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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert WILFRIED SCHRODER VorgeIegt yon S. FL~GGE Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. FRIEDRICH HUND zur Vollendung seines 88. Geburtstages in Dankbarkeit zugeeignet Das wissenschaftliche Wirken von ARNOLD SOMMERFELD ist vielmals gewfirdigt worden ~. Zwar wurde dabei gelegentlich Bezug genommen auf die K6nigsberger Zeit sowie das Zusammenwirken mit WIECHERT, gleichwohl blieb die Phase der wissenschaftlichen Anfangsjahre SOMMERFELDSnoch recht Itickenhaft dargestellt. Nachfolgend soll hierzu mit Hilfe des erstmals vorgelegten Briefwechsels zwischen SOMMERFELD und WIECHERT eine Erweiterung erzielt werden. Insbeson- dere zeigt sich, dab SOMMERFELD w/ihrend seiner K6nigsberger Zeit, aber auch wfihrend der Clausthaler und Aachener Jahre, in erheblichem MaBe yon WIE- CHERT beraten und gef6rdert wurde. Insofern kann durchaus gesagt werden, dab SOMMERFELDS Friihzeit durch die Freundschaft und den wissenschaftlichen Aus- tausch mit EMIL WIECHERT eine ganz entscheidende Prfigung erhielt. Umgekehrt nahm aber auch SOMMERFELDAnteil an WIECHERTS Schaffen. SOMMERFELD hat auf seine Beziehungen zu WIECHERT hingewiesen, denn er bemerkt: ,,Von Wiechert habe ich auch sonst vie! Anregung erfahren. Er hatte sich, ganz auf sich gestellt und zur wissenschaftlichen Vereinsamung neigend, in der K6nigsberger Stille zu einem tiefen mathematisch-physikalischen Denker ausgebildet, als welcher er mir in meinen /ilteren Studienjahren als h6chstes Vorbild vorschwebte. ''2 Tats~ichlich kreuzte sich SOMMERFELDSund WIECHERTSLebensweg alsbald im Mathematisch-Physikalischen Laboratorium, das unter der Leitung von Paul VOLKMANN stand. Der mathematisch-physikalische Ausbildungsbereich an der Vgl. z.B. : ULRICH BENZ, Arnold Sommerfeld. Stuttgart 1975. SIEGFRIED FLtiGGE, In memoriam Arnold Sommerfeld 1868-1951. Angew. Chemie 64 (1952), 37. -- MAx VON LAUE, Sommerfelds Lebenswerk. Naturwiss. 38 (1951), 513. 2 ARNOLD SOMMERFELD,Autobiographische Skizze, erw. u. erg. von FRITZ BOW, Gesammelte Schriften, IV, S. 674, Braunschweig 1968.

Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert

WILFRIED SCHRODER

VorgeIegt yon S. FL~GGE

Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. FRIEDRICH HUND zur Vollendung seines 88. Geburtstages in Dankbarkeit zugeeignet

Das wissenschaftliche Wirken von ARNOLD SOMMERFELD ist vielmals gewfirdigt worden ~. Zwar wurde dabei gelegentlich Bezug genommen auf die K6nigsberger Zeit sowie das Zusammenwirken mit WIECHERT, gleichwohl blieb die Phase der wissenschaftlichen Anfangsjahre SOMMERFELDS noch recht Itickenhaft dargestellt.

Nachfolgend soll hierzu mit Hilfe des erstmals vorgelegten Briefwechsels zwischen SOMMERFELD und WIECHERT eine Erweiterung erzielt werden. Insbeson- dere zeigt sich, dab SOMMERFELD w/ihrend seiner K6nigsberger Zeit, aber auch wfihrend der Clausthaler und Aachener Jahre, in erheblichem MaBe yon WIE- CHERT beraten und gef6rdert wurde. Insofern kann durchaus gesagt werden, dab SOMMERFELDS Friihzeit durch die Freundschaft und den wissenschaftlichen Aus- tausch mit EMIL WIECHERT eine ganz entscheidende Prfigung erhielt. Umgekehrt nahm aber auch SOMMERFELD Anteil an WIECHERTS Schaffen.

SOMMERFELD hat auf seine Beziehungen zu WIECHERT hingewiesen, denn er bemerkt:

,,Von Wiechert habe ich auch sonst vie! Anregung erfahren. Er hatte sich, ganz auf sich gestellt und zur wissenschaftlichen Vereinsamung neigend, in der K6nigsberger Stille zu einem tiefen mathematisch-physikalischen Denker ausgebildet, als welcher er mir in meinen /ilteren Studienjahren als h6chstes Vorbild vorschwebte. ''2

Tats~ichlich kreuzte sich SOMMERFELDS und WIECHERTS Lebensweg alsbald im Mathematisch-Physikalischen Laboratorium, das unter der Leitung von P a u l VOLKMANN stand. Der mathematisch-physikalische Ausbildungsbereich an der

Vgl. z.B. : ULRICH BENZ, Arnold Sommerfeld. Stuttgart 1975. SIEGFRIED FLtiGGE, In memoriam Arnold Sommerfeld 1868-1951. Angew. Chemie 64 (1952), 37. -- MAx VON LAUE, Sommerfelds Lebenswerk. Naturwiss. 38 (1951), 513.

2 ARNOLD SOMMERFELD, Autobiographische Skizze, erw. u. erg. von FRITZ BOW, Gesammelte Schriften, IV, S. 674, Braunschweig 1968.

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Universit/it K6nigsberg war tiberschaubar; beispielsweise schwankte die Zahl der Teilnehmer in der Mathematischen Abteilung zwischen 1883-1890 um 3-23 Teil- nehmer. In der physikalischen Abteilung des mathematisch-physikalischen Semi- nars wurden w6chentlich Hausaufgaben an die Teilnehmer ausgegeben, die alsdann im Seminar behandelt werden konnten. WmCHERT war ab dem 1. April 1889 Assi- stent des mathematisch-physikalischen Laboratoriums.

II

SOMMERFELD hatte das Altst/idtische Gymnasium in K6nigsberg 1886 mit dem Abitur verlassen. Wiihrend seines nachfolgenden Studiums an der Universit/it K6nigsberg waren u.a. IrlILBERT (Mathematik), HURWITZ (Mathematik), LINDE- MANN (Mathematik), LOSSEN (Chemie), PAPE (Physik), RAHTS (Astronomie), SAALSCHUTZ (Mathematik), VOLKMANN (Physik) und WIECHERT (Physik) seine Lehrer. Er promovierte im Jahre 1891 mit der Dissertation ,,Die willkiirlichen Functionen in der mathematisehen Physik", wobei EUGEN MAEY und JULIUS MILTHALER als Opponenten wirkten. Beide waren ~ibrigens auch Freunde WIE- CHERTS.

Im Jahre 1890 hatten SOMMERFELD und WIECHERT einen harmonischen Ana- lysator gebaut, worfiber SOMMERFELD im Vortragswesen der Physikaliseh-6kono- mischen Gesellschaft zu K6nigsberg berichtete a.

1893 siedelte SOMMEREELD nach G6ttingen fiber, um zun~ichst als Assistent von THEODOR LIEBISCH ZU arbeiten. Danach war er in der Sammlung Mathemati- scher Instrumente und Modelle als Assistent tiitig. Am 11. Miirz 1895 habilitierte er sich flit das Fach Mathematik an der Universitiit G6ttingen. 4 Im Jahre 1897, dem Jahr also, als WIECHERT an das Institut yon WOLDEMAR VOIGT nach G6ttingen kam, folgte SOMMERFELD einer Berufung nach Clausthal-Zellerfeld. Die unmittel- bare N/ihe beider Orte sowie das wissenschaftliehe Vorhaben der mathematischen Enzyklopiidie sollte beide Freunde auf Jahre hinweg erneut zum intensiven Ge- dankenaustausch fiihren.

III

Bereits in seiner K6nigsberger Zeit war SOMMERFELD, ebenso tibrigens auch WIECHERT, durchaus Fragen der praktischen Anwendung der Physik gegeniiber sehr aufgeschlossen. Dies sollte sich unter dem Einfluf5 von FELIX KLEIN in G6ttin- gen fortsetzen. KLEIN schreibt zu seinen Intentionen:

,,W~ihrend dieser ganzen Entwicklung stand meine Unterrichtsffttigkeit unter dem Gesichtspunkt, neben der mathematischen Theorie auch die Anwendun-

3 ARNOLD SOMMERFELD, Schriften Physik.-~konom. Ges. K/3nigsberg, XXXII (1890), 28.

4. ARNOLD SOMMERFELD, Mathematische Theorie der Diffraction. Mathem. Ann. 47 (1896), 317.

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gen zur Geltung zu bringen. Aus den Vorlesungen dieser Jahre sind Publika- tionen wie das Sommerfeldsche Buch fiber den Kreisel hervorgegangen. ''s

Etwa in diese Jahre fgllt die Verwirklichung der Pl~ine mit der Mathematischen Enzyklop/idie, die wiederum SOMMERFELD und WIECHERT zusammenffihrte. Be- merkenswert dabei ist, dab beide sowohl die M6glichkeit der Mitarbeit als auch die dariiber hinausgehende F6rderung FELIX KLEIN verdankten. KLEIN schreibt im Zusammenhang mit der Enzyklop/idie:

,,Diese ganze Tendenz, die auf den Ausbau der vorhandenen Zusammenh/inge hinzielte, fand nach mathematisch-wissenschaftlicher Seite ihren hoffentlich auf lfingere Zeiten tragf~higen Untergrund in der schon genannten umfang- reichen Unternehmung der ,Encyklop/idie der mathematischen Wissenschaften mit EinschluB ihrer Anwendungen' ... Nach meiner ganzen Einstellung brachte ich diesem Plane yon Anfang an lebhaftes Interesse entgegen ... Als trag- f/ihige Basis gewannen wir i895 das eben yon Wien aus gegrtindete Kartell der deutschen Akademien, das sich im AnschluB an die Reorganisation der G6ttinger Gesellschaft der Wissenschaften gebildet hatte. ''6

KLEIN zog sowohl SOMMERFELD als auch WIECHERT f/Jr die Redaktionsgesch/ifte heran. Verschiedentlich begleitete SOMMEREELD ihn auf Reisen, so etwa in die Nie- derlande. Wiederholt weilte SOMMEEELD Zll Gesprfichen in G6ttingen bei KLEIN, WOZU auch immer wieder WIECHERT herangezogen wurde. In seinem Schreiben vom 7. 9. 1899 bat flberdies KLEIN WIECHERT um eine verst/irkte Mitarbeit an dem von ihm editierten Band IV (Mechanik). Wie sehr KLEIN gewisse T/itigkeiten hin- sichtlich der Enzyklopftdie an SOMMEREELD delegiert hatte, zeigt auch folgender Ausschnitt. KLEIN schrieb am 9. 3. 1900 an WIECHERT . . . dab Sie die allgemeinen Regeln fiir die Details der Redaction demn~ichst mit Somrnerfeld allein zu Ende berathen . . ." Der nachfolgende Briefwechsel zeigt fiberdies mannigfache Beriih- rungspunkte von SOMMERFELD/WIECHERT hinsichtlich der Enzyklopfidie-Heraus- gabe.

IV

Auger dieser frtihen Zuammenarbeit in K6nigsberg sowie im Rahmen der Enzyklop/idie ergaben sich weitere gemeinsame Interessen aus SOMMERFELDS frtihen physikalischen Studien. SOMMEREELD hatte sich mit Fragen zur Natur der R6ntgenstrahlen befagt. Dabei ging er yon der Wellentheorie in der STOKES- WIECHERTschen Form aus, wonach die R6ntgenstrahlen als aus kurzen Impulsen bestehend aufgefagt werden. Wfthrend SOMMERFELDS Erkenntnisse zur Richtungs- verteilung der Bremsstrahlung sowie ihrer unterschiedlichen Hftrte in verschiede- nen Richtungen nachfolgend best/itigt werden konnten, wurden seine iibrigen Annahmen durch das DUANE-HUNTSche Gesetz der kurzwelligen Grenzen des

5 G6ttinger Professoren (Lebensbilder von eigener Hand); 4. FEHX KLEIN. Universi- t/itsbund G6ttingen, Mitt. 5 (1923), S. 30.

6 Ebd., S. 30-31.

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80 W, SCHRODER

Spektrums widerlegt. Bemerkenswert an SOMMERFELDS ersten physikalischen Ver- 6ffentlichungen bleibt indes, dab er maggeblich yon WIECHERT gef6rdert, beraten und beeinfluBt wurde.

Es kann nach dem Gesagten zur Anwendung der Mathematik und Physik ffir praktische Zwecke nicht iiberraschen, dab SOMMERFELD in seiner Aachener Zeit lebhaft an WIECHERTS seismologischen Studien Anteil nahm (vgl. Dokumente III-IV, XVII-XIX).

Der Hintergrund ist einfach: die Entwicklung der Seismologie zu einer Spezial- disziplin der sich verselbst~ndigenden Geophysik war das Resultat praktischer Mathematik und Physik. Mit der Schaffung eines praktisch arbeitenden Instituts, wie es das neugegrtindete Institut fiir Geophysik in G6ttingen nun einmal war, hatten sich auch KLEINS P1/ine nach Praxisanwendung und -einbettung konkreti- siert. Aueh in Aachen sollte eine Seismologische Station gegriindet werden. Die mit der Theorie der automatischen Seismographen im Zusammenhang stehenden Fragen mul3ten SOMMERFELD interessieren. Wie aus den abgedruckten Briefen her- vorgeht, nahm er an WIECHERTS Studien entsprechenden Anteil. Bemerkenswert ist auch seine Ausrichtung auf den Ersten Seismologischen Kongreg in StraBburg (Dokumente XVIII-XIX).

Zwei weitere Aspekte der friihen SOMMERFELDschen Studien fiihren auch zu WIECnERT: es sind einmal seine Studien zur Elektronentheorie, wobei er an den Fragen des elektromagnetischen Feldes interessiert war, das nach den MAXWELL- schen Gleichungen ein bewegtes Elektron begleiten sollte. Seine diesbeziiglichen bei der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften in G6ttingen publizierten Studien zeigen hinreichende Beziehungen auch zu WIECHERTS Arbeiten. 7

Ein weiterer interessanter Aspekt ist derjenige der l~lberlichtgeschwindigkeit, ein Thema, das auch bei WIEC~IE~T auftauchte a und worauf SOMMERFELD kam. Bemerkenswert ist in physikhistorischer Hinsicht vielleicht, dab EINSTEIN sich in einem seiner Briefe an SOMMERFELD auf WIEC~IERTS Resultate bezog, wenn er bemerkte: ,,Ich schloss damals aus dem Wiechertschen Resultat, nach welchem die Maxwell-Lorentz'schen Gleichungen durch mit Lichtgeschwindigkeit (c) sich ausbreitende Fernwirkungen ersetzbar sind, dass ein Signal, welches seine Aus- breitung lediglich elektromagnetischen Wirkungen zwisehen punktf6rmigen Teil- chen verdankt, unm6glich sich mit ~berlichtgeschwindigkeit ausbreiten k6nne. ''9

V

Die fiberragende Rolle, die SOMMERFELD ffir die Entwicklung der Physik spielte, ist wiederholt gewfirdigt worden. H~ufig genug liegt die spMere wissenschaftliche Entwicklung eines Gelehrten in seinen Anfangsjahren begrfindet. Es ist deshalb

7 Vgl. z.B. ARNOLD SOMMERFELD, Zur Elektronentheorie. Nachr. Ges. Wiss. G6t- tingen, 1904.

s EMIL WIECHERT, Bemerkungen zur Bewegung der Elektronen bei Uberlichtge- schwindigkeit. Nachr. math.-phys. K1. Kgl. Ges. Wiss. G6ttingen, 1905, 75.

9 M. ECKERT und W. PRICHA, Die ersten Briefe Albert Einsteins an Arnold Sommer- feld. Phys. B1. 40 (1984), 29. -- Vgl. auch: PETER DEBYE, Arnold Sommerfeld und die (Jberlichtgeschwindigkeit. ebd. 16 (1960), 568.

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auch im Rahmen physikhistorischer Betrachtungen wichtig zu wissen, wie eine sp~itere glanzvolle Entwicklung sich anbahnen konnte. Irn Falle yon SOMMERFELO kommt, und diese ist bisher weitestgehend iibersehen worden, der Mitwirkung von EMIL WIECHERT eine besondere Bedeutung zu.

Der nachfolgend erstmalig abgedruckte und ausgew~ihlte Briefwechsel bedarf keines Kommentars . 1° Es diirften mit die friihesten noch erhaltenen Briefe der beiden Physiker sein. Bedauerlicherweise sind viele Antworten von WIECHERT nicht mehr auffindbar gewesen. Fiir die Mtinchener Zeit yon SOMMERFELD lieB sich bisher ein Briefwechsel mit WIECHERT nicht nachweisen. Der vorliegende Briefwechsel diirfte fiir die Biographie SOMMERF~LDS und WIECHERTS und damit im Rahmen der Physikgeschichte niitzlich sein. ~

Dokument I

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT)

Clausthal, 15. II. 98 Lieber Wiechert !

Ich mfch te gern constatiren, ob die Differenz zwischen der Wellenl~inge in Luft u. der Drahtwellenl~inge, die Sarasin u. de la Blot in Arch. de G6n~ve 29 (3 Ser.), pg. 358 u. 441 i. Jahre 1893 gefunden haben, mit meiner Theorie tibereinstimmt 12. Dazu mtisste ich wissen, aus welchem Material der Draht ist, an dem die Draht-

wellen entlang laufen, u. welchen Radius er hat. Nehme ich Rad. = 0,9 mm, wie

bei den Saras'schen so bekomme ich zu kleine Werte. K6nnten Sie dies vielleicht aufder G6ttinger Bibliothek machen oder nachsehen lassen u. mir baldigst mit- teilen~a). Ich wiirde Ihnen sehr dankbar sein.

Herzl. GrtiBe

A.S .

~o Die diesem Aufsatz zugrunde gelegten Briefe sind wortgetreu wiedergegeben; sie befinden sich im Deutschen Museum (Mtinchen), dem Inst. f. Geophysik (G6ttingen), sowie im Privatbesitz. Ftir die (0berlassung von Fotokopien sowie die Genehmigung zum Abdruck bin ich den Eigenttimern sehr dankbar. Ftir die freundliche Mithilfe habe ich den Archiven der Universit/iten Clausthal-Zellerfeld, Aachen und Gtittingen sowie dem Deutschen Museum zu danken; weiterhin danke ich herzlichst den HH H. HOFFMANN, M. SIEBERT und F. HUND.

~ Zur Wfirdigung yon SOMMERFELD sei verwiesen auf ULRICH BENZ, Arnold Sommer- feld. Stuttgart 1975. -- SIEGFRIED FL/2GGE, In memoriam Arnold Sommerfeld 1868-1951. Angew. Chemie 64 (1952), 37. -- MAX VON LAUE, Sommerfelds Lebenswerk. Naturwiss. 38 (1951), 513. -- MAX PLANCK, Arnold Sommerfeld zum siebzigsten Geburtstag. ebd. 26 (1938), 777.

12 EDOUARD SARAS1N und LUCIEN DE LA RIVE, Interf6rence des ondulat. 61ectr. par r6flexion normale sur une paroi metallique I~galit6 des vitesses de propagation dans Fair et le long des ills conducteurs. Arch. sc. phys. Gen~ve 29 (1893).

~a Vgl. ARNOLD SOMMERFELD, Fortpflanzung elektrodynamischer Wellen l~ings eines Drahtes. Ann. Phys. 67, (1899), 233.

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82 W. SCHR~DER

Dokument H

Karte (WIECHERT an SOMMERFELD.)

G6ttingen, d. 19. IX. 98 Lieber Sommerfeld.

Leider war es nicht m6glich, friiher als heute auf die Bibliothek zu gehen. Ich bitte sehr mir die Verz6gerung nicht libel zu nehmen. Sarasin und de la Rive 14) beziehen sich in der Arbeit Archives des Sciences physiques et naturelles, Gen6ve (3) 29, 1893, p. 358 und 441. auf ihre frtihere Ar- beit yon 1890 und nehmen die damaligen Messungen an Drahten heriiber ohne neue zu machen [mit nur einer kleinen Ausnahme, die nicht in Betracht kommt is). Nur Messungen in Luft werden 1893 gemacht. Das Resultat ist Ihnen ja wohl bekannt:

Luft 2/42 2 m 1,50 1 0,75 0 ,58 ' )

Draht x/4 2 1,92 1,48 0,98 0,73 0,56

*) nicht 0,55 wie auf S. 420 falschlich steht.

Nachste Woche gehe ich zu Hilbert und werde dann das Fremdenbuch entfiih- ren.

Herzliche Griisse !

Ihr E Wiechert

Dokument III

Brief (SOMMERFELD an WIECHERT) Clausthal, 28. X. 98

Liebster Wiechert !

Als ich Sie heute frfih bei Brathuhn annoncirte, sagte er mir, dass er gerade diesen Sonn. u. Sonntag ungew6hnlich wenig Zeit babe. Denn: Sonn. nachm, um 5 muss er zu einem Begrabnis u. ffir Sonntag hat er mit anderen einen Ausflug (urn 10 Uhr) verabredet. Ihm pers6nlich ware es lieber, wenn Sie Ihren Besuch aufsch6ben, er wird aber auch so das Mfglichste thun. Ich denke nun so: Sie kommen trotzdem, das Wetter ist himmlisch schfn. Sie concentriren sich diesmal auf uns u. nehmen die Markscheiderei ffir ein anderes Mal aufs Korn. Wit besu- chen das Markscheideamt Sonnabend yon 3-5 und bezahlen da die Instrumente. Wenn Sie noch Theoretisches von Br. wissen wollen, bitte ich ihn, uns abends zu besuchen.

1,$ EDOUARD SARASIN und LUCIEN DE LA RIVE, Interf6rence des ondulat. 6tectr. par r6flexion normale sur une paroi metallique I~galit6 des vitesses de propagation dans l'air et le long des ills conducteurs. Arch. sc. phys. Gen6ve 29 (1893).

is LUCIEN DE LA RIVE und EDOUARD SARASIN, Th6orie des interf6rences de l'onde 61ectr. propag6e dans un fil conducteur et du r6sonateur. Arch. sc. phys. Gen~ve 23 (1890).

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Das Aufschieben wird bei Ihnen wohl auch Schwierigkeiten haben. Was mich betrifft, so bin ich die n~ichste Woche bis Sonnabend incl. contrakom, nicht zu haben. Wir k6nnen also dann erst Sonntag in 8 Tagen in Aussicht nehmen. Thun Sie nach bestem Ermessen. Uns sind Sie diesmal sowie von D. ab herzlich willkommen. Wenn Sie aufschieben wollen, also morgen nicht kommen, so bitte ich noch heute abend um eine Depesche, damit meine Frau u. Brathuhn sich einrich- ten k6nnen. Wenn ich keine Depesche bekomme, erwarte ich Sie zwischen 12 und 1 auf dem Telegraphenstangenweg zu Fur5 oder bei schlechtem Wetter im Omnibus zu begriJl3en.

herzl. Grfil3e

Ihres A. Sommerfeld

Dokument IV

Brief (SOMMERFELD an WIECHERT)

Clausthal 29. I. [I 899 ?] Lieber Wiechert !

Es ist sch/indlich aber wahr: ich hatte !hr bergbauliches Anliegen ganz verges- sen. 16 Jetzt habe ich endlich mit dem Bergwerksdirektor Lengemann gesprochen. Er ist zu jedem Entgegenkommen bereit u. interessiert sich fiJr die Sache. Er hat auch k~irzlich Gertel die Beobachtung mit Uranstrahlen erleichtert. Eine besondere Qualification fiir den betr. Steiger, der die Bedienung des Apparates iibernimmt, h~ilt er nicht f~ir n6tig. Er macht aber auf eine Schwierigkeit aufmerksam. Es wird fortgesetzt im ganzen Revier ,,geschossen" d.h. mit mehreren Pfund Dyna- mit gesprengt. Das wird Ihr Apparat natiirlich anzeigen. Ich glaube, Sie werden aber diese kiJnstlichen Beben yon den natiirlichen sondern k6nnen. Vielleicht hat die Beobachtung dieser nahen Beben sogar specielles Interesse fiJr Sie. Der Apparat wird per F6rderwagen heruntergeschafft. Sie selbst miissten die , ,Kunst" benutzen u. ev. etwas dazu iiben. Sie m6chten sich nun officiell mit Ihren n~iher definirten Wiinschen ,,an die Kgl. Berginspection Clausthal" wenden. Wenn Sie ihn sp~iter pers6nlich sprechen werden, mache ich Sie darauf aufmerksam, dass er furchtbar schwerh6rig ist, u. dass Sie darauf achten miJssen, dass er nichts Fal-

16 Die in diesem Brief angeschnittenen Fragen beziehen sich auf WIECHERTS vorberei- tende seismologische Studien. Im Geschfiftsjahr 1899/1900 hatte die K/Snigliche Gesell- schaft der Wissenschaften ihm 500 Mark ftir die Anfertigung seismometrischer Apparate zur Verftigung gestellt. Im darauf folgenden Jahr wurden der Kommission ftir Geophysik erneut Mittel ffir die Errichtung seismometrischer Stationen iJberlassen. WIECHERT war in den genannten sowie den Folgejahren mit einer Vielzahl von Experimenten hinsichtlich seismologischer Themen befal3t. Hinzu kommt, dab er seit dern 1. April 1898 die Leitung des ,,Erdmagnetischen Observatoriums", das ab 22. Mai 1898 die Bezeichnung ,,Institut ftir Geophysik" erhielt, iibernommen hatte. Ab dem Winter 1898 war mit der Aufstel- lung eines photographisch registrierenden Horizontalpendels begonnen worden. Die in den folgenden Monaten durchgeftihrten Registrierungen von Erdbebenst6rungen hatten auch SOMMERFELDS Interesse gefunden, der wiederum WIECHERT bei dessert vorbereiten- den Studien, die in Clausthal-Zellerfeld ebenfalls durchgeftihrt werden sollten, half.

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84 W. SCHR6DER

sches versteht. Er ist iibrigens ein pr~ichtiger u. intelligenter Mensch. Ich habe Sie ihm schon damals auf magnetischen Declinatorium vorgestellt. Seit zwei Tagen sch6nes klares Winterwetter. Von Lerbach kam ich damals ziemlich schnee- durchn[ist oben an. Inzwischen war ich in Aachen u. habe nette Wohnung gemietet: Louzburgstr. 13. Herzl. Grub an Sie und Ihre liebe Mutter yon meiner Frau u. Ihrem A. Sommerfeld

Dokument V

Brief (WIECHERT an SOMMERFELD)

G6ttingen, d. 2. Mai 1899 Lieber Sommerfeldl

Verzeihen Sie sehr, dass ich so sp~it erst antworte und das Referat zurtickschicke. Ich kann das nut durch den augenblicklichen Zustand meiner - Haare entschul- digen, die n/imlich gestr~iubt sind, wenn ich an all das denke, was vorliegt und er- ledigt werden soll. Manches ist ja an sich prachtvoll, z.B. dass der Institutsbau auf dem Berge, wie es scheint, wirklich im n~ichsten Jahre stattfinden wird, aber es trifft sich etwas viel zusammen 17. - Mein eigentliches Sorgenkind ist die Fest- schrift is. Ihretwegen musste ich mir den Larmor nun auch etwas n/iher ansehen, was wie sie wissen ein ziemlich widersp~instiges Stiick Arbeit ist. Im Ganzen bin ich nicht sehr entziickt, - aber ich daf t das natiiflich nur einem so guten Freunde wie Ihnen deutlich sagen, da ich ja Partei bin. Die Hauptsache, die Einfi~hrung der Elektrons ist ja gewiss sehr gut, aber da war Lorentz Vorbild, dem ja auch ich die Priorifiit zuerkennen muss. Das mechanische Bild*, welches Lamour benutzt, und immer in den Vordergrund schiebt, scheint mir nicht mit besonderem Gliick durchgefiihrt zu werden. Doch dariiber babe ich hoffentlich bald Gelegen- heit mit Ihnen eingehender zu reden. - Dar f ich nun ein paar Worte tiber Ihr Referat sagen?

1) Fast k6nnte es scheinen, als ob erst in dem 3-ten Theil yon der mechanischen Basis die Rede ist, aber diese war ja von Anfang an der Ausgangspunkt.

2) Die Discontinuit~it der Verbindungslinie wird nur fiir die Herstellung der Elek- trons benutzt. Dann soll man sie sich ausgefiillt denken, sodass zwei symmetrisch gebaute Elektrons entstehen.

Im iibrigen gef~illt mir das, was Sie sagen sehr gut. Ich glaube, man bekommt so gut einen Eindruck dessen, was der Verfasser will, als es sich rnit so wenigen Wor-

17 WIECHERT bezieht sich auf die vorbereitenden Arbeiten zur Grtindung des neuen Instituts fi.ir Geophysik. 1898 waren die Pl~ine ftir diesen Neubau dem Ministerium skizziert worden, so dab in der Folgezeit mit dessen Realisierung begonnen werden konnte. Vgl. hierzu: WILrRIED SCHR6DEa, Emil Wieehert und seine Bedeutung ftir die Entwieklung der Geophysik Zur exakten Wissenschaft. Arch. Hist. Exact Sci. 27 (1982), 369.

is Festschrift zur Feier der EnthiJllung des Gauss-Weber-Denkmals in G6ttingen, Hrsg. v. d. Fest-Comitee, Leipzig 1899.

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert 85

ten ausffihren 1/isst. W~ire es vielleicht hinreichend, wenn Sie ,,interessantesten" Beitr~ige statt ,,wlcht gsten Beitr~ige sagten ? Wir alle drei: Lorentz, Lamour und ich werden dann schon recht sehr gelobt.

* Die Grundidee riihrt ja fibrigens von Ihnen her.

Dokument VI Brief*':'

8. Juni 1899. Lieber Sommerfeld!

Ich muss fiirchten, dass Sie mir sehr b6se sind, Sie h~tten wirklich allen Grund dazu! Es ist schrecklich, wie lange ich warten liess. Die einzige Entschuldigung, die ich vorbringen kann, dass ich in meinem ganzen Leben noch nicht so angestrengt habe arbeiten mfissen wie in diesem letzten Vierteljahr. Ich wollte doch die Fest- zeitschrift einigermaassen nach meinem Sinn herstellen und dabei diese vielen vielen St6rungen. - Es genfigte auch nicht nur zu arbeiten, ich musste sorgen, reich ganz frisch und munter zu erhalten. So babe ich denn mit einiger Rficksichts- losigkeit alles zurfickgestellt, was sich irgend zurtickstellen liess. - Erst am n~tchsten Dienstag wird meine Erl6sung kommen, bis dahin nimmt mich die Festschrift noch in Anspruch. So schicke ich denn einfach den frfiher schon geschriebenen Brief, wie ich ihn eigentlich nicht abschicken wollte, und hoffe auf Ihre gute Freundschaft - - Auf die Besprechung mit Ihnen freue ich reich sehr t Mit herzlichen Grfissen von Haus zu Haus

Ihr

E.Wiechert

Dokument VII

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) CI. 4. VI. 99

Lieber Wiechert !

VergeBen Sie reich bitte nicht ganz! Mein Referat fiber Larmor wird allm~ihlich f/illig. Sie haben wahrscheinl, viel mit Ihrer Festschrift zu thun. Trotzdem bin so unbescheiden, Sie um Riicksendung des Larmor-Ref. zu bitten, sobald Sie es gelesen haben u. namentl, auch urn Ihr Urteil fiber Levi-Civita 19 u. Larmor 2°, well dieses in beiden F/illen von actuellem Interesse fiir mich ist. Dies Urteil kann ich mir auch mfindlich von Ihnen holen, da ich am 17 ~ wahrscheinlich in G. sein werde.

Ihr A. S.

** Beide Briefe (Dokumente V und VI) auf einem Briefbogen. 19 Vgl. TULLIO LEvI-CIVITA, Nuovo Cimento, ser. 4, Vol. VI, 1897. Siehe auch:

EMIL WIECHERT, Grundlagen der Elektrodynarnik. Festschrift zur Feier der Enthtillung des Gauss-Weber-Denkmals in G6ttingen, Leipzig 1899, 78.

20 Vgl. JOSEPH LARMOR, Theory of dectrons. Phil. Trans• London 186 (1895).

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86 W. SCHRODER

Dokument VIII

Brief* (SOMMERFELD an WIECHERT) C1. 28. X. 99

Lieber Wiechert !

Ich hatte eigentlich die Absicht ein Attentat auf Sic auszufiben u. Sic zu bitten, das Manuscript meiner vorl~iufigen Mitteilung fiber R6ntgenstr. oberfl~ichlich darauf durchzusehen, ob darin Verst6sse gegen die iibliche physikalische Terrnino- logic vorkommen u. ob es ffir den Physiker verst~indlich und anschaulich geschrie- ben ist. Ich will es mir abet doch verkneifen, da Sic sonst genug zu thun haben. Daffir m6chte ich Sic sehr um die Erlaubnis bitten, Ihnen die Correctur zuschicken zu dfirfen. Lesen werden Sic die Note doch, also kommt ' s auf Eins heraus, ob Sic in der Correctur oder sp~iter lesen. Sic schicken mir die Correctur dann wohl bald- m6glichst mit Bemerkungen her. Z. B. macht mir das Wort ,,Geisler'sche R." Sorge. 1st das eigentlich gebraucht? Oder sagt man besser Crookes' R? Oder fiberhaupt etwas anderes ? Ferner ware es mir lieb, wenn Sie mir Ihre Meinung fiber die histo- rischen Anmerkungen sagten. Ich habe Sic als ersten 21, Stokes 22 als zweiten in der Auffassung der R.-Str. als Impulse genannt u. habe J. J. Thomson 2a das Verdienst zugesprochen, diese Auffassung weiter ausgeffihrt zu haben. In der That ist die Arbeit yon J. J. Thomson die ich citire, recht inhaltsreich u. interessant. Sic sehen sic sich wohl einmal an. Ich will durchaus nicht, dass Sic meine Note sachlich prfifen, sondern nur auf die Ausdrucksweise. Nochmals vielen Dank ffir Ihren lieben Besuch, der uns sehr gefreut hat, u. herz- liche GrfiBe Ihnen Beiden yon Ihrem

A. Sommerfeld

Dokument IX

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) C1.6. XI. 99

Lieber Wiechert !

Ihr Anerbieten ist sehr freundlich. Ich habe den Art. nun aber doch direkt an Simon geschickt u. gebeten Ihnen u. mir zugleich Correctur zu senden. Ffir den Fall, dass Simon 24 die Note wegen zu grosser L/inge nicht ffir die Ztschr. haben will, soll er Ihnen das Manuscript schicken. Ich bitte es mir dann hierher mit Be-

* Handschriftliche Notiz WIECFIERT: Antwort am 30. X. 99 (Postkarte) Bitte urn Manuskript, jedenfaUs Korrektur.

21 Vgl. EMIL WIECHERT, Theorie der Elektrodynamik und der R/Sntgenschen Ent- deckung. Schrift. Phys.-Okon. Ges. K~Snigsberg 37 (1896).

22 Vgl. z.B. GEORGE STOKES, Proc. of the Cambridge Phil. Soc. 9 (1896) sowie Proc. Manch. Lit. and Phil. Soc. 1897.

2a Vgl. z . B . J . J . TaOMSON, Reflexion and refractions of solitary plane waves at a plane interface between 2 isotropic elastic mediums--fluid, solid, or ether. Phil. Mag. 1898.

24 Vgl. ARNOLD SOMMERrELD, Theoretisches fiber die Beugung der R/Sntgenstrahlen. Phys. Z. 1 und 2 (1899/1900).

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert 87

merkungen aus u. gebe es weiter an Wiedemann 2~. Ich denke, was ich geschrieben habe, wird alles in Ordnung sein. Dank ffir Disp. Die meine anbei. Lorentz hat 2 Artikel iibernommen. (Maxw. Th. u. Erweiterung)! herzlich

Ihr A. Sommerfeld

Dokument X

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) C1. 9. XI. 99.

Lieber Wiechert !

Ich muss Sie bitten, die Festsetzung des Standard-Meters in die Geod~isie zu neh- men, etwa als eine Art Einleitung der niederen oder h6heren Geod~isie voranzu- schicken 26. Am besten wiire es, Sie k6nnten es dem Hannov. GeodiRen (Rein- erz? 27, den Sie ja als Ref. haben?) iibertragen, well dieser sich am besten mit Runge (Maass u. Messen, Art. Vl 2s) wegen Abgrenzung auseinandersetzen kann.

- Meine R6ntgenstr. erscheinen in der Phys. Ztschr. in 14 Tagen 29. Correcturen also in 8 Tagen zu erwarten. Vielleicht k6nnen Sie mir zusammen mit der Correc- tur ihre Entscheidung fiber das Meter mitteilen. Mit herzl. Grub

Ihr A. Sommerfeld

Dokument XI

Karte (WIECHERT an SOMMERFELD, Abschrift von Wiechert)

G6ttingen (ohne Datum) (vermutlich Nov. 1899)

Lieber Sommerfeld !

Ihre Correctur (mit ihren niedlichen Druckfehlern) habe ich erst gestern erhalten. Da nun viel vor war (besonders Nachmittags, eine grosse Baukonferenz), ist es mir nicht m6glich gewesen, sie v611ig fertig zu stellen. Ich will sie heute Abend (von 7 ab kann ich erst wieder daran gehen) fertig stellen und abschicken. Sollten Sie sie nicht mehr in Claussthal erwarten k6nnen, so schadet das nichts, denn ich werde mir die Druckfehler aufschreiben, sodass wit die Sache hier vielleicht morgen Abend in Ordnung bringen k6nnen. Da Sie kommen, freut micht sehr!

Auf Wiedersehen Ihr EW

2s Siehe hierzu SOS~MERFELDS ausftihrliches Referat: Theoretisches fiber die Beugung der R6ntgenstrahlen. Schl6milch Z. Math. 46 (1901).

26 Vg]. EMIL WIECHERT, Hg. Band VI 1, Geodfisie und Geophysik, Encyclop~idie math. Wiss.

27 CARL JOHANN CONRAD REINHERTZ (1859-1906), Niedere Geod~isie, in Encykl. math. Wiss. VI, 1 (1906).

28 Vgl. CARL RUNGE, Mar3 und Messen. In: Encykl. math. Wiss., Band V, Physik, red. v. ARNOLD SOMMERFELD.

29 ARNOLD SOMMERFELD, Theoretisches fiber die Beugung der R6ntgenstrahlen. Phys. Z. 1 und 2 (1899/1900).

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88 W. ScFIR6DER

Dokument XII

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT)

Lieber Wiechert ! K6nigsb. 19. XI. 99

Aus Kgb. erhalten Sie Dank fiir die grosse Miihe, die Sie sich mit der Correctur gegeben haben. Mein Vater 3° feierte heute sein 50-j~ihriges Doctorjub., wobei ihn unter anderem die Phys.-Okon. Ges. zum Ehrenmitglied gemacht ha t? 1 Ich bin auf 2 Tage hier. - Der Druckfehlerteufel dachte; nur immer consequent und setzte jedesmal ein n fiir ein u u(nd) ein extra fiir ein etwa. Ihre Bemerkungen werde ich bei der Revision aber zur Geltung bringen. Meine Eltern lassen Sie u. Ihre Mutter herzl, griiBen? 2 Ihr A. Sommerfeld

Dokument XIII

Brief (SOMMERFELD an WIECHERT) Clausthal, 5. II. 1900

Lieber Wiechert !

Ich m6chte Sie gern als Bu . . . . . . . . . . in Encykl.-Angelegenheiten incommodi- ren Ha. Wer kann Art 2 meines Entwurfes (Gravitation) schreiben? Ich habe mich an Mach 3., Drude as, Lodge a6, Auerbach a7 gewandt, alles ohne Erfolg. Mir ist

ao Der Vater von ARNOLD SOMMERFELD, Dr. reed. FRANZ SOMMERFELD, war prak- tischer Arzt in K~Snigsberg. Lrber ihn schrieb ARNOLD SOMMERFELD: ,,Mein Vater der praktische Arzt Dr. med. Franz Somrnerfeld in K/Snigsberg in Pr. war ein leidenschaftlicher Sammler von Naturalien (Bernstein, Muscheln, Mineralien, K/ifern etc.) und ein groBer Freund der Naturwissenschaften." In ARNOLD SOMMERFELD, Autobiographische Skizze, erw. u. erA. yon FRITZ BOPP, Gesamrnelte Schriften, IV, S. 673, Braunschweig 1968.

31 Vgl. L. STIEDA, Zur Geschichte der physikalisch-6konomischen Gesellschaft. Schrift. Phys.-~Skon. Ges. XXXI (1891), 38. WIECFIERT war seit 1887, SOMMERFELD seit 1891 Mitglied der Phys.-6kon. Ges. K6nigsberg.

32 WIECFIERTS Mutter war mit ihrem Sohn EMIL nach dem Tode des Vaters JOHANN CHRISTIAN WIECHERT nach K6nigsberg gezogen, wo EMIL WIECFIERT alas Realgymnasium besuchte. Beide Familien kannten sich.

3a Encyklopfidie der mathematischen Wissenschaften mit Einschluss ibrer Anwen- dungen. JONATHAN ZENNECK (Erinnerungen eines Physikers, MLinchen o.J.) berichtet in diesem Zusammenhang: "Professor Sommerfeld hatte mich gebeten, einen Artikel ffir die Enzyklop~idie, und zwar, wenn ich reich recht erinnere, fiber Thermoelektrizit/it zu iibernehmen. Ich erkl/irte reich dazu bereit, bekam aber sehr bald darauf yon Professor Sommerfeld eine Mitteilung, er habe ffir den Artikel einen anderen Bearbeiter gefunden, aus meiner BereitwiUigkeit, ihn zu fibernehmen, glaube er abet schlieBen zu dfirfen, dab ich auch bereit sein wiirde, einen anderen Artikel zu bearbeiten, z.B. fiber Gravitation". (S. 136).

34 ERNST MACFI (1838-1916). a2 PAUL KARL LtJDWIG DRVDE (1863--1906), 1887--1892 Assistent bei Woldemar

Voigt in G6ttingen, 1894-1900 Professor fiJr Physik in Giel3en. 36 OLIVER JOSEVH LODGE (1851--1940) Professor der angewandten Mathematik in

London, FRS. 37 FELIX AUERBACH (1856--1933), seit 1889 Professor ffir theoretische Physik in Jena.

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert 89

noch von Mach empfohlen: Karl Pearson-London as, den ich aber ffir etwas langweilig halte. Wissen Sie etwas fiber ihn? Ansonsten w~ire mir ein Deutscher lieber u. ffir die Redaktion bequemer. Ich habe daran gedacht, Furtwiingler zu bitten ag. Der wtirde ja das gerade Gegenteil yon Lodge darstellen u. die aUgemei- nen Ausblicke in die Athertheorie vermissen lassen, die Sie z.B. in Ihren Arbeiten andeuten 4°. Sonst aber w~ire Furtw/ingler vortrefflich. Gehen Sic doch bitte Ihre physikalischen Collegen durch u. schreiben Sic mir, m6glichst innerhalb 8 Tagen eine klare Liste m6glicher Bearbeiter[ Wenn Sic Voigt sehen, spreehen Sic doch mit ihm dariiber. 4~ Ich h/itte ihn ev. direkt gefragt, wenn ich mich nicht seheute, ihn zu oft zu incommodiren. Ich k6nnte mich auch an Korn in Miinehen wenden 4~, fiirchte aber, der ist zu sehr Parteimann ftir pulsierende Kugeln. Sonst ist zu melden, dass Van ' t Hoff Phys. Chemie iibernommen hat! Wir sehn uns wohl zweite H~ilfte M/irz, wo ich 14 Tage mit Sack u. Pack in G. zu sein gedenke.

Mit herzlichem Dank u. Grub

Ihr A. Sommerfeld

Dokument XIV

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) G6ttingen 21. II. [1900]

Lieber Wiechert !

K6nnen Sie vielleicht morgen (Donn.) nachm. 3. Uhr zu Klein kommen. Ich bin auf einen Tag hier u. m6chte mir bei der Gelegenheit die Antwort auf meinen Brief pers6nlich holen. Auch mfchte Klein einige Redactionsgrundsfitze d. Enc. mit Ihnen u. mir durchsprechen. Ev. gehen wir gemeinsam spazieren. Sollten Sie verhindert sein, so lassen Sie's bitte wissen. Sie treffen uns zwischen 12 u. 1. im Auditorienhaus.

Ihr Sommerfeld

38 KARL PEARSON (1857--1936), seit 1884 Professor der angewandten Mathematik und Mechanik in London.

a9 PHILIPP FURTW.~NGLER (1869--1940) zuletzt Professor an der Universit/it Wien. 40 VgL EMIL WIECHERT, Ober die Bedeutung des Welt/ithers. Schriften phys.-6kon.

Ges. K6nigsberg (S., B.) 35, 1894, 4. -- Maxwells Theorie der Elektrodynamik, erweitert durch Berficksichtigung der molekularen Constitution der Materie. Naturw. Rdsch. 11, 1896, 1. -- Hypothesen ftir eine Theorie der elektrischen und magnetischen Erscheinun- gen. Nachr. kgl. Ges. Wiss. G6ttingen, rnath.-phys. K1. 1898, 87.

41 WOLDEMAR VOIGT (1850-1919) zuletzt Professor fiir theoretische Physik an der Universit/it G6ttingen.

42 ARTHUR KORN (1870-1945), seit 1895 Privatdozent ftir theoretische Physik an der UniversitM Mtinchen.

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90 W. SCHRODER

Dokument X V

Karte (SOMMERFELD an WIECHnRT) CI. 5. III. (1900)

Lieber Wiechert !

K. Strehl 4a, der Bearbeiter yon V, 25 ~ schreibt, dass er sich einen Beitrag fiber den Regenbogen etc. yon Hrn. Pernter ftir seinen Art. machen lassen wollte. 44 Da Sie fiir VI wohl sowieso Pernter haben, scheint es richtiger in V 25 nur auf VI 14 zu verweisen u. alles Atmospharische auf Bd. VI zu verschieben. 45 Ich komme am 16. lII . auf 14 Tage nach G. und besuche Sic bald. Auf Ihre Behandlung der Seis- mik bin ich sehr gespannt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ihr A. Sommerfeld

Dokument XVI

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) Aachen, 17. VI. [1900]

Lieber Wiechert !

Endlich erhalten Sie Ihren Haga und Wind zuriick 46. Ich bin diese ganze Zeit fast nur zu technischer Mechanik gekommen, habe fiberhaupt mit meinen 10 Vorlesungsstunden furchtbar zu thun. Die R6ntgenbeugung ist nun fertig. Wind hat mir ausfiihdich geantwortet 47. Er ist mit meiner Behandlung nicht recht ein- verstanden u. h/ilt die seinige (Zerlegung des unregelm/tssigen Vorganges der R6ntgenstr. in Fourier 'sche Reihe u. Anwendung der gew6hnl. Beugungsth.) ftir besser. Nochmals sch6nen Dank ftir Hilfe u. Leihen der Arbeit. Ihr A. S.

Dokument XVII

Brief (SOMMERFELD an WIECHERT) Aachen 24. IX. [1900?]

Lieber Wiechert !

Schade, dass Sic zur Naturforscherei nicht hier waren. So habe ich Ihre Ge- sch~ifte versehen miJssen 48. 1) interessierte sich SiAm. Giinther lebhaft ftir Ihre

4a KARL WILHELM ANDREAS STREHL (1864-1940) Gymnasiallehrer. 44 Bezieht sich auf den Band V der Enyklop~tdie der mathematischen Wissenschaf-

ten mit Einschluss ihrer Anwendungen, den ARNOLD SOMMERFELD redigierte. 4s JOSEF MARIA PERNTER (1848--1908) seit 1897 Professor der Physik der Erde an der

Universit/it und Direktor der Zentral-Anstalt ftir Meteorologic und Erdmagnetismus in Wien.

46 H. HAGA und C. W. WIND, Die Beugung der R6ntgenstrahlen. Amsterd. Akademie, April 1899, 420, vgl. Ann. Phys. 68 (1899), 884.

47 CORNELIUS WIND (1867--1911) Professor ftir mathematische Physik und theoreti- sche Mechanik, Universit/it Utrecht. -- HERMANN HAGA (1852-1936) Professor der Phy- sik an der Universit/it Groningen und Direktor des Physikalischen Instituts. Beide stan- den auch mit Wiechert in Verbindung.

48 72. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und ~rzte in Aachen im Jahre 1900.

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert 91

Seismik 49. Ich habe ihm versprochen, dal3 Sie ihm alle Ihre bisher erschienenen Arbeiten dariiber zuschicken wfirden. Sie thun das wohl baldigst, Adresse: Mfinchen, Polytechnikum. 2) soll hier eine Erdbebenstation errichtet werden. Wegen der N~ihe der vulkanischen Eiffel u. wegen der Thermalschicht ist ja Aachen in der That sehr geeignet. Der Leiter wird Dr. Pohlis, Direktor der Wetterwarte, Monheimsallee, sein ~°. Er wollte sich an Gerland wegen Apparate wenden. Ich habe ibm aber klar gemacht, dass Sie der wahre Mann daffir w~iren. Desgleichen sprach ich mit Sprung in Potsdam fiber Ihre Resultate sl. Schicken Sie doch auch an Pohlis Ihre Arbeiten, ev. mit Verweisung auf mich 52. Es liegt mir natiirlich daran, dass unsere Seismische Station gut ausf~illt. Durch unseren Rektor v. Man- goldt, der ffir Ihre Festschrift schwSrmt, u. mich k6nnen Sie leicht erreichen, dass Sie hier durchdringen 5a. Zur besseren Orientierung w~ire es mir lieb, selbst lhre seismischen Arbeiten zu haben. Ich konnte Sprung nicht recht Auskunft geben, wodurch Sie die schnelle D/impfung des Horizontalpendels erreichen. Frau und Kinder sind munter. Mit vielen Grtil3en an Ihre liebe Mutter

freundschaftlichst Ihr A. Sommerfeld.

Dokument XVIII

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) Aachen, [30, 11. 1900]

Lieber Wiechert !

Die seismische Conferenz findet Ostern 1901 in Strassburg, aber in der H6hle des L6wen statt u. soll international sein. s4 Ihre Curven werde ich in dem n/ichsten physikal. Coll. (Dienstag fiber 8 Tagen) vorzeigen. Soll ich aus Ihrer ersten Publi- kat ion etwas Bestimmtes dabei erw~ihnen, so schicken Sie sic mir vielleicht noch. 55 Herzliche Grfil3e auch an Ihre liebe Mutter u. Dank ffir freundliches Geleit.

Ihr A. Sommerfeld

,*9 SIEGMUND GONTHER, Professor an der TH Mtinchen (1848-1923). 5o PETER HERMANN JOHANN POLLS, Direktor des Meteorologischen Observatoriums

Aachen. 5 2 ADOLF FR1EDRICH WICHARD SPRUNG (1848--1909); mit seinem Namen ist die

5prungschicht und Sprungsche Formel in der Meteorologie benannt. 52 EMIL WIECHERT, Seismometrische Beobachtungen im G6ttinger Geophysikalischen

Institut. Nachr. kgl. Ges. Wissenschaften. G6ttingen, math. K1. 1899, 195. 5a EMIL WIECHERT, Grundlagen der Elektrodynamik. in: Festschrift zur Feier der

Enthtillung des Gauss-Weber-Denkmals in G6ttingen. Hrsg. v. d. Fest-Comitee, Leipzig 1899.

54 Das bezieht sich wohl auf G. GERLAND, der an der Universit/it StraSburg wirkte und .erheblichen Anteil am internationalen Aufschwung der seismologischen Forschung hatte.

s 5 Vgl. EMIL WIECHERT, Seismometrische Beobachtungen im G6ttinger Geophysikali- :schen Institut. Nachr. kgl. Ges. d. Wissensch. G~Sttingen, math.-phys. KI. 1899, 195.

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92 W. SOI-mtSDER

Dokument X I X

Karte (SOMMERFELD an WIECHERT) Aachen [Poststempel 30. 1.01]

Lieber Wiechert !

Entschuldigen Sic, dass ich noch immer Ihre Diagramme hier babe. Ich babe sie gestern in unserer Gesellschaft gezeigt, aber es waren zuf~illig so wenig Leute da, dab ich wohl noch mal darauf zurfickkommen werde. Polis 56 hatte die gedruckte Einladung zur Strassburger Conferenz am 11" April 1901 (in deutscher und fran- z6sischer Sprache) mit; 5 Punkte der Tagesordnung 1. Einrichtg. u. Erweiterg. der makroseism. Untersuchung der einzelnen L~inder. 2. Organisation der mikros. Beob. 3. Wahl einheitl. Instrumente. 4. Publikationsorgan. 5. Statuten der intern. seism. Gesellsch. '7

Herzl. Grfil3e yon Ihrem A. Sommerfeld

Dokument X X

Brief (SOMMERFELD an WIECHERT) Aachen, 29. I. [03]

Lieber Wiechert !

Haben Sie sch6nen Dank ffir Ihre Bemfihungen. Dass Ihr Urteil nicht gerade vernichtend lautet, ist mir hocherfreulich. Was Ihre Hauptbemerkungen betrifft, so spricht Lorentz in dern Art. Maxwell'sche Theorie tiber Helmholtz. ss Die Auslassung im vorliegenden Art. ist also berechtigt. Nur mug ein Hinweis auf den folgenden Art. eingeffigt werden. Was C. Neumann betrifft so hatte ich schon vor Ihrem Briefe die Arbeiten fiber zeitliche Fortpflanzung (Sic sagen, fiber Erweiterung des Newton'schen Gesetzes) in die Correctur eingearbeitet, s9 Sic schliegen sich gut an Riemann an. Bei R. eine Fortpflanzung im Raume mit Lichtgeschw., eine physikalisch gut verst/ind- liche Fortpflanzung; bei N. dagegen eine Fortpflanzung auf dem relativ ver/inder-

lichen Radiusvector beider Teilchen mit ]/~-x Lichtgeschw., eine recht unphysikali- sche Fortpflanzung, die nichts mit Obertragung durch das Zwischenmittel zu thun hat sondern durchaus fernwirkender Art ist. Daher denn auch das Ergebnis bei N.

56 PETER HERMANN JOHANN POLIS, Direktor des Meteorologischen Observatoriums Aachen.

57 Die erste internationale Erdbebenkonferenz fand vom 10.-13. April in Straf3burg statt. (1. Konferenz der permanenten seismologischen Kommission des VII. Interna- tionalen Geographentages). Vgl. dazu Bericht yon G. GERLAND, Peterm. Geogr. Mitt. Heft V/1901, 115.

58 Vgl. HENDRIK ANTOON LORENTZ, La th6orie dlectromagn6tique de Maxwell son application aux corps mouvants. Th6orie 61ectromagndtique de Maxwell, applica- tions aux corps mouvants. Arch. n6erl. 25 (1891).

59 Vgl. z.B. CARL GOTrFRIED NEUMANN, Allgemeine Untersuchungen fiber das Newton'sche Princip der Fernwirkungen. Leipzig 1896. --

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Arnold Sommerfeld und Emil Wiechert 93

das Weber'sche Gesetz. In dieser Gegeniiberstellung ist die Sache recht interessant und verst~indlich. ~lber die elektr. Kr~ifte von Neumann hatte Reiff eine Nr. geschrieben, die g~inz- lich 6de war und die ich gestrichen habe. 6° Hoffentlich giebt mir Ihr Brief den n6tigen Impuls um N. selbst zu studiren und die Sache von mir aus darzustellen. Den Zusammenhang von Clausius und dem Vectorpotential der Elektronenth. habe ich in der Correctur noch dahin pr~icisirt, dass man die 3 Comp. des Vector- pot. nach Clausius erh/ilt, wenn man in du x, y, z Richtung nach einander die Menge e m i t der Geschw. 1 bewegt denkt. Ffir Ihre sonstigen Hinweise sch6nsten Dank, sie werden mir sehr nfitzlich sein. Ich stimme ganz mit Ihnen darin fiberein, dab die Figur die Quintessenz der Vor- zeichenbestimmungen ist.

,L Mit vielen GriiBen an Sie und Ihre Mutter u. herzl. Dank

Ihr A. Sommerfeld

HechelstraBe 8 2820 Bremen-RSnnebeck

(Eingegangen am 22. Mai 1984)

60 RICHARD AUGUST REIFF (1855--1927), Privatdozent, Gymnasiallehrer, vgl. z.B. Theorie molecular-elektrischer Vorgfinge. Freiburg 1896.