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Dezember 2014 Meine Lepra 20 Unser Mit umgehen Schöpfergott 26 unseren Ängsten 27 RUSSIA MADE IN Die internationale Zeitschrift für Siebenten-Tags-Adventisten

Aw december 2014 german

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AW december 2014 german

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Dezember 2014

MeineLepra

20 Unser MitumgehenSchöpfergott

26 unserenÄngsten

27

RUSSIAMADE IN

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n

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T I T E L T H E M A

16 Made in RussiaVon Andrew McChesney

Nach dem Zusammenbruch des Kom­munismus hungerte die ehemalige Sowjetunion nach christlicher Literatur. Dank der Beziehung zum Verlag Review and Herald konnte damit begonnen werden, diesen Hunger zu stillen.

10 I M B L I C K P U N K T

Gottes prophetische Bewegung, Botschaft und Berufung

Von Ted N. C. Wilson Trotz mancher Hindernisse vorangehen.

12 A N D A C H T

Der Schreibtisch Von Olen Netteburg Gott braucht uns: richtig oder falsch?

14 G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Gemeinsam Von Callie Williams Gott will, dass wir uns einer Einheit anschließen, die

größer ist als wir selbst.

20 G E L E B T E R G L A U B E

Meine Lepra Von Grace Lee Sie ist nicht unheilbar.

24 A V E N T G E S C H I C H T E

Ellen White, wie wir sie noch nie sahen

Von Andrew McChesney Fast 100 Jahre nach seiner Aufnahme taucht ein

Foto auf.

22 E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

Eine Weihnachts-botschaft an die Jugend

26 F R A G E N Z U R B I B E L

Unser Schöpfergott

27 B I B E L S T U D I U M

Mit unseren Ängsten umgehen

28 L E S E R F O R U M

R E S S O R T S

Dezember 2014

MeineLepra

20 Unser MitumgehenSchöpfergott

26 unserenÄngsten

27

RUSSIAMADE IN

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n

Dezember 2014

3 K I R C H E I N A K T I O N

3 Aus aller Welt

9 G E S U N D H E I T

Endlich frei vom Rauchen

www.adventistworld.orgIn 11 Sprachen online

T I T E L I L L u s T r a T I o n v o n s E r g E y E L k I n2 Adventist World | Dezember 2014

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A U S A L L E R W E L T

R E S S O R T S

■ Die Mitglieder des Generalkonferenz-Exekutivausschusses stimmten vor-läufig Vorschlägen zu, nach denen die Kernaussagen der Glaubensüberzeu-gungen der Siebenten-Tags-Adventisten überarbeitet werden. Die zweitägige Besprechung dieser Überarbeitungen führte, so Artur A. Stele, Vorsitzender des Überarbeitungsausschusses, zu einem besseren Endergebnis.

Die Mitglieder des Exekutivausschusses, dessen Vollversammlung im Oktober stattfand, unterstützten am Spätnachmittag des 13. Oktobers mit großer Mehrheit die letzten Überarbeitungsvorschläge der 28 Glaubenspunkte mit 202 zu 2 Stimmen und 3 Enthaltungen. Sie einigten sich, das Dokument an die im Juli 2015 stattfindende Generalkonferenz-Vollversammlung weiter-zuleiten, damit die Weltkirche letztmalig darüber diskutiert und abstimmt.

Keine der Überarbeitungen verändern irgendeine Glaubensüberzeugung, viele aktualisieren und straffen den Text nur, versicherte Ted N. C. Wilson, Präsident der Weltkirchenleitung, den Delegierten am Beginn der Diskussio-nen am 12. Oktober. „Ich möchte nicht, dass irgendjemand hier im Raum denkt, wir würden unsere Glaubensüberzeugungen ändern“, so Wilson. „Wir bearbeiten nur die Wortwahl, um den Text klarer und hilfreicher zu machen.“

Die Vollversammlung 2014 sah eine Diskussion und Abstimmung für den 12. Oktober vor, aber mehr als 20 Redebeiträge von Delegierten führten dazu, dass sich der Überarbeitungsausschuss noch einmal an die Arbeit machte. Die Besprechungen wurden am 13. Oktober fortgesetzt und bis auf eine wurden allen vorgeschlagenen Überarbeitungen am Mittag zugestimmt. Das Ergebnis fiel mit 179 zu 15 Stimmen (5 Enthaltungen) aus.

Artur A. Stele, Vorsitzender des Revisionsausschusses, bei der Vollversammlung des Generalkonferenzausschusses am 12.10.2014.

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RevisionGlaubensüberzeugungen

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Der Touristenführer im Naturpark wartete, bis die Horde von Städtern auf

dem Pfad durch die Schlucht aufgeschlossen hatte. Doch anstatt unsere Aufmerksamkeit auf die beeindruckenden Felsen zu lenken, die sich über unseren Köpfen auftürmten oder auf den Fluss, der sich seinen Weg durch das Tal bahnte, wies er auf einige Farnbüschel, die etwa neun Meter über uns aus dem Felsen ragten.

Lächelnd meinte er: „Vielleicht fragen Sie sich, woher der Farn das Wasser bekommt, um auf diesem kargen Wüstenfelsen zu über-leben. Hat jemand eine Idee?“

Wir waren zumindest so weise, dass wir gar nicht erst versuchten, eine Antwort zu geben. Wir hatten keine Ahnung.

„Von Hydrologen wissen wir, dass das Wasser, das diesen üppigen Farn am Leben erhält, vor über 20 Jahren als Niederschlag auf dem hunderte Meter höher gelegenen Berg-plateau niederging. Es dauert zwei Jahrzehnte, bis das Wasser 700 Meter durch den Sandstein sickert und dem Farn die Nährstoffe bringt, die ihn wachsen lassen.“

Jetzt musste ich lächeln, denn in gewisser Weise war mir die Geschichte bekannt. Auch ich habe schon erlebt, wie Gott einen Teil sei-nes weltweiten Werks durch Gnadenerweise nährt und erfrischt, die er Jahre oder gar Jahr-zehnte zuvor getätigt hat. Durch seine Barm-herzigkeit verliert Segen nie an Wert, selbst wenn die Person oder der Dienst, für den er ursprünglich bestimmt war, die Bildfläche verlassen hat.

Wenn du im Titelthema dieser Ausgabe liest, wie einer der bedeutendsten adventisti-schen Verlage zum Sprungbrett für den Erfolg eines anderen wurde, dann danke dem Vater wieder einmal, dass in seinem System nichts verschwendet wird. Der Regen, mit dem Gott dich segnet, wird – wenn du ihm erlaubst, den Strom der Güte durch dich weiterfließen zu lassen – auch noch für andere zum Segen.

Gnade im Laufe der Zeit

Die Überarbeitungen sind ein Meilenstein in der Geschichte der Glaubensüberzeugungen, die seit 1980 nicht mehr aktualisiert wurden

Von Andrew McChesney, Nachrichtenredakteur, Adventist World

Dezember 2014 | Adventist World 3

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„Ich glaube, dass der Prozess sehr hilf-reich war“, so Artur Stele, Direktor des Bib-lischen Forschungsinstituts (BRI), in einem Interview. „Eine ganze Reihe an Vorschlä-gen wurde eingebracht, nachdem wir den Entwurf vorgestellt hatten … Ich denke, dass das Ergebnis gegenüber dem Sonntag, 12. Oktober, noch besser geworden ist.“

Die Überarbeitungen sind ein Meilen-stein in der Geschichte der adventistischen Glaubensartikel. Als sie 1980 zum ersten Mal formuliert wurden, waren es noch 27. Mit Ausnahme einer Glaubensüberzeu-gung (Nr. 11: „Wachsen in Christus“), die 2005 hinzugefügt wurde, blieben die Glau-bensüberzeugungen bisher unverändert. Andere Kernaussagen sind unter anderem „Der Sabbat“ (Nr. 20), „Die Taufe“ (Nr. 15) und „Der Mensch“ (Nr. 7).

Die Überarbeitungen führen eine geschlechtergerechte Sprache dort ein, wo die biblische Lehre, um die es geht, unmissverständlich sowohl Männer als auch Frauen einschließt.

Der größte Redebedarf entstand auf-grund von Einwänden, die sich auf die Veränderung von „holy men of God“ [„heilige Männer/Menschen Gottes“] zu „holy persons of God“ [„heilige Personen Gottes“] im 1. Glaubenspunkt („Die Hei-lige Schrift“) bezogen.

Der Überarbeitungsausschuss verän-derte den Satzteil später zu „die inspirier-ten Autoren“ aufgrund des Vorschlags des Evangelisten Mark Finley; die Delegierten stimmten dieser Lösung zu.

Stele sagte, dass er kein Problem damit hatte, diese Überarbeitung einzubauen, weil die Einwände der Ausschussmitglie- der eventuell eine Gewissensfrage dar-stellten. Die ursprüngliche Formulierung “holy men of God” [„heilige Männer/Menschen Gottes“] entstammt 2. Petrus 1,20-21, wo der ursprüngliche griechische Text selbst eine geschlechtergerechte Spra-che verwendet.

Bill Knott, ein Mitglied des Überarbei-tungsausschusses und Chefredakteur der

punktes zur Schöpfung befassen und gleichzeitig untersuchen, ob andere Glau-benspunkte eventuell überarbeitet werden sollten. Neben Stele und Knott gehörten diesem Ausschuss Angel Rodriguez, pensi-onierter Direktor des Biblischen For-schungsinstituts und Gerhard Pfandl, pen-sionierter stellvertretender Direktor des-selben Instituts an.

Die erste Handlung des Überarbei-tungsausschusses bestand darin, Gemein-deglieder weltweit dazu einzuladen, ein Jahr lang Vorschläge einzureichen. Dieser Schritt ist im Protokoll zwar nicht vorgese-hen, aber Stele ist überzeugt, dass er sehr hilfreich war.

Stele führte aus, dass der Ausschuss fünf Kriterien anwandte, um zu entschei-den, welche Vorschläge berücksichtigt wer-den sollten:

■ Wir berücksichtigen Vorschläge, die die Formulierung des Glaubensartikels vertieft, aber nicht in allzu starkem Maße.

■ Wir können nicht jeden Gedanken in jede Passage einbauen; wir müssen das gesamte Dokument im Auge behalten.

■ Wir nehmen Vorschläge an, die im Entwurf nicht vorhanden sind, aber einge-baut werden sollten.

■ Wir akzeptieren gute Hinweise, die den Entwurf kürzen.

■ Wir werden Hinweise ausblenden, die eine persönliche Agenda zu verfolgen scheinen.

Stele sagte, dass ungefähr 200 Briefe eingingen. Der Ausschuss griff daraufhin die Vorschläge auf, die nützlich erschienen, und versandte anschließend den Entwurf an Divisionen, Verbände, Vereinigungen und Gemeindeinstitutionen mit der Bitte um Rückmeldungen.

Zeitschriften Adventist Review und Adventist World, lobte das Ergebnis: „Die kreative Lösung von Mark Finley illustriert wie wichtig es ist, dass Gottes Volk gemeinsam darüber nachdenkt, wie man dem Glauben in der Bedeutung und Auto-rität der Schrift am besten Ausdruck ver-leihen kann.“

Die Entwicklung der RevisionenDer Überarbeitungsprozess begann

mit einem Beschluss bei der Generalkonfe-renz-Vollversammlung 2010, der vorsah, dass man Glaubensartikel Nr. 6, „Die Schöpfung“, an eine Stellungnahme zur Schöpfung angleichen solle, die bei der Vollversammlung des Generalkonferenz-ausschusses 2004 verabschiedet wurde. Diese Stellungnahme betont, dass die Erde in sechs buchstäblichen Tagen vor einigen tausend Jahren erschaffen wurde. Damit spricht sie zwei Aspekte an, die durch Vertreter der Evolutionslehre abge-lehnt werden und die im gegenwärtigen Wortlaut der 6. Glaubenspunkt nicht erwähnt werden.

Es ist jedoch nicht leicht, einen Glau-bensartikel zu überarbeiten. Als 2005 bei der Generalkonferenz-Vollversamm-lung ein Glaubenspunkt hinzugefügt wurde, setzten Delegierte eine Regel fest, die besagt, dass mindestens zwei Jahre auf allen Ebenen der Kirche der Sieben- ten-Tags-Adventisten gearbeitet werden muss, bevor Änderungen bei einer GK-Vollversammlung besprochen werden können.

Angesichts dieser Auflage setzte die Weltkirchenleitung einen vierköpfigen Bearbeitungsausschuss ein. Dieser sollte sich mit der Anpassung des Glaubens-

Delegierte der Vollversammlung des Generalkonferenzausschusses 2014 im Plenarsaal am Verwaltungssitz der Generalkonferenz in Silver Spring.

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Die Vollversammlung des Generalkon-ferenzausschusses genehmigte 2013 den ersten Entwurf der überarbeiteten Glau-bensüberzeugungen. Nachdem dieser in verschiedenen Gremien und Abteilungen der Generalkonferenz besprochen worden war, wurde auf dieser Herbstsitzung der zweite Entwurf vorgestellt.

Ein Blick auf einige RevisionenEine wichtige Überarbeitung zur 18.

Überzeugung, „Die Gabe der Weissagung“ soll verdeutlichen, dass die Bibel und die Schriften der Mitbegründerin der Gemeinde, Ellen G. White, nicht gleichzu-setzen sind.

Die neue Formulierung, die bei der Vollversammlung des Generalkonferenz-ausschusses beschlossen wurde, lautet fol-gendermaßen: „Die Heilige Schrift bezeugt, dass eine der Gaben des Heiligen Geistes die der Weissagung ist. Diese Gabe ist ein Kennzeichen der Gemeinde der Übrigen und wir glauben, dass sie sich im Dienst von Ellen G. White erwiesen hat. Ihre Schriften sprechen mit prophetischer Auto-rität und geben der Gemeinde Trost, Füh-rung, Unterweisung und Zurechtweisung. Sie heben auch deutlich hervor, dass die Bibel der Maßstab ist, an dem alle Lehre und Erfahrung geprüft werden muss.“

Zusätzlich zu Nummer 23, „Ehe und Familie“, werden zum ersten Mal Allein-stehende als Mitglieder der Familie [Got-tes] genannt.

„Ich finde, dass das Ergebnis sehr gut geworden ist“, sagte Gerhard Pfandl, ein Mitglied des Überarbeitungsausschusses. „Die Delegierten erkannten, dass wir die Vorgabe erfüllt haben, nämlich die Passagen zu verbessern und nicht umzuschreiben.“

Der überarbeitete Entwurf der 28 Glaubens-überzeugungen mit Anmerkungen kann im Internet eingesehen werden: adventistre-view.org/assets/public/news/2014-10/FUN-DAMENTAL_BELIEFS_STATEMENT-last_version.pdf.

glieder sind in dieser Zahl nicht enthal-ten. Ng, sagte, dass viele dieser Menschen die Gemeinde verlassen haben, weil sie nicht ausreichend betreut wurden.

Ein Beispiel dafür aus jüngerer Ver-gangenheit sind einige Adventisten, die 2005 nach einer Evangelisation in einem kleinen Dorf in Nordindien getauft wor-den waren und Ende August wieder zum Hinduismus übertraten. Das Ereignis sorgte für Schlagzeilen in den indischen Medien und weckte unter Christen die Sorge, dass diese Übertritte unter Zwang geschehen sein könnten, was in Indien gesetzlich verboten ist.

Doch eine in das Dorf Asroi entsandte Gruppe von Adventisten, die den Vorfall untersuchen sollte, fand heraus, dass die 33 ehemaligen Adventisten seit ihrer Taufe 2005 kaum Unterstützung von den Leitern der Gemeinde erhalten hatten, während sie von aktiven Hindus eifrig umworben worden waren. Am Ende blie-ben nur noch sechs Personen in den adventistischen Gemeindelisten.

Die Leiter der Südasiatischen Divi-sion, zu der Indien gehört, haben nach diesem Vorfall die Gründe selbstkritisch analysiert. „Wir müssen die Neubekehr-ten sorgfältig betreuen und ihnen helfen, im Wort verwurzelt zu werden“, erklärte T. P. Kurian, Kommunikationsdirektor für die Südasiatische Division.

Auf der Vollversammlung des General-konferenzausschusses verteidigte Ng die Praxis, die Mitglieder zu zählen und sagte, dass man dies nicht mit der Volkszählung durch König David im Alten Testament vergleichen könne, für die dieser ja von

■ Erstmals hat die Mitgliederzahl der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die 18-Millionen-Grenze überschritten. Doch G. T. Ng, Generalsekretär der Weltkirchen-leitung, sieht darin keinen Grund zum Feiern. Er brachte vielmehr seine Betrof-fenheit über beträchtliche Verluste zum Ausdruck. „Es ist einfach, sie zu taufen, aber viel schwieriger, sie auch zu halten“, so Ng in einem Interview.

„Die Menschen zu betreuen und in der Gemeinde zu halten, sollte beides auf der gleichen Seite der Medaille sein, aber anscheinend bringen Taufen mehr Ruhm, nach dem Motto: ‚Seht nur, wie viele ich getauft habe‘!“ erläuterte er weiter. „‚Betreuen? Das ist doch egal! Das bringt mir kein Ansehen‘. So entsteht ein Prob-lem: Verluste, und zwar beträchtliche Verluste, über die allerdings nicht gern gesprochen wird.“

Seinen Angaben zufolge sind die Mit-gliederzahlen von 17.881.491 im Vorjahr um 1,5 Prozent auf 18.143.745 angestiegen. Bereits das zehnte Jahr in Folge haben sich mehr als eine Million Menschen unserer Kirche angeschlossen – 1.091.222, um genau zu sein. Doch gleichzeitig wurden 828.968 Personen aus den Mitgliederlisten gestrichen, entweder weil sie verstorben oder aus der Gemeinde ausgetreten sind oder einfach nicht mehr kommen – ein trauriger Rekord der letzten zehn Jahre.

Laut einer anderen problematischen Statistik, die Ng vorlegte, wurden in den letzten 40 Jahren 31,8 Millionen Personen getauft, während 11,4 Millionen ihre Mit-gliedschaft wieder aufgaben oder einfach verschwanden. Verstorbene Gemeinde-

Ng besorgt über„beträchtliche Mitgliederverluste“

Generalsekretär: Mitgliederschwund ist ebenso ernst zu nehmen wie Gemeindewachstum

Von Andrew McChesney, Nachrichtenredakteur, Adventist World

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Gott bestraft worden war. Ng erklärte, dass Davids Vorgehen von Stolz motiviert war.

„Wenn wir die Mitglieder unserer Kir-che zählen, dann müssen wir es in Demut tun“, sagte er. Das Ergebnis sei einfach „ein Bericht darüber, was Gott getan hat“.

Im Interview führte Ng diesen Gedan-ken aus, indem er auf drei Gleichnisse hin-wies, die Jesus in Lukas 15 erzählte. „Am Zählen an sich ist nichts falsch“, sagte er. „Schließlich zählten auch die Personen in den Gleichnissen von Jesus, oder? Die Frau zählte ihre Münzen und fand heraus, dass eine fehlte. Der Hirte zählte nur 99 Schafe. Der Vater verlor einen Sohn. Am Zählen selbst ist also nichts falsch.“

Außerdem erwähnte Ng, dass Missi-onsberichte meist sehr positiv endeten und damit den Eindruck erweckten, dass das Werk erfolgreich sei. Allerdings zeige die Statistik ein anderes Bild: Ein großer Teil der Welt hatte noch keine Gelegen-heit, vom ersten Kommen Christi auf diese Erde zu hören, geschweige denn von seiner Wiederkunft.

Er sagte weiter, dass unsere Kirche in etwa 230 Ländern dieser Erde vertreten ist, in weiteren 22 von den Vereinten Nationen anerkannten Länder jedoch noch immer keinen Eingang gefunden hat. Außerdem kann es in manchen Ländern eine große Anzahl von Adventisten geben, die jedoch zu bestimmten Volksgruppen gehören, während es in anderen wesentlichen Volks-gruppen in den gleichen Ländern noch gar keine Adventisten gibt. In Kenia zum Bei-spiel gehören die meisten der 800.000 Gemeindeglieder zu zwei großen Sprach-gruppen, während 40 weitere Sprachgrup-pen noch überwiegend unerreicht sind. Das gleiche trifft auf Thailand zu; hier gehören die meisten Adventisten zu Minderheiten.

„Wenn wir also einmal in einem Land sind, heißt das noch lange nicht, dass die Arbeit schon getan ist“, so Ng.

1 Diese Zahl orientiert sich nicht an der Definition der UN für Staaten, nach der es 195 Staaten im völkerrechtlichen Sinn gibt.

Interview am Rande der Vollversammlung des Generalkonferenzausschusses. „Wir raten dazu, Pastoren und Mitarbeiter vor Ort anzustellen und nicht immer mehr Leute in der Verwaltung zu beschäftigen.“

Lemon richtete seinen Aufruf an die Delegierten während seines Jahresberichts vor der Vollversammlung des Generalkon-ferenzausschusses am 13. Oktober. Er gab auch eine Momentaufnahme über die finanzielle Situation der Weltkirche, die im vergangenen Jahr 2,39 Milliarden US-Dol-lar (1,91 Mrd. Euro) an Zehnten empfan-gen hat – eine Steigerung von 3,5 Prozent zu den 2,31 Milliarden US-Dollar (1,85 Mrd. Euro) im Jahr 2012. Von dieser Summe erhielt die Generalkonferenz im vergangenen Jahr knapp 150 Millionen US-Dollar (120 Mio. Euro), etwa so viel wie 2011.

Lemon erinnerte die Vollversammlung des Generalkonferenzausschusses daran, wie schwierig die finanzielle Lage für die Generalkonferenz Anfang der 1990-er Jahre gewesen sei und wie man die Vertei-lung der Mittel hatte anpassen und die

Robert Lemon, Schatzmeister der Generalkonferenz, bei seinem Jahres­bericht am Montag, 13. Oktober 2014.

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■ Die Generalkonferenz, das oberste Ver-waltungsorgan der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, hatte 282 Angestellte im Jahr 1995.

Heute sind es 287 Angestellte, also nur fünf mehr.

Doch die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten ist in diesen 18 Jahren stark gewachsen. Die Mitgliederzahl stieg von 8,8 auf 18,1 Millionen, die Anzahl der Divi-sionen von 11 auf 14, die Zahl der Verbände von 94 auf 132 und die Zahl der Vereinigun-gen und Missionsverbände von 459 auf 626.

Der Schatzmeister der Generalkonferenz, Robert E. Lemon, sagte, dass die strikte Beschränkung bei der Anstellung neuer Ver-waltungsmitarbeiter ein Vorbild für alle Ebe-nen der Gemeindeverwaltung ist und rief die Leiter der Kirche eindringlich auf, dem Bei-spiel der Generalkonferenz zu folgen.

„Meine Botschaft an die Leiter der Kir-che ist, dass sie die Zahl der Angestellten in den Vereinigungs-, Verbands- und Divisi-onsbüros beschränken müssen, wenn sie Geld für die Arbeit vor Ort zur Verfügung haben wollen“, erklärte Lemon in einem

Pastoren stattKirchenleitung drängt darauf,

Administratoren anzustellenSchatzmeister verweist auf strikte Finanzpolitik der Generalkonferenz als nachahmenswertes Vorbild

Von Andrew McChesney, Nachrichtenredakteur, Adventist World

6 Adventist World | Dezember 2014

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Anzahl der Angestellten reduzieren musste.

Er sagte weiter, dass die Generalkonfe-renz seither Mitarbeiter angestellt hat, die gebraucht wurden, darunter zum Beispiel die Leiterin einer neuen Abteilung für die Arbeit für Kinder. Doch jede Neuauf-nahme geschieht auf Kosten eines anderen Budgetpostens. Wenn eine Abteilung einen Mitarbeiter einstellen oder einen Dienst hinzufügen will, muss sie etwas finden, was dafür gestrichen werden kann. Um die Kosten zu optimieren, sind Sekretärinnen inzwischen fast immer für mehr als einen Abteilungsleiter tätig, statt dass jeder eine eigene Sekretärin hat.

Lemon sagte, das Hauptziel der Gene-ralkonferenz bestehe darin, genug Geschäftskapital zu haben, um finanziell handeln und die täglich anfallenden Kos-ten decken zu können und alle Über-schüsse am Ende des Jahres besonderen Projekten zuzuweisen. Diese Praxis hat es der Generalkonferenz ermöglicht, die Erschütterungen der weltweiten Finanz-krise 2008–2009 zu dämpfen und gehol-fen, die Kursschwankungen, denen viele ausländische Währungen heute ständig ausgesetzt sind, abzufedern.

Es hat außerdem bedeutet, dass die Generalkonferenz beträchtliche Summen für besondere Projekte zur Verfügung stel-len konnte, darunter gegenwärtige Initiati-ven, Christus im 10/40-Fenster zu verkün-digen. Das 10/40-Fenster ist ein Gebiet, das sich zwischen dem 10. und 40. nördlichen Breitengrad, von Nordafrika und dem Mittleren Osten bis nach Asien, erstreckt. Lemon sagte, dass die Ausgaben für das 10/40-Fenster etwa mit dem Umfang eines Divisionsbudgets vergleichbar sind.

Er rief die Leiter unserer Kirche aus aller Welt auf, durch Ausgabendisziplin effektiver zu werden. „Wenn ihr wollt, dass eure Organisationen unmittelbar reagie-ren, wie wir es mit besonderen Projekten machen, dann könnt ihr nicht immer nur neue Mitarbeiter anstellen“, mahnte er.

sionen zulässig, sofern sie dies für ihr Gebiet als angemessen erachten, Bestim-mungen für die Ordination von Frauen zum Pastorendienst zu erlassen? Ja oder Nein.“

Die Delegierten stimmten diesem Vor-schlag als auch einer dreiseitigen Stellung-nahme zu (beide Dokumente wurden von der Generalkonferenzleitung und den Divisionsleitern formuliert). Die Abstim-mung verlief mit 243 zu 44 Stimmen (drei Enthaltungen) eindeutig.

„Ich möchte euch für den freundlichen Geist danken, mit dem ihr diese Versamm-lung getragen habt“, sagte Generalkonfe-renzpräsident Ted N. C. Wilson, kurz nach-dem die Ergebnisse der elektronisch geführten geheimen Abstimmung auf einem Bildschirm sichtbar wurden. „Wir hoffen, dass dies auch bei der GK-Vollver-sammlung nächstes Jahr der Fall sein wird.“

Wilson bat die weltweit tätigen Leiter auch darum, sich der Entscheidung zur Frauenordination verpflichtet zu fühlen, die bei der GK-Vollversammlung nächstes Jahr getroffen wird, egal wie sie ausgeht. „Ich versichere, dass ich das umsetzen werde, was entschieden wird und bitte euch alle, es mir gleich zu tun“, so Wilson.

Die von den Delegierten am 14. Oktober verabschiedete Erklärung kann hier eingese-hen werden: www.adventistreview.org/assets/public/news/2014-10/statement.pdf.

■ Die Delegierten der jährlichen Voll-versammlung des Generalkonferenzaus-schusses einigten sich darauf, die General-konferenz-Vollversammlung nächstes Jahr entscheiden zu lassen, ob jede Division für sich die Frage der Frauenordination ent-scheiden kann. Viele Delegierten äußerten sich hoffnungsvoll, dass eine endgültige Entscheidung dieses Themas der Gemein-de ermöglichen würde, sich wieder um-fassender mit ihrem eigentlichen Auftrag befassen zu können, nämlich das baldige Kommen Christi zu verkündigen.

Am 14. Oktober – nach sechs Stunden, gefüllt mit Vorträgen und Besprechungen – stimmten die Mitglieder des Exekutiv-ausschusses der Generalkonferenz mit überwältigender Mehrheit dem Antrag zu, das Thema in Form einer Frage an die GK-Vollversammlung 2015 weiterzuleiten. Im Fall einer Zustimmung würde jede der 13 Divisionen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten die Möglichkeit haben, Frauen in ihrem Verwaltungsgebiet zu ordinieren, falls erwünscht.

Die Frage, die den Delegierten der GK-Vollversammlung nächstes Jahr im Juli gestellt wird, lautet: „Nachdem du unter Gebet die Ordinationsfrage anhand der Bibel, des Schrifttums von Ellen G. White sowie der Berichte der Studienkommissio-nen erforscht hast, und nachdem du reif-lich überlegt hast, was das Beste für die Kirche und die Erfüllung ihrer Mission ist: Ist es für die Exekutivausschüsse der Divi-

Administratoren anzustellen

FrauenordinationFrage zur

an weitergeleitetGK-Vollversammlung

Delegierte stimmen nach sechsstündiger Diskussion in einer freundlichen Atmosphäre ab

Von Andrew McChesney, Nachrichtenredakteur, Adventist World

Dezember 2014 | Adventist World 7

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■ Einen Predigthandzettel mit Lücken vorbereiten, in den die Kinder während des Zuhörens die fehlenden Worte mit einem Stift eintragen. Der Pastor kann, wenn er eine Antwort erwähnt, eine kleine Pause einlegen und ansagen: „Wir sind gerade bei einer Antwort angekommen.“

„Auf diese Weise können alle Kinder in die Predigt einbezogen werden“, sagte Koh. „Kinderfreundliches Predigen ist eine Fähigkeit, die wir lernen müssen.“

Koh, die in ihrem Büro ein Interview gab, nachdem sie kurz vorher von einer Kinderkonferenz in Indonesien zurückge-kehrt war, arbeitet derzeit an einem prak-tischen Leitfaden zum kinderfreundli-chen Predigen. Die aus Singapur stam-mende Koh, selbst Großmutter von fünf Enkeln, arbeitet seit 19 Jahren als Kinder-abteilungsleiterin. Adventistischen Lesern ist sie vermutlich am besten durch die

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Linda Mei Lin Koh, Leiterin der Abteilung Kinderdienste, mit Kindern auf der Ad­ventistischen Universität von Lukanga in der Demokratischen Republik Kongo.

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■ Linda Mei Lin Koh engagiert sich dafür, adventistische Pastoren im kinder-freundlichen Predigen auszubilden.

Koh, Leiterin der Abteilung Kinder-dienste der Generalkonferenz, sagte, das Geheimnis einer kinderfreundlichen Pre-digt bestehe darin, die Kinder in die Ver-kündigung einzubeziehen. Zwar würde es etwas zusätzliche Arbeit machen, eine Pre-digt für Kinder zugänglich zu gestalten, doch das Endergebnis sei, dass man Kinder für Gott und die Gemeinde begeistere.

„Pastoren sind in der Regel nicht darin geschult, kinderfreundliche Predig-ten zu halten und die meisten von uns predigen nur für Erwachsene“, sagte sie in einem Interview. „Bereits kleine Fertig-keiten können viel verändern – zum Bei-spiel sich der Kinder im Saal bewusst zu sein und sie dazu anzuregen, über das Gesagte nachzudenken.“

Koh, deren Abteilung auch Pastoren schult, sprach über vier einfache Möglich-keiten, durch die Pastoren ihre jüngsten Zuhörer einbinden können:

■ Kinder im Voraus Bibelverse zutei-len und sie in der Predigt mit Namen auf-rufen und bitten, diese Texte von ihrem Sitzplatz aus mit ihren Eltern vorzulesen.

■ Von der Kanzel aus einfache Bibel-fragen stellen (z.B. „Was passierte mit Daniel in der Löwengrube?“) und die Kinder bitten, sich zum Beantworten der Fragen zu melden.

■ Die Predigt mit dem Hinweis auf einen bestimmten wichtigen Bibelvers zu beginnen und die Kinder bitten, darauf zu achten, wie oft der Vers in der Predigt erwähnt wird.

Kinder für die Gemeinde begeistern

Kinderabteilungsleiterin Linda Koh zeigt Wege auf, wie Kinder in die Predigt einbezogen werden können

Kindergebetslesungen bekannt, die sie 2014 bereits zum zweiten Mal verfasste.

Koh sagte, Vorschulkinder seien meis-tens noch zu jung, um in die Predigt ein-bezogen zu werden, doch man solle versu-chen, sie dennoch in den Gottesdienst einzubinden. Dies könne durch eine Kin-dergeschichte geschehen, die als ihre eigene Minipredigt diene.

Grundschulkinder und Teenager jedoch sind in der Regel alt genug, um ihre Spielzeuge und Lektüre beiseite zu legen und der Predigt zu folgen. Außer-dem können sie in viele andere Bereiche des Gemeindelebens involviert werden, zum Beispiel beim gemeinsamen Singen oder durch Musikvorträge, in der Schrift-lesung, Gabensammlung und bei wohltä-tigen Gemeindeprojekten.

„Es ist eher ein Lebensstil; es geht nicht so sehr darum, etwas nur tun zu können, wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat“, so Koh. Kinder, die von klein auf in die Predigt und andere Gemeinde-aktivitäten einbezogen werden, entwickeln sich in der Regel zu teilnahmsvollen und missionsorientierten Erwachsenen, sagte sie. „Die Missionare und Gemeindeleiter von morgen beginnen bei den Kindern von heute“, fügte sie hinzu.

Von Andrew McChesney, Nachrichtenredakteur, Adventist World

8 Adventist World | Dezember 2014

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G E S U N D H E I T

Von Peter N. Landless und Allan R. Handysides

Trotz der Tatsache, dass die Zahl der Raucher in vielen Ländern zu-rückgegangen ist, steigt sie weltweit

weiter an. Es ist beängstigend und ernüch-ternd, dass seit 2010 fast sechs Millionen Menschen jährlich an den direkten Folgen des Rauchens sterben und dass das Rau-chen weltweit nach wie vor eine der Haupt-ursache aller vermeidbaren Todesfälle ist.

Um diese negative Statistik zu verbes-sern, ist eine zweigleisige Strategie nötig. Die erste besteht darin, die Menschen davon abzuhalten, überhaupt mit dem Rauchen zu beginnen. Zweitens müssen wirksame Maßnahmen entwickelt und angewendet werden, um Menschen zu helfen, mit der Gewohnheit des Rauchens zu brechen.

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adven-tisten hält seit Ende der 1950er Jahre Rau-cherentwöhnungskurse ab. Dr. J. Wayne McFarland und Pastor Elman Folkenberg leisteten Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gruppentherapie zur Raucherentwöh-nung und entwickelten gemeinsam das Programm „In fünf Tagen frei vom Rau-chen“. Das erste dieser Programme kam Anfang der 1960er Jahre heraus, kurz bevor der Leiter des amerikanischen Bun-desgesundheitsamtes, Luther L. Terry, einen Bericht über den kausalen Zusam-menhang zwischen dem Rauchen von Zigaretten und dem Entstehen von Lun-genkrebs bei Männern veröffentlichte. Im Jahr 1984 wurde das „Breathe-Free-Pro-gramm“ – auf Deutsch „Endlich-Frei“ – gestartet, eine neue, wesentlich verän- derte und verbesserte Fassung des Fünf-Tage-Plans. Nun liegt das „Endlich-Frei“-

Verfügung stellen sollten. Das würde die Gefahr des Passivrauchens einschränken. So könnten Gemeindeglieder Interessierte, die versuchen, das Rauchen aufzugeben, es aber noch nicht geschafft haben, einladen, in die Gemeinde zu kommen und die Kraft in Anspruch zu nehmen, die Chris-tus uns versprochen hat, um eingefahrene Gewohnheiten zu überwinden. Es ist wichtig, dass wir als Gemeinde alle Men-schen, die Gesundheit für Körper, Seele und Geist suchen, freundlich und liebens-würdig willkommen heißen.

Wir haben eine wunderbare Möglich-keit, mit unserem umfassenden Gesund-heitsdienst unsere Mitmenschen zu errei-chen und denen zu helfen, die von ihrer Nikotinsucht frei werden wollen. Der Vorgehensweise Christi folgend können wir die Gemeinschaft mit Menschen suchen, Verständnis für sie haben und ihnen ihren Bedürfnissen entsprechend helfen, während wir beten, dass sie Gottes Gnade und Erlösung annehmen, die er allen großzügig anbietet.

Das Material ist da1 – lasst es uns nutzen. ■

1 Es soll auch ins Deutsche übersetzt werden.

Nichtraucherseminar in überarbeiteter Form als Webseite vor.

Die Vorgängerversion wurde 30 Jahre lang international erfolgreich verwendet. Viele grundsätzliche Prinzipien des Semi-nars wurden beibehalten; vieles wurde hinzugefügt. Die neue Version beruht wie schon die Vorgängerversion auf gründli-cher Forschung und ist ein evidenzbasier-ter Ansatz, um Menschen zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Außerdem wird den Seminarteilnehmern mithilfe der motivierenden Gesprächsführung geholfen zu erkennen, wie wichtig es ist, den Tabakkonsum dauerhaft aufzugeben. Für Fälle, in denen es für einzelne Semi-narteilnehmer von ärztlicher Seite für notwendig erachtet wird, wurde grund-sätzlich auch die Möglichkeit einer medi-kamentösen Unterstützung eingeführt.

Eines der Hauptziele des neuen Semi-nars besteht darin, positive Beziehungen unter denen, die mit einer Nikotinsucht kämpfen, zu fördern. Solche positiven Beziehungen sind ein Schlüssel für den Erfolg. Außerdem wird großes Gewicht auf den Lebensstil gelegt, auf Bewe-gung, gesunde Ernährung und positive, unterstützende Menschen im Familien- und Freundeskreis. Fast alle Raucher sind sich bewusst, dass das Rauchen schädlich ist und viele Krankheiten verursacht.

Deine zweite Frage bezog sich darauf, ob es eine Empfehlung gibt, Raucherzonen innerhalb unserer Gemeindehäuser einzu-führen. Solch eine Empfehlung hat es nie gegeben. Was vorgeschlagen wurde, ist, dass Gemeinden einen besonderen Bereich außerhalb der Kapellen den Rauchern zur

Ich habe gehört, dass das „Endlich frei“ – Seminar überarbeitet worden ist. Wird heute noch so viel geraucht wie immer? Außerdem war ich schockiert zu hören, dass es Pläne geben soll, Raucherbereiche in unseren Kapellen einzuführen. Bitte klärt uns auf.

Endlich vom Rauchen

frei

Peter N. Landless, Facharzt für Nuklearkardio­logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten­Tags­Adventisten in Silver Spring (Maryland, USA).

Allan R. Handysides, Facharzt für Gynäkolo­gie, ist bis zu seiner Pensionierung Direktor der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz gewesen.

Dezember 2014 | Adventist World 9

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I M B L I C K P U N K T

Anmerkung der Redaktion: Der folgende Artikel stammt aus einer Predigt, die Ted N. C. Wilson, Präsident der Weltkirchenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten, am 11. Oktober 2014 während der Vollversammlung des Generalkonferenzausschusses in Silver Spring hielt. Die ungekürzte Predigt (in Eng-lisch) kann unter folgendem Link nachgele-sen werden: www.adventistreview.org/church-news/‘god’s-prophetic-movement,-message,-and-mission-and-their-attempted-neutralization-by-the-devil’.

Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht,

wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wisst, dass ebendiesel-ben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.“ (1 Ptr 5,8–9)

Als Siebenten-Tags-Adventisten stehen wir fest dazu, dass Gott uns eine beson-dere Mission für die letzten Stunden der Weltgeschichte gegeben hat; das macht den Teufel rasend. Wir sehen das deutlich in der Offenbarung … Kapitel 12 beschreibt Satans doppelte Kampfstrate-gie, um Gottes Endzeitvolk zu vernichten … Offenbarung 14 zeigt Gottes Gegenof-fensive, die darin besteht, dass seine Übri-gen seinen Charakter darstellen und der Welt seinen letzten Aufruf – die dreifache Engelsbotschaft – weitergeben.

Satan versucht zu spaltenDie mächtige Wahrheit dieser einzigar-

tigen Botschaften würde, wenn sie der Ab-sicht Gottes entsprechend verkündigt wer-den würde, die Täuschungen Satans ganz und gar entlarven … Deshalb ist es kein Wunder, dass Satan alles daran setzt, un- sere Glaubensbewegung anzugreifen, um unseren Einfluss auf dem Territorium, das er für sich beansprucht, auszuschalten …

In der Zukunft werden ganz sicher groß angelegte Verfolgungen kommen, doch gegenwärtig versucht Satan, von innen zu wirken und unsere Kirche durch Unstimmigkeiten, Zwiespalt und Weltliebe zu schwächen. „Satan ist ständig bemüht, einen Keil zwischen den Glauben und die Herzen der Kinder Gottes zu treiben. Er

Unsere einzige HoffnungUnsere einzige Hoffnung besteht darin,

dass wir am Glauben an Gottes Wort fest-halten, inspiriertem Rat aus dem Schrift-tum Ellen Whites vertrauen, ernstlich beten und uns vom Heiligen Geist führen lassen. Ohne diese himmlischen Orientie-rungspunkte würden wir uns ganz sicher von Satan in die Irre führen lassen … Wenn wir Gottes Willen durch das Stu-dium seines Wortes erkennen wollen, dür-fen wir uns nicht auf seltsame Deutungen verlegen, uns bei der Interpretation ver-renken oder Schlüsse ziehen, die sich aus dem einfachen Lesen des Wortes nicht ergeben … „Die Sprache der Bibel sollte ihrer unverkennbaren Bedeutung gemäß erklärt werden, vorausgesetzt, dass nicht ein Symbol oder eine bildliche Rede gebraucht ist.“2

Die Zeit dieser Erde läuft ab. Die Gna-denzeit geht bald zu Ende. Jetzt müssen wir uns darauf vorbereiten, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen, indem wir unsere Sünden bereuen und aufgeben … Nur wenn wir uns ganz auf Christus, seine Gerechtigkeit und Kraft, verlassen,

weiß sehr wohl, dass ihre Kraft in ihrer Einheit liegt und dass sie durch Spaltung geschwächt werden. Es ist … ganz wichtig, dass alle Nachfolger Christi Satans Schli-chen durchschauen, seinen Angriffen ver-eint entgegentreten und ihn überwinden. Sie müssen sich beständig bemühen, zusammenzurücken, selbst wenn das mit Opfern für sie selbst verbunden ist.“1

Satan versucht, unsere Bemühungen auch durch Ablenkungen, die uns in der Welt begegnen … [und] durch schlechte Gesundheitsgewohnheiten zunichte zu machen … Er benutzt Skepsis gegenüber dem Wahrheitsgehalt des biblischen Berichts … Er versucht, Streit über bibli-sche Lehren hereinzubringen, um unser missionarisches Glaubenszeugnis abzulen-ken und uns dazu zu bringen, einander zu misstrauen und zu bekämpfen …

Wir werden sogar davor gewarnt, dass Satan am Ende der Zeit Menschen bewegen wird zu verkündigen, dass eine Reforma-tion unserer Kirche darin besteht, unsere besonderen Glaubensüberzeugungen auf-zugeben, um es anderen Menschen leichter zu machen, sich uns anzuschließen …

Bewegung, Botschaft und Berufung

prophetischeGottes

F o T o v o n a n s E L o L I v E r10 Adventist World | Dezember 2014

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werden wir den Sieg erlangen. In diesem geistlichen Krieg gibt es den Sieg einzig und allein in Christus und nichts anderem.

Ein geistlicher KriegDer Krieg ist sehr real. Die Angriffe des

Teufels finden nicht nur in der Theorie statt, und wir können ihnen nicht wider-stehen, wenn Gott uns nicht beständig seine Kraft gibt.

Ich möchte euch einige schwierige Erfahrungen erzählen, die meine eigene Familie in letzter Zeit durchgemacht hat. Wir haben drei wunderbare Töchter und Schwiegersöhne und acht prächtige Enkel-kinder. Viele von euch kennen unseren Enkel Edward, den zweijährigen Sohn unserer ältesten Tochter, Emilie, und ihrem Mann Kameron. Vielleicht habt ihr von Edwards Kampf gegen den Krebs gehört und wie er in den letzten acht Monaten verlaufen ist. Inzwischen lässt sich kein Krebs mehr bei ihm nachweisen, und dafür loben wir Gott. Doch er leidet immer noch unter einer Reihe neurologi-scher Probleme, weil er Antikörper gegen den Krebs entwickelt hat, die jetzt sein

aufgeben, Vergebung erbitten und um seine Hilfe bitten, um den zerstörerischen Machenschaften des Feindes zu widerste-hen, gibt Gott uns unbegrenzte Kraft, um ein neues Leben zu führen …

Schaut nicht tatenlos zu, wenn der Teu-fel versucht, Siebenten-Tags-Adventisten auszuschalten; steht durch die Kraft des Heiligen Geistes für Gottes Wahrheit ein! Gebt Gottes Botschaft mutig weiter. Gott will, dass die besonderen Wahrheiten der adventistischen Botschaft verkündigt wer-den. Lasst euch auf nichts ein, was unsere Botschaft unglaubwürdig macht oder unsere besonderen Glaubensüberzeugungen verdunkelt. Lasst euch nicht vom Teufel versuchen, mit der Masse zu gehen oder „politisch korrekt“ zu sein. Verkündigt nicht „allgemeines“ Christentum oder eine „bil-lige Gnade“, die nicht auf die besonderen biblischen Wahrheiten hinweisen, die auf der ganzen Welt verkündigt werden sollen. Zu diesem Zweck ist unsere Kirche über-haupt nur ins Leben gerufen worden3…

Brüder und Schwestern, Jesus kommt bald! Wir nähern uns immer mehr dem wunderbaren Tag der Wiederkunft Christi, und die Bemühungen des Teufels, Gottes Wort zunichte zu machen, werden durch die Kraft Gottes und die ewige biblische Botschaft der Liebe und Wahrheit bezwungen werden. Der Teufel verliert; Gott gewinnt! Das ist die ultimative Bot-schaft, die durch das Motiv des großen Kampfes vermittelt wird. Es ist unser gro-ßes Vorrecht, uns in dieser letzten großen geistlichen Anstrengung, die Wahrheit von Jesus allen Menschen auf unserem Plane-ten zu bringen, von Gott gebrauchen zu lassen, um durch Gottes unvorstellbar große Kraft die ganze Welt zu erreichen. ■

1 Ellen G. White, Testimonies to the Church, Bd. 3, S. 434.2 Ellen G. White, Der große Kampf, S. 599.3 Vergleiche Ellen G. White, Testimonies to Ministers and

Gospel Workers, S. 470.

Gehirn angreifen. Wir danken Gott dafür, dass es ihm aufgrund der Behandlung etwas besser geht, aber wie weit er wieder hergestellt werden wird, ist im Moment noch unsicher.

Die meisten von euch wissen nicht, dass der 15 Monate alte Sohn unserer zwei-ten Tochter, Elizabeth, und ihrem Mann David an einer seltenen Genmutation lei-det – so selten, dass sie – soweit wir wissen – außer ihm nur noch zwei weitere Men-schen auf der Welt haben. Wir haben den kleinen James so lieb, und unsere Herzen bluten, wenn wir an seine schwierige Situa-tion und die potentielle Gefährdung seiner Gesundheit in der Zukunft denken …

Und unsere jüngste Tochter, Catherine, und ihr Mann Bob, die ihr drittes Kind erwarteten, haben es vor drei Wochen ver-loren … Nach der Frühgeburt im vierten Schwangerschaftsmonat hielt Catherine den bereits vollkommen ausgeformten kleinen Jungen in ihren Händen. Wenn Jesus wiederkommen wird, wird sie ihren kleinen Sohn in ihre Arme nehmen dür-fen, und er wird im Himmel aufwachsen.

In den letzten Monaten hat der Teufel versucht, jede unserer drei Töchter, ihre Familien und uns als Eltern auszuschalten. Aber es wird ihm nicht gelingen. Gott ist Herr der Lage. Er wird siegen …

Brüder und Schwestern, niemand von uns ist von den Angriffen des Teufels aus-genommen, mit denen er unseren Dienst für Gott zunichtemachen will. Wir stehen alle im gleichen Kampf. Es gibt viele, die noch viel Schlimmeres erleben als unsere Familie. Wir können nur stark sein, wenn wir uns völlig auf Gottes Kraft verlassen, mit der er uns erhält und uns hilft, ihm ähnlicher zu werden.

Nicht zögernWir können es uns nicht leisten zu

zögern. Das Risiko ist zu groß. Wir müssen unsere Verbindung mit Christus beständig pflegen, um den Schlichen des Teufels gewachsen zu sein. Unser Gott ist all-mächtig und wird alle Hindernisse über-winden, die Satan und seine bösen Mächte uns in den Weg stellen. Wenn wir zu den Füßen Christi niederfallen, unsere Sünden

Bewegung, Botschaft und Berufung

prophetische

Von Ted N. C. Wilson

Ted N. C. Wilson ist Präsident der Weltkir­chenleitung der Sieben­ten­Tags­Adventisten.

Dezember 2014 | Adventist World 11

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A N D A C H T

Im adventistischen Krankenhaus Béré im Tschad geht es manchmal verrückt zu. An einem Tag retten wir fünf oder

sechs Menschen das Leben und am nächs-ten muss ich einen Mitarbeiter feuern, weil er Geld veruntreut hat.

Meist sind es jede Woche Dutzende von Menschen, die leben, weil wir hier sind, um Babys per Kaiserschnitt zur Welt zu brin-gen, Kinder zu behandeln, die Malaria haben, oder den gebrochenen Oberschenkel einer Frau zu heilen, damit sie in ihrem Leben für sich selbst sorgen kann. Unter primitivsten Umständen leisten wir eine fabelhafte Arbeit, ohne dass uns moderne medizinische Geräte, wie zum Beispiel ein Röntgenapparat, zur Verfügung stehen. Von CT1 und MRT2 ganz zu schweigen. Das geht auf das Konto befähigter Menschen – und eines noch fähigeren Gottes, der unser schwaches Bemühen segnet.

Doch dann finden wir heraus, dass einer unserer Angestellten keine Medikamente ausgibt oder Tests macht, wenn er nicht von der Familie des Patienten bestochen wird. Das geht auf das Konto des Teufels!

Im großen Kampf zwischen Gut und Böse stehen wir direkt an der Front.

■ ■ ■ Ich bin offiziell der Geschäftsführer

dieser 70-Betten-Einrichtung und fungiere zusätzlich als Berater für fünf weitere Krankenhäuser der adventistischen Kran-kenhausgesellschaft Adventist Health Inter-national. Meine Rolle als Verwaltungsleiter erfülle ich höchst ungern. Ich mag keine Politik. Als Chef bin ich nicht gut, was zwi-schenmenschliche Beziehungen angeht. Ich bin nicht organisiert genug. Und ich bin nicht motiviert genug.

Außerdem bin ich überarbeitet. Jeden Tag untersuche ich kleine und große Pati-enten, kümmere mich um radiologische Fragen, treffe mich zu persönlichen Bera-tungen – und dann mache ich natürlich noch die Arbeit, die ich eigentlich gelernt habe: Notfallmedizin. Aber ich bin der Chef. Deshalb führe ich den Vorsitz bei Besprechungen, kümmere mich darum, dass Geld hereinkommt, schlichte Streit zwischen Angestellten, versuche Kontakte zu Regierungsbeamten herzustellen und

Von Olen Netteburg

freiwillige Helfer zu finden – du bist übri-gens herzlich willkommen!

Und habe ich schon die fünf anderen Krankenhäuser erwähnt?

In diesem Monat hat sehr viel Geld gefehlt; zwei leitende Verwaltungsmitar-beiter mussten gehen und zwei neue Ver-waltungsmitarbeiter, die keine Erfahrung in der Krankenhausarbeit haben, mit allem vertraut gemacht werden. Weil so viel Geld verschwunden ist, zeichne ich jede Ausgabe ab, unterschreibe jeden Beleg und kümmere mich um die Gehälter – was bedeutet, dass ich mit doppelt so vielen Leuten zu tun habe als sonst.

■ ■ ■ Ich brauche einen Platz, an dem ich

jeden Tag einige Stunden in Ruhe meine E-Mails beantworten und an meinem Com-puter arbeiten kann. Ich brauche einen Ort, an dem ich nachdenken und auf Gottes Stimme hören kann; wo ich studieren und

mich beruflich und geistlich weiterentwi-ckeln kann. Wenn ich im Krankenhaus arbeite, werde ich ständig von Patienten und Mitarbeitern gebraucht. Wenn ich von zu Hause aus arbeite – am großen Küchentisch –, wollen meine Kinder mit mir spielen.

Ich brauche ein Büro.Meine Frau liebt mich so sehr, dass sie

ein Gästezimmer in unserem Haus geop-fert hat, und Jamie, unser freiwilliger Hel-fer, der sich großartig um Wartung und Pflege der Gebäude kümmert, hat mir einen Schreibtisch gebaut. Eigentlich hat er ein altes, noch brauchbares Schreib-tischunterteil gefunden, eine Sperrholz-platte darauf genagelt und die Kanten glatt geschmirgelt. Jetzt brauchte der Tisch nur noch einen Anstrich.

Und so haben mein Sohn Lyol und ich ihn angestrichen. Sozusagen.

Lyol hat für sich einen mittelgroßen Pinsel genommen und mir einen bleistift-

DerSchreibtisch

12 Adventist World | Dezember 2014

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großen gegeben. Dann fing er an, die Farbe aus dem Eimer auf die Tischplatte zu klecksen und sie ab und zu ein bisschen auf dem Tisch zu verteilen.

Obwohl ich durch die Größe meines Pinsels benachteiligt war und ihn auch nicht nur dazu benutzen wollte, Farbe auf den Schreibtisch zu spritzen, konnte ich dennoch auf meiner Seite des Tisches mit meinem Sohn mithalten. Ich half auch, die Kanten des Tisches zu streichen. Als die Tischplatte fast fertig war, hob ich den Eimer an und hielt ihn fest, damit wir die letzte Ecke der Sperrholzplatte streichen konnten. Jedes Mal, wenn Lyol seinen Pinsel in den Eimer tauchte, schaffte er es, etwas Farbe an meiner Hand abzustreichen. Außerdem fand er, dass es eine gute Idee sei, auch das Unterteil zu streichen, auf dem die Sperrholzplatte befestigt war, und wischte mit einem großen Pinselstrich darüber.

Dann verlor er das Interesse an der Arbeit.

Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Auch ich trat einen Schritt zurück und betrachtete meinen fünfjährigen Sohn. Es war schwer zu sagen, wer mehr Farbe abbekommen hatte: der Tisch oder er. Er brachte seine Zufrieden-heit über seine Arbeit zum Ausdruck und ging zum Spielen in den Garten, nachdem ich ihn, so gut es ging, mit Waschbenzin die Farbe abgewaschen hatte.

Während er etwa zwölf Meter von mir entfernt im Garten spielte, versuchte ich, sein Werk ein klein wenig in Ordnung zu bringen. Ich bemühte mich, die Farbe von den Stellen, an denen sie viel zu dick auf-getragen war, dorthin zu verteilen, wo noch gar keine Farbe war. Ich bemalte die Kanten und strich das Unterteil fertig.

Die ganze Zeit über war mir bewusst, dass ich die Arbeit allein besser und schneller erledigen hätte können. Aber es machte mir Freude, es mit ihm gemeinsam

zu machen. Es machte mir Freude, Zeit mit ihm zu verbringen und zu beobach-ten, wie er etwas lernte.

■ ■ ■ Das war gestern. Heute habe ich mei-

nen Schreibtisch in meinem Büro aufge-stellt. Inzwischen haben meine drei Kinder ihre Handabdrücke auf ihm hinterlassen. Besteht er aus qualitativ hochwertigen Tei-len? Nein. Ist es die kunstvolle Verarbei-tung, die ihn wertvoll macht? Keineswegs.

Trotzdem ist er von allen Tischen auf der Welt mein Lieblingstisch. Es ist der perfekte Tisch. Warum? Weil mein Sohn und ich ihn gemeinsam angestrichen haben. Wir zwei. Es war unser Projekt.

Jetzt sitze ich also an meinem Schreib-tisch und arbeite. Ich denke an die Berge von Aufgaben, die vor mir liegen, an den Stress, den ich habe, und daran, was für eine lausige Arbeit ich mache.

Da geht mir etwas auf.Ich gehe mit meinem mittelgroßen Pin-

sel in mein Krankenhaus und in die adven-tistischen Krankenhäuser in dieser Region. Und so gut ich kann kleckse ich überall mit Farbe herum. An einigen Stellen trage ich sie viel zu dick auf, andere übersehe ich völlig. Ich vergesse manches, achte nicht auf Details. Ich streiche Dinge an, die gar nicht angestrichen werden sollten. Einige Dinge habe ich begonnen anzustreichen und nun geht mir die Luft aus, die ich bräuchte, um sie fertig zu machen. Ich mache mich schmutzig. Und zu allem Überfluss kleckse ich auch noch denjenigen mit Farbe voll, der den Eimer hält.

Er steht an meiner Seite, beobachtet mich und ist zufrieden damit, zu sehen, wie ich mein Bestes gebe, wenn es auch noch so armselig ist. Geduldig lässt er zu, dass ich ihn mit meinem erbärmlichen Bemühen ankleckere. Er schaut zu, wie ich mich schmutzig mache. Er sieht all die Stellen, die ich übersehen habe. Er sieht, wie unausge-

glichen ich bin, wie ich bis zum Hals in Pro-bleme gerate. Er sieht zu, wie ich Dinge anstreiche, die eigentlich gar keine Farbe brauchen, und wie ich dann müde werde. Dann tut er geduldig alles, um mich mit Waschbenzin wieder sauber zu schrubben.

Dann nimmt er so überaus geduldig den mickrigen, bleistiftgroßen Pinsel, den ich ihm überlassen habe, und beginnt, die Stellen zu streichen, die ich übersehen habe, das zu vollenden, was mir zu viel war, und die Unebenheiten zu glätten. Er beklagt sich nicht über die Farbe, mit der ich ihn in meiner Ungeschicklichkeit beschmiert habe, er erträgt meine Fehler und meine Nachlässigkeit bei den Details. Dann geht er einen Schritt zurück und lächelt.

Ja, die Arbeit hätte ohne mich besser und schneller erledigt werden können. Aber weißt du was? Er hat beschlossen, sie mit jemandem gemeinsam zu machen. Und weißt du noch etwas? Er wollte sie mit mir machen! Und wenn er sich an seinen Schreibtisch setzt, um zu arbeiten, denkt er daran, wie er Zeit mit mir verbracht hat. Er denkt über meine läppischen Anstrengun-gen nach – voll konzentriert, mit der Zunge im Mundwinkel und allem, was dazu gehört. Er sieht die Mängel in meiner Arbeit, die nicht schwer zu finden sind. Er fährt mit den Fingern über die Stellen, von denen er weiß, dass ich sie besonders schlecht gemacht habe oder die er mit besonders viel Mühe ausgebessert hat.

Dann lächelt er vor sich hin und sagt: „Das ist mein Lieblingsschreibtisch. Ich habe ihn mit meinem Sohn gemacht.“ ■

1 Computertomographie2 Magnetresonanztomographie

Es machte mir Freude, Zeit mit ihm zu verbringen und zu beobachten, wie er etwas lernte.

Schreibtisch

Olen Netteburg ist Mis­sionsarzt – und Adminis­trator wider Willen – im adventistischen Béré

Krankenhaus. Dieser Artikel entstand nach einem Weblogeintrag auf der Website, die er gemeinsam mit seiner Frau Danae – ebenfalls Ärztin – betreibt. Weitere Blogs gibt es unter www.missionarydoctors.blogspot.com.

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Ich bin in einer adventistischen Familie aufgewachsen; bei uns war der „Samstag“ immer „Sabbat“. Am Sabbat gab es keine Schulbücher, dafür ein gemeinsames Mittagessen, Ge-

meinschaft und Gemeinde. Für mich mit meinen zehn Jahren war Gemeinde etwas, das am Wochenende stattfand, sonst gab es nur ab und zu mal eine Gebetsstunde. Der Prediger war dazu da, uns mit geistlicher „Nahrung“ zu versorgen, und meine Auf-gabe bestand darin, dem Gottesdienst aufmerksam zu folgen. Ich begrüßte artig die Gäste, die ab und zu kamen – der Rest war Routine.

Als ich meine Schule abgeschlossen hatte, erlebte ich, wie meine Freunde einer nach dem anderen nicht mehr zur Gemeinde kamen. Ich blieb, aber auch ich musste mich mit eini-gem auseinandersetzen, was mit Gemeinde zu tun hatte. Wenn ich nur eine von 18 Millionen bin – kommt es dann überhaupt darauf an, ob ich zur Gemeinde gehe? Ich bin dankbar, dass ich geblieben bin und die Antwort herausgefunden habe. Dadurch, dass ich mich in meiner Heimatgemeinde und in verschiedenen Gemeinden in aller Welt eingebracht habe, durfte ich die bibli-sche Bedeutung der Gemeinde ganz praktisch erfahren.

1 Die Gemeinde besteht aus MenschenManche meinen, die Gemeinde sei ein Gebäude, ein kom-

plexes System aus Politik und Führung oder sogar eine Instanz. Aber in Wirklichkeit bist du die Gemeinde. Und ich. Die Gemeinde besteht aus Menschen. So wie eine bestimmte Menge an Wasser aus vielen Tropfen besteht, besteht der Leib Christi aus dir und mir. Ohne Tropfen gibt es keinen Ozean, und ohne Leute gibt es keine Gemeinde.

Zu einer Gemeinde gehört häufig auch ein Gebäude, in dem Gottesdienste stattfinden, aber das ist nicht die Gemeinde. Wenn wir glauben, dass die Gemeinde ein lebloses Gebilde ist, machen wir Gemeinde zu einer Wochenendaktivität statt einer Identität. Und wenn wir sie zu einer Instanz machen – zum Bei-spiel indem wir sagen, dass die Gemeinde dieses oder jenes gesagt oder einen Fehler gemacht hat oder für dieses oder jenes

verantwortlich ist –, verlagern wir die Verantwortung weg von uns selbst und vergessen, dass wir als Gemeinde die Braut Christi sind.

Es stimmt, dass wir uns nicht weiter entwickeln als unsere Führung, doch es ist ebenso richtig, dass das Klima in der Gemeinde von den Gemeindegliedern bestimmt wird. Ellen White schrieb: „Keine Gemeinde kann in der Heiligung zuneh-men, es sei denn, die Gemeindeglieder suchen nach der Wahrheit wie nach einem verborgenen Schatz.“1 Sie schrieb nicht: der Pas-tor, der Ausschuss oder diejenigen, die für bestimmte Abteilungen in der Gemeinde verantwortlich sind; sie schrieb die Gemeinde-glieder. Unsere Gemeinde kann nur vorangehen, wenn wir – jeder persönlich – mit Christus vorangehen.

2 Zum Dienen berufen Als Jesus in den Himmel auffuhr, hinterließ er den größten

Auftrag aller Zeiten: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker.“ (Mt 28,19) Die Jünger strebten mit aller Kraft danach, diesen Auftrag zu erfüllen. Sie predigten, heilten Men-schen, erfüllten körperliche Bedürfnisse der Menschen, indem sie ihnen zu essen gaben (Apg 2,11–13; 3,7; 6,1–7). Ihr Beispiel lehrt uns, dass es nicht die Aufgabe des Pastors oder des Leitungsteams ist, zu evangelisieren und Menschen für Christus zu gewinnen, sondern dass Mission alle Jünger angeht.

Wie sollten wir dienen? Ellen White schrieb: „Allein die Vor-gehensweise Christi wird wahren Erfolg bringen in dem Bemü-hen, Menschen zu erreichen. Der Heiland mischte sich unter sie, weil er ihr Bestes wollte. Er zeigte ihnen sein Mitgefühl, diente ihren Bedürfnissen und gewann ihr Vertrauen. Erst dann lud er sie ein: ‚Folgt mir nach‘.“ Jesus erfüllte die Bedürfnisse der Men-schen, was es auch sein mochte.

In 1. Korinther 12 schrieb Paulus über die Einheit in Vielfalt, die im Leib Christi herrscht und herrschen sollte. Wenn wir alle Prediger wären, wer würde dann die Gäste begrüßen? Wenn wir alle Tontechniker wären, wer würde sich für ADRA engagieren? „Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz

Die Gemeinde war nie als Wochenendaktion gedacht

N U M M E R 1 2Von Callie Williams

Ge einsamm

14 Adventist World | Dezember 2014

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Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?“ (Vers 17) In unserem gemein-samen Dienst müssen wir Gottes vielfältige Gaben einsetzen, um unseren Mitmenschen zu dienen und sie zu ihm zu ziehen.

3 Für Gemeinschaft gemachtIm Hebräerbrief werden wir ermahnt: „Lasst uns unsere

Zusammenkünfte nicht versäumen.“ (10,25 NLB) Die menschli-che Natur neigt dazu, sich nicht verletzlich zu zeigen, sondern eine Maske aufzusetzen. Deshalb beklagen sich viele über die Heuchelei innerhalb unserer Gemeinde. Anstatt ein Krankenhaus für Kranke zu sein, sind wir irgendwie zu einem Schaufenster für Pseudo-Heilige geworden.

In Apostelgeschichte 2,42 wählte Lukas ein bestimmtes Wort, um die Gemeinschaft der jungen Christengemeinde zu beschrei-ben, nämlich koinonia. Damit ist nicht ein lässiges „miteinander herumhängen“ gemeint, sondern eine innige Gemeinschaft, die ein gesundes Maß an Verletzlichkeit sowie gegenseitige Freund-lichkeit und Liebe beinhaltet. Es wird nirgends berichtet, dass die Gemeindeglieder dieser Gemeinde fehlerlos waren.2 Das heißt, sie

liebten einander dennoch. Sie wussten übereinander Bescheid und liebten trotzdem. Das schafft sowohl Sicherheit als auch eine himmlische Zufriedenheit.

Der christliche Autor Timothy Keller formuliert unser Bedürf-nis nach dieser wahren christlichen Gemeinschaft sehr treffend: „Dass man uns liebt, ohne uns zu kennen, ist nett, aber oberfläch-lich. Dass man uns kennt und nicht liebt, ist unsere größte Angst. Aber völlig gekannt und wirklich geliebt zu werden, kommt der Liebe Gottes zu uns sehr nahe. Das ist es, was wir mehr als alles andere brauchen. Es befreit uns von Heuchelei, macht uns so bescheiden, dass für Selbstgerechtigkeit kein Platz mehr ist, und stählt uns für jede Schwierigkeit, die uns im Leben begegnen mag.“3

4 Ein Ort zum WachsenIn einem bestimmten Indianerstamm gab es nur eine Regel,

wenn man in einer allgemeinen Versammlung öffentlich reden wollte: Wenn man etwas kritisieren wollte, musste man auch einen Verbesserungsvorschlag dafür bringen. Viele von uns sind sehr gut darin, die Gemeinde zu kritisieren – angefangen von dem, was der Präsident der Generalkonferenz tut, über „unmögliche“ Missions-methoden bis dahin, worüber der Pastor am letzten Sabbat hätte predigen sollen. Aber sind wir auch bereit, mit Herz und Hand mitzuhelfen, Dinge zu verbessern, wenn wir auf Fehler hinweisen?

Warum erwählte Gott die Israeliten als sein Volk? Warum hat er dich und mich gerufen, ein Teil seiner Gemeinde zu sein? Als Gott mit Mose über seinen Plan für die Israeliten sprach, sagte er: „Ich bin gekommen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu retten und sie aus Ägypten zu führen in ein schönes, weites Land. In ein Land, in dem Milch und Honig überfließen.“ (2 Mo 3,8 NLB) Gott wollte sie nicht nur aus der Gefangenschaft befreien, son-dern sie in eine überaus schöne, neue Heimat bringen.

Genauso ist es mit uns: Gott möchte uns aus unserem sündi-gen Zustand zum vollen Maß des Charakters Christi bringen, und er möchte, dass wir das gemeinsam erreichen. Eisen schärft Eisen und ein Kohlestück wärmt ein zweites – so ist auch die Gemeinde ein Ort, an dem wir gemeinsam in Jesus wachsen. ■

1 Ellen G. White, Der große Kampf, S. 525, revidiert. 2 Ellen G. White, Auf den Spuren des großen Arztes, S. 106, revidiert Im Dienst für Christus, S. 151. 3 Der Brief an die Korinther räumt mit diesem Mythos auf. 4 Timothy und Kathy Keller, The Meaning of Marriage, Hodder and Stoughton, London, 2011. S. 101. Vgl. Ehe: Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens, Brunnen-Verlag, Gießen.

Anstatt ein Krankenhaus für Kranke zu sein, sind wir irgendwie zu einem Schaufenster für Pseudo-Heilige geworden.

Gemeinde

Callie Williams ist Missionsleiterin für R3 Missions. Sie lebt mit ihrer Familie im US­Bundesstaat Maryland und studiert Englisch mit dem Ziel, Lehrerin zu werden.

Die Gemeinde ist die Gemeinschaft von Gläubigen, die Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser bekennen. Wie Gottes Volk zur Zeit des Alten Testaments ist auch die Gemeinde Jesu aus der Welt herausgerufen. Sie vereint sich zur Anbetung, zur Gemeinschaft, zur Unterweisung im Wort, zur Feier des Abendmahls, zum Dienst an den Mitmenschen und zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Die Gemeinde erhält ihre Vollmacht von Christus, dem Fleisch gewordenen Wort, und aus der Heiligen Schrift, dem geschriebenen Wort. Die Gemeinde ist die Familie Gottes. Ihre Glieder, von ihm als Kinder angenommen, leben auf der Grundlage des Neuen Bundes. Die Gemeinde ist eine Gemeinschaft des Glaubens. Sie ist der Leib Christi, dessen Haupt er ist. Sie ist die Braut, für die Christus starb, damit er sie heilige und reinige. Bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit wird er sie in vollendeter Schönheit vor sich stellen. Es sind die Treuen aller Zeiten, erworben durch sein Blut, ohne Flecken und Falten, heilig und unsträflich. (1 Mo 12,3; Apg 7,38; Eph 4,11–15; 3,8–11; Mt 28,19–20; 16,16–19; 18,18; Eph 2,19–22; 1,22–23; 5,23–27; Kol 1,17–18)

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T I T E LT H E M A

Die bemerkenswerte Geschichte des Review and Herald-Verlags

Von Andrew Mc Chesney, Nachrichtenredakteur

w E n n n I C H T a n D E r s a n g E g E B E n , F o T o s M I T F r E u n D L I C H E r E r L a u B n I s v o n r E v I E w u n D H E r a L D

A n einem Tag im Oktober 1986 be-wachten Scharfschützen und Spür-hunde das Gelände des Review and

Herald-Verlags in Hagerstown, im US-Bundesstaat Maryland.

Dutzende von Angestellten warteten gespannt in der Eingangshalle, als der gecharterte Helikopter mit dem Vorsitzen-den des Rates für Religiöse Angelegenhei-ten der Sowjetunion, Konstantin Chart-schew, und seinem Gastgeber, dem dama-ligen Präsidenten der Generalkonferenz, Neal C. Wilson, auf dem Rasenplatz vor dem Gebäude landete. Kurz darauf betrat Chartschew das Gebäude unter dem Applaus der Angestellten. Er lächelte breit und legte seine Hände als Geste der Dank-barkeit ineinander – zu sehen auf einer der wenigen Videoaufzeichnungen aus dem Archiv des Verlags Review and Herald.

Harold Otis Jr., der damalige Leiter des Verlags, konnte seine Rührung kaum verbergen, als er sich an Chartschews Reaktion auf die dröhnenden Drucker-pressen erinnerte.

„Wir druckten den Adventist Review, 30.000 Stück pro Stunde – sie ratterten nur so durch die Maschine“, sagte Otis 2013 in einem Interview. „Er tippte mir auf die Schulter und sagte: ‚Sie müssen nach Russland kommen und dort auch solch einen Verlag aufbauen‘.“

Und genau das tat die Kirche der Sie-benten-Tags-Adventisten!

Geschichten wie diese festigen das Ver-mächtnis des Review and Herald-Verlags als einer treibenden Kraft der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten – selbst wenn künftig erstmals seit den 1850er-Jahren der Verlag keine eigene Druckerei haben wird.

Die Generalkonferenz als Eigentümer des Review and Herald hat im Juni gemeinsam mit dem Vorstand des Verlags beschlossen, nach Jahren finanzieller Ver-luste den Betrieb in Hagerstown einzu-stellen. Die Generalkonferenz behält jedoch das geistige Eigentumsrecht des Verlags und wird viele Bücher und andere Literatur – wie zum Beispiel die Zeit-schriften Adventist Review und Adventist World – weiterhin unter der Verlagsmarke Review and Herald im Pacific-Press-Ver-lag, dem zweiten großen adventistischen Verlag in den USA, herausgeben.

„Der Review and Herald hat eine lange Tradition in der Verkündigung der Adventbotschaft, und wir sind außeror-dentlich dankbar für dieses Erbe, das wei-ter bestehen bleibt“, erklärte der gegenwär-tige Präsident der Generalkonferenz, Ted N. C. Wilson. Sein Vater führte Kon stantin Chartschew 1986 durch den Verlag.

„Wir sind sehr dankbar für den hinge-bungsvollen Dienst, den die Angestellten des Review and Herald in all den Jahren geleistet haben“, sagte Wilson. „Viele Menschen werden aufgrund dessen im Himmel sein.“

Die Angestellten des Verlags zeigten sich über die Schließung des Standorts in Hagerstown tief enttäuscht. Viele von ihnen hatten seit Jahrzehnten hier gearbei-tet. Etwa ein Dutzend derzeitige und ehe-malige Mitarbeiter äußerten sich in Inter-views leidenschaftlich darüber, wie sehr sie sich wünschten, dass der Betrieb in Hager-stown aufrecht erhalten werden könnte.

Doch nicht ein einziger äußerte sich negativ über die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Vielmehr leuchteten ihre Gesichter auf, wenn sie ihre persönli-che Traurigkeit vergaßen und erzählten,

wie der Review and Herald-Verlag mithalf, die Botschaft von der baldigen Wieder-kunft Christi zu verkündigen.

„Die Leistung der Druckerpresse ist beeindruckend“, sagte Mark B. Thomas, ein langjähriger Mitarbeiter des Verlags, der von 2010 bis 2014 als Verlagsleiter fungierte. „Für den Review and Herald zu arbeiten war ein bisschen so, als würde man beim Mercedes unter den Verlagen tätig sein.“

„Gott hat es so geführt“Als Chartschew den Verlag Review and

Herald besuchte, war Thomas dabei. Chart-schew kam im Rahmen eines zwölftägigen USA-Besuchs, bei dem er auch mit Leitern anderer Glaubensgemeinschaften zusam-mentraf. Es war der erste Besuch dieser Art in der Geschichte der Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion.

„Es war toll – überall waren Geheim-dienstbeamte und Spürhunde“, erinnerte sich Thomas in einem Interview in seinem Büro. „Auf dem Gebäude waren Scharf-schützen postiert. Wir haben einen Hub-schrauberlandeplatz, aber dort wollten sie ihn wegen der Interstate 70 nicht landen lassen.“

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Die bemerkenswerte Geschichte des Review and Herald-Verlags

Konstantin Chartschew, im grauen Anzug, bei seinem Besuch im Verlag Review and Herald in Hagerstown (oben) im Oktober 1986 mit Neal C. Wilson (mittleres Foto rechts) und Harold Otis (mittleres Foto links).

Von Andrew Mc Chesney, Nachrichtenredakteur

Die Interstate 70 ist eine stark befah-rene Autobahn, die nicht weit vom Gelände des Review and Herald entfernt verläuft.

Auf dem Hubschrauberflug zurück nach Washington D. C. brachte Chart-schew das Gespräch mit dem neben ihm sitzenden Otis wieder auf seinen Wunsch nach einem Verlag in der Sowjetunion.

„Auf dem Weg nach Washington plante er die ganze Zeit, wie das zu bewerk-stelligen wäre“, erinnerte sich Otis in einem Telefoninterview. „Wir haben uns

auf Anhieb gut verstanden. Das hat natürlich Gott so geführt.“

Otis beschloss, nach den kal-ten Wintermonaten in die Sowjet - union zu reisen, aber Chartschew drängte ihn, schon früher zu kommen. So flogen Otis und seine Frau Rose im Januar 1987 nach Moskau, wo Chartschew keine Zeit verlor, die Freundlichkeit, die ihm im Review and Herald erwie-sen worden war, zurückzuerstatten und noch zu übertreffen.

„Er holte uns vom Flughafen ab und sorgte dafür, dass wir wie Dip-lomaten einreisen konnten. Er behandelte uns wie Staatsober-häupter und ermöglichte mir, zwei

Wochen lang im Land herumzurei-sen und in Gegenden zu unseren Glaubensgeschwistern zu predigen, die seit 1917 keinen Prediger von der Generalkonferenz gesehen hatten.“

Die Wurzeln Die Wurzeln des Review and

Herald-Verlags reichen zurück in das Jahr 1849. Damals begann James White, einer der Begrün-der der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, in den USA eine Zeitschrift mit dem Titel The Present Truth herauszuge-ben – den Vorgänger des

Adventist Review. Ein Jahr später startete er mit einer zweiten Zeitschrift, dem Advent Review. Bald darauf legte er beide Zeitschriften zum Second Advent Review and Sabbath Herald zusammen, aus dem wieder ein Jahr später die Zeitschrift The Advent Review and Sabbath Herald wurde. White druckte die Zeitschrift selbst – auf

einer kleinen Druckerpresse, die er 1852 erwarb. In den Anfängen bildeten der Ver-lag und die Zeitschrift praktisch eine Ein-heit. Der Zeitschrift wurde zugeschrieben, die Adventbewegung geeint und zusam-mengehalten zu haben, bevor diese 1863 offiziell als Kirche organisiert wurde.

„Fast unsere gesamte Geschichte hin-durch war die Gemeindezeitschrift unauf-löslich mit dem Verlag und unserer Kirche verbunden“, sagte William G. Johnsson, von 1982 bis 2006 Chefredakteur des Adventist Review. „Für unsere Kirche hatte der Review immer eine Vorreiterrolle und verband die Gemeindeglieder in ihrer Hoffnung, Lehre und Mission.“

Gerald Wheeler arbeitet seit vielen Jahren als Lektor für den Verlag und hat besonderes Interesse an dessen Geschichte. Er verglich die gemeinschaftsfördernde Rolle der Zeitschrift mit den heutigen sozi-alen Medien. „Sie war seinerzeit wie Face-book“, erklärte er in einem gemeinsamen Interview mit seiner Frau Penny, einer viel gelesenen adventistischen Autorin. „Die Kirche bestand aus verstreut lebenden Gemeindegliedern, die anders waren als andere Leute. Der Review bot eine Mög-lichkeit, miteinander zu kommunizieren, Enttäuschungen, Ängste, Frustration und Einsamkeit zum Ausdruck zu bringen.“

Und seine Frau fügte hinzu: „Das sieht man besonders an den Leserbriefen.“

Im Jahr 1982 begann die Loslösung des Adventist Review vom Review and Herald. Damals wurde der Verlag von Takoma Park, wo er im gleichen Gebäude wie die Generalkonferenz untergebracht war, nach Hagerstown verlegt. Die Büros für das Redaktionsteam der Zeitschrift verblieben am Sitz der Weltkirchenleitung, der sich inzwischen in Silver Spring befindet.

In den letzten Jahren haben der Adven-tist Review und seine jüngere Schwester-zeitschrift Adventist World beachtliche 25 Prozent des jährlichen Bruttoumsatzes des Review and Herald ausgemacht. Ab 2015 werden beide Zeitschriften beim Verlag Pacific Press gedruckt.

„Die Mission des Adventist Review ändert sich nicht, auch wenn er nicht mehr beim Review and Herald gedruckt wird“, erklärte Bill Knott, Chefredakteur von Adventist Review und Adventist World.

Dezember 2014 | Adventist World 17

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T I T E LT H E M A

Ganz oben: Das Gebäude des Review and Herald­Verlags in Battle Creek, Ende des 19. Jahrhunderts. Oben: Arbeit in der Graphikabteilung.

Jack Henderson hatte die Vision, das Buch Der große Kampf an jeden Haushalt in den USA abzugeben. Er initiierte eine Initiative, bei der 2012 und 2013 weltweit 142 Millionen Exemplare des Buches von Gemeindegliedern verteilt wurden.

Artur A. Stele mit einigen Aus­gaben der Zeit­

schrift Vzaim­ponimaniye, die,

wie er sagte, das Bild der

Adventisten in der Sowjetunion

revolutionierte.

r o n Q u I C k

a n D r E w M C C H E s n E y

Sammlung beliebter Bücher Der Verlag entstand später im Gefolge

der Zeitschrift und ist wohl am besten für eines der teuersten und umfassendsten Buchprojekte in der adventistischen Ver-lagsgeschichte bekannt: die beliebte zehn-bändige Kinderbibel Menschen in Gottes Hand von Arthur S. Maxwell.1 Die engli-schen Bücher erschienen zwischen 1953 und 1957 unter dem Titel Bible Story und erzählen in mehr als 400 Geschichten die meisten biblischen Begebenheiten von 1. Mose bis zur Offenbarung. Was das Pro-jekt so bemerkenswert machte, war die Entscheidung des Verlags, die Bücher mit Farbbildern zu versehen, die sich auf fast jeder Seite finden. Dazu wurden Hunderte von Bildern gebraucht, die hauptsächlich von den Künstlern Harry Anderson und Russell Harlan angefertigt wurden. Außer-dem waren damals, als man Bilder noch nicht digital aufbereiten konnte, viele Hundert Stunden nötig, um die Bilder für den Druck aufzubereiten.

Die für damalige Verhältnisse riesige Investition wird von Thomas mit Zehn-tausenden Dollar beziffert und hätte für ähnliche Unternehmen eine Konkursbe-drohung darstellen können. Kim Peckham, Leiter der Abteilung für Unternehmens-kommunikation beim Review and Herald, meinte sogar, dass viele adventistische Ver-lage selbst heute bei einem ähnlichen Unterfangen in arge Bedrängnis geraten würden. „Der Verlag der Philippinen zum Beispiel könnte sich so etwas nie leisten, deshalb haben wir ihm die Verlagsrechte überlassen, wie auch dem Verlag Pacific Press“, erklärte Peckham. Der Verlag Paci-fic Press wurde 1874 ebenfalls von James White gegründet und blieb über hundert Jahre an seinem ursprünglichen Standort in Oakland im US-Bundesstaat Kalifor-nien, bevor er 1984 nach Nampa, im US-Bundesstaat Idaho, verlegt wurde.

In seiner Glanzzeit produzierte der Review and Herald laut Peckham 30.000 Exemplare der zehnbändigen Bibelge-schichten jährlich, der Verlag Pacific Press noch einmal fast genauso viele. Weitere 15.000 Serien wurden jährlich vom Sou-thern-Verlag gedruckt, einem adventisti-schen Verlag, der 1980 mit dem Review and Herald zusammengelegt wurde.

Zu weiteren wichtigen Projekten, die der Verlag Review and Herald ausführte, gehörte zum Beispiel der Seventh-day Adventist Bible Commentary, ein sieben-bändiger adventistischer Bibelkommentar. Er enthält wissenschaftliche Aufsätze von Dutzenden adventistischer Theologen und wurde zwischen 1953 und 1957 unter der federführen-den Leitung des langjähri-gen Redakteurs Francis D. Nichol herausgegeben. Im Jahr 1986 wurde eine neue Reihe von Büchern im Zeit-schriftenformat herausge-bracht, mit deren Verkauf sich Studenten das Studien-geld verdienen konnten. Das erste Buch in der Reihe dieser Magabooks war eine gekürzte Ausgabe des Buches Bilder vom Reiche Gottes von Ellen G. White mit dem Titel He Taught Love. Die erste Auflage umfasste 300.000 Exemplare.

Außerdem leistete der Verlag Review and Herald 2009 mit der Herausgabe einer kostengünstigen Ausgabe des Buches Der große Kampf von Ellen G. White einen wertvollen Beitrag zur Neube-lebung der Verteilung von Missions-büchern. Der Review and Herald bot an, ein Buch für 1,10 Dollar überall in die USA zu verschicken. Insge-samt wurden über zwei Millionen Exemplare ausgeliefert.

Auch der gegenwärtige Präsident der Generalkonferenz, Ted N. C. Wilson, zeigte besonderes Interesse an einem Projekt im Zusammen-hang mit dem Buch Der große Kampf. Er ermutigte den Verlag Review and Herald und andere adventistische Verlage weltweit, 100 Millionen Exemplare des Buches zu verbreiten. Schließlich wurden 142 Millio-nen Ausgaben des Buches – gekürzt und ungekürzt – verbreitet, darunter auch 20 Millionen Internet-Downloads.

Zurück zur SowjetunionWährend seines ersten Besuchs in

Moskau berichtete Harold Otis Konstan-

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tin Chartschew davon, wie sehr die lokalen Pastoren unter dem Mangel an Büchern und Ausbildung litten. Innerhalb weniger Monate boten die sowjetischen Behörden unserer Kirche in Zaokski ein ausgebrann-tes Schulgebäude an, um dort ein theolo-gisches Seminar aufzubauen, wie Otis erzählte. Auf dem Gelände steht heute die Adventistische Universität Zaokski.

Otis lobte Chartschew in den höchsten Tönen. „Er hatte großen Respekt für unsere Kirche und behandelte uns wie hochrangige Diplomaten.“

Im Jahr 1992 wurde auf dem Gelände der Adventistischen Universität Zaokski der adventistische Verlag Quelle des Lebens eröffnet. Die Bücher werden mit einer Druckerpresse gedruckt, die mit der Hilfe von Otis beschafft werden konnte.

Er erzählte, dass er die drei Millionen US-Dollar teure Druckerpresse von einem Mann in Schweden kaufte, der ursprüng-lich russische Bibeln darauf drucken wollte, dem dann aber das Geld ausging.

„Ich rief ihn an und sagte ihm: ‚Schauen Sie, ich habe keine Million, aber lassen Sie uns reden‘,“ berichtete Otis. „So unterhielten wir uns. Dann sagte ich: ‚Ich habe auch keine halbe Million, aber lassen Sie uns reden‘. Beim dritten Mal sagte ich dann: ‚Schauen Sie, wenn Sie die Maschine einpacken und nach Zaokski schicken, gebe ich Ihnen 300.000 US-Dollar in bar‘. Er nahm das Angebot an.“

Die Druckerpresse ist heute noch in Betrieb, wie Otis berichtete, der von 1978 bis 1988 als Leiter des Review and Herald-Verlags fungierte und später die General-konferenz in Angelegenheiten beriet, die die Sowjetunion und Russland betrafen.

Heute ist Otis 76 Jahre alt; er reist immer noch nach Russland und besucht den inzwischen 81-jährigen Chartschew. Letztes Jahr trafen sie sich im zwei Auto-stunden von Moskau entfernten Zaokski und erzählten den Studenten an einem Sabbatnachmittag Geschichten von früher.

Der Beitrag des Verlags Review and Herald ging laut Artur A. Stele jedoch weit über die Gründung eines adventistischen Verlags in Russland hinaus. Stele ist einer der Vizepräsidenten der Generalkonferenz und lebte viele Jahre in der ehemaligen Sowjetunion. So publizierte der Verlag

1987, kurz nach dem Besuch Chartschews und mit dessen Zustimmung, eine rus-sischsprachige Zeitschrift für die Sowjet-union. Titel des hochwertigen Magazins im Vierfarbdruck lautete Vzaimoponima-niye (Gegenseitiges Verständnis): Adventis-ten in der UdSSR und den USA. Es machte die sowjetische Öffentlichkeit mit dem Adventismus bekannt. Im Jahr 1988 brachte der Verlag Review and Herald eine zweite Ausgabe der Zeitschrift heraus, die sich dem Thema Familie und Kinder widmete.

„Der Review and Herald weckte bereits 1987 den Wunsch nach hochwerti-gen Publikationen“, sagte Stele, der in sei-ner Zeit als Präsident des Theologischen Seminars in Zaokski und als Präsident der Euro-Asien-Division jahrelang eng mit dem adventistischen Verlag in Russland zusammenarbeitete. „Die beiden Zeit-schriften revolutionierten das Bild der Adventisten in der Sowjetunion und ebne-ten den Weg für die Erlaubnis, einen Ver-lag in Zaokski zu gründen.“

Eine Tradition des VertrauensDer Besuch aus der Sowjetunion sorgte

wohl für Schlagzeilen, war jedoch nicht das einzige Mal, dass sich Geheimdienstagenten im Verlag aufhielten. Anfang der 1990er-Jahre standen beim Besuch des damaligen Vizepräsidenten Ugandas, dem Adventisten Samson Kisekka, wieder Scharfschützen auf ihren Posten.

„Ich war damals zu Werbezwecken dort“, erklärte Thomas. „Hinter mir waren die Geheimdienstbeamten, und sie hatten wieder Spürhunde mit.“

Kisekka, der von Beruf Arzt ist, reiste Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre mehrmals in die USA. Das Ergebnis war, dass der Review and Herald-Verlag große Mengen von Sonderausgaben der Zeitschrift Message zu den Themen AIDS und Drogen nach Afrika lieferte.

„Diese Sonderausgaben hatten die bis dahin größten Auflagenzahlen in der Geschichte unseres Verlags und behandel-ten die AIDS-Krise in den USA und auf dem afrikanischen Kontinent“, erinnerte sich Delbert Baker, ein Vizeprä-sident der Generalkonferenz und damali-ger Redakteur der Zeitschrift Message.

Auch in anderen Ländern hat der Ver-lag Review and Herald einen wichtigen Beitrag zum Verlagswerk geleistet. Maschi-nen wurden gespendet und Mitarbeiter entsendet, wie zum Beispiel Keith Alexan-der, Leiter der Buchbinderei, der 1989 nach Südamerika geschickt wurde, um im adventistischen Verlag in Guyana beim Aufbau einer Produktionsanlage mitzu-helfen.

Howard Scoggins war von 1996 bis 2000 Leiter der Verlagsabteilung der Euro-Asien-Division. Er sagte, dass der Review and Herald zu seiner Zeit ein wahres Geschenk des Himmels war.

„Ich brauchte Manuskripte und Rechte, hatte aber kein Geld“, erinnerte er sich. „Ich wandte mich an den Review and Herald und sagte: ‚Leute, ich brauche diese Bücher. Ich zahle euch Tantiemen, aber verlangt bitte nichts sonst‘.“

Der Verlag verzichtete auf zahlreiche Gebühren und half auch auf andere Weise, sodass Scoggins ohne Verzug vorangehen konnte.

Scoggins, der zuvor schon in Afrika und dem Nahen Osten im adventistischen Verlagswesen tätig war, kam später zum Verlag Review and Herald in Hagerstown, wo er Anfang 2014 als Marketingdirektor in Pension ging.

Er sagte, dass seine Erfahrung in Russ-land ihn lehrte, dass der Review and Herald vielen adventistischen Verlagen weltweit, die immer zu wenig Manuskripte haben, etwas ganz Besonderes bietet: die Gewissheit, dass sie hochwertigen Inhalt bekommen, der es wert ist, übersetzt und neu veröffentlicht zu werden.

„Wenn sie das Logo sehen – das kleine R –, dann wissen sie, dass sie das Buch voller Vertrauen lesen können.“ ■

1 Das gilt nicht für die internationalen Ausgaben von Adven-tist World, die in den jeweiligen Erscheinungsgebieten gedruckt werden.

2 Die deutschsprachige Ausgabe erschien beim Saatkorn-Verlag (damals Hamburg).

Andrew McChesney ist Nachrichtenredakteur von Adventist World.

Dezember 2014 | Adventist World 19

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G E L E B T E R G L A U B E

Ich wusste nicht, dass ich infiziert war. Ich dachte sogar, dass mein Zustand viel besser sei als der der meisten an-

deren Menschen und dass ich ganz sicher keine Behandlung brauchte. Dann gab Gott mir die Gelegenheit, mich um Men-schen mit Lepra zu kümmern und zeigte mir, dass eigentlich ich diejenige war, die von Lepra geheilt werden musste, nämlich von der Lepra der Selbstsucht.

Im Februar 2013 gab Gott mir die großartige Gelegenheit, als freiwillige Helferin in einer von 600 Leprakolonien in China mitzuarbeiten. In China gibt es insgesamt 240.000 verlassene, überwie-gend ältere Menschen mit Lepra, die nicht nur Hilfe für ihre körperlichen Leiden brauchen, sondern auch geistliche Beglei-tung. Es ist wichtig, dass sie die gute Nachricht von Jesus hören.

Kim Jin To, ein inzwischen 81-jähriger Koreaner, startete den Dienst für Lepra-kranke im Jahr 2006. Er kam allein nach China, nachdem er sich zuvor 17 Jahre lang für Leprakranke in Korea und fünf

Jahre lang für Blinde in Japan eingesetzt hatte. Gegenwärtig arbeiten 90 freiwillige Helfer aus verschiedenen Ländern in die-sem Dienst zusammen. Die Freiwilligen leben in neun verschiedenen Leprakolo-nien und kümmern sich um die körperli-chen Bedürfnisse der Leprakranken. Und während sie sich um die Kranken küm-mern, öffnen diese ihre Herzen und wer-den bereit, etwas über den Jesus zu hören, an den die Freiwilligen glauben.

Kann man sich anstecken?Am häufigsten werde ich gefragt, ob

ich keine Angst habe, selbst Lepra zu bekommen. Die Antwort ist zum Glück: Nein. Dank der modernen Medizin ist Lepra heute eine leicht zu heilende Krank-heit; die Menschen in den Leprakolonien sind nicht mehr ansteckend. Leider haben sie sich angesteckt, lange bevor die richtige Behandlung verfügbar war, sodass viele von ihnen mit den Folgen der Krankheit leben müssen. Das bedeutet, dass sie mit Verletzungen und körperlichen Beein-

Lehren aus einer chinesischen Leprakolonie

LepraMeine Von Grace Lee

trächtigungen zu kämpfen haben. Viele sind blind oder verkrüppelt; Finger, Hände oder Beine sind entstellt oder fehlen ganz.

Die schlimmste Auswirkung der Krankheit ist jedoch die Gefühllosigkeit. Wenn die Leute zum Beispiel kochen, merken sie gar nicht, wenn sie sich mit heißem Wasser verbrühen. Wenn wir ihre Wunden verbinden, sagen sie, dass sie keine Schmerzen haben, obwohl die Wunden manchmal groß und tief sind.

Geistliche LepraKurz nachdem ich mit meiner Arbeit

in China begonnen hatte, las ich ein Zitat von Ellen White: „Die Lepra der Selbst-sucht hat sich der Gemeinde bemächtigt. Der Herr Jesus Christus wird die Gemeinde von dieser schrecklichen Krankheit heilen, wenn sie sich heilen lässt. Das Heilmittel findet sich in Jesaja 58.“1

Da wurde mir plötzlich klar, dass ich diejenige war, die Lepra hatte! Äußerlich sah ich „normal“ aus, aber wegen meiner Selbstsucht und Sünde war mein Herz

Oben: Grace Lee mit einem Be­wohner der Leprakolonie, in der sie als freiwillige Helferin arbeitet.

F o T o s M I T F r E u n D L I C H E r E r L a u B n I s D E s a u T o r s20 Adventist World | Dezember 2014

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gefühllos, und geistlich gesehen verfaulte ich. Ich hatte ohne die Liebe Christi in meinem Herzen gelebt und meinen wah-ren Zustand nicht erkannt. Mir waren die Menschen in ihrem Leid und Kummer, die starben, ohne Jesus zu kennen, gleichgültig gewesen.

Gott zeigte mir, dass ich wie der Pries-ter und der Levit im Gleichnis vom barm-herzigen Samariter war (vgl. Lk 10,25–37). Sie hielten sich für geistlich gesund, weil sie jeden Sabbat in die Gemeinde gingen, nichts Unreines aßen und sich in der Bibel auskannten. Doch in Wirklichkeit, sagte Jesus, setzten sie sich über das Prinzip des Gesetzes Gottes hinweg – Gott und den Nächsten zu lieben (vgl. Mt 22,37–40).

Jetzt ist die Zeit Jetzt ist es an der Zeit, Buße zu tun und

unsere Selbstsucht und unsere Sünden abzulegen, damit wir verändert werden und den Charakter Jesu widerspiegeln können. In der Apostelgeschichte werden auch wir aufgerufen: „So tut nun Buße und

bekehrt euch, dass eure Sünden getilgt werden, damit die Zeit der Erquickung komme von dem Angesicht des Herrn und er den sende, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist: Jesus.“ (Apg 3,19–20)

„Ich sah, dass keiner an der Erqui-ckung teilhaben kann, der nicht den Sieg über jegliche Sünde, über Stolz, Selbst-sucht, Liebe zur Welt und über jedes unrechte Wort und jede unrechte Tat erlangt hat. Wir sollten deshalb immer näher zum Herrn kommen und ernstlich danach trachten, diese nötige Vorberei-tung zu erlangen, die uns befähigt, im Kampf am Tage des Herrn zu bestehen.“2

Ich bin so dankbar, dass Gott mich nach China gebracht hat, um mir zu zei-gen, dass ich die Lepra der Selbstsucht hatte und von ihm geheilt werden musste. Der Heilige Geist wirkt wirk-lich in den Leprakolonien hier in China. Bisher haben schon 677 Personen Jesus als ihren Retter angenommen und sich taufen lassen. Viele andere bereiten sich auf die Taufe vor und bitten Jesus, sie von ihren

Sünden zu reinigen und zu einem neuen Leben in ihm zu befähigen.

Unsere Glaubensbrüder und -schwes-tern hier können es kaum noch abwarten, bis Jesus wiederkommt. Wie steht es mit uns? Mein großer Wunsch ist es, dass wir ihn, wenn er kommt, gemeinsam mit den Menschen in den Leprakolonien hier in China voller Freude loben und preisen, weil er nicht nur die physische Krankheit Lepra, sondern auch unsere geistliche Not geheilt hat. ■

1 Ellen G. White, Counsels on Stewardship, Review and Herald, Washington, D. C., 1940, S. 85.

2 Ellen G. White, Frühe Schriften von Ellen G. White, Wegweiser-Verlag, Wien, S. 62.

Links: Grace Lee hält die Hände einer alten Frau, die in einer der chinesischen Leprakolonien lebt.

Ein Mann, der Freude und Glück im Bibelstudium findet.

Oben: Über 600 Ein­wohner der Lepra­ kolonien haben Jesus kennengelernt und ihn als ihren Retter angenommen.

Grace Lee beim gemeinsamen Gebet mit einem Bewohner der Leprakolonie.

Grace Lee, hat an der Southern­Adventist­Universität in Tennessee studiert und arbeitet seit

2013 als freiwillige Helferin für den adven­tistischen Dienst an Leprakranken in China.

Dezember 2014 | Adventist World 21

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E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

an die

Von Ellen G. White

Der 25. Dezember wird seit jeher als Tag der Geburt Jesu begangen, und es ist nicht meine Absicht, in diesem Artikel zu bestätigen oder in Frage zu stellen, ob es

angemessen ist, das Ereignis an diesem Tag zu feiern. Vielmehr möchte ich auf die Kindheit und das Leben unseres Heilands eingehen. Ich möchte die Aufmerksamkeit der Kinder auf die niedrigen Umstände lenken, unter denen unser Erlöser auf die Welt kam.

Der ganze Himmel hatte Interesse an dem großartigen Ereignis, dass Christus auf diese Erde kam. Himmlische Boten kamen, um die Geburt des seit langem verheißenen und lang ersehnten Heilands einfachen Hirten bekanntzumachen, die auf den Feldern um Bethlehem Schafe hüteten. Das erste, was die Aufmerksamkeit der Hirten fesselte, als der Retter geboren wurde, war ein strahlendes Licht am Sternenhimmel, das sie mit Erstaunen und Bewunderung erfüllte …

Die erstaunten Hirten konnten die kostbare Botschaft, wel-che die Engel ihnen überbrachten, kaum begreifen, und als das strahlende Licht verschwunden war, sagten sie zueinander: „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.“ (Lk 2,15–17)

Sie waren voller Freude und konnten das kostbare Wis-sen über die Ankunft des Retters nicht für sich behalten; hellauf begeistert erzählten sie allen, die ihnen begegne-ten, von den wunderbaren Dingen, die sie gesehen und gehört hatten. Alle, die sie hörten, erzählten ihrerseits die wunderbare Erfahrung der Hirten weiter, und viele wunderten und freuten sich, denn sie glaubten an die Worte, die die himmlischen Boten gesprochen hatten. Die Hirten lobten und priesen Gott und kehrten zu ihren Schafen auf den Feldern Bethlehems zurück…

Eine besondere Gruppe von MenschenAlle, die Gott lieben, sollten ein tief empfunde-

nes Interesse an Kindern und Jugendlichen haben. Ihnen kann Gott seine Wahrheit und Erlösung offenbaren. Jesus nennt diejenigen Kinder, die an ihn glauben, die Lämmer seiner Herde. Er liebt sie ganz besonders und hat besonderes Interesse an ihnen. Er sagte: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht [legt ihnen keine Hinder-nisse in den Weg, zu mir zu kommen]; denn solchen gehört das Reich Gottes.“ (Mk 10,14) Jesus hat alle Her-

Jugend

Weihnachts-botschaft

Eine

22 Adventist World | Dezember 2014

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ausforderungen und Kümmernisse durchgemacht, die die Kind-heit mit sich bringt. Er kennt die Sorgen von Kindern und Jugendlichen. Durch seinen Heiligen Geist zieht er die Herzen der Kinder zu sich, während Satan bemüht ist, sie von ihm fern zu halten.

Das Kostbarste, was Kinder Jesus geben können, ist die Leb-haftigkeit und Frische ihrer Jugend. Wenn Kinder den Herrn von ganzem Herzen suchen, wird er sich von ihnen finden las-sen. In diesem zarten Alter ist die Zuneigung am innigsten, das Herz am empfänglichsten für Verbesserungen. Alles, was gese-hen wird, hinterlässt einen Eindruck im Denken Heranwachsen-der. Gesichter, die sie sehen, Worte, die sie hören und Handlun-

gen, die sie beobachten – all das hat einen entscheidenden Ein-fluss auf Geist, Herz und Charakter.

Wie wichtig ist es also, dass die Kinder schon im zarten Alter zu Jesus kommen und Lämmer seiner Herde werden! Wie wich-tig ist es, dass die älteren Gemeindeglieder sie durch Anleitun-gen und Vorbild zu Jesus führen, der die Sünde der Welt trägt und sie durch seine göttliche Gnade vor dem Verderben bewah-ren kann, das die Sünde mit sich bringt. Je besser sie Jesus ken-nenlernen, umso mehr werden sie ihn lieben und das tun kön-nen, was ihm gefällt. Gott hat dem Kindesalter eine besondere Bedeutung verliehen, denn er ließ seinen eingeborenen Sohn als Kind auf diese Erde kommen.

Welch unvergleichliche Liebe hat Jesus unserer gefallenen Welt erwiesen! Wenn Engel gesungen haben, weil der Retter in Bethlehem geboren wurde, sollten dann nicht unsere Herzen in ein freudiges Echo einstimmen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens? Auch wenn wir das exakte Datum der Geburt Christi nicht ken-nen, wollen wir das besondere Ereignis würdigen. Gott bewahre uns davor, so engstirnig zu sein, das Ereignis zu ignorieren, weil bezüglich des genauen Datums Unsicherheit herrscht.

Lasst uns tun, was wir können, um den Geist der Kinder auf Dinge zu fixieren, die allen, die Jesus lieben, kostbar sind. Lasst sie uns lehren, wie Jesus in die Welt kam, um allen Menschen Hoffnung, Trost, Frieden und Glück zu bringen. Die Engel erklärten den Grund für ihre große Freude mit den Worten: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk 2,11) Und wenn ihr dann bald Weihnachten feiert, ihr Kinder und Jugendlichen, wollt ihr dann nicht die vielen Dinge aufzählen, für die ihr dankbar sein könnt, und wollt ihr Christus nicht ein Dankopfer bringen und ihm damit zeigen, dass ihr die himmlische Gabe annehmt?

Alle sollen von Herzen reagierenDie Engel waren überwältigt von der großen Liebe Christi,

die ihn dazu führte, zu leiden und auf Golgatha zu sterben, um die Menschen von der Macht Satans zu retten. Die Engel im Himmel staunen über das Werk der Erlösung. Warum sind wir, denen diese große Erlösung ermöglicht wurde, so gleichgültig, kalt und lieblos? Kinder, ihr könnt Aufträge für Jesus erfüllen, die für ihn ganz und gar annehmbar sind. Ihr könnt Christus eure kleinen Gaben bringen. Die Weisen, die der Stern zu dem Ort geführt hatte, wo das Baby war, brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Als sie den verheißenen König fanden, beteten sie ihn an. Kinder, vielleicht fragt ihr euch: „Was können wir denn Jesus bringen?“ Ihr könnt ihm euer Herz geben. Welche Gabe könnte heiliger sein als der Tempel unserer Seele – gereinigt vom Schmutz der Sünde? Jesus steht an eurer Herzenstür und klopft an; werdet ihr ihn einlassen? Er sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ (Offb 13,20)

Werdet ihr Jesus in euer Herz lassen? Werdet ihr den ganzen Müll zur Seite räumen, die Tür weit aufmachen und euren himmlischen Gast fröhlich und bereitwillig einlassen? Ich werde euch nicht lange bitten müssen, Gott eure Dankopfer zu brin-gen, wenn ihr den Heiland nur einlasst. Dann werdet ihr so dankbar sein, dass ihr euch nicht zurückhalten könnt, eure Gaben zu den Füßen Jesu niederzulegen. Wir wollen alle von ganzem Herzen mit großer Freude auf die unbezahlbare Gabe – den Sohn Gottes – antworten. ■

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels „Eine Weihnachts­botschaft an Kinder und Jugendliche“, der am 17. Dezember 1889 im Review and Herald erschien. Siebenten­Tags­Adventisten sind der Überzeugung, dass Ellen G. White (1827–1915) während ihres mehr als siebzigjährigen öffentlichen Wirkens die biblische Gabe der Prophetie ausübte.

Wenn Engel gesungen haben, weil der Retter in Bethlehem geboren wurde, sollten dann nicht unsere Herzen in ein freudiges Echo einstimmen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens?

Jugend

Dezember 2014 | Adventist World 23

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Zwischen alten Dokumenten eines bereits 1966 in Kalifornien verstor-benen adventistischen Arztes ist

jetzt ein bislang unbekanntes Foto von der Mitbegründerin der Kirche der Sie-benten-Tags-Adventisten, Ellen G. White, aufgetaucht.

Das Foto stammt aus dem Jahr 1905 und zeigt White mit ihrem Sohn William und dessen Frau May. Es ist seit Jahrzehn-ten das erste Foto von ihr, das gefunden wurde, und der Fund ist besonders span-nend für alle, die sich wissenschaftlich mit Ellen Whites Leben befassen, weil er einen seltenen Einblick in ihren Alltag gewährt.

„Ich habe sie noch nie so gesehen“, erklärte James R. Nix, Direktor des Ellen G. White Estates, einer Institution der Kirche, die Whites Schrifttum verwaltet. „Dieses Foto ist so besonders, weil es nicht gestellt ist. Man hat das Gefühl, dass man auf sie zugehen und sie ansprechen könnte: ‚Schön, dich zu sehen‘.“

Von Ellen White gibt es nur 50 Fotos, die meisten wurden in einem Studio oder

in anderen formellen Situationen aufge-nommen.

Auf dem Foto von 1905 sieht man die 77-jährige Ellen White vor einem Zelt, offensichtlich auf der Generalkonferenz-Vollversammlung in Takoma Park im Mai 1905. White trägt einen großen Hut und einen Schal mit Blumenmuster und geht am Arm ihres Sohnes William, „Willie“, C. White, der ihr wichtigster Mitarbeiter

Das Foto zeigt Ellen White mit ihrem Sohn William C. White und dessen Frau May im Jahr 1905 vor einem Zelt.

Ein bisher unbekanntes Foto von der Mitbegründerin unserer Kirche gibt einen seltenen Einblick in ihr Alltagsleben

F o T o M I T F r E u n D L I C H E r E r L a u B n I s v o n r o n g r a y B I L L

wie wir sieEllen Whitenoch nie sahenVon Andrew Mc Chesney

24 Adventist World | Dezember 2014

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A D V E N T G E S C H I C H T E

beim Schreiben und Veröffentlichen ihrer Literatur war. Unter ihrem linken Arm trägt sie eine große Kladde, in der sie ihre Briefe und Predigten handschriftlich fest-hielt, die das White Estate heute sorgfältig in einem feuerfesten Safe aufbewahrt. Aus der Kladde schaut ein Stück Papier heraus. „Ich stelle mir vor, dass sie gerade unterwegs ist, um auf einer Versammlung zu sprechen, und in der Kladde sind ihre Aufzeichnungen“, sagte Nix.

Dieser Gedanke wird von der Tatsache gestützt, dass sie einen Kneifer auf der Nase trägt. Es ist bekannt, dass White zum Lesen eine Brille brauchte, so hat sie die Lesehilfe an jenem kühlen Maitag vielleicht getragen, um eine Ansprache zu lesen. Dieses Foto ist eines von nur zweien, auf dem White mit einer Brille zu sehen ist.

Warum Ellen White vor einem Zelt steht

Tim L. Poirier, Archivar im White Estate, der das Foto untersucht hat, dachte ursprünglich, dass die andere Frau auf dem Foto Sara McEnterfer sein könnte, die Krankenschwester, die Ellen White häufig auf ihren Reisen begleitete. Doch als er das Foto mit anderen verglich, stellte sich heraus, dass es sich bei der Frau um Whites Schwiegertochter May handelt. Poirier fand außerdem heraus, dass die Krankenschwester vor der Gene-ralkonferenz-Vollversammlung krank geworden war und dass May White Vor-kehrungen getroffen hatte, um ihre und Williams Kinder bei Verwandten in Kali-fornien unterzubringen, damit sie mit Ellen White in den Osten reisen konnten.

Poirier erklärte: „Das Zelt und die ganze Umgebung auf dem Foto passen zu dem, was wir über den Ort der Vollver-sammlung auf dem Grund der heutigen Washington Adventist University in Takoma Park, im US-Bundesstaat Mary-land, wissen.“

Die Generalkonferenz-Vollversamm-lung fand in einem großen Zelt auf dem Gelände des damals neu gegründeten Washington Training College – der heuti-gen Washington Adventist University – statt. Die Generalkonferenz, das höchste

und war sich auch bewusst, was für einen seltenen Fund das Foto darstellte. Er sagte: „Es ist erstaunlich, nach so langer Zeit noch ein unbekanntes Foto zu finden.“

Das alte Foto ist nur knapp 9 mal 9 Zentimeter groß, laut Graybill aber bemer-kenswert scharf. „Ich war erstaunt über die deutlichen Details und entzückt über den Hut“. Es gibt nur ein anderes Foto, das sie mit Kopfbedeckung zeigt, und auf dem sie laut Graybill eine Haube trägt.

Am 1. Oktober informierte Graybill das White-Estate über das neue Foto.

„Mein Lieblingsfoto von Ellen White“

Der Fund weckt Hoffnungen, dass noch andere Fotos auftauchen könnten. Nix, Direktor des White-Estates, ermutigte Adventisten, die auf viele Jahre Gemeinde-zugehörigkeit zurückblicken können, in ihren alten Fotoalben oder Schachteln mit Fotos nachzuschauen, ob darunter nicht vielleicht Fotos von Ellen White oder ande-ren adventistischen Wegbereitern sind.

Er sagte, dass es interessant ist, Geschichten über die ersten Adventisten zu lesen, dass es jedoch noch besser hilft, sich mit ihnen als Menschen aus Fleisch und Blut zu identifizieren, wenn man sie auch sehen kann, besonders auf Fotos, die nicht gestellt sind. „Bevor ich dieses Foto kannte, habe ich mir immer vorgestellt, dass Ellen White nach dem Tod ihres Mannes 1881 in der Öffentlichkeit nur dunkelbraun oder schwarz trug“, erklärt Nix. „Dass sie mit einem farbigen Schal, mit einer Lesebrille auf der Nase und Auf-zeichnungen für eine Ansprache unter ihrem Arm zu sehen ist, hat sie für mich lebendig gemacht, wie kein anderes Foto zuvor. Ich kenne dieses Foto erst etwas mehr als eine Woche, aber es ist bereits mein Lieblingsfoto von Ellen White.“ ■

Verwaltungsorgan der Kirche der Sieben-ten-Tags-Adventisten, war erst Ende 1903 von Battle Creek dorthin umgezogen. Gemeinsam mit dem Review-and-Herald-Verlag mietete sie Geschäftsräume im nahegelegenen Washington D.C., wie Ronald D. Graybill, ein pensionierter adventistischer Historiker erklärt.

Die Delegierten waren in Zelten untergebracht. Ellen White wurde ein Zimmer und Büro im neu gebauten Bur-schenwohnheim zur Verfügung gestellt, ihr Sohn und ihre Schwiegertochter erhielten ein drittes Zimmer, so Graybill.

Seit dem letzten Fund eines Fotos von Ellen White sind Jahre vergangen. Nix schätzt, dass das letzte Foto wohl vor etwa 50 oder 60 Jahren gefunden wurde. Das Foto von 1905 ist das erste neue Foto in den 42 Jahren, in denen er im White Estate arbeitet.

Die Herkunft des FotosWer das Foto aufgenommen hat, ist

nicht sicher. Sehr wahrscheinlich war es jedoch die ursprüngliche Besitzerin, Har-riet Allee Trott, eine damals 27-jährige Witwe, die 1905 als Sekretärin beim Ver-lag Review and Herald arbeitete.

Trott, eine begeisterte Fotografin, zog später nach Kalifornien und arbeitete in der Verwaltung des damaligen College of Medical Evangelists, der jetztigen Loma-Linda-Universität. Im Jahr 1921 heiratete sie den Arzt Leslie Trott, unter dessen Unterlagen das Foto gefunden wurde.

Harriett Allee Trott starb 1958, acht Jahre vor ihrem Mann, der im adventisti-schen White Memorial Medical Center in Los Angeles arbeitete. Beim Sortieren alter Unterlagen stieß nun die Urenkelin der Trotts, Jacqueline Leslie Trott-Bally in einer Mappe mit der Aufschrift „Harriets Familienfotos“ auf das Foto mit Ellen White und kontaktierte Graybill. Sie hatte bereits zuvor mit ihm zusammengearbei-tet, als sie einige Unterlagen ihres Urgroß-vaters seiner Alma Mater, der Loma-Linda-Universität, gespendet hatte.

Graybill, zu dessen Forschungsarbeit eine Diapräsentation aller Fotos von Ellen White gehört, erkannte Ellen White sofort

Andrew McChesney ist Nachrichtenredakteur von Adventist World.

Dezember 2014 | Adventist World 25

Page 26: Aw december 2014 german

F R A G E N Z U R B I B E L

Das ist eine einfache Frage, auf die es keine einfache Ant-

wort gibt. Du fragst nach dem Grund oder der Motivation, die

Gott bewog zu erschaffen. Mein Ein-druck ist, dass die Bibel keine ausdrückli-

che Antwort auf deine Frage gibt. Das einzige, was wir tun können, ist, zu untersuchen, was die Bibel

über Gott sagt, und daraus eine mögliche Antwort auf deine Frage abzuleiten. Dazu werden wir Gott als Liebe, als Schöpfer und in seiner Kreativität betrachten.

1. Gott ist Liebe: Die häufigste Antwort auf deine Frage ist, dass Gott schuf, weil er Liebe ist (1 Joh 4,8.16). Doch diese einfa-che Aussage beantwortet die Frage nicht umfassend. Sie besagt nur, dass Gottes Liebe ihn dazu bewog zu erschaffen, ohne uns zu erklären, warum Liebe sich im Schöpfungsakt ausdrücken wollte. Es könnte sogar der Gedanke aufkommen, dass es keinen Grund für die Schöpfung gibt, weil die Liebe keinen Grund liefert. Diese Antwort könnte sogar unterstellen, dass die Schöpfung irrational und planlos ist. Um dieses Problem zu vermeiden, wird argumentiert, dass Gottes Liebe ihn vielleicht deshalb dazu drängte oder bewog zu erschaffen, weil er die Objekte seiner Liebe außerhalb der Dreieinigkeit vermehren wollte. Das beantwortet die Frage nach dem „Warum“ der Schöpfung, wirft zugleich aber neue Fragen auf. Warum wollte Gott den Kreis der Liebe erweitern? Wurde dadurch eine Sehn-sucht innerhalb der Gottheit gestillt? Man mag meinen, dass diese Antwort grundsätzlich kein Problem darstellt, doch das trifft nicht zu.

Die Antwort legt den Gedanken nahe, dass die Liebe, welche die Teile der Gottheit seit Ewigkeiten charakterisierte, keine aus-reichenden Ausdrucksmöglichkeiten hatte. Das Bedürfnis musste durch die Erschaffung weiterer Geschöpfe gestillt wer-den, denen er die Fülle seiner Liebe zum Ausdruck bringen konnte. Doch das eigentliche Problem mit dieser Lösung ist, dass Gottes Liebe nie auf sich selbst ausgerichtet ist; die Liebe Gottes sucht immer das Wohl des anderen. Wenn Gott dadurch, dass er schuf, ein persönliches Bedürfniss befriedigte, dann war die Schöpfung ein Ausdruck der Selbstsucht, nicht der Liebe. Natürlich soll das nicht heißen, dass die Schöpfung von Gottes Liebe zu trennen ist. Die Frage ist, wie beides konstruktiv in Beziehung gebracht werden kann.

2. Gott ist Schöpfer: Das erste, was die Bibel über Gott aus-sagt, ist, dass er der Schöpfer ist (1 Mo 1,1). Diese Bezeichnung wird allgemein als eine Funktion Gottes verstanden: Die Schöp-fung wird als Ausdruck der Macht Gottes gesehen. Das ist auch richtig, aber für sich selbst gesehen, könnte man die Aussage so verstehen, dass Gott etwas tat, was er vorher nicht getan hat, er wurde Schöpfer. Die Frage, die sich daraus ergeben würde, wäre, was er war, bevor er schuf. Ich weiß, dass das alles sehr spekula-tiv ist. Es ist besser, beim Zeugnis der Bibel zu bleiben. Die Bibel interpretiert die Bezeichnung „Schöpfer“ nicht einfach als etwas, das Gott getan hat, sondern als etwas, das er ist (Jer 10,12; Spr 3,19; Offb 4,11). Bevor er begann zu erschaffen, besaß er bereits göttliche Weisheit (Spr 8,22–31). Deshalb ist die Fähigkeit Got-tes, zu erschaffen, untrennbar mit seinen göttlichen Eigenschaf-ten verbunden – damit, wie er ist. Die Kreativität oder Schöpfer-macht Gottes ist Teil seines Wesens.

3. Gottes Kreativität: Gott, der uns Kreativität verlieh, als er uns nach seinem Bild schuf, ist die Kreativität in Person. Wenn ich mich nicht irre, hat es nie eine Zeit gegeben, in der Gott diese Kreativität oder Schöpfermacht nicht besaß. Seine Rolle als Schöpfer ist fest in seiner Kreativität verankert. Durch seine Kre-ativität äußert sich seine göttliche Weisheit. Es liegt tatsächlich im Wesen Gottes, zu schaffen und zu lieben. Er schuf, weil es Teil seiner Existenz ist, sich in Schöpfungsakten auszudrücken, nicht um ein besonderes Bedürfnis zu befriedigen. Die Schöpfung hat Sinn und Zweck, weil es zur Natur Gottes gehört, als Ausdruck seiner Freiheit, Kreativität, Liebe und Kraft zu schaffen.

Da die Kreativität Gottes ein Ausdruck der Liebe ist, ist alles, was Gott schafft, gut (1 Mo 1,31). Das bedeutet, dass Gottes Kre-ativität eingebettet ist in seinem alleinigen Interesse am Wohl seiner Schöpfung. Durch die Schöpfung erhielt Gott nicht etwas, was ihm vorher fehlte (Apg 17,25), sondern offenbarte seinen vernunftbegabten Wesen im gesamten Kosmos die Herrlichkeit seines göttlichen Charakters. ■

Warum schuf Gott?

SchöpfergottUnser

Angel Manuel Rodríguez war Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der General­konferenz. Jetzt lebt er in Texas.

26 Adventist World | Dezember 2014

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B I B E L S T U D I U M

Herzliche Grüße aus Irland. Ich schreibe diese Bibelstun-de für Adventist World in der wunderschönen Stadt Dublin. Gestern Abend sagte jemand in der Fragestunde

nach dem Evangelisationsvortrag: „Pastor Finley, ich bin zwar Christ, aber ich habe trotzdem große Angst, wenn ich an die Wiederkunft Christi denke. Ich verstehe gar nicht, warum. Kön-nen Sie mir bitte helfen?“

Es mag einige Gründe geben, warum Menschen Angst haben, wenn sie an die Wiederkunft unseres Herrn denken. Vielleicht fühlen sie sich nicht bereit für das zweite Kommen Christi, obwohl sie Christen sind. Vielleicht fühlen sie sich geistlich zu schwach, um durch die Krise zu gehen, auf die unsere Welt zusteuert. Möglicherweise machen sie sich Sorgen über bestimmte Sünden in ihrem Leben. Die grundlegende Frage ist: Wie kann ich dem Kommen Christi voller Freude und Zuver-sicht entgegensehen? In unserem Bibelstudium in dieser Ausgabe von Adventist World werden wir einige Antworten betrachten.

1 Welchen Rat und welches Versprechen gab Jesus in Offenbarung 2,10 der Gemeinde in Smyrna für die Zeit der Trübsal und Verfolgung, die sie durchmachte? Historisch gesehen war die Gemeinde in Smyrna die zweite der sieben Gemeinden in der Offenbarung. Die Christen in dieser Gemeinde wurden vom heidnischen römischen Kaiser Diokle-tian zehn Jahre grausam verfolgt, von 303 bis 313 nach Christus. Jesus versprach seinen Nachfolgern, dass die Verfolgung nicht für immer andauern würde. Als sie im Glauben über die Zeit ihrer Prüfung hinaus auf eine ewige „Krone des Lebens“ schau-ten, wich die Angst der Hoffnung.

2 Wir alle haben Zeiten, in denen wir vor etwas Angst haben; doch was sagt 1. Johannes 4,18–19 darüber, wie wir von einer lähmenden Furcht frei werden können, die unser ganzes Leben beherrscht? Gottes Liebe persönlich zu erfahren, macht uns frei von der zer-störerischen Furcht, die manchmal die Kontrolle über unser

Leben übernehmen will. Es bewirkt einen großen Unterschied zu glauben, dass Gott uns liebt und nur unser Bestes will. Wenn wir uns auf unsere Unzulänglichkeiten und Schwächen konzent-rieren, wird unser Herz mit Furcht erfüllt. Aber wenn wir uns auf Jesus und seine Liebe ausrichten, breitet sich Hoffnung in unserem Herzen aus.

3 Warum haben einige Menschen Angst, wenn sie an die Wiederkunft Christi denken? Was ist die Alter­native? Beachte den Kontrast in Lukas 21,25–28 und Hebräer 12,1–2.

4 Welche ermutigende Botschaft hat Christus in Jesaja 35,3–4 für jeden, der Angst vor der Wiederkunft Christi hat?Wir müssen uns nicht vor der Wiederkunft Christi fürchten, weil er kommt, um uns zu retten. Die große Sehnsucht im Her-zen von Jesus ist, uns nach Hause zu holen, damit wir für immer bei ihm sein können (Joh 14,1–3).

5 Welche Alternative zu Sorgen und Angst gibt uns Jesus in Matthäus 6,33–34? Lies die Verse aufmerksam. Was rät der Herr uns, zu tun; was rät er uns, nicht zu tun?

6 Gibt es eine Furcht, die positiv ist? Finde in Psalm 19,10; Prediger 12,13–14 und Offenbarung 14,7 drei Dinge heraus, die eine positive Furcht bewirkt. Die „Furcht Gottes“ bedeutet, Gott ernst zu nehmen, ihn zu res-pektieren und zu ehren. Gott zu fürchten oder zu achten ist der Anfang aller Weisheit und gibt unserem Leben eine Richtung. Der tiefe Respekt vor Gott bringt uns dazu, ihn zu ehren, indem wir seine Gebote ernst nehmen und ihn durch unser Leben ver-herrlichen. Wir können lähmende Angst überwinden und in der Gnade Gottes fröhlich sein, wenn wir über ewige Dinge nach-denken, auf Jesus sehen und in seiner Liebe ruhen. ■

Ängstenumgehen

Mit unseren

F o T o v o n g E r D a L T M a n n

Von Mark A. Finley

Dezember 2014 | Adventist World 27

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sionar in Korea. Seine Mutter und mein Großvater waren Geschwister. Russel wuchs ganz in der Nähe der Farm auf, auf der meine Mutter groß wurde.

Nach seiner Rückkehr aus Korea arbeitete er als Arzt in den USA. Er holte meine Mutter in den Westen, wo sie mit-half, auf seine Kinder zu achten. Meine Eltern lernten sich auf einer Zeltver-sammlung kennen und wurden von Rus-sell getraut. In der gleichen kleinen Kapelle traute er 27 Jahre später auch meinen Mann und mich.

Damals war er bereits über 80, und wir waren das letzte Paar, das er traute. Als sie auf den Einzug in die Kapelle war-teten, erzählte er meinem Mann von einem Paar, das er im Auto getraut hatte, auf dem Weg ins Krankenhaus, zur Geburt ihres Babys. Er hatte immer eine Geschichte über seine Abenteuer parat.

RaucherzonenIch beziehe mich auf Andrew McChesneys Nachrichtenartikel „Adventisten starten neues Raucherentwöhnungsprogramm“ (September 2014). In dem Artikel erklärt Daniel Handysides sein Ziel „dass jede unserer Ortsgemeinden zu dem Ent-schluss kommt, eine Raucherecke außer-halb der Kirche einzurichten“. Er sagt weiter, dass dies dazu dienen soll, dass sich Raucher in unseren Gemeinden wohlfühlen sollen.

Ich war bestürzt als ich das las, doch dann fragte ich meine Schwester nach ihrer Meinung. Sie ist keine Adventistin, kommt aber regelmäßig mit in die Gemeinde, wenn sie mich besucht.

Meine Schwester bezeichnet sich selbst als „total nikotinabhängig“. Hier ist ihre Meinung zu dem Thema: „Bei ihnen [den Adventisten] dreht sich doch alles um die Verbindung zwischen Körper, Seele und Geist. Ich kann kaum glauben,

dass sie überhaupt über so etwas nach-denken. Ich würde nie bei einer Gemein-deveranstaltung rauchen oder Alkohol trinken. So weit müssen sie nicht gehen, um Leute in ihre Gemeinde zu bringen.“

Nur zur Information: Meine Schwester fühlt sich sehr wohl in der Gemeinde; die Gemeindeglieder sind immer sehr freund-lich zu ihr, unterstützen sie und beten regelmäßig für sie. Wir brauchen keine Raucherzonen in unseren Gemeinden. Wir brauchen nur die Raucher, die zu uns kommen, zu lieben und zu unterstützen.

Anya McLartyMildura, Victoria, Australien

Danke für deinen Brief! Später im Artikel erklärte Handysides noch genauer, worum es ihm ging, nämlich „um einen Wandel unserer Einstellung, so dass wir Rauchern ermöglichen, unsere Räumlichkeiten zu betreten, ohne abgelehnt zu werden“. So wie du schreibst, trifft diese Beschreibung auf die Gemeinde zu, die deine Schwester besucht. Das ist ein Segen. – Die Redaktion

Mehr über Dr. Riley RusselIn der Septemberausgabe von Adventist World steht ein kurzer Bericht über Dr. Riley Russell (Leserforum „Vor 106 Jah-ren“). Er war der erste adventistische Mis-

L E S E R F O R U M

Bitte betet darum, dass der Heilige Geist in meinem Leben wirkt und betet auch für meine Familie.

Leonardo, Brasilien

Betet für meine Familie. Wir brauchen die Führung des Heiligen Geistes.

Mwamba, Malawi

Ich weiß, dass Gott Wunder tun kann. Meine drei Monate alte Enkelin ist blind und die Ärzte sagen, dass sie nichts tun können. Bitte betet!

Simone, Jamaika

Bitte betet für die Situation in den Län-dern, in denen Ebola grassiert und auch

für unsere Gemeinde in den betroffenen Ländern.

Remsee, Liberia

Bitte betet für meinen Bruder. Er hat Dia-betes und ist sehr niedergeschlagen. Er braucht auch körperliche Heilung.

Sheila, USA

Gott gebraucht immer wieder Menschen, die den brennenden Wunsch im Herzen haben, Werkzeuge Gottes zu sein, um die Botschaft an die vielen Men-schen weiterzugeben, die sie noch nicht kennen.

Marcelo Sapia, Misiones, Argentinien

ANLIEGENDankw

Leserbriefe

28 Adventist World | Dezember 2014

Page 29: Aw december 2014 german

Russell hatte eine dröhnende Stimme, und immer, wenn wir uns im Kranken-haus begegneten, wo ich meine Kranken-schwesternausbildung machte, rief er: „Da ist ja eines meiner Babys!“ Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Alle Kinder, die er entbunden hatte, nannte er seine Babys.

Russell brachte auch meine Tante Nada in den Westen, wo sie Kranken-schwester wurde. Sie inspirierte mich, ebenfalls Krankenschwester zu werden.

Es gibt ein interessantes Buch über ihn, mit dem Titel It Came in Handy, von Stella Parker Peterson. Er würde sich sicher sehr freuen, wenn er wüsste, dass meine Enke-lin als Lehrerin in Korea arbeitet.

Laura Ann Matthews Independence, Oregon, USA

Der Stau und Der große KampfVielen Dank, Waldburga Müller, für

deinen Erfahrungsbericht „Der Stau und Der große Kampf “ (Mai 2014). Gott hat dich als Werkzeug gebraucht, um Men-schen mit dem Buch Der große Kampf zu erreichen.

Durch Adventist World gebraucht Gott immer wieder Menschen, die den bren-nenden Wunsch im Herzen haben, seine Werkzeuge zu sein, um die Botschaft an die vielen Menschen weiterzugeben, die sie noch nicht kennen.

Vielen Dank!Marcelo SapiaMisiones, Argentinien

Eine gemeinsame Entdeckungsreise durch die BibelGott spricht durch sein Wort zu uns. Schließe dich bibelgläu­ bigen Menschen in mehr als 180 Ländern an, die jeden Tag ein Kapitel in der Bibel lesen. Informationen erhältst du unter http://www.erneuertdurchseinwort.de/category/allgemein/. Auf dieser Website kannst du dich auch anmelden, um das Kapitel für den jeweiligen Tag per E­Mail zugeschickt zu bekommen. Wenn du mitmachen willst, dann beginne am

1. JANUAR 2015 mit Lukas 17

Ich habe seit 2008 erfolgreich als Buche-vangelist gearbeitet, bis vor zwei Jahren meine Verkaufszahlen zurückgegangen sind. Ich kann meine Kinder als alleiner-ziehender Vater nicht mehr versorgen. Bitte betet für mich. Betet auch für meh-rere Gemeindeglieder, die krank sind.

Boitumelo, Südafrika

Bitte betet darum, dass meine Familie wie-der zu Jesus findet. Betet auch für meine Tochter, die ALS hat.

Sara, USA

■ In Bolivien wird am Abend des 24. Dezembers die „Hahnenmesse“ gefeiert, weil einer Legende zufolge ein Hahn der erste war, der die Geburt Christi verkündete.

■ In Polen gehören Spinnen zur Weihnachtsdekoration, weil hier eine Legende besagt, dass eine Spinne eine Decke für das Jesuskind spann.

■ Der Nikolaus bzw. Weihnachtsmann geht auf eine historische Person zurück, nämlich auf den Bischof Nikolaus von Myra, der Ende des 3. Jahrhunderts in Patara, in der heutigen Türkei, geboren wurde.

■ Manche vertreten die Meinung, dass Martin Luther der erste war, der zu Ehren der Geburt Christi einen Baum schmückte, weil er so bewegt war von den Sternen, die durch die Zweige der Fichten hindurch schienen.

■ Die frühste bekannte Weihnachtsbaumdekoration waren Äpfel. Schauspieler im Mittelalter verwendeten Äpfel in Mysterienspielen, wenn sie die Schöpfung von Adam und Eva und deren Vertreibung aus dem Paradies darstellten.

Quelle: facts.randomhistory.com/Christmas­facts.html

Es geht um

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Erneuert durch sein Wort Adventist Wor ld

www.revivalandreformation.org

Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten

Frühjahrssitzung17. April 2012

GK-VollversammlungJuli 2015

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Frühjahrssitzung17. April 2012

GK-VollversammlungJuli 2015

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Frühjahrssitzung17. April 2012

GK-VollversammlungJuli 2015

Gemeinsam die Bibel durchlesen

www.erneuertdurchseinwort.de

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an [email protected] schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 50 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbe­halten. Nicht alle Anliegen werden veröffentlicht. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1­301­680­6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904­6600 USA

Leserbriefe bitte an [email protected] schicken. Bitte klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

Christus

Dezember 2014 | Adventist World 29

Page 30: Aw december 2014 german

L E S E R F O R U M

Am 19. Dezember 1865 wurde William Ambrose Spicer in Freeborn, im US-Bundesstaat Minnesota, geboren. Seine

Eltern waren Siebenten-Tags-Baptisten. Nachdem er Siebenten-Tags-Adventist geworden war, arbeitete er als Botenjunge im

Battle Creek Sanitarium und später als Sekretär für den ärztlichen Leiter des Sanitariums, John Harvey Kellogg.

Mit Anfang 20 reiste er gemeinsam mit Stephen Nelson Haskell nach England und arbeitete eine Zeitlang im Redaktionsteam der Zeitschrift The Present Truth. Im Jahr 1893 half er bei der Gründung der Solusi Mission in Matabeleland auf einem 4,9 Hektar großen Grund, den sie von Cecil Rhodes, dem damaligen Premi-erminister der Kapkolonie erhalten hatten.

Im Jahr 1898 ging Spicer nach Indien. Ein Jahr später wurde er Redakteur des Oriental Watchman. Eine Zeitlang war er der einzige ordinierte adventistische Pre-diger in Indien. Die Spicer Adventist University in Poona ist nach ihm benannt.

Von 1903–1922, während der Präsidentschaft von Arthur Grosvenor Daniells, war Spicer Sekretär der Generalkonferenz, von 1922–1930 war er selbst Präsident. Er schrieb zahlreiche Bücher und entfachte durch seine einfachen Gewohnheiten und seine spannenden Missionsberichte Zuversicht und Glauben unter Adventisten.

So viele Industrieroboter wurden 2013 verkauft, 12 Prozent mehr als 2012. Jeder fünfte Roboter wird in China montiert. Die meisten Industrieroboter gibt es in Japan, nämlich 300.000.

Quelle: International Federation of Robotics/The Rotarian

Eine neue Studie besagt, dass Menschen, die in Büros ohne direktes Sonnenlicht arbeiten, im Durchschnitt 47 Minuten weniger schlafen als Menschen, die in Büros mit Fenstern arbeiten. Natürliches Sonnenlicht trägt demnach zur Steuerung unserer inneren Uhr und zur Förderung der Produktion des Schlafhormons Mela-tonin bei. Man kann dem „Höhleneffekt“ entgegenwirken, indem man sich zum Beispiel in der Mittagspause eine halbe Stunde im Freien aufhält.

Quelle: Northwestern University/Men’s Health

Der Glaube glaubt das Unglaubliche,

sieht das Unsichtbare,

empfängt das Unmögliche.

Marcela Rodríguez, Mendoza, Argentinien

99 JahrenVor

Mehr Sonnenschein, mehr Schlaf

Nur einGedanke

30 Adventist World | Dezember 2014

Page 31: Aw december 2014 german

ANTWORT: Adventistische Pfadfinder besuchen die Rafiki-Mädchenschule in Mzuzu, Malawi, um adventistische Literatur an die Schülerinnen zu verteilen.

Mehr Sonnenschein, mehr Schlaf

NUR NOchAfghanistan, Pakistan und Nigeria sind die einzigen Länder der Erde, in denen Polio (Kinderlähmung) noch nicht aus-gerottet ist. Krieg und ethnische und religiöse Intoleranz scheinen die größ-ten Hindernisse für eine vollständige Ausrottung zu sein.

Quelle: The Rotarian

Woin allerWelt ist das?

„Siehe, ich komme bald …“Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.

Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott

Mitherausgeber: Claude Richli

Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk

Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater

Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk

Chefredakteur: Bill Knott

V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Andrew McChesney, Kimberly Luste Maran

Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan

Redakteur der Online­Ausgabe: Carlos Medley

Technische Koordination: Merle Poirier

Finanzmanagerin: Rachel J. Child

Editors­at­large: Mark A. Finley; John M. Fowler

Redaktionsassistentin: Marvene Thorpe-Baptiste

Leserservice: Merle Poirier

Layout und Design: Jeff Dever, Brett Meliti

Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander

Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz, Angelika Kaiser

Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München

Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)

Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: [email protected], Website: www.adventistworld.org

Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen.

Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt.

10. Jahrgang, Nr. 12

Dezember 2014 | Adventist World 31

Page 32: Aw december 2014 german

Gebt ihnen die Schlüssel!

Stell dir vor, wie junge Siebenten-Tags-Adventistendie Welt für Jesus auf den Kopf stellen.

die Mission planen (mindestens 75 Prozent der regionalen Finanzplanungsausschüsse der GK gibt es in der gegenwärtigen Zusammensetzung bereits seit 5 bis 25 Jahren!).

Lebensverändernde Missionsprojekte bestimmen, verantworten und verwirklichen.

Deine Gaben zur Generalkonferenz-Vollversammlung 2015 können mithelfen, Tausende von Jugend-Missionsprojekten in aller Welt zu fi nanzieren.

Kreativität. Energie. Vision.

SONDER-SAMMLUNGEN*13. Dezember 201411. April 201511. Juli 2015*Bitte mit dem Gabenkalender deiner Vereinigung oder deines Verbandes abgleichen

gcsessionoff ering.org