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Ausbildung Weiterdenken Regionales Ausbildungsnetzwerk zur Fachkräftesicherung C Au om Abschlussbericht

AuCom Abschlussbroschüre

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Das Projekt AuCom - Ausbildungsinnovation Composite im Technologienetzwerk Composite Magdeburg-Haldensleben

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Ausbildung Weiterdenken

Regionales Ausbildungsnetzwerk zur Fachkräftesicherung

CAu om

Ausbildung Weiterdenken

Abschlussbericht

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Das JOBSTARTER-Projekt AuCom startete 2009 als Verbundinitiative. Ziel war, dass sich die hohe Entwicklungsdynamik der Region Magdeburg-Haldensleben im Technologiefeld der kohlenstoff- und glasfaserverstärkten Kunststoffe (CFK und GFK), auch Composite genannt, adäquat in den Ausbildungsinhalten typischer Berufsbilder dieser innovativen und zukunftsträchtigen Branche wiederfi nden sollte. AuCom wird von den Projektpartnern RKW Sachsen-Anhalt GmbH, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der MA&T Orga-nisationsentwicklung GmbH realisiert. Es beinhaltet Maßnahmen zur Berufsorientierung an Schulen, zur Lehrausbildung an berufs-bildenden Schulen, der Studiengestaltung an der Hochschule und des Ausbildungs- und Berufemarketings.

JOBSTARTER – neue Ausbildungsplätze akquirieren, jungen Menschen eine Perspektive geben, regionale Ausbildungsstrukturen verbessern.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sichert mit dem Ausbildungsstrukturprogramm JOBSTARTER aktiv den Fachkräftenachwuchs. Über 36.000 Auszubildende fanden bereits den Einstieg in die Arbeitswelt.

Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigung, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Inves-tition in die Humanressourcen.

AuCom Abschlussbroschüre

Hochschule Magdeburg-Stendal: Entwicklung und Betreuung des Dualen Studiengangs Maschinenbau/Composite-Technologie

MA&T Organisationsentwicklung: Entwicklung von Produkten zum Ausbildungsmarketing

RKW Sachsen-Anhalt: Projektleitung, Netzwerkarbeit, Betreuung von Messeauftritten, Maßnahmen zur Berufsorientierung

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Compositen ein Gesicht geben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

Dank Schichten hoch hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

Ziele gemeinsam erreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

Entwicklung vorantreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12

Sehen, wofür man lernt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16

Für frischen Wind sorgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20

14 Gründe, um hierzubleiben! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

Was Schüler/innen erwarten und wahrnehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26

Interesse durch Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28

Gezielt bekannt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32

Interesse aufspüren und bedienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36

Inhaltsverzeichnis

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Das ambitionierte Projekt AuCom – Ausbildungsinnovation Composite – hatte zum Ziel, mit regionalen Unternehmen den Fachkräftebedarf in der Region Magdeburg-Haldensleben quali-tativ und quantitativ zu sichern. Die Ausbildungsberufe Verfah-rensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Indus-trie- und Zerspanungsmechaniker/in sollten durch innovative, material- und verfahrenstechnische Inhalte der Composite-Ver-arbeitung angereichert werden, um zukünftige Mitarbeiter/innen auf die Prozessinnovationen in ihren Einsatzbetrieben vorzube-reiten. Darüber hinaus galt es, einen Dualen Studiengang Ma-schinenbau/Composite-Technologie an der Hochschule Magde-burg–Stendal zu entwickeln und zu etablieren. Innovative Ausbildungskooperationen, u.a. mit regionalen Schulen, neue Formen des Ausbildungsmarketings und des Zugangs von Azu-bis zu höherwertigen Abschlüssen sollen junge Menschen moti-vieren, attraktive Ausbildungsbedingungen und berufl iche Ent-wicklungsmöglichkeiten in der Region zu nutzen. Umfangreiche Aktivitäten zur Berufsorientierung wurden durch das Projektteam ebenso organisiert, wie Lehrerfortbildungen an der Hochschule, um das Thema Composite in den Schulen bekannt zu machen.

Es hat sich gezeigt, dass ein großes Interesse an der Erweiterung von Ausbildungsstrukturen mit Bezug auf die Composite-Tech-nologie und die Unterstützung bei der Besetzung von Ausbil-dungsplätzen besteht. Dafür sprechen über 100 akquirierte Ausbildungsplätze sowie das große Interesse, Studierende des Dualen Studiengangs einzustellen.

Der Bereich der Ausbildung als Aspekt der Fachkräftesicherung ist sehr komplex. Dementsprechend vielschichtig sind auch die vorzeigbaren Ergebnisse des Projektes. Ein besonderer Dank gilt daher allen mitwirkenden Unternehmen im Projekt sowie allen Partnern und Unterstützern, ohne die das Projekt nicht so erfolg-reich verlaufen wäre.

Dr.-Ing. Hans-Joachim Clobes ist Ge-schäftsführer der RKW Sachsen-Anhalt GmbH. Aufgabe des RKW ist es, die Wett-bewerbsfähigkeit des Mittelstandes zu stärken. Dies geschieht auf betrieblicher Ebene durch Beratung, Information und Weiterbildung. Auf überbetrieblicher Ebene entwickelt das RKW gemeinsam mit Unter-nehmen, Sozialpartnern, Wissenschaft und Politik Lösungen für die Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Compositen ein Gesicht geben

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Dank Schichten hoch hinaus: Leichtbau mit Compositen

Composite sind Werkstoffe aus zwei oder mehr verschiedenen verbundenen Materialien. Durch die Kombination besitzt der Verbundwerkstoff bessere Eigenschaften als die verwendeten Einzelkomponenten. Nachteilige Merkmale eines Stoffes werden durch vorteilhafte Eigenschaften eines anderen „Verbundpart-ners“ aufgehoben. Es werden polymere, metallische, keramische und organische Materialien kombiniert.

Die Eigenschaften des Werkstoffes werden aber auch durch die Geometrie der Verbundstruktur bestimmt. Weit verbreitet und bekannt sind heute die mit Glas- oder Kohlenstofffasern ver-stärkten Kunststoffe (GFK bzw. CFK). Sie gehören zur Untergrup-pe der Faserverbundwerkstoffe und sind vor allem für Leicht-bauanwendungen, bspw. in der Luft- und Raumfahrt oder dem Fahrzeugbau, interessant. Bei gleichem Gewicht kann CFK die fünffache Zugfestigkeit und Steifi gkeit von Stahl aufweisen. Theoretisch kann 1 kg CFK 5 kg Stahl ersetzen. Der entschei-dende Unterschied zwischen beiden Werkstoffen: Die hervorra-genden Eigenschaften des CFK sind abhängig von der Faser-richtung im Bauteil (Stahl besitzt im Gegensatz dazu in alle Richtung die gleichen Eigenschaften). Man spricht hier von An-isotropie. Die Fasern müssen belastungsgerecht angeordnet werden. Ein natürlicher anisotroper Werkstoff ist Holz. Die Effekte der Anisotropie werden deutlich spürbar bei dem Versuch einen Holzscheit zu spalten.

Mit Faserverbundwerkstoffen können Bauteile wesentlich indivi-dueller gestaltet und spezifi sche Anforderungen wie Elastizitäts-, Dämpfungs- oder Wärmeausdehnungsverhalten gezielt einge-stellt werden. Die verstärkenden Fasern werden dazu belas-

tungsgerecht angeordnet und durch eine formgebende Matrix (z. B. Epoxidharz) zusammengefügt. Die Eigenschaften werden beeinfl usst von der Faserrichtung, der Lagenanzahl und den verwendeten Werkstoffen.

Bevorzugt werden Faserkunststoffverbunde (FKV) heute in Leichtbau-Anwendungen eingesetzt. Bekannt hierfür sind der militärische und zivile Flugzeugbau sowie Raumfahrtstrukturen und Sportgeräte. Daneben spielt die im Fertigungsprozess erfol-gende Formgebung, die es erlaubt, komplizierte 3-D Oberfl ächen herzustellen eine entscheidende Rolle. Im Schienenfahrzeugbau sind daher Faserkunststoffverbunde im Bereich der Außenver-kleidung Stand der Technik.

Welche Meisterleistungen sich mit Compositen erzielen lassen, kann man gut in der Region Magdeburg-Haldensleben beobach-ten. Ob Windkraftanlagen, High-End-Motorradhelme oder Hochleistungskunstfl ugzeuge – in den letzten Jahren ist im nördlichen Sachsen-Anhalt ein innovatives und wichtiges Wirt-schaftscluster entstanden.

Evelyn Matschuck, Dipl.-Designerin (FH), ist Mitarbeiterin am Institut für Maschinenbau der Hochschule Mag-deburg-Stendal und zuständig für die Koordination des Dualen Studiengangs Maschinenbau/Composite-Technologie.

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Netzwerke boomen in vielen verschiedenen Bereichen von For-schung und Entwicklung - und dafür gibt es mehrere gute Gründe. Einer davon ist: Wenn avisierte Ziele zu groß sind oder die Hebel einzelner Organisationen zu klein, um drängende Themen zu bearbeiten und Probleme zu lösen, fällt eine Aufwand-Nutzen-Rechnung für eine Einzelorganisation schnell negativ aus.

Das betrifft auch die Handlungsfelder Fachkräftesicherung und Berufemarketing. Die Wirkungsmöglichkeiten kleiner und mittle-rer Unternehmen sind begrenzt und erreichen oft nicht die ge-wünschten Effekte. In solchen Situationen kann es hilfreich sein, dass sie Kräfte, Ressourcen und Kompetenzen bündeln und mit anderen Unternehmen oder Organisationen Synergien durch Netzwerkbildung erzeugen. Ein Beispiel dafür ist der Verbund AuCom. Bereits seit 2005 kooperieren viele Unternehmen dieses Netzwerks zu Innovationsthemen, sowohl im technologischen als auch im Personalbereich. Sie haben eine Kooperations-Ge-schichte erzeugt. Mehrere Bundesprogramme haben die Zu-sammenarbeit fi nanziell unterstützt. Dazu gehören das BMBF-Programm „Innovative regionale Wachstumskerne“ ebenso wie das Programm „JOBSTARTER“, welches vom BIBB gemeinsam mit dem BMBF betreut wird.

Die Unternehmen haben in dieser Zusammenarbeit hautnah erfahren: Die Sprunghöhe und die fi nanziellen Risiken komplexer Entwicklungsvorhaben sind kooperativ besser zu bewältigen. Dabei hilft ein gutes Netzwerkmanagement, die gemeinsamen

Ziele im Auge zu behalten und sich nicht zu verzetteln, sondern Aktionen gezielt zu planen. Das ist im Netzwerk AuCom unter Koordination des RKW gut gelungen.

Wenn eine engagierte, ergebnisorientierte Zusammenarbeit in einem Netzwerk angestrebt wird, dann geht das nur über tat-sächlich motivierende Ziele, durch die konkrete Mitwirkung der Partner an der Planung und Umsetzung zielführender, als be-deutsam wahrgenommener Maßnahmen. Gefragt sind daher didaktische Wege und Methoden zur aktiven Beteiligung der Partner am Strategie- und Umsetzungsprozess. Dafür haben die Akteure von AuCom jährlich eine Regionalkonferenz veranstaltet. In dieser Konferenz wurden Pläne vorgestellt und diskutiert, wurde Erreichtes präsentiert und neue Ideen konnten entstehen. Der Blick wurde geöffnet für Anregungen anderer JOBSTARTER-Netzwerke, die in vergleichbaren Themenfeldern unterwegs sind und es fanden Austauschtreffen mit diesen Netzwerken statt. Außerdem entstand die Kooperations- und Kommunikations-plattform DiCom („Denken in Compositen“). Sie wird seit 2010 neben Fachveranstaltungen auch durch regelmäßige Stammti-sche der beteiligten Partnerunternehmen gepfl egt und ist eines der nachhaltigen Produkte von AuCom. Wir erwarten, dass sich aus dieser Kooperationsplattform immer wieder Neues ergeben kann und wird.

Aktive Beteiligung aller Bündnispartner beginnt bei den Dialogen zur Visionsbildung über die inhaltlich-strukturellen Planungen bis hin zur Ergebnisverwertung. Es war den Partnern von AuCom

Ziele gemeinsam erreichen: Über die Vorteile von Netzwerkarbeit

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wichtig, die langjährige Zusammenarbeit im Bündnis zufrieden-stellend für alle Beteiligten zu regeln und so den Vertrauensauf-bau von Beginn an zu stärken. Um die Interessen der Partner zusammenzuführen, bedarf es einer strategischen Moderation – das bedeutet eine Moderation, die auch mittel- bis langfristige Ziele im Blick hat und dabei die Nachhaltigkeit von Beginn an mit bedenkt. Sie stellt auch solche Fragen, die sich die Bündnispart-ner aus verschiedenen Gründen selbst nicht stellen würden – und führt die Erkenntnisprozesse damit auf den „springenden Punkt“.

Professionelles Netzwerkmanagement und interessenneutrale Netzwerkmoderation können aus der Erfahrung von AuCom er-gänzend und unterstützend dazu beitragen, dass gemeinsam Ziele erreicht werden, ohne die eigenen Interessen außen vor zu lassen. Führung in der Netzwerkarbeit bedeutet also Zielführung.

Heute lässt sich für AuCom resümieren: Die Netzwerkpartner haben ihre Ziele erreicht. Seit 2011 gibt es den Dualen Studiengang Maschinenbau/Composite an der Hochschule Magdeburg-Stendal, der inzwischen auch bei Un-ternehmen weit über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus bekannt ist. Die Ausbildung an der Berufsschule Haldensleben hat neue Composite-orientierte Bildungsinhalte in die Ausbil-dung von zukünftigen Fachkräften aufgenommen, etwa speziel-les Fachwissen in der Materialverarbeitung, aber auch neuartige Anforderungen an Produktionsprozesse. Viele Schülerinnen und Schüler haben an ihren Schulen und auf regionalen Bildungs-messen etwas über neue Berufe, innovative Materialien und eine persönliche Perspektive in Sachsen-Anhalt gehört. Und: Das Netzwerk ist um eine gemeinsame Erfahrung reicher, was für die Zukunft eine starke Motivation für neue Netzwerkaktivitä-ten verspricht.

Martin Hoffmann, B.A. Cultural Enginee-ring, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei MA&T.

Dr. Gudrun Stahn ist Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin der MA&T Organisationsentwicklung GmbH. Die MA&T Organisationsentwicklung GmbH berät seit 15 Jahren u.a. zu Themen des Ausbildungsmarketing, Netzwerkmanagement, Führungskräfte-, Team- und Strategieentwicklung.

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Zwischen 2009 und 2012 wurden im Rahmen von AuCom Un-ternehmen der Composite-Branche im nördlichen Sachsen-An-halt dabei unterstützt, ihren Fachkräftebedarf qualitativ und quantitativ zu sichern. Getragen von den Projektpartnern RKW Sachsen-Anhalt GmbH, MA&T Organisationsentwicklung GmbH und der Hochschule Magdeburg-Stendal wurden dabei ver-schiedene Maßnahmen entwickelt, um die Qualität der Ausbil-dung sowie die Bekanntheit der Branche zu stärken.

Ohne ein starkes Netzwerk rund um Composite in der Region und entsprechende inhaltliche und methodische Expertise wären diese Ziele allerdings nicht möglich gewesen. Deswegen kann die Vorgeschichte von AuCom auch als wichtiger Baustein für spätere Erfolge gesehen werden.

„In Sachsen-Anhalt soll ein Schwerpunkt geschaf-fen werden, der Unternehmen der Region, insbesondere auch KMU, den Zugang zu innovativen Leichtbau-Techno-logien in der Praxis erleichtert und somit deren Wettbe-werbsfähigkeit erhöht. Dieses Ziel soll erreicht werden durch eine Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft, die effektiv in Projekten, Beratung und Dienstleistung, Aus- und Weiterbildung umgesetzt wird.“

Mit diesem Ziel startete 2006 der Wachstumskern ALFA - Allianz Faserverbunde in Haldensleben. Gefördert vom Bundesministe-rium für Bildung und Forschung legte es den Grundstein für ein Composite-Technologie-Cluster Magdeburg-Haldensleben mit dem Ziel, die Potenziale und Ideen der regionalen Composite-Branche in eine entsprechende Massenproduktion zu übersetzen und die Wirtschaft vor Ort zu stärken.

Produkte aus glasfaser- oder kohlenstofffaserverstärkten Kunst-stoffen (GFK bzw. CFK) haben in den letzten Jahren in unter-schiedlichen Branchen, so im Maschinen- und Anlagenbau, im Fahrzeugbau, in Luft- und Raumfahrt, in der Telekommunikation und in der regenerativen Energieerzeugung einen festen Platz erobert. Die zukunftsweisenden Composite-Technologien stellen an Ingenieure, Techniker und Meister sowie an Facharbeiter hohe Anforderungen an die qualitätsgerechte Realisierung der anspruchsvollen Kundenanforderungen. Schnell wurde dabei klar, dass eine nachhaltige Positionierung am Markt nur mit entsprechendem Fachpersonal gelingt – in Zeichen des Fach-kräfterückgangs keine leichte Aufgabe.

Die erkannten Bedarfe in der Fachkräftesicherung resultierten im Projekt PeCom - Personalentwicklung für Composite, geför-dert durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt-entwicklung, in welchem zwischen 2008 und 2009 technologi-sche Kompetenz sowie Kooperations- und Innovationsfähigkeit mit maßgeschneiderten Personalentwicklungsstrategien und Instrumenten zur Fachkräfteentwicklung im nördlichen Sachsen-Anhalt untersetzt wurden. Die Ergebnisse wurden in einer Pe-Com-Personalstrategie „PS 2015“ übertragen und gaben Im-pulse für die Entwicklung von passgenauen fachlichen und überfachlichen Weiterbildungsangeboten für Composite-Unter-nehmen. Gewünschte Effekte sind die Entwicklung dauerhafter Kooperationsstrukturen, ein effi zientes Marketing für die Gewin-nung von Fachkräften und Berufseinsteigern und die Erhöhung der Attraktivität der Region Magdeburg - Haldensleben für Inves-toren, Wissenschaft und für F&E-Projekte der regionalen Wirtschaft.

Entwicklung vorantreiben: Composite-Technologie-Cluster Magdeburg-Haldensleben

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Wachstumskern ALFAMaßgeschneiderte Compositefür Massenmärkte

Industrielabor Funktionsoptimierter Leichtbau

Denken in Compositen

PeComPersonalentwicklung für Composite

Dualer Bachelor-StudiengangMaschinenbau/Composite-Technologien

ZENTRUM FÜR FASERVERBUNDEUND LEICHTBAU HALDENSLEBEN

UG (haftungsbeschränkt)

Regionale und überregionale Unternehmen

Professur Werkstoff und Fügetechnik

KomplementäreAusstattung

Berufsbegleitende Weiterbildung Composite

Ausbildung Composite

Wirtschaft

Technologienetzwerk für faserverstärkte

Kunststoffe

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Die starke Nachfrage nach zukünftigen Fachkräften und Leichtbau-Spezialisten kam im anschließenden JOBSTARTER-Projekt AuCom – Ausbildungsinnovation Composite zum Tragen. In AuCom kooperierten rund 20 Unternehmen auf dem Gebiet der Ausbildung. Damit entstand ein Ausbildungsnetzwerk, das den Nachwuchsbedarf des Clusterkerns qualitativ und quantita-tiv sichern hilft. Die Ausbildungsberufe Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Maschinenbau- und An-lagenführer/in, Anlagenmechaniker sowie Zerspanungsberufe wurden durch innovative, material-und verfahrenstechnische Inhalte der Composite-Verarbeitung angereichert, um zukünftige Mitarbeiter auf die Prozessinnovation in ihren Unternehmen vorzubereiten.

Ergänzend wurde durch AuCom in Kooperation mit der Hoch-schule Magdeburg-Stendal der Duale Studiengang Maschinen-bau/Composite-Technologien entwickelt und akkreditiert. Der deutschlandweit einzigartige Studiengang kann seit dem WS 2011/12 studiert werden. Das Industrielabor Funktionsoptimier-ter Leichtbau an der Hochschule sowie das Zentrum für Faser-verbunde und Leichtbau Haldensleben sind dabei Partner im Ausbildungsverbund für den Dualen Studiengang und füllen die Lücken der berufspraktischen Ausbildung, die KMU nicht leisten können. Die Qualität der Ausbildung hat sich dabei schnell rumgesprochen, so dass mehr und mehr Unternehmen auch aus anderen Regionen Deutschlands ihre zukünftigen Fachkräfte in Magdeburg ausbilden lassen.

Und wie geht es weiter? Neben der notwendigen Personalge-winnung und -entwicklung wurde der Fokus auch auf weiterfüh-rendes Netzwerken gelegt. Im Technologienetzwerk DiCom - „Denken in Compositen“ haben sich Hersteller und Verarbeiter von Hochleistungsverbundwerkstoffen/Compositen aus Sach-sen-Anhalt zusammengefunden, um Synergien herzustellen und gemeinsam den Trend zum Leichtbau mitzubestimmen. Denn eins hat sich in den letzten Jahren gezeigt: Den Compositen gehört die Zukunft, nicht nur in Sachsen-Anhalt.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Häberle ist Ge-schäftsführer im Zentrum für Faserver-bunde und Leichtbau (ZFL) Haldensleben UG (haftungsbeschränkt) und tätig an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er ist maßgeblich für die Konzeption und Durchführung des Dualen Studiengangs Maschinenbau/Composite-Technologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal zuständig.

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Für einen Läufer macht es einen Unterschied, ob er auf Sand, im Schnee oder auf Asphalt läuft. Je nach Beschaffenheit des Bo-dens fällt seine Leistung gut oder schlecht aus. Ähnlich geht es dem Radsportler, der bessere Ergebnisse erzielen kann, je leichter und steifer beispielsweise der Rahmen seines Rads ist. Auch in der Industrie spielt es eine Rolle, welche Materialien verwendet werden, wie Prof. Dr. Jürgen Häberle erklärt: „Bei Compositen handelt es sich um Faserverbundwerkstoff, das sind Kunststoffe, die mit synthetisch hergestellten, sehr festen Fasern verstärkt sind. Was der Durchschnittsbürger unter „Car-bon“ versteht, sind Kunststoffe, die mit Kohlenstofffasern ver-stärkt sind, zehnmal dünner als menschliches Haar, aber sehr steif. Da die Fasern nur in ihre Richtung Kräfte aufnehmen, ist es an der Kunst des Ingenieurs, Bauteile so zu konstruieren und Fasern in Schichten so zu legen, dass alle Beanspruchungen, alle Belastungen aufgenommen werden können. Das ist eine komplizierte Technologie: Man muss wissen, wie die Bauteile gefertigt, die Werkstoffe geprüft und die Konstruktionen berech-net werden.“

Funktionsoptimierter Leichtbau

Angewendet werden Composite zum Beispiel im Flugzeugbau, bei den Rotorblättern von Windkraftanlagen oder auch bei Hel-men – Motorradhelme, Feuerwehrhelme, Militärhelme. Aramid-Fasern dienen als Verstärkung bei Schutzwesten, die Hülle von Schienenfahrzeugen besteht ebenso aus Compositen. Es handelt

sich also um sehr verbreitete Anwendungen. Genau dort setzen der Studiengang und die Projekte um das „Industrielabor Funk-tionsoptimierter Leichtbau“ an: „Wir haben mit einem Unterneh-men einen LKW-Hänger konzipiert, der aus glasfaserverstärkten Profi len besteht und nahezu eine Tonne weniger wiegt als ein konventioneller Stahlanhänger. Solch eine Konstruktion spart natürlich Kraftstoff oder erhöht die Nutzlast“, beschreibt Jürgen Häberle ein aktuelles Projekt.

Parallele praktische und akademische Ausbildung

Auch im Studium haben die Praxisphasen einen hohen Stellen-wert. Der duale Studiengang wird in neun Semestern absolviert. In den ersten vier Semestern geht es um Grundlagen im Maschi-nenbau, es folgen zwei Praxissemester im Unternehmen, danach beginnt die Vertiefung in die Composite-Technologien, im letzten Semester wird die Abschlussarbeit geschrieben. Nebenher können die Studierenden eine bundesweit anerkannte Ausbil-dung zum „Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kaut-schuktechnik“ absolvieren. Der duale Studiengang ist im Rahmen des JOBSTARTER-Projekts AuCom (Ausbildungsinnovation Composite) entwickelt und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Europäischen Union fi nanziert worden. Einer der ersten Studierenden ist Arne Schwietering aus Berlin. Der 21-Jährige ist für das Studium nach Magdeburg gezogen und sein Praxisunternehmen ist das Süddeutsche Kunststoffzentrum, das seine Zentrale in Würzburg hat – er selber ist aber am Standort Halle/Saale tätig. „Ich wollte unbedingt dual studieren. Das habe ich schon beim Abitur ge-merkt, dass mir nur theoretisches Lernen nicht so liegt.

Sehen, wofür man lernt: Ein Jahr Maschinenbau/Composite-Technologien

Dieses Interview erschien im Oktober 2012 in „treffpunkt campus“, dem Magazin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Verantwortliche Autorin ist Victoria Grimm.

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Beim dualen Studium bekomme ich die Praxiserfahrung und sehe auch im Unternehmen, wofür ich lerne.“ Das Studium hat ein sehr hohes Niveau und eine sehr anspruchsvolle Vertiefung, die Studierenden müssen wissen, was sie wollen. Das hat laut Jürgen Häberle auch Gründe: „Die Industrie, besonders kleine und mittelständische Unternehmen, benötigen keine Kunststoff-experten, sondern gestandene Ingenieure, die über maschinen-bauliches Standardwissen – Maschinenelemente, CAD, Infor-matik usw. – verfügen. Das ist die erste Säule. Die zweite ist: Denken in Compositen, denken in den Werkstoffen, die sich anders verhalten als Metalle. Das wird den Studierenden in der Vertiefung beigebracht. In der Praxisphase reifen die Studieren-den.“ Seine Vision für die zukünftigen Absolventen fällt sehr positiv aus: „Ich garantiere, dass mit diesem Paket Experten herauskommen, die bundes- und europaweit dringend ge-braucht werden.“

Arne studiert Maschinenbau/Composite-Technologien an der Hochschule Magdeburg-Stendal

Am dualem Studium hat mich die Verbindung von Theorie und Praxis gereizt. Nur Theorie hätte mich gelangweilt. Hier kann ich alles direkt ausprobieren. “„

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Warum bilden Sie aus?

Holger Klotzbach: In erster Linie bilden wir aus, um für die zukünftige Entwicklung qualifi ziertes Fachpersonal zu haben. Die technologische Entwicklung schreitet kontinuierlich fort, daher wollen wir mit unserer Ausbildung selber Akzente setzen. Es ist uns wichtig, in der Berufsausbildung eigene Schwerpunkte zu setzen, da in unserem speziellen Anwendungsfeld spezifi sche Fachkenntnisse von größter Bedeutung sind. Zugleich zielen wir durch die eigene Ausbildung auf die Sicherung der Leistungsfä-higkeit. Im Sinne der Qualitätssicherung investieren wir gern im Bereich der Ausbildung. Wir fl ankieren die theoretische Ausbil-dung der Berufsschule zur Vertiefung des Fachwissens und un-terlegen diese mit praktischen Erfahrungen in der eigenen Lehrwerkstatt.

Wie reagieren Sie auf den Fachkräftemangel?

Klotzbach: Grundsätzlich sind wir noch in einer sehr komfortab-len Situation, denn der demografi sche Wandel hat sich bisher bei uns noch nicht so deutlich bemerkbar gemacht. Wir sind ein noch verhältnismäßig junges Unternehmen am Standort Magde-burg, das bisher noch ein junges Team an Mitarbeitern aufweist. Dennoch haben wir die Anzahl der Auszubildenden erhöht, um einem künftigen Mangel an qualifi ziertem Fachpersonal frühzei-tig zu begegnen.

Wie schätzen Sie die Passfähigkeit von Schulab-gängern ein?

Klotzbach: Als eine Folge des demografi schen Wandels und der damit einhergehenden Verringerung der Bewerberzahlen, sind bei verschiedenen Schulabgängern Defi zite vorzufi nden. Da die Bewerberanzahl künftig auf dem jetzigen verringerten Niveau verweilen wird, sind auch wir als Unternehmen gefordert, die Potenziale der jungen Menschen zu erkennen und während der Ausbildung zu befördern. Allerdings muss die Qualität immer gesichert bleiben.

Wie machen Sie jungen Menschen eine Ausbil-dung bei der Rothenseer Generatorenfertigung GmbH schmackhaft?

Klotzbach: Wir haben gegenwärtig zwei Kooperationen mit Schulen in der Region. Ein Projekt umfasst den Physik- und den Wirtschaftsunterricht, welcher in unserer Lehrwerkstatt durch-geführt wird. Die Vermittlung der Lehrinhalte erfolgt sowohl durch Lehrmeister als auch durch Auszubildende. Damit wollen wir einerseits die Authentizität erhöhen, andererseits die Ent-wicklung der Kompetenzen unserer eigenen Auszubildenden erweitern. Die Entwicklung sozialer Kompetenzen sowie die Er-weiterung der fachlichen Kenntnisse stehen im Vordergrund. Schließlich muss man ziemlich gut im Stoff stehen, um anderen technologische Prozesse erklären zu können. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Ersten sind wir aktiv in den Prozess der Berufsorientierung eingebunden und sorgen

Für frischen Wind sorgen: Ausbildung bei der Rothenseer Generatorenfertigung GmbH

Holger Klotzbach ist Personalreferent der Rothenseer Generatorenfertigung GmbH. Das Interview führte Dennis Triebel, Projektleiter der RKW Sachsen-Anhalt GmbH und verantwortlich für das JOBSTARTER Projekt AuCom.

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frühzeitig für einen engen Kontakt künftiger Auszubildenden. Zweitens qualifi zieren wir die eigenen Auszubildenden und bie-ten eine interessantere und abwechslungsreiche Ausbildung.

Was ist das besondere an der Ausbildung bei Ihnen?

Klotzbach: In erster Linie haben junge Facharbeiter bei uns die Möglichkeit, mit einer überaus interessanten Technologie zu arbeiten, die sich kontinuierlich weiterentwickelt. Hierbei haben unsere Talente die Gelegenheit diese Entwicklung mit zu erleben und sie generell mit zu gestalten sowie neue Technologien und Innovationen zu entwickeln. Damit bieten wir also vor allem eine interessante und attraktive Tätigkeit.

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Der Fachkräftemangel ist in allen Ohren. Doch welche guten Gründe gibt es, seine berufl iche Zukunft in der Region Magde-burg zu suchen? Grundlegend für den Verbleib von Fachkräften ist neben dem Angebot von interessanten berufl ichen Perspek-tiven und einem freundlichen Arbeitsumfeld, die Schaffung von Ausbildungsplätzen. So können Unternehmen Fachkräfte selber ausbilden und frühzeitig eine Bindung von qualifi ziertem Perso-nal zum Unternehmen herstellen.

Gründe für Azubis, sich in Magdeburg ausbilden zu lassen:

1 Wer einen engen Bezug zu Familie und Freunden hat und sein vertrautes Umfeld nicht verlassen möchte, sollte sich hier ausbilden lassen.

2 Magdeburg hat viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen, auch mit internationaler Bekanntheit, die Ausbildungsplätze bieten.

3 Die Stadt Magdeburg gilt als attraktiver Lebensstand-ort, aufgrund einer gut ausgebauten Infrastruktur so-wie zahlreichen Freizeitmöglichkeiten. Mit den vielen Parks und Grünanlagen bietet sie ein ausgewogenes Verhältnis von Natur und Stadt.

4 Dank der Familienkampagnen der Stadt ist Magde-burg mittlerweile ein sehr familienfreundlicher Ort ge-worden.

5 Wer sich hier ausbilden lässt, hat danach bessere Chancen, hierbleiben zu können.

6 Die günstigen Lebenshaltungskosten sind insbeson-dere für Azubis reizvoll.

7 Magdeburg verfügt über ein sehr gutes Hochschulnetz. Universität, Hochschule und andere Einrichtungen halten Möglichkeiten für Weiter- und Fortbildungen bereit.

14 Gründe, um hierzubleiben!

Martin Hummelt ist Gründer und Inhaber von freshpepper. Janine Koska Ist Grün-derin und Inhaberin von eingebrand. Seit 2011 betreiben beide Unternehmen die Initiative „hierbleiben!“. Das innovative und hochwertige Job- und Recruitingevent bietet eine Plattform für Unternehmen aus der Region Magdeburg, um aktiv um Fach- und Führungskräfte zu werben. „hierbleiben!“ hat sich zum Ziel gesetzt, aus-gebildete und qualifi zierte Menschen der Region zum Hierbleiben zu bewegen und dem Fach- und Führungskräftemangel entgegenzuwirken. Weitere Informationen gibt es auf www.hierbleiben-magdeburg.de.

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Gründe für Unternehmen, Ausbildungsplätze in Magdeburg anzubieten:

8 Unternehmen, die ausbilden, stärken die regionale Wirtschaft und erhöhen zugleich ihre Wettbewerbs-fähigkeit.

9 Junge, engagierte Fachkräfte werden möglichst früh an das Unternehmen gebunden.

10 Zufriedene Auszubildende agieren als Multiplikato-ren für weitere Ausbildungsplätze und transportieren ein positives Unternehmensimage nach außen.

11 Es ist vorteilhaft für Unternehmen, eigene Fachkräfte auszubilden, statt bereits ausgebildete Fachkräfte suchen zu müssen. Der Ausbildungsstand und die Leistungsfähigkeit der Fachkraft sind dann bekannt und gesichert.

12 Ausbildungsunternehmen, die sich der sozialen Ver-antwortung stellen, erzeugen ein positives Bild in der Öffentlichkeit.

13 Junge Fachkräfte bringen frische, innovative Ideen mit, die das Unternehmen für sich nutzen kann, um sich stetig weiterzuentwickeln.

14 Ein Unternehmen, das sich für die Ausbildung ent-scheidet, gewinnt loyale Fachkräfte.

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Was Schüler/innen erwarten und wahrnehmen:Berufsorientierungsmessen im Projekt AuCom

Ein weit verbreiteter Weg zur berufl ichen Orientierung von jungen Menschen sind regional veranstaltete Berufsorientie-rungsmessen. Hier können Jugendliche die in der Region an-gebotenen Ausbildungsberufe und -anbieter kennenlernen und sich mit berufl ichen Entwicklungsperspektiven bekannt machen.

Eine Berufsorientierungsmesse wirkt – wie jedes andere Inst-rument zum Informationsaustausch – so gut, wie es gestaltet und gehandhabt wird. Die Partner des JOBSTARTER-Projekts AuCom wollten anlässlich einer Regionalen Ausbildungsmesse in Haldensleben genauer wissen, wie sich Jugendliche über ihre regionalen Ausbildungsperspektiven informieren – und wie sie demzufolge am wirkungsvollsten anzusprechen sind. Eine kleine Studie mit 32 zufällig ausgewählten Jugendlichen diente dazu, ihre Erwartungen, Wahrnehmungseigenschaften und Wünsche zu erkunden und bei weiteren Marketingaktionen zielgerichteter beachten zu können. Welche Ergebnisse und Eindrücke entstanden in dieser Befragung?

Informationsbedarf Jugendlicher zu Berufen

Knapp 50 Prozent der befragten Schüler/innen gaben an, sich auf der Berufsorientierungsmesse zu speziellen Berufen infor-mieren zu wollen. Dies waren z. T. sehr konkrete Berufswünsche

(auch im akademischen Bereich, wie „Lehramt“ oder „Jura“). Häufi g sind es aber eher Interessenschwerpunkte und Berufs-richtungen und sie wollen vor einer konkreten Entscheidung entsprechende Berufsfelder und Einsatzmöglichkeiten ergrün-den (z. B. „etwas im landwirtschaftlichen Bereich“, „was mit Computer“ etc.). Einige Jugendliche orientieren sich in mehrere Richtungen mit dem Ziel, von verschiedenen Möglichkeiten die passendste auszuwählen („Erzieherin oder was mit Tieren“, „Lehramt, Journalismus oder Tourismus“). Knapp 60 Prozent der Befragten gaben an, sich hauptsächlich in der Phase der allgemeinen Orientierung zu befi nden und „erst mal zu schauen“.

Bevorzugte Ratgeber Jugendlicher in Fragen der Berufswahl

Auf die Frage, mit wem sie sich in Fragen der Berufswahl vor-zugsweise beraten würden, stellte sich heraus: Bevorzugte Ratgeber in der Berufsorientierung sind zu 75 Prozent die El-tern. Zu 50 Prozent fi ndet ein Austausch unter Gleichaltrigen in der Peergroup statt. Bemerkenswert ist, dass auch in der heutigen medialen Welt der Jugendlichen, trotz Chatrooms, Facebook und Twitter, für diese den Lebenslauf prägende Ent-scheidung die Beratung der Eltern oder nahestehender Famili-enmitglieder hoch bedeutsam ist. Nur zwei Schülerinnen gaben an, sich ausschließlich über das Internet Beratung zu suchen. Was auch erstaunlich war: Lehrer/innen scheinen laut Aussage der befragten Jugendlichen eine vergleichsweise geringe Rolle als Berater in Berufsentscheidungsfragen zu spielen. Eine Schülerin hob „Kontakte durch außerschulisches Engagement“ als Beratungsinstanz hervor.

Ulrike Ladewig, Dipl.-Psychologin, ist als wis-senschaftliche Mitarbeiterin bei der MA&T Or-ganisationsentwicklung GmbH in Magdeburg tätig. Ihre Schwerpunkte liegen in den Berei-chen Berufsorientierung, Personaldiagnostik und Organisationsentwicklung.

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Bevorzugte Informationswege zu Berufsbildern

Etwa 90 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, sich die benötigten Informationen bezüglich ihrer Berufswahlentschei-dung ganz oder teilweise aus dem Internet zu holen. Etwa 60 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, sich auf Messen mit Informationen zu versorgen, wobei allerdings nie-mand Messen als einzige Informationsquelle nutzt. Eine große Bedeutung für die Informationsgewinnung haben Praktika so-wie Kontakte im familiären Umfeld. Keiner der befragten Ju-gendlichen gab an, Informationen über Berufsbilder oder Aus-bildungs- und Studienangebote aus dem Fernsehen zu bekommen. Das ist bei einem TV-Konsum von durchschnittlich etwa 2 Stunden pro Tag ein bemerkenswertes Ergebnis. Es mag zum einen darauf zurück zu führen sein, dass die Jugend-lichen sich dessen nicht immer bewusst sind, da die (z. T. ste-reotype) Darstellung von Berufsbildern häufi g verpackt ist in Serien, Filmen oder Dokumentationen und als solche dann nicht bewusst refl ektiert wird, sondern eher unterbewusst wirkt. Zum anderen wird das Medium Fernsehen für die be-wusste Bewerbung von Berufsbildern oder Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten bisher nur in geringem Umfang genutzt.

Erwartungen an gute Berufsorientierungsmessen

Entsprechend der jeweiligen Vorlieben für Personen, mit denen sich die Jugendlichen beraten, wird eine Berufsorientierungs-messe in der Regel gemeinsam mit Freunden oder Klassenka-meraden oder in vielen Fällen auch mit den Eltern besucht. An eine gute Berufsorientierungsmesse äußerten die befragten Jugendlichen die Anforderungen: Sie soll praktisch Erlebbares

und Greifbares bieten, interessenbezogen alle möglichen Be-reiche abdecken und weder zu ausbildungslastig noch zu sehr auf die Studienvorbereitung bezogen sein. Begeisterung rufen vor allem praktische Möglichkeiten zur Tätigkeitserprobung hervor („praktisch“, „zum Ausprobieren“) sowie Informations-vielfalt („viele unterschiedliche Angebote“, „Vielseitigkeit“) und Beratungsangebote („intensive Beratung zu Berufen“, „Studienangebote/-informationen“). Außerdem schätzten die Jugendlichen den „Überblick über Berufe“ bzw. die „Einsicht in Berufsfelder“. Eine Zehntklässlerin zeigte sich positiv über-rascht, „tatsächlich interessante Berufe zu fi nden“. Es werden sympathische Kontakte zu Unternehmen gewürdigt sowie handfeste Informationen und an dieser Stelle auch gut aufbe-reitetes Bild- und Printmaterial. Als wenig ansprechend wurden hingegen eine „zu aufdringliche Kontaktsuche“, „geschniegelte Typen“, eine „zu unternehmenslastige Vorstellung“ (gegenüber der Darstellung des Berufsbildes) empfunden. Einige Schüler/innen fanden die Veranstaltung oder die Stände „langweilig“ („Jedes Jahr dasselbe!“) und bewerteten die angebotenen Gesprächskurse als „zu einseitig“ oder „zu lang“. Als Wünsche wurden insbesondere eine „größere Auswahl an Berufsfeldern“, mehr „bildliche Darstellungen“, mehr „praktische Dinge“ zum Ausprobieren und die Erläuterung konkreter „Studien- bzw. Ausbildungspläne“ formuliert. Die Befragung zeigte auch, dass sich 25 Prozent der Befragten mehr unternehmensseitige An-gebote an den Schulen wünschen.

Sofern uns wichtig ist, welche unserer Informationen wie bei den Schüler/innen ankommen, sollten wir zumindest einige dieser Bedürfnisse bei der nächsten Berufsorientierungsmesse beachten!

1 Siehe Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest / JIM-Studie 2007 / www.mpfs.de

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Im Rahmen der Berufsorientierung wurden durch das AuCom-Team und seinem Partner dem ingweb.de-Team, das die inge-nieurswissenschaftliche Sensibilisierung an allgemeinbildenden Schulen fokussiert, eine Studie zur Berufs- und Studienorientie-rung durchgeführt. Ziel der Erhebung war es, den Status-Quo in Sachsen-Anhalt zu ermitteln. Im Vordergrund stand die Frage-stellung nach dem Wissen Jugendlicher der Sekundarstufe I und II über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten in Sachsen-Anhalt. Im Rahmen von Unterrichtseinheiten wurden dabei Schülerinnen und Schüler verschiedener Bildungseinrichtungen befragt.

Es zeigt sich, dass das Wissen um die allgemeine Nennung von Ausbildungsberufen grundsätzlich ausbaufähig ist. Um die At-traktivität sachsen-anhaltischer Unternehmen zu prüfen, sind die Jugendlichen nach regionalen Arbeitgebern gefragt worden. Maximal ein Drittel der Schüler war in der Lage, mehr als drei Ausbildungsberufe zu nennen. Ein Viertel konnte sogar gar keine Antwort geben. Gut die Hälfte der befragten Schüler sah sich im Stande, ein bis drei Arbeitgeber zu nennen. Dennoch kommt eine Vielzahl der Unternehmen in Sachsen-Anhalt damit nicht zur Geltung und die möglicherweise attraktiven Ausbildungsan-gebote bleiben ungenutzt.

Interview mit Schülerin (Rebecca,17)

Im Interview mit Rebecca, Schülerin der 12. Klasse am Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium in Wolmirstedt, wird deutlich, worauf es den jungen Menschen bei der Berufsorientierung ankommt - Praxis, Praxis und nochmal Praxis.

Welche Aspekte hinsichtlich eines attraktiven Ausbildungsplatzes/-unternehmens spielen für Dich eine wichtige Rolle?

Rebecca Richter: Für mich stellen ausführliche Praktika in verschiedenen Arbeitsfeldern wichtige Bausteine bei der Berufs-wahl dar. Bei der Wahl des Studienortes und des Arbeitgebers schätze ich es, wenn mein künftiger Arbeitgeber offen mit den Beschäftigungsmöglichkeiten nach der Ausbildung umgeht und auf Entwicklungsmöglichkeiten verweist. Ich möchte mich auf der Internetseite des Arbeitgebers über die Dauer sowie den konkreten Inhalt der Ausbildung informieren. Außerdem denke ich, dass Erfahrungsberichte von Auszubildenden interessant und wichtig sind, um eine Entscheidung für oder gegen einen Ausbildungsbetrieb zu fällen. Natürlich muss ein Unternehmen Praktika anbieten, um einen Einblick in die Arbeit zu erhalten.

Wie orientierst Du dich auf dem Ausbildungsmarkt?

Richter: Während der Schulzeit habe ich verschiedene Angebote der Berufsorientierung genutzt. Der Besuch in der Agentur für Arbeit gehörte zu den weniger zielführenden Aktionen, da die

Interesse durch Praxis:Was sich Schüler von der Berufsorientierung wünschen

Dennis Triebel, Projektleiter der RKW Sachsen-Anhalt GmbH und verantwort-lich für das JOBSTARTER Projekt AuCom.

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vermittelten Inhalte zu allgemein gehalten waren. Praktikumsta-ge wie den „Girls‘Day“ fi nde ich gut, nur müsste er öfter im Schuljahr stattfi nden, denn ich hätte mir gern von weiteren Be-rufsbildern ein Bild gemacht. Die Besuche von Unternehmen in meiner Schulklassen fand ich auch sehr interessant, auch wenn die Auswahl der Berufe recht eingeschränkt war. Lediglich einige Büroberufe bei Banken und Versicherungen, sowie die Polizei und die Bundeswehr stellten sich vor. Innovative Unternehmen der Region fehlten leider. Der Besuch von Berufsorientierungs-messen war eine prima Sache, um sich Details einer Ausbildung näher anzuschauen. Allerdings muss man als Schüler vor dem Besuch bereits eine Ausbildungsrichtung gefunden haben, da sonst das Angebot zu groß ist und die Auswahl nicht einfacher wird. Praktika, Gespräche mit Eltern, Verwandten und Bekannten sind hilfreich bei der Orientierung am Arbeitsmarkt. Im Internet kann man sich dann auf verschiedenen Portalen zur Berufsori-entierung ausgiebig informieren und auch auf vielen Unterneh-mensseiten einen Eindruck über die Ausbildung gewinnen. Den direkten Kontakt zum Unternehmen oder zu Auszubildenden suche ich dann auf einer Messe zur Berufsorientierung. Hin-sichtlich der Berufsorientierungsmessen halte ich es für wichtig, dass Schulen den Besuch gut organisieren und die Schüler nicht unvorbereitet auf die Messen gehen lassen, denn ohne eine ordentliche Vorbereitung sind die Schüler der Informationsfl ut nicht gewachsen.

Fazit: Das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und Interessen ist ein entscheidender Faktor bei der Berufswahl. Jugendliche brauchen Instrumente und Strategien, die sie dabei unterstützen, die eigenen Potenziale zu erkennen und ihnen helfen, ihre

Selbstständigkeit auszubauen. Unternehmen der Region müssen sich in Schulen präsentieren und ihre Ausbildungsangebote spannend vorstellen. Nur eine möglichst frühzeitige Berufsorien-tierung, die kompetenzgeleitet strukturiert ist, kann Schüler/in-nen zeitig in die Lage versetzen, praktische Erfahrungen zu sammeln. Schließlich kann dadurch eine Ausbildungsrichtung nach individuellen Wünschen aufgedeckt werden.

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Der Wettbewerb zwischen Unternehmen um Auszubildende hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Noch vor wenigen Jahren kam auf einen Ausbildungsplatz eine Vielzahl an Bewer-benden. Diese Situation hat sich durch die allgemeine demogra-fi sche Entwicklung grundlegend verändert. Gegenwärtig klagen immer mehr Unternehmen über eine geringe Anzahl an oder keine Bewerbenden auf ihre Ausbildungsplätze. Laut der DIHK-Befragung „Ausbildung 2010“ blieb bereits im Jahr 2009 jeder 5. Ausbildungsplatz in deutschen Unternehmen unbesetzt!

Jedoch nicht nur ausschließlich die direkten Folgen der demo-grafi schen Entwicklung führen zu einem Mangel an Bewerben-den oder nicht passfähigen Bewerbenden. Ein weiterer wichtiger Grund ist darin zu sehen, dass viele Unternehmen es versäumt haben, ein positives Image als attraktiver Ausbildungsbetrieb und späterer Arbeitsgeber aufzubauen. Erschwerend kommt für viele Unternehmen hinzu, dass die Berufsbilder ihrer Branche bei Jugendlichen nicht bekannt sind oder falsche Vorstellungen existieren.

Ein typisches Berufsbild ist in diesem Zusammenhang die/der Verfahrensmechaniker/in für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Besonders dramatisch ist die Lage für viele kleine und mittel-ständische Unternehmen oder regional ungünstig liegende Un-ternehmen. Diese Unternehmen sind für Jugendliche oftmals nicht erste Wahl für einen Berufseinstieg, weil mangelnde langfristige Entwicklungsperspektiven bzw. Karrierechancen vermutet werden oder das regionale Umfeld nicht „schick oder hip“ genug erscheint.

Was können vor diesem Hintergrund kleine und mittelständische Unternehmen zukünftig tun, um ausreichend Auszubildende mit den geforderten Ausbildungsvoraussetzungen zu gewinnen? Ein Lösungsansatz ist die Umsetzung von systematischem Berufe-marketing. Das Vorgehen beim Berufemarketing kann analog dem Vorgehen des Produktmarketing beschrieben werden und ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.

Gezielt bekannt werden:Berufemarketing als wichtiger Baustein zur Fachkräftesicherung in kleinen und mittelständischen Unternehmen

Evaluation der Ergebnisse6.

Zielgruppen festlegen (Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern, Öffentlichkeit, Mitarbeiter/innen usw.)2.

Marktforschung und Umfeldanalyse1.

Qualität und qualitative Ziele formulieren (Bewerberanzahl steigern, Image als Arbeitgeber verbessern, Passfähigkeit steigern usw.)

3.

Konzeption Ausbildungsmarketing erarbeiten, Maßnahmenmix4.

Instrumente einsetzen (siehe Checklisten zum Ausbildungsmarketing)5.

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Viele gerade kleine Unternehmen vermuten einen großen zeitli-chen Umfang und ein hohes Finanzbudget zur Umsetzung dieser Schrittfolge, jedoch ist auch mit knappen zeitlichen und fi nanzi-ellen Ressourcen diese Systematik realisierbar. Deshalb ist es empfehlenswert vor dem Start von Berufemarketing-Projekten sowohl ein Zeit- als auch Finanzbudget festzulegen.

Eine fundierte Analyse legt die Grundlage sich bewusst zu ma-chen, welche Ziele für das Berufemarketing formuliert werden können und an welche Zielgruppen sich künftige Marketing-maßnahmen richten.

Das Bewusstmachen der Zielgruppen, die im Rahmen von Beru-femarketing angesprochen werden, legt den Grundstein für den Erfolg der Ausgestaltung von Marketingmaßnahmen. Dies ist deshalb besonders wichtig, da Sprache, Design, Inhalte und viele weitere Elemente zur jeweiligen Zielgruppe passen müssen.

Zur Analyse gehören insbesondere die Recherche der Schulen und des Potenzials von Bewerbenden vor allem im regionalen Umfeld des Unternehmens sowie die Identifi kation von regiona-len und ggf. überregionalen Wettbewerbern um Auszubildende.

Die Formulierung von klaren Zielen für das Berufemarketing bestimmt nicht nur die Zielgruppen, sondern hat einen starken Einfl uss auf die späteren Marketingmaßnahmen. Zu den wich-tigsten möglichen Zielen eines Berufemarketing-Projektes ge-hören die regional und überregionale Präsentation als attraktiver

Arbeitgeber, das frühzeitige Ansprechen von potentiellen Bewer-bern sowie ein möglichst früher und individueller Kennenlern-prozess z. B. durch Schülerpraktika oder Ferientätigkeiten.

Sind diese konzeptionellen Schritte absolviert, dann kann ein passender Marketingmix zusammengestellt und umgesetzt werden. Zur Ansprache der Zielgruppen wie Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern und weitere können verschiedene Wege genutzt werden. Dabei sollte sich nicht allein auf die reine Pro-duktion von Marketingwerkzeugen wie Printmedien oder Rund-funkbeiträgen konzentriert werden, sondern immer auch der Rahmen der Zielgruppenerreichung bedacht werden. Eine enge Zusammenarbeit mit Schulen oder die Beteiligung an Messen haben eine relative geringe Streuwirkung.

Geeignete Einzelmaßnahmen sind beispielsweise die Durchfüh-rung von Schülerpraktika, die Beteiligung am Berufsorientie-rungsunterricht oder die Gestaltung von passenden Unterrichts-einheiten. Im Projekt AuCom wurden durch die Projektträger u.a. Workshops in Schulen zum Thema Kompetenzermittlung und Bewerbungstraining angeboten. Geht ein Unternehmen eine Kooperation mit einer Schule ein, sollten die gegenseitigen Er-wartungen an die Zusammenarbeit klar ausformuliert werden. Nicht nur eine klare Aussprache über Ziele, sondern auch eine konzeptionelle Ausgestaltung der Zusammenarbeit und die An-schlussmöglichkeiten für zukünftige Auszubildende sollten dabei besprochen werden.

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Gerade im Berufemarketing zeigt sich zunehmend, dass das Motto „Viel hilft viel“ nicht mehr unbedingt hilft. Gezielte und für beide Seiten bedarfsgerechte Ansprache ist notwendig. Dennoch macht es gerade für kleine Unternehmen, meist ohne Personal-abteilung, Sinn, ihre Ressourcen in Ausbildungsnetzwerken zu bündeln. Sei es nun auf Basis des Standortes oder eine be-stimmten Branche: Gemeinsam lässt sich die Wahrnehmung durch potentielle Auszubildende deutlich steigern. Das Projekt AuCom zeigt dies exemplarisch: Mit „Compositen ein Gesicht geben“ wurde ein Netzwerk mit Ausbildungsbetrieben geschaf-fen, von der sowohl die größeren als auch kleineren Unterneh-men profi tieren.

Nicht nur die die Beteiligung an Messen- und Firmenkontaktver-anstaltungen ist dabei ein positiver Synergieeffekt. Auch können in Kooperation mit Kammern und Berufsschulen bestimmte Ausbildungsinhalte verstärkt oder gar erhalten werden, wenn sich mehrere Unternehmen dafür einsetzen. Ob es darum geht das Image und die Berufe eine Branche insgesamt zu verbessern oder ob direkt eigene Ausbildungsplätze beworben werden, es bieten sich viele Möglichkeiten.

Neben diesen bisher genannten Maßnahmen gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die wenig Geld kosten und eine große Wirkung erzielen, wenn sie in das Marketingkonzept des Unternehmens passen. Dazu zählen beispielsweise unternehmensspezifi sche Ausbildungsfl yer, die mit der Lohnabrechnung an die Beschäf-tigten verteilt werden oder eine Anzeige zu Ausbildungsplätzen in der Abschlusszeitung der 10. Klasse der Partnerschule.

Eine ganze Auswahl möglicher Maßnahmen zeigt die Ideenliste Ausbildungsmarketing auf dem Personalportal Perwiss (http://www.perwiss.de/tool-ideenliste-ausbildungsmarketing.html).

Welches Resümee kann gezogen werden? An einem systemati-schen Berufemarketing wird künftig kaum ein Unternehmen mehr vorbeikommen. Die Wege dafür sind vielfältig - es gibt keinen Königsweg. Vielmehr müssen die Lösungen auf die Vor-aussetzungen, Rahmenbedingungen, Ziele und Ressourcen des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sein. Erfahrungen zei-gen, dass auch mit einem kleinen Budget bei einem systemati-schen Vorgehen sehr gute Ergebnisse erzielt werden können. Beim Ausbildungsmarketing hat sich in kleinen und mittelstän-dischen Unternehmen bewährt, bewusst wenige aber treffsiche-re Maßnahmen zu ergreifen als auf großer Breite Maßnahmen „loszuschlagen“. Kooperationen, Netzwerke und Verbände er-möglichen kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit sich an weiteren Maßnahmen zum Ausbildungsmar-keting zu beteiligen. Durch Kostenteilung zwischen den Beteilig-ten Unternehmen und Koordination aus einer Hand oftmals die Reichweite und die Qualität der Marketingmaßnahmen erheblich gesteigert werden.

Oliver Lilie, Dipl.-Ing., ist Gründer und ge-schäftsführender Gesellschafter der MA&T Organisationsentwicklung GmbH. Seine Schwerpunkte liegen in der Führungs- und Nachwuchskräfteentwicklung, Personal-strategie- und Teamentwicklung sowie im Netzwerkmanagement.

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Welche Instrumente und Methoden der Berufsori-entierung nutzen Sie in Ihrer Schule?

Katharina Potyka: Jährlich fi ndet in der IGS Willy Brandt eine Berufsorientierungswoche für Schüler der 9. Klassen statt, die neben theoretischen Inhalten rund um den Bewerbungsprozess zahlreiche Firmenexkursionen umfasst. Bereits ab Klasse 7 werden Maßnahmen zur Berufsorientierung durchgeführt. Be-gonnen wird mit einer Potenzialanalyse, die an zwei Tagen durchgeführt wird und eine ausführliche Vorbereitung ein-schließt. Abschließend erfolgt eine individuelle Auswertung, zu der auch die Eltern hinzugezogen werden. Durch die Zusam-menarbeit mit einem regionalen Bildungszentrum erhalten die Schüler ab Klassenstufe 8 die Möglichkeit, dreimal 3 Tage in unterschiedlichen Gewerken „rund um das Haus“ praktische Erfahrungen zu sammeln. Hier legen wir sehr viel Wert auf eine gründliche Vorbereitung. Die Schüler unterziehen sich während der Praxistage erneut einer Eignungsprüfung und die Leistungen werden benotet. Ich schätze die Zusammenarbeit mit externen Mitarbeitern unterschiedlicher Bildungsprojekte und umfangrei-che Gruppenarbeiten während der Projektwoche an der IGS. In den letzten Jahren haben wir das Programm zur Berufsorientie-

rung stark erweitert. Mittlerweile erhält die Schule ein sehr gutes Feedback von den Schülern sowie von den Eltern, die sich zu-nehmend an der Planung der Berufsorientierung beteiligen oder hilfreiche Tipps geben, welche Berufe künftig berücksichtigt werden sollten.

Wie werden die Angebote von den Schülern genutzt oder angenommen?

Potyka: Die steigenden Teilnehmerzahlen an den bundesweiten Berufsorientierungstagen Boys‘Day und Girls‘Day zeigen, dass die Arbeit langsam Früchte trägt. Das wachsende Interesse der Schüler und der Eltern an umfassender Berufsorientierung ist Ansporn sich weiterhin zu engagieren und interessante sowie innovative Angebote zu schaffen und zu nutzen. Durch den zu-nehmenden sichtbaren Erfolg ist es auch für die Lehrerschaft einfacher, Berufsorientierungsmaßnahmen in den Unterricht einzubinden. Ebenfalls erfreulich ist die steigende Anzahl von Schüler/innen, die sich außerschulisch an Arbeitsgemeinschaf-ten mit Unternehmen der Region beteiligen. Die Schüler erhalten eine nützliche Orientierung am Arbeitsmarkt und hilfreiche Tipps zur Entwicklung ihrer sozialen Kompetenz. Insgesamt äußern sich die Schüler positiv zum Verlauf der unterschiedlichen Berufsorientierungsmaßnahmen.

Welchen Verbesserungsbedarf sehen Sie im Bereich der Berufsorientierung?

Potyka: Das Interesse der Eltern, die Pfl ege der erfolgreich be-stehenden Kooperationen mit Bildungsträgern, Unternehmen und externen Partnern der Region müssen langfristig gestaltet

Interesse aufspüren und bedienen:Perspektiven auf die Berufsorientierung in der Schule

Katharina Potyka ist Koordinatorin der Berufsorientierung an der Integrierten Gesmatschule Willi Brandt sowie Vor-standsmitglied des Schulförderverein e.V. und berät jedes Jahr Schülerinnen und Schüler bei der Wegfi ndung nach der Schule. Das Interview führte Dennis Triebel, Projektleiter der RKW Sachsen-Anhalt GmbH und verantwortlich für das JOBSTARTER Projekt AuCom.

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werden können. Kontinuität ist das Stichwort. Schließlich müs-sen viele Entscheidungen fl exibel gestaltet werden, daher schätze ich kurze und schnelle Wege. Neue Kooperationen sind uns natürlich willkommen, auch wenn die Anlaufphase viel Zeit in Anspruch nimmt. Grundsätzlich sind deshalb ein Mehr an Zeit und Geld immer hilfreich für eine erfolgreiche Berufsorientie-rung. Weiterhin ist es wichtig Befürworter innerhalb der Lehrer-schaft für die Berufsorientierungsmaßnahmen zu gewinnen. Es gibt jedoch sehr erfreuliche Beispiele die zeigen, dass weniger Berührungsängste unter den Lehrer/innen bestehen, den eige-nen Unterricht für die Berufsorientierung zur Verfügung zu stel-len. Schließlich halte ich die ständige Mitarbeit und Einbindung der Eltern für essenziell, um die Schüler/innen erfolgreich auf dem Weg in eine Ausbildung zu begleiten.

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Impressum

Konzept und Inhalt: MA&T Organisationsentwicklung GmbH Olvenstedter Str. 39/40 | 39108 Magdeburg Telefon: 0391 73474-08 www.ma-t.de In Kooperation mit RKW Sachsen-Anhalt und der Hochschule Magdeburg-Stendal

Ansprechpartner Hochschule Magdeburg-Stendalfür dualen Studiengang: Institut für Maschinenbau Breitscheidstr. 2 | 39114 Magdeburg Evelyn Matschuck Telefon: 0391 886-4966 E-Mail: [email protected]

Ansprechpartner Inhalt: RKW Sachsen-Anhalt GmbH Denkfabrik im Wissenschaftshafen Werner-Heisenberg-Str. 1 | 39106 Magdeburg Dennis Triebel Telefon: 0391 73619-19 E-Mail: [email protected]

Gestaltung und Umsetzung: hummelt und kusserow | Werbeagentur GbR Porsestraße 19 | 39104 Magdeburg Telefon: 0391 54962-42 E-Mail: [email protected] www.hu-ku.com

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