17
Ue Hist Gernot Reichert Armut und Reichtum in der Zeitung der Stürmer 1938 Matr. Nr. 0653725 Gernot Reichert 1

Armut und Reichtum im Stürmer

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Diese Arbeit beschreibt die Darstellung von Armut im 3.Reich. Besonders wird auf die Darstellung der jüdischen Bevölkerung geachtet.

Citation preview

Page 1: Armut und Reichtum im Stürmer

Ue Hist

Gernot Reichert

Armut und Reichtum in der Zeitung der Stürmer 1938

Matr. Nr. 0653725

Gernot Reichert

1

Page 2: Armut und Reichtum im Stürmer

Verzeichnis

.......................................................................................................Vorwort 3

.............................................................................................Fragestellung 3

.....................................................................................................Über den Stürmer 3

...............................................................................Analyse des Stürmers 4

..................................................................................Was ist Armut und Reichtum 4

................................................................................................Auswertung 5

.................................................................................................................Ausgabe 1 6

.................................................................................................................Ausgabe 2 7

.................................................................................................................Ausgabe 3 8

.................................................................................................................Ausgabe 4 9

...............................................................................................................Ausgabe 5 10

...............................................................................................................Ausgabe 6 11

...............................................................................................................Ausgabe 7 12

...............................................................................................................Ausgabe 8 13

..........................................................................................................Fazit 15

............................................................................................................Schlusswort 16

..................................................................................Quellenverzeichnis 16

.......................................................................................................Bildverzeichnis 16

.............................................................................................................Codebogen 17

Gernot Reichert

2

Page 3: Armut und Reichtum im Stürmer

Vorwort

Das Thema Armut wird durch aktuelle Krisen an den Börsen und am Arbeitsmarkt ständig präsent. Menschen haben ihr Vermögen an den Kapitalmärkten verloren und bangen um ihre Existenz. Nicht nur Verlierer hat die Börse erzeugt, auch Gewinner - denen jetzt vorgeworfen wird, das gesamte Vermögen zu horten während andere hungern. Ergo, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter und Arbeitsplätze werden seltener. Um 1938 waren rund 5 Mio. Menschen arbeitslos (http://www.geschichteinchronologie.ch/eu/3R/Federau_D-finanzpolit ik-d/026-grafik-arbeitslosigkeit-D-1921-1939.png), 2011 sind es mehr als 7,5 Mio. (http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/). Das bedeutet nicht, dass wir einem neuen Regime von Links- oder Rechtsgerichteten gegenüberstehen werden. Doch ist die Sensibilisierung zu forcieren gegenüber böswilliger Tendenzen in den Medien. In Krisenzeiten werden immer Schuldige gesucht, wie im NS - Regime.

In meiner Arbeit geht es nicht darum, ob Juden/Ausländer die Sündenböcke sind. Es geht viel mehr darum, wie Armut dargestellt wird.

Fragestellung (bezogen auf die Stürmer Ausgaben von 1938)

• Werden nur Juden als arm dargestellt?

• Gilt Armut im Stürmer als verwerflich/undeutsch?

Weshalb der Stürmer?

Der Stürmer war das Medium der NS - Partei. Von Julius Streicher gegründet, besitzt es bis heute den Ruf, das Hassblatt schlechthin zu sein. Durch meine Annahme, dass in schlechten Zeiten die Menschen immer einen Sündenbock suchen, kann man vielleicht einen Vergleich ziehen, wie dies damals von statten gegangen ist. Der Stürmer könnte sich auch solidarisch mit der Armut zeigen. Da jeder in der schlechten Wirtschaftslage lebt (auch die Journalisten). Neben der Vergleichbarkeit mit der heutigen Zeit ist der Stürmer auch perfekt zum Analysieren geeignet, da er durch seine extreme Ausprägung kein „zwischen den Zeilen“ lesen ermöglicht.

Über den Stürmer

Zunächst erschien Der Stürmer im Völkischen Verlag Wilhelm Härdel, ab 1935 dann im Verlag Der Stürmer. In der Anfangszeit hatte das Blatt nur eine eher geringe Auflagenzahl, mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde Der Stürmer aber vermehrt popularisiert und auch an verschiedene Nationalsozialistische Organisationen, wie z.  B. die DAF (Deutsche Arbeitsfront), ausgeliefert. Die durch die Nationalsozialisten betriebene

Gernot Reichert

3

Page 4: Armut und Reichtum im Stürmer

„Gleichschaltung“ der freien Presse, sowie Julius Streichers Funktion als Gauleiter in Nürnberg dürfte die Entwicklung des Stürmers ebenfalls maßgeblich beeinflusst haben. Zwischen 1923 und 1945 gab es außerdem zusätzlich mehrere Sonderausgaben zu speziellen Themenschwerpunkten. Die letzte Ausgabe des Stürmers erschien am 22. Februar 1945.(vgl. Zeitschriftendatenbank, http://dispatch.opac.ddb.de/DB=1.1/SET=1/TTL=16/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8509&SRT=YOP&TRM=Der+St%FCrmer+%3A+Wahrheit+Wochenblatt)

Analyse des StürmersEs werden alle Ausgaben des Stürmers aus dem Jahr 1938 / 14 Ausgaben analysiert. Nach Einsicht und Einlesen der Zeitung kam ich zu der Feststellung, dass eine Textanalyse nichts bringen wird. Die Meldungen wiederholen sich permanent, oft werden nur Namen ausgetauscht - der Sinn der Meldung bleibt stets der gleiche.

Ich habe eine andere Form gewählt, die Bildanalyse gekoppelt mit einer Inhaltsanalyse der einzelnen Ausgaben.

• Den Bezug auf Armut• Armut pro deutsch• Armut ist undeutsch• Juden sind an der Armut schuld• Deutsche sind reich• Juden sind reich• Deutsche verprassen das Geld• Juden verprassen das Geld• Neutral • Armut wird nicht erwähnt• Sonderausgabe• Jahr• Ausgabe/Nr.

Was ist Armut und ReichtumEs gibt zahlreiche Definitionen von Reichtum und Armut. Man kann als Arm bezeichnen, jemanden der kein Geld besitzt. Oder auch der kein Mitleid von Fremden bekommt und sozial Arm ist. Reichtum kann genauso anders definiert werden. Hat man viele Freunde so ist man reich, obwohl man arm ist. Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.), röm. Philosoph u. Dichter drückt das ganze so aus : „Nicht der ist arm, der wenig besitzt, sondern wer nach mehr verlangt.“ Meine Definitionen für Reichtum, Armut und die Mitte - für die Analyse angepasst ist:

• Reichtum bedeutet reich an materialistischen Gütern und Geldbeträgen zu sein, und diese durch Prunk und Kleidung in Bildern zur Schau zu stellen.

• Armut bedeutet arm an Gütern und Rohstoffen, welche gerade noch für die hygienischen Grundbedürfnisse reichen.

Gernot Reichert

4

Page 5: Armut und Reichtum im Stürmer

• Nicht Arm/Reich bedeutet in der Analyse klassischer Mittelstand. Alltägliche Dinge sind leistbar, alles was in Richtung Prunk/ Luxus geht ist nur mit Entbehrungen leistbar.

weitere Definitionen

Definition Erklärung

Jahr Jahr der Ausgabe

Ausgabe/Nr Ausgabe/Nr

Armut pro Deutsch ist Verzicht, eine Tugend, die durch die NS - Ideologie als positiv angesehen wird

Armut ist undeutsch sie ist nicht als Tugend zu sehen, sondern eine Schande für die NS - Ideologie

Juden sind an der Armut schuld Juden werden als Erzeuger der Armut gesehen

Deutsche sind reich Deutsche sind reich

Juden sind reich Juden sind reich

Deutsche verprassen das Geld Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld Juden verprassen das Geld

Neutral es wird nichts Positives oder Negatives ausgesagt, nicht Arm/Reich

Armut wird nicht erwähnt Armut wird in der gesamten Ausgabe nicht erwähnt

Sonderausgabe Sonderausgabe des Stürmers

Auswertung

Gernot Reichert

5

Page 6: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 1

Ausgabe/Nr März/10

Jahr 1938

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

In dieser Ausgabe ist die Firma Grünbau die Hauptschlagzeile. Es wird unterstellt, dass die Firma bestens verdient und dies nur erreicht, weil sie an den deutschen Angestellten einspart. Weiters wird auf den Adel eingegangen. Ebenfalls gut verdienend und Kunden der Firma Grünbaum zu sein.

Der „Deutsche“ wird hier als arm und kurz vorm Verhungern dargestellt. „ Die Angestellten und Arbeiter der Firma Grünfeld bekamen eine Weihnachtsgratifikation bezahlt. Damit die dummen „Boys“ aber nicht gar zu böse wurden,

besaßen die Juden die Frechheit, den verheirateten Angestellten und Arbeitern, die ein Kind hatten, drei Reichsmark in die Hand zu drücken. Und dafür mussten sie sich noch beim Juden bedanken.“ (S3) Zum Vergleich, ein Paar Stiefel kostet ca. 9 Reichsmark„Die Armut der Deutschen wird hier durch widrige Arbeitsverhältnisse beschrieben. Die Büros der Geschäftsleute sind prunkvoll, die der Arbeiter marode und unwürdig. „(S4)

Gernot Reichert

6

Page 7: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 2

Ausgabe/Nr März/12

Jahr 1938

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld x

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Hier wird Armut nicht direkt auf Deutschland angesprochen. Es geht viel mehr darum, dass Juden Geld haben und sich beklagen, sowie dass sie sich auf Kosten anderer bereichern. 2 Hauptgeschichten sind hier ausschlaggebend. Ein Geschäftsmann, der seinen Namen ändert um seinen Bankrott zu verschleiern. Neben dem Artikel weisen einige Skizzen auf die „Bankrottjuden“ hin. Ein Widerspruch wird in einem anderen Artikel erzeugt.„Viele Zeitungen des Auslands schreiben immer wieder, wie schlecht es den „armen“ Juden in Deutschland heute erginge. ...... Dass es aber in Wirklichkeit den Juden heute in Deutschland noch ganz

ausgezeichnet geht, wird jeder zugeben müssen, der ehrlichen Willens ist. Judenkaufhäuser machen noch die glänzenden Geschäfte und auch die Judenärzte und Judenanwälte können sich nicht beklagen.“ (S5)

Gernot Reichert

7

Page 8: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 3

Ausgabe/Nr April/16

Jahr 1938

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich x

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld

Neutral

Armut wird nicht erwähnt x

Sonderausgabe

In dieser Ausgabe wird nicht wirklich auf Armut/Reichtum eingegangen. Eher subtil. wird davon gesprochen, dass Juden reich sind und auch kriminell. Allerdings hat dies nichts mit dem Faktum der Armut zu tun, sondern dient dazu, dem Leser zu zeigen, dass Juden reich sind und zur Kriminalität neigen. Schlagzeilen „2 jüdische Millionäre verhaftet“ (S8). Abgesehen von der Kriminalität sind Deutsche und Juden gleich „reich“. Es wird in einem Artikel auf den Kauf eines Pelzmantels eines Deutschen in einem jüdischen Geschäft eingegangen. Auch geben die Bilder keinen Hinweis auf monetäre Vorteile.

Gernot Reichert

8

Page 9: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 4Ausgabe/Nr Mai/19

Jahr 1938

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld x

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld

Neutral x

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Reichtum steht im Mittelpunkt und die strategische Ausrichtung von Juden. Es bezieht sich auf die jüdische Familie Rothschild, welche sich durch Kredite an Österreich in die Politik und an Österreich gebunden haben. Es wird nicht erwähnt, doch kann man sich denken was der Stürmer damit aussagen möchte. Reichtum regiert die Welt und das Judentum hat alles. Ganz klar nach der Blattlinie des Stürmers. Interessant zu beobachten sind die Karikaturen. Es werden mehrere Zeichnungen von Geld und Juden gemacht.

Gernot Reichert

9

Page 10: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 5

Ausgabe/Nr Juni/23

Jahr 1938

Armut pro Deutsch x

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld x

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Der ansässige Jude Benno Guttmann machte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres ein solch gutes Geschäft, mehr wie sonst. Das kam zum Teil von der gewaltigen Bauernnot her, zum Teil davon,.... (S1) Reichtum wird den Juden zugeteilt und den Deutschen die Bauernnot. Das erzeugt Spannungen zwischen arm und reich. Da hier Reichtum als Faulheit und Egoismus dargestellt wird. Deutsche werden als die fleißige „Rasse“ dargestellt, die permanent unterdrückt wird. Das folgende Bild zeigt

dies auch sehr gut. Hier geht es um den Verschwender und den Steuerzahler.

Gernot Reichert

10

Page 11: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 6

Ausgabe/Nr Juli/28

Jahr 1938

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Erstmal in der Zeitschrift ist die Rede von einem „armen“ Juden der nicht aus dem Adel oder einer wohlhabenden Familie stammt. Es wird auf den Lebenslauf eingegangen, dass er keinen Beruf erlernt hat, aber dafür das Handwerk der Gaunerei kann. (vgl. S4) Interessant ist auch eine zweite Geschichte in der Zeitung. Ein reicher Jude, wie eh und je wird als Betrüger und Tierschänder auf dem Viehmarkt beschrieben. (vgl. S5).

Erstmals kann man nicht zuordnen, ob Armut oder Reichtum eine jüdische Eigenschaft besitzt. Geld spielt hier keine Rolle, bloß die Religion. Die Bilder bestätigen die Diskrepanz, die in allen anderen Zeitschriften zuvor erzeugt wurde - die des reichen bösen Juden.

Gernot Reichert

11

Page 12: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 7

Ausgabe/Nr August/31

Jahr 1938

Armut pro Deutsch x

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Mit der Hauptüberschrift „Die Schande in Amerika“ wird darauf hin gewiesen, dass jüd. Flüchtlinge aus Deutschland eine 100.000 Dollar Spende erhalten. Im Zuge des Artikels folgert der Stürmer, dass Juden sowieso Geld haben und dies durch Lügen und Vortäuschen falscher Tatsachen Spenden erschleichen. (vgl. S5)Im Bild auf Seite 5 ist zu sehen, dass ein Teil der Bevölkerung für mehr Geld demonstriert. Im Untertitel wird betont „Man beachte die verhärmten Gesichter dieser Nichtjuden!“ -

Aussage ist wieder klar zu erkennen, wer arm ist, ist pro Deutsch eingestellt und arbeitet hart für sein Geld. Der Staat selbst unterstützt allerdings diese Bevölkerungsschicht nicht.

Gernot Reichert

12

Page 13: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 8

Ausgabe/Nr Dezember/51

Jahr 1938

Armut pro Deutsch x

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld

Neutral x

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Der Stürmer bestärkt seine Aussage an ein korruptes System. Nur mit Geld kann man überleben und leben. Dies bezeugt der Untertitel eines Bildes „Wie hast du die Operation überstanden? Sehr gut. Der Arzt hat in meinem Wagen drei goldene Manschettenknöpfe gefunden“ (S2). Dies schürt wieder den Hass auf die „bessere“ Gesellschaft. Sobald ein Jude dabei ist geht es nur ums Geld. Die angebliche Armut der Deutschen wird wieder als Anlass genommen um den Hass gegen die reiche Schicht zu erhöhen. In der Ausgabe wird der Hass auch auf jüdische Kinder gezogen. Die deutschen sind fast alle in einem NS-Verein und machen Sport und erleben Entbehrungen. Im Bild auf Seite 6 wird geschrieben „Der 12-

jährige Judenbube ist heute schon fett wie ein Mastschwein“ - unrühmlich vom Schreiber, jedoch verfehlt es nicht seine Wirkung, dass jüdische Kinder verwöhnt werden, während deutsche Kinder für Deutschland arbeiten.

Gernot Reichert

13

Page 14: Armut und Reichtum im Stürmer

Ausgabe 9

Ausgabe/Nr Okober/11

Jahr 1938

Armut pro Deutsch x

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld x

Deutsche sind reich

Juden sind reich x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe NR 11

In dieser Sonderausgabe wird der Unterschied zwischen arm und reich bildlich sehr schön dargestellt. Auf der einen Seite ist eine Photostrecke mit den Sudetendeutschen - in einfacher Tracht, beim Arbeiten oder in zerrissener Kleidung. Die andere Fraktion ist jüdisch. Die Zeitung ist voll mit Karikaturen von verschwenderischen, dicken Juden. Es wird hier die Integration der Sudetendeutschen forciert, indem man sich in zünftig und gemäßigt, sowie am Hundertod nagend darstellt. Juden werden hier wieder als Sündenbock für das Elend im Land verantwortlich gemacht. Da diese die Nutznieser der Not sind.

Text zum Bild: „Sudetendeutsches Elend Den ganzen Kummer und das Leid eines von Juden und Tschechen unterdrückten und gequälten Volkes schauen aus den verhungerten Gesichtern dieser kleinen Kerle“ (S8)

Gernot Reichert

14

Page 15: Armut und Reichtum im Stürmer

Fazit

Ausgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Armut pro Deutsch x x x x

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

x x x x

Deutsche sind Reich x

Juden sind Reich x x x x x x x x x

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld x x x x x x

Neutral x x

Armut wird nicht erwähnt x

Sonderausgabe NR 11

Zum Codebogen

Signifikant ist, dass Juden immer mit Reichtum in Verbindung gebracht werden sowie als Erzeuger der Armut sowie Verschwendung. Armut kann aber auch positiv gewertet werden in seltenen Ausgaben, hier dient sie zur Erzeugung von Unterschieden, wie aus Seite 15 erläutert.

Fragen

Werden nur Juden als arm dargestellt?

Nein. Juden werden in allen Ausgaben als reich dargestellt. Es herrscht ein regelrechter Hype darum zu zeigen, wie reich die Juden sind. Reichtum wird im Stürmer als eine typisch jüdische Eigenschaft dargestellt. Sie provoziert - Reichtum wird immer in den Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften gebracht. Sei es beim Viehkauf, Arzt etc. Der Reichtum wird auch stark mit der oberen Bildungsschicht verbunden. Akademiker und

Gernot Reichert

15

Page 16: Armut und Reichtum im Stürmer

der Adel werden oft als korrupt umschrieben und schädigen so die „arbeitende“ deutsche Bevölkerung.

Gilt Armut im Stürmer als verwerflich/undeutsch?

Nein. Armut wird hier nicht gut geheißen oder als positiv dargestellt. Sie dient dem Stürmer als Mittel zum Zweck um jüdische Personen zu diffamieren. Es wird ein Gefühl von Neid erzeugt, welcher durch das angebliche jüdische Weltsystem niemals durch harte Arbeit erreicht werden kann. Erst wenn man das Judentum ausschaltet, kann die Welt zu einer besseren transformiert werden.

Schlusswort

Der Stürmer dürfte in der Zeit um 1938 einen wesentlichen Beitrag zum Judenhass beigetragen haben. Durch Pointieren der Klassenunterschiede wurde künstlich Hass erzeugt. Es wird niemals erwähnt, dass ein Deutscher ein Verbrechen oder die Not seiner Untergebenen ausnützt. Bilder von Deutschen sind immer entweder als arm und ausgehungert dargestellt. Oder als zünftig und in Gesellschaft mit anderen Kameraden. Der Stürmer ist meines Erachtens eine strategisch durchdachte Zeitung mit dem Ziel Juden aus den Augen zu bekommen und die NS-Taten mit Hilfe der öffentlichen Meinung zu rechtfertigen. Die Strategie ist, es durch Darstellung von krassen Klassenunterschieden die deutsche Mehrheit für sich zu gewinnen. Indem sie den Juden Reichtum auf Kosten anderer anheftet.

QuellenverzeichnisQuellen der Stürmer, 1938, Stürmer Verlag, Julius Streicher, Nürnberghttp://www.archive.org/details/Der-Stuermer-1938-14-Ausgaben (25.09.2011, 1600 Uhr)http://www.geschichteinchronologie.ch/eu/3R/Federau_D-finanzpolitik-d/026-grafik-arbeitslosigkeit-D-1921-1939.png (26.09.2011, 1530 Uhr)http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/ (26.09.2011, 1531 Uhr)Zeitschriftendatenbank, http://dispatch.opac.ddb.de/DB=1.1/SET=1/TTL=16/CMD?ACT=SRCHA&IKT=8509&SRT=YOP&TRM=Der+St%FCrmer+%3A+Wahrheit+Wochenblatt (27.09.2011, 0921 Uhr)

Bildverzeichnis

alle Abbildungen sind aus der Zeitung der Stürmer, 1938Abb S7, März/12, S5Abb S9 Mai/19 S7Abb S10 Juni/23 S1Abb S11 Juli/28 S4Abb S12 August/31 S5Abb S13 Dezember/51 S5Abb S14 Oktober/ Sonderausgabe 11 S8

Gernot Reichert

16

Page 17: Armut und Reichtum im Stürmer

Codebogen

Ausgabe/Nr

Jahr

Armut pro Deutsch

Armut ist undeutsch

Juden sind an der Armut schuld

Deutsche sind reich

Juden sind reich

Deutsche verprassen das Geld

Juden verprassen das Geld

Neutral

Armut wird nicht erwähnt

Sonderausgabe

Gernot Reichert

17