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AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015 Besitzverhältnisse klären SERIE Ein Redakteur sieht sich im Stadtgebiet um und recherchiert, welche Grundstücke und Gebäude wem gehören. DREHBUCH Zeitung HNA Auflage 150.600 Kontakt Bastian Ludwig Telefon 0561 – 203 13 70 E-Mail [email protected] Idee Wem gehört die Stadt? Diese Frage stellte man sich bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Redakteur Bastian Ludwig sollte die Eigentumsverhältnisse im Kasseler Stadtgebiet recherchieren und die Ergebnisse in einer Serie darlegen. „Ich finde es immer spannend, wenn man nicht nur ereignis- bezogen berichtet, sondern auch mal einer grundsätz- lichen Frage nachgeht“, sagt Ludwig. Recherche „Vom Stadtbaurat erhielten wir eine Übersichtskarte, die zeigte, welche Gebäude und Flächen sich in städ- tischem Besitz befinden“, erzählt der Redakteur. Weitere Auflistungen erhielt Ludwig von verschie- denen Behörden. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, wählte er daraus die interessan- testen Hintergrundgeschichten aus. So besuchte er etwa ein verlassenes Gerichtsgebäude, das nun verkauft werden soll. Probleme Bei der Recherche nach den gro- ßen Privateigentümern stieß Ludwig an Grenzen. Sie seien oft schwer zu finden und führten eher ein „verborgenes Dasein“, meint er. Einblick in die Grundbücher erhalte man überdies nur bei begründetem Interesse nach Ermessen der Grund- buchämter. Umsetzung Nach dreiwöchiger Recherche begann Ludwig im Frühjahr mit der Veröffent- lichung der Serie. In der ersten Folge erschien die Übersichtskarte der Stadt. „Aus Zeitgründen er- scheinen die Folgen in loser Reihenfolge“, erzählt der Redakteur. Dabei fielen ihm immer wieder neue Themen zu. Jüngst berichtete er etwa über Gebiete, die der Stadt gehören, aber außerhalb ihrer Gren- zen liegen. Bei einigen Folgen gab es zusätzliche Online-Bildergalerien. drehscheibeTIPP Aufruf an die Leser: Welche Vorschläge zur Nutzung von leer stehenden öffentlichen Gebäu- den haben Sie? Mit interaktiver Karte, auf der neue Leerstände eingezeichnet und die Geschichten der Gebäude erläutert werden. Bastian Ludwig ist Lokalredakteur der HNA. 23 Nummer 10, 1. September 2015 Stadtentwicklung IDEENBÖRSE

AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015 DREHBUCH ... · AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015 Besitzverhältnisse klären SERIE Ein Redakteur sieht sich im Stadtgebiet um und

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AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015

Besitzverhältnisse klärenSERIE Ein Redakteur sieht sich im Stadtgebiet um und recherchiert, welche Grundstücke und Gebäude wem gehören.

DREHBUCH

Zeitung HNA Auflage 150.600 Kontakt Bastian Ludwig Telefon 0561 – 203 13 70 E-Mail [email protected]

Idee Wem gehört die Stadt? Diese Frage stellte man sich bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Redakteur Bastian Ludwig sollte die Eigentumsverhältnisse im Kasseler Stadtgebiet recherchieren und die Ergebnisse in einer Serie darlegen. „Ich finde es immer spannend, wenn man nicht nur ereignis­bezogen berichtet, sondern auch mal einer grundsätz­lichen Frage nachgeht“, sagt Ludwig. Recherche „Vom Stadtbaurat erhielten wir eine Übersichts karte, die zeigte, welche Gebäude und Flächen sich in städ­tischem Besitz befinden“, erzählt der Redakteur. Weitere Auflistungen erhielt Ludwig von verschie­denen Behörden. Nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte, wählte er daraus die interessan­testen Hintergrundgeschichten aus. So besuchte er etwa ein verlassenes Gerichtsgebäude, das nun verkauft werden soll.Probleme Bei der Recherche nach den gro­ßen Privateigentümern stieß Ludwig an Grenzen. Sie seien oft schwer zu finden und führten eher ein „verborgenes Dasein“, meint er. Einblick in die Grundbücher erhalte man überdies nur bei begründetem Interesse nach Ermessen der Grund­buchämter. Umsetzung Nach dreiwöchiger Recherche begann Ludwig im Frühjahr mit der Veröffent­lichung der Serie. In der ersten Folge erschien die Übersichtskarte der Stadt. „Aus Zeitgründen er­scheinen die Folgen in loser Reihenfolge“, erzählt der Redakteur. Dabei fielen ihm immer wieder neue Themen zu. Jüngst berichtete er etwa über Gebiete, die der Stadt gehören, aber außerhalb ihrer Gren­zen liegen. Bei einigen Folgen gab es zusätzliche Online­Bildergalerien.

drehscheibeTIPPAufruf an die Leser: Welche Vorschläge zur Nutzung von leer stehenden öffentlichen Gebäu­den haben Sie? Mit interaktiver Karte, auf der neue Leerstände eingezeichnet und die Geschichten der Gebäude erläutert werden.

Bastian Ludwig ist

Lokalredakteur der

HNA.

23Nummer 10, 1. September 2015

Stadtentwicklung IDEENBÖRSE

Page 2: AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015 DREHBUCH ... · AUS DER HNA (KASSEL) VOM 25. FEBRUAR 2015 Besitzverhältnisse klären SERIE Ein Redakteur sieht sich im Stadtgebiet um und

• Bundesrepublik: Der Bundist in Kassel seit Jahren aufdem Rückzug. Aktuell hat ernoch 29 Liegenschaften, wo-von aber nur noch sieben vonBundeseinrichtungen (etwaBundespolizei, Bundessozial-gericht, Technisches Hilfs-werk, Zollfahndung) genutztwerden.

20 nicht mehr benötigteBundesliegenschaften werdenvon der Bundesanstalt für Im-mobilienaufgaben (Bima) ver-marktet. Verkauft werden solletwa die Belgische Siedlung inWehlheiden, wo einst die inKassel stationierten belgi-schen Soldaten mit ihren Fa-milien lebten. Aber auch dasehemalige Bundesarbeitsge-richt, das an das Bundessozial-gericht angrenzt, will derBund verkaufen.

Die früheren Kasernen-Areale sind weitestgehend ver-kauft. Sechs Hochbunker sol-len ebenfalls zum Verkauf an-geboten werden. Auch gehö-ren dem Bund ein britischerund russischer Soldatenfried-hof aus dem Ersten Weltkrieg.

• Wohnungsbaugesellschaf-ten, -firmen und -genossen-schaften: Kassels Wohnungs-markt umfasst 31 700 Wohn-gebäude mit 103 600 Woh-nungen. Der größte Anteil derWohnhäuser (22 000) ist zwarin der Hand von Privatperso-nen, aber dahinter verbergensich nur 44 000 Wohnungen.Das heißt, vor allem Ein- undZweifamilienhäuser gehörenPrivatpersonen.

Mit 60 000 Wohnungenteilt sich der größere Anteildes Marktes auf etwa ein Dut-zend Wohnungsbaugesell-schaften, Wohnungsunter-nehmen und Genossenschaf-ten auf.

Mit 8500 Wohnungen istdie Gemeinnützige Woh-nungsbaugesellschaft derStadt (GWG) die größte Eigen-tümerin. An zweiter Stellefolgt die GWH. Die Woh-nungsgesellschaft des LandesHessen hat in Kassel 5600Wohneinheiten.

Etliche Gebäude, die vomLand genutzt werden, sindnicht in dessen Eigentum.Dazu zählen unter anderemdas Polizeipräsidium (GrünerWeg) und das Gerichtszen-trum (Amts-/Landgericht) ander Frankfurter Straße. DieseImmobilien wurden vor eini-gen Jahren an Finanzinvesto-ren verkauft und werden vomLand langfristig gemietet.

nagements – aber dennoch imLandeseigentum – sind derBerg- und der Auepark (Muse-umslandschaft Hessen Kassel,kurz MHK), die Universität,die Gefängnisse, die Landes-straßen und der Habichtswald(Hessen-Forst). Auch das ehe-malige Polizeipräsidium amKönigstor gehört dem Land. Eswird von der MHK verwaltet,die es als Depot nutzt.

VON BAS T I AN LUDW IG

KASSEL. Einfache Antwortenauf die Frage „Wem gehört dieStadt Kassel?“ gibt es nicht.Denn das Eigentum im Stadt-gebiet ist auf zahlreiche Schul-tern verteilt. Die breitestenSchultern haben aber ohneFrage die Stadt und das LandHessen. Der Bund ist nach derAuflösung der Bundeswehr-standorte und mit der Privati-sierung der Bahn kaum nochin der Stadt vertreten.

In einer neuen Serie wirftdie HNA aber nicht nur einenBlick auf das öffentliche Ei-gentum, sondern auch auf dasder Privaten.

• Stadt Kassel: Die Stadtnutzt derzeit 243 Liegenschaf-ten, zu denen oft mehrere Ge-bäude (insgesamt 390) gehö-ren. Den größten Teil machendie Schulen aus, gefolgt vonKitas und Jugendhäusern (sie-he Grafik). 200 Liegenschaftengehören der Stadt Kassel, derRest ist angemietet.

Die Immobilien im Eigen-tum der Stadt haben einenNeubauwert von 800 Mio.Euro und eine Gesamtnutzflä-che von 550 000 Quadratme-tern. Die dazu gehörendenGrundstücke haben noch ein-mal mehr als das Dreifacheder Gebäudeflächen. Die Un-terhaltung der städtischen Ge-bäude kostet die Kommunejährlich etwa 22,5 Mio. Euro.

Für die knapp 50 Immobi-lien, die von der Stadt ange-mietet werden, fallen jährlich3,3 Mio. Euro Miete und Ne-benkosten an.

• LandHessen: 19 Landesim-mobilien in Kassel werdenvom Hessischen Immobilien-management verwaltet. Eskümmert sich um die Gerich-te (etwa Verwaltungsgerichts-hof), Behörden (etwa Versor-gungsamt an der FrankfurterStraße), die Bereitschaftspoli-zei in Niederzwehren und dasHessische Landeslabor.

Nicht in der Verwaltung desHessischen Immobilienma-

So verteilt sich EigentumStadt und Land haben größten Bestand – Bund zieht sich immer weiter zurück

64

27

35

9111013

21

53

ANZAHL VON GEBÄUDEN DER STADT KASSEL

Schulen

Kitas,Jugendhäuser

Verwaltung,Büchereien

Sport

DiverseBürgerhäuser

FeuerwehrSoziales

Museen,Kultur

Fulda

Fulda

Fulda

Wahnhausen

Ihringshausen

Sandershausen

Bergshausen

VELLMARWeimar

Dörnberg

H A B I C H T SWA L D

D Ö N C H E

AU E

Königs-platzWilhelmshöher Allee

Leipziger Straße

Holländische

Straße

Frankfurter Straße

K A S S E L

BAUNATAL

LOHFELDENSCHAUENBURG

GutKragenhof(zu Kassel)

B251

A 7

A 7

A44

A49

A49Karte: Geoinformation Stadt Kassel

WEM GEHÖRT DIE STADT?

BundesrepublikEigentümer

Land HessenStadtgrenze

Stadt Kassel Privat

WEM GEHÖREN WIE VIELE WOHNUNGEN?

GWG

GWH

Wohnstadt

VereinigteWohnstätten 1889

DeutscheAnnington

Bauverein 1894

BaugenossenschaftBelvedere

Wohnungsbau-genossenschaft 1946

Erbbaugenossenschaft

BaugenossenschaftDeutscher Kriegsopfer

Anzahl

8500

5600

5022

4052

1823

829

550

243

216

176

Wem gehört die Stadt Kassel?

Wem gehört was?

MarstallHessische Landesbank: DerMarstall, der die Markthalle be-herbergt, gehört einer Tochterder Hessischen Landesbank. DieStadt least das Gebäude nur.

DruselturmStadt Kassel: Der 1415 erbauteDruselturm ist seit Jahrhunder-ten im Eigentum der Stadt.

Hölksches HausPrivat: Das Hölksche Haus ander Friedrichsstraße/Ecke Frank-furter Straße wird von der Stadtfür das Straßenverkehrsamt an-gemietet. Es gehört einer Eigen-tümergemeinschaft.

Vordach IC-BahnhofStadt Kassel/Deutsche Bahn:Das Vordach des 1991 erbautenBahnhofs Wilhelmshöhe gehörtder Stadt Kassel und der Deut-schen Bahn.

AdventskircheStadt Kassel: Die im Krieg zer-störte und 1963 wieder aufge-baute Adventskirche an der Las-sallestraße gehört der Stadt.Ebenso imstädtischenEigentumsind die Erlöserkirche (Harles-hausen) und die Kirche Rothen-ditmold. Sie werden der Kirchezur Nutzung überlassen. (bal)

Wem gehört was?

Kiosk KönigsplatzStadt Kassel: Der vor 10 Jahrenneu gebaute Kiosk auf dem Kö-nigsplatz ist der einzige im städ-tischen Eigentum.

SoldatenfriedhöfeBund: Die Friedhöfe für russi-sche und britische Soldaten ausdem ErstenWeltkrieg in Nieder-zwehren gehören beide derBundesrepublik. Hier liegen3800 Soldaten begraben, die inKriegsgefangenschaft an Fleck-fieber starben.

HochbunkerBund: Sechs Hochbunker in derStadt, unter anderem der an derGräfestraße, gehörendemBund.Sie sollen verkauft werden.

TorwacheLand: Der Verwaltungsgerichts-hof (VGH) am Brüder-Grimm-Platz inklusive der historischenTorwache ist im Landeseigen-tum. Der VGH soll aber 2016 insehemalige Finanzamt an derGoethestraße umziehen, dasebenfalls dem Land gehört.

BaumanagementLand: In dieser landeseigenen,repräsentativenVilla ander EckeGoethestraße/Olgastraße sitztdas Hessische Baumanagement.

Mittwoch, 25. Februar 2015 KasselKS-LO2