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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 5 Vorwort Das Lehrwerk »Der Industriemeister« hat Tradition: Bereits 1954 erschien die erste Auf- lage; mit diesen überarbeiteten Lehrbüchern legen wir nunmehr die 16. Auflage vor. Seitdem haben sich die Industriemeisterprüfungen gewandelt – und folglich auch unser Lehrwerk. Anfangs orientierten sich die Inhalte vorrangig an den übergreifenden Qualifikationen, die im Rahmen von Rechtsverordnung und Rahmenstoffplan für den Aufstiegsfortbildungs- abschluss »Geprüfte/r Industriemeister/in Metall« zu vermitteln waren. Seitdem im Zuge der Reform ein einheitlicher Rahmenplan für die fachrichtungsübergreifenden Basisquali- fikationen bzw. grundlegenden Qualifikationen geschaffen wurde, der für die Meister- prüfungen verbindlich ist, liefern dessen Inhalte die wesentlichen – aber nicht alleinigen – Vorgaben für unsere Arbeit. Beide Lehrbücher folgen im Wesentlichen der Gliederung von Verordnung und Rahmen- plan, arbeiten diese aber nicht akribisch und in Ausschließlichkeit ab, sondern ergänzen, vertiefen und verknüpfen Inhalte dort, wo es geboten erscheint. Damit wird nicht nur eine Brücke zu den handlungsspezifischen Qualifikationen geschlagen, sondern auch zur beruf- lichen Praxis, die uns den Nutzen unserer Bücher über die Lehrgänge hinaus als Leitfaden im Alltag des Industriemeisters immer wieder bestätigt. So wird z. B. die Aktualität des Kapi- tels »Rechtsbewusstes Handeln« ebenso positiv beurteilt wie der Umstand, dass es – über die Struktur der Rechtsverordnung hinaus – von einem allgemeinen Rechtsteil eingeleitet wird, der das Verständnis der speziellen Rechtsgebiete deutlich erleichtert. Wo möglich und sinnvoll, wird der Lehrstoff mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht – die Darstellung von Fakten allein führt ja nicht automatisch zu einer handlungsorientiert ausgerichteten Weiterbildung. Ziel der beiden Lehrbücher ist es also auch, einen sach- gerechten Übergang zu den handlungsspezifischen Qualifikationen zu gewährleisten, die beim zukünftigen Industriemeister im Rahmen der integrierten Situationsaufgaben heraus- gebildet werden sollen. Mit solchen Aufgaben befasst sich das Übungs- und Prüfungsbuch. Für alle Gebiete aus dem Bereich der Basisqualifikationen gilt nach wie vor: Ohne fundier- tes Wissen bildet sich keine Handlungskompetenz heran; das Aufnehmen der Fakten ist naturgemäß unabdingbare Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Lehrgang und die bestandene Prüfung. Der »Neue Industriemeister« darf sich andererseits heutzutage aber nicht nur auf das erworbene Wissen zurückziehen; er muss eben »damit umgehen«, es zum richtigen Zeitpunkt in angemessener Weise anwenden. Viele klassische Aufgaben des mittleren Managements fallen in seinen Pflichtenkreis, sei es als kundiger Moderator bei der Menschenführung oder kostenbewusster Veranlasser der Verschlankung von Betriebs- abläufen – und stets muss er auf einen tragfähigen rechtlichen Hintergrund achten. Besonders im Kapitel »Rechtsbewusstes Handeln« waren – wie fast stets – viele gesetz- liche Änderungen zu berücksichtigen; die Abschnitte über Arbeitsschutz- und Arbeits- sicherheitsrecht sowie Umweltrecht mussten daher überwiegend neu gefasst werden. Alle Fachgebiete in den Lehrbüchern sind inhaltlich so abgefasst, dass alles Geforderte behandelt wird, die Stoffsammlung auf der anderen Seite aber übersichtlich und möglichst kompakt bleibt. Nichts Wesentliches fortlassen und nichts Überflüssiges schildern – ein allgemein gültiger »roter Faden« zum beruflichen Erfolg. Diesen Erfolg wünschen Koordinatorin, Autoren und Verlag allen zukünftigen Industrie- meistern und Praktikern!

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 5

Vorwort

Das Lehrwerk »Der Industriemeister« hat Tradition: Bereits 1954 erschien die erste Auf-lage; mit diesen überarbeiteten Lehrbüchern legen wir nunmehr die 16. Auflage vor. Seitdemhaben sich die Industriemeisterprüfungen gewandelt – und folglich auch unser Lehrwerk.Anfangs orientierten sich die Inhalte vorrangig an den übergreifenden Qualifikationen, dieim Rahmen von Rechtsverordnung und Rahmenstoffplan für den Aufstiegsfortbildungs-abschluss »Geprüfte/r Industriemeister/in Metall« zu vermitteln waren. Seitdem im Zugeder Reform ein einheitlicher Rahmenplan für die fachrichtungsübergreifenden Basisquali-fikationen bzw. grundlegenden Qualifikationen geschaffen wurde, der für die Meister-prüfungen verbindlich ist, liefern dessen Inhalte die wesentlichen – aber nicht alleinigen –Vorgaben für unsere Arbeit.

Beide Lehrbücher folgen im Wesentlichen der Gliederung von Verordnung und Rahmen-plan, arbeiten diese aber nicht akribisch und in Ausschließlichkeit ab, sondern ergänzen,vertiefen und verknüpfen Inhalte dort, wo es geboten erscheint. Damit wird nicht nur eineBrücke zu den handlungsspezifischen Qualifikationen geschlagen, sondern auch zur beruf-lichen Praxis, die uns den Nutzen unserer Bücher über die Lehrgänge hinaus als Leitfadenim Alltag des Industriemeisters immer wieder bestätigt. So wird z. B. die Aktualität des Kapi-tels »Rechtsbewusstes Handeln« ebenso positiv beurteilt wie der Umstand, dass es – überdie Struktur der Rechtsverordnung hinaus – von einem allgemeinen Rechtsteil eingeleitetwird, der das Verständnis der speziellen Rechtsgebiete deutlich erleichtert.

Wo möglich und sinnvoll, wird der Lehrstoff mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht –die Darstellung von Fakten allein führt ja nicht automatisch zu einer handlungsorientiertausgerichteten Weiterbildung. Ziel der beiden Lehrbücher ist es also auch, einen sach-gerechten Übergang zu den handlungsspezifischen Qualifikationen zu gewährleisten, diebeim zukünftigen Industriemeister im Rahmen der integrierten Situationsaufgaben heraus-gebildet werden sollen. Mit solchen Aufgaben befasst sich das Übungs- und Prüfungsbuch.

Für alle Gebiete aus dem Bereich der Basisqualifikationen gilt nach wie vor: Ohne fundier-tes Wissen bildet sich keine Handlungskompetenz heran; das Aufnehmen der Fakten istnaturgemäß unabdingbare Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Lehrgang und diebestandene Prüfung. Der »Neue Industriemeister« darf sich andererseits heutzutage abernicht nur auf das erworbene Wissen zurückziehen; er muss eben »damit umgehen«, eszum richtigen Zeitpunkt in angemessener Weise anwenden.Viele klassische Aufgaben desmittleren Managements fallen in seinen Pflichtenkreis, sei es als kundiger Moderator beider Menschenführung oder kostenbewusster Veranlasser der Verschlankung von Betriebs-abläufen – und stets muss er auf einen tragfähigen rechtlichen Hintergrund achten.

Besonders im Kapitel »Rechtsbewusstes Handeln« waren – wie fast stets – viele gesetz-liche Änderungen zu berücksichtigen; die Abschnitte über Arbeitsschutz- und Arbeits-sicherheitsrecht sowie Umweltrecht mussten daher überwiegend neu gefasst werden.

Alle Fachgebiete in den Lehrbüchern sind inhaltlich so abgefasst, dass alles Gefordertebehandelt wird, die Stoffsammlung auf der anderen Seite aber übersichtlich und möglichstkompakt bleibt. Nichts Wesentliches fortlassen und nichts Überflüssiges schildern – einallgemein gültiger »roter Faden« zum beruflichen Erfolg.

Diesen Erfolg wünschen Koordinatorin, Autoren und Verlag allen zukünftigen Industrie-meistern und Praktikern!

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 65

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

3.3 Präsentationstechniken

3.3.1 Aufgaben und Gegenstand einer Präsentation

Die Anlässe für eine Präsentation sind vielfältig:

– Im Rahmen einer Systemanalyse oder im Verlauf eines Projektes besteht zum Abschlusseinzelner Phasen immer wieder die Notwendigkeit, das bisher Erreichte den Entschei-dungsträgern vorzustellen, um deren Zustimmung für das weitere Vorgehen einzuholen.

– Regelmäßig enden Projekte (etwa die Umstellung einer Anlage auf ein neues Produktoder die Einführung neuer Technologien) mit einer Präsentation der Arbeitsergebnisse.Bei dieser Art von Präsentation handelt es sich meist um eine betriebsinterne Veranstal-tung, die vom Gruppen-, Abteilungs- oder Projektleiter geleitet und gestaltet wird.

– Interne Gruppen können in Präsentationen über Sachverhalte, die sich unter Einsatz vi-sueller Medien besonders gut vermitteln lassen, informiert werden (z. B. über ein neuesSchichtsystem).

– Präsentationen können sich aber auch an externe oder intern/extern-gemischte Gruppenwenden, etwa wenn es gilt, ein neues Produkt, ein neues Verfahren oder eine wichtigeVeränderung in der Unternehmenspolitik mit Öffentlichkeitswirkung, z. B. den Börsen-gang des Unternehmens oder eine Fusion, vorzustellen.

Jeder dieser Anlässe stellt denjenigen, der die Präsentation durchführen wird, vor höchsteAnforderungen:

Die Präsentation soll die zu vermittelnden Informationen in logischer und konzentrierterForm transportieren, zugleich aber die Zuhörer von Anfang bis Ende fesseln, überzeugenund begeistern!

Ganz wesentlich ist, dass mit einer Präsentation meist (neben der Informationsvermittlung)ein Ziel erreicht werden soll, das nicht unbedingt benannt wird, dem Präsentierenden aberwährend seiner Aktivität stets im Bewusstsein sein muss, z. B. die Erreichung der Zustim-mung von Investoren zu einer kostenintensiven Maßnahme, die Überzeugung der Mitarbei-ter von der Vorteilhaftigkeit des neuen Schichtsystems, usw.

Die Kenntnis über Methoden der Rhetorik und Moderation und die Fähigkeit, diese auchanzuwenden, sind dabei unerlässlich und deshalb Gegenstand der folgenden ausführli-chen Darstellungen.

3.3.1.1 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Präsentation

3.3.1.1.1 Rhetorisch-methodische Bedingungen

In Kapitel 6 »Arbeitsmethodik« wird ausführlich auf die Grundlagen der Sprech- und Rede-technik eingegangen. Daher sollen an dieser Stelle nur einige Aspekte zusätzlich beleuch-tet werden.

Sprachstil

Der Sprachstil einer Person ist gekennzeichnet durch Wortschatz, Grammatik, Ausdrucks-weise, Sprechgeschwindigkeit und -verständlichkeit sowie Satzbau. Er wird geprägt vomBildungsniveau, von den Menschen des täglichen Umgangs und von der sozialen Stellung,die die betreffende Person innehat.

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66 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

Für eine Führungskraft, die mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und Vorgeschichte zutun hat, ist die Fähigkeit und Bereitschaft zur Anpassung der eigenen Sprache an die jewei-lige Situation unerlässlich.

Im Gespräch gilt: Ein Gespräch macht nur Sinn, wenn jeder Gesprächspartner eine Spra-che spricht, die vom anderen verstanden wird. Ein aktiver Zuhörer wird in der Regel schnellherausfinden, welches Sprachniveau seinem Gegenüber angemessen ist, und seine Spra-che nach Möglichkeit anpassen (was »nach unten« naturgemäß leichter fällt als andersher-um). Im Gespräch mit einem Partner, der ein niedrigeres Sprachniveau pflegt, kann diesz. B. Verzicht auf Fremdwörtergebrauch und verschachtelte Sätze, Verlangsamung desSprechtempos oder – insbesondere bei ausländischen Mitarbeitern – besonders deutlicheAussprache bedeuten.

Eine Präsentation ist aber im Wesentlichen – von Diskussionsphasen abgesehen – keinGespräch, sondern ein »Monolog«. Daher ist es unerlässlich, dass sich der Vortragendevorab über die Zusammensetzung seiner Zielgruppe ins Bild setzt und seinen Vortrag aufderen Verständnisniveau abstimmt.

Diskussionsverhalten

Präsentationen können (müssen aber nicht!) Diskussionsphasen beinhalten, wobei Dis-kussionen entweder geplant und nach Aufforderung durch den Präsentierenden beginnenoder aber ungeplant durch »Einmischung« von Zuhörern in Gang gesetzt werden.

Geplante Diskussionen schließen sich häufig an einen Vortragsteil an, wenn das Ziel derPräsentation darin besteht, bestimmte Adressaten, etwa Entscheidungsträger, zu einembestimmten Verhalten, etwa der Zustimmung zu einer Maßnahme, zu bewegen, oder wennmit der Präsentation eine aktuelle Schwierigkeit in der Fortführung eines Projektes darge-legt wurde, über deren Bewältigung befunden werden muss.

Eine Diskussion ist eine geleitete Aussprache über ein Thema, zu dem kontroverse Ansich-ten bestehen (können). Der Diskussionsleiter kann durchaus selbst eine Ansicht vertreten,muss aber in erster Linie für einen geordneten, konstruktiven Ablauf der Diskussion sorgenund im Allgemeinen auch eine – sachliche, nicht bereits von der persönlichen Meinung ge-prägte – Themeneinführung halten. Vorab sind Vereinbarungen über den Gegenstand, dieDauer, die Vorgehensweise (Sind Wortmeldungen in einem Beitrag zugelassen? Ist die Re-dezeit beschränkt?) und die Protokollführung zu treffen. Diskussionen bergen die Gefahr,dass einzelne Beteiligte durch Lautstärke oder durch beharrliche Wiederholung immer glei-cher Argumente dominieren, andere in ihren Empfindungen verletzt werden oder die Veran-staltung mit dem Gefühl verlassen, nicht hinreichend zu Wort gekommen zu sein. Der Dis-kussionsleiter hat daher die Aufgabe, darauf zu achten, dass die Vertreter der unterschiedli-chen Standpunkte gleichgewichtig gehört werden, persönliche Angriffe unterbleiben undder erzielte Diskussionsstand den Teilnehmenden immer wieder durch Zusammenfassun-gen verdeutlicht wird.

Handelt es sich um eine Diskussion über eine geplante betriebliche Maßnahme und ist derDiskussionsleiter zugleich der Vorgesetzte der Diskutierenden, steht er häufig vor dem Di-lemma, dass die Diskussion nicht zu dem von ihm »gewünschten« Ergebnis führt – vieleVorgesetzte neigen dazu, Diskussionen anzuberaumen, um den Mitarbeitern das Gefühlder Beteiligung an einem Entscheidungsprozess zu vermitteln, obwohl bereits feststeht,wie die Entscheidung ausfallen wird. Wird diese Taktik durchschaut, kann dies nachhaltigenegative Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter bedingen; eine Führungskraftsollte eine Diskussion daher nur dann anregen, wenn ihr eigener Meinungsfindungspro-zess noch nicht abgeschlossen und eine Offenheit zur Auseinandersetzung mit anderenArgumenten vorhanden ist. Auf jeden Fall sollte vor Eintritt in die Diskussion klargestelltwerden, ob das mögliche Ergebnis »verbindlich« ist (»so, wie es die Mehrheit der Diskussi-

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 67

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

onsteilnehmer am Ende der Diskussion beschließt, wird es gemacht«) bzw. welchen Stel-lenwert der Vorgesetzte dem Ergebnis in seiner Entscheidungsfindung einräumt.

Angewohnheiten

Viele Vortragende sind sich des Umstandes nicht bewusst, dass sie durch bestimmte Ange-wohnheiten die Aufmerksamkeit vom Vortragsgegenstand ab- und auf die eigene Personhinlenken und damit den Zweck der Veranstaltung unterlaufen.

Weitverbreitete »Unarten« sind

– die beständige Wiederholung von Füllwörtern (also..., ich würde sagen..., ...eigentlich...)oder Lauten (das beliebte ähhh), die dazu führen kann, dass die Zuhörer bereits auf das»nächste Mal« warten und dem Inhalt des Vortrags nicht mehr folgen,

– nervöses Wippen oder Hantieren mit Gegenständen (Kugelschreiber, Ehering, Zeige-stock),

– starrer Blick auf das Manuskript oder einen Punkt »in der Unendlichkeit« über den Köpfender Zuhörer, die sich nicht angesprochen fühlen und nicht nur wegsehen, sondern auchweghören,

– hektisches »Durchziehen« des Vortrages, was sich in haspelnder Sprache und einem zuraschen, die Aufnahme des Inhalts durch die Zuhörer/Zuschauer nicht erlaubendenWechsel von Folien oder sonstigen Projektionen ausdrückt,

– zu leise Sprache oder, bei Nutzung einer Verstärkeranlage, ständige Variation der Entfer-nung vom Mikrofon mit der Folge, dass das Gesagte mal überhaupt nicht und dann wie-der schmerzhaft laut bei den Adressaten ankommt, und vieles mehr.

Es ist hilfreich, Videoaufzeichnungen eigener Vortragsauftritte anfertigen zu lassen und zuanalysieren, um solchen Angewohnheiten auf die Spur zu kommen. Sich Angewohnheitenbewusst zu machen ist oft der erste Schritt zu ihrer künftigen Vermeidung.

Improvisierte Präsentationen

Bisweilen findet sich die Führungskraft unversehens in der Situation, eine »spontane« Prä-sentation durchführen zu müssen. Vielfältige Gründe kommen hierfür in Betracht, z. B. dienicht vorhersehbare Einberufung einer Besprechung oder Versammlung, die Teilnahme ei-nes Mitgliedes der Geschäftsleitung an einer vorab als eher »informell« erwarteten Sit-zung, die Notwendigkeit, einen plötzlich erkrankten Vorgesetzten bei einer Sitzung zu ver-treten und dort ein Arbeitsergebnis zu präsentieren, ohne die Möglichkeit, einen Rückgriffauf dessen vorbereitete Unterlagen nehmen zu können, usw.

Improvisierte Präsentationen kranken naturgemäß besonders am Mangel an vorbereitetenMedien (Folien, Handouts) und am Nichtvorhandensein technischer Hilfsmittel wie Flip-charts, Projektoren usw.

In jedem Falle sollte sich der Vortragende einen »roten Faden« (und wenn auch nur in Formeines kurzen Merkzettels) erstellen und diesen zur Grundlage seiner Präsentation machen.Das Grundgerüst dieses roten Fadens sollte wie folgt beschaffen sein:

– Einführung in das Thema:Worum geht es? Warum hat man sich damit beschäftigt? Wel-che Rolle spielt der Vortragende selbst in besagtem Projekt?

– Skizze des bisherigenVorgehens:Was wurde bisher unternommen? Von wem? WelcheZwischenergebnisse wurden erzielt? Welche Schwierigkeiten sind aufgetreten? WennPlanabweichungen aufgetreten sind: Was waren die Ursachen, was wurde unternom-men, was sind die Folgen?

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68 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

– Darstellung des Status Quo: Wo steht das Projekt heute? Gibt es aktuelle Schwierig-keiten?

– Ausblick: Wie geht es weiter? Wird der Planungshorizont eingehalten?

Wichtig ist, dass der Präsentierende sich dabei stets das Ziel seiner Präsentation (z. B. denVorgesetzten zur Bereitstellung weiterer Mittel zu bewegen, die Kollegen für eine weiterenMitarbeit zu gewinnen, usw.) vor Augen hält.

Gerade in solchen Situationen sind Kenntnisse in Rede- und Präsentationstechnik und eingewisses Maß an Geübtheit eine wertvolle Hilfe, um einen peinlichen Auftritt zu vermeidenund das Ziel der Veranstaltung trotz aller äußerlichen Widrigkeiten zu erreichen.

3.3.1.1.2 Moderationsmethodische Bedingungen

3.3.1.1.2.1 Grundlagen der Moderation

Die Leitung von Besprechungen gehört zu den häufigen, wenn nicht alltäglichen Aufgabeneiner Führungskraft. Sofern es bei diesen Besprechungen nicht nur um reinen Informati-onsaustausch geht, sondern es sich um Gruppenzusammenkünfte handelt, deren Ergeb-nis die Lösung eines Problems sein soll, kommt dem methodischen Vorgehen der leitendenPerson besondere Bedeutung zu. Hier hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten die Mo-derationsmethode bewährt und durchgesetzt, da sie besonders geeignet ist, die Bedeu-tung der Mitarbeiterbeteiligung zu unterstreichen, Kreativitätspotenziale freizusetzen unddie Zusammenarbeit der Gruppenmitglieder zu stärken.

Die Rolle der Führungskraft als Moderator ist ähnlich definiert wie diejenige des Diskussi-onsleiters, jedoch mit dem Unterschied, dass der Moderator keine Stellung zu inhaltlichenFragen bezieht, sondern »nur« seine Methodenkompetenz beisteuert. Seine Aufgabe be-steht darin, in das Thema einzuführen und den Diskussionsprozess zu leiten, vor allemaber die inhaltlichen Beiträge der Gruppenmitglieder festzuhalten, zu visualisieren und inHinblick auf das angestrebte Ziel zu strukturieren, sie also gewissermaßen auf eine Pro-blemlösung oder Entscheidungsfindung zu fokussieren.

Den Abschluss einer moderierten Besprechung bildet die Zusammenfassung der von derGruppe herausgearbeiteten Arbeitsergebnisse, die Verabredung von Maßnahmen zur Rea-lisierung der gefundenen Lösung unter Festlegung von Terminen, die Verteilung von Aufga-ben und – im Verlauf der Realisationsphase – die Überwachung der Einhaltung der getrof-fenen Vereinbarungen.

3.3.1.1.2.2 Vorbereitung, Aufbau und Ablauf einer Moderation

Aus den obigen Ausführungen wurde bereits deutlich, dass der Moderator hinsichtlich desThemas der von ihm zu moderierenden Besprechung kein Fachexperte sein muss – unterUmständen ist es sogar für den Erfolg der Veranstaltung von Nutzen, wenn er der Thematikfachlich fernsteht. Betriebliche Führungskräfte, die Entscheidungsfindungsprozesse in vonihnen selbst einberufenen Gruppen moderieren und damit zwangsläufig über Fachwissenverfügen, müssen sich daher unbedingt disziplinieren und mit subjektiv eingefärbten Einmi-schungen und Beiträgen zurückhalten.

Aus alldem folgt, dass eine fachliche Vorbereitung nicht oder nur insoweit erforderlich ist,als eine kurze Einführung in das Thema vor Beginn der eigentlichen Gruppenarbeit gehal-ten werden sollte. Die Vorbereitung erstreckt sich also vorrangig auf die Rahmenbedingun-gen der moderierten Besprechung, also Festlegung von Ort, Raum und Uhrzeit, Beschaf-fung und Bereitstellung von Hilfsmitteln und Medien sowie Einladung der Teilnehmer.

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 69

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

Die am häufigsten praktizierte Moderationsmethode ist die Metaplan®- oder Pinnwandtech-nik, die eine Reihe von Hilfsmitteln erfordert:

– bewegliche Pinnwände mit nachgiebigen Innenflächen, in die

– Stecknadeln oder Pins eingesteckt werden können und die mit

– Packpapier – am günstigsten von der Rolle – bespannt werden,

– verschiedenfarbige Karten oder »Wolken« aus Papier oder dünner Pappe,

– Klebestifte,

– breite Faserschreiber in verschiedenen Farben und

– farbige Klebepunkte.

Wenn die Pinnwände bespannt sind und die zunächst benötigte Anzahl im Sichtfeld derTeilnehmer aufgestellt ist, kann die Moderation beginnen.

Begrüßung, Eröffnung und Einführung

Sofern der Moderator den Teilnehmenden nicht bekannt ist – etwa weil er als betriebsexternerModerationsspezialist eigens für diese Veranstaltung verpflichtet wurde –, stellt er sich selbstzunächst vor und bittet die Gruppenmitglieder, sich ebenfalls vorzustellen. Kennen sich dieTeilnehmenden untereinander nicht oder nicht durchgängig, kann diese Vorstellungsrundedurchaus ausführlicher ausfallen: Gern werden Partnerinterviews durchgeführt, bei denen je-der Teilnehmer einen ihm zugelosten anderen Teilnehmer interviewt und anschließend im Ple-num nicht sich selbst, sondern den Interviewpartner vorstellt. Häufig werden die Teilnehmerdurch den Moderator aufgefordert, ihre Erwartungen, Hoffnungen, gegebenenfalls auch Be-fürchtungen in Bezug auf die vor ihnen liegende Veranstaltung zu formulieren.

Die Einführung in das Thema wird sich häufig auf dessen Nennung beschränken; außer-dem ist es – vor allem, wenn einige Teilnehmer bisher noch nie an moderierten Bespre-chungen teilgenommen haben – sinnvoll, das weitere Vorgehen zu skizzieren.

Häufig beginnt die eigentliche Moderation mit einer Abfrage zur Einstellung der Teilnehmerzum Thema.

Beispiel:

Das wichtigste und bisher erfolgreichste Produkt des Unternehmens weist seit einiger Zeitsinkende Absatzzahlen auf. Eine Gruppe aus insgesamt 15 Fachkräften der AbteilungenProduktion, Marketing, Vertrieb/Außendienst, Forschung/Entwicklung und Werbung soll ge-meinsam mögliche Ursachen und Vorschläge zur ihrer Behebung erarbeiten. Der Modera-tor wählt den Diskussionseinstieg über die Frage: »Würden Sie unser Produkt für Ihrenprivaten Haushalt kaufen?«, die er aber nicht verbal in den Raum stellt, sondern auf einerPinnwand zusammen mit einem vorbereiteten Antwortraster präsentiert. Die Teilnehmerwerden gebeten, ihre Antwort durch einen Klebepunkt zu kennzeichnen.

Würden Sie unserProdukt kaufen?

auf jedenFall

viel-leicht

ehernicht

aufkeinen

Fall

Moderationseröffnung mittels Eröffnungsfrage

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70 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

Die Antworten, die klar zum Negativen tendieren, machen nicht nur deutlich, dass mit demProdukt tatsächlich »etwas nicht stimmt«, sondern auch, dass bei den Gruppenteilneh-mern ein Problembewusstsein vorhanden ist, aus dem Verbesserungsvorschläge gewon-nen werden können.

Identifizierung relevanter Themenbereiche

Der nächste Schritt besteht in der Einholung freier Äußerungen zu einer vom Moderatorvorgegebenen Frage, die von den Teilnehmenden schriftlich in Stichworten auf Abfragekar-ten notiert werden. Diese Phase besitzt den Charakter eines Brainstorming.

Ein Brainstorming verläuft regelmäßig in zwei Phasen. In der ersten Phase werden die An-wesenden aufgefordert, in freier Assoziation stichwortartig ihre Gedanken zur Sache zuäußern. Erklärungen hierzu erfolgen in der Regel ebenso wenig wie Kommentare oder Kriti-ken seitens anderer Teilnehmer. Alle Äußerungen werden schriftlich oder auf Band festge-halten. Diese Phase sollte nicht kürzer als zehn Minuten sein (weil erfahrungsgemäß nachdieser Zeit eine »schöpferische Pause« eintritt, auf die die Äußerung der konstruktivstenIdeen folgt), aber nicht wesentlich länger als zwanzig Minuten.

In der zweiten Phase werden die notierten Stichwörter – wenn möglich – seitens des Mo-derators in Gruppen zusammengefasst. Diese werden nacheinander aufgerufen und disku-tiert. Erfahrungsgemäß können viele Äußerungen von vornherein verworfen werden; derverbleibende »Bodensatz« enthält jedoch nicht selten gute und originelle Ansätze.

Beispiel:

Ziel der Veranstaltung ist es, herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden müs-sen, um den Absatz des Produktes wieder zu verbessern. Dazu ist es erforderlich, heraus-zuarbeiten, was den Kunden eigentlich zum Griff nach diesem Produkt veranlasst bzw. wasihn davon abhält. Die Frage, die der Moderator formuliert, muss einerseits eindeutig sein,darf aber andererseits die Überlegungen der Teilnehmenden nicht von vornherein auf be-stimmte Bereiche beschränken. Der Moderator entschließt sich, folgende Frage zu stellenund an eine weitere Pinnwand zu hängen: »Welche Faktoren beeinflussen die Kaufent-scheidung unserer Kunden?« Die Gruppenmitglieder haben zwanzig Minuten Zeit, um – je-der für sich – mögliche Antworten stichwortartig und gut leserlich auf jeweils einzelnen Kar-ten zu notieren. Anschließend sammelt der Moderator alle Karten ein und befestigt sie – zu-nächst ungeordnet – mittels Pinnnadeln neben der Ausgangsfrage. Letzteres können dieTeilnehmer auch selbst tun, wenn nicht zuvor Wahrung der Anonymität vereinbart wurde.Die folgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus der Pinnwand.

NutzenHaltbarkeit Preis

Farbe

einfacheHandhabung

Konkurrenz-produkte

Form

Funktion

gutes Aussehen

QualitätSicherheit Reklame

Welche Faktorenbeeinflussen die

Kaufentscheidung?

Preis Werbung

BeratungBedienfreundlichkeit

DesignQualität Service Preis

Das Ergebnis der Kartenabfrage

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 71

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

Dass einige Antworten doppelt erscheinen, verwundert nicht angesichts des Umstandes,dass jedes Gruppenmitglied allein gearbeitet hat. Im nächsten Schritt werden die Kartenauf einer leeren, mit Packpapier bespannten Pinnwand nach Zusammengehörigkeit grup-piert: Es werden Cluster gebildet. Hierdurch sollen verschiedene Themenbereiche identifi-ziert werden. Alle Karten werden dabei verwendet, denn Mehrfachnennungen spiegeln dieBedeutung des Aspektes wider. Einige Antworten bedürfen möglicherweise der Erörterung,um ihre Zuordnung zu ermöglichen: Hier entscheidet der Verfasser – sofern er sich zu er-kennen geben will –, welchem Bereich seine Karte zugeordnet werden soll. Die Antwort»Nutzen« etwa veranlasst den Moderator zu der Nachfrage, was damit gemeint sei; derVerfasser beschreibt daraufhin, dass er dabei an das problemlose Funktionieren des Pro-duktes gedacht habe. Zweimal wurde die Antwort »Qualität« gegeben; während ein Teil-nehmer dabei ebenfalls an die Funktion gedacht hat, erläutert der andere, dass er daruntervor allem »Haltbarkeit« verstehe. Die Antwort »Sicherheit« bezieht sich auf Gefährdungen,die mit der Bedienung einhergehen und durch gute Handhabbarkeit vermieden werdenkönnen. Der Moderator identifiziert mit Hilfe der Gruppe acht Cluster.

Die Clusterbildung erbringt verschiedene Themenbereiche, die für die Annäherung an dasKernproblem, um dessentwillen die Gruppe zusammengetreten ist, aber nicht gleicherma-ßen wichtig sind. In einem nächsten Schritt werden die Gruppenmitglieder daher gebeten,diejenigen Bereiche, die sie für besonders problemrelevant halten und die sie deshalb wei-terbearbeiten möchten, durch das Einkleben von Wertungspunkten kenntlich zu machen.Meist erhält jedes Gruppenmitglied mehrere Punkte; ob eine Mehrfach-Bepunktung des-selben Clusters zulässig sein soll, muss vorab vereinbart werden.

Der Moderator verteilt drei Klebepunkte je Gruppenmitglied und fordert die Teilnehmendenauf, diejenigen Bereiche kenntlich zu machen, die nach ihrer Ansicht die vorrangigen Ursa-chen für den Nachfragerückgang in sich tragen.

PreisPreis

Preis einfacheHandhabung

Bedien-freundlichkeit

Sicherheit

Nutzen

Funktion

QualitätDesign

Form

Farbegutes

Aussehen

Haltbarkeit

Qualität

Beratung

Service

Konkurrenz-produkte

Werbung

Reklame

Clusterbildung und -bewertung

Die Nennungen konzentrieren sich offensichtlich auf die Bereiche »Design«, »Konkurrenz-produkte«, »Werbung« und – in geringerem Maße – »Preis«. Offensichtlich werden die Be-reiche »Funktion«, »Haltbarkeit/Qualität«, »Beratung/Service« und »Bedienfreundlichkeit«also als wenig problemrelevant empfunden. Allein aus dieser Verteilung könnten jetzt be-reits Schlussfolgerungen gezogen werden. Der Moderator muss nun entscheiden, ob diehochbepunkteten Bereiche so weit in einem Zusammenhang stehen, dass sie simultandiskutiert werden können, oder ob die Erörterung sequenziell, etwa in der sich aus der

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72 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

Bepunktung ergebenden Reihenfolge, erfolgen soll. Er entscheidet sich, die Gruppe in vierTeilgruppen aufzuteilen, von denen sich jede mit einem der wesentlichen Themenbereichebeschäftigen soll. Jede Gruppe erhält den Auftrag, folgende Fragestellungen zu erörtern:

– Welche Kritikpunkte resultieren aus dem betreffenden Bereich?– Welche Maßnahmen können zur Verbesserung getroffen werden?– Wer kann diese Maßnahmen durchführen?

Anschließend stellen die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum vor und stellen sie dort zurDiskussion.

Verabredung von Maßnahmen

Aus den vorangegangenen Schritten werden sich Maßnahmenvorschläge ergeben haben,von denen einige, die allgemeinen Konsens erzielt haben, in der Folgezeit realisiert werdensollen. Abschließende Aufgabe des Moderators ist es, diese Maßnahmen und die verabre-deten Zuständigkeiten, Termine und Ziele in einem Maßnahmenkatalog festzuhalten, dieTeilnehmenden zur fristgerechten Erledigung ihrer Aufgaben zu verpflichten und die Veran-staltung zu schließen.

Nr. Maßnahme wer mit wem bis wann was

1

2

3

WertanalyseKonk.-Produkt

Neue Verpackung

Neue Werbemittel

Hofer/MA

Meier/VT

Broder/WE

Marx/F&E

Borg/WE

Haß/MA

31.5

15.6

30.6

Präsentation

Entwürfe

Vorschlagsliste

Maßnahmenkatalog

Häufig wird der Moderator im Anschluss an die Veranstaltung ein Protokoll erstellen, dasdie Zwischenschritte – z. B. in Form von Fotografien der bestückten Pinnwände –, die Ar-beitsergebnisse und den Maßnahmenkatalog festhält. Dieses Protokoll erhalten alle Teil-nehmenden, möglicherweise aber auch andere Interessenten, etwa die Geschäftsleitung.

3.3.1.2 Problemlösungstechniken

Manche Probleme zeichnen sich dadurch aus, dass sie mittels eines Algorithmus, also ei-ner bestimmten Anweisungskette folgend, gelöst werden können, wobei der Lösungswegprinzipiell bekannt ist. In Abschnitt 3.6.6 wird die Identifikation, Analyse und Lösung solcherProbleme unter dem Stichwort »Anwendungsentwicklung« als Weg »vom Problem zumProgramm« dargestellt.

Viele Probleme des betrieblichen Alltags stellen sich jedoch diffuser dar: Oft liegt einMissstand vor, dessen Ursachen vielfältig sind und sich nicht auf den ersten Blick erschlie-ßen, wie etwa in dem oben geschilderten Beispiel eines Nachfragerückgangs.

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 73

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

Während bei der Problemidentifikation meist systematisch/schematisch vorgegangenwird, kommen bei der Lösungsfindung häufig Methoden zum Einsatz, die auf dieFreisetzung von Kreativitätspotenzialen der an der Lösungsfindung beteiligten Menschenabzielen.

Methoden der Problemidentifikation sind z. B.

– der morphologische Kasten, der in einer Matrix alle Bestimmungsfaktoren eines Sach-verhaltes aufnimmt,

– Ursache-Wirkungs-Diagramme (� Abschn. 3.2.2) und andere Methoden des Qualitäts-managements (� Abschn. 2.4.4),

– statistische Erhebungen und Auswertungen (� Abschn. 3.4.4),

– die Systemanalyse (� Abschn. 3.5.2),

– die Fragenkaskade: Ausgehend von einer Frage werden – ähnlich, wie Kinder es zu tunpflegen – weitere Fragen, die mit demselben Fragewort beginnen, formuliert.

Beispiel:»Warum schreibt der Füller nicht mehr?« – »Weil keine Tinte mehr vorn herauskommt.« –»Warum kommt keine Tinte heraus?« – »Weil die Spitze verstopft ist.« – »Warum ist dieSpitze verstopft?« – »Weil die Tinte eingetrocknet ist.« – usw.

Eine häufig angewandte Methode zur Auffindung von Problemlösungswegen ist das be-reits in Abschnitt 3.3.1.1.2 dargestellte Brainstorming.

Andere bekannte Kreativitätstechniken sind

– die Methode 635 (»Brainwriting«): Ausgehend von der Beschreibung des Problems,entwickeln sechs Mitglieder eines Teams je drei Lösungsvorschläge binnen fünf Minu-ten: Jeder schreibt drei Ideen auf und gibt seine Blätter nach fünf Minuten an das nächsteTeammitglied weiter, das, anknüpfend an diese Ideen des Vorgängers, daraus drei neueIdeen entwickelt. Nach fünf Minuten werden die neuen Blätter weitergereicht usw. Auchandere Varianten, etwa 423, sind realisierbar.

– Synektik (nach W. J. GORDON): Diese Methode spricht vor allem die emotionale Kreati-vität an, ist schwierig zu vermitteln und sollte daher nur von erfahrenen Moderatoren ver-sucht werden. Ein Team aus ca. 10 Mitgliedern verschiedener Fachrichtungen betrachtetein gegebenes Problem gemeinsam von allen Seiten und sucht nach Analogien aus an-deren Bereichen, z. B. Ähnlichkeiten, die ein technisches Problem mit einem Sachverhaltin der Natur aufweist. Die Teammitglieder werden aufgefordert, sich in den – mit dem ei-gentlichen Problem in keinem direkten Zusammenhang stehenden – analogen Sachver-halt hineinzudenken, persönliche Empfindungen auszudrücken und damit einen höherenAbstraktionsgrad zu erreichen. Damit soll eine Horizonterweiterung und zugleich ein»Einfühlen« in die Situation gefördert werden. Im Zuge der behutsamen Rückführungzum Ausgangsproblem ist so der Boden für »Geistesblitze« bereitet.

3.3.2 Planung und Vorbereitung einer Präsentation

»In der Kürze liegt die Würze«, weiß schon der Volksmund. Häufig hat sich die Arbeit andem zu präsentierenden Gegenstand über Jahre erstreckt; die Dokumentationen füllenAktenschränke, und die Faktoren, die das zu präsentierende Arbeitsergebnis beeinflussthaben, sind in ihrer Komplexität und ihren Wechselwirkungen auch für mit der ThematikVertraute kaum überschaubar.

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74 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

Die Hauptschwierigkeit bei der Planung und Vorbereitung einer Präsentation besteht daherim Allgemeinen in der Auswahl derjenigen Informationen, die unbedingt vermittelt werdensollen – bzw. in der Identifikation derjenigen Informationen, die unerwähnt bleiben können,ohne dass die Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit der Präsentation leidet.

Welche Informationen transportiert werden müssen, hängt natürlich von der Zielgruppe, al-so von denjenigen Personen, für die und vor denen die Präsentation durchgeführt werdensoll, und von den vom Präsentierenden bzw. der von ihm vertretenen Gruppe verfolgten Ab-sichten ab:

Zur Zielgruppe: Welches Interesse, welche Erwartungen und welche Vorkenntnisse sindvorhanden? Wie anspruchsvoll ist dieses Publikum hinsichtlich Hintergrundinformation,wissenschaftlicher Basis des Vortrags, Medieneinsatz im Vortrag?

Zur Absicht: Soll das Publikum zu bestimmten Handlungen und Einstellungen (Zustim-mung, Mittelgewährung, Mitarbeit an einer Projektrealisation, Anerkennung einer Leistungusw.) animiert werden?

Nach den Antworten auf diese Fragen richten sich die zu vermittelnden Schwerpunkte unddie Intensität, mit der einzelne Aspekte behandelt werden.

Ansonsten entsprechen die vorbereitenden Arbeiten denjenigen, die bereits unter demStichwort »Moderation« behandelt wurden.

3.3.3 Die Durchführung einer Präsentation

3.3.3.1 Ablauf einer Präsentation

Für den Ablauf einer Präsentation von Arbeitsergebnissen lassen sich keine allgemein gül-tigen Empfehlungen aussprechen: Häufig wird am Anfang und Ende der Veranstaltung dasbloße gesprochene Wort des Präsentierenden stehen und ein Medieneinsatz dem Kernteilder Präsentation vorbehalten sein; gerade deswegen kann unter Umständen besondereAufmerksamkeit erzeugt werden, wenn der Einstieg über ein Bild oder einen Film erfolgt.Meist werden Präsentationen zunächst »von Anfang bis Ende durchgezogen«, bevor sichdas Publikum zu Wort melden darf; es kann aber besonders auflockernd sein, Fragen undAnmerkungen jederzeit zuzulassen. In jedem Fall muss der Ablauf vorab im Sinne einer»Dramaturgie«, eines gewünschten Spannungsbogens, sorgfältig geplant werden, damitdie Veranstaltung zum gewünschten Erfolg führt.

Ansonsten sind auch hier die Parallelen zur Moderationstechnik derart ausgeprägt, dassauf eine Wiederholung des unter dieser Überschrift bereits Gesagten verzichtet wird.

3.3.3.2 Störungsvermeidung

Mit Rücksicht auf die erwähnte Dramaturgie der Veranstaltung sollten Störungen, die zuUnterbrechungen führen können, möglichst schon im Vorwege ausgeschaltet werden:

– Der Vortragende selbst, aber auch die Zuhörer sind insbesondere dann der Gefahr vonStörungen ausgesetzt, wenn die Präsentation in räumlicher Nähe zum eigenen Arbeits-platz stattfindet. Wenn die Umstände es zulassen, sollte daher ein anderer Ort gewähltwerden.

– Mitarbeiter sollten unbedingt in Kenntnis gesetzt werden, dass Störungen unerwünschtsind und nur in außergewöhnlichen und ernsten Notlagen erfolgen dürfen.

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 75

3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

– Den Zuhörern sollte das Anliegen des Präsentierenden, seine Vorstellung ungestörtdurchführen zu können, nahegebracht werden. Durch ein entsprechendes Auftreten undÄußeres kann der Vortragende bereits signalisieren, dass er dem Ereignis große Ernst-haftigkeit entgegenbringt. Zusätzlich kann ein Hinweis auf die Dauer und den geplantenAblauf zu Beginn der Präsentation hilfreich sein. Der Hinweis, dass von klingelndenHandys erhebliche Störungen ausgehen und ein eingeschaltetes Handy im Allgemeinen(abgesehen von Notfalleinsatzpersonal wie Feuerwehr usw.) eine grobe Unhöflichkeitdarstellt, sollte heute überflüssig sein, ist es aber leider oft nicht.

3.3.3.3 Medien und Hilfsmittel

Aus der Lerntheorie ist bekannt, dass die Aufnahme von Informationen umso besser ge-lingt, je mehr »Eingangskanäle« des Informationsempfängers angesprochen werden. Einbloßer Vortrag wird daher regelmäßig einen weniger nachhaltigen Eindruck hinterlassenals eine Vorstellung, die neben dem auditiven Kanal auch andere Sinne anspricht. Präsen-tationen setzen vor allem auf Visualisierung, seltener auf kinästhetische (»begreifende«,das direkte Handeln fordernde), olfaktorische (den Geruchssinn ansprechende) oder gus-tatorische (geschmackliche) Reize.

Informationen können mittels Schriftzeichen, Symbolen und Bildern visuell erfassbar ge-macht werden. Dazu bedarf es jeweils eines Mediums, das die Darstellungen aufnimmt,und häufig auch eines Hilfsmittels (z. B. eines Gerätes oder eines »Möbels«), das die Wie-dergabe ermöglicht.

Bei der Auswahl der Darstellungsform und des Mediums sollten folgende Faktoren berück-sichtigt werden:

– Texte sollten sich auf Schlagworte beschränken und »plakativ« sein, also prägnant, gutlesbar und in aufgelockerter Verteilung (große Abstände, klare Gliederung; keine »Blei-wüste«) unter sparsamem Verbrauch von Hervorhebungen (Fettdruck, Farbe, Unterstrei-chung usw.) der besonders wichtigen Informationen (was nicht wichtig ist, muss über-haupt nicht erscheinen).

– Verwendete Symbole sollten ohne Erklärung ihrem Sinn nach erfassbar sein und »fürsich sprechen«, wie dies etwa bei Piktogrammen der Fall ist.

– Bilder können statisch oder bewegt sein. Auf jeden Fall sollten sie mit den notwendigenElementen und Farben auskommen, um keine Reizüberflutung auszulösen, und klar er-kennbar sein.

– Das gewählte Medium sollte eine hinreichend große und deutliche Wiedergabe bei un-gehinderter Sicht von allen Teilnehmerplätzen gewähren.

– Die visualisierten Informationen und der Vortrag des Präsentierenden müssen in jederPhase der Präsentation zusammenpassen und aufeinander Bezug nehmen.

– Zwischen Präsentierendem und Publikum sollte ein ständiger Blickkontakt möglichsein; hiervon kann ausnahmsweise, etwa wenn der Raum für die Vorführung eines Filmsabgedunkelt wurde, abgewichen werden.

– Abwechslung erzeugt Aufmerksamkeit: Je nach Dauer der Präsentation sollten ver-schiedene Medien und Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Aber: Zuviel Wechsel erzeugtUnruhe und kann zu Ermüdung der Augen führen.

– Vor der Präsentation vor dem Zielpublikum sollte ein Probelauf stattfinden, der sich min-destens auf die Prüfung der Funktionstüchtigkeit der eingesetzten Geräte und der Er-kennbarkeit der vorbereiteten Medien erstreckt; vor bedeutenderen Veranstaltungenkann auch eine »Generalprobe« vor einem kritischen Testpublikum, z. B. den Mitgliederndes Projektteams, durchgeführt werden.

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76 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.3 Präsentationstechniken 3 Information, Kommunikation und Planung

Die bekanntesten Visualisierungsmedien und -hilfsmittel sind die folgenden.

Tafel: Die traditionelle schwarze oder grüne Tafel ist ein Instrument zur nicht-dauerhaftenAufnahme von Schriften und Bildern, die handschriftlich mit weißer oder farbiger Kreideaufgebracht und mit einem angefeuchteten Schwamm wieder entfernt werden.

Whiteboard: Viele dieser weißen Tafeln, die mit nicht-permanenten Filzstiften (»Board-markern«) beschriftet werden, können auch für die Anbringung magnetischer Kleingegen-stände oder als Projektionsfläche genutzt werden.

Flipchart: Ein auf einem an einen Notenständer erinnernden Gestell am oberen Rand be-festigter Papierblock wird mit Filzstiften Blatt für Blatt dauerhaft beschrieben. Flipcharts eig-nen sich besonders zur Vorbereitung von Präsentationen, in deren Verlauf ein Blatt nachdem anderen aufgeblättert wird. Vorteilhaft ist die Möglichkeit zum Rückgriff auf früher ge-zeigte Blätter, da deren Inhalt – im Gegensatz zu demjenigen von Tafel und Whiteboard –nicht verloren ist.

Pinnwand: Pinnwände können wahlweise an Wandvorrichtungen eingehängt oder mittelsStändern frei im Raum aufgestellt werden. Ihre Oberfläche ist mit einem textilen Materialvor einem weichen Untergrund ausgestattet, der das Einstecken von Stecknadeln, Reiß-zwecken oder Pinns zur Befestigung von Papierkarten gestattet. Für Moderationen werdenPinnwände häufig beidseitig vorbereitet; oft werden sie mit Packpapier bespannt, damit ihreOberfläche zusätzlich für Beschriftungen genutzt werden kann.

Overheadprojektion: Mittels eines elektrisch betriebenen Projektionsgerätes wird der aufdurchsichtige Einzel- oder »Endlos«-Folien aufgebrachte Inhalt auf eine Leinwand oder ge-eignete Wandfläche projiziert. Je nachdem, ob die Lichtquelle im Kopf oder im Gehäusedes Gerätes untergebracht ist, spricht man von »aufscheinendem« oder »durchscheinen-dem« Projektor. Die Folienbeschriftung erfolgt mittels spezieller Faserschreiber, die einepermanent haftende oder eine nicht-permanente, abwaschbare Farbe abgeben, oderdurch Bedrucken bzw. Aufkopieren. Bedruckt oder kopiert werden können allerdings nurEinzelfolien. Folien können während des Vortrags entwickelt oder vorbereitet und bei Be-darf aufgelegt werden; im letzteren Falle wird gern eine Abdecktechnik angewandt, die si-cherstellt, dass das Publikum jeweils nur die Stichworte oder Abbildungen sieht, die zumaktuellen Vortragsinhalt passen.

Episkop: Mit Hilfe dieses Projektionsgerätes können nicht-durchscheinende Vorlagen,etwa Abbildungen aus Büchern, projiziert werden.

Dia- bzw. Filmprojektion: Lichtbild- und Filmvorführungen erfordern im Allgemeinen einenabgedunkelten Raum und können innerhalb einer Präsentation daher nur begleitend, abernicht als Hauptgestaltungselement eingesetzt werden. Vertonung lässt den Präsentieren-den zeitweilig in den Hintergrund treten. Günstiger und technisch leichter umzusetzen isthäufig die Vorführung von Videofilmen, da bei Einsatz eines Großbildmonitors eine Verdun-kelung im Allgemeinen nicht erforderlich ist.

Computeranimierte Präsentation: Mit Hilfe spezieller Software (z. B. Microsoft Power-point) können Präsentationen vorbereitet werden, die – entweder automatisch oder durchEingriff des Präsentierenden – auf einem Computermonitor ablaufen, dessen Inhalt wiede-rum mittels eines Beamers oder einer LCD-Auflage für lichtstarke Overheadprojektoren aufeine Leinwand projiziert werden kann. Gegenüber der konventionellen Overhead-Projek-tion weist dieses Verfahren den Vorteil auf, dass auch bewegte Bilder erzeugt und vorge-führt werden können und ein »Hantieren« mit Folien und Stiften überflüssig wird.

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3 Information, Kommunikation und Planung 3.3 Präsentationstechniken

3.3.4 Nachbereitung einer Präsentation

Je nach Art und Absicht der Präsentation wird es notwendig sein, Ergebnisse festzuhalten,verabredete Maßnahmen und Termine zu notieren und Vorkehrungen zur Überwachung ih-rer Einhaltung einzuleiten, wie dies bereits zum Abschluss der Darstellungen zur Moderati-onstechnik gezeigt wurde.

In jedem Falle sollte ein Protokoll erstellt werden, dem die in der Präsentation verwende-ten Unterlagen als Dokumentation beigefügt werden, ebenso wie Einladungen, Teilnehmer-listen usw. (� Abschn. 6.3.1).

Bisweilen ganz unmittelbar, manchmal aber auch erst nach einiger Zeit, werden Teilneh-mer-Rückmeldungen eingehen, die sich auf die Art und Weise der Präsentation an sichoder auf die Inhalte derselben beziehen können. Dies wird vor allem dann der Fall sein,wenn die Teilnehmenden im Rahmen der Präsentation gezielt zum »Feedback« aufge-fordert worden sind. Jede Rückmeldung sollte ernst genommen werden; während aberdie Meldungen mit inhaltlichem Bezug ggf. in das Protokoll aufzunehmen sind, sind Hin-weise auf gelungene oder weniger gelungene Durchführungselemente der Präsentationnur für den Präsentierenden selbst gedacht. Er sollte sie aufnehmen, durchdenken undggf. auf eine Verhaltensänderung in Bezug auf künftige Präsentationen hinarbeiten.

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3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

3.4 Das Erstellen von technischen Unterlagen,Entwürfen, Statistiken, Tabellenund Diagrammen

Zur Übermittlung von technischen Informationen zwischen verschiedenen betrieblichenStellen oder zwischen betrieblichen und außerbetrieblichen Stellen (etwa Kunden) werdenhäufig Medien eingesetzt, die als technische Unterlagen bezeichnet werden, z. B.

– Anleitungen,

– Stücklisten,

– Tabellenbücher,

– Normen und Richtlinien,

– Entwürfe und Zeichnungen,

– tabellarisch oder durch Diagramme visualisierte statistische Daten.

Werden Informationen mittels solcher und ähnlicher Unterlagen übermittelt, wird häufigauch von technischer Kommunikation gesprochen.

Die Erstellung technischer Unterlagen ist häufig nicht ins Ermessen des Unternehmens ge-stellt, sondern hat aufgrund gesetzlicher Anforderungen zu erfolgen. Bei der Umsetzungder Informationen in technischen Unterlagen sind oft nationale, europäische oder interna-tionale Normen (� Lehrbuch 1, Abschn. 1.5.11) und Richtlinien zu beachten. Die Erlan-gung von Prüfzeichen (� Abschn. 1.5.9.3) ist teilweise an die Vorlage von technischenDokumentationen gebunden. Aus der Fülle von Vorschriften, Richtlinien und Normen wer-den im Folgenden einige Beispiele herausgegriffen; die Darstellung kann aber in keinerWeise als vollständig betrachtet werden.Wer mit der Erstellung technischer Unterlagen be-fasst ist, ist gut beraten, die rechtlichen Anforderungen für den speziellen Fall im Einzelnenund sehr genau abzuklären, um Haftungsrisiken im Vorwege zu begegnen.

Grundsätzlich ist zunächst zwischen internen und externen technischen Dokumentationenzu unterscheiden.

– Die interne technische Produktdokumentation dient dazu, alle technischen Informa-tionen über ein Produkt von seiner Entwicklung und Erprobung über die Fertigung, Kon-trolle und Beobachtung bis zur Demontage und Entsorgung festzuhalten. Hier kommt esdarauf an, den möglicherweise bestehenden rechtlichen Anforderungen zu entsprechenund dabei eine Dokumentation zu schaffen, die einer Überprüfung etwa in Zusammen-hang mit einer Klage aus Produkthaftung oder Umwelthaftung rechtlich standhält. Art, In-halt und Ausführung unternehmensinterner technischer Dokumentationen, die aufgrundgesetzlicher Bestimmungen, technischer Normen oder öffentlicher Forderungen notwen-dig sind, sind Gegenstand der Richtlinie VDI 4500 Blatt 2.

– Für den (externen) Benutzer eines Produktes werden Bedienungsanleitungen (»Ge-brauchsanweisungen«) erstellt, die – im Allgemeinen aufgrund rechtlicher Vorschriften –eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen müssen, wobei insbesondere im Hinblick aufden privaten, nicht sachverständigen Konsumenten besonders auf Klarheit und Eindeu-tigkeit der Darstellung zu achten ist. Die Abfassung von Anleitungen ist Gegenstand desfolgenden Abschnitts.

In der täglichen Arbeit des Industriemeisters spielen beide Arten technischer Dokumenta-tionen eine Rolle. Oft wird er mit technischen Unterlagen arbeiten, die von anderen Stelleninnerhalb oder außerhalb des Betriebes erstellt wurden; aber auch er selbst wird techni-sche Unterlagen erstellen und weitergeben oder erklären. Aus letzterem Grunde ist dieKenntnis der grundlegenden Anforderungen an die wesentlichen Arten technischer Unter-lagen unerlässlich.

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 79

3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

3.4.1 Anleitungen

Anleitungen im technischen Gebrauch sind vor allem Bedienungsanleitungen, oft auch alsBetriebsanleitungen oder Gebrauchsanweisungen bezeichnet. In Bezug auf besondereSituationen sind jedoch auch Montageanleitungen, Wartungsanleitungen und Reparatur-anleitungen zu erwähnen.

3.4.1.1 Bedienungsanleitungen

Aufgabe einer Bedienungsanleitung ist es, den Benutzer zur optimalen Bedienung des in ihrbeschriebenen Gegenstandes zu befähigen.Zugleich muss sie ihn vor Fehlbedienungen war-nen, die zu einer Beschädigung des Gegenstandes führen und im schlimmsten Falle eine Ge-fahr für Leib und Leben des Bedieners oder weiterer Personen nach sich ziehen können.

Traditionell gehörte die Abfassung von Betriebsanleitungen in den Aufgabenbereich des Kon-strukteurs.Häufig wurde sie nur als Nebenaufgabe betrachtet und ungern ausgeführt (worausoft unvollständige und wenig verständliche Anleitungen resultierten, die ihren Zweck nichterfüllten). Letzteres können sich die Unternehmen heute wegen der erheblichen rechtlichenRisiken, die aus dem Verstoß gegen Normen und Richtlinien erwachsen können, nicht mehrerlauben.Oft wird die Abfassung von Gebrauchs- und Betriebsanleitungen für technische Ge-räte daher auf – oft freiberuflich arbeitende – technische Redakteure übertragen.

Im Anhang zu seiner Entschließung vom 17. Dezember 1998 über Gebrauchsanleitungen fürtechnische Konsumgüter führt der Rat der Europäischen Union eine Reihe von Hinweisen fürgute Gebrauchsanleitungen auf. Diese beziehen sich zwar auf Konsumgüter, sind aber viel-fach auch auf Produktionsmittel übertragbar.

HINWEISE FÜR GUTE GEBRAUCHSANLEITUNGEN FÜR TECHNISCHE KONSUMGÜTER

Die in den nachstehenden Abschnitten aufgeführten Hinweise sind als nicht erschöpfend und alsEmpfehlungen anzusehen:

1. Erstellung von Gebrauchsanleitungen

a) Es werden die Leitlinien, Normen, gesetzlichen Regelungen usw. für Gebrauchsanleitungenberücksichtigt.

b) Um sicherzustellen, dass die zusammen mit den Gütern gelieferten Informationen von prakti-schem Nutzen sind, werden Brauchbarkeitsprüfungen durchgeführt: Im Rahmen einerBrauchbarkeitsprüfung wird das Gerät zusammen mit einer Beschreibung der mit ihm durch-zuführenden Aufgaben und dem Entwurf der Gebrauchsanleitung an eine geeignete Gruppevon Verbrauchern übergeben, die dann bei der Durchführung der Aufgaben beobachtet wer-den. Die Beobachtungen werden in standardisierten Protokollblättern festgehalten.

c) Der Inhalt ist ausgehend vom typischen Alltagshandeln der Nutzer strukturiert: Die inhaltlicheGliederung einer Gebrauchsanleitung geht von den Aufgaben aus, die vom Benutzer mit demProdukt durchgeführt werden sollen (Prinzip der Aufgabenorientierung). Eine Gebrauchsan-leitung vermittelt nur jene Information, die sich weder aus dem Gerät selbst (Offenkundigkeits-prinzip), dem Wissen und der Erfahrung des Benutzers noch aus den Besonderheiten der zuerfüllenden Aufgabe ergibt (Prinzip der Bereitstellung fehlender notwendiger Informationen).

2. Inhalt

Eine Gebrauchsanleitung folgt einem logischen Aufbau, der einer sicheren und praxisgerechtenVerwendung entspricht. Sicherheitsanweisungen einschließlich Vorsichtsmaßregeln und Warn-hinweisen, Installierungsanweisungen und schließlich Benutzungsanweisungen sind deutlichvoneinander abgegrenzt.

...

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80 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Eine derartige Gebrauchsanleitung weist üblicherweise die folgenden Einzelangaben auf:

– Angabe der Produktvarianten, für die die Gebrauchsanleitung gilt, einschließlich ihrer Unter-scheidungsmerkmale;

– Inhaltsverzeichnis (bei längeren Gebrauchsanleitungen);

– kurze Beschreibung der Aufgaben, die das Produkt ausführen kann;

– handlungsorientierte Information für jede Aufgabe, einschließlich Sicherheitsanweisungen undVorsichtsmaßregeln, beispielsweise Hinweise für Installation und Inbetriebnahme (Aufgabe 1,Aufgabe 2 ...), allgemeine Angaben über den sicheren Umgang mit dem Produkt, sofern diesenicht bereits in Bezug auf die Aufgaben gemacht wurden, sowie über Wartung, Pflege und Stö-rungshilfe;

– technische Daten;

– Anschriften von Kundendienststellen und Angaben zu Hotlines;

– Stichwortverzeichnis (bei Produkten, die die Ausführung mehrerer Aufgaben ermöglichen,oder bei längeren Gebrauchsanleitungen);

– herausnehmbare Kurzanleitung (bei Produkten, die die Ausführung mehrerer Aufgaben odervon Aufgaben in mehreren Teilschritten ermöglichen);

– Liste typischer Bedienungsfehler, deren Ursachen und mögliche Lösungen;

– Informationen über die Benutzerfreundlichkeit des Produkts und über Wiederverwertungsmög-lichkeiten;

– Hinweis auf die Verfügbarkeit der Gebrauchsanleitung in anderer als gedruckter Form, wie z. B.Videokassette, CD-ROM, Internet-Seite usw.

3. Gesonderte Gebrauchsanleitungen für verschiedene Modelle eines Produkts

Gebrauchsanleitungen enthalten manchmal Informationen über verschiedene Modelle oder Aus-führungen eines Produkts. Es ist ratsam, dass für jedes einzelne Modell eine gesonderte Ge-brauchsanleitung vorliegt, insbesondere wenn Verwechslungen ein Sicherheitsrisiko darstellenkönnten.

Die Berücksichtigung verschiedener Produktausführungen in einer einzigen Gebrauchsanleitungist unter Umständen annehmbar, wenn Unterschiede zwischen den einzelnen Produktausfüh-rungen keine Unterschiede zwischen den Handlungsschritten bewirken (z. B. unterschiedlicheZusatzfunktionen eines Telefax-Geräts bei einigen Modellen, jedoch identische Grundbedie-nungsschritte für das Senden einer Telefax-Nachricht).

4. Sicherheitsanweisungen und Vorsichtsmaßregeln

Die Sicherheit betreffende Anweisungen, Vorsichtsmaßregeln und Warnhinweise erscheinen amAnfang der Gebrauchsanleitung in hervorgehobener Form und verwenden die auf dem Produktselbst angebrachten Piktogramme. Diese Anweisungen, Vorsichtsmaßregeln und Warnhinweisewerden erforderlichenfalls an den jeweils relevanten Stellen wiederholt.

Darüber hinaus lässt sich die Einweisung der Benutzer in die sichere Handhabung des Produktsam besten dadurch erzielen, dass die deutlich hervorgehobenen Sicherheitsanweisungen undVorsichtsmaßregeln mit der bei der normalen Benutzung einzuhaltenden Abfolge der Hand-lungsschritte verknüpft werden.

Typische Bedienungsfehler werden im Rahmen der Handlungsabfolge, in der sie auftreten kön-nen, angeführt.

5. Sprache der Gebrauchsanweisungen

Die Benutzer haben einfachen Zugang zu der Gebrauchsanleitung, zumindest in ihrer eigenenAmtssprache der Gemeinschaft, so dass sie von ihnen gelesen und leicht verstanden werdenkann. Im Interesse der Klarheit und Benutzerfreundlichkeit werden die unterschiedlichen Sprach-fassungen voneinander getrennt. Übersetzungen erfolgen nur aus der Originalsprache und tra-gen den kulturellen Besonderheiten des jeweiligen Sprachverwendungsgebiets Rechnung; dieserfordert, dass die Übersetzungen von entsprechend ausgebildeten Fachkräften aus demSprachkreis der Verbraucher, für die das Produkt bestimmt ist, erstellt und im Idealfall Verbrau-chern zum Testen ihrer Verständlichkeit vorgelegt werden.

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3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

6. Informationsvermittlung

Die Informationsvermittlung entspricht idealerweise den folgenden Anforderungen:

– hinreichende Klarheit und Genauigkeit;

– orthographische und grammatikalische Richtigkeit;

– Verwendung verständlicher Begriffe;

– soweit möglich Verwendung aktiver statt passiver Verbformen;

– Vermeidung unnötiger Fachausdrücke;

– Verwendung gebräuchlicher Ausdrücke;

– konsistente Verwendung von Begriffen (d. h. für die Bezeichnung ein und derselben Sache oderHandlung sollte durchgängig der gleiche Begriff verwendet werden);

– Schriftart ohne Verwechslungsmöglichkeit zwischen Kleinbuchstaben, Großbuchstaben undZahlen;

– Erläuterung und Ausschreibung von Abkürzungen;

– auf Illustrationen ist genau das abgebildet, was der Verbraucher sieht, sie enthalten nur die not-wendige Information und beinhalten je Illustration nur ein neues Informationselement;

– Symbole entsprechen den allgemein verwendeten Piktogrammen, sind leicht erkennbar undhaben stets die gleiche Bedeutung;

– wenn eine Kombination aus Text und Illustrationen verwendet wird, so ist eine der beiden Dar-stellungsarten als Leitmedium zu wählen;

– keine ausschließliche Verwendung von Bildern ohne Text, da dies nicht für Klarheit sorgt, weilBilder allein nicht immer hinreichend offenkundig sind.

7. Aufbewahrung von Gebrauchsanleitungen für Nachschlagezwecke

Um die private Archivierung und spätere Handhabung zu erleichtern, empfehlen sich angemes-sene Formate. Lose Blätter werden vermieden, und das Layout spiegelt die Gliederung der Infor-mation wider. Die verwendete Schriftart ist für die Verbraucher, insbesondere für ältere Men-schen, gut lesbar.

Die Hervorhebung wichtiger Informationen, wie z. B. von Sicherheitsratschlägen, ist nützlich.

(Quelle: Amtsblatt der Europäischen Union Nr. C 411 vom 31. Dezember 1998)

In der Europäischen Union bestehen zahlreiche rechtliche Vorgaben, nach denen praktischkein Produkt ohne Bedienungsanleitung in Verkehr gebracht werden kann. In vielen Fällenergibt sich diese Pflicht aus dem Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbraucherpro-dukte (� Abschn. 1.5.9). § 4 Abs. 4 besagt hierzu:

(4) Sofern in den Rechtsverordnungen nach § 3 keine anderen Regelungen vorgesehensind, ist, wenn

...

2. zur Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit bestimmte Regeln bei der Verwen-dung, Ergänzung oder Instandhaltung eines technischen Arbeitsmittels oder verwen-dungsfertigen Gebrauchsgegenstandes beachtet werden müssen, eine Gebrauchsan-leitung in deutscher Sprache beim Inverkehrbringen mitzuliefern.

Den Entwurf und das Erstellen von Anleitungen regelt die Europäische Norm EN 62079. Isteine Gebrauchsanleitung fehlerhaft, unvollständig oder – vollständig oder in Teilen – unver-ständlich formuliert, kann dies Auswirkungen auf die Beurteilung der Produkthaftung ha-ben, wenn durch unkorrekte Bedienung ein Schaden entstanden ist.

Die Anzahl der EU-Richtlinien, in denen Anforderungen an die Herstellung und Beschaffen-heit von Produkten festgeschrieben sind, wächst beständig. In ihnen sind auch Forderun-gen zu Art, Umfang und Inhalt von Betriebs- bzw. Bedienungs- und Gebrauchsanleitungenenthalten, die zu beachten sind.

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3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Einige Beispiele:

– Die Maschinen-Richtlinie 2006/42/EG, die zum 29.12.2009 die bisherige Richtlinie 98/37/EG abgelöst hat, fordert die Erstellung einer Betriebsanleitung und enthält teilweiseausführliche Aussagen zu deren Inhalt.

– Die Richtlinie für persönliche Schutzausrüstungen 89/686/EWG bestimmt, dass dieAtemschutz-PSA (persönliche Schutzausrüstung zum Schutz gegen gefährliche Stoffe)mit einer Gebrauchsanweisung ausgestattet sein muss. Allen übrigen persönlichenSchutzausrüstungen muss eine Informationsbroschüre beiliegen, deren Inhalte in derRichtlinie gelistet sind.

– Die Medizinprodukte-Richtlinie 93/42/EWG fordert ausdrücklich die Bereitstellung vonInformationen durch den Hersteller in Form von Gebrauchsanweisungen oder Benutzer-informationen, die jedem Produkt in seiner Verpackung beigelegt sein müssen. Die we-sentlichen Inhalte einer solchen »Packungsbeilage« sind in einer Anlage zur Richtlinieaufgelistet.

Ein Verstoß gegen eine EU-Richtlinie kann zur Folge haben, dass die Anbringung derCE-Kennzeichnung im Nachhinein als unrechtmäßig beurteilt wird.

Die im deutschen wie im europäischen Recht getroffenen Aussagen über die Inhalte vonBenutzerinformationen sind häufig nicht sehr konkret und seitens des Herstellers ausfüh-rungsbedürftig. Detailliertere Anforderungen ergeben sich aus Einzelurteilen des Bundes-gerichtshofes.

Für den verantwortlichen Verfasser von Anleitungen ist es naturgemäß sehr schwierig, hierauf dem Laufenden zu bleiben; Fachverbände wie der VDI geben dazu nützliche Hinweise.

3.4.1.2 Montage-, Wartungs- und Reparaturanleitungen

Ein sachgerechter Betrieb eines Produktionsmittels, etwa einer Maschine, setzt eine sach-gerechte Betriebsbereitmachung ebenso wie eine qualifizierte Wartung und Instandhaltungvoraus. Montage-, Wartungs- und Reparaturanleitungen sind spezielle Formen der Anlei-tung, die sich überwiegend nicht an Konsumenten, sondern an Fachleute wenden.

Eine gute Dokumentation der notwendigen Wartungsarbeiten und eine vom aufgetretenenFehler ausgehende, konsequent die Ursachen aufdeckende und anschauliche Reparatur-anleitung machen heute einen wichtigen Teil der Produktqualität des dokumentierten Be-triebsmittels aus, da sie dazu beitragen, Ausfallzeiten gering zu halten. In Zusammenhangmit der immer häufiger in Unternehmen praktizierten dezentralen Störungsbeseitigungdurch autonome Instandhaltung, die von den wartungstechnisch geschulten Produktions-mitarbeitern selbst geleistet wird, wird eine Verbindung von Montage-, Bedienungs-, War-tungs- und Reparaturanleitungen immer wichtiger.

3.4.2 Stücklisten und Normteile

In Lehrbuch 1, Abschnitt 2.2.4.2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass ein industriell ge-fertigtes Produkt in der Regel in einem mehrstufigen Prozess aus verschiedenen Einzeltei-len bzw. Baugruppen zusammengefügt wird. Dort wurden auch Beispiele für die Abbildungder Erzeugnisgliederung in Stücklisten gezeigt und verschiedene Stücklistenarten unter-schieden. Darauf sei an dieser Stelle verwiesen.

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3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

Die durch Stücklisten dokumentierten Produkte werden häufig Normteile enthalten, die fol-gende Vorteile bieten:

– Genormte Teile sind zueinander kompatibel;

– der Austausch genormter Teile ist unproblematisch;

– durch Normung wird gleich bleibende Qualität sichergestellt;

– Normteile entsprechen Sicherheitsstandards;

– die Verwendung von Normteilen ermöglicht rationalisierte Prozesse.

Zu letzterem Punkt ist anzumerken, dass erst durch die Vereinbarung von Normen in Zu-sammenarbeit von betrieblicher Praxis und wissenschaftlicher Arbeit die industrielle Ar-beitsteilung, wie sie heute praktiziert wird, möglich wurde: Dank Normung sind internatio-nale Zulieferketten, Serien- und Massenfertigung und internationale Vermarktung heuteselbstverständlich. Nationale und internationale Normung wird ausführlich in Lehrbuch 1,Abschnitt 1.5 behandelt.

Eine Vielzahl von Herstellern produzieren Normteile, die in Normteilkatalogen angebotenwerden. Solche Kataloge werden häufig als Hilfsmittel bei der Erstellung bzw. Nutzung vonStücklisten heranzuziehen sein. Elektronische Datenbanken auf CD-ROM, seit einigenJahren auch im Internet im Aufbau, können hier eine bessere Überschaubarkeit herstellen.

3.4.3 Zeichnungen

Technische Zeichnungen dienen der Informationsweitergabe und Verständigung zwischenverschiedenen betrieblichen Bereichen, etwa Entwicklung, Konstruktion, Montage, Ferti-gung, Wartung usw., aber auch zwischen Lieferanten und Kunden. Sie visualisieren alle fürihren jeweiligen Zweck notwendigen Teile vollständig, eindeutig und in einer für jede techni-sche Fachkraft verständlichen Weise, wobei sie ggf. durch Schriftfelder und Stücklisten zuergänzen sind.

Die allgemeine Verständlichkeit technischer Zeichnungen resultiert daraus, dass die Re-geln, nach denen sie erstellt werden, und die Elemente, die in ihnen verwendet werden, inDIN-Normen festgelegt sind. Die Beachtung und Verwendung von DIN-Normen ist rechtlichnicht vorgeschrieben, hat sich in der Praxis aber flächendeckend durchgesetzt, denn: Wersich nach DIN-Normen richtet, handelt im Zweifel ordnungsgemäß.

Der Industriemeister, der in der Lage sein muss, technische Zeichnungen zu verstehen undSkizzen und Entwürfe selbst zu fertigen, hat sich in seiner technischen Ausbildung bereitsausführlich mit technischen Zeichnungen auseinandergesetzt. Deshalb soll an dieser Stellekeine ausführliche Darstellung zum technischen Zeichnen, sondern lediglich eine knappeEinführung erfolgen.

3.4.3.1 Arten von Zeichnungen

Einer Zeichnung geht im Allgemeinen eine Skizze voraus. Zudem werden zu komplexenGegenständen (Maschinen, Produkte), die aus mehreren Teilen bestehen, auch mehrereZeichnungen erstellt werden müssen.

Eine Auswahl der wichtigsten Begriffe im Zeichnungs- und Stücklistenwesen (nach DIN199-1) zeigt die folgende Übersicht:

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3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Skizze Nicht unbedingt maßstäbliche, vorwiegend freihändig erstellteZeichnung

Technische Zeichnung Zeichnung in der für technische Zwecke erforderlichen Art undVollständigkeit

Entwurf Fassung, über deren endgültige Ausführung noch nichtentschieden wurde

Einzelteilzeichnung Technische Zeichnung, die ein Teil, das unzerstört nicht inweitere Bestandteile zerlegt werden kann (Einzelteil), ohne dieräumliche Zuordnung zu anderen Teilen darstellt (wird auch alsTeilzeichnung bezeichnet)

Gruppenzeichnung Maßstäbliche technische Zeichnung, die die räumliche Lage unddie Form der zu einer Gruppe zusammengefassten Teile darstellt

Hauptzeichnung*) Technische Zeichnung für die Darstellung eines Erzeugnissesin seiner obersten Strukturstufe

Konstruktionszeichnung Technische Zeichnung, die einen Gegenstand in seinem vorgese-henen Endzustand darstellt

Begriffe aus dem Zeichnungs- und Stücklistenwesen *) Hauptzeichnungen wurden früher

als Gesamtzeichnungen bezeichnet

3.4.3.2 Anfertigen von Skizzen, Entwürfen und Zeichnungen

Der Industriemeister muss in der Lage sein, Skizzen und Entwürfe selbst anzufertigen, z. B.

– um Einzelteile, die in seinem Verantwortungsbereich gefertigt werden sollen, aus Grup-pen- und Hauptzeichnungen heraus zu skizzieren,

– um nachvollziehbare Fertigungsunterlagen für erstmals anzufertigende Werkzeuge, Vor-richtungen, Hilfsmittel oder nicht fertig erhältliche Ersatzteile bereitzustellen.

Skizzen müssen zwar nicht, sollten aber maßstäblich gezeichnet sein, um die Maße desWerkstücks im Verhältnis wiederzugeben und damit ein bereits einigermaßen zutreffendesAbbild des Werkstücks zu liefern.

Skizziert wird wie folgt:

– Mittellinien werden zuerst gezogen,

– die Formen werden zunächst in dünnen Linien vorgezeichnet,

– die Linien werden nachgezogen und mit Maßen versehen,

– Maßtoleranzen und Oberflächenzeichen werden eingesetzt,

– Schnittflächen werden durch Schraffuren gekennzeichnet.

Liegt das Werkstück, das skizziert werden soll, vor, können dessen Maße mit Hilfe geeigne-ter Messinstrumente (Messschieber, Messschraube, Tiefenmessgerät usw.) abgenommenund in die Skizze übertragen werden.

Bei der Übertragung einer Skizze in eine Zeichnung ist ein Zeichnungsmaßstab zu wäh-len und anzugeben.

Es folgt eine Tabelle zu nach DIN ISO 5455 empfohlenen Maßstäben:

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Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg 85

3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

Vergrößerungsmaßstab 50:1 20:1 10:1

natürlicher Maßstab 1:1 1:1 1:1

Verkleinerungsmaßstab 1:2 1:5 1:101:20 1:50 1:1001:200 1:500 1:10001:2000 1:5000 1:10000

Empfohlene Maßstäbe nach DIN ISO 5455

Für die Anfertigung von Zeichnungen kommen die folgenden Verfahren in Betracht.

Manuelle Zeichnung: Zeichnung auf Transparentpapier, die mit Bleistift entworfen und mitTusche – entweder auf demselben Bogen oder auf einem zweiten, über den Entwurf geleg-ten Bogen – ausgeführt wird. Bei der Ausführung als Tuschezeichnung empfiehlt sich dasEinhalten einer Reihenfolge, nach der zunächst die Mittellinien, danach Kreise und Bögen,dann – links oben beginnend – erst alle waagerechten, darauf alle senkrechten undschließlich die schrägen Linien nachgezogen werden. Anschließend werden nacheinanderdie Maßlinien, Maßhilfslinien, Maßlinienbegrenzungen, Maßzahlen, Toleranzangaben,Oberflächenzeichen und sonstigen Angaben ausgeführt. Die Anbringung der Schraffurenund das Ausfüllen des Schriftfeldes erfolgt zuletzt. Bei der Erstellung manueller Zeichnun-gen werden eine Reihe von Hilfsmitteln benutzt: Zeichenplatten (für kleinere Formate) bzw.Zeichentische, Zeichenschienen, Zirkel, verschiedene Schablonen (Rundungs-, Loch-, El-lipsen-, Parabel-, Hyperbel-, Schriftschablonen) und Lineale, Bleiminenstifte, Tuschefüllerund Radierer (Radiergummis, -messer, Tuscheradierer mit Lösungsmittel) sind hier vor al-lem zu nennen.

Rechnergestützt erstellte Zeichnung: Die Praxis bedient sich zunehmend elektronischerZeichenanlagen, die als CAD-Anlagen bezeichnet werden. CAD steht dabei für ComputerAided Drafting (rechnerunterstütztes Zeichnen) oder auch Computer Aided Design (rech-nerunterstütztes Konstruieren), wobei die Übergänge zwischen Zeichnen und Konstruierenhäufig fließend sind. CAD-Anlagen sind heute meist hochleistungsfähige Personal Computermit speziellen Peripheriegeräten, vor allem Zeichentabletts (Digitalisiertabletts) und Lichtgrif-feln zur Dateneingabe und Trommel- oder Flachbettplottern zur Datenausgabe. Für verschie-dene Aufgabenstellungen und Arbeitsbereiche wird inzwischen eine Fülle von CAD-Softwareangeboten. Mittels CAD können Zeichnungen schneller und exakter erstellt werden, alsdies manuell möglich wäre. Vor allem sind die einmal gespeicherten Zeichnungen wieder-und weiterverwendbar, vergrößer- und verkleinerbar. In ihrem Informationsgehalt sollten siesich aber nicht von manuellen Zeichnungen unterscheiden.

Gezeichnet wird in der Regel auf Bögen der Formatreihe A (DIN A0 bis DIN A4). Das eben-falls größengenormte Schriftfeld muss so angebracht werden, dass es nach dem Falten aufdas Format A4 in Leserichtung zu sehen ist.

3.4.3.3 Projektionszeichnungen

Durch technische Zeichnungen werden dreidimensionale Körper in der Ebene, also aufzwei Dimensionen, dargestellt. Dabei bieten sich verschiedene Darstellungsformen und-techniken an (siehe auch die übernächste Abbildung):

– Die orthogonale Projektion (Normalprojektion), die nur »flache« Seitenansichtenzeigt und damit meist mehrere Zeichnungen erforderlich macht, die den Körper aus ver-schiedenen Ansichten darstellen;

– die axonometrische Projektion, bei der parallele Linien auch parallel gezeichnet werden;

– die aus dem künstlerischen Zeichnen und Malen bekannte Fluchtpunktperspektive.

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3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Explosionszeichnung einer Rotationsdruckmaschine

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3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

Darstellung eines Körpers in

a) Normalprojektion, b) axonometrischer Projektion, c) perspektivischer Darstellung mit einem Fluchtpunkt

Axonometrische und perspektivische Darstellungen werden von leistungsfähigen 3D-CAD-Programmen aus Normalprojektionen erstellt. Für Montage- und Gebrauchsanleitungenwird dabei häufig die Form der Explosionszeichnung gewählt.

3.4.4 Statistiken und technische Tabellen

Tabellen spielen in der täglichen Praxis der im technischen Bereich tätigen Fachkräfte einegroße Rolle. Sie werden zur Wiedergabe und übersichtlichen Darstellung von Maßeinhei-ten, Konstanten, Messwerten usw. benutzt. Technische Daten von Bauteilen, Maschinenund Produkten werden oft in technischen Tabellen zusammengefasst und abgebildet.

Trotz der weiten Verbreitung von Taschenrechnern und Computern sind in allen techni-schen Bereichen nach wie vor Tabellenbücher im täglichen Gebrauch, da sie mitführbarund jederzeit unkompliziert nutzbar sind. Zunächst zum Aufbau einer Standard-Tabelle:

Aufbau einer Standard-Tabelle

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88 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Für alle Tabellen gilt, dass ein klarer Aufbau mit deutlich und eindeutig bezeichneten Vor-spalten und Kopfzeilen und schlüssiger Gliederung den Nutzen erhöht. Die GestaltungstatistischerTabellen ist darüber hinaus in DIN 55301 festgelegt. Danach hat eine Tabellefolgende Bestandteile (siehe auch die letzte Abbildung):

– Überschrift (u. U. ergänzt um wichtige Angaben),– Tabellenkopf (oberste Zeile ohne Vorspalte),– Vorspalte,– Zeilen,– Spalten,– ggf. Fußnoten.

Leere Felder einer Tabelle werden üblicherweise wie folgt ausgefüllt:

X = Angabe kann nicht gemacht werden

– = Nichts, der Zahlenwert beträgt genau Null

0 = Der Zahlenwert ist größer als Null, kann aber in den Einheiten der Tabelle nichtangegeben werden

.. = Angabe erfolgt später

Folgende Anforderungen sind an Tabellen zu stellen:

– Übersichtlichkeit,– leichte Lesbarkeit,– unmissverständliche Bezeichnungen und– Angabe der Dimension.

Der Aufbau von Tabellen, in denen das gemeinsame Auftreten von mehr als zwei Merkma-len dargestellt werden soll, ist im Allgemeinen schwierig, wenn nicht unmöglich, weil Tabel-len die dritte Dimension fehlt.

Auf Anwendungsgebiete, Erhebungsverfahren und Methoden der Datenaufbereitung wirdin Abschnitt 5.4 ausführlich eingegangen.

3.4.5 Diagramme und Nomogramme

Wenn Abhängigkeiten von Sachverhalten dargestellt werden sollen, bieten sich Diagram-me oder Nomogramme an.

Die wichtigsten Formen von Diagrammen sind

– Stab- oder Säulendiagramm: Häufigkeiten werden durch die Höhe bzw. Länge von Stä-ben oder Säulen ausgedrückt.

– Kreisdiagramm: Häufigkeiten werden durch die sektorale Aufteilung einer Kreisflächedargestellt.

– Kurvendiagramm: Grafische Darstellung von Häufigkeiten durch Kurven in einem Koor-dinatensystem.

– Flächendiagramm: Grafische Darstellung von Häufigkeiten durch Flächen (flächenpro-portionale Darstellung).

– Piktogramm: Häufigkeiten werden durch eine unterschiedliche Anzahl von Bildsymbo-len oder durch unterschiedlich große Bildsymbole dargestellt.

– Kartogramm: Häufigkeiten werden – unter Verwendung der beschriebenen Diagramm-formen – in einer Landkarte abgebildet.

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3 Information, Kommunikation und Planung 3.4 Technische Unterlagen

Welche Diagrammform zu wählen ist, hängt davon ab, welcher Sachverhalt mit dem Dia-gramm dargestellt und welche Informationen der Betrachter daraus gewinnen soll. Außer-dem muss darauf geachtet werden, dass sinnvolle Dimensionierungen gewählt werden,also z. B. angemessene Skalen- bzw. Achsenwerte, angemessene Klassenbreiten usw.

Die folgenden Abbildungen zeigen die Umsetzung einer Wertetabelle durch verschiedeneFormen von Diagrammen.

Dabei wird deutlich, dass ein- und derselbe Sachverhalt je nach gewählter Darstellungs-form deutlich oder weniger deutlich vermittelt werden kann bzw. bestimmte Darstellungsfor-men für bestimmte Sachverhalte nicht sinnvoll sind.

Ein Sachverhalt, drei Darstellungsformen: Säulendiagramm, Kreisdiagramm, Kurvendiagramm (von oben)

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90 Der Industriemeister Lehrbuch 2 © FELDHAUS VERLAG, Hamburg

3.4 Technische Unterlagen 3 Information, Kommunikation und Planung

Ein Nomogramm ist eine Rechentafel, in der einfache Formeln grafisch so abgebildet wer-den, dass die Lösung einer Rechenaufgabe, die sich aus der Beziehung von Eingabewer-ten zueinander ergibt, aus der Darstellung abgelesen werden kann.

Unterschieden werden folgende Darstellungsarten:

Leitertafeln (Fluchtlinientafeln) bestehen aus Geraden, die durch ihre Unterteilungen anLeitern erinnern. Je nach Aufgabenstellung sind eine oder auch mehrere nebeneinanderliegende oder stehende Geraden (Doppelleitern, Dreifachleitern) erforderlich. Zum Ablesenwird meist ein Lineal als Hilfsmittel benötigt.

x

z

100 200 400 800 1600 3200 6400 12800

1280032008002005012,53,1250,78125

1248163264128

Dreifachleiter für z = x/y; Beispiel: 6400 : 32 = 200

Netztafeln spannen einen Lösungsraum (ein Netz) zwischen zwei senkrecht aufeinanderstehenden Geraden auf.

6

5

4

3

2

1

654321

z = 3

z = 5

Netztafel für x + y = z