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Institut für Radioökologie und Strahlenschutz Ausbildung im Strahlenschutz – Kompetenz erhalten, Vertrauen fördern Dr. Jan-Willem Vahlbruch Institut für Radioökologie und Strahlenschutz Leibniz Universität Hannover Herrenhäuser Straße 2 30419 Hannover Tel.: 0511 762 3321 E-Mail: [email protected] Internet: www.strahlenschutzkurse.de

Ausbildung im Strahlenschutz Kompetenz erhalten, …...Ausbildung im Strahlenschutz – Kompetenz erhalten, Vertrauen fördern Dr. Jan-Willem Vahlbruch Institut für Radioökologie

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Institut für Radioökologieund Strahlenschutz

Ausbildung im Strahlenschutz –Kompetenz erhalten, Vertrauen fördern

Dr. Jan-Willem VahlbruchInstitut für Radioökologie und Strahlenschutz

Leibniz Universität HannoverHerrenhäuser Straße 2

30419 Hannover

Tel.: 0511 762 3321E-Mail: [email protected]: www.strahlenschutzkurse.de

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Kompetenzverlust

Schon lange wird ein Kompetenzverlust im Strahlenschutz beklagt (siehe z.B. [1] – [3])

Im Bereich der beruflichen Bildung werden häufig vier Kernkompetenzen postuliert [4]:

soziale Kompetenz,

fachliche Kompetenz,

Methodenkompetenz und

personale Kompetenz

[1] H.G. Paretzke: Hermann von Herlmholtz und die deutsche Kompetenz im Strahlenschutz, Strahlenschutzpraxis 1/2007, S. 40-43

[2] M. Urban: Kompetenzerhalt im Strahlenschutz – Ein Schritt in die richtige Richtung, Strahlenschutzpraxis 2/2009, S. 47-49

[3] Langfristige Sicherung des Kompetenzerhaltes auf dem Gebiet der Strahlenforschung in Deutschland (Empfehlung der

Strahlenschutzkommission, verabschiedet in der 211. Sitzung der Deutschen Strahlenschutzkommission (SSK) am 14. November 2006)

[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Kompetenz_(P%C3%A4dagogik) (besucht am 19.09.2016)

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Kompetenzverlust

Gründe im beruflichen Umfeld:

Altersstruktur,

nicht genügend qualifizierter Nachwuchs

Das betrifft Betreiber, Sachverständige und Behörden in beinahe allen Branchen

Das betrifft aber auch die an der Ausbildung beteiligten Institutionen (Schulen, Hochschulen, Kursstätten)

Da verwundert es nicht, dass ein Mangel an Fachkompetenz auch bei Journalisten, Politikern und der allgemeinen Bevölkerung vermutet wird. Kurzum:

Der Kompetenzverlust erscheint bedrohlich allgegenwärtig

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Ohne Kompetenz kein Vertrauen

Vertrauen zwischen den handelnden Personen ist ein grundlegender Baustein für ein produktives und konstruktives Miteinander

(Fach-)kompetenz alleine führt noch nicht zu Vertrauen - aber ohne Kompetenz, ist Vertrauen nicht dauerhaft möglich. Vertrauensverlust wiederum macht konstruktive Lösungen beinahe unmöglich. Dies gilt im beruflichen Umfeld genauso wie gesamt-gesellschaftlichen Kontext.

Drei Bereiche können unterschieden werden:

1. Kompetenz und Ausbildung im beruflichen Umfeld

2. Grundlagen der Kompetenzaneigung an Schulen und Hochschulen

3. Vertrauens- und Kompetenzverlust im gesellschaftlichen Diskurs

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Kompetenz und Ausbildung im beruflichen Umfeld

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Qualifikationen im Strahlenschutz in der EU-BSS

SSV

RPE

RPO SSV

SSB (RPO /RPE)

Radiation protection officer (RPO) means an individual who is technically competent in radiation protection matters relevant for a given type of practice to supervise or perform the implementation of the radiation protection arrangements

Radiation protection expert (RPE) means an individual or, if provided for in the national legislation, a group of individuals having the knowledge, training and experience needed to give radiation protection advice in order to ensure the effective protection of individuals, and whose competence in this respect is recognised by the competent authority

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Das neue StrlSchG

Referentenentwurf am 15.09.2016 veröffentlicht

Deutsches System mit fachkundigen SSBs bleibt grundsätzlich erhalten.

Stärkung des SSB vorgesehen:

Kündigungsschutz des SSB auch bis ein Jahr nach der Entpflichtung.

Möglichkeit des SSB, sich im Konfliktfall u. U. direkt an die Behörde zu wenden (falls der SSV nicht reagiert)

Was ergibt sich aus dem neuen StrlSchG für die Ausbildung und wer ist betroffen?

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Das neue StrlSchG

Ein paar Gedanken zur Ausbildung:

Macht eine Trennung der Kurse zur Fachkunde nach RöV und StrlSchV noch Sinn, wenn es keine RöV mehr gibt?

Wie berücksichtigen wir in der Ausbildung die Vorkenntnis der Teilnehmer, die immer heterogener wird?

Wieviel „überflüssiges“ Wissen wollen wir den Kursteilnehmern zumuten (in der Medizin wie in der Technik, Medizin Konzentration auf rechtfertigende Indikation statt technische Durchführung)

Welche neuen Fachkunden benötigen wir (Beförderung, NORM, fliegendes Personal, Sachverständige)?

Output- statt Inputorientierung? ECVET-Punkte nutzen. Anwendungen mit geringen Gefährdungspotential: externen SSB zulassen

mit neuer eigener Fachkunde. Vision: Ist es sinnvoll, dass die Kursanbieter die Prüfung selber durchführen? Wären

unabhängige zentrale Stellen nicht sinnvoller und die Kursanbieter bereiten für diese Prüfung vor (wie bei der Fahrschule oder dem Zentralabitur)?

Aber es gibt noch mehr Betroffene:

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Das neue StrlSchG

Wichtig: Kompetenzerhalt auch bei den Behörden

Auch hier erschwert fehlende Kompetenz Vertrauensbildung

Behörden müssen ausreichend personell und sachlich ausgestattet und aus- sowie fortgebildet werden.

§164 StrlSchG-E (Aufsichtsprogramm; Verordnungsermächtigung):

(1) Im Rahmen der strahlenschutzrechtlichen Aufsicht bei geplanten Expositionssituationen

richtet die zuständige Behörde ein Programm für aufsichtliche Prüfungen ein, das

dem möglichen Ausmaß und der Art der mit den Tätigkeiten verbundenen Risiken Rechnung

trägt (Aufsichtsprogramm). Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung

mit Zustimmung des Bundesrates Anforderungen an die Ausgestaltung des Aufsichtsprogramms

festzulegen.

(2) Die zuständige Behörde zeichnet die Ergebnisse jeder Vor-Ort-Prüfung auf und

übermittelt sie dem Strahlenschutzverantwortlichen…

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Grundlagen der Kompetenzaneigung:

Schulen und Hochschulen

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Ausbildung an Hochschulen: KVSF

Medizinischer Strahlenschutz

Radioökologie

Strahlenphysik und -therapie

KVSF = KompetenzVerbund StrahlenForschung, gegründet 2007

6 Vertreter der Universitäten (Vorschläge durch GBS, DEGRO, DGMP, DGEPI, DGMS, FS)

6 Vertreter der Helmholtz- Zentren (Vorschläge durch DKFZ, FZ Jülich, GSI, HZDR, HZM, KIT)

1 Vertreter der Strahlenschutz-Kommission (SSK)

1 Vertreter des (BfS), 1 Vertreter der Projektverwaltung

Fördersumme seit dem über 55 Millionen Euro

Siehe https://www.gsi.de/work/forschung/biophysik/kvsf.htm

Ziele:

Aktive Öffentlichkeitsarbeit für die Strahlenforschung!

Unterstützung von jungen Wissenschaftlern/innen

Sicherstellung der wissenschaftlichen Expertise

Initiierung eines Forschungsprogramms

Geförderte Fachgebiete:

Strahlenbiologie

Epidemiologie

Strahlenrisiko

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Kompetenz an Schulen

Betrifft Lehrer und Schüler

Für einen nachhaltigen Wissenserwerb sind Experimente unerlässlich [5]

RiSU [6] 2013 verabschiedet

Grundsätzlich gehen die einzelnen Bundesländer unterschiedlich mit radioaktiven Stoffen an Schulen um.

Situationen an Schulen rechtlich unverhältnismäßig kompliziert.

[5] M. Euler, Schülerinnen und Schüler als Forscher: Informelles Lernen im Schülerlabor, Unterricht Physik, 16(90), p. 162, 2005

[6] Richtlinie Sicherheit im Unterricht, siehe

http://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/1994/1994_09_09-Sicherheit-im-Unterricht.pdf

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Strahlenschutz an Schulen – Anzeige oder Genehmigung?

Präparate mit BAZ1989

ja

Anzeige Genehmigung

nein

Restliche Präparate mit unbekannter A (z.B. Gesteine!)

Weder Anzeige noch Genehmigung

Präparate mit BAZ2001

ja

nein

ja

nein

Rücksprache mit Behörde

Seit 2011 nicht mehr möglich

Geräte mit Leuchtskalen (vor 2001 erworben)

Glühstrümpfe (vor 2001 erworben)

Urangläser und uranhaltiges Porzellan (vor 2001 erworben)

nein

nein

nein

nein

Restliche Präparate mit bekannter A>FG (Summenformel!)

ja

ja

ja

ja

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Kompetenz an Schulen

Neues StrlSchG-E §23 (4):„Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrats zu bestimmen, welche Röntgeneinrichtungen in Schulen betrieben werden dürfen, mit welchen radioaktiven Stoffen in Schulen umgegangen werden darf, welche bauartzugelassenen Vorrichtungen, die radioaktive Stoffe enthalten, in Schulen verwendet werden dürfen und welche besonderen Anforderungen bei Tätigkeiten in Schulen gelten“

Wenn Experimente trotzdem nicht möglich sind, Alternativen nutzen: Ferngesteuerte Experimente (z.B. CINCH II) Virtuelle Experimente, z.B. Messung von Halbwertszeiten durch

Verwendung eines Cs-Ba-Isotopengenerators (initiiert vom FS, verfügbar ab Frühjahr 2017 auf der Homepage des FS)

sowie weiteres begleitendes Material

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CINCH-Experimente

W. Schulz, C. Fournier, J.-W. Vahlbruch, C. Walther (2016): IonLab - a remote-controlled experiment for academic and

vocational education and training on extraction chromatography and ion exchange, Radiochimica Acta, accepted

J.-W. Vahlbruch (2016): New Remote Controlled Experiments in Nuclear Chemistry, Practising Radiation Protection: sharing

the experiences - new challenges, IRPA 14, 09. -13. Mai 2016 in Kapstadt

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Virtuelles Reality Experiment (FS)

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Vertrauens- und Kompetenzverlust im

gesellschaftlichen Diskurs

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Radioaktivität ist aus vielen Gründen schwierig in Bezug auf die Risikowahrnehmung und es existiert ein stabiles Misstrauen in der Bevölkerung [7, 8]

R. Michel [9]: Angstneurose in der deutschen Gesellschaft. Keine oder falsche Information führte zu Inkompetenz und zu einem erheblichen Verlust an Vertrauen. […]

„Man kann dies heilen, indem man Kompetenz vermittelt. […] Insofern besteht Hoffnung, falls systematische Anstrengungen unternommen werden, die Bevölkerung über Risiken im Allgemeinen und über die von Radioaktivität und Strahlung im Besonderen aufzuklären.“ [9]

[7] Slovic, P.; Flynn, J.; Laymann, M.: Perceived risk, trust, and the politics of nuclear waste. Science 254, Nr. 5038, p. 1603-1607; 1991

[8] Flynn, J.; Burns, W.; Merzt, CK; Slovic, P.: Trust as a determinant of opposition to a high-level radioactive waste repoitory: analysis of a structural model.

Risk. Analysis 12, p. 417-429; 2006

[9] R. Michel (2015): Strahlenschutz und Risikowahrnehmung, Institut für Radioökologie und Strahlenschutz, Beitrag zur 19. LPS Sommerschule, Berlin, 22.-26.

Juni 2015, download http://www.irs.uni-hannover.de/uploads/tx_tkpublikationen/151112_Michel_Strahlenschutz_Risikowahrnehmung.pdf

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Aber wie könnten diese systematischen Anstrengungen aussehen? Wie kann Kompetenz in diesem Zusammenhang vermittelt und Vertrauen zurück gewonnen werden?

Eiser et. al [10]: „Zwei Personengruppen sind dazu besonders gut geeignet, nämlich

entweder Personen, die als unabhängige Experten wahrgenommen werden oder

vertraute Personen wie Familienangehörige und Freunde -letztere auch dann, wenn sie über kein ausgewiesenes Expertenwissen verfügen.“

Und: Radioaktivität ist zuverlässig und empfindlich messbar!

[10] Eiser, R.; Stafford, T.; Henneberry, J.; Catney, P.: „Trust me, I´m a scientist (not a delevoper):”percieved expertise and motives as predictors of trust

in assessment of risk from contaminated land. Risk. Analysis 29, p.288-297; 2009

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Seite 28

Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

Vorschlag bereits veröffentlicht 2014 [11]

Idee aufgrund von Messprogrammen in Nevada [12]

Brücke zwischen Bevölkerung und Experten am Rande des NTS in Nevada

Zwischen 1957 und 1992 100 atmosphärische und 828 unterirdische Kernwaffentests

Damit verbunden war die nachvollziehbare Sorge der in der Nähe des NTS lebenden Bevölkerungen vor erhöhten Strahlenexpositionen, die alleine durch staatliche Messungen nicht ausgeräumt werden konnte

[11] Vahlbruch, J.-W.: Vertrauensbildende Maßnahmen im Zusammenhang mit der Asse, Strahlenschutzpraxis 2/2014, S. 43-48

[12] Shafer, D.S.; Hartwell, W.T.:Community Environmental Monitoring Program: A case study of public Education and Involvement in Radiological

Monitoring, Health Physics 101 (5), p. 606-617, 2011

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Seite 30

Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

Grundlage des CEMP sind die auf einem Gebiet mit einer Fläche von fast 160.000 km² rund um das NNSS verteilten 29 radiologischen und meteorologischen Messstationen, mit denen unter Einbeziehung der Bevölkerung Messdaten gewonnen, interpretiert und veröffentlicht werden.

Obwohl seit 1992 keine Kernwaffentests mehr durchgeführt wurden, wird das Messprogramm CEMP als langfristig angelegtes Umweltmonitoring mit umfangreiche Messungen (Ortsdosisleistung direkt ablesbar sowie Ortsdosis mit TLDs, Luftanalyse über Filter mit Gesamtalpha und -betaaktivität, Tritium und Edelgase in Luft, Analyse von Grund-, Oberflächen- und Brunnenwasser in Hinblick auf alle

relevanten Nuklide) weitergeführt.

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Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

Herzstück des CEMP ist jedoch die Einbindung von ortsansässigen Bürgern, den so genannten „Community Environmental Monitors (CEMs)“.

Zu den Aufgaben der CEMs gehört, mit fachlicher Unterstützung von offiziellen Stellen, die Betreuung der Messstationen und die Kommunikation der so gewonnen Messdaten mit der Bevölkerung. Die Tätigkeit als CEM ist dabei an keine Voraussetzung oder Qualifikation gebunden; einzig das Interesse an der Sache und der Wille, die übertragenden Aufgaben zuverlässig zu übernehmen, sind entscheidend.

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Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

Geschult werden CEMs in entsprechenden Workshops, die für eine dauerhafte Aus- und Weiterbildung zu Fragen in Bezug auf die Gewinnung und Interpretation von Messdaten und deren Kommunikation sorgen. In der Praxis verfügt eine große Anzahl an CEMs über einen natur- oder ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund oder arbeitet als Lehrer an Schulen oder Hochschulen.

Shafer und Hartwell weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Einbindung von interessierten Lehrern in ein Umweltmessprogramm auch für die Vermittlung von Lehrinhalten zu diesen Themen an Schulen oder Hochschulen äußert positiv bewertet werden muss [12].

[12] Shafer, D.S.; Hartwell, W.T.:Community Environmental Monitoring Program: A case study of public Education and Involvement in Radiological

Monitoring, Health Physics 101 (5), p. 606-617, 2011

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Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

Durch die aktive und langfristige Einbindung von betroffenen Bürgern wird außerdem Wissen in der Bevölkerung konserviert, das sonst immer wieder mühsam neu etabliert werden muss.

So berichten Shafer und Hartwell , dass, als 2009 zum ersten Mal Tritium im Grundwasser detektiert wurde, aufgrund der CEMs und der langjährigen, vertrauenswürdigen Messdaten, dieser Umstand relativ sachlich und konstruktiv kommuniziert und behandelt werden konnte [12].

[12] Shafer, D.S.; Hartwell, W.T.:Community Environmental Monitoring Program: A case study of public Education and Involvement in Radiological

Monitoring, Health Physics 101 (5), p. 606-617, 2011

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Ein solches Messprogramm ist übertragbar z.B. auf die Schachtanlage Asse II!

Ein solches Messprogramm ist sinnvoll – unabhängig davon, ob die der Inhalt der Fässer in der Tiefe verbleibt oder an die Oberfläche zurück geholt wird!

Ein solches Messprogramm ist aufwändig!

Ein solches Messprogramm ist teuer!

Aber was kostet es uns, wenn wir nichts tun?

Öffentliches Messprogramm in der Samtgemeinde Asse

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!