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04 Z uwanderer nutzen ger- ne Dienstleistungen ös- terreichischer Banken. Das IFQM Institut für qualitati- ve Marktforschung und die Wie- ner Diversity-Marketing-Agen- tur „Brainworker – Community Marketing“ befragten von Feb- ruar bis April 2011 im Auftrag des Finanzmarketingverbandes Österreich (FMVÖ) Personen mit Migrationshintergrund zu ihrem Vertrauen und ihren Er- wartungen in Finanzdienstleis- ter. Die Umfrage umfasste Perso- nen mit Migrationshintergrund aus Bosnien-Herzegowina, Kroa- tien, Serbien (BKS) und der Tür- kei. Der Grundtenor dieser Um- frage ist ein hohes Vertrauen die- ser Zielgruppen in heimische Banken – insbesondere bei be- rufstätigen Personen (30+): Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt der Mittelwert dieser Altersgruppe bei 8,17. Zuwanderer erwarten auch viel von ihren Finanz- dienstleistern. Der Interessenfo- kus der Zielgruppe liegt dabei auf günstigen Konditionen, so die Studie. So sind für 75,5 bis 87,3 % der Befragten günstige Konditionen „sehr wichtig“. Auf Platz zwei rangiert offene und ehrliche Kommunikation. Zwi- schen 75 und 86,7 % der Befrag- ten ist diese „sehr wichtig“. Um die Kommunikation mit ihren ethnischen Kunden zu verbes- sern, setzen heimische Banken immer stärker auf verschiedene Ethno-Banking-Konzepte. „Die Herausforderung des Ethno- Banking liegt darin, die Ansprü- che aller Teilzielgruppen zu er- kennen und Kundinnen und Kunden gemäß ihrer Erwartun- gen zu servicieren“, betont Ma- nuel Bräuhofer, Executive Mana- ger von „Brainworker – Commu- nity Marketing“ und einer von Österreichs Ethno-Marketing- Pionieren. Welche Rolle die Mut- tersprache für ein nachhaltiges Vertrauen von ethnischen Kun- den spielt, zeigt die Studie: Für sogar 88,1 % der Zuwanderer mit türkischem Migrationshin- tergrund ist ein gleichbleibender Ansprechpartner, der die ent- sprechende Muttersprache spricht, „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Neben der Mutterspra- che ist für die meisten Zuwande- rer auch wichtig, dass die Bank- berater hinsichtlich ihrer Kultur ausgebildet sind, um dann eine kompetente Beratung leisten zu können: Für 71,9 % der TürkIn- nen und 55,5 % der BKS-Zu- wanderer sind Kulturkenntnisse „wichtig“ oder „sehr wichtig“. „Man kann andere Kulturen nur richtig bedienen, wenn man seine eigene Kul- tur kennt; erst dann kann ein Gefühl der Wertschätzung gegeben werden, um Vertrauen aufzubauen.“ Manuel Bräuhofer, Brainworker – Community Marketing Peter Bosek Erste Bank Viele unserer Kunden können sehr gut Deutsch, nur bei bank- spezifischen Gesprächen tun sie sich oft in der Muttersprache leichter. Wir setzen hier an und bieten in 23 Filialen Betreuung in der jeweiligen Muttersprache an. Unsere Betreuer beraten in ausgewählten Filialen in Wien, Mödling und Wiener Neudorf in Türkisch und Bosnisch/Ser- bisch/Kroatisch. Rainer Hauser Bank Austria Bei der Bank Austria ist „Eth- nobanking“ kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis. Über 100 Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter mit Migrationshinter- grund betreuen in den Bank- Austria-Filialen Kunden mit Migrationshintergrund in ihrer Muttersprache. Produktinfor- mationen in den wichtigsten Sprachen wollen wir aber noch verstärkt anbieten. Georg Kraft-Kinz Raiffeisenlandesbank (NÖ-W) Wien lebt durch die Vielfalt der Menschen in dieser Stadt. Als Bank sagen wir „ja“ zu die- ser Vielfalt, weil es gut für die Stadt ist und weil wir zuge- wanderte Menschen in dieser Stadt als MitarbeiterInnen und als Kunden gewinnen wollen. Dabei setzen wir immer auf Wertschätzung und Respekt. Wolfgang Klein BAWAG P.S.K. Es ist wichtig, auch die Mutter- sprache des Kunden zu sprechen. Wir haben den unschätzbaren Vorteil, dass rund 15 % unserer Filial-Mitarbeiter Zuwanderer- sprachen sprechen. Wir können also unseren Kunden zuhören und gemeinsam Lösungen fin- den. Das stärkt die Vertrauens- basis und nimmt Ängste des Kunden, Frage zum eigenen, besseren Verständnis zu stellen. Foto: Rita Skof Foto: Drago Palavra Foto: RLB NÖ-Wien/Rossi Foto: Andi Bruckner Foto: Drago Palavra Die erste groß angelegte Ethno-Banking-Studie weist hohes Vertrauen von Zuwanderern in heimische Banken aus. Banken punkten bei Zuwanderern

Article in "HEUTE"/Vienna june page01 27th 2011

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Immigrants prefer to use services of austrian banks. The IFQM (Institute for qualitative marked research) and Brainworker Community-Marketing surveyed immigrants concerning their trust and expectations in financial services on behalf of the Financial Marketing Associatio. The Survey took place from february until april 2011 in Austria

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Z uwanderer nutzen ger-ne Dienstleistungen ös-terreichischer Banken.

Das IFQM Institut für qualitati-ve Marktforschung und die Wie-ner Diversity-Marketing-Agen-tur „Brainworker – CommunityMarketing“ befragten von Feb-ruar bis April 2011 im Auftragdes FinanzmarketingverbandesÖsterreich (FMVÖ) Personenmit Migrationshintergrund zuihrem Vertrauen und ihren Er-wartungen in Finanzdienstleis-ter. Die Umfrage umfasste Perso-nen mit Migrationshintergrundaus Bosnien-Herzegowina, Kroa-tien, Serbien (BKS) und der Tür-kei. Der Grundtenor dieser Um-frage ist ein hohes Vertrauen die-ser Zielgruppen in heimischeBanken – insbesondere bei be-

rufstätigen Personen (30+): Aufeiner Skala von 1 bis 10 liegt derMittelwert dieser Altersgruppebei 8,17. Zuwanderer erwartenauch viel von ihren Finanz-dienstleistern. Der Interessenfo-

kus der Zielgruppe liegt dabeiauf günstigen Konditionen, sodie Studie. So sind für 75,5 bis87,3 % der Befragten günstigeKonditionen „sehr wichtig“. Auf

Platz zwei rangiert offene undehrliche Kommunikation. Zwi-schen 75 und 86,7 % der Befrag-ten ist diese „sehr wichtig“. Umdie Kommunikation mit ihrenethnischen Kunden zu verbes-

sern, setzen heimische Bankenimmer stärker auf verschiedeneEthno-Banking-Konzepte. „DieHerausforderung des Ethno-Banking liegt darin, die Ansprü-

che aller Teilzielgruppen zu er-kennen und Kundinnen undKunden gemäß ihrer Erwartun-gen zu servicieren“, betont Ma-nuel Bräuhofer, Executive Mana-ger von „Brainworker – Commu-nity Marketing“ und einer vonÖsterreichs Ethno-Marketing-Pionieren. Welche Rolle die Mut-tersprache für ein nachhaltigesVertrauen von ethnischen Kun-den spielt, zeigt die Studie: Fürsogar 88,1 % der Zuwanderermit türkischem Migrationshin-tergrund ist ein gleichbleibenderAnsprechpartner, der die ent-sprechende Muttersprachespricht, „wichtig“ oder „sehrwichtig“. Neben der Mutterspra-che ist für die meisten Zuwande-rer auch wichtig, dass die Bank-berater hinsichtlich ihrer Kulturausgebildet sind, um dann einekompetente Beratung leisten zukönnen: Für 71,9 % der TürkIn-nen und 55,5 % der BKS-Zu-wanderer sind Kulturkenntnisse„wichtig“ oder „sehr wichtig“.

„Man kann andere Kulturen nur richtigbedienen, wenn man seine eigene Kul-tur kennt; erst dann kann ein Gefühlder Wertschätzung gegeben werden,

um Vertrauen aufzubauen.“Manuel Bräuhofer, Brainworker –

Community Marketing

Peter BosekErste Bank

Viele unserer Kunden könnensehr gut Deutsch, nur bei bank-spezifischen Gesprächen tun siesich oft in der Mutterspracheleichter. Wir setzen hier an undbieten in 23 Filialen Betreuungin der jeweiligen Muttersprachean. Unsere Betreuer beraten inausgewählten Filialen in Wien,Mödling und Wiener Neudorfin Türkisch und Bosnisch/Ser-bisch/Kroatisch.

Rainer HauserBank Austria

Bei der Bank Austria ist „Eth-nobanking“ kein Schlagwort,sondern gelebte Praxis. Über100 Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter mit Migrationshinter-grund betreuen in den Bank-Austria-Filialen Kunden mitMigrationshintergrund in ihrerMuttersprache. Produktinfor-mationen in den wichtigstenSprachen wollen wir aber nochverstärkt anbieten.

Georg Kraft-KinzRaiffeisenlandesbank (NÖ-W)

Wien lebt durch die Vielfaltder Menschen in dieser Stadt.Als Bank sagen wir „ja“ zu die-ser Vielfalt, weil es gut für dieStadt ist und weil wir zuge-wanderte Menschen in dieserStadt als MitarbeiterInnen undals Kunden gewinnen wollen.Dabei setzen wir immer aufWertschätzung und Respekt.

Wolfgang KleinBAWAG P.S.K.

Es ist wichtig, auch die Mutter-sprache des Kunden zu sprechen.Wir haben den unschätzbarenVorteil, dass rund 15 % unsererFilial-Mitarbeiter Zuwanderer-sprachen sprechen. Wir könnenalso unseren Kunden zuhörenund gemeinsam Lösungen fin-den. Das stärkt die Vertrauens-basis und nimmt Ängste desKunden, Frage zum eigenen,besseren Verständnis zu stellen.

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Die erste groß angelegte Ethno-Banking-Studieweist hohes Vertrauen von Zuwanderern in heimische Banken aus.

Banken punkten bei Zuwanderern