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Sicherer Hafen: Die aktuelle "Auslese" erzählt Geschichten aus Burundi, Bangladesch, Bulgarien und Guatemala. Lernen Sie Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus der Welt der SOS-Kinderdörfer kennen.
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SOS-Kinderdörfer weltweit
Wie begleiten die SOS-Kinderdörfer
Kinder und Jugendliche auf dem Weg
in ein selbstbestimmtes Leben? Und wie
werden Eltern aus den Gemeinden rund
um die SOS-Kinderdörfer unterstützt,
damit auch sie ihren Kindern ein
liebevolles Zuhause bieten können?
In der vorliegenden Auslese lernen Sie
Kinder, Jugendliche und Erwachsene
kennen, die dank Ihrer Hilfe wieder ein
festes Fundament im Leben haben:
ihre Familie!
Danke, dass Sie sich für Kinder
in Not einsetzen!
Senegal: Zwei HerzenSeite 2
Guatemala:Ein Dorf blüht auf
Seite 12
Mazedonien: WünscheBulgarien: Eine Schule für Eltern
Seite 10Seite 20
Libanon: Sicherer HafenSeite 16
Bangladesch: Idylle und Alltag
Seite 6
Senegal
Zwei Herzen
Zwanzig Jahre ist es her, da hat man ein zehnjähriges Wai-
sen kind aus dem afrikanischen Burundi nach Innsbruck
(Österreich) gebracht. Das Mädchen hatte einen Herzfehler
und brauchte dringend eine Operation. Die Uniklinik Inns -
bruck bot an, das Mädchen kostenlos zu operieren. Der Ein-
griff verlief gut, aber das Kind benötigte weiterhin medizi -
nische Betreuung, die es in Burundi nicht gab. Also beschloss
man, das Mädchen im SOS-Kinderdorf Imst aufzunehmen.
So beginnt die Geschichte von dem Mädchen, das Jeanne
Mukaruhogo heißt. Heute pendelt Jeanne zwischen
Afrika und Tirol: „Mein Herz schlägt für Tirol, aber meine
Wurzeln sind in Afrika“, sagt sie. Wenn sie spricht, ver-
blüfft den Zuhörer ihr wunderbarer Tiroler Dialekt. Und
ihr ehemaliger Imster Dorfleiter, Sebastian Wildbichler,
erinnert sich an eine zweite, sehr auffällige Eigenschaft
von Jeanne: „Man musste schon immer aufpassen, dass
sie einen mit ihrem Charme nicht um den Finger wickelt.“
Immer wieder kommt Jeanne nach Tirol, der Stätte ihrer
Kindheit und Jugend. Sie trifft sich mit Freundinnen, aber
auch mit dem Professor, der sie damals operiert hat. Dann
fährt sie nach Imst, besucht ihre Kinderdorf-Schwester
und das Haus ihrer SOS-Familie. Ihre leiblichen Eltern hat
sie früh verloren und auch ihre SOS-Kinderdorf-Mutter
ist inzwischen verstorben. Jeanne steht vor der kleinen
Kapelle oberhalb des Hauses und sagt: „Da hat die Mama
jeden Abend eine Kerze angezündet. Es war immer ein
Licht da.“
Jeannes SOS-Kinderdorf-Schwester Anne erinnert sich:
„Jeanne konnte ja nur französisch. Die ersten Nächte wa-
ren schwer, sie hat oft geweint, und wir konnten uns nur
mühsam verständigen.“ Langsam hatte sie Fuß gefasst in
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Österreich und zwar so gut, dass sie am Ende in Inns-
bruck ein Studium abschließen konnte. Dann zog es sie
nach Afrika. Im Regionalbüro der SOS-Kinderdörfer in
Dakar (Senegal) war eine Stelle frei, die genau auf Jeanne
passte: Heute ist sie für SOS-Kinderdorf-Mütter und an-
dere Mitarbeiter in 46 Ländern Afrikas zuständig. Sie ist
oft auf Reisen und viel im Büro. „Aber am schönsten ist
es in den Kinderdörfern, dort, wo Kinder sind. Da ist das
Leben, da kann ich auftanken, da spüre ich, wofür ich
arbeite“, lacht sie.
Wenn sie zurückblickt, sagt Jeanne: „Ich bin buchstäblich mit
gebrochenem Herzen nach Innsbruck gekommen. Geheilt
bin ich nach Afrika zurückgekehrt.“ Manch einer würde
dieses Leben als Odyssee betrachten. Aber Jeanne sieht
das anders, denn sie weiß, dass die Wärme, die sie selbst
ausstrahlt, ihr auch überall entgegengebracht wird: „Ich
bin stolz, dass ich die Chance in meinem Leben genutzt
habe.“ In Afrika hat sie ihre Berufung gefunden, aber Tirol
hat sie nicht vergessen. „Wenn ich mal Kinder habe, müs-
sen die unbedingt Tirol kennenlernen.“ Nur in Burundi,
dem Land ihrer Eltern, war sie noch nicht. Für die Reise
zu ihrem Ursprung möchte sie sich noch Zeit lassen.
Ich, eine deutsche SOS-Mitarbeiterin, besuche während
eines Asien-Urlaubs das SOS-Kinderdorf Raishahi, das
im Nordwesten von Bang ladesch liegt, nahe der indischen
Grenze. Kinder, Mütter und Dorfleiter sind zusammen
gelaufen, um mich zu empfangen: Die SOS-Mütter gucken
neugierig und erwartungsvoll, dazu freundlich und ein
wenig scheu. Die Kinder zappeln vor Aufregung. Später
schlägt mir der Dorfleiter einen Rundgang durch das Dorf
vor. Man geht schmale Spazierwege durch eng stehende
Häuschen, die Haustüren sind offen und manche Frauen
stehen mit ihren fast erwachsenen Töchtern in der Tür.
Bangladesch
Idylle und Alltag
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Zwischen den Häusern dämpft der Schatten die große
Hitze und es duftet nach verschiedenen Blüten, deren un-
glaubliche Süße betörend ist. Bis auf die Unmenge Kinder,
die um uns herumtollen und über meinen Besuch einfach
total aufgeregt sind, und bis auf die Frauen, die uns schwei-
gende, distanzierte Blicke aus ihren wunderschönen Ge-
sichtern zuwerfen, wirkt das Dorf irgendwie vertraut.
Nach der Idylle des Kinderdorfs möchte ich sehen, wie
das Kontrastprogramm für Kinder in Bangladesch aus-
sieht. Ich habe einen der SOS-Kollegen aus Bangladesch
unverblümt gebeten, mich dorthin zu fahren, wo Kinder
allein auf der Straße leben und vor allem: wo sie schlafen.
Also holt mich der Kollege gegen zehn Uhr abends ab und
fährt mit mir an den Bahnhof von Raishahi. Wir laufen
durch das nächtliche Treiben, das lebendiger ist als das
am Tag. An der Straße sieht man noch viele Essensver-
käufer und eine Menge erwachsener Männer, die einfach
auf dem Platz sitzen oder liegen. Zu schlafen scheint noch
niemand und Kinder sieht man auch nur wenige.
Bis wir um eine Ecke am Rand des Bahnhofsvorplatzes
einen Jungen entdecken. Er liegt auf einer kleinen Mauer
und schläft. Wie ein müdes, struppiges Kätzchen räkelt er
sich unruhig und fährt sich immer wieder mit den Hän-
den übers Gesicht, scheint aber dabei tief zu schlafen. Er
trägt nichts als eine kurze Hose. Wir stehen da und schau-
en ihn an. Während wir so stehen, laufen eine Menge Leu-
te zusammen und gucken, was wir da tun. Schließlich ha-
ben sie uns fast umringt: neugierige Augenpaare, wohin
man blickt. Der Junge wacht auf. Mein Kollege bittet ihn,
von sich zu erzählen: Der Junge lebt genau dort, wo wir
ihn angetroffen habe. Sein Vater kommt auch gelegentlich
vorbei. Seine Mutter ist gestorben. Seinen Namen kann
er uns sagen. Auf die Frage, wie alt er denn gewesen sei,
als er damit angefangen hat, seinen Lebensunterhalt mit
Kofferschleppen zu verdienen, deutet er nur mit der Hand
auf Brusthöhe und meint, „seit er so groß sei“ – sein Alter
weiß er nicht. Mein Kollege schätzt ihn auf zwölf, obwohl
er aussieht wie sieben oder acht, so unterernährt ist er.
Die Schule hat er nie besucht. Wie ein Tierchen kämpft
er jeden Tag ums Überleben. Was mag so ein Kind für
Phantasien und Träume haben, frage ich mich. Hat es je
gespielt? Ist es je Kind gewesen?
Beim Weggehen bestehe ich auf einem in dieser Kultur
unüblichen Handschlag und habe in meiner Hand einen
Geldschein, in der Hoffnung, dass er schlau genug ist, ihn
sich nicht gleich abnehmen zu lassen. Lieber hätte ich ihn
in den Arm genommen und getröstet, ihn mitgenommen
und gebadet, ihm vielleicht vor dem Schlafengehen eine
Geschichte vorgelesen. Ins SOS-Kinderdorf mitnehmen
dürfen wir diesen Jungen nicht, da er einen Vater hat, der
sich zumindest sporadisch um ihn kümmert. In Fällen wie
diesen sind den SOS-Kinderdörfern die Hände gebunden.
Nach einer heißen, unruhigen Nacht bin ich am nächsten
Tag bei einer SOS-Familie im Kinderdorf zum Frühstück
eingeladen. Die Kinder, mit denen ich am Tisch sitze,
lachen ausgelassen, dann gehen sie Zähne putzen und
verschwinden in die Schule. In meinem Kopf ist es fast
unmöglich, das Bild des verstaubten Bahnhofsjungen mit
dem dieser Kinder in Einklang zu bringen. Dabei könnte
man die Strecke vom Bahnhof bis hierher sogar zu Fuß
gehen, so nah ist es.
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Meine Mama beschützt mich,
Sie nimmt mich in den Arm,
Sie passt gut auf mich auf
Und sie ist nie lange böse auf mich.
Ich wünsche ihr:
Für jede Träne – einen Regenbogen,
Für jeden Ärger – eine Belohnung,
Für jeden Seufzer – ein Lied,
Für jedes Problem – eine Lösung,
Für jedes Gebet – eine Antwort!
Mazedonien
Wünsche
„Diese Frucht ist eine Papaya, das hier ist Kaffee und da
drüben, das sind Limetten.“ Blanca kennt jeden Strauch
und jeden Baum auf ihrem Heimweg nach Salvador Xol-
huitz, denn in diesem Dorf im Westen Guatemalas ist sie
aufgewachsen. 74 Familien leben in Blancas Dorf – und sie
leben in erster Linie von Früchten und Pflanzen, die auf
den Feldern rund um die Gemeinde wachsen. Der nächste
Ort liegt einen Fußmarsch von rund 45 Minuten entfernt.
In Salvador Xolhuitz gibt es keinen Strom; in den Abend-
stunden zünden Blanca und ihre Nachbarn Kerzen an.
Guatemala
Ein Dorf blüht auf
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Blanca ist das zweite von zehn Kindern. „Als Kind habe ich
auf den Feldern geholfen, Kaffee gereinigt und Brennholz
gesammelt“, sagt sie. Um zum Familienunterhalt beizu-
tragen, verlässt sie die Schule nach der vierten Klasse. Vier
Jahre, in denen sie gerade ein wenig lesen und schreiben
gelernt hat, mehr nicht. Blanca heiratet früh und bekommt
einen Sohn. Sie geht mit ihrem Mann in die Hauptstadt
Guatemala-Stadt, wo beide als Näher in einer Textilfabrik
arbeiten. Da sich Blanca und ihr Mann keinen Kindergarten-
platz leisten können, bleibt ihr kleiner Sohn Juan Estuardo
bei der Großmutter auf dem Land. Sechs Jahre lang. Als
die Eltern wieder in das Heimatdorf kommen, ist ihnen
ihr eigenes Kind entfremdet. Aber Blanca kämpft um das
Vertrauen des Jungen und dafür, die Lebensumstände in
ihrer Heimat zu verändern, damit Kindern das erspart
bleibt, was sie und ihr Sohn durchmachen mussten.
Dabei hilft ihr ein SOS-Kinderdorf-Team, das 2008 nach
Salvador Xolhuitz kommt, um hier einen Gemeinschafts-
kindergarten zu bauen. Das Team ruft zusammen mit
den Familien der Gemeinde die SOS-Familienhilfe ins
Leben. Gemeinsam werden zwei Mütter ausgesucht, die
die Kinder betreuen, und eine weitere, die für das Kochen
verantwortlich ist. Blanca wird als eine der Gemeinschafts-
mütter ausgewählt. Juan Estuardo geht bereits in die
Schule, kommt aber jeden Nachmittag ins Zentrum, um
dort seine Hausaufgaben zu machen. Er ist eines von 45
Kindern, die hier betreut werden.
Eine der größten Veränderungen beschreibt Blanca so:
„Als wir anfingen, haben viele Kinder nicht gesprochen.
Sie waren unterernährt und die ganze Zeit müde und
kraftlos. Viele von ihnen konnten nicht richtig laufen. Das
regelmäßige und gesunde Essen hat sie sehr verändert.“
Verändert hat sich auch der Wissensstand der Mütter:
Blanca und die anderen Mütter bekommen regelmäßige
Weiterbildungen z. B. in Sachen Kindererziehung und
Hygiene. So mussten die Eltern von Salvador Xolhuitz erst
lernen, warum es wichtig ist, die Kinder zu waschen, ihnen
die Zähne zu putzen und die Kleider zu wechseln. Ein
weiteres Problem in den ländlichen Gegenden Guatemalas
ist der Analphabetismus. 60 Prozent der Mütter können
weder lesen noch schreiben. Um den Schulkindern bei
den Hausaufgaben helfen zu können, besucht Blanca ge-
rade einen Lese- und Schreibkurs. Abends, wenn Juan
Estuardo im Bett ist, macht sie ihre Hausaufgaben.
Blanca und die anderen Frauen haben auch an einem Koch-
kurs teilgenommen. Sie erzählt: „Sie haben uns gezeigt,
wie man aus Alufolie eine Kuchenform herstellen kann,
denn die hat kaum jemand im Dorf. Wenn wir also in Zu -
kunft einen Kindergeburtstag feiern, brauche ich nicht
mehr extra nach Nuevo San Carlos zu fahren, um dort teure
Kuchen zu kaufen – jetzt kann ich sie selber machen!“
Blanca wünscht sich, dass das Zentrum für immer in der
Gemeinde bleibt, um hier zu unterstützen und zu helfen.
Außerdem träumt sie davon, ihre Nähkenntnisse in die
Praxis umzusetzen und eine kleine Näherei zu betreiben.
„Wir leben abseits vom Rest der Welt. Ich würde so gerne
lernen, wie man Hochzeitskleider schneidert, und diese
dann in den Dörfern rund um Salvador Xolhuitz verkau-
fen.“ Ihr größter Wunsch aber ist, dass ihr Sohn eines Tages
an der Universität studieren kann.
Blanca hat dank der SOS-Familienhilfe gelernt, eine ver-
antwortungsvolle Mutter für ihren Sohn zu sein. Min-
destens ebenso bedeutsam ist die Veränderung an Juan
Estuardo, der in seiner Entwicklung stark aufgeholt hat
und sehr gerne zur Schule geht.
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Toni lebt schon sein ganzes Leben im SOS-Kinderdorf
Kfarhay. Nachdem man den erst wenige Wochen alten
Säugling im Eingangsbereich eines Beiruter Bürogebäu-
des gefunden hatte, wurde das Kinderdorf an der Mittel-
meerküste sein sicherer Hafen. Von Anfang an hing Toni
mit besonderer Liebe an seiner SOS-Mutter Georgette. Als
Georgette vor drei Jahren nach schwerer Krankheit starb,
blieb Toni untröstlich zurück. Seit Georgettes Tod lebt er
mit der ständigen Angst, verlassen zu werden. Es dau-
erte lange, bis der Junge sich in seiner neuen SOS-Familie
wirklich zuhause fühlte.
Libanon
Sicherer Hafen
Toni, 7 Jahre (Mitte)
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Heute ist seine SOS-Mutter Marie Tonis wichtigste Be-
zugsperson, die ihn in den Schulferien sogar zu ihrer ei-
genen Familie mitnimmt.
Der Siebenjährige geht gerne zur Schule; sein Lieblings-
fach ist Mathematik. Derzeitiger Berufswunsch von Toni
ist Maler. Da Toni ein sehr offenes und fröhliches Kind ist,
hat er viele Freunde in und außerhalb des Kinderdorfes.
Allerdings gibt es ein Problem, mit dem Toni noch umzu-
gehen lernen muss: Aufgrund seiner Hautfarbe wird er in
der Schule diskriminiert. Das ganze Kinderdorf überlegte,
wie man ihm helfen könnte. Die Lösung war denkbar ein-
fach: In Zusammenarbeit mit dem Schulleiter lud man all
jene Kinder, die sich in der Schule ständig über Toni lustig
machten, ins Kinderdorf ein.
Einen ganzen Tag lang spielten die Schulkinder mit den
Kindern aus dem Kinderdorf. Hier leben neben Toni noch
andere Kinder, deren Eltern Schwarzafrikaner sind, Kin-
der, mit denen viele libanesische Kinder im Alltag kaum
je in Berührung kommen. Und Unkenntnis schafft Vor-
urteile. Der gemeinsame Spieltag, dessen krönender Ab-
schluss ein Abend essen war, hat hoffentlich geholfen, die
Barriere zwischen Toni und den hellhäutigen Kindern aus
der Gemeinde abzubauen.
Da Toni ein großer Fußballfan ist, hat ihm der Dorfleiter
unlängst Fotos weltberühmter Fußballspieler geschenkt,
die genau wie er dunkelhäutig sind. Die Bilder von Pélé,
Ronaldinho & Co. sollen Toni Mut machen, dass auch er
alles im Leben erreichen kann.
Eines Tages wird Toni das SOS-Kinderdorf Kfarhay, seinen
sicheren Hafen, verlassen müssen. Von dort wird er so viel
an Liebe und Wärme mitnehmen, dass er auch ein Leben
außerhalb des Kinderdorfes meistern kann.
Bulgarien
Eine Schule für Eltern
Es gibt kein Rezept dafür, wie man Kindern am besten
hilft. Es gibt auch keinen Weg, der den ersehnten Erfolg
garantiert. Wenn jedoch Menschen mit Herz und Verstand
ihre Kräfte bündeln und fest daran glauben, dass es einen
Weg gibt – dann finden sie ihn auch! Mit dieser Über
zeugung beginnen die SOS-Mitarbeiter im SOS-Sozial-
zentrum Veliko Tarnovo (Bulgarien) jeden neuen Arbeits-
tag. Denn im Herzen der Balkanhalbinsel, dort, wo die
atemberaubende Natur den Touristen verzaubert, gibt es
Minderheiten, die am Rande der Gesellschaft leben. Die
Gemeinschaft der Roma ist eine von ihnen.
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Die meisten ihrer Angehörigen können weder lesen noch
schreiben und ernähren ihre Kinder durch Gelegenheits-
jobs. Da die Eltern selbst nie zur Schule gingen, schicken
sie auch ihre Kinder nicht zur Schule. Weit verbreitet
ist die Überzeugung, dass „es im wahren Leben nichts
bringt“, in die Schule zu gehen. Stattdessen beherrschen
die Kleinen schon mit zehn Jahren Tricks, die ihnen das
Überleben sichern sollen.
Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist Ziel der SOS-
Familienhilfe in Veliko Tarnovo. Die größte Barriere ist
dabei die Einstellung der Menschen, untermauert durch
das harte und oft hoffnungslose Leben. Um diese Mauer
niederzureißen, haben die SOS-Mitarbeiter in fünf kleinen
Gemeinden eine „Schule für Eltern“ ins Leben gerufen.
In regelmäßigen Ab ständen werden jene Roma-Familien
zum Informationstreffen eingeladen, die als besonders ge-
fährdet gelten. Eltern sollen dazu gebracht werden, ihre
Verantwortung gegenüber den Kindern wahrzunehmen.
Sie lernen, dass sie die Zukunft ihrer Kinder positiv beein-
flussen können – eine wichtige Erkenntnis in einer Welt, in
der die eigene Misere generell als schicksalhaft und somit
als nicht veränderbar wahrgenommen wird.
Stolz ist das SOS-Team, wenn die ersten Zeichen einer Ver-
änderung sichtbar sind und die Roma ihre Kinder von
sich aus in den Kindergarten und in die Schule schicken.
Dort werden Erziehungslücken geschlossen. Die Kinder
haben zudem die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu
entwickeln und die bulgarische Sprache zu erlernen, die
in ihren Familien nur mangelhaft gesprochen wird.
Hinter dem Erfolg der SOS-Familienhilfe verbirgt sich ein
besonderes Geheimnis: Die Schule für Eltern wird von
freiwilligen Helferinnen unterstützt. Pensionierte Frauen,
die selbst aus den Dörfern der betreuten Familien kom-
men, werden darin geschult zu erkennen, in welchen
Haus halten Kinder und Eltern dringend Unterstützung
brauchen. Die Helferinnen besuchen dann diese Familien
und motivieren die Eltern in zahlreichen Gesprächen, wo-
chentags an den SOS-Treffen teilzunehmen. Sie begleiten
die Zögernden sogar dorthin, um die Kluft zwischen
Sozialarbeitern und Familien zu überwinden und eine
vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Am Wochenende
stehen dann die Kinder im Vordergrund, und es wird vor-
gelesen, gesungen, gebastelt oder Theater gespielt.
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Unter dem Motto „Weg von der Straße“ lassen sich die
Freiwilligen eine Menge Ideen einfallen, um den Kindern
eine liebevolle, aber auch herausfordernde Umgebung zu
bieten. Es steht den Eltern frei, diese Chance zu nutzen.
Manche bleiben skeptisch, andere wiederum geben stolz
an, Prügeln sei jetzt keine Erziehungsmethode mehr für
sie. Das größte Erfolgserlebnis für die SOS-Mitarbeiter
sind jene Eltern, die die Bedeutung von Bildung erkennen
und ihre Kinder täglich in die Schule schicken.
Das schönste Kompliment bekam das SOS-Team von einer
Mutter, die sagte: „Wir wünschen uns, dass die Schule für
Eltern keine Ferien hätte.“
Eltern bei der Abschlussfeier
SOS-Kinderdörfer weltweit
Jedem Kind ein liebevolles Zuhause, das
ist unser Ziel. Dank Ihrer Unterstützung
können die SOS-Kinderdörfer weltweit
vielen Kindern einen guten Start im
Leben ermöglichen.
Helfen Sie mit, vielen weiteren Kindern
eine Familie, Bildung und medizinische
Versorgung zu sichern.
Unterstützen Sie die
SOS-Kinderdörfer weltweit
auch in Zukunft!
Danke!
Fotos: Armine El Boustany, Ingrid Famula, Wolfgang Kehl,
Joris Lugtigheid, Benno Neeleman, Sophie Preisch, Albena
Prokopieva, Katja Saller, Michaela Schalk, SOS-Archiv
„Ich rufe Sie alle auf, Ihre Großzügigkeit
und Hilfsbereitschaft nicht beim
Materiellen und Unmittelbaren enden
zu lassen. Lassen Sie uns Seelen retten!“
Désirée Nosbusch
SOS-Kinderdörfer weltweit
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Fax: 089 / 179 14 - 100
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