Autoimmune Überfunktion der Schilddrüse · PDF file6 7 Krankheitszeichen Der Morbus Basedow beginnt fast immer mit den körperlichen Zeichen einer Schilddrüsen-überfunktion: Diagnose

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  • Morbus Basedow

    Autoimmune berfunktion der Schilddrse

    Krankheitszeichen

    Diagnose

    Therapie

    Augensymptome

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    Der Begiff Morbus Basedow (M.B.) bezeichnet eine Krankheit (lateinisch: Morbus) der Schild-drse, die in Deutschland nach dem Arzt Carl von Basedow benannt ist. Er hat diese Krankheit im deutschen Sprachraum erstmalig im Jahre 1840 beschrieben. Kurz zuvor wurde die Krank-heit von dem irischen Arzt Robert Graves als eigenstndige Erkrankung erkannt. Im englisch-amerikanischen Sprachraum heit die Krankheit daher Graves disease.

    Der Morbus Basedow ist eine Autoimmu-nerkrankung bei der es zu einer vermehrten Immunreaktion des Krpers kommt, die ihren Angriffspunkt an der Schilddrse hat. Fast immer fhrt dies zu einer Schilddrsenber-funktion, sehr selten zu einer Unterfunktion oder zu einem Wechsel zwischen ber- und Unterfunktion. Durch eine berschieende Immunreaktion des Krpers kommt es zur Bil-dung von Eiweien (Antikrpern) im Blut, die die Funktion der Schilddrse stren. Die fr den Morbus Basedow typischen und nur bei dieser Schilddrsenkrankheit vorkommenden Antikrper gegen den Rezeptor fr das Hormon TSH (TSH-Rezeptorantikrper/abgekrzt: TRAK) fhren zu einer Stimulierung der Schilddrsen-hormonproduktion. Folge ist eine berfunktion der Schilddrse.

    Carl von BasedowNamensgeber der Erkrankung

    Autor: Priv.-Doz. Dr. Joachim Feldkamp unter Mitarbeit von Prof. Dr. F. Grnwald, Prof. Dr. R. Hehrmann fr das Forum Schilddrse e.V.

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    Krankheitsursache

    Die Produktion von Schilddrsenhormonen wird durch das Regelhormon der Hirnanhangs-drse TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gesteuert. Die Antikrper (TRAK) haben hn-liche Eigenschaften wie das TSH und knnen bei Kontakt mit der Oberflche der Schilddrsen-zellen die Wirkung des TSH nachahmen und so die berfunktion auslsen. In extrem seltenen Fllen gibt es auch blockierende Schilddr-senantikrper, die eine Unterfunktion auslsen knnen.

    Die Immunreaktion fhrt ebenfalls zu einer Entzndungsreaktion, die die ganze Schild-drse betrifft. Diese Entzndung geht jedoch ohne Fieber oder sonstige Entzndungszeichen einher, es kann allerdings zu einer Vergre-rung des Organs kommen. Dazu trgt auch eine massiv vermehrte Durchblutung der Schilddrse bei.

    Wer ist betroffen?

    Vom Morbus Basedow sind Frauen etwa sechs Mal hufiger betroffen als Mnner. Er ist meist eine Erkrankung des jngeren Lebensalters und kann selten auch schon Kinder und gelegent-lich schwangere Frauen betreffen. Wie auch andere Autoimmunerkrankungen ist der Morbus Basedow in hohem Lebensalter sehr selten. Menschen, bei denen in der Familie berfunk-

    tionen der Schilddrse durch Morbus Basedow oder Unterfunktionen durch eine Hashimoto-Thyreoiditis vorkommen, haben ein etwas erhhtes Krankheitsrisiko. Bei Rauchern ist die Krankheit hufiger und unter Umstnden auch strker ausgeprgt als bei Nichtrauchern.

    Erblichkeit

    Ein Zusammenhang mit Vernderungen in bestimmten Genen, die das Immunsystem regeln, ist vorhanden. Es ist jedoch bisher kein Gen bekannt, das allein fr das Auftreten der Erkrankung verantwortlich ist. Eine familire Hufung der Erkrankung ist bekannt, wobei nicht vorhergesagt werden kann mit welcher Wahrscheinlichkeit der Morbus Basedow in einer Familie vererbt wird.

    Die Bereitschaft des Krpers, am Morbus Basedow zu erkranken, ist also schon bei der Geburt angelegt. Ob und wann es zum Aus-bruch der Krankheit kommt, scheint zumindest teilweise von ueren Einflssen mitverursacht zu sein. So wird beobachtet, dass ein Morbus Basedow nach traumatischen Ereignissen (z. B. Tod eines nahen Angehrigen) oder in einer privat oder beruflich sehr stressbelasteten Phase auftritt. Auch Virusinfekte scheinen dem Ausbruch des M.B. gelegentlich vorauszugehen. Die Krankheit kann aber auch bei Menschen auftreten, die sich vllig wohl fhlen und bei denen keine Ursache fr den Krankheitsaus-bruch ersichtlich ist.

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    Krankheitszeichen

    Der Morbus Basedow beginnt fast immer mit den krperlichen Zeichen einer Schilddrsen-berfunktion:

    Diagnose

    Die Diagnose erfolgt ber die Feststellung der Krankheitszeichen der berfunktion, die typi-schen Laborwerte, eine Ultraschalluntersuchung und in einigen Fllen ber eine Szintigraphie.

    Laborwerte der berfunktion bei Morbus Basedow:

    TSH ist erniedrigt, die Schilddrsenhormon-werte freies T3 und freies T4 sind erhht. Die TRAK-Werte sind anfangs nahezu immer erhht, knnen sich im Verlauf der Erkrankung aber nor-malisieren. Auch die TPO-Antikrper sind meist erhht und lassen sich oft lange nachweisen.

    Sichtbar vergr-ert Schilddrse bei M. Basedow

    Innere Unruhe Hndezittern Schwitzen Schlaflosigkeit Herzklopfen, Herzrasen, Herzstolpern Gewichtsabnahme hufigerer Stuhlgang, Durchfall Bluthochdruck Angstgefhle, Panikattacken

    Sonographie (Ultraschall)

    Im Ultraschall stellt sich die erkrankte Schild-drse dunkler (echoarm) als eine normale Schilddrse dar. Das Organ ist oft vergrert auszumessen. Es zeigt sich eine stark vermehrte Durchblutung.

    Abb. 1

    Abb. 3

    Abb. 2

    Szintigraphie

    Eine Szintigraphie ist zur Diagnose in vielen Fllen (z. B. wenn keine Knoten vorliegen) nicht erforderlich. Dann reichen Ultraschall und Laborwerte. Wird die Szintigraphie durchge-fhrt, zeigt sich in dieser bildgebenden nuk-learmedizinischen Funktionsuntersuchung der Schilddrse bei Morbus Basedow eine stark ver-mehrte Aktivitt des Organs. Ausgedrckt wird dies im Meergebnis der Technetiumaufnahme (englisch: Uptake) in Prozent. Dieser Wert liegt im Normalfall bei etwa 1 2 %. Beim Morbus Basedow ist er deutlich hher.

    Abb. 1: Normale Schild-drse (hellgrau) im Ultraschall

    Abb. 2: Schilddrse (dunkelgrau = echoarm) bei M. Basedow

    Abb. 3: Vermehrte Durchblutung bei M. Basedow im Ultraschall

    Tc-Szintigramm:Deutliche Schild -drsenvergre-rung

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    Behandlung

    Wie sind die Heilungschancen?

    Bei einer medikamentsen Behandlung liegt die Chance, dass die Erkrankung nach einem Jahr ausgeheilt ist, bei 55 60 %. Nur bei sehr groen Schilddrsen und bei Rauchern sind die Chancen geringer. Wenn nach ein- bis einein-halbjhriger Therapie keine spontane Heilung eingetreten ist, wird eine Radiojodtherapie durchgefhrt oder operiert.

    Welche Behandlung in welchen Fllen?

    Medikamentse Therapie

    Die Behandlung der berfunktion erfolgt zunchst bei allen Patienten mit Tabletten bis zum Erreichen einer guten (normalen) Stoff-wechsellage. Die Dauer der Behandlung ist auf ca. ein Jahr angelegt. Krzere Behandlungs-zeiten sind mit einem hheren Risiko fr ein Wiederaufflammen der Erkrankung verbunden.

    medikamentse Therapie mit Thyreostatika

    Es werden Medikamente eingesetzt, die die Produktion von Schilddrsenhormonen unter-drcken (Thyreostatika). Die erwartete Wirkung setzt 5 10 Tage nach Beginn der Behandlung ein, da die Neuproduktion von Hormonen unter-drckt wird, aber zunchst noch die bereits gebildeten Hormone im Blut aktiv sind. Die Zeit bis zur vollen Wirkung der Thyreostatika kann durch die vorbergehende Gabe von Betablo-ckern berbrckt werden. Diese dmpfen das sympathische Nervensystem und knnen so eine wesentliche Beschwerdelinderung errei-chen. Die Pulsschlagfolge wird langsamer, das Schwitzen lt nach und die innere Unruhe wie auch das Hndezittern werden gnstig beeinflut. Besonders das Auftreten schwer-wiegender Herzrhythmusstrungen kann durch die Betablocker gut verhindert werden. Die Betablocker knnen abgesetzt werden wenn die Werte fr freies T4 und freies T3 im Norm-bereich liegen. Beim Morbus Basedow kann es Wochen bis mehrere Monate dauern bis sich der TSH-Wert (durch die berfunktion erniedrigt) normalisiert. Die Behandlung beginnt mit einer etwas hheren Dosis des Thyreostatikums, das dann im Verlauf in der Dosis reduziert werden kann. Die Chancen fr eine Spontanheilung der Erkrankung sind am besten, wenn die Therapie eine ausreichend lange Zeit (ungefhr ein Jahr) mit Thyreostatika durchgefhrt wird. Wird die Behandlung zu frh beendet, kann es zu leicht zu einem Wiederauftreten der Erkrankung kommen.

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    Radiojodtherapie

    Ist eine Heilung nach einjhriger Behandlung nicht erreicht, kann eine Radiojodtherapie durchgefhrt werden. Die Chancen auf eine Spontanheilung nach einjhriger Behandlungs-dauer sind nur noch sehr gering. Auerdem sollte keine lebenslange Behandlung mit blo-ckierenden Medikamenten erfolgen, da das Risiko unerwnschter Medikamentenwirkungen bei einer Langzeitbehandlung deutlich hher ist und unter dieser Therapie relativ hufige Blutkontrollen notwendig sind. Die Dosis der Radiojodtherapie wird meist so gewhlt, dass anschlieend eine Unterfunktion der Schilddrse entsteht (sogenanntes ablatives Dosiskonzept). Die notwendige (lebenslange) Behandlung mit Schilddrsenhormon ist jedoch viel weniger risikoreich als die Dauerbehandlung mit Thyreo-statika und besser zu berwachen. Der Versuch, ber eine niedrigere Dosis der Radiojodtherapie eine normale Schilddrsenfunktion herzustellen (sogenanntes funk tionsoptimiertes Dosiskon-zept, das auf ausdrcklichen Patientenwunsch angewendet wird), ist selten erfolgreich. Die Radiojodtherapie kann auch bei jungen Men-schen durchgefhrt werden (s. unsere Broschre Radiojodtherapie). Eine Schwangerschaft sollte erst sechs Monate nach einer Radiojodtherapie eintreten, da zum diesem Zeitpunkt die Funk-tionslage stabilisiert ist.

    Tc-Szintigramm:Nach der Radio-jod-Behandlung ist die Schild-drsenfunktion berwiegend ausgeschaltet. Es mssen Schild-drsenhormone eingenommen werden.

    Operation

    Bei der Operation wird entweder die ganze Schilddrse oder nahezu die ganze Schild-drse entfernt. Die verbliebenen Reste sollten nicht mehr als 4 ml betragen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die berfunktion wie-derkehrt. Nach der Operation muss lebenslang Schilddrsenhormon eingenomme