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Axt und Eiche Im 9. Bild von R. Steiners Mysteriendrama „Die Prüfung der Seele“ wird von einem über das Böse nachsinnenden Manne berichtet, der nach einem „Gespräch zwischen einer Axt und einer Eiche“ die (nicht in Worte fassbare) Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Bösen findet: ... Da traf es sich einmal, daß jener Grübler Auf seinem Wege einen Baum erblickte, der im Gespräche war mit einer Axt; „Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun, ich kann dich fällen, du mich aber nicht.“ Da sagte zu der eitlen Axt der Baum: „Vor einem Jahre nahm ein Mann ein Holz, woraus er deinen Stiel verfertigt hat, durch eine andre Axt aus meinem Leib.“ ... Ein Gespräch zwischen Eisen und Bäumen findet sich auch am Ende des Midrasch, Genesis raba 5: Als das Eisen erschaffen wurde, begannen die Bäume zu zittern; da sprach [das Eisen] zu ihnen: „Möge sich kein Holz von euch mit mir vebinden, so wird niemand von euch beschädigt werden.“ Zwei andere Texte berichten über ein Gespräch zwischen Bäumen (bzw. Eichen) und Gott (bzw. Zeus): Jalkut, Bereschith 8 Gott sprach zu den Bäumen: „[?...] möge sich kein Holz von euch mit [dem Eisen] verbinden, so wird niemand von euch beschädigt.“ Die Eichen und Zeus (Äsop) Die Eichen führten Klage vor Zeus: »Weshalb hast du uns erschaffen, da es uns doch bestimmt ist, von den Menschen gefällt zu werden?« Jener hingegen erwiderte: »Dass ihr gefällt werdet, daran bin nicht ich, sondern seid ihr selbst schuld.

Axt und Eiche

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In der Mythologie findet sich Beispiele dafür, wie das Eisen oder Gott mit Bäumen redet. Bei Rudolf Steiner schließlich findet sich ein Gespräch zwischen einer Axt und einer Eiche im Mysteriendrama "Die Prüfung der Seele".

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Die Eichen und Zeus (sop)

Axt und EicheIm 9.Bild von R. Steiners Mysteriendrama Die Prfung der Seele wird von einem ber das Bse nachsinnenden Manne berichtet, der nach einem Gesprch zwischen einer Axt und einer Eiche die (nicht in Worte fassbare) Antwort auf die Frage nach der Herkunft des Bsen findet:...

Da traf es sich einmal, da jener Grbler

Auf seinem Wege einen Baum erblickte,

der im Gesprche war mit einer Axt;

Was dir zu tun nicht mglich ist, ich kann es tun,

ich kann dich fllen, du mich aber nicht.

Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:

Vor einem Jahre nahm ein Mann ein Holz,

woraus er deinen Stiel verfertigt hat,

durch eine andre Axt aus meinem Leib....Ein Gesprch zwischen Eisen und Bumen findet sich auch am Ende des Midrasch, Genesis raba 5:Als das Eisen erschaffen wurde, begannen die Bume zu zittern; da sprach [das Eisen] zu ihnen: Mge sich kein Holz von euch mit mir vebinden, so wird niemand von euch beschdigt werden.

Zwei andere Texte berichten ber ein Gesprch zwischen Bumen (bzw. Eichen) und Gott (bzw. Zeus):

Jalkut, Bereschith 8

Gott sprach zu den Bumen: [?...] mge sich kein Holz von euch mit [dem Eisen] verbinden, so wird niemand von euch beschdigt.

Die Eichen und Zeus (sop)Die Eichen fhrten Klage vor Zeus: Weshalb hast du uns erschaffen, da es uns doch bestimmt ist, von den Menschen gefllt zu werden? Jener hingegen erwiderte: Dass ihr gefllt werdet, daran bin nicht ich, sondern seid ihr selbst schuld. Denn lieet ihr euch keine Stmme wachsen, wrde euch die Axt auch nicht fllen.

Steiners Mysteriendramen wurden im Gesamtausgabenband (GA) 14 verffentlicht.

Die ersten beiden Texte stammen aus: Die Fabeln des Sophos Syrisches Original der griechischen Fabeln des Syntipas, Julius Landsberger, Posen, Verlag von Louis Merzbach, 1859. https://books.google.de/books?id=y5kRAwAAQBAJ