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Ausgabe 04/2014
Betreuungscenter Meißen: Hahnemannsplatz 21 · 01662 Meißen · Tel. 0 35 21/46 75 00 · Fax 0 35 21/45 25 34
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vorwort
3
Inhalt
Leseeröffnung 2014 S. 4
Sachkundenachweis S. 7
Goldener Medaillenherbst S. 9
Bildtafel: Historische Arbeitenund Geräte im Weinbau S. 12/13
Wahl der Sächsischen Weinkönigin S. 14
Herbstzeit ist Weinfestzeit S. 16
Winzerfahrten S. 18
Weinquiz S. 24
Vorwort des Geschäftsführers derSächsischen Winzergenossenschaft Meißen eG
Herbstzeit ist ErntezeitEinen reichen Medaillensegen ernteten wir auch bei der
diesjährigen Landesweinprämierung. Ein Viertel aller Me-
daillen Sachsens erhielt unsere Winzergenossenschaft. Be-
sonders hoch zu bewerten sind aber vor allem auch die Er-
gebnisse der Bundesweinprämierung. Von elf für Sachsen
ausgereichten Goldmedaillen haben wir mit fünf Goldme-
daillen fast die Hälfte aller sächsischen Goldpreise erhalten.
Eine detaillierte Übersicht zu der Bundes- und Landeswein-
prämierung wird auf der Seite 9 dieser Ausgabe gegeben.
Ich möchte mich bei unserem Kellerteam unter Leitung
von Natalie Weich für die erreichten Ergebnisse bedanken.
Mein besonderer Dank gilt aber vor allem auch unseren Winzerinnen und Win-
zern für ihre qualitätsbewusste Arbeit, die in den Ergebnissen der Landes- und
Bundesweinprämierung ihren Ausdruck fand. Ein hohes Maß an Fleiß, Flexi-
bilität und Qualitätsbewusstsein stellten sie zudem ebenso bei den teilweise
schwierigen Witterungsbedingungen bei der diesjährigen Lese unter Beweis.
Der hierzu stellvertretend auf Seite 11 geäußerten Winzermeinung habe ich
grundsätzlich, außer einem herzlichen Dankeschön an unsere Winzerinnen
und Winzer, nichts hinzuzufügen.
Herbstzeit bedeutet aber nicht nur Erntezeit, sondern auch Weinfestzeit. Die
Sächsische Winzergenossenschaft war wieder maßgeblich mit den einzelnen
Weinbaugemeinschaften an der Organisation, Durchführung und Gestaltung
dieser Feste beteiligt. Mit den Beiträgen auf den Seiten 15 bis 17 wird noch
einmal daran erinnert.
Nun aber freuen wir uns auf ein neues Winzerjahr mit neuen Herausforde-
rungen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2015.
Lutz Krüger
Geschäftsführer der Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen eG
Titelfoto oben links: Wahl der Weinkönigin
Titelfoto oben rechts: Landrat und Weinprinzessin bei der Leseeröffnung
Titelfoto unten links: Weinfestimpressionen
Titelfoto unten Mitte: Weinfestimpressionen
Titelfoto unten rechts: Tag des offenen Weingutes
Impressum
Herausgeber: Sächsische Winzergenossenschaft Meißen e.G.Bennoweg 9 · 01662 MeißenTelefon: 03521-78097-0
ISSN: 2197-5868
verlag: Meißner Tageblatt Verlags GmbH
verantwortlicher redakteur: Werner BöhmeTelefon/Fax: 03521-457548www.wortundwein.de
redaktionsanschrift: Wort & Wein MeißenStadtblick 40 · 01662 Meißen
Anzeigenleitung: Polo PalmenTelefon: 03525-71860E-Mail: palmen@satztechnik- meissen.de
Gesamtherstellung: Satztechnik Meißen GmbHAm Sand 1c01665 Diera-Zehren/OT Nieschütz
Erscheinungsform: vierteljährlich
titelfotos: Günter Rühle (3), Kerstin Rieß (2)
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
In eigener SacheIm Jahr 2015 erscheint der Winzerkurier zu folgenden geänderten Terminen: 1. Ausgabe: 15. März (Start ins neue Winzerjahr) 2. Ausgabe: 15. Juni 3. Ausgabe: 15. September (inkl. Weinfestzeitung) 4. Ausgabe: 15. Dezember (inkl. Chronik) Mit dieser neuen Terminierung sollen zum einen unsere Weinfestveranstaltungen besser be-worben und zum anderen eine Jahreschronik ermöglicht werden. Desgleichen werden damit die bisherigen Terminprobleme bei der Berichterstattung zur Wahl der Sächsischen Weinkönigin behoben, welche oft zu einer verspäteten Auslieferung der Zeitung führten.
Die Redaktion
BEGINN dEr wEINlESE
Auf dem Gellertberg
Die Büste von Gellert schaute von dem kleinen Häuschen hin-
ter der Freilichtbühne zu uns herüber. Auf die Entfernung konnte
ich das Mienenspiel des Fabeldichters nicht ausmachen, aber
sicher war er erfreut, dass man dem Berg seinen Namen gege-
ben hat, und sicher auch, weil die Sächsische Winzergenossen-
schaft hier an diesem Tag ihre Le-
seeröffnung durchführte. Es war der
9. September und gelesen wurde der
Müller-Thurgau.Welche Beziehung
hat aber eigentlich der 1715 in Hai-
nichen geborene Dichter überhaupt
zu dieser Gegend?
Während der Zeit seines Studiums auf der Fürstenschule in Mei-
ßen weilte er oft auf dem Wasserschloss in Oberau. Dass er aber
tatsächlich auch auf diesem Berg war, kann nicht belegt werden.
Am Gellertberg wächst unser wein
Weiter gingen wir entlang der Rebzeilen, die sorgsam gepflegt
sich bis zu den Winzerhütten und einem kleinen Platz erstreck-
ten, wo die Leseeröffnung stattfand. „Auf dem Gellertberg wächst
unser Wein“, sang der Niederauer Winzerchor zu Beginn dieses
Lied eines unbekannten Verfassers, das von der Chorleiterin Bar-
bara Puls vertont wurde, und in dem es weiter heißt:
4
Erfolgreiche leseeröffnung 2014
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
Und so geschah es dann auch. Lutz Krüger, der Geschäftsführer
der Sächsischen Winzergenossenschaft Meißen e.G., begrüßte
die Gäste und Winzer. Pfarrer Haubold erteilte den kirchlichen
Segen. Es folgte ein Grußwort von Landrat Arndt Steinbach und
Frank Hoppe, Vorsitzender der Weinbaugemeinschaft Otto
Pfützner Niederau e.V., informierte über die Arbeit seiner Win-
zerinnen und Winzer. Dann, unüberhörbar, erfolgte nach altem
Brauch das Aufschießen der Ernte.
Weinprinzessin Michaela Tutschke und Kellermeisterin Natalie
Weich begannen mit Rebschere und Refraktometer ihre Arbeit.
Neugierige Blicke folgten ihnen und ringsum herrschte gespannte
Aufmerksamkeit. 72 Grad Oechsle bestimmten die beiden für den
Müller-Thurgau in dieser Sonnenlage. Fazit: Ein gutes Ergebnis.
Aber nach dem lang anhaltenden Regen brauchten wir auch für
die anderen Sorten und Lagen noch viele Sonnenscheinstunden
gemäß dem alten Winzerspruch.
Doch im Würfelspiel mit der Natur gab es in diesem Jahr doch
einige Probleme.
Werner Böhme
Fotos: Günter Rühle
Der Niederauer Winzerchor
Lutz Krüger (2. v.l.) begrüßt die Gäste Das Aufschießen der Ernte Weinprinzessin Michaela Tutschke und Landrat
Arndt Steinbach prüfen die Traubenqualität
Am Berg die alten Linden stehn,das Gellerthaus, die Burgruin.Die Meißner Burg am Elbefluss, das Heimattal liegt uns zu Fuß.
Jeder Tag von Gottes Gab’bringt uns einen Oechslegrad.
Nun steht der Berg in voller Pracht.Die Winzer haben’s wahr gemacht.Und süße Frucht im Herbst hängt dran.Jetzt fängt die Lese endlich an.
offENES wEINGut
5Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
tage des offenen weingutes
Der August versuchte zumindest am Samstag des letzten
Wochenendes seiner Amtszeit, das Versäumte wieder gut-
zumachen. Statt mit dem Regenschirm, wie in den letzten Ta-
gen, begrüßte er uns am ersten Tag des offenen Weingutes mit
Sonnenschein – ließ den Pulloversommer der letzten Wochen
vergessen.
15 Jahre tage des offenen weingutes
Lust auf Wein – dafür wurde in Sachsen ein spezielles Wo-
chenende erfunden – die Tage des offenen Weingutes. Es sind
15 Jahre her, da feierte man in Sachsen zum ersten Mal die Ta-
ge des offenen Weingutes. Was schon damals im Jahr 2000 mit
19 teilnehmenden Betrieben ein voller Erfolg war, ist zwischen-
zeitlich zu einer der bedeutendsten Veranstaltungen rund um
den Sachsenwein geworden. So beteiligten sich in diesem Jahr
39 Weingüter bzw. Weinbaubetriebe und Straußwirtschaften.
Gefeiert wurde an 50 Veranstaltungsorten: rechtselbisch, links-
elbisch und entlang der Sächsischen Weinstraße von Pillnitz bis
Diesbar-Seußlitz, und überall gab es sehr interessante und unter-
schiedliche Veranstaltungen.
wie aber soll man das alles an nur zwei tagen schaffen?
So besuchten wir die Winzergenossenschaft, konnten wir doch
hier Weine fast aller sächsischen Weinbergslagen probieren. Zu-
dem fanden wir hier das größte Angebot an Weinen und noch ein
ganz besonderes Extra. Wir konnten hier nicht nur mit den ver-
schiedenen Weinen im Glas sozusagen durch die einzelnen Wein-
bergslagen wandern, sondern bei der Archivweinprobe mit Keller-
meisterin Natalie Weich und Sybille Granel war auch ein Ausflug in
Sachsens Weinbauvergangenheit mit Kronenkorken, goldgelbem
Ruländer, der seinerzeit noch
nicht Grauburgunder hieß, mit
Firnegeschmack, Schnalzen,
Schlürfen und vielen Erinne-
rungen möglich. Anschließend
genossen wir die Atmosphäre
des Weinhofs bei Weinliedern,
Operettenmelodien und Kaf-
feehausmusik mit dem Wiener
Bariton Rudolf W. Kostas. Wo-
bei man dazu sagen musste,
dass bei dieser Veranstaltung
wie in den Wiener Kaffeehäu-
sern natürlich außer Kaffee
vor allem Wein kredenzt wur-
de. Hier in dem Weinhof saß
man ganz einfach gut bei ein
paar Gläschen Meißner Wein,
einem kleinen Imbiss und
einem Gespräch mit Bekannten, auch wenn sie es vielleicht erst
seit dem vorletzten Glas waren. Dazu gab es die stimmungsvolle
Musik und das so besondere Flair der WeinErlebnisWelt.
Werner Böhme
Fotos: Günter Rühle
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Archivweinprobe
Bariton Rudolf W. Kostas
Kultur- uNd vErANStAltuNGSMoSAIK
Die 15. Federweißermeile war ein voller Erfolg
Wie jedes Jahr begann die Federweißermeile am Freitag, dem 3.Oktober mit der
Großen Weinprobe im Landgasthof „Zum Roß“ in Diesbar. Die Sächsische Weinköni-
gin Katharina I. und Bacchus Jens I. (vgl. Foto 1) waren bei dieser gelungenen Veran-
staltung mit dabei. Die offizielle Eröffnung der 15. Federweißermeile erfolgte dann am
Sonnabend ebenfalls am Landgasthof „Zum Roß“ mit dem Rundgang, angeführt von
den Nünchritzer Spielleuten, bis zum Brummochsenloch und Ulrichs Weindomizil.
Hier fand das Weinfassrollen (vgl. Foto 2) um den Pokal des Bürgermeisters statt. Am
Abend folgte dann ein Lampionumzug im Schlosspark mit vielen Überraschungen.
Höhepunkte am Sonntag waren u. a. geführte Weinwanderungen (vgl. Foto 3), das
Kürbiswiegen und Vorführungen der Hundeschule. Natürlich waren an beiden Ta-
gen auch Weinkönigin und Bacchus in dem Festtagstrubel mit unterwegs. Außer den
genannten Veranstaltungen gab es Quadfahren für Kinder, den Streichelzoo, Hüpf-
burgen, sehr abwechslungsreicher Händlerbetrieb, Livemusik, der Nünchritzer Biath-
lon- und Schützenverein stellte eine KK-Schießröhre auf, der TSV Merschwitz führte
ein Torwandschießen durch, Ausstellungen im Haus des Gastes und im kleinen Café
waren zu sehen und auch vor dem Schloss war viel los. Insgesamt war es ein echtes
Fest für die ganze Familie. Den würdigen Abschluss bildeten die Lichterkette vom
Bösen Bruder bis hin zur Gaststätte „Zum Roß” und das schon tradtionelle Feuerwerk.
Ottmar Gehre
Fotos: Ottmar Gehre (2), Christoph Rieß (1)
Wir gratulieren
In einer Fortsetzungsserie berichteten wir unter dem Motto „Was machen unsere
Weinköniginnen heute?” über unsere sächsischen Weinköniginnen nach ihrer
Amtszeit. Demnächst soll diese Serie weiter aktualisiert werden. Doch bereits vor-
her wollen wir informieren, dass Marleen Herr, unsere Weinkönigin 2008/2009,
am 23. August in ihrem Heimatort Weinböhla geheiratet hat und jetzt Marleen
Seifert heißt. Nach ihrer Tätigkeit beim Weinbauverband ist sie jetzt als amtieren-
de Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Sächsisches Elbland tätig.
Die Redaktion
Foto: Heinz Zießow
Wandertag des Weinbauvereins Oberlößnitz
In diesem Jahr führte uns unsere Wanderung durch den Minckwitzschen Wein-
berg. Der Wettergott meinte es gut mit uns. Herr Walter, selbst hier Winzer, führte
uns durch den sehr gepflegten Weinberg. Seine Ausführungen zur Geschichte und
zu fachlichen Problemen fanden verständlicherweise unser besonderes Interesse.
Aber was gibt es Schöneres, als einen Wein zu probieren, wo er gewachsen ist. Mit
einem Riesling, Ruländer und Schwarzriesling, ausgebaut von unserer Winzerge-
nossenschaft, standen wir Aug in Aug mit den Rebstöcken und konnten ihnen nur
wünschen, dass sie uns auch dieses Jahr wieder solch tolle Weine schenken. Wie
viel Tropfen Schweiß in jeder Flasche stecken, weiß jeder Steillagenwinzer. Bei
Bratwurst vom Grill und Ziegenfrischkäse mit Kräutern ging dieser Tag mit vielen
anregenden Gesprächen wie immer viel zu schnell zu Ende.
Volkmar Reinhold
6
Kultur- und veranstaltungsmosaik
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
SAcHKuNdENAcHwEIS für PflANzENScHutz
7Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
WeiterbildungSchon in der Ausgabe vom Februar 2014 informierten wir ausführ-
lich auf Seite 7 über die Neuregelung für den Sachkundenachweis
Pflanzenschutz. Gleichermaßen teilte Geschäftsführer Lutz Krüger
mit, dass, eine entsprechende Teilnehmerzahl vorausgesetzt, die
Sächsische Winzergenossenschaft sich um die Durchführung sol-
cher Lehrgänge in ihren Räumlichkeiten bemühen wird. Nun steht
es fest, im I. Quartal des nächsten Jahres erfolgen die Lehrgänge
zur Weiterbildung für die Winzerinnen und Winzer, welche bereits
im Besitz des Sachkundenachweises für
Pflanzenschutz sind. Für Genossenschafts-
mitglieder ist dieser Lehrgang kostenfrei.
Der entsprechende Personenkreis wird mit
Rundschreiben über die Termine informiert,
da die nächste Ausgabe des Winzerkuriers
erst am 15.03.2015 erscheint. Gleicherma-
ßen können die Termine auch im Sekretariat
des Geschäftsführers erfragt werden.
Sächsische winzergenossenschaft ermöglicht Sachkundenachweis
ErstschulungAufgrund der großen Nachfrage wurde bereits an vier Tagen im
August mit täglich vier Schulungsstunden ein Lehrgang für die
Winzerinnen und Winzer durchgeführt, welche noch nicht im
Besitz eines Sachkundenachweises zur Anwendung von Pflan-
zenschutzmitteln waren. Die Teilnahme am Lehrgang wurde
ebenfalls für alle Genossenschaftsmitglieder kostenlos ermög-
licht. Die mündliche Prüfung für die Teilnehmer des ersten
Lehrganges erfolgte am 2. bzw. 3. September. Erfreulicherweise
kann festgestellt werden, dass alle 46 Teil-
nehmer die Prüfung erfolgreich bestanden
haben. Die Prüfung der 49 Teilnehmer des
2. Lehrganges, der an vier Tagen Ende
Oktober bzw. Anfang November erfolgte,
wurde nach Redaktionsschluss dieser Aus-
gabe am 11. bzw. 12. November durchge-
führt.
Die Redaktion
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KuNdENPorträt
In einer Zeit, als hier
die S-Bahn noch
nicht im Halbstun-
dentakt fuhr und ich
noch nicht in Meißen
wohnte, habe ich
manches Stündchen
im Bahnhofsrestau-
rant von Meißen ver-
bracht. Ich erinnere
mich noch an die
dunkle Holztäfelung
in dem hohen Raum, die weiß gedeckten Tische und das besondere
Prunkstück, den großen wertvollen Leuchter aus Meissener Por-
zellan, der über allem schwebte. Man munkelte damals von einer
viertel Million, die er kosten würde. Nein, das war kein Wartesaal,
in dem man schnell einmal die Füße unter den Tisch steckte und
ungeduldig auf die große Bahnhofsuhr schaute. Hier speiste und
verweilte man und trank auch seinen Wein. Hier war eines der vier
Mitropa-Hotels, neben dem Flughafen in Schönfeld, dem Herms-
dorfer Kreuz und dem Rügen-Hotel in Saßnitz.
Erinnerungen an ein Stück Eisenbahngeschichte
Diese meine Erinnerungen lagen mehr als drei Jahrzehnte zurück,
und ich war ebenso erstaunt, wie erfreut, als ich das Bahnhofsres-
taurant nun nach Jahren wieder be-
trat. Wohl fehlten die große Gäste-
schar und der prunkvolle Leuchter,
aber der Ort der Gastlichkeit und
das so besondere Ambiente waren
geblieben und auch Steffen Heinrich,
der damals Oberkellner und jetzt
Wirt und Chef des Hauses ist. Und,
wie er mir versicherte, den großen
Porzellanleuchter gibt es auch noch,
nur hängt er jetzt im Stadtmuseum.
Für meinen Besuch hatte ich einen
besonderen Termin ausgewählt, es
war der 1. September. An diesem Tag
genau vor 38 Jahren hatte Steffen
Heinrich hier als Lehrling begonnen.
Natürlich sind 38 Jahre kein Jubilä-
um, aber das eigentliche Jubiläum
am 1. Mai dieses Jahres hatte ich ver-
passt. Vor 20 Jahren, am 1. Mai 1994,
hatte er die Gaststätte übernommen
und ihr den Namen Saxonia gegeben:
Bahnhofsrestaurant Saxonia Meißen – zwischenzeitlich die ein-
zige noch betriebene Bahnhofsgaststätte in Sachsen, und für mich
ein Ort der Erinnerung. Steffen Heinrich wusste natürlich noch
mehr von der Geschichte dieses traditionsreichen Hauses. Am
7. April 1839 fuhr der erste Zug mit der namensgebenden Saxonia-
Lok von Leipzig nach Dresden. Die Meißner Stadtväter hatten
damals leider eine Streckenführung über Meißen zu verhindern
gewusst. Als nun aber 1928 die Durchgangsstrecke über Meißen
eröffnet wurde, konnte man es in Meißen kaum erwarten. So wurde
z. B. die Gaststätte bereits im Juli noch vor dem ersten Zug und der
Einweihung des Bahnhofs im Dezember eröffnet.
vor 38 Jahren in dem Betrieb als lehrling begonnen
Während unseres Gesprächs tranken wir einen Müller-Thurgau
und ich fragte: „Welche persönliche Beziehung haben Sie eigent-
lich zum Meißner Wein?“ Steffen Heinrich schmunzelte und sagte:
„Mit Meißner Wein bin ich schließlich groß geworden. Als Lehr-
ausbilder durfte ich mein Wissen dann auch an andere weiterge-
ben.“ Gut erinnerte er sich auch noch, wie er sagte, an die „Kronen-
korkenzeit“.„Die Kronenkorken waren natürlich nicht die absolute
Krönung der Weinflaschenverschlüsse, aber korkig waren sie nie.“
Und dann erinnerte er sich weiter. „Bei dem Begriff Kronenkorken
muss ich immer an die damalige Knappheit des Sachsenweines
denken. Für die Winzer bedeutet es aber wohl auch die Erinne-
rung an einen Wein, der nur getrunken oder vertauscht werden
durfte, denn zu ihrem Wein, diesem begehrten „Gesundheitspfle-
gemittel“, gab es keine Angabe mit Verweis auf Arzt oder Apothe-
ker, stattdessen aber zierte die Etiketten der Aufdruck „Lohnwa-
re“, zum Handel nicht zugelassen“. So wurde der Meißner Wein
zu einem begehrten Tauschobjekt, sozusagen zu unserer dritten
Währung. Die zweite war ja das „Westgeld“. Dann kam die Wende,
und es waren erst einmal die Weine aus westlichen Regionen ge-
fragt, doch nicht lange, das hat sich bald wieder geändert.“
Als hätte er meine Gedanken erraten, fügte er nach einer Pause
des Nachdenkens hinzu: „Ja, es hat sich viel verändert. Ich musste
neue Wege suchen. Bei mir werden heutzutage vor allem Feiern
und Veranstaltungen gebucht, die sehr unterschiedlichen Räum-
lichkeiten von der Veranda bis hin zu dem großen Saal für 80 Per-
sonen bieten sich dafür an. Ein anderes Standbein ist die im frühe-
ren Warteraum eingerichtete Kegelbahn. Aber vor allem leben wir
von der Mund-zu-Mund-Propaganda und ich kann auf ein gutes
Team bewährter Mitarbeiter bauen.“
Vielleicht verbinden auch Sie Erinnerungen mit dem Bahnhofsre-
staurant. Es lohnt sich, wirklich einmal wieder dorthin zu gehen
und einen guten Meißner Wein zu trinken.
Werner Böhme
Foto: Günter Rühle
8
Mit Meißner wein bin ich groß geworden
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
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Bahnhofsgaststättenwirt Steffen Heinrich
lANdES- uNd BuNdESwEINPräMIEruNG
9Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
Sächsisches WeingoldAm 12. September, vier Tage nachdem die Lese für den Jahr-
gang 2014 auf dem Gellertberg in Oberau eröffnet wurde, fand im
Ratssaal von Meißen die Landesweinprämierung unter dem Mot-
to „Sächsisches Weingold“ statt. Prämiert wurden vorwiegend
Weine und Sekte des Vorjahres. Die Auszeichnung erfolgte in
Verbindung mit der Verleihung des Prädikates „Besonders emp-
fohlen an der Sächsischen Weinstraße“ für ausgewählte Wein-
gaststätten. Verfolgen doch beide Auszeichnungen das gemein-
same Anliegen bzgl. bester Qualität des Sachsenweines, welches
Anita Domschke, Abteilungsleiterin im Staatsministerium für
Umwelt und Landwirtschaft, unter das Goethe-Zitat stellte.
das leben ist viel zu kurz, um schlechten wein zu trinken
Dr. Bernd Kastler, Vorsitzender
des Weinbauverbandes Sach-
sen, konnte zu dieser Veran-
staltung die Vertreter der Wein-
güter, der Prädikatsgaststätten
von Pirna bis Diesbar-Seußlitz
begrüßen, ebenso wie die Ver-
treter der Presse, der Spon-
soren und die Bürgermeister
der Weinbaugemeinden. Eben-
falls waren Vertreter von Wirt-
schaft und Politik der Einladung
Goldener Medaillenherbst
Dr. Bernd Kastler (rechts) über-
reicht die Auszeichnungen an
Jürgen Zuschke, Vorstands-
mitglied der Sächsischen Win-
zergenossenschaft
Auszeichnungen der Sächsischen winzerge-nossenschaft bei der landesweinprämierung
2012 Traminer Sekt b.A. trocken Gold2012 Traminer Bereich Meißen Spätlese lieblich Gold
2013 Goldriesling Bereich Meißen QbA trocken Silber2013 Müller-Thurgau Cossebauder Bauernberge QbA trocken Silber2013 Bacchus Bereich Meißen QbA trocken Silber2013 Cabernet Blanc Bereich Meißen Kabinett halbtrocken Silber2013 Grauburgunder Bereich Meißen Kabinett trocken Silber2013 Kernling Radebeuler Johannisberg Auslese Silber2013 Traminer Bereich Meißen Kabinett halbtrocken Silber2013 Schieler Bereich Meißen QbA halbtrocken Silber
2013 Bacchus Schliebener Langer Berg QbA trocken Bronze2013 Sauvignon Blanc Bereich Meißen Kabinett trocken Bronze2012 Scheurebe Proschwitzer Katzensprung Kabinett trocken Bronze2012 Riesling Pillnitzer Königlicher Weinberg Spätlese trocken Bronze2012 Traminer Radebeuler Lößnitz Spätlese halbtrocken Bronze2012 Traminer Proschwitzer Katzensprung Auslese trocken Bronze2012 Traminer Pillnitzer Königlicher Weinberg Auslese trocken Bronze2013 Morio-Muskat Bereich Meißen QbA trocken Bronze2013 Blanc de Noirs Bereich Meißen Kabinett trocken Bronze2013 Goldriesling Bereich Meißen QbA trocken Bronze
Ergebnisse der Bundesweinprämierung 2014
2012er Traminer Bereich Meißen, Spätlese mild Gold2012er Traminer Pillnitzer Königlicher Weinberg, trocken Gold2012er Traminer Bereich Meißen, Kabinett halbtrocken Gold2012er Scheurebe Proschwitzer Katzensprung, Kabinett, trocken Gold2013er Morio-Muskat Bereich Meißen, QbA, trocken Gold
„Benno von Meißen“,Traminer-Sekt bA trocken Silber2013er Goldriesling Bereich Meißen, QbA, trocken Silber2013er Bacchus Bereich Meißen, QbA, trocken Silber2013er Sauvignon Blanc Bereich Meißen, Kabinett, trocken Silber2013er Kernling Radebeuler Johannisberg, Auslese mild Silber2013er Müller-Thurgau Cossebauder Bauernberge, QbA, trocken Silber
2012er Grauburgunder Radebeuler Lößnitz, Spätlese, trocken Bronze2013er Schieler Bereich Meißen, Qualitätswein, halbtrocken Bronze2013er Blanc de Noirs Bereich Meißen, Kabinett, trocken Bronze2012er Traminer Meißner Rosengründchen, Spätlese, halbtrocken Bronze2012er Grauburgunder Bereich Meißen, Kabinett, trocken Bronze2013er Cabernet Blanc Sachsen, Kabinett, halbtrocken Bronze2013er Bacchus Schliebener Langer Berg, QbA, trocken Bronze2012er Riesling Pillnitzer Königlicher Weinberg, Spätlese, trocken Bronze
gefolgt, insbesondere nahmen auch viele Landtagsabgeordnete
an der Gebietsweinprämierung teil. Den erschienenen Gästen
konnte Dr. Bernd Kastler von einem großen Medaillensegen und
einer guten Qualität der Weine des Vorjahres berichten. Für die
Weine des Vorjahres gab es insgesamt 80 Prämierungen, davon
19 Gold-, 41 Silber- und 20 Bronzemedaillen. Eine detaillierte
Übersicht zu den Ergebnissen der Sächsischen Winzergenossen-
schaft ist in dem linken Kasten unten gegeben.
Ein viertel aller Medaillen erhielt die Sächsische winzergenossenschaft
Unser großer Dichterfürst könnte also unbesorgt sein, wir müs-
sen auch zukünftig keine schlechten Weine trinken. Im anschlie-
ßenden Gespräch gab der Vorsitzende des Weinbauverbandes
der Hoffnung Ausdruck, dass auch die Weine des neuen Jahr-
ganges wieder eine Spitzenqualität erreichen mögen.
Bundesweinprämierung Besonders erfreulich sind auch die Ergebnisse der Bundeswein-
prämierung. Von elf für Sachsen ausgereichten Goldmedaillen
erhielt die Sächsische Winzergenossenschaft fünf Goldmedail-
len, also fast die Hälfte aller sächsischen Goldpreise. Allein drei
Traminerweine erhielten diese höchste Auszeichnung, und Kel-
lermeisterin Natalie Weich schwärmte von dem wunderbaren
Rosenduft dieser Weine. Geschäftsführer Lutz Krüger sagte:
„Natürlich hat auch unser Morio-Muskat traditionsgemäß wieder
eine Goldmedaille erhalten, genauso wie ein Wein der Rebsorte
Scheurebe. Insgesamt ist es ein Ergebnis, auf das wir sehr stolz
sein können. Eine detaillierte Übersicht zu den Ergebnissen der
Sächsischen Winzergenossenschaft ist in dem rechten Kasten
unten gegeben.
Werner Böhme
Foto: Günter Rühle
dEr wEINHEIlIGE St. urBAN
In Verbindung mit dem Ursprung des Weinbaus im Meißner
Land wird immer wieder Bischof Benno genannt, soll er doch
der Legende nach die ersten Reben hier gepflanzt haben. Tat-
sächlich ist die urkundliche Ersterwähnung des Weinbaus in
Meißen aber erst 1161, lange nach dem Tod des Heiligen, da-
tiert. Der Weinheilige bzw. der Schutzpatron der Winzer aber war
St. Urban. In Meißen wurde ihm die Dorfkirche der linkselbischen
Gemeinde Cölln geweiht, welche erst 1901 nach Meißen einge-
meindet wurde. Auch der Vorgängerbau der Kirche aus dem
12. Jahrhundert trug bereits seinen Namen. Das war wohl in-
sofern nicht verwunderlich, als Cölln von seinem Ursprung her
eine Bauernsiedlung war und manche der Bauern und Bürger
im angrenzenden Spaargebirge einen Weinberg besaßen. Der
sehr ausdruckstarke gotische Flügelaltar der ursprünglichen Kir-
che kann heute noch in der St.-Urbankirche von Meißen-Cölln
besichtigt werden.
Mit Christof Voigt, dem Vorsitzenden des Kirchenvorstandes der
Johannesgemeinde von Meißen-Cölln, besuchte ich diese Kir-
che. Er zeigte mir auch an dem historischen Altar das Bild von
St. Urban mit einer Traube und dem Rebmesser in der Hand. Der
25. Mai ist der Urbanstag, bis zu diesem Tag sollten die wich-
tigsten vorbereitenden Weinbergsarbeiten erledigt sein, und zu-
dem galt für diesen Tag der Spruch: „Ist Urban voll Sonnenschein,
gibt es viel und guten Wein“.
Christof Voigt zitierte nicht nur diesen Spruch, sondern er erklärte
mir auch, als wir zur Johanneskirche hinübergingen, warum die
neue notwendigerweise größere Kirche von Meißen-Cölln, wel-
che 1898 errichtet wurde, nicht mehr St.-Urbankirche, sondern
Johanneskirche hieß. „Man glaubte seinerzeit“, so sagte er, „für eine
10
St. urban, die Johanneskirche und der wein
evangelische Kirche nicht den Namen eines Heiligen der römisch-
katholischen Kirche wählen zu dürfen.“ Entfiel auch der Name des
Schutzpatrons der Winzer, die enge Beziehung zum Wein blieb
mit den bildlichen Darstellungen, den Geschichten, welche die
bunten Glasfenster erzählen. In der mittleren Rosette wird Jesus
mit den Worten dargestellt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die
Reben“. Wegen dieser johanneischen Bildrede vom Weinstock
wurde für diese Kirche der Name Johanneskirche gewählt und
damit noch in besonderer Weise der Bezug zum Weinbau herge-
stellt. Auch die Deckenbemalung, die Bilder des Altars und ebenso
dessen plastische Darstellungen zeugen von dieser Verbindung.
Kirche und Wein haben eine enge Beziehung und das findet sei-
nen besonderen Ausdruck in der Johanneskirche von Meißen-
Cölln, was ich vor allem in dem gemeinsamen Rundgang mit
Christof Voigt in überzeugender und sehr sachkundiger Weise
bestätigt fand. Ist er doch nicht nur Vorsitzender des Kirchenvor-
standes, sondern auch selbst Winzer.
Zum Schluss des Rundganges und unseres Gesprächs bat
Christof Voigt, seinen Dank an die Winzergenossenschaft zu
übermitteln, er sagte: „Die Johanneskirchgemeinde Meißen
dankt der Sächsischen Winzergenossennschaft Meißen herzlich
für die großzügige Unterstützung der Orgelrenovierung der Jo-
hanneskirche durch die Bereitstellung von „Orgelwein“ (vgl. Bei-
trag in unserer letzten Ausgabe auf Seite 22). Dieser Wein, es han-
delt sich um Müller-Thurgau und Rieslig vom Bereich Meißen,
kann in der Kirche und im Pfarramt erworben werden, je Flasche
kommen vier Euro der Orgelsanierung zugute.“
Werner Böhme
Fotos: Christof Voigt
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
St. Urban – Schutzpatron der Winzer Christus als Winzer Noahs Frau mit dem Weinstock
13 dEutScHE wEINANBAuGEBIEtE
11
Das Wetter, der
Reifegrad, und
besonders der stets
zu beachtende Be-
fall der Trauben mit
Fäule bei wechseln-
den Witterungsbe-
dingungen zwangen
die Winzer zu ange-
passtem, flexiblem Verhalten mit Blick auf den Lesetermin. Der
Wunsch und die formulierte Forderung, keine Trauben mit Edel-
fäule (Botrytis cinera) abzuliefern, führte zu einem schwer lös-
baren Entscheidungskonflikt: frühe Lese mit Trauben möglichst
ohne Befall und geringem Zuckeranteil oder voll ausgereifte
Trauben mit höherem Zuckeranteil (Oechslegrad, auch infolge
von Edelfäule) bei späterem Lesetermin, bei dem auch schäd-
liche Fäule auftreten konnte.
Für die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen stellte die-
ser Anpassungszwang hinsichtlich der Traubenannahme und
der schnellen Verarbeitung des Lesegutes besonders hohe An-
forderungen. Schließlich ergab sich ein recht unterschiedlicher
Reifegrad bei den verschiedenen Lagen (Flachlage und Steillage)
und Sorten (von Müller-Thurgau bis Riesling) im Anbaugebiet
von Diesbar-Seußlitz über Meißen und Radebeul bis Pirna und
gar vom linkselbischen Cossebaude bis Schlieben und Jessen in
Brandenburg und Sachsen-Anhalt, denn es muss ja sortenrein
und in höchster Qualität gekeltert werden. Umso mehr verdiente
die Winzergenossenschaft mit ihren Mitarbeitern Dank und An-
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
Große flexibilität bei der weinleseerkennung für die der Situation Rechnung tragende Reaktion bei
der Abholung und Annahme der Trauben. Bedeutete dies doch
auch, dass in relativ kurzer Zeit, und das früher als gedacht, mit
der Verarbeitung gestartet werden musste.
Im Minkwitzschen Weinberg erlebten wir beispielhaft das hohe
Entwicklungstempo – vor allem in Lagen an den sonnenbeschie-
nenen und wärmespeichernden Mauern. Noch am 5. September
beeindruckte hier an einer hochgelegenen Tockenmauer die
Fülle gesunder Beeren an den Trauben (vgl. Bild 1). Nach dem
folgenden Regen
und wechselhaften
– teilweise relativ
hohen – Tempe-
raturen, musste
sich schnell entwi-
ckelnde Edelfäule
festgestellt werden.
Nur durch sorgfäl-
tiges Auslesen und
Ausschneiden der
Trauben war dann
am 17. September die geforderte Reinheit des Lesegutes bei der
vorgezogenen Lese erreichbar. Und wir konnten uns dabei guter
Qualität erfreuen. Die durch Rüdiger Franke eingeführte moder-
ne elektronische Wägeeinrichtung mit kumulativer Erfassung der
Traubenmenge (vgl. Bild 2) erleichterte uns zudem diesmal die
Traubenabgabe erheblich.
Dr.-Ing. Rainer Jork
Historische Arbeiten und Geräte im weinbau
Vollernter, Seilwinde,
Sprühgerät – das war für
unsere Vorfahren vor über
100 Jahren nicht vorstellbare
Technik. In der Geschichte der
Rebe dominierte die Handar-
beit. Selbst Zugvieh, wie Pferd
und Rind, wurden nur in den
seltensten Fällen eingesetzt –
die Hänge waren zu steil und
die Reben standen zu eng. Ar-
beitskräfte waren ausreichend
vorhanden – bis Anfang des
19. Jahrhunderts herrschte noch die Fronarbeit und Winzer auf
den bürgerlichen Weingütern erhielten einen jämmerlichen Lohn.
15 Taler im Jahr entsprachen dem Kaufpreis einer Kuh. Zum Ein-
satz zur Bearbeitung der Weinberge kam, was die Natur bot. Ent-
lang von Bächen und Flüssen standen Weidengehölze, ihre Triebe
wurden zum Binden der Reben und Flechten von Körben benötigt.
Eine Vielzahl von Böttchern in den Städten und auf den Dörfern
nutzte das Holz von Buchen und Eichen für allerlei Stiele und Ge-
fäße. Das Eisen aus dem Erzgebirge wurde für Hacken, Messer
und Beile benötigt. Dem Stroh kam eine weit größere Bedeutung
gegenüber heute zu. Es eignete sich hervorragend als Bindemate-
rial, auch die Kuh des Winzers benötigte es und nicht zu vergessen,
viele Gebäude auf dem Lande hatten eine Dachdeckung mit Lang-
stroh. Auch der Forst wurde in den Dienst der Rebe eingespannt.
Allein die Königlichen Weinberge benötigten um 1840 jährlich
1,5 Millionen Rebpfähle aus dem Erzgebirge und 1580 ließ der Kur-
fürst im Moritzburger Wald auf dem Kreyern einen Viehhof zur
Versorgung der Weinböhlaer und Kötschenbrodaer Weinberge
mit Stallmist errichten. Die Beispiele könnten vielfach erweitert
werden. Erst nach 1900 begann sich der Weinbau grundlegend zu
ändern und damit die Technik und die Produktionshilfsmittel.
Günter Rühle
Vgl. Sie hierzu auch die nachfolgenden Bildtafeln
1
2
Historischer Rückenschwefler
HIStorIScHE ArBEItEN uNd GErätE IM wEINBAu
12 Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
>> februar
Rebschnitt mit der WeinbergshippeDie Weinbergshippe war bereits vor 2000 Jahren im römischen Weinbau bekannt. Durch ihre sichelartige Ausführung ermöglichte sie einen kraftvollen und guten Schnitt. Baum-scheren wurden erst im 19. Jahr- hundert im Gartenbau eingesetzt. Der Weinbau folgte noch später. Ihre Herstellung war teuer und aufwendig.
>> Januar
Weinbergspfähle spitzenBis Anfang des 20. Jahrhundert wurden die Reben ausschließlich an Pfählen erzogen. Diese wurden im Frühjahr mit-tels Pfahleisen gesteckt und im Herbst wieder gezogen und zu Pfahlhaufen geschichtet. Abgebrochene Pfähle wur-den im Winter angespitzt. Der größte Teil Pfähle waren Fichte und Robinie (Falsche Akazie).
>> März
Reben bindenUnsere Winzervorfahren kannten nur wenige technische Hilfsmittel. Sie nutz-ten weitgehend, was die Natur bot. Zum Binden der Reben im Frühjahr eignet sich hervorragend die Korbmacherwei-de. Sie ist geschmeidig und biegsam, wächst an vielen Bachläufen, lässt sich wickeln und knoten. Mit dem Trocknen des Weidenholzes erhöht sich die Festig-keit. Winzer, die das Binden mit Weide noch beherrschen, entwickeln enorme Leistungen.
>> April
Arbeit mit dem schweren KarstIm Frühjahr war eine tiefe Bodenbear-beitung notwendig (15 – 20 cm Tiefe). Dabei musste der Weinbergsboden ge-wendet und oft der eingebrachte Stall-mist untergearbeitet werden. Der Karst ist eines der wenigen Werkzeuge die heute noch große Verbreitung haben.
HIStorIScHE ArBEItEN uNd GErätE IM wEINBAu
13Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
>> Mai
Schädlingsbekämpfung mit Rückenspritze(System Platz um 1920) Die früheren Winzer kannten nur den Traubenwickler. Diese wurden oft in mühevoller Arbeit abgesammelt. Mit dem Einschleppen des Mehltaus nach 1850 wurde es notwendig, gezielte Methoden zur Bekämfung zu ent-wickeln. Die ersten Pflanzenschutzmittel waren Kupfer- und Schwefelverbin-dungen. Sie mussten flüssig ausgebracht und auf das Blattwerk fein verteilt wer-den. Dazu wurden verschiedenste Syste-me zur Druckerzeugung entwickelt.
>> September
Vogelwache mit der Böllerkanone Für große Weinberge wurde hin und wieder zum Verjagen der Vögel die Böllerkanone eingesetzt. Größere Be-deutung hatte sie jedoch, um besondere Ereignisse, wie Lesebeginn, Mostfeste in den Bergen und Leseabschluss anzu-kündigen. Sie wurde mit Schwarzpulver geladen und mit einem Papierpfropfen geschlossen. Ihr Knall klang weit über die Täler.
>> oktober
Hölzener Butte und Lesefass Holz war der wichtigste Werkstoff im
Weinbau. Pressen, Fässer, Stiele usw.
wurden aus Holz gefertigt. Unentbehrlich
waren die Transportbutten, mit denen
die gelesenen Trauben aus den Bergen
getragen wurden. Keine leichte Arbeit.
Eine Butte wog etwa 10 bis 15 kg, vor der
Arbeit war sie noch zu wässern, um sie
dicht zu machen (ca. 5 kg) und der Trau-
beninhalt etwa 25 kg, also etwa 45 kg.
>> Juni
Rüherkarst zur Sommerbearbeitung Der Rüherkarst war ein breitschnei-diges Bodenbearbeitungsgerät, welches nur geringfügig in die Bodenoberfläche eindrang und dadurch die oberste Bodenschicht durchmengte. Die Wirkung war ähnlich einer Breithacke.
>> November
Rindenbeseitigung mit Stammputzer In den Herbst- und Wintermonaten wurden die Stämme der Rebstöcke von lose haftender Borke befreit, um anhaf-tendes Moos und Flechten zu beseitigen und gleichfalls auch überwinternde Schädlinge zu entfernen.
>> Juli
Triebe heften mit Stroh Ähnlich wie bei der Bindeweide wurden zum Heften der jungen Triebe Natur-produkte eingesetzt. Am besten eignete sich hierzu Langstroh von Hafer. Es wurde ein bis zwei Tage in Wasser eingeweicht und ließ sich somit besser drehen und verarbeiten.
>> dezember
Weidenkorb zur StallmisteinbringungDie Düngung der Weinberge mit Stall-mist war die einzige Möglichkeit, den Boden zu verbessern und Nährstoffe zuzuführen. Der oft weit mit Pferdefuhr-werken herbeigeschafte Mist wurde besonders in der relativ arbeitsarmen Winterzeit in die Berge getragen. Es war ein kleiner Zusatzverdienst für den Winzer.
>> August
Vogelwache mit der Rassel Neben gelegentlichen zweibeinigen Traubendieben galt es vor allem, eine große Zahl von Staren und Amseln zu vertreiben. Mit Rasseln, Knallpistolen und anderen Lärminstrumenten ver-suchte man, die reifenden Trauben zu schützen. „Vogelwache“ war in den Arbeitsverträgen der Winzer festge-schrieben.
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KöNIGINNENwAHl
14
wahl der 27. Sächsischen weinkönigin
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
auch Ausstrahlung und auch Schlagfertigkeit besitzen. Noch andere
Gedanken schwirrten durch meinen Kopf, wie eine Portion Humor
kann nicht schaden. Das reichhaltige kalt-warme Buffet war absol-
viert, so manches Glas Wein geleert und die Unruhe und Spannung
im Saal hatten ihren Höhepunkt erreicht, da wurde endlich das Er-
gebnis der Wahl verkündet: Die neue Sächsische Weinkönigin heißt
Michaela Tutschke. Sie ist gelernte Winzerin, ist Vertriebsassisten-
tin und uns ja schon als bisherige Weinprinzessin bekannt. Ihr zur
Seite stehen als Weinprinzessinnen Jana Jordan aus Meißen, die
kurz vor dem Bachelor-Abschluss im Bereich Printmedientechnik
steht, und die Nossener Personalreferentin Kati Hofmann.
Aber auch das muss noch gesagt werden
Alle vier jungen Frauen haben ihre Sache gut gemacht. Nun gut,
manchmal haperte es doch ein klein wenig am weinfachlichen Wis-
sen. Mut und Selbstvertrauen haben sie aber auf alle Fälle bewiesen.
Sich vor so großer Gästezahl zu präsentieren und hier zu agieren,
das gebührt schon Anerkennung. Manch einer im Publikum, der
alles mehr oder weniger lautstark und klug kommentierte, hätte
das wohl nicht gepackt. Es ist wie beim Fußball, über die vergebene
Chance zu lästern, ist eben einfacher, als selbst ein Tor zu schießen.
Fazit: Es war wieder eine gelungene professionelle Veranstaltung,
und doch denke ich auch gern an die Veranstaltungen zurück, wo
noch mehr hausgemacht war und das Bunt der Winzerwesten den
Saal dominierte.
Antrittsbesuch in der Sächsischen winzergenossenschaft
Am nächsten Tag absolvierte die neu gewählte Weinkönigin
Michaela Tutschke in Begleitung der Deutschen Weinprinzes-
sinnen Katharina Schnitzius und Judith Dorst, ihren Antrittsbe-
such in der Sächsischen Winzergenossenschaft. Beide zeigten
sich sehr beeindruckt von ihrem Besuch in Wein-Sachsen und
lobten insbesondere den sächsischen Wein. In Begleitung der
drei Weinhoheiten befanden sich ebenfalls Sachsens neue Wein-
prinzessinnen Jana Jordan und Kati Hofmann.
Werner Böhme
Fotos: Günter Rühle
Sie hießen Michaela, Maria, Kati und Jana, die vier Kandida-
tinnen für das Amt der 27. Sächsischen Weinkönigin bei der
Wahlveranstaltung in der Coswiger Börse am 8. November. Auf
die Siegerin dieses Wettbewerbes um das schönste Ehrenamt war-
teten außer der Krone, das Auto und ein eigener Weinberg, aber
auch ein gerüttelt Maß voll Arbeit – über 200 Veranstaltungen pro
Jahr, doch daran dachten die vier jungen Frauen an diesem Abend
sicher nicht. Unter den reichlich 300 Gästen befand sich auch viel
Prominenz. Außer der noch amtierenden Sächsischen Weinkö-
nigin Katharina Lai nahmen noch insgesamt 24 Weinmajestäten
aus Sachsen und vom Nachbaranbaugebiet Saale-Unstrut teil, und
auch die deutschen Weinprinzessinnen Katharina Schnitzius von
der Mosel und Judith Dorst aus Rheinhessen erwiesen Wein-Sach-
sen und dieser Veranstaltung ihre Reverenz.
27 weinhoheiten zur wahl der 27. Sächsischen weinkönigin
Landrat Arndt Steinbach, die Bürgermeister der weinbautreiben-
den Gemeinden und Städte des Landkreises waren ebenso er-
schienen, wie Landtagsabgeordnete, Vertreter des zuständigen
Fachministeriums und die Sponsoren. Nach der Begrüßung durch
Dr. Bernd Kastler hatten die Kandidatinnen ihre Auftritte. Durch
das Programm führte der bekannte Kaberettist und Schauspieler
Olaf Böhme, musikalisch wurde er dabei durch den „Weingeiger“
Florian Mayer exzellent begleitet. Und während die Kandidatinnen
sich in Spiel- und Fragerunden beweisen mussten, überlegte ich:
Was erwarten wir eigentlich von einer Weinkönigin? Sie sollte
fachlich kompetent sein, denn sie muss ja unsere Weinwirtschaft
und letztendlich ganz Wein-Sachsen repräsentieren. Sie muss aber
Kati Hofmann, Michaela Tutschke und Jana Jordan (v.l.n.r.)
Judith Dorst, Jana Jordan, Michaela Tutschke, Kati Hofmann
und Katharina Schnitzius (v.l.n.r.)
lIoNS cluBS AuS fINNlANd BESucHEN SAcHSEN
15Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
das winzerstraßenfest in weinböhla
Das Winzerstraßenfest in Weinböhla Dieses Jahr verwöhnte das Wetter die Gäste und Gastgeber des
Winzerstraßenfestes in Weinböhla. Traditionell fand das weit über
die Ortsgrenzen hinaus bekannte Fest am ersten Septemberwo-
chenende statt und auch Petrus feierte mit. Die Gäste strömten
nach Weinböhla und fanden wieder liebevoll geschmückte Höfe,
ein abwechslungsreiches musikalisches Programm und viele Stän-
de vor, die fast keinen Wunsch offen ließen. Die Jugendlichen und
die Junggebliebenen konnten ihre Karusselltauglichkeit auf der
Festwiese testen. Bis weit in die Nacht hinein wurde gegessen, ge-
feiert und natürlich getrunken. Ein grandioses Feuerwerk beendete
am Sonntag dieses gelungene Fest. Allen Oganisatoren und Helfern
herzlichen Dank!
Eva Quoß
Finnen loben den sächsischen Wein
Die weiteste Anreise hatten in diesem Jahr aber zum Winzerstra-
ßenfest wahrscheinlich Gäste aus Finnland. Der Grund des Besuchs
war eine ungewöhnliche Freundschaft. In Sachsen gibt es, wie in
Deutschland und weltweit auch, Lions Clubs. Diese gehören zu
den Lions Clubs International, einer „weltweiten Vereinigung freier
Menschen, die in freundschaftlicher Verbundenheit bereit sind, sich
den gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit zu stellen und unei-
gennützig an ihrer Lösung mitzuwirken“. So bieten die Lions Clubs
Weinböhla, Radebeul und Meißen zu den jeweiligen Weinfesten
an eigenen Ständen Wein, Federweißen, Selbstgebackenes oder
Fettbemmchen an, um mit dem Erlös zum Beispiel ein Kinderheim,
Schulen oder das Frauenhaus in Radebeul zu unterstützen.
Vor einigen Jahren vereinbarten sächsische Lions Clubs und fin-
nische Clubs eine sogenannte „Jumelage“ oder besser freundschaft-
liche Verbundenheit. Der Tag der Sachsen in Großenhain und das
Winzerstraßenfest in Weinböhla waren der Anlass, die finnischen
Lions einmal nach Sachsen einzuladen. Auf dem Besuchsprogramm
standen unter anderem der Besuch der Sächsischen Weinstraße
und eben das Winzerstraßenfest. Wie bei solchen Treffen üblich,
wurden freundschaftliche Worte und Geschenke ausgetauscht. Ei-
ne besondere Überraschung waren der Besuch des Bürgermeisters
Reinhart Franke mit seiner Frau und eine Weinprobe. Diese wurde
von der sächsischen Weinprinzessin Michaela Tutschke und Knut
Peltner vom Weinböhlaer Weinbauverein durchgeführt. Übersetzt
wurden die fachkundigen Worte von Otfried Blümchen, einem fin-
nischen Lion mit deutschen Wurzeln, der perfekt Deutsch spricht
und den sächsischen Wein sehr lobte. Bürgermeister Reinhart
Franke nahm sich trotz seines vollen Terminkalenders zum Wein-
fest die Zeit, mit den
Gästen ins Gespräch
zu kommen und
die Geschichte des
Weinfestes zu erzäh-
len. Besonders stolz
ist Reinhart Franke,
dass das gesamte
Weinfest von ein-
heimischen Bürgern
organisiert wird. Die
Gemeinde kümmert
sich um Ordnung
und Sicherheit, „der
Rest“ liegt in den Händen eines ehrenamtlichem Organisations-
teams. Hut ab vor so viel ehrenamtlichen Engagement, ähnlich wie
die Lions in ihren Clubs ob in Sachsen oder Finnland.
Thomas Rieß
Foto: Christoph Rieß
Starker Service!
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Stand der Weinbaugemeinschaft Weinböhla
Michaela Tutschke, Knut Peltner
und Otfried Blümchen
dIE wEINfEStE IN SAcHSEN
Zwar definiert der Gesetzgeber den Wein als Lebensmittel,
setzt ihn damit gleich mit Kraut und Rüben. Für uns Bacchus-
jünger bedeutet der Wein jedoch viel mehr – ist eine Art Glau-
bensrichtung. Zumindest hat der Wein für uns aber etwas Beson-
deres und steht auf einem kleinen Altärchen. Wein ist keinesfalls
ein Getränk für den einsamen Zecher, er bedarf der Geselligkeit.
Erst dann offenbart er eine seiner so besonderen Eigenschaften
– er schafft Fröhlichkeit. Und so waren wir auch in diesem Jahr
natürlich wieder zu den Weinfesten unterwegs.
das Herbst- und weinfest in radebeul
Es war das letzte Septemberwochenende und in Altkötzschenbro-
da fand wieder das Herbst- und Weinfest statt. Bereits zum 19. Mal
wurde es in Verbindung mit dem internationalen Wandertheater-
festival durchgeführt. Es stand in diesem Jahr unter dem Motto
„Vivat William“. Drei weinselige Tage also für Shakespeare. Doch
von all den Dichterworten passte am Freitag, dem Eröffnungstag,
am besten wohl die Liedzeilen von Theodor Storm. „Der Nebel
16
Herbstzeit ist weinfestzeitsteigt, es fällt das Laub. Schenk ein den Wein, den holden. Wir
wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden.“ Weingott
Bacchus, alias Volksschauspieler Herbert Graedtke, bedankte
sich zwar bei seinem Götterkollegen Petrus, dass zumindest der
Regen aufgehört habe, aber vom Wetter her blieb es trotzdem ein
grauer Tag, aber nur vom Wetter her. 10.000 Besucher zählte man
schon an diesem ersten Tag. Sie standen auch Spalier, als sich der
Eröffnungszug mit den beiden Weinprinzessinnen, Radebeuls
Oberbürgermeister Bert Wendsche und dem Geschäftsführer der
Sächsischen Winzergenossenschaft Lutz Krüger, dem Schirmherr
der Veranstaltung, vom Kuffenhaus über den Altkötzschenbrodaer
Anger bis zur Friedenskirche bewegte. Und dann begann man, auf
dem Anger und in den Höfen den grauen Tag mit Wein zu vergol-
den. Noch schöner war es in Altkötzschenbroda aber am nächsten
Tag. Die giebelständigen, kleinfenstrigen und fachwerkkarierten
Häuser erstrahlten im Sonnenschein. Sie erschienen irgendwie
noch anheimelnder. Buntes Festgetümmel. Hier war des Volkes
wahrer Himmel. William, verzeih, wenn auch dieser Vers nicht von
dir ist, aber es war auch in diesem Jahr wieder ein gelungenes Fest.
Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
17Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
dIE wEINfEStE IN SAcHSEN
das weinfest in Meißen
Nach der Eröffnung des Weinfestes in Radebeul fuhren Sachsens
Weinprinzessinnen Manuela Tutschke und Luise Finserbusch
sowie die Jessener Janine Fischer gemeinsam mit dem Schirm-
herrn Geschäftsführer Lutz Krüger auf einem Rettungsboot der
Kötzschenbrodaer Feuerwehr nach Meißen. Gerettet werden
musste die rechtzeitige Eröffnung der dortigen Veranstaltung.
Es klappte. Wir trafen allerdings erst am nächsten Tag – am
Sonnabendnachmittag – dort ein. Aus den biederen Straßen der
Altstadt ist in Meißen am letzten Septemberwochenende neben
Kötzschenbroda elbauf und elbab in Sachsen die größte und
fidelste Weinmeile geworden. Der schier endlose Besucher-
strom wälzte sich durch die Straßen, verweilte auf den Plätzen,
zwängte sich durch die schmalen, winkligen Gassen, verzweigte
sich in den Höfen und tauchte ab in die Keller. Dreihundert-
fünfundsechzig Gaststätten soll es einst in Meißen gegeben
haben. Dichtung oder Wahrheit? Doch wie dem auch gewesen
sein mag, an den Tagen des Meißner Weinfestes würde bei den
wiederum 50.000 Besuchern auch diese Zahl von Gaststätten
nicht ausreichen. Wein wurde so nicht nur in den Gaststätten,
Restaurants und Geschäften angeboten, sondern auch in den
malerischen Innenhöfen und den Kellern ausgeschenkt, die sich
nur für diesen Tag schön gemacht und geöffnet hatten. Wein
gab es an den unzähligen Ständen auf den Bürgersteigen und
Plätzen. Zentren des allgemeinen Trubels und der weinseligen
Stimmung waren der Weinhof „Rote Schule“ der Sächsischen
Winzergenossenschaft, der Marktplatz, gerahmt von der Ga-
lerie alter Bürgerhäuser und dem Rathaus. Stimmungsvolle
Musik mit Tanzversuchen auf dem Kopfsteinpflaster gab es auf
dem Platz vor dem Café Zieger. Im Bahrmannschen Keller be-
gegnete uns Bariton Rudolf Kostas wieder, den wir vom Tag
des offenen Weingutes schon kannten. Von vielem könnte ich
noch berichten, nur von dem großen Festumzug nicht, denn
am Sonntag ereilte mich das Schicksal vieler Winzer, die vor-
gezogene Weinlese auch am Weinfestwochenende aufgrund
der Wetterunbilden. So konnte ich nicht am Umzug teilnehmen.
Die vielen schönen Fotos der Fotografen sprechen aber Bände
– zeigen frohe Gesichter, strahlenden Sonnenschein und Wein-
feststimmung pur.
Werner Böhme
Fotos: Kerstin Rieß, Günter Rühle
fAHrtEN dEr wEINBAuGEMEINScHAftEN
18 Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
winzerfahrtenStudienreise der Weinböhlaer WinzerDie diesjährige Studienreise der Weinbaugemeinschaft Wein-
böhla (vgl. Foto 1) führte am 12. Juli wieder einmal ins benach-
barte Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Schon 1993 besuchten die
Weinböhlaer dort das Weingut Herzer in Roßbach, jetzt wollten
wir sehen, wie sich der Betrieb entwickelt hat. Es war rundherum
beeindruckend. Stephan Herzer und seine Frau empfingen uns
herzlich. Am Max-Klinger-Weinberg unterhielt uns Herr Herzer
mit der künstlerischen und privaten Lebensgeschichte von dem
berühmten Leipziger Grafiker, Maler und Bildhauer Max Klin-
ger. Er erläuterte aber anschließend im Berg seine Strategie und
Philosophie von Pflanzenschutz und Düngung im Weinberg (vgl.
Foto 2). Viele nahmen hier Anregungen für das eigene Tun mit.
Erste Weine wurden probiert. Im Verkostungsraum, einer liebe-
voll umgebauten Dorfschule im Ort, gab es dann die nächsten
Sorten zu trinken. Frau Herzer begleitete die Proben mit sehr in-
teressanten Beiträgen zur Entwicklung des Gutes, zu familiären
Plänen, aber auch herrlich aufgelockert mit Gedichten, Trink-
sprüchen und Anekdoten.
Unser nächstes Ziel lag nur unweit entfernt: das Landesgut
Kloster Pforta. Dort erwartete uns eine ungewöhnlich junge dy-
namische Mannschaft, die mit Eifer versucht, von 50 Hektar einen
guten Wein zu produzieren, zu keltern und zu vermarkten. Schon
die Begrüßung zeigte, dass man auch neue Wege probierte: Die
Sektflasche musste mit einem Schwert geöffnet werden (vgl.
Foto 3). Wir sahen die Weinberge, aber auch den großen Keller
mit Archiv und die Kelterei. Nach einem üppigen Abendbrot stell-
te uns Dr. Klaus Epperlein von der Hochschule Anhalt ein Projekt
zur Erhaltung alter Rebsorten vor. Auch diese durften wir kosten,
nicht alle Winzer waren vom Geschmack überzeugt. Dank einer
sehr guten Organisation kamen die Teilnehmer pünktlich und
entspannt nachts wieder in Weinböhla an.
Eva Quoß
Vom bösen Bruder zum lieblichen RosengartenBei schönstem Wetter bestiegen wir in Radebeul-West den
Dampfer „Stadt Wehlen“. Eine gute Entscheidung, streikten doch
an diesem Tag die Lokführer der S-Bahn. Gemächlich ging es
nach Diesbar-Seußlitz. Wohl von keinem anderen Verkehrsmittel
aus kann man unsere, vom Weinbau geprägte Kulturlandschaft
so genießen. Was die Weinberge an den Hängen den Winzern für
Mühe abverlangen, ist uns mehr als bekannt. Trotzdem sollten
wir alles tun, die einmalige, liebliche Landschaft zu erhalten. In
Diesbar-Seußlitz angekommen, wurden wir herzlich von Carola
Ulrich und Iris Gläser vom Weingut Jan Ulrich mit einem Glas
Weißburgunder empfangen. Erste Station war die George-Bähr-
Kirche in Seußlitz, ein Kleinod, das noch viel zu unbekannt ist.
Frau Gudrun Reichardt, ein Seußlitzer Urgestein, konnte uns viel
Wissenswertes zur Geschichte des Ortes und der Kirche erzäh-
fAHrtEN dEr wEINBAuGEMEINScHAftEN
19Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
len. Dann ging es die Treppen hinauf zur Heinrichsburg. Innen
und außen wird sie bewundernswert von der WBG Diesbar-
Seußlitz gepflegt. Neidlos muss man zugestehen, dass sich die
WBG mit dem Aufenthaltsraum mit seinem herrlichen Ausblick
ein Schmuckkästchen geschaffen hat. Unsere Wanderung führte
uns dann durch die Lage Seußlitzer Heinrichsburg. Etwas un-
gläubig betrachteten wir die Versuchsfläche des Staatsweingutes
mit dem Minimalschnitt. Stellt er doch alle, bisher gelernten, im
Weinbau üblichen Pflegemaßnahmen auf den Kopf. Über die Er-
fahrungen hiermit sind wir gespannt. Vor allem, wie bekommt
man die zu erwartende Fäulnis in den Griff. Weiter ging es zum
liebevoll gepflegten Schauweinberg der Ulrichs mit der Rebsorte
Johanniter, den wir hier auch verkosten konnten. Vom Berg wie-
der im Tal ließen wir den Tag im Weingut Jan Ulrich nach der
Kellerbesichtigung bei Speis und Trank ausklingen.
Eva Reinhold, WBV Oberlößnitz
Fotos: Alexander Krah, WBV
Eva Reinhold WBV Oberlößnitz
Winzerfahrt zum Bodensee
Durch einen Beitrag von Dr. Rainer Jork im Winzerkurier 4/2013
war mein Interesse für den Bodensee, seinen Wein und die Mainau
geweckt. Schließlich konnte ich 37 Weinfreunde und Mitglieder
unserer Weinbaugemeinschaft für eine solche Fahrt begeistern.
Am 24. Juli war es dann so weit, und unsere Busfahrt startete.
Erste Station war Lindau mit seiner historischen Altstadt. Wei-
ter ging die Fahrt dann nach Wasserburg zur Rädle-Wirtschaft
Schmidt. Was man bei uns als Straußwirtschaft bezeichnet, heißt
hier am Bodensee Rädlewirtschaft, und statt einem Strauß ist hier
das Erkennungszeichen bzw. das Aushängeschild ein Wagenrad.
Was wir aber nicht wussten, aus der Rädle-Wirtschaft war zwi-
schenzeitlich ein Weingut entstanden. Malerisch thronte es auf
einem kleinen Berg über dem Bodensee. Der Weingutschef emp-
fing uns hier zu einem Rundgang und einer 3er Weinprobe. Wir
genossen die Weine wie den Blick zum Bodensee. Nach diesem
eindrucksvollen Tag übernachteten wir in Ravensburg.
Am Vormittag des nächsten Tage besuchten wir die Insel Mainau
und ließen uns von der Blütenpracht der ausgedehnten Parkan-
lagen bei strahlendem Sonnenschein faszinieren. Einen weiteren
Höhepunkt stellte für unsere Winzer und Weinfreunde vor allem
auch der nachmittägliche Besuch im Staatsweingut Mersburg
dar. Vorzügliche Weine präsentierte uns dort Nicole Vaculick –
Sommelière aus Leidenschaft – im Rahmen einer 6er Weinprobe
und pries die Besonderheiten und Vorzüge des Bodenseeweines.
Zu allen guten Dingen gehören bekanntlich drei, und so hatten wir
noch einen dritten Tag für die Reise eingeplant. Eine Stadtbesich-
tigung in Ravensburg stand an diesem Tag auf dem Programm.
Es war eine sehr interessante Führung, die uns der ehemalige
Landesgerichtsdirektor, Herr George, gemeinsam mit Frau Diet-
rich bot, welche als Vertreterin der Stadtverwaltung zuständig für
die Städtepartnerschaft Ravensburg – Coswig ist.
Es folgte die Fahrt nach Hagnau, wo eine Weinprobe des Winzer-
vereins Hagnau e.G., des ältesten Weingutes von Baden, auf uns
wartete. Karl Sonntag, der 35 Jahre Geschäftsführer des Wein-
gutes war, führte uns mit Witz, Humor und großer Sachkenntnis
durch die 5er Weinprobe mit erlesenen Weinen. Seine 82 Jahre
merkte man ihm wahrlich nicht an. Anschließend traten wir die
Rückreise voller neuer, interessanter Eindrücke an.
Frank Hoppe, Vorsitzender der WBG Niederau
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21Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
fotowEttBEwErB
Unter diesem Motto
steht der Fotowett-
bewerb des Kulturvereins
Meißen und der Säch-
sischen Winzergenossen-
schaft Meißen in diesem
Jahr. Die ersten Fotos wur-
den bereits eingereicht und
einige ausgewählte davon
Endspurt im fotowettbewerbdie schönsten Aussichten und Ansichten der Sächsischen weinstraße –
teilnahmeschluss ist der 30. November 2014
Die Fotos sollten digital in der Größe des Weinkalenders von 22 x 22 cm mit ca. 300 dpi per E-Mail an [email protected] eingereicht werden. Zu den Fotos bitten wir folgende Angaben zu machen: Name des Fotografen mit Adresse und Telefonnummer sowie Angaben zu Alter, Bildtitel und Aufnahmeort. Weiter Angaben zu den Preisen und Details der Auswahl- und Teilnahmebedingungen können Sie der Ausgabe 2 des Winzerkuriers entnehmen.Alle eingereichten Fotos nehmen dann am Endausscheid im April nächsten Jahres teil. Die Ergebnisse werden wiederum in der Juniausgabe des Winzerkuriers veröffentlicht. wir freuen uns auf Ihre Einsendungen.
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auch bereits in der Aus-
gabe 3 des Winzerkuriers
veröffentlicht. Auch nach-
stehend sind zwei weitere
der zwischenzeitlich ein-
gereichten Fotos zu sehen. Reichen auch Sie noch Ihre Wett-
bewerbsfotos ein, um einen der wertvollen Preise zu gewinnen.
Zudem werden ja auch die Preisträgerfotos im nächsten Wein-
kalender veröffentlicht. Einsender der Fotos: Joachim Brückner.
wEINrEISE
22 Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
das Weinbaugebiet und dass in den Restaurants, und sei es nur
ein Pizzeria, in der Regel zum Essen eine Flasche Wein auf den
Tisch kommt.
wein gibt es immer und überall
Als wir ankamen, waren die Festvorbereitungen in vollem Gange.
Buden und Tribünen wurden aufgebaut und überall hingen die
Konterfeis von 18 bildhübschen Mädels, den regionalen Wein-
königinnen der Provinz, die sich zur Wahl der argentinischen
Weinkönigin stellten und die deshalb alle an der Vendimia teil-
nahmen. Das ist seit 1936 der Fall. Bereits am vorhergehenden
Sonntag fand die „Benediction de las Frutas“ statt, die Segnung
der Weinlese im Beisein Tausender von Einwohnern. Aber da
weilten wir noch an den Iguassufällen, die zu den größten Was-
serfällen der Welt zählen. Eigentlicher Auftakt war am Freitag
„La Via Blanca de las Reinas“, ein spätabendlicher Umzug durch
die Stadt, bei dem die regionalen Weinköniginnen des Jahres
2014 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Begleitet wurden
die 18 riesigen, prächtig geschmückten Trucks – auf jedem eine
der Weinmajestäten mit ihrem Gefolge – von Gauchogruppen
auf rassigen Pferden. Höhepunkt der Vendimia war jedoch am
Sonnabend der vierstündige Umzug „Caroussel“, voran eine
schier nicht enden wollende Protestdemonstration gegen das
geplante Fracking im Norden der Stadt sowie Dumpinglöhne und
Umweltverschmutzung der Konzerne Shell und Monsanto. Aber
dann kamen wieder die Wagen mit den Weinköniginnen und ih-
ren Begleiterinnen, die unablässig Weintrauben, Honigmelonen
und Bonbons in die Zuschauermenge warfen. Sogar volle Wein-
flaschen wurden heruntergereicht.
20.000 Besucher zur Abschlussveranstaltung
Die Gauchogruppen waren ebenfalls wieder dabei, jedoch we-
sentlich zahlreicher als am Abend vorher und manche hatten so-
gar ihre kleinen Kinder mit auf dem Pferd. Die 6- oder 7-Jährigen
durften bereits selbstständig neben ihrem Vater reiten. Mehr
Jeder Argentinier bekommt leuchtende Augen, wenn er hört,
dass man nach Mendoza fliegt, und ein verklärtes Lächeln
erfasst sein Gesicht, wenn er erfährt, dass man zum Zeitpunkt
der Vendimia Nacional dieses Ziel ansteuert. Denn diese Stadt ist
gleichsam die Weinhauptstadt des Landes. Jedoch ist nicht unbe-
dingt der Rebensaft aus der Stadt in der Flasche, wenn „Mendo-
za“ draufsteht, sondern der aus der Provinz Mendoza. Rund drei
Viertel der argentinischen Rebfläche, nämlich 153.000 ha, liegen
in dieser Provinz und werden von ca. 16.000 Betrieben bearbei-
tet. 18 Weinbaugebiete weist die Provinz auf, davon allein 5 im
Ballungsgebiet rund um die Stadt, welche auf etwa 700 m.ü.M.
liegt.
weinbau bis in 1.300 Meter Höhe
Das höchstgelegene Weinbaugebiet der Provinz ist Malargüe,
wo sich die Rebflächen bis zu einer Höhe von etwa 1.300 m.ü.M.
befinden. Etwa 48 % des erzeugten Weins ist Rotwein, 29 % Rosé,
der Rest Weißwein. Malbec und Chardonney Blanc sind die bei-
den „großen“ Weine der Provinz. Aufgrund der Bedeutung der
Stadt für den argentinischen Weinbau ist das Instituto Nacional
de Vitivinicultura dort angesiedelt, welches sowohl die nationale
Statistik führt als
auch fachlich zu-
ständig ist und über
die Qualität wacht.
Zudem kommt die
argentinische Wein-
königin grundsätz-
lich aus der Provinz
Mendoza, wenn es
auch in 15 weiteren
Provinzen des Lan-
des Weinbau gibt.
Rund zwei Dutzend
Bodegas (Weinbau-
betriebe) können be-
sichtigt werden, von denen wir einige kleinere Familienbetriebe
besuchten, uns die Stahltanks und die Betontanks ansahen und
die Weine probierten. Wir kamen von Buenos Aires und wollten
die Vendimia, das nationale Weinfest, erleben. Flach wie ein
Tisch zieht sich die Wüstensteppe bis zu den Füßen der jäh auf-
steigenden Berge der Anden hin. Bereits aus dem Flugzeug waren
die saftig grünen Vierecke der Rebflächen inmitten der dürren
Einöde zu erkennen. Bewässerung ist unabdingbar und wird er-
möglicht durch die schneebedeckten Gipfel der nahen Fünf- und
Sechstausender. Schon am Flughafen wurden wir von einem Sta-
pel Fässer und einer dahinter befindlichen Rebfläche begrüßt. In
dem sich mit seinen ein- und zweistöckigen Gebäuden und den
mehr als 1,5 Mio. Einwohnern scheinbar unendlich hinziehenden
Städtekonglomerat erinnern lediglich die vielen Weinläden an
vendimia Nacional de Mendoza
Die argentinische Weinkönigin
2014 Sofia Haudet
Rebflächen und Schneegipfel bei Mendoza
MIt dEM ErStEN SäcHSIScHEN wEINKoNvENt uNtErwEGS
23Der Winzerkurier | Ausgabe 04-2014
Pferde als an diesem Tage sieht man weltweit nur zur Gauchopa-
rade im Juni in Salta. Zwischen diesen Gruppen tanzten auch Kar-
nevalsgruppen, teils in prächtigen Kostümen, teils halbnackt. Am
Abend um 22.00 Uhr begann dann die große Abschlussveranstal-
tung „Acto Central“ in einem 20.000 Zuschauer fassenden Amphi-
theater, zu der wir Karten ergattert hatten. Es war eine großartige
Show auf einer riesigen, vier Ebenen umfassenden Bühne, zu de-
ren Beginn die argentinische Weinkönigin des Jahres 2014, Sofia
Haudet aus dem Weinbaugebiet Guaymallen, unter dem Jubel der
Menge vorgestellt wurde. Hier erlebten wir auch den Nationalstolz
der Argentinier: Zum einen gab es im Vorprogramm ein Rockkon-
zert, in welchem nicht ein einziger englischsprachige Titel erklang.
Zum anderen trat zu Beginn der eigentlichen Veranstaltung die
bekannte Opernsängerin Montserrat Caballé ans Mikrophon und
begann die Nationalhymne zu singen. Alle 20.000 standen auf und
sangen sämtliche drei Strophen mit. Übrigens gab es bei der Ven-
dimia keine der bei uns üblichen Stände mit Weinausschank, denn
Wein gibt es in Mendoza sowieso immer und überall.
Dr. Walter Schaffer
Bahrmannscher weinberg und Heinrichsburg
An einem wunderschönen
Spätsommertag wurden
wir herzlich von Frau Reichardt,
der Enkelin vom Herrn Bahr-
mann, im Hof des Grundstücks
zum Bahrmannschen Weinberg
mit einem Glas Müller-Thurgau
begrüßt. Frau Reichardt wusste
vieles aus dem Leben ihres Groß-
vaters zu berichten. Gewürzt mit
Anekdötchen führte sie uns in die
Geschichte von Hof und Wein-
berg ein. Reinhold Bahrmann
war demnach ein recht umtriebiger Mensch. Als Baumeister, Land-
wirt und Winzer hat er viele Zeichen in dieser Gegend hinterlassen.
Er war immerhin der Erste, der in dieser Region, nach der Reblaus-
katastrophe, die gepfropften Weinreben pflanzte. Natürlich hatte
er guten Kontakt zu Carl Pfeiffer. Mit entsprechenden Erklärungen
von Frau Reichardt stiegen wir durch den Weinberg nach oben. In-
teressant war eine kleine Parzelle, die traditionsgemäß in der Steil-
lage noch in Pfahlerziehung erhalten ist. Am ehesten kann man dies
noch in den Steillagen der Mosel erleben. Oben angekommen, hatte
unser Ehrenmitglied, Frau Zeidler, ein Picknick vom Feinsten vor-
bereitet. Mit einem Weißburgunder und einem Portugieser von der
WG Bereich Meißen wurde das Menü abgerundet. Wer eine beson-
ders feine Nase und einen empfindlichen Gaumen hatte, konnte da-
rin ein paar Tröpfchen vom Bahrmannchen Weinberg entdecken.
Gut gestärkt ging es zum Versuchsfeld des Staatsweingutes Schloss
Wackerbarth. Der hier demonstrierte Minimalschnitt verblüffte
uns sehr. Stellt er doch alle, bisher gelernten Pflegemaßnahmen im
Weinberg in Frage. In anderen Weinanbaugebieten laufen ähnliche
Versuche. Die Zukunft wird zeigen, ob es wirklich große Einspa-
rungen bei gleichbleibender Qualität bringt. Unsere Wanderung
führte uns nun zur Heinrichsburg (vgl. Foto). Hier hat sich die
Weinbaugemeinschaft Diesbar-Seußlitz ein Domizil geschaffen, in
dem sich Wohlfühlen angesagt ist. Unser nächstes Ziel war das Aus-
zugshaus am Rande des Schlossparks. Frau Zeidler konnte uns viel
über die wechselvolle Geschichte dieses architektonisch interes-
santen Gebäudes berichten. Besonders bemerkenswert war, dass
es 1895/96 vom Baumeister Reinhold Bahrmann errichtet wurde.
Der jetzige Eigentümer, ein Tierarzt aus der Schweiz, möchte es
wieder zu einem Hingucker im Schlosspark gestalten. Zum Ab-
schluss besuchten wir noch die George-Bähr-Kirche. Wieder ging
ein Tag zu Ende, der uns zeigte, dass es noch viel in unserer Region
zu entdecken gibt.
Volkmar Reinhold,
Erster Sächsischer Weinkonvent e. V.
Abschlussveranstaltung „Acto Central“
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weinquiz 2014 – Was ich als Reblaus sagen möchte
Ich habe mir in diesem Jahr für das Weinquiz zum Jahresende wieder etwas Besonderes einfallen las-sen und neun Fotos aus den diesjährigen Ausgaben unserer Zeitung ausgewählt, nebenstehend ganz willkürlich angeordnet und nummeriert. Wenn Sie nun zu diesen Fotos die jeweils dazugehörigen rich-tigen Bildunterschriften aus nachstehender Übersicht auswählen, können Sie tolle Preise gewinnen. •WinzerfahrtaufdemBodensee •Weinfestplakette •RussischerBär •TraditionellesWeinköniginnentreffen2014 •Mariental,Ahr •BeimJubiläuminSachsensältesterWeinbaugemeinschaft •Heinrichsburg,Diesbar-Seußlitz •KleinerFuchs •Abschied–StaatsweingutMersburgimRückspiegel •EinsendungzumFotowettbewerb–RotePresse,Meißen •MitdemSchiffnachDiesbar-Seußlitz •KandidatinnenbeiderWeinköniginnenwahl2014 •FestwagenbeimElbhangfest •KlosterHeiligKreuz,Meißen •FestwagenbeimMeißnerWeinfest •Luisenburg,Diesbar-Seußlitz •Weintaler •BeiderJungweinprobeinFreyburgAlso füllen Sie die offenen Felder im nachstehenden Kasten aus, schneiden ihn aus, kleben ihn auf eine Postkarte und schicken Sie diese bis zum 15.12.2014 an die Sächsische Winzergenossenschaft Meißen, Bennoweg 9, 01662 Meißen unter dem Betreff: Weinquiz 2014. Wenn Sie alles richtig aus-gefüllt haben und Ihnen das Losglück hold ist, können Sie folgende Preise gewinnen: 1. Preis: Veranstaltung in der WeinErlebnisWelt für 4 Personen 2. Preis: Geschenkkorb mit 3 Flaschen Sekt 3. Preis: Geschenkkorb mit 3 unserer prämierten Weine Weitere Preise: Buch: „In der Tradition des kurfürstlichen Weingutes“ Buch: „Auf den Straßen des Weines“, Weinkalender 2015 1 Flasche Tresterbrand und 1 Sachsentrio
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