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ASYMMETRISCHE INFORMATION UND SIGNALLING Andreas Scheuber, Michael Trowbridge

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ASYMMETRISCHE INFORMATION UND SIGNALLING

Andreas Scheuber, Michael Trowbridge

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Ablauf Einleitung Signalling Vertrauensspielen mit unvollkommener

Information Signale und ihre Anwendung Fazit Diskussion

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SIGNALLING

Diego Gambetta, 2009: Signalling. In: Peter Hedström (Hg.): Handbook of AnalyticalSociology. Oxford: Oxford UP.

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Sender – Empfänger Sender

Verfügt entweder über eine Eigenschaft oder nicht Sendet ein Signal das anzeigt, dass er die

Eigenschaft besitzt Nimmt evtl. Kosten in Kauf um das Signal zu

senden Empfänger

Weiss nicht ob der Sender die Eigenschaft besitzt Versucht eine Verbindung zwischen den

beobachtbaren Signalen und den nicht beobachtbaren Eigenschaften zu ziehen.

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Typische Situationen Es existiert eine Handlung die der

Empfänger unternehmen kann, welche den Sender (unabhängig davon ob er die signalisierte Eigenschaft besitzt) begünstigt.

Diese Handlung begünstigt den Empfänger jedoch nur dann wenn der Sender tatsächlich die Eigenschaft besitzt.

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Ehrliche – Unehrliche Sender Ehrliche

Besitzen die Eigenschaft und haben ein Interesse, dass der Empfänger Ihnen das glaubt

Unehrliche Besitzen die Eigenschaft nicht und haben ein

Interesse, dass der Empfänger fälschlicherweise glaubt sie würden die Eigenschaft besitzen

Signalkosten Signalkosten können müssen aber nicht

variieren

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Gleichgewichte Separating Equilibrium

Nur ehrliche Sender können es sich leisten das Signal zu senden. Signal ist perfekt.

Semisorting Equilibrium Ein Teil der unehrlichen Sender und alle ehrlichen

Sender können es sich leisten ein Signal zu senden. Das Signal dient als Indikator, ist aber nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wahr.

Pooling Equilibrium Alle unehrlichen Sender und ehrlichen Sender

können es sich gleichermassen leisten das Signal zu senden. Signal ist bedeutungslos.

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Kosten des Signals Ressourcenverschwendung Risikoerhöhung Multiple Quellen der Kosten Für ehrliche Sender kostenlose Signale

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Annahmen und Grenzen Informationen über die Nutzen und

Kosten des Signals (für beide Typen Sender), sowie die Populationsanteile müssen bekannt sein.

Signale schlagen fehl wenn: Soziale Normen und Konventionen ihren

Versand verhindern Die Frage nach einem Signal seitens des

Empfängers Informationen über den Empfänger preis gibt, die er geheim halten will.

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VERTRAUENSSPIELE MIT UNVOLLSTÄNDIGER INFORMATION

Andreas Diekmann, 2009: Spieltheorie; Einführung, Beispiele, Experimente.Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg. Kapitel 9.

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Vertrauensspiele mit unvollständiger Information

Strategien: Treugeber:

- Vertrauen gewähren (C), - Vertrauen nicht gewähren (D)

Treuhänder: - Vertrauen erwidern (C), - Vertrauen missbrauchen (D)

Rangfolge der Auszahlungen: T > R > P > S

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Vertrauensspiele mit unvollständiger Information

Auszahlungsmatrix:

Resultat:Aufgrund der Rangfolge der Auszahlungen wird der Treuhänder defektieren. Der Treugeber antizipiert das Verhalten des Treuhänders, da vollständige Information angenommen wird, und gewährt erst gar kein Vertrauen.

Vertrauen erwiedern

Vertrauen missbrauchen

Vertrauen gewähren R, R S, T

Vertrauen nicht

gewährenP, P P, P

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Vertrauensspiele mit unvollständiger Information

Zwei Typen von Treuhändern: Typ A: „Ehrlicher Treuhänder“

- Vertrauen erwiedern --> R- Vertrauen missbrauchen --> T – c < R(c = Kosten eines schlechten Gewissens) 

Typ B: „Eigennutzenmaximierung“- Vertrauen erwiedern --> R- Vertrauen missbrauchen --> T

Wahrscheinlichkeitsverteilung der Typen: α = Anteil von Typ A an der Population 1 – α = Anteil von Typ B an der Population

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Vertrauensspiele mit unvollständiger Information

Auszahlungsmatrix Typ A:

Auszahlungsmatrix Typ B: 

Vertrauen erwiedern

Vertrauen missbrauchen

Vertrauen gewähren R, R S, T (-c)

Vertrauen nicht

gewährenP, P P, P (-c)

Vertrauen erwiedern

Vertrauen missbrauchen

Vertrauen gewähren R, R S, T

Vertrauen nicht

gewährenP, P P, P

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Vertrauensspiele mit unvollständiger Information

Damit der Treugeber Vertrauen gewährt muss gelten:

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Signalling in Vertrauenspielen mit unvollständiger Information

Annahmen: Signale sind nur sinnvoll wenn die Coleman-Schwelle unterschritten

wird, da bei einer Überschreitung dieser Vertrauen unabhängig von gesendeten Signalen sowieso gewährt wird.

Treuhänder können Signal der Vertrauenswürdigkeit aussenden. Typ A bezahlt dafür a Einheiten und Typ B b Einheiten.

Für ein effizientes separierendes Gleichgewicht muss gelten: i) R – a > P

Somit lohnt es sich für den ehrlichen Typ sein Signal zu senden.

ii) T – b < PSomit lohnt es sich für den Typ B nicht ein Signal zu senden.

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Signalling in Vertrauenspielen mit unvollständiger Information

Resultat:Der Treugeber wird auf ein Signal hin Vertrauen gewähren und beim Ausbleiben eines solchen defektieren, da gilt: P(Typ A | Signal) = 1, P(Typ B | kein Signal) = 1.

--> „separierendes, perfektes Bayesianisches Gleichgewicht“

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Signalling in Vertrauenspielen mit unvollständiger Information

Erwartungswertvergleich:

(Falls Schwellenwert erreicht: α > α*)

Fazit: - Je höher die Unehrlichkeit in der Population desto stärker profitieren die Treugeber (bei Signalkosten die Bedingungen i) und ii) erfüllen), da αR + (1- α)P > αR + (1- α)S.

- Je höher die Unehrlichkeit in der Population desto weniger profitieren die Treugeber, da R-a < R bzw. P < T

Ohne Signale Mit SignalenTreugeber αR + (1- α)S αR + (1- α)PTreuhänder Typ A

R R - a

Treuhänder Typ B

T P

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SIGNALE UND IHRE ANWENDUNG

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Ablauf Eine soziobiologische Betrachtung Beispiel-Studien

Gehgeschwindigkeit und Status „How Taxi Drivers Establish Their

Customers’ Trustworthyness“ Fazit Diskussion

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Eine soziobiologische Betrachtung

Evolutionstheoretische Sicht:Signale als Merkmal für Fitness

Fitness (auch Eignung oder Tauglichkeit): Fähigkeit/Wahrscheinlichkeit die eigene Erbanlage an

nachfolgende Generationen weiterzugeben

Signale sollen die Überlebens- und die Fortpflanzungswahr-scheinlichkeit erhöhen: Verteidigung: Konkurrenten, Angreifer abschrecken Vermehrung: Sexualpartner anlocken

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Eine soziobiologische Betrachtung

Signale als Verteidigung1) Ressourcen-Verschwendung: „Fitness-

bekennende“ Gazellen2) Risikoaussetzung: Pfeifende Murmeltiere /

Vögel

Signale als Zeichen der Attraktivität Federschmuck bei Vögeln „Energieverschwendung“ von Männchen in

Anwesenheit von Weibchen

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(Schmitt & Atzwanger 1995)

„Walking Fast – Ranking High“ (Schmitt & Atzwanger, 1995)

Ergebnisse:- Männer: positiver

Zusammenhang zw. Gehgeschwindigkeit und Status

- Frauen: kein Zusammenhang

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„How Taxi Drivers Establish Their Customers’ Trustworthyness“ (Gambetta & Hamill, 2005)

Taxi-Fahrer in Belfast und New York (2001) gefährlicher Beruf Hypothese: Fahrer achten auf zuverlässige

Signale bzgl. Vertrauenswürdigkeit der Fahrgäste, um Risiko eines Überfalls oder gewalttätigen Übergriffs zu minimieren

Methode: Interviews mit Fahrern und Gästen; Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln

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Taxi-Fahrer in Belfast und New York (2001) Fahrer lassen sich (intuitiv) nicht von „günstigen“

Signalen (einfach zu imitieren) beeinflussen, sondern achten eher auf Signale, welche schwerer zu imitieren und gleichzeitig leicht zu beobachten sind Bsp. Anfahren von Flughäfen; Gäste über Zentrale

vermitteln; Ort des Aufladens; Geschlecht; Ethnizität

Fahrer signalisieren ihrerseits: Vermeidung konfessioneller Hinweise, Sprache,

Funkkontakt mit anderen Fahrern, den „tough guy“ markieren

„How Taxi Drivers Establish Their Customers’ Trustworthyness“ (Gambetta & Hamill, 2005)

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Fazit

Signale können Informationsasymmetrien überwinden

Randbedingungen: Kosten, um Signal zu erwerben / auszustrahlen Nutzen, welcher mit Signal erzielt werden kann

Gutes Signal: Erwerb ist für schlechte Spieler mit höheren Kosten / tieferen relativen Nutzen verbunden, als für gute Spieler (und ist kostengünstig erkennbar)

je mehr schlechte Spieler ein Signal imitieren (können), desto geringer wird dessen Wert als differenzierendes Merkmal

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Diskussion

Wo gibt es Anknüpfungspunkte für die Soziologie? Status und Prestige (vgl. Veblen, Bourdieu) Konsumverhalten Partnerwahl …

Schafft die Signaling-Theorie einen Mehrwert in theoretischen Diskussionen oder erklärt sie sämtliche (auch soziologische) Fragestellungen, allzu vereinfachend und mit immergleichen (evolutionsbiologischen) Überlegungen? „when you have a hammer everything starts looking like a nail“

Inwiefern lässt sich die Signaling-Theorie empirisch überhaupt nachweisen/widerlegen?