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In Zusammenarbeit mit ISSN: 1864-3752 ASIA BRIDGE Trends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 7/8:2016 ASIEN Die Zahlungsmoral schwächt sich ab JAPAN Türöffner in Drittmarktgeschäfte TAIWAN Internet of Things kurz vor dem Durchbruch CHINA Beijings Sorgen rund um den Brexit vereinigt mit aktuell ASIA Rushhour als Regelfall STADTENTWICKLUNG

ASIeN JApAN TAIwAN chINA Die Zahlungsmoral …...Als Serviceanbieter des Netzwerkes der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in Greater China unterstützen wir Sie beim Markteintritt

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In Zusammenarbeit mit

ISSN

: 186

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ASIA BrIdgeTrends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft 7/8:2016

ASIeN

Die Zahlungsmoral schwächt sich ab

JApAN

Türöffner in Drittmarktgeschäfte

TAIwAN

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„Geld gegen Zeit – so handelt China“

::: Die vom chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea mit Nachdruck und viel Bargeld verfolgte Übernahme des Roboterherstellers Kuka zeigt nur allzu deutlich, dass China sich Zeit erkauft. 1,2 Mrd. Euro hat sich Mi-dea die 25,1%, die der Anlagenbauer Voith an Kuka hält, kosten lassen. Rein rechnerisch ergeben sich hieraus fast 5 Mrd. Euro für Kuka. Eine völlig an-dere Dimension im Vergleich zu den gut 500 Mio., die Sany im Jahr 2012 für den Betonpumpenhersteller Putzmeister zahlte.

Die nächste Grenze wird sicher schon bald überschritten. Geld ist in der Volksrepublik ohne Ende vorhanden. Über Jahrzehnte hinweg haben spru-delnde Exporterlöse und der gigantische Binnenmarkt viele Konzerne reich und liquiditätsstark gemacht.

Was den Chinesen fehlt, ist Zeit. Die Vorgabe der Regierung lautet „Made in China 2025“. Nur noch neun Jahre soll es dauern, eine mengenfokussier-te Volkswirtschaft so umzubauen, dass Chinas Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Produkten die Weltmärkte erobern.

Die Zeit, eigene Technologien zu entwickeln, lässt sich durch den Einsatz von Geld sparen. Darum wird die nächste Stufe von M&A-Aktivitäten aus der Volksrepublik bald erreicht – der Zukauf oder zumindest der Erwerb eines substanziellen Anteils an einem Konzern mit klarem Technologiefokus für einen zweistelligen Milliardenbetrag. Eine Prognose über den Zeitpunkt abzugeben ist Kaffeesatzleserei. Dass der große Deal kommt, ist jedoch si-cher. :::

Martin BrücknerChefredakteur

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ASIA BRIDGE 7/8:2016

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polITIk

6 ::: Face to Face

8 ::: Asien Das Tauziehen geht in die nächste Runde

10 ::: News

cover-STory:

Stadtentwicklung

13 ::: Ein Tunnelgeflecht unter der Stadt

14 ::: Asiatische Hektik ersetzt buddhistische Ruhe

16 ::: Mit Mooskulturen gegen den Smog

18 ::: „Offenes Zeitfenster für deutsche Unternehmen“

BuSINeSS

20 ::: Asien Zahlungen auf dem Prüfstand

22 ::: Sri Lanka Exportschlager Bekleidung

24 ::: Japan Sprungbrett in Drittmärkte

30 ::: Asien Karriere in der Ferne

33 ::: News

ServIce

40 ::: Termine, Buchtipps 41 ::: Feiertage, Impressum

TrAvel & lIfeSTyle

44 ::: Myanmar Almosen für das Karma

46 ::: Ausgesprochen asiatisch

12 ::: Cover-StoryAsiens Städte von morgen

Indien-SpecialFunktionsfähige Recyclingkette für Elektroschrott

30 ::: AsienDer richtige Mitarbeiter für den Auslandseinsatz

polITIk

12 ::: News

BuSINeSS

26 ::: Werbung Eine Botschaft, die es in sich hat

28 ::: Taiwan Wachstumsfeld für Start-ups

32 ::: Brexit „Europa hat für die Chinesen verloren“

33 ::: News

MeSSeN & koNgreSSe

34 ::: Außenhandel Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch

36 ::: Industrie Standorte mit Zukunftsthemen

rechT & STeuerN

38 ::: Neues Lebensmittelgesetz Verschärfte Nahrungsmittelkontrolle

chINA IM üBerBlIck

Bilder: joyfull; WaitForLight, beide Shutterstock; KfW Bildarchiv / photothek.netk; Titelbild: KfW Bildarchiv / photothek.net

ASIA BRIDGE 7/8:2016 5INhAlT

ASIA BRIDGE 7/8:20166 fAce To fAce

leicester-Boss kauft sich in Airline ein

::: Sven Raudszus (Bild rechts) ist seit Juli regionaler Vorstands-vorsitzender für Asien-Pazifik bei dem Schweizer Logistikkonzern Panalpina. Sein Vorgänger Ste-fan Karlen löst zum 1. Septem-ber Peter Ulber an der Panalpi-na-Spitze ab, der den Vorsitz

des Verwal-tungsrats übernimmt. Raud szus arbeitet bereits seit 2014 für Pan alpina und ist aktuell Länder-chef für China und Hong Kong. Zuvor war er Länderchef für In-dien bei Kühne+Nagel. Raudszus lebt seit über einem Jahrzehnt in Asien. :::

panalpina, Asien-pazifik

::: Der Technologie- und Servicepartner für Anlage-lösungen Leonteq hat bekannt gegeben, dass Jere-my Ng im Mai zum neuen Asien-Chef für seine in Singapur ansässige Niederlassung ernannt wurde. Er folgt damit auf David Schmid, der als Vertriebs-leiter in die Schweiz zurückkehrt. Ng wird für Leonteq ab sofort das Geschäft in Singapur und Hong Kong verantworten. Seit 2010 war Ng bei Goldman Sachs in der Securities Division tätig. Zuvor arbeitete er unter anderem für die Deutsche Bank und Morgan Stanley Private Wealth Management. :::

::: Nachdem sein englischer Fuß-ballklub Leicester erst vor Kurzem überraschend die Meisterschaft in Großbritannien gewann, landete der thailändische Milliardär Vichai Srivaddhanaprabha nun schon den nächsten Coup: Für umgerech-net 200 Mio. Euro sicherte er sich 39 Prozent an der Billigfluggesell-schaft Thai Air Asia. Die Airline strich zuletzt einen Rekordgewinn von 27 Mio. Euro ein und wächst nach Aussagen von Vichai, wie der Geschäftsmann der Ein-fachheit halber genannt wird, jährlich um 20 bis 25%.

Den Grundstein für sein Vermögen legte der Thai-länder mit chinesischen Wurzeln 1989, als seine Firma King Power in Bangkok ein erstes Geschäft für regi-onales Kunsthandwerk eröffnete. 2006 gelang Vichai dann der Durchbruch: Als einziges Unternehmen er-hielt King Power die Erlaubnis, am neuen Flughafen in Bangkok Duty-Free-Shops zu betreiben - eine wah-re Goldgrube. Heute wird Vichais Vermögen auf 2,6 Mrd. Euro geschätzt. :::

leonteq, Singapur

::: Die Diplomatin Margit Hellwig-Bötte löst den amtierenden Generalkonsul Jörn Rohde im südindi-schen Bangalore ab. Voraussichtlich Ende Juli wird sie die Leitung des Generalkonsulats übernehmen. Zuvor war die 58-jährige als Botschafterin in Kenia tätig und

damit ebenfalls für die Seychellen und Somalia akkreditiert. Im Jahr 2013 war sie im Nachbarland Tan-sania als Leiterin der Botschaft vor-gesehen, jedoch verweigerte ihr die Regierung ohne einen nennens-werten Grund die Akkreditierung. Daraufhin kehrte Hellwig-Bötte nach Berlin zurück. Sie ist seit 1988

im Diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amtes tä-tig und hat Geschichte, Philosophie und Romanistik studiert. :::

deutsches generalkonsulat, Bangalore

::: Mit der Übernahme des japanischen Konzerns Sharp steht auch ein Wechsel in der Führungsriege an: Tai-Jeng Fu, zuvor stellvertretender Vorsitzen-der des taiwanesischen Unternehmens Foxconn, wird neuer Chef des Elektronikriesen. Er löst den bishe-rigen CEO Kozo Takahashi ab und ist damit seit der Gründung im Jahr 1912 der erste nicht japanische Leiter des Unternehmens. :::

Sharp, osaka

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::: Die neue indische Nieder-lassung des Personalberaters Board Partners hat Anfang Juni mit Meghana Kaul als Principal Consultant ihre Arbeit aufge-nommen. Die Beraterin verfügt über einen Bachelor in Mikro-biologie sowie einen MBA in In-ternational Marketing. Nachdem Kaul von 2007 bis 2013 Business-Manager und Alli-ance-Manager bei IBM in Bangalore war und dort das lokale Software-Business-Management und Markt-strategien verantwortete, war sie zuletzt als Beraterin für Technologieunternehmen tätig und unterstützte diese in den Bereichen Sales, Business-Development sowie Talentmanagement. :::

Board partners, Bangalore

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ASIA BRIDGE 7/8:20168 polITIk : Südostasien

VON CHRISTOPH HEIN ::: Die Matrosen und Offiziere der KRI Imam Bonjol bekamen hohen Besuch: Der indonesische Prä-sident Joko Widodo kam Ende Juni für eine Stunde an Bord. Das Marineschiff kreuzt vor den Natuna-Inseln, im Südchi-nesischen Meer zwischen den beiden Landesteilen Malaysias gelegen, aber im indonesischen Hoheitsgebiet.

Widodos Besuch auf dem ehemalige U-Boot-Jagdschiff der DDR-Volksmarine, heute in Diensten Indonesiens, ist eine klare Stellungnahme: Jokowi, wie sein Volk ihn nennt, wollte damit kundtun, dass die größte südostasiatische Volks-wirtschaft ihren Einfluss auf die Natuna-Inseln behauptet. Doch der ist umstritten. Gerade erst peitschten Schüsse über das Wasser vor den Inseln. Die Marine des Inselstaates wollte damit chinesische Fischerboote aus indonesischem Hoheits-gebiet vertreiben. Zeitgleich probten zwei amerikanische Flugzeugträger vor der Küste der Philippinen den Ernst-fall – eine Konfrontation mit der chinesischen Marine. Am

Konferenztisch zerstritt sich unterdessen die Gemeinschaft der zehn südostasiatischen Staaten über eine Antwort auf das Vorpreschen Beijings in dem riesigen Seegebiet, durch das die wichtigsten Handelsrouten der Welt laufen. Waren im Wert von mehr als 5 Bill. US-Dollar jährlich werden hier verschifft.

china will sich der entscheidung nicht beugenDie Spannung stieg zuletzt enorm, beide Seiten wollten in ihrem Streit um die Herrschaft im Südchinesischen Meer Boden gut machen. Beijing wie Washington trugen ihre Of-fensiven über ihre Botschaften und diejenigen ihrer Verbün-deten genauso wie auf dem Wasser und auf den umstrittenen Inseln aus. Nun sollten Tatsachen geschaffen werden: Am 12. Juli befasste sich der Ständige Schiedshof der Vereinten Nati-onen im niederländischen Den Haag mit diesem heiklen The-ma. 14 Flugstunden von dem umkämpften Seegebiet entfernt

das Tauziehen geht in die nächste rundeDie Konflikte im Südchinesischen Meer hatten in Erwartung des Schiedsspruchs aus Den Haag zuletzt wieder zugenommen und die beteiligten Länder zu einem Säbel­rasseln veranlasst. Eine Lösung hat aber auch der Schiedsspruch nicht gebracht.

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ASIA BRIDGE 7/8:2016 9polITIk : Südostasien

entschieden die Richter über eine Klage der Philip-pinen aus dem Jahr 2013, die seit 2014 von Vietnam unterstützt wird. Schon im Vorfeld hatte die chine-sische Regierung angekündigt, den Schiedsspruch nicht anzuerkennen, um eine bodenlose Blamage auf internationaler Bühne zu umgehen.

China beansprucht mit seiner Marine und sei-ner hochgerüsteten Küstenwache rund 80% des Seegebietes. Diese Gebiete überlappen sich zu gro-ßen Teilen mit jenen, die die anderen Anrainerstaa-ten wie die Philippinen, Vietnam, Malaysia, Tai-wan oder Brunei für sich reklamieren. Seit Jahren schaffen die Chinesen Fakten, besetzen eine Insel nach der anderen, befestigen sie und bauen sie an-schließend auch mit militärischer Infrastruktur wie Radarstationen und Landebahnen aus. Auf einer der Paracel-Inseln, die Vietnam als sein Territori-um betrachtet, stationierte China zuletzt Raketen. Begründet wurde dies mit der Neun-Strich-Linie, die auf alten Karten angeblich Chinas Einflusszone definiert.

Es besteht aber kein Zweifel daran, dass China sich mit dem riesigen Gürtel um seine Küste gegen Amerikas See-macht im Pazifik absichert. Das Südchinesische Meer ist das Nadelöhr für den Transport nicht nur nach China, sondern auch hinauf zu seinem Widersacher und Amerika-Verbünde-ten Japan. Wer die Inseln hält, hat Kontrolle: nicht nur über den Verkehr von Tankern und Frachtern, mit denen hier ein gutes Drittel des weltweiten Seehandels abgewickelt wird, sondern auch über den militärisch entscheidenden Verkehr von Unterseebooten, der Waffe des 21. Jahrhunderts. Die In-seln mit Landebahnen dienen Chinas Luftwaffe als eine Art stationärer Flugzeugträger weit vor der Küste. Zugleich legt China die Hand auf Bodenschätze wie Öl und Gas, die im Seegrund vermutet werden. Die riesigen Forschungsplattfor-men, die China nach dem Monsun an verschiedenen Stellen im Südchinesischen Meer stationieren lässt, sollen die Vor-kommen ausmachen – auch wenn sie in Gebiet liegen, dass von anderen Ländern beansprucht wird.

Amerikaner hoffen auf AustralienChinas Gegner beschränkten sich bislang auf verbale Atta-cken. Der amerikanische Marinechef Admiral John Richard-son sagte, es käme nicht oft vor, dass zwei amerikanische Flugzeugträgerverbände zu Übungszwecken an denselben Ort entsandt würden. „Jedem, der diese Region destabilisie-ren will, sollte dies eine klare Nachricht sein“, sagte er dann

gen Beijing, ohne es zu nennen. Auf der Sicherheitskonferenz in Singapur hatte Verteidigungsminister Ashton Carter ge-rade das „asiatisch-pazifische Sicherheitsnetzwerk“ Amerikas gelobt. Ihm gehören Australien und Japan, die Philippinen und Vietnam, und zu Teilen das sich neutral gebende Singa-pur an. Die zuständige amerikanischen Staatssekretärin Co-lin Willett hatte zuvor in Canberra gewarnt, dass es Amerika als „sehr ernstes Problem ansehen“ werde, wenn der freie Schiffsverkehr im Südchinesischen Meer eingeschränkt wür-de. Die Amerikaner deuteten damit an, sie erwarteten eine stärkere Unterstützung von Australien.

Beijing pocht auf bilaterale gesprächeChina seinerseits verkündete, mehr als 60 Länder, unter ih-nen Lesotho, Sudan, Kenia, Pakistan, die Insel Vanuatu und Afghanistan teilten seine Sicht über die Rechte im Südchine-sischen Meer. In den Hauptstädten stieg zuletzt die Sorge, China könnte sich der internationalen Konvention über das Seerecht (UNCLOS) vollkommen entziehen – die allerdings Washington, das nun auf deren Einhalt pocht, selber nie ra-tifiziert hat. Beijing will bilaterale Verhandlungen über die jeweiligen Ansprüche einzelner Länder durchsetzen. Es er-klärt, Den Haag habe nicht, wie angegeben, entlang des See-rechts geurteilt, sondern über die Souveränität von Ländern entschieden – was nicht seine Zuständigkeit sei.

Bilaterale Gespräche erleichterten es Beijing, sich für die Zustimmung zu seiner Politik durch weitgehende Zusagen etwa über Entwicklungs- und Militärhilfe oder diplomatische Unterstützung etwa in Klimafragen zu bedanken. Auch damit würde der Einfluss Amerikas, das auf einen Verbund setzt, in der wichtigsten Wachstumsregion der Welt gebremst. Ein unsicherer Kantonist aus Washingtons Sicht ist der neue Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte. Während des Wahlkampfes trat er als aggressiver Kritiker des chinesischen Vorpreschens auf, wollte Inseln auf eigene Faust zurücker-obern. Nun aber zeigt sich Duterte offen eben für die von Washington gefürchteten bilateralen Gespräche mit Beijing. Seine Gegner weisen darauf hin, dass sein Wahlkampf von auslandschinesischen Geschäftsleuten und Betreibern illega-ler Minen in den Philippinen finanziert worden sein dürfte.

Wie schwankend die Südostasiaten sind, zeigt das De-saster um den ASEAN-Bund: Erst verabschiedete er auf Drängen Vietnams eine Erklärung, in der er sich „besorgt“ über Chinas Landgewinn zeigt. Dann aber zog die ASEAN, die auf Konsens gebaut ist, diese Erklärung wieder zurück. Beijing und Washington operieren in einem Raum, der sich weitgehend flexibel verhält. Der Schiedsspruch in Den Haag hat allerdings keine Lösung des Konflikts im Südchinesi-schen Meer gebracht. China hat längst Fakten geschaffen. Inzwischen bieten Reiseveranstalter aus Beijing erste Grup-penreisen auf die annektierten Inseln an. :::

Der Territorialstreit im Südchinesischen

Meer schlug zuletzt wieder hohe Wogen:

Im Vorfeld der Entscheidung der Vereinten

Nationen haben sich die Verbalattacken

zwischen China und den USA wieder

gemehrt.

Dr. Christoph Hein ist Asien-Pazifik-Korrespondent der Frankfurter Allge-

meinen Zeitung mit Sitz in Singapur.

polITIk : News ASIA BRIDGE 7/8:201610

::: Die nordkoreanische Führung hat sich erneut über ein Verbot der Ver-einten Nationen hinweggesetzt und Raketen zu Testzwecken abgeschossen. Nach Erkenntnissen des südkoreani-schen Verteidigungsmi-nisterium zündeten die Nordkoreaner zwei Rake-ten des neuen Mittelstre-ckentyps Musudan. Dabei wurden möglicherweise technische Fortschritte im Vergleich zu vorange-gangenen gescheiterten Testflügen erzielt. Inter-national wurden die Tests scharf verurteilt.

Nach Informationen aus Seoul startete eine erste Musudan-Rakete von der nordkoreanischen Ostküste und stürzte nach rund 150 km Flug ins Meer. Das südkoreanische Verteidi-gungsministerium stufte diesen Test als Fehlschlag ein.

Eine zweite Rakete dieses Typs sei dann aber rund 400 km weit geflogen. Südkorea verzichtete zunächst auf eine Einschätzung, ob dies ein erfolgreicher oder ein gescheiterter Testflug gewesen sei. Gemeinsam mit den USA müssten zunächst noch weitere Informationen ausgewertet werden, erklärte das Ver-teidigungsministerium in Seoul.

Ein erfolgreicher Test der neuen Musudan-Rakete wäre für den kommu-nistischen Staat ein militärischer Fort-schritt. In diesem Jahr war Nordkorea bereits vier Mal mit dem Test einer Musudan-Rakete gescheitert: Die Flug-körper waren entweder beim Start oder kurz danach explodiert. Die Rakete hat eine Reichweite zwischen 2.500 und 4.000 km. Damit könnte sie Ziele in Südkorea oder Japan treffen, aber auch den US-Militärstützpunkt auf Guam im Westpazifik.

Die erstmals im Oktober 2010 bei einer Militärparade in Pjöngjang vorge-stellte Rakete war zuvor nie erfolgreich im Flug getestet worden. Die nordko-reanische Führung verfolgt nach Ein-schätzung von Analysten das langfristi-ge Ziel, auch Langstreckenraketen für

einen potenziellen Atomangriff auf die USA zu entwickeln.

Mit den neuen Raketentests verstieß Nordkorea gegen Auflagen der Ver-einten Nationen. Eine UN-Resolution

verbietet der Führung in Pjöngjang Ra-ketentests. Dennoch feuert Nordkorea an seiner Ostküste immer wieder ver-suchsweise Raketen ab.

Das US-Außenministerium in Wa-shington wertete den neuerlichen Ra-ketentest als „provokante Aktion“. Die USA würden sich bei der UNO dafür einsetzen, Nordkorea für diesen Verstoß zur Rechenschaft zu ziehen, erklärte ein Ministeriumssprecher.

Das US-Verteidigungsministerium erklärte, es habe die Tests verfolgt. Die abgeschossenen Raketen hätten „keine Gefahr für Nordamerika“ dargestellt. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte, derartige Raketentests „kön-nen nicht geduldet werden“.

Drei im April gescheiterte Raketen-tests waren als Blamage für die nordko-reanische Führung gewertet worden, die eigentlich vor einem Parteitag ihre militärische Macht hatte demonstrieren wollen. Ende Mai soll ein weiterer Test gescheitert sein. Neben Mittelstrecken-raketen entwickelt Nordkorea auch Atomwaffen. Am 6. Januar hatte Nord-korea seinen vierten Atomwaffentest seit dem Jahr 2006 abgehalten, einen Monat später folgte der Abschuss einer Lang-streckenrakete. Der UN-Sicherheitsrat verhängte daraufhin Anfang März seine bislang schärfsten Sanktionen gegen das kommunistische Land. ::: AFP

NORDKOREA

Neue raketentests provozieren die internationale gemeinschaft

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::: Nach drei Jahren an der Spitze der Cyberspace Administration of China (CAC) räumt Lu Wei, der Chef der Behörde, nun überraschend seinen Pos-ten. Das Amt übernimmt ab sofort sein Stellvertreter Xu Lin.

Bislang wurde noch nicht bekannt gegeben, wie Lus Karriere weiter ver-laufen wird. Spekulationen zufolge dürfte er einen noch einflussreicheren Posten in China übernehmen. In seiner Funktion als Chef der Cyber-Behörde hatte er sich schnell einen Ruf als par-teinaher Propaganda-Experte gemacht. Er war dafür berüchtigt, die Interessen der Partei voranzutreiben, und für sei-ne strenge Kontrolle gefürchtet. Lu gilt als enger Vertrauter von Partei- und Staatschef Xi Jinping. :::

CHINA

chef verlässt cyber-Behörde

INDIEN

Brüssel ringt um freihandel

::: Die Europäische Kommission strebt neue Freihandelsabkommen insbe-sondere mit Wachstumsregionen wie Indien an. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen der EU mit Indien gestalten sich jedoch weiterhin schwierig. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Forderungen und Ansprüche an das gemeinsame Abkommen. Ein er-folgreicher Abschluss der Verhandlun-gen scheint daher weiterhin ungewiss.

Vor Kurzem äußerte der indische Premierminister Narendra Modi wie-der großes Interesse ein Freihandels-abkommen zwischen der EU in Indi-en abzuschließen. „Ich habe Kanzlerin Merkel darum gebeten, dass die Ver-handlungen zügig fortgesetzt werden und frühestmöglich zu einer beidersei-tig vorteilhaften Vereinbarung führen“, zitierte das Handelsblatt den indischen Premier.

Indien ist ein zäher Verhandlungs-partner für die EU, aber trotz der teil-weise immensen Hürden ein wichtiger Zukunftsmarkt. Das Interesse europäi-scher Unternehmen an einem barriere-freien Zugang zu diesem Absatzmarkt übersteigt in vielen Branchen das der indischen Unternehmen in der entge-gengesetzten Richtung.. ::: GTAI

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ASIA BRIDGE 7/8:201612 cover-STory : Stadtentwicklung

Mit dem enormen Zuwachs in Asiens Großstädten steigt der Verkehr und damit auch der Smog. Die Metropolen halten mit vielseitigen Maßnahmen dagegen: sei es mit dem Ausbau der städtischen Infrastruktur (S. 13–15) oder mit einem Pflanzendisplay für saubere Luft (S. 16–17). Ein völlig neues ökologisches Stadt­konzept verspricht ein Wohn­ und Industriepark inmitten der Natur (S.18–19).

Nachhaltig und lebenswert

ASIA BRIDGE 7/8:2016 13cover-STory : Stadtentwicklung

VON RAINER JAENSCH, GTAI ::: In etwas mehr als 30 Jahren werden 85% der Pendler in Singapur öffentliche Transportmittel als Hauptfortbewegungsmittel nutzen. Mit dieser Ankündigung trat Transportminister Khaw Boon Wan an die Öffentlichkeit und ersetzte damit die bisherige Zielvorgabe (75% ÖPNV bis 2030). Mithilfe dieses Plans sollen die Singapurer bewo-gen werden, ihre Autos stehen zu lassen und stattdessen zu gehen, Fahrrad zu fahren und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Um den Umstieg zu erleichtern, hat die Regierung ihre Roadmap gleich mit zwei konkreten Verkehrsprojekten untermauert.

Die Richtung, in die es nun geht, ist nicht neu. Diese skiz-zierte bereits Goh Chee Kiong, Direktor für saubere Techno-logien, Gebäude und Infrastrukturlösungen beim staatlichen Economic Development Board im September 2013. „Die neueste Entwicklung weist unter die Erde, wobei die Regie-rung einen Underground Masterplan erwägt“, erklärte er. Nachdem mittlerweile einiges an unterirdischen Lösungen realisiert worden ist – von Shopping Malls bis zu Öllagerstät-ten – geht es nun auch verkehrsmäßig weiter unter die Erde.

Entsprechend wird der geplante 21,5 km lange North-South-Expressway neu entworfen. Unterirdisch sind jetzt zwei Fahrspuren für Kfz vorgesehen und eine Spur für Schnellbusse. Parallel dazu erhalten Kfz überirdisch nur eine Spur, Busse eine zweite. Daneben ist eine Spur für Fahrrad-fahrer und eine für Fußgänger vorgesehen.

Das zweite Projekt ist ein Fußgänger- und Fahrradweg, der auf einem 450 m langen Stück der Bencoolen Street zwi-schen Middle Road und Bras Basah Road gebaut wird. Für diesen Zweck werden bis 2017 zwei der ursprünglichen vier Kfz-Spuren umgewandelt. Insgesamt werden viele neue in-nerstädtische Fuß- und Fahrradwege geschaffen, wobei die überdachten Strecken um den Faktor vier verlängert werden. Die neuen Wohngebiete wie die Bidadari Town werden so entworfen, das sie ihre Bewohner zum Gehen, Radfahren und zur Nutzung öffentlicher Transportmittel ermutigen. Zuvor muss aber auch die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit des Bus- und Stadtbahnnetzes verbessert werden. Die staatliche Land Transport Authority investiert dafür in mehr Techniker und Ingenieure wie auch in eine striktere Wartung.

Milliarden für Bus und BahnFerner muss das Bus- und Bahnnetz enger und weiter ge-spannt werden. Entsprechend sind für den öffentlichen Per-sonennahverkehr bis 2020 Investitionen von 36 Mrd. Singa-pur-Dollar (rund 23 Mrd. Euro) vorgesehen. Bis 2030 soll sich das Schienennetz auf 360 km verdoppeln. Acht von zehn Haushalten werden dann eine Bahnstation innerhalb von 10 min zu Fuß erreichen.

Zur Verkehrsplanung gehört auch der Bau eines neuen Verkehrsdepots: Der Stadtstaat will ein Bus- und drei Ei-senbahndepots unter ein Dach bringen. Den Auftrag zum Bau konnte sich das südkoreanische Bauunternehmen GS Engineering & Construction sichern. Auftraggeber des mit 2 Mrd. Singapur-Dollar dotierten Großprojekts ist die staat-liche Verkehrsbehörde Land Transport Authority (LTA). Das East Coast Integrated Depot wird weltweit das Erste sein, das ein Bus- und drei Eisenbahndepots an einer Stelle auf 36 ha integriert, meldet die LTA.

Mehr platz für ZügeBei diesem „Four-in-one-Depot“ wird die LTA die Stadt-bahn-Depots der East-West Line, der Downtown Line und der Thomson-East Coast Line übereinander bauen und mit einem Busdepot nebenan integrieren. Durch dieses Konzept kann das flächenarme Singapur 44 ha Land einsparen. Im-merhin werde das Depot rund 220 Züge und 550 Busse auf-nehmen können.

Darüber hinaus wurden drei weitere Aufträge für den Bau der Bahnstationen Siglap und Bayshore entlang der Thom-son-East Coast Line sowie der Xilin-Station an der Verlän-gerung der Downtown Line 3 im Gesamtwert von 1,3 Mrd. Singapur-Dollar vergeben. Den Bau der Siglap-Station hat ein Joint Venture bestehend aus dem australischen Unter-nehmen John Holland und dem aus Singapur stammenden Partner Zhen Hua Engineering erhalten. Das Auftragsvolu-men hierfür beläuft sich auf 176 Mio. Singapur-Dollar.

Internationale firmen sichern sich AufträgeDen Bau der Bayshore-Station und der damit verbundenen Tunnel wird ein Joint Venture der Unternehmen Woh Hup (Privat) Ltd. und der Shanghai Tunnel Engineering Compa-ny (Singapore) stemmen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 296 Mio. Singapur-Dollar. Der Auftrag zur Errichtung der Xilin Station mit den dazugehörigen Tunneln ist an die Samsung C&T gegangen.

Die Bauarbeiten für alle vier Projekte haben zum Teil schon begonnen oder laufen jetzt an, heißt es in Pressemel-dungen. Die Stationen Siglap und Bayshore sollen 2023 und die Xilin-Station und das East Coast Integrated Depot ein Jahr später fertiggestellt werden. Durch diese Pläne soll den Bewohnern der Stadt der Umstieg auf öffentliche Verkehrs-mittel schmackhaft gemacht werden. Autos sollen insgesamt weniger und dabei selbstständiger fahren. Schon werden ers-te Versuche für selbstfahrende Kfz durchgeführt. NAch An-gaben von Transportminister Khaw gehört Singapur damit wie Seoul, Hamburg oder Madrid zu den Städten, die eine automobilärmere Zukunft planen. :::Bi

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ein Tunnelgeflecht unter der StadtUm den Raum optimal zu nutzen, fahren die Busse und Autos im flächenarmen Singapur demnächst im Untergrund. Für Entlastung im Verkehr sorgen außerdem weitere Stadtbahnstationen und ein platzsparendes, mehrstöckiges Verkehrsdepot.

ASIA BRIDGE 7/8:201614 cover-STory : Stadtentwicklung

VON WALDEMAR DUSCHA, GTAI, UND ANNIKA HARTMANN ::: Thai-lands Metropole Bangkok verändert sich mit einer Ge-schwindigkeit, die den Stadtplanern bei der Anpassung der Infrastruktur große Mühe bereitet. Verschmutzte Kanäle und Autolawinen auf den Straßen sind die Antwort auf die vielen Menschen, die es in die Hauptstadt verschlägt. Das geht auf Kosten der Parks und Freizeitflächen, die in Bangkok immer seltener zu finden sind. Stattdessen schießen Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden – große Apartmenthäuser, vollklimati-sierte Bürotürme und luxuriöse Einkaufspaläste. Sie alle zeu-gen vom gigantischen Energiehunger der Stadt. Nur noch wenige Oasen der Ruhe erinnern in Bangkok an alte beschau-liche Zeiten, wie etwa das Haus von Jim Thompson, dem Be-gründer des thailändischen Seidenhandwerks.

8,9 Millionen Menschen leben nach aktuellen Hochrech-nungen in Thailands Hauptstadt. Doch die Dunkelziffer ist

Asiatische hektik ersetzt buddhistische ruheBangkok scheint keine Grenzen des Wachstums zu kennen: Immer mehr Menschen strömen in die Stadt. Um der steigenden Einwohnerzahl gerecht zu werden, müssen dringend Wohnungen und neue Strecken im Nahverkehr her.

weitaus größer: Es ist davon auszugehen, dass knapp ein Drit-tel der Bevölkerung nicht registriert ist und die inoffizielle Zahl der Bevölkerung der Stadt weitaus höher liegt. Rechnet man zudem die sechs, über das bestehende beziehungswei-se geplante Nahverkehrssystem verbundenen Nachbarpro-vinzen noch hinzu, schießt die Zahl der Einwohner gar auf 14 Millionen. Eine Studie der Weltbank hat ausgerechnet, dass auf einer Fläche von 2.700 qkm etwa 9,6 Millionen Men-schen leben. 60% von ihnen haben ihr Domizil außerhalb der Zuständigkeit der Bangkok Metropolitan Administration. Im überregionalen Vergleich entfielen von der gesamten urba-nen Fläche Thailands 80% allein auf Bangkok.

Neue hochhäuser prägen das StadtbildEin Großteil der Menschen gibt das Landleben zugunsten der Stadt auf, da in der Metropole hochwertige Wohnungen Bi

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locken. Die Nachfrage nach attraktiven Immobilien ist nach wie vor ungebremst. Laut Nexus Property Mar-keting kamen in den vergan-genen fünf Jahren etwas über 4.000 luxuriöse Wohnungen auf den Markt, davon allein 2.500 im Jahr 2015. Die Zahl der neu hinzu kom-menden Hochhäuser im lau-fenden Jahr beziffert Nexus auf neun, darunter vier Lu-xusimmobilien. Rekordprei-se erzielten zuletzt der Maha Nakhon Tower oder Projek-te am Ufer des Chao Phraya wie Canapaya, 333 Riverside oder Magnolias Waterfront Residences.

Rund 53.000 Einheiten wurden 2015 laut dem Im-mobilienmakler CBRE fer-tiggestellt – 2016 sollen es

61.000 sein. Der gesamte Bestand im Großraum Bangkok beläuft sich aktuell auf schätzungweise eine halbe Million Wohneinheiten, davon rund 60% in den Außenbezirken und dies zumeist in der Nähe der Stationen von MRT Metro und BTS Skytrain. Sukhumvit, Sathorn und Lang Suan gehören im Zentrum der Metropole zu den beliebtesten Bezirken für Hochhäuser. Bei Einzel- oder Townhäusern stehen Soi Ari, Phahon Yothin und Rama IX hoch im Kurs.

Steuererleichterung für BüroflächenWeitaus weniger dynamisch verläuft die Entwicklung von Büroimmobilien. CBRE Research erwartet für das laufende Jahr einen Zuwachs von 200.000 qm und damit einen Nach-frageüberhang, der den Preisspiegel anheben dürfte. Den Hauptgrund sieht der Immobilienmakler darin, dass Apart-menthäuser in guter Lage höhere Verkaufspreise erzielen und somit bessere Renditen abwerfen. Über Steueranreize versucht der nationale Board of Investment die Nachfrage nach Büroimmobilien zu fördern.

Im städtischen Personentransport liegt der Schwerpunkt auf dem Ausbau des BTS Skytrain, der sich auf hohen Be-tonstelzen schlangengleich auch durch die dichtesten Stadt-viertel zieht. Hier steht ein Dutzend neuer Trassen für den gesamten Großraum Bangkok auf dem Plan.

Bald mit Technik aus Deutschland unterwegs:

Auf den Linien, die das Zentrum Bang koks

mit den äußeren Bezirken verbinden,

verkehren demnächst Züge von Siemens.

Laut der Tageszeitung „The Nation“ sind vier Trassen bereits im Bau. Eine Rou-te sei ausgeschrieben, für sechs werde die Ausschreibung vorbereitet, das letzte Pro-jekt steckt in der Vorstudie. Um die vielen Menschen in der Metropole zuverlässig von A nach B zu bringen, plant die Bang-kok Mass Transit System Public Company (BTS) eine Netzerweiterung von mehr als

230 km. Die Baukosten werden auf rund 10 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Neben Green, Purple, Pink, Orange, Yellow und Red ist die Orange Line vom Thailand Cultural Centre nach Min Buri auf 37,5 km die längste Sektion.

Erst vor Kurzem gab Siemens bekannt, dass sich auch das deutsche Unternehmen einen Auftrag sichern konnte: Ein Konsortium aus Siemens und dem türkischen Fahrzeug-hersteller Bozankaya liefert dem Nahverkehrsbetreiber BTS 22 vierteilige U-Bahnzüge. Zusätzlich übernimmt das deut-sche Technologieunternehmen die Wartung und Instand-haltung für 16 Jahre. Die Lieferung der ersten U-Bahnen ist für 2018 vorgesehen und wird ein Jahr später abgeschlossen sein. Verkehren werden die Züge auf dem bereits bestehen-den BTS-System, dem Skytrain und den Verlängerungen der Green Line.

höhenrekorde bei wolkenkratzernDoch nicht nur im Nahverkehr wird gebaut: Die aufstreben-de Metropole feilt bereits an einem neuen Wahrzeichen, dem Rama IX Super Tower. Das Projekt kostet 550 Mio. Dol-lar und wird vom Entwickler Grand Canal Land realisiert. Hinter dem Namen verbergen sich als größte Anteilseigner Charoenkrit Enterprise (37%) und die Channel 7 Group (33%). Der Designer des modernen Wolkenkratzers ist Architects 49. Auch den grünen Baustandards soll das neue Gebäude gerecht werden: Es orientiert sich am ökologischen Höchstzertifikat Leed Platinum. Gebaut werden soll der Rama IX Super Tower in Grand Rama 9, dem neuen Busi-nessviertel der Stadt. Ein luxuriöses Sechs-Sterne-Hotel und Büros in gehobener Klasse sind im Innern des neuen Wahr-zeichens vorgesehen. Mit 125 Stockwerken und einer Höhe von 614 m wäre der Rama IX Super Tower dann der höchste Wolkenkratzer Südostasiens. Der bisherige Rekord inner-halb der ASEAN-Region gebührt den Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur mit 452 m und 88 Stockwerken.

Ebenfalls in Bangkok wird schon in diesem Jahr der MahaNakhon Tower im Businesszentrum Sathorn die Höchstmarke mit 77 Stockwerken auf 314 m brechen. Zu dem Designerteam des bereits mehrfach prämierten Luxus-turms gehört auch der deutsche Architekt Ole Scheeren.

Einen neuen Passagierterminal erhält der internatio-nale Großflughafen Suvarnabhumi: Die Investitionskos-ten wurden vom Betreiber Airports of Thailand (AoT) mit etwa 730 Mio. Dollar veranschlagt. Künftig sollen dann 60 Millionen statt bisher 45 Millionen Passagiere abgefertigt werden können. Eine ursprünglich geplante zweite Ausbau-phase mit Investitionen von 2,4 Mrd. Dollar wurde jedoch zunächst aufgeschoben. :::

ASIA BRIDGE 7/8:201616 cover-STory : Stadtentwicklung

VON ANNIKA HARTMANN ::: Auf einer Reise durch Asien und Südeuropa kamen vier langjährige Freunde aus Deutschland auf die Idee, dem Smog in den Städten mit einem neuartigen Luftfilter zu Leibe zu rücken. Ein freistehendes, vertikales Pflanzendisplay, der City Tree, soll selbst in Betonwüsten mit wenig Grün die Schadstoffe in der Luft binden und für eine bessere CO2-Bilanz sorgen – ganz ähnlich wie ein Baum.

Zehn Jahre lang feilten die Erfinder der Stadtbäume an ihrer Entwicklung. Dabei wurden sie in Dresden von meh-reren Hochschulen mit Wissen, Rat und Räumlichkeiten un-terstützt. 2014 gründeten die Jungunternehmer schließlich ihr eigenes Start-up, das den Namen Green City Solutions trägt. „Bis heute arbeiten wir an der Umsetzung unserer Idee von einer gesünderen Zukunft mit grünen, smarten Städten“, erklärt Dénes Honus, einer der vier Freunde und heute CEO von Green City Solutions.

erfolgreicher Sprung nach hong kongDen Durchbruch erzielten die Jungunternehmer Ende des vergangenen Jahres. Im September 2015 wurde Green City Solutions als eines von acht Unternehmen weltweit ausge-wählt, um an einem Inkubatorenprogramm für Start-ups in Hong Kong teilzunehmen. Das Programm erstreckte sich über zwölf Wochen und wurde von dem Autohersteller In-finiti und der Risikokapitalgesellschaft Nest organisiert. Während dieser Zeit konnten die Teilnehmer das eigene Unternehmen und die Produkte potenziellen asiatischen Ko-operationspartnern und Investoren vorstellen. Zudem nimmt Green City Solutions seit Januar am Inkubatorenprogramm Swire Properties by Blueprint in Hong Kong teil. Zwar ver-fügt das Unternehmen noch nicht über ein eigenes Büro vor Ort, kann aber durch die Kooperation mit Blueprint und JOS deren Räumlichkeiten in Hong Kong mit nutzen.

Mit Mooskulturen gegen den SmogFeinstaub ist ein globales Problem, aber insbesondere in dicht besiedelten Städten wie Hong Kong ist die Luftverschmutzung eine Belastungsprobe für die Bewohner. Mit einer genialen Idee rund um ein grünes Pflanzendisplay wirbelt ein Dresdner Start­up nun den asiatischen Markt auf – und sorgt für saubere Luft.

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Auch einen lokalen Partner hat das deutsche Start-up schon gefunden: Mit der ortsansässigen Jardine Group ar-beitet das Gründerteam an gemeinsamen Zukunftsprojekten. „In den nächsten Jahren wollen wir – auch international – weiter wachsen. Für dieses Ziel sind Forschungskooperati-onen mit renommierten Instituten angestoßen und Weiter-entwicklungen des City Trees in Planung“, berichtet Honus. Zu den Projekten zählt auch eine noch schmalere Variante der Stadtbäume, die in besonders engen Straßenschluchten aufgestellt werden können.

Das erklärte Ziel der Jungunternehmer ist eine nachhal-tige Stadtentwicklung, die den Bewohnern ein gesünderes, produktiveres Leben auch in den großen Metropolregionen ermöglicht. Denn mit der zunehmenden Urbanisierung wird sich das Problem der Feinstaubbelastung weiter verschär-fen. Schon heute ist Hong Kong eine der dicht besiedeltsten Städte der Welt und könnte bei der Umweltbilanz besser ab-schneiden – der erste Hong Konger City Tree vor dem Hope-well Center leistet seit Ende Juni hierbei nun seinen Beitrag. Hier können Einwohner, Besucher und Geschäftsleute in der Stadt einen City Tree in seiner vollen Größe wahrnehmen, berühren, auf seinen Bänken entspannen und die Luftverbes-serung spüren.

Innovativer BiofilterGreen City Solutions’ Lösungsansatz gegen die Luftver-schmutzung basiert auf einer Verknüpfung aktueller Internet-of-Things(IoT)-Technologie, um mit speziell ausgewählten Mooskulturen Feinstaub, Stickoxide und CO2 aus der Luft zu filtern. Das Moos wird vertikal an einer freistehenden Wand angebracht und durch Solarenergie und die IoT-Technologie versorgt. „Der CityTree kann den Feinstaub von bis zu 417 Autos binden und verfügt damit über die Umweltleistung von 275 gepflanzten urbanen Bäumen. Hierfür benötigt er allerdings lediglich 5% der Kosten und 3 qm Platz,“ erklärt Honus die Technologie der Stadtbäume. Jeder der mobilen Pflanzenfilter könne die lokale Luftverschmutzung in einem Umkreis von bis zu 50 Metern um bis zu 30% reduzieren.

Auch preislich sind die City Trees für die Städte attraktiv: Der smarte Pflanzenfilter zur Luftreingung kostet zwischen 20.000 und 25.000 Euro, je nach Ausstattung und Menge. Das ist weit weniger als die städtischen Investitionen, die bei anderen Maßnahmen – wie beispielsweise der Einschränkung des Verkehrs – anfallen. Zusätzlich kann das Design an die urbanen Gegebenheiten und die existierende Infrastruktur angepasst werden.

Um die City Trees noch profitabler zu machen, besteht außerdem noch die Möglichkeit, analoge Informationen in Form von Schriftzügen und Bildern für Werbe- und Mobile-Commerce-Zwecke anzubringen. Das System ermöglicht darüber hinaus den Zugriff auf implementierte digitale In-halte über einen QR-Code, NFC (drahtlose Kommunikati-onstechnik) oder digitale Bildschirme. Der City Tree kann aber auch durch Sitzbänke, einen Wi-Fi-Hotspot oder eine E-Bike-Ladestationen erweitert werden.

pflegeleichte AnwendungEinen großen Vorteil sieht Honus zudem im geringen War-tungsaufwand der Stadtbäume: „Die Pflanzenfilter benötigen dank der IoT-Technologie, der Solarenergie und des Was-sertanks nur wenige Stunden Wartung pro Jahr. Insgesamt ist die Pflege mit etwa 10% des Anschaffungspreises zu kal-kulieren.“ Die Befüllung des Wassertanks kann durch den Kommunalservice übernommen werden. Es fallen nur noch das jährliche Schneiden des Grüns und – je nach Bedarf – ein Austausch der Pflanzen an, um eine neue Visualisierung zu erzeugen.

Der City Tree ist außerdem sehr wandelbar und kann bei-nahe überall aufgebaut werden. Für die Installation in Hong Kong wurden zunächst einige Anpassungen vorgenommen. Diese stehen vor allem in Zusammenhang mit den veränder-ten klimatischen Bedingungen. So gibt es eine an die stärke-ren Winde wie beispielsweise Taifune angepasste Statik und andere Pflanzen als die bisher eingesetzten. „Grundsätzlich prüfen wir vor jeder Aufstellung die vorliegenden Bedingun-gen und wählen dem Zweck und den Gegebenheiten entspre-chend die optimale Kombination aus“, erklärt Honus.

Der erste City Tree in Hong Kong ist für das Dresdner Start-up eine hervorragende Gelegenheit, um einen Fuß in den asiatischen Markt zu bekommen. Durch die Teilnahme am Inkubatorenprogramm wurde den Unternehmern zudem die Möglichkeit geboten, das Umfeld in Hong Kong näher einzuschätzen und die Bedingungen vor Ort kennenzuler-nen. Jetzt möchte Green City Solutions durchstarten und von Hong Kong aus andere asiatische Städte erobern. Das Start-up fühlt sich dafür bestens aufgestellt und sieht den ersten City Tree Asiens als Riesenchance: „Hong Kong mit seinen fast 60 Millionen Touristen auf der einen Seite, aber auch mit der kritischen Umweltsituation aufgrund der zunehmenden Luftverschmutzung auf der anderen Seite eignet sich für un-ser Vorhaben besonders.“ Bezüglich aufkommender Konkur-renz gibt sich das Start-up selbstbewusst und fühlt sich mit-hilfe zahlreicher Patente bestens gewappnet. Entsprechend ehrgeizig blickt Green City Solutions in die Zukunft: „Im Jahr 2020 wollen wir die erste Megacity flächendeckend mit unserer grünen Infrastruktur ausgestattet haben. Für dieses Ziel befinden wir uns schon in Gesprächen mit einigen Städ-ten im In- und Ausland.“ Auch mit der Regierung von Hong Kong verhandelt das Start-up über eine größere Anzahl der Stadtbäume. Genaue Pläne verrät das Unternehmen zwar nicht, aber sollte sich das Pilotprojekt beweisen, könnten in Hong Kong schon bald weitere City Trees aus dem Boden sprießen. :::

Neuerdings keine Zukunftsmusik mehr:

Der vertikale Stadtbaum vor dem

Hopewell Centre in Wanchai ersetzt

auf 3 qm 275 urbane Bäume.

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welches konzept verbirgt sich hinter der „Metal eco city“?» Wir wollen eine moderne Zukunftsstadt schaffen, in der die Industrie, ökologische Grundaspekte und ein ansprechender Lebensraum miteinander vereint werden. Dabei verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz, der durch den Dreiklang des Namens erläutert wird: „Metal“ steht – anders als man erwarten könnte - nicht für Metall sondern für die Indust-rie. Es handelt sich bei unserem Konzept also zunächst um einen klassischen Produktionsstand-ort. Sämtliche Maßnahmen in der Entwicklung dieses Industriestand-orts werden jedoch an ökologischen Grundanforderungen ausgerichtet. Das Wort „Eco“ unterstreicht also unseren umweltfreundlichen Ansatz. Auch gewichten wir die Work-Life-Balance besonders stark. Dafür steht der Begriff „City“, der auf ein modernes Leben an diesem Industriestandort hin-weist.

um welche ökologischen Anforderungen handelt es sich genau?» Unser Ziel ist es, in der Stadtplanung viele grüne Bereiche zu schaffen. Die Gesamtfläche der „Metal Eco City“ (MEC) beträgt 25 qkm, davon sind 8 qkm Park- und Waldanlagen vorbehalten. Auch die Wohnbauten sind nach modernen, ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet. Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in China unterschiedliche ökolo-

gische Levels im Gebäudebau. In der MEC wird nach dem modernsten chinesischen Standard gebaut. Doch auch aus Deutschland stammen viele Ideen, da es sich bei der MEC um ein deutsch-chinesisches Kooperationsprojekt handelt. Beispielsweise lassen sich viele deutsche mittelständische Un-ternehmen in der MEC nieder und prägen mit ihrer Techno-logie die Stadtstruktur.

In anderen Städten unternehmen pendler täglich einen lan-gen weg zur Arbeit. was ist Ihre vision?» Wenn man viele weiter wachsende chinesische Städte be-obachtet, dann werden Wohn- und Arbeitsräume oft separat

geplant und über eine Infrastruktur – wie Straßen und öffentliche Verkehrs-mittel – miteinander verbunden. Un-ser Konzept der MEC baut als Erstes die Infrastruktur und integriert dann die Elemente Leben und Erholung in unmittelbarer Nähe. Ein öffentliches Transportnetz gibt es natürlich auch,

aber im Grunde ist alles fußläufig zu erreichen. Für die Men-schen, die in dieser Stadt leben und arbeiten, sind neben einer kompletten Versorgung auch Erholungsgebiete wie Parks, Wälder und Grünanlagen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in einer sehr kurzen Zeit erreichbar.

wie lauten die leitprinzipien bei der Stadtentwicklung?» Wir überprüfen die einzelnen Grundsatzbausteine per-manent auf ihre Verträglichkeit und hinterfragen stets: Wie verträglich ist eine Planmaßnahme unter ökologischen As-pekten? Wie verträglich ist sie für den Menschen, der dort lebt? Und schließlich: Wie verträglich ist sie hinsichtlich ih-

„Eine moderne Industrie­stadt, die Arbeiten, Wohnen

und Erholung vereint“

Im südchinesischen Jieyang entsteht ein deutsch­chinesisches Pilotprojekt für moderne Urbanisierung mit einer neuartigen Integration von Arbeits­ und Lebenswelt. Mike de Vries, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zhong­de Metal Group, erklärt, wie das Konzept bestehend aus Naturpark und Industrie zu­sammenpasst und was die „Metal Eco City“ lebenswerter als andere Städte in China macht.

„offenes Zeitfenster für deutsche unternehmen“

ASIA BRIDGE 7/8:201618 cover-STory : Stadtentwicklung

rer Wirtschaftlichkeit? Der ökologische Ansatz steht dabei an oberster Stelle. Es muss also eine Ausrichtung erfolgen, die gewisse Kriterien und Werte erfüllt.

was macht das wohnen in der Mec lebenswerter als an-derswo?» Die klassischen Elemente, die wir aus der Stadtplanung be-reits kennen, werden in dieser Industriestadt berücksichtigt: Neben modernen, urbanen Wohn-siedlungen gibt es einen Einkaufs- und Lebensbereich, einen Stadtteil mit Geschäften, Restaurants und Kino, aber eben auch immer wieder Grün-flächen und einen großen Naturpark. Sogar kleine Berge wurden angelegt. Unmittelbar zwischen Shoppingzentren und Wohneinhei-ten befinden sich auch Flächen für Veranstaltungen und das kulturelle Leben. Ein wiederkehrendes Element zwischen all diesen Bereichen ist das Wasser, dass hier künstlich angelegt wurde und die einzelnen Baublöcke und Gebäudeteile mitei-nander verbindet.

wie passt in diese Idylle dann die Industrie?» Die Industriegebäude sind keine Industriegebäude im klas-sischen Sinn, sondern können durchaus mit Wohnanlagen verwechselt werden. Die Fassaden sind in der Außenwahr-nehmung stark an die anderen Gebäude angepasst. Aktuell befinden wir uns noch im ersten Bauabschnitt, gut ein Vier-tel der vorgesehenen Fläche ist bebaut. Vor Ort erkennt man aber bereits sehr gut, wie grün alles ist. Außerdem sind Woh-nen und Arbeiten zwar in der Stadt integriert, aber die Be-reiche sind klar separiert. Beispielsweise ist der Park mit den Galvanikfabriken ein eigenes Viertel, dass dann wiederum an einen Wohnbereich angrenzt.

welche Maßnahmen werden vonseiten der Industrie ergrif-fen, um eine bessere umweltbilanz zu erzielen?» Im Galvanikpark der MEC wird beispielsweise eine mo-derne Abwasseranlage installiert, auch mithilfe deutscher Unternehmen. Unser Ziel ist eine Nullemission von Ab-wasserwerten für diesen Teilbereich – das ist eine sehr hohe Herausforderung. Die Zielsetzung geht hinsichtlich der Um-weltbilanz aber noch in weitere Bereiche: Wenn sich Unter-nehmen ansiedeln, werden ihre Produktionsprozesse hin-sichtlich der vorgegebenen Werte überprüft – diese sind sehr hoch, teilweise noch höher als in der EU.

Inwieweit ist der Nachhaltigkeitsgedanke in china ange-kommen?» Das Thema Umweltschutz und Umwelttechnologie ist in den vergangenen zwei bis drei Jahren in China erst richtig in den Fokus gerückt. Das liegt insbesondere an dem aktuel-len Fünfjahresplan, bei dem das Thema Umweltschutz sehr oben auf der Agenda angesiedelt wurde und hohe Priorität genießt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn China sich ein Thema setzt, dann wird es sehr konsequent und mit einer hohen Geschwindigkeit umgesetzt. Das bedeutet, dass

sich Unternehmen im Bereich des produzierenden Gewerbes verpflichten müssen, gewisse Quoten einzuhalten, was die Umweltbelastung angeht.

wodurch wurde diese neue Zielsetzung ausgelöst?» Zum einen hat China erkannt, dass die Endverbraucher heutzutage ökologisch ausgerichtete Konzepte erwarten. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die hohe Umwelt-

verschmutzung Auswirkungen hat, das ist insbesondere auch in der Gegend um Jieyang zu sehen, wo gerade die Metallindustrie einer der größten Ver-ursacher gewesen ist. Um dieses Prob-lem in den Griff zu bekommen, wurde diese neue Erkenntnis jetzt in einem

Plan umgesetzt. Begleitet wird die Zielsetzung durch neue Richtlinien und Gesetze.

wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang die chancen für firmen aus deutschland ein?» Die Chancen für deutsche Unternehmen sind im Umwelt-technologiebereich in China momentan so gut wie noch nie – wir verfügen hier zudem über sehr viel Erfahrung. Der Bin-nenmarkt und auch der europäische Markt sind größtenteils schon abgedeckt und es herrscht ein harter Verdrängungs-wettbewerb. Dadurch dass sich China jetzt in diesem Segment öffnet und auch auf Unterstützung hofft, entwickeln sich für deutsche Firmen gerade hervorragende Möglichkeiten. Ich sehe hier aktuell eine große Chance in diesem Zeitfenster, dass sich jetzt geöffnet hat, aktiv zu werden und nachhaltige Kooperationen einzugehen.

greifen die chinesen nicht eher auf günstige umweltlö-sungen aus dem eigenen land zurück?» Man denkt sehr viel um in China. Die Ansicht, aus Kos-tengründen schnell, kurzfristig und billig zu produzieren, ändert sich nach und nach. Insbesondere im Umwelttech-nologiebereich erkennen die Chinesen, dass man mit neuen Technologin sowie höheren qualitativen Konzepten und Pro-duktionsweisen natürlich eine größere Nachhaltigkeit erzielt. Viele Projekte benötigen nicht nur eine ein- bis zweijährige Prozessbegleitung, sondern erfordern langfristige Maßnah-men. Das Bewusstsein, den Nachhaltigkeitsgedanken in den Vordergrund zu stellen, steigt in China enorm. Das kommt der Wirtschaftskooperation zwischen Deutschland und Chi-na im Bereich Umwelttechnik zugute. ::: DAS GESPRäCH FüHRTE

ANNIKA HARTMANN

„Die Produktion wird hinsichtlich ihrer Umwelt­

bilanz genau geprüft“

ASIA BRIDGE 7/8:2016 19cover-STory : Stadtentwicklung 19

Mittelständler der Branchen Metallverarbeitung, Umwelttechnologie und Anlagenbau können

die MEC jeden Monat in Rahmen einer Unternehmerreise besuchen.

Informationen und Anmeldung unter Tel. +49 (0) 711­18567­233

uNTerNehMerreISe IN dIe „MeTAl eco cITy“

ASIA BRIDGE 7/8:201620 BuSINeSS : Asien

VON ERICH HIERONIMUS ::: Der Kreditversiche-rer Coface hat erneut das Zahlungsverhalten der Unternehmen im Raum Asien-Pazifik un-tersucht. Dazu wurden 2.793 Unternehmen in acht Ländern befragt: Australien, China, Hong Kong, Indien, Japan, Singapur, Taiwan und Thailand. Erfasst wurde die Entwicklung in acht Branchen. 85% der Unternehmen ge-währen ihren Abnehmern den Lieferantenkre-dit, liefern also auf Zahlungsziel. Ein Grund dafür: Liquiditätsprobleme der Kunden. 70% der Unternehmen erlebten Zahlungsverzö-gerungen. Das ist keine Verbesserung zur Untersuchung im Vorjahr. Branchen mit den höchsten Risiken sind Bau, Industriemaschi-nen, Elektronik, Automobil, Transport und Metall.

Zusammengenommen berichteten aus den acht Ländern sieben von zehn Unternehmen von Zahlungsverzögerungen im vergangenen Jahr. Als Hauptgründe gaben sie finanzielle Probleme der Kunden (52%), Druck auf die Gewinne aufgrund des harten Wettbewerbs (35,6%) sowie schwierige Finanzierungsmög-lichkeiten (26,4%) an.

In Indien erlebten 84% der Unternehmen Zahlungsverzögerungen. Alarmierend ist der deutlich gestiegene Anteil von Unternehmen, bei denen besonders lange Außenstände mehr als 2% des Jahresumsatzes ausmachten. Denn nach Erfahrungen von Coface werden 80% der sehr lange ausstehenden Forderungen – über 180 Tage Verzögerung – nicht mehr bezahlt. Sind mehr als 2% des Jahresumsatzes eines Unternehmens betroffen, ist die eigene Liquidität und Zahlungsfähigkeit gegenüber Lieferanten ge-fährdet. In der Vorjahresbefragung waren es in Indien 24%, jetzt 32%. Bleiben Rechnungen lange in Verzug oder fallen Forderungen ganz aus, hat das auch Folgen bei den Banken. Sie werden ihre Kredite reduzieren und Vergabekriterien verschärfen, was sich wiederum auf die Finanzierung der Un-ternehmen auswirkt.

Die Zahlungserfahrungen in China bleiben schlecht. 80% der Unternehmen gaben an, im vergangenen Jahr Verzöge-rungen erlitten zu haben. Bei 21% überschritten die Verzö-gerungen die 90-Tage-Marke. Das ist der höchste Anteil in den untersuchten Ländern. Zu den ungelösten Problemen der hohen Verschuldung und der Überkapazitäten in vie-

Nach einer aktuellen Umfrage hat sich das Zahlungsverhalten im Asien­Pazifik­Raum in den vergangenen Monaten nicht verbessert: Sieben von zehn Unternehmen bekla­gen Verzögerungen. Im Bausektor müssen die Firmen besonders lange auf ihr Geld warten. Aber auch andere Branchen sind gefährdet.

Zahlungen auf dem prüfstand

len Branchen kommen der Druck auf die Währung und die Schwankungen an den Börsen hinzu. Dies belastet die Aus-sichten für den chinesischen Markt auch in diesem Jahr. Eine Besserung im Zahlungsverhalten ist daher nicht in Sicht.

globale unsicherheiten breiten sich ausIn Singapur stieg der Anteil der Unternehmen drastisch, die sehr lange auf hohe Außenstände – mehr als 2% des Jahres-umsatzes – warten mussten. In der aktuellen Befragung ga-ben das 35% an, im Jahr zuvor waren es noch 23%. Ebenfalls mehr Unternehmen – 14% gegenüber 10% im Jahr zuvor – berichteten von durchschnittlichen Überziehungen um mehr als 90 Tage und höheren Summen. Singapur als asiatische Basis für die global führenden Rohstoffhändler ist nun auch von den gesunkenen Rohstoffpreisen und den globalen Unsi-cherheiten betroffen. Bi

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ASIA BRIDGE 7/8:2016

„Die Unternehmen in Asien haben deutlichen finanziellen Stress aufgrund der Zah-lungsverzögerungen. Dies kommt zum Druck auf die Margen als Folge der Überkapazi-täten und zur nachlassenden Nachfrage und dem in den vergangenen Jahren härter ge-wordenen Wettbewerb hinzu. Auch dieses Jahr dürfte sich die Zahlungssituation kaum verbessern“, erwartet Jackit Wong, Economist für Asien-Pazifik bei Coface.

der regierung in Tokio geht die puste ausWeitgehend unverändert blieb das Zahlungsverhalten der Unternehmen in Japan. Die Zahl der Unternehmen mit Verzögerungen ist leicht auf jetzt 45,4% gestiegen, ebenso

die Zahl der Unternehmen mit insgesamt höheren Summen. Aber nur noch 2,9% gaben an, sehr hohe und sehr lange Außenstände zu haben. Gesamtwirt-schaftlich betrachtet, verliert die Regierungspolitik Abenomics an Schwung. Dies zeigt sich besonders in den Indikatoren des Einzelhandels, den Quartalszah-len für den Export industrieller Güter und dem Rück-gang der Verbraucherpreise um 0,3%. Coface bleibt in der Prognose vorsichtig und erwartet für Japan in diesem Jahr eine Steigerung der Wirtschaftsleistung wie im vergangenen Jahr um nur 0,5%.

Ein vorsichtigerer Umgang mit Krediten lässt sich in Hong Kong feststellen. So räumten im ver-gangenen Jahr weniger Unternehmen überhaupt Zahlungsziele ein. Auch die durchschnittlichen Zahlungsfristen fielen etwas kürzer aus. Dies dürfte dazu geführt haben, dass sich die Zahlungssituation insgesamt bei etwas über 50% stabilisiert hat und weniger Unternehmen bedrohliche Überziehungen meldeten. Mit der fortschreitenden Integration der Wirtschaft Hong Kongs in die Chinas werden sich sicherlich auch alle Schocks vom Festland stärker auf Hong Kong und dessen Wirtschaftswachstum aus-wirken. Dieses hängt stark von der Exportwirtschaft ab und wird sich 2016 voraussichtlich auf 1,5% ver-langsamen, nach 2,4% im Jahr 2015.

In Taiwan hat sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen verbessert. Deutlich weniger Unter-nehmen berichteten von Überschreitungen der Zah-lungsziele um mehr als 90 Tage. Auch die Zahl der Unternehmen mit sehr langen hohen Außenständen über 2% des Jahrumsatzes ging deutlich zurück. In

der Vorjahresuntersuchung waren es 15,1%, jetzt noch 10,2%. Die Erholung in den USA und in der Euro-Zone dürfte für die exportabhängige taiwanesische Wirtschaft die negativen Auswirkungen der Entwicklung in China kompensieren. Coface erwartet eine Beschleunigung des Wachstums nach 0,8% 2015 auf 1,2% im laufenden Jahr.

Besonders im Bausektor sind die Außenstände hochDer Bau ist die derzeit am meisten gefährdete Branche in der Region Asien-Pazifik. Hier gab es die meisten Unternehmen mit sehr langen und hohen verzögerten Außen-ständen. Auch die durchschnittliche Überziehung um mehr als 90 Tage sowie die Sum-men der ausstehenden Forderungen stiegen an. Unternehmen aus dem Bereich Indus-triemaschinen und Elektronik hatten am meisten mit Zahlungsproblemen zu tun. 78% gaben das an, im Jahr zuvor waren es 70%. 2016 dürfte auch deshalb zu einem weiteren schwierigen Jahr für die Branchen werden. Die Branchen Automobil und Transport er-lebten 2015 eine deutliche Verschlechterung im Zahlungsverhalten gegenüber dem Jahr zuvor. Mehr Unternehmen verbuchten gestiegene Forderungsvolumen und besonders lange Überziehungen. :::

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ASIA BRIDGE 7/8:201622 BuSINeSS : Sri Lanka

VON HEENA NAZIR, GTAI ::: Aufgrund seiner geografischen Lage befindet sich Sri Lanka im Schnittpunkt zentra-ler Schifffahrtsrouten und will sich als Handelsstütz-punkt in Südasien etablieren. Dazu sollen mit auslän-discher Hilfe große Infrastrukturprojekte angestoßen werden. Auch für den Wiederaufbau sind zahlreichen Vorhaben in der Planung.

Sri Lanka hat eine stark vom Außenhandel abhän-gige Volkswirtschaft mit einem seit Jahren negativen Handelsbilanzsaldo. Der Export konzentriert sich auf wenige Produktkategorien: Textilien/Bekleidung, Tee, Kautschuk sowie Kokosprodukte, Edelsteine und Schmuckwaren. Im vergangenen Jahr fielen die Ex-porte gegenüber dem Vorjahr um 7,1% auf 10,4 Mrd. US-Dollar. Die größte Handelsherausforderung für Sri Lanka besteht darin, seine Exportbasis zu diversi-fizieren und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

einfuhren aus deutschland sinkenDie Importe gingen 2015 im Vergleich zur Vorjahres-periode um 1,6% zurück und beliefen sich auf rund 18,9 Mrd. Dollar. Erdöl, Kraftfahrzeuge und Ma-schinen gehören zu den größten Warengruppen auf der Einfuhrseite. Zu den wichtigsten Lieferländern zählen Indien, China und Japan. Das Volumen der

exportschlager BekleidungDie Wirtschaft Sri Lankas ist mit weniger Schwung gewachsen, als von Experten erwartet – aber immer noch stark im Vergleich zu anderen Schwellenländern. Um im globalen Handel wettbewerbsfähig zu bleiben, muss der Inselstaat seine Exportbasis diversifizieren und mehr als nur Tex­tilien ausführen.

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Sri Lankas Bekleidungsindustrie und der Dienst­

leistungssektor gehören zu den dynamischsten

Branchen im Land.

ASIA BRIDGE 7/8:2016 23BuSINeSS : Sri Lanka

deutschen Exporte nahm im vergangenen Jahr um 5,1% ab. Aus Deutschland bezieht Sri Lanka vornehmlich Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse Kraftfahrzeuge sowie chemi-sche Erzeugnisse.

Nachdem Mahinda Rajapaksa zehn Jahre lang die Poli-tik in Sri Lanka gestaltet hatte, wurde er als Staatsoberhaupt Anfang 2015 abgewählt. Neuer Präsident wurde Maithripala Sirisena. Er hat seinen Ministern unmittelbar nach der Macht-übernahme aufgetragen, einen 100- Tage-Aktionsplan zu ent-wickeln. Damit stellt sich Sirisena der Herausforderung, das Haushaltsdefizit zu senken und gleichzeitig das Wirtschafts-wachstum und die Investitions aktivität zu steigern.

Das Bruttoinlandsprodukt Sri Lankas ist 2015 um 4,8% angestiegen und blieb damit hinter den Erwartungen der Experten zurück. Der Agrar-sektor wuchs um 5,5% und der Dienstleistungssektor um 5,3%, während die In-dustrie um 3% zulegte. Das weniger starke Wachstum der Wirtschaft ist vor allem auf die gedämpfte Konjunk-turentwicklung in China zurückzuführen. Unter der Vorgänger regierung war das Reich der Mitte zum wichtigs-ten Investor des Inselstaats geworden: 2015 kam ein Viertel aller ausländischen Direktinvestitionen aus China. So finan-zierte Beijing unter anderem das 1,4 Mrd. US-Dollar schwe-re Hafenbauprojekt Colombo Port City Complex.

Die einst dominierende Landwirtschaft machte 2015 nur noch 8,1% der wirtschaftlichen Gesamtleistung aus; sie gibt aber noch 28,4% der Beschäftigten Arbeit. Die einheimische Industrie erschwirtschaftet 29,1% des BIP. Zu den größ-ten Branchen gehört die Textil- und Bekleidungsindustrie. Dienstleistungen tragen 62,8% zum BIP bei. Sie sind der dynamischste Bereich der Wirtschaft und werden vor allem durch das rapide Wachstum in der Kommunikationsbranche begünstigt.

Laut der Weltbank soll das BIP im laufenden Jahr um 5,7% steigen. Das volle Potenzial wird jedoch aufgrund ei-nes Mangels an qualifizierten Arbeitskräften, schlechter In-frastruktur und unzureichender Bemühungen der Regierung zur Haushaltskonsolidierung nicht erreicht.

großes wachstumsgefälle innerhalb des landesDie offizielle Arbeitslosenrate betrug im vergangenen Jahr circa 4,2%. Besorgniserregend ist die Jugendarbeitslosigkeit, die bei 20% liegt. Die aktuell niedrigen Rohölpreise sorgen für eine deutlich gedämpfte Preissteigerung. Die Inflations-rate betrug 2015 circa 0,9%. Problematisch bleibt die un-terschiedliche wirtschaftliche Entwicklung in den verschie-denen Teilen des Landes. Knapp die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt die Region um Colombo.

Einen wichtigen Beitrag für das Wirtschaftswachstum leistet auch der Tourismus. Im vergangenen Jahr ist die Bran-che laut Angaben der Weltbank um 17,7% gewachsen. Der

Sri Lanka Tourism Development Authority zufolge soll die Zahl der Besucher 2015 einen Rekord von 1,8 Millionen er-reicht haben. Um diesen Wirtschaftszweig weiter auszubau-en, kündigte Colombo zahlreiche Projekte an.

konsolidierung trägt zur weiteren entwicklung beiZudem hat Sri Lankas Wirtschaft eine wachsende Schul-denlast zu tragen. Die öffentliche Verschuldung lag im ver-gangenen Jahr bei 74% des BIP und liegt damit höher als in anderen Schwellenländern. Nach Angaben der sri-lankischen Zentralbank betrug das Haushaltsdefizit 6,8%. Aktuelle Re-formprogramme zielen auf die weitere Konsolidierung der Staatsfinanzen ab. Das sri-lankische Kabinett legte angesichts

der schlechten Haushaltslage im März einen ersten Bud-getentwurf vor. Der Fokus liegt eindeutig auf dem Abbau des Budgetdefizits und der Staatsverschuldung. So soll beispielsweise die Mehrwert-steuer (VAT) einheitlich auf 15% angehoben werden. Bis-lang geltende Ausnahmen, zum Beispiel für Telekom-munikation, Privatschulen

und private Gesundheitsvorsorge, werden abgeschafft. Auch Unternehmen werden stärker zur Kasse gebeten und müssen künftig statt 15% einen Steuersatz von 17,5% zahlen. Erst wenn die Steuereinnahmen steigen und die Haushaltsausga-ben geringer gehalten werden, wird das hohe Defizit sinken.

Derartige Maßnahmen werden seit Jahren vom Internati-onalen Währungsfonds (IWF) gefordert. Da Sri Lanka diese Reformen nun ankündigt, steigen die Chancen auf die Be-reitstellung neuer Kreditlinien. Anfang Februar hat die Re-gierung einen formellen Antrag für ein Rettungspaket an den IWF gestellt, um die Zahlungsbilanzkrise zu lindern.

Einen wichtigen Platz in den Regierungsüberlegungen nehmen die ausländischen Direktinvestitionen ein. Nach Angaben der United Nations Conference on Trade and De-velopment sind diese im vergangenen Jahr mit umgerechnet 1,6 Mrd. Dollar höher ausgefallen als in den Vorjahren. Den-noch wurde das Ziel von 2 Mrd. Dollar nicht erreicht. Viele Hindernisse, unter anderem unklare bürokratische Entschei-dungsabläufe sowie ein undurchsichtiges Steuersystem, blei-ben bestehen. :::

kontakte Board of Investment Sri lanka Ansprechpartner: Dr. Lakshman Jayaweera Tel. +94-11-2430-514 E-Mail: [email protected] Internet: www.investsrilanka.com

Sri lanka world Bank Ansprechpartner: Dilinika Peres Tel. +94-11-5561-323 E-Mail: [email protected] Internet: www.worldbank.org/en/region/sar/contacts

Indikator 2015 2016 * 2017 * 2018 *

Bevölkerung (Millionen) 21,6 21,7 21,8 22,0

BIp (real; %) 4,8 5,3 5,7 5,9

Arbeitslosenquote (%) 4,2 4,2 4,2 4,0

verbraucherpreise (%) 0,9 2,6 2,6 3,1

privater verbrauch (%) 7,5 6,2 6,1 6,0

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*Prognose, Quelle: Economist Intelligent Unit, Central Bank of Sri Lanka

ASIA BRIDGE 7/8:201624 BuSINeSS : Japan

Internationale Auslandserfahrung ist gefragtIm Fokus der Unternehmen steht der Arbeitsmarkt: 78% der Befragten bewerten die Suche nach qualifizierten Arbeits-kräften als große Herausforderung. Auf der anderen Seite wird das Ausbildungsniveau gelobt: 76% der Unternehmen bewerten das Vorhandensein hochqualifizierter Arbeitneh-mer als Vorteil. Die für ausländische Unternehmen größte Herausforderung bei der Suche nach passenden Mitarbeitern besteht darin, auslandserfahrene Mitarbeiter zu finden. Denn die Absolventen der führenden Universitäten bevorzugen meist die großen japanischen Firmen.

Im vergangenen Jahr erreichten die deutschen Exporte nach Japan rund 17 Mrd. Euro. Besonders Kfz und Kfz-Tei-le (Anteil: 29,2%), chemische Erzeugnisse (24,4%), Maschi-nen (13,6%) sowie Mess- und Regeltechnik (7,7%) waren begehrt. Im Gegenzug lieferte Japan Waren im Wert von 20,2 Mrd. Euro. Zum Jahresende könnte das geplante Frei-handelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union Gestalt annehmen. Allerdings erwartet die Hälfte der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen dadurch keine tiefgreifenden Änderungen für ihr Japan-Geschäft. :::

VON MICHAEL SAUERMOST, GTAI ::: Ungeach-tet des schleppenden Konjunkturverlaufs in Japan rechnet der Großteil der deutschen Unternehmen vor Ort mit einer verbesser-ten Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Geschäftsklimaumfrage der AHK Japan. Während lediglich 27% der Unternehmen mit einem gesamtwirtschaftlichen Aufschwung in Japan rechnen, beurteilen immerhin 70% die Erfolgsaussichten für ihr Unternehmen im Beobachtungszeitraum als positiv.

An der Umfrage haben Führungskräfte von 348 deutschen Unternehmen in Japan teilge-nommen. Dabei wurde eine Rücklaufquote von 27% erreicht. In Japan existieren laut AHK Japan rund 450 deutsche Niederlassun-gen. Etwa jedes zehnte der befragten Unter-nehmen hat seine Zentrale in Tokio, während jedes Fünfte an eine regionale Zentrale in Sin-gapur berichtet. Bei 13% läuft die Steuerung über China.

Deutsche Unternehmen, die schon länger vor Ort sind, berichten von höheren Gewinnmargen: Etwa die Hälfte er-zielte in Japan in den vergangenen drei Jahren eine durch-schnittliche Marge vor Steuern zwischen 2 und 10%. Bei Unternehmen, die seit fünf und mehr Jahren im Land aktiv sind, gaben dies rund 65% an. Stabilität und Zuverlässigkeit von Geschäftsbeziehungen sehen nicht umsonst 85% der Umfrageteilnehmer als Vorteil im Japan-Geschäft.

Zwar wird der japanische Absatzmarkt mit 127 Millio-nen Einwohnern und einem Durchschnittseinkommen von etwa 42.000 US-Dollar als lukrativ beurteilt: Stolze 91% der Unternehmen gaben dies als Motivation für ihre Präsenz in Japan an. Dennoch gewinnt die globale Ausrichtung der ja-panischen Industrie für deutsche Firmen an Bedeutung.

Türöffner nach china und in die ASeAN-StaatenFür mehr als die Hälfte der Befragten gelten potenzielle Ge-schäfte mit japanischen Kunden und Partnern außerhalb des Landes mittlerweile als Motivation für ein Engagement vor Ort. Seit Jahren zieht es die japanische Industrie vornehmlich in das asiatische Ausland. Nach China steht derzeit der Wirt-schaftsraum ASEAN stark im Fokus. An diesen Geschäften wollen deutsche Unternehmen mithilfe ihrer Präsenz in Ja-pan partizipieren.

Die Wettbewerbssituation zwischen den ähnlich struktu-rierten Industriebereichen spielt ebenfalls eine Rolle: 41% begründen ihre Präsenz auch mit der Möglichkeit einer di-rekten Konkurrenzanalyse.

Das Japan­Geschäft deutscher Unternehmen läuft vielversprechend. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der AHK Japan. Gewinnbringende Geschäfte ergeben sich bei guter Kontaktpflege oftmals auch außerhalb des Landes.

Sprungbrett in drittmärkte

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Von Tokio aus in die Welt: Viele deutsche

Unternehmen lassen sich in der japanischen

Hauptstadt nieder.

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::: Seit den Reformen im Jahr 1991 kann Indien auf eine rasante wirtschaftliche Entwicklung zurückblicken. Mit einem Wachstum von mehr als 7,5% stellt das Land die anderen BRIC-Staaten in den Schatten. Das Exportvolumen deutscher Unternehmen nach Indien hat sich seit dem Jahr 1991 auf 10 Mrd. Euro verzehnfacht. Im sel-ben Zeitraum flossen 7,5 Mrd. Euro deutsche Direktinvestitionen nach Indien, wobei die mindestens ebenso hohen Reinvestitionen noch nicht berücksichtigt sind.

Durch diese dynamische Entwicklung ist in den Metropolen eine kaufkräftige Mittelschicht entstanden. Die indische IT-Industrie ist weltweit Marktführer und gilt als das indische Wirtschaftswunder. Fortschritte im Bereich Digitalisierung, bei der Verbesserung der Infrastruktur, der Kommunikation, der Verfügbarkeit von Energie, der Korruptionsbekämpfung, dem Abbau von Bürokratie und der Ausbildung von Fachkräften, insbesondere in der IT-Branche, ha-ben zu einem besseren Investitionsklima geführt.

Indiens demografische Entwicklung verläuft ganz anders als in Deutschland: Monatlich strömen eine Million neue Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Um nachhaltig Arbeitsplätze zu schaffen, hat sich die Regierung unter Premierminister Narendra Modi das Ziel gesetzt, im Jahr 2022 den Anteil der produzierenden Industrie am BIP von aktuell 14 % auf 25% zu steigern. Deutsche Unternehmen sind insbesondere in den Branchen Automotive, Maschinen- und Werkzeugindustrie, Softwareentwicklung, Chemikalien, Umwelt-technologien und Finanzdienstleistungen präsent und stellen be-liebte Arbeitgeber dar. Auch das politische Umfeld für Investitionen ist günstig: Mit „Make in India Mittelstand“ wirbt Indien gezielt um deutsche mittelständische Investitionen. :::

Bernhard Steinrücke

Hauptgeschäftsführer der AHK Indien & AHK-Weltsprecher

„Antriebsmotor für die Wirtschaft ist der IT-Sektor“

IIIsPEcial : IndienAB-SpecIAl 7/8:2016 Ti

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IV sPEcial : Indien AB-SpecIAl 7/8:2016 IV

giftigen Dämpfen ausgesetzt, die beim Zerlegen der Altgerä-te entweichen können. Die Umwelt wird mit Cadmium, Blei, Quecksilber und anderen Schwermetallen belastet.

hochburg des ElektroschrottsIn Indien gehen der Technologiekonzern Microsoft und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Rahmen des Programms develoPPP.de das Problem an. Denn ein Großteil des weltweit anfallenden Elektronik-schrotts landet irgendwann auf dem indischen Subkontinent. Hinzu kommen die Massen an Abfall, die das zweitbevölke-rungsreichste Land der Erde selbst produziert.

Diese Mengen sind schwer zu bewältigen. Zwar gibt es in Indien offizielle Recyclingfirmen – doch der weitaus größe-re Teil der Schrottverwertung findet im informellen Sektor statt. Tausende Müllsammler, hauptsächlich Frauen, gehen in

VON FRAUKe ScHOlVIN ::: Wohin mit alten Fernbedienungen, Festplatten, Flachbildschirmen? Der Umgang mit Elekt-ronikschrott ist ein heikles Thema. In Zeiten knapper wer-dender Ressourcen ist die Wiederverwertung wertvoller Be-standteile – wie beispielsweise Edelmetalle – essenziell, doch die Kosten für eine sachgerechte Aufbereitung ausgedienter Geräte sind hoch. Auch aus diesem Grund wird nicht einmal die Hälfte des weltweit anfallenden Elektroschrotts wieder-verwertet. Wird recycelt, dann meist auf dubiosen Umwegen – Endstation Entwicklungsländer. Dort wird der elektroni-sche Abfall in der Regel unsachgemäß ausgeschlachtet und weiterverkauft. Der wirtschaftliche Schaden ist hoch, aber auch die Folgen für Mensch und Umwelt sind fatal: Ohne ein geordnetes Recyclingsystem fällt die Entsorgung des Schrotts ungeschulten Privatpersonen zu, die sich mit dem Verkauf brauchbarer Einzelteile über Wasser halten. Häufig sind sie

aus alt mach neuAlle Wege führen nach Indien – zumindest, wenn es um Elektronikschrott geht. Doch der Mangel an offiziellen Recyclingsystemen gefährdet Mensch und Umwelt. Im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft gehen Microsoft und die GIZ das Thema an.

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VsPEcial : IndienAB-SpecIAl 7/8:2016 V

Indien tagtäglich auf die Suche nach ausgedienter Elektronik. Meist beziehen sie diese gegen eine kleine Entschädigung di-rekt bei den Haushalten. Mit einem geringen Aufpreis verkau-fen die Frauen den Schrott an informelle Zwischenhändler, die ihn auseinandernehmen und die Einzelteile weiterverkau-fen. Der Prozess des Zerlegens und Weiterverkaufens setzt sich so über weitere Stufen fort, bis die Altelektronik letzten Endes bei großen informellen Schrotthändlern landet, die verwertbare Überreste an Unternehmen weltweit verkaufen.

Der Weg über informelle Zwischenhändler und unan-gemeldete Firmen verhindert oft einen sachgerechten und damit sicheren und effizienten Umgang mit dem Schrott. Hinzu kommt, dass die Müllsammlerinnen nur einen Hun-gerlohn verdienen und somit denkbar schlecht dastehen.

Microsoft und die GIZ haben die Probleme, aber auch die Potenziale des indischen Systems erkannt und sind tätig ge-worden. Im Rahmen des Programms develoPPP.de schlossen sich die Tochterfirma Microsoft Corporation India Private Limited und die GIZ Anfang 2013 zu einer Entwicklungs-partnerschaft zusammen, um eine funktionsfähige Recycling-kette für Elektronikschrott in zwei indischen Pilotstädten auf-zubauen. Mit develoPPP.de fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das Engagement der Privatwirtschaft dort, wo unternehmeri-sche Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusammentreffen.

Ziel der Partnerschaft ist, Elektronikschrott in den indi-schen Großstädten Kalkutta und Ahmedabad künftig um-weltgerechter, sozial verträglicher und effizienter zu recyceln. Davon profitieren Mensch und Umwelt, während Microsoft seine Rolle als nachhaltiges Unternehmen stärken kann. Gleichzeitig werden wertvolle Edelmetalle, auf die auch Mi-crosoft bei der Herstellung seiner Produkte angewiesen ist, effizient aufbereitet.

Partner helfen bei der umsetzungFür maximalen Erfolg wurden mehrere lokale Partner ins Boot geholt: Die Mitglieder der Frauengewerkschaft Self Employed Women’s Association (SEWA) und die Nichtre-gierungsorganisation Direct Initiative for Social and Health Action (DISHA). Sie halfen dabei, in den Pilotstädten die informelle Recyclingkette für Elektronikschrott in eine for-melle umzuwandeln. So konnte beispielhaft aufgezeigt wer-den, wie der Abfall sicher und sachgerecht verwertet werden kann – und dass alle Beteiligten davon profitieren. Zu diesem Zweck wurde die Arbeit der Müllsammlerinnen und kleine-ren Betriebe mit offiziellen Recyclingunternehmen verknüpft – durch Schulungen und gezielte Gespräche. Auch die Bürger der beiden Städte wurden über die Problematik des Themas aufgeklärt.

Die Müllsammlerinnen stehen am Anfang der bisherigen Recyclingkette; ihre Mitarbeit ist damit zentral für den Erfolg des develoPPP.de-Projektes. Als lokal verwurzelte Organisa-tionen gingen SEWA und DISHA auf sie zu und überzeugten sie von einer Kooperation. Anschließend wurden die Frau-en von GIZ-Experten geschult, um die Menschen in ihren Nachbarschaften über sachgemäßes Recycling von Elektro-

nikschrott aufzuklären – denn sie haben direkten Zugang zu Privathaushalten, einer der größten Quellen des technischen Abfalls. Bei ihren Besuchen sammeln die Frauen nun nicht nur Altgeräte ein, sondern informieren die Menschen auch über deren sachgemäße Entsorgung. Im Anschluss überge-ben sie den gesammelten Schrott an offizielle Recyclingfir-men – und werden dafür fair entlohnt.

Überzeugungsarbeit bei den ZwischenhändlernAuch auf kleinere Reparaturwerkstätten gehen die Frauen zu. Hier werden kaputte Elektrogeräte oft billig erworben, behelfsmäßig zerlegt und an dubiose Großhändler weiterver-kauft. Die Partner fanden heraus, dass die Unterhändler ohne nennenswerte Verluste auch offizielle Firmen beliefern könn-ten – und leisteten Überzeugungsarbeit. In zahlreichen Ge-sprächen wurden die Händler über die Risiken ihrer Arbeit sowie die Vorteile einer Zulieferung an eingetragene Firmen aufgeklärt. Zu über 1.000 Reparaturläden in Kalkutta und Ahmedabad konnten Beziehungen aufgebaut werden. „Die Frauen der SEWA haben mir erklärt, dass der Weiterver-kauf womöglich einen negativen Effekt auf die Umwelt hat“, sagt Balwani, einer der vielen Zwischenhändler Ahmedabads. „Deshalb gebe ich meine Altgeräte nun offiziellen Firmen.“

Damit das Vorhaben nachhaltige Wirkung zeigt, setzt das Projekt auch auf die Einbindung der Jüngsten. In Kalkutta und Ahmedabad wurden an je 100 Schulen nicht nur Sammel-stellen für kaputte Elektrogeräte eingerichtet; jede Einzelne bekam auch einen 14-teiligen Materialkoffer von Microsoft geschenkt. Damit können die Schülerinnen und Schüler im Unterricht zum Beispiel den „Lebensweg“ eines Handys verfolgen. Auf Exkursionen begleiten die Kinder den Alltag von Müllsammlerinnen und können den Umgang mit elek-tronischem Abfall auch bei Besuchen von illegalen Müllkip-pen hautnah erleben. Und damit das Thema auch wirklich in aller Munde ist, wurden über 250 Jugendliche zu „E-Waste“-Botschaftern ausgebildet. Mit spontanen Tanzaktionen und Flashmobs regen sie ihre Mitbürger zum Umdenken an.

Langfristiger Erfolg verlangt nachhaltige Strukturen. Daher arbeitet Microsoft auch nach dem Abschluss der Ent-wicklungspartnerschaft Ende des vergangenen Jahres wei-ter an dem Thema und bemüht sich, so viele neue Partner wie möglich zu gewinnen. Die Kooperation mit bislang 200 Schulen wird weiter ausgebaut; mit mehr als 4.000 Schulen auch in anderen Städten ist der Konzern in Kontakt. Mithilfe der Kontakte der GIZ konnte Microsoft auch Gespräche mit der Regierung aufnehmen, um das Thema Elektronikschrott in der Ausbildung von Lehrkräften zu etablieren. :::

Das developpp.de-programm unterstützt das engagement von Unterneh-

men in entwicklungs- und Schwellenländern. Im Rahmen von entwick-

lungspartnerschaften kooperieren Unternehmen dabei stets mit einem

der drei öffentlichen partner, die das programm im Auftrag des BMZ um-

setzen: DeG – Deutsche Investitions- und entwicklungsgesellschaft mbH,

Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

und sequa gGmbH.

VI sPEcial : Indien AB-SpecIAl 7/8:2016

Speziallichtleiter sowie einige weitere Bereiche verabschie-det. Der Einsatz von optischen Technologien und Präzisions-technik nimmt daher weiter zu, sodass sich auch für deutsche Hersteller gute Geschäftschancen zeigen.

finanzspritze für die forschungSehr gute Wachstumsaussichten haben in Indien mittel- und langfristig wichtige Anwendungsfelder der Photonik wie Te-lekommunikation, Forschung und Nanotechnologie, Elektro-nik, Photovoltaik, Medizintechnik oder Materialbearbeitung, beispielsweise in der Automobilindustrie und im Maschi-nenbau. In diesen Branchen nimmt die lokale Fertigung zu

VON JeNNIFeR GOlDeNSTeDe ::: Für deutsche Unternehmen bie-tet Indien auf dem Gebiet der Laser- und Photonikindustrie sowohl durch die wachsende Nachfrage in den Anwendungs-feldern als auch durch eine rege Wissenschaftslandschaft zahlreiche Anknüpfungspunkte. Die indische Regierung hat das große Potenzial in diesem Bereich erkannt und die Pho-tonik als Schwerpunktbereich identifiziert. Ein Nationaler Photonik-Rat wurde bereits ins Leben gerufen. Des Wei-teren wurde ein Entwicklungsplan für die Branche in den Bereichen Lichtwellenleiter-Kommunikationssysteme, Bio-photonik, Green Photonics, Nano-Photonik, Polymere für Photonik, Photonik-Sensoren, Photonische Kristallfasern,

kleiner Markt, großes PotenzialOb in der Photovoltaik, der Medizintechnik oder der Automobilbranche: Indiens Industrie wird technologisch anspruchsvoller. Damit geht eine wachsende Nach-frage nach Lasertechnik-basierten Maschinen einher. Die großen Unternehmen rüsten bereits auf Hightechgeräte um.

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VIIsPEcial : IndienAB-SpecIAl 7/8:2016

20.–23. september 2016, ahk indienIndiens Laser- und Photonikindustrie

Kontakt: Julia Seibert, E-Mail: [email protected], Tel. +49 (0) 211-360-597

MarktErkundungsrEisE nach indiEn

nent unter den Ländern, die Spitzen-positionen im Bereich der Grundla-genforschung einnehmen. Zudem steht Indien im internationalen Vergleich an zwölfter Stelle bei den angemeldeten Patenten und belegt Platz neun bei der Zahl der veröffentlichten wissenschaftli-chen Publikationen. Die Investitionen in den Wissenschaftsbereich wurden stark ausgeweitet. 2014 wurden rund 40 Mrd.

US-Dollar im Bereich der Forschung investiert.

optik und Photonik bekommen neue anstößeViele der Forschungsinstitute sind in der Region rund um New Delhi angesiedelt. Wichtige Impulse zur Grundlagen-forschung im Bereich Photonik kommen von zahlreichen In-stituten wie etwa dem Indian Institute of Technology in New Delhi, dem Indian Institute of Science in Bangalore oder dem Tata Institute of Fundamental Research. Forschungsschwer-punkte liegen unter anderem in den Bereichen Nanophoto-nik, Laserbearbeitung und Spektroskopie oder optische Ver-arbeitung. Darüber hinaus haben sich bereits seit den 1960er Jahren Forschungseinrichtungen speziell auf die Themen Optik und Photonik fokussiert, die die Entwicklung in Indien auf dem Gebiet auch heute noch maßgeblich mitbestimmen. Dazu gehören beispielsweise die Optical Society of India oder die Indian Laser Association.

Der Außenhandel mit Indien im Bereich Photonik spie-gelt das Potenzial sehr gut wider: Dem deutschen Industrie-verband Spectaris zufolge lieferten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr Waren der Bereiche Photonik und op-tische Komponenten im Wert von rund 140 Mio. Euro nach Indien. Dies entspricht einem Plus von knapp 15% gegen-über dem Vorjahr. Unter den Topprodukten sind dabei vor allem Geräte zu finden, die Anwendungen im Bereich der Medizintechnik oder im Labor finden und die auf optischen Verfahren beruhen. Unter den Komponenten wurden vor al-lem Laser verkauft, die etwa im Werkzeugmaschinenbau, der Automobilindustrie oder im Bereich der Medizintechnik An-wendung finden. Auch Laserdioden, Spektrometer oder Ma-schinen, Apparate und Geräte zum Behandeln von Metallen sind unter den Spitzenreitern vertreten. :::

und wird technologisch und qualitativ anspruchsvoller. So wird erwartet, dass Indien noch in diesem Jahr zum welt-weit drittgrößten Hersteller im Bereich der Automobilindustrie wachsen soll. Die indische Regierung plant zudem, in diesem Segment die Forschungsan-strengungen deutlich zu erhöhen. Da-für wurden sogenannte National Auto-motive Testing and R&D Infrastructure Project (NATRiP) Centres gegründet und auch ein National Automotive Board als Vermittler zwischen Politik und Industrie ins Leben gerufen.

Der Großteil der Produktion findet in den Anwendungsfeldern zwar nicht im Hightechbereich statt, aber Indien konnte sich in einigen Hochtechnolo-giesparten wie in der Bio- oder Nano-technologie sowie der Forschung einen Namen machen. In der Materialbear-beitung finden sich ebenfalls Firmen, die Highend-Maschinen bevorzugen. Besonders exportorientierte Unterneh-men und Zulieferer großer Konzerne

investieren zunehmend in technologisch anspruchsvolle Ma-schinen, um international wettbewerbsfähig zu sein und um die Standards zu erfüllen. Deshalb steigt im indischen Hoch-technologie-Segment auch die Nachfrage nach photonischen Technologien, Produkten, Komponenten und Systemlösun-gen. Schätzungen zum Wert des Photonikmarktes in Indien liegen nicht vor, aber es ist davon auszugehen, dass der Markt noch recht klein ist. Entsprechend hoch ist wiederum das Wachstumspotenzial.

Auch der indische Photovoltaikmarkt ist in Bewegung: Die Mercom Capital Group aus den USA rechnet im lau-fenden Kalenderjahr in Indien mit einem Photovoltaikzubau von rund 3.645 MW. Das würde ein erhebliches Wachstum bedeuten. Erst vor Kurzem wurde eine deutsch-indische So-lar-Partnerschaft vereinbart, in deren Rahmen Indien für den Photovoltaikausbau bis zu 1 Mrd. Euro Unterstützung aus Deutschland erhalten soll.

Wissenschaft rangiert weit vorneAls ein weiteres wichtiges Anwendungsfeld entwickelt sich Indiens Forschungslandschaft weiterhin sehr positiv. Laut der India Brand Equity Foundation rangiert der Subkonti-

Jennifer Goldenstede ist leiterin Außenwirtschaft und exportförderung

bei Spectaris, dem Industrieverband für optische, medizinische und me-

chatronische Technologien e.V.

Viele Institute haben sich schon in den 1960er

Jahren auf Photonik spezialisiert und treiben die

Entwicklung in Indien maßgeblich voran.

VIII sPEcial : Indien AB-SpecIAl 7/8:2016

VON THOMAS HUNDT, GTAI ::: Auch in Indien sind in den vergan-gen Jahren die Preise je installierter Kapazität gefallen, und die Energieausbeute der Windturbinen ist gestiegen. Die In-vestitionskosten liegen nach einer jährlichen Kalkulation der Central Electricity Regulatory Commission (CERC) derzeit bei ungefähr 62 Mio. indischen Rupien/MW (etwa 830.000 Euro). Die CERC veröffentlichte Ende März in ihrer Petiti-on SM/03/2016 auch die Richtwerte für Einspeisetarife von

erneuerbaren Energien. Für die Windkraft belaufen sich die Tarife im Finanzjahr 2016/17 bei mindestens 13 Jahren Ver-tragslaufzeit auf 6,61 Rupien/kWh in den windschwächsten Zonen und auf 4,13 Rupien in den windstärksten Zonen. Die endgültigen Einspeisetarife und Förderungen legen aller-dings die 28 regionalen Elektrizitätskommissionen fest. Das heißt, es gibt lokal unterschiedlich organisierte, netzgebun-dene Windenergiemärkte, die zudem von der Bereitschaft

Eine frage der netzeIndiens Ministry of New and Renewable Energy sieht bis 2022 einen Ausbau der Windkraftkapazitäten auf 60 GW vor. Nach den staatlichen Plänen sollen mittelfristig jährlich noch weitere Kapazitäten hinzukommen. Beobachter sind nicht ganz so optimistisch, dennoch ist Indien ein zukunftsträchtiger Wind- energiemarkt.

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IXsPEcial : IndienAB-SpecIAl 7/8:2016

der Netzbetreiber abhängen, Windstrom überhaupt anzu-schließen und zu kaufen.

Die Integration von erneuerbaren Energien in die oft ma-roden Netze stellt die finanziell schwach aufgestellten Netz-betreiber vor große Herausforderungen. Die landesweiten Investitionen in Windprojekte beliefen sich nach Berechnung von Bloomberg Finance im vergangenen Jahr auf etwa 4,1 Mrd. US-Dollar. Dies entsprach ungefähr dem Niveau der drei Vorjahre. Viele Entwickler diversifizierten ihre Engage-ments in dem Zeitraum und wurden auch im aufkommenden Solarsektor aktiv. 2010 und 2011 hatte die Windkraftbranche noch Rekordinvestitionen von jeweils mehr als 5 Mrd. Dollar getätigt.

Die meisten Abnehmer von Windanlagen sind eher preis-sensibel. Die größten Investoren waren zuletzt sogenann-te Independent Power Producers wie Renew Power, Hero Future, Continuum, Orange, Mytrah oder Oriental Green Power. Der größte Energieversorger des Landes, NTPC, steigt derzeit ebenfalls in das Windkraftsegment ein und hat die Planung für einen 100-MW-Windpark ausgeschrieben. Außerdem sind viele kleine, lokal vernetzte Projektentwickler eine interessante Kundengruppe. Die Windmühlenbranche hatte sich 1996 in der Indian Wind Power Association zu-sammengeschlossen.

Die Windkraftbetreiber dürften in diesem Jahr nochmals kräftig Geld in die Hand nehmen, da nach dem Willen des Fi-nanzministeriums Förderungen und Zuschüsse ab dem kom-mendem April heruntergefahren werden. Betreiber können noch eine beschleunigte Abschreibung von 80% im ersten Jahr oder einen Generation Based Incentive von 0,5 indische Rupien/kWh beantragen. Die Indian Renewable Energy De-velopment Agency gibt einen Überblick über den aktuellen Fördermechanismus. Auch der Renewable Energy Act, der demnächst verabschiedet werden soll, wird entscheidende Regelungen für die Einspeisung von erneuerbaren Energien enthalten.

Marode leitungen müssen erneuert werdenDie Branchenkonjunktur hängt von Investitionen in die Netze ab. Die Übertragungsleitungen sind verstopft und können Strom von energiereichen Bundesstaaten wie Tamil Nadu nicht hinreichend in unterversorgte Regionen trans-portieren. Massive Investitionen in sogenannte Green Ener-gy Corridors sollen diese Integrationsprobleme beseitigen. Viele Produktionsunternehmen investieren auch in Windan-lagen, um den Strom selbst zu verbrauchen. Der Bezug von kommerziellem Strom wird mit der Abnahmemenge teuer. Ausfälle sind an der Tagesordnung, daher lohnt sich für viele Fabriken der Einsatz von dezentralen erneuerbaren Ener-gien. Auch Hybridanlagen, die Windkraft und Solarenergie

kombinieren, bieten sich an vielen Orten als optimale Lö-sung an.

auch die küste wird erschlossenOffshore wurden noch keine Windräder errichtet. Ein Kon-sortium unter Führung des GWEC möchte dies bereits seit 2014 ändern. Es geht eher optimistisch davon aus, dass bis 2019 die rechtlichen und technischen Vorrausetzungen vor-liegen werden, damit ein erster Offshore-Windpark ausge-schrieben werden kann. Interessenten haben vor den Küsten des Bundesstaates Gujarat schon Messstationen eingerichtet. Im Oktober veröffentlichte das Ministry of New and Rene-wable Energy die National Offshore Wind Energy Policy, welche die Zuständigkeiten bei Offshore-Vorhaben festlegt.

Chancen liegen im Bereich des Repowering vor. Das Mi-nisterium stellte im März ein Strategiepapier zur Diskussion. Anlagen mit jeweils weniger als 500 kW Leistung machen demnach 3 GW der installierten Kapazitäten aus. Nach einer Studie der Beratungsfirma Idam Infra aus dem vergangenen Jahr verfügen insgesamt 18.500 Windturbinen über weniger als 1 MW Leistung und belegen windstarke Standorte. Für das Repowering sollen nach Ansicht des MNRE daher diesel-ben Anreize gelten wie für neue Windprojekte.

kleinen Betrieben droht die PleiteDie Branchenvereinigung Indian Wind Turbine Manufac-turers Association beziffert die Zahl der Anlagenhersteller auf 20 mit einer gesamten Jahresproduktionskapazität von 9,5 GW. Kleinere Anbieter dürften allerdings einer Branchenbe-reinigung zum Opfer fallen, meinen Fachleute. Über 50 Mo-delle zwischen 250 kW und 3 MW sind in ihrem Angebot. Einige Technologien und Lizenzen stammen aus Europa und den USA. Das National Institute of Wind Energy listet auf seiner Webseite die national zertifizierten Anlagentypen auf.

Von den 3,3 GW, die im Finanzjahr 2015/16 installiert wurden, stammten 1 GW von Gamesa, 900 MW von Suzlon, 790 MW von Inox Wind, 314 MW von Regen Powertech und 189 MW von Wind World. Letztere firmierte ursprüng-lich als Enercon India. Das Joint Venture mit dem deutschen Partner endete aber in einem Patent- und Rechtsstreit. Der deutsche Windanlagenhersteller Senvion eröffnete im ver-gangenen Jahr ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Bangalore. Es wird die Ingenieurabteilung in Österrönfeld bei der Entwicklung von neuen Anlagengenerationen unter-stützen. Senvion will in Indien außerdem eigene Zulieferket-ten und Vertriebsstrukturen aufbauen, um den aufstrebenden Markt zu bedienen. :::

Weiterführende informationen

Windenergieatlas http://niwe.res.in/index_map.php

ausschreibungen der nPtc http://ntpctender.com

indian renewable Energy development agency http://www.ireda.gov.in

national institute of Wind Energy http://niwe.res.in/information_ml.php

Es wird erwartet, dass in diesem Jahr viele

Unternehmen nochmals kräftig in neue

Windkraftturbinen investieren.

X AB-SpecIAl 7/8:2016 sPEcial : IndienX

Noch kein Grund zur Euphorie: Um die Investiti-

onen voranzutreiben, müssen das Landerwerbsrecht

überarbeitet, ein einheitliches Steuersystem einge-

führt und die Infrastruktur ausgebaut werden.

VON HeeNA NAZIR, GTAI ::: Im Gegensatz zu seinen ostasiatischen Nachbarn wie China oder Taiwan hat es Indien in den ver-gangenen 40 Jahren nicht geschafft, durch langfristige Stra-tegien und Förderungen den Beitrag des sekundären Sektors zum Bruttoinlandsprodukt zu stärken. Im starken Kontrast zu seinen als Werkbänke der Welt etablierten Nachbarn (An-teil des industriellen Sektors zwischen 25 bis 34%) verharrt Indiens Anteil des Sekundärsektors seit 1980 bei etwa 15%.

Nach mehreren Versuchen hatte das indische Wirtschafts- und Industrieministerium 2011 eine Initiative, die National Manufacturing Policy, mit dem Ziel veröffentlicht, bis 2020 den Sekundärsektor auf 25% des BIP zu steigern.

In der öffentlichen Wahrnehmung nimmt diese Kampag-ne nun durch die Einführung der „Make in India“-Initiative der aktuellen Regierung an Fahrt auf. Neben dem Versuch, überfällige Reformen umzusetzen, steht vor allem die Förde-rung von ausländischen Direktinvestitionen durch finanzielle sowie steuerliche Anreize im Mittelpunkt. Nachdem Indien im vergangenen Jahr China beim Wirtschaftswachstum den Rang abgelaufen hat, hat „Make in India“ bereits erste Erfol-ge hervorgebracht.

Die Kampagne Make in India zeigt erste Erfolge. Doch will Indien noch mehr Investoren ins Land holen, müssen die Rahmenbedingungen für Unternehmen weiter verbessert werden. Premierminister Modi hat jedoch Probleme, Reformen durchzu-setzen, da seine Partei im Oberhaus keine Mehrheit besitzt.

keine Zeit für Eigenlob

Laut einer Studie der Weltbank drängen in der größ-ten Demokratie der Welt jedes Jahr 10 Millionen neue Ar-beitskräfte auf den Markt. Dieses Potenzial zu nutzen und den Zulauf in den informellen Sektor zu reduzieren ist ein essenzieller Ausgangspunkt der Initiative. Neben der bis-herigen National Skill Development Corporation, die circa 3 Millionen Arbeitssuchende pro Jahr fortbildet, wurde das „Skill India“-Programm ins Leben gerufen, bei dem bis 2020 bis zu 500 Millionen Inder geschult werden sollen.

satte anteile für ausländische investorenNachdem die Regierung unter Premierminister Narendra Modi schon in ihrem Wahlprogramm den Schwerpunkt auf Wirtschaftsthemen gelegt hatte, setzt die Kampagne auch vorwiegend auf die Liberalisierung von Kernsektoren, um ausländische Direktinvestitionen anzulocken. In den Berei-chen Rüstung und Verteidigung sowie Versicherung werden ausländische Teilhaber mit bis zu 49% akzeptiert, in der Ei-senbahninfrastruktur und Medizintechnik sogar vollständig.

Als wichtiger Bestandteil hierbei wurde das Freilimit im Bereich der Direktinvestitionen Ende des vergangenen Jah- Bi

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XIsPEcial : IndienAB-SpecIAl 7/8:2016

kErnsEktorEn von „MakE in india“

Quelle: Department od Industrial policy & promotion, Februar 2016

Kfz-Industrie Kfz-Teile Biotechnologie Medien und Unterhaltung

Bauwesen

chemikalien elektrische Maschinen

elektronische Systeme

pharmalebensmittel-verarbeitung

Informations-technologie

luftfahrt Bergbau Verteidigung leder

Öl und Gas eisenbahnerneuerbare

energienWeltraum

Textilien und Bekleidung

Wärmekraft Tourismus WellnessHäfen und Schifffahrt

Bau von Straßenund Autobahnen

res auf umgerechnet 728 Mio. US-Dollar angehoben. Erst ab diesem Volumen wird künftig eine Prüfung durch die indi-sche Behörde Foreign Investment Promotion Board notwen-dig. Ebenso sollen Investitionen von im Ausland lebenden indischen Staatsbürgern rechtlich aufgewertet werden.

Nach mehr als einem Jahr nach der Einführung von „Make in India“ gibt es trotz der globalen Volatilität auf den Rohstoff- und Absatzmärkten erste positive Anzeichen. Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen zwischen Oktober 2014 und Mai 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um knapp 40% auf 23,7 Mrd. Dollar. Nettoinvestitionen von ausländischen institutionellen Anlegern sind im Vorjahres-vergleich um das Siebenfache auf 40,9 Mrd. Dollar gestiegen. Ebenso zulegen konnte im gleichen Zeitraum die industrielle Produktion, die einen Zuwachs von 2,7% verzeichnen konn-te.

foxconn profitiert von beschleunigtem verfahrenAus der Industrie wurden mehrere Leuchtturmprojekte als Unterstützungsbekundung für Premierminister Modis Initi-ative gemeldet, zum Beispiel hat das Unternehmen Foxconn Investitionen in Höhe von 5 Mrd. Dollar im Bundesstaat Ma-harashtra geplant. Die Firma ist seit dem vergangenen Jahr in Kooperation mit dem chinesischen Smartphonehersteller Xiaomi mit einer Produktionslinie in Andhra Pradesh aktiv, deren Realisierung durch die Unterstützung der Behörden anstatt der geschätzten zwei Jahre schon in sieben Monaten durchgeführt werden konnte. Auch der chinesische Konkur-rent Huawei hat 2015 für 170 Mio. Dollar in Bengaluru eine Forschungseinrichtung gegründet.

An der Schnittstelle zwischen Telekommunikation und Mobilität hat sich auch der US-Fahrdienstvermittler Uber dazu entschieden, 1 Mrd. Dollar in Indien zu investieren. Die Automobilindustrie bekennt sich grundsätzlich zu „Make in India“. General Motors hat bis 2020 umgerechnet 1 Mrd. Dollar an Investitionen in den Ausbau der Produktion in Maharashtra zugesagt. Auch deutsche Kfz-Hersteller, wie beispielsweise Mercedes-Benz und BMW, wollen die loka-le Produktionstiefe kurzfristig auf 60% (für zwei Baureihen im Werk Pune) bezie-hungsweise 50% (über alle Baureihen im Werk Chennai) steigern.

Im Bereich des Schie-nenverkehrs wurden im Dezember zwei Joint-Venture-Abkommen zwi-schen der indischen Bahn und dem US-Konzern General Electric sowie dem französischen Un-ternehmen Alstom über ein Investitionsvolumen von umgerechnet circa 5 Mrd. Dollar für die Produktion von Loko-motiven unterzeichnet.

hindernisse überwindenNeben diesen positiven Signalen und Umsetzungen der Ini-tiative gibt es jedoch auch noch Unwägbarkeiten, die dem-nächst angegangen werden sollen. Erste Schritte in die rich-tige Richtung wurden bereits unternommen.

Ein Risiko bot beispielsweise die Minimum Alternate Tax (MAT). Sie wird von indischen Finanzämtern auf Buch-gewinne von Firmen erhoben, um Steuerabgaben durchzuset-zen. Zwischenzeitlich wurde diese jedoch auch rückwirkend für Unternehmen erhoben, die vor Ort keine Steuern zah-len müssen. Diese Unsicherheit wurde nach starkem Druck geklärt. Künftig werden MAT-Abgaben für ausländische Un-ternehmen nicht mehr erhoben.

Auch andere Hindernisse können den Erfolg der Kampagne gefährden – wie der langwierige Patentvergabe-prozess. Im Durchschnitt werden Patente erst sechs Jahre nach Ein reichung vergeben, da die Kapazitäten der zustän-digen Behörde nicht ausreichen. Die indische Regierung will mittel fristig weitere Planstellen schaffen und sieht vor, die Patent regeln um eine beschleunigte Bearbeitungsoption zu erweitern, wenn sich ein Unternehmen dazu verpflichtet, zwei Jahre nach der Patentvergabe die Produktion aufzuneh-men.

Das Haupthindernis für eine weitere Dynamik liegt in der Reformfähigkeit der Regierung. Nachdem die nationalkon-servative Bharatiya Janata Party im Oktober bei den Wahlen im Bundesstaat Bihar eine Niederlage einräumen musste, ist die Aussicht auf eine Mehrheit in beiden Kammern (Unter-haus und Oberhaus) in weite Ferne gerückt.

Die führende Oppositionspartei Indischer Kongress blo-ckierte bisher durch die Mehrheit im Oberhaus unter anderem die Einführung der von der Wirtschaft dringend geforderten landesweit einheitlichen Mehrwertsteuer. Außerdem steht für das ganze Land eine Umsetzung des 2013 eingeführten Land Acquisition Act, des Gesetzes zum Landerwerb, aus. Die Regierung und die Opposition müssen sich in naher Zu-kunft auf eine für beide Seiten akzeptable Zusammenarbeit einigen, ansonsten drohen die bisherigen Erfolge im Sande zu verlaufen. :::

ASIA BRIDGE 7/8:201626 BuSINeSS : China

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VON MANFRED FRüHAUF ::: In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen zwei Optionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell eta-blierten „catch-words“ und „codes“ geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwar-tungen des Westens anlocken? Die Entscheidung zwischen diesen beiden Möglichkeiten hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher.

Die rein phonetischen Übertragungen, also die Wie-dergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, appellieren an Gefühle wie Exotik und wecken das Vertrauen in westliche Qualitätsstandards, denn ausländische Produkte genießen einen hervorragenden Ruf. Zudem ver-weist die phonetische Methode auf – angebliche – Bildung und wirkt quasi als Statussymbol.

Beispiele für eine rein lautliche Übertragung finden sich bei zahlreichen ausländischen Unternehmen, die in China Geschäfte machen. Hier ein kleiner Auszug:

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

): In der Lautschrift lautet der Unterneh-mensname „Bai’er“ und wird wie im Deutschen aus-gesprochen. Die Bedeutung der chinesischen Schrift-zeichen heißt wortwörtlich übersetzt „die Ohren verehren oder anbeten“.Hochtief (•

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

): Auf Chinesisch wird diese Firma „Huohedifu“ ausgesprochen, was so viel bedeutet wie „unversehens, bemerkenswert, Blütenkelch, Mann“.McDonald’s (•

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

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Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

): Die amerikanische Fastfoodket-te spricht sich auf Chinesisch „Maidanglao“ aus und lässt sich mit „Getreide, müssen, körperliche Arbeit“ übersetzen.

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist meist selbst die angestrebte lautliche Ähnlichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichen-kombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensicht-lich.

Doch wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

1

Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

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Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

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Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

, Bijie ausgesprochen, bedeutet auf Deutsch „ganz bestimmt

Farbe und Symbolik, Wohlklang und Exo­tik – das alles spielt bei den Chinesen eine Rolle beim Kaufentscheid. Vorsicht ist in der Werbung vor allem bei der Übertra­gung des Namens in die chinesische Bild­sprache geboten: Denn schnell wird aus einem Baukonzern ein Blütenkelch.

eine Botschaft, die es in sich hat

sauber oder rein“ und ist der Name eines Waschmittels. Chunyu beziehungsweise

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

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Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

heißt übersetzt „Frühlings-regen“ und bewirbt ein Parfum. Der Krawattenhersteller

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

wird „Jinlilai“ ausgesprochen und bedeutet „Gold und Profit kommen“.

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

– in der Aussprache „Jintongda“ – ist der Name eines Autoreifens und heißt zudem „Gold kommt überall an“.

drachenmotiv für wachstum und kraftIn China findet sich die andeutende, implizite und kontext-orientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsächlich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes An-sehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren.

Beliebte Zahlensymbole sind Acht, Sechs und Neun, die jeweils Reichtum sowie Wachstum, Glück und die äußerste Grenze beziehungsweise Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reich-tum, Glück und Liebe hindeuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert.

Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum sowie Frucht-barkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibli-

Ausländische Unternehmen können mit ihrer

Werbung in China entweder mit der Faszination

des Westens punkten, oder sich den Stolz der

chinesischen Kultur zunutze machen.

ASIA BRIDGE 7/8:2016 27BuSINeSS : China

Manfred Frühauf ist Institutsleiter des LSI-Sinicum am Landessprachen-

institut an der Ruhr-Universität Bochum.

Kontakt: [email protected]

che Anmut bekannt. Der Mand schurenkranich sym-bolisiert ein langes Leben, während der Flußkarpfen Ernte, Wachstum, Wohl-stand, ja Überfluss und auch Glück symbolisiert. Die Elster hingegen wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bam-bus, Lotus und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaftig-keit, Unschuld und Eleganz verweisen.

Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbespra-che bei der Namensgebung natürlich diejenigen Aus-drücke bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten, also Glück, Segen, Erfolg,

Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Harmonie, Freund-lichkeit, Fleiß, Aufrichtigkeit und hohes Alter, das für ein lan-ges Leben steht. Im Bereich der Werbung ist deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Wissen über den kulturellen Hintergrund unentbehrlich, um diese unter-schiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

Negative Assoziationen vermeidenWill man langfristig erfolgreich sein, muss bei der Übertra-gung westlicher Produkt- und Firmennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte genommen werden. Zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt ver-mieden werden. Nur so wird das ausländische Unternehmen überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden.

Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Leistung darin, das Klang-bild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten. So kann die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sichergestellt werden. Gleichzeitig wer-den beim umworbenen Kunden in der Zielsprache wohlklin-gende Formulierungen und positive Assoziationen geweckt, die vielleicht sogar sinnvolle Informationen über das Produkt selbst vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelun-gener Beispiele:

Budweiser: „Baiwei“ (•

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Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

) bedeutet „Hundert(-fache) Macht und Autorität“Persil: Baoying (•

1

Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

2

Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

3

Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

) heißt „wertvoll, strahlend rein“Coca Cola: „Kekou Kele“ (•

1

Dr. M. Frühauf, LSI in der RUB Bochum 07.06.2016

Werbung in China In der Werbung in China gilt es stets, eine Entscheidung zwischen den zwei folgenden Op-tionen zu treffen: Soll im Einklang mit chinesischen Traditionen und kulturell etablierten “catch-words” und “codes” geworben werden, oder will man den Kunden mit der Exotik und den Qualitätserwartungen des Westens anlocken? Das hat direkte Auswirkungen auf die in der Werbesprache verwendeten Schriftzeichen. Beide Methoden haben ihre Fürsprecher. Die rein phonetischen Übertragungen, d.h. die Wiedergabe des ausländischen Namens mit ähnlich klingenden Schriftzeichen bei völliger Ausblendung der Bedeutung der Zeichen, ap-pellieren an Gefühle wie - westliche - Exotik, an das Vertrauen in westliche Qualitätsstan-dards (ausländische Produkte gelten meist als besser als einheimische), verweisen auf - angebliche - Bildung (vgl. die vielen Anglizismen in der deutschen Werbesprache!) und wirken quasi als Statussymbole.

Hier einige Beispiele für eine rein lautliche Übertragung:

Westlicher Name:

Chinesisch in Schrift-zeichen:

Chinesisch in Laut- schrift:

Bedeutung der chinesischenSchriftzeichen:

Agfa Akefa ach – bezwingen – abfeuern Bayer Bai'er die Ohren verehren od. anbeten Hochtief Huohedifu unversehens – bemerkenswert –

Blütenkelch – Mann Kraft Kelafute bezwingen – ziehen – nichts besonderes McDonalds Maidanglao Getreide – müssen – körperliche Arbeit Motorola Motuoluola reiben – schleppen – Netz – ziehen

Für einen des Chinesischen nicht mächtigen Leser ist oft selbst die angestrebte lautliche Ähn-lichkeit nur schwer wahrzunehmen, die häufig abstruse Bedeutung der Zeichenkombinationen hingegen ist auch für einen Laien offensichtlich!

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Wie sehen authentische chinesische Produkt- und Firmennamen aus, die uns in der Werbung begegnen?

Zeichen: Aussprache: Deusche Bedeutung: Branche:

Bijie ganz bestimmt sauber od. rein Waschmittel

Changhong gedeihend und rot Plastik

Chunyu Frühlingsregen Parfüm

Fangcao duftende Gräser Zahnpasta

Jinlilai Gold und Profit kommen Krawatte

Jintongda Gold kommt überall an Autoreifen

Kongfu die Residenz des Konfuzius Schnapssorte

Zhongxing China erblüht Automobile

In China findet sich die andeutende, implizite und kontextorientierte Ausdrucksweise ebenso wie die unverblümte und direkte Ansprache. Eine hervorgehobene Bedeutung kommt der Symbolik zu. Dazu zählen Sprach-, Zahl-, Farb-, Tier- und Pflanzensymbole, die hauptsäch-lich positive Werte wie Glück, Reichtum, langes Leben, Gesundheit, ein großes Ansehen oder viele männliche Nachkommen signalisieren. Beliebte Zahlensymbole sind 8, 6 und 9, die je-weils Reichtum od. Wachstum, Glück und äußerste Grenze bzw. Ewigkeit zum Ausdruck bringen. Als Farbsymbole sind Rot und Gold beliebt, die auf Reichtum, Glück und Liebe hin-deuten, während man mit Schwarz und Weiß Trauer und Unglück assoziiert. Ein besonders positives Tiersymbol in China ist im Unterschied zu Deutschland der Drache, der in China die Vorstellung von Macht, Kraft und Wachstum bzw. Fruchtbarkeit verkörpert. Der Phönix ist als Symbol für weibliche Anmut bekannt. Der Mandschurenkranich symbolisiert langes Le-ben. Der Flußkarpfen steht für Ernte, Wachstum, Wohlstand, ja Überfluß, wie auch für Glück allgemein. Die Elster wird als Glücksbote angesehen. Beliebte Pflanzensymbole sind Kiefer, Pfirsich, Bambus, Lotos und Päonie, die jeweils auf Beständigkeit, Langlebigkeit, Standhaf-tigkeit, Unschuld und Eleganz verweisen. Wie kaum anders zu erwarten, werden in der chinesischen Werbesprache bei der Namens-gebung generell diejenigen Ausdrück bevorzugt, die eine positive Aussage beinhalten wie Glück, Segen, Erfolg, Stärke, Intelligenz, Schönheit, Reinheit, Freundlichkeit, Fleiß, Aufrich-tigkeit, hohes Alter ( langes Leben), Harmonie usw. usw. Im Bereich der Werbung sind deshalb neben reinen Sprach- und Marketingkenntnissen auch Kenntnisse über den kulturel-len Hintergrund unentbehrlich, um diese unterschiedliche Symbolpalette visuell ebenso wie verbal nutzen zu können.

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Will man langfristig erfolgreich sein, muß bei der Übertragung westlicher Produkt- und Fir-mennamen Rücksicht auf die chinesischen Sprachgewohnheiten, Sitten und Werte-Orientie-rungen genommen werden zumindest müssen Schriftzeichen mit negativer oder u.U. sogar tabuisierter Bedeutung unbedingt vermieden werden. Nur so wird man überhaupt erst einmal akzeptiert und verstanden werden, und so wird man Erfolg haben. Im Falle der Übertragung ausländischer Firmen- und Produktnamen besteht die größte Lei-stung darin, das Klangbild des Ausgangswortes wenigstens ansatzweise zu erhalten, um die internationale Wiedererkennbarkeit des Firmen- oder Produktnamens sicherzustellen, dabei aber gleichzeitig in der Zielsprache dem umworbenen Kunden mit wohlklingenden Formulie-rungen positive Assoziationen und vielleicht ja auch sinnvolle Informationen über das Pro-dukt selbst zu vermitteln. Dafür gibt es immerhin eine Reihe gelungener Beispiele:

Zeichen: Aussprache: Deutsche Bedeutung: Branche:

Baiwei Hundert[fache] Macht od. Autorität Budweiser (Bier)

Baoying wertvoll und strahlend rein Persil

Dai'anfen Augenbrauenstift - Frieden - Duft Triumph (Damenmode)

Kekou Kele es mundet und erfreut Coca Cola

Weina würdevoll und weiblich-elegant Wella

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem latei-nischen Alphabet (d.h. einer Lautschrift) und den nicht-alphabetischen chinesischen Schrift-zeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu schaffen man muß sich nur über-haupt erst einmal dieser Problematik bewußt sein und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösungen zu suchen.

) bedeutet „es mun-det und erfreut“

Der schwierige Spagat zwischen dem Deutschen und dem Chinesischen, zwischen dem lateinischen Alphabet (also ei-

ner Lautschrift) und den nicht alphabetischen chinesischen Schriftzeichen (ursprünglich eine Art Bilderschrift) ist also zu meistern. Dafür müssen sich ausländische Unternehmen zunächst überhaupt erst einmal dieser Problematik bewusst werden und sich die Zeit nehmen, nach intelligenten Lösun-gen zu suchen.

korrekte deutung der NamensbestandteileGleichermaßen kulturspezifisch sind Visitenkarten. Bei einer Übersetzung der eigenen Visitenkarte aus dem Deutschen ins Chinesische sollte wohlüberlegt werden, in welchen Punk-ten es Abweichungen geben könnte und wo Missverständ-nisse lauern. So unterscheidet sich die Namensstruktur im Chinesischen erheblich von der westlichen. Im Chinesischen steht der Familienname, der fast immer einsilbig ist, vorn, während der „Vorname“, der meist aus zwei Silben besteht, hinten steht, also genau umgekehrt wie beispielsweise im Deutschen, Englischen oder Französischen. Selbst Chinesen, die Kontakt mit Ausländern haben, verwechseln nicht selten Namensbestandteile und interpretieren den westlichen Vor-namen als Familiennamen. Dieser Irrtum unterläuft natür-lich erst recht den Chinesen, die nur wenig oder noch nie in Berührung mit Westlern gekommen sind. So kann es durch-aus passieren, dass Hotelbuchungen plötzlich unter dem Vor-namen zu finden sind und nicht unter dem Familiennamen. Chinesen verkehren nicht etwa so wie Amerikaner schnell auf Vornamensbasis, sondern haben im Falle einer Namensver-wechslung vermutlich vielmehr die Namensbestandteile ih-res westlichen Gesprächspartners vertauscht.

Auch sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, dass die chinesische Schrift keine Buchstaben- und keine Alpha-betschrift ist. Selbstverständlich ist es möglich, nach Schrift-zeichen zu suchen, deren Klang und Aussprache dem deut-schen Namen möglichst nahekommt. Doch gerade hier tun sich interkulturelle Fallstricke auf. Werden beispielsweise Vornamen wie Peter oder Karin in die russische, griechische oder arabische Schrift übertragen, sucht man die passenden Buchstaben in der Zielsprache und damit hat sich die Sache erledigt. Werden für die chinesische Übertragung ähnlich klingende Zeichen ausgewählt, ohne ihre Bedeutung zu be-rücksichtigen, wird aus Karin nicht einfach nur Kalin (R kann hier nur mit L wiedergegeben werden): Schreibt man Karin beziehungsweise Kalin mit den Zeichen

Karin K lín / Kalin

, kann man das leicht boshaft als „dahinrumpelnder Lkw“ deuten.

Möchte man seinen westlichen Namen in einer Weise ins Chinesische übertragen, die wenigstens noch Teile des Originalnamens erkennen lässt, aber gleichzeitig in dieser Übersetzung nicht das chinesische Auge beleidigen oder uns gar der Lächerlichkeit preisgeben, bedarf es einiger Anstren-gung, Bildung und Einsatzfreude. :::

ASIA BRIDGE 7/8:201628 BuSINeSS : Taiwan

VON ALExANDER HIRSCHLE, GTAI ::: Taiwan und Deutschland wol-len bei der digitalen industriellen Revolution stärker koope-rieren. Dafür war das diesjährige „Taiwan-Germany Produc-tivity/Industry 4.0 Forum“ Ende Mai ein wichtiger Schritt. Nicht zufällig fand die Veranstaltung im Umfeld der wich-

tigsten Branchenmesse für Elektronik und IKT statt, der „Computex“. Diese stand un-ter dem Leitthema „Building Partnerships in Internet-Computer Ecosystems – at the cross-section between the IoT and Innovation“.

Einige Kooperationsvereinbarungen zwi-schen taiwanischen und deutschen Unter-

nehmen wurden in den vergangenen Monaten geschlossen. Beide Länder haben eine breite Produktionsbasis und starke Exportbranchen. Um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Indust-rien zu erhalten, müssen sie in Digitalisierung und Innovation

Taiwan will seine internationale Wettbewerbsfähigkeit halten und auf seine Stärke im IKT­Bereich aufbauen. Für diese Aufgabe gilt Deutschland als wichtiger Partner, insbesondere bei internetbasierten Ansätzen zur Effizienzsteigerung in der Industrie.

wachstumsfeld für Start-ups

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investieren. Darauf zielen die deutsche Industrie-4.0- Politik wie auch Taiwans Productivity-4.0-Programm und nicht zu-letzt das das Asian-Silicon-Valley-Konzept.

produktivitätssteigerung durch smarte lösungenTaiwan will sein Know-how in der Herstellung von Elekt-ronik und IKT sowie im Maschinenbau mit digitalen, mo-bilen Diensten weiterentwickeln. Mittels smarter Maschinen und intelligenter Liefer- und Distributionssysteme soll die Industrie in den nächsten Jahren modernisiert werden. Im Vordergrund steht das industrielle Internet of Things (IoT), das die Produktivität und Effizienz vieler Branchen erhöhen kann, Unternehmen und Kunden einander näherbringt so-wie den Weg für neue Geschäftsmodelle und -chancen ebnen soll. Laut dem Bericht „The Internet of Things: Mapping the Value beyond the Hype“ des McKinsey Global Institute wird

ASIA BRIDGE 7/8:2016 29BuSINeSS : Taiwan

IoT vor allem die smarte Fabrikation vorantreiben. So könnte IoT bis 2025 weltweit einen Mehrwert zwischen 1,2 Bill. und 3,7 Bill. US-Dollar erwirtschaften. Diese Spanne beinhaltet Infrastruktur und Hardware, Dienste wie Big-Data-Analyse und nicht zuletzt die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle. Dabei wird die branchenübergreifende Kooperation immer wichtiger.

kooperationen treiben den Markt anGegenwärtig investieren einige taiwanische Firmen in Cloud Computing und Big Data und arbeiten an der Entwicklung neuer Anwendungen. Dazu sind Kooperationen zwischen lokalen und internationalen Unternehmen entstanden. Das Department of Industrial Technology schätzt, dass der Pro-duktionswert rund um die IoT-Industrie im vergangenen Jahr circa 3,7 Mrd. Dollar erreicht hat. Ziel ist eine Steigerung auf 14 Mrd. bis 2020.

Um IoT und digitale Technologien zu fördern, gibt es re-gulatorische Veränderungen, wie etwa die Erweiterung des Frequenzspektrums für IoT-Anwendungen. Zudem wird am Digital Convergence Ac" gearbeitet, der in der Telekommu-nikation Restriktionen für drahtgebundene und drahtlose Dienste verringern soll.

Trotz aller IoT-Euphorie wird Hardware auf absehbare Zeit wichtigster Pfeiler von Taiwans Industrie bleiben. So erreichte die Elektronik- und IKT-Branche im vergangenen Jahr einen Anteil an der Industrieproduktion von einem Drit-tel. Der Produktionswert lag laut Ministry of Economic Af-fairs bei 4.312 Mrd. Neuen Taiwan-Dollar (rund 121,5 Mrd. Euro).

An den Gesamtausfuhren hatten Elektronik und IKT im vergangenen Jahr einen Anteil von 40,8%. Insgesamt 30,1% entfielen auf elektronische Bauteile. Branchenerzeugnisse im Wert von 2,3 Mrd. US-Dollar wurden nach Deutschland ge-liefert, das entspricht einem Zuwachs von 7,3% gegenüber 2014. Mit einem Wert von 52 Mrd. Dollar ging der größte Anteil der Exporte nach China und Hong Kong, wohin tai-wanische Unternehmen die Fertigung von Exportbestellun-gen ausgelagert haben.

Der Anteil von Elektronik und IKT an den Gesamtim-porten lag bei 23%. Allein 17,3% entfielen auf elektronische Bauteile. Deutschland lieferte im vergangenen Jahr Elektro-nik und IKT im Wert von 943 Mio. Dollar nach Taiwan, das waren 18,8% weniger als 2014. Für Taiwan sind Firmen in China die wichtigste Quelle für Branchenerzeugnisse. Sie lie-ferten Produkte im Wert von 17,1 Mrd. Dollar. :::

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ASIA BRIDGE 7/8:201630 BuSINeSS : Asien

VON JALEH NAyyERI ::: Mit der fortschreitenden Globalisierung nimmt auch die Mobilität der Mitarbeiter und ihrer Familien zu. Die erforderliche Kundennähe und der steigende Kon-kurrenzdruck veranlassen Unternehmen jeder Größe dazu, Präsenz auf den ausländischen Märkten zu zeigen. Schätzun-gen gehen von bis zu drei Millionen Entsendungen pro Jahr in Deutschland aus.

Ein ganzes Bündel an Fähigkeiten seitens des Entsende-ten, aber auch einige Bedingungen sind nötig, um die Ren-tabilität des Auslandseinsatzes sicherzustellen. Wer nicht nur gelegentlich auf Dienstreisen mit Kunden und Zulieferern verhandelt, sondern gleich einige Jahre im Ausland leben und arbeiten möchte, Mitarbeiter führen und mit Behörden um-gehen muss, sollte gut gerüstet sein.

So strategisch wichtig Auslandseinsätze sein können, sie sind mit einem erhöhten Aufwand sowohl für das Unterneh-men als auch für den betreffenden Mitarbeiter verbunden. Doch wie sieht es mit den Zielen von Arbeitgebern und Ar-beitnehmern aus, wenn es um den Einsatz im Ausland geht? Sind sie identisch?

Damit Projekte rund um den Erdball erfolgreich umgesetzt werden können, benöti­gen Expats fachliche und interkulturelle Kompetenzen. Worauf sollten Firmen achten, wenn sie auf der Suche nach geeignetem Personal für den Auslandseinsatz sind?

karriere in der ferne

Gleich mehrere Gründe veranlassen Unternehmen dazu, Mitarbeiter weltweit an ihre Firmenstandorte zu schicken. Zum einen sollen hierdurch das Technologie- und das Ma-nagementwissen der lokalen Mitarbeiter angehoben werden. Dieses Transferziel spielt vor allem zu Beginn der interna-tionalen Aktivitäten einer Firma eine wichtige Rolle. Wei-tere Aspekte bestehen im Auf- und Ausbau der regionalen Geschäftsbeziehungen, der Implementierung von Koordi-nations- und Kontrollinstrumenten, aber auch der Schaf-fung einer gemeinsamen Unternehmenskultur sowie eines einheitlichen Kommunikationssystems in den verschiedenen Unternehmenseinheiten. Ein weiteres Ziel liegt in einer von globalem Bewusstsein und internationalem Denken gepräg-ten Führungskräfteentwicklung.

risikoreiches unterfangenDoch es gibt auch Nachteile, die kräftig zu Buche schlagen können. So liegen die Gehälter erheblich über denen im Heimatland – mindestens Faktor zwei ist hier anzusetzen. Außerdem besteht ein erhöhtes Fluktuationsrisiko, in dessen Bi

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ASIA BRIDGE 7/8:2016 31BuSINeSS : Asien

Folge der Verlust eines hochqualifizierten und motivierten Mitarbeiters einen erneuten Besetzungsaufwand nach sich zieht. Aber auch ein Scheitern ist nicht auszuschließen. Wer im Inland seinen Job erfolgreich bewältigt hat, ist dazu nicht automatisch auch im Ausland in der Lage. Reibungsverluste durch mangelnde Integrationsleistung und Sprachkenntnisse bleiben selten ohne Folgen für die geschäftlichen Aktivitä-ten.

Mitarbeiter streben Auslandsaufenthalte meist an, da sie ihre Qualifikation als Fach- und Führungskraft ausbauen wollen. Sie rechnen sich durch ihre Erfahrungen im Ausland bessere Chancen für ihre weitere berufliche Laufbahn aus. Hinzu kommen das höhere Gehalt, häufig zusammen mit einem attraktiven Paket aus Sozialleistungen – wie Kranken-versicherung, Zuschüsse für Privatschulen oder Heimflüge – für die Zeit der Entsendung. Vielen scheint es zudem reizvoll und abenteuerlich, eine fremde Kultur kennenzulernen.

Nicht zu unterschätzen ist jedoch auch die soziale Belas-tung durch Anpassungs- und Integrationsschwierigkeiten. Dies betrifft gerade die mitreisenden Partner und Kinder, die mit dem Umzug ihre Heimat und damit ihre sozialen Kon-takte zurücklassen. Die zum Teil erheblichen Unterschiede zwischen Herkunfts- und Gastland führen zu weiteren Ein-schnitten und dem bekannten Kulturschock. Schlechte oder gar fehlende Arbeitsmöglichkeiten für den Partner, das so-genannte Dual-Career-Problem, führen dazu, dass 58% aller Entsendungsangebote von vorneherein abgelehnt werden. Auch das fremde Schulsystem und die potenzielle Aufgabe einer gesicherten Position im Mutterhaus stellen ernstzuneh-mende Hürden dar.

vielfältige kriterien für den AuswahlprozessZiel des Stellenbesetzungsverfahrens ist es, eine möglichst hohe Übereinstimmung zwischen Anforderungs- und Qua-lifikationsprofil zu erreichen. Lebenslauf, Arbeitszeugnisse sowie Selektionsgespräche fließen in den Auswahlprozess ein und stellen die unabdingbaren fachlichen Kenntnisse sicher. Dies ist jedoch nur ein Aspekt und in der Praxis oft nicht der kritische Faktor, der über Erfolg und Misserfolg einer Ent-sendung entscheidet.

Als wesentlich relevanter erweist sich die soziale Kompe-tenz, die ein Bewerber mitbringt. In den vergangenen Jahren sind verschiedene Testverfahren entwickelt worden, um die erforderlichen Fähigkeiten in diesem Kompetenzbereich he-rauszufiltern. Untersucht wurden:

interkulturelle Sensibilität•·KommunikationsfähigkeitundEmpathie•·Offenheit und Neugier für crosskulturelle Zusam-•menhänge

Nicht jedermann eignet sich für den Auslands­

einsatz. Im Umgang mit der fremden Kultur ist

nämlich jede Menge Feingefühl gefragt – ein

wichtiger Faktor, der häufig unterschätzt wird.

·TeamfähigkeitundToleranzbeimThemaDiversity•· emotionaleStabilität•·FlexibilitätimUmgangmitUnsicherheit•

Die Ergebnisse dieser Tests stellen eine fundierte Grund-lage dar, sodass Mitarbeiter ihre Kompetenzen messen und durch ein individuelles Coaching verbessern können. Darü-ber hinaus lässt sich eine Empfehlung über die Eignung für einen Auslandseinsatz ableiten. Weiterhin ist ein ausgepräg-tes Maß an Selbstkompetenz erforderlich. Hierunter fallen Belastbarkeit, Frustrationstoleranz sowie ein souveräner Um-gang mit komplexen Situationen. Eine große Rolle spielt das private Umfeld, das unbedingt bei der Auswahl berücksich-tigt werden sollte. Emotionale und familiäre Stabilität sowie die Unterstützung durch den Partner sind aus der Erfahrung zahlreicher Unternehmen und der betroffenen Expatriates selbst wichtige Faktoren.

Interkulturelle kompetenz als SchlüsselqualifikationWer erfolgreich im Ausland durchstarten möchte, benötigt ein hohes Maß an physischer und psychischer Widerstands-kraft. Dies gilt umso mehr, je unterschiedlicher die Kultur im Gastland im Vergleich zur eigenen wahrgenommen wird. Bei der Stellenbesetzung liegt der Fokus immer noch oft auf der fachlichen Eignung. Die interkulturelle Kompetenz rückt in den Hintergrund – mit zum Teil fatalen Folgen und hohen materiellen wie immateriellen Kosten für alle Beteiligten. Zwar unterstützen gut 90% der deutschen Unternehmen ihre Mitarbeiter vor der Ausreise durch eine fachliche und sprachliche Vorbereitung, ein interkulturelles Training hin-gegen erhält nicht einmal die Hälfte der Entsendeten. Dabei ist gerade die interkulturelle Kompetenz wichtig, um effektiv arbeiten und sich im Gastland integrieren zu können. Sub-optimale Leistung sowie dadurch beeinträchtigte Beziehun-gen zu Geschäftspartnern und Regierungsvertretern führen sowohl zu Imageschäden für das Unternehmen als auch zum Verlust von wertvollen Marktanteilen. Die Losung „Der soll sich mal durchbeißen!“ funktioniert in der Praxis selten.

Studien belegen, dass interkulturelle Trainings im Vor-feld sowie als begleitende Maßnahme vor Ort signifikant zum Erfolg einer Entsendung beitragen und die teure Abbruch-quote senken. Wichtig ist hierbei, dass auch der Partner und gegebenenfalls die Kinder in das Vorbereitungstraining ein-bezogen werden. Rund zwei Drittel der Entsendungen wer-den derzeit bereits in den ersten Monaten nach der Ausreise, also während der Eingewöhnungsphase, abgebrochen – und das nicht aus berufsbedingten, sondern aus familiär-sozialen Gründen. Eine stabile Familiensituation spielt eine entschei-dende Rolle für das Gelingen einer Entsendung. Mehr noch: Dieser Faktor hat erfahrungsgemäß gegenüber der fachli-chen Eignung eine größere Relevanz als bei einer nationalen Stellenbesetzung. :::

Jaleh Nayyeri ist interkulturelle Trainerin und Gründerin der Kommunika-

tionsberatung kommkontor21.

Kontakt: Tel. +65-8484-7828 und +49 (0) 173-5418020,

E-Mail: [email protected]

ASIA BRIDGE 7/8:201632 BuSINeSS : China

wie hat china auf den Brexit reagiert?» Offiziell hat die politische Führung Chinas den Brexit eher verhalten kommentiert. Finanzminister Lou Jiwei stimmte ein in den Chor derer, die Unsicherheit für die Finanzmärk-te und die globale Wirtschaft fürchten. Viel härtere Töne kommen jedoch von den parteistaatlichen Medien, die oft als Sprachrohr der chinesischen Führung dienen. In der „Glo-bal Times“ war die Rede davon, die Briten seien dabei, „den Verstand zu verlieren“. Diese Medien führen den Brexit an, um der eigenen Bevölkerung die vermeintlichen Schwächen westlicher Demokratien vor Augen zu führen. Darüber hinaus wird argumentiert, dass sich das Machtzentrum der Weltpoli-tik nun noch weiter nach Asien verschiebt. Europa hat in der chinesischen Wahrnehmung bereits jetzt verloren.

reibt sich die chinesische führung also nach dem Brexit die hände?» Das würde ich nicht so sehen. Für die Regierung in Beijing ist das Ergebnis des Referendums in Wahrheit eine schlechte Nachricht. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat bereits während seines Staatsbesuchs in Großbritannien im Oktober vergangenen Jahres gegenüber David Cameron die Besorg-nis seines Landes über einen möglichen Brexit geäußert. In der Vergangenheit ist London in Brüssel oft als Fürsprecher chinesischer Handels- und Wirtschaftsinteressen aufgetreten. Weder Deutschland noch Frankreich scheinen derzeit beson-ders geneigt, eine ähnliche Rolle zu übernehmen.

Inwieweit müssen wir nun damit rechnen, dass Beijing künf-tig die Beziehungen zu östlichen eu-Mitgliedern stärkt, um auch in der eu seinen einfluss geltend zu machen?» Kleinere EU-Mitgliedsstaaten, wie etwa die Tschechische Republik oder Ungarn, haben bereits versucht, sich als Für-sprecher chinesischer Interessen in der EU zu positionieren. Ihre nationalistischen Regierungen sind aber im Moment in Brüssel nicht besonders gut gelitten und deshalb wenig hilf-reich für Beijing. Chinas politische Eliten sind besorgt dar-über, dass das britische Votum einen Dominoeffekt auslösen könnte, in dessen Folge auch andere Mitgliedsstaaten aus der EU ausscheiden. Ein weiterer Verfall der EU wird in China

in erster Linie mit einem schrumpfenden Binnenmarkt und der Einschränkung des Flusses chinesischer Waren innerhalb Europas gleichgesetzt. Auch fürchtet Beijing einen Zerfall der Euro-Zone. Die dann zu erwartenden Wechselkursschwan-kungen würden sich ebenfalls negativ auf den Handel chinesi-scher Güter in Europa auswirken.

wie haben chinesische Investoren auf den Ausgang des re-ferendums reagiert?» Es gibt klare Signale, dass auch chinesische Investoren ver-unsichert sind. Kurzfristig werden wir eine Phase der Zurück-haltung mit Blick auf Investitionen in Großbritannien erle-ben. Etliche geplante Investitionen werden vermutlich erst einmal aufgeschoben. Unter den bereits in Großbritannien aktiven chinesischen Investoren gibt es bereits jetzt Verlierer: Daten belegen, dass chinesische Investoren in etlichen Fällen nur deshalb Firmen in Großbritannien übernommen oder ge-gründet haben, weil der Zugang zum europäischen Binnen-markt gegeben war. Auch die Möglichkeit, Arbeitskräfte aus ganz Europa zu rekrutieren, stellte in der Vergangenheit einen Anreiz für chinesische Investoren dar. Sie werden nun sehr genau abwägen, ob es sinnvoll ist, abzuwarten, wie die Ver-handlungen über den zukünftigen Zugang Großbritanniens zum europäischen Binnenmarkt ausgehen, oder ob sie nicht lieber bestehende Geschäfte unverzüglich auf den Kontinent verlagern. Insgesamt aber bleibt das chinesische Interesse an Investitionen in Europa ungebrochen.

Ist für chinesische Investoren das kapitel großbritannien damit zu den Akten gelegt?» Ganz und gar nicht. Der größte Teil chinesischer Investitio-nen in Großbritannien ist bislang in Immobilienprojekte und Infrastruktur geflossen, wie etwa Telekommunikationsnetze, Wasserversorgung oder Flughäfen. Ähnliche Investitionen werden wir auch in Zukunft sehen. Mittel- bis langfristig ist es sogar denkbar, dass chinesische Investitionen in Großbri-tannien zunehmen werden. In der Vergangenheit haben wir bereits gesehen, dass die Chinesen wirtschaftliche Schiefla-gen durchaus nutzen, um ihre Investitionen in europäischen Ländern auszubauen. Ein weiterer Wertverlust des britischen Pfunds könnte Investitionen gerade in Immobilienprojek-te und Infrastruktur zudem besonders attraktiv machen. ::: QUELLE: MERCATOR INSTITUTE FOR CHINA STUDIES (MERICS)

Auch in China wird der Brexit aufmerksam verfolgt, weiß Jan Gaspers, Leiter der EU­China Policy Unit am Mercator Institute for China Studies. Denn die EU ist Chinas größter Handelspartner und in keinem Land hat China so viel Geld investiert wie in Großbritannien.

„europa hat für die chinesen verloren“

ASIA BRIDGE 7/8:2016 3333ASIA BRIDGE 3:2012

Vor allem der indische Automarkt bietet für Bosch weiterhin großes Po-tenzial. „Das Geschäft mit Benzinein-spritzsystemen und Nachrüstkompo-nenten ist im vergangenen Jahr kräftig gewachsen“, sagte der Geschäftsführer. Sorgen bereite dem Unternehmen je-

doch die aktuelle Diskussion um ein mögliches Zulassungsverbot für Die-selfahrzeuge in indischen Städten. Dies könne letztlich deutliche Auswirkungen auf die lokale Automobilindustrie und damit auch auf die Arbeitsplätze im Land haben, warnte Tyroller. Zudem ist Bosch überzeugt, dass Diesel mit seiner hohen Effizienz für den Klimaschutz noch lange gebraucht wird.

Gute Chancen verspricht sich das Unternehmen vom boomenden Zwei-radmarkt in Indien. Aber auch mit Si-cherheitssystemen, Verpackungs- so-wie energieeffizienter Gebäudetechnik konnte Bosch 2015 bereits zweistellige Wachstumsraten erreichen. :::

33ASIA BRIDGE 7/8:2016

::: Siemens hat einen Auftrag für eine Kurzkupplung zur Hochspannungs-gleichstromübertrag (HGÜ) erhalten, um die Stromversorgungsnetze von Indien und Bangladesch zu verbinden. Die Stuttgarter sind verantwortlich für das Engineering, die Montage und die Inbetriebsetzung des schlüsselfertigen HGÜ-Systems. Der Kunde ist die Po-wer Grid Company of Bangladesh.

Siemens hat im Jahr 2013 Block 1 der HGÜ-Kurzkupplung Bheramara

gebaut und wird nun einen Block mit einer Übertragungskapazität von weite-ren 500 MW liefern. Der Auftragswert beträgt rund 130 Mio. Euro. Die Anlage soll Mitte 2018 in Betrieb genommen werden. Zum Lieferumfang gehören sämtliche Komponenten einschließlich der Steuer- und Regeltechnik sowie der Schutz- und Überwachungssysteme für die HGÜ-Anlage, der Thyristorventile, der acht Stromrichtertransformatoren sowie der AC-Filter. :::

BANGLADESCH

Siemens erhält folgeauftrag für Stromleitungen

CHINA

Stahlproduzenten planen fusion

::: Nach Einbußen durch massive Über-kapazitäten wollen zwei der größten chinesischen Stahlkonzerne fusionie-ren. Die Baosteel Group plane eine „strategische Restrukturierung“ mit der Wuhan Iron and Steel Group, teilten beide Unternehmen mit. Das Vorhaben sei aber noch nicht endgültig beschlos-sen. Weitere Angaben machten die Stahlhersteller nicht.

Baosteel ist der fünftgrößte Stahl-konzern der Welt, die Wuhan-Gruppe der elftgrößte. Baosteel produzierte im vergangenen Jahr nach eigenen Anga-ben 36,1 Mio. t Stahl. Das ist nach An-gaben des Weltstahlverbands so viel wie die in Brasilien produzierte Menge und drei Mal so viel wie der in Großbritan-nien hergestellte Stahl.

Die chinesische Stahlindustrie lei-det seit geraumer Zeit unter massiven Überkapazitäten, die zahlreichen Her-stellern Verluste bescheren. Bis 2020 will die Volksrepublik ihre Überkapazi-täten um 100 bis 150 Mio. t senken.

Der Gewinn des in Shanghai ansäs-sigen Baosteel-Konzerns war im ver-gangenen Jahr um 83% auf 1 Mrd. Yuan (136 Mio. Euro) geschrumpft. Wuhan fuhr einen Verlust von 7,5 Mrd. Yuan ein, nachdem 2014 noch ein Gewinn von 1,3 Mrd. unterm Strich gestanden hatte. ::: AFP

::: Bosch hat Investitionen in seine indi-schen Standorte in Höhe von 100 Mio. Euro angekündigt. Im vergangenen Jahr konnte Bosch seinen Umsatz in Indien auf 1,7 Mrd. Euro steigern – ein zwei-stelliges Wachstum von 11% in lokaler Währung und mehr als 25% auf Euro-Basis. „Auch für die kom-menden Jahre sehen wir enorme Wachstumsmög-lichkeiten in Indien. Für 2016 planen wir daher, mehr als 100 Mio. Euro in unsere lokalen Stand-orte zu investieren“, sagte Peter Tyroller, Geschäfts-führer bei Bosch, zustän-dig für die Region Asien- Pazifik.

Unter anderem solle die Fertigung für Fahr-zeugkomponenten in Bidadi und Nas-hik sowie das Forschungszentrum in Bangalore ausgebaut werden. Bereits in den vergangenen fünf Jahren investier-te Bosch insgesamt mehr als 680 Mio. Euro im Land und verfügt heute über 15 Werke in Indien.

Ein voraussichtliches Wirtschafts-wachstum von rund 7,5% im laufenden Jahr sowie Reformen und Programme der Regierung machen das Land zum globalen Wachstumstreiber. Diesen Rückenwind spürt auch das Technolo-gie- und Dienstleistungsunternehmen Bosch. „Unser Geschäft in Indien hat sich im ersten Quartal 2016 sehr positiv entwickelt“, so Tyroller.

INDIEN

Bosch investiert in seine lokalen Standorte

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::: Mit dem Bau einer neuen Produktions-stätte in Bangpoo wird BASF die lokalen Produktionskapazitäten für wasser- und lösemittelbasierte Lacke in Thailand stärken. Sie ergänzt die Anlagen des im September vergangenen Jahres eröff-neten Coatings Technical Competence Center ASEAN, das über hochmoder-ne Anlagen und Laborausstattung für Produktentwicklung, Prüfung der La-ckierung und Farbdesign sowie über eine Anlage für die Produktion von Kleinchargen verfügt. Mit der Erweite-rung stärkt das Unternehmen aus Lud-wigshafen seine Position gegenüber der wachsenden Automobilindustrie in der ASEAN-Region. :::

THAILAND

BASf erweitert die produktion

ASIA BRIDGE 7/8:201634

VON KAJA HOPPE ::: Auf dem „Deutsch-Chinesische Wirtschafts-tag“ am 26. Oktober werden Chan-cen und Risiken beim Engagement mittelständischer Unternehmen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt diskutiert. Im Ausstel-lungsbereich der „GlobalConnect“ präsentieren sich zudem Partner und Dienstleister, die auch bei Ge-schäftsbeziehungen mit China wert-volle Unterstützung bieten können.

In der Anfang Juni veröffentlich-ten „Business Confidence Survey“ der Europäischen Handelskammer in China beklagen 70% der befrag-ten Unternehmen, dass sie sich weni-ger willkommen fühlen als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig sind 55% bei besserem Zugang auch zur Aus-weitung ihrer Investitionen bereit. Jörg Wuttke, der als Präsident der der Europäischen Handelskammer auch auf der Eröffungsveranstaltung der „GlobalConnect“ sprechen wird, bestätigt: „Die europäischen Unter-nehmen brauchen jetzt eine Road-map. Das wird ihnen das Vertrauen geben, das sie brauchen, um in die-sen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zur zukünftigen Entwicklung Chinas beizutragen.“

„kein grund zur panik“Die Landesmesse Stuttgart hat die Deutsch-Chinesische Wirtschafts-vereinigung (DCW) als Konferenzpartner der „GlobalCon-nect“ gewonnen. Über 30 Referenten aus Europa und Chi-na diskutieren im Hauptprogramm des Wirtschaftstags in sechs Fachsymposien über Chancen und Herausforderungen der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen mit der Volksrepu-blik China. Zuletzt hatten Nachrichten über die geringsten Wachstumsraten seit 25 Jahren und anhaltende Börsentur-bulenzen das positive Bild der wirtschaftlichen Entwicklung im Reich der Mitte getrübt. Auch die steigende gesamtwirt-schaftliche Verschuldung, ein Einbruch des Außenhandels

Trotz der Eintrübung des Geschäftsklimas in China bleibt das Land einer derwichtigsten Motoren der deutschen Exportwirtschaft. Die „GlobalConnect“, dasForum für Export und Internationalisierung, stellt die aktuelle wirtschaftlicheEntwicklung der Volksrepublik vom 26. bis 27. Oktober auf der Messe Stuttgart inden Vordergrund.

grenzüberschreitender erfahrungsaustausch

sowie die Abwertung des Yuan nährten Spekulationen über die Zukunft des Exports nach China. „Die Signale erscheinen widersprüchlich, dennoch gibt es keinen Grund zur Panik“, sagt Harald Lux, Vorstandsvorsitzender der DCW.

China hat im vergangenen Jahr ein Wachstum von 6,9% verzeichnet. Der Volkskongress des Landes hat das neue 13. Fünfjahresprogramm verabschiedet, das für dieses Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 6,8% plant. Auch in den Folgejahren bis 2020 rechnet die chinesische Regierung mit 6,5% Wachstum. Diese Zahlen sind zwar Bi

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MeSSeN & koNgreSSe : China

ASIA BRIDGE 7/8:2016 35

niedriger aus als in den Vorjahren, liegen aber immer noch weit höher als die entsprechenden Wirtschaftsdaten westli-cher Industrie länder.

Experten verweisen auch die absoluten Kennziffern: „Ein Wachstum von 6,5% in China steht für eine Wertschöpfung von rund 700 Mrd. US-Dollar“, schreibt die DCW. China bleibe damit für etwa 30% des globalen Wirtschaftswachs-tums verantwortlich. Germany Trade & Invest setzt diese Zahlen in Relation: „Auch ein geringerer Zuwachs – seien es 6,8 oder gar 6,5% – entspräche angesichts einer Wirtschafts-

leistung von umgerechnet 10,4 Bill. Dollar beispielsweise dem gesamten Bruttoinlandspro-dukt der Schweiz, überträfe dasjenige Österreichs um das 1,6-Fache, das Südafrikas um

das Doppelte und das Viet-nams fast um das Vierfache.“

Die Industrie Chinas trägt 43% zur Bruttowertschöpfung bei, international ein absolu-ter Spitzenwert. Das bedeutet Chancen für Exporteure. Ins-besondere in den Bereichen Maschinenbau, Automation und Elektronik sorgt der wach-sende Wettbewerbsdruck für neue Impulse. Der Moderni-sierungsbedarf der Wirtschaft bleibt auch in den Bereichen Umweltschutz und Infrastruk-tur enorm.

In China, das mit über 18 Millionen verkauften Neuwa-gen größter Pkw-Markt der Welt ist, dürfte sich das Pre-mium-Segment weiter positiv entwickeln – eine gute Nach-

richt für deutsche Autobauer. Zudem steht der Umweltschutz mit einem riesigen Nachholbedarf beim Luft- und Gewässer-schutz ganz oben auf Chinas Regierungsagenda. Auch hier ist deutsches Know-how gefragt.

Für das Reich der Mitte gehört das Investment chinesi-scher Unternehmen im Ausland zur Modernisierungsstrate-gie. In Bezug auf Europa ist die Intention dabei nicht nur, die bestehenden Absatzmärkte zu erweitern, sondern auch, den Zugang zu innovativen Technologien zu erwerben. Ne-ben dem Erwerb etablierter Unternehmen manifestiert sich

chinesisches Investment desgleichen in der Neugründung von Unternehmen. Im Fokus liegt hier vor allem der High-techbereich. Das beliebteste Investitionsziel innerhalb Eu-ropas ist dabei im Hinblick auf die Anzahl der Investitionen Deutschland. 2014 erfolgten 190 Greenfield-Ansiedlungen in der Bundesrepublik, 1,7 Mrd. Euro wurden in deutsche Unternehmen investiert. Das Engagement chinesischer In-vestoren zeigt sich im Trend ungebrochen. Für dieses Jahr werden weitere Zuwächse erwartet. Waren es anfangs vor allem Staatsunternehmen, geht jetzt auch verstärkt der chi-nesische Mittelstand in den globalen Markt.

In den Foren der „GlobalConnect“ sind auch wichtige Aufgaben und gesetzliche Vorschriften in der Geschäftspra-xis mit China ein Thema – etwa im Zollforum oder in der Qualifizierungskonferenz. Im Ausstellungsbereich stellen sich erstmals Liaoning und Jiangsu, die chinesischen Part-

nerprovinzen Baden-Württembergs, vor. Chi-na ist nach den USA und Frankreich der dritt-wichtigste Exportmarkt des Bundeslandes. Mit den deutschen Auslandshandelskammern sowie Beratungsunternehmen und Dienstleistern prä-sentieren sich auf der „GlobalConnect“ Partner, die die Unternehmen bei den größer geworde-nen Herausforderungen in China unterstützen können.

Die Veranstaltung bietet laut Organisatoren als Forum für Export und Internationalisierung Unternehmen Antwor-ten auf Fragen rund um Außenwirtschaft. Die Bandbreite der Informationen reicht von der Planung erster Schritte in internationale Märkte bis hin zur Optimierung bestehender grenzüberschreitender Wirtschaftsaktivitäten. Hier finden sowohl Global Player als auch kleinere Unternehmen, die erstmals im Ausland aktiv werden möchten, Antworten auf ihre Fragen zum Auslandsgeschäft. Die Messe gilt als Treff-punkt für Export- und Länder verantwortliche sowie Wirt-schaftsförderer und Exportdienstleister.

Auf der vergangenen GlobalConnect tauschten sich rund 3.400 Experten aus 37 Nationen über das Auslandsgeschäft aus. In über 80 Kongressvorträgen und an den Ständen der rund 140 Aussteller wurden zahlreiche Auslandsmärkte sowie Strategien zur Erschließung neuer Märkte vorgestellt. Dass sich die „GlobalConnect“ mittlerweile als Veranstaltung für das Auslandsgeschäft fest etabliert hat, zeigt sich auch in den Ergebnissen der Besucherbefragung: 75% der Teilnehmer vor Ort sind demnach an Einkaufs- und Beschaffungsent-scheidungen im Unternehmen beteiligt. :::

Kaja Hoppe ist Kommunikationsleiterin der Landesmesse Stuttgart.

Kontakt: [email protected]

Auf der „GlobalConnect“ finden sowohl

Global Player als auch kleinere Unter­

nehmen, die erstmals im Ausland aktiv

werden möchten, Antworten auf ihre

Fragen zum Auslandsgeschäft.

MeSSeN & koNgreSSe : China

26.–27.10.2016www.messe­stuttgart.de/global­connect

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ASIA BRIDGE 7/8:201636 MeSSeN & koNgreSSe : China

VON ANDREAS GRUCHOW ::: China bleibt für die deutsche In-dustrie interessant, denn nach Jahrzehnten des Mengen-wachstums setzt das Reich der Mitte jetzt auf Hightech, Um-

welttechnik und Zukunftskonzepte. Mit der Initiative „Made in China 2025“ verabschiedet sich das Land von hohen Wachstumsraten mit gewaltigem Ressourcenverbrauch und setzt auf eine nachhaltige Wirtschaft. Die Volksre-publik wandelt sich von der billigen Werkbank zu einer Hightechnation. Die Deutsche Messe

ist seit Jahrzehntenstark im chinesischen Markt vertreten und hat damit einen guten Überblick über die dortigen Entwick-lungen. So können wir stets maßgeschneiderte Messethemen für die Marktbedürfnisse liefern. Viele Tausend Unterneh-men haben bereits unsere Messen als Sprungbrett in den chi-nesischen Markt genutzt. Diese Erfolgsgeschichte setzten wir vor dem Hintergrund der schnellen Wirtschaftsentwicklung des Landes mit neuen Messen und neuen Standorten fort. Die Deutsche Messe bleibt in China der Trendsetter.

Chinas technologischer Umbau bietet der deutschen Industrie neue Geschäftsmöglich­keiten. Die Deutsche Messe bietet dazu Plattformen für Technologietransfer sowie für Geschäftsanbahnungen und zur Sicherung des Zukunftsgeschäfts.

Standorte mit Zukunftsthemen

Im März verabschiedete Chinas Nationaler Volkskongress den neuen Fünfjahresplan. Die Entwicklungsziele sind im-mer noch sehr engagiert. Ein durchschnittliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von mindestens 6,5% soll dazu beitragen, bis 2020 die durchschnittlichen Einkommen und die Wirtschaftsleistung gegenüber 2010 zu verdoppeln. Der neue Plan führt die bereits laufende Umstrukturierung des Wachstumsmodells weiter. Ineffektive Großbetriebe und ma-rode Bergwerke werden geschlossen. Vor allem der Binnen-konsum und die Innovationsfähigkeit sollen in China gestärkt werden. Doch die Herausforderungen sind enorm.

Die gesamte chinesische Industrie soll mit dem Programm „Made in China 2025“ modernisiert und umgebaut werden. Vor allem Digitalisierung und Hightech unter Berücksichti-gung des Ressourcenverbrauchs stehen im Fokus der künftigen Wirtschaftsentwicklung. China orientiert sich dabei an dem Konzept Industrie 4.0, das 2011 auf der „Hannover Messe“ geprägt wurde. Dies birgt neue Möglichkeiten für die Zusam-menarbeit von deutschen und chinesischen Unternehmen. Bi

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industrie 4.0

ASIA BRIDGE 7/8:2016 37MeSSeN & koNgreSSe : China

roboter und fabrikautomation sind gefragtNicht nur die Wirtschaft Chinas ist kontinuierlich gewach-sen, auch die Einkommen sind stark gestiegen. Jährlich zwei-stellig steigende Mindestlöhne und zunehmender Fachkräf-temangel erfordern eine höhere Arbeitsproduktivität. Auf Basis der offiziellen Daten des National Bureau of Statistics lagen die Zuwächse der Arbeitsproduktivität zwischen 2002 und 2012 in der Regel über den Lohnsteigerungen. Zudem soll der CO2-Ausstoß in Relation zur Produktion und dem Wirtschaftswachstum drastisch reduziert werden. Umwelt-freundliche, effektive Verfahren sind somit gefragt.

Der Bedarf an Industrierobotern ist groß. Im Jahr 2014 wurden in China etwa 56.000 Industrieroboter verkauft, so die International Federation of Robotics. Das entspricht fast einem Viertel der Weltproduktion. Nach einer Hochrech-nung der „2015 World Robotics Statistics“ soll bis 2018 mit 614.000 Einheiten ein Drittel aller Industrieroboter der Welt in China installiert sein.

chinas plan 2025 trifft deutsche Industrie 4.0Deutschland verfügt über fortschrittliche Technologie für In-dustrie 4.0 und die Nachfrage nach Automatisierungstechnik aus China bietet deutschen Anbietern einzigartige Absatz-möglichkeiten. Ein Engagement in China kann dabei auch deutschen Unternehmen Impulse für ihre heimischen Märk-te geben.

Auf den kontinentalen Leitmessen in Shanghai werden die Technologien gezeigt, die China für die Modernisierung der Industrie braucht. Mit der „PTC ASIA“, der „CeMAT ASIA“, der „ComVac ASIA“ und der „Industrial Supply ASIA“ bietet die Deutsche Messe Unternehmen die passenden Branchen-plattformen, um ihre Produkte und Dienstleistungen in das in China entstehende industrielle Netzwerk intelligenter und vernetzter Fabriken einzubringen. Dabei zeigen die Veran-staltungen nicht nur den derzeitigen Entwicklungsstand der chinesischen Industrie, sondern sie sind ein Schaufester für neue Entwicklungen, für neue Kunden und für lukrative Zu-kunftsmärkte.

Der Bedarf an Hightech in den Fabriken der Welt ist gi-gantisch. In Südchina brauchen die gewaltigen Fabrikkom-plexe viele Tausende neue Maschinen und Anlagen. Dort richtet die Deutsche Messe mit der „Industrial Automation Shenzhen“ die größte und einflussreichste Messe für die neue industrielle Revolution aus. Die Veranstaltung bildet genau die Themen ab, die China für den ehrgeizigen Umbau der eigenen Industrie braucht.

Messen dienen als Sprungbrett in den chine­

sischen Markt. Gerade die hohe Nachfrage

nach Automatisierungstechnik bietet deut­

schen Anbietern gute Geschäftschancen.

Neben Südchina und Shanghai wandelt sich Nordchina zu einer neuen modernen Industrieregion. Nordchina ist eine klassische Industrieregion. Früher gab es dort noch sehr viel mehr Stahl, Kohle und Maschinenbau. Heute ist man in Nordchina auf dem Weg in Richtung Industrie 4.0. Deutsche Unternehmen haben dabei besonders interessante und gute Geschäftsmöglichkeiten, die die Deutsche Messe mit ihrer Leitmesse „Industrial Automation Beijing“ verstärkt. Sie verbindet Industrie-4.0-Technologien mit dem Programm „Made in China 2025“. Die Aussteller zeigen dort nicht nur einzelne Produkte und Dienstleistungen, sondern auch kom-plett automatisierte Industrielösungen. Beijing ist nicht nur das politische Zentrum Chinas, sondern auch der industrielle Knotenpunkt Nordchinas.

deutschland beliebter wirtschaftspartnerDie Bundesrepublik hat im Vergleich zu den USA, Japan oder anderen europäischen Ländern in China immer noch besondere Zugangsmöglichkeiten. Trotz des raschen tech-nologischen Fortschritts in China haben Unternehmen aus Deutschland in der Regel immer noch einen technologischen Vorsprung gegenüber ihren chinesischen Konkurrenten. In-dustrietechnologien und Marken aus Deutschland sind in China beliebt. Daher forciert das Reich der Mitte die wirt-schaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland und wirbt ge-zielt um deutsche Unternehmen.

Durch die schnelle Modernisierung zeigt China auch ein neues Selbstbewusstsein. Nicht mehr jede Investition scheint willkommen. Die deutschen Exporte nach China gingen im vergangenen Jahr um 4,1% auf 71,2 Mrd. Euro zurück. Es ist nicht selbstverständlich, aus Deutschland nach China zu exportieren, ohne dort präsent zu sein, ohne den Markt und die Kunden genau zu kennen.

Doch für Deutschlands Hightechindustrie gibt es noch viel Potenzial. China bleibt für neue Projekte und Investi-tionen interessant. Nach den Daten des chinesischen Han-delsministeriums haben die Länder der Europäischen Union in den ersten vier Monaten insgesamt 3,5 Mrd. US-Dollar in China investiert. Dies entspricht einem Wachstum von 42% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch sind die Geschäfte immer weniger ausschließlich aus Deutschland, sondern aus ganz Europa heraus zu gestalten. Eine Präsenz vor Ort in China ist notwendig. Die Messen ebnen dafür den Weg. Sie sind Plattformen für Technologietransfer sowie für Geschäftsanbahnungen und zur Sicherung des Zukunftsge-schäfts. Dabei bieten wir mit den zeitgleich stattfindenden Konferenzen und Fachvorträgen branchenübergreifende In-formationen und Best-Practice-Lösungen sowie Geschäfts-kontakte, die auch im Internetzeitalter sonst nirgends zu fin-den sind. :::

Andreas Gruchow ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG.

Kontakt: [email protected]

ASIA BRIDGE 7/8:201638

VON ALExANDER ALLES ::: Der Appetit chinesischer Verbrau-cher auf ausländische Lebensmittel ist ungebrochen. Im Jahr 2014 wurden in China Lebensmittel in Höhe von 42 Mrd. Euro eingeführt. 35 Mio. t importierter Lebensmittel wur-den dabei untersucht und unter Quarantäne gestellt. Der Wert europäischer Nahrungsmittel- und Getränkeeinfuhren wird aktuell auf 8,2 Mrd. Euro beziffert, mit einem erwar-teten Marktwachstum im Biolebensmittelbereich von mehr als 20%. Die beliebtesten Produktgruppen sind Spirituosen/Wein, Gebäck, Fleisch, Milchprodukte und Meeresfrüchte.

Während der chinesische Nahrungs mittelmarkt weiter wächst, mehren sich jedoch die Sorgen über die Lebensmit-telsicherheit im Land. Um das Problem anzugehen, hat die Regierung in den vergangenen zwei Jahren ihre Mechanis-men zur Lebensmittelproduktion und -distribution neu ge-gliedert. Am 1. Oktober trat ein neues Gesetz zur Nahrungs-mittelsicherheit (NFSL) in Kraft. Es gilt als das strengste Lebensmittelsicherheitsgesetz in der Geschichte des Landes.

In den vergangenen Monaten wurden zudem wichtige Re-gulierungen von verschiedenen Behörden wie der Staatlichen Kommission für Gesundheitswesen und Familienplanung (NHFPC), China Food and Drug Administration (CFDA) und dem Hauptamt für Qualitätskontrolle und Quarantäne (AQSIQ) veröffentlicht.

regulierung der lebensmitteletikettierungMomentan deutet alles daraufhin, dass China den Schwer-punkt von der Überwachung und Kontrolle in den Häfen auf eine Herstellerkontrolle in den Ursprungsländern verlagern will. Ein weiteres Gesetz hat zum Ziel, die gesamte Lebens-mittelversorgungskette zu bereinigen: vom Verbot giftiger Pestizide über eine Regulierung der Lebensmitteletikettie-rung und -verteilung bis hin zur Erhöhung von Strafen bei Verstößen gegen bestehende Gesetze. Dadurch entsteht eine neue Verantwortungslast für alle Parteien der Lebensmittel-kette, vom Landwirt bis hin zum Restaurant. Betroffen sind also auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus der EU, die ihre Lebensmittel nach China exportieren. Obwohl viele Regularien im neuen Gesetz nur im Entwurf vorliegen und sicherlich noch geändert werden, ist es den-noch ratsam, einen Blick auf die wichtigsten Artikel und Maßnahmen zu werfen, die europäische KMU betreffen.

Auswirkungen auch auf den e-commerce Das NSFL besteht nun aus zehn Kapiteln und beinhaltet 154 Artikel und nicht mehr nur 104. Die geänderte Gesetzesfas-sung schafft den Regulierungsrahmen, der sowohl traditionel-

Der chinesische Nahrungsmittelmarkt wächst unaufhaltsam. Allerdings mehren sich die Sorgen über die Lebensmittelsicherheit im Land. Aus diesem Grund hat die Regierung die Mechanismen für Produktion und Distribution neu gegliedert. Davon betroffen sind auch kleine und mittelständische Unternehmen aus der EU.

verschärfte Nahrungsmittelkontrolle

le als auch Nahrungsmittelanbieter im Bereich E-Commerce prägen wird. Es gibt inzwischen andere damit verbundene Vorschriften, die entweder bereits in Kraft getreten sind oder schon als Entwurf bereit liegen. Diese Maßnahmen werden das neue Gesetz erweitern. Kapitel 6 des neuen Gesetzes „Lebensmittelim- und Export“ deckt Folgendes ab:

Das AQSIQ regelt die Sicherheit der Nahrungsmit-•telimporte und -exporte. In der Praxis übernimmt die China Entry-Exit Inspection and Quarantine (CIQ) die Durchführung und Interpretation der Vorschrif-ten (Artikel 91).·Importierte Lebensmittel, Lebensmittelzusatzstoffe•und die damit in Verbindung stehenden Produkte sollen den chinesischen nationalen Lebensmittelstan-dards entsprechen und müssen eine Inspektion durch die CIQ passieren. Das AQSIQ (Artikel 92) erfordert zusätzlich Prüfzeugnisse für diese Produktgruppen. ·Bei der Einfuhr vonLebensmitteln ohne nationalen•Lebensmittel si cher heitsstandard sollen Exporteure/Hersteller oder die von ihnen beauftragten Importeu-re Informationen über relevante nationale (regionale) Standards oder internationale Standards des Export-landes (Region) der NHFPC einreichen. Die Einfuhr von Lebensmitteln mit neuen Rohstoffen soll dem Ge-setz entsprechen (Artikel 93).·Importeure müssen Exporteure und Produzenten•überprüfen. Sollten die Lebensmittelprodukte nicht konform sein, muss der Import gestoppt und betrof-fene Produkte müssen zurückgerufen werden (Artikel 94).·DieCFDAüberwachtimportierteLebensmittel,Le-•bensmittelzusatzstoffe und damit verbundene Pro-dukte, die auf dem heimischen Markt verkauft wer-den. Wenn ernsthafte Probleme gefunden werden, gibt die CFDA entsprechende Informationen an das AQSIQ, damit Maßnahmen ergriffen werden (Arti-kel 95).·AusländischeLebensmittelherstellerwerdenvonder•Registrierungsliste des AQSIQ entfernt, wenn sie falsche Materialien zur Verfügung stellen oder ernst-hafte Lebensmittelsicherheitsbedenken verursachen (Artikel 96).·EtikettensollendasUrsprungsland,denNamen,die•Adresse und Kontaktinformationen des inländischen Händlers beinhalten (Artikel 97).·Lebensmittelimporteuremüssenfürmindestenssechs•Monate nach dem Verfall des Haltbarkeitsdatums Bi

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rechT & STeuerN : China

ASIA BRIDGE 7/8:2016 39

die Import- und Verkaufsaufzeichnungen aufbewah-ren. Darin müssen Informationen wie Produktname, Beschreibung, Menge, Produktionsdatum, Produk-tions- oder Einfuhrchargennummer, Haltbarkeits-dauer, Name und Kontaktinformationen des Expor-teurs und des Käufers sowie das Lieferdatum stehen (Artikel 98).·DasAQSIQ sollKreditaufzeichnungen von Impor-•teuren, Exporteuren und Lebensmittelproduzenten einrichten sowie Inspektionen und die Quarantäne von Importeuren, Exporteuren und exportorientier-ten Lebensmittelproduzenten verschärfen, die eine ungesunde Kreditlaufbahn haben (Artikel 100).

Wie bereits erwähnt, beinhaltet das regulatorische Um-feld nicht nur Durchführungsverordnungen des NFSL. Es wird gleichzeitig durch eine Vielzahl von behördlichen Maß-nahmen unterstützt. Eine von diesen ist der AQSIQ-Entwurf über „Administrative Maßnahmen für Importeure ausländi-scher Lebensmittel: Überprüfung und Inspektion von auslän-dischen Unternehmen“. Diese Maßnahmen stärken die Rolle des Importeurs als Garant der Lebensmittelsicherheit von Produkten, die er in China verkauft.

Aufbewahrungspflicht für Inspektionsaufzeichnungen Neue Anforderungen besagen, dass Importeure relevante Dokumente von ausländischen Lieferanten (Exporteure und Produzenten) überprüfen müssen. Wenn importierte Lebens-

Die Nahrungsmittelproduktion in China wird

mittlerweile strenger überwacht. Beijing hat

dazu das bisher strengste Gesetz in diesem

Bereich verabschiedet.

mittelprodukte in eine der sieben Kategorien fallen, die einer Vor-Ort-Inspektion bedürfen, müssen Importeure Inspekti-onen vor Ort bei Exporteuren und Herstellern vereinbaren. Die dazu gehörenden Inspektionsaufzeichnungen müssen or-dentlich aufbewahrt werden, da sonst Strafen auferlegt wer-den können. Außer der Anleitung für die Risikokontrolle zu Lebensmittelsicherheit beinhalten die Entwurfsmaßnahmen einen „Katalog von Produkten, die einer Inspektion vor Ort bedürfen“; dazu gehören:

·Säuglingsnahrung•·LebensmittelfürbesonderemedizinischeZwecke•·Gesundheitskost•·Fleisch•·frischeundgefroreneMeeresfrüchtefürdenDirekt-•verzehr·Reis•·Bulk-Pflanzenöl•

Alexander Alles ist EU Partnership Coordinator bei der offiziellen Mittel-

stands- und Wirtschaftsvereinigung EU SME Centre, China. Der Artikel

befindet sich in ungekürzter Fassung auf www.eusmecentre.org.cn

Kontakt: [email protected]

39rechT & STeuerN : China

07.09.2016, gießenIndividuelle Myanmar-BeratungDer IHK-Verbund Mittelhessen bie-tet eine individuelle Beratung zum Markteintritt durch Monika Stärk, die Delegierte der Deutschen Wirtschaft in Myanmar, an. Bei Interesse besteht zudem die Möglichkeit sich zu Her-mes-Deckungen beraten zu lassen, die seit 2012 auch für Myanmar angeboten werden.

IHK Gießen­FriedbergElvin YilmazTel. +49 (0) 641­7954­3515international@giessen­friedberg.ihk.dewww.giessen­friedberg.ihk.de

Asien-Termine

AkTuelle BuchTIppS

Irgendwo zwischen chinesischer Vergangenheitsbewältigung und Krimi ist der Roman um die Freunde Ruyu, Boyang, Moran und Shaoai angesiedelt. Ihr Leben ist über Jahrzehnte geprägt von den Tian’anmen-Protesten – und der mysteriösen Vergiftung von Shaoai, die nach 20 Jahren Koma endlich stirbt. Erst dann wird das Geheimnis nach und nach freigelegt. Der Roman ist so angenehm lesbar, dass es leichtfällt, den Hauptfiguren in ihr Innerstes zu folgen.yuyun Li: Schöner als die Einsamkeit, 22,90 Euro, 350 Seiten, Verlag Hanser, erschienen: September 2015

Kaum ein Denker hat Ostasien so geprägt, wie Konfuzius. Für ihn selbst war dieser Erfolg ganz sicher nicht absehbar, denn er starb lan-ge bevor seine Lebensphilosophie zur Staatsdoktrin erhoben wurde. Doch wer war die Person hinter den strengen Regeln? War er wirk-lich ein unangenehmer Bürokrat? Wie lebte er selbst und was hat ihn beeinflusst? In seinem Seiten-gewaltigen Werk kommt der Sinologe und Asien-Korrespondent des „Time Magazine“ dem Philosophen ganz nah, oft in schnellem Reportage-Stil. Sehr empfehlenswert!Michael Schuman: Konfuzius – der Mann und die Welt, die er schuf, 24,99 Euro, 448 Seiten, Verlag Kösel, erschienen: April 2016

Japans Mythen und Rekorde sind zahlreich. Doch sind sie denn auch alle richtig? In kurzen, provokanten Texten nimmt sich der Autor bekannte Aussagen vor – und relativiert. Wie beispielsweise die hohe Zahl der Hundertjährigen, von denen viele gar nicht auffindbar sind, während ihre Nachkommen fleißig Rente kassieren. Gleichzeitig wirft er neue Fragen auf: Wie lebt es sich in der japanischen Provinz? Sind die Japaner wirklich immer vom Perfektionismus beseelt? Alle 55 klei-nen Kapitel sind amüsant zu lesen, was nicht heißt, dass nicht doch ein ernster Kern dahintersteckt.Matthias Reich: Was sie dachten, niemals über Japan wissen zu wol-len, 9,95 Euro, 250 Seiten, Conbook Verlag, erschienen: April 2016

13.09.2016, Münchendezentrale energie versorgung in MalaysiaDie Konferenz gibt einen Überblick zum malaysischen Markt im Bereich der dezentralen Energieversorgung mit dem Schwerpunkt auf Hybrid-, Insel- und Kleinstlösungen für PV, Kleinwas-serkraft und Speicher. Das Programm wird durch praktische Hinweise zum Markteintritt komplettiert.

eclareon GmbHLena KellerTel. +49 (0) 30­8866740­53lk@eclareon­comwww.eclareon.com

15.09.2016, chemnitzwirtschaftspartner chinaDer Workshop vermittelt ein grundle-gendes Verständnis für die Denk- und Handlungsweise chinesischer Ge-schäftspartner: Welche Logik im Han-deln und Verhalten liegt zugrunde? Was heißt dies für die Geschäftsbe-ziehungen? Welche Bedeutung haben Verträge oder Vereinbarungen? Worauf sollte man in der Kommunikation ach-ten? Die Teilnahme kostet 150 Euro.

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21.–22.09.2016, StuttgartQualitätssicherung und recht beim einkauf in chinaSie erfahren anhand erfolgreicher Pra-xisbeispiele, wie Sie die Lieferanten-auswahl, -prüfung und -zertifizierung effizient vorbereiten und die Qualität nachhaltig sicherstellen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die wich-tigsten juristischen Fragestellungen und bekommen Sie einen Leitfaden zur ef-fektiven Gestaltung von Qualitätssiche-rungsvereinbarungen. Die Teilnahme-gebühr liegt bei 1.295 Euro.

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09.11.2016, düsseldorf/11.11.2016, MünchenSinoJobs career days 2016Bei der Veranstaltung kommen Arbeit-geber mit chinesischen Berufseinstei-gern zusammen, die ihre Hochschul-ausbildung in Europa absolviert haben und an Karrieren in internationalen Unternehmen interessiert sind. Sie nut-zen die Messe für eine erste Kontakt-aufnahme.

Mussenbrock & WangPui Ling NgTel. +49 (0) 40­696­353­850marketing@sinojobs­careerdays.comwww.sinojobs­careerdays.com

ASIA BRIDGE 7/8:201640 ServIce : Termine

feIerTAge IM JulI uNd AuguST 2016

Hong Kong 1.7. Tag der übergabe Hong KongsIndien 6.7.

15.8.25.8.

Idu’FitrUnabhängigkeitstagJanamashtami

Indonesien 4.–8.717.8.

Ende des islamischen FastenmonatsUnabhängigkeitstag

Japan 18.7. Tag des Meeres Umi no HiLaos 13.8. GründungstagMalaysia 6.7.

31.8.Ende des islamischen FastenmonatsNationalfeiertag

Mongolei 11.–15.7. NadaamMyanmar 18.7.

19.7.Waso VollmondTag der Märtyrer

Nordkorea 27.7.15.8.

WaffenstillstandsvereinbarungUnabhängigkeitstag

Philippinen 21.8.29.8.

Ninoy-Aquino-TagTag der Nationalhelden

Singapur 6.7.9.8.

Ende des islamischen FastenmonatsNationalfeiertag

Sri Lanka 6.7.19.7.17.8.

Id-Ul-FitrEsala Poya-VollmondtagNikini Poya-Vollmondtag

Thailand 19.7.20.7.12.8.

Asanha Bucha TagBuddhist Lent TagGeburtstag der Königin

Quelle: gtai

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herausgeber: MBM Martin Brückner Medien GmbHRudolfstraße 2460327 Frankfurt am MainTel. +49 (0) 69-665632-0Fax +49 (0) 69-665632-22

In Zusammenarbeit mit Germany Trade and Invest

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erscheinungsweise: Asia Bridge erscheint monatlich

druck: Strube Druck & Medien OHG Stimmerswiesen 3, 34587 Felsberg

Asia Bridge stützt sich neben umfangreicher Eigenbericht-erstattung auch auf Dow Jones Newswires und weitere Nach-richtenagenturen sowie auf Berichte der gtai – Germany Trade and Invest, Bonn. Inhalt nach bestem Wissen, aber ohne Ge-währ. Alle Rechte vorbehalten. Es wird ausdrücklich darauf hin-gewiesen, dass hinsichtlich der Inhalte Urheberschutz besteht. Kopien, Nachdrucke, Weitergaben im Umlauf, Bearbeitungen, Auswertungen oder sonstigen Vervielfältigungen jeglicher Art bzw. die Verbreitung oder Nutzung für Verbreitungen in allen Medien (gedruckt oder elektronisch) sind nur mit vorheriger, ausdrücklicher Genehmigung durch MBM GmbH gestattet. Zuwiderhandlungen werden rechtlich verfolgt!

ASIA BRIDGE 7/8:2016 41ServIce : Termine

::: Cover-StoryAutomobilindustrie

::: SüdkoreaIntelligente Fabrik als Modellprojekt

ASIA BrIdgeIM SEPTEMBER

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::: ChinaMarktzulassung für Kosmetikprodukte

ASIA BRIDGE 7/8:201642 TrAvel & lIfeSTyle : Myanmar

VON MICHAEL SCHOLTEN ::: König Mindon wählte den Tag der Grundsteinlegung mit Bedacht: Nach einer alten Prophe-zeiung sollte an einer Biegung des Irrawaddy-Flusses zum 2400-jährigen Jubiläum des buddhistischen Glaubens eine neue Metropole entstehen. So ließ der Monarch im Jahr 1857 die ersten Gebäude errichten. Schon ein Jahr später mussten die 150.000 Einwohner der bisherigen Hauptstadt Amarapu-ra nach Mandalay übersiedeln.

Der sagenhafte Palast des Königs nahm 4 qkm ein, auf denen 114 vergoldete Teakholzhäuser standen. Bis auf eine Ausnahme brannten die Häuser nieder, als sich japanische und britische Soldaten im Zweiten Weltkrieg ein dramatisches Feu-ergefecht innerhalb der 8 km langen Palastmauern lieferten.

Erhalten blieb einzig das Holzhaus, in dem König Min-don 1878 starb. Sein trauernder Sohn und Nachfolger Thi-baw ließ es zwei Jahre nach dem Tod des Vaters abbauen und

Almosen für das karmaElton John, Robbie Williams und The Eagles: Sie alle besangen Mandalay, obwohl der Ort mit seinen 1,6 Millionen Einwohnern nur 28 Jahre lang burmesische Hauptstadt war. Doch der Klang des Namens weckt bis heute Erinnerungen an mythische Paläste, buddhistische Mönche sowie Gold und Edelholz im Überfluss.

außerhalb der Palastmauern aufstellen, um es anschließend den buddhistischen Mönchen zu schenken. Das Shwenan-daw-Kloster ist nun ein Museum und begrüßt seine Besucher mit großen Schildern, die das Rauchen ausdrücklich verbie-ten. Die Schnitzkunst mit etlichen Figuren und Blumenorna-menten lässt erahnen, wie groß die Pracht des Palastes einst gewesen sein muss. Das originale Blattgold klebt noch unter der Decke und an vielen Säulen. An der Fassade, die zum Teil restauriert werden musste, ist heute vom ehemaligen Glanz leider nichts mehr zu sehen.

wiederaufbau durch ZwangsarbeiterIm Jahr 1885 konnte König Thibaw nicht verhindern, dass Mandalay an die Engländer fiel. Die Kolonialherren schickten den König ins indische Exil und verlegten die Hauptstadt ins 716 km südlich gelegene Rangon. Sie plünderten den Palast Bi

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ASIA BRIDGE 7/8:2016 43TrAvel & lIfeSTyle : Myanmar

und wandelten die Teakhäuser in Offiziercasinos und Billardräume um. Die Häuser, die Touristen heute auf dem Palastgelände besichtigen können, sind Nachbauten. Myanmars Militärregierung ließ sie Ende der 1990er Jahre von Zwangsarbeitern errichten – ein Grund mehr, sich das Eintrittsgeld zu sparen und lieber andere Sehenswürdigkeiten in Mandalay und Amarapura zu besuchen.

Die Mahamuni-Pagode beherbergt eine 3,80 m große Buddha-Statue, für die Buddha eine Woche lang Modell gesessen haben soll. Frauen dürfen die Statue nur aus der Ferne anbeten, während die Männer auf eine Empore steigen und Buddha mit Blattgold bekleben. Die hauchdünnen Blättchen haben sich über die Jahre zu regelrechten Klumpen summiert, sodass der Körper recht unförmig ge-worden ist. Nur das Gesicht ist tabu und darf nicht mit Gold beklebt werden.

die heilende kraft der BerührungIn einer Nachbarhalle stehen sechs Bronzefiguren, die vor vielen Jahrhunderten aus Angkor Wat im heutigen Kambodscha gestohlen wurden. Neben einem Löwen und einem dreiköpfigen Elefanten haben vor allem die beiden Tempelwächter eine be-sondere Bedeutung: Wer krank ist, muss die betroffene Kör-perstelle der Bronzefiguren berühren, damit die Schmerzen am eigenen Körper nachlassen. Offenbar hat ganz Myanmar Bauchweh, denn die Bäuche der Figuren sind von vielen Be-rührungen blitzblank poliert.

In Amarapura steht das sehenswerte Mahagandhayon-Kloster. Mehr als 1.000 Mönche stehen hier täglich pünktlich ab 10.15 Uhr vor großen Kochtöpfen an, aus denen Laien Reis in ihre Almosenschalen füllen. Die knapp 1.000 Dollar, die pro Tag für das Essen aufgebracht werden müssen, kom-men von Gruppen, Firmen und internationalen Touristen. Die Mönche bedanken sich jedoch nie für die Spende: Denn sie sind es ja, die dem Spender die Chance geben, durch eine gute Tat etwas für sein Karma zu tun.

Barfuß auf klettertourAm Irrawaddy warten hölzerne Ausflugsdampfer darauf, Tou-risten zur Ruine der Mingun-Pagode am anderen Flussufer zu bringen. König Bodawpaya wollte hier ab 1790 das größte Heiligtum der Welt errichten. Zehntausende Zwangsarbeiter mussten Tag und Nacht schuften, um die auf 152 m angeleg-te Pagode noch zu Lebzeiten des Königs fertigzustellen. Das gelang nicht: Bodawpaya starb 1819 und die Arbeiten an dem Ziegelsteinbauwerk wurden sofort eingestellt. Die 72 m brei-

Für die Buddha­Statue in der Mahamuni­Pagode

soll Buddha höchstpersönlich Modell gesessen

haben. Frauen dürfen das Heiligtum nur aus der

Ferne bewundern.

te Basis der Pagode hatte eine Höhe von 50 m erreicht. Ein Erdbeben im Jahr 1838 zerstörte große Teile der bisherigen Arbeit. Auch die gigantischen Wachlöwen zerfielen in ihre Einzelteile und bilden noch heute ein zerbröckeltes Mahn-mal gegen den Größenwahn des Monarchen. Wer Schuhe, Socken und Schwindelgefühl ablegt, darf den Schutthaufen erklimmen. Das ist barfuß eine besondere Herausforderung, weil zarte westliche Fußsohlen es nicht gewohnt sind, ständig spitze Steine unter sich zu spüren.

Angenehmer ist der Besuch der benachbarten Hsin-byume-Pagode, einer der schönsten in ganz Myanmar. Be-nannt nach der 1816 gestorbenen Lieblingsfrau von König Bodawpaya, symbolisiert das schneeweiße Heiligtum den mythischen Berg Meru, der von wellenartigen Terrassen umgeben ist.

Den Sonnenuntergang genießen Touristen traditionell am Taungthaman-See, über den eine 1,2 km lange Brücke führt. Die U-Bein-Brücke, benannt nach dem Bürgermeis-ter U Bein, der das Bauwerk 1850 in Auftrag gab, wurde komplett aus Teakholz gebaut. Dafür wurden 1086 Balken von alten Residenzen der früheren Städte Inwa und Sagaing verwendet. Einige Pfeiler sind aus Sicherheitsgründen längst durch Beton ersetzt worden, doch noch immer ist die U-Bein-Brücke ein Fest für Fotografen. :::

das erste Mal in Asien war ich ... 1994 in Singapur. Ich er-innere mich noch gut daran, wie ich damals nur mit einer Tasche in der Stadt gelandet bin. Was für ein Abenteuer!

Anders, als ich erwartet hätte war ... das kosmopolitische Flair in dieser bunten Stadt mit ihren vielfältigen Kulturen und Einflüssen. Ich war sofort begeistert von der Metropo-le mit ihrem unglaublichen Angebot an Reisemöglichkeiten nach ganz Südostasien.

Am meisten verändert hat sich seit damals ... das eine oder andere brandneue Einkaufszentrum, aber auch einige Hotels und Vergnügungsparks sind moderner. Singapurs Zentrum ist weitgehend unverändert geblieben. Wie in vielen asiatischen Großstädten ist alles internationaler geworden, aber es gibt nach wie vor reichlich Möglichkeiten, in die lokale Kultur einzutauchen und traditionelle Bräuche zu erleben.

Zum Stichwort „interkulturelle unterschiede“ fällt mir spontan ein, ... dass nicht immer alles so kompliziert ist, wie behauptet wird. Sich in einem neuen kulturellen Um-feld zurechtzufinden erfordert die Fähigkeit zuzuhören und ein hohes Maß an Empathie und Offenheit für Neues. Man muss sich frei machen von vorgefassten Meinungen und Vor-urteilen sowie bereit sein, Zeit und Geduld aufzubringen, um einen anderen Kulturkreis zu verstehen.

In größere fettnäpfchen getreten bin ich ... sicherlich das ein der andere Mal, wenn ich meine Ungeduld und Verärge-rung offen zur Schau stellte, weil mal etwas scheinbar grund-los länger dauerte.

An den Asiaten schätze ich besonders ... die Menschen in ihrer Vielfältigkeit und Freundlichkeit. Die Gelegenheit, so viele großartige Menschen kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, gehört zu den wichtigsten und lehr-reichsten Erfahrungen in meinem bisherigen Leben.

wenn ich in Asien bin, bin ich am liebsten in ... Singapur, wo ich derzeit zu Hause bin.

Asien-reisende sollten ... unvoreingenommen sein und Unterschiede annehmen, ohne Vergleiche mit dem eigenen kulturellen Umfeld anzustellen.

kennenlernen würde ich gern einmal ... Mr. Ma Yun, den Gründer der Alibaba Group.

wenn ich in die Zukunft blicke, denke ich, dass wir noch einmal überrascht sein werden von ... Chinas Ausdauer und Belastbarkeit. Das Reich der Mitte wird eine ernstzuneh-mende Wirtschaftsmacht bleiben. Unternehmen, die flexibel genug sind, sich dem ständigen Wandel anzupassen, bieten sich auch weiterhin eine Fülle von Chancen.

Die westliche Ungeduld konnte Frank Naeve in Asien schnell hinter sich lassen und Verzö­gerungen steht er nun gelassen gegenüber. Bei seiner ersten Ankunft in Singapur hatte der Leiter der Region Asien­Pazifik bei Lufthansa Cargo nur leichtes Gepäck dabei, inzwischen ist er in seiner Wahlheimat sesshaft geworden.

„differenzen mit empathie überwinden“

• Frank Naeve wurde in Neukaledonien geboren und wanderte als Kind mit seiner Familie nach Australien aus.

• 1992 begann Naeve ein Ausblidungsprogramm bei der Lufthansa, das auf die Vorbereitung von Nachwuchs­kräften auf zukünftige Führungsverantwortung abzielt.

• Der 47­Jährige sammelte bereits reichlich Asien­Erfah­ rung, als er für Lufthansa Cargo in Shanghai und für Jade Cargo in Shenzhen tätig war.

Zur perSoN

44 ASIA BRIDGE 7/8:2016TrAvel & lIfeSTyle : Ausgesprochen asiatisch

Weitere Informationen erhalten Sie bei:Nadine Voiss-WolfTelefon: +49 (0) 69 / 2710760 - 24E-Mail: [email protected]

MBI-Konferenz

11. STAHL TAG 201621.-22. September 2016, Frankfurt/Main

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Die Themen- Iran: Chancen für deutsche Unternehmen nach Marktö�nung?!

- Aktuelle Situation am Stahlmarkt: China als Marktwirtscha�?, Anti-Dumping-Maßnahmen, Konsolidierung

- Industrie 4.0: Welche Systeme rentieren sich?

- Best-Practice Industrie 4.0: Erfolgreich umgesetzte Modelle

- Einkaufsstrategie: Mit welchen Änderungen Zulieferer rechnen müssen

- Preisentwicklung 2016/2017

Referenten, u.a.:- Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Universität Würzburg- Dr. Jens Lauber, Managing Director Steel Distribution, Tata Steel und Präsident, Eurometal- Jens Rojahn, Geschä�sführer, Salzgitter Mannesmann Stahlhandel- Dr. Martin Theuringer, Leiter Geschä�sfeld Wirtscha�, Wirtscha�svereinigung Stahl

- Eugen Weinberg, Head of Commodity Research, Commerzbank

- Moderation:Oliver Ellermann (Vorstand) undJörg Feger (Bereichsleiter BDS Research), BDS AG – Bundesverband Deutscher Stahlhandel

Das Kurz-Abonnement beginnt mit der ersten Lieferung und läuft drei darauffolgende Monate. Es kann mit einer Frist von einem Monat zum Ende des dritten Monats gekündigt werden. Wenn Sie weiter beziehen wollen, müssen Sie nichts tun, dann geht Ihr Abo in ein reguläres Abo über mit 3-monatiger Kündigungsfrist zum Jahres-ende. Die Abonnementgebühr ist im Voraus fällig. Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Martin Brückner Medien GmbH, die ich auf Wunsch zugeschickt bekomme, die auf der Website www.maerkte-weltweit.de zu lesen oder her unterzuladen sind. Alle genannten Preise verstehen sich monatlich zzgl. gesetzlicher Mwst. Versand kosten werden zusätzlich berechnet, Inland 3 € pro Monat, Ausland je nach Entfernung. Dieses Angebot ist gültig bis zum 30. September 2016.

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ASIA BRIDGE 03:2016

13

COVER-STORY : Industrie 4.0

VON WALTER HUBER UND MICHAEL LICKEFETT ::: „Alles so sauber

hier“, hört man es murmeln, „keiner steht rum, alle sind be-

schäftigt“ und „so viele Roboter und Maschinen“. Chinesi-

sche Fachbesucher gehen derzeit in deutschen Fabriken ein

und aus, bestaunen den effizienten Aufbau der Fertigung und

die modernen Maschinenparks. Kein anderes Land bewun-

dern die Asiaten für ihr Technik-Know-how und ihre gute

Organisation so sehr wie Deutschland. Ihr Ziel daher: von

der deutschen Industrie zu lernen.

Denn nach Überzeugung der chinesischen Unternehmen

ist Deutschland die weltweit führende Nation bei der Ent-

wicklung einer digitalisierten und vernetzten Industrie, ge-

folgt von den USA und Japan. Das zeigt der aktuelle „China

– Industrie 4.0-Index“, für den die Unternehmensberatung

Staufen im vergangenen Herbst 100 Industriefirmen aus dem

Reich der Mitte befragt hat. Sich selbst sehen die Unterneh-

men derzeit noch weit abgeschlagen: 35% haben sich bisher

gar nicht mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigt, lediglich

jede zehnte Firma verfolgt bereits operative Einzelprojek-

te. Die deutsche Industrie ist in der Umsetzung wesentlich

weiter. Entsprechend liegt der Industrie 4.0-Index für Chi-

na derzeit bei 15 Punkten (Skala zwischen 0 und 100), für

Deutschland hat Staufen in einer identischen Studie dagegen

bereits einen Wert von 30 Punkten ermittelt.

Mehr Erfolg durch RoboterNoch hat die Bundesrepublik zwar einen gewaltigen Vor-

sprung beim Übergang in die smarte Industriewelt. Doch

die Studie zeigt auch: Chinesische Unternehmen gehen das

Thema sehr ambitioniert an. Die überwältigende Mehrheit

rechnet mit einer spürbaren Veränderung be-

ziehungsweise Erweiterung ihres Geschäftsmo-

dells und ihrer Produktpalette durch Industrie

4.0 sowie spürbare Effizienzsteigerungen in der

Herstellung in den kommenden fünf Jahren.

Und 80% der Befragten sind überzeugt, dass

ihr Unternehmen dabei wirtschaftlich erfolg-

reicher wird. Solche Zahlen hört die chinesische Regie-

rung gerne. Sie gilt als einer der Treiber in das

nächste industrielle Zeitalter mit digitalen und

vernetzten Produktionswelten. Ihr Ziel: von der

verlängerten Werkbank direkt zur Smart Fac-

tory zu gelangen. Ein ambitioniertes Vorhaben,

denn dabei müssen die meisten Firmen wohl

gleich mehrere Entwicklungsschritte über-

springen. Möglichst schnell sollen die Fabriken von

morgen entstehen. Made in China 2025 heißt

das Programm, mit dem das asiatische Land westliches Pro-

duktionsniveau hinsichtlich Produktivität und Qualität im

Jahr 2025 erreichen will. Es beinhaltet eine Vielzahl von

Maßnahmen, die die Veränderungen der Wirtschaft voran-

treiben sollen.Chinaweit große Aufmerksamkeit genießen beispiels-

weise die rund 50 Industrie 4.0-Leuchtturmprojekte der

Regierung. Der Staat fördert die branchenübergreifenden

Vorzeigevorhaben dem Vernehmen nach mit bis zu 20% der

Investitionskosten. Mit „Internet Plus“ existiert zudem ein

weiteres vielbeachtetes Programm unter anderem mit den

Schwerpunkten Cloud Computing und Big Data für den di-

gitalen Handel.Regionen übertrumpfen sich gegenseitig

Auch die verschiedenen Regionen unternehmen große An-

strengungen, Industrie 4.0-Aktivitäten im eigenen Umfeld

zu unterstützten – ebenfalls mit einer erheblichen staatlichen

Förderung. Zu beobachten ist hier eine wachsende Konkur-

renz zwischen den Industrieregionen.

Zudem werden die Universitäten mit erheblichen Geld-

mitteln ausgestattet. Diese sollen für die Ausbildung von

Studenten, zur Förderung von Forschungsvorhaben und

zum Aufbau entsprechender Infrastruktur, wie zum Bei-

spiel Labors genutzt werden. Kooperationen mit westlichen

Universitäten werden aktiv vorangetrieben. Um das eigene

Wissensdefizit abzubauen, werden zahlreiche Übersetzun-

gen von primär deutschen Industrie 4.0-Publikationen ins

Chinesische übersetzt. Darüber hinaus werden ganz gezielt

begabte Studenten zum Aufbau von Know-how an westliche

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Von der Werkbank zur Smart Factory

Bei der Umstellung auf eine intelligente Produktion will China gleich mehrere Entwick-

lungsschritte überspringen und schon in wenigen Jahren ganz vorne mitmischen. Dafür

orientiert sich das Reich der Mitte an seinem großen Vorbild – der deutschen Industrie.

WIE WEIT IST IHR UNTERNEHMEN AUF DEM WEG ZUR

INTELLIGENTEN FABRIK? >>

ISSN

: 186

4-37

52

ASIA BRIDGETrends | Analysen | Strategien für Ihr Asiengeschäft

3:2016

MYANMAR

Nach den Wahlen

ist Geduld gefragt

INDONESIEN

Banken befinden

sich im Höhenrausch

TRANSPORT & LOGISTIK

Pan-Beibu Golf Region

rückt in den Blickpunkt

CHINA

Von der Werkbank

zur Smart Factory

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