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LEKTION 9 Wo engagieren sich Jugendliche in ihrer Freizeit? Die Jugendzeitschrift „Zukunft“ hat Jugendliche nach ihrem gesellschaftlichen Engagement in ihrer Freizeit befragt. Laut der Shell-Studien ist das politische Interesse der 12- bis 24-Jährigen gering (1999: 43%, 2002: 34%, 2006: 39%). Parteipolitik und ideologisches Denken werden gemieden. Die Zahl der Jugendlichen, die sich gesellschaftlich für konkrete Projekte engagieren, ist dagegen weiter- hin hoch. Der eigene Spaß und die beruflichen Ziele dürfen dabei aber nicht zu kurz kommen. Zu- dem nimmt die Bedeutung des Internets zu. 1 AusBlick 1 LEKTION 9 Landeskunde Pia: „Ich engagiere mich gern, aber es muss mir Spaß machen. Mit Parteien oder irgend- welchen Organisationen will ich nichts zu tun haben. Ich muss verstehen, worum es geht, und sehen, was dabei herauskommt; dann mach’ ich mit. An meinem Gymnasium zum Beispiel gebe ich regelmäßig Nachhilfeunter- richt. Die Initiative heißt „Schüler helfen Schü- lern“. Jeder bekommt dort kostenlos Nach- hilfe. Das ist sinnvoll und macht Spaß. Und es nützt nicht nur anderen, sondern auch mir selbst. Denn ich will später Lehrerin werden und kann das Unterrichten so schon einmal ausprobieren.“ Timo: „Ich bin politisch sehr interessiert, aber ich würde nie einer Partei beitreten. Ich war einmal im Ortsverein. Jetzt weiß ich, warum so etwas „Sitzung“ heißt, denn mehr als herum- sitzen kann man da nicht. Stundenlanges Re- den über nichts und wieder nichts! Dabei haben wir doch echte Probleme in die- ser Welt. Die Wirtschaft schafft Arbeitsplätze ab, anstatt welche zu schaffen, und beutet ne- benher Mensch und Natur aus. Da will man natürlich schon was gegen tun. Also ich meine jetzt nicht die Weltrevolution. Aber es muss eben trotzdem was bringen, auch für einen persönlich. Ich schreibe zum Beispiel in der Schülerzeitung und vernetze mich per Internet mit anderen. An unserer Schule haben wir da- mit schon einiges bewegt und gleichzeitig qualifiziert mich das für mein Berufsleben.“ Frank: „Wo soll ich mich denn engagieren? Politisch etwa? Nein danke. Die da oben ha- ben doch keine Ahnung, was hier abgeht, und lügen wie gedruckt. Da kann man nichts ma- chen. Engagieren bringt nichts. Ab und zu dis- kutiere ich mit Freunden im Chat, aber meis- tens ist das mehr zum Spaß. Meistens hänge ich mit Freunden ab, dann schauen wir uns ein Video an oder wir treffen uns im Jugendclub, spielen Billard oder quatschen einfach.“ Sandra: „Engagiert bin ich schon. Aber ich habe keine Ahnung von Politik. Das ist einfach nicht meine Welt. Wenn ich nur Wahlplakate sehe, dann renne ich schon weg. Und wenn die Politiker sich dann im Fernsehen streiten, dann schalte ich ganz schnell um. Aber ich bin in der Nachbarschaftshilfe aktiv. Also alten Leuten helfen und so, das finde ich gut. Da lernt man wirklich nette Leute kennen. Viele von denen haben echte Probleme, und denen helfe ich gerne. Ich könnte mir das so- gar als Beruf vorstellen, so als Altenpflegerin oder vielleicht irgendwas mit Jugendlichen.“ Selin: „Ich bin in der Schule engagiert, auch politisch. Zur Zeit bin ich Schülersprecherin und leite die Globalisierungs-AG. Zudem bin ich im Internet in verschiedenen ökologischen Netzwerken aktiv. Ich war auch ‘ne Zeit bei der Partei „Die Linke“, aber ich finde, alle Par- teien denken irgendwie noch so machtpoli- tisch. Ich kann mit Begriffen wie „politisch rechts“ oder „links“ nichts anfangen. Politik muss konkret sein und darf keiner Ideologie dienen. Aber meiner Meinung nach sind die deutschen Parteien noch zu sehr im letzten Jahrhundert stehen geblieben. Wenn sich das ändern würde, dann würde ich mich gerne auch parteipolitisch engagieren.“ Autoren: Silke Pasewalck, Dieter Neidlinger © Hueber Verlag 2009 | Dieses Blatt darf für den Unterricht fotokopiert werden.

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L E K T I O N 9

Wo engagieren sich Jugendliche in ihrer Freizeit?Die Jugendzeitschrift „Zukunft“ hat Jugendliche nach ihrem gesellschaftlichen Engagement in ihrerFreizeit befragt. Laut der Shell-Studien ist das politische Interesse der 12- bis 24-Jährigen gering(1999: 43%, 2002: 34%, 2006: 39%). Parteipolitik und ideologisches Denken werden gemieden. DieZahl der Jugendlichen, die sich gesellschaftlich für konkrete Projekte engagieren, ist dagegen weiter-hin hoch. Der eigene Spaß und die beruflichen Ziele dürfen dabei aber nicht zu kurz kommen. Zu-dem nimmt die Bedeutung des Internets zu.

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Pia: „Ich engagiere mich gern, aber es mussmir Spaß machen. Mit Parteien oder irgend-welchen Organisationen will ich nichts zu tunhaben. Ich muss verstehen, worum es geht,und sehen, was dabei herauskommt; dannmach’ ich mit. An meinem Gymnasium zumBeispiel gebe ich regelmäßig Nachhilfeunter-richt. Die Initiative heißt „Schüler helfen Schü-lern“. Jeder bekommt dort kostenlos Nach-hilfe. Das ist sinnvoll und macht Spaß. Und esnützt nicht nur anderen, sondern auch mirselbst. Denn ich will später Lehrerin werdenund kann das Unterrichten so schon einmalausprobieren.“

Timo: „Ich bin politisch sehr interessiert, aberich würde nie einer Partei beitreten. Ich wareinmal im Ortsverein. Jetzt weiß ich, warum soetwas „Sitzung“ heißt, denn mehr als herum-sitzen kann man da nicht. Stundenlanges Re-den über nichts und wieder nichts!Dabei haben wir doch echte Probleme in die-ser Welt. Die Wirtschaft schafft Arbeitsplätzeab, anstatt welche zu schaffen, und beutet ne-benher Mensch und Natur aus. Da will mannatürlich schon was gegen tun. Also ich meinejetzt nicht die Weltrevolution. Aber es musseben trotzdem was bringen, auch für einenpersönlich. Ich schreibe zum Beispiel in derSchülerzeitung und vernetze mich per Internetmit anderen. An unserer Schule haben wir da-mit schon einiges bewegt und gleichzeitigqualifiziert mich das für mein Berufsleben.“

Frank: „Wo soll ich mich denn engagieren?Politisch etwa? Nein danke. Die da oben ha-ben doch keine Ahnung, was hier abgeht, und

lügen wie gedruckt. Da kann man nichts ma-chen. Engagieren bringt nichts. Ab und zu dis-kutiere ich mit Freunden im Chat, aber meis-tens ist das mehr zum Spaß. Meistens hängeich mit Freunden ab, dann schauen wir uns einVideo an oder wir treffen uns im Jugendclub,spielen Billard oder quatschen einfach.“

Sandra: „Engagiert bin ich schon. Aber ichhabe keine Ahnung von Politik. Das ist einfachnicht meine Welt. Wenn ich nur Wahlplakatesehe, dann renne ich schon weg. Und wenndie Politiker sich dann im Fernsehen streiten,dann schalte ich ganz schnell um. Aber ich bin in der Nachbarschaftshilfe aktiv.Also alten Leuten helfen und so, das finde ichgut. Da lernt man wirklich nette Leute kennen.Viele von denen haben echte Probleme, unddenen helfe ich gerne. Ich könnte mir das so-gar als Beruf vorstellen, so als Altenpflegerinoder vielleicht irgendwas mit Jugendlichen.“

Selin: „Ich bin in der Schule engagiert, auchpolitisch. Zur Zeit bin ich Schülersprecherinund leite die Globalisierungs-AG. Zudem binich im Internet in verschiedenen ökologischenNetzwerken aktiv. Ich war auch ‘ne Zeit beider Partei „Die Linke“, aber ich finde, alle Par-teien denken irgendwie noch so machtpoli-tisch. Ich kann mit Begriffen wie „politischrechts“ oder „links“ nichts anfangen. Politikmuss konkret sein und darf keiner Ideologiedienen. Aber meiner Meinung nach sind diedeutschen Parteien noch zu sehr im letztenJahrhundert stehen geblieben. Wenn sich dasändern würde, dann würde ich mich gerneauch parteipolitisch engagieren.“

Autoren: Silke Pasewalck, Dieter Neidlinger © Hueber Verlag 2009 | Dieses Blatt darf für den Unterricht fotokopiert werden.

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AusBlick 1 Landeskunde

Tim: „Ich engagiere mich in unserem Jugend-club. Da organisieren wir Veranstaltungen,Filme und Partys und so. Das macht Spaß undist was Sinnvolles. Bevor ich im Club mitgear-beitet habe, hing ich meistens nur mit meinenKumpels auf der Straße rum. Bisschen Skaten,Mädchen anquatschen oder einfach nur ab-hängen.“

Steven: „Ich bin im Fußballverein ziemlich ak-tiv. Wir organisieren Ausflüge, Feste oder trai-nieren die Jüngeren. Zudem betreue ich dieWebseite unseres Vereins. Das macht mir vielSpaß. Und wenn ich nicht Fußball spiele, dannsitze ich in meiner Freizeit am Computer undspiele oder surfe. Viel Zeit für sonstiges Enga-gement habe ich da nicht.“

Autoren: Silke Pasewalck, Dieter Neidlinger © Hueber Verlag 2009 | Dieses Blatt darf für den Unterricht fotokopiert werden.