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I 'GROSSE NATUR.FORSCH.ER HERAUSGEGEBENVON DR. H. W. FR!CKHINCER ÄLBERTUS MAGNUS ALS \BIOLOGE :: W E R K' U N D U R S P R. U N G B an d 1 ALBERlUS MAGNUS Von ., HEINRICH BALSS Mit 37 Abbildungen im Text . i l 9 4 7 1 9 4 7 WISSENSCHAFTLICHE V . . M. B. 11. WISSENSCHAFTLICHE VERLAGS GESELLSCHAFT M. B. H. STUTTGART

Balss Albertus Magnus 1947

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Albertus Magnus

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    'GROSSE NATUR.FORSCH.ER HERAUSGEGEBENVON DR. H. W. FR!CKHINCER

    LBERTUS MAGNUS ALS \BIOLOGE

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    W E R K' U N D U R S P R. U N G B an d 1

    ALBERlUS MAGNUS Von

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    HEINRICH BALSS

    Mit 37 Abbildungen im Text

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    ALBERT VON BOLLSTAEDT, genannt der Grosse. Krummstab und Mitra, Dir waren sie, Albert, einstens zur Last ; Ssser ist's in der Weisheit Schosse geborgen zu sein.

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    Albert. Magnus, nach einem Kupferstit:;h voi;i Theodor de Bry (1597). Dieaer Stecher stammte aus einer wallonischen .Familie, die 1590 aus Liltticb nach

    ',Frankfurt am J4aia eingewandert war. ])er SticJi, der hier nach ,emein Liebt~ , . abgebllclet iat, st-t wohl aus Boiuard'11 Iconu virium illudrl...,..:

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    I EINLEITUNG

    Pi~ Wissensc~aft des Mittelalter; gilt in weiten Kreisen heute fr_ de und langweiiig - fr scholastische Spitzfindigkeiten sollen wif kein Verstndnis mehr haben: Das Verhltnis 'von_ Theologie und Philosophie, von Glauben und Wissen - das, Hauptproblem der damaligen Zeit, ist fr 'viele heute ohne Interesse und die Naturwissenschaft, auf der die Blte der heu-tigen Zeit beruhe, soll damals ganz im Argen gelegen haben.

    Eine solche Auffassung, die auf den positivistischen Anschau- _ ungen des neunzehnten Jahrhunderts beruht, mu aber jetzt fr berholt gelten. Die philosophischen Probleme der Univer-

    salien, d. h. der Geltung unserer Allgemeinbegriffe, der Dualis-mus von Seele und Leib, der Primat des Willens oder des Ver~ standes sind auch fr uns noch Fragen, deren Lsungsver-suche in der mittelalterlichen Philosophie interessieren. Und die Ansicht von der vlligen Unfruchtbarkeit des Mittelalters auf dem Gebiete der Naturwissenschaften hat einer vorurteils-loseren Wrdigung Platz zu machen. Wenn wfr hren, da die Mechanik des Galilei schon im vierzehnten Jahrhundert an der Pariser Universitt anticipiert wurde, da der Verfasser einer Schrift ber den Magneten (1269) bereits allgemein die Ergn-zung der Naturphilosophie und Mathematik durch die experi-mentelle Methode forderte, da ein Buridan (ca. 1300-1360) die aristotelische Physik als irrig erkannte und in seiner Im-petustheorie annahm, da der Beweger dem Bewegten (z. , einem geworfenen Steine) einen Eindr.;,ck (Impetus) einprgt,

    7

  • 1. TE 1 L

    GESCHICHTE DER BIOLOGIE IM ALTERTUM. . : UND DEUTSCHEN MITTELALTER.

    D1~i\Viss~~schaftliche. B~chftigu~g ~i~ .der Pflanzen~ und Tierwelt hatte in der Antfe mit Aristoteles (geb. 384 vor Chr. in Stagira in Makedonien, gest. 322 in C}J:alkis auf Ellboea), dem groen Philosophen in Athen, und seinem bede~tenden Schler und Mitarbeiter Theophrast von Lesbos (ca. 380-287 vor Chr.) ihren Hhepunkt erreicht. Aristoteles hatte, auf eige-nen und seiner Schule Untersuchungen fuend, das Wissen seiner Zeit unter groen Gesichtspunkten zusammengefat. Er schrieb:. Die Geschichte der Tiere" (in 10 Bcl;iern, von denen aber die Bcher 9 und 10 nicht von dem Meister selbst herrhren, sondern erst spter von seinen Schlern hinzu-gefgt worden sind), ber die Teile (Organe) der Tiere" (4 Bcher), ber die Zeugung und Entwicklung der Tiere" ( 5 Bcher), ber die Seele" und andere kleine Schriftei.i, d~e von Thomas von Aquino so benannten Parva natura-lia", welche sowohl ber psychologische Gegenstnde (Von der sinnlichen Wahrnehmung und ihren Objekten", Von- Ge-, dchtnis und Erinnerung", ,Vm Schlafe nd Wachen", Von den Trumen"), w~e ber rein physiologische Vorgnge (,\ber Lang- und Kurzl~bigkeit", Von Jugend und Alter, Leben und Tod", Von der .Atmung" u. a.) handeln. Bei ihm sind - mit Ausnahme der Abstammungslehre ~ schon alle Gebiete und Problemtt behandelt, die auch die. )liologie der Ne.uzeit be-arbeitet, also die besfreihen'de und vergleichende Anatomie,

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    die Physiologi~ die Entstehung und Entwicklung des Organis-mus (Ontogenie), die Vererbung, die Einteilung der Tiere (Systematik), di~ Lebensweise (kologie), die Lehre von dem Seelenleben der Pflanzen, der niederen und hheren Tfere sowie des Menschen (vergl. Balss 1943). Auer der typi-schen Formgesetzmigkeit und Formverwandtschaft der Lebe-wesen .. ist die durchgngige Zweck~igkeit ihrer Formen und

    . Funktionen, aller an ihnen sich abspielenden Vorgn.ge ihr grundlegen.des Kennzeichen (Ungerer). Die Natur tut nichts ohne Absicht, sie strebt bestndig nach dem Besten, sie lt stets das nach den u r d S ..

    . . . ms an en chonste erstehen: So ist alles u~ter ~mhe1tl~chem teleologischem Gesichtsp~nkt behandelt -em philosoph1sch wie biologisch gleich imposanter Bau.

    Was Aristoteles fr die Tierwelt, hat Theophrast fr die Pflanzen~elt geleistet. In zwei Werken, der sogenannten Pflan-zengeschichte" (historia plantarum) und dem Buch ~ d' Ursachen od b d" . ' . " er ie.

    ' - . er u er ie Lebensbedingungen der. Pflanzen" (cau-sae plantarum) be b 't .

    . . ' . ar ei ete er die allgemeine Botanik (die Ana-tomie, Morphologie da V k . , ,. .

    , s or. ommen und' die Systemat'k) . ersten Werk . . , . i im nie e, sowie d1~ L~.bensb~dingungen (Entst~h~g,_Vel'-

    hruhg, Wac.hstum, Enillusse der Wi.tterun;;'. ~.A."d'' (.k'

  • Klassisch wurde weiter fr die aus dem Pflanzen- und Tier-reiche zu gewinnenden Heilmittel das Buch de materia me-dica ", d. h. die Heilmittellehre des aus Kilikien stammenden griechischen Militrarztes Pedanios Dioskurides, der um 30-80 nach Chr. lebte, ein Buch, das auf Grund eigener Erfahrungen geschrieben ist und das viele Jahrhunderte hindurch in Abschriften, Auszgen und Bearbeitungen (teilweise sogar illu-strierten) weit verbreitet wurde. Es galt im ganzen Mittelalter als das wertvollste aller botanischen Werke, zu dessen Erkl-rung ganze Generationen sprachkundiger rzte alle ihre Krfte aufwanden (Jessen). Auch dieses Buch ist von Albertus Magnus im sechsten Buch seiner Pflanzenkunde, in welchem er bei der Besprechung der einzelnen Arten auch ber ihren medizinischen Nutzen spricht, viel benutzt worden.

    Von ganz anderer Art, aber trotzdem von ebenso weitreichen-der Bedeutung ist die Naturgeschichte (Historia naturalis) des lteren P/inius, der zu derselben Zeit wie Dioskurides, nmlich von 23-79 nach Chr. lebte; er kam, wie bekannt, als Opfer seiner Wibegierde bei dem Vesuvausbruch, der Pompeji und Herculanum verschttet hat, ums Leben. Plinius war kein eigentlicher Naturforscher, aber ein uerst wibegieriger, wenn auch unkritischer Mann, der ungeheuer viel las, sich alles Interessante notierte und dann ohne hhere Gesichtspunkte und ohne innrren Zusammenhang in seinem Werke zusammen-stellte, das dadurch mehr hnlichkeit mit einem Lexikon als mit einem \Vissenschaftlich durchdachten Buche hat. Die Tiere sind in den Bchern 7-11, die (etwa 1000) Arten der Pflanzen in den Riichern 12-19 zusammengestellt; dazu kommen noch die von den Heilmitteln aus dem Tier- und Pflanzenreich han-dln

  • Die folgenden Jahrhunderte haben weder unter den Grieclwn noch unter den Hmern neue selbstndige Forsclwr auf d1m Gebiet der organischen Naturwissenschaften hervorgebracht die politischen Ereignisse, wie die Bedrohung seitens der (;er-manen und Parther, und die endliche l'liedcrlagc des Hii111er-tums waren besinnlicher Wissenschaft nicht gnstig. Die Zeil ;i:ehrte von dem berkommenen, das uur durch .\usziigP d('r Leserschaft nhergebracht wurde. So haben wir Pinen .\hrit.\ aus des P/inius Lnderkund e, sowie aus der Geographw PmPs nnderen Rmers, Pomponius Mela um 50 nach Chr. (die auch einiges ber Tier- und Pflanzenwelt enthlt), den um '275 nach Chr. ein Rmer C .fulius S /' f

    , ' o mus, ange ert1gl hat, em Auszug, der an sich zwar ziemlich wertlos ist, der aber im :\Iittelalt~r viel gelesen wurde; auch er wird von unserem A.ll>crt11s zitiert. allerdings mit dem kritischen Zusatz: dieser Solinus lgt vid'". Das Werkchen wurde frher I (' II . " n s .o ectaiwa rernm rnirahi-

    ll.um (Snmmlung merkwrdiger Dinge), spter als Polyhistor s1ve de mirabilibus m d'" (D y .

    un 1 er 1elw1sser oder iihn die 'vVun-. der der Welt) bezeichnet - l 'd . 'I" l . . .

    )Cl es 1te , die an sich schon

  • L

    ram's Parzival (IX/482 ff.) erwhnt werden. Als Beispiel seines Stiles und seiner Form sei das Kapitel von der Fledermaus angefhrt:

    Es gibt einen Vogel, der Nachtfledermaus heit. Diese ist Pin vier-]] Y"" ] allein iiges Tier ihrer Natur nach und besitzt von a Pli o..,e n

    Zhne und gebiert wie ein Vierfer und erniihrt ihre Jungen durch Brste. Sie fliegt durch die Luft nahe der Erde umlur, nicht jedoch mit ausgebreiteten Flgeln und schnell, sondPrn mit solchen, wpJche den Segeln und Huten hnlich sind. Und sie liebt sehr die Geselligkeit, da die Tiere beim Fliegen immer beisammen sind.

    Wen, o Gottesfrchtige, stellt diese im geistigen Sinne anders dar als den Teufel, der eine Nachtfledermaus ist, d. h. ein Liebhaber der Finsternis. Diese Fledermaus ist von allen Vgeln des Himmels den Vierflern hnlich, nmlich durch den Gebrauch der Zhne, wie der Teufel, welcher durch seine schndliche Snde fremd geworden ist den himmlischen Sitten und der himmlischen Lebensweise. Mit den stumpf-sinnigsten Tieren kriecht er auf der Erde, der Fledermaus gleich, welche in der Nhe der Erde umherfliegt mit ihren den Segeln und Huten hnlichen Flgeln. So tut auch l!r mit seinen toderfllten und lebensleeren beltaten ... (nach Peters 1898).

    Einiges aus dem Physiologos findet sich auch hei Albertus Magnus erwhnt, so die Sage vom indischen Baum Peridexion, der ?lit seinen Frchten die Tauben nhrt; eine Schlange aber, die diesen nachstellt, frchtet den Baum und sogar seinen Schatten, so da die Tauben, solange sie sich auf dem Baume befinden, sicher vor ihr sind. Wenn sich aber die Taube in der Finsternis vom Baume entfernt, so wird sie von der Schlange gefunden und gettet (bei Albert in der Botanik Vl/198, in der Tierkunde XXIII/39). Andere Fabeln des Physiologos werden aber von A.lbert kritisch besprochen oder als Unsinn zurck-gPwiesen.

    Ehe wir uns nun dem abendlndischen Mittelalter zuwenden, haben wir kurz die sogenannte a r a b i s c h e W i s s e n -s c h a f t, soweit sie die Biologie betrifft, zu streifen. Die Araber bzw. die arabisch schreibenden Gelehrten der verschiedensten Rassen (Rhazes, A.vicenna und Albiruni z. B. waren Perser, also

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    wahrschein-lich Arier) ha-ben ihre Be-deutung in der Biologie we-niger durch

    For-eigene schungen als durch ihre bersetzun-

    gen, die sie (teilweise auf dem Umwege ber das Sy-rische) von griechischen

    Werken an-fertigt haben. \Verke, wel-che sonst viel-leicht ganz verloren gangen

    ge-w-

    3 E . Wal nach einer islndischen Hand-Abb. . m . .. 1i1 . 1 der Univers1tatsb1 IO-schrift des Physw ogos m

    thek zu Kopenhagen. Aus Anker-Dahl 1938.

    1 geschrieben: Es Vom Wal hatte der Physio ogos . ,h Wenn im Meere,. genannl W a l f 1 s

  • erhalten ist; ihn hat auch Albertus Magnus benutzt. Hochbe-rhmt war sein Kanon medicinae", der im ersten Buch die Anatomie und Physiologie des Menschen nach G(den, im zweiten Buch die Arzneimittellehre, in den drei brigen die Krankheiten und die zusammengesetzten Arzneien behandelt. Er galt im Abendland bis zum Ende des 15. Jahrhunderts als das vollstndigste und beste System der Medizin und erschien z. B. bis zum Jahre 1500 noch in 15 verschiedenen lateinischen Ausgaben im Druck. Auch der Kanon wurde von unserem Al-bertus ausgezogen, und zwar sowohl bei seiner Bearbeitung der menschlichen Anatomie in der Tierkunde, wie bei der Auf-

    . zhlung der einzelnen Drogen in der Pflanzenkunde. Die eigenen Forschungen der Araber sind auf dem Gebiete

    der Biologie von geringer Bedeutung, im Gegensatz zu ihren Leistungen als Mathematiker, Physiker und rzte; ihre Schrif-ten wimmeln von Tiermrchen und Fabeln, wie sie fr dieses phantasievolle Volk charakteristisch sind. Allerdings wurden

    ~urch ihre groen Reisenden, wie Abdallatif (1162-1331, gypten) oder Ibn Batuta (1303-1377, Indien, China) auch einzelne Tiere und Pflanzen ferner Lnder bekannt, was __ ebenso wie der in den arabischen Hnden liegende Orienthan-dd - fr die Drogenkunde von Bedeutung wurde. Den Arabern verdankt man z. B. die Einfhrung von Kampfer, Moschus, Senna und Tamarinde. So zhlt Ii11 Beithar (1197 in Malaga

    ge~oren, 1248 in Damaskus gestorben) in seiner groen Arznei-nuttellehre mit etwa ?OO alphabef h .. . . - isc angeordneten Artikeln uber. tiensche, pflanzliche und mineralogische Produkte nicht wemger als etwa 1400 Pflanzenarten f

    . au.

    Die bertragung der Wissenschaft des Alte t d , . r ums zu en g er manischen und r o manischen V"'lk E f 1 rt 1 . o ern ;uropas er o g e c urch die Kirche d" d" ..

    ' ie iesen Volkern nicht nur die chnsthche LPhre sonder .. b h

    . ' 11 11 er aupt die Grundlagen einer

    ltoheren Bildung brachte F .s waren sowohl \Vell t 1

    auch Klostermnche die sich als I , . pnes er a s ' ,chrer ihres Volkes, wie auch

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    als Verfasser eigener Schriften hervortaten. Vor allem dem im Jahre 529 in Monte Cassino gegrndeten Benediktinerorden ,erdanken wir es, da die Kontinuitt mit dem klassischen Altertum nicht abri. Denn nicht nur die heiligen Schriften, die Bibel und die Heiligenleben standen in kostbaren Abschrif-ten in den Klosterbibliotheken, sondern auch die rmischen Dichter, vor allem Vergil und Ouid, und die rmische 'Wissen-schaft wurden gelesen, abgeschrieben und verbreitet. Auch die Schriften der alten rzte wurden auf diese Weise in unser

    Vaterl~nd bertragen. So besa z. B. das Benediktinerkloster der Reichenau im Bodensee Abschriften von Werken des Hippokrates, des Plinius, Galen, Solinus und anderen und auch Murbach, St. Gallen und andere Klster hatten reiche Schtze medizinischer Autoren.

    Da die Klster sich auch der praktischen Heilkunde wid-meten, indem sie - ursprnglich fr die eigenen Mnche, spter auch fr das Heilung suchende Volk der Umgehung -Krankenstuben einrichteten, so war ihnen regelmig ein Heilkrutergarten angeschlossen, in dem einige wenige ein-heimische, aber sehr viele aus dem Sden stammende Pflanzen kultiviert wurden. So ist uns aus dem Kloster St. Gallen -einem Zentrum der damaligen Wissenschaft - aus dem Jahre 820 ein Plan erhalten (der allerdings nie ausgefhrt worden ist), auf dem Obst-, Gemse- und Arzneikrutergrten unter-schieden werden. Unter den letzteren (mit im ganzen 1 Arten) seien Rosmarin, Griechisch Heu, Salbei, Raute, Schwertlilie, Liebstckel genannt; im Obstgarten sind 15 verschiedene Arten angegeben, darunter auch Pinie, Lorbeer, Edelkastanie, Feige, Quitte, Maulbeerbaum - smtlich Pflanzen sdlicher Herkunft. die allrrdings im rauhen Rlima St. Gallens nicht htten gedeihen knnen. Die Namen sind nach Sierp dt>m unten erwhnten Ca pi tu l a r e /\arls des Groen entnommen. brigens hatte dieses Kloster auch eine kleine !\fenagerie, in welchrr Dachse, Murmeltiere, Biiren. Reiher, Silberfasane und andere seltenere

    19 2.

  • Tiere gehalten wurden, die den Mnchen als Geschenke zuge-gangen waren, - ein Beweis fr ihr Interesse an der lebenden Natur. - Die Mnche bemhten sich im brigen auch um die Namengebung solcher einheimischer Pflanzen, die sie nach drn aus der Antike stammenden Beschreibungen nicht identifiziPren konnten und die sie daher neu benannten, charakleristischenwisc meist nach christlichen Heiligen. So hie unser Tallsendschiin-chen (Bellis perennis): Flos Sanctae Mariae, das echte Labkralll (Galium verum) stramentum (Bettstroh) St. l\Iariae; bis hrnte haben sich so bei uns erhalten die Namen der Mmiendistel (aus Carduus St. Mariae) und des Christophskrauts ( Actaea spicata), das die Mnche Herba St. Christophori. genannt hatten. Unser Johanniskraut oder das getpfelte Hartheu (Hypericum perfo-ratum) hie Herba St J h d

    o anms o er auch fuga daemonnm, nach altgermanischer Auffassung da es d1'e D"

    . , an1onen ver-treibe. Das dreiblttrige Leberblmchen (llepatica trilolm) war der HI. Dreifaltigkeit geweiht (Herba St T . 't t' ). h flnl a IS ,

    umorvoll ist die Bezeichnung de L .. l s owenza ms als Capul rnonachorum (Mnch k f) .1 s op ' wei der Fruchtstand, wenn diC' Samen weggeflog d en sm , emer Glatze hnelt (vergl ll L" 1 1929). . 1sc zer

    Die G e r m a n e n, denen durch die K1"rche so die wissen-schaftliche Bildung der Antike h b

    . . na erge racht wurde, hatten selbst kemerle1 systematische Wissenschaft h b .

    . ervorge racht ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse entsprech d , primitiver Vlke w hl k . en enen anderer d

    . r. o annten sie - auer den zur Nahrung reuenden Pflanzen bzw F ht '

    ruc en - auch ein M Heilkrutern, die ihre heilkund" e enge von Stand, wie bei vielen Naturvlke::e: ~rauben .. (Priesterrzte als b '

    5 a es e1 ihnen nicht w J l a er zauberkundige Medizin ) . ' o 1 manner bei Kra kh . t letzungen anwandten. ge t . 11 e1 en und V er-

    , nann seien z B d n hochdPutsch bilisa) 1 . as zlsenkraut (alt-

    . a s emschlaferndes M'tt 1 monenabwehr Wach l l " 1 e und zur Dii-

    . ' 0 ( er (althochdeutsch. J

    der frische, immergrne St h) . . . wec wlter, d. h. raue mit se ' B llltn eeren gegen

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    Fulnis und epidemische Krankheiten, Alant (Inula helenium), schon im Althochdeutschen ebenso genannt, als Ruhrkraut usw. Auch die umgebende Tierwelt war natrlich dem von der Jagd und Fischerei lebenden Volke wohlbekannt; die anatomischen Kenntnisse stammten aus der Kche oder von Opfertieren her, aber in ein System zusammengefat waren diese Kenntnisse nicht; sie vererbten sich mndlich vom Vater auf den Sohn.

    In Deutschland geht die Ausbreitung einer hheren Bildung auf die Ttigkeit Karls des Groen, weswegen man von einer K a r o l in g i s c h e ,-i Ren a iss an c e" spricht, zurck; dieser weitblickende Kaiser berief an seinen Hof Gelehrte und Knstler (besonders Musiker) zur Bildung einer Art von Aka-demie; an die Bischfe und bte seines Reiches erlie er Rund-schreiben mit der Ermahnung zur Pflege der Wissenschaften und deren Weitergabe und Lehre. Seine Landgter o r d -nung vom Jahre 812, das berhmte Capitulare de vil-1 i s v c 1 c ur t i s i 1n per i i ist wichtig auch fr die Geschichte der Landwirtschaft. Hier stellt er die von den Verwaltern seiner Hofgter anzupflanzenden Bume und Kruter zusam rnen, die zur Nahrung bzw. als Heilkruter dienen sollten, im ganzen etwa 90 Arten. Darunter befinden sich auch wieder sd-liche Formen, wie Fl

  • und starb 13 Jahre spter in Deutschland. Auch von dem Emir von Kairuan erhielt der Kaiser einen Lwen und muni-dische Bren zugesandt.

    Karls angelschsischer Berater und Freund Allmin (7:li'J--~804) erhob, nachdem er 793 die reiche Abtei von St. ::-.1arlinus in Tours an der Loire erhalten hatte, die dortige Kloskrschulc zu einer Art Hochschule des Frankenreichcs, auf der diP ::-.liimwr erzogen wurden, die spter die anderen Schulen leiten bzw. an ihnen lehren sollten. Hier erhielt unter anderen auch Hha-banus Maurus seine Ausbildung, der, 776 in ::-.fainz geboren, von 822-844 Abt am Kloster von Fulda war und von 8-l 7 an his zu seinem 856 erfolgten Tode das Amt eines Erzbischofs in seiner Vaterstadt verwaltete. Unter seinen \Verken ragt eine Encyclopdie de universo" ( = de rerum naturis) in 22 Bii-chern hervor, die stark den Plinills und den III. Isidor 11. Se-villa benutzt. Sie beruht, ebensowenig wie bei diesen, auf

  • den Namen grues von der Art ihres Geschreies [gruere heit das Schreien der Kraniche]. Wenn sie ziehen, fliegen sie hoch auf, um das Land zu sehen, nach dem ihr Sinn gerichtet ist; auch haben sie einen Anfhrer, dem sie in einer Ordnung, die einen Buchstaben darstPl!t, folgeri [aus Cicero Buchstabe D oder .Martial Buchstabe V]. Tadelnd er-hebt der, der den Zug befehligt, seine Stimme. Ist er heiser geworden, so tritt ein anderer an seine Stelle. Nachts stellen sie Wachen aus, wo-bei sie sich gegenseitig ablsen. Um den Schlaf zu verscheuchen, halten

    ,..-sie Steinchen mit ihren Fen empor [aus Plinius]; droht Gefahr, so zeigen sie es durch Geschrei an. Die Farbe des Gefieders wrrt ihr Alter; denn bei zunehmendem Alter werden sie dunkler."

    Abb. 4. Kranich, einen Stein mit dem rechten Fu haltend. Aelian berichtet von den Kranichen: Wenn sie auf ihrem Wanderzug ermdet sind, so ruhen sie des Nachts aus und schlafen; drei oder vier aber wachen fr die anderen und um die \Vache nicht zu verschlafen, stehen sie auf einem Beine und halten in dem aufgehobenen Fue einen Stein fest und vorsichtig mit den Klauen, damit, wenn sie ja etwa der Schlaf beschleichen sollte, das Gerusch des fallenden Steines sie wecke." Nach einem mittellateinischen englischen Tierbuch, aus der Ausgabe der HI. Hildegard von A. Huber.

    Der Kuckuck, tucus [spanischer Name aus Isidor von Sevilla], wiid von den Spaniern wegen der Art seines Geschreies cuculus genannt. Die Kuckucke haben eine Zugzeit. Sie sttzen sich hierbei auf die 'schultern der Weihen, denn sonst wrden sie wegen ihres kleinen Flug wrmgens durch die weite Luftreise erschpft zugrunde gehen [aus Isidor von Sevilla]. Aus ihrem Speichel entstehen die Cikaden [ebenfalls aus Isidor uon Set>illa; es handelt sich um die bekannten, auch hcutr noch als Kuckucksspeichel bekannten schaumigen Ballen, die man oft an Pflanzen haften siebt und die von Larven der Schaumcikaden zu ihrem Schutz vor Ameisen hergestellt werden]. Sie fressen die Eier der

    -Sperlinge auf und legen dafr die eigenen in das Nest derselben." Bei den auslndischen Tieren, unter denen natrlich auch

    Greif, nasilisk, Einhorn, Phoenix erscheinen, sind solche Fabeln wrstiindlicherweise noch viel mehr ausgeprgt.

    Ein Schler des Rlwbam1s Mmirus "",~r der Abt " W

  • Liebstckel, Schlaf mahn B . E

    . . ' etome, Odermennig, Relliclt, Rose u. a. s smd meist durch die M"" europa eingefh t G .. i onche aus Italit"n nach .\Iittel-

    r e ewurz- bzw Heilk .. die von Walahf a .. rauter; ebenso stammen

    rz angefuhrten Arten 'h smtlich aus der .. . h 1 rer Verwendungsweisen

    romrsc en Antike . Dioskurides (Marze/I 1926). , meist aus Plinius und

    Auch hier seien einige. B . . 1 . 11' e1sp1e e semer Sch "Id " 1cr den schattensp d d . 1 erungswcisc gegelieu: D

    en en en Harn zie t d nnkelfarbiges Laub . kl . r er stahlblauen Raufe")

    S. ' aus einen Blttch

    1e ihre kurzen Str"" . d : en entsendet L

    . au e, en Wmd und die S 1 e1tet sie an den St 1 . . tra ilen des Phoebus .. enge n bis tief an d u

    Ruhrst du sie leise n . ie "urzel hinunter. w . . m an, so entsendet ie sie mit vielfache H "Ik sie strenge Gerche; T f r ei raft versehe k . ic verborgenen G'ft . .. n, ann sie besonders \! i en im Korper w d . ' ancherlci schdlich . 1 erstand leisten,

    es Gift aus den Sften der Mensehen vertreiben." (bersetzung v G . D

    1 on ,c1scnheyner)

    " oc 1 der Lilie Gla . w . nz, wie kann im V urd1g ihn preisen der n .. h ers und Gesange

    Abbild ist ja ihr Glanz vo:c dterne Klang meiner drftigen LPier? Lieblich mahnt ihn ihr D ft es S:hnee's leuchtender Hcinhe;t . Weder dem Edelge t . u an die Blte sabischer) w:11 :. l' s em an Glanz n h a l et.

    nsere Lilie weicht D h ' oc an Dufte der Nirdc M"t . oc wenn die !' . , , ' 1 todbringendem B" .. 1st1ge Schlange D 1 , auf Tucke

    as gesammelte G'ft . smnend von jeher S l i ausspeit mit h . , (llc end schrecklich T : . e1mlicher Wunde II 1 en od bis tief . .

    et sam ist es al d . ms mnerste Leb \!" s ann, die Li!i . en, . !l Falerner zu trinken d S e im Mrser zu stampfen ;-\ . . en aft . , . ur .iuf ehe uerste S "t , Ja wird die Zerstone B l l P1 ze der z Il~ c wohl magst du erkennen di u~ge ~etropft dem Erbleichten

    enn schon solchergestalt hebt e: d:~rhc~cn Krfte des Mittels: Glieder Erstarrung."

    (bersetzung von r J , }'" .. L < sscn 18 1.) .m ahnlichrs L l . \\' . e uged1cht sta ondalbcrt Pon p .. mmt aus der Feder

    rum d ' em berhmten

    des Mnches Benediktinerkloster

    . ) Iiutri urnPcofcns .. ) Die durch ihren

    Sdarabiens Reichtum an C ..

    ,ewurzen ausgezeichnete Lamlselrnft

    der Eifel; es ist etwas spter als der Hortulus, nmlich im Jahre 848 geschrieben. Der fromme Kleriker gibt hier als An-hang zu einem Martyrologium auch eine Schilderung der zwlf Monate des Jahres mit den jeweiligen Arbeiten des Land-mannes, \\'inzers, Jgers, Fischers und verbindet damit, wie Lauterborn ( 1930) anfhrt, eine ganze H.eihe hbscher Beob-achtungen an dem heimischen Tier- und Pflanzenleben im Kreislauf der Jahreszeiten. Der Februar wird zum Beispiel fol-

    gendermaen besungen:

    Dies ist der Monat, worin die Grenze von Winter und Frhling, Bald noch ist starr er von Frost, bald mild schon von freundlichem Lenze. Zeit nun wirds, mit dem Pfluge die Furchen der cker zu ziehen, Lnd den Rinnen entlang dann frommt es die Krner zu streuen. I;remcle Gerste vertrauen wir jetzt den ckern im Felde. Kehrt dann weischimmernd zurck der das Alter fromm ehrende Vogel;) Heit es mit Mhe zu siiubern den Weinstock, gilt es die neuen Augen zu locken h!'rvor :ms sorglich verschni\ tenen Zweigen. Nun beginnt die \Veide die graulichten Ktzchen zu zeigen Cnd sic.h das llaselgeslriiuch mit knftigen Nssen zu schmcken. Dann erst hcliebls, nach Sille der .Tger die wieder erstarkten Hirsche zu jagen mit llunckn und Spie, mit wuchtigem Eisen Ebern den Leib zu durchstoen, und Bren, die plumpen, in Hhlen Aufzuspren durch Hunde, sowie auch den Fischen im reichen Flu ein gewaltiges Wehr durch Dmme entgegen zu hauen."

    (Obersetzung von P. Herzsohn.)

    Obwohl weder Rlwbanus Maurus noch Walah{rid Strabo noch Wandalbert von Priim von Albertus Magnus angefhrt werden, wurden sie doch hier erwhnt, um einmal die Natur-liebe unserer Altvorderen zur Zeit der Karolinger zu zeigen, so-dann auch, um Proben von ihrer von der wissenschaftlichen so sehr abweichenden Darstellungsweise zu geben.

    Leider versandeten in der Zeit der auf des groen Kaisers Tod folgenden Thronstreitigkeiten diese Anfnge cinrr karolin-gischen Hcnaissancc" bald wieder, wie dPnn auch die Jahrhun-

    ') lkr Storch 27

  • derte der schsischen f .. k' h ' ran isc en und schwbischen Kaiser

    mrt ihren dauernden K f . bungen b mp en den wissenschaftlichen Bestre-, ms esondere auch d N . gnstig . en aturwissenschaften, wenig

    waren .. Nur die Jahr b .. h ten einiges f"" d' K . u c er (Annalen) enthal-

    ur re enntms unser d wobei allerdi d . er eutschen Fauna \Vich.tige,

    ngs, em Geist der z t besonderen E . . ei entsprechend, nur solche rergmsse berichtet w d . Vorzeichen fr k" f . . er en, die als Wunder oder

    un hge, meist ungr kr h deuten waren D' N . uc ic e Vorkommnisse zu " re atur ist fr de 't .

    weniger ein Ob. k n mi telalterhchen Beobachter Je t der Beschreib ~

    wissenschaftliche A ung oder Erklrung, einer n nalyse, vielmeh d. . . deutung und zum B

    1 . r ient sie ihm zur Aus-

    b e eg der m der S h .. f

    arung Gottes 1 lh . c op ung liegenden Offen-. n m, m der S 't T des Universums liegt pi ze und dem Kraftzentrum

    auch der Br r k aller Wissenschaft" (K . . e mpun t alles Denkens und A Mamtms 1924) I . .

    ngaben hier und b . d . mmerhm smd einzelne . e1 en Dichtern d Z . llls der deutschen Pfl er ert auch fr die Kennt-

    nur wegen d 1

    anzen- und Tierwelt wichtig wre es auch er a t- bzw m'tt lh ,

    scheinen in den GI . I e ochdeutschen Namen. So er-( . ossen des schwb' h westhch von Ul ) isc en Klosters Zwiefalten

    h " .. m aus dem elften J h .

    vo a fur das Fuch . a rhundert die Namen p l'k sweibchen ( = F .. h )

    e 1 an (sonst althochd a e , liisigom fr den eutsch s "

    semer Herkunft nach d k " 1S1gono , ein nach Suolathi Rei h un eles Wort) d c enau treten die N ' un m den Glossen der zwivalter) fr den Sch amen .pfiff holtir (sonst pfif-falter oder B d metterlmg .. h

    0 ensee heute noch p ) ' vor ena fr die Forelle (am f" d orne sow' ur en Wurm Gordiu . ie wasir kalp ( = Wasserkalh)

    da . s aquat1cus a f er, m1 Wasser u ' von dem man glaubte ..

    (L t m1tgetrunke d' au erborn 1930). n, te Wassersucht erzeuge Erst im zwlft b en Jahrhu d

    .eginnender Naturforsch n ert haben wir wieder ein Zeichen emer Nonne ung vor uns u d . din . ' rler berhmten Hl H. n zwar m der Gestalt

    gs ist es auch h. . ildegard B. fl"ld ier keine Fo h von rngen. Aller-1 egarcl nennt vieln h . rsc ung um ihrer selbst willen,

    1e r die Pflan zen u d T 28 n ierc nur wegen

    deren heilkrftigen Wirkungen auf den Menschen; es ist Volks-medizin, die wir aus ihren Schriften kennen lernen. Da wir je-doch ein ziemlich vollstndiges Bild der damaligen Pflanzen-und Tierwelt des Nahegaues sowie von deren deutschen Namen erhalten, so verdient ihr Buch hier eine etwas ausfhrlicher Besprechung, auch um den Gegensatz zu den ganz anders gearteten Werken des Albertus Magnus zu zeigen.

    Hildegard stammte aus adeligem Geschlechte und war im Jahre 1098 auf der Burg Bechelheim (Bckelheim) an der Nahe, etwas oberhalb Kreuznach gelegen, geboren, auf der ihr Vater Vogt war. Schon als Kind mit 8 Jahren kam sie zu den Bene-

    diktinerinnen auf dem nahe gelege-n~n Disibodenberg, einem berhm-ten Kloster, das schon zur Karolin-gerzeit seine erste Blte erlebt hatte; seine Ruinen sind noch heute erhal-ten. Hier erhielt sie eine - wohl nicht sehr tiefe - Ausbildung in den weltlichen Wissenschaften; im-merhin mgen ihr die Schriften des Plinius, Dioskurides, Galen und Isi-dor von Sevilla wenigstens durch Lehrer in deutscher Sprache be- . kannt geworden sein, wie man aus ihren Werken herauslesen kann. Sie wurde dann 1136 zur btissin gewhlt und das Kloster blhte un-

    Abb. 6. Basilica", u-erst schematisches Bild einrr Pflauze, so da die Art nicht mehr zu be-stimmen ist. Aus einem anglonormanischen Her-barius, der um 1200 nach Chr. geschrieben worden ist. Aus Singer 1931.

    ter ihrer Leitung so auf, da sie im Jahre 1148 eine neue Abtei auf dem Rupertsberg, bei dem heutigen Bin gerbrck, grnden konnte. Von zar-tem Krperbau und krnklich, hatte sie von Jugend an hufig Visionen; als sie in ihrem 43. Lebensjahre von einer

    29

  • schweren Krankheit befallen wurde . S . H

    . , glaubte sie eine , t1mme vom immel zu hren wel h .

    . d . ' c e sie aufforderte, diese \'i-;ionen me erzuschre1ben; sie gehorcht d' . . e 1eser Stimme und schrieb

    sie entweder selbst oder d'k . . . d . . . 1 lterte sie ihrem Beichtvater, er sie m em besseres L t . b Scivias" (W . a em rachte. So entstand das Buch

    egweiser), das eine A t D . . gibt A h H r ogmal1k 111 2(i Visionen uc ymnen sind vo 'h . wa . n 1 r gedichtet worden. Dabei

    r sie trotz ihrer k 1. krftioe N . orper ichen Gehrechlichkei t eine tat-t> atur, die sowohl d Kl b as osterleben ihrer ~onnen

    ver esserte, als auch sich l . . verzehrte G d a s rztm m1 Dienste der Leidenden weit be; d' e~a e de~ Ruf ihrer Heilkunst verbreitete sich

    ie renzen ihres Gaue h' !um wurde hoch h . . s maus. Auch ihr ;\lenschen-gee rt, wie sie de .

    rad lll. und Fr' d . h nn mit den Kaisern Kon-ie nc Barbarossa . Hadrian zv u d Al ' wie auch n11t den Piipsten

    n exander III i B . f starb im Ansehen g . . n ne wechsel staucl. Sie

    ro er Heihgke't tember auf dem R 1 im Jahre 1179 am 17. Sep-. . upertsberg. Die Akt . He1hgsprechung w d . en zu ihrer kirchlichen

    . . ur en bereits im J h wird ihre Verehrung

    1 H . . a re 1233 begonnen, doch ~nerkannt. a s eihge erst 1940 von Papst Pius XII.

    Zwei Werke Iiildegards bzw. der Med1'z1'n d' gehren in das Gebiet der N 1e sog aturgeschichte Curae" ien ' enannte Physika"

    . es trug frher auch d' und die C aus a e et c 1 s m e d i c ie Bezeichnung L b

    . inae secundu 1 er simpli-emfachen Heilmittel m c r e a t i 0 11 e m" (Das Buch der Z\ 't d nach dem Sch f ,ei: en Titel L i b e r c . op ungsbericht angeordnet), das

    tud1num . ompos1tae m a . caus1s signis e 1c1nae de aegri-sammeneset t a t q u e c ur " D d 0 z en Heilmittel be d' 1 8 ( as Buch der zu-

    er Krankht'ite ) D ' r Ie Ursachen z h altrrlid n . as erste behandelte , e1c en und Heilungen

    . 1en Sprachgebrauch d' also, entsprechend dem mittel-zwe1tc di ' ie sogenannt u ! c znsammcngesetztell' beid en emfachen Heilmittel das

    n( llGO niedergeschrieben. ' e wurden zwischen den Jahren' 1151

    l' IJS 0 e!1t h' "' 1er nur d

    schrifll'n u11d 1) k as erste \Verk an d . ruc en rnch ' as m anderen Hand-t i l i 1 tu m de 1 . , unter eiern Titel T i' " 1

    c 1 \' e r s i s" (D " ' u e r s u i -. as Buch von den geheimen

    30

    --=~

    Krften der verschiedenen Geschpfe) bekannt ist. Es ist je nach den Handschriften in acht bzw. neun Bcher eingeteilt, die folgende Bezeichnungen fhren: Buch 1. De plantis (herbis), ber die Kruter. Buch 2. De elcmentis bzw. de fluminibus, ber die Elemente und die

    Flsse Deutschlands. Buch 3. De arboribus, ber die Bume. Buch 3 (bzw. 4). De lapidibus (Cber Edelsteine,Perlen und die ge-

    whnlichen Steine). Buch 4 (bzw. 5). De piscilms (ber Fische, d. h. Wassertiere). Buch 5 (6). De avibus (volatilibus) (ber Vgel und andere geflgelte

    Tiere, z. . Bienen, Heuschrecken, Cikade, Glhwrmchen). Buch 6 (7). De animalibus (ber schreitende Tiere, also Sugetiere,

    ferner Floh und Ameise). Buch 7 (8). De vermibus (ber Gewrm, d. h. Reptilien, Amphibien und

    Wrmer). Buch 8 (9). De metallis (ber die Metalle).

    Die Reihenfolge drfte ursprnglich allerdings eine andere gewesen sein; denn nach dem Schpfungsberichte, dem Hildegard ja folgen wollte, wurden erschaffen: Am ersten Tag: Das Licht. Am zweiten Tag: Der Himmel. Am dritten Tag: Erde, Wasser, Pflanzen. Am vierten Tag: Sonne, Mond und Sterne. Am fnften Tag: Fische und Vgel. Am sechsten Tag: Sugetiere, Gewrm, der Mensch.

    Dementsprechend wird also fr die ursprngliche Reihenfolge wohl

    die folgende anzunehmen sein: Buch 1. Die Elemente. Buch 2. Die Gewsser. Buch 3. Die SteiM.

    Buch 4. Die Pflanzen. Buch 5. Wassertiere. Buch 6. Geflgelte Tiere. Buch 7. Vierfige Tiere (Sugetiere). Buch 8. Wrmer.

    Alles ist, wie schon bemerkt, unter dem Gesichtspunkt der Heilwir-kung betrachtet, so auch die Elemente (Erdboden, Atmosphaerilien, die Gewsser); zum Brispicl soll bei Augenkrankheiten im Greisenalter Fluwasscr gnstig sein, frisches Qucllwassrr morgens einige Zeit im Munde behalten die Zhne gesund crhallen, und hnliches.

    Fr uns wichtig sind nur die greren Bcher iiber die Pflanzen und Tiere. Hier werden die einzelnen Arten ohne

    31

  • Abb. '/. Der F/uschenkiirbis. Lagenaria uulgaris L. Aus dem Gart der Gesuntheit". Mainz, Peter Schffer 1485.

    hestiintnt\' Ord . nlmg - rne t .

    nend d 15 mit den un mit den klei gro eren Formen begin-sind e t . neren endend - b

    n weder die aus der An . esprochen. Die Namen s~hen, wie z, B.: de eleph t hke allgemein bekannten lateini-Stnd d' d an o, de leo d ie eutschen \V t ne, e urso usw. oder es Fnd 1b or e durch A h - si e leicht latinisiert , d n angen der lateinischen

    merkaz-n d ' In em Hildegard ~ ' e lwmstra u _ z. B. de bibere de be t a. schreibt o ' ~uzt einfach die dam r . der schlielich llildegard weise in N h a igen deut~"h. N

    . 1, a egau heute noch h l en l amen, die sich teil-nachgewiese 1 , er a ten habe . .

    . n 1,1t (s. unten S. 3-) n, wie Ge1senlzeyner I> , weswea "h 0 en 1 r Buch auch

    32

    als SpraclH[uellc wichtig und auch fr den :.'\atnrwissenschaftler interessant ist.

    Die Pf 1 an z e n, die Ili/dcgard nennt, knnen nach II. Fischer (1929) folgcndcnn" llcn gntppicrt werden:

    a) Zierp!Linzcn. Dcn'n sind nur wenige, ni\mlid1 die weie Lilie, Rose (Ccnlifolic, Hosa gallica), Scl11ucrllilic, \'cilchcn und Lorbeerbaum.

    lJ) lnLindische, in die Gii1'll'n eingefhrte IlcilpO:mzen. Etwa :l8 Arten, unter ihnen z. B. die' Z

  • ~-----------------~ } ..

    einem n 1 . 1a ay1schen Pfeff'. .. als . '1 g\'\\"ll'h (

    gano/1/cs") 'i(Jh SI, uiir::nl'//-. 11: J h u o{~ (GI " 11'1 1 n111 'u irt und r. . lld ' ior.,clt. ,\ccrina rrrrnm. der noch lwutr clrr si11chrlcr" heil\\. \yi\\ircrnl H. Fi.,c/icr 1\l'.28 nllenlin~s dl'll Stirhliny in ihr sieht. ller S/e!Jnhssn" ist nicht der lwuligc Stcinlii/icr (Coliilis l11rni11). son1krn das };leim' H11c11ncrn1

  • und ko/bo" die Scholle oder Flunder (P/curnncclcs (lcss11s). ein \!eer-fisch, der frher hufig den Rhein hinauf his in den \L1in zog und als plaleisscn" (aus dem lateinischen plaicssa cnlsinw/rn) ,i('J gefangen wurde. Andere interessante Fischnamen sind (orna" odn .Jornhn" fr die Bachforelle, auch heute noch gelegentlich Fiih11 g,1ic111nl; der mechcvisdi" ist der Maifisch oder die ,1/sr, ein dem llcri11g 11altc '"'r-wandler Fisch (Alosa vulgaris), die P11nbclcn" sind di1 Fll'il~iul 1hlll, a 5 .. , .

    1-ni" dns klczne ,o -

    ' r l war diese! '"() b zugesprochen wurd

  • de.n anderen Ygeln geschiitl1'at 1 h

    " werde>. Weil l 1 eic t Hunger, auch wird die S . . . Sll' "' 1 ist. li1kornml sie

    1 'pc1se m ihr 11 l t 1

    < cn anderen \' ein H 1 nt 1t "" rm. \\'](' bei g , und dahrr llt'hll 1

    mehr als andere \" 1

    . ' rnn sie so r:isl'lt llun~t't' und it f,. . ogc ihrer Griifle. lhi Fl ,., . . . cst, sondern etwas elf . .

    1 11

    " h ist :tlll'r :nwh n1chl ]' t ] . lllC uni gtsundcn \l, I . IC 1, o nvohl es ihnPt .

    1 'n\t ll'll 1111ht "'!11 z11trg-

    J' l 1111 lt scb2). C< 1 .uncnl!'n zu \'t'r\\tntlt1t" "I " ( l' ll'l'sl'tZUllg

    Ein gutes R . c1sp1el ans dPr Yolk ..

  • Tiere erst nach dem S d f h . un en all erschaffen wurden. Daher

    e1 ob sich damals auch die S . . G .. aat des giftigen und 0 rausamen cwurms zur Bache fr den Siincl . . . ' t db enf.tll, damit sie durch ihr!'

    0 rmgende Grausamkeit geb d d zeigen, da es auch Hiillen-;trafc

    e un cm Menschen die Furch . . . .. . . sollt' . . .. t vor dtI Holh cmpc1tschen

    en sowie nut gottlicher Erlaub .. tt t . . ms mit ihrem Gifte ihn e e.n, vor dem Sndenfalle hattc11 " ie E k ' keine Iod-, sondern

    . rqmc ung bringende Sfte in sich .

    Auer den Fabeltieren der Antike . unter anderen Schlange F h .'. wie Drache und Basilisk, werden R

    . ' rosc ' Krole ( credd ") 11 egcnwurm (ulwurm" _

    0 1 '.' a , J mlslcch", Spinne.

    l - e wurm weil m 'h . herstellte) Skorpion T ' an aus 1 m em IH'ilkriiftiges

    ' arantel ( d i" ( = 2\folch, d. h. der Fe 1

    " aran ), Schnecke urnl moll" . uersa amander) beh d

    wird z.B. gesagt s . an elt. Von der Blindschleiche . ie ist warm und b . 'h

    unschdlich aber f" h ei i ren Lebzeiten den Menschen , ur mc ts ntze Nach . . . ~!enschen innerlich und

    1. ihrem Tode jedoch ist sie dem

    au er ich schdlich."

    Was die allge . memen Kenntnisse Hilde ,

    weise der Tiere betrifft . gard s von der Lebens- ' so finden sich b .

    auch manche h'"b h ne en viel Fabelhaftem . u sc e Beobachtun .

    Laichakt der Fische b . d . gen, wie z. B. her den S ' ei em leicht B t d"

    o glaubt sie (wie as ar 1enrngen vorkmen. es auch sonst aus d l\ . da noch heute d A em 1 f1ttclalter belc"t ist)

    h . er al dadurch ent f' d ' , c en semen Samen d s an e, da das Aahnnn-b . ' en man schon d l . " u er die Eier der W ama s Milche nannte,

    . asserschlange r1 0 man m der Antike an d" B er oleJJe. (hnlich aJauhte A h ie egattun d Jl.K ' ue der Pfau soll h . 0 er ' 11Nme mit der Viper.)

    sie zuweile . l":~rPn. - Ganz abenteuerlich kl: nut kl:inen wilden Tieren \\ lll!Prschlaf drs Kucku k s gt uns ihr Bericht ber den frl ., c s. 1e meint t en I11m im \Vinter s . , im Schatten der \V;i.lder

    k , eine Fede , !\\IT -t_ sammelt er l - rn ans. \Venn er cl1.('S n11n S

    sie i ?\ahrun . . orgl' daf l . g m semem ,..-

    r, ( a ('f d1Pse F 1 "cste an und lI'"t"t l . , 'C( rrn d ' n er

  • E.mti.,
  • sehen Gelehrten vorlegen sollte; diese Fragen und Antwortf'IL die uns erhalten sind, beziehen sich meist auf die Optik.

    Friedrich hat sich aber nicht darauf beschrnkt, nur An-regungen zu fordern und zu geben; er beteiligte sich auch selbst an der Forschung wie sein Buch ber die Fa 1 k e n .i a g d (ber die Kunst, mit Vgeln zu jagen") zeigt. Das Thema war allerdings schon vor ihm von byzantinischen und provenzalischen Schriftstellern behandelt worden. Aber, wie Rud. Burckhardt sagt: Im Werke des Kaisers spricht zu uns eine ausgedehnte Kenntnis nicht nur des angezeigten Gegenstan-des, sondern auch der Ornithologie im allgemeinen, der der erste Teil gewidmet ist. Reiche Erfahrungen des Vogellebens, der Anatomie und Physiologie der Vgel findet hier eine plan-volle Darstellung; das Skelett wird genau beschrieben und ent-gegen der Darstellung des Aristoteles werden die Extremitten-knochen richtig gedeutet, wie denn auch Friedrich vielfach seine von Aristoteles abweichende Meinung ausdrckt; der Mechanis-nrns des Fluges, die Wanderung der Zugvgel, ja auch die Ana-tomie der Eingeweide werden abgehandelt. Durch das ganze Werk erhebt sich Friedrich zum ersten Male auf eine Stufe der Tierbeschreibung. wie sie eigentlich erst drei Jahrhunderte nach ihm wieder zu vollem Bewutsein erwachte. Mochte er auch immerhin selbst die Anleitung zu seinen Beschreibungen aus der Anatomie des Menschen und der Haustiere wie sie zu Salerno gcplkgt wurden, geschpft haben." - '

    Drr Kaiser, der nicht nur mit Christen, sondern auch mit .luden und Hf'iden frrnndschaftlich \'erkehrt d . t o-

    e, un sem ,~s r log\'. der aus dm Stf'rnrn die Zuku11ft eik t l ann e, sie f'rsc l1enen l11idp den frnmmPn Zcit"enos-en ~Is 111 J 1 1 z h " ' " . l 1e1In 1c ie ,au erf'r, :ih mit dem Teufd YPrbiindrte I\etzer. So versetzt Drmfe de11 .\fichwl Sroff11s in die Hlle (_lnfrn10 "X 116) . d l

    "" , , in en ac iten l\ rti-; der Zaubenr und \\' ahr'''"\'r ,,. r . 1 < "' 1e 1rc-;ias llll< cfrsscn Tn 1 In der Naturph1-

    . . 1 1 . hie aber verbo en. h on phys1k nnd Natmp H nsop , Aristoteles Le re' _. h bf'somlers an des . Schp-losophie stie man sie . . . lttestamenthehen

    . . \V lt die ia der a der Ew1gk('1\ der c ' f1mgslehre wic!Prsprach.

    b cren aegen . k' bliche Knndge un . "

    Auch spiiltr erfolgten noch JfC .. Verbot tatschlich nur l ' l '. doch war d,ls 'ft n von die aristoldischPn ,uc lt 1 '

    1. echten Sehn c

    k rnte nun t ic hl' hen bis 12:H in (1Plluug. Tlbn ' . d die besten kirc ic t rselw1den nn . t t /es zn den untergeschohenen un ( 'ften des ,Ans o c

    tlichen Sehn 1"t alle Lehrer })('g:1111wn die sam Pffiser Univers1 a ' , II l 'F>r> an der ' . l uti11en komnuntieren. so da' ~. r l (unserer lt' ,..,

    . 1,. Fwnl tas ar Illll d Man bekannten Sduil'kn m ( t 1 ' 1

    istnde wur en. . \:nlPrnchtsg( ,..,o philosophisclwn Fakultiil \

  • _...._. ... _. ______ --,,r~~

    pflegte nun den Aristoteles als Vorlufer Christi in naturalibus neben Johannes den Tufer als den Vorlufer im Glauben (praecursor in graluitis) zu stellen.

    Die durch die bersetzungen aus dem Arabischen neu erff-neten antiken Quellen wurden nun auf den liebietcn der Theologie, Naturwissenschaft und Naturphilosophie verwertet, wobei in den beiden letzten vVissenschaften sich besonders Pmige Engliinder auszeichneten. Die groe Flle und die .\Ian-nigfaltigkeit des neu zugestrmten :\Iateriales verlangte aber bald nach einer Zusammenfassung des vVissenswertesten, die in sugenannten E n c y c l o p dien erfolgte, wie wir deren ctne 'chon !JPi Rlwbanus Maurus kennengelernt haben. Von ihnen miissen wir hier drei erwhnen.

    Die erste stammt von einem englischen Frnnziskancrmiinch, 1!11rtlzo/omueus Anylicus, ber dessen Leben wenig Sicheres bekannt ist. Er studierte wahrscheinlich in Oxford, khr!t dann Yon 1225-12;30 im .\Iinoritenkloster in Paris, worauf N narh .\fagdehurg an das dortige Franziskanerklostcr beruftn \'-"llrdl'. In seiiwm Buch: .,Cber die Eigenschaften d ,. r D i n g e ( D e p r o p r i e tat i h u s r c r u m) herrscht das nat11rwisspn,chaftliclw Interesse Yor, whrend das historische ( ;l'hi\'I nnheriicksichtigt geblieben ist. Es wurde zwischen 1225 Ulld 1240 geschrieben und in Handschriften ,veit verbreitet (die 111iwrsitiil Yon Paris hesa im Jahre la04 nicht weniger als l 00 .\lisrhrifltn '. I, wurde auch spter noch oft geclruc_kt, sogar in l'ngli,dwr. franzi-.sischPr, spanischer und niederlndischer r hlr,l'fnrng t'in ZPiclwn fr seine Beliebtheit, die es seiner l\.iirrl' und kirhtm Falichkeit wrdankte. Der Verfasser wollt~ 11r,prii11glid1 nnr di1 in dn Bibel erwhnten Dinge erklren, !.!l'hl aber :Jlig111\lid1 :.i11cl1 auf di(' GegPnwart iiher, wenn er r B. di1 f;1ogrnphi1 ,on Irland. Sd. Knecht. S\H't:rl n r . . . .. l . ., l St ullllcn un<

    . T 1 1 t l 10 '' it r tll -Buch IX. C!Jcr die Zeit und thn "' '' . 'r . 11

    . . . . , iJ.;o ni.-!JI \l 1nut1n \ !-:' '' 1 thl'Sl' l\l ]l' !() \!otnt nl< 1. . 1 1 r dis Ft\tcr\.

    ' . J', l:\ 'llll'llll'. )l''t>lH ( :-. ' llnch \. i"\)(t Fortn u11tl \1"!11 tl' i< lt . ' i\111 Lw. !\egn. Schrn

    . 1 1 1 1 di1 \\indt Buch XI. Clilr dlt' ,ul ' i. DontH'l'. Blilz. Ht',~ltdiu~i'l\.

    Buch Xll. llil' Tin1 dn J,iifl. l l11Stkt111. die in ;1ho \'i'igel und llit"id

  • Die Tiere sind, wie Bartlwlomaeus im Einklang mit dem Schpfungsbericht meint, des Menschen wegen erschaffen: sogar Fliegen und Ungeziefer, wie auch wild c Tiere und Re p t i l i e n sind ntzlich insofern sie den :\fenschen seine Schwche erkennen lassen und ihn lehren, Gott anzurufen. Auerdem haben sie offene oder versteckte heilende Ifte. ber die er berichtet, wobei er aber viele Fabeln Prziihlt. Fabel-haftes herrscht auch in dem vor, was er ber die Lebensweise der Tine erzhlt. So soll der Adler zum Schutz vor Schlangen den Achatstein in sein Nest eintragen, der Greif einen Smaragd. Die Schwalben haben Schwalbensteine in ihrem .\lagen, einen roten und einen weien, die dann besonders wertvoll sein -;ollen, wenn sie von solchen Kken genommen werden, die die Erde noch nicht berhrt haben. Vom Delphin wird berichtet, da nn der \Yal alt wird, so sammelt sich soviel Schmutz auf 'einPm Hiicken, da Pflanzen auf diesem wachsen und das Tier fr l'ine InsP\ gehalten wird - eine aus dem Physiologos stam-mc1Hk Erzhlung. \Yenn ein starker Sturm wtet, so ver-'d1luckt cr seine Jung\n den Fuen, ' , . [ l'S W('ifl !J:1id gc Cl .

    verschirdcnl'n Farlw1L halt! is , ' . l 'ihnlich, hat em . dem Lcopar c cn ' . dem Gesie.hl und dt'n Ohren ist es . e zarte Zunge, mit

    .. , hn"P biegsam , g1oes :l!aul sch:nf(' Sgezahnc, c mc ' " ' T' e tun bei denen , . j' S auch andere !Cf ' der es beim Trink

  • . ... _._. __________ --,1rJ.---

    Dominikaners, des Vincenz von Beuuvu.is (einer zwischen Paris und Amiens gelegenen Stadt), der Bibliothekar und Kaplan des Knigs Ludwig IX. des Heiligen sowie LPhrer nm dt>sscn Sh-nen war; er starb um das Jahr 1264. Sein Buch fhrt den Titel: Groer Spie g e 1 (S p c c u l um m a j u sJ und ist in vier Teile gegliedert, Lehrspiegel (d. h. Theologie), Geschichtsspie-gd, Naturspiegel und Sittenspiegel, doch ist der letztere erst spter von unbekannter Hand den anderen iichern hinzugefgt worden. Auch dieses umfangreiche Werk hatte eine weite Ver-breitung; der Natur spie g e 1, der um 1250 geschrieben wor-den ist, wurde noch in der Zeit der Wiegendrucke viermal herausgegeben. Er enthlt in 33 Bchern Exzerpte von im ganzen 350 Autoren, ist also ein sehr gelehrtes Werk, dessen Hauptquellen, wie immer, Aristoteles, Plinius und l sidor, von den Arabern Rlwzes, Avicennu., Averroes u. a. sind; auch einige seiner Zeitgenossen hat er benutzt, so auch das Falkenbuch in der Tierkunde unseres Albertus Magnus. Die Exzerpte hat der V rfasser teils selbst herausgeschrieben, teils sich von seinen Ordensbrdern mitteilen lassen, aus Eigenem aber, wie er slbst angibt, nur wenig hinzugetan.

    Die Hcihenfolgc der Anordnung ist wieder die nach den Sehiipfungs-t~gcn: so. werden die Kruter und Bume (unter besonderer Be-ruckswht1gung ihrer medizinischen Verwendbarkeit) in den Bchern ll-l:i. die Ygcl im Buch 17, die Fische und Mecrwunder '.'.

    1. Buch 18. di,, Z Hg - und Zuchttiere in Buch 19, d i c w i 1 den

    1 1 e r c in Burh 20, die brigen (S c h 1 a n g e n G e w r m) in Burh 21 je in "lph,1hetischtr Anordnung abgehandelt;' Buch 22 gibt eine Yt>rde1dll'IHle .\na\otni(' Buch ')'~ c1nc I>h . 1 . d T. lt ne

    ' - ys10 ogie er 1crwe . i H1idwr 21---2\l lwsprl'c!H'n den \I e n s c h e n .;; 1

    d. p h . __ , scmc .. cc c, ic syc o-lng1t kr \1nn" und die .\natomie.

    .\m wiehligst1'n fiir uns ist 1

    . . eine c ritte Encyclopdie, die "11111t:1lls i1ncn Dn1ninikaner zu111 \'e f 1 t d 7'/

    r as:wr ra en wmas Po11 1 11nfi1111ir1;. so "l'Il'lll lt , l . .. ' .. . . ,..

    1 11,1c 1 e111Pm spater zPrstortPn Augu-

    .,t111nklo'tl'r II\ dn :'\:ilH' vn C l n .am 1rai, m dcm Pr sich lange

    d -- Jahr 1210 in Lttich geboren h t Fr war um as ' t aufgehalten a . ~ ' . . , . Brabantinus genann h eleaenthch 1 lwmas . (weswe"en er auc "' "' . . den Augustmer-

    "' 1 d trat zuerst in wurde), studierte ebene a im 1>3? zu den Dominikanern

    1 im J 'lhre - urden ein, wechselte a >Cr ' ' 8 S b rior der Dominikaner

    - . p wnrdP 124 'u P ber, war 1238 m ans, - . D -\lbert11s Magnus soll er

    1 eh 12 1 h. Pl1 in Lwen und star > ti.1 kurze Zeit gehrt hahcn.

    ' ber d c n a t u I a r e r u n1 ' . Sein Buch fiihrt tkn Titel . . . ihm hat er, wie er

    . '. dis :\hterrnl zu U. i e Na tu r der D r n g e ' ' ' b 't n Frankreich,

    h 1er Ar e1 i . fnfzehnia ni., s e

    :,elbst henehtet. m . ' 1. l aesammelt. em .. SPe tlso m Eng alH ' "' - ..

    Deutschland und .,uber ' ' . . d . mderen Encyclopa-. 1' 'lh '11 wre die er ' G lteren Quellen smd c itse E ' d' Orientalische e-

    . l t r auch re " rlisten; aus neuerer Zeit w e ' . diaers der in

    ! . eines Kreuzzngpr e ,.., . , schichte" des J11ko/J uon 'itry, . h: t D1s \Verk soll um 1240 Rom 1240 gestorben ist, hercks1c tig. '. . tr 19 Bcher,

    . , . ' thielt ursprnglich m . . , vollendet gewesen st'Ill; ( s cn . . her die llerrlrchknt

    zwanz1"stes - " wurde aber spi\h'r lllll cm " "' , der Gestirne '-er-

    d die Bewegunf., vcr-( ornatu) des Himmels un d. hriftlich weit . ::Vlittclalter han sc

    mehrt. Auch es war im . ,,. z sondern nur au~-. lerwe1sc nie an ., breitet, ist aber mcrkv.un 1"

    zugsweise gedruckt worden.

    In ihm sind il' Cegrnsti\nd\' in 1 1. . . rn reordnet; Barlholonu1111s ny zcus ' "

    \Vie lJp} Heihenfolge nmgckehrtl'r l nmlich: es ('n\ha ten

    Buch 1. Die :\n;i\omil' iks :\\ e n s c h

  • -----

    Buch 9. Die W .. B . ur m e r, d. h uch 10. Die B ,. . . I n s e k t e n F' B h aume im ll roschu. n. uc 11. Die aro . a gemeinen.

    Buch 12. Die K matisch;n und zu lleil . Buch 1 . raute r mitteln verwendeten Bume. 3. Die Ge .

    Buch 1 . wasser. B h 4. Die Edelsteine

    uc 15. Die 7 l\ . Hu h . fetalle.

    c 16. Die 7 Re . Buch 17 n . gwrycn der Luft

    . ie Himmel h . Buch 18 n ssp aeren und

    ie Met l die 7 Plan"ll't1. Buch 1

    9 D eoro ogie. ,

    . as Universum und die 4 Elemente.

    Fr uns ist das Buc weil es u h deswegen v b nserem Albertus M on esonderer \Vichtigkeit sung d ( agnus l G '

    . er alphabetisch ang a s rundlage bei der Abfas-nen Tierarte . eordneten) S h"J hat D n m den letzten B h c I derung der einzel-

    . a Stadle c ern seines T' b Alb r nun in se ier uches aedient ertus Ma mer Ausgab d o

    kenntlich gnus die eigenen Hin e es Tierbuches des angegeb g~macht hat, und auerd zuf~1gungen des Albertus Eigentu en at, so lt sich du hem die Hauptquellen beider

    m des Th rc Extrap l r neben d omas erkennen M 0 a io11 das geistige

    en aus d an h Encyclopd er Antike bekannte sie t daraus, da er a isten sich fi 11 und auch b . bisher no h . mdenden T' e1 den anderen c mcht ierarten

    sind es sol h . genannter For eme ganze Menge c e, die ih men angefh t h

    waren n m aus seiner fl r at und zwar . iese treten l andrische H .

    schaftlichen W a so hier zum e n eimat bekannt ~ erke auf b . rsten Male . . . . lale nher b ' eziehungs . in einem wissen-. eschriebe . weise sie w d die Namen h n. Die HI. H'ld er en zum ersten

    B . o ne Besch . z egard z B h eschreibungen d reibung anaefh t . . atte ja oft nur

    es T ho 0 r Als B 0

    mas gebe h eisp1ele solcher {'r Stichling D tc folgende:

    hat zw('j St l . er Pungicius . Il

    . ac ielchen . ist der kl . auchflossen D ' e1npn auf 1 d emste von all

    ! 1 as '.I e er K" en Fischen. Er

    lt' 1rt der H - . nnehen ist orperseite F 1 otfarbung S h an der K l J ' an der Wurzel der ts~ wr, da

  • .\IiJ, 111.

    II. TEIL

    DES ALBERTUS MAGNUS LEBEN UND WIRKEN

    Albert wurde l'ntweder im Jahre 1193 (oder vielleicht auch erst 1206/7) in Lau i 11 gen an der Donau, einem kleinen schwilhischcn Stiidtehcn, das hcull zu Bayern gehrt, zwischen Ulm und Donauwrth gdcgl'n, mit einem Schlosse der baycrisch-pfiilzisch-ncuhurgischl'll I lerziigc, geboren; sein Gelrnrtshau;; steht heute noch im Zl'ntrum des Ortes am l\Iarkte (Ahh. 10) Er stammte aus dem adeligen Geschlechte der Gra/en POn Bo/1-stdt (einem Orte des Vorries), da~ im Mannesstamme 1607 ausgestorben isl. Sein Vater und sein Onkel scheinen kaiser-liche Beamte (.\linistrria!en) gewesen zu sein. Dort an der Donau hat er sPine Jugend vPrlPbt und die sPincm Stande Pnf-sprechende ErziP!rnng genossC'n, die nicht nur den Geist bilden. sondern auch liPn Krper sHihlen sollte'. So berichtet er danm. wie er in seinn .lugend an eimr Falkenjagd (de anirnal. VIII/110) teilnahm, bei der Pr Taulwn mit Ililfe von Yorstdi-hunden und Fa lktn jagll' und den Falk

  • . .. ) . d , icter Jahren des und zwar in Prag gegrundet , m en Z\\anz t:> 13. Jahrhunderts nach Oberitalien, um in Padua zu studieren, anscheinend Medizin und Philosophie. Seinen angeborenen

    b ffat SO Hang'"' Ileobachlung dcc Natu. hat e, auch docl ca'". berichtet er, da er in Venedig eine Marmorschleiferei be sucht habe, um Marmorblcke zu untersuchen {de mineral. II, :l, 1) und da ec in P a d u a hci dec ()ff nung ein allen Ilcuo: nens zugegen war, durch dessen ausstrmende giftige Gase zwei Arbeiter gettet wurden {Meteorologie III/2, 12). Anscheinend hat er aber seine Studien nicht durch ein Universittsexamen abgeschlossen, er wurde weder Professor noch Arzt - sein Lehen sollte nicht in weltlichen Bahnen verlaufen. Schon damals mag er einen Rang zur Einsamkeit und nach dem Glck der Betrachtung des Gttlichen Gutes gehabt haben, das er (de animal. I/38) dem weltlichen Glck im Staate gegenberstellt. Albert trat in den Dominikanerorden ein, nach_ der einen Dar-stellung schon 1223 in Padua, wo er durch Jordan von Sachsen, einen der bedeutendsten Ordensmeister, fr diesen Orden ge-wonnen Worden sein soll, nach anderen Berichten erst spter in Kln.

    Der Orden der Dominikaner ( = Domini canes, die Hunde des Herrn, daher ihr Wappen: ein Bund mit brennender Fackel im Maul) oder der P~digd wo. '" dem H!. DomiJku., 1216 in Toolou.e ""P"'"'' lieh zur Bekehrung der sdfranzsischen AJbjgenser als Mnchsorden gestiftet worden, hat sich aber schon im 13. Jahrhundert weit ber E"

  • l . . d die bekann-unseres A.lberlus war (s. untPn); unter
  • ........... ......... ------~--1-----~

    1!/bert hier gegen den arabis . Ru~chd 1126

    _

    1 . chen Philosophen A.uerroes ( = Ibn

    l98 m Andalus l b des Aristotele h . . ien e end), der aus den Lehren s pant e1stisch F l e 0 gerungen gezogen hatte.

    Im Jahre 1257 kehrte Alb Ordensprov 1

    ert, nun von den Pflichten als mzia entbunde - ..

    wieder seiner L h .. . n, nach K o l n zurck, um sich e rtahgkeit u d . Arbeiten zu w d n semen wissenschaftlichen

    1 men. In diese z "t f"l . lungsttigkeit zw h ei alt eme zweite Vermitte-1sc en den B" Hochstaden D h urgern der Stadt und Konrad von

    . oc bereits 1260 L1eblingsaufenth lt mute er Kln, das ihm zum a geworden w ganz anderes A t .. . ar, wieder verlassen, um ein

    b m' namhch das . .

    ur g zu be h emes Bischofs von Regens -, rne men Die n

    wie ihm der Pap t h . iozese dieser Stadt war nmlich, , h s sc rieb in ge. tl. h

    s1c t ,zerrttet d ' " is IC er und finanzieller Hin-. un er solle sie du h . .

    wieder heilen u d . rc seme eifrigen Bemhungen 0 n reformieren" T

    rdensmeisters de "h .. rotz des Abratens seines h ' r I n fur den 0 d

    sc weren Sorgen r d r en verloren hielt und von ur essen Ged "h dem Rufe des Papst ei en erfllt war, folgte Albert

    es und ordnet msse neu. Doch sc"' . e m kurzer Zeit die Verhlt-K" h .,.emt er sich . d"

    uc enfrst auch R .. m ieser Stelle, die ihm als wohl r eprasentations tr h ge uhlt zu haben d P ic ten auferlegte, nicht per r ' enn schon h son ich in Rom be" d nac zwei Jahren ersuchte er hebu 1 em neuen p

    ng von seinem Amte d" . apste Vrban IV. um Ent-~als prgte der Magiste ,H i~ i~m auch bewilligt wurde. Da ihn das Wo r emrich der p rt: Dort, im Ha oet von Wrzburg auf wenn die g use des Pap t . E 11 d _,anze philosophische L" s es ist einer, welcher, r m er emer neuen Ph"l iteratur verbrannt Her 1 osophi wre, der

    ausgeber wrd e werden k .. ser \Y . . e er das Gebud onnte. Als neuer

    eise wiede e der Ph"l . dir T l . r aufrichten und d" l osoph1e auf bes .e ne semer \\'" . 1e Alte

    . 1ssenschaft b . n wurde er durch \ nm P1pst l es1ege "

    . . e a s Prediger r n . A.lbert wurd d f Duts

  • So pries ihn auch sein Ordens- und Zeitgenosse Raimondo Martini, ein Spanier, als Phllosophus magnus, sein Lieblings-schler Ulrich uon Strnburg nennt ihn einen in aller Wissen-schaft so gttlichen .Mann, da er mit Hecht das staunenswerte Wunder seiner Zeit genannt werden kann". Und Dante ver-setzt ihn im Paradies in den Sonnenkreis, in dem die Glaubens-lehrer thronen, neben Thomas von Aquino:

    .,Ich war ein Lamm der Herde, die geweihet Dominikus und seine Bahn lt ziehn,

    Da, was nicht irrt vom Wege, wohl gedeihet; '.\fein N,1chbar, hier zur Rechten siehst Du ihn, War Bruder mir und Meister, hie im Leben :\/bert von Kln, ich Tlwmas von Aquin." (iJOn Falkenhausen.)

    Als l'inzigem Frsten der Feder und nicht des Schwertes ist Albert der Beiname cl er Groe"*) beigelegt worden.

    llas drl'izPbnt(' J h 1 1 1 ll'utsch, . . 11

    a r rnn( ert, in dem ,1/bertus lehte, ist fr uns ' \o1 a Plll durch d t h r .. 1 cn rag1sc en Untergang der hohenstau-1" wn lkrrschaft ht'J> .\lllJ!lSI in erner durch den mna lgen \.omg von ' ."

    K f 1 \\' \f 1 \ l !1 tlt'll Kni von !-.ngland. semem amp gegen c le t' l'll ll!H c l l r " J h h I .. l lif'liirrschte Innoccn: prnk-o ann o ne ~and, unterst ulzt \\"llr< l'. so lisch das ganze Alwnclland. \\'iihnrnl scincs Pontilikates erfol.gte., allf dem vierten Kreuzzuge die Eroberung Konstantinopels durch dH' Jqan-

    . . 1 1 _. . it 11111s nntl'r Ii11/dllin zosen und rhc Ernchlung des l:Ilc1!llsc un ~.11st . l . J' t 111[ Pinc d:nl('rndl' von Flandern: doch grng die Ilollnung 1 l'S .1ps l s _

    l d 1 1 J" 1 !1t 1'11 Frfllung. l nler mon er ronuscht'n und gntc Hsc ll'n \.!l r H nu , .1 . 1 lt . l 111,, (' rnilung der uresem Papste geschah, \\"lC olwn 1el1H'l ' .

  • -;:.''

    ~-~~~

    losen s h . . c reckhchen Zeit. . sten, Whrend . ' 01 :~llt>rn dit L111de'- und geistlichen F1 von F . in l nteritalien l\.rtr / i11n 1 1 rankre1ch l

    1 n1n11. " , . Kon b ng der Albigense

    1 ( LO -128.l), rn Sudfrankrc1ch

    1ge ek r JZ\\" \V 1 1 sif ampft und durc! " ' velche 'f, wie Grabmann sagt, die aristotelische Philosophie fr die abendlndische Scholastik benutzbar und sozusagen mund-gerecht gemacht hat und so einen christlichen scholastischen Peripatetismus in groem 5tile geschaffen hat". t'ber die naturwissenschaftlichen Schriften sagt Albert selbst, am Ein-gang zur Physik: Es ist unsere Absicht in den i\aturwissen-schaften, soweit unser Vermgen reicht, die Brder unseres Ordens zufrieden zu stellen, die uns schon seit vielen Jahren darum angegangen haben, da wir ihnen ein derartiges Buch iiber Physik zusammenstellten, in dem sie die ganze ".\'atur-wissenschaft htten und nach dem sie auch die Bcher des Aristoteles richtig verstehen knnten". Anders also, als die lexikonartigen Encyclopdieen seiner Yorgnger. dil' a11s bloen .-\usziigen bestanden hatten. nimmt Albert den ganzl'H Text des Aristoteles vor und erklrt ihn entweder durch l'in-t(eschohene Stze und Angabe neuer Beispiele oder durch Hin-zufiigung ganzer Kapitel, sogenannter Digressionen. die er

    Albertu~ :\lagnns

  • anfgt, um das in den vorhergehenden Kapiteln Besprochene noch einmal nher zu erlutern, zu erweitern oder auch abzulehnen. Fr die erste Art seiner Erklrungs,veise sei folgendes Beispiel angefhrt: AristoteTes hatte geschrieben (Tierbuch IV/89): Wenn einer dem Schaltier, pecten genannt. die Finger nhert, so schliet es sofort sein Auge'), woraus man erkennt, da es den Gesichtssinn besitzt"; dem fgt nun Albert hinzu: und dasselbe zeigt sich auch bei den Gehusesclmecken und den Nacktschnecken, die ihre Augen am Ende ihrer Hrner (=Fhler) tragen; wenn man sich ihnen nhert, so ziehen sie die Augen in die Hrner ein und die Hrner ziehen sie in den Kopf und den Kopf in den brigen Krper zurck."

    In dieser Weise hat Albertus den ganzen Aristoteles kommen-tiert, sowohl dessen logische Schriften, wie die naturwissen-schaftlichen, von der Physik an bis zu den biologischen \Verken. und auch die Psychologie, ferner die Metaphysik, die Ethik und die Politik - eine ungeheure Arbeit. Die bersetzungen des Aristoteles hat er jedoch nicht selbst angefertigt, sondern benutzt schon vorhandene, die auf dem Umweg ber das Arabische in das Lateinische erfolgt waren; doch bernimmt er auch diese nicht kritiklos, sondern merkt gelegentlich an, dal.l an gewissen Stellen der bersetzer gefehlt oder sich geirrt habe.

    Diese Aristoteleskommentare hat Albertus in der Zeit vom Ende der fnfziger Jahre an bis etwa 1270 geschrieben. Smt-lkhe Schriften sind in der wissenschaftlichen Sprache des

    ~! i t!rlalters, dem Latein, abgefat, deren Verstndnis meist Wl'nig Schwierigkeiten macht; oft finden sich auch sogenannte (;Prmanismen. d. h. wrtliche bertragungen aus dem Deut-selwn, statt des klassischen Ausdrucks, wie z. B. multa ex eis = viPil' von ihnen (statt mnlta eorum), directe sicut = geradezu

    66

    ) .\nmerknng: .frislote/es hatte ges('hriebt'n: so schliell

  • 1.

    III. TEIL

    DIE NATURWISSENSCHAFTLICHEN

    SCH~IFTEN DES ALBERTUS

    Wir wenden uns nun der Besprechung seiner Schriften zur Naturwissenschaft zu und beginnen mit denen zur leblosen Natur.

    A. Die Schriften zur Physik, Chemie, Astronomie u. a. Hier mu sich der Verfasser kurz fassen, da ihm einerseits

    zurzeit (1944) der Zugang zu den Originalwerken nicht mg-lich ist, zum anderen auch ihr Studium eine eingehendere Kenntnis der mittelalterlichen Geschichte dieser Wissenschaf-ten voraussetzen wrde, als sie ihm zu Gebote steht.

    Es gehren hierher die Kommentare zur P h y s i k". ber Entstehen und Vergehen", ber das Hi mm e 1 s geb u de", die sogenannte M et eo r o log i e'" des Aristoteles, denen Albert noch Werke b er die Natur der Gegenden" (de natura locorum, eine physikalische Geographie) und b er die Mineralien" hinzugefgt hat. Bei dem Spe c u l um a s t r 0 n o m i a e, das frher Albert zu-geschrieben wurde, ist es neuerdings zweifelhaft geworden, oh es aus seiner Feder stammt.

    Bei der Behandlung der Astronomie steht A.lbert natr-lich auf dem Boden der aristotelischen Weltansicht von der Erde als stillstehender Kugel inmitten des sich um sie drehen-

    69

  • den Himmelsgewlbes mit seinen s h ' die Lehre der G . h p aren. Er bekmpft ab nec en von der E . k . er

    dem mosaischen Sch f . w1g eit der Welt, die ja mit D op ungsbencht nicht .

    arum fgt er ganze St k m Einklang steht. M uc e des groe .d. i oses Maimonides (geb 1135 . n JU ischen Philosophen h d m Cordov e1, er m seinem in arab h a, gest. 1204 in Kairo) D isc er Spr h

    " e r F ii h r er d er U h . ac e geschriebenen Buche mf A m er Irr e n d e " (d nregung des Kaisers F . . d . n as vermutlich setzt worden war) auf A . rze rzch II. ins Lateinische ber-schaft1 h rzstoteles zwa l . ic e Autoritt hin . r a s hchste wissen-) h gewiesen hatt .h . e re aber bek ft e, l n m der Sch f mp und nach d . op ungs-s~anden~ein der Welt gelehrt hat er Bi~el das zeitliche Ent-

    em Freigeist, der die F d te. brigens war Maimonides Bibel gegenbergestellt h ottr erungen der Vernunft denen der E. a e und g b in mklang zu bringen ware l ege enenfalls, falls sie nicht wollen n, etztere hatt II

    ' weswegen er bei d e a egorisch deuten galt. (Er schrieb auch ~n. o~thodoxen Juden als Abtrnniger D

    . t em1ge m d. . , _iae etik Asth e 1zmische B h ..

    ' ma, Haemorrhoide uc er, so uber n u. a)

    Die Ph . y s i k Alberts ents . angeben g pncht, soweit d.

    . .. ' anz der aristotelisch es ie Darstellungen quahtaten (Feucht T en Anschauung von den . U diesen ' rocken, Warm K vier r-

    zusammensetzenden v E ' alt) und den sich aus ser Erde) d. Ier lement ( d ' . , ie je ihren natrr h en Feuer, Luft, Was-d em sie hinstreben, das Feu ic en Ort im Weltall haben zu

    as Wasser und die Erde n erhund die Luft also nach o~en noch als r- f ac unten ' S b un tes Element der . ' - zu denen sich aber u stanz der Gestirne ewige, unvernderliche d.

    , zugesellt. Ather, 1e

    Die Min er I . b

    " a o g i e ist . us zusam m den fnf B .. h

    D mengestellt die h uc ern de minerali-

    arstellun ( ' nac der Ansi h . t g 1922) hier gef I . c t Mzeleitners dessen rotz aller .M o gt wird da ' Ind. h angel das h.este m. ' . s umfangreichste und

    isc en Mittel lt meralogische W k Anfn a ers darstellen. er des abend-gen des Buchdrucks meh ' das Buch ist auch in den

    rmals selb r d. 70 s an ig herausgekom-

    1

    J' :=:

    men, so schon 14 76 in Padua, weiter in Venedig und Kln. zu ihr hatte Albert keine selbstndige Schrift des Aristoteles als Vorlage; so ist das Werk aus antiken und arabischen, zum Teil ganz apokryphen Autoren zusammengestellt, wie einem Hermes Trismegistos (der dreimal grte) der ursprnglich ein gyp-tischer Gott, Thot, gewesen war, dann von den Griechen mit ihrem Hermes identifiziert wurde; unter dessen Namen liefen dann eine Reihe alchemistischer Schriften um; ebenso ein Aaron, ursprnglich der jdische Hohepriester, in dessen Brust-.schild sich 12 Steine befanden; auch unter dessen Namen gin-gen Schriften um mit den Beschreibungen dieser Steine und ihrer Krfte. Weitere Quellen sind natrlich Plinius und Avi-cenna. - Im ersten Buch wird die Natur, Zusammensetzung und Entstehung der Steine behandelt. Sie bestehen aus Wasser und Erde (in den durchsichtigen Edelsteinen herrscht das durch-sichtige Wasser vor) und entstehen durch eine gesteinbildende Kraft, teils im Wasser selbst, wie z.B. die Koralle durch Ver-steinerung von Pflanzen gebildet werden soll, teils auch im Innern des tierischen und menschlichen Krpers. - Das zweite Buch bespricht die wertvollen Steinarten, denen, wie im Mor genland und dem ganzen abendlndischen Mittelalter, ber-natrliche Krfte zugeschrieben werden. So zieht der Magnet Eisen an, doch soll der Diamant diese Kraft des Magnetsteines wieder aufheben knnen (aus Plinius genommen); der Saphir heilt Geschwre. Es folgt ein alphabetisches"" Verzeichnis der einzelnen Edelsteine, bei denen jedesmal ihre magischen und medizinischen Wirkungen hervorgehoben werden.

    Unter ihnen seien genannt: Ad am a s , der Diamant, der, wie Plinius (37/15) angegeben hatte, so, hart sei, da er nur durch das Blut eines Ziegenbockes erweicht werden knne, besonders wenn dieser vorher Wein getrunken und Petersilie und Siler montanum (Berglaser-kraut) verzehrt habe (eine im Mittelalter viel zitierte Fabel, die auch im Parzival Wolframs von Eschenbach (II/105) erwhnt ist). B o r a x, der aus dem. Kopf der Krte stammt; Ca r b u n c u l u s, auch

    71

    1

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  • ;, ' ~ 1

    ---...,..~ .. , .. --- . . . '

    -' - -, '. -~-.---_--

    Rubinus Ko f genannt, der alle Gifte v . p der Schlangen. E h . erjagt. D r a c o n i t Nest haben sollen G' c 1 t es, den Adler und K . ehs aus dem haft zwischen Rh, . a g a t e s = Bernstein. I r . ramc in ihrem Regenbogenf b em und Trier fand der se h ' ~ '. den Albert massen-

    ar en an d' ' c sse1hg t ein rostfarben S . Ie Wand wirft also B k . Is und prchtige

    er tem d ' erg nstall M garita, die Perle . ' . en er hufig in Ostfrank . a g n e t es , vorko ' die m Indien E 1 en beobachtete Mar-mmt, auch in d ' ng and, Flander ' tier ausgestoe er Mosel, und die bei Gew' n und Deutschland Edelstein i d n werden soll. 0 r p h an Ittern von dem Muschel-

    n er deutsch u s , der W woher auch . en Kaiserkrone a d aise, der grte

    sein Nam h , us er er 11 Walthers von d e errhrt, und der . d a em bekannt ist, krne ist elt ;r Vogelweide: Ich hrte ~n en bekannten Gedichten Nacht er an der knec Phil" "' em wazzer diezen" und D'

    s geleuchtet hab Ipp SI genannt ist " m 1 a r i s das M . en, doch sah Albert . h . Er sollte einst des

    ' anengl mc ts meh d Fensterglser as, aus dem man d r avon. S p e c u -n verarbeitet wurde unne Platten spaltete d" n. , 1e zu

    Unter den ma . sitzen seien h g1schen Krften, die die fen, ~ndere d~rvorgehoben: solche, die Pr::nzelnen _Steine be-

    ' ie den Blit b esse gewmnen hel-der Weissagu z a wehren Re t . ng verleihen ' gen bringen, die Gabe s emen (Amul tt . u. a. Von de e e die n sogenannten Siegel-die entwed . ' eme Zeichnun er emgeschnitt g von Gestirnen besitzen, man zu en oder h . angeblichen Heilu erausziseliert ist und d'

    sie Naturerzeu . ngen verwandte) ie st' . gmsse seien d' . glaubt Albert da

    irne m den St . ' ie sich unter d ' natrlich K emen gebildet htt em Einflu der Ge-M e rfte besitzen en; auch sie sollen "b

    e t a I 1 e n im' . - Das dritte B u er Lehre allgemeinen d' uch handelt von den

    aus Schwef l ( ' ie nach der l bestehen d . e als Vater) u d Q a chemistischen Albert sel:nt . sich ineinander um:a d ulecksilber (als Mutter)

    s im Rh . n e n kn Buche werd . em und in der Elb nen. Go 1 d sah

    en die ein 1 e entstehen I . es reichlich . ze nen Metalle b . - m vierten A.lbert pers" I~l Deutschland, z. B . Fesc~neben. Silber gibt

    on ich d' B m re1berg kommt von G l ie ergwerke besieht' m Sachsen, wo h os ar im H 1gte D b andelt die M. arz. - Das f" f . as este Kupfer seine Beurt .I in er a l i e n u n d S un te und letzte Buch be-

    e1 ung Alb a l z e M' erts dahin - zeleitner fat zusammen d 72 ' a er zwar den

    Versuch gemacht hat, den Stoff erschpfend zu behandeln, und gut zu gliedern, was ihm im Wesentlichen auch wohl gelungen sei, da aber die eigenen Beobachtungen Alberts durchaus nicht

    bedeutend seien.

    Was dessen chemische Kenntnisse betrifft, so ber-schreiten sie, nach v. Lippmann (1919) ebenfalls nicht die seiner Zeit. Auf seine Anschauungen ber die Metalle und ihre Zu sammensetzung aus Schwefel und Quecks!lber wurde ja eben schon hingewiesen. Salmiak und Salpeter kennt er noch nicht, ebensowenig mineralische Suren; die Darstellung von Alkohol durch Destillation von Wein beschreibt er zwar (es entsteht zuerst eine lartige, fettige Flssigkeit, die obenauf schwimmt und leicht entzndlich ist), bezeichnet ihn aber noch nicht mit diesem Namen, der erst von Paracelsus eingefhrt wurde (das Wort stammt aus dem Arabischen und bedeutet ursprnglich: feines Pulver, Schminke). Die Literatur der Alchemie (Hermes Trismegistos Avicenna die Tabula - s m a r a g

    ' ' d in a u. a.) hat Albert genau gekannt, nimmt aber der Um-wandlung von Metallen in Gold gegenber eine skeptische Stellung ein, was allerdings nicht hinderte, da er selbst spter in den Augen der Alchemisten als Autoritt angesehen wurde (Strunz 1932). Selbst hat brigens Albert keine chemi-schen Experimente angestellt (Paneth 1932). - brigens sind mehrere, im Mittelalter unter Alberts Namen laufende Schrif ten, die chemische Probleme behandeln, wie ,;O b er Al -chemie", sowie die schon genannte ber die wunder der Welt" ( d e m i r ab i l i b u s m u n d i) nicht von ihm verfat, sondern ihm nur untergeschoben worden; in dem letzt-genannten Werke sind auch Salpeter, Schwarzpulver und die Herstellung von Feuerwerkskrpern beschrieben.

    ber die g e 0

    g r a p h i s c h e n A n s i c h t e n unseres Do minikaners hat schon vor 100 Jahren kein geringerer als

  • Alexander von Humboldt (im Kosmos, Bd. II) sich dahin aus-gesprochen, da er in Alberts Buche ber die Natur der Ge-genden" Betrachtungen aufgefunden habe ber die gleichzei-tige Abhngigkeit des Klimas von der Breite und der Hhe des Ortes, wie ber die Wirkung der verschiedenen Einfalls-winkel der Sonnenstrahlen auf die Erwrmung des Bodens, die ihn sehr berrascht haben". Richtig (fr unseren Kontinent wenigstens) war es auch, wenn Albert lehrte, da ein Land, welches sich gegenSden ffne und gegen Norden geschtzt liegt, wrmer sei als im umgekehrten Falle, und da ein Land, das sich gegen Westen ffne, feuchter sei, als wenn es nach Westen hin gedeckt sei.

    ~fit der Annahme der aristotelischen Lehre von der Kugel-gestalt der Erde verband Albert auch die Zustimmung zur Lehre von den Gegen f 1 er n (Antipoden), d. h. von der Bewohnbarkeit der sdlichen Halbkugel. Es war dies ein altes, schon in der Sptantike viel besprochenes Problem. Lac-tantius, ein lateinischer Kirchenlehrer (gest. 317 nach Chr.), hatte die Mglichkeit bestritten, da Menschen in entgegenge-setzter Stellung wie wir, also mit dem Kopf nach unten hn-gend", existieren knnten, und auch der Hl. Augustinus hatte die Existenz von Antipoden mit der Begrndung verneint, da doch alle Menschen von Adam bzw. Noah abstammten und es unmglich sei, da einzelne Individuen ber den unerme-lichen Ozean von der Nord- auf die Sdhlfte der Erdkugel htten gelangen knnen. Es war also ein gewisser Mut von Albert, wenn er im Gegensatz zu diesen groen Kirchenlehrern f ii r die Existenz der Antipoden eintrat, die auch von der I\irche ~erworfen wurden. Nach Kretschmer (1912) soll der italienische Naturphilosoph Cecco d'Ascoli dieser Lehre wegen im Jahre 1327 in Florenz verbrannt worden sein.

    74

    1

    l

    B. Die biologischen Schriften. ' mtlich

    . . A . toteles hat Albert sa Die bi1;1logischen Schnften des ns k b er die d' d ei groen Wer e u kommentiert, also vor allem ie r.

    1 " die in gewissem

    h d . b e r d I e S e e e , Tiere, ferner auc ie " . t rwissenschaft-,; .. . d'e klemeren na u Smne hierher gehort, sowie 1

    1 i a" (vergl. S. 9)

    liehen Schriften, die P a r v a natura d. Nahrung". . S hrift b er l e Weiter schrieb Albert eme c " . sowie ein . .. h r untersucht ist, deren Herkunft noch mcht na e b. li b u s) des-

    . " (D e v e g et a i , Buch ber die Pflanzen h' lt die in " W k des Aristoteles ie '

    sen Unterlage er fr ein echtes er z t ntergeschoben pterer e1 u

    Wirklichkeit aber diesem erst m s h eueren Unter- . t t les hatte nac n

    worden war; denn ... ns 0 e h her die Pflan-. . besonderes Buc u

    suchungen (Senn 1930) me em . "ber sie in seinen e ~ns1chten u zen geschrieben, sondern sem . " ht Das Nhere

    t untergebrac . verschiedenen Werken zerstreu . S 79

    bei der Be-den Wlf unten ber die Vorlage Alberts wer

    handlung der Pflanzenkunde hervorheben.

    .[berts Naturkenntnissen. Die Quellen von _.,_ . . . des Domi~ikanerordens,

    Durch seine Ttigkeit als Provmzial d egeln verpflich-. . eh den Or ensr 1 als welcher er wie Wlf sahen, na . n groen Te1

    ' 1 nte Albert eme . h tet war, zu Fu zu wandern, er So finden sie 7) auer kennen. f Europas (vergl. Karte S. 5 gen "ber einzelne Tier or-

    in- dem Tierbuch hufig Bemerkungen u htungen angestellt 0 er Beohac men mit genauen Ortsangaben, w . J'a schon von

    . . d' Donau die er t hat. Oft erwhnt er z. B. ie . R, nsburger Ttigkei h semer ege t seiner Jugend, aber auc von . d Donaufische is

    . L benswe1se er h her genau kannte; ber die e ht gen stammen auc V. 1 eobac un . er sehr genau unterrichtet. ie e . oen Teil semes

    - d r er emen so gr . aus der K l n e r Gegend, m e . ennt sind A u g 8 -Lebens verbracht hat. Andere Orte, die er n '

    75

    ! .1

  • b ur g, das er wegen seines Reichtums an Raben nennt, R o t -tenburg am Neckar, Konstanz am Bodensee, wo die (schon von Plinius genannte, S. 13) Aalrutte (Lota Iota, ein Swasserfisch) hufig in 300 Fu Tiefe gefangen werde, weiter die Ksten F l an der n s, H o l l an d s und Fr i es -land s, an denen er die dortige Meeresfauna kennen lernte und sie als erster Deutscher nher beschrieb.

    Auch 1ta1 i e n s Pflanzen- und Tierwelt ist oft aus eigener Anschauung beschrieben. So schildert er die Cypresse mit ihrem hohen Wuchs, bei der die Zweige wie zusammengebunden nach oben streben, die Pinie mit ihren pingoli oder pineoli genannten Nssen; eine Cypresse hat er sogar selbst aus Samen gezogen und ihr Wachstum beobachtet, wie er auch Pflnzchen des Feigenbaumes aus Samen gezogen hat. Genau beobachtet hat er ferner den Granatapfelbaum mit seinen Frchten, den l-baum, die Zitrone und den Orangenbaum, wobei er die charak-teristisch verbreiterten Blattstiele des Zedratzitronenbaumes schildert. Weiter beschreibt er Melone und Wassermelone (Ci-trullus vulgaris) nach dem Augenschein, sowie die Reispflanze. Groe Aufmerksamkeit hat er der Dattelpalme gewidmet; auch bei ihr hat er aus einem Fruchtkern eine junge Pflanze ge-zogen. Genau beschreibt er den Fruchtstand, in welchem die Datteln mit ihren Stielchen in sechseckigen Kapseln hngen lwomit die verholzten Reste des Kelches und der Bltenbltter gemeint sind) und der von einer Hlle umgeben ist, die sich nach unten ffnet, damit der Fruchtstand heraustreten knne, um dann abzufallen (gemeint ist damit die Scheide, spatha, die zuerst den Bltenstand umhllt und erst bei der Blte aufplatzt um den Bltenstand ins Freie austreten zu lassen). - Ebenso finden sich aus der Tier w e I t Italiens vereinzelte Beobach-tungen, so z. B. die eines fliegenden Fisches, von dem er schreibt (XIV /78): Es gibt einen Fisc'b mit zwei membranartigen Fl-geln, der eine kurze Strecke weit fliegt und dann wieder ins

    76

    "h :\leerschwalbe". Den nnen i n M f'llt die Italiener ne (XXIV /50) als emen

    eer a , ) childert er F" h Steinbutt (Rhombus maximus s G . chenland hufigen i~c '

    I l. und ne f" nuger im M' ttelmeer bei ta ien . t von kreis or

    i 11 gehrt; er is f der der zur Gattung der Scho en ben und trgt au n Flossen mnge uf der Gestalt, rings von kleme . Seite ist auch a

    . Flecken. Diese s um-schwarzen Seite rote welche vorne etwa

    'tzen Dornen, d Lango-Oherflche voll von spi . . ird :Hbert auch en b

    . d _ In Obentahen w (Il/30) folgender-ge ogen sm h ben den er bardenbffel kennengelernt a ' maen beschreibt:

    . d zhmt und ein . t (sie wir ge die

    eine schwarze Rmderal. umgefhrt wird), . Es gibt bei uns .. an dem sie her enannt wll'd

    Hing in ihre Nase cingefuhrt, . Bffel" (bufletus) g . ,.. h arz wie bei uns . Krper 1st sc w sowohl bei deu Romanen . haften besitzt. Sem 0 beinahe

    d'ge E1gensc Schwanz und die viele merkwur 1 oda auch der G c des

    k rze Haare, s lt is zur ro und trgt nur ganz u . klein im Verha n . hnlich,

    h D r Kopf ist d Hausziege keine Haare at. e d kl.ein denen er h unten; H er sm ' B t zu nac Krpers, auch die orn ll ls nach der rus d' Last von

    . bcn dem a < ff 1 kann 1e und hngen etwas ne f . htet Der Bu e d' ber dick

    . d . uch au genc . h kel ie a gelegentlich sm sie a h t nur kurze Sc en . ' h fest und h n und a K e ist se r fast zwei Pferden z1e e . Milch bereitete as rk wenn er

    und stark sind; der aus semer ist der Bffel sehr st.a ' nd wenn . z h von Lasten . die Kmee u

    erdig. . .. Beim 1e en .11 so fllt er m d . eht seine , hmen w1 , uf un z1 einen starken Anlaui ne ht er wieder a t dann h t . t dann ste z geraten is ' der Ansturm gemac is ' . . wenn er in orn t r wegen

    . hr i'hzormg, Maule un e ' Last weiter. Er ist se . ihm bis zum . ht n Farben d taucht m d gem1sc e luft er ins Wasser un . Vor roten un . d' e Farben

    der Hitze seines erregten Blutes ... s.ammen, der sich m t1esk beugt." d t u den zu d' er s ar scheut er hufig un n . . den Beinen, ie

    kleidet. Seine Verteidigung hegt m

    t blieb, da ung versag . e Anschau '"t en Da Wo Albert aber die eigen "'hrsmnnern stu z .

    b n von Gewa menkam, mute er sich auf Anga e Volkskreise zusam . Leuten aller Soldaten, er als Geistlicher mit

    11 Fischer, Bauern,

    v gelste er' d hat so so konnte er die Jger 0 b der befragen un Ordens ru T otzdem ge-auch gelegentlich seme . d vernommen. r

    manches Wichtige aus ihrem Mun e 77

  • hrt vieles, was er als .von einem vertrauenswrdigen Manne herrhrend" berichtet, in d.i.!.s Gebiet des Aberglaubens oder des Jgerlateins, wovon unten charakteristische Beispiele gegeben werden sollen. Andererseits hren wir aber durch Albert auch von manchen Praktiken des Mittelalters, die von Interesse sind. So berichtet er (de anim. I/584), da das aus einem getteten Tiere herausgenommene Herz noch einige Zeit weiter schlgt und da auf dem Markt in Kln die Fischer z. B. auf ltere; zerschnittene Salme ein noch schlagendes Herz obenauf legen und die Kufer damit tuschen, als ob die Fische noch ganz frisch wren. Oder ~r bemerkt (IV/64), da man mit an der Sonne getrockneter Hai{ischhaut in Eisen und Holz einschnei-den knne, wenn man diese mit der rau.hen Seite der Haut reibe. Es handelt sich hierbei um das Polieren mittels der Haut von Haien und Rochen, das schon von Plinius (IX/40) fr Holz und Elfenbein angegeben wurde und auch heute noch gelegentlich angewandt wird (Pax-Arndt, Bd. II S. 316).

    Auf die Angaben antiker und arabischer Autorel}. sttzt sich Albert weniger hufig als seine zeitgenssischen Encyclop-disten es getan hatten, und steht ihnen oft sehr kritisch gegen: ber. So sagt er von Plinius einm:al (de anim. XXlII/21): Dieser Plinius erzhlt vieles, was ganz falsch ist, und seine Erzhlungen sind nicht weiter zu beachten." Solinus ist ein Gelehrte~, der oft lgt" (XXIII/34). Selbst bei den Angaben des Aristoteles hlt er mit seiner Kritik nicht zurck, wenn er seinen Liehling auch im allgemeinen in Schutz nimmt und seine Irrtmer auf die Fehler der Abschreiber zurckfhrt: nach de anim. VIII/79 ist sein Buch in vielem entstellt und in de vegetab. heit es (I/58): Die Darstellung des Aristoteles ist. dunkel durch die Fehler der bersetzer, die ihn entweder nicht verstanden oder die Spraehe, aus der sie bersetzten, nicht vollkomtnen beherrscht haben."

    78

    i

    1 t.

    1. DIE PFLAN ZF..NKUNDE

    Botanik zur Albert in der . Wie schon oben bemerkt, benutzt d Aristoteles, sondern

    11 echtes Werk es gehende Kommentierung mcht e1 dessen Namen . . f"l blich unter . hen Nzko-eine im Mittelalter a sc . gewissen Gnec

    . hk 't von emem m Jahre Schrift die in Wirkhc ei in Damaskus 1 ' t Dieser war . Herodes laus von Damaskus stamm . Hofe des Komgs

    64 vor Chr: geboren und lebte am . Weltgeschichte hat er ) uer emer us- den von Juda (40-4 vor Chr. ; a chrieben und es a

    d' Pflanzen ges B" hern zu-nur dieses Buch ber ie - h hrast in zwei uc h te . l nd T eop ar eu Werken des Arzstote es u

    0 iginalte:ic.t zw

    . riechischer - r bersetzer sammengestellt, dessen g d berhmten

    . d s aber von em 7 nach Chr. verloren gegangen ist, a 809--87 'b Hunain (der ca. d us diesem dem Araber lshaq 1 n den war un a

    "b tragen wor 1 genannten lebte) ins Arabische 11 er h n oben S. 4 . l "nder den sc o 175 ins Late1-wieder durch einen Eng a ' . Jahre 1

    . S anien etwa im "hmte ber-Alfred von Sareshel, m P . . Mittelalter beru en de Diese un . iner gro nische bertragen wur Beauvais m se k m-Vincenz von Albertus 0 setzung, die auch von h t also unser . l . b u s

    . det wurde, a t a b i I Encyclopaed1e verwen T'tel De v e g e 'hr -mentiert. Seine Arbeit f. hrl: den ik t''.sche Ausgabe von I ,

    . neue r1 1 h ngen zu ' l b VII" wir haben eme e Bez1e u I r I ' durch sem d dann E t Meyer dem nen un die zuerst von rns ' 'ker begon

    . berger Botam ' Goethe bekannten Komgs d ist. 11 det wor en von Karl Jessen 1867 vo en delt aU-

    h I behan . f lgenden Inhalt: Buc - ht ob sie wachen

    Die 7 Bcher haben etwa 0 leben oder nie . ' A alogie der . B b die Pflanzen -ber die n . gemeine Fragen, wie z. 0 d 'hre Gestalt, u chiedenheiten 'h Bau un 1 'hre Vers l s und schlafen, ber 1 ren Tiere ber 1 h des- Niko au

    0 nen der ' t Bnc t einzelnen Teile mit den rga d t Albert das ers e z aus Alber s und ihre Einteilung. Hier verwen Be h II stammt aber gan

    t 'erung uc Dama11cenus zur Kommen 1 79

  • Feder, ist also eine Digre . genauer, da das von d s~;on (s. S. 5), wiederholt dieselben Fragen (II/1) und bespricht d" en ten .berkommene Buch etwas konfus sei" BI'' ie Anatomie u d d" atter und Blten im

    11 . n Ie Gestalt der Pflanzen ihrer

    m't d B a gememen Buch III b ' 1 er ehandlung der Frchte ~ eendigt diese Digression

    Benutzung des Kanon des A . , amen und deren Geschmack, hier mit des N'k l vicenna. Buch IV . d"

    1 o aus Damascenu . mmmt 1e Kommentierung bespricht die Lebensvorg~ (mit dessen zweitem Buche) wieder auf und gigk "t ange der Pflan 'h ei von Boden und Kl' zen, 1 re kologie, ihre Abhn-E" ima Dag . igentum des Albertus u d. b egen Ist das Buch 5 wieder geistiges

    Versch d n ehandelt d b ie enheiten der Pfl ie ereinstimmung bzw. die durch d" K 1 anzen untereinand "h Je u tur sowie ihre w k er, 1 re Umwandlungen dann die einzelnen Arte Ir ungen als Heilmittel. Buch VI bespricht Pflanz ) n, zuerst die B ( . en' dann die Krut ume als die vollkommensten Hierb er, und zwar 1

    . ei smd fr die ausl" d" m a phabetischer Reihenfolge. semem I( an Ischen Pfla b anon, ferner das K nzen esonders Avicenna mit Mattha p ' rauterbuch

    . eus latearius (das . 1

    emes Arztes von Salerno des semen A f im 2. Jahrhu d t ' . n angsworten: C . . n er entstanden ist und nach

    hch a " 1 r c a 1 n s t " h usgezogen. Buch VII stamm ans genannt wird), oft wrt-andelt zuerst den bergang d Pt ebenfalls ganz von Albert und be-

    stand d h d er flanzen vo 'ld ' en Ackerbau di V m WI en in den Kulturzu-

    garten Der . ' e eredelung d B'' b t' h. zweite Teil bespricht . er aume weiter den Zier-e 1sc geord t . wieder die e 1 w h ' ne Je nachdem ob . mze nen Nutzarten, alpha-ac sen, weiter die Obstb" sie auf dem Felde oder im Hausgarten

    des Pallad' aume und den W . . h ms Ueber den Ack b embau. Hier ist das Buch

    mc t wrtl" h er au" ( l Ic ausgeschrieben. vg S. 11) stark benutzt, aber

    a) Morphologie Ph . w ' yszologie kologie. Ir folgen nun i '

    gewhlten Reihenfo~geunserber. Darlegung der von Albert selbst laus D . ' wo et w1"r amasce m seinem Si"nne nus meist al den Niko-den. Zum Beginne (1/3 ff s Pseudoaristoteles" anfhren wer-zen zwar .) erklrt Albe T

    . n ach der Schrift rt, warum er die Pflan-1eren b h von der s 1 teli h e andele. Er folgert d' ee e, aber noch vor den

    sc en Leh iese Reihe f 1 0 . re, da die s 1 n ge aus der aristo rgamsmen s . ee e zwar d L . k -r - e1, da aber a Pfl as ebensprmzip aller ra te, naml" h . ie anzen . . ic die der Ernh nur die mederen Seelen-

    a rung de W ' s achstums und der

    80

    Fortpflanzung (die als die vegetativen Krfte zusammengefat werden) besitzen, whrend bei den Tieren zu diesen noch die Krfte. der Empfindung (die animalischen) und beim Menschen noch die des Verstandes bezw. der Vernunft (die gttlichen Krfte) hinzukommen, die Pflanzen also in der Stufenleiter der Organismen die niederste Stufe einnehmen.

    Die Ernhrung (11/11 ff.) findet nach Albert (so wie es Aristoteles und Theophrast gelehrt hatten) nur durch die Wur-zeln statt, die die Nahrung aus der Erde saugen und daher dem Mund der Tiere zu vergleichen sind; da hierbei keine groben, unverdaulichen Stoffe