248
Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften Autogene Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Moorwäldern und deren Bedeutung für Schutz und Entwicklung der Moore (Textteil) Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor rerum silvaticarum (Dr. rer. silv.) vorgelegt von Diplomingenieur für Forstwirtschaft Dirk Wendel Gutachter: Herr Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Peter A. Schmidt TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz, Lehrstuhl für Landeskultur und Naturschutz Frau Prof. Dr. Birgit Felinks Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschafts- entwicklung Tharandt, 19. Juli 2010

Autogene Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Moorwäldern und deren Bedeutung für Schutz und Entwicklung der Moore

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Autogenous Regeneration Phenomena in Peatland Forests of Erzgebirge Mountains and their Importance for Peatland Protection and DevelopmentThe objective of the dissertation consists in analyzing and assessing the extent of autogenous peatland regeneration subsequent to anthropogenic disturbances, and determining the precon- ditions required and the processes of importance. The objects of the investigation are mainly embedded in forest landscapes. The relevance of the findings for forestry and nature conser- vation has to be examined

Citation preview

Fakultt Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften

Autogene Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Moorwldern und deren Bedeutung fr Schutz und Entwicklung der Moore (Textteil)

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor rerum silvaticarum (Dr. rer. silv.) vorgelegt von Diplomingenieur fr Forstwirtschaft Dirk Wendel

Gutachter: Herr Prof. Dr. habil. Dr. h.c. Peter A. Schmidt TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften, Institut fr Allgemeine kologie und Umweltschutz, Lehrstuhl fr Landeskultur und Naturschutz Frau Prof. Dr. Birgit Felinks Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, kotrophologie und Landschaftsentwicklung

Tharandt, 19. Juli 2010

Erklrung des Promovenden

Die bereinstimmung dieses Exemplars mit dem Original der Dissertation zum Thema:

Autogene Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Moorwldern und deren Bedeutung fr Schutz und Entwicklung der Moore

wird hiermit besttigt.

Tharandt, 12. April 2011..Ort, Datum

Dirk Wendel..Unterschrift (Vorname Name)

I

DanksagungHiermit mchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die das Entstehen dieser Arbeit untersttzt und gefrdert haben. Ihnen ist dieses Bild einer Regenerationsflche in der Mooshaide bei Obercrinitz gewidmet.

Besonderer Dank gebhrt meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. P.A. Schmidt, der die Bearbeitung des Themas mit vielen Hinweisen sowie wertvollen Literaturangaben untersttzte und durch kritische Anmerkungen und Diskussionen das Manuskript frderte. Stndiger Wegbegleiter war Herr F. Edom. Er ermglichte mir in vielen Gesprchen, Diskussionen und gemeinsamen Exkursionen den Zugang zur Moorkunde und zu neuen Sichtweisen. Auch bei ihm mchte ich mich in besonderer Weise bedanken. Fr die inhaltliche Durchsicht des Manuskriptes bzw. von Manuskriptteilen sei Frau Prof. Dr. B. Felinks, Herrn F. Edom, Frau K. Keler, Frau M. Zieverink, Herrn Dr. H. Fischer und Herrn Dr. E.-G. Wilhelm gedankt. Letzterer stand mir in vielen kleinen, aber wichtigen Diskussionen mit Rat zu Seite. Frau I. Frehse und Herr Dr. C. Brackhage bernahmen dankenswerter Weise die orthographische Durchsicht des Manuskriptes. Herr N. Dring hatte viele kleine computertechnische Kniffe zur Verfgung, um das gewnschte Ergebnis herbei und den Nutzer an das Thema heran zu fhren. II

Ihm verdanke ich nicht zuletzt meinen Zugang zum GIS und die damit verbundenen Optionen. Frau Dr. D. Schmiedel verdanke ich wichtige Tipps zur Umsetzung der Promotion. Technische Untersttzung erhielt ich zudem von den Herren T. Schindler und S. Conrad. Zu Dank bin ich Herrn Dr. F. Mller und Herrn M. Baumann verpflichtet. Beide bernahmen die Bestimmung eines groen Teiles der Moose und standen fr themenspezifische Fragen zur Verfgung. Viele wertvolle Fachdiskussionen konnte ich mit den Herren Dr. D. Tolke (LfULG Zwickau), A. Ihl (LfULG Freiberg), den Herren H. Metzler, J. Nixdorf und I. Reinhold (alle Staatsbetrieb Sachsenforst) fhren. Mit Zustimmung des LfULG konnten Vegetationsaufnahmen genutzt werden, die im Rahmen von FFH-Managementplnen entstanden. Herrn Dr. W. Wagner verdanke ich eine wohlwollende Frderung und einen standortskundlichen Blick auf die Vegetation. Weggefhrten in den Mooren und vor allem darber hinaus waren: Frau A. Haupt, Herr K. Kretzschmar, Frau K. Landgraf, Herr F. Richter, Herr T. Schindler, Frau A. Schroiff und Frau P. Zinke. Ein groer Dank sei den Herren G. Heutelbeck, K. Bergner und Dr. D. Gerold ausgesprochen, welche die Untersuchungen in den Privatwaldflchen des Forstbetriebes MarienbergGelobtland wohlwollend untersttzten. Meinen Eltern danke ich dafr, dass sie mein Interesse an der Schnheit und den Werten der Natur geweckt und gefrdert haben. Nicht zuletzt haben mich meine Frau Ulrike Wendel und meine Kinder Jonas, Benjamin und Maja durch Verzicht auf viele gemeinsame Stunden, durch Geduld und Verstndnis untersttzt. Ihnen sei im Besonderen gedankt.

III

Verzeichnisse

InhaltsverzeichnisEinleitung .................................................................................................................... 1 1.1 Einfhrung und Problemstellung ................................................................................ 1 1.2 Zielstellung und Aufgaben .......................................................................................... 4 2 Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete.................. 6 2.1 Lage, naturrumliche Gliederung und Einordnung der Untersuchungsgebiete .......... 6 2.2 Geologie und Bden.................................................................................................... 8 2.3 Klima......................................................................................................................... 11 2.4 Immissionen .............................................................................................................. 12 2.5 Potenzielle Natrliche Vegetation und Aktuelle Vegetation .................................... 13 3 Material und Methoden ............................................................................................. 15 3.1 Versuchsanlage.......................................................................................................... 15 3.2 Datenerhebung .......................................................................................................... 18 3.2.1 Vegetationsaufnahmen und Vegetationskartierungen...................................... 18 3.2.2 Dauerflchen .................................................................................................... 19 3.2.3 Standrtliche und hydromorphologische Charakterisierung............................ 19 3.2.4 Ermittlung von Moorbereichen mit Merkmalen autogener Regeneration ....... 22 3.2.5 Die historische Entwicklung der Moore und ihrer Umgebung ........................ 24 3.2.6 Kartographie und Datenerfassung.................................................................... 25 3.3 Datenauswertung....................................................................................................... 25 3.3.1 Vegetationskundliche Bearbeitung und syntaxonomische Einordnung........... 25 3.3.2 Vegetationskologische Charakteristik............................................................ 25 3.3.3 Sukzession von Moor und Moorvegetation in ausgewhlten Mooren............. 26 3.3.3.1 Wandel von Arten- und Bestandesstruktur ...................................................... 27 3.3.3.2 Interpretation von Standortsvernderungen ..................................................... 28 3.3.4 Einschtzung des aktuellen Zustandes erzgebirgischer Moorstandorte........... 28 3.3.5 Hydromorphologische Analyse der Moor- und mineralischen Nassstandorte. 29 3.3.6 Bewertung von Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Mooren ...... 30 3.4 Begriffsbestimmung .................................................................................................. 30 4 Ergebnisse ................................................................................................................. 32 4.1 Vegetations- und standortskundliche Charakteristik ausgewhlter Vegetationstypen erzgebirgischer Moore und umgebender Nassbereiche................................... 32 4.1.1 Regionalspezifische Artengruppen .................................................................. 33 4.1.2 berblick zu den untersuchten Vegetationstypen der Moor- und Nassstandorte ........................................................................................................... 36 4.1.3 Vegetationstypen der Moor- und Nassstandorte .............................................. 40 4.1.3.1 Vegetationstypen unbewaldeter, quelliger, mesotroph-saurer Zwischenmoore und mineralischer Nassstandorte...................................................................... 40 IV 1

Verzeichnisse 4.1.3.2 Vegetationstypen unbewaldeter, typischer, mesotroph-saurer Zwischenmoore und mineralischer Nassstandorte .......................................................... 41 4.1.3.3 Vegetationstypen unbewaldeter Armmoore..................................................... 43 4.1.3.4 Vegetationstypen bewaldeter Armmoore......................................................... 45 4.1.3.5 Vegetationstypen bewaldeter Zwischenmoore und mineralischer Nassstandorte ohne Calamagrostis villosa .............................................................. 47 4.1.3.6 Vegetationstypen bewaldeter Zwischenmoore und mineralischer Nassstandorte mit Calamagrostis villosa................................................................. 49 4.1.3.7 Vegetationstypen bewaldeter Reichmoore und eutropher, mineralischer Nassstandorte ................................................................................................... 51 4.1.4 Vegetation und Standort................................................................................... 53 4.1.4.1 Standortstypen und Torfmchtigkeiten ............................................................ 53 4.1.4.2 Standortsindikation auf Basis von Zeigerwerten ............................................. 56 4.1.5 Syntaxonomische Einordnung der erzgebirgischen Moor- und Feuchtwlder 61 4.1.5.1 Gliederungsprinzipien nach MAST (1999)........................................................ 61 4.1.5.2 Einordnung des Aufnahmematerials aus bewaldeten erzgebirgischen Mooren ............................................................................................................. 61 4.1.5.2.1 Vegetationstypen oligo- bis mesotropher Standorte .............................. 61 4.1.5.2.2 Vegetationstypen bewaldeter, schwach eutropher Standorte ................. 63 4.2 Vergleich der aktuellen Waldvegetation des Untersuchungsraumes mit historischen Beschreibungen aus der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts ................. 65 4.2.1 Vergleich mit den Beschreibungen von KSTNER & FLNER (1933)............. 65 4.2.2 Vergleich mit den Beschreibungen von REINHOLD (1939) .............................. 67 4.3 Geschichte und aktuelle Struktur der Moore in den Untersuchungsgebieten ........... 69 4.3.1 Die Entwicklung der Moore in den Untersuchungsgebieten unter anthropogenem Einfluss................................................................................... 69 4.3.2 Aktuelle Standorte und hydromorphologische Struktur der Moore in den Untersuchungsgebieten .................................................................................... 73 4.3.3 Aktuelle Vegetation und vegetationskundlich indizierter Standortszustand.... 79 4.3.4 Regenerationserscheinungen in den Untersuchungsgebieten .......................... 82 4.3.5 Aktueller Moorzustand und Regenerationserscheinungen in Mothhuser Haide und Kolbemoor ...................................................................................... 91 4.4 Detailanalysen zur Sukzession der Vegetation in den Mooren Kriegswiese, Mothhuser Haide und Brenlochhaide ........................................................... 101 4.4.1 Sukzessionsprozesse in der Kriegswiese........................................................ 101 4.4.1.1 Analyse der Ausgangslage ............................................................................. 101 4.4.1.2 Entwicklung zwischen 1989 und 1997........................................................... 104 4.4.2 Sukzessionsprozesse in Mothhuser Haide und Brenlochhaide................... 109 4.4.2.1 Analyse der Ausgangslage ............................................................................. 109 V

Verzeichnisse 4.4.2.2 Entwicklung zwischen 1959 und 1991........................................................... 114 4.4.2.3 Entwicklung zwischen (1959), 1991, 1997 und 2004.................................... 120 4.5 Verbreitung und Zustand erzgebirgischer Moore im Kontext von Moordegeneration und Moorregeneration ....................................................................... 127 4.5.1 Vegetationseinheiten der PNV als Widerspiegelung des allgemeinen Moorzustandes ............................................................................................... 127 4.5.2 Aktuelle Verbreitung von Moorstandorten .................................................... 129 4.5.3 Einschtzung des Moorzustandes auf Basis der PNV-Karte ......................... 131 4.5.4 Vorkommen autogener Moorregeneration in Sachsen................................... 134 4.5.4.1 berblick........................................................................................................ 134 4.5.4.2 Ablauf und Charakteristik der grabeninduzierten Regenerationen im Untersuchungsraum........................................................................................ 135 4.5.4.3 Ablauf und Charakteristik der torfstichinduzierten Regenerationen im Untersuchungsraum........................................................................................ 138 4.5.4.4 Bedeutende Moorregenerationen auerhalb des Untersuchungsraumes........ 141 4.5.4.5 Aktuelle Standorte und Flchenpotenziale..................................................... 141 4.6 Naturschutzfachliche Aspekte................................................................................. 144 4.6.1 Gefhrdungsgrad lebensraumtypischer Pflanzenarten in Sachsen................. 144 4.6.2 Gefhrdungsgrad lebensraumtypischer Pflanzengesellschaften in Sachsen .. 148 4.6.3 Reprsentanz von Moorvegetationseinheiten und Regenerationsbereichen innerhalb und auerhalb von Schutzgebieten nach Naturschutzrecht............ 149 5 Diskussion ............................................................................................................... 154 5.1 Vegetation als Mittel zur Standortsindikation......................................................... 154 5.1.1 Probeflchenanlage ........................................................................................ 154 5.1.2 Artengruppen.................................................................................................. 155 5.1.3 Vegetationstypen als Standortsweiser............................................................ 156 5.1.4 Zeigerwerte..................................................................................................... 158 5.1.5 Karten der Potenziellen Natrlichen Vegetation als Widerspiegelung aktueller Standortsverhltnisse....................................................................... 159 5.2 Aspekte zur Syntaxonomie der Wlder oligo- und mesotropher Moor- und Nassstandorte des Erzgebirges ................................................................................ 163 5.2.1 Gesellschaften bewaldeter Armmoore ........................................................... 164 5.2.2 Gesellschaften bewaldeter, mesotropher Moor- und Nassstandorte .............. 166 5.3 Bewertung des aktuellen Zustandes der Moore im schsischen Erzgebirge........... 168 5.4 Sukzessionserscheinungen in Mooren des Untersuchungsraumes im Kontext von Umweltwandel und kosysteminternen Prozessen .......................................... 181 5.5 Autogene Moorregeneration ................................................................................... 192 5.5.1 Definition und Nachweis autogener Moorregeneration ................................. 193 5.5.2 Regeneration in anthropogen stark gestrten Mooren ................................... 194 VI

Verzeichnisse 5.5.3 5.5.4 5.5.5 5.5.6 Rahmenbedingungen und Prozesse der autogenen Moorregeneration .......... 195 Regeneration als zeitlich und rumlich strukturierter Prozess ....................... 203 Potenziale und Grenzen autogener Moorregeneration ................................... 206 Bedeutung autogener Moorregeneration fr Naturschutz und Forstwirtschaft........................................................................................................ 208 5.5.7 Schlussfolgerungen zum Umgang mit Regenerationsflchen im Wald......... 213 Zusammenfassung................................................................................................... 217 Thesis for the Dissertation....................................................................................... 219 Literatur................................................................................................................... 222 Verwendete Karten.................................................................................................. 232

6 7 8 9

Erklrung Anhang Teil I Anhang Teil II

VII

Verzeichnisse

AbbildungsverzeichnisAbb. 1.1-1: Abb. 2.1-1: Abb. 3.1-1: Abb. 3.1-2: Abb. 3.2-1: Abb. 3.3-1: Abb. 4.1-1: Abb. 4.1-2: Abb. 4.1-3: Abb. 4.1-4: Abb. 4.3-1: Abb. 4.3-2: Abb. 4.3-3: Abb. 4.3-4: Abb. 4.3-5: Abb. 4.3-6: Abb. 4.3-7: Abb. 4.3-8: Abb. 4.3-9: Abb. 4.3-10: Abb. 4.3-11: Abb. 4.3-12: Abb. 4.3-13: Abb. 4.3-14: Phasen autogener Regeneration in entwsserten Mooren (verndert nach EDOM 2001a) ...................................................................................................... 2 Lage des Untersuchungsraumes Erzgebirge, der fnf Untersuchungsgebiete und der weiteren Probeflchen........................................................................... 6 Versuchsanlage rumlich-zeitliche Ebenen .................................................. 17 Arbeitsschwerpunkte und methodische Anstze.............................................. 17 Hydromorphologische Strukturelemente eines idealisierten erzgebirgischen Regenmoores (EDOM 2001a nach KSTNER & FLNER 1933; verndert) ...... 21 Wasserstrom in einem Stromsektor (mit den Stromsegmenten S1 bis Si; nach EDOM 2001a) zwischen zwei konvergenten Stromlinien......................... 29 Anteil von Bestandesgrundtypen in den Vegetationstypen oligo- und mesotroph-saurer Moore .................................................................................. 39 Hufigkeit der forstlichen Standortsgruppen im Bereich der Probeflchen .... 53 Gewichtete Feuchte- und Stickstoffwerte der einzelnen Vegetationsaufnahmen (kategorisiert nach VTG)............................................................... 59 kogramm der Vegetationstypen..................................................................... 60 Hufigkeit von Flchegren und maximaler Torfmchtigkeit einzelner Moorkrper in den Untersuchungsgebieten ..................................................... 74 Torfmchtigkeit und maximale Stromlnge einzelner Moorkrper................. 76 Grenklassenhufigkeit der Hangwasseranteile............................................. 78 Flchenanteil der einzelnen bodenfeuchteweisenden Vegetationstypengruppen (VTG) in den Untersuchungsgebieten ............................................... 81 Flchenanteil der einzelnen trophieweisenden Vegetationstypengruppen (VTG) in den Untersuchungsgebieten.............................................................. 81 Feuchtestufen im zentralen Teil des Moorgebietes Deutscheinsiedel ............. 82 Trophiestufen im zentralen Teil des Moorgebietes Deutscheinsiedel ............. 83 Hydromorphologische Struktur und Regenerationsbereiche im zentralen Teil des Moorgebietes Deutscheinsiedel.......................................................... 86 Grabendimensionierung an Probepunkten in Mothhuser Haide und Kolbemoor........................................................................................................ 92 Oberflchenstruktur von Mothhuser Haide und Kolbemoor.......................... 92 Grabenverlandungszonen in Mothhuser Haide und Kolbemoor .................... 93 Flchenanteil von Sphagnum spec. und Eriophorum vaginatum im Grabensystem von Mothhuser Haide und Kolbemoor ................................... 93 Prsenz von minerotraphenten Arten im Grabensystem von Mothhuser Haide und Kolbemoor ...................................................................................... 94 Flchenanteil von Pinus rotundata in Mothhuser Haide und Kolbemoor ..... 95

VIII

Verzeichnisse Abb. 4.3-15: Relation der Flchenanteile von Pinus rotundata in Baum- und Strauchschicht............................................................................................................... 95 Abb. 4.3-16: Torfmoosdeckungsgrade in Mothhuser Haide und Kolbemoor ..................... 96 Abb. 4.3-17: Vegetationstypen in Beziehung zum Anteil von Pinus rotundata in Mothhuser Haide und Kolbemoor .................................................................. 97 Abb. 4.3-18: Aktuelles Auftreten von Regenerationsmerkmalen und potenzielle Offenbereiche in Mothhuser Haide und Kolbemoor ...................................... 98 Abb. 4.3-19: Regenerationsbereiche und Neigungsverhltnisse ........................................... 98 Abb. 4.4-1: Torfmchtigkeiten und hydrographische Einbettung der Dauerbeobachtungsflchen in der Kriegswiese ............................................. 102 Abb. 4.4-2: Hydrographische Einbettung der Dauerquadrate und Entwicklung der gewichteten Feuchtezahl sowie minerotraphenter Arten in den Dauerquadraten zwischen 1989 und 1997 (Kriegswiese)........................................ 107 Abb. 4.4-3: Torfmchtigkeiten und hydrographische Einbettung der Probeflchen (PFVA, DBF) in Mothhuser Haide und Brenlochhaide ............................... 110 Abb. 4.4-4: Lage und Zustand der Entwsserungsgrben im Umfeld der Probeflchen (PFVA, DBF) in Mothhuser Haide und Brenlochhaide ............................... 111 Abb. 4.4-5: Hydrographische Einbettung der Probeflchen (PFVA) und Entwicklung der gewichteten Feuchtezahl in den Probeflchen zwischen 1959 und 1991 (Mothhuser Haide, Brenlochhaide) ............................................................ 117 Abb. 4.4-6: Vernderung der gewichteten Feuchtezahl zwischen 1959 und 1991 in Abhngigkeit von Grabenverlandung und ungestrter Stromlnge (nur Mothhuser Haide) ......................................................................................... 118 Abb. 4.4-7: Hydrographische Einbettung der Probeflchen (PFVA) und Entwicklung der gewichteten Stickstoffzahl in den Probeflchen zwischen 1959 und 1991 (Mothhuser Haide, Brenlochhaide) ................................................... 119 Abb. 4.5-1: Aktuelle Moorverbreitung in Sachsen Rasterdarstellung auf Basis von TK10-Quadranten (Bearbeitung: CONRAD & WENDEL 2005; Datenbasis: SCHMIDT et al. 2003) ...................................................................................... 130 Abb. 4.5-2: Anzahl der vorgefundenen Regenerationsbereiche je Grenklasse ............. 135 Abb. 4.5-3: Vorkommen autogener, grabeninduzierter Regenerationen........................... 137 Abb. 4.5-4: Vorkommen autogener, torfstichinduzierter Regenerationen ........................ 140 Abb. 4.6-1: Prsenz der einzelnen Gefhrdungskategorien (einschlielich Vorwarnliste) in den Vegetationstypen des Untersuchungsraumes ............................. 145 Abb. 4.6-2: Mittlere Artenzahl - Gesamt und Rote Liste (einschlielich Vorwarnliste) in Vegetationstypen des Untersuchungsraumes............................................. 146 Abb. 4.6-3: Prsenz von Arten der Roten Liste in den einzelnen Zeigerwertstufen ......... 146

IX

Verzeichnisse Abb. 5.5-1: Modifiziertes Schema der Phasen (1-3) und Teilphasen (1a-3d) einer grabeninduzierten Regeneration in einem durch Entwsserung stark degenerierten Moor (nach EDOM 2001a, rot Vernderungen; siehe Text)... 205

TabellenverzeichnisTab. 2.1-1: Tab. 2.3-1: Tab. 2.3-2: Tab. 3.1-1: Tab. 3.2-1: Tab. 3.2-2: Tab. 4.1-1: Tab. 4.1-2: Tab. 4.1-3: Tab. 4.1-4: Tab. 4.1-5: Tab. 4.2-1: Tab. 4.3-1: Tab. 4.3-2: Tab. 4.3-3: Tab. 4.3-4: Tab. 4.3-5: Tab. 4.3-6: Tab. 4.3-7 Tab. 4.3-8: Tab. 4.3-9: bersicht der Untersuchungsgebiete und der dort eingebetteten Moore ........... 7 Hhenlage und Kennwerte der Klimastufen im Untersuchungsraum Erzgebirge ........................................................................................................ 11 Hhenlage und Klimaparameter der Untersuchungsgebiete ............................ 12 Untersuchungsgebiete differenziert nach anthropogenen Einflssen und Strukturen ......................................................................................................... 16 Schtzskala der Artmchtigkeit (WILMANNS 1993, verndert) ........................ 18 bersicht hydromorphologischer Strukturelemente ........................................ 21 Charakteristik der Vegetationstypen mittlere Artenzahlen, mittlere Deckungsgrade und Prsenz von Bestandestypen ........................................... 38 Vergleich der mittleren Artenzahlen von Vegetationsaufnahmen mit bzw. ohne Auftreten lebensraumuntypischer Stickstoffzeiger ................................. 40 Charakteristik der Vegetationstypen anhand von Standortsgruppen und Torfsondierungen ............................................................................................. 54 kologische Charakteristik der Vegetationstypen anhand von mittleren gewichteten Zeigerwerten der Krautschicht..................................................... 56 Vergleich von mittleren gewichteten Zeigerwerten von Vegetationsaufnahmen mit bzw. ohne hochstetem Auftreten von Stickstoffzeigern ......... 58 bersicht der von KSTNER & FLNER (1933) untersuchten Waldbestnde auf Moor im Erzgebirge ................................................................................... 65 bersicht und Charakteristik der Moorkrper ................................................. 73 Stromlinienmuster der einzelnen Moorkrper ................................................. 75 Prsenz flchenrelevanter Sonderstrukturen .................................................... 77 Grabensysteme und Torfstiche in den Untersuchungsgebieten ....................... 79 Flchenanteil der Vegetationstypengruppen in den Moorkrpern und umgebenden Nassstandorten der Untersuchungsgebiete ................................. 80 Flchenbilanz der Merkmale grabeninduzierter Regeneration in den Untersuchungsgebieten .................................................................................... 83 Flchenbilanz der Merkmale torfstichinduzierter Regeneration in den Untersuchungsgebieten .................................................................................... 84 Flchenbilanz zum Auftreten von Regenerationsbereichen in hydromorphologischen Sonderstrukturen ........................................................ 85 Prsenz der Vegetationstypen in Regenerationsbereichen............................... 88

X

Verzeichnisse Tab. 4.3-10: Tab. 4.4-1: Tab. 4.4-2: Tab. 4.4-3: Tab. 4.4-4: Tab. 4.4-5: Tab. 4.4-6: Tab. 4.4-7: Tab. 4.4-8: Tab. 4.4-9: Tab. 4.4-10: Tab. 4.4-11: Tab. 4.5-1: Flchenbilanz zum Auftreten von Regenerationsbereichen in einzelnen Moorkrpern und umgebenden Nassstandorten............................................... 90 Zustand der Bestockung in Dauerbeobachtungsflchen der Kriegswiese um 1989.......................................................................................................... 103 Vernderung der Bestockung in den Dauerbeobachtungsflchen der Kriegswiese zwischen 1989 und 1997 ........................................................... 104 Vernderung der Artenstruktur in den Dauerquadraten der Kriegswiese zwischen 1989 und 1997 ................................................................................ 105 Vernderung der Zeigerwerte in den Dauerquadraten der Kriegswiese zwischen 1989 und 1997 ................................................................................ 106 Zustand und Wandel der Bestockung in den Dauerbeobachtungsflchen von Mothhuser Haide und Brenlochhaide bis 1991 ................................... 113 Vernderung der Schicht-Deckungsgrade zwischen 1959 und 1991 in Mothhuser Haide und Brenlochhaide ......................................................... 115 Vernderung der Zeigerwerte zwischen 1959 und 1991 in den Vegetationstypen............................................................................................ 116 Vernderung der Zeigerwerte zwischen 1959 und 1990 in Abhngigkeit vom Verlandungsfortschritt............................................................................ 116 Entwicklung der Bestandesschichten und der bestandesprgenden Baumarten in den Dauerbeobachtungsflchen zwischen 1991 und 2004................ 121 Vernderung der Zeigerwerte zwischen (1959), 1991 und 2004 ................... 124 Vernderung der Artenstruktur in den Dauerquadraten der Mothhuser Haide zwischen 1991 und 2004 ..................................................................... 125 bersicht zu den Flchenanteilen moorspezifischer Auswerteeinheiten der Potenziellen Natrlichen Vegetation in Sachsen und im Untersuchungsraum................................................................................................. 127 Flche und Anteil der kologischen Moortypen in den Bezugsrumen Erzgebirge und Sachsen ................................................................................. 132 Flche und Anteil der standortskundlichen Nhrkraftstufen in den Bezugsrumen Erzgebirge und Sachsen ........................................................ 132 Kennzeichnung der standortskundlichen Feuchtestufen auf Moor (nach KOPP & SCHWANECKE 1994) .......................................................................... 133 Hufigkeit der in den Regenerationsbereichen kartierten Standortstypen ..... 142 Bilanz der PNV-Kartiereinheiten, die auf ein Potenzial zur Regeneration hinweisen........................................................................................................ 143 Zuordnungsmatrix und Rote Liste Status von Pflanzengesellschaften und Vegetationstypen............................................................................................ 148

Tab. 4.5-2: Tab. 4.5-3: Tab. 4.5-4: Tab. 4.5-5: Tab. 4.5-6: Tab. 4.6-1:

XI

Verzeichnisse Tab. 4.6-2 Flchen moorspezifischer Auswerteeinheiten der Potenziellen Natrlichen Vegetation im Untersuchungsraum und den dortigen Naturschutzgebieten ................................................................................................ 150 Reprsentanz der Regenerationsbereiche inner- und auerhalb verschiedener Schutzgebietskategorien nach Naturschutzrecht.......................... 151 Vergleich von Feuchtezahl und Messwerten ausgewhlter SphagnumArten (alle Arten auch in den UG prsent) .................................................... 156 Bewertungsvorschlag fr den aktuellen Zustand von Lebensraumkategorien der Moore im UR aus Sicht des Moorschutzes ............................ 180

Tab. 4.6-3: Tab. 5.1-1: Tab. 5.3-1:

XII

Verzeichnisse

AbkrzungsverzeichnisAssoziationscharakterart Auswerteeinheit oberirdische hydrologische Einzugsgebietsflche oberhalb des Torfkrpers (ha) AF Ausbildungsform AG Artengruppe agg. Aggregat (Artengruppe) Flche des Torfkrpers (ha) AT ATKIS-DGM2 Digitales Gelndemodell AZ Artenzahl oberirdischer Flchenanteil A %E potenzieller EZG (%) B1 1. Baumschicht B2 2. Baumschicht Einstrombreite eines Stromsektors bezg Ausstrombreite eines Stromsekbi tors BL Bergland BS Baumschicht BSI Baumarten-Schicht-Index Cfag Fichtenforsten auf Standorten des Calamagrostio villosae-Fagetum d Differentialart D Dominanz einer Art (dm2) D Deckungsgrad (%) DA Assoziationsdifferentialart DBF Dauerbeobachtungsflche Artenverlust in den DBF im DBFex Beobachtungszeitraum (n) Artenetablierung in den DBF im DBFin Beobachtungszeitraum (n) DO Ordnungsdifferentialart DQ Dauerquadrat Artenverlust in den DQ im DQex Beobachtungszeitraum (n) Artenetablierung in den DQ im DQin Beobachtungszeitraum (n) DV Verbandsdifferentialart EU Europische Union EZG (oberirdisches) hydrologisches Einzugsgebiet FFH Fauna-Flora-Habitat; Synonym der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natrlichen Lebensrume sowie der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten fm Festmeter FND Flchennaturdenkmal Fr Frequenz, absolute Hufigkeit in 100 Zahlrastern (n) FSK Forstliche Standortskartierung Staatsbetrieb Geobasisinformation GEOSN und Vermessung Sachsen gF gewichtete Feuchtezahl GfP Gute fachliche Praxis gL gewichtete Lichtzahl AC AE AE GK gN gR Gr. gZ ha H Hf HL M MMK m . HN m . NN MaP mAZ mD mD mDE mFr mFrE mFrN Mf mgF mgL mgN mgR m. u. F. n k.A. K KC KE Kf k.W. LBF LfULG LRT NM1 NM1+ NM2 NMI Geologische Karte gewichtete Stickstoffzahl gewichtete Reaktionszahl Gruppe gewichteter Zeigerwert einer Art Hektar Hhendifferentialart Hhere Berglagen, feucht Hgelland Moosschicht Mittelmastbige Landwirtschaftliche Standortskartierung Meter ber dem Kronstdter Pegel (Hhennormal) Meter ber dem Amsterdamer Pegel (Normalnull) Managementplan mittlere Artenzahl mittlere Dominanz (dm2) mittlerer Deckungsgrad (%) Mittelwert aller in DQ ermittelten Dominanzen bei Ersterfassung (dm2) Mittelwert aller fr eine Art in DQ ermittelten Frequenzen (n) Mittelwert aller in DQ ermittelten Frequenzen bei Ersterfassung (n) Mittelwert aller in DQ ermittelten Frequenzen bei Nachfolgeerfassung (n) Mittlere Berglagen, feucht mittlere gewichtete Feuchtezahl mittlere gewichtete Lichtzahl mittlere gewichtete Stickstoffzahl mittlere gewichtete Reaktionszahl Meter unter Flur Anzahl keine Angaben Krautschicht Klassencharakterart Kartiereinheit Kammlagen, feucht kein Wert Lokalbodenform Schsisches Landesamt fr Umwelt, Landwirtschaft und Geologie Lebensraumtypen mineralische Nassstandorte mittlerer Nhrkraft, nass mineralische Nassstandorte mittlerer Nhrkraft, nass, zgig mineralische Nassstandorte mittlerer Nhrkraft, feucht mineralische Nassstandorte mittlerer Nhrkraft, geschtzte Standorte

XIII

VerzeichnisseNMII NSG NZ1+ OA2 OC OZ3 OZ3z PFVA PNV PrP rm SMUL Sp. spec. ssp StS StUFA TL TM1 TMS TS TZ2 Uf UG UR uZ uF uL VA VC Vik. VT VTG W Z mgF mgL mgN mgR mineralische Nassstandorte mittlerer Nhrkraft, ungeschtzte Standorte Naturschutzgebiet mineralische Nassstandorte ziemlich armer Nhrkraft, nass, zgig organischer Nassstandort armer Nhrkraft, sumpfig Ordnungscharakterart organischer Nassstandort ziemlich armer Nhrkraft, staunass dgl., aber zgig Probeflche einer Vegetationsaufnahme Potenzielle Natrliche Vegetation Probepunkt Raummeter Schs. Staatsministerium fr Umwelt und Landwirtschaft Spalte Angabe bei Unsicherheit der Artzugehrigkeit, wenn nur Gattung bekannt Subspezies Strauchschicht Staatliches Umweltfachamt Tiefland terrestrische Standorte mittlerer Nhrkraft, frisch Typischer Moorstandort Torfstich terrestrische Standorte ziemlich armer Nhrkraft, mig frisch Untere Berglagen / Hgelland, feucht Untersuchungsgebiet Untersuchungsraum ungewichteter Zeigerwert einer Art ungewichtete Feuchtezahl ungewichtete Lichtzahl Vegetationsaufnahme Verbandscharakterart Vikariante Vegetationstyp Vegetationstypengruppe Wichtungsfaktor Zeigerwert einer Art nderung der mittleren gewichteten Feuchtezahl im Beobachtungszeitraum nderung der mittleren gewichteten Lichtzahl im Beobachtungszeitraum nderung der mittleren gewichteten Stickstoffzahl im Beobachtungszeitraum nderung der mittleren gewichteten Reaktionszahl im Beobachtungszeitraum gF gL gN gR S1-i D nderung der gewichteten Feuchtezahl im Beobachtungszeitraum nderung der gewichteten Lichtzahl im Beobachtungszeitraum nderung der gewichteten Stickstoffzahl im Beobachtungszeitraum nderung der gewichteten Reaktionszahl im Beobachtungszeitraum Stromlnge eines Stromsektors Vernderung der Summe aller in DQ ermittelten Dominanzen im Beobachtungszeitraum (dm2 bzw. %) Vernderung der Anzahl der Vorkommen einer Art den DQ (n) Vernderung der Summe aller in DQ ermittelten Frequenzen im Beobachtungszeitraum (n bzw. %) Summe aller fr eine Art in DQ ermittelten Dominanzen (dm2), Anzahl der Vorkommen einer Art in den DBF Summe aller in DQ ermittelten Dominanzen bei Ersterfassung (dm2) Summe aller in DQ ermittelten Dominanzen bei Nachfolgeerfassung (dm2) Anzahl der Vorkommen einer Art den DQ (n) Anzahl der Vorkommen einer Art den DQ bei Ersterfassung (n) Anzahl der Vorkommen einer Art den DQ bei Nachfolgeerfassung (n) Summe aller fr eine Art in DQ ermittelten Frequenzen (n), Summe aller in DQ ermittelten Frequenzen bei Ersterfassung (dm2) Summe aller in DQ ermittelten Frequenzen bei Nachfolgeerfassung (dm2)

DQ Fr

D DBF DE DN DQ DQE DQN Fr FrE FrN

XIV

Einleitung

1 Einleitung 1.1 Einfhrung und ProblemstellungWerden Moore ber groe Zeitrume ihrer Entwicklung betrachtet, erwecken sie den Eindruck sich nur langsam verndernder und damit ber Jahrtausende hinweg recht stabiler kosysteme. Langfristige Akkumulationsraten von kaum 1 mm je Jahr (vgl. SCHOPP-GUTH 1999, COUWENBERG et al. 2001) scheinen fr eine geringe Dynamik zu sprechen. Dass ein statisches Verhalten nicht vorhanden sein kann, offenbart sich am Aufbau der Moore, wie RUDOLPH & FIRBAS (1924) schon frhzeitig am Beispiel der erzgebirgischen Moore belegten hier spiegeln sich u. a. klimatisch bedingte Wachstumsepochen wider. In den zurckliegenden Jahren konnte gezeigt werden, dass die in ihrer Wasserspeisung stark von der Umwelt abhngigen Moore auf recht kurzfristige Vernderungen reagieren mssen und dies natrlicherweise auch knnen, da sie ber ein System von zeitlich verschiedenskaligen Prozessen der Selbstregulation verfgen (JOOSTEN 1993, EDOM 2001a). Folge der Selbstregulation ist eine in kurzen Zeitrumen auftretende, oft flchig wirkende Dynamik der Moorstandorte und Lebensgemeinschaften. Einen deutlichen Kontrast hierzu bilden die oft statischen Betrachtungsweisen von Naturschutz und anderen Landnutzern, so z. B. die in manchen Regionen strenge Fixierung auf zu erhaltende Lebensraumtypen. Anstelle einer natrlichen Moordynamik laufen heute in den meisten europischen Mooren Prozesse ab, die vom Wirken des Menschen geprgt werden. Die stndig intensiver werdende Landnutzung fhrte in den letzten Jahrhunderten zur Degradierung und Vernichtung groer Moorflchen. Deutschlandweit wurden etwa 99 % aller Moore entwssert oder abgebaut (JOOSTEN 2006). Viele Eigenheiten gingen verloren, sichtbar an einer stark abgewandelten Mooroberflche (durch Abtorfung oder entwsserungsbedingten Moorschwund), am Rckgang hoch spezialisierter Arten und Lebensrume, aber auch unmerklich, wie im Falle eines kaum noch vorhandenen Selbstregulationsvermgens. Selbst in Naturschutzgebieten (NSG) wirken sich die Eingriffe bis in die Gegenwart aus. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Schutz und Entwicklung der wenigen naturnahen Moore, ihrer Lebensgemeinschaften und Arten aufwndig sind und gemessen am meist recht hoch gesteckten Ziel (z B. Wiedereinsetzen der Torfbildung) oft nicht den gewnschten Erfolg zeigen (STEINER 1992, WAGNER 1994, DIERSSEN & DIERSSEN 2001). Dies trifft auch fr Sachsen zu. Natrliche Moore existieren hier wahrscheinlich nicht mehr. Gegenwrtig konzentrieren sich die Bemhungen deshalb auf den Schutz von Mooren, die kaum (nur Kleiner Kranichsee) oder nur mig beeintrchtigt (z. B. Kriegswiese, Georgenfelder Hochmoor) erscheinen. Zuknftig werden bei einer Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (BMU 2007, S.37) stark beeintrchtigte Moore (z. B. Lehm- und Hhnerhaide) in den Mittelpunkt des Handelns rcken. Diese Moore sind in betrchtlicher Flche vorhanden. Es stellt sich hier jedoch in Anbetracht des erheblichen Revitalisierungsaufwandes die Frage nach einer Priorittensetzung (ZINKE 2002, WENDEL in SCHMIDT & GNCHTEL 2003, SCHINDLER et. al. 2008). Zu klren ist, welche Wiedervernssungspotenziale vorhanden sind, ob und mit welchem Aufwand die durch verschiedene Eingriffe (z. B. Torfabbau, Entwsserung) unterschiedlich stark beeintrchtigten Moorteilbereiche wieder zu beleben sind und welche zeitliche Abfolge die gnstigste ist. 1

Einleitung Eine Vielzahl an verwendeten Begriffen (Revitalisierung, Renaturierung, Regeneration, Restitution, vgl. BRUX et al. 2001) verdeutlicht zudem die Komplexitt der Problematik und die damit verbundenen Unsicherheiten, welcher Zustand gewollt bzw. berhaupt erreichbar ist. Neuere hydrologische und vegetationskundliche Untersuchungen belegen, dass neben der in ihrem Erfolg zuweilen angezweifelten Revitalisierung auch eine spontane, auf Selbstregulation beruhende Wiedervernssung auftreten und damit nach starken anthropogenen Strungen auch ohne Zutun des Menschen die Wiederbelebung eines Moores eintreten kann (z. B. SCHNEEBELI 1991, EDOM 1991, WENDEL 1992, WAGNER 1994, EDOM 2001a). Der dies auslsende Prozess wird als Regeneration bezeichnet (EDOM & WENDEL 1998, EDOM 2001a). Dies steht im Kontrast zum blichen Sprachgebrauch, der zumeist das Ergebnis eines aktiven Managements meint (ARBEITSKREIS MOORNUTZUNG - LANDESPFLEGE 1989). Um diese begriffliche berschneidung zu vermeiden, wird fr das oben beschriebene Phnomen im Folgenden von einer autogenen Regeneration (bzw. in Kurzform: Regeneration) gesprochen. Systematische Nachweise fr das Vorkommen autogener Regenerationen wurden in Sachsen bislang selten und dann auch nur fragmentarisch erbracht, so fr die ehemals stark entwsserte Mothhuser Haide oder das abgetorfte Hormersdorfer Hochmoor (WENDEL 1992, HOMMEL 1996). Eine Unterteilung und Beschreibung wesentlicher Regenerationsphasen im Zuge von Grabenverlandung in entwsserten Mooren erfolgte durch EDOM & WENDEL (1998) bzw. EDOM (2001a, Abb. 1.1-1; Definition der Phasen siehe Kap. 3.4).

Wasserstand

Akrotelmneubildung

Hydraulische Durchlssigkeit der pedogenen Torfschicht (kf)

Diskrepanz historischer / aktueller Standort zu Lasten der Bume

EntwsserungInitialphase Aufrichtungsphase Abstimmungsphase

Regenerationsprozess: mehrere Jahrhunderte Beobachtung: 32 bzw. 13 Jahre 1959 1991 2004Abb. 1.1-1: Phasen autogener Regeneration in entwsserten Mooren (verndert nach EDOM 2001a) 2

Einleitung Dass Regenerationsprozesse bei ungestrtem Ablauf nicht nur in zunehmender Hufigkeit und Flche (= Quantitt) den Zustand und die Entwicklung vom Moorkosystemen prgen, sondern auch fortgeschrittene Entwicklungsphasen (= Qualitt) erreichen, ist zu erwarten. Allerdings fehlen bislang systematische Untersuchungen (u. a. Langzeitbeobachtungen) und Nachweise, wo, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen autogene Regenerationen ablaufen, ebenso wie praktikable Ansprachekriterien fr das Vorhandensein von Regenerationsprozessen. Der lange Zeitraum, in denen Regenerationsprozesse von statten gehen, steht in starkem Kontrast zu den kurzen Zeitrumen, in denen ein Monitoring der Prozesse in der Regel durchgefhrt werden kann (siehe Abb. 1.1-1). Welche Moor- bzw. Standortsbereiche im Erzgebirge berhaupt ein in menschlichen Planungszeitrumen nennenswertes Potenzial fr Regenerationsprozesse haben, berhrt nicht nur das naturschutzfachliche, sondern in der Regel auch das land- und forstwirtschaftliche sowie regional das wasserwirtschaftliche Handeln. Einerseits regenerieren sich ohne menschliches Zutun schtzenswerte Lebensrume, andererseits entwickeln sich Moorstandorte, die auf Grund ihrer Nsse und Dynamik waldfeindlich und schwer bis nicht zu bewirtschaften sind. Es ergeben sich konfliktbehaftete Situationen mit konkurrierenden Interessen und Handlungsanweisungen, ohne den Umfang und Geschwindigkeit dieser Prozesse zu kennen bzw. in einen Gesamtkontext, der zumindest eine grobe Bilanz und kologische Einschtzung aller Moorstandorte in einer Bezugsregion umfasst, einordnen zu knnen (GRUNEWALD et al. 2004, EDOM et al. 2007a, EDOM et al. 2008, 2009). Als problematisch erweist sich ebenso die praktizierte, ausschlielich lokale Betrachtung schtzenswerter Lebensraumtypen, naturnaher Moorfragmente und allenfalls noch deren hydrologischen Einzugsgebiete im Rahmen von NATURA 2000. Damit wird die Fragmentierung der Moore vielfach festgeschrieben. Wenig befriedigend ist in diesem Zusammenhang auch die Situation hinsichtlich der Bercksichtigung hydromorphologischer Strukturen. Obwohl diese Strukturen den Wasserstrom im Moor sowie seine Interaktion mit der Umgebung, letztlich damit also den Wasserhaushalt der Moore steuern, fehlt oft bereits in den fachlichen Vorgaben zur Erstellung von Managementplnen fr Moore eine obligatorische Einbindung. Erste Erkenntnisse zur Bedeutung der hydromorphologischen Struktur erzgebirgischer Moore liegen schon aus der frhen Zeit der regionalen Moorforschung vor, eine Vertiefung und Einbindung in die Revitalisierungsplanung erfolgt jedoch erst in jngster Zeit (vgl. KSTNER & FLNER 1933, EDOM et al. 2007a). Moore als Stoffsenken (Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor) werden durch Grundwasserabsenkung, Substratverwertung (Dnger, Heiztorf) sowie spezielle Arten der Bewirtschaftung (vgl. AUGUSTIN 2001, S. 35) zu bedeutenden Emittenten und entfalten damit eine ungnstige Wirkung auf den Landschaftshaushalt insgesamt. Als besonders gravierend wird auf Grund seiner globalen Wirksamkeit der Beitrag der Moore zum global warming eingeschtzt. Geschtzte 30 % aller weltweiten (JOOSTEN 2006) und etwa 3-5 % der deutschlandweiten anthropogenen Treibhausgasemissionen stammen aus Mooren (DRSLER et al. 2008). Ursache ist die flchenhafte und intensive Nutzung von Torflagersttten. Bedeutende Emittenten sind neben Grnland und ckern u. a. entwsserte Wlder (DRSLER 2008). Moorschutz wird diese Sachverhalte zunehmend integrieren mssen (Schleswig-Holstein; TREPEL 2008). Eine Minderung der Torfzersetzung durch Wiedervernssung und eine Etablierung moorvertrg3

Einleitung licher Nutzungsarten (z. B. als Wasserwlder oder Wasserriede) ist dringend geboten, zumal die Effizienz eingesetzter Mittel vergleichsweise hoch ist (JOOSTEN 2006). Auch hier stellt sich die Frage, ob es Bereiche gibt, die ein hohes Potenzial zur Regeneration haben und gleichzeitig besonders risikoreich fr einzelne Bewirtschaftungsformen und damit besonders konfliktarm hinsichtlich konkurrierender Nutzungsinteressen sind.

1.2 Zielstellung und AufgabenZiel der Arbeit ist es, einen Beitrag zur Erforschung der autogenen Moorregeneration zu leisten. Es soll geklrt werden, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen eine Regeneration nach anthropogenen Strungen in erzgebirgischen Mooren auftritt, welche Prozesse von Bedeutung sind und letztlich, ob die autogene Moorregeneration planungsrelevant ist. Da erzgebirgische Moore berwiegend in Waldlandschaften eingebettet sind, ist neben der naturschutzfachlichen auch die forstliche Relevanz dieser Erkenntnisse zu prfen. Auf Basis vegetationskundlicher und vegetationskologischer Analysen, Langzeituntersuchungen und moorgeschichtlicher Recherchen sind Zustand und Entwicklung der Moore zu bewerten. Hierzu sollen eigene, im Rahmen von Managementplnen und einer sachsenweiten Kartierung der Potenziellen Natrlichen Vegetation gewonnene Erkenntnisse (SCHMIDT et al. 2002, WENDEL in SCHMIDT et al. 2003, WENDEL in SCHINDLER et al. 2005 a-c, 2008), aber auch das in den letzten Jahren entstandene vegetationskundliche Wissen zu bewaldeten Mooren im Erzgebirgsraum (WENDEL 1992, HOMMEL 1996, GOLDE 1996, KRAUSE 1998, KRETZSCHMAR 2001, LANDGRAF 2003) gebndelt und themenspezifisch aufgearbeitet werden, um letztlich naturschutzfachliche und forstwirtschaftliche Abwgungsprozesse zu erleichtern. Von folgenden Arbeitshypothesen wird ausgegangen: Autogene Regenerationsprozesse treten nicht nur in natrlichen, sondern auch in anthropogen stark degenerierten Mooren auf. Eine autogene Regeneration anthropogen gestrter Moore ist keine Ausnahmeerscheinung. Das Auftreten von autogenen Regenerationsprozessen ist eine einzelmoorspezifische, von der hydromorphologischen Struktur abhngige Erscheinung. Unabhngig von dem einzelmoorspezifischen Regenerationsverlauf lassen sich gemeinsame Grundmuster der Moorregeneration nachweisen. Autogene Regenerationsprozesse in Mooren sind fr Forstwirtschaft und Naturschutz bedeutsam, werden derzeit jedoch nicht ausreichend bercksichtigt. Abgeleitete Aufgaben: Erarbeitung einer bersicht flchenmig bedeutender, kologisch aussagefhiger Vegetationstypen auf Moor auf Basis von Vegetationsaufnahmen und regionalspezifischen Artengruppen

4

Einleitung floristische und standrtliche Charakterisierung der Vegetationstypen sowie Einordnung der Waldvegetationstypen in ein dem aktuellen Stand des Wissens entsprechendes pflanzensoziologisches System vegetationskundliche, standrtliche, hydromorphologische und nutzungsgeschichtliche Charakterisierung ausgewhlter Moorgebiete und Einzelmoore Erstellung einer bersicht zum Vorkommen von Mooren in Sachsen und nhere Charakterisierung dieser im Bereich des Erzgebirges auf Basis von PNV-Karten mittel- und langfristige Detailuntersuchungen zur Sukzession in den Dauerflchen von Mothhuser Haide, Brenlochhaide und Kriegswiese Erstellung einer ersten bersicht zum aktuellen Auftreten von Regenerationserscheinungen in erzgebirgischen Mooren Analyse von Regenerationserscheinungen im Zusammenhang mit Standort und hydromorphologischer Struktur. Dazu Klrung der abiotischen Rahmenbedingungen fr eine Moorregeneration und Einordnung in bekannte Prozessablufe Analyse der Reprsentanz der erzgebirgischen Moor-Lebensgemeinschaften in NSG unter besonderer Bercksichtigung des Aspektes Regeneration Bewertung der Potenziale autoregenerativer Prozesse aus Sicht von Naturschutz und Forstwirtschaft sowie Ableitung von Handlungsempfehlungen

5

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete

2 Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete 2.1 Lage, naturrumliche Gliederung und Einordnung der UntersuchungsgebieteUntersuchungsraum (UR) ist der schsische Teil des Erzgebirges. Moorkundlich gehrt er zum Berglandsbezirk der Provinz subatlantisch-zentraleuropisch minerotropher Moore der temperaten Laubwaldzone (JESCHKE et al. 2001). Der UR umfasst auf einer Distanz von max. 132 km (SW NO) bzw. 44 km (SO NW) die gesamte Nordabdachung des Erzgebirges sowie Teile der Kammlagen und damit Hhen zwischen 270 m und 1214 m . HN (BASTIAN et al. 2002). Seine Flche betrgt 3655 km2. In fnf Untersuchungsgebieten (UG, 1054 ha) fanden detaillierte vegetations- und moorkundliche Untersuchungen statt. Sie beziehen 30 separate Moorkrper ein, deren vernsstes Umfeld sowie Teile der dazugehrigen hydrologischen Einzugsgebiete (EZG). Auerhalb der UG existiert eine Anzahl weiterer Probeflchen, in denen flankierende Untersuchungen stattfanden. In wenigen Fllen liegen sie im Tiefland (siehe Abb. 2.1-1).Untersuchungsraum#

# #

TL TL HL# # ## ## # # #

Grolandschaften* BL Bergland HL Hgelland TL Tiefland Naturrume* UntersuchungsgebieteHhenstufeTiefland Hgelland Unteres Bergland Mittleres Bergland Oberes Bergland Hohes Bergland (Kammlagen)

Mu ld e

El be

HL BL

# #

# #

Westerzgebirge #

BL

# ## # # # # # #

# # # # # ## # #

# # # # # # # ## # # # # # ## # # ## # Mittelerzgebirge # # # # # # ## # # Mooshaide # Moorgebiet Deutscheinsiedel # ## # # # # # # ### # # # # Moorgebiet Kriegwald # # # # # # Moorgebiet Khnhaide # # # # # # Kriegswiese # #

Osterzgebirge

#

##

#

#

weitere Probeflchen

N

0

20

40

60 Kilometer

*Bastian et al. (2002)

Abb. 2.1-1:

Lage des Untersuchungsraumes Erzgebirge, der fnf Untersuchungsgebiete und der weiteren Probeflchen

Dem Osterzgebirge wird das UG Moorgebiet Deutscheinsiedel zugeordnet, dem Mittelerzgebirge die UG Moorgebiet Kriegwald, Moorgebiet Khnhaide, Mooshaide bei Marienberg und Kriegswiese. Bis auf erstgenanntes UG gehren alle zur Moorregion um Sebastiansberg und Reitzenhain (bersicht der UG und Moore in Tab. 2.1-1). Moorgebiet Deutscheinsiedel (TK 5346, 5347) Das UG befindet sich 0,5 km nordstlich von Deutscheinsiedel in einer Hhenlage zwischen 6

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete 715 und 750 m . HN und ist etwa 127 ha gro. Seine Abgrenzung entspricht weitgehend dem Gebietsumgriff des FFH-Teilgebietes Deutscheinsiedler Moor- und Nasskomplex (SCI 004E). Es existieren acht Moorkrper, die zur besseren Orientierung teilweise neu benannt wurden (SCHINDLER et al. 2005a): Brandhbelmoor, Oberes und Unteres Teichhbelmoor, Badwegmoor, Nasses Fichzig, A-Flgelmoor, Bornmoor, Zwischenmoor an der Schweinitz. Tab. 2.1-1: bersicht der Untersuchungsgebiete und der dort eingebetteten MooreMoorgebiet Khnhaide Mothhuser Haide Erlhaide Sdliche Stengelhaide stliche Stengelhaide Westliche Stengelhaide Bauernhaide Untere Brenlochhaide inkl. Obere Brenlochhaide Grndelhaide Teichhaide Herrenhaide Stinkenhaide Lange Haide Hohe Haide Kolbemoor Torfstich Stengelhaide Mooshaide Mooshaide (nur ein Moorkrper)

Moorgebiet Deutscheinsiedel Unteres Teichhbelmoor Brandhbelmoor Oberes Teichhbelmoor A-Flgelmoor Badwegmoor Bornmoor Nasses Fichzig Zwischenmoor an der Schweinitz Moorgebiet Kriegwald Hhnerhaide - Ost Hhnerhaide - Mitte Hhnerhaide - West Krnigshaide (inkl. Torfstich) Lehmhaide (westl. Teil) Kriegswiese Kriegsweise (nur ein Moorkrper)

Moorgebiet Kriegwald (TK 5345, 5445) Das ca. 150 ha groe UG ist zweigeteilt. Der Sdteil, etwa 0,5 km westlich von Rbenau gelegen, umfasst die aus drei Moorkrpern bestehende Hhnerhaide. Sie befindet sich 730 bis 750 m . HN. Der Nordteil befindet sich 1 km nordwestlich Rbenau, ca. 775 bis 820 m . HN. Eingeschlossen sind die Moore Lehmhaide und Krnigshaide (SCHINDLER et al. 2005b). Die Abgrenzung des UG ist in weiten Bereichen mit den Gebietsteilen des FFHGebietes Kriegwaldmoore identisch (SCI 264). Hhner- und Krnigshaide gehren zum gesamtstaatlich reprsentativen Gebiet Moore und Bergwiesen bei Khnhaide Satzung (STEFFENS & GREBEDNKEL 2007). Moorgebiet Khnhaide (TK 5345, 5445) Das mit ber 680 ha grte UG schliet ein zusammenhngendes, etwa 0,5 km nrdlich von Khnhaide gelegenes Moorgebiet weitgehend ein. Untersucht wurden 15 Moorkrper: u. a. Kolbemoor, Mothhuser Haide, Teich-, Bauern-, Erl-, Grndel-, Stinken-, Untere inkl. Obere Brenlochhaide, Hohe Haide, Westliche Stengelhaide, Torfstich Stengelhaide sowie Sdliche und stliche Stengelhaide (SCHINDLER et al. 2008). Hhenlagen von 729 bis 793 m . HN 7

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete werden erreicht. Der Gebietsumgriff des UG ist nahezu deckungsgleich mit dem FFH-Gebiet Mothuser Heide (SCI 007E) und bezieht das NSG Mothuser Heide ein. Das UG gehrt zum gesamtstaatlich reprsentativen Gebiet Moore und Bergwiesen bei Khnhaide Satzung. Die Mothhuser Haide wird als eines von vier schsischen Mooren als bundesweit bedeutsamer Moorkomplex gefhrt (STEFFENS & GREBEDNKEL 2007, DIERSSEN 2007). Kriegswiese bei Satzung (TK 5445) Das 39 ha groe UG erfasst mit dem nahezu kreisrunden Moorkrper der Kriegswiese nur einen kleinen Ausschnitt des Moorkomplexes, der bis zur Schwarzen Haide reicht. Es ist das hchstgelegene UG (880 bis 902 m . HN) und Bestandteil des NSG Schwarze Heide / Kriegswiese und des FFH Gebietes Moore und Moorwlder bei Satzung (SCI 263). Mooshaide bei Marienberg (TK 5345) Das UG umfasst 54 ha. Es ist identisch mit dem SCI Moosheide bei Marienberg (SCI 261) und schliet ein weitgehend ausgetorftes Moor mit einer Flche von ca. 20 ha ein. Es befindet sich unmittelbar sdwestlich der Marienberger Stadtgrenze in einer Hhe von 630 bis 650 m . HN (SCHINDLER et al. 2005c).

2.2 Geologie und BdenUntersuchungsraum Erzgebirge Im Osterzgebirge herrschen Para- und Orthogneise vor. Zumindest von lokaler Bedeutung sind Rhyolithe (z. B. bei Altenberg) und Sandsteine (z. B. im Tharandter Wald). Das Mittelerzgebirge ist zweigeteilt, im unteren Bergland wird der Gebirgsstock von Phylliten und Glimmerschiefern bestimmt, in den oberen Lagen dagegen von Paragneisen. Im Westerzgebirge dominieren Phyllite, Schiefer und Granite, letztere treten in zentraler Lage auf (Eibenstocker Turmalingranit, Kirchberger Granit, LFUG 1992). Basische Gesteine sind im Erzgebirge sehr selten, zu den markantesten Vorkommen gehren Kalk (z. B. bei Lengefeld), Basalt (z. B. Scheibenberg) und Serpentinit (z. B. bei Zblitz). Insgesamt ist die Nhrstoffausstattung der Grundgesteine gering (vgl. NEBE 1964, 1970). Mit ausgeprgten Grundwasserleitern im Gebirgsstock ist nur bei Sandsteinen zu rechnen. Hydrologisch bedeutsam ist die regional verschiedene Klftung des Grundgebirges. Die vorherrschenden Bodengesellschaften spiegeln die geringe Nhrstoffausstattung in einer charakteristischen Weise wider. Im Osterzgebirge findet sich berwiegend HangsandlehmBraunerde (z. T. lbeeinflusst), lokal auf Rhyolith und Sandstein HangsandlehmBraunerde-Podsol. Das Mittelerzgebirge wird in den unteren Lagen von Hanglehm-PodsolBraunerde, in den oberen Lagen von Hangsandlehm-Braunerde geprgt. Im Westerzgebirge dominieren Hanglehm-Podsol-Braunerde und Hangsandlehm-Braunerde-Podsol, letzterer auf Granit (LFUG 1993). Die Charakteristik der Bden in den einzelnen UG sttzt sich auf die Ergebnisse der forstlichen Standortskartierung (FSK; KARST et al. 1979, KARST 1988).

8

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete Moorgebiet Deutscheinsiedel Normaler sowie krniger, lokal streifiger Muskovitgneis (Rotgneis) bildet das Grundgebirge. Bachmulden sind mit geneigtem Wiesenlehm ausgekleidet. Das Grundgebirge ist von Strungen durchzogen, die mglicherweise hydrologisch bedeutsam sind. Ein Groteil des UG wird von Torfen eingenommen. Unter den acht Moorkrpern erreichte das Brandhbelmoor mit 4,6 m die strkste Torfauflage (HAZARD 1888, GRAHMANN 1947, LEGLER & REIMANN 2001). Torfabbau hat die natrliche Struktur des Brandhbelmoores stark verndert. Die mineralischen Bden im EZG bestehen aus steinigem, stark grusigem sandigem Lehm, Lehm oder lehmigem Schluff mit hherem Steingehalt im Unterboden. Sie sind mittel- bis tiefgrndig, gehren der periglazialen Normalserie an und knnen verlagerten, ehemaligen L enthalten. Kleinflchig vorhandene, strker herausmodellierte Hangrcken sind unvernsst. Es berwiegt die mig nhrstoffversorgte Oelsengrunder Gneis-Braunerde in einer mittelfrischen Ausprgung (Standortsgruppe TM2 Nheres siehe Abkrzungsverzeichnis). Nach SCHWANECKE (1993) ist die Nhrstoffversorgung dieser Lokalbodenform (LBF) leicht berdurchschnittlich (M+). Eine abflusshemmende Gelndemorphologie mit geringer Hangneigung und flchigen Muldenlagen, groe hydrologische Einzugsgebiete sowie Staukrper im Unterboden (dichtgelagerte, feinerdereiche Umlagerungszone) bewirken, dass Bden als mineralische oder organische Nassstandorte (NM1, NM2 oder OZ3) ausgebildet sind. Auf mineralischen Nassstandorten dominiert der stark humose Oelsengrunder Gneis-Humusstaugley in einer feucht-zgigen Ausprgung (NM2+). Die Torflager wurden als ziemlich armes, staunasses Reitzenhainer Moor (Torf > 0,8 m; OZ3) erfasst. Nach KOPP & SCHWANECKE (1994, S. 32, 57, 92) entspricht das einer Tiefenstufe im Frhjahr von 0,35 m u. F. (> 0,2-0,5 m, grundwasserbeherrscht). Moorgebiet Kriegwald Im Nordteil des UG umgibt krnig schuppiger, flasriger Gneis (Marienberger Gneis bzw. Graugneis) hufeisenfrmig die Krnigshaide. Sdlich, im gesamten Umfeld der Lehmhaide besteht das Grundgebirge aus lang flasrigem Gneis (turmalinfhrend) und Augengneis (z. T. geflasert) (REINISCH 1926). Die Mulden der Krnigs- und Lehmhaide werden von bis zu 3,8 m starken Torfen bedeckt. Die westliche Krnigshaide ist durch Torfabbau berprgt. Am Lehmhaider Bach befindet sich eine lang gestreckte Zunge mit lehmig steinigen Abschwemmassen an Gehngen. Im Sdteil dominiert zweiglimmriger Flaser- und Augengneis, hinzu kommt im uersten Sden biotitfhrender roter Gneis vorwiegend mit langflasriger, knotiger Textur. Torfe erreichen maximal 4,1 m Mchtigkeit (ROST & HEMPEL 1947a/b/c). Wiesenlehm findet sich am Knigshaubchel (HAZARD 1886). Die unvernssten Bden in den EZG des nrdlichen UG sind der periglazialen Normalserie zuzurechnen (Pfaffrodaer Gneis-Braunerde, TM2). Die Nhrstoffversorgung ist leicht berdurchschnittlich (M+; SCHWANECKE 1993). Die zentralen Moorteile wurden dem Reitzenhainer Moor zugeordnet (OZ3). Sie sind von flachgrndigen organischen Nassbden (Satzunger Gestein-Moorstaugley, Humus bzw. Torf 0,2-0,4 m) in einer staunass-zgigen Ausprgung umgeben (OZ3z). Auch diese Ausprgung ist grundwasserbeherrscht (siehe Deutscheinsiedel). Die unvernssten Randbereiche des sdlichen UG gehren der Oelsengrunder 9

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete Gneis-Braunerde an (TM1). Kleinflchig tritt im Sden der gering nhrstoffversorgte Khnhaider Gneis-Braunpodsol auf (TZ2). Eine steinige Umlagerungszone im oberen Bodenprofil, welche die Nhrkraft des Bodens absenkt, ist typisch. Ein Groteil des sdlichen UG ist mehr oder weniger stark vernsst. Zentral, auf einer Wasserscheide gelegen, befindet sich der Torfkrper (Reitzenhainer Moor, OZ3). Er ist von einem schmalen Grtel mineralischer Nassstandorte umgeben, der im Sden vom Oelsengrunder Gneis-Staugley (NM2+) und sonst vom Forchheimer Gneis-Anmoorstaugley (staunass-zgig, NM1+) gebildet wird. Moorgebiet Khnhaide Das Grundgebirge des UG wird ausschlielich von Rotgneisen gebildet und ist relativ groflchig und einfach strukturiert. Im Norden herrscht Grossflasriger Gneis vor. Eine von Nordosten aus Richtung Krnigshaide hereinlaufende Strungsgrenze (Kriegwalder Verwerfung, CREDNER 1887) tangiert die Mothhuser Haide sdlich und trennt vorgenannten Gneis vom stlich anstehenden lang flasrigem Gneis (turmalinfhrend) bzw. dem identischen biotitfhrenden rothen Gneis (HAZARD 1886, REINISCH 1926). Die Strung drfte mit einer verstrkten Kluftwasserbildung im Grundgebirge und folglich einer lokal verstrkten Versickerung bzw. Quellwasserspeisung einhergehen. Nahe der stlichen Waldkante und deren Fortsetzung in der westlichen Stengelhaide ist ein breiter Streifen zweiglimmriger Flaser- und Augengneis eingebettet. Wiesenlehm findet sich entlang der meisten Bche. Alle Muldenlagen sind mit einem zusammenhngenden und fr die Region sehr groflchigen Torflager ausgekleidet. Die mit 8,2 m mchtigsten Torfe weist die Mothhuser Haide auf (MBUS 1947, WEINCK et al. 1881 in EDOM 1991). Durch lokalen Torfabbau beeintrchtigt sind: Mothhuser Haide, Teich-, Herren- und Stengelhaide. Die unvernssten Kuppen, Hnge, Rcken und Plateaus werden von Braunerden und Braunpodsolen eingenommen, wobei Bden der periglazialen Decknormalserie dominieren (Neuhausener Gneis-Braunpodsol flachgrndig, Rcken; Khnhaider Gneis-Braunpodsol). Hinzu kommen Bden der periglazialen Normalserie (Pfaffrodaer, Oelsengrunder, Rothenthaler Gneis-Braunerde). Trotz deutlicher Reliefunterschiede wurden ausschlielich mittelfrische Ausprgungen kartiert (TZ2, TM2). Die mineralischen Nassstandorte im Umfeld der Moore bilden meist schmale Grtel. Mit wachsendem Feuchtegradienten und zunehmender Humusauflage lassen sich differenzieren: Pfaffrodaer Gneis-Humusstaugley (NM2+), Forchheimer Gneis-Anmoorstaugley (NM1+) und Satzunger Gestein-Moorstaugley (NZ1+). Nur kleinflchig erfasst wurde der im Gradienten anschlieende Bereich geringmchtiger Moorbden (Herrnhaider Staugleymoor 0,4-0,8 m Torf, je nach Neigung OZ3, OZ3z). Die zentralen und berwiegenden Teile der Moore wurden als Reitzenhainer Moor klassifiziert, je nach Feuchte- und Nhrkraftstufe und Neigung als OA2, OZ3 oder OZ3z. Die Mothhuser Haide ist neben der Kriegswiese eines von 30 Mooren, das kartierwrdige Bereiche (>1 ha) mit der Wasserhaushaltsstufe sumpfig ausweist (KOPP & SCHWANECKE 1994: Tiefenstufe im Frhjahr 0,1 m u. F. / 0,0-0,2 m = grundsumpfig). Mooshaide bei Marienberg Im UG berwiegt Zweiglimmriger Gneis (Marienberger Hauptgneis), zu dem lokal Platten10

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete gneis tritt. Der Marienberger Hauptgneis fllt bei einem Vergleich mit den Mittelwerten der Graugneisgruppe durch eine leicht erhhte Calcium- und Magnesiumausstattung und deutlich erhhte Phosphorgehalte auf (NEBE 1964). Im regionalen Vergleich macht sich dies durch eine starke ackerbauliche Nutzung des Umfeldes bemerkbar. Der zentrale Teil wird von Torf eingenommen, dessen maximale Mchtigkeit 3,5 m betragen haben soll. Nahezu der gesamte Torfkrper wurde durch Torfabbau berprgt und ist in Abbaustufen gegliedert. Im Ostteil tritt der sonst vom Torf bedeckte Geneigte Wiesenlehm zutage (GBERT 1903). Die unvernssten Randbereiche der Mulde wurden im Wald als Pfaffrodaer Gneis-Braunerde (TM2) erfasst, im Offenland als Berglehm-Braunerde und Berglehm-Braunstaugley (NEUHOF et al. 1980). Im Wald wird der Moorkrper ringfrmig von Forchheimer-GneisAnmoorstaugley umgeben (NM1+), im Offenland von Bergl-Amphigley und BerglehmGley. Das Moor selbst wurde als Reitzenhainer Moor (OZ3z) typisiert. Kriegswiese bei Satzung Das UG umfasst den besterhaltenen Teil eines Moorgebietes, das sich bis zur Schwarzen Haide erstreckt. Die bis zu 3 m mchtigen Torfe lagern auf Krnig-schuppigem Muskovitgneis. Eine nach Ost fhrende Mulde ist von Wiesenlehm ausgekleidet (HAZARD 1886). Informationen zu den Bden liegen nur auf deutscher Seite vor, im unvernssten, nrdlichen EZG handelt es sich um Neuhausener Gneis-Braunpodsol (NZII). Der Moorkrper wurde auf 12 ha als sumpfiges Reitzenhainer Moor (OA2) erfasst, ist also noch sehr nass. Im Westen schliet sich groflchig, im Norden als schmales Band Forchheimer-GneisAnmoorstaugley an (NMI). stlich, in der Mulde befinden sich Herrnhaider Staugleymoor (OZ3) und randlich Rothenthaler Gestein-Humusstaugley (NMI). Die natrliche Moorstruktur wurde von Westen, Sden und Osten durch randlichen Torfabbau verndert.

2.3 KlimaDie zunehmende Meereshhe im UR von den unteren Berglagen zu den Kammlagen (max. Hhendifferenz ca. 900 m) bewirkt starke vertikale Gradienten der Klimaparameter. Die Charakteristik der forstlichen Klimastufen verdeutlicht dies (Tab. 2.3-1). Tab. 2.3-1: Hhenlage und Kennwerte der Klimastufen im Untersuchungsraum ErzgebirgeHhenlage (m . NN) >800 650-850 450-700 130-500 Mittlere jhrl. Lufttemperatur (C) 4,8 4,5-5,8 5,2-7,0 6,5-8,2 unkorr. mittlerer jhrl. Niederschlag (mm / a) 1.000 850-1.100 800-1.000 700-900

Forstliche Klimastufe Kammlagen feucht (Kf) Hhere Berglagen feucht (Hf) Mittlere Berglagen feucht (Mf) Untere Berglagen / Hgelland feucht (Uf)Quelle: GEMBALLA (2004)

Die Niederschlagsmengen variieren zudem durch Luv-Lee-Effekte (vgl. BERNHOFER et al. 2008). Den Kammlagen ist das UG Kriegswiese, den Hheren Berglagen die UG 11

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete Deutscheinsiedel, Kriegwald und Khnhaide, den Mittleren Berglagen das UG Mooshaide zuzuordnen (Basis: SCHWANECKE 1996). Klimaparameter der einzelnen UG fr den Zeitraum 1969 bis 1990 enthlt Tabelle 2.3-2. Tab. 2.3-2: Hhenlage und Klimaparameter der UntersuchungsgebieteHhenlage (m . HN) 715-750 730-820 729-793 630-650 880-902 mittl. jhrl. Lufttemperatur (C) 5,6 5,6 5,6 6,4 4,8 mittl. jhrl. korr. Niederschlag (mm/a) 1110 1070 1050 1030 1160 Klimatische Wasserbilanz (mm/a) 580 540 520 520 650

Untersuchungsgebiet Deutscheinsiedel Kriegwald Khnhaide Mooshaide Kriegswiese

Klimawerte 1961 bis 1990 wurden anhand der Daten von BERNHOFER et al. (2008) durch Mittelung von Minimal und Maximalwert je UG berechnet und fr Niederschlag / Wasserbilanz gerundet

Fr die Kammlagen des UR erbrachte ein Vergleich von Klimawerten (Messperioden: 19611990 und 1991-2004) eine Zunahme der mittleren Niederschlge im gesamten Jahr (5 %), im Sommer, Herbst und Winter (je 7 %, 11 %, 7 %) sowie eine Abnahme im Frhjahr (4 %). Die Zunahme im Sommer wurde durch den Extremniederschlag 2002 verursacht. Die mittlere Temperatur stieg im gesamten Jahr (0,8 C), im Sommer, Winter und Frhjahr (je 0,9 C, 0,7 C, 1,1 C). Im Herbst blieb sie unverndert. Im Westgebirge stiegen die Maximalwerte der klimatischen Wasserbilanz (= Niederschlag - potenzielle Verdunstung) im Winterhalbjahr sowie im gesamten Jahr und sanken im Sommerhalbjahr (BERNHOFER et al. 2008). JANETZKY (1999) stellte fr das UG Khnhaide im Zeitraum von 1951 und 1998 eine Temperaturzunahme um < 0,1 C/Jahrzehnt (gesamt < 0,5 C) und seit 1971 um 0,2 C/ Jahrzehnt fest. Die Niederschlagssummen erhhten sich je nach Bezugsstation (Khnhaide, Jhstadt, Reitzenhain, Geisingberg, Zinnwald) um 5 bis 30 mm/Jahrzehnt (gesamter Zeitraum: ca. 23 bis 141 mm; Trends meist ohne signifikante statistische Absicherung).

2.4 ImmissionenDas Erzgebirge unterliegt seit etwa 1960 in erheblichem Mae SO2-Immissionen, deren Hauptquelle das bhmische Braunkohlerevier am sdlichen Gebirgsfu ist. Waren 1968 berwiegend das Osterzgebirge und stliche Mittelerzgebirge mit den Moorgebieten Deutscheinsiedel und Khnhaide sowie der Kriegswiese von Waldschden betroffen, weiteten sich die Schden bis 1990 fast auf den gesamten Gebirgszug aus (LIEBOLD & DRECHSLER 1991 in THOMASIUS & HARTIG 1992). Die SO2-Konzentration betrug Mitte der 1980er Jahre hufig 80 g/m3 (Richtwert 20 g/m3). Zur Schadzone I extrem (katastrophale Schden) gehrten 1990 die Kriegswiese und das Moorgebiet Deutscheinsiedel, zur Schadzone I (starke Schden) die Moorgebiete Kriegwald und Khnhaide, zur Schadzone II (mittlere Schden) die Mooshaide. Seit 1992 ist ein Absinken der SO2-Konzentrationen zu verzeichnen, wobei es im Winter 1995/96 entgegen dem Trend zu starken Konzentrationsspitzen kam, 12

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete die in Kombination mit meteorologischen Extrema starke Waldschden nach sich zogen. 1998 wurde der kritische Konzentrationswert von 20 g/m3 erstmals unterschritten (SMUL 1996, 1999, 2007b). Hoch sind die aktuellen N-Eintrge mit 15-45 kg/ha*a (SMUL 2004), abnehmende Trends sind nicht zu festzustellen (SMUL 2007a). Hohe Konzentrationen werden auch bei Ozon erreicht. Betroffen sind insbesondere Waldgebiete, die fern von Ballungsgebieten liegen (Carlsfeld, Zinnwald 1996 bis zu 160 g/m3, Olbernhau 2002 ca. 110 g/m3 (SMUL 1997, 2004).

2.5 Potenzielle Natrliche Vegetation und Aktuelle VegetationDie Potenzielle Natrliche Vegetation (PNV, Definition siehe SCHMIDT et al. 2002) des UR wrde von einer hhenklimatisch geprgten, grorumigen Abfolge berwiegend buchengeprgter Leitgesellschaften bestimmt: Hainsimsen-Eichen-Buchenwldern in den unteren Berglagen, Hainsimsen-(Tannen-Fichten-)Buchenwldern in den mittleren Berglagen sowie Wollreitgras-Fichten-Buchenwldern und Wollreitgras-Fichtenwldern in den oberen Berglagen und Kammlagen.

Vegetationskomplexe aus Moor-, Bruch- und Wollreitgras-Fichtenwldern sind vor allem in den oberen Lagen und Kammlagen eingebettet. Sie haben ihre Verbreitungsschwerpunkte um Deutscheinsiedel, Khnhaide / Satzung, Geyer, Carlsfeld und Muldenberg. Bis auf die Mooshaide gehren alle UG hierzu (SCHMIDT & WENDEL 2007). Die PNV der fnf UG wre wie folgt beschaffen (WENDEL in SCHMIDT et al. 2003): Unvernsste Standorte wrden je nach Hhenlage vom Eichen-Buchenwald (Mooshaide), hochmontanen Wollreitgras-Fichten-Buchenwald (Moorgebiete Kriegwald, Deutscheinsiedel, Khnhaide) oder Wollreitgras-Fichtenwald (Kriegswiese) beherrscht. Mineralische Nassstandorte sind potenzieller Wuchsort des Wollreitgras-Fichtenwaldes, je nach Feuchtegrad in verschiedenen Ausbildungsformen (AF) mit Rasenschmiele, Torfmoosen oder Waldschachtelhalm. Nur im Bereich von Stengel- und Mooshaide knnte der trophisch anspruchsvollere Montane Sumpfdotterblumen-Erlenwald auftreten. Organische Nassstandorte wrden aufgrund der entwicklungsgeschichtlich bedingten, edaphischen sowie hygrischen Differenzierung der Moorkrper sowie deren mehr oder minder starken gelndemorphologischen Zergliederung selbst innerhalb einer Standortseinheit von verschiedenen Gesellschaften eingenommen. Je nach standortskundlicher Feuchte- und Nhrkraftstufe wren dies: Moorkiefern-Moorgehlz auf mchtigen Torfauflagen der Feuchtestufe sumpfig und der Nhrkraftstufe arm (Mothhuser Haide, Kriegswiese). (Fichten-)Spirken-Moorwald auf hnlichen Standorten wie zuvor (nur Mothhuser Haide). Fichten-Moorwald auf mchtigen, nassen, ziemlich armen Torfauflagen diese Gesellschaft wre auf Grund des heutigen Moorzustandes in fast allen Mooren prgend (auer Kriegswiese, Mothhuser Haide). Meist handelt es sich um eine degradierte, beerstrauchreiche AF; nur in der Mothhuser Haide und Krnigshaide wrde die typische AF feuchterer Standorte flchig auftreten. 13

Charakteristik des Untersuchungsraumes und der Untersuchungsgebiete Wollreitgras-Fichtenwald in einer Torfmoos-AF auf meist gering mchtigen, nassen und ziemlich armen Anmoor- und Torfbden in allen Moorrandbereichen. Moorbirken-Moorgehlz- und -Moorwald in sumpfigen und nassen, ziemlich armen Senkenlagen alter Torfabbauflchen. Meist drfte es sich um eine seggenreiche AF handeln, die im bergangsbereich zu offenen Zwischenmooren vorkommt und deshalb instabil ist (vgl. auch SCHMIDT et al. 2002), aber zugleich auch von anderen fichtenoder moorkiefernreichen Gesellschaften gemieden wird. Verschiedene Gesellschaften der offenen, schwach nhrstoffversorgten Zwischenmoore in stark sumpfigen Senken und Rieselwasserbahnen, die in Torfabbauflchen oft mit vorgenannten Waldgesellschaften mosaikartig oder zoniert auftreten. Insgesamt geben die kartierten PNV-Einheiten (definitionsgem) einen entwsserungsbedingt ausgetrockneten, naturschutzfachlich ungnstigen Zustand der meisten Moore wieder. Sie verkrpern berwiegend bewaldete Moorentwicklungsstadien. Die aktuelle Vegetation des UR wird berwiegend von Fichtenbestnden geprgt. Nur in den Kammlagen und auf Nassstandorten ist diese Bestockung naturnah. Fagus sylvatica kommt vergleichsweise selten vor, noch mehr gilt dies fr Acer pseudoplatanus, Fraxinus excelsior und Ulmus glabra. Abies alba ist auf Grund ihrer Seltenheit vom Aussterben bedroht. Alle fnf UG sind mehr oder minder stark bewaldet. Die Mooshaide befindet sich als einziges Moor in einer waldarmen Landschaft sdlich grenzen extensiv genutzte Wiesen, westlich dagegen cker und Intensivgrnland an. Die Wlder im Umfeld der Kriegswiese sind bis heute teils durch Immissionen zerstrt, so dass dieses Moor keinen Windschutz geniet. Sdlich erstreckt sich Richtung Schwarzwasser ein Band sehr nasser, natrlich waldfreier Seggenrieder. Picea abies-Bestnde dominieren im Moorgebiet Khnhaide, in den anderen Mooren haben sie mehr oder minder hohe Anteile. Auf terrestrischen Standorten handelt es sich um naturferne Fichtenforste, auf Nassstandorten um mehr oder minder naturnahe Fichtenwlder. Autochthone Moorkiefernbestnde sind nur noch in der Mothhuser Haide und der Kriegswiese anzutreffen. Naturnahe Buchenbestnde treten kleinstflchig auf. Nennenswert gro ist nur der Bestand am Steinhbel nahe der Lehmhaide. In den stark immissionsgeschdigten Moorgebieten Deutscheinsiedel und Kriegwald sowie der Kriegswiese kommen in erheblichem Mae gebietsfremde Baumarten wie Pinus contorta vor. Sekundrbestockungen mit Betula pubescens und B. pendula sind typisch fr Torfabbauflchen (Krnigs-, Stengel-, Mooshaide) und ehemalige Immissionsschadflchen (Moorgebiet Deutscheinsiedel).

14

Material und Methoden

3 Material und Methoden 3.1 VersuchsanlageUntersuchungsobjekt sind Moore und das mit den Mooren in einem hydrologischen Zusammenhang stehende, nssegeprgte Umfeld. Grundannahme fr die Auswahl der Untersuchungsgebiete ist, dass Regenerationsprozesse von verschiedenartigen anthropogenen Einflssen sowie von moorspezifischen Standortseigenschaften ausgelst werden und zudem eher kleinflchig wirksam sind. Hieraus und aus der Aufgabenstellung (Kap. 1.2) werden folgende Auswahlkriterien fr Untersuchungsraum und Untersuchungsgebiete abgeleitet: Regenerationserscheinungen: Eigenheiten von Standort (z. B. verlandende Grben) und Vegetation (z. B. nssebedingtes Absterben von Bumen) lassen den Schluss zu, dass anthropogen ausgelste Regenerationsprozesse zumindest lokal ablaufen. Geologische Verhltnisse: Die Beschaffenheit des Grundgebirges sollte relativ homogen sein und damit praktikable Analysen zum Standortsfaktor Wasser ermglichen (z. B. gut abgrenzbare hydrologische Einzugsgebiete). Standrtliche Verhltnisse i. e. S.: Um eine ausreichende Standortsvielfalt und zudem eine grere Zahl an Regenerationsbereichen zu reprsentieren, mssen die Moore groflchig, vielfltig strukturiert und zumindest in Teilen auch oligotroph sein. Standrtliche Verhltnisse i. w. S.: Die Einwirkung weiterer Umweltfaktoren (Klima, Immissionen) auf die UG soll keine groen Unterschiede aufweisen, um die Vielfalt der Faktoren, welche die Regenerationsprozesse zwar nicht auslsen, aber beeinflussen, gering zu halten. Anthropogene Einflsse und Strukturen: Die naturrumlich wichtigsten Eingriffsarten und die zumeist anthropogen geprgten Waldstrukturen sowie verschiedene Eingriffintensitten sind widerzuspiegeln. Administrative Verhltnisse: Die Untersuchungsobjekte mssen forstwirtschaftlich und naturschutzfachlich relevant sein. Als Untersuchungsraum dient das geologisch relativ einheitliche Erzgebirge. Die Suche nach geeigneten Untersuchungsgebieten konzentrierte sich auf das Mittel- und angrenzende Osterzgebirge mit den hier vorhandenen groflchigen und vielfltig strukturierten Mooren sowie hnlichen Rahmenbedingungen bezglich Geologie, Klima und Immissionen. Entscheidend fr die engere Auswahl der UG (Abb. 2.1-1, S. 6) war das Vorkommen von Regenerationserscheinungen, der Status als FFH-Gebiet und eine unterschiedliche Konstellation weiterer anthropogener Kriterien (Tab. 3.1-1). Die UG umfassen u. a. drei ausgewhlte Moore (Mothhuser Haide, Brenlochhaide, Kriegswiese) mit Dauerflchen. In Gebieten mit mehreren Teilmooren sind letztere als rumliche Analyseeinheit abzugrenzen (Methodik in Kap. 3.2.3). Die Teilmoore eines solchen Moorgebietes werden als Moorkrper bezeichnet. Um eine hinreichende Informationstiefe und zugleich eine reprsentative und verallgemeinerbare Datenbasis zu erhalten, besitzt die Anlage des Versuchs verschiedene Skalenebenen. Detaillierte, punktuelle Datenerhebungen finden in o. g. ausgewhlten Mooren statt, flchen15

Material und Methoden deckende Erhebungen hingegen in den UG. Auf der Ebene des UR werden Bilanzen erstellt, anhand derer geprft werden kann, inwieweit die Ergebnisse der beiden anderen Ebenen verallgemeinerbar sind. Tab. 3.1-1: Untersuchungsgebiete differenziert nach anthropogenen Einflssen und StrukturenAnthropogene Einflsse und Strukturen ganzflchige Entwsserungssysteme; flchig bewirtschaftet; hoher Anteil monostrukturierter Bestnde; Betula pubescens, Picea abies ganzflchige Entwsserungssysteme, flchig bewirtschaftet; hoher Anteil monostrukturierter Bestnde; Pinus contorta, Picea abies ganzflchige Entwsserungssysteme; teilflchig unbewirtschaftet; hoher Anteil an Bestnden, die horizontal- und vertikal vielfltig strukturiertert sind; Pinus rotundata, Picea abies berwiegend Torfstich; teilflchig unbewirtschaftet; hoher Anteil an Bestnden, die horizontal und vertikal vielfltig strukturiert sind; Betula spec., Picea abies nur in Peripherie Torfstich und Entwsserungssysteme; flchig unbewirtschaftet; hoher Anteil an Bestnden, die horizontal vielfltig und vertikal strukturarm sind; Pinus rotundata

Untersuchungsgebiet Moorgebiet Deutscheinsiedel Moorgebiet Kriegwald Moorgebiet Khnhaide

Mooshaide

Kriegswiese

Jede Raumebene umfasst mehrere Zeitebenen (Abb. 3.1-1), um Vernderungen erfassbar zu machen und Prozesse sowie Prozessursachen die in verschiedenen Raumebenen wirken (lokale Wiedervernssung, regionale Immissionen) zu separieren: Raumebene 1 ausgewhlte Moore: vegetationskundliche Langzeitbeobachtung zur Sukzession in vorhandenen Dauerflchen (Mothhuser und Brenlochhaide sowie Kriegswiese; insgesamt 19 Dauerbeobachtungsflchen mit darin liegenden 50 Dauerquadraten), Raumebene 2 Untersuchungsgebiete: flchendeckende Charakteristik des aktuellen Moorzustandes; Analyse der geschichtlichen Entwicklung auf Basis vorhandener Datenquellen zur Moornutzung (Moorgebiete Deutscheinsiedel, Kriegwald, Khnhaide, Kriegswiese, Mooshaide; insgesamt 30 Moore), Raumebene 3 Untersuchungsraum: Charakterisierung des aktuellen Zustandes von Vegetation und Standort auf der gesamten Moorflche; Vergleich mit historisch dokumentierten Vegetationszustnden. Whrend auf Ebene 1 regenerationsbedingte Prozesse nachgewiesen und von anderen Prozessen separiert werden, dient Ebene 2 dazu, Flche, Flchenanteil und Charakter der Regenerationsbereiche sowie die fr eine Regeneration charakteristischen Rahmenbedingungen zu ermitteln. Ebene 3 ermglicht durch den Bezug vorgenannter Ergebnisse auf die Flche der Moore und Moorregenerationen im gesamtem UR eine Schtzung der flchenmigen Reprsentanz der Regenerationserscheinungen im UR und den dortigen Schutzgebieten. Die Synthese dieser Ergebnisse im Kontext mit dem aktuellen Moorzustand und der Betroffenheit einzelner Landnutzer gestattet erste Schlussfolgerungen, inwieweit Regenerationsprozesse fr Naturschutz und Forstwirtschaft relevant sind. Arbeitsschwerpunkte und wesentliche methodische Anstze sind in Abbildung 3.1-2 zusammengefasst. 16

Material und Methoden

Raumebenen3. Untersuchungsraum Vorkommen / Zustand Moor Vegetationstypen

Zeitebenen

1930 2000

2. Untersuchungsgebiete Struktur d. Einzelmoore Standorte Vegetation

1580 1770 1850 2000

Existenz und Relevanz von autogenen Regenerationsprozessen

Schlussfolgerungen1. ausgewhlte Moore Detailuntersuchungen aktueller Zustand + Sukzession von Standort / Vegetation 1959 1990 1997 2004

Abb. 3.1-1:

Versuchsanlage rumlich-zeitliche Ebenenwesentliche Methoden - Erstellung von Vegetationsaufnahmen - Abgrenzung, floristisch und kologische Charakteristik sowie syntaxnomische Einordnung von Vegetationstypen - Kartierung der Vegetationstypen in den UG Recherche vorhandener Daten (Standortstypen) Ableitung aus Vegetationstypen fr UG (Nsse, Trophie) Ableitung aus PNV-Karte fr UR (Nsse, Trophie) qualitative Analyse der hydromorphologischen Struktur (Stromlinien, Strukturelemente)

Schwerpunkte Aktuelle Vegetation

Aktuelle Standorte

Historische Standorte Nutzungsgeschichte Sukzession Regeneration

- Literaturrecherche; Interpretation der Daten im standrtlichen Kontext - Archiv- und Literaturrecherche - vegetationskundliche Langzeitbeobachtungen in Dauerflchen - Nachweis ber Sukzessionsuntersuchungen und Regenerationsmerkmale - Charakterisierung mittels vegetationskundlicher Indikation und Standortsdaten - Bewertung anhand von Nutzungszielen und aktuellem Moorzustand

Relevanzprfung

Abb. 3.1-2:

Arbeitsschwerpunkte und methodische Anstze 17

Material und Methoden

3.2 Datenerhebung3.2.1 Vegetationsaufnahmen und Vegetationskartierungen Das Aufnahmematerial soll die Vegetation bewaldeter Moore des UR soweit mglich in einem breiten Spektrum widerspiegeln, d. h. es mssen die flchenmig typischen ebenso wie die lokalen Modifikationen der Bodenvegetation und (naturnahen) Bestockung erfasst werden. Das standrtliche Spektrum soll von oligo- bis zu eutrophen Moortypen reichen und zugleich eine mglichst groe Spanne an Feuchtegraden umfassen. Eine erste Einschtzung der Reprsentanz ist auf Basis von PNV-Karten mglich (Kap. 3.3.4). Die Widerspiegelung des naturraumtypischen Flchenverhltnisses einzelner Standortstypen wird nicht angestrebt. Eigene Vegetationsaufnahmen (VA) erfolgten nach den Prinzipien von BRAUN-BLANQUET mit einer etwas modifizierten Schtzskala (Tab. 3.2-1, im Folgenden: Vegetationsaufnahme = Dokument; Probeflche = Ort der Dokumentation). Die Skalen anderer Autoren sind teils etwas grber und minimal abweichend (2b: >12,5 %), was allerdings im Rahmen der vorgenommenen Auswertung nicht relevant war. Die Gre der Probeflchen (PFVA), die nicht im Rahmen von FFH-Managementplnen entstanden, ist variabel. Sie liegt im Offenbereich bei etwa 10 m2 und im Waldbereich bei 300 bis 400 m2. Im Rahmen von Managementplnen gab es folgende Standards: Montane Fichtenwlder 400 m2, Moorwlder 100 m2 und Offenmoore 9 m2. Zumeist handelt es sich um Quadrate. Im Bereich von Dauerflchen kann die Flchengre und -form entsprechend der lokalen Gegebenheiten variieren. Tab. 3.2-1:r (rar) + (Kreuz) 1 2 2m 2a 2b 3 4 5 5a 5b

Schtzskala der Artmchtigkeit (WILMANNS 1993, verndert)Individuenzahl 1 (bis wenige) sprlich, 2-5 reichlich, 6-50 sehr reichlich, > 50 oder beliebig > 50 beliebig beliebig beliebig beliebig beliebig beliebig beliebig Deckung (%) 0,4 m. Teilweise werden 1,2 m erreicht. Typisch sind zwei artenreiche Gruppen nhrstoffbedrftiger, nsseertragender Arten wie Caltha palustris, Equisetum sylvaticum, Myosotis nemorosa, Viola palustris, Glyceria fluitans, Cardamine amara (AG 5.1, 5.2). Viele Arten sind zudem charakteristisch fr Quellbereiche. Surezeiger (AG 1.1-1.3, 2.1-2.3), welche fr die bisher beschriebenen VT charakteristisch sind, fallen weitgehend aus, so dass neben der naturrumlichen Nhe auch die artstrukturelle Verwandtschaft weitgehend fehlt. Das Vorkommen von bergangsbereichen zwischen meso- und eutrophen Moorbereichen auch im Erzgebirge ist aus bodenkundlicher Sicht wahrscheinlich, so dass eine Lcke im Belegmaterial angenommen werden muss, die durch weiterfhrende Untersuchungen zu schlieen ist. Vegetationstyp 6a: Schnabelseggen-Schaumkraut-FeuchtwaldPNV (SCHMIDT et al. 2002): Montaner Sumpfdotterblumen-Erlenwald, Ausbildung rmerer Standorte Pflanzengesellschaft (BHNERT et al. 2001): Caltha palustris-Alnus glutinosa-Alnion-Gesellschaft FFH-LRT (LFUG 2008): keiner Lokalisierung: Forchheim* (1), Hermannsdorfer Wiesen* (1), Drnthal* (1), Psseck* (1), Thum* (1), Voigtsdorf* (1), Zwnitz* (1),

Die Baumschicht wird von Alnus glutinosa bestimmt, zu der Betula pubescens tritt. In einem Falle wurde ein Betula-dominierter Bestand dokumentiert. In der Strauchschicht erreichen Frangula alnus und Salix cinerea teilweise Dominanz. Zum bereits beschriebenen Artengrundbestand kommen Vertreter der AG 1.4, insbesondere Carex rostrata, C. nigra, Agrostis canina und mit jeweils geringer Stetigkeit trophisch anspruchsvollere Torfmoose wie Sphagnum fallax, S. palustre und S. squarrosum. Mit dieser Artengruppe zeigt sich eine, wenn auch geringe Verwandtschaft zum seggenreichen Wollgras-Wollreitgras-Feuchtwald (VT 5b). Vegetationstyp 6b: Sumpfkratzdistel-Schaumkraut-FeuchtwaldPNV (SCHMIDT et al. 2002): Montaner Sumpfdotterblumen-Erlenwald, typische Ausbildung Pflanzengesellschaft (BHNERT et al. 2001): Caltha palustris-Alnus glutinosa-Alnion-Gesellschaft FFH-LRT (LFUG 2008): keiner Lokalisierung: Thum* (2), Drfel* (1), Lippersdorf* (1), Markersbach* (1), Kirchberg* (2)

Baum- und Strauchschicht sind hnlich beschaffen wie in VT 6a. Die AG 1.4 fehlt, dafr treten trophisch anspruchsvollere, teilweise aber gleichfalls starke Nsse ertragende Arten wie Lycopus europaeus, Filipendula ulmaria, Ajuga reptans und Cirsium palustre hinzu. Eine Nhe zum Waldschachtelhalm-Wollreitgras-Feuchtwald (VT 5d) wird mit dem Vorkommen von Equisetum sylvaticum und Cirsium palustre sowie dem Fehlen der AG 1.4 deutlich.

52

Ergebnisse 4.1.4 Vegetation und Standort 4.1.4.1 Standortstypen und Torfmchtigkeiten Im Bereich aller 235 PFVA waren nach Abgleich mit den Karten der forstlichen Standortskartierung (FSK) 14 verschiedene Standortsgruppen nachweisbar (Tab. 4.1-3). Auf organischen Nassstandorten (OA2, OZ3, OZ3z) mit einer Torfmchtigkeit > 0,4 m befinden sich 109 der PFVA (46 %, Abb. 4.1-2). berwiegend handelt es sich um die LBF Reitzenhainer Moor (Torf > 0,8 m) in wenigen Fllen auch um das Herrnhaider Staugleymoor (0,4-0,8 m). Diese beiden LBF werden wiederum je nach standortskundlicher Feuchtestufe (2 sumpfig, 3 nass), Hangneigung (z zgig) und Nhrkraftstufe (A arm, Z ziemlich arm) drei Standortsgruppen zugeordnet (OA2, OZ3, OZ3z). Zu einem Drittel sind organische Bden im Bereich der 109 PFVA als arm und sumpfig eingestuft (OA2, 41 VA) nur hier liegt der Grundwasserspiegel mit 0,0 bis 0,2 m unter Flur oberflchennah. Zwei Drittel dieser Bden werden als ziemlich arm und nass charakterisiert (OZ3, OZ3z, 68 PFVA). Der Grundwasserspiegel befindet sich 0,2 bis 0,5 m unter Flur und erlaubt damit kein Moorwachstum, stattdessen berwiegt ein aerober Torfabbau. Die relativ trockenen Moorbereiche drften methodisch bedingt noch unterreprsentiert sein (siehe Probeflchenauswahl; Kap. 3.2.1). Auf mineralischen Nassstandorten (NA1, NA2, NZ1, NZ2, NM1, NM2) der standortskundlichen Feuchtestufen nass und feucht befinden sich 96 PFVA (41 %), elf davon in einem bergangsbereich von organischen zu mineralischen Nassstandorten (Satzunger Gestein-Moorstaugley: 0,2-0,4 m). Zu den sonstigen Standorten gehren Bachtlchenstandorte und terrestrische Standorte (BM, TZ2, TM2, 6 PFVA). Keine Standortsinformationen (nicht kartiert, unbekannt) waren fr 24 PFVA (= 10 %) waren verfgbar.3% 1% 2% 8% 2% 17% OA2 OZ3 OZ3z NZ1 (ehem. OI) NA1 NZ1 NM1 26% 22% NM2 NA2/NZ2 sonstige nicht kartiert 5% 2% 5% 7% unbekannt

Abb. 4.1-2:

Hufigkeit der forstlichen Standortsgruppen im Bereich der Probeflchen

Innerhalb fast jeder Standortsgruppe ist eine grere Anzahl VT anzutreffen. Zugleich greifen die VT oft auf mehrere Standortsgruppen ber. 53

Ergebnisse

Tab. 4.1-3:

Charakteristik der Vegetationstypen anhand von Standortsgruppen und Torfsondierungen0a: Sumpfkratzdistel-Wollreitgras-Gesellschaft 4a: Schnabelseggen-Schmalblattwollgras-Feuchtwald 0b: Sumpfkratzdistel-Gilbweiderich-Gesellschaft 4b: Trunkelbeer-Schmalblattwollgras-Feuchtwald 4c: Sparrenbinsen-Schmalblattwollgras-Feuchtwald 1a: Schnabelseggen-Gesellschaft 1b: Schnabelseggen-Schmalblattwollgras-Gesellschaft 4d: Heidekraut Schmalblattwollgras-Feuchtwald 1c: Siebenstern-Schmalblattwollgras-Gesellschaft 4e: Pfeifengras-Torfmoos-Feuchtwald 1d: Trunkelbeer-Schmalblattwollgras-Gesellschaft 5a: Pfeifengras-Wollreitgras-Feuchtwald 5b: Wollgras-Wollreitgras-Feuchtwald 2a: Bunttorfmoos-Gesellschaft 2b: Scheidenwollgras-Spietorfmoos-Gesellschaft 5c: Grauseggen-Wollreitgras-Feuchtwald 2c: Scheidenwollgras-Moosbeer-Gesellschaft 5d: Waldschachtelhal