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Inhalt: 1. Hintergrundinformation 2. Materialien 3. Ideen für den Unterricht Ausbeuterische Kinderarbeit auf Nias, Indonesien Materialsammlung für Lehrer/-innen zum Projekt gegen Kinderarbeit auf der Insel Nias in Indonesien 1. Hintergrundinformationen zu Indonesien 1 1.1 Eckdaten Fläche: Ca. 2 Mio. km 2 (D: 357.024 qkm) Einwohner/Innen: Ca. 245 Mio. (D: 81,4 Mio.), die mehr als 360 unterschiedlichen Volksgruppen angehören Hauptstadt: Jakarta (mehr als 9 Mio. Einwohner/Innen) Bevölkerungsverteilung: 44 % der Gesamtbevölkerung leben im städtischen Bereich Landessprache: Amtssprache: Bahasa Indonesia; daneben weitere 20 Sprachgruppen mit ca. 250 Dialekten Religion : Der Monotheismus zählt zu den Grundlagen der Staatsideologie, die Pancasilia genannt wird. Ca. 86,1 % Moslems, 8,7 % Christen, 1,8 % Hindus, 3,4 % andere oder unspezifiziert Lebenserwartung : 71 Jahre (D: 80 Jahre) Altersstruktur: 27,3 % (D: 13,3 %) der Bevölkerung 0 – 14 Jahre, 66,1 % (D: 66 %) 15 – 65 Jahre, 6,1 % (D: 20,6 %) über 65 Jahre Analphabetenrate: 9,6 % der Menschen über 15 Jahre können nicht lesen und schreiben (Männer: 6 %, Frau- en: 13,2 %) Staatsform und Regierung: Präsidiale Republik, zentralistisch organisiert Index der menschlichen Entwicklung (HDI 2 ): 0,617; Rang 124 von 187 Ländern Aufgrund der Tatsache, dass Indonesien ein sehr großer Inselstaat mit teilweise sehr abgeschiedenen Teilen ist, existiert auch bezüglich Sprache und Kultur eine große Varietät. Deutlich wird dies vor allem an der Vielzahl an Sprachen und Dialekten, aber auch an der Verteilung der Religionen innerhalb Indonesiens. So ist beispielsweise die Mehrheit der Gesamtbevölkerung muslimisch geprägt (86,1 %), in einzelnen Regionen gibt es jedoch durchaus christliche Mehrheiten. Auf der Insel Nias im Norden Sumatras sind bedingt durch Missionsbestrebungen circa 80 % der Menschen Christen. 1.2 Geographie und Klima Die Republik Indonesien ist der größte Inselstaat der Erde und bildet eine lange, aus Inseln bestehende Brü- cke zwischen den Kontinenten Asien und Australien. Der Archipel umfasst mehr als 13.677 Inseln und er- streckt sich von Sumatra im Westen über 5.100 km bis nach West-Papua im Osten, vor Australiens Nord- küste. Drei der größeren Inseln teilt Indonesien mit anderen Ländern: der nördliche Küstenabschnitt von Borneo gehört zu Malaysia, die Osthälfte von Neuguinea zu Papua-Neuguinea und der östliche Teil der Insel Timor zu Osttimor. Indonesien liegt an einem Schnittpunkt, an dem drei große Teile der Erdkruste aufeinanderstoßen, woraus sich eine enorm erhöhte Erdbebengefahr ergibt. Das verheerendste Erdbeben neuester Zeit ereignete sich am 26.12.2004, als die Erde vor der Nordwestküste Sumatras stark erschüttert wurde. Das Seebeben gilt als das drittschwerste Erdbeben aller Zeiten (9,1 auf der Richterskala) und forderte über 200.000 Menschenle- 1 Quellen: World Factbook, UNDP, World Bank, International Labour Organization, Unicef Country Profile Indonesia 2 Der HDI (Human Development Index) ist eine Methode zur Messung des Entwicklungsstandes von Staaten. Jedem Land wird ein Wert zwischen 0 und 1 zugeordnet, wobei 0 einen sehr niedrigen und 1 einen sehr hohen Entwicklungsstand bedeutet. Die Werte werden durch die Betrachtung der Faktoren Lebenserwartung, Bildungsniveau und Einkommen berechnet. So kann man eine Rangfolge der Länder der Erde erstellen. Die Kategorien sehr hoher, hoher, mittlerer und niedriger Entwicklungsstand erleichtern die Einschätzung des Entwicklungsstandes.

Ausbeuterische Kinderarbeit auf Nias, IndonesienKidz+2012... · Hauptstadt: Jakarta (mehr als 9 Mio. Einwohner/Innen) Bevölkerungsverteilung: 44 % der Gesamtbevölkerung leben im

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Inhalt:

1. Hintergrundinformation

2. Materialien

3. Ideen für den Unterricht

Ausbeuterische Kinderarbeit auf Nias, Indonesien

Materialsammlung für Lehrer/-innen zum Projekt gegen Kinderarbeit auf der Insel Nias in Indonesien 1. Hintergrundinformationen zu Indonesien1 1.1 Eckdaten

Fläche: Ca. 2 Mio. km2 (D: 357.024 qkm)

Einwohner/Innen: Ca. 245 Mio. (D: 81,4 Mio.), die mehr als 360 unterschiedlichen Volksgruppen angehören

Hauptstadt: Jakarta (mehr als 9 Mio. Einwohner/Innen)

Bevölkerungsverteilung: 44 % der Gesamtbevölkerung leben im städtischen Bereich

Landessprache: Amtssprache: Bahasa Indonesia; daneben weitere 20 Sprachgruppen mit ca. 250 Dialekten

Religion: Der Monotheismus zählt zu den Grundlagen der Staatsideologie, die Pancasilia genannt wird. Ca. 86,1 % Moslems, 8,7 % Christen, 1,8 % Hindus, 3,4 % andere oder unspezifiziert

Lebenserwartung: 71 Jahre (D: 80 Jahre)

Altersstruktur: 27,3 % (D: 13,3 %) der Bevölkerung 0 – 14 Jahre, 66,1 % (D: 66 %) 15 – 65 Jahre, 6,1 % (D: 20,6 %) über 65 Jahre

Analphabetenrate: 9,6 % der Menschen über 15 Jahre können nicht lesen und schreiben (Männer: 6 %, Frau-en: 13,2 %)

Staatsform und Regierung: Präsidiale Republik, zentralistisch organisiert

Index der menschlichen Entwicklung (HDI2): 0,617; Rang 124 von 187 Ländern Aufgrund der Tatsache, dass Indonesien ein sehr großer Inselstaat mit teilweise sehr abgeschiedenen Teilen ist, existiert auch bezüglich Sprache und Kultur eine große Varietät. Deutlich wird dies vor allem an der Vielzahl an Sprachen und Dialekten, aber auch an der Verteilung der Religionen innerhalb Indonesiens. So ist beispielsweise die Mehrheit der Gesamtbevölkerung muslimisch geprägt (86,1 %), in einzelnen Regionen gibt es jedoch durchaus christliche Mehrheiten. Auf der Insel Nias im Norden Sumatras sind bedingt durch Missionsbestrebungen circa 80 % der Menschen Christen. 1.2 Geographie und Klima Die Republik Indonesien ist der größte Inselstaat der Erde und bildet eine lange, aus Inseln bestehende Brü-cke zwischen den Kontinenten Asien und Australien. Der Archipel umfasst mehr als 13.677 Inseln und er-streckt sich von Sumatra im Westen über 5.100 km bis nach West-Papua im Osten, vor Australiens Nord-küste. Drei der größeren Inseln teilt Indonesien mit anderen Ländern: der nördliche Küstenabschnitt von Borneo gehört zu Malaysia, die Osthälfte von Neuguinea zu Papua-Neuguinea und der östliche Teil der Insel Timor zu Osttimor. Indonesien liegt an einem Schnittpunkt, an dem drei große Teile der Erdkruste aufeinanderstoßen, woraus sich eine enorm erhöhte Erdbebengefahr ergibt. Das verheerendste Erdbeben neuester Zeit ereignete sich am 26.12.2004, als die Erde vor der Nordwestküste Sumatras stark erschüttert wurde. Das Seebeben gilt als das drittschwerste Erdbeben aller Zeiten (9,1 auf der Richterskala) und forderte über 200.000 Menschenle-

1 Quellen: World Factbook, UNDP, World Bank, International Labour Organization, Unicef Country Profile Indonesia

2 Der HDI (Human Development Index) ist eine Methode zur Messung des Entwicklungsstandes von Staaten. Jedem Land wird ein Wert zwischen 0 und 1 zugeordnet, wobei 0 einen sehr niedrigen und 1 einen sehr hohen Entwicklungsstand bedeutet. Die Werte werden durch die Betrachtung der Faktoren Lebenserwartung, Bildungsniveau und Einkommen berechnet. So kann man eine Rangfolge der Länder der Erde erstellen. Die Kategorien sehr hoher, hoher, mittlerer und niedriger Entwicklungsstand erleichtern die Einschätzung des Entwicklungsstandes.

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ben. Mehr als 560.000 Menschen wurden obdachlos. Im Mai 2006 erschütterte ein weiteres heftiges Erdbe-ben die Insel Java. Wieder starben mehr als 6.000 Menschen, 58.000 wurden verletzt und 200.000 obdach-los. Auch im Jahr 2007 gab es in Indonesien Erdbeben und heftige Überschwemmungen. Außerdem ist das Land vulkanisch geprägt, wobei von den zahlreichen Vulkanen noch rund 70 aktiv sind. Trotz dieser Bedro-hung weisen einige Regionen Indonesiens eine hohe Bevölkerungsdichte auf, die in den fruchtbaren Böden und der vom Klima begünstigten intensiven landwirtschaftlichen Nutzung begründet ist. Aufgrund der geographischen Lage nahe des Äquators herrscht in Indonesien ein sehr tropisches Klima, was zu einer heißen Trockenzeit mit wenig Niederschlag von Juni bis September und einer heißen und feuchten Regenzeit mit viel Regen von Dezember bis März führt. Indonesien zählt zu den größten Regenwaldgebieten der Erde, immergrüne tropische Regenwälder domi-nieren vor allem auf Sumatra, Kalimantan, Nord- und Zentralsulawesi, auf den Molukken und in West-Papua. In den Tiefebenen Ostsumatras und Süd- und Westkalimantans sind ausgedehnte Moor- und Süß-wassersumpfwälder verbreitet. An den Küstensäumen findet man häufig Mangroven, in Gebirgslagen Koni-feren. In Gebieten mit längeren Trockenzeiten sind Monsunwälder mit Teakbaumbeständen bestimmend. Ein enormes Problem stellt in diesem Zusammenhang die Abholzung dar. Der lukrative und meist illegale Handel mit Tropenhölzern und die Errichtung von Palmöl-Plantagen führt zum Kahlschlag großer Waldge-biete. Die Insel Nias liegt westlich der Insel Sumatra, gehört zur Provinz Nordsumatra und ist aufgrund ihrer vom Festland separierten Lage eine der am wenigsten erschlossenen Regionen Indonesiens. Am 28. März 2005 erschütterte ein schweres Erdbeben der Stärke 8,7 mit anschließenden Tsunamiwellen die Insel. Mehr als 600 Menschen kamen hierbei ums Leben, über 3000 wurden verletzt. In der Hauptstadt der Insel Gunung Sitoli wurden bis zu 80 % der Gebäude zerstört. Unter anderem wurde der Flughafen schwer beschädigt, was die Abgeschiedenheit Nias’ verstärkte.

Die Insel Nias vor der Westküste Sumatras Der Inselstaat Indonesien

1.3 Geschichte und Politik Schon in der Frühzeit entwickelten sich auf Java und Sumatra Hochkulturen, so dass die Geschichte Indone-siens sehr weit zurückreicht. Seit dem 13. Jahrhundert ist jedoch vordergründig der Islam weit verbreitet, der vor allem durch Kaufleute über Indien und Arabien ins Land drang. Auf der Suche nach Gold und Ge-würzen kamen Anfang des 16. Jahrhunderts die Europäer (Portugiesen, Spanier, Engländer) nach Indone-sein, bevor sich im 17. Jahrhundert die Niederländer als Herrscher für die kommenden drei Jahrhunderte etablierten. Im 2. Weltkrieg geriet das Land unter japanische Besatzung, konnte allerdings 1945 seine Un-abhängigkeit erklären. Es folgte ein zäher Befreiungskampf gegen die Kolonialmacht Holland. Das unab-hängige Indonesien wurde zunächst von General Sukarno regiert, versank jedoch nach einem gescheiterten Putsch im Jahre 1965 in blutiger Anarchie, bis General Suharto die Macht 1966 übernahm. 32 Jahre lang regierte er das Land mit „harter Hand“ und trat erst 1998 nach heftigen Unruhen zurück. Seinen Nachfol-

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gern im Präsidialamt Habibie und Wahid war nur eine kurze Verweildauer beschert. Von Juli 2001 bis zum April 2004 bekleidete Megawati Sukarnoputri das Präsidentenamt. Während ihrer Regierungszeit beschloss die verfassungsgebende Versammlung eine Verfassungsreform, die unter anderem ab 2004 Direktwahlen des Präsidenten und Vizepräsidenten vorsah. Am 20. September 2004 gewann Susilo Bambang Yudhoyono die ersten direkten Präsidentschaftswahlen Indonesiens. Seit dem gleichen Jahr ist Indonesien weltweit als demokratischer Staat anerkannt. 1.4 Wirtschaftliche und soziale Situation Die Wirtschaft Indonesiens basiert auf dem Prinzip der ‘geplanten Marktwirtschaft‘ und wird an vielen Stellen vom Staat beeinflusst. So gibt es beispielsweise einige große Unternehmen in Staatsbesitz. 43 % der erwerbstätigen Bevölkerung arbeiten im Agrarbereich, etwa 44 % im Dienstleistungsbereich und 13 % in der Industrie. Die Hauptprodukte der indonesischen Landwirtschaft sind Reis, Mais, Cassava, Rohr-zucker und Süßkartoffeln. Indonesien ist außerdem einer der Hauptproduzenten von Palmöl. Zudem wer-den Tee und Kautschuk geerntet. Neben Agrarprodukten werden vor allem Gold, Kupfer, Kohle, Holzpro-dukte, Textilien und Mineralien exportiert. Das bodenschatzreiche Land ist darüber hinaus einer der größ-ten Flüssigerdgasexporteure. Die Nutzung des heimischen Rohstoffpotenzials trägt wesentlich zum wirt-schaftlichen Wachstum bei, welches durch die weltweite Wirtschaftskrise erschüttert worden war. Indonesien ist geprägt von expandierendem Tourismus: ansprechende Landschaften mit teils touristisch erschlossenen Vulkanen, Badestrände und kulturell interessante Orte locken unter anderem Australier, Europäer und US-Amerikaner an. Eine hohe Arbeitslosigkeit, die große Staatsverschuldung und eine extrem unausgeglichene Einkommens-verteilung beeinflussen die soziale Struktur Indonesiens. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt in Armut (20,8 %), viele Menschen sogar in extremer Armut3 (18,7 %). Vor allem in Großstädten gibt es ausgedehnte Slums, in denen extrem schlechte Bedingungen herrschen. Auch leben sehr viele Kinder in Indonesien auf den Straßen großer Städte. Die geographischen Gegebenheiten des Inselstaates erschweren die staatlich organisierte Gesundheitsver-sorgung der Bevölkerung, insbesondere auf dem Lande. Infektions-, Durchfallerkrankungen und Malaria sind weit verbreitet und nur 78 % der Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sanitäre Einrich-tungen stehen lediglich 55 % der Bevölkerung zur Verfügung. Ungefähr 28 % der Kinder sind unterernährt. Auf der Insel Nias leben etwa 930.000 Menschen, die überwiegend in der traditionellen Landwirtschaft und der Fischerei tätig sind. Nias ist der ärmste Bezirk in der Provinz Nord-Sumatra – ein Großteil der Menschen lebt unterhalb der Armutsgrenze. Auch ist der Tourismus hier im Vergleich zu anderen Teilen Indonesiens nur relativ schwach ausgeprägt – lediglich Surfer besuchen die Insel aufgrund besonders hoher Wellen. 1.5 Situation von Kindern in Indonesien Indonesien ist mit 76 Millionen Kindern eines der kinderreichsten Länder der Erde. Jedoch leiden vor allem sie unter den teils sehr schlechten Lebensbedingungen in ihrem Staat. Die Armut im Land erschwert den gesetzlich vorgeschriebenen Schulbesuch von neun Jahren. 10 % der Jungen und 13 % der Mädchen bre-chen schon vor Beendigung der Grundschule ihre Schullaufbahn ab. Nur etwa 68 % der Kinder und Jugend-lichen besuchen eine weiterführende Schule. Ungefähr 60 % der Geburten in Indonesien werden gar nicht registriert, so dass den Kindern ohne offizielle Identität und Geburtsurkunde keine oder kaum Rechte gewährt werden müssen. Auf der Insel Nias sind es sogar 80 %.Indonesien verfügt zudem nicht über ein Rechtssystem für Jugendliche – Kinder ab 12 Jahren können für kleinste Straftaten festgenommen und mit Gefängnisaufenthalt bestraft werden. Ein großes Problem stellt außerdem der Menschenhandel innerhalb Indonesiens und in Nachbarländer dar. Ungefähr 100.000 Frauen und Kinder werden jährlich verschleppt und zur Arbeit in Haushalten und Indust-rien oder zur Prostitution gezwungen. Häufig werden die Kindern mit guten Arbeitsmöglichkeiten und Zu-kunftsaussichten gelockt, später aber versklavt und prostituiert. Die Armut, fehlende Geburtenregistrie-rung, Frühverheiratungen und die vorherrschende soziale Akzeptanz der Kinderarbeit ermöglichen und unterstützen den Kinderhandel. Obwohl Indonesien die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen unterschrieben hat, räumt die Re-gierung dem Schutz von Kindern bisher wenig Priorität ein – Kinderrechte werden nur unzureichend beach-tet und umgesetzt.

3 Prozentzahl der Menschen in extremer Armut gibt an, welcher Teil der Bevölkerung mit weniger als $1,25 am Tag auskommen muss.

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1.6 Kinderarbeit in Indonesien Indonesien hat sich in mehreren verschiedenen nationalen und internationalen Abkommen und Vereinba-rungen zu einer Beseitigung der schlimmsten Formen ausbeuterischer Kinderarbeit ausgesprochen und verpflichtet. Doch die Realität sieht anders aus, rund vier Millionen Kinder und Jugendliche unter siebzehn Jahren (7 % der Altersgruppe) arbeiten, davon fast 2 Millionen unter ausbeuterischen Bedingungen. Viele Kinder arbeiten täglich 14-16 Stunden unter verheerenden Zuständen in Haushalten und erhalten, wenn überhaupt, ein sehr niedriges Einkommen. Häufig werden sie geschlagen und misshandelt, haben keine freien Tage und leiden sowohl körperlich als auch seelisch unter ihrer Tätigkeit. Hilfe vom indonesischen Staat erhalten diese Kinder kaum oder gar nicht, denn die Arbeit in Haushalten wird als privater Bereich angesehen, der nur schwer zu kontrollieren und zu beeinflussen sei. Die Art der Beschäftigung variiert je nach Ort. Auf dem Land arbeiten naturgemäß sehr viel mehr Kinder und Jugendliche im Agrarsektor als in urbanen Gegenden. Viele Kinder arbeiten außerdem in Industrien, im Gastronomiebereich, in Steinbrüchen, als Verkäufer auf der Straße oder auch in der Fischerei. Bei einer Ar-beit im Fischfang leben und arbeiten die Kinder unter anderem monatelang ohne Unterbrechung auf Schif-fen auf offenem Meer. Sie müssen Netze auswerfen und einholen sowie die Fische lagern. Ab und zu wer-den die gefangenen Fische zur Weiterverarbeitung auf dem Festland abgeliefert. Die Kinder hingegen müs-sen jedoch meist auf dem Schiff bleiben. Die Gründe für Kinderarbeit sind vielfältig: Armut und eine lange Tradition der Kinderarbeit sind nur zwei Faktoren. Viele der arbeitenden Kinder in Indonesien (v.a. in Haushalten tätige Kinder) gehen zwar zur Grundschule, eine weiterführende Schule wird jedoch sehr viel seltener besucht. In manchen Teilen Indone-siens wird Bildung auch von den eigenen Eltern als nicht bedeutend angesehen, so dass auf den Schulbe-such verzichtet wird, damit die Kinder durch Arbeit zum Familieneinkommen beitragen. 1.7 Kinderarbeit auf Nias Durch die vorherrschende schwere Armut auf Nias finden die Rechte des Kindes nur wenig Beachtung. Die meisten Kinder haben nicht die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und sind mangelernährt. Viele Mädchen und Jungen müssen arbeiten gehen und ihre Arbeitskraft wird fast überall eingesetzt – vornehmlich sind sie in Arbeitsbereichen wie dem Sammeln von Sand und dem Brechen von Steinen zu finden, sie arbeiten jedoch auch auf Gummibaumplantagen und tragen schwere Lasten an Häfen. Außerdem ist die Tradition der Frühverheiratung weit verbreitet und unzählige Mädchen und Jungen werden körperlich, seelisch oder sexuell missbraucht. Auch die lokale Politik misst den Rechten der Kinder bisher wenig Bedeutung zu, so dass es kaum Schutzprogramme gegen Kinderarbeit und Gewalt gegen Kinder gibt. Es existieren auch nur wenige nichtstaatliche Einrichtungen, die sich den Bedürfnissen der Kinder annehmen und zur Aufklärung der Bevölkerung betragen. Ein weiterer Grund für die Missstände ist die kulturelle Prägung der Menschen, nach welcher Kinder vorwiegend als wirtschaftliche Kraft der Familie angesehen werden – es gilt als nor-mal, dass sie arbeiten und mit dem Geld ihre Eltern unterstützen. Der Kindernothilfepartner PKPA (=Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak, englische Übersetzung: Centre for Child Study and Protection) ist eine 1996 gegründete, nichtstaatliche Kinderrechtsorganisation mit einem reichen Erfahrungsschatz. Sie arbeitet im Norden Sumatras, um dort die Lebenssituation von Kindern und Frauen zu verbessern und ihre Rechte aktiv durchzusetzen – ein Fokus ihrer Arbeit liegt im Bereich Kinder-arbeit. Zusammen mit der Kindernothilfe will PKPA langfristig die Abschaffung der Kinderarbeit auf Nias sowie den Schutz der Kinder vor jeglicher Art der Ausbeutung, Misshandlung und des Missbrauchs errei-chen. Dazu wurde ein neues Projekt im Norden von Nias entwickelt, welches den arbeitenden Mädchen und Jungen mehr Zeit zum Schulbesuch und zur Freizeitgestaltung ermöglichen soll. Eine komplette Abschaf-fung jeglicher Kinderarbeit ist kurzfristig nicht zu erreichen, da die Familien auf die Unterstützung aller angewiesen sind und ohne die zusätzlichen Einkommen nicht auskommen würden. PKPA wird aber dafür sorgen, dass die schweren und ausbeuterischen Formen der Kinderarbeit abgeschafft werden und auch Mädchen und Jungen, die noch nie oder nur kurz zur Schule gegangen sind, sogenannte „Paket-Schools“ besuchen können. Hier werden versäumte Lerninhalte individuell nachgeholt, so dass alle die Chance auf einen Schulabschluss und das Erlernen eines Berufes erhalten. Ein wesentlicher Aspekt ist außerdem die Aufklärung der Gesellschaft bezüglich der Rechte der Kinder. Hierfür arbeitet PKPA eng mit Eltern, Lehrern, Behörden und den Kindern selbst zusammen, um die traditionelle Prägung zu lockern, nach welcher Kin-derarbeit als normal und teilweise sogar positiv angesehen wird.

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2. Materialien

Kleiner Kochkurs Indonesisch Roti ketawa – Lachende Kuchen Was wir brauchen: • 170 g Zucker • 20 g Butter/Margarine

• 3 El Wasser • 340 g Mehl

• ½ Tl Backpulver • Sesamkörner

Und so wird’s gemacht: • Alles zu einem Teig verkneten und daraus kleine Kugeln formen, ungefähr so groß wie ein halbes

Hühnerei. • Kugeln in Wasser tauchen und anschließend in Sesamkörnern wälzen. • Immer ca. 10 Stück in einer Friteuse bei 170 Grad 3 Minuten lang braten, bis sie bräunlich sind. Kolak Labu Kuning (eine leckere indonesische Nachspeise) Was wir brauchen: • 1 kg Bananen oder Kürbis • 150 g Palmzucker (auch

Kokoszucker genannt) • 6 EL Zucker

• ½ TL Salz • 3 Pandanussblätter (gibt

es in Asia-Läden) • 900 ml Wasser

• 250 ml Kokosmilch

Und so wird’s gemacht: • Pandanussblätter und Palmzucker im Wasser kochen lassen.

• Bananenwürfel hinzufügen. • Zucker, Salz und Kokosmilch hinzugeben. Selamat makan! • Kochen lassen, bis die Bananen gar sind.

Spielideen aus Indonesien „Wolak-Walik“ Bei diesem Spiel erhalten alle Spieler die gleiche Anzahl an Spielsteinen, traditionell Kiesel oder Nüs-se. Ihr könnt aber auch andere kleine Gegenstände wie Murmeln verwenden. Ein Spieler beginnt, behält einen Spielstein in der Hand und verteilt alle anderen vor sich auf dem Boden. Den Stein, den er in der Hand hält, nennt man kokojo. Den kokojo legt man auf den Handrücken und wirft ihn in die Luft. Während der kokojo in der Luft ist, muss der Spieler versuchen, die anderen Steine aufzusam-meln. Und natürlich darf der kokojo nicht auf den Boden fallen und muss wieder aufgefangen wer-den. Nur wer alle Steine mitsamt dem kokojo in der Hand hält, hat die Aufgabe bewältigt. Man spielt nacheinander. Gewonnen hat, wer dies als Erster schafft. „Semut – Orang – Gajah“ – „Ameise – Mensch – Elefant“ Das Spiel funktioniert wie das bei uns weit verbreitete Spiel „Schnick – Schnack – Schnuck“ oder „Schere – Stein – Papier“. Die Ameise (kleiner Finger) verliert gegen den Menschen, weil dieser sie zertreten kann. Der Mensch (Zeigefinger) wird vom Elefanten zertrampelt und verliert somit dieses Duell. Der Elefant (Daumen) wird aber von der Ameise besiegt, weil diese in sein Ohr krabbeln und ihn kitzeln kann, ohne dass der Elefant eine Chance hat. „Stin“ Dieses Spiel wird schon sehr lange gespielt – früher benutzte man Steine, heute vor allem Murmeln. Die Spieler markieren am Boden einen Kreis von ca. einem Meter Durchmesser. Jetzt lege alle die gleiche Anzahl an Murmeln in diesen Kreis. Eine Murmel behält jeder Spieler in der Hand, mit der er versuchen muss, seine anderen Murmeln aus dem Kreis zu stoßen. Die Spieler spielen nacheinander, jeder hat pro Runde drei Versuche. Wichtig ist, dass die Stoßmurmel nur von außerhalb des Kreises gespielt werden darf. Wer zuerst alle eigenen Steine aus dem Kreis gestoßen hat, hat gewonnen.

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Kleiner Sprachkurs: Bahasa Indonesia Die Republik Indonesien besteht aus vielen verschiedenen Volksgruppen, die über 250 verschiedene Spra-chen und Dialekte sprechen. Einige davon sind Javanisch, Sundanesisch, Maduresisch und Makassar. Schon 1928 kam aber aus der Bevölkerung der Wunsch nach einer einheitlichen Sprache: „Satu nusa, satu bangsa, satu bahasa!“ – „Ein Land, ein Volk, eine Sprache!“ Heute ist Bahasa Indonesia die offizielle Nationalsprache Indonesiens. Einen kleinen Crashkurs gibt es hier…

Mit einigen Wörtern kann man schon recht viel ausdrücken! Versucht es doch selbst... Begrüßung Guten Morgen Selamat pagi! Guten Tag Selamat siang! Guten Abend Selamat malam! Herzlich Willkommen Selamat datang! Verabschiedung Auf Wiedersehen! Sampai jumpa lagi! Mach’s gut! Salam! Einfache Unterhaltungen Wie geht es Ihnen? Apa kabar? Es geht mir gut. Kabar baik Gut baik Schlecht kurang baik Ja ya Nein tidak Danke terima kasih Bitte tolong Essen / Trinken Tee teh Wasser air Brot roti Reis nasi Guten Appetit! Selamat makan! Fragen/Antworten zur Person Wie heißt du? Siapa namamu? Mein Name ist… Nama saya … Wie alt bist du? Umur kamu berapa tahun? Ich bin … Jahre alt. Umur aku … tahun. Woher kommst du? Anda dari mana? Ich komme aus … Saya dari … Zahlen 0 nol 20 dua puluh 1 satu 21 dua puluh satu 2 dua 3 tiga 30 tiga puluh 4 empat 40 empat puluh 5 lima 6 enam 100 seratus 7 tujuh 101 saratus satu 8 delapan 200 dua ratus 9 sembilan 10 sepuluh 1000 seribu

Wer versteht dieses Gespräch? Wayan: Selamat datang! Tom: Selamat pagi! W: Selamat siang! Apa kabar? T: Kabar baik! Apa kabar? W: Semua bérès! Nama saya Wayan. Siapa

namamu? T: Nama saya Tom. Umur kamu berapa ta-

hun? W: Umur kamu dua belas tahun. Umur anda

berapa tahun? T: Umur saya sepuluh tahun. W: Anda dari mana? Dari Austria (Öster-

reich)?. T: Saya dari Jerman (Deutschland). W: Selamat datang di Indonesia! T: Terima kasih! Sampai jumpa lagi! W: Salam! Stellt euch gegenseitig Fragen und antwortet darauf – alles auf indonesich! Könnt ihr euch selbst auf indonesisch vorstellen?

„Händeschütteln auf Indonesisch“: Ein kräftiges Händeschütteln zur Begrüßung ist in Indonesien gar nicht üblich! Man begrüßt sich stattdessen, indem man sich die rechte Hand reicht, die des Gegenüber sanft be-rührt und die eigene anschließend in einer lang-samen Bewegung zum Herz führt. Frauen reichen beide Hände, führen jedoch ebenfalls nur die rechte Richtung Brust. Kinder nehmen die ausge-streckte Hand des Erwachsenen in beide Hände und führen sie sachte zur eigenen Stirn.

Seite 7 Indonesische Masken

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Die kleinen grauen Kreise markieren die Punkte, an denen ihr Löcher in die Maske stechen und ein Gummiband durch ziehen

müsst. Diese Gummibänder zieht ihr dann über eure Oh ren.

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Wieso? Weshalb? Warum?

Fragen rund um das Thema „Kinderarbeit in Indonesien“ Wie viele Kinder arbeiten in Indonesien? Ungefähr 4 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren in Indonesien üben eine Tätigkeit aus, die einen wirtschaftlichen Nutzen hat. Etwa 2 Millionen dieser Mädchen und Jungen müssen unter ausbeuteri-schen Bedingungen arbeiten. Welche Arbeiten machen die Kinder? Sehr viele Kinder in Indonesien kümmern sich zum Beispiel täglich 14 Stunden um den Haushalt frem-der Familien. Andere verkaufen kleine Gegenstände auf der Straße oder sind Lastenträger im Hafen. Da Indonesien aus sehr vielen Inseln besteht, arbeiten außerdem viele Kinder in der Fischerei. Hier sind sie sind meist stundenlang auf Booten, werfen Netze aus und holen gefangene Fische an Bord. Die Arbeit ist körperlich anstrengend und erlaubt kaum Ruhepausen. Auf Nias, einer Insel im Westen von Indonesien, schuften Mädchen und Jungen im Steinbruch. Sie müs-sen jeden Tag stundenlang in der prallen Sonne schwere Steine mit einem Hammer zerschlagen. Das ist natürlich ganz schön schwer und besonders für kleinere Kinder kaum erträglich. Vor Erschöpfung tref-fen sie mit dem Hammer häufig ihre Finger, so dass es weh tut und blutet. Außerdem werden Jugendli-che gezwungen, große Steine aus Flüssen zu holen. Dabei müssen sie tauchen und gegen die Strömung ankämpfen. Auch in der Gummiproduktion werden Kinder zur Arbeit gezwungen. Gummi, auch Kautschuk genannt, wird aus Bäumen gewonnen und ist zunächst flüssig. Es wird nach einer Weile hart und wird dann in einer großen Ladung über einen Fluss transportiert. Es ist vor allem Aufgabe der Jungen, die Gummipa-kete in Lasten von 60 kg zu einem Lastwagen zu tragen. Diese schwere Arbeit schadet ihrem Körper, sie sind häufig müde und erschöpft. Warum arbeiten die Kinder? Die meisten Kinder arbeiten, um mit dem Geld ihre Familien zu unterstützen. Oft sind diese arm und das Einkommen der Eltern reicht nicht aus, um alle zu versorgen. Viele Mädchen und Jungen können wegen ihrer Arbeit nicht mehr zur Schule gehen oder haben sogar noch nie eine Schule besucht. Häufig finden es die Eltern in Indonesien aber auch gar nicht wichtig, dass ihre Kinder zum Beispiel Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Die meisten von ihnen sind früher selbst nicht zur Schule gegangen und finden, dass ihre Söhne und Töchter lieber arbeiten sollten. Es stört sie nicht, dass die Arbeit ihrer Gesundheit schadet. Viele Erwachsene finden es ganz normal, dass auch klei-ne Kinder arbeiten. Die Kinder selbst dürfen meist nicht mitentscheiden. Warum ist Kinderarbeit in Indonesien möglich? Ist sie nicht verboten? Es gibt ein weltweites Abkommen über die Rechte von Kindern: die Kinderrechtskonvention der Verein-ten Nationen. 193 Staaten der Erde haben sich zur Einhaltung dieser Vereinbarung erklärt, so auch In-donesien. In dem Abkommen steht zum Beispiel, dass Kinder keine gefährlichen oder gesundheitsschäd-lichen Arbeiten machen dürfen und außerdem ein Recht haben, zur Schule zu gehen. Die Regierung Indonesiens hat oft erklärt, dass die schlimmen Formen „ausbeuterischer Kinderarbeit“ abgeschafft werden sollen. Schwere Arbeit von Kindern unter 18 Jahren ist auch schon verboten. Die Einhaltung des Gesetzes wird allerdings nicht genau kontrolliert, da es in Indonesien fast niemanden stört, dass Kinder arbeiten. Wer setzt sich für die Kinder ein? Erhalten sie Hilfe? Es gibt einige Organisationen, die den Kindern helfen wollen. Sie bauen zum Beispiel Einrichtungen auf, in denen Mädchen und Jungen Schulunterricht erhalten. Ältere Jugendliche lernen auch, wie man kocht oder Möbel herstellt, damit sie recht bald einen besseren Beruf haben können. Die Organisationen wollen die Menschen in Indonesien außerdem über die Rechte der Kinder informie-ren, dass Kinderarbeit nicht mehr normal ist. Und sie fordern von der Regierung, stärker gegen die schlimmen Formen der Kinderarbeit vorzugehen. In Indonesien sind jedoch so viele Kinder und Jugendli-che betroffen, dass die Organisationen noch nicht allen helfen können.

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Yeni, 13 Jahre Yeni wohnt in einem Haus nahe eines Flusses mit dem Namen Sinoto River im Norden der Insel Nias in Indonesien. Ihre Familie ist arm, denn der Vater ist schwer krank und kann nicht mehr arbeiten. Deshalb muss Yeni gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern jede Woche von Montag bis Samstag in den Steinbruch am Fluss, um Geld für die Familie zu verdienen. Nur sonntags hat sie frei, besucht den Gottesdienst und hat anschließend Zeit zum Spielen - am liebsten mag sie Fußball. Zur Schule geht sie seit der dritten Klasse nicht mehr, denn die Kosten für Schulbücher und Schuluniform können ihre Eltern nicht bezahlen. Außerdem brauchen sie Yenis Hilfe im Steinbruch – ohne ihre Mitarbeit hätte die Familie noch weniger Einkommen. 6:00 Uhr:

Langsam dämmert es und Yeni steht auf. Vor der Arbeit bereitet sie das Frühstück für ihre Familie vor: Es gibt Kochbananen und Kokosnuss. Alle frühstücken gemeinsam auf dem Boden ihres kleines Hauses. Nach dem Frühstück spült Yenis Schwester das Geschirr, während Yeni vor dem Haus einige Pflanzen als Futter für das Schwein sammelt. Ihre Mutter kümmert sich um die jüngeren Geschwister und über-nimmt andere Arbeiten im Haushalt.

6:45 Uhr: Gemeinsam mit ihren Geschwistern und der Mutter macht sich Yeni auf zur Arbeit im Steinbruch. Die Schubkarre und die Hämmer nehmen sie selbst mit. Yenis Vater bleibt alleine zu Hause und knüpft Fi-schernetze, die die Familie verkaufen kann.

7:00 Uhr: Yeni beginnt mit der Arbeit. Sie muss Steine aus dem Fluss in die Schubkarre laden und zu einer Stelle oberhalb des Flusses transportieren. Die Steine sind sehr schwer, so dass Yeni die Schubkarre manchmal kaum bewegen kann. Dann hilft ihre Schwester ihr beim Ziehen. Im Steinbruch arbeiten viele Frauen und Kinder, die alle mit einem Hammer Steine zerschlagen. Sie fer-tigen Steine in verschiedenen Größen an, die für unterschiedliche Zwecke benötigt werden: Zum Bei-spiel als Kies oder Schotter für den Bau von Straßen und Häusern. Die Steine aus dieser Region der Insel eignen sich vor allem gut für die Herstellung von Zement, da sie besonders hart sind. Yeni benutzt einen großen Stein als Unterlage und hält den Stein, der zerschlagen werden soll, zwischen Daumen und Zeigefinger fest. Mit einem Hammer schlägt sie diesen nun kaputt bis kleinere Teile der richtigen Größe entstehen. Die einzelnen Stücke werden dann der Größe nach sortiert und aufgehäuft – denn für Kies braucht man zum Beispiel kleinere Stücke als für Schotter. Ab und zu werden die Haufen mit Lastwagen abtransportieren und der Besitzer des Steinbruchs erhält Geld für die Steine. Von diesem Geld bekommt Yenis Familie nur einen sehr kleinen Teil, von dem sie kaum leben kann.

11:00 Uhr: Endlich Pause! Yeni geht zurück nach Hause und bereitet das Mittagessen für die Familie zu. Ihr Haus ist nur ungefähr 5 Minuten Fußweg vom Steinbruch entfernt.

12:00 Uhr: Nach dem Essen und Abwaschen müssen alle schnell zurück zum Fluss, denn die Arbeit geht weiter. Yeni und die anderen Kinder müssen wieder Steine aus dem Fluss holen und zerhauen. Vor allem jetzt in der Mittagssonne ist es unerträglich heiß, aber in diesem Steinbruch gibt es nur wenig Schatten. Den ge-samten Nachmittag sitzt Yeni gebückt vor einem Steinhaufen und zerschlägt einen Stein nach dem an-deren.

17:30 Uhr: Geschafft! Für heute ist die Arbeit im Steinbruch vorbei. Yenis Familie geht zurück nach Hause und freut sich auf das Abendessen. Yeni bereitet die Mahlzeit zu, ihre Schwester spült ab. Danach bleibt nicht mehr viel Zeit, denn es wird bald dunkel.

20:00 Uhr: Die Familie geht schlafen. Yeni schläft mit ihren Schwestern und den Eltern in einem durch Bretter ab-getrennten Teil des Hauses, ihre Brüder in einem anderen. Sie liegen dicht gedrängt auf Holzbrettern. Wenn es regnet oder stürmt, ist es manchmal so laut, dass sie kaum einschlafen können. Die wenigen Bretter, aus denen das Haus besteht, bieten keinen sehr guten Schutz gegen Unwetter.

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3. Ideen für den Unterricht 3.1 Indonesien entdecken Zum Einstieg

• Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler (SuS) Indonesien im Atlas suchen. Fragen Sie die SuS hierbei, was ihnen auffällt. Auffälligkeiten wären beispielsweise, dass Indonesien auf der Süd-halbkugel („ganz unten“) liegt oder aus vielen Inseln besteht.

• Thematisieren Sie auf einfache Weise die gegenüber Europa verschobenen Jahreszeiten als Konsequenz der geographischen Lage sowie die Tatsache, dass man Schiffe oder Flugzeuge braucht, um zu einem anderen Teil des Landes zu kommen.

• Lassen Sie die SuS die Flugzeit von Deutschland nach Jakarta schätzen und mit eigenen Fluger-fahrungen vergleichen, um die Entfernung Indonesiens zu Deutschland zu verdeutlichen.

• Sprechen Sie mit den SuS über typisches Wetter in Indonesien. Tropische Temperaturen und monsunartige Regenfälle sind den meisten SuS fremd und daher interessant.

• Sollte Sie Internetzugang haben, so können die SuS sich auch selbst über verschiedenste Beson-derheiten des Landes informieren, z.B. auf der Kinderseite der Kindernothilfe www.robinson-im-netz.de oder der Action!Kidz-Seite www.actionkidz.de.

Arbeit mit den Materialien

• Fotos aus Indonesien anschauen • Indonesische Kinderspiele ausprobieren • Traditionelle indonesische Masken ausmalen - die Masken entstammen traditionellen Naturre-

ligionen, werden aber auch heute noch in Theater und Tanz verwendet. Sie verkörpern den Schutzgeist Banaspati Raja und die Hexe Rangda als Symbole für Gut und Böse.

• Beschäftigung mit der indonesischen Sprache inklusive des Ausprobierens einzelner Sprechakte • Begrüßungsrituale ausprobieren • Indonesische Gerichte kochen

Vorschlag zur Umsetzung Interessant ist es sicherlich, die Erarbeitung verschiedener Aspekte in Gruppenarbeit durchzuführen, bei der Poster gestaltet werden, die letztendlich zu einer gemeinsamen Ausstellung zum Thema Indonesien im Klassenraum zusammengeführt werden. Hierbei können ergänzende Zeitungsartikel oder Ausschnit-ten aus Reisekatalogen mitgebracht werden. Öffnet man die Ausstellung für andere Klassen und Besu-cher, so können die SuS außerdem ein kleines Quiz zu den Inhalten ihrer Poster gestalten. 3.2 Kinderarbeit in Indonesien Text „Wieso? Weshalb? Warum?“ Für die konkrete Thematisierung der Kinderarbeit in Indonesien bietet sich der Text „Wieso? Weshalb? Warum?“ an, den die SuS selbstständig oder auch gemeinsam erarbeiten können. Aufgrund der hohen Informationsdichte empfiehlt sich eine schrittweise Beschäftigung mit jeweils einer Frage.

PKPA auf Nias PKPA (=Pusat Kajian Dan Perlindungan Anak) bedeutet auf Deutsch „Zentrum für Kindesstudien und-Kindesschutz“ und ist der Name einer indonesischen Organisation, die sich seit vielen Jahren für die Rechte von Kindern einsetzt. Gemeinsam mit der Kindernothilfe startet die Organisation ein neues Projekt im Norden von Nias. Kinder, die arbeiten müssen, weil ihre Familien sonst nicht überleben können, sollen weniger arbeiten und Zeit genug haben, zur Schule zu gehen. Ihre Arbeit ganz abzu-schaffen ist momentan nicht möglich, weil die Eltern auf die Unterstützung der Söhne und Töchter dringend angewiesen sind. PKPA wird dafür sorgen, dass es Unterricht besonders für die Kinder gibt, die noch nie in einer Schule waren oder die sie vorzeitig verlassen haben. Wenn die Mädchen und Jungen Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, können sie später einen Schulabschluss machen und dann mit einer guten Schulbil-dung einen richtigen Beruf erlernen. Aber auch die Erwachsenen müssen lernen – nämlich, dass Kinder Rechte haben und nicht ausgebeu-tet und misshandelt werden dürfen. Deshalb arbeitet PKPA auch mit Eltern, Lehrern, Behörden und der Polizei auf Nias zusammen. In den Dörfern veranstalten sie Aufklärungskampagnen und Veran-staltungen zum Thema Kinderrechte.

Nur wenn alle zusammenarbeiten, kann das Leben für Kinder auf Nias besser werden!

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Fotos: Kinderarbeit auf Nias Betrachten Sie die Fotos mit ihren SuS und lassen Sie diese selbst Auffälligkeiten entdecken. Hierzu ge-hört beispielsweise, dass die Kinder bei der Arbeit im Steinbruch keine festen Schuhe tragen oder die zu tragenden Lasten viel zu schwer scheinen. Hierbei kann auch die teils auffällige Kleidung der Kinder thematisiert werden und herausgestellt werden, dass diese sich vielfach aus Kleiderspenden aus Indust-rieländern zusammensetzt. Stellen Sie Vergleiche zum eigenen Leben Ihrer SuS her, z.B. Wie schwer muss das Kind tragen? Wie schwer ist euer Schulranzen? Sprechen Sie auch über gesundheitliche Schä-den, die aus der Arbeit resultieren, z.B. Wunden an Händen oder Rückenschäden als Folge schweren Tragens und schlechter Sitzhaltung. Yenis Tagesablauf Anhand von Yenis Tagesablauf und der dazugehörigen Fotos erhalten die Kinder eine Vorstellung vom Leben des Mädchens. Lassen Sie die SuS zunächst die Fotos betrachten und entdecken, wie es bei Yeni zu Hause aussieht und wo sie arbeitet. Der genaue Tagesablauf kann dann in Kombination mit den Fotos zur Diskussionsgrundlage im Klassenraum werden.

Fragen zum Textverständnis: • Was erfährst du über Yenis Familie? Wo lebt sie und wie sieht ihre Wohnung aus? Wie verbrin-

gen die Eltern und Kinder den Tag? • Welche Arbeit macht Yeni? Was genau sind ihre Aufgaben im Steinbruch? • Was macht ihre Arbeit besonders anstrengend? • Warum hat Yeni die Schule abgebrochen?

Vergleich mit dem eigenen Tagesablauf: • Schreibe deinen Tagesablauf auf und vergleiche ihn mit Yenis. Stelle Ähnlichkeiten und Unter-

schiede fest. • Musst du auch manchmal arbeiten oder zu Hause mithelfen? Welche Arbeiten übernimmst du?

Bekommst du Geld dafür? Beurteilen:

• Ist es richtig, dass Yeni durch die Arbeit im Steinbruch ihrer Familie hilft? • Ist es in Ordnung, dass Yeni die schwere Arbeit im Steinbruch macht? Warum ist diese Arbeit

für Kinder (nicht) geeignet? Was sollte Yeni anstelle der Arbeit im Steinbruch machen? Ist dies möglich?

• Warum ist es nicht gut, dass Yeni nicht mehr zur Schule geht? Was bedeutet dies für ihr späte-res Leben?

Vorschlag zur Umsetzung

• Schreiben Sie die Frage „Warum ist es schlimm, dass Yeni nicht zur Schule gehen kann?“ an die Tafel und geben Sie den SuS Zeit, sich hierzu Gedanken zu machen. Die Ideen werden im Plenum besprochen und an der Tafel gesammelt. Deutlich werden sollten die Langzeitkonsequenzen von mangelnder Bildung: Wenn Yeni nicht lesen und schreiben lernt, kann sie auch als Erwach-sene keinen guten Beruf haben und ihre eigenen Kinder nicht unterstützen (Vererbung von Ar-mut).

• Wenn die SuS den Text „Wieso? Weshalb? Warum?“ im Vorfeld bearbeitet haben, kann an die-ser Stelle auch verdeutlicht werden, dass Bildung Kindern hilft, ihre eigene Meinung auszudrü-cken, die eigenen Rechte zu kennen und diese auch einzufordern.

• Jüngere SuS können ein Bild von Yeni in ihrem Haus oder bei ihrer Arbeit malen. Hierbei haben sie die Möglichkeit, sich mit Yenis Situation und ihren Lebensumständen auseinanderzusetzen. Beim Malen kann ihnen bewusst werden, welche gewichtige Rolle zum Beispiel die heiße Sonne oder das Fehlen von Schuhen bei der Arbeit spielt.

3.2 PKPA auf Nias Die kindgerechte Beschreibung des Kindernothilfeprojektes auf Nias soll verdeutlichen, was mit dem Geld der Action!Kidz-Aktionen geschieht und wie die Hilfe für arbeitende Kinder auf Nias aussieht. Hier-bei sollten die SuS verstehen, dass man die Kinderarbeit auf Nias momentan nicht ganz abschaffen kann, weil die Eltern auf die Unterstützung der Mädchen und Jungen angewiesen sind, aber dass eine Verbesserung ihrer Situation trotzdem nötig und möglich ist. Sind die SuS mit dem Projekt vertraut, fällt es ihnen viel leichter, ihren Eltern oder Bekannten zu erzählen. Auch sind sie während ihrer Aktionen eher in der Lage, z.B. Passanten von ihrer Intention zu berichten. Impressum

Herausgeber: Kindernothilfe e.V., Düsseldorfer Landstraße 180, 47249 Duisburg

Autorin: Marina Wagener