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Lars Mautsch, Tobias Scheller und Andreas Helferich gehen in ihrem Artikel auf zwei unterschiedliche Aspekte ein: Zum einen beschreiben sie die Bachelor- und Master- Studienga ¨nge Wirtschaftsinformatik, die gemeinsam von den Universita ¨ten Stuttgart und Hohenheim angeboten werden, zum anderen zeigen sie auf, wie man ein Marke- tingkonzept fu ¨r einen Studiengang ent- wickeln kann. Gerade da sich Universita ¨ten auf versta ¨rkten Wettbewerb einstellen mu ¨ s- sen, scheint die Bescha ¨ftigung mit dem Marketing des Lehrangebots sehr zeitge- ma ¨ß. Auch ku ¨nftig gilt: Wenn Ihr Vorschla ¨ge oder Ideen fu ¨ r das Studentenforum habt, oder vielleicht selbst etwas schreiben mo ¨ chtet, so wendet Euch bitte an uns. Zur Kontaktaufnahme genu ¨ gen eine E-Mail, ei- ne Postkarte oder ein Anruf. șber Eure Zuschriften freuen wir uns. Bachelor-Abschlussprojekt: Marketingkonzept fu ¨r einen WI-Studiengang Die Universita ¨ten Hohenheim und Stutt- gart bieten seit dem Wintersemester 2001/02 gemeinsam den Bachelor-Studien- gang Wirtschaftsinformatik (Bachelor of Science in Information Systems) an. Damit ist der komplett neu konzipierte, sechs- semestrige Studiengang ein Vorreiter im Bereich der Umstellung nach den Richt- linien des Bologna-Prozesses. Seit dem Wintersemester 2004/05 wird zusa ¨tzlich ein weiterfu ¨ hrender Master-Studiengang angeboten, der in vier Semestern zum Mas- ter of Science in Information Systems fu ¨ hrt. Dabei lo ¨sen die Bachelor- und Master- Studienga ¨nge Wirtschaftsinformatik keinen bestehenden Diplomstudiengang ab, son- dern bauen auf den Strukturen auf, die in den Diplomstudienga ¨ngen Technisch ori- entierte BWL, Informatik und Software- technik an der Universita ¨t Stuttgart sowie Wirtschaftswissenschaften an der Univer- sita ¨t Hohenheim bestehen. Dabei wurden die am besten geeigneten Veranstaltungen der beteiligten drei Fakulta ¨ten ausgewa ¨hlt und somit ein Programm zusammen- gestellt, mit dem die Studierenden nach sechs Semestern einen ersten berufsqualifi- zierenden Abschluss erreicht haben. Zu- sa ¨tzliche Veranstaltungen speziell fu ¨r die kleine Gruppe der Bachelor und Master Wirtschaftsinformatik (60 Pla ¨tze im Bache- lor und 20 im Master) runden das Angebot ab, wobei vor allem in der Wirtschafts- informatik durch zwei zusa ¨tzliche Profes- suren das Angebot stark erweitert werden konnte. Da die Vorlesungen auf drei Stand- orte im Umkreis von 15 Kilometern ver- teilt stattfinden, wird darauf geachtet, diese so zu legen, dass die Studierenden mo ¨ g- lichst maximal ein Mal am Tag den Campus wechseln mu ¨ ssen. Durch die Einbindung der Studierenden in die bestehenden Strukturen in Hohen- heim und Stuttgart stehen den Studieren- den die vielfa ¨ltigen studienbegleitenden Angebote beider Universita ¨ten offen, so dass ihnen ein reichhaltiges Angebot an Sprachkursen, Sportveranstaltungen und Austauschmo ¨ glichkeiten geboten wird. Wa ¨hrend Sprachkurse nicht verpflichtend sind (allerdings werden einige Veranstal- tungen im Master ausschließlich auf Eng- lisch angeboten), ist ein zweimonatiges Pflichtpraktikum wa ¨hrend des Bachelor- Studiums verpflichtend vorgeschrieben. Dieses leisten viele der Studenten bei orts- ansa ¨ssigen Arbeitgebern wie Bosch, Por- sche, IBM oder Hewlett-Packard ab, aber auch im Ausland absolvieren die Studieren- den ihre Praktika, z. B. bei Daimler-Chrys- ler in Mexiko. In den ersten vier Semestern des Bache- lor werden die Grundlagen gelegt, auf de- nen vertiefende Veranstaltungen und das Bachelor-Abschlussprojekt im fu ¨ nften und sechsten Semester aufbauen. Im Folgenden soll zuerst die Rolle des Bachelor-Ab- schlussprojekts erla ¨utert und abschließend ein Projekt, an dem wir zusammen beteiligt waren, na ¨her beschrieben werden. Rolle des Abschluss- projekts im Bachelor- Studiengang Wa ¨hrend des Bachelor-Studiums in Stutt- gart sind zwei Semester fu ¨ r die Durchfu ¨ h- rung eines Abschlussprojekts vorgesehen. Allerdings finden weiterhin Lehrveranstal- tungen – wenn auch in geringerem Maße – WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 2, S. 148 151 Zuschriften bitte an Universita ¨t Karlsruhe (TH) Institut fu ¨r Informationswirtschaft und -management Lehrstuhl Informationsbetriebs- wirtschaftslehre Prof. Dr. Ch. Weinhardt Redaktion Studentenforum z. Hd. Dipl.-Wi.-Ing. Henner Gimpel Englerstraße 14 76131 Karlsruhe 0721 608-8374 [email protected] WI – Studentenforum Ausgabe 69 WI – Studentenforum

Bachelor-Abschlussprojekt: Marketingkonzept für einen WI-Studiengang

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Page 1: Bachelor-Abschlussprojekt: Marketingkonzept für einen WI-Studiengang

Lars Mautsch, Tobias Scheller und AndreasHelferich gehen in ihrem Artikel auf zweiunterschiedliche Aspekte ein: Zum einenbeschreiben sie die Bachelor- und Master-Studiengange Wirtschaftsinformatik, diegemeinsam von den Universitaten Stuttgartund Hohenheim angeboten werden, zumanderen zeigen sie auf, wie man ein Marke-tingkonzept fur einen Studiengang ent-wickeln kann. Gerade da sich Universitatenauf verstarkten Wettbewerb einstellen mus-sen, scheint die Beschaftigung mit demMarketing des Lehrangebots sehr zeitge-maß.

Auch kunftig gilt: Wenn Ihr Vorschlageoder Ideen fur das Studentenforum habt,oder vielleicht selbst etwas schreibenmochtet, so wendet Euch bitte an uns. ZurKontaktaufnahme genugen eine E-Mail, ei-ne Postkarte oder ein Anruf. �ber EureZuschriften freuen wir uns.

Bachelor-Abschlussprojekt:Marketingkonzept fur einen WI-Studiengang

Die Universitaten Hohenheim und Stutt-gart bieten seit dem Wintersemester2001/02 gemeinsam den Bachelor-Studien-gang Wirtschaftsinformatik (Bachelor ofScience in Information Systems) an. Damitist der komplett neu konzipierte, sechs-semestrige Studiengang ein Vorreiter imBereich der Umstellung nach den Richt-linien des Bologna-Prozesses. Seit demWintersemester 2004/05 wird zusatzlichein weiterfuhrender Master-Studiengangangeboten, der in vier Semestern zum Mas-ter of Science in Information Systemsfuhrt.Dabei losen die Bachelor- und Master-

Studiengange Wirtschaftsinformatik keinenbestehenden Diplomstudiengang ab, son-dern bauen auf den Strukturen auf, die inden Diplomstudiengangen Technisch ori-entierte BWL, Informatik und Software-technik an der Universitat Stuttgart sowieWirtschaftswissenschaften an der Univer-sitat Hohenheim bestehen. Dabei wurdendie am besten geeigneten Veranstaltungender beteiligten drei Fakultaten ausgewahltund somit ein Programm zusammen-gestellt, mit dem die Studierenden nachsechs Semestern einen ersten berufsqualifi-zierenden Abschluss erreicht haben. Zu-satzliche Veranstaltungen speziell fur diekleine Gruppe der Bachelor und MasterWirtschaftsinformatik (60 Platze im Bache-lor und 20 im Master) runden das Angebotab, wobei vor allem in der Wirtschafts-informatik durch zwei zusatzliche Profes-suren das Angebot stark erweitert werdenkonnte. Da die Vorlesungen auf drei Stand-orte im Umkreis von 15 Kilometern ver-teilt stattfinden, wird darauf geachtet, dieseso zu legen, dass die Studierenden mog-lichst maximal ein Mal am Tag den Campuswechseln mussen.

Durch die Einbindung der Studierendenin die bestehenden Strukturen in Hohen-heim und Stuttgart stehen den Studieren-den die vielfaltigen studienbegleitendenAngebote beider Universitaten offen, sodass ihnen ein reichhaltiges Angebot anSprachkursen, Sportveranstaltungen undAustauschmoglichkeiten geboten wird.Wahrend Sprachkurse nicht verpflichtendsind (allerdings werden einige Veranstal-tungen im Master ausschließlich auf Eng-lisch angeboten), ist ein zweimonatigesPflichtpraktikum wahrend des Bachelor-Studiums verpflichtend vorgeschrieben.Dieses leisten viele der Studenten bei orts-ansassigen Arbeitgebern wie Bosch, Por-sche, IBM oder Hewlett-Packard ab, aberauch im Ausland absolvieren die Studieren-den ihre Praktika, z. B. bei Daimler-Chrys-ler in Mexiko.In den ersten vier Semestern des Bache-

lor werden die Grundlagen gelegt, auf de-nen vertiefende Veranstaltungen und dasBachelor-Abschlussprojekt im funften undsechsten Semester aufbauen. Im Folgendensoll zuerst die Rolle des Bachelor-Ab-schlussprojekts erlautert und abschließendein Projekt, an dem wir zusammen beteiligtwaren, naher beschrieben werden.

Rolle des Abschluss-projekts im Bachelor-Studiengang

Wahrend des Bachelor-Studiums in Stutt-gart sind zwei Semester fur die Durchfuh-rung eines Abschlussprojekts vorgesehen.Allerdings finden weiterhin Lehrveranstal-tungen – wenn auch in geringerem Maße –

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 47 (2005) 2, S. 148–151

Zuschriften bitte an

Universitat Karlsruhe (TH)Institut fur Informationswirtschaft und-managementLehrstuhl Informationsbetriebs-wirtschaftslehreProf. Dr. Ch. WeinhardtRedaktion Studentenforumz. Hd. Dipl.-Wi.-Ing. Henner GimpelEnglerstraße 1476131 Karlsruhe0721 [email protected]

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statt, so dass die Zeit nicht ausschließlichfur das Projekt investiert werden kann. Einquantitativer Richtwert fur den Aufwandbelauft sich auf ca. 600 Stunden pro Per-son. Das Abschlussprojekt ist fur die Errei-chung des Bachelor-Grades verpflichtend,d. h. es gibt keine Alternativen zur seinerDurchfuhrung. Zum Zeitpunkt der An-meldung mussen bereits 50% der Leis-tungspunkte erbracht worden sein.Das Abschlussprojekt verfolgt konkrete

Ziele:Methodisch: Die im theoretischen Studi-

um erlernten Techniken undMethoden sollen an einerkonkreten Aufgabe prakti-sche Anwendung finden.Hinzu kommt die Erlernungneuer Methoden und Tech-niken, wie z. B. aus den Be-reichen Projektmanagementoder Qualitatssicherung.

Praktisch: Die praktische Umsetzungund Anwendung des gelern-ten Stoffes dient der Vor-bereitung auf das spatere Be-rufsleben.

Personlich: Die Ausreifung oder Heran-reifung von Soft-Skills(Teamfahigkeit, Belastbarkeit,Kommunikationsfahigkeit,usw.) stellen ebenfalls wichti-ge Ziele des Abschlusspro-jekts dar.

Themen undDurchfuhrung

Im Rahmen jedes Studiums bieten sichMoglichkeiten ein Projekt zu (er-)schaffen,ein abgeschlossenes fortzufuhren oder einlaufendes zu ubernehmen. Es sollte im Ide-alfall im Team durchgefuhrt werden umauch die oben erwahnten Soft-Skills ent-wickeln zu konnen.Genauso wie die Studierenden die Mog-

lichkeit haben, ein Projekt zu initiieren,bieten die beteiligten Lehrstuhle verschie-dene Themen zur Bearbeitung an. Mittler-weile gibt es immer mehr Unternehmenaus Industrie und Wirtschaft die Interessedaran finden, Projekte anzubieten, um aufdiese Weise bereits erste Kontakte mit denStudierenden – vielleicht ihren zukunftigenNachwuchskraften – knupfen zu konnen.Unserer Erfahrung nach ist die Erarbeitungund Realisierung eigener Themenvorschla-ge von Vorteil. Dies gilt sicherlich nichtnur fur diesen speziellen Studiengang, son-dern soll alle Studierenden zu proaktivem

Handeln im Hinblick auf ihr – eventuellverpflichtendes – Abschlussprojekt anhal-ten. Außerdem mochten wir jeden dazu er-mutigen, Projekte nicht nur an den Lehr-stuhlen, sondern vor allem im Unterneh-men zu absolvieren. Auf diese Weise kanndas Abschlussprojekt bereits den erstenSchritt ins Berufsleben darstellen. Die An-siedlung im Unternehmen birgt allerdingsauch gewisse Risiken. Folgende Fragen sol-len eine kleine Hilfestellung dazu geben:& Ist das Abschlussprojekt auch noch in

einigen Monaten fur das Unternehmeninteressant?

& Bietet das Unternehmen einen angemes-senen Arbeitsplatz in einer adaquatenAbteilung?

& Werden die zu verwendenden Methodenund Techniken auch anderswo im Un-ternehmen eingesetzt?

& Gibt es einen eindeutigen Ansprechpart-ner?

Generell sollte das Thema eng mit dem ge-wahlten Studiengang verknupft sein. Nurso ist sichergestellt, dass ein sinnvoller Bei-trag zur Entwicklung des Studierenden,bzgl. der drei zuvor genannten Ziele, erfol-gen kann. Die Studierenden sollten einProjekt wahlen, in dem sie ihr erworbenesWissen einsetzen und erweitern konnen. Inwenigen Fallen ist es auch moglich, in ge-wissem Rahmen, fachfremde Projektedurchzufuhren. Diese Vorgehensweiseempfiehlt sich jedoch weniger und solltemit den entsprechenden Betreuern sorgfal-tig gepruft und abgewogen werden.

Zielsetzungeines Beispielprojekts

Im Folgenden wird die Durchfuhrung einesAbschlussprojekts an den UniversitatenStuttgart und Hohenheim exemplarisch ander Arbeit „Erstellung einesMarketingkon-zepts fur den Bachelor-Studiengang Wirt-schaftsinformatik“ dargestellt.Da es sich bei Bachelor-Studiengangen

der deutschen Universitaten im Allgemei-nen und beim Bachelor-Studiengang Wirt-schaftsinformatik in Stuttgart und Hohen-heim im Speziellen um neue Angebotehandelt, ist der Bekanntheitsgrad des Stu-diengangs nicht sehr hoch. Daruber hinaushaben die Bachelor-Absolventinnen und-Absolventen allgemein beim Berufsstartmit vielen unberechtigten Vorurteilen zukampfen. Daher entstand der Wunsch dieseAusgangslage und damit auch das Eigen-und Fremdbild des Bachelor-StudiengangsWirtschaftsinformatik zu verbessern.

Das vom Lehrstuhl fur Allgemeine Be-triebswirtschaftslehre und Wirtschafts-informatik II von Prof. Dr. Georg Herz-wurm betreute Beispiel-Projekt hatte zumZiel, im Wintersemester 2003/2004 undSommersemester 2004 ein integriertes on-und offline Marketing-Konzept fur denKooperationsstudiengangWirtschaftsinfor-matik der beiden Universitaten zu ent-wickeln und daraus hervorgehend einzelneMarketingmaßnahmen umzusetzen, umdie oben angefuhrten Missstande zu behe-ben. Bearbeitet wurde diese Problemstel-lung von zwei Studenten, Tobias Schellerund Lars Mautsch. Die Betreuung des Pro-jekts ubernahm Dipl.-Kfm. Andreas Hel-ferich vom Lehrstuhl von Professor Herz-wurm. Diese drei Personen sind auch dieAutoren dieses Artikels.

Grundsatzlich bedient sich das Marke-ting des Marketing-Mix (4P): Der Kom-munikationspolitik (promotion), der Preis-politik (price), der Produktpolitik (product)sowie der Vertriebspolitik (placement). Beidiesem Projekt lag das Hauptaugenmerkauf dem Aspekt der Kommunikationspoli-tik, da das Produkt Studiengang (Produkt-politik), der Preis durch den Gesetzgeber(Preispolitik) und die Vertriebskanale durchdie Art des Prasenzstudiums (Distribu-tionspolitik) bereits festgelegt waren.

Ablauf des Projekts

Das Projekt gliederte sich in drei Teile: Imersten Teil wurden die fur das Verstandnisnotwendigen theoretischen Grundlagenanhand einer Literaturrecherche erarbeitet,offene Fragestellungen des Hochschul-marketings im Team diskutiert und die me-thodische Vorgehensweise im Projektver-lauf erortert. Danach konnten diese Kennt-nisse und das im Studium erlernte Wissenmethodisch angewandt werden, um einMarketingkonzept zu erarbeiten. Schließ-lich sollte im dritten Schritt dieses Konzeptteilweise durch geeignete Marketingmaß-nahmen der Kommunikationspolitik um-gesetzt werden.

Das Marketing kann als Dienstleistungfur verschiedenste Anspruchsgruppen be-trachtet werden. Der Erfolg von Dienst-leistungen, wie z. B. des Marketings, ist zugroßen Teilen vom so genannten „ExternenFaktor“ abhangig. Dieser wird von denKunden erbracht und ist ein Grund, wa-rum deren fruhe Einbindung in den Ent-wicklungsprozess unabdinglich erscheint.Ausschlaggebend fur den Erfolg eines Mar-ketingkonzepts sind also in starkem Maße

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die Wunsche, welche die verschiedenenAnspruchsgruppen an die Kommunikationeiner Unternehmung, hier der Universitat,stellen. Diese Wunsche zu identifizierenund umzusetzen, muss im Interesse desMarketings liegen.Zur Verwirklichung dieser Ziele verwen-

dete das Projektteam die QualitatsmethodeQuality Function Deployment (QFD),welche zum Ziel hat, die Anforderungender Kunden an ein Produkt, hier das Mar-keting, zu identifizieren und in ausreichen-dem Maße umzusetzen. Dabei steht derAnspruch im Vordergrund, nicht allestechnisch Machbare umzusetzen, sonderndas umzusetzen, „was der Kunde will“, imkonkreten Fall also ihn nicht mit nutzloserund ungewunschter Werbung zu uberhau-fen. Als „Kunde“ wird hierbei nicht nurder Kaufer eines Produktes gesehen, son-dern auch alle Beteiligten des Umsetzungs-prozesses. Bild 1 zeigt die an QFD ange-lehnte Vorgehensweise im Projekt.Zuerst mussten die Kundengruppen (0)

identifiziert und nach diesem Schritt derenAnforderungen (1) an ein Studiengangs-marketing erhoben werden. Dies geschahdurch individuelle Einzelinterviews an bei-den Universitaten und durch eine abschlie-

ßende moderierte Gruppensitzung. In die-ser Sitzung, bei der Vertreter aller An-spruchsgruppen (in unserem Projekt warendies Studenten, Studienberatung, Professo-ren/Mitarbeiter, Wirtschaft, Alumni, sowieStudieninteressierte) teilnahmen, wurdendie Anforderungen nach Wichtigkeit ge-ordnet, um einen hohen Grad an Kunden-zufriedenheit bei der Realisierung errei-chen zu konnen. Ebenfalls konnten schoneinzelne Produktmerkmale (2) des Marke-tings identifiziert werden (Output). Dierestlichen Merkmale wurden durch dasEntwicklerteam erarbeitet. Beispiele furidentifizierte Produktmerkmale des Stu-diengang-Marketings sind erhohte Prasenzin Radio, TV und Printmedien oder dieOrganisation feierlicher Zeugnisverleihun-gen.Im nachsten Schritt wurden die Anfor-

derungen und konkrete Produktmerkmalein Beziehung zueinander gesetzt, um he-rauszufinden, welche Merkmale eine be-stimmte Kundenanforderung besondersstark erfullen und welche Merkmale einesMarketings zuerst realisiert werden sollten.Durch Multiplikation der Beziehungswertemit der Gewichtung der Inputs konntendie kritischen Produktmerkmale (4) identi-

fiziert werden, d. h. die Merkmale einesMarketingkonzepts, die zuerst umgesetztwerden sollten, da sie den großten Beitragzur spateren Kundenzufriedenheit leisten.In der Korrelationsanalyse (5) wurde

nun uberpruft, inwiefern sich bestimmteProduktmerkmale unterstutzen oder ge-genseitig ausschließen. Im Falle des Stu-diengangsmarketings konnte festgestelltwerden, dass die unterschiedlichen Marke-tingmerkmale gegenseitig unterstutzendwirken und sich allesamt nicht ausschlie-ßen. Abschließend wurden Sollwerte (6)erarbeitet, um spater bei der Umsetzungder Marketingmaßnahmen uber eine Er-folgskontrolle zu verfugen. Der zu Beginndes QFD-Prozesses geplante Wett-bewerbsvergleich musste wegen fehlenderVergleichsmoglichkeiten entfallen.

Ergebnisse des Projekts

Am Ende dieses Prozesses stand ein Kata-log an Produktmerkmalen, der den Verant-wortlichen des Studiengangs Anhaltspunk-te liefert, welche Merkmale der Kommuni-kation die Kunden besonders ansprechen,zu deren Zufriedenheit beitragen und letzt-endlich helfen, den Bekanntheitsgrad desStudiengangs zu erhohen. Aufbauend aufdiesen kritischen Produktmerkmalen ent-wickelte das Projektteam Marketingmaß-nahmen und setzte diese im Rahmen derzeitlichen und finanziellen Moglichkeitenum. Dazu zahlen insbesondere:& Eine Internetseite fur den Studiengang

Wirtschaftsinformatik (basierend aufdem Open-Source-Content-Manage-ment-System Typo3) (erreichbar unterwww.winfohost.de, siehe auch Bild 2),

& Printwerbung in Form von Flyern uberden Studiengang,

& die Organisation einer Abschlussfeierfur die Absolventen des Studiengangs

& Mailinglisten,& die Einrichtung eines Presseverteilers,& die Erstellung einer Standardprasenta-

tion uber den Studiengang.In die Internetseite wurden daruber hinauseine Absolventendatenbank in der Formeines Jahrbuches sowie eine Dokumenten-datenbank fur den Studiengang integriert.Die Absolventendatenbank dient der Bin-dung der Alumni an ihre ehemaligen Uni-versitaten und ermoglicht es der Wirt-schaft, sich ein eigenes Bild uber die Poten-ziale der Absolventen zu machen. DieDokumentendatenbank ermoglicht allenBeteiligten einen einfachen Zugriff auf In-formationen rund um das Studium. Die In-

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Bild 1 Quality Function Deployment (QFD)-Prozess im Abschlussprojekt

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ternetseite bietet somit allen Anspruchs-gruppen die Moglichkeit der schnellen undeinfachen Informationssuche und Kontakt-aufnahme.

Fazit

Zusammenfassend lasst sich uber diesesProjekt sagen, dass in den zehn Monatenausreichend Moglichkeit bestand, die theo-retischen Kenntnisse in der Praxis anzu-wenden und die eigenen sozialen Kom-petenzen zu erweitern. Interviews vor-zubereiten und zu fuhren, sowie diePlanung und Durchfuhrung einer mode-rierten Gruppensitzung sind sehr wertvolleErfahrungen fur das spatere Berufsleben.Die Arbeit ermoglichte Einblicke in die

Besonderheiten der universitaren Struktu-ren und des Hochschulmarketings. DieAnwendung von QFD fur das immaterielleProdukt „Marketing“ uber den Zeitraumvon knapp einem Jahr bot die Chance, sichneben Marketingwissen wertvolle Kennt-nisse im Bereich Qualitatsmanagement an-zueignen. Dieses Wissen kann im Master-Studium, welches ebenfalls in Kooperationder Universitaten Hohenheim und Stutt-gart angeboten wird, weiter vertieft wer-den. Auch die Koordination und Kom-munikation in der Gruppe uber solch einenlangen Zeitraum war eine wertvolle Erfah-rung. Daher mochten wir allen Bachelor-Studenten anraten, falls moglich, das Ab-schlussprojekt in Teamarbeit durchzufuh-ren.In einem sich eventuell spater anschlie-

ßenden Master-Studium ist die oben be-

schriebene Art des Abschlussprojekts nichtimmer vorgesehen. Das Bachelor-Ab-schlussprojekt wird dann in der Regeldurch die Master-Thesis ersetzt, welche we-sentlich mehr �bereinstimmungen mit ei-ner Diplomarbeit aufweist. Da ein Master-Studiengang auch auf eine wissenschaftlicheLaufbahn vorbereiten soll, sind bei dieserdie Anforderungen an die wissenschaftlicheVorgehensweise deutlich hoher als bei demBachelor-Abschlussprojekt.

Autoren:Lars Mautsch, B.Sc. ([email protected])Tobias Scheller, B.Sc. ([email protected])Beide Absolventen des Bachelor-StudiengangsWirtschaftsinformatik

Dipl.-Kfm. Andreas Helferich, M.Sc.([email protected])Wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl fur Wirtschafts-informatik II (Unternehmenssoftware)der Universitat Stuttgart undBetreuer des beschriebenen Abschlussprojekts

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Bild 2 Screenshot der Webseite – Communitybereich

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