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- 1 - Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Zentralkrankenhauses St. – Jürgen – Straße, Bremen Direktor: Prof. Dr. Dr. A. Bremerich VERGLEICH CHIRURGISCHER UND KONSERVATIVER BEHANDLUNG VON UNTERKIEFERFRAKTUREN IM ZENTRALKRANKENHAUS SANKT - JÜRGEN – STRASSE, BREMEN, VON 1985 BIS 1997 EINE MULTIFAKTORIELLE RETROSPEKTIVE STUDIE Inaugural - Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin einer Hohen medizinischen Fakultät der Ruhr - Universität Bochum vorgelegt von Georg - Christian Kolle aus Duderstadt 2002

Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ... · die Lokalisation der Fraktur betreffend14, ee bezogen auf die Fraktur Alveolarfortsatz Die Fraktur betrifft nur den

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- 1 -

Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des

Zentralkrankenhauses St. – Jürgen – Straße, Bremen

Direktor: Prof. Dr. Dr. A. Bremerich

VERGLEICH CHIRURGISCHER UND

KONSERVATIVER BEHANDLUNG VON

UNTERKIEFERFRAKTUREN

IM ZENTRALKRANKENHAUS

SANKT - JÜRGEN – STRASSE, BREMEN,

VON 1985 BIS 1997

EINE MULTIFAKTORIELLE RETROSPEKTIVE STUDIE

Inaugural - Dissertationzur Erlangung des Doktorgrades der Zahnmedizin

einerHohen medizinischen Fakultätder Ruhr - Universität Bochum

vorgelegt vonGeorg - Christian Kolle

aus Duderstadt2002

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Dekan: Prof. Dr. MuhrReferent: Prof. Dr. Dr. A. BremerichKoreferent: Prof. Dr. med. Dr. med. dent. K. D. Wolff

Tag der mündlichen Prüfung: 03.06.2003

- 3 -

Widmung

Für Annette, Johanna und Emilia

- 4 -

INHALT

11.. EEIINNLLEEIITTUUNNGG 66AAAuuufffgggaaabbbeeennn dddiiieeessseeerrr UUUnnnttteeerrrsssuuuccchhhuuunnnggg 666

22.. MMAATTEERRIIAALL UUNNDD MMEETTHHOODDEENN 77DDDiiieee AAAkkkttteeennn 777

DDDiiieee DDDaaa ttteeennnbbbaaannnkkk 777

DDDiiieee DDDaaa ttteeennn 999

DDDiiieee DDDaaa ttteeennnaaauuussswww eeerrrtttuuunnnggg 111777

33.. EERRGGEEBBNNIISSSSEE 1199GGGeeesssccchhhllleeeccchhhttteeerrrvvveeerrrttteee iii llluuunnnggg 111999

FFFrrraaakkktttuuurrrllloookkkaaa lll iiisssaaa tttiiiooonnn 222222

FFFrrraaakkktttuuurrruuurrrsssaaaccchhheee 222777

RRRaaauuusssccchhhmmmiii tttttteee lll 333888

EEEIIICCCHHHNNNEEERRR111 --- KKKlllaaassssssiii fffiiizzz iiieeerrruuunnnggg 333999

ZZZaaahhhnnn iiimmm FFFrrraaakkktttuuurrrssspppaaa lll ttt 444000

BBBeeegggllleee iii tttvvveeerrrllleee tttzzzuuunnnggg 444666

VVVeeerrrllleee tttzzzuuunnngggsssmmmuuusssttteeerrr 444999

TTThhheeerrraaapppiiieee 555444

MMMaaattteeerrriiiaaa lllvvveeerrrbbbrrraaauuuccchhh 666222

OOOpppeeerrraaa tttiiiooonnnsssdddaaauuueeerrr 666444

IIIMMMFFF---DDDaaauuueeerrr 666555

KKKooommmppplll iiikkkaaa tttiiiooonnn 666888

AAAnnntttiiibbbiiiooossseee 777555

KKKrrraaannnkkkeeennnhhhaaauuusssvvveeerrrwww eee iii llldddaaauuueeerrr 777555

SSSooozzziiiaaa llleeesss UUUmmmfffeee lllddd 777888

- 5 -

44.. DDIISSKKUUSSSSIIOONN 8844GGGeeesssccchhhllleeeccchhhttteeerrrvvveeerrrttteee iii llluuunnnggg 888555

FFFrrraaakkktttuuurrrllloookkkaaa lll iiisssaaa tttiiiooonnn 888777

FFFrrraaakkktttuuurrruuurrrsssaaaccchhheee 999111

RRRaaauuusssccchhhmmmiii tttttteee lll 999666

EEEIIICCCHHHNNNEEERRR111 --- KKKlllaaassssssiii fffiiizzz iiieeerrruuunnnggg 999777

ZZZaaahhhnnn iiimmm FFFrrraaakkktttuuurrrssspppaaa lll ttt 999888

BBBeeegggllleee iii tttvvveeerrrllleee tttzzzuuunnnggg 111000111

VVVeeerrrllleee tttzzzuuunnngggsssmmmuuusssttteeerrr 111000222

TTThhheeerrraaapppiiieee 111000333

MMMaaattteeerrriiiaaa lllvvveeerrrbbbrrraaauuuccchhh 111111000

OOOpppeeerrraaa tttiiiooonnnsssdddaaauuueeerrr 111111222

IIIMMMFFF ––– DDDaaauuueeerrr 111111333

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AAAnnntttiiibbbiiiooossseee 111222000

KKKrrraaannnkkkeeennnhhhaaauuusssvvveeerrrwww eee iii llldddaaauuueeerrr 111222000

SSSooozzziiiaaa llleeesss UUUmmmfffeee lllddd 111222222

DDDiiieee KKKooosssttteeennn 111222444

DDDiiieee AAAuuussssssaaagggeeekkkrrraaa fffttt vvvooonnn SSStttuuudddiiieeennn 111222555

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55.. ZZUUSSAAMMMMEENNFFAASSSSUUNNGG 112288

66.. AANNHHAANNGG 113300AAAbbbbbbiii lllddduuunnngggsssvvveeerrrzzzeee iiiccchhhnnniiisss 111333000

TTTaaabbbeee lll llleeennnvvveeerrrzzzeee iiiccchhhnnniiisss 111333111

LLLiii ttteeerrraaa tttuuurrr ––– AAAuuutttooorrreeennn --- VVVeeerrrzzzeee iiiccchhhnnniiisss aaa lllppphhhaaabbbeee tttiiisssccchhh 555

LLLiii ttteeerrraaa tttuuurrrvvveeerrrzzzeee iiiccchhhnnniiisss nnnaaaccchhh ZZZiii tttiiieeerrruuunnnggg 555

- 6 -

1. EINLEITUNG

Vergleiche zwischen verschiedenen Verfahren der Therapie werden in der Medizin immer wieder

durchgeführt. Sie dienen der Orientierung in der Therapieplanung unter dem Einfluß der Erfahrungen aus

vergangenen Behandlungen.

Die meisten Studien berücksichtigen hierbei nur einige besonders interessierende Aspekte, um diese

dann mit den Ergebnissen anderer Forschungsgruppen zu vergleichen. Dies hat den Vorteil, daß eine

übersichtlichere Datenmenge in kürzerer Zeit zusammengestellt und ausgewertet werden kann.

Gleichzeitig birgt dieses Vorgehen jedoch das Risiko in sich, daß Fehlschlüsse möglich sind, wenn den

unterschiedlichen Vorausbedingungen verschiedener Studien nicht genügend Beachtung geschenkt wird.

Diese unterschiedlichen Vorausbedingungen liegen hier sowohl im methodischen Teil, z.B. in der

Definition der verwendeten Begriffe, als auch im Untersuchungsgut selbst, das sehr starke regionale

Unterschiede aufweisen kann, die einer Vergleichbarkeit von gewonnenen Daten im Weg stehen. Auch

können nicht offensichtlich relevante Faktoren bereits im Vorfeld aus der Untersuchung ausgeschlossen

werden. Oft müssen weitere Studien folgen, um die Validität der Ergebnisse zu überprüfen.

Neue Generationen von Datenbanksystemen ermöglichen eine einfache Erfassung, Aufbereitung und

Analyse von komplex vernetzten Daten. So können zunächst linear erscheinende Zusammenhänge als

Einzelverknüpfungen in einem multikausalen Geschehen erkannt und beurteilt werden.

Es wird vereinfacht, größere Datenmengen zu erfassen und auszuwerten, wobei auch eine Überprüfung

von Zusammenhängen, die zunächst als unwahrscheinlich angesehen werden, leicht möglich ist. So

können sich neue Sichtweisen ergeben.

Aufgaben dieser Untersuchung

Diese Studie soll alle aus der Aktenlage heraus erfaßbaren Faktoren, die Epidemiologie, Therapie und

Therapieerfolg einer Unterkieferfraktur beeinflussen, nennen und diskutieren. Dabei sollen die Daten aus

den Patientengut nur einer Klinik über einen relativ langen Zeitraum betrachtet werden, um

Fragestellungen verläßlicher abzuklären, als dies allein durch Vergleich verschiedener Studien mit

unterschiedlichen Voraussetzungen möglich ist.

Auf der Grundlage der gefundenen Daten und Zusammenhänge soll abschließend das ärztliche Tun

hinterfragt werden.

- 7 -

2. MATERIAL UND METHODEN

Die Akten

Nach Festlegung eines Zeitraumes vom 01.01.1985 bis zum 30.06.1997 wurden sämtliche stationäre

Patientenakten des Untersuchungszeitraumes auf die Diagnose einer Unterkieferfraktur hin gesichtet und

die Behandlungsfälle in einer relationalen Datenbank verschlüsselt zusammengestellt.

Als nächstes wurden die Akten gesichtet, die in der Ambulanz im Untersuchungszeitraum geführt

wurden. So konnten auch Fälle ermittelt werden, die rein ambulant behandelt worden waren.

Die Datenbank

Die relationale Datenbank „MS Access“ ermöglicht dank der Vernetzung mehrerer zueinander in Bezug

stehender Datentabellen viele Analysen der Daten. Der Grund für die Vielfältigkeit liegt in der Flexibilität

der möglichen Bezugsetzungen unter den Datensätzen.

Einzelne Datentabellen werden miteinander über gleiche Felder (z. B. eine Patientencodenummer) in

eine definierte Verbindung gebracht. Über diese Verbindungen sind dann Bezugsetzungen der

Tabelleninhalte zur Analyse der Daten möglich. Durch die Auswahl einzelner zu betrachtender Faktoren -

unter Filterung durch Bedingungen und Ausschlußkriterien - werden viele manuell nicht mehr

überschaubare Analysen machbar. Auf diese Weise wird es möglich, viele Fragestellungen anhand einer

einzigen Datensammlung zu erörtern.

Ohne Mehrfachregistrierung eines Patienten kann z.B. der Materialverbrauch für eine einzelne Fraktur

bestimmt werden, da jedem Patienten mehrere Frakturen und jeder Fraktur beliebig viele

Verbrauchsmaterialien zugeordnet werden können. Auch die Anzahl und die Eckdaten der stationären

Aufenthalte sind so für jeden Patienten erfaßbar.

Seine Grenzen findet dieses Analysewerkzeug in der ungenügenden Trennschärfe der Akteninformation.

So ist beispielsweise nach der Aktenlage bei einem polytraumatisierten Patienten nicht festzustellen,

welche Verletzung wieviel Operationszeit beanspruchte. Dies läßt sich nur im Überblick über das

gesamte Patientengut abschätzen.

Einen Überblick über die Beziehungen der Datenbasistabellen gibt folgende Abbildung:

- 8 -

Abbildung 1: Datenbasistabellen und Beziehungen

Die Programmierung der Datenbankgrundstruktur erfolgte nach probeweisen Aktensichtungen im Hinblick

auf interessierende Fragestellungen. Verbesserungen wurden zu Gunsten der Datenbreite jedoch auch

noch während der frühen Erfassung eingearbeitet, so wurde zum Beispiel der Pferdetritt erst nachträglich

als eigene Frakturursache definiert, da er deutlich öfter auftrat, als erwartet worden war. Ähnlich geartete

Verletzungsursachen, wie z.B. eine Fraktur durch Einklemmung durch Großtiere, wurden diesem

Schlagwort später ebenfalls zugeordnet.

- 9 -

Die Daten

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die erfaßten Daten, ihre Gruppierung und die Definitionen:

Tabelle 1: erfaßte Daten

GGGrrruuuppppppiiieeerrruuunnnggg DDDeee fffiiinnniii tttiiiooonnn///BBBeeesssccchhhrrreee iiibbbuuunnnggg

die Person betreffend bezogen auf die Person

Name Vor- und Nachname des Patienten/der Patientin als Initiale;

als Referenzwert zur Aktensuche diente die

Patientennummer des Krankenhauses

persönliche

Daten

Geburtsjahr Geburtsjahr

Adresse Adresse Postleitzahl des Wohngebietes

Kostenträger Krankenversicherung Name des Versicherungsträgers

arbeitslos ohne Beschäftigung

Beamter Beamter im Staatsdienst

Hausfrau als Hausfrau/-mann tätig

Kind Kind im Vorschulalter

Lehrberuf Beruf, der durch eine Lehre erlernt wurde

Rentner berenteter ehemaliger Arbeitnehmer

Schüler Schüler und Berufsschüler

Studium Studenten und Berufe mit Universitätsabschluß

ungelernt Personen ohne Berufsausbildung

berufliche

Tätigkeita

Wehrdienst Wehrdienst- und Zivildienstleistende

die Verletzungszeit betreffend bezogen auf die Person

Verletzungsdatum

Verletzungsuhrzeit

Bei Angabe einer Zeitspanne wurde der mittlere Zeitpunkt

als Verletzungszeitpunkt festgesetzt

a zur Zeit der Verletzung

- 10 -

GGGrrruuuppppppiiieeerrruuunnnggg DDDeee fffiiinnniii tttiiiooonnn///BBBeeesssccchhhrrreee iiibbbuuunnnggg

den Klinikkontakt betreffend bezogen auf die Person

erste Vorstellung erste Vorstellung Zeitpunkt des ersten Klinikkontaktes

Aufnahmedatum Datum der stationären Aufnahmestationärer

AufenthaltEntlassungsdatum Datum der Entlassung aus der Klinik

die Verletzungsursache betreffend bezogen auf die Person

Faustschlag Faustschläge, Ellenbogenstöße und Tritte

Schlagwaffen Schlagwaffen und Benutzung von Gegenständen durch den

Angreifer

Gewalttat

Schußwaffengebrauch Benutzung von Pistolen oder Gewehren

Suizidversuch Suizidversuch Selbstmordversuchb

Fahrer Fahrer eines geschlossenen KFZ

Beifahrer Beifahrer eines geschlossenen KFZ

Rücksitz Mitfahrer auf dem Rücksitz eines geschlossenen KFZ

nicht angeschnallt nicht angeschnallte Personen im geschlossenen KFZ

Motorrad Motorradfahrer und -beifahrer

Fahrrad Fahrradfahrer

öffentliche

Verkehrsmittel

Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel

Verkehrsunfall nicht näher bezeichneter Unfall im Straßenverkehr

Straßenverkehr

Fußgänger Fußgänger im Straßenverkehr, Verletzung durch ein

Fahrzeug (Fahrrad, Motorrad, Auto, Bus, LKW)

Viehhaltung Pferdetritt Einklemmung und Tritt durch Vieh

Freizeit Sturz Sturz ohne Fremdeinwirkung, auch unbeabsichtigter Sturz

aus der Höhe

DieSelbstmordversuche wurden nicht weiter unterteilt. Es fanden sich aber unter diesen Patienten ausschließlich Frauen, die sich aus der Höhe

gestürzt hatten.

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GGGrrruuuppppppiiieeerrruuunnnggg DDDeee fffiiinnniii tttiiiooonnn///BBBeeesssccchhhrrreee iiibbbuuunnnggg

Kollision Kollision des Unterkiefers mit einem festen oder passiv

beweglichen Gegenstand (z. B. Tür), ohne Stürze

Projektil mit hoher Geschwindigkeit auftreffende Fremdkörper, z. B.

durch Maschine fortgeschleudertes Werkstück (ohne

Schußwaffe)

Rollerblades Sturzverletzungen infolge Benutzung von Rollerblades,

Rollschuhen, Schlittschuhen, Skateboards

Sport Verletzung bei Vereinstätigkeit oder sportlichem Wettkampf

iatrogen iatrogen durch zahnärztliche Behandlung verursacht

pathologisch pathologisch Frakturen in Folge einer krankhaften Veränderung oder

starken Atrophie

das Arbeitsverhältnis betreffend bezogen auf die Person

Wegeunfall Verletzung auf dem Weg von oder zur Arbeit, oder während

der Arbeitszeit im Straßenverkehrc

Arbeitsunfall

Arbeitsunfall Verletzung während der Arbeitszeitc

Rauschmittel betreffend bezogen auf die Person

Alkohol aktenkundige Verdachtsdiagnose einer Alkoholintoxikation

zum Zeitpunkt der Verletzungd

Medikamente aktenkundige Verdachtsdiagnose einer medikamentösen

Berauschung zum Zeitpunkt der Verletzung

Rauschmittel

Drogen aktenkundige Verdachtsdiagnose einer Berauschung durch

Drogen zum Zeitpunkt der Verletzungd

c Soweit aus der Aktenlage entnehmbar, wurde eine zusätzliche Aufschlüsselung nach den anderen Frakturursachen vorgenommen

d Laboranalytische Untersuchungen wurden nur auf polizeiliche Veranlassung in Verdachtsfällen vorgenommen. Die Bewertung wurde nach

vorgefundenen Akteneinträgen vorgenommen.

- 12 -

die Lokalisation der Fraktur betreffend14, eee bezogen auf die Fraktur

Alveolarfortsatz Die Fraktur betrifft nur den zahntragenden Anteil, es sind

sowohl die linguale als auch die vestibuläre

Kompaktalamelle betroffen.

Symphysenbereich Die Fraktur liegt im Bereich zwischen den (ehemaligen)

Eckzahnalveolen.

Eckzahnregion Die Fraktur liegt in einer Eckzahnalveole / im Bereich der

Lokalisation einer Eckzahnalveole.

Unterkieferkörper Fraktur des horizontalen Unterkieferanteiles distal der

Eckzahnalveole bis einschließlich der Weisheitszahnalveole

(bei Beteiligung der Weisheitszahnalveole erfolgte die

Zuordnung hier)

Kieferwinkel Fraktur distal des dritten Molaren bis hinauf zu einer

Schnittlinie der (ehemaligen) Kauebene mit dem

aufsteigenden Ast. Der Verlauf der Hauptfrakturlinie durch

ein Zahnfach führte zur Einordnung als

Unterkieferkörperfraktur. Frakturen, die in der Incisura

semilunaris endeten, wurden wegen ihrer komplexen

Frakturmechanik als Frakturen des aufsteigenden Astes

erfaßt.

aufsteigender

Unterkieferast

Kranial des Kieferwinkels und kaudal der Fortsätze gelegene

Fraktur sowie Frakturen, die in der Incisura semilunaris

endeten.

Muskelfortsatz Fraktur, die zur Absetzung des Muskelfortsatzes als

einzelnes Fragment führt

tiefe Collumfrakturf Fraktur, die zur Absetzung des Gelenkfortsatzes als

einzelnes Fragment führt

hohe/intrakapsuläre

Collumfraktur

Fraktur innerhalb der Gelenkkapsel

e Stand kein Röntgenbild zur Verfügung, so wurde die Diagnose nach Aktenlage übernommen

f inklusive der sog. mittleren Collumfrakturen, da nur sehr wenige dokumentiert waren

- 13 -

den Grad der Frakturdislokation betreffende bezogen auf die Fraktur

Infraktur Die Fraktur ist radiologisch nur streckenweise zu erkennen

und führt zu keiner abnormalen Beweglichkeit.

nicht disloziert radiologisch durchgängig sichtbare Frakturlinie, keine

Dislokation der Fragmente

kaum disloziert radiologische Dislokation d. Fragmente bis 2 mm

stark disloziert radiologisch mehr als 2 mm Diastase zwischen Fragmenten

Defektfraktur Fraktur mit Fehlen eines Teilstückes

Grünholz Fraktur im Kindsknochen mit zumindest teilweiser

Periostkontinuität

weitere Verletzungen betreffend bezogen auf die Person

Extremitäten Frakturen an Händen, Armen, Beinen und Füßen

Rumpfskelett Frakturen an Wirbelsäule, Becken, Schultergürtel, Brustkorb

Le-Fort-I Fraktur auf der Le-Fort-Ebene I

Le-Fort-II Fraktur nach Le-Fort-Ebene II

Le-Fort-III Fraktur nach Le-Fort-Ebene III

Nasenbein solitäre Nasenbeinfraktur

Jochbein Jochbein- oder Jochbogenfraktur

Schädelbasis/

Schädelkalotte

Fraktur des Neurokraniums

periphere

Nervschädigung

Durchtrennung eines peripheren Nerven

Commotio cerebri Commotio cerebri

Contusio cerebri alle Grade der Contusio cerebri

Lungenverletzung Verletzung der Lunge

Herzverletzung Verletzung des Herzens

Abdominalorgane Verletzung der Bauchorgane

- 14 -

den allgemeinen Gesundheitszustand betreffend bezogen auf die Person

Anfallsleiden Epilepsie und andere Verletzungen im Rahmen von Anfällen

Karzinom Karzinome und andere Tumorerkrankungen

Diabetes Typen I und II

Debilität Leichter Schwachsinnsgrad, z. B. durch höhergradige

Demenz

Herz – Kreislauf –

Erkrankungen

Herzinsuffizienz, Z. n. Angina-pectoris oder Infarkt,

Hypertonie

andere Stoffwech-

selkrankheiten

alle anderen Stoffwechselkrankheiten

Suchtkrankheit Abhängigkeit von Alkohol, Drogen oder Medikamenten;

Zuordnung auf aktenkundige Verdachtsdiagnose hin

die Zahnbeteiligung betreffend bezogen auf die Fraktur

Apex Frakturlinie strahlt radiologisch in den Bereich (bis 2 mm)

des Apex ein

Parodontalspalt Frakturlinie strahlt radiologisch in den Parodontalspalt ein

interseptal Frakturlinie verläuft durch ein interdentales Septum

teilretiniert Frakturlinie verläuft durch die Alveole eines noch nicht in der

Kauebene, aber in Verbindung mit der Mundhöhle stehenden

Zahnes

Alveolen-

beteiligung

vollretiniert Frakturlinie verläuft durch die Alveole eines noch nicht

durchfrakturierten Zahnes

extrem verlagert Frakturlinie verläuft durch die Alveole eines weit verlagerten

Zahnes

leere Alveole bei Vorstellung ist die Alveole bereits leer

Zahn-entfernung Zahn entfernt der Zahn wurde nach der Vorstellung oder im Verlauf der

Therapie entfernt

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die Okklusionsverhältnisse betreffend bezogen auf die Person

A: antagonistischer Kontakt in allen vier Stützzonen

A1 beide Kiefer vollbezahnt, einzelne Zähne geschädigt, aber wieder aufbaufähig

A2 ein Kiefer vollbezahnt, ein Kiefer mit zahnbegrenzten Lücken

A3 beide Kiefer mit Lücken, volle Abstützung in allen vier Stützzonen

B: antagonistischer Kontakt nicht in allen vier Stützzonen

B1 nur in drei Stützzonen antagonistischer Kontakt

B2 nur in zwei Stützzonen antagonistischer Kontakt

B3 nur in einer Stützzone antagonistischer Kontakt

B4 antagonistischer Kontakt nur außerhalb der Stützzonen (im Frontbereich)

C: kein antagonistischer Kontakt

C1 Restzähne in beiden Kiefern jedoch ohne antagonistischen Kontakt

C2 ein Kiefer unbezahnt, Restzähne im anderen Kiefer

EICHNER1 -

Klassifizierung

C3 beide Kiefer unbezahnt

die Versorgung und Therapie betreffend bezogen auf die Fraktur

Versorgungsbeginn Datum und Uhrzeit des VersorgungsbeginnsZeit

Versorgungsende Datum und Uhrzeit des Versorgungsabschlusses

keine Therapie abgelehnt der Patient hat sich der Behandlung entzogen

vorläufige

Versorgung

IMF intermaxilläre Ruhigstellung durch Ernst`sche Häkchen oder

Verschnürte Schuchardt – Schienen

Schuchardt Schuchardt – Schienung des frakturierten Kiefers

Verband Kopf – Kinn – Verband

Verhaltensregeln Aufklärung über weiche Kost, Sportverbot, Vermeidung

weiter Mundöffnung und nachfolgende klinische Kontrollen

Schiene Reposition und laborgefertigte Kappenschiene aus

heißpolymerisiertem Kunststoff

definitive

konservative

Versorgungg

Schuchardt Reposition und Metallbogenschiene nach Schuchardt

g Für die Erfassung der Therapie galt, daß eine in der Liste tiefer genannte Therapieart zur Einordnung in dieser Kategorie führte. Ein

Zugschraubenosteosynthese wurde also nicht erfaßt, wenn gleichzeitig eine AO – Platte verwendet wurde.

- 16 -

Kopf-Kinn-Verband Reposition und Kopf – Kinn – Verband

Prothesen-einbindung Reposition und Verdrahtung von Unterkiefer und Prothese

zur Schienung

IMF Reposition und Schienung von OK und UK mittels zweier

Schuchardt - Schienen und intermaxilläre Verschnürung

offene Reposition Reposition nach chirurgischer Eröffnung, nachfolgend

Schienung nach einem der oben genannten Prinzipien

Im Falle der Gelenkfraktur: operative Stellungskorrektur des

frakturierten Kiefergelenkköpfchens durch einen

präaurikulären Zugang. Hierbei wurde das mobile Fragment

mittels resorbierbarer Nähte an der Fascie oder

Muskelanteilen befestigt. Diese Methode wurde in den

Jahren 1985 – 1995 an der Klinik durchgeführt und danach

wieder aufgegeben.

externe Fixierung Reposition und Schienung über einen Fixateur externe

definitive

chirurgische

Versorgungg

circumferential wiring Reposition und Drahtumwicklung des frakturierten Kiefers

zur Fragmentadaptation

Drahtosteosynthese Reposition und Drahtverschnürung der Fragmente mittels

Hilfslöchern (Drahtnaht)

Miniplatten-

osteosynthese

Osteosynthese unter Verwendung von Miniplatten

Zugschrauben-

osteosynthese

Druckosteosynthese mittels Zugschrauben

Rekonstruktions-platte Osteosynthese mittels Rekonstruktionsplatte

AO – Platte Druckosteosynthese mittels dynamischer Kom-

pressionsplatte nach AO

extraoral operativer Zugang von extraoraloperativer

Zugangintraoral operativer Zugang oder breite Wunderöffnung von intraoral

IMF - Beginn Datum der intermaxillären RuhigstellungIMF-Zeit

IMF - Ende Datum der Lösung der IMFh

Material-

verbrauch

Schuchardt– Schienen Schuchardt – schienen

h Auch die Einbindung von Gummizügen wurde als Enddatum erfaßt, wenn sie nicht als IMF gedacht und entsprechend stramm gespannt waren.

- 17 -

Zugschrauben Zugschrauben

Miniplatten Miniplatten nach 4- und 6- Loch sortiert, Winkelplatten, X -

Platten

Rekonstruktions-platten Rekonstruktionsplatten

AO – Platteni dynamische Kompressionsplatten nach AO

LA ausschließliche örtliche Betäubung bei definitiver Versorgung

ITN Intubationsnarkose bei definitiver Versorgung

ITN - Beginn Datum und Uhrzeit des ITN – Beginns

Anästhesieart

ITN – Ende Datum und Uhrzeit des ITN - Endes

Komplikationen betreffend bezogen auf die Fraktur

Diagnose-datum Datum Datum der Diagnose einer Komplikation

Infektion putride Sekretion aus der Frakturwunde oder radiologisch

osteomyelitische Veränderungen

Plattenlockerung radiologisch oder klinisch festgestellte Lösung von

Osteosynthesematerial

Pseudarthrose bindegewebige Ausheilung der Fraktur

Zweitfraktur erneute Fraktur innerhalb von 6 Monaten an gleicher Stelle

nachdem bereits eine Festigung eingetreten war

Fehlstellung Heilung in Schiefstellung

Funktionsstörung funktionelle Beeinträchtigung der Unterkiefer-beweglichkeit

oder starkes Gelenkknacken oder starke Öffnungsdeviation

Komplikation

Tod Versterben des Patienten

die Mitarbeit betreffend bezogen auf die Person

schlechte Compliance Eine schlechte Patientenmitarbeit wurde erfaßt, wenn sich

ein entsprechender Akteneintrag fand, für alle anderen Fälle

wurde eine gute Compliance angenommen.

Die Datenauswertung

Die Datentabellen wurden im Hinblick auf Fragestellungen, die den Therapieerfolg oder die

Kostenentstehung betreffen, per Datenbankabfrage analysiert. Die jeweiligen Abfragen wurden zunächst

i In den grafischen Darstellungen aus Platzgründen teilweise als Osteosyntheseplatten bezeichnet

- 18 -

durch Kriterien eingeschränkt, d.h., Datensätze (einzelne Patientenfälle) mit für die jeweilige Betrachtung

lückenhafter Dokumentation wurden ausgeschlossen. Dann wurden unter Formulierung verschiedener

interessierender Punkte einzelne Kriterien abgefragt, wie z. B. die Geschlechterverteilung.

- 19 -

3. ERGEBNISSE

Wegen der sehr komplexen Struktur der Fragestellungen in dieser Untersuchung ist eine schlichte

numerische oder tabellarische Darstellung der gefundenen Zahlenverhältnisse in den meisten Fällen nicht

praktikabel. Zahlreiche Grafiken sollen es leichter machen, Gesamtzusammenhänge zu erfassen.

Zur Erleichterung der Lesbarkeit ist eine einheitliche Markierung einzelner Faktoren eingearbeitet, um ein

Verfolgen bestimmter interessierender Aspekte zu erleichtern. Eine Tafel mit den Codierungsmustern

befindet sich im Rückendeckel der Original - Abhandlungen.

Nicht alle Grafiken sind in allen Teilbereichen quantitativ lesbar, da teilweise sehr viele Faktoren

berücksichtigt wurden. Auf eine Zusammenfassung von Faktoren zu Obergruppen wurde jedoch

verzichtet, da einerseits ablesbar ist, daß der jeweilige Faktor an diesem Punkt keine Rolle spielt und da

der betreffende Faktor andererseits in anderen Bereichen der Grafik sehr wohl deutlich hervortreten kann.

Die Schilderung der gefundenen Ergebnisse geschieht vom allgemein – epidemiologischen zu

spezielleren Fragestellungen hin, und zwar jeweils in aufeinanderfolgenden Gruppen, die durch

Zwischenüberschriften gegliedert sind.

Zu jeder neuen Betrachtung sind in einer Fußnote die ausschlaggebenden Filterkriterien aufgeführt. Bei

ähnlicher Betrachtung, aber anderer Basis (i. d. Regel Patienten oder Frakturen) liegen andere

Grunddaten vor. So hat jeder Patient nur eine Grundkrankheit; hatte dieser Patient aber mehrere

Frakturen, so tritt diese Grundkrankheit aus Sicht der Frakturen mehrfach auf. So entstehen

unterschiedliche Datensatzsummen für die entsprechenden Daten - Basen, die selbst wieder durch

definierte Ausschlußkriterien leicht variieren können.

Es wurden aus ca. 25.000 stationären Akten 1558 Patienten mit Unterkieferfrakturen herausgesucht, von

denen 1316 Datensätzej in die Untersuchung Eingang fanden. Sie beinhalten 2071 Frakturen.

Geschlechterverteilung

939 Männer und 356Frauen wurden erfaßt.k

Das Geschlechterverhältnis betrug 2,6:1.

Die Aufschlüsselung nach den erfaßten Jahren ergab insgesamt eine milde Abnahme des

Frakturaufkommens. Hierbei war zu sehen, daß das Frakturaufkommen insgesamt bei den Frauen eher

gleich blieb und bei den Männern zurückging.

j Als Datensatz versteht sich ein Verletzungsfall, d. h., ein Patient, der zu einem Zeitpunkt mindestens eine Unterkieferfraktur erlitten hat. Der

Datensatz enthält alle Verletzungsfall – bezogenen Daten. Derselbe Patient konnte im Falle einer erneuten Verletzung zu anderer Zeit also ein

weiteresmal in einem anderen Datensatz erfaßt werden.

k Zeitraum von 1985 bis 1996; Kriterium: Geschlecht war erfaßt. 1997 wurde ausgelassen, da nur bis Sommer erfaßt wurde und jahreszeitliche

Schwankungen das Ergebnis verfälschen könnten.

- 20 -

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

0

20

40

60

80

100

120

Pat

ien

ten

zah

l

Jahr

Geschlechterverteilung im Zeitverlauf (n=1295)

männlichweiblich

Abbildung 2 : Geschlechterverteilung im Zeitverlauf (n=1295)

Tabelle 2: Geschlechtsverteilung im Zeitverlauf (n=1295)

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

Ges

amt

Männlich 102 68 82 86 86 84 87 86 62 62 74 60 939

Weiblich 30 32 27 27 38 37 24 38 26 18 32 27 356

M:W 3,4 2,1 3,0 3,2 2,3 2,3 3,6 2,3 2,4 3,4 2,3 2,2 2,6

Geschlecht - Altersgruppe

Das Durchschnittsalter der Frakturversehrten betrug für Männer 29,3 und für Frauen 36,3 Jahre.

Eine Aufschlüsselung von 1558 Unterkieferfrakturen nach dem Geschlecht der Patienten zeigte, daß die

Anzahl der Frakturen bei beiden Geschlechtern fast gleich war, da das Geschlechterverhältnis der

- 21 -

Frakturen von 2,5:1 (wie Männer : Frauen)l fast gleich war wie das Geschlechterverhältnis der Patienten

(2,6:1).

Es fand sich bei den Männern ein deutlicher Altersschwerpunkt in der Gruppe der 20- bis 24–jährigen.

Bei den Frauen war die Altersverteilung gleichmäßiger, die Maximalwerte fanden sich im Altersbereich

von 15 bis 29 Jahren. Diese Linksverschiebung gegenüber den männlichen Patienten fand sich auch

bereits vor diesem Alter. Ab 70 Jahren kehrte sich das Verhältnis Männer zu Frauen um, mehr Frauen

als Männer erlitten eine Unterkieferfraktur.

0

50

100

150

200

250

300

350

400

Anz

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00-0

4

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9

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4

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9

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9

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4

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9

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4

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9

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4

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9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Frakturen altersbezogen, nach Geschlecht (n=2014)

männlich weiblich

Abbildung 3: Frakturen altersbezogen, nach Geschlecht (n=2014)

l Kriterien: Geschlecht und Alter sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 22 -

Tabelle 3: Frakturen altersbezogen, nach Geschlecht (n= 2014)

Altersgruppe männlich weiblich Ratio (m:w)

00-04 7 9 0,805-09 31 17 1,810-14 40 25 1,615-19 227 85 2,720-24 369 76 4,925-29 246 68 3,630-34 129 52 2,535-39 108 47 2,340-44 91 31 2,945-49 54 23 2,350-54 68 16 4,255-59 40 20 260-64 15 7 2,165-69 14 15 170-74 1 8 0,175-79 4 20 0,280-84 4 29 0,185-89 2 9 0,290-94 0 2 nur Frauen95-100 0 5 nur FrauenSumme 1450 564 2,6

Frakturlokalisation

Da einige Patienten mehrere Unterkieferfrakturen erlitten, fanden sich mehr separate Frakturen, als

Patientendatensätze vorhanden waren, nämlich insgesamt 2071m.

Die tiefe Collumfraktur war die häufigste Unterkieferfraktur (35%), relativ dicht gefolgt von der

Unterkieferkörperfraktur (30,5%), mit der zusammen sie fast 2/3 des Gesamtfrakturaufkommens

ausmachte. Die Fraktur im symphysären Bereich (13,7%) erreichte knapp 1/6 aller Frakturen, gefolgt von

den restlichen Lokalisationen.

m Kriterium: Frakturlokalisation ist erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 23 -

725

631

283

120 111 7960 40 22

0

100

200

300

400

500

600

700

Fal

lzah

lFrakturlokalisation (n=2071)

tiefe Collumfraktur Unterkieferkörper symphysärer Bereichhohe Collumfraktur Kieferwinkel EckzahngegendRamus ascendens Alveolarfortsatzfraktur Muskelfortsatz

Abbildung 4: Frakturlokalisation (n=2071)

Tabelle 4: Frakturlokalisation (n=2071)

Frakturlokalisation Anzahl prozentuale Verteilungtiefe Collumfraktur 725 35,0Unterkieferkörper 631 30,5symphysärer Bereich 283 13,7hohe Collumfraktur 120 5,8Kieferwinkel 111 5,4Eckzahngegend 79 3,8Ramus ascendens 60 2,9Alveolarfortsatzfraktur 40 1,9Muskelfortsatz 22 1,0Gesamt 2071 100

Frakturlokalisation - Geschlecht

In der Überprüfung der Verteilung der Lokalisationen bezogen auf das Geschlecht fanden sich ebenfalls

2071 Zuordnungenn:

n Kriterien: Frakturlokalisation und Geschlecht sind erfaßt;

- 24 -

497

228

485

146

197

86

74

46

84

27

66

13

42

18

31

9

14

8

0%

20%

40%

60%

80%

100%

tief

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satz

Geschlechtsverteilung der Frakturlokalisation (n=2071)

weiblich

männlich

Abbildung 5: Geschlechtsverteilung der Frakturlokalisation (n=2071)

Männer erlitten 2,6mal häufiger Unterkieferfrakturen als Frauen.

Besonders Frakturen der Eckzahngegend (5:1 wie Männer : Frauen), des Alveolarfortsatzes (3,4:1), des

Unterkieferkörpers (3,3:1), und des Kieferwinkels (3,1:1) waren gehäuft bei Männern vorzufinden, während

die hohe Collumfraktur (1,6:1 wie Männer : Frauen), die Muskelfortsatzfraktur (1,8:1) und die tiefe

Collumfraktur (2,1:1) im Vergleich mit dem allgemeinen Geschlechterverhältnis bei den Frauen stärker im

Vordergrund standen.

Bei beiden Geschlechtern war die Reihenfolge der Frakturhäufigkeiten fast gleich. Lediglich die Frakturen

des aufsteigenden Unterkieferastes wurden bei Frauen häufiger registriert als Frakturen in der

Eckzahngegend. Es zeigte sich bei Frauen eine deutlichere Häufigkeitsverschiebung von der

Unterkieferkörperfraktur zu den Frakturen des tiefen Collums, die hier allein 2/5 des

Gesamtfrakturaufkommens ausmachten.

- 25 -

Tabelle 5: Geschlechtsverteilung der Frakturlokalisation (n=2071)

Frakturlokalisation Summe Männer Frauen prozentuale Ver-teilung Männer

ProzentualeVerteilung Frauen

tiefe Collumfraktur 725 497 228 33,4 39,2Unterkieferkörper 631 485 146 32,6 25,1symphysärer Bereich 283 197 86 13,2 14,8hohe Collumfraktur 120 74 46 5,0 7,9Kieferwinkel 111 84 27 5,6 4,6Eckzahngegend 79 66 13 4,4 2,2Ramus ascendens 60 42 18 2,8 3,1Alveolarfortsatzfraktur 40 31 9 2,1 1,5Muskelfortsatz 22 14 8 0,9 1,4Summe 2071 1490 581 100,0 100,0

Frakturlokalisation - Altersgruppe

Eine Aufschlüsselung der Frakturlokalisationen nach den Altersgruppen zeigte ein gleiches

Verteilungsmuster aller Frakturlokalisationen auf die einzelnen Altersgruppeno. Lediglich die tiefe

Collumfraktur wies, verglichen mit den anderen Lokalisationen, eine dezente Verbreiterung (5 – 14 und 30

– 39 Jahre) der Häufigkeit um ihren Auftrittshöhepunkt (20 – 25 Jahre) herum auf.

o Frakturlokalisation und Alter des Patienten zum Verletzungszeitpunkt sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 26 -

Frakturlokalisation nach Altersgruppen (n=2014)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

110

120

130

140

150

160

00-0

4

05-0

9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

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4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Fra

ktu

ran

zah

l

Alveolarfortsatzfraktur Eckzahngegend hohe CollumfrakturKieferwinkel Muskelfortsatz Ramus ascendenssymphysärer Bereich tiefe Collumfraktur Unterkieferkörper

Abbildung 6: Frakturlokalisation nach Altersgruppen (n=2014)

Tabelle 6 : Frakturlokalisationen und Altersgruppen (n=2014)

Fraktur-lokalisation

Summe

00-0

405

-09

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

950

-54

55-5

960

-64

65-6

970

-74

75-7

980

-84

85-8

990

-94

95-1

00

Alveolar-fortsatzfraktur

40 1 1 2 2 10 6 3 5 1 2 2 2 1 0 0 0 0 2 0 0

Eckzahn-gegend

79 0 1 4 20 17 14 8 4 5 0 5 0 1 0 0 0 0 0 0 0

hoheCollumfraktur

119 1 10 6 13 18 14 9 13 5 5 5 7 1 1 4 2 4 1 0 0

Kieferwinkel 106 0 0 5 17 22 18 6 10 4 5 5 6 3 2 0 1 1 1 0 0

Muskelfortsatz 22 0 0 0 3 5 1 3 1 5 1 0 1 1 1 0 0 0 0 0

Ramusascendens

59 0 1 0 9 6 11 7 6 6 3 5 0 1 2 1 0 1 0 0 0

symphysärerBereich

269 2 4 10 39 73 43 24 18 16 12 6 10 1 3 0 3 4 0 0 1

tiefeCollumfraktur

705 10 29 29 102 143 102 69 57 50 24 27 17 7 9 3 10 12 4 1 0

Unterkiefer-körper

615 2 2 9 107 151 105 52 41 30 26 28 18 6 11 0 8 11 3 1 4

Summe 2014 16 48 65 312 445 314 181 155 122 77 84 60 22 29 9 24 33 11 2 5

- 27 -

Frakturlokalisation - Arbeitsunfälle

Der Anteil der Frakturen durch Arbeitsunfälle am Gesamtfrakturaufkommen betrug 229 von 2071 Fällen

(11,1%).

Wurden die Arbeitsunfälle auf die geschlechtsspezifische Verteilung der Frakturlokalisationen hin

betrachtet, so zeigte sich (im Bereich höherer Fallzahlen) die gleiche Reihenfolge der Häufigkeiten wie

im allgemeinen, jedoch führte die tiefe Collumfraktur mit weiterem Abstandp.

8 0

10 2

9 6

8 2

4 1

7 1

24 8

63 23

42 11

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Anzahl

Alveolarfortsatzfraktur

Eckzahngegend

hohe Collumfraktur

Kieferwinkel

Muskelfortsatz

Ramus ascendens

symphysärer Bereich

tiefe Collumfraktur

Unterkieferkörper

Fra

ktu

rlo

kalis

atio

n

Frakturlokalisation nach Geschlecht (nur Arbeitsunfälle; n=229)

männlich weiblich

Abbildung 7: Frakturlokalisation nach Geschlecht; nur Arbeitsunfälle berücksichtigt (n=228)

Frakturursache

Für 1316 Fälle war eine Frakturursache dokumentiertq.

Häufigste Ursache war der Faustschlag (29,7%), gefolgt vom Sturz (23,1%), vom Fahrradunfall (16%) und

vom Unfall als Fahrer eines geschlossenen KFZ (8,8%).

p Kriterien: Frakturlokalisation, Geschlecht, Alter zum Verletzungszeitpunkt sind dokumentiert, Arbeitsunfall –Erfassung ist positiv; Basis der

Auswertung ist die Fraktur

q Kriterium: Die Frakturursache ist erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 28 -

Tabelle 7: Frakturursache (n=1316)

Frakturursache Anzahl prozentualeVerteilung

Faustschlag 391 29,7Sturz 304 23,1Fahrrad 211 16,0Fahrer 116 8,8Sportunfall 72 5,4Beifahrer 35 2,7Kollision 35 2,7n. n. b. Arbeitsunfall 31 2,3Motorrad 22 1,7Pferdetritt 20 1,5pathologisch 15 1,1n. n. b. Wegeunfall 15 1,1Suizidversuch 9 0,7n. n. b. Verkehrsunfall 9 0,7nicht angeschnallt 7 0,5Schlagwaffe 6 0,5Rollerblades o ä 5 0,4Rücksitz 5 0,4Projektil 3 0,2iatrogen 2 0,2Fußgänger 2 0,2Schußverletzung 1 0,1Gesamtsumme 1316 100

Frakturursache (n=1316)Schußverletzung

Fußgänger

Projektiliatrogen

WegeunfallSuizidversuch

Verkehrsunfallnicht angeschnallt

Schlagwaffe

Rollerblades o äRücksitz

pathologisch

Pferdetritt

MotorradArbeitsunfall

Kollision

Beifahrer

SportunfallFahrer Fahrrad

Sturz

Faustschlag

Abbildung 8: Frakturursache (n=1316)

- 29 -

Frakturursache - Geschlecht

Deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich bei der getrennten Betrachtung der

Frakturursachenr. Lag bei Männern die Kategorie Faustschlag vor dem Sturz, dem Fahrradunfall und dem

Unfall als Fahrer eines geschlossenen Kraftfahrzeuges, so lag bei den Frauen der Sturz weit vor dem

Fahrradunfall als zweiter Ursache, dem Faustschlag als dritter und dem Unfall als Fahrerin eines

geschlossenen KFZ als vierter Ursache.

28 17

92

128

347

1 1

29 17 5 9 7 3 4 4 6 0

61

174

3 6 9

0

50

100

150

200

250

300

350

400

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ahl

Arb

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Fahr

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eun

fall

Frakturursache Männer (n=951)

Abbildung 9: Frakturursache, Männer (n=951)

r Kriterien: Frakturursache und Geschlecht sind erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 30 -

3

1824

83

44

1 16 5

26

13

0 1 1 0 1

11

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6 3 6

0

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40

60

80

100

120

140

Fal

lzah

l

Arb

eits

unfa

ll

Bei

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er

Fahr

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Fahr

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änge

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Frakturursache Frauen (n=365)

Abbildung 10: Frakturursache, Frauen (n=365)

Tabelle 8: Frakturursache, geschlechtsbezogen (n=1316)

Frakturursache Summe AnzahlMänner

AnzahlFrauen

ProzentualeVerteilungMänner

ProzentualeVerteilung Frauen

Arbeitsunfall 31 28 3 2,9 0,8Beifahrer 35 17 18 1,8 4,9Fahrer 116 92 24 9,7 6,6Fahrrad 211 128 83 13,5 22,7Faustschlag 391 347 44 36,5 12,1Fußgänger 2 1 1 0,1 0,3iatrogen 2 1 1 0,1 0,3Kollision 35 29 6 3,0 1,6Motorrad 22 17 5 1,8 1,4nicht angeschnallt 7 5 2 0,5 0,6pathologisch 15 9 6 0,9 1,6Pferdetritt 20 7 13 0,7 3,6Projektil 3 3 0 0,3 0,0Rollerblades o ä 5 4 1 0,4 0,3Rücksitz 5 4 1 0,4 0,3Schlagwaffe 6 6 0 0,6 0,0Schußverletzung 1 0 1 0,0 0,3Sportunfall 72 61 11 6,4 3,0Sturz 304 174 130 18,3 35,6Suizidversuch 9 3 6 0,3 1,6n. n. b. Verkehrsunfalls 9 6 3 0,6 0,8n. n. b. Wegeunfall 15 9 6 0,9 1,6

s n. n. b: nicht näher bezeichnet, in den Akten nicht weiter aufgeschlüsselt

- 31 -

Frakturursache Summe AnzahlMänner

AnzahlFrauen

ProzentualeVerteilungMänner

ProzentualeVerteilung Frauen

Gesamt 1316 951 365 100 100

Frakturursache – Geschlecht - Altersgruppe

Wurden die Verletzungsursachen geschlechtsbezogen auf die Altersgruppen aufgeteilt betrachtet, so

zeigten sich bei den Männern (723 Fälle) lediglich in der Gruppe der 20- bis 24-jährigen Fahrer, Sturz,

Sportunfall und Faustschlag verstärkt gegenüber den anderen Gruppent. Die nachfolgende Tabelle stellt

die Zusammenhänge numerisch, die Grafik stellt sie visuell dar:

Tabelle 9: Frakturursache und Altersgruppe, Männer (n=947)

Frakturursache(Männer)

AlterSumme

00-04

05-09

10-14

15-19

20-24

25-29

30-34

35-39

40-44

45-49

50-54

55-59

60-64

65-69

70-74

75-79

80-84

85-89

Arbeitsunfall 28 0 1 0 4 5 5 2 4 1 2 1 2 1 0 0 0 0 0

Beifahrer 12 0 0 1 3 6 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Fahrer 80 0 0 0 11 32 10 9 4 5 3 4 1 0 1 0 0 0 0

Fahrrad 92 1 9 8 17 17 13 7 7 5 2 3 1 0 2 0 0 0 0

Faustschlag 266 1 0 3 51 80 52 21 17 13 13 8 5 2 0 0 0 0 0

Fußgänger 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Kollision 23 0 0 0 1 6 7 2 3 2 0 2 0 0 0 0 0 0 0

Motorrad 17 0 0 0 4 6 3 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 1 0

n. angeschnallt 5 0 0 0 2 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

pathologisch 5 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 2 0 1 0 0 0 0 1

Pferdetritt 5 0 0 1 0 1 0 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Projektil 2 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0

Rollerblades o ä 4 0 0 1 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Rücksitz 4 0 0 0 3 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Schlagwaffe 5 0 0 0 1 3 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Sportunfall 43 0 1 1 10 13 4 6 2 2 1 1 0 0 1 0 1 0 0

Sturz 113 1 1 2 8 22 14 14 11 8 9 10 4 2 4 1 0 1 1

Suizidversuch 3 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Verkehrsunfall 6 0 1 0 0 1 2 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0

Wegeunfall 9 0 0 0 1 2 1 0 2 1 0 1 1 0 0 0 0 0 0

t Kriterien: Verletzungsursache, Geschlecht, Geburtsdatum und Verletzungsdatum sind dokumentiert; Basis der Auswertung ist der Patient

- 32 -

0

20

40

60

80

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120

140

160

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9

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4

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9

50-5

4

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9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

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4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Frakturursache und Altersgruppe (Männer; n=947)

Arbeitsunfall Beifahrer Fahrer Fahrrad FaustschlagFußgänger iatrogen Kollision Motorrad nicht angeschnalltpathologisch Pferdetritt Projektil Rollerblades o ä RücksitzSchlagwaffe Sportunfall Sturz Suizidversuch VerkehrsunfallWegeunfall

Abbildung 11: Frakturursache und Altersgruppe, Männer (n=947)

Unter den Frauen (277 Fälle) zeigte sich eine deutlichere Varianz in der Anzahl der einzelnen

Frakturursachen: Im Kindesalteru überwog zunächst der Sturz, dann das Fahrradfahren, ab 15 Jahren trat

ein buntes Gemisch der Frakturursachen auf, aus dem die Sportverletzungen bereits nach anderthalb

Dekaden wieder verschwanden, mit weiter steigendem Alter entwickelte sich schließlich der Sturz zur

häufigsten oder sogar alleinigen Frakturursache. Deutlich ist auch eine Umkehrung des Verhältnisses

Faustschlag zu Fahrradunfall in der Gruppe der 25- bis 29-jährigenv.

u Kindesalter: „Kinder“ und „Schüler“ werden hier als eine Gruppe zusammengefaßt.

v Kriterien: Verletzungsursache, Geschlecht, Geburtsdatum und Verletzungsdatum sind dokumentiert; Basis der Auswertung ist der Patient

- 33 -

0

10

20

30

40

50

60

Fallz

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9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Frakturursache und Altersgruppe (Frauen; n=365)

Arbeitsunfall Beifahrer Fahrer FahrradFaustschlag Fußgänger iatrogen KollisionMotorrad nicht angeschnallt pathologisch PferdetrittRollerblades o ä Rücksitz Schußverletzung SportunfallSturz Suizidversuch Verkehrsunfall Wegeunfall

Abbildung 12: Frakturursache und Altersgruppe, Frauen (n=365)

Tabelle 10: Frakturursache und Altersgruppe: Frauen (n=365)

Frakturursache(Frauen)

Alter

Summe

00-04

05-09

10-14

15-19

20-24

25-29

30-34

35-39

40-44

45-49

50-54

55-59

60-64

65-69

70-74

75-79

80-84

85-89

90-94

95-100

n. n. b. Arbeitsunfall 3 0 0 0 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Beifahrer 16 0 0 0 5 3 2 1 1 0 0 0 2 0 1 1 0 0 0 0 0

Fahrer 20 0 0 0 7 3 3 3 1 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0

Fahrrad 63 1 3 9 6 11 3 8 6 9 5 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0

Faustschlag 36 0 0 0 7 2 11 2 5 3 3 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0

Fußgänger 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0

iatrogen 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Kollision 4 0 0 0 0 1 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Motorrad 3 0 0 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

nicht angeschnallt 2 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

pathologisch 6 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 1 0 1 0 0 2 1 0 0 0

Pferdetritt 9 0 1 3 0 4 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Rollerblades o ä 1 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Rücksitz 1 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Schußverletzung 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Sportunfall 7 0 0 2 3 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Sturz 91 2 2 0 7 6 8 4 11 3 4 6 1 3 4 2 8 12 4 1 3

Suizidversuch 5 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 1 2 0 0 0 0 0 0 0 0

n. n. b. Verkehrsunfall 2 0 0 0 0 0 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

n. n. b. Wegeunfall 5 0 0 0 2 1 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

- 34 -

Frakturursache - Frakturgrad

Der Frakturgrad zeigte sich in 1967 beurteilbaren Frakturen relativ unabhängig von der Frakturursache

vornehmlich verteilt auf kaum disloziert (41,6 % aller Frakturen) w, stark disloziert (36,1%) und nicht

disloziert (17,3%)x.

Tabelle 11: Frakturgrad und Frakturursache (n=1967)

Frakturursache

Frakturgrad

n. n

. b. A

rbei

tsu

nfa

llB

eifa

hre

rF

ahre

r

Fah

rrad

Fau

stsc

hla

g

Fu

ßg

äng

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tro

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Ko

llisi

on

Mo

torr

adn

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tan

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allt

pat

ho

log

isch

Pfe

rdet

ritt

Pro

jekt

il

Ro

llerb

lad

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äR

ück

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lag

waf

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chu

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po

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izid

vers

uch

n.n

.b.

Ver

keh

rsu

nfa

lln

. n

. b

. Weg

eun

fall

Su

mm

e

Defektfraktur 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 5

Grünholz 0 0 0 2 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 4

Infraktur 0 0 1 7 9 0 0 1 0 0 4 0 0 0 1 0 0 2 5 0 0 0 30

kaum disloziert 13 21 72 154 253 1 1 14 17 6 3 8 0 4 5 2 0 43 186 2 8 6 819

nicht disloziert 15 4 25 64 109 0 0 9 5 0 3 5 0 1 1 1 0 28 58 0 1 12 341

stark disloziert 17 32 94 97 182 3 1 20 10 4 2 13 0 0 2 4 0 25 185 9 5 6 711

Trümmerfraktur 0 3 18 4 7 1 0 2 2 0 0 1 2 0 0 0 0 0 13 1 1 2 57

Summe 45 61 211 329 561 5 2 46 34 10 12 27 3 5 9 7 1 98 448 12 15 26 1967

Kaum dislozierte Frakturen fanden sich in den Gruppen Faustschlag und Fahrradunfall etwas häufiger,

gefolgt von stark dislozierten Frakturen, deren Vorkommen gleichmäßig in allen Ursachen – Gruppen

vertreten war.

w Als kaum disloziert werden Frakturen eingestuft, deren Fragmente radiologisch Diastasen bis zu 2 mm erkennen lassen, als stark disloziert

werden Frakturen eingeordnet, die mehr als 2 mm radiologischer Diastase aufweisen.

x Kriterien: Frakturursache und Frakturgrad sind dokumentiert; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 35 -

0

100

200

300

400

500

600

Fal

lzah

l

Arb

eits

un

fall

Bei

fah

rer

Fah

rer

Fah

rrad

Fau

stsc

hla

g

Fu

ßg

äng

er

iatr

og

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Ko

llisi

on

Mo

torr

ad

nic

ht

ang

esch

nal

lt

pat

ho

log

isch

Pfe

rdet

ritt

Pro

jekt

il

Ro

llerb

lad

es o

ä

cksi

tz

Sch

lag

waf

fe

Sch

verl

etzu

ng

Sp

ort

un

fall

Stu

rz

Su

izid

vers

uch

Ver

keh

rsu

nfa

ll

Weg

eun

fall

Ursache

Frakturgrad und Frakturursache (n=1967)

Defektfraktur Grünholz Infraktur kaum disloziertnicht disloziert stark disloziert Trümmerfraktur

Abbildung 13: Frakturgrad und Frakturursache (n=1967)

Frakturursache – berufliche Tätigkeit

1606 Frakturen waren beruflichen Tätigkeiten der Verletzten zuzuordnen.y Es fanden sich mehrere

Verteilungsmuster:

Der Sturz war in den Gruppen der Kinder und der Rentner die häufigste Frakturursache, bei den Kindern

stand als nächste große Gruppe die der Fahrradunfälle an, bei den Rentnern fand sich ein buntes

Gemisch anderer Ursachen in geringen Fallzahlen.

Unter den Beamten zeigte sich bei relativ geringer Fallzahl ebenfalls der Sturz als häufigste Ursache,

gefolgt vom Sportunfall und dem Fahrradunfall.

Der Fahrradunfall bildete in den Gruppen Hausfrau, Schüler und Studium die vorrangige Frakturursache.

In der Gruppe Studium folgten Fahrer eines geschlossenen KFZ, Faustschlag und Sturz dicht hinter dem

Fahrradunfall.

In den Gruppen der Arbeitslosen, Wehrdienstleistenden, Ungelernten, Lehrberufz war der Faustschlag die

häufigste Ursache, bei den Arbeitslosen machte er cirka 60% aus.

Tabelle 12: Tätigkeit und Frakturursache (n=1606)

y Kriterien: Verletzungsursache, Geschlecht und berufliche Tätigkeit sind dokumentiert; Basis für die Auswertung ist die Fraktur

z Der Begriff „Lehrberuf“ wird hier und im folgenden gebraucht als Beschreibung für Berufe, die durch eine Lehre erlernt werden.

- 36 -

Fraktur-ursache

beruflicheTätigkeit

Fal

lzah

l

Arb

eits

unfa

llB

eifa

hrer

Fahr

erFa

hrra

dFa

usts

chla

g

Fußg

änge

ria

troge

nK

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Mot

orra

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portu

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lS

turz

Sui

zidv

ersu

ch

Ver

kehr

sunf

all

Weg

eunf

all

arbeitslos 103 0 4 4 11 62 0 0 1 2 0 0 0 0 0 0 2 0 1 15 1 0 0Beamter 8 0 0 0 2 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 4 0 0 0Hausfrau 46 0 2 3 17 7 0 1 1 0 0 1 0 0 0 0 0 1 0 10 2 0 1Kind 22 0 0 0 7 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 13 0 0 0Lehrberuf 410 15 8 46 63 119 1 0 15 13 2 2 7 0 1 1 0 0 30 77 2 2 6Rentner 93 1 2 3 6 2 1 0 0 3 0 5 0 1 0 0 0 0 2 67 0 0 0Schüler 141 5 6 7 48 27 0 0 2 0 3 0 7 0 2 2 0 0 11 17 0 1 3Studium 76 0 3 14 16 16 0 0 2 1 0 2 1 0 0 0 0 0 7 11 1 1 1ungelernt 117 7 1 9 5 44 0 0 8 0 1 0 3 1 1 2 3 0 6 23 0 1 2Wehrdienst 44 3 3 6 1 16 0 0 1 1 0 0 0 0 1 0 0 0 3 7 0 0 2

0%

20%

40%

60%

80%

100%

arbeit

slos

Beam

ter

Hausf

rau

Kind

Lehrb

eruf

Rentn

er

Schüler

Studiu

m

ungelern

t

Weh

rdie

nst

berufliche Tätigkeit

Tätigkeit und Frakturursache (n=1606) WegeunfallVerkehrsunfallSuizidversuchSturzSportunfallSchußverletzungSchlagwaffeRücksitzRollerblades o äProjektilPferdetrittpathologischnicht angeschnalltMotorradKollisioniatrogenFußgängerFaustschlagFahrradFahrerBeifahrerArbeitsunfall

Abbildung 14: Tätigkeit und Frakturursache (n=1606)

Frakturursache - Arbeitsunfälle

Der Anteil der Arbeitsunfälle betrug 148 von 1316 Fällen (11,2%).

- 37 -

Unter den Arbeitsunfällen zeichnete sich ein vom allgemeinen Bild unterschiedliches Verteilungsbild der

Verletzungsursachen abaa. An erster Stelle stand der Sturz, dicht gefolgt vom Fahrradunfall, dem Fahren

eines geschlossenen KFZ und der Kollision.

Tabelle 13: Frakturursache, Arbeitsunfälle (n=148)

Frakturursache Anzahl

Sturz 32n. n. b. Arbeitsunfall 30Fahrrad 24Fahrer 20Kollision 11Pferdetritt 9Faustschlag 6n. n. b. Wegeunfall 4Motorrad 3Beifahrer 3n. n. b. Verkehrsunfall 2Sportunfall 2Projektil 2

Frakturursache (nur Arbeitsunfälle; n=148)

SportunfallProjektil

VerkehrsunfallBeifahrerMotorrad

Wegeunfall (nicht näher bezeichnet)

Faustschlag

Pferdetritt

Kollision Fahrer

Fahrrad

Arbeitsunfall (nicht näher bezeichnet)Sturz

Abbildung 15: Frakturusache, nur Arbeitsunfälle (n=148)

aa Kriterium: Frakturursache ist mit dem Vermerk Arbeitsunfall oder als nicht näher beschriebener Arbeits- oder Wegeunfall dokumentiert; Basis

der Auswertung ist der Patient

- 38 -

Rauschmittel

21,4% der Frakturen waren mit einer Rauschmittelintoxikation des Verletzten zum Zeitpunkt der

Erstvorstellung anzutreffenbb.

Bei 240 von 951 Männern (25,2% des Frakturaufkommens der Männer) und bei 42 von 362 Frauen

(11,6% des Frakturaufkommens der Frauen) bestand bei Erstvorstellung eine Rauschmittelbeteiligung cc.

Frakturursache – Rauschmittel - Geschlecht

Bei Männern und Frauen überwog der Alkohol gegenüber Drogen und Medikamenten deutlichdd.

Die Betrachtung der angegebenen Frakturursachen zeigte ein sehr unterschiedliches Bild für die beiden

Geschlechter:

3

15

31

118

91 2 1 3 3

44

41 1 2 1 1

0

20

40

60

80

100

120

Fallz

ahl

Arb

eits

unfa

ll

Bei

fah

rer

Fahr

er

Fahr

rad

Faus

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lag

Fu

ßg

äng

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Ko

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etzu

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Sp

ort

un

fall

Stu

rz

Sui

zidv

ersu

ch

Ver

kehr

sunf

all

Weg

eun

fall

Ursache

Frakturursache und Rauschmittel (Männer; n=240)

Alkohol

Drogen

Medikamente

Abbildung 16: Frakturursache und Rauschmittel, Männer (n=240)

Von Männern wurde vornehmlich der Faustschlag als Ursache angegeben, von Frauen hingegen der

Sturz, der Faustschlag stand hier an zweiter Stelle.

bb Eine Kontrolle durch Blut- oder Atemluftuntersuchung wurde nicht regelmäßig vorgenommen. Die Einstufung als mit Alkohol, Medikamenten

oder Drogen zusammenhängend wurde vorgenommen, wenn eine entsprechende Vermutung des Personales aktenkundig war.

cc Kriterien: Geschlecht ist erfaßt, Rauschmittelbeteiligung ist positiv; Basis der Auswertung ist der Patient

dd Kriterien: Frakturursache und Geschlecht sind dokumentiert, Rauschmittel ist positiv erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 39 -

1

5

11

1 1

17

2 21 1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

Fallz

ahl

Arb

eits

un

fall

Bei

fah

rer

Fah

rer

Fah

rrad

Fau

stsc

hla

g

Fu

ßg

äng

er

iatr

og

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Ko

llisi

on

Mo

torr

ad

nic

ht

ang

esch

nal

lt

pat

ho

log

isch

Pfe

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ritt

Pro

jekt

il

Ro

llerb

lad

es o

ä

cksi

tz

Sch

lag

waf

fe

Sch

verl

etzu

ng

Sp

ort

un

fall

Stu

rz

Su

izid

vers

uch

Ver

keh

rsu

nfa

ll

Weg

eun

fall

Ursache

Frakturursache und Rauschmittel (Frauen; n=42)

Alkohol

Drogen

Medikamente

Abbildung 17: Frakturursache und Rauschmittel, Frauen (n=42)

EICHNER1 - Klassifizierung

Für 904 Patienten war eine Zuordnung zur Stützzonenklassifizierung nach EICHNER1 möglich. Sie

verteilte sich wie folgt:

Tabelle 14: Eichner – Klassifizierung und Therapie (n=904)

EICHNER1

- KlasseSumme Therapie

konservativTherapie

chirurgischVerhältnis

chirurgisch : konservativ

A 1 332 146 186 1,3A 2 102 47 55 1,2A 3 115 54 61 1,1B 1 63 30 33 1,1B 2 56 19 37 1,9B 3 24 13 11 0,8B 4 26 11 15 1,4C 1 40 18 22 1,2C 2 53 18 35 1,9C 3 93 34 59 1,7Summe 904 390 514 1,3

Die vornehmlichen Altersgruppen spiegelten sich mit dem hohen Bezahnungsgrad der A – Klassen auch

hier wieder. Auffällig war zunächst, daß die C – Klassen trotz geringerer Repräsentanz der höheren

- 40 -

Altersgruppen verglichen mit den B – Klassen gleich stark vertreten waren. Ebenfalls interessant war das

Auftreten der größten Varianzen im Verhältnis beider Therapieregime: Die Klasse B2 mit Abstützung in

zwei Stützzonen wurde ähnlich häufig chirurgisch behandelt wie die Stützzonen - losen Klassen C 2 und

C 3. Die Patienten mit antagonistischem Kontakt in nur einer Stützzone wurden sogar eher konservativ

als chirurgisch behandelt.

Zahn im Frakturspalt

Der Kontakt eines Zahnes mit dem Frakturspalt war für 732 Zähne dokumentiertee.

Führend war hierbei der linke untere Weisheitszahn, gefolgt vom unteren rechten Weisheitszahn. Der

rechte distale Unterkieferkörper war seltener betroffen als der linke.

42 42 4439

26 29 33

153

34

49 51

32 31

16 13

98

0

20

40

60

80

100

120

140

160

Anz

ahl

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48

Zahn

Zahn im Frakturspalt (n=732)

Abbildung 18: Zahn im Frakturspalt (n=732)

Zahn im Frakturspalt - Komplikation

Unter den 732 Zähnen in Frakturspalten kam es bei 66 (8,2%) zu Komplikationenff. Die häufigste

Komplikation war die Infektion.gg

Tabelle 15: Zahn im Frakturspalt und Komplikation (n=66)

ee Kriterium: Zahn im Frakturspalt ist positiv dokumentiert; Basis der Auswertung ist die Fraktur

ff Kriterien: Komplikation und Zahn im Frakturspalt sind positiv erfaßt

gg Eine Funktionsstörung wurde erfaßt, wenn sich ein Akteneintrag über eine eine Bewegungseinschränkung des Kiefers, starke

Mundöffnungsdeviation oder lautes Gelenkknacken fand.

- 41 -

Komplikation 31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48 Summe

%(gerundet)

Dysästhesie 2 1 2 1 6 9,1Fehlstellung 1 1 1 1 4 6,1Funktionsstörung 4 1 5 7,6Infektion 1 3 2 4 3 8 2 3 1 1 1 2 6 37 56,0Pseudarthrose 2 1 1 2 3 9 13,6Plattenlockerung 1 1 3 5 7,6Summen 1 5 2 5 3 5 5 13 2 6 1 2 3 3 1 9 66ProzentualerAnteil (gerundet) 1,

5

7,6 3 7,6

4,5

7,6

7,6

19,7 3 9,1

1,5 3 4,5

4,5

1,5

13,6 100

Die Grafik veranschaulicht die Verteilung der Komplikationen auf die beteiligten Zähne. Es zeigt sich,

daß die Weisheitszähne führend waren (38 mit 19,7% und 48 mit 13,7%).

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

Fal

lzah

l

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48

Zahn

Zahn im Frakturspalt und Komplikation (n=64)

Dysästhesie Fehlstellung FunktionsstörungInfektion Pseudarthrose Plattenlockerung

Abbildung 19: Zahn im Frakturspalt und Komplikation (n=64)

Zahn im Frakturspalt - Zahnverlust

732 Zähne standen im Bruchspalt. Die Ratio erhalten : entfernt/fehlend zeigte eine starke Tendenz zur

Erhaltung (>1) der Prämolaren und Frontzähne und eine Tendenz zur Entfernung oder zum Verlust (<1)

der Weisheitszähne hh.Tabelle 16: Zahn im Bruchspalt und Entfernung oder Erhalt (n=732)

Zahn im Bruchspalt erhalten entfernt/fehlend Ratio

hh Kriterien: Zähne sind als entfernt erfaßt oder es lag bei Aufnahme bereits eine leere Alveole vor; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 42 -

erhalten : fehlend31 36 6 632 39 3 1333 44 0 alle erhalten34 34 5 6,835 25 1 2536 20 9 2,237 18 15 1,238 55 98 0,641 28 6 4,642 43 6 7,143 47 4 11,844 27 5 5,445 24 7 3,446 11 5 2,247 7 6 1,248 36 62 0,6

Summe 494 238 2

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Fallz

ahl

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48Zahn

Zahnverlust (n=732)

nicht entfernt entfernt/fehlend

Abbildung 20: Zahnverlust (durch Trauma oder therapeutisches Procedere) (n=732)

- 43 -

Zahn im Frakturspalt – Zahnverlust - Komplikation

Die Auswertung der extrahierten oder fehlenden Zähne im Frakturspalt bezüglich nachfolgender

Komplikationen (64 Fälle)ii zeigte, daß Komplikationen im Molaren- und Prämolarenbereich eher nach

Verlust der Zähne, im Frontzahnbereich vorwiegend beim Belassen der Zähne auftratenjj.

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

1 0

Fallz

ahl

3 1 3 2 3 3 3 4 3 5 3 6 3 7 3 8 4 1 4 2 4 3 4 4 4 5 4 6 4 7 4 8Z a h n

Zahnver lust und Kompl ikat ion (n=64)

n icht en t fe rn t ent fernt / fehlend

Abbildung 21: Zahnverlust und Komplikation (n=64)

Die nachfolgende Tabelle gibt über die genauen Zahlen Auskunft. Die Ratio stellt den Zusammenhang

vom Fehlen und Vorhandensein von Komplikationen dar: je höher die Ratio, desto geringer der

Komplikationsanteil pro Zahnlokalisation. Es zeigte sich, daß Zahnverlust generell mehr Komplikationen

nach sich zog als das Belassen. Bei den Weisheitszähnen war diese Tendenz in abgemilderter Form

auch vorhanden.

Die Gesamtratio zeigte, daß ein Fehlen oder Entfernen der im Frakturspalt stehenden Zähne die

Komplikationswahrscheinlichkeit verdoppelte.

ii Es ist zu beachten, daß in dieser Arbeit nicht nur Infektionen als Komplikationen erfaßt wurden (s. Material und Methoden).

jjKriterien: Komplikation ist positiv erfaßt, es ist eine leere Alveole dokumentiert oder der Zahn entfernt worden; Basis der Auswertung ist die

Fraktur

- 44 -

Tabelle 17: Zahn im Frakturspalt, ohne und mit Komplikationen (n=796)

Ohne Komplikationen Mit KomplikationenRatio

ohne:mit Kompl.Zahn imFraktur-spalt nicht

entferntentfernt

nichtentfernt

entferntnicht

entferntentfernt

31 36 6 3 0 12 k.Kompl.kk

32 39 3 5 0 7,8 k. Kompl.

33 44 0 2 0 22 k. Kompl.

34 34 5 2 2 17 2,535 25 1 2 0 12,5 k. Kompl.

36 20 9 0 2 k. Kompl. 4,537 18 15 1 4 18 3,7538 55 98 5 10 11 9,841 28 6 2 0 14 k. Kompl.

42 43 6 3 2 14,3 343 47 4 2 0 23,5 k. Kompl.

44 27 5 0 2 k. Kompl. 2,545 24 7 0 3 k. Kompl. 2,346 11 5 1 3 11 1,747 7 6 1 0 7 k. Kompl.

48 36 62 2 5 18 12,4Summe 494 238 31 33 15,9 7,2

Die folgenden zwei Grafiken über insgesamt 64 Komplikationen, die mit Zähnen im Frakturspalt

vergesellschaftet waren, zeigen die einzelnen Komplikationen aufgeschlüsseltll.

kk k. Kompl.: keine Komplikationen

ll Komplikationen sind namentlich erfaßt, Zahn im Frakturspalt ist positiv erfaßt

- 45 -

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13F

allz

ahl

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48

Zahn

Zahn im Frakturspalt belassenund Komplikation (n=31)

Dysästhesie Fehlstellung FunktionsstörungInfektion Pseudarthrose Plattenlockerung

Abbildung 22: Zahn im Frakturspalt belassen und Komplikation (n=31)

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Fal

lzah

l

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48Zahn

Zahnverlust und Komplikation (n=64)

nicht entfernt entfernt/fehlend

Abbildung 23: Zahnverlust und Komplikation (n=64)

Zahn im Frakturspalt – Alveolenbeteiligung - Komplikation

Für 297 Zähne im Frakturspalt konnten Daten über die Alveolenbeteiligung ermittelt werden.

- 46 -

Zog man die Art der Alveolenbeteiligung zur Betrachtung hinzu, so zeigte sich, daß Komplikationen

hauptsächlich bei bereits zum Zeitpunkt der Einlieferung leerer Alveole, bei vollretinierten Zähnen und bei

Einstrahlen der Frakturlinie in den Apexbereich auftratenmm. Die wenigsten Komplikationen traten bei nur

parodontaler Beteiligung oder intraseptalem Verlauf der Frakturlinie auf.

0

2 0

4 0

6 0

8 0

1 0 0

1 2 0

1 4 0

1 6 0

Zahn

bete

iligu

ngen

A p e x i n t r a s e p t a l leere Alveole Parodonta lspa l t tei lret iniert vol l ret iniert

Alveolenbetei l igung

Alveolenbetei l igung, Zahnver lust und Kompl ikat ionen (n = 297)

entfernt / fehlend entfernt / fehlend mit Kompl ikat ionennicht entfernt nicht ent fernt mit Kompl ikat ionen

Abbildung 24: Alveolenbeteiligung, Zahnverlust und Komplikationen (n=297)

Entfernt wurden 75% der teilretinierten, 49% der vollretinierten, 40,3% der mit dem Apex im Frakturspalt

stehenden, 7,1% der parodontal betroffenen Zähne und keiner der intraseptal betroffenen Zähne bzw. sie

waren durch das Trauma verloren gegangen.

Begleitverletzung

Es fanden sich bei 637 Patienten Begleitverletzungen, 624 erlitten keine weiteren Verletzungennn. An

erster Stelle standen hier die Commotio cerebri (184 Fälle) in 14 % der Verletzten. Ihr folgten die

Extremitäten- (98 Fälle) und die Jochbein-/Jochbogenfraktur.oo

mm Kriterien: Frakturlokalisation, Alveolenbeteiligung und Zahnbeteiligung sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

nn Kriterien: Begleitverletzung ist erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

oo Kriterien: Begleitverletzungen sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Begleitverletzung

- 47 -

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

Fallz

ahl

Abdo

men

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com

mot

io c

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ri

cont

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cer

ebri

Extre

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II

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delb

asis/

-ka

lotte

Begleitverletzung

Begleitverletzungen (n=638)

Abbildung 25: Begleitverletzungen (n=638)

Begleitverletzung - Frakturlokalisation

1077mal fanden sich weitere Verletzungen im Zusammenhang mit einzelnen Unterkieferfrakturen aus

2093 Frakturenpp. Sie erschienen am häufigsten mit tiefen Collumfrakturen, beim Unterkieferkörper und

im symphysären Bereich. Betrachtet man die Ratio „weitere Verletzungen : keine weiteren

Verletzungen“, so besagt eine Zahl >1, daß diese Frakturlokalisation eher mit weiteren Verletzungen

vergesellschaftet ist, ist die Zahl <1, so sind Begleitverletzungen unwahrscheinlicher.

Hier führte die Fraktur des Muskelfortsatzes (3,6), die 3,6mal häufiger mit Begleitverletzungen anzutreffen

war als ohne, gefolgt von der Alveolarfortsatzfraktur (1,8), der Kieferwinkelfraktur (1,7), den Frakturen des

symphysären Bereiches (1,3) und des tiefen Collums (1,2).

Eher nicht mit anderen Verletzungen anzutreffen war die hohe Collumfraktur (0,6), die 1,6mal häufiger

ohne Begleitverletzungen zu finden war, gefolgt von Frakturen des aufsteigenden Asts (0,8) und des

Unterkieferkörpers (0,8) sowie Frakturen in der Eckzahngegend (0,9).

Tabelle 18: Frakturlokalisation und weitere Verletzungen (n=2093)

Frakturlokalisation Begleit-verletzungkeine Begleit-verletzungen

Begleitverletzung :keine Begleitv.Verletzungen

Alveolarfortsatzfraktur 25 14 1,8Eckzahngegend 40 44 0,9

pp Kriterien: Frakturlokalisationen sind erfaßt, weitere Verletzungen sind positiv oder negativ erfaßt; Mehrfachnennungen der Begleitverletzungen

oder Frakturen treten bei multiplen Frakturen oder Begleitverletzungen an einem Patienten auf. Basis der Auswertung ist die Fraktur.

- 48 -

hohe Collumfraktur 33 58 0,6Kieferwinkel 88 52 1,7Muskelfortsatz 18 5 3,6Ramus ascendens 25 30 0,8symphysärer Bereich 182 136 1,3tiefe Collumfraktur 375 326 1,2Unterkieferkörper 291 351 0,8Gesamtsumme 1077 1016 1,1

2514

40 4433

58

88

52

18 525 30

182

136

375

326

291

351

0

50

100

150

200

250

300

350

400

Fallz

ahl

Alveolar

fortsatz

fraktu

r

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfraktu

r

Kieferw

inkel

Muskelf

ortsatz

Ramus a

scen

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symphys

ärer B

ereich

tiefe

Collumfra

ktur

Unterkie

ferkö

rper

Lokalisation

Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2093)

weitere Verletzungen keine weiteren Verletzungen

Abbildung 26: Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2093)

Begleitverletzung - Frakturursache

Wurden die gefundenen Begleitverletzungen (Gesamtzahl = 638) in Bezug zu den Ursachen gesetzt, so

zeigte sich, daß die Gruppe Projektil bei geringer Beteiligung am Gesamtfrakturaufkommen die erste

Stelle einnimmt (ratio weitere Verletzungen : gesamt ist 4,5)qq. Danach folgten der Suizidversuch (4,4),

die Gruppe Rücksitz (4) und Fahrer (3,5).

Tabelle 19: Frakturen mit Begleitverletzungen : Frakturursache (n=638)

Frakturursache Fallzahl Prozent Prozent vomGesamtfrakturaufkommen

Begleitverletzung :keine Begleitv.

Projektil 6 0,9 0,2 4,5Suizidversuch 20 3,1 0,7 4,4Rücksitz 10 1,6 0,4 4,0Fahrer 198 31,0 8,8 3,5

qq Kriterien: Verletzungsursache und Begleitverletzungen sind erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 49 -

nicht angeschnallt 9 1,4 0,5 2,8Beifahrer 46 7,2 2,7 2,7Verkehrsunfall 8 1,3 0,7 1,9Motorrad 20 3,1 1,7 1,8Wegeunfall 12 1,9 1,1 1,7Rollerblades o ä 3 0,5 0,4 1,3Arbeitsunfall 17 2,7 2,4 1,1Fußgänger 1 0,2 0,2 1Kollision 17 2,7 2,7 1Schlagwaffe 2 0,3 0,4 0,8Fahrrad 74 11,6 16,0 0,7Sturz 98 15,4 23,1 0,6Pferdetritt 5 0,8 1,5 0,5Faustschlag 85 13,3 29,7 0,4Sportunfall 7 1,1 5,5 0,2Gesamt 638 100,0 100,0rr 1

Verletzungsmuster

Frakturlokalisation - Frakturursache

2020 Frakturlokalisationen war eine Frakturursache zugeordnetss.

Die Zusammenschau zeigte in der Gruppe der als Fahrer eines geschlossenen KFZ Verunglückten die

tiefe Gelenkfortsatzfraktur als häufigste Frakturstelle, gefolgt vom Unterkieferkörper und mit einigem

Abstand der Fraktur im Medianbereich.

Das Unterkieferverletzungsmuster, das Fahrradunfälle bevorzugt hervorrufen, bestand zunächst aus tiefen

Collumbrüchen, denen erst mit weitem Abstand Kontinuitätsdurchtrennungen im Medianbereich und

dann im Unterkieferkörper folgten.

Bei den durch Faustschläge o. ä. verletzten Patienten lag die Unterkieferkörperfraktur weit vorn, gefolgt

von der Fraktur des tiefen Collums und mit geringem Abstand der Fraktur im symphysären Bereich.

Die durch Sturz hervorgerufenen Verletzungen des Unterkiefers zeigten eine Vorrangstellung des tiefen

Collums, relativ dicht gefolgt vom Unterkieferkörper und mit einigem Abstand der Fraktur im

Medianbereich.

rr 98,7% durch Rundungsdifferenzen

ss Kriterien: Frakturursache und Frakturlokalisation sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 50 -

Arb

eits

unfa

ll

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fahr

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all

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

An

zah

l

Frakturursachen

Frakturlokalisation und Frakturursache (n=2020)

Alveolarfortsatzfraktur Eckzahngegend hohe Collumfraktur

Kieferwinkel Muskelfortsatz Ramus ascendens

symphysärer Bereich tiefe Collumfraktur Unterkieferkörper

Abbildung 27: Frakturlokalisation und Frakturursache (n=2020)

- 51 -

Frakturlokalisation – Begleitverletzung

Begleitverletzungen waren 2154mal mit einzelnen Frakturlokalisationen vergesellschaftet.tt

Einige Säulen der Grafik lassen erkennen, daß es bei bestimmten Lokalisationen häufiger schwerere

Verletzungen gab, bei anderen hingegen leichtere Begleitverletzungen typisch waren.

So war die Kieferwinkelfraktur mit allen Begleitverletzungen anzutreffen, Abdominalorgane waren hier

ebenso häufig verletzt wie die Lunge. Alle drei Le – Fort – Klassifizierungen waren gleichmäßig vertreten.

Dieses Bild fand sich ebenfalls für die Unterkieferkörperfrakturen und Frakturen im symphysären Bereich.

Eine andere Gruppe ähnlicher Verletzungsmuster bildeten die Muskelfortsatzfraktur und die Fraktur des

aufsteigenden Astes. Sie zeigten die deutlichste Vergesellschaftung mit der Jochbeinfraktur, bei

weitgehendem oder völligem Fehlen von Le – Fort – Frakturen. Der aufsteigende Ast wies zusammen mit

den Kieferwinkelbrüchen eine relativ hohe Orbitaverletzungshäufigkeit auf.

Die restlichen Unterkieferfrakturlokalisationen zeigten ein uneinheitliches Gemisch anderer

Begleitverletzungen.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

Fallz

ahl

Unt

erki

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körp

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z

Ram

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scen

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sym

phys

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Ber

eich

tiefe

Col

lum

frakt

ur

Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2154)

zentraler NS-Schaden

Schädelbasis/-kalotte

Rumpfskelettfraktur

peripherer NS-Schaden

Orbitafraktur

Nasenbeinfraktur

Lungenverletzung

Jochbeinfraktur

Le-Fort-III

Le-Fort-II

Le-Fort-I

Extremitätenfraktur

contusio cerebri

commotio cerebri

Abdomenorgane

Abbildung 28: Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2154)

tt Kriterien: weitere Verletzungen und Frakturlokalisationen sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 52 -

Frakturursache – Begleitverletzung

Bei 1055 von 1316 Datensätzen fanden sich neben Unterkieferfrakturen auch Begleitverletzungen

(80,2%).

Es zeigte sich, daß komplexe und schwere Organverletzungen, wie die contusio cerebri, die Verletzung

von Lunge oder Abdominalorganen sowie die Le-Fort-III – Fraktur mit höherenergetischen

Verletzungeereignissen, wie Fahrer oder Beifahrer eines geschlossenen KFZ und teilweise auch Stürzen

vergesellschaftet waren, Faustschläge u.ä. führten zu solitären weiteren Frakturen und weniger zu

Verletzungen innerer Organe. Unfälle als Fahrradfahrer hingegen hatten hauptsächlich Frakturen im

Schädelbereich und einige Verletzungen der ungeschützteren Abdominalorgane zur Folge, während die

thorakalen Organe unbeschadet blieben.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

Fallz

ahl

Abdomenorg

ane

com

motio

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cont

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cere

bri

Extrem

itäte

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Lungenverle

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chad

en

Frakturursache und Begleitverletzung (n=1055)

Arbeitsunfall Beifahrer Fahrer Fahrrad FaustschlagFußgänger Kollision Motorrad nicht angeschnallt PferdetrittProjektil Rollerblades o ä Rücksitz Schlagwaffe SportunfallSturz Suizidversuch Verkehrsunfall Wegeunfall

Abbildung 29: Frakturursache und Begleitverletzung (n=1055)

Begleitverletzung – Frakturursache

Kehrt man die Verknüpfung um und betrachtet die Begleitverletzungen ursachenbezogenuu, so fand man

in der Gruppe Fahrer eines geschlossenen KFZ zunächst die Commotio cerebri und

uu Kriterien: Verletzungsursache und Begleitverletzungen sind erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 53 -

Extremitätenfrakturen weit vorn, gefolgt von Jochbein- und Frakturen des Thorax, der Wirbelsäule und

des Beckens. Auch beim Sturz kam nach der Commotio die Jochbein- und dann die Extremitätenfraktur.

Beim Faustschlag führte ebenfalls die Commotio cerebri gefolgt von Jochbeinfrakturen und

Nasenbeinbrüchen.

Der Fahrradunfall wies ebenfalls die Commotio cerebri als häufigste Begleitverletzung auf, ihr folgten

gleichauf die Extremitätenfraktur und die Jochbeinfraktur.

Beifahrer erlitten Begleitverletzungen in gleicher Wahrscheinlichkeitsreihenfolge wie Fahrer.

Tabelle 20: Begleitverletzung und Frakturursache (n=638)

Begleitverletzung

Frakturursache Ab

do

men

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frak

tur

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bas

is/-

kalo

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SummeProzent

e

Arbeitsunfall 0 4 3 1 0 1 1 1 1 0 0 0 4 1 17 2,7Beifahrer 2 11 1 10 4 1 0 6 2 0 1 1 5 2 46 7,2Fahrer 3 51 11 35 10 8 6 26 6 10 2 2 23 5 198 31,0Fahrrad 2 31 1 11 2 5 0 11 0 5 1 1 1 3 74 11,6Faustschlag 1 23 22 6 1 0 2 15 0 16 3 8 6 2 85 13,3Fußgänger 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0,2Iatrogen 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,0Kollision 0 6 0 1 2 1 1 2 1 0 0 0 3 0 17 2,7Motorrad 0 9 1 3 1 0 0 0 1 1 0 0 3 1 20 3,1nicht angeschnallt 1 2 0 1 0 0 0 2 0 0 0 1 1 1 9 1,4Pathologisch 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0,0Pferdetritt 0 3 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 1 5 0,8Projektil 0 0 1 0 0 0 1 2 0 0 1 1 0 0 6 0,9Rollerblades o ä 0 1 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 0,5Rücksitz 1 2 1 0 0 1 0 2 0 0 0 0 2 1 10 1,6Schlagwaffe 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 2 0,3Sportunfall 0 3 0 3 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 7 1,1Sturz 0 31 1 15 5 3 0 22 1 8 2 2 5 3 98 15,4Suizidversuch 0 1 0 5 2 3 1 2 1 1 1 0 3 0 20 3,1Verkehrsunfall 0 3 0 2 0 0 0 1 0 1 0 1 0 8 1,3Wegeunfall 1 3 0 2 0 0 1 1 1 0 0 0 2 1 12 1,9

Summe 11 184 22 98 27 23 13 96 15 41 12 16 59 21 638 100,0

- 54 -

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

Fal

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l

Arbeit

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ll

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nfall

Sturz

Suizidv

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ch

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hrsu

nfall

Weg

eunf

all

Verletzungsursache und Begleitverletzungen (n=638)

Abdomenorgane commotio cerebri contusio cerebri ExtremitätenfrakturLe-Fort-I Le-Fort-II Le-Fort-III JochbeinfrakturLungenverletzung Nasenbeinfraktur Orbitafraktur peripherer NS-SchadenRumpfskelettfraktur Schädelbasis/-kalotte zentraler NS-Schaden

Abbildung 30: Begleitverletzung und Frakturursache (n=638)

Therapie

Für 2019 Frakturen war die Behandlung erfaßtvv. Hiervon wurden 976 (48,3%) konservativ und 1044

(51,7%) chirurgisch behandelt.

Therapie - zeitliche Entwicklung

Die Betrachtung der zeitlichen Entwicklung beider Therapiegruppen für den Untersuchungszeitraum in

Bremen zeigte, daß ab 1991 die chirurgische Therapie überwog. Lediglich im Jahr 1995 wurden mehr

Frakturen konservativ versorgt als chirurgisch.

vv Kriterien: Frakturlokalisation und Versorgung ist erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 55 -

chirurgische und konservative Therapie n=1970

64

91

4251594946

59

586052

4147

42

62 6359 63 62 59

59

42

33

66

42 40

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

hochger

.: 19

97

Jahr

Anz

ahl

chirurgisch konservativ

Abbildung 31 : chirurgische und konservative Therapieww (n=1970)

Therapie - Frakturlokalisation

Die Gelenkfortsätze und der Muskel- sowie der Alveolarfortsatz und der aufsteigende Ast wurden

vornehmlich konservativ therapiert. Unterkieferkörperbrüche, Frakturen im symphysären Bereich und der

Eckzahngegend und Frakturen im Kieferwinkel wurden hauptsächlich chirurgisch behandelt.

ww Werte für 1997 hochgerechnet

- 56 -

Tabelle 21: Frakturlokalisationen und Therapie (n=2019)

Insgesamt mit KomplikationFrakturlokalisation chirurgisch konservativ chirurgisch konservativ

Alveolarfortsatzfraktur 6 32 1 3Eckzahngegend 58 21 3 0hohe Collumfraktur 28 89 3 6Kieferwinkel 69 39 8 0Muskelfortsatz 0 20 0 0Ramus ascendens 15 44 0 1symphysärer Bereich 218 61 17 4tiefe Collumfraktur 105 599 8 22Unterkieferkörper 476 139 57 7

Summe 975 1044 97 43

0

100

200

300

400

500

600

Fallz

ahl

Alveo

larfo

rtsat

zfra

ktur

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfra

ktur

Kiefe

rwin

kel

Musk

elfo

rtsat

z

Ramus

asce

ndens

sym

physär

er B

erei

ch

tiefe

Collu

mfra

ktur

Unterk

iefe

rkörp

er

Lokalisation

Frakturlokalisationen und Versorgung (n=2019)

chirurgisch

konservativ

Abbildung 32: Frakturlokalisation und Versorgung (n=2019)

Therapie – Komplikationen

Es traten in der chirurgisch behandelten Gruppe in 93 Fraktur - Fällen Komplikationen auf (von 975;

9,5%) in der konservativen in 41 Fällen (von 1044; 3,9%).xx

xx Kriterien: Therapie ist erfaßt, Komplikation ist erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 57 -

Die Komplikationen Nervschädigungyy, Plattenlockerung, Zweitfraktur und Sequester waren nur in der

Gruppe der chirurgisch therapierten Patienten anzutreffen, die Gelenkkopfresorption fand sich nur nach

konservativer Behandlung.

Unter den Fehlstellungen fanden sich konservativ angegangene Frakturen mit 21 Fällen an erster Stelle,

das war etwas mehr als doppelt so häufig wie unter den chirurgisch therapierten (9 Fälle).

Die Infektion als häufigste Komplikation wies ein Verhältnis von 39 chirurgisch zu 9 konservativ

behandelten Frakturen auf, die Pseudarthrose ein Verhältnis von 20 chirurgischen Fällen zu 6

konservativen.

0

6

21

9

24

20

9

39

6

20

0

11

03

0 10

5

10

15

20

25

30

35

40

Fal

lzah

l

Nervschädigung

Fehlstellung

Funktionsstörung

Gelenkkopfresorptio

nInfektio

n

Pseudarthrose

Plattenlockerung

Zweitfraktur

Sequester

Komplikation

Versorgung und Komplikation (n=134)

konservativ

chirurgisch

Abbildung 33: Versorgung und Komplikation (n=134)

Therapie – Frakturgrad

Der Frakturgrad von 1995 beurteilbaren Frakturen brachte sehr unterschiedliche Schwerpunkte in der

Versorgung mit sich.zz Die stärkste Tendenz zur chirurgischen Therapie zeigten die Trümmerfrakturen,

95% wurden chirurgisch behandelt (n= 60). Es folgten die Defektfraktur (80%; n = 5), die stark dislozierte

(71,8%; n = 727), die kaum dislozierte (38,6%; n = 831), die nicht dislozierte (16,9%; n = 338) und die

Infraktur (6,7%; n = 30). Ausschließlich konservativ behandelt wurde die Grünholzfraktur (n = 4).

yy Bei den Nervschädigungen ist das kausale Trauma sicherlich weitestgehend im Verletzungsereignis zu sehen

zz Kriterien: Frakturgrad und Versorgungsart sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 58 -

5 7

281

22 8

321

510 522

205

5 7

3 4 1 0 40

100

200

300

400

500

600

Fra

ktu

ran

zah

l

nicht disloziert

Infraktur

kaum disloziert

stark disloziert

Trümmerfraktur

Defektfraktur

Grünholz

Frakturgrad

Frakturgrad und Versorgung (n = 1995)

chirurgisch konservativ

Abbildung 34: Frakturgrad und Versorgung (n=1995)

Therapie - Altersgruppe

In der altersspezifischen Betrachtung von 1970 Frakturen zeigte sich, daß das Verhältnis beider Therapie

- Obergruppenaaa zueinander nahezu konstant war.

Altersgruppe und Therapie (n=1970)

0

50

1 0 0

1 5 0

2 0 0

00-0

4

05-0

9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Fal

lzah

l

chirurgisch konservativ

Abbildung 35: Altersgruppe und Therapie (n=1970)

Bei weiterer Aufschlüsselung fand sich in einer prozentualen Betrachtung eine Abnahme der IMF als

alleiniger (also konservativer) Therapie mit dem Alter des Patientenbbb. Gleichzeitig nahmen die

aaa Kriterien: Alter bei Verletzung, Frakturlokalisation und gewählte Therapie sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

bbb Kriterien: Therapie und Alter des Patienten sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 59 -

Verhaltensregeln und nachfolgende Kontrolle mehr Platz ein und ersetzten hierdurch die bei

abnehmender Zahnzahl schwieriger werdende IMF.

Abgesehen von den unter 10-jährigen zieht sich die Versorgung mit Miniplatten und AO -

Osteosyntheseplatten relativ gleichmäßig durch alle Altersgruppen, während die offene Reposition des

frakturierten Kiefergelenkköpfchens eher in der ersten und in den unteren Lebensdekaden anzutreffen

war.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

00-0

4

05-0

9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Altersgruppe und Therapie (n=1970)

abgelehnt Drahtosteosynthese FragmententfernungGummizüge IMF keine TherapieKopf-KinnVerband Miniplatten offene Repositionoperative Revision Osteosyntheseplatte ProtheseneinbindungRekonstruktionsplatte Schuchardt TeilresektionTiefziehschiene/gestreut Verhaltensregeln Zugschrauben

Abbildung 36: Altersgruppe und Therapie (n=1970)

Therapie - EICHNER1 - Klassifizierung

Die an 904 Frakturen mögliche Stützzonen - Klassifizierung nach EICHNER1 zeigte, in Bezug zur

Therapieform gesetzt, zunächst wieder, daß die chirurgische Therapie bei den Eichner – Klassen A1, B2,

C2 und C3 überwog, wohingegen sich in der Gruppe B3 geringfügig mehr konservative Therapien fanden

als chirurgische. In den anderen Eichner – Gruppen hielten sich die Therapieformen die Waage.

- 60 -

186

146

5547

6154

333037

191113 1511

2218

35

18

59

34

514 390

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180F

allz

ahl

A1

A2

A3

B1

B2

B3

B4

C1

C2

C3

Ges

amt

Eichner - Klasse

Eichner - Klassen und Therapie (n=904)

chirurgisch konservativ

Abbildung 37: Eichner – Klasse und Therapie (n=904)

Therapie – Zahn im Frakturspalt

Für 715 Zähne im Frakturspalt war ein Therapieverfahren erfaßt.ccc

Hier zeigte sich, daß von 227 verloren gegangenen Zähnen 202 (89%) in der Gruppe der chirurgischen

Therapie anzutreffen waren. Unter den 488 erhaltenen Zähnen waren 305 (62,5%) der chirurgischen

Gruppe zuzuordnen. Dem entsprechend fanden sich 25 verloren gegangene Zähne (11%) in der Gruppe

der konservativ behandelten Frakturen, 183 Zähne im Frakturspalt ( 37,5%) wurden hier erhalten.

Wenn der Zusammenhang zwischen Therapiewahl und einzelnen im Frakturspalt stehenden Zähnen

betrachtet wurde, war sehr deutlich zu sehen, daß Prämolaren, Eckzähne und seitliche Schneidezähne

eher den chirurgisch behandelten Patienten erhalten bleiben, mittlere Schneidezähne und

Weisheitszähne eher den konservativ therapierten.

ccc Kriterien: Zahn im Frakturspalt ist positiv erfaßt, Therapie ist erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 61 -

20

16

12

26

16

28

6

28

5

19

8

12

6

12

28

24

1315

19

24

13

34

7

20

2

22

56

34

20

15

0

5

10

15

20

25

30

35

Anz

ahl

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48Zahn

Therapie und Zähne im Frakturspalt (nur belassene, n=490)

konservativ chirurgisch

Abbildung 38:Zusammenhang von Therapieart und Belassen von Zähnen im Frakturspalt (n=490)

In der Darstellung der verloren gegangenen Zähne fiel die Behandlung der Weisheitszähne in der Gruppe

der chirurgischen Therapieverfahren besonders auf.ddd Die Entscheidung zur chirurgischen Behandlung

erhöhte die Wahrscheinlichkeit des Verlustes von Zahn 38 um den Faktor 6,5, für den Zahn 48 sogar um

den Faktor 11.

3 1 1 0 0 05

0 1 0

9

0

15

0

85

13

3 1 3 1 2 15

03 3 5

06

0

56

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

An

zah

l

31 32 33 34 35 36 37 38 41 42 43 44 45 46 47 48

Zahn

Therapie und Zahnentfernung aus dem Frakturspalt (n=227)

chirurgisch konservativ

Abbildung 39: Therapie und Zahnentfernung aus dem Frakturspalt (n=227)

ddd Zahn im Frakturspalt und Therapieverfahren sind erfaßt, „Zahn entfernt“ ist positiv erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 62 -

Therapie – Krankenhausverweildauer

Die mittlere Krankenhausverweildauer für konservativ behandelte Frakturen betrug 11,6 Tage (1044

Frakturen), für chirurgisch angegangene Frakturen 15,2 Tage (911 Frakturen). Die Minimal- und

Maximalwerte waren in beiden Gruppen gleich mit 0 und 81 Tagen.eee

Materialverbrauch

Die Aufschlüsselung nach dem Materialverbrauch in der Versorgung der einzelnen Frakturlokalisationen

zeigte, daß überwiegend mit Miniplatten gearbeitet wurde. Mit weitem Abstand folgten

Kompressionsplatten und dann Zugschrauben.

Frakturen des symphysären Bereiches, des Unterkieferkörpers und der Eckzahngegend wurden in der

chirurgischen Therapie vornehmlich mit 4– und 6-Loch – Miniplatten versorgt. Kieferwinkelfrakturen und

Frakturen des Ramus ascendens und solche in der Eckzahngegend wurden fast ausschließlich mit

Miniplatten versorgt, während an Frakturen des Unterkieferkörpers und des symphysären Bereiches auch

Kompressionsplatten oder kurze Zugschrauben zum Einsatz kamen.

Es muß hier aber betont werden, daß die nicht übersichtlich darstellbare zeitliche Entwicklung eine

weitgehende Abkehr von den massiven Kompressionsplatten zugunsten der Miniplatten ab etwa 1990

zeigte. Seither wurden Kompressionsplatten nur noch bei Defektfrakturen und ausgedehnteren

Trümmerbrüchen verwendet.

eee Kriterien: Aufnahme- und Entlassungsdaten sowie Therapieverfahren sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 63 -

0

50

100

150

200

250

300

350

Mat

eria

l - M

eng

e

gestr

eute

Schien

e

4-Loc

h-Mini

platte

4-Loc

h-Mini

platte

mit S

teg

5-Loc

h-Mini

platte

6-Loc

h-Mini

platte

6-Lo

ch-X

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8-Loc

h-Mini

platte

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chrau

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Zugs

chrau

be, la

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4-Loc

h-Oste

osyn

these

platte

6-Loc

h-Oste

osyn

these

platte

8-Loc

h-AO-P

latte

L-Oste

osyn

these

platte

Materialtyp

Materialverbrauch (n von Frakturen=1263)

Alveolarfortsatzfraktur Eckzahngegend hohe CollumfrakturKieferwinkel Muskelfortsatz Ramus ascendenssymphysärer Bereich tiefe Collumfraktur Unterkieferkörper

Abbildung 40: Materialverbrauch (n=1263)

- 64 -

Operationsdauer

Operationsdauer - Frakturgrad

In der Betrachtung von 1299 auswertbaren Frakturen zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen

Frakturgradfff und Operationsdauer. Auf den Mittelwert bezogen dauerte die Versorgung der

Trümmerfraktur mit gut dreieinhalb Stunden am längsten, es folgte die Defektfraktur, dann die stark, die

kaum dislozierte und die nicht dislozierte Fraktur, die Infraktur nahm schließlich gut anderthalb Stunden

in Anspruch.

Die breiteste Streuung zeigte die stark dislozierte Fraktur.

Frakturgrad und Operationsdauer (n = 1299)

0,170,92

0,33 0,170,75

1,331,582,43 2,70

3,682,99

2,37

8,58

10,83 10,75

6,50

2,01

5,92

0,00

2,00

4,00

6,00

8,00

10,00

12,00

nicht d

islozie

rt

Infra

ktur

kaum

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oziert

star

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lozie

rt

Trüm

mer

frakt

ur

Defek

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tur

Frakturgrad

Op

erat

ion

sdau

er [h

]

Minimum Mittelwert Maximum

Abbildung 41: Frakturgrad und Operationsdauer (n=1299)

Operationsdauer - Frakturursache

Auch wenn die Frakturursachen betrachtet wurden, zeigte sich eine bisweilen deutliche Streuung der

Operationszeiten. Führend waren im Mittelwert die Verletzungen durch Projektile mit gut fünfeinhalb

Stunden, gefolgt von der Verletzung als Fußgänger, durch Suizidversuch, als Fahrer, als Mitfahrer auf

dem Rücksitz und der Verletzung durch eine Schlagwaffe. An letzter Position fand sich die iatrogene

Fraktur mit anderthalb Stunden Operationsdauer.

fff Kriterien: Frakturgrad, Operationsanfang und –ende sind erfaßt, Art der Versorgung ist „definitive Therapie“; Basis der Auswertung ist die

Fraktur

- 65 -

Die größte Streuung wiesen die als Faustschlag – verursacht kategorisierten Verletzungen auf.

Frakturursache und Operationsdauer (n = 1299)

0,90,5 0,4 0,5 0,3

2,1

1,00,7

1,00,5 0,4 0,6

4,2

1,2

1,91,5

0,4 0,2

1,01,4

0,9

2,2

3,1 3,4

2,2 2,5

5,1

1,5

2,5 2,2 1,91,5

2,4

5,3

2,1

3,2 2,82,4

1,92,3

4,0

2,5 2,5

3,5

8,5 8,6

5,8

10,8

7,2

2,0

7,2

4,1

3,3

2,53,2

6,5

3,0

4,6 4,4

3,3

7,0 7,2

4,1

5,3

0,00

2,00

4,00

6,00

8,00

10,00

12,00

Arbeit

sunf

all

Beifah

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Fahr

er

Fahr

rad

Faus

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g

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Pferde

tritt

Projek

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Roller

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Rücks

itz

Schlag

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Schuß

verle

tzung

Sportu

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Sturz

Suizidv

ersu

ch

Verke

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nfall

Weg

eunfa

ll

Frakturursache

Op

erat

ion

sdau

er [

h]

Minimum Mittelwert Maximum

Abbildung 42: Frakturursache und Operationsdauer (n=1299)

IMF-Dauer

IMF-Dauer - Frakturlokalisation

Die Dauer der intermaxillären Fixation (sowohl als begleitende, wie auch als alleinige Therapie) variierte

deutlich zwischen den verschiedenen Frakturlokalisationenggg. Einige wenige Patienten, die sich

vorübergehend der Kontrolle entzogen, führten zu einer massiven Überhöhung der IMF-Zeiten, wie an den

Maximalwerten zu sehen war.

Frakturen im Eckzahnbereich zeigten mit 31 Tagen die längste mittlere IMF-Dauer, gefolgt vom

Alveolarfortsatz (30,5 Tage) und dem aufsteigenden Ast (29 Tage). Die Spannweiten sind im

symphysären Bereich am größten (90 Tage), gefolgt von Unterkieferkörperbrüchen (78 Tage) und

Frakturen im tiefen Collum (77 Tage). Hohe Kiefergelenksbrüche (50 Tage) und Kieferwinkelfrakturen

folgten mit einigem Abstand.

ggg Kriterien: Frakturlokalisation und Anfang und Ende der IMF sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur. IMF die am gleichen Tag wieder

entfernt wurden, an dem sie eingebunden wurden, führen zu den Nullwerten.

- 66 -

Frakturlokalisation und IMF-Dauer (n=1141)

30,5 31,0

18,226,4

19,529,0 27,2

22,827,0

61

40 2

10

0 0 0

54 52 5450

35

57

90

77 78

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Alveolar

forts

atzfr

aktu

r

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfra

ktur

Kiefe

rwin

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Muskelf

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z

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ereic

h

tiefe

Collu

mfra

ktur

Unterk

iefe

rkörp

er

Frakturlokalisation

IMF

- D

auer

(d

)

Mittelwert Minimum Maximum

Abbildung 43: Frakturlokalisation und IMF – Dauer (n=1141)

Tabelle 22: Frakturlokalisation und IMF – Dauer (n=1141)

Frakturlokalisation Fallzahl IMF-Mittelwert [d]

IMF-Minimum [d]

IMF-Maximum [d]

Alveolarfortsatzfraktur 8 30,5 6 54Eckzahngegend 38 31,0 1 52hohe Collumfraktur 64 18,2 4 54Kieferwinkel 56 26,4 0 50Muskelfortsatz 12 19,5 2 35Ramus ascendens 32 29,0 10 57symphysärer Bereich 163 27,2 0 90tiefe Collumfraktur 461 22,8 0 77Unterkieferkörper 307 27,0 0 78

Summe 1141

IMF – Dauer - Altersgruppe

Die folgende Grafik stellt die durchschnittliche IMF – Dauer in Bezug zum Verletztenalter darhhh. Es

zeigte sich, daß in den Altersgruppen deutliche Unterschiede sowohl im Hinblick auf die

Frakturlokalisation als auch die IMF - Dauern bestanden. So fanden sich in den ersten beiden

Altersgruppen nur je eine Frakturlokalisation, die mit IMF therapiert wurde, und zwar das tiefe Collum und

der symphysäre Bereich.

hhh Kriterien: Alter, Frakturlokalisation und IMF – Beginn und –Ende sind erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 67 -

Auch in der Altersgruppe 60 - 64 waren nur tiefe Collum – Frakturen mit IMF versorgt worden, in der

Altersgruppe 75 – 79 fanden sich nur Frakturen im Bereich des tiefen Gelenkfortsatzes und im

symphysären Bereich.

00-0

4

05-0

9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

0

50

100

150

200

250

300

IMF

-Dau

er [d

]

Altersgruppe

IMF-Dauer zu Lokalisation und Altersgruppe (n=1119)

Alveolarfortsatzfraktur Eckzahngegend hohe CollumfrakturKieferwinkel Muskelfortsatz Ramus ascendenssymphysärer Bereich tiefe Collumfraktur Unterkieferkörper

Abbildung 44: durchschnittliche IMF – Dauer zu Lokalisation und Altersgruppe (n=1119)

- 68 -

Komplikation

Es wurden 117 aufgetretene Komplikationen erfaßt. Dies entsprach einem Anteil von 6,6% am

Gesamtfrakturaufkommen.

Mit weitem Abstand führte die Infektion des Frakturspaltes (43 von 117 Fällen, 36,8%), gefolgt von der

Heilung in Fehlstellung (24 Fälle, 20,5%) und der Pseudarthrose (28 Fälle, 23,9%). Die genaue

Verteilung zeigt die folgende Tabelle:

Tabelle 23: Komplikationen (n=117)

Komplikation Fallzahl ProzentDysästhesie 5 4,2Fehlstellung 24 20,5Funktionsstörung 4 3,4Gelenkkopfresorption 1 0,9Infektion 43 36,8Pseudarthrose 28 23,9Plattenlockerung 8 6,8Zweitfraktur 3 2,6Sequester 1 0,9Summe 117 100

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

Fallz

ahl

Komplikationen (n=117)

Dysästhesie Fehlstellung FunktionsstörungGelenkkopfresorption Infektion PseudarthrosePlattenlockerung Zweitfraktur Sequester

Abbildung 45 : Komplikationen (n=117)

- 69 -

Komplikation - Grunderkrankung

385 Frakturen waren mit Grunderkrankungen vergesellschaftet (18,6% aller Frakturen)iii. Bei 18 dieser

Frakturen traten Komplikationen auf (4,9%). Unter den Frakturen, die nicht mit Grundkrankheiten

anzutreffen waren (1695), traten 137 Komplikationen auf (8,1%).

Die Verhältnis Komplikation ohne Grunderkrankung : mit Grunderkrankung beträgt 4,4:1, Komplikationen

traten also häufiger bei Patienten ohne Grunderkrankungen auf.

13718

1550

367

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

Fal

lzah

l

mit Komplikation ohne Komplikation

Grunderkrankung und Komplikation (n=2072)

keine Grunderkrankung Grunderkrankung

Abbildung 46: Grunderkrankung und Komplikation (n=2072)

Die folgende Grafik zeigt die Komplikationsvarianten in Bezug zum Vorhandensein oder Fehlen von

Grunderkrankungenjjj. Häufigste Komplikation war die Infektion; 7 von 43 Infektionsfällen wiesen eine

Grunderkrankung auf (keine Grunderkrankungen zu Grunderkrankungen wie 6,1:1). Es folgen die

Pseudarthrose mit 29 Fällen insgesamt (4,1:1 ; 7 Fälle mit Grunderkrankungen), die Fehlstellung mit 15

Fällen (3,75:1 ; 4 Fälle mit Grunderkrankungen). Die Dysästhesie, die Funktionsstörung und die

Gelenkkopfresorption wurden nur ohne das Vorhandensein von Grunderkrankungen vorgefunden; 5, 4

bzw. 1 Fraktur waren dokumentiert.

iii Kriterien: Frakturlokalisation und Grunderkrankung sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

jjj Kriterien: Komplikationen und Grunderkrankungen sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 70 -

5

0

11

4 4

0 1 0

36

7

22

7 7

10

31

00

5

10

15

20

25

30

35

40

Fallz

ahl

Dysäs

thes

ie

Fehls

tellu

ng

Funktio

nsstö

rung

Gelen

kkopfre

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tion

Infe

ktio

n

Pseudar

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Platte

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Refra

ktur

Seques

ter

Komplikation

Grunderkrankung und Komplikation (n=109)

keine GEKGEK

Abbildung 47: Grunderkrankungen und Komplikationen (n=109)

Wurden die 22 mit Grunderkrankungen vergesellschafteten Komplikationen aufgeschlüsselt, so zeigte

sich, daß die Suchtkrankheit mehr als die Hälfte der Fälle ausmachte (14 von 25; 56%)kkk. Ihr folgte mit

einigem Abstand die Herz – Kreislauf – Erkrankung (4 von 25 Fällen; 16%) .

1 1

14

1 1

4

0

2

4

6

8

10

12

14

Fallz

ahl

ande

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leid

en

Suc

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eit

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Dia

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s

Her

z - K

reis

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-E

rkra

nkun

g

Komplikation und Grunderkrankung (n=22)

kkk Kriterien: Frakturlokalisation ist erfaßt, Grunderkrankung ist positiv, Komplikation ist positiv; Basis der Auswertung ist der Patient

- 71 -

Abbildung 48: Komplikation und Grunderkrankung (n=22)

Komplikation - Rauschmittel

Die zum Einlieferungszeitpunkt oder anamnestisch zum Verletzungszeitpunkt in 137 Fällen mit

nachfolgenden Komplikationen anzutreffende Rauschmittel - Intoxikation zeigte vornehmlich den Alkohol

als beteiligt.lll

Drogenmißbrauch fand sich nur bei der Fehlstellung und der Infektion mit jeweils 2 Fällen (insgesamt 4

von 137 Komplikationen; 2,9%), Alkohol dagegen bei der Infektion (9 von 49 Fällen; 18,4%), der

Pseudarthrose (6 von 27 Fällen; 22,2%) und bei der Fehlstellung (5 von 29 Fällen; 12,8%) anzutreffen

war. Medikamentenabusus war in keinem Fall vergesellschaftet mit Komplikationen.

Rauschmittel insgesamt waren zu 56% am Komplikationsaufkommen beteiligt. Im Ge-

samtfrakturaufkommen waren Rauschmittel in 21,4% zu finden.

1 0

5 5

2

22

1

5

0 1

9

2

38

1

6

21

1

10

21 1 1

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Fallz

ahl

Arthrose

Dysästhesie

Fehlstellung

Funktionsstörung

Gelenkkopfresorptio

nInfektio

n

Nervschädigung

Pseudarthrose

Plattenlockerung

Refraktur

Schiefstellung

Sequester

Komplikation

Komplikation und Rauschmittel (n=137)

Alkohol

Drogen

keineRauschmittel

Abbildung 49: Komplikation und Rauschmittel (n=137)

Häufigste Komplikation war hierbei die Infektion (38 von 137 Komplikationen; 27,7% der Komplikationen),

gefolgt von der Heilung in Fehlstellung (22 von 137; 16,1%) und der Pseudarthrose (21 von 137;

15,3%)mmm. Später folgte die Plattenlockerung.

lll Kriterien: Komplikationen und Rauschmittel sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

mmm Kriterien: Frakturlokalisation ist erfaßt; Komplikationen sind erfaßt; Basis der Auswertung sind die Frakturen

- 72 -

Komplikation – Frakturlokalisation

Für 137 Frakturen waren Komplikationen erfaßt.nnn Aufgeschlüsselt auf die Lokalisationen ergab sich

folgende Verteilung:

An erster Stelle fand sich die Unterkieferkörperfraktur mit 45,2% der Komplikationen, gefolgt von der

tiefen Collumfraktur mit 21,2% und der Fraktur im symphysären Bereich mit 14,6%. Bezogen auf das

Gesamtkollektiv ergaben sich somit 6,6 % mit Komplikationen vergesellschaftete Frakturen, 3% waren

hiervon allein im Unterkieferkörper zu finden.

nnn Kriterien: Frakturlokalisation ist erfaßt; Komplikationen sind erfaßt; Basis der Auswertung sind die Frakturen

- 73 -

Tabelle 24: Komplikation und Frakturlokalisation (n=137)

Frakturlokalisation Anzahl derKomplikatione

n

relativer prozen-tualer Anteil

prozentualer Anteilam Gesamtfraktur-

aufkommenAlveolarfortsatzfraktur

4 2,9 0,2

Eckzahngegend 3 2,2 0,1hohe Collumfraktur 9 6,6 0,4Kieferwinkel 8 5,8 0,4Ramus ascendens 2 1,5 0,1symphysärer Bereich 20 14,6 1tiefe Collumfraktur 29 21,2 1,4Unterkieferkörper 62 45,2 3

Summe 137 100 6,6

4 3

9 82

20

29

62

0

10

20

30

40

50

60

70

Anz

ahl

Alveolar

forts

atzfr

aktu

r

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfra

ktur

Kiefe

rwin

kel

Ramus a

scen

dens

sym

physär

er B

erei

ch

tiefe

Collu

mfra

ktur

Unterk

iefe

rkörp

er

Lokalisation

Frakturlokalisation und Komplikation (n=137)

Abbildung 50: Frakturlokalisation und Komplikation (n=137)

Komplikation – Einlieferungszeit

Die mittlere Einlieferungszeitooo,ppp von 66 Patienten, für die später Komplikationen diagnostiziert wurden

(n=66), betrug 7,2 Tage. Für Patienten, die später keine Komplikationen erlitten, betrug sie 7,4 Tage.

ooo Die Einlieferungszeit ist die Zeit zwischen Verletzung und stationärer Aufnahme. Um starke Verfälschungen der Statistik zu minimieren wurden

einige wenige Fälle mit Einlieferungszeiten von mehr als 30 Tagen von dieser Betrachtung ausgeschlossen.

- 74 -

Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Komplikationen war zu erkennen, daß die Plattenlockerung mit 24

Tagen den höchsten Mittelwert aufwies, gefolgt von der Infektion mit 7,6 Tagen. Die folgende Tabelle gibt

einen Überblick über Durchschnittswerte und zugrunde liegende Fallzahlen:

Tabelle 25: Komplikationen und Einlieferungszeit (n=66)

[Tage]Komplikation

minimaleEinlieferungszeit

Mittelwert derEinlieferungszeit

maximaleEinlieferungszeit Fallzahl

Nerv-schädigung

1 3,7 10 6

Fehlstellung 1 5 23 15

Funktions-störung

2 3,4 6 3

Infektion 1 7,6 20 27

Pseudarthrose

1 6 21 11

Platten-lockerung

18 24 30 2

Zweitfraktur 4 4 4 1

Sequester 4 4 4 1

Durchschnitt/Summe

4 7,2 14,866

ppp Kriterien: Frakturdatum war erfaßt, stationäre Aufnahme war erfaßt; Die Einlieferungszeit berechnet sich aus der Differenz von erster

stationärer Aufnahme und Frakturdatum. Die hohen Werte sind hervorgerufen durch nicht seltene Vorstellung Monate oder Jahre nach der

Verletzung. Basis der Auswertung ist der Patient

- 75 -

Komplikation und Einlieferungszeit (n=66)

1 1 2 1 1

18

3,7 5,03,4

7,66,0

24,0

4,0 4,0

10

23

6

20 21

30

0

5

10

15

20

25

30

35

Nervschädigung

Fehlstellung

Funktionsstörung

Infektion

Pseudarthrose

Plattenlockerung

Refraktur

Sequester

Komplikation

Ein

liefe

run

gsz

eit

[d]

Min von EinlieferungszeitMittelwert von EinlieferungszeitMax von Einlieferungszeit

Abbildung 51: Komplikation und Einlieferungszeit (n=66)

Antibiose

834 Patienten wurden im Zusammenhang mit der Kieferfraktur mit Antibiotika behandelt (63,4% des

Patientengutes).

Die stationäre Antibiosedauern beliefen sich auf durchschnittlich 16 Tage.

Krankenhausverweildauer

Krankenhausverweildauer – Altersgruppe

Für 1185 Patienten war die Krankenhausverweildauer dokumentiert. Die durchschnittliche

Krankenhausverweildauer betrug 13,3 Tage.

Die mittlere Krankenhausverweildauer stieg bis zur sechsten Lebensdekade leicht an und schwankte

danach deutlich, die maximale Krankenhausverweildauer zeigte ihre Höhepunkte zwischen 15 und 25

Jahren und in der Altersgruppe der 55– bis 60-jährigenqqq.

qqq Kriterien: Verletzenalter und Einlieferungs- als auch Entlassungsdatum sind erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 76 -

Krankenhausverweildauer und Altersgruppe (n=1185)

81

10,3076923111,11052632

11,6742424212,1320754713,17708333

14,01408451

1413,0620,82142857

17,88235294

10,2 6,5

911,928571438,7142857146,869565217

12,0108108115,7

11,466666677,200 5 1150 4 4 4

91 0 1 0 0 0 0 1 0

57

28

45

28

21

6769

4951

27

41

58

5256

70

23 17

9 9

0

10

20

30

40

50

60

70

80

9000

-04

05-0

9

10-1

4

15-1

9

20-2

4

25-2

9

30-3

4

35-3

9

40-4

4

45-4

9

50-5

4

55-5

9

60-6

4

65-6

9

70-7

4

75-7

9

80-8

4

85-8

9

90-9

4

95-1

00

Altersgruppe

Kra

nke

nh

ausv

erw

eild

auer

[d

]

Mittelwert Minimum Maximum

Abbildung 52: Krankenhausverweildauer und Altersgruppe (n=1185)

Krankenhausverweildauer – Frakturlokalisation

Für 1172 Frakturlokalisationen war die Krankenhausverweildauer dokumentiert.

In der grafischen Darstellung des Zusammenhanges zwischen Frakturlokalisation, Kran-

kenhausverweildauer und Vorhandensein von Begleitverletzungen wurde sichtbar, daß

Begleitverletzungen einen deutlichen Einfluß auf die Krankenhausverweildauer hatten. rrr

Die Alveolarfortsatzfraktur und die Muskelfortsatzfraktur zeigten ohne Begleitverletzungen eine längere

Krankenhausverweildauer als mit, alle anderen Frakturlokalisationen zeigten bei Vergesellschaftung mit

Begleitverletzungen eine bisweilen deutlich höhere Krankenhausverweildauer.

rrr Kriterien: Frakturlokalisation und Einlieferungs- und Entlassungsdatum sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 77 -

Krankenhausverweildauer und Frakturlokalisation (n=1857)

11,7 12,8 13,1 16,2 12,9 13,211,013,0 13,0

01 0 011 402

81

5754

57

69

44 44

81

70

0,00

10,00

20,00

30,00

40,00

50,00

60,00

70,00

80,00

90,00

Alveo

larfo

rtsat

zfra

ktur

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfra

ktur

Kiefe

rwin

kel

Musk

elfo

rtsat

z

Ramus

asce

ndens

sym

physär

er B

erei

ch

tiefe

Collu

mfra

ktur

Unterk

iefe

rkörp

er

Frakturlokalisation

Kra

nke

nh

ausv

erw

eild

auer

[d]

Mittelwert Minimum Maximum

Abbildung 53: Krankenhausverweildauer und Frakturlokalisation (n=1857)

Krankenhausverweildauer – Frakturursache

Wurde nicht die Frakturlokalisation, sondern die Verletzungsursache mit der Krankenhausverweildauer in

Bezug gesetzt, so lag die Verletzung durch ein Projektil mit dem längsten mittleren stationären

Aufenthalt (30,7 Tage) vor der Verletzung als Fußgänger (28 Tage) und mit weiterem Abstand folgend der

Verletzung als Fahrer eines geschlossenen KFZ (20,8 Tage) an erster Stellesss.

sss Kriterien: Frakturursache und Einlieferungs- und Entlassungsdatum sind erfaßt.

- 78 -

Krankenhausverweildauer und Frakturursache (n=1174)

13,5

28,030,7

7,6

19,0

3 20 0 0

20

2 1 2 2 20 0

3 3

54

69 70

56

4145

52 53

33

43

32

48 50

67

33

58

17,8 20,8

10,7

10,2

11,5

10,8

13,0

14,0

13,5

11,6

13,0

7,6

11,6

18,6

11,216,5

8,8101115

44

13 17

1316

19

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Arbeit

sunf

all

Beifah

rer

Fahr

er

Fahr

rad

Faus

tschla

g

Fußg

änge

r

iatro

gen

Kollisi

on

Motor

rad

nicht

ange

schn

allt

path

ologis

ch

Pferde

tritt

Projek

til

Roller

blade

s o ä

Rücks

itz

Schlag

waffe

Schuß

verle

tzung

Sportu

nfall

Sturz

Suizidv

ersu

ch

Verke

hrsu

nfall

Weg

eunfa

ll

Frakturursache

Kra

nke

nh

ausv

erw

eild

auer

[d

]

Mittelwert Minimum Maximum

Abbildung 54: Krankenhausverweildauer und Frakturursache (n=1174)

Soziales Umfeld

Bei 21,4% der Verletzten stand die Fraktur im Zusammenhang mit Rauschmitteln.

In 99 von 1316 Fällen wurde eine schlechte Compliance festgestellt (7,5%).

Versicherungsverhältnis

Bei der Analyse des Versicherungsverhältnisses der Verletzten fand sich die AOK mit 41,4% an erster

Stelle. Sie versicherte damit über 2/5 der Verletzten. Die Berufsgenossenschaften folgten mit 8,1% und

die Betriebskrankenkassen mit 8% in einigem Abstand. An vierter Stelle folgten die

Innungskrankenkassen mit 5,8% und das Sozialamt mit 5,6% als Versicherungsträger. Der Anteil an

Privatpatienten betrug 4%.

- 79 -

Versicherungsverhältnis (n=1342)

OhneKKH

Bundesknappschaft

HEKKKK

BuM Verteidigung

GEK

LKKsonstige

BuA Zivildienst

FH PolizeiHME

TKK

GUV

BEK

privat

DAKHKK Sozialamt

IKK

BG

BKK

AOK

Abbildung 55: Versicherungsverhältnis (n=1342)

Tabelle 26: Versicherungsverhältnis (n=1301)

Krankenkasse Anzahl von Krankenkasse prozentualer AnteilAOK 540 41,5BG 106 8,1BKK 104 8,0IKK 76 5,8Sozialamt 73 5,6HKK 70 5,4DAK 66 5,1privat 52 4,0BEK 36 2,8GUV 35 2,7TKK 33 2,5BuM Verteidigung 24 1,8LKK 15 1,2GEK 13 1,0sonstige 12 0,9BuA Zivildienst 9 0,7Militär 9 0,7FH Polizei 7 0,5HME 6 0,5HEK 6 0,5KKK 5 0,4Bundesknappschaft 2 0,2KKH 1 0,1Ohne 1 0,1Summe 1301 100

- 80 -

Wohngebiet

Die Darstellung des Zusammenhanges zwischen Postleitzahl des Wohngebietes des Verletzten über

mehrere Perioden unter Auslassung weniger häufig vorkommender Frakturursachen zeigte eine

ortsabhängig parallele Häufung verschiedener Frakturursachen, aber auch eine gegenläufige. Es

erschienen Postleitzahlengebiete, in denen der Faustschlag mehrfach häufiger als der Fahrradunfall

auftrat (z.B. bei 27243, 27306, 27798, 28340), es erschienen aber auch Wohngebiete, die das

umgekehrte Verhältnis aufwiesen (ca. 27366 und 28876). Der Sturz als Frakturursache zeigte sich mal

gehäuft mit dem Faustschlag,mal eher mit dem Fahrradunfall.

Frakturursache und Wohngebiet (nach PLZ)

0

2

4

6

8

10

12

14

10

55

71

47

70

21

10

72

17

62

26

12

22

61

31

26

19

72

63

86

26

50

62

66

55

26

83

12

72

11

27

23

92

72

45

27

25

42

72

59

27

28

32

73

05

27

31

32

73

21

27

32

72

73

33

27

33

72

73

56

27

37

42

73

86

27

40

42

74

19

27

44

62

75

72

27

57

82

76

24

27

71

12

77

26

27

74

92

77

53

27

77

12

77

93

27

80

12

78

09

28

19

52

81

99

28

20

32

82

07

28

21

12

82

15

28

21

92

82

39

28

27

72

83

07

28

32

52

83

29

28

35

72

87

17

28

75

52

87

59

28

77

92

88

16

28

84

42

88

65

28

87

62

96

14

29

66

42

96

93

31

58

23

16

09

32

80

54

94

48

Postleitzahl

Fal

lzah

l

4 Per. gleitender Durchschnitt (Faustschlag) 4 Per. gleitender Durchschnitt (Sturz)4 Per. gleitender Durchschnitt (Fahrrad)

Abbildung 56: Frakturursache und Wohngebiet ttt

Berufliche Ausbildung

In der Betrachtung der beruflichen Tätigkeit der Verletzten lag die Gruppe der Berufstätigen mit

Lehrberufen weit vorn, ihr folgten die Gruppen der ungelernten Berufstätigen, der Schüler und der

Arbeitslosenuuu.

ttt Um eine visuell erfaßbare Grafik zu erhalten wurde die Darstellung als gleitender Durchschnitt in der 4. Periode gewählt, da mit diesem Grad

Zusammenfassung durch Mittlung von Werten von 81 benachbarten Postleitzahlengebieten eine gute visuelle Glättung ohne Verfälschung der

Aussagen möglich war.

uuu Kriterium: Berufsausbildung des Verletzten ist erfaßt; Basis der Auswertung ist der Patient

- 81 -

Tabelle 27: Berufsausbildung der Verletzten (n=1606)

Berufsausbildung prozentualer AnteilLehrberuf 40,0Schüler 12,8ungelernt 10,6arbeitslos 9,7Rentner 8,3Studium 7,7Wehrdienst 4,3Hausfrau 4,2Kind 1,7Beamter 0,7

berufliche Tätigkeit der Verletzten (n=1606)

arbeitslos

Beamter

Hausfrau

Kind

Lehrberuf

Rentner

Schüler

Studiumungelernt

Wehrdienst

Abbildung 57: berufliche Tätigkeit der Verletzten (n=1606)

Faustschlag und Sturz – Frakturlokalisation - Geschlecht

Wurden der Sturz und der Faustschlag gesondert und aufgeteilt auf die Geschlechter und die

Frakturlokalisationen hin betrachtet, so zeigten sich für die Collum-, Symphysen- und Ramusfrakturen

parallele Frakturursachen – Relationen im Linienbild. Im Bereich des Alveolarfortsatzes, des

Kieferwinkels und des Muskelfortsatzes waren die Verhältnisteile jedoch gegenläufigvvv. Bei den

Alveolarfortsatzfrakturen lag bei den Männern deutlich der Sturz als Ursache vor dem Faustschlag, bei

vvv Kriterien: Frakturlokalisation, Frakturursache und Geschlecht sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 82 -

den Frauen war es umgekehrt, bei den Kieferwinkelbrüchen wurde der Sturz von den Frauen um das 23-

fache häufiger genannt als der Faustschlag, bei den Männern lag der Sturz um das 3,4-fache hinter dem

Faustschlag als Frakturursache.

Frakturlokalisation geschlechtsbezogen(nur Faustschlag und Sturz; n=860)

1

10

100

1000

Alveolar

forts

atzfr

aktu

r

Eckza

hngegen

d

hohe Collu

mfra

ktur

Kiefe

rwin

kel

Musk

elfo

rtsat

z

Ramus a

scen

dens

sym

physär

er B

erei

ch

tiefe

Collu

mfra

ktur

Lokalisation

Fallz

ahl

Faustschlag Männer Sturz MännerFaustschlag Frauen Sturz Frauen

Abbildung 58: Frakturlokalisation geschlechtsbezogen (n=860)

Frakturlokalisation – Wochentag

Wurde eine Auswahl (917 Patientenfälle) der häufigsten Frakturursachen auf ihre Wochentagsverteilung

hin betrachtet, so zeigten sich bei den mit relativ kleinen Fallzahlen vertretenen Frakturen einigermaßen

regelmäßige Verteilungen über die Woche, insgesamt zeigten sich jedoch Häufungen am Freitag und

Samstag, die augenfällig wurden beim Faustschlag und der Verletzung durch Schlagwaffen.www Auch der

Fahrradunfall, der zusätzlich einen Gipfel in der Verletzungshäufigkeit am Mittwoch zeigte, war am

Samstag am häufigsten anzutreffen, der Freitag fiel hier jedoch hinter allen anderen Wochentagen

zurück. Der Sturz wies einen Einschnitt am Freitag und einen nachfolgenden Gipfel am Samstag auf, der

das sonst sehr gleichförmige Auftreten unterbrach.

www Kriterien: Frakturlokalisation und Verletzungsdatum sind erfaßt; Basis der Auswertung ist die Fraktur

- 83 -

Frakturursachen wochentagsbezogen(Auswahl: 917 von 1082)

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Monta

g

Dienst

ag

Mitt

woch

Donnerst

ag

Freita

g

Samst

ag

Sonntag

Wochentag

Fallz

ahl Beifahrer

SportunfallFahrer

FahrradSturzFaustschlag

Abbildung 59: Frakturursachen wochentagsbezogen(n=917)

- 84 -

4. DISKUSSION

Das ärztliche Handeln muß sich, um erfolgreich zu sein, an Erfahrungen orientieren, die wissenschaftlich

belegt sind. Als schwierig erweist sich hierbei oft die Übertragbarkeit einer Studie auf ein anderes Land

ebenso wie die Kombination der Aussagen zweier Studien unterschiedlicher Arbeitsgruppen, da

verschiedene Patientengruppen den Untersuchungen zu Grunde liegen.

Versucht man, ein homogenes Patientengut zu finden, das alle interessierenden Aspekte einer Studie

aufweist, so muß man sich entweder wegen inkompletter Dokumentationen in einem Großteil der Akten

mit einem relativ kleinen Patientengut zufrieden geben oder man muß eine Multicenter – Studie

durchführen, die durch die Vielzahl an unterschiedlichen Untersuchern mit einer gewissen Verzerrung in

der Datengewinnung einhergeht. In beiden Studienformen muß die Aussagekraft der Ergebnisse

eingeschränkt werden.

Diese Untersuchung will einen Mittelweg gehen: Ein Untersucher hat Daten aus den im Hinblick auf die

umfangreichen Fragestellungen unvollständig dokumentierten Akten vieler Patienten gewonnen. Für

einzelne Betrachtungen mußten Patienten mit lückenhaften Daten ausgeschlossen werden. Für andere

Betrachtungen, für die die Dokumentation aber vollständig war, wurden diese Patienten wieder

hinzugezogen. So ließen sich für ein große Patientengruppen aus einer Stadt viele einzelne

Betrachtungen durchführen, die dank der weitreichenden Identität des Patientengutes zu gemeinsamen

Rückschlüssen herangezogen werden konnten.

Epidemiologische und therapeutische Daten wurden aus den Akten von 1316 Patienten erfaßt, die

zwischen 1985 und Juni 1997 in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des

Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße in Bremen wegen Unterkieferfrakturen behandelt wurden.

Die gewonnenen Daten wurden mittels einer relationalen Datenbank analysiert. Hierbei wurde für jede

Fragestellung die zu analysierende Datenmenge durch Kriterien eingegrenzt, die ein Datensatz erfüllen

mußte, um zur Berechnung der Ergebnisse herangezogen zu werden. Auf diese Weise konnten sehr

viele Einzelaspekte trotz des begrenzten Patientengutes an einer jeweils hohen Fallzahl überprüft

werden. Teilweise sehr unterschiedliche Fallzahlen für jede einzelne Auswertung sind die Folge, dieses

Verfahren ermöglicht jedoch eine Gesamtübersicht, die für umfassende Rückschlüsse herangezogen

werden kann, denn die Daten entstammen anders als bei Vergleichen zwischen verschiedenen Studien

einem einzigen Patientengut.

Studien, die zunächst Kriterien festlegen, schließen einen großen Teil des Patientengutes wegen

lückenhafter Aktendokumentation von vornherein aus. So reduzierte sich das Untersuchungsgut von

STOLL et al.29 in einer Untersuchung von 1159 auf 268 Frakturen, obwohl er nur Teilaspekte der hiermit

vorliegenden Untersuchung aufgriff.

Im Vergleich dazu läßt die hohe Anzahl der hier jeweils untersuchten Patienten wegen der hohen

Fallzahlen eine hohe Validität der Einzelergebnisse und wegen der gleichen Umgebungsvariablen, die

- 85 -

das Untersuchungsgut der einzelnen Betrachtungen beeinflussen, eine hohe Aussagekraft der

zusammenfassenden Rückschlüsse erwarten.

Die Ergebnisse der Einzelbetrachtungen sollen nun im Vergleich mit anderen Studien überprüft und im

Gesamtkontext bewertet werden.

Geschlechterverteilung

ALAN und DALY2 fanden in Australien in einer 35 Jahre überblickenden Studie 18,5% Frauen am

Frakturaufkommen beteiligt (Geschlechterverhältnis 4,4:1 wie M:W).

Stellten SONNENBURG und HÄRTEL17 noch für den Zeitraum von 1945 – 1980 eine Zunahme der

Beteiligung von Frauen an Gesichtsschädelfrakturen von 9,7% (M:W = 9,3:1) auf 15% (M:W = 5,6:1)

fest, so zeigte sich in neueren Studien deutlich eine Fortsetzung der begonnenen

Geschlechterverschiebung.

HARY und KRIENS3 wiesen 1972 auch auf die sich verändernden Werte hin und fanden an ihrem

Patientengut 20% (M:W = 4:1) Frakturbeteiligung der Frauen, die sie auf die zunehmende Berufstätigkeit

und die damit gestiegene Mobilität zurückführten.

26% Frauen (M:W = 2,8:1) fanden 1976 LARSEN und NIELSEN16 in ihrem Unterkiefer - Patientengut

sowie 1988 SANE et al.4 in ihrer Untersuchung über Gesichtsfrakturen als auch VETTER et al.41 1991

unter ihren Gesichtsfrakturen in Neuengland.

BREMERICH und KREIDLER10 fanden von 1980 – 1985 unter 948 Patienten eine Geschlechterverteilung

von 82,6% Männern und 17,4% Frauen.

TIMONEY et al.5 ermittelten 1990 in Bristol und Bordeaux wie auch ZACHARIADES und

PAPAVASSILIOU13 1990 in Athen und BIER und HARDER59 in Berlin ein Geschlechterverhältnis von 3 :

1 (25% Frauen).

OTTEN et al.6 fanden 1995 ein Geschlechterverhältnis von 2,85:1 (M:W).

GÜVEN7 berichtete von einem Geschlechterverhältnis von 2,2:1 (M:W) unter den von ihm

nachuntersuchten Kindern.

THORÉN et al.8 fanden 107 Jungen unter 157 Kindern unter 16 Jahren mit Unterkieferfrakturen, so daß

das Geschlechterverhältnis in seiner Studie 3,14:1 ((M:W) betrug.

Das Geschlechterverhältnis in dieser Studie betrug für die Jahre 1985 - 1997 2,6:1. Es zeigte sich, daß

das Frakturaufkommen für Frauen eher gleich blieb und für Männer leicht im Sinken begriffen warxxx. Das

Geschlechterverhältnis schwankte hierbei merklich, die Tendenz zeigte eine sehr langsame

Verschiebung zu mehr Frauen am Gesamtfrakturaufkommen.

xxx siehe Abbildung 2, S. 20

- 86 -

Somit fanden sich in Bremen mehr Frauen unter den Verletzten als im Literaturdurchschnitt. Die von

HARY und KRIENS3 aufgestellte These, daß die gesteigerte Mobilität an der vermehrten Beteiligung von

Frauen am Frakturaufkommen beteiligt sei, wurde gerade durch die relativ hohe Beteiligung von Frauen

an Wegeunfällen (Arbeitsunfällen im Straßenverkehr) deutlich. Unverkennbar war aber auch die Zunahme

von anderen Frakturursachen, wie weiter unten gezeigt werden wird.

Geschlecht – Altersgruppe

ZERFOWSKI et al.9 stellten in einer Untersuchung von Gesichtsverletzten Kindern und Jugendlichen bis

18 Jahren eine Geschlechterverteilung von 1,72 (M:W) fest. Das männliche Geschlecht war überwiegend

anzutreffen.

THORÉN et al.8 berichteten in ihrer Untersuchung über Kinder bis 16 Jahre von einer Frakturanhäufung

bei 15 Jahren, 12 Jahren und 7 Jahren. In der Gruppe der unter 6-jährigen waren nur 12,1% der unter 16

Jahre alten Kinder anzutreffen.

Auch ALAN und DALY2 fanden in Australien den Altershöhepunkt zwischen 20 und 29 Jahren mit 38,3%

des Gesamtfrakturaufkommens. Hierbei stellten sie eine Zunahme von 31,3% (1951-55) auf 48% (1981-

85) fest.

SONNENBURG und HÄRTEL17 machten in ihrem langjährigen Beobachtungszeitraum von 1945 – 1980

insgesamt eine Linksverschiebung vom 22.-28. Jahr auf das 18.-20. Jahr als Altershöhepunkt aus.

Eine ähnliche Tendenz entdeckten BREMERICH et al.1810 für die Jahre 1980 – 1985. Sie fanden 55,2%

des Patientengutes ihrer Klinik in den Altersgruppen 16 – 20 und 21 – 25 Jahre.

LARSEN und NIELSEN16 gaben 1976 eine ähnliche Alters- und Geschlechtsverteilung an, wie sie auch in

Bremen vorzufinden war:

- 87 -

Tabelle 28 : prozentuale Alters- und Geschlechtsverteilung der Frakturen

Bremer Klinikn=2014

LARSEN und NIELSEN16

n=286Odense, Dänemark

Altersgruppe männlich weiblich männlich weiblich00-10 2,6 4,6 5,7 21,010-19 18,4 19,5 27,1 22,420-29 42,4 25,5 33,3 28,930-39 16,3 17,6 17,1 9,240-49 10,0 9,6 6,2 10,550-59 7,5 6,4 7,1 4,060-69 2,0 3,9 2,9 4,070-79 0,3 5,0 0,5 -80-89 0,4 6,7 - -90-99 - 1,2 - -

Auch bei LARSEN und NIELSEN 16 stach die Altersgruppe der 20 – 29-jährigen Männer hervor. Auch die

leichte Linksverschiebung des Altershöhepunktes bei Frauen und Mädchen ist seinen Zahlen zu

entnehmen.

Als Ursache für die starke Repräsentanz der Männer zwischen 20 und 29 Jahren ist wie auch die

Frakturursachen weiter unten zeigen die Gewaltbereitschaft während Meinungsverschiedenheiten und die

größere Risikobereitschaft im Straßenverkehr zu sehen.

Die Linksverschiebung, das heißt das frühere Einsetzen der Verletzungen bei Mädchen erklärten KABAN

et al.11 durch die frühere Reife und den früher ausgeprägten Bewegungsdrang der Mädchen. Nach den

Ergebnissen der Bremer Studie muß man ergänzend hinzufügen, daß der Drang hauptsächlich junger

Männer, sich zu beweisen und zu behaupten dazu beitragen mag, daß diese Linksverschiebung so sehr

zu Tage tritt. Denn indem die zunehmenden Roheitsdelikte und Verkehrsunfälle einen starken Anstieg

der Frakturhäufigkeit gegen Ende des zweiten und durch die ganze Dauer des dritten Lebensjahrzehntes

bewirken, erhöht sich die Anzahl der männlichen Patienten gegenüber den weiblichen, wie weiter unten

noch anhand der Altersverteilung der Frakturursachen gezeigt werden wird.

Frakturlokalisation

In dieser Studie wurden Frakturen, die durch das Zahnfach des letzten Zahnes verliefen, den

Unterkieferkörperfrakturen und nicht den Kieferwinkelfrakturen zugerechnet. Dies wurde in den anderen

Untersuchungen, die in der folgenden Tabelle genannt werden, teilweise anders gehandhabt.

Insgesamt nehmen Collumfrakturen, Unterkieferkörperfrakturen (respektive Kieferwinkelfrakturen) und

Frakturen des symphysären Bereiches die ersten Positionen ein. Starke Diskrepanzen sind trotz

teilweise hoher Fallzahlen aber unübersehbar und nur durch lokale Rahmenbedingungen erklärbar. Auf

diese starken regionalen Unterschiede als Ursache sehr verschiedener Ursachengefüge wiesen auch

bereits NAKAMURA und GROSS12 1973 hin.

- 88 -

Tabelle 29: Frakturlokalisationen in der Literatur

Studie, Gesamt –Frakturanzahl

Frakturlokalisationin prozentualerVerteilung

Bre

mer

Klin

ik;

n=2

071

OT

TE

N e

t al.6

n=1

88F

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59

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384

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n=4

780

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l.14;

N=2

137,

Tex

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HA

UG

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l.15;

n=4

21C

leve

lan

d

tiefe Collumfraktur 35,0 4,4hohe Collumfraktur 5,8

35,11,3

25 23,9 29 21,1

Unterkieferkörper 30,5 41,9 12 20,3 33 29,5Symphysärer Bereich 13,7Eckzahngegend 3,8

55,98,7 33 23,6 8 19,5

Kieferwinkel 5,4 nichtgenannt 23,9 15,4 23 27,3

Ramus ascendens 2,9 2,6 19,829

7,3 3 2,4Alveolarfortsatzfraktur 1,9 3,7 nicht

genanntnicht

genannt 8,5 1 nichtgenannt

Muskelfortsatz 1,1 1,6 nichtgenannt < 1 1 2 0,2

Der internationale Vergleich zeigt starke regionale Unterschiede in der Frakturlokalisationsverteilung, die

nicht allein auf eine unterschiedliche Nomenklatur zurückzuführen sind.

Die Bevölkerung der jeweiligen Gebiete bringt aber die gleichen anatomischen Voraussetzungen mit, es

ist also davon auszugehen, daß viel mehr die Art, sich fortzubewegen, die Art, mit Konflikten umzugehen

und einige weitere lokal unterschiedliche Faktoren die Wahrscheinlichkeit, eine Unterkieferfraktur zu

erleiden deutlich beeinflussen. So ist in den ersten drei Spalten, die deutsches Patientengut

beschreiben, zwar eine unterschiedliche Aufteilung der Frakturlokalisationen zu erkennen, summiert man

jedoch die einzelnen Untergruppen, so ergeben sich sehr ähnliche Werte. Betrachtet man dies im

Vergleich mit den internationalen Studien, so sind größere Unterschiede hier nicht zu übersehen. Dies

legt die These nahe, daß die Kultur und die Lebensgestaltung die Verletzungswahrscheinlichkeit

wesentlich beeinflussen, wie unter anderem auch GÜVEN7 betonte.

Frakturlokalisation – Geschlecht

Die folgende Aufstellung zeigt die prozentuale Verteilung der Frakturlokalisationen geschlechtsbezogen

aus der Bremer Studie und der Untersuchung von LARSEN und NIELSEN von 1976:

Tabelle 30: prozentuale geschlechtsbezogene Verteilung der Frakturlokalisationen

- 89 -

Bremer Studien=2071

LARSEN und NIELSEN16

n=369Odense, Dänemark

Studie/Geschlecht

Lokalisationmännlich weiblich männlich Weiblich

Hohe Collumfraktur 5,0 7,9Tiefe Collumfraktur 33,4 39,2

33 46

Muskelfortsatz 0,9 1,4 1 0Ramus ascendens 2,8 3,1 3 1Kieferwinkel 5,6 4,7 22 16Unterkieferkörper – Fraktur 32,6 25,1 20 12Eckzahngegend 4,4 2,2Symphysärer Bereich 13,2 14,8

19 20

Alveolarfortsatz 2,1 1,6 2 5

Ob die stärkere Präsenz des symphysären Bereiches und des Kieferwinkels auf lokale Unterschiede

hindeuten oder an unterschiedlicher Zuordnung der Frakturen zu einzelnen Gruppen liegt, läßt sich nicht

sagen, da in der dänischen Veröffentlichung die Zuordnungskriterien nicht genannt sind.

Augenfällig ist jedoch im Geschlechtervergleich die Häufung der Collumfrakturen gegenüber der

Unterkieferkörperfrakturen bei Frauen in beiden Studien. Dieser Fund deutet auf unterschiedliche

Frakturursachen hin, bei Frauen bevorzugt der Sturz oder Roheitsdelikte, die mit der offenen Hand

ausgeführt werden (Ohrfeige), wie weiter unten noch diskutiert wird.

Frakturen in der Eckzahngegend und Frakturen des Alveolarfortsatzes und des Unterkieferkörpers finden

sich eher bei Männern. Sie finden sich am häufigsten nach Roheitsdelikten mit massivem Krafteinsatz.

Bei Männern wie auch bei Frauen ist ein direkter Zusammenhang zwischen den angegebenen

Hauptursachen von Unterkieferfrakturen und der erlittenen Verletzung zu erkennen.

Frakturlokalisation – Geschlecht – Altersgruppe

LARSEN und NIELSEN16 fanden in Dänemark den Altersgipfel für Unterkieferfrakturen im Bereich

zwischen 18 und 30 Jahren. 46,5% ihrer untersuchten Unterkieferbrüche fanden sich an Patienten in

dieser Altersperiode.

SANE et al.4, gaben für Männer 32,6 Jahre und für Frauen 37,6 Jahre als Durchschnittsalter von

Gesichtsfrakturierten an.

Das Durchschnittsalter war in dieser Studie (Männer: 29,3 Jahre, Frauen: 36,3 Jahre) merklich geringer.

Der hohe Anteil an Roheitsdelikten und an Verkehrsunfällen, die eher bei Patienten der unteren

Lebensdekaden anzutreffen sind, ist hier als Hauptursache zu nennen.

Der Altersschwerpunkt lag in dieser Untersuchung bei den Männern in der Gruppe der 20 – 24-jährigen,

61% der Frakturen finden sich im Alter von 15 – 29.

Die im Vergleich zu den Frauen sehr deutlichen Spitzenwerte in diesem Altersbereich erklären sich

durch fehlende Lebenserfahrung bei gleichzeitigem Bemühen, als Mann anerkannt zu werden, denn die

- 90 -

Unterkieferfraktur erscheint in einigen Bereichen als eine verhaltensabhängige Verletzung, wie

nachfolgend wiederholt aufgezeigt werden wird.

Der Altersschwerpunkt bei den Frauen findet sich in der Gruppe der 15- bis 19-jährigen mit einem

gleichförmig folgenden Häufigkeitsabfall über die nächsten zwei Lebensdekaden.

Hier scheint sich eher die stärkere Disposition im Bereich um den Berufseinstieg und den Erwerb der

Fahrerlaubnis widerzuspiegeln, als auch die Berufstätigkeit der Frauen insgesamt, die durch die

Erziehung von Kindern doch häufig bereits in der dritten Lebensdekade wieder beendet wird.

Ab dem siebzigsten Lebensjahr erlitten deutlich mehr Frauen Unterkieferfrakturen als Männer. Diese

Tatsache mag auf das Überwiegen von Frauen in der Population dieser Altersschicht zurückzuführen

sein.

Lokalisation – Altersgruppe

ZERFOWSKI et al.9 fanden in einer Untersuchung von Minderjährigen die einseitige Collumfraktur mit

37% aller Unterkieferfrakturen führend. Insgesamt trat die Collumfraktur einzeln oder in Kombination mit

einer Fraktur des anderen Collums oder des Unterkieferkörpers in 80% der Verletzten in Erscheinung.

THORÉN et al.8 berichteten bei Kindern unter 16 Jahren von Collumfrakturen an erster Stelle mit 60%

Beteiligung am Gesamtfrakturaufkommen, dann folgte der symphysäre Bereich mit 14,5%, gefolgt vom

Kieferwinkel mit 10%, dem Unterkieferkörper mit 9,1% und dem aufsteigenden Ast mit 1,8%. 83, 2% der

Kondylarfrakturen waren einseitig, 16,8% beidseitig anzutreffen.

Eine Abhängigkeit der Frakturlokalisation vom Verletztenalter war in dieser Studie nicht zu erkennen.

Eventuelle Reife- oder Degenerationsunterschiede in verschiedenen Altersbereichen scheinen für das

Erleiden einer Unterkieferfraktur statistisch keine wesentliche Rolle spielen. Im untersuchten

Patientengut fanden sich aber wiederholt Fälle, in denen ein stark atrophierter Kiefer durch sehr geringe

Gewalteinwirkung frakturierte. Im Einzelfall spielen Degenerationsunterschiede also sehr wohl eine große

Rolle.

Lokalisation – Arbeitsunfälle

In dieser Untersuchung zeigte sich, daß die tiefe Collumfraktur prozentual noch häufiger bei

Arbeitsunfällen als im Gesamtfrakturaufkommen anzutreffen war. Die Erklärung hierfür ist unter den

Wegeunfällen zu erwarten, da besonders die in Bremen häufigen Fahrradunfälle diesen Frakturtyp durch

einen Sturz auf das Kinn hervorrufen.

- 91 -

Frakturursache

In einer 35 Jahre überblickenden Studie stellten SONNENBURG und HÄRTEL17 eine Zunahme von

Verkehrsunfällen und Roheitsdelikten fest, während andere Frakturursachen sich quantitativ kaum

veränderten.

BREMERICH et al.18 stellten in einer Untersuchung über einen Zeitraum von 1980 bis 1985 eine Zunahme

der Unfälle als Verletzungsursache von 7,2 auf 24,3% fest.

BIER und HARDER59 fanden in Berlin ein Vorherrschen von Roheitsdelikten als Frakturursache von 46%.

OTTEN et al.6 berichteten für Freiburg i. Br. von 22,6% Fahrradunfällen und 20,8% Unfällen mit einem

KFZ auf den ersten Rangpositionen.

LARSEN und NIELSEN16 berichteten von 50% Verkehrsunfallopfern und 20% Gewalttaten in ihrer

Untersuchung aus Dänemark.

ALAN und DALY2 fanden in Newcastle, Australien, 38,1% der Unterkieferfrakturen durch Roheitsdelikte,

21,5% durch Verkehrsunfälle und 19% durch Sportunfälle hervorgerufen. Letzteres stellt eine lokale

Besonderheit dar, da der überwiegende Anteil dieser Verletzungen auf das in Newcastle sehr beliebte

Rugby zurückzuführen ist.

In dem ebenfalls sehr uneinheitlichen Bild, das die in der folgenden Tabelle zusammengestellte Literatur

zeichnet, zeigt sich die Studie von TIMONEY5 mit dem Patientengut aus Bristol den Bremer

Verhältnissen am ähnlichsten. In beiden Studien führte der Verkehrsunfall vor der Gewalttat, die in

Bremen allerdings sehr dicht folgte.

Tabelle 31: Frakturursachen in der Literatur

Gesichtsfrakturen

Studie

Frakturursache Bre

mer

Klin

ik

HA

UG

et a

l.15;

Cle

vela

nd

VE

TT

ER

et a

l.41;

Har

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EY

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l.5;

Bo

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ux

ZA

CH

AR

IAD

ES

et a

l.13

; Ath

en

Faustschlag 29,7 9Schlagwaffe 0,5 -Schußverletzun

Gewalttat0,1

30,3 53,8 37 40,1 17,52

Sturz 23,1 - 12 - - 20Fahrrad 16,0Verkehrsunfall 0,7Fahrer 8,8Beifahrer 2,7Rücksitz 0,4

32,9

Motorrad

Verkehrsunfall

1,7

30,3

4,2

40 24,7 48 57

- 92 -

Gesichtsfrakturen

Studie

Frakturursache Bre

mer

Klin

ik

HA

UG

et a

l.15;

Cle

vela

nd

VE

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EY

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ZA

CH

AR

IAD

ES

et a

l.13

; Ath

en

Sportunfall 5,5 4,2 9 16 18 4Fußgänger 0,2 - - 3 3 -Arbeitsunfall 2,4 1 2 5Kollision 2,7 -Wegeunfall 1,1 -Pferdetritt 1,5 -Pathologisch 1,1 -Suizidversuch 0,7 -nicht angeschnallt 0,5 -Rollerblades o ä 0,4 -Projektil 0,2 -iatrogen 0,2 -Andere Unfälle -

10,8 3,9

-

16,2 13,3 3

In Bremen war die Gewalttat mit 30,3% die vorherrschende Frakturursache, gefolgt vom Sturz mit 23,1%.

Alle Verkehrsunfälle zusammengefaßt erreichten insgesamt ebenfalls 30,3%.

Auch, wenn die Gewalttat in Bremen die häufigste Fraktur – Ursache war, fällt sie doch im Vergleich mit

den anderen Studien eher zurück. Lediglich in den Studien aus Bordeaux und Griechenland fanden sich

noch weniger Gewalttaten und mehr Verkehrsunfälle, die allerdings in Bremen gleichauf mit der Gewalttat

an erster Stelle lagen. Bremen bewegt sich also insgesamt im Mittelfeld der hier verglichenen

Ergebnisse.

Die von vielen Autoren beobachtete Zunahme der Roheitsdelikte als Verletzungsursache wurde von

ALAN und DALY2 in Übereinstimmung mit BROOK und WOOD19 als Zeichen einer generellen Zunahme

von Gewalt in der Gesellschaft gesehen.

Die Tatsache, daß allein TIMONEY5 in Bristol und Bordeaux so gleichartig häufig Sportunfälle registrierte,

ist durch die Definition des Begriffes und die fehlende Ausgliederung der Freizeitunfälle zu erklären.

Besonderheiten der Regionen, wie die, von denen ALAN und DALY2 berichteten, führte er nicht an.

Frakturursache – Geschlecht

LARSEN und NIELSEN16 wiesen darauf hin, daß die übliche Beschäftigung im Haushalt dazu führt, daß

bei Frauen vermehrt Stürze auffallen. Diese „berufliche“ Exposition würde in Studien jedoch nicht als

- 93 -

Arbeitsunfall erfaßt und träte daher als vermehrtes Stürzen von Frauen in Erscheinung. Auch in dieser

Untersuchung aus Bremen wurden Stürze im Haushalt u.a. wegen der anderen abrechnungstechnischen

Situation und den anderen gesellschaftlichen Konsequenzen nicht zu den Arbeitsunfällen gerechnet. Ein

vermehrtes Auftreten von Stürzen bei Frauen war aber unübersehbar und ist sicherlich teilweise auf

diesem Hintergrund erklärlich.

Die folgende Tabelle zeigt in einen Vergleich der prozentualen Verhältnisse der häufigsten Ursachen in

Bremen und in der Studie von VETTER et al.41:

Tabelle 32: Frakturursachen in Bremen und Hartford

Frakturursache Män

ner

(n=9

51)

Bre

mer

Klin

ik

Fra

uen

(n=3

62)

Bre

mer

Klin

ik

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(n=2

30),

Har

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uen

VE

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et a

l.41;

(n=8

1), H

artf

ord

Faustschlag 36,5 12,2 45,7 12,3Sturz 18,3 35,9 10,4 18,5Fahrrad 13,5 22,9Fahrer 9,7 6,6Beifahrer 1,8 5,0nicht angeschnallt 0,5 0,6Motorrad 1,8

27,5

1,4

36,5 30,9 64,2

Sportunfall 6,4 3,0 10,9 4,9Arbeitsunfall 2,9 0,8 2,2 0

Auffällig ist vor allem der Geschlechtsunterschied, der gleichermaßen in beiden Studien die Gewalttat

vornehmlich dem männlichen Geschlecht zuwies. Bei den Frauen bestand in beiden Studien allerdings

die deutliche Diskrepanz, daß in Bremen vermehrt Stürze als Verletzungsursache angegeben wurden,

VETTER et al.41 aber hauptsächlich Verkehrsunfälle fanden. In der Durchsicht der Krankenunterlagen

nannten nur relativ wenige Frauen einen Haushaltsunfall als Ursache für den Sturz. Da schwer zu

erklären ist, warum Frauen in Bremen sonst häufiger stürzen, ist wohl, gestützt von Aktenvermerken,

anzunehmen, daß die Gewalttat auch bei den Frauen in der Statistik mehr Gewicht haben müßte.

Falschdeklarationen, wie sie auch von ZACHARIADES et al.20 angenommen wurden, verbergen dies

aber.

Die Exposition bestimmt die Verletzungswahrscheinlichkeit. In vielen Frakturursachen stehen die Frauen

hinter den Männern zurück, da sie in diesem Lebensbereich nicht so aktiv sind. So mögen familiäre

Gründe Frauen vom Arbeiten, Autofahren, Motorradfahren und anderem abhalten. Der häufigere Gebrauch

des Fahrrades wegen der flachen geographischen Gestalt der Bremer Region, das häufigere Erledigen

von Besorgungen zu Fuß und die Verletzungsgefahr bei der Hausarbeit müssen neben der

- 94 -

anzunehmenden Falschdeklaration von Gewalttaten als ursächlich für die Vorherrschaft dieser

Frakturursachen bei Frauen betrachtet werden.

Frakturursache – Geschlecht – Altersgruppe

ZERFOWSKI und BREMERICH21 fanden in einer Akten - Nachuntersuchung von Gesichtsverletzten

Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 – 18 Jahren als Hauptursache den Sturz (47,4%). Mit Zunahme

der Beweglichkeit und Aktivität übernehmen jedoch Roheitsdelikte bis zum 19. Lebensjahr die Führung.

Sie machten in ihrem städtischen Kollektiv unter den 16 – 18-jährigen 60,1% aus, 26,3% der Frakturen

rührten von Sportunfällen her und nur noch 11,3% waren durch einen Sturz hervorgerufen.

THORÉN et al.8 fanden als häufigste Ursache bei Kindern unter 16 Jahren den Verkehrsunfall, den 38,9%

der Kinder als Fahrradfahrer erlitten und 18,4 in Motorrad-, KFZ- und Fußgänger – Unfällen. Stürze

registrierten sie in 17,8% der Fälle und 10,8% waren durch Sport, 8,9% durch Gewalttaten verursacht.

Die unter jüngeren Kindern vorherrschenden Ursachen Sturz und Verkehrsunfall gingen mit steigendem

Alter zurück. Es traten dann vermehrt Motorrad- und Sportunfälle auf. Letztere wurden wie auch die

Roheitsdelikte erst ab einem Alter von 10 Jahren registriert. Alle motorradverursachten Frakturen und

85,7% der gewaltverursachten Frakturen fanden sich an Jungen.

KABAN11 fand in seiner Nachuntersuchung an Kindern, daß 30% der Patienten eine Sturzverletzung

(inkl. Fahrradstürze), 23% Sportverletzungen und 17% verkehrsbedingte Frakturen aufwiesen.

LUHR et al.22 registrierten in einer Untersuchung atrophischer Kiefer zu 39% den Sturz, zu 31% einen

Verkehrsunfall, zu 10% Roheitsdelikte und zu 8% zahnärztliche Eingriffe als Ursache für die Fraktur.

Die Frakturursache zeigt eine deutliche Altersabhängigkeit, in der sich der Lebensrahmen widerspiegelt.

Die männlichen Verletzten erleiden vor der Volljährigkeit mangels anderer Exposition vornehmlich Stürze

und Fahrradunfälle. Ab dem 15. Lebensjahr etwa beginnt die Gewalttat vorzuherrschen, wohl im

Zusammenhang mit Rivalitäten wie auch durch aktenkundige Hergangsschilderungen bestätigt wird. Ab

der Volljährigkeit verdrängen Verkehrsunfälle mit einem geschlossenen KFZ den Fahrradunfall und sind

gleichrangig mit dem Sturz. Mit zunehmender Erfahrung im Verkehr gehen Verkehrsunfälle dann wieder

zurück und Stürze und Gewalttaten bleiben bis ins Alter auf den ersten Rangplätzen.

Bei den Frauen spielen im Kindesalter die Fahrradunfälle die vorherrschende Rolle, Stürze kommen in

der Gruppe der 15- bis 20-jährigen in dieser Studie nicht vor, treten jedoch dann wieder auf, gleichzeitig

mit dem ersten Auftreten der Gewalttaten, die vor dem 20. und nach dem 25. Lebensjahr anscheinend

Fahrradunfälle angegeben werden, anders ist ihr plötzliches Fehlen nicht zu erklären. Im höheren Alter,

das in den untersuchten Generationen bevorzugt Frauen erreichen, führt die zunehmende Morbidität und

Gangunsicherheit zum verstärkten Erscheinen von Stürzen im Ursachenfeld, wobei durch die geänderten

Lebensgewohnheiten mit zunehmendem Alter mangels Exposition andere Frakturursachen zurücktreten.

Es zeigt sich insgesamt, daß Unterkieferfrakturen durch die Lebensbedingungen stark bestimmt werden

und dabei deutlich verhaltensabhängig sind.

- 95 -

Frakturursache – Frakturgrad

Die Verteilung der Frakturgrade auf die verschiedenen Frakturursachen war mit zahlenmäßig gering

repräsentierten Ausnahmen so gleichmäßig, daß hierdurch keinem Auslöser generell schwere

Frakturgrade anzulasten wären. Obwohl besonders von Verkehrsunfällen anzunehmen wäre, daß

stärkere Dislokationen entstehen müßten, treten diese nicht hervor, vielleicht durch die in den letzten

Jahrzehnten verbesserten Sicherheitsausstattungen der PKW und die Gurtpflicht.

Frakturursache – berufliche Tätigkeit

Die in den Gruppen der Kinder und Rentner bevorzugt anzutreffende Ursache des Sturzes läßt sich mit

der geringeren Geschicklichkeit und Mobilität dieser Altersklassen erklären. Warum Beamte ebenfalls

häufig stürzen, kann vielleicht am ehesten auf mangelnde Exposition in anderen Bereichen zurückgeführt

werden.

Bei Hausfrauen, Studierten und Schülern stellte das Fahrrad die erste Frakturursache dar, vermutlich, da

es das am häufigsten benutzte Verkehrsmittel dieser Patientengruppen sein dürfte.

Der Faustschlag als erste Frakturursache in den Gruppen der Arbeitslosen, der Wehrdienstleistenden,

Ungelernten und lehrberuflichyyy Tätigen muß als deutlicher Hinweis auf ein verhaltensabhängiges

Verletzungsereignis gedeutet werden. Angestaute Aggressionen aus einer unbefriedigenden sozialen

Situation oder das Fehlen anderer Strategien zur Konfliktbewältigung sind hier als ausschlaggebende

Faktoren anzunehmen.

Frakturursache – Arbeitsunfälle

Häufigste Arbeitsunfall - Ursache war der Sturz, gefolgt vom Fahrradunfall und vom Unfall als Fahrer

eines geschlossenen KFZ.

Die folgende Tabelle zeigt einen Vergleich der Frakturursachen bei Arbeitsunfällen in Bremen und in

IIZUKAs Studie:

Tabelle 33: Arbeitsunfälle und Frakturursachen

FrakturursacheBremer Klinik IIZUKA et al.

Wegeunfall 37,8% 27,6%Sturz 21,6% 17,3%n.n.b. Arbeitsunfälle 20,1% -Kollision oder Projektil 8,8% 37,8%Gewalttat 4,0% 11,2%Viehunfall 6,1% -Sportunfall 1,4% -

yyy Auch hier sind Personen mit abgeschlossener handwerklicher Berufsausbildung gemeint.

- 96 -

IIZUKA et al.23 gaben in ihrer Untersuchung über Arbeitsunfälle in Japan an, daß 4,5% aller

Gesichtsfrakturen auf Arbeitsunfälle zurückzuführen waren.

Der verglichen mit IIZUKAs23 Ergebnissen mit 11,1% Anteil am Gesamtfrakturaufkommen fast um das

Dreifache erhöhte Anteil der Arbeitsunfälle am Gesamtfrakturaufkommen ist vornehmlich durch

Wegeunfälle und Unfälle in der Viehhaltung verursacht. Eine andere Lebens- und Arbeitskultur bringt dies

mit sich, denn während IIZUKA23 ein vornehmlich industriell tätiges Patientengut untersuchte, ist Bremen

auch in stärkerem Maße von Dienstleistungsunternehmen und von der Landwirtschaft in der ländlichen

Umgebung Bremens geprägt.

Der erheblich höhere Anteil der Arbeitsunfälle in Bremen mag allerdings auch auf eine andere Zuordnung

von Frakturen zurückzuführen sein. Aus der Veröffentlichung von IIZUKA et al.23 ging nicht hervor, ob

Wegeunfälle ebenfalls als Arbeitsunfälle registriert wurden oder nur Unfälle während der Arbeitszeit.

Knapp die Hälfte aller Arbeitsunfälle in Bremen ist auf Wegeunfälle von vorwiegend jüngeren, im

Straßenverkehr noch unerfahrenen Arbeitnehmern zurückzuführen, das Durchschnittsalter ist hierdurch

im Vergleich zur Studie von IIZUKA et al.23 deutlich gesenkt.

Die Unfälle mit Vieh, die 6,1% der Arbeitsunfälle (0,84% des Gesamtfrakturaufkommens) in Bremen

ausmachten, sind als Besonderheit des nicht rein städtischen Einzugsgebietes anzusehen.

Frakturursache – Arbeitsunfälle - Geschlechterverteilung

Fanden noch LARSEN und NIELSEN16 in Dänemark ausschließlich Männer und IIZUKA et al.23 in Japan

8,8mal mehr Männer als Frauen, so waren in Bremen Frauen an Arbeitsunfällen deutlich häufiger

beteiligt. Unfälle (Kollisionen, Stürze aus der Höhe) in typischen Männerberufen treten in den Hintergrund

und werden verdrängt durch Wegeunfälle und Unfälle mit Vieh. An beiden Stellen schien die Unfallge-

fährdung von Frauen gegenüber der der Männer gleich stark zu sein.

So erklärt sich auch, daß das Verhältnis von Männern zu Frauen unter den Arbeitsunfällen mit 3,2:1 nur

mäßig gegenüber dem Verhältnis im Gesamtfrakturaufkommen (2,6:1) verschoben war. Die stärkere

Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben in Deutschland spiegelt sich hier deutlich wieder.

Rauschmittel

Der Anteil der Verletzten, die zum Zeitpunkt des Verletzungsereignisses unter Rauschmitteleinfluß

standen, war mit 21,4% hoch. Die vermehrte Risikobereitschaft und die schlechtere Körperbeherrschung

erhöhten das Verletzungsrisiko deutlich. Da in dieser Untersuchung ein Patientenkollektiv betrachtet

wurde, das nur auf polizeiliche Anordnung hin einem Alkohol- oder Drogenscreening unterzogen worden

war, ist mit einer noch deutlich höheren Dunkelziffer an Rauschmittelbeeinflussung zu rechnen.

- 97 -

Frakturursache – Rauschmittel - Geschlecht

OIKARINEN24 stellte fest, daß fast die Hälfte aller Unterkieferfrakturen von Männern in Finnland mit

Alkohol in Zusammenhang standen.

In der hier vorliegenden Studie wurden für 25,5% der Männer und für 11,6% der Frauen eine

Alkoholisierung beim Verletzungsereignis festgestellt, die Alkoholbeteiligung erscheint also im Vergleich

mit OIKARINENs Patientengut eher niedrig.

Mit Rauschmitteln vergesellschaftet war bei Männern hauptsächlich die Gewalttat (Faustschlag) als

Ursache, bei Frauen häufig der Sturz, hier allerdings von der Gewalttat gefolgt. Ursächlich sind auch hier

eine höhere Risikobereitschaft, eine verminderte Konfliktfähigkeit und eine schlechtere

Körperbeherrschung anzunehmen.

EICHNER1 - Klassifizierung

19,8% der Patienten von IIZUKA et al.93 waren zahnlos, 80,2% bezahnt.

OIKARINEN et al.25 unterteilten in ihrer Untersuchung über Unterkieferfrakturen in den achtziger Jahren

den Grad der Bezahnung in „bezahnt (12 Zähne und mehr; 74%), teilweise zahnlos (1 – 11; 13%) Zähne

und zahnlos (13%). Die Auswirkungen der teilweisen Zahnlosigkeit auf die Therapie lassen sich aber

erst abschätzen, wenn die Verteilung noch vorhandener Stützzonen erfaßt wird. Dies ist bei der von

OIKARINEN et al.25 verwendeten Einteilung nicht der Fall. Lediglich für die Zahnlosen ist der Grad der Ab-

stützung klar.

In dieser Untersuchung aus Bremen waren 10,3% zahnlos. Dies ist deutlich näher an den Angaben von

OIKARINEN et al.25 als an denen IIZUKA et al.93 Hier spiegeln sich vermutlich der unterschiedliche

Mundgesundheitszustand verschiedener Kulturen wieder. Dies zeigt aber auch wieder, daß Ergebnisse

von Studien aus verschiedenen Regionen nur bedingt vergleichbar sind, wenn nicht alle erfaßbaren

Faktoren in der Betrachtung Berücksichtigung finden.

Die in der Bremer Studie angewendete Stützzoneneinteilung nach EICHNER1 ermöglicht Aussagen über

die Schwierigkeit und Zuverlässigkeit einer IMF.

Von den 904 Patienten, bei denen eine Zuordnung möglich war, fand sich mehr als die Hälfte in der

Klasse A, die antagonistischen Kontakt in allen vier Stützzonen ausweist. Dies ist im eindeutigen

Zusammenhang mit dem Alter der Patienten zu sehen, da jüngere Patienten, die einen großen Teil des

Patientengutes ausmachen, zum größten Teil annähernd voll bezahnt sein dürften. Die Therapie dieser

Gruppe lag im Therapiedurchschnitt, es fand sich keine Tendenz zu chirurgischer oder konservativer

Therapie.

Anders ist dies in der Gruppe B, in der die Klassen B 2 und B 3 durch extreme Unterschiede auffielen.

Während Patienten mit Abstützung in zwei Stützzonen deutlich eher chirurgisch behandelt wurden,

wurden Patienten mit Kontakt in nur einer Stützzone eher konservativ behandelt. Eine Erklärung hierfür

- 98 -

fällt schwer, vermutlich muß man diese Erscheinung der relativ geringen Patientenzahl dieser

Patientenklassen zuschreiben.

Verständlicherweise jedoch werden die Patienten der Klassen C 2 und C 3 mit mindestens einem

zahnlosen Kiefer eher chirurgisch behandelt. Eine Reposition über die Okklusion ist oft nicht möglich und

der Nachteil einer eventuellen Fehlstellung nach chirurgischer Korrektur ist relativ leicht durch

Neuherstellung oder Korrektur des herausnehmbaren Zahnersatzes zu bewerkstelligen.

Zahn im Frakturspalt

732 Zähne standen bei den dieser Untersuchung zugrunde liegenden Fällen im Frakturspalt. Hiervon

gingen durch das Frakturereignis oder die nachfolgende Therapie 227 (31,7%) verloren.

IIZUKA und LINDQUIST93 berichteten von 19,8% Frakturen ohne Zahnbeteiligung, in 0,8% Beteiligung des

ersten, in 20,7% des zweiten und in 58,7% des dritten Molaren.

In dieser Studie stand der linke Weisheitszahn in knapp einem Fünftel (18,2%) aller zahnassoziierten

Frakturlinien, gefolgt vom rechten Weisheitszahn mit gut einem Zehntel (11,9%). Die Eckzähne fanden

sich relativ gleichauf mit Frontzähnen und Prämolaren. Es ist anzunehmen, daß beteiligte

Weisheitszähne der erschwerten Therapie wegen besondere Aufmerksamkeit in der ansonsten

lückenhaften Aktenführung erhielten.

Nicht in diese Studie eingeflossen ist die langfristige Überlebenschance von im Frakturspalt stehenden

Zähnen.

Hierzu berichteten LARSEN und NIELSEN26 in einer Nachuntersuchung von 17% der belassenen Zähne

mit apikaler Radioluzenz und weiteren 23% devital.

BERG und PAPE27 fanden 22% devitale Zähne in einer Nachuntersuchung.

Unter anderem STOLL et al.29 und ZACHARIADES und PAPADEMETRIOU47 forderten jedoch, im

Frakturspalt stehende gesunde Zähne zu belassen, wenn sie die Reposition nicht behindern, auch wenn

ihr Überleben nicht gesichert erscheint.

Zahn im Frakturspalt – Komplikation

IIZUKA und LINDQUIST93 fanden in einer Arbeit über 113 Patienten 8 postoperative Infektionen (7%). In

allen acht Fällen war während der Therapie der im Frakturspalt stehende zweite (2,7%) oder dritte (4,3%)

Molar entfernt worden.

MALONEY et al.28 stellten in einer Nachuntersuchung von 131 Patienten fest, daß bei früher

Immobilisation der Fraktur weder die Beteiligung eines Zahnes noch sein Belassen oder Entfernen eine

Veränderung in der Wahrscheinlichkeit bewirkten, eine Osteomyelitis zu erleiden.

- 99 -

Lediglich 8,2% der Zahn – assoziierten Frakturen im Bremer Patientengut wiesen Komplikationen im

Heilungsverlauf auf (5,8% aller Frakturen wiesen Komplikationen auf). Die Infektion war mit 56,1%

beteiligt, während sie am Gesamtkomplikationsaufkommen mit nur 35,5% beteiligt war.

Daher ist eine Zahnbeteiligung als Eintrittspforte für Keime anzusehen. Der Verlauf einer Fraktur durch

ein Zahnfach erhöhte das Risiko, eine Infektion im Frakturspalt zu erleiden.

Eine besondere Komplikationsträchtigkeit einzelner Zahnlokalisationen war nicht fest-zustellen. Hierbei

muß jedoch berücksichtigt werden, daß störende oder voraussichtlich komplizierende Zähne eventuell

aus diesen Gründen bereits entfernt wurden.

Zahn im Frakturspalt – Zahnverlust

STOLL et al. 29 bezeichneten die Auffassung, daß im Frakturspalt stehende Zähne entfernt werden sollten

als überholt. Bei stabiler Osteosynthese sollten Ihrer Meinung nach gesunde Zähne im Frakturspalt

belassen werden.

Von 261 Zähnen im Frakturspalt gingen beim Trauma oder im Verlauf der Therapie bei STOLL et al.29 24

% verloren.

Die Aktendokumentation war in den Bremer Krankenakten diesbezüglich inhomogen, so daß eine höhere

Verlustrate anzunehmen ist. Im Vergleich mit STOLL et al.29 liegt die Bremer Klinik also wahrscheinlich

deutlich höher.

Im Bremer Patientengut zeigte sich, daß die Weisheitszähne eher verloren gingen, andere Zähne blieben

öfter erhalten. Das Stören der oft verlagerten Zähne bei der Reposition oder die Tatsache, daß eine

Entfernung wegen Retentionen auch ohne Fraktur indiziert wäre, trägt wohl dazu bei. Wie der nächste

Abschnitt zeigt, ist die Entfernung jedoch eher nicht gerechtfertigt.

Zahn im Frakturspalt – Zahnverlust - Komplikation

Nach SHETTY und FREYMILLER30 sowie nach OIKARINEN24 sollten die Zähne, die gesund und intakt

erscheinen und sich gut in die Fragmente eingliedern, belassen werden. Lediglich in dem Fall, daß ein

Zahn die Reposition verhindere, eine Wurzelfraktur aufweise (nur bei SHETTY und FREYMILLER30), oder

an sich nicht erhaltungswürdig erscheine (z. B. bei tiefem parodontalem Insult), sollte er ihrer Meinung

nach extrahiert werden.

MITCHELL et al.31 fanden keinen signifikanten Unterschied in einem Patientengut mit halbretinierten

dritten Molaren im Frakturspalt zwischen geschlossener oder offener Reposition und Infektion. Ob ein

Zahn entfernt oder belassen wurde hatte in ihrer Untersuchung ebenfalls keinen signifikanten Einfluß auf

die Infektionsquote. Auffällig war bei ihnen jedoch, daß eine offene Reposition unter Zahnerhalt das

Komplikationsrisiko zu erhöhen schien. Allerdings wurden die Frakturen in dieser Studie per Drahtosteo-

synthese fixiert, die eine leichte Bewegung im Frakturspalt erlaubt. Ein Ansteigen der Komplikationsrate

durch diesen Faktor kann hier nicht ausgeschlossen werden.

- 100 -

MARKER et al.32 berichteten unter 57 Fällen mit Frakturverlauf durch das Zahnfach des halbretinierten

dritten Molaren Komplikationsraten von 3,5%, wenn geschlossen reponiert und der Zahn belassen wurde,

25,5%, wenn offen reponiert und funktionsstabile Osteosynthese angewandt wurde. Daher empfehlen die

Autoren eine geschlossene Reposition und IMF für 6 Wochen.

IIZUKA und LINDQUIST97 fanden, daß die Entfernung von Zähnen die Komplikationswahrscheinlichkeit

erhöhte und begründeten dies damit, daß der Kontakt zwischen Knochenflächen kleiner sei und die

Stabilität der Reposition niedriger sei als ohne Zahnentfernung.

Nach IIZUKA et al.87 führte besonders die Entfernung von Molaren zur Erhöhung der

Komplikationswahrscheinlichkeit. Dies traf nach ihren Ergebnissen besonders für Molaren in der Nähe

des Kieferwinkels zu, da hier die dünnere Knochenkompakta und das Fehlen des Zahnes die stabile

Reposition und Fixierung erschwerten und Infektionen so Vorschub gegeben wurde, da zudem durch die

leere Alveole eine breite Eintrittspforte bestand.

Die Analyse des in Bremen vorliegenden Krankengutes läßt darauf schließen, daß die Entfernung oder

der traumatische Verlust von Zähnen aus dem Frakturspalt zur Begünstigung von Komplikationen führen.

Dieses Ergebnis widerspricht den Schlußfolgerungen mancher früherer Studien33, die Ergebnisse der

oben aufgeführten Autoren stützen jedoch dieses Ergebnis der Bremer Untersuchung. Als Gründe für die

höhere Komplikationsrate sind die erhöhte Fragmentbeweglichkeit bei geringerer Kontaktfläche, die

zusätzliche Riß-Quetschwunde, die durch die Zahnentfernung zugefügt wird und die breitere

Angriffsfläche, die sich eindringenden Keimen bietet bei gleichzeitig größerem Knochendefekt, der

wiederherzustellen ist.

Die Meinung von SHETTY und FREYMILLER30 und OIKARNEN24 ist also zu unterstützen.

Zahn im Frakturspalt – Alveolenbeteiligung - Komplikation

OIKARINEN24 fand 53% der Alveolen bereits ab dem Apex im Frakturspalt stehend, 38% im

Parodontalspalt und 9% intraseptal.

Retinierte und mit der Apexregion beteiligte Zähne wurden in Bremen häufiger entfernt, als parodontal

oder intraseptal betroffene. Ausschlaggebend für dieses Vorgehen mag die verschlechterte Prognose des

Zahnes gewesen sein oder die stärkere Lockerung eines großflächig parodontal entblößten Zahnes.

Diese Grade der Alveolenbeteiligungen führten vermutlich wegen der in Bremen oft nachgeschalteten

Entfernung auch zu vermehrten Komplikationen.

Es ist abzuwägen, ob auch in ihrer Zukunftsaussicht fragwürdig erscheinende Zähne nicht zum Schutz

des Frakturspaltes vor großflächiger Kontamination zunächst belassen und beobachtet werden sollten.

Selbstverständlich sollte ein beherdeter Zahn umgehend entfernt werden.

Die zum Zeitpunkt der Einlieferung bereits leere Alveole erhöhte das Komplikationsrisiko merklich. Auf

eine gründliche Wundreinigung und möglichst plastische Deckung sollte daher Wert gelegt werden.

- 101 -

Begleitverletzung

SONNENBURG und HÄRTEL17 stellten für die Rostocker Region bis 1980 eine deutliche Zunahme der

Schwere der Schädel-Hirn-Traumen und insgesamt eine zunehmende Polytraumatisierung fest, die sie

der höheren Zahl von Verkehrsunfällen anlasteten.

BREMERICH et al.18 fanden für den Zeitraum von 1980 – 1985 bei 28,8% der Patienten mit

Gesichtsschädelfrakturen ein Schädel-Hirn-Trauma und bei 19,5% Extremitätenfrakturen und bei 11,7%

der Verletzten Rumpffrakturen fest. Ihr Patientengut bestand hierbei ausschließlich aus Soldaten, die

vornehmlich mit dem PKW verunglückt waren.

Die Commotio cerebri war in Bremen mit 14% Beteiligung die häufigste Begleitverletzung der Unter-

kieferfraktur. Ihr folgten Frakturen der Extremitäten in 7,5% der Fälle. Sie fanden sich bevorzugt in der

Gruppe der Verkehrs- und KFZ - Unfälle.

Insgesamt sind im Bremer Patientengut in 50,5% Begleitverletzungen anzutreffen. Für fast die Hälfte der

Patienten bestimmt also die Unterkieferfraktur die Krankenhausverweildauer und auch die entstehenden

Therapiekosten.

Begleitverletzung – Frakturlokalisation

Die Muskelfortsatzfraktur, die Alveolarfortsatzfraktur und der Kieferwinkelfraktur, die vornehmlich bei

seitlicher Gewalteinwirkung zu erwarten sind, traten häufiger zusammen mit anderen Verletzungen bei

höherenergetischen Verletzungsereignissen auf. Für die Muskelforsatzfraktur ist dies naheliegend, da

dieser Knochenteil relativ geschützt hinter dem Jochbogen liegt und doch erhebliche Gewalteinwirkung

nötig ist, um eine Fraktur hervorzurufen. Für eine Fraktur im muskelgeschützten Kieferwinkel sind

sicherlich auch höhere Energien notwendig als für andere Lokalisationen. Die Alveolarfortsatzfraktur

jedoch ist vermutlich meistens die Folge des Aufschlagens auf einen Gegenstand, wie zum Beispiel das

Lenkrad oder das Armaturenbrett eines KFZ und deswegen in der Gruppe der Polytraumatisierten

stärker repräsentiert.

Die hohe Collumfraktur, die Fraktur des aufsteigenden Astes oder des Unterkieferkörpers waren als

Ergebnis einer oft einmaligen Gewalteinwirkung von unten oder schräg seitlich eher isoliert anzutreffen.

Sie waren seltener mit Begleitverletzungen vergesellschaftet und sind ein Hinweis auf einen Sturz,

Fahrradsturz oder eine Gewalttat. Für letztere ist die Beteiligung einer Molarenalveole typisch.

Begleitverletzung Frakturursache

LARSEN und NIELSEN stellten in Ihrem Patientengut fest, daß in Fällen von Unterkieferfrakturen ohne

gleichzeitige Mittelgesichtsfrakturen zu 50% Verkehrsunfälle und zu 20% Roheitsdelikte die Ursache

waren, aber bei gleichzeitigem Vorkommen von Mittelgesichtsfrakturen und Unterkieferfrakturen 81%

durch Verkehrsunfälle und nur 5% durch Roheitsdelikte verursacht worden waren.

- 102 -

Dieses Ergebnis deckt sich mit den Ergebnissen aus den Untersuchungen an der Bremer Klinik, in der

Verkehrsunfälle häufiger Polytraumatisierungen und Roheitsdelikte häufiger solitäre

Unterkieferverletzungen nach sich zogen. Der Grund hierfür liegt sicher im Verletzungsablauf, weist aber

auch darauf hin, daß es durchaus statthaft sein kann, aus den erlittenen Verletzungen auf das

Frakturereignis zu schließen, da sich die Ergebnisse verschiedener Studien hier decken.

Verletzungsmuster

Frakturlokalisation – Frakturursache

LARSEN und NIELSEN16 folgerten aus ihren Ergebnissen im Vergleich mit der Literatur, daß

Kieferwinkel- und Unterkieferkörperfrakturen besonders häufig durch Roheitsdelikte und Collumfrakturen

bevorzugt durch Verkehrsunfälle und Stürze hervorgerufen werden.

Einen interessanten Ansatz verfolgen KOBER et al.34 in ihrer Arbeitsgruppe, die mit Hilfe von Finite

Elemente – Simulationen den Hergang eines Verletzungsereignisses bereits nachvollziehen können. Sie

halten in einigen Fällen bereits jetzt Aussagen über den Ablauf der Fraktur für treffsicher. Forensische

Gesichtspunkte könnten sich so in Zukunft leichter klären lassen.

Das in Bremen gefundene Muster der Frakturlokalisationen und der Frakturursache zeigt für mehrere

Ursachen die gleichen Lokalisationen, diese jedoch in unterschiedlicher Häufigkeitsreihenfolge. Tiefe

Collumfrakturen, Frakturen des Unterkieferkörpers und des Symphysenbereichs waren in den

beurteilbaren Gruppen insgesamt am häufigsten anzutreffen, hatten jedoch einen unterschiedlichen

Anteil am Verletzungsmuster.

Es wurde in anderen Arbeiten zwar gezeigt, daß bestimmte Frakturursachen bestimmte

Frakturlokalisationen zur Folge haben, diese Bremer Studie kann jedoch keinen Nachweis über

eindeutige Zuordnungen führen, da die Lokalisationen sich lediglich in der Häufigkeit unterschieden, mit

der sie angetroffen wurden. Eine Beurteilung der wahrscheinlichen Ursache allein aufgrund der

vorgefundenen Lokalisation an einem einzelnen Patienten verbietet sich daher. Lediglich über die

Schwere der einwirkenden Gewalt läßt sich etwas sagen: Wird eine Muskelfortsatz- oder Kiefer-

winkelfraktur oder eine Fraktur des aufsteigenden Astes angetroffen, so war die einwirkende Kraft

überdurchschnittlich hoch.

Frakturlokalisation – Begleitverletzung

Die häufig bei Polytraumatisierten anzutreffenden Kieferwinkelfrakturen waren vergesellschaftet mit

schwereren Verletzungen, die als vorrangig für Gesamttherapie und Kostenverursachung betrachtet

werden müssen.

- 103 -

Die Frakturen des aufsteigenden Astes und des Muskelfortsatzes waren häufig mit Le-Fort-Frakturen

anzutreffen, was eine kosteneffizientere Therapie mehrerer Verletzungen durch die Behandlung einer

einzigen Fachdisziplin ermöglicht.

Frakturursache – Begleitverletzung

Das Bild der erlittenen Verletzungen wird durch das Verletzungsereignis bestimmt.

Polytraumatisierungen durch KFZ-Unfälle oder massive Roheitsdelikte verursachen die komplexesten

Verletzungsmuster und damit die längsten Krankenhausverweildauern und die höchsten Kosten.

Therapie

Die Therapie ist im Hinblick auf Unterkieferfrakturen wohl der am meisten kontrovers diskutierte Aspekt in

der einschlägigen Literatur.

HEIDSIECK35 definierte als Indikationen für eine operative Therapie noch 1983:

1. Dislozierte Kieferwinkelfrakturen

2. Frakturen im Kieferkörper in Kombination mit stark dislozierten Collumluxationsfrakturen

3. Polytraumatisierte Patienten

4. Verzögerte Knochenbruchheilung und Pseudarthrose

Weiter noch ging JAKUBIK36, der forderte, nur konservativ nicht reponierbare starke dislozierte Frakturen

operativ zu behandeln.

HEIDSIECK35 fügte als Vorteil der operativen Versorgung die zunächst kürzere Arbeitsunfähigkeit an, die

jedoch durch den Zweiteingriff wieder relativiert werde.

EL-DEGWI und MATHOG37 stellten hingegen fest, daß Patienten mit operativer Therapie eine längere

Krankenhausverweildauer hatten und durch die Verwendung der teureren Materialien höhere Kosten

verursachten.

Daß das Metall wieder entfernt werden sollte, ist weitverbreitete Meinung und wird durch Studien wie von

TORGERSEN et al.38 und SCHLIEPHAKE et al.39, die die Freisetzung von Metallpartikeln aus dem

Osteosynthesematerial belegen, gestützt.

LEACH und TRUELSON84 erwähnten im Hinblick auf Kompressionsosteosynthese oder konservative

Behandlung, daß die Verminderung physiologischer Reize durch die von Osteosynthesematerial

hervorgerufene Streß – Protektion die Knochenheilung behindern könnte.

BIER und HARDER59 behandelten das Patientengut ihrer Untersuchung über Einfach- und

Mehrfachfrakturen zu 74 % konservativ und zu 26 % chirurgisch. Die Therapieprinzipien schienen,

verglichen mit denen der Bremer Klinik um so unterschiedlicher, da BIER und HARDER59 in ihrer

Untersuchung kaum Collumfrakturen versorgten, die in Bremen bevorzugt konservativ behandelt wurden.

- 104 -

Die Indikation zur chirurgischen Therapie stellten BIER und HARDER59 insgesamt also wesentlich

später, als die Bremer Klinik.

JOOS et al.98 behandelten das Patientengut Ihrer Untersuchung über Komplikationen zu 52 %

chirurgisch und zu 48% konservativ. Diese Zahlen ähneln denen der Bremer Klinik sehr.

In Bremen sind 51,7% der Frakturen chirurgisch, 48,3% konservativ behandelt wordenzzz. Diese Verteilung

bewegt sich im Rahmen der von anderen Autoren beschriebenen Verhältnisse.4

Tabelle 34: Vergleich: konservative : chirurgische Behandlung in der Literatur

BehandlungBremer Klinik

1985-97

OIKARINEN

et al. 24.

1981-90

FRIDRICH

et al., 40

1979-89

VETTER

et al., 41

1986-88

konservativ 48,3% 76% 60,1% 40%

chirurgisch 51,7% 24% 30,9% 60%

Therapie – zeitliche Entwicklung

Für den untersuchten Zeitraum war eine leichte Zunahme der chirurgischen Behandlungsverfahren zu

verzeichnen. Die Jahre 1985 und 1995 fielen durch eine besonders starke Vorherrschaft der konservativen

Verfahren auf. Ein Grund hierfür ist nicht aus den erhobenen Daten ersichtlich.

Die leichte Zunahme der chirurgischen Therapie kann bereits durch eine zunehmende Schwere der

Verletzungen insgesamt erklärbar sein. Verbesserte Rückhaltevorrichtungen in KFZ und ein ständig

besser werdendes Rettungswesen führen zu einem vermehrten Überleben von Schwerverletzten. Eine

Zunahme der aufwendigen Behandlungen ist die zwangsläufige Folge.

Therapie – Frakturlokalisation

RAHN et al.42 stellten in einer Nachuntersuchung von Collumfrakturen fest, daß eine Collumfehlstellung

weder auf die objektive Gelenkfunktion noch auf die subjektiv angegebenen Beschwerden einen Einfluß

habe.

Dem widersprachen NEFF et al.43,die in ihrem chirurgisch therapierten intrakapsulären Frakturen zwar 20

Komplikationen an 63 Patienten, darunter 6 Facialisläsionen beobachteten, ihre erzielten Ergebnisse in

der Achsiographie der Kiefergelenke jedoch als wesentlich harmonischer gegenüber konservativ

behandelten Vergleichskollektiven anderer Autoren beurteilten.

zzz Nicht inbegriffen sind Patienten, die die Behandlung abgelehnt haben.

- 105 -

HIDDING et al.79 forderten eine operative Therapie von Collumfrakturen, so bald die Blutversorgung des

kleineren Fragmentes gefährdet erscheint. Sie wiesen in diesem Zusammenhang auf die trotz fehlender

klinischer Beschwerden teilweise mangelhaften radiologischen und achsiographischen

Untersuchungsergebnisse nach konservativer Behandlung hin.

NEHSE und MAERKER45 hoben als Vorteil der chirurgischen Fixierung von Collumfrakturen hervor, daß

bei schwer polytraumatisierten Patienten, Commotio oder zerebralen Anfallsleiden sowie bei akuter oder

chronischer Akolholintoxikation und fehlender Compliance auf eine IMF verzichtet werden könne.

KRAUSE und BREMERICH44 nannten als Vorteile der konservativen Behandlung von Collumfrakturen die

niedrigere Infektionsgefahr, das Fehlen von Operationsnarben und die Möglichkeit einer ambulanten

Behandlung ohne Aufwendung von Operationssaal - Kapazitäten. Als Nachteile der chirurgischen

Therapie stellten sie die Notwendigkeit einer Vollnarkose, die Gefährdung nervaler Strukturen und den

notwendigen Zweiteingriff zur Entfernung von Osteosynthesematerial heraus, wie auch einige andere

Autoren dies tun. Als Nachteile der konservativen Behandlung nannten sie die mögliche Schädigung des

Parodonts durch eine IMF und die Aspirationsgefahr nach Erbrechen bei liegender IMF.

NEHSE und MAERKER45 schlugen für Collumfrakturen vor, tiefe Collumfrakturen mit Miniplatten und

hohe Collumfrakturen mittels Zugschraubenosteosynthese zu behandeln. Sie schlagen gerade für die

stark luxierten Frakturen vor, die Condyle lediglich zu reponieren und nicht rigide zu fixieren, um

Osteosynthesematerialbrüche durch Fehlstellungen des oft nicht eindeutig reponierbaren Fragmentes zu

vermeiden.

IIZUKA und LINDQUIST93 betonten, daß Kieferwinkelfrakturen nicht komprimiert werden sollten, da die oft

schräge und irreguläre Frakturlinie Kraftvektoren erzeugen würden, die unerwünscht seien, weil sie zu

einer erneuten Dislokation führen könnten. Außerdem sei eine Gefährdung des Alveolarnerven durch

Abscherung höher. Sie schlagen statt dessen die Verwendung einer Rekonstruktionsplatte vor.

Die Art der Behandlung zeigte sich in Bremen abhängig von der Frakturlokalisation.

Gelenkfortsatzfrakturen, Muskel- und Alveolarfortsatzfrakturen wurden vornehmlich konservativ

angegangen. Für die Gelenkfortsätze ist der operative Zugang komplikationsträchtiger. Zudem ist auch

bei suboptimaler Fragmentstellung ein klinisch zufriedenstellendes Ergebnis zu erwarten. Im Rahmen

dieser Untersuchung wurde keine Nachuntersuchung von Patienten durchgeführt, die langfristig

auftretende Komplikationen hätte aufdecken können. Weitere Untersuchungen auf Basis der hier vorlie-

genden umfangreichen epidemiologischen Grunddaten könnten helfen, diese auch in der Literatur sehr

kontrovers diskutierte Frage für Bremen zu klären.

Im Bereich des Alveolarfortsatzes verbietet sich eine chirurgische Verplattung oft wegen der Gefahr der

Zahnwurzelverletzung, so daß die Schienung der Zähne in der Regel die Therapie der Wahl ist.

Unterkieferkörperbrüche, Frakturen des symphysären Bereiches und des Kieferwinkels wurden

hauptsächlich chirurgisch behandeltaaaa. Die häufig bei gleichzeitig vorliegenden Collumfrakturen

aaaa s. Tabelle 21 auf S. 56, Abbildung 32, S.56

- 106 -

notwendige frühzeitige Mobilisierung des Unterkiefers und die hohe mechanische Beanspruchung dieser

Region beim Essen und Sprechen scheinen dazu geführt zu haben, daß diese Therapievariante als

erfolgreicher betrachtet wurde.

Die Therapie der häufig ohne Begleitverletzung (s.o.) anzutreffenden Collumfraktur, der Fraktur des

Ramus ascendens und des Corpus mandibulae bestimmt die Verweildauer der Patienten im

Krankenhaus und die entstehenden Kosten.

Therapie – Komplikation

SCHETTLER et al.46 nannten für ein Kollektiv von Kieferwinkelfrakturen 9% Komplikationen unter den

chirurgisch und 5,5% unter den konservativ behandelten. Ursächlich machten sie eine schlechte

Mundhygiene bei unvollständiger Knochenbedeckung durch Weichteile und die schlechte Compliance

einiger Patienten, die die IMF selbst lösten, verantwortlich.

BIER und HARDER59 fanden für ihre konservativ behandelten Fälle 6% und für ihre chirurgisch

behandelten 27% Komplikationen. Diese hohe Komplikationsrate mag sich teilweise erklären durch die

Auslese besonders komplizierter Fälle für die chirurgische Therapie, denn BIER und HARDER59

therapierten zu 74% konservativ. Es ist daher anzunehmen, daß nur schwer verletzte Fälle chirurgisch

behandelt wurden.

JOOS et al.98 berichteten in Ihrer Untersuchung über Komplikationsraten von 6,3% für chirurgisch und

5,8% für konservativ angegangene Fälle. Als Begründung für den Unterschied führten sie an, daß der

operative Zugang im infektiösen Mundinneren gelegen habe und daß schwerere Frakturen eher operativ

angegangen wurden.

MOMMAERTS und ENGELKE94 berichteten für ihr Patientengut von einer Komplikationsrate von 14,6%

für mit Miniplatten behandelte Fälle.

IIZUKA und LINDQUIST97 folgerten aus ihrer Untersuchung, daß die Verwendung von 2 Miniplatten statt

einer einzigen das Risiko einer Komplikation bereits deutlich vermindert, fanden aber noch

komplikationslosere Verläufe in Fällen von Kompressionsosteosynthese.

ZACHARIADES und PAPADEMETRIOU47 fanden unter ihren mit Kompressionsplatten behandelten

Patienten 13% Komplikationen.

DODSON et al.99 berichteten von 11,3% Komplikationen in der konservativen und 33,3% Komplikationen

in der chirurgisch mit Kompressionsplatten therapierten Gruppe.

EL-DEGWI und MATHOG fanden 10,2% Komplikationen unter konservativ therapierten und 23,9% unter

Patienten mit Kompressionsplatten - Osteosynthese.

LUHR et al.86 beschrieben 81 Fälle von atrophischen zahnlosen Unterkiefern, die sie mit

Kompressionsosteosynthese therapiert haben. Sie fanden lediglich 2,5% Pseudarthrosen und 1,2%

Osteomyelitiden. Die Pseudarthrosen, die an einem Patienten mit beidseitiger Unterkieferkörperfraktur

- 107 -

auftraten, führten sie auf die Deperiostierung des Knochens zurück und sie empfehlen, diese generell bei

stark atrophischen Kiefern zu vermeiden.

Die in Bremen chirurgisch behandelten Frakturen wiesen mit 9,5% eine deutlich höhere

Komplikationsrate auf, als die konservativ angegangenen mit 3,9%. Ursächlich müssen hier verschiedene

Faktoren genannt werden. Die chirurgisch behandelten Frakturen waren in der Regel stärker disloziert

oder durch Begleitverletzungen kompliziert. Außerdem lagen sie oft im bezahnten Bereich, der wegen

leerer Alveolen und beteiligter Parodontalspalten infektionsgefährdeter ist. Zudem war die Ruhigstellung

wegen der mechanischen Belastung dort schwieriger.

Der Unterschied zu den Ergebnissen von SCHETTLER46 legt nahe, daß in Bremen die konservative

Behandlung erfolgreicher gewesen zu sein scheint. Hier muß jedoch betont werden, daß diese

Untersuchung auf der Aktenlage beruht und die besonders im Bereich der oft konservativ behandelten

Gelenkbrüche spät auftretenden Störungen sicher nur lückenhaft erfaßt sind, da eine Nachuntersuchung

nicht stattfand. Hier ist also von einer Dunkelziffer unbekannter Höhe auszugehen.

Therapie – Frakturgrad

NIEDERDELLMANN und SCHILLI48 beschrieben die Möglichkeit, selbst stark dislozierte Collumfrakturen

mittels Kirschner – Bügel konservativ wieder aufzurichten.

DIECKMANN und NIEDERDELLMANN49 berichteten, daß sie ohne Komplikationen Trümmerfrakturen

erfolgreich mittels Drahtosteosynthese therapiert haben.

ZACHARIADES und PAPADEMETRIOU47, 50 empfahlen, Defekt- und Trümmerfrakturen sowie

Schrägfrakturen wegen eines erhöhten Risikos dermalokklusion nicht mit Kompressionsplatten zu

behandeln, da deren schwierige Adaptation und die schwer beherrschbare Kompression bei nicht

ausreichender Stabilität der Reposition die Komplikationsrate erhöhen.

ALTMANN und GUNDLACH51 stellen an ihren konservativ behandelten Collumfrakturen bei Kindern gute

bis sehr gute Ergebnisse fest, in 6% der Fälle seien nur befriedigende Resultate erzielt worden. Sie

betonen die Wichtigkeit eines zügigen Therapiebeginns und einer funktionellen Begleitbehandlung für ein

gutes Ergebnis.

CLARK52 postulierte, hohe Collumfrakturen und einseitige Collumfrakturen sollten ohne IMF konservativ

behandelt werden, beidseitige und dislozierte Frakturen, die eine Einstellung der Okklusion erlauben

würden, sollten per IMF für mehrere Wochen therapiert werden, und nur wenn eine Einstellung der

Kondyle konservativ nicht möglich wäre, sollte operativ vorgegangen werden.

Dem widersprachen ÖZMEN et al.53 die in ihrem Patientengut Collumfrakturen ab einer Dislokation um

30° operativ aufrichteten und per Zugschraube fixierten. Sie erreichten damit eine hohe

Patientenzufriedenheit, beobachteten jedoch insbesondere für konservativ behandelte Patienten eine

Diskrepanz zwischen geäußerter Zufriedenheit und teilweise gefundenen schlechten Ergebnissen im

klinischen Funktionsstatus. Sie wiesen darauf hin daß die Einschränkung der Beweglichkeit eines Kiefer-

- 108 -

gelenkes zu einer Überlastung des anderen Collums führen und als Spätschäden eine beiderseitige

Arthrose zur Folge haben könnte.

Die durchgeführte Therapie war in Bremen direkt abhängig vom Frakturgrad.

Mit 95% chirurgischer Therapie stellte die Trümmerfraktur als stärkste Dislokation fast eine zwingende

Indikation zur chirurgischen Intervention dar. Ihr folgen die anderen Dislokationstypen gemäß dem Grad

der Dislokation. Dieses Ergebnis ist naheliegend, da bei breitem Frakturspalt und konservativer

Versorgung nicht mit einer knöchernen Durchbauung gerechnet werden kann. Zur Vermeidung von

Pseudarthrosen ist dann also ein operatives Vorgehen in der Regel indiziert. Bei nicht dislozierten

Frakturen kann bei vorübergehender Ruhigstellung mit konservativen Mitteln bereits ein gutes Ergebnis

erwartet werden.

Therapie – Altersgruppe

Eine Reihe von Autoren hoben hervor, daß Frakturen im Kindesalter unter anderem wegen der

erheblichen osteogenetischen Potenz kindlichen Knochens (KRAUSE und BREMERICH44) in aller Regel

konservativ behandelt werden sollten 26, 55, 56.

Erschwerend kommt für die Versorgung von Unterkieferkörperfrakturen die Gefährdung der Zahnkeime

und des Nervkanales durch Osteosyntheseschrauben hinzu, die nach anatomischen Untersuchungen

von BÄHR et al.54 im frühkindlichen Kiefer lediglich im Frontbereich hinreichend Platz zu haben scheinen.

Auch SCHWENZER55 wies eindringlich auf die Spätschäden durch Wachstumsstörungen der Kiefer und

der Zahnanlagen hin, für die WILTFANG et al.56 die Altersperiode zwischen 8 und 12 Jahren als am

stärksten gefährdet fanden.

Gerade für das Kindesalter sahen FEIFEL et al.57 keine Indikation für eine operative Therapie an tiefen

Collumfrakturen. Ihrer Meinung nach ist eine 10 – 14 - tägige intermaxilläre Fixation mit anschließender

halbjähriger funktioneller Behandlung zur Aufrichtung der Condyle, Wiederherstellung der maximalen

Mundöffnung bei minimaler seitlicher Deviation vollkommen akzeptabel.

THORÉN et al.8 berichteten in ihrer Untersuchung von Kindern unter 16 Jahren von 51,6% nur durch

Verhaltensregeln und Beobachtung therapierten Frakturen, 38,9% wurden mit IMF zwischen 4 und 25

Tagen Dauer behandelt, 10,8% wurden durch Drahtosteosynthese, 1,9% durch Miniplattenosteosynthese

und 0,6% durch Kompressionsosteosynthese operativ angegangenbbbb.

In Bremen blieb das Verhältnis „konservative : chirurgische Therapie“ durch alle Altersgruppen hindurch

annähernd gleich.cccc

Die offene Reposition als chirurgische Behandlung war fast nur in den unteren Lebensdekaden

anzutreffen.dddd

bbbb Die Zahlen dieser Literaturquelle weichen um 3,8 Zähler von der 100% - Marke ab.

cccc s. Abbildung 35, S. 58

- 109 -

Die Entscheidung, ob chirurgisch oder konservativ vorgegangen wird, scheint also weniger vom

Patientenalter abhängig zu sein, sondern eher von anderen vorgenannten Faktoren. Die letztendlich

eingesetzten Mittel der jeweiligen Therapieart sind bisweilen unterschiedlich. Wo zum Beispiel nur

wenige Zähne zur Schienung zur Verfügung stehen, wurden Verhaltensregeln und Kontrolle eingesetzt,

anstatt intermaxillär zu fixieren oder es wurde eher mit mehreren Miniplatten fixiert als mit Zugschrauben,

da ein stärker atrophierter Kiefer für letzteres ein ungünstigeres Lager bietet.

Therapie – EICHNER1 - Klassifizierung

OIKARINEN24 fand in einer Nachuntersuchung von 317 Patienten, die zwischen 1981 und 1990 in seiner

Abteilung behandelt worden sind, daß die Indikationsstellung zur chirurgischen Therapie mit Abnahme

der Zahnzahl zunahm.

In Bremen wurden Frakturen bei einer Bezahnung nach Eichner – Klassen A1, B2, C2 und C3

vornehmlich chirurgisch behandelt, Personen mit einem Zahnbestand nach Eichner – Klasse B3 wurden

eher konservativ behandelt.

Der Einfluß der okklusalen Abstützungsverhältnisse auf die Therapieentscheidung ist als gering zu

bewerten. Die Entscheidung ob konservativ oder chirurgisch vorgegangen wird, zeigt sich stärker

beeinflußt durch den Dislokationsgrad und zu erwartende Belastungen in der Frakturregion als durch die

Okklusionsverhältnisse.

Therapie – Zahn im Frakturspalt

STOLL29 gab für sein Patientenkollektiv einen erhöhten Zahnverlust nach Abschluß der eigentlichen

Frakturbehandlung in der Gruppe der konservativ behandelten Frakturen an. Wie viele Zähne im operativ

behandelten Patientengut seiner Abteilung entfernt wurden, geht aus seiner Studie leider nicht hervor. Es

ist jedoch nicht auszuschließen, daß sein Eindruck, durch konservative Therapie mehr Zähne zu

verlieren, dadurch verzerrt ist, daß fragwürdige Zähne bei operativen Therapien schon in der ersten

Therapiephase entfernt wurden und bei konservativ behandelten Fällen nicht.

KAMBOOZIA und PUNNIA-MOORTHY58 fanden unter in Frakturspalten stehenden Zähnen 68% devital,

wenn mit Kompessionsplatten behandelt worden war und 41% devital, wenn der Bruchspalt nur mit

Achterligaturen fixiert worden war. Die Nachbarzähne der im Bruchspalt stehenden Zähne sind in ihrer

Untersuchung in der Osteosynthesegruppe zu 71% devital, während die konservative Gruppe nur 14%

devitale Zähne aufwies.

In Bremen zeigte sich, daß in der Gruppe der chirurgischen Therapieverfahren 28,2% der im Frakturspalt

stehenden Zähne bei der Verletzung oder der Therapie verloren gingen. Dem standen 3,5% Zahnverlust

bei den konservativ behandelten Frakturen gegenüber. Allerdings wurde in dieser Untersuchung der

Zahnverlust lediglich absolut erfaßt und nicht nach dem Zeitpunkt aufgegliedert, so daß sich ein direkter dddd s. Abbildung 36, S. 59

- 110 -

Vergleich verbietet. Die Zahnentfernung erfolgt bei chirurgischer Frakturbehandlung ja oft bereits bei der

Primärtherapie. In der konservativen Gruppe besteht jedoch eine gewisse Dunkelziffer, da hier Zähne

eventuell erst später entfernt wurden.

Die Entscheidung zur chirurgischen Therapie senkte die Wahrscheinlichkeit, erhalten zu bleiben, für den

Zahn 38 um den Faktor 6,5, für den Zahn 48 um den Faktor 11. Angesichts der erhöhten

Komplikationsrate stellt sich die Frage, ob diese Entscheidung gerade in der Nähe des mit dünnerer

Kompakta ausgestatteten Kieferwinkels sinnvoll war. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung sollten

Zähne möglichst belassen werden, um eine bessere Reposition zu ermöglichen und eine kleinere

Knochenwunde zu behalten. Infektionen traten beim Zahnerhalt seltener auf.

Therapie – Krankenhausverweildauer

BIER59 et al. fanden für ein Patientenkollektiv von 408 Patienten eine durchschnittliche

Krankenhausverweildauer von 12 Tagen für die konservativ behandelten Patienten und 22 Tagen für die

chirurgisch therapierten.

RIX et al. entließen 72% ihrer Patienten innerhalb von 5 Tagen, weitere 20 % zwischen dem 6. und 10.

Tag.

In dieser Untersuchung aus Bremen fanden sich durchschnittliche Verweildauern von 11,6 (konservativ)

und 15, 2 (chirurgisch) Tagen.

Die häufigere Polytraumatisierung der Patienten mit chirurgisch behandelten Frakturen verlängerte ihren

Aufenthalt und erklärt wenigstens teilweise die längere Verweildauer. Wie EL-DEGWI und MATHOG37

gezeigt haben, kann die Aufenthaltsdauer wesentlich geringer sein. Besonders in Bezug auf konservative

Therapieformen ist angesichts der entstehenden Kosten fraglich, ob eine ambulante Betreuung der

Patienten nicht ebenso möglich ist, wie die stationäre. Dieses Vorgehen wird heute in Bremen prak-

tiziert. Nach eingehender Instruktion für den Notfall wird ein Teil der Patienten unter Mitgabe einer

Drahtschere mit liegender IMF in die ambulante Betreuung entlassen.

Materialverbrauch

JOOS et al.60 hoben hervor, daß die absolute Ruhigstellung eines Frakturspaltes biologisch nicht sinnvoll

wäre und eher zu Heilungsstörungen führen würde, die vergleichbar mit Knochenatrophiereaktionen bei

Inaktivität wäre. Nach Ihren Ergebnissen ist eine exakte Reposition ausschlaggebend für das Ergebnis

der Behandlung. Kann eine exakte Reposition bereits mit der Repositionszange erreicht werden, so

empfehlen sie die Verwendung von Miniplatten, da diese besser adaptierbar wären und die erreichte

Adaptation auch nach Anziehen der Schrauben erhalten bliebe. Kann eine primär exakte Reposition nur

bedingt erreicht werden, so empfehlen sie Kompressionsplatten, um eine bessere Adaptation der

Frakturenden durch die Kompression zu erreichen.

- 111 -

JOOS60 und NIEDERDELLMANN und MARMULLA61 bemängelten das Fehlen objektivierter Indizes für die

Entscheidungsfindung in der Auswahl unter den Plattensystemen.

HAYTER und CAWOOD62 führten als Nachteile der Kompressionsplatten an, daß trotz Kompression eine

crestale Zuggurtung notwendig wäre, um ein Klaffen zu vermeiden, daß ein linguales Klaffen auch durch

die Überkonturierung der Kompressionsplatte kaum kontrollierbar wäre, daß die Platten klobig und

schwer zu adaptieren wären und zumeist von extraoral eingebracht werden müßten, was das Risiko

eines Nervschadens und einer Narbenbildung erheblich steigern würde. Sie gaben an, Mini-

plattenosteosynthesen wegen der einfachen Handhabbarkeit, der vielzähligen positiven Untersuchungen,

wegen der kurzen Arbeitsunfähigkeit und der Verkürzung oder Vermeidung der IMF mit ihren Nachteilen

der Atemwegsobstruktion, der eingeschränkten Mundhygiene und der eingeschränkten Ernährung zu

bevorzugen.

SCHUG et al.63 beschrieben ein Titangitter, das monokortikal verschraubt besonders gut geeignet wäre

für die Versorgung der sonst für Miniplatten schwierigen Trümmer- und Defektfrakturen. Als Vorteile

dieses Systems nannten sie eine schnellere Frakturheilung als bei Kompressionsplatten, da bereits von

Anfang der Knochen funktionell belastet würde. Auch wäre durch die geringere Stabilität des Systems

keine Kieferatrophie zu befürchten, so daß das Material auch belassen werden könnte.

Der Vorteil der Miniplatten wurde von MOMMAERTS und ENGELKE94 in der enoralen

Applikationsmöglichkeit und der Verwendung der relativ festen monokortikalen Schrauben gesehen, die

eine operationsbedingte Schädigung des N. facialis, des N. mandibularis und der Zähne weitgehend

ausschlössen.

Abgesehen von den erst in jüngeren Jahren verfügbaren Titangittern sind in Bremen alle

Osteosynthesehilfsmittel zum Einsatz gekommen. Vorwiegend wurde jedoch mit Miniplatten therapiert.

Sie wurden fast ausschließlich eingesetzt bei Frakturen des Kieferwinkels, des Ramus ascendens und

der Eckzahngegend und vorwiegend in Frakturen des symphysären Bereiches und des

Unterkieferkörpers.

Statisch sehr belastete Bereiche, wie die Mittelliniengegend und der Unterkieferkörper wurden zum Ende

der achtziger Jahre noch mit Kompressionsplatten später aber ebenfalls fast ausschließlich mit 4- und 6

– Loch – Miniplatten behandelt.

Die Mißerfolgsrate von 9,5% im Bereich der chirurgisch behandelten Fälle bewegt sich im von der

Literatur abgegrenzten Bereich. Es muß hierbei berücksichtigt werden, daß die Fälle, für die

Komplikationen wegen schlechter Compliance oder Alkoholmißbrauch eher zu erwarten sind,

überwiegend chirurgisch behandelt wurden und so zusätzlich zu den bereits schwereren

Ausgangsbefunden diese Negativauslese ein höheres Komplikationsaufkommen erwarten läßt.

Neue Entwickungen im Bereich resorbierbarer Materialien sind für einige Frakturlokalisationen, wie zum

Beispiel das Collum, von besonderem Interesse, wie auch ECKELT64 betonte. Erste Erfahrungen von

NEFF et al.43 zeigten hier gute Ergebnisse. Das Entfallen der Materialentfernung wird für die Abwägung

chirurgische versus konservative Therapie eine erhebliche Argumentverschiebung bewirken, nicht zuletzt,

- 112 -

weil es, wie NIEDERDELLMANN und MARMULLA61 betonten, eine deutliche Komfort – Steigerung für

den Patienten bedeutet und eine Ablösung des bisweilen in Mißkredit geratenden Titans ankündigen

könnte.

Eine weitere Verbesserung könnte die von SCHMELZEISEN et al.65 vorgestellte endoskopische

Osteosynthese gerade in Bezug auf die risikobehaftete operative Therapie der Collumbrüche bringen,

durch die eine Absenkung des Verletzungsrisikos für den Nervus facialis, des allgemeinen operativen

Traumas und wahrscheinlich auch der Operationszeit erwartet werden kann.

Operationsdauer

SCHWENZER66 betonte die Wichtigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit gerade in der Versorgung

polytraumatisierter Patienten. Er forderte, so weit möglich mit mehreren Fachdisziplinen gleichzeitig am

Patienten zu arbeiten.

RIX et al.100 berichteten von einer Operationszeit von unter 2 Stunden für 73% ihrer Miniplatten -

Osteosynthesen. Längere Operationen waren ihren Angaben zufolge durch kombinierte

Mittelgesichtsfrakturen bedingt.

Die Forderung, möglichst umgehend eine stabile Frakturbehandlung einzuleiten, wurde von einer Reihe

von Autoren unterstützt97, .

In Bremen war eine lange Operationsdauer fast immer einer vergesellschafteten Polytraumatisierung

anzulasten. So zeigte sich, daß die Verkehrsunfälle mit geschlossenen KFZ die längsten

Operationszeiten bedingten. Da sie Versorgung von Begleitverletzungen und Unterkieferbrüchen in

Bremen nur im Fachbereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in der gleichen Operationssitzung

durchgeführt wurde, und in aller Regel andere Verletzungen zuerst versorgt wurden, war mehr Zeit

zwischen Verletzung und kieferchirurgischer Therapie verstrichen. Die beginnende Narbenbildung im

Bereich der Kieferbrüche macht eine Wundreinigung und Adaptation schwieriger und zeitaufwendiger.

Eine gleichzeitige Versorgung, wie sie SCHWENZER66 vorschlug, könnte eine deutliche

Effizienzsteigerung bewirken.

Operationsdauer – Frakturgrad

Der vorgefundene Zusammenhang zwischen hohem Frakturgrad und langer Operationsdauer ließ sich nur

teilweise auf eine schwierigere Reposition zurückführen. Es muß bedacht werden, daß eine Trümmer-

oder Defektfraktur häufig mit einer Polytraumatisierung einherging. Neben der oben bereits

angesprochenen erschwerten Reposition bei bereits einsetzender Heilung der unbehandelten Fraktur

verlängerte die Versorgung anderer kieferchirurgischer Verletzungen, wie zum Beispiel von ausgedehnten

Weichteil- oder Mittelgesichtsverletzungen, die Operationsdauer.

- 113 -

Operationsdauer – Frakturursache

Die Betrachtung der Frakturursache belegt den Einfluß der Polytraumatisierung, auch wenn andere

Disziplinen nicht in der gleichen Operationssitzung therapierten, denn die multipel verletzten Patienten

nach Einwirkung höherer Energien bei KFZ-Unfällen, Selbstmordversuchen (Stürze aus größerer Höhe)

und nach Schlagwaffenanwendung beanspruchten eine längere Therapiedauer, obwohl oben gezeigt

werden konnte, daß eine höherenergetische Gewalteinwirkung nicht zwingend mit einem höheren

Frakturgrad einhergeht.

IMF – Dauer

WILLIAMS und CAWOOD67 stellten in einer Untersuchung über den Effekt der IMF auf die

Lungenfunktion fest, daß die Verschnürung beider Kiefer zu einer massiven Atemwiderstandserhöhung

führte. Patienten mit chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen sollten ihrer Meinung nach von der

IMF ausgenommen werden, um das Abhusten, die Einnahme aerosolförmiger Medikamente zu

erleichtern, und die ohnehin bestehende Sauerstoffnot nicht noch weiter zu verstärken. Sie wiesen in

diesem Zusammenhang auf die häufig komplizierend hinzukommenden Verlegungen der Nasengänge

durch weitere Verletzungen hin, die die Sauerstoffknappheit zudem verstärken könnten.

Auch KOHNO et al.68 wiesen auf die massive Erhöhung des Atemwiderstandes durch die IMF hin, vor

allem, wenn diese mit der Einbindung eines intermaxillären Splintes verbunden wäre. Sie fanden zwar

eine Verbesserung der Atemsituation in den der Zuschnürung folgenden Tagen, diese war jedoch in

keinem Fall mit normalen Verhältnissen vergleichbar. Sie forderten eine konsequente Überwachung der

Atemfunktion und häufige Befreiung der Mundhöhle von Sputum, Blutgerinnseln und Erbrochenem.

HARDMAN und BOERING69 stellten in einer internationalen Befragung von MKG-Chirurgen fest, daß es

nur selten notwendig wäre, die IMF postoperativ wegen akuter Komplikationen zu lösen, empfahlen aber,

die Möglichkeit vorzusehen.

DODSON et al.99 stellten einen deutlich höheren Anteil an Non-Compliance bei Einsatz der IMF fest

(13,2% gegenüber 0%).

Auch HAUG und SCHWIMMER70 fanden in 2/3 ihrer Fälle eine vorzeitige Lösung der IMF durch die

Patienten.

STOLL und EWERS71 schlugen für die Therapie selbst solitärer Collumfrakturen als Mittelweg mit den

besten klinischen und radiologischen Ergebnissen eine Kurzzeitimmobilisation von 2 Wochen vor.

Sowohl für die Sofortmobilisation als auch für die Langzeitimmobilisation (6 Wochen) fanden sie mehr

klinische und radiologische Veränderungen.

REINERT et al.96 empfahlen, bei funktionsstabiler Osteosynthese postoperativ lediglich zur

Gewährleistung der Wundheilung für eine Woche intermaxillär ruhigzustellen.

- 114 -

NIEDERDELLMANN und SCHILLI72 beschrieben zur primär stabilen Osteosynthese eine

Osteosyntheseplatte mit L-förmigem Profil, die in ihren Messungen eine nahezu vollkommene

Ruhigstellung der Fraktur auch unter Kaubelastung ermöglichen würde. Eine zusätzliche IMF wäre

primär unnötig. Eine Einschränkung dieses Vorgehens gab SCHILLI73 allerdings für Trümmer- und

Defektfrakturen an, die regelmäßig nicht mit EDC-Platten versorgbar seien.

NIEDERDELLMANN74 hob die Vorteile der Exzentrischen Dynamischen Kompressionsplatten auch in

Bezug auf postoperative Frakturstabilität hervor.

Die in Bremen gefundene mittlere IMF-Dauer war mit 18 bis 31 Tagen erstaunlich hoch. Sie erklären sich

durch zu späte Wiedervorstellung der Patienten und wohl vor allem durch den inkompletten

Aktenbestand bzw. den schlechten Zustand mancher Akten, in denen Angaben lückenhaft oder ungenau

waren. Zwar wurden Fälle, in denen sich keine Angaben über die Einbindung oder Lösung der IMF

fanden, von dieser Teilbetrachtung ausgeschlossen. Es muß jedoch davon ausgegangen werden, daß

teilweise Angaben über das Lösen der IMF fehlten und deshalb erst die Schienenentfernung als Lösung

der IMF erfaßt wurde, was leicht zu einer Ungenauigkeit von ein oder zwei Wochen geführt haben kann.

IMF-Dauer - Frakturlokalisation

Bei den statisch ungünstigeren Frakturen des Kieferwinkels sowie des aufsteigenden Astes wurde die

IMF länger belassen als bei anderen. Weil Frakturen in der Eckzahngegend häufig zusammen mit

Frakturen des gegenseitigen Kieferwinkels oder Unterkieferkörpers im Molarenbereich anzutreffen waren,

erschienen auch sie in dieser Betrachtung. Anders ist das längere Belassen der Verschnürung nicht zu

erklären, da Frakturen in der Eckzahngegend sich in der Regel gut osteosynthetisch stabilisieren lassen.

Bei Alveolarfortsatzfrakturen war die Zahnschienung das primäre Behandlungsmittel. Wenn die Lösung

der IMF vielleicht nicht notiert, wohl aber die Entfernung der Schiene dokumentiert wurde, erschien die

IMF länger als sie wirklich war. Hier muß von einem zu hohen Wert ausgegangen werden.

Weil nach chirurgischer funktionsstabiler Versorgung die IMF in der Regel postoperativ gelöst wurde, ist

sie in der Statistik der bevorzugt funktionsstabil behandelten Regionen im Schnitt deutlich kürzer.

Dies hatte für die in dieser Studie betrachtete Periode deutliche Auswirkungen auf die

Krankenhausverweildauer, da ein intermaxillär verschnürter Patient nicht aus der stationären Behandlung

entlassen wurde, ein funktionsstabil versorgter Patient aber sehr wohl, wenn keine anderen Verletzungen

dem entgegenstanden.

Inzwischen werden aber auch in Bremen intermaxillär verschnürte Patienten unter Mitgabe einer

Drahtschere und mit Notfallinstruktionen frühzeitig in die ambulante Betreuung entlassen.

IMF – Dauer – Altersgruppe

Verglichen mit dem Gesamtfrakturaufkommen in den Altersgruppen zeigte sich eine stärkere Beteiligung

an der IMF – Dauer von Kindern und den höheren Altersgruppen. Da Kinder allerdings eher kürzer

- 115 -

verschnürt wurden, da eine schnellere Frakturkonsolidierung zu erwarten war, muß hier angenommen

werden, daß die Vorherrschaft der konservativen Therapien in dieser Gruppe den Gesamtdurchschnitt der

Kinder beeinflußt.

Im Gegensatz dazu wurden Ältere eher mit Miniplatten versorgt. Hier ist die längere durchschnittliche

IMF-Dauer durch zwei Aspekte zu erklären. Zum einen sollte der langsameren Heilung im älteren

Menschen durch längere konservative Behandlung mehr Zeit zur Konsolidierung gegeben werden, zum

anderen wurde nach funktionsstabiler Versorgung mit einer zusätzliche IMF das Operationsergebnis

gesichert. Der sprödere Knochen könnte sonst ein Ausreißen der Schrauben begünstigen und ein

Zweiteingriff wäre erheblich erschwert.

Komplikation

Alle Untersuchungen über Komplikationen haben das Problem, daß erlittene Komplikationen vom

Untersucher übersehen oder vom Patienten nicht beklagt oder nicht wieder vorgestellt werden, letzteres

bevorzugt durch Patienten mit schlechter Compliance, durch deren Fehlverhalten mit erhöhtem

Komplikationsaufkommen zu rechnen ist.

Der Ansicht von ASSAEL75, 76 , daß die Erfahrung des Operateurs (besonders bei der

Zugschraubenosteosynthese) maßgeblich am Komplikationsaufkommen ursächlich beteiligt wäre,

widersprachen KEARNS et al.91 die in einem Vergleich des Patientengutes eines Teams von

Operateuren über die Jahre keine Abnahme der Komplikationen feststellen konnten.

KOECK und MEENTS77 fanden in ihrer Pantographischen Nachuntersuchung von Collumfrakturen in

100% deutliche Bewegungseinschränkungen. Ob diese die Patienten merklich behinderten, wurde nicht

beschrieben. Diese Tatsache zeigt jedoch, daß Komplikationen vermutlich wesentlich häufiger auftreten.

Indolenz auf Seiten der Patienten, Kriterienauswahl oder Unaufmerksamkeit bzw. diagnostische Mängel

seitens des Behandlers verhindern jedoch ihre Entdeckung.

Letztere kann allerdings bisweilen sehr aufwendig sein, denn viele Veränderungen sind mit normalen

Röntgenbildern kaum zu belegen, sondern erst im CT erkennbar, wie BAHL-NIEKE et al.78 Berichteten.

HIDDING et al.79 fanden in einer Nachuntersuchung von konservativ oder chirurgisch behandelten

Kiefergelenksfrakturen in achsiographischen Registrierungen zu 64% seitliche Deviationen in der

konservativ behandelten Gruppe und zu 10% unter den chirurgisch behandelten Fällen. Sie wiesen

gleichzeitig darauf hin, daß kein Zusammenhang zwischen subjektiven Beschwerden und

Veränderungsgrad der Gelenkbahnaufzeichnungen festzustellen war.

KAHL-NIEKE und FISCHBACH80 stellten durch kernspintomographische Kontrollen an bei Kindern

behandelten Collumbrüchen in 9 von 16 Fällen (56%) eine anatomisch ungenügende Konsolidierung fest.

Die Collumfrakturen waren konservativ – funktionell, also unter Anwendung funktionskieferorthopädischer

Apparate, therapiert worden. Sie bezeichneten die erwünschte Remodellierung nur für drei ihrer Patienten

(33%) als positiv verlaufen. Sie räumten ein, eventuell durch die funktionstherapeutische Behandlung eine

Überstimulation betrieben zu haben, die eine Überentwicklung des Kondyluskopfes zur Folge hatte.

- 116 -

FEIFEL et. al.57 stellten fest, daß das Remodelling der Condyle nicht vom Alter, sondern vom Grad der

Dislokation abhängig zu sein scheint. Sie beschrieben, daß sie komplettes Remodelling nur bei

Dislokationen fanden, die weniger als 48° betrugen.

HÄRTEL et al.81 berichteten von 79% nicht symptomfreier Patienten nach konservativen Versorgungen

von Kiefergelenksfrakturen. Die stärksten Schäden stellten sie nach Luxationsfrakturen fest. Sie

äußerten ihre Absicht, letztere zukünftig mit Miniplatten zu behandeln.

BIER und HARDER59 nannten für Ihr Patientengut 13% Komplikationen.

SCHARF und REUTER82 fanden unter funktionsstabil versorgten Patienten 10% Komplikationen. 4/5

hiervon waren Infektionen.

NIEDERHAGEN et al.83 fanden in einer vergleichenden Untersuchung von AO– und Miniplatten eine

Komplikationsrate von 19,5% für intraoral und 8,1% für extraoral eingebrachte AO – Platten und von

7,3% für intraoral eingebrachte Miniplatten. Sie rieten von einer intraoralen Versorgung mit AO – Platten

ab.

LEACH und TRUELSON84 fanden keinen Unterschied in der Infektionshäufigkeit zwischen Miniplatten-

und Kompressionsplattenbehandlung.

HÖNIG und MERTEN85 zeigten in einer experimentellen Untersuchung auf, daß plane subperiostal

aufgebrachte Kompressionsplatten zu einer starken Durchblutungsstörung der Kompakta führen würden,

während genoppte supraperiostal aufgebrachte Kompressionsplatten einen weitgehenden Erhalt der

Blutversorgung gewährleisteten.

LUHR et al.86 vertraten besonders auf dem Hintergrund von Frakturen stark atrophischer Kiefer die

Meinung, daß möglichst auf ein Abziehen des Periostes verzichtet werden sollte, um Komplikationen zu

vermeiden. Eine generelle Veränderung der Plattenunterseite könnte zu einer Verminderung der

Plattenlockerungen führen und dadurch das Komplikationsrisiko senken.

JOOS et al.98 gliederten die Komplikationen, wie die folgende vergleichende Tabelle zeigt auf:

Tabelle 35: Vergleich der prozentualen Komplikationsraten aufgeschlüsselt

prozentuale VerteilungKomplikation Bremer Klinik

n=2071JOOS et al.

n=1715Freiburg

Infektion 36,8 71,1Funktionsstörung 3,4 12,5Pseudarthrose 23,9 6,7Dysästhesie 4,2Fehlstellung 20,5Gelenkkopfresorption 0,9Plattenlockerung 6,8Zweitfraktur 2,6Sequester 0,9

9,6

- 117 -

Die Infektion war mit 36,8% die häufigste Komplikation. Ihr Auftreten wurde durch mehrere Faktoren

erleichtert. Zum einen ist eine Fraktur, der im Alveolenverlauf eines Zahnes auftritt, an sich als infiziert zu

betrachten. Die durch den Frakturspalt verschlechterte Durchblutung wird noch verstärkt durch die mit

dem Frakturereignis einhergehende Stauchungsverletzung und erschwert die lokale Immunabwehr.

JOOS et al.98 sahen als Hauptursache für die Infektion eine instabile Osteosynthese.

Auch IIZUKA et al.87 stellten fest, daß in keinem ihrer Fälle mit infiziertem Frakturspalt die Ursache in

einer verzögerten chirurgischen Behandlung lag, sondern in einer Lockerung des

Osteosynthesemateriales.

LARSEN und NIELSEN26 machten für das Auftreten vermehrter Komplikationen eine verspätete

Frakturbehandlung und unzureichende Frakturstabilisierung verantwortlich, wie auch eine unzureichende

Wundsäuberung und Knochenwundenbedeckung.

KEARNS et al.91 konnten hierfür keinen Beleg finden, und gaben für Patienten, die eine

Bruchspaltinfektion erlitten, eine durchschnittliche Zeit vom Verletzungsereignis bis zur Therapie von 3,4

Tagen an, während für Patienten ohne Komplikationen eine durchschnittliche Zeit von 3,6 Tagen

gefunden wurde.

OIKARINEN et al.88 hielten ebenfalls eine frühzeitige funktionsstabile Versorgung für dringlich, stellten

aber fest, daß durch die Notwendigkeit der Allgemeinanästhesie ein Organisationsaufwand entstünde,

der zeitlichem Aspekt abträglich wäre.

Auch LUHR et al.86 bezeichneten Funktionsstabilität als den wichtigsten Faktor in der Vermeidung von

Komplikationen.

ZACHARIADES und PAPADEMETRIOU47 berichteten von einer Komplikationsrate von 9% bei Patienten,

die innerhalb einer Woche nach dem Verletzungsereignis mit Kompressionsplatten versorgt wurden, 16%

bei Patienten bei denen die Versorgungszeit 8 – 14 Tage betrug und 17% für Patienten bei denen diese

Versorgung mehr als zwei Wochen nach der Verletzung durchgeführt wurde.

DODSON et al.99 fanden mit 28,5% die größte Komplikationsrate an nicht mitarbeitenden Patienten, die

ihre IMF selbst lösten. Sie stellen fest, daß eine gute Mitarbeit für Patienten mit funktionsstabiler

Osteosynthese in Bezug auf die Entwicklung von Komplikationen nicht bedeutsam sei.

HEIBEL et al.89 wiesen nach einer Kortikalisdickenmessung an marzerierten Unterkiefern darauf hin, daß

die Dicke der Kompakta des Unterkiefers, die für die Widerstandsfähigkeit einer Osteosynthese

ausschlaggebend wäre, geringer ausfallen würde, als im allgemeinen angenommen. Mit 1 - 2 mm

durchschnittlicher Kortikalisdicke an den Schraubeninsertionspunkten könnten ihrer Auffassung nach

Miniplatten nicht all zu sehr belastet werden. Besonders mit Bezug auf die etwa 1 mm dicke Kompakta

im Kieferwinkel vermuteten sie, daß die Überbeanspruchung des Schraubenlagers für

Materiallockerungen und Mißerfolge verantwortlich sein könnte.

- 118 -

ASSEAL90 vermutete als Zusammenfassung der Literatur über Unterkieferfrakturen, daß der

Komplikationen als wesentlichster Faktor beeinflussende Punkt der Gesundheitszustand des Patienten

wäre. Er nannte Suchtkrankheit, Fehlernährung, Zigarettenkonsum, Alkoholkonsum und

Immunsuppression als wichtigste Auslöser einer Komplikation.

Diese Studie aus Bremen fand 6,6% Komplikationen. Hauptsächlich waren Infektionen zu finden (36,8%)

dann Pseudarthrosen (23,9%) und Fehlstellungen (20,5%). Diese Werte bewegten sich im Bereich der

Ergebnisse anderer Untersuchungen, die ähnliche Kriterien angelegt haben. Es ist aber in der

Literaturübersicht unübersehbar, daß eben diese Kriterien sehr wichtig für die Nennung einer

vergleichbaren Komplikationsquote sind. Es muß davon ausgegangen werden, daß in den

abgeschlossenen Krankenakten im Nachhinein bekannt gewordene Komplikationen nicht in jedem Fall

mehr nachgetragen worden sind. Die Komplikationsrate dürfte also etwas höher liegen.

Komplikation – Grunderkrankung

RIX et al.100 fanden unter ihren Patienten 25% mit Grunderkrankungen. Sie berichteten trotz eines

schwierigen Klientels mit hohem Suchtkrankheitsanteil von geringen Komplikationsraten, insbesondere

fanden sie keine postoperative Infektion. Den Grund hierfür sahen sie in der Versorgung mit Miniplatten,

die nach ihrer Auffassung eine bessere Stabilität der Reposition gewährleisteten als eine IMF.

OTTEN et al.6 fanden in 28,1% ihrer Patienten Grunderkrankungen, am häufigsten waren kardiovaskuläre

Erkrankungen mit 13,1% des Gesamtpatientengutes.

HAUG und SCHWIMMER70 fanden neben dem noch stärkeren Zusammenhang mit Alkoholabhängigkeit

jegliche Form der respiratorischen Insuffizienz als besonders häufig mit Pseudarthrosen anzutreffen. Sie

folgerten, daß der chronische Sauerstoffmangel die Knochenheilung stark stören und verzögern würde.

Die prozentuale Beteiligung von Komplikationen am Patientengut mit Grunderkrankungen lag mit 4,9%

merklich unter dem Komplikationsaufkommen des restlichen Patientengutes (8,1%). Da bei systemisch

Erkrankten eine schlechtere Wundheilung anzunehmen ist, muß gefolgert werden, daß sich hier die

Indikationsstellung und die perioperative medikamentöse Betreuung mit Antibiotika und konsequenter

Einstellung der Grunderkrankung positiv auswirkten. Für diese Annahme spricht auch der relativ ge-

ringere Anteil der aufgetretenen Infektionen in dieser Gruppe.

Komplikation - Rauschmittel

KEARNS et al.91 und auch HAUG und SCHWIMMER70 berichteten über den eindeutigen Zusammenhang

zwischen Alkoholintoxikation bei der Aufnahme oder chronischem Alkoholabusus und Komplikationen.

Sie schuldeten die Komplikationen einer verschlechterten Knochenheilung oder einer schlechten

Compliance an, die laut letzteren auf Hypocalcämie, Hypercalzurie und vermindertem Vitamin – D –

Stoffwechsel beruhen würde.

- 119 -

IIZUKA und LINDQUIST97 fanden ebenfalls einen deutlichen Zusammenhang von Alkoholintoxikation oder

Alkoholabhängigkeit und Komplikationen in der Wundheilung. Sie forderten, alkoholkranke Patienten mit

Kompressionsosteosyntheseverfahren zu behandeln, um die Mißerfolgsrate zu minimieren.

56% der Bremer Verletzten, die Komplikationen erlitten, waren zum Verletzungszeitpunkt berauscht.

Der Anteil der Berauschten lag insgesamt aber nur bei 21,4%eeee. Daher muß davon ausgegangen

werden, daß die schlechteren Stoffwechselverhältnisse die Infektionen begünstigten und die Wundheilung

erschwert haben. Eine zu erwartende schlechtere Compliance trägt zum Komplikationsauftreten bei.

Komplikation – Frakturlokalisation

EICHE et al.92 fanden die Kieferwinkelfraktur als die häufigste Lokalisation für eine Komplikation.

In dieser Untersuchung wurde mit 45,2% aller komplikationsbehafteten Frakturen die

Unterkieferkörperfraktur als komplikationsträchtigste Lokalisation gefunden, gefolgt von der Fraktur des

tiefen Collums mit 21.2%.

Der Unterschied zwischen den Ergebnissen von EICHE und dieser Studie ist wahrscheinlich in einer

unterschiedlichen Nomenklatur begründet. Diese Untersuchung zählte jede Fraktur, die durch das

Zahnfach des achten Zahnes läuft, zu den Unterkieferkörperfrakturen und nicht zu den

Kieferwinkelfrakturen, die hier mit nur 5,8% am Komplikationsaufkommen beteiligt waren. Die

Infektionsanfälligkeit von Frakturen, die durch ein Zahnfach laufen, wurde oben bereits angesprochen.

Darüber hinaus ist die Lage der Fraktur unter einer dünnen Weichteilbedeckung bei häufig vorhandener

Verbindung zum keimbeladenen Speichel über Parodontalspalten oder leere Alveolen und die mecha-

nische Beanspruchung der Region wahrscheinlich als Auslöser zu sehen. Es kann auch nicht

ausgeschlossen werden, daß Komplikationen durch eine rigidere Fixation mit Kompressionsplatten

hätten verhindert werden können, deren massivere Bauart macht jedoch gerade im Bereich einer

knappen Weichteilbedeckung bisweilen Schwierigkeiten.

Komplikation – Einlieferungszeit

IIZUKA und LINDQUIST93 fanden in ihrem Patientengut eine Einlieferungszeit von unter 24 Stunden in

38,1%, von 1 – 2 Tagen in 25,6%, von 2 – 3 Tagen in 14,2%, von 3 – 4 Tagen in 8,8% und von mehr als

vier Tagen in 13,3% ihrer Fälle. Die Zeit von der Verletzung bis zur definitiven Versorgung betrug weniger

als 24 Stunden bei 15%, 1 – 2 Tage bei 24,8%, 2 – 3 Tage bei 23%, 3 – 4 Tage bei 12,4% und mehr als

vier Tage bei 24,8%.

MOMMAERTS und ENGELKE94 gaben für ihr Patientengut eine durchschnittliche Dauer vom Unfall bis

zur Operation von 1,4 Tagen an. Sie bezeichneten diesen Aspekt als sehr wichtig für die Vermeidung von

Komplikationen.

eeee Da eine labormedizinische Untersuchung auf Alkoholisierung nur in seltenen Fällen durchgeführt wurde, ist die tatsächliche Alkoholbeteiligung

als noch höher einzuschätzen.

- 120 -

Auch SCHILLI und JOOS95 fanden unter ihren sofort versorgten panfazialen Frakturen für Verletzungen

diesen Ausmaßes mit 5,1% sehr geringe Komplikationsraten, die von Ihnen auf die sofortige Behandlung

zurückgeführt wurden.

REINERT et al.96 nannten eine Zeit zwischen Trauma und Therapie von durchschnittlich 3,8 Tagen. Ihre

Komplikationsrate lag bei 3,7%, wobei jedoch bei Therapie bereits infizierte oder voroperierte Frakturen

von ihrer Untersuchung ausgeschlossen waren.

IIZUKA und LINDQUIST97 stellten für Patienten, die bei Kompressionsosteosynthese eine Infektion

erlitten eine mittlere Einlieferungszeit von 3,8 Tagen fest, Patienten ohne Infektion wiesen eine mittlere

Einlieferungszeit von 3,2 Tagen auf.

Die mittlere Einlieferungszeit von Patienten, für die später Komplikationen diagnostiziert wurden, betrug

in Bremen 7,2 Tage. Patienten deren Therapie ohne Komplikationen verlief, haben einen mittleren Wert

von 7,4 Tagen.

Somit sind Komplikationen und zwar vor allen anderen die Infektion sicher in Einzelfällen einer

verspäteten Vorstellung des Patienten anzulasten, die insgesamt geringe Fallzahl der

komplikationsbehafteten Frakturen läßt hier aber kein eindeutiges Bild zu.

Antibiose

JOOS et al.98 hoben in ihrer Untersuchung über Komplikationen und verzögerte Bruchheilung Antibiose

als wenig wirksam hervor.

HAUG und SCHWIMMER70 schlossen aus, daß eine fehlerhafte Antibiose an den von ihnen

nachuntersuchten Pseudarthrosen schuld seien.

63,4% (834) der Patienten in Bremen wurden im Zusammenhang mit der Unterkieferfraktur mit An-

tibiotika behandelt.

Die stationäre Antibiosedauer belief sich auf durchschnittlich 16 Tage (41 Tage im Einzelfall, eine

mögliche andere Ursache war hier nicht dokumentiert), da in aller Regel aber nur die stationäre Antibiose

dokumentiert ist, sind Aussagen über die tatsächliche Verordnung dieser Arzneimittel nicht zu treffen.

Die Komplikationsraten der Patienten zeigten sich deutlich abhängig von der Berauschung der Patienten

und der Einlieferungszeit. Hier sind wahrscheinlich eher Infektionsursachen zu sehen, als in einer etwa

versäumten antibiotischen Abdeckung, denn wie die Krankenakten und die hohe Zahl der insgesamt

antibiotisch behandelten Patienten zeigen, wurde bei allen als offen zu betrachtenden Frakturen

frühzeitig medikamentös antibakteriell abgedeckt.

Krankenhausverweildauer

BIER und HARDER59 fanden eine durchschnittliche Krankenhausverweildauer von 15 Tagen.

- 121 -

DODSON et al.99 fanden keinen Unterschied in der Krankenhausverweildauer zwischen einer

Drahtosteosynthesegruppe und nachfolgender 4 – wöchiger IMF und einer Gruppe, die mit

Kompressionsplatten und zweitägiger IMF behandelt worden war. Beide Gruppen waren für lediglich 4

Tage im Krankenhaus.

RIX et al.100 fanden in Australien, daß sie 72% ihrer mit Miniplatten versorgten Patienten nach spätestens

5 Tagen entlassen hatten, 2,5% waren rein ambulant behandelt worden. Die längste ihrer

Krankenhausverweildauern war mit 55 Tagen durch Begleitverletzungen bedingt.

Im angloamerikanischen Bereich war nach HARDMAN und BOERING69 die Entlassung aus stationärer

Behandlung bei liegender IMF weitaus häufiger als eine längerdauernde Hospitalisierung. Zwischen 94

und 96% der Chirurgen entließen ihre Patienten mit liegender IMF.

BREMERICH et al.18 stellten für ein Patientengut, das ausschließlich aus Soldaten bestand, fest, daß

52,5% der Patienten innerhalb der ersten 14 Tage wieder aus der stationären Betreuung entlassen

wurden. In keinem Fall ein Patient mit liegender IMF ambulant weiterversorgt. 92,2% der Patienten

hatten das Krankenhaus nach spätestens 28 Tagen wieder verlassen.

Die durchschnittliche Krankenhausverweildauer lag in Bremen mit 13,3 Tagen merklich unter dem

Durchschnitt von BIER und HARDER59 in Berlin. Die Maximalwerte müssen mit Hinweis auf

Polytraumatisierungen erklärt werden, doch zeigt der internationale Vergleich z.B. mit den Werten von

RIX et al.100, daß auch andere Werte erreichbar sind.

Krankenhausverweildauer – Altersgruppe

LUHR et al.22 betonten in ihrer Nachuntersuchung von Frakturen stark atrophischer Unterkiefer an Alten,

daß wegen der schlechteren Knochenernährung mit einer protrahierten Frakturheilung zu rechnen sei.

Die Altersgruppen von 15 – 19 und von 20 - 24 Jahren zeigten die längsten maximalen

Krankenhausverweildauern. Trotzdem zeigte sich keine Erhöhung der mittleren Verweildauer in diesen

Altersgruppen. Vermutlich trägt die hohe Anzahl einfacherer Verletzungsbilder, die durch Roheitsdelikte

und Stürze verursacht werden, durch die kürzeren Liegezeiten zum Ausgleich der vermehrten

Verkehrsunfälle mit Polytraumatisierungen bei.

Die wegen ihrer höheren Morbidität zu erwartende Steigerung mit höherem Alter der Patienten machte

sich nur in einem sanften Anstieg der mittleren Krankenhausverweildauer bis zur sechsten

Lebensdekade bemerkbar.

Krankenhausverweildauer – Frakturlokalisation

Mit dem Augenmerk auf die Frakturursache unter Beeinflussung durch weitere Verletzungen wird

deutlich, daß in den Bereichen mit aussagekräftigen Fallzahlen Begleitverletzungen zu einer

Verlängerung der Krankenhausverweildauer führen.

- 122 -

Ein deutlichen Hinweis auf Polytraumatisierung als den Krankenhausaufenthalt verlängernden Faktor

geben auch BIER und HARDER59 in ihrer Studie über einfache, doppelte und mehrfache

Unterkieferfrakturen. Sie fanden für Einfachfrakturen eine durchschnittliche Krankenhausverweildauer von

14 Tagen, für Doppelfrakturen 16 von Tagen und für Mehrfachfrakturen, neben denen sie häufig

Polytraumatisierung fanden, eine Aufenthaltszeit von 22 Tagen.

Krankenhausverweildauer – Frakturursache

In der Betrachtung der Frakturursache zeigte sich deutlich, daß die lange Krankenhausverweildauer

durch Verletzung als Fußgänger im Straßenverkehr und die Verunfallung als Fahrer eines KFZ mit der

hohen Rate an Polytraumatisierungen erklärbar ist, die diese Frakturursachen mit sich bringen.

Soziales Umfeld

RIX et al.100 stellten in einer Nachuntersuchung von Unterkieferfraktur – Patienten fest, daß sich sowohl in

der Frakturursache als auch im generellen sozialen Profil gehäuft untere Schichten finden. So fanden sie

in ihrem Patientengut zu 90% Männer, in 72,5% aller Fälle war ein Roheitsdelikt die Ursache, 44%

waren alkoholabhängig (gegenüber 3,6% der Gesamtbevölkerung (GB)), 58% waren beim

Verletzungsereignis alkoholisiert, 77% waren Raucher (33% der GB), 7,5% waren abhängig von

intravenös wirksamen Drogen (2% der GB) und 36% waren arbeitslos (8,7% der GB).

Einen deutlichen Einfluß von Alkohol fanden auch OTTEN et al.6, die in ihrer Untersuchung bei 22,3% der

Unterkieferversehrten Alkoholintoxikation bei der Aufnahme feststellten. Roheitsdelikte waren hieran mit

einer Alkoholisierungsrate von 50% übermäßig stark beteiligt, wie auch Alkoholisierung am Steuer eines

KFZ mit 21,1% aller KFZ-Unfälle.

Unter anderem HAUG und SCHWIMMER70 betonten die schlechte Compliance von Suchtkranken.

KOHN101 betont in diesem Zusammenhang allerdings, daß Compliance nicht die alleinige Domäne des

Patienten sei, sondern als gemeinsame Herausforderung für beide Seiten betrachtet werden sollte.

Bei 21,4% der Verletzten war in Bremen eine Rauschmittelbeteiligung zu verzeichnen. In 7,5% wurde

eine schlechte Compliance festgestellt. Diese Werte erscheinen nicht besonders hoch, es muß jedoch

beachtet werden, daß Untersuchungen auf Rauschmittelbeteiligung nur in Ausnahmefällen vorgenommen

wurden und daß Vermerke über schlechte Compliance nicht zwangsläufig in die Krankenakten gemacht

wurden, wenn eine solche auftrat. Die Werte sind also wahrscheinlich zu niedrig angesetzt.

Versicherungsverhältnis

57,8% der Therapiefälle wurden mit Primärkassen abgerechnet. Die nächsthäufigen Versicherungsträger

waren VdAK mit 13,2 und Berufsgenossenschaften mit 7,9% sowie das Sozialamt mit 5,5%.

Den größten Teil der Primärkassen stellte die AOK mit 41,9% des Gesamtpatientenaufkommens. Da

diese und die anderen Primärkassen bis 1998 noch als berufsständische Versicherungen anzusehen

- 123 -

sind, kann auf das versicherte Klientel rückgeschlossen werden. Im damaligen Klientel der Primärkassen

fanden sich vornehmlich Sozialversicherte und gelernte oder ungelernte Arbeiter. Dies bestätigt die

soziale Komponente der Unterkieferfrakturen: handgreifliche Konfliktlösung und erhöhte Risi-

kobereitschaft oder Risikofehleinschätzung begünstigen den Erwerb von Unterkieferfrakturen.

Wohngebiet

Die Darstellung der Verletzungsursachen im Bezug zum Wohngebiet zeigt durch teilweise gegenläufig

zu beobachtende Verteilung die soziale Dimension der Unterkieferfraktur. Verschiedene Milieus, wie sie

in verschiedenen Wohngebieten anzutreffen sind, bedingen eine unterschiedliche Wahrscheinlichkeit,

eine Unterkieferfraktur zu erleiden oder der Zuzug in bestimmte Wohngebiete und die

Wahrscheinlichkeit, einen Unterkieferfraktur zu erleiden, haben gemeinsame Ursachen.

Die Unterkieferfraktur ist eine sozial beeinflußte Verletzung. Die Lebensumstände (Verkehrsmittel) und

das soziale Umfeld bestimmen stark die Prädestinierung für eine Verletzung oder eine

Verletzungsursache.

Berufliche Ausbildung

RIX et al.100 fanden unter ihrem Patientengut 46 % Berufstätige, die vorwiegend keine Berufsausbildung

hatten, 36% Arbeitslose und 18% Schüler, Studenten und Rentner.

In Bremen fanden sich 40% Lehrberufe, 10,6% Ungelernte und 9,7% Arbeitslose im Unterkieferfraktur –

Klientel. Eine Tendenz zu sozial schwächer gestellten Gruppen ist somit unverkennbar.

Als verursachend mag eine Fehleinschätzung des eigenen Könnens im Straßenverkehr ebenso zu

nennen sein, wie eine gesteigerte Aggressionsbereitschaft und verminderte Konfliktfähigkeit, die in

Handgreiflichkeiten mündet. Die Beteiligung von Arbeitsunfällen am Gesamtfrakturaufkommen ist zu

gering, als daß eine Vorherrschaft der Lehrberufe erklärt werden könnte, gerade auch die Patienten mit

Lehrberufen, ohne Berufsausbildung und Arbeitslose zeigen eine besondere Neigung zu Handgreif-

lichkeiten, wie weiter oben schon gezeigt werden konnte.

Mit steigendem Bildungsgrad sinkt also das Risiko, eine Fraktur zu erleiden.

Faustschlag und Sturz – Frakturlokalisation – Geschlecht

ALAN und DALY2 äußerten in Ihrer Studie über einen 35-jährigen Beobachtungszeitraum den Verdacht,

daß Frauen in einem Teil der Fälle einen Sturz vorgeben, wenn sie durch eine innerfamiliäre Gewalttat

eine Unterkieferfraktur erlitten haben.

HÄRTEL et al.81 stellten als häufigste Ursache für eine Collumfraktur das Roheitsdelikt fest, ( 41%)

gefolgt vom Sturz mit 26% an zweiter Stelle.

- 124 -

Der in den Aktendurchsichten wiederholt bestätigte Verdacht einer Falschangabe von Gewalttaten

konnte bereits oben dem Sturz zugeordnet werden. Die für einen Faustschlag typische

Kieferwinkelfraktur muß, wenn sie bei Frauen mit einem angeblichen Sturz oder Fahrradunfall ohne sonst

typische (z.B. Schürfwunden) oder mit untypischen Begleitverletzungen (z.B. Hämatomen) gefunden

wird, den Verdacht auf eine verheimlichte Gewalttat wecken.

Frakturlokalisation – Wochentag

In einer Untersuchung über Gesichtsverletzte Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren stellten ZERFOWSKI

et al.9 eine Häufung am Wochenende (Samstag 22.3% aller Verletzungen, Freitag 16,1%) und am

Mittwoch (15,4%) fest.

Die Häufung von Faustschlägen, Stürzen und der Verletzung durch Schlagwaffen am Wochenende

bekräftigt die soziale Dimension der Unterkieferfrakturen. Arbeitsfreie Zeiten werden genutzt, um

Streitigkeiten handgreiflich auszutragen. Der Rückgang bei den Stürzen am Freitag und der Anstieg am

Samstag ist begründbar mit einer auf ein längeres Wachbleiben zum Wochenende hin ausgerichteten

Freizeitgestaltung, die oft zu alkoholbedingten Stürzen führt.

Die am Wochenende gehäuft vorkommenden Fahrradunfälle sind durch die verstärkte Freizeitgestaltung

mit dem Rad und gesteigerten Alkoholkonsum begründet. Der Gipfel der Fahrradunfälle am Mittwoch ist

durch den häufiger mit Fahrradfahren genutzten freien Nachmittag in Dienstleistungs- und

Gewerbeberufen begründbar, deren Beschäftigte das Fahrrad häufiger als Verkehrsmittel zu benutzen

scheinen als handwerklich Tätige, wie die Untersuchung der Frakturursachen und der beruflichen

Tätigkeit aufzeigen konnten. Im übrigen deckt sich dieser Fund mit den Ergebnissen von ZERFOWSKI et

al.9

Die Kosten

ZACHARIADES et al.50 wiesen auf den hohen Preis der Kompressionsplatten hin und führen als positiven

Faktor an, daß zum Ausgleich eine kürzere Krankenhausverweildauer die Kosten senke. Für die

betreffenden Kliniken sieht die Rechnung jedoch so aus, daß eine teurere Operation in teurer

Allgemeinanästhesie nur wenige Tagessätze für den kurzen stationären Aufenthalt einbringt. Eine

vollkommen ambulante Behandlung wäre unter dem pekuniären Aspekt für Krankenhaus und

Krankenkasse wahrscheinlich intressanter, da für das Krankenhaus nicht die Nebenkosten der statio-

nären Therapie und der Narkose und für die Krankenkasse nicht die Tagessätze anfallen würden.

Ein wichtiger Punkt zur Erreichung einer kurzen Krankenhausverweildauer ist eine zügig eingeleitete

definitive Therapie, da die Reposition dann schneller gelingen kann. Zudem ist, wenn die

Unterkieferfraktur die schwerste Verletzung ist, mit einer schnelleren Entlassung aus der stationären

Therapie zu rechnen.

- 125 -

Weitere Einsparpotentiale durch den Wegfall der Metallentfernung nach Osteosynthese sind in Zukunft

von der Verwendung resorbierbarer Osteosynthesematerialien zu erwarten, wie sie u.a. von UMSTADT et

al.102 oder SUURONEN103 beschrieben wurden.

Im Überblick über das erfaßte Patientengut können mehrere die Kosten beeinflussende Faktoren für das

gesamte Gesundheitssystem benannt werden.

• Polytraumatisierung verlängert die Operationsdauer und die Krankenhausverweildauer, den zweiten

gewichtigen kostenbeeinflussenden Faktor.

• Die Operationsdauer als ein für das Krankenhaus wesentlicher Kostenfaktor wird durch stärkere

Fragmentdislokation verlängert.

• Die Operationsdauer wird durch eine Verzögerung der definitiven Therapie verlängert.

• Gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel die freie Verfügbarkeit von Alkohol oder der in

Deutschland ausgeprägte Individualverkehr führen zu einer Erhöhung der Kosten im medizinischen

Bereich.

• Unterkieferfrakturen bestimmen als in fast der Hälfte der Fälle alleinige Verletzung die entstehenden

Kosten. Die Exposition zu einem Risiko bestimmt die Verletzungswahrscheinlichkeit. Das größte

Einsparpotential liegt somit beim Patienten selbst.

Die Aussagekraft von Studien

Patienten unterschiedlicher Altersgruppen mit unterschiedlich belastetem Allgemeinzustand,

unterschiedlichen Ausgangsbefunden und verschiedenen Graden der Mitarbeitsbereitschaft erfordern eine

differenzierte Therapie unter Berücksichtigung der Begleitverletzungen und Grundkrankheiten.

Wie durch diese multifaktorielle Untersuchung gezeigt werden kann, beeinflussen derart viele Variablen

die Therapie der Unterkieferfraktur, daß die in anderen Studien durchgeführte zusammenfassende

Beurteilung durchgeführter Therapien mit Vorsicht betrachtet werden muß, wenn nicht eine

Berücksichtigung des Patientenhintergrundes, der Frakturvariablen, der Polytraumatisierung, des

allgemeinen Gesundheitszustandes und der gesamtgesellschaftlichen Faktoren stattfindet.

Als wesentlicher, die Studien beeinflussender Faktor muß die Vorauswahl angesehen werden, die in fast

allen Untersuchungen bereits durch das ärztliche Team getroffen worden ist, bevor die Studie konzipiert

wurde. So werden in aller Regel die schwereren und die verspätet vorgestellten Verletzungen der

chirurgischen Therapie zugeführt. Ein höheres Komplikationsaufkommen in chirurgisch therapierten

Gruppen ist die zwangsläufige Folge.

Da in dieser Untersuchung eine pauschal bessere Therapie nach operativem Eingreifen nicht

nachgewiesen werden kann, sondern sogar gezeigt werden kann, daß der indivi duelle Fall die

Vorgehensweise bestimmt hat, muß gefolgert werden, daß eine große Fehlerquelle für

Pauschalaussagen über vorzuziehende oder abzulehnende Therapieformen das für beide Gruppen

unterschiedliche Patientengut ist. Will man untersuchen, ob das eine oder andere Therapieregime besser

- 126 -

funktioniert, so muß man die Patienten zufällig der einen oder anderen Therapieform zuweisen. Dies ver-

bietet sich jedoch aus ethischen Gründen, so lange andere Anhaltspunkte vorliegen, die für den

konkreten Fall ein Therapieverfahren als erfolgssicherer kennzeichnen.

Auch ein Vergleich von Statistiken unterschiedlicher Studien muß mit Vorsicht bewertet werden, wenn

die umgebenden Variablen nicht berücksichtigt werden können. Unterschiedliche Umgebungsvariable

können in der Übertragung fremder Untersuchungsergebnisse zu ungünstigen Fehlschlüssen führen.

Die in Bremen durchgeführte Therapie zeigt sich erfolgreich. Komplikationsraten liegen im Bereich

internationaler Vergleichszahlen, die allerdings sehr variabel sind. Wie sich im Literaturvergleich zeigt,

wird die Höhe der Komplikationsraten deutlich beeinflußt durch die Art der Nachuntersuchung. Eine

aktengestützte Nachuntersuchung ist naturgemäß am wenigsten in der Lage Komplikationen zu finden.

Klinische Nachuntersuchungen können dies besser, erst recht, wenn sie durch apparative Methoden

unterstützt werden.

Die Tatsache, daß bei allgemeinmedizinisch kompromittierten Patienten und sogar bei Patienten mit

schlechter Compliance die Komplikationsrate gegenüber dem Gesamtpatientengut niedrig ausfällt, zeigt

daß eine konsequente perioperative Kontrolle deutlich bessere Ergebnisse hervorbringt.

Trotzdem kann gezeigt werden, daß eine zeitnahe kausale Therapie der Patienten das

Komplikationsaufkommen und die Operationszeit senken.

Die für das Bremer Patientengut durchgeführte multifaktorielle Untersuchung zeigt, daß Betrachtungen

nur eines Teils der hier berücksichtigten Variablen die Aussagekraft und vor allem die Übertragbarkeit der

gefundenen Ergebnisse einschränkt.

Die Konsequenzen

Es kann gezeigt werden, daß die Behandlung der Unterkieferfrakturen in Bremen dem internationalen

Standard entspricht. Die Erfolgsraten wie auch die Komplikationsfälle sind ungefähr gleich hoch, wie in

vergleichbaren Studien. Trotzdem wird eine zügigere Therapie und konsequentere perioperative

Betreuung die Ergebnisse der Bremer Behandlung noch verbessern können.

Eine frühzeitige Entlassung aus der stationären Betreuung mit liegender IMF, wie sie heute praktiziert

wird, kann die Kosten der Frakturbehandlung erheblich reduzieren. Die bisherigen guten Erfahrungen an

der Klinik und im internationalen Bereich ermutigen zur Beibehaltung dieses Vorgehens.

Als ein wichtiges Ergebnis dieser Studie muß festgestellt werden, daß der Erhalt des Zahnes im

Bruchspalt angezeigt ist, wenn keine triftigen Gründe für seine Entfernung sprechen. Das Infektionsrisiko

sinkt durch den Zahnerhalt deutlich.

Es kann belegt werden, daß Unterkieferfrakturen zu einem bedeutenden Teil verhaltensabhängig sind. Es

sollte überdacht werden, die entstehenden Kosten den zuständigen Kostenträgern anzulasten (der

Verkehrshaftpflichtversicherung, dem Gewalttäter und nicht etwa der Krankenversicherung).

- 127 -

Die Führung und Pflege der Patientenakten muß verbessert werden. Die inzwischen eingeführte digitale

Patientenakte ist eine erhebliche Verbesserung im Sinne einer vollständigen und gesicherten

Dokumentation. Die Möglichkeit, Daten nun direkt in der Krankenhausdatenbank auswerten zu können,

wird multikausale Untersuchungen wie die hier vorliegende Studie erheblich einfacher realisierbar

machen.

Eine Möglichkeit, die Kosten deutlich zu reduzieren, könnte in der Verteuerung gefährlicher

Gewohnheiten und Hobbys liegen. Eine deutlich erhöhte Alkoholbesteuerung oder eine Besteuerung

riskanter Sportgeräte sowie ein niedriger angesetztes Tempolimit könnten zu einer Änderung der

Lebensgestaltung und Verringerung der Risiken beitragen.

Die vom Gesetzgeber eingeleitete zentrale Sammlung von Daten über Gesundheitsleistungen wird

umfangreiche Analysen möglich machen, aus denen weitere Konsequenzen, wie zum Beispiel die

ebenfalls in anderen Versicherungssparten üblichen Regionalklassen ableitbar wären. Hier liegen

wahrscheinlich große Einsparpotentiale und mögliche Anreize für Verhaltensänderungen unter den

Versicherten. Als problematisch muß in diesem Zusammenhang die Transparenz vertraulicher Daten

gesehen werden. Darüber hinaus müßten weit mehr Daten als nur Abrechnungsziffern und Diagnosen

erfaßt werden, um medizinische Parameter in ihren Abhängigkeiten zueinander zu untersuchen.

Diese Untersuchung kann zeigen, daß die ausgeführte individuelle Indikationsstellung den Erfolg der

Therapie wesentlich positiv beeinflußt. Eine Festlegung der Behandlungsform unter vorrangiger

Berücksichtigung von Kostenfaktoren birgt die Gefahr einer zusätzlichen Kostenbelastung durch

Mißerfolge in sich, die finanzielle und ethisch nicht vertretbare Folgen haben können. Der ärztlichen

Indikationsstellung aus therapeutischer Erfahrung ist der Vorzug zu geben, zumal hier nur ein

vergleichsweise geringes Einsparpotential liegt.

- 128 -

5. ZUSAMMENFASSUNG

Aus ca. 25.000 stationären Patientenakten wurden die Akteneinträge von 1316 Patientenfällen extrahiert,

in einer relationalen Datenbank erfaßt und analysiert.

Es zeigt sich, daß die Therapie der Unterkieferfrakturen in Bremen genau so erfolgreich ist, wie die

Behandlungen, die in anderen Studien untersucht wurden.

Die Erfassung aller in den Akten dokumentierten Variablen zeigt viele bisher noch nicht untersuchte

Zusammenhänge auf, die u. a. folgende Tatsachen darlegen:

Studien in verschiedenen Regionen sind ohne Erfassung und Beurteilung aller erfaßbaren

epidemiologischen Daten nur eingeschränkt vergleichbar, da sehr viele Variablen das Frakturgeschehen

beeinflussen. Es besteht ein großer Bedarf an einem international gültigen Erfassungsschema, das

Kriterien für Aktenführung, Aktennachuntersuchungen und klinische Erfolgskontrollen festlegt.

Gerade Vergleiche von Komplikationsraten unterschiedlicher Studien sind sehr empfindlich auf

unterschiedliche Definitionen und Diagnosewege. Internationale Standards sind überfällig.

Die Therapie von Unterkieferfrakturen wird direkt vom Grad der Dislokation und diese von der Stärke der

einwirkenden Verletzungsenergie bestimmt.

Laufen Frakturlinien durch Zahnfächer, so ist das Komplikationsrisiko erhöht. Das Entfernen von Zähnen

aus Frakturspalten erhöht das Risiko einer Frakturspaltinfektion.

Eine Ermittlung der durch Unterkieferfrakturen entstehenden Kosten aus den Akten ist nicht möglich.

Wohl können aber Ursachen für die entstehenden Kosten benannt werden. Diese sind:

• Verzögerung der definitiven Therapie und dadurch Verlängerung der Operationszeit und des

stationären Aufenthaltes

• Polytraumatisierung durch Verkehrsunfälle als KFZ-Fahrer oder Fußgänger oder durch Roheitsdelikte

mit Schlagwaffeneinsatz

• Langer stationärer Aufenthalt nach Anlegen einer IMF oder auch nach operativer Therapie. Eine

ambulante Behandlung konservativ Therapierter ist im angloamerikanischen Bereich üblich und

ebenso erfolgreich. Sie wird mittlerweile auch in Bremen erfolgreich praktiziert.

Unterkieferfrakturen können überwiegend als Verletzung bestimmter sozialer Gruppen betrachtet werden,

ihr Auftreten und ihre Verursachung sind nicht zufällig, sondern von der Gesellschaft beeinflußbar. Hier

könnten Kosten im Gesundheitswesen durch entsprechende Schritte des Gesetzgebers außerhalb des

Gesundheitswesens eingespart werden. Das Sparpotential im Gesundheitswesen selbst ist gering.

Lebenslauf

Geboren: 14.12.1967 in Duderstadt

- 129 -

Eltern: Erhard Kolle, Realschulrektor, Luzia Kolle, geb. Emunds, Lehrerin

Ehefrau: Dr. med. Annette Kolle, geb. Pollex, Ärztin

Kinder: Johanna, Emilia

Schulbildung:

1974-1978 Grundschule Gieboldehausen

1978-1987 Gymnasium Duderstadt

1987-1992 Studium der Zahnmedizin bis zum Staatsexamen 1993 und Studiumder Humanmedizin bis zum 4. vorklinischen Semester

berufliche Tätigkeit:

1993-1994 Ausbildungsassistent; Praxis Dr. H.-E. Stoll, Bremen-Blumenthal

1994-1995 zivildienstleistender Zahnarzt / Weiterbildungsassistent; Abteilung fürMKG-Chirurgie der städtischen Kliniken Oldenburg, Direktor: Prof. Dr. Dr. J.-R.Petzel

1995-1996 Weiterbildungsassistent; Praxis Prof. Dr. Pruin, Dr. R. Nensa, Dr. M.Rathscheck – Nensa, Bremen

1996-1997 Zahnarzt; Praxis Schulte am Hülse und Manthey, Bremen-Vegesack

1997-1998 Weiterbildungsassistent; Zahnklinik Medeco, Dr. Dr. A. Haag, Berlin-Dahlem

1999-2000 Weiterbildungsassistent / Entlastungsassistent; Praxis PD Dr. Dr. S.Köhler, Berlin-Pankow

2001 Gründung der Praxis für orale Chirurgie und Rehabilitation, Gifhorn

Gebietsbezeichnung:

1999: Zahnarzt – Oralchirurg

derzeitige Anschrift: Winkeler Straße 16 c

38518 Gifhorn

05371 / 679 207

[email protected]

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6. ANHANG

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Datenbasistabellen und Beziehungen..................................................................... 8Abbildung 2 : Geschlechterverteilung im Zeitverlauf (n=1295) ..................................................... 20Abbildung 3: Frakturen altersbezogen, nach Geschlecht (n=2014) ............................................. 21Abbildung 4: Frakturlokalisation (n=2071) ................................................................................ 23Abbildung 5: Geschlechtsverteilung der Frakturlokalisation (n=2071).......................................... 24Abbildung 6: Frakturlokalisation nach Altersgruppen (n=2014) ................................................... 26Abbildung 7: Frakturlokalisation nach Geschlecht; nur Arbeitsunfälle berücksichtigt (n=228) ........ 27Abbildung 8: Frakturursache (n=1316)..................................................................................... 28Abbildung 9: Frakturursache, Männer (n=951).......................................................................... 29Abbildung 10: Frakturursache, Frauen (n=365)......................................................................... 30Abbildung 11: Frakturursache und Altersgruppe, Männer (n=947)............................................... 32Abbildung 12: Frakturursache und Altersgruppe, Frauen (n=365) ............................................... 33Abbildung 13: Frakturgrad und Frakturursache (n=1967) ........................................................... 35Abbildung 14: Tätigkeit und Frakturursache (n=1606)................................................................ 36Abbildung 15: Frakturusache, nur Arbeitsunfälle (n=148)........................................................... 37Abbildung 16: Frakturursache und Rauschmittel, Männer (n=240).............................................. 38Abbildung 17: Frakturursache und Rauschmittel, Frauen (n=42) ................................................ 39Abbildung 18: Zahn im Frakturspalt (n=732)............................................................................. 40Abbildung 19: Zahn im Frakturspalt und Komplikation (n=64)..................................................... 41Abbildung 20: Zahnverlust (durch Trauma oder therapeutisches Procedere) (n=732)..................... 42Abbildung 21: Zahnverlust und Komplikation (n=64) .................................................................. 43Abbildung 22: Zahn im Frakturspalt belassen und Komplikation (n=31)....................................... 45Abbildung 23: Zahnverlust und Komplikation (n=64) .................................................................. 45Abbildung 24: Alveolenbeteiligung, Zahnverlust und Komplikationen (n=297) ............................... 46Abbildung 25: Begleitverletzungen (n=638)............................................................................... 47Abbildung 26: Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2093)............................................... 48Abbildung 27: Frakturlokalisation und Frakturursache (n=2020) ................................................. 50Abbildung 28: Frakturlokalisation und Begleitverletzung (n=2154)............................................... 51Abbildung 29: Frakturursache und Begleitverletzung (n=1055) ................................................... 52Abbildung 30: Begleitverletzung und Frakturursache (n=638) ..................................................... 54Abbildung 31 : chirurgische und konservative Therapie (n=1970) ................................................ 55Abbildung 32: Frakturlokalisation und Versorgung (n=2019)....................................................... 56Abbildung 33: Versorgung und Komplikation (n=134) ................................................................ 57Abbildung 34: Frakturgrad und Versorgung (n=1995)................................................................. 58Abbildung 35: Altersgruppe und Therapie (n=1970) ................................................................... 58Abbildung 36: Altersgruppe und Therapie (n=1970) ................................................................... 59Abbildung 37: Eichner – Klasse und Therapie (n=904) .............................................................. 60Abbildung 38:Zusammenhang von Therapieart und Belassen von Zähnen im Frakturspalt (n=490) . 61Abbildung 39: Therapie und Zahnentfernung aus dem Frakturspalt (n=227) ................................. 61Abbildung 40: Materialverbrauch (n=1263)................................................................................ 63Abbildung 41: Frakturgrad und Operationsdauer (n=1299) ......................................................... 64Abbildung 42: Frakturursache und Operationsdauer (n=1299) .................................................... 65Abbildung 43: Frakturlokalisation und IMF – Dauer (n=1141) ..................................................... 66Abbildung 44: durchschnittliche IMF – Dauer zu Lokalisation und Altersgruppe (n=1119) ............. 67Abbildung 45 : Komplikationen (n=117) ................................................................................... 68Abbildung 46: Grunderkrankung und Komplikation (n=2072) ...................................................... 69Abbildung 47: Grunderkrankungen und Komplikationen (n=109)................................................. 70Abbildung 48: Komplikation und Grunderkrankung (n=22).......................................................... 71Abbildung 49: Komplikation und Rauschmittel (n=137).............................................................. 71Abbildung 50: Frakturlokalisation und Komplikation (n=137) ...................................................... 73Abbildung 51: Komplikation und Einlieferungszeit (n=66)........................................................... 75Abbildung 52: Krankenhausverweildauer und Altersgruppe (n=1185)........................................... 76Abbildung 53: Krankenhausverweildauer und Frakturlokalisation (n=1857)................................... 77

- 131 -

Abbildung 54: Krankenhausverweildauer und Frakturursache (n=1174) ....................................... 78Abbildung 55: Versicherungsverhältnis (n=1342)....................................................................... 79Abbildung 56: Frakturursache und Wohngebiet ........................................................................ 80Abbildung 57: berufliche Tätigkeit der Verletzten (n=1606)......................................................... 81Abbildung 58: Frakturlokalisation geschlechtsbezogen (n=860) ................................................. 82Abbildung 59: Frakturursachen wochentagsbezogen(n=917)...................................................... 83

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: erfaßte Daten........................................................................................................... 9Tabelle 2: Geschlechtsverteilung im Zeitverlauf (n=1295).......................................................... 20Tabelle 3: Frakturen altersbezogen, nach Geschlecht (n= 2014) ............................................... 22Tabelle 4: Frakturlokalisation (n=2071) ................................................................................... 23Tabelle 5: Geschlechtsverteilung der Frakturlokalisation (n=2071)............................................. 25Tabelle 6 : Frakturlokalisationen und Altersgruppen (n=2014) ................................................... 26Tabelle 7: Frakturursache (n=1316) ........................................................................................ 28Tabelle 8: Frakturursache, geschlechtsbezogen (n=1316) ........................................................ 30Tabelle 9: Frakturursache und Altersgruppe, Männer (n=947).................................................... 31Tabelle 10: Frakturursache und Altersgruppe: Frauen (n=365)................................................... 33Tabelle 11: Frakturgrad und Frakturursache (n=1967) .............................................................. 34Tabelle 12: Tätigkeit und Frakturursache (n=1606) .................................................................. 35Tabelle 13: Frakturursache, Arbeitsunfälle (n=148) .................................................................. 37Tabelle 14: Eichner – Klassifizierung und Therapie (n=904) ...................................................... 39Tabelle 15: Zahn im Frakturspalt und Komplikation (n=66) ....................................................... 40Tabelle 16: Zahn im Bruchspalt und Entfernung oder Erhalt (n=732) .......................................... 41Tabelle 17: Zahn im Frakturspalt, ohne und mit Komplikationen (n=796).................................... 44Tabelle 18: Frakturlokalisation und weitere Verletzungen (n=2093) ............................................ 47Tabelle 19: Frakturen mit Begleitverletzungen : Frakturursache (n=638) .................................... 48Tabelle 20: Begleitverletzung und Frakturursache (n=638) ........................................................ 53Tabelle 21: Frakturlokalisationen und Therapie (n=2019) .......................................................... 56Tabelle 22: Frakturlokalisation und IMF – Dauer (n=1141) ........................................................ 66Tabelle 23: Komplikationen (n=117)........................................................................................ 68Tabelle 24: Komplikation und Frakturlokalisation (n=137)......................................................... 73Tabelle 25: Komplikationen und Einlieferungszeit (n=66) .......................................................... 74Tabelle 26: Versicherungsverhältnis (n=1301).......................................................................... 79Tabelle 27: Berufsausbildung der Verletzten (n=1606).............................................................. 81Tabelle 28 : prozentuale Alters- und Geschlechtsverteilung der Frakturen .................................. 87Tabelle 29: Frakturlokalisationen in der Literatur...................................................................... 88Tabelle 30: prozentuale geschlechtsbezogene Verteilung der Frakturlokalisationen .................... 88Tabelle 31: Frakturursachen in der Literatur............................................................................. 91Tabelle 32: Frakturursachen in Bremen und Hartford................................................................ 93Tabelle 33: Arbeitsunfälle und Frakturursachen ....................................................................... 95Tabelle 34: Vergleich: konservative : chirurgische Behandlung in der Literatur ...........................104Tabelle 35: Vergleich der prozentualen Komplikationsraten aufgeschlüsselt..............................116

Literatur – Autoren - Verzeichnis alphabetisch

Autor Literaturverweis

Alan, B. P. 2

Albert-Deumlich, J. 57

Alt, K. 54, 89

Altmann, I. S. 51

Altonen, M. 88

Anke, S. 83

Appel, T. 83

Assael, L..A. 75, 76, 90

Austermann, K. H. 102

Bähr, W 54, 89

Bang, G. 38

Bauer, H.-J. 34

Berg, S. 27

Bier, J. 59

Boering, G. 69

Bremerich, A. 9, 21, 44

Bringewald, B. 46

Brook, I. M. 19

Caewood, J. I. 62, 67

Clark, W. D. 52

Converse, J. M. 33

Daly, C. G. 2

Deppe, H. 43

Dieckmann, J. 49

Dodson, T. B. 99

Doku, H. C. 28

Dumbach, J. 63

Eckelt, U. 64

Eckerdal, A. 32

Eiche, H. 92

Eichner, K. 1

El-Degwi, A. 37

Engelke, W. 94

Erichsen, E. S. 38

Ewers, R. 71

Feifel, H 57

Fischbach, R. 53, 78, 80

Frank, P. 42

Frenkel, G. 42

Freymiller, E. 30

Fridrich, K. L. 40

Gerlach, K. L. 78

Gjerdet, N. R. 38

Goldberg, M. H. 41

Gordon, N. C. 99

Greenberg, M. 14

Gross, C. W. 12

Güven, O. 7, 23

Gundlach, K. K. H. 51

Härtel, J. 17, 81

Hallikainen, D. 8, 87

Halling, F 56

Harder, R. 59

Hardman, F.G. 69

Hary, M. 3

Haug, R. H. 15, 70

Hayter, J. P. 62

Heibel, H. 89

Heidsieck, C. 35

Hidding, J. 79

Hochban, W. 102

Hönig, J. F. 85

Hoffmann, K.-H. 34

Horch, H.-H. 34, 43

Hultenschmidt, D. 83

Ignatius, E. 25

Iizuka, T. 8, 23, 87, 93, 97

Indresano, A. T. 15

Jakubik, E. 36

Janez, S. 81

Joos, U. 60, 95, 98

Kaban, L. B. 11, 91, 99

Kahl- Nieke, B. 78, 80

Kamboozia, A. H. 58

Kearns, G. J. 91

Laitakari, K. 88

Kauppi, H. 88

Khono, M 68

Kinner, U. 42

Kober, C. 34

Koeck, B. 77

Kolk, A. 43

Koll, T. J. 31

Konsolaki-Agouridaki, F. 20

Kontio, R. 4

Koumoura, F. 20

Krause, H.-R. 44

Kriens, O. 3

Künneke, M. 102

Kunz, U. 39

Larsen, O. D. 16, 26

Lauer, G. 65

Leach, J. 84

Lehmann, H. 39

Lenzen, J. 53

Lindquist, C. 4, 8, 23, 87, 93, 97

Luhr, H.-G. 22, 56, 86

Maerker, R. 45

Maloney, P. L. 28

Marker, P. 32

Marmulla, R 61

Mathog, R. H. 37

Meents, O. 77

Merten, H.-A. 22, 56, 85, 86

Meyer, U. 60

Mielke, C. 81

Mitchell, M. R. 31

Mommaerts, M Y. 94

Nakajima, T. 68

Nakamura, T. 12

Nehse, G. 45

Neff, A. 43

Neupert, W. 63

Niederdellmann, Heinz 49

Niederdellmann, Herbert 29, 48, 61, 72, 74

Niederhagen, B. 83

Nielsen, A. 16, 26

Özmen, Y. 53

Oikarinen, K. 22, 24, 88

Olson, R. A. J. 40

Otten, J. E. 6

Pape, H.-D. 27

Papademetriou, I. 47, 50

Papavassiliou, D. 13

Paukku, P. 87

Pena-Velasco, G. 40

Perrott, D. H. 91, 99

Piffko, J. 60

Pingel, D. 79

Pinsolle, J. 5

Prather, J. 15

Punnia-Moorthy, A. 58, 100

Rahn, R. 42

Rallis, G. 50

Randell, T. 23

Reidick, T. 22, 86

Reinert, S. 96

Reuter, E. 82

Riediger, D. 57

Rix, L. 100

Rodemer, H. 63

Rose, E. 6

Rückauer, K 6

Sader, R. 34

Sadoff, R. S. 31

Sadowsi-Debbing, K. C. 9

Saiveau, M. 5

Sane, J. 4

Sauter, R. 29

Scharf, F. 82

Schettler, D. 46

Schilli, W. G. 6, 48, 72, 95, 98

Schliephake, H. 39

Schmelzeisen, R. 39, 65

Schug, T. 63

Schwarz, M. 96

Schwenzer, N 66

Schwimmer, A. 70

Selle, G. 92

Shepherd, J. 5

Shetty, V. 30

Silvennoinen, U. 25

Smith, D. G. 41

Smitz-Sivertsen, C. 32

Someya, G. 68

Sonnenburg, M. 17

Stevenson, A. R. L. 100

Stoll, P. 29, 54, 71

Suuronen, R. 103

Thiele, H 34

Thorén, H 8

Thomaidis, G. 42

Timoney, N. 5

Topazian, R. G. 41

Torgerson, S. 38

Truelson, J. 84

Umstadt, H. E. 102

Vetter, J. D. 41

Vogeler, E. 46

Wächter, R. 54, 89

Welch, T. B. 28

Wichmann, U. 65

Williams, J. G. 67

Wiltfang, J. 56

Wimmer, B. 54

Wolf, R. 79

Wood, N. 19

Zachariades, N. 13, 20, 47, 50

Zeilhofer, H.-F. 34

Zerfowski, M. 9, 21

Literaturverzeichnis nach Zitierung

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34 Kober, C.; Sader, R.; Thiele, H.; Bauer, H.-J.;Zeilhofer, H.-F. Hoffmann, K.-H.; Horch, H.-H.; Spannungsanalyse des menschlichenUnterkiefers bei traumatologischenStandardsituationen mittels numerischerSimulation

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51 Altmann, I. S.; Gundlach, K. K. H.;Kiefergelenksfortsatzfrakturen im Kindesalter– klinisch röntgenologischeNachuntersuchung. Dtsch. Zahn MundKierferHeilkd. 1992; 80: 269-73

52 Clark, W. D.;Managemant of mandibularfractures. Otolaryngol Clin North Am 1992;13: 125-32

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56 Wiltfang, J.; Halling, F.; Merten, H.-A.; Luhr,H.-G.; Gelenkfortsatzfrakturen desUnterkiefers im Kindesalter: Auswirkungenauf Wachstum und Funktion. DtschZahnärztl Z 1991; 46: 54-6

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