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baldhild-lebrecht
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Aus dem Leben eines Taugenichts
1. Bild: Taugenichts zieht mit seiner Geige
los„«Nun», sagte
ich, «wenn ich
ein Taugenichts
bin, so ist's gut,
so will ich in die
Welt gehen und
mein Glück
machen.»“
2. Bild: legt seiner Allerliebsten Blumen hin
„Da band ich denn alle Tage
einen Strauß von den
schönsten Blumen, die ich
hatte, stieg jeden Abend,
wenn es dunkel wurde, über
die Mauer und legte ihn auf
einen steinernen Tisch hin,
der dort inmitten einer Laube
stand; und jeden Abend,
wenn ich den neuen Strauß
brachte, war der alte von
dem Tische fort.“
3. Bild: zieht vom Schloss weg, nach
Italien„Das Schloß, der Garten und
die Türme von Wien waren
schon hinter mir im
Morgenduft versunken, über
mir jubilierten unzählige
Lerchen hoch in der Luft; so
zog ich zwischen den grünen
Bergen und an lustigen
Städten und Dörfern vorbei
gen Italien hinunter.“
4. Bild: trifft auf die Maler
„«Also, daß du‘s weißt: Ich
bin der Maler Leonhard,
und das dort ist – wieder
ein Maler – Guido
geheißen.» Ich besah mir
nun die beiden Maler
genauer bei der
Morgendämmerung.“
5. Bild: essen in dem Gasthaus
„Ich aber war sehr
vergnügt darüber und
verfügte mich sogleich in
die Gaststube, um endlich
wieder einmal so recht mit
Ruhe und Kommodität zu
essen und zu trinken“
6. Bild: wacht naechsten Morgen alleine mit einem
Geldbeutel auf„Nur die Zither, auf der Herr
Guido gestern gespielt hatte,
hing an der Wand, auf dem
Tische mitten in der Stube
lag ein schöner, voller
Geldbeutel, worauf ein Zettel
geklebt war. Ich hielt ihn
näher ans Fenster und traute
meinen Augen kaum, es
stand wahrhaftig mit großen
Buchstaben darauf: Für den
Herrn Einnehmer!“
7. Bild: erhält einen Brief
„Da kam mir auch schon die
Alte mit einem geöffneten
Pakete aus dem Schlosse
entgegen. «Da ist auch etwas
für Sie mitgekommen», sagte
sie, und reichte mir aus dem
Paket ein kleines, niedliches
Briefchen. Es war ohne
Aufschrift, ich brach es
schnell auf.“
8. Bild: verlässt Italien, geht nach Österreich mit Musikern
„Ich stand auf einem hohen
Berge, wo man zum ersten
Male nach Östreich
hineingehen kann, und
schwenkte voller Freude noch
mit dem Hute und sang die
letzte Strophe, da fiel auf
einmal hinter mir im Walde
eine prächtige Musik von
Blasinstrumenten mit ein.
[...]Aber will der Herr nicht
eine Kollation mit uns
einnehmen?»“
9. Bild: der Taugenichts trifft alle wieder
„«Das ist der Herr Guido!»
rief ich endlich voller Freude
und schwang mich schnell in
den Garten hinunter – es war
dasselbe Lied, das er an
jenem Sommerabend auf
dem Balkon des italienischen
Wirtshauses sang, wo ich ihn
zum letztenmal gesehn
hatte.“
10. Bild: Arm in Arm mit seiner Geliebten
“Sie lächelte still und sah
mich recht vergnügt und
freundlich an, und von fern
schallte immerfort die Musik
herüber, und Leuchtkugeln
flogen vom Schloß durch die
stille Nacht über die Gärten,
und die Donau rauschte
dazwischen herauf – und es
war alles, alles gut!“
Quellenhttp://gutenberg.spiegel.de/buch/4285/1