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Schweizerische Gewerbezeitung – 4. März 2016 DIGITALISIERUNG 11 ANZEIGE DIGITALE TRANSFORMATION – Gemäss einer Studie der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) mangelt es über 50 Prozent der Unternehmen an digitalem Know-how. Auswirkungen werden erkannt Welchen Stellenwert hat die digitale Transformation bei Unternehmen und Organisationen in der Schweiz? Wie schätzen Unternehmen und Or- ganisationen in der Schweiz die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation ein? Wel- chen digitalen Reifegrad besitzen die Unternehmen und Organisationen momentan in der Schweiz? Die Mas- terarbeit an der HWZ, Hochschule für Wirtschaft Zürich, ging den ge- nannten drei Forschungsfragen nach. «Nach wie vor scheint digitales Know-how sowohl auf Führungs- als auch auf Mitarbeiterstufe Schweizer Unternehmen zu fehlen», fasst Sven Ruoss, Studienleiter CAS Social Me- dia Management an der HWZ, die Ergebnisse seiner Studie zusammen. «Dies, obwohl 74 Prozent der befrag- ten Unternehmen davon ausgehen, dass die Digitalisierung in den nächs- ten fünf Jahren grosse bis sehr grosse Auswirkungen auf ihre Branche ha- ben wird.» 64 Prozent messen der digitalen Transformation für ihr Un- ternehmen bzw. ihre Organisation eine grosse Wichtigkeit zu. 72 Pro- zent glauben, dass das Thema Digi- talisierung in den nächsten zwei Jah- ren noch an Bedeutung gewinnen wird. Für die Hälfte der Schweizer Unternehmen werde dies bis 2017 erfolgskritisch. Im 2020 ist die digi- tale Transformation bereits für 73 Prozent der Unternehmen ein erfolgs- kritischer Faktor. Diese Bedeutung zeigt sich auch darin, dass bei 56 Prozent die Unternehmensleitung die Verantwortung für die digitale Trans- formation übernimmt. «EIN UMDENKEN IST NOTWENDIG, DA SICH DER DIGITALEN ENT- WICKLUNG KEINE BRAN- CHE ENTZIEHEN KANN.» Beim digitalen Reifegrad besteht grosses Optimierungspotenzial. 56 Prozent der befragten Unternehmen gehören in die Kategorie der «digita- len Dinosaurier», bei denen sowohl das digitale Kundenerlebnis als auch die digitale operationelle Exzellenz schwach ausgeprägt sind. Sechs Pro- zent haben ihre Hausaufgaben beim digitalen Kundenerlebnis erfüllt und dürfen sich «digitale Konnektoren» nennen. 12 Prozent fokussieren auf die interne Prozessverbesserung und zählen zu den «digitalen Arbeitern». Lediglich 26 Prozent weisen als «di- gitale Master» den höchsten digitalen Reifegrad auf. Mangelndes Know-how auf der Führungsetage Schweizer Unternehmen fordere die digitale Transformation hauptsäch- lich aufgrund von Einschränkungen im IT-System, fehlenden finanziellen Ressourcen und mangelndem Know- how auf der Führungsetage. «Ein Umdenken ist dringend notwendig, da sich der digitalen Entwicklung keine Branche entziehen kann. Ein sinnvoller Einsatz digitaler Möglich- keiten kann die Kundenbindung massgeblich erhöhen und führt meist zu einer Effizienzsteigerung in allen Bereichen», hält Manuel P. Nappo, Leiter des Center of Digital Business an der HWZ fest. Als weg- weisende Technologien nennt die Studie «Digital Security» sowie die Bereiche «Mobile», «Big Data», «So- cial Media» und «Cloud Compu- ting». Als wichtigste Beweggründe für Unternehmen, die digitale Trans- formation zu vollziehen, werden Produkte- und Dienstleistungserwei- terungen, ein verbessertes Kunden- erlebnis und die Steigerung der Pro- duktivität aufgeführt. Eine weitere Erhebung wird in Ko- operation mit SUISSEDIGITAL, dem Verband für Kommunikationsnetze, in diesem Jahr durchgeführt (siehe Kasten). CR LINKS www.fh-hwz.ch www.facebook.com/fhhwz www.suissedigital.ch ERHEBUNG «DIGITAL SWITZERLAND 2016» VON SUISSEDIGITAL UND HWZ ZÜRICH Jetzt mitmachen und zwei iPad Air 2 gewinnen! Die Digitalisierung ist Realität – sowohl im täglichen Leben wie auch im Ge- schäftsalltag. Doch wie steht es in Ihrem Unternehmen? Sind Sie bereit für die digitale Transformation? Antworten auf diese Frage soll die Erhebung «Digi- tal Switzerland 2016» geben. Machen Sie mit, um die Herausforderungen für Schweizer KMU zu identifizieren und zu verstehen. Unter den Teilnehmenden verlost SUISSEDIGITAL zwei iPads Air 2. Die Reultate werden am SUISSEDIGITAL-DAY für KMU am 28.4.2016 im Kursaal Bern präsentiert. Unter www.suissedigital.ch geht es zur Teilnahme. NACHGEFRAGT Im Zeitalter der Digitalisierung geht es nicht mehr ohne neue Technologien: Auch sogenannte «digitale Dinosaurier» müssen da unbedingt umrüsten. «KMU müssen offen für Experimente sein» Schweizerische Gewerbezeitung: Die digitale Transforma- tion ist in Bewegung. Welche Tendenzen zeichnen sich da ab? n Manuel Nappo: Wäh- rend früher der Com- puter unser «erster Screen» war, ist das Mobiltelefon an erste Stelle gerückt. Die starke Nutzung von Smartphones verändert unser alltägliches Leben und stellt Unternehmen vor die Herausforde- rung, ihre Dienstleistungen und Services auch mobil zugänglich zu machen. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ hat 2015 eine Studie zur digitalen Transformation gemacht. Welche Veränderungen erwarten Sie bei den Resultaten der neuen Erhebung? n Wir hoffen natürlich, dass die Anzahl der digitalen Dinosaurier – also der nicht digitalen KMU – in der Schweiz abgenommen hat und das digitale Denken mittlerweile auch in der Chefetage angekommen ist. Das ist entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsplatzes Schweiz. Können Sie branchenspezifische Entwicklun- gen beobachten? n Die starke Zunahme von E-Commerce in der Modebranche oder im Tourismus ist hier sicher zu erwähnen; sie macht auch den Buchhänd- lern das Leben schwer. Die Streaming-Branche setzt auf Big Data, wie bspw. Netflix oder Spo- tify, aber auch die Gesundheitsbranche ist an grossen Datenmengen interessiert. Banken in- teressieren sich natürlich für Online/Mobile Banking und Mobile Payment. Grundsätzlich gilt aber: An der digitalen Transformation kommt keine Branche vorbei. Was sind die Chancen der Digitalisierung für ein Schweizer KMU? n Die Chancen, die die digitale Transformation eröffnet, sind grenzenlos. Die Unternehmen wissen heute mehr über ihre Kundschaft als je zuvor. Sie können ihre Zielgruppe über ver- schiedenste Kanäle erreichen und eine Custo- mer Experience schaffen, die alles bisher Da- gewesene an Komfort und Innovation in den Schatten stellt. Wie geht ein KMU die Digitalisierung am effizientesten an? n Ein KMU braucht ein zeitgemässes Business- modell, eine Technologie, die mit den digitalen Erweiterungen zurechtkommt, und eine Unter- nehmenskultur, die Raum lässt für digitale In- novationen. Um zu einem digitalen (Branchen-) Leader zu werden, muss man nicht unbedingt viel Geld in die Hand nehmen. Wichtiger ist, offen für Experimente zu sein und stets von den Kundenbedürfnissen auszugehen, denn der User gibt den Takt an. Interview: Corinne Remund

"Auswirkungen werden erkannt"

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Schweizerische Gewerbezeitung | 4. März 2016

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Schweizerische Gewerbezeitung – 4. März 2016 DIGITALISIERUNG 11

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DIGITALE TRANSFORMATION – Gemäss einer Studie der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) mangelt es über 50 Prozent der Unternehmen an digitalem Know-how.

Auswirkungen werden erkannt

Welchen Stellenwert hat die digitale Transformation bei Unternehmen und Organisationen in der Schweiz? Wie schätzen Unternehmen und Or-ganisationen in der Schweiz die Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation ein? Wel-chen digitalen Reifegrad besitzen die Unternehmen und Organisationen momentan in der Schweiz? Die Mas-terarbeit an der HWZ, Hochschule für Wirtschaft Zürich, ging den ge-nannten drei Forschungsfragen nach. «Nach wie vor scheint digitales Know-how sowohl auf Führungs- als auch auf Mitarbeiterstufe Schweizer Unternehmen zu fehlen», fasst Sven Ruoss, Studienleiter CAS Social Me-dia Management an der HWZ, die Ergebnisse seiner Studie zusammen. «Dies, obwohl 74 Prozent der befrag-ten Unternehmen davon ausgehen, dass die Digitalisierung in den nächs-ten fünf Jahren grosse bis sehr grosse Auswirkungen auf ihre Branche ha-ben wird.» 64 Prozent messen der digitalen Transformation für ihr Un-ternehmen bzw. ihre Organisation eine grosse Wichtigkeit zu. 72 Pro-zent glauben, dass das Thema Digi-talisierung in den nächsten zwei Jah-ren noch an Bedeutung gewinnen wird. Für die Hälfte der Schweizer Unternehmen werde dies bis 2017 erfolgskritisch. Im 2020 ist die digi-

tale Transformation bereits für 73 Prozent der Unternehmen ein erfolgs-kritischer Faktor. Diese Bedeutung zeigt sich auch darin, dass bei 56 Prozent die Unternehmensleitung die Verantwortung für die digitale Trans-formation übernimmt.

«EIN UMDENKEN IST NOTWENDIG, DA SICH DER DIGITALEN ENT-WICKLUNG KEINE BRAN-CHE ENTZIEHEN KANN.»

Beim digitalen Reifegrad besteht gros ses Optimierungspotenzial. 56 Prozent der befragten Unternehmen

gehören in die Kategorie der «digita-len Dinosaurier», bei denen sowohl das digitale Kundenerlebnis als auch die digitale operationelle Exzellenz schwach ausgeprägt sind. Sechs Pro-zent haben ihre Hausaufgaben beim digitalen Kundenerlebnis erfüllt und dürfen sich «digitale Konnektoren» nennen. 12 Prozent fokussieren auf die interne Prozessverbesserung und zählen zu den «digitalen Arbeitern». Lediglich 26 Prozent weisen als «di-gitale Master» den höchsten digitalen Reifegrad auf.

Mangelndes Know-how auf der Führungsetage

Schweizer Unternehmen fordere die digitale Transformation hauptsäch-lich aufgrund von Einschränkungen

im IT-System, fehlenden finanziellen Ressourcen und mangelndem Know-how auf der Führungsetage. «Ein Umdenken ist dringend notwendig, da sich der digitalen Entwicklung keine Branche entziehen kann. Ein sinnvoller Einsatz digitaler Möglich-keiten kann die Kundenbindung massgeblich erhöhen und führt meist zu einer Effizienzsteigerung in allen Bereichen», hält Manuel P. Nappo, Leiter des Center of Digital Business an der HWZ fest. Als weg-weisende Technologien nennt die Studie «Digital Security» sowie die Bereiche «Mobile», «Big Data», «So-cial Media» und «Cloud Compu-ting». Als wichtigste Beweggründe für Unternehmen, die digitale Trans-formation zu vollziehen, werden Produkte- und Dienstleistungserwei-terungen, ein verbessertes Kunden-erlebnis und die Steigerung der Pro-duktivität aufgeführt.Eine weitere Erhebung wird in Ko-operation mit SUISSEDIGITAL, dem Verband für Kommunikationsnetze, in diesem Jahr durchgeführt (siehe Kasten). CR

LINKSwww.fh-hwz.chwww.facebook.com/fhhwzwww.suissedigital.ch

ERHEBUNG «DIGITAL SWITZERLAND 2016» VON SUISSEDIGITAL UND HWZ ZÜRICH

Jetzt mitmachen und zwei iPad Air 2 gewinnen!Die Digitalisierung ist Realität – sowohl im täglichen Leben wie auch im Ge-schäftsalltag. Doch wie steht es in Ihrem Unternehmen? Sind Sie bereit für die digitale Transformation? Antworten auf diese Frage soll die Erhebung «Digi-tal Switzerland 2016» geben. Machen Sie mit, um die Herausforderungen für Schweizer KMU zu identifizieren und zu verstehen. Unter den Teilnehmenden verlost SUISSEDIGITAL zwei iPads Air 2. Die Reultate werden am SUISSEDIGITAL-DAY für KMU am 28.4.2016 im Kursaal Bern präsentiert. Unter www.suissedigital.ch geht es zur Teilnahme.

NACHGEFRAGT

Im Zeitalter der Digitalisierung geht es nicht mehr ohne neue Technologien: Auch sogenannte «digitale Dinosaurier» müssen da unbedingt umrüsten.

«KMU müssen offen für Experimente sein»

Schweizerische Gewerbezeitung: Die digitale Transforma-tion ist in Bewegung. Welche Tendenzen zeichnen sich da ab?n Manuel Nappo: Wäh-rend früher der Com-puter unser «erster Screen» war, ist das Mobiltelefon an erste Stelle gerückt. Die starke Nutzung von

Smartphones verändert unser alltägliches Leben und stellt Unternehmen vor die Herausforde-rung, ihre Dienstleistungen und Services auch mobil zugänglich zu machen.

Die Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ hat 2015 eine Studie zur digitalen Transformation gemacht. Welche Veränderungen erwarten Sie bei den Resultaten der neuen Erhebung? n Wir hoffen natürlich, dass die Anzahl der digitalen Dinosaurier – also der nicht digitalen KMU – in der Schweiz abgenommen hat und das digitale Denken mittlerweile auch in der Chefetage angekommen ist. Das ist entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsplatzes Schweiz.

Können Sie branchenspezifische Entwicklun-gen beobachten?n Die starke Zunahme von E-Commerce in der Modebranche oder im Tourismus ist hier sicher zu erwähnen; sie macht auch den Buchhänd-lern das Leben schwer. Die Streaming-Branche setzt auf Big Data, wie bspw. Netflix oder Spo-tify, aber auch die Gesundheitsbranche ist an grossen Datenmengen interessiert. Banken in-teressieren sich natürlich für Online/Mobile Banking und Mobile Payment. Grundsätzlich gilt aber: An der digitalen Transformation kommt keine Branche vorbei.

Was sind die Chancen der Digitalisierung für ein Schweizer KMU?n Die Chancen, die die digitale Transformation eröffnet, sind grenzenlos. Die Unternehmen wissen heute mehr über ihre Kundschaft als je zuvor. Sie können ihre Zielgruppe über ver-schiedenste Kanäle erreichen und eine Custo-mer Experience schaffen, die alles bisher Da-gewesene an Komfort und Innovation in den Schatten stellt.

Wie geht ein KMU die Digitalisierung am effi zientesten an?n Ein KMU braucht ein zeitgemässes Business-modell, eine Technologie, die mit den digitalen Erweiterungen zurechtkommt, und eine Unter-nehmenskultur, die Raum lässt für digitale In-novationen. Um zu einem digitalen (Branchen-)Leader zu werden, muss man nicht unbedingt viel Geld in die Hand nehmen. Wichtiger ist, offen für Experimente zu sein und stets von den Kundenbedürfnissen auszugehen, denn der User gibt den Takt an. Interview: Corinne Remund