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Berlin, Potsdam, 09.08.2011 Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt 2021 GartenKulturStadt Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt Erfurt

B erlin ,Potsdam 09 .82 1 Bundesgartenschau ... · 2021 ist das Jahr der Jubiläen: Die Bundesgartenschau feiert ihr 70-jähriges, der ega-park Erfurt sein 60-jähriges Bestehen

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Berlin, Potsdam, 09.08.2011

Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt 2021 GartenKulturStadt

Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt Erfurt

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 2

ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH Seebauer, Wefers und Partner GbR Benkerstraße 13 Babelsberger Str. 40/41

14467 Potsdam 10715 Berlin

Ansprechpartner: André Rosinski, Christian Rast Matthias Franke, Martin Seebauer Tel.: 0331-2008340 Tel.: 030-397384-0 e-mail: [email protected] e-mail: [email protected]

Berlin, Potsdam, den 09.08.2011

Bundesgartenschau Landeshauptstadt Erfurt 2021 GartenKulturStadt

Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt Erfurt

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 3

Inhaltsverzeichnis

Seite

Abbildungsverzeichnis 6

Tabellenverzeichnis 8

1. Die Landeshauptstadt Erfurt und ihre Region 9

2. Bausteine für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt 15

2.1 Grundlagen 15

2.2 Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020 (ISEK) 15

2.2.1 Stadt- und landschaftsplanerische Einbindung 15

2.2.2 Städtebauliche Besonderheiten 16

2.2.3 Landschaftliche Besonderheiten 17

2.2.4 Bestehende Strukturen 17

2.2.5 Geplante Maßnahmen 20

2.3 Entwicklungskonzept für den egapark der Landeshauptstadt Erfurt 24

3. Bundesgartenschau 2021 in Erfurt / Anlass der Bewerbung 25

4. Leitthema „GartenKulturStadt“ 34

5. Flächenpool für die BUGA 2021 37

5.1 Potenzielle Flächen 37

5.2 Kernflächen 39

5.3 Korrespondenzflächen 41

5.4 Außenstandorte 43

6. Räumliches Konzept zur Bundesgartenschau 2021 in Erfurt 44

6.1 Übersicht 44

6.2 egapark 46

6.2.1 IST-Situation 46

6.2.2 Dauerhafte Inwertsetzung egapark 51

6.3 Luisenpark/Dendrologischer Garten 55

6.3.1 IST-Situation 55

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 4

6.3.2 Dauerhafte Inwertsetzung Luisenpark u. Dendrologischer Garten 55

6.4 BUGA Ausstellungskonzept egapark, Luisenpark/ Dendrologischer Garten 56

6.5 Petersberg 61

6.5.1 IST-Situation 61

6.5.2 Dauerhafte Inwertsetzung Petersberg 64

6.5.3 BUGA Ausstellungskonzept Petersberg 64

6.6 Nordpark – „Alte Fliegerschule“ – „Altes Klärwerk“ 67

6.6.1 IST-Situation 67

6.6.2 Dauerhafte Inwertsetzung Nordpark 70

6.6.3 BUGA - Ausstellungskonzept Nordpark 71

6.7 Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue, „Altes Heizwerk“ 73

6.7.1 IST-Situation 73

6.7.2 Dauerhafte Inwertsetzung, Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue, „Altes Heizkraftwerk“ 75

6.7.3 BUGA - Ausstellungskonzept Kilianipark 76

6.8 Veranstaltungsflächen 78

7. Nachhaltigkeit 79

8. Besucherprognose 80

8.1 Vorgehensweise 80

8.2 Primär- und Sekundärmarkt 81

8.3 Besucherprognose 87

8.4 Besucherverteilung 89

8.5 Stellplatzbedarf für die BUGA 2021 91

8.5.1 Annahmen 91

8.5.2 Verkehrssituation und Schlussfolgerungen 93

8.6 Mobilität zwischen den Bundesgartenschaubereichen 98

9. Finanzierung 100

9.1 Grundlagen 100

9.2 Investitionshaushalt 100

9.3 Durchführungshaushalt 105

10.Allgemeines zum Marketing-Mix 114

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 5

11.Organisation 116

12.Anhang 120

12.1 Bewerbungskriterien dbg 121

12.2 Schaupläne der Machbarkeitsstudie 122

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 6

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Luftbild der Landeshauptstadt Erfurt mit der Altstadt und der Gera 14

Abbildung 2: Naturräumliche Einbindung 16

Abbildung 3: Stadtlandschaft 19

Abbildung 4: Räumliches Leitbild Stadt- und Freizeitlandschaft 21

Abbildung 5: Markante Grünflächen Erfurts 27

Abbildung 6: Der Flächenpool - mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA 29

Abbildung 7: egapark mit Denkmalgrenze 31

Abbildung 8: Zeitstrahl Gartenschauen Erfurt 32

Abbildung 9: Logo Landeshauptstadt Erfurt 35

Abbildung 10: BUGA – Logo Landeshauptstadt 2021 36

Abbildung 11: Mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA (mit Namen/Größe) 38

Abbildung 12: Flächenauswahl für die BUGA Erfurt 2021 40

Abbildung 13: Korrespondenzflächen 42

Abbildung 14: Mögliche Außenstandorte 43

Abbildung 15: Strukturkonzept BUGA 2021 Erfurt 45

Abbildung 16: Zonierung des egaparks 47

Abbildung 17: Planausschnitt egapark – Dendrologischer Garten / Luisenpark 49

Abbildung 18: Luftbild egapark / Denkmalgrenze 50

Abbildung 19: Parkbühne Collage 54

Abbildung 20: BUGA-Konzeptausschnitt egapark 57

Abbildung 21: Blumenhalle Collage 60

Abbildung 22: Planausschnitt Petersberg 63

Abbildung 23: BUGA-Konzeptausschnitt Petersberg 65

Abbildung 24: Beispiele für Schrägaufzüge Koblenz - Sellin 66

Abbildung 25: Planausschnitt Nordpark 69

Abbildung 26: BUGA-Konzeptausschnitt Nordpark 71

Abbildung 27: Planausschnitt Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue,

„Altes Heizwerk“ 74

Abbildung 28: BUGA-Konzeptausschnitt Kilianipark 77

Abbildung 29: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem PKW 81

Abbildung 30: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem ICE 82

Abbildung 31: Einzugsgebiete BUGA Magdeburg u. Potsdam 83

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 7

Abbildung 32: Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf 89

Abbildung 33: Besucheranteile im Wochenverlauf 90

Abbildung 34: Verteilung von Besuchszahlen BUGA Erfurt 2021 90

Abbildung 35: Verkehrsnetz Erfurt 94

Abbildung 36: Animation BUGA 98

Abbildung 37: Verkehrskonzept zur BUGA 2021 99

Abbildung 38: Grundlagen Finanzierung 100

Abbildung 39: Mittelherkunft Investitionshaushalt 103

Abbildung 40: Bestehende Organisationsstruktur egapark 117

Abbildung 41: Nutzung bestehende Struktur 118

Abbildung 42: Schaffung neuer Strukturen (a) 119

Abbildung 43: Schaffung neuer Strukturen (b) 119

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 8

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: BUGA-Flächen im Überblick 41

Tabelle 2: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zur Herkunft der Besucher 84

Tabelle 3: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zu Aktivitätsquotienten 85

Tabelle 4: Besucherprognose defensiv und offensiv 87

Tabelle 5: Besucherprognose realistisch 88

Tabelle 6: Modal-Split vergangener Gartenschauen 91

Tabelle 7: Modal-Split 1 BUGA Erfurt 2021 92

Tabelle 8: Modal-Split 2 BUGA Erfurt 2021 92

Tabelle 9: Investitionsmaßnahmen BUGA-Flächen im Überblick 101

Tabelle 10: Investitionen BUGA-Flächen 102

Tabelle 11: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Investitionen 104

Tabelle 12: Mittelverwendung Durchführung 108

Tabelle 13: Berechnung Erlöse 110

Tabelle 14: Mittelherkunft Erlöse 112

Tabelle 15: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Erlöse Durchführung 113

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 9

1. Die Landeshauptstadt Erfurt und ihre Region

Stadtbild

Erfurt „liegt am besten Ort. Da muss eine Stadt stehen.“

Mit diesen Worten urteilte bereits der Reformator Martin Luther über die heutige Landes-hauptstadt Thüringens, in der er einst selbst studierte. Am Kreuzungspunkt wichtiger Han-delsstraßen gelegen, wuchs Erfurt im Mittelalter zu einem mächtigen Bildungs- und Han-delszentrum heran.

Heute ist die 200.000 Einwohner-Stadt die größte des Freistaats und zählt zu den attraktiv-sten Städten Deutschlands. Die reizvolle Altstadt ist in ihrer mittelalterlichen Struktur weit-gehend erhalten. Zahlreiche historische Bauten, verwinkelte Gassen und schöne Plätze entlang der Wasserarme der Gera prägen das Bild der Innenstadt, die als größtes Flächen-denkmal Deutschlands gilt.

Eines der beeindruckendsten und bekanntesten Wahrzeichen der Stadt ist die Krämerbrüc-ke. Auf der längsten durchgehend mit Häusern bebauten und bewohnten Brücke Europas boten schon im Mittelalter Händler ihre Waren feil. Die Lebendigkeit früherer Zeiten ist Dank der vielen kleinen Geschäfte, Cafés, Restaurants und Galerien auch heute noch spürbar.

Das imposante Kirchenensemble von Mariendom und St. Severi auf dem Domberg zählt zu den Wahrzeichen von Erfurt. Die beiden Kirchen sind auch die Kulisse vieler Veranstaltun-gen wie dem Weihnachtsmarkt oder den DomStufen-Festspielen. Oberhalb des Domplatzes liegt die Zitadelle Petersberg – eine der größten und am besten erhaltenen barocken inner-städtischen Festungsanlagen Europas. Seit 1990 wird sie mit großem Aufwand rekonstru-iert. Nicht nur architektonisch ist der Petersberg ein Höhepunkt der Stadt. Hier - über den Dächern Erfurts - ist eine großflächige Grünanlage entstanden, die Einwohnern wie auch Touristen Erholung und Freizeitwert bietet sowie einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt gewährt.

Mitten in der Stadt befindet sich das inselartige Gebiet Venedig. Es präsentiert sich als eine gepflegte, idyllisch an dem Fluss Gera gelegene grüne Oase. Weitere attraktive Parkanla-gen haben sich entlang der Gera entwickelt: Stadtpark, Luisen- und Dreienbrunnenpark und Kilianipark sowie der Nordpark mit dem neu gestalteten Nordbad.

Erfurt hat sich in den vergangenen Jahren auch als attraktiver Wohnstandort entwickelt. Die hohe Lebensqualität der Stadt stellt dabei einen wichtigen, weichen Standortfaktor dar. Die-se Entwicklung lässt sich auch an den stabilen Einwohnerzahlen ablesen. Erfurt überzeugt durch ein breites architektonisches Angebot, das von wilhelminischen Villen und modernen Stadthäusern über sanierte Plattenbauten, Gründerzeithäuser bis hin zu idyllischen Eigen-heimsiedlungen in Stadtrandlage reicht. Der Stadtumbau in Erfurt ist erfolgreich bewältigt worden, in vielen Stadtteilen liefen und laufen umfangreiche Gebäudesanierungen, dennoch sind weitere Maßnahmen zur dauerhaften Stabilisierung einzelner Gebiete, v .a. in den nördlichen Stadtteilen erforderlich.

Das Erfurter Umland ist umfassend mit Radwegen erschlossen. Der Radfernweg Thüringer Städtekette und der Gera-Radwanderweg zeichnen sich durch ein 300 km ausgeschildertes Radwegenetz aus und kreuzen sich in der Landeshauptstadt. Mit den durch den Kiesabbau

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entstandenen Erfurter Seen verfügt die Landeshauptstadt darüber hinaus über ein attrakti-ves Wassersportangebot.

Mit Theater und Oper, Museen und Galerien, Kleinkunst und Festivals sowie zahlreichen privaten Initiativen bietet die Landeshauptstadt ihren Bewohnern und Gästen ein attraktives Kulturprogramm. Das Theater Erfurt, einer der jüngsten Theaterneubauten Deutschlands, zählt zu den modernsten Spielstätten Europas und konnte sich in den vergangenen Jahren mit Produktionen etablieren, die überregionale Beachtung fanden. Mit den jährlich stattfin-denden DomStufen-Festspielen inszeniert das Theater Erfurt ein Open-Air-Erlebnis der besonderen Art. Die verschiedenen Museen und Galerien, Kabarett, Puppenspiel- und Kleinkunstbühnen prägen ebenfalls das kulturelle Gesicht der Landeshauptstadt. Auch die junge Kunst- und Musikszene hat in Erfurt ihre Bühne, denn Veranstaltungen wie Poetry-Slams oder die Fête de la Musique geben viel Raum für Kreativität.

Verkehr und Wirtschaft

Die Thüringer Landeshauptstadt, die mitten im grünen Herzen Deutschlands und Europas liegt, ist schnell und unkompliziert erreichbar. Dafür sorgt unter anderem der „Erfurter Ring“, der mit seinen zwölf Anschlussstellen die direkte Anbindung an die Autobahnen A 4 und A 71/73 und damit an das Fern- und Schnellstraßennetz ermöglicht.

Als zukünftiger Knotenpunkt der Hochgeschwindigkeitsstrecken Frankfurt - Leipzig/Dresden und Berlin - München wird der moderne Erfurter Hauptbahnhof die Landeshauptstadt in das transeuropäische Netz (TEN) einbinden. Eine schnelle Erreichbarkeit Erfurts von anderen Metropolen, so von Berlin nach Erfurt in 1:50 h oder von München nach Erfurt in 2:30 h wird ab 2017 gegeben sein. Daraus folgt eine enorme Steigerung des Einzugsbereiches von Erfurt. Der zukünftige Standortfaktor „ICE-Halt“ wird Erfurt verkehrsgeographisch und öko-nomisch so positionieren, dass eine weitergehende Impulssetzung absehbar ist, so dass die Bedeutung Erfurts nachhaltig gestützt und profiliert wird. Ebenso bietet der Flughafen Erfurt hervorragende Bedingungen für den Personen- und Frachtverkehr.

Innerstädtisch sind alle Ziele mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen. Das gut ausgebaute Linien- und Streckennetz sowie der zuverlässige Erfurt City Takt verkehrt zu den Hauptverkehrszeiten im 10-Minuten-Takt.

In ihrer Funktion als Oberzentrum vereint die Stadt heute die verschiedensten Lebenswel-ten. Sie ist Regierungssitz, Kongress- und Tagungsort, moderne Wissenschafts-, Kinder-medien- sowie Sportstadt, bietet als Hochschulstandort ausgezeichnete Perspektiven und ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort für Unternehmen. Während einst der Anbau und Handel mit Waid der Stadt Wohlstand brachte und den Grundstein für eine erfolgreiche Stadtent-wicklung legte, ist der Wirtschaftsstandort heute durch traditionelle und moderne Branchen sowie einen ausgewogenen Mix aus produzierendem Gewerbe, Dienstleistungen und Ein-zelhandel charakterisiert.

Spezielle Kernkompetenzen prägen die Erfurter Wirtschaft: Tradition haben die Zweige Anlagen- und Maschinenbau, Landwirtschaft und Nahrungsgüterindustrie sowie Gartenbau. Die Firmen N.L. Chrestensen oder Kakteen-Haage versenden als Repräsentanten des Gar-tenbaustandortes bereits seit dem 19. Jahrhundert ihre Kakteen, Pflanzen und Samen in die ganze Welt.

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Neben einer eigenen Universität und zwei Fachhochschulen profitiert Erfurt auch von der Nähe zu den Hochschulstädten Weimar, Jena und Ilmenau. In Erfurt wird seit jeher bran-chenspezifisch ausgebildet. Die Fachhochschule Erfurt hat beispielsweise ihre Wurzeln in den Erfurter Ingenieurschulen für Gartenbau und Bauwesen und führt diese Tradition unter anderem an der Fakultät für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst fort. Mit der Erfur-ter Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau sowie dem Leibniz- Institut für Gemüse- und Zier-pflanzenbau (IGZ) verfügt die Stadt über zwei weitere Bildungs- und Forschungsangebote im Bereich Gartenbau. Insgesamt sichern zahlreiche allgemein- und berufsbildende Schu-len, Fachschulen, Bildungszentren sowie private Aus- und Weiterbildungseinrichtungen zusätzlich den Fortbestand praxisorientiert ausgebildeter Fachkräfte.

Durch die Vernetzung der Unternehmen untereinander und die Zusammenarbeit mit Ausbil-dungs- und Forschungseinrichtungen ergeben sich viele Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.

Tourismus

Ein strukturbestimmender Faktor für Erfurt ist der Tourismus. Im Jahr 2010 wurden in Erfurt mehr als 720.000 gewerbliche Übernachtungen gezählt. Die Zahl der internationalen Gäste in den Hotels und Pensionen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.

Auch bei den Stadtführungen verzeichnet die Stadt ein starkes Interesse. Die Zahl der Gruppen, die durch Erfurt geführt werden, hat sich in den letzten 15 Jahren nahezu vervier-facht. Pro Jahr lernen rund 250.000 Teilnehmer in über 9.000 Gruppen die Thüringer Lan-deshauptstadt im Rahmen einer Stadtführung kennen. Damit belegt Erfurt den Spitzenplatz in Thüringen und erweist sich als wichtiger touristischer Anziehungspunkt im Freistaat.

Durch die günstige Lage in der Mitte Thüringens erreicht man von Erfurt aus viele weitere Ausflugsziele. Der Thüringer Wald, Schloss Friedenstein in Gotha, die Wartburg in Eise-nach, das Goethehaus oder die Anna Amalia Bibliothek in Weimar sind nur einige der Ziele, die einen Besuch lohnen.

Zahlreiche Tagungs- und Kongressgäste profitieren von den kurzen Wegen, den touristi-schen Attraktionen und vorhandenen Hotels. Die Kongresszentren - wie die Messe Erfurt, der historische Kaisersaal oder das evangelische Augustinerkloster - tragen einen wichtigen Teil zur Attraktivität des Messe- und Kongressstandortes Erfurts bei.

Der Tourismus hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt. Das Spektrum der Erfurt-Besucher reicht von Ausflüglern aus dem näheren Umland, die z.B. eine Einkaufstour nach Erfurt unternehmen, über Gäste aus dem Ausland, die die Sehenswürdigkeiten der Erfurter Altstadt sowie Freunde und Verwandte besuchen bis hin zu den immer zahlreicher werdenden Kongressteilnehmern.

Insgesamt verzeichnet die Landeshauptstadt Erfurt pro Jahr ca. 11 Mio. Gäste und sichert damit ca. 20.000 Arbeitsplätze.

Gartenbau und Leistungsschauen in der Landeshauptstadt Erfurt

Zahlreiche Besucher begeben sich auf die Spuren des Gartenbaus in der Landeshauptstadt Thüringens. Die Erfurter wussten schon im Mittelalter das milde Klima und den fruchtbaren

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 12

Boden ihrer Heimat zu nutzen. Durch den Anbau der Waidpflanze, auch "das goldene Vlies Thüringens" genannt, und den dadurch – im wahrsten Sinne des Wortes – blühenden Han-del gelangte die Stadt im 13. und 14. Jahrhundert zu Ansehen und Wohlstand.

Was im Mittelalter mit dem Waidanbau und -handel begann, zog sich durch die Geschichte Erfurts wie ein "grüner" Faden. Schon Luther bezeichnete die Erfurter als "des heiligen Rö-mischen Reiches Gärtner" und mit der Begründung des Erwerbsgartenbaus im 18. Jahr-hundert entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum des Gartenbaus.

Maßgeblich zurückzuführen ist dies auf den Erfurter Christian Reichart, der als Begründer des neuzeitlichen Erfurter Erwerbsgartenbaus und des Gartenbaus in Deutschland gilt. Er schaffte durch die Entwicklung der Samenzucht dem Gartenbau über Erfurt hinaus Aner-kennung.Ab dem 19. Jahrhundert folgten nun die Zucht und der Handel mit Blumen- und Gemüsesamen. Zahlreiche Gartenbaubetriebe, wie E. Benary, J. C. Schmidt, Haage & Schmidt, Franz Anton Haage, F. C. Heinemann oder N. L. Chrestensen, trugen von nun an den sympathischen Beinamen Garten- oder Blumenstadt für Erfurt mit ihrer von jeher fort-schrittlichen Saatzucht in die Welt hinaus. Einige von ihnen sind auch heute noch prägend für die Erfurter Gartenbaubranche. So versorgen die Familienunternehmen N. L. Chresten-sen und Kakteen-Haage, die älteste Kakteenzucht der Welt, Profi- und Hobbygärtner welt-weit von Erfurt aus mit Saatgut und Pflanzen.

Der engagierten und fortschrittlichen Entwicklung des Gartenbaus trug auch der 1838 ge-gründete Gartenbauverein Rechnung, der sich fortan der Förderung der Erfurter Gartenbau-tradition verschrieb. Diesem Anspruch wurde er unter anderem mit der Organisation jährli-cher Ausstellungen - also Garten- oder Leistungsschauen - gerecht. Die erste Erfurter Gar-tenbauausstellung fand 1838 im "Vogelsgarten" (heute Stadtgarten) statt. Die "Erste Inter-nationale Land- und Gartenbauausstellung" von Produkten des Land- und Gartenbaus erfolgte im September 1865 im Vogels- und Hellings Garten (Stadtgarten und Theater). Sie fand in Verbindung mit dem 2. Kongress deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde statt und lockte schon damals rund 30.000 Besucher und fast 400 Aussteller aus aller Welt nach Erfurt. 1876 folgte auf einer Anhöhe des Steigerwaldes eine weitere große "Allgemei-ne Deutsche Gartenbau-Ausstellung".

Eine neue städtische Grünanlage entstand in der Zeit zwischen 1873 und 1925 auf dem Gelände der Cyriaksburg. 1924 kaufte die Stadt Erfurt dieses Gelände vom preußischen Staat und sprach die Verpflichtung aus, das Gelände der Cyriaksburg als dauerhafte Aus-stellungsfläche herrichten zu lassen. 1950 ist ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Erfurter Gartenbauausstellungen: Mehr als 550.000 Besucher aus Nah und Fern besuchten die Gartenschau "Erfurt blüht“ und fanden Freude und Entspannung auf einer Fläche von 35 ha rund um die Cyriaksburg. Auf Grund des Erfolges dieser Gartenschau und auf Wunsch der Erfurter Bevölkerung beschloss der Rat der Stadt, dieses schöne Gelände als "Dauer-, Lehr- und Blumenschau" zu unterhalten, die 1953 in "Kulturpark" umbenannt wurde.

Im Jahr 1955 legte die Samenexport- und Gartenbauausstellung schließlich den Grundstein für die iga Erfurt. 1961 - vor nun genau 50 Jahren - wurde der Garten- und Landschaftspark als Internationale Gartenbauausstellung (iga) eröffnet. Die iga entstand nach Entwürfen des bekannten Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner auf einer Fläche von rund 65 Hektar. Sie war das Pendant der sozialistischen Länder zur 1951 ins Leben gerufenen Bundesgar-tenschau bzw. den Internationalen Gartenausstellungen. Zwischen 1961 bis 1989 besuch-ten rund 37 Millionen Gäste die etwa 700 Gartenbau- und Spezialausstellungen sowie Son-derschauen. Die politische Wende 1989 brachte auch für die iga den Umbruch. Viele enga-

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 13

gierte Bürgerinnen und Bürger setzten sich für die Rettung "ihrer" iga ein, die nach 1990 zunächst im Eigentum des Landes stand. Trotz einer hohen emotionalen Bindung und star-ken Identifikation der Bevölkerung mit der iga bestand aufgrund der neuen ökonomischen Rahmenbedingungen, insbesondere eines großen Kostendruckes ein enormer Handlungs-bedarf. Schließlich wurde unter Missbilligung weiter Kreise der Bevölkerung eine Dreiteilung der Fläche in egapark, Landesfunkhaus und Messe vorgenommen, wodurch die Kernflä-chen in städtisches Eigentum und damit zunächst in eine gesicherte Zukunft überführt wer-den konnten. 1995 wird die iga zur ega und später zum egapark Erfurt.

Der heutige ega-Park, als ein unter Denkmalschutz stehendes Gesamtensemble von 36 Hektar, ist einer der großen deutschen Garten- und Ausstellungsparks, der die Tradition des Gartenbaus in Erfurt verkörpert. Heute findet der Besucher hier - im Garten Thüringens - nicht nur lebendige Gartenbautradition vor, die Erfurter und Touristen schätzen den egapark vor allem als Erholungsoase in der Stadt. Über die Geschichte des deutschen Gartenbaus und der Gartenkunst von den Anfängen bis in die Gegenwart informieren sich die Besucher heute im Deutschen Gartenbaumuseum. Es befindet sich in der historischen Cyriaksburg auf dem Gelände des egaparks und ist deutschlandweit einmalig. Als Stiftung wird das Mu-seum vom Freistaat Thüringen, dem Zentralverband Gartenbau e. V. und der Landeshaupt-stadt Erfurt getragen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 14

Abbildung 1: Luftbild der Landeshauptstadt Erfurt mit der Altstadt und der Gera

© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Grundlagen der Landeshauptstadt Erfurt

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 15

2. Bausteine für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt

2.1 Grundlagen

Mit der BUGA 2021 knüpft die Landeshauptstadt Erfurt an eine lange Tradition von Garten-bauausstellungen an. Sie ist ein idealer Entwicklungsmotor für die neuen Aufgaben der Stadt- und Parkentwicklung. Die Landeshauptstadt Erfurt verfolgt mit der Durchführung der Bundesgartenschau in 2021 zwei übergeordnete Ziele.

1. Die Verbesserung der Situation in den Bereichen Städtebau und Freiraument-wicklung.

Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über verschiedene städtebauliche und freiraumpla-nerische Studien, Untersuchungen und Planungen, die im Integrierten Stadtentwick-lungskonzept 2020 (ISEK) zusammengefasst werden. Die Verwirklichung der zentralen Projekte durch eine gebündelte und beschleunigte Umsetzung verspricht einen einma-ligen Entwicklungsschub für die nachhaltige Verbesserung der städtebaulichen Situati-on und der Freiraumentwicklung.

2. Die Sanierung und Zukunftssicherung des egaparks.

Für den egapark, der zu den größten Freizeit- und Erholungsparks in Deutschland zählt, bedarf es einer Neuausrichtung. Der umfassende Handlungsbedarf wird im Ent-wicklungskonzept aus dem Jahr 2010 und dem Parkpflegewerk aufgezeigt. Ziel ist es den egapark in den nächsten 10 Jahren unter ökologischen, ökonomischen, demografi-schen und denkmalrelevanten Aspekten zu einer zukunftsweisenden Parkanlage wei-terzuentwickeln.

2.2 Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020 ( ISEK)

2 .2 .1 Stadt - und landschaf tsp laner ische E inbindung

Am 29.10.2008 wurde vom Stadtrat der Landeshauptstadt Erfurt das Integrierte Stadtent-wicklungskonzept 2020 (ISEK) beschlossen. Das ISEK als informelle Planung dokumentiert die räumlichen Entwicklungsvorstellungen der Stadt und konkretisiert städtebauliche Ziele Im Folgenden (Kapitel 2.2.1 bis 2.2.5) werden die Kernaussagen dieses Planwerks zusam-mengefasst.

Die Stadtregion Erfurt als engerer Verflechtungsbereich der Landeshauptstadt umfasst die Stadt und das in weiten Teilen ländlich geprägte Umland sowie den Kranz der Mittelstädte Gotha, Arnstadt, Weimar und Sömmerda.

Naturräumlich liegt Erfurt im südlichem Bereich der Großeinheit „Thüringer Becken-, Pla-teau- und Stufenland“. Wesentliche topographische Elemente sind das Areal des Steiger-waldes, der Fluss Gera mit seiner Aue sowie der offenen Landschaft im Norden mit ihren künstlichen Seen. Der östliche Landschaftsraum stellt sich als traditionelle Kulturlandschaft dar, weist aber mit dem Nordstrand und dem verbindenden Wegenetz Potenziale als Nah-erholungsgebiet auf. Im Süden bilden größere zusammenhängende Wälder den Abschluss der im Zusammenhang bebauten Stadt. Die westliche an die Altstadt anschließende Land-schaftszone ist durch begrünte Baugebiete, Parkanlagen, traditionelle Gartenbauflächen,

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 16

private Gärten und Kleingartenanlagen geprägt, die einen Übergang zum landwirtschaftlich geprägten äußeren Stadtgebiet formulieren.

Abbildung 2: Naturräumliche Einbindung

© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010

2.2 .2 Städtebaul iche Besonderhei ten

Der gesamte Stadtraum wird in die Bereiche Erweiterte Altstadt mit City, Innere Stadt/Gründerzeit, Äußere Stadt/Großwohnsiedlungen, Peripherie und Ortschaften und landwirtschaftlich genutzter Flächen unterteilt.

Die Erweiterte Altstadt mit City umfasst eine Fläche von ca. 300 ha und ist östlich und süd-lich durch den Flutgraben begrenzt. Der in diesem Areal liegende mittelalterliche Stadtkern Erfurts ist einer der am besten erhaltenen und mit ca. 150 ha der flächenmäßig größte Deutschlands. Das Rückgrat dieses klassischen Stadtzentrums bilden die Straßenzüge Bahnhofstraße (Bahnhof)–Schlösserstraße–Fischmarkt, (Rathaus)–Domplatz und Kauf-mannskirche–Anger–Neuwerkstraße–Hirschgarten. Die Angerkreuzung als Schnittpunkt dieser Achsen ist der Ort mit der höchsten innerstädtischen Zentralität.

Die Innere Stadt wird im Wesentlichen durch den ringförmig um die erweiterte Altstadt gele-genen Gründerzeitgürtel gebildet. Daneben gehören die in den 20er und 30er Jahren sowie zwischen 1954 und 1965 im Charakter der Gartenstadt entstandenen Wohngebiete sowie der in industrieller Bauweise errichtete Johannesplatz (ab 1965) und Huttenplatz (1980er Jahre) zur Inneren Stadt.

Die Äußere Stadt umfasst das gesamte übrige, kompakt bebaute Stadtgebiet. Neben den

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 17

Wohnnutzungen der Großwohnsiedlungen im Norden und Südosten der Stadt befinden sich in der Äußeren Stadt typische Arbeitersiedlungen der 30er Jahre. Die Äußere Stadt ist zu-gleich der Bereich für industrielle und gewerbliche Nutzungen. Gemischt strukturierte Berei-che verbinden die Wohn- und Gewerbenutzungen miteinander.

Das kompakt bebaute Stadtgebiet wird von einer zwei bis fünf Kilometer breiten peripheren „Stadtrandzone“ umschlossen. Sie umfasst den Großteil der eingemeindeten Dörfer. Diese Zone ist geprägt durch landwirtschaftliche Nutzflächen und eine Vielzahl von Kleingartenan-lagen. Die Ortschaften weisen zumeist eine typisch ländliche Mischnutzung auf.

2.2 .3 Landschaf t l iche Besonderhei ten

Die Stadtlandschaft von Erfurt entfaltet sich von den grünen Höhenzügen im Süden und der Geländekante im Westen entlang des Verlaufes der Gera hinein in das flache Thüringer Becken mit sehr fruchtbaren Böden.

Diese waren und sind der Grund für den traditionellen Gartenbau, die weltbekannte Samen-produktion und eine intensive Landwirtschaft. Diese Nutzungsarten und Prägungen der Kulturlandschaft reichen noch immer ganz dicht an die bebaute Stadt heran. Der Flusslauf der Gera mit ihren Seitenarmen ist in diese Landschaft als grünes Element eingebettet, das sich von Süd nach Nord durch das ganze Stadtgebiet hindurchzieht. Die Gera teilt sich in der Innenstadt in drei Wasserläufe, wobei der bedeutendste der Flutgraben ist, welcher zum Zwecke des Hochwasserschutzes angelegt wurde.

In Folge des großflächigen Abbaus von Kies entsteht im Norden eine Kette neuer Seen, die künftig als Gewässernetz weit in die Region hinausreichen werden und ein neues Land-schaftselement des 21. Jahrhunderts verkörpern.

Mit dem Landschaftsschutzgebiet „Steigerwald“, dem Willroder Forst sowie den östlich an-grenzenden Bereichen von Klosterholz, Büßleber Holz und Wechselholz verfügt Erfurt über rund 1.500 ha zusammenhängende Waldfläche. Weitere kleinere Forstflächen finden sich im nördlichen und östlichen Stadtgebiet. Neben den Aspekten einer forstwirtschaftlichen Nutzung haben diese vor allem hinsichtlich ihrer ökologischen Ausgleichsfunktion und als Erholungsgebiet Bedeutung.

2.2 .4 Bestehende Strukturen

Park- und parkartige Grünanlagen

Park- und Grünanlagen in der kompakten Stadt spielen für die Beachtung ökologischer Belange im Städtebau eine große Rolle. Die in verschiedenen Zeitepochen entstandenen Park- und Grünanlagen, Stadtteilplätze und Grünzüge unterschiedlicher Größe und Gestal-tungsqualität bieten den Bürgern und Touristen vielfältige Erholungsmöglichkeiten. In Erfurt stehen rund 113 ha öffentliche Park- und parkähnliche Grünanlagen zur Verfügung, was einem Versorgungsgrad von 5,7 qm pro Einwohner entspricht. Hierbei ist eine erhebliche Unterversorgung vieler innerstädtischer Bereiche festzustellen. Defizite im Angebot öffentli-cher Grünflächen bestehen insbesondere in der Altstadt, in gründerzeitlich geprägten Wohngebieten der Krämpfervorstadt und der Johannesvorstadt sowie im Stadtteil Ilversge-

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hofen. Insbesondere der historisch überlieferte Stadtgrundriss der erweiterten Altstadt bietet aufgrund seiner Dichte nur begrenzte Grünraumpotenziale.

Neben der Frage der Verteilung von Grün- und Freiflächen stellt sich im Stadtgebiet die Frage der Vernetzung. Die unterschiedlich verteilten Park- und Grünanlagen in der Stadt stellen zumeist isolierte Grüninseln dar. Die Defizite in der Vernetzung dieser urbanen Grünstrukturen innerhalb der bebauten Stadt sowie zur umgebenden Landschaft werden nur teilweise ausgeglichen. Ein funktionierendes Netz von Plätzen und Parks wird aufgrund zu geringer Dichte und der Entfernungen zwischen den einzelnen Grünflächen bis dato nicht erreicht.

Die öffentlichen Grünanlagen in der Stadt werden von den Erfurtern und ihren Gästen inten-siv für Freizeit und Erholung genutzt. Die begrenzt vorhandenen Grünräume und vielfältigen Nutzungsansprüche führen dabei immer wieder zu Konflikten.

Zusätzlich tragen der egapark, der Thüringer Zoopark und der Nordstrand als nicht öffentli-che, aber durch die Allgemeinheit nutzbare Grünanlagen zur Versorgung mit Grün bei.

Kleingärten

Kleingärten haben in der Landeshauptstadt Thüringen eine lange Tradition. Die Kleingärten Erfurts sind wesentlicher Bestandteil des Grünflächensystems um die bebaute Stadt. Sie erfüllen wichtige Ausgleichs- und Erholungsfunktionen. Die Gartenanlagen grenzen oftmals an Wohngebiete, an dörfliche Ortsränder bzw. sind sie Bestandteil eines Grünzuges in die freie Landschaft. Sie sind räumlich zusammenhängend und Gegenstand städtebaulicher Betrachtungen. Die Gartenanlagen sind im Stadtgebiet ungleichmäßig verteilt und konzen-trieren sich vor allem in den landschaftlich reizvollen Gebieten der Stadt. Derzeit stehen in Erfurt ca. 400 ha Kleingartenfläche (20,2 qm pro Einwohner) zur Verfügung. Die vorhande-nen Kleingärten werden fast vollständig nachgefragt. Friedhöfe

Friedhöfe sind Orte mit Parkcharakter, die aufgrund ihrer Dimension und Grünausstattung wichtige Elemente im städtischen Grünsystem darstellen. Neben dem 58,7 ha großen Hauptfriedhof bestehen 35 Ortsteilfriedhöfe mit einer Größe von insgesamt 14,8 ha sowie zwei Jüdische Friedhöfe.

Brachflächen

Brachflächen sind im städtischen Nutzungsgefüge Erfurts im Regelfall nicht dort verortet, wo seit längerem Nutzungsdruck vorherrscht. Aktuell besteht in Erfurt, im Rahmen der Baukon-junktur, eine hohe Nachfrage nach innerstädtischen Brachflächen in den besonders attrakti-ven Stadtteilen. Zahlreiche Bauvorhaben, u. a. Wohnbauvorhaben, wurden hier in letzter Zeit realisiert. Demzufolge besteht in diesen Gebieten auch wenig Spielraum für temporäre Nutzungen.

Weitere Brachflächen und Leerstände befinden sich vor allem im Bereich stillgelegter ehe-maliger industrieller Nutzungen im Norden und Osten der Stadt. Eine Vielzahl dieser Brach-flächen stehen aufgrund der vorherrschenden Eigentumsverhältnisse nicht zur Verfügung und entziehen sich deshalb, z. T. auch aufgrund noch fehlender Umsetzungsstrategien einer planvollen Eingliederung in das Stadtgefüge.

Auch in den Großwohnsiedlungen kam es, bedingt durch den Rückbau von Wohnungen im Rahmen des Stadtumbaues zwischen 2000 und 2009, zu verstärkten Flächenfreisetzungen. Diese Flächenfreisetzung vollzog sich in Bereichen, die aufgrund ihrer Grundstruktur in der Regel schon über einen hohen Freiraumanteil verfügen. Nach erfolgreichem Abschluss des

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Rückbauprozesses in den Großwohnsiedlungen steht mit der Aktivierung der größtenteils flächenmäßig vorhandenen Freiraumpotenziale eine maßgebliche, dauerhafte Stabilisierung dieser wichtigen Wohngebiete im Vordergrund. Hierfür bietet es sich insbesondere an, frei-gesetzte Flächen unmittelbar angrenzend an die Geraaue aufzuwerten und in den Gesamt-zusammenhang des "Grünen Gerabandes" einzubeziehen.

Abbildung 3: Stadtlandschaft

© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010

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2 .2 .5 Geplante Maßnahmen

Zukünftiger Bedarf an öffentlichen Grünanlagen und Stadtumbau

Als Richtwert für die Beurteilung der Versorgung der Bevölkerung mit öffentlichen Grünan-lagen kann von 6 qm pro Einwohner ausgegangen werden. Somit besteht über die Gesamt-stadt gerechnet grundsätzlich kaum Nachholbedarf.

Defizite bestehen, wie bereits angeführt, insbesondere in der Altstadt, in den gründerzeitlich geprägten Wohngebieten der Krämpfervorstadt und der Johannesvorstadt sowie im Stadtteil Ilversgehofen.

In den Stadtgebieten, in denen die Bevölkerungszahl zunimmt, ist der Spielraum zur Schaf-fung neuer Freiraumangebote begrenzt. Dies gilt insbesondere für die hoch verdichtete Altstadt. Um die Lebensqualität in der Stadt positiv zu beeinflussen und das Wohnen in der Stadt attraktiver zu gestalten, müssen die vorhandenen innerstädtischen Grünräume qualifi-ziert, partiell erweitert und an verschiedenen Standorten ergänzt werden.

In den Gründerzeitquartieren ist der Ausbau und die Aufwertung wohnungsnaher Freiräume im Umfeld der Gründerzeitquartiere vordergründig. Dem hohen Versiegelungsgrad soll da-bei entgegengewirkt und der Anteil unversiegelter und grüner Flächen zur Verbesserung des Stadtklimas erhöht werden.

Im Rahmen des Stadtumbaus und dem damit verbundenen Rückbau von Wohnungen ist es zu vermehrten Flächenfreisetzungen, insbesondere im Bereich der Großwohnsiedlungen gekommen. Da nicht für alle freigesetzten Flächen eine bauliche Nachnutzung möglich sein wird oder aber nicht zeitnah realisiert werden kann und soll, sind je nach gegebener Vorort-Situation temporäre oder dauerhafte Begrünungen in Erwägung zu ziehen. Die Großwohn-siedlungen sind dabei als grüne Schnittstellen zur Landschaft zu interpretieren. Diese aus-gedehnten Grün- und Freiräume müssen insgesamt eine Aufwertung erfahren und besser untereinander vernetzt werden. Die Nachnutzung der frei werdenden Flächen kann zur Schaffung von großzügigen Grünverbindungen der Wohngebiete mit den Naherholungsge-bieten und Landschaftsräumen an den Übergängen zur Kulturlandschaft der Region heran-gezogen werden.

Von besonderer Bedeutung ist daher die kontinuierliche Fortsetzung der Erschließung der Geraaue und des Petersberges als wichtigste Grün- und Erholungsflächen der Innenstadt.

Die Nachfrage nach Kleingärten wird sich entsprechend der Bevölkerungsentwicklung erge-ben.

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Abbildung 4: Räumliches Leitbild Stadt- und Freizeitlandschaft

© ISEK 2020 Landeshauptstadt Erfurt 2010

Die vorhandenen topographischen und morphologischen Voraussetzungen der Stadtland-schaft ermöglichen es, die Landeshauptstadt mittelfristig in ein großräumiges, grünes „U“ einzubetten. Dieses vielfältige Landschaftsband bietet aus allen Wohngebieten der Stadt schnell erreichbare, hervorragende Naherholungspotenziale. Die darin eingebetteten Land-wirtschafts- und Gartenbauflächen werden als wichtiger Teil der Kulturlandschaft erlebbar und in ihrer ästhetischen Wirkung gesteigert, ohne die agrarischen Produktionsbedingungen einzuschränken.

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Die im Entstehen befindlichen Seen im Norden der Stadt bilden in Verbindung mit den zu-gehörigen Infrastrukturelementen und Grünflächen ein lineares Band, eine „Wasserachse“ für Sport- und Erholungsfunktionen. Neben der Entwicklung des unmittelbaren Umfeldes der Seen wird in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden eine auf Freizeit orientierte Infra-struktur geschaffen.

Die vorhandenen innerstädtischen Grünräume müssen qualifiziert, partiell erweitert und an verschiedenen Standorten ergänzt werden. Hier stellt insbesondere der Petersberg ein im Bestand wichtiges Potenzial für das innerstädtische Freiraumsystem dar. Gärten haben in Erfurt Tradition, mit dem zunehmenden Nutzungsdruck der bis in das späte 19. Jahrhun-dert auf den Raum innerhalb der Festung beschränkten Stadt sind diese Gärten immer mehr verdrängt worden. Ziel ist es, an geeigneter Stelle derartige Areale zu sichern bzw. wiederherzustellen.

Der Petersberg als ein Ort der Erholung, der Kultur, als "Garten über der Stadt" soll so ent-wickelt werden, dass er als besonderer Ort, aber integraler Bestandteil der Stadt von den Erfurtern besser wahrgenommen und mit seinen unterschiedlichen Freizeitangeboten ge-nutzt wird. Die Freiräume des Petersberges sollen so gestaltet werden, dass sowohl der ganz eigene Charakter des Ortes herauskristallisiert als auch der Petersberg als eine über-geordnete Einheit besser erlebbar wird.

Die Altstadt wird bogenförmig vom Verlauf des Flutgrabens umschlossen. Die Wirkung des Grabens ist derzeit auf das begleitende Großgrün reduziert. Mit einer fußläufigen Erschlie-ßung kann dieser Raum die Lage der Stadt am Wasser auf ganz eigene Weise verdeutli-chen. Dazu sollen die Berührungspunkte am Fluss aufgenommen und gestaltet werden.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept Erfurt 2020 nennt für die Entwicklung der Stadtlandschaft Erfurts nachfolgend dargestellte strategische Projekte:

Grünes Geraband "Englischer Garten":

Die Betrachtung des Bestandes der nördlichen Geraaue zeigt, dass dort bereits sehr zahlreich Freiflächen vorhanden sind, die in - nach Art und Ausstattung - unterschied-licher Charakteristik eine wechselhafte Abfolge städtischer Freiraumtypen ergeben. Die vom Geraradweg entlang der Gera erlebbare Raumfolge ist bis dato durch eine zufällig erscheinende Aneinanderreihung von Korridoren, Stadtteilparks, flächeninten-siven Sporteinrichtungen, eingezäunten Brachflächen und punktuellen Einschnürun-gen gekennzeichnet. Dadurch wird die Geraaue nicht als übergeordnetes Grünele-ment in der Stadtstruktur wahrgenommen.

Der städtische Kernbereich ist sehr stark durch Angebote zur aktiven Naherholung ge-kennzeichnet, während nach Norden im Übergang zum Stadtrand die landschaftlich-naturräumliche Prägung in den Vordergrund tritt. Die vorhandene Bandbreite der Frei-raumtypen kann in der Einzelbetrachtung als grundsätzliche Qualität bewertet werden.

Im Rahmen eines aktiven Stadtumbaus können erhebliche Flächenpotenziale mit Be-zug zur Geraaue und ihren Nebenarmen mobilisiert und mit den bereits vorhandenen Parks und Freiflächen zu einem zusammengehörigen zentralen Grünraum der Stadt zusammengefasst werden, der vom Venedigpark in der Altstadt bis zur Stadtgrenze bei Kühnhausen reicht. Damit kann auch der erhebliche Nutzungsdruck auf die weni-gen innenstadtnahen und intensiv genutzten Freiflächen kompensiert werden. Zu-gleich werden die bevölkerungsreichen Stadtteile im Erfurter Norden über das Grüne Geraband attraktiv unmittelbar an die Altstadt angebunden.

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In der Gesamtbetrachtung des Grünen Gerabandes wird deutlich, dass die Potenzial-bereiche einer aktiven Fortschreibung bedürfen, um teilräumliche Defizite zu beheben und im Ergebnis die Entwicklung der Geraaue zu einem linear durchgehenden Grün-zug zu erreichen. Dazu zählen im wesentlichen:

- die Umgestaltung und Öffnung wichtiger verbindender Abschnitte für eine öffentli-che Freiraumnutzung,

- die teilweise Rücknahme funktionsgebundener Flächen zugunsten einer verbes-serten öffentlichen Durchgängigkeit,

- die quantitative Erweiterung bereits bestehender kleinräumiger Teilabschnitte,

- die Herstellung punktuell zugänglicher Uferbereiche zur besseren räumlichen Er-lebbarkeit der Gera.

Kulturlandschaft Stadtregion Erfurt (Regionalpark Erfurt+):

Die Stadt Erfurt versteht ihr Konzept zur Qualifizierung der Stadt- und Freizeitland-schaft als Teil einer Strategie für die gesamte Stadtregion, die gerade auch ihrer Profi-lierung als innovativer, zukunftsfähiger und attraktiver Wirtschaftsstandort dient. Die Wasserläufe, Landschaftselemente und vor allem Wegeführungen und Nutzungsan-gebote im Bezug auf den Naturraum und die Kulturlandschaft müssen als Teil eines Gesamtsystems betrachtet werden. Zahlreiche "grenzüberschreitende" Anknüpfungs-punkte und Aktivitäten sind bereits gegeben. Ein Schwerpunktprojekt ist die Herstel-lung eines Radwegringes um die Stadt. Damit kann Erfurt mit der Region einen Beitrag zur langfristigen Entwicklung eines großräumigen Freiraumverbundes zur siedlungs-nahen Erholungsvorsorge leisten.

Die Ziele für die Handlungsfelder zu den Freiflächen in der Stadtentwicklung lauten:

Schaffung neuer großer extensiv zu pflegender Grünflächen und Landschaftsparks Aufbau eines vernetzten Grünsystems mit Aufenthaltsqualitäten imagewirksame Aufwertung von wohnungsnahen Freiraumangeboten Ausbau wohnungsnaher Freiräume im unmittelbaren Wohnumfeld der Gründerzeit Erhöhung der Attraktivität und Qualität der vorhandenen Grünflächen Nachhaltige Erweiterung des Angebots an freiraumbezogenden Freizeitmöglichkei-

ten Verbesserung der ästhetischen und ökologischen Qualität der Kulturlandschaften Herausarbeiten der Wasserläufe der Gera zu stadtbildbestimmenden Grünachsen Recycling baulich nicht mehr nachnutzbarer Brachflächen zu extensivem Grün Strategien für eine kostensparende, effiziente Grünflächenunterhaltung

Zukünftige Flächen für die BUGA werden mit urbanen Grünverbindungen aus dem ISEK 2020 und dem Rahmenkonzept zum Landschaftsplan vernetzt und ergänzt. In Fortführung dieser Grünverbindungen werden die Gartenbauflächen im Erfurter Westen und die Erfurter Seen im Nordosten für die Naherholung erschlossen. Dies ist eine Möglichkeit, mit Hilfe der Bundesgartenschau das Grünsystem im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung aufzu-werten. Die zukünftigen Entwicklungen zur BUGA entsprechen ebenso den Entwicklungs-zielen des wirksamen Flächennutzungsplanes von Erfurt.

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2.3 Entwicklungskonzept für den egapark der Landeshauptstadt Erfurt

Der egapark gehört zu einer der bedeutendsten Besucherattraktionen der Landeshauptstadt Erfurt. Mit jährlich rund 450.000 Besuchern zählt der historische Park zu den führenden Gartenanlagen in Deutschland. Als Betreiber der beliebten Freizeiteinrichtung plant die Stadtwerke Erfurt Gruppe eine Neuausrichtung bzw. Weiterentwicklung des Parks. Zurück-zuführen ist dies insbesondere auf die folgenden Punkte:

Für den Betrieb des egaparks ist derzeit ein jährlicher Verlustausgleich in Höhe von 4 bis 4,5 Millionen Euro durch die SWE Stadtwerke Erfurt GmbH notwendig. Ohne wirk-same Gegenmaßnahmen wird der erforderliche Verlustausgleich weiter ansteigen.

Perspektivisch werden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den egapark, insbesondere aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs in einzelnen Kompetenzfel-dern der Stadtwerke Erfurt Gruppe, verschlechtern.

Die baulichen und gärtnerischen Anlagen des egaparks befinden sich aufgrund ihres Alters teilweise in einem sanierungsbedürftigen Zustand und einzelne Parkbereiche weisen erhebliche Pflegedefizite aus.

Durch Flächenveränderungen, der Weiterentwicklung einzelner bestehender Parkarea-le, dem Bau neuer Gartenbereiche sowie Veränderungen im Gebäude- und Freizeitan-lagenbestand wird der Gesamteindruck der Parkanlage von einem „Nebeneinander verschiedener Garten- und Anlagenbereiche“ geprägt. Ziel es muss es in den nächsten Jahren sein, ein ganzheitliches Erscheinungsbild des egaparks zu erreichen.

Für die Neuausrichtung des egaparks wurde im Jahr 2010 unter Federführung der SWE Stadtwerke Erfurt GmbH ein Entwicklungskonzept für den egapark erarbeitet.

Das Konzept zeigt verschiedene Möglichkeiten der ganzheitlichen Entwicklung für den ega-park auf. Kernbestandteil der in diesem Zusammenhang entwickelten Szenarien sind unter-schiedliche Annahmen zur Veränderung der gärtnerischen Anlagen, der Veranstaltungen, der Baulichkeiten sowie der Kosten- und Erlösstrukturen für den egapark.

Ziel ist es unter Berücksichtigung der Anforderungen des Denkmalschutzes sowie ökologi-scher, ökonomischer und demografischer Kriterien den egapark innerhalb der nächsten 10 Jahre zukunftsorientiert zu positionieren und ihn in seiner Funktion als Garten für Familien und Besucher aller Generationen zu stärken. Bis Ende 2012 wird das Konzept für die Hand-lungsbereiche gärtnerische und bauliche Anlagen, Spiel- und Erlebnisräume, Gastronomie, Marketing und Vertrieb, Geschäftsprozesse, und Finanzierung konkretisiert.

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3. Bundesgartenschau 2021 in Erfurt / Anlass der Bewerbung

"Erfurt als Blumenstadt und der egapark mit seinem großen Potenzial in der Garten- und Landschaftsgestaltung bilden ein schlagkräftiges Dop-pel." Mit diesen Worten begründet Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Entscheidung, sich mit der Landeshauptstadt Erfurt und dem egapark Erfurt um die Bundesgartenschau 2021 zu bewerben. Zitat Internetseite der Stadt Erfurt

Nach umfangreichen Gesprächen auf den verschiedenen politischen Ebenen, von der Stadt- bis zur Landesebene, entschloss sich die Landeshauptstadt Erfurt am 05.03.2011 öffentlich bekanntzugeben, dass sie sich für die Ausrichtung und Durchführung der Bundes-gartenschau 2021 bewerben wolle.

Bereits im Zusammenhang mit der Erstellung der Unterlagen für die Bewerbung gründete die Stadt Erfurt einen Beirat. Aufgabe des Beirates ist es, die einzelnen Schritte der Mach-barkeitsstudie zu begleiten. Durch die Zusammensetzung des Beirates mit Vertretern aus Politik, Fachverbänden, Verwaltung, Stadt, Stadtwerken Erfurt Gruppe und diversen Akteu-ren, die im „Themenfeld Garten und Landschaft“ aktiv sind, sowie durch die Mitwirkung von Vertretern des Freistaates Thüringen gibt es ein breites Fundament für die Bewerbung. Von Anfang an soll sichergestellt werden, dass die in der Landeshauptstadt vorhandenen Inter-essen im Zusammenhang mit der BUGA und den stadt- und freiraumplanerischen Zielen erkannt und zum Wohle der Stadtentwicklung als Ganzes gebündelt werden.

Bis zur Beschlussfassung des Stadtrates der Landeshauptstadt Erfurt gab es vier Beirats-sitzungen. Zur Unterstützung der Erarbeitung der Machbarkeitsstudie wurden in der Stadt fünf verschiedene Arbeitsgruppen mit Fachleuten aus der Verwaltung und Wirtschaft sowie Vertretern der Kommunalpolitik gebildet (AG Finanzierung und Organisation, AG Flächen-konzept, AG Marketing und Verkehr, AG egapark, AG politische Meinungsbildung).

Vor allem die Bildung der AG politische Meinungsbildung war von enormer Bedeutung für eine frühzeitige Einbindung der Fraktionen in die Vorbereitungen und den laufenden Pro-zess zur Bewerbung und Planung der BUGA 2021 in Erfurt. Diese AG ist als vorbereitendes Gremium für den Stadtratbeschluss zur Bewerbung zu sehen, hier erfolgte die wesentliche inhaltliche Arbeit zur Meinungsbildung für den Stadtrat.

Anlass der Bewerbung

Die Erstellung der Machbarkeitsstudie erfolgte im Hinblick auf die Frage:

Warum bewirbt sich die Landeshauptstadt Erfurt um die Bundesgartenschau 2021?

(1) Weil sie etwas Besonderes für ihre Bürger tut

Im Rahmen einer BUGA können Projekte der Stadtentwicklung angeschoben werden, für die ansonsten ein deutlich längerer Zeitraum veranschlagt werden müsste. Strate-gische Schlüsselprojekte im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK 2020) können zügig in die Realität umgesetzt und somit als Synergieeffekte ge-nutzt werden.

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Die Qualifizierung, partielle Erweiterung und Ergänzung innerstädtischer Grünräume in den verschiedenen Stadtteilen kann eine positive Beeinflussung der Lebensqualität in der Stadt bewirken und das Wohnen in der Stadt attraktiver gestalten. Während die Erfurter Bevölkerung in den südlichen Stadtteilen auch aufgrund der Nähe zum ega-park mit hochwertigen wohnungsnahen Grün- und Erholungsflächen sehr gut versorgt ist, ist dies für die Erfurter in den nördlichen Bezirken nicht der Fall. Bestehende Defi-zite im Freiraumangebot und die intensive Nutzung der vorhandenen stadtteilinternen Freiräume sollen durch ein Angebot neuer, ergänzender Erholungsmöglichkeiten in unmittelbarer Wohnungsnähe beseitigt werden. Dies soll durch den Ausbau des „Grü-nen Gerabandes“, ein strategisches Projekt aus dem ISEK 2020, behoben werden (vgl. auch Abbildung 4).

Im besonderen der Stadtumbau bietet die Chance, mit neuen Grünstrukturen in den Zwischenzonen der bisherigen Entwicklungsachsen mehr Lebensqualität zu erzeugen und sowohl eine neue funktionale als auch stadträumliche Verbindung mit den vor-handenen Elementen der Stadtlandschaft einzugehen. Dabei sollen Angebote für alle Generationen geschaffen werden.

Besondere Aufmerksamkeit ist dabei jungen Familien zu widmen. Die Kinder sind die künftigen Leistungsträger der städtischen Bürgergesellschaft. Die Leistungsträger von heute erwarten von ihrem Lebensmittelpunkt möglichst optimale Bedingungen von ih-rem Wohnort. Die Positionierung als familienfreundliche Stadt ist also Symbol für Zu-kunftsfähigkeit. Dazu muss das derzeit gute Netz an familiengerechten Angeboten nicht nur gesichert und entsprechend der demographischen Entwicklung bedarfsge-recht weiter entwickelt werden, es muss auch vielfältiger werden und nach verschie-densten Lebensentwürfen ausdifferenziert werden. In Zukunft muss die familienfreund-liche Stadt neue Perspektiven für Familien mit Kindern bieten, so auch bei der Gestal-tung öffentlicher Räume.

Durch die qualitative und quantitative Inwertsetzung des urbanen Raumes kann die Lebensqualität erhöht und eine starke Identifikation der Bewohner mit Ihrem Umfeld erreicht werden. Die freiraumplanerisch fokussierten Maßnahmen werden so auch so-zialpolitisch zu integrativen Bausteinen einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

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Abbildung 5: Markante Grünflächen Erfurts

© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Grundlagen der Landeshauptstadt Erfurt

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(2) Weil sie Stadtentwicklung und Stadtumbau durch Umsetzung des ISEK-Projektes „Grünes Geraband“ wesentlich voranbringt

Nach erfolgreichem Abschluss des Rückbauprozesses sowie umfangreichen Gebäu-desanierungen in den Stadtteilen beiderseits der nördlichen Geraaue kann mit der Ak-tivierung der größtenteils flächenmäßig vorhandenen Freiraumpotenziale eine maß-gebliche, dauerhafte Stabilisierung dieser wichtigen Wohngebiete erreicht werden. Mehr als 60.000 Einwohner im fußläufigen Umfeld profitieren von der Entwicklung des Grünen Gerabandes und der Anbindung dieses Raumes an die freie Landschaft.

Diese im ISEK 2020 als zentrales strategisches Projekt der Stadtentwicklung ausge-wiesene Idee nimmt bewusst Anleihe an klassischen, lebensstilrelevanten Vorbildern der Parkarchitektur, wie z. B. dem Englischen Garten in München und gewährleistet damit eine umfassende Aufwertung der bislang benachteiligten Wohnquartiere. Sozia-le Durchmischung, vielfältige aktive Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, die im Rahmen der BUGA gezielt initiiert und angeregt werden sollen, tragen wesentlich auch zu einer sozialen Stabilisierung bei. Dadurch wird die BUGA 2021 zu einer zentralen Aufwer-tungsmaßnahme im Rahmen des Stadtumbaus. Die Integration von Flächen des Grü-nen Gerabandes ist somit zentraler Baustein in der Konzeption zur BUGA 2021.

Die Landeshauptstadt Erfurt ist in der Lage, umfangreiche Flächenpotenziale zu akti-vieren, auf denen Projekte im Rahmen der Stadtentwicklung einerseits und im Rah-men der Durchführung der BUGA anderseits umsetzbar sind. Dabei werden zunächst nur Flächen berücksichtigt, auf die die Stadt überwiegend direkten Zugriff hat. Dies gilt in besonderem Maße für Flächen in der Geraaue Richtung Norden. Damit sind die für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung notwendigen Grundvoraussetzungen erfüllt. Langwierige Grundstücksverfahren im Vorfeld können ausgeschlossen werden.

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Abbildung 6: Der Flächenpool - mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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(3) Weil sie die bestehenden Parkanlagen der Stadt zu zukunftsfähigen Freizeit- und

Erholungsflächen weiterentwickelt

Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über eine Vielzahl von Parkanlagen, die es wert sind, bekannter und attraktiver zu werden. Bürgerschaftliches Engagement in vergan-genen Jahrhunderten hat in der historischen Altstadt nicht nur die glanzvollen Gebäu-de, sondern auch eine beachtliche Zahl von Bürgerparks und Grünflächen entstehen lassen. Diese werden im Rahmen der Bundesgartenschau in den Fokus der Besucher gerückt. Über die Parkanlagen erfasst die BUGA die gesamte Stadt. Sie sind die blü-henden Botschafter Erfurts für die Gartenschaubesucher.

(4) Weil die Bundesgartenschau die Verknüpfung von Parks und Grünanlagen im Stadtgefüge ermöglicht

Lange wurden die Parks in Erfurt als kleinräumige, isolierte Grünflächen betrachtet. Der räumliche und inhaltliche Zusammenhang untereinander verlor an Bedeutung und wurde bzw. wird in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Mit der BUGA besteht die historische Chance, diese in der Anlage vorhandenen Zusammenhänge (wieder) her-zustellen.

Immer stehen Grünflächen in besonderer, räumlicher Verbindung zur gebauten Stadt. Park und Stadt werden als Einheit verstanden, das Stadtgefüge bildet das vernetzende Element, die Parkanlagen - oftmals entstanden in Zusammenhang mit Gartenschauen - liegen eingebettet im Stadtgefüge. Es nimmt die verschiedenen Schauplätze der BUGA auf, gibt ihnen den Rahmen und formt sie so zur Einheit. Die Parks sollen zu-künftig auch bei Stadtführungen stärker berücksichtigt und als städtetouristische At-traktion in das Gesamterlebnis Stadt integriert werden.

(5) Weil sie den egapark zukunftsfähig macht

Wichtigste Säule des Konzeptes zur BUGA ist der egapark. Für den Zeitraum bis 2020 werden die Weichen für die Sanierung, Entwicklung und die künftige grundsätzliche Ausrichtung gestellt. Dabei sollen neue Komponenten in das Denkmalensemble inte-griert werden, um so den Erhalt des bestehenden Raumeindrucks aus der Lingner-schen Planung 1961 zu gewährleisten und eine "ideelle" Brücke zwischen Tradition und Gegenwart wieder aufzubauen.

Eine grundsätzliche Umorientierung in der Bewirtschaftung verfolgt das Ziel einer CO2-neutralen Parkanlage. Damit gewinnt der Park Zukunftspotenzial und Vorbildfunktion für andere Parks und Parkbetreiber.

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Abbildung 7: egapark mit Denkmalgrenze

© ift GmbH, SWUP GbR 2011 – auf Basis Luftbild Landeshauptstadt Erfurt

(6) Weil sie in der Tradition von Gartenschauen steht

Die Landeshauptstadt Erfurt kann stolz auf eine 200-jährige Tradition von Garten-schauen zurücksehen (vgl. auch Abbildung 8). Der egapark - hervorgegangen aus der iga`61 - stellt wohl das bekannteste Zeugnis dieser Tradition dar. Mit der 50-Jahrfeier entstand die Idee, das 60-jährige Jubiläum zum Anlass zu nehmen, die Tradition der Präsentation und Leistungsschau des gärtnerischen Handwerks fortzusetzen. Immer haben Gartenschauen Impulse für die Regionen gesetzt. Dies ist in Erfurt nicht anders, wie sich aktuell an den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des egaparks zeigt.

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Abbildung 8: Zeitstrahl Gartenschauen Erfurt

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

(7) Weil sie die Wiege des Erwerbsgartenbaus ist

Der Erwerbsgartenbau bzw. der Produktionsgartenbau sind ein traditioneller Zweig des Erfurter Handwerks. Dem erfolgreichen Waidanbau und der Samenzucht verdankt die Landeshauptstadt Erfurt den Beinamen „Blumenstadt“.

Zu Recht nimmt Erfurt für sich in Anspruch, die Wiege des Erwerbsgartenbaus zu sein. Mit Sicht auf das gewachsene Gefüge des Erfurter Gartenbaus ist die Bewerbung als klares Bekenntnis der Stadt zu den Wurzeln des gärtnerischen Handwerks zu verste-hen.

Das Deutsche Gartenbaumuseum auf der Cyriaksburg zeugt von der Bedeutung von Thema und Berufsstand weit über Erfurt und das Land Thüringen hinaus. Es ist heute schon Schauplatz einer umweltorientierten Erziehung. Die bereits gesammelten Erfah-rungen stellen das Fundament für die weitere Entwicklung, die stärkere Integration in den Parkverbund der Erfurter Anlagen und das Edutainment während der Durchfüh-rung der BUGA dar.

Die Konzentration auf die Möglichkeiten und Qualitäten, die sich bei einer zukunftsori-entierten Sicht auf die regionalen Bezüge bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln er-geben, wären ein spezifisches Thema einer BUGA in Erfurt.

(8) Weil sie mit der BUGA ein weiteres touristisches Highlight schafft

Mit der Durchführung einer BUGA profitiert Erfurt von einer rund 170 Tage dauernden Großveranstaltung, die national Beachtung findet. Es gibt in Deutschland kaum Veran-staltungen, die mehr Touristen anziehen (ausgenommen Volksfeste, wie z.B. das Ok-toberfest in München). Damit löst die Bundesgartenschau in Erfurt große wirtschaftli-che Effekte für die gesamte Tourismusbranche aus. Hinzu kommen positive Umsatzef-fekte für den innerstädtischen Einzelhandel. Im Vorfeld der Bundesgartenschau sind

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darüber hinaus zahlreiche, vor allem die Qualität steigernde Investitionen bei Gastge-werbe und touristischer Infrastruktur zu erwarten, die langfristig Wirkung zeigen und damit Arbeitsplätze sichern.

Die historische Altstadt mit Dom und Petersberg ist im Gartenschaujahr das verbin-dende Element zwischen den unterschiedlichen Grün- und Veranstaltungsflächen. In der Stadt- und Tourismuswerbung wird die Kombination aus Geschichte, Kultur und innerstädtischen Parkanlagen künftig hohen Stellenwert haben.

(9) Weil sie die BUGA als Instrument für die Umsetzung der vorgenannten Entwick-lungen sieht

Dem Zusammenfügen der oben genannten Bausteine wird eine hohe Aufmerksamkeit im Rahmen der Durchführung beigemessen. Hier zeigt sich, wie wichtig ein frühzeitiges Zusammenwirken von Investition und Durchführung ist. Dies hat die Landeshauptstadt Erfurt erkannt und dazu bereits für die Erstellung der Machbarkeitsstudie einen inter-disziplinär besetzten Beirat gebildet, der die in der AG politische Meinungsbildung der Fraktionen unmittelbar vorlaufenden Ergebnisfindung aktiv und fundiert begleitet hat.

Darüber hinaus wurde der Förderverein „Freunde der Bundesgartenschau Erfurt 2021 e.V.“ gegründet. Die Interessen aller an der Vorbereitung der BUGA interessierten Un-ternehmen und Privatpersonen, die nicht direkt in den Entscheidungsprozess einge-bunden sind, werden in diesem Förderverein zusammengeführt und finden so Eingang in das Bewerbungsprojekt. Gleichzeitig profitieren alle Beteiligten vom Netzwerk des Vereins. Ziel des Vereins ist es, einen offenen Dialog zwischen allen Interessensgrup-pen zu fördern. Nach der Durchführung der BUGA werden die Rechte und Pflichten aus dem Förderverein an den Verein der ega-Park-Freunde e.V. überführt, um eine kontinu-ierliche Arbeit zu gewährleisten.

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4. Leitthema „GartenKulturStadt“

Leitidee

2021 ist das Jahr der Jubiläen: Die Bundesgartenschau feiert ihr 70-jähriges, der ega-park Erfurt sein 60-jähriges Bestehen. Dies ist Anlass für den traditionellen Gartenpark Thüringens, sich neu zu positionieren - im Einklang von Historie, Natur und Umwelt in der Stadtentwicklung.

Mit der Gartenkultur ist die Landeshauptstadt Erfurt schon seit Jahrhunderten eng ver-bunden. So war es Christian Reichart, der im 18. Jahrhundert in Erfurt den deutschen Erwerbsgartenbau begründete. Damit schuf der Pionier des Erwerbsgartenbaus nicht nur die Voraussetzungen für die Entwicklung Erfurts als Zentrum des Gartenbaus, son-dern legte gleichzeitig den Grundstein für den Ruf der heutigen Thüringer Landeshaupt-stadt als Garten- und Blumenstadt. Bereits 1838 fand die erste Erfurter Gartenbauaus-stellung im „Vogelsgarten“ (heute Stadtgarten) statt - Auftakt für eine lebendige Garten-kultur als stabiles Fundament einer in die Zukunft gerichteten Stadt.

Besonderheiten, die Erfurt deutschlandweit herausheben und sich in der Leitidee für die BUGA 2021 widerspiegeln. Ausschlaggebend ist der Gedanke, Erfurt nicht nur als Wie-ge des Erwerbsgartenbaus, als traditionellen Dreh- und Angelpunkt internationaler Gar-tenbauausstellungen zu thematisieren, sondern auch im Rahmen der BUGA einen Bei-trag zur nachhaltigen Entwicklung städtischer Grünflächen und Parkanlagen zu leisten - weg von der reinen Pflanzenschau, hin zur aktiven Integration von Umwelt und Natur in der Stadtentwicklung.

Diese Leitidee kommt auch im gewählten Claim zum Ausdruck, der mit seinen bewusst zusammengefügten Worten „GartenKulturStadt“ gleichzeitig von einer langen Garten-baugeschichte und -tradition in einer attraktiven, sehens- und lebenswerten Stadt spricht.

„GartenKulturStadt“ steht symbolisch für die Bedeutung Erfurts in der Gartenkultur, ver-bunden mit der Vielfalt der Stadt in anderen Bereichen:

„Garten“ – für ein breites Spektrum von Gartenbau, Samenzucht und Pflanzenkul-tivierung industrieller und privater Art; für gestaltete Grünflächen und Parkanlagen als Erholungszentren für die Bürger und Besucher der Stadt.

„Kultur“ – für Historie und Tradition im Gartenbau, aber auch für Kultur auf künstle-rischem Gebiet. „Kultur“ macht somit auch neugierig auf begleitende kulturelle Er-lebnisse während der BUGA.

„Stadt“ – für das besondere Ambiente Erfurts, seine wunderschöne historische Altstadt, die malerischen Gassen und Plätze sowie infrastrukturelle Gegebenheiten.

Dabei ist ein spielerischer Umgang mit den drei Einzelbegriffen durchaus gewollt, zum Beispiel durch Einzelbetonung der jeweiligen Worte. So kann Erfurt je nachdem als „Garten-Stadt“, „Kultur-Stadt“ oder „Gartenkultur-Stadt“ um Aufmerksamkeit werben.

Erfurt als „GartenKulturStadt“ weckt vielfältige Assoziationen und Erwartungen beim künftigen BUGA-Besucher und präsentiert sich als prägnante Marke.

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Das Logo für die Bewerbung zur BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt

Das Logo für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt wurde aus der Wort-Bild-Marke der Stadt Erfurt entwickelt – als Grundlage für einen geschlossenen und wiedererkennbaren Auftritt der Stadt in ihren verschiedensten Lebensbereichen.

Dabei war es primäres Ziel, das Corporate Design zur BUGA 2021 so individuell zu ge-stalten, dass die Druckprodukte der BUGA 2021 zwar einen Zusammenhang zum bishe-rigen Außenauftritt der Stadt Erfurt erkennen lassen, aber dennoch ihre Eigenständigkeit bewahren und nicht mit anderen Produkten der Stadt verwechselt werden können. So ergibt sich beispielsweise bei einer Messepräsentation für die Stadt Erfurt und die BUGA 2021 ein geschlossenes optisches Bild. Auch für die regionale Wirkung, für die Erfurter selbst, ist die direkte Anbindung an das Erfurter Design wichtig. Dadurch wird signali-siert: „Diese BUGA 2021 ist unsere BUGA.“

Die Wort-Bild-Marke Erfurts zeigt ein modernes Erfurter Rad, weiß auf rotem Grund, mit dem Schriftzug „Erfurt – Landeshauptstadt Thüringen“.

Abbildung 9: Logo Landeshauptstadt Erfurt

Quelle: Landeshauptstadt Erfurt

Sowohl Typografie als auch Farbe wurden für die BUGA-Wort-Bild-Marke beibehalten. Das Logo für die BUGA 2021 lehnt sich zwar an den sachlichen modernen Charakter des Corporate Designs der Stadt Erfurt an, präsentiert sich aber verspielter. Die aufstre-bende, dynamisch wirkende Blüte, die an ein kleines Feuerwerk erinnert, unterstützt den floralen Charakter der bestehenden Wortmarke. Dabei ist die BUGA-Blüte bewusst offen gehalten, um dem Betrachter zu ermöglichen, seine Fantasie spielen zu lassen.

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Die Worte „Erfurt“ und „BUGA 2021“ sind typographisch bewusst gleichrangig gestaltet, da die touristische Bewerbung auf Augenhöhe erfolgt - sowohl für die Bundesgarten-schau als auch für die Stadt Erfurt als touristischer Anziehungspunkt Thüringens.

Abbildung 10: BUGA – Logo Landeshauptstadt 2021

Quelle: Landeshauptstadt Erfurt

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5. Flächenpool für die BUGA 2021

5.1 Potenziel le Flächen

Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt über ein weites Potenzial von innerstädtischen Flächen, die auf der Basis der beschlossenen Stadtentwicklungsziele (ISEK 2020) grundsätzlich für die Aktivierung im Rahmen einer BUGA in Betracht kommen. Die Gesamtfläche des im Rahmen der Machbarkeitsstudie betrachteten Flächenpools beträgt rd. 260 ha (siehe Abbil-dung 11). Dies entspricht einer Fläche von drei Bundesgartenschauen, daher ist eine Flä-chenauswahl unumgänglich.

Ziel der Machbarkeitsstudie ist es zu klären, unter welchen Rahmenbedingungen und mit welchen nachhaltigen Wirkungen in Erfurt eine BUGA durchgeführt werden kann. Im Rah-men der Untersuchung wurden alle Flächen aus dem Flächenpool hinsichtlich ihrer Lage, Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und der Investitionskosten für nachhaltige Aufwertungs- und/oder Herstellungsmaßnahmen untersucht.

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Abbildung 11: Mögliche Flächen für die Durchführung einer BUGA (mit Namen/Größe)

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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5.2 Kernflächen

Aus dem vorgenannten Flächenpool wurden nach Bewertung und Abstimmung in der AG politische Meinungsbildung mit den Fraktionen sowie im Beirat die Kernflächen für die BU-GA 2021 ausgewählt. Folgende Auswahlkriterien waren dabei von besonderer Relevanz:

Erreichbarkeit: Die Erreichbarkeit von Teilen einer Gartenschau sollte so gestaltet werden, dass die Verbindung untereinander zum besonderen Erleben des Besuchs selbst gehört. Der Weg zwischen den einzelnen Teilen darf durch den Besucher nicht als lästig bzw. abwertend empfunden werden, sondern er muss Teil des positiven Erle-bens der BUGA in Erfurt werden.

Nutzung bestehender Förderkulissen: Die Finanzierung der nachhaltigen Investitio-nen stellt ein wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche BUGA dar. Daher wurde für alle betrachteten Flächen überprüft, inwieweit für die genannten Flächen ggf. bereits zum Zeitpunkt der Bewerbung abgesicherte Förderbedingungen bestehen.

Eigentumsverhältnisse: Es werden ausschließlich Flächen berücksichtigt, auf die die Landeshauptstadt Erfurt überwiegend direkten Zugriff hat. Damit sind langwierige und kostspielige Flächenankaufsverfahren zur Durchführung der BUGA ausgeschlossen.

Die Flächen und Maßnahmen der BUGA konzentrieren sich dabei auf die Inwertsetzung vorhandener innerstädtischer Stadt- und Freiräume.

Zu den Kernbereichen der BUGA gehören die oben genannten Flächen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (v.a. Grünes Geraband, Petersberg mit Altstadt), der egapark (v.a. gärtnerische Anlagen und Baulichkeiten) sowie Flächen für Parkplätze.

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Abbildung 12: Flächenauswahl für die BUGA Erfurt 2021

© ift GmbH, SWUP GbR 2011 auf Basis der Beiratbeschlüsse

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Die genannten Flächen umfassen in der Summe ca. 124 ha. Zunächst nicht enthalten ist die Infrastrukturfläche Nord mit 11,2 ha und die Stellplätze an der alten IGA mit 14,3 ha.

Tabelle 1: BUGA-Flächen im Überblick

Fläche/Anlagenbereich Größe in ha

egapark 36,80

Dendrologischer Garten 4,10

Dreienbrunnenpark, Luisenpark 2,50

Nordpark 13,20

Ehemalige Fliegerschule (einschließlich Förderschule) 2,50

Fläche Altes Klärwerk 2,40

Wohngebietspark Rieth 6,00

Nördlicher Gera-Auenpark 19,60

Brachfläche Kraftwerk (davon 2,30 ha öffentlich) 4,30

Kilianipark 3,40

Petersberg 28,70

Summe Fläche 123,50 ha

5.3 Korrespondenzflächen

Alle übrigen Flächen aus dem Flächenpool in einer Größenordnung von rund 140 ha kön-nen flexibel den Kernflächen als Korrespondenzflächen hinzugeschaltet werden. Dies gilt besonders dann, wenn sich für diese Flächen zusätzliche, bisher nicht erkannte Finanzie-rungsmöglichkeiten ergeben. Auch wenn diese Flächen dann nicht direkte Gartenschauflä-chen sind, so haben sie dennoch hohe Bedeutung für die Stadtentwicklung und für die Bür-ger der Landeshauptstadt Erfurt sowie auch in Teilen für die Touristen.

Besonders die Flächen um den Gothaer Platz können an dieser Stelle genannt werden. Die hier vorherrschenden städtebaulichen Missstände könnten in einer gemeinsamen Handlung der Landeshauptstadt Erfurt mit der Landesentwicklungsgesellschaft beseitigt werden.

Auch die Areale entlang der Erfurter Gewässerläufe – z.B. Flutgraben oder Wallgraben – sind besonders geeignete Flächen, um das Konzept der Kernflächen schlüssig zu ergän-zen.

In den weiteren Planungen wird die räumlich–gestalterische Einbindung von Korrespon-denzflächen (z.B. Sportplatz Berliner Str.) im Rahmen der Gesamtkonzeption weiterentwic-kelt. Auch bei weitgehendem Ausschluss einer öffentlichen Nutzbarkeit ist die Verknüpfung der Korrespondenzflächen mit ihrem Umfeld (z.B. Sportanlagen, Radrennbahn, Sportplatz Essener Straße) allgemeine Zielsetzung.

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Abbildung 13: Korrespondenzflächen

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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5.4 Außenstandorte

Die Entwicklung der Außenstandorte ist besonders für die jeweiligen Standorte selbst inter-essant, da sie über die Marke BUGA auf sich aufmerksam machen und somit direkt von der Großveranstaltung profitieren können.

Nach derzeitigem Stand haben als Außenstandorte Interesse bekundet:

der Landkreis Sömmerda mit den Erfurter Seen

die Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza mit ihren 10 Gärten

die Berg- und Rosenstadt Sangerhausen mit dem Europarosarium und dem Schau-bergwerk

Die Landeshauptstadt Erfurt ist offen für weitere Interessenten. Die Präsentation der Au-ßenstandorte kann im Rahmen der Landespräsentation des Freistaates, die bevorzugt auf dem Petersberg stattfinden könnte (siehe Punkt 6.3), oder im Infobereich des Einganges „Nordpark“ erfolgen.

Abbildung 14: Mögliche Außenstandorte

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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6. Räumliches Konzept zur Bundesgartenschau 2021 in Erfurt

6.1 Übersicht

Das BUGA-Gelände erstreckt sich entlang eines „blauen Fadens“ links und rechts der Gera. Hierzu zählt der Kilianipark, der Wohngebietspark Rieth und Nördliche Geraaue, der Nord-park, die Altstadt mit dem Petersberg sowie die südwestlich von der Altstadt gelegenen Parkanlagen (egapark, Luisenpark, Dendrologischer Garten.

Die Teilbereiche werden folgendermaßen erläutert:

1. Darstellung der IST-Situation der jeweiligen Flächen 2. Vorstellung der Maßnahmen zur dauerhaften Inwertsetzung der Areale 3. Darstellung des Ausstellungskonzept während des Durchführungsjahres der BUGA Die folgende Abbildung zeigt das Strukturkonzept der BUGA 2021. Die Innenstadt zusam-men mit dem Petersberg bildet dabei die Achse zwischen dem egapark mit Luisenpark und Dendrologischen Garten im Süden sowie dem Grünen Geraband im Norden.

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Abbildung 15: Strukturkonzept BUGA 2021 Erfurt

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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6.2 egapark

6 .2 .1 IST-S i tuat ion

Der egapark ist eine eintrittspflichtige Parkanlage und liegt am westlichen Stadtrand der Thüringer Landeshauptstadt in Richtung Gotha in unmittelbarer Nachbarschaft zum Landes-funkhaus des Mitteldeutschen Rundfunks und des Kinderkanals von ARD und ZDF sowie der Messe Erfurt. Südwestlich des egaparks schließen sich unmittelbar der Dendrologische Garten und der Dreibrunnenpark/Luisenpark an. Beide Parks sind öffentlich zugänglich. IST-Situation egapark

Seit 1991 steht das deutschlandweit einmalige Ensemble der „iga 61“ unter Denkmalschutz. Der Denkmalschutz schließt dabei nicht nur den heute erlebbaren „iga 61“-Raum ein son-dern bezieht sich auf die Gesamtfläche des heute 36 ha großen Garten- und Freizeitparks.

Den Auftakt am Haupteingang bildet ein mit Asphalt und Pflaster versiegelter großzügiger Platz (Festplatz) mit Wasserspielen, Souvenirpavillon und Parkplan. Im Folgenden er-schließt sich dem Besucher der erlebbare Raum der „iga 61“. Prägend sind das große Blu-menbeet mit den Hallen, den Hallenhöfen, den Vorgärten sowie einer Rasenfläche mit ins-gesamt sechs Pavillons. Entlang der klar strukturierten Hauptachse am Blumenbeet gelangt der Besucher zum Rendezvousplatz und den Pflanzenschauhäusern. Seit dem Abriss der Zentralgaststätte und der Rendezvousbrücke 1997 hat der Platz seine Funktion als Kristalli-sations- und Aussichtspunkt für die Besucher verloren. Heute ist die Fläche mit Kies und Kübelpflanzen gestaltet. Von einem Cateringmodul aus, werden Speisen und Getränke (Imbissniveau) verkauft.

Nordöstlich des großen Platzes befindet sich die Wasserachse, die von Staudenbeeten und Wiesen eingerahmt wird. Auf abschüssigem Gelände schließen sich attraktive Gartenberei-che (u.a. Rosengarten, Bienenlehrpfad, Wasserspiele, Terrassen) sowie die abgängige Freilichtbühne an. Vom Standort Buchenwaldblick aus, ist die einzige Aussicht auf die Alt-stadt von der Landeshauptstadt Erfurt möglich. Landschaftlich wird der Standort der Cyri-aksburg, in der sich das Deutsche Gartenbaumuseum befindet, vom Waldpark dominiert. Dieser Teil des Parks zählt zur Wiege der Parkentwicklung. Einrichtungen, wie die Capon-niere, die Sternwarte, der Aussichtsturm, die Parkbühne sowie der Skulpturengarten ergän-zen das Angebot.

Entlang der Hauptwegeachse vom Eingang des Gothaer Platz in Richtung Hauptausgang reihen sich der Karl-Förster Garten, der Japanische Fels- und Wassergarten, die Kleingar-tenanlage „iga 61“ sowie Mustergärten aneinander. Daran schließt sich Thüringens größter Spielplatz an. Neben zahlreichen Spielgeräten zählen der Kinderbauernhof sowie der Was-serspielplatz zu den Hauptattraktionen. Eine weitere Attraktion: Das Café am Spielplatz aus den 1970er Jahren. Gebäude, in denen heute Veranstaltungen des grünen Klassenzimmers stattfinden, das Terrassencafé sowie Verwaltungs- und Sanitärgebäude, ergänzen die Be-bauung bis zum Bereich des Haupteinganges.

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Heutige Zonierung des Parks

Abbildung 16: Zonierung des egaparks

© SWUP GbR 2011

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Gemäß der im Jahr 2010 erstellten Marktpotenzialanalyse für den egapark soll der Park in seiner Funktion als Garten für Familien und Besucher aller Generationen gestärkt werden. In diesem Zusammenhang müssen aber auch die charakteristischen Gartenelemente des Parks – wie das große Blumenbeet, der Rosengarten, der Skulpturengarten, der japanische Garten, der Karl-Foerster-Garten die Pflanzenschauhäuser, die Hallen, das Deutsche Gar-tenbaumuseum, die Sternwarte, der große Spielbereich sowie die Brunnenanlagen und die Wasserachse - erhalten bleiben und für die zukünftige Nutzung weiterentwickelt werden. Gemäß der Marktpotenzialanalyse bleibt der egapark dauerhaft eine eintrittspflichtige Park-anlage.

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Abbildung 17: Planausschnitt egapark – Dendrologischer Garten / Luisenpark

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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Denkmalschutz Der egapark gehört zu den wichtigsten gärtnerischen Anlagen der 1960er Jahre in Deutsch-land und ist ein Zeugnis der Gartenarchitektur dieser Zeit. Bei allen Überlegungen für die Zukunft ist zu beachten, dass der egapark als Gartendenkmal geschützt ist. Alle Angebots-ergänzungen und -erweiterungen müssen daraufhin abgeprüft werden. Im Rahmen von vorbereitenden Abstimmungen mit der Denkmalpflege wurde festgestellt, dass es möglich ist, Denkmalschutz und in die Zukunft gerichtete Nutzungsergänzungen und -entwicklungen in Einklang zu bringen.

Aus der gartenarchitektonischen Bedeutung des egapaks heraus wird das Ziel abgeleitet, hier Gartenkultur auf höchstem Niveau zu präsentieren und den Nutzern und Besuchern zu vermitteln. Dazu zählen neben der Präsentation der gärtnerischen Anlagen auch die Qualifi-zierung der Baulichkeiten und das Angebot von Veranstaltungen.

Denkmalstatus

Die Karte zeigt das Denkmalensemble gemäß der Ausweisung von 1992. Alle Änderungen betreffen Belange des Denkmalschutzes.

Abbildung 18: Luftbild egapark / Denkmalgrenze

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Die Vermittlung der Inhalte von Gartenkultur, Gartenkunst bzw. Gartengestaltung und deren Bedeutungen im Zusammenhang mit Landschafts- und Stadtentwicklung wird über das Instrument Gartendenkmal erfolgen. Der Denkmalstatus der „iga ´61“ ist dabei nicht gleich-

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zusetzen mit einem Leitthema für den gesamten egapark und für die BUGA 2021. Gleich-wohl kann das Thema „iga ´61“ aber zum roten Faden für den räumlich-gärtnerischen Ge-samteindruck in einer zukunftsgerichteten Entwicklung werden. Damit werden die Weichen für die künftige Entwicklung und Ausrichtung des egaparks gestellt.

In Bezug auf den Betrieb der Anlage wird das Ziel verfolgt, ein zukunftweisendes und für andere denkmalgeprägte Parkanlagen in Deutschland vorbildhaftes Bewirtschaftungsmodell zu entwickeln.

In 2011 wurde das Parkpflegewerk für den gesamten egapark fertiggestellt. Die darin erar-beiteten Erkenntnisse werden zukünftig mit den vorgesehenen Entwicklungen in Einklang gebracht.

6 .2 .2 Dauerhaf te Inwertsetzung egapark

Nachhaltiges Betriebskonzept

Der egapark wird unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu einer zu-kunftsweisenden Parkanlage weiterentwickelt.

Das Nachhaltigkeitsmodell für den Park wird zum Thema für die BUGA 2021 und für den egapark auf Dauer. Dazu ist eine grundsätzliche Neuausrichtung für das Bewirtschaftungs-konzept zu entwickeln. Die Erkenntnisse aus den strukturellen Veränderungen und deren Auswirkungen werden zur Grundlage für die Bewirtschaftung der Erfurter Grünanlagen und Parkanlagen in Deutschland.

Eine Gesamt-CO2-Bilanzierung bildet die Basis für das Bewirtschaftungskonzept. Durch innovative Maßnahmen zum Aufbau eines internen Energiekreises zur Eigenversorgung werden die Betriebskosten gesenkt und die CO2 Bilanz verbessert.

Das Ziel: Der CO2 neutrale egapark!

Hier liegt eine besondere Chance für die Stadtwerke Erfurt Gruppe, zu einer nachhaltigen Energieversorgung sowie zur C02-Minimierung beizutragen.

Bausteine des Energiemixmanagements sind

der Umbau der Gebäude unter energetischen Gesichtspunkten,

die Installation von Photovoltaikanlagen auf Gebäuden,

der Einbau eines Blockheizkraftwerkes (BHKW) in einer der Hallen und

der Bau einer Regionalbiogasanlage.

In Verbindung mit den Pflanzenschau- und Winterhäusern kommt der Wärme-Kraft-Kopplung ebenfalls eine große Bedeutung zu. Der Aufbau des internen Wärmenetzes er-setzt die anstehenden Investitionen in kleine Einzelkesselsysteme und ist ebenfalls als ein Baustein im ökologischen Umbau zu betrachten.

Die Einführung von e-Mobilen komplettiert diese Ansätze zum Energiemix.

Daneben ist der Aufbau eines integrierten Wasserkonzeptes vorgesehen. Dem Aufbau ei-nes autarken Wassersystems durch den Umbau der Regenwasseranlagen unter ökologi-schen Gesichtspunkten wird dabei ein hoher Stellenwert beigemessen. Der sich abzeich-

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nende Klimawandel sowie die bestehenden Kostenstrukturen erfordern auch hier eine grundsätzliche Neuausrichtung.

Zentrale Elemente eines Regenwassermanagements sind Reinigung und Speicherung der anfallenden Niederschläge. Die Nutzung des alten Trinkwasserspeichers der ThüWa Thü-ringenWasser GmbH auf dem Südteil des Geländes schafft hier ideale Voraussetzungen. Die Flächen der alten Freilichtbühne bieten den Raum zur Aufbereitung des anfallenden Wassers zu Brauchwasser für die Parkpflege.

Die zukunftsweisenden technischen Systeme sowie die Darstellung einer C02-neutralen, gartenbaulichen Produktion werden publikumswirksam präsentiert. „Technik zum Anfassen“ wird zum dauerhaften Bestandteil der Parkpräsentation.

Für den Erwerbsgartenbau wird der Park wieder zum berufsständischen Forum. Der Gar-tenbau ist verstärkt abhängig von energetischen Belangen, die maßgeblich den Produkti-onsablauf bestimmen. Hier wird der Park in Verbindung mit dem Deutschen Gartenbaumu-seum und dem Forschungsstandort Erfurt eine Führungsrolle in der Forschung für den Er-werbsgartenbau einnehmen.

Neue Produktionsmethoden sowie die Ideen zur kleinteiligen urbanen Produktion in inner-städtischen Parkanlagen besetzen zukunftsfähige Themen. Diesen Ansätzen kann sich der egapark langfristig im Rahmen des new edutainments stellen. Die bereits praktizierte Arbeit des Gartenbaumuseums auf diesem Gebiet wird noch stärker in den Vordergrund gebracht. Dadurch wachsen egapark und Gartenbaumuseum stärker zusammen und nutzen Syner-gieeffekte bei ihrer Arbeit.

Entwicklung einzelner Gartenbereiche

Im egapark der Zukunft werden zahlreiche charakteristische Gartenelemente erkennbar und nutzbar sein, die auch heute schon den Park prägen. Aufbauend auf den Erkenntnissen der Marktpotenzialanalyse werden diese Gartenelemente im Zusammenhang mit der Vorberei-tung auf die BUGA 2021 in den nächsten Jahren schrittweise entwickelt und zukunftsfähig gemacht. Im Jahr der Bundesgartenschau sind sie dann Teil des Präsentationsprogramms und nach der BUGA maßgebliche Bestandteile eines nachhaltigen egaparks.

Aufgrund der speziellen Topographie des egaparks ist die Barrierefreiheit von hoher Be-deutung. Sämtliche Gartenareale sind dahingehend zu entwickeln, dass sie auch von mobi-litätseingeschränkten Gästen besucht werden können. Für den egapark stellt dieses Ziel eine große Herausforderung dar. Zahlreiche Gartenbereiche, wie z.B. der Japanische Gar-ten oder der Rosengarten erfüllen heute nicht die Kriterien der Barrierefreiheit.

Im Folgenden werden einige Gartenareale genannt, die zukünftig bestimmend sein werden:

Im Rahmen der heutigen Wechselflorflächen in einer Größe von über 10.000 qm spielt das Große Blumenbeet mit über 6.000 qm eine herausragende Rolle. Es ist das Mar-kenzeichen des egaparks. Die 50 jährige Bewirtschaftung mit einer Wechselpflanzung hat zu einer Ermüdung des Bodens und zur Verseuchung mit Schädlingen geführt. Dies macht einen neuen Bodenaufbau der Flächen mit besonderen gärtnerischen Kenntnis-sen notwendig.

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Ziel ist die behutsame Weiterentwicklung der gärtnerischen Präsentation für das Große Blumenbeet unter ökonomischen, ökologischen, ästhetischen und denkmalrelevanten Aspekten.

Der zukünftige Rosengarten wird wieder zusammenhängend mit der großräumigen Parkidee von Reinhold Lingner präsentiert. Die vorgesehene Umstrukturierung betrach-tet insbesondere auch die barrierefreie Erreichbarkeit mit Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühlen.

Die vielfältigen Stauden- und Gräsergärten entlang der Wasserachse, umgeben von hohen alten Bäumen und Skulpturen, zählen zu den attraktivsten Parkbereichen. Die Formen- und Farbenvielfalt überzeugen jeden Besucher.

Der egapark nimmt in Bezug auf die Staudenpräsentation schon heute eine führende Rolle ein. Diese soll im Zusammenhang mit der Entwicklung des Parks weiter heraus-gearbeitet werden.

Für den Irisgarten, der neben den zentralen Parkbereichen am Südhang liegt, wird eine optimierte Erschließung geschaffen. Ziel ist die verbesserte Integration mit ande-ren Parkbereichen und angrenzenden Anlagen (Dendrologischer Garten und Luisen-park).

Insgesamt sind rund 70 Plastiken, Skulpturen und künstlerische Elemente in den ega-park integriert. Der seit 2007 eröffnete Skulpturengarten vor der Cyriaksburg stellt ein gutes Beispiel für eine zeitgemäße Präsentation eines Gartenareals unter Berücksichti-gung des Denkmalschutzes dar. Dieser Parkteil wird auch zukünftig den Eingangsbe-reich des Deutschen Gartenbaumuseums prägen.

Der Waldpark mit seiner alten Baumstruktur präsentiert sich auf einer ausgedehnten Fläche. Mit seinen großen Bäumen und der damit verbundenen Mischung aus Schatten und Licht bietet er vor allem im Sommer einen hohen Erholungswert. Diesen gilt es zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Der integrierte Naturerlebnispfad bietet interessante Informationsangebote sowie ein stadtnahes Walderlebnis für die ganze Familie. Durch den Ausbau pädagogischer An-gebote wird auch der Waldpark mehr und mehr zum Erlebnisraum auch für Kinder und Jugendliche.

Der alte Staudengarten oder Karl-Foerster Garten wird wieder besser in das Gesamt-system des egaparks eingebunden. Die vorhandene Topographie und die gewachse-nen Strukturen der Beete bieten ein reizvolles Potenzial, zur Aufwertung.

Der Japanische Fels- und Wassergarten in Hanglage präsentiert sich als zeitgemä-ßer japanischen Garten (Fels, Wasser, Pflanzen, Pavillons mit Teehaus). Wesentlicher Handlungsansatz für die Zukunft ist die Maßnahmenumsetzung zur Minimierung der Beeinträchtigung durch die Gothaer Straße, einer Hauptverkehrserschließung, sowie die Verbesserung im Bereich der Barrierefreiheit.

Die Pflanzenschauhäuser und hier insbesondere die Schmetterlings- und Kakteen-präsentation zählen bei den Besuchern zu den beliebtesten Attraktionen im Park. Gleichwohl bedarf es einer Neukonzeption der Häuser. Die Situation heute: Unattrakti-ve Eingangssituation, gegenseitige Störung von Café und Besucherstrom, unklare kli-matische Abfolge der Häuser, keine durchgängige Besucherführung, fehlendes Him-melbild, unattraktive funktionslose Gangzonen, hohe Energiekosten (Bau der zentralen Heizungsanlage 1989, Beheizung über Rohrschlangen und Umluftheizer), keine zeit-gemäßen Sanitärbereiche.

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Neben den baulichen Maßnahmen wird die Thematisierung der Häuser präzisiert und in ein modernes Ausstellungskonzept integriert. Für das bestehende Pflanzenschauhaus wird der Umbau zum gläsernen Klassenzimmer vorgeschlagen.

Hallen 1-4: Der Zustand der 4 Hallen, die Ende der 1950er Jahre als Leistungsschau-häuser für die „iga 61“ gebaut wurden und überwiegend aus Holz bestehen, ist als schlecht zu bewerten. Unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer, ästheti-scher und denkmalrelevanter Aspekte gilt es, den baulichen Zustand der Hallen zu ver-bessern.

Kleingartenanlage „IGA 61 e.V.“: Die Anlage wird unter Berücksichtigung der Rah-menbedingungen weiterentwickelt und in das Gesamtkonzept eingepasst.

Freizeitattraktionen Neue zeitgemäße Angebote und zusätzliche Attraktionen sind in Abstimmung mit dem Denkmalschutz zu integrieren.

Im Rahmen der Marktpotenzialanalyse sind im Jahr 2010 Ideen zur Angebotserweiterung entwickelt worden. Hierzu zählen vor allem:

Der heutige Spielplatz und der angrenzende Kinderbauernhof erhalten eine deutliche Attraktivitätssteigerung durch neue zukunftsweisende Anlagen, die in einer Kooperation mit dem KI.KA (Kinderkanal von ARD und ZDF/ MDR) entstehen könnten.

Das Angebot um naturnahe Freizeitattraktionen wird in ausgewählten Parkbereichen ergänzt. (z. B. Baumwipfellehrpfad).

Die vorhandene kleine Parkbühne wird zum zentralen Veranstaltungsort im egapark entwickelt. Aufgrund der Lage ist mit den geringsten Beeinträchtigungen für Anwohner zu rechnen. Die Ertüchtigung der gesamten Anlage ist erforderlich. Die Arrondierung der Baulichkeiten mit den Sanitärgebäuden und den historischen Gebäudeteilen der Cyriaksburg ist dabei notwendig. Der Zuschauerraum benötigt eine Kapazität von max. 500 Sitzplätzen. Eine Blickbeziehung zum Dom unterstreicht die Stadtnähe und dient als eindrucksvolle Kulisse bei Veranstaltungen.

Abbildung 19: Parkbühne Collage

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Weitere zusätzliche Angebote werden unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen entwickelt und in das Gesamtkonzept eingepasst.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 55

6.3 Luisenpark/Dendrologischer Garten

6 .3 .1 IST-S i tuat ion

Der Luisenpark/Dreienbrunnenpark bildet den Auftakt zu Erfurts ausgedehnten landschaftli-chen Parkanlagen im Südwesten der Stadt. Die durch alten Baumbestand geprägte Parkan-lage liegt direkt an der Gera (Flutgraben) mit ihren Gewässerarmen Bergstrom und Walk-strom und am Fuße des Dendrologischen Gartens. Mit Bau des Flutgrabens Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Papierwehr mit der Fußgängerbrücke ausgebaut, welche in das Dreienbrunnengebiet führt. Das ehemals sumpfige Dreienbrunnengelände wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts durch den Erfurter Ratsmeister Christian Reichart urbar ge-macht. In der Reichart`schen Tradition wird im Dreienbrunnengebiet auch noch heute Brun-nenkresse produziert. Namensgeber für die Bezeichnung Dreienbrunnen sind drei dicht nebeneinanderliegende Quellen im südwestlichen Teil des Dendrologischen Gartens. Der Gera-Radweg führt am Dreienbrunnenbad vorbei über das Papierwehr auf die Westseite der Gera.

Der Dendrologische Garten liegt am Hang zum Bergstrom unterhalb des Südeingangs des egaparks. Die ersten parkgestaltenden Maßnahmen beeinflussten ganz maßgeblich der erste Erfurter Gartenbaudirektor Otto Linne. Der in den Jahren 1959 bis 1961 terrassenför-mig angelegte Dendrologische Garten ist heute ein Gartendenkmal. Die Landschaftsarchi-tekten Hermann Göritz und W. Funcke schufen ein Arboretum mit einer großen Anzahl von Bäumen und Sträuchern aus der bedeutungsvollen und umfangreichen Familie der Rosen-gewächse. Der Garten der Rosacceen ist mit hangparallelen Wegen und architektonisch hervorgehobenen großen Treppen- und Terrassenanlagen beispielhaft in den vorhandenen Landschaftsraum integriert. Besonders in Szene gesetzt sind die Blütenkirschen mit ihrem Blütenflor im Frühling sowie die abwechselnde Gestaltung von Rosen-und Staudengruppen im Sommer. In den Jahren 2002 - 2006 erfolgten pflanzliche Sanierungsmaßnahmen. Auch die Sitzterrassen mit Pergolen wurden rekonstruiert. Die Verbindungen zu den angrenzen-den Parks und Gärten, die überdachte Fußgängerbrücke zum Luisenpark, die Hinführung zu den Dreiquellen sowie zum späteren Südeingang des egaparks geben dem Park eine zentrale Lage und haben in Teilbereichen eine hohe Aufenthaltsqualität.

6.3 .2 Dauerhaf te Inwertsetzung Luisenpark u . Dendrologischer Gar-ten

Luisenpark und Dendrologischer Garten liegen am Hang zur Gera (Flutgraben) unterhalb des Südeingangs des egaparks. Für beide Parks gilt der Denkmalstatus. Für die Zukunft werden die gewachsenen Anlagen dem Nutzer Raum für Ruhe und Kontemplation bieten. Während der egapark als eingezäunte Anlage verbleibt, sind die südlichen Anschlussgrün-flächen der Öffentlichkeit frei zugänglich.

Bestehende Spielangebote in den Parkanlagen werden aufgewertet. Zur Förderung der Erlebbarkeit der südlichen Geraaue, ist eine sichere Zugänglichkeit zum Erlebnisraum Was-ser zu gestalten.

Beide Parkelemente verwachsen zu einem erleb- und nutzbaren Grünraum. Damit sichert die südliche Geraaue hier auch künftig den Raum für eine Freizeitnutzung aller Altersgrup-pen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 56

6.4 BUGA Ausstel lungskonzept egapark, Luisenpark/ Dendrologischer Garten

Aufgrund ihrer räumlichen Nähe zueinander werden die drei Parkanlagen im Rahmen der Betrachtung für das BUGA-Ausstellungskonzept zusammenfasssend dargestellt.

Der egapark und die angrenzenden Flächen, der Dendrologische Garten und der Luisen-park im Süden, sind die Schwerpunkte für die Präsentation der klassischen Gartenschau-themen im Rahmen der BUGA. Hier werden die bestehenden Potenziale genutzt, für die Gartenschau aufgewertet und für die Zukunft nachhaltig gestaltet.

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Abbildung 20: BUGA-Konzeptausschnitt egapark

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

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Während der egapark als eingezäunter Bereich bestehen bleibt, werden der Dendrologische Garten und der Luisenpark nur für die Zeit der BUGA eingezäunt. Der Gera-Radweg wird auch während der BUGA ohne Ticket passierbar bleiben. Die Verbindung der beiden an-grenzenden Flächen mit dem egapark erfolgt über den Südeingang, der gegenwärtig eine gewachsene, jedoch nicht zugängliche Erschließung ist. Somit wird zukünftig eine verbes-serte Anbindung der ega aus dem südlichen Stadtgebiet Erfurts gegeben sein.

Für die gärtnerischen Präsentationen anlässlich der Gartenschau bietet der egapark bereits derzeit eine Vielfalt an Angeboten, die sich aus der Entwicklung der letzten 60 Jahre ablei-ten lassen. Die Themenschwerpunkte für die Durchführung orientieren sich an den beste-henden Flächen. Einige der Flächen wurden bereits vor Erstellung der Machbarkeitsstudie grundsätzlich überarbeitet, wie z.B. der Stauden- und Skulpturengarten.

Aus dem seitens der dbg für eine BUGA geforderten Spektrum der gärtnerischen Darstel-lung sind auf dem Gelände des egaparks, des Luisenparks sowie des Dendrologischen Gartens die folgenden Angebote realisierbar. Auf der Basis der bisherigen Konzepte und Studien kann dies erfolgen, ohne dass das Parkgefüge in seinem Denkmalkontext beein-trächtig wird oder gar das Gesicht des Parks grundsätzlich verändert werden muss.

10.000 qm Wechselflor: Die größte zusammenhängen-de Fläche für Wechselflor anlässlich der BUGA wird das „Große Blumenbeet“. Im Haupteingangsbereich bietet es den großen blumig bunten Auftakt für alle Gartenschau-besucher und den Wiederkennungseffekt für die Erfurter. Unter dem Thema „Die Interpretation der Gestaltidee von Alice Lingner - 60 Jahre nach 61“ sollen sich Plane-rinnen und Planer mit dem Thema der Bepflanzung zur Gartenschau aber auch unter dem Aspekt einer tragfähigen Nachnutzung auseinandersetzen. Weitere Flächen für Wechselflor befinden sich im weiten Areal des egaparks.

2.000 qm Dahlien: Die Präsentation kann auf ange-stammten Flächen erfolgen. In Abstimmung mit dem Parkpflegewerk sind historisch ableitbare Orte zu finden.

2.000 qm Obstgehölze: Im Verlauf der Wegeanbindung von der Infrastrukturfläche „Alte iga“ zum egapark kann die bestehende Obstanlage mit alten, traditionellen Sor-ten ergänzt werden. Es entstehen Sichtbeziehungen zu den Obstanbauflächen südlich der Messe und in den Steigerwald. Hier wird der Weg von den Stellplätzen zum Eingangsbereich bereits zum Teil der Schau.

3.250 qm Ziergehölze: Ziergehölze finden in geschütz-ten Lagen der unterschiedlichen Parkteile ihren Raum. Besonders der Dendrologische Garten und der Luisen-park lassen eine entsprechende Aufwertung für die BU-GA und den Zeitraum danach zu.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 59

2.000 qm Knollenbegonien: Je nach Gestaltung der Hallenhöfe findet hier auch die Präsentation der Knol-lenbegonien statt.

500 qm Lilien und Iris: Der angestammte Platz der Lilien am oberen Plateau der Südanbindung wird zur Gartenschau neu interpretiert. Er soll thematisch überlei-ten in den Irisgarten, der Bestandteil eines neuen Kli-mawandelgartens an der Südachse sein wird. Die Prä-sentation der Sorten, die aus der „iga 61“ noch nach-weisbar sind, steht im Vordergrund, da sich diese Sorten über die Jahre bewährt habe.

4.000 qm Rosen: Der neue Rosengarten hat anlässlich der BUGA mehr als ausreichend Raum, um der Königin der Blumen ein würdiges Ausstellungsfeld zu bieten. Die Änderung der bestehenden Bepflanzung beginnt bereits im Zusammenhang mit dem internationalen Rosenkon-gress 2018 oder 2020, um dessen Ausrichtung sich die Landeshauptstadt Erfurt beworben hat. Die Erkenntnisse aus dem Rosenkongress können dann zum Gartenschaujahr 2021 umgesetzt werden.

In Zusammenarbeit mit dem Europa-Rosarium in Sangerhausen und dem Rosengarten von Bad Langensalza bietet sich eine Plattform der Parkzusammenarbeit über das Maß der Präsentation als Außenstandort hinaus an.

3.750 qm Stauden: Die Stauden sind in vielen Parkbe-reichen präsent und bieten einen soliden Grundstock für eine Gartenschau. Unter den zukünftigen klimati-schen und gärtnerischen Anforderungen sind Neuanla-gen in Parks generell unter dem Aspekt einer nachhal-tigen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Ausrichtung zu entwickeln. Dies wird zur BUGA für den Karl-Förster-Garten exemplarisch dargestellt werden.

1.000 qm Fuchsien: Die Fuchsien werden an der tradi-tionellen Stelle im egapark zwischen den Hallen präsen-tiert.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 60

6.000 qm Hallenschauen: Die bestehenden Hallen sind für die Durchführung der

Hallenschauen im Rahmen einer BUGA unter den derzeitigen Bedingungen nicht nutzbar. Im weiteren Verfahren ist zu prüfen, ob eine Ertüchtigung der alten Hallen möglich ist. Die Einbeziehung der bestehenden Schauhäuser und des Winterquartiers stehen genauso in der Diskussion wie der Neubau einer Orangerie, die neben dem Schau- und Überwinterungsaspekt in der Nachnutzung auch Standort für eine gastronomische Einrichtung sein kann.

Abbildung 21: Blumenhalle Collage

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

- Der Neubau einer Orangerie am zentralen Standort muss aus Denkmalgesichtspunk-ten in der alten Kubatur entwickelt werden. Eine Kombination von Pflanzenschau und Gastronomie kann ein bauliches Highlight während der Gartenschau und Publi-kumsmagnet in der späteren Nutzung des egaparks werden.

- Ob eine Nutzung einer Messehalle als Pachtmodell für das Gartenschaujahr in Be-tracht kommt, muss in den weiteren Planungsschritten geklärt werden.

Für die gartenbauliche Produktion unter dem Aspekt der CO2-Reduzierung - als berufsstän-dische Darstellung zur BUGA 2021 - erscheint der Aufbau eines Schaugewächshauses unter dem aktuellen Stand der Wissenschaft als sinnvoll.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 61

6.5 Petersberg

6 .5 .1 IST-S i tuat ion

Die ehemalige, im barocken Baustil errichtete Festungsanlage und Zitadelle des Petersber-ges liegt im Zentrum der Landeshauptstadt Erfurt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Erfur-ter Dom mit Domplatz und gegenüber der mittelalterlichen Altstadt. Der Petersberg ist von großer Bedeutung für die Erholung der Stadtbewohner. Er zählt bereits heute zu einem der beliebtesten Ausflugszielen der Erfurter Bevölkerung sowie der Gäste der Landeshaupt-stadt. Der Petersberg wurde in den vergangenen Jahren nicht nur als innenstadtnahe öf-fentliche Freifläche, sondern auch als multifunktionales innerstädtisches Zentrum für Kultur und Verwaltung entwickelt.

Ursprünglich wurde die Anlage als Klosterareal genutzt. Das Kernwerk der Zitadelle Peters-berg wurde von 1665-1707 um die vorhandene Klosteranlage herum angelegt und in Etap-pen bis 1868 aus- und umgebaut. 1803 erfolgte die Aufgabe der Klosternutzung. 1813 wur-de das Kloster nach einer intensiven Belagerung der Festung zerstört, die schwer beschä-digte romanische Basilika im den Folgejahren zum Militärmagazin umgebaut.

Seit den 1990er Jahren erfolgte eine schrittweise Sanierung des Petersbergs zum "Garten über der Stadt". Um das obere Plateau des Petersberges zu erreichen, durchschreitet man an dessen Fuße ein klassizistisches Wachgebäude aus dem Jahre 1823. Der Zugang vom Domplatz zur Zitadelle Petersberg über das vorgelagerte Festungsbauteil Ravelin Peter und die steinerne Brücke wurde im Rahmen einer Freiraumgestaltung in den Jahren 1992 bis 2001 saniert und ergänzt. Bei der Modellierung des Hanges legte man auf eine großzügige Gestaltung Wert, bei der eine Tiefgarage integriert und gleichzeitig das Relief des Peters-berges als Glacis (baumloses Vorfeld einer Festung) stärker betont wurde.

Im Mittelpunkt des Plateaus befindet sich der große Hauptplatz der Zitadelle, um den die Gebäude der Kirche St. Peter und Paul, die leerstehende Defensionskaserne, Militärarrest-anstalt, Neue Wache und weitere ehemalige Kasernengebäude platziert sind. Dieser ehe-malige Exerzierplatz steht heute für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.

Der besonders reizvolle Blick von dem neu gestalteten Plateau offenbart die imposante Stellung des Petersberges im Erfurter Stadtgefüge und eröffnet einzigartige Aussichten - auf die Altstadt, auf den Dom und sein Umfeld, auf den egapark und in die Weite des Thüringer Beckens. In der Abfolge vom egapark zu den Parkanlagen und Grünflächen der nördlichen Gera-Aue sind unterschiedliche städte-bauliche Situationen erlebbar, in denen der Peters-berg das Bindeglied darstellt. Um die Blickbeziehungen zwischen der Stadt und der Zitadel-le Petersberg wieder herzustellen, wurde behutsam in die geschützten waldartigen Gehölz-bestände am östlichen Hang eingegriffen.

Mit einem Gebäudeneubau, der die Touristinformation sowie ein Café beherbergt, wurde 1999 architektonisch ein nicht unumstrittener neuer Akzent in die Gestaltung eingefügt.

Der neue nördliche Zugang vom Gutenbergplatz, durch eine Kleingartenanlage zur Bastion Michael, ist im letzten Jahr hergestellt worden.

Auf dem Petersberghang befindet sich heute ein kleiner Weinberg, der die viele Jahrhunder-te währende Tradition des Weinanbaus in Erfurt und die Weinpartnerschaft zu Bechtheim im Rheinland symbolisiert.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 62

Im südwestlichen Bereich des Petersberges wurde das Bundesarbeitsgericht errichtet. Im Zusammenhang mit diesem Neubau entstand durch die Züricher Landschaftsarchitekten Kienast, Vogt und Partner, als Bestandteil des Grüngürtels rund um die Zitadelle Peters-berg, eine beeindruckende Parkanlage in Form eines Stadtgartens. Ebenfalls beachtens-wert sind die Innenhofgestaltungen des Bundesarbeitsgerichts.

Der Petersberg ist in seiner Gesamtheit ein Kulturdenkmal Denkmalschutz und ein ausge-wiesenes Bodendenkmal. Einige Areale sind als geschützter Landschaftsbestandteil (GLB) ausgewiesen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 63

Abbildung 22: Planausschnitt Petersberg

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 64

6 .5 .2 Dauerhaf te Inwertsetzung Petersberg

Der Petersberg stellt direkt westlich der Altstadt das Bindeglied zwischen dem egapark und den Parkanlagen und Grünflächen der Geraaue dar.

Ein wichtiges Ziel ist, den Petersberg aus seiner Insellage und Isolation zu befreien und in die urbane Struktur der angrenzenden Stadtquartiere einzubinden. Zukünftig soll er ein Ort mit überwiegend öffentlichen Charakter sein, ein Ort für Kultur, Bildung, Freizeit und Erho-lung.

Für Teile der vorhandenen Baulichkeiten sind bereits Nutzungen gefunden – so beherbergt ein Gebäudeabschnitt das Landesdenkmalamt und die ehemalige Kirche Peter und Paul ist Standort für Ausstellungen. Ein neu errichtetes Cafe im Zusammenhang mit dem Festungs-ensemble wird mehr und mehr zum Anlaufpunkt. Für die dauerhafte Nutzung der ehemali-gen Defensionskaserne müssen noch tragfähige Konzepte gefunden und entwickelt wer-den. Hier wird das Stadtentwicklungsinstrument BUGA 2021 als Motor gesehen, um beste-hende Ansätze zu vertiefen bzw. neue Ideen zu finden. In Vorbereitung der zukünftigen Nutzung der Defensionskaserne können die umgebenden Freianlagen des oberen Plateaus als freiraumbezogene Standortentwicklung denkmalgerecht umgestaltet und erweitert wer-den.

Wichtig ist die Etablierung eines unkompliziert nutzbaren Transportsystems, das die Besu-cher zukünftig auf den Petersberg bringt und das bis zur BUGA installiert werden soll.

6.5 .3 BUGA Ausste l lungskonzept Petersberg

Während der Gartenschau ist der Petersberg für die Präsentation des Freistaates Thüringen vorgesehen. Im “Schaufenster des Freistaates“ wirbt das Bundesland für sich und seine Institutionen selbst und gibt den Regionen und Kreisen des Landes den notwendigen Rah-men für ihre Darstellung.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 65

Abbildung 23: BUGA-Konzeptausschnitt Petersberg

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 66

Dem landesweiten Tourismus, besonders den Thüringer Gartenreisen, wird ein publikums-nahes Podium geboten. Im Rahmen einer Dauerausstellung (z.B. in der Defensionskaserne o. a.) sollen die bedeutenden und auch die weniger bekannten Park- und Gartenanlagen des Landes gezeigt werden, um dem Betrachter interessante Informationen für weitere Auf-enthalte in Thüringen zu geben. Die Weitergabe von BUGA-spezifischen Informationen wird mit dem Infopunkt zum gesamten Land kombiniert.

Zur Zeit der Gartenschau kann – je nach bis dahin erfolgter Entwicklung der Zitadellenanla-ge – ein Themenschwerpunkt die Darstellung von Stauden in Kombination mit Wechsel-pflanzungen an markanten Punkten sein. So wird das Blumenwappen am Hang der Altstadt zugewandten Seite um das Logo der BUGA 2021 ergänzt; es kündet damit weit in die Stadt sichtbar vom Geschehen selbst. Auch die an der Nord-Westseite liegende Kleingartenanla-ge „Am Petersberg“ soll in das Gartenschauprogramm eingebunden werden. Hier könnten auch weitere Nutzungsmodelle für Kleingärten präsentiert werden.

Abbildung 24: Beispiele für Schrägaufzüge Koblenz - Sellin

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 67

6.6 Nordpark – „Alte Fl iegerschule“ – „Altes Klärwerk“

6 .6 .1 IST-S i tuat ion

Der Nordpark ist ein historischer, unter Denkmalschutz stehender Park und Badestandort mit hohem Identifikationswert für die Stadt.

Im Jahre 1910 wurde die Gera in ein neues Flussbett verlegt und dadurch der Aue-Bereich des Flusses in diesem Abschnitt trockengelegt. Der Nordpark entstand weitgehend auf Grundlage einer bereits in den Jahren 1908 bis 1912 durch den Erfurter Gartenbaudirektor Max Bromme erarbeiteten Konzeption. Ziel war die Anlage eines Volksparks, mit dem Erho-lungs- und Bewegungsflächen für die Erfurter Bevölkerung der nördlichen Stadtteile ge-schaffen werden sollten. In den 1970er Jahren wurde der Nordpark erweitert.

Ein wichtiger räumlicher und konzeptioneller Bestandteil des Nordparks ist das als Volksbad geplante, 1925 eröffnete Nordbad, dessen großzügige Anlage den östlichen Teil des Parks innerhalb der Flussschleife der Gera einnimmt. Zur damaligen Zeit war es das zweitgrößte Freibad und eines der am besten ausgestatteten Volksbäder in Deutschland. Aufgrund des weitestgehend authentischen Erhaltungszustandes ist an dieser Anlage der besondere bau- und sozialgeschichtliche Wert auch noch heute ablesbar. Das Nordbad wurde von 2006 bis 2010 umfangreich saniert.

Im Jahr 1937 wurde südlich des Nordbades das Gebäude für eine Fliegerschule unter Ein-beziehung eines Parkabschnittes errichtet. Der Gebäudekomplex wurde Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts im Rahmen der "Heimbeschaffung" für die Hitlerjugend er-richtet. Ausschlaggebend für den Standort waren die vorhandenen Freiflächen des Nord-parks und die Nutzungsmöglichkeit der öffentlichen Duschen im benachbarten "Nordbad". Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Objekt u. a. als Internat und Schulgebäude genutzt. Meh-rere Jahre stand das Objekt leer. Mit dem, im Rahmen des Stadtumbauprogramms erfolg-ten Abriss der ehemaligen Fliegerschule im Jahr 2010 erfolgte die Rückgewinnung des Standortes für den Nordpark.

Der Park ist auch heute noch ein beliebter, im Sommer stark frequentierter Freiraum mit zentraler Lage im Stadtgebiet. Er ist ein wichtiges Verbindungsgelenk zwischen dem Stadt-kern, den benachbarten gründerzeitlichen Quartieren und den nördlich gelegenen Groß-wohnsiedlungen. An der Ostseite zur Gera hin durch das Gelände des Nordbades sowie nach Westen durch das Gelände des Klinikums getrennt ist die Parkanlage weitgehend abgeschirmt. Der ruhende und fließende Verkehr auf der durch die Parkanlage führenden Auenstraße stellt eine Beeinträchtigung für die Naherholung dar.

Der Nordpark ist durch das Straßennetz von Norden und Süden her erschlossen. Der Gera-Radweg führt am Nordbad vorbei über die Brücke ‚Nordparksteg‘ auf die Ostseite der Gera.

Nördlich grenzt das Gelände einer ehemaligen Kläranlage an, welche bis 1985 in Nutzung war. Das Areal liegt in direkter Benachbarung zur Gera mit Anschlussmöglichkeit an den Uferbereich und stellt einen wichtigen Ergänzungsbereich zwischen Nordpark und Sport-achse Nord dar. In den Jahren 1995 bis 2005 wurden Teilabschnitte des Geländes saniert. Die südlich daran anschließende Fläche liegt brach, hier hat sich im Laufe der Jahre durch Sukzession ein Jungaufwuchs aus Gehölzen gebildet, im mittleren Abschnitt befinden sich z. T. Entlüftungsschächte. Das Gelände der ehemaligen Kläranlage bildet einen undurch-lässigen Bereich. Der Weg entlang der Westseite der Gera ist dadurch unterbrochen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 68

Der nördliche Teil wird als Sportplatz ‚Am Nordpark‘ für Fußball und Rollhockey (Nutzungs-bindung bis 2034) mit Vereinsgaststätte genutzt. Der Sportplatz ist nur für die Vereinsöffent-lichkeit und daher nur eingeschränkt zugänglich.

Der Gera-Radweg verläuft nur in diesem Abschnitt auf der Ostseite der Gera. Im Bereich der ehemaligen Kläranlage liegt eine Vorbehaltsfläche für ein Regenrückhaltebecken. Das auf dem Areal benachbarte Wohngrundstück Auenstraße 38d wurde zwischenzeitlich an Privateigentümer verkauft.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 69

Abbildung 25: Planausschnitt Nordpark

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 70

6 .6 .2 Dauerhaf te Inwertsetzung Nordpark

Der Nordpark mit dem Nordbad sowie die Flächen der Alten Fliegerschule und des Alten Klärwerks werden als zusammenhängende Grünfläche in der Geraaue gemeinsam betrach-tet. Dieser als unverzichtbarer, stadtbildprägender Grünraum in zentraler Lage liegende Bereich stellt ein wichtiges Verbindungsgelenk zwischen dem Stadtkern, den benachbarten gründerzeitlichen Quartieren und den nördlich gelegenen Großsiedlungen dar. Vor allem die freiraumplanerische Erweiterung des Nordparks um die Bereiche der Alten Fliegerschule und der Alten Kläranlage stellt eine Chance dar, um der hohen Inanspruchnahme des Nordparks mit einem erhöhten Freiraumangebot gerecht werden zu können.

Die zukünftige Gestaltung und Nutzung wird geprägt von der Kombination denkmalge-schützter Volksparkareale (Nordpark) mit neuartigen „Themengärten“, die auf den heutigen Brachflächen (u.a. altes Klärwerk) entstehen. Die Gestaltung erfolgt mit dem Ziel, neue Angebote für eine aktive Freizeitgestaltung zu entwickeln, von der vorwiegend die Anwoh-ner profitieren.

Im Aufgreifen der Erfurter Tradition des bürgerschaftlichen Engagements erfolgt die planeri-sche und inhaltliche Entwicklung der Angebote in enger Abstimmung mit den Anwohnern. Darüber hinaus wird das Ziel verfolgt, die Anwohner auch für die Betreuung, die weitere Entwicklung und ggf. auch die Pflege der Anlage zu gewinnen. Die zunehmend erkennbare Tendenz, öffentliche Grünflächen durch individualisierte Nutzungen in Anspruch zu nehmen, könnte hier in Zusammenarbeit mit den Bürgern so gesteuert werden, dass sowohl den öffentlichen als auch die individuellen Interessen Rechnung getragen wird.

Die Gestaltung der Themengärten sind im weiteren Verfahren zu konkretisieren. Folgende Ideen wurden in den Abstimmungsrunden bisher geäußert: “Edutainment-Garten“, “Mehr-Generationen-Garten“, “Garten für die Älteren“, “Chill-out-Garten für die Jungen“, “Zeiten-Wandel-Garten“, “Stadtteil-Garten“, “Veranstaltungs-Garten“ etc.

Der Bereich des Alten Klärwerkes stellt einen unverzichtbaren Teilabschnitt für den Lücken-schluss einer durchgängigen Vernetzung (Gera-Radweg) entlang des westlichen Gera-Ufers mit den nördlichen Großwohnsiedlungen dar. Diese Brachfläche soll eine freiraumpla-nerische Entwicklung zu einem dauerhaften, öffentlichen Freiraum erfahren, die zu einer Verbesserung der stadträumlichen Durchlässigkeit beiträgt. Im weiteren Verfahren ist eben-falls zu bestimmen, ob im Umfeld des Alten Klärwerks ggf. eine Anlaufstelle für die ver-schiedenen Vereine einschließlich gastronomischen Angebot gebaut werden könnte. Die Lage am Geraradweg in der direkten Nähe zum Helios-Klinikum und zwischen diversen Sportanlagen bietet sich hier an.

Der bestehende Nordpark wird unter Berücksichtigung der relevanten Aspekte des Denk-malschutzes durch ergänzende und neue Bepflanzungen entwickelt und damit in seiner Beliebtheit bei den Bürgerinnen und Bürgern aufgewertet. So soll ein zeitgemäßer Wohnge-bietspark entstehen.

Im Zusammenhang mit der Einbeziehung des Nordbades muss auch eine verträgliche Re-gelung für die zukünftige Erschließung und das Angebot an Stellplätzen für das Nordbad gefunden werden.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 71

6 .6 .3 BUGA - Ausste l lungskonzept Nordpark

Abbildung 26: BUGA-Konzeptausschnitt Nordpark

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 72

Der Nordpark mit seinen angrenzenden Flächen zählt zur nördlich gelegenen eingezäunten BUGA-Veranstaltungsfläche. Die Zugänglichkeit des Nordbades sowie die Befahrbarkeit des Geraradweges wird dabei auch ohne BUGA-Ticket möglich sein.

Mit der Stadtbahn – BUGA auf Achse – sowie ausleihbaren Elektrofahrrädern (Pedelecs) werden die Flächen im Norden für die BUGA-Besucher erschlossen.

Für die Themengärten wird die BUGA der Motor der Entwicklung sein. So entsteht aus dem Ausstellungsbereich „Friedhof und Grabmal“ zur BUGA der “Zeiten-Wandel-Garten“. Die Präsentation von Freizeitgeräten und Spielanlagen während der BUGA wird zum “Mehr-Generationen-Garten“ bzw. der “Chill-out-Garten“ weiterentwickelt. Hier sollen Orte für die Begegnung der Generationen entstehen, um mit altersgerechte Angeboten im öffentlichen Raum zur Verbesserung der generationenübergreifenden Kontakte beizutragen.

Die Flächen bieten außerdem ausreichend Raum für die Präsentation des Garten- und Landschaftsbaus und der Umwelt- und Naturschutzverbände.

Neben den Themengärten werden klassische Gartenschauthemen aus dem floralen Bereich auf den Flächen platziert. Hierzu zählen:

3.000 qm Wechselflor

1.250 qm Stauden

2.000 qm Rosen

1.000 qm Dahlien

250 qm Lilien

5.000 qm Grabbepflanzung

Auch das Thema Religionen findet im Nordpark seinen Platz während der Zeit der BUGA. Hier präsentieren sich die unterschiedlichen Kulturen und Konfessionen in einem gemein-samen Themengarten. Sie schlagen so den Bogen zu den verschiedenen Begräbnisformen, die durch die Friedhofgärtner aufgenommen und pflanzlich interpretiert werden.

Somit zählt der Nordpark mit seinen ergänzenden Themengärten zu einem der Schau-schwerpunkte im Rahmen der BUGA 2021.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 73

6.7 Kil ianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue, „Altes Heizwerk“

6 .7 .1 IST-S i tuat ion

Die heutigen Wohngebietsparks "Rieth" und "Nördliche Gera-Aue" sind aus ehemaligen Gartenflächen und landwirtschaftlichen Feldern im Zusammenhang mit dem Bau der Groß-wohnsiedlungen zu Beginn der 1970er entstanden. Die Parkanlage "Rieth" befindet sich auf Flächen östlich und westlich der Gera mit Verbindung über eine Fuß- und Radbrücke. Inte-griert sind mehrere Kinderspielbereiche bzw. ein Bolzplatz. Die z.T. vierspurige Straße der Nationen sowie die parallele Eisenbahnstrecke bilden eine deutliche Barriere zwischen der Parkanlage "Rieth" und der Parkanlage "Nördliche Gera-Aue", die Überquerung ist über eine Fuß- und Radbrücke möglich. Die Parkanlage "Nördliche Gera-Aue" zwischen Wohn-gebiet Moskauer Platz und Gera ist durch weite offene Rasenflächen, Bäume sowie Spiel- und Sportbereiche geprägt. Den östlichen Abschluss bildet die Kleingartenanlage ‚Am Ried‘, direkt am Übergang zur Gera. Teilflächen sind als Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) ausgewiesen bzw. als Überschwemmungsgebiet festgesetzt.

Das weiter nördlich gelegene eingezäunte Gewerbegebiet Zittauer Straße schränkt die Ver-knüpfung zwischen der Gera zum Ortsteil Gispersleben - Kiliani erheblich ein.

Die parkinternen Wegenetze knüpfen punktuell an die benachbarten Wohnquartiere an. Der Gera-Radweg führt durch diese Parkanlage.

Das ehemalige Kraftwerk Gispersleben liegt zwischen dem Kilianipark und dem Wohnge-bietspark "Nördliche Gera-Aue". Das Heizkraftwerk entstand 1901 zunächst als Wasser-mühle zur Stromerzeugung, ab 1924 erfolgte der Ausbau zum Kohlekraftwerk, in den Jah-ren 1962 bis zur Betriebsstilllegung 1991 wurde die Anlage als Heizkraftwerk genutzt. Auf den Freiflächen des brachliegenden Betriebsareals haben sich im Laufe der Zeit durch Suk-zession ruderale Staudenfluren bzw. junge Gehölzflächen gebildet.

Das unzugängliche Brachgelände des Heizkraftwerkes reicht bis auf wenige Meter an das Ufer der Gera heran und stellt dadurch eine gefahrenträchtige Engstelle am Gera-Radweg und räumliche Trennung zwischen Parkanlage Nördliche Gera-Aue und Kilianipark dar. Über Fußwege und das Wehr besteht eine Verbindung in den Ortsteil Gispersleben - Viti.

Der benachbarte ehemalige Friedhof von Gisperlebeben-Kiliani wurde zu DDR-Zeiten überwiegend in den Kraftwerksbereich mit einbezogen, ein Teil des Geländes wurde in 2009 wieder zur Erinnerungsstätte umgestaltet.

Der nördlich anschließende Kilianipark ist eine historische Parkanlage, die sich parallel zur Gera erstreckt und den nördlichsten Punkt der Gera-Aue im kompakt bebauten Stadtgebiet darstellt. Der Park wird geprägt von seinem wertvollen und raumwirksamen Altbaumbestand und den alten Mühlenläufen und zählt zu den schönsten Parkanlagen der Stadt.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 74

Abbildung 27: Planausschnitt Kilianipark, Wohngebietspark Rieth u. Nördl. Geraaue, „Altes Heizwerk“

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 75

6 .7 .2 Dauerhaf te Inwertsetzung, K i l ian ipark , Wohngebietspark R ie th u . Nörd l . Geraaue, „Al tes Heizkraf twerk“

Am Übergang der Geraaue von der Stadt zur Landschaft wird eine weitere Kombination von dauerhaften Parkanlagen entwickelt. Bestehende Flächen werden aufgewertet und neue geschaffen.

Der Park mit seinem wertvollen Baumbestand und den alten Mühlenläufen wird aus dem bestehenden Schattendasein und seiner strukturellen Insellage heraus geführt und zum beliebten Ausflugsort für die Erfurter Bürger in der Geraaue weiterentwickelt. Dazu tragen sowohl das schon bestehende Ausflugslokal bei, als auch die zukünftige Präsentation des „Erfurter Rhododendron Hains“.

Der Bereich des Alten Heizwerkes stellt dabei eine unverzichtbare Potenzialfläche für die Erweiterung des Kilianiparks und dessen durchgängige Verbindung zu den Freiflächen des Geraauenparks dar. Die freiraumplanerische Teilentwicklung der Brachfläche zu einem öffentlichen Freiraum soll zur Verbesserung der stadträumlichen Durchlässigkeit und der inneren Ortsrandentwicklung führen.

Für den Wohngebietspark Rieth und den Wohngebietspark Nördliche Geraaue besteht die Idee der Etablierung von neuen Nutzungen auf öffentlichen Flächen in der unmittelbaren Nähe zu den einzelnen Wohngebieten. Bestehende Angebote, Wege (z.B. Geraradweg) und die Vegetativen sind in die Planungen für die Flächen zu integrieren. Zu den Maßnah-men zählen:

Die Schaffung von naturnahen Erlebnisräumen für Jung und Alt (Barrierefreiheit) in der Geraaue.

Angebote in Teilbereichen, die unter der Überschrift der urbanen Landwirtschaft zu-sammenzufassen sind. Gedacht ist an einen Experimentierraum, der einerseits an die Erfurter Tradition im Produktionsgartenbau erinnert und andererseits an die wachsen-den Ansprüche an eine Nahrungsmittelproduktion für den täglichen Bedarf in der Nähe zu städtischen Ballungsräumen anknüpft.

Die Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels, die Notwendigkeit der Einsparung von Energie und die Berücksichtigung von ökologischen Kreisläufen bei der Produktion von Obst und Gemüse sind Themenfelder, die beispielhaft auch für andere Standorte in den genannten Parkanlagen präsentiert werden können.

Das Alte Heizwerk und die umgebenden Flächen könnten zu einem Standort der Infor-mation im Sinne der vorgenannten Nutzungen umgewandelt werden – vom Heizwerk zum Öko-Infowerk wäre das Thema an dieser Stelle. Hier bietet sich die Präsentation von Umwelt- und Naturschutzverbänden an.

Durch Integration der Rückbauflächen des Stadtumbaus als öffentliche Freiräume in den Gera-Grünzug kann eine freiraumplanerisch stärkere Vernetzung der Parkanlagen mit den Wohnquartieren erfolgen.

Die weitere ökologische Entwicklung der Gera mit entsprechenden Retentions- und Puffer-räumen kann eine neue großzügige Parklandschaft entstehen lassen, der sich schwer-punktmäßig mit dem Element Wasser beschäftigt. Ein moderner "englischer Garten" kann hier das Erlebnis "Wasser" mit seinen Aufenthalts- und Erholungsqualitäten den Bewohnern

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 76

und Besuchern näher bringen, entsprechend dem Eisbach im Englischen Garten von Mün-chen.

6.7 .3 BUGA - Ausste l lungskonzept K i l ian ipark

Mit der beabsichtigten Entwicklung des Rhododendron- und Azaleenhain für die Dauernut-zung bieten sich im Jahr der BUGA interessante Ausflüge in den Kilianipark an. Auch das Experimentierfeld der urbanen Landwirtschaft an dieser Stelle wird im Gartenschaujahr, je nach Weiterentwicklung des Themas in der gesellschaftlichen Debatte, präsentiert. Für die Fläche vom Kiliani bis zum Riehtpark sind keine Einzäunungen vorgesehen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 77

Abbildung 28: BUGA-Konzeptausschnitt Kilianipark

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 78

6.8 Veranstaltungsflächen

Hauptbühne

Die abfallenden Wiesenflächen im Dendrologischen Garten mit der Kulisse des Ufergrüns der Geraaue im Vordergrund und des Steigerwaldes im Hintergrund stellen den idealen Raum für eine zentrale Veranstaltungsfläche zur BUGA dar. Sämtliche Flächen stehen un-ter Denkmalschutz.

Die Nutzung der Wiesenflächen stellt nur einen überschaubaren Eingriff in die Parkstruktur dar. Die vorhandene Straßenanbindung bietet beste Voraussetzungen für die Bühnen-Erschließung bei Veranstaltungen. Durch die räumliche Trennung des Dendrologischen Gartens vom egapark können hier Abendveranstaltungen stattfinden, ohne den egapark offen halten zu müssen. So wird während der Durchführung personaleffizient gewirtschaftet. Eine mobile Bestuhlung ist für 1.000 Personen vorgesehen. Die Wiesenflächen und Terras-sen lassen insgesamt bis zu 1.500 Zuschauer problemlos zu.

Nach dem Durchführungsjahr der BUGA wird die Bühne wieder abgebaut (es ist aus-schließlich eine temporäre Nutzung vorgesehen).

Parkbühne

Die Parkbühne im egapark ergänzt die Veranstaltungsmöglichkeiten. Durch die räumliche Trennung können unterschiedliche Veranstaltungen parallel durchgeführt werden, ohne sich gegenseitig zu beeinflussen.

Festhalle

Für die Durchführung kleinerer Empfänge stehen die Empfangshalle und das Deutsche Gartenbaumuseum zur Verfügung. Größere Veranstaltungen werden auf dem Petersberg ihren Platz finden. Fachseminare mit kleineren Teilnehmerzahlen können ggf. in den Räu-men des Deutschen Gartenbaumuseums durchgeführt werden.

Nutzungsmöglichkeiten für das Haus „Buchenwaldblick“ müssen insbesondere unter Be-rücksichtigung ökonomischer Kriterien entwickelt werden.

Bühne Petersberg

Die Bühne auf dem Petersberg ist vorwiegend für Veranstaltungen bzw. Präsentationen des Freistaates Thüringen vorgesehen.

Nordparkbühne

In die Themengärten des Nordparks kann eine Kleinkunst- und Laienbühne integriert wer-den. Hier sind Veranstaltungen geplant, die die jüngeren Besucher ansprechen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 79

7. Nachhalt igkeit

Das im vorigen Kapitel dargestellte BUGA-Raumkonzept für die Landeshauptstadt Erfurt 2021 wird maßgeblich von dem Aspekt der Nachhaltigkeit geprägt.

Die einzelnen Ansätze und Maßnahmenvorschläge sind darauf ausgerichtet vorwiegend vorhandene Park- und Gartenanlagen, die sich attraktiv in die städtischen Strukturen von Erfurt einbetten, zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Dies erfolgt mit innovativen Bewirt-schaftungsmodellen, die eine dauerhafte Minimierung des Ressourceneinsatzes ermögli-chen. Darüber hinaus wird das Wohlbefinden der Erfurter Bürger durch attraktivere Grünan-lagen im direkten Wohnumfeld gesteigert.

Mobilitätseingeschränkte Gäste und Einwohner Erfurts profitieren zukünftig von weiteren barrierefreien Angeboten. Bereits heute wird viel für die Barrierefreiheit im Tourismus in der Landeshauptstadt Erfurt getan, ein Ziel, das die Erfurt Tourismus und Marketing GmbH seit über zehn Jahren intensiv verfolgt.

Die Nachhaltigkeitsziele für die jeweiligen Park- und Gartenanlagen wurden detailliert unter Kapitel 6 aufgezeigt.

Mit Zielen, wie der Schaffung eines CO2 neutralen egaparks oder der Installation eines Öko-Info-Werks im alten Heizkraftwerk im Kilianipark betreten die Landeshauptstadt Erfurt und die betreuenden Büros im Rahmen der BUGA Vorbereitung Neuland. Hierzu bedarf es der intensiven Kooperation mit den Fakultäten für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst an der Fachhochschule Erfurt, der Erfurter Lehr- und Versuchsanstalt Gartenbau sowie dem Leibniz- Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ). Insbesondere die notwendige kon-krete Maßnahmenbegleitung bzw. -erarbeitung durch Semester- und Abschlussarbeiten der einzelnen Fachgebiete bietet eine kostenverträgliche wissenschaftliche und ergebnisorien-tierte Zuarbeit.

Der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis ist ein Gewinn für beide Seiten und ergänzt das Konzept der Bildungslandschaften.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 80

8. Besucherprognose

8.1 Vorgehensweise

Bei der Abschätzung der Besucherzahlen für die BUGA Erfurt 2021 wurden drei Besucher-typen betrachtet:

Tagesausflügler vom Wohnort aus (Primärmarkt),

Tagesausflügler vom Urlaubsort aus (Sekundärmarkt I) und

übernachtende Touristen mit der BUGA als Hauptreiseanlass (Sekundärmarkt II).

Wenn in der Folge von Besuchern gesprochen wird, dann sind damit sogenannte Besucher-tage oder Besuche gemeint. Ab hier wird daher auch nur noch von Besuchen gesprochen. Das bedeutet, dass ein Dauerkarteninhaber (also ein Besucher), der die BUGA zehn Mal besucht, mit zehn Besuchertagen bzw. Besuchen zu Buche schlägt. Bei den bisher bei Gar-tenschauen auf Landes- und Bundesebene offiziellen bzw. publizierten Besucherzahlen handelt es sich genau genommen um Besuchszahlen.

Für die Zahl der aus dem Primärmarkt zu gewinnenden Besuche sind im Wesentlichen

das Einwohnerpotenzial im Einzugsgebiet der BUGA Erfurt 2021 und

die Aktivitätsquote maßgeblich.

Als Aktivitätsquote bezeichnet man die Anzahl der Besuche bezogen auf die Bevölkerung. Unter der Annahme, dass jeder zweite Erfurter ein Mal die BUGA 2021 besuchen würde, ergäbe sich für die Erfurter eine Aktivitätsquote von 50 Prozent.

Da die Aktivitätsquote unter anderem maßgeblich von der Anreisedauer abhängt, ist es für die Besuchsprognose der BUGA Erfurt 2021 erforderlich, das Einzugsgebiet nach dem Kri-terium der Anreisedauer in verschiedene Zonen zu gliedern. Die Einwohnerzahlen in diesen Zonen können dann mit den entsprechenden Aktivitätsquotienten verschnitten werden.

Für die aus dem Sekundärmarkt I zu gewinnenden Besucher sind maßgeblich:

die Anzahl der Urlaubsgäste im Einzugsgebiet der BUGA Erfurt 2021 und

deren Aktivitätsquote.

Auch die Aktivitätsquote der Urlaubsgäste hängt von der erforderlichen Anreisedauer ab. Nach empirischen Grundlagenuntersuchungen des DWIF zum Tages- und Übernachtungs-tourismus in Deutschland ist die durchschnittliche Ausflugsentfernung bei Tagesausflügen vom Urlaubsort aus geringer als bei Ausflügen vom Wohnort aus. Einzugsgebiet und Aktivi-tätsquoten der Urlauber werden nachfolgend noch genauer erläutert.

Für die Anzahl der Besucher aus dem Sekundärmarkt II ist entscheidend:

die Attraktivität der BUGA selbst und

die Attraktivität der BUGA-Stadt und die der umliegenden Region.

Zur Abschätzung der erzielbaren Besucher aus dem Sekundärmarkt II wurden Analogien zu den Bundesgartenschauen in Potsdam und Magdeburg gebildet, die dafür aufgrund ihrer Lage und ihres Charakters besonders geeignet erscheinen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 81

8.2 Primär- und Sekundärmarkt

Primärmarkt: Einwohner im Einzugsgebiet

Für die Betrachtung des Potenzials an Besuchen, die sich aus der Wohnbevölkerung in der Region zusammensetzen, werden folgende Zonen definiert. Die folgenden Angaben ent-sprechen dabei der Fahrtzeit per Personenkraftwagen aus der jeweiligen Region nach Er-furt:

Zone 1: 0 bis unter 30 Minuten Fahrtzeit

Zone 2: 30 bis unter 60 Minuten Fahrtzeit

Zone 3: 60 bis unter 90 Minuten Fahrtzeit

Zone 4: 90 bis unter 120 Minuten Fahrtzeit

Zone 5: 120 bis unter 180 Minuten Fahrtzeit

Zone 6: 180 bis 240 Minuten Fahrtzeit

Abbildung 29: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem PKW

© ift GmbH 2011

Die Fahrtzeiten und somit die ermittelten Isochronen wurden mithilfe eines geografischen Informationssystems berechnet. Auf Grundlage der Einwohnerzahlen sämtlicher Kommunen konnten den einzelnen Zonen die entsprechenden Einwohnerzahlen zugewiesen werden.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 82

Neben dem Einzugsbereich mit dem PKW wird hier auch der Einzugsbereich mit der Bahn (ICE) dargestellt. Die Landeshauptstadt Erfurt wird ab 2017 an einem zentralen, leistungs-starken Knoten des deutschen ICE-Netzes liegen. Erfurt wird dann aus Frankfurt/Main, München, Berlin und Dresden in gut zwei Stunden erreichbar sein. Daraus folgt eine enor-me Steigerung des Einzugsbereiches von Tagestouristen, gerade auch im Rahmen von Großveranstaltungen wie der BUGA.

Die schnelle Erreichbarkeit Erfurts auf der Schiene und die unmittelbare Anbindung des Bahnhofes an den ÖPNV lassen eine schnelle Erreichbarkeit aller Ziele der Stadt, so auch der zukünftigen Gartenschaugelände erzielen.

Abbildung 30: Einzugsgebiet BUGA Erfurt 2021 mit dem ICE

Die genannten Einwohnerzahlen basieren auf Angaben des Statistischen Bundesamtes bzw. der Statistischen Landesämter für das Jahr 2010. Bis 2020 ist in Bezug auf die demo-grafische Entwicklung für die Landeshauptstadt Erfurt sowie für ausgewählte Ballungsräume in Ost- und Westdeutschland (Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main) mit einer insgesamt stabilen Entwicklung zu rechnen. Ländliche Regionen in den relevanten Quellgebieten wer-den dagegen Bevölkerungsrückgänge von zehn und mehr Prozent zu verzeichnen haben. Für alle betrachteten Quellgebiete gilt, dass die Anzahl der Personen in der Altersklasse „65 plus“ zunehmen wird.

Aufgrund der voraussichtlich recht stabilen Bevölkerungsentwicklung in den Ballungsräu-men und der Zunahme der Anzahl von Personen, die zur Kernzielgruppe von Gartenschau-en zählen (65 plus), ist eine auf den Einwohnerzahlen von 2010 basierende Berechnung als realistisches Szenario zu werten.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 83

Zur Bewertung der Bevölkerungspotenziale von Erfurt in den jeweiligen Einzugsgebieten wurde ein betrachtender Vergleich mit der BUGA Magdeburg 1999 und der BUGA Potsdam 2001 durchgeführt. Magdeburg und Potsdam wurden als Referenzstandorte ausgewählt, da

beide Städte ähnliche Einwohnerzahlen haben (Bevölkerung in der Stadt selbst),

sich Magdeburg und die Landeshauptstadt Erfurt durch ihre geografische Lage und die Quellgebietsstrukturen ähneln,

Potsdam aufgrund ähnlicher Einwohnerstrukturen in Bezug auf das Freizeitverhalten (Besuch von Parks und Gärten) und die touristischen Nachfragestrukturen (Geschäfts- und Städte-/Kulturtourismus) mit der Landeshauptstadt Erfurt vergleichbar ist.

Ein Vergleich mit den Einzugsgebieten der BUGA Magdeburg 1999 sowie der BUGA Pots-dam 2001 zeigt, dass das Bevölkerungspotenzial von Erfurt bis 60 Minuten aufgrund feh-lender Ballungsräume geringer ist, als in Magdeburg oder Potsdam. Dagegen verfügt Erfurt im Einzugsbereich zwischen 120 und 240 Minuten in diesem Vergleich über die höchsten Einwohnerpotenziale. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ein Anfahrtsweg von mehr als zwei Stunden für einen Bundesgartenschaubesuch nur noch von einem geringen Prozentsatz der Bevölkerung akzeptiert wird.

Abbildung 31: Einzugsgebiete BUGA Magdeburg u. Potsdam

© ift GmbH 2011

Ein weiteres Kernergebnis ist, dass die Kaufkraft im besonders relevanten Einzugsgebiet bis zu zwei Stunden im Vergleich geringer ausfällt. Sie liegt in Erfurt 7 Prozent unter der Kaufkraft im Berliner Einzugsbereich und bei nur knapp 50 Prozent des vergleichbaren Wer-tes von München mit Umland. Dies ist bei der Besuchsprognose als Einschränkung zu be-rücksichtigen und hat aus Marketingsicht zudem wichtige Konsequenzen für die zu verfol-gende Preispolitik.

Besuche aus dem Sekundärmarkt:

Urlaubsortstarter: Gegenüber Ausflüglern, die von ihrem Wohnort aus zu einer Ta-gesreise starten, haben Urlaubsreisende, die von ihrem Übernachtungsort zu einem Gartenschaubesuch starten, einen räumlich wesentlich geringeren Aktionsradius. Die durchschnittlich bei einem Tagesausflug vom Urlaubsort zurückgelegte Strecke beträgt nur rund 30 Kilometer, gegenüber 70 Kilometern bei Ausflügen vom Wohnort aus. Für die Besucherprognose für die BUGA Erfurt 2021 wurden daher nur Urlauber mit Über-

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 84

nachtungsort in einer Entfernung von bis zu 30 Minuten Fahrtzeit von Erfurt berück-sichtigt.

Insgesamt wurden 2010 im Umkreis von 30 Minuten Fahrtzeit vom Standort der BUGA Erfurt 2021 rund 900 Tsd. Ankünfte in gewerblichen Beherbergungsbetrieben verzeichnet.

BUGA-Urlauber: Der Sekundärmarkt II umfasst Besucher, für die die BUGA Erfurt 2021 der Hauptanlass einer Reise nach Erfurt oder in dessen Umgebung ist. Empi-risch zeigt sich, dass ihr Anteil und ihr Volumen in etwa den Übernachtungsgästen entsprichen, die im Rahmen einer Reise in die Ausrichterstadt der Gartenschau auch besuchen. Daher wird ihr Volumen auf die gleiche Höhe wie die Urlaubsgäste aus dem Urlaubsortstartermarkt geschätzt.

Aktivitätsquotienten

Die Aktivitätsquotienten für die verschiedenen Zonen des Einzugsgebietes wurden auf Ba-sis der Ergebnisse der durch ift durchgeführten Besucherbefragungen auf den Bundesgar-tenschauen Magdeburg 1999 und Potsdam 2001 empirisch ermittelt. Die Besucher wurden jeweils nach der Dauer ihrer Anreise befragt.

Tabelle 2: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zur Herkunft der Besucher

Magdeburg Potsdam

Standortkommune 29% 12% Wohnortstarter Anteil an Besuchen total 60% 58% bis unter 30 Minuten 5% 5% 30 bis unter 60 Minuten 19% 22% 60 bis unter 120 Minuten 31% 27% 120 Minuten und mehr 45% 46% Urlaubsortstarter

Anteil an Besuchen total 11% 30% - davon Hauptanlass BUGA / BUGA 57% 45%

- davon Hauptanlass Besuch Stadt/Region 43% 55%

Quelle: dbg-Besucherbefragungen 1999-2005

Darüber konnte ermittelt werden, wie viele Besuche aus den betreffenden Zonen des Ein-zugsgebietes die verschiedenen Gartenschauen generiert hatten. Durch Division der abso-

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 85

luten Besuchszahlen aus den Zonen durch die Einwohnerzahlen der jeweiligen Zonen konn-ten die Aktivitätsquotienten für die einzelnen Zonen ermittelt werden.

Tabelle 3: Basisdaten dbg-Gästebefragungen zu Aktivitätsquotienten

Aktivitätsquotienten Magdeburg Potsdam

Standortkommune 289% 124% Wohnortstarter bis unter 30 Minuten 34% 13% 30 bis unter 60 Minuten 22% 20% 60 bis unter 120 Minuten 4% 9% 120 Minuten und mehr 3% 3% Urlaubsortstarter 4% 10%

Quelle: dbg-Besucherbefragungen 1999, 2001

Es wird deutlich, dass die realisierten Aktivitätsquotienten in den verschiedenen Zonen des Einzugsgebietes zum Teil sehr unterschiedlich waren (Lesebeispiel: Die rund 230.000 Ein-wohner Magdeburgs besuchten die BUGA im Durchschnitt 2,89 mal). Während in Magde-burg deutlich mehr Einwohner aus der Stadt selbst bzw. aus dem direkten Umfeld für einen BUGA Besuch gewonnen werden konnten, verzeichnete Potsdam deutlich höhere Besu-cheranteile aus weiter entfernten Einzugsgebieten (Radius 60 bis 120 Minuten, Urlauber)

Die Ableitung der folgenden Aktivitätsquotienten für Erfurt (Einwohner, Wohnortstarter, Ur-laubsortstarter, BUGA-Urlauber) basieren einerseits auf Referenzkennziffern der Garten-schauen von Potsdam und Magdeburg. Zusätzlich erfolgte eine individuelle Anpassung für Erfurt. Die Bewertungsparameter hierfür bildeten zum einen Marktforschungsergebnisse von weiteren (Bundes-)Gartenschauen (einschließlich egapark), Nachfragedaten zum Tou-rismus in Erfurt sowie Gespräche mit verantwortlichen Akteuren aus Erfurt und ausgewie-senen Gartenschauexperten, die über Erfahrungen im Management von Bundes- und Lan-desgartenschauen verfügen. Zu den Bewertungsparametern zählten insbesondere:

Die Bevölkerungspotenziale und die Kaufkraft in den relevanten Quellgebieten

Die voraussichtliche Attraktivität des Angebotes1 der BUGA Erfurt 2021

Die Lage und Erreichbarkeit von Erfurt

Die Attraktivität Erfurts als Städtereiseziel und der Umgebung

Das Wettbewerbsumfeld (alternative Ziele für Tagesausflüge)

Trends

Experteneinschätzungen zur zukünftigen Entwicklung von Bundesgartenschauen.

1Geländeform, Geländegröße, Gestaltung des Geländes, Attraktionen im gärtnerischen und nicht-gärtnerischen Bereich, Veranstaltungen etc.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 86

Die zu erwartende Besucherzahl (Primär- und Sekundärmarkt) ergibt sich somit aus der Multiplikation der Einwohner- und Urlauberzahlen in den verschiedenen Zonen des Ein-zugsgebietes mit den entsprechenden abgeschätzten Aktivitätsquotienten (AQ).

Die Abschätzung der Besuchszahlen erfolgt in drei Szenarien. Eine defensive Variante, eine realistische sowie eine offensive Prognose.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 87

8.3 Besucherprognose

Die Gesamtbesuchszahl ergibt sich aus der Summe der für den Primärmarkt sowie den Sekundärmarkt I und II ermittelten Besuchszahlen, die für drei Szenarien prognostiziert wird.

Besucherprognose defensiv und offensiv

Für das defensive Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von rund 1,7 Millio-nen.

Zentrale Annahmen: Die Parkareale strahlen nicht die angestrebte Attraktionskraft auf die Besucher aus, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen entfalten nicht die ange-strebte Wirkung, bis zum Durchführungsjahr erfolgen Kürzungen im Marketing- und Veranstaltungsbudget, die Wettersituation im Veranstaltungsverlauf ist ungünstig.

Für das offensive Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von rund 2,5 Millio-nen.

Zentrale Annahmen: Überdurchschnittliche Attraktionswirkung der BUGA auf die Be-sucher, überdurchschnittlich hohe Quote von Wiederholungsbesuchern aus Erfurt und aus dem Einzugsradius zwischen 120 und 240 Minuten, hohe Anzahl von Grup-penreisenden, Gartenschausaison mit sehr günstiger Wettersituation.

Tabelle 4: Besucherprognose defensiv und offensiv

Besucherprognose defensiv Besucherprognose offensiv

AQ% Einwohner Besu-che

AQ% Einwohner Besuche

Erfurter 170,0 203.830 347.000 225,0 203.830 459.000

Wohnortstarter

bis 30 Min. 22,0 478.543 105.000 30,0 478.543 144.000

bis 60 Min. 20,0 889.743 178.000 25,0 889.743 222.000

bis 120 Min. 6,0 5.956.780 350.000 9,0 5.956.780 536.000

bis 240 Min. 1,3 39.692.939 515.000 1,7 39.692.939 675.000

Urlaubsortstarter davon Hauptanlass…

Besuch Stadt 10,0 90.000 25,0 225.000

BUGA 10,0 900.000

90.000 25,0 900.000

225.000

Besuche 1.675.000 2.486.000

Gerundet 1,7 Mio. 2,5 Mio.

© Eigene Berechnung ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 88

Besucherprognose realistisch

Für das realistische Szenario ergibt sich eine Gesamtbesuchszahl von 2,0 Millionen. Die Annahmen basieren auf den Kriterien bzw. Kennziffern von bisher erfolgreich durchgeführ-ten Bundesgartenschauen. Hierzu zählt vor allem: Eine vergleichbare Attraktionsstärke der BUGA sowie ein professioneller Betrieb in der gesamten Umsetzung (Einhaltung des Inve-stitions- und Durchführungshaushaltes, Marketing und Vertrieb, Projektmanagement, etc.).

Tabelle 5: Besucherprognose realistisch

Besucherprognose realistisch

Aktivitäts-quotient %

Einwohner / Ankünfte

Besuche

Besuche (Schätzung) 2.042.000

Besuche (Schätzung gerundet) 2,0 Mio.

Erfurter 200,0 203.830 408.000

Wohnortstarter

bis unter 30 Minuten 25,0 478.543 120.000

30 bis unter 60 Minuten 22,0 889.743 196.000

60 bis unter 120 Minuten 7,0 5.956.780 417.000

120 bis 240 Minuten 1,5 39.692.939 595.000

Urlaubsortstarter

- davon Hauptanlass IGA/BUGA 153.000

- davon Hauptanlass Besuch Stadt/Region 17,0 900.000 153.000

© Eigene Berechnung ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 89

8.4 Besuchervertei lung

Der Nachfragegang der BUGA Erfurt 2021 wird für folgende Bereiche auf Basis der realisti-schen Variante prognostiziert:

Veranstaltungsverlauf und Wochenverlauf sowie

Tagesverlauf.

Besucherverteilung im Veranstaltungs- und Wochenverlauf

Auf Basis der Erfahrungswerte vergangener Landes-, Bundes- und internationaler Garten-schauen können die Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf plausibel geschätzt werden. Die Besucherverläufe sind stabil. Die Besuchszahlen nehmen zum Sommer hin zu. Gründe hierfür sind u. a. tendenziell bessere Wetterverhältnisse, steigende Attraktivität des Gelän-des sowie die immer stärker einsetzenden Marketingeffekte. Begeisterte Gäste empfehlen die Veranstaltung weiter und werden Wiederholungsgäste. Die Neukundengewinnung durch Werbung und PR funktioniert und vor allem die erfahrungsgemäß eher ab Mai kommenden Busgruppen sorgen für anwachsende Besuchszahlen. Die besucherstärksten Monate sind traditionell die beiden Sommerferienmonate Juli und August. Über 40 Prozent prognostizier-ten Besucheraufkommens (800.000) dürften auch bei der BUGA Erfurt hierauf entfallen.

Abbildung 32: Besucheranteile im Veranstaltungsverlauf

© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besuchsverteilung BUGA Potsdam 2001

Im Wochenverlauf werden Spitzenwerte insbesondere an den Wochenendtagen erwartet. Der Samstag sticht dabei als Hauptbesuchstag hervor. Montage und Freitage sind erfah-rungsgemäß eher schwächer besucht. Durchschnittlich dürfte die Zahl der Besuche bei der realistischen Besuchsprognose an den Wochentagen zwischen 8.000 bis 12.000 und an Samstagen bis 19.000 Besuche schwanken.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 90

Abbildung 33: Besucheranteile im Wochenverlauf

© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besucherverteilung BUGA Potsdam 2001

Auf Basis der dargestellten Besuchsverläufe wird für die BUGA Erfurt 2021 mit folgender Verteilung der Besuchszahlen nach Tagen gerechnet:

Abbildung 34: Verteilung von Besuchszahlen BUGA Erfurt 2021

© Eigene Berechnung ift GmbH auf Basis Besucherverteilung BUGA Potsdam 2001, Annahme von 171 Veranstaltungstagen

Deutlich wird, dass beim realistischen Szenario an nur sehr wenigen Tagen mit Besucher-spitzen von bis zu 25.000 Besuchen pro Tag zu rechnen ist.

Die Besucherbefragungen auf den Bundesgartenschauen Potsdam 2001 und München 2005 sowie auf der IGA Rostock 2003 haben gezeigt, dass

zwischen 60 und 80 Prozent der auswärtigen Gartenschaubesucher ihren Tagesaus-flug vor 10 Uhr beginnen und

rund 70 bis 80 Prozent eine Stunde und länger zur Gartenschau fahren bzw. nur 20 bis 30 Prozent der auswärtigen Besucher aus dem näheren Umfeld bis 60 Minuten Fahrt-zeit kommen.

Für die BUGA Erfurt bedeutet dies, dass der Großteil der Anreisen bzw. Tageseintritte auswärtiger Gartenschaubesucher (70 bis 80 Prozent) vor 12:00 Uhr erfolgen wird. Ent-sprechend einer wahrscheinlichen Öffnungszeit ab 9.30 Uhr oder 10:00 Uhr konzentrieren sich Eintreffen der Besucher am Gelände und an den Kassen bzw. Einlasspunkten auf ein Zeitfenster von nur zwei bis etwa zweieinhalb Stunden.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 91

8.5 Stellplatzbedarf für die BUGA 2021

8 .5 .1 Annahmen

Allgemeine Annahmen

Aus der abgeschätzten Besucherzahl von rund 2,0 Millionen Besuchen im Veranstaltungs-zeitraum der BUGA Erfurt sowie dem sogenannten Modal-Split2 lässt sich auf die erforderli-chen Stellplatzkapazitäten für die BUGA Erfurt schließen. Für die Flächenauslegung ist der sogenannte Design Day als Orientierungshilfe von besonderer Bedeutung. Zudem wurden verschiedene weitere Kennwerte zur Orientierung bei den weiteren Verkehrs- und Infra-strukturplanungen ermittelt.

Design Day

Die Besuchszahl am Design Day wird in der Regel durch zwei Berechnungsarten ermittelt. Sie entspricht 80 Prozent des Gästemaximums bzw. dem Mittelwert der 10 besucherstärk-sten Tage im Veranstaltungsverlauf. Auf Basis der Besucherstatistik der BUGA Potsdam 2001 ergibt sich daraus (und zwar unabhängig von der Berechnungsart) bei einer progno-stizierten Besuchszahl von insgesamt 2,0 Millionen Besuchen ein Design Day von rund 23.400 Besuchen. Das Maximum dürfte bei etwa 27.000 Besuchen liegen, im Durch-schnitt werden täglich rund 12.000 Besuche erfolgen.

Modal-Split

Erfahrungswerte vergangener Gartenschauen

Die Auswertung von Statistiken der BUGA Potsdam 2001, der IGA Rostock 2003, der BU-GA München 2005 sowie der BUGA Schwerin 2009 ergibt folgende Verteilung des Trans-portaufkommens auf die verschiedenen Verkehrsmittel:

Tabelle 6: Modal-Split vergangener Gartenschauen

BUGA 01 (Potsdam)

IGA 03 (Rostock)

BUGA 05 (München)

BUGA 09* (Schwerin)

PKW 36% 48% 29% 37%

Reisebus 25% 13% 11% 28%

ÖPNV 24% 17% 42% 18%

DB 6% 13% 11% 4%

Quelle: dbg-Besucherbefragungen und dbg-Busstatistik 1999-2005; *Schätzung ift auf Basis dbg Besucherbefragung und Busstatistik

2 Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi)

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 92

Annahmen für die BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt

Unter Einbeziehung der zuvor dargestellten Erfahrungswerte vergangener Bundesgarten-schauen wird bei der BUGA Erfurt mit einem PKW-Anteil von 41 Prozent (mit einem Bele-gungsfaktor von 1,25), einem Anteil an Reisebussen von 20 Prozent, einem Aufkommen durch Öffentlichen Personennahverkehr bzw. die Bahn von 30 Prozent und einem Anteil von 9 Prozent durch Sonstiges gerechnet. Diese Erfahrungswerte sollten im Rahmen der weiteren Konkretisierung des BUGA-Konzeptes nach Zuschlag durch die Verkehrspla-nungsexperten weiter präzisiert werden.

Die sich daraus ergebenden Besucherverteilungen und Stellplatzkapazitäten werden auf Basis von geschätzten 2,0 Millionen Besuchern in den folgenden Tabellen dargestellt.

An Tagen mit hoher Nachfrage (Design Day) werden rund 9.600 Besucher mit dem PKW anreisen und 2.900 Stellplätze benötigen. An einem Design Day beträgt der Stellplatzbedarf für Busse 125. An Durchschnittstagen reichen 1.490 Parkplätze für PKW und 65 Parkplätze für Busse.

Tabelle 7: Modal-Split 1 BUGA Erfurt 2021

BUGA Erfurt 2021

Besuche (Schät-zung)

2.000.000

PKW 41%

Reisebus 20%

ÖPNV / DB 30%

Sonstiges 9%

© Eigene Berechnung ift GmbH

Tabelle 8: Modal-Split 2 BUGA Erfurt 2021

Design Day Durchschnittstag

Besuche (Schätzung) 23.400 12.000

Besucher PKW 9.600 4.900

Besucher Reisebus 4.700 2.400

Besucher ÖPNV / DB 7.000 3.600

Besucher Sonstiges 2.100 1.100

Parkplätze PKW (Besucher pro PKW: 2,65, Belegungsfaktor 1,25)

2.900 1.485

Parkplätze Bus (Besucher pro Bus: 37,5)

125 64

© Eigene Berechnung ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 93

8.5 .2 Verkehrss i tuat ion und Schlussfo lgerungen

Heutige Verkehrssituation bei Großveranstaltungen in der Landeshauptstadt Erfurt

In der Landeshauptstadt Erfurt finden jährlich zahlreiche Veranstaltungen mit kulturellem, politischem, wirtschaftlichem, sportlichem oder sozialem Hintergrund statt. Zu den meistbe-suchten Stadtfesten zählen das Krämerbrückenfest mit ca. 150.000 Besuchern, das Okto-berfest mit rund 500.000 Gästen und der Weihnachtsmarkt mit 1,7 Millionen Besuchern in 2010. Auch auf dem Gelände des egaparks konnten sich mit dem Lichterfest oder dem KIKA-Kinderfest beliebte Veranstaltungen mit bis zu 40.000 Besuchern etablieren. Durch Konzerte, Messen oder Kongresse in den Messehallen, die unmittelbar an das Egaparkge-lände angrenzen, können bei Überlagerung von Veranstaltungen an wenigen Tagen im Jahr Nachfragespitzen am Gesamtstandort von bis zu 80.000 Besuchern erreicht werden.

Somit verfügen die verantwortlichen Akteure in der Stadt über umfassende Erfahrungen im Umgang mit den Verkehrsströmen und den Anforderungen, die sich für den Individualver-kehr und den ÖPNV bei Großveranstaltungen ergeben. Für das Management des Ver-kehrsaufkommens stehen folgende Kapazitäten zu Verfügung.

Individualverkehr:

Innerstädtisch: Rund 5.000 öffentliche Parkplätze in Parkhäusern, Parkplätzen und Straßenrandparken sowie 7 „Park und Ride“ Anlagen mit zusammen 1.250 Stellplätzen

Messe/MDR/egapark: Rund 4.000 Parkplätze

Stadion und Zoopark mit insgesamt rund 700 Parkplätzen

Mit einem umfassenden Parkleitsystem und einer Wegweisung zu den „Park und Ride“ Anlagen erfolgt die Verteilung des Verkehrs.

Busparkplätze:

Innerstädtisch: Rund 30 Plätze

Messe/MDR/egapark: 20 Plätze

Stadtbahn:

Die Stadtbahnlinien verkehren an Werktagen zwischen 6 und 18 Uhr alle 10 Minuten („Erfurt City Takt“). Rund 80 Prozent der Erfurter Bevölkerung leben im Einzugsgebiet der Stadtbahn und können den City Takt nutzen.

Zu bestimmten Großveranstaltungen an ausgewählten Tagen können z.B. auf der Linie vom Hauptbahnhof zur Messe Platzkapazitäten von bis zu 2.000 Personen/Stunde vor-gehalten werden.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 94

Abbildung 35: Verkehrsnetz Erfurt

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Schlussfolgerungen für die BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt

Individualverkehr

Für den Bereich des Individualverkehrs bzw. des ruhenden Verkehrs kommen die Ver-kehrsexperten der Landeshauptstadt Erfurt zu dem Ergebnis, dass sich der Bedarf für zu-sätzlichen Parkraum im gegenwärtigen Jahresverlauf auf relativ wenige Tage bzw. Stunden am jeweiligen Veranstaltungstag beschränkt (vgl. auch Konzeption zur Absicherung des ruhenden Verkehrs bei Großveranstaltungen, Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung, 2009). Die Nutzungsintensität des zusätzlich benötigten Parkraumes über ein ganzes Jahr betrachtet ist somit gering. Der Handlungsbedarf für die Stadt Erfurt besteht demnach vor-wiegend im Ausbau der „Park und Ride“ Parkräume in Verbindung mit der Optimierung einer Beschilderung mit dynamischen Informationen über die jeweilige Veranstaltung.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 95

Unter Berücksichtigung des oben genannten Handlungsbedarfes und des voraussichtlichen Parkplatzbedarfes für die BUGA-Besucher (rund 3.000 benötigte Stellplätze während eines Spitzentages bzw. rund 1.500 Stellplätze an einem Durchschnittstag) werden folgende Empfehlungen gegeben:

(1) Ausbau der „Park und Ride“ Parkräume im Westen der Landeshauptstadt Erfurt

Im Hinblick auf die BUGA sollten neue Parkräume vor allem im Westen und außerhalb des innerstädtischen Bereiches geschaffen werden. Aufgrund der Kapazitätsgrenzen der Gothaer Straße und des Verkehrsengpasses in Schmira, bietet sich der Bau eines zentralen kapazitätsstarken Übergabeparkplatzes bzw. / Großparkplatzes an der Eise-nacher Straße (vor der Abzweigung nach Bindersleben und Schmira) an. Ein möglicher Bus-Shuttle würde bis zum Haupteingang des egaparks ca. 5-7 Minuten benötigen.

(2) Alte IGA westlich der Messe

Im Bereich der alten IGA, westlich der heutigen Messe, sind Flächen verfügbar, auf de-nen sowohl dauerhaft als auch temporär Stellplätze für Busse und Personenkraftwagen eingerichtet werden können. In Ergänzung mit einem Terminal mit Sanitärtrakt und Aufenthaltsraum bietet sich der Standort vor allem als zentraler kapazitätsstarker Bus-parkplatz an. Darüber hinaus ist die Kombination mit einem Wohnmobilstellplatz mög-lich. Die vorhandene Gliederung durch ausgedehnte Gehölzstreifen bietet für die vor-gesehenen Nutzungen ideale Voraussetzungen. Darüber hinaus besteht Anschluss an die Stadtbahnlinie 2, so dass eine schnelle Erreichbarkeit der jeweiligen Stadtteile ge-geben ist. Aufgrund der Kapazitätsengpässe der Straßen im Bereich der Messe sollten PKW-Stellplätze nur in eingeschränktem Maß vorgehalten werden (z.B. Behinderten-parkplätze, VIP-Parkplätze).

(3) Parkraumerschließung im Norden

Durch eine temporäre Parkraumerschließung im Bereich der Nordhäuser Straße ent-steht attraktiver Parkraum für Besucher, die aus dem Norden aus Richtung A 71 bzw. über Gispersleben und die Hannoversche Straße nach Erfurt bzw. zur BUGA anreisen. Die unmittelbare Nähe des Parkplatzes zum Grünen Geraband (im Bereich „Altes Klär-werk) ermöglicht den Gästen entweder den direkten Zugang zum BUGA-Gelände im Norden oder sie gelangen per direktem Stadtbahnanschluss (Wendeschleife Pappel-stieg) in das Altstadtzentrum oder zum egapark.

(4) Optimierung des Verkehrsleitsystems

Das Verkehrsleitsystem sollte weiter ausgebaut werden, um die Verkehrsströme mög-lichst optimal auf die Parkräume zu verteilen und Verkehrsknotenpunkte zu entlasten.

Für die oben genannten Empfehlungen wurden im Rahmen des Investitionshaushaltes der BUGA 2021 rund € 3 Mio. netto für den Bau von 2.000 PKW Stellplätzen berücksichtigt (ohne Ausbau im Bereich der Wendeschleife "Pappelstieg " - Marie-Elise-Kayser-Straße und Optimierung Verkehrsleitsystem). Darüber hinaus sind 150 Busstellplätzen inkl. Busfah-rerterminal, Aufenthaltsraum und Sanitärtrakt enthalten. Im Durchführungshaushalt ist das Budget für den Bau von 750 temporären Parkplätzen inkl. Rückbau enthalten (€ 750.000 netto).

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 96

Nach der Vergabeentscheidung der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt gilt es, die oben genannten Empfehlungen weiter zu konkretisieren.

ÖPNV - Stadtbahn

Die Stadt verfügt über eine traditionell gute Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nimmt im Vergleich mit anderen deutschen Städten dieser Größenordnung eine Spit-zenstellung ein. Hauptverkehrsmittel des ÖPNV in der Stadt Erfurt ist die Stadtbahn mit 6 Stadtbahnlinien und 25 Stadtbuslinien, von denen acht auch Erschließungsaufgaben für unmittelbar an die Stadt angrenzende Gemeinden übernehmen. Ergänzt wird dieses Netz durch 19 Regionalbuslinien.

Erfurt liegt im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT), welcher außerdem noch die Städte Weimar, Jena und Gera sowie den Landkreis Gotha, den Kreis Weimarer Land und den Saale-Holz-Landkreis umfasst. Für Fahrten innerhalb dieses Gebietes gilt der VMT-Tarif, so dass mit einer Fahrkarte neben der Eisenbahn auch Busse und Straßenbahnen genutzt werden können.

Ein wesentliches Qualitätskriterium für den ÖPNV in Erfurt ist die gute Erschließung der besiedelten Teile des Stadtgebietes. Unter der Verwendung üblicher Einzugsbereiche von ÖPNV-Haltestellen ergibt sich eine fast flächendeckende Erschließung des Stadtgebietes. Das Netz des Stadt- und Stadt-Umland-Verkehrs orientiert sich strahlenförmig auf das Stadtzentrum als wichtigstes Zielgebiet.

Einzelne Grenzwertvorgaben werden nach Angaben der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (EVAG) vereinzelt bei ausgewählten Großveranstaltungen erreicht, die in etwa den BUGA Anforderungen entsprechen.

Die im BUGA-Konzept vorgesehenen Kern- und Korrespondenzflächen sind bereits heute durch eine vorhandene, moderne, sehr leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur, dem Stadt-bahnsystem, auf kurzen Wegen miteinander verbunden. Dieses Netz kann mit sehr über-schaubaren Investitionen das tragende Rückgrat der verkehrlichen Verknüpfung im BUGA-Konzept werden. Dadurch sind ideale Voraussetzungen zur Umsetzung des BUGA-Konzeptes vorhanden.

Da die Stadtbahn eine zentrale Rolle im Rahmen der Mobilität zwischen den Gartenschau-bereichen einnehmen wird (vgl. auch 7.6 „BUGA auf Achse“), ist eine enge und aktive Ein-beziehung der EVAG in die Erstellung des Verkehrskonzeptes für die BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt unerlässlich.

Verkehrsprojekte in der Landeshauptstadt Erfurt

Folgend werden bestehende Planungen zu Verkehrsprojekten in der Landeshauptstadt Erfurt in Bezug auf die BUGA-Bedeutung grob bewertet

Stadtbahn:

o Ausbau im Bereich der Wendeschleife "Pappelstieg" - Marie-Elise-Kayser-Straße: Im Zusammenhang mit der Parkraumerschließung im Norden (siehe oben) und der Erreichbarkeit der nördlichen BUGA-Parkbereiche von beson-derer Bedeutung.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 97

o Verlängerung ab Europaplatz bis zum Bahnhof Gispersleben: Verbessert den Anschluss an das regionale Bahnnetz (Bahnhof Gispersleben), aus Sicht der BUGA-Gäste verbessert sich die Erreichbarkeit der nördlichen BUGA-Gartenbereiche sowie die Erreichbarkeit von Partnerstandorten, wie z.B. Bad Langensalza. Für die Mehrheit der BUGA-Gäste voraussichtlich von geringer Bedeutung.

o Verlängerung bis nach Schmira – bzw. Anschluss an Übergabeparkplatz: In Verbindung mit der Parkraumerschließung im Westen (siehe oben) von be-sonderer Bedeutung

o Entlastungstrasse Bahnhofsunterführung Richtung Innenstadt: Im BUGA-Durchführungsjahr zusätzliche Synergieeffekte möglich (Erhöhung der Trans-portkapazitäten).

Entlastung Schmira durch Umgehungsstraße: Bei Ausbau des „Park und Ride“ Angebo-tes von geringer Bedeutung für die BUGA.

Anbindung der Infrastrukturmaßnahme Nord an die Nordhäuser Straße: In Verbindung mit der Parkraumerschließung im Norden (siehe oben) von besonderer Bedeutung.

Ausbau Radwegeinfrastruktur: Für die Erreichbarkeit der BUGA-Gartenareale von ho-her Bedeutung.

Erschließung Petersberg auf der Nordseite, Gothaer Platz / Übergang Brühl: Die jewei-ligen Areale tragen zur Vernetzung der BUGA-Gartenbereiche bei (egapark, Innen-stadt, Petersberg, Grünes Geraband). Der Optimierung kommt somit eine hohe Bedeu-tung zu.

Nach der Vergabeentscheidung der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt sollten die oben genannten Projekte mit den Anforderungen aus städteplanerischer Sicht und der BU-GA-Bedeutung im Detail bewertet und der Handlungsbedarf zum Kapazitätsausbau festge-legt werden.

Die genannten Verkehrsprojekte sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder im Investitions-haushalt noch im Durchführungshaushalt für die BUGA 2021 budgetiert.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 98

8.6 Mobil i tät zwischen den Bundesgartenschaubereichen

Die Verbindung der Gartenschauteile erfolgt durch die „BUGA auf Achse“ - eine temporäre, beschleunigte Stadtbahn-Sonderlinie, die gegebenenfalls reduziert auf BUGA-relevante Haltepunkte die verschiedenen Standorte der Gartenschaubereiche auf einem baulich be-reits vorhandenen Streckennetz schnell, ökologisch, effizient und leistungsstark mit hoher Kapazität miteinander verbindet. Als Werbeträger könnte eineStadtbahn mit Cabriowagen auf diesen speziellen BUGA-Linien mit einer temporäre Sonderausstattung initiiert werden. Sie ist fester Bestandteil des Erlebnisses der Verbindung von Stadt und Park unter dem gewählten Slogan „GartenKulturStadt“.

Abbildung 36: Animation BUGA

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 99

Abbildung 37: Verkehrskonzept zur BUGA 2021

© ift GmbH, SWUP GbR 2011

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 100

9. Finanzierung

9.1 Grundlagen

Im Rahmen der Finanzierung einer BUGA wird zwischen dem Investitions- und dem Durch-führungshaushalt unterschieden. Während der Investitionshaushalt die Kosten für die dau-erhaften baulichen Maßnahmen im Zuge der Ausrichtung der BUGA für Erfurt beschreibt, umfasst der Durchführungshaushalt die Kosten und Erträge, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA anfallen.

Abbildung 38: Grundlagen Finanzierung

Finanzierung Bundesgartenschau Erfurt 2021

Investitionshaushalt Durchführungshaushalt

Umfasst alle im Zusammen-hang mit der BUGA neu ge-bauten Infrastruktureinrichtun-gen und baulichen Maßnah-men, die langfristig genutzt werden:

Gartenanlagen

Wege

Plätze

Sport-, Spiel- Erlebnisbe-reiche

Umfasst die Kosten, die im Zusammenhang mit der Vor-bereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA anfal-len. Hierzu zählen auch alle temporären Baumaßnahmen sowie alle aus der Geschäfts-tätigkeit der BUGA resultie-renden Einnahmen.

9.2 Investit ionshaushalt

Investitionen (Mittelverwendung)

Die Ermittlung der Kosten für die dauerhaften Investitionen in den Kern- und Zusatzberei-chen basieren auf dem beschriebenen Flächenkonzept (vgl. auch Pkt. 6). Auf die für die BUGA-Machbarkeit 2021 ermittelten aktuellen Investitionen wurde ein pauschaler Sicher-heitsaufschlag in Höhe von 10 Prozent addiert, in dem unter anderem auch die voraussicht-liche Inflation bis 2021 enthalten ist.

Die Investitionssumme beträgt insgesamt rund brutto 61 Mio. €.

Folgend werden zunächst die bedeutendsten Investitionsmaßnahmen für die jeweiligen Anlagenbereiche genannt (Tabelle 9), bevor in Tabelle 10 die Investitionssummen aufge-führt werden:

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 101

Tabelle 9: Investitionsmaßnahmen BUGA-Flächen im Überblick

Fläche/Anlagenbereich Größe in ha

Stellplätze alte IGA:

temporäre und dauerhafte Parkplätze für PKW und Bus, Busfah-rerterminal

14,30

egapark:

Umfassende Investitionen in die gärtnerischen Anlagen sowie Wegeflächen und Plätze, notwendige Investitionen in die Be-standssicherung der Gebäude bis zur BUGA-Durchführung (Hal-len, Pflanzenschauhaus, etc.)

36,80

Dendrologischer Garten:

Zusatzpflanzungen, gärtnerische Anpassung verschiedener Area-le

4,10

Dreienbrunnenpark: Pflanzungen von Rhododendren, Zusatz-pflanzungen

2,50

Nordpark: Wildrosengarten neu, „Entspannungsgarten“ neu, „Edutainmentgarten“ neu

13,2

Ehemalige Fliegerschule

Bürgergarten neu, neuer Spielplatz, Flächen- und Wegeanpas-sungen

2,5

Fläche Altes Klärwerk

Hochwertige neue Parkanlage 2,4

Wohngebietspark Rieth

Erweiterung der Spielanlagen 6,0

Nördlicher Gera-Auenpark

Erweiterung Spielanlagen, Erlebbarkeit Geraaue 19,6

Brachfläche Kraftwerk

Umbau zum Kraftwerkspark 4,3

Kilianipark

Pflanzungen von Rhododendren, Azaleen, Zusatzpflanzungen 3,4

Petersberg

Schaufenster des Landes, Attraktivierung oberes Plateau 28,7

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 102

Tabelle 10: Investitionen BUGA-Flächen

Fläche/Anlagenbereich Größe in ha

Investitionen netto in Euro

Stellplätze alte IGA (PKW, Busse) 14,30 2.993.750

egapark

Der Bedarf und der Umfang der Hoch-baumaßnahmen zur langfristigen Inwert-setzung bestehender Gebäude und An-lagen bzw. dem Bau von neuen Einrich-tungen (z.B. Gastronomie) sind separat zu ermitteln.

36,80 14.431.550

Dendrologischer Garten 4,10 350.000

Dreienbrunnenpark 2,50 287.500

Nordpark 13,2 3.250.000

Ehemalige Fliegerschule 2,5 1.875.000

Fläche Altes Klärwerk 2,4 2.287.500

Wohngebietspark Rieth 6,0 437.500

Nördlicher Gera-Auenpark 19,6 5.256.250

Brachfläche Kraftwerk 4,3 1.500.000

Kilianipark 3,4 937.500

Petersberg 28,7 7.994.718

Summe netto 137,8 41.601.268

Summe inkl. 10 % Sicherheit 45.761.394

Summe inkl. 12 % Nebenkosten 51.252.761

Summe inkl. Sicherheit, Nebenkosten und 19 % Umsatzsteuer

60.990.785

© Berechnungen SWUP GbR

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 103

Mittelherkunft

Die Mittelherkunft für die Investitionen setzt sich aus drei Bereichen zusammen:

1. Zuschüsse der Landeshauptstadt Erfurt, die durch zur Verfügung stehende Städtebau-mittel eingebracht werden. Darüber hinaus bestehen gute Chancen, dass Partner aus kommunalen Beteiligungen (z.B. Wohnungsbaugenossenschaften) zur Finanzierung beitragen.

2. Förderung aus EU-, Bundes- bzw. Landesmitteln. Aufgrund des BUGA-Konzeptes kommen insbesondere Förderprogramme aus den Bereichen Städtebau und Tourismus sowie Ökologie, Energieeffizienz und Denkmalschutz in Frage.

3. In ihrer Funktion als Betreiber des egaparks und der Parkraumbewirtschaftung bringt die Stadtwerke Erfurt Gruppe BUGA relevante Investitionen ein.

Abbildung 39: Mittelherkunft Investitionshaushalt

Mittelherkunft Investitionen BUGA Erfurt 2021

Zuschüsse Landes-hauptstadt Erfurt

Fördermittel Finanzmittel Stadtwerke Erfurt Gruppe

Städtebaumittel

Partnerschaften (z.B. Wohnungs-baugesellschaften)

Sonstiges

EU

Bund

Land

egapark

Parkraum

Annahmen zur Mittelherkunft:

Investitionsplan Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega): Zur marktorientierten Neuausrichtung des egaparks besteht seitens der Stadtwerke Erfurt Gruppe ein Investi-tionsplan in Höhe von € 10 Mio.

SWE Parken GmbH: Die SWE Parken plant zur Verkehrsentlastung einen Ausbau der Parkkapazitäten außerhalb der Innenstadt. Das berücksichtigte Budget in Höhe von € 3 Mio. entspricht dem BUGA-Investitionsbedarf für die Schaffung von zusätzlichem Park-raum. Folgende Annahmen liegen der Kalkulation von € 3 Mio. zugrunde: 2.000 Stell-plätze (18,75 qm pro Parkplatz), 150 Busstellplätze (100 qm) / Herstellungskosten von durchschnittlich € 38,- net. pro Quadratmeter für die Parkplätze, Kosten für sonstige Zuwegung und Pflanzungen von durchschnittlich € 37,- net. pro Quadratmeter, € 525.000,- net. für einen Busfahrerterminal

Eigenanteil Städtebaumittel: Die Stadt stellt Eigenanteile in Höhe von € 10,5 Mio. aus dem Bereich Städtebau zur Verfügung.

Partnerschaften (z. B. Wohnungsbaugesellschaften), Unternehmen: Durch die Wohn-umfeldverbesserung insbesondere im Norden der Landeshauptstadt Erfurt bestehen gute Chancen, dass sich die Wohnungsbaugesellschaften an der Finanzierung beteili-

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 104

gen. Entsprechende Vorgespräche mit den verantwortlichen Akteuren haben gezeigt, dass eine Höhe von € 5 Mio. als realistisch einzuschätzen ist.

Fördermittel: Im Rahmen der Kalkulation sind Fördermittel in einer Höhe € 32,5 Mio. berücksichtigt. Dies entspricht in Bezug auf die Gesamtinvestition einer Quote von 53,5 Prozent, die im Vergleich zu bisherigen Bundesgartenschauen als moderat zu bewer-ten ist. Es ist vorgesehen, dass sich der Freistaat auf dem Petersberg präsentiert. Im “Schaufenster des Freistaates“ wirbt das Bundesland für sich und seine Institutionen selbst und gibt den Regionen und Kreisen des Landes den notwendigen Rahmen für ih-re Darstellung. Für die entsprechende Präsentation sind Investitionen in Höhe von 8 Mio. € vorgesehen, die möglichst vom Land getragen werden sollten.

Die oben genannten Annahmen zur Mittelherkunft basieren auf Einschätzungen seitens der verantwortlichen Akteure der Landeshauptstadt Erfurt. Die jeweiligen Positionen sind nach Zuschlag der BUGA 2021 für die Landeshauptstadt Erfurt innerhalb des aufgezeigten Rah-mens weiter zu konkretisieren.

Tabelle 11: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Investitionen

Mittelherkunft Mittelverwendung

Quelle Summe in Mio. €

Investitionsplan Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega)

10,0

SWE Parken GmbH 3,0

Eigenanteil Städtebaumittel 10,5

Partnerschaften (z. B. Wohnungs-baugesellschaften)

5,0

egapark, Stellplätze IGA

Dendrologischer Gar-ten

Petersberg

Nordpark sowie weite-re Flächen entlang des Grünen Geraban-des im Norden der Landeshauptstadt Er-furt

Fördermittel (Quote: 53,3%)

- Petersberg

- Sonstige Fördermittel

32,5

8,0

24,5

61,0 Mio. € brutto 61,0 Mio. € brutto

© Berechnungen ift GmbH, SWUP GbR

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 105

9.3 Durchführungshaushalt

Der Durchführungshaushalt der BUGA 2021 in Erfurt umfasst die Kosten, die im Zusam-menhang mit der Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung der BUGA anfallen. Hierzu zählen auch alle temporären Baumaßnahmen sowie alle aus der Geschäftstätigkeit der BUGA resultierenden Einnahmen. Das Management des Durchführungshaushaltes erfolgt durch die Gründung einer Durchführungsgesellschaft (vgl. auch Punkt 11), die von der Pla-nung bis zum Abschluss der BUGA einschließlich des technischen Rückbaus der temporä-ren Einrichtungen und der kaufmännischen Abwicklung verantwortlich zeichnet.

Die Kosten-Positionen für einen Durchführungshaushalt lassen sich in folgende übergeord-nete Bereiche zusammenfassen:

Personal

Allgemeiner Geschäftsbetrieb

Finanzierung

Mieten und Pachten

Organisation der Veranstaltung der Bundesgartenschau

Temporäre Bauten und Einrichtungen

Gärtnerische Grundausstattung und Ausstellungen mit Freiland- und Hallenschauen inkl. Pflege- und Rückbaukosten (ohne Investitionen)

Stellplätze

Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltungen, Kulturprogramm

Die übergeordneten Positionen beinhalten verschiedene Kosten bzw. Aufgabenbereiche, die wiederum gleichzeitig die mögliche Unterteilung der Positionen in einem Wirtschafts-planentwurf aufzeigen. Diese sind in nachfolgender Tabelle (vgl. Tabelle 12) zusammenfas-send dargestellt. Die einzelnen Kostenpositionen basieren auf Erfahrungswerten vergange-ner Bundesgartenschauen sowie ersten Gesprächen mit Vertretern der Landeshauptstadt Erfurt und der Stadtwerke Erfurt Gruppe in Bezug auf den Kostenbedarf für die einzelnen Positionen.

Diese Abschätzungen der Einzelpositionen sind innerhalb des vorgegebenen Budgetrah-mens schrittweise und in Abhängigkeit von Wettbewerbs- und Ausschreibungsergebnissen in den Wirtschaftsplänen der Durchführungsgesellschaft (Jahresscheiben, SOLL/IST) nach erfolgreicher Bewerbung weiter zu präzisieren, zu fixieren und bis zum Veranstaltungsende kontinuierlich anzupassen.

Insgesamt ergibt sich nach vorläufiger Berechnung der Gesamtaufwendungen für die BUGA in Erfurt 2021 ein erforderlicher Gesamtbetrag in Höhe von netto 39,03 Millionen €. Die Höhe des Durchführungshaushaltes ergibt sich aus den notwendigen Aufwendungen, die für eine qualitätsvolle BUGA zur Erreichung der prognostizierten Besucherzahlen aufzubrin-gen sind.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 106

Annahmen zur Kostenermittlung:

Personal: Berücksichtigt sind insgesamt 47 Vollzeitstellen mit insgesamt 149 Perso-nenjahren (Personenjahre: Anzahl der Vollzeitstellen x Anzahl der Jahre der Beschäfti-gung / Bsp.: Im Bereich Projektmanagement und Betrieb sind drei Vollzeitstellen für die Bauabwicklung vorgesehen, die über einen Zeitraum von fünf Jahren besetzt werden). Folgende Abteilungen sind berücksichtigt: Geschäftsführung, Stabstellen, PR, Marke-ting und Vertrieb, Finanzwesen und Controlling, Projektmanagement und Betrieb, Ver-anstaltungen, gärtnerische Ausstellungen.

Im Rahmen der Kalkulation sind für den Bereich Personal € 7,08 Millionen netto be-rücksichtigt. Da die Landeshauptstadt Erfurt mit der Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH und der Stadtwerke Erfurt Gruppe bereits über vorhandene Organisationsstruk-turen verfügt, können ggf. bestimmte Teilaufgaben insbesondere im Rahmen der Vor-bereitung der BUGA vom bestehenden Personal übernommen werden. Somit können ggf. Einsparungen realisiert werden.

Allgemeiner Geschäftsbetrieb: Für den allgemeinen Geschäftsbetrieb wurden rund € 2 Millionen netto berücksichtigt. Diese Summe entspricht einem Anteil von 30% der Personalkosten (Referenzwert vergangener Bundesgartenschauen)

Finanzierungskosten: Es wird davon ausgegangen, dass von den Gesamtausgaben des Durchführungshaushaltes rund € 15 Millionen fremdfinanziert werden. Mit einer an-genommen Tilgungszeit von 10 Jahren und einem Zinssatz von 4,5% fallen rund € 2 Millionen Finanzierungskosten an.

Mieten/Pachten: Die Landeshauptstadt Erfurt hat auf nahezu sämtliche BUGA relevan-te Flächen direkten Zugriff. Für Geländemieten bzw. Pachten sind dennoch € 250.000 als Sicherheit berücksichtigt

Vergütung dbg: Folgende Leistungen beinhalten die Zahlungen an die dbg in Höhe von € 4 Mio.:

- Lizenz zur Durchführung einer Bundesgartenschau und der Verwendung der ge-schützten Namenrechte für das Marketing.

- Garantie der Beteiligung des gesamten gärtnerischen Berufstandes und damit Sicherung der gärtnerischen Ausstellungen auf höchstem Niveau.

- Die dbg wird sich innerhalb der gärtnerischen Bereiche um Sponsoringleistungen fachbezogener Zulieferer bemühen

- Stellung eines (einer) Ausstellungsbevollmächtigten für die BUGA 2021 in den Jahren von 2018 bis 2021, zur Vorbereitung, Organisation und Durchführung der gärtnerischen Ausstellungen und Leistungswettbewerbe.

- Unterstützung der BUGA 2021 mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit durch Beiträge für Fachpresse und Sendeanstalten, Pressebetreuung der gärtnerischen Ausstel-lungen, Kommunikation der BUGA im eigenen Internetauftritt, Veranstaltungen für Fachzielgruppen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 107

- Planung, Organisation und Durchführung der gärtnerischen Besucherinformation durch Einrichtung und Ausstattung des „i-Punkt GRÜN“, Erstellung, Durchführung und Überwachung des entsprechenden Vortrags- Ausstellungs- und Veranstal-tungsprogramms, Bestellung des erforderlichen Personals.

- Planung, Organisation und Durchführung aller gärtnerischen Ausstellungen und Leistungswettbewerbe im Freiland und in den Ausstellungshallen

- Beratung durch DBG-Vertreter bei der Durchführung von landschaftsarchitektoni-schen Wettbewerben, Organisationsplanung, Marketing und bei der Entwicklung eines Nachnutzungskonzepts, Erstellung erster Finanzierungskonzepte und Per-sonalplanungen

- Teilnahme durch Vertreter der dbg bei Gesellschafterversammlungen (BUGA GmbH) und weiteren Gremien.

Organisation der Veranstaltung: Zu diesem Bereich zählt das Ticketing- und Kassen-system mit der Besetzung des entsprechenden Personals (Kassenpersonal, Einlass-kontrolle, Bewachung), Reinigungsdienste, Sanitäreinrichtungen sowie Betriebsstoffe (inkl. Abwasser und Abfall)

Temporäre Bauten und Einrichtungen: Hierzu zählen Zäune, Tore, Pavillons, Park-möblierung, Besucherleitsystem, etc.

Gärtnerische Ausstellungen: Berücksichtigt ist der Grundaufbau der Hallen sowie die Kosten für die Durchführung sämtlicher Hallen- und Freilandschauen inkl. der Rück-baumaßnahmen

Stellplätze: Im Rahmen des Durchführungshaushaltes ist ausschließlich der Bau und Rückbau von 750 temporären Stellplätzen vorgesehen.

Marketing, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit: Enthalten sind 3,1 Mio. €. Dies ent-spricht einem Betrag von rund 1,90 € pro verkaufter Karte (1,64 Mio. Karten)

Veranstaltungen, Kulturprogramm: Für die Durchführung von Veranstaltungen bzw. das Kulturprogramm sind 2,5 Mio. € berücksichtigt.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 108

Tabelle 12: Mittelverwendung Durchführung

© Berechnungen ift GmbH

Die Finanzierung des Durchführungshaushaltes der BUGA Erfurt 2021 erfolgt im Wesentli-chen durch Erlöse, die mit der Veranstaltung erzielt werden können. Dies sind vor allem Eintrittsgelder, Mittel aus der Vermögensverwaltung (Lizenzvergaben, Verpachtungen usw.) sowie Sponsorenbeiträge.

Folgende Annahmen liegen der Erlöskalkulation zugrunde:

Besucherprognose: Für die Erlösberechnung wird mit den Besuchen bzw. Besuchern des realistischen Szenarios der Besucherprognose gerechnet. Die Berechnungsgrund-lage bilden somit 2,00 Mio. Besuche bzw. 1,64 Mio. Besucher.

Tageskarten: Der zugrunde liegende Ticketpreis beträgt € 20,00 brutto. Ein Kombitic-ket ermöglicht die kostenlose Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Erfurt. Diese Leistung wurde mit brutto € 0,75 kalkuliert3 und in den Kategorien Tageskarten Erwachsene, Kinder und Ermäßigt sowie Abendkarten berücksichtigt.

3Die gegenwärtige Durchschnittseinnahme für ein Stadtbahnticket liegt lt. Aussage de EVAG bei rund € 0,73. Unter der Annahme, dass nicht alle Gäste eine Fahrt in Anspruch nehmen werden und die EVAG ggf. einen Anteil der Aufwandsentschädigung als Sponsoringleistung einbringt, ist der Betrag von € 0,75 auch vor dem Hintergrund der anzunehmenden Preissteigerung bis 2021 als plausibel zu bewerten.

Hierbei handelt es sich ausschließlich um Annahmen, die nach Zuschlag der BUGA in Abstimmung mit den verantwortlichen Akteuren konkretisiert werden müssen.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 109

Eine Rabattvereinbarung mit der Deutschen Bahn wird angestrebt, bestimmte Tarifka-tegorien der Deutschen Bahn (Ländertickets etc.) werden mit brutto € 1,50 pro Besuch rabattiert. Rabattkarten mit der Deutschen Bahn beinhalten auch die kostenlose Nut-zung des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Die Gewichtung der Karten beruht auf den Erfahrungen von innerstädtischen Bundes-gartenschauen in den östlichen Bundesländern (BUGA Schwerin 2009).

Dauerkarten: Als Marketinginstrument für die Erfurter Bevölkerung ist eine ermäßigte Dauerkarte in Höhe von brutto € 75,00 bis zum 31. Dezember des Vorjahres vorgese-hen.

Umsatzsteuer: Die Kalkulation geht von einer gemeinnützigen Durchführungsgesell-schaft aus. Nur so ist der ermäßigte Umsatzsteuersatz auf Ticketerlöse im Zweckbe-trieb anzuwenden.

Die Alternative des vollen Mehrwertsteuersatzes vermindert die Erlöse aus dem Ticket-verkauf um € 2.761.216,00 netto.

Provision Wiederverkäufer: Für Gruppenkarten wurde eine Provision für Wiederver-käufer in Höhe von net. € 0,75 berücksichtigt. Hierbei wird die Annahme getroffen, dass das Ticketing durch Erfurter Institutionen, wie z. B. die Erfurter Garten- und Ausstel-lungs GmbH (ega) oder die BUGA GmbH erfolgt.

Nach den vorgenommenen Berechnungen ergeben sich Nettoerlöse aus Eintrittsgeldern in Höhe von insgesamt € 27,15 Mio. netto (vgl. auch Tabelle auf der nächsten Seite)

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 110

Tabelle 13: Berechnung Erlöse

© Berechnungen ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 111

Neben den Eintrittserlösen werden folgende Annahmen für die weiteren Ertragspositionen getroffen: Verkauf Printerzeugnisse: Hier sind alle Eigenprodukte der BUGA erfasst. Es sind

sowohl die Verkaufserlöse als auch Umsätze durch Insertionen kalkuliert.

Führungen: Die Führungen auf dem Gelände werden von der Erfurt Tourismus & Mar-keting GmbH durchgeführt und mit den Aktionen bzw. Angeboten in der Stadt ver-knüpft. Die Erlöse verbleiben somit bei der Erfurt Marketing & Tourismus GmbH. Im Gegenzug wird hierdurch eine Entlastung bei den Personalaufwendungen im Durchfüh-rungsjahr bei der Durchführungsgesellschaft erreicht.

Spende: Umfasst sowohl zweckungebundene Spenden als auch zweckgebundene. Die zweckgebundenen Spenden werden für Sitzgelegenheiten, Spielgeräte und andere kleinere Aufwendungen eingesetzt. Eine Markierung mit dem Spendernamen ist vorge-sehen.

Pacht Gastronomie: Kalkuliert ist eine Lizenz pro registriertem Besuchsvorgang an den Eingängen zur BUGA Erfurt in Höhe von 0,55 €. Der Erlös ist gemittelt, berücksich-tigt also unterschiedliche Pacht für unterschiedliche Ticketkategorien. Die Höhe ist als konservativ zu bewerten, da die Situation der Bestandsgastronomie auf dem Gelände des egaparks im Hinblick auf eine BUGA-Durchführung noch nicht bewertet werden kann. Bei Vergabe an einen zentralen Anbieter ließen sich durchaus Lizenzen in Höhe von bis zu 0,80 € pro Besuchsvorgang realisieren.

Zwei Voraussetzungen sind bei diesem Modell zu nennen:

- Einsatz eines elektronischen Kassensystems, um eine zweifelsfreie Abrechnung zu ermöglichen.

- Vergabe an einen Anbieter, denn bei mehreren Pächtern müssten die einzelnen Standorte gewichtet werden und dies führt erfahrungsgemäß zu Auseinanderset-zungen und einer destruktiven Konkurrenzsituation.

Das Modell hat sich bei zahlreichen Bundes- und Landesgartenschauen bewährt.

Erlöse Lieferrechte Getränke/Nahrungsmittel: Die Vergabe von Produkt- und Liefer-lizenzen liegt in der Verantwortung der BUGA-Gesellschaft. Bei den eintrittspflichtigen und abgezäunten Arealen kann die nötige Exklusivität gegenüber den Lieferanten ge-währleistet werden. So können Lizenzerlöse erzielt werden.

Bestandteil des Vertrages mit dem Pächter der Gastronomie sollte deshalb ein Passus sein, der den Pächter verpflichtet, mit den von der Betreibergesellschaft lizenzierten Produkten zu arbeiten. Dies ist bei Gartenschauen eine gängige Praxis. Die Lieferver-träge schließt der Gastronom direkt ab. Die Betreibergesellschaft wiederum sollte ge-währleisten, dass die Lieferanten Lizenzgebühren nicht über die Preisgestaltung an den Gastronom weitergeben.

Die kalkulierten Lizenzerlöse entsprechen den Erfahrungen der BUGA´s in Ge-ra/Ronneburg und Schwerin.

Erlöse Sponsoring: Sponsoring ist ein Geschäft, das durch Leistung und Gegenlei-stung definiert ist. Es handelt sich ausdrücklich nicht um Spenden und Mäzenatentum. Demzufolge ist die Bundesgartenschau gehalten, Sponsoren adäquate Gegenleistun-gen zu bieten. Diese liegen in dem Logoabdruck der Sponsoren auf allen Publikatio-

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 112

nen, Plakaten und weiteren Veröffentlichungen, können aber auch individuell definiert werden. So können Sponsoren einzelne Installationen oder Veranstaltungen präsentie-ren, Sachmittel zur Verfügung stellen und weitere Maßnahmen fördern, die zu dem je-weiligen Sponsor inhaltlich passen und stimmig sind.

Der Kalkulation zugrunde liegen ein Premiumsponsor (400.000,00 €), zwei Hauptspon-soren (je 200.000,00 €) sowie verschiedene Projektsponsoren und Förderer (die Pake-te haben eine Bandbreite zwischen 5.000,00 € und 50.000,00 €).

Erlöse Merchandising: Merchandising als Geschäft ist ein hohes Risiko und sollte erfahrenen Unternehmen überlassen werden. So ist für diesen Bereich eine Lizenzver-gabe kalkuliert. Die Höhe der Lizenz entspricht den Erfahrungen anderer Bundesgar-tenschauen.

Erlöse Marktmeile: Denkbar ist ebenfalls eine Lizenzvergabe oder der Betrieb der Marktmeile bzw. eines Gärtnermarktes in Eigenregie.

Unter Berücksichtigung der oben genannten Annahmen und Berechnungen könnten im Rahmen des Durchführungshaushaltes Erlöse in Höhe von 30,05 Millionen € erzielt werden.

Tabelle 14: Mittelherkunft Erlöse

Mittelherkunft Erlöse netto in Euro

Erträge Eintrittskarten (1,63 Mio. Stück) 27.149.566,00

Verkauf Printerzeugnisse 100.000,00

Führungen auf dem Gelände 0,00

Spenden 150.000,00

Pacht Gastronomie (je Besuch € 0,55) 1.067.000,00

Lieferrechte Getränke/Nahrungsmittel 500.000,00

Erlöse Sponsoring 1.000.000,00

Erlöse Merchandising 30.000,00

Erlöse Marktmeile 50.000,00

Summe netto 30.046.566,00

© Berechnungen ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 113

Den voraussichtlichen Kosten in Höhe von 39,02 Mio. € stehen Erlösen aus der Geschäfts-tätigkeit in Höhe von 30,05 Mio. € gegenüber. Die Differenz wird durch folgende Mittel aus-geglichen:

Die Verlustübernahme für die ega GmbH wird von der Stadtwerke Erfurt Gruppe auch im Durchführungsjahr der BUGA getragen (3,50 Mio. €).

Durch eine jährliche Gewinnthesaurierung der Stadtwerke Erfurt Gruppe in Höhe von 500.000 € wird bis zum Durchführungsjahr der BUGA ein Betrag in Höhe von 5 Mio. € angespart und im Rahmen des Durchführungsjahres ausgeschüttet. Ein ähnliches Mo-dell wurde bereits erfolgreich für die Sanierung des Nordbades umgesetzt.

Der verbleibende voraussichtliche Zuschussbedarf in Höhe von 470.000 € ist entweder durch die Stadtwerke Erfurt Gruppe oder der Landeshauptstadt Erfurt zu tragen.

Tabelle 15: Überblick Mittelverwendung und -herkunft Erlöse Durchführung

Mittelherkunft Mittelverwendung

Quelle Summe in Mio. €

Eintrittserlöse 27,15

Sonstige Erlöse Durchführung (Pachten, Sponsoring, etc.)

2,90

Verlustübernahme ega GmbH/SWE

3,50

Ansparmodell SWE 5,00

Personal

Temporäre Bauten

Gärtnerische Aus-stellungen

Marketing

Veranstaltungen

Zuschussbedarf 0,47

39,02 Mio. € netto 39,02 Mio. € netto

© Berechnungen ift GmbH

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 114

10. Allgemeines zum Marketing-Mix

1. Grundsätzliches zum Marketing-Mix und Quellmärkte

Grundsätzliche Überlegungen zum Marketing-Mix für Bundesgartenschauen werden folgend kompakt dargestellt.

Die Anforderungen an das Marketing für Bundesgartenschauen basieren auf den umfang-reichen Erkenntnissen vergangener Bundesgartenschauen und Internationaler Gartenaus-stellungen. Durch die regelmäßig durchgeführten Besucherbefragungen ist das Verhalten der Nutzer von Gartenschauen bekannt und transparent.

So nimmt ein BUGA-Besucher bis zu 240 Minuten Anfahrt in Kauf. Der typische Besucher ist zu einem sehr hohen Prozentsatz Gartenschau-erfahren und Blumenliebhaber. Besucher kommen meist nicht allein und halten sich bis zu fünf Stunden auf dem Gelände auf.

Das Kerneinzugsgebiet der Bundesgartenschau in Erfurt umfasst sechs Bundesländer und die Ballungsräume Dresden, Frankfurt, Leipzig, Magdeburg und Nürnberg. Die Anbindung an das Autobahnnetz und an das Schienennetz der Deutschen Bahn ist als sehr gut zu bewerten. Für das Gruppengeschäft sind darüber hinaus auch Ballungsräume wie Berlin, Hannover und München von Relevanz.

In den mittlerweile 60 Jahren Bundesgartenschauen hat eine Markenbildung stattgefunden. Auch in den östlichen Bundesländern haben seit 1990 zahlreiche Bundes- und Landesgar-tenschauen stattgefunden. Hierzu zählen unter anderem die BUGA in Gera/Ronneburg 2007 und die BUGA in Potsdam 2001. Somit ist die Marke BUGA auch in Thüringen gelernt und mit positivem Image besetzt.

Es besteht eine Korrelation zwischen dem Erfolg einer Bundesgartenschau und der Akzep-tanz in der Region. Der endogene Markt ist entscheidend für den Erfolg einer BUGA 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt. Hier spielen Transparenz in der Darstellung und Kommunikati-on mit der Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Touristisch ist die enge Verzahnung der drei eintrittspflichtigen Gartenschauareale mit der Altstadt und deren Anbindung ein Erfolgs-faktor. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die im Ticket enthaltene Nutzung des städtischen ÖPNV (vgl. auch „BUGA auf Achse“). Es erhöht die Mobilität der Besucher und vergrößert damit auch das Erlebnis der Landeshauptstadt Erfurt.

2. Produkt

In der Landeshauptstadt Erfurt integriert die BUGA den egapark, der im Jahre 2021 sein 60-jähriges Bestehen feiert. Darüber hinaus existiert die Veranstaltung der Bundesgartenschau dann 70 Jahre.

Die Marke „Bundesgartenschau“ bedingt klare und eindeutige Erwartungen. Diese lassen sich aufgrund der Marktforschungsergebnisse definieren: Besucher erwarten eine Blumen-schau, Ideen für ihren Garten, Wechselpflanzungen, Blumenhalle, Themengärten etc. Da im Marketing die Weiterempfehlung eine große Rolle spielt und enttäuschte Erwartungen die Empfehlungsmotivation sinken lässt, ist ein hoher Qualitätsstandard von entscheidender Bedeutung.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 115

Die Landeshauptstadt Erfurt kann das Produkt BUGA um viele Geschichten und Aspekte erweitern. Die Blumenstadt Erfurt als Wiege des Erwerbsgartenbaus, die 200-jährige Tradi-tion von Gartenausstellungen, die Waidpflanze und ihre Bedeutung für das Wachstum der Stadt im Mittelalter – die Reihe ließe sich erweitern und jedes Detail bereichert die BUGA Erfurt 2021 hinsichtlich Identität und Akzeptanz.

Darüber hinaus liegen viele Potenziale in der nachhaltigen Planung und der Einbeziehung der gesamten Stadt. Die Landeshauptstadt wird so für den Besucher erlebbar und die Erfur-ter Bevölkerung Gastgeber für Gartenfreunde aus ganz Deutschland.

Auch die Bewohner Erfurts werden durch die Einbeziehung der BUGA in eine langfristige Stadtplanung von Wohnumfeldverbesserungen profitieren.

3. Preis

Für ein Einzelticket sind brutto 20,00 € kalkuliert. Der Preis für ein Einzelticket der BUGA Koblenz beträgt 20,00 € (inkl. einer Seilbahnfahrt). Die BUGA Havelregion 2015 kalkuliert gegenwärtig mit einen Eintrittspreis von 20 €.

Unter Berücksichtigung der Zeitspanne bis 2021 ist ein Preis in Höhe von 20 € als moderat zu bewerten. Höhere Preise sind aufgrund der im bundesweiten Vergleich unterdurch-schnittlichen Kaufkraft in der Region nicht zu empfehlen.

Jedes Ticket (Erwachsene, Kinder, ermäßigte und Abendkarten) beinhaltet die freie Nut-zung des Öffentlichen Personennahverkehrs in Erfurt. Für das Konzept der BUGA Erfurt 2021 ist die Mobilität in der Stadt von hoher Bedeutung, da die gesamte Innenstadt Erfurts als Kulisse vorgesehen ist.

Die Erfurter können von zwei Ticketangeboten profitieren: Der vergünstigten Dauerkarte und der Abendkarte. Die Dauerkarte sollte bis zum 31.12. des Vorjahres mit einem Rabatt angeboten werden, die Abendkarte ist eine günstige Tageskarte ab 16.00 Uhr. Beide Ange-bote stärken die Bindung und Identifizierung der Bevölkerung mit „ihrer“ BUGA.

Das Gruppengeschäft ist bei Bundesgartenschauen erfahrungsgemäß ein entscheidender Faktor. Geprägt wird es von Busreiseveranstaltern, die Reisen mit und ohne Übernachtung zur BUGA anbieten. Hier sind in die Kalkulation die entsprechenden Wiederverkäuferrabatte berücksichtigt. Es ist empfehlenswert, das Gruppengeschäft wegen seiner hohen Bedeu-tung zentral und möglichst in Eigenregie zu steuern.

Mit der Deutschen Bahn sollte eine Kooperation angestrebt werden. Die Verbindungen nach Erfurt sind gut ausgebaut und die Stadt ist mit der Bahn gut erreichbar. Die Nutzer der zahl-reichen Sondertarife im Nahverkehr (Länder-Tickets, Schönes-Wochenende-Ticket, Quer-durchs-Land-Ticket) können einen Rabatt in Höhe von 1,50 € bei Vorlage des Tickets er-halten. Ebenso könnte ein Spezial-Angebot bei einer Anreise mit dem ICE gelten. Im Ge-genzug vermarktet die Deutsche Bahn dieses Angebot.

Den prozentualen Anteilen der Ticketkategorien in der Kalkulation liegen die Erfahrungen der BUGA Schwerin 2009 zugrunde.

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 116

4. Der Vertrieb

Basis ist eine effiziente und effektive Gestaltung der Eintrittssituation vor Ort: Ein Kassen- und Einlasssystem, das auf EDV-Basis rasch und unkompliziert Ticketerwerb und Gelände-zugang garantiert und gleichzeitig eine elektronische Datenauswertung zulässt.

Ebenfalls von hoher Bedeutung wird ein professionelles Angebot im Bereich des Online-Ticketing sein. Dabei kann sich der Besucher selbstständig am eigenen Computer ein Onli-ne-Ticket kaufen und erstellen und mit diesem dann ohne Wartezeit an der Tageskasse direkt zum Einlasspunkt gehen.

Neben dem Ticketverkauf vor Ort und dem Online-Ticketing ist der Vertrieb über Vorver-kaufsstellen zu berücksichtigen. Hier sollten leistungsstarke und landesweit vertretene Part-ner gewonnen werden, die diese Leistung in der Breite anbieten können.

5. Die Kommunikation

Die Landeshauptstadt Erfurt hat gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kommunikati-onsstrategie. Während Thüringen über ein deutschlandweit positives Image als grünes, naturreiches Bundesland verfügt, positioniert sich Erfurt mit seiner attraktiver Altstadt und als Stadt mit langer gärtnerischer Tradition.

Die Jubiläen „60 Jahre egapark“ und „70 Jahre BUGA“ sind für die Kommunikationsstrategie ebenfalls von hoher Relevanz.

Elementar für die Erfurter selbst wird der Umgang mit dem egapark sein. Für entsprechende Umbauten und Vorbereitungen für die BUGA 2021 wird er voraussichtlich für ein Jahr ge-schlossen sein. Das oben erwähnte Jubiläum bietet dann einen guten Ansatzpunkt, um das Gelände im Sinne eines „Neuen Gesichts zum Geburtstag“ mit geeigneten kommunikativen Mitteln zu präsentieren.

11. Organisation

Die Landeshauptstadt Erfurt verfügt mit der Erfurter Garten- und Ausstellungs GmbH (ega) bereits über vorhandene Organisationsstrukturen, deren Einbindung in die Planung, Vorbe-reitung und Durchführung der Bundesgartenschau zu prüfen ist. Im Vergleich zu üblichen BUGA-Strukturen versetzt diese Tatsache die Landeshauptstadt Erfurt in eine exklusive Sonderstellung, deren Vorteile im Rahmen der Bewerbung und Durchführung ressourcen-schonend zu nutzen sind.

Die ega GmbH ist Eigentümerin des egaparks und über eine Einbindung in die Stadtwerke Erfurt Gruppe finanziell abgesichert. Die Einbindung des Geländes des egaparks in eine zukünftige Bundesgartenschau bedingt vielschichtige Abstimmungen mit potenziellen För-dermittelgebern, den Finanzbehörden aber auch den Organen der ega GmbH, der Stadt-werke Erfurt Gruppe und der Landeshauptstadt Erfurt.

Zur Abbildung einer optimalen Organisationsstruktur soll daher die ega GmbH in einem ersten Schritt die steuerlichen und fördermittelrechtlichen Rahmenbedingungen klären und

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 117

in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Erfurt die zukünftige Organisations-struktur erarbeiten (vgl. auch Abbildung 41).

Abbildung 40: Bestehende Organisationsstruktur egapark

© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 118

Mit den beteiligten Akteuren der Landeshauptstadt Erfurt wurden zwei Ansätze für eine mögliche BUGA-Durchführungsgesellschaft diskutiert:

1. Nutzung bestehender Strukturen

2. Aufbau einer neuen Organisationsstruktur („BUGA GmbH).

Zu 1: Nutzung bestehender Strukturen

Vor dem Hintergrund vermeidbarer Doppelstrukturen könnte ggf. die ega GmbH als zukünf-tige BUGA Erfurt GmbH zur Verfügung stehen. Die ega GmbH stellt bereits heute ein Orga-nisationsmodell dar, mit dem zentrale Anforderungen an eine optimale Zielstruktur erfüllt werden können. Hierzu zählen:

Absicherung der Finanzierungsbeiträge der Stadtwerke Erfurt Gruppe in den Jahren bis zur BUGA und im Durchführungsjahr selbst

Nutzung des Vorsteuerabzugs bei Investitionen

fördermitteloptimierte Rechtsform

rechtliche Absicherung des Nutzungsrechtes an den BUGA-Flächen

Die seitens der dbg bis zum Durchführungsjahr gewünschte Beteiligung an einer Durchfüh-rungsgesellschaft wäre mit den zuständigen Gremien zu erörtern und ein geeignetes Modell unmittelbar nach einem möglichen Zuschlag zu erarbeiten. Hierbei sollten neben reinen gesellschaftsrechtlichen Beteiligungen ggf. auch alternative Kooperationsmodelle geprüft werden.

Ungeachtet dessen kann die ega GmbH bereits jetzt den Rahmen bieten, um auf dem Weg zur BUGA umgehend weitere Schritte zu initiieren.

Abbildung 41: Nutzung bestehende Struktur

© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung

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Übertragung /

Nutzungsrecht

BUGA-Flächen

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 119

Zu 2: Neue Organisationsstruktur für die BUGA 2021 in Erfurt Soweit sich eine direkte Einbindung der ega GmbH in den weiteren Abstimmungen als we-niger praktikabel erweist, ist eine alternative Organisationsstruktur - die sich an klassischen Bundesgartenschauen orientiert - denkbar. An einer von der Landeshauptstadt Erfurt neu zu gründenden BUGA Erfurt GmbH könnte die dbg direkt beteiligt werden.

Abbildung 42: Schaffung neuer Strukturen (a)

© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung

Die konkreten Rechtsbeziehungen zwischen der Stadt, der ega GmbH und der neuen BU-GA Erfurt GmbH wären kurzfristig zu erarbeiten und umzusetzen.

Abbildung 43: Schaffung neuer Strukturen (b)

© Landeshauptstadt Erfurt, Stadtverwaltung

Übertragung /

Nutzungsrecht

BUGA-Flächen

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 120

12. Anhang

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 121

12.1 Bewerbungskriterien dbg

Folgend werden die Bewerbungskriterien der dbg zusammenfassend dargestellt und auf die Kapitel verwiesen, in denen die entsprechenden Aussagen zu den Planungsinhalten aufge-führt sind.

1. Darlegung eines Leitthemas für die BUGA/IGA unter dem Gesichtspunkt einer ökonomischen, ökologischen und nachhaltigen Stadtentwicklung.

vgl. Kap. 4 u. 6

2. Der BUGA/IGA-Standort (Areal) ist unter Beachtung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung auszuwählen.

vgl. Kap. 2

3. Der Standort muss planungsrechtlich gesichert bzw. kurzfristig zu si-chern sein. Die Eigentumsverhältnisse müssen geklärt bzw. kurzfristig zu klären sein.

vgl. Kap. 2, 3 u. 5

4. Mit der BUG/IGA sind neue Grünflächen, Grünverbindungen zwischen Bestandsgrün und/oder die Überarbeitung alter Parklandschaften zu schaffen.

vgl. Kap. 6

5. Ein Dauernutzungs-/Nachnutzungskonzept mit städtebaulicher Ziel-stellung, Betriebsart und Finanzierungsprognose ist ebenso zwingend nachzuweisen wie die Organisation und Realisierung für den dauerhaf-ten Betrieb.

vgl. Kap. 6 u. 9

6. Die Größe des Gesamtareals soll zwischen 35 und 100 ha liegen. vgl. Kap. 5.2s

7. Das Gelände muss die Voraussetzungen für die Integration der gärtne-rischen Ausstellungen aufweisen.

vgl. Kap. 6

8. Die Finanzierungssicherheit des Gesamtprojekts (Investition und Pro-jektdurchführung) muss gewährleistet sein.

vgl. Kap. 9

9. Die Bereitschaft des Bewerbers zur Durchführung der BUGA/IGA ge-meinsam mit der DBG mbH in der Organisationsform einer Durchfüh-rungsgesellschaft muss erklärt sein.

vgl. Kap. 11

Machbarkeitsstudie Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt Erfurt Seite 122

12.2 Schaupläne der Machbarkeitsstudie