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�Ausgabe 3/2007
AUSGABE 03 I 2007 I Jhg. 32 I EUR 3,00 www.ocg.at
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Pioniere der Informatikn Kurt Bauknecht Drei Jahrzehnte Informatik an der Universität Zürich
n Laudatio für Peter Wegner Begegnung mit einem großen Informatiker
Berichte aus den Arbeitskreisenn 3rd eBusiness Day 2007 Second Life und Web 2.0 am 3rd eBusiness Day 2007
n E-Government-Konferenz Highlights der österreichischen E-Government-Konferenz
n Das war die eHealth2007 Medical Informatics meets eHealth
2JOURNAL
Inhalt
Inhalt
Editorial
Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek 3
Forschung und Innovation
Das IP Multimedia System IMS 8 Grundlagen einer IKT-Forschungsstrategie 6
Praxis und Wissen
!NFOday – school goes informatik 16 Constantinus 2007 22
Das Lernzentrum des Anton Proksch Instituts 32
OCG aktuell
Eine Vorlesefunktion für die OCG-Webseiten 34
Berichte aus den Arbeitskreisen
SecondLifeundWeb2.0am3rdeBusinessDay2007 4 HighlightsderösterreichischenE-Government-Konferenz 10 HCI4MED: Human-Computer Interaction for Medicine & Health Care 14 DaswardieeHealth2007–MedicalInformaticsmeetseHealth 17
Neue Reihen
Fachhochschulen in Österreich: Die FH-Studiengänge Burgenland 12 Web Accessibility: OCG Web Accessibility Absolventen 30
Interview
Werner Schimanovich – Die Verbesserung von ganz Europa 24 Dr. Leo Steiner – General Manager von IBM Österreich 31
Pioniere der Informatik
KurtBauknecht–DreiJahrzehnteInformatikanderUniversitätZürich 19 LaudatiofürPeterWegner–BegegnungmiteinemgroßenInformatiker 26
ImpressumMedieninhaber und Herausgeber: Österreichische Computer Gesellschaft
Präsident: Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek
Generalsekretär: Eugen MühlvenzlWollzeile 1-3, 1010 Wien, Tel.: 01/512 02 35-0, Fax: 01/512 02 35-9
E-Mail: [email protected] URL: www.ocg.at
Kontakt zur Redaktion: Mag. Christine Haas,Tel.: 01/512 02 35-51, [email protected]
Layout: Therese FrühlingUlrike Haring, OVE-Medienzentrum Graz
Fotos: Archiv OCG, Autoren, Privatarchive
Druck: Ueberreuter Print & Digimedia
Gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie.
Hinweis: Geschlechtsbezogene Aussagen in diesem Magazin sind auf Grund der Gleichstellung für beiderlei Geschlechter aufzufassen bzw. auszulegen.
ISSN 1728-743X
Mag. Dipl.-Ing. Marion Brandsteidl berichtet über den !nfoday - school goes informatik. (linkes Foto) Am 14. Juni 2007 fand im Dworak Saal der Wirtschaftskammer Österreich der AUSTRIAPRO Expertentag und der 3. eBusiness Day der
OCG statt. BM Buchinger nahm an einer Diskussion zum Thema „Web 2.0: Second Life oder Second Crash?“ teil. Lesen Sie mehr auf S.4. (rechtes Foto)
3Ausgabe 3/2007
Editorial
Große InformatikerGroße Persönlichkeiten sind wichtig für die Informatik. Sie
bewegen viel in ihrem Leben und dienen als Vorbild für
zahlreiche andere. Normalerweise wird in einer Ausga-
be des OCG Journals eine Persönlichkeit der Informatik
vorgestellt oder geehrt, diesmal sind es aus besonderen
Anlässen gleich mehrere.
In der Reihe der Informatikpioniere wird anlässlich seiner
Emeritierung das nachhaltige Wir-
ken von Prof. Kurt Bauknecht, des
langjährigen Direktors des Instituts
für Informatik der Universität Zürich,
in einem Interview gewürdigt. Er hat
uns oft in Österreich besucht und mit
seinem Esprit viele von uns begeis-
tert.
Wir freuen uns insbesondere, dass
wir die gesamte Laudatio von Chris-
tiane Floyd für den großen Informa-
tiker Peter Wegner abdrucken dürfen, die sie anlässlich
einer akademischen Feier an der TU Wien in Anwesen-
heit des Gott sei Dank wieder vollständig genesenen
Inhabers des Goldenen Ehrenkreuzes der Republik
Österreich hielt.
Dr. Leo Steiner wurde General Manager von IBM Öster-
reich, deswegen wurde er zu Informatik, Bildung, OCG
und seinen Plänen bei IBM von Dr. Helmut Malleck be-
fragt.
Schließlich bieten wir den Versuch von Ao. Univ.-Prof.
Mag. Dr. Karl Fröschl und Mag. Lucy Traunmüller, dem
ungewöhnlichen Alternativdenker und Gödelexperten
Dr. Werner „Jimmy“ Schimanovich in einem Interview
die Highlights seines vielfältigen beruflichen Lebens zu
entlocken.
Die Arbeitskreise der OCG lassen in diesem Heft durch
eine Vielzahl von Beiträgen aufhorchen. Die Berichte
über die eGov Konferenz, den eBusiness Day 2007 und
die eHealth 2007 zeigen das erfolgreiche Vernetzen des
Wissens der betroffenen Fachinstitutionen in Österreich
auf. Eine Kurzfassung einer ausführlichen Studie zu den
Grundlagen einer IKT-Forschungsstrategie gibt Dr. Erich
Prem, und Univ.-Doz. Andreas Holzinger berichtet über
Aufgaben und Vorhaben der heuer gegründeten Re-
search Unit „Human Computer Interaction for Medicine
& Health Care“ an der Medizinischen Universität Graz.
Aus- und Weiterbildung in Informatik und IKT ist für Wirt-
schaft und Gesellschaft eine grundlegende Säule. In
diesem Heft berichten wir über den !INFOday – school
goes informatik, bei dem 50 SchülerInnen an der TU
Wien Workshops an verschiedenen Informatikinstituten
besuchen konnten. Im Burgenland werden in Eisenstadt
und Pinkafeld Fachhochschullehrgänge aus dem Be-
reich Informations- und Kommunikationstechnologien
angeboten, und beim Constantinus Award wurden Ös-
terreichs beste IT-Projekte gekürt. Kurse und Prüfungen
zum Europäischen Computer Führerschein ECDL spie-
len im Anton Proksch Institut bei der Behandlung und
Rehabilitation von Süchtigen eine besondere Rolle – eine
geregelte Anstellung trägt wesentlich zum Therapieerfolg
der PatientInnen bei.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen
Gerald Futschek, Präsident der OCG
Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Gerald Futschek
�JOURNAL
Berichte aus den Arbeitskreisen
Second Life und Web 2.0 am
3rd eBusiness Day 2007Mag. Lucy TraunMüLLer
Eine bewährte Kooperation: Am ��. Juni 2007 fand in Wien bereits zum dritten Mal der eBusiness Day statt, der auch diesmal wieder von OCG und AUSTRIAPRO gemeinsam abgehalten wurde. Die von OCG-Finanzre-ferent Dr. Karl Fröschl (EC3 und Universität Wien) moderierte Veranstal-tung setzte sich aus drei Teilen zusammen: dem AUSTRIAPRO Experten-tag am Vormittag und dem eBusiness Day am Nachmittag sowie einer abschließenden Podiumsdiskussion mit prominenten Gästen.
Mag. Christian S. Boser von AUSTRIAPRO
eröffnete die erste Vortragsreihe mit einer
Vorstellung seiner Organisation. Der aus
90 Mitgliedern bestehende Verein ist in der
Wirtschaftskammer Österreich angesiedelt
und fördert B2B-Standards für den elektro-
nischen Datenaustausch. AUSTRIAPRO zählt
vier Arbeitskreise: E-Billing, Semantic Web,
E-Zustellung und E-Trade und Transport,
welche am Expertentag durch die nachfol-
genden Vorträge vertreten waren.
Dipl.-Ing. Rudolf Bauer (PARADIGMA Un-
ternehmensberatung), der den E-Trade und
Transport-Arbeitskreis leitet, verschaffte
einen Überblick über das Internationale
Supply Chain Reference Model. Dieses
wird von UN CEFACT, dem Zentrum der Ver-
einten Nationen für Handelserleichterungen
und elektronische Geschäftsprozesse, er-
stellt. Das ISC-Referenzmodell, das auf der
Wissensbasis von mehreren internationalen
Organisationen aufbaut, bietet eine Standar-
disierungsvorlage und soll Handelserleich-
terungen (trade facilitation) unter anderem
durch Kostensenkung fördern.
Markus Linder, Geschäftsführer von Smart
Information Systems und Leiter des Seman-
tic Web-Arbeitskreises, sprach zum Thema
Semantic Web-basierter E-Commerce.
Während derzeitige Informationssysteme nur
Bezeichnungen lesen, können die Inhalte des
Semantic Web von intelligenten Suchmaschi-
nen mittels vereinbarter Bedeutungskodie-
rungen „verstanden“ werden. Ermöglicht wird
dies durch RDF (Resource Description Fra-
mework), einem maschineninterpretierbaren
Format, mit dessen Hilfe E-Commerce-An-
gebote besser als solche ausgezeichnet und
gefunden werden können.
ebCrossborder – Der österreichische
Rechnungsstandard ebInterface im inter-
nationalen Umfeld hieß der Vortrag von Mag.
Lothar Winkelbauer, E-Business-Konsulent
und Leiter des E-Billing-Arbeitskreises. Der
XML-Rechnungsstandard ebInterface wurde
2004 aus der Taufe gehoben und wird ab
2008 in das österreichische E-Taxation-Sys-
tem Finanz Online integriert. Im Rahmen des
Projekts ebCrossBorder soll ebInterface nun
auf internationaler Ebene etabliert werden.
PIN-SME, das Paneuropäische Netzwerk für
IKT & E-Business im Bereich von Klein- und
Mittelbetrieben, bietet den organisatorischen
Rahmen.
Dr. Gerhard Laga, Geschäftsführer von AUS-
TRIAPRO, setzte sich mit der elektronischen
Zustellung in der Wirtschaft auseinander.
Bei der B2B- und B2C-Zustellung von elektro-
nischen Dokumenten muss die Sicherheit in
technischer und rechtlicher Hinsicht gewähr-
leistet sein. In Zusammenarbeit mit dem Ver-
ein e-Zustellung Austria erstellt AUSTRIAPRO
ein E-Zustellungs-System für den privatwirt-
schaftlichen Einsatz und erarbeitet gleichzei-
tig einen entsprechenden Standard.
Im zweiten, von der Österreichischen
Computer Gesellschaft gestalteten Teil des
eBusiness Day wurde das Thema „eBusi-
ness Innovation“ behandelt.
In seinem komplexen Vortrag stellte Dr. Ro-
man Kopetzky (ERSTE Bank) ein Modell zur
Charakterisierung disruptiver Technologien
am Beispiel mobiler Breitbanddienste vor.
Disruptive Technologien beruhen auf radi-
kalen Innovationen, die eine bestehende
Technologie(-entwicklung) unterbrechen. Ko-
petzky, der dieses Konzept auf das konkrete
Beispiel von Sprachtelefonie-Diensten an-
wendet, präsentierte eine empirische Unter-
suchung unter der hypothetischen Annahme
einer „unmittelbaren Einführung von Mas-
senmarkt-fähigen VoIP-Sprachdiensten über
mobiles Breitband“. Radikale Innovation, so
Kopetzky, bezieht sich nicht zwingenderma-
ßen auf eine Technologie, sondern eher auf
ein Geschäftsmodell.
In wissenschaftliche Gefilde begab sich
auch Mag. Alexander Trieb, Capgemini
Consulting Österreich AG, mit seiner Iden-
tifikation und Analyse innovativer Anwen-
dung des Ubiquitous Computing in der
Versicherungsbranche. Ubiquitous Com-
puting (UC) bezeichnet eine „allgegenwär-
tige“ Informationsverarbeitung, bei der mit
Sensoren oder Chips ausgestattete Alltags-
gegenstände Daten übermitteln. Trieb prä-
sentierte zwei Einsatzmöglichkeiten von UC
in der Versicherungsbranche: die Markie-
rung von hochpreisigen Objekten, die über
GPS, GPRS oder RFID überwacht werden,
und den Einsatz drahtloser Netzwerke und
Sensorsysteme zur Reduktion von Wasser-
schadensfällen.
Eine Stimme aus der Praxis kam von Anette
Rehm, die das Web 2.0 dahingehend be-
leuchtete, ob es eine Chance für Finanz-
dienstleister bietet. Rehm ist Marketing-
Direktorin bei Quelle Bausparkasse (QBS),
die seit 1997 online ist und als einziges
deutsches Unternehmen Direkt-Baufinan-
zierung über das Internet bietet. Was disrup-
tive Technologien betrifft, so wurde 2000 bis
2001 eine WAP-Verbindung angeboten, die
hohe Aufmerksamkeit seitens der Medien,
aber nur geringe Nutzung erfuhr. Großer Ak-
zeptanz erfreuen sich hingegen die seit 1998
angebotenen Foren, Userbefragungen und
Newsletter. Derzeit versucht QBS, im zwei-
ten Anlauf die digitale Signatur über Handy
einzuführen.
Dipl.-Ing. Michael Hager von artindustrial
informationstechnologien analysierte zwei
häufig genannte Schlüsselbegriffe dieser
Veranstaltung: „Web 2.0 versus Semantic
Web“. Web 2.0 suggeriere einen technischen
�Ausgabe 3/2007
Berichte aus den Arbeitskreisen
Hintergrund, stehe jedoch für keine spezielle Technologie, sondern für
interaktive, intuitive Plattformen mit von den Usern erstellten Inhalten.
Im semantischen Web hingegen gehe es darum, Webressourcen mit
Bedeutung zu versehen. Es ist somit inhaltsorientiert und nur indirekt
(über Dienste) nutzbar. Die beiden Konzepte konkurrieren nicht, son-
dern ergänzen einander.
Abschluss und Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Podiums-
diskussion: Web 2.0: Second Life oder Second Crash? Eine be-
sondere Form der Spiegel-im-Spiegel-Übertragung fand hier statt:
Die Diskussion konnte im Internet über die Second Life-Site verfolgt
werden, wo sie als Life-Stream über den Avatar des Online-Veranstal-
tungsraums gezeigt wurde; im „First Life“ wiederum wurde das vir-
tuelle Geschehen auf die Leinwand hinter den Diskutanten projiziert.
Der Unterschied zwischen den zwei Welten zeigte sich im Zuhörerver-
halten: Einige Avatare, die scheinbar brav auf ihren Sesseln saßen,
präsentierten sich in Second Life bunter bekleidet und mit mehr Bewe-
gungsdrang als im Saal der Wirtschaftkammer Österreich.
Eingeleitet wurde die Diskussion von der filmischen Vorstellung und
Demonstration von „Second Life“ (Johannes Sperlhofer, EC3),
die das Thema E-Commerce behandelte. In dieser von ihren Usern
eingerichteten Welt, die mittlerweile 7,2 Mio. „Bewohner“ verzeichnet,
wird mit dem Betreten von virtuellen Geschäften dreidimensionales
Shopping möglich.
„Ich wurde in einer Doppelfunktion eingeladen. Zum einen als Kon-
sumentenschutzminister, zum anderen, weil ich selbst – als Blogger
– ein Web 2.0-Anwender bin“, schrieb Dr. Erwin Buchinger, der pro-
minenteste der Podiumsteilnehmer nach der Veranstaltung auf www.
erwin-buchinger.at. Sein Blog soll den Bundesminister für Soziales
und Konsumentenschutz für den Bürger greifbar machen.
Sepp Tschernutter, Geschäftsführer von Trimedia Communications
Austria, hat in seinem Unternehmen Second Life intensiv als Trainings-
platz genutzt. Die wirtschaftliche Bedeutung der virtuellen Welt werde
laut Tschernutter im Moment noch überschätzt, doch die Entwicklung
gehe weiter, und Dreidimensionalität werde sich letztlich durchsetzen.
Metacowboy, der Avatar von Camera Department Filmservice-Grün-
der Amir Esmann, ist begeisterter Second Life-Bewohner. Esmann
schildert die virtuelle Plattform als Werkzeug mit einfachen Gestal-
tungsmöglichkeiten. So kann er etwa in Second Life unter geringem
Zeitaufwand einen für Kunden anschaulichen 3D-Spot entwerfen.
Christoph Breitler ist seit 2004 als Pressesprecher für Wikipedia Ös-
terreich tätig. Er sprach das für eine auf User-Wissen basierende En-
zyklopädie relevante Thema des Urheberrechts an. Schwerwiegende
Probleme gebe es laut Breitler kaum, die meisten Verletzungen wür-
den von den Autoren selbst begangen, die eigene Texte ohne Quel-
lenangabe kopieren.
Eine ganz andere Art von Plattform bildet Österreichs größte Kommu-
nikations-Website sms.at. Mit einer jugendlichen Community liegt der
Fokus auf 37500 (allerdings größtenteils inaktiven) Blogs und 500.000
Nick-Pages (kleinen, persönlichen Homepages) sowie diversen Chat-
Foren. Christian Gsöll, der für den B2C-Service verantwortlich ist,
berichtet von durchschnittlich 4000 - 5000 Usern online.
Moderator der Diskussion war Dr. Hans G. Zeger, Obmann von
ARGE DATEN, der betonte, dass Web 2.0 mehr als nur einen Marke-
tingbegriff darstellt und vielmehr als gesellschaftliches Phänomen zu
betrachten sei. Doch der letzte Zweifel daran war ohnedies spätestens
mit Veranstaltungsende ausgeräumt. n
Die Moderation des 3.eBusiness Day übernahm Univ.-Doz. Mag. Dr. Karl Fröschl
Spannende Diskussionsrunden beim Expertentag von AUSTRIAPRO und dem 3. eBusiness Day des Forum eBusiness der OCG
BM Erwin Buchinger (re.) nahm am späten Nachmittag an einer Diskussionsrunde zum Thema „Web 2.0: Second Life oder Second Crash?“ teil, Moderation: Dr. Hans Zeger (Mitte)
Kontakt
OCG Forum eBusinessMag. Christine HaasTel. 512 02 35/[email protected]
�JOURNAL
Forschung und Innovation
Grundlagen einer IKT-Forschungsstrategie
DipL.-ing. Dr. erich preM, MBa
Als F&E-Strategieberater wurde eutema
Technology Management gemeinsam
vom Rat für Forschung und Technologie-
entwicklung und dem Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie
(BMVIT) beauftragt, Grundlagen einer
IKT-Forschungsstrategie für Österreich zu
ermitteln. Neben einer Sichtung existie-
render Studien geht es in der nun vorlie-
genden Studie um die Beschreibung der
Charakteristika der IKT, die Identifikation
fachlich-inhaltlicher Forschungsschwer-
punkte in Österreich, eine Analyse von ak-
tuellen Bedürfnissen der IKT-Forschung,
um Stärken und Schwächen in diesem
Bereich und schließlich um die Identifikati-
on möglicher strategischer Zielsetzungen
und Handlungsoptionen. Die Methoden
umfassen eine Sekundäranalyse früherer
Studien, die Befragung von Experten, die
Analyse einer Veranstaltung zur IKT-For-
schungsstrategie sowie die Auswertung
statistischer Daten über geförderte For-
schungsprojekte und aus Publikationsda-
tenbanken und Desk Research.
Dieser methodische Ansatz ist bewusst
breit gewählt und stellt nicht bloß auf sta-
tistische oder bibliometrische Daten ab.
Derartige Ansätze einer „evidenzbasier-
ten“ Technologiepolitik mögen ihre Recht-
fertigung haben. Hochdynamische Tech-
Strategieentwicklung wird als Kunst und Wissenschaft bezeichnet, weil sie zwar auf Fakten beruht, aber aufgrund zahlreicher Unsicher-heiten Kreativität erfordert. Dies gilt in besonderem Maße für die Entwicklung einer Forschungsstrategie. Schon vor Jahren wurde in der österreichischen Technologiepolitik der Bedarf nach einer Strate-gie für die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)-For-schung formuliert. Ein solides Fundament für eine derartige Strategie war jedoch nicht vorhanden, was einer der Gründe für das Fehlen ei-ner Gesamtstrategie ist. Für einen dynamischen Wissenschafts- und Technologiebereich wie die IKT sind überhaupt Zweifel angebracht, ob eine gesamtösterreichische IKT-Forschungsstrategie Sinn macht, oder ob nicht vielmehr Strategien für einzelne Teilbereiche – so ge-nannte Strategeme – zielführender sind.
nologiebereiche erfordern aber auch einen
Blick auf das Wesen der Technologie. Da-
her war es wichtig, Charakteristika der IKT
an den Ausgangspunkt der Untersuchung
zu stellen. In weiterer Folge wurden aber
auch Daten zu Publikationstätigkeit und
Projekten sowie Meinungen erhoben, um
zu einer möglichst umfassenden Analyse
der Ausgangslage der IKT-Forschung in
Österreich zu gelangen.
IKT-CharakteristikMehrere Studien belegen den starken po-
sitiven Zusammenhang zwischen Einsatz
(und daher vorangehend der Erforschung
und Entwicklung) von IKT und Produkti-
vität einer Volkswirtschaft. IKT beeinflusst
alle Wirtschaftsbereiche und beinahe alle
Lebensbereiche. IKT gehören zu den we-
nigen Technologien, die auch im Dienst-
leistungssektor die Produktivität verbes-
sern können, was in einer immer stärker an
Dienstleistungen orientierten Gesellschaft
von besonderer Bedeutung sein muss.
IKT erlauben sehr oft eine Trennung des
Ortes der Leistungserbringung vom Ort
der Nutzung der Leistung, z. B. bei der
Inanspruchnahme eines Internet-Diens-
tes. Damit sind IKT und Globalisierung
wirtschaftlicher Leistungsprozesse un-
mittelbar miteinander verbunden. Diese
Vernetzungscharakteristik ist eine wesent-
liche Eigenschaft der IKT. In vielen Fällen
steigt der Nutzen einer IKT-Anwendung
mit dem Quadrat der Anzahl der Nutzer
des Systems. Diese auch als Gesetz von
Metcalfe bezeichnete Charakteristik findet
sich bei Telefonnetz, Faxgeräten oder dem
Internet und zahlreichen Applikationen.
Sie liegt vielen erfolgreichen innovativen
Geschäftsmodellen im Internet zugrunde.
IKT erleichtern auch die Vernetzung von
Informationen über Marktangebote, was
zur Beseitigung von Informationsdefiziten
führen kann.
Die Produktion und Distribution von Soft-
ware unterscheidet sich wesentlich von
anderen Wirtschaftsgütern. Softwarepro-
dukte und auch digitale Inhalte weisen oft
Grenzkosten der Produktion von Null auf,
ebenso können die Grenzkosten der Dis-
tribution von Software und Content über
Internet gegen Null gehen.
IKT sind durch eine extrem hohe Innova-
tionsdynamik charakterisiert sowie durch
eine rasche Diffusion neuer Produkte und
innovativer Anwendungen. Das Bedürfnis
nach Information und Kommunikation ist
dabei nicht nur ein grundlegender We-
senszug von Wirtschaftsprozessen, son-
dern auch eine wesentliche menschliche
Eigenschaft. Dies bedingt den universellen
Charakter der IKT, erklärt aber auch, wa-
rum davon auszugehen ist, dass IKT über
lange Zeit eine dynamische Entwicklung
durchmachen und verursachen werden.
IKT-Forschung in ÖsterreichÖsterreichs IKT-Forschung gehört zu den
wichtigsten Forschungsbereichen des
Landes. Die forschungsintensivsten unter
den größten heimischen Unternehmen
sind zu einem Großteil direkt oder indirekt
dem IKT-Bereich zuzuordnen. Insgesamt
ist Österreich die Fähigkeit zu attestieren,
in aktuellen IKT-Teilgebieten international
7Ausgabe 3/2007
Forschung und Innovation
erstklassige Forschung zu betreiben. Ös-
terreich verfügt dabei über einige größere
Bereiche mit belegbaren Stärken in der
IKT-Forschung. Österreich kann auf eine
Reihe international gut und einige wenige
hervorragend rezipierte IKT-Forscher ver-
weisen.
Die Identifikation von Stärkefeldern erfolgte
durch die Analyse von Experteninterviews
sowie anhand von statistischen Daten über
geförderte Forschungsprojekte beim FWF,
beim Basisprogramm der FFG, Rück-
flussdaten im 6. EU-Forschungsrahmen-
programm Bereich IST und – zur Abrun-
dung um die Start-up-Perspektive – durch
Daten des universitären Gründerservice
INITS. Zusätzlich
werden die Publi-
kationsindikatoren
österreichischer IKT-
Forscher analysiert.
Da die genannten
Förderstellen äu-
ßerst unterschied-
liche und inkompa-
tible Klassifikationen
verwenden, wurden
die verschiedenen
statistischen Daten-
sammlungen zu-
nächst auf ein einheitliches Begriffssche-
ma abgebildet.
Die Analyse der Daten ergibt, dass zu den
größeren thematischen Stärkefeldern der
heimischen IKT-Forschung in Industrie
und Wissenschaft insbesondere die Be-
reiche Embedded Systems, Mobilkom-
munikation, Visual Computing, Artificial
Intelligence und semantische Systeme,
Elektronik sowie als Grundlagenbereich
vor allem die Mathematik und elektro-
nischen Grundlagendisziplinen gehören.
Es zeigt sich, dass nur wenige Bereiche
sowohl im Grundlagenbereich als auch in
den anwendungsorientierten Indikatoren
als ausgeprägte Stärken erscheinen, z. B.
der Bereich Embedded Systems. Visual
Computing fällt dadurch auf, dass es so-
wohl bei FWF-Programmen als auch im
Basisprogramm und auf EU-Ebene erfolg-
reich ist. Zwischen einigen der Stärkefelder
bestehen Überlappungen und starke Syn-
ergiepotenziale, dies gilt z. B. für die Be-
reiche Mikrolektronik, Embedded Systems
und Mobilkommunikation. Interviews mit
25 österreichischen IKT-Forschern zeigen,
dass diese Stärkefelder zwar im Prinzip
bekannt sind, jedoch auch die Experten
Lücken in der Information über österrei-
chische IKT-Forschung und insbesondere
Stärkefelder aufweisen. Dies gilt für die
IKT-Forschung als Ganzes, aber auch für
Teilgebiete. Als Maßnahme zur Bekämp-
fung der Informationsdefizite werden eine
verbesserte innerösterreichische Netz-
werkbildung oder ein erleichterter Binnen-
Personalaustausch vorgeschlagen.
Österreichs IKT-Forscher sehen große
wirtschaftliche Chancen im IKT-Bereich
aufgrund der zu erwartenden weiteren dy-
namischen Entwicklung der Technologie,
einer verbesserten Infrastruktur und einem
steigenden Bedarf an Anwendungen. Auch
das Potenzial für neue Geschäftsmodelle
und Neugründungen von Unternehmen
zur Verwertung von IKT-Forschungser-
gebnissen wird als sehr gut eingeschätzt.
Die Kooperationsbereitschaft zwischen
Industrie und akademischer Forschung ist
hoch, gleichzeitig sind aber Informations-
mängel über Aktivitäten und Bedürfnisse
der beiden Seiten erkennbar.
Zu den Herausforderungen gehören vor
allem die Themen geistiges Eigentum,
Forschungspersonal sowie Außen- und
Selbstwahrnehmung der Informatiker
und Nachrichtentechniker. Eine unge-
nügende positive öffentliche Wahrneh-
mung der Leistungen österreichischer
IKT-Forschung wird von vielen Experten
als Grund für den jüngsten Rückgang bei
den Studierendenzahlen gesehen. Lang-
fristig ist die Verfügbarkeit von hochqualifi-
ziertem Forschungspersonal ein zentraler
Faktor für erstklassige IKT-Forschung.
Dies gilt für Universitäten und die Industrie
gleichermaßen. Beide Gruppen von Ak-
teuren beklagen eine komplexe Situation
im Bereich der Regelungen für geistiges
Eigentum, insbesondere aus F&E-Koope-
rationen. Dies ergibt vor dem Hintergrund
einer zunehmend Bedeutung von IPR im
internationalen Kontext, gerade auch für
Klein- und Mittelbetriebe, einen strate-
gischen Handlungsbedarf.
Die IKT-Forschung in Österreich hat ei-
nige wenige spezifische Bedürfnisse in
Abgrenzung zu anderen Forschungsbe-
reichen. Sie bewegt sich in einem extrem
dynamischen Umfeld und benötigt daher
Förderung, die
schnell, flexibel und
qualitativ hoch-
wertig ist. Qualität
bezieht sich hier
sowohl auf Evaluie-
rungsprozesse als
auch auf Personal
(Anzahl, Qualifika-
tion und Erfahrung)
in den Förderstel-
len. IKT-Forschung
benötigt oft auch
Kooperation mit
Instituten und Unternehmen. Stärkere Be-
mühungen um eine größere Zahl von in
Österreich forschenden IKT-Unternehmen
gehören zur Wunschliste der Forscher.
Die befragten IKT-Forscher verlangen
kaum nach neuen F&E-Programmen und
zeigen sich mit dem vorhandenen Instru-
mentenmix grundsätzlich zufrieden. Sie
wünschen sich aber höhere langfristig
planbare Budgets sowie die Übernahme
von mehr Risiko durch die Fördergeber.
Es passt in dieses Bild, dass viele der von
den Experten vorgeschlagenen Einzel-
maßnahmen im Prinzip mit bestehenden
Förderinstrumenten in Österreich abge-
deckt werden können.
IKT-Forschung wird in Österreich breit ge-
fördert, so etwa von FFG, FWF, aber auch
durch EU-Programme und Initiativen der
Bundesländer. Im Vergleich zu anderen
Wissenschaften ist etwa der hohe IKT-An-
teil an START-Auszeichnungen des FWF
bemerkenswert. Einzelne Bereiche sind
fast gänzlich bei einem der beiden gro-
Abb.1.: Verteilung der IKT-Projekte (FP6-Projektbeteiligungen) in den einzelnen Hauptkate-gorien nach Fördergebern
�JOURNAL
Forschung und Innovation
ßen Fonds zu finden. Beim Basispro-
gramm der FFG führen die Teilgebiete der
allgemeinen Informationsverarbeitung und
die Mikroelektronik. Beim FWF führen die
Themen Visual Computing, Nanotechno-
logie, Allgemeine Informatik, elektronische
Grundlagenfächer und Mathematik. Abb.1
verdeutlicht, dass eine Gesamtbeurteilung
der Projektportfolios immer alle drei gro-
ßen Finanzierungsquellen (FWF, FFG und
EU) berücksichtigen sollte.
Abschließend ist festzuhalten, dass die
KontaktDr. Erich Premeutema Technology Management GmbHDr.-Karl-Lueger-Ring 101010 WienTel.: 01/524 53 [email protected]
heimische IKT-Forschung vor Herausfor-
derungen steht, aber in einer insgesamt
guten Ausgangsposition ist. Viele IKT-For-
scher formulieren auch explizit einen Be-
darf nach strategischer Orientierung und
dem Management von Themenfeldern
und begrüßen Aktivitäten für eine neue ös-
terreichische IKT-Forschungsstrategie. n
Lesen Sie die ganze Studie unter
www.eutema.com oder http://www.rat-
fte.at/UserFiles/File/Studie07_Eutema_
Grundlagen-IKT-Strategie.pdf
Die Zukunft der Kommunikation hat schon begonnen:
Das IP Multimedia System IMSDipL.-ing. WoLfgang reichL
Die heutige technische Infrastruktur für die
Kommunikation ist heterogen. Das öffent-
liche Internet ist eine Zusammenschal-
tung unterschiedlicher Paketnetze mittels
IP (Internet-Protokoll). Das herkömmliche
Telefonnetz und der Mobilfunk verwenden
leitungsvermittelte Technologie. Obwohl
traditionelle Sprachtelefonie heute noch
für ¾ aller Umsätze der Telekommunika-
tionsindustrie verantwortlich ist, wird die
Zukunft in einem einheitlichen Paket-ba-
sierenden Netz gesehen. Es entstehen
IP-basierte universelle Kernnetze, die im
Gegensatz zum Internet QoS (Quality
of Service)-Mechanismen besitzen und
damit den Anforderungen der Dienste
entsprechen können. Im Zugangsnetz
Mit dem Erfolg des Mobilfunks ist uneingeschränkte persönliche Erreichbarkeit zur Selbstverständlichkeit geworden. Über Telefon, Sprachbox und SMS erhalten wir rund um die Uhr „Zurufe“ aus ge-schäftlichen und privaten Lebensbereichen. Aktiv ins Geschehen ein-zugreifen, mit dabei zu sein, ist uns von nahezu jedem beliebigen Ort aus möglich. Hotspots ermöglichen von vielen Stellen den Zugang zum öffentlichen Internet und die Informationsbeschaffung mit Such-maschinen. UMTS-Datenkarten kombinieren die Vorteile des Mobil-funks mit den Annehmlichkeiten des Internets. PC-Spiele, in Echtzeit und mit beliebigen Mitspielern, gehören etwa in Japan längst zum Alltag. Für die Benutzer hat die Zukunft der Kommunikation schon be-gonnen! Wie werden aber die zukünftigen Telekommunikationsnetze aussehen, welche die vielfältigen Diensteanforderungen erfüllen und die Möglichkeiten der technologischen Entwicklungen nutzen?
setzen sich vermehrt Breitbandanschlüs-
se durch. Abb. 1 zeigt eine vereinfachte
Sicht eines NGN (Next Generation Net-
work), bestehend aus paketorientiertem
Kernnetz, einem Breitband-Zugangsnetz
und einer Steuerungsschicht, welches
konvergente Anwendungen und Services
unterstützt.
Neben der Entwicklung eines IP-basier-
ten Kernnetzes und dem Ausbau von
Breitbandanschlüssen muss auch die
„Netzintelligenz“ (die Software) eine ra-
sche und kostengünstige Entwicklung
und Integration neuer Dienste erlauben.
In diesem Zusammenhang hat sich 2006
das Schlagwort IMS (IP Multimedia Sys-
tem) in der Telekommunikationsbranche
etabliert. IMS verspricht, für Telekommu-
nikationsbetreiber das Framework für
kommerziell umsetzbare Business-Mo-
delle für neue konvergente Dienste zu
werden. IMS unterstützt Quality of Ser-
vice, marktgerechte und kostengünstiges
Design und auch Implementierung von
konvergenten Diensten und Verrechen-
barkeit der Dienstleistungen durch die
Netzbetreiber.
IMS ist im Rahmen der Mobilfunk-Stan-
dardisierung entstanden. ETSI GSM und
später ETSI 3GPP haben für das mobile
Kernnetz bereits frühzeitig neben dem
leitungsvermittelnden, einen paketver-
mittelnden Anteil (GPRS, General Packet
Radio System) eingeführt. Während im
leitungsvermittelnden Anteil Mobile Swit-
ching Centre MSC die Steuerintelligenz
für den Verbindungsaufbau und für die
Services enthalten blieb, wurde im GPRS
zunächst nur ein Zugang zum Internet
realisiert. Der paktvermittelnde Anteil der
einzelnen Netzbetreiber und auch das
Kernnetz sind „service agnostic“ wie das
öffentliche Internet. Daher besteht heute
auch keine Möglichkeit zur kommerzi-
ellen Verwertung IP-basierter Dienste
in Mobilfunknetzen. Da nunmehr alle
Dienste paketvermittelt werden sollen,
entwickelte ETSI auch für den paketver-
�Ausgabe 3/2007
Forschung und Innovation
Abb. 1.: Next Generation Network NGN
mittelnden Anteil im Mobilfunk eine Steu-
erintelligenz, das sogenannte IP Multime-
dia Subsystem IMS. IMS sollte zunächst
ermöglichen, neue IP-basierende Dienste
zu entwickeln. IMS hatte jedoch auch das
Potential, im GSM bestehende Diens-
te und die Sprachtelefonie komplett zu
übernehmen, letztlich die herkömmliche
leitungsvermittelnde Domain komplett zu
ersetzen.
Für den Festnetzbereich wurde ent-
schieden, für NGN ebenfalls IMS als
Ausgangspunkt zu nehmen und eine
Adaption des Breitband-Netzzugangs
über xDSL zu entwickeln. Dazu hat ETSI
TISPAN Ende 2005 die erste Release der
NGN-Spezifikationen fertig gestellt. Auch
im Festnetz hat IMS das Potential, alle
Dienste, auch die Sprachtelefonie, auf IP-
basierenden Netzen zu steuern. Zurzeit
werden Anstrengungen unternommen,
die Standardisierungsgremien innerhalb
ETSI (Mobilfunk in 3GPP und Festnetz in
TISPAN) zusammenzuführen.
Abb. 2 zeigt die wesentlichen Bestandtei-
le des IMS. Die Verbindungssteuerung ist
im CSCF (Call Service Control Function)
implemeniert. So wie heute im Mobilfunk-
netz gibt es drei unterschiedliche Aus-
prägungen dieser CSCF. Die Proxy-CSCF
entspricht dem visited MSC im Besucher-
netz. Im Heimatnetz des Benutzers un-
terscheidet man Interrogating CSCF und
Serving CSCF. Diese Funktionsaufteilung
erlaubt den Einsatz von Mobilitätsfunkti-
onen ähnlich im heutigen Mobilfunknetz.
Auch das HSS (Home Subscriber System)
ist aus dem Mobilfunk HLR entwickelt. Alle
Elemente im IMS sind in IP-basierenden
Protokollen verbunden. Zum Routing und
zur Adressierung wird das Domain Name
System verwendet. Die Umrechnung von
Telefonnummern in Internetadressen wird
mittels ENUM unterstützt.
IMS ist somit die zukünftige, einheit-
lich standardisierte Steuerungsschicht
eines zukünftigen Kommunikations-
netzes, welches die Netzintelligenz von
Mobilfunk als auch von PSTN/ISDN er-
setzen wird. Im Gegensatz zum öffent-
lichen Internet kann IMS auch Quality of
Service, Security sowie Abrechenbarkeit
nach vielfältige Business-Modellen unter-
stützen.
Die Industrie unternimmt bereits jetzt große
Anstrengungen, IMS-Standards in Produkte
umzusetzen. Netzbetreiber sind bestrebt,
IMS-basierende Produkte in Feldversu-
chen, Proof of Concepts oder mit aggres-
siven Rollouts für eine Netztransformation
einzusetzen. Das bedeutet die komplette
Ablöse des heutigen leitungsvermittelten
Sprachtelefonnetzes durch Breitbandan-
schlüsse, ein IP-Kernnetz und Applikati-
onsserver, welche die Steuerintelligenz
übernehmen. Als wirtschaftlichen Treiber
für diese Entwicklung werden zwei Gründe
genannt: Kostensenkung und das Potenzi-
al zur Entwicklung neuer Dienste. Die tech-
nologische Entwicklung ermöglicht diese
„Revolution“ in der Telekommunikation,
welche durchaus mit der Entwicklung der
Mainframe Computer zu Personal Compu-
tern in den 1980er und 1990er Jahren zu
vergleichen ist.
Telekommunikationsnetzbetreiber werden
Abb. 2.: IMS-Struktur
ihre Netze nach den Regeln der Daten-
verarbeitung bauen und auch sukzessive
die Business Prozesse der Datenverar-
beitung übernehmen. Diese Entwicklung
wird dazu führen, dass auch in der Tele-
kommunikation spezielle Rechensysteme
durch standardisierte Lösungen aus der
Datenverarbeitung abgelöst werden. Die
Telekommunikation wird zu einer Soft-
wareindustrie, und auch die kommerzi-
ellen Mechanismen der Softwareindustrie
werden an Einfluss gewinnen. Netzbe-
treiber müssen sich dieser Entwicklung
stellen. Wesentlich ist es, das Know-how
der weltweiten Kommunikation in diese
neue Entwicklung zu übernehmen. IMS
ist ein wesentlicher Schritt dazu und wird
gemeinsam mit einer Softwareentwick-
lungsumgebung die Basis für künftige
Kommunikationsdienste darstellen. n
KontaktDipl.-Ing. Wolfgang ReichlÖFEG GmbH Arsenal Objekt 24, 1103 WienTel.: 01/ 7978028
�0JOURNAL
Berichte aus den Arbeitskreisen
Highlights der österreichischen E-Government-Konferenz
DipL .-inforM.WirT SiLke WeiSS, Min.-raT JoSef MakoLM
E-Government-Award 2007 und neue BildungsinhalteDr. Christine Leitner, Leiterin des Zentrums
für Europäische Verwaltungswissenschaft
an der Donau-Universität Krems moti-
vierte in ihrem Vortrag die Fachleute zur
Teilnahme am Wettbewerb um die dritten
europäischen E-Government-Awards. Mit
den europäischen E-Government-Awards
2007 zeichnet die EU-Kommission inno-
vative aktive E-Government-Anwendungen
in der öffentlichen Verwaltung aus und
fördert damit den Austausch von Good
Practice-Modellen innerhalb Europas. Ins-
gesamt werden fünf Kristall-Trophäen bei
der diesjährigen Preisverleihung am 20.
September 2007 im Rahmen der vierten
europäischen E-Government-Konferenz in
Lissabon verliehen.
Des Weiteren stellte Frau Dr. Christine Leit-
ner den seit Wintersemester 2006 neu an
der Donau-Universität Krems angebotenen
Studiengang „Master of Public Administra-
tion“ vor, den sie gemeinsam mit Prof. Dr.
Klaus Lenk entwickelt hat und der berufs-
begleitend innerhalb von vier Semestern
absolviert werden kann.
Innovative E-Government-Anwendungen in ÖsterreichSektionschef Dr. Arthur Winter präsentierte
in seinem Vortrag innovative Umsetzungen
der E-Government-Visionen im Bundes-
Im Mai trafen nicht nur Österreichs E-Government-Verantwortliche
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Universi-
tät Krems zusammen, auch Fachleute aus den Niederlanden, aus Est-
land und aus der Schweiz nahmen an der Konferenz zum effektiven
Wissenstransfer im E-Government teil. Organisiert wurde die Kon-
ferenz von der Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung (ADV) in
Zusammenarbeit mit dem Forum e|Government der Österreichischen
Computer Gesellschaft (OCG) .�
ministerium für Finanzen. Die ersten prak-
tischen Ergebnisse des Forschungspro-
jektes „DYONIPOS“ – der Use Case in der
IT-Sektion des Finanzministeriums zum
Thema Wissensmanagement – wurden
von Josef Makolm erläutert. Des Weiteren
wurden folgende E-Government-Anwen-
dungen vorgestellt:
E-BilanzMag. Erich Waldecker und Ministerialrat
Josef Makolm präsentierten am Beispiel
des Projekts E-Bilanz die Strategie des
Bundesministeriums für Finanzen in Be-
zug auf „Interoperabilität und Datenaus-
tausch“. Durch die Umsetzung dieses
Projekts konnte die Anwendung Finan-
zOnline erfolgreich erweitert werden:
Seit April 2007 ist es möglich, die Bilanz,
Gewinn- und Verlustrechnung sowie den
zugehörigen Anhang über FinanzOnline
elektronisch zu übermitteln. Technisch
wird die E-Bilanz in XML abgebildet, wo-
bei die Struktur den gesetzlich geregelten
Gliederungsebenen des Unternehmens-
gesetzbuches entspricht. Zudem wurde
für die umfassende Offenlegung im Rah-
men des steuerlichen Jahresabschlusses
die Möglichkeit zur Eingabe von text-
lichen Erläuterungen sowie optional die
Möglichkeit zur Eingabe von zusätzlichen
Erläuterungen durch Einführung eines
„finanzspezifischen Anhangs“ geschaf-
fen. Vorerst besteht noch keine gesetz-
lich normierte Verpflichtung zur elektro-
nischen Einreichung der E-Bilanz. Weitere
Ausbaustufen der E-Bilanz sind geplant,
diese sehen spezielle Bilanzstrukturen
für Unternehmen vor, die nach besonde-
ren gesetzlichen Vorschriften bilanzieren
(Kreditinstitute, Versicherungen).
E-RechnungAlfred Dittrich sprach über das Thema
E-Rechnung aus Sicht der öffentlichen
Verwaltung. Seit 2003 ist die Möglichkeit
der elektronischen Rechnungslegung mit
elektronischer Signatur gesetzlich veran-
kert. Von der österreichischen Wirtschaft
wurden die derzeitigen Regelungen je-
doch wenig angenommen, die Rege-
1 Dieser Artikel gibt bewusst nur einzelne Punkte der Konferenz aus Sicht der Autoren wieder.
Elektronische Rechnungs-Übermittlung via FinanzOnline (Grafik: Alfred Dittrich, BMF)
��Ausgabe 3/2007
Berichte aus den Arbeitskreisen
lungen seien kompliziert, unklar, aufwän-
dig, kaum nachvollziehbar und unsicher.
Aufgrund dieser Tatsachen erarbeitete
das Bundesministerium für Finanzen ge-
meinsam mit dem Bundeskanzleramt,
der Rundfunk und Telekom Regulie-
rungs GmbH, dem Zentrum für sichere
Informationstechnologie Austria und
der Wirtschaftskammer Österreich zwei
neue Lösungsmodelle: das so genannte
Bestätigungs-Modell und das FinanzOn-
line-Modell. Beide Modelle verwenden
die einheitliche und bereits akzeptierte
XML-Datenstruktur ebInterface. Dadurch
können kostenintensive Medienbrüche
vermieden und durchgängige und unter-
nehmensübergreifende IT-Prozesse ge-
fördert werden.
Im Bestätigungs-Modell signiert der Liefe-
rant die E-Rechnung und übermittelt diese
anschließend dem Empfänger. Der Rech-
nungsempfänger ist befähigt, die Echtheit
der Herkunft und die Unversehrtheit des
Inhaltes der E-Rechnung zu prüfen, zu
bestätigen und im eigenen Datenbestand
abzulegen, bevor er die Rechnung be-
zahlt und bucht.
Das FinanzOnline-Modell sieht eine si-
gnaturlose Übermittlung der E-Rechnung
vom Lieferanten an den Empfänger über
die gesicherte Umgebung der FinanzOn-
line-Plattform vor. So werden die Echtheit
der Herkunft und die Unversehrtheit des
Inhaltes der E-Rechnung gewährleistet.
Voraussetzung zur elektronischen Über-
mittlung der Rechnung über FinanzOnline
ist eine grundsätzliche Zustimmung des
Empfängers zur E-Rechnung. Nur wenn
diese Zustimmung vorliegt, kann der
Lieferant seine erstellten E-Rechnungen
übersenden. Die Übermittlung, Zustellung
und Ablegung der E-Rechnung im Finan-
zOnline-Modell wird folgendermaßen aus-
geführt (vgl. Abbildung):
n Identifizierung des Übermittlers der
E-Rechnung durch FinanzOnline-Lo-
gin
n Protokollierte Übersendung der E-
Rechnung im Datenstrom an Finanz-
Online; dabei findet auch eine grobe
Überprüfung der Datenstruktur statt
n Identifizierung des Empfängers
durch FinanzOnline anhand seiner
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer
n Protokollierte elektronische Zustel-
lung der E-Rechnung an den Emp-
fänger durch Server-Download aus
FinanzOnline
n Ablegung der E-Rechnung in Finanz-
Online
Der fünfte Schritt gewährleistet die Ein-
haltung der steuerlichen Aufbewahrungs-
pflicht. Weiters ist zu erwähnen, dass die
bisher bestehenden Regelungen, elek-
tronischer Datenaustausch der E-Rech-
nungen im EDI (Electronic Data Inter-
change)-Verfahren und die Übertragung
elektronisch signierter Rechnungen, dies
teilweise mit kleinen Modifizierungen, je-
denfalls weiterhin gültig bleiben.
Neues E-Government: die Schweiz auf der ÜberholspurProfessor Dr. Reinhard Riedl, Leiter des
Kompetenzzentrums Public Manage-
ment und E-Government an der Berner
Fachhochschule und Diplom-Informati-
ker Andreas Kühn beschrieben in ihrem
Vortrag den Transformationsprozess
vom alten zum neuen E-Government.
Die seit 24. Januar 2007 verabschiede-
te E-Government-Strategie Schweiz und
ein Masterplan sollen die Transformati-
on, mit optimalen Geschäftsprozessen,
E-Gov-Grids, Prozess-Automatisierung
und Compliance, triggern. Führungsins-
trument der Transformation ist die Um-
Die Artikel der SprecherInnen sind im Konferenzband publiziert:
Traunmüller, R., Makolm, J., Orthofer, G.: Eastern European e|Gov Days 2007 Best
Practice and Innovation, Proceedings of the Eastern European e|Gov Days 2007
in Prague and the Austrian E-Government-Konferenz in Krems, provided by the
Forum e|Government, Österreichische Computer Gesellschaft, 2007, ISBN 978-
3-85403-222-9.
Die Vortragsfolien und teilweise auch kurze Zusammenfassungen der Vorträge sind
elektronisch verfügbar über:
http://e-government.adv.at/2007/files/
Silke Weiss, Dipl.-Inform.Wirt.,Projektassistentin im Bundesministerium für Finanzen, Österreich [email protected]
Josef Makolm, Ministerialrat, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Finanzen, Österreich [email protected]
setzung einer umfassenden modernen
Unternehmensarchitektur, die gleichzeitig
auch als Kooperations- und Kommunika-
tionsinstrument dient: „Sie definiert den
Rahmen für den optimalen IT-Einsatz
und beschreibt, welche Aspekte des Ge-
schäftes Gegenstand einer optimalen IT-
Unterstützung sein sollten“. Zum Schluss
betonte Prof. Riedl, dass, um diese Ziele
bestmöglich verwirklichen zu können, die
Unterstützung aller Beteiligten notwendig
ist. n
�2JOURNAL
Fachhochschulen in Österreich
Die Fachhochschulstudiengänge BurgenlandEine Reportage
DipL.-ing. Dr. heLMuT MaLLeck
Eisenstadt, da dachten wohl viele – neben
Schloss Esterházy, Bergkirche und Joseph
Haydn – nur an die Flugtechnikausbildung
an der HTBLA. Aber in Eisenstadt haben
sich längst die Fachhochschulstudien-
gänge Burgenland als praxisorientierte
Hochschulausbildung etabliert. Im Herzen
Europas – an den Fachhochschulstudi-
engängen Burgenland – hat Bildung zwei
Stoßrichtungen, „abroad“ und „at home“.
Abroad sind zur Erweiterung der Sprach-
kompetenz internationale Berufspraktika in
EU-Ländern, Teilnahme an Sommerhoch-
schulen mit europäischen Partnerinstitutio-
nen, das Studiensemester im Ausland so-
wie Studienexkursionen möglich. At home
werden bei Lehr- und Forschungsprojekten
Gaststudierende, Professoren und For-
scher aus EU-Ländern und MOEL in die
Studiengänge integriert. Breit gefächert ist
der regionale Wissenstransfer durch Ba-
chelor- und Masterstudiengänge. Vor allem
berufsbegleitende Masterstudiengänge
dienen zur Höherqualifikation von Absol-
ventInnen und Personen mit akademischen
Erststudienabschlüssen.
Studiengangsleiter Prof. (FH) Dr. Fritz Wie-
singer – vielen in der OCG gut bekannt –
erzählt mit großer Freude, dass zur praxis-
und zukunftsorientierten Berufsausbildung
als Informationstechnik- bzw. Wissensex-
perten für den Kernkompetenzbereich In-
formationstechnologie und -management
die Bachelorstudiengänge Informations-
Seit ���� beleben Fachhochschulstudiengänge die österreichische Hochschullandschaft. Damals wie heute haben die Fachhochschul-studiengänge Burgenland durch die Orientierung in Richtung Mit-tel- und Osteuropa großen Weitblick bewiesen. Bereits vor �3 Jahren startete das Burgenland mit den ersten Studiengängen Internatio-nale Wirtschaftsbeziehungen und Gebäudetechnik. ���7 kam der Studiengang Informationsberufe dazu und 2002/03 der Studiengang Information and Communication Solutions. Derzeit werden an den Standorten Eisenstadt und Pinkafeld insgesamt �� Studiengänge in vier Kernkompetenzbereichen Wirtschaft (mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa), Informationstechnologie und -management, Ener-gie-Umweltmanagement und Gesundheit angeboten.
berufe und Internettechnologien sowie der
Masterstudiengang Angewandtes Wis-
sensmanagement und – als Nachfolger
der auslaufenden Diplomstudiengänge
Informationsberufe und Information and
Communication Solutions – künftig weitere,
derzeit in Planung befindliche weitere Mas-
terstudiengänge in weitläufigen modernen
Gebäuden in Eisenstadt untergebracht
sind. Mobile Kommunikationstechnik und
Datensicherheit sowie der Umgang mit
Information und Wissen stehen im Vorder-
grund der Ausbildung. Individuelle Studi-
engestaltung wird durch Wahlmodule und
Vertiefungsschwerpunkte sowie durch
Einsatz modernster Hard- und Software
möglich.
Studiengangsleiter Prof. (FH) DDr. Se-
bastian Eschenbach berichtet aus seinen
Studiengängen Informationsberufe und
Angewandtes Wissensmanagement, dass
bereits eine Reihe von Forschungs- und
Entwicklungsprojekten läuft. Durch interdis-
ziplinäre Breite der F&E-Teams und häufige
Kooperation mit Partnern werden gute Er-
gebnisse sichergestellt. Beispielsweise ar-
beitet zum Thema Umgang mit Information
und Wissen in komplexen Organisationen
ein zehnköpfiges Team von Fachleuten
aus den Bereichen der Informationswis-
senschaften, Informatik, Betriebswirtschaft,
Soziologie, Pädagogik und Psychologie
zusammen. An dem bereits abgeschlos-
senen reUSE-Projekt „Langzeitarchivierung
in öffentlichen Institutionen“ nahmen im
Rahmen ihrer Ausbildung sieben Studen-
tInnen vom Studiengang Informationsbe-
rufe teil. Koordiniert von der Universitäts-
bibliothek Innsbruck und mit Unterstützung
der Österreichischen Nationalbibliothek
wurden bei öffentlichen Institutionen und
Verlagen Wissensstände und laufende
Aktivitäten zur Langzeitarchivierung, insbe-
sondere zu den für Publikationen maßgeb-
lichen digitalen Objekten – etwa zur Weiter-
verwendung von digitalen Druckmastern –,
und die Zusammenarbeit von Bibliotheken
im Bereich Langzeitarchivierung erhoben.
Ausgewählte Arbeitsergebnisse präsen-
tiert die Veröffentlichungsreihe „Wissen &
Management“. Aktuell sind Themen zum
Umgang mit Wissen in komplexen Organi-
sationen, die visuelle Darstellung von Wis-
FH Eisenstadt bei Nacht
�3Ausgabe 3/2007
Fachhochschulen in Österreich
sen, die Analyse der Wirksamkeit von
Wissensmanagementmaßnahmen und
der systematische Umgang mit Wissen
ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor in Mit-
telbetrieben.
Schwungvoll und aufgeschlossen war man
bei den heurigen Linux-Wochen, die der
Internetclub Burgenland ICB gemeinsam
mit den Studiengängen Internettechnolo-
gien und Information and Communication
Solutions sowie mit der Free Software
Community in Eisenstadt veranstaltete.
Unter anderem wurde erörtert, wie man
Linux-Arbeitsumgebungen an bestehen-
de Systeme anpasst, um Barrieren zu
umgehen und Kompatibilität herzustellen.
Über die erfolgreiche Umstellung von 100
PC-Arbeitsplätzen auf Kubuntu Linux wur-
de ebenso berichtet wie über ein Content
Management-System, mit dem sich Inhalte
von Websites auf einfache Weise gestalten
lassen. Der ICB berichtete über ein mit fi-
nanzieller Unterstützung der Internet Pri-
Gebäude Pinkafeld
HCI�MEDResearch Unit „Human-Computer Interaction for Medicine & Health Care“
univ.-Doz. ing. Mag. Mag. Dr. anDreaS hoLzinger; DipL.-ing. regina geierhofer; DipL.-ing. Dr. MaxiMiLian erraTh
Ausgangspunkt und MotivationInformatik ist heute aus dem Gesundheits-
wesen nicht mehr wegzudenken. Allerdings
ergeben sich immer wieder Fragen, wie mit
Hilfe von Informatik Probleme noch besser
gelöst und das ärztliche Handeln noch bes-
ser unterstützt werden können. Die zentra-
le Aufgabenstellung ist dabei, wie richtige
Information, am richtigen Ort zur richtigen
Zeit dargestellt werden muss, damit die
Endbenutzerinnen und Endbenutzer rasch
eine anstehende Aufgabe lösen können,
eine Entscheidung treffen können bzw. in
ihrer Handlung unterstützt werden. Und ge-
nau hier stehen wir heute vor einem immer
größer werdenden Problem, das die Ent-
wicklung technischer Performanz mit sich
bringt: Informationsüberflutung (engl. „in-
formation overload“). Durch moderne Infor-
mationssysteme steht Medizinerinnen und
Medizinern auf Knopfdruck eine immer grö-
ßere Menge an detaillierter und komplexer
Information zur Verfügung … die Zeit für die
Entscheidungsfindung – auf der Basis der
vorhandenen Information – wird aber nicht
länger. Die Verarbeitungs- und Aufnahme-
fähigkeit des menschlichen Gedächtnisses
ist begrenzt. Man behält sogar noch weni-
ger, wenn man abgelenkt wird oder sich mit
überflüssigen Informationen den Blick auf
das Wesentliche verstellt. So vergleichen
beispielsweise Vertreter der Cognitive Load
Die Research Unit Human-Computer Interaction for Medicine and Health Care (RU HCI�MED) am Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation (IMI) der Medizinischen Universität Graz (MUG), beschäftigt sich – neben den informationstechnologischen Aspekten – mit benutzerzentrierten, kognitions-psychologischen Aspekten me-dizinischer Informationsverarbeitung. Der zentrale Erfolgsfaktor die-ser Forschungseinheit ist die Verknüpfung naturwissenschaftlicher und ingenieurwissenschaftlicher Methoden. Empirische Forschungs-erkenntnisse fließen auf systemischer Ebene in die Entwicklung ein. Die mit Wirkung ab �. �. 2007 gegründete Forschungseinheit will in Zukunft nicht nur Partner in der Scientific Community sein und Beiträ-ge zur Wissenschaft leisten, sondern vor allem anwendungsbezogene Problemstellungen lösen, die nachhaltig zeigen, welchen wert- und sinnvollen Beitrag die Informatik für Menschen leisten kann.
vatstiftung Austria IPA gestartetes Projekt,
welches Installation, Konfiguration und
Wartung von Servern so vereinfachen soll,
dass jeder, der einen Webbrowser bedie-
nen kann, dazu imstande ist.
Im Trend liegen die Fachhochschulstudi-
engänge Burgenland auch damit, dass
sich die Studiengänge die Lehre und die
angewandte Forschung selbständig or-
ganisieren. Alle Betroffenen werden mit
ihrem unmittelbaren Know-how der Situati-
on eingebunden, was ein Zuviel an Büro-
kratie vermeidet und rasche, kundennahe
Entscheidungen ermöglicht. Entsprechend
der Aufgeschlossenheit für alles Neue, dem
Schwung und der Einsatzfreude bei Studie-
renden und Lehrern dürfen wir uns stets auf
weitere interessante Arbeitsergebnisse der
Fachhochschulstudiengänge Burgenland
freuen.
��JOURNAL
Berichte aus den Arbeitskreisen
Theory nach Sweller (1988) das menschliche
Kurzzeitgedächtnis mit der begrenzten Kapazität
eines Arbeitsspeichers. Geschickte Informati-
onspräsentation darf nun diese limitierte Res-
source nicht unnötig belasten, es muss Raum für
erwünschte, relevante Information bleiben. Nach
der oben erwähnten Cognitive Load Theory kön-
nen wir drei Arten von „Load“ unterscheiden:
1) Intrinsic Load = intrinsische Belastung, die
durch die Information selbst bedingt ist bzw. von
der Schwierigkeit und der Komplexität abhängt,
dagegen können wir entwicklungsseitig leider
wenig machen. Ein schwieriger medizinischer In-
halt bleibt ein schwieriger medizinischer Inhalt.
2) Extraneous Load = extrinsische Belastung,
diese hängt sehr wohl vom Design, der Darstel-
lung, Anordnung, Strukturierung und Gestaltung
der Information (sowohl Benutzeroberfläche als
auch Inhalt) ab, aber auch, wenn zu viel Energie
für die Informationssuche aufgebracht werden
muss. Hier können wir entwicklungsseitig einiges
tun – allerdings muss das experimentell für den
jeweiligen Fall individuell erfasst werden.
3) Germane Load = spezifische Belastung der
für den Verarbeitungsprozess notwendig ist, d. h.
auch das Germane Load sollte optimiert werden,
auch hier ist experimentelle Arbeit notwendig, die
in die Entwicklung einfließen muss.
Der Grundgedanke ist nun, dass die kognitive
Belastung nicht größer sein sollte als das Kurz-
zeitgedächtnis der jeweiligen Endbenutzerin
bzw. des Endbenutzers eines Informationssys-
tems, da es sonst zu einem „cognitive overload“
kommt. Allerdings betrifft das natürlich nur die
kognitionspsychologischen Faktoren, es müssen
aber noch viele andere Faktoren berücksichtigt
werden, wie z. B. Motivation, Akzeptanz, Interes-
se, Bedienbarkeit usw., die schließlich gemein-
sam entscheidend sind für gute Benutzbarkeit
(Usability) und Brauchbarkeit (Usefulness).
ThemenbereicheKonkret werden innerhalb der RU Einzelprojekte
zusammengefasst, die alle unter einem gemein-
samen Überbegriff „Kognitive Performanz1–Un-
terstützung durch adaptive Informationssysteme
in Medizin und Gesundheitswesen“ (engl. Cogni-
tive Performance Support with adaptive Informa-
tion Systems in Medicine and Health Care) sub-
sumiert werden können, in welchen aber jeweils
verschiede Aspekte betrachtet werden.
Die zentrale Fragestellung lautet dabei: Wie müs-
sen adaptive Informationssysteme entwickelt wer-
den, damit relevante Information so präsen-
tiert wird, dass eine größtmögliche kognitive
Performanz-Unterstützung der Endbenutze-
rinnen und Endbenutzer erreicht wird.
BeispielprojekteBeispiel: Projekt EMERGE –
„Emergency Monitoring and Prevention”
Zentrale Fragestellung: Wie muss multimo-
dale Information für ältere oder behinderte
Menschen mit Hilfe mobiler, ubiquitärer
Technologie präsentiert werden, um sowohl
diese selbst als auch Ärzte und Rettungs-
leute in ihren Handlungen und insbesonde-
re in Notfällen zu unterstützen? Besonderer
Schwerpunkt liegt hier auf dem Life-Long
Learning-Aspekt.
Im Rahmen des IST 045056 EU-Projekts
EMERGE: Emergency Monitoring and Pre-
vention for elderly people FP6-2005-IST-6
(Startdatum: 1. 2. 2007) ist die RU HCI-
4MED für die Themen Mensch-Computer-
Interaktion und Usability verantwortlich.
Im Projekt werden mobile bzw. ubiquitäre
Technologien entwickelt, die zur Unterstüt-
zung von älteren Menschen dienen (Klein-
berger, Becker, Ras, Holzinger & Müller,
2007). Ziel des Projektes ist, dass ältere
Personen gefahrlos länger in ihrer häus-
lichen, vertrauten Umgebung verbleiben
können. Dabei haben Akzeptanz, Adap-
tivität, Benutzbarkeit und Brauchbarkeit
höchste Priorität (Holzinger, Searle & Ni-
schelwitzer, 2007). Hier soll auch das Zu-
sammenspiel zwischen Patientinnen und
Patienten und den medizinischen Exper-
tinnen und Experten untersucht werden,
um festzustellen, wo mögliche Mehrwerte
entstehen (können). Dabei geht es um die
1 Ähnlich wie der Performanz-Begriff in der Informatik wird in der Kognitionspsychologie damit ein – in einem bestimmten Kontext – gezeigtes positives Leistungsverhalten bezeichnet, das z. B. in der Lösung eines Problems oder in einer rich-tigen Entscheidung sichtbar wird.
Unterstützung kognitiver Informationsver-
arbeitung (Human-Capability Model) bei äl-
teren Personen und der Entscheidungsun-
terstützung von medizinischem Personal
in kritischen Situationen. Die Gesamt-Pro-
jektleitung liegt beim Fraunhofer Institut für
Experimentelle Softwareentwicklung, ins-
gesamt arbeiten neun europäische Partner
zusammen.
Beispiel: Projekt MIPS – „Usability of Se-
mantic Information & Performance Sup-
port in Medicine”
Hier haben wir es, im Gegensatz zum ersten
Projekt, überwiegend mit visuell-textueller
Information zu tun. Nachdem in den letz-
ten Jahrzehnten die zentrale Fragestellung
im Bereich der Krankenhausinformations-
systeme lautete „Wie kann die traditionelle
Patientenakte elektronisch abgebildet wer-
den?“, steht heute das medizinische Fach-
personal vor dem Problem, die relevante
medizinische Information in der Flut der
Informationen in elektronisch zur Verfügung
stehenden Dokumenten zu finden (Abb. 2).
Die zentrale Fragestellung lautet also: Wie
kann man unter Zuhilfenahme von in den
Dokumenten vorhandener semantischer
Information Software entwickeln, damit me-
dizinische Dokumentation für die Endbe-
nutzerInnen (medizinische Entscheidungs-
trägerInnen) optimal nutzbar wird (Daten
→ Information → Wissen)? In der RU HCI-
4MED wird dazu derzeit, basierend auf par-
allel dazu laufenden technologischen Ent-
wicklungsarbeiten (z. B. Semantic Retrieval;
Evaluierung einschlägiger, kommerzieller
Software usw.), vor allem untersucht, wie
über semantische Methoden gewonnene
Tabelle 1. Übersicht über die Themenfelder, die in der RU HCI4MED bearbeitet werden, ausgehend von der Informationsmodalität
��Ausgabe 3/2007
Berichte aus den Arbeitskreisen
Abb. 1.: Der Mensch im Mittelpunkt des EU-Projektes EMERGE: Ziel ist es, dass ältere Personen länger in ihrer vertrauten Umgebung leben können
Abb. 2.: Kein Sonderfall: Die Patientenakte eines erst 2 ½ Jahre alten Kin-des. Die Anzahl der Einzeldokumente in der elektronischen Patientenakte ist grundsätzlich enorm. Alles wird gesammelt, alles steht auf Knopfdruck in Sekundenbruchteilen zur Verfügung. Und es ist noch etwas erstaunlich: Obwohl wir uns im Multimedia-Zeitalter befinden, besteht – gerade in der Medizin – der Großteil an Information aus Text
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Memmel, T., Reiterer, H. & Holzinger, A. (2007) Agile Methods and Visual Specification in Software Development: a chance to ensure Universal Access. In: Coping with Diversity in Universal Access, Research and Development Methods in Universal Access. Lecture Notes in Computer Science (LNCS 4554). Berlin, Heidelberg, New York, Springer, 453-462.
Kleinberger, T., Becker, M., Ras, E., Holzinger, A. & Müller, P. (2007) Ambient Intelligence in Assisted Living: Enable Elderly People to Handle Future Interfaces. In: Universal Access to Ambient Inter-action, Lecture Notes in Computer Science (LNCS 4555). Berlin, Heidelberg, New York, Springer, 103-112.
Holzinger, A., Geierhofer, R. & Errath, M. (2007) Semantic Informa-tion in Medical Information Systems - from Data and Information to Knowledge: Facing Information Overload. Proc. of I-MEDIA ‚07 and I-SEMANTICS ‚07, Journal of Universal Computer Science, 323-330.
KontaktUniv.-Doz. Ing. Mag.Mag. Dr. Andreas HOLZINGERDipl.-Ing. Regina GEIERHOFERDipl.-Ing. Dr. Maximilian ERRATHInstitut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation (IMI)Auenbruggerplatz 2/V, 8036 GrazTel.: 0316/385-3883, Fax.: 0316/385-35 [email protected]
Information mittels adaptiver Interfaces zum Performance Support bei-
tragen kann (Holzinger, Geierhofer & Errath, 2007). Performance Support
dient damit hier also primär der Entscheidungsunterstützung (Decision
Support).
MethodenUm in den oben genannten Themenfeldern zu arbeiten, ist es notwendig,
sich nicht nur auf technologische Aspekte (Computer) zu konzentrieren,
sondern psychologische und pädagogische Aspekte (Human) gleich-
wertig mit einzubeziehen. Forschungsergebnisse müssen dabei stets auf
systemischer Ebene in die Informatik-Entwicklung einfließen. Innovationen
und neue Erkenntnisse entstehen auch oft an der Nahtstelle zweier oder
mehrerer Fächer, weil gerade hier eine Kombination unterschiedlicher Her-
angehens- bzw. Sichtweisen und Methoden stattfindet.
Beispielsweise müssen Arbeitsabläufe, Verträglichkeiten, mögliche Be-
einflussungen von Kommunikationsverhalten und die Veränderung der
Arbeitsergonomie usw. vor einer breiten Einführung von neuen Techno-
logien im Spannungsfeld von Patient, Arzt und Krankenhausbetreiber un-
tersucht und die Ergebnisse wiederum in der Entwicklung berücksichtigt
werden. Typische Methoden, die in der RU HCI4MED angewandt werden,
umfassen daher: User-Centered Design & Development (UCD) Rapid
Prototyping und Rapid Usability Testing; eXtreme Usability (Holzinger &
Slany, 2006); Heuristic Evaluation; Cognitive Walkthrough; Action Analysis;
Thinking Aloud; Field Observation; Task Analysis; Video Analysis; Contex-
tual Inquiry; Co-Discovery Methods; Biological Usability Testing; Surveys;
Naturalistic Observations; Focus Groups; Case Studies; Logging; Single-
Factor Controlled Experiments; Multi-Factor Controlled Experiments; Qua-
si Experimental Designs; Ex-Post-Facto Analysis; One-Group Post-Test
Only; One-Group Pre-Test-Post-Test Design; Static-Group Comparison;
Interrupted Time-Series Experiments.
KooperationspartnerErfolgreich kann man nur im Team sein. Daher ist es das Bestreben der
Research Unit, ein Knoten in der Scientific Community Österreichs zu
sein. Eingebettet in das Institut für Medizinische Informatik, Statistik und
Dokumentation (IMI) mit dessen unmittelbarer Nähe zum LKH-Universi-
tätsklinikum Graz und den klinischen Partnern bestehen traditionell sehr
gute Beziehungen zur TU Graz (Fakultät für Informatik), zur Karl-Franzens-
Universität Graz (Institut für Psychologie) und zur TU Wien (Fakultät für
Informatik).
Die RU HCI4MED veranstaltet am 7. 9. 2007 im Zuge der i-Semantics in
Graz einen Special Track: Semantics in Life Sciences, siehe: http://www.
i-semantics.tugraz.at
Zusammen mit dem Arbeitskreis HCI&UE der OCG veranstaltet die RU
HCI4MED am 22. 11. 2007 das 3rd Usability Symposium USAB 07 in Graz,
siehe: http://www.meduni-graz.at/imi/usab-symposium n
��JOURNAL
Praxis und Wissen
Begeisterung früh schaffenUnter dem Begriff „Informatik“ verstehen
die meisten Schüler – so sie nicht eine
spezialisierte technische Ausbildung an
einer HTL genießen – oft nur die Arbeit mit
Textverarbeitungssoftware und Tabellen-
kalkulationen sowie das Surfen im Internet
oder eine gelegentlichen Partie „Counter-
strike“ mit ihren Freunden. Die Fakultät
für Informatik der TU Wien versucht ge-
meinsam mit der OCG, im Rahmen des
!NFOday interessierten SchülerInnen zu
vermitteln, dass die Informatik nicht nur
aus diesen alltäglichen Anwendungen
besteht, und bietet im Rahmen dieser Ver-
anstaltung Einblicke in die verschiedenen
Informatik-Studien sowie die vielfältigen
informatikverwandten Berufsfelder und
Forschungsgebiete.
Das ProgrammZunächst gab Prof. Gerti Kappel, Studi-
endekanin für Wirtschaftsinformatik, einen
Überblick über die Informatik-Studienrich-
tungen an der TU Wien. Durch die Vorstel-
lung der verschiedenen Informatikstudien-
richtungen, deren Schwerpunktsetzung
und der möglichen Berufsfelder nach
einer erfolgreichen Absolvierung konnten
sich die Schüler ein Bild davon machen,
was sich hinter Studiumsbezeichungen
wie „Software Engineering“ oder „Wirt-
schaftsinformatik“ verbirgt.
Der Vortrag wurde durch die Erfahrungs-
berichte von zwei Informatik-Absolven-
tInnen (Manuel Wimmer und Birgit Korherr
– inzwischen ProjektassistentInnen am
Institut für Softwaretechnik und Interaktive
Systeme) abgerundet. Durch die Schilde-
rungen der beiden konnte auch der eine
oder andere Irrtum ausgeräumt werden
univ.-aSS. Mag. DipL.-ing. Marion BranDSTeiDL
!NFOdayschool goes informatik
„Wolltest du schon immer wissen, was man bei einem Informatik-Studium so alles machen kann?“ – unter dem Motto „school goes informatik“ wurde am 22. Juni �0 SchülerInnen das Angebot an In-formatik-Studien an der TU Wien vorgestellt. Anschließend konnten sie in ein paar Bereiche selbst hineinschnuppern.
– wie beispielsweise der Mythos, dass die
TU StudienanfängerInnen der Informatik
bereits profunde Programmierkenntnisse
abverlangen würde. Tatsächlich ist man als
AHS-Absolvent durchaus dazu befähigt,
ein Technikstudium an der TU Wien zu be-
ginnen – das Programmieren, das vielen
Einsteigern schwer fällt, wird in den ers-
ten Semestern des Studiums von Grund
auf vermittelt. So kommt es durchaus vor,
dass – entsprechenden Eifer vorausge-
setzt – der eine oder andere AHS-Absol-
vent im Laufe seines TU-Studiums seine
Kollegen von der HTL die Programmier-
fachkenntnisse betreffend überrundet.
Nach einer kurzen Pause konnten die
SchülerInnen an zwei von vier angebo-
tenen einstündigen Workshops aktiv teil-
nehmen, um zwei Gebiete der Informatik
näher kennen zu lernen.
Im Anschluss an die Workshops wurden
die SchülerInnen von der OCG in die Men-
sa zu einem kleinen Mittagessen eingela-
den, um alle noch offenen Fragen zu stel-
len und sich in einem etwas informelleren
Rahmen mit Studierenden und Lehrenden
auszutauschen.
Die WorkshopsDie vier angebotenen Workshops wurden
von MitarbeiterInnen der Fakultät konzi-
piert und geleitet. Anschließend sollen die
Kurzbeschreibungen des jeweiligen Work-
shop-Leiters bzw. der jeweiligen Work-
shop-Leiterin einen kleinen Einblick in den
jeweiligen Workshop geben:
Wie sieht ein Computer von innen aus?Koordination: Petra Brosch, Institut für
Softwaretechnik und Interaktive Systeme,
gemeinsam mit Daniela Knitel
Inhalt: „Bei uns hast du die Möglichkeit,
einen Computer ganz genau von innen
kennen zu lernen. Wir werden gemeinsam
einige Komponenten aus- und wieder ein-
bauen sowie über die Funktionsweise der
Teile und ihr Zusammenspiel sprechen.
Danach werden wir uns mit Betriebssys-
temen und Netzwerken im Allgemeinen
beschäftigen.“
Kommentar: Viele SchülerInnen durften
bisher noch nie selbst an einem Computer
herumschrauben oder hatten sogar noch
nie selbigen von innen gesehen. In die-
sem Workshop konnten die Ängste, etwas
kaputt zu machen, überwunden werden.
Geometrieunterricht in Aug-mented RealityKoordination: Mathis Csisinko, Institut für
Softwaretechnik und Interaktive Systeme
Inhalt: „In einer Demonstration wirst du ein
Geometrieprogramm testen können, das
dir die Beziehungen zwischen konstruier-
ten Objekten wie Linien, Ebenen, Kugeln
etc. veranschaulichen soll. Die erzeugten
Objekte lassen sich direkt mit der Hand
Geometrieunterricht in Augmented Reality
�7Ausgabe 3/2007
Berichte aus den Arbeitskreisen
manipulieren und verändern, neue kön-
nen aus bestehenden konstruiert und wei-
terverwendet werden. Diese Demo wird im
VR Labor des Instituts für Softwaretechnik
und Interaktive Systeme an einem statio-
nären Computersystem mit zwei Daten-
brillen, Tracking-Kameras, und anderen
Eingabegeräten durchgeführt.“
Kommentar: Viele SchülerInnen wurden
zunächst vom Titel dieses Workshops ein
wenig verunsichert, da sie ihn mit tatsäch-
lichem Geometrieunterricht – so wie sie
ihn aus der Schule kennen – verbanden.
Damit, dass sie bald mit einem Helm und
einer 3D-Brille auf dem Kopf versuchen
würden, Punkte zu „fangen“, hatten die
meisten wohl nicht gerechnet.
Wie entsteht ein Computer-spiel?Koordination: Andrea Weidlich, Institut für
Computergraphik und Algorithmen
Inhalt: „In der Computergraphik kommen
vor allem Themenbereiche aus der Mathe-
matik (Vektoren, Analytische Geometrie,
Differentialrechnung, ...) und der Physik
(Optik, Oberflächenphysik, ...) zur Anwen-
dung. Auch wenn die Computergraphik
weit mehr Bereiche umfasst, so wird das
Interesse für dieses Themengebiet oft
durch die faszinierenden Effekte eines
Computerspiels geweckt.“
Kommentar: Computerspiele faszinieren
Jugendliche besonders, weshalb es un-
nötig ist zu erwähnen, dass dieser Work-
shop außerordentlich beliebt war. Andrea
Weidlich hatte mehrere Kurzvorträge
organisiert, in denen Studierende Com-
puterspiele vorstellten, die sie selbst im
Rahmen von Lehrveranstaltungen entwor-
fen hatten. Die unendlichen Möglichkeiten
faszinierten die SchülerInnen besonders.
Meine erste HomepageKoordination: Prof. Christian Huemer, Ins-
titut für Softwaretechnik und Interaktive
Systeme
Inhalt: „Gestalte deinen persönlichen
Auftritt im Internet. Bei diesem Workshop
lernst du die ersten Schritte, um mit Hilfe
einer geeigneten Software entsprechende
Web-Seiten zu gestalten. Somit bist du in
der Lage, deine eigene Seite mit Wissens-
wertem über dich und deine Person zu ver-
fassen und ins Netz zu stellen. Genau das
werden wir auch tun. Das heißt, ihr habt
alle einen eigenen Computer während des
Workshops zur Verfügung, um eure eige-
Kontakt Univ.-Ass. Mag. Dipl.-Ing. Marion Brandsteidl Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme (E188) Favoritenstr. 9-11 1040 [email protected]
ne Web-Seite zu entwerfen. Wir wollen euch ja
in guter Erinnerung behalten und werden alle
diese Seiten für ein Jahr im Internet zugänglich
machen. Dann kann jeder/jede nach dir „goo-
geln“ und dich im Netz finden.“
Kommentar: Christian Huemer stellte den Schü-
lerInnen eine kleine Homepage von sich selbst
zur Verfügung, an deren html-Quellcode sie
„herumbasteln“ konnten. So lernten sie spiele-
risch den Zusammenhang zwischen Quellcode
und Homepage und sahen, welche großen
Auswirkungen selbst die kleinste Veränderung
im Code mit sich ziehen kann. n
Das war dieeHealth2007 – Medical Informatics meets eHealth
DipL.-ing. Dr. günTer Schreier, MSc.
Mit 140 Teilnehmern wurden die Erwar-
tungen der Veranstalter deutlich übertroffen
und die Kapazität am Veranstaltungsort
erreicht. Das wissenschaftliche Programm
bestand aus 30 Beiträgen, die durch vier
eingeladene Vorträge zu den Themen öster-
reichische eHealth-Strategie, Elektronische
Am �. Juni 2007 fand in Wien die eHealth2007 statt, die erste wissen-schaftliche Tagung zum Thema eHealth in Österreich. Sie stand unter der Schirmherrschaft von Frau Dr. Andrea Kdolsky, Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend, und wurde von den Austrian Re-search Centers gemeinsam mit der Österreichischen Computer Gesell-schaft und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Tech-nik veranstaltet.
Gesundheitsakte, die Europäische eHealth-
Vision und zur mobilfunkbasierten Teleme-
dizin umrahmt wurden.
eHealth ist definiert als der Einsatz von Infor-
mations- und Kommunikationstechnologie
(IKT) im Gesundheitswesen. Medizinische
Informatik ist jenes Fachgebiet, das sich mit
den informationstechnologischen Grundlagen
von eHealth beschäftigt.
Zwischen Medizinischer Informatik und eHealth
liegt ein Spannungsfeld vergleichbar dem zwi-
schen Forschung und Anwendung, Theorie und
Praxis, und oft auch Erwartungen und Reali-
täten.
Dieser stark interdisziplinäre Bogen konnte
im Rahmen der Tagung erfolgreich gespannt
werden. Innerhalb und außerhalb des wissen-
schaftlichen Programms kamen IT-Manager
aus dem Gesundheitswesen, der öffentlichen
Verwaltung und der Industrie, Medizininforma-
tiker aus verschiedenen Forschungseinrich-
tung in ganz Österreich sowie Ärzte aus allen
��JOURNAL
Berichte aus den Arbeitskreisen
Universitätskliniken und zahlreichen weiteren
Versorgungsbereichen zusammen. Diskutiert
wurden Lösungsansätze für die zentralen Fra-
gen von eHealth wie z. B. Datenschutz und
Datensicherheit, patientenzentrierte Versor-
gung, der Stellenwert der Telemedizin bis hin
zu ökonomischen Aspekten und Plänen für
den zukünftigen Ausbau der österreichischen
eHealth-Infrastruktur.
Übereinstimmung herrschte in Hinsicht darauf,
dass der eHealth-Zug in Österreich mit der
Einführung der e-card Fahrt aufgenommen hat
und die Route nun in Richtung Elektronische
Gesundheitsakte, kurz ELGA, geht.
Die Erwartungen an eHealth für die Zukunft
des Gesundheitswesens sind groß. Es geht
darum, die Effizienz und die Qualität der Ge-
sundheitsversorgung zu steigern und die Kos-
tensenkungspotenziale zu heben. Das Ziel ist
es, den absehbaren Herausforderungen (Alte-
rung der Gesellschaft, Zunahme chronischer
Erkrankungen, neue diagnostische und the-
rapeutische Möglichkeiten, …) zu begegnen
und eine leistbare Gesundheitsversorgung mit
höchster Qualität für die Zukunft sicherzustel-
len. „Daten senden“ anstatt „Patienten trans-
portieren“ ist eine der positiven Auswirkungen,
die sich mit dem Einsatz von IKT und der damit
möglichen, verstärkten Kollaboration im Ge-
sundheitsbereich abzeichnen.
Weitere Informationen und fotographische Im-
pressionen sind auf der Konferenz-Website
unter www.eHealth2007.at ersichtlich. Zusätz-
lich stehen die PDFs sämtlicher Präsentationen
zum Download bereit.
Die Resonanz auf die eHealth2007 wird als Auf-
trag verstanden, diese Tagung auch in Zukunft
zu veranstalten. Damit soll ein permanentes
Forum für die wissenschaftlichen Grundlagen
von und die Auseinandersetzung mit eHealth
geschaffen werden. Die Arbeitsgruppe „Medi-
zinische Informatik und eHealth“ sieht es als
ihre Aufgabe, einen nachhaltigen Beitrag da-
für zu leisten, dass der Einzug von eHealth im
Gesundheitswesen in ausreichendem Maß von
der Wissenschaft begleitet wird und damit die
Erfolgschancen erhöht werden.
In diesem Sinn haben die Planungsarbeiten
für die eHealth2008 bereits begonnen. Der Fo-
kus auf Österreich soll zwar beibehalten, dem
KontaktDipl.-Ing. Dr. Günter Schreier, MSc.Austrian Research Centers GmbH – ARCBiomedical Engineering / eHealth systemsReininghausstraße 13, 8020 GrazTel.: 0316/58 65 [email protected]/ehs
eHealth2008Medical Informatics meets eHealthWissenschaftliche Tagung und Workshops29. – 30. Mai 2008, Wien
Veranstalter: Arbeitskreis Medizinische Informatik und eHealth der Österreichischen Com-puter Gesellschaft und der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik
Interessierte sind herzlich eingeladen, sich in die E-Mail-Liste des Arbeitskreises einzutra-gen, über die laufend aktuelle Informationen zur eHealth2008 und weitere einschlägige Tagungen ausgesendet werden (siehe: http://iig.umit.at/akmi/akmi.htm).
Vergleich und dem Austausch mit den Nach-
barländern und darüber hinaus aber breiterer
Raum eingeräumt werden. Das teilweise sehr
dichte Programm soll auf 1,5 Tage und um
Workshops im Vorfeld verlängert werden. n
In den Pausen konnten die Teilnehmer die herrliche Aussicht vom 19. Stock des Techgate-Towers genießen
Günter Schreier begrüßt die Teilnehmer
��Ausgabe 3/2007
Pioniere der Informatik
Während dreier Jahrzehnte leitete Kurt
Bauknecht mit viel Engagement das
Institut für Informatik, das IfI, an der
Wirtschaftswissenschaftlichen und der
Mathematisch-naturwissenschaftlichen
Fakultät der Universität Zürich. Von
kleinsten Anfängen führte er das IfI zu
seiner heutigen Größe und Bedeutung.
Informations- und Kom-
munikat ionsmanage-
ment sind die Lehr- und
Forschungsgebiete von
Kurt Bauknecht. Dazu
kommen die interdiszi-
plinären Ausrichtungen
des IfI, etwa für Com-
puterlinguistik zur Phi-
losophischen Fakultät
oder – während fast 20
Jahren – durch gemein-
same Lehrveranstaltun-
gen mit der Juristischen Fakultät und
der ETH Zürich. Das IfI arbeitet mit den
ETHs in Zürich und Lausanne sowie mit
den Universitäten in Bern, Genf und St.
Gallen, ferner mit Universitäten in Eu-
ropa, Japan und USA zusammen. Als
Präsident der Informatikkommission der
Universität Zürich hat Kurt Bauknecht
seinerzeit dazu auch eine grenzüber-
schreitende Vereinbarung zwischen IfI
und der Fakultät für Mathematik und
Informatik der Universität Konstanz vor-
bereitet, die eine Intensivierung der Zu-
sammenarbeit in Forschung und Lehre
durch gemeinsame Studienangebote
beinhaltete.
Seit 1970 ist Kurt Bauknecht Professor
Kurt BauknechtDrei Jahrzehnte Informatik an der Universität Zürich
DipL.-ing. Dr. heLMuT MaLLeck
Herr Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Kurt Bauknecht ist einer der Begründer der Informatik in der Schweiz und hat als zentrale Persönlichkeit der Schweizer Informatik diese Wissenschaftsdisziplin als Wissenschafter, Manager, Innovator und Mentor nachhaltig geprägt.
für Informatik. Von 1995 bis 2000 war
Kurt Bauknecht Präsident der Interna-
tional Federation for Information Pro-
cessing (IFIP) des Weltverbandes für
Informationstechnik1. 2003 emeritierte
Kurt Bauknecht, seine Nachfolge in der
Institutsleitung trat Univ.-Prof. Dr. Klaus
Dittrich an. Kurt Bauknecht ist Hono-
rarprofessor an der Uni-
versität Wien, ständiger
Lehrbeauftragter an der
Universität St. Gallen
und Ehrendoktor der
Johannes Kepler Uni-
versität Linz seit 2000.
Nach wie vor leitet Kurt
Bauknecht Forschungs-
gruppen an der Universi-
tät in Zürich, wo er auch
zum Kommissionsmit-
glied der Senioren-Uni-
versität bestellt ist. Kurt Bauknecht ist
Mitglied zahlreicher Fachgruppen und
Forschungsverbände. Das OCG-Jour-
nal hatte Gelegenheit, mit Herrn Profes-
sor Dr. Bauknecht über seine Arbeiten
und weiteren Ziele zu sprechen.
OCG-Journal: Ihre 1967 an der Eidge-
nössischen Technischen Hochschule
Zürich den Professoren Dr. Walter Da-
enzer und Dr. Hans Künzi vorgelegte
Dissertation „Untersuchung des Ver-
kehrsverhaltens von Straßenbahnen
durch Simulation auf einem Rechenau-
tomaten“ zeigt großen Pioniergeist. Si-
mulationstechnik sowie Modelle für die
Praxis blieben einer Ihrer Forschungs-
schwerpunkte. Was hat Sie an diesem
Thema so nachhaltig fasziniert?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Immer, wenn
man sich mit einer Thematik aus tiefem
Interesse rückhaltlos auseinandersetzt,
steigert sich die Faszination dafür. Ich
würde mich sehr freuen, wenn man das
in meinem 1976 bei Springer Berlin er-
schienen Buch „Simulationstechnik:
Entwurf und Simulation von Systemen
auf digitalen Rechenautomaten“ auch
spüren könnte.
OCG-Journal: Den Wandel, aber auch
die Problematik der EDV an Hochschu-
len und Universitäten kann man aus
so mancher Ihrer Arbeiten – thema-
tisch geordnet und zeitlich gestaffelt
– ablesen. Trugen Sie damit nicht Ihren
Leidensdruck einer wenig verständnis-
vollen Öffentlichkeit vor? Was haben Sie
damit erreicht?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Zum einen
wollte ich mir meine Sorgen von der
Seele schreiben und auf diese Wei-
se selbst Lösungen näher kommen.
Andererseits, und das war mir min-
destens ebenso wichtig, wollte ich mit
Paradigmen aufräumen. Informatik ist
Innovationsmotor, der an Hochschulen
und Universitäten seine Leistungsfä-
higkeit entwickeln muss. Heute sind in
der Industrie die Auswirkungen neuer
Informations- und Kommunikations-
technologien auf Produkt- und Prozess-
innovation unbestritten. Das war nicht
immer so.
OCG-Journal: Zu Computer und Recht
haben Sie doch auch Ihre Stimme er-
hoben?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Ja, und das
sogar in Buchform. Als Mitherausgeber
von Band 15 der Schriftenreihe „Com-
1 Ab März 2000 war Kurt Bauknecht Chef des TC 8 „Information Systems“.
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Kurt Bauknecht
20JOURNAL
Pioniere der Informatik
puter und Recht“ und dann noch 1984
mit einem Beitrag zur Tagung „Rechts-
informatik, Bedürfnisse und Möglich-
keiten“.
OCG-Journal: Mit Stephanie Teufel, geb.
Schmidt – ehemals Assistentin am IfI, wo
sie 1991 promovierte und 1998 habili-
tierte, seit 2000 Inhaberin des Ordinari-
ats für Telekommunikationsmanagement
an der Wirtschafts- und Sozialwissen-
schaftlichen Fakultät der Universität
Fribourg und Direktorin des institute of
management in telecommunications –
hatten Sie über mehrere Jahrzehnte viele
Forschungsaktivitäten zu Dokumenten-
verwaltung und Security. Ein krönender
Abschluss waren wohl die von Ihnen und
Stephanie Teufel gestalteten Fachta-
gungen „Sicherheit in Informationssyste-
men“ SIS ‚94, SIS ‚96 (gemeinam mit Di-
mitris Karagiannis), SIS ‚98 (gemeinsam
mit Alfred Büllesbach und Hartmut Pohl)
sowie SIS 2000; bei der SIS 2002 waren
Sie als Diskutant auf dem Podium.
Visionen und Ideen zur elektronischen
Durchführung unterschiedlichster Ge-
schäfte und Transaktionen – beim Elec-
tronic Business – haben den Bogen im-
mer weiter gespannt. Für die Verbreitung
und insbesondere die Nutzung von Inter-
net-basierten Geschäftsarten war Secu-
rity oftmals ein Hemmschuh. Wie sehen
Sie das Thema Sicherheit heute?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Sicherheit
dient nicht nur dazu, Ausfälle und deren
Folgen zu verhindern, sondern stellt sich
als Business Enabler dar, wodurch viele
Geschäftsideen und Transaktionen erst
möglich werden. Die Sicherheit von In-
formationssystemen ist damit eine wich-
tige Basis der Geschäftstätigkeit. Dabei
gilt, dass funktionsfähige und vertrau-
enswürdige Sicherheitsinfrastrukturen
die Voraussetzung einerseits für diese
Sicherheit, andererseits aber auch für
das Vertrauen der Kunden und Benutzer
sind. Neue Organisationsformen und
ihre Auswirkungen auf die Sicherheit von
Unternehmen, Mobile Devices, Virtual
Private Networks, sicherer Internethan-
del, Vertrauensbildung, Zugriffskontrolle,
sichere Kopplung von Systemen, Public-
Key-Infrastrukturen, Sicherheit beim Ein-
satz von HBCI (Homebanking Computer
Interface) und Information Warfare, das
sind die heutigen Schwerpunkte für For-
schung und Entwicklung.
Aber, auf Frau Teufel zurückkommend,
der Fächer gemeinsam bearbeiteter The-
men ist wesentlich breiter. Ein Beispiel –
wahllos herausgegriffen – ist eine Erwei-
terung zum Workflow-Management um
qualitative Aspekte der Unternehmens-
steuerung, etwa durch Verknüpfungen
der Ursache-/Wirkungsketten im Ablauf
der Geschäftsprozesse.
OCG-Journal: Bei den jährlichen interna-
tionalen Konferenzen EC-Web „Electro-
nic Commerce and Web Technologies”,
an deren Zustandekommen Sie von An-
beginn – also seit 2000 – großen Anteil
haben, war Herr O. Univ.-Prof. Dipl.-Ing.
Dr. A. Min Tjoa, Leiter des Instituts für
Softwaretechnik und Interaktive Systeme
2 an der TU Wien, in Ihrem Organisati-
onskommitte. Für Sie war Dr. Tjoa schon
damals altbekannt, haben Sie doch seit
1997 am IfI gemeinsam Doktoranden-
seminare für Nebenfachinformatiker an-
gekündigt. Darf man fragen, ob Sie mit
weiteren österreichischen Forschern in
Verbindung stehen?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Durchaus.
Zuvor aber noch zwei Worte zu meinem
Kollegen A Min Tjoa. Während seiner
Gastprofessur an der Ecole Polytech-
nique Fédérale de Lausanne begann
unsere engere Zusammenarbeit. Bei-
spielsweise holte ich ihn bei der Wiener
Technologieoffensive „IKT Vienna 2003“
zum Themenkreis „Sicherheit in der Infor-
mationsverarbeitung“ in die Jury.
Ein weiterer Namen ist schon gefallen.
Univ.-Prof. Dr. Dimitris Karagiannis, Leiter
des Instituts für Knowledge Engineering
an der Universität Wien; mit ihm gemein-
sam betreute ich beispielsweise im Win-
tersemester 2001/02 an der Universität
Wien das Seminar „Business Intelligence“.
Langjährige Zusammenarbeit verbindet
mich mit den Professoren Reinhard Posch
und Andreas Maurer, besonders eng und
gedeihlich hat sich jedoch die gemein-
same Arbeit mit einem Auslandsöster-
reicher entwickelt, mit Helmut Schauer,
den ich vor vielen Jahren von der TU Wien
an das IfI als Professor holte.
OCG-Journal: Titel und Inhalt Ihrer Vorle-
sungen nahmen oftmals engen Bezug auf
Ihre Forschungsgebiete. Für Studierende
wurde Ihr Buch „Grundzüge der Daten-
verarbeitung: Methoden und Konzepte
für die Anwendungen“, neu bearbeitete
und erweiterte 3. Auflage, Teubner Stutt-
gart 1985, zum Standardwerk. Wie konn-
ten Sie in der Lehre dem Strukturwandel
in der Kommunikationstechnik, hin zu In-
formationstechnik und Informationsma-
nagement, entsprechen?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Mit dem von
1995 bis 2001 jährlich veranstalteten Se-
minar „Kommunikationssysteme“ habe
ich gemeinsam mit Professor Dr. Studer in
einem theoretischen Teil an der Universi-
tät Zürich und in einem dreitägigen Prak-
tikum im Telecom-Labor der HTW Chur
zu Themen wie ADSL, ATM, Network Ma-
nagement, Firewall, Intrusion Detection
Systeme, ISDN, Routerkonfiguration und
IPv6 den Studierenden die Möglichkeit
geboten, hier firm zu werden. Darüber
hinaus wurden von mir entsprechende
Diplomarbeitsthemen ausgeschrieben.
Die von Michael Oehry 1998 eingereichte
Diplomarbeit, welche in Theorie und Pra-
xis Möglichkeiten und Grenzen elektro-
nischer Märkte für die „Business-to-Busi-
ness“-Kommunikation aufzeigte, war ein
solcher Brückenschlag.
OCG-Journal: Informationssystem-(IS-)
Qualitätsmanagement soll IS-Prozesse
und IS-Produkte anforderungsgerecht
gestalten. Solche Aufgabenstellungen
2�Ausgabe 3/2007
Pioniere der Informatik
zählen doch zu Ihren prominenten For-
schungsgebieten?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Vor einigen
Jahren habe ich vom IfI aus eine schrift-
liche Umfrage bei den 140 größten
schweizerischen Unternehmen durch-
geführt, um den Entwicklungsstand des
Qualitätsmanagements von Informati-
onssysteme in der Unternehmenspraxis
festzustellen. Zeit- und Personalmangel
waren die wichtigsten Gründe für man-
gelnde Qualität der im Unternehmen
eingesetzten Informationssysteme. IS-
Qualitätsmanagement erhöhte zwar die
Transparenz im Unternehmen deutlich,
Defizite könnten durch bessere Integra-
tion in die Informatik oder durch verbes-
serte Unterstützung durch das Control-
ling behoben werden.
Derzeit leite ich das Projekt „Quality con-
trol of information systems (QUISC)“,
welches auf den Erfahrungen aus IfI-
Projekten zu Informatik-Controlling und
Software-Qualitätsmanagement aufbaut.
Qualitätscontrolling als Teil des Control-
lingsystems koordiniert unternehmens-
weit qualitätsrelevante Prozesse mit dem
Ziel, ein anforderungsgerechtes Quali-
tätsniveau wirtschaftlich sicherzustellen.
Qualitätscontrolling von Informations-
systemen unterstützt das Informations-
system-Qualitätsmanagement im Errei-
chen seiner Ziele. Im Rahmen dieses
Projektes soll nun ein Rahmenwerk für
ein integriertes Qualitätscontrolling von
Informationssystemen entstehen.
OCG-Journal: Noch kurz vom Informa-
tions- zum Sicherheitsmanagement.
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Im Informati-
onsmanagement wird die Informationssi-
cherheit mittels des Sicherheitsmanage-
ments – Verhindern von realen Schäden
und den daraus resultierenden wirt-
schaftlichen Schäden in Unternehmen
– auf Basis einer Sicherheitsarchitektur
planmäßig hergestellt, überwacht und
erhalten. Wie die Erfahrung zeigt, verur-
sacht proaktives IT-Management die we-
nigsten Kosten und ist am effektivsten,
Ziel ist eine Performance-Maximierung.
OCG-Journal: Wir sprachen über Trends
der Wirtschaftsinformatikforschung, über
Informationsmanagement in Verbindung
mit Unternehmensführung und Wirt-
schaftsinformatik sowie über Informati-
onssicherheitskultur als soziokulturelle
Dimension im Informationssicherheits-
management. – Wie sehen Sie nun die
Hochschul-Informatik im Spannungsfeld
zwischen Wissenschaft, Industrie und
Berufsvorbereitung?
Univ.-Prof. Dr. Bauknecht: Wirtschafts-
informatik definiere ich als eine Schnitt-
menge aus den Gebieten Informatik
und Betriebswirtschaft. Innerhalb der
Wirtschaftsinformatik nimmt das Infor-
mationsmanagement einen prominenten
Platz ein. Das Studium an der Züricher
Universität, mit 40 % Informatik, 40 %
Betriebswirtschaftslehre und 20 % freien
Fachgebieten, liefert eine beachtliche
Interdisziplinarität. Angesichts der Halb-
wertszeit des Wissens sehe ich einen
Trend zum kürzeren Studium, aber mit
oftmaliger Auffrischung und Ergänzung
des Wissens nach Studienabschluss.
Informatik bietet aber auch ohne Hoch-
schulstudium gute Berufschancen, weil
durch den Strukturwandel zur Wissens-
gesellschaft der Bedarf stark gestiegen
ist. Leider wird der Informatikerberuf in
der Öffentlichkeit zu wenig differenziert
dargestellt. Informatik ist nicht nur ein
Hilfsmittel und Werkzeug sondern eine
Disziplin, die zur Beherrschung kom-
plexer Problemstellungen unerlässlich
ist. Informatik muss stufengerecht, sys-
tematisch gelehrt und gelernt werden.
In der Informatikbranche fehlt die Ausbil-
dungstradition, und weltweit vernetztes
Danken wird immer wichtiger.
OCG-Journal: Vielen Dank für das Ge-
spräch. n
Informatik-AkademieInternet Meets Telecommunications:
Evolution von Telekomdienstplattformen im Kontext IP Multimedia Subsystem (IMS) und Service Oriented Architecture (SOA)
Fachliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Magedanz, Fraunhofer Institut FOKUS/TU BerlinWeitere Beiträge: Dipl.-Ing. Wolfgang Reichl, ÖFEG und Dipl.-Ing. Dr. Helmut Malleck, ÖFEG
Donnerstag, 22. November 2007, 09:00 bis 17:00 UhrOCG Wien, Heinz Zemanek-Saal
Mehr über den Kurs: http://www.ocg.at/ia/ims.htmlAnmeldung: http://www.ocg.at/ia/anmeldung.html
22JOURNAL
Praxis und Wissen
Constantinus 2007Österreichs IT-Branche punktet mit hohem Kundennutzen
DieTMar eDer
138 Projekte wurden beim Constantinus 2007 ein-
gereicht – so viele wie noch nie. Die stärkste Ein-
reich-Kategorie war die Informationstechnologie.
„Erfreulich sind aber nicht nur die zahlreichen Ein-
reichungen, sondern auch die hohe Qualität der
Projekte“, sagt Constantinus-Präsident Hans Jörg
Schelling. „Wichtigstes Kriterium ist wie am Markt
der Kundennutzen“, ergänzt Alfred Harl, Obmann
des Fachverbandes Unternehmensberatung und
IT.
Der hohe Kundennutzen ist bei den Siegerpro-
jekten aus den Kategorien Open Source, Infor-
mationstechnologie sowie Kommunikation &
Netzwerke neben der technischen Innovation das
wesentliche Erfolgsgeheimnis. So punktet IT-Sieger
ilogs aus Klagenfurt mit einem System, das mobile
Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen besser in inter-
ne Prozesse integriert. Die Virtic Datenerfassung
GmbH räumte mit ihrem mobilen Montagecockpit
den Constantinus in der Kategorie Kommunikation
& Netzwerke ab. Die „Handy-Stechuhr“ von Virtic
macht Controlling in Echtzeit möglich. Die beste
Open-Source-Lösung lieferte die GRZ IT-Gruppe
aus Linz ab – der NetScanAssistant sorgt für mehr
Netzwerk-Sicherheit.
Sieger InformationstechnologieMobile Mitarbeiter von Pflegediensten sind natur-
gemäß viel auf Achse. Die Hauskrankenpflege ist
der Wirtschaftsbereich mit den meisten mobilen
Mitarbeitern – verglichen mit der Gesamtgröße
der Unternehmungen. „Erst durch die Einführung
von mobilen elektronischen Zeit- und Leistungs-
erfassungssystemen bzw. mobiler elektronischer
Auftragsdisponierung können größere Zahlen von
Mitarbeitern effizient verwaltet werden“, sagt Wal-
ter Liebhart, Geschäftsführer der Klagenfurter ilogs
mobile software GmbH. ilogs wurde im Jahr 2000
gegründet und beschäftigt derzeit etwa 25 Mit-
arbeiter an den Standorten Klagenfurt, Wien und
Zug. Das Unternehmen hat sich auf die Mobilisie-
Eine Open-Source-Lösung, die Lücken im Sicherheitsbereich vollautomatisch erkennt und dokumentiert. Ein System, das mobile Mitarbeiter von Pflege-diensten in die internen Prozesse integriert. Das Handy als Stechuhr. Beim Constantinus 2007 wurden Österreichs beste IT-Projekte gekürt.
rung von Geschäftsprozessen spezialisiert.
Mit Mobile Care (kurz: MOCA) schafften die
Kärntner eine Lösung, mit der die Mitarbei-
ter von mobilen Pflegeeinrichtungen in die
Unternehmensprozesse integriert werden
– von der elektronischen Zeiterfassung bis
zum Fahrtenbuch. Beim diesjährigen Cons-
tantinus siegte MOCA in der Kategorie Infor-
mationstechnologie, darüber hinaus gab es
noch den Constantinus-Jungunternehmer-
preis. Integrierter Bestandteil von MOCA ist
eine leistungsfähige Einsatzplanung. „Die
Einsatzleitung hat jederzeit den Überblick,
welcher Mitarbeiter bei welchem Klienten vor
Ort ist“, erklärt Liebhart. „Die gesamte für die
Disponierung erforderliche Kommunikation
erfolgt automatisch über MOCA. Mühsames
Telefonieren und unverbindliches Übergeben
von Einsätzen gehören der Vergangenheit
an.“
MOCA basiert auf einer eigens von ilogs
entwickelten Middleware. Damit kann sehr
flexibel auf die individuellen Bedürfnisse
der Kunden eingegangen werden. Auf den
Endgeräten kommt das Betriebssystem
Windows Mobile zum Einsatz. MOCA ist in
den Bundesländern Wien, Niederösterreich,
Salzburg, Kärnten und Steiermark im Einsatz.
„Weitere Bundesländer werden folgen“, kün-
digt Liebhart an. Und auch im Ausland soll
MOCA bald für mehr Qualität und Effizienz
in der mobilen Pflegeverwaltung sorgen. „Es
gab bereits Präsentationen in Slowenien, Ita-
lien, Frankreich und der Schweiz. Aufgrund
der sehr positiven Rückmeldungen sind kon-
krete Exportaktivitäten in diese Länder bereits
in Planung.“
Sieger Open SourceDie GRZ IT Center Linz GmbH hat für die
LOGIS IT Service GmbH den „NetScanAssis-
tant“ entwickelt. „Es handelt sich um eine auf
Open Source basierende Lösung, die Lücken
im Sicherheitsbereich vollautomatisch erkennt
und dokumentiert“, so LOGIS-Geschäftsfüh-
rer Hermann Sikora. Das Werkzeug erzeugt
automatisiert hochqualitative Risk-Reports
und kann von unterschiedlichsten Geräten
aus bedient werden – vom PC/Browser bis
hin zum Smartphone. Der NetScanAssistant
ermöglicht dem Management und den Si-
cherheitsverantwortlichen, aktiv und automa-
tisiert aktuelle Ergebnisse anzufordern – zum
Beispiel per E-Mail. Der Audit wird gestartet,
durchgeführt und das Ergebnis an den Ab-
sender geschickt. Das Reportmanagement
wird wie die Steuerung der Netzwerkaudits
per Eclipse-Plug-in, Kommandozeile oder
signierter E-Mail durchgeführt. Vorgefertigte
Standardabfragen erlauben eine massive
Entlastung der Audit-Teams, ein historisches
Bild der Netzwerkinfrastruktur inklusive ange-
bundener Komponenten und die Erhöhung
der Auditfrequenz.
Als Besonderheiten des NetScanAssistant
nennt Oliver Hable von GRZ IT unter anderem
das 4WT-Prinzip (Wir Wissen Was Wir Tun),
die Langzeitarchivierung, Datenintegrität und
Plattformunabhängigkeit. „Im Sicherheitsbe-
reich muss man die Rahmenbedingungen in-
klusive Infrastruktur so gut wie möglich unter
Kontrolle haben, das spricht für Open Source.
Dazu kommt noch die Zukunftssicherheit der
eingesetzten Technologien dank einer großen
Community“, so Hable weiter.
Die GRZ IT Center Linz GmbH, ein Unter-
nehmen der GRZ IT Gruppe, wurde 1971 als
Rechenzentrum für Banken und Handelsun-
ternehmen gegründet und ist heute eines der
größten und erfolgreichsten Rechenzentren
und IT-Systemhäuser Österreichs.
Sieger Kommunikation & NetzwerkeDie oberösterreichische Metallbaufirma
Kreuzroither beschäftigt 135 Mitarbeiter und
23Ausgabe 3/2007
Praxis und Wissen
verfügt über Standorte in Schörfling, Asten
und Zagreb. Mit dem mobilen Montage-
cockpit der Virtic Datenerfassung GmbH
steuert die Firma ihre Prozesse in Echt-
zeit. Hintergrund: Die Überwachung und
Steuerung von Prozessen, die außerhalb
des eigenen Betriebs ablaufen, stellt viele
Unternehmen vor Probleme. Die Datener-
fassung – zum Beispiel auf Baustellen – ist
meist schwierig, die Daten liegen erst mit
großer Verzögerung im Unternehmen vor.
Das mobile Montagecockpit ermöglicht es,
Informationen aus den betrieblichen Ab-
läufen über Mobiltelefone zu erfassen und
über das mobile Internet an einen Server
zu senden. Dort stehen die Daten sofort
zur Verfügung, dadurch wird Controlling
in Echtzeit ermöglicht. „So wird das Stan-
dard-Handy unter anderem zur Stechuhr“,
sagt Thomas Bogensperger von Virtic. Ein
Ergebnis: „Mit herkömmlichen Lösungen
werden pro Mitarbeiter im Monat 9,7 Stun-
den mehr aufgeschrieben, als mit der mo-
bilen Variante.“
Konkret bedeutet das für die Firma Kreuz-
roither, dass ihr präzises Controlling eine
schärfere Projektkalkulation ermöglicht.
Projektleiter können Abweichungen und
Mehrkosten sofort erkennen und wirksame
Gegenmaßnahmen einleiten. „Die Lösung
ist auch für kleinere Unternehmen leistbar.“
VIRTIC (VIrtual TIme Clock) ist ein Appli-
cation Service Provider, der Lösungen für
mobiles Controlling anbietet. Per Stan-
dardhandy werden Daten (Arbeitszeit, Pro-
jektdaten etc.) erfasst und online in einem
Internetportal zur Verfügung gestellt. Zur
Verifizierung der Angaben der Mitarbeiter
ist es möglich, Ortungen durchzuführen.
Die Mitarbeiter müssen der Handy-Ortung
aber zustimmen. Virtic war der erste Dritt-
anbieter, der Zugang zu den Ortungsser-
vern von A1 und T-Mobile erhalten hat.
Alternativ bietet die Firma GPS Tracking
Solutions an. n
KontaktConstantinus ClubWiedner Hauptstraße 73, 1040 WienTel.: 059 09 0037 92 [email protected]
Die Preisverleihung fand im Rahmen der großen Constantinus-Gala am 21. Juni 2007 im Salzburg Congress statt
Jubeln über den Erfolg ihrer Open-Source-Lösung für mehr IT-Sicherheit: Hermann Sikora, Barbara Hauer und Oliver Hable von der Linzer GRZ IT-Gruppe (v.l.)
V.r.n.l: Constantinus-Doppelsieger Walter Liebhart und Klaus Kienzl (ilogs GmbH) mit Kunde Robert Em (WS Alten- & Pflegedienste GmbH) und Fachgruppenobmann Herr-mann Daniel (UBIT Kärnten)
2�JOURNAL
Interview
Die Verbesserung von ganz EuropaEin Interviewversuch mit dem Radikalrationalisten Werner Schimanovich
Mag. Lucy TraunMüLLer; ao. univ.-prof. Mag. Dr. karL fröSchL
Dr. Werner Schimanovich hat aber auch
die Entwicklung der Informatik in Öster-
reich von Anfang an begleitet, wenn-
gleich seine Beiträge in überwiegend
indirekter Art – über die Logik – erfolgt
sind. Das freigeistige Schicksal, mit
einem ausgeprägtem Hang zu einer
üppig mäandernden Interdisziplinari-
tät, charakterisiert seinen unkonventi-
onellen intellektuellen Lebensweg, der
sich in vielen institutionellen Reibungen,
persönlichen Enttäuschungen, mitun-
ter fragwürdigen Polemiken, aber auch
in der Erkennung und Förderung von
Begabungen und oft genug der rich-
tungsweisenden Vorwegnahme meist
noch weitgehend unverstandener wis-
senschaftlicher und politischer Entwick-
lungen widerspiegelt. Die Liebe zum
Ein Jubiläum wird begangen: Werner Schimanovich ist �� Jahre jung. Der Wiener Alternativdenker ist, nach etlichen Stationen seines aka-demischen Lebens, am Institut für Informationssysteme der TU Wien (Univ.-Prof. Georg Gottlob) beheimatet. Seinen Werdegang – den Nei-gungen entsprechend – mit Studien in Maschinenbau und Technische Physik beginnend, wechselte er später zur Mathematik, Philosophie und schließlich zur Logik und war dann 32 lange Jahre als Assistent (bei Univ.-Prof. Leopold Schmetterer), Oberrat und einer der weltweit bedeutendsten Gödel-Forscher am Institut für Statistik und Informatik der Universität Wien tätig.
Erfinden hat er sich stets erhalten, die
Streitlust steht immer noch im Dienste
der Weltverbesserung (zumindest jener
der europäischen Welt), und auch der
avantgardistischen Kunst ist er – unter
anderem in Zusammenarbeit mit Peter
Weibel und Valie Export – nach wie vor
eng verbunden. Der Opulenz seines
Oevres kann man, unbeschadet des
oft letztlich doch nur fragmentarisch
Gebliebenen, nur mit Staunen begeg-
nen und mit dem Jubilar darüber ein
– zwangsläufig ziemlich unvollständiges
– Gespräch führen.
Herr Dr. Schimanovich, auf Ihrer Web-
site stellen Sie sich folgendermaßen vor:
Werner-Jimmy-DeViena DePauli-Schi-
manovich-Göttig. Wie viele Personen
werden wir heute interviewen?
Die drei Namen stellen natürlich die hei-
lige Dreifaltigkeit dar. Außerdem stehen
sie für meine drei Väter. Schimano-vich
ist mein Geburtsname, mein Stiefva-
ter hieß DePauli. Göttig war der Name
meines leiblichen Vaters in Deutsch-
land. Die drei Vornamen habe ich aus
Symmetriegründen angegeben.
Wenn man Ihre intellektuelle Biografie
verfolgt, so sieht man eine Entwicklung
vom Maschinenbau zur Logik. Wie kam
es zu dieser Entwicklung, und wie ging
es dann weiter?
In der Mittelschule hat mich mein Phy-
siklehrer immer „kleiner Erfinder“ ge-
nannt. Eigentlich hat sich damals schon
abgezeichnet, dass meine wirklichen
mentalen Stärken der Maschinenbau
und das Erfindertum sind. Aber ich kann
nun einmal nicht gut zeichnen. So bin
ich vom Maschinenbau zur Technischen
Physik gewechselt, von dort aus zur Ma-
thematik, dann zur Logik. Danach habe
ich am Institut für Statistik und Informa-
tik der Universität Wien gearbeitet. Und
zum Schluss habe ich mich mit Artificial
Intelligence beschäftigt. Aber in Wirk-
lichkeit bin und bleibe ich ein verhinder-
ter Maschinenbauer, der zwangsläufig
zum Intellektuellen wurde.
Sie haben sich mit einer unglaublichen
Vielfalt von Themen beschäftigt. Wel-
ches sind Ihre wichtigsten Ergebnisse?
Vielleicht kann man sagen, dass mein
wichtigstes Ergebnis meine hervorra-
genden Schüler sind – allen voran der
Wittgensteinpreisträger Georg Gottlob,
der in Wien Technische Mathematik und
Informatik/Logistik studiert hat und mitt-
lerweile als Professor an der Universität
Oxford tätig ist. Ihm konnte ich in seiner
formativen Phase an der Universität Wien
und der Technischen Universität Wien
als Ansprechpartner Unterstützung bie-
ten. Die Gründung der Österreichischen
Studien-Gesellschaft für Betriebs- und
Verkehrsinformatik (BVI) und der In-
ternationalen Kurt Gödel Gesellschaft
sind sicher auch greifbare Ergebnisse.
Die meisten meiner Projekte und Erfin-
dungen sind jedoch leider Fragmente
geblieben. Aus diesem Grund habe ich
fünf Jahre vor der Pensionierung be-
schlossen, mein Gesamtwerk zu doku-
mentieren und zu kommentieren: Texte,
Lieder, Zeichnungen und Erfindungen.
Werner Schimanovich – für das OCG-Journal mit Kappe
2�Ausgabe 3/2007
Interview
Drehmoment-Motor, Europolis Band 3, S. 488
Daraus ist dann die Buchserie „Euro-
polis“ geworden, die mittlerweile aus
sechs Bänden besteht.
Ihre Erfindungen waren nicht nur tech-
nischer, sondern auch organisatorischer
Natur.
Ja, ich habe viele Erfindungen im Be-
reich Verkehr gemacht, wie etwa den
Drehmoment-Motor für Rennwagen
oder die Elektrifizierung der Autobahnen
für LKW. Eigentlich habe ich mich
mit allen Verkehrsträgern beschäf-
tigt, die es überhaupt gibt. Auf or-
ganisatorischer Ebene habe ich
beispielsweise die 10-Tage-Woche
entworfen, die eine freie Zeiteintei-
lung vorsieht. Mit zehn Stunden täg-
licher Arbeit würden uns fünf Tage
Freizeit pro Woche zukommen – bei
gleich bleibender Arbeitszeit pro
Jahr. Das ist aber natürlich nur als
Denkanstoß gedacht, ich habe nie
ernsthaft an die Verwirklichung die-
ser Idee geglaubt.
Der Mathematiker und Logiker Kurt
Gödel ist einer Ihrer Schwerpunkte.
Wie ist es dazu gekommen?
Wenn man Mathematik in Wien stu-
diert, dann muss man zwangsläufig
über Gödel stolpern. In meinem Fall
hat sich dann eine zunehmend in-
tensivere Beschäftigung ergeben,
vielleicht auch aus dem Gefühl
heraus, dass ihm in Österreich zu
wenig Aufmerksamkeit geschenkt wur-
de. Als Kurt Gödel 1978 starb, war ich
gerade Universitätsassistent am Institut
für Statistik und Informatik der Univer-
sität Wien, und es erschien mir ange-
bracht, seine Bedeutung zu würdigen.
Insgesamt habe ich dann fünf Bücher
über Gödel geschrieben, darunter ge-
meinsam mit John Casti ein englisches:
„Gödel – A Life of Logic, the Mind, and
Mathematics“. Außerdem habe ich mit
Peter Weibel einen Film produziert, der
1986 im ORF ausgestrahlt wurde: „Kurt
Gödel − ein mathematischer Mythos“.
Welche Relevanz hat Gödel heute?
Gödels Satz stellt heute einen Teil der
Informatik dar. Mathematisch gesehen
ist die Aussage ja alles andere als kom-
plex: Sie liefert einfach den Beweis da-
für, dass die logische Ableitbarkeit aller
Wahrheiten aus einem einzigen forma-
len System Illusion ist. Philosophisch ist
das jedoch höchst relevant. Der Gödel-
sche Satz ist eines der großen Limita-
tionstheoreme der Wissenschaft, z. B.
in der Formulierung des Halteproblems
von Turingmaschinen. Wenn Wahrheiten
nicht quantifizierbar sind, dann bedeu-
tet das, dass selbst in der Mathematik,
der Königin der Wissenschaften, Vieles
im Bereich der Intuition verbleibt und
die entdeckten Wahrheiten letztlich eine
Frage des Zufalls sind.
Werner Schimanovich als Metaphysiker?
Als rationaler Metaphysiker. Ich sehe
mich als Anhänger des „radikalen Rati-
onalismus“, der in der Philosophie mit
Kant seinen Anfang nahm. Das heißt
jedoch nicht, dass ich gegen das Irrati-
onale bin. Es gibt hier ein großes Miss-
verständnis: Anti-Rationalität, die Unver-
nunft bedeutet, wird oft mit Irrationalität
gleichgesetzt – die die kreative Kraft der
Intuition darstellt. Diese Verwechslung
ist ein echtes Problem. Übrigens war
auch Gödel Metaphysiker. Nur wäre es
damals undenkbar gewesen, sich als
solcher zu deklarieren. Zu Gödels Zeiten
hat noch die Illusion geherrscht,
dass alles formalisierbar sei.
Am 5. Mai 2007 feierten Sie Ih-
ren 65. Geburtstag. Was wird
die Zukunft bringen?
Lassen Sie mich eines gleich
vorweg sagen: Als Mathema-
tiker empfinde ich die 65 als
eine völlige unbedeutende
Zahl. Sie ist ja noch nicht ein-
mal eine Primzahl! 64 – das ist
ein gewichtiges Alter: 2 hoch 6.
Aber 65… Was ich nun machen
will? Im Oktober halte ich mei-
ne letzte Vorlesung. Danach
möchte ich die Europolis-Serie
komplettieren: zunächst mit
zwei englischen Büchern mit
Exzerpten aus meinem deut-
schen Gesamtwerk. „Gödel’s
Letters to his Mother and In-
terviews with Time Witnesses”
wird dann Band 9 werden. Eu-
ropolis 10 soll „Utopia Europia” heißen.
Utopia Europia?
Ein Zukunftsroman. Um meine Gedanken
in lesbare Form zu gießen. Und um die
gesamteuropäische Kultur zu fördern. Ich
bin nämlich ein glühender Anhänger des
europäischen Gedankens, ein Europäist.
Wir gratulieren dem postmodernen Re-
naissancemenschen, „Maschinenbauer
der Logik“, Querdenker, Provokateur,
Polemiker und Europagandisten Werner
Schimanovich: ad multos annos! n
2�JOURNAL
Pioniere der Informatik
Laudatio für Peter WegnerBegegnung mit einem großen Informatiker!
prof. Dr. chriSTiane fLoyD
Peter Wegner, ein gebürtiger Österreicher, der das Land wegen der Nationalsozialisten als Kind verlassen musste, war wegen seiner wissen-schaftlichen Leistungen bereits 1999 mit dem Großen Ehrenkreuz der Republik Österreich – der höchsten Auszeichnung für einen auslän-dischen Wissenschafter – geehrt worden. Die in Wien geplante Verleihung musste allerdings verschoben werden, da Professor Wegner bei seiner Anreise einen schweren Verkehrsunfall erlitten hatte. Sie wurde etwas später ohne sein Beisein durchgeführt. Umso bemerkenswerter war es, dass Pe-ter Wegner nun wieder ganz gesund beim WIT-Kolloquium auftreten konnte. Seine in-teressanten fachlichen Ausführungen zum Thema „Interactive Principles of Problem Solving“ wurden mit großer Aufmerksam-keit verfolgt und als konstruktive Denkan-stöße gewertet. Auch die im Anschluss gegebenen Kommentare und der histo-rische Überblick zum Thema durch Dekan Professor Hermann Maurer (TU Graz) wur-den vom Publikum positiv aufgenommen. Dem fachlichen Teil folgte jener Teil der Veranstaltung, in dem Peter Wegners Lebenswerk gewürdigt wurde. Sektionschef Frühauf (bmbwk), Vizerektor Professor Ram-merstorfer und Dekan Prof. Steinhardt (TU Wien) sprachen Grußworte. Der Hauptteil des zweiten Teils war die inspirierende Laudatio von Professor Floyd, in der neben den fachlichen Leistungen Peter Wegners auch die leidvollen Phasen seiner Biografie angesprochen wur-den. Niemand hätte diese schwierige Aufgabe besser zu meistern gewusst. Wie schon bei Professor Zemaneks Geburtstagsfeier im Jahr zuvor (siehe OCG Journal 5/2005 bzw. 1/2006) war die Laudatio von Professor Christiane Floyd ein ganz besonderes Ereignis. Doch am besten lesen Sie selbst:Laudation for Peter WegnerLadies and gentlemen,It is a great privilege for me to give the laudation for Professor Peter Wegner, one of the outstand-ing personalities in computer science in the soft-ware field. To be honest, I have volunteered for
Gemeinsam mit der Fakultät für Informatik und der OCG lud das Wissen-schafterinnenkolleg Internettechnologien (WIT) im letzten Herbst, am ��. Oktober 200�, zu einem WIT-Kolloquium zur Würdigung eines großen In-formatikers: Professor Dr. Peter Wegner.
this honor on grounds of my friendship with Peter Wegner, whom I have come to know at the University of Oslo in 1994, where we were guests of our common friend Kristen Nygaard. We soon found out that we both originated from Vienna – a discovery, which led to a deep personal encounter. In 1996, Peter Wegner visited the University of Ham-burg for a week of seminars and discus-sions focusing on object-orientation. This
has been a great experience for my whole research group and has strengthened our friendship.Since then I hoped that there would be a suitable way of honoring Peter Wegner in Vienna. When I heard that – due to an initia-tive of professors Maurer, Tjoa and Kappel – he was awarded the ‘Große Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst’ of the Austrian Republic in 1999 and that the-re would be a celebration on this occasion at the Vienna University of Technology, I was deeply gratified, although, at the time, I was not part of this initiative.And then came a horrible shock, which
hit me in Hamburg through an e-mail that was sent to Peter Wegner’s friends and col-leagues all over the world. In Vienna, every-thing had been prepared, and the ceremony actually took place – but not as a celebration. Professor Roland Mittermayr had written a splendid laudation – I will draw substantially on his text, which was a valuable source of information for me – however, he had to give his laudation in the absence of the person to be honored.As we now know, Peter Wegner was strug-gling for his life in the intensive care unit of a hospital after a severe accident in the streets of London. The fact that we have Peter Weg-ner with us today – active in scientific work,
giving lectures, writing articles and edit-ing books – comes close to a miracle. At the time, we had little reason for hop-ing that he would live to this day. Having witnessed what happened only from afar (through a mailing list where I was one of many recipients) my impression was that the slow recovery was not only a great medical accomplishment, but that the actual healing was due to the unfailing love and support from his wife and family, and to his own persevering courage. I understand that this proc-ess was considered so extraordinary that the Medical School of Brown Uni-versity made a video about it, so as to
help others who have to cope with a similar affliction.When Peter Wegner eventually was well on the road to recovery, the award was bestowed to him by a member of the Austrian embassy in the United States. However, professor Kappel and others, including myself, felt that it would make a big difference to have a celebration here in Vienna as well. So, today we come together in order to celebrate healing.This introduction already shows that I cannot give a routine laudation, just going through one date after the other in Peter Wegner’s life. The second reason why this cannot be, is that most of us know that he is a native
Professor Christiane Floyd ist Österreicherin und war Deutschlands erste Informa-
tikprofessorin. Sie ist gern gesehener Gast bei WIT und leitet den Arbeitsbereich
Softwaretechnik an der Universität Hamburg.
Mehr Info: http://swt-www.informatik.uni-hamburg.de
Professor Peter Wegner bei seinem Vortrag
27Ausgabe 3/2007
Pioniere der Informatik
Austrian, born in 1932, and that his official biography starts with the dry statement: Emi-gration to England in 1939. We will look at the background of this short phrase later. For now, I invite you to follow the little boy, who has left behind turmoil and danger in Vienna to find a safe haven in England.Peter Wegner spent his young years attend-ing an English boarding school and attained a very British outlook on life. The center of our attention is his academic path, eventu-ally leading him to the great achievements in computer science that he has been honored for. The first step on this path was a bachelor in mathematics from the Imperial College in London.Peter Wegner got his introduction to computing, when he went to Cambridge to follow a master program in numeri-cal analysis and automatic computing led by Maurice Wilkes. The outstanding achievement of this computer pioneer was to provide a milieu – unique at the time – where programming was possi-ble. In the early years of computing there were many ‘firsts’ – in Germany, in the United States, and so on, even in Austria. England may claim to have been the first in programming: the EDSAC, the com-puter, which was developed and used at the Cambridge lab in the late 1940s, was the first machine in the world that was actually available as a problem solv-ing tool. Programming then was primarily seen as a way of solving problems in the sciences. Understanding and relating all levels from problem formulation to ma-chine code was required so as to enable an efficient and effective program execu-tion. Several of the students who had the opportunity to work in this milieu around 1950 became leading computer scientists in Britain and other countries. They shared very broad and encompassing ideas of programming, which also shaped Peter Wegner’s attitude. His master thesis was related to solving prob-lems in physics.As a first step in his scientific career, Peter Wegner joined the Weizmann Institute in Is-rael as a research fellow for a short time. Then he was a practicing mathematician in London. This is where he also got married in 1956. Soon afterwards, he went to Pennsyl-vania State University, where he took another master course, worked with George Dantzig on optimization problems in linear program-ming, and obtained an MA in Economics. He had a brief stage at the well-known research
group at MIT, which invented time sharing sys-tems, and then acted as assistant director of Harvard‘s statistical laboratory. All these were engagements of short duration, involving fre-quent changes. When he went back to England from 1961 to 1964 to become a senior research officer at the London School of Economics, his interest had moved on to statistics.In 1964, Peter Wegner came to the US again, this time to stay. For a brief period he returned to Pennsylvania State, then moved on to Cornell University. And after all this back and forth, wan-dering around the world, he finally entered into a period of extended stability, when he joined the faculty of Brown University.Considering that Peter Wegner strongly be-
lieves in interaction as a basic paradigm, it is fair to say that he has lived according to this para-digm in his early scientific life. He has immersed himself in a variety of research milieus, he has been interested in many different fields of work and, as a consequence, he was able to draw from highly diverse sources of ideas, which all became fruitful in his later research.At the age of 36, just before he became a pro-fessor at Brown University, Peter Wegner ob-tained his PhD in London. He published his dissertation as a book, which became a best-seller and established his outstanding reputa-tion in the field of programming languages. At the time when the thesis was written, several im-portant programming languages were already in existence – including FORTRAN, COBOL, ALGOL 60, LISP, and SIMULA – and they were
very different from one another. In the course of the development and use of these languages, basic ideas of programming methodology were emerging that provoked highly controversial discussion.Peter Wegner’s work laid the foundation for treating programming languages systematically in an encompassing framework. Even the title ‘Programming Languages, Information Struc-tures and Machine Organisation’ is quite pro-found, because it relates three dimensions. The first term ‘programming languages’ refers to the expressive power inherent in the language itself. ‘Information structures’ points to the potential of the language for modeling – at that time there was as yet little concern with types, modeling
happened very much in terms of structures. And ‘machine organization’ shows the con-cern for the language’s implications on im-plementation, centering around the question, how does the program formulated in the pro-gramming language actually control the ma-chine. This spans the field of tension inherent in programming languages already then and to this day.From the mid-sixties onwards, Peter Wegner showed a continued interest in programming languages. At first he was concerned with semantics, and as part of this interest, he sought an exchange with the Vienna group around Heinz Zemanek. The Vienna Defini-tion Language developed by this group was a landmark in semantics at the time. It owes its international recognition to a considerable extent to Peter Wegner’s mediation.In the early 1980s Peter Wegner was one of the key researchers in the international move-ment that eventually led to the ADA language. He was among those asked to contribute to the request of proposals and later to the
evaluation of the programming language, which was originally called DOD1, but became known as ADA. However, he was dissatisfied with ADA even before the language was defined, because he was already looking for what he later called ‘real object-orientation’.To many computer scientists – certainly to those in my environment – Peter Wegner has become a source of profound inspiration mainly through his work in object-orientation. Taking a close look at his work when preparing this laudation, I came to appreciate the diverse concerns and different roads to object-orientation which were all accommodated in his own encompassing view.Peter Wegner’s pre-occupation with object-orientation already shows in the treatment of Simula in his dissertation (this was also the
Laudatorin Floyd im Gespräch mit Heinz Zemanek
2�JOURNAL
Pioniere der Informatik
origin of his friendship with Kristen Nygaard who developed Simula together with Ole Johan Dahl). However, he later writes somewhat con-descendingly about the European approach to object-orientation, which was just concerned with modeling and classification, but otherwise left programming as it was. This was certainly the case for Simula, a language that offered the innovative class concept, but embedded AL-GOL 60 otherwise.A different road – one that we are all familiar with – is the human-computer interaction approach adopted in Xerox PARC, where objects were graphical icons that could be manipulated. And these two combined, eventually lead to Small-talk, the first ‘real’ object-oriented language, as Peter Wegner would call it, with objects be-ing in the center of concern.The third road to object-orientation (which by the way is the one adopted by our colleague Roland Mittermayr, who wrote the original laudation that I’m drawing on) comes from the wish to reuse software. This is of course very legitimate. It is a question of the capital invested in software development, an issue also pointed to by Peter Wegner.But Peter Wegner himself was most inter-ested in objects as computational entities that could exist in parallel and had the ability for interaction. This is where he saw the real potential and the fundamental innovation of object-orientation. His overriding concern was: how could programming languages be designed so as to exploit the potential of real object-orientation, allowing objects as compu-tational units to fully unfold their dynamics, and at the same time provide clear concepts in or-der to master this dynamics and enable a se-mantic understanding of what these programs would do.In the 1980s the work of Peter Wegner involved so many great and fundamental contributions that I will even refrain from recalling the titles of his seminal papers. He has published overall analyses, bringing out all dimensions of object-oriented language design in a comprehensive, understandable and yet highly innovative way, and is the (co-)author of several in-depth treat-ments of advanced topics, such as types in connection with object-orientation or the gen-eral concept underlying inheritance. These pub-lications combine clear conceptualization and sophisticated elaboration of the concepts with a view to implementation. There is an amazing richness to be found in them.Peter Wegner’s outstanding contribution was to take into account the work of very many people, a large variety of highly diverse programming
languages designed for different purposes, and to propose a systematic way of looking at them. Thus, he integrated many approaches in a convincing manner and brought about a new quality. So he is a highly original thinker and at the same time a great synthesizer of ideas, integrating them into an organic whole.Peter Wegner’s conviction that fundamental ideas in computing should be understandable to many people led to an important part of his scientific work: not only to publish his own pa-pers, but to contribute to journals as an edi-tor. His outstanding service for the computing community was recognized by the Association of Computing Machinery (ACM) and honored by two awards that he received from this lead-
ing professional organization. In 1995, he was given the ACM Fellows Award. This is a quote from the citation: “For 27 years, professor Wegner has been an initiating leader in ACM’s educational and publication efforts, while in-spiring several generations of computer scien-tists.“ And in the year 2000, he received the ACM Distinguished Service Award „for many years of generous service to ACM and the computing community, including outstanding and inspiring leadership in publication and in charting research directions for computer sci-ence.“As a scientific personality, Peter Wegner exhib-its a lucid and visionary mind, sensing where the way to the future is going, and at the same time exemplifies the willingness to serve the community in an outstanding way with long lasting effects. This special, unique role of Pe-ter Wegner has been demonstrated again and again at international conferences on object-orientation, in particular at the OOPSLA con-ference series. Thus, programming languages and, more particularly, object-orientation are the overrid-ing concern of the whole middle period of Pe-
ter Wegner’s scientific work. I have not been able to retrace how his interest shifted from object-orientation to what he now calls inter-action machines. My conjecture is that he considered objects as computational units in their own right, endowed with enhanced computational ability through interaction. This seems like a natural bridge.Since about 1991, the focus of Peter Wegn-er’s attention is on the interactive paradigm for computing, which he sets in contrast to the established, algorithmic paradigm.Could this paradigm change be meaningful for people in general? Should we stop calling our laptops ‘computers’? Should we rather refer to them as ‘interaction machines’? Per-
haps this would be more appropriate, considering what we do with comput-ers today. It might be easier to explain this idea to novices. The actual ‘com-puting’ recedes more and more into the background. What we experience is basically interaction – between us and the machine, between humans through the machine, and also the interaction between machines.Peter Wegner focuses on interaction in this last sense: the interaction be-tween computers – more precisely, between programs as computational units. He does not suggest to change the name ‘computer’, but rather to
expand the notion of ‘computation’ in an un-precedented manner so as to cover interac-tion as well. In doing so, he challenges the very foundations of computer science and devotes the evening of his scientific life to promoting a change in scientific paradigms.This process is a tremendous upheaval that we are witnesses of. Senior scientists who can draw on the wealth of experience of their whole life’s work have the responsibil-ity to put the basic concepts and paradigms of a discipline in perspective, making it clear that these paradigms were taken up at some point in time and maybe will be shown as too limited at some other point of time. And then they will be superseded, not given up alto-gether, but enriched by something to come.The theoretical foundation underlying what Peter Wegner calls the algorithmic paradigm is the Turing machine. He does not challenge the Turing machine itself – as a mathematical model for describing all computable func-tions it is timeless and will always remain val-id. But in computer science as we know it the Turing machine serves as a model to show what can and what cannot be computed by
Peter Wegner mit Gastgeberin Gerti Kappel
2�Ausgabe 3/2007
Pioniere der Informatik
machine and thus to mark the boundary of computer science.My German colleague Wilfried Brauer once answered the question ‘what is computer science’ by simply saying: well, it is all you can get out of Turing machines, bit patterns and human-computer equivalence. I did not appreciate this at first, but in retrospect I find it a poignant description of computer sci-ence as it has been framed and implement-ed several decades ago. More recently, the boundaries inherent in this idea of compu-ter science have been challenged and are expanding in different directions – but the original view has not been given up.This situation is typical for an impending paradigm shift, which Thomas Kuhn calls a revolution. A revolution comes with blood-shed and there is strong resistance. Some of the resistance comes from attachment to familiar habits of thought. Also, the proponents of the paradigm shift need time to elaborate their novel ideas into clear concepts. But, perhaps most im-portantly, there is a power struggle – in the case of computer science it pertains to the question how tra-ditional formal approaches relate to the rest of the discipline. To me, as a working person in the field of com-puter science, this controversy has practical implications.This is not Peter Wegner’s line of interest. Instead he expands his ideas from the computing realm into a comparison of epistemologi-cal schools of thought and even into hu-man, political and social life. He associates the algorithmic paradigm with rationalism and the interaction paradigm with empiri-cism, to which he gives strong preference. To him, rationalism promotes an attitude where thinking relies on a person’s prede-fined concepts only – taking no account of experience and other peoples’ views. Since the empiricist school of thought is prevalent in England and has had a deep influence on American thought, while rationalism origi-nates in France and has permeated much of continental Europe, he associates politi-cal beliefs and ways of life in different coun-tries with these philosophical ideas. While he sees empiricism as fundamental to de-mocracy, he diagnoses a decline in Europe-an thought as a consequence of rationalism and associates even the dictators that have plagued the world in the twentieth century
with this school of thought. Admittedly, to me this sounds rather like a caricature of rational-ism. I cannot follow Peter Wegner there.However, I strongly share Peter Wegner’s concern that we need to reflect on how our ways of thinking are related to how we deal with human affairs. Throughout his life, in his scientific work, but also in his dealing with the world, Peter Wegner has shown himself to be a humanist and has sought mutual under-standing between people, between different groups of people – building bridges and con-tributing to creating conditions for everyone to live in peace.This brings me back to Peter Wegner’s own experience in life. I will now explain why it is important to have this celebration in Vienna, which was his home as a child.
When Peter Wegner started school in 1938 in the second district of this city, he lived in the Praterstraße with his grandmother. He had lost his father some years before. His mother had to leave the country right after the Anschluss, which incorporated Austria into Hitler’s Re-ich, because she was in double danger for her political views and for being Jewish. The school – where he had to go, because it was the only school reserved for Jewish children – was burned down on November 9, 1938 in the so–called Reichskristallnacht.In April 1939, when he was not yet seven years old, he was one of 300 Jewish children from Vienna, who were taken to England in what was called a Kindertransport. This was a coordinated effort of the Jewish community in cooperation with the Red Cross, based on the clear insight (already before the war!) that in the situation of extreme danger at hand, even breaking up Jewish families was called for, so
that at least the children could be saved. On their way to start a new life, the children were cared for by the Red Cross. A special train took them on, was sealed before it left Vienna and went all the way through the Reich to Hoek van Holland. There, the children embarked for England, where families – some Jewish, some non-Jewish – had offered to give them a home. In Peter Wegner’s case this meant seeing his mother again, who had fled to England a year before, but lived in such modest circumstances that he had to grow up with a foster family. In Vienna, he had to leave behind his grandmother and other family members, never to see them again.The human greatness that I would like to bring out is Peter Wegner’s attitude to Austria after the war. He came back to Vienna for the first time in
1949. In spite of his own experi-ence, of what his family had en-dured, and the full horror of what had come in the open after the war, Peter Wegner was willing to regain some trust in Austria. He even sought cooperation with Austrians around 1970. Through his involvement in the research effort of Heinz Zemanek’s group, he actually made an important contribution to Austrian Compu-ter Science as well. Eventually he established friendships with some people here. This is the really deep level of healing that we are celebrating, and I want to make it very clear that we owe it to Peter Wegner that we
can celebrate this. It was he, who has taken the first steps. We – Austrians from all generations – may be grateful and happy, and respond to his attitude in kind.Having said all this, I nevertheless want to end my laudation on a somewhat lighter tone.Peter Wegner has now been in Vienna for al-most a week and I have had the opportunity to spend quite a bit of time with him. So I had the chance to learn that, no matter how sad were the circumstances that made him leave this city, no matter how long he has lived in other parts of the world, he is nevertheless, in some ways, very Viennese.I first found this out in the opera, by his love for
Dekan Maurer und Peter Wegner
Die Nachlese der Veranstaltung mit Fotos
und Vortragsvideos aller ReferentInnen
findet sich auf der WIT-Homepage unter:
http://wit.tuwien.ac.at/events/wegner
30JOURNAL
OCG aktuell
the music. As we know, it is very Viennese to love the opera. Peter Wegner does not only love the opera, he also knows a lot about music and corrected me several times, ac-cusing me mildly of being a rationalist, when I made a slight mistake. This was the first indication.Another, more problematic aspect of Peter Wegner’s Viennese character is his love for Schlagobers (whipped cream). He read to me an e-mail from his concerned wife, from which I inferred that this is a controversial issue in the family. Too much Schlagobers may not be recommendable, however, this predilection is clearly very Viennese – sweet dishes are the pride of this city.But Peter Wegner’s truly Viennese nature became obvious to me in a little conver-sation with Ulli Pastner, who takes care of all scientific guests of this institute. She didn’t just say that he was nice (anybody can be nice!) but added: “Mit dem kann ma Schmäh führn”. Now, you see, only the Viennese can do that. This friendly way of making jokes is not at all superficial. It re-quires the discipline of seeing the light side in all situations. It allows you to say things that are too serious to be articulated in any other way. And it makes it easier to go even through severe hardships with grace. I can’t be sure how far the art of ‘Schmäh führen’ extends into other parts of Austria – but it is certainly beyond the reach of my colleagues from Germany. In fact, my family complains that I have forgotten all about ‘Schmäh führen’, because I have lived in Germany for so long. Peter Wegner, on the other hand, has retained this art all his life, exhibiting an admirable lightness in spite of the dark times he has known. In this way he reveals himself as a model Viennese, belonging to this city in a basic manner.With this recognition, I would like to end my laudation. n
KontaktDr. Ulrike PastnerWIT - Wissenschafterinnenkolleg InternettechnologienInstitut für Softwaretechnik und Interaktive SystemeTechnische Universität WienFavoritenstraße 9-11/E188,1040 [email protected] http://wit.tuwien.ac.at
Ab 1. 1. 2008 wird sich im Inter-net einiges ändern. Die Neure-gelung öffentlicher Webseiten sieht vor, dass absolute Gleich-berechtigung für alle Personen gegeben ist. Das bedeutet: Websites müssen so gestaltet sein, dass sie auch problem-los von Menschen mit Sin-nes- und körperlichen Beein-trächtigungen benutzt werden können. Das Zertifikat OCG Web Accessibility, das sechste Modul des OCG WebPublis-hers, bietet dem Webdesigner
genau diese notwendigen Fähigkeiten, um den Neuregelungen zu entsprechen. „Die größte Grup-pe der Internetuser ist bereits über 50 Jahre alt“, berichtet Andreas Lämmerhirt von der OCG, der die österreichweit ersten OCG WebAccessibility Zertifikate überreichte. „Leider ist Barrierefreiheit im Internet noch immer meist nicht, in schlechter Qualität oder nicht entsprechend den Bedürf-nissen der Zielgruppe gewährleistet. Barrierefreies Web bedeutet aber, Inhalte so aufzubereiten, dass sie neben sehbehinderten oder blinden Personen auch von gehörlosen und hörbehinderten Menschen, von mobilitätsbehinderten und kognitiv behinderten Menschen, Menschen mit Lern-schwierigkeiten sowie auch von älteren Menschen genützt werden können.“
Feierliche StimmungDie Zertifikatsverleihung fand im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Kollegs für Kommuni-kation und Mediendesign am CHS Villach statt. An die 100 Gäste kamen in den Technologiepark Villach. Darunter auch Vertreter der Stadt Villach, wie etwa Stadträtin Hilde Schaumberger und Su-sanne Palermo. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Test Center c4all.com unter Leitung von Reinhold Strobl in Kooperation mit dem Kolleg für Kommunikation und Mediendesign. Insgesamt wurden an diesem Tag 60 Zertifikate aus dem Bereich ECDL Advanced und OCG Webpublisher verliehen.
Kreative StudentenDaniela Kronig, Nina Ryall, Thomas Mühl, Martina Sandrieser und Markus Schumann heißen Öster-reichs ersten OCG Web Accessibility Absolventen. Sie besuchen auf der Fachhochschule Kärnten den Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement. n
Premiere: OCG Web Accessibility Absolventen
chriSTian ScherL
Am 2�. �. 2007 wurden an der Fachhochschule Technikum Kärnten die österreich-weit ersten OCG Web Accessibility Zertifikate vergeben. Zahlreiche Gäste kamen, um den Absolventen zu gratulieren. Der Trend beweist: Das Thema „Barrierefreiheit“ im Internet nimmt an Aktualität zu.
Österreichs ersten OCG Web Accessibility Absolventen aus der Fachhochschule Kärnten
Basisinfo OCG Web Accessibility Das Zertifikat OCG Web Accessibility ist das 6. Modul des OCG WebPublishers. Mit OCG Web Accessibility ist man in der Lage, verschiedenste Methoden und Techniken anzuwenden, um Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen die Zugänglichkeit zum Web zu erleich-tern. Für den Abschluss dieses Moduls gibt es ein eigenes Zertifikat. http://webpublisher.ocg.at; http://[email protected]
3�Ausgabe 3/2007
Interview
OCG-Journal: Ihre Sichtweise zu Mathematik und Informatik? Dr. Steiner: Aus meiner Sicht geht beides Hand in Hand. Ich setze Mathematik mit Lo-gik gleich, und diese ist die Basis für IT.
OCG-Journal: Hatte Ihr Diplomarbeits- bzw. Dissertationsthema Bezug zu Informatik? Dr. Steiner: Nein, es ging um Bewegungs-analyse von behinderten Kindern, um hier neue Hilfsmittel zu entwickeln.
OCG-Journal: Ihre „Corporate Identity“ für IBM Österreich, etwa in Relation zu anderen IBM-Organisationen in der EU?Dr. Steiner: IBM in Österreich ist gleichzeitig Sitz der Landesorganisation und Headquar-ter für die Region CEMAAS (Central East Middle East Africa Austria and Switzerland). Als Landesorganisation konzen-trieren wir uns mit eigenen Geschäftstellen in den Bun-desländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Kärnten und der Steiermark stark auf innovative Lösungen für unsere Kunden. Speziell unterstützen wir heimische Unter-nehmen stark bei ihren Auslandsaktivitäten in Osteuropa. Als Headquarter für CEMAAS ist Österreich bzw. Wien die Schaltzentrale für die IBM-Aktivitäten in den Wachstumsmärk-ten in Osteuropa und dem Mittleren Osten.
OCG-Journal: Wie werden Sie erfolgreiche Geschäfte durch Kooperation der Entwick-
Dr. Leo SteinerGeneral Manager von IBM Österreich
DipL.-ing. Dr. heLMuT MaLLeck
IBM Österreich hat mit Dr. Leo Steiner seit Jänner 2007, in der Nachfolge von Dr. Ernst Nonhoff, einen neuen Country General Manager. Das OCG-Journal konnte an Herrn Dr. Steiner einige Fragen herantragen:
lungen von Kunden und IBM als Lieferant machen? Dr. Steiner: Gerade aus meiner letzten Tätigkeit für Global Engineering Services habe ich zahlreiche Beispiele für erfolg-reiche Entwicklungskooperationen zwi-schen Kunden und IBM begleitet. Kon-krete Beispiele sind die Zusammenarbeit von IBM-Forschungslabors mit einzelnen Kunden oder die Entwicklung neuer Ge-schäftsmodelle wie etwa die pay as you drive-Versicherung von UNIQA. OCG-Journal: Wie sieht IBM die Ausbil-dung an Unis und FHs in Österreich im Hinblick auf neue Mitarbeiter sowie allge-mein zu Berufschancen eines Informatik-Absolventen? Dr. Steiner: Nicht zuletzt durch unser lau-fendes Sales Trainee-Programm mit der-zeit 25 Uni- und FH-AbsolventInnen sehen wir die gute Qualität der heimischen Unis und FHs im eigenen Haus. Gerade in ei-ner globalen Wirtschaft ist die Qualität der Ausbildung für den Wirtschaftsstandort Österreich von maßgeblicher Bedeutung. Wir brauchen die (qualitative) Spitze, gleichzeitig müssen wir eine konkurrenzfä-hige (quantitative) Breite sichern. Deshalb könnten zusätzliche Semester an internati-onalen Universitäten und Ausbildungsstät-ten die Berufschancen heimischer Studen-tInnen weiter erhöhen.
Leo SteinerDer gebürtige Stei-rer Dr. Leo Steiner begann 1978, nach abgeschlossenem Mathematikstudium an der TU Graz, seine Karriere als Systems Engineer für den Öf-fentlichen Bereich bei IBM Österreich. In der
Folge war er in Österreich in verschiedensten Professional- und Management-Funktionen in den Bereichen Sales, Technik und Dienstleistun-gen tätig, ehe er 1997 seine erste internationale Funktion als Director Industries Sales Emerging Markets, verantwortlich für Osteuropa, über-nahm. Als Vice President Web Server Sales hatte Leo Steiner die Produktverantwortung für Unix Server in Europe, Middle East & Africa. Als Vice President IBM e-business on demand unter-stützte Leo Steiner mit seinem Bereich Kunden in ganz Europa bei deren Business-Transforma-tion. Zuletzt war der 52-Jährige als Vice Presi-dent Server Technology Group verantwortlich für Technology Collaboration Services für die Region IBM Northeast (Österreich, Schweiz, die Region Zentral- und Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika; sowie Deutschland, Skandinavien, Großbritannien, Irland und Südafrika). Mit der neugeschaffenen Technology Collaboration Services brachte IBM die über den traditionellen IT-Bereich hinausgehende Chip-Technologie, F&E-Know-how, OEM und Supercomputing als gemeinsame Dienstleistung zusammen, um so IBM-Kunden auch bei der eigenen Produktent-wicklung zu unterstützen.
Lebenslaufverheiratet, eine Tochter1954 geboren in Graz1978 Dipl.-Ing. TU Graz1978 Systems Engineer für den Bereich „Public Sector“ der IBM Österreich ab 1980 verschiedenste Professional- und Management-Funktionen in den Bereichen Sales, Technik und Dienstleistungen1997 Director of Industries Sales, Emerging Markets1999 Director of Networking Hardware Sales, EMEA2000 Vice President Web Server Sales, EMEA2004 Vice President e-business on demand, Europe2005 Vice President Business Development STG, Northeast Europe2006 Vice President Technology Collaboration Services STG, Northeast Europe2007 (Jänner) Country General Manager IBM Österreich
OCG-Journal: Wo könnte sich IBM Österreich bei OCG stärker engagieren? Dr. Steiner: IBM Österreich wird sich wie bisher aktiv bei OCG engagieren, speziell, wenn es um Aktivitäten für den IT-Standort Österreich und Branchenfragen geht. Innovative Themen wie e-health, e-government, Telematik oder Automated Meter Management (in der E-Wirtschaft) als Beispiele von Global Engineering Ser-vices wollen wir weiterhin stark forcieren.
OCG-Journal: Vielen Dank, Herr Dr. Steiner. Ihnen und Ihrem Team die beste Wünsche für erfolgreiche Ge-
schäfte. n
32JOURNAL
Praxis und Wissen
1. Phase: In den ersten zehn Tagen erfolgt
neben der körperlichen Entzugsbe-
handlung eine genaue medizinische
Untersuchung und Diagnoseerstel-
lung bezüglich organischer Folge-
schädigungen nach chronischem
Alkoholkonsum.
2. Phase: Hier stehen psychiatrisch-
psychologische Maßnahmen im Vor-
dergrund. Neben Einzelgesprächen
mit den TherapeutInnen nehmen die
PatientInnen an Klein- und Groß- so-
wie indikationsspezifischen Grup-
pen teil. Zumeist besteht neben der
Abhängigkeitserkrankung eine so
genannte komorbide Störung, wie z.
B. Angsterkrankungen oder Depres-
sionen, die ebenfalls Gegenstand der
Therapie sind.
3. Phase: Jetzt beginnt die Orientierung
nach Außen, d. h. hier stehen vor
allem soziotherapeutische Maßnah-
men im Vordergrund. Ein Schwer-
punkt ist die Beratung und Betreuung
der PatientInnen in Bezug auf die be-
Das Lernzentrum des Anton Proksch InstitutsFort- und Weiterbildungsmaßnahmen während der stationären
Behandlung alkohol- und medikamentenabhängiger PatientInnen
Mag. Dr. oLiver ScheiBenBogen; gerLinDe anTenSTeiner; univ.-prof. priM. Dr. MichaeL MuSaLek
Das Anton Proksch Institut, Europas größte Suchtklinik, im Süd-West-en Wiens gelegen, wurde ���� als Stiftung gegründet. Mittlerweile verfügt es über 270 Betten. 200 MitarbeiterInnen behandeln jährlich ca. 2000 stationäre PatientInnen und ca. �0000 ambulante PatientIn-nen. Das Behandlungskonzept basiert auf Freiwilligkeit und besteht aus vier Phasen.
rufliche (Re-)Integration mit der Set-
zung von Fortbildungsmaßnahmen,
Schuldenregulierung, Erhalt der Woh-
nung u.v.m.
4. Phase: Die ambulante Nachbetreu-
ung stellt die bedeutsamste Phase
innerhalb dieses Behandlungskon-
zeptes dar. Im Sinne einer geschlos-
senen Behandlungskette besteht die
Möglichkeit nach erfolgreich absol-
viertem stationären Aufenthalt die am-
bulante Therapie zumeist bei ihrem(r)
TherapeutIn weiterzuführen. Nur eine
regelmäßige und anfänglich hochfre-
quente Nachbehandlung ermöglicht
eine dauerhafte Aufrechterhaltung
der Abstinenz, da gerade die ersten
drei Monate ein erhebliches Rückfall-
risiko darstellen.
Erste Schritte zur Integration von Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen in das oben
genannte Behandlungskonzept (Pha-
se 3) wurden bereits 1985 gesetzt. Das
Lernzentrum als Teil des Bereichs Akti-
vierung existiert seit 2002 und wird aus
Mitteln des waff (Wiener
ArbeitnehmerInnen Förde-
rungsfonds) im Rahmen
des territorialen Beschäfti-
gungspaktes finanziert.
Der Bereich der Aktivierung, als res-
sourcenorientiertes Angebot, beinhaltet
neben dem Lernzentrum als Maßnah-
me zur beruflichen (Re-)Integration eine
Werkstatt zur kreativen Freizeitbeschäf-
tigung sowie arbeitstherapeutische
Maßnahmen.
Das Lernzentrum ist mit 12 PC-Arbeits-
plätzen, einem Server, Beamer, Scanner
und Digitalkamera ausgestattet.
Die therapeutische Zielsetzung in die-
sem Bereich betrifft das Erkennen,
Aktivieren und Stabilisieren von prä-
morbid vorhandenen Ressourcen der
alkoholkranken PatientInnen auf kör-
perlicher, psychischer, kognitiver und
sozialer Ebene. Substanzabhängigkeit
wird auf psychischer Ebene häufig von
Interessens- und Motivationsverlust,
Antriebslosigkeit, Spannungs- und Un-
ruhezuständen, Stimmungsschwan-
kungen etc. begleitet.
Neben internistischen Erkrankungen
beeinträchtigt Alkoholkonsum nach-
weislich das Gehirn und das Nervensys-
tem. Schon bei einzelnen Räuschen tre-
ten Gedächtnislücken („Filmrisse“) auf.
Langfristig bilden sich chronische neu-
ropsychologische Defizite in den Berei-
chen Aufmerksamkeit, Konzentration,
Gedächtnis, Lernfähigkeit, räumliches
Vorstellungsvermögen, Zeitwahrneh-
mung und Problemlösungsstrategien.
Das in das Therapieprogramm gut inte-
grierte Aus- und Weiterbildungsangebot
des Lernzentrums wird an das individu-
Das Lernzentrum des Anton Proksch Instituts
33Ausgabe 3/2007
Praxis und Wissen
elle Qualifikations- und Fähigkeitsprofil
der PatientInnen angepasst.
Die Betreuung erfolgt nach folgenden
Schritten:
1) Im Team (Zusammenarbeit von
FachärztInnen für Psychiatrie, Psy-
chotherapeutInnen, klinischen Psy-
chologInnen, ErgotherapeutInnen,
SozialarbeitInnen) wird bei wöchent-
lichen Besprechungen die momen-
tane Beschäftigungssituation erhoben
und die Möglichkeit beruflicher (Re-
)Integrationsmaßnahmen diskutiert.
2) Die Zuweisung zu den Kursmaß-
nahmen erfolgt nach Absprache im
Team und durch Empfehlungen der
WBB. Ausschlaggebend sind fol-
gende Kriterien: Verbesserung der
vorhandenen Qualifikation im erlern-
ten Beruf, gezielte Umschulung im IT-
Bereich.
3) Im Erstkontakt mit den Teilneh-
merInnen werden Arbeitsmarktstatus
und relevante soziodemographische
Daten erhoben. Die angebotenen
Kursmaßnahmen werden auf die
Möglichkeit der beruflichen Weiterbil-
dung und den Erwerb von Zusatz-
qualifikationen abgestimmt.
4) Die Unterrichtseinheiten werden
als CBT (computer based training)
angeboten oder in Workshops ver-
mittelt. Die KursteilnehmerInnen er-
arbeiten sich die Lerninhalte nach
einer Einführung durch den/die
TrainerIn weitgehend selbstständig.
Bei der praktischen Umsetzung der
Lerneinheiten ist meist eine intensive
Unterstützung und Hilfestellung er-
forderlich. Diese angebotene Form
des Blended Learnings verbindet
eigenverantwortliches Lernen und
durch TrainerInnen gestützte und
motivierte Wissensvermittlung. In
den Betreuungsprozess integriert
erfolgen Information und Feedback
über den individuellen Lernfortschritt
an die TeilnehmerInnen. Die erwor-
benen Kompetenzen können auch
durch Prüfungen mit einem Zertifikat
abgeschlossen werden.
5) Der Informationsaustausch über
die aktuelle Situation der beschäf-
tigungslosen PatientInnen mit der
WBB erfolgt bei Bedarf.
6) Im Lernzentrum werden PatientInnen
bei der Online-Jobsuche, beim Erstel-
len von Bewerbungsunterlagen unter-
stützt.
7) Die PatientInnen werden auch auf be-
rufliche Aus- und Weiterbildungsmaß-
nahmen, die nicht im Rahmen des
Lernzentrums im API angeboten wer-
den können, hingewiesen. Teilweise
erfolgt die Kontaktaufnahme mit ande-
ren Institutionen und Ausbildungsstel-
len (z. B. BBRZ Reha) noch während
des stationären Aufenthaltes.
Im Jänner 2006 erfolgte die Autorisierung
als Test-Center im Rahmen des Europä-
ischen Computer Führerscheins (ECDL)
durch die Österreichische Computer Ge-
sellschaft (OCG).
Derzeit bestehen Zertifizierungsmöglich-
keiten für den ECDL-Core und ECDL-Ad-
vanced.
Anzahl der Abschlüsse mit (Einzel-)PrüfungenSeit 2003 nimmt die Zahl der Abschlüs-
se (ECDL-Prüfungen) stetig zu. Da die
Prüfungen im API direkt abgenommen
werden, sind die Kosten für PatientInnen
deutlich geringer. Ein weiterer, wesent-
licher Vorteile sind deutlich reduzierte Prü-
fungsängste, da ein Kennenlernen der Be-
urteiler vor der Prüfungssituation möglich
ist und die Prüfungsräume bereits aus der
Lernsituation bekannt sind.
In einer Zeit, in der es aufgrund der ange-
spannten Arbeitsmarktsituation besonders
schwierig ist, wieder eine Anstellung zu
bekommen, ist eine gezielte Fort- und Wei-
terbildungsmaßnahme zur Steigerung der
Qualifikation besonders wichtig. Mit dem
Lernzentrum im Anton Proksch Institut wird
versucht, dies bereits während des statio-
nären Aufenthalts umzusetzen, denn eine
geregelte Anstellung trägt wesentlich zum
Therapieerfolg der PatientInnen bei. n
Seit 2003 nimmt die Zahl der Abschlüsse (ECDL-Prüfungen) stetig zu
KontaktMag. Dr. Oliver ScheibenbogenLeiter des Bereiches AktivierungMackgasse 7-11, A-1230 WienTel: +43 1 [email protected]
3�JOURNAL
OCG aktuell
Dabei handelt es sich um die Software
ReadSpeaker, deren Entwicklung 1999 im
schwedischen Uppsala begann. Dieser
ASP-Dienst kommt ohne jede clientseitige
Installation aus und ist in erster Linie als
Service für Legastheniker, Kinder, Senioren,
funktionale Analphabeten und Nicht-Mut-
tersprachler gedacht.
ReadSpeaker SagEs steht in mehr als 10
Sprachen zur Verfügung, wobei zwischen
verschiedenen Sprachen ausgewählt wer-
den kann. Die OCG hat derzeit nur die
deutschsprachige Version abonniert und
eine weibliche Stimme ausgewählt.
Die Vorlesegeschwindigkeit kann an unter-
schiedliche Zielgruppen angepasst wer-
den.
Die Technologie
Technologisch verbirgt sich dahinter ein Text-
To-Speech-System (TTS), das auf Sprach-
synthese beruht. Schon der uns durch
den „Schachtürken“ gut bekannte Johann
Wolfgang von Kempelen baute im 18. Jhdt.
eine Sprechmaschine, mit der er vor allem
Eine Vorlesefunktion für die OCG-WebseitenMag. Dr. Johann STockinger
Angeregt durch das Beispiel von heise online stellt nun auch die OCG versuchsweise eine Vorlesefunktion für ihre Webseiten zur Verfügung. In Österreich ist diese Funktion schon seit einiger Zeit auf den Web-seiten des Bundesministeriums für Soziales und Konsumentenschutz (BMSK) integriert.
Gehörlose mit einer vernehmbaren Stim-
me versehen wollte. Man konnte sich die
Sprechmaschine umschnallen, mit den Ar-
men und Händen bedienen und damit nach
seinen eigenen Worten „in einer Zeit von drei
Wochen eine bewundernswerte Fertigkeit im
Spielen erlangen, besonders wenn man sich
auf die lateinische, französische oder italie-
nische Sprache verlegt, denn die deutsche
ist um vieles schwerer.“ (Wikipedia)
Gründe, warum sich die deutsche Sprache
besonders schwer für eine TTS-Technologie
eignet, sieht Ulf Beyschlag, Geschäftsführer
der ReadSpeaker KG, in den langen Sätzen
(Probleme mit der Satzmelodie), den lan-
gen Worten (Probleme mit der Einzelworter-
kennung) und den vielen Anglizismen.
Derzeit besteht die deutschsprachige Versi-
on von ReadSpeaker aus ca. 240.000 Wör-
tern, die aber nur zum Teil als gesprochene
Wörter abgelegt sind, der Rest wird in Echt-
zeit zusammengesetzt. Wie Ulf Beyschlag
ausführt, muss man sich das so vorstellen,
daß ein Sprechtalent mehrere Wochen da-
mit beschäftigt ist, im Studio vorgegebene
Texte, Gedichte, Gebrauchsanleitungen,
usw. auf Deutsch und Eng-
lisch vorzulesen. Die ge-
sprochenen Texte werden
daraufhin auf Basis der
Phoneme atomisiert und
in Echtzeit wieder zusam-
mengesetzt, angefangen
von den Buchstaben über
die Silben bis zu den Wör-
tern. Anschließend wird die
Satzmelodie darüberge-
legt.
Einsatzszenarien
Neben öffentlichen Ein-
richtungen, Banken, Tou-
rismus- und Seniorenver-
bänden setzt auch der
Bundesverband Legasthenie und Dys-
kakulie in Deutschland ReadSpeaker
ein, um den Legasthenikern eine Chan-
cengleichkeit bei der Wissensaufnahme
zu ermöglichen. Die Lese-Rechtschreib-
schwäche (sog. Legasthenie) ist gene-
tisch bedingt und tritt bei 4-6 Prozent der
Bevölkerung auf. Auch der Erste Österrei-
chische Dachverband Legasthenie ap-
peliert an öffentliche Stellen und Firmen,
derartige Vorlesedienste einzusetzen.
Die OCG plant mit Readspeaker SagEs
auch herunterladbare MP3-Versionen ih-
rer Zeitschriften OCG Journal und ECDL
News anzubieten. Besonders Eiligen
könnten damit die Inhalte während an-
derer Aktivitäten wie Sport, Haushaltsar-
beiten, Autofahren, etc. im Hintergrund
vermittelt werden. Da die Software auch
RTF-, DOC- und PDF-Dateien vorlesen
kann, wird sie auch zusehends für Pod-
casts und im E-Learning-Bereich einge-
setzt.
Kein Ersatz für für barriere-freies Webdesign
Wie ReadSpeaker Europe betont, han-
delt es sich bei der Vorlesefunktion um
keinen Ersatz für barrierefreies Webde-
sign, sondern um eine sinnvolle Ergän-
zung. Barrierefreies Webdesign ist eine
unabdingbare Voraussetzung für Web-
sites, die für alle zugänglich sein sollen.
Sogenannte Screenreader wie z.B. JAWS
stellen zusätzliche Funktionen zur Verfü-
gung, die z.B. auch die Bedienung eines
Webbrowsers betreffen. Die Vorlesefunk-
tion von ReadSpeaker SagEs profitiert
aber von bereits vorhandenen barrierfrei
gestalteten Webseiten und ist damit in
der Lage, eine Website für viele Benutzer-
gruppen zugänglicher zu machen.
An dieser Stelle darf auf das Zertifikat
OCG WebPublisher hingewiesen wer-
den, wo das Thema Web Accessiblity in
einem eigenen Modul abgehandelt wird.
Zusätzlich bietet die OCG im Rahmen
ihrer Informatik-Akademie (IA) eintägige
Seminare zu diesem Thema an. n
Weiterführende Links:http://www.readspeaker.dehttp://www.bmsk.gv.athttp://ia.ocg.athttp://www.heise.dehttp://www.bvl-legasthenie.dehttp://www.legasthenie.at/http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachsynthesehttp://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_von_Kempelenhttp://www-itec.uni-klu.ac.at/KempelenPreishttp://www.talkingtext.dehttp://www.webspeech.de
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(HCI4MED)3rd Symposium of the WG HCI&UE of the Austrian Computer Society
November 22, 2007, Graz, Austria
http://www.meduni-graz.at/imi/usab-symposium
Mission Statement: Together Today, combining Data, Information and Knowledge,
to support the work of the Medical Professionals of tomorrow!
Technological performance increases exponentially and Medical Information Systems and Decision Support Systems are extremely sophisticated. However, human cognitive performance does not ad-vance at the same speed. Information systems are a central component of modern knowledge-based Medicine and Health services. However, Information technology must make Knowledge Management possible and support all medical staff in their daily work. Consequently, the focus on interaction and communication between human and computer is of increasing importance. Traditionally, Human–Computer Interaction (HCI) bridges Psychology and Informatics, while Usability Engineering (UE), as an engineering discipline, is firmly anchored in software technology and guarantees a solid technolo-gical implementation. Together, HCI&UE provide the emerging potential to assist the daily workflows in the realm of medicine and health care. Innovation and new developments often take place just at the junction of two or more disciplines. We are cordially inviting your participation.