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JUGEND KINDER & JUGEND 43 alpinwelt 1/2012 42 alpinwelt 1/2012 W ir fahren auf der Autobahn ... im Bus ... ich korrigiere: in zwei Bussen. Getrennt nach Männlein und Weiblein. Denn das ist keine Kaffeefahrt des örtlichen Plastik-Schüssel-Party- Vereins, sondern die Pfingsttour der Jugend K2. Was das mit der Geschlechtertrennung zu tun hat? Im Grunde genommen nichts, aber so ist das nun mal bei der K2. Wir sind halt anders. Nicht besser und erst recht nicht schlechter, aber anders. Dazu gehört dann auch, dass ein gestandener K2ler maximal den linken Knöchel auf seiner Iso- matte ablegt. Der Rest muss auf dem Boden liegen. Aber weil wir nur anders, nicht aber doof sind, ha- ben wir unser eigenes System entwickelt. Wir le- gen uns bei Anbruch der Dunkelheit alle in einen Kreis, Köpfe zur Mitte und wenn die Isomatte in der Nacht verlassen wird, besteht die Chance, auf der Isomatte des Nachbarn aufzuwachen. So zu- mindest die Theorie. Wir fahren also auf der Autobahn ... im Bus. Und unser Ziel ist klar. Es liegt direkt hinter der slowe- nisch-kroatischen Grenze. Na, welches Land kann das wohl sein? Kurz den Atlas gezückt, Google Maps aufgerufen und richtig erkannt: Es IST Kroa- tien. Als Gott die Landschaften verteilte und zu Kroatien kam, brüllte er nur: „Sandstrand ist aus, jetzt gibt’s Felsen.“ Das mag der eine oder andere schade finden, aber wenn dir das Leben eine Zitro- ne gibt, dann mach Limonade daraus. Also fahren wir auf der Autobahn ... im Bus ... mit unserem Klettergeraffel im Kofferraum. Wir wol- len jetzt gar nicht groß darüber schwadronieren, was für Projekte wir alle erstbegangen haben und welche persönlichen Limits gerissen wurden. Das würde dich, lieber Leser, höchstwahrscheinlich nur deprimieren. Denn wir sind anders! Einen Felsen mit Seil und, ich wage es nicht auszusprechen, Si- cherungen hinaufzuklettern ist ja wohl die rosaro- te Variante des Lebens. Also haben wir das Schlauchboot geschultert und sind durch maleri- sche Gassen zum örtlichen Yachthafen gelaufen. Die nächsten 100 m wurden dann schwimmend, paddelnd und kreischend zurückgelegt. Sicherlich fragt ihr, wozu der Aufwand, und welches höhere Ziel steckt dahinter? Und was zur Hölle hat das al- les mit Klettern zu tun? Es ist nämlich so: Auf dieser Insel, welche so male- risch in einer Bucht vor Rovinj liegt, erstrecken sich die Felsen (zur Erinnerung: Strand war aus) so wunderbar ins Meer, dass jegliche Seiltechnik über Bord geworfen werden kann und stattdessen das kühle Nass die Sicherungskette ersetzt. Und so bouldern wir an den Felsen entlang, nur unterbro- chen von einigen Booten, für welche wir den einen oder anderen Klippensprung vorführen. Den Tou- ris muss man ja schließlich was bieten. Doch zurück zum Thema, wir fahren also auf der Autobahn ... im Bus ... Wenn wir gewusst hätten, was uns alles bevorsteht, dann wären wir ... naja, okay, vermutlich trotzdem nicht umgekehrt. Wir sind ja schließlich anders! So geschah es eines Morgens, dass sich das kochende Nudelwasser in einen Schuh ergoss und noch am selben Tag die Schalentiere des Meeres einen Oberschenkel ent- zweispalteten. Die Wunde war 2 Cent tief. Und ca. 2,50 Euro lang. Nun kann man ja Benzingeld spa- ren (und vor allem die Umwelt schonen), wenn man mit zwei Patienten ins Krankenhaus fährt. Synergieeffekte nutzen! Wie gesagt, wir sind anders. Wie anders, wurde uns erst klar, als uns ein ortsansässiger deutschstämmiger Frührentner auf die Frage hin, wo hier das nächste Kran- kenhaus sei, an die Tierklinik ver- wies. Die nette Dame hätte uns zwar auch behan- delt, aber soo an- ders sind wir dann doch nicht. Nach einer chir- urgischen Klinik, in der einfache Knochenbrüche unseren Verlet- zungen bibli- schen Ausmaßes vorgezogen wur- den, landeten wir dann im örtlichen Spital und alles wurde notdürftig zusammengeflickt. Doch das hält einen echten K2ler nicht auf. Wir fahren also auf der Autobahn ... im Bus ... gen Süden. Starigrad-Paklenica (wörtliche Übersetzung: Alte-Stadt- kleine-Hölle) begrüßte uns mit einer herrlichen Aussicht über den Velebitski-Kanal. Hinter uns erstreckte sich male- risch die in Jahrhunderten in den Fels gewaschene Pakleni- ca-Schlucht in schier endlose Winnetou-Weiten. Es gäbe keinen friedlicheren und zugleich abenteuerlicheren Ort, wenn dort nicht die deutschsprachigen Klettersportler in Heerscharen einfallen würden. So geschieht es schon ein- mal, dass man – nichts Böses ahnend – in einer Hängematte döst und von einem hirschbrunftrufgleichen Laut in ohren- betäubender Lautstärke und dreifachem Echo geweckt wird. Wir ließen uns im Schatten des 1A-Plattenbau-Hotels nie- der, aber die Mitbenutzung von Pool, Volleyballfeld, Fuß- ballplatz und Meer mit Strand (halt, der war ja aus) entschä- digen für so einiges. Die folgenden Tage verliefen nach einem recht simplen Muster: Aufstehen, opulent frühstü- cken, klettern gehen, baden, an der örtlichen Pizzabude stärken, wieder baden, Sonnenuntergang begutachten, Mu- sik hören und „tanzen“ und zu guter Letzt am Meer liegend Sternschnuppen spechteln (allerdings: Strand war aus) und sich wünschen, dass die tolle Zeit niemals vorbeiginge. Wir könnten dir, lieber Leser, jetzt noch lange und ausufernd von weiteren unserer Taten erzählen, doch würden wir dich mit unseren Lobgesängen nur in selbstzerstörerische Zweifel am eigenen tristen Leben treiben. Und so verlassen wir dich nun und packen unsere Sachen für eine weitere Reise ... ab auf die Autobahn ... in den Bus ... gen Süden! Text: Dominic Vogel Fotos: Dominic Vogel, Joringel Propach AUF TOUR MIT DER K AZWO

AUF TOUR MITDER KAZWO JUGEND

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Wir fahren auf der Autobahn ... im Bus ...ich korrigiere: in zwei Bussen. Getrennt

nach Männlein und Weiblein. Denn das ist keineKaffeefahrt des örtlichen Plastik-Schüssel-Party-Vereins, sondern die Pfingsttour der Jugend K2.Was das mit der Geschlechtertrennung zu tun hat?Im Grunde genommen nichts, aber so ist das nunmal bei der K2. Wir sind halt anders. Nicht besserund erst recht nicht schlechter, aber anders.Dazu gehört dann auch, dass ein gestandenerK2ler maximal den linken Knöchel auf seiner Iso-matte ablegt. Der Rest muss auf dem Boden liegen.Aber weil wir nur anders, nicht aber doof sind, ha-ben wir unser eigenes System entwickelt. Wir le-gen uns bei Anbruch der Dunkelheit alle in einenKreis, Köpfe zur Mitte und wenn die Isomatte inder Nacht verlassen wird, besteht die Chance, aufder Isomatte des Nachbarn aufzuwachen. So zu-mindest die Theorie.Wir fahren also auf der Autobahn ... im Bus. Undunser Ziel ist klar. Es liegt direkt hinter der slowe-nisch-kroatischen Grenze. Na, welches Land kanndas wohl sein? Kurz den Atlas gezückt, GoogleMaps aufgerufen und richtig erkannt: Es IST Kroa-tien. Als Gott die Landschaften verteilte und zuKroatien kam, brüllte er nur: „Sandstrand ist aus,jetzt gibt’s Felsen.“ Das mag der eine oder andereschade finden, aber wenn dir das Leben eine Zitro-ne gibt, dann mach Limonade daraus.Also fahren wir auf der Autobahn ... im Bus ... mitunserem Klettergeraffel im Kofferraum. Wir wol-len jetzt gar nicht groß darüber schwadronieren,was für Projekte wir alle erstbegangen haben undwelche persönlichen Limits gerissen wurden. Daswürde dich, lieber Leser, höchstwahrscheinlich nurdeprimieren. Denn wir sind anders! Einen Felsenmit Seil und, ich wage es nicht auszusprechen, Si-cherungen hinaufzuklettern ist ja wohl die rosaro-te Variante des Lebens. Also haben wir dasSchlauchboot geschultert und sind durch maleri-sche Gassen zum örtlichen Yachthafen gelaufen.Die nächsten 100 m wurden dann schwimmend,paddelnd und kreischend zurückgelegt. Sicherlichfragt ihr, wozu der Aufwand, und welches höhereZiel steckt dahinter? Und was zur Hölle hat das al-les mit Klettern zu tun? Es ist nämlich so: Auf dieser Insel, welche so male-risch in einer Bucht vor Rovinj liegt, erstrecken

sich die Felsen (zur Erinnerung: Strand war aus) sowunderbar ins Meer, dass jegliche Seiltechnik überBord geworfen werden kann und stattdessen daskühle Nass die Sicherungskette ersetzt. Und sobouldern wir an den Felsen entlang, nur unterbro-chen von einigen Booten, für welche wir den einenoder anderen Klippensprung vorführen. Den Tou-ris muss man ja schließlich was bieten.Doch zurück zum Thema, wir fahren also auf derAutobahn ... im Bus ... Wenn wir gewusst hätten,was uns alles bevorsteht, dann wären wir ... naja,okay, vermutlich trotzdem nicht umgekehrt. Wirsind ja schließlich anders! So geschah es einesMorgens, dass sich das kochende Nudelwasser ineinen Schuh ergoss und noch am selben Tag dieSchalentiere des Meeres einen Oberschenkel ent-zweispalteten. Die Wunde war 2 Cent tief. Und ca.2,50 Euro lang. Nun kann man ja Benzingeld spa-ren (und vor allem die Umwelt schonen), wennman mit zwei Patienten ins Krankenhaus fährt.

Synergieeffekte nutzen! Wie gesagt, wir sind anders. Wieanders, wurde uns erst klar, als uns ein ortsansässigerdeutschstämmiger Frührentner auf die Frage hin, wo hier

das nächste Kran-kenhaus sei, andie Tierklinik ver-wies. Die netteDame hätte unszwar auch behan-delt, aber soo an-ders sind wirdann doch nicht.Nach einer chir-urgischen Klinik,in der einfacheKnochenbrücheunseren Verlet-zungen bibli-schen Ausmaßesvorgezogen wur-

den, landeten wir dann im örtlichen Spital und alles wurdenotdürftig zusammengeflickt. Doch das hält einen echtenK2ler nicht auf.Wir fahren also auf der Autobahn ... im Bus ... gen Süden.Starigrad-Paklenica (wörtliche Übersetzung: Alte-Stadt-kleine-Hölle) begrüßte uns mit einer herrlichen Aussichtüber den Velebitski-Kanal. Hinter uns erstreckte sich male-risch die in Jahrhunderten in den Fels gewaschene Pakleni-ca-Schlucht in schier endlose Winnetou-Weiten. Es gäbekeinen friedlicheren und zugleich abenteuerlicheren Ort,wenn dort nicht die deutschsprachigen Klettersportler inHeerscharen einfallen würden. So geschieht es schon ein-mal, dass man – nichts Böses ahnend – in einer Hängemattedöst und von einem hirschbrunftrufgleichen Laut in ohren-betäubender Lautstärke und dreifachem Echo geweckt wird.Wir ließen uns im Schatten des 1A-Plattenbau-Hotels nie-der, aber die Mitbenutzung von Pool, Volleyballfeld, Fuß-ballplatz und Meer mit Strand (halt, der war ja aus) entschä-digen für so einiges. Die folgenden Tage verliefen nacheinem recht simplen Muster: Aufstehen, opulent frühstü-cken, klettern gehen, baden, an der örtlichen Pizzabudestärken, wieder baden, Sonnenuntergang begutachten, Mu-sik hören und „tanzen“ und zu guter Letzt am Meer liegendSternschnuppen spechteln (allerdings: Strand war aus) undsich wünschen, dass die tolle Zeit niemals vorbeiginge.Wir könnten dir, lieber Leser, jetzt noch lange und ausuferndvon weiteren unserer Taten erzählen, doch würden wir dichmit unseren Lobgesängen nur in selbstzerstörerische Zweifelam eigenen tristen Leben treiben. Und so verlassen wir dichnun und packen unsere Sachen für eine weitere Reise ... abauf die Autobahn ... in den Bus ... gen Süden!

Text: Dominic VogelFotos: Dominic Vogel, Joringel Propach

AUF TOUR MIT DER K AZWO

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beim Würzen die Wirkung des Cayennepfeffers dann doch einbisschen unterschätzt wurde. Am Sonntag ging es dann gleich nach dem Frühstück wiederzum Klettern in die Nähe von Torbole direkt zum Gardasee. Dortwurden mutig die ganzen Plattenrouten erklommen, wo ein paarvon uns sogar eine kleine Mehrseillängentour mit anschließen-dem Abseilen gegangen sind. Und wenn man schon mal am Gar-dasee ist, dann sollte man schon auch drin baden! Das war dasMotto am Nachmittag, woraufhin sich ein paar Wilde tatsächlichin das kalte Wasser wagten. Die letzte Aktion war noch einSpeedkletter-Contest, wobei die jungen Wilden um einiges besserabschnitten als die Leiter.Der Wettergott meinte es wirklich gut mit uns, denn das Wetterhatte bis jetzt richtig stabil gehalten, und das sollte sich auchnicht mehr ändern. Am Abend erkundeten wir dann noch Arco,und es durfte natürlich keine Kostprobe von dem leckeren italie-nischen Eis fehlen. Wieder am Campingplatz zauberten wir dann

Spaghetti mit Tomaten-Kokos-Soße herbei, dies-mal glücklicherweise ohne übermäßig Pfeffer.Und um einen schönen Abschluss zu haben, wur-den noch gruselige Fratzen in drei Kürbisse ge-schnitzt, die unser Lager über die nächsten zweiNächte bewachen sollten – schließlich war amMontagabend Halloween. Sie taten ihren Dienstund grinsten uns vom Autodach aus an.Um ein bisschen Abwechslung in das Ganze rein-zubringen, beschritten wir am Montag einen Klet-tersteig, der direkt in einer Schlucht hochging, woGröße dann teilweise doch ein ganz schöner Vor-teil war. Es ging über eine wacklige Brücke, undnachdem schon mal ein Bach da war, durfte dasStaudammbauen natürlich nicht fehlen. Ganz sotrocken wie am Anfang waren wir auch nichtmehr, als wir den Klettersteig geschafft hatten.Drei von uns durften sich am Ende auch noch

durch einen halben Dschungel schlagen, nachdem sie den Aus-stieg verpasst hatten. Wir hatten jedenfalls sehr viel Spaß undkamen am Nachmittag gut gelaunt zum Zeltplatz zurück, wodann eine riesige Schmink- und Nagellackaktion startete.Schließlich wollte sich jeder noch hübsch für den Halloween-abend machen, der mit einem großen Pizzaessen gefeiert werdensollte. Und so liefen die Jungs ebenso wie die Mädels mit schwar-zem und grünem Nagellack, blutroten Lippen und geschminktenAugen hungrig in Richtung Pizzeria. Die Pizzen wurden fastkomplett verdrückt, und so ging es glücklich und vollgestopftwieder zurück.Dienstagmorgen war dann leider schon wieder Zusammenpackenangesagt, und viel schneller als erwartet mussten wir schon wie-der „Arrivederci!“ zu unserem Campingplatz sagen. Trotzdemwurde der Tag noch voll und ganz ausgenutzt. Es ging nochmalzum Klettern und Abseilen in die Nähe von Torbole. Das Abseilenwar schon eine ganz schöne Überwindung, da die Abseilstellekomplett in einem Überhang lag, dafür konnte man umso stolzersein, wenn man sich getraut hatte. Und die Bilder, die dabei her-ausgekommen sind, sind es allemal wert gewesen. Nach einemausgiebigen Mittagessen und dem Kampf um die restlichen Süßigkeiten traten wir schließlich die lange Heimreise an und kamen abends, zwar müde, dafür aber glücklich das Fliegerliedsingend in München an. Wir haben über diese vier Tage sehr viel gelacht, Quatsch ge-macht und einfach die Ferien, das Klettern und die Sonne genos-sen, und wir versuchen, unser „Auf Wiedersehen“ auf jeden Fallbeim Wort zu nehmen. Somit wird Arco die Wilden Bergsteigersicherlich nicht das letzte Mal gesehen haben!

Text: Sabrina Keller, Fotos: Sybille Fischer

DIE WILDEN BERGS TEIGER

MACHEN AR CO UNSICHER

Endlich Herbstferien! Frei-tag, der 28.10.2011, 21:30

Uhr, endlich ist es soweit. Jetztsind dann alle auf dem Weg insentfernte und vor allem warmeKletterparadies, auch Arco ge-nannt.Wir, die Wilden Bergsteiger, woll-ten dieses Jahr, nachdem das letz-ten Herbst im wahrsten Sinne desWortes ins Wasser gefallen ist,zum ersten Mal das allseits be-rühmte und berüchtigte Arco er-kunden. Wie oben erwähnt, star-tete die erste Gruppe gleich malmit einer Nachtfahrt, während dieandere Hälfte früher losfuhr undschon mal die Zelte aufbaute. Ge-gen drei Uhr nachts waren dannendlich alle in ihre Schlafsäckeeingekuschelt. Dementsprechendspät wurden diese am nächstenMorgen, zumindest von denmeisten, verlassen. Danach ginges nach ausgiebigem Frühstückgleich los zum Klettern nachMassone. Das war jedenfalls derursprüngliche Plan, der sich nachkurzer Parkplatzerkundung dannin Muro dell’ Asino änderte. We-nigstens die Fahrt nach Massonemit zwei Bussen war es schonwert. Jetzt wissen wir, dass wirAnfahrtsbeschreibungen wie, „ei-ner engen Gasse folgen, bis dieSteigung endet“, wirklich ernstnehmen sollte. Endlich im Klettergebiet an-gekommen, wurden erst mal ein paar Rou-ten beschlagnahmt und mutig erklommen,was sich im Laufe des Tages immer mehränderte. Das allgemeine Interesse wandtesich zunehmend den ausgiebigen Kämpfenum die bequeme Hängematte zu, und an-statt in der Wand sah man auf einmal lauterWilde in den Bäumen herumturnen. Ge-schafft kehrten letztendlich alle zum Cam-pingplatz zurück. Nach diesem vollen Taggab es am Abend ein leckeres Curry, wobei

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Wieso denn gerade„Bergfüchse“?

Das Leben in den Bergenist sicherlich kein Honig-schlecken. Es gibt vieleHöhenmeter zu überwin-den, oft ist es eisig kalt,und man wird von Un-wettern oder Feindenüberrascht. Der Fuchs giltals schlau, pfiffig undtrickreich – Eigenschaf-ten, mit denen er in den Bergenüberleben kann, auch wenn espassieren kann, dass er vor An-strengung hin und wieder „fuchs-teufelswild“ wird. Nicht zufällighaben wir also den „Bergfuchs“als Symbol für unsere Gruppe ge-wählt.Initiiert von der Beratungs-sprechstunde für Familien mit eineman Krebs erkrankten Elternteil am Universitätskli-nikum München-Großhadern und gefördert vomVerein lebensmut e. V., wurde die Gruppe im Mai2011 gegründet. Sie spricht seitdem Kinder und Ju-gendliche an, die eine krebskranke Mutter oder ei-nen krebskranken Vater haben. Mittlerweile zählen die „Bergfüchse“ bereits 14Mitglieder im Alter von 7 bis 13 Jahren, die Gruppewächst beständig. Seit dem Bestehen trifft sich dieGruppe einmal im Monat zu unterschiedlichen Ak-tivitäten, teils im Kriechbaumhof, teils zu Outdoor-Aktionen. Ziel der Gruppe ist es, gemeinsam Spaßzu haben und den oft schwierigen Alltag kurzfristigeinfach mal vergessen zu können. Der große Unter-schied zu anderen Jugendgruppen besteht darin,dass sich alle Kinder in einer ähnlichen familiärenSituation befinden. So fällt es leichter, sich in denanderen hineinzuversetzen, als es beispielsweisemit Klassenkameraden der Fall ist. Aufgrund deserhöhten Verständnisses und der gegenseitigen Ak-zeptanz darf man dann auch mal traurig und malwütend sein und manchmal auch einfach seine Ru-he haben wollen. Die Kinder sollen auch darin unterstützt werden,schwierige Situationen besser bewältigen zu kön-nen. Vielen Kindern hilft es schon, Mitglied einerGruppe zu sein, die Sorgen und „Leid“ miteinanderteilt und aushält. Die treffendste Beschreibung der „Bergfüchse“

stammt von einemMitglied selbst: „Hierkann man reden, aberman muss nicht. Es istganz locker – das istdas Tolle an der Grup-pe.“ So haben wir bishermiteinander gespieltund gebastelt, gekochtund gemalt. Wir habenviel Positives erlebt

und uns von negativen Erlebnissennicht unterkriegen lassen. Bestehtbei einzelnen Kindern mehr Unter-stützungsbedarf, können zusätzlichEinzelstunden in der Familien-sprechstunde vereinbart werden. Beiden Outdoor-Aktivitäten wird dieGruppe von erfahrenen Jugendlei-tern und -leiterinnen der DAV-Sek-

tion München begleitet und angeleitet. Ein Highlight war der Kajak-Erlebnisnachmittag ander Isar beim Bootshaus der FASM. Nachdem wiruns alle mit Schwimmwesten und Helmen gerüstethatten, konnte es auch schon losgehen. Ins kalteWasser wurde zu Beginn jeder geworfen, um aus-probieren zu können, wie man möglichst schnellaus einem umgekippten Kajak entkommt. Nach-dem wir dann ein bisschen das Fahren geübt hat-ten, waren wir ganz schön erschöpft. Über eineBootsrutsche in die Isar ließen wir uns gemütlichzurück zum Bootshaus treiben. Dort wartete nochein großer Spaß auf uns – Lianenschaukeln wieTarzan und Jane. Beendet wurde der schöne Tagmit einem gemeinsamen Grillen – Hunger hattenwir alle genug!Mittlerweile sind wir dabei, eine kleine „Parallel-gruppe“ zu etablieren. Während die Kinder mitein-ander Spaß haben, können sich auch die Eltern se-parat kennenlernen und austauschen. 2012erwartet die Gruppe erneut ein breit gefächertesAngebot. Von Yoga und Entspannung über Schlit-tenfahrt, Wandern und Kajakfahren, Kunstprojektsowie Klettern bis hin zur Weihnachtsbäckerei istwieder alles dabei!

Voraussetzung der Teilnahme an der Gruppe ist ei-ne persönliche Vorstellung bei Maria Köllner:089 / 7095-7905 [email protected]

Schrumpfen gibt’s nicht nur im Film! Glaubt ihr nicht? Dann schaut ein-mal die Bergtrolle an: Seit 5 Jahren gibt es sie nun. Sie haben groß ange-fangen und sind immer kleiner geworden. Klingt komisch? Ist aber so!Älter wurden zwar alle, aber kleiner die Gruppe. Daher brauchen wirUNTERSTÜTZUNG! Wir brauchen motivierte Jungs, die den übermächti-gen Mädels mal wieder richtig zeigen, wo’s langgeht. Ob beim Wandernoder Klettern, bei Geocaching, Gruppenspielen, Hüttenabenden oderRodelweltmeisterschaften – das Motto „je mehr Kinder, desto größerder Spaß“ gilt immer. Daher kommt uns doch mal besuchen! Für das ge-naue Programm schaut einfach auf unsere Website:

www.bergtrolle.de.vu

Wir freuen uns über jeden Interessenten!

Bis hoffentlich bald!

GEMEINSAM STARK:

DIE BERGFÜCHSE Bergtrolle – WE WANT YOU!

Am Freitag den 25.11. machten wir,die TKKG und unsere Betreuer Bibi

und Wolfgang, uns am Nachmittag aufden Weg mit der BOB nach Osterhofen.Nach der gemütlichen Fahrt, die die Klei-nen zum Austoben und die Großen zumAusruhen und Quatschen genutzt haben,starteten wir unseren spannenden Aufstiegim Dunkeln. Auf dem Weg sahen wirHochlandrinder, und während einer Pausein der Nähe des Siglhofs sahen wir sogarein Hängebauchschwein. Auf der Siglhütte angekommen haben wirerst mal den Ofen angeschmissen, die La-ger aufgeteilt und die Rucksäcke ausge-packt. Relativ bald haben wir dann auchschon Suppe und Bifi zu Abend gegessen.Nach dem Abspülen hat sich ein Teil derGruppe mit dem Kartenspiel „Die Fugger“vergnügt, während zwei der größerenJungs verzweifelt versuchten, den Mäd-chen das Schafkopfen beizubringen. Mitschallendem Lachen ging der Abend lang-sam dem Ende zu.Am nächsten Morgen, nach einem stärken-den Frühstück, haben die Teenies begon-nen, ihr Geländespiel vorzubereiten, beidem auch die Leiter mitspielen durften.Nach einem kurzen Schneegestöber ginges dann auch schon los. Knapp zwei Stun-den dauerte das Spiel, in dem zwei Grup-

pen mit ausgewählten Gegenständen Auf-gaben lösen mussten. Ziel war es, nach ei-nem Flugzeugabsturz auf einem Berggipfelwieder unbeschadet und mit möglichst we-nigen Verlusten ins Tal zu gelangen. DasWetter wurde bald wieder schlechter, dochzu mehr Schnee kam es leider nicht. Mit-tags hat Bibi mit allen draußen Spiele ge-spielt, während Wolfgang Spätzle undFleischpflanzerl mit Pilzsoße gekocht hat,wobei die Soße auf unterschiedlich großeBegeisterung stieß. Da sich das Wetter amNachmittag nur wenig besserte, hat ein Teilder Gruppe Vanillekipferl und Plätzchengebacken, während der Rest draußen ge-spielt hat und ein paar Zweige als Dekora-tion für das Adventsfrühstück am Sonntaggesammelt hat. Den Abend haben wir mitmehreren Runden Werwolf ausklingen las-

sen, was der Grund dafür war,dass am Morgen nur noch we-nige Plätzchen übrig waren.Gegen ein Uhr nachts sind

dann auch die Letzten ins Bett gefallen. Um 7 Uhr morgens hat der schon seit 5 Uhrwache Teil der Teenies beschlossen, die dreinoch süß, friedlich und tief schlafendenTeenies qualvoll mit einer Trillerpfeife zuwecken. Nachdem dann dadurch auch dieletzten der Gruppe wach wurden, gab esein wunderschönes Frühstück am erstenAdvent. Als wir fertig waren, haben alle dieHütte aufgeräumt und wir machten unsauf den Weg ins Tal. Kurz vor Aufbruch istuns noch eine Herde interessierter Schafeentgegengekommen, mit ein paar Läm-mern und einem schwarzen Schaf. Nach einem schönen Adventswochenendeund einem angenehmen Abstieg ging esmit der BOB wieder zurück nach München.

Text: Chiara BakelsFotos: Bianca Berrang

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Kölln

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ADVENT, ADVENT

... AUF DER SIGLHÜTTE