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„Welch ein Abenteuer!“ Projektbericht Lebenshilfe Dieburg Verein für Menschen mit Behinderungen e.V. Fachdienst für Offene Hilfen

„Welch ein Abenteuer!“ - Lebenshilfe Dieburg · der Präsentation im Staatstheater. Der große Raum, das Licht und die vielen Menschen er-schreckten interessanterweise unsere

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Page 1: „Welch ein Abenteuer!“ - Lebenshilfe Dieburg · der Präsentation im Staatstheater. Der große Raum, das Licht und die vielen Menschen er-schreckten interessanterweise unsere

„Welch ein Abenteuer!“

Projektbericht

Lebenshilfe Dieburg Verein für Menschen mit Behinderungen e.V.

Fachdienst für Offene Hilfen

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Inklusion – weit mehr als Integration!

Eben haben wir unser sehr erfolgreiches „Projekt Sommernachtstraum, ein Stück Theater von Allen für Alle“ beendet. Eine menschlich und künstlerisch sehr intensive und erlebnisreiche Zeit, in welcher wir mit drei Ensembles, den SeniorInnen der Akademie 55plus, den Jugendlichen des Jungen Theaterlabors und der Theatergruppe „Dieburgis“, einer Theatergruppe der Lebenshilfe Dieburg, ein Theaterstück von Shakespeare erprobt und „erlebbar“ gemacht haben.

Max Augenfeld hatte den „Sommernachtstraum“ vorgeschlagen, weil in diesem Stück verschiedene Welten aufeinander prallen - auch die Welt der Menschen mit Behinderung schien uns getrennt oder zumindest parallel zur Welt der „Normalos“ zu verlaufen. Diese Trennung aufzuheben war unser Anlie-gen und der große Shakespeare bot uns eine Lösung an: Im Sommernachtstraum kommen nach langen Irrungen am Ende alle zusammen. Und auch das sollte sich als Parallele herausstellen: Der Weg zur Premiere war ganz schön lang, aber auch ganz schön schön!

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Einleitung Konzept/Inklusion

Gleichzeitig zur Entwicklung der Ideen für das Projekt musste vor Beginn zunächst ein Finan-zierungsplan erstellt und Sponsoren gesucht werden, die ein inklusives Projekt unterstützen würden. Aktion Mensch war hier der erste An-sprechpartner für die Produktionsleitung aus der Lebenshilfe, da aktuell derartige Inklusionspro-jekte gefördert werden. Zudem mussten weitere Sponsoren gefunden werden, um den Eigenanteil an dem Projekt fi nanzieren zu können, der die Voraussetzungen für die Zusage durch Aktion Mensch bildet. Für den Fall, dass wir keine Unter-stützung von Aktion Mensch erhalten würden, wären Sponsorenleistungen eine Basisfi nanzie-rung des Projektes und würden es überhaupt erst ermöglichen. Nach einem Antrag bei Aktion Mensch muss man erfahrungsgemäß bis zu 15 Monate warten, bis man einen – dann hof-fentlich positiven – Bescheid erhält. Das Projekt sollte jedoch schon in einem Jahr abgeschlossen sein. Durch vielfältige Kontakte und einer guten Werbekampagne per Internet, gesponsert von dasign, einer Darmstädter Agentur für integrierte Kommunikation, konnten dankenswerter Weise im Laufe des ersten halben Jahres Sponsoren gefunden werden, um den Eigenanteil sicher zu stellen. Mit ganz viel Idealismus und Engage-ment hat das Regieteam vertraglich zugestimmt, dass erst nach Auszahlung aller Gelder die volle Honorarsumme gezahlt werden könnte. Vorläufi g

wurden nur 25 % des zu erwartenden Honorars in Abschlagszahlungen gewährt. Überzeugt vom Projekt konnten sich alle auf dieses Arrangement einlassen – zugunsten der gemeinsamen inklusi-ven Arbeit.

In dem Projekt wurde der anfangs noch fremd und intellektuell anmutende Begriff Inklusion greifbarer und auf wunderbare Weise für alle Mitspieler erlebbar. Ob es sich darum handelte, dass plötzlich Spieler mit geistiger Behinderung andere Spieler korrigierten, man einander bei Improvisationen half oder zwischendurch die Pro-ben durch plötzliche Umarmungen und emotio-nale Reaktionen (weil die Personen auf der Bühne gerade etwas Trauriges erlebten) unterbrochen wurden, immer mehr wurde jeder einzelne Spie-ler in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen und angenommen.

Das Projekt wurde mit gemeinsamen Proben aller drei beteiligten Gruppen in den Räumen der Lebenshilfe Dieburg gestartet. Die Teilnehmer wurden vom Regieteam eingeladen, sich dem Theaterspiel mit spielerischen Körper- und Sprach-übungen anzunähern. Des Weiteren wurde ein Schwerpunkt auf die Gruppenfi ndung und die Stärkung der Gruppendynamik gelegt. Dem Regieteam war bewusst, dass ein inklusives Theaterstück nur von Erfolg gekrönt sein wird,

Exklusion Separation Integration Inklusion

Das Wort Inklusion (lateinisch inclusio, „der Einschluss“) bedeutet Einbeziehung, Einbeschlossenheit, Dazugehörigkeit

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Proben, Proben, Proben…

wenn der Fokus darauf liegt, dass die einzelnen Teilnehmer schnell zueinander fi nden und gemeinsam mit dem Regieteam ein Vertrauens-verhältnis herstellen würden. Anfangs gab es von Seiten der Jugendlichen und der SeniorInnen große Unsicherheit gegenüber den Menschen mit Behinderung. Viele gemeinsame Spiele mussten immer wieder durch den Wunsch der „DieBurgis“, sich nicht so viel bewegen zu wollen, unterbrochen werden. Un-sicherheit, aber auch viel gemeinsames Gelächter prägten diese erste Phase der Zusammenarbeit. Hier der Ausschnitt eines Probenberichtes einer Seniorin aus dieser Anfangszeit:

„Welch ein Abenteuer! Sommernachtstraum von Shakespeare. Schon die Zusammensetzung des Ensembles ist ein Knaller: Unsere Dieburgis (Lebenshilfe), die jungen Leute des Theaterlabor (Junges Theaterlabor) und schließlich wir Alten (Theaterlabor 55plus). Noch haben wir unter-schiedliche Probenzeiten, so dass ich nur über meinen Bereich sprechen kann: Zunächst Proben in den Räumen der Lebenshilfe, dann im Auf-enthaltsraum der Alfred-Delp-Schule in Dieburg. Ganz zu Anfang konnten sich allerdings alle Gruppen schon mal beschnuppern. Für mich war das ein wunderschönes Erlebnis.

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Probe

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Straßentheater

Ich habe immerhin schon 2x die 6 auf dem Buckel (wie Bettina sich ausdrückt), aber ich kenne keine Gruppe wie unsere Dieburgis, die mich je so herz-lich empfangen hätte.

Von jetzt auf gleich haben sie sich meinen Vor-namen gemerkt, mich gedrückt, geherzt, Küsschen verteilt, nicht nachgefragt woher ich komme und was ich bin: Sie haben mich angenommen wie ich bin.“

Gemeinsam wurde nun im weiteren Probepro-zess das Thema „Liebe und Streit“ thematisiert. Dabei lag immer ein Fokus darauf, jede einzelne Kleingruppe mit Jungen, Menschen mit Behinde-rung und SeniorInnen zu bestücken. Die Gruppen arbeiteten dadurch in verschiedensten Konstel-lationen zusammen und es gab erstaunliche

Ergebnisse. In dieser Durchmischung stellten wir uns auch die Besetzung der Rollen vor, wobei wir jedem unbedingt Texte und einen individuellen Charakter geben wollten. Niemand sollte nur Staf-fage sein. Das Thema „Liebe und Streit“ – bein-haltete für alle drei Gruppierungen einen wahren Schatz an Ideen und Bildern. So wurde der künst-lerische Prozess für die Teilnehmer erlebbar.

Diese Arbeit war sehr zeitaufwändig und konnte nicht mehr in einem wöchentlichen Treffen gelei-stet werden. So beschlossen wir, die Teilnehmer nach Neigung auf vier Untergruppen zu verteilen. Jede Untergruppe probte nun an einem anderen Wochentag. Das bedeutete einen vierfachen Zeit-aufwand von unserer Seite – hatten wir ja mit der Hälfte der Zeit gerechnet.

Erste Feuerprobe: Handwerkerstück als Straßentheater in Darmstadt

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Aufführung

Eine besondere organisatorische Herausforderung wurde damit auch an die Dienststelle der Lebens-hilfe gestellt. Zu den regelmäßigen Proben muss-ten einzelne Teilnehmer an einem weiteren Tag in der Woche zuhause abgeholt und zum Proberaum gefahren werden. Nachdem 4 Teilnehmer aus dem Landkreis abgeholt waren, waren schon mal 60 Kilometer auf dem Tacho des Dienstwagens der Lebenshilfe abzulesen. Die Teilnehmer mussten anfangs zunächst auch überredet werden, ihre regelmäßige Freizeitgestaltung oder das Ausruhen nach einem anstrengenden Arbeitstag für dieses Projekt für eine ungewisse Zeit auszusetzen. Aber der Spaß an den gemeinsamen Proben war immer wieder der Antriebsmotor für eine regelmäßige Teilnahme. Der größere Zeitaufwand gab uns als Regieteam die Möglichkeit, viel individueller mit

den einzelnen Menschen umzugehen und sie im kreativen Prozess zu begleiten. Wir vermittelten allen den Inhalt von Shakespeares „Sommer-nachtstraum“ und ließen sie ihre Vorstellungen von der Realisierung malen. Diese Bilder, vor allem von Britta von den DieBurgis beeindruckend gestaltet, inspirierten unsere beiden Ausstatter Sabine Pfi sterer und Eckard Burk in ihren Vorstel-lungen.

Dann verteilten wir die Rollen und arbeiteten an den verschiedenen Erzählsträngen des Stückes parallel. Natürlich mussten wir die eine oder an-dere Rolle noch umbesetzen, weil wir merkten, dass es nicht passte – so wurde aus Christel der dritte Puck, weil sich die Konstellation mit Heidi als zweite Titania als wenig günstig heraus stellte.

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Lebendige Kulisse: Der Park im Schloß Fechenbach in Dieburg

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In dieser Phase entstand eine große Vertrautheit zwischen den einzelnen Gruppierungen. Einen großen Beitrag dazu leisteten gezielt eingesetzte Rituale am Anfang und am Endpunkt jeder Probe. Jeder „Dieburgi“ bekam einen Bühnenpaten – d.h. eine Person die ihn oder sie auf der Bühne bei den Improvisationen unterstützte. Durch dieses Tandemprinzip wurden Ängste der Teilnehmer ge-zielt abgebaut und die gesamte Zusammenarbeit wurde viel fl exibler. Unsere Bedenken, ob dies von den Teilnehmern getragen werden würde, wurden schnell aufgehoben. Die große Selbstverständlich-keit mit der die Jugendlichen, die Menschen mit Behinderung und die Seniorinnen sich jetzt bei

Auf- und Abtritten halfen, beeindruckte nachhal-tig. Hier leitete auch die Musikerin Anka Hirsch einen wichtigen Beitrag. Die Arbeit mit der Musik – in Form von Entwicklung musikalischer Elemente für das Stück – lockte auch die jetzt noch Schüch-ternen aus der Reserve und sie konnten sich in ihrer Kreativität entfalten.

Der Probenprozess intensivierte sich von Woche zu Woche. Natürlich gab es immer wieder Proben, die mit allen zusammen stattfanden. Die Gruppen zeigten dann, was sie in der Zwischenzeit erar-beitet hatten, wobei die Ergebnisse immer wert-geschätzt wurden. Dazu trugen alle, besonders

Aufführung

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aber „DieBurgis“ bei. Zitat aus dem Bericht einer Teilnehmerin: „Ein besonders schönes Ereignis war die gemeinsame Weihnachtsfeier in den festlich geschmückten Räumen der Lebenshilfe. Nicht nur, dass wir uns an Plätzchen und Kuchen laben konnten: Die drei Gruppen haben sich zum er-sten Mal auch ihre bis dahin erarbeiteten Szenen vorgespielt. Wir waren jeweils begeistert von der Arbeit der Anderen und haben mit fröhlichem Applaus nicht gespart. Voller Staunen stehe ich immer wieder vor der Spielfreude und auch der Fähigkeit unserer Dieburgis, die Improvisationen umzusetzen. Neidisch bin ich, wenn sie einfach auch mal sagen „Nein, das mache ich nicht“ und

ihren Unmut ganz deutlich zeigen. Eine besondere Freude haben wir alle an der Musik - da sind wir alle gleich. Unglaublich wie sie das hinkriegen: Die Musik!“

Großartig zu beobachten war, wie vor allem die Menschen mit Behinderung innerhalb von Shake-speares Textkörper sich immer wieder improvisato-risch in ihrer Rolle ausagierten, besonders Marco von den „Burgis“ war darin fantastisch! Dies führte natürlich bei den anderen MitspielerInnen anfangs zu Unsicherheiten – aber die Wiederhol-barkeit der Szenen im Detail war nicht angestrebt.

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Alle wurden dazu angehalten, die Spielfreude und Improvisationslust nicht zu bremsen. Dieser Prozess bedurfte großer Geduld – stellte sich aber als sehr praktikabel dar. Schön war es zu beo-bachten, wie im Laufe der Proben jeder an un-terschiedlichen Dingen wuchs. Manchmal waren die Proben aber auch eine Sisyphusarbeit: alles was schon da war, ist, wenn einer der Teilnehmer schlecht drauf ist, wieder weg. Wir forderten Präzision, Texttreue und Wiederholbarkeit in den Phasen der Nicht-Improvisation ein, und natürlich von allen. Das war richtig so und wir merkten, wie alle mitzogen und sich anstrengten. Für uns war es eine große Herausforderung, mit den kurzen Konzentrationsphasen der Gruppe auszukommen. Wir mussten lernen, nicht mit Druck zu arbeiten, sondern zu akzeptieren, wenn grade Pausen gebraucht wurden – jemand plötzlich ein paar Umarmungen brauchte oder Jubel ausbrach, weil der Musikeinsatz gerade richtig war. Neben dieser

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Herausforderung war es spannend zu merken, wie viel Lebendigkeit gerade in diesem spontanen Um-setzen der eigenen Befi ndlichkeit liegt und welche Kreativität es freisetzt, sich nicht zu verkrampfen. Wir lernten, Geduld nicht als Zweck, sondern als Ziel wahrzunehmen. Diese Mischung machte die große menschliche Qualität dieses Projektes aus.

Zur Unterstützung der Teilnahme an den Proben und zur Kommunikation des Erlebten danach mit Eltern und Betreuern in Wohngruppen, war zu den Gesamtproben immer eine pädagogische Fachkraft aus der Regie des Lebenshilfe-Teams anwesend. Der Mitarbeiter ist schon viele Jahre Ansprechpartner bei allen Angelegenheiten rund um „DieBurgis“ und konnte damit vieles und dann immer mehr vor, während und nach den Proben für und mit den Teilnehmern mit Behinde-rung organisieren und klären.

Das große Fragezeichen für uns alle war – wie wird das alles vor Publikum laufen? Wir haben daher drei „Voretappen“ eingebaut, um beobach-ten zu können, wie unsere DarstellerInnen auf Publikum reagieren. Sehr nervös waren alle vor der Präsentation im Staatstheater. Der große Raum, das Licht und die vielen Menschen er-schreckten interessanterweise unsere gemischten Ensembles nicht. Hier hat sich das sorgfältige Pro-ben der Grundstränge und Eckpunkte ausgezahlt. Alle spielten und improvisierten an den richtigen Stellen. Vor allem die Spieler mit Behinderung waren in Höchstform und rissen die anderen mit ihrer Spielfreude mit. Große Euphorie herrschte dann bei der darauf folgenden Feier in der Kanti-ne des Staatstheaters. Hier waren wir mit unserem gemischten Ensemble ein Fremdkörper. Wir merk-ten, wie normal sich diese Inklusion für uns schon anfühlt. Als einer der Mitspieler lauter wurde, weil das Essen nicht genau zur verabredeten Zeit da war, regte sich aus dem Ensemble keiner auf: „So ist er eben, der wird halt mal laut.“ Die vielen Umarmungen und das laute Lachen zogen neu-gierige Blicke auf uns.

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Kurz darauf standen nun noch Auftritte bei der Jubiläumsfeier der Akademie 55plus und die Handwerkszenen als Straßentheater in Darmstadt bevor. Wir sorgten uns nach der Erfahrung in der Kantine des Staatstheaters, ob die Passanten „irritiert“ auf unser Ensemble reagieren würden. Die Sorge stellte sich als unbegründet heraus – eine große Herzlichkeit wurde den Spielern entge-gengebracht und stärkte unser und deren Vertrau-en in die Arbeit. Besonders DieBurgis bestachen mit ihrer Direktheit und waren sehr stolz über das große Foto im Darmstädter Echo und in der Frank-furter Rundschau.

Nach gut 9 Monaten miteinander, rückten die Aufführungstermine immer näher. Nun probten wir vor Ort – vor dem Schloss und im Schlos-spark - auch an den Wochenenden. Das war für alle Beteiligten eine neue und manchmal auch sehr anstrengende Erfahrung. Dazu kamen die Kostüme, die wir aufwändig gestalteten und mit dem Ensemble selbst herstellten. Die Probephasen

Aufführung

wurden nun länger und länger, was bedeutete, dass unser Ensemble sich auch länger am Stück konzentrieren musste. In dieser Beziehung hat-ten wir die größten Bedenken: Werden sie es alle schaffen über 70 Minuten konzentriert zu sein? Aber auch diese Sorge stellte sich als völlig un-begründet dar. Wir bemerkten, dass wir uns alle unterschätzt hatten. Manchmal erschienen uns DieBurgis nach den Proben frischer als vorher. Im Leitungsteam nahmen wir verschiedene Rollen ein und konnten so emotional die Bedürfnisse unseres Riesenensembles auffangen:

Max und Nadja waren die Leitwölfe, die forderten und förderten, Norma und Johannes waren die Klagemauer für alle Probleme. Anka bereicherte das Projekt mit ihrer Musik, Sabine und Eckard steuerten an den wunderbaren Spielorten fan-tasievolle Kostüme bei, Tobias war der Mittler zwischen allen und Christine schob die Regler für die Basis und den Hintergrund.

Unsere gemischten Gefühle, wie das Projekt wohl in der Bevölkerung aufgenommen würde, änderten sich spätestens ab dem Vorverkauf der Karten. Innerhalb von 2 Wochen waren sämtliche 4 Veranstaltungen ausverkauft mit zweimal 180 Zuschauern vor dem Schloß Fechenbach in Die-burg und ursprünglich 150 Zuschauern im Prinz-Georg-Garten in Darmstadt. Besonders in Darm-stadt war der Andrang an beiden Abenden an der Abendkasse noch so groß, dass wir jeweils noch ca. 50-60 Zuschauer zusätzlich einlassen konnten.

Die Presseberichte waren alle voll des Lobes über die Inszenierung und die Ausstattung – besonders auch über die aktive Einbeziehung der Zuschau-er, indem sie mit Papphockern den Ort des Ge-schehens – vom Schloss in den Wald und wieder zurück – wechselten, ein Erlebnis, das die überaus positiven Eindrücke des Stückes noch verstärkten.

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Was hat das Theaterprojekt den MitspielerInnen gebracht?

Wunderbar an diesem Projekt war, dass Men-schen, die sonst nichts miteinander zu tun haben, so intensiv miteinander agieren und voneinander lernen konnten. Dem Regieteam war es wichtig, ab den ersten Probetagen mit theaterpädago-gischen Methoden das Vertrauensverhältnis in der Gruppe zu fördern. Individuelle Hemmungen konnten so abgelegt werden. Die TeilnehmerInnen zeigten Eigeninitiative für die Gruppe, wodurch die Kommunikation untereinander gestärkt wur-de. Das Ganze war immer wieder ein Lernprozess, den alle Beteiligten eingehen mussten. Sie lernten belastbarer zu sein, aufeinander zu achten und fl exibel und kreativ zu agieren. Dies alles passierte auf Augenhöhe.

Das Projekt fungierte als Gerüst, in dem jeder Teil-nehmer ein Pfeiler war und sich in seinem Tempo entwickeln konnte. Das Ziel war ein gemeinsamer Auftritt, in dem dieses Stück – jeden Abend ein bisschen anders – den Zuschauern gezeigt wurde. Jeder war dabei genauso wichtig wie der andere! Am Ende war aus drei Ensembles eines geworden. Einmal hörte der „Burgi“ Jürgen eine Unterhal-tung mit, in der von „Behinderung“ die Rede war und sagte dann:“Was soll das eigentlich mit der Behinderung?“ Er sprach uns in diesem Moment aus der Seele!

Zitat einer Teilnehmerin mit Behinderung, die anfangs sehr schüchtern war, sich im Laufe des Projektes aber sehr selbstsicher entwickelt hat: „Ich bin Schauspielerin und ich bin gut!“

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Aufführung

Die Einsatzfähigkeit und die Offenheit, die wir und alle Teilnehmer einbrachten, ermöglichten eine Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen in der Gruppe hin zu einem vertrauensvollen Ensemble. In diesem Prozess haben wir alle voneinander ge-lernt. Dadurch wurde die Grenze zwischen behin-dert und nicht behindert, zwischen jung und alt, zwischen national und international aufgehoben. Der einzelne Mensch mit seiner Phantasie und sei-ner jeweiligen Individualität stand im Vordergrund.

Dieses Stück wird seine Fortsetzung fi nden – es sind schon jetzt drei weitere Auftritte mit Szenen daraus geplant!

… Und ein neues Stück – in einem zeitlich und organisatorisch kleineren Rahmen – ist auch schon wieder in Planung – es war nicht nur ein Sommer-nachtstraum, die gemeinsame Theaterarbeit geht weiter …

Großer Andrang bei den Aufführungen

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Presse

Die positive Resonanz war enorm

Presse

Brief einer Mutter:

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Mehr Artikel und Berichte unter:www.projekt-sommernachtstraum.de

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Inszenierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Max Augenfeld, Nadja Soukup

Ausstattung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Pfi sterer, Eckard Burk

Musik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anka Hirsch

Co-Inszenierung

Handwerker-Szenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Schuber

Textfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Nadja Soukup, Max Augenfeld

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Schuber

Assistenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norma González-Daniels

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Christopher Maier

Praktikantin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eva Lankau, Reka Nassal

Technik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frederik Freber

Produktionsleitung . . . . . . . . . . . . . . . Max Augenfeld, Nadja Soukup,

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Ortwein-Kartmann

PR. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Ortwein-Kartmann

. . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingeborg Scheer, Nadja Soukup, Max Augenfeld

Theaterpädagogische Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kai Schuber

Pädagogische Organisation und Koordination . . . . . . . . . Tobias Nolte

Theseus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Sonnentag

Hippolyta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hannah Eifl er-Schaumann

Egeus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Matthias Heinrichs

Hermia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Julia Mandl

Lysander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Luca Füchtenkordt

Helena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Tatiana Soto-Bermudez

Demetrius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alex Geidt

Philostrat . . . . . . . . . . . . . .Anka Hirsch, Nadja Soukup, Max Augenfeld

Handwerker

Dagmar, Queen of Schraubendreher . . . . . .Alisa Kunina / Eva Lankau

Didi, Freiherr von Pümpel . . . . . . . . . . . . . Johannes Christopher Maier

Rainer Amboss. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Heckwolf

Sissy Schleifgerät. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Eifel

Harry Holzhammer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tim Ganzel

Marianne Beißzange. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marianne Gläsner

Sue Spitzhacke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steff Habicht

Martina Kettensäge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martina Karch

Fabienne Farbrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Viola Mayr

Christian Maschinenbauer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Mürle

Marianne Reißbrett. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Marianne Ohrendorf

Bob Presslufthammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Vonberger

Fritzy Fensterleder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Brigitte Witt

Oberon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Jürgen Dresenkamp

Titania . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidi Seidl

Puck 1/3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Norma González-Daniels

Puck 2/3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Huber

Puck3/3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Christel Heckwolf

Elfen:

Mottenfraß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lisa Emrich

Tausendschönchen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Fahnenschreiber

Kichererbse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Hövelmann

Schafsnase. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hildegard Krassowski

Rinderbremse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mechthild Ollrog

Kratzdistel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sarah-Carina Petri

Warzenbeißer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stefanie Ruck

Zimteule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Dorit Schmidt

Glühwürmchen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Theilig

Sponsorenur

Wir waren dabei!

Impressum:

Text: Nadja Soukup,

Christine Ortwein-Kartmann

Layout: dasign GmbH, Darmstadt

Titeldesign: Daniel Unger

Druck: Lasertype

www.projekt-sommernachtstraum.de