan bestimmten Stellen aus den „großen“ Konzeptenund Pilotprojekten isolieren. Diese Bausteine ermögli-chen es, den Weg zur Archivierung digitaler Daten„Schritt für Schritt“ zu gehen.

Ein entscheidender Schritt ist es, die zu verwenden-de(n) Archivierungsmethode(n) festzulegen. DieseEnt scheidung trifft man anhand der Eigenschaftenund Funktionen der zu archivierenden Daten. Im An -schluss sind die wesentlichen Parameter dieser Me -thode(n) einzugrenzen, also zum Beispiel die Daten -formate für die Migrationsmethode. Damit ergebensich die wesentlichen Trittsteine für die weitere Arbeit.In vielen Fällen wird man damit ein gutes Stück vor-wärts kommen, ohne gleich ganz großen Aufwandbetreiben zu müssen. Man kann zum Beispiel dafürsorgen, dass schon bei der Datenerzeugung bezie-hungsweise Digitalisierung archivierungstauglicheFormate be nutzt werden. Zumindest wächst damitdie Menge der problematischen Daten erst einmal

nicht mehr (so stark) an. Vermutlich wird aber aufDauer nur eine umfassende Strategie für die Archi -vierung erfolgreich sein. Es bleibt zu hoffen, dass dieerforderlichen Bau steine demnächst zu akzeptablenPreisen verfügbar sind.

Seit November 2011 liegt die DIN 31645 „Informationund Dokumentation – Leitfaden zur Informations -über nahme in digitale Langzeitarchive“ vor. Sie gibt„organisatorische Leitlinien für die Übernahme vonInformationen aus einem Informationssystem in einLangzeitarchiv unter Wahrung der Datenintegritätund Authentizität“ und ist damit eine wichtige Pla -nungshilfe für die Übernahme von Informationen inein Digitalarchiv. „Die Informationsübernahme in eindigitales Langzeitarchiv ist nicht nur ein rein techni-scher Transfer zwischen zwei Systemen, sondern einProzess mit vielen organisatorischen Anforderungen,an dessen Ende die Übernahme der Verantwortungdurch das digitale Langzeitarchiv steht.

… Ein Langzeitarchiv ist dabei nicht nur ein techni-sches System, sondern auch eine organisatorischeEinheit oder Institution. Ein digitales Langzeitarchivkann Bestandteil einer größeren Einrichtung sein, dieauch analoge Bestände archiviert. Die Zusammen hän -ge zwischen digitalen und analogen Beständen soll-ten gewahrt und bei der Nutzung entsprechend dar-gestellt werden.“ (DIN 31645, S. 6).

Auch „The National Archives“ verweist auf betriebli-che Anforderungen (TNA2, Abschnitt 2):

„Um geeignete Strategien für die langzeitliche Vor -haltung ihrer elektronischen Dokumente entwickelnund umsetzen zu können, müssen die entsprechen-den Einrichtungen zunächst einen betrieblichenOrien tierungsrahmen erarbeiten, der die geschäftli-chen Erfordernisse definiert, die jede Gruppe der vor-gehaltenen Dokumente zu erfüllen hat. … Die Doku -mentenmanagementstrategie muss Handlungsweisenfestschreiben … . Sie hat den Geschäftszweck und dietechnischen Anforderungen zu erläutern und zu defi-nieren, die für den Erhalt der Dokumente in einerForm sorgen können, die diesem Zweck dient.“

Für die Archivierung digitaler Daten sind vielfältige Er -hal tungsmaßnahmen erforderlich. Damit diese Maß -nahmen die Authentizität der archivierten Informa -tionen nicht beeinträchtigen, ist eine sorgfältige Pla -nung erforderlich, die sich auf eine betrieblicheDokumentenmanagementstrategie stützt. Zur Bewäl -ti gung der damit verbundenen umfangreichen orga-nisatorischen Anforderungen sind entsprechendebetriebliche Ressourcen bereitzustellen.

Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

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4 Archivierungsmethoden

Wenn Archivierung gewährleisten soll, dass digitaleInhalte und Funktionalitäten dauerhaft bewahrt undzur Benutzung erhalten werden, müssen also Maß -nahmen gegen den Einfluss der Alterung ergriffenwerden. Dies ist integrale Aufgabe der Archivierung inanalogen ebenso wie in digitalen Archiven. Nur kannman eben bei Papier viele Jahre abwarten, währendman bei magnetischen Datenträgern oft schon nacheinigen Monaten wieder aktiv werden muss.

Es gibt verschiedene Methoden zum Erhalt der Be -nutz barkeit digitaler Daten, die wichtigsten sind:

- Daten werden als Hardcopy ausgedruckt oder auf Film belichtet und herkömmlich archiviert.

- Man versucht, die verwendeten Computersysteme insgesamt möglichst lange zu erhalten.

- Veraltete Systeme werden auf aktuellen Computernvirtuell nachgebaut (Emulation).

- Die Daten werden regelmäßig an die aktuellen Systeme angepasst (Migration).

Eine detailliertere Beschreibung dieser Methoden fin-det man in Band 14 des Archäologischen Nachrich -tenblatts (Göldner).

Betrachtet man die vorgestellten Methoden, so kannman feststellen, dass jede für sich ihre Stärken undSchwächen hat, aber allein nicht ausreichend ist. Ins -gesamt gesehen bieten Sie jedoch ein gutes Instru -mentarium, um die Anforderungen der Archivierungdigitaler Daten umfassend zu erfüllen. In der folgen-den Tabelle werden wichtige Vor- und Nachteile dervorgestellten Methoden noch einmal zusammenge-fasst.

Die vorgestellten Erhaltungsmethoden zeigen, dassArchivierung eine kontinuierliche Betreuung erfor-dert. Dies wird in herkömmlichen Archiven nicht an -ge zweifelt und muss auch im digitalen Bereich ak-

zeptiert werden. Der methodische Ansatz macht au -ßer dem deutlich, dass die Wahl von Datenträger undDatenformat nicht von primärer Bedeutung ist. Nichtdie Lebensdauer entscheidet über den Erhalt, sonderndie Methodik.

5 Datenträger und Datenformate

Vielen Diskussionen zur Archivierung liegt die Idee zu -grunde, möglichst langlebige und haltbare Daten trä -ger zu verwenden. Demzufolge werden Haltbarkeits -werte und zeitliche Fehlerraten ausgiebig diskutiert.Dem Trend dieser Diskussionen soll hier nicht wider-sprochen werden, jedoch sei angemerkt, dass in Ab -hän gigkeit von der Archivierungsmethode auch nochandere Anforderungen als nur Haltbarkeit eine Rollespielen. Für die Durchführung einer Migration wird esbeispielsweise nicht unerheblich sein, dass die Datenmöglichst direkt und ohne manuelle Interaktionenzugänglich sind, ein Stapel CDs wäre dabei also kon-traproduktiv. Die Migrations-Methode wird demnachdurch einen Onlinezugang zu den Daten stark unter-stützt und man wird sich eher für ein Festplatten -system oder eine Tape-Library entscheiden. Bei derErhaltungs-Me thode sieht es dagegen völlig andersaus und man wird auch auf eine lange Lebensdauerdes Daten trägers hohen Wert legen.

Was bei den Datenträgern anklingt, gilt ebenso fürdie Datenformate. Man kann die Diskussion über Vor-und Nachteile nicht von den Archivierungsmethodentrennen.

Es ist zwingend erforderlich, dass man sich über die zubenutzende Archivierungsmethode im Klaren ist,bevor man Datenträger und Datenformate auswählt!

Die vorgestellten Methoden schränken die nutzbarenDatenformate nicht ein, dies ist prinzipiell auch nichterforderlich. Trotzdem ist es vorteilhaft und vermin-dert den Aufwand, wenn man

Archäologie und Informationssysteme90

4 Vor- und Nachteile der verschiedenen Archi vie rungsmethoden.

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- stabile Datenformate verwendet, die weitverbrei-tet, standardisiert und nicht proprietär sind sowie

- einfache Datenformate beziehungsweise Daten-strukturen verwendet, die problemarm zu migrierensind.

Bezüglich der Tauglichkeit zur Archivierung sollen dreiLevel unterschieden werden:- bevorzugt: Diese Formate sind sehr unproblema-

tisch und sollten wenn möglich benutzt werden.- akzeptiert: Diese Formate sind möglicherweise pro-

blematisch. Das heißt, sie erfordern gegebenenfallseinen erhöhten Migrationsaufwand. Sie können be- nutzt werden, wenn die bevorzugten Formate nichtverfügbar oder ungeeignet sind.

- Kandidaten: Diese Formate sind problematisch hin-sichtlich einiger weniger Anforderungen. Sie kön-nen in begründeten Einzelfällen in Abstimmung mitdem Archiv benutzt werden, wenn andere Formatenicht verfügbar oder ungeeignet sind. Die Formatesollen in ihrer Entwicklung (zum Beispiel Stabilität, Verbrei tung) verfolgt werden.

Details zu den Datenformaten sind in Abb. 10–12 auf-gelistet.

5.1 Texte

Unter „Texte“ sollen Dokumente verstanden werden,die überwiegend Schriftzeichen enthalten. Man könn-te also auch „Schrift-Dokumente“ sagen. Für dieArchivierung ist von Bedeutung, ob die Texte forma-tiert sind oder nicht. Unformatierte Texte bestehennur aus den Zeichen eines Zeichensatzes. Im Gegen -satz dazu enthalten formatierte Texte eine Vielzahlvon Informationen zur Darstellung von Zeichen: fett,kursiv, Schriftgrad usw., zum Layout (Blattrand,Einzug usw.) sowie auch durchaus zeichenfremdeElemente (Grafiken, Abbildungen usw.).

Einfache Texte werden seit Beginn der Computer -technik unterstützt, sind nach wie vor weitverbreitetund können in der Regel auch über Systemgrenzenhinweg gut gelesen und verarbeitet werden. Es istauch nicht zu erwarten, dass sich an dieser Situationgrundsätzlich etwas ändert. Probleme können sichjedoch durch unterschiedliche Kodierungen bezie-hungsweise Zei chensätze ergeben, vor allem, wenndiese nicht bekannt sind. Gut verbreitete und damitweitgehend unproblematische Zeichensätze sind zumBeispiel:

- US-ASCII (keine deutschen Sonderzeichen!)- Unicode UTF-8 (oder UTF-16)- ISO 8859-1(Latin-1 westeuropäisch).

Aus den meisten üblichen Textverarbeitungs program -men heraus lassen sich Dokumente im Textformat,

auch unter expliziter Auswahl des Zeichensatzes, spei-chern. Einfache Texte können unstrukturiert sein(.TXT) oder strukturiert (.XML, .CSV). StrukturierteTexte enthalten Zusatzinformationen, die lesbar inden Text integriert sind. Bei der Archivierung mussnun sichergestellt werden, dass dieseZusatzinformationen interpretiert werden können,was eine zusätzliche Be schreibung der Bedeutungbeziehungsweise Struktur dieser Zusatzinformationenerfordert.

Übliche Textverarbeitungsprogramme erzeugen zu -meist formatierte Texte. Auch wenn es einige weitver-breitete Formate gibt, so sind diese doch meist nurkurzlebig und daher schlecht zur Archivierung geeig-net, da ständige Migrationen erforderlich würden.Abhilfe soll ein normiertes Format schaffen: die ISO-Norm 19005 beschreibt PDF/A explizit für Archivie -rungszwecke. Ausgehend vom PDF-Format der FirmaAdobe wurde hier von allzu modernen und kurzlebi-gen Features abgesehen, um langfristige Stabilität zuerreichen. PDF/A ist gegenwärtig das einzige Formatfür formatierte Texte, das weitgehend uneinge-schränkt für die Archivierung empfohlen werdenkann. Zu berücksichtigen sind allerdings mehrere Ver -sionen von PDF/A, wobei die einfachen Versionen(zum Beispiel PDF/A-1b) nur das Erscheinungsbild desDokuments abbilden und eine Extraktion des Textes(zum Beispiel copy-paste) nicht erlauben.

Eine Archivierungsvariante ergibt sich, wenn man dasSchrift-Dokument als Bild betrachtet und in einem fürBilder geeigneten Format archiviert.

91Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

5 Zusammenfassung: Text-Formate zur Archi vie rung.

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5.2 Bilder

Bei Bildern sind die Dateiformate mit einer Vielzahlvon Eigenschaften und Attributen verknüpft, dieschon bei der Erzeugung der Bilddaten, also beimScan nen, Fotografieren usw. berücksichtigt werdenmüssen. Dazu gehören zum Beispiel Auflösung,Farbtiefe, Farbraum und vieles andere. Dazu gibt esim Anhang eine ausführliche Beschreibung des„Work flow“. Nachfolgend kann der Fokus daher aufdie Formate beschränkt bleiben.

Die Menge der oben angegebenen Eigenschaften undAttribute erfordert eine sorgfältige Dokumentationder Formatspezifikationen der archivierten Bilddoku -mente in den Metadaten. Je detaillierter diese Doku -mentation ist, umso leichter lassen sich erforderlicheMigrationen planen und durchführen.

Bei der Archivierung von Bildern sollte, in Anbetrachtsinkender Preise für Foto- und Speichertechnik, auchdarüber nachgedacht werden, Bilder mehrfach redun-dant zu archivieren. So können die Nachteile einzelnerFormate vermieden werden und man kann später beider Nutzung das zweckmäßigste Format auswählen.

Eine weitere sehr gute Möglichkeit, wichtige Aufnah -men risikofrei für die nächsten 50–100 Jahre auf-zubewahren, stellt das Ausbelichten auf Fotopapierund Aufbewahren in herkömmlichen Archivschränkendar. Genau so ernsthaft wird auch immer wieder dieAusbelichtung auf Dia- oder Mikrofilm diskutiert.

RAW-BildformateDie besten Möglichkeiten, um möglichst alle „gemes-senen“ Bildinformationen abzuspeichern, bieten diesogenannten RAW-Bilder (Rohdaten). Diese RAW-Dateien bieten die maximale Qualität bei geringstmöglicher Speichergröße der verlustfrei komprimier-ten Daten, allerdings zum Preis einer sehr geringenKompatibilität.

Einen sehr hoffnungsvollen Ansatz bot 2004 die Ein -führung und Offenlegung des DNG-Formates als po -ten tieller Standard für das „digitale Negativ“. DieserStandard konnte sich allerdings bis heute nicht rechtdurchsetzen. Allerdings gibt es zum Beispiel mitAdobe Camera Raw ein Tool zum Konvertieren derproprietären RAW-Formate.

Nikon etwa hat bis heute noch nicht alle Spezifika -tionen des eigenen RAW-Formats offengelegt, beiCanon verändern sich die Spezifikationen von einemKameramodell zum Nächsten. Im High-End-Bereichsieht die Sache nicht wirklich besser aus, hier bleibtdie weitere Entwicklung abzuwarten und bis dahin(soweit alle Bearbeitungsmöglichkeiten erhalten blei-

ben sollen) die kameraeigenen RAW-Dateien zu archi-vieren oder die RAW-Dateien in das DNG-Format zukonvertieren.

Im Scanbereich sieht es noch düsterer aus, etwaImacon unterstützt in der neuesten Softwareversiondas eigene „3f“-Format nicht mehr oder Vuescan-DNGs lassen sich nur mit Vuescan weiter bearbeiten,wenn man alle Bearbeitungsmöglichkeiten erhaltenwill.

Aufgrund der fehlenden Kompatibilität können RAW-Formate nur sehr eingeschränkt zur Archivierungemp foh len werden. Es kann jedoch aufgrund derQualität erforderlich und sinnvoll sein, die RAW-Dateien neben einem für die (Langzeit-)Archivierungtauglicheren Format ebenfalls zu bewahren, zumin-dest solange eine Verwendung der speziellen Formatenoch gegeben ist.

TIFF-FormatFür die Speicherung der fertigen Bilddateien gilt es,eine Abwägung der sich teilweise widersprechendenEigenschaften Speicherplatzbedarf versus Qualitätversus Kompatibilität zu treffen. Dies wird vor allembeim TIFF-Format mit seinen Optionen und Variantendeutlich. TIFF hat sich insbesondere im Bereich derDruckin dustrie als Quasi-Standard für Rasterbilderdurchge-setzt. Es enthält allerdings außerordentlichviele Optionen und Varianten (Farbtiefe, Kompri -mierung, Bit-Anordnung, Ebenenkomprimie rung,Farbkanäle usw.). Dies führt sehr schnell zuInkompatibili tä ten. Ein Ausweg ist die Mindest -spezifikation „Baseline TIFF“, die alle „TIFF-fähigen“Programme umsetzen sollten. Leider bleibt bei derNutzung von Bildver arbei tungsprogrammen zumeistim Dunkeln, welche Spei cher-Optionen „Baseline“sind und welche nicht.

Unkomprimierte TIFFs sind vorzuziehen, weil ein Bit -fehler nicht gleich zum Totalausfall führt. Wenn dieSpeichergröße jedoch minimiert werden muss, kanndie G4-Komprimierung (für reine Schwarz-Weiß-Bilder) beziehungsweise die LZW-Komprimierungempfohlen werden.

Tiff-Dateien bieten außerdem beste Möglichkeiten,Metadaten (EXIF, IPTC und XMP) sowie ICC Profile indie Bilddatei zu integrieren.

JPEG-FormatJPEG ist normalerweise ein Bildformat mit verlustbe-hafteter Komprimierung, es gehen also Informatio nenverloren. Dies ist unter strengen archivalischen Ge -sichtspunkten schwer hinnehmbar. Man kann sichjedoch bei den derzeit erreichbaren Bildauflösungenauf den Standpunkt stellen, dass diese Verluste in

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bestimmtem Maße akzeptabel sind. Dies wird vorallem dann der Fall sein, wenn die Aufnahmen ehereinen visuellen Eindruck verschaffen sollen und derexakte „messtechnische“ Effekt unbedeutend ist. Insolchen Fällen kann eine moderate Komprimierungviel Speicherplatz sparen.

Deutlicher Vorteil von JPEG ist der offene Standardund die hohe Verbreitung. Sämtliche Digitalkamerasmit Ausnahme einiger High-End-Digibacks speichernausgearbeitete Bilddateien im JPEG-Format. Ebensoverarbeiten auch fast alle Bildverarbeitungs pro gram -me JPEG-Daten. Nach heutigem Stand bietet dasJPEG-Format die größte Wahrscheinlichkeit, dassdiese Dateien auch in vielen Jahren ohne weitereKonver tierungen noch zu öffnen sein werden.

Einschränkend muss jedoch darauf verwiesen werden,dass durch die verlustbehaftete Komprimierung beijedem Speichern ein neuer, zusätzlicher Fehler entste-hen kann. Insofern sollte man während der Bearbei -tungs phase der Bilder das JPEG-Format möglichst ver-meiden und nur die fertig ausgearbeitete Bilddatei inJPEG speichern.

Das JPEG-Format kann unter denselben Gesichts -punk ten auch zur Speicherung von Bildern innerhalbdes PDF/A-Formats verwendet werden.

Im Gegensatz zum „normalen“ JPEG bietet JPEG2000eine verlustfreie Komprimierung an. JPEG2000 isteben falls ein offener Standard, aber bei Weitem nichtso verbreitet wie JPEG, und kann daher auch nichtvorbehaltlos empfohlen werden.

5.3 CAD-Daten

Sowohl im CAD-Bereich als auch bei GIS gibt es einegroße Heterogenität der Datenformate und nur weni-ge Standards, die jedoch nicht weitverbreitet sind. Indieser Situation findet man keine Formate, die unpro-blematisch für die Archivierung geeignet sind, sodassauch keine Empfehlung für ein „bevorzugtes“ Archi -vie rungsformat ausgesprochen werden kann. Nach -fol gend sollen daher die verbreitetsten Formate be -trachtet und hinsichtlich ihrer Archivierung bewertetwerden.

Obwohl es unter Anwendung gängiger Programme(ArchäoCAD, TachyCAD, Singularch) mehr oder min-der erfolgreich möglich ist, Sachdaten an CAD-Geo -metrien anzuhängen, ist diese Arbeitsweise nicht sehrüblich (und wird zumeist GIS-Systemen überlassen). Indiesem Sinne sollen CAD-Dateien als Grabungszeich -nungen von Flächen und Profilen, übergreifendenGrabungszusammenhängen usw. verstanden werden,die keine zusätzlichen Sachdaten enthalten.

Hier wird auf die Archivierung, die Gewährleistungder Lesbarkeit und die inhaltliche Integrität der Dateneingegangen – die Problematik des Austausches mitanderen Systemen (vor allem mit GIS) ist hinlänglichbekannt. Diese Probleme sind aber nicht unbedingtdie gleichen, die bei der Frage der Archivierung vonCAD-Daten auftauchen. Wenn es um Archivierunggeht, ist die Situation sowohl einfach als auch proble-matisch.

AutoCAD-DWGDer CAD-Marktführer ist mit Abstand Autodesk mitdem unter Windows laufenden Produkt AutoCAD.Infolgedessen ist das „DWG“(Drawing)-Format vonAutodesk zum Quasi-Standard für 2-D- und 3-D-CAD-Zeichnungen geworden. Dieses Format ist völlig pro-prietär, es ändert sich mit jeder Programmversion (jähr-lich) und die Dokumentation ist nicht frei erhältlich.Neue Programmversionen sind abwärtskompatibel –zumindest einige Stufen. Um die vollständigeFunktionalität von AutoCAD zu gewährleisten, ist manzumeist auf das DWG-Format angewiesen.

93Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

6 Zusammenfassung: Bildformate zur Archivie rung.

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AutoCAD-DXFDas DXF-Format ist ebenfalls ein proprietäres Formatvon Autodesk, allerdings ist die Dokumentation fürDXF frei verfügbar, was zu einer weiten Verbreitungund zu großer Akzeptanz als Zeichnungsaustausch -format geführt hat. Damit ist DXF ein Quasi-Standard.Leider ändert sich auch das DXF-Format mit jederneuen Programmversion von AutoCAD.

DXF ist ein in ASCII-Zeichen lesbares Abbild der binärabgespeicherten DWG und unterstützt direkt 2-D-und 3-D-Koordinaten. Der Aufbau ist sehr klar, ein-fach und strukturiert. DXF ist oft der kleinste gemein-same Nen ner vieler Vektorgrafikprogramme, abermeist werden damit nicht alle Funktionen dieserProgramme voll unterstützt und es können beimExport Daten oder Funktionalitäten verloren gehen.

Aufgrund des offenen Standards und der weitenVerbreitung ist DXF zur Archivierung recht gut geeig-net, mit der Einschränkung der geringen Haltbarkeitund der damit verbundenen Notwendigkeit häufigerMigrationen. Das DXF-Format R12 (1992) ist beispiels-weise mit vielen CAD- und GIS-Systemen lesbar unddamit für die Archivierung geeignet.

Alle weiteren CAD-Formate spielen eine weit unterge-ordnete Rolle und kommen daher für die Archi vierungnicht infrage. Deshalb sollten CAD-Daten möglichstals DWG und DXF gespeichert werden. Etwaige CAD-fremde externe Referenzen (Bitmaps etc.) unterliegenden Empfehlungen für die jeweilige Daten gattung.

Das Grundproblem bei der Archivierung von CAD-Daten ist der schnelle Wandel der Versionen, der einehäufige Migration erfordert. Wenn man sich auf län-gere Migrationszyklen einlässt (und dabei gegebenen-falls mehrere Versionen überspringt), geht dies miteinem Funktionsverlust gegenüber den aktuellen Pro-grammversionen einher. Am sinnvollsten kann mandem begegnen, indem man mehrere Versionen fürverschiedene Nutzungszwecke parallel vorhält:

- Eine möglichst stabile und weitverbreitete (gegebe-nenfalls ältere) Version (Vorschlag DXF) wird zur dauerhaften Archivierung (laufende Migration) benutzt, wobei der wesentliche Funktionsgehalt erhalten bleiben sollte, jedoch spezielle Eigen-schaften verloren gehen können.

- Die bei der Erstellung aktuelle Version (Vorschlag: DWG) wird begrenzt aufbewahrt, um eine verlust-freie Weiterbearbeitung zu ermöglichen, solange noch Les barkeit besteht (Dies ist in unserem Sinn eigentlich keine Archivierung.).

- Eine weitgehend problemlose Archivierung lässt sich durch die Erstellung von Ansichten (Visualisie-rungen, Ausdrucke) über Text- oder Bildformate erreichen (Emp fehlung PDF/A). Möglicherweise ist auch die Erstellung von Hardcopys sinnvoll. Hierbeiist auf eine sorgfältige Einstellung sämtlicher Ansichten zu achten, damit möglichst viele Aspekteder Origi naldaten wiedergegeben werden (gegebe-nenfalls auch an Listen von Attributen und Sach-daten denken)! Die originale Funktionalität der Daten geht dabei jedoch verloren!

Mit dieser Methode wird sowohl die dauerhafteArchivierung (gegebenenfalls mit inhaltlichen Abstri -chen) als auch die vollinhaltliche Nutzbarkeit (zumin-dest für einen begrenzten Zeitraum) gewährleistet.

CAD-Daten werden umfangreicher Pflege bedürfen,sie unterliegen einem hohen Migrationsaufwand.Diese Migration kann automatisch durchlaufen, mussaber zumindest stichprobenartig manuell aufDatenverluste kontrolliert werden. Dazu ist es erfor-derlich, dass die CAD-Daten möglichst schnell einegeeignete „Archivierungs- und Pflegeeinrichtung“erreichen, wo sie entsprechend behandelt werden.Dies könnte eine entsprechend ausgerüstete behör-deninterne Einrichtung oder auch eine kompetenteexterne Stelle sein.

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7 Zusammenfassung: CAD-Formate zur Archi vie rung.

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5.4 GeodatenIm GIS-Bereich unterscheidet man zunächst einmalzwischen Vektordaten und Rasterdaten, wobei dieVektordaten am ehesten GIS-typisch sind und dieRasterdaten oft aus anderen Quellen mit deren ty-pischen Formaten stammen (zum Beispiel Bildfor ma -te). Die Verwendung dieser Daten in einem GIS isthöchst komplex und auf die jeweilige Funktionalitätdirekt bezogen. Eine Standardisierung, wie sie für dieArchivierung wünschenswert ist, setzt dieser Funkti -onalität klare Grenzen und konnte sich daher bishernur unzureichend durchsetzen. Es gibt jedoch einigeDatenformate, die sich als eine Art Quasi-Standardetabliert haben und von vielen GIS importiert undgenutzt werden können.

Aufgrund der hohen Komplexität und geringenStandardisierung kann derzeit keine uneingeschränk-te Empfehlung für die Archivierung von GIS-Datenaus gesprochen werden. Demzufolge erfordert dieArchi vierung eine hohe Aufmerksamkeit und einenhohen Migrationsaufwand, ähnlich wie bei CAD-Daten.

AutoCAD DXFDie meisten GIS unterstützen den Import und Exportvon CAD-Daten, wobei dem DXF-Format dabei eineherausragende Stellung zukommt. Damit könnenauch GIS-Daten als DXF archiviert werden, mit allenschon benannten Problemen. Ein Nachteil ist die Tat -sache, dass DXF aus sich heraus keine Sachin forma -tionen übermitteln kann, wie sie üblicherweise anGIS-Zeichnungsobjekte angehängt sind. ZusätzlicheInformationen, wie zum Beispiel die Beschreibung desBefundes, sind meist nicht ohne Weiteres mit demBefundzeichnungsobjekt in einem CAD-System ver-knüpfbar (dies ist meist teurer Spezialsoftware vorbe-halten). Aus diesen Gründen ist eine Speicherung vonGIS-Vektordaten im DXF-Format wenig empfehlens-wert. Die Sachinformationen müssen in jedem Fallzusätzlich archiviert werden, zum Beispiel in einemTabellenformat.

TabellenformateZumindest die Sachinformationen eines GIS lassensich zumeist über gängige Datenbankformate impor-tieren und exportieren (TXT, CSV, XLS ..., gelegentlichauch DBF, MDB, XML unter anderem). In Spezialfäl-len funktioniert dies auch mit den Geometrie-Informationen, zum Beispiel für Punktkoordinatenoder bestimmte textbasierte Repräsentationen derGeometrie (Simple Feature Access bzw. Well KnownText – WKT). In diesen begrenzten Fällen kann eineArchivierung nach den Kriterien von Datenbankenerfolgen. Dabei ist aber darauf zu achten, dass diePunktinformation in einer aus einem GIS zu exportie-renden Datei nicht automatisch die beiden benötigten

Spalten für das Koordinatenpaar enthält, diese müs-sen nötigenfalls vorher erst erzeugt und mit den ent-sprechenden Informationen gefüllt werden.

ADeXDas Archäologische Datenexportformat ADeX ist inseiner auf Punktkoordinaten beschränkten Version1.2 uneingeschränkt archivierungstauglich. Bei derVer sion 2, die auch Linien und Flächen unterstützt,sind zusätzlich die Hinweise zu den Formaten SHP undMIF zu beachten.

ESRI-Shape-Format – SHPDas gängigste Vektorformat, das heute in GIS-Pro -grammen Verwendung findet, ist das von der FirmaESRI für seine ArcGIS/ArcINFO-Produktschiene entwi-ckelte Shape-Format (SHP). Nahezu alle gängigen GIS-Programme können SHP direkt lesen oder aberzumindest importieren. Auch zahlreiche OpenSource-GIS-Programme (unter anderem gvSIG oder Quan -tum) verwenden SHP trotz seiner Eigenschaft als pro-prietäres Format. SHP ist relativ gut dokumentiert, hatsich in den letzten Jahren nicht wesentlich geändertund dadurch eine weite Verbreitung gefunden. Einebesondere Eigenschaft von Shapes ist die Tatsache,dass in einer SHP-Datei nur entweder Punkte, Multi -punkte, Linien oder Flächen enthalten sein können.Ein Gewässerlayer mit Quellen (Punkten), Flüssen(Linien) und Seen (Flächen) wird also beim Export inSHP in drei einzelne Shapefiles aufgespaltet. Zudemist SHP nur „maschinenlesbar“, eine Ansicht mittelseines Texteditors fördert (anders als zum Beispiel beiWKT, GML oder MIF) keine Informationen zutage, dieauch nach einem System- bzw. Formatwechsel nochverwertbar sind. Shapefiles bestehen immer aus meh-reren Dateien, die Geometriedaten, Indexdaten, Sach -daten (im DBF-Format) sowie weitere Informationenenthalten.

Trotz aller Nachteile spricht die weite Verbreitung, diegroße Akzeptanz und die relativ stabile Versionierungfür SHP als Archivformat, sofern auch hier die Grund -sätze einer Formatmigrierung nötigenfalls berücksich-tigt werden.

MapInfo Interchange Format – MIFDie Software MapInfo verwendet zum Austausch mitanderen GIS-Programmen das Austauschformat MIF(MapInfo Interchange Format). Es handelt sich um einreines Textformat, in dem (geo)grafische Informatio -nen abgespeichert werden. Dabei werden neben for-matbeschreibenden Informationen alle in einer Dateienthaltenen Zeichnungsobjekte (Punkte, Linien, Flä -chen) beschrieben und mit Koordinaten sowie demverwendeten Projektionssystem abgespeichert. Ausder Textdatei sind also die relevanten Informationenauch ohne ein kompatibles GIS-Programm entnehm-

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bar und gegebenenfalls anderweitig verwendbar.Ergänzt werden die eigentlichen MIF-Dateien durchgleichnamige MID-Dateien, die die Attribute (dasheißt die Datenbankinformationen) der (geo)grafi -schen Objekte enthalten.

Die Verbreitung als Im-/Exportformat für die in derArchäologie relevanten GIS-Produkte ist mittelmäßig.

Beim Export aus anderen Programmen als MapInfo istdarauf zu achten, dass zum Beispiel IDRISI nicht im -mer die richtige Georeferenzinformation in die Dateispeichert (manchmal Nicht-Welt-Meter statt GK3).Diese kann aber in einem Texteditor (oder bei mehre-ren Dateien durch die Verwendung des Freeware-Programms BTRWIZ) ersetzt werden.

XML / GML / KMLAußer GoogleEarth, das nicht als GIS, sondern alsGIS-Dataviewer mit beschränktem Formatrepertoirebe zeichnet werden muss, beherrschen bislang nurwenige gängige GIS-Programme den direkten Im- undExport von XML oder seinen Derivaten GML und KML(ESRI benutzt zum Beispiel XML zur Erzeugung bezie-hungsweise Speicherung von Metadaten, MapInfokann über ein Zusatzmodul Daten als KML exportie-ren). Derzeit ist eine Speicherung in diesen Formatennicht zu empfehlen, da ein Austausch nicht immerproblemlos ge währleistet ist. Da aber die Formate gutdokumentiert, als Textdateien einfach lesbar sind undzukünftig mit einer breiteren Akzeptanz dieserFormate auch bei Softwareherstellern sowie -pro-grammierern zu rechnen ist, ist eine Archivierung zumBeispiel als GML durchaus sinnvoll, sofern das ver-wendete GIS-Programm einen problemlosen Exportgewährleistet.

Sonstige (QGIS, IDRISI, GRASS etc.)Zahlreiche GIS-Programme sowohl aus dem kommer-ziellen als auch aus dem OpenSource-Bereich verwen-den jeweils eigene Dateiformate, die mehr oder weni-ger verbreitet und kompatibel sind. Meist bieten dieseProgramme aber auch die Möglichkeit des Exports ineinem der oben genannten Formate. Diese Formatesollten in jedem Fall – zumindest immer zusätzlich –für die Archivierung von GIS-Vektordaten verwendetwerden. Nur sie gewährleisten einen einigermaßenreibungslosen Austausch mit anderen Pro grammenbeziehungsweise die langfristig lesbare Speicherungund Archivierung der Informationen.

GPS-DatenAuch GPS-Daten sind letztlich meist Vektordaten(Tracks, Routes, Waypoints). Sie liegen oft in Forma tenvor, die die jeweilige Hardware und die weiterverar-beitende Software vorgibt. Als einigermaßen kompa-tibel hat sich GPX (GPS Exchange Format) erwiesen,

das auch auf einem XML-Schema aufbaut und vonzahlreichen Geräten sowie Softwareprodukten gele-sen und erzeugt werden kann. Glücklicherweise sindviele Konvertierungsprogramme für die unterschiedli-chen GPS-Formate auch frei erhältlich; die umfang-reichste Auswahl an unterstützten Formaten bietetdabei GPSBabel.

Selbstverständlich ist auch hier eine Speicherung alsGML oder KML oder eine Umwandlung in eines deranderen oben empfohlenen GIS-Formate (SHP, MIF)möglich und sinnvoll.

GeländemodelleAuch Geländemodelle können außer als Raster- auchals Vektordaten gespeichert werden. Zum Teil sind dieÜbergänge hier fließend. Einige der am weitesten ver -breiteten Formate sind Tabellen, die die entsprechen-den Höheninformationen enthalten.

Unregelmäßige Informationen können zum Beispielals einfache Tabelle mit den Spalten X-Koordinate, Y-Koordinate und Höhe vorliegen und später gegebe-nenfalls im GIS in regelmäßige Raster umgesetzt (in -terpoliert) werden. In dieser Form lassen sich auch re -gel mäßig verteilte Werte (regelmäßige Messrasterund vor allem interpolierte Daten) abspeichern. AusPlatzgründen und weil entsprechende Dateien vonfast allen gängigen GIS-Programmen gelesen und er -zeugt werden können, empfiehlt sich aber die Ver -wendung des sogenannten nicht proprietären ESRI-beziehungsweise ARC/INFO-ASCII-Grids. Dabei wer-den nach einem standardisierten Header, der unteran derem Informationen zur Zeilen- und Spaltenzahldes Rasters und zur Zellgröße sowie den Eckkoordi na -ten enthält, die Höhenwerte (oder sonstigen Raster-in formationen) zeilenweise in der Datei fortgeschrie-ben.

Da diese Daten anders als diverse Binärformate als ineinem Texteditor anzeigbare und editierbare Dateienvorliegen, empfiehlt sich neben der Speicherung be -zie hungsweise Archivierung in einem GIS-spezifischenRasterformat (GeoTIFF, DTED usw.) auch ein Export inein einfaches Tabellen for mat, wie oben be schrieben.

GeoTIFF und andere Georeferenzierte Raster datenRasterdaten benötigen zur Darstellung im GIS eineGeoreferenz, das heißt Koordinaten für die Lage undAusdehnung sowie das benutzte Koordinatenrefe -renz system. Neben verschiedenen proprietären For -maten ist GeoTIFF weitverbreitet. GeoTIFF ist eine spe-zielle Form des TIFF-Formats. Die normalen TIFF-Optionen bleiben erhalten (siehe Abschnitt „Bilder“),sodass die Dateien theoretisch auch mit normalenViewern lesbar sind. Allerdings werden oft nicht die

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Baseline-Optionen benutzt, sodass doch wieder spe-zielle Viewer erforderlich werden. Zusätzlich werdendie Georeferenz-Informationen in speziellen Tags ab -ge legt, die mittlerweile von den meisten GIS-Sys -temen ausgewertet werden können.

Aus der ESRI-Welt (ArcGIS) stammt das Verfahren,eine normale Bilddatei um ein sogenanntes „World-File“ zu ergänzen, welches die Georeferenz in lesba-rer Form (TXT) enthält, allerdings ohne Koordina ten re -fe renzsystem. Letzteres muss also separat übermitteltund bewahrt werden. World-Files werden typischer-weise für JPEG-, PNG-, GIF- und TIFF-Bilddateien be -nutzt.

Beide Varianten sind offene Quasi-Standards undweitverbreitet, aber trotzdem nicht immer unproble-matisch. Falls angeboten, sollte man ein GeoTIFF imBase line-Format benutzen und zusätzlich noch einWorld-File erstellen; das benutzte Koordinatenrefe -renz system gehört dann in die Metadaten.

Amtliche LandesvermessungDie Vermessungsämter der deutschen Bundesländererzeugen Daten in eigenen Formaten beziehungswei-se als eigene Modelle (zum Beispiel ALK, AFIS-ALKIS-ATKIS). Diese werden über die sogenannte Einheit -liche Datenbankschnittstelle (EDBS) ausgetauscht, diejedoch in gängigen GIS-Programmen bislang keineRolle spielt.

GeodatabaseNeben der Speicherung in Dateien hat sich, vor allemim Client-Server-Bereich, die Nutzung von Datenban -ken mit speziellen Geodatenformaten und räumlichenAbfragemöglichkeiten für die Speicherung und Verar -beitung von Geodaten immer weiter durchgesetzt.Sowohl GIS- als auch Datenbankanbieter haben ent-sprechende Datenbank-Erweiterungen im Angebot:zum Beispiel Smallworld (VMDS), ESRI (Geodata base),IBM (DB2 Spatial Extender), Oracle (Spatial), Microsoft(SQL Server spatial types); im Open-Source-Bereichsteht PostgreSQL mit der spatial extension PostGIS zurVerfügung.

Obwohl diese Systeme weitgehend proprietär sind,stützen sie sich doch auf langfristig angelegte Daten -bank standards und beinhalten in der Regel schonMigra tionsmethoden wie bei Datenbanken üblich.Insofern kann für diesen speziellen Fall von Geodatenauf die Ausführungen im nachfolgenden Abschnitt zuDatenbanken verwiesen und ein hohes Potenzial fürdie Langzeitarchivierung abgeleitet werden.

Das Grundproblem bei der Archivierung von GIS-Da -ten ist, wie schon bei CAD-Daten erwähnt, derschnel le Wandel der Versionen, der eine häufige

Migration erfordert. Wenn man sich auf längereMigrationszyklen einlässt (und dabei gegebenenfallsmehrere Versionen überspringt), geht dies mit einemFunktionsverlust gegenüber den aktuellen Pro gramm -versionen einher. Die Speicherung mehrerer Versionenin unterschiedlichen Formaten ist auch im GIS-Bereichsinnvoll:

- Ein möglichst stabiles und weitverbreitetes Format (Vorschlag SHP) wird zur dauerhaften Archivierung (laufende Migration) benutzt, wobei der wesentli-

che Funktionsgehalt erhalten bleibt.- Die bei Beginn der Archivierung für den Betrieb

maß geblichen Dateien (aktuelle Version) werden imOriginal begrenzt aufbewahrt, um eine verlustfreieWeiterbearbeitung zu ermöglichen, solange noch Les barkeit besteht (Dies ist in unserem Sinn eigent-lich keine Archivierung.).

- Eine weitgehend problemlose Archivierung lässt sich durch die Erstellung von Ansichten (Visualisie-rungen, Ausdrucke) über Text- oder Bildformate

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8 Zusammenfassung: GIS-Formate zur Archi vierung.

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erreichen (Empfehlung PDF/A), möglicherweise ist auch die Er stellung von Hardcopys sinnvoll. Hierbeiist auf eine sorgfältige Einstellung der möglichen Ansichten zu achten, damit möglichst viele Aspekteder Original daten wiedergegeben werden (gegebe-nenfalls auch an Listen von Attributen und Sach-daten denken)! Die originale Funktionalität der Daten geht dabei jedoch verloren!

Mit dieser Methode wird sowohl die dauerhafteArchivierung (gegebenenfalls mit inhaltlichen Ab stri -chen) als auch die vollinhaltliche Nutzbarkeit (zumin-dest für einen begrenzten Zeitraum) gewährleistet.

Auch GIS-Daten werden umfangreicher Pflege bedür-fen, da sie einem hohen Migrationsaufwand unterlie-gen und stichprobenartig manuell auf Datenverlustekontrolliert werden müssen. Dazu ist, ebenso wie beiCAD-Daten, eine leistungsfähige und kompetente„Archivierungs- und Pflegeeinrichtung“ erforderlich.

5.5 Datenbanken

Datenbanken sind weitverbreitete, lange und gut ein-geführte IT-Systeme. Vor allem Server-Datenbankensind gut auf einen dauerhaften Betrieb über Jahre hin-weg ausgerichtet. Sie sind stark standardisiert undbeinhalten die für Versionswechsel erforderlichen Mi -gra tionsmethoden. Datenbanken besitzen damitschon jetzt hohes Potenzial für die Langzeit archi -vierung. Aktive Datenbanken mit „lebendigen“ Datensind da bei am problemlosesten, weil Betreuung,Wartung sowie Migration zum laufenden Betriebgehören und damit in der Regel eingeplant und abge-sichert sind. Bei inaktiven, „abgelegten“ Daten -banken sind jedoch auch Überlegungen zurArchivierung erforderlich.

Bei der Archivierung von Datenbanken ist es wichtig,dass nicht nur die Daten, sondern auch Datenmodelleund Datenbankschemata archiviert werden:

- Datenmodell: Die verbreiteten relationalen Daten -banken benutzen als konzeptuelles Datenmodell meist das ER-Modell (Entity Relationship Model): Enti täten stehen für Objekte der Wirklichkeit, Relation ships stehen für Beziehungen zwischen denObjekten. ER-Modelle sind eine ausgezeichnete Modellierungs grundlage und damit gut zur (lang-fristigen) Vermitt lung des einer Datenbank zugrun-deliegenden kon zep tuellen Modells geeignet. Sie werden als Dia gramm dargestellt (ERD), um die Struktur zu verdeutlichen. Eine rein textbasierte Darstellung der ERD ist nicht bekannt. Daher kommt wohl am ehesten PDF/A für deren Archivierung in Frage.

- Datenbankschema: Das konzeptuelle Datenmodell wird als Datenbankschema technisch umgesetzt. Das Datenbankschema beinhaltet Beschreibungen der Tabellen (zum Beispiel Name), der Attribute (zum Beispiel Datentypen und Länge, Indizes) und Inte gritätsbedingungen (Primär-/Sekundärschlüssel,Refe renzen, Existenz-/Wertebereiche) einer Daten -bank. Die Darstellung erfolgt am besten per SQL (DDL, siehe unten).

- Daten: Gut archivierungstauglich sind die „einfa-chen“ Datenformate wie Texte und Zahlen, die als Text darstellbar und damit speicherbar sind. Dagegen sind binäre Formate (BLOBs) ungeeignet, denn sie besitzen keine datenbankseitig standardi-sierte innere Struktur und können nicht als Text exportiert werden. BLOBs erfordern immer einen expliziten Exportme cha nismus in extern lesbare Formate. In Datenbanken sollten also möglichst keine binär kodierten Doku mente oder Bilder inte-griert werden, sondern nur deren Links zu separat abgelegten Dateien in archivtauglichen Formaten. Daten können extern zum Beispiel als SQL (DML) oder als CSV dargestellt werden.

SQL (Structured Query Language) ist eine standardi-sierte Sprache zur Definition, Manipulation, Abfrageund Steuerung von relationalen Datenbanken, dieschon seit 1979 existiert. Man unterscheidet DDL(Data Definition Language), DML (Data ManipulationLanguage) und DCL (Data Control Language). SQL istein standardisiertes und weitverbreitetes Textformat.Es eignet sich daher gut für den Datenaustauschbeziehungsweise die Migration in heterogenen Um -ge bungen. SQL ist für die Archivierung von Daten -bank schema und Daten gut geeignet.

CSV (Comma Seperated Value) ist ein textbasiertesDatenformat zur einfachen Speicherung von Tabellen -in halten. Es ist zwar nicht standardisiert, aber auf-grund seiner großen Verbreitung und Akzeptanz alsQuasi-Standard zu betrachten. Eine Beschreibung fin-det man in RFC 4180 (Request for Comments –techn./org. Dokumente zum Internet). CSV ist für dieArchivierung von Tabellendaten gut geeignet.

Desktop-Datenbanken wie zum Beispiel MS-Accesssind nicht zur direkten Archivierung geeignet. Ihreinternen Strukturen können sich von Version zu Ver -sion schnell ändern. Sie müssen, wie oben angege-ben, mit Datenmodell, Datenbankschema und Datenals TXT oder ähnlich archiviert werden oder in eineaktive Server-Datenbank mit stabiler Struktur über-nommen werden.

Gegebenenfalls ist XML (mit DTD) zukünftig eineAlter native bei der Archivierung von Datenbank -schemata und Daten. XML ist textbasiert und daher

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gut archivierungstauglich. Gegenwärtig liegen abernoch nicht viele Erfahrungen mit XML-Daten vor, dieThematik sollte also weiter verfolgt werden.

Das Schweizer Bundesarchiv hat einen eigenenStandard „SIARD RDB DATA“ etabliert. Tools extra-hieren dabei aus relationalen Datenbanken Struk tur -informationen sowie Daten und wandeln sie in einarchi vierbares Format um. Es wird auch eine Be -schreibung der Tabellen und Attribute erwartet. DerStandard basiert auf SQL, CSV und XML.

Übrigens: Das Schweizer Bundesarchiv archiviert aus-schließlich die folgenden Formate: TXT, PDF/A, CSV,SIARD, TIFF und WAVE.

Das „kopal“-Projekt (Kooperativer Aufbau einesLang zeitarchivs digitaler Informationen) vertraut in dieLangzeitarchivierungsfähigkeit professioneller Daten -banksysteme (IBM). Allgemeine Vor- und Nachteilewurden schon beschrieben. Im Falle von „kopal“ wer -den binäre Dokumentformate als BLOBs gespeichert,womit sich eine Abhängigkeit von proprietärenDatenbankschnittstellen ergibt.

Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) fordert zurArchivierung von Datenbanken eine Dokumentation(Anforderungen, Datenstruktur als ERD, Tabellen, se -man tische Beschreibung). Es sollen keine BLOBs, son-dern Referenzierungen auf das Verzeichnissystem be -nutzt werden. Neben der Original-Datenbank soll auchein softwareunabhängiges Format als XML (+ do ku -mentierte DTD) oder SQL (DDL) bereitgestellt werden.Weitere Hinweise zur Archivierung von Datenbanken,auch hinsichtlich XML, findet man bei „Nestor“.

Der Betrieb einer Datenbank (Server-DB) beinhaltet insich schon alle Aspekte der Langzeitarchivierung, vorallem die Migration. Insofern muss eine aktive, laufen-de Datenbank nicht archiviert werden.

Bei der Archivierung von Datenbanken müssen nebenden Daten unbedingt auch die Datenmodelle undDatenbankschemata archiviert werden. GeeigneteFor mate sind SQL und CSV für Daten und Daten -bankschema sowie gegebenenfalls PDF/A für das kon-zeptionelle Datenmodell.

6 Schlussfolgerungen, Empfehlungen

Das Ziel der digitalen Archivierung ist es, digitaleIn halte oder digitale Funktionalitäten dauerhaftzu erhalten und verfügbar zu machen.

Dabei treten jedoch einige Probleme auf. Währendanaloge Medien in der Regel direkt lesbar sind, kön-nen digitale Medien nur indirekt gelesen werden.Digitale Informationen erfordern ein komplexesSystem aus Hardware, Software, Datenträger undDatenformat, um einem Rezipienten zugänglich ge -macht zu werden. Im analogen Bereich wirken Alte -rungsprozesse langsam, kontinuierlich und damit vor-hersehbar. Im digitalen Bereich dagegen wirken spon-tane und kurzfristige Alterungsprozesse, die durchkomplexe Systeme mit relativ geringer Redundanznoch brisanter werden. Vorteilhaft ist jedoch dieMöglichkeit, digitale Informationen ohne Verlustkopieren und damit erneuern zu können.

Zur Vorsorge gibt es mehrere Methoden. Die Hard -copy-Methode eignet sich gut für einfache Doku-mente, deren Inhalt per Ausdruck vollständig wieder-gegeben werden kann. Die Hardcopys werden her-kömmlich archiviert. Die Methode ist für komplexeInhalte sowie für Funktionalitäten nicht geeignet. DieErhaltungs-Methode eignet sich für Daten, die nur inihrer originalen Systemumgebung benutzbar sindoder wenn Authentizität im Vordergrund steht. Sie istsehr aufwendig und außerdem für eine dauerhafteBewahrung nicht geeignet. Die Emulations-Methodeist aufwendig, zeichnet sich aber dadurch aus, dasssie Originaldaten nutzen kann. Weiterhin bietet siegute Möglichkeiten, Funktionalitäten zu bewahren.Bei der Migrations-Methode werden alle System kom -ponenten, also auch die Daten, stets aktuell gehalten.Dies gewährleistet einen niedrigen Betreuungs auf -wand. Die Aktualisierung der Daten erfordert gegebe-nenfalls eine Überprüfung der Authentizität.

Noch gibt es keine fertig konfektionierten Digital-ar chive zu kaufen. Jedoch sind die Prinzipien, nachde nen sie arbeiten müssen, recht klar, sodass man be -

99Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

9 Zusammenfassung: Datenbank-Formate zur Archi vie rung

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ginnen kann, ein digitales Archiv selbst aufzubauenund zu betreiben. Wenn man berücksichtigt, dassnicht die Lebensdauer über den Erhalt entscheidet,sondern die Methodik, und wenn man akzeptiert,dass Archivierung keine passive Ablagerung ist, son-dern ein aktiver Prozess, dann wird digitale Archi -vierung schon jetzt funktionieren.

Die Archivierung digitaler Daten ist eine komplexeAufgabenstellung, die Kompetenzen sowohl aus derInformationstechnik als auch aus der Archivierungerfordert! Sorgfältige Planung und Vorbereitung spie-len, wie schon bei der herkömmlichen Archivierung,auch im digitalen Bereich eine wichtige Rolle, ebensoangemessene finanzielle und personelle Ressourcen.

Archivierung ist keine passive Ablagerung, sondernein aktiver Prozess. Nicht die Lebensdauer entscheidetüber den Erhalt, sondern die Methodik. Die Art derDatenträger und Datenformate sind dabei nur sekun-däre Aspekte. Eine klare Konzeption sowie angemes-sene finanzielle und personelle Ressourcen bilden dieGrundlage für einen erfolgreichen Start in die Archi -vierung digitaler Daten.

7 Quellen/Verweise

Der „Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten“ wur -de von der Kommission „Archäologie und Informa-tionssysteme“ beim Verband der Landesarchäologenangeregt und durch die AG Archivierung realisiert, ander folgende Kolleginnen und Kollegen beteiligt sindoder waren:

Dr. Michaela Aufleger, LVR – Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland

David Bibby, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungs präsi -dium Stuttgart

Dr. Utz Böhner, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Andreas Brunn, Landesamt für Denkmalpflege und ArchäologieSachsen-Anhalt

Sigmar Fitting, Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Dr. Reiner Göldner, Landesamt für Archäologie Sachsen

Dr. Christoph Grünewald, LWL-Archäologie für Westfalen

Dr. Axel Posluschny, Römisch-Germanische Kommission (RGK) Frankfurta. M.

Dr. Bettina Stoll-Tucker, Landesamt für Denkmalpflege und ArchäologieSachsen-Anhalt

Dr. Mathias Wilbertz, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege

Bei der Vorbereitung dieses Ratgebers wurden folgen-de Quellen genutzt, die als Startpunkt für weitereRecherchen wärmstens empfohlen werden und beideren Autoren wir uns für viele Anregungen bedan-ken:

ADS – Archaeology Data Service, Guides to GoodPrac tice(http://guides.archaeologydataservice.ac.uk/).

BAR – Schweizer Bundesarchiv – Polycy DigitaleArchivierung.(http://www.bar.admin.ch/themen/00876/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdYB,fmym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--).

BSI – Bundesamt für Sicherheit in der Infor ma tions -technik. IT-Grundschutz. (https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/ITGrund schutz/itgrundschutz_node.html).

BSI, IT-Grundschutz-Kataloge, Baustein B 1.12 Archi -vierung.(https://www.bsi.bund.de/ContentBSI/grundschutz/kataloge/baust/b01/b01012.html).

DAI – IT-Leitfaden des Deutschen ArchäologischenInsti tuts .(http://www.dainst.org/de/project/it-leitfaden).

DIN – Deutsches Institut für Normung.(www.din.de).

DIN 31645, Information und Dokumentation – Leit -faden zur Informationsübernahme in digitale Lang -zeit archive.

Göldner, R. Langzeitarchivierung digitaler Daten. In:Archäologisches Nachrichtenblatt, Band 14, 2/2009.Akademieverlag.

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101

ISO 15489 „Information and Documentation – Re -cords Management“.

JHOVE – JSTOR/Harvard Object Validation Environ -ment. (http://hul.harvard.edu/ jhove/).

kopal – Kooperativer Aufbau eines Langzeitarchivs.Deutsche Nationalbibliothek, IBM Deutschland, BMBF. (http://kopal.langzeitarchivierung.de).

Media de Lux – Laserbelichtung auf Farbmikrofilm.(http://www.mediadelux.de/).

Memorandum zur Langzeitverfügbarkeit digitaler In -for mationen in Deutschland. (http://deposit.ddb.de/ep/netpub/94/89/24/972248994/_data_dyna/_snap_stand_2006_07_04/www.langzeitarchivierung.de/downloads/memo2006.pdf).

NB – Schweizer Nationalbibliothek – OAIS.(http://www.nb.admin.ch/nb_professionnel/01693/01696/ 01876/ 01878/ index.html?lang=de).

nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung. (http://www.langzeitarchivierung.de).

nestor Handbuch: Eine kleine Enzyklopädie der Lang -zeit archivierung.(http://nestor.sub.uni-goettingen.de/handbuch/index. php).

OAIS – Open Archival Information System. Referenz -modell für digitales Langzeitarchiv.(http://public.ccsds.org/publications/archive/650x0b1.pdf).

PDF/A Competence Center.(http://www.pdfa.org).

PRONOM – Online Informationssystem zu Dateifor -ma ten.(http://www.nationalarchives.gov.uk/PRONOM/Default.aspx).TNA – The National Archives (UK).(http://www.nationalarchives.gov.uk/).

TNA1 – Generische Anforderungen zur langzeitlichenErhaltung elektronischer Informationen – 1. Definitionder Merkmale authentischer Dokumente.(http://www.nationalarchives.gov.uk/documents/de_generic_requirements_vol1.pdf).

TNA2 – Generische Anforderungen zur langzeitlichenErhaltung elektronischer Informationen – 2. Langzeit -liche Erhaltung authentischer und zuverlässiger Doku -mente: Erfordernisse hinsichtlich deren Handha bung.

(http://www.nationalarchives.gov.uk/documents/de_generic_requirements_vol2.pdf).

Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V.,Arbeitskreis „Elektronische Archivierung“.(http://www.wirtschaftsarchive.de/arbeitskreise/fachli -che-arbeitskreise/elektronische-archivierung).

Wikipedia.(http://de.wikipedia.org).

(Alle Internetlinks mit Stand vom 27.05.2012).

Anmerkungen

1 Leider konnten wir nicht alle durch den aktuellentechnischen Fortschritt bedingten Änderungen undErgänzungen einbeziehen, sodass der Ratgeber imWesentlichen den Stand von 2011/2012 widerspie-gelt.

Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

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Archäologie und Informationssysteme102

10 Dateispezifikationen für potenzielle Archivierungsformate.

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103Kleiner Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten

11 Dateispezifikationen für potenzielle Archivierungsformate.

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Archäologie und Informationssysteme104

12 Dateispezifikationen für potenzielle Archivierungsformate.

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Der Einsatz des Web-Standards SVG in der Archäologie105

Der vorliegende Artikel beschreibt den Einsatz vonSVG (Scalable Vector Graphics) in der GIS-Kompo -nente der ADABweb, dem Denkmalpflege-Infor ma -tions system der Länder Baden-Württemberg undNiedersachsen. Hier werden Informationen zu Lage,Aus dehnung und Denkmaleigenschaften von Boden-und Baudenkmalen grafisch aufbereitet und auf demHintergrund von zum Beispiel topografischen oderLuftbild-Karten dargestellt.

Die Geometrien archäologischer Objekte lassen sich inder Regel als Flächen, Punkte oder Linien darstellen.Die Schutzflächen von Grabhügel feldern sind Bei -spiele für Flächen geometrien. Objekte mit punktför-migen Geometrien sind zum Beispiel Einzelfunde oderObjekte mit unsicherer Ortsangabe. Deiche und Land -wehren sind zwar eigentlich flächenhafte Objekte,werden aber häufig als Linien dargestellt. Für dieseArten von Geometrien eignen sich Vektor grafik -formate (anders als Rastergrafiken), da sie über einengroßen Maßstabs bereich ohne Qualitäts verlust –natürlich abhängig von der Qualität der Erfassung –dargestellt werden können.

Bei der Konzeption der ADABweb wurden die folgen-den Anforderungen an die GIS-Komponente entwi -ckelt:

- eine geeignete Menge von Grafikelementen und die einfache Generierbarkeit aus den in der Daten-bank gespeicherten Geometrien (zum Beispiel durch ein XML-basiertes Format),

- eine geeignete Menge von Darstellungsattributen so wie die Möglichkeit, gleichartigen Objekten ge- mein same Attribute zuweisen zu können,

- eine wesentliche Anforderung des Niedersächsi-schen Landesamtes ist die Möglichkeit, Punkt- undLinien signaturen (zum Beispiel Wellenlinien für Deiche) zur Darstellung archäologischer Objekte zuverwenden,

- die Möglichkeit, Grafiken aus anderen Quellen, zum Beispiel topografische Hintergrundkarten, ein-binden zu können,

- neben der Darstellung im Webbrowser werden Werk zeuge zur Umwandlung in Rastergrafikfor-mate benötigt,

- die einfache Erreich- und Manipulierbarkeit der Grafikelemente, um die Grafik interaktiv ohne Server interaktion verändern zu können; zum Beispiel zur Änderung der Darstellung (Farben, Liniendicken) oder zum Bearbeiten von Geo-metrien.

SVG ist ein XML-basiertes 2-D-Vektorgrafik-Format,das vom World Wide Web Consortium (W3C) für denEinsatz in Web-Anwendungen entwickelt wurde. Eserfüllt diese Anforderungen, wie im Folgenden ge -zeigt wird.

Grafikelemente

SVG kennt drei Arten von grafischen Elementen:Vektor-Grafik-Elemente, (Raster)-Bilder und Text.Bilder können Raster-Bilddateien (zum Beispiel JPEGund PNG) oder andere SVG-Dateien sein; sie könnenaus einer lokalen Datei stammen oder über das Webbereitgestellt werden, zum Beispiel durch einen Web -MapService (WMS). Als elementare Vektor-Grafik-Elemente stellt SVG zur Verfügung: Rechteck, Kreis,Ellipse, Linie und Polygon.

In der ADABweb werden die Fachdaten in einerPostgreSQL-Datenbank gespeichert; dabei werden dieGeodaten mittels der Erweiterung PostGIS bearbeitet– beides OpenSource-Produkte, die inzwischen seitvielen Jahren gepflegt und weiterentwickelt werden.Konzeptuell ist ADABweb nicht auf ein Daten bank-Management-System festgelegt; tatsächlich ba siertendie ersten Versionen der ADABweb auf Microsoft-SQL-Server- beziehungsweise Oracle-Da ten bank -systemen. Diese boten jedoch eine Unter stüt zung fürGeodaten zum Zeitpunkt der Entwicklung der GIS-Komponente der ADABweb entweder gar nicht (SQL-Server) oder nur gegen erheblichen finanziellenAufwand. PostGIS bietet eine umfangreiche Mengevon Funktionen zur Mani pu lation geografischerObjekte sowie räumliche Indices, mit denen sichObjekte innerhalb eines gegebenen Gebiets effizientauffinden lassen. Außerdem gibt es Funktionen zumImport/Export von Shape-Dateien für den Austauschvon Geo-Daten mit anderen GIS-Systemen und zurAusgabe von Objektgeometrien im SVG-Format oderKML (Google Maps).

Der Einsatz des Web-Standards SVG in der Archäologie

Ralf Berger

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Darstellung

Die Darstellung der Grafikelemente in SVG wird – wiebei HTML selbst – per Cascaded Style Sheets (CSS)unter anderem für die folgenden Attribute festgelegt:Farbe (für Umrandung und Fläche), Liniendicke,Deckkraft, Schraffur für Flächen, Linienmuster (Strich -lierung) für Linien und Flächenumrandungen sowieSchriftart und -größe für Beschriftungen. Änderungender Werte dieser Stil-Attribute werden vom Browserunmittelbar dargestellt, sodass die Darstellung derGrafik ohne Neu-Generierung der SVG-Datei durchden Server vom Benutzer angepasst werden kann.

Grafikelemente können zu Gruppen zusammenge -fasst werden, deren Darstellung – insbesondere dieSicht barkeit – für diese gemeinsam festgelegt werdenkann. So können Fachdaten-Layer definiert werden,für die aus der Datenbank gleichartige Objekte wiezum Beispiel Ausdehnungs- und Schutzflächen derArchäologie oder Objekte der Baudenkmalpflege aus-gewählt werden und die gemäß einer vom Systemoder dem Benutzer vorgegebenen Konfiguration dar-gestellt werden.

Signaturen

SVG ermöglicht es, sogenannte „Symbole“ zu defi-nieren, das sind Vorlagen für Grafik elemente, die ausden oben genannten einfachen Grafik elementensowie zuvor definierten Symbolen zusammengesetztwerden. Auf diese Weise können Vorlagen fürSignaturen archäologischer Objekte (zum Beispiel fürGrabhügel, Landwehren usw.) entworfen werden. Fürdas Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflegewurde ein Katalog mit 53 Punkt-Signaturen imple-mentiert (Abb. 1). Für jede Signatur existieren Vari -anten, die das Objekt als „fraglich“, „zerstört“ oder„transloziert“ markieren. Außerdem gibt es siebenLinien signaturen zur Darstellung von linearen Objek -ten wie zum Beispiel Gräben; hier werden entwederzusätzlich zum Linien verlauf Symbole ausgegeben(zum Beispiel die alternierend an der Linie verlaufen-den Kringel bei Wallhecken) oder die Linie selbst wird

Archäologie und Informationssysteme106

1 Der Signaturkatalog des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD); darunter exemplarisch die Grab hügel-

Signatur in allen Ausprägungen: erhalten, zerstört, transloziert, transloziert und zerstört, fraglich, fraglich und zerstört.

2 Die Linien-Signaturen, die sich dem Kurvenverlauf an -

passen.

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nicht gezeichnet, sondern dient nur zur Definition desVerlaufs einer Wellenlinie, zum Beispiel bei derLiniensignatur für Deiche (Abb. 2) Diese Eigenschaftvon SVG ist auch heute noch einzigartig.

Hintergrund-Grafiken

Hintergrundkarten können in SVG mit dem Image-Element in die Darstellung eingebunden werden. Siewerden durch WebMapServices (WMS) zum Beispielvom jeweiligen Landesamt für Geoinformation bereit -gestellt. Hierbei handelt es sich zunächst einmal umtopografische Karten in den verschiedenen Maß -stäben (1:200.000 – 1:25.000 bis hinunter zur Amt -lichen Karte 1:2.500). Zusammen mit den Signaturender archäologischen Objekte und gegebenenfalls Be -schriftungen ergibt sich eine Darstellung wie beispiel-haft in Abbildung 3 gezeigt.

Daneben können natürlich auch andere Hintergrund -karten wie zum Beispiel historische Flurkarten, Ortho-Luftbilder und LIDAR-Daten (eine plastische Ansichtder Erdoberfläche, die Erhebungen und Vertiefungenhervorhebt) eingebunden werden. Hintergrund-Layer,die keine flächendeckende Darstellung liefern (zumBeispiel Gewann- und Straßen namen sowie Haus -num mern), werden in einem Format eingebunden,das Transparenz ermöglicht (zum Beispiel PNG),sodass darunterliegende Karten-Layer sichtbar blei-

ben. Meh rere Hintergrund-Layer können durch geeig-nete Einstellung des Deckkraft-Attributs übereinander dargestellt werden. So entsteht zum Beispiel durchKom bination einer topografischen Karte mit einemLIDAR-Layer eine dreidimensional anmutende Ansicht(Abb. 4).

Austausch

Aus einer SVG-Datei kann nicht nur mit einem Web-browser eine Bildschirm darstellung erzeugt werden,sondern auch mit geeigneter Software eine Raster -grafik, zum Beispiel JPEG, PNG oder auch PDF.ADABweb verwendet dazu Apache Batik, eine freieSoftware der Apache Software Foundation.

Interaktivität

Natürlich reicht die Darstellung der Fach- und Geo -daten im Webbrowser allein nicht aus. In SVG wirdInteraktivität durch JavaScript realisiert. Alle Grafikele -mente (einfache sowie komplexe und Gruppierungen)können über das Document Object Model (DOM)angesprochen und modifiziert beziehungsweise neuhinzugefügt werden. Das Document Object Model isteine vom W3C entwickelte Spezifi kation zum Zugriffauf Elemente in einem XML-Doku ment.

107

3 Durch Liniensignaturen dargestellte Landwehren in der Nähe von Ganderkesee; Quelle: NLD und Lan des amt für

Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN).

Der Einsatz des Web-Standards SVG in der Archäologie

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Archäologie und Informationssysteme108

So werden eine Reihe interaktiver Werkzeuge mög-lich, mit der die Darstellung angepasst und auchGeometrien erfasst werden können. Da sind zunächsteinmal die üblichen Navigationshilfen, mit denen derKartenausschnitt verschoben und vergrößert bezie-hungsweise verkleinert dargestellt werden kann. Miteinem Klick in die Karte können aber auch – je nachaktiviertem Modus – das Datenblatt eines Fachobjektsoder topografische Informationen abgerufen werden:die Koordinate (Gauß-Krüger, WGS84, UTM), derRaumbezug (Flurstück, Gemarkung, Gemeinde, Kreis,gegebenenfalls Anschrift) sowie die Nummern derTK25- und DGK5-Kartenblätter.

Die DOM-Unterstützung durch SVG ermöglicht auchdie Entwicklung eines Werkzeugs, mit dem Punkt-,Linien- und Flächen-Geometrien durch Hinzufügen,Verschieben und Löschen von einzelnen Punkten oderdurch Übernahme von Geometrien aus geeignetenHintergrundlayern („Pick-Funktion“) erzeugt oderverändert werden. Aus diesem Geometrie-Werkzeugentstehen Werkzeuge zur Bearbeitung von Objekt -geometrien, zur Objektauswahl sowie zum Vermes -sen von Linienzügen und Flächen.

Entwicklung

Das W3C hat bereits 2001 die erste Spezifikation ver-abschiedet. Daher lag die Erwartung nahe, dass dieBrowser-Hersteller diesen Standard dann auch in ihrenProdukten implementieren. Tatsächlich unterstütztejedoch zu diesem Zeitpunkt noch kein Web browserSVG direkt; stattdessen konnten SVG-Grafiken nur

durch ein von Adobe entwickeltes Plug-in im Web -browser dargestellt werden. Für alle gängigenBrowser außer dem Microsoft Internet Explorer (IE)sind in der Folge auch entsprechende Implemen -tierungen erfolgt. So wird SVG vom Mozilla Firefoxseit der im November 2005 erschienenen Version 1.5unterstützt, später mit deutlich verbesserter Standard-Konformität ab der Version 3.0 (Juni 2008).

Microsoft dagegen hat im Internet Explorer bisher daseigene Vektorgrafik-Format VML unterstützt, das imStandardisierungsprozess mit einem Konkurrenz-Format (von Adobe und anderen) zu SVG entwickeltwurde. Erst der IE9 unterstützt das SVG-Format direkt.In allen vorher gehenden IE-Versionen funktioniertaber das Adobe Plug-in; erstaunlich, wenn man be -denkt, dass Adobe dessen Entwicklung nach derVeröffentlichung einer Betaversion 2003 eingestellt hat. So konnte die GIS-Komponente der ADABwebzunächst nur im IE (Version 6 aufwärts) mit demAdobe Plug-in verwendet werden, was jedoch in derPraxis keine starke Einschränkung darstellte, da für dieAnwender in den Landesämtern der IE als Standard -browser vorgesehen war (und noch ist). AktuelleZugriffs statistiken zeigen einen Anteil des InternetExplorers von etwa 60% (vor allem IE7 mit wachsen-dem Anteil des IE8), knapp 30% für den Firefox undcirca 5% für Opera. Erst mit einer allmählich einset-zenden Öffnung des Zugangs zur ADABweb in Nie -der sachsen in den letzten Jahren ergibt sich die Not -wendig keit, andere Browser stärker zu berück -sichtigen. Da diese aber allesamt SVG unterstützen,ergeben sich hier allenfalls kleinere Inkompatibilitätenim Bereich der Interaktivität.

4 Vergleich Ortho-Luftbild zu LIDAR-Hintergrund einer bronzezeitlichen Befestigungs anlage auf der Zol lern alb; Quelle:

Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg und Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-

Württemberg.

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Fazit

Von den Nutzern werden natürlich immer wiederzusätzliche Funktionen nachgefragt. Zu den am häu-figsten genannten Weiterentwicklungen gehört dieMöglichkeit, eigene Vektor- oder Rasterdaten in dieKartierung einbinden zu können, um Objektgeo -metrien in die ADABweb übernehmen zu können.Dies können georeferenzierte Rasterkarten (zumBeispiel Grabungskarten) sein, von denen dann dieGeometrie mit dem Kartier ungs editor nach gezeichnetwerden kann. Oder es handelt sich um Vektordatenwie Shape-Dateien oder GPS-Tracks, deren Geome -trien mittels der oben beschriebenen Pick-Funktion indie ADABweb über nommen werden sollen.

Die Entscheidung zum Einsatz von SVG (wie bei jederTechnologie) wird natürlich immer wieder hinterfragt;insbesondere in der Zeit, in der die Unterstützung desnicht mehr weiterentwickelten Adobe Plug-ins auszu-laufen drohte und der Internet Explorer SVG nochnicht unterstützte. Die Alternativen zeigen entwederregelmäßig Sicherheitsprobleme und müssten auf denClient-Systemen häufig aktualisiert werden, was aberin großen IT-Domänen in der Regel die Nutzer nichtdürfen und daher unterbleibt (Flash). Oder sie sindproprietäre Produkte (MS Silverlight) beziehungsweisees fehlen wichtige Eigenschaften wie zum Beispiel dieFähigkeit zur effektiven Definition eines Signaturen-Katalogs. Dank der inzwischen flächen deckenden Un -ter stützung durch die Webbrowser hat sich dieEntscheidung für SVG als tragfähig erwiesen.

Literatur

SVG-Recommendation des W3C:http://www.w3.org/TR/SVG11/

Der Einsatz des Web-Standards SVG in der Archäologie

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Archäologie und Informationssysteme110

Der primäre Leitgedanke der Bodendenkmalpflegeliegt bekanntermaßen im Erhaltungsgebot archäolo-gischer Fundstellen. In der Realität ist dies eher seltenumsetzbar, denn nur allzu oft fordern höherrangigeInteressen eine Sicherung des archäologischen Erbesin Form von Rettungsgrabungen. Da eine Ausgrabungeine – wenn auch kontrollierte – Zerstörung archäolo-gischer Substanz bedeutet, muss der umfassendenund lückenlosen Dokumentation von Grabungsbe -fun den und Funden sowie der dauerhaften Aufbe -wah rung des Archivgutes als Grundlage späterer wis-senschaftlicher Bearbeitungen die allerhöchste Sorg -falt beigemessen werden. Der technologische Fort -schritt ging natürlich auch an diesem Arbeitsfeld nichtvorüber, sodass seit nunmehr etlichen Jahren digitaleDokumentationsverfahren verstärkt ihre Anwen dungfinden, dass analoge Verfahren zwar in ein Schat -tendasein gedrängt scheinen, beispielsweise verbaleBeschreibungen aber niemals ersetzbar sein werden.Der Fokus digitaler Dokumentation liegt vor allem aufdem Einsatz immer ausgefeilterer und damit hoch-technisierter Verfahren. Als Kehrseite dieser Er run -genschaften potenziert sich hierdurch allerdings auchdas zu archivierende Datenvolumen, ein Problem, dasoftmals in den Hintergrund verdrängt wird. Um derimmer weiter steigenden Datenflut verwalterisch Herrzu werden beziehungsweise zu bleiben, bieten sichbesonders Datenbanksysteme an, deren Einsatz prin-zipiell schon im Bereich der Feldtätigkeit beginnensollte. Dazu, wie solch eine Grabungsdatenbank aus-zusehen hat und welche Funktionen sie erfüllen soll,hat jeder, der schon einmal mit einer oder mehrerengearbeitet hat, eigene Vorstellungen. Plant man eineDatenbank, so ist für das Datenmodell der Einsatz -zweck entscheidend. Eine Grabungsdatenbank für dieBodendenkmalpflege, in welcher von der Fundmel -dung bis zur mehrjährigen archäologischen Untersu -chung eine Vielzahl unterschiedlicher Maßnahmenabgebildet werden soll, wird sich deshalb in einigenPunkten von einer Grabungsdatenbank eines speziel-len Forschungsprojektes unterscheiden müssen. Zumeinen muss angestrebt werden, möglichst homogeneDatenbestände und Dateiablagen zu erzeugen, zumanderen muss die Datenerfassung aber flexibel genugsein, damit die Anwender auf die jeweiligen Bedin -gun gen vor Ort reagieren können und nicht durch das Hilfsmittel Grabungsdatenbank eingeschränktwerden.

Die seit 2010 von derbrill IT-Service in Zusammenar -beit mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-

Holstein (ALSH) und seit 2011 mit dem Archäolo -gischen Museum Hamburg (AMH), zuständig für dieBodendenkmalpflege der Freien und HansestadtHamburg und des niedersächsischen LandkreisesHarburg, entwickelte Grabungsdatenbank archaeo -Dox basiert auf dem Open-Source Datenbankma -nage mentsystem PostgreSQL. Das Entwicklungszielwar neben der Erfassung und Verwaltung archäologi-scher Daten auch deren Langzeitarchivierung. Hierbeisetzt archaeoDox auf XML als Standardspeicher -format. ArchaeoDox umfasst mit archaeoDox-Client,archaeoDox-Connect und archaeoDox-Server dreiKomponenten, welche es gestatten, den Einsatz derSoftware an die personellen und räumlichen Ressour -cen unterschiedlicher Anwender anzupassen.Archaeo Dox-Client ermöglicht den Einzelplatzbetriebauf einem Grabungsnotebook oder Desktop-PC unddient der Datenerfassung. Mittels archaeoDox-Connect lassen sich die Einzelplatzinstallationen vonarchaeoDox sowohl mit einem zentral betriebenenarchaeoDox-Server als auch zu einem Ad-hoc-Netz -werk untereinander verbinden. In beiden Fällen be -steht so die Möglichkeit der kollaborativen Datener -fassung und -bearbeitung durch den gemeinsamenZu griff auf einen zentralen Speicherort. Darüber hin-aus stellt archaeoDox-Server Werkzeuge zur Ad mi -nistrierung der Datenbank und Schnittstellen für denDatenaustausch mit anderen Datenbanksystemenbereit. Hieraus ergeben sich in der Praxis zahlreichemögliche Einsatzszenarien. So ist im ArchäologischenLandesamt Schleswig-Holstein derzeit jeder Gra -bungs leiter im Außeneinsatz mit einem archaeoDox-Client zur Datenerfassung ausgestattet. Bereits wäh-rend der Maßnahme zur Datensicherung beziehungs-weise endgültig nach deren Abschluss werden dieaufgenommenen Grabungsdaten an einen zentralenDateneingang im ALSH übergeben. Dort werden diezur Maßnahme gehörigen Dateien in einem festge-legten und nach Aktivitäten sortierten Ablagesystemauf einem File-Server gespeichert, während die loka-le Grabungsdatenbank des Grabungsnotebooks mitdem archaeoDox-Server synchronisiert wird. Die Da -teien und die Grabungsdatenbank als zugehörigerAktenplan stehen dann den zuständigen Dezernentenund weiteren Bearbeitern zentral zur Verfügung. ImArchäologischen Museum Hamburg werden dieDaten einer Maßnahme häufig nicht allein vom örtli-chen Grabungsleiter, sondern von mehreren Mitarbei -tern erfasst. So erfolgt die Befundaufnahme in derRegel durch einen Wissenschaftler, während die tech-nischen Objekte, wie zum Beispiel Fotolisten, welche

archaeoDox – Standardsoftware auf Ausgrabungen in Schleswig-Holstein, derFreien und Hansestadt Hamburg und im Landkreis Harburg

Jörg Räther, Eicke Siegloff

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nicht mehr separat geführt zu werden brauchen, wiebisher durch die Grabungstechniker erfasst werden.Die Schnellinventarisation der Funde, teilweise durchstudentische Hilfskräfte, erfolgt wiederum häufig erstnach Beendigung der Maßnahme und erfolgterReinigung der Funde an einem der Büroarbeitsplätzeim AMH. Bei der Datenerfassung im AMH erfolgtdabei der Zugriff auf die Datenbank mittels ar chae o -Dox-Client direkt auf dem archaeoDox-Server, wasden Vorteil hat, dass allen Bearbeitern ständig dieaktuelle Version der Daten zur Verfügung steht, ohnedass bei einem Wechsel des Bearbeiters oder desBüroarbeitsplatzes zuerst die Daten von Client undServer synchronisiert werden müssten. Auf der zurZeit durch das AMH durchgeführten Ausgrabung inder Harburger Schloßstraße, welche mit Bürocon tai -nern als temporäre Außenstelle eingerichtet ist, kön-nen alle Bearbeiter jederzeit per WLAN auf die lokaleGrabungsdatenbank zugreifen.

Sowohl in Schleswig-Holstein als auch in Hamburgerhalten alle archäologischen Maßnahmen eines Ka -len derjahres von der einfachen Fundmeldung bis hinzur Ausgrabung zu ihrer eindeutigen Identifikationeine aus dem Jahr der Maßnahme und einer fortlau-fenden Nummerierung bestehenden Aktivitätsnum -mer, die auf übergeordneter Ebene vergeben wird (s.u.). Diese Aktivitätsnummer wird für die zu dokumen-tierende Maßnahme in archaeoDox eingegeben undordnet als Primärschlüssel alle Objekte einer Aktivitäteindeutig zu. Zusätzlich werden in den ar chaeoDox-Kopfdaten weitere Informationen wie Art derMaßnahme, Gemarkung und Flurstück etc. aufge-nommen. Alle in einer Aktivität erfassten Ob jektewer den innerhalb ihrer jeweiligen Objekt gruppe auto-matisch fortlaufend nummeriert, da nur so die Ein -deutigkeit der Objekte gewährleistet werden kann.Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich bei der jeweili-gen Aktivität um eine Notgrabung, Bau stellen beob -achtung etc. und bei den Objekten um Grabungs -schnitte, Befunde, Funde, Profile oder anderes han-delt. Zugleich besteht aber für jedes Objekt die Mög -lichkeit, eine parallel geführte Alias-Bezeichnung,welche das Objekt im Zusammenhang mit der kon-kreten Maßnahme unter Umständen besser erklärt,wie zum Beispiel „Baggerplanum“ zusätzlich zur vomSystem zugewiesenen festen Bezeichnung „Planum1“ zu vergeben.

Für die Erfassung der Grabungsdaten stehen derzeitzwei Module innerhalb von archaeoDox zur Ver fü -gung, von denen das eine auf die Besonderheiten vonFlächengrabungen, das andere auf diejenigen vonStadtkerngrabungen ausgerichtet ist. Die Not wen -digkeit hierzu ergibt sich aus den im Regelfall ganzandersartigen Charakteristika von Flächen- und Stadt -kerngrabungen. Flächengrabungen zeichnen sich

häu fig durch innerhalb großer Flächen isoliert auftre-tende Befunde aus, während in Stadtkerngra bungendie Flächen der Bodenaufschlüsse oftmals so kleinsind, dass die Grenzen der Befunde vielfach seitlich inden Profilwänden verschwinden und ihre Interpre ta -tion damit zum Teil erheblich erschwert ist. DenModulen Stadtkern- und Flächengrabung liegt alshauptsächlicher Unterschied ein diesen Gegeben hei -ten angepasster Befundbegriff zugrunde. Wäh rendim Modul Flächengrabung zum Beispiel eine Be stat -tung mit Grube, Sargkante, Leichenschatten usw. alsein Befund aufgefasst wird, wird im ModulStadtkerngrabung jede differenzierbare Schicht alsBefund geführt. Außerdem besteht im Modul Flä -chengrabung im Unterschied zum Modul Stadt -kerngrabung die Möglichkeit, lediglich die Sequenzenmit Befunden ansonsten befundleerer Profile in Formvon einzelnen Anschnitten zu dokumentieren, wie esvielfach bei Profilzeichnungen üblich ist. Für die wei-tere Befundaufnahme gibt es in beiden Modulen dieMöglichkeit, Befunde zu Befundkomplexen zu ord-nen. Weiterhin können mit einem Zuordnungswerk -zeug, welches über eine interne Logikprüfung ver-fügt, die stratigrafischen Beziehungen der Befundeangegeben werden. Um den Programmieraufwand indiesem Bereich zu minimieren, erfolgt hieraus keinedirekte Darstellung einer Harris-Matrix in archaeo Dox.Stattdessen wurde entschieden, die stratigrafischenDaten als CSV-Datei zu exportieren und die Harris-Matrix mittels der Software Stratify, welche von IrmelaHerzog, LVR-Landesmuseum Bonn, speziell für dieErstellung von Harris-Matrizes entwickelt wurde undkostenlos zur Verfügung steht, darzustellen.

Jedes Objekt einer archäologischen Maßnahme kann,nachdem es innerhalb des archaeoDox-Vorgangs ein-malig erstellt wurde, in vielfältiger Weise dokumen-tiert werden. In inhaltlicher Hinsicht lassen sich imLaufe des Grabungsfortschritts die weiteren Bezie -hun gen eines Objektes dessen Kontext hinzufügen,zum Beispiel dem Befund xy, welcher zunächst inPlanum 1 festgestellt wurde, im späteren Verlauf derGrabung auch das Planum 2 oder das Profil A-B. Intechnischer Hinsicht können zu jedem archäologi-schen Objekt der Grabung, egal ob Fund, Befund,Probe oder anderes, wiederum eine Reihe an techni-schen Objekten in Form von Dokumentations schrit -ten, nämlich Fotos, Zeichnungen, Messwerte, Be schreibungen, Dokumente und GIS-Dateien hinzu-gefügt werden. Hierbei werden die einzelnenDokumen ta tionsschritte vergleichbar der Systematikdes soge nannten Stellenkartensystems fortlaufenddurchgezählt. Auf diese Weise entsteht sukzessiv einekomplette Registratur aller archäologischen und tech-nischen Objekte der jeweiligen zu dokumentierendenarchäologischen Aktivität.

archaeoDox – Standardsoftware auf Ausgrabungen in Schleswig-Holstein,

der Freien Hansestadt Hamburg und im Landkreis Harburg

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Den durch Dokumentationsschritte erfassten techni-schen Objekten innerhalb der Datenbank entsprechenreale Objekte, welche zum Teil in analoger Form, alsHandzeichnung oder Dia-Positiv etc., mit zunehmen-der Digitalisierung der archäologischen Dokumenta -tions methoden aber vornehmlich als Dateien, CAD-Pläne, digitale Fotos usw. vorliegen. ArchaeoDox istalso als eine Art hybrides Dokumentationsmanage -mentsystem zu verstehen, das sowohl analoges wieauch digitales Archivgut verwaltet. Genau wie bislangfür die analoge Dokumentation benötigt man auchfür die digitale Dokumentation einen Aktenplan, dasheißt eine verbindliche Beschreibung der Ordner struk -tur und der Dateibenennung, welche in einheitlicherWei se für die Dateiablage genutzt werden soll. Damitdiese Dateiablage nicht händisch durch den jeweili-gen Bearbeiter eingerichtet und gepflegt werdenmuss, legt archaeoDox bei der Erstellung eines Doku -mentationsschritts innerhalb des Hauptordners derAk ti vität automatisch einen Ordner für jeden Doku -mentationsschritt an, welcher mit der Aktivitäts num -mer, einem Kürzel für die Art des Dokumenta tions -schritts sowie der fortlaufenden Nummerierung derDokumentationsschritte der Aktivität einheitlichbeschriftet wird und zur Aufnahme der zum jeweili-gen Dokumentationsschritt gehörigen Dateien dient.Dieser Ordner lässt sich zum einen während dessen

Erstellung aus dem jeweiligen Dokumentationsschrittin archaeoDox heraus direkt öffnen und befüllen. Zumanderen werden die Dokumentationsschrittordnerund die in diesen enthaltenen Dateien in der Baum -ansicht der Aktivität auf der linken Seite der Ein -gabemaske des archaeoDox-Clients (Abb. 1), in wel-cher alle Objekte in Form eines auf- und zuklappbarenBaumdiagramms dargestellt werden, angezeigt. Beider Auswahl einer Datei aus einem Do ku -mentationsschrittordner in der Baumansicht kannarchaeoDox den Befehl zum Öffnen der Datei an einexternes Programm weitergeben, im Falle eines CAD-Plans zum Beispiel an das entsprechende CAD-Programm, oder im Falle von Fotos sogar eine Vor -schau der Bilder anzeigen. Mit diesen Fähigkeiten istarchaeoDox nicht nur eine bloße Registratur allerObjekte einer archäologischen Ausgrabung, sondernzugleich Dateimanager und -browser für die zugehö-rigen Dateien. Das Verlassen von archaeoDox und einUmweg über einen Dateibrowser sind sowohl für dieErzeugung und Pflege der Dateiablage als auch fürdas spätere Auffinden und Öffnen der Dateien nichtmehr notwendig. Die erzeugte Dateiablage ist nichtnur einheitlich, sondern auch flach. Dies hat gegen-über stark verschachtelten Ordnerstrukturen den Vor -teil der besseren Übersichtlichkeit und hilft zugleich,überlange Dateinamen zu vermeiden. Des Weiteren

Archäologie und Informationssysteme112

1 Bildschirmansicht der Grabungssoftware archaeoDox mit dem Übersichtsblatt eines Befundes und dem Übersichts- und

Navigationsbaum der Grabung links im Bild.

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verfügt archaeoDox über die Fähigkeit, Dateien inner-halb von Dokumentationsschrittordnern nach einemeinheitlichen Schema automatisiert umzubenennen,was im Falle von digitalen Fotos und anderen Doku -menten wie beispielsweise PDF-Dokumenten bereitsangewendet wird.

Parallel zur Entwicklung von archaeoDox begannenseit Herbst 2009 das Archäologische LandesmuseumSchloss Gottorf (ALM) und das ArchäologischeLandesamt Schleswig-Holstein zusammen mit derdigiCULT Verbund e. G. die Konzipierung eines ge -mein samen webbasierten Datenbanksystems „Ar -chäo logische Datenbank Schleswig-Holstein“, dashauptsächlich der Verwaltung von Funden undarchäologischen Aktivitäten dient, in weiteren Aus -baustufen unter anderem auch ein Leihmodul und einRestaurierungsmodul vorsieht. Das ArchäologischeMuseum Hamburg ging bereits noch vor der techni-schen Umsetzung durch die digiCULT Verbund e. G.eine Kooperation mit den beiden schleswig-holsteini-schen Institutionen ein, da das inhaltliche Konzept,technisch auf dem CIDOC-CRM Datenmodell basie-rend und nur von wenigen Maskenanpassungenabgesehen, für die Hamburger Bedürfnisse zuge -schnit ten schien. Die digiCULT Verbund e. G. hatinzwischen die Umsetzungen so weit für die erstenModule abgeschlossen, dass sowohl in Schleswig-Holstein als auch im AMH bereits produktiv mit dennur geringfügig voneinander abweichenden Sys te -men gearbeitet wird. Im sogenannten Aktivitäten -modul werden alle Arten von Untersuchungen,Fundmeldungen und Zustandssichtungen von archäo-logischen Denkmälern als archäologische Aktivitätenverwaltet. Wie bereits erwähnt, dient die Aktivi -tätsnummer als Primärschlüssel für alle Objekte inarchaeoDox. Es werden sowohl laufende als auchbereits weit zurückliegende Maßnahmen hierübererfasst und mindestens mit einer möglichst genaubestimmten Lokalität, in der Regel jedoch mit einerFundstelle verknüpft. An der jeweiligen Aktivität hän-gen die Fundobjekte, die wiederum auf Standortebeziehungsweise Personen verortet werden. In Schles -wig-Holstein geschieht dies mittels barcodegestützterVerbuchungen. Es wird also eine hierarchische Kettebeginnend mit der Fundstelle, den mit dieser ver-knüpften Aktivitäten und den wiederum an diesenangehängten Funden gebildet. Da das System vonzwei Seiten aus erdacht und in enger Abstimmungkonzipiert wurde, nämlich sowohl von musealer alsauch bodendenkmalpflegerischer Seite, lässt sichdiese hierarchische Kette auch in beiden Richtungendurchleuchten. Aus der fundstellenbasierten Sicht er -gibt sich über die Übersicht der angehängtenAktivitäten eine komplette Untersuchungshistorieinklusive der jeweils angehängten Funde bis hin zuderen momentanen Standorten. Zur Zeit werden in

Schleswig-Holstein Webservices aufgesetzt, die esermöglichen sollen, über eine Informationsanfrage imWeb-GIS nicht nur alle Informationen zu einerFundstelle, sondern auch eine Auflistung der mit die-ser verknüpften Aktivitäten inkl. Grunddaten anzuzei-gen. Aus der fundobjektbasierten Sicht, zum Beispielim Zentralmagazin des ALM, lässt sich damit imUmkehrschluss für jeden Fund dessen Herkunft undEntdeckungshistorie bis hin zu detaillierten Fund stel -len informationen zurückverfolgen. Das zentrale Mo -dul und somit die Schnittstelle zwischen Bodendenk -malpflege und Museum ist hierbei das Fundobjekt -modul. Hierüber werden die Fundobjekte zentral er -fasst, wobei die wichtigsten vier Datenfelder Objekt -bezeichnung, Material, Datierung und Quantität aufeiner Grunddatenmaske eingegeben werden. AusGründen der einfachen Übersicht und Verschlankungder Datenaufnahme sind vielfältigste erweiterteDaten wie Maße, Herstellungstechnik etc. auf zusätz-liche Masken innerhalb dieses Moduls verteilt. Sowohlbei der Entwicklung dieser institutsübergreifendenArchäologischen Datenbank als auch bei der Ent -wicklung von archaeoDox wurde verstärkt daraufgeachtet, dass beide Systeme im späteren produkti-ven Betrieb interoperabel zusammenarbeiten. Unterder Verwendung von Webservices und internationalstandardisierter Schnittstellen- und Austauschformatewerden nunmehr die Grunddaten von Funden ausAusgrabungen mit archaeoDox erfasst und in diejeweiligen übergreifenden archäologischen Daten -bank systeme von Schleswig-Holstein beziehungswei-se Hamburg mittels Webservice eingespeist. ImAnschluss daran können die Fundobjekte direkt aufLagerbehältnisse und dann auf Standorte verbuchtwerden. Grundvoraussetzung ist hierbei, dass in bei-den Systemen die gleichen Grunddaten erfasst undein gemeinsames gesteuertes Vokabular verwendetwird. Um eine weitestgehende Einheitlichkeit in derAnsprache aller erfassten Objekte zu gewährleisten,greift archaeoDox, soweit möglich, auf Thesaurizurück. Dies hat gegenüber der Eingabe in Frei -textfelder nicht bloß einen Geschwindigkeitsgewinnbei der Eingabe als Vorteil, sondern ist entscheidendfür die spätere Durchsuch- und Auswertbarkeit desDatenbestandes und damit für die Qualität der erho-benen Daten. Als eine der nächsten kleinerenEntwicklungsschritte von archaeoDox ist deshalb dieImplementierung einer Schnittstelle zur ebenfalls vondigiCULT Verbund e. G. entwickelten Thesauri-Ver -waltung xTree vorgesehen, welche die Erstellung undAdministrierung multihierarchischer und multilingua-ler Thesauri erlaubt. ArchaeoDox nutzt zwar bereitseinen in xTree verwalteten Material-Thesaurus, dieImplementierung einer Schnittstelle wird aber künftigdie Möglichkeit bieten, alle Thesauri in archaeoDoxzentral über xTree zu administrieren.

113archaeoDox – Standardsoftware auf Ausgrabungen in Schleswig-Holstein,

der Freien Hansestadt Hamburg und im Landkreis Harburg

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Archäologie und Informationssysteme114

Alle in archaeoDox erfassten Grabungsdaten lassensich in Form von vorkonfigurierten Listen als Berichteausgeben. Dies bedeutet zum einen, dass nachErfassung aller Grabungsdaten lediglich der eigentli-che Grabungsbericht noch separat verfasst werdenmuss. Zum anderen müssen keinerlei Listen fürBefunde, Funde, Fotos, Zeichnungen oder ähnlichesmehr separat geführt werden, da diese bereitsanhand der erfassten Daten und Verknüpfungensowie der entsprechenden Dokumentationsschritteaus der Datenbank heraus generiert werden und soder umfassende Anhang eines Grabungsberichtes be -reits fertig geliefert wird. Auch das Grabungstage -buch des jeweiligen archaeoDox-Vorgangs wird überdie Erstellung der Dokumentationsschritte, welche imTagebuch unter dem jeweiligen Arbeitstag aufgeführtwerden, zu einem großen Teil aus bereits an andererStelle erfassten Daten generiert. Lediglich die Arbeits -zeitenerfassung und gegebenenfalls der Eintragbesonderer Vorkommnisse oder des Wetters mussnoch durch den Bearbeiter vorgenommen werden.

Da ein Aufkommen von mehreren Gigabyte an Datenfür eine mehrwöchige, digital dokumentierte Gra -bung kleineren Umfangs inzwischen eher die Regelals die Ausnahme sein dürfte, ist es für die Boden -denkmalpflege unumgänglich, sich mit dem Problemder Datenhaltung, sowohl was die tägliche Arbeit alsauch was die Langzeitarchivierung betrifft, auseinan-derzusetzen. Der Schwerpunkt der Entwicklung vonarchaeoDox lag deshalb bislang ganz bewusst auf denBereichen Datenerfassung und Archivierung sowieDaten ablage und Dateimanagement. Eine weiterekünftige Fähigkeit von archaeoDox soll die Möglich -keit zum Aufruf von externen GIS-Objekten sein. Fürdas ALSH und das AMH bedeutet dies die Verknüp -fung mit der Fundstellenkartierung ArchäologischerAtlas für Schleswig-Holstein und Denkmal-GIS für dieFreie und Hansestadt Hamburg. Zugleich ist geplant,vonseiten der Fundstellenkartierung den entsprechen-den archaeoDox-Vorgang aufzurufen und anzuzei-gen. Damit würden nicht nur, wie bereits oben erläu-tert, die mit der Fundstelle verknüpften Aktivi tätenmit ihren jeweiligen Grunddaten angezeigt werden,sondern man bekäme mit einem Link auf eine geplan-te archaeoDox-Webanwendung eine browsergestütz-

te Übersicht sämtlicher Detailinformationen zu einermit archaeoDox dokumentierten Maßnahme ange-zeigt. Diese Webanwendung soll eine Baumna -vigation durch die jeweiligen kompletten Dokumen -tationen und zugleich eine direkte Zugriffsmöglichkeitauf die zugehörigen Dateien bieten. Mit der grund-sätzlichen Möglichkeit, in archaeoDox auch Altgra -bungen und andere archäologische Maßnahmennachträglich zu erfassen, sei es im Rahmen einerAufarbeitung oder nur durch Erzeugung einerDateiablage für digitalisierte Akten, ist der Weg hin zueiner digitalen Ortsakte vorgezeichnet. Neben denModulen Flächen- und Stadtkerngrabung soll einModul Denkmalschutz für die vereinfachte Erfassungvon Zustandsbesichtigungen hinzukommen. DieMöglichkeiten, ein Modul Bauleitplanung zur Abwick -lung und Verwaltung genehmigungsrechtlicherStellungnahmen zu entwickeln, werden derzeit disku-tiert. In diesem Zusammenhang stünde auch ein Aus -bau der Tagebuchfunktion auf die betriebswirtschaft-liche Abwicklung einer Grabung.

Die umfassendste Erweiterung wird aber im Zuge derEntwicklung eines Auswertungsmoduls stattfinden.Hier sollen nicht nur umfassende Such- und Abfra -gemöglichkeiten implementiert, sondern auchMöglichkeiten geschaffen werden, aggregierte Datenzur weiteren Modulierung in GIS-Systemen zu expor-tieren. In diesem Zusammenhang soll auch dieMöglichkeit, welche PostgreSQL mit der ErweiterungPostGIS zur Verwaltung von Geometrien bietet, inarchaeoDox genutzt werden.

Insgesamt betrachtet baut sich mit der parallelenEntwicklung der verschiedenen Datenbanksystemefür Fundstellen (Geodatenbanken), für Aktivitätenund Funde inklusive Restaurierung und Leihvorgänge(Archäologische Datenbanken) sowie für die Doku -mentation von Aktivitäten (archaeoDox) durch dieInteroperabilität der Systeme untereinander einumfassender Datenbankverbund für die jeweiligenBundesländer auf. Dies wird zukünftig die Möglich -keit bieten, aus diesen drei jeweils autark arbeitendenSystemen mit eigenen homogenen Datenbeständenzentral gebündelt sämtliche Informationen abzu -fragen.

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Die Arbeitsgruppe „Archaeological Archives” des Europae Archaeologiae Consilium

und das Culture 2007–2013 Project „ARCHES“

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Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Euro -päischen Kommission finanziert. Die Verantwortungfür den Inhalt dieser Veröffentlichung (Mitteilung)trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nichtfür die weitere Verwendung der darin enthaltenenAngaben.

Das Thema des Symposiums des EAC (EuropaeArcheologiae Consilium) in Metz im Jahr 2007 war„archäologische Archive“. Während des Symposiumswurde schnell klar, dass Probleme und Sorgen archäo-logischer Archive sowie auch manche Lösungsansätzenicht national begrenzt sondern pan-europäisch zubehandeln sind. Deshalb entschied sich der EAC-Vorstand während des Symposiums zusätzlich zu denArbeits gruppen „Underwater Heritage“, „Rural LandUse“, „Large Scale Excavations“ und „RemoteSensing“ eine weitere Arbeitsgruppe innerhalb desEAC zu bilden, die sich allein mit der Problematik derarchäologischen Archive auseinandersetzen soll.1

Zu den ersten Aufgaben der Arbeitsgruppe gehörte,sich auf eine Definition und die grundlegendenPrinzipien archäologischer Archivierung zu einigen,was wie folgt formuliert wurde:

Archäologische Archive setzen sich zusammen aussämtlichen beweglichen Objekten/Kultur gut,Daten und Dokumentationen jeglicher archäologi-scher Beobachtung oder Aktivität.

Grundsätzlich sollte(n)

- ein archäologisches Archiv in einer anerkannten Ein richtung dauerhaft erhalten werden,

- jede archäologische Aktivität zum Ziel haben, ein komplettes, strukturiertes, stabiles und zugängli-ches Archiv zu erzeugen,

- die Standards für die Erstellung, Verwaltung und Aufbewahrung des archäologischen Archivs, das ein Projekt oder eine Aktivität „verursacht“, gleicham Anfang dieser archäologischen Aktivität verein-bart werden.

Aufbauend auf diesen Kernprinzipien hat sich dieArbeitsgruppe zur Aufgabe gemacht, Leitlinien für dieVorbereitung, Erstellung und Ablage von archäologi-schem Archivgut zu formulieren. Dieses Vorhaben mitdem Akronym ARCHES – Archaeolgical Resources inCultural Heritage, a European Standard – wird mitUnterstützung des Culture 2007–2013 Programmsder Europäischen Union durchgeführt.

1 Projekthintergrund

Die zunehmende Zahl archäologischer Aktivitäten so -wie sich verfeinernde Methoden haben dazu geführt,dass die Menge der Ergebnisse – analoge und digita-le Dokumentation, Funde, Proben etc. – einen expo-nentiellen Zuwachs erfahren hat. Während es allge-meine Übereinstimmung darüber gibt, dass dieseheterogenen Ergebnisse archäologischer Interventio -nen dauerhaft aufbewahrt werden sollen, ist es oftschwierig, passende Ressourcen freizusetzen, dieadäquat mit der explodierenden Menge an Objektenund Informationen umgehen können. Während desEAC-Symposiums in Metz 2007 wurde diskutiert, wieverschiedene europäische Länder mit dieserProblematik umgehen. Es wurden folgende wich tigeThemen erörtert:

- die Definition eines archäologischen Archivs im Unterschied zu anderen Archiven,

- das Konzept der „ewigen” Aufbewahrung archäo-logischen Kulturguts,

Die Arbeitsgruppe „Archaeological Archives” des Europae ArchaeologiaeConsilium und das Culture 2007–2013 Project „ARCHES“. Eine kurze Vorstellung.

David Bibby

PROJEKTE

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Archäologie und Informationssysteme116

- juristische Aspekte

- Verantwortlichkeiten und Aufgabenbereiche – Kon- servierung, Pflege, Archivierungspraxis

- Prozeduren für Auswahl und Aufbewahrung von Funden und Dokumentation

- Lagerungs- und Konservierungsstandards

- die Zugänglichkeit von Archiven.

Während des Symposiums wurde deutlich, dass fastalle Mitgliedsländer des EAC sich mit ähnlichen Pro -blemen konfrontiert sehen. Es gab die einhelligeÜber einstimmung, dass die Entwicklung optimalerVerfahren sowie umfassende europäische Archivie -rungs leitlinien wünschenswert seien. Mit dieserZielvorgabe wurde die EAC-Arbeitsgruppe „Archäolo -gi sche Archivie rung“ ins Leben gerufen. Nach ver-schiedenen Arbe its gruppenorientierungstreffen inden Jahren 2008–2010 und einem erfolgreichen Pro -jektantrag bei der Education, Audiovisual and CultureAgency (EACEA) der Europäischen Union, unter Stand1.2.1 der Koope rationsprojekte, ist diese Arbeit unterdem Titel „ARCHES“ seit Juni 2012 in konzentrierterForm angelaufen.

Die Leitlinien sollen alle Aspekte archäologischerArchive und archäologischer Archi vierung umfassen –Funde, Proben, schriftliche und bildliche Doku -mentation, Fotos und digitale Daten – und solleneinen Workflow von der Entde ckung/ Erzeugungwährend der archäologischen Aktivität bis zur endgül-tigen Ablage im Archiv vorschlagen.

2 Projektziele

Die Ziele des ARCHES-Projektes sind:

- gemeinsame Kerninformationen der Projektpartnerzum Thema archäologische Archivierung sowie Verantwortlichkeiten und Aufgaben zu identifizie-ren,

- umfassende Leitlinien über die Erstel lung, Vorbereitung und Ablage von archäologischem Archivgut, die auch landesspezifische Besonderheiten berücksichtigen,

- eine umfassende Bibliografie aller relevanten Standards, Werke und Richtlinien aus den Partner -ländern zu erstellen,

- die Ergebnisse in Hardcopy sowie webbasiert zu publizieren und zu verbreiten,

- unter Mitwirkung des Archaeological Data Service2

eine Webpräsenz zu etablieren, die zukunftsgerich-tet als Plattform und Forum für das Thema archäo-logische Archivierung dienen soll.

3 Vorgehensweise

Das Projekt ist in sieben Arbeitsbereiche (WorkPackages, WP) aufgeteilt:

- Projektmanagement und Koordination,

- Kernstandarderarbeitung und Umfragen,

- Organisation von Workshops,

- Bibliografie,

- Erarbeitung von anwendungsorientierten Standards,

- Veröffentlichung der Ergebnisse,

- Nachhaltigkeit.

Ein Kernstandardentwurf und Umfragen (WP 2) wer-den durch eintägige nationale oder regionale Work -shops oder Meetings (WP3) ergänzt, die dazu dienen,Informationen über bestehende Verfahrensweisenund Standards zu sammeln. Themenschwerpunktesind dabei die Projektplanung, die Datenerfassungund der Umgang mit Ausgrabungs- bzw. Projekt -doku men tationen, mit digitalen Daten und Funden.Weitere Aspekte sind die Analyse und Archivierungder Ergebnisse, die Verpackung von Fun den unter-schiedlicher Art, die Problematik der ungewissenLebensdauer digitaler Daten, die Inventarisierung undArchivor d nun g sowie die Übernahme des zu archivie-renden Gutes und die langfristige Pflege und dasManagement von archäologischen Archiven. DieUmfragen und Workshops sollen bereits existierendeerfolgreiche Strategien identifizieren, die in dieARCHES-Leitlinien übernommen werden können.Ebenso werden damit Bereiche sichtbar, wo Strate -gien fehlen oder so unterschiedlich sind, dass eineneue Orientierung nötig ist. Aus einer Kombinationvon Informationen aus den Umfragen und Work -shops, aus a priori-Wissen3 und aus der Konsultationmit dem EAC-Vorstand werden im nächsten Arbeits -schritt ein Satz allgemeingültiger Kernprä missen(Core Stan dards) zusammengestellt sowie Empfeh -lungen und Leitlinien (auch unter Berück sichtigungregionaler und nationaler Besonderheiten) für die tat-sächliche Umsetzung (WP 2, WP 5) abgegeben. Diesewerden in Hardcopy in englischer Sprache publiziert.Übertragungen in die jeweiligen Nationalsprachen der

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Die Arbeitsgruppe „Archaeological Archives” des Europae Archaeologiae Consilium

und das Culture 2007–2013 Project „ARCHES“

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Projektteilnehmer werden auf der ARCHES Home -page zu finden sein. Die Homepage (WP 6, WP7)dient auch als zukunftsgerichtete Plattform für Er -neue rungen und Ergänzungen der ARCHES-Leit linien.Sie stellt Raum für Foren und Diskussions beiträge zumThema „Archäologische Archivierung“ zur Verfü -gung. Die Einrichtung einer leicht zugänglichenHomepage soll die künftige Nachhaltigkeit desProjekts garantieren. Im Rahmen einer Kampagne zurSteigerung des Bewusstseins für das Thema archäolo-gische Archi vierung und archäologische Archive, zuder auch dieser Beitrag gehört, folgen außer derWebseite weitere Publikationen, Aktionen undNewsletter, Vorträge und Posterpräsentationen desARCHES-Projekts auf Fachtagungen.

Die Publikation der Kernstandards und Anwendungs -leitlinien stellt einen wichtigen Meilenstein dar, da esdie erste gezielte internationale Publikation sein wird,die sich allein mit archäologischer Archivierung undarchäologischen Archiven befasst. Aber damit nichtgenug. Die heutige Welt – auch die Welt der Archäo -logie und archäologischer Methoden – ändert undentwickelt sich ständig. Es wäre deshalb wünschens-wert, dass die Publikation nicht als End-, sondern alsStartpunkt verstanden wird: Dies ist der Beginn einesmodernen Bewusstseins nachhaltiger archäologischerArchive.

Anmerkungen

1 Mitglieder sind: Ann Degraeve (Vorsitzende), Minis -tère de la Région de Bruxelles-Capitale, B; David Bibby(stellvertretender Vorsitzender, lead party managerARCHES), Landesamt für Denkmalpflege Baden-Würt -tem berg im Regierungspräsidium Stuttgart, D;Duncan Brown, English Heritage, GB; Annika Carls -son, Riksantikvarieämbetet, S; Martin Kuna, Archeo -logický ústav AV CR, Praha, i.v.v., CZ; Guus Lange,Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, NL; SólborgUna Pálsdóttir, Archaeological Heritage Agency, IS;Carla Schulte, Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed,NL; Bettina Stoll-Tucker, Landesamt für Denkmal -pflege und Ar chäo logie Sachsen-Anhalt, D; ClaireDriver, English Heritage, GB (Sekretariat). Berater:Catherine Hard mann, ADS, GB; Kathy Perrin, GB;Sascha Schmidt, VS-Consulting, D; Adviser, AdrianOlivier, GB. Obwohl die Schweiz keinen Vertreter inder Arbeitsgruppe hat und aufgrund der Nichtmit -gliedschaft in der EU an ARCHES nicht teilnehmenkann, wird zur Zeit ein Parallelprojekt in Anlehnungan die ARCHES-Struktur durchgeführt. Hierzu siehe:http://www.archaeoconcept.com/de/projects-2/pro-jects_actuel/#1.

2 Archaeological Data Service, ADS; http://archaeolo -gydataservice.ac.uk/.

3 Quasi als „Gerüst“ für die Struktur des Projektsdient: Brown, D.H., „Archaeological Archives: A guideto best practice in creation, compilation, transfer andcuration”, London, 2007.

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Archäologie und Informationssysteme118

Ausgangslage: Moderne Altertumswissenschaften

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts habendie Archäologien und die Altertumswissenschafteneinen komplexen Prozess der Ausdifferenzierungerfahren, der sich in der Verankerung der Forschungin spezifischen Institutionen wie den Universitäten,dem Deutschen Archäologischen Institut, denAkademien, den Museen oder den Landesdenk mal -ämtern artikuliert hat. Befördert durch Großgrabun -gen, die unter anderem in Kleinasien, Griechenlandund dem Vor deren Orient im letzten Viertel des 19.Jahrhunderts einsetzten, sind in rascher Folge neueArbeitsfelder entstanden, die wiederum als universitä-re Disziplinen Gestalt angenommen haben. Die alter-tumswissen schaft liche Forschung umfasst heute einbreites Spek trum. Zu ihnen gehören im Kern verschie-dene Archä ologien, Philologien und Geschichts -wissen schaf ten, die jeweils räumlich und/oder zeitlichunterschiedliche Kulturen zum Gegenstand haben. Jenach Quellen gat tung werden sie durch stärker spezia-lisierte Diszi plinen ergänzt, zum Beispiel durch dieBauforschung, die Dendrochronologie, die Epigrafikoder die Numismatik. Schließlich spielen auch Fächerund Me thoden eine Rolle, die eigentlich in anderenFach do mänen beheimatet sind, aber dennoch wichti-ge Infor mationen zu historischen Phänomenen beitra-gen kön nen; hierzu zählen etwa die Anthropologie,Ar chäo biologie und Archäozoologie, die Geologieund Geografie, naturwissenschaftliche und medizini-sche Untersuchungen.

Ergebnisse der Forschung wurden zunächst in analo-ger Form mit spezifischen Ausprägungen der Wis -sens aufbereitung langfristig gesichert, zum Beispiel in

Bibliotheken, Grabungsarchiven, Gelehrtennach läs -sen, Corpora, Fototheken, gedruckten Publikatio nen,Gipsabgüssen und Abklatschen oder Sammlun gen inMuseen. Heute kommt diese Rolle in einem rasantwachsenden Maße digitalen Daten zu. Je nachProjekten und Fragestellungen werden entweder„(Pri mär-)Daten“ generiert – zum Beispiel bei Feldfor -schungen, Untersuchungen mit Originalobjekten oderTexteditionen – oder durch Auswertungen, Analysenund Berechnungen neue „(Sekundär-)Daten“ mitErkenntnissen und Interpretationen gewonnen, diedann in der Regel publiziert werden.1 Beide Prozessewerden zunehmend durch elektronische Systeme, dieunmittelbar digitale Daten erzeugen, verarbeiten,visualisieren und bereitstellen, geprägt. In immermehr Fällen bilden ausschließlich digital vorliegendeInformationen („born digital“) neben schriftlichenDo ku men tationen und materiellen Hinterlassenschaf -ten sogar die einzige Grundlage für moderne For -schungs fragen. Die konkreten Einsatzgebiete vonRechnern in den Altertumswissenschaften sind dabeivielfältig: Da ten banken dienen zur Strukturierung undVerwaltung von Informationen über Fundstellen undObjekten, geografische Informationssysteme helfenbei der Analyse und Darstellung von raumbezogenenAn gaben, elektronische Texte werden automatisiertnach sprachlich-syntaktischen Charakteristika durch-sucht, Statistikprogramme werten quantitative Beob -ach tun gen aus, 2-D- und 3-D-Rekonstruktionen hel-fen wissenschaftliche Ergebnisse zu visualisieren undzu überprüfen, digitale Fotos, Zeichnungen undMessun gen dokumentieren vergängliche Kontexte. Jenach Sichtweise verdrängen oder ergänzen dieseVerfahren immer stärker die bislang etablierten Prak -tiken und deren in der Vergangenheit zumeist analo-gen Resul tate.

IANUS. Die Konzeption eines nationalen Forschungsdatenzentrums für dieArchäologie und die Altertumswissenschaften

Ortwin Dally, Friederike Fless, Reinhard Förtsch, Maurice Heinrich, Felix F. Schäfer

1 Idealisierte Gegenüberstellung analoger und digitaler Arbeitsschritte in der Archäologie.

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In solchen Systemen kommt ein generelles Interesseder modernen Forschung zum Ausdruck, das dieUntersuchung einzelner Materialgruppen nicht aus-schließt, aber den Kontext kultureller Phänomene alsvordringliche Grundlage wissenschaftlicher Er kenntnisbegreift. Die Wertschöpfung liegt vor allem in derZusammenschau sinnvoller und logischer Ein heiten,die durch automatisierte Verfahren extrahiert und mit-einander in Bezug gesetzt beziehungsweise verknüpftwerden. Diese Kontexte sind wiederum zunehmendeingebunden in die Betrachtung größerer Zusammen -hänge: anspruchsvolle Konzepte (zum Beispiel Raum,Erinnerung und Gedächtnis, Land schaft, Macht,Innovationen), anthropologische Frage stellungen zurGeschichte der Menschheit insgesamt oder auf Regi -onen beziehungsweise Kulturen bezogene For -schungsschwerpunkte (zum Beispiel Südost asien;Afrika; Pazifik; Germanen; Kelten). Dadurch ergebensich Schnittmengen unter anderem zur Eth no logie,den Sozial- und den Geschichts-, aber auch den Na -tur wissenschaften.

Die den Forschungen zugrunde liegenden digitalenForschungsdaten unterliegen dabei einem sogenann-ten Lebenszyklus, da sich ihre Natur ständig ändert:Rohdaten werden generiert und ergänzt; vorläufige,dynamische Daten werden verändert, prozessiert undanalysiert; statische, finalisierte Daten werden abge-legt und veröffentlicht und bilden (alleine oder ange-reichert mit weiteren Daten) selbst wieder die Basisfür neue Erkenntnisprozesse. Jede Phase stellt dabeispezifische Anforderungen an individuelle oder kol-lektive Akteure, divergierende Arbeitsabläufe, unter-schiedliche Hard- und Software-Ressourcen undrecht liche wie finanzielle Rahmenbedingungen. DerÜbergang von einer Phase in eine andere ist dabei flie-ßend und verläuft keineswegs immer zyklisch, wie derabgebildete idealisierte und stark vereinfachteKreislauf suggeriert.2

Diese tief greifenden Veränderungen prägen nicht nurin zunehmendem Maß den Arbeitsalltag von Wissen -schaftlern und erfordern eine zunehmende Expertiseim Bereich des Forschungsdatenmanage ments, son-dern bringen auch eine Vielzahl neuer Möglichkeitenund Chancen mit sich. Gleichzeitig werfen sie eineReihe von offenen Fragen auf und verursachen neueProbleme, die die Forschung gleichermaßen in fach-lich-methodischer wie institutionell-organisatorischerHinsicht betreffen. Die informationstechnische Her -aus forderung für die Altertumswissenschaften ange-sichts ihrer Positionierung an einer Schnittstelle zwi-schen Natur- und Geisteswissenschaften besteht inder Entwicklung von disziplinenübergreifenden, lang -fris tig verfügbaren Systemen und Infrastrukturen, diedie Zerstreuung von Informationen nach analogenOrd nungs kriterien (Bibliothek, Fotothek, Archiv, Gra -

bungs akten, Publikationen, Objektsammlungen, etc.)aufhebt. Im Speziellen sind zwei Herausforderungenzu konstatieren:

1) Im Verlauf von Ausgrabungen und Oberflächen be -gehungen werden historische Befundsituationen irre-versibel zerstört. Hierdurch ergeben sich besondereAnforderungen hinsichtlich Vollständigkeit, Nachvoll -ziehbarkeit und langfristigem Zugriff an die Doku -men tation solcher Maßnahmen, die zusammen mitden physischen Objekten einmalige Primärquellen mitzeitlich unbegrenzter Gültigkeit darstellen. So wieheute Archäologen noch mit Grabungsunterlagen des19. Jahrhunderts arbeiten, werden auch künftigeGenerationen auf die digitalen Daten von heute zu -rückgreifen wollen und müssen. Das Problem derlang fristigen Sicherung von Forschungsdaten betrifftsomit zentrale Grundlagen des Fachs.

2) Die zweite Herausforderung besteht in der starkentechnischen und semantischen Heterogenität derDaten und Quellen, die für die Erforschung vergange-ner Kulturen relevant sind. Für die Beantwortungkom plexer Fragen müssen mehrere Disziplinen mitsehr unterschiedlichen Qualitäten und Quantitätenvon analogen Quellen und digitalen Informationenzusammenarbeiten, die jeweiligen Inhalte müssenmiteinander verknüpft werden. Erst im Gesamt be -stand dieser miteinander verknüpften Daten wird dasvolle Potenzial eines Forschungspropjekts sichtbar.

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2 Vereinfachtes Modell des Data-Life-Cycles.

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Archäo logen sind einerseits mit der Aufgabe konfron-tiert, diese komplexen Arbeitsgebiete in geeignetentechnischen Lösungen zur Datenintegration abzubil-den. Andererseits wird die Interoperabilität von Datendurch die Vielfalt von Akteuren erschwert, die sich inDeutschland und – bei internationalen Projekten – imAusland mit der Altertumskunde beschäftigen (Uni -versitätsinstitute, Museen, Akademien, Denkmal fach -behörden der Länder und Kommunen, For schungs -einrichtungen, kommerzielle Firmen und ehrenamt -liche Laien) und jeweils eigene institutionelle, rechtli-che und finanzielle Rahmenbedingungen aufweisen.

Auch wenn beide Aspekte, die Heterogenität und dieSingularität von Daten, nicht alleine für die Altertums -wissenschaften spezifisch sind3, bei Weitem nicht neusind und in einzelnen Disziplinen bereits Lösungenund Einrichtungen existieren4, bleibt festzuhalten,dass aufgrund der durchweg hohen Komplexität derPrimärdaten und der mit diesen verbundenen viel-schichtigen Metadaten, die durchaus ein Spezifikumder Altertumswisenschaften darstellen, bislang einefachspezifische, zentrale Einrichtung in Deutschlandfehlt, die die drängenden Fragen im Umgang mit digi-talen Forschungsdaten adressiert sowie diese nachhal-tig archivieren und langfristig bereitstellen kann.

Eine Arbeitsgruppe und ein Antrag

Aus der Erkenntnis heraus, dass die skizzierten digita-len Arbeitsprozesse mit ihren Formaten, Metabe -schreibungen, Interoperabilitätsfragen und Archivie -rungs problemen mit den derzeitigen technischen,personellen und organisatorischen Infrastrukturen inden unterschiedlichen altertumswissenschaftlichenInstitutionen und Disziplinen nicht mehr beherrschbarsind, und dass dadurch zentrale Qualitäten digitalerDaten wie die Austauschbarkeit, Verfügbarkeit undNachnutzbarkeit zur Zeit kaum gesichert werden kön-nen, wurde 2008 durch die DFG eine Arbeitsgruppemit repräsentativen Fachvertretern initiiert. In diesersind in ihrer heutigen Zusammensetzung (StandOktober 2012) beteiligt:

- das Deutsche Archäologische Institut als größtes archäologisches Forschungsinstitut in Deutschland,

- das Exzellenzcluster TOPOI in Berlin und die Gradu-iertenschule „Human Development in Landscapes“an der CAU Kiel als Vertreter für große Forschungs- verbünde und universitäre Nachwuchsförderung,

- der Verband der Landesarchäologen als Vertreter der staatlichen Bodendenkmalpflege,

- das Rechenzentrum der Universität Köln als Vertre- ter universitärer Infrastrukturen zur Datenzusam-men führung, -vorhaltung und -langzeitspeicherung,

- die Staats- und Universitäts-Bibliothek Göttingen als Vertreter für wissenschaftliche Bibliotheken undzentrale Informationseinrichtungen sowie als Konsortial führer wichtiger Infrastrukturprojekte fürdie Digital Humanities,

- das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mann heim als Beispiel für sogenannte An-Instituteund als Vertreter für naturwissenschaftliche For-schungen in der Archäologie,

- die Archäologischen Staatssammlungen in München als Vertreter der Museen,

- die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissen- schaften als Vertreter der Akademien.

Im April 2010 wurde stellvertretend für die gesamteDFG-Arbeitsgruppe durch Prof. Ortwin Dally (DAIBerlin) und Prof. Frederike Fless (damals TOPOI Berlin,jetzt DAI Berlin) ein Antrag bei der DFG zur „Ent -wicklung eines Kompetenzzentrums für altertumswis-senschaftliche Forschungsdaten“ eingereicht. Grund -lage dafür waren die zuvor geführten Diskussionen zuBedarf und Notwendigkeit eines nationalen Zen -trums, das langfristig die Fragen und Probleme in denAltertumswissenschaften im Umgang mit digitalenDaten adressiert und maßgeblich zu deren Lösungbeiträgt. Mithilfe des Antrags wurde die Förderungeiner ersten, dreijährigen Projektphase angestrebt, inder die spezifischen Anforderungen und Rahmenbe -dingungen formuliert und Konzepte für einen langfri-stigen Betrieb erarbeitet werden sollen. Die Ergeb -nisse bilden dann die Basis für eine zweite Förde -rungsphase, in der eine funktionierende Orga ni -sations einheit aufgebaut und in einen Regelbetriebüberführt werden soll. Erklärtes Ziel ist, dass am Endedes Prozesses ein sich selbst tragendes, unabhängigesForschungsdatenzentrum mit Dienstleistungen für alleArchäologien und Altertumswissenschaften inDeutsch land existiert. Insgesamt soll auf diese Weiseeine institutionen-, projekt- und fachübergreifendeInfrastruktur für die nachhaltige Archivierung undBereitstellung von qualitativen und interoperablendigi talen Inhalten geschaffen werden.

Erste Maßnahmen: Mehrere Arbeitspakete und mehrereArbeitsgruppen

Nach einer positiven Bewilligung Ende April 2011durch die DFG konnte zum 1. September des gleichenJahres das Projekt unter dem neuen Titel „IANUS.Forschungsdatenzentrum Archäologie und Alter -tumswissenschaften” seine Arbeit aufnehmen5.

Die beiden beantragten Projektstellen sind logistischam Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlinangesiedelt, das eine koordinierende Rolle in dem

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noch jungen Prozess übernommen hat und als An -sprechpartner gegenüber der DFG fungiert. Durch dieEinbindung verschiedener Fachvertreter aus unter-schiedlichen Institutionen wird jedoch versucht, alle inDeutschland relevanten wissenschaftlichen Stake hol -der miteinzubeziehen, um ein möglichst breitesSpektrum an Anforderungen, Erwartungen undExpertisen bei der Konzeption und dem Aufbau zuberücksichtigen. Beispielsweise setzt sich die obengenannte DFG-Arbeitsgruppe, die nun das Projekt inder Funktion eines „Wissenschaftlichen Beirats“ be -gleitet und steuert, aus je einem Vertreter aus demBereich Museum, Bodendenkmalpflege, Akademie,Universität, An-Institut, Verbundforschung (Exzellenz -cluster, Graduiertenschule), unabhängige Forschungs -einrichtung, Bibliothek und Rechenzentrum zusam-men6. Mehrere Vertreter aus dem Kreis der Landes -archäologen sind in einzelnen Arbeitsgruppen (sieheunten) eingebunden, um die dort geführten Überle-gungen und Diskussionen mitzugestalten und spezifi-sche Wün sche, Anforderungen und Bedingungen ein-bringen zu können. Insgesamt arbeiten rund 100 Wis -senschaftler aus etwa 40 verschiedenen Einrich -tungen und Verbänden im In- und Ausland an demAufbau des Forschungsdatenzentrums mit.

Ziel der ersten, konzeptionell geprägten und auf dreiJahre ausgelegten Projektphase ist es, bis Herbst 2014die zukünftigen Anforderungen und Strukturen,Work flows und Geschäftsgrundlagen eines For -schungs datenzentrums zu beschreiben und ein nach-haltiges Betriebskonzept zu erarbeiten, welches zumeinen durch die Fach-Community mitgetragen wirdund zum anderen technisch, politisch und finanziellrealisierbar ist. Diese Aufgabe ist in sechs verschiede-ne Arbeitspakete aufgegliedert, in denen unterschied-liche Arbeitsweisen zum Einsatz kommen: regelmäßi-ge Workshops mit festen Arbeitsgruppen, Gutachtendurch externe Fachleute, Expertengespräche in ver-gleichbaren Einrichtungen, softwaretechnische Rea li -sierung von Demonstratoren, eine Stakeholder-Ana -lyse sowie Vorträge und Publikationen.

Arbeitspaket 1 beinhaltet eine Evaluierung von bereitsvorhandenen Forschungsdateninfrastrukturen so wohlim Hinblick auf technische Eigenschaften (zumBeispiel Rechenleistung, Storage-Kapazitäten, Soft -ware/Systeme, Sicherheit, Personal etc.) als auch aufihre fachwissenschaftlichen Aufgaben (zum BeispielEntwicklungsarbeit, Services, Beratung, Dokumen -tation, Kooperationen etc.). Da allen Projektbe tei -ligten bewusst ist, dass Aufbau und Betrieb größererServerarchitekturen im Rahmen von IANUS wederfinanziert noch sinnvoll aufrechterhalten werden kön-nen, wird stattdessen für die (hardware-)technischgeprägte „bitstream preservation“ eine Umsetzungmit mehreren Kooperationspartnern angestrebt. Auf -

grund dieser Überlegung gilt es, die in den vergange-nen Jahren sowohl auf nationaler wie internationalerEbene angestoßenen und zum Teil verwirklichtenKon zepte und Lösungen für die Sicherung, Archi vie -rung und langfristige Bereitstellung von Forschungs -daten hinsichtlich der fachspezifischen Anforde -rungen zu überprüfen und zu klären, welche existie-renden Rechenzentren, Universitätsbibliotheken,Landesarchive oder Initiativen7 als Anbieter für spe-zielle Dienstleistungen, Technologien, Infrastrukturenoder Support geeignet sind. Die Beantwortung dieserFragen wurde an zwei externe IT-Spezialisten an denUniversitäten Dortmund und Freiburg vergeben, diehierzu eine schriftliche Expertise verfassen. Die dortformulierten Vorschläge werden in einer eigenen Ar -beits gruppe, die sowohl mit Vertretern aus nicht-archäologischen Infrastruktureinrichtungen und Re -chenzentren als auch mit Fachwissenschaftlern be -setzt ist, diskutiert, und es werden konkrete Empfeh -lungen mit Handlungsaufträgen abgeleitet. Auch beiden fachwissenschaftlichen Softwarelösungen, Werk -zeugen, Online-Services und Web-Angeboten gibt esbereits mehrere einschlägige Projekte und Anbieter8,deren Eignung für bestimmte Aufgaben von IANUSdiskutiert werden muss.

Wie oben dargelegt stellt die Heterogenität der Datenein Spezifikum altertumswissenschaftlicher Forschungdar. In Verbindung mit fehlenden fachlichen Stan -dards oder unzureichend angewandten Regelwerkenbei der Datengenerierung wird ein Projekt- bezie-hungsweise institutionenübergreifender Datenaus -

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3 Das Logo von „IANUS – Forschungsdatenzentrum Archäo -

logie & Altertumswissenschaften“.

IANUS. Die Konzeption eines nationalen Forschungsdatenzentrums für die Archäologie und die Altertumswissenschaften

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tausch erheblich erschwert beziehungsweise dasPotenzial vernetzter digitaler Daten bleibt weitgehendungenutzt. Daher widmet sich ein eigenes Arbeits -paket 2 dem Themenkomplex Interoperabilität vonAnwendungen und Informa tio nen. Auch hier kannauf eine ganze Reihe von Ent wick lungen zurückge-griffen werden, deren Relevanz für IANUS zu überprü-fen ist. Standards, Dienste und Schnittstellen, die pri-mär außerhalb der Altertums wissenschaften in IT-Projekten definiert wurden und die Migration,Standardisierung und Kommunikation von Datenbetreffen, sollen unter einer technischen Perspektivebetrachtet werden.

Daneben kommen in haltlich-semantische Aspekte vorallem bei verschiedenen Metadaten-Modellen undkontrollierten Voka bularen zum Tragen, die zum Teilin einzelnen Dis zi plinen oder Einrichtungen erarbeitetwurden, und deren Anwend barkeit in einer übergrei-fenden IT-Da teninfrastruktur zu analysieren ist. Dievielfältigen Fragen und Aspekte zum Datenaustauschund zur Datenqualität werden von einer internationalbesetzten Arbeitsgruppe behandelt, die sich in regel-mäßigen Intervallen trifft und Empfehlungen formu-liert.

In Arbeitspaket 3 wird der Fokus auf die aktive Ein -bindung der Fach-Community in den Planungsprozessgelegt, um die zukünftigen individuellen wie institu-tionellen Nutzer und Dateneigentümer über dieExistenz und den Fortschritt des Forschungs daten -zentrums zu informieren und mit diesen frühzeitig dieZiele und Aufgaben sowie Erwartungen an IANUS zudiskutieren. Da nur das DAI über eine zentralisierteOrganisationsstruktur verfügt, sind die anderenBereiche wie Universitäten, Akademien, Landesdenk -malämter und Museen zwar in den verschiedenenArbeitsgruppen durch einzelne Mitglieder repräsen-tiert, doch vertreten diese die Fachwelt in Deutsch -land eher pars pro toto und nicht in der ganzen Breite.Neben Vorträgen und Diskussionen auf verschiedenenFach- und Verbandstagungen sollen zu diesem Zweckin Zusammenarbeit mit dem 2011 in Bremen gegrün-deten „Deutschen Verband für Archäologie“ (DVA)9

unterschiedliche Maßnahmen wie eine Stakeholder-Analyse, eine Erhebung des fachlichen Bedarfs, Be -fragungen zu rechtlichen und finanziellen Rahmen -bedingungen (beispielsweise Restriktionen zur Daten -weitergabe) und Workshops zu zentralen Aspektendes For schungs datenmanagements und der Langzeit -archi vierung durchgeführt werden. Dadurch solleiner seits ein breites Bewusstsein für den reflektiertenUmgang mit Forschungsdaten geschaffen werdenund andererseits durch die Kommunikation derVorteile und der Notwendigkeit eines solchen Zen -trums dessen Akzeptanz und Legitimation in derFachwelt erhöht werden.

Eng mit dem Arbeitspaket 3 verknüpft ist das vierteArbeitspaket zum Thema Ausbildung sowie (Weiter) -Qualifizierung von Nachwuchskräften und etabliertenWissenschaftlern. Es ist zu konstatieren, dass zwi-schen der aktuellen fachlichen (akademischen) Aus -bildung und den beruflichen Anforderungen zu elek-tronischen Arbeitsweisen häufig eine Diskrepanz exis -tiert. Obwohl digitale Techniken und Inhalte beson-ders für die jüngeren Generationen immer selbstver-ständlicher werden, ist der richtige, wissenschaftlichadäquate und nachhaltige Umgang mit Daten weit-gehend unbekannt und wird auch nur punktuell inden aktuellen Bachelor- und Master-Studiengängenvermittelt. Während der ersten Projektphase soll ge -meinsam die Grundfrage diskutiert werden, welche IT-Fähigkeiten und welches IT-Equipment auf welcherEbene benötigt beziehungsweise erwartet werden.Basierend darauf sollen Bereiche beschrieben werden,in denen IANUS langfristig unterstützend tätig wer-den kann, um die Ausbildungssituation und Anforde -rungs situation im Berufsleben besser zu verbinden,etwa durch Lehrangebote, Praxisratgeber, Unterrichts -ma terialien, Online-Tutorials, Summer Schools oderSchulungen. Die gewonnenen Ergebnisse könnenwich tige Impulse für die Digital Humanities-Aus -bildung in Deutschland geben und sollen in die Uni -versitäten zurückgeleitet werden10.

Die wohl wichtigste Dienstleistung von IANUS wirddie Langzeitarchivierung von Forschungsdaten sein.Diese besitzt eine besonders hohe Komplexität undsteht deshalb im Mittelpunkt des 5. Arbeitspaketes. Indiesem müssen vor allem auf den halbjährlichenTreffen der DFG-Arbeitsgruppe sowie durch prakti-sche Testbeds eine Reihe von Fragen geklärt werden –beispielsweise zur Auswahl und Strukturierung vonDaten vor der Übergabe an ein Archiv, zu Workflowsund zur Qualitätssicherung, zur technischen undsemantischen Validierung von Formaten und Inhalten,zur Verwaltung von Metadaten und Zugriffsrechtensowie zur Bereitstellung archivierter Inhalte für dieNachnutzung durch Dritte. Auch hier kann aufVorarbeiten und Erfahrungen anderer Projekte zu -rückgegriffen werden, die diese Aspekte bereits gene-risch und disziplinenübergreifend adressiert haben11.Aufgrund der unterschiedlichen Institutio nen, die inIANUS eingebunden werden sollen, und der jeweilsunterschiedlichen finanziellen, technischen und recht-lichen Rahmenbedingungen12, ist davon aus zugehen,dass für das Forschungsdatenzentrum ein IT-Konzeptmit mehreren vernetzten technischen Partnern ange-strebt werden muss. Die daraus resultierenden spezi-fischen Herausforderungen sollen durch zwei externeExperten thematisiert werden, indem sie dieKomponenten existierender technischer Systeme undAnsätze dahingehend evaluieren, inwieweit diese füreine kooperativ verteilte Umsetzung geeignet sind.

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In dem letzten Arbeitspaket 6 soll ein Geschäfts mo -dell und Betriebskonzept entworfen werden, damitIANUS nach dem Ende der DFG-Förderung, die nurden Aufbau, aber nicht den langfristigen Betrieb desZentrums betrifft, als eigenständige, sich selbst tra-gende Institution existieren kann. Eine zentrale Fragebetrifft dabei die mögliche Rechts- und Organisations -form, die im Rahmen einer Expertise durch zweiFachjuristen analysiert werden soll, wobei die gesell-schaftsrechtlichen Besonderheiten der unterschiedli-chen Kooperationspartner (überwiegend Anstaltendes öffentlichen Rechts) zu berücksichtigen sind.Ebenso ist zu klären, wie die Aspekte Kosten, Haf -tung, Verantwortung, Leistungsqualität, Policies,Service-Level-Agreements etc. sinnvoll geregelt wer-den können. Neben den Rechtsfragen, die IANUS alsOrganisation betreffen, spielen die juristischenRahmenbedingungen für die Generierung, Verbrei -tung und Nachnutzung von altertumswissenschaftli-chen Forschungsdaten eine wichtige Rolle, zumBeispiel bezogen auf Zugriffs-, Verwertungs- undUrheberrechte oder hinsichtlich Grenzen, die durchnationale wie internationale Denkmalschutzbestim -mun gen gesetzt werden. Auch dieser Komplex soll inForm eines Experten-Gutachtens bearbeitet werden.Schließlich ist ein nachhaltiger Finanzierungs- undKostenplan zu erstellen und zu ermitteln, welcheTräger (zum Beispiel Bund, Länder, Drittmittelgeber,Facheinrichtungen, Dateneigentümer, Nutzer usw.)sich in welchem Umfang an laufenden Ausgabenbeteiligen wollen und können.

Da sich alle Arbeitspakete in unterschiedlichem Maßeüberschneiden beziehungsweise gemeinsame Berüh -rungspunkte besitzen, werden in einer weiterenArbeits gruppe übergreifende Facetten diskutiert undzueinander in Bezug gesetzt. Als methodischesVorgehen wurden hierfür Vor-Ort-Begehungen undExpertengespräche mit fachlich oder strukturell ver-gleichbaren Einrich tungen im In- und Ausland ausge-wählt, die mithilfe eines ausgearbeiteten Fragebogensuntersucht und evaluiert werden. Ziel eines derartigenVorgehens ist es, durch den Austausch mit Betreibernbestehender Infrastrukturen von den mehrjährigenErfahrungen, Lösungen und Problemen zu profitierensowie gegebenenfalls Potenziale für Synergien undKooperationen aufzuzeigen. Neben zentralen Fragenzu den jeweiligen Ziel setzungen, Workflows, Stan -dards, Policies, Res sourcen und Geschäftsmodellenwerden dabei auch Themen wie Nutzungsstatistiken,User-Feedback, Akzeptanz innerhalb und außerhalbder Fachwelt, Fehlentwicklungen und Perspektivenangesprochen. Aufgrund der fachlichen Nähe sind diewichtigsten Gesprächspartner das 2005 als Teil vonDANS gegründete e-Depot for Nederlandse Archae -ology13 in Den Haag/Niederlande und der ArchaelogyData Service14, der an der Universität York/Großbri -

tannien beheimatet ist und seit 1996 Dienstleistungenim Bereich Langzeitarchivierung und Online-Be reit -stellung von Da ten für britische Archä ologen anbie-tet. In Deutschland existiert dagegen eine Reihe vonEinrichtungen, die zwar Daten anderer Fachgebietebetreuen, aber hinsichtlich ihrer Einbindung in die fürDeutschland spezifischen Rahmenbedingungen wich-tig sind: das Datenarchiv für Sozialwissenschaften alsTeil des Leibniz-Instituts GESIS in Köln15, PANGAEA alsLangzeitarchiv für Erd- und Umweltdaten in Bre -merhaven16, das Max-Planck-Institut für Psycholin guis -tic in Nijmegen/Niederlande als Betreiber einesSprachen-Archives17 und die Geo-Daten-Infrastruktur-DE, die vom Bundesamt für Kartographie undGeodäsie in Frankfurt koordiniert wird18.

Ziele: Künftige Aufgaben und Dienstleistungen

IANUS versteht sich als ein nationales Forschungs -datenzentrum, das verschiedene Dienstleistungen imUmgang mit digitalen Forschungsdaten anbieten undzur Verbesserung der wissenschaftlichen Forschungbeitragen will, indem es einen nachhaltigen Zugangzu dokumentierten Daten garantiert und dadurchderen zukünftige Nachnutzung ermöglicht. Es richtetsich dabei vorwiegend an Einrichtungen und Wis -senschaftler in Deutschland, die archäologische undaltertumskundliche Forschungen im In- und Auslandbetreiben, das heißt sowohl an die verschiedenenEbenen der föderal organisierten Bodendenk mal -pflege als auch an universitäre Projekte, an Akade -mien ebenso wie Museen, an wissenschaftliche Lang -zeitvorhaben genauso wie an befristete Vorha ben mitkürzeren Laufzeiten, gleichermaßen an große vernetz-te Kooperationen wie an individuelle Qualifi zierungs -arbeiten. Gleichzeitig ist aber auch die breite Öffent-lichkeit eingeladen, die Angebote und Inhalte zu nut-zen und zum Beispiel für didaktische Zwecke in Schuleund Ausbildung zu verwenden.

Die fachliche Relevanz ist dabei weder an einenbestimmten geografischen und zeitlichen Kultur raumgebunden noch auf bestimmte Methoden undFragestellungen festgelegt. Die Nutzung der Dienst -leistungen und Daten von IANUS erfolgt auf einer frei-willigen Basis und kann als Ergänzung zu bestehen-den institutionellen IT-Lösungen oder als Ersatz fürfehlende Infrastrukturen in eigenen Instituten verstan-den werden. Daten, die an das Forschungsdaten -zentrum übertragen werden, werden nicht-exklusivenVereinbarungen unterliegen, sodass die Urheber rech -te vollständig bei dem Dateneigentümer verbleibenund dieser seine Inhalte und Erkenntnisse jederzeitanderweitig archivieren, publizieren und verbreitenkann. Auch legt dieser fest, ob und in welchem

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Umfang andere Personen und Gruppen auf die überIANUS bereitgestellten Daten zugreifen dürfen.Lizenzvereinbarungen zum einen zwischen Daten -eigen tümern und IANUS und zum anderen zwischenIANUS und seinen Nutzern werden den rechtlichenRahmen bilden, um Fragen zu Haftung, Nutzung,Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen verbindlichfestzulegen. Aufbau und Funktionsweise von IANUSwird sich dabei an dem OAIS-Referenzmodell orientie-ren, das zuletzt 2012 als ISO-Standard 14721:2012für Langzeitarchive veröffentlicht wurde19.

Das Modell beschreibt und vereinheitlicht zentraleKonzepte und Prozesse für Organisationen, deren Zieles ist, archivierte Daten für eine vorgesehene Nutzer -gruppe auf unbestimmte Zeit zur Verfügung zu stellen.Vor allem bei digitalen Dokumenten geht es dabeieinerseits um die langfristige technische Inter pretier -barkeit von Dateien durch Computer und die Nach voll -ziehbarkeit der in diesen enthaltenen Inhal te durchMenschen, andererseits um die Bitstream Pre ser vation,also den physischen Erhalt von elektronischenDatenobjekten auf physikalischen Speicher me dien20. ImOAIS werden hierzu drei verschiedene Infor mationPackages definiert. Das erste beschreibt als SubmissionInformation Package (SIP) die Übergabe von Daten undzugehörigen Metadaten von einem Produzenten an einArchiv; das Archive Information Package (AIP) bezeich-net die standardisierte, vailidierte und archivierungs-würdige Version eines SIP; und zur Bereitstellung derDaten an Endnutzer wird aus einem AIP ein „optimier-tes“ Dissemination Informa tion Package (DIP) erzeugt.

Auch wenn IANUS sich aktuell noch in der Kon -zeptions- und Planungsphase befindet und viele Zieleund Anfoderungen noch gemeinsam diskutiert wer-den, zeichnen sich bereits jetzt bestimmte zentraleDienstleistungen ab:

Langzeitarchivierung: Statische, weitgehend un ver -änderliche Daten aus Projekten und Institutionen kön-nen – zum Beispiel nach dem Ende einer För derung –bei IANUS abgegeben werden, wo sie nach definier-ten Workflows und Standards formal überprüft,semantisch vervollständigt, technisch aufbereitet undausführlich dokumentiert werden, bevor sie in einOff line-Archivsystem zur Bitstream Preservation über -führt werden.

Datenbereitstellung: Alle oder Teile der langzeitar-chivierten Daten werden mittels festgelegter Regelnund Rechte-Rollen-Konzepte über ein Online-Portalund über definierte Schnittstellen zur Nachnutzungfür neue Projekte und Forscher zur Verfügung gestellt.Die zugehörigen Metadaten werden im Sinne einesFindbuches durchsuchbar gemacht, wobei auch hierNutzungseinschränkungen vorliegen können. Die Zu -griffsmöglichkeiten auf die Dokumente können dabeiindividuell gesteuert werden, sodass die Sichtbarkeitvon OpenAccess-Publikationen bis hin zu unzugängli-chen, geschützten Archiven variieren kann. Um eineeindeutige Referenzierbarkeit von digitalen Ressour -cen in IANUS zu ermöglichen, werden PersistenteIdentifikatoren (PIDs)21 vergeben.

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4 Das OAIS-Referenzmodell mit sechs Funktionseinheiten, drei Informationspaketen und verschiedenen Kommu ni ka -

tionswegen innerhalb eines Archives (Quelle: Siehe Anmerkung 19, S. 127).

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Nachweiskatalog: Vorgesehen ist eine zentrale Inter -netadresse, in der Fundstellen, Objekte, Maßnahmenbeziehungsweise Aktivitäten, Forschungsprojekte,Akteure und Archivsammlungen nachgewiesen wer-den können. Sofern weitere Informationen zu einemKatalogeintrag digital vorliegen und online adressier-bar sind, führen Referenzen entweder auf Archiv -inhalte innerhalb von IANUS oder auf Web-Ressourcen anderer Institu tionen. Bei nur lokal vorlie-genden analogen oder digitalen Dokumenten ist dieNennung der besitzenden Institution, einer Anschriftund einer zuständigen Kontaktperson denkbar.22

Leitfäden und Best Practice Guides: Ein zentralesInformationsportal soll fachspezifische Leitfäden,Standards, Anleitungen, Tutorials, Softwaretools undBeispiele für die Anwendung von IT-Techniken in denAltertumswissenschaften zur Verfügung stellen. DieInformationen werden dabei alle Phasen des Lebens -zyklus23 adressieren und dank des Einsatzes von Wikis,Foren oder ähnlichen Web2.0-Techniken die Möglich -keiten zur kollaborativen Weiterentwicklung geben,zum Beispiel für die Spezifizierung allgemein gehalte-ner Vorgaben innerhalb einzelner Institutionen undProjekte. Hier sind bereits erhebliche Anstrengungenunternommen worden:

Im Jahr 2009 wurde auf Initiative des DAI von mehre-ren Autoren ein „Leit faden zur Anwendung vonInformationstechnik in der archäologischenForschung“ verfasst, dessen erster, kürzerer Teil„Mindeststandards“ definiert und dessen zweiter Teilals „Praxisratgeber“ ausführlichere Er läuterungen zudiesen enthält. Neben verschiedenen internationalenund fachunabhängigen Standards wurden bei derErstellung unter anderem auch die existierendenRichtlinien der unterschiedlichen Landesämter für(Boden)Denkmalpflege berücksichtigt und in den Texteinbezogen24. Seit Fertig stellung der ersten Versionwird der Leitfaden zurzeit über die Home page desDeutschen Archäologischen Institutes online zurVerfügung gestellt25. Mittelfristig soll er über IANUSpubliziert, aktualisiert und inhaltlich im Sinne eines„Guide to Good Practice“ fortentwickelt werden26.Bislang fehlende Abschnitte zu naturwissenschaftli-chen Daten in der Altertumsfor schung und zumUmgang mit historischen Texten und Sprachen wer-den gegenwärtig ausformuliert, um das gesamteFachspektrum in den Altertumswissen schaften abzu-bilden.

Projektunterstützung: Laufende Projekte mit einemhohen Anteil an dynamischen, häufig verändertenDaten sollen durch ein Ablagesystem unterstützt wer-den, das über eigene institutionelle (technisch-rechtli-che) Grenzen hinweg die Freigabe von Dateien zurgemeinsamen Nutzung erlaubt und diese zeitnah

automatisch synchronisiert.27 Durch den Zugriff aufein vollständiges und aktuelles Projektverzeichnis solldas Forschungsdatenmanagement bei mehreren Ko -ope ra tions partnern in unterschiedlichen Einrichtun -gen erleichtert und eine regelmäßige automatischeDaten sicherung vereinfacht werden.

Weiterbildung/Qualifizierung: Für Nachwuchswis -sen schaftler an Universitäten und berufstätige For -scher mit abgeschlossenen Qualifikationen sollenLehrveranstaltungen, Summer Schools oder Schulun -gen angeboten und Online-Materialien aufbereitetwerden, in denen notwendige IT-Kenntnisse für dieErhebung, Kuratierung und Archivierung von digita-len Forschungsdaten vermittelt werden. Parallel dazusollen inhaltliche Standards definiert werden, die indie Studiengänge der Hochschulen einfließen kön-nen, um die Diskrepanz zwischen der Ausbil dungs -situation und den tatsächlichen Anforderungen imBerufsleben schließen zu helfen.

Abgesehen von diesen grundsätzlichen, längerfristigenZielen sollen während der ersten, dreijährigenProjektphase neben den verschiedenen informativen,diskursiven und konzeptuellen Arbeitsschritten auchsogenannte Testbeds realisiert werden. Anhand vonvier exemplarischen Anwendungsfällen werden proto-typische Softwarelösungen entwickelt, um das For -schungsdatenzentrum nicht nur theoretisch voranzu-treiben, sondern um auch praktische Erfahrungen zusammeln, die Nutzbarkeit existierender Lösungen fürIANUS zu testen und – zusätzlich zu den bereits fortge-schrittenen IT-Empfehlungen – erste, von Nutzern derFach community erfahrbare Ergebnisse zu präsentieren.

Zunächst ist in diesem Zusammenhang eine erste, ein-fache Version des oben skizzierten Nachweiskatalogsgeplant, der auf einer zentralen Webseite nicht nurüber die zukünftigen Archivbestände von IANUSinformiert, sondern auch Auskunft über analoge unddigitale Dokumente in anderen Institutionen gibt,zum Beispiel bei Denkmalfachbehörden, Akademien,Universitäten oder Museen. In welchem UmfangGrund informationen, etwa zu archäologischen Ein -heiten (Fundstellen, Denkmäler, Objekte, Aktivitäten),wissenschaftlichen Akteuren (Personen, Projekte,Institutionen) oder Archivmaterialien (Dokumen -tationen, Akten, Berichte), zur Verfügung gestelltwerden und in welcher Weise auf diese zugegriffenwerden darf, entscheiden dabei die jeweiligenDateneigentümer. Als eines der Datenmodelle für die-sen Nachweiskatalog bietet sich das ADeX-Formatan28, das von der Kommission „Archäologie &Informationssysteme“ im Verband der Landesarchäo -logen Deutschlands zum Austausch von raumbezoge-nen archäologischen Metadaten zwischen verschiede-nen Ämtern und Ländern entwickelt wurde.

IANUS. Die Konzeption eines nationalen Forschungsdatenzentrums für die Archäologie und die Altertumswissenschaften

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Des Weiteren ist in diesem Rahmen der Testbetriebeines „Sync-&-Share“-Dienstes geplant, der zurSynchronisation von häufig genutzten Projekt-Ver -zeichnissen und -Dateien, die auf einem oder mehre-ren zentralen Servern gespeichert werden, dient undgleichzeitig den lokalen Zugriff auf den jeweils aktuel-len Datenbestand erlaubt. Dies soll insbesondere auchüber die technisch-rechtlichen Grenzen einzelnerInstitutionen hinweg möglich sein, sodass auch je -weils externe Projektpartner auf gemeinsam relevanteDaten zugreifen können. Auf diese Weise soll der ein-fache Austausch und das nachhaltige Managementvon Forschungsdaten bei mehreren verteiltenProjektpartnern verbessert und auch eine automati-sche Datensicherung unterstützt werden. Als Alter -nativen zu dem kommerziellen Anbieter Drop box29

existieren derzeit zwei Lösungen, die für dieseAnforderung geeignet erscheinen: PowerFolder30, dasvoraussichtlich durch das Deutsche Forschungs -netzwerk als Service zur Verfügung gestellt werdenwird, und eine von KIT Karlsruhe umgesetzte Adap -tion von ownCloud im Rahmen des DARIAH-DE-Projektes31.

Ein drittes Testbed widmet sich ersten Fragen derpraktischen Datenarchivierung. Dabei geht es zumeinen um Fragen zur Vielfalt der Datenformate, not-wendigen Metadaten und erforderlichen Arbeits -schritten, zum anderen aber auch um konkrete Tippsund Tools für Datenproduzenten. Ziel ist es hierbei,einzelnen Projekten oder Individuen erste technischeHilfestellungen zu geben, bevor diese DatenbeständeIANUS zur Archivierung anvertraut werden. Dies be -deutet, es müssen bestehende Software-Werkzeu geangepasst beziehungsweise gegebenenfalls neu ent-wickelt werden, die dann zum Beispiel zur Überprü-fung und Migration von Dateiformaten oder zur(semi-)automatischen Erzeu gung von Angaben, diedie zu archivierenden Dateien beschreiben (Meta da -ten), eingesetzt werden können.

Dem Aufgabengebiet der Datenbereitstellung istschließlich der vierte Prototyp zuzurechnen, in dem esum die Vergabe sogenannter Persistenter Identifier32

gehen wird. Diese „ISBN-Nummern“ für online veröf-fentlichte Digitale Ressourcen stellen eine zentraleVoraus setzung für die Zitierbarkeit von Dateien imInternet dar und sind eine wesentliche Basis für derenInter operabilität mit anderen Fachsystemen. Grund le -gen de Anforderung an das Testbed ist folglich dieGene rierung und Registrierung von PIDs mithilfe eta-blierter nationaler Service-Anbieter, sodass am Endeeines zu noch definierenden Workflows innerhalb vonIANUS einzelne, online-verfügbare Ressourcen ein-deutig referenziert werden können.

Sowohl die sechs langfristigen als auch die vier kurz-fristigen Aufgaben und Dienstleistungen von IANUSwerden als essenziell notwendige und logische Be -standteile einer konsequenten, erfolgreichen und ver-antwortungsvollen Forschungsdatenspeicherung an -ge sehen. Die langfristige Sicherung und die Be reit -stellung von qualitätsgeprüften digitalen Forschungs -daten in den Altertumswissenschaften trägt nicht nurdazu bei, die 1997 von der DFG formulierten„Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicherPraxis“ umzusetzen33, sondern können, dank verbes-serter Zugangsmöglichkeiten zu diesen, auch maß-geblich dazu beitragen, die fachliche und gesell-schaftliche Relevanz der eigenen wissenschaftlichen,denkmalpflegerischen und bildungspolitischen Arbeitzu unterstreichen.

Anmerkungen

1 Zu den Unzulänglichkeiten der Begriffe „Primär-/Roh daten“ und „Sekundärdaten“ siehe J. Klump,Digitale Forschungsdaten, in: H. Neuroth u. a. (Hrsg.),nestor Handbuch. Eine kleine Enzyklopädie der digita-len Langzeitarchivierung. Version 2.3 (2010)Kap.17:104 f. (http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:0008-2010071949 [Zugriff am 25.11.2012]).2 Abbildung 2 beruht auf dem Model, das vom UKData Archive publiziert wurde: http://www.data-archi-ve.ac.uk/create-manage/life-cycle [Zugriff am16.11.2012]. Ein komplexeres Model, das stärkernoch den Aspekt der Datenkuratierung berücksich-tigt, wurde vom Digital Curation Centre erstellt:http://www.dcc.ac.uk/resources/curation-lifecycle-model [Zugriff am 16.11.2012]. Ausführlich siehe S. Rümpel, Der Lebenszyklus von Forschungsdaten, in:S. Büttner – H.-C. Hobohm – L. Müller (Hrsg.), Hand -buch Forschungsdatenmanagement (2011) 25–34.3 Zum Beispiel begegnet die Nicht-Reproduzierbarkeitvon Daten auch in der Klimaforschung, die unter an -de rem auf einmaligen Wettermessungen basiert, oderin den Sozialwissenschaften, in denen viele Umfragennur eine Momentaufnahme wiedergeben.4 Siehe hierzu verschiedene Beiträge in H. Neuroth u.a. (Hrsg.), Langzeitarchivierung von Forschungs daten.Eine Bestandsaufnahme (2012).5 http://www.ianus-fdz.de [Zugriff am 25.11.2012].6 Ausführlich: http://www.ianus-fdz.de/projects/ zentr-dig-arch/wiki/Zusammensetzung-DFG-Arbeits gruppe[Zugriff am 25.11.2012].7 Vor allem sind hier zu nennen D-GRID(http://www.d-grid.de), TextGRID (http://www.text -grid.de), WissGRID (http://www.wissgrid.de), DARIAH(http://www.dariah.eu) und CLARIN (http://www.cla -rin.eu) [Zugriff am 25.11.2012].

Archäologie und Informationssysteme126

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8 Zum Beispiel ArcheoInf als GIS-Frontend für hetero-gene Datenbanken (http://www.archeoinf.de), eAquamit seinen Tools für text-mining (http://www.eaqua.net), eSciDoc als Fedora basiertes Repositorium derMax Planck Digital Library (http://www.escidoc.org),Propylaeum als virtuelle Fachbibliothek der Alter -tumswissenschaften (http://www.propylaeum.de) undArachne als größte deutschsprachige Online-Datenbank zu antiken Objekten (http://www.arach -ne.uni-koeln.de) [Zugriff am 25.11.2012].9 http://idw-online.de/pages/de/news445078. [Zugriffam 25.11.2012].10 Siehe hierzu die aktuelle Studie: CCeH, Universitätzu Köln (Hrsg.), Digitale Geisteswissenschaften.Erstellt im Rahmen des Projektes DARIAH-DE (2011)(http://www.dig-hum.de/sites/default/files/cceh_bro -schuereweb.pdf [Zugriff am 25.11.2012]).11 Vor allem „kopal – Kooperativer Aufbau eines Lang -zeitarchivs digitaler Informationen“ (http://kopal.langzeitarchivierung.de [Zugriff am 25.11.2012]) und„Nestor – Deutsches Kompetenznetzwerk zur digita-len Langzeitarchivi erung“ (http://www.langzeitarchi -vierung.de [Zugriff am 25.11.2012]).12 Allein die Landesarchäologien in den 16 Bundes -ländern besitzen für den Umgang mit Ausgrabungs -daten (analog wie digital) und -objekten jeweils län-derspezifische Regelungen, Infrastrukturen undRessourcen.13 http://www.edna.nl [Zugriff am 25.11.2012].14 http://archaeologydataservice.ac.uk [Zugriff am25.11.2012].15 http://www.gesis.org/das-institut/wissenschaftliche-abteilungen/datenarchiv-fuer-sozialwissenschaften/[Zugriff am 25.11.2012].16 http://www.pangaea.de/ [Zugriff am 25.11.2012].17 http://tla.mpi.nl [Zugriff am 25.11.2012].18 http://www.geoportal.de/DE/GDI-DE/ [Zugriff am25.11.2012].19 Nestor-Arbeitsgruppe OAIS-Übersetzung (Hrsg.),Referenzmodell für ein Offenes Archiv-Informations-System. Deutsche Übersetzung, nestor-materialien 16(2012). (http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:0008-2012051101 [Zugriff am 25.11.2012]) 20 D. Ullrich, Bitstream Preservation, in: H. Neuroth u.a. (Hrsg.), nestor Handbuch. Eine kleine Enzyklo pädieder digitalen Langzeitarchivierung. Version 2.3 (2010)Kap.8:3-9 (http://nbn-resolving.de/urn/resol ver.pl? -urn:nbn:de:0008-2010071949 [Zugriff am 25.11.2012]).21 PIDs können als ISBN-Nummern für digitale Ressour -cen im Internet verstanden werden, ausführlicher: K.Schroeder, Persistent Identifier (PI) – ein Überblick, in:H. Neuroth u. a. (Hrsg.), nestor Handbuch. Eine kleineEnzyklopädie der digitalen Langzeit archi vierung.Version 2.3 (2010) Kap.9:22-45 (http://nbn-resol-v i ng . d e /u r n / re so l v e r. p l ?u r n :nbn :de :0008 -2010071949 [Zugriff am 25.11.2012]).

22 Vgl. ergänzend unten die Angaben zum skizziertenTestbed.23 Siehe Anm. 2.24 Ein inhaltlicher Abgleich mit dem jüngst erstellten„Ratgeber zur Archivierung digitaler Daten” aus derAG Archivierung im Verband der Landesarchäologenist vorgesehen.http://www.landesarchaeologen.de/fileadmin/Dokumente/Dokumente_Kommissionen/Dokumente_Archaeologie-Informationssysteme/Dokumen te_AIS_Archi -vie rung/Ratgeber-Archivierung_Vorab-V0.07.pdf[Zugriff am 25.11.2012].25 http://www.dainst.org/de/project/it-leitfaden?ft =all[Zugriff am 25.11.2012].26 Voraussichtlich ab Januar 2014 unter http://www.ianus-fdz.de/it-empfehlungen.27 Als wichtigste Anbieter dieser Sync-&-Share-Lösun -gen sind PowerFolder, ownCloud und Dropbox zunennen.28 http://www.landesarchaeologen.de/kommissio nen -/komm_informationssysteme/ag_is_adex_00.html[Zugriff am 25.11.2012].29 http://www.dropbox.com [Zugriff am 25.11.2012]30 http://wiki.gwdg.de/index.php/PowerFolder [Zu griffam 25.11.2012].31 http://de.dariah.eu [Zugriff am 25.11.2012].32 Siehe Anm. 21.33 DFG Denkschrift: Sicherung guter wissenschaft li -cher Praxis (1998). (http://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/reden_stellungnahmen/download/empfehlung_wiss_pra-xis_0198.pdf [Zugriff am 25.11.2012]).

127IANUS. Die Konzeption eines nationalen Forschungsdatenzentrums für die Archäologie und die Altertumswissenschaften

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Archäologie und Informationssysteme128

Die Kommission „Archäologie und Informationssys -teme“ des Verbandes der Landesarchäologen in derBundesrepublik Deutschland (VLA) veranstaltetegemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamtfür Denkmalpflege (NLD) am 19. und 20. November2012 in Hannover einen Workshop, bei dem Themenaus der Arbeit der Kommission erörtert wurden. DasNLD übernahm die Einladungen, die Organisation vorOrt und stellte seine Infrastruktur zur Verfügung. DerKommission oblag die inhaltliche Vorbereitung undStrukturierung der Veranstaltung.

Nach mehr als siebenjähriger Tätigkeit wollte dieKom mission detaillierte Einblicke in die bisher gelei-stete Arbeit geben. Daran anknüpfend sollten Leit -linien für ihre weitere Arbeit entwickelt werden.

Eingeladen waren Kolleginnen und Kollegen aus denMitgliedsinstitutionen des VLA sowie als Gastreferen -ten Dr. Felix Schäfer vom Deutschen ArchäologischenInstitut (DAI), der das Projekt „IANUS – Forschungs -daten zentrum Archäologie & Altertumswissen schaf -ten“1 vorstellte, und Sascha Kuhnt vom Landesamt fürGeoinformation und Landentwicklung Niedersachsen(LGLN), Leiter der Arbeitsgruppe Geodatenportal derGDI-NI2, der über den INSPIRE3-Prozess informierte.

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des NLD,Herrn Dr. Winghart, und Grußworten des Vorsitzen -den des VLA, Herrn Prof. Dr. Kunow, gab der Sprecherder Kommission, Dr. Wilbertz, einen kurzen einfüh-renden Überblick über die Stationen der Kom mis -sionsarbeit. Anschließend wurden Arbeitser geb nisseder Arbeits gruppen Archivierung und The sau rus -fragen vorgestellt und diskutiert.

Am Nachmittag des ersten Tages folgten mehrereImpuls referate zum Thema INSPIRE. An die Ausfüh -rungen von S. Kuhnt über die technischen und admi-nistrativen Aspekte knüpfte sich eine ausführlicheDiskussion.

Anschließend berichteten verschiedene Kollegen überden Stand des INSPIRE-Prozesses in ihren Ländernbeziehungsweise Ämtern und R. Göldner schilderteErfah rungen der spanischen und schottischen Kolle -gen mit INSPIRE. Das Referat von S. Kuhnt bot vielfäl-tige neue Einblicke, die in der anschließenden Dis -kussion weiter vertieft werden konnten.

Den Abschluss des ersten Tages bildete das Referatvon F. Schäfer über das IANUS-Projekt, das auch indiesem Band ausführlich vorgestellt wird.

Workshop „Archäologie und Informationssysteme“ am 19./20. November 2012im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege

Otto Mathias Wilbertz

1 Der Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Stefan Winghart, eröffnet den Workshop.

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Am zweiten Tag wurde der Datenaustausch-StandardADeX4 behandelt. Nach einer kurzen Darstellung derbisherigen Ergebnisse durch R. Göldner erfolgte einelebhafte Diskussion über die Weiterentwicklung desStandards.

In der anschließenden Pause kamen Moderatoren undProtokollanten der einzelnen Sessionen zusammen,um die Abschlusssession vorzubereiten. In dieser wurden dann die Ergebnisse zusammenfassendbetrachtet.

Zum Ende des Workshops wurde seitens des NLD eineFührung durch die Restaurierungswerkstätten mit derPräsentation aktueller Highlights angeboten.

In der Nachbereitungsphase des Workshops entstandein Ergebnisprotokoll, welches eine wichtige Grund -lage der weiteren Arbeit bilden wird. Das Protokollvereint die im Wesentlichen einvernehmlich erzieltenErgebnisse des Workshops sowie die von derKommission aufzunehmenden offenen Fragen. DieKommission wird ihr Arbeitsprogramm dementspre-chend neu ausrichten.

Anmerkungen1 Zur Benennung des Projektes wurde kein Akronym,son dern der Name des römischen Gottes IANUS ver-wendet.2 GDI-NI = Geodateninfrastruktur Niedersachsen.3 INSPIRE = INfrastructure for SPatial InfoRmation inEurope.4 ADeX = Archäologischer Daten-eXport

Workshop „Archäologie und Informationssysteme“ am 19./20. November 2012 im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege 129

3 Sitzung des Workshops, stehend Dr. Reiner Göldner. (Alle Fotos: H. Haßmann, NLD)

2 Sascha Kuhnt, der Leiter der AG Geodatenportal der GDI-

NI, beantwortet Fragen im Anschluss an seine Präsentation,

hier mit Prof. Dr. Jürgen Kunow, dem Vorsitzenden des

Verbandes der Landesarchäologen.

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Archäologie und Informationssysteme130

Dr. Anthony BeckProject Champion, DART ProjectSchool of ComputingUniversity of LeedsLS2 9JT, UK

Dipl.-Inf. Ralf Bergerinteractive instruments GmbHTrierer Straße 70–7253115 Bonn

David BibbyLandesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium StuttgartArchäologische Denkmalpflege: Zentrale Fachdiensteund Restaurierungswerkstatt– digitale Archäologie –Berliner Straße 1273728 Esslingen

Dr. Utz BöhnerInformationsmanagement und Fachinformations systemNiedersächsisches Landesamt für DenkmalpflegeScharnhorststraße 130175 Hannover

Andreas BrunnReferent Dokumentation/EDVLandesamt für Denkmalpflege und ArchäologieSachsen-Anhalt– Landesmuseum für Vorgeschichte –Richard-Wagner-Straße 906114 Halle/Saale

Prof. Dr. Ortwin DallyGeneralsekretär des Deutschen ArchäologischenInstitutsPodbielskiallee 69–7114195 Berlin

Sigmar FittingSystemadministratorStabsstelle Zentrale Verwaltung und Marketing Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-PfalzSchillerstraße 44 – Erthaler Hof55116 Mainz

Prof. Dr. Friederike FlessPräsidentin des Deutschen Archäologischen InstitutsPodbielskiallee 69–7114195 Berlin

Prof. Dr. Reinhard FörtschWissenschaftlicher Direktor für Informationstechno logienDeutsches Archäologisches InstitutPodbielskiallee 69–7114195 Berlin

Dr. Reiner GöldnerReferent Geografisches InformationssystemLandesamt für Archäologie Zur Wetterwarte 701109 Dresden

Catherine HardmanDeputy DirectorArchaeology Data Service Department of ArchaeologyThe King’s ManorUniversity of YorkYO1 7EP, UK

Dr. Henning HaßmannLandesarchäologeNiedersächsisches Landesamt für DenkmalpflegeScharnhorststraße 130175 Hannover

Maurice HeinrichProjektkoordination IANUSDeutsches Archäologisches InstitutPodbielskiallee 69–7114195 Berlin

Dr. Ulrich HimmelmannLeiter Sachgebiet EDV/IT-KommunikationStabsstelle Zentrale Verwaltung und Marketing Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-PfalzSchillerstraße 44 – Erthaler Hof55116 Mainz

Dr. Ulf IckerodtArchäologisches Landesamt Schleswig-HolsteinObere DenkmalschutzbehördeSchloss AnnettenhöhBrockdorff-Rantzau-Straße 7024837 Schleswig

Dipl.-Ing. Thomas PoelmannArchäologisches Landesamt Schleswig-HolsteinGeoinformation und IT-ManagementSchloss AnnettenhöhBrockdorff-Rantzau-Straße 7024837 Schleswig

Autorenverzeichnis

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Autorenverzeichnis131

Dr. Axel G. Posluschny M.A.Projekt-Leiter EU-Projekt ArchaeoLandscapes EuropeRömisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen InstitutsPalmengartenstraße 10–1260325 Frankfurt/Main

Jörg RätherGrabungstechnik + ITArchäologisches Museum HamburgBodendenkmalpflegeMuseumsplatz 221073 Hamburg

Evelyn Rauchegger ZBW – Deutsche Zentralbibliothek fürWirtschaftswissenschaftenLeibniz-Informationszentrum WirtschaftNeuer Jungfernstieg 1224105 Hamburg

Prof. Julian D. Richards Director Archaeology Data ServiceDepartment of Archaeology The King’s ManorUniversity of YorkYO1 7EP, UK

Dipl.-Phys. Thomas RichterSachgebeitsleiter IT/GISLandesamt für Denkmalpflege und ArchäologieSachsen-Anhalt– Landesmuseum für Vorgeschichte –Richard-Wagner-Straße 906114 Halle (Saale)

Dr. Felix F. SchäferProjektkoordination IANUSDeutsches Archäologisches InstitutPodbielskiallee 69–7114195 Berlin

Dipl.-Inf. Mario SchlapkeFachreferent Informatik und NumismatikThüringisches Landesamt für Denkmalpflege undArchäologie Dienststelle Weimar Humboldtstraße 1199423 Weimar

Eicke SiegloffArchäologisches Landesamt Schleswig-HolsteinDezernat Denkmalschutz und Inventarisation Schloss AnnettenhöhBrockdorff-Rantzau-Straße 7024837 Schleswig

Dr. Bettina Stoll-TuckerAbteilungsleiterin Übergreifende FachdiensteLandesamt für Denkmalpflege und ArchäologieSachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte –Richard-Wagner-Straße 906114 Halle (Saale)

Dr. Markus UllrichBayerisches Landesamt für Denkmalpflege– Bayerische Denkmalliste und Denkmaltopographie – Schloss Seehof96117 Memmelsdorf

Dipl.-Geogr. Roland WanningerBayerisches Landesamt für Denkmalpflege– Denkmalerfassung und Denkmalforschung –FachinformationssystemHofgraben 480539 München

Dipl.-Phys. Bernd Weidnerinteractive instruments GmbHTrierer Straße 70–7253115 Bonn

Dr. Otto Mathias WilbertzKommission Archäologie & Informa tionssysteme desVerbandes der Landesarchäologenc/o Niedersächsisches Landesamt für DenkmalpflegeScharnhorststraße 130175 Hannover

Dr. Stefan WinghartPräsident Niedersächsisches Landesamt für DenkmalpflegeScharnhorststraße 130175 Hannover

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