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AUGUST / SEPTEMBER / OKTOBER 2018 WWW.LITERATURHAUS-HANNOVER.DE Friedrich Christian Delius Christina Hesselholdt Heiko Postma & Robert Paterson Karen Duve Adolf Muschg Fahim Amir & Teresa Präauer Luise Meier Thomas Hürlimann Kathrin Dittmer, Jan Ehlert, Volker Petri & Thomas Schaefer Zülfü Livaneli Inger-Maria Mahlke Philipp Schwenke Hoffest Stephanie Schneider, Kathrin Dittmer & Peter Struck VGH Literaturfest Detlef Bierstedt & Oliver Rohrbeck

AUGUST/ SEPTEMBER / OKTOBER 2018€¦ · zen, die außer mir keiner kannte und die es doch ... oser Beiläufigkeit und übermütiger Komik erzeugt Christina Hesselholdt dabei das

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AUGUST / SEPTEMBER / OKTOBER 2018

W W W.LITER ATURHAUS-HANNOVER.DE

Friedrich Christian Delius

Christina Hesselholdt

Heiko Postma & Robert Paterson

Karen Duve

Adolf Muschg

Fahim Amir & Teresa Präauer

Luise Meier

Thomas Hürlimann

Kathrin Dittmer, Jan Ehlert, Volker Petri & Thomas Schaefer

Zülfü Livaneli

Inger-Maria Mahlke

Philipp Schwenke

Hoffest Stephanie Schneider, Kathrin Dittmer & Peter Struck

VGH LiteraturfestDetlef Bierstedt & Oliver Rohrbeck

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Editorial

Ich weiß nicht, warum ich an manchen Dingen so hänge. Das ist bestimmt ganz schlecht. Doch wenn ich zurückdenke, war das bei mir als Kind sogar noch schlimmer. Nur besaß ich da nicht so viel. Zum Glück! Denn ich beseelte viele Sachen, vor allem alles, was irgendwie wesenhaft hieß oder aussah.

Das machte mir das Leben allerdings nicht leichter. Zum Beispiel musste man Weidenkätzchen ein Zuhause schaffen. So war mein Alltag von einigen skurrilen Ritualen durchzogen und es gab Gren-zen, die außer mir keiner kannte und die es doch einzuhalten und zu verteidigen galt. Unsere Mutter hatte ihre liebe Not mit mir, weil ich zum Beispiel nur bereit war, mir die Haare waschen zu lassen, wenn ich den gefürchteten Seifenschaum mithilfe eines Wasch-lappens, den ich fest auf die Augen presste, abwehren durfte. Und natürlich nicht mit irgendeinem Waschlappen, sondern nur mit einem, der allein mir gehörte und auf dem der Gestiefelte Kater abgebildet war. Allerdings muss ich sagen, dass ich auch bis heu-te nicht verstehe, wieso der beissende Schaum überhaupt in Rich-tung Augen laufen musste. Es gab noch den Badeofen, also keine stets verfügbare Dusche und die Haare spülte man bei uns mit angewärmten Wasser aus einem alten Milchtopf. Man könnte mei-nen, ich sei in der grauen Vorzeit Kind gewesen, aber das war noch bis Anfang der 70er Jahre Standard. Ich meine den Badeofen! Na ja, irgendwie ist das natürlich die graue Vorzeit...

Frühe IkoneKatalog meiner Sentimentalitäten 27

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Jedenfalls glaubte ich als Kind fest an die Kraft der Bilder und der Gestiefelte Kater schaffte es zwar auch nicht, den Seifenschaum ganz abzuwehren, aber man musste ihm sein Versagen verzei-hen, denn auf dem Waschlappen sah der Kater eher harmlos aus, wie ein zahmer Nachtwächter. Ich hätte ihm nichts zuge-traut, wäre er nicht – zu meiner größten Freude – auch in meinen Grimms Märchen abgebildet gewesen. Streng genommen gehörte der Kater da gar nicht rein, weil es ein Kunstmärchen von Perr-ault ist, weswegen es die Grimms schon in der zweiten Ausgabe wegliessen, aber er stiefelt bis heute durch die meisten Märchen-sammlungen auf denen Grimm steht. Und ich muss sagen, dass er mich von Beginn an sehr beeindruckt hat. Man sieht ihn aufrecht, breitbeinig stehen, mit Federhut und Stulpenstiefeln, wie er den Leuten auf dem Feld mit krallenbewehrter Pfote droht und sie an-faucht. Das gefiel mir ungeheuer.

Ich wollte gerne auch so sein. Der Kater, der, solange es keine Not-wendigkeit gegeben hatte, sich irgendwie anzustrengen, recht unauffällig war, verwandelt sich lässig in eine respektheischen-de, einmalige Person. Keine Samtpfote, kein Schleifchen, sondern pure Katerpotenz. Dazu noch schlau und pragmatisch. Was konn-te es besseres geben?

Ich habe diese Katerfähigkeiten allerdings bis heute nicht erreicht und auch noch keinen bösen Zauberer gefressen, höchstens ein paar Schaumschläger übertrumpft, und doch wirft man mir immer wieder mal Dominanz vor. Das allerdings mag daran liegen, dass es der Gestiefelte Kater heißt und nicht die Gestiefelte Katze. Ab und zu betrachte ich noch das Bild im Märchenbuch, „denn nur ein gemeiner Emporkömmling verleugnet die Freuden seiner Jugend“, wie es bei Perrault vom Kater heisst. Neben mir eine ererbte Kaf-feetasse, denn – so geht es weiter im Märchen – „Kleines Erbe hat oft schon mehr genützt als großes, ... und Behalten ist be-kanntermaßen noch schwerer als Erwerben.“

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Friedrich Christian Delius© Jürgen Bauer

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Donnerstag, 16.8.18 / 19.30 Uhr 10,– / 6,–

„ANSICHTEN DER REVOLTE – HANNOVER 1967–1969“

FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS„Die Zukunft der Schönheit“MODERATION: ULRICH KÜHN

Im Mai 1966 gerät ein junger Deutscher aus der hessischen Provinz in einen New Yorker Jazzclub, es spielt der Saxophonist Albert Ayler. Be-fremdet, beleidigt, beschwingt von der unerhörtesten Musik jener Zeit, beginnt der junge Mann, das ganze unheilvolle Durcheinander der Ge-genwart aus diesen Tönen herauszuhören, den Mord an Kennedy, den Vietnamkrieg, den Börsenlärm, den Kampf der Schwarzen, die Studen-tenproteste. Je mehr er sich einlässt auf die wilde Musik, desto näher kommt der angehende Dichter sich selbst, bis zum verdrängten Schmerz eines Vaterkonflikts, der von einem anderen Jazzkonzert ausgelöst wurde, und zu den peinlichen, pubertären Anfängen seines Schreibens. Gebannt von Aylers Improvisationsräuschen, begreift der junge Mann in einem hellsichtigen Assoziationstaumel die revolutionäre Energie, die in Wachheit und Wut steckt. Diese Musik lässt ihn körperlich fühlen, wie Zerstören und Zersetzen der Beginn alles Schönen sein kann und die Kunst das Rettende wird.

Friedrich Christian Delius‘ autobiographische Erzählung beschwört den Aufbruchsgeist einer ganzen Epoche!

Friedrich Christian Delius, geb. 1943 in Rom, lebt seit 1963 in Berlin. Seine

Werkausgabe im Rowohlt Taschenbuch Verlag umfasst derzeit achtzehn Bände.

Für sein umfangreiches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeich-

net, u.a. mit dem Fontane-Preis, dem Joseph-Breitbach Preis und 2011 mit dem

Georg-Büchner-Preis.

Ulrich Kühn, geb. in Karlsruhe, studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und

Philosophie und promovierte über das Zusammenspiel von gesprochener Spra-

che und Musik im Theater. Er arbeitete als freier Autor und Rezitator, ab 2000

als Moderator für den NDR und ist seit 2007 Redakteur bei NDR Kultur, wo er

die Redaktion Kulturmagazine leitet.

IN KOOPERATION MIT DEM VEREIN ZUR FÖRDERUNG DER POLITISCHEN KULTUR HANNOVERS E.V.

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© Thilo Nass

© Ralf Hansen /Literaturhaus Hannover

Stephanie Schneider

Kathrin Dittmer

Peter Struck© privat

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Samstag, 25.8.18 / ab 15 Uhr Eintritt frei

SAISONERÖFFNUNG VOM KÜNSTLER- UND SCHAUSPIELHAUS

HOFFESTAb 15 Uhr dreht sich im Literaturhaus wieder das Glücksrad. Bei gerin-gem Einsatz sind jede Menge Kinder- und Jugendbücher zu gewinnen.

15.30 – 16.00 Uhr und 16.30 – 17.00 Uhr

Stephanie Schneider: „Mia hat Fußhusten“

Die Bilderbuch-Autorin liest und erzählt neue Abenteuer von Mia. Mit etwas Glück kann man auch gleich ein signiertes Exemplar für Zuhause gewinnen. Für Kinder und alle, die Bilderbücher lieben!

17.30 – 18.30 Uhr

Kathrin Dittmer & Frank Schäfer: „Hasenrein eingemiezelt“ Kolumnen aus dem Literaturhaus

Problemzone Gehirn? Ein Flöte spielender Hund? Die Gemeinsamkeit von Weltanschauungen und Küchenmaschinen? Kein Thema ist für Kathrin Dittmer zu skurril, kein Kommentar zu bissig: Die Leiterin des Literaturhauses Hannover hat die Kolumnen für das Programmheft ihres Hauses als Format für erzählerische Miniaturen genutzt, die nun erstmals in einem Buch versammelt sind. Schließlich ist da über die Jahre einiges zusammengekommen... Mit Frank Schäfer präsentiert sie eine Auswahl.

18.30 – 19.30 Uhr

Peter Struck: „Zehn Jahre Zinnober 1919-1928. Das groteske Hannover der zwanziger Jahre“

In den 20er Jahren erlebt Hannover eine kulturelle Blütezeit auf nahe-zu allen künstlerischen Gebieten. Eine Handvoll umtriebiger Künstler, Kuratoren, Publizisten und Verleger zelebriert hier die internationale Avantgarde: Impulse, die die Stadt in Aufruhr versetzen. Vor allem er-lebt die Stadt eine literarische Blüte – für eine kurze, wilde Zeit. Doch bald verebbt die Avantgarde-Welle. 1928 und 1930 organisieren Kurt Schwitters, Käte Steinitz und Christof Spengemann drei große Künst-lerfeste und versuchen damit, das Ruder noch einmal herumzureißen… Peter Struck lässt den erfrischenden Geist dieser wenigen Jahre bei uns lebendig werden. Das Buch dazu liegt auch vor!

IN KOOPERATION MIT: FRIEDRICH-BÖDECKER-KREIS, KINO IM KÜNSTLER-HAUS, KUNSTVEREIN HANNOVER, SCHAUSPIEL HANNOVER, STIFTUNG NIEDERSACHSEN, THEATERMUSEUM HANNOVER

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© Nadine Kunath Christina Hesselholdt

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Mittwoch, 29.8.18 / 19.30 Uhr 10,– / 6,–

LITERATUR(H)AUS EUROPA – DÄNEMARK

CHRISTINA HESSELHOLDT„Gefährten“MODERATION, ÜBERSETZUNG UND LESUNG DES DEUTSCHEN TEXTES: JAN EHLERT

Alma und Kristian, Camilla und Charles, Edward und Alwilda sind Ju-gendfreunde. Gemeinsam gehen sie jetzt durch die Phase des Lebens, die man die mittleren Jahre nennt. Herrlich schwerelos ziehen sie den Leser unmittelbar hinein in ihre Existenzen – ihre Leidenschaften, ihre Kümmernisse, ihre Sehnsüchte und Überempfindlichkeiten. Mit grandi-oser Beiläufigkeit und übermütiger Komik erzeugt Christina Hesselholdt dabei das Gefühl, dem Leben selbst nie näher gewesen zu sein als in den Lebensausschnitten dieser sechs Kopenhagener Freunde, die so radi-kal subjektiv, so befreiend offen über sich und ihre Beziehung zur Welt sprechen, über Liebe und Sex, Melancholie und Schmerz und das Glück der Freundschaft.

Christina Hesselholdts Gefährten ist ein kluges, federleicht geschriebe-nes Buch über die wichtigen Dinge im Leben: Freundschaft, Liebe, Ab-schied, Tod. In Dänemark ist sie längst eine bekannte, vielfach ausge-zeichnete Autorin, in Deutschland steht ihre Entdeckung nun bevor.

Christina Hesselholdt, geb. 1962, gilt als eine der außergewöhnlichsten und

wichtigsten Stimmen der zeitgenössischen dänischen Literatur. Sie erhielt unter

anderem den Beatrice Prize 2007 und dem Critics’ Prize 2010. Gefährten ist das

erste Buch, das von ihr auf Deutsch erscheint.

Jan Ehlert, geb. 1979, studierte Kirchenmusik sowie Film- und Fernsehwissen-

schaft. Nach einem Volontariat und der Ausbildung als Fernseh-, Hörfunk- und

Online-Journalist beim NDR arbeitete er zunächst als freier Journalist. Seit De-

zember 2017 ist er Redakteur bei NDR Kultur.

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Thomas Moore

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Dienstag, 4.9.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

HEIKO POSTMA & ROBERT PATERSON„Letzte Rose des Sommers“EIN LITERARISCH-MUSIKALISCHER ABEND UM DEN IRISCHEN POETEN THOMAS MOORE (1779-1852)

Er war Erins Barde schlechthin – Thomas Moore, dessen Liedersamm-lung Irish Melodies auf der Grünen Insel bis heute populär geblieben ist, ob es nun um das „Tal von Avoca“ geht, um „Tara‘s Harfe“ oder um das berühmteste Lied des Dichters, die „Letzte Rose des Sommers“.

Fast drei Jahrzehnte lang, von 1807 bis 1834, hat Thomas Moore an die-ser Edition gearbeitet, für die er Stoffe aus Irlands glorioser Vergangen-heit, aber auch aus der trüben neueren Geschichte aufgriff und, verse-hen mit altüberlieferten Melodien, neu fasste: so, wie es eine Generation zuvor Robert Burns, sein großes Vorbild, in Schottland getan hatte. Und wie sein deutscher Zeitgenosse Heinrich Hoffmann von Fallersleben pflegte Thomas Moore seine Lieder öffentlich vorzutragen, was deren Po-pularität nochmals verstärkte.

Doch nicht nur mit seinen Irish Melodies trat Thomas Moore hervor. Er war ein Meister der ironisch-satirischen „light verses“, wie seine „Briefe aus dem Stadtpostkasten“ zeigen oder seine witzige Vers-Erzählung „Die Fudge-Familie in Paris“. Und seine orientalische Erzählung Lalla Rookh wurde 1817 ein europaweit gefeierter Bestseller.

Heiko Postma gibt einen Einblick in Leben und Werk des Autors, wobei, versteht sich, ausgiebig aus dessen Texten zitiert wird. Doch auch die musikalische Seite kommt nicht zu kurz: Thomas Moore‘s Landsmann Robert Paterson, der Barde aus Belfast, wird die Songs aus den Irish Me-lodies und den späteren National Airs ebenso kundig wie charaktervoll zu Gehör bringen.

Heiko Postma, geb. 1946 in Bremerhaven, studierte Germanistik, Philosophie

und Politik und promovierte 1975 über Arno Schmidt. Er veröffentlicht Biografi-

en, Kritiken und Rundfunk-Features, zudem Vorträge und Übersetzungen. Hei-

ko Postma lebt als freier Autor, Übersetzer und Publizist in Hannover.

Robert Paterson, geb. 1949 in Belfast, studierte Philosophie und Sozialpädago-

gik. Er lebt seit 1974 in Höxter, war als Sozialpädagoge tätig und ist Mitglied des

Folk-Duos Paterson und Paterson.

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Karen Duve© Kerstin Ahlrichs

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Mittwoch, 12.9.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

KLARTEXT – AUTORENLEBEN

KAREN DUVE„Fräulein Nettes kurzer Sommer“MODERATION: ALEXANDER SOLLOCH

Eine junge Dichterin, die sich nicht anpassen will. Eine Welt im Um-bruch. Und eine fatale Verstrickung der Gefühle. Gnadenlos realistisch und mit trockenem Humor erzählt Karen Duve von der Liebes- und Le-benskatastrophe der Annette von Droste-Hülshoff.

Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig, störrisch und vor-laut, ist sie das schwarze Schaf ihrer adligen Familie. Während ihre Tan-ten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer in die Mergelgruben und stöbert nach Mineralien. Die Säu-me ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels Au-gust nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm, den sie mit dem Spitznamen Unwill bedacht hat, bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht. Ein enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genia-lischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zur Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsver-suche bleiben durchaus nicht unerwidert. Was folgt, ist eine Liebeskata-strophe mit familiärem Flächenbrand.

Karen Duve, geb. 1961, lebt in der Märkischen Schweiz. Ihre Romane Regenro-man (1999), Dies ist kein Liebeslied (2005), Taxi (2008) und Macht (2016) waren

Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. 2011 erschien ihr Selbstversuch

Anständig essen, 2014 die Streitschrift Warum die Sache schiefgeht. Die Verfil-

mung von Taxi kam im Sommer 2015 ins Kino. Karen Duve wurde u.a. mit dem

Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (2017) ausgezeichnet.

Alexander Solloch, geb. in Wesel am Niederrhein, arbeitete nach seinem Stu-

dium der Geschichte, Französistik und Journalistik in Leipzig und Aix-en-Pro-

vence als Journalist für verschiedene Zeitungen und Hörfunksender. Seit 2003

ist er als freier Moderator und Autor für NDR Kultur tätig, seit 2014 ist er dort

fester Literaturredakteur.

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Adolf Muschg© Ekko von Schwichow

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Donnerstag, 20.9.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

– AUTOREN LESEN

ADOLF MUSCHG„Heimkehr nach Fukushima“MODERATION: KATJA WEISE

Der Architekt Paul Neuhaus, frisch verlassen, erhält eine Einladung von seinen alten Freunden Ken-Ichi und Mitsuko. Der Bürgermeister eines Dorfes nahe beim Unglücksmeiler von Fukushima, Mitsukos Onkel, bittet Neuhaus, ihn zu besuchen. Die Gegend ist verstrahlt, die Dörfer sind verlassen, die kontaminierte Erde ist abgetragen. Die Regierung wünscht die Rückbesiedlung, aber die Menschen haben Angst. Der Bür-germeister will Neuhaus für eine Künstlerkolonie gewinnen – in der verstrahlten Zone –, um neue Hoffnung zu wecken. Neuhaus reist mit Mitsuko an und sie geraten in eine unentrinnbar intensive Nähe zuein-ander. Ist in der schönen, verseuchten Landschaft Fukushimas eine Zu-kunft möglich wie auch in der Liebe zwischen Paul und Mitsuko? Sie bei-de begleitet die Lektüre Adalbert Stifters. So wie dort die geheimnisvolle Kette von Ursache und Wirkung die Bereiche des Lebens gleichermaßen verknüpft, so stellt die unheilvolle Kettenreaktion im Atommeiler in Fu-kushima nicht nur die Japaner vor die Frage, was diese Katastrophe über uns alle sagt. Sind wir im Zentrum der Gefahr nicht näher an unserer Wahrheit und an der unserer Gegenwart?  

Adolf Muschg, geb. 1934, war u. a. Professor für deutsche Sprache und Literatur

an der ETH in Zürich und Präsident der Akademie der Künste Berlin. Sein um-

fangreiches Werk, darunter die Romane Im Sommer des Hasen (1965), Albissers Grund (1977), Das Licht und der Schlüssel (1984) und Kinderhochzeit (2008),

wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Georg

Büchner Preis, dem Grimmelshausen-Preis, dem Grand Prix de Littérature der

Schweiz, zuletzt mit dem Preis der internationalen Hermann-Hesse-Gesellschaft.

Katja Weise, geb. in Essen, studierte Germanistik, Französisch und Geschich-

te in Münster und Nantes. Nach dem Volontariat an der Henri Nannen Schule

arbeitete sie für den NDR, seit 2004 vor allem als Autorin und Moderatorin für

NDR Kultur. 

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Teresa Präauer© Thomas Langdon

Fahim Amir© Jakob Gsöllpointner

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Donnerstag, 27.9.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

RESONANZEN

FAHIM AMIR & TERESA PRÄAUER„Menschsein und Tierwerden“MODERATION: MARTINA SULNER

Mensch und Tier – der ewige Gegensatz? Kann es nicht vielmehr er-kenntnisreich sein, die Ähnlichkeiten zwischen den Arten – der menschlichen und der tierischen – in den Blick zu nehmen? Sich dem Tier in uns zu nähern? Und so zu einer Gefährt*innenschaft zwischen Tier und Mensch zu gelangen, statt sich im Mitleid für das „ewige Opfer“ Tier zu suhlen?

In ihrem Essay Tier werden setzt sich Teresa Präauer mit den Übergän-gen vom Menschlichen ins Tierische in Philosophie und Kunst ausein-ander. Sie beleuchtet Stationen der Verwandlung, des Aus-der-Art-Schla-gens und schreibt über die unscharfe Grenze zwischen Mensch und Tier, die in der Kunst so häufig aufgesucht wird.

Die konkrete soziale und politische Dimension des Tierischen beschäf-tigt hingegen Fahim Amir. In Schwein und Zeit wirft er einen kritischen Blick auf die Haltung, die Politik und Gesellschaft den Tieren gegenüber einnehmen. Dabei legt er seine Finger in Wunden und fordert witzig und provokant zugleich Tierpolitik anstelle von Tierethik. Dabei regt er an, Tiere als durchaus politische, widerständige Akteure in den Blick zu nehmen. So wird die Devise „Solidarität statt Mitleid“ plausibel.

Im Gespräch mit Martina Sulner wird es unter anderem um die Suche nach Ähnlichkeiten zwischen Tier und Mensch gehen, um die Frage, wie viel Tier in uns steckt, und darum, inwiefern Tiere politisch sind.

Fahim Amir lebt als Philosoph und Künstler in Wien. Er beschäftigt sich mit den

Übergängen von NaturKulturen und Urbanismus, Performance und Utopie, ko-

lonialer Historizität und Modernismus. Amir lehrt an europäischen und interna-

tionalen Universitäten. Schwein und Zeit. Tiere, Politik, Revolte wurde mit dem

Karl-Marx-Preis 2018 ausgezeichnet.

Teresa Präauer, geb. 1979, studierte Germanistik und Bildende Kunst. Im Wall-

stein Verlag erschienen die Romane Für den Herrscher aus Übersee, Johnny und Jean und Oh Schimmi. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.a.

den aspekte-Preis 2012 und den Erich-Fried-Preis 2017.

Martina Sulner, geb. 1961, ist Literaturwissenschaftlerin, Herausgeberin und

hat als Journalistin in Hamburg, Rostock, Schwerin sowie für den Spiegel Spezi-

al und die Frankfurter Rundschau gearbeitet. Seit 2000 ist sie Redakteurin bei

der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

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Luise Meier© Josefa Baum

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Donnerstag, 4.10.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

KLARTEXT

LUISE MEIER„MRX-Maschine“MODERATION: MARTINA SULNER

Zu seinem 200. Geburtstag ist Karl Marx so tot wie lange nicht: Entwe-der wird er für triviale Niedergangspredigten in Anspruch genommen oder zur Erstellung neuer Theorien ausgeschlachtet, um den akademi-schen Markt mit frischen Waren zu versorgen.

Es ist Zeit, Marx als Zündschnur zu gebrauchen, seine Theorien und Be-griffe den Problemen der Gegenwart entgegenzusetzen. So entsteht die MRX-Maschine. Die MRX-Maschine zapft Feminismus, Postkolonialis-mus, Queerness und anderes an und zeigt: Das Proletariat der Jetztzeit liegt in uns selbst, die wir auf der ewigen Jagd nach Selbstvermarktung und -optimierung zugleich auch unsere eigenen „inneren Vorarbei-ter“ sind. Die MRX-Maschine scannt die Schauplätze dieser öffentlichen Selbstvermarktung und die private Fabrik der Körperoptimierung nach Spuren des internalisierten Klassenkampfs, fordert zu Solidarisierung auf. Nicht zuletzt führt Luise Meier uns mit Marx unser Recht auf Schei-tern, Verweigerung und Hedonismus vor Augen.

MRX-Maschine ist ein geheimer Gruß an alle Verweigerer und Blauma-cher, ist Analyse, Agitation und Aggression in einem – und für die Zeit der Lektüre sind Sie krankgeschrieben!

Luise Meier, geb. 1985 in Ostberlin, arbeitet als freie Autorin und Servicekraft.

Sie studierte Philosophie, Sozial- und Kulturanthropologie und Kulturwissen-

schaften in Berlin, Frankfurt a. d. Oder und Aarhus und verfasste u.a. Texte für

die Berliner Volksbühne.

Martina Sulner, geb. 1961, ist Literaturwissenschaftlerin, Herausgeberin und

hat als Journalistin in Hamburg, Rostock, Schwerin sowie für den Spiegel Spezi-

al und die Frankfurter Rundschau gearbeitet. Seit 2000 ist sie Redakteurin bei

der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

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Thomas Schaefer© privat

Jan Ehlert, Kathrin Dittmer & Volker Petri© Thomas Preikschat

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Dienstag, 9.10.18 / 19.30 Uhr 5,–

ANSCHNITT – DAS BÜCHERMAGAZIN

Kathrin Dittmer, Jan Ehlert, Volker Petri & Thomas SchaeferZweimal im Jahr diskutieren Kathrin Dittmer, Leiterin des Literaturhau-ses, der NDR-Kultur-Redakteur Jan Ehlert und Volker Petri, Vertriebslei-ter der Buchhandlung Decius, mit einem wechselnden vierten Gast über aktuelle Novitäten auf dem Buchmarkt. Diesmal komplettiert das Quar-tett der Journalist, Lektor und frühere Verleger Thomas Schaefer.

Die vier Expertinnen und Experten besprechen ausgewählte Neuerschei-nungen des Herbstes, wobei die Meinungen zu den einzelnen Titeln durchaus auch auseinandergehen. Doch subjektive Leseeindrücke und Meinungsäußerungen verschaffen dem Publikum Einblicke aus un-terschiedlichen Perspektiven und werden bei der Wahl der nächsten Herbstlektüre hoffentlich hilfreich sein!

Kathrin Dittmer, geb. 1962, studierte Politikwissenschaft, deutsche Literatur-

wissenschaft und Geschichte und leitet das Literaturhaus Hannover. Sie ist Ju-

rymitglied der LiteraTour Nord und des Hölty-Preises für Lyrik.

Jan Ehlert, geb. 1979, studierte Kirchenmusik sowie Film- und Fernsehwissen-

schaft. Nach einem Volontariat und der Ausbildung als Fernseh-, Hörfunk- und

Online-Journalist beim NDR arbeitete er zunächst als freier Literaturredakteur.

Seit Dezember 2017 ist er als festangestellter Redakteur bei NDR Kultur tätig.

Volker Petri, geb. 1966, arbeitet seit 1996 bei der Buchhandlung Decius und be-

treut als Vertriebsleiter die Filialen. Er organisiert u.a. das Lesepicknick in den

Herrenhäuser Gärten und das Krimifest Hannover. 

Thomas Schaefer, geb. 1959 in Detmold, lebt als freier Lektor, Herausgeber, Au-

tor und Literaturkritiker in Göttingen und schreibt regelmäßig für verschiedene

Zeitschriften (Konkret, Titanic) und Tageszeitungen.

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Thomas Hürlimann© Jannis Keil / janniskeil.de

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Dienstag, 16.10.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

DIE EMPFEHLUNG

THOMAS HÜRLIMANN„Heimkehr“MODERATION: JUTTA RINAS

Auf einer Brücke über einen Schweizer See kracht Heinrich Übel mit seinem geliehenen amerikanischen Straßenkreuzer ins Geländer. Als er nach dem Unfall wieder zu sich kommt, findet er sich an einem sizili-anischen Strand wieder. Er weiß, wer er ist, aber er hat keine Ahnung, wie er da hin gekommen ist. Auch behandeln ihn die Menschen in dem kleinen Küstenort ganz anders als die in seinem früheren Leben: Er, der früher eher ein Unglücksrabe war, ist plötzlich ein Held und Frau-enschwarm. Aber hat sich die Welt um ihn herum verändert oder ist er selbst ein anderer geworden? Was ist wirklich geschehen bei seinem Un-fall auf der Brücke über dem See?

Von den schwersten und ernsten Dingen erzählt Thomas Hürlimann auf die leichteste und heiterste Weise, die sich denken lässt.

Thomas Hürlimann, geb. 1950, studierte Philosophie in Zürich und Berlin. Er

schrieb zahlreiche Theaterstücke, Erzählungen und Romane, darunter Fräulein Stark (2001) und Vierzig Rosen (2006). Sein Roman Der große Kater (1998) wur-

de mit Bruno Ganz in der Hauptrolle verfilmt. Für sein Werk wurde Hürlimann

mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Joseph-Breitbach-Literatur-

preis, dem Jean-Paul-Preis, dem Thomas-Mann-Preis, dem Preis der LiteraTour

Nord und dem Hugo-Ball-Preis.

Jutta Rinas, geb. 1963 in Mannheim, studierte Klavier, Musikwissenschaft und

Germanistik und arbeitete für den WDR und die FR. Seit 1997 ist sie Redakteu-

rin bei der HAZ.

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Zülfü Livaneli© Fethi Karaduman

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Dienstag, 23.10.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

LITERATUR INTERNATIONAL – TÜRKEI

ZÜLFÜ LIVANELI„Unruhe“MODERATION: STEPHAN LOHR ÜBERSETZUNG UND LESUNG DES DEUTSCHEN TEXTES: OLIVER KONTNY

Als der Journalist Ibrahim, der in Istanbul ein geschäftiges aber ge-wöhnliches Leben führt, vom Tod seines Jugendfreundes Hüseyin er-fährt, kehrt er zum ersten Mal seit vielen Jahren in ihre gemeinsame Heimatstadt Mardin zurück. Auf den Spuren des Freundes erfährt er von dessen geheimnisvoller Verlobten Meleknaz. Fasziniert von den Berich-ten über die junge Jesidin taucht er ein in die Mythen und Überliefe-rungen ihrer Kultur und trifft auf eine Gruppe von Frauen, die aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnten. Dabei gerät er immer tiefer in einen Sog aus aktuellen und alten Geschichten, Leidenschaften und Ge-walt, der ihn zwingt, seine Herkunft und sein Leben neu zu bewerten.

Zülfü Livaneli konfrontiert den Leser mit einer emotionalen und hoch-aktuellen Geschichte nahöstlicher Realität, in der Liebe und Schmerz ineinander übergehen.

Zülfü Livaneli, geb. 1946, ist einer der bekanntesten Künstler der Türkei, der

mit seinen Liedern und Kinofilmen international große Erfolge feiert. In den

70er Jahren war er wegen seiner politischen Anschauungen gezwungen, die

Türkei zu verlassen. Erst 1984 kehrte er zurück. Einige Jahre war er Mitglied

des türkischen Parlaments, besonders setzte er sich dabei für die türkisch-

griechische Aussöhnung ein. Für sein umfassendes Werk erhielt er zahlreiche

Auszeichnungen, darunter den Orhan-Kemal-Literaturpreis.

Stephan Lohr, geb. 1950, arbeitete als Verlagsredakteur und war Redakteur

beim NDR, wo er zunächst die Abteilung Kulturmagazine leitete, dann die NDR

Kultur Literaturredaktion. Heute schreibt er Literaturkritiken und wirkt als Pro-

grammberater beim Göttinger Literaturherbst.

Oliver Kontny, geb. 1974, studierte Philosophie und Geschichte an der Univer-

sität Bremen und Turkologie und Iranistik an der FU Berlin. Er arbeitete in Is-

tanbul, London, Oxford und Berlin, war freiberuflich in der Film-, Theater- und

Literaturproduktion tätig sowie Dramaturg, Kurator und Autor am Ballhaus

Naunynstraße. Aktuell arbeitet er überwiegend an Soloperformances.

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Inger-Maria Mahlke© Dagmar Morath

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Donnerstag, 25.10.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

LITERATOUR NORD 2018/19

INGER-MARIA MAHLKE„Archipel“MODERATION: WILFRIED KÖPKE

In ihren Romanen berichtet sie nüchtern und detailgenau von den Rän-dern der Gesellschaft – sei es in ihrem Berliner Prekariats-Roman Rech-nung offen, sei es in ihrem grimmigen Tudor-Roman Wie ihr wollt. Nun legt Inger-Maria Mahlke, die in nur wenigen Jahren zu einer der renom-miertesten deutschen Schriftstellerinnen avancierte, mit Archipel einen Roman von der Peripherie des Kontinents vor.

Rosa kehrt zurück in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes auf Teneriffa. Was sie sucht, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Alten-heim von La Laguna finden, wo ihr Großvater Julio noch mit über neun-zig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürger-krieg, war Gefangener der Faschisten, floh und kam wieder – einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.

In Archipel führt uns Mahlke rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bernadottes, der Wieses, der Moores und González' – Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur „die Katze“ war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin – und irgendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder schlicht mitreißende Erzählkunst über das, was geht, und das, was kommt.

Inger-Maria Mahlke, geb. 1977 in Hamburg, aufgewachsen in Lübeck und auf

Teneriffa, studierte Jura und arbeitete am Lehrstuhl für Kriminologie der FU

Berlin. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Für ihre Romane wurde sie

mehrfach ausgezeichnet. Wie ihr wollt stand auf der Shortlist des Deutschen

Buchpreises. Mahlke lebt in Berlin.

Wilfried Köpke, geb. 1962 in Bonn, studierte Philosophie, Theologie und Jour-

nalistik und arbeitete nach mehreren Stationen bei Hörfunk und Fernsehen als

freier Journalist u.a. für ARD, arte und DIE ZEIT sowie als Buchautor. Seit 2004

ist Köpke Professor für Journalistik (Kultur und Fernsehen) an der Hochschule

Hannover.

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Philipp Schwenke© Urban Zintel

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Dienstag, 30.10.18 / 19.30 Uhr 12,– / 6,–

KLARTEXT – AUTORENLEBEN

PHILIPP SCHWENKE„Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste. Ein Karl-May-Roman“MODERATION: FRANK SCHÄFER

Jahrelang hat Karl May der Welt vorgespielt, er selbst sei Old Shatter-hand – unbesiegbarer Abenteurer, bärenstarker Fährtenleser und Winne-tous Blutsbruder. Millionen Leser glauben den Fotos von ihm im Helden-kostüm und verschlingen seine Erlebnisse aus Amerika und dem Orient. Dabei hat er Sachsen praktisch nie verlassen. Er ist fast 60, als es ihn das erste Mal tatsächlich aus Europa hinaustreibt. Anderthalb Jahre lang reist May – der angeblich 800 Sprachen spricht, Wüsten durchquert hat und Gegner mit einem Fausthieb niederstreckt – mit dem Reiseführer in der Hand durch den Orient. Doch alles ist ihm eine Enttäuschung. Die Länder, die Sehenswürdigkeiten und am meisten der Mann, den auch er für Old Shatterhand gehalten hat: er selbst. Dann aber blasen die Zeitun-gen daheim zur Jagd auf ihn, und unterwegs muss Karl May plötzlich ein noch größerer Held werden als der, den er immer gegeben hat. Denn viel-leicht kann er so noch seinen Ruf retten. Oder wenigstens seine Ehe.

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste ist ein Roman über Briefe aus dem Jenseits, Sexskandale und die Lügenpresse, über eine Goldader im Dschungel und Winnetous Haare. Er beruht auf Tatsachen. Und auf al-ternativen Tatsachen. Und auf Tatsachen, die auf jeden Fall wahrer sind als alles, was Karl May selbst je behauptet hat!

„Eine wunderbare Idee, ich will diesen Roman unbedingt lesen. Hoffent-lich hält der Brexit niemanden ab, ihn ins Englische zu übersetzen.“ Nick Hornby

Philipp Schwenke, geboren 1978, arbeitet als Journalist und Autor in Berlin. Er

schrieb im Monatsmagazin Neon die Kolumne Schwenke probiert und ist Text-

chef beim Wirtschaftsmagazin Capital.

Frank Schäfer, geb. 1966, promovierte über Lichtenberg und lebt als Autor, Mu-

sik- und Literaturkritiker in Braunschweig. Er schreibt u.a. für Rolling Stone,

NZZ, taz und Titanic. Neben Romanen und Erzählungen sind von ihm diverse

Essaysammlungen und Sachbücher vor allem zu Literatur und Popkultur er-

schienen.

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Donnerstag, 6.9.18 / 19 Uhr 20,– / 15,– *

VGH LITERATURFEST – AUFTAKTVERANSTALTUNG

„Beziehungsweisen“ Eine Prima Vista Lesung mit Detlef Bierstedt & Oliver RohrbeckZum Auftakt des Literaturfestes Niedersachsen bestimmt das Publikum, was gelesen wird. Einzige Voraussetzung: Es muss zum Thema „Bezie-hungen“ passen. Erlaubt ist alles, was zum facettenreichen Festivalthe-ma „Beziehungen“ einfällt: vom tragischen Liebesgedicht über Roma-nauszüge aus Familienepen bis hin zum Kündigungsschreiben an den Vorgesetzten. Überraschungen sind garantiert, denn hier gibt es kein Netz und keinen doppelten Boden: Bierstedt und Rohrbeck lesen, was ihnen vorgelegt wird – prima vista!

Die Bücher und Texte werden vor der Veranstaltung eingesammelt – die Stellen sollten also bitte markiert sein. Und nicht vergessen: Nur wenn ein Name darauf steht, findet nach der Veranstaltung alles wieder sei-nen Weg zurück.

Detlef Bierstedt, geb. 1952, war an Theaterbühnen in Potsdam und Ost-Berlin.

Im Westen folgten verschiedene Fernsehrollen, zuletzt als Berlins Oberbürger-

meister in der preisgekrönten Serie Babylon Berlin. Bekannt ist Bierstedt vor

allem durch seine Synchronisationen.

Oliver Rohrbeck, geb. 1965, ist dem Publikum vor allem als Detektiv Justus

Jonas aus Die drei ??? bekannt. Der vielfach ausgezeichnete Hörspielsprecher –

u.a. erhielt er den Ohrkanus-Hörbuch- und Hörspielpreis 2008 – ist auch als

Dialogregisseur und Dialogbuchautor tätig.

ORT: VGH VERSICHERUNGEN, SCHIFFGRABEN 4, HANNOVER

* VVK: WWW.LITERATURFEST-NIEDERSACHSEN.DE ODER 0800 456 65 40

© M. Jauk © Christian Hartmann

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Gestaltung:

U21 mediendesign Hannover

Sonntag, 30.9.18, 10–14 Uhr / 15–18.30 Uhr

BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS, LANDESVERBAND NORD

BuchbesprechungstagRainer Moritz und Karla Paul stellen am Morgen Neuer-scheinungen in den Kategorien Belletristik und Sach-buch vor. Den Nachmittag widmet Birgit Schollmeyer dann ganz den Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern, ge-gliedert nach verschiedenen Themen und Altersgruppen.

EINTRITT JEWEILS: 40,– INKL. GETRÄNKE UND IMBISS Anmeldungen bis zum 15.9.2018 an: [email protected] oder Fax: 0511 336529–29

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IMPRESSUM

Literaturhaus Hannover

Sophienstraße 2, 30159 Hannover

Tel. 0511 / 887252, [email protected]

Geschäftsführung/Programmleitung: Kathrin Dittmer;

Mitarbeit: Annette Hagemann

Service

AKTUELLE VERANSTALTUNGSHINWEISETermine und Hinweise online unter www.literaturhaus-hannover.de.

KARTENVORVERKAUF & ONLINE-KARTENRESERVIERUNGKasse im Künstlerhaus: Mo bis Fr, 12 – 18 Uhr; Tel. 0511 / 168 41 222Online Kartenreservierung: www.literaturhaus-hannover.de.

Bitte beachten Sie: Die von Ihnen telefonisch oder im Internet reservierten Karten

halten wir vom Tag Ihrer Bestellung an gerechnet eine Woche lang für Sie an der

Vorverkaufskasse bereit. Bitte holen Sie Ihre reservierten Karten jedoch spätestens

am Vortag der Veranstaltung ab. Ansonsten verfällt die Reservierung und die Karten

gehen in den Verkauf. Die Abendkasse öffnet eine halbe Stunde vor Veranstaltungs-

beginn. Wir bitten um Verständnis, dass wir keine Reservierungen für die Abend-

kasse annehmen.

EINTRITTSPREISEDer jeweilige Eintrittspreis ist im Programm angegeben.

Ermäßigten Eintritt erhalten Jugendliche in Ausbildung oder Studium, Sozialhilfe-

empfänger sowie Mitglieder des Literaturhauses Hannover e. V. Für die NDRkultur-

Lesungen gilt ausserdem die NDRkultur-Card.

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AUGUST / SEPTEMBER / OKTOBER 2018

Förderer:

Sophienstraße 2, 30159 Hannover – www.literaturhaus-hannover.de

Do. 16.8.19.30 Uhr

FRIEDRICH CHRISTIAN DELIUS ANSICHTEN DER REVOLTE – HANNOVER 1967-1969

Sa. 25.8.ab 15.00 Uhr

HOFFEST SAISONAUFTAKT SCHAUSPIEL- UND KÜNSTLERHAUS

Mi. 29.8.19.30 Uhr

CHRISTINA HESSELHOLDT LITERATUR(H)AUS EUROPA – DÄNEMARK

Di. 4.9.19.30 Uhr

HEIKO POSTMA & ROBERT PATERSON

Do. 6.9.19.00 Uhr

DETLEF BIERSTEDT & OLIVER ROHRBECK VGH LITERATURFEST – AUFTAKT

Mi. 12.9.19.30 Uhr

K AREN DUVE KLARTEXT – AUTORENLEBEN

Do. 20.9.19.30 Uhr

ADOLF MUSCHG NDR KULTUR – AUTOREN LESEN

Do. 27.9.19.30 Uhr

FAHIM AMIR & TERESA PRÄ AUER RESONANZEN

Do. 4.10.19.30 Uhr

LUISE MEIER KLARTEXT

Di. 9.10.19.30 Uhr

K ATHRIN DITTMER, JAN EHLERT, VOLKER PETRI & THOMAS SCHAEFER ANSCHNITT – DAS BÜCHERMAGAZIN

Di. 16.10.19.30 Uhr

THOMAS HÜRLIMANN DIE EMPFEHLUNG

Di. 23.10.19.30 Uhr

ZÜLFÜ LIVANELI LITERATUR INTERNATIONAL – TÜRKEI

Do. 25.10.19.30 Uhr

INGER-MARIA MAHLKE LITERATOUR NORD 2018/19

Di. 30.10.19.30 Uhr

PHILIPP SCHWENKE KLARTEXT – AUTORENLEBEN

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