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GRS - 395 Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur deterministischen Prüfung der Eignung von Redesign-Komponenten für den Einsatz in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken

Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

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GRS - 395

Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur deterministischen Prüfung der Eignung von Redesign-Komponenten für den Einsatz in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken

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Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur deterministischen Prüfung der Eignung von Redesign-Komponenten für den Einsatz in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken

Robert Arians Simone Arnold Falk Lindner Hervé Mbonjo Claudia Quester Dagmar Sommer

April 2017

Anhang auf beiliegender CD-ROM

Anmerkung:

Das diesem Bericht zugrunde liegen-de FE-Vorhaben 3611R01355 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchge-führt.

Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Auftragnehmer.

Der Bericht gibt die Auffassung und Meinung des Auftragnehmers wieder und muss nicht mit der Mei-nung des Auftraggebers überein-stimmen.

GRS - 395 ISBN 978-3-944161-76-1

Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) gGmbH

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Deskriptoren

Digitale Leittechnik, Diversitätsmerkmale, Ersatzbaugruppen, Lebenszyklus, Leittechniksystem, program-mierbare und rechnerbasierte Komponenten, Redesign, Sicherheitsleittechnik, softwarebasierte Leittechnik

Hinweis

Im März 2016 wurde unter dieser Berichtsnummer aufgrund eines redaktionellen Versehens eine andere als die tatsächlich zur Veröffentlichung vorgesehene Berichtsfassung veröffentlicht. Dieser Bericht gibt die finale Berichtsfassung wieder.

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I

Kurzfassung

Diversität ist ein Auslegungsprinzip das zum Ziel hat, die Wahrscheinlichkeit eines ge-

meinsam verursachten Ausfalls von leittechnischen Systemen und ihren Komponenten

zu verringern und ihre Zuverlässigkeit zu erhöhen. Im Verlauf dieses Projekts wurde eine

Matrix der Diversitätsmerkmale entwickelt, die bei der Beurteilung der Diversität von pro-

grammierbaren und rechnerbasierten leittechnischen Komponenten und Systemen als

Grundlage eingesetzt werden kann. Diese Matrix enthält Diversitätsmerkmale, die an-

hand des Lebenszyklus eines leittechnischen Systems und seiner Komponenten struk-

turiert sind, und zeigt deren Anwendbarkeit auf die technischen Komponenten und zu-

sätzlichen Elemente eines generischen Leittechniksystems.

Abstract

Diversity is one of the key concepts in the challenge to improve the robustness of digital

instrumentation and control (I&C) systems important to safety against common cause

failures. In the cause of this project, a diversity matrix was established that can be used

as a basis in the assessment of the diversity of digital I&C systems or their components.

The matrix comprises diversity criteria which are structured according to the life cycle of

I&C systems and their components, and shows their applicability to the technical com-

ponents and additional items of a generic digital I&C system.

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III

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung, Aufgabenstellung und Zielsetzung ...................................... 1

1.1 Arbeitspaket 1: Aufarbeitung des für das Vorhaben relevanten Standes

von Wissenschaft und Technik .................................................................. 3

1.2 Arbeitspaket 2: Entwicklung von Anforderungen für den Einsatz von

Ersatzbaugruppen in der Sicherheitsleittechnik ......................................... 4

1.3 Arbeitspaket 3: Definition von Diversitätsmerkmalen und Erarbeitung

Kriterien und Kenngrößen .......................................................................... 5

2 Begriffe ..................................................................................................... 7

2.1 Begriffe Redesign, Design und Ersatzbaugruppe....................................... 7

2.2 Begriff softwarebasierte Leittechnik ......................................................... 10

2.3 Weitere Begriffe und Abkürzungen .......................................................... 10

3 Aufbereitung des für das Vorhaben relevanten Standes von Wissenschaft und Technik .................................................................... 15

3.1 Welche bislang in analoger Technik ausgeführten Typen von

Baugruppen aber auch andere Komponenten werden durch

Ersatzbaugruppen (analog oder digital) ersetzt? ...................................... 16

3.2 Welche Typen von Ersatzbaugruppen (Steckerkompatibilität,

Funktionskompatibilität, Programmierbarkeit für verschiedene

Funktionen) werden realisiert? ................................................................. 21

3.3 Welche Technologie (FPGA, ASICs etc.) kommt bei Ersatzbaugruppen

zum Einsatz? ........................................................................................... 25

3.4 Wie werden die Ersatzbaugruppen qualifiziert? ....................................... 25

3.5 In welchen deutschen Anlagen werden in welchen Ersatzbaugruppen

eingesetzt? .............................................................................................. 28

3.6 Gibt es bereits Betriebserfahrung mit Ersatzbaugruppen? ....................... 28

3.6.1 Auswertung nationaler und internationaler Betriebserfahrung .................. 28

4 Anforderungen für den Einsatz von Ersatzbaugruppen ..................... 41

4.1 Ausgewertete Normen und Dokumente ................................................... 41

4.2 Allgemeine relevante Anforderungen an Ersatzbaugruppen aus dem

nationalen und internationales Regelwerk ............................................... 44

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IV

4.2.1 KTA 3501, „Reaktorschutzsystem und Überwachungseinrichtungen

des Sicherheitssystems“ .......................................................................... 44

4.2.2 KTA 3503 „Typprüfung von elektrischen Baugruppen der

Sicherheitsleittechnik“ .............................................................................. 45

4.3 Anforderungen an die Diversität ............................................................... 46

4.3.1 KTA 3501 „Reaktorschutzsystem und Überwachungseinrichtungen des

Sicherheitssystems „ ................................................................................ 46

4.3.2 KTA 3503 „Typprüfung von elektrischen Baugruppen der

Sicherheitsleittechnik“ .............................................................................. 48

4.3.3 KTA 3507 „Werksprüfungen, Prüfungen nach Instandsetzung und

Nachweis der Betriebsbewährung der Baugruppen und Geräte der

Leittechnik des Sicherheitssystems“ ........................................................ 48

4.3.4 Bericht zum Vorhaben RS1180 „Weiterentwicklung und Erprobung von

Methoden und Werkzeugen für probabilistische Sicherheitsanalysen“ ..... 48

4.3.5 NUREG 6303 „Method for Performing Diversity and Defense-in-Depth

Analyses of Reactor Protection Systems“ ................................................ 49

4.3.6 NUREG 7007 „Diversity Strategies for Nuclear Power Plant

Instrumentation and Control Systems” ..................................................... 50

4.3.7 EPRI Bericht 1016731 „Operating Experience Insight on Common-

Cause Failures in Digital Instrumentation and Control Systems“ .............. 51

4.3.8 IAEA NS-G-1.3 „Instrumentation and Control Systems Important to

Safety in Nuclear Power Plants“ .............................................................. 53

4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software

Reliability“ ................................................................................................ 56

4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard Criteria for Safety Systems for

Nuclear Power Generating Stations“ ........................................................ 57

4.3.11 IEEE Std 7-4.3.2-2010 „IEEE Standard Criteria for Digital Computers

in Safety Systems of Nuclear Power Generating Stations“ ....................... 57

4.3.12 DIN-Normen ............................................................................................ 59

5 FMEA von generischen Baugruppen ................................................... 65

5.1 Änderung der Vorgehensweise ................................................................ 65

5.2 FMEA ...................................................................................................... 65

5.2.1 Vorgehensweise ...................................................................................... 66

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V

5.2.2 Nichtprogrammierbare Baugruppen ......................................................... 67

5.2.3 Programmierbare Baugruppen ................................................................. 71

5.2.4 Rechnerbasierte Baugruppen .................................................................. 79

5.2.5 Mögliche Failure Modes ........................................................................... 84

6 Definition von Diversitätsmerkmalen und Erarbeitung Kriterien und Kenngrößen .................................................................................... 95

6.1 Vorgehensweise zur Erstellung einer Matrix der Diversitätsmerkmale ..... 95

6.2 Definition der typischen Bestandteile eines Leittechniksystems ............... 96

6.2.1 Eingabe ................................................................................................... 97

6.2.2 Verarbeitung ............................................................................................ 98

6.2.3 Ausgabe .................................................................................................. 99

6.2.4 Stromversorgung ................................................................................... 100

6.2.5 Schutzeinrichtungen .............................................................................. 101

6.2.6 Kommunikation ...................................................................................... 102

6.2.7 Zugriffsmöglichkeiten ............................................................................. 103

6.2.8 Funktionsweise des Gesamtsystems ..................................................... 103

6.3 Definition von Diversitätsmerkmalen ...................................................... 104

6.3.1 Herstellung und Entwicklung .................................................................. 108

6.3.2 Systemaufbau und Technologie ............................................................. 118

6.3.3 Betrieb und Instandhaltung .................................................................... 130

6.3.4 Beteiligtes Personal ............................................................................... 136

6.4 Anwendung der Matrix der Diversitätsmerkmale .................................... 141

6.4.1 Anwendungsbeispiele ............................................................................ 142

7 Zusammenfassung .............................................................................. 145

8 Literaturverzeichnis ............................................................................. 149

Abbildungsverzeichnis ........................................................................ 155

Tabellenverzeichnis ............................................................................. 157

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1

1 Einleitung, Aufgabenstellung und Zielsetzung

Die leittechnischen Einrichtungen in deutschen Kernkraftwerken sind seit einigen Jahren

Gegenstand umfangreicher Modernisierungsmaßnahmen. Ursachen für die Durchfüh-

rung der Modernisierungsmaßnahmen sind eine erschwerte Ersatzteilbeschaffung bei

den bisher eingesetzten konventionellen leittechnischen Einrichtungen, Kompatibilitäts-

probleme der alten Leittechnik mit neuen maschinenbautechnischen Komponenten und

die Möglichkeit, durch die Einführung programmierbarer oder rechnerbasierter leittech-

nischer Einrichtungen Prozessoptimierungen vornehmen zu können. Eine Alternative

zur weitgehenden Umrüstung auf programmierbare oder rechnerbasierte leittechnische

Komponenten bietet der Einsatz von sogenannten Redesign-Komponenten (im weiteren

Dokument als Ersatzbaugruppen bezeichnet, siehe Abschnitt 2.1). Darunter werden im

Rahmen des Vorhabens Neu- oder Nachbauten verstanden, die kompatibel zu den in

Analogtechnik ausgeführten Originalen sind und den gleichen Anforderungen genügen

müssen. Die Ersatzbaugruppen sind jedoch aus moderner, ggf. auch mittels program-

mierbarer oder rechnerbasierter Elektronik gefertigt und werden ihrem Zweck entspre-

chend neu entworfen.

Das Reaktorschutzsystem ist bislang in allen deutschen Leistungsreaktoren in konven-

tioneller, „festverdrahteter“ Leittechnik (Analogtechnik) aufgebaut. Im Zuge des forcier-

ten Ausstiegs aus der Kernenergie bis 2022 sind entgegen ursprünglicher Planungen

keine Umrüstungen des Reaktorschutzsystems auf programmierbare oder rechnerba-

sierte Leittechnik mehr zu erwarten. Im Rahmen der Restlaufzeit der Kernkraftwerke ist

jedoch mit kontinuierlicher Ersatzteilbeschaffung und Austausch an den leittechnischen

Einrichtungen auch durch Ersatzbaugruppen zu rechnen. Diese Komponenten kommen

nicht nur für das Reaktorschutzsystem, sondern auch für andere Teilsysteme des Si-

cherheitssystems und weitere Systeme etwa der Sicherheitsebene 2 in Frage. Da eine

Vielzahl der hierbei betroffenen leittechnischen Funktionen auch bei langfristigem Nicht-

leistungsbetrieb und deutlich über den Abschaltzeitpunkt der Kernkraftwerke hinaus

während der Stilllegung und dem Rückbau benötigt werden, haben solche Austausch-

maßnahmen noch für einen langen Zeitraum eine sehr hohe sicherheitstechnische Be-

deutung.

Die in der Leittechnik eingesetzten Baugruppen und Bauteile werden stetig weiterentwi-

ckelt und dem Stand der Technik angepasst. Dies führt dazu, dass die in der Sicher-

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2

heitsleittechnik der Kernkraftwerke bislang eingesetzten Original-Baugruppen und Bau-

teile nach und nach nicht mehr hergestellt werden. Um den bestehenden Bedarf zu de-

cken, bieten mittlerweile mehrere Firmen Ersatzbaugruppen an.

Bislang gibt es noch keine umfassenden und systematischen Informationen dazu, wel-

che Typen von Baugruppen und Bauteilen in welchen Systemen ausgetauscht werden,

welche Technologien dabei im Einzelnen zum Einsatz kommen und wie der Austausch

realisiert wird. Darüber hinaus gibt es noch keine Bewertungskriterien und Kenngrößen

speziell für den Einsatz von Ersatzbaugruppen in der Sicherheitsleittechnik von Kern-

kraftwerken, insbesondere für Ersatzbaugruppen, in denen softwarebasierte Technik

verbaut wird. Bislang wird bei der Beurteilung der Komponenten auf das vorhandene

Regelwerk zurückgegriffen. Doch gerade für die programmierbaren oder rechnerbasier-

ten Anteile in Ersatzbaugruppen sollte z. B. nach einer notwendigen Diversität gefragt

werden, um etwa dem Potential systematischer Ausfälle zu begegnen, oder nach spezi-

ellen Merkmalen, die für Zuverlässigkeitsaussagen dieser Komponenten genutzt werden

könnten.

Die Zielstellung des Vorhabens ist deshalb, Anforderungen für den Einsatz von Ersatz-

baugruppen in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken zu entwickeln und nach

Kriterien und Kenngrößen zu suchen, um Ersatzbaugruppen zu bewerten. Dabei sollen

im Rahmen eines Unterauftrags an das ISTec auch Anforderungen an die Typprüfungen

einbezogen werden. Dabei sollen spezifische Vorgehensweisen, die bei der Prüfung von

Ersatzbaugruppen mit programmierbaren oder rechnerbasierten Bauteilen anzuwenden

sind, bewertet und Typprüf-Anforderungen an Ersatzbaugruppen abgeleitet werden. In

einem weiteren Arbeitspaket soll das ISTec im Unterauftrag die Machbarkeit einer Aus-

dehnung der beim ISTec angewandten Komplexitätsmessung auf Ersatzbaugruppen mit

programmierbaren oder rechnerbasierten Bauteilen untersuchen.

In den Vorhaben 3610R01361 „Entwicklung und Einsatz von Analysemethoden zur Be-

urteilung softwarebasierter leittechnischer Einrichtungen in deutschen Kernkraftwerken“

/GRS15a/ und 3611R01620 „Sicherheitstechnische Analyse zum Einsatz und Betrieb

elektrotechnischer Einrichtungen in deutschen Kernkraftwerken, Überwachung und

Schutz gegen sicherheitstechnisch bedeutsame Einwirkungen aus dem Verbundnetz so-

wie anderen äußeren Quellen“ /GRS15b/ wurde die Betriebserfahrung mit programmier-

baren oder rechnerbasierten Einrichtungen unterhalb der Meldeschwelle erfasst und

analysiert. Ergebnisse dieser Projekte werden zur Definition von Diversitätsmerkmalen

ebenfalls mit einbezogen.

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3

Die erarbeiteten Ergebnisse und Zwischenergebnisse wurden im Rahmen einer Veröf-

fentlichung beim International Automation Congress 2014 im Oktober 2014 in Budapest

präsentiert und dem interessierten Fachpublikum zugänglich gemacht /GRS14b/. Die

gewonnenen Erkenntnisse erweitern die Kompetenz der GRS z. B. für sicherheitstech-

nische Bewertungen. Außerdem werden die Erkenntnisse aus diesem Vorhaben im Rah-

men von Stellungnahmen, in Arbeitsgremien und Fachausschüssen verwendet und be-

sitzen daher auch einen hohen generischen Wert. Die GRS ist im RSK Ausschuss Elekt-

rische Einrichtungen vertreten. Darüber hinaus war sie u. a. in den Arbeitsgremien zur

Überarbeitung der KTA Regeln 3501 (zurzeit im Gründruck) /KTA14b/, 3503 /KTA13/

und 3507 /KTA14a/ beteiligt.

Im Rahmen des Vorhabens wurden fünf verschiedene Arbeitspunkte aufgestellt, von de-

nen drei von der GRS bearbeitet wurden. Die übrigen zwei Arbeitspunkte wurden unab-

hängig von den Arbeiten der GRS von der TÜV Rheinland ISTec GmbH betrachtet. Der

Arbeitsbericht der TÜV Rheinland ISTec GmbH /IST14/ wird gemeinsam mit diesem Be-

richt dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt.

Die für die GRS relevanten Arbeitspakete sind in den folgenden Abschnitten beschrie-

ben.

1.1 Arbeitspaket 1: Aufarbeitung des für das Vorhaben relevanten Standes von Wissen-

schaft und Technik

Der für die Bearbeitung des Vorhabens relevante Stand von Wissenschaft und Technik

wird in diesem Arbeitspaket systematisch aufbereitet. Dazu sind insbesondere folgende

Fragen zu beantworten:

• Welche bislang in analoger Technik ausgeführten Typen von Baugruppen aber auch

anderer Komponenten werden durch Ersatzbaugruppen (analog oder digital) er-

setzt?

• Welche Typen von Ersatzbaugruppen (Steckerkompatibilität, Funktionskompatibili-

tät, Programmierbarkeit für verschiedene Funktionen) werden realisiert?

• Welche Technologie (FPGA, ASICs etc.) kommt bei Ersatzbaugruppen zum Ein-

satz?

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4

• Wie werden die Ersatzbaugruppen qualifiziert?

• In welchen deutschen Anlagen werden in welchen Systemen Ersatzbaugruppen ein-

gesetzt?

• Gibt es bereits Betriebserfahrung mit diesen Ersatzbaugruppen?

Die Ermittlung und Aufbereitung des Standes von Wissenschaft und Technik bezieht

sich u. a. auf:

• Bisherige Arbeiten (Methoden, Daten, Vorgehensweisen und Ergebnisse) der GRS

auch im Rahmen der Vorhaben 3610R01361 /GRS15a/, RS1180 /GRS10/

• Feststellung des nationalen und internationalen Standes von Wissenschaft und

Technik für die Erarbeitung von Anforderungen an Ersatzbaugruppen und die Er-

mittlung von Diversitätsmerkmalen

• Wichtige Untersuchungen und Ergebnisse anderer Stellen, beispielsweise NUREG-

0800 /NUR07/, NUREG-6680 /NUR00/, NUREG-7007 /NUR10/, NUREG-6303

/NUR94/

• Sichtung der aktuellen, relevanten Informationssysteme

• Ergebnisse aktueller Beratungen in einschlägigen nationalen und internationalen

Gremien, z. B. RSK AG ERL

• Besuch von internationalen Fachtagungen, wie der Eurosafe und beispielsweise

IAEA- bzw. OECD-Meetings

Der ermittelte, für das Vorhaben relevante Stand von Wissenschaft und Technik wird

zusammen mit den weiteren Vorhabensergebnissen zum Abschluss des Vorhabens in

einem Bericht aufbereitet, dokumentiert und veröffentlicht.

1.2 Arbeitspaket 2: Entwicklung von Anforderungen für den Einsatz von Ersatzbaugrup-

pen in der Sicherheitsleittechnik

In diesem Arbeitspunkt sollen Anforderungen an Ersatzbaugruppen entwickelt werden,

die für einen Einsatz in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken vorgesehen sind,

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5

und es sollen Bewertungskriterien für diese Baugruppen erarbeitet werden. Wesentliche

Aspekte hierbei sind:

• Erarbeitung von Anforderungen an den Einsatz speziell von Ersatzbaugruppen in

der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken

• Betrachtung der vorhandenen Betriebserfahrung und des Aufbaus speziell von Er-

satzbaugruppen (soweit Unterlagen zugänglich sind)

• Durchführung einer FMEA für beispielhafte Ersatzbaugruppen (soweit Unterlagen

zugänglich sind)

• Überprüfung, ob für Ersatzbaugruppen generell ein CCF unterstellt werden muss

• Ausarbeitung von Bedingungen, unter denen für Ersatzbaugruppen Diversität gefor-

dert werden muss bzw. verzichtbar ist.

1.3 Arbeitspaket 3: Definition von Diversitätsmerkmalen und Erarbeitung Kriterien und

Kenngrößen

Aufbauend auf dem zweiten Arbeitspaket sollen Diversitätsmerkmale von programmier-

baren oder rechnerbasierten Komponenten und Baugruppen ermittelt und definiert wer-

den. Es wird zu beurteilen sein, welche dieser Diversitätsmerkmale im Einzelfall beson-

ders relevant sind, um Baugruppen in diversitären Systemen einzusetzen.

Dazu sollen insbesondere aus allen möglichen Diversitätsmerkmalen diejenigen ausge-

wählt werden, die für die Zuverlässigkeit relevant sind. Für jedes dieser Diversitätsmerk-

male werden anschließend mögliche Merkmalseigenschaften bestimmt, d. h. es wird er-

mittelt, in welchen Ausprägungen das Merkmal vorliegen kann.

Zur Ermittlung und Definition der Diversitätsmerkmale und Merkmalseigenschaften wer-

den die in den Arbeitspaketen 1 und 2 (siehe Kapitel 4) gewonnenen Ergebnisse heran-

gezogen sowie die Erkenntnisse der US N.R.C. /NUR94/, /NUR00/, /NUR07/, /NUR10/)

berücksichtigt und die Ergebnisse aus den vorangehenden Projekten RS1180 /GRS10/

und 3610R01361 /GRS15a/ der GRS mit einbezogen.

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6

Anhand der definierten Diversitätsmerkmale wird erarbeitet, inwieweit aufgrund dieser

Merkmale eine Aussage über die Diversität von programmierbaren oder softwarebasier-

ten Systemen getroffen werden kann. Hierzu sind folgende Arbeitsschritte vorgesehen:

• Auswahl einer beispielhaften Ersatzbaugruppe

• Selektion der auf die gewählte Baugruppe zutreffenden Diversitätsmerkmale und

Merkmalseigenschaften

• Bewertung der Diversitätsmerkmale bezüglich ihrer Relevanz für die Baugruppe,

insbesondere soll ermittelt werden, bezüglich welcher Merkmale das Vorliegen von

Diversität unverzichtbar ist

• Bewertung, welche Kombination von Merkmalseigenschaften eine Minimalanforde-

rung für die Diversität der Baugruppe darstellt

• Erarbeitung von Kriterien und Kenngrößen für den Einsatz von Ersatzbaugruppen

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7

2 Begriffe

2.1 Begriffe Redesign, Design und Ersatzbaugruppe

Gespräche mit Betreibern, Behörden und Herstellern zeigen, dass der Begriff Redesign

nicht eindeutig verwendet wird und unterschiedliche Definitionen benutzt werden.

Der BMUB versteht unter dem Begriff Redesign die Nachentwicklung und den Nachbau

von ausgewählten Leittechnik-Komponenten als kostengünstige Alternative zum Aus-

tausch von Leittechnik-Teilsystemen /RSK12/. Danach ist als Redesign die pin- und

funktionskompatible Neuentwicklung einer nicht mehr lieferbaren Baugruppe zu verste-

hen, die in einem vorgegebenen System anstelle des Originalteils eingesetzt werden

kann. Eine weitere Unterteilung je nach Reichweite der Neufertigung wird von Seiten des

BMUB in drei Gruppen vorgenommen, wobei der Gruppe 1 Kopien bestehender Bau-

gruppen zugeordnet werden, die Gruppe 2 Komponenten auf Basis moderner program-

mierbarer Bausteine beschreibt und die Komponenten der Gruppe 3 im Gegensatz dazu

statt programmierbarer Bausteine moderne analoge Bauteile beinhalten.

Im Gegensatz zu der Definition des BMUB verwendet der VGB Powertech e.V. folgende

Begriffsdefinition /VGB11/:

Den Begriff Redesign verwendet der VGB Powertech e.V., wenn ein Ersatz für ein Gerät

entwickelt werden muss, welches nicht mehr reparierbar ist, beziehungsweise wenn es

für das Gerät keinen Ersatz am Markt gibt. Der Begriff Redesign wird dabei im Unter-

schied zu der Gruppierung im Beratungsauftrag des BMUB für eine funktions-, Pin- und

steckkompatible Substitution mit ggf. veränderter Aufbautechnik verwendet, während

der Begriff Design für eine Substitution mit darüber hinaus auch veränderten technischen

Daten oder Veränderungen in der Funktionalität verwendet wird.

Unter Design versteht der VGB Powertech e.V., wenn durch eine Geräteabkündigung

die am Markt vorhandenen Ersatzgeräte nicht mehr kompatibel beschaffbar sind und für

den Einsatz ein neues Gerät entwickelt und qualifiziert werden muss. Dieser Fall trat laut

VGB Powertech e.V. in einem Fall auf, nämlich bei der Entwicklung einer Vierleiterbox

für den Ersatz von Vierleiter-Messumformern durch Zweileiter-Messumformer /VGB11/.

Darüber hinaus unterscheidet die RSK nach Vorgabe des BMUB zwischen drei verschie-

denen Gruppen unter den Design/Redesign-Produkten /RSK12/.

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Die Gruppe 1 sind 1:1 Nachbauten bestehender Baugruppen und Komponenten (Ko-

pien). Dabei wird ein Nachbau erzeugt, der sich in seinen elektrischen Anschlussgrößen,

dem Funktionsumfang, dem Stromlaufplan, dem (Platinen-)Layout und den physischen

Abmessungen nicht oder nur unwesentlich vom Original unterscheidet.

In Gruppe 2 lassen sich Baugruppen und Komponenten einordnen, die auf Basis mo-

derner programmierbarer Bausteine so nachgefertigt werden, dass zwar die elektrischen

Anschlussgrößen, der Funktionsumfang und die physischen Abmessungen sowie die

Pin-Kompatibilität zu den Originalen gegeben ist, Stromlaufplan, Platinenlayout und das

Entwurfskonzept sind aber aufgrund der eingesetzten Technologie zum Original grund-

legend verschieden.

Der Gruppe 3 können solche Baugruppen und Komponenten zugeordnet werden, die

hinsichtlich elektrischer Anschlussgrößen, des Funktionsumfangs und der physischen

Abmessungen kompatibel sowie pinkompatibel sind, statt programmierbarer Bausteine

aber ausschließlich moderne Analogbauteile auf weiterentwickelten Platinen verwenden.

In Gesprächen mit mehreren Betreibern stellte sich heraus, dass in der Praxis von Be-

treibern Definitionen des Begriffes Redesign verwendet werden, die von der VGB-

Definition abweichen. Teilweise wird der Begriff Redesign nur dann verwendet, wenn die

neue Baugruppe von einem anderen Hersteller gefertigt wird und von Herstellerseite

eine Abkündigung für die ursprüngliche Baugruppe vorliegt. Nimmt der Hersteller der

ursprünglichen Baugruppe eine Änderung vor, wird von einer Variante oder einem Up-

grade gesprochen. Ein Betreiber nannte auch die Abweichung von der ursprünglichen

Herstellerspezifikation als Merkmal einer Redesign-Baugruppe. Werden zusätzliche

Funktionen auf der neuen Baugruppe realisiert oder die Funktionen mehrerer Baugrup-

pen auf einer Baugruppe vereint, wird eher von Design als von Redesign gesprochen.

Laut Betreiberauskunft tritt in der Praxis der Fall, dass ein Redesign-Bauelement pin-

kompatibel ist, fast nicht auf. In fast allen Fällen müssen Verdrahtungsänderungen vor-

genommen werden beziehungsweise Kodierbrücken gesteckt werden.

Weitere im Zusammenhang mit dem Nachbau von Baugruppen wichtige Begriffe finden

sich in der KTA 3507. Dort wird von Original-Bauelementen im Unterschied zu Äquiva-

lenz-Bauelementen gesprochen. In Anhang C der KTA 3507 werden Bauelemente in die

Klassen K-I bis K-IV kategorisiert /KTA14a/. Die dort verwendete Kategorisierung ist in

Tabelle 2.1 dargestellt.

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Tab. 2.1 Kategorisierung von Bauelementen in KTA 3507, Anhang C /KTA14a/

Klasse Bezeichnung Definition

K-I Original/Äquivalenz Original-/Äquivalenz-Bauelemente werden vom Herstel-ler der Komponente in der Stückliste benannt. Die Verifi-kation der Eignung des Bauelements erfolgt im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems des Herstellers durch dessen Werkssachverständigen. Die Valida-tion der Eignung des Original-/Äquivalenz-Bauelements hinsichtlich des spezifischen Einsatzzwecks erfolgt im Rahmen der Typprüfung der Komponente.

K-II gleicher Typ wie Origi-nal/Äquivalenz, jedoch anderer Bauelemen-thersteller

Wie K-I, jedoch ein anderer Hersteller des Bauelementes Die Verifikation und Validation der Eignung des Bauele-ments erfolgt im Rahmen des Qualitätsmanagementsys-tems durch den Werkssachverständigen nach KTA 3507 und wird durch die Werksprüfbescheinigung der Kompo-nente bestätigt. Der Einsatz des Bauelements ist einer typprüfenden Stelle mitzuteilen.

K-III anderer Bauelementtyp mit gleichwertigen Ei-genschaften

Die Typbezeichnung kann von dem Stücklisteneintrag nach K-I abweichen. Die technischen Daten des Bauele-ments sind aber gleichwertig zum Original-bzw. Äquiva-lenzbauelement (K-I) insbesondere hinsichtlich folgen-der Kriterien: elektrische Daten Geometrie Funktionsprinzip Aufbau/Technologie Material Übertragungsverhalten Durch den Einsatz dieses K-III-Bauelements ergeben sich keine Auswirkungen auf die technischen Daten und Eigenschaften des Gerätes. Die Verifikation und Validation der Eignung des Bauele-ments erfolgt im Rahmen des Qualitätsmanagementsys-tems durch den Werkssachverständigen nach KTA 3507 und wird durch die Werksprüfbescheinigung bestätigt. Die Vorgehensweise zur Validation der Eignung des Bauelements ist einer typprüfenden Stelle anzuzeigen.

K-IV anderer Bauele-menttyp, andere Eigen-schaften

Die Typbezeichnung und die technischen Daten des Bauelements weichen von denen des Stücklistenein-trags ab. Die Verifikation der Eignung des Bauelements erfolgt im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems durch den Werkssachverständigen nach KTA 3507 und wird durch die Werksprüfbescheinigung bestätigt. Die Validation der Eignung des Bauelements hinsichtlich des spezifischen Einsatzzwecks erfolgt im Rahmen einer Typprüfung bzw. einer ergänzenden Typprüfung des Gerätes.

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In diesem Vorhaben sollen die Probleme betrachtet werden, die entstehen können, wenn

eine längerfristig eingesetzte Baugruppe durch eine modifizierte Baugruppe ersetzt wird,

ohne dass ein komplettes System erneuert wird. Für die Analyse der GRS ist es daher

nicht von Bedeutung, aus welchem Grund eine Baugruppe ersetzt wird. Es spielt keine

Rolle, ob die neue Baugruppe vom selben Hersteller produziert wird, oder ob eine Ge-

räteabkündigung vorliegt. Da der Begriff Redesign von verschiedenen Organisationen

bereits definiert und verwendet wurde, aber keine einheitliche Definition vorliegt, wird in

diesem Bericht nicht von Redesign-Baugruppen sondern allgemein von Ersatzbaugrup-

pen gesprochen.

Unter Ersatzbaugruppen versteht die GRS jegliche Baugruppen, die durch Modifizierung

bisher eingesetzter Baugruppen entstehen und diese ersetzen bzw. ersetzen sollen, un-

abhängig davon, ob es sich um Nachbauten oder Nachfolgemodelle handelt.

2.2 Begriff softwarebasierte Leittechnik

Des Weiteren wird vom VGB Powertech e.V. der Begriff softwarebasierte Technik ver-

wendet. Dieser Begriff ist nach Ansicht der GRS nicht eindeutig, da unter softwareba-

sierter Technik sowohl im herkömmlichen Sinne programmierbare Technologien (solche,

die einen Prozessor besitzen) als auch nutzerprogrammierbare Hardware (PLDs wie

FPGA und ASICs) verstanden werden können. Nach Ansicht des VGB Powertech e.V.

werden PLDs nicht zu softwarebasierter Technik gezählt, da sie nur einmalig bei ihrer

Herstellung programmiert werden, zum Beispiel durch Setzen der so genannten Look-

Up-Table, und danach in der Regel nicht mehr verändert werden. Nichtdestotrotz ist es

möglich auch später noch die Programmierung gezielt zu verändern /TÜV10/. Daher

zählt die GRS auch PLDs zu den softwarebasierten Komponenten. Diese Tatsache sorgt

immer wieder für Diskussionen. Um solche zu vermeiden, vermeidet die GRS den Begriff

„softwarebasiert“ und verwendet in Anlehnung an die KTA 3501 /KTA14b/ sowie die In-

terpretationen zu den Sicherheitsanforderungen an Kernkraftwerke /BMU13/ die Begriffe

„nicht programmierbare“, „programmierbare“ und „rechnerbasierte leittechnische Ein-

richtungen“.

2.3 Weitere Begriffe und Abkürzungen

Im Folgenden wird ein Überblick über weitere, im Dokument verwendete Begriffe und

Abkürzungen in tabellarischer Form gegeben.

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Tab. 2.2 Übersicht über die im Bericht verwendeten Begriffe und Abkürzungen

Begriff oder Abkür-zung

Erläuterung

ASIC Ein ASIC (application-specific integrated circuit) ist eine elektronische Schaltung, die als integrierter Schaltkreis re-alisiert wurde. Im Normalfall wird ein ASIC bei der Herstel-lung einmalig programmiert. Eine nachträgliche Manipula-tion ist daher schwierig, wenngleich nicht ausgeschlossen. Ein ASIC wird kundenspezifisch produziert.

CCF Bei einem Common Cause Failure (gemeinsam verursach-ter Ausfall) handelt es sich um die gleichzeitige Nichtver-fügbarkeit von zwei oder mehreren Strukturen, Systemen oder Komponenten infolge eines einzelnen spezifischen Ereignisses oder Grundes.

Configware Modifizierbare Datei zur Konfiguration rekonfigurierbarer Bauelemente wie z. B. FPGAs.

cPLD Unter cPLD (complex Programmable Logic Device) ver-steht man eine Weiterentwicklung von universellen PAL (Programmable Array Logic). Hier werden mehrere univer-selle PAL zu einer Blockstruktur zusammengefasst und über eine programmierbare Verbindungsmatrix verbunden.

Dissimilarität Eigenschaft eines Geräts hinsichtlich Hardware, Software, Entwicklungswerkzeugen, Entwicklungsteams, Fertigung, Test und Instandhaltung hinreichend unähnlich bzw. un-gleichartig zu anderen Geräten zu sein. Anmerkung 1: Die Dissimilarität stellt damit eine Unter-menge der Diversität dar. Anmerkung 2: Ziel ist es, unabhängige Systeme oder Teil-systeme (unabhängige leittechnische Systeme) so aufzu-bauen, dass deren sicherheitstechnisch unverzichtbare Funktionen auch beim postulierten systematischen Versa-gen von einem der unabhängigen Systeme oder Teilsys-teme erhalten bleiben. Dazu muss die Dissimilarität in den zur Fehlerbeherrschung wichtigen Eigenschaften aufge-zeigt werden. /VDI11/

Diversität Vorhandensein von zwei oder mehr redundanten Syste-men oder Komponenten, um eine bestimmte Funktion durchzuführen, wobei die verschiedenen Systeme oder Komponenten derartig unterschiedliche Eigenschaften ha-ben, dass die Möglichkeit von Versagen aufgrund gemein-samer Ursache verringert wird. /DIN13/

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Begriff oder Abkür-zung

Erläuterung

Ersatzbaugruppe Jegliche in irgendeiner Art modifizierte Baugruppe, die als Ersatz für eine eingesetzte Baugruppe verwendet wird. /DIN10a/

Failure Mode Ein Failure Mode (Fehlzustand) bezeichnet den Zustand ei-ner Einheit, in dem sie unfähig ist, eine geforderte Funktion zu erfüllen, wobei die durch Wartung oder andere geplante Handlungen bzw. durch das Fehlen äußerer Mittel verur-sachte Funktionsunfähigkeit ausgeschlossen ist. Ein Fehl-zustand ist oft das Ergebnis eines Ausfalls der Einheit selbst, er kann aber auch ohne vorherigen Ausfall vorhan-den sein. /DIN06/

Firmware Von Herstellerseite in die Hardware fest eingebaute Datei (read-only Software), welche durch den Anwender nicht o-der nur mit speziellen Mitteln rekonfigurierbar ist und defi-nierte gerätespezifische Funktionen erbringt.

FPGA Ein FPGA (Field Programmable Gate Array) ist ein inte-grierter Schaltkreis, in den eine logische Schaltung, übli-cherweise über eine look-up-table, programmiert werden kann. FPGA weisen im Allgemeinen eine einfache Struktur auf und besitzen keinen Mikroprozessor. Die Programmie-rung kann auf einem steckbaren Speicher, z. B. EEPROM gespeichert werden. Durch Änderung der Einträge in der look-up-table kann die Programmierung des FPGA geän-dert werden.

FMEA Die Fehlzustandsart- und -auswirkungsanalyse (Failure mode and effects analysis, FMEA) ist ein systematisches Vorgehen bei der Analyse eines Systems, um mögliche Fehlzustandsarten, ihre Ursachen und ihre Auswirkungen auf das Systemverhalten zu ermitteln. /DIN06/

Funktionale Diversität Anwendung der Diversität auf der Funktionsebene (z. B. Ableitung eines Abschaltkriteriums sowohl aus Druck- als auch Temperaturgrenzwerten). /DIN10a/

PLD Ein PLD (Programmable Logic Device) ist ein einfacher über eine Matrix programmierbarer Schaltkreis, einige der ersten PLD wurden unter dem Firmennamen PAL (Pro-grammable Array Logic) bekannt.

Runtime Environment Programm, welches die Anwendungssoftware, die nicht di-rekt im Betriebssystem lauffähig ist, ausführbar macht.

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Begriff oder Abkür-zung

Erläuterung

Systemsoftware Für ein bestimmtes Rechnersystem erstellte Software, um Entwicklung, Betrieb und Modifikation des Systems und der zugehörigen Programme zu erleichtern. Die Systemsoft-ware schließt das Betriebssystem, d. h. die Software zur Verwaltung der Systemressourcen (z. B. Arbeitsspeicher, Festplatten) des Rechnersystems, ein. Das Betriebssystem dient als Schnittstelle zwischen den Hardwarekomponen-ten des Rechnersystems bzw. deren Firmware und der An-wendungssoftware.

Zuverlässigkeit Wahrscheinlichkeit, dass ein Gerät, System oder eine Ein-richtung seine beabsichtigte Funktion für eine spezifizierte Zeit unter festgelegten Betriebsbedingungen zufriedenstel-lend ausführt. Anmerkung: Die Zuverlässigkeit eines rechnerbasierten Systems umfasst die Zuverlässigkeit seiner Hardware, die üblicherweise quantifiziert ist, und die Zuverlässigkeit sei-ner Software, die üblicherweise ein qualitatives Maß dar-stellt, weil es im Allgemeinen keine anerkannten Mittel für eine Quantifizierung gibt./DIN10a/

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3 Aufbereitung des für das Vorhaben relevanten Standes von Wissenschaft und Technik

Im Gegensatz zum Reaktorschutzsystem wird in vielen betrieblichen leittechnischen Ein-

richtungen bereits programmierbare und rechnerbasierte Technik eingesetzt. Es ist zu

erwarten, dass zumindest für die sicherheitstechnisch wichtigen Funktionen, die auch

bei langfristigem Nichtleistungsbetrieb, sowie während Stilllegung und Rückbau noch

benötigt werden, mit einer kontinuierlichen Erneuerung der vorhandenen leittechnischen

Einrichtungen und mit verstärktem Einsatz von Ersatzbaugruppen zu rechnen ist. Eine

intensive Befassung mit diesen Ersatzbaugruppen, insbesondere jenen, auf denen pro-

grammierbare oder rechnerbasierte Bauelemente zum Einsatz kommen (Digitaltechnik

wie ASIC, FPGA, etc.), ist erforderlich. Im Folgenden wird der derzeitige Stand von Wis-

senschaft und Technik ermittelt und beschrieben. Dazu werden folgende Fragen beant-

wortet:

• Welche bislang in analoger Technik ausgeführten Typen von Baugruppen aber auch

andere Komponenten werden durch Ersatzbaugruppen (analog oder digital) ersetzt?

• Welche Typen von Ersatzbaugruppen (Steckerkompatibilität, Funktionskompatibili-

tät, Programmierbarkeit für verschiedene Funktionen) werden realisiert?

• Welche Technologie (FPGA, ASICs, etc.) kommt bei Ersatzbaugruppen zum Ein-

satz?

• Wie werden die Ersatzbaugruppen qualifiziert?

• ln welchen deutschen Anlagen werden in welchen Systemen Ersatzbaugruppen ein-

gesetzt?

• Gibt es bereits Betriebserfahrung mit Ersatzbaugruppen?

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3.1 Welche bislang in analoger Technik ausgeführten Typen von Bau-gruppen aber auch andere Komponenten werden durch Ersatzbau-

gruppen (analog oder digital) ersetzt?

Auf Veranlassung der RSK wurden vom VGB Powertech e. V. Untersuchungen zur Er-

satzbeschaffung von technischen Einrichtungen der E- und Leittechnik in Kernkraftwer-

ken durchgeführt. Dabei wurde insbesondere die Beschaffung von Ersatzbaugruppen1

in technischen Einrichtungen untersucht. An der Untersuchung waren insbesondere die

EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) und die VENE GmbH beteiligt. Substitutionen durch Er-

satzbaugruppen sind nach Angabe des VGB Powertech e.V. bislang für Baugruppen aus

den Gerätesystemen Geamatik, DM, Teleperm B, Simatic P sowie für Siemens Sonder-

baugruppen durchgeführt worden und in den Gerätekategorien E1 und E2 gemäß den

Definitionen der RSK-Leitlinien für Druckwasserreaktoren /RSK96/ eingesetzt. Die ge-

nauen Einsatzorte der ersetzten Baugruppen sind der GRS nicht bekannt. Die genann-

ten Gerätekategorien beinhalten somit Geräte, die Leittechnikfunktionen auf verschiede-

nen Sicherheitsebenen /BMU12/, also auch in sicherheitsrelevanten Anlagenteilen, aus-

führen. Die vorliegenden Betriebserfahrungen sind laut VGB Powertech e.V. uneinge-

schränkt positiv. So sind laut VGB Powertech e.V. in allen Fällen die Ausfallraten der

Substitutionen geringer als die Ausfallraten der ersetzten Baugruppen. /VGB11/

Ein Hersteller bietet nach Auskunft des VGB Powertech e.V. Ersatzbaugruppen mit PLD-

Technik (Programmable Logic Devices) an. Nach Auskunft des VGB Powertech e.V.

werden die Produkte dieses Herstellers nicht in sicherheitsrelevanten Einrichtungen in

Kernkraftwerken eingesetzt. /VGB11/

In Tabelle 3.1 sind die in den vom VGB Powertech e.V. betrachteten Anlagen eingesetz-

ten Ersatzbaugruppen aufgelistet. Darüber hinaus ist das Datum angegeben, an dem

die Originaltypen durch den Ersatzbaugruppen-Typ ausgetauscht wurden. /VGB11/

In Tabelle 3.2 sind die eingesetzten Ersatzbaugruppen in die Kategorisierung der RSK

(Beschreibung siehe Abschnitt 2.1) eingeordnet. Alle eingesetzten Baugruppen in vom

VGB Powertech e.V. betrachteten Anlagen gehören der Gruppe 3 an. Darüber hinaus

ist der Typ der eingesetzten Bauelemente angegeben, wobei nach den Typen, diskrete

1 In /VGB11/ wird der Begriff Redesign verwendet.

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Bauelemente, betriebsbewährte diskrete Bauelemente und Hybridbauweise unterschie-

den werden. /VGB11/

Diskrete Bauelemente bedeutet, dass ein Bauelement nur eine Funktionalität beinhaltet.

Hybridbauweise bedeutet, dass eine kompaktere Bauweise gegenüber einer Bestü-

ckung nur mit diskreten Bauelementen verwendet wird. Zum Teil werden Funktionalitä-

ten mehrerer Baugruppen auf der Ersatzbaugruppe zusammengefasst. Je nachdem

müssen dann auch Verdrahtungsänderungen vorgenommen werden. Bei der Hybridbau-

weise handelt es sich um industriebewährte Technik. Ein Beispiel für Hybridbauweise

ist: drei Zeitbaugruppen (XPH80, XPH81, XPH82) wurden auf einer Baugruppe (ZV600)

zusammengefasst.

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Tab. 3.1 Übersicht der durch Ersatzbaugruppen ausgetauschten Komponenten (aus /VGB11/)

System Originaltyp Ersatzbaugruppen-Typ

Austausch erfolgt in/ist geplant in:

Geamatik XPH101 (Zeitglied) BDT-42-01-01 1992

XPG70 (UND/ODER Glied) XPG70T 1990

XPH80 (Zeitglied) ZV600 2005 bis 2007 in unterschiedlichen Mengen

XPH81 (Zeitglied)

XPH82 (Zeitglied)

DM C74111-A1068-B5 (Relais Bau-gruppe)

RBG2008 2010

C74111-A1068-B6 (Relais Bau-gruppe)

C71458-A1279-A1 (Relais Baugruppe)

2011

C71458-A1279-A11 (Relais Baugruppe)

Teleperm B M4200-R4110 (Trennverstärker) TUI2000 Baugruppe wurde nicht eingesetzt

M4335-A2 (Signalumformer I/U U/U)

BDT-044-361 1998

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System Originaltyp Ersatzbaugruppen-Typ

Austausch erfolgt in/ist geplant in:

Simatik P ARB-1AA (Vorrangbaugruppe) GKN1-EL10-E22A 1984 und 1988

ARB-1AB (Vorrangbaugruppe)

Siemens Sonderbaugrup-pen

V796-25032-300-000 (Relaisbau-gruppe)

ER26 2000 bis 2001 in unterschiedlichen Mengen

Keine Systemzuordnung möglich

Kein Vorgängertyp Vierleiterbox (De-sign Vorgang)

2000

DM RG11 GWM4132 2012

Teleperm C8000 M74003-A8320 AMV01 2012

M74003-A8334

Teleperm C M74003-A9143 SIU 2012

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Tab. 3.2 Einordnung der ersetzten Ersatzbaugruppen in die in Abschnitt 2.1 definierten Gruppen (aus /VGB11/)

Ersatzbaugruppen-Typ Einordnung in Gruppe

BDT-42-01-01 Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

XPG70T Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

ZV600 Gruppe 3, Hybridbauweise

RBG2008 Gruppe 3, betriebsbewährte Bauelemente

TUI2000 Gruppe 3, Hybridbauweise

BDT-044-361 Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

GKN1-EL10-E22A Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

ER26 Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

Vierleiterbox (Design Vorgang) Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

GWM4132 Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

AMV01 Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

M74003-A9143 Ersatz Gruppe 3, betriebsbewährte diskrete Bauelemente

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3.2 Welche Typen von Ersatzbaugruppen (Steckerkompatibilität, Funkti-

onskompatibilität, Programmierbarkeit für verschiedene Funktionen)

werden realisiert?

In Tabelle 3.3 sind die Eigenschaften Funktionalität, Pin-Kompatibilität, Funktionsidenti-

tät und Umgebungskompatibilität der laut VGB Powertech e.V. eingesetzten Ersatzbau-

gruppen2 dargestellt. /VGB11/

Funktionalität Identische Funktionalität bedeutet, dass die Ersatzbaugruppe exakt die gleichen Funkti-

onen ausführen kann wie die Originalbaugruppe. Kann die Ersatzbaugruppe zusätzliche

Funktionen ausführen, spricht man nicht mehr von einer identischen Funktionalität.

Nach /VGB11/ hat der größte Teil der Ersatzbaugruppen die gleiche Funktionalität wie

die Originalbaugruppen. In zwei Fällen wurden die betrachteten Baugruppen um einen

zusätzlichen Überspannungsschutz erweitert.

Pin-Kompatibilität Pin-Kompatibilität bedeutet, dass die Ersatzbaugruppe dieselben Pinbelegungen und

Steckerverbindungen aufweist wie die Originalbaugruppe.

Nach /VGB11/ kann ein Teil der Ersatzbaugruppen ohne Änderungen verwendet wer-

den. In drei Fällen mussten Verdrahtungsänderungen durchgeführt werden, in einem

Fall mussten Kodierbrücken gesteckt werden.

Funktionsidentität Funktionsidentität bedeutet, dass die Funktionen der Ersatzbaugruppe in zur Original-

baugruppe identischer Weise ausgeführt werden (gleiche Umsetzung der Funktionen).

Nach /VGB11/ trifft dies für einen Großteil der Ersatzbaugruppen zu. Nicht funktionsi-

dentische Baugruppen haben nachfolgend beschriebene Unterschiede im Vergleich zu

ihren Originalbaugruppen. In einem Fall wurden die Funktionen mehrerer Originalbau-

gruppen zu einer Baugruppe zusammengefasst und die Ersatzbaugruppe überstreicht

2 In /VGB11/ wird der Begriff Redesign verwendet.

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die Zeitbereiche der drei Originalbaugruppen. In einem anderen Fall besitzt die Ersatz-

baugruppe zusätzliche Funktionen. Des Weiteren findet sich eine Ersatzbaugruppe, bei

der im Unterschied zur Originalbaugruppe die Ausgänge nicht potentialfrei sind.

Umgebungskompatibilität Umgebungskompatibilität bedeutet, dass die Ersatzbaugruppe in den gleichen Umge-

bungsbedingungen (Feuchte, Spannung, Temperatur, EMV, Schwingfestigkeit usw.) wie

die Originalbaugruppe eingesetzt werden kann.

Nach /VGB11/ ist die Umgebungskompatibilität bei allen Ersatzbaugruppen gegeben.

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Tab. 3.3 Übersicht über die Eigenschaften der laut VGB Powertech e.V. verwendeten Ersatzbaugruppen (aus VGB11/)

Originaltyp Ersatzbau-gruppen Typ

Funktionalität Pin-Kompatibel Funktionsidentisch Umgebungs-kompatibilität

XPH101 BDT-42-01-01

erweitert um zu-sätzlichen Über-spannungs-schutz

nein, die Baugruppe XPH101 war mit Lötanschlüssen versehen und auf der Schrankrückseite in der Verdrahtung eingebaut.

Ja ja

XPG70 XPG70T identisch ja Ja

XPH80 ZV600 ja, es müssen aber, je nach Origi-nalbaugruppe, Verdrahtungsände-rungen durchgeführt werden.

abweichend, die ZV600 überstreicht die Zeitbe-reiche der drei Original-baugruppen

XPH81

XPH82

C74111-A1068-B5 RBG2008 ja ja

C74111-A1068-B6

C71458-A1279-A1

C71458-A1279-A11

M4200-R4110 TUI2000 ja

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Originaltyp Ersatzbau-gruppen Typ

Funktionalität Pin-Kompatibel Funktionsidentisch Umgebungs-kompatibilität

M4335-A2 BDT-044-361

erweitert um zu-sätzlichen Über-spannungs-schutz

ARB-1AA GKN1-EL10-E22A

identisch ja

ARB-1AB

V796-25032-300-000 ER26 identisch

Kein Originaltyp Vierleiterbox

ja, es müssen Verdrahtungsände-rungen durchgeführt werden.

nein, Ausgänge sind nicht potenzialfrei

V796-25032-300-000 ER26 ja ja

RG11 Keine Be-zeichnung

ja, es müssen aber, je nach Origi-nalbaugruppe entsprechend Ko-dierbrücken gesteckt werden

abweichend, es sollen z. B. zusätzliche Funktio-nen wie, Radizierung, Einschaltverzögerungen, 2/4-Leiterbetrieb enthal-ten sein

M74003-A8320 AMV01

M74003-A8334 ja Ja

M74003-A9143 Keine Be-zeichnung

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3.3 Welche Technologie (FPGA, ASICs etc.) kommt bei Ersatzbaugruppen

zum Einsatz?

Die eingesetzten Ersatzbaugruppen3 gehören nach Auskunft des VGB Powertech e.V

alle zu Gruppe 3 (siehe Abschnitt 2.1), beinhalten also keinerlei programmierbare oder

rechnerbasierte Technik. /VGB11/

Der VGB Powertech e.V. betont, dass beim Einsatz von industriebewährten technischen

Einrichtungen (z. B. Schaltanlageneinschub) der Einsatz von Software oder Firmware

nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Komponenten müssen nach anerkannten Re-

gelwerken (Methoden der Softwaretechnik) qualifiziert sein. /VGB11/

3.4 Wie werden die Ersatzbaugruppen qualifiziert?

Die Reparaturmaßnahmen für leittechnische Einrichtungen von deutschen Kernkraftwer-

ken werden von zertifizierten Werkstätten ausgeführt. Zur Erhaltung des zugrunde lie-

genden qualitativen Niveaus haben diese Werkstätten ein abgestuftes Qualifizierungs-

system definiert und die zugehörigen Qualifizierungsverfahren werden von den von den

Aufsichtsbehörden zugezogenen Sachverständigen nach §20 AtG bewertet.

Der Designprozess für eine Ersatzbaugruppe4 gemäß VGB-Richtlinie Nr. RL005/A er-

folgt nach den Vorgaben des geltenden kerntechnische Regelwerkes in folgenden

Schritten /VGB11/, /VGB11b/:

1. Erstellung einer Bedarfsbeschreibung.

Zunächst wird spezifiziert, wieso eine Ersatzbaugruppe aus technischen Gründen

notwendig ist. Es wird festgelegt, wie hoch der Bedarf an der Ersatzbaugruppe ist

und ob es erforderliche Neuerungen gibt.

2. Erstellung der Anforderungsspezifikation

Die Anforderungsspezifikation wird erstellt, dabei werden technische Anforderun-

gen, räumliche Anforderungen, Störfallanforderungen und die Sicherheitskategorie

getrennt spezifiziert. Hierzu werden die technischen Unterlagen der zu ersetzenden

3 In /VGB11/ wird der Begriff Redesign verwendet.

4 In /VGB11b/ als Redesign bzw. Designprozess bezeichnet.

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technischen Einrichtung und deren technische Systemdaten zugrunde gelegt. Dar-

über hinaus werden die jeweils ungünstigsten betrieblichen Umgebungsbedingun-

gen spezifiziert, in denen die Ersatzbaugruppe eingesetzt werden soll. Die Störfall-

anforderungen, beispielsweise bezüglich der Versorgungsspannungsbereiche, der

mechanischen Beanspruchungen, der elektromagnetischen Verträglichkeit, der

Temperatur, Feuchte, Druck, Strahlung und mehr, sind im KTA Regelwerk festgelegt

/KTA13/.

Zum Schluss wird die Sicherheitskategorie der Ersatzbaugruppe entsprechend der

Sicherheitsanforderungen für Kernkraftwerke /BMU12/ und den Interpretationen zu

den Sicherheitsanforderungen für Kernkraftwerke /BMU13/ beziehungsweise nach

DIN EN Norm 61226 „Kernkraftwerke – Leittechnische Systeme mit sicherheitstech-

nischer Bedeutung – Kategorisierung leittechnischer Funktionen“ /DIN10e/ festge-

legt. Die Einordnung in eine Sicherheitskategorie bestimmt den anzuwendenden

Prüfumfang und die Prüftiefe der Qualifizierung.

3. Erstellung eines Lastenheftes

Die spezifizierten Anforderungen werden in einem so genannten Lastenheft zusam-

mengefasst. Das Lastenheft dient dem Hersteller als Grundlage für den Designpro-

zess der Ersatzbaugruppe.

4. Auswahl eines Auftragnehmers

Der Auftragnehmer muss grundsätzlich nach KTA qualifiziert sein. Der VGB Power-

tech e.V. erwähnt die Möglichkeit, dass falls der Auftraggeber nicht nach KTA quali-

fiziert ist, es trotzdem möglich ist, diesen Auftragnehmer zu beauftragen. In einem

solchen Fall müssen Ersatzmaßnahmen im Lastenheft festgelegt werden /VGB11/.

Dies muss unter Absprache mit der Behörde von statten gehen. Laut VGB Power-

tech e.V. sind anerkannte Regelwerke zur Fertigung von Elektronikbaugruppen

(z. B. IPC*-A-610) zu berücksichtigen.

5. Erstellung Pflichtenheft durch Auftragnehmer Auf der Basis des Lastenheftes erstellt der Auftragnehmer dann ein Pflichtenheft.

Dieses wir dann zur Prüfung an den VGB-Arbeitskreis GQ E+L übergeben.

6. Fertigung und Vorprüfung der Prototypserie

Auf der Basis des freigegebenen Pflichtenheftes wird die Nullserie entwickelt, gefer-

tigt und die erforderlichen Geräteunterlagen werden erzeugt. Durch eine Vorprüfung

der Nullserie wird sichergestellt, dass vom Entwickler die Vorgaben der Anforde-

rungsspezifikation sowie des Lasten- und Pflichtenheftes umgesetzt werden.

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7. Durchführung der Erstqualifizierung

Die einzelnen Schritte der Erstqualifizierung werden nach dem VGB-Prozessbild

„Vorgehensweise bei der Qualifizierung“ am Serienprodukt durchgeführt /VDI11/.

Diese Schritte beinhalten:

a) Festlegung der erforderlichen Prüfart und Prüflingsbeschaffung durch den Ar-

beitskreis Gerätequalifizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Powertech

e.V.

b) Auftrag zur Erstqualifikation an einen §20 Sachverständigen (§20 AtG) durch

den Arbeitskreis Gerätequalifizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Po-

wertech e.V.

c) Abstimmung des Prüfplans und der Prüfspezifikation zwischen dem Arbeitskreis

Gerätequalifizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Powertech e.V. und

dem Sachverständigen in einem ersten Gespräch

d) Einreichung von Prüfplan, Prüfspezifikation und Geräteunterlagen an den Sach-

verständigen durch den Arbeitskreis Gerätequalifizierung E- und Leittechnik in

KKW des VGB Powertech e.V.

e) Prüfung von Prüfplan, Prüfspezifikation und Geräteunterlagen durch den Sach-

verständigen

f) Prüfdurchführung gemäß Prüfspezifikation und Prüfplan durch den Arbeitskreis

Gerätequalifizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Powertech e.V. und

den Sachverständigen

g) Zusammenstellung der Prüfdokumentation durch den Arbeitskreis Gerätequali-

fizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Powertech e.V.

h) Erstellung der Prüfnachweisblätter und Übergabe an den Arbeitskreis Gerä-

tequalifizierung E- und Leittechnik in KKW des VGB Powertech e.V. durch den

Sachverständigen

i) Zusammenstellung der Nachweisdokumentation und Eintrag in das VGB-

Informationssystem durch den Arbeitskreis Gerätequalifizierung E- und Leittech-

nik in KKW des VGB Powertech e.V.

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3.5 In welchen deutschen Anlagen werden in welchen Ersatzbaugruppen eingesetzt?

Laut /VGB11/ sind in vom VGB Powertech e.V. betrachteten Anlagen Ersatzbaugrup-

pen5 eingesetzt. Der GRS ist dabei nicht bekannt, wie die eingesetzten Ersatzbaugrup-

pen auf die einzelnen Anlagen verteilt sind.

3.6 Gibt es bereits Betriebserfahrung mit Ersatzbaugruppen?

Die vorliegenden Betriebserfahrungen mit den eingesetzten Ersatzbaugruppen5 sind laut

VGB Powertech e.V. positiv. So seien in allen Fällen die Ausfallraten der Substitutionen

geringer als die Ausfallraten der ersetzten Baugruppen bewertet. Insgesamt liegen laut

VGB Powertech e.V. genügend Betriebserfahrungen mit Ersatzbaugruppen vor und wie

die Ausfallstatistiken zeigen, sind die Ersatzbaugruppen in der Regel zuverlässiger als

die Originalbaugruppen /VGB11/. Die Ausfallraten der Ersatzbaugruppen sind laut

/VGB11/ deutlich kleiner als die der Originalbaugruppen. Die Grundlage für diese Aus-

fallraten wurde allerdings nicht von der GRS geprüft und kann daher nicht bewertet wer-

den.

3.6.1 Auswertung nationaler und internationaler Betriebserfahrung

Eine Auswertung der Ereignisdatenbanken, wie beispielsweise der GRS eigenen VERA,

der internationalen IRS Datenbank der IAEA oder der amerikanischen ADAMS hinsicht-

lich Ereignissen, an denen Ersatzbaugruppen beteiligt waren, erweist sich als schwierig,

da im allgemeinen nicht bekannt ist, ob die ausgefallene Baugruppe eine Ersatzbau-

gruppe ist oder nicht. Dennoch wurde in diesen Quellen nach Fällen gesucht, die auf-

grund des Einsatzes einer Ersatzbaugruppe aufgetreten sind oder bei denen Ersatzbau-

gruppen beteiligt waren. Darüber hinaus wurde nach Ereignissen gesucht, bei denen der

Einsatz von Ersatzbaugruppen zwar nicht ereignisauslösend war, aus denen sich aber

weitere Erkenntnisse zum Einsatz von Ersatzbaugruppen ergaben. Zusätzlich zu den

oben genannten Quellen wurden auch der GRS-A-Bericht 3395 zur „Auswertung von

Ereignissen aufgrund nicht funktionsgleicher Ersatzbetriebsmittel in sicherheitstechnisch

5 In /VGB11/ wird der Begriff Redesign verwendet.

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wichtigen Einrichtungen“ sowie Weiterleitungsnachrichten zu ausgewählten Ereignissen

bei der Recherche herangezogen.

Im Folgenden werden Ereignisse beschrieben, an denen Ersatzbaugruppen beteiligt wa-

ren.

3.6.1.1 Reaktorschnellabschaltung aufgrund eines Fehlsignals

Im Rahmen des Anfahrens nach der Revision wurde eine wiederkehrende Prüfung

durchgeführt. Während dieser trat ein Fehlsignal auf und führte zur Reaktorschnellab-

schaltung.

In der vorangegangenen Revision war ein Austausch von Messumformern auf einen

Nachfolgetyp vorgenommen worden. Nachdem Messumformer des Vorläufertyps wieder

installiert wurden, traten die Fehlsignale nicht mehr auf. Die wiederkehrende Prüfung

des Einspeisesystems konnte ordnungsgemäß abgearbeitet werden. Der aufgetretene

Effekt kann entweder durch Änderung der Masse (Länge der Wirkdruckleitung) oder

durch Änderung der Feder (Messbereich des Messumformers) erklärt werden. Das Ver-

schiebevolumen des Nachfolgetyps ist kleiner als das des Vorläufertyps. Das bedeutet,

dass damit die Feder in dem vorliegenden Feder/Masse-System verändert wurde und

dadurch die Resonanzfrequenz der Messstelle (Messumformer plus Wirkdruckleitung)

in die Nähe der prozessbedingten Anregefrequenz verschoben wurde. Die jetzt auftre-

tenden Differenzdruckimpulse erzeugten am Messumformer ein entsprechendes Aus-

gangssignal.

Ursache für den Ausfall ist ein Fehler des Herstellers bei der Umstellung des Vorläufer-

typs auf einen Nachfolgetyp. Beim Design des Nachfolgetypen wurden nicht alle Eigen-

schaften betrachtet, so dass er den Vorläufertyp nicht gleichwertig ersetzt.

3.6.1.2 Nichtzuschalten des Entregungsschalters eines Notstromdieselag-gregates bei wiederkehrender Prüfung

Im Rahmen der wiederkehrenden Prüfung des Notstromsignals nach Prüfhandbuch für

ein Notstromdieselaggregat schaltete sich der Entregungsschalter nicht automatisch zu.

Demzufolge blieben der Dieselgenerator unentregt und die durch das Notstromsignal

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abgeschalteten Notstromschienen dieser Redundanz spannungslos. Das Notstromag-

gregat wurde von Hand abgeschaltet und die Notstromschienen durch Zuschaltung der

Netzschalter wieder unter Spannung gesetzt. Der Entregungsschalter des Notstromag-

gregates ist normalerweise immer zugeschaltet; er wird lediglich jeweils vor einer Nots-

tromprüfung prüfvorbereitend von Hand ausgeschaltet, um zu kontrollieren, dass er vom

Notstromsignal einen "Ein"-Befehl erhält. Nach Beendigung der Prüfung bleibt der Schal-

ter eingeschaltet.

Während der vorherigen Revision waren an insgesamt sechs Leistungsschaltern die

"Rückhaltefedern" gegen neue, verstärkte Federn ausgetauscht worden. Vier dieser

Schalter sind als Entregungsschalter für die Notstromgeneratoren eingesetzt. Nach dem

Austausch der Federn traten bisher zwei Fälle von Einschaltversagen auf.

Der Hersteller hatte empfohlen, die Rückstellfedern im Erregerschalter auszutauschen.

Der Hersteller lieferte aber ungeeignete Federn, da zwischenzeitlich eine Designände-

rung der Erregerschalter stattgefunden hatte. Der Einsatz dieser neuen Federn ist jedoch

nur für Schalter des geänderten Typs geeignet, da diese auch mit neuen Stützklinken

ausgerüstet und diese auf neue verstärkte Rückholfedern abgestimmt worden waren.

3.6.1.3 Nichtöffnen einer Armatur bei einer WKP

Bei einer wiederkehrenden Prüfung wurde festgestellt, dass eine Armatur nicht ord-

nungsgemäß öffnete. Die Fehlfunktion resultierte aus dem Ansprechen des Drehmo-

mentschalters. Anschließend ging die Armatur über Laufzeitüberschreitung in Störung.

Nach Quittieren am Wartenbaustein ließ sich die Armatur von Hand öffnen. Wirkleis-

tungsmessungen ergaben eine geringfügige Überhöhung gegenüber dem eingestellten

Drehmomentabschaltwert über eine Dauer von etwa 100 ms.

Der Fehler konnte durch den Rücktausch der Vorrang-Baugruppen an den betroffenen

Armaturen gegen Vorgänger-Vorrang-Baugruppen behoben werden.

Die modifizierte Baugruppenkombination mit der neuen Vorrang-Baugruppe überbrückt

die Drehmomentabschaltung für die Dauer von 200 ms lediglich mit Beginn des AUF-

Signals. Bei der Ursachenklärung wurde festgestellt, dass bei der Auslegung dieser Bau-

gruppen nicht berücksichtigt wurde, dass eine Spannungslosigkeit die erforderliche kurz-

zeitige Drehmomentüberbrückung wirkungslos machen kann. Kann die Armatur erst

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nach Spannungswiederkehr öffnen, ist diese Überbrückungszeit abgelaufen. Eine Dreh-

momentüberhöhung beim anschließenden Anlaufen führt dann unverzögert zum Ab-

bruch des Öffnungsvorgangs.

3.6.1.4 Nicht spezifikationsgerechte Funktion von Messumformer-Versor-gungsbaugruppen

Im Rahmen der Kontrolle von Sicherungen in Reaktorschutzschränken wurde die Ver-

sorgungsspannung für jeweils eine Redundanz abgeschaltet. Dabei wurde auch eine

Messumformer-Versorgungsbaugruppe für die Messung der Frequenz auf einer Not-

stromschiene spannungslos. Nach Ende der Kontrollen und dem ordnungsgemäßen

Wiederzuschalten der Schrank-Stromversorgung blieb der Messumformer weiterhin un-

bemerkt spannungslos, da die Messumformer-Versorgungsbaugruppe keine Ausgangs-

spannung lieferte. Bei der Fortsetzung der Kontrollen in der zweiten Redundanz kam es

folgerichtig zur 2v3-Auslösung mit ordnungsgemäßem Start des zugehörigen Not-

stromdiesels.

Die Untersuchung der Messumformer-Versorgungsbaugruppe durch den Baugruppen-

hersteller ergab folgenden Sachverhalt: Der Fehler tritt reproduzierbar auf, wenn die Ver-

sorgungsspannung beim Einschaltvorgang, z. B. durch Kontaktprellen, kurzzeitig wieder

abgeschaltet ist. Auch bei anderen untersuchten Baugruppen aus dem betroffenen Fer-

tigungszeitraum konnte das beschriebene Fehlverhalten festgestellt werden. Die be-

troffenen Baugruppen sind alle mit einem integrierten Schaltkreis (IC) eines bestimmten

Herstellers bestückt. Dieser Schaltkreis wird von verschiedenen Herstellern gefertigt,

wobei das Fehlverhalten der Baugruppe nach einem Wechsel des ICs gegen einen glei-

chen Typ eines anderen Herstellers nicht mehr herbeigeführt werden konnte. Eine ge-

naue Ursachenanalyse ergab, dass das IC des genannten Herstellers hinsichtlich der

erlaubten Eingangsspannung an einem Eingang nicht der Spezifikation genügt und sich

zudem durch eine geringere erlaubte Eingangsspannung von denen anderer Hersteller

unterscheidet. Daraus resultiert letztendlich, dass sich abhängig von den vorhandenen

Randbedingungen während des Wiederzuschaltens der Spannungsversorgung nach ei-

ner vorhergehenden Abschaltung Betriebszustände einstellen können, für die dieses

spezielle IC nicht geeignet ist und die in der Folge zum „Nichtanlaufen“ der Messumfor-

mer-Versorgungsbaugruppe führen.

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3.6.1.5 Fehlerhafte sekundärseitige Lastabsenkung und nicht erfolgter Sta-beinwurf

Bei dem im Folgenden beschriebenen Ereignis waren Ersatzbaugruppen zwar am Er-

eignis beteiligt, jedoch lag die Ereignisursache in der fehlerhaften Projektierung der Er-

satzbaugruppe. Damit ist das Ereignis ein Beispiel dafür, dass sich durch relevante Än-

derungen an Baugruppen, wie beispielsweise die Umrüstung auf programmierbare und

rechnerbasierte Baugruppen, Fehler ergeben können.

Während des Streckbetriebs sollte zur Instandsetzung einer gestörten Ionisationskam-

mer der Neutronenfluss-Instrumentierung der betroffene Gliederzug der Kernaußen-

instrumentierung gezogen werden. Hierfür wurden in der digitalen Leittechnik der Be-

grenzungseinrichtungen Simulierungen vorgenommen. Dadurch entstand eine Störung

in einer Betriebsbegrenzung, die u. a. zur schnellen Absenkung der Generatorleistung

führte und gleichzeitig den Einwurf und das Fahren der Steuerstäbe durch die Begren-

zungseinrichtungen blockierte. Die betroffene „Reaktor-Leistungs-Begrenzung“ wurde

von festverdrahteter auf digitale Leittechnik umgerüstet. Bei der Projektierung der neuen

Leittechnik wurde nicht berücksichtigt, dass die vier Ionisationskammern des Leistungs-

bereichs eines Gliederzuges der Neutronenfluss-Kernaußeninstrumentierung für In-

standsetzungsmaßnahmen gemeinsam gezogen werden. Aufgrund der realisierten

Schaltungslogik mussten durch drei fehlerhafte Signale aus einem Gliederzug zwangs-

läufig die beim Ereignis aufgetretenen Fehlfunktionen der Begrenzungseinrichtungen

entstehen.

3.6.1.6 Nicht spezifikationsgerechte Ersatzteile für Anlassluftschläuche an Notstromdieseln

Im Rahmen der Wartung eines Notstromdiesels wurde festgestellt, dass der neu einzu-

setzende Anlassluftschlauch relativ weich ist. Eine daraufhin durchgeführte Überprüfung

der Referenznummer ergab, dass ein Einsatz mit Druckschläuchen einer anderen Refe-

renznummer gefordert ist.

Eine Bestellung von Ersatzteilen für die Notstromdiesel erfolgt durch den Betreiber nur

über den Hersteller. Genutzt wird dabei der vom Hersteller für das jeweilige Aggregat

zur Verfügung gestellte Bestellkatalog. In diesem war für die spezifikationsgerechten

Druckschläuche eine seit Jahren unveränderte Referenznummer genannt. Unter dieser

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Nummer wurden früher die richtigen Druckschläuche geliefert. Die Referenznummer für

Druckschläuche wurde jedoch beim Hersteller geändert, ohne dass dies Berücksichti-

gung in den Katalogen fand. Die alte Referenznummer bezog sich nun auf Druckschläu-

che, deren Spezifikation von der geforderten Spezifikation hinsichtlich Dauerbetriebs-

druck, Prüf- und Berstdruck abwich. Bezüglich der Abmessungen unterscheiden sich die

beiden Druckschläuche nicht. Eine Überprüfung weiterer Notstromdiesel ergab, dass

dort bereits seit der letzten Wartung – vor einem bzw. vier Jahren – nicht spezifikations-

gerechte Ersatzteile im Einsatz waren.

3.6.1.7 Fehlöffnen von Schaltern an einer 400-V-Notstromschiene bei einer wiederkehrenden Prüfung und Anzugsversagen von Hilfsschützen

Im Rahmen einer WKP kam es kurz nach dem Wiederzuschalten des Einspeiseschalters

sowie kurz nach der automatischen Umschaltung zum Fehlöffnen dreier Schalter,

wodurch eine 400-V-Notstromschiene spannungslos wurde. Bei der Ursachenklärung

für das Fehlöffnen dieser drei Schalter wurde das Fehlen der Signalisierung der Über-

stromauslösung festgestellt. Im Rahmen der Ursachenklärung wurde erkannt, dass bei

Anregung des magnetischen Kurzschlussauslösers ein Hilfsschütz nicht anzieht. Die

Funktion dieses Hilfsschützes ist, im Falle der Überstromauslösung eine entsprechende

Signalisierung zur Weiterverarbeitung in der Leittechnik abzusetzen sowie durch eine

Verriegelung auf der Funktionsgruppenebene eine Wiedereinschaltung des Leistungs-

schalters zu verhindern.

Die Ursache für das Ansprechversagen der Hilfsschütze wurde bei Prüfungen der Leis-

tungsschalter auf dem Prüfstand ermittelt. Die zeitliche Länge des durch die Kurz-

schlussauslösung erzeugten Spannungsimpulses zur Schaltung des Hilfsschützes

reichte nicht aus, um das Hilfsschütz zu schalten und in Selbsthaltung zu bringen. Die

Hilfsschütze waren vorbeugend im Rahmen des Alterungsmanagements ausgetauscht

worden. Die Schütze vom Vorgängertyp schalteten mit den kurzen Spannungsimpulsen

ordnungsgemäß, die neuen Schütze haben eine längere Schaltzeit und benötigen des-

halb länger dauernde Spannungsimpulse. Der neue Typ war vom Hersteller als Ersatz-

typ für das alte Schütz benannt worden. Das Hilfsschütz ist nicht Bestandteil des Schal-

ters, sondern ist im Schaltschrank eingebaut.

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3.6.1.8 Temporäre Störung von elektronischen Baugruppen

Es trat eine Störung in der schrankinternen Buskommunikation (Rückwandbus) eines

Leittechnikschranks auf, die zu einem vollständigen Ausfall der Regelungs- und Über-

wachungsfunktionen im betroffenen Schrank führte. In dem Schrank sind ausschließlich

betriebliche Leittechnikfunktionen realisiert. Nach Rücksprache mit dem Hersteller

wurde die Störung durch Neustart der Buskommunikation des betroffenen Leittechnik-

schranks behoben. Anschließend standen die betrieblichen Leittechnikfunktionen des

Schrankes wieder zur Verfügung. Die in Zusammenarbeit mit dem Hersteller durchge-

führte Störungsanalyse ergab, dass die Störung von Leittechnik-Baugruppen mit be-

stimmten Hardwareversionen ausgelöst worden war. Die Baugruppen dieser Hardware-

versionen waren nach Aussage des Herstellers mit neuen Kommunikationsbausteinen

in FPGA- statt ASIC- Technologie bestückt. Die Technologieumstellung war erforderlich,

weil die Bausteine in ASIC-Technologie vom Bausteinhersteller nicht mehr ausgeliefert

werden. Der für die ASIC-Chips vorhandene Programmcode wurde bei der Umstellung

auf FPGA-Chips übernommen, musste aber in einzelnen Bereichen angepasst werden.

Kommunikationsbausteine sind generell sowohl auf den zentralen Prozessorbaugrup-

pen als auch auf den analogen und digitalen Ein- und Ausgabebaugruppen des Leittech-

niksystems vorhanden. Die fehlerbehafteten Leittechnik-Baugruppen waren im Zuge von

vier Änderungsanzeigen in das bereits bestehende Leittechniksystem eingebaut wor-

den. Aus der Betriebserfahrung in nichtkerntechnischen Anlagen war dem Hersteller be-

kannt, dass es in sehr wenigen Einzelfällen zu Störungen in der Buskommunikation ge-

kommen ist. Erste Analysen des Herstellers hatten dann ergeben, dass die Ausfälle aus-

schließlich im Zusammenhang mit den neuen Kommunikationsbausteinen in FPGA-

Technologie aufgetreten sind. Dem Betreiber lagen diese Informationen zum Zeitpunkt

des Ereigniseintritts nicht vor. Als Ursache für die Störung in der schrankinternen Bus-

kommunikation wurde vom Hersteller ein fehlerhaftes Dauersenden eines Kommunika-

tionsbausteins ermittelt. Das Dauersenden eines Kommunikationsbausteins hatte die

Unterbrechung der Buskommunikation zwischen den Leittechnikbaugruppen des be-

troffenen Schrankes zur Folge. Als wahrscheinliche Ursache für das Dauersenden der

Kommunikationsbausteine wurde vom Hersteller ein systematischer Fehler in der Firm-

ware angenommen. Die exakte Ursache ist unbekannt. Auch im Rahmen umfangreicher

Labortests und Simulationen des Herstellers ließ sich der Fehler nicht reproduzieren.

Der Hersteller folgert daraus, dass nur bestimmte, sehr seltene Konstellationen im Sys-

tem zum Fehlverhalten des Kommunikationsbausteins in FPGA-Technologie führen kön-

nen.

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3.6.1.9 Funktionsstörungen an Einschüben von Armaturen und Abweichungen vom spezifizierten Zustand an Einschüben von Armaturen

Im Rahmen einer wiederkehrenden Prüfung eines Notstromdieselaggregats wurden die

zugeordneten Notstromschienen gestaffelt wieder zugeschaltet. Bei der Zuschaltung ei-

ner 380-V-Notstromschiene fielen die Steuerköpfe der Schalteinschübe zur Versorgung

der Stellantriebe einiger Armaturen. Die Einschübe der betroffenen Stellantriebe wurden

im Rahmen eines Änderungsantrages umgebaut. Dabei wurden die alten Steuerköpfe in

den Einschüben belassen. Zur Versorgung der neuen elektronischen Wendelastrelais

sowie der Wirkleistungsmessmodule waren Schaltnetzteile erforderlich. Es waren 0,65-

A-Schaltnetzteile vorgesehen, die über die 1-A-Sicherung der alten Steuerköpfe abgesi-

chert wurden, obwohl in den Schaltnetzteilen eine interne Sicherung vorhanden ist. Der

Umbau erfolgte redundanzweise über mehrere Revisionen.

Ein Jahr vor dem Ereignis wurden die 0,65-A-Schaltnetzteile vom Hersteller abgekün-

digt. Dem Zulieferer wurde versichert, dass die 1-A-Schaltnetzteile vergleichbare Eigen-

schaften haben und an Stelle der 0,65-A-Schaltnetzteile verwendet werden können. Da-

her kam es zur Lieferung einer gemischten Charge von Schaltnetzteilen (0,65 und 1 A)

und folglich zum Einbau der 1-A-Schaltnetzteile. Diese Informationen lagen dem Betrei-

ber aber zum Ereigniszeitpunkt nicht vor. Die Auslösung der Steuerköpfe ist auf eine

erhöhte Stromaufnahme der 1-A-Schaltnetzteile bei Spannungszuschaltung zurückzu-

führen. In Kombination der verwendeten 1-A-Automaten in den alten Steuerköpfen, de-

ren Auslösecharakteristik in einer statischen Bandbreite liegt, und einer erhöhten (zuläs-

sigen) Schienenspannung U>12 kV der betroffenen Notstromschiene kam es zur Auslö-

sung.

3.6.1.10 Auffälligkeit an Vorsteuermagneten in der FSA Station sowie Fehlöff-nen von Vorsteuerventilen im Frischdampfleitungssystem

Verschiedene Betreiber meldeten jeweils ein Ereignis mit Fehlöffnen von Magnetvor-

steuerventilen in den Frischdampf-Sicherheits-Absperrarmaturen-Stationen (FSA-

Stationen). Nachfolgend sind die Sachverhalte zu den jeweiligen Ereignismeldungen

dargestellt:

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Auffälligkeit an Vorsteuermagneten in der FSA Station

In einem Strang der FSA-Stationen wurden während einer Revision 12 Vorsteuermag-

nete getauscht, die im Ruhestromprinzip (RSP) betrieben werden. Bei den eingebauten

RSP-Vorsteuermagneten gab es keine Auffälligkeiten. In der Revision im darauf folgen-

den Jahr wurden in einem anderen Strang der FSA-Stationen 14 nach dem Arbeitss-

tromprinzip arbeitende Magnete (ASP-Magnete) und 12 nach dem Ruhestromprinzip ar-

beitende Vorsteuermagnete (RSP-Magnete) getauscht. Von den RSP-Magneten wurden

zwei Magnete auffällig: Diese lösten aufgrund erhöhter Stromaufnahme nach fünf bzw.

36 Betriebsstunden die vorgeschalteten Sicherungen aus. Die Anlage befand sich zum

Zeitpunkt der Störung im Anfahrbetrieb, im Zustand unterkritisch heiß. Die GRS geht

davon aus, dass der Ausfall der Magnete zum Fehlöffnen der zugehörigen Vorsteuer-

ventile führte.

Als kurzfristige Maßnahmen wurden die zwei defekten RSP-Magnete und vorsorglich die

zehn weiteren eingebauten RSP-Magnete durch geprüfte/betriebsbewährte RSP-

Magnete aus dem Ersatzteillager ausgetauscht. Im Anschluss an den Austausch der

Magnete wurde durch Funktionsprüfungen die Funktionsfähigkeit der Magnete nachge-

wiesen. Einer der beiden auffälligen RSP-Magnete wurde vom Betreiber untersucht. Der

andere auffällige RSP-Magnet und die zehn weiteren RSP-Magnete der fehlerbehafteten

Charge wurden dem Hersteller zur Untersuchung zwecks Ursachenklärung geschickt.

Fehlöffnen von Vorsteuerventilen im Frischdampfleitungssystem

Im Zuge von Instandhaltungstätigkeiten während einer Revision öffnete ein Vorsteuer-

ventil der Absperrarmatur vor dem Frischdampf-Sicherheitsventil (FD-AVSIV) in einem

Strang fehlerhaft. Einige Tage später öffnete ein Vorsteuerventil des Frischdampf-Si-

cherheitsventils (FD-SIV) in einem anderen Strang fehlerhaft. Die Vorsteuerventile wer-

den von Magneten betätigt, die nach dem Ruhestromprinzip (RSP) betrieben werden.

Die Magneten der beiden fehlöffnenden Vorsteuerventile lösten jeweils aufgrund erhöh-

ter Stromaufnahme die zugeordneten Sicherungsautomaten aus. Die auffällig geworde-

nen, nach Meinung des Betreibers neu qualifizierten Magnete wurden in der Revision im

Rahmen des Alterungsmanagements eingebaut.

Als kurzfristige Maßnahmen wurden die betroffenen Vorsteuerstränge abgesperrt, die

beiden defekten Magnete gegen lagerhaltige betriebsbewährte Magnete gleichen Typs

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getauscht und die Funktionsfähigkeit der betroffenen Vorsteuerventile nach dem Aus-

tausch der Magnete nachgewiesen. Die beiden auffälligen Magnete der fehlerbehafteten

Charge wurden dem Hersteller zur Untersuchung zwecks Ursachenklärung geschickt.

Fehlöffnen von Vorsteuerventilen im Frischdampfleitungssystem

Während einer Revision öffnete ein Vorsteuerventil der Absperrarmatur vor dem Frisch-

dampfsicherheitsventil in einem Strang fehlerhaft. Einige Monate später öffnete ein Vor-

steuerventil des Frischdampfsicherheitsventils (FD-SIV) in einem anderen Strang fehler-

haft. Die Anlage befand sich zum Zeitpunkt des Ereignisses im Leistungsbetrieb. Die

betreffenden Vorsteuerventile werden von Magnetspulen im Ruhestromprinzip (RSP-

Magnete) betätigt. Die RSP-Magnete der beiden auffälligen Vorsteuerventile lösten auf-

grund erhöhter Stromaufnahme die zugeordneten Sicherungsautomaten aus. Bei den

beiden auffälligen RSP-Magneten handelt es sich nach Meinung des Betreibers um neu

qualifizierte Magnete. Weitere RSP-Magnete aus der Liefercharge blieben bisher unauf-

fällig.

Als kurzfristige Maßnahmen wurden die betreffenden Vorsteuerstränge abgesperrt und

die defekten RSP-Magnete getauscht. Der defekte RSP-Magnet am Vorsteuerventil der

Absperrarmatur vor dem Frischdampfsicherheitsventil wurde durch einen anderen aus

dem gleichen Produktionsjahr ersetzt. Der ausgefallene RSP-Magnet am Vorsteuerventil

des Frischdampfsicherheitsventils wurde durch einen betriebsbewährten Magneten aus

einer älteren Liefercharge ersetzt. Im Anschluss an den Austausch der beiden auffälligen

Magnete wurde die Funktionsfähigkeit der Vorsteuerventile nachgewiesen. Zudem wur-

den vorsorglich Stromaufnahmemessungen an allen vergleichbaren RSP-Magneten in

den FSA-Stationen durchgeführt. Die Stromaufnahmemessungen haben keine Auffällig-

keiten gezeigt. Die beiden auffälligen RSP-Magnete der fehlerbehafteten Charge wurden

dem Hersteller zur Untersuchung übergeben.

Ereignisursache

Die ausgefallenen Magnete wurden zwischenzeitlich vom Hersteller untersucht. Die

Schadensbilder der ausgefallenen Magnete sind weitgehend miteinander vergleichbar.

Die nachfolgenden Ausführungen zu dem Fehlermechanismus beziehen sich auf die der

GRS vorliegenden Informationen. Bei der Untersuchung der ausgefallenen Magnete

wurde festgestellt, dass die Magnete einen örtlich gleichen Masseschluss zwischen Spu-

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lenwicklung und Spulengehäuse aufweisen. Zudem wurden klare Verformungen im obe-

ren Bereich der Spulen beobachtet. Außerdem wurden folgende Änderungen in der Spu-

lenfertigung der Magnete aus den betroffenen Produktionsjahren gegenüber der spezi-

fizierten und nach KTA 3504 /KTA06/ qualifizierten Serie festgestellt:

• Die Wickelgeometrie wurde geändert,

• die Anzahl der Bandagen wurde erhöht,

• die Anzahl der Beilagen wurde erhöht,

• das Tränkverfahren der Spule wurde geändert,

• der Tränklack wurde geändert und

• der Abstand zwischen der Spulenwicklung und dem Spulengehäuse wurde verrin-

gert (2 mm statt 3 mm).

Laut dem Hersteller ist der Ausfall der Magnete auf einen Masseschluss zurückzuführen.

Wie bereits dargestellt, führte der Masseschluss zu erhöhter Stromaufnahme der Spu-

len. Die zugeordneten Sicherungsautomaten lösten aus. Die Magnete wurden stromlos

und die Vorsteuerventile öffneten. Dieser Masseschluss entstand durch eine Drahtver-

schiebung einer Kupferwindung, wodurch es zu einem direkten Kontakt mit dem Ge-

häuse kam. Bei seinen Untersuchungen kommt der Hersteller zu dem Schluss, dass die

Verwendung des Vergussmaterials Sylgard 170 in Verbindung mit dem zu weichen

Tränklack Damisol den Masseschluss verursacht hat. Durchgeführte Versuche und Un-

tersuchungen beim Hersteller haben gezeigt, dass das verwendete Vergussmaterial Syl-

gard 170 bei der ersten Erwärmung bis zur Einsatztemperatur der Magnete sich maximal

verformt bzw. eine sehr hohe Volumenausdehnung erfährt. Diese hohe Erstverformung

ermöglicht es bei Verwendung von zu weichem Tränklack (Damisol) einen Spulendraht

aus dem Verbund zu lösen. Nach den der GRS vorliegenden Informationen ist davon

auszugehen, dass die Änderungen bei der Fertigung der Spulen der Magnete in Verbin-

dung mit den thermischen Einwirkungen (Ruhestrom) auf die Spulen zu den Ausfällen

der Magnete geführt haben.

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3.6.1.11 Fehlfunktion von sicherheitstechnisch wichtigen Relais

Bei dem im Folgenden beschriebenen Ereignis waren Ersatzbaugruppen zwar am Er-

eignis beteiligt, jedoch war die Ersatzbaugruppe nicht ursächlich für das Ereignis. Aller-

dings ist das Ereignis ein weiteres Beispiel dafür, dass relevante Änderungen an Bau-

gruppen, wie beispielsweise der Einsatz von programmierbaren und rechnerbasierten

Bauelementen auf den Baugruppen, teilweise auch erfolgen, ohne dass sich dies in einer

Änderung der Bezeichnung niederschlägt und insbesondere auch ohne dass der Betrei-

ber der Anlage von der Änderung in Kenntnis gesetzt wird.

Bei periodischen Prüfungen wurden zwei ähnliche Fehlfunktionen von Relais entdeckt.

Es kam zu zeitlichen Verzögerungen bei der Anregung der Relais von bis zu einigen

Minuten.

Aufgrund der sich ähnelnden Fehlfunktion wurde sowohl von Seiten des Betreibers als

auch von Seiten des Herstellers der Relais ein CCF vermutet. Da die aufgetretene

Fehlfunktion der Relais zu einer Verzögerung beim automatischen Start der Notstrom-

dieselgeneratoren oder sogar zum Startversagen führen kann, wurden die fehlerhaften

Relais in den beiden betroffenen Dieselgeneratoren ausgetauscht. Zusätzlich wurde mit

dem Austausch der Relais in den verbliebenen sechs Dieselgeneratoren begonnen. Dies

wurde aber nicht zu Ende geführt, da die Anlage vom Hersteller die Information erhielt,

dass auch die im Lager befindlichen Relais aus der vom Fehler betroffenen Charge

stammen. Bereits früher hatte der Hersteller vorübergehende Qualitätsmängel in der

Produktion der Relais festgestellt, wodurch sich das Risiko einer Fehlfunktion für die

betroffenen Relaistypen erhöht hatte. Nach Identifikation der Qualitätsmängel wurden

diese beseitigt und die Produktion der Relais mit einer reparierten Fertigungsstraße

weitergeführt. Die Information über die Qualitätsmängel wurde nicht an die Anlage

weitergegeben, weshalb in allen acht Dieselgeneratoren Relais, die im fraglichen

Zeitraum gefertigt worden waren, eingebaut wurden. Zusätzlich stellte sich heraus, dass

die aus einem lokalen Lager gelieferten und eingebauten Relais aus derselben Charge

stammten wie die ursprünglich verbauten. Nach Ergebnissen einer vom Hersteller

durchgeführten Untersuchung wurde die Fehlfunktion der Relais vom Luftspalt zwischen

der Spule und dem Kern und der Beschichtung des Kerns verursacht. Nach

Herstellerangaben war dabei entweder der Luftspalt zu schmal oder die Beschichtung

zu dick, wodurch sich die Reibung der bewegten Teile erhöhte. Es wurden neue Relais

in allen Dieselgeneratoren der Anlage eingebaut. Im Zuge der Untersuchung der

fehlerhaften Relais stellte sich heraus, dass die betroffenen Relais ebenso wie die neu

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gelieferten Relais programmierbare Technik in Form eines Mikroprozessors mit

eingebetteter Software zur Steuerung der Spule der Relais enthielten. Daher war die

Qualifizierung der Relais nicht mehr gültig. Die Information darüber, dass die Relais nun

rechnerbasierte Technik enthielten, war nicht an den Betreiber weitergegeben worden.

Allerdings wurde hier kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der rechnerbasierten

Technik und der Fehlfunktion der Relais festgestellt.

Die Relais mit rechnerbasierter Technik wurden vom Betreiber gegen diversitäre, quali-

fizierte Relais mit nicht programmierbarer Technik ausgetauscht.

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41

4 Anforderungen für den Einsatz von Ersatzbaugruppen

Im Rahmen des Projektes 3611 R01355 „Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur

deterministischen Prüfung der Eignung von Redesign-Komponenten für den Einsatz in

der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken“ wurden verschiedene nationale und in-

ternationale Normen sowie weitere relevante Dokumente hinsichtlich Anforderungen an

Ersatzbaugruppen und ihren Einsatz ausgewertet.

In den folgenden Abschnitten werden diese Normen und Regelwerke kurz inhaltlich dar-

gestellt.

4.1 Ausgewertete Normen und Dokumente

Aus dem nationalen Regelwerk wurden die KTA 3501 /KTA14b/, KTA 3503 /KTA13/ und

die KTA 3507 /KTA14a/ ausgewertet. Die KTA 3501 „Reaktorschutzsystem und Über-

wachungseinrichtungen des Sicherheitssystems“ enthält Anforderungen an Aufbau,

Ausführung, Gerätequalität, Einbau und Prüfung von Einrichtungen der Sicherheitsleit-

technik, die in Kernkraftwerken leittechnische Funktionen der Kategorien A und B aus-

führen. Sie enthält eine Zusammenstellung von Auslegungskriterien, Anforderungen an

die Qualität und Qualitätssicherung und Anforderungen an die Funktionsweise der oben

genannten Einrichtungen. Die KTA 3503 „Typprüfung von elektrischen Baugruppen der

Sicherheitsleittechnik“ beschreibt die bei einer Typprüfung von elektrischen Baugruppen

der Sicherheitsleittechnik, die leittechnische Funktionen der Kategorien A und B realisie-

ren, anzuwendenden theoretischen und praktischen Prüfungen. Außerdem werden An-

forderungen an die Prüfdokumentation gestellt. Die KTA 3507 „Werksprüfungen, Prüfun-

gen nach Instandsetzung und Nachweis der Betriebsbewährung der Baugruppen und

Geräte der Leittechnik des Sicherheitssystems“ stellt Anforderungen an die Planung,

Durchführung und Dokumentation von Werksprüfungen, Prüfungen nach Instandset-

zung und an den Nachweis der Betriebsbewährung für Baugruppen und Geräte der Si-

cherheitsleittechnik, die leittechnische Funktionen der Kategorien A und B ausführen,

auf.

Des Weiteren wurde der Bericht GRS-A-3550 zum Reaktorsicherheitsforschungs-Vor-

haben RS1180 „Weiterentwicklung und Erprobung von Methoden und Werkzeugen für

probabilistische Sicherheitsanalysen“ /GRS10/ berücksichtigt. In diesem Vorhaben soll-

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ten Methoden und Werkzeuge für die Durchführung von probabilistischen Sicherheits-

analysen weiterentwickelt und nutzbar gemacht werden. Dabei wurde ein neues Konzept

zur Modellierung programmierbarer und rechnerbasierter Sicherheitsleittechnik entwi-

ckelt.

Von den internationalen Normen und Richtlinien wurde eine Reihe von DIN EN-Normen

ausgewertet:

• Die DIN IEC 61513 „Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung

– Allgemeine Systemanforderungen“ /DIN13/ beschäftigt sich mit allgemeinen An-

forderungen an die leittechnischen Einrichtungen, die in Kernkraftwerken für die

Durchführung sicherheitstechnisch wichtiger Funktionen verwendet werden. Dabei

stehen die Gesamtarchitektur der Leittechnik und der Zusammenhang mit den An-

forderungen an die einzelnen sicherheitstechnisch wichtigen Systeme im Vorder-

grund.

• Darauf aufbauend enthält die DIN EN 60987 „Leittechnische Systeme mit sicher-

heitstechnischer Bedeutung – Anforderungen an die Hardwareauslegung rechner-

basierter Systeme“ /DIN10c/ generische Anforderungen an die Hardware-Auslegung

von rechnerbasierten Systemen für sicherheitstechnisch wichtige Einrichtungen.

• Die DIN EN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechni-

scher Bedeutung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung

von Funktionen der Kategorie A“ /DIN10a/ deckt gemeinsam mit der DIN EN 62138

„Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung –

Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funktionen der

Kategorie B oder C“ /DIN10b/ Anforderungen an die Software rechnerbasierter Sys-

teme ab, wobei sich die DIN EN 60880 auf rechnerbasierte Systeme zur Realisie-

rung von leittechnischen Funktionen der Kategorie A bezieht und die DIN EN 62138

die Kategorien B und C umfasst.

• Die DIN EN 62340 „Leittechnische Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung –

Anforderungen zur Beherrschung von Versagen aufgrund gemeinsamer Ursache“

/DIN10d/ ergänzt die vorgenannten Normen um Anforderungen zur Beherrschung

und Vermeidung von Ausfällen leittechnischer Einrichtungen aufgrund gemeinsamer

Ursache.

• Die VDI/VDE 3528 „Anforderungen an Serienprodukte und für deren Einsatz in der

Sicherheitsleittechnik in Kernkraftwerken“ /VDI11/ gibt weitere Empfehlungen zu den

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erforderlichen Eigenschaften von Komponenten, die in sicherheitstechnisch wichti-

gen leittechnischen Einrichtungen eingesetzt werden. Hierzu zählen grundsätzliche

Anforderungen an Serienprodukte mit hochintegrierten Bauelementen bzw. mit ein-

gebundener Software.

Außerdem wurde eine Reihe von IEEE Standards ausgewertet. Der Standard IEEE 603

„IEEE Standard Criteria for Digital Computers in Safety Systems of Nuclear Power Ge-

nerating Stations“ /IEE09/ beinhaltet die minimalen Anforderungen an die Funktionalität

und das Design von Leittechniksystemen, die zur Durchführung sicherheitstechnisch

wichtiger Funktionen in Kernkraftwerken verwendet werden. Es werden z. B. Kriterien zu

den Themen Einzelfehler, Qualität, Unabhängigkeit, Reparatur, menschliche Faktoren

und Zuverlässigkeit aufgestellt. Außerdem werden Anforderungen an Design und Funk-

tionalität von Messwertaufnahme und an die Ausgabe von Steuerbefehlen sowie deren

Ausführung aufgestellt. Der Standard IEEE 7-4.3.2 „IEEE Standard Criteria for Digital

Computers in Safety Systems of Nuclear Power Generating Stations“ /IEE10/ erweitert

die im Standard IEEE 603 aufgestellten Kriterien und Anforderungen auf den Gebrauch

von rechnerbasierten Systemen zur Durchführung sicherheitstechnisch wichtiger Funk-

tionen. Der Standard IEEE 1633 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“

/IEE08/ beschreibt diverse Modelle zur Bestimmung der Zuverlässigkeit von Software,

außerdem wird deren Anwendbarkeit in verschiedenen Situationen bewertet.

Aus dem US-Regelwerk wurden vier NUREG Dokumente ausgewertet. Die US Normen

NUREG 6303 „Method for Performing Diversity and Defense-in-Depth Analyses of Reac-

tor Protection Systems“ /NUR94/ und NUREG 7007 „Diversity Strategies for Nuclear

Power Plant Instrumentation and Control Systems” /NUR10/ beschäftigen sich mit Me-

thoden zur Durchführung von defense-in-depth Analysen des Reaktorschutzsystems.

Hier finden sich zahlreiche Bemerkungen zum Einsatz und zur Bewertung von Diversität

von Systemen. Der NUREG 0800 „Guidance for evaluation of diversity and defense-in-

depth in digital computer-based instrumentation and control systems“ /NUR07/ be-

schreibt, wie die NRC vorgeht, um den Safety Analysis Report von kerntechnischen An-

lagen zu bewerten. Zur Unterstützung der Bewertung von computerbasierten Reaktor-

schutzsystemen hat die US NRC ein Computerprogramm entwickelt, welches im

NUREG 6680 „Review templates for computer-based reactor protection systems“

/NUR00/ beschrieben wird.

Der ebenfalls ausgewertete Safety Guide NS-G-1.3 „Instrumentation and Control Sys-

tems Important to Safety in Nuclear Power Plants“ /IAE12/ der IAEA gibt allgemeine

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Richtlinien zu Design und Einsatz von Leittechniksystemen, die in Kernkraftwerken si-

cherheitstechnisch wichtige Funktionen durchführen. Dabei werden z. B. Richtlinien be-

züglich der Zuverlässigkeit des Designs, den Fehlermöglichkeiten, dem Mensch-Ma-

schine-Interface und Test und Wartbarkeit aufgestellt.

Darüber hinaus wurde der Bericht “Operating Experience Insights on Common-Cause

Failures in Digital Instrumentation and Control Systems” /EPR08/ des EPRI betrachtet.

In diesem Bericht wurde die Betriebserfahrung von Kernkraftwerken in den USA bezüg-

lich Systemausfälle bzw. potentieller Ausfälle von softwarebasierten Systemen hinsicht-

lich ihrer Ausfallursachen ausgewertet.

4.2 Allgemeine relevante Anforderungen an Ersatzbaugruppen aus dem nationalen und internationales Regelwerk

Im betrachteten nationalen und internationalen Regelwerk finden sich kaum Anforderun-

gen speziell zu Ersatzbaugruppen. Im nationalen Regelwerk sind Anforderungen an Er-

satzbaugruppen in den derzeitigen Fassungen der KTA 3501 (Gründruck) /KTA14b/ und

der KTA 3503 /KTA13/ zu finden. Die KTA 3501 enthält Anforderungen bezüglich des

Eignungsnachweises und der Auslegung neu entwickelter oder modifizierter Geräte für

die Ausführung von A-Funktions-Einrichtungen. In der KTA 3503 und der KTA 3507 wer-

den Anforderungen an Äquivalenzbauelemente formuliert. Die Dokumente RS1180

/GRS10/, EPRI 1016731 /ERP08/, IAEA NS-G-1.3 /IAE12/, IEEE Std 1633-2008 /IEE08/,

IEEE Std 603-2009 /IEE09/, IEEE Std 7-4.3.2-2010 /IEE10/ sowie die NUREG 6303

/NUR94/ und 7007 /NUR10/ enthalten keine konkreten Anforderungen zur Thematik Er-

satzbaugruppen

4.2.1 KTA 3501, „Reaktorschutzsystem und Überwachungseinrichtungen

des Sicherheitssystems“

In der KTA 3501 /KTA14b/ werden in Abschnitt 5.1.1.2 bezüglich des Eignungsnachwei-

ses für neu entwickelte oder modifizierte Geräte für die Ausführung von A-Funktions-

Einrichtungen folgende Anforderungen aufgestellt:

• Nachweis der Fertigungs- und Designqualität von leittechnischen Baugruppen, Ge-

räten und Systemteilen.

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• Erforderliche Qualität von Fertigung und Design muss mindestens Stufe B nach DIN

EN 61192-1 genügen.

• Es ist eine Typprüfung abzulegen.

In Abschnitt 5.1.1.3 werden Anforderungen an die Auslegung neu entwickelter oder mo-

difizierter Geräte für die Ausführung von A-Funktions-Einrichtungen aufgestellt. Es wer-

den folgende Anforderungen genannt:

• Einfaches, übersichtliches und zweckentsprechendes Schaltungskonzept

• Verwendung von bewährten, zuverlässigen Bauteilen und Schaltungen, Beachtung

von Betriebserfahrungen

• Prüfung der Gerätefunktionen muss ohne Eingriff in die Verdrahtung möglich sein

• Auslegung gegen Umgebungseinflüsse

• Bezüglich statischer und dynamischer Eigenschaften muss den Anforderungen der

A-Funktionen genügt werden (Stabilität, Genauigkeit, Nutz-Störsignalverhältnis,

Drift, Hysterese, Zeitverhalten, Reproduzierbarkeit)

Für Geräte zur Ausführung von B-Funktions-Einrichtungen sind in den Abschnitten

5.2.1.2 und 5.2.1.3 nahezu identische Anforderungen aufgestellt. Lediglich die Anforde-

rung nach einem einfachen, übersichtlichen und zweckentsprechendem Schaltungskon-

zept ist hier nicht genannt.

4.2.2 KTA 3503 „Typprüfung von elektrischen Baugruppen der Sicherheits-leittechnik“

In der KTA 3503 /KTA13/ werden in Abschnitt 4.2.6 „Hardwareunterlagen“ Äquivalenz-

bauelemente angesprochen. Dort sind folgende Forderungen aufgestellt:

• Sind Bestückungsvarianten durch den Einsatz von Äquivalenzbauelementen bei der

Fertigung vorgesehen, sind diese in der Stückliste zu spezifizieren und in der

Typprüfung zu berücksichtigen. Bei entsprechender Gleichwertigkeit der eingesetz-

ten Bauelemente kann eine theoretische Betrachtung der Äquivalenzen ausreichen.

/KTA13/

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In Abschnitt 4.3.2 „Ausfallratenbestimmung für die Hardware der Baugruppe aufgrund

von Betriebserfahrung“ wird auf die Ermittlung von Ausfallraten neuentwickelter oder

modifizierter Baugruppen eingegangen. Zur Ausfallratenermittlung neuentwickelter oder

modifizierter Baugruppen sind laut KTA 3503 Ausfallraten vergleichbarer Baugruppen

oder Funktionseinheiten zu verwenden, wenn bestimmte Bedingungen erreicht wurden

(ausreichende Anzahl an Betriebsstunden, ausreichende Anzahl verwendeter

Baugruppen und vergleichbare Betriebsbedingungen). Laut KTA 3503 /KTA13/ müssen

Baugruppen oder Funktionseinheiten mindestens in folgenden Aspekten vergleichbar

sein:

a) elektrische Bauelemente,

b) Konstruktionselemente,

c) Firmware,

d) Datei zum Programmieren der Bauelemente (z. B. bei FPGA, CPLD, ASIC),

e) Auslegungsgrundsätze und

f) Umgebungsbedingungen.

4.3 Anforderungen an die Diversität

Im betrachteten nationalen und internationalen Regelwerk finden sich eine Reihe von

Anforderungen an die Diversität von programmierbaren und rechnerbasierten Baugrup-

pen, Komponenten oder Systemen. Diese werden in den folgenden Abschnitten be-

schrieben.

4.3.1 KTA 3501 „Reaktorschutzsystem und Überwachungseinrichtungen des Sicherheitssystems“

Die KTA 3501 /KTA14b/ enthält in Abschnitt 4.1.3.1 folgende grundsätzliche Forderung

nach Diversität für leittechnische Einrichtungen, die Funktionen der Kategorie A ausfüh-

ren:

• Bei der Auslegung von A-Funktions-Einrichtungen sind die Potentiale für und die

Auswirkungen von systematischem Versagen der leittechnischen Einrichtungen auf

die Störfallabläufe unter Berücksichtigung der verfahrenstechnischen Vorgaben zu

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analysieren. Es sind Vorkehrungen gegen systematisches Versagen zur Minderung

von dessen Eintrittswahrscheinlichkeit derart zu treffen, dass es zum Nachweis der

Störfallbeherrschung nicht mehr unterstellt werden muss.

Kann eine Nachweisführung nach [der o. g. Anforderung] nach dem Stand von Wis-

senschaft und Technik nicht erfolgen, sind Vorkehrungen derart zu treffen, dass ein

systematisches Versagen von Hardware und Software der A-Funktions-Einrichtun-

gen durch diversitäre oder dissimilare leittechnische Einrichtungen mit gleichen Qua-

litätsanforderungen beherrscht wird. Diversitätsgrad und Struktur sind dabei derart

zu wählen, dass das systematische Versagen mit den damit verbundenen Auswir-

kungen die Störfallbeherrschung durch die verbleibenden diversitären Einrichtungen

nicht unzulässig beeinflusst.

In der KTA 3501 /KTA14b/ wird damit auch der Begriff „dissimilare leittechnische Ein-

richtungen“ eingeführt. Dieser Begriff soll bei Einsatz vergleichbarer Technologien durch

die Bewertung unterschiedlicher Aspekte die hinreichende Unähnlichkeit der Systeme

ausdrücken. Die hierbei zu bewertenden Aspekte sind:

• Hardware

• Software

• Entwicklungswerkzeuge

• Entwicklungsteams

• Fertigung

• Test

• Instandhaltung

Anforderungen an die Auslegung neu entwickelter oder modifizierter Geräte

• Es sollen bewährte und zuverlässige Bauteile und Schaltungen vorgesehen werden,

Betriebserfahrungen sind zu beachten.

Zuverlässigkeit und Qualitätsprüfung

• Es sind Angaben über die Zuverlässigkeit der Gerätetypen zu machen, zum Beispiel

durch statistische Methoden, Ausfalleffektanalysen, Grenzbelastungsprüfungen o-

der durch Auswertung von Betriebserfahrungen.

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4.3.2 KTA 3503 „Typprüfung von elektrischen Baugruppen der Sicherheits-leittechnik“

In der KTA 3503 /KTA13/ sind keine Kriterien zur Bewertung von Diversität in software-

basierten Systemen vorhanden.

In Abschnitt 4.3 „Ermittlung der Zuverlässigkeitsangaben“ findet sich unter anderem fol-

gende Anforderung:

• Die Verfahren zur Ermittlung der Zuverlässigkeitsangaben der Hard- und Software-

komponenten sind anzugeben.

Hinweis: Über die Verfahren zur quantitativen Zuverlässigkeitsermittlung von Soft-

ware liegen zurzeit in der Fachwelt keine anerkannten Methoden vor. Deshalb muss

der Nachweis der Softwarezuverlässigkeit bei der Typprüfung qualitativ geführt wer-

den. /KTA13/

4.3.3 KTA 3507 „Werksprüfungen, Prüfungen nach Instandsetzung und Nachweis der Betriebsbewährung der Baugruppen und Geräte der

Leittechnik des Sicherheitssystems“

In der KTA 3507 /KTA14a/ sind keine Kriterien zur Bewertung von Diversität in software-

basierten Systemen vorhanden.

4.3.4 Bericht zum Vorhaben RS1180 „Weiterentwicklung und Erprobung von Methoden und Werkzeugen für probabilistische Sicherheitsanaly-

sen“

Im Abschlussbericht /GRS10/ „Entwicklung eines aktualisierten Ansatzes zur Berück-

sichtigung softwarebasierter Sicherheitsleittechnik in der PSA“ des Reaktorsicherheits-

vorhabens RS1180 wird darauf hingewiesen, dass der Einsatz diversitärer (dissimilarer)

Sicherheitsleittechnik unter Verwendung diversitärer (dissimilarer) Hard- und Software

gegenwärtig bei nationalen und internationalen Gutachterorganisationen als eine weg-

weisende Lösung zur Beherrschung gemeinsam verursachter Ausfälle betrachtet wird.

Ein gleichzeitiges Versagen mehrerer, zueinander diversitärer (dissimilarer) Einrichtun-

gen aufgrund einer gemeinsamen Ursache wird dabei durch den Einsatz möglichst un-

ähnlicher redundanter Einrichtungen verhindert.

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Es wird darauf hingewiesen, dass sowohl in der deterministischen als auch in der pro-

babilistischen Sicherheitsbewertung die Einführung von Diversität (Dissimilarität) zu be-

rücksichtigen ist. Dazu ist laut /GRS10/ zukünftig ein Bewertungsschema für den Diver-

sitätsgrad der Hard- und Software zu entwickeln, in dem die relevanten Faktoren bzw.

Merkmale für die Bewertung der Diversität (Dissimilarität) und deren Beitrag hinsichtlich

der Beherrschung eines gemeinsam verursachten Ausfalls enthalten sind.

Die Bestimmung der Zuverlässigkeit der Hardware softwarebasierter Leittechnik kann

konventionell auf der Grundlage der empirisch gewonnenen Ausfallhäufigkeiten (Ausfall-

raten) erfolgen, deren Ausfälle dann im Fehlerbaummodell des zu analysierenden Sys-

tems berücksichtigt werden. Für die Bestimmung der Ausfallarten der Hardware ist prin-

zipiell die Methode der Fehlerart- und Effektanalyse (FMEA) geeignet. Für die probabi-

listische Bewertung der Software existieren bisher keine anerkannten Methoden.

Die wesentlichen Modelle zur Bewertung der Software-Zuverlässigkeit stammen aus ei-

ner Phase, die vom Beginn der 70er Jahre bis in die 80er Jahre reicht. In diesem Zeit-

raum wurde intensiv an dieser Problematik gearbeitet. In der Folge hat sich hinsichtlich

der Software-Zuverlässigkeit das Interesse der Industrie vermehrt auf die konstruktive

Seite verlagert (fortschrittliche Software-Entwicklungsumgebungen, Standards und Me-

thoden zur Qualitätssicherung der Software), während Software-Zuverlässigkeitsmo-

delle praktisch nicht mehr weiter entwickelt wurden.

In der Fachliteratur und auf Fachveranstaltungen (u. a. SAFECOMP, PSAM 09,

PSAM 10) wurden moderne Verfahren zum Thema Risikobewertung und Risikomanage-

ment in verschiedenen Industriezweigen unter den Aspekten Sicherheit, Sicherung und

Zuverlässigkeit vorgestellt und diskutiert. Es ist deutlich geworden, dass in naher Zukunft

keine etablierte Methode zur quantitativen Zuverlässigkeitsbewertung von softwareba-

sierten Einrichtungen zu erwarten ist.

4.3.5 NUREG 6303 „Method for Performing Diversity and Defense-in-Depth Analyses of Reactor Protection Systems“

Im NUREG 6303 /NUR94/ wurde von der US NRC eine Methode entwickelt, um Mög-

lichkeiten von gemeinsam verursachten Ausfällen in rechnerbasierten Reaktor-

schutzsystemen aufzudecken. Als wichtigstes Mittel gegen gemeinsam verursachte

Ausfälle wird hier Diversität genannt. In diesem Zusammenhang werden verschiedene

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Attribute definiert, die bezüglich ihrer Diversität untersucht werden können. Diese Attri-

bute sind

• Diversität im Design

• Diversität der Geräte

• Funktionale Diversität

• Diversität des Personals

• Diversität der Signale

• Diversität der Software

Zur Beurteilung der Diversität eines Systems soll nach NUREG 6303 /NUR94/ das Leit-

techniksystem in Blöcke unterteilt werden, die dann hinsichtlich der verschiedene Diver-

sitätsattribute untersucht werden. Unter einem Block wird hierbei die kleinste Teilmenge

von Bauelementen und Software verstanden, bei dem angenommen werden kann, dass

ein interner Fehler (inklusive Softwarefehler) in diesem Block nicht zu anderen Kompo-

nenten und Software weiterpropagiert. Beispiele für Blöcke sind Computer, LAN, Multi-

plexer und PLCs.

4.3.6 NUREG 7007 „Diversity Strategies for Nuclear Power Plant Instrumen-tation and Control Systems”

Der NUREG 7007 /NUR10/ ist eine Weiterentwicklung des NUREG 6303 /NUR94/. Im

NUREG 7007 werden Strategien entwickelt, um gegen das Potential von gemeinsam

verursachten Ausfällen von computerbasierten Reaktorschutzsystemen auszulegen. Als

Grundlage für diese Strategien dienen hierzu die im NUREG 6303 /NUR94/ entwickelten

Diversitätsattribute. Die Attribute haben sich leicht verändert, sie sind im NUREG 7007

• Design

• Baugruppen/Komponenten Hersteller

• Informationsverarbeitungssysteme

• Funktional

• Lebenszyklus

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• Logik

• Signale

• Andere Diversitätsbetrachtungen

Im NUREG 7007 werden drei verschiedene Strategien genannt, die unterschiedliche

Grade an Diversität beschreiben.

Strategie A bezieht sich auf die Verwendung von fundamental diversitären Technolo-

gien. Betrachtet werden hier Hersteller der Komponenten, Verarbeitungsgeräte, funktio-

nale Diversität, Diversität im Lebenszyklus und in der Logik.

Strategie B bezieht sich auf die Verwendung von deutlich unterschiedlichen Technolo-

gien. Diese können aber zum Beispiel auch unterschiedliche digitale Technologien sein.

Strategie C bezieht sich auf die Verwendung von konstruktiven Variationen einer Tech-

nologie.

Darüber hinaus werden im NUREG 7007 die in NUREG 6303 entwickelten Attribute nä-

her betrachtet. Es werden Ansätze für Diversitätsausprägungen der verschiedenen At-

tribute genannt (Beispiel Attribut Design: Ansätze sind hier verschiedene Technologien,

unterschiedlicher Zugang bei gleicher Technologie, verschiedene Architekturen einer

Technologie).

Darüber hinaus wird untersucht, wie Diversität in nichtnuklearen Industrien als Mittel ge-

gen gemeinsam verursachte Ausfälle eingesetzt wird und wie sich die Strategien A,B

und C dort wiederfinden. Eine solche Untersuchung wird auch für die nukleare Industrie

international durchgeführt.

4.3.7 EPRI Bericht 1016731 „Operating Experience Insight on Common-Cause Failures in Digital Instrumentation and Control Systems“

Der EPRI Bericht 1016731 /EPR08/ „Operating Experience Insight on Common-Cause

Failures in Digital Instrumentation and Control Systems“ wurde unter anderem aus dem

Grund verfasst, Erkenntnisse aus der Betriebserfahrung von U.S. Kernkraftwerken zur

Verbesserung von Diversitätsbewertungen und zur Verbesserung des Schutzes der

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Kernkraftwerke gegen gemeinsam verursachte Ausfälle aufgrund von Fehlern in digita-

len Leittechniksystemen zu nutzen. Dabei wurde unter anderem betrachtet, welche Arten

von Diversität einen effektiven Schutz digitaler Leittechniksysteme gegen systematische

Fehler bieten.

Es wurden 27 Ereignisse gefunden, bei denen es zu Fehlern in mehreren Redundanzen

des Sicherheitssystems kam. Die meisten dieser Fehler (18 von 27) resultierten in Ef-

fekten in Teilsystemen oder Kanälen, wobei die Sicherheitsfunktionen weiterhin ausge-

führt werden konnten. Dies wird auf das Vorhandensein von funktionaler Diversität oder

Signal-Diversität zurückgeführt. /EPR08/

In dem Bericht /EPR08/ wurde das folgende Ereignis beschrieben. In einem Kernkraft-

werk kam es im Jahr 1991 aufgrund eines Blitzschlags zur Abschaltung des Generators

und zu einer Absenkung der Reaktorleistung. Nach etwa 35 Sekunden erfolgte eine Re-

aktorschnellabschaltung aufgrund eines zu geringen Abstandes zum Filmsieden (DNB-

Verhältnis zu gering). Nach dem Ereignis durchgeführte Untersuchungen haben erge-

ben, dass die Reaktorschnellabschaltung um 16 Sekunden verzögert erfolgt ist. Der

Grund dafür war, dass im Steuerstabfahrrechner eine Funktion zur Detektion einer Re-

aktorleistungsabsenkung einprogrammiert wurde, indem der Einfall einiger Steuerstab-

gruppen erkannt wird. Wird eine Reaktorleistungsabsenkung erkannt, führt dies dazu,

dass die Position dieser Steuerstäbe für 16 Sekunden ignoriert wird, um eine unnötige

Reaktorschnellabschaltung zu verhindern. In dem vorliegenden Ereignis kam es zu ei-

nem unerwünschten Einfahren von Steuerstäben nach dem erfolgreichen Absenken der

Reaktorleistung, weshalb der Steuerstabfahrrechner eine zweite Reaktorleistungsab-

senkung vermutete und somit eine zweite Verzögerung von 16 Sekunden einleitete.

Nachdem die Verzögerungszeit abgelaufen war, erkannte die Kernüberwachung eine

Abweichung der Steuerstäbe von der vorgesehenen Position, woraufhin aufgrund des

geringen Abstandes zum Filmsieden die Reaktorschnellabschaltung erfolgte.

Laut /EPR08/ war das oben beschriebene Ereignis ein systematischer Fehler in einem

Teilsystem des Reaktorschutzsystems. Es hatte aber nur einen geringen Einfluss auf

das Sicherheitssystem, da diversitär vorhandene Schnellabschaltsignale nicht betroffen

waren. Durch das Ereignis wurde laut /EPR08/ aufgezeigt, dass ein Fehler in einem Teil-

system nicht zu einem Ausfall des gesamten Reaktorschutzsystems führen muss, wenn

das Reaktorschutzsystem über eine ausreichende Diversität verfügt, z. B. in Form von

unterschiedlichen Anregekriterien die eine Schnellabschaltung auslösen können.

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Das Ereignis hat aber laut /EPR08/ auch aufgezeigt, dass einige Diversitätsmerkmale

wie z. B. die Plattform-Diversität nicht in allen Situationen effektiv sind. Wären bei dem

beschriebenen Ereignis diversitäre Systemplattformen in redundanten Reaktorschutztei-

len verwendet worden, hätte dies auf dieses Ereignis laut /EPR08/ keinen Einfluss ge-

habt, da der Fehler im Systemdesign lag. Eine diversitäre Systemplattform mit der glei-

chen Logik hätte somit den gleichen Fehler verursacht.

4.3.8 IAEA NS-G-1.3 „Instrumentation and Control Systems Important to Safety in Nuclear Power Plants“

Im IAEA Safety Guide NS-G-1.3 „Instrumentation and Control Systems Important to

Safety in Nuclear Power Plants“ /IAE12/ wird Diversität als ein Prinzip beschrieben, bei

dem

• verschiedene Parameter überwacht sowie

• verschiedene Technologien,

• verschiedene Logiken oder Algorithmen oder

• verschiedene Möglichkeiten zur Ansteuerung

genutzt werden, um mit unterschiedlicher Art und Weise ein Ereignis zu detektieren und

darauf zu reagieren.

Es werden verschiedene Arten von Diversität erwähnt:

• Menschliche Diversität

• Design-Diversität

• Software-Diversität

• Funktionale Diversität

• Signal-Diversität

• Diversität der Ausrüstung

• Diversität des Systems

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Typischerweise sollen laut /IAE12/ verschiedene Arten von Diversität in einem System

vorliegen. Als besonders wirksam werden die funktionale Diversität und die Signal-

Diversität angesehen. Funktionale Diversität wird in /IAE12/ beschrieben als das

Vorhandensein mehrerer Systeme, welche unterschiedliche physikalische Funktionen

bereitstellen, die überlappend auf die Sicherheit wirken. Signal-Diversität wird als Über-

wachung unterschiedlicher Parameter beschrieben, welche Schutzmaßnahmen

auslösen können.

In jeder Anwendung muss laut /IAE12/ darauf geachtet werden, dass tatsächlich Diver-

sität im verwendeten Design erreicht wird und über die gesamte Laufzeit des Kraftwerks

erhalten bleibt. Der Designer muss das Design untersuchen, um die Möglichkeit von

Gemeinsamkeiten in Teilen, die eigentlich diversitär sein sollen, auszuschließen. Dazu

gehören z. B. Werkstoffe, Bauteile, Fertigungsverfahren, Software oder Arbeitsprinzi-

pien.

Die Diversität der Ausrüstung oder der zugehörigen Software des Leittechniksystems

wie beispielsweise des Betriebssystems sollte laut /IAE12/ auch auf die Bauteile der

Ausrüstung ausgeweitet werden. Beispielsweise könnten verschiedene Hersteller den

gleichen Prozessor oder das gleiche Betriebssystem nutzen, wodurch die potenzielle

Möglichkeit für Fehler gemeinsamer Ursache gegeben wird.

Im Hinblick auf Software-Diversität reicht es laut /IAE12/ nicht aus, wenn verschiedene

Softwareversionen mit den gleichen Anforderungsspezifikationen an die Software entwi-

ckelt werden. Dadurch bestünde die Möglichkeit, dass unabhängig voneinander entwi-

ckelte Programmversionen gemeinsame Fehler besitzen. Zusätzlich genutzte Arten von

Diversität wie funktionale Diversität oder Signal-Diversität werden laut /IAE12/ als wirk-

samste Möglichkeit gesehen, dieses Problem zu lösen.

Zuverlässigkeit ist ein wichtiges Merkmal sicherheitstechnisch wichtiger Systeme. Die

Anforderungen an das Design fordern für alle Strukturen, Systeme und Komponenten

sicherheitstechnisch wichtiger Systeme, dass diese so aufgebaut sind, dass ihre Güte

und Zuverlässigkeit ihrer Klassifikation entsprechen. Insbesondere sind zuverlässige, si-

cherheitstechnisch wichtige Leittechniksysteme notwendig, um unzulässigen Anforde-

rungen an die Unversehrtheit physikalischer Barrieren vorzubeugen und um die Zuver-

lässigkeit der technischen Schutzsysteme zu sichern.

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Um sicherzustellen, dass die Anforderungen an die Zuverlässigkeit des Designs für si-

cherheitstechnisch wichtige Leittechniksysteme eingehalten werden, sollte typischer-

weise eine angemessene Kombination probabilistischer und deterministischer Merkmale

zum Einsatz kommen. Für hardwarebezogene Systemfehler sollten typischerweise

quantitative Zuverlässigkeitszahlen bereitgestellt werden. Beim Design sicherheitstech-

nisch wichtiger Leittechniksysteme sollten Eigenschaften wie die Toleranz gegen Zu-

fallsfehler, die Toleranz gegen gemeinsam verursachte Ausfälle, ausfallsicheres Design,

die Unabhängigkeit von Ausrüstung und Systemen, die Verwendung von Ausrüstung

hoher Qualität, die Testbarkeit und die Instandhaltbarkeit als zweckmäßig erachtet wer-

den.

Umso besser die Zuverlässigkeit einzelner Komponenten eines Leittechniksystems ist,

umso besser ist die Zuverlässigkeit des gesamten Systems. Es gibt allerdings praktische

Grenzen für die Zuverlässigkeit einzelner Komponenten. Die Zuverlässigkeit wird durch

den Einsatz von Diversität erhöht. Zum Beispiel ist es möglich, die Reaktorleistung mit

mehreren Kanälen aufzuzeichnen oder durch diversitäre Mittel wie die Messung des

Neutronenflusses oder der Temperatur und über Durchflussmessungen oder Druckmes-

sungen. Die Nutzung redundanter Messungen schützt vor Zufallsfehlern. Die Nutzung

von Diversität schützt vor Fehlern gemeinsamer Ursache.

Die für jedes System benötigte Zuverlässigkeit hängt von der Bedeutung der System-

funktionen für die Sicherheit des Kernkraftwerks ab und sollte typischerweise während

des Designs spezifiziert werden. Je wichtiger das Leittechniksystem für die Sicherheit

ist, desto höher sollte die Zuverlässigkeit des Systems sein. Eine Herangehensweise zur

Spezifizierung der geforderten Zuverlässigkeit ist, numerische Zuverlässigkeitszahlen zu

verwenden. Eine andere Herangehensweise ist, deterministische Designmerkmale auf

der Basis von ingenieurmäßiger Bewertung zu spezifizieren. In den meisten Fällen wird

eine Kombination aus probabilistischen und deterministischen Methoden verwendet.

Sicherheitssysteme sollten dem Einzelfehlerkriterium genügen und das Potential für ge-

meinsam verursachte Ausfälle sollte bei der Auslegung berücksichtigt werden. Beim De-

sign von Sicherheitssystemen sollten die potentiellen Ursachen für Fehler sorgfältig

identifiziert und untersucht werden um festzulegen, wo die Anwendung des Diversitäts-

prinzips sinnvoll ist.

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Wo der Nachweis der Zuverlässigkeit des Systems nicht erbracht werden kann, sollte

zusätzlicher Konservatismus eingesetzt werden, beispielsweise wenn die Zuverlässig-

keit eines mehrfach redundanten Systems durch Faktoren wie gemeinsam verursachte

Ausfälle oder Unsicherheiten im Design begrenzt wird. Spezifische Schwierigkeiten kön-

nen beispielsweise bei dem Nachweis der Zuverlässigkeit von rechnerbasierten Syste-

men auftreten. Diversität ist eine Möglichkeit, um Konservatismus zu integrieren um die

Schwierigkeiten beim Zuverlässigkeitsnachweis zu kompensieren.

Anforderungen wie Redundanz, Diversität, der Einsatz von bewährter Ausrüstung, Test-

barkeit, durchgehende Überwachung und Instandhaltbarkeit werden angewendet um ei-

nen zusätzlichen Anstieg der Zuverlässigkeit über das zum Erreichen des Einzelfehler-

kriteriums notwendige Maß zu erzielen.

In der Bewertung der Zuverlässigkeit von digitalen Leittechniksystemen sollten die Ef-

fekte von möglichen Hardware- und Software-Fehlern sowie die Designmerkmale zu

Verhinderung oder Limitierung von deren Auswirkungen berücksichtigt werden. Bei den

Hardware-Fehlern sollten sowohl Fehler von Teilen des Rechners als auch von Teilen

der Kommunikationssysteme berücksichtigt werden. Sowohl permanente als auch flüch-

tige Fehler sollten berücksichtigt werden.

Software-Fehler sind durch Fehler im Design verursachte systematische Fehler, weswe-

gen diese nicht das Verhalten zufälliger Fehler aufweisen, welches in der Hardware-

Zuverlässigkeitsanalyse angenommen wird. Als Folge daraus können unterschiedliche

Methoden notwendig sein, um die durch Hardware und Software eingeführte Unzuver-

lässigkeit bewerten zu können. Zum Beispiel kann die Zuverlässigkeit von rechnerba-

sierten Systemen auf Basis einer qualitativen Auswertung demonstriert werden, bei der

die Komplexität des Designs, die Qualität von Verifikation, Validation und dem Test des

Entwicklungsprozesses über einen weiten Bereich von Eingangsbedingungen sowie die

Betriebserfahrung berücksichtigt werden.

4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Relia-bility“

Im IEEE Standard 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“

/IEE08/ wird funktionale Diversität diskutiert. Als Bespiel für funktionale Diversität wird

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die Überwachung von sowohl Temperatur als auch Druck bei der Dampferzeugung ge-

nannt, wobei weder Druck noch Temperatur die Sicherheitskriterien überschreiten dür-

fen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Nutzung von zwei zueinander diversitären Re-

chenprogrammen, aber laut /IEE08/ wird der Einsatz von funktionaler Diversität dieser

Lösung vorgezogen. Der Grund dafür ist, dass die Unabhängigkeit von zwei diversitären

Funktionen einfacher nachzuweisen ist als die Unabhängigkeit von zwei Rechenpro-

grammen.

Es bestehen mindestens zwei signifikante Unterschiede zwischen der Zuverlässigkeit

von Hardware und Software. Der erste Unterschied besteht darin, dass Software nicht

altert oder verschleißt. Der zweite Unterschied besteht darin, dass die Softwarebeschrei-

bungen innerhalb der Speicher der Computer zugänglich sind, wodurch jede beliebige

Zeile Programmcode einen Fehler enthalten kann, welcher nach Ausführung imstande

ist, eine Fehlfunktion zu verursachen.

4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard Criteria for Safety Systems for Nu-clear Power Generating Stations“

Der IEEE Standard 603-2009 „IEEE Standard Criteria for Safety Systems for Nuclear

Power Generating Stations“ /IEE09/ enthält keine Anforderungen zum Thema Diversität.

4.3.11 IEEE Std 7-4.3.2-2010 „IEEE Standard Criteria for Digital Computers in Safety Systems of Nuclear Power Generating Stations“

Im IEEE Standard 7-4.3.2-2010 „IEEE Standard Criteria for Digital Computers in Safety

Systems of Nuclear Power Generating Stations“ /IEE10/ wird ausgesagt, dass ein ge-

meinsam verursachter Ausfall mehrerer digitaler Komponenten nicht unterstellt werden

muss, wenn eine hinreichende Diversität zwischen diesen Komponenten vorliegt. Für

Verfahren und Richtlinien um eine hinreichende Diversität zwischen digitalen Kompo-

nenten zu erreichen, wird in /IEE10/ auf NUREG 6303 verwiesen.

In /IEE10/ werden folgende Hinweise bezüglich Diversität gegeben:

• Die Diversität der Ausrüstung oder der Systemsoftware wie beispielsweise des Be-

triebssystems sollte sich bis auf die einzelnen Komponenten der Ausrüstung erstre-

cken, um sicher zu gehen, dass tatsächlich Diversität erreicht wird. Als Beispiel wird

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angeführt, dass verschiedene Hersteller den gleichen Prozessor oder das gleiche

Betriebssystem nutzen könnten, wodurch gemeinsam verursachte Fehler auftreten

könnten.

• Bezüglich Software-Diversität deutet die Betriebserfahrung darauf hin, dass keine

Diversität erreicht wird, wenn mehrere Softwareversionen verwendet werden, die mit

den gleichen Anforderungsspezifikationen an die Software entwickelt wurden.

Um eventuell vorhandene Schwachstellen in Sicherheitssystemen bezüglich der Mög-

lichkeit gemeinsam verursachter Ausfälle zu verhindern, sollen laut /IEE10/ Back-up-

Systeme genutzt werden, um eine diversitäre Möglichkeit zur Ausführung der Sicher-

heitsfunktion bereitzustellen. Diese diversitäre Einrichtung

• soll nicht der gleichen Schwachstelle unterliegen,

• soll entweder die gleiche Funktion oder eine andere Funktion, welche aber den Er-

eignisverlauf entschärft, ausführen,

• kann im nicht sicherheitsrelevanten Teil der Ausrüstung eingebaut sein, muss dann

aber eine ausreichende Güte besitzen,

• kann automatisch oder manuell oder durch eine Kombination von beidem ausgelöst

werden,

• soll von Energiequellen versorgt werden, die auch während eines Ereignisses, für

welches die Einrichtung vorgesehen ist, verfügbar sind (z. B. während und nach dem

Ausfall der externen Spannungsversorgung),

• soll in den Umgebungsbedingungen, die während des Ereignisses, für welches die

Einrichtung vorgesehen ist, herrschen, betrieben werden können.

Diversitäre manuelle Maßnahmen können laut /IEE10/ als Back-up für aufgrund eines

gemeinsam verursachten Ausfalls ausgefallene automatische Sicherheitsfunktionen ge-

nutzt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die manuelle Maßnahme zuverlässig aus-

geführt werden kann. Der Operator sollte dazu für die benötigte Handlung ausreichende

Anzeigen und Bedienelemente auf der Warte haben, welche diversitär zu denen sind,

die bei dem gemeinsam verursachten Ausfall ausgefallen sind.

Laut /IEE10/ können auch diversitäre automatische Maßnahmen als Back-up für durch

einen gemeinsam verursachten Ausfall ausgefallene Sicherheitsfunktionen dienen.

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Dazu sollen diese automatischen Maßnahmen durch eine Einrichtung bereitgestellt wer-

den, die nicht durch den gleichen gemeinsam verursachten Ausfall betroffen ist. Die Ein-

richtung kann sowohl programmierbar oder rechnerbasiert als auch nicht programmier-

bar sein. Um die Ausführung der automatischen diversitären Maßnahmen verfolgen zu

können, sollen entsprechende Anzeigen dazu auf der Warte verfügbar sein. Die Einrich-

tung für die diversitären automatischen Maßnahmen soll so ausgelegt sein, dass die

Möglichkeit einer ungewollten Auslösung und die Belastung für das Sicherheitssystem

begrenzt werden. Außerdem soll die Einrichtung für die diversitären automatischen Maß-

nahmen so ausgelegt sein, dass die Anregung erst nach Überschreitung der Anregebe-

dingungen für das Sicherheitssystem erfolgt. Die Auslegung der automatischen diversi-

tären Maßnahmen muss so erfolgen, dass der Anlagenzustand innerhalb der durch die

Regulierungsbehörde vorgegebenen Grenzen gehalten werden kann. Des Weiteren

müssen die automatischen diversitären Maßnahmen von ausreichender Qualität sein.

Wenn Zuverlässigkeitsziele aufgestellt werden, sollte der Nachweis, dass diese Ziele

erreicht werden, auch die Software berücksichtigen. Die Methode zur Bestimmung der

Zuverlässigkeit kann Kombinationen von Analysen, Betriebserfahrung oder Prüfungen

berücksichtigen.

4.3.12 DIN-Normen

Hinsichtlich der Anforderungen an leittechnische Systeme in Kernkraftwerken in Bezug

auf Diversität, Zuverlässigkeit und CCF sind eine Reihe von DIN-Normen relevant:

• DIN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Be-

deutung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funk-

tionen der Kategorie A“. /DIN10a/

• DIN 61513 „Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Allge-

meine Systemanforderungen“ /DIN13/, sowie

• DIN 62340 „Leittechnische Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Anfor-

derungen zur Beherrschung von Versagen aufgrund gemeinsamer Ursache“

/DIN10d/

Die in den genannten Normen enthaltenen Aussagen und Anforderungen werden the-

matisch sortiert im Folgenden zusammengefasst.

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Ursachen von Softwarefehlern

DIN 61513 „Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Allgemeine

Systemanforderungen“ /DIN13/:

• „Softwareversagen: Systemversagen infolge der Aktivierung eines Auslegungsfeh-

lers in einer Softwarekomponente“ /DIN13/

• „Jedes Softwareversagen hat seine Ursache in Auslegungsfehlern, weil Software

sich nicht abnützt oder von physikalischen Ausfällen abhängt. Die Aktivierung von

Auslegungsfehlern der Software während des Betriebs erfolgt zufällig, daher tritt

auch Softwareversagen zufällig ein.“ /DIN13/

DIN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeu-

tung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funktionen

der Kategorie A“ /DIN10a/:

• „Der grundlegende Ansatz für das Treffen von Maßnahmen gegen Softwarefehler

ergibt sich aus der Überlegung, dass jeder Softwarefehler so lange im betroffenen

System oder Kanal verbleibt, bis er erkannt und berichtigt ist, und dass jeder Soft-

warefehler vor der Berichtigung ein Versagen aufgrund einer den fehlerhaften Pro-

grammteil ansprechenden Signaltrajektorie verursachen kann. Wenn der Fehler in

zwei oder mehr Systemen oder Kanälen, die unterschiedliche Maßnahmenstufen

gegen die Auswirkungen desselben anzunehmenden Versagen auslösenden Ereig-

nisses realisieren, enthalten ist, und diese den spezifischen Signaltrajektorien inner-

halb eines kritischen Zeitintervalls ausgesetzt werden, können beide (oder alle) Sys-

teme oder Kanäle versagen, d. h. es tritt ein CCF ein.“ /DIN10a/

• „Die Möglichkeit eines durch Softwarefehler verursachten CCF unterschiedlicher

Systeme oder unterschiedlicher Kanäle eines Systems besteht, wenn gleiche Soft-

ware oder gleiche Software-Module verwendet werden. Potentielle Quellen latenter

Fehler sind Auslegungsfehler aufgrund der Anforderungs-Spezifikation für das leit-

technische System, die Architektur, Algorithmen, Entwicklungsverfahren, Werk-

zeuge, Realisierungsverfahren oder die Wartung. Anforderungen, die nicht richtig

verstanden oder korrekt umgesetzt werden, können Ursache für Fehler in der Soft-

ware-Spezifikation sein, die das Risiko von CCF bei einem Ansprechen des so ent-

standenen Softwarefehlers erhöhen. Mängel in der Software können durch fehler-

hafte, unvollständige, ungeeignete oder missverstandene Software-Anforderungen

und -Spezifikationen verursacht werden. Auslegungsfehler, die zu Softwarefehlern

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führen, können in verschiedene Programme eingebracht werden, und zwar infolge

üblicher gleicher Praxis bei Schulung, Organisation, Denkprozessen und Ausle-

gungsansätzen. Andere mögliche Ursachen von CCF können durch die Verbindung

von Systemen mit anderen Systemen entstehen, in denen Software geringerer Qua-

lität verwendet wird.“ /DIN10a/

Software-CCF

DIN 62340 „Leittechnische Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Anforde-

rungen zur Beherrschung von Versagen aufgrund gemeinsamer Ursache“ /DIN10d/:

• „Da es nicht möglich ist, die Fehlerfreiheit für ein einzelnes leittechnisches System

vollständig nachzuweisen, können daher im Prinzip auch das Bestehen von latenten

Fehlern und von entsprechenden Auslösemechanismen nicht ausgeschlossen wer-

den. Folglich kann auch das Auftreten von CCF für ein einzelnes leittechnisches

System nicht ausgeschlossen werden.“ /DIN10d/

• „Die Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines koinzidenten Fehlers für unabhängige

leittechnische Systeme auf einen vernachlässigbaren Wert macht es notwendig,

dass die Systeme mit verschiedenen Signaltrajektorien betrieben werden und hin-

reichend gegen physikalische Gefahren geschützt sind. Unterschiedliche Signal-

trajektorien können durch die Anwendung von Diversität (z. B. Gerätediversität oder

funktionale Diversität) sichergestellt werden.“ /DIN10d/

DIN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Be-

deutung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funk-

tionen der Kategorie A“ /DIN10a/:

• „Änderungsmaßnahmen für Software haben das Potential, CCF zu verursachen. Die

bei der Änderung von Software oder Daten verwendeten Verfahren sollten sicher-

stellen, dass solche Fehler nicht eingeschleppt werden.“ /DIN10a/

• „Wenn in mehreren Systemen dieselben Softwaremodule verwendet werden, sind

diese zu identifizieren und die Zuverlässigkeit solcher gemeinsamer Module muss

sichergestellt werden.“ /DIN10a/

Zuverlässigkeit

DIN 61513 „Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Allgemeine

Systemanforderungen“ /DIN13/:

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• „Die Zuverlässigkeit eines rechnerbasierten Systems umfasst die Zuverlässigkeit

seiner Hardware, die gewöhnlich qualifiziert wird, und die Zuverlässigkeit seiner

Software, die gewöhnlich ein qualitatives Maß darstellt, weil es keine allgemein an-

erkannten Mittel für die Qualifizierung der Softwarezuverlässigkeit gibt.“ /DIN13/

• „Es muss nachgewiesen werden, dass die Zuverlässigkeit der durch das System

ausgeführten Anwendungsfunktionen angemessen ist.“ /DIN13/

• „Die Ermittlung des Anteils möglicher Softwareauslegungsfehler an der Zuverlässig-

keit der Funktion sollte auf einer qualitativen Abschätzung beruhen, bei der die Kom-

plexität der Auslegung, die Qualität des Entwicklungsvorgangs und der Rückfluss an

Betriebserfahrung berücksichtigt werden. Die Abschätzung sollte auf einem zuvor

vereinbarten Verfahren beruhen und sollte dem Nachweis dienen, dass die Soft-

warequalität der Zielzuverlässigkeit entspricht.“ /DIN13/

• „Das Potential von Servicefunktionen für das System, die Anwendungsfunktionen zu

beeinträchtigen, muss mit einer Strenge analysiert werden, die der Bedeutung der

Anwendungsfunktion für die Sicherheit entspricht.“ /DIN13/

• „Für Systeme der Klasse 1 [Anm.: entspricht leittechnischen Einrichtungen, die

Funktionen der Kategorie A ausführen] muss in der Zuverlässigkeitsanalyse auch

die Eignung der Prüfeinrichtungen für das System […] untersucht werden.“ /DIN13/

• „Aus der Zuverlässigkeitsanalyse des Systems können sich ergänzende Anforde-

rungen an die detaillierte Auslegung und die Systemarchitektur ergeben, z. B. an

den Redundanzgrad oder gar die Wahl der gesamten leittechnischen Architektur.“

/DIN13/

DIN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeu-

tung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funktionen

der Kategorie A“ /DIN10a/:

• „Erreichen der geforderten Software-Zuverlässigkeit: Die in Kernkraftwerken für si-

cherheitstechnische Zwecke verwendete Software, die oft nur in Notfällen erforder-

lich ist, muss vor Verwendung im Betrieb vollständig validiert und qualifiziert werden.

Um die geforderte hohe Zuverlässigkeit zu erreichen, muss während des gesamten

Lebenszyklus von den grundsätzlichen Anforderungen über die verschiedenen Ent-

wicklungsphasen bis zu den Verifizierungs- und Validierungs-Prozeduren für Betrieb

und Wartung große Sorgfalt aufgewendet werden.“ /DIN10a/

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Diversität

DIN 61513 „Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Allgemeine

Systemanforderungen“ /DIN13/:

• „Bei der Auslegung der leittechnischen Architektur sollte das Prinzip der Diversität

verwendet werden, wenn für eine Sicherheitsgruppe hohe Zuverlässigkeit verlangt

wird und daher Quelle und Auswirkungen von CCF zu berücksichtigen sind.“ /DIN13/

• „Wenn Diversität verwendet wird, um die Vorsorge gegen CCF zu unterstützen,

sollte die Auslegung eine Analyse der Wirksamkeit diversitärer Merkmale mit ein-

schließen, die für eine Minimierung des CCF-Potentials in Anspruch genommen wer-

den.“ /DIN13/

DIN 60880 „Kernkraftwerke – Leittechnik für Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeu-

tung – Softwareaspekte für rechnerbasierte Systeme zur Realisierung von Funktionen

der Kategorie A“ /DIN10a/:

• „Eine Möglichkeit zur Erhöhung der Zuverlässigkeit von Systemen und zur Verringe-

rung des Potentials bestimmter CCF ist die Verwendung der Diversität.“ /DIN10a/

• „Der Grad der Verbesserung durch Vorkehrungen gegen CCF und die durch Diver-

sität erreichbare Steigerung der Zuverlässigkeit kann nicht quantifiziert werden. Es

ist eine Beurteilung erforderlich, die von der durch die Software erreichbaren, quali-

tativen Zuverlässigkeit ausgeht.“ /DIN10a/

• „Zur Realisierung von Diversität sollten unabhängige Systeme mit funktionaler Diver-

sität verwendet werden. Wenn funktionale Diversität nicht geeignet oder nicht mög-

lich ist, sollte die Verwendung von diversitären Systemen, diversitären Software-

Merkmalen und diversitären Auslegungsansätzen in Betracht gezogen werden.“

/DIN10a/

• „Wenn funktionale oder Software-Diversität verwendet wird, bietet die Verschieden-

heit der Versionen [Anm.: Software-Version: jeweilige Ausgabe eines Software-Pro-

dukts, die durch Änderung oder Korrektur eines vorhergehenden Software-Produkts

erstellt wurde /DIN10a/] einen erhöhten Schutz gegen CCF durch Software.“

/DIN10a/

• „Nachteile von Diversität können sein:

• insgesamt größere Komplexität;

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• erhöhtes Risiko von unbeabsichtigter Auslösung;

• komplexere Spezifikationen und Entwicklung;

• Überwachung von zwei Zulieferern;

• Probleme bei Wartung und Änderung, z. B. darf die Diversität durch eine Ände-

rung nicht verloren gehen;

• umfangreichere Dokumentation;

• höherer Raum- und Versorgungsbedarf, höhere Anforderungen an die Umge-

bungsüberwachung;

• die Kosten für mehrere Versionen der Software können deren kommerzielles

Potential schwächen, mit Ausnahme ihrer Anwendung als Testmethode;

• jede neue Version kann von geringerer Qualität als die vorher erstellten Versio-

nen sein.“ /DIN10a/

Funktionale Diversität

DIN 62340 „Leittechnische Systeme mit sicherheitstechnischer Bedeutung – Anforde-

rungen zur Beherrschung von Versagen aufgrund gemeinsamer Ursache“ /DIN10d/:

• „Die Anwendung funktionaler Diversität stellt die einzige Möglichkeit dar, einen

Schutz gegen postulierte latente funktionale Fehler in der Anforderungsspezifikation

zu bieten. Die Zuordnung von diversitären Funktionen zu unabhängigen leittechni-

schen Systemen kann gleichzeitig als ein Mittel benutzt werden, um unterschiedliche

Signaltrajektorien beim Betrieb der leittechnischen Systeme zu erreichen.“ /DIN10d/

• „Die Wirksamkeit des Einsatzes funktionaler Diversität bei der Realisierung leittech-

nischer Systeme ist unabhängig von der verwendeten Technologie der Leittechnik.“

/DIN10d/

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5 FMEA von generischen Baugruppen

Im Folgenden werden die Ergebnisse der für drei generische Baugruppen durchgeführ-

ten Fehlzustandsart- und -auswirkungsanalyse (Failure Mode and Effects Analysis,

FMEA) dargestellt. In Abschnitt 5.1 wird erläutert, warum die Vorgehensweise zur Durch-

führung der FMEA entgegen der ursprünglichen Planung geändert wurde. Anschließend

werden in Abschnitt 5.2 die drei Arten von Baugruppen (nichtprogrammierbar, program-

mierbar, rechnerbasiert), für die jeweils generisch eine FMEA durchgeführt wurde sowie

die jeweiligen Ergebnisse der Fehlzustandsart- und -auswirkungsanalysen vorgestellt.

5.1 Änderung der Vorgehensweise

In der ursprünglichen Planung für dieses Arbeitspaket war es vorgesehen, eine FMEA

für eine beispielhafte Ersatzbaugruppe (soweit Unterlagen zugänglich sind) durchzufüh-

ren. Dadurch sollte beispielhaft überprüft werden, ob für Ersatzbaugruppen generell be-

stimmte Fehlerarten und Fehlereffekte zu unterstellen sind. Diese beispielhafte Vorge-

hensweise kann aber nur einen sehr geringen Teil der auf dem Markt befindlichen Bau-

gruppen abdecken. Sinnvoll ist es aber im Rahmen dieses Vorhabens ein möglichst brei-

tes Spektrum an möglichen Baugruppen abzudecken. Daher wurde in Absprache mit

dem Auftraggeber beschlossen, das ursprünglich geplante Vorgehen zu ändern und ge-

nerische Baugruppentypen zu untersuchen. Im Folgenden werden die FMEAs von fol-

genden drei generischen Baugruppen diskutiert:

• nichtprogrammierbare Baugruppe (wie z. B. Geamatic, Iskamtic B)

• programmierbare Baugruppe (wie z. B. Symphony, Step 5, Step 7)

• rechnerbasierte Baugruppe (wie z. B. T2000, TXS, Spinline)

5.2 FMEA

„Die Fehlzustandsart- und -auswirkungsanalyse (Failure Mode and Effects Analysis,

FMEA) ist eine Methode zur Analyse der Zuverlässigkeit und der Auswirkungen von Aus-

fällen eines Systems. Im Rahmen der Qualifizierung von Systemen, die leittechnische

Funktionen der Kategorie A ausführen, kann solch eine Methode angewendet werden,

um Werte für die Zuverlässigkeit zu erhalten, es sei denn es ist genügend Betriebser-

fahrung vorhanden.“ /DIN10c/

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„Ausfälle mit gemeinsamer Ursache können durch eine FMEA qualitativ analysiert wer-

den, aber die Fähigkeit der FMEA, diese vollständig zu analysieren, ist begrenzt. Den-

noch ist die FMEA ein Verfahren, alle Ausfallarten und die zugehörigen Ursachen suk-

zessiv zu untersuchen und zusätzlich alle wiederkehrenden Prüfungen, vorbeugende

Instandhaltungsmaßnahmen usw. festzulegen. Sie ermöglicht eine Untersuchung aller

Ursachen, die mögliche Ausfälle mit gemeinsamer Ursache hervorrufen können.“

/DIN06/

5.2.1 Vorgehensweise

Grundsätzlich können die Baugruppen bzw. Komponenten leittechnischer Einrichtungen

gemäß KTA 3501 /KTA14b/ oder den Interpretationen zu den Sicherheitsanforderungen

an Kernkraftwerke /BMU13/ in drei Arten eingeteilt werden:

• Nichtprogrammierbare Baugruppen, die aus diskreten Bauelementen aufgebaut

sind, einschließlich Baugruppen, die zwar programmierbare Bauelemente enthalten,

deren Programmierung aber im Herstellungsprozess vorgenommen wird und an-

schließend nicht mehr verändert werden kann. Diese Gruppe umfasst also Baugrup-

pen sehr unterschiedlicher Komplexität von festverdrahteten Logikgattern bis hin zu

einfachen ASICs ohne integrierten Mikroprozessor, deren Programmierung beim

Kunden nicht mehr veränderbar ist.

• Programmierbare Baugruppen, die zumindest ein diskretes, programmierbares

Bauelement enthalten und die nach dem Herstellungsprozess konfigurierbar sind

und rekonfigurierbar bleiben. Diese Gruppe umfasst also ebenfalls Baugruppen un-

terschiedlicher Komplexität von PLAs (programmierbare logische Anordnungen)

über CPLDs (complex programmable logic devices) bis hin zu FPGAs (field pro-

grammable gate arrays), die sogar während des Betriebs ganz oder teilweise neu

programmiert werden können.

• Rechnerbasierte Baugruppen, die zumindest einen Prozessor enthalten. Auch

diese Gruppe umfasst Baugruppen sehr unterschiedlicher Komplexität von einfa-

chen Mikrocontrollern über Mikroprozessoren bis hin zu Multi-Core Prozessoren.

ASICs und FPGAs, welche Mikroprozessoren enthalten, werden ebenfalls dieser

Baugruppenart zugeordnet.

Für diese drei Arten von Baugruppen werden im Folgenden beispielhaft Fehlermöglich-

keiten und deren Auswirkungen untersucht. Hierzu wird für jede der drei Arten eine

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FMEA an einer vereinfachten, allgemein dargestellten Beispielbaugruppe durchgeführt.

Diese Beispielbaugruppen werden jeweils stellvertretend für eine Vielzahl unterschiedli-

cher Realisierungen einer Art untersucht.

5.2.2 Nichtprogrammierbare Baugruppen

Nichtprogrammierbare Baugruppen bestehen im Allgemeinen aus einer Eingabe- sowie

einer Ausgabe-Einheit, einer nichtprogrammierbaren Verarbeitungslogik und einer

Stromversorgung.

Abb. 5.1 Schematische Darstellung einer nichtprogrammierbaren Baugruppe (NB)

Die Funktionsblöcke „Eingabeeinheit“, „Ausgabeeinheit“ und „Stromversorgung“ sind

prinzipiell in allen drei eingeführten Arten von Baugruppen enthalten. Der grundlegende

Unterschied in den drei Arten von Baugruppen stellt die Verarbeitungslogik dar. Bei den

nichtprogrammierbaren Baugruppen ist dies eine „Nichtprogrammierbare Verarbeitungs-

logik“.

Der Funktionsblock „Nichtprogrammierbare Verarbeitungslogik“ (siehe Abbildung 5.1)

kann dabei unterschiedlich komplex aufgebaut sein. Je nach Komplexität kann der Funk-

tionsblock beispielsweise folgende Elemente enthalten:

• Diskrete Bauelemente wie Kondensatoren oder Widerstände

• Integrierte Schaltkreise

• Halbleiterbauelemente wie Transistoren oder CMOS-Bauelemente

• Anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise (ASICs) ohne Prozessor

• Operationsverstärker

• Digital-Analog-Wandler

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• Flipflops

Nichtprogrammierbare Baugruppen erhalten ihre endgültige Konfiguration immer vor

Auslieferung an den Kunden. Diese Konfiguration ist anschließend nicht mehr veränder-

bar. Somit ist eine nichtprogrammierbare Baugruppe auf die vorgesehene Aufgabe be-

schränkt.

In ihrer Komplexität können sich nichtprogrammierbare Baugruppen stark unterschei-

den. Baugruppen für einfache oder häufig verwendete Aufgaben sind überwiegend als

Standardprodukte verfügbar. Typische, im Kernkraftwerk eingesetzte Beispiele sind hier-

bei beispielsweise die Baulinien Iskamatic, Geamatic und Contronic. Für komplexere

Aufgaben wird auf anwendungsspezifische Baugruppen wie ASICs zurückgegriffen.

Dies ist in der Regel mit einem größeren Kosten- und Entwicklungsaufwand verbunden.

Die nachfolgende Tabelle 5.1 zeigt die FMEA für die in Abbildung 5.1 dargestellte, ge-

nerische nichtprogrammierbare Baugruppe.

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69

Tab. 5.1 FMEA für generische nichtprogrammierbare Baugruppe

Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

NB_FB1 Eingabeeinheit NB_FB1_EE_FM1 Eingang Eingabeeinheit Eingangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB1 Eingabeeinheit NB_FB1_ESE_FM1 Eingang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB1 Eingabeeinheit NB_FB1_E_FM1 Eingabeeinheit Erfassung und Auf-bereitung der Ein-

gangssignale

Fehlerhafte Eingabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB1 Eingabeeinheit NB_FB1_AE_FM1 Ausgang Eingabeeinheit Ausgangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB2 Nichtprogrammier-

bare Verarbeitungs-logik

NB_FB2_EV_FM1 Eingang Verarbeitungslo-gik

Eingangssignal der Verarbeitungslogik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB2 Nichtprogrammier-

bare Verarbeitungs-logik

NB_FB2_ESV_FM1 Eingang Stromversor-gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB2 Nichtprogrammier-

bare Verarbeitungs-logik

NB_FB2_V_FM1 Nichtprogrammierbare Verarbeitungslogik Signalverarbeitung Fehlerhafte Signalverar-

beitung

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB2 Nichtprogrammier-

bare Verarbeitungs-logik

NB_FB2_AV_FM1 Ausgang Verarbeitungs-logik

Ausgangssignal der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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70

Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

NB_FB3 Ausgabeeinheit NB_FB3_EA_FM1 Eingang Ausgabeeinheit Eingangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB3 Ausgabeeinheit NB_FB3_ESA_FM1 Eingang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB3 Ausgabeeinheit NB_FB3_A_FM1 Ausgabeeinheit Aufbereitung der Ausgangssignale

Fehlerhafte Ausgabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB3 Ausgabeeinheit NB_FB3_AA_FM1 Ausgang Ausgabeeinheit Ausgangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB4 Stromversorgung NB_FB4_ASE_FM1 Ausgang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB4 Stromversorgung NB_FB4_ASV_FM1 Ausgang Stromversor-gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB4 Stromversorgung NB_FB4_ASA_FM1 Ausgang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

NB_FB4 Stromversorgung NB_FB4_S_FM1 Stromversorgung Stromversorgung Fehlerhafte Stromversor-gung

Keine Stromversor-gung der Baugruppe

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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71

Die FMEA der generischen nichtprogrammierbaren Baugruppe in Tabelle 5.1 zeigt, dass

jeder Fehler in einem der Funktionsblöcke der nichtprogrammierbaren Baugruppe zu

einem fehlerhaften Ausgangssignal der Baugruppe führt. Da die FMEA an einer generi-

schen Baugruppe durchgeführt wurde, können die tatsächlichen Failure Modes hier nicht

aufgezeigt werden. Wie oben bereits beschrieben, stellt die Verarbeitungslogik den

grundlegenden Unterschied zwischen den drei Arten von Baugruppen dar. Aus diesem

Grund wird ein Fehler in der nichtprogrammierbaren Verarbeitungslogik (in der FMEA

farbig markiert) detaillierter untersucht. Dazu wird auf Abschnitt 5.2.5 verwiesen, wo

mögliche Failure Modes für die Elemente, die in der nichtprogrammierbaren Verarbei-

tungslogik enthaltenen sein können, dargestellt sind.

5.2.3 Programmierbare Baugruppen

Programmierbare Baugruppen wie PLDs (Programmable logic devices) und FPGAs

(Field programmable gate arrays) bestehen im Allgemeinen neben einer Stromversor-

gung und einer Eingabe- sowie einer Ausgabeeinheit aus einer programmierbaren Ver-

arbeitungslogik und A/D- bzw. D/A-Wandlern.

Abb. 5.2 Schematische Darstellung einer programmierbaren Baugruppe (PB)

Wie bereits bei den nichtprogrammierbaren Baugruppen erwähnt wurde, stellt die Ver-

arbeitungslogik den grundlegenden Unterschied in den drei Arten von Baugruppen dar.

In den programmierbaren Baugruppen sind zwar im Gegensatz zu den nichtprogram-

mierbaren Baugruppen zwingend A/D- und D/A-Wandler vorhanden, aber diese können

auch in den nichtprogrammierbaren Baugruppen vorkommen und stellen deshalb keinen

grundlegenden Unterschied dar. Bei den programmierbaren Baugruppen ist die Verar-

beitungslogik eine „Programmierbare Verarbeitungslogik“.

Der Funktionsblock „Programmierbare Verarbeitungslogik“ (siehe Abbildung 5.2) kann

dabei unterschiedlich komplex aufgebaut sein. Grundsätzlich kann der Funktionsblock

auch die bei den nichtprogrammierbaren Baugruppen genannten Elemente enthalten.

Zusätzlich können sie je nach Komplexität beispielsweise folgende Elemente enthalten:

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72

• UND-Arrays

• ODER-Arrays

• Lookup-Tabellen

• RAM

• SRAM

• Register

• Taktgeneratoren

• Speicher wie z. B. ROM, EPROM, Flash

Im Gegensatz zu nichtprogrammierbaren Baugruppen haben programmierbare Bau-

gruppen zum Zeitpunkt der Fertigung noch keine festgelegte Konfiguration, d. h. es muss

noch nicht feststehen, für welche Aufgabe die Baugruppe eingesetzt werden soll. Pro-

grammierbare Baugruppen können ihre Konfiguration daher auch erst vor Ort, nach Aus-

lieferung an den Kunden erhalten. Eine programmierbare Baugruppe ist im Wesentli-

chen ein Halbleiterbauelement, das programmierbare logische Komponenten (logische

Blöcke) und programmierbare Verbindungen enthält. Mittels einer Hardwarebeschrei-

bungssprache (HDL – hardware description language) lassen sich die programmierba-

ren logischen Blöcke so programmieren, dass sie beispielsweise die Funktionalität von

Logikgattern oder mathematische Funktionen nachbilden. Die Funktion wird implemen-

tiert, indem Konfigurationsdaten zu den gewünschten Schaltungsstrukturen an den Bau-

stein übertragen werden. Die Festlegung der Funktion durch diese Konfigurationsdaten

ermöglicht die Verwendung baugleicher programmierbarer Baugruppen für unterschied-

liche Aufgaben. Im Vergleich zu anwendungsspezifischen nichtprogrammierbaren Bau-

gruppen kann so insbesondere bei kleinen Stückzahlen der Entwicklungs- und Kosten-

aufwand reduziert werden.

Die nachfolgende Tabelle 5.2 zeigt die FMEA für die in Abbildung 5.2 dargestellte, ge-

nerische programmierbare Baugruppe.

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Tab. 5.2 FMEA für generische programmierbare Baugruppe

Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

PB_FB1 Eingabeeinheit PB_FB1_EE_FM1 Eingang Eingabeeinheit Eingangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB1 Eingabeeinheit PB_FB1_ESE_FM1 Eingang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB1 Eingabeeinheit PB_FB1_E_FM1 Eingabeeinheit Erfassung und Auf-bereitung der Ein-

gangssignale

Fehlerhafte Eingabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB1 Eingabeeinheit PB_FB1_AE_FM1 Ausgang Eingabeeinheit Ausgangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB2 A/D-Wandler PB_FB2_EAD_FM1 Eingang A/D-Wandler Eingangssignal des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB2 A/D-Wandler PB_FB2_ESAD_FM1 Eingang Stromversor-gung A/D-Wandler

Stromversorgung des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB2 A/D-Wandler PB_FB2_AD_FM1 A/D-Wandler Wandlung analoger Signale in digitale

Signale Fehlerhafter A/D-Wandler

Fehlerhaftes Aus-gangssignal des A/D-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB2 A/D-Wandler PB_FB2_AAD_FM1 Ausgang A/D-Wandler Ausgangssignal des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der A/D-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

Page 83: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

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Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

PB_FB3 Programmierbare Verarbeitungslogik PB_FB3_EV_FM1 Eingang Verarbeitungslo-

gik Eingangssignal der Verarbeitungslogik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB3 Programmierbare Verarbeitungslogik PB_FB3_ESV_FM1 Eingang Stromversor-

gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB3 Programmierbare Verarbeitungslogik PB_FB3_V_FM1 Programmierbare Verar-

beitungslogik Signalverarbeitung Fehlerhafte Signalverar-beitung

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB3 Programmierbare Verarbeitungslogik PB_FB3_AV_FM1 Ausgang Verarbeitungs-

logik

Ausgangssignal der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB4 D/A-Wandler PB_FB4_EDA_FM1 Eingang D/A-Wandler Eingangssignal des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB4 D/A-Wandler PB_FB4_ESDA_FM1 Eingang Stromversor-gung D/A-Wandler

Stromversorgung des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB4 D/A-Wandler PB_FB4_DA_FM1 D/A-Wandler Wandlung digitaler Signale in analoge

Signale Fehlerhafter D/A-Wandler

Fehlerhaftes Aus-gangssignal des D/A-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB4 D/A-Wandler PB_FB4_ADA_FM1 Ausgang D/A-Wandler Ausgangssignal des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der D/A-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB5 Ausgabeeinheit PB_FB5_EA_FM1 Eingang Ausgabeeinheit Eingangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

PB_FB5 Ausgabeeinheit PB_FB5_ESA_FM1 Eingang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB5 Ausgabeeinheit PB_FB5_A_FM1 Ausgabeeinheit Aufbereitung der Ausgangssignale

Fehlerhafte Ausgabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB5 Ausgabeeinheit PB_FB5_AA_FM1 Ausgang Ausgabeeinheit Ausgangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_ASE_FM1 Ausgang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_ASAD_FM1 Ausgang Stromversor-gung A/D-Wandler

Stromversorgung des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_ASV_FM1 Ausgang Stromversor-gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_ASA_FM1 Ausgang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_ASDA_FM1 Ausgang Stromversor-gung D/A-Wandler

Stromversorgung des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

PB_FB6 Stromversorgung PB_FB6_S_FM1 Stromversorgung Stromversorgung Fehlerhafte Stromversor-gung

Keine Stromversor-gung der Baugruppe

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

Page 85: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

76

Die FMEA der generischen programmierbaren Baugruppe in Tabelle 5.2 zeigt, dass je-

der Fehler in einem der Funktionsblöcke der programmierbaren Baugruppe zu einem

fehlerhaften Ausgangssignal der Baugruppe führt. Wie bereits für die nichtprogrammier-

bare Baugruppe beschrieben, werden auch die für einen Fehler in der programmierbaren

Verarbeitungslogik (in der FMEA farbig markiert) möglichen Failure Modes in Abschnitt

5.2.5 gesondert dargestellt. Da in der programmierbaren Verarbeitungslogik neben den

auch in der nichtprogrammierbaren Verarbeitungslogik enthaltenen Elementen zusätz-

lich noch andere Elemente enthalten sein können (siehe obige Beschreibung), ergeben

sich für die programmierbare Verarbeitungslogik im Vergleich zur nichtprogrammierba-

ren Verarbeitungslogik mehr mögliche Failure Modes.

5.2.3.1 FPGA

Zu den prominentesten Beispielen für programmierbare Baugruppen zählt das Field Pro-

grammable Gate Array (FPGA). Der nachfolgende Text zu FPGAs basiert vorwiegend

auf den Quellen /ZEI06a/, /ZEI06b/, /WAN98/, /RAN11/ und /BAT11/.

Ein FPGA ist ein programmierbarer elektronischer Baustein zum Aufbau digitaler, logi-

scher Schaltungen. Ein FPGA besteht im Wesentlichen aus einzelnen Logikblöcken, die

in einer regelmäßigen Struktur (engl.: Array) angeordnet sind, Eingangs- und Ausgangs-

blöcken (I/O-Blöcke) und einem Netzwerk von Verbindungen zwischen diesen Blöcken6

(siehe Abbildung 5.3).

Die an der Peripherie des FPGA-Bausteins angeordneten Eingangs- und Ausgangsblö-

cke (I/O-Blöcke) dienen dem Anschluss des FPGA-Bausteins an die Platine, auf der er

montiert ist. Das Verbindungsnetzwerk zwischen den Logikblöcken besteht in der Regel

aus Leitungen und Schaltboxen. Die Funktionen der einzelnen Logikblöcke und die Ver-

bindungen zwischen diesen werden abhängig von der vorgesehenen Aufgabe der zu

realisierenden logischen Schaltung im Anwendungsfeld, d. h. vom Anwender, program-

miert. Die Programmierung erfolgt durch Verknüpfen der in den Logikblöcken realisierten

Logikfunktionen über das Verbindungsnetzwerk. Dies geschieht durch Programmierung

der Schaltzustände der Schaltboxen.

6 Zusätzlich kann ein FPGA auch weitere Funktionsblöcke (RAM, PLLs oder Signalverarbeitung) enthalten.

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Abb. 5.3 Aufbau eines FPGA-Bausteins /VAL14/

Die Schaltboxen werden in der Regel als „Speicherzellen“ realisiert, deren Zustände („0“

oder „1“) die Schaltzustände der Schaltboxen („offen“ oder „geschlossen“) und folglich

das Programm, d. h. die realisierte logische Schaltung, auf dem FPGA-Baustein bestim-

men. Die Programmierung des FPGAs erfolgt durch Konfiguration der Zustände der

Speicherzellen („Einschreiben“ der Zustände der Speicherzellen) in den FPGA-Baustein.

Zur Programmierung eines FPGAs gibt es drei Technologien, die sich in der technischen

Realisierung der „Speicherzellen“ unterscheiden:

• Die SRAM-Technologie verwendet Static Random Access Memory-Speicherzellen.

Das FPGA-Programm wird in SRAM-Speicherzellen abgelegt. Der Speicherinhalt

kann gelöscht und neu geschrieben werden, wodurch SRAM-basierte FPGAs mehr-

mals programmiert werden können. Der Speicherinhalt ist bei SRAM-Speicherzellen

flüchtig, d. h. bei Unterbrechung der Stromversorgung wird der Speicherinhalt ge-

löscht. Aus diesem Grund müssen SRAM-basierte FPGAs nach Unterbrechung der

Stromversorgung erneut konfiguriert werden.

• Bei der Flash-EEPROM Technologie werden Electrically Erasable Programmable

Read-Only Memory-Speicherzellen verwendet. Das FPGA-Programm wird in Flash-

EEPROM-Speicherzellen abgelegt. Der Speicherinhalt kann wie bei SRAM basier-

ten FPGAs gelöscht und neu geschrieben werden, wodurch flashbasierte FPGAs

mehrmals programmiert werden können. Der Speicherinhalt ist – im Gegensatz zu

SRAM – bei der EEPROM-Technologie nicht flüchtig, d. h. bei Unterbrechung der

Stromversorgung bleibt der Speicherinhalt und folglich die Konfiguration des FPGAs

erhalten.

Schaltbox

Leitung

Logikblock

I/O Block

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78

• In der Antifuse-Technologie wird der Schaltzustand der Schaltboxen und folglich der

Zustand der Speicherzellen (das FPGA-Programm) durch Erzeugen einer elektrisch

leitenden Verbindung zwischen vorher voneinander elektrisch isolierten Verbin-

dungsleitungen realisiert. Ein nicht flüchtiger und nicht mehr veränderbarer Speicher

entsteht, d. h. Antifuse-FPGA sind nur einmal programmierbar.

Die verwendete Technologie für die technische Realisierung der Schaltboxen-„Speicher-

zellen“ hat kaum Einfluss auf die Gestaltung der logischen Funktionen auf dem FPGA-

Baustein. Die Unterschiede zwischen den drei Technologien sind im Wesentlichen durch

die physikalischen Eigenschaften der realisierten FPGA-Bausteine bestimmt. Zu den

physikalischen Eigenschaften zählen beispielweise die Datensicherheit (Schutz gegen

unerlaubte Zugriffe) der FPGA-Bausteine sowie die Robustheit bzw. die Störanfälligkeit

der FPGA-Bausteine. In /ACT03/ wird aufgeführt, dass SRAM-basierte FPGAs eine

deutlich höhere strahlungsinduzierte Störfanfälligkeit im Vergleich zu Flash- und Anti-

fuse-FPGAs aufweisen. In Bezug auf die Erfüllung einer hohen Datensicherheit werden

in /ACT03/ Antifuse-FPGAs als geeignet angesehen, denn sie bieten technologiebedingt

(nicht flüchtiger Speicher, nur einmal programmierbar) einen hohen Schutz gegen uner-

laubte Zugriffe.

Ein weiterer Unterschied zwischen den verwendeten Technologien liegt in den für die

technische Realisierung der Schaltboxen-„Speicherzellen“ erforderlichen Ressourcen.

Ein SRAM-basierter FPGA erfordert mehrere Transistoren, ein flashbasierter nur einen

Transistor. Flashbasierte-FPGAs eignen sich daher insbesondere für Anwendungen mit

dem Erfordernis niedrigen Leistungsverbrauchs des FPGA-Bausteins. Die Antifuse-

Technologie erfordert die wenigsten Ressourcen, die Herstellung von Antifuse-FPGAs

ist jedoch komplexer als die von SRAM-basierten und flashbasierten FPGAs. Die Her-

stellung von SRAM-FPGAs erfolgt nach einem Standardverfahren, ähnlich der her-

kömmlichen Chip-Herstellung. Die hohe Integrationsdichte der SRAM-Technologie im

Vergleich zu der Flash- und der Antifuse-Technologie resultiert in einer hohen Kapazität

von SRAM-FPGAs gegenüber Flash-FPGAs und Antifuse-FPGAs. Die meisten einge-

setzten FPGAs sind SRAM-basiert.

Ein zusammenfassender Vergleich dieser drei Technologien ist in der Tabelle 5.3 ent-

halten.

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Tab. 5.3 Vergleich der FPGA-Technologien

SRAM Flash Antifuse

Kapazität (Anzahl der Logikblöcke) Hoch Mittel Niedrig

Reprogrammier-bar Ja Ja Nein

Störanfälligkeit Hoch Mittel Niedrig

Flüchtigkeit Ja Nein Nein

Anwendungsfeld Alle Niedrige Leistung Sicherheitskritisch

Hersteller Xilinx Altera, Microsemi (früher Actel), Lattice Microsemi

5.2.4 Rechnerbasierte Baugruppen

Rechnerbasierte Baugruppen wie Mikro-Controller, Mikroprozessoren oder FPGAs mit

CPU besitzen im Unterschied zu programmierbaren Baugruppen in der Regel einen Pro-

zessor, mit dem die programmierbaren Elemente kommunizieren:

Abb. 5.4 Schematische Darstellung einer rechnerbasierten Baugruppe (RB)

Wie bereits bei den nichtprogrammierbaren und programmierbaren Baugruppen erwähnt

wurde, stellt die Verarbeitungslogik den grundlegenden Unterschied in den drei Arten

von Baugruppen dar. Bei den rechnerbasierten Baugruppen ist die Verarbeitungslogik

eine „Rechnerbasierte Verarbeitungslogik“.

Der Funktionsblock „Rechnerbasierte Verarbeitungslogik“ (siehe Abbildung 5.4) kann

dabei unterschiedlich komplex aufgebaut sein. Grundsätzlich kann der Funktionsblock

auch die bei den nichtprogrammierbaren und programmierbaren Baugruppen genannten

Elemente enthalten. Zusätzlich können sie je nach Komplexität beispielsweise folgende

Elemente enthalten:

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80

• Prozessor (Mikroprozessor, CPU)

• Serielle Schnittstellen

• Watchdog

Eine rechnerbasierte Baugruppe kann hinsichtlich ihrer Funktion auch vor Ort vergleichs-

weise einfach umprogrammiert werden. Die mit rechnerbasierten Baugruppen realisier-

bare Logik kann dabei deutlich komplexer sein als bei programmierbaren Baugruppen.

Beispielsweise lassen sich auch mehrere Anwendungsfunktionen auf einer Baugruppe

zusammenfassen ohne die damit verbundene Menge an Hardwarebauelementen we-

sentlich zu erhöhen.

Die nachfolgende Tabelle 5.4 zeigt die FMEA für die in Abbildung 5.4 dargestellte, ge-

nerische rechnerbasierte Baugruppe.

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81

Tab. 5.4 FMEA für generische rechnerbasierte Baugruppe

Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

RB_FB1 Eingabeeinheit RB_FB1_EE_FM1 Eingang Eingabeeinheit Eingangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB1 Eingabeeinheit RB_FB1_ESE_FM1 Eingang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB1 Eingabeeinheit RB_FB1_E_FM1 Eingabeeinheit Erfassung und Auf-bereitung der Ein-

gangssignale

Fehlerhafte Eingabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB1 Eingabeeinheit RB_FB1_AE_FM1 Ausgang Eingabeeinheit Ausgangssignal der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Einga-

beeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB2 A/D -Wandler RB_FB2_EAD_FM1 Eingang A/D-Wandler Eingangssignal des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB2 A/D -Wandler RB_FB2_ESAD_FM1 Eingang Stromversor-gung A/D-Wandler

Stromversorgung des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB2 A/D -Wandler RB_FB2_AD_FM1 A/D-Wandler Wandlung analoger Signale in digitale

Signale Fehlerhafter A/D-Wandler

Fehlerhaftes Aus-gangssignal des A/D-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB2 A/D -Wandler RB_FB2_AAD_FM1 Ausgang A/D-Wandler Ausgangssignal des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der A/D-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

RB_FB3 Rechnerbasierte Ver-arbeitungslogik RB_FB3_EV_FM1 Eingang Verarbeitungslo-

gik Eingangssignal der Verarbeitungslogik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB3 Rechnerbasierte Ver-arbeitungslogik RB_FB3_ESV_FM1 Eingang Stromversor-

gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB3 Rechnerbasierte Ver-arbeitungslogik RB_FB3_V_FM1 Rechnerbasierte Verar-

beitungslogik Signalverarbeitung Fehlerhafte Signalverar-beitung

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB3 Rechnerbasierte Ver-arbeitungslogik RB_FB3_AV_FM1 Ausgang Verarbeitungs-

logik

Ausgangssignal der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Verar-

beitungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB4 D/A -Wandler RB_FB4_EDA_FM1 Eingang D/A-Wandler Eingangssignal des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB4 D/A -Wandler RB_FB4_ESDA_FM1 Eingang Stromversor-gung D/A-Wandler

Stromversorgung des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB4 D/A -Wandler RB_FB4_DA_FM1 D/A-Wandler Wandlung digitaler Signale in analoge

Signale Fehlerhafter D/A-Wandler

Fehlerhaftes Aus-gangssignal des D/A-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB4 D/A -Wandler RB_FB4_ADA_FM1 Ausgang D/A-Wandler Ausgangssignal des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der D/A-

Wandlers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB5 Ausgabeeinheit RB_FB5_EA_FM1 Eingang Ausgabeeinheit Eingangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Eingangs-signal der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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Nummer Funktionsblock

Beschreibung Funktionsblock Nummer Ausfallart Untergruppe

Funktionsblock Funktion Ausfallart Auswirkungen auf Funktionsblock

Auswirkungen auf Baugruppe

RB_FB5 Ausgabeeinheit RB_FB5_ESA_FM1 Eingang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB5 Ausgabeeinheit RB_FB5_A_FM1 Ausgabeeinheit Aufbereitung der Ausgangssignale

Fehlerhafte Ausgabeein-heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB5 Ausgabeeinheit RB_FB5_AA_FM1 Ausgang Ausgabeeinheit Ausgangssignal der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Aus-

gabeeinheit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_ASE_FM1 Ausgang Stromversor-gung Eingabeeinheit

Stromversorgung der Eingabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Eingabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_ASAD_FM1 Ausgang Stromversor-gung A/D-Wandler

Stromversorgung des A/D-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des A/D-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_ASV_FM1 Ausgang Stromversor-gung Verarbeitungslogik

Stromversorgung der Verarbeitungs-

logik

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Verarbei-

tungslogik

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_ASA_FM1 Ausgang Stromversor-gung Ausgabeeinheit

Stromversorgung der Ausgabeeinheit

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung der Ausgabeein-

heit

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_ASDA_FM1 Ausgang Stromversor-gung D/A-Wandler

Stromversorgung des D/A-Wandlers

Unterbrechung/Kurz-schluss

Keine Stromversor-gung des D/A-Wand-

lers

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

RB_FB6 Stromversorgung RB_FB6_S_FM1 Stromversorgung Stromversorgung Fehlerhafte Stromversor-gung

Keine Stromversor-gung der Baugruppe

Fehlerhaftes Aus-gangssignal der Bau-

gruppe

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Die FMEA der generischen rechnerbasierten Baugruppe in Tabelle 5.4 zeigt, dass jeder

Fehler in einer der Funktionsblöcke der rechnerbasierten Baugruppe zu einem fehler-

haften Ausgangssignal der Baugruppe führt. Wie bereits für die nichtprogrammierbare

und programmierbare Baugruppe beschrieben, werden auch die für einen Fehler in der

rechnerbasierten Verarbeitungslogik (in der FMEA farbig markiert) möglichen Failure

Modes in Abschnitt 5.2.5 gesondert dargestellt. Da in der rechnerbasierten Verarbei-

tungslogik neben den auch in den nichtprogrammierbaren und programmierbaren Ver-

arbeitungslogiken enthaltenen Elementen noch andere Elemente enthalten sein können

(siehe obige Beschreibung), ergeben sich für die rechnerbasierte Verarbeitungslogik im

Vergleich zu den nichtprogrammierbaren und programmierbaren Verarbeitungslogiken

mehr mögliche Failure Modes.

5.2.5 Mögliche Failure Modes

In den nachfolgenden Tabellen mit möglichen Failure Modes werden ausschließlich Fai-

lure Modes für die jeweiligen Verarbeitungslogiken (nichtprogrammierbare Verarbei-

tungslogik, programmierbare Verarbeitungslogik, rechnerbasierte Verarbeitungslogik)

dargestellt, da diese den grundlegenden Unterschied zwischen den drei Arten von Bau-

gruppen darstellen. Da bei den für die drei Arten von Baugruppen durchgeführten

FMEAs generische Baugruppen betrachtet werden, können keine konkreten Failure Mo-

des angegeben werden, da keine konkreten Elemente, die in den Verarbeitungslogiken

der Baugruppen enthalten sind, angegeben werden können. In den jeweiligen Abschnit-

ten zu den drei Arten von Baugruppentypen werden aber Elemente genannt, die in den

jeweiligen Verarbeitungslogiken enthalten sein können. Dabei wird darauf hingewiesen,

dass es Elemente gibt, die in allen drei Arten von Baugruppen enthalten sind. Darüber

hinaus gibt es noch Elemente, die nur in den programmierbaren und rechnerbasierten

Baugruppen aber nicht in den nichtprogrammierbaren Baugruppen enthalten sind. Für

die rechnerbasierten Baugruppen gibt es darüber hinaus noch Elemente, die nur in die-

sen Baugruppen aber nicht in den nichtprogrammierbaren und programmierbaren Bau-

gruppen enthalten sind. Im Folgenden werden mögliche Failure Modes für die in den

Abschnitten 5.2.2 bis 5.2.4 genannten Elemente, die in den jeweiligen Verarbeitungslo-

giken enthalten sein können, dargestellt.

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5.2.5.1 Übergreifende Failure Modes für alle Beispielbaugruppen

In Tabelle 5.5 werden Failure Modes dargestellt, die in allen drei untersuchten Arten von

Baugruppen (nichtprogrammierbar, programmierbar, rechnerbasiert) vorkommen kön-

nen, da die entsprechenden Elemente in allen drei Verarbeitungslogiken enthalten sein

können.

Tab. 5.5 Mögliche Failure Modes für alle Beispielbaugruppen

Element der Verarbeitungslo-gik Mögliche Failure Modes

Kondensatoren Elektrolytverlust

Erhöhter Leckstrom

Kapazitätsänderung

Kurzschluss

Unterbrechung

Widerstände Kurzschluss

Unterbrechung

Widerstandsänderung

Spulen Kurzschluss

Unterbrechung

Windungsschluss

Transformatoren Kurzschluss

Unterbrechung

Windungsschluss

Halbleiter-Bauelemente Erhöhter Leckstrom

Instabiler Betrieb

Kurzschluss

Lötfehler

Mangelnde Spannungsfestigkeit

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Element der Verarbeitungslo-gik Mögliche Failure Modes

Halbleiter-Bauelemente Unterbrechung

Verschiebung der Schwellenspannung

Widerstandsschwankungen

Integrierte Schaltkreise Erhöhter Leckstrom

Kurzschluss

Unterbrechung

Lötverbindungen Kontaktfehler

Unterbrechung

Schalter Kurzschluss

Leckstrom

Unstabil

Unterbrechung

Kabel Unterbrechung

Relais Ermüdung Feder

Kontakt öffnet nicht

Kontakt schließt nicht

Kurzschluss Spule

Unterbrechung Spule

Windungsschluss Spule

Operationsverstärker Ausgang dauerhaft auf „max“

Ausgang dauerhaft auf „min“

Kurzschluss zwischen Eingang und Ausgang

Kurzschluss zwischen positiver und negativer Versorgungsspannung

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Element der Verarbeitungslo-gik Mögliche Failure Modes

A/D-Wandler Alle Bits des A/D-Wandlers bleiben bei „0“ oder „1“ stecken

A/D-Wandler Zufälliger Bit-Fehler des A/D-Wandlers

Taktgenerator liefert falschen/keinen Takt

Fehlerhafter Komparator

D/A-Wandler Alle analogen Signale des D/A-Wandlers fehler-haft „max“

Alle analogen Signale des D/A-Wandlers fehler-haft „min“

Fehlerhafter Komparator

Taktgenerator liefert falschen/keinen Takt

Flipflops Durchlauf einer Änderung am Eingang ohne Laufzeiten zu beachten (race-through), vor al-

lem bei Master-Slave-Flipflops

Fehler aufgrund von degradiertem Taktsignal (clock slope)

Fehlerhafte Ausgangssignale aufgrund von Stö-rungen in der Spannungsversorgung (power

supply noise)

Verlust der gespeicherten Daten aufgrund von Leckströmen (dynamic node discharge)

Zu langsame Reaktionszeit um Änderung am Eingang zu detektieren

Ein-/Ausgabebaugruppen mit analogen Ausgängen

Aufhängen/Absturz

Driftendes Ausgangssignal

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft auf „MAX“)

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft auf „MIN“)

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Element der Verarbeitungslo-gik Mögliche Failure Modes

Fehlerhaftes Ausgangssignal (außerhalb des zulässigen Bereichs)

Verzögertes Ausgangssignal

Ein-/Ausgabebaugruppen mit analogen Ausgängen

Zufälliges Ausgangssignal (z. B. fluktuierend zwischen MIN und MAX)

ASICs ohne Prozessor Defekter Transistor

Erhöhter Leckstrom

Kurzschluss

Unterbrechung

5.2.5.2 Zusätzliche mögliche Failure Modes für FGPA-basierte Baugruppen

Der nachfolgende Text und die Abbildungen zu Failure Modes für FPGA-basierte Bau-

gruppen basieren vorwiegend auf der Quelle /QUI08/.

Mehrere Forschungsprojekte zur Untersuchung des Einflusses der Weltraumstrahlung

auf FPGAs insbesondere auf SRAM-FPGAs wurden durchgeführt. Zwei strahlungsindu-

zierte Fehlermodes wurden in SRAM-FPGAs identifiziert:

• Single Event Upsets (SEUs): Eine beliebige Speicherzelle des FPGAs ändert ihren

Zustand (Bitzustandswechsel)

• Single Event Functional Interrupts (SEFIs): Ein Konfigurationsbit des FPGAs ändert

seinen Zustand, d. h. ein Bitzustandswechsel („bit flip“) findet in einer Speicherzelle

zur Konfiguration des FPGAs statt

Ein „bit flip“ auf einem SRAM-FPGA kann die Funktionalität des FPGAs wie nachfolgend

erläutert beeinflussen.

• Routingfehler in Schaltboxen (siehe Abbildung 5.5):

In Schaltboxen werden Verknüpfungen zwischen logischen Funktionen durch Vor-

gabe des Speicherzustandes der Schaltbox-Speicherzellen realisiert. Ein Bitzu-

standswechsel („bit flip“) in der Speicherzelle der Schaltbox (d. h. der Speicherzu-

stand wechselt von „0“ auf „1“ oder umgekehrt) führt zu einem Verbindungsfehler

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(Routingfehler) zwischen den Logik-blöcken (CLBs), d. h. zu fehlerhaften Verknüp-

fungen der logischen Funktionen. Ein Routingfehler kann zu Fehlfunktionen des

FPGAs führen.

Abb. 5.5 Beispiel Routingfehler in Schaltboxen /QUI08/

• Routingfehler in Logikblöcken (CLBs) (siehe Abbildung 5.6):

Ein Routingnetzwerk besteht aus Multiplexern (MUX) zur Weiterleitung der Logik in-

nerhalb der CLBs und zu den externen Elementen. Ein Routingfehler entsteht beim

Bitzustandswechsel in Konfigurationsbits des Multiplexers. Ein Bitzustandswechsel

führt zum Fehler in der MUX-Auswahl. Ein Routingfehler kann zu Fehlfunktionen des

FPGAs führen.

Abb. 5.6 Routingfehler in CLBs /QUI08/

• Logikfehler (siehe Abbildung 5.7):

Die logischen Funktionen des FPGAs sind in Wertetabellen (sogenannte Look Up

Tables (LUT)) in den Logikblöcken gespeichert. Ein Logikfehler entsteht bei Bitzu-

standswechsel in LUTs. Ein Bitzustandswechsel führt zur Änderung eines Wertes

der LUT. Dies kann zu Ausgabefehlern führen.

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Abb. 5.7 Logikfehler in der LUT /QUI08/

• Fehler in den Kontrollelementen des FPGAs:

Kontrollelemente des FPGAs sind i. d. R. Speicherelemente zur Konfiguration des

FPGAs (Schnittstellen-Konfiguration Pins, Ein- und Ausgabe Pins), Logik-Controller

für Testzwecke und Fehlersuche und Reset-Controller. Ein Bitzustandswechsel in

den Kontrollelementen führt zur Änderung der Konfiguration des FPGAs, d. h. zur

Änderung des FPGA-Programms. Ein Bitzustandswechsel in den Kontrollelementen

kann zum Verlust der Funktionalität des FPGAs führen.

• Fehler in den Anwenderdaten:

Ein Bitzustandswechsel in den Speicherzellen für Anwenderdaten kann zu Eingabe-

fehlern und demzufolge zur Fehlfunktion des FPGAs führen.

• Programmierfehler:

Der Entwicklungsprozess von FPGAs ist überwiegend softwarebasiert. Der Entwick-

lungsprozess erfolgt mit proprietären Softwaretools der Hersteller. Die Qualifizierung

und Validierung der proprietären Softwaretools gestaltet sich schwierig. Fehler in

den Softwaretools können zu Fehlern in den FPGAs führen. Die Komplexität des

FPGA-Designs kann zu Programmierfehlern des FPGAs führen, d. h. der program-

mierte Bitstrom zur Konfiguration des FPGAs kann fehlerhaft sein.

5.2.5.3 Zusätzliche mögliche Failure Modes für programmierbare und rech-nerbasierte Baugruppen

Wie in den Abschnitten 5.2.2, 5.2.3 und 5.2.4 beschrieben, können in den Verarbeitungs-

logiken der programmierbaren und rechnerbasierten Baugruppen neben den Elementen,

die in der Verarbeitungslogik der nichtprogrammierbaren Baugruppen (und damit in den

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Verarbeitungslogiken aller drei betrachteten Arten von Baugruppen) enthalten sein kön-

nen, zusätzlich weitere Elemente enthalten sein. Daraus ergeben sich für die program-

mierbaren und rechnerbasierten Bauelemente neben den in Tabelle 5.5 dargestellten

Failure Modes weitere Failure Modes, die nur in den Verarbeitungslogiken dieser beiden

Arten von Baugruppen, aber nicht in der Verarbeitungslogik der nichtprogrammierbaren

Baugruppen vorkommen können. Diese zusätzlichen Failure Modes sind in der nachfol-

genden Tabelle 5.6 dargestellt.

Tab. 5.6 Zusätzliche mögliche Failure Modes für programmierbare und rechnerba-

sierte Baugruppen

Element der Verarbeitungslogik Mögliche Failure Modes

Multiplexer Verlust aller Signale vom Multiplexer

Verlust eines Signals vom Multiplexer

Demultiplexer Alle analogen Ausgangssignale fehlerhaft

Ein analoges Ausgangssignal fehlerhaft

RAM/SRAM Ausfall des RAM/SRAM

Falscher Speicherinhalt

Taktgenerator Falscher Takt

Kein Takt

ROM, EPROM, EEPROM, Flash Drift der injizierten Elektronen durch den Isolator, daher Ladungsverlust und Ausgang

wird zu „0“

Einfang von Elektronen im Gate-Oxid wäh-rend des Überschreibens (EEPROM), nach etlichen Zyklen kann daher nicht mehr zwi-

schen „0“ und „1“ unterschieden werden und der Ausgang ist immer „1“

Prozessor (Mikroprozessor, CPU) Prozessor funktioniert scheinbar fehlerfrei, sendet aber ein fehlerhaftes Ausgangssig-

nal

Stopp bei Aktualisierung des Ausgangssig-nals

Mikrocontroller Interner Fehler

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Element der Verarbeitungslogik Mögliche Failure Modes

On-Board Speicherfehler

Watchdog Fehlerhaftes Reset-Signal an Prozessor

Fehlerhafter Timer

Softwarefehler

Ein-/Ausgabebaugruppen mit digitalen Ausgängen

Aufhängen/Absturz

Ausgangssignal bleibt auf gegenwärtigem Wert hängen („Einfrieren“)

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft „1“)

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft „0“)

Verzögertes Ausgangssignal

Zufälliges Ausgangssignal

Softwarefehler Aufhängen/Absturz (z. B. durch Stecken-bleiben in Endlosschleife, Teilen durch Null, illegaler Speicherzugriff, Zugriff auf ungül-

tige Daten)

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft „1“)

Fehlerhaftes Ausgangssignal (fehlerhaft „0“)

Ausgangssignal bleibt auf gegenwärtigem Wert hängen („Einfrieren“)

Verzögertes Ausgangssignal

Zufälliges Ausgangssignal

Baugruppen zur Datenverarbeitung Aufhängen/Absturz

Falsches Ausgangssignal

Verzögertes Ausgangssignal

Baugruppen zur Datenverarbeitung Zufälliges Ausgangssignal

Kommunikationsbezogene Fehlermo-des digitaler Systeme

Verfälschtes Telegramm (gekipptes Bit auf-grund von elektromagnetischen Einkopplun-gen, Prozessorfehlern, Speicherfehlern, In-

terferenzen)

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Element der Verarbeitungslogik Mögliche Failure Modes

Ungewollte Telegrammwiederholung

Falsche Reihenfolge von Telegrammen

Telegrammverlust

Inakzeptable Verzögerung (Nachricht er-reicht Empfänger außerhalb eines definier-

ten Zeitfensters)

Insertion (Einfügen nicht erwünschter Daten in das Telegramm)

Maskerade (Telegramm mit richtiger Struk-tur um als valide anerkannt zu werden, aber tatsächlich handelt es sich um ein „falsches“

Telegramm)

Falsche Adressierung (Telegramm wird an für dieses Telegramm nicht vorgesehenen

Teilnehmer geschickt)

Broadcast Sturm (Überflutung des Netz-werks mit Nachrichten)

Babbling Idiot (Netzwerkteilnehmer, der zu beliebigen Zeitpunkten Daten sendet,

dadurch extreme Belegung des Übertra-gungsmediums bis hin zum vollständigen Zusammenbruch der Kommunikation; im Prinzip wie Broadcast Sturm, aber nur ein

Verursacher)

Kommunikationsbezogene Fehlermo-des digitaler Systeme

Inkonsistenz (byzantinischer Fehler) (Netz-werkteilnehmer erhält Werte von zwei re-

dundanten Quellen, diese Werte unterschei-den sich; daraufhin weiß Teilnehmer nicht, welche Information wahr ist und es entsteht

Konfusion, welche sich weiter ausbreiten kann; kann Kommunikation über das ge-samte redundante System zum Erliegen

bringen)

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Element der Verarbeitungslogik Mögliche Failure Modes

Exzessives Jittern (zeitlich variable Verzö-gerung von Ausgangswerten in verschiede-

nen Abfragezyklen, d. h. der berechnete Wert wird in verschiedenen Abgabezyklen

zu verschiedenen Zeiten ausgegeben)

Kollision (zwei oder mehr Teilnehmer sen-den gleichzeitig Daten über das Übertra-

gungsmedium, dabei Überlagerung der Da-ten und Verfälschung der Originaldaten auf-

grund von Interferenzen)

Wie in Tabelle 5.6 zu sehen ist, ergeben sich bei der Verwendung von programmierbaren

oder rechnerbasierten Baugruppen eine deutlich höhere Anzahl an möglichen Failure

Modes, die zum Ausfall der Baugruppen führen können. Das Ausfallverhalten einer Bau-

gruppe und die dabei möglichen Failure Modes hängen also entscheidend davon ab, ob

diese Baugruppe nicht programmierbar ist oder ob sie Softwarebestandteile enthält, d. h.

entweder auf einer programmierbaren oder einer rechnerbasierten Verarbeitungslogik

basiert. Vor allem bei Baugruppen mit Softwarebestandteilen ist es nicht möglich, die

Fehlerfreiheit der Baugruppe durch Test oder Analyse zu zeigen, da die Software auf-

grund ihrer Komplexität nicht vollständig geprüft werden kann. Mögliche Fehler in der

Software sind normalerweise latent vorhanden. Ein systematisches Versagen der Bau-

gruppe aufgrund eines gemeinsam verursachten Ausfalls (common cause failure, CCF)

der Software kann durch Ereignisse ausgelöst werden, die so komplex sind, dass die

Fehler in der Testphase nur sehr schwer aufzufinden sind. Damit ein systematisches

Versagen aufgrund eines CCF nicht mehr zu unterstellen ist, muss eine hinreichende

Diversität von Hard- und Software sichergestellt werden. Aus diesem Grund werden in

Kapitel 6 Diversitätsmerkmale definiert, mittels derer die Diversität von Baugruppen oder

Systemen bewertet werden kann. Hierzu werden zunächst die Bestandteile eines gene-

rischen leittechnischen Systems definiert, wobei zwischen nicht programmierbaren, pro-

grammierbaren und rechnerbasierten Baugruppen sowie zwischen Komponenten mit

und ohne Softwarebestandteilen unterschieden wird. Anschließend werden die erarbei-

teten Diversitätsmerkmale mittels einer Matrix mit den definierten Bestandteilen eines

generischen Leittechniksystems in Bezug gesetzt.

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6 Definition von Diversitätsmerkmalen und Erarbeitung Kri-terien und Kenngrößen

Die FMEA hat gezeigt, dass bei der Verwendung von programmierbaren oder rechner-

basierten Baugruppen eine deutlich höhere Zahl an Failure Modes, die zum Ausfall der

Baugruppe führen können, möglich ist. Daher ist es für die Erarbeitung von Diversitäts-

merkmalen wichtig, zwischen Komponenten mit und ohne Softwarebestandteilen zu un-

terscheiden. Dies wurde bei der Erarbeitung von Diversitätsmerkmalen ebenso zu-

grunde gelegt wie die Erkenntnisse aus den nationalen und internationalen Normen und

Regelwerken zu Diversitätsmerkmalen.

6.1 Vorgehensweise zur Erstellung einer Matrix der Diversitätsmerkmale

Die Recherchen in nationalen und internationalen Normen und Regelwerken zu Diversi-

tätsmerkmalen haben ergeben, dass die Herangehensweise bei der Beurteilung der

Diversität sehr unterschiedlich ist. In einigen Normen und Regelwerken finden sich le-

diglich grob strukturierte Aufzählungen von Merkmalen, aber keine weiteren Aussagen

zu möglichen Merkmalsausprägungen oder zur Anwendung dieser Merkmale (siehe bei-

spielsweise /DIN10a/).

Andererseits gibt es einen Ansatz der U. S. NRC, der als Anwendungsbezug für die

aufgelisteten Diversitätsmerkmale noch Abstufungen von „nicht erfüllt“, über „teilweise

erfüllt“ bis hin zu „vollständig erfüllt“ einführt und für diese Abstufungen Punkte vergibt,

die sich zu einer Gesamtpunktzahl addieren, welche laut /NUR10/ eine Aussage zum

Erfüllungsgrad der Diversität geben soll.

Die GRS hält diese Vorgehensweisen für nicht zielführend. Nach Ansicht der GRS ist

eine Auflistung von Diversitätsmerkmalen ohne weitere Erklärung aufgrund des fehlen-

den Anwendungsbezugs nicht ausreichend. Die von der U. S. NRC vorgeschlagene Ein-

führung eines Punktesystems zur Bewertung der Diversität ist nach Einschätzung der

GRS aufgrund der zu starken Verallgemeinerung nicht sinnvoll. Beide Herangehenswei-

sen sind daher als Unterstützung in atomrechtlichen Genehmigungs- und Aufsichtsver-

fahren aus Sicht der GRS nicht geeignet.

Nach Einschätzung der GRS gibt es bei der Beurteilung der Diversität zwei wesentliche

Punkte:

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• Betrachtung relevanter Aspekte des Lebenszyklus von der Formulierung der Anfor-

derungen über Entwicklung und Herstellung bis hin zu Betrieb und Instandhaltung

• Herstellung des Anwendungsbezugs über flexible Anwendbarkeit auf einzelne Bau-

gruppen, verschiedene Redundanzen eines Leittechniksystems oder ganze Leit-

techniksysteme

Um diese beiden Punkte zu erfüllen, wurde von der GRS zunächst eine generische Dar-

stellung eines Leittechniksystems erarbeitet. Dabei wurden sowohl die für die Ausfüh-

rung der Leittechnik-Funktionen wichtigen Bestandteile des Leittechniksystems berück-

sichtigt als auch weitere technische Aspekte des Leittechniksystems, die nicht direkt für

die Ausführung der Leittechnik-Funktionen verantwortlich sind (siehe Abschnitt 6.2). Im

nächsten Schritt wurden Diversitätsmerkmale erarbeitet und definiert, welche die für die

Beurteilung der Diversität relevanten Aspekte des Lebenszyklus dieses generischen

Leittechniksystems abdecken. Da nicht alle Diversitätsmerkmale auf jeden Teil einer

Baugruppe oder eines Leittechniksystems anzuwenden sind, wurde von der GRS eine

Matrix erstellt, welche die Bestandteile des generischen Leittechniksystems mit den

Diversitätsmerkmalen verknüpft (siehe Abschnitt 6.3). Diese Matrix ist fallspezifisch an-

wendbar, Anwendungsbeispiele werden in Abschnitt 6.4 gegeben. Durch die Bewertung

der Diversität einer Einrichtung oder eines Systems mittels der Diversitätsmerkmale in

der Matrix der Diversitätsmerkmale soll erreicht werden, dass ein systematisches Ver-

sagen aufgrund gemeinsam verursachter Ausfälle (common cause failure, CCF) nicht

mehr unterstellt werden muss.

Die Matrix kann nicht nur speziell auf Ersatzbaugruppen angewandt werden, sondern

generell auf Baugruppen, Komponenten, Teilsysteme und Systeme deren Diversität ge-

prüft werden soll. Je nach Art und Umfang der zu beurteilenden leittechnischen Einrich-

tung findet entweder die komplette Matrix der Diversitätsmerkmale Anwendung oder ein

Auszug der relevanten Zeilen und Spalten der Matrix der Diversitätsmerkmale. Anwen-

dungsbeispiele werden in Abschnitt 6.4.1 beschrieben.

6.2 Definition der typischen Bestandteile eines Leittechniksystems

Bei der Erarbeitung der generischen Darstellung eines Leittechniksystems wurden zum

einen die direkt mit der Ausführung der Leittechnik-Funktion verbundenen Ebenen be-

trachtet:

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• Eingabe (siehe Abschnitt 6.2.1)

• Verarbeitung (siehe Abschnitt 6.2.2)

• Ausgabe (siehe Abschnitt 6.2.3)

Zusätzlich wurden auch folgende technische Aspekte mit betrachtet, die zwar nicht direkt

zum Signalpfad der Leittechnik-Funktion gehören, aber für deren Ausführung unverzicht-

bar sind:

• Stromversorgung (siehe Abschnitt 6.2.4)

• Schutzeinrichtungen (siehe Abschnitt 6.2.5)

• Kommunikation (siehe Abschnitt 6.2.6)

• Zugriffsmöglichkeiten (siehe Abschnitt 6.2.7)

Auch die Funktionsweise des Gesamtsystems wird betrachtet (siehe Abschnitt 6.2.8).

Die Arbeiten im zweiten Arbeitspaket, vor allem die Ergebnisse der beispielhaft durch-

geführten FMEA, haben gezeigt, dass das Ausfallverhalten einer Baugruppe und die

dabei möglichen Failure Modes entscheidend davon abhängen, ob diese Baugruppe

nicht programmierbar ist oder ob sie Softwarebestandteile, d. h. entweder programmier-

bare oder rechnerbasierte Bestandteile, enthält. Daher werden Komponenten mit und

Komponenten ohne Softwarebestandteile in allen oben genannten Bereichen getrennt

betrachtet.

6.2.1 Eingabe

Die Eingabeebene des von der GRS definierten generischen Leittechniksystems um-

fasst alle Komponenten, die für die Erfassung und Eingabe von Messwerten und Daten

zur Ausführung der Leittechnik-Funktion verantwortlich sind. Dabei werden für die hier

erstellte Matrix der Diversitätsmerkmale folgende Bestandteile eingeführt und definiert:

Sonden Unter Sonden wird die zur Messung der Anlagenparameter (physikalisch messbare

Größe, z. B. Druck, Temperatur) eingesetzte Hardware verstanden.

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98

Messumformer ohne Softwarebestandteile Ein Messumformer ohne Softwarebestandteile ist ein Gerät ohne Softwarebestandteile,

welches zur Umformung der mittels Sonden gemessenen Anlagenparameter in elektri-

sche Eingangssignale für die Verarbeitungsebene eingesetzt wird.

Messumformer mit Softwarebestandteilen Ein Messumformer mit Softwarebestandteilen ist ein Gerät mit Softwarebestandteilen,

welches zur Umformung der mittels Sonden gemessenen Anlagenparameter in elektri-

sche Eingangssignale für die Verarbeitungsebene eingesetzt wird.

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile Bedienelemente ohne Softwarebestandteile sind Vorrichtungen ohne Softwarebestand-

teile, welche eine manuelle Bedienung oder Konfiguration einer Komponente oder eines

Systems durch den Operateur ermöglichen (z. B. Schalter, Potentiometer etc.).

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen Bedienelemente mit Softwarebestandteilen sind Vorrichtungen mit Softwarebestandtei-

len, welche eine manuelle Bedienung oder Konfiguration einer Komponente oder eines

Systems durch den Operateur ermöglichen (z. B. Eingabedisplays, Touchscreens etc.).

6.2.2 Verarbeitung

Die Verarbeitungsebene des von der GRS definierten generischen Leittechniksystems

umfasst alle Komponenten, die eingesetzt werden, um die von der Eingabeebene des

Leittechniksystems zur Verfügung gestellten Daten zu verarbeiten. Dies schließt bei-

spielsweise die Grenzwertbildung, logische Operationen, den Signalvergleich und die

Berechnung der Ausgangssignale für die Ausgabeebene ein. Zusätzlich werden Bau-

gruppen für die Priorisierung der Ausgangssignale hier mit betrachtet. Für die hier er-

stellte Matrix der Diversitätsmerkmale werden auf der Verarbeitungsebene folgende Ty-

pen von Baugruppen und Komponenten unterschieden und wie folgt definiert:

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile Nichtprogrammierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile sind aus diskreten Bau-

elementen aufgebaute Baugruppen, die keine programmierbaren Bauelemente enthal-

ten. Sie enthalten beispielsweise festverdrahtete Logikgatter.

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99

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen

Nichtprogrammierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen sind Baugruppen, die zu-

sätzlich zu den diskreten Bauelementen auch Bauelemente enthalten, deren software-

basierte Konfigurierung im Herstellungsprozess vorgenommen wird und anschließend

nicht mehr verändert werden kann (beispielsweise vom Anwender nicht veränderliche

Firmware). Diese Baugruppen enthalten beispielsweise einfache ASICs ohne integrier-

ten Mikroprozessor, deren Programmierung beim Kunden nicht mehr veränderbar ist.

Programmierbare Baugruppen Programmierbare Baugruppen sind Baugruppen, die mindestens ein diskretes, program-

mierbares Bauelement enthalten. Die softwarebasierte Konfigurierung der Baugruppen

bleibt nach dem Herstellungsprozess veränderbar. Diese Gruppe umfasst also Baugrup-

pen unterschiedlicher Komplexität, wie z. B. CPLDs (complex programmable logic de-

vices) oder FPGAs (field programmable gate arrays).

Rechnerbasierte Baugruppen Rechnerbasierte Baugruppen sind Baugruppen, die einen oder mehrere Prozessoren

enthalten. Sowohl Konfiguration als auch Funktion der Baugruppe werden durch die Aus-

führung von Software in einem Betriebssystem realisiert. Auch diese Gruppe umfasst

Baugruppen sehr unterschiedlicher Komplexität von einfachen Mikrocontrollern über

Mikroprozessoren bis hin zu Multi-Core Prozessoren. ASICs und FPGAs, welche Mikro-

prozessoren enthalten, werden ebenfalls dieser Baugruppenart zugeordnet.

Rechner Unter Rechner sind mit dem Leittechniksystem dauerhaft oder zeitweise verbundene,

eigenständige Rechneranlagen zu verstehen, die für die Ausführung von Leittechnik-

Funktionen relevant sind, wie beispielsweise Steuerstabfahrrechner etc.

6.2.3 Ausgabe

Die Ausgabe- und Anregeebene des von der GRS definierten generischen Leittechnik-

systems umfasst alle Komponenten, die für die Umformung der elektrischen Signale aus

der Verarbeitungsebene und für die Ansteuerung der verfahrenstechnischen Komponen-

ten genutzt werden. Die Aktuatoren werden ebenfalls mit betrachtet. Dabei werden für

die hier erstellte Matrix der Diversitätsmerkmale folgende Bestandteile eingeführt und

definiert:

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100

Koppelebene ohne Softwarebestandteile Unter der Koppelebene ohne Softwarebestandteile sind Geräte ohne Softwarebestand-

teile zu verstehen, welche die Ausgangssignale aus der Verarbeitungsebene umformen,

um die Ansteuerung der Aktuatoren zu ermöglichen (z. B. Relais oder Schütze ohne

Softwarebestandteile).

Koppelebene mit Softwarebestandteilen Unter der Koppelebene mit Softwarebestandteilen sind Gerät mit Softwarebestandteilen

zu verstehen, welche die Ausgangssignale aus der Verarbeitungsebene umformen, um

die Ansteuerung der Aktuatoren zu ermöglichen (z. B. Relais mit softwarebasierter An-

steuerung der Relaisspule).

Aktuatoren Aktuatoren sind Komponenten, welche zur Beeinflussung der Anlagenparameter einge-

setzte werden, wie beispielsweise Ventile, Schieber, Pumpen, Motoren etc.

Anzeigen (einschließlich Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile Anzeigen ohne Softwarebestandteile sind Vorrichtungen ohne Softwarebestandteile,

welche zur Signalisierung von Informationen (z. B. Messwerte) genutzt werden (z. B.

Zeigerelemente, Siebensegmentanzeigen, Schreiber etc.).

Anzeigen (einschließlich Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen Anzeigen mit Softwarebestandteilen sind Vorrichtungen mit Softwarebestandteilen, wel-

che zur Signalisierung von Informationen (z. B. Messwerte) genutzt werden (z. B. Dis-

plays, Monitore, Melderechner etc.).

6.2.4 Stromversorgung

Die Stromversorgung des von der GRS definierten generischen Leittechniksystems um-

fasst alle für die Stromversorgung wichtigen Komponenten. Dabei werden für die hier

erstellte Matrix der Diversitätsmerkmale folgende Bestandteile eingeführt und definiert:

Kabel und Leitungen Zu dieser Gruppe gehören Kabel und Leitungen, welche zur Stromversorgung einer Bau-

gruppe eingesetzt werden. Zur Kommunikation eingesetzte Kabel und Leitungen fallen

in die Gruppe Kommunikation und sind hier nicht gemeint.

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101

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile Unter dieser Gruppe sind Einrichtungen der Stromversorgung zusammengefasst, die

keine Softwarebestandteile enthalten. Darunter fallen beispielsweise Batterien, Gleich-

richter, Wechselrichter, Transformatoren, Dieselgeneratoren etc.

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen Unter dieser Gruppe sind Einrichtungen der Stromversorgung zusammengefasst, die

Softwarebestandteile enthalten. Darunter fallen Gleich- oder Wechselrichter mit Soft-

warebestandteilen (z. B. softwaregesteuerter pulsweitenmodulierter Gleichrichter).

6.2.5 Schutzeinrichtungen

Die Schutzeinrichtungen des von der GRS definierten generischen Leittechniksystems

umfassen sowohl Schutzeinrichtungen für einzelne Komponenten als auch Einrichtun-

gen des Block-, Turbinen-, Generatorschutzes etc. Dabei werden für die hier erstellte

Matrix der Diversitätsmerkmale folgende Einrichtungen eingeführt und definiert:

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile Unter dieser Gruppe versteht man eine Schutzeinrichtung ohne Softwarebestandteile,

die ein einzelnes Aggregat überwacht und vor Beschädigung schützt, wie z. B. Buch-

holzschutz, Öldrucküberwachung oder Überdrehzahlüberwachung ohne Softwarebe-

standteile.

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen Unter dieser Gruppe versteht man eine Schutzeinrichtung mit Softwarebestandteilen, die

ein einzelnes Aggregat überwacht und vor Beschädigung schützt, wie z. B. Buchholz-

schutz, Öldrucküberwachung oder Überdrehzahlüberwachung mit Softwarebestandtei-

len.

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile Unter dieser Gruppe versteht man Schutzeinrichtungen des Blockschutzes, Generator-

schutzes, Turbinenschutzes etc. ohne Softwarebestandteile, welche Fehler erkennen

und deren weitere Ausbreitung unterbinden. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise

Differentialschutz, Unterfrequenzschutz, Schieflastschutz, Distanzschutz, etc. ohne Soft-

warebestandteile.

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102

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen Unter dieser Gruppe versteht man Schutzeinrichtungen des Blockschutzes, Generator-

schutzes, Turbinenschutzes etc. mit Softwarebestandteilen, welche Fehler erkennen

und deren weitere Ausbreitung unterbinden. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise

Differentialschutz, Unterfrequenzschutz, Schieflastschutz, Distanzschutz, etc. mit Soft-

warebestandteilen.

6.2.6 Kommunikation

Die Kommunikation des von der GRS definierten generischen Leittechniksystems um-

fasst alle hard- und softwaretechnischen Komponenten sowie Protokolle, die am Daten-

fluss des Leittechniksystems beteiligt sind. Dabei werden für die hier erstellte Matrix der

Diversitätsmerkmale folgende Bestandteile eingeführt und definiert:

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses Unter dieser Gruppe ist die gesamte, entlang des Signalpfades von der Sonde bis zum

Aktuator verwendete, Hardware zur Realisierung des Datenflusses zusammengefasst.

Dazu gehören beispielsweise Kupferleitungen oder Glasfaserkabel ebenso wie die Hard-

ware von Ethernet und Bussystemen etc. einschließlich der Schnittstellen.

Protokolle Unter Protokollen versteht man Vereinbarungen zum Ablauf der Kommunikation inner-

halb eines Datennetzes, wie z. B. TCP/IP, Fieldbus Data Link, DP-Protokoll etc.

Signalwandler ohne Softwarebestandteile Signalwandler ohne Softwarebestandteile werden zur Konvertierung von Signalen zu

deren weiterer Verarbeitung genutzt. Ein Beispiel für einen solchen Signalwandler ohne

Softwarebestandteile ist ein AD-Wandler, der beispielsweise dazu dienen kann, ein ana-

loges Spannungssignal in ein Binärsignal zu wandeln.

Signalwandler mit Softwarebestandteilen Signalwandler mit Softwarebestandteilen werden zur Konvertierung von Signalen oder

Datenpaketen zu deren weiterer Verarbeitung genutzt. Ein Beispiel für einen solchen

Signalwandler mit Softwarebestandteilen ist ein Gateway, welches beispielsweise zwei

auf unterschiedlichen Netzwerkprotokollen operierende Datennetze verbindet und dabei

die Konvertierung der Daten vornimmt.

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103

6.2.7 Zugriffsmöglichkeiten

Die Zugriffsmöglichkeiten auf das von der GRS definierte generische Leittechniksystem

umfassen sowohl die prinzipiellen Möglichkeiten, auf das System zuzugreifen als auch

die technischen Umsetzungen administrativer Zugriffsregeln. Dabei werden für die hier

erstellte Matrix der Diversitätsmerkmale folgende Bestandteile eingeführt und definiert:

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile Unter Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile sind hardwaretechnische Mög-

lichkeiten zusammengefasst, um vor Ort oder per Fernzugriff auf ein System zuzugrei-

fen. Hierzu zählen beispielsweise Schlüsselschalter, Kodiereinrichtung etc.

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen (einschließlich Servicerechner) Unter Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen sind hard- und softwaretechni-

sche Möglichkeiten zusammengefasst, um vor Ort oder per Fernzugriff auf ein System

zuzugreifen. Hierzu zählt beispielsweise der Anschluss eines Servicerechners, USB-

Sticks etc.

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln Unter dieser Gruppe versteht man organisatorische und administrative Festlegungen,

die den Zugriff (vor Ort oder per Fernzugriff) auf ein System betreffen und hardwaretech-

nisch umgesetzt sind, wie z. B. Schlüsselwesen etc.

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln Unter dieser Gruppe versteht man organisatorische und administrative Festlegungen,

die den Zugriff (vor Ort oder per Fernzugriff) auf ein System betreffen und softwaretech-

nisch umgesetzt sind, wie z. B. Rechtevergabe an Nutzer durch Systemadministrator

etc.

6.2.8 Funktionsweise des Gesamtsystems

Zusätzlich zu den in den vorangegangenen Abschnitten definierten Bestandteilen des

generischen Leittechniksystems ist es für die Diversitätsbetrachtung von leittechnischen

Systemen notwendig, neben den Einzelbestandteilen auch die Funktionsweise des Ge-

samtsystems zu betrachten.

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104

6.3 Definition von Diversitätsmerkmalen

Ausgehend von den Ergebnissen der Auswertung von nationalen und internationalen

Normen und Regelwerken zur Diversität (siehe Kapitel 4) wurden Diversitätsmerkmale

von Komponenten und Baugruppen erarbeitet und definiert. Die von der GRS definierten

Diversitätsmerkmale decken dabei die für die Beurteilung der Diversität relevanten As-

pekte des Lebenszyklus eines generischen Leittechniksystems von Herstellung und Ent-

wicklung über Systemaufbau und Technologie bis hin zu Betrieb und Instandhaltung so-

wie das daran beteilige Personal ab.

Sie lassen sich folgenden Gruppen zuordnen:

• Herstellung und Entwicklung

− Design

− Softwareerstellung

− Entwicklung und Fertigung der Hardware

− Tests

• Systemaufbau und Technologie

− Eingesetzte Software

− Eingesetzte Hardware

− Logik

− Ankopplung an die Verfahrenstechnik

• Betrieb und Instandhaltung

− Hard- und Softwaremanagement

− Tests und Prüfungen

• Beteiligtes Personal

− Personal bei Herstellung und Entwicklung

− Personal bei Betrieb und Instandhaltung

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105

Die Diversitätsmerkmale, die sich diesen Gruppen zuordnen lassen, werden in den fol-

genden Abschnitten näher beschrieben. Darüber hinaus wird beschrieben, unter wel-

chen Bedingungen Diversität in den Diversitätsmerkmalen vorliegt.

Als Verknüpfung zwischen den erarbeiteten Diversitätsmerkmalen und den Bestandtei-

len des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems wurde eine Matrix

der Diversitätsmerkmale erstellt. Diese Matrix ist sowohl für ganze Leittechniksysteme

als auch redundante Stränge eines Leittechniksystems oder für einzelne Baugruppen

oder Komponenten einsetzbar. Sie gibt Aufschluss darüber, welche Diversitätsmerkmale

für das Vorliegen von Diversität in einem bestimmten Bestandteil eines Leittechniksys-

tems relevant sind. Dies wird durch Kreuze in der Matrix angezeigt.

Wird beispielsweise im Rahmen eines atomrechtlichen Genehmigungs- und Aufsichts-

verfahrens der Einsatz von diversitären Sonden in einem leittechnischen System gefor-

dert, sind alle in der Zeile „Sonden“ der Matrix mit Kreuzen gekennzeichneten Diversi-

tätsmerkmale für die Beurteilung der Diversität relevant. Diversität der Sonden liegt im

Rahmen der betrachteten Merkmale dann vor, wenn in allen so gekennzeichneten Diver-

sitätsmerkmalen Diversität vorliegt. In Fällen, in denen nicht in allen Diversitätsmerkma-

len Diversität vorliegt, verschafft die Anwendung der Matrix der Diversitätsmerkmale ei-

nen Überblick über erfüllte und nicht erfüllte Diversitätsmerkmale. Dies zeigt mögliche

Schwächen der zu beurteilenden Sonden im Hinblick auf CCF auf, gibt gleichzeitig aber

auch Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten bei der Diversität der Sonden. Es muss

von der zuständigen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde dann von Fall zu Fall ent-

schieden werden, ob die Untermenge der erfüllten Diversitätsmerkmale für den vorlie-

genden Anwendungszweck der Sonden ausreichend ist. Darüber hinaus kann es in der

Praxis durchaus vorkommen, dass es schwierig zu beurteilen ist, ob ein Diversitätsmerk-

mal erfüllt ist oder nicht, oder dass die Frage nach der Erfüllung mit einem „teilweise“

beantwortet wird. Auch in diesen Fällen muss von der zuständigen Aufsichts- und Ge-

nehmigungsbehörde entschieden werden, wie mit diesen Merkmalen umzugehen ist.

Generell ist zu beachten, dass es sich bei dem hier beschriebenen System um ein ge-

nerisches Leittechniksystem handelt, und dass sich die definierten Diversitätsmerkmale

auf dieses generische Leittechniksystem beziehen. Daher können die Details eines kon-

kreten Leittechniksystems oder auch die zeitlichen Abläufe in der Praxis, beispielsweise

bei der Vorgehensweise im Entwicklungsprozess, von dem hier zugrunde gelegten Le-

benszyklus abweichen. Im Allgemeinen lässt sich die Matrix dennoch anwenden. Bei

Erarbeitung der generischen Darstellung eines Leittechniksystems (siehe Abschnitt 6.2)

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106

wurde ebenso wie bei der Definition der Diversitätsmerkmale (siehe Abschnitt 6.3) da-

rauf geachtet, ein breites Spektrum an konkreten leittechnischen Systemen, Redundan-

zen von leittechnischen Systemen und Komponenten abzudecken. Daher ist zu erwar-

ten, dass in der Praxis nur ein Teil der beschriebenen Bestandteile eines Leittechniksys-

tems für das konkret betrachtete System oder die konkret betrachtete Komponente eine

Rolle spielen. Ebenso ist es denkbar, dass nicht alle Diversitätsmerkmale auf das zu

bewertende System zutreffen. In diesen Fällen fallen die nicht relevanten Zeilen und

Spalten der Matrix der Diversitätsmerkmale weg.

In Tabelle 6.1 ist die Matrix der Diversitätsmerkmale vollständig dargestellt. Dies dient

lediglich der groben Übersicht. In den folgenden Abschnitten werden jeweils Auszüge

aus der Matrix der Diversitätsmerkmale dargestellt und näher beschrieben. Hierbei ist zu

beachten, dass diese Matrizen die Bestandteile eines generischen Leittechniksystems

als Zeilen und die Diversitätsmerkmale in den Spalten enthalten.

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107

Tab. 6.1 Übersicht über die Matrix der Diversitätsmerkmale

Anforderungsformulierungen

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Entwurfspezifikationen

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System- und Anw

endersoftware

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Verfahren zur Softwareerstellung

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Programm

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Softwarew

erkzeuge

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Programm

iersprachen

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Unterstützende Bibliotheken

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Hersteller einschließlich Unterauftragnehm

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Vorgefertigte Software

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Hardwareentw

icklungsverfahren

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Genutzte Software

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Hersteller einschließlich Unterauftragnehm

er

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Zulieferer

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Fertigungsprozess

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Ort der Fertigung

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Tests bei Fertigung / Entwicklung

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Test bei Qualifizierung

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Softwarearchitektur

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System- und Anw

endersoftware

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Programm

strukturen

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Datenstrukturen

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Art der Baugruppen

Bauteile und Komponenten

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Rechnerarchitektur

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Datenspeicherung

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Verarbeitungsalgorithmus

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Verarbeitungslogik

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Vorrangschaltung

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Überwachungsm

ethoden

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Messprinzip

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Anregekriterien

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Auslösemechanism

us der Schutzaktion

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Mechanism

en zur Einhaltung eines Schutzziels

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Versionsmanagem

ent

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XPatchm

anagement

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Tests bei Inbetriebnahme

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WKPs und andere Prüfungen des LT-System

s nach Inbetriebnahme

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Werkzeuge und Hilfsm

ittel bei der Instandhaltung

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Instandhaltungszeitpunkte

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Teams zur Form

ulierung der Anforderungen

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Managem

ent des Entwicklungs- und

Herstellungsprozesses

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Entwicklungs- / Designteam

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Implem

entierungsteams

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Validierungsteams

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X

X

X

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X

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Inbetriebnahmeteam

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X

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X

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X

X

X

X

X

X

X

X

X

Teams für die Durchführung von W

KPs und anderen Prüfungen des LT-System

s nach Inbetriebnahm

e

X

X

X

X

X

X

X

X

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X

X

X

X

X

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X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

Teams für die Durchführung von

Wartung und Instandhaltung

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

Sonden

Messumformer ohne Softwarebestandteile

Messumformer mit Softwarebestandteilen

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen

nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile

nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen (ggf. vom Anwender nicht veränderliche Firmware)

programmierbare Baugruppen

rechnerbasierte Baugruppen

Rechner

Koppelebene ohne Softwarebestandteile

Koppelebene mit Softwarebestandteilen

Aktuatoren

Anzeigen (einschließlich Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile

Anzeigen (einschließlich Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen

Kabel / Leitungen

Einrichtungen der Stromversorgung (Gleich- und Wechselrichter, Batterien, Generatoren etc.) ohne Softwarebestandteile

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses

Protokoll

Signalwandler ohne Softwarebestandteile (AD-Wandler etc.)

Signalwandler mit Softwarebestandteilen (Gateways etc.)

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen (einschließlich Servicerechner)

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Tests und Prüfungen TestsEingesetzte Software Softwareerstellung Entwicklung und Fertigung der Hardware Design

Herstellung und EntwicklungSystemaufbau und Technologie

Hard- / Software-Management

Eingesetzte HardwareAnkopplung an die Verfahrenstechnik

LogikPersonal bei Herstellung und EntwicklungPersonal bei Betrieb und Instandhaltung

Beteiligtes Personal

Diversitätsmerkmale

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

Betrieb und Instandhaltung

Funktionsweise des Gesamtsystems

EingabeVerabeitung

AusgabeStrom

versorgungSchutzeinrichtungen

Komm

unikationZugriffsm

öglichkeiten

Bestandteile eines generischen Leittechniksystems

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108

6.3.1 Herstellung und Entwicklung

Im Bereich „Herstellung und Entwicklung“ muss bewertet werden, ob Entwicklung und

Herstellung der zu prüfenden Leittechniksysteme, Teilsysteme oder Komponenten der-

artig unabhängig durchgeführt wurden, dass ein CCF nicht unterstellt werden muss.

Dazu muss bewertet werden, ob in den im Folgenden aufgeführten Diversitätsmerkma-

len Diversität vorliegt.

6.3.1.1 Design

Im Bereich des Designs (siehe auch Tabelle 6.2) werden folgende Diversitätsmerkmale

betrachtet:

Anforderungsformulierungen In den Anforderungsformulierungen werden die Anforderungen an die Baugruppe oder

Komponente bzw. das Teilsystem oder System durch den Auftraggeber schriftlich for-

muliert. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss der Designprozess

auf Grundlage unterschiedlicher, unabhängig voneinander erarbeiteter Anforderungsfor-

mulierungen erfolgen.

Entwurfsspezifikationen

In den Entwurfsspezifikationen erfolgt die Umsetzung der Anforderungsformulierungen

in unterschiedliche Spezifikationen zum Entwurf der Baugruppe oder Komponente bzw.

des Teilsystems oder Systems auf Auftragnehmerseite. Für das Vorliegen von Diversität

in diesem Merkmal muss der Designprozess auf Grundlage unterschiedlicher, unabhän-

gig voneinander erarbeiteter Entwurfsspezifikationen erfolgen.

Page 118: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

109

Tab. 6.2 Design – Matrix der Diversitätsmerkmale

Anf

orde

rung

sfor

mul

ieru

ngen

Ent

wur

fssp

ezifi

katio

nen

Ein

gabe

Sonden X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X

Programmierbare Baugruppen X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X

Rechner X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X

Aktuatoren X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X

Protokoll X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Funktionsweise des Gesamtsystems X X

Page 119: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

110

Anforderungsformulierungen und Entwurfsspezifikationen sind sehr grundlegend für den

Design- und Entwicklungsprozess von Baugruppen, Komponenten und Systemen. Da-

her spielen Anforderungsformulierungen und Entwurfsspezifikationen bei der Beurtei-

lung der Diversität immer eine wichtige Rolle, unabhängig davon, ob einzelne Baugrup-

pen oder ganze leittechnische Systeme betrachtet werden. Daher sind diese beiden

Diversitätsmerkmale bei allen Bestandteilen des in Abschnitt 6.2 eingeführten generi-

schen Leittechniksystems mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.1.2 Softwareerstellung

Im Bereich der Softwareerstellung (siehe auch Tabelle 6.3) werden folgende Diversitäts-

merkmale betrachtet:

System- und Anwendungssoftware System- und Anwendungssoftware schließt Betriebssysteme, systemnahe Software so-

wie den Teil der Software eines leittechnischen Systems ein, durch den Anwendungs-

funktionen realisiert werden, wobei hier diejenige System- und Anwendungssoftware ge-

meint ist, die bei der Softwareerstellung zum Einsatz kommt. Für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal muss beim Herstellungsprozess der Software grundlegend

unterschiedliche Systemsoftware (z. B. Windows, UNIX etc.) sowie verschiedenartige

Anwendungssoftware zum Einsatz kommen.

Vorgehensmodell oder Verfahren zur Softwareentwicklung Ein Vorgehensmodell oder Verfahren zur Softwareentwicklung organisiert den Prozess

der Softwareerstellung. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss der

Prozess der Softwareerstellung mit unterschiedlichen Verfahren erfolgen (z. B. V-Mo-

dell, Scrum, etc.).

Programmierverfahren

Ein Programmierverfahren ist das planmäßige Vorgehen zur Erzeugung von Anwen-

dungsprogrammen. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen bei der

Softwareerstellung verschiedenartige Programmierverfahren (z. B. maschinelle oder

nichtmaschinelle Programmierverfahren) eingesetzt werden.

Softwarewerkzeuge Softwarewerkzeuge sind Programme, die dazu dienen, den Softwareentwickler bei der

Erstellung von Software zu unterstützen. Für das Vorliegen von Diversität in diesem

Page 120: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

111

Merkmal dürfen bei der Softwareerstellung nur unterschiedliche Softwarewerkzeuge

(z. B. Compiler, Codegeneratoren, Versionskontrollsysteme, etc.) zum Einsatz kommen.

Programmiersprachen

Eine Programmiersprache ist eine formale Sprache, die zur Kommunikation mit einer

Maschine oder einem Rechner dient. Sie dient der Formulierung von Datenstrukturen

und Algorithmen, die von einem Rechner ausgeführt werden können. Für das Vorliegen

von Diversität in diesem Merkmal müssen bei der Softwareerstellung grundlegend un-

terschiedliche Programmiersprachen (z. B. objektorientiert oder nicht objektorientiert,

anwendungsorientierte oder allgemeine Sprachen) verwendet werden.

Unterstützende Bibliotheken

Unter unterstützenden Bibliotheken wird eine systemeigene Sammlung von Software-

Elementen verstanden, die mittels einer Referenzierung in andere Programme miteinbe-

zogen werden können. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen sich

im Zuge des Einsatzes unterschiedlicher Programmiersprachen auch alle bei der Soft-

wareerstellung eingesetzten unterstützenden Bibliotheken unterscheiden.

Hersteller einschließlich Unterauftragnehmer Hier wird neben dem Hersteller einer Software auch jeder von diesem beauftragte Un-

terauftragnehmer betrachtet. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss

die gesamte Erstellung der Software bei unterschiedlichen Herstellern erfolgen. Sofern

eine Auslagerung der Codeerstellung an Unterauftragnehmer erfolgt, müssen voneinan-

der unabhängige Firmen beauftragt werden.

Vorgefertigte Software

Vorgefertigte Software ist als kommerzielles oder gesetzlich geschütztes Produkt ver-

fügbar, wobei sie für den Einsatz in einem rechnerbasierten System vorgesehen ist. So-

fern vorgefertigte Softwarebestandteile verwendet werden, muss für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal über den gesamten Prozess der Softwareerstellung hin-

weg die vorgefertigte Software von unterschiedlichen Herstellern bezogen werden. Ins-

besondere muss auch die vorgefertigte Software alle zutreffenden Diversitätsmerkmale

erfüllen.

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112

Tab. 6.3 Softwareerstellung – Matrix der Diversitätsmerkmale

Sys

tem

- und

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Ein

gabe

Sonden

Messumformer ohne Softwarebestandteile

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X X X X X

Rechner X X X X X X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Aktuatoren

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses

Protokoll X X X X X X X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Funktionsweise des Gesamtsystems

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113

Alle Diversitätsmerkmale, die sich auf Softwareerstellung beziehen, sind immer dann

relevant, wenn die zu betrachtenden Baugruppen und Komponenten Softwarebestand-

teile enthalten. Daher sind diese Diversitätsmerkmale bei allen Bestandteilen des in Ab-

schnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems, die Softwarebestandteile ent-

halten, mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.1.3 Entwicklung und Fertigung der Hardware

Im Bereich Entwicklung und Fertigung der Hardware (siehe auch Tabelle 6.4) werden

folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Hardwareentwicklungsverfahren

Beim Entwicklungsprozess von Hardwarekomponenten eingesetzte Verfahren werden

im Folgenden als Hardwareentwicklungsverfahren bezeichnet. Für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal müssen im Rahmen des Design- und Entwicklungsprozes-

ses der Hardware unterschiedliche Hardwareentwicklungsverfahren zum Einsatz kom-

men.

Genutzte Software

Software, die zur Unterstützung des Entwicklungs- und Fertigungsprozesses der Hard-

ware zum Einsatz kommt, wird im Folgenden als genutzte Software bezeichnet. Für das

Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss im Rahmen des Design- und Entwick-

lungsprozesses der Hardware grundlegend unterschiedliche Software zum Einsatz kom-

men (z. B. unterschiedliche CAD-Programme).

Hersteller einschließlich Unterauftragnehmer Hier wird neben dem Hersteller einer Hardware auch jeder von diesem beauftragte Un-

terauftragnehmer betrachtet. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss

der gesamte Fertigungsprozess bei unterschiedlichen Herstellern erfolgen. Sofern eine

Auslagerung einzelner Fertigungsschritte an Unterauftragnehmer erfolgt, muss dies bei

unterschiedlichen Firmen erfolgen.

Zulieferer Hier werden sämtliche Zulieferer betrachtet, die während der Entwicklung und Fertigung

der Hardware an den Hersteller oder von ihm beauftragte Unterauftragnehmer Hard-

warekomponenten oder Materialen liefern. Für das Vorliegen von Diversität in diesem

Page 123: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

114

Merkmal müssen über den gesamten Fertigungsprozess hinweg die benötigten Hard-

warekomponenten und Materialien von unterschiedlichen Zulieferern bezogen werden.

Fertigungsprozess

Der Fertigungsprozess umfasst eine oder mehrere Methoden, mit denen durch die Be-

arbeitung von Materialien oder zugelieferten Komponenten das gewünschte Produkt

hergestellt wird, wobei sämtliche Aspekte des Fertigungsprozesses einschließlich ein-

gesetzter Maschinen und verwendeter Verfahren betrachtet werden. Für das Vorliegen

von Diversität in diesem Merkmal muss sich die Fertigung der Hardware bzw. der Hard-

warekomponenten grundlegend unterscheiden (z. B. hinsichtlich eingesetzter Maschi-

nen, Verfahren, Programme zur Automatisierung etc.).

Ort der Fertigung

Hier werden insbesondere Eigenschaften des Orts oder der Orte, an dem die Hardware

gefertigt wird, betrachtet, die einen Einfluss auf das dort gefertigte Produkt haben kön-

nen. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss die Fertigung der Hard-

ware oder Hardwarekomponenten zur Vermeidung von Fehlfunktionen aufgrund identi-

scher Umwelteinflüsse (z. B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Partikel in der Luft) an unter-

schiedlichen Orten erfolgen.

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115

Tab. 6.4 Entwicklung und Fertigung der Hardware – Matrix der Diversitätsmerk-

male

Har

dwar

eent

wic

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Gen

utzt

e S

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are

Her

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ler m

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agne

hmer

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spro

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Ort

der F

ertig

ung

Ein

gabe

Sonden X X X X X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X X X

Rechner X X X X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Aktuatoren X X X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X X X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X X X X X

Protokoll

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X X X X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X X X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Funktionsweise des Gesamtsystems

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116

Alle Diversitätsmerkmale, die sich auf Entwicklung und Fertigung der Hardware bezie-

hen, sind immer dann relevant, wenn die zu betrachtenden Baugruppen und Komponen-

ten Hardware enthalten. Daher sind diese Diversitätsmerkmale bei allen Bestandteilen

des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems, die Hardware enthal-

ten, mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.1.4 Tests bei Herstellung und Entwicklung

Im Bereich der Tests bei Herstellung und Entwicklung (siehe auch Tabelle 6.5) werden

folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Tests bei Fertigung und Entwicklung Während der Fertigung und Entwicklung der Hardware werden Tests durchgeführt. Für

das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal dürfen im Rahmen der Fertigung und

Entwicklung zur Vermeidung des Einbringens identischer Fehler keine identischen Tests

zur Überprüfung einer Eigenschaft oder Funktionalität der zu vergleichenden Baugrup-

pen, Komponenten, Teilsysteme oder Systeme eingesetzt werden.

Tests bei Qualifizierung

Im Rahmen der Qualifizierung der Hardware werden Tests durchgeführt. Für das Vorlie-

gen von Diversität in diesem Merkmal dürfen im Rahmen der Qualifizierung zur Vermei-

dung des Einbringens identischer Fehler keine identischen Tests zur Überprüfung einer

Eigenschaft oder Funktionalität der zu vergleichenden Baugruppen, Komponenten, Teil-

systeme oder Systeme eingesetzt werden.

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117

Tab. 6.5 Tests bei Herstellung und Entwicklung – Matrix der Diversitätsmerkmale

Test

s be

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Test

s be

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Ein

gabe

Sonden X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X

Programmierbare Baugruppen X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X

Rechner X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X

Aktuatoren X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X

Protokoll X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Funktionsweise des Gesamtsystems

Page 127: Aufstellung von Kriterien und Kenngrößen zur ... · 4.3.9 IEEE Std 1633-2008 „IEEE Recommended Practice on Software Reliability“ ..... 56 4.3.10 IEEE Std 603-2009 „IEEE Standard

118

Tests bei Herstellung und Entwicklung werden bei allen Baugruppen und Komponenten

während des Herstellungs- und Entwicklungsprozesses sowie im Rahmen der Qualifi-

zierung durchgeführt. Daher spielen die Diversitätsmerkmale, die sich auf Tests bei Her-

stellung und Entwicklung beziehen, bei einzelnen Baugruppen und Komponenten immer

eine wichtige Rolle. Aufgrund dessen sind diese Diversitätsmerkmale bei allen Bestand-

teilen des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems mit Kreuzen ge-

kennzeichnet. Einzige Ausnahme bildet die Funktionsweise des Gesamtsystems, da

diese erst nach Installation des Gesamtsystems bei Inbetriebnahme getestet wird.

6.3.2 Systemaufbau und Technologie

Im Bereich Systemaufbau und Technologie muss bewertet werden, ob die eingesetzte

Software bzw. Hardware oder die Umsetzung der Funktion der Baugruppe, Kompo-

nente, des Teilsystems oder des Systems (Logik, Ankopplung an die Verfahrenstechnik)

hinreichend diversitär ist, damit ein CCF nicht unterstellt werden muss. Dazu muss be-

wertet werden, ob in den im Folgenden aufgeführten Diversitätsmerkmalen Diversität

vorliegt.

6.3.2.1 Eingesetzte Software

Im Bereich der eingesetzten Software (siehe auch Tabelle 6.6) werden folgende Diver-

sitätsmerkmale betrachtet:

Softwarearchitektur Die Softwarearchitektur definiert die Organisation der Softwarekomponenten und die

zwischen diesen Softwarekomponenten bestehenden Schnittstellen. Für das Vorliegen

von Diversität in diesem Merkmal müssen sich die Architekturen der eingesetzten Soft-

ware, d. h. die Festlegung der grundlegenden Organisation und Interaktion der einzelnen

Softwarekomponenten, unterscheiden.

System- und Anwendungssoftware System- und Anwendungssoftware schließt Betriebssysteme, systemnahe Software so-

wie den Teil der Software eines leittechnischen Systems ein, durch den Anwendungs-

funktionen realisiert werden, wobei hier diejenige System- und Anwendungssoftware ge-

meint ist, die zur Realisierung der Leittechnikfunktion zum Einsatz kommt. Für das Vor-

liegen von Diversität in diesem Merkmal muss zur Realisierung der Leittechnik-Funktion

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119

grundlegend unterschiedliche Systemsoftware (z. B. Windows, UNIX etc.) sowie ver-

schiedenartige Anwendungssoftware zum Einsatz kommen. Dies umfasst sowohl schon

existierende Softwarebestandteile als auch vorgefertigte Software einschließlich entwi-

ckelter Modifikationen.

Programmstrukturen Als Programmstruktur wird das logische Layout des erstellten Programms bezeichnet.

Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen sich die erstellten Pro-

gramme hinsichtlich ihrer Struktur unterscheiden (z. B. Umsetzung einer gleichartigen

Aufgabenstellung mittels unterschiedlicher Befehle, unterschiedliche Implementierung).

Datenstrukturen

Als Datenstruktur werden die logischen Beziehungen zwischen verschiedenen Daten-

elementen bezeichnet. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen sich

die erstellten Programme hinsichtlich der Speicherung und Organisation der verwende-

ten Daten unterscheiden (z. B. Variablentypen, Prinzip der Stapelspeicherung).

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120

Tab. 6.6 Eingesetzte Software – Matrix der Diversitätsmerkmale

Sof

twar

earc

hite

ktur

Sys

tem

- und

Anw

endu

ngss

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Pro

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Ein

gabe

Sonden

Messumformer ohne Softwarebestandteile

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X

Rechner X X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X X

Aktuatoren

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses

Protokoll X X X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X X

Funktionsweise des Gesamtsystems

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121

Alle Diversitätsmerkmale, die sich auf die eingesetzte Software beziehen, sind immer

dann relevant, wenn die zu betrachtenden Baugruppen und Komponenten Softwarebe-

standteile enthalten. Daher sind diese Diversitätsmerkmale bei allen Bestandteilen des

in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems, die Softwarebestandteile

enthalten, mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.2.2 Eingesetzte Hardware

Im Bereich der eingesetzten Hardware (siehe auch Tabelle 6.7) werden folgende Diver-

sitätsmerkmale betrachtet:

Art der Baugruppen

Neben Baugruppen, die ausschließlich nichtprogrammierbare Bauelemente enthalten,

werden auch Baugruppen, die programmierbare oder rechnerbasierte Bauelemente ent-

halten, eingesetzt. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen sich die

eingesetzten Komponenten und Baugruppen hinsichtlich ihrer Basistechnologie (z. B.

nicht programmierbar vs. programmierbar) unterscheiden. Aus diesem Grund handelt es

sich bei dem Diversitätsmerkmal Art der Baugruppen um einen Sonderfall. Das Vorlie-

gen von Diversität kann beispielsweise durch den Einsatz einer nichtprogrammierbaren

und einer rechnerbasierten Baugruppe erreicht werden. Umgekehrt ist es beispielsweise

nicht möglich Diversität in der Art der Baugruppe zu erhalten, wenn beide betrachteten

Baugruppen nicht programmierbar und ohne Softwarebestandteile sind. Daher wird für

dieses Merkmal beim generischen Leittechniksystem auf die Unterscheidung von Kom-

ponenten mit und ohne Softwarebestandteile verzichtet. Dieses ist in der Matrix dadurch

gekennzeichnet, dass die entsprechenden Zellen zusammengefasst wurden.

Bauteile und Komponenten

Hier werden die Bauteile und Komponenten der eingesetzten Hardware betrachtet. Für

das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss sich die eingesetzte Hardware

hinsichtlich ihrer Bauteile und Komponenten grundlegend unterscheiden (z. B. Glasfa-

serkabel oder Kupferkabel, Leittechnikkarten mit unterschiedlichen Bauelementen).

Rechnerarchitektur Die Rechnerarchitektur bezeichnet die organisatorische Struktur von Rechnern sowie

deren internen Aufbau. Dies schließt hier insbesondere das Design des Prozessors bzw.

Prozessorkerns ein. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen die

Rechnerarchitekturen einschließlich der Prozessor- oder Mikroprozessorarchitekturen

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122

der eingesetzten rechnerbasierten Komponenten und Baugruppen unterschiedlich sein

(z. B. AMD64, Intel x86, Motorola 68000).

Datenspeicherung

Die Speicherung von Daten kann auf unterschiedlichen Speichermedien erfolgen. Für

das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss die Speicherung der verwendeten

Daten bei den eingesetzten rechnerbasierten oder programmierbaren Komponenten und

Baugruppen auf unterschiedlichen Speichermedien erfolgen (z. B. RAM, Flash,

EPROM).

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123

Tab. 6.7 Eingesetzte Hardware – Matrix der Diversitätsmerkmale

Art

der B

augr

uppe

n

Bau

teile

und

Kom

pone

nten

Rec

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Ein

gabe

Sonden X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X

X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X

X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile

X

X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X

Programmierbare Baugruppen X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X

Rechner X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X

X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X

Aktuatoren X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X

X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X

X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X

X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X

X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X

Protokoll

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X

X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X

X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X

X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Funktionsweise des Gesamtsystems

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124

Das Diversitätsmerkmal Art der Baugruppen ist immer dann relevant, wenn die Möglich-

keit besteht, verschiedene Arten von Baugruppen einzusetzen (z. B. Baugruppen mit

oder ohne Softwarebestandteile). Daher sind alle Bestandteile des in Abschnitt 6.2 ein-

geführten generischen Leittechniksystems, bei denen eine solche Auswahlmöglichkeit

besteht, mit Kreuzen gekennzeichnet. Dabei werden die Baugruppen, zwischen denen

ausgewählt werden kann, wie oben beschrieben zusammengefasst.

Das Diversitätsmerkmal Bauteile und Komponenten ist immer dann relevant, wenn die

zu betrachtenden Baugruppen und Komponenten Hardware enthalten. Daher ist dieses

Diversitätsmerkmal bei allen Bestandteilen des generischen Leittechniksystems, die

Hardware enthalten, mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Rechnerarchitektur ist für alle Rechner sowie rechnerbasierten

Baugruppen und Komponenten relevant. Daher ist dieses Diversitätsmerkmal bei allen

Bestandteilen des generischen Leittechniksystems, die mindestens einen Mikroprozes-

sor oder Prozessor enthalten können, mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Datenspeicherung ist immer dann relevant, wenn die zu be-

trachtenden Baugruppen und Komponenten Speichermedien enthalten. Daher ist dieses

Diversitätsmerkmal bei allen Bestandteilen des generischen Leittechniksystems, die

Speichermedien enthalten können, mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.2.3 Logik

Im Bereich der Logik (siehe auch Tabelle 6.8) werden folgende Diversitätsmerkmale be-

trachtet:

Verarbeitungsalgorithmus

Mit Verarbeitungsalgorithmus ist hier die Sequenz von eindeutigen Handlungsvorschrif-

ten gemeint, die nacheinander angewendet oder ausgeführt werden müssen, um ein

gegebenes Problem in einer endlichen Anzahl von Schritten zu lösen. Für das Vorliegen

von Diversität in diesem Merkmal müssen bei der Umsetzung der Anforderungsformu-

lierungen unabhängig von der Realisierung mittels Hard- und Software hinreichend un-

terschiedliche Verarbeitungsalgorithmen zu Grunde gelegt werden.

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125

Verarbeitungslogik

Unter Verarbeitungslogik wird hier die zur Implementierung des Verarbeitungsalgorith-

mus verwendete Sequenz von Rechenvorschriften und logischen Operationen verstan-

den. Diese zur Implementierung des Verarbeitungsalgorithmus verwendete Verarbei-

tungslogik darf nicht identisch sein. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal

muss sich die Umsetzung des Verarbeitungsalgorithmus durch die Verarbeitungslogik

unterscheiden (z. B. unterschiedliche logische Operationen oder Logikbausteine).

Vorrangschaltung

Unter Vorrangschaltung versteht man die leittechnische Realisierung der Priorisierung

von Signalen. Die hardware- bzw. softwaretechnische Umsetzung bei der Priorisierung

von Signalen und Befehlen muss unterschiedlich sein. Für das Vorliegen von Diversität

in diesem Merkmal müssen zur Realisierung einer geforderten Vorrangschaltung unter-

schiedliche Baugruppen, Komponenten, Teilsysteme oder Systeme mit ggf. unterschied-

licher Programmierung zum Einsatz kommen.

Überwachungsmethoden

Im Rahmen der Fehlererkennung bzw. Sicherstellung der korrekten Funktionsweise ei-

ner Baugruppe oder Komponente bzw. eines Teilsystems oder Systems eingesetzte Me-

thoden zur Überwachung oder Selbstüberwachung werden im Folgenden als Überwa-

chungsmethoden bezeichnet. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müs-

sen grundlegend unterschiedliche Möglichkeiten zur Überwachung oder Selbstüberwa-

chung genutzt und unterschiedliche Komponenten dafür eingesetzt werden (z. B. ver-

schiedene Arten von Watchdogs).

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126

Tab. 6.8 Logik – Matrix der Diversitätsmerkmale

Ver

arbe

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salg

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Ver

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ik

Vor

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Ein

gabe

Sonden

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X

Rechner X X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X

Aktuatoren X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X

Protokoll X X X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X

Funktionsweise des Gesamtsystems X X

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127

Die Diversitätsmerkmale Verarbeitungsalgorithmus und Verarbeitungslogik sind immer

dann relevant, wenn Informationen verarbeitet werden. Das ist mit wenigen Ausnahmen

in allen Baugruppen, Komponenten und Systemen der Fall. Ausnahmen sind Sonden

(Messung von Anlagenparametern, die Verarbeitung erfolgt im Messumformer), Aktua-

toren (Beeinflussung von Anlagenparametern, Ansteuerung erfolgt über Koppelebene)

sowie Kabel oder Leitungen und Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses

(reine Hardware). Daher sind diese beiden Diversitätsmerkmale bei allen Bestandteilen

des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems mit Ausnahme von

Sonden, Aktuatoren, Kabel oder Leitungen und Hardwaresystemen zur Realisierung des

Datenflusses mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Vorrangschaltung ist in allen Bereichen relevant, in denen eine

Priorisierung von Signalen vorgenommen werden kann Dies ist bei allen Baugruppen

und Komponenten der Fall, die für die Realisierung einer Vorrangschaltung eingesetzt

werden können. Diese Baugruppentypen sind hier im Bereich Verarbeitung mit erfasst.

Außerdem ist dies bei allen Schutzeinrichtungen der Fall, da auch hier zum Schutz von

Aggregaten bzw. der Anlage eine Priorisierung implementiert werden kann. Des Weite-

ren besteht die Möglichkeit einer Priorisierung im Protokoll, indem z. B. einzelne Sender

einen Vorrang vor anderen Sendern haben. Außerdem können durch die Zugriffsmög-

lichkeiten Aktionen mit Priorität ausgelöst werden. Daher ist das Diversitätsmerkmal Vor-

rangschaltung bei allen genannten Bestandteilen des generischen Leittechniksystems

mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Überwachungsmethoden ist immer dann relevant, wenn die

Funktion der zu betrachtenden Baugruppen und Komponenten überwacht werden kann.

Daher ist dieses Diversitätsmerkmal bei allen Bestandteilen des generischen Leittech-

niksystems mit Ausnahme der Sonden, die nicht gesondert überwacht werden (Überwa-

chung erfolgt mittels Überwachung der Messumformer), mit Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.2.4 Ankopplung an die Verfahrenstechnik

Im Bereich der Ankopplung an die Verfahrenstechnik (siehe auch Tabelle 6.9) werden

folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Messprinzip

Unter Messprinzip versteht man das physikalische Prinzip einer Messung. Für das Vor-

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128

liegen von Diversität in diesem Merkmal muss derselbe Anlagenparameter mit unter-

schiedlichen Messprinzipien erfasst werden, d. h. die Messung muss auf unterschiedli-

chen physikalischen Prinzipien basieren (z. B. Messung der Fördermenge der Pumpe

mittels Druckdifferenz oder Drehzahl).

Anregekriterien

Unter einem Anregekriterium versteht man die Bedingung, unter der eine Schutzak-

tion ausgelöst wird /KTA14b/. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müs-

sen für die Auslösung einer Schutzaktion unterschiedliche Anregekriterien herangezo-

gen werden, die aus physikalisch unterschiedlichen Prozessvariablen gebildet werden.

Auslösemechanismus der Schutzaktion

In diesem Zusammenhang werden hierunter neben den Mechanismen, die eine Schutz-

aktion auslösen (z. B. Auslösung einer RESA durch unterschiedliche Mechanismen)

auch technische Realisierungen verstanden, wie die für die Schutzaktion notwendigen

Komponenten angesteuert werden (z. B. Arbeits- und Ruhestrom, Pneumatik etc.). Für

das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen die Auslösemechanismen für

eine Schutzaktion in ihrer Funktionsweise unterschiedlich und unabhängig voneinander

sein.

Mechanismen zur Einhaltung eines Schutzziels

Unter Mechanismen zur Einhaltung eines Schutzziels werden hier Schutzaktionen und

weitere Maßnahmen verstanden, die erfolgen, um die Anlage in einem sicheren Zustand

zu halten und der Einhaltung eines Schutzziels dienen. Für das Vorliegen von Diversität

in diesem Merkmal müssen unterschiedliche und in ihrer Funktionsweise voneinander

unabhängige Mechanismen zur Einhaltung eines Schutzziels eingesetzt werden (z. B.

Einhaltung des Schutzziels Unterkritikalität durch Steuerstäbe oder Aufborieren).

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129

Tab. 6.9 Ankopplung an die Verfahrenstechnik – Matrix der Diversitätsmerkmale

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Messumformer ohne Softwarebestandteile

Messumformer mit Softwarebestandteilen

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen

Ver

arbe

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Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen

Programmierbare Baugruppen

Rechnerbasierte Baugruppen

Rechner

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X

Aktuatoren X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen

Stro

mve

r-so

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g Kabel/Leitungen

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses

Protokoll

Signalwandler ohne Softwarebestandteile

Signalwandler mit Softwarebestandteilen

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln

Funktionsweise des Gesamtsystems X X X

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130

Das Diversitätsmerkmal Messprinzip ist immer dann relevant, wenn die zu betrachten-

den Baugruppen und Komponenten Anlagenparameter erfassen können. Das ist bei den

Sonden und allen Schutzeinrichtungen der Fall. Daher ist dieses Diversitätsmerkmal bei

den Sonden und den Schutzeinrichtungen des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen

Leittechniksystems mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Anregekriterien ist immer dann relevant, wenn es um die Bedin-

gungen geht, unter denen eine Schutzaktion ausgelöst wird. Dies ist insbesondere bei

der Funktionsweise des Gesamtsystems der Fall.

Das Diversitätsmerkmal Auslösemechanismus der Schutzaktion ist für die Bestandteile

eines Leittechniksystems relevant, bei denen es um die technische Realisierung der

Auslösung einer Schutzaktion oder die dafür benötigten Komponenten geht. Daher ist

es für die Koppelebene und Aktuatoren, den Aggregateschutz und weitere Schutzein-

richtungen sowie die Funktionsweise des Gesamtsystems relevant. Aufgrund dessen ist

dieses Diversitätsmerkmal bei den genannten Bestandteilen des generischen Leittech-

niksystems mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Mechanismen zur Einhaltung eines Schutzziels ist insbeson-

dere für die Konzeptionierung des Gesamtsystems relevant, daher ist dieses Diversitäts-

merkmal nur bei der Funktionsweise des Gesamtsystems mit einem Kreuz gekennzeich-

net.

6.3.3 Betrieb und Instandhaltung

Im Bereich Betrieb und Instandhaltung muss bewertet werden, ob das Hard- und Soft-

waremanagement sowie die Tests und Prüfungen während des Betriebs hinreichend

diversitär sind, damit ein CCF nicht unterstellt werden muss. Dazu muss bewertet wer-

den, ob in den im Folgenden aufgeführten Diversitätsmerkmalen Diversität vorliegt.

6.3.3.1 Hard- und Softwaremanagement

Im Bereich des Hard- und Softwaremanagements (siehe auch Tabelle 6.10) werden fol-

gende Diversitätsmerkmale betrachtet:

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131

Versionsmanagement Das Versionsmanagement (bezieht sich hier ausschließlich auf die Hardware) regelt, wie

mit Bauteilen oder Komponenten umgegangen wird, die aufgrund von Änderungen, Kor-

rekturen oder Verbesserungen in neuen Versionen vorliegen. Dies schließt unter ande-

rem auch die Festlegung von möglichen Zeitpunkten für Inbetriebnahme oder Austausch

beispielsweise in verschiedenen Systemen, Teilsystemen und Redundanzen sowie die

durchzuführenden Tests ein. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müs-

sen deutliche Unterschiede in der Behandlung innerhalb des Versionsmanagements be-

stehen (z. B. bei Inbetriebnahme oder beim Austausch von Komponenten und Bauteilen,

der vorab durchzuführenden Prüfungen, der möglichen Zeitpunkte für die Inbetrieb-

nahme bzw. den Austausch etc.).

Patchmanagement Das Patchmanagement regelt den Umgang mit Patches und Updates für Softwarebe-

standteile von Systemen oder Komponenten. Dies schließt unter anderem auch die Fest-

legung von möglichen Zeitpunkten für das Aufspielen von Updates oder Patches sowie

durchzuführende Tests ein. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen

deutliche Unterschiede in der Behandlung innerhalb des Patchmanagements bestehen

(z. B. hinsichtlich des Umgangs mit Updates und Patches, der vorab durchzuführenden

Prüfungen, der möglichen Zeitpunkte für das Aufspielen von Updates und Patches etc.).

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132

Tab. 6.10 Hard- und Softwaremanagement – Matrix der Diversitätsmerkmale

Ver

sion

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Ein

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Sonden X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X

Ver

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Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X

Programmierbare Baugruppen X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X

Rechner X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X

Aktuatoren X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X

Stro

mve

r-so

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g Kabel/Leitungen X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X

Protokoll X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X

Zugr

iffsm

ög-

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eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Funktionsweise des Gesamtsystems

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133

Da es für alle Baugruppen und Komponenten ein Versionsmanagement gibt, ist das

Diversitätsmerkmal Versionsmanagement bei allen Baugruppen und Komponenten re-

levant. Daher ist dieses Diversitätsmerkmal bei allen Bestandteilen des in Abschnitt 6.2

eingeführten generischen Leittechniksystems mit Kreuzen gekennzeichnet.

Das Diversitätsmerkmal Patchmanagement ist immer dann relevant, wenn die Baugrup-

pen oder Komponenten Software enthalten. Daher ist dieses Diversitätsmerkmal bei al-

len Bestandteilen des generischen Leittechniksystems, die Software enthalten, mit Kreu-

zen gekennzeichnet.

6.3.3.2 Tests, Prüfungen und Instandhaltung

Im Bereich von Tests, Prüfungen und Instandhaltung (siehe auch Tabelle 6.11) werden

folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Tests bei Inbetriebnahme

Im Rahmen der Inbetriebnahme werden Tests durchgeführt. Für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal müssen bei der Inbetriebnahme zur Vermeidung des Ein-

bringens identischer Fehler hinsichtlich ihres Zeitpunkts und Prüfgeräts unterschiedliche

Tests zum Nachweis der korrekten Arbeitsweise und der Erfüllung der geforderten Auf-

gabenstellung durchgeführt werden.

WKPs und andere Prüfungen des LT-Systems nach Inbetriebnahme

Nach der Inbetriebnahme werden wiederkehrende Prüfungen (WKPs) und andere Prü-

fungen durchgeführt. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen sich

die WKPs und andere Prüfungen zur Sicherstellung der korrekten Arbeitsweise nach

Inbetriebnahme zur Vermeidung des Einbringens identischer Fehler hinsichtlich ihres

Zeitpunkts und Prüfgeräts unterscheiden.

Werkzeuge und Hilfsmittel bei der Instandhaltung

Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal müssen zur Vermeidung des Ein-

bringens identischer Fehler unterschiedliche Werkzeuge und Hilfsmittel bei der Durch-

führung der Instandhaltung eingesetzt werden.

Instandhaltungszeitpunkte

Hierbei geht es um die Zeitpunkte, zu denen Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt

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134

werden. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss die Instandhaltung

generell zu unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgen.

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135

Tab. 6.11 Tests und Prüfungen – Matrix der Diversitätsmerkmale

Test

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Ein

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Sonden X X X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X X

Ver

arbe

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Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X

Rechner X X X X

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gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X X

Aktuatoren X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X X

Stro

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g Kabel/Leitungen X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X X

Sch

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Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X

Kom

mu-

nika

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Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X X X

Protokoll X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X X

Zugr

iffsm

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lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Funktionsweise des Gesamtsystems X X

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136

Tests und Prüfungen bei Instandsetzung oder während des Betriebs werden bei allen

Baugruppen, Komponenten und Systemen durchgeführt. Daher spielen die Diversitäts-

merkmale, die sich auf Tests und Prüfungen bei Instandsetzung oder während des Be-

triebs beziehen, bei der Beurteilung der Diversität immer eine wichtige Rolle, unabhängig

davon, ob einzelne Baugruppen oder ganze leittechnische Systeme betrachtet werden.

Daher sind diese Diversitätsmerkmale bei nahezu allen Bestandteilen des in Abschnitt

6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems mit Kreuzen gekennzeichnet. Ausnah-

men bilden hierbei die Protokolle, die softwaretechnische Umsetzung administrativer Zu-

griffsregeln und die Funktionsweise des Gesamtsystems, für die keine Instandhaltungen

durchgeführt werden (für einzelne Komponenten schon, nicht für das gesamte System).

Für diese sind daher die mit der Instandhaltung in Verbindung stehenden Diversitäts-

merkmale nicht relevant.

6.3.4 Beteiligtes Personal

Im Bereich Beteiligtes Personal muss bewertet werden, ob das Personal bei Herstellung

und Entwicklung sowie bei Betrieb und Instandhaltung diversitär ist, damit ein CCF nicht

unterstellt werden muss. Dazu muss bewertet werden, ob in den im Folgenden aufge-

führten Diversitätsmerkmalen Diversität vorliegt.

Generell ist bei den folgenden Diversitätsmerkmalen zu beachten, dass die Forderung

nach unabhängig voneinander arbeitenden Firmen bedeutet, dass sich die von den Fir-

men eingesetzten Teams aus unterschiedlichem Personal zusammensetzen müssen.

Darüber hinaus dürfen die Teams nicht über ihre Arbeit kommunizieren. Auch gemein-

sam besuchte Schulungen oder ähnliches in der Gegenwart oder Vergangenheit können

für die Diversität problematisch sein.

6.3.4.1 Personal bei Herstellung und Entwicklung

Im Bereich des Personals bei Herstellung und Entwicklung (siehe auch Tabelle 6.12)

werden folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Teams zur Formulierung der Anforderungen

Hier geht es um sämtliches Personal seitens des Auftraggebers, das an der Erstellung

der Anforderungsformulierungen beteiligt ist. Für das Vorliegen von Diversität in diesem

Merkmal ist bei der Erstellung der Anforderungsformulierungen auf Auftraggeberseite

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137

unterschiedliches Personal einzusetzen. Dabei dürfen die gebildeten Teams weder vor

noch während der Erstellung der Anforderungsformulierungen miteinander darüber kom-

munizieren und müssen unabhängig voneinander arbeiten.

Management des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses Hier geht es um sämtliches Personal seitens der Auftragnehmer, das am Management

des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses beteiligt ist. Für das Vorliegen von Diver-

sität in diesem Merkmal ist bei Organisation und Management des Entwicklungs- und

Herstellungsprozesses auf Auftragnehmerseite unterschiedliches Personal einzusetzen.

Dabei müssen Organisation und Management des Entwicklungs- und Herstellungspro-

zesses in unterschiedlichen, unabhängig voneinander arbeitenden Firmen erfolgen.

Entwicklungs- und Designteams

Hier geht es um sämtliches Personal seitens der Auftragnehmer, das an Entwicklung

und Design beteiligt ist. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal ist bei der

Umsetzung der Anforderungsformulierungen im Rahmen des Entwicklungs- und Her-

stellungsprozesses auf Auftragnehmerseite unterschiedliches Personal einzusetzen.

Dabei müssen Entwicklung und Design in unterschiedlichen, unabhängig voneinander

arbeitenden Firmen erfolgen.

Implementierungsteams

Hier geht es um sämtliches Personal seitens der Auftragnehmer, das an der Implemen-

tierung beteiligt ist. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal ist bei der Im-

plementierung im Rahmen des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses auf Auftrag-

nehmerseite unterschiedliches Personal einzusetzen. Dabei muss die Implementierung

in unterschiedlichen, unabhängig voneinander arbeitenden Firmen erfolgen.

Validierungsteams

Hier geht es um sämtliches Personal seitens der Auftragnehmer, das an der Validierung

beteiligt ist. Für das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal ist bei der Validierung

im Rahmen des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses auf Auftragnehmerseite un-

terschiedliches Personal einzusetzen. Dabei muss die Validierung in unterschiedlichen,

unabhängig voneinander arbeitenden Firmen erfolgen.

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138

Tab. 6.12 Personal bei Herstellung und Entwicklung – Matrix der Diversitätsmerk-

male

Team

s zu

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Val

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rung

stea

ms

Ein

gabe

Sonden X X X X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X X X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X X X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X X X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X X X

Programmierbare Baugruppen X X X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X X X

Rechner X X X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X X X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X X X

Aktuatoren X X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X X X

Stro

mve

r-so

rgun

g Kabel/Leitungen X X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X X X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X X X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X X X X

Protokoll X X X X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X X X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X X X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X X X

Funktionsweise des Gesamtsystems X X X X X

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139

Das eingesetzte Personal ist ein grundlegender Bestandteil bei Herstellung und Entwick-

lung von Baugruppen, Komponenten und Systemen. Daher spielen Diversitätsmerkmale

bezüglich des Personals bei Herstellung und Entwicklung bei der Beurteilung der Diver-

sität immer eine wichtige Rolle, unabhängig davon, ob einzelne Baugruppen oder ganze

leittechnische System betrachtet werden. Daher sind diese Diversitätsmerkmale bei al-

len Bestandteilen des in Abschnitt 6.2 eingeführten generischen Leittechniksystems mit

Kreuzen gekennzeichnet.

6.3.4.2 Personal bei Betrieb und Instandhaltung

Im Bereich des Personals bei Betrieb und Instandhaltung (siehe auch Tabelle 6.13) wer-

den folgende Diversitätsmerkmale betrachtet:

Inbetriebnahmeteams

Hier geht es um das Personal, das die Inbetriebnahme vornimmt. Für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal muss die Inbetriebnahme durch unterschiedliches Perso-

nal auf Auftragnehmerseite erfolgen.

Teams für die Durchführung von WKPs und anderen Prüfungen des LT-Systems nach Inbetriebnahme

Hier geht es um das Personal, das wiederkehrende Prüfungen und andere Prüfungen

des Leittechniksystems nach dessen Inbetriebnahme durchführt. Für das Vorliegen von

Diversität in diesem Merkmal muss auf Auftraggeberseite zur Durchführung von WKPs

und anderen Prüfungen der Baugruppen oder Komponenten bzw. des Teilsystems oder

Systems nach der Inbetriebnahme unterschiedliches Personal eingesetzt werden.

Teams für die Durchführung von Wartung und Instandhaltung

Hier geht es um das Personal, das für Wartung und Instandhaltung eingesetzt wird. Für

das Vorliegen von Diversität in diesem Merkmal muss zur Durchführung von Wartungs-

und Instandhaltungsarbeiten der Baugruppen oder Komponenten bzw. des Teilsystems

oder Systems unterschiedliches Personal eingesetzt werden.

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140

Tab. 6.13 Personal bei Betrieb und Instandhaltung – Matrix der Diversitätsmerkmale

Inbe

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Sonden X X X

Messumformer ohne Softwarebestandteile X X X

Messumformer mit Softwarebestandteilen X X X

Bedienelemente ohne Softwarebestandteile X X X

Bedienelemente mit Softwarebestandteilen X X X

Ver

arbe

itung

Nicht programmierbare Baugruppen ohne Softwarebestandteile X X X

Nicht programmierbare Baugruppen mit Softwarebestandteilen X X X

Programmierbare Baugruppen X X X

Rechnerbasierte Baugruppen X X X

Rechner X X X

Aus

gabe

Koppelebene ohne Softwarebestandteile X X X

Koppelebene mit Softwarebestandteilen X X X

Aktuatoren X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) ohne Softwarebestandteile X X X

Anzeigen (einschl. Meldeeinrichtungen) mit Softwarebestandteilen X X X

xStro

m-

vers

or- Kabel/Leitungen X X X

Einrichtungen der Stromversorgung ohne Softwarebestandteile X X X

Einrichtungen der Stromversorgung mit Softwarebestandteilen X X X

Sch

utze

inric

h-tu

ngen

Aggregateschutz ohne Softwarebestandteile X X X

Aggregateschutz mit Softwarebestandteilen X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen ohne Softwarebestandteile X X X

Sonstige Schutzeinrichtungen mit Softwarebestandteilen X X X

Kom

mu-

nika

-tio

n

Hardwaresysteme zur Realisierung des Datenflusses X X X

Protokoll X X

Signalwandler ohne Softwarebestandteile X X X

Signalwandler mit Softwarebestandteilen X X X

Zugr

iffsm

ög-

lichk

eite

n

Zugriffsmöglichkeiten ohne Softwarebestandteile X X X

Zugriffsmöglichkeiten mit Softwarebestandteilen X X X

Hardwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X X

Softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln X X

Funktionsweise des Gesamtsystems X X

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Das eingesetzte Personal ist ein grundlegender Bestandteil während Betrieb und In-

standhaltung von Baugruppen, Komponenten und Systemen. Daher spielen Diversitäts-

merkmale bezüglich des Personals bei Betrieb und Instandhaltung bei der Beurteilung

der Diversität immer eine wichtige Rolle, unabhängig davon, ob einzelne Baugruppen

oder ganze leittechnische System betrachtet werden. Aufgrund dessen sind diese Diver-

sitätsmerkmale bei nahezu allen Bestandteilen des in Abschnitt 6.2 eingeführten gene-

rischen Leittechniksystems mit Kreuzen gekennzeichnet. Ausnahmen bilden hierbei die

Protokolle, die softwaretechnische Umsetzung administrativer Zugriffsregeln und die

Funktionsweise des Gesamtsystems, für die keine Instandhaltungen durchgeführt wer-

den (für einzelne Komponenten schon, nicht für das gesamte System). Für diese ist da-

her das für Wartung und Instandhaltung eingesetzte Personal als Diversitätsmerkmal

nicht relevant.

6.4 Anwendung der Matrix der Diversitätsmerkmale

Die in der Matrix enthaltenen Diversitätsmerkmale sind anwendbar auf:

• Zwei oder mehr Leittechniksysteme, welche dieselbe Funktion erfüllen

• Redundante Stränge eines Leittechniksystems

• Einzelne Komponenten eines Leittechniksystems

Zur Bewertung der Diversität muss geprüft werden, ob zwei Baugruppen oder Kompo-

nenten bzw. Teilsysteme oder Systeme, welche dieselbe Funktion erfüllen, hinreichend

diversitär realisiert sind, um als Vorsorge gegen CCF auszureichen. Ausreichende Vor-

sorge gegen CCF bedeutet in diesem Fall, dass dieselbe Ursache nicht bei beiden zu

untersuchenden Baugruppen, Komponenten, Teilsysteme oder Systeme zum Auftreten

desselben Fehlers führt. Somit ist beim Vorliegen von Diversität nur eine Baugruppe

oder Komponente bzw. ein Teilsystem oder System vom Fehler betroffen und die Funk-

tionalität des Gesamtsystems ist weiterhin gegeben.

Mit Hilfe der in Abschnitt 6.3 dargestellten Diversitätsmerkmale kann die Diversität

zweier Baugruppen oder Komponenten bzw. Teilsysteme oder Systeme bewertet wer-

den. Bei der Bewertung der Erfüllung der einzelnen Diversitätsmerkmale können Fälle

auftreten, in denen einzelne Merkmale nur teilweise erfüllt sind. Ist dies der Fall, muss

spezifisch bewertet werden, ob die Vorsorge gegen CCF noch ausreichend ist oder ob

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ein andere Baugruppe oder Komponente bzw., ein anderes Teilsystem oder System

auszuwählen ist, um die geforderte Diversität sicherzustellen.

Ebenfalls ist von Fall zu Fall zu bewerten, welche Maßnahmen getroffen werden müs-

sen, wenn in einzelnen Merkmalen keine Diversität vorliegt.

6.4.1 Anwendungsbeispiele

Als erstes Beispiel zur Anwendung der Matrix der Diversitätsmerkmale wird das Diversi-

tätsmerkmal Entwicklungs- und Designteams im Bereich Personal bei Herstellung und

Entwicklung betrachtet. Die Definition dieses Merkmals sagt aus, dass bei der Umset-

zung der Anforderungsformulierungen im Rahmen des Entwicklungs- und Herstellungs-

prozesses auf der Auftragnehmerseite unterschiedliches Personal einzusetzen ist. Des

Weiteren wird in Abschnitt 6.3.1 definiert, dass Entwicklung und Design der zu bewer-

tenden Baugruppen, Komponenten, Teilsysteme oder Systeme in unterschiedlichen, un-

abhängig voneinander arbeitenden Firmen erfolgen müssen, damit Diversität in diesem

Merkmal vorliegt. Das Diversitätsmerkmal Entwicklungs- und Designteams soll jetzt bei-

spielsweise auf Messumformer mit Softwarebestandteilen, also ein Gerät mit Software-

bestandteilen zur Umformung der mittels Sonden gemessenen Anlagenparameter in

elektrische Eingangssignale für die Verarbeitungsebene, angewendet werden. Zuerst

muss beurteilt werden, ob das zu bewertende Diversitätsmerkmal auf die Komponente

angewendet werden muss. Dies ist der Fall, da die Software und Hardware des Mess-

umformers mit Softwarebestandteilen von einem Entwicklungs- und Designteam entwi-

ckelt und entworfen werden muss. Anschließend ist zu bewerten, ob das Diversitäts-

merkmal erfüllt ist. Die zu untersuchenden Messumformer mit Softwarebestandteilen er-

füllen das Diversitätsmerkmal Entwicklungs- und Designteam, wenn die Teams, die aktiv

am Entwicklungs- und Designprozess der Messumformer beteiligt sind, aus unterschied-

lichen Mitarbeitern bestehen und unabhängig voneinander arbeiten. Außerdem darf

keine Kommunikation zwischen den Mitgliedern der Teams über Entwicklung und De-

sign der Komponente stattfinden.

Als weiteres Beispiel wird das Diversitätsmerkmal Vorgefertigte Software im Bereich

Softwareerstellung während Herstellung und Entwicklung betrachtet. Durch dieses

Merkmal sind alle Arten vorgefertigter Software, welche als Teil der entwickelten Soft-

ware genutzt werden, abgedeckt. Dies beinhaltet sowohl bereits existierende vorgefer-

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143

tigte Software in der Softwareentwicklungsfirma, welche nicht speziell für die zu betrach-

tende Komponente entwickelt wurde, als auch zugekaufte Software anderer Hersteller.

Die Definition des Merkmals sagt aus, dass, sofern es zur Verwendung vorgefertigter

Softwarebestandteile kommt, diese über den gesamten Prozess der Softwareerstellung

hinweg von unterschiedlichen Herstellern bezogen werden muss, damit Diversität in die-

sem Merkmal vorliegt. Des Weiteren muss in allen zutreffenden Diversitätsmerkmalen

Diversität vorliegen. Das Diversitätsmerkmal Vorgefertigte Software im Bereich Soft-

wareerstellung soll jetzt beispielsweise auf rechnerbasierte Baugruppen, also Baugrup-

pen die zumindest einen Prozessor enthalten, angewendet werden. Da sowohl die Kon-

figuration als auch die Funktion der Baugruppe durch die Ausführung von Software in

einem Betriebssystem realisiert wird, ist das Diversitätsmerkmal auf die zu bewertende

Komponente anzuwenden. Anschließend ist zu bewerten, ob das Diversitätsmerkmal

erfüllt ist. Die zu untersuchenden rechnerbasierten Baugruppen erfüllen das Diversitäts-

merkmal Vorgefertigte Software im Bereich Softwareerstellung, wenn die genutzten vor-

gefertigten Softwarekomponenten von verschiedenen, voneinander unabhängigen Soft-

wareentwicklern bezogen werden und in allen zutreffenden Diversitätsmerkmalen Diver-

sität vorliegt.

Als Beispiel für den Nutzen der Matrix von Diversitätsmerkmalen soll ein Fehler in der

Fertigung von Hardwarekomponenten betrachtet werden. Ein zugehöriges Diversitäts-

merkmal ist der Fertigungsprozess im Bereich Entwicklung und Fertigung der Hardware

während Herstellung und Entwicklung. Die Definition dieses Merkmals sagt aus, dass

sich die Fertigung der Hardware bzw. der Hardwarekomponenten grundlegend unter-

scheiden muss (z. B. hinsichtlich eingesetzter Maschinen, Verfahren, Programme zur

Automatisierung etc.), damit Diversität in diesem Merkmal vorliegt. Ein weiteres Diversi-

tätsmerkmal im Bereich Entwicklung und Fertigung der Hardware ist Hersteller ein-

schließlich Unterauftragnehmer. Die Definition dieses Merkmals sagt aus, dass der ge-

samte Fertigungsprozess bei unterschiedlichen Herstellern erfolgen muss, damit Diver-

sität in diesem Merkmal vorliegt. Des Weiteren wird gefordert, dass auch bei der Ausla-

gerung einzelner Fertigungsschritte an Unterauftragnehmer unterschiedliche Firmen be-

auftragt werden müssen. Käme es jetzt zu einem Fehler in der Fertigung, der eine feh-

lerhafte Lötung zur Folge hat, welche die betroffene Komponente bei Grenzbelastungen

zum Ausfall bringt, gäbe es zwei Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit für einen CCF zu

reduzieren. Zum einen würde die Erfüllung des Diversitätsmerkmals Fertigungsprozess

verlangen, dass nicht beide zu bewertenden Komponenten mit dem gleichen Verfahren

hergestellt werden. Prinzipiell würde das bedeuten, dass nicht beide Komponenten nach

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144

dem gleichen Verfahren gelötet werden dürfen bzw. nur eine Komponente gelötet wer-

den darf und bei der anderen Komponente die Kontaktierung mittels eines anderen Ver-

fahrens hergestellt werden muss. Da dies praktisch nicht oder nur sehr schwierig umzu-

setzen ist, ist eine Erfüllung dieses Diversitätsmerkmals eventuell nicht möglich. Wird

aber das Diversitätsmerkmal Hersteller einschließlich Unterauftragnehmer erfüllt, ist si-

chergestellt, dass die beiden zu bewertenden Komponenten bei unterschiedlichen Her-

stellern gefertigt wurden. Damit wäre dann die Wahrscheinlichkeit für einen oben be-

schriebenen Chargenfehler stark reduziert. Je nach Zielsetzung könnte die zuständige

Aufsichts- und Genehmigungsbehörde in diesem Fall abwägen, ob die Komponente

auch dann eingesetzt werden kann, wenn nicht in allen zutreffenden Diversitätsmerkma-

len Diversität vorliegt. Dabei ist aber zu bedenken, dass bei der Betrachtung eines her-

ausgegriffenen möglichen Fehlers manche Diversitätsmerkmale relevanter erscheinen

als andere. Die Forderung nach Diversität dient in der Regel aber nicht nur dazu, die

Wahrscheinlichkeit bereits vorgedachter Fehler sondern auch die Wahrscheinlichkeit

des Auftretens noch nicht vorgedachter Fehler zu reduzieren. Von Diversität kann man

in diesem Sinne nur dann sprechen, wenn in allen zutreffenden Diversitätsmerkmalen

Diversität vorliegt.

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145

7 Zusammenfassung

Ziel des Vorhabens war es, Anforderungen für den Einsatz von Redesign-Komponenten

in der Sicherheitsleittechnik von Kernkraftwerken zu entwickeln und nach Kriterien und

Kenngrößen zu suchen, um diese zu bewerten.

Zunächst wurde der für das Vorhaben relevante Stand von Wissenschaft und Technik

ermittelt und dargestellt. Dabei stellte sich heraus, dass der Begriff „Redesign“ nicht ein-

deutig definiert ist und mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird. Daher wurde

in diesem Vorhaben der Begriff „Ersatzbaugruppen“ eingeführt und verwendet. Damit

beziehen sich die Aussagen in diesem Bericht auf jegliche Baugruppen, die durch Modi-

fizierung bisher eingesetzter Baugruppen entstehen und diese ersetzen sollen, unab-

hängig davon, ob es sich um Nachbauten oder Nachfolgemodelle handelt.

Im Rahmen des Vorhabens sollten vor allem Diversitätsmerkmale erarbeitet werden, die

bei der Beurteilung der Diversität von Baugruppen, die in redundanten Teilsystemen ein-

gesetzt sind, herangezogen werden können.

Bei der Beurteilung der Diversität gibt es nach Ansicht der GRS zwei wesentliche Punkte:

• Betrachtung relevanter Aspekte des Lebenszyklus von der Formulierung der Anfor-

derungen über Entwicklung und Herstellung bis hin zu Betrieb und Instandhaltung

bei der Definition und der Erarbeitung von Diversitätsmerkmalen

• Herstellung des Anwendungsbezugs dieser Diversitätsmerkmale über ihre flexible

Anwendbarkeit auf einzelne Baugruppen, verschiedene Redundanzen eines Leit-

techniksystems oder ganze Leittechniksysteme

Um diese beiden Punkte zu erfüllen, wurden in den ersten beiden Arbeitspaketen fol-

gende Ansätze verfolgt:

Ausgehend vom Stand von Wissenschaft und Technik wurden zunächst Anforderungen

speziell an Ersatzbaugruppen aus nationalen und internationalen Normen und Regel-

werken zusammengetragen. Des Weiteren wurden die in diesen Normen und Regelwer-

ken enthaltenen Aussagen und Anforderungen hinsichtlich der Diversität, Zuverlässig-

keit und des CCF-Potentials von programmierbaren oder rechnerbasierten Baugruppen,

Komponenten, Teilsystemen und Systemen und die darin beschriebenen Diversitäts-

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146

merkmale recherchiert und aufbereitet. Die Ergebnisse wurden als Diskussionsgrund-

lage für die Erarbeitung und Definition der in diesem Bericht beschriebenen Diversitäts-

merkmale verwendet.

Parallel dazu wurde jeweils eine FMEA für generische nicht programmierbare, program-

mierbare und rechnerbasierte Baugruppen durchgeführt, wobei insbesondere mögliche

Failure Modes dieser Baugruppen aufgezeigt wurden. Dies lieferte wertvolle Hinweise

zum einen für die Erarbeitung und Definition der Diversitätsmerkmale, und zum anderen

für die Charakterisierung eines generischen Leittechniksystems.

Aufbauend auf den Ergebnissen aus diesen Arbeitspaketen wurde von der GRS zu-

nächst eine generische Darstellung eines Leittechniksystems erarbeitet. Dabei wurden

sowohl die für die Ausführung der Leittechnik-Funktionen wichtigen Bestandteile des

Leittechniksystems berücksichtigt als auch weitere technische Aspekte des Leittechnik-

systems, die nicht direkt für die Ausführung der Leittechnik-Funktionen verantwortlich

sind wie beispielsweise hard- und softwaretechnische Zugriffsmöglichkeiten.

Im nächsten Schritt wurden Diversitätsmerkmale erarbeitet und definiert, welche die für

die Beurteilung der Diversität relevanten Aspekte des Lebenszyklus dieses generischen

Leittechniksystems abdecken. Da nicht alle Diversitätsmerkmale auf jeden Teil einer

Baugruppe, Komponente bzw. eines Teilsystems oder Systems anzuwenden sind,

wurde von der GRS eine Matrix erstellt, welche die Bestandteile des generischen Leit-

techniksystems mit den Diversitätsmerkmalen verknüpft.

Bei der Aufbereitung des Standes von Wissenschaft und Technik sowie der Bearbeitung

der weiteren Arbeitspakete wurde schnell deutlich, dass weder hinsichtlich der Kriterien

und Kenngrößen zu ihrer Bewertung noch bezüglich der Frage nach Diversität wesentli-

che Unterschiede zwischen Ersatzbaugruppen und Baugruppen, die im Zuge einer Um-

rüstung der Leittechnik, der Inbetriebnahme eines weiteren Systems oder im Rahmen

eines Neubauprojektes zum Einsatz kommen sollen, bestehen. Daher ist die Anwend-

barkeit dieser Matrix nicht auf Ersatzbaugruppen beschränkt. Vielmehr ist diese Matrix

fallspezifisch und flexibel im Rahmen der Beurteilung der Diversität anwendbar. Dies

umfasst sowohl die Anwendung für ganze Leittechniksysteme (z. B. wenn ein System

das Backupsystem eines anderen Systems darstellen soll) als auch für redundante

Stränge eines Leittechniksystems (Teilsysteme) oder für einzelne Baugruppen oder

Komponenten (unabhängig davon, ob sie im selben Teilsystem oder System eingesetzt

sind oder in verschiedenen Teilsystemen oder Systemen).

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147

Die im Rahmen des Vorhabens entwickelte Matrix der Diversitätsmerkmale ist also we-

sentlich vielseitiger einsetzbar, als in der ursprünglichen Vorhabensplanung vorgesehen

war. Die Bewertung der Diversität von Ersatzbaugruppen ist einer der möglichen Anwen-

dungsfälle.

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155

Abbildungsverzeichnis Abb. 5.1 Schematische Darstellung einer nichtprogrammierbaren Baugruppe

(NB) ......................................................................................................... 67

Abb. 5.2 Schematische Darstellung einer programmierbaren Baugruppe (PB) ...... 71

Abb. 5.3 Aufbau eines FPGA-Bausteins /VAL14/ ................................................... 77

Abb. 5.4 Schematische Darstellung einer rechnerbasierten Baugruppe (RB)......... 79

Abb. 5.5 Beispiel Routingfehler in Schaltboxen /QUI08/ ......................................... 89

Abb. 5.6 Routingfehler in CLBs /QUI08/ ................................................................. 89

Abb. 5.7 Logikfehler in der LUT /QUI08/ ................................................................ 90

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157

Tabellenverzeichnis Tab. 2.1 Kategorisierung von Bauelementen in KTA 3507, Anhang C /KTA14a/ ..... 9

Tab. 2.2 Übersicht über die im Bericht verwendeten Begriffe und Abkürzungen .... 11

Tab. 3.1 Übersicht der durch Ersatzbaugruppen ausgetauschten Komponenten

(aus /VGB11/) .......................................................................................... 18

Tab. 3.2 Einordnung der ersetzten Ersatzbaugruppen in die in Abschnitt 2.1

definierten Gruppen (aus /VGB11/) .......................................................... 20

Tab. 3.3 Übersicht über die Eigenschaften der laut VGB Powertech e.V.

verwendeten Ersatzbaugruppen (aus VGB11/) ........................................ 23

Tab. 5.1 FMEA für generische nichtprogrammierbare Baugruppe ......................... 69

Tab. 5.2 FMEA für generische programmierbare Baugruppe ................................. 73

Tab. 5.3 Vergleich der FPGA-Technologien .......................................................... 79

Tab. 5.4 FMEA für generische rechnerbasierte Baugruppe ................................... 81

Tab. 5.5 Mögliche Failure Modes für alle Beispielbaugruppen ............................... 85

Tab. 5.6 Zusätzliche mögliche Failure Modes für programmierbare und

rechnerbasierte Baugruppen ................................................................... 91

Tab. 6.1 Übersicht über die Matrix der Diversitätsmerkmale ................................ 107

Tab. 6.2 Design – Matrix der Diversitätsmerkmale ............................................... 109

Tab. 6.3 Softwareerstellung – Matrix der Diversitätsmerkmale ............................ 112

Tab. 6.4 Entwicklung und Fertigung der Hardware – Matrix der

Diversitätsmerkmale .............................................................................. 115

Tab. 6.5 Tests bei Herstellung und Entwicklung – Matrix der

Diversitätsmerkmale .............................................................................. 117

Tab. 6.6 Eingesetzte Software – Matrix der Diversitätsmerkmale ........................ 120

Tab. 6.7 Eingesetzte Hardware – Matrix der Diversitätsmerkmale ....................... 123

Tab. 6.8 Logik – Matrix der Diversitätsmerkmale ................................................. 126

Tab. 6.9 Ankopplung an die Verfahrenstechnik – Matrix der

Diversitätsmerkmale .............................................................................. 129

Tab. 6.10 Hard- und Softwaremanagement – Matrix der Diversitätsmerkmale....... 132

Tab. 6.11 Tests und Prüfungen – Matrix der Diversitätsmerkmale ......................... 135

Tab. 6.12 Personal bei Herstellung und Entwicklung – Matrix der

Diversitätsmerkmale .............................................................................. 138

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Tab. 6.13 Personal bei Betrieb und Instandhaltung – Matrix der

Diversitätsmerkmale .............................................................................. 140

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ISBN 978-3-944161-76-1