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BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH ZEHNTER JAHRESBERICHT 1. APRIL 1939 — 31. MÄRZ 1940 BASEL 27. Mai 1940

BANK FÜR INTERNATIONALEN … · Der Außenhandel wurde in ein dichtes Netz von Einschränkungen teils handeis-, teils währungspolitischer Art ... sich die Wirtschaft im Aufstieg

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BANK FÜR INTERNATIONALENZAHLUNGSAUSGLEICH

ZEHNTER JAHRESBERICHT1. A P R I L 1939 — 3 1 . M Ä R Z 1940

BASEL

27. Mai 1940

INHALTSVERZEICHNIS

SeiteI. Einleitung 5

II. Devisenkurse, Außenhandel und Preisbewegungen 19

IM. Goldgewinnung und Goldbewegungen 70

IV. Internationale Kapitalbewegungen SO

V. Die Entwicklung der Zinssätze 108

VI. Die Entwicklung im Notenbankwesen 149

VII. Die laufenden Geschäfte der Bank:

1. Die Tätigkeit der Bankabteilung 1612. Die Bank als Treuhänder und Agent 1703. Der Reingewinn und seine Verteilung 1714. Veränderungen im Verwaltungsrat und in der Bankleitung 172

VIII. Schlußbemerkungen 174

ANLAGEN

I. Bilanz vom 31. März 1940.

II. Gewinn- und Verlust-Rechnung sowie Gewinnverteilung für das am 31. März 1940beendete Geschäftsjahr.

ZEHNTER JAHRESBERICHTAN DIE ORDENTLICHE HAUPTVERSAMMLUNG DER

BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH

in BASEL am 27. Mai 1940.

Meine Herren!

Ich habe die Ehre, Ihnen den Bericht der Bank für InternationalenZahlungsausgleich über ihr zehntes Geschäftsjahr vorzulegen, das die Zeit vom1. April 1939 bis zum 31. März 1940 umfaßt und dessen Ergebnisse inKapitel VII ausführlich behandelt werden. Obwohl der Ausbruch der Feind-seligkeiten die Tätigkeit der Bank beeinträchtigte, erlaubt der nach Rück-stellungen für unvorhergesehene Ausgaben verbleibende Reingewinn dem Ver-waltungsrat, der Hauptversammlung eine Jahresdividende von 6 v. H. zuempfehlen, ohne daß es nötig ist, die Sonderrücklage in Anspruch zu nehmen.

Die Bilanzsumme ist von 606,5 Millionen Schweizer Goldfranken am31. März 1939 auf 469,9 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. März 1940gesunken. Dieser Rückgang läßt sich zu einem großen Teil damit erklären,daß verschiedene Zentralbanken angesichts der gegenwärtigen Unruhe bestrebtsind, ihre Auslandsreserven entweder in Gold oder als unmittelbare Einlagenbei Banken in den Ländern zu unterhalten, wo sie Zahlungen zu leisten haben.Mit Genugtuung darf festgestellt werden, daß die Bank für InternationalenZahlungsausgleich allen ihren Verpflichtungen ohne Schwierigkeit nachkommenund trotzdem einen hohen Grad von Liquidität bewahren konnte. Es sei mir,der ich mein Amt als Präsident der Bank erst am 1. Januar 1940 übernommenhabe, auszusprechen gestattet, daß die leichte Art, wie die Bank für Inter-nationalen Zahlungsausgleich ihren Weg durch eine schwierige Zeit gegangenist, in hohem Maße für das fachmännische Können und die Umsichtmeines Vorgängers Herrn Dr. J .W. Beyen und seiner Mitarbeiter in der Bank-leitung zeugt.

Der Krieg von 1914-18 unterbrach eine seit langem andauernde Auf-wärtsbewegung der Weltproduktion und des Welthandels, die sich seit Mittedes neunzehnten Jahrhunderts noch beschleunigt hatte, als nach den tech-nischen Fortschritten in der Erzeugung der rasche Ausbau der Eisenbahn-und Schiffsverbindungen auch einen umfangreichen Güterverkehr über Land undMeer ermöglichte. Der Welthandel war von 1850 bis 1914 wert- und mengen-mäßig auf etwa das Fünffache angewachsen. Die jährliche Zunahme des Welt-ertrages an Gütern und Leistungen um durchschnittlich etwa 3 v. H. wird be-stätigt durch eingehendere statistische Untersuchungen für die Zeit bis 1914,insbesondere durch neuerdings angestellte Berechnungen über die langfristige

- 6 -

Welthandel und Weltproduktion von Grundstoffenseit 1850.

Entwicklung des Volks-einkommens. Da zu-gleich die Bevölkerungder Erde jährlich um0,8 bis 1 v. H. zu-nahm, war währenddieser Zeit ein Spiel-raum für eine stän-dige Verbesserung derLebenshaltung geblie-ben. Die Reallöhnehatten sich von 1850bis 1914 in einigen Län-dern verdreifacht. DieGrundlagen dieser Auf-wärtsentwicklung warendie internationale Gold-währung, der relativeFreihandel und die zu-nehmende kurz- undlangfristige internatio-nale Kreditverflechtunggewesen.

In den Jahren1914-18 ging die Welt-produktion trotz allerAnstrengungen, sie zu

halten, stark zurück, wie das Schaubild erkennen läßt. Die Verknappungder erzeugten Güter im Verein mit dem gewaltigen Bedarf für die Krieg-führung brachte eine wesentliche Senkung der durchschnittlichen Lebens-haltung mit sich, die allerdings bis zu einem gewissen Grade durch höhereGeldeinkommen verdeckt wurde. Nach Beendigung des Krieges herrschtedas natürliche Bestreben, möglichst zu den Vorkriegsverhältnissen zurück-zukehren; Wiederaufbau hieß das Ziel der Wirtschafts- und Währungs-politik, das auch in ziemlich bedeutendem Grade verwirklicht werden konnte:die Staatsrechnungen wurden ins Gleichgewicht gebracht, die internationaleGoldwährung wiederhergestellt, der Außenhandel von Verboten und mengen-mäßigen Beschränkungen weitgehend befreit, und der internationale Kredit-verkehr erreichte bald wieder ein beträchtliches Ausmaß (wenn auch in ver-änderten Formen und neuen Richtungen). Äußerlich schien durchaus dieGrundlage geschaffen für einen erneuten wirtschaftlichen Aufstieg. In der Tatüberschritt das gesamte Volkseinkommen aller Länder — auch bei Berücksichti-gung der gestiegenen Warenpreise — bald die Höhe von 1913, und der Welt-handel lag 1929 mengenmäßig etwa 30 v. H. über dem Vorkriegsstand.

Der Fortschritt war bedeutend, sollte aber nicht von Dauer sein. Bei dem imHerbst 1929 einsetzenden Rückgang handelte es sich zuerst wahrscheinlich nur

I850 I860B.R.I ->Z0.

18/0 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940

Quellen: Handel - Prof. E. WagemannProduktion - Carl SnyderBevölkerung - Schätzung der B, I, Z.

Welteinkommen und Welthandel

Welteinkommen (')

Wert der Weltausfuhr und -einfuhr

Umfang derWeltausfuhr und -einfuhr

in Milliardenjeweiliger Dollar (2)

in Milliardenjeweiliger Dollar (2)

1913 = 100

1913

100-110

40,6

100

1929

205-215

68,3

130

1937

200-210

53,8

126

0) Schätzung der B. I. Z.(J) Eine Unze Feingold 1913 und 1929 = $ 20,67, 1937 = » 35. - .

um eine gewöhnliche Abwärtswendung der Konjunktur; er löste aber weitereabschwächende Einflüsse aus, die bald die Oberhand gewannen und der Welteine Finanzkrise und eine Reihe heftiger Währungserschütterungen brachten,wie man sie in Friedenszeiten niemals zuvor gekannt hatte. Geschichtlich erwiessich dieser Rückschlag im äußeren Fortschritt als eine Tatsache von ent-scheidender Bedeutung, und es ist zu hoffen, daß die Bemühungen um dieErforschung der Ursachen der schweren Depression von 1930-33 fortgesetztwerden, die in mancher Hinsicht zu einer noch stärkeren Störung der inter-nationalen finanziellen Beziehungen führte als selbst der Krieg von 1914-18.Die von Banken und sonstigen Geldgebern an ihren ausländischen Anlagenerlittenen Verluste waren nach 1930 bedeutender als nach 1918. Das internationaleKreditsystem wurde infolgedessen weitgehend lahmgelegt — die Tätigkeit aufdem Gebiet der langfristigen Auslandsanlagen hörte fast vollständig auf, einerheblicher Teil der kurzfristigen Kredite wurde nach und nach und oftmit empfindlichen Verlusten zurückgezogen. Der Außenhandel wurde in eindichtes Netz von Einschränkungen teils handeis-, teils währungspolitischer Artverstrickt, und die Wirtschafts- und Finanzpolitik der einzelnen Regierungenfügte sich immer weniger zu einem zusammenhängenden internationalen Gesamt-bild. Die Folge ist eine Ungleichheit der wirtschaftlichen Entwicklung in denverschiedenen Ländern, ganz im Gegensatz zu der einheitlicheren Richtung, diein den zwanziger Jahren herrschte, obwohl die Welt damals die Nachwirkungeneines gewaltigen Krieges zu überwinden hatte.

Die Vereinigten Staaten mit etwa 40 v. H. der gewerblichen Erzeugung derWelt, 40 v. H. des Verbrauchs industrieller Rohstoffe und 40 v. H. des Volks-einkommens aller Länder wurden von der Krise der Jahre 1930-33 härtergetroffen als fast alle anderen Staaten und hatten es auch am schwersten,den für einen neuen Wirtschaftsaufstieg notwendigen Ausgleich wiederherzu-stellen. Andererseits gab es Länder, denen es innerhalb weniger Jahre ge-lang, ihre Industrieerzeugung weit über den früheren Höchststand von 1929zu heben, da sie frühzeitig das Gleichgewicht in ihrem inländischen Kosten-und Preisgefüge und in ihren Beziehungen zum Ausland hergestellt hatten.In Großbritannien schufen die Pfundabwertung (welche Folgen sie in andererBeziehung auch gehabt haben mag), der Ausgleich des Staatshaushalts unddie Zinssenkung durch die umfangreiche Kriegsanleihe-Konversion von 1932gemeinsam eine feste Grundlage für die Gesundung der Wirtschaft; außerdemwar die Stabilität der Wechselkurse innerhalb des Sterlingblocks der Neu-

— 8 —

Industrielle Erzeugung verschiedener Länder1929 = 100.

(Logarithmischer Maßstab)

belebung des Außen-handels der beteiligtenLänder sehr förder-lich. Staatliche Inter-vention, die nicht nurdie Wirtschaftstätigkeitanregen, sondern ge-radezu die führendeRolle bei einer Stei-gerung der volkswirt-schaftlichen Erzeu-gung und der Besei-tigung der Arbeits-losigkeitspielen sollte,kennzeichnete die Po-litik mehrerer Staaten,namentlich Deutsch-lands und Italiens.Gegen Ende1936, nachder Abwertung derWährungen der Gold-blockländer (Frank-reich, Holland, Italienund die Schweiz) unddem gleichzeitigenAbschluß des Drei-mächte-Abkommens,schien ein neuesGleichgewicht in denWäh rungsverhältnissender Welt erreichbar;eine rasche und um-fassende Belebung desHandels setzte ein,die erst der jäheRückschlag unterbre-chen sollte, der imHerbst 1937 von denVereinigten Staatenausging. Trotz dieserund anderer Wechsel-fälle, die das Wirt-schaftsleben trafen,hat der Umfang der

Weltproduktion seit 1933 kräftig zugenommen, wie aus der Kurve der Grund-stofiferzeugung auf Seite 6 und für die Industrieproduktion aus obenstehenderZeichnung zu ersehen ist.

I937 1938 1939

— 9 —

Rohstoffvorräte der Weltund Warenpreise in den Vereinigten Staaten,

1928 = 100

Das Mehrergebnis der Erzeugung konnte jedoch nur teilweise zur Ver-besserung der Lebenshaltung dienen; ein rasches Ansteigen der Rüstungs-ausgaben verschlang besonders von 1936 an einen ständig zunehmenden Teildes Volkseinkommens; aber eben infolge des höheren Umfangs der Produktionkonnten die wachsenden Anforderungen im allgemeinen ohne tatsächlicheKürzung der zur regelmäßigen Verwendung verfügbaren Güter und Leistungenbestritten werden.

Die gesamten Rüstungsausgaben der Welt entsprachen im ersten Halbjahr1939 schätzungsweise einem Jahresbetrag von etwa 20 Milliarden Dollar.Hinzuzurechnen sind die der Höhe nach unbekannten Aufwendungen dereinzelnen Staaten für Vorräte an wichtigen Waren. Es ist einigermaßen er-staunlich, daß so bedeutende öffentliche Ausgaben zu einer Zeit, als dielaufende Golderzeugung Höchstziffern erreichte und die Zinssätze niedrigerwaren als jemals seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts, zu keinernennenswerten Steigerung der Warenpreise geführt haben.

In den Ver-e in igten Staatengingen die Groß-handelspreise, nach-dem sie 1936-37 an-gezogen hatten, imAugust 1939 wiederauf den Durch-schnitt des Jahres1934 zurück. DieWarenversorgungreichte offenbar aus,um allen Anforde-rungen ohne An-spannung derMärk-te nachzukommen.Was die Rohstoffebetraf, so war dieLeistungsfähigkeitder Erzeugungslän-der nicht voll aus-

genutzt, was u. a. aus den bestehenden Restriktionen sowie daraus hervorgeht,daß ihre Gewinnung rasch anstieg, sooft die Produktions- oder Ausfuhrmengenauf Grund wachsender Nachfrage erhöht wurden, wie z. B. im Winter 1936/37.Halb- und Fertigwaren konnten dank technischer Fortschritte und der invielen Ländern noch vorhandenen unausgenutzten industriellen Leistungsfähigkeitebenfalls in reichlicheren Mengen geliefert werden. Das Nachgeben der Waren-preise in den Vereinigten Staaten während der ersten acht Monate des Jahres1939 übte naturgemäß einen Druck auf die europäischen Länder aus, in denensich die Wirtschaft im Aufstieg befand und wo infolgedessen innere Gründeeinem Fallen der Preise entgegenstanden.

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160

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1925 19Z6 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 193* 1935 1936 1937 1938 1939

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Die industrielle Produktion der Welt hatte im ersten Halbjahr 1939 unterEinschluß der Vereinigten Staaten den Stand von 1929 kaum wieder erreicht;außerhalb derselben lag sie etwa 12 v. H. höher. In den Vereinigten Staatensank die Wirtschaftskurve leicht bis zum Sommer 1939, danach war aber eineunverkennbare Belebung der Wirtschaftstätigkeit festzustellen. Die amerikanischeRohstoffeinfuhr blieb im ersten Halbjahr 1939, obwohl sie etwas höher warals 1938, doch weit unter dem Stande der Hochkonjunktur von 1936/37; diesesAusbleiben einer weiteren Erholung hatte seine Rückwirkungen auf die Lageder Rohstoffländer, die nach und nach ihre eigenen Käufe in den Industrie-ländern immer mehr einschränken mußten. Auf diesem und noch anderen Wegenwirkte sich die sinkende Konjunktur an den Weltmärkten auf die Wirtschaft dereinzelnen europäischen Länder aus; ein bemerkenswertes Beispiel hierfür liefertSchweden wegen des auffallenden Unterschiedes, der dort im Jahre 1938 inder Entwicklung der Produktion für den Binnenmarkt und für die Ausfuhr bestand.

Schweden . — Meßzif fern der gewerbl ichen Erzeugung.*

1935 = 100

19331935193619371938

Inlandsindustrie

Verbrauchs-güter-

industrien

84100106115119

Kapital-güter-

industrien

64100110125131

Ausfuhr-industrie

76100111128113

Sonstige(nicht auf-

gegliederte)Industrie-zweige

78100107123125

GesamteIndustrie

74100109122123

• Jahresziffern des Schwedischen Handelsamts, die umfassender sind als die der Zeichnung auf Seite 8zugrundegelegten monatlichen Meßziffern des Schwedischen Industrieverbandes.

Die Ausdehnung der Inlandserzeugung im Verein mit der Schrumpfungder Exporttätigkeit hatte, wie zu erwarten, die Wirkung, daß der Einfuhrüber-schuß stieg. Dies zeigen die Zahlen der untenstehenden Tabelle.

Die schwedische Entwicklung war insofern bemerkenswert, als der wirt-schaftliche Aufstieg des Landes seit 1933, also schon fünf Jahre lang, fastununterbrochen angehalten hatte, als 1938 die Konjunktur auf den Weltmärktennachzugeben begann. Man fürchtete damals in Schweden, daß nach demgewöhnlichen Ablauf des Konjunkturzyklus die Zeit eines Niedergangs der in-ländischen Wirtschaft gekommen sei. Aber selbst die ungünstigen Einwirkungen

vom Auslande her verlangsamtenSchweden. — Außenhandel . den Aufstieg nicht. In diesem

Zusammenhang sei daran er-innert, daß in Schweden dieRüstungsausgaben nicht so raschwie in den meisten anderen Län-dern stiegen. Anscheinend ver-mochte Schweden das richtige

In MillionenKronen

193619371938

Ausfuhr

1.5142.0001.843

Einfuhr

1.6332.1232.082

Überschuß

- 119- 123— 239

- 11

Gleichgewicht in seinem Kosten- und Preisgefüge, einschließlich der Löhneund Zinssätze, zu bewahren, so daß die Kapitalbildung in Form von Hausbesitzund anderen Anlagewerten auf einer hohen Stufe verharrte.

In den meisten anderen Ländern Europas wuchsen die Rüstungsausgabenmit zunehmender Schnelligkeit. Es muß dahingestellt bleiben, ob dieses An-schwellen der öffentlichen Ausgaben die allgemeine Belebung der Industrie-tätigkeit, die sich Anfang 1939 bemerkbar machte, mehr anregte oder fehlleitete.Bemerkenswert ist aber, wie sehr sich in vielen Ländern eine Steigerung derRüstungserzeugung mit verstärkter privater Anlagetätigkeit, z. B. im Wohnungs-bau, als vereinbar erwiesen hat.

Der Kr iegsausbruch fiel in eine Zeit, als die Wirtschaft sich in denmeisten Ländern in einer Aufwärtsentwicklung befand mit einem Ansteigendes Verbrauchs, der Produktion und der Anlagetätigkeit; auch gefühlsmäßigneigte die Geschäftswelt — abgesehen von der Kriegsfurcht — unstreitig mehrzu einer vertrauensvollen Haltung. Stimmungsmäßig hatte die Kriegsfurchtweniger auf Handel und Gewerbe als auf die Börsen gedrückt, an denen dieKurse bis August 1939 in vielen Ländern zum Fallen neigten.

Börsenkurse in New York, London, Paris, Berlin und Mailand.(Meßziffern des American Economic News Service, 1927 = 100)

180

160

140

20 i i I i i I i i I M I i I 1 I I I I I I I I I I ] I I I

Paris

i i i i rB.R.1.4W. 1936 1937 1938 1939 1940

20

Bei Beginn des Krieges änderte sich die Haltung der Börse plötzlich;besonders in New York stiegen die Aktienkurse in der ersten Hälfte desSeptember, um sich dann wieder abzuschwächen, als die Erwartung einer aufbedeutende Auslandsaufträge gegründeten Kriegskonjunktur in den VereinigtenStaaten einer vorsichtigeren Beurteilung der Aussichten Platz machte.

— 12 —

Der Übergang von der Fr iedens- zur Kr iegswi r tschaf t , dersich 1914-15 schrittweise vollzogen hatte, gekennzeichnet durch das Schlag-wort vom „normalen Geschäft", wurde im Herbst 1939 beschleunigt durchdie unmittelbare Einführung umfassender Maßnahmen, die meist im vorausgeplant waren. Diese Bereitschaft machte es einerseits im Verein mit derhochgradigen Flüssigkeit der Geldmärkte unnötig, wie bei Ausbruch desKrieges 1914 durch Notverordnungen allgemeine Schuldenmoratorien zu erlassen.Andererseits bedeutete sie aber, daß in vielen Ländern sowohl Devisen-beschränkungen wie auch Aus- und Einfuhrverbote für eine ganze Reihe vonWaren sofort in Kraft gesetzt wurden, die erhebliche Rückwirkungen nichtnur auf den Außenhandel, sondern auch auf die einzelnen Binnenmärkteausübten.

Die wesent l ichen Merkmale der Kr iegswi r tschaf t , die in undnach dem letzten Kriege so gründlich erforscht worden waren und nunerneut im Vordergrund stehen, sind einfach genug. Das Grundproblem ergibtsich daraus, daß die Bedürfnisse des Staates auf das Doppelte und mehranwachsen, während zugleich infolge des Ausfalls von Arbeitskräften durchEinberufung zum Kriegsdienst und infolge der Behinderung des Außenhandelsweniger Güter und Leistungen hervorgebracht oder beschafft werden können.Ein gewisser Ausgleich läßt sich zweifellos dadurch erzielen, daß einerseitsdie Arbeit hinter der Front wirksamer gestaltet wird, indem Beschäftigungs-lose angestellt, eine größere Zahl von Frauen außerhalb des Haushaltseingesetzt, verfügbare Menschen und Maschinen ausgiebiger verwendet werden,während andererseits die Unterhaltung und der Ersatz solcher Anlagen zurück-gestellt werden, die nicht unmittelbar für Kriegszwecke erforderlich sind. Außer-dem können Auslandsvermögen — Gold, Devisen oder Anlagen — in Anspruchgenommen werden, um einen Ausfuhrrückgang und andere Fehlbeträge in derZahlungsbilanz auszugleichen. Da aber kein Land von seinem angesammeltenKapital mehr als unbedingt nötig verzehren will, werden erhebliche An-strengungen gemacht, um die Ausfuhr auf einem möglichst hohen Standzu halten. Die Erzeugung für Ausfuhrzwecke setzt indessen in den meistenFällen eine Genehmigung zur Beschaffung der notwendigen Arbeiter undRohstoffe voraus und wird so als Bestandteil der allgemeinen Kriegsorgani-sation von dem Ermessen und den Entscheidungen der Behörden ab-hängig. Güterwirtschaftlich besteht die Aufgabe in der nützlichsten Ver-wendung begrenzter Mittel für ein einziges, überragendes Ziel, zu dessenErreichung eine Senkung der Lebenshaltung unbedingt erforderlich ist. Auffinanziellem Gebiet stehen dem Staat verschiedene Wege offen, um dieVerfügung über die nötigen Mittel zu erlangen — Erhöhung der Steuern,Entleihung echter Ersparnisse, Mobilisierung von Auslandswerten, andereFormen der Beitreibung und schließlich Inflation. Naturgemäß herrscht all-gemein das Bestreben, eine Inflation zu vermeiden. Folgende Stelle ausdem Jahresbericht der Bank von Kanada ist bezeichnend für die innerenBeweggründe, welche in diesem Zusammenhang maßgebend sind: „Ein-gedenk der Wirkung inflationistischer Erscheinungen in und nach dem Kriegevon 1914-18 haben verschiedene Länder ihre Entschlossenheit zu erkennengegeben, alles zu tun, um eine neue Inflation während des jetzigen

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Ringens zu vermeiden. Der Erfolg einer solchen Anstrengung wird in allenLändern, wo sie unternommen wird, zweifellos in hohem Maße davon abhängen,wie weit die Öffentlichkeit Verständnis dafür hat und einsieht, daß der geradeWeg des Opfers gerechter und auf die Dauer weniger kostspielig ist als jedeandere Art, die finanziellen Aufgaben eines Krieges zu behandeln."

Im einzelnen sind die Staatsausgaben — nicht nur in den kriegfüh-renden, sondern auch in den neutralen europäischen Ländern — seit Herbst1939 rasch gest iegen und haben damit die ernste Frage der Deckungder entstandenen Fehlbeträge durch neue Steuern und durch Anleihen auftretenlassen. In der Schweiz z. B. schloß der Haushaltsplan für 1938 mit Ausgabenin Höhe von 518 Millionen Schweizer Franken, für 1939 mit einem Betrag von633 Millionen Schweizer Franken ab; die Mobilmachungs- und Landesverteidi-gungskosten werden sich von September 1939 bis Ende Juni 1940 voraussicht-lich auf 2,5 Milliarden Schweizer Franken belaufen, d. h. auf etwa den gleichenBetrag wie die gesamten Mobilisierungsausgaben der vier Jahre 1914-18. Dieheutige Kriegsrüstung ist weit kostspieliger als die von 1914-18, und selbst wennsich der industrielle Ertrag in der Heimat durch Verbesserung der technischenLeistungsfähigkeit und gesteigerte Industrialisierung um vielleicht 25 bis 50v.H.erhöht hat, so bedarf es doch zur Finanzierung des Krieges oder einer Mobil-machung ganz bedeutender Anstrengungen. In den verschiedenen Ländern bildetmit großer Annäherung die gleiche Frage den Gegenstand der Erörterungen:Wie läßt sich der private Verbrauch einschränken, um für den gewaltigenBedarf des Staates Mittel frei zu setzen?

Der gegenwärtige Krieg begann, bevor die 1914-18 aufgenommenenSchulden zurückbezahlt waren, so daß einige Länder in diese Kriegszeitmit einer schweren öffentlichen Schuldenlast eingetreten sind, die in ein-zelnen Fällen das Volkseinkommen eines Jahres oder noch mehr beträgt.Die Steuersätze haben vorher nie gekannte Höhen erreicht, trotzdem ver-mochten aber nur wenige Länder in Europa mehr als die Hälfte ihrer Gesamt-ausgaben im ersten Halbjahr des Krieges aus dem Steueraufkommen zu decken.Der Kreditbedarf ist beträchtlich, und Kapital, das früher privaten Anlagenzufloß, wird jetzt vom Staat gebraucht. Dies ist von höchster Bedeutung für dieBautätigkeit, die in den letzten Jahren eine der wichtigsten Anlagemöglichkeitenfür die laufenden Ersparnisse bot und in vielen Ländern nicht weniger als dieHälfte der jährlichen Kapitalneubildung aufnahm. 1914-18 hatte die Bautätigkeitin Großbritannien um etwa 40 v. H. abgenommen, und voraussichtlich wird derRückgang im gegenwärtigen Kriege mindestens ebenso stark sein. Die Stillegungeines so erheblichen Teils der Bautätigkeit übt naturgemäß einen drückendenEinfluß auf die gesamte Volkswirtschaft aus und hebt so bis zu einem gewissenGrade die belebende Wirkung der ungedeckten Staatsausgaben auf, die amstärksten in den Rüstungsindustrien spürbar ist. Finanziell bietet die Umlenkungder früher für die Bautätigkeit verfügbaren Mittel zu den Staatskassen wenigProbleme, aber wirtschaftspolitisch ist die Überleitung von Arbeitern aus demBaufach, das gewöhnlich verhältnismäßig hohe Lohnsätze gewährt, zu anderenGewerben mit im allgemeinen geringerer Bezahlung keine einfache Angelegenheit— ganz abgesehen von den Schwierigkeiten, die namentlich für Facharbeiter mit

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einem Berufswechsel und der Übersiedlung nach einem anderen Ort verbundensind. Das Baugewerbe liefert ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel finan-zieller und wirtschaftlicher Verschiebungen; außerdem veranschaulicht esden U n t e r s c h i e d z w i s c h e n den K r i e g s w i r t s c h a f t e n in Europaund der Fr iedenswir tschaf t der Vere in ig ten Staaten, da kaumbezweifelt werden kann, daß die Zukunft der amer ikanischen Wirtschaftweitgehend von der Entwicklung des Baugewerbes bestimmt sein wird.

Zwar werden sich in den Vereinigten Staaten vermehrte Aufträge aus Europanatürlich in der Rüstungsproduktion und einigen anderen Industriezweigen aus-wirken, z. B. in der Werkzeug- und Maschinenfabrikation; auch wird eine zu-sätzliche Ausfuhr verschiedener Waren nach zahlreichen Ländern stattfinden,unter denen die lateinamerikanischen besondere Bedeutung gewinnen dürften. DieseErweiterungen des amerikanischen Ausfuhrhandels werden vielleicht keineswegsunbeachtlich sein, und soweit die Bezahlung mit dem Erlös von Gold odersonst auf Wegen erfolgt, die zu einer Reinzunahme der wirksamen Kaufkraftam amerikanischen Markt führen, wird der vom Ausfuhrhandel hervorgerufeneAuftrieb wahrscheinlich noch etwas verstärkt werden. Aber selbst dann kanndie Ausfuhrsteigerung für die Wirtschaftslage der Vereinigten Staaten mit einemVolkseinkommen von über 70 Milliarden Dollar kaum von ausschlaggebendemGewicht sein, da die gesamte Ausfuhr in den sechs Monaten bis Februar1940 nur rund 2 Milliarden Dollar betrug gegen 1,5 Milliarden Dollar in denentsprechenden sechs Monaten 1938/39. Daß der anfängliche Aufschwungnach Ausbruch des Krieges bereits im Dezember 1939 seinen Höhepunkterreicht hatte, dürfte anzeigen, daß der Einfluß der Kriegsaufträge begrenztund die amerikanische Wirtschaft im wesentlichen noch immer eine Friedens-wirtschaft ist.

Die eigenen Ausgaben der amerikanischen Bundesregierung für die Landes-verteidigung stiegen von 1140 Millionen Dollar im Jahre 1938/39 auf schätzungs-weise 1359 Millionen Dollar im Jahre 1939/40, und im Haushaltsplan für 1940/41

waren ursprünglich1539 Millionen Dollarbeantragt, zu denennoch Zusatzkreditevon mehr als 1000Millionen Dollar hin-zutraten. Alle dieseErhöhungen kommenvielfach denselben In-dustrien zugute wiedie europäischen Auf-träge und sind da-her geeignet, einegewisse Unausgegli-chenheit in der ameri-kanischen Wirtschaftnoch zu verstärken.

Ausgabenüberschüsse des Schatzamtsder Vereinigten Staaten von Amerika.

Gleitende Dreimonatsdurchschnitte, in Millionen Dollar.*700

600

500

400 K

300

200

100

-WO

-

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L

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m1936 1937 ^ 1 9 3 8

Ail1939 1940

700

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300

200

100

a«,/, 323.* Nach den im ,,U. S. Treasury Monthly Bul le t in"

über die ,,Netto-Barausgaben".

-100

veröffentlichten Angaben

- 15 -

Volkseinkommen und Brutto-Investitionen in denVereinigten Staaten von Amerika.

In Milliarden Dollar (logarithmischer Maßstab).

200

Volkseinkommen

20

I I I I I I I I I I I I I 1

Gesamte Investitionen(brutto")

Da die laufenden Ausgaben für Notstandszwecke im amerikanischen Haus-haltsplan für 1940/41 gekürzt wurden, dürften die gesamten ungedeckten Aus-gaben im Endergebnis nicht um den vollen Mehrbetrag der Verteidigungs-ausgaben gestiegen sein. Die Erfahrung hat jedoch bewiesen, daß rein geld-wirtschaftliche Maßnahmen, wie die Dollarabwertung, billiges Geld und unge-deckte Staatsausgaben allein nicht ausreichten, um eine Gesundung der Wirtschaftfür die Dauer herbeizuführen oder auch nur wirksam zu unterstützen. DieWirkung solcher Maßnahmen kann nur insoweit von Bestand sein, als sie (nebenUmständen güterwirtschaftlicher Art) Einfluß auf den anhaltenden Zustrom privaterMittel in die dauerhaften Produktionsgüter und in den Wohnungsbau ausüben.

Die Zeichnungzur Veranschauli-chung der Kapital-bildung beruht aufWertziffern, des-halb erhebt sichdie Frage, inwie-weit eine Berich-tigung für Preis-änderungen vorzu-nehmenwäre, wennman z. B. die Ent-wicklungsrichtungdes Jahres 1939mit derjenigen von1926-29 vergleicht.Die amerikanischenGroßhandelspreisewaren 1939 etwa20 v. H. niedrigerals 1929, die Lohn-sätze dagegen 10bis 20 v. H. höher;die Baukosten waren1939 nach den vor-handenen Meßzif-fern anscheinend

trotz der eingetretenen Schrumpfung der Investitionen ebenso hoch wie imJahre 1929. Der Rückgang der Kapitalneubildung von den zwanziger zu dendreißiger Jahren wird neuerdings vielfach auf den reiferen Zustand deramerikanischen Wirtschaft zurückgeführt und damit erklärt, daß bei dersteigenden Ausnutzung der Naturschätze (disappearance of the „frontier")und dem geringeren Bevölkerungszuwachs nach dem praktischen Aufhören derEinwanderung eine weniger rasche Zunahme der Kapitalanlagen durch privateInitiative nur natürlich sei. Es heißt, die bestehenden Anlagen, Gebäude undMaschinen decken in ihrer Gesamtheit den Bedarf in höherem Maße als früher,daher sei der Drang nach ihrer Ausdehnung geringer. Zu einer anderen

200

100

1919 1921 1923 1925 1927 1929 1931 1933 1935 1937 1939«»./, ita,

Brutto-Investitionen nach Schätzungen der Ausgaben für dauerhafteProduktionsgüter im Federal-Reserve-Bulletin.

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Beurteilung der Lage gelangt man jedoch bei einem Vergleich mit einigender „älteren" Länder in Europa, wo jene „Grenze" schon längst nicht mehrbesteht. In Großbritannien, Schweden und der Schweiz entfällt — wie obenbereits angedeutet — die Hälfte der Bruttokapitalbildung auf den Wohnungs-bau, während derartige Anlagen in den Vereinigten Staaten selbst beider geringen amerikanischen Realkapitalbildung der letzten Jahre nur einknappes Viertel davon ausmachen. Wenn aber die laufenden Ersparnisse ingeringerem Maße zum Ausbau der Eisenbahnen, der Energiewirtschaft und derAutomobilindustrie oder zur Anlegung eines Autostraßennetzes herangezogenwerden, sollten sie wie in einer Reihe europäischer Länder in größerem Um-fang zur Versorgung mit besseren Wohnungen verwendet werden. Den Möglich-keiten einer erhöhten Bautätigkeit wird in den Vereinigten Staaten lebhafte Auf-merksamkeit gewidmet, vornehmlich auf dem Gebiet des Baues von Häusernin mäßiger Preislage, für welche die Baukosten und Finanzierungsbedingungennaturgemäß von besonderer Bedeutung sind. Im allgemeinen war der Aufschwungim Herbst 1939 in scharfem Gegensatz zu der kurzen Hochkonjunktur von 1936/37durch ein geringes Ansteigen der Lohnkosten gekennzeichnet.

Die lateinamerikanischen Länder und die Rohstoffländer in anderen Teilender Erde — die mit den Vereinigten Staaten insgesamt etwa 50 v. H. derProduktionsfähigkeit der Welt umfassen — werden von den Erschütterungendes Krieges verhältnismäßig nur leicht betroffen und können im allgemeinensogar höhere Preise für ihre Ausfuhrerzeugnisse erzielen. Die Währungs-reserven dieser Länder wurden im Winter 1939/40 gestärkt, und die Kurse ihrerAuslandsanleihen besserten sich. Soweit es während des Krieges überhauptmöglich sein wird, von einem Weltmarkt oder einem Stand der Warenpreisein Gold zu sprechen, kann es sich nur auf die Verhältnisse außerhalb dermehr oder weniger gestörten europäischen Märkte beziehen. Zwar läßt sichdie Welt bei der Dichte der modernen Verkehrsverbindungen nicht streng inzwei Hälften trennen, doch wird immerhin ein erheblicher Unterschied be-stehen zwischen den vergleichsweise freien Volkswirtschaften in Übersee undden Verhältnissen in denjenigen (zumeist europäischen) Ländern, die eine straffereLenkung der Produktion, des Binnen- und Außenhandels sowie der Waren-preise anstreben, um einer außergewöhnlichen Lage gewachsen zu sein.

In diesem Zusammenhang erhebt sich zwangsläufig u. a. die Frage,inwiewei t die übl iche A r t , die Wi r tscha f ts tä t igke i t mi t te ls Pre is -und Lohnste igerung anzuregen, durch eine unmit te lbarere Len-kung der Produkt ion ersetzt werden kann. 1914-18 konnte der her-kömmliche Preismechanismus mit seinem die wirtschaftliche Betätigung an-treibenden und den Verbrauch einschränkenden Einfluß sich auswirken — alleinmit dem Ergebnis der Inflation. Die Praxis wird höchstwahrscheinlich zwischendem unmittelbaren Zwang und dem Anreiz durch höheres Entgelt eine Ver-bindung finden müssen, die aber nicht in allen Ländern die gleiche zu seinbraucht. Für Einfuhrwaren wird im allgemeinen der „wirtschaftlich bedingtePreis" zu zahlen sein, wenn auch in mehreren Fällen staatliche Beihilfen (mitoder ohne Rationierung) gewährt werden, um die eingeführten Waren unmittel-bar zugunsten der Verbraucher zu verbilligen.

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Das Verfahren der unmittelbaren Lenkung ist auch auf den Geld- undKapi ta lmärkten angewandt worden. Der Krieg von 1914-18 folgte einer langenZeit wachsenden Kapitalbedarfs und steigender Zinssätze, die auch währenddes Krieges weiter anzogen. Dem gegenwärtigen Krieg gingen Jahre billigenGeldes voran, und es ist bis jetzt wenigstens trotz des Krieges im all-gemeinen billig geblieben. Statt durch höhere Zinssätze wird die Freihaltungder laufenden Ersparnisse für die Bedürfnisse des Staates weitgehend erreichtdurch unmittelbare Kreditsperre für andere Zwecke; gleichzeitig trägt die Ratio-nierung der Waren, welche die Gelegenheit zum Geldausgeben einschränkt,wahrscheinlich dazu bei, den Zufluß privater Ersparnisse zu den öffentlichenKassen zu fördern. Ende April 1940 hatten nur vier Länder ihre amtlichen Dis-kontsätze über den Stand vom Sommer 1939 erhöht, und zwar Schweden umy2 v. H., die Niederlande und Norwegen um 1 v. H., Dänemark um 2 v. H. Indiesen vier Ländern war wie in den meisten anderen der Notenumlauf gestiegeninfolge der Nachfrage des Publikums nach Bargeld, das für Notfälle bereit ge-halten werden sollte. Außerdem machte sich — neben den dringenden Anfor-derungen des Staates — ein tatsächlich vorhandener Kreditbedarf bemerkbar imZusammenhang mit der stärker Platz greifenden Barzahlung für eingeführteWaren, der Unterhaltung von Vorräten sowie der Finanzierung des Ausbausvon Betriebsanlagen und -ausstattungen namentlich in den Kriegsindustrien.

Der Außenhandel wickel t s ich mehr und mehr gegen so for -t ige Zahlung ab. Die ,,cash"-Klausel der amerikanischen „cash and carry"-Gesetzgebung entspricht im Grunde einer weitverbreiteten Tendenz, die durchdie ausgedehnte Anwendung des Verrechnungsverkehrs und natürlich auchdurch den allgemeinen Zustand der Ungewißheit verstärkt wird. Das Goldals das anerkannte Mittel des internationalen Saldenausgleichs hat natur-gemäß wieder erhöhte Bedeutung gewonnen, und diese Entwicklung inden internationalen Zahlungsverfahren spiegelt sich bis zu einem gewissenGrade auch in der Geschäftstätigkeit der Bank für Internationalen Zahlungs-ausgleich. Normale Kreditbeziehungen bestehen weiter sowohl zwischen poli-tisch verbundenen Gebieten, wie z. B. Kolonien und ihren Mutterländern, wieauch zwischen ausländischen Tochterunternehmungen und den Stammhäusernin der Heimat. Zu erwähnen sind ferner die durch besondere Einrichtungenermöglichten Kredite; so kann beispielsweise die amerikanische Export-Import-Bank Gelder aus öffentlichen Quellen längerfristig ausleihen. In kleinerem Um-fang hat auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich unter Mitwirkungvon Zentralbanken weiterhin gewisse selbstliquidierende Handelskredite vermittelt,und sie freut sich, in diesem Zusammenhang auf die folgenden Ausführungenim Jahresbericht der Schweizerischen Nationalbank hinweisen zu können: „AufGrund der Zusammenarbeit der Notenbanken mit der Bank für InternationalenZahlungsausgleich konnte die Nationalbank von dieser Vorschüsse in fremdenValuten empfangen, welche sie ihrerseits gegen Deckung den Exporteurenzur Verfügung stellte. Dadurch, daß der Exporteur den in Vorschußformerhaltenen Fremdwährungsbetrag sofort zum Tageskurs liquidierte und zurRückzahlung des Vorschusses den für seine Lieferung eingehenden Erlös inder betreffenden ausländischen Valuta verwendete, vermied er das Währungs-risiko."

— 18 —

Der Ausbruch der Feindseligkeiten hat den Wirtschaftsbeziehungen zwi-schen den kriegführenden Ländern ein Ende bereitet. Die Gesetze über denHandel mit dem Feind und verschiedene andere Maßnahmen des Wirtschafts-krieges, wie sie von den kriegführenden Nationen getroffen wurden, haben dieGeschäftstätigkeit auch in manchen anderen Richtungen vermindert oder lahm-gelegt. Die Politik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich war und bleibt,ihre Tätigkeit streng auf solche Geschäfte zu beschränken, bei denen völligaußer Frage steht, daß sie keiner kriegführenden Nation auf Kosten eineranderen wirtschaftliche oder finanzielle Vorteile bringen. Die Grundsätze, diezu beachten die Bank sich verpflichtet fühlt, wurden im Dezember in einemSchreiben an alle ihre Geschäftsfreunde dargelegt, welches allgemeine Billigunggefunden hat, weil es eine Politik unbedingter Neutralität zum Ausdruck bringt.

- 19 —

II. DEVISENKURSE, AUSSENHANDEL UND PREISBEWEGUNGEN.

1. DEVISENKURSE.

An den Devisenmärkten hat die zunehmende internationale Spannung,die im September im Ausbruch der Feindseligkeiten gipfelte, das Jahr 1939,ebenso wie in anderen Bereichen, in zwei Abschnitte geteilt. Die erstensiebeneinhalb Monate waren durch eine bemerkenswerte Stabilität der Devisen-kurse gekennzeichnet; niemals seit 1931 zeigten die Hauptwährungen der Weltund die ihnen angeschlossenen anderen Währungen geringere Schwankun-gen. Die wenigen Ausnahmen — wie sie z. B. China und Peru darstellen —bestätigen nur die allgemeine Regel, die trotz ungeheurer, besonders auf derRückführung von Kapital nach Frankreich und der anhaltenden Übertragungflüssiger Mittel nach den Vereinigten Staaten beruhender Geldbewegungenzu beobachten war. In den Ländern, die damals noch ohne Devisenbewirt-schaftung waren, sicherte das Eingreifen der Zentralbanken und Währungsfondstrotz widriger Umstände einen hohen Grad internationaler Liquidität. Im Augustwurde der Druck aber zu stark, und im Verlauf weniger Tage hatte sich dasBild der Devisenmärkte völlig gewandelt. Die Stützung des Pfundes wurdeeingestellt, und sein Kurs gegenüber dem Dollar sank um 14 v. H., gefolgtvon einer Reihe der angeschlossenen Währungen. Im September 1939 wurdesowohl in Großbritannien wie in Frankreich die Devisenbewirtschaftung ein-geführt, und in den folgenden Monaten wurden für andere, bis dahin freigehandelte Währungen ähnliche Maßnahmen ergriffen. Ende März 1940 warennur noch vier der Hauptwährungen der Welt frei von amtlichen Regelungen :der Dollar, der Belga, der Gulden und der Schweizer Franken.

Die etwa von Anfang 1939 bis zur letzten Augustwoche aufrechterhalteneStabilität des Pfundes war unmittelbar auf das Eingreifen des Währungs-ausgleichsfonds zurückzuführen ; zum erstenmal seit 1931 bewahrte man dasPfund streng vor Kursschwankungen — bis zum Morgen des 25. August wurdees bei einem Kurs von $4,68%-:'4 gehalten. Ein gewisser Druck lastete jedochauf dem Pfund durch eine mit zusätzlichen Einfuhren für Rüstungszweckebelastete ungünstige Zahlungsbilanz, anhaltende Depression in den Rohstoff-gebieten des Sterlingblocks, den Abfluß der Zentralbankreserven aus London,die Rückführung von Kapital nach Frankreich und endlich die Übertragung vonFluchtgeldern nach New York. Der feste Pfundkurs hatte u. a. den Zweck,den der ausländischen Spekulation durch eine schrittweise sich entwertendeWährung gegebenen Anreiz auszuschalten. Unterstützt wurde die Politik derBehörden durch die im Dezember 1938 wiedereingeführte Sperre für die Aus-gabe ausländischer Wertpapiere und durch im Januar 1939 ergriffene Maß-nahmen, welche die Spekulation in Gold und Währungen namentlich beiTermingeschäften inoffiziell einschränkten. Ferner wurden die internationalenMittel des Währungsausgleichsfonds durch eine Goldüberweisung der Bank vonEngland im Werte von 350 Millionen Pfund (zum Tagespreis) aufgefüllt.

— 20 —

So gewappnet konnte der Fonds den Devisenbedarf am Kassamarktbefriedigen; er soll auch am Dollar-Terminmarkt tätig gewesen sein, um denAbschlag auf Termin-Pfunde möglichst in der Nähe der Spanne zwischen denkurzfristigen Zinssätzen in London und New York zu halten. Eine gewisse Hilfebrachte im Frühjahr die Erfüllung fälliger Gold-Terminverträge, die infolgeder inoffiziellen Beschränkungen nicht erneuert werden konnten, soweit dieGoldpositionen nicht durch Positionen in anderen Währungen oder durchneue Goldverträge in Amsterdam ersetzt wurden. Außerdem kehrte sich EndeJuni und in den ersten Julitagen der Strom des kurzfristigen Geldes vomDollar ab, als der Senat der Vereinigten Staaten vorübergehend den amerika-nischen Währungsfonds nicht weiter beibehalten wollte. Im ganzen genommenwar indessen das Pfund während dieser Zeit einem dauernden Druck aus-gesetzt. Der Kapitalrückfluß vom Londoner Markt nach Frankreich, der imNovember 1938 einsetzte und mit einer kurzen Unterbrechung bei Kriegsaus-bruch bis zum Jahresende anhielt, verstärkte sich in politischen Krisenzeitenebenso wie die Kapitalflucht nach New York. Als die politische Spannungnach Mitte August zunahm, erhöhte sich die Devisenbeanspruchung desWährungsfonds auf Beträge von schätzungsweise mehr als 10 Millionen Pfundtäglich. Am 24. August wurde der Banksatz von 2 auf 4 v. H. erhöht, und amnächsten Tag zog sich der Währungsausgleichsfonds vom Markt zurück undließ das Pfund seinen Kurs selbst finden. Gegenüber dem Dollar ging dieserinnerhalb eines Tages von 4,68 auf 4,40 Dollar zurück und sank bis Endedes Monats weiter auf 4,27 Dollar. Am 26. August trat eine amtliche Sperrefür Geschäfte in ausländischen Wertpapieren in Kraft. Nach der englischenKriegserklärung vom Sonntag, dem 3. September, wurde am Montag aufGrund der Defence (Finance) Regulations die Devisenbewirtschaftung ein-geführt.

Diese beschränkte den Devisenverkehr auf hierzu ermächtigte Banken undBankiers, legte die Bedingungen für den Erwerb von Devisen fest, bestimmtedie Voraussetzungen für Goldgeschäfte und ermächtigte die Bank von England,amtliche Kurse für Fremdwährungen festzusetzen. Gegenüber dem Dollar setztedie Bank anfänglich einen Ankaufskurs von 4,06 Dollar und einen Verkaufskurs

von 4,02 Dollar jePfund fest; MitteSeptember wurdeder Ankaufskurs auf4,04 Dollar und An-fang Januar 1940auf 4,03% Dollarerhöht, während derVerkaufskurs auf4,02% Dollar ge-senkt wurde. Anden freien Märktenin anderen Ländernrichteten sich diePfundkurse jedoch

Dollarkurs in London und Pfundkurs in New York.

-

-

-

-

\IJollarkurs in Londo

T Pfundkurs in New York

\

If

---

-

1939

- 21 -

nach dem täglichen Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Das Angebo t andiesen Märkten hatte zwei Quellen: (1) Guthaben in Großbritannien, welche aus-ländische Besitzer ungehindert an Inländer oder andere Ausländer übertragendurften und die praktisch alle aus der Zeit vordem Kriege stammten; (2) Guthabenaus Zahlungen nach dem Ausland in Pfund Sterling für Einfuhren nach Groß-britannien. Die Nachfrage kam von Ausländern, die Pfundzahlungen zuleisten hatten und nicht durch Verrechnungs- und andere Abkommen ihreseigenen Landes mit Großbritannien daran gehindert waren, Zahlungen in „freien"Pfund Sterling zu bewirken. Wenn Ausfuhren aus Großbritannien mit am freienMarkt gekauften Pfunden bezahlt werden, fallen für die britische Devisen-bewirtschaftung keine Auslandswerte an. Zur Verringerung dieser mittelbarenBeanspruchung wurden Schritte unternommen, um die Verrechnungsabkommenauf ein größeres Gebiet auszudehnen und den Verkauf britischer Warengegen an den freien Märkten erworbene Pfunde einzuschränken. Durch eineErgänzung der Devisenvorschriften vom März 1940 wurde es den Ausführernbestimmter Waren (Whisky, Pelze, Zinn, Gummi, Jute und Juteerzeugnisse)aus dem devisenbewirtschafteten Sterlinggebiet nach einer Reihe von Ländern(Belgien, Holland, Schweiz, Nord- und Südamerika außer Kanada, Argentinienund Uruguay) zur Pflicht gemacht, Bezahlung entweder in Devisen oder inzum amtlichen Kurs gekauften Pfunden zu verlangen. Ähnliche Maßnahmen trafenAustralien und Kanada, jedoch für die gesamte Ausfuhr nach Ländern außerhalbdes Pfundbereichs.

Die freien Pfund-Märkte waren durch ziemlich kräftige Schwankungen ge-kennzeichnet; im März 1940 gab der Kurs rasch nach, bewegte sich im Aprilum 3,50 Dollar und fiel im Mai plötzlich von neuem. Auf diese freien Märkteentfällt aber von dem Gesamtumsatz in Pfund Sterling nur ein kleiner Teil,der Ende 1939 auf 10 v. H geschätzt wurde. Wie das nachstehende Schaubildzeigt, ging der Umsatz in Pfunddevisen in den Vereinigten Staaten (vorwiegendam New Yorker Markt), an den Verkäufen der Banken und Bankiers gemessen,

von einem Betrag,der sich in denersten acht Mona-ten 1939 auf durch-schnittlich 100 Mil-lionen in derWochebelief, nach Einfüh-rung der Devisen-beschränkungen aufrund 60 MillionenDollar wöchentlichzurück. Besondersbetroffen wurdendie Verkäufe vonBanken an Banken,wogegen die Ver-käufe an andereKäufer, die meistens

Verkäufe von Kassa- und Termin-Pfunden an Bankenund andere Käufer in den Vereinigten Staaten.

In Millionen Dollar.

- 22 -

die letzten Verbraucher der Devisen darstellen, zur Zeit der PfundentwertungEnde August und während des Rückgangs des freien Kurses Mitte Septembersogar noch zugenommen haben. Die Zahlen beziehen sich indessen nicht nurauf Verkäufe zu freien Kursen, sondern auch auf solche Verkäufe amerikanischerBanken an ihre Kunden, bei denen der amtliche Kurs anzuwenden war.

Das Vorhandensein des freien Marktes erlaubte der Londoner Devisen-bewirtschaftungsbehörde, auf die Sperrung der am britischen Markt unterhaltenenAuslandsguthaben zu verzichten, ohne jedoch ihre Übertragung zu den amt-lichen Sätzen zuzulassen. Ausländische Pfundguthaben können also aufgelöstwerden, aber nur zu einem ungünstigen Devisenkurs. Ein Vergleich derLondoner Verhältnisse in den Jahren 1914 und 1939 zeigt, daß 1914 dieflüssigen Auslandswerte Großbritanniens aus 38 Millionen Pfund Gold bei derBank von England, etwa 120 Millionen Pfund umlaufenden Goldmünzen undaus kurzfristigen Pfund-Rembours-Forderungen bestanden, welche wahrschein-lich die kurzfristigen Auslandsschulden mindestens ausglichen. Beim Ausbruchdes Krieges im Jahre 1939 wurden die Goldbestände der Bank von Englandund des Währungsausgleichsfonds zusammen (im Federal Reserve Bulletin vonDezember 1939) roh auf etwa 500 Millionen Pfund veranschlagt, das ist be-trächtlich mehr als 1914; ferner hatte die Massenabwanderung von Geldern 1938und in den ersten sieben Monaten 1939 den Gesamtbetrag der unbeständigenAuslandsgelder in London zweifellos schon stark vermindert; wie sich dadurchdas Gesamtbild der kurzfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten des Aus-lands in London verändert hat, läßt sich jedoch infolge der Unvollständigkeitder vorhandenen Unterlagen nicht angeben. Im September 1939 wurde praktischdas gesamte bei der Bank von England befindliche Gold an den Währungs-ausgleichsfonds übertragen und damit unmittelbar verwendbar gemacht.

Da auch während des vergangenen Jahres kurzfristige Gelder in New Yorkso gut wie keine Zinsen brachten, sei der Terminabschlag für Pfunde (Zuschlag

für den Dollar) miteinem Londoner Zins-satz verglichen. Fürdiesen Zweck wäreder Satz der Bankenfür Dreimonatseinlagen,der im allgemeinenhöher liegt als der Pri-vatdiskontsatz , zwargeeigneter, eine Reihevon Notierungen istaber nicht verfügbar.Die Zeichnung veran-schaulicht, wie sich derUnterschied zwischenTermin- und Zinssätzenvon noch nicht % v. H.im März auf nahezu

Pfund-Dollar-Terminkurse und Zinssätze(wöchentlich, in Jahresprozenten).

Terminabschlag für IDreimonats-Pfundef

in New York

Terminzuschlag fürDreimonats-Dollar in London

1939 1940

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1 v. H. im April 1939 vergrößert hat, als das Pfund trotz der bekannt gewordenenTermingeschäfte der britischen Kontrolle unter verstärktem Druck stand. DieZeichnung läßt auch deutlich die Wirkungen der Devisenbewirtschaftung aufden Terminmarkt erkennen: in London wurden zulässige Geschäfte unterBerechnung einer festen Gebühr ausgeführt; in New York beherrschten spe-kulative Antizipationsgeschäfte den engen freien Markt, und der Abschlagwährend der Novemberschwäche des freien Kassakurses hatte eine viel breitereWirkung auf den Terminmarkt als der stärkere Rückgang im März 1940.

Solange der Pfund-Dollarkurs durch das Eingreifen des Währungs-ausgleichsfonds stabil gehalten wurde, blieben auch die verschiedenenWährungen innerhalb des S te r l i ngb locks stabil gegenüber dem Gold.Es bestand daher eine feste Wertbeziehung zwischen den Währungen desSterlingblocks einerseits, die durch den Rahmen des Empire sowie durchhandelspolitische oder finanzielle Bindungen fest mit dem Pfund verknüpft waren,und den Goldwährungen unter Führung des Dollars andererseits. Als sich aberdas Pfund im August 1939 entwertete, schlugen die Währungen des Sterling-blocks nicht alle den gleichen Kurs ein; in einigen Fällen blieb ihr Verhältniszum Pfund unverändert, in anderen wurde zur Bindung an den Dollar über-gegangen, oder es traten noch andere Veränderungen ein. In der folgendenÜbersicht wird versucht, die verschiedenen Änderungen gegenüber dem Pfundund Dollar möglichst übersichtlich aufzuzeigen; es muß jedoch betont werden,daß infolge der Notierung verschiedener Kurse für das Pfund am offiziellenund freien Markt und auch infolge des Bestehens mehrfacher Kurse für einigeandere Währungen die Lage äußerst verwickelt ist.

Die Entwicklung läßt sich wie folgt zusammenfassen :

1. Die Bindung an das Pfund behielten diejenigen Länder des Sterling-blocks bei, die zum Br i t ischen Reich gehören, ferner Frankre ich,Ägypten und Gr iechenland. Im Britischen Reich, einschließlich allerDominions, Kronkolonien, abhängigen Staaten, Mandats- und Schutzgebiete(außer Kanada, Neufundland und Hongkong) wurde tatsächlich eine vonDevisenbeschränkungen umgebene, innerhalb des Pfundblocks freie Währunggeschaffen. In Ägypten wurden ähnliche Devisenbestimmungen wie inGroßbritannien in Kraft gesetzt. Außerdem sah das Währungsabkommenmit Frankreich ein festes Kursverhältnis zwischen dem Pfund und demFranken vor.

2. Kanada, Neufundland und Hongkong, die zwar zum BritischenReich gehören, aber wegen ihrer engen handelsmäßigen und finanziellen Be-ziehungen zu anderen Ländern nicht Mitglieder des Sterlingblocks sind,ließen Wertsteigerungen ihrer Währungen gegenüber dem Pfund zu, diebeiden ersten Länder um 5,3 v. H. und Hongkong um 2,6 v. H. Am freienMarkt in New York wiesen der kanadische und der Hongkong-Dollar gleich-zeitig mit dem Pfund Schwankungen auf, allerdings entwerteten sie sich inengeren Grenzen. Kanada und Neufundland errichteten ein vollständigesSystem von Devisenvorschriften ; in Hongkong wurden nur gewisse Be-schränkungen eingeführt.

— 24

Wertveränderungen der Währungen des Ster l ingb locks in v. H.

Land

Brit ischesReich

Australien . . .Britisch Indien .IrlandNeuseeland . . .StraitsSettlements . .

SüdafrikanischeUnion

Außerha lb desSterlingblocks

Kanada (undNeufundland) .

Hongkong . . .

Andere Länderdes Ster l ing-blocks

Frankreich . . .

Ägypten . . . .

D ä n e m a r k . . . .N o r w e g e n . . . .Schweden . . .

Finnland . . . .

EstlandLettland

Portugal . . . .

Griechenland . .TürkeiJugoslawien . .

Japan

Argentinien . . .Uruguay . . . .Bolivien

Londoner

Wenn nichtsanderes

angegeben,Währungs-einheiten je

Pfund Sterling

100 auslr. Pfund . .

1 Rupie

100 ir. P f u n d . . . .

100 neuseeld. Pfund.

1 Str.-Dollar . . .

100 südafr. Pfund . .

kanod. Dollar. .

Hongkong-Dollar

Iranzös. Franken.

100 ägypl. Pfund . .

dän. Krone(n). .

norw. Krone(n) .

schwed.Krone(n)

finn. Mark . . .

Gstn. Krone(n)

Lat(s)

Escudo(s) . . .

Dradime(n) . .

türk. Pfund .

Dinar

1 Yen

frele(r) Peso(s).

Kreier Peso. . .

kontroll. Boliviano(s)

<urs für '

24. Aug.1939

125.0.01715/ied100.0.0124.7.6

28 '/e d

100.5.0

4,68 V2

14 5/e d

1 7 6 23/32

97 Vz

22,40

19,90

19,40

226 5/B

173A

24%

1103/i6

5405,83205

14 d

2018'/2d142 3/i6

Pfund Sterling

30. Dez.1939

125.0.018d100.0.0124.7.6

28 3/i6 d

100.5.0

4,45 0)

15d

176V2

97 V2

20,38

17,70 n16,90 (1)

210

16 Va

20 V2

108

5355,10200 «

14'6/i6 d

17,75 0)22 d143V4

Verände-

rung inv. H.

—+ 0,3

——

H- 0,2

.

+ 5,3+ 2,6

+ 0,1—

+ 9,9+ 12,4+ 14,8+ 7,9

4- 10.1I 1 V | 1

4- 17.1

+ 2,0

+ 0,9+ 14,3+ 2,5

4- 2,21 fcl*-

+ 12,74- 18,9- 0,7

New Yorker Kurs in Dollarje Währungseinheit

24. Aug.1939

3,74 V*0,35024,68 Va3,77 'A

0,5497

4,67 V2

0,99 5/t6

0,2847

0,0264'5/i6

4,80 Va

0,20900,2351 V20,24131/2

0,02065

0,25740,1891

0,0428

0,00857/a0,80290,0231

0,2731

0,23500,37750,0329

30. Dez.1939

3,166/»0,30203,95 3A3,19

0,4656

3,94 %

0,88 3/40,2472

0,0224 5/8

4,05 Va

0,19330,22730,2383

0,02

0,23810,1930

0,0370

0,00730,77600,0235

0,2349

0,22750,37500,0276

Verände-

rung inv. H.

— 15,5— 13,8- 15,5- 15,4

- 15,3

— 15.6

— 10,6- 13,2

— 15,2

- 15,5

- 7,5- 3,3- 1,3

- 3,1

— 7 54- 2 1~ *-Ì '

- 13,6

- 15,0— 3 4+ 1-7— 14 01 f |U

- 3,2- 0,7— 16,1

(') Amtliche Kurse (Mittelkurs). C2) Kurs für Handelszahlungen.ANMERKUNG — Es wurde versucht, für die verschiedenen Währungen des Sterlingblocks vergleichbare Kurse

zu finden; aber wenn dies auch innerhalb eines und desselben Marktes für die beiden angegebenenZeitpunkte möglich war, sind die Kurse einer Währung in New York und London an demselben Tagenicht immer vergleichbar.

Die in Pfund ausgedrückten Kurse sind Londoner Notierungen. Außer bei den Währungen derzum Sterlingblock gehörenden Dominions wurden nach Möglichkeit Mittelkurse gewählt; wo für einenZeitpunkt nur ein nomineller Briefkurs vorhanden war, wurden durchweg Briefkurse genommen.Beim argentinischen Peso wurde der freie Kurs vom 24. August dem Londoner amtlichen Kurs vom30. Dezember gegenübergestellt.

Die Notierungen in Dollar sind die New Yorker Schluß-Kabelkurse, soweit solche vorhandenwaren. Der Kurs der estnischen Krone ist den Dollarnotierungen der Bank von Estland entnommen;beim ägyptischen und türkischen Pfund sowie beim Lat wurden die Sätze über London errechnet.

Infolge der Unvergleichbarkeit der Londoner und New Yorker Kurse stimmen die prozentualenVeränderungen mancher Währungen in London und in New York mit der Pfundentwertung währendder angegebenen Zeit in New York (15,5 v. H.) und London (14 v. H.) nicht immer überein.

— 25 —

3. Japan ließ den Yen der Pfundentwertung am Londoner Markt folgen,stellte aber nach einigem Zögern im September eine Bindung mit dem Dollarvon 1 Yen = 0,237i6 Dollar her, um Schwankungen seiner Währung mit demfreien Pfund gegenüber den Goldwährungen zu verhindern.

4. Auch Portugal ließ den Escudo zuerst dem Pfund am offiziellenMarkt folgen, schuf aber während der Novemberschwäche des freien Pfundesam New Yorker Markt eine Bindung an den Dollar zu 27,50 Escudo = 1 Dollar.

5. Bei den skandinavischen und baltischen Ländern fanden verschiedeneBewegungen statt.Die schwedischeKrone blieb ge-genüber dem Dollarpraktisch unverän-dert, da sie nurum 1,3 v. H. abge-wertet wurde, wäh-rend die norwe-gische und f i n -n ische Währung

Kurs der schwedischen Krone in New York und London.

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01 9 3 9 1940 um 3 v. H. und

die dänische undestn ische um 7% v. H. gesenkt wurden. Im September wurden die estnischeund die le t t ische Währung an die schwedische Krone angehängt. In allendiesen Ländern wurden feste Dollarkurse notiert, in Schweden und Norwegennach Einführung der Verrechnungsabkommen mit Großbritannien auch festeKurse für „Speziaipfunde". In Dänemark wurde durch die Devisenstelleein fester Pfundkurs notiert, obwohl kein Handelsvertrag mit Großbritannienabgeschlossen worden war. In Finnland schuf der Ausbruch der Feind-seligkeiten eine besondere Lage. Die finnische Mark sank Anfang Januar gegen-über dem Dollar von etwa 50 auf 57 und im Februar auf 62. Finnland undSchweden wandten seit Ausbruch des Krieges gewisse begrenzte inoffizielleDevisenbeschränkungen an, denen in beiden Ländern im Laufe des Wintersdie vollständige Devisenbewirtschaftung folgte. Es sei hervorgehoben, daßdie Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bei den schwedischen Be-schränkungen der Gold- und Devisengeschäfte ausdrücklich ausgenommen wurde.

6. Die Türkei ließ eine gewisse Entwertung ihres Pfundes gegenüber demDollar zu; dagegen wurde die Bindung der j u g o s l a w i s c h e n Währung an dasPfund Ende August gelöst und dann ein Dollarkurs von 55 Dinar beibehalten.

7. Uruguay brachte seine Währung nach der Lösung vom Pfund MitteSeptember wieder auf ihren ursprünglichen Dollarwert und darüber, währendArgen t in ien , das den Peso ebenfalls auf Dollargrundlage umgestellt hatte,eine leichte Entwertung gegenüber dem Dollar zuließ, die sich bei den amtlichfestgesetzten Kursen auf 2,7 v. H. belief. Argentinien hat seit dem 22. Sep-tember 1939 vier verschiedene Kurse notiert: einen amtlichen Ankaufskurs von3,36 Pesos je Dollar, einen amtlichen Verkaufskurs von 3,73 für die Bezahlung

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wichtiger Waren für den allgemeinen Verbrauch und die gewerbliche Tätigkeit,einen zweiten amtlichen Verkaufskurs von 4,23 für die Bezahlung gewisseranderer Güter und Leistungen, und endlich einen freien Marktkurs von 4,39(im Dezember 1939). Entsprechende Pfundkurse wurden auf Grund des amt-lichen Londoner Kurses von 4,02 Dollar je Pfund berechnet. In Bol iv ienwurde die Pfundbindung zugunsten des Dollars aufgegeben, als das freiePfund in New York bei seinem Absinken im November den niedrigsten Punkterreicht hatte, so daß am Jahresende, nachdem sich das freie Pfund wiedererholt hatte, der kontrollierte Kurs des Boliviano gegenüber beiden Währungengesunken war.

Von Mai 1938 bis zum Ausbruch des Krieges wurde der f ranzös ischeFranken in engem Anschluß an das Pfund gehalten, die Pariser Be-hörden ließen aber gewisse Schwankungen zu, besonders wenn das Pfund inpolitischen Krisenzeiten unter Druck stand. Im Gegensatz zu London werden amPariser Markt seit mehreren Jahren fast keine ausländischen Guthaben unter-halten, und Frankreich selbst hat erhebliche Beträge aus dem Ausland zurück-gezogen, besonders in Zeiten politischer Spannung, wenn das Pfund infolgevon Geldabflüssen aus London schwach war. Im Dezember 1938 verbessertesich der Frankenkurs von 178,90 auf 176,83 je Pfund und schwankte danachmeistens zwischen 176 und 177. Als die Pfundentwertung am 25. August 1939begann, erreichte der Franken seinen höchsten Wert gegenüber dem Pfundmit 1753/i6. Nach Kriegsausbruch wurde der Franken Devisenbeschränkungenunterworfen und gegenüber dem Pfund bei einem Mittelkurs von 1765/8 gehalten.Dies führte zu einer Entwertung des Franken gegenüber dem Dollar zwischendem 24. August und Mitte September von 37,75 auf 43,80 Franken für denDollar oder um 14 v. H. am offiziellen Markt, während die Kurse am freienMarkt in New York dazu neigten, niedriger zu bleiben.

Die durch Verordnung vom 9. September eingeführte französische Devisen-überwachung brachte ein allgemeines Verbot der Kapitalausfuhr aus Frankreich,die Ermächtigung bestimmter Banken zum Ankauf von Devisen, die Be-schränkung der Devisenabgabe auf die Bank von Frankreich (später die über-wachungsstelle), die Überwachung aller Goldgeschäfte durch die Notenbankund die Rückführung oder Anmeldung des Auslandsvermögens von Inländernbis zum 15. November (später 15. Januar 1940). Allmählich wurden die Devisen-bestimmungen in Frankreich und Großbritannien für den Verkehr zwischenden beiden Ländern gemildert. Pfunde wurden in Paris und Franken inLondon freier verfügbar, wobei Vorsorge getroffen wurde, daß die an demeinen Markt bestehenden Vorschriften nicht durch Übertragungen nach demandern umgangen werden konnten. In London wurden Schritte unter-nommen, um Verkäufe von Gold, das französische Staatsangehörige dortbesaßen, gegen andere Währungen als Pfunde oder Franken zu verhindern.Schließlich sah ein englisch-französisches Währungs- und Wirtschaftsabkom-men vom 4. Dezember vor, daß das damalige Kursverhältnis zwischen Pfund undFranken für die Dauer des Krieges und weitere sechs Monate nach Friedens-schluß beibehalten werde, sowie daß jede der beiden Währungen für das andere,Land frei verwendbar und gegen die heimische Währung ohne Inanspruch-

— 27 —

Goldreserven Frankre ichs.

nähme von Gold frei erhältlich sein solle. Die der Bank von Frankreichgehörenden Pfunde konnten zum Ankauf von Rohstoffen im Britischen Reichverwendet werden ; der weitere Pfundbedarf Frankreichs sollte gegen fran-zösische Franken befriedigt werden, die Großbritannien für das britischeExpeditionsheer und für andere Ausgaben innerhalb des französischen Reichszur Verfügung gestellt würden. Außerdem kamen die beiden Regierungenüberein, ihre Ausgaben in Gold und Dollar gerecht zu teilen und davonabzusehen, kurz- oder langfristige Auslandskredite ohne vorherige Verständi-gung untereinander aufzunehmen. Schließlich verpflichtete sich jeder Teil, keineneuen Beschränkungen der Einfuhr aus dem anderen Lande zum Schütze deseigenen Marktes oder aus währungspolitischen Gründen vorzunehmen.

Der Kapitalrückfluß zum französischen Markt, der im November 1938 ingroßem Maßstab begonnen hatte, hielt während des Jahres 1939 an mit Aus-nahme einiger Tage zu Beginn des Krieges. Infolgedessen konnten die fran-zösischen Währungsbehörden ihre Goldvorräte vermehren. Um die Beschaffungder vom Währungsfonds für den Ankauf des hereinkommenden Goldes benö-tigten Franken zu erleichtern, wurden zwei Goldüberweisungen von je 5 Mil-liarden Franken vom Fonds an die Bank von Frankreich vorgenommen (am

20. April und am 28. Juli1939). Die Übersicht be-ruht auf den Ziffern überden Goldbestand des Wäh-rungsfonds, die von Märzbis August 1939 jeweilsfür einen drei Monatezurückliegenden Zeitpunktveröffentlicht wurden. DieBeträge sind in U.S. A.-Dollar angegeben, da dasGold bei der Bank vonFrankreich während derganzen Zeit gleichmäßig,beim Fonds dagegen zuwechselnden Tagespreisen

• Einschließlich Rentenfonds. •• Nicht verfügbar. bewer te t Wurde.

Am 13. Dezember 1939 erklärte der Finanzminister in einer Rede, daß diefranzösischen Behörden in den zehn Monaten vor dem Kriege (also vonNovember 1938 bis August 1939) durch die Repatriierung von Kapital Gold imWerte von 26 Milliarden französische Franken gewonnen haben. Diese Ziffer läßtdie Annahme zu, daß der Gesamtbesitz der Bank von Frankreich und des Aus-gleichsfonds Ende August wahrscheinlich auf 3,3 Milliarden Dollar gestiegenwar, was wiederum bedeuten würde, daß der Goldzufluß im Juni, Juli undAugust durchschnittlich etwa 85 Millionen Dollar betragen hat. Sowohl währendder politischen Krise im Sommer wie während der Spannung im März 1939wurde der Kapitalzustrom nach Paris eher beschleunigt als verlangsamt.

Monatsende

1938 Oktober. . .November. .Dezember. .

1939 Januar . . .Februar . . .März . . . .Apri l . . . .MaiJuni . . . .JuliAugust . . .

Bank vonFrankreich

Ausgleichs-fonds*

Zusammen

in Millionen Dollar

2.4352.4352.435

2.4352.4352.4352.5742.5742.5742.5742.714

103130331

381. 465

559455477**

**

* *

2.5382.5652.766

2.8162.9002.9943.0293.051

*** ** *

— 28 —

Nach dem Kriegsausbruch setzte der Kapitalrückfluß bald wieder ein,obwohl der Zugang an Auslandswerten durch stark vermehrte Vorratskäufeim Auslande teilweise aufgewogen wurde. In derselben Rede vom 13. Dezembergab der Finanzminister bekannt, daß sich die Übertragungen von Gold undDevisen nach Frankreich seit Beginn des Krieges auf 10 Milliarden französischeFranken belaufen hätten. Ferner war auf Grund der Verordnung vom 9. Sep-tember 1939 über die Anmeldung von Auslandsvermögen ein weiterer Betragvon 24 Milliarden französische Franken in Fremdwährungswerten durch Über-weisung an Banken in Frankreich oder tatsächliche Einbringung zurückgeführtworden, ohne daß Devisengeschäfte damit verbunden waren.\

V

In derselben Rede wurde ferner mitgeteilt, daß der Kapitalrückfluß nachFrankreich sein Ende erreicht habe. Nach dem Ablauf der Frist für die Anmel-dung von Auslandsguthaben, die nicht nach Frankreich zurückgebracht waren,am 15. Januar 1940 war die Frankenstützung durch freiwillige Repatriierungenvon Geldern aus dem Ausland nicht mehr bedeutend.

Am 11. September 1939 erklärte der Schatzsekretär der Vereinigten Staaten,daß das im Jahre 1936 durch die dreiseitige Erklärung Englands, Frankreichsund der Vereinigten Staaten getroffene Währungsabkommen in Geltung bleibe,und daß im besonderen die von England und Frankreich eingeführten neuenWechselkurse keine Konkurrenzabwertung darstellten.

Bei den freien Währungen außerhalb des Sterlingblocks war deramer ikanische Dol lar während des ganzen Jahres 1939 außerordentlichstark und blieb es auch 1940. Diese Stärke hing in erster Linie nicht mit denlaufenden Posten der Zahlungsbilanz zusammen (deren Überschuß von 1.026 Mil-lionen Dollar im Jahre 1938 auf 727 Millionen Dollar im nächsten Jahre fiel),sondern sie ergab sich aus einem starken Kapitalzufluß nach den VereinigtenStaaten. Die Tabelle auf der folgenden Seite gibt die monat l ichen Ziffernseit Anfang 1938 für den Warenausfuhrüberschuß, die ausgewiesenen Beträgedes Kapitalzuflusses und des Goldzugangs aus dem Auslande, außerdem inder letzten Spalte einen „Ausgleichsposten", der in Wirklichkeit den Saldoverschiedenartiger Beträge darstellt, die teils laufende Posten sind — wie Ein-wandererüberweisungen, Dividenden und sonstige „unsichtbare" Zahlungen —,teils Kapitalposten; seine Bewegungen entsprechen im wesentlichen denen des„Restpostens" in der Übersicht über die Zahlungsbilanz auf Seite 91.

Bemerkenswert ist vor allem, daß in den ersten sieben Monaten 1938 Kapitalvom amerikanischen Markt nach Europa abfloß. Die Erklärung liegt weitgehendin dem wirtschaftlichen Niedergang, der in den Jahren 1937-38 in den Ver-einigten Staaten herrschte und die übliche Wirkung einer Kapitalabwanderunghatte. Es ist vielleicht erwähnenswert, daß noch im ersten Halbjahr 1938 dieinternationale politische Spannung den Verlauf der Kapitalbewegungen nichtwesentlich beeinflußt hat.

In dieser Beziehung trat jedoch im Sommer 1938 im Zusammenhang mit derSpannung vor und nach dem Münchener Abkommen eine entscheidende Wand-lung ein. Von da ab hat sich ein ununterbrochener Kapitalstrom von Europa

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nach den Vereinigten Staaten ergossen, der sich in Zeiten heftiger Beunruhigungwohl verstärkte, aber bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1939 niemals umkehrte.Seit August 1938 ist die Nettozufuhr von Gold nach den Vereinigten Staatenin keinem Monat unter die Grenze von 100 Millionen Dollar gesunken. ImApril 1939 erreichte der Goldzuwachs die außergewöhnliche Höhe von 491 Mil-lionen Dollar.

In dem „Ausgleichsposten" ist auch der monatliche Abfluß von Dollar-noten nach Europa zu Hortungszwecken erfaßt. Die von großen Banken der

Salden der amer ikanischen Waren- , Kapi ta l - und Goldbi lanz 1938-39.

Zeitpunkt

Jahr 1937 . . .

1938 JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptember . . . .OktoberNovemberDezember

Jahr 1938 . . .

1939 JanuarFebruarMärzAprilMaiJuniJuliAugustSeptember . . . .OktoberNovemberDezember

Jahr 1939 . . .

Außenhandels-überschuß

AusgewiesenerKapitalzufluß(')

AusgewieseneGoldzunahme(2)

„Ausgleichs-posten"

in Millionen Dollar

265

11899

10211510987876579

1007698

1.134

3561774547576175

10711757

121

859

802

- 43— 83- 77*- 1- 96- 65*— 46

67*38621937*70

369

73*133149345

91*2342*

22892

— 97*1717

1.114

1.385

1- 10

5270

- 14043

137508452170178

1.640

170175376491178136115412329149259250

3.040

318

— 74— 26

27- 44- 14

1825

431335710

137

62- 19

150101405612

109130129185112

1.067

(') Nach wöchentlichen Berichten von Banken, Bankiers, Maklern und Börsenhändlern in den VereinigtenStaaten ungefähr auf Monate verteilt (* Monate mit fünf Wochen).

(2) Rein-zu- oder -abgang an Gold durch Ausfuhr, Einfuhr und Veränderung des „earmarked" Goldes in denVereinigten Staaten, ohne die verhältnismäßig unbedeutenden Veränderungen des im Auslande befind-lichen Goldes des Ausgleichsfonds. Der zeitliche Abstand zwischen Kauf und Bezahlung des im Auslandgekauften Goldes und seiner Einfuhr, die gewöhnlich nachher stattfindet und beim Stabilisierungsfondsetliche Zeit später erfolgen kann, bringt allerdings eine gewisse Zufälligkeit in die zeitliche Einordnung der„Ausgleichsposten". Dasselbe gilt für die Tatsache, daß die Bezahlung der Ausfuhren und Einfuhren nichtin demselben Monat erfolgen kann, in dem sie verschifft oder in Empfang genommen werden.

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New Yorker City mitgeteilten Nettoverschiffungen von Geldzeichen derVereinigten Staaten nach Europa beliefen sich 1939 auf insgesamt 100 Mil-lionen Dollar; hiervon wurden 26 Millionen Dollar im März und 46 MillionenDollar im April versandt; dies sind die höchsten Monatsziffern, die jemalszu verzeichnen waren. Während der nächsten vier Monate beliefen sich dieNettoverschiffungen auf durchschnittlich etwa 2,5 Millionen Dollar. Unmittelbarnach Kriegsausbruch gingen sie etwas zurück, stiegen aber im Dezember auf6,3 Millionen Dollar und bezifferten sich im Januar und Februar 1940 aufdurchschnittlich etwa 5 Millionen Dollar. Fast alle diese Geldzeichen gingenin die damaligen drei Geldzufluchtsländer von Europa — Holland, die Schweizund Belgien.

Der Teil des „Ausgleichspostens", der Ein- und Ausgänge der laufendenZahlungsbilanz darstellt, ist in der Zeit von 1938-39 sehr wahrscheinlich ver-hältnismäßig beständig geblieben. Die Veränderungen in dieser Spalte sinddaher vorwiegend auf Schwankungen im Kapitalzufluß zurückzuführen undspiegeln teilweise vielleicht Umgehungen der in einigen Ländern eingeführtenDevisenüberwachung, teils auch amtliche Geschäfte wider, hauptsächlich aber diefortgesetzte Vermögensübertragung nach den Vereinigten Staaten aus Ländernohne Devisenbewirtschaftung. Wie die Übersicht auf der vorigen Seite zeigt,setzte sich der in dem Ausgleichsposten zum Ausdruck kommende Geldzufluß

Kurzfristige Dollar-Position des Auslands in den Vereinigten Staaten.Nach Berichten von Banken und Bankiers.

In Millionen Dollar.2500

2250

2000

1750

1500

1250

1000

750

500

Differenz zwischen laufenden Terminverträgen mit dem Ausland ;fristigen Dollarguthaben des Auslands von der Kontrolle durch das l\tatsächliche kurzfristige Dollarposition des Auslands die gemeldeten

2500

im letzten Vierteljahr 1939 in großem Umfange fort. Andererseits kam die aus-gewiesene Kapitaleinfuhr Ende September zum Stillstand; dann verringertensich die Auslandsguthaben in den Vereinigten Staaten hauptsächlich infolgeihrer Verwendung zu Zahlungen am amerikanischen Markt. Gleichzeitig wurdenWertpapiere von privaten britischen und französischen Eigentümern verkauft,

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Guthaben ausländischer Zentralbankenin den Vereinigten Staaten,

in Millionen Dollar.

1 9 3 9

Die Beträge, welche sowohl Einlagen wie kurzfristige Anlagen umfassen, sind er-mittelt auf Grund der veröffentlichten Veränderungen dieser Gelder seit Ende 1934und einer Schätzung der Guthaben bei den Bundesreservebanken für Ende 1934.Die Veränderungen der Zentralbankguthaben bei anderen New Yorker Banken undBankiers sind seit Juni 1 938 berücksichtigt, jedoch nicht ihr Bestand a m 30. Juni 1 938.

die nicht nur ausder Kurssteigerungan den amerikani-schen Effektenbör-sen, sondern auchaus derWertminde-rung ihrer Währun-gen gegenüber demDollar Nutzen ziehenkonnten. Der starkeRückgang der Zen-tralbankguthaben inNew York, die MitteSeptember ihrenhöchsten Stand er-reicht hatten, ist zueinem kleinen Teil

vielleicht auf die Erfüllung laufender Termingeschäfte zurückzuführen, haupt-sächlich aber auf die gewaltigen Zahlungen der Regierungen für Einfuhrenaus den Vereinigten Staaten und für Kredite an amerikanische Gesellschaftenzur Finanzierung einer Erweiterung ihrer Produktionsmöglichkeiten für Flugzeugeund anderen militärischen Bedarf.

Während im August 1914 der Kriegsausbruch in Europa den New YorkerMarkt vollständig unterbrach und das Pfund durch die heftige Nachfrage derNew Yorker Banken, die den fälligen amerikanischen Verpflichtungen in Londonnachkommen wollten, auf einen Kurs von über 7 Dollar hinaufgetrieben wurde,verursachte diesmal der drohende Kriegsausbruch in New York keinen unge-wöhnlichen Druck. Anläßlich der Pfundentwertung im Herbst 1939 bildeten dieNew Yorker Banken einen Devisenausschuß, der unter der Führung der FederalReserve Bank of New York steht und die Aufgabe hat, die jeweils am Markt auf-tauchenden Fragen sofort gemeinsam zu behandeln.

In Europa war der Belga im Jahre 1939 wie ein Jahr zuvor sowohl im Früh-ling wie im Herbst einem starken Druck ausgesetzt; beiden Angriffen wurde abererfolgreich begegnet. Bemerkenswert war in beiden Fällen die Erweiterung desAbstandes der Goldpunkte über die normale Spanne hinaus. Der Druck im Früh-jahr setzte Mitte Februar mit dem Rücktritt der Regierung Spaak ein und hielt bisApril an, als nach einer allgemeinen Wahl ein neues Kabinett gebildet wurde.In der Zwischenzeit verlor die Nationalbank von ihrem ausgewiesenen Gold- undDevisenvorrat 4,4 Milliarden belgische Franken oder mehr als 20 v. H. ihrerBestände. Der Hauptgrund war die politische Beunruhigung in Belgien wegendes Haushalts-Fehlbetrages; aber auch die starke Spannung in der europä-ischen Politik und innerbelgische Forderungen nach einer Lösung des Belgavom Gold und seinem Anschluß an das Pfund trugen erheblich zu dem Druckbei. Der im April gebildeten neuen Regierung wurden Vollmachten zur Sanie-rung des Haushalts im Verordnungswege und zur Aufnahme gewisser Vor-schüsse bei der Nationalbank erteilt, wobei der Finanzminister jede Absicht,

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Kurs des Belga in New York.Höchster und niedrigster Kurs jeder Woche, in Dollar.

den Belga abzuwerten, ausdrücklich in Abrede stellte. Infolgedessen hörteder Angriff plötzlich auf, und der Belgakurs stieg von dem Goldausfuhr-punkt von 0,1680 Dollar auf den Einfuhrpunkt von etwa 0,1703 Dollar (dieParität beträgt 0,1695 Dollar). Eine Zeitlang verweigerte die NationalbankGold-Einfuhrbewilligungen für private Arbitrageure und hielt auf diese Weisezur Strafe für die Spekulanten den Kurs über dem Goldeinfuhrpunkt;vom 4. Mai ab nahmen aber die Gold- und Devisenbestände der Bankrasch zu.

Ende August bewirkte die Pfundentwertung ein starkes Anziehen desBelga auf 0,1750 Dollar, da die Schwierigkeiten der Goldverschiffung bei Kriegs-ausbruch die alten Goldpunkte vorderhand unwirksam machten. Bis zum21. September waren die Gold- und Devisenbestände der Nationalbank auf22,8 Milliarden belgische Franken angewachsen und lagen damit um 5,3 Mil-liarden belgische Franken höher als am 27. April 1939. In der letzten September-woche setzte der Druck auf den Belga abermals ein infolge innerer Bank-schwierigkeiten, erneuter Befürchtungen wegen der Haushaltslage, namentlichim Hinblick auf die hohen Mobilisationskosten, und auch infolge der wach-senden Spannung in der Stellung des Landes nach außen. Man ließ den Belga

weit unter den Vor-kriegs-Goldpunkt von0,1680 Dollar fallen,wobei aber zu be-achten ist, daß diewirklichen Goldver-schiffungskosten mitder Notwendigkeit,das Kriegsrisiko zuhohen Prämien zudecken, erheblich ge-stiegen waren, unddaß die belgischenBehörden ihre Wäh-rung eher am NewYorker Markt als in

London stützen mußten. Am 10. November erreichte der Belga 0,1610 Dollar,was einen Abstand von der Goldparität von etwas mehr als 5 v. H. bedeutete;später wurde er aber bei einem etwas höheren Kursstand gehalten. GegenEnde Dezember versiegte der Geldabfluß vom belgischen Markt; im Januarbesserte sich der Belga zusehends und der Banksatz wurde von 2% auf2 v. H. herabgesetzt.

Der ho l ländische Gulden und der Schweizer Franken, die keinefeststehende Beziehung zum Gold haben, deren Goldwert sich aber nurinnerhalb sehr enger Grenzen bewegen kann, waren beide im Frühjahr 1939einem starken Druck ausgesetzt, wie aus der folgenden Zusammenstellung derveröffentlichten Gold- und Devisenverluste der Zentralbanken in den beidenLändern zu ersehen ist.

.1750

.1725

.1700

.1675

.1650

.1625

.1600

-

1

-

-

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A

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1938 1939 194-0

.1750

.1725

.1700

.1675

1650

,1625

.1600

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Monatliche Veränderung der ausgewiesenenGoldbestände und Devisen.

In Millionen Einheitender Landeswährung

1939 Januar . . .Februar. . .März . . . .Apri l . . . .MaiJuni . . . .JuliAugust . . .September .Oktober. . .November. .Dezember. .

Jahr

SchweizerischeNationalbank

Schweizer Franken

- 24,9- 72,5- 166,4— 171,2+ 2,9+ 4,6- 6,6- 27,9- 2,5- 18,7- 34,3— 28,4

- 546,0

NiederländischeBank!1)

Holländische Gulden

- 0,4— 30,0- 121,9*- 100,4— 0,0- 54,4*- 26,6*- 0,3- 25,0*+ 3,5— 79,2- 15,1*

- 449,7

(1) Wochenausweise für jeden Dienstag, ungefähr auf die Monate verteilt.* Monate mit 5 Wochen.

In den Niederlandenerlitt auch der Ausgleichs-fonds einen Goldverlust,wie aus dem Rück-gang der Vorschüsse derNiederländischen Bankum 90 Millionen Guldenvom 20. Februar bis zum27. März 1939 geschlossenwerden kann, wenn an-genommen wird, daßhierin eine Verminde-rung der Vorschüsse anden Ausgleichsfonds zumAusdruck kommt, diefrüher zum Ankauf vonGold erteilt waren. ImLaufe des Jahres wirktenmannigfache äußere undinnere Einflüsse auf den

Gulden: innerpolitische Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Rücktritt desKabinetts Colijn im Juni und der sich bis zur Bildung einer neuen Regierungim August hinziehenden Krise, der Zusammenbruch des Amsterdamer Bank-hauses Mendelssohn, der sich ebenfalls im August ereignete, Gerüchte übereinen möglichen Angriff auf Holland, die Schwierigkeit der Unterbringung einerStaatsanleihe von 300 Millionen Gulden im Dezember — diese und andereUrsachen beunruhigten den Devisenmarkt. Der Wert des Guldens wurde indessenkräftig verteidigt, und man ließ ihn niemals um mehr als 22 v. H. unter diefrühere Goldparität fallen. Infolge von Aufrüstungserfordernissen und Ausfuhr-schwierigkeiten im Herbst wurde die Handelsbilanz ungünstiger, aber dank einerwachsenden Nachfrage nach Rohstoffen kam es zu einer Erhöhung des Ausfuhr-überschusses von Niederländisch-Indien, aus der auch das Mutterland Nutzenzog. Schon in den ersten Kriegsmonaten entstanden Schwierigkeiten im Verkehrund damit bei der Verschiffung von Gold zwischen dem Mutterland undNiederländisch-Indien, und dieses verbot die Goldausfuhr. Bald danach er-schienen für den niederländisch-indischen Gulden gesonderte Notierungen miteinem leichten Abschlag gegenüber dem holländischen Gulden. Am 27. Oktobererklärten die britischen Behörden den Gulden von Niederländisch-Ost-Indienfür ihre Devisenüberwachungszwecke zu einer besonderen Währung.

Der Druck, dem der Schweizer Franken in den ersten vier Monaten desJahres infolge eines Geldabflusses vom schweizerischen Markt ausgesetzt war,der seinerseits zum Teil mit dem Verkauf schweizerischer Wertpapiere aus aus-ländischem Besitz zusammenhing, führte zu einem Gold- und Devisenverlustder Nationalbank von über 400 Millionen Schweizer Franken. Vom Mai an bliebder Markt ruhig, und nur eine verhältnismäßig geringe Nachfrage nach Devisenentstand Ende August und Anfang September. Gegen Ende Oktober mußte

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die Nationalbank erneut am Devisenmarkt eingreifen, und zwar hauptsächlichwegen des erhöhten Einfuhrüberschusses, der im letzten Vierteljahr 1939304 Millionen Schweizer Franken betrug gegen 44 Millionen in der entsprechendenZeit des Vorjahres. Die gesamten Gold- und Devisenabgaben der National-bank für die Finanzierung von Einfuhr und Kapitalumlagerungen erreichten vonAnfang August bis Ende Dezember den Betrag von 112 Millionen SchweizerFranken, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die Schweiz Mitte Oktobervon Frankreich etwa 75 Millionen Schweizer Franken als Rückzahlung von An-leihen erhielt.

Man hatte den Wert des Franken gegenüber der früheren Goldparität um31,25 v. H. absinken lassen, während die bundesrätliche Weisung vom 27. Sep-tember 1936 einen Satz von etwa 30 v. H. festgesetzt hatte. Der Präsident desDirektoriums der Schweizerischen Nationalbank erklärte auf der Hauptversammlungim Jahre 1940, daß die geringe zusätzliche Abwertung zugelassen worden sei,um den Exportindustrien zu helfen und das Abgleiten des Pfundkurses aminoffiziellen Markt bis zu einem gewissen Grade auszugleichen.

Die Notierungen der Reichsmark hielten sich dem Goldwert nach dasganze Jahr hindurch weiter auf gleicher Höhe mit gelegentlichen Abweichungenwie z. B. am New Yorker Markt in den letzten Wochen vor dem Beginn derFeindseligkeiten im September. Seit dem Ausbruch des Krieges wird dieReichsmark (ebenso wie Sperrmark, Askiguthaben usw.) in London und Paris,wegen der Schwierigkeiten des Nachrichtenverkehrs auch in New York nichtmehr notiert. Was die sogenannte „Registermark" betrifft, deren Bewertungim Ausland von den Verwendungsmöglichkeiten dieser Guthaben in den ein-zelnen Ländern abhängt, so gaben ihre Preise im Laufe des Jahres erheblichnach. Am Londoner Markt beispielsweise erhöhte sich das Disagio derRegistermark gegenüber der freien Reichsmark von 56% v. H. Ende 1938 auf67% v. H. am 30. August 1939. In der Schweiz kosteten 100 Registermarkan den gleichen Zeitpunkten SFr. 76,25 und SFr. 56,50, was einem Disagiovon etwa 57 und 68 v. H. entspricht. Im April 1940 stellte sich die Notiz aufetwa SFr. 36,—.

Vom 22. September bis zum 15. Oktober 1939 wurde der DanzigerGulden gegen Reichsmark zum Kurs von 70 Pfennig für einen Gulden um-getauscht, gegenüber dem vorher notierten Kurs von 42 Pfennig. In denDeutschland eingegliederten Gebieten Polens wurde die Reichsmark zum Kursvon einer Reichsmark für zwei Zloty eingeführt. Sonderbestimmungen er-gingen für einige der größeren Notenabschnitte; außerdem blieben die Zloty-münzen im Werte von weniger als 0,05 Zloty als Reichspfennigmünzen zumgleichen Nennwert weiter im Verkehr. In dem vom Generalgouverneur ver-walteten Teil von Polen wurde schließlich bestimmt, die Zlotywährung beizu-behalten und eine neue Emissionsbank zu gründen, die ihre Geschäftstätigkeitim April 1940 aufgenommen hat. Im Verrechnungsverkehr zwischen dem General-gouvernement und Deutschland wurde ein Wechselkurs von 1 Reichsmark =2 Zloty festgesetzt.

Im September 1939 wurde der Kurs der Lira gegenüber dem Dollarum etwa 4 v. H. gesenkt, wahrscheinlich um die Auswirkungen der Abwertung

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des Pfundes und des französischen Franken teilweise wettzumachen. AmI.Dezember wurde von dem Nationalen Deviseninstitut ein bedeutsamer Schrittunternommen, um die italienischen Devisenbeschränkungen etwas zu mildern.Den vom Institut anerkannten Banken wurde der An- und Verkauf vonTermindevisen zu Kursen gestattet, die je nach den Erfordernissen des ein-zelnen Falles auf Grund der Terminnotierungen der betreffenden Währungenan den internationalen Märkten festgesetzt werden. Diese Ermächtigung giltfür Devisengeschäfte im Zusammenhang mit dem nicht im Verrechnungswegeabgewickelten Handel und ist beschränkt auf freie und solche Währungen, diewie das Pfund und der französische Franken erst neuerdings einer Teilbewirt-schaftung unterworfen wurden. Folgende Währungen werden nach diesemVerfahren notiert: Dollar, Schweizer Franken, Gulden, Belga, schwedischeKrone, Pfund und französischer Franken. Man nimmt an, daß diese neuenErleichterungen, die praktisch eine Ausdehnung der vorher auf gewisse Wäh-rungen beschränkten Kurssicherung darstellen, auf etwas mehr als ein Dritteldes Wertes des italienischen Außenhandels im Jahre 1938 zur Anwendungkommen werden.

In den Donau- und Balkanländern ist die Devisenlage meist un-übersichtlich infolge der Notierung mehrfacher Kurse, der Festsetzung be-sonderer Kurse in den Verrechnungsabkommen und der Verpflichtung derExporteure und anderen Empfänger von Fremdwährungen, einen Teil ihrerDevisen an die staatliche Überwachungsstelle zu amtlichen Kursen zu ver-kaufen, während sie über den Rest zu freien Marktkursen oder mit hohemAufgeld, das manchmal auch von den staatlichen Stellen notiert wird, freiverfügen können. Infolgedessen liegt der Wechselkurs, den ein Exporteurtatsächlich erhält, im allgemeinen zwischen denen, die er für die verschiedenenTeile der von ihm verkauften Beträge erzielt.

In Rumänien wurden die Devisenbestimmungen im Laufe des Jahresvielfach geändert. Im Oktober 1939 ging die Devisenüberwachung von derNationalbank auf ein neugeschaffenes Außenhandelsamt beim Wirtschafts-ministerium über. Gleichzeitig brauchten die Ausfuhrfirmen an die National-bank für Rechnung des Außenhandelsamtes nur noch 30 v. H. (anstatt wievorher 100 v. H.) aller ihnen anfallenden freien Devisen abzuliefern; denRest durften sie durch hierzu berechtigte Banken innerhalb von 14 Tagenan der Börse verkaufen. Auf den an die Nationalbank verkauften Teil erhieltensie die feststehende Prämie von 38 v. H. und auf den Rest eine wechselndePrämie von durchschnittlich etwa 90 v. H.; das Gesamtergebnis dieser Änderungwar, daß die Entwertung des Leu gegenüber den Währungen der Länder, mitdenen Rumänien keine Verrechnungs- oder Zahlungsabkommen besitzt, ver-schärft wurde.

In den Verhandlungen über ein deutsch-rumänisches Handelsabkommenim Dezember wurde der für den Verrechnungsverkehr geltende Kurs von40,50 Lei je Reichsmark in 49 für Käufe (50 für Verkäufe) geändert; aus-genommen sind die Erlöse aus Verkäufen von Erdöl, Getreide und Holz, die beider Nationalbank zu diskontieren sind, und zwar je zur Hälfte zu 40,50 Lei und

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zu 49 Lei, woraus sich ein Durchschnittskurs von 44,75 Lei ergibt. Mitte Märzkam ein neues Verrechnungsabkommen zwischen Rumänien und Italien zu-stande. Eine Reihe neuer Wechselkurse traten an die Stelle des früherenKurses von 7,17 Lei für die Lira; dieser galt jedoch weiter für alle vor dem25. März abgeschlossenen Aus- und Einfuhrgeschäfte, außer für Zahlungendes rumänischen Staates, die ebenso wie die Hälfte des Wertes der rumä-nischen Erdölausfuhr nach Italien zu einem Kurs von 8,25 Lei verrechnetwurden. Für alle übrigen nach dem 25. März abgeschlossenen rumänischenAusfuhrgeschäfte wurde ein Kurs von 9,50 Lei vereinbart, d. h. der gleicheKurs, zu dem auch die italienische Ausfuhr nach Rumänien im allgemeinenbezahlt wurde. Für einige besondere italienische Ausfuhrwaren, wie Seide,Leinengarn usw., wurde Zahlung in freien Devisen vorgeschrieben.

Ende 1939 wurden bei den Kursen für freie Währungen weitere Aende-rungen vorgenommen, die aber nur etwa zwei Monate in Kraft blieben.Am 2. März 1940 wurde eine vollständig neue Regelung der Devisenbewirt-schaftung eingeführt, welche die freien Verkäufe konvertierbarer Währungenabschaffte und Kompensationsgeschäfte gänzlich ausschaltete. Gleichzeitigerhöhte die Nationalbank die Kurse für Währungen von Ländern, mit denenRumänien keine Verrechnungsabkommen hat, um 50 v. H. über ihre früherenNotierungen einschließlich der Prämie von 38 v. H., was ein weiteres leichtesAbsinken gegenüber den aufgehobenen Börsennotierungen zur Folge hatte.

In Jugos lawien wurde am 1. Juli 1939 unter der Bezeichnung „Devisen-rat" ein besonderer Ausschuß für Devisenpolitik gebildet, der aus Vertreternder Nationalbank und den Ministern für Finanzen, für Handel und Industrieund für Auswärtige Angelegenheiten sowie einer Geschäftsabteilung bestehtund die tatsächlich weiter von der Nationalbank ausgeführten Devisengeschäfteleitet. Dieser Ausschuß beseitigte die Verpflichtung zur Ablieferung von 25 v. H.der aus der Ausfuhr anfallenden freien Devisen an die Nationalbank zumamtlichen Kurs. Ende August wurde der Dinar vom Pfund gelöst und an dieamerikanische Währung zu einem Kurs von 55 Dinar für einen Dollar ange-schlossen.

In dem deutsch-jugoslawischen Handelsabkommen war kein festes Kurs-verhältnis zwischen der Reichsmark und dem Dinar bestimmt, so daß der wirk-liche Kurs marktmäßigen Schwankungen unterworfen war. Im Januar 1939 fiel derKurs von 14,30-14,70 Dinar auf 13,80 Dinar für eine Reichsmark; eine mit derFührung von Handelsverhandlungen beauftragte deutsch-jugoslawische Kommis-sion beschloß jedoch, den Kurs ab 20. Juni 1939 auf 14% Dinar festzusetzen. DasAbkommen bestimmte außerdem, daß der Kurs nicht um mehr als 0,20 Dinarschwanken dürfe. Nach Beginn des europäischen Krieges wurde ein neuesKonto im deutsch-jugoslawischen Verrechnungsverkehr eingeführt, und mit demRückgang der Guthaben zugunsten Jugoslawiens sank der Dinar gegenüberder Reichsmark auf 14,80.

Das französisch-jugoslawische Zahlungsabkommen vom 30. Dezember 1939sah vor, daß die Bezahlung der französischen Einfuhr aus Jugoslawien nacheinem festen Schlüssel auf verschiedenen Konten verbucht und der Dinar-

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Gegenwert des dem Konto „Öffentliche Schuld" gutgeschriebenen Teils andie jugoslawischen Ausfuhrfirmen zu unterschiedlichen Kursen ausgezahltwürde. Diese wurden von den Vertretern der französischen Anleihebesitzernach Fühlungnahme mit dem jugoslawischen Ausfuhramt festgesetzt und vomfranzösischen Finanzministerium am 27. Februar 1940 wie folgt bekanntgegeben(in Dinar für 100 Franken): für Hanf, Bauholz, Zellstoff, Stabholz und Zellulose129; für Schlachtpferde, lebende Schafe, Hammelfleisch, Felle und Häute 130;für Eier, Geflügel, Backpflaumen und Pflaumenmus 133,33; für lebendes Vieh,Rindfleisch, lebende Schweine, Schweinefleisch und Erzeugnisse daraus 140;für alle übrigen Erzeugnisse 125. Der amtliche Satz am offenen Markt beträgt101 Dinar für 100 Franken.

In Ungarn wurden die Devisenbestimmungen und -beschränkungen aufGrund eines im August ergangenen Gesetzes verschärft, das der National-bank weitergehende Vollmachten zur Verteidigung der Währung gab. Gelegent-lich der Pfundabwertung erhöhte die Nationalbank ihr Aufgeld für „freie"Währungen (Schweizer Franken, französischer Franken, Pfund Sterling, Dollarusw.), um den Wirkungen der Entwertung der Sterlingblockwährungen auf dieungarische Handelslage zu begegnen. Die Erhöhung des Aufgeldes galt nichtfür die Währungen der Länder, mit denen Ungarn im Verrechnungsverkehr stehtund von denen handelspolitisch die Reichsmark bei weitem die wichtigste ist;nach verschiedenen Verhandlungen wurde schließlich vereinbart, die vor demAugust gültigen Aufschläge wieder einzuführen, anstatt entsprechende An-gleichungen der Kurse für die im Verrechnungsverkehr verwendeten Pengövorzunehmen. Es wurde jedoch für angängig erachtet, den Verkauf einesTeils der Ausfuhrerlöse in „freien" Währungen mit einem höheren Aufschlagzuzulassen, damit diese Ausfuhr weiter einen angemessenen Gewinn bringtund dadurch der Bedarf des Landes an „freien" Währungen für notwendigeRohstoffeinfuhren und andere Zwecke befriedigt werden kann.

In Bulgar ien veranlaßte die Frage der Beschaffung frei verfügbarerDevisen die Nationalbank, das frühere Aufgeld von 35 v. H. gegenüber denamtlichen Kursen zu erhöhen, was eine ta tsäch l iche Anerkennung derAbwertung des Lew bedeutete, und gleichzeitig zu bestimmen, daß 75 v. H.des Ausfuhrerlöses an die Nationalbank verkauft werden müßten.

Von den anderen europäischen Ländern mit manipulierten Währungensah sich L i tauen, nachdem es seine Devisenbewirtschaftung im Januar1939 verschärft und im September Einfuhrbeschränkungen eingeführt hatte,vor ein neues Währungsproblem gestellt, als es am 28. Oktober Wilnaerhielt. Zu der vor September geltenden nominellen Parität war ein Litetwa 0,80 Zloty wert; die Vermehrung des Zlotyumlaufs im September ließes aber nicht mehr wünschenswert erscheinen, diesen Kurs anzuwenden.Mekrere Maßnahmen wurden versucht; schließlich wurden verschiedene Kurseverwendet je nach den Zwecken, für welche Zloty in Litas umgetauscht wurden.Bankforderungen, Hypotheken, Dienstverträge usw. wurden zum Kurs von1 zu 1 umgestellt. Gehälter, Preise für Brot und andere notwendige Bedürfnissesowie Banknoten in begrenzten Beträgen wurden zum Kurs von 1 Lit für

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2 Zloty umgewandelt, während für Zlotynoten in Beträgen, die über die vor-geschriebenen Grenzen hinausgingen, für Bankeinlagen und andere ungesicherteForderungen die Umrechnung zum Satze von 1 Lit = 2,50 Zloty stattfand.

Spanien führte eine strenge Devisenbewirtschaftung ein; die Pesetawurde am offiziellen Markt bei 9 gegenüber dem Dollar und bei 42% gegen-über dem Pfund gehalten, wobei für Überweisungen in Devisen zu wohl-tätigen Zwecken und an Familienangehörige ein Vorzugskurs berechnet wurde(25 v. H. mehr in spanischer Währung). Ende August 1939 wurde der Dollar-kurs auf 9,9 erhöht, wodurch die Peseta um 10 v. H. abgewertet und demPfund Sterling ein offizieller Kurs von 40,15 Peseten gegeben wurde. AufGrund einer Verordnung des Wirtschaftsministeriums vom November müssenAuslandswerte im Ausland verkauft und der Erlös an die Devisenstelle ab-geliefert werden. Um Überweisungen für wohltätige Zwecke zu begünstigen,wurden hierfür besondere Kurse festgesetzt. Im Dezember wurde die Devisen-stelle von der Bank von Spanien abgetrennt und als Spanisches Devisen-institut mit einem Kapital von 20 Millionen Peseten errichtet, das demMinisterium für Handel und Industrie unterstellt und mit dem Monopol für alleDevisenkäufe und -verkaufe ausgestattet wurde.

Fernöst l iche Währungen. Die Umstellung der Bindung des japa-nischen Yen vom Pfund auf den Dollar im September 1939, die mit einerHerabsetzung des Goldwertes um etwa 14 v. H. verbunden war, erstreckte sichmittelbar auch auf die verschiedenen an den Yen angeschlossenen Währungen,einschließlich des Mandschukuo-Yuan und des Tientsin-Yuan. Dessen Kursschwankte erheblich gegenüber dem sich entwertenden Tschungking-Dollar;er bewegte sich von einem Abschlag von 30 v. H. im März 1939 bis zu einemAufschlag im Herbst des Jahres und notierte schließlich im Dezember 1939erneut mit einem Abschlag. Außerdem wurde auf Grund eines Privilegs derNanking-Reformregierung am 16. Mai 1939 die „Huah-Hsing Commercial Bank"*in Schanghai eröffnet, deren Noten im Rechtsbereich der Nanking-Regierunggesetzliches Zahlungsmittel sind. Diese Währung wurde zur Erleichterung derAus- und Einfuhrfinanzierung geschaffen und sollte zu pari mit dem Tschungking-Dollar verbunden werden. Mehrere Monate nach ihrer Einführung wurde siejedoch wegen der Schwankungen der nationalen Währung bei einem Kursvon 6 Pence stabilisiert, über die Entwicklung des N o t e n u m l a u f s imF e r n e n O s t e n unterrichtet die Übersicht auf der folgenden Seite.

In Japan wurden die Einfuhren weiter streng überwacht, und um denWert des Yen zu halten, mußte im Jahre 1939 Gold im Betrage von 165,6 Mil-lionen U. S. A. Dollar nach San Franzisko verschifft werden. Am 11. März1939 wurden in dem von Japan beherrschten Gebiet von Tientsin Devisen-bestimmungen eingeführt und am 17. Juli verschärft, um die Umwandlung vonAusfuhrerlösen in die Yuanwährung der Bundes-Reserve-Bank von Nordchinazum amtlichen statt zum Marktkurs sicherzustellen.

Der „ S c h a n g h a i - D o l l a r " (oder Yuan der Nationalen Tschungking-Regierung) erfuhr 1939 eine starke Wertminderung, trotz der Stützung, die er

* Deutsch etwa: „Bank zur Förderung der Blüte des Handels".

39

Notenumlauf im Fernen Osten.

(In Millionen Yen oder Yuan)

Bank von JapanBank von KoreaBank von FormosaZentralbank von MandschukuoBundes-Reserve-Bank v. ChinaBank der Inneren Mongolei .

Huah-Hsing Commercial Bank

Vier chinesische Regierungs-banken

1934

1.62719263

168

396

1935

1.72722170

179

668

1936

1.86621179

254

1.242

1937

2.305280112307

1.639

1938

2.75532214042614035

1.727 0)

1939

3.81845117367038060

5 0

2.627 0)

(') Ende Juni. P) Ende Januar 1940.

von einem im März mit Mitteln aus britischen und chinesischen Quellen er-richteten Stabilisierungsfonds erhielt. Am 7. Juni 1939 stellte der Fonds seineStützungsaktion ein, um seine Mittel zu erhalten; sie waren, wenn auch ver-mutlich nicht erschöpft, so doch zur Neige gegangen, weil der Fonds Devisenabgegeben hatte zur Bezahlung bedeutender chinesischer Einfuhren, zur Kapital-ausfuhr nach Hongkong und zur Einlösung von Yuannoten, die in den vonJapan beherrschten Gebieten gekauft waren. Ende Juni ergriff die National-regierung eine Reihe weiterer Maßnahmen, um die Luxuswareneinfuhr zuunterbinden, die Abziehung von Yuanguthaben zu beschränken und den Anfallder Ausfuhrerlöse an die Währungsbehörden zu sichern. Mitte Juli trat jedochein neuer Rückschlag ein; während der Yuan von Juni 1938 bis Mai 1939 bei8 Pence gehalten worden war, fiel er im Juni 1939 auf 6 und im August auf314 Pence. Mit Ausbruch des Krieges in Europa stieg die ausländischeNachfrage nach chinesischen Waren, in dem unter chinesischer Herrschaftstehenden Gebiet wurden neue Häfen ausgebaut und aus Hongkong setzteein Kapitalrückfluß ein, mit dem Ergebnis, daß sich der Yuan im Novembereinmal auf 5% Pence erholte, wenn er sich später auch wieder abschwächte.

Im März 1940 erfuhrdie Währung durcheinen Kredit der U. S.Export-Import-Bank imBetrage von 20 Millio-nen Dollar eine mittel-bare Stützung. Nach-dem der Kurs einigeMonate bei 4Vsd stabilgewesen war, gab je-doch Anfang Mai eineerneute Schwäche denAnlaß zur Aufgabeder amtlichen Stüt-zung, und der Yuanfiel auf 3V8d.

Kurs des Schanghai- und Hongkong-Dollar in London(in Pence).

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Der Hongkong-Do l la r , der durch beträchtliche Pfundmittel gedeckt istund im Herbst 1939 dem Pfund folgte, wurde gleichwohl nicht in den Kreisder freien Währungen des Sterlingblocks einbezogen; trotzdem beschränktendie dortigen Behörden Anfang September die Geschäfte in anderen als Pfund-währungen. Auf Grund der Währungs-Verordnung für Ceylon vom Mai 1939wurde eine besondere Ceylon-Rupie eingeführt, die von der indischenRupie zu unterscheiden, ihr aber gleichwertig ist. Schließlich wurde im NahenOsten am 21. Dezember 1939 der i ran ische Rial gegenüber dem Goldrialoffiziell um 40 v. H. abgewertet.

Late inamer ikanische Währungen. Die Währungen der lateinameri-kanischen Länder standen in den ersten sieben Monaten des Jahres unterder Wirkung der Rohstoffkrise, die im Herbst 1937 eingesetzt hatte, währendsie in den letzten Monaten durch den europäischen Krieg betroffen wurden.In einer Reihe von Fällen — hauptsächlich in Mexiko und Kuba — hattendie Währungsschwankungen besondere Ursachen. Im allgemeinen jedoch er-fuhren die südamerikanischen Rohstoffländer infolge des Krieges eine gewisseBesserung ihrer Zahlungsbilanz, während Mittelamerika ungünstig beeinflußtwurde.

Der mexikanische Peso, der 1938 28 v. H. seines Wertes eingebüßthatte, wurde von Juli 1938 bis Juni 1939 mit Hilfe von Einfuhrbeschränkungenungefähr auf einem Kurs von 5 gegenüber dem U.S.A. Dollar gehalten. EndeJuni 1939 genehmigte der amerikanische Senat einen Vorschlag, die Vollmachtdes Schatzamtes zum Ankauf von ausländischem Silber zu widerrufen, unddas Schatzamt, das befürchtete, daß ihm ausländisches Silber während derBeratung der neuen Gesetzgebung in steigendem Umfange angeboten werdenwürde, senkte seinen Preis für ausländisches Silber am 27. Juni von 43 auf40 Cents für die Unze, am nächsten Tage auf 38% Cents und am übernächstenTag weiter auf 38 Cents. Alsbald war die Bank von Mexiko einer starkenNachfrage nach Devisen ausgesetzt. (Es sei daran erinnert, daß sich die mexi-kanische Silberausfuhr im Durchschnitt auf rund 80 Millionen Unzen jährlichbeläuft und einen bedeutenden Posten in der Handelsbilanz des Landesdarstellt). Die Bank zog sich am Morgen des 27. Juni vom Devisenmarktzurück, und der Kurs stieg gegenüber dem Dollar rasch auf 5,70. Obwohl nunder Kongreß die Ermächtigung des amerikanischen Schatzamtes zum Ankaufvon ausländischem Silber bestehen ließ, wurde dessen amerikanischer Kaufpreiszunächst weiter auf 36 % Cents und am 10. Juli auf 35 Cents für die Unzegesenkt, wobei es seitdem geblieben ist. Ende Juli wurde der mexikanischePeso bei 6 für einen Dollar notiert.

Mit der Kriegserklärung in Europa stiegen die Aussichten für die mexi-kanische Ausfuhr von Erdöl, Kupfer und anderen Mineralien und damit auchder mexikanische Peso. Im Oktober und November betrug der Durchschnitts-kurs 4,86, d. h. mehr als jemals seit Frühjahr 1938. Im November hob diemexikanische Regierung überdies die 1936 eingeführte Steuer von 4 v. H. auf dieKapitalausfuhr auf. Enttäuschung über die weitere Entwicklung der Ausfuhrverursachte indessen im Dezember eine Gegenwirkung: der Kurs ging wieder

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auf den Stand von 6 zurück, bei dem ihn zu halten sich die Bank von Mexikoverpflichtete.

In Kuba spielte ebenfalls das Silber bei der Währungsentwicklung einebedeutsame Rolle. Der kubanische Peso, der neben dem U. S. A. Dollar alsgesetzliches Zahlungsmittel im Verkehr ist, war 1939 einer starken Entwertungunterworfen. Seit einiger Zeit kauft die kubanische Regierung Silber, prägtes und bringt die Silbermünzen oder Silberzertifikate mit einem Nutzen von11 bis 12 Millionen Dollar für jede Ausgabe von 20 Millionen Dollar in denVerkehr. Die sich daraus ergebende Aufblähung des Silberumlaufs zusammenmit schlechten Märkten für die kubanische Ausfuhr ließ das Disagio desPeso gegenüber dem Dollar im März auf 4 v. H. und Ende Mai auf beinahe6 v. H. steigen. Um die kubanische Regierung für ihren Schuldendienst mitU. S. A. Dollar zu versehen, wurde im Juni ein Stabilisierungsfonds errichtet,an den die Exporteure von Zucker und Sirup (zum Raffinieren in den VereinigtenStaaten) 20 v. H. (später 30v. H.) des Ausfuhrwertes ihrer Verschiffungen ab-liefern mußten. Als Ende Juni der Präsident die Ermächtigung des kubanischenKongresses zur Prägung weiterer 15 Millionen Pesos beantragte, stieg dasDisagio auf 16 v. H. Der Kriegsausbruch und die ihm folgende starke Nach-frage in den Vereinigten Staaten nach Zucker zur Aufspeicherung, welche denNew Yorker Preis für Rohzucker von 0,0290 Dollar für das Pfund Ende Augustauf 0,0367y2 Dollar Ende September steigen ließ, gab dem Peso eine Stütze,und die Notierungen für den freien Peso in New York stiegen auf wenigerals 9 v. H. Disagio. Infolge des Rückgangs des Zuckerpreises im Novemberwurde wieder ein Disagio von 13 v. H. notiert, das sich nach Eintritt derZuckermahlsaison im Januar 1940 erneut auf 8 v. H. verringerte.

In Brasi l ien ist die im April 1939 eingeführte Devisenregelung in Kraftgeblieben, auf Grund deren ein amtlicher Kurs von 16,5 Milreis für denDollar festgesetzt ist; daneben werden mehrere Marktkurse notiert, die inner-halb einer Spanne von 19-22 Milreis für den Dollar gehalten werden. Beson-dere Kurse gelten weiterhin u. a. für den Reiseverkehr und für Dividenden-überweisungen. In den letzten Jahren hat Brasilien seine Produktion mannig-faltiger gestaltet und vermag jetzt wahrscheinlich besser als 1914-18 denSchwierigkeiten, die mit einer Kriegszeit in Europa verbunden sind, zu be-gegnen. Nach einer 1937 getroffenen Vereinbarung begann die brasilianischeRegierung Gold vom Schatzamt der Vereinigten Staaten zu kaufen, undzwar wurden im Herbst des Jahres 1939 zwei gleiche Posten im Werte vonzusammen 6 Millionen Dollar erworben. Mit Hilfe eines Kredits der Export-Import-Bank in Höhe von 2,3 Millionen Dollar kaufte Brasilien in den Ver-einigten Staaten eine Anzahl Frachtschiffe. Mit Hilfe eines weiteren Kredits,für den die Export-Import-Bank die Bürgschaft übernahm, konnten gewisseDevisenrückstände gegenüber amerikanischen Exporteuren im Betrage von19,2 Millionen Dollar abgetragen werden. Angesichts dieser Besserung derDevisenlage und einer gleichzeitigen günstigeren Gestaltung der Handelsbilanzerbot sich die brasilianische Regierung, vom 1. April 1940 ab den Auslands-schuldendienst nach einer abgeänderten Fassung des Aranha-Plans von 1934,der im November 1937 suspendiert worden war, teilweise wieder aufzunehmen

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und weitere blockierte Milreisbeträge, die ausländischen Eigentümern direkterAnlagen in Brasilien gehörten, freizugeben.

Der peruanische Sol entwertete sich wie schon im Vorjahr weiterwährend des größten Teils des Jahres 1939, und der manipulierte Devisenkurserreichte im Dezember einen Durchschnitt von 5,76 für den Dollar gegen-über einem Durchschnitt dicht unter 4 für das Jahr 1937. Eine kräftigeErholung brachte den Kurs Mitte Januar fast auf 5; im März 1940 fiel er aberwieder auf 5% zurück.

Infolge steigenden Kakao- und Kaffeeabsatzes war Ekuador in der Lage,die Einfuhrbeschränkung vom 1. Januar 1940 an aufzuheben, nachdem sichder freie Kurs für den Sucre, der seit dem Sturz von 1937 schwach gewesenwar, in den letzten fünf Monaten des Jahres 1939 gebessert hatte.

In Bol iv ien entwertete sich die Währung im Einklang mit dem Pfundim Herbst 1939; danach wurde der amtliche Kurs im September an dea Dollarangeschlossen. Die Zahlungsbilanz des Landes wurde jedoch durch die Ergeb-nisse höherer Zinnpreise gestützt, und bemerkenswerterweise stieg derBoliviano am freien Markt, der im August 1939 eröffnet wurde, von einemDurchschnittskurs von 52 für den Dollar im September auf 40 im Januar 1940.

Die Werte anderer südamer ikanischer Währungen haben sich, wieoben erwähnt, im Laufe des Jahres trotz der Umstellung in der Bindung derargentinischen und uruguayischen Währung vom Pfund auf den Dollar wenigverändert. Die Preise für eine Reihe südamerikanischer Erzeugnisse bessertensich teilweise infolge der günstigeren Wirtschaftslage in den VereinigtenStaaten. Der europäische Krieg steigerte einerseits die Nachfrage nach ein-zelnen Erzeugnissen (z. B. Fleisch, Häute, Zucker, Wolle, Erdöl und Zinn);andererseits führte er zu einer Lahmlegung des Absatzes nach Deutschland,der 1938 etwa 10 v. H. der südamerikanischen Ausfuhr ausgemacht hatte.Außerdem ließen die erhöhten Transportkosten und andere Schwierigkeitendie Preise vieler Einfuhrwaren steigen. Wenn auch übertriebene Hoffnungenauf ein Anziehen der Preise und eine wachsende Ausfuhr enttäuschtworden sind, so ist die Lage im ganzen doch nicht ungünstig. Brasilienund Kolumbien nahmen den Auslandsschuldendienst in beschränktem Maßewieder auf. In Chile und Uruguay ist eine tatsächliche Besserung derDevisenlage eingetreten, und das Absinken der Währungen Boliviens, Ekuadorsund Perus, das sich seit Ende 1937 fast ununterbrochen fortgesetzt hatte,wurde zum Stillstand gebracht.

In Mi t te lamer ika wirkte der Krieg insofern ungünstig, als die Preisefür Einfuhrwaren stiegen und die für hoch spezialisierte Ausfuhrerzeugnissein Betracht kommenden europäischen Märkte abgeschnitten wurden, ohnedaß eine wesentliche Absatzsteigerung in den Vereinigten Staaten möglichwar. Gewisse zusätzliche Einnahmen werden in diesen Ländern von einerUmleitung des von den Vereinigten Staaten ausgehenden Reiseverkehrs er-wartet. Während es den meisten dieser Länder geläng, ihre Wechselkursezu halten, sank der Cordoba am Freiverkehrsmarkt in Nikaragua von einemDurchschnitt von 5,13 je Dollar für Januar 1939 auf 6 ein Jahr später.

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Seit 1931 bildeten die unregelmäßigen Bewegungen bedeutender Beträgeäußerst flüchtiger Gelder eine der größten Schwierigkeiten an den Devisen-märkten. In dieser Beziehung trat im Herbst 1939 ein entscheidender Wandelein. Die Kapitalbewegungen wurden durch die Einführung von Devisen-beschränkungen erschwert; außerdem hat sich an verschiedenen europäischenMärkten das Auslandskapital durch den starken Abfluß der letzten Jahreerheblich vermindert.

Andererseits hat der Besitz von Devisen zur Bezahlung der notwendigenEinfuhr erhöhte Bedeutung erlangt; um sich flüssige Mittel für Handelszweckezu beschaffen, werden langfristige Anlagen mobilisiert. Die Gold- und Kapital-bewegungen treten in engeren Zusammenhang mit den Warenströmen undDienstleistungen und gewinnen so einen stärkeren Einfluß auf die Verteilungder aktiven Kaufkraft und damit auch auf die Kosten- und Preisverhältnisse.Vorläufig herrschen an den Devisenmärkten weitgehend die kontrolliertenKurse vor, die sehr wahrscheinlich für die Dauer der Feindseligkeiten inKraft bleiben werden. Die nach Friedensschluß notwendigen Berichtigungenwerden aber die grundlegenden Veränderungen in den entsprechendenKosten- und Preisgefügen berücksichtigen müssen, die in den einzelnenLändern als Folgen innerer und äußerer Einflüsse bereits aufzutreten be-gonnen haben.

2. AUSSENHANDEL.

Der internationale Handel, der sich seit dem Wirtschaftstief im Jahre1932 bis zur Hochkonjunktur von 1937 dauernd belebt hatte, erlitt 1938 einenRückschlag, bei dem der Güteraustausch mengenmäßig um etwa 8 v. H. ab-nahm. Für 1939 stehen keine vollständigen statistischen Angaben zur Ver-fügung, da mehrere Länder die Veröffentlichung ihrer Ausweise im Herbsteinstellten, die Zahlen für die ersten acht Monate des Jahres lassen aber einegewisse Zunahme des Außenhandeisumfangs gegenüber den entsprechendenMonaten des Vorjahres erkennen. Bedeutend wurde 1939 die Steigerung imFrühjahr und Sommer unter dem Einfluß der besseren Wirtschaftslage in denVereinigten Staaten, die sich in erhöhter Einfuhr äußerte, und infolge vermehrterKäufe europäischer Staaten zur Anlegung von Vorratslagern. Nach dem Aus-bruch des Krieges im September wurden die Handelsbeziehungen durchverschiedene Kriegsmaßnahmen wie Blockaden, Verzögerungen in den Häfenund Verlängerung der Transportwege weitgehend beeinträchtigt, so daß einRückgang des Gesamtumfangs eintrat, obwohl sich der Warenaustausch ineinigen Richtungen sogar verstärkte. Während des Krieges von 1914-18 nahmder Umfang des Welthandels entsprechend dem Sinken der Weltproduktionab, wie aus der Zeichnung auf Seite 6 zu ersehen ist, und eine ähnlicheSchrumpfung kann auch jetzt wieder eintreten.

Im allgemeinen besteht ein hoher Grad von Übereinstimmung zwischenden Meßziffern der Weltproduktion und denen des internationalen Handels

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— die doch auf Grund gänzlich voneinander unabhängiger Unterlagen be-rechnet werden. So vollzogen sich die Ausdehnung von 1850 bis 1929und auch der Rückgang während der Kriegsjahre 1914-18 beim Welthandelfast im gleichen Tempo wie bei der Welt-Industrieproduktion ; ebenso gingendie beiden Indizes von 1929 bis 1932 im gleichen Verhältnis zurück. Vgl. diesoeben angezogene Zeichnung auf Seite 6 und die folgende Zeichnung für dieJahre seit 1929:

Industrielle Weltproduktion und Welthandel.1929 = 100

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120

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Seit 1932 hat sich die Welt-Industrieproduktion in höherem Grade gekräftigtals der Welthandel, die innere Belebung der verschiedenen Volkswirtschaftenwar also stärker als die des Güteraustausche zwischen ihnen. Daß der Außen-handel mit der Inlandserzeugung nicht Schritt hielt, ist zweifellos hauptsächlichdie Folge der verschärften Schutzmaßnahmen, der Autarkiebestrebungen, derdas internationale Geschäft besonders treffenden Währungsschwierigkeitenund des fast völligen Aufhörens des internationalen Kreditverkehrs; es magaber auch zusammenhängen mit einem natürlichen Fortschritt vieler Länderin der Fähigkeit, ihren Bedarf aus der heimischen Erzeugung zu decken. Esist jedoch wenig wahrscheinlich, daß diese Entwicklung, selbst wenn dergegenwärtige Krieg sie verstärkt, den Welthandel auf die Dauer wirklich be-einträchtigen wird. Sein Umfang lag in den Jahren 1938-39 trotz des Rück-schlags gegenüber dem vorhergehenden Hochkonjunkturjahr noch immer rund15 v. H. über dem von 1913, und alles deutet darauf hin, daß der Welthandelweiter steigen wird, wenn die Erzeugung und der allgemeine Wohlstandzunehmen.

Die enge Beziehung zwischen Inlandserzeugung und Außenhandel wirdauch verdeutlicht durch den auf der folgenden Seite wiedergegebenen Auszugaus einer Tabelle in der vom Wirtschaftsforschungsdienst des Völkerbundes ver-öffentlichten „Review of World Trade 1938".

Die bedeutsamste Veränderung bei der Welteinfuhr war der Rückgangdes nordamerikanischen Anteils von 16,1 v. H. im Jahre 1929 auf 13,9 v. H.

— 45 —

Wertmäßige Verteilung des Welthandels in v. H.

nach Erdteilen

Europa (mit UdSSR) . . . .NordamerikaLateinamerikaAfrikaAsien (ohne UdSSR) . . . .Austral ien

Zusammen . . . .

Einfuhr

1929

55,516,17,74,8

13,22,7

100

1938

57,310,97,66,3

14,83,1

100

Ausfuhr

1929

48,819,59,64,5

14,92,7

100

1938

47,017,79,46,6

15,83,5

100

Zusammen

1929

52,417,78,64,6

14,02,7

100

1938

52,314,28,46,5

15,33,3

100

im Jahre 1937 und auf 10,9 v. H. im Jahre 1938. Der Rückschlag von 1938beruhte hauptsächlich auf der sinkenden Industrietätigkeit in den VereinigtenStaaten und dem sich daraus ergebenden Rückgang namentlich der amerika-nischen Rohstoffeinfuhr. Europas Anteil am gesamten Welthandel war 1938der gleiche wie 1929, während aber seine Einfuhr zugenommen hatte, war dieeuropäische Ausfuhr gesunken. Der Rückschlag des Jahres 1938 war in Europaweniger stark als in anderen Erdteilen, in den ersten Monaten 1939 verringertesich aber die Einfuhr nach Europa ziemlich, allerdings hatten die latein-amerikanischen Länder eine noch größere Abnahme zu verzeichnen. Diese Län-der, die aus den hohen Rohstoffpreisen des Hochkonjunkturjahres 1937 Nutzengezogen und auf Grund ihrer vermehrten Kaufkraft ihre Einfuhr wesentlichgesteigert hatten, sahen sich beim Fallen der Rohstoffpreise gezwungen, zumSchutz ihrer Währungen die Einfuhr scharf zu drosseln. In den ersten sechsMonaten 1939 lag der Wert ihrer Gesamteinfuhr in Dollar 14 v. H. unter demder entsprechenden Monate des Vorjahres. Die Übersicht zeigt außerdem einebemerkenswerte Steigerung der Anteile Afrikas (infolge der einträglicherenGolderzeugung in Transvaal), Asiens (nicht zum wenigsten im Fernen Ostentrotz des Kriegszustandes in China) und Australiens.

Für die meisten Länder des europäischen Festlandes war die Entwicklungdes deutschen Handels in den letzten Jahren von hervorragender Bedeutung.Zum ersten Male seit 1934 hatte Deutschland 1938 einen Einfuhrüberschuß,und zwar im Werte von 192,4 Millionen Reichsmark, der zu einer Erhöhungder deutschen Verschuldung an andere Länder führte. Im letzten Jahresberichtder Deutschen Reichsbank wird erwähnt, daß 1939 wiederum ein Ausfuhr-überschuß erzielt wurde. Selbst nach Beginn der Feindseligkeiten steigerteDeutschland seine Ausfuhr nach den Ländern, mit denen es seine Handels-beziehungen aufrechterhalten hat, und in den letzten Monaten von 1939 wurdendie Verrechnungsschulden Deutschlands erheblich verringert. Sein Handel mitSüdosteuropa hat sich in der Zeit von 1929 bis 1938 mehr als verdoppelt;1938 betrug er etwa 10 v. H. des deutschen Außenhandels. Für die Donau-und Balkanländer ist Deutschland das wichtigste Ein- und Ausfuhrgebietgeworden (insbesondere seit der Einbeziehung der Tschecho-Slowakei).

An der Einfuhr dieser Länder war Deutschland mit einem Mindestsatz von30 v. H. für Griechenland und einem Höchstsatz von 65 v. H. für Bulgarien

— 46 —

beteiligt. Von der Ausfuhr gingen aus Bulgarien 68 v. H. nach Deutschland, d.h.der höchste Prozentsatz unter den betrachteten Ländern, während Rumänien —wo der Anteil Deutschlands an der Ausfuhr geringer als bei den übrigenSüdostländern war — noch immer 32 v. H. dorthin verkaufte. In den letztenJahren spielte Deutschland für die Donauländer auch eine wichtige Rolle beider Einfuhr außereuropäischer Rohstoffe, die vielfach über Hamburg und anderedeutsche Häfen bezogen und von dort auf dem Fluß-, Kanal- oder Schienen-wege nach den Balkanländern befördert wurden. Obgleich diese für derartigeRohstoffe die Weltmarktpreise in „freien" Währungen zahlen mußten, konntendoch alle übrigen Ausgaben, wie Hafenkosten, Eisenbahnfrachten, Kanal-gebühren oder Provisionen, über die Verrechnungsabkommen mit Deutschlandbeglichen werden. Da seit Kriegsausbruch die Rohstoffeinfuhr über Hamburgund andere deutsche Häfen unterbunden ist, müssen die Balkanländer sichjetzt ihren ausländischen Rohstoffbedarf auf anderen Wegen beschaffen, wo-durch ihre Reinausgaben in „freien" Währungen gestiegen sind. Die Notwendig-keit, sich „freie" Devisen zur Bezahlung von Rohstoffen in ausreichendemMaße zu beschaffen, hat sich in vieler Hinsicht auf die Handels- und Währungs-politik der Donau- und Balkanländer ausgewirkt, und die Sperrung der bis-herigen Handelswege hat sie nach anderen Vermittlungsmöglichkeiten, z. B.über Italien, suchen lassen. Bemerkenswert ist übrigens, daß einschließlichdes Transports auf der Donau nicht weniger als 80 v. H. des gesamten Außen-handels dieser Ländergruppe auf dem Wasserwege befördert werden.

Außenhandel der Balkan- und Donauländer.(Ausfuhrüberschuß + , Einfuhrüberschuß —).

In Millionender Landeswährung

1938 Januar-MärzApr i l -JuniJuli-September . . . .Oktober-Dezember . . .

1939 Januar-MärzApr i l -JuniJuli-September . . . .Oktober-Dezember . . .

1940 Januar-März

Bulgarien

Lewa

+ 467— 236- 371+ 783- 230- 363+ 74+ 1.387+ 169

Griechen-land

Drachmen

- 815— 2.644- 1.959+ 806— 719- 2.122- 1.401+ 1.168- 201

Jugo-slawien

Dinar

- 138— 120- 37+ 367— 175+ 61+ 140+ 738+ 435

Ungarn

Pengö

+ 38+ 14+ 43+ 10+ 20+ 18+ 34+ 43

Rumä-nien

Lei

- 349+ 101+ 988+ 2.026- 352+ 539+ 810+ 2.921+ 2.293

Türkei

TürkischePfund

— 1- 19- 13+ 28- 0- 10— 4+ 24+ 21

Ita l iens Einfuhrüberschuß verringerte sich ebenfalls von 1938 bis 1939.Die Gesamteinfuhr fiel von 10,9 Milliarden auf etwa 10 Milliarden Lire, währenddie Gesamtausfuhr von 8 auf 8,5 Milliarden Lire stieg. Im Jahre 1939 betrugdie Ausfuhr 84,4 v. H. der Einfuhr, was mit alleiniger Ausnahme des Jahres1931 den höchsten Hundertsatz darstellt, der seit Beginn des Jahrhundertserzielt wurde. Die Abnahme der Einfuhr beruht zum Teil auf einer mengen-mäßigen Schrumpfung, aber auch auf einem Rückgang der Preise für mancheeingeführte Rohstoffe. Die höhere Ausfuhrziffer ergab sich aus dem ver-mehrten Absatz von Fertigwaren und einigen Halbfabrikaten, der zusammen

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drei Fünftel der Gesamtausfuhr ausmacht. Die auf der gegenwärtigen Wirt-schaftspolitik beruhenden Veränderungen drücken sich im Rückgang der Einfuhrmechanischer Erzeugnisse und von Nahrungs- und Futtermitteln aus, währendgleichzeitig die Ausfuhr mechanischer und chemischer Erzeugnisse gestiegen ist.

Für Frankreich stehen Angaben über die Handelsbilanz nur für die erstensieben Monate des Jahres zur Verfügung ; in dieser Zeit belief sich der Ein-fuhrüberschuß auf 5.627 Millionen französische Franken gegen 7.977 Millionenfranzösische Franken in den entsprechenden Monaten des Vorjahres. DieEinfuhr stieg wertmäßig um 6 v. H. (infolge der Frankenabwertung), fiel abermengenmäßig um 12 v. H., da — hauptsächlich auf Grund der gesteigerten Aus-beute französischer Gruben — weniger Rohstoffe eingeführt wurden. Anderer-seits erhöhte sich die Ausfuhr im Wert um 28 v. H. und der Menge nachum 5 v. H. Der Warenverkehr zwischen dem Mutterland und den Kolonienzeigte sowohl wert- wie mengenmäßig deutliche Fortschritte; die französischeEinfuhr aus den Kolonien stieg um mehr als eine Milliarde und die Ausfuhrnach den Kolonien um 1,43 Milliarden französische Franken.

Der Einfuhrüberschuß Großbr i tanniens erhöhte sich von 1938 zu 1939trotz der scharfen Ausfuhrschmälerung in den vier Kriegsmonaten des letztenJahres nur um 14 Millionen Pfund.

Großbr i tanniens Außenhandel 1938 und 1939.

In Millionen Pfund

Einfuhr ohneWiederausfuhr .

Ausfuhr . . . . .

Einfuhrüberschuß.

Januar-August

1938

571307

264

1939

567314

253

VBrändgrimg

- 4+ 7

- 11

September-Dezember

1938

287164

123

1939

273125

148

VirSndBrnng

- 14- 39

+ 25

Januar-Dezember

1938

858471

387

1939

840439

401

Veränderung

- 18- 32

+ 14

Die Einfuhrschrumpfung während des Jahres erklärt sich aus den niedri-geren Ziffern der Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakeinfuhr, in denen sichdie Preisrückgänge auswirkten, während die Abnahme der Ausfuhr, die sichauf die Zeit nach Kriegsbeginn beschränkt, zum größten Teil die Industrie-erzeugnisse betraf. Die Käufe im Ausland waren in den letzten vier Monatendes Jahres tatsächlich weit bedeutender, als die Einfuhrziffern erkennen lassen.Flugzeuge wurden z. B. bestellt und teilweise auch bezahlt, bevor sie fertig-gestellt waren und lange bevor die Lieferung erfolgen konnte. Bei umfang-reichen Rohstoff- und Nahrungsmittelkäufen in Übersee, namentlich innerhalbdes Britischen Reichs, wurden in einer Reihe von Fällen die Zahlungen in denAusfuhrländern geleistet und die Waren dort gelagert, bis ihre Verschiffungnach Großbritannien möglich war.

In den ersten vier Monaten 1940 stieg der Einfuhrüberschuß auf 237 Mil-lionen Pfund, gegen 116 Millionen Pfund im Jahre 1939. Die Ausfuhr erhöhtesich wertmäßig um 9 v. H., die Einfuhrsteigerung betrug aber 45 v. H.

- 48 [ -

Von den anderen europäischen Ländern hatten Dänemark, Norwegen,Ho l land , Schweden und die Schweiz im Jahre 1939 durchweg höhereEinfuhrüberschüsse als 1938; der Hauptgrund hierfür war eine Einfuhrsteigerungim letzten Viertel des Jahres.

Außenhandelsb i lanz verschiedener Länder

(Ausfuhrüberschuß +, Einfuhrüberschuß —).

In Millionen Einheitender Landeswährung

1938 Januar-MärzApri l -JuniJuli-September . . . .Oktober-Dezember . . .

1939 Januar-MärzApri l -JuniJuli-September . . . .Oktober-Dezember . . .

1940 Januar-März

Belgien

Belg.Franken

- 581- 638— 468+ 214— 468+ 390+ 1.118+ 1.024+ 1.726

Däne-mark

Dan.Kronen

- 69+ 29— 9— 41- 35— 15- 21- 96+ 2

Holland

Holl.Gulden

— 103- 99- 83- 90- 92— 112- 113- 233- 191

Nor-wegen

Norw.Kronen

- 94- 133- 106— 69- 106- 133— 109- 205— 176

Schwe-den

Schwed.Kronen

- 68- 27- 53— 90- 116- 115— 124- 256- 151

Schweiz

Schw.Franken

- 94- 69- 84- 44- 68- 123- 111- 304— 283

Ein Teil der wertmäßigen Steigerung entsprach der mengenmäßigenZunahme der Wareneinfuhr zur Vermehrung der Lagerbestände; ein weiterererheblicher Teil beruhte auf Verteuerung der eingeführten Waren, besonderswenn die Lieferung im Bestimmungsland erfolgte. Belgien dagegen kehrteden Einfuhrüberschuß für 1938 von 1.399 Millionen belgische Franken imJahre 1939 in einen Ausfuhrüberschuß von 1.952 Millionen belgische Frankenum. Der überwiegende Teil dieser Besserung war auf einen Rückgang derEinfuhr zurückzuführen, die von 1938 bis 1939 um 3.238 Millionen belgischeFranken fiel, während die Ausfuhr sich gut behauptete, weitgehend infolgeder erhöhten Nachfrage der kriegführenden Länder nach Eisen, Stahl und Kohleund des unverminderten Bedarfs der Neutralen, den die Kriegführenden nichtvoll befriedigen konnten.

Für die Länder, die im Winter 1939/40 neutral waren, bildete der Abschlußvon Handelsverträgen mit den Kriegführenden beider Seiten ein wichtigesMittel, ihren Außenhandel so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Dieses Netzvon Verträgen neigte jedoch zu einer einseitigen Wirkung, da naturgemäß denHaupterfordernissen des Krieges (Eisen, Stahl und Treibstoff) sowie den wich-tigsten Nahrungsmitteln besondere Beachtung geschenkt, den Gebrauchs-gegenständen und namentlich den Luxuswaren aber nur ein untergeordneterPlatz eingeräumt wurde. In einigen Fällen wurden neue Verrechnungs-abkommen zwischen kriegführenden und außereuropäischen Ländern abge-schlossen, z .B . zwischen Großbritannien und Argentinien; außerdem wurdenmit den Regierungen einiger außereuropäischer Länder Sonderabkommennamentlich über die Lieferung bestimmter Kriegsmaterialien getroffen.

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Außenhandel der Vereinigten Staaten.Monatlich, in Millionen Dollar.

200

150

100

50

- EüUEinfuhrüberschuss

0BRIÏAG

I . . I1936

I . . l i

Einfuhr

1937I . . I . . I . i I . i I

1938 1939 1340

250

200

150

100

Der Außenhandel der V e r e i n i g t e n S taa ten , der im Frühjahr undSommer 1939 dauernd verhältnismäßig schwach geblieben war, schnellteinfolge des Krieges in die Höhe, wobei die Ausfuhr rasch zunahm, aber auchdie Einfuhr infolge der erhöhten inländischen Wirtschaftstätigkeit anstieg.

Die Ausfuhrvon amerikanischenErzeugnissen hattesich trotz des Zu-sammenbruchs derHochkonjunktur imHerbst 1937 diesesganze Jahr hin-durch und auch imersten Halbjahr 1938auf einem verhält-nismäßig hohenStande gehalten.Die landwirtschaft-liche Ausfuhr er-höhte sich infolgereicher Ernteerträg-nisse nach derDürredes Jahres 1936;dieNachfrage aus euro-

päischen Ländern hielt so gut wie unvermindert an, und der Bedarf der Rohstoff-länder war lebhaft, nachdem ihre Kaufkraft durch den vermehrten Rohstoffabsatzzu hohen Preisen während der Wirtschaftsblüte der Jahre 1936-37 zugenommenhatte. Seitdem eine Reihe dieser Länder im Laufe des Jahres 1938 Schrittezur Drosselung ihrer Einfuhr unternommen hatten, um einer allzustarken Passivitätihrer Handelsbilanz vorzubeugen, begann die amerikanische Ausfuhr wieder ab-zunehmen, und in den ersten fünf Monaten des Jahres 1939 lagen die Ausfuhr-ziffern wertmäßig dauernd unter denen der entsprechenden Zeit des Vorjahres.

Der auf den Kriegsausbruch folgende Aufschwung der amerikanischenAusfuhr brachte sie um die Jahreswende auf den höchsten seit zehn Jahrenerreichten Stand. Die ausgeprägtesten Steigerungen erfuhren Baumwolle,Metalle und Industriefabrikate, besonders Flugzeuge, Lastkraftwagen undWerkzeugmaschinen, Erdöl- und chemische Erzeugnisse. Dagegen erlitt dieAusfuhr landwirtschaftlicher Produkte außer Baumwolle Rückschläge, vondenen besonders Tabak und Obst betroffen wurden.

Die Einfuhr nach den Vereinigten Staaten hatte im März 1937 den hohenStand von 300 Millionen Dollar erreicht. Mit dem plötzlichen Zusammenbruchder Hochkonjunktur von 1936-37, der weitgehend mit einer schnellen Ver-mehrung der Lagerbestände zusammenhing, fiel der amerikanische Bedarfan überseeischen Rohstoffen rasch, und im Juli 1938 betrug die Einfuhr nurnoch 140 Millionen Dollar. Mit der Erholung der Wirtschaftstätigkeit in denVereinigten Staaten im zweiten Halbjahr 1938 stieg sie allmählich wieder bis

— 50 —

A u ß e n h a n d e l s b i l a n zder V e r e i n i g t e n S t a a t e n .

auf 190 Millionen Dollar im März 1939 an, in den folgenden Monaten wurdediese Höhe aber nur knapp gehalten. Als nach Kriegsausbruch der In- undAuslandsbedarf an amerikanischen Erzeugnissen zunahm und die Industrie-erzeugung im Dezember 1939 abermals einen Höchststand erreichte, stieg auchdie Einfuhr von neuem, wenn auch etwas langsamer. Nach der Jahreswendekam jedoch die Ansammlung von Lagerbeständen plötzlich zum Stillstand, unddem sich daraus ergebenden scharfen Rückgang der Industrieerzeugungentsprachen wieder etwas verringerte Einfuhren, die sich aber nach wie vorüber der Grenze von 200 Millionen Dollar hielten. Die Einfuhr von Zinn, Wolleund Gummi z. B. war im März 1940 noch immer um nicht weniger als 97, 94und 48 v. H. höher als in dem entsprechenden Monat des Vorjahres.

Die folgende Übersicht zeigt, wie sich die Handelsbilanz der VereinigtenStaaten unter dem Einfluß dieser verschiedenen Veränderungen der Ein- undAusfuhr entwickelt hat.

Das Zusammentref-fen einer ausnahmsweisestarken Ausfuhr mit einermäßig hohen Einfuhr be-wirkte, daß der Ausfuhr-überschuß von Januar-März 1940 der bedeu-tendste seit 1921 in denentsprechenden Monatenerzielte war.

Die geographischeVer te i lung der ameri-kanischen Ausfuhr ver-

schob sich während des Jahres 1939 und besonders nach Ausbruch des Kriegesetwas zugunsten der westlichen Erdhälfte, wenn auch im Jahre 1939 noch immer64 v. H. der amerikanischen Ausfuhr, gegenüber 66 v. H. im Vorjahr, über denAtlantischen und Stillen Ozean ihren Weg nahmen. Die Steigerung des Außen-handels seit September betraf nicht den unmittelbaren Verkehr mit Groß-britannien und Frankreich, trotz deren beträchtlichen Käufen von Flugzeugen,Metallen und anderem Kriegsbedarf, sie beruhte vielmehr fast vollständig auf ver-mehrten Verschiffungen nach europäischen neutralen und nach außereuropäischenLändern. Die Warenkäufe der skandinavischen Länder in den Vereinigten Staatenstiegen um nicht weniger als 67 v. H. gegenüber 1938, diejenigen Kanadasum etwa 43 v. H., und für Lateinamerika betrug die Zunahme 42 v. H. Dieunmittelbaren Verschiffungen nach Deutschland, die in den letzten Jahrenohnehin wesentlich zurückgegangen waren, fielen auf ein kaum nennenswertesAusmaß.

Bemühungen zur Belebung des Handels der Vereinigten Staaten mitLateinamerika wurden unternommen in Gestalt von Krediten der Export-Import-Bank, der Planung der Interamerikanischen Bank und der weiteren Verfolgungdes Handelsvertragsprogramms der Regierung. Hierin trat jedoch ein Rück-schlag ein, als die Handelsvertragsverhandlungen mit Argentinien und Uruguay

Ausfuhrüberschuß ( + )oder

Einfuhrüberschuß (—)

Januar-März . . .Apr i l -Jun i . . . .Juli-September .Oktober-Dezember

Jahr . . .

1937 1938 1939 1940

In Millionen Dollar

- 113- 34+ 97+ 315

+ 265

+ 319+ 311+ 231+ 274

+ 1.134

+ 173+ 149+ 242+ 295

+ 858

+ 410

— 51 —

abgebrochen wurden, weil über die Möglichkeit von Änderungen der Bestim-mungen der Vereinigten Staaten über die Einfuhr von Rindfleisch keine Einigungzustande kam.

Kanadas Ausfuhr bewegte sich seit dem Frühjahr 1939 über der Vor-jahrshöhe und wurde seit September noch mehr belebt durch umfangreicheKriegsaufträge und den steigenden Absatz von Wolle und Zellstoff, derenLieferung aus den skandinavischen Ländern stark zurückging. Im Dezember1939 erreichte die Ausfuhr kanadischer Waren den höchsten Stand überhauptseit November 1936 und die höchste Dezember-Ziffer seit 1929. Die Einfuhrwurde durch die Besserung der Einkommensverhältnisse in Kanada sowiedurch das Steigen der Weltpreise rasch beeinflußt, aber der Ausfuhrüber-schuß blieb erhalten oder wurde sogar noch leicht erhöht.

Der Krieg wirkte sich auch auf den la te inamer ikanischen Handel aus.Da die verschiedenen mittel- und südamerikanischen Länder fast gleichartigeWaren erzeugen, treiben sie untereinander nur wenig Handel; ihr Außenhandelbesteht im Austausch von Rohstoffen gegen Fertigwaren aus hoch entwickeltenüberseeischen Ländern. Obwohl die Industrialisierung in den meisten latein-amerikanischen Staaten seit 1914-18 gewisse Fortschritte gemacht hat, sind sie,was den Absatz ihrer Uberschußerzeugung an Rohstoffen und die Befriedigungihres Bedarfs an Fertigwaren betrifft, im wesentlichen noch immer vom Über-seehandel abhängig.

Die unmittelbaren Kriegswirkungen zeigten sich einerseits in dem Wegfalldes bedeutenden Handels mit Deutschland und andererseits in der gesteigertenAusfuhr von Industrie- und Ernährungsrohstoffen nach anderen Ländern.Die Wirkung war jedoch in diesem Umkreis nicht überall die gleiche. DieAußenhandelslage der meisten lateinamerikanischen Republiken hängt ent-scheidend von dem Interesse und den Preisen für das eine oder die wenigenErzeugnisse ab, welche den Hauptteil des Auslandsabsatzes des einzelnenLandes bilden. Nach den ersten Septemberwochen erstreckte sich die Steige-rung des Bedarfs nicht auf die feineren Nahrungsmittel wie Kaffee, Süd-früchte und Zucker; infolgedessen hatten mehrere dieser Länder, insbesonderedie mittelamerikanischen, die Erhöhung der Einfuhrpreise ohne den Vorteileiner nachhaltigen Besserung ihrer Ausfuhr zu tragen.

A rgen t i n i en , das den vielseitigsten Außenhandel dieses Raumes besitzt,hatte infolge des Krieges eine kräftige Absatzsteigerung in Fleisch, Wolleund Weizen zu verzeichnen. Schon als im Frühjahr 1939 die Ernte verkaufsreifwurde, wich der Einfuhrüberschuß des Jahres 1938 einem Ausfuhrüberschuß;im Gegensatz zur üblichen jahreszeitlichen Entwicklung ergaben aber auch dievier letzten Monate des Jahres beträchtliche Ausfuhrüberschüsse, die einDrittel der Jahressumme von 428 Millionen Peso ausmachten, und auch imJanuar blieb die Ausfuhr auf einem hohen Stande, wenn auch unter derHöchstziffer von 1937. Brasi l ien konnte die Stockung am Kaffeemarkt durcheinen erhöhten Baumwollabsatz ausgleichen. Peru, Bol iv ien und Venezuelafanden aufnahmebereite Absatzgebiete für Zinn, andere Nicht-Eisenmetalle undErdöl. Chi le verlor seinen deutschen Markt für Kupfer und wurde auch durch

- 52 -

die Politik Frankreichs und Englands, Käufe innerhalb ihrer Reiche vorzu-nehmen, in Mitleidenschaft gezogen, aber bis zu einem gewissen Grade durchAusdehnung seines Salpeterabsatzes entschädigt. Ko lumbien, Ha i t i , Nika-ragua und Kuba erlitten Rückschläge in ihren Handelsbilanzen durch denAusfall des deutschen Marktes, die Starrheit des Bedarfs anderer Länder anihren Erzeugnissen und durch die Beschränkungen der Luxuswareneinfuhr inLändern, die ihren Devisenbestand zu schonen wünschten.

Was die Einfuhr der lateinamerikanischen Länder angeht, so haben sieden Mangel an Schiffsraum im Weltverkehr zu spüren bekommen, wenn auchFrachtraum nach und von Nordamerika weiter in verhältnismäßig reichemMaße vorhanden war. Die durch den Ausfall Deutschlands als Lieferant vonFertigwaren entstandene Lücke wurde zunächst durch vermehrte Käufe in denVereinigten Staaten ausgefüllt, doch führte der Mangel an Dollarmitteln mehrund mehr zu Versuchen, die Einfuhr aus Großbritannien, Italien und Japanaufrechtzuerhalten oder zu erweitern. So schloß Argentinien z. B. ein Ver-rechnungsabkommen mit Großbritannien und einen Handelsvertrag mit Japan.

Im Fernen Osten kam dem Außenhandel Japans die mit dem Kriegzusammenhängende Bedarfssteigerung bis zu einem gewissen Grade zugute,aber nicht in gleichem Ausmaß wie 1914-18; einer der Gründe hierfür warder geringere Überschuß, der an Waren für den ausländischen Verbrauch zurVerfügung stand. Der Ausfuhrüberschuß von Groß-Japan (mit Korea undFormosa) stieg von 58 Millionen Yen im Jahre 1938 auf 802 Millionen Yen imJahre 1939, die Bilanz des Handels mit Ländern außerhalb des Yen-Gebiets(d. h. mit anderen Ländern als Mandschukuo und Nordchina) besserte sichaber nur um 190 Millionen Yen, wie die folgende Aufstellung zeigt:

Außenhandelsb i lanz von Groß-Japan.

Ausfuhrüberschuß ( + )oder

Einfuhrüberschuß (—)

Y e n - G e b i e t . . . .

Andere Länder. .

Zusammen

1937 1938 1939

In Millionen Yen

+ 326— 963

- 637

+ 598— 540

+ 58

+ 1.152— 350

+ 802

NachMandschukuohat Japanhauptsächlich Kapitalgüter undnach China Verbrauchsgüter(u.a.Textilwaren) ausgeführt. ImSeptember wurde versucht, dieAusfuhr nach dem Yen-Gebiet,die ja nicht devisenbringend ist,herabzusetzen, aber die ange-ordneten Einschränkungen kamen

nicht voll zur Wirkung. Was den Handel mit Ländern außerhalb des Yen-Gebietsbetrifft, so wurde der Einfuhrüberschuß gegenüber den Vereinigten Staaten um130 Millionen Yen verringert, indem eine höhere Einfuhr mehr als ausgeglichen wurdedurch eine Ausfuhrsteigerung um 250 Millionen Yen, die ihren Grund haupt-sächlich in den höheren Preisen für Rohseide hatte. Die Ausfuhr nach Latein-amerika, Britisch-Indien und Niederländisch-Ost-Indien stieg ebenfalls, indessenging der europäische Absatz zurück.

Chinas Außenhandel verzeichnete 1939 bemerkenswerte Fortschritte, wobeidie Einfuhr stärker zunahm als die Ausfuhr. Die Statistische Abteilung desGeneral-Zollinspektorates gibt die nachstehenden Handelsziffern sowohl inDollar zum gesetzlichen Kurs als auch in Goldeinheiten an.

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Außenhandel Chinas.

Jahr

193719381939

Ausfuhr Einfuhr Saldo

in Millionen Dollar zum gesetzlichen Kurs

838,8763,7

1.030,4

956,2895,2

1.343,0

— 117,4- 131,5- 312,6

Ausfuhr Einfuhr

in Millionen Goldeinheiten

369,0331,7409,0

420,6389,5542,6

Die in China in den letzten Jahren eingetretenen Währungsänderungenerschweren die Gewinnung eines klaren Bildes von der chinesischen Außen-handelsentwicklung, es scheint jedoch sicher, daß sowohl die Einfuhr wiedie Ausfuhr von 1938 zu 1939 an Umfang zugenommen haben.

Der Außenhandel Aus t ra l iens und Neuseelands wurde ebenfalls durchden Krieg beeinflußt, aber die Wirkungen waren infolge verschiedener ört-licher Verhältnisse in den beiden Ländern nicht die gleichen. Die australischeWarenausfuhr (ausschließlich des neu gewonnenen Goldes) stieg, beginnendmit den Monatsausweisen für Oktober, steil über die Ziffern des Vorjahres an.Der Rohstoff- und Nahrungsmittelabsatz, namentlich nach Großbritannien,war am stärksten an der mengenmäßigen Steigerung der Warenverschiffungbeteiligt. Außerdem wurden bedeutende Verkäufe getätigt, deren Gegenwertfür australische Rechnung in London eingezahlt wurde, die betreffenden Warensind aber in den Ausfuhrziffern nicht enthalten, da sie bis zur Verschiffungin Australien eingelagert blieben.

Auch von Neuseeland kaufte die britische Regierung Waren, die vor derLieferung durch Überweisung auf das neuseeländische Konto in London bezahltwurden; die ausgewiesene Ausfuhr hat sich aber während des letzten Viertel-jahres 1939 nicht wesentlich vermehrt. Die Gesamtausfuhrmenge war sowohl1939 wie 1938 (bei Berücksichtigung der Preisänderungen) niedriger als imDurchschnitt der fünf Jahre von 1933-37; der Rückgang beruht auf erhöhtenInlandsausgaben für öffentliche Arbeiten und zur Entwicklung der heimischenIndustrien, durch welche Menschen und Waren dem Außenhandel entzogenwurden.

Auf die Einfuhr wirkte sich der Krieg zunächst dahin aus, daß die Liefe-rungen erschwert wurden ; in Australien liegen die Ziffern für die drei MonateSeptember bis November 1939 unter denen des Vorjahres. Im Januar 1940stieg jedoch die australische Einfuhr plötzlich um nicht weniger als 40 v. H.über die Ziffer für Januar 1939. In Neuseeland machten sich nach Ausbruchdes Krieges ebenfalls Einfuhrschwierigkeiten bemerkbar; die im Herbst 1938eingeführte Einfuhrüberwachung wurde wirksamer gestaltet. Die Entwicklungwird durch die Zahlen in der Tabelle auf der folgenden Seite veranschaulicht.Von der Einfuhrdrosselung wurden im allgemeinen Waren betroffen, die inWettbewerb mit inländischen Erzeugnissen treten (wie Bekleidungsgegenstände,Eisen- und Stahlwaren), außerdem Kraftfahrzeuge und Material für öffentlicheArbeiten.

— 54 —

Zeit

Erstes Halbjahr . . .Juli-September . . .Oktober-Dezember .

Zusammen

1938 1939 Unterschied

In Millionen neuseeländische Pfund

27,114,513,8

55,4

28,211,99,3

49,4

+ 1,1- 2 , 6- 4 , 5

- 6,0

Neuseeland — Einfuhr. Nach amtlichenSchätzungen ist innormalen Jahren einAusfuhrüberschuß von12 Millionen neusee-ländische Pfund er-forderlich, um die un-sichtbaren Posten derneuseeländischen Zah-lungsbilanz einschließ-

lich der Zinsen für öffentliche und private Schulden usw. zu decken. 1938 betrugder tatsächliche Ausfuhrüberschuß 3 Millionen und im folgenden Jahr 8,6 Millionenneuseeländische Pfund. Wenn auch der zuletzt genannte Betrag noch immerunzureichend war, so ist doch die Stellung Neuseelands im Handel seit Aus-bruch des Krieges weit günstiger, und von September 1939 bis März 1940haben sich die ausländischen Guthaben der neuseeländischen Banken mehrals verdoppelt.

Die in Australien und Neuseeland im voraus getätigten Käufe Groß-britanniens sind Beispiele für die nach Kriegsausbruch ergriffenen außer-

gewöhnlichen Maßnahmen,mit denen eine Abkehr vonden üblichen Gepflogen-heiten des Welthandels voll-zogen wurde. Vielleicht derbemerkenswerteste Bruchmit dem Herkömmlichen istdie Änderung der Han-delswege, durch die be-stimmte Häfen, z. B. Genuaund Bordeaux, an Be-deutung gewonnen haben,während der Verkehr etwaüber Hamburg, Rotterdamund Antwerpen in denletzten vier Monaten 1939jäh absank.

Schiffsverkehr der Nordseehäfen.In 1000 NRT je Monat. (Bewegliche 12-Monats-Durchschnitte)zzoo

2000

1B00

I600

WOO

1200

1000

-

N

-

1 )\Ha

\ \

nburç

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Röftere

7 hi--

Antwerpen! 1!-

2200

2000

1800

I600

1400

1000

1930 1931 1932 1933 193^ 1935 1936 1937 1938 1939 19W

Ein noch eindrucksvolleres Beispiel liefert der Umschlagverkehr im BaslerHafen, der seit 1929 als Haupteinfuhrtor für Massengüter nach der Schweizausgebaut worden ist.

Anfang September 1939 hörte plötzlich jede Tätigkeit im Basler Hafen auf,und die schweizerische Wirtschaft mußte Vorkehrungen für die Einfuhr von 0 I ,Kohle, Eisen, Stahl, Gummi usw. auf dem Landwege treffen. Die allgemeineEntwicklung infolge des Krieges führt zu einer erhöhten Bedeutung desSchienenverkehrs, die sich in besseren Verdienstmöglichkeiten verschiedenerEisenbahnverwaltungen widerspiegelt. Die weitere Folge ist allerdings, daß

— 55 —

Güterverkehr des Basler Rheinhafens.In 1000 Tonnen je Monat.

I930 1931 1932 1933 193* 1935 1936 1937 1938 1939.I..I..N

1940

350

300

250

200

150

100

50

0

die Beförderungskosten einen stärkeren Anteil am Wert der Fertigwaren erhalten,und am Ende ist es der private oder öffentliche Verbraucher, der die Sonder-iasten zu tragen hat. Vom Standpunkt des Verbrauchers wird allerdings inNotzeiten dem Preis einer Ware im allgemeinen weniger Bedeutung beige-messen als der Möglichkeit, sie überhaupt zu erhalten.

3. PREISBEWEGUNGEN.

Auf dem Preisgebiet hat der Krieg seine Schatten nicht vorausgeworfen.Nach dem Zusammenbruch der kurzlebigen Hochkonjunktur von 1936-37 neigtendie Warenpreise im allgemeinen und die Rohstoffpreise im besonderen über-wiegend zum Fallen; dies blieb so bis August 1939. In Europa mögen zwardie wachsenden Rüstungsausgaben, staatliche Vorratskäufe und die behaupteteprivate Anlagetätigkeit ein gewisser Ansporn für höhere Preise gewesen sein,der niedrige Stand der gewerblichen Tätigkeit und der geringe Materialbedarfin den Vereinigten Staaten scheint aber jede Aufwärtsbewegung gelähmt zuhaben. Alsbald nach Kriegsausbruch stiegen dann die Preise außerhalbEuropas infolge einer erwarteten Steigerung des Verbrauchs von Rohstoffenund Fertigwaren für militärische Zwecke und von Verlegungen der üblichenHandelswege. In Europa selbst wurde das gesamte Kosten- und Preisgefügenoch nachhaltiger beeinflußt durch erneute Währungsabwertungen, höhereTransportkosten, stärkere Steuerbelastung und die Einführung der Preis-überwachung in Ländern, die bis dahin verhältnismäßig freie Märkte hatten.

Die erste Erschütterung durch den Krieg war heftiger denn 1914-15, alsdie Bevölkerung allgemein die Auffassung hegte, daß der Krieg rasch beendetsein würde. Für die f re ien Preise erhellt dies aus der beigefügten Zeichnungüber die Entwicklung in den Vereinigten Staaten, die als Vertreter der Erdhälftegewählt wurden, die nicht unter Kriegsverhältnissen arbeitet, übrigens istbemerkenswert, daß der Stand der Großhandelspreise im Sommer 1939 nur

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Index der Großhandelspreise in den Vereinigten Staatenund der Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

1926 = 100180

160

140

120

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180

160

140

120

100

60

40

wenig höher war als 1914, trotz der Kriegsinflation von 1916-20, der Hoch-konjunktur von 1929 und der Dollarentwertung in den Jahren 1933-34.

Unter dem Druck bedeutender Ernten erreichten Weizen und Roggen imSommer 1939 ihre niedrigsten Notierungen seit 1933; der Weizenpreis in Liverpool,der durch die staatliche Exportbeihilfe der Vereinigten Staaten beeinflußt wird,sank auf den tiefsten Stand der Neuzeit.

In den Vere in ig ten Staaten stiegen infolge der Erwartung von Schwierig-keiten der Belieferung und des Wunsches, Vorräte anzusammeln, in den erstenSeptembertagen des Jahres 1939 die Preise für Einfuhrwaren wie Zinn, Gummiund Zucker — ebenso wie im August 1914, als die Steigerung sogar nochgrößer war. Unter den üblicherweise von den Vereinigten Staaten ausgeführtenWaren — Weizen, Roggen, Speck, Erdöl und Kupfer — setzte im Gegensatzzum August 1914 eine starke Preissteigerung ein. Eine wachsende Nachfragewurde von ausgedehnten Käufen des Auslandes und von einer Erholung imInnern erwartet. Man verwies auf das Steigen der amerikanischen Preise, dasunter dem Antrieb gewaltiger Ausfuhren nach den kriegführenden LändernEnde 1915 eingesetzt hatte, und man berief sich auch darauf, daß im Gegen-satz zu 1914, als ein Geschäftsrückgang zu verzeichnen war, die VereinigtenStaaten sich im Sommer 1939 auf dem Wege des Wiederaufstiegs aus demWirtschaftstief befanden. Zu wenig berücksichtigt wurde jedoch die größereWirksamkeit der staatlichen Überwachungsmaßnahmen, die auf den Märktenlastenden gewaltigen Vorräte der Erzeuger, die in vielen Produktionszweigenvorhandene überschüssige Leistungsfähigkeit und die Bestände, die schon inEuropa angesammelt worden waren.

Wie gewöhnlich bei plötzlichen Preisbewegungen zeichnete sich auch imHerbst 1939 die ansteigende Welle durch eine ausgeprägte Verschiedenartigkeit

- 57 -

der Bewegungen der einzelnen Warennotierungen aus. Dieser Mangel anEinheitlichkeit wird in der folgenden Zeichnung deutlich; sie veranschaulicht diewöchentlichen Bewegungen des 813 Posten erfassenden Preisindex des Bureauof Labor Statistics (B. L. S.), den auf 15 lebhaft gehandelten Waren aufgebauten,empfindlichen Index von Moody's Investors Service und den Dow-Jones-Termin-Index für 11 an organisierten Terminmärkten notierte Erzeugnisse, unterdenen zwangsläufig die landwirtschaftlichen am stärksten vertreten sind. Auf-fallend ist, wie diese drei Indizes ganz verschiedene Schwankungen zeigen,

Großhandelspreise in den Vereinigten Staaten.Wöchentliche Indexzahlen, 19. August 1939 = 100.

130

120

110

100

140

Aug. Sept, Okt.

1939

Nov. Dez. Jan. Feb. März April

1940

je nach Art und Zahl der Waren, auf denen sie beruhen, und dem verschie-denen Gewicht, das den einzelnen Preisen gegeben ist. Während sich inruhigeren Zeiten verschiedene Indizes häufig mit nur leichten Abweichungenin derselben Richtung bewegen, ist in Zeiten unerwarteter Störungen beimVergleich von Preisveränderungen in verschiedenen Ländern äußerste Vorsichtgeboten, da die meisten vorhandenen Indizes in Umfang und Aufbau abweichen.Besonderer Zurückhaltung bedarf es, wenn sich die Qualität von Waren, fürdie Preise in mehreren Sorten angegeben sind, geändert hat und die Warennicht in den üblichen Mengen frei verfügbar sind.

Schon nach den ersten beiden Septemberwochen 1939 schwand sichtlichdie Aussicht auf Stärkung der Preise durch Auslandsaufträge, und dem scharfenAnstieg folgte ein allmählicher Rückgang. Im Dezember trat jedoch bei denempfindlicheren Indizes ein Umschwung ein, der nur teilweise mit dem Kriegin Zusammenhang steht: zum erstenmal seit Anfang 1938 stiegen die Weizen-preise an der Börse von Chikago auf einen Dollar infolge einer Trockenheitin den südwestlichen Gebieten der Vereinigten Staaten, von der man ursprüng-lich annahm, daß sie 1940 den Ertrag des Winterweizens auf 400 MillionenBusheis, den geringsten Ertrag seit 1900, verringern würde, und auch infolge vonFrostschäden an der argentinischen Ernte; Rohseide erreichte am 29. Dezembermit 4,59 Dollar für das Pfund den höchsten Stand seit 10 Jahren, etwa dasDreifache des niedrigsten Preises vom Jahre 1938, infolge der Verspätung,

— 58

150

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130

120

110

100

90

Lagerbestände von Industrie, Groß- und Einzelhandelin den Vereinigten Staaten.*

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Jan. 1936= Î00

150

mit der das Angebot in Japan erfolgte, verbunden mit einer lebhaften Nachfragenach Textilwaren im allgemeinen; Baumwolle stieg in New York von 8% Centsein Jahr vorher auf 11 Cents infolge des durch den Krieg stark gestiegenenVerbrauchs im In- und Ausland. Anfang 1940 begannen die Preise jedochzu fallen, und im März, als die Wiederauffüllung der Lager offensichtlich ihrEnde erreicht hatte, lagen viele Notierungen, wie z. B. für Zinn, Schweine,Kaffee und Zucker unter denen vom August 1939.

Die Preise der Fertigwaren stiegen bei Kriegsbeginn nicht in dem gleichenMaße oder nicht so einhellig wie die der Rohstoffe. Es wurde bald erkannt,daß die Kriegskäufe in den Vereinigten Staaten mit Überlegung und Auswahlerfolgen würden. Während im Kriege 1914-18 die französischen und britischenKäufe bis 1917 nicht aufeinander abgestimmt worden waren, wurden sie diesesMal schon im Oktober 1939 in der Hand eines gemeinsamen Ausschussesvereinigt. Es stellte sich auch heraus, daß der Ansturm inländischer Aufträgein den Vereinigten Staaten zum großen Teil den Zweck verfolgte, Vor-räte als Vorsichtsmaßnahme gegen die Ungewißheit der Preisgestaltung und

gegen Schwierigkeitender Versorgung anzu-legen. Diese vorsich-tige Einstellung fandihre Bestätigung nichtnur in dem raschenSinken der Meßzifferder gewerblichen Er-zeugung von 128 imDezember auf 101 imApril 1940, sondernauch im Steigen desWertes der Fabrik-und der Großhandels-lager während desletzten Halbjahres 1939.Die Vorräte der In-dustrie und des Ein-zelhandels lagen in-dessen noch immer

unter dem Stande zu Beginn des Vorjahres, und der weniger umfassendemonatliche Index des „National Industrial Conference Board" zeigte im Februar1940 einen Rückgang.

In denjenigen Ländern außerhalb Europas, die in erster Linie Roh-sto f fgeb ie te sind, ist vielfach die gleiche Entwicklung zu beobachten wiein den Vereinigten Staaten, nur waren die Preise der Fertigwaren einerstärkeren Aufwärtsbewegung unterworfen, da diese in größerem Umfange ein-geführt und daher auch von dem scharfen Anziehen der Transportkosten mehrbeeinflußt werden. Die Grund-Nahrungsmittel — Getreide und Fleisch — stiegenunmittelbar nach Kriegsausbruch im Preise und behaupteten ihre Preisgewinne.

1936 1937 1938 1939

130

120

110

100

90

* Quelle: Dun's Review.

— 59 —

Höherwertige Nahrungsmittel — Kaffee, Kakao, Südfrüchte und Zucker — zogenzuerst ebenfalls an, konnten aber ihren Stand nicht halten. Die Textil roh stoffewurden durch den starken Bedarf für Kriegszwecke wesentlich beeinflußt:indische und ägyptische Baumwolle wurde in großen Mengen zu steigendenPreisen verkauft; Großbritannien erwarb die gesamte Wollschur des Empirezu höheren als den vorher geltenden Preisen; auch die Seidenpreise zogenan, wie schon erwähnt; und teilweise unter dem Einfluß einer spekulativenNachfrage stieg der Preis für Jute, das Grunderzeugnis für Sandsäcke, vonAugust 1939 bis Mitte Februar 1940 um 150 v. H., erfuhr aber später einenRückschlag. Unter den industriellen Rohstoffen zeigten die Nicht-Eisenmetalle(Zinn, Kupfer, Zink und Blei) bei Kriegsausbruch eine scharfe Aufwärts-bewegung, mit Ausnahme der Länder, wo eine amtliche Preisüberwachungeingeführt wurde. Der Einfuhrpreis für Zinn stieg in den Vereinigten Staatenin den ersten drei Septemberwochen von 48% Cents für das Pfund auf über70 Cents, und der internationale Ausschuß erhöhte die Quote für das dritteVierteljahr 1939 schrittweise von 45 auf 120 v. H. Nachdem die Lagerkäufe auf-gehört hatten und der amerikanische Preis unter den Vorkriegsstand gesunkenwar, wurde die Quote für das erste Vierteljahr 1940 auf 80 v. H. herabgesetzt.Die Gummierzeugung wurde in ähnlicher Weise geregelt und hatte bis EndeApril 1940 im ganzen einen Preisgewinn aufzuweisen. Auch die Erdölpreiseerfuhren Steigerungen, die am größten in den Erzeugungsländern mit leichtemZugang zu den Absatzgebieten waren.

Die Pre isentwick lung in Europa spiegelt naturgemäß auch dieVeränderungen in Angebot und Nachfrage, die allgemeinen Marktvorgängewurden aber überlagert von einer Reihe besonderer Einflüsse, von denen diefolgenden als die wichtigsten gelten können:

1) Scharfes Steigen der Transportkosten, besonders der Schiffsfracht-sätze, aber auch der Eisenbahngebühren, höhere Prämien für See- undKriegs-Versicherung, bedeutende Kosten infolge von Verzögerungen in Häfen,Umladungen und der Notwendigkeit von Umwegen.

2) Verlegung von Handelswegen der Friedenszeit durch Gesetze überden Handel mit dem Feinde, Blockaden, kriegsmäßige Handelsverträge,Vorrecht des Staates auf Belieferung, amtliche Lenkung der Einfuhr sowieErlaß von Aus- und Einfuhrverboten zur Erhaltung der Bestände oder zurVerringerung der Devisenausgaben.

3) Veränderungen der Währungsverhältnisse in Gestalt neuer Entwer-tungen, Einführung der Devisenbewirtschaftung, Notierung von Doppelkursenund Festsetzung anderer Kurse im Rahmen von Verrechnungs- undZahlungsabkommen.

4) Änderungen der Besteuerung, namentlich der Zollgebühren, Ver-brauchssteuern, Absatz- und Umsatzsteuern.

5) Unmittelbare amtliche Eingriffe in den Mechanismus der Preise, derNachfrage und des Angebots durch Rationierung und Beschlagnahme,Genehmigungs- und Lizenzsysteme für Kauf und Verkauf, Einführung von Höchst-und Mindestpreisen sowie durchgreifendere Preisüberwachungsmethoden.

- 60 -

Grundstoffpreise in den Vereinigten Staaten vonAmerika und in Großbritannien.

(Indexzahlen, 19.8.39 = 100)

1939 1910140

130

120

110

100

140

130

120

110

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130

Die ungleiche Preisent-wicklung in den „freien"Gebieten und in Europa wirdersichtlich aus einer Gegen-überstellung der Meßziffernungefähr derselben Grund-stoffe in den Vereinigten Staatenund in Großbr i tann ien. DieZeichnung gibt die wöchent-lichen Indexreihen von 15vergleichbaren Waren in denbeiden Ländern wieder, geglie-dert in Nahrungsmittel, Metalleund andere Industriestoffe.Sie veranschaulicht nicht nurdas ungleiche Verhalten der-selben Warengruppen in denbeiden Ländern, sondern auchdie Unterschiedlichkeit derPreiserhöhungen bei verschie-denen Warengruppen inner-halb jedes der beiden Länder.Die amerikanischen Preisezogen schon im Septemberscharf an, als die britischensich viel weniger erhöhten,trotz der Pfundentwertung,die unter gewöhnlichen Um-

ständen die Preise der vornehmlich für den Welthandel in Betracht kommendenRohstoffe sofort beeinflußt hätte. Erst als die amerikanischen Preise der Grund-stoffe einen Rückschlag erlitten, ergriff die Aufwärtsbewegung schließlich auchdie britischen Notierungen, und ihre Meßziffern stiegen weit über die amerikani-schen hinaus. Die anfängliche Langsamkeit, mit der die britischen Meßziffernstiegen, war zweifellos zum großen Teil auf die amtliche Preisüberwachungzurückzuführen, während späterhin einige Warenpreise, besonders diejenigenfür Baumwolle und Silber, Neigung zum Schwanken zeigten, nicht entsprechenddem amtlichen Dollarkurs in London, sondern je nach den Veränderungendes am freien Markt in New York notierten Pfundwertes.

Außer den Rohstoffpreisen neigten auch andere britische Preise zumSteigen unter dem Einfluß zunehmender Produktionskosten (sowohl für Materialwie für Arbeitskräfte) und der durch die Kriegsanstrengungen verursachtenallgemeinen Verlagerung in Industrie und Handel, einschließlich der eingeleitetenRäumung einzelner eng besiedelter Gebiete. Die Löhne wurden in vielenIndustriezweigen erhöht, einerseits infolge des Mangels an gelernten Arbeitern,andererseits im Einklang mit dem Steigen der Lebenshaltungskosten, für daseine Reihe von Gewerkschaftsvereinbarungen eine ausgleichende Lohnerhöhungvorsah. Die Lebenshaltungskosten wurden natürlich durch die Abhängigkeit

120

110

top

- 61 -

des Landes von der Nahrungsmitteleinfuhr beeinflußt, es wurden aber Maß-nahmen zur Preisüberwachung und zur Rationierung von Waren wie Butter,Speck, Schinken und Zucker ergriffen. Anfang Dezember 1939 war derNahrungsmittelindex für den Kleinhandel um 14 v. H. über den Stand vom1. September gestiegen, kam dann aber zum Stillstand infolge staatlicherZuschüsse zu einer „eisernen" Ration, die eine beschränkte Zahl von Lebens-mitteln umfaßt; diese Zuschüsse kosten den Staat durchschnittlich eine MillionPfund in der Woche.

In Frankreich wurde die Veröffentlichung amtlicher Preismeßziffern nachKriegsausbruch eingestellt; aus der Art der zur Überwachung von Preis-steigerungen ergriffenen Maßnahmen geht aber hervor, daß von September 1939bis März 1940 Preiserhöhungen stattgefunden haben. Im Sommer 1939 lagendie französischen Preise im großen ganzen noch immer unter dem allgemeinenStande der über den Wechselkurs berechneten Weltpreise; infolgedessen warnoch Spielraum für eine Anpassung vorhanden. Als den Arbeitern für Uberarbeitein höheres Entgelt zustand, wurden gleichzeitig Steuern eingeführt, um demStaat höhere Einnahmen zu sichern und die Kaufkraft abzuschöpfen. InI tal ien wurde ebenfalls die regelmäßige Veröffentlichung der Preismeßzifferneingestellt; auf der Versammlung des Zentralausschusses der Korporationenam 9. März 1940 wurde aber erklärt, daß die Kosten der industriellen Pro-duktion erheblich gewachsen seien infolge erhöhter Preise ausländischerErzeugnisse, unter denen die Kohle seit August 1939 um nicht weniger als69 v. H. teurer geworden sei. Es wurde festgestellt, daß die Meßziffer derLebenshaltungskosten während des Jahres bis zum März um 17 bis 18 v. H.gestiegen sei, und auf derselben Tagung wurden Lohnerhöhungen von 10 bis15 v. H. bewilligt. Es wurde auch erklärt, daß die gebräuchlichen Preismeß-ziffern die wirkliche Lage nicht wahrheitsgemäß wiedergeben und daher neuberechnet werden würden. Die eingetretene Preissteigerung beruhte namentlichauf außergewöhnlichen Einflüssen, wie erhöhten Transportkosten für Einfuhr-waren, vor allem aber auf inneren Ursachen, wie den Maßnahmen zum Schützeund zur Entwicklung der Landwirtschaft, zur Förderung der Eigenerzeugungim allgemeinen und zur Besserung der sozialen Lage des Arbeiterstandes.Auch höhere Steuern spielten eine Rolle, besonders als im Februar 1940 dieauf jede Ware nur einmal erhobene 2%ige Verkaufssteuer durch eine gleichhohe Umsatzsteuer ersetzt wurde, die auf jeden Groß- und Kleinhandels-geschäftsvorgang erhoben wird.

Im Gegensatz zu diesen Entwicklungen zeigten die Meßziffern in Deu tsch-land vor und nach Kriegsausbruch eine bemerkenswerte Stabilität, zweifellos unterdem Einfluß der gründlichen deutschen Preisüberwachung, die in den Grund-zügen ihrer jetzigen Gestalt 1936 eingeführt, bei Ausbruch des Krieges aber inmancher Hinsicht abgeändert wurde. So wurde das System erweitert, da dieder Überwachung nicht unterliegenden Preise Neigung zum Steigen zeigten.Die Rationierung wurde auf breiter Grundlage eingeführt; außer Nahrungsmittelnwurde auch die Anschaffung von Bekleidungsgegenständen und Schuhenbeschränkt. Bei Kriegsbeginn wurden die Sondervergütungen für Überstundenund Nachtarbeit aufgehoben, und die Gewinne aus niedrigeren Lohnkosten

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mußten entweder als Steuern abgeführt oder zur Herabsetzung der vom Staatgezahlten Preise verwendet werden. Später wurde diese Bestimmung jedochteilweise wieder aufgehoben und für Überstunden erneut ein Sonderentgeltgewährt, das anstatt mit der neunten mit der elften Arbeitsstunde je Tagbeginnt. Auch bei den landwirtschaftlichen Preisen, die wegen der Verstreut-heit der Wirtschaftseinheiten und ihrer Eigenständigkeit einer Regelung imallgemeinen weniger zugänglich sind als die Preise von Industrieerzeugnissen,ist es der deutschen Preispolitik nichtsdestoweniger gelungen, die meistenPreise niedrig zu halten. Brot, Mehl, Fleisch, Wurstwaren, Zucker und Kartoffelnsind im Preis unverändert geblieben. Eine gewisse Berichtigung nach obenhat jedoch der Milch- und Butterpreis erfahren, um die Stetigkeit der Ver-sorgung zu gewährleisten.

Die Tabellen fassen die Entwicklung in denjenigen Ländern zusammen,für welche Preismeßziffern noch verfügbar sind, wobei nochmals betont wird,daß bei Vergleichen wegen der Verschiedenartigkeit der Meßziffern in deneinzelnen Ländern große Vorsicht geboten ist. Im allgemeinen sind die tat-sächlichen Lebenshaltungskosten für den Durchschnitt der Einkommensemp-fänger stärker gestiegen, als der gewöhnliche Lebenshaltungs-Index erkennenläßt (der sich in der Regel auf die bloßen Lebensbedürfnisse der niedrigstenEinkommensstufen bezieht), da die Verbrauchserzeugnisse außerhalb der Grund-listen stärkeren Preissteigerungen unterworfen waren.

Meßziffern der Großhandelspreise.

1929 = 1001938

Dez.

6371671027785120867177931019781917513485

7781

107111

94

15967116

1939

Aug.

7270651037886119867176981019584957613786

7679

107116

86

89

25371124

Dez.

849370132789713310785901051201121041148914789

8583

126128

93

93

35597143

1940

Jan.

869769143791001351108693

12211410911790

92

8683

130128

94

92

37592146

Feb.

939969150791021361138894

128

11411992

93

8782

128129

95

91

43289144

März

90996915480103

1138898

135

12194

94

8782

129128

96

93

44738142

Veränderung in v. H.seit August 1939 bis

Dez. 1939

Albanien . . . .BelgienBulgarien . . . .D ä n e m a r k . . . .Deutschland . . .EstlandGriechenland . .Großbritannien .HollandJugoslawien . . .LettlandNorwegen . . . .PortugalRumänien . . . .Schweden . . . .SchweizSpanienUngarn

KanadaVer. St. v. Amerika

Argentinien . . .Peru

Südafrika . . . .

Australien . . . .

ChinaIndienJapan

— 63 —

In den Balkanländern neigten die Preise infolge der starken Nachfragenach ihren Ausfuhrerzeugnissen und in der letzten Zeit auch unter dem Einflußder schlechten Aussichten für die Ernte des Jahres 1940 im allgemeinenzum Steigen. Ein strenger Winter und dazu die Donauüberschwemmungenverminderten die Fläche, von der eine normale Getreideernte zu erwartenist, und mehrere der betroffenen Länder mußten bereits die Ausfuhr land-wirtschaftlicher Erzeugnisse beschränken, um angemessene Vorräte für denInlandsverbrauch zu behalten.

Aus den Tabellen auf den Seiten 62/63 ist ersichtlich, daß die stärkstenPreiserhöhungen im Fernen Osten eingetreten sind. In Japan stiegen diePreise seit dem Beginn des Krieges in China im Jahre 1937, und auseiner Reihe von Gründen verstärkte sich die Aufwärtsbewegung beim Aus-bruch der Feindseligkeiten in Europa. Der Yen folgte dem Rückgang desPfundes und entwertete sich also gegenüber zahlreichen Währungen; beidem Steigen der Einfuhrkosten machte sich eine gewisse spekulative Tätig-keit an den Exportmärkten bemerkbar, außerdem hatte Formosa eine Reis-mißernte. In Schanghai ist die außerordentlich starke Preiserhöhung weit-gehend auf die Entwertung des Tschungking-Yuan in Verbindung mit derVerteuerung vieler Waren an den Weltmärkten zurückzuführen.

M e ß z i f f e r n d e r L e b e n s h a l t u n g s k o s t e n .

1929 = 1001938

Dez.

1939

Aug. Dez

1940

Jan. Feb. März

Veränderung in v. H.seit August 1939 bis

Dez. 1939 März 1940

Belgien . . . .Bulgarien . . .Dänemark . . .Deutschland . .Estland . . . .Griechenland (').Großbritannien .Holland . . . .Jugoslawien . .Lettland ( ' ) . . .Litauen . . . .Norwegen . . .Portugal . . . .Rumänien O . .Schweden. . .Schweiz . . . .Ungarn

KanadaVer. St. v. Amerika

Argentinien . . . .ChilePeruUruguay

Südafrika

Australien . . . .

China

Japan

95621068193130958270865310283126988587

8386

9216895

99

93

88

134117

91621068394128958169925210481131998587

8384

9317097102

93

89

187123

9763118829913310687788961110831491058887

8585

9818099107

94

89

272132

9963

821071341088780866311083153

9089

8585

98177100107

95

291136

10164

831091341098885916511383159

9090

86

96178100107

96

90

325138

1016412884112135109

8795

117821661099090

85

181101

96

329140

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(') 1931 = 100. 1930 = 100. (3) 1936 « 100.

- 64 -

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120

100

Die Ungleichheitim Verhalten derPreise in verschiede-nen Ländern war in denersten Monaten desKrieges am stärkstenausgeprägt; im Früh-jahr 1940 zeigten siebereits eine leichteNeigung, sich aufder Grundlage einesneuen Verhältnisseszu befestigen. Diesmag immerhin als An-zeichen dafür gelten,daß sich, welche zer-setzenden Kräfte auchnoch immer wirksam

sein mochten, doch schon Anpassungen vollzogen haben, insbesondere andie ersten, heftig störenden Einflüsse der Währungsentwertung und der Er-höhung der Transportkosten.

Die seit Kriegsausbruch eingetretenen plötzlichen Veränderungen derPreisbeziehungen haben auf die Lage der einzelnen Länder sehr verschiedeneWirkungen ausgeübt. Das Verhältnis der Ein- und Ausfuhrpreise — oder dieHandelsbedingungen — bildet gewissermaßen einen Maßstab für denNutzen, den eine Volkswirtschaft aus ihrem Außenhandel zu bestimmten Zeitenzieht. Wenn für ein Land die Ausfuhrpreise im Verhältnis zu den Einfuhr-preisen steigen, kann es sich für eine gegebene Ausfuhrmenge mehr ein-geführte Waren beschaffen; umgekehrt wird, wenn seine Einfuhr im Preisestärker steigt als seine Ausfuhr, von dieser eine größere Menge erforderlich,um die gleiche Menge Einfuhrwaren zu erhalten.

Die nachstehenden Darstellungen der monatlichen Ausfuhr- und Einfuhr-preise zeigen die bedeutenden Veränderungen, die in den Handelsbedingungenverschiedener Volkswirtschaften seit Mitte 1939 eingetreten sind. In einigenFällen sind sie zweifellos durch den Aufbau der vorhandenen Meßziffernbedingt; die Zahlen für die Vereinigten Staaten beispielsweise beziehensich auf den Wert des gesamten amerikanischen Außenhandels undschwanken weit weniger als andere Meßziffern, die nur auf den notiertenPreisen einer Auswahl besonders wichtiger Aus- und Einfuhrwaren beruhen(im allgemeinen an lebhaften Märkten gehandelter Rohstoffe und landwirt-schaftlicher Erzeugnisse).

In allen in der Zeichnung berücksichtigten Ländern sind seit August 1939die Preise sowohl für die Einfuhr wie für die Ausfuhr gestiegen, mit Aus-nahme der Ausfuhrpreise in Costa Rica, dessen Außenhandel jedoch zu vierFünfteln aus Kaffee und Bananen besteht. In Europa übertrifft die Verteuerung

- 65 -

120

Aus- und Einfuhrpreisein verschiedenen Ländern.

Monatliche Meßziffern, August 1939 = 100.1938 1939 1940

70BULGARIEN

i . I i i I i i I , i I i i I , i

1938 1939 19*070

der Einfuhr weitgehend diejenige derAusfuhr, während sich in den Ver-einigten Staaten und in den Roh-stoffgebieten außerhalb Europas dieHandelsbedingungen in entgegenge-setzter Richtung verschoben haben.

Auch innerhalb Europas selbsttreten erhebliche Abweichungen inder Entwicklung hervor. In den Bal-kanstaaten verschlechterten sich dieHandelsbedingungen weniger stark alsin Skandinavien, teils infolge derlebhaften Nachfrage nach den Aus-fuhrgütern des Balkans, teils infolgeder geringeren Erschwerung der Be-förderungsverhältnisse in diesem Ge-biet. Auch innerhalb desselben geo-graphischen Raumes, wie z. B. zwi-schen Dänemark und Schweden, sindUnterschiede erkennbar. In diesenbeiden Ländern stieg die Einfuhr be-deutend im Preise, nicht zum wenig-sten wegen der höheren Fracht- undVersicherungsgebühren, bei Dänemarkverursachte aber der landwirtschaftlicheCharakter eines beträchtlichen Teilsseiner Einfuhr (Futtermittel aus Roh-stoffländern) einen steileren Anstieg.Außerdem wirkte die Festsetzung vonHöchstpreisen für Butter, Eier undSpeck in Großbritannien, wohin derüberwiegende Teil der dänischenAusfuhr ging, drückend auf die Aus-fuhrpreise des Landes, während nachSchwedens industriellen Rohstoffeneine starke Nachfrage herrschte.

Eine wichtige Ursache der ver-änderten Handelsbedingungen war dieungleiche Bewegung der F r a c h t -sätze in verschiedenen Teilen derWelt. Die Frachtsätze sind allgemeingestiegen, aber nicht infolge einerZunahme des Gesamtumfangs desWelthandels; der Güterverkehr zwi-schen den Völkern hat vielmehr wie1914-18 infolge von Blockaden und

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anderen Kriegsmaßnahmen abgenommen. Außerdem verringern Verluste zur Seedie Zahl der verfügbaren Frachtdampfer, und oft erhebliche Verzögerungenvermindern die Transportfähigkeit je Schiff. Diese Einflüsse sind nicht in derganzen Welt mit der gleichen Stärke wirksam; während die Sätze zwischen denVereinigten Staaten und den östlichen Häfen Südamerikas nur um 10 v. H.angezogen haben, hatten sich Anfang 1940 die Frachtsätze von den VereinigtenStaaten nach Skandinavien um über 100 v. H. erhöht. Häufig ist die Steigerungsogar noch bedeutender: in den Vereinigten Staaten hat sich der Preis fürZeitcharterungen an der pazifischen Küste zwischen August und Dezember 1939verdreifacht; die Sätze für Getreide-Massenverschiffungen von New York nachAntwerpen-Rotterdam stiegen im Sommer 1939 um 15 Cents für 100 Pfundauf 85-90 Cents Mitte Februar 1940. Für 0 I - und Benzintankschiffe — einenbesonderen Transporttyp, nach dem starke Nachfrage besteht — zogen dieSätze in den Vereinigten Staaten zwischen August und Februar auf dasFünffache an.

Die allgemeinen Meßziffern der Frachtsätze in Europa weisen sogar nochgrößere Steigerungen auf. Die Lloyds-Liste für Großbritannien verzeichnetzwischen August 1939 und März 1940 eine Gesamtzunahme um 400 v. H.mit kontinentalen Teilerhöhungen, die zwischen dem Fünfeinhalbfachen fürFrachten zwischen Großbritannien und Südamerika und dem Dreieinhalbfachenfür Frachten nach Häfen im Stillen Ozean und Australien liegen. In Dänemarkstieg der Frachtindex von 134 im August 1939 auf 563 im Februar 1940, inSchweden von 125 im August auf 828 im März 1940.

Einer die Erzeuger allgemein berührenden Kostensteigerung muß inder Regel eine Preiserhöhung folgen, denn die Möglichkeit offener oder ver-schleierter Staatszuschüsse bleibt notwendigerweise begrenzt. Die Preis-lenkungssysteme — die seit Kriegsausbruch auch in einer Reihe vonLändern eingeführt wurden, die sich vorher zu den Grundsätzen der freienWirtschaft bekannten — können sich entweder darauf beschränken, sicher-zustellen, daß die Preise nicht stärker heraufgesetzt werden, als die Kosten-veränderungen es rechtfertigen, oder sie können so weit gehen, die Kostender verschiedenen Produktionsbestandteile selbst zu regeln. Im ersten Fall istdas Ziel der Preisüberwachung (und dies gilt für die meisten der seit demKriege eingeführten Systeme) gewöhnlich nur, das Spekulieren, Hamstern undWuchern bei lebensnotwendigen Waren auszuschalten sowie zu verhindern, daßdie Preise und Gewinne bei Staatslieferungen über Gebühr steigen. Solcheeinfachen Systeme findet man besonders in neutralen Ländern und den vomKriegsschauplatz weit entfernten, wie in Argentinien, Australien, Britisch-indien, Bulgarien, Estland, Griechenland.

Bei den weitergehenden Regelungen, deren Ziel es ist, möglichst jedePreissteigerung zu verhindern, hat die überwachende Stelle notwendigerweiseausgedehnte Machtbefugnisse: sie erstrecken sich auch auf die Lohnsätze,die Verteilung der Arbeiter auf die verschiedenen Betriebe und Industrien,das Recht der Unternehmer, bestimmte Produktionszweige beizubehalten oderaufzunehmen, sowie im allgemeinen auf die Überwachung des Absatzes

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landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Der wichtigste Bestandteil dieser umfassenderenLenkung ist zwangsläufig die Festsetzung der Löhne und die Verteilung derArbeitskräfte. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, daß der deutschePreiskommissar, der sehr weitgehende Vollmachten besitzt, eine Überwachungder Gehälter (zum Unterschied der Löhne) und der Zinssätze nicht ausübt —dies sind aber praktisch die einzigen Begrenzungen seines Tätigkeitsbereichs.Die Maßnahmen zur Durchführung der Preisüberwachung sind naturgemäßuntrennbar verbunden mit dem weitverzweigten Komplex der Ein- und Ausfuhr-verbote, der Beihilfen, Sondersteuern und unmittelbaren Verbrauchsbeschrän-kungen. Die Rationierung findet im allgemeinen in erster Linie auf Nahrungs-mittel Anwendung, sie kann aber auch auf industrielle Rohstoffe ausgedehntwerden, wenn deren Knappheit eine planmäßige Verteilung unter die verschie-denen Betriebe und Industrien erfordert. Die Rationierung der Verbrauchsgüterkann im einzelnen so weit durchgebildet sein wie in Deutschland, oder nurfür eine beschränkte Anzahl von Nahrungsmitteln und beispielsweise für Benzinzur privaten Verwendung von Kraftwagen stattfinden. Auch kann der Verbrauchan einigen Tagen der Woche gesperrt werden, z.B. durch Einführung fleischloserTage oder durch Beschränkungen der Benutzung von Privatkraftwagen.

Eine der üblichsten Formen der Überwachung ist der Preisstop, derverbietet, daß die Preise über den Stand an einem bestimmten Zeitpunkthinaus erhöht werden, sofern nicht besondere Voraussetzungen erfüllt sind.Deutschland hat dieses System im Jahre 1936 gesetzlich eingeführt, und das nochimmer geltende Ausgangsdatum ist der 17. Oktober 1936; in England ist Stich-tag der 1. August 1939, in Frankreich der 1. September 1939 (Verordnung vom9. September, ergänzt durch Verordnung vom 29. Februar 1940) und in Japander 18. September 1939. Bei dieser Art Überwachung können die Ausnahmennaturgemäß außerordentlich bedeutend werden. In Deutschland dürfen Preisenicht ohne vorherige Genehmigung des Preiskommissars geändert werden,während in England die Preise über den Stand vom 1. August hinaus berich-tigt werden dürfen, wenn es infolge höherer Kosten des (inländischen odereingeführten) Materials, der Produktion oder des Verkaufs erforderlich ist, alsoz. B. bei einem Ansteigen der Löhne, Gehälter und sonstigen Gestehungs-kosten, der Versicherungsprämien und Werbekosten. In Frankreich konnten Preis-erhöhungen zuerst ausnahmsweise genehmigt werden, wenn sie durch dietatsächlichen Betriebsverhältnisse oder durch Änderungen der Preise einge-führter Rohstoffe gerechtfertigt waren; in einer Verordnung vom 9. April 1940wurde aber bestimmt, daß es, nachdem sich die Preise in Frankreich denim Februar ins Gleichgewicht gekommenen Weltmarktpreisen angepaßt hätten,vom 1. Mai 1940 an keine weiteren Preiserhöhungen mehr geben dürfe; nurunter gewissen in der Verordnung näher umschriebenen Voraussetzungen könntensie ausnahmsweise genehmigt werden, wenn die Erhöhung der Kosten dieFolge erhöhter Preise eingeführter Rohstoffe sei und einen Mindest-Prozent-satz überschreite, der je nach den Umständen vom Landesausschuß für diePreiskontrolle festzusetzen sei.

Das gleiche Ergebnis wird auf etwas anderem Wege erzielt durch die Ver-kündung von Höchstpreisen, die je nach den Produktionsbedingungen und

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den vorhandenen Vorräten in freierer Weise festgesetzt werden können, alswenn auf ein bestimmtes Datum in der Vergangenheit zurückgegriffen wird.Oft wird versucht, „gerechte" oder übliche, „angemessene" oder natürlichePreise auf dieser Grundlage festzusetzen. Schließlich ist in einigen Fällenversucht worden, dem Verkaufspreis die „Durchschnittskosten" einer Industriezu Grunde zu legen, wobei in Betracht gezogen wird, daß verschiedene Unter-nehmen zu unterschiedlichen Kosten je Einheit produzieren und daher der„angemessene" Ertrag des mit niedrigeren Kosten Erzeugenden vielleicht füreine andere Firma, die z. B. aus Gründen ihrer Lage oder ihres Betriebsumfangsnicht so billig erzeugen kann, nicht ausreichen würde, um die Kosten zu decken.Diese Art von Maßnahmen soll für eine Reihe deutscher Industrien und auchbei der Eisen- und Stahlüberwachung in Großbritannien in Geltung sein.

Bei der Einführung der Preisüberwachung hängt die fernere Entwicklungweitgehend von den Angebot- und den Nachfrageverhältnissen am Markt ab.Als z. B. Holland und die Schweiz im Herbst 1936 zur Zeit der Abwertung derGoldblockwährungen die Preisüberwachung einführten, geschah dies, um eineVerteuerung der Lebenshaltung zu verhindern, die eine Erhöhung der Löhneund anderen Kosten hätte mit sich bringen können. Man kann sagen, daßihr Eingreifen sehr erfolgreich war: es trat nur eine leichte Erhöhung derKosten und Preise ein; auf diese Weise konnten die beiden Länder glatteGewinne aus der Anpassung an ihre Wechselkurse erzielen, was nicht nurdie Wettbewerbsfähigkeit der Ausfuhrindustrien verbesserte, sondern auch dazubeitrug, in dem inneren Kosten- und Preisgefüge einen besseren Ausgleichherzustellen, überdies konnte die Überwachung schrittweise gelockert und denPreisen erlaubt werden, ihren natürlichen Stand entsprechend der Marktlagezu finden.

Ganz anders ist die Lage unter dem Druck des Krieges, wenn die Waren-vorräte sich immer mehr verknappen, während der Bedarf durch außerordent-liche, die Bedürfnisse des Staates darstellende Erfordernisse anwächst; denn die inden Händen des Publikums befindliche Geldkaufkraft erfährt eine ungewöhn-liche Ausweitung. Dann ist es schwer, auf einer Zwischenstufe haltzumachen.Im allgemeinen zieht eine Maßnahme die andere nach sich: Verordnungenwerden erlassen, die den Besitzern von Waren verbieten, diese vom Marktzurückzuhalten, die Befriedigung des üblichen Bedarfs zu verweigern oder diePreise mittelbar durch Änderungen der handelsüblichen Verkaufsbedingungenoder durch Verschlechterung der Qualität der gelieferten Waren zu erhöhen.Die Behörden sehen sich häufig gezwungen, einzuschreiten und die gesamtenverfügbaren Vorräte zu übernehmen, wobei dann die Verteilung vollständigin den Händen der amtlichen Stellen liegt. Unter diesen Umständen stehendie festgesetzten Preise weit weniger in Beziehung zu den Angebot- undNachfrageverhältnissen als diejenigen, die sich am freien Markte ergebenwürden; und die normalen Funktionen des Preismechanismus (höhere Preiseals Anregung der Erzeugung und Eindämmung des Verbrauchs) werdennicht mehr erfüllt. Steigende Preise bilden in Kriegszeiten häufig ein wirklichesDilemma. Einerseits ist die Preisüberwachung unerläßlich, damit die not-wendigen Lebenskosten im Rahmen der niedrigeren Einkommensgruppen der

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Bevölkerung bleiben; andererseits sind steigende Preise nicht immer einZeichen der Spekulation, des Hamsterns und des Wuchers, sondern siekönnen ein tieferes Mißverhältnis zwischen der Erzeugung und dem Ver-brauch unter den neuen Bedingungen verraten; und solange sich die Preis-überwachung gänzlich auf die Preiserscheinungen selbst konzentriert, befaßtsie sich vielleicht nur mit Symptomen. Diese Gefahr wird selbstverständlichallgemein erkannt: soweit es sich um die Währung handelt, muß das klareZiel der amtlichen Maßnahmen die Verhinderung einer inflatorischen Aus-weitung der Kaufkraft des Publikums sein, welche die wirksame Überwachungdes Preisstandes erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen würde.

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III. GOLDGEWINNUNG UND GOLDBEWEGUNGEN.

Die Goldgewinnung der Welt erreichte 1939 mit 39,5 Millionen UnzenFeingold eine neue Höchstziffer, die 6 v, H. über dem Stande des Vorjahresliegt und etwa das Doppelte der Erzeugung vom Jahre 1929 darstellt. In U. S.Dollar stieg der jeweilige Wert des Goldes von 397 Millionen Dollar im Jahre1929 auf 1.382 Millionen Dollar im Jahre 1939, d. h. um fast 250 v. H.(während die Warenpreise in den Vereinigten Staaten (fast dem einzigenAufnahmeland des neu gewonnenen Goldes) 1939 noch immer etwa 20 v. H.unter dem Stande von 1929 lagen.

über die Golderzeugung in der UdSSR stehen keine neuen Angaben zurVerfügung; vermutlich hat sich aber die Ausbeute ungefähr auf der gleichenHöhe gehalten wie in den beiden Vorjahren, die schätzungsweise mit 5 MillionenUnzen angegeben wurde. Die aus asiatischen — namentlich indischen —Horten stammende Goldmenge hat sich vergrößert; das Angebot aus dieserQuelle stieg von 69 Millionen Dollar im Jahre 1938 auf 111 Millionen Dollarim Jahre 1939, hauptsächlich infolge von Spekulationsverkäufen zur Ausnutzungdes hohen Goldpreises in Rupien, Pfund Sterling und Silber.

Während 1939 die Gesamtversorgung mit neuem Währungsgold aus derlaufenden Erzeugung und der Enthortung in Asien (unter Berücksichtigungdes gewerblichen Bedarfs) volle 1,4 Milliarden Dollar betrug, belief sich dieReinzunahme der Währungsgoldbestände der Vereinigten Staaten allein auf3.132 Millionen Dollar — die höchste Menge, die jemals von einem einzigenLand innerhalb eines Jahres aufgenommen wurde. 727 Millionen Dollar warennötig, um den geschätzten Überschuß der laufenden Zahlungsbilanz auszu-gleichen, und rund 2 Milliarden Dollar bildeten den Gegenposten starkerKapitalzuflüsse nach dem amerikanischen Markt. Ein Teil des nach denVereinigten Staaten verschifften Goldes stammte aus privaten Horten in Europa,die für den Kriegsfall nicht mehr als sicher genug angesehen wurden. DieLage in Europa führte außerdem im Laufe des Jahres 1939 zu einer Zu-nahme des hauptsächlich für europäische Währungsbehörden bei den Bundes-Reserve-Banken verwalteten „earmarked" Goldes um 534 Millionen Dollar.

Frankreich soll Ende 1939 höhere Goldbestände besessen haben als amEnde des Vorjahres, da der Geldzufluß zum französischen Markt, der imHerbst 1938 einsetzte, sich mit geringer Unterbrechung das ganze Jahrhindurch fortgesetzt hat. Den Hauptgoldverlust erlitt Großbritannien infolgeeines wachsenden Fehlbetrags in der Zahlungsbilanz und des Abflusses vonAuslandsgeldern aus London, den die im September 1939 eingeführten De-visenbeschränkungen nicht völlig einzudämmen vermochten. Holland und dieSchweiz erlitten ebenfalls während des Jahres schwere Goldverluste, teilsdurch Geldabwanderung und teils, besonders im Herbst, durch Bereitstellungvon Mitteln für die Bezahlung eines erhöhten Einfuhrüberschusses.

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1. DIE GOLDVERSORGUNG.

Die fortgesetzte Zunahme der Golderzeugung ist aus der nachfolgendenAufstellung ersichtlich:

Welt-Golderzeugung

Südafrikanische Union.KanadaUdSSR 0Vereinigte Staaten . .AustralienPhilippinenKoreaMexikoJapanBritisch-Westafrika . .RhodesiaKolumbienBelgischer Kongo . . .ChileBritisch-Indien . . . .PeruNeu-GuineaSchwedenRumänienNeuseelandSonstige Länder . . .

GesamteWelterzeugung

Wert der gesamtenWelterzeugung . . .

1929 1932 1937 1938 1939

in Tausend Unzen fein

10.4121.928

7072.056

42615213865233520856248

17326

364121(2)(')

71120693

19.192

11.5593.0441.9382.219

710230276584402293581248243

38330

86

(2)132103166

1.072

24.254

11,7354,0965.0004.1121.363

692735846723621808442432273332214217193167168

1.714

34.883

12.1604.7155.0004.2451.574

844850923772725815521460294322254242198172151

1.987

37.224

12.8215.0925.0004.5651.6211.015

950944850814803582502327316270246200175166

2.222

39.481

in Millionen Dollar l'I

672 849 1,221 1.303 1.382

(') Schätzungen. (2) Unter „sonstige Länder" enthalten.(3) Zum gegenwärtigen Wert von 35 Dollar für eine Unze Feingold. Der Wert der Golderzeugung von 1929

und 1932 in Dollar zum damaligen Wert (20.67 Dollar für eine Unze Feingold) betrug 397 und501 Millionen Dollar.

Die Goldgewinnung in Südafr ika ist noch immer mehr als doppelt sohoch wie in jedem anderen Lande; von der gesamten Welterzeugung stelltsie jetzt aber nur noch etwa ein Drittel dar gegenüber der Hälfte im Jahre1929. Die Gründe für diesen Rückgang ihrer anteilsmäßigen Bedeutung liegenteils in den erheblichen Fortschritten anderer Länder — UdSSR, VereinigteStaaten, Kanada, Australien und eine Reihe kleinerer Erzeugungsgebiete —und teils in der in Südafrika eingeschlagenen Politik, geringerwertige Erze insteigenden Mengen zu vermählen, um die Lebensdauer der Gruben zu ver-längern. Trotz der Zunahme der verarbeiteten Erzmenge sind die Betriebs-kosten je Tonne vermahlenen Erzes in Südafrika bemerkenswert fest geblieben;sie betrugen 1932 (im letzten Jahr vor der Abwertung des südafrikanischenPfundes) 19s 3d für die Tonne und 1939 annähernd dasselbe, nämlich 19s 5d.Die Vermahlung größerer Mengen geringwertigen Erzes erhöht aber die Kosten

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Goldgewinnung der Randminen Südafrikas.Betriebseinnahmen, -kosten und -gewinn

In Schilling je gewonnene Unze Feingold(oder je Tonne vermahlenen Erzes).

1601 1 1 1 1 1 1 1 1160

Verkaufserlös —je Unze Feingold^.

Reingewinn'je Unze Feingold

Betriebskostenje Unze Feingold _

Betriebskostenje Tonne vermahlenen Erzes

I1931 1932 1933 1934- 1935 1936 1937 1938 1939

B.R.I. «18,

je Unze Feingold, die von 59s 3dim Jahre 1932 auf 91s 8d im Jahre1939, also um 55 v. H. zugenommenhaben. Infolge der Pfundentwertungstieg der für die Unze Feingolderzielte Preis um 75 v. H. (von 85sim Jahre 1932 auf 149s 2d imJahre 1939), so daß also der Be-triebsgewinn je Unze Feingold von25s 9d im Jahre 1932 auf 57s 6dim Jahre 1939 angewachsen ist. Ob-wohl die Steuern je Unze fein von6s 3d auf 28s 8d erhöht wurden,verblieb im Jahre 1939 doch einReingewinn von 28s 10d je UnzeFeingold gegenüber 19s 6d imJahre 1932.

Für die großen, der Gruben-kammer von Transvaal angeschlos-senen Gesellschaften am Witwaters-rand — auf die praktisch diegesamte Goldförderung entfällt —gibt der Jahresbericht der „UnionCorporation" folgende überschläg-liche Verteilung der Goldverkaufs-erlöse an :

Verteilung der Goldverkaufserlöse

An die Allgemeinheit: Betriebskosten .An die Regierung: Steuern und GewinnanteilAn die Aktionäre: DividendenSonstiges (einschließlich Ausgaben für Neuanlagen aus den lau-

fenden Einnahmen)

Zusammen . . .

in MillionenPfund

56,612,719,9

3,1

92,3

in v. H.

61,313,721,6

3,4

100,0

Nach dem Kriegsausbruch im September 1939 stieg der Marktpreis fürGold in London auf 168 Shilling für die Unze fein ; der höchste Preis, dendie Gruben während dieser Zeit erzielten, betrug jedoch nur 150 Shilling. AufGrund der nach der Kriegserklärung erlassenen finanziellen Ausnahmevor-schriften hatten die Golderzeuger in Südafrika ihre gesamte Ausbeute demSchatzamt der Union zum Verkauf anzubieten. Das Schatzamt wurde ermächtigt,dieses Gold zu einem Preis zu übernehmen, der nicht unter dem Marktpreisam Tage des Ankaufs lag, aber auch nicht mehr als 150 Shilling für dieUnze Feingold betrug. Die Goldgrubenindustrie hatte jedoch geltend gemacht,daß diese Begrenzung des Preises sehr ernste Folgen haben würde. Es wurdedarauf hingewiesen, daß die Betriebskosten in den letzten Jahren je Tonne

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vermahlénen Erzes zwar ziemlich unverändert geblieben, je Unze Gold aberinfolge der Vermahlung goldärmeren Erzes dauernd gestiegen seien und unterden Kriegsverhältnissen infolge der Preissteigerung noch rascher anwachsenwürden. Neben den älteren Gruben, denen nur noch geringwertiges Erz zurVerfügung stand, seien zahlreiche neue Gruben eröffnet worden, die zum Teildie Produktion auf Grundlage des höheren Goldpreises aufgenommen hätten.Bisher sei die Besteuerung der Goldgrubenindustrie ausgesprochen daraufzugeschnitten gewesen, die Schürfung geringwertigen Erzes zu fördern.Wenn die Industrie nun durch Begrenzung des Goldpreises oder durchÄnderungen in der Besteuerung und steigende Betriebskosten gezwungenwürde, mehr hochwertige Erze zu verarbeiten, so müßten einige Grubenihren Betrieb stillegen, und die Lebensdauer aller Gruben würde bedeutendverkürzt werden. Mit Rücksicht hierauf gab der Finanzminister in seiner Redeüber den Staatshaushalt für 1940 bekannt, daß die Regierung beschlossenhabe, vom 1. Januar 1940 an ihren Goldkaufplan aufzugeben und statt desseneine Zusatzsteuer von 9 v. H. auf das steuerbare Einkommen der Grubenohne jeden Abzug für Tilgung zu erheben ; dadurch würde sie den in Fragestehenden Betrag (3,5 Millionen Pfund) in einer für die Industrie tragbarenForm erhalten.

Infolge der südafrikanischen Grubenpolitik hat also der hohe Goldpreiszu keiner erheblichen unmittelbaren Steigerung der Ausbeute, sondern zueiner erhöhten Ausmahlung geringerwertigen Erzes geführt. Die Menge desin den großen Bergwerken des Witwatersrandes und der Heidelberg-Revieregemahlenen Erzes stieg von 34,9 Millionen Tonnen im Jahre 1932 auf 58,3 Mil-lionen Tonnen im Jahre 1939. Um dieser Zunahme gewachsen zu sein, wurdedie Zahl der beschäftigten eingeborenen und farbigen Arbeiter von 214.781 imJahresdurchschnitt 1932 auf durchschnittlich 314.222 im Jahre 1939 erhöht; diedurchschnittliche Zahl der Weißen stieg von 23.051 im Jahre 1932 auf 41.852im Jahre 1939, was einen neuen Höchstrekord für die Industrie darstellt.

Während des Jahres wurde das Abkommen von Mozambique über dieEinstellung von höchstens 80.000 Eingeborenen der Ostküste durch gegen-seitige Übereinkunft zwischen der portugiesischen und südafrikanischen Regie-rung für weitere fünf Jahre verlängert. Außerdem wurde die Genehmigungzu einer etwas verstärkten Anwerbung von Eingeborenen aus den britischenTropengebieten nördlich des 22. Grades südlicher Breite erlangt. Aus denBerichten vieler Grubengesellschaften geht jedoch hervor, daß die Versorgungmit eingeborenen Arbeitskräften während des letzten Teils des Jahres imVerhältnis zur vorhandenen Arbeit unzureichend war. Obwohl die Beschäfti-gung eingeborener und farbiger Arbeitskräfte Ende Februar 1940 auf die neueHöchstzahl von 342.000 gestiegen ist, werden die Schwierigkeiten der Gruben-industrie bei der Befriedigung ihres rasch wachsenden Bedarfs an eingeborenenArbeitskräften doch als ein ernstes Problem für ihre zukünftige Entwicklungangesehen.

Die südafrikanische Golderzeugung ist 1939 um 5,4 v. H. gestiegen, einErgebnis, das der Tätigkeit der neueröffneten Gruben zu verdanken ist.

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Golderzeugung Südafrikasmonatlich in Tausend Unzen fein

(gleitende Zwölf monatsdurchschnitte).1050

1000

950

900

StillgelegteUnternehmungen

1050

1000

950

Die erste der neuenGruben begann im Juli1934 mit der Produktion,die Erzeugung in deneinunddreißig bestehen-den alten Gruben sankaber bis Anfang 1935.In den beiden nächstenJahren erhöhte sich ihreAusbeute etwas, aber vonFrühjahr 1937 bis jetzt warbei den älteren Grubenein ständiger Rückgang zuverzeichnen. Inzwischensind weitere neue Grubenhinzugekommen, die letzteim November 1939, wo-durch sich ihre Gesamt-zahl auf elf erhöht. Unter

den in der Zeichnung erfaßten „neuen" Gesellschaften befinden sich aucheinige alte (auch zusammengelegte oder reorganisierte alte) Gruben, die eineZeitlang nicht mehr lebensfähig gewesen waren, aber die Erzeugung wiederaufgenommen hatten, als mit dem Steigen des Goldpreises die Verarbeitungihrer ärmeren Erze lohnend zu werden begann. Die Erzeugung dieser neuenoder neu eröffneten Gruben im Jahre 1939 betrug 1.720.000 Unzen Feingoldoder 14 v. H. des gesamten Rand-Goldes.

Auch in anderen golderzeugenden Gebieten wurden im allgemeinen imJahre 1939 neue Höchstmengen gefördert. In Kanada blieb der Goldbergbauder wichtigste Zweig der dortigen Metallgewinnung, sowohl nach dem Wert der

1938 1939

Welt-Golderzeugung.Jährliche Schätzungen in Millionen Feinunzen.

40

35

30

25-

20

15

10

5

0B.R.L»„. .1929 1930 1931

übrige Länder

Kanada

Ver. St. v. Amerika

UdSSR

Südafrika

1939

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Erzeugung wie nach der Zahl der Beschäftigten. Abgesehen von der großenAusbeute in Gruben und Wäschereien werden erhebliche Mengen Gold bei derVerarbeitung von Erzen unedler Metalle gewonnen; z. B. ist das Kupferberg-werk von Noranda in Nordwest-Quebec Kanadas drittgrößter Golderzeuger.

In den Vere in ig ten Staaten stieg die Produktion 1939 um 7,5 v. H.gegen 3,2 v. H. im Vorjahr, da das Sinken der Warenpreise — ein Beweis fürein Zurückgehen der allgemeinen Geschäftstätigkeit. — anregend auf die Gold-erzeugung wirkte. Auf den Ph i l ipp inen hatte die Goldausbeute 1939 mit einerErhöhung um 20 v. H. von allen Gebieten der Welt die stärkste Zunahme zuverzeichnen. Für die U d S S R stehen, wie oben erwähnt, keine genauenAngaben über die Goldförderung der letzten Jahre zur Verfügung, und jedeSchätzung der Produktion kann nur ganz allgemeiner Art sein. Das meisteGold der UdSSR wird aus Schwemmlagern gewonnen, und die Ergebnisseder Bearbeitung solcher Lager unterliegen erfahrungsgemäß starken Schwan-kungen; man denke z. B. an die plötzliche Steigerung und rasche Er-schöpfung auf den australischen und kalifornischen Goldfeldern um 1850.Nach britischen Statistiken belief sich die Goldeinfuhr aus der UdSSR nachEngland in den ersten acht Monaten 1939 auf 970.000 Unzen gegen 3.160.000Unzen im Jahre 1938. Nichtamtliche Berichte aus den Vereinigten Staatengeben die amerikanische Einfuhr russischen Goldes durch mittelbare Ver-schiffungen über andere Länder mit rund 1.485.000 Unzen im Jahre 1939 an.

Die Golderzeugung in A u s t r a l i e n , die von 1935 bis 1938 rasch gestiegenwar, zeigte 1939 weniger große Fortschritte; die Zunahme betrug nur 3 v. H.Die Produktion in Mexiko ging voran und näherte sich der Höhe von einerMillion Unzen. Beachtlich sind auch die Fortschritte der Goldgewinnung um11,8 und 10,1 v. H. in Korea und Japan, deren Gesamtausbeute sich auf1.800.000 Unzen beläuft; das ist mehr als ein Drittel des 1939 von Japan nachden Vereinigten Staaten zur Stützung des Yen ausgeführten Goldes. Sowohl inJapan wie in Korea wird die Golderzeugung vom Staat durch Zuschüsseunterstützt, und auch in vielen anderen Ländern haben die Regierungen Maß-nahmen zur Förderung der Golderzeugung innerhalb ihrer Grenzen ergriffen.

Bei einer Schätzung von 5 Millionen Unzen für die Erzeugung der UdSSR ver-teilt sich die Goldproduktion folgendermaßen auf die verschiedenen Teile der Erde:

Geographische Verteilungder Golderzeugung

1929 1932 1939

in Tausend Unzen fein

Ver-änderungin v. H.

von1929-1939

AfrikaNordamerika . .Mittelamerika (2)Südamerika . .Asien (3) . . . .Australien . . .Europa (3) . . .UdSSR C) . . .

11.3854.637

53466

1.189585170707

19.192

12.7975.865

82714

1.474998385

1.938

24.254

15.46410.629

1681.6983.6762.183

6635.000

+ 36+ 129+ 217+ 264+ 209+ 273+ 290+ 607

39.481 + 106(') Schätzungen. I2] Mit Westindien. P) Ohne Rußland.

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Der Anteil Nord- und Südamerikas an der Welt-Golderzeugung beläuftsich auf etwa 30 v. H. der Gesamtproduktion, während von der Welt-Silber-erzeugung auf diesen Erdteil etwa 75 v. H. entfallen. Der britische Anteil ander Weltproduktion von Gold ist in den letzten fünf Jahren gleichmäßig beietwa 57 v. H. geblieben.

Die Goldzugänge aus Horten in den as ia t ischen Ländern,die in den Jahren 1937 und 1938 auf verhältnismäßig unbedeutende Zifferngesunken waren, sind 1939 namentlich infolge von Spekulationsverkäufen ausindischen Horten wieder etwas gestiegen. Die Goldausfuhr Ägyptens dürfte1939 einen erheblich größeren Umfang als in früheren Jahren gehabt haben.

Goldzugänge aus As ien .

In MillionenDollar

(35 Dollarje Unze fein)

193119321933193419351936193719381939

Zusammen

Indien (')

2083202022201501095055

110

1.424

China

183924181412170 (J)1

143

Hongkong

2019332211101

140

130

Zusammen

2463782592601751316869

111

1.697

Nur Privatbesitz. P) 4 Millionen Dollar Einfuhr-Überschuß.

In Indien war ander Entwicklung desJahres 1939 bemer-kenswert, daß derSilberbedarf der indi-schen Bazare, der 1938jäh gesunken war,plötzlich wieder auf-lebte unter dem An-trieb etwas höhererEinkommen in Indienund eines niedrigerenSilberpreises währendeines Teils des Jahres.Die Aufsaugung grö-ßerer Silbermengendurch Indien kann als

Beweis dafür gelten, daß die Goldenthortung nicht auf Notverkäufe zurückzuführenwar, sondern hauptsächlich durch die Erhöhung des Goldpreises in Rupien, Pfundenund Silber angeregt war. Das Ausmaß der verbleibenden indischen Horte istnicht bekannt; es läßt sich daher nicht beurteilen, welche weiteren Mengen ausdieser Quelle gewonnen werden können. Wenn auch der Abfluß von Goldaus indischen Horten in den Jahren 1931-34 von einiger Bedeutung war (nichtzuletzt vom psychologischen Gesichtspunkt aus, weil damals die Welt nochimmer von Befürchtungen einer Goldknappheit erfüllt war), so waren die inFrage kommenden Mengen doch niemals erheblich im Vergleich zu den ausanderen Quellen stammenden Beiträgen zur Goldversorgung. In den neunJahren von 1931-39 belief sich die Gesamtmenge des aus indischen Hortengewonnenen Goldes auf den Gegenwert von 1,4 Milliarden Dollar, was ungefährder Goldproduktion im Jahre 1939 allein entspricht.

über die für künst ler ische und gewerb l iche Zwecke gebrauchtenGoldmengen stehen wenig neue Angaben zur Verfügung. Der Goldbedarfder Vereinigten Staaten für gewerbliche Zwecke ist zweifellos gestiegen, wirdaber noch immer weitgehend durch die Wiedergewinnung von altem Goldin Form von Abfall, Münzen usw. gedeckt. Der gewerbliche Reinverbrauch

— 77 —

war wahrscheinlich unbedeutend und mag in einigen Ländern noch durch dieSchwierigkeiten der Kriegszeit verringert sein.

Unter diesen Umständen kann der Betrag des im Jahre 1939 fü rWährungszwecke neu zur Ver fügung s tehenden Goldes auf volle1,4 Milliarden Dollar beziffert werden.

2. GOLDBEWEGUNGEN.

Hauptgoldempfänger waren 1939 bei weitem die Vereinigten Staaten, wosich die Goldbestände um 3.132 Millionen Dollar vermehrt haben, also ummehr als den doppelten Betrag des während des Jahres zur Verfügung ge-stellten neuen Währungsgoldes. Die ausgewiesenen Goldbestände derZentralbanken und Regierungen verraten nur teilweise die Bewegungen, diestattgefunden haben, bilden aber noch immer einen nützlichen Ausgangs-punkt für die Untersuchung:

Ausgewiesener Goldbesi tz (ohne Währungsfonds).

In Millionen Dollar

Ende 1938„ 1939

Veränderung . .

VereinigteStaatenGesamt-

goldbestände

14.51217.644

+ 3.132

Großbritannien(Goldübertragung

der Bankvon England)

2.6901

—2.689

SonstigeLänder

7.9987.855

— 143

GesamterausgewiesenerGoldbesitz (')

25.20025.500

+ 300

Veränderungen im Goldbesitz der Vereinigten Staaten:

Anteil am neuen Währungsgold, ungefähr(2) 1,2 Milliarden DollarAndere Zugänge, ungefähr 1,9 „ ,,

0) Außer dem Gold der Währungsfonds und den Goldbeständen der UdSSR, für welche keine neuerenAngaben vorliegen.

O Es kann angenommen werden, daß von dem gesamten neu gewonnenen Gold 1.2 Milliarden Dollar,d. h. rund 85 v. H., unmittelbar oder mittelbar an die Vereinigten Staaten verkauft worden sind.

Wenn auch 1939 der Gesamtgoldbesitz der in der Übersicht enthaltenen„sonstigen Länder" verhältnismäßig geringe Veränderungen erfahren hat, sofanden doch in einigen von ihnen gewisse bedeutendere Bewegungen statt.Frankreich hatte als Ergebnis des Jahres einen Goldgewinn zu verzeichnen;die bis Mai 1939 vorliegenden Statistiken über den Goldbesitz der Bank vonFrankreich wie auch des Währungsfonds lassen erkennen, daß sich die Gesamt-goldbestände in den ersten fünf Monaten des Jahres um 285 Millionen Dollarerhöht haben; die Goldzugänge hielten bis gegen das Ende des Jahres an.In Europa hatte auch Rumänien eine Goldzunahme aufzuweisen (19 MillionenDollar aus inländischer Erzeugung). Außerhalb Europas vermehrte Argen t in ienseine Goldbestände um 35 Millionen Dollar, Südafr ika um 29 Millionen Dollar,Kanada um 22 Millionen Dollar und Java um 10 Millionen Dollar — Steige-rungen, die eine Besserung der Handelsbilanz der betreffenden Länder wider-spiegeln, bei Argentinien und Java namentlich in der zweiten Hälfte des Jahres.

- 78 -

Die Bank von Kanada erklärt in ihrem Jahresbericht, daß ihre Gold- undDevisenbestände erhöht wurden, teils um eine ihren wachsenden Noten- undEinlagenverbindlichkeiten entsprechende flüssige Reserve zu behalten, teils weildie Bank im Falle eines Kriegsausbruchs solche zusätzlichen Auslandsmittel,wie sie zweckmäßig angesammelt werden könnten, brauchen würde. Zahl-reiche Länder wiesen (wie aus der nachfolgenden Aufstellung ersichtlich ist)Ende 1939 genau dieselben Goldbestände aus wie Ende 1938. In einigen Fällen

AusgewieseneGoldbestände

Gruppe 1 : VereinigteStaatenvon Amerika!")

Frankreich (s) . .Argentinien .Südafrika .Kanada . .RumänienJava . . .Brasilien .Mexiko . .JugoslawienFinnland .Griechenland

Zusammen

Britisch-Indien .Bulgarien . . . .ChileDänemark . . .Estland . .Japan . . .Litauen . .NeuseelandNorwegen .

Portugal .Türkei . . .

Zusammen

Uruguay . . . .DeutschlandKolumbien .Lettland . .Ungarn .SchwedenBelgien (>)Tschecho-SItalien .SchweizHolland .

Iow akei

Großbritannien!')Zusammen

Gesamtsumme (8) . .

Ende1937

Ende1938

I1)In Millionen Dollar

12.7602.564

469189184120793224512724

16.523

55274

24305315

261132382836929

1.011

207448161525

244758

92210648930

2.6895.769

23.450

14.5122.435

431220192133803229572527

18.173

55274

24305315

164112394856929

926

206945241737

321728

83193699995

2.6905.921

25.200

Verlust ( - )oder

Gewinn (+)während desJahres 1938

Ende1939

I1)

Verlust ( - )oderGewinn (+)

während desJahres 1939

(eine Unze Feingold = 35 Dollar)

+ 1.752- 129- 38+ 31+ 8+ 13-j- 10+ 5+ 6- 2+ 3+ 1.650

000000

— 9720

+ 12+ 20

0

- 85

0- 5- 3+ 8+ 2+ 12+ 77- 30— 9- 17+ |1

+ 152

+1.750

17.6442.714

466249214152903832592728

21.713

55274

24305315

16411239485 I4)6929

926

196843211324

308714

56(«)144547690

1

2.648

25.500

- 3.132- 279

352922

+ 19+ 10+ 6+ 3+ 2+ 2+ 1+ 3.540

0000000000000

0

— 1— 1- 2— 3— 4- 13- 13- 14— 27- 49— 152— 305- 2.689- 3.273

+ 300

I1) Zum Teil geschätzt.(2) Ohne das Gold des Ausgleichsfonds (80 Millionen Dollar im Dezember 1938 und 164 Millionen Dollar im

September 1939).l3) Ohne das Gold im Währungsausgleichsfonds (331 Millionen Dollar im Dezember 1938 und 477 Millionen

Dollar im Mai 1939; letztbekannte Zahlen). I4) Letztbekannte Zahlen.I5) Ohne die Bestände des Schatzamts (81 Millionen Dollar im Dezember 1937, 44 Millionen Dollar im

Dezember 1938 und 17 Millionen Dollar im Dezember 1939). C] 1939: Böhmen und Mähren.[') Ohne Währungsausgleichsfonds (1.395 Millionen Dollar im September 1937 und 759 Millionen Dollar im

September 1938). Im September 1939 wurden 1.162 Millionen Dollar von der Bank von England an denFonds übertragen.

(8I Zum Teil geschätzt, einschließlich der sonstigen Länder, jedoch ohne UdSSR und Spanien.

— 79 —

war zweifellos noch Gold neben den ausgewiesenen Beständen vorhanden,und bei diesen nicht ausgewiesenen Beständen mögen im Laufe des JahresÄnderungen eingetreten sein, die im Endergebnis wahrscheinlich zu einemGoldverlust geführt haben.

Der stärkste Rückgang im Goldbestand der Zentralbank zeigt sich, abgesehenvon Großbritannien, in Ho l land, wo sich die Bestände der NiederländischenBank von 995 Millionen Dollar Ende 1938 um fast ein Drittel auf 690 Millionen DollarEnde 1939 verringert haben. Wahrscheinlich gab auch der Ausgleichsfondsim Laufe des Jahres Gold ab, obwohl der Betrag nicht ausgewiesen ist. DerGoldverlust ist hauptsächlich auf die Ausfuhr von holländischem und auslän-dischem Kapital zurückzuführen; der Wareneinfuhrüberschuß stieg von 1938 bis1939 um 175 Millionen Gulden ( = 93 Millionen Dollar), während die Einnahme-verluste aus dem Transithandel bis zu einem gewissen Grade durch höhereGewinne aus Niederländisch-Indien ausgeglichen wurden. Auch die Schweizverlor 1939 Gold; der Rückgang der Bestände der Nationalbank belief sich auf152 Millionen Dollar, gleichzeitig vermehrte aber die Bank ihren Devisenbestandum 18 Millionen Dollar, während der Währungsausgleichsfonds über einen Teilseines Goldbesitzes verfügte. Im Frühjahr 1939 wurden ansehnliche Beträgehauptsächlich ausländischen Kapitals vom Schweizer Markt zurückgezogen;eine andere wichtige Ursache des Goldverlustes bildete die Zunahme desEinfuhrüberschusses im Herbst um 290 Millionen Schweizer Franken ( = 65 Mil-lionen Dollar) gegen das Vorjahr zusammen mit einem starken Rückgang derEinnahmen aus dem Reiseverkehr. Der Goldbesitz Schwedens, der seit 1933zugenommen hatte, verminderte sich im Endergebnis des Jahres 1939 um13 Millionen Dollar; außerdem verwendete die Reichsbank 122 Millionen Dollarihrer Devisenreserven für Auslandszahlungen. Der Netto-Gold- und -Devisen-verlust betrug 565 Millionen schwedische Kronen; er ist zurückzuführen teilsauf das Anwachsen des Einfuhrüberschusses von 238 Millionen schwedischeKronen im Jahre 1938 auf 610 Millionen im Jahre 1939, teils auf eine Kapital-ausfuhr (Nettokäufe von Wertpapieren im Ausland und Geldabziehungen vonschwedischen Banken) und schließlich auf eine Zunahme der Barzahlungenfür Einfuhren, für die vorher regelmäßig Kredite gewährt worden waren. Dielaufenden Posten der schwedischen Zahlungsbilanz, die 1938 einen Überschußvon 48 Millionen schwedische Kronen ergeben hatten, schlössen 1939 mit einemFehlbetrag von schätzungsweise 250 bis 350 Millionen schwedische Kronen ab.

Holland, die Schweiz und Schweden, alle drei Gläubigerländer, verfügtenAnfang 1939 über Rekord-Währungsreserven, die sie in den Stand setzten,bedeutenden Kapitalabziehungen gerecht zu werden und, besonders im letztenVierteljahr, höhere Mehreinfuhren zu bezahlen. Holland und die Schweiz ver-zichteten auf Devisenbewirtschaftung, dagegen führte Schweden im Winter1939/40 Beschränkungen zuerst für den Handel mit Wertpapieren und später fürDevisen ein. Ausländische Besitzer von Guthaben in Schweden dürfen frei darüberverfügen; die vorhandenen Guthaben dieser Art sind aber nicht bedeutend.

In I ta l ien ging der Goldbesitz der Banca d'Italia um 49 Millionen Dollarauf den Gegenwert von 144 Millionen Dollar Ende 1939 zurück. Wenn auchder Einfuhrüberschuß von 2,9 Milliarden Lire im Jahre 1938 auf 1,5 Milliarden

- 80 -

im Jahre 1939 vermindert wurde, so nahmen doch auch aktive Posten derZahlungsbilanz, vor allem die Einnahmen aus dem Reiseverkehr, erheblich ab. DieNationalbank in Böhmen und Mähren weist 1939 ebenfalls einen Goldverlustauf, der sich auf den Gegenwert von 27 Millionen Dollar beläuft. Die Gold-reserven der Nationalbank von Belgien nahmen trotz erheblicher Schwan-kungen namentlich im ersten Teil des Jahres nur um 14 Millionen Dollar ab,während der Goldbestand des belgischen Schatzamtes um netto 27 MillionenDollar zurückging.

Insgesamt haben die ,,sonstigen Länder" in der Aufstellung aufSeite 77 einen Reinverlust von 143 Millionen Dollar an ihrem ausge -w iesenen Goldbesitz erlitten. Bei Berücksichtigung des Rückganges, dendas im Besitz von Währungsfonds befindliche Gold und andere nicht aus-gewiesene Reserven erfahren haben, würde der Gesamt-Goldverlust der„sonstigen Länder" weit über der angegebenen Ziffer liegen.

Die Hauptgoldbewegungen des Jahres 1939 betrafen aber den LondonerMarkt. Die letzten verfügbaren Zahlen für die gesamten Goldbestände Groß-br i tann iens beziehen sich auf Ende März 1939, so daß es möglich ist,die Veränderungen anzugeben, die in den sechs Monaten seit Ende September1938 eingetreten sind.

Der Rückgang desGoldbestandes derBank von Englandum 46,4 MillionenUnzen fein beruht aufder Übertragung von47,1 Millionen Unzenfein von der Bank anden Ausgleichsfondsam 6. Januar undauf dem Rückkauf von0,7 Millionen Unzenfein am 1. März1939. Die Abnahmedes Gesamtbesitzesder Bank und desFonds bedeutet einenGold-Reinverlust von18,6 Millionen Unzenfein oder 138 Millionen

Pfund zum Durchschnittsgoldpreis der fraglichen Zeit, was 653 MillionenDollar entspricht. Nach den Handelsstatistiken über die Ein- und Ausfuhrvon Gold scheint sich dieser Goldverlust ungefähr gleichmäßig auf dasletzte Vierteljahr 1938 und das erste Viertel des Jahres 1939 zu verteilen.Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten verkündete der Schatzkanzleram 6. September, daß das Schatzamt und die Bank von England in derAbsicht, alle finanziellen Mittel des Staates in einem Fonds zusammenzufassen,

GroßbritannienGesamtgoldbestand

30. September 1938 .31. März 1939 . . . .

Veränderung

30. September 1938 .31. März 1939 . . . .

Veränderung

30. September 1938 .31. März 1939 . . . .

Veränderung

Bank vonEngland

Währungs-ausgleichs-

fondsZusammen

Millionen Unzen fein

76,830,4

-46 ,4

21,749,5

+27,8

98,579,9

-18 ,6

Millionen £ (zu 148s für die Unze*)

568225

- 3 4 3

160366

+206

729591

—138

Millionen Dollar (zu 35 Dollar für die Unze)

2.6901.066

-1.624

7591.732

+ 973

3.4492.796

- 653

* Durchschnitts-Goldpreis in London von Oktober 1938 bis März 1939.

- 81 -

übereingekommen seien, das gesamte im Besitz der Emissionsabteilungbefindliche Gold bis auf einen geringfügigen Betrag an den Währungs-ausgleichsfonds zu übertragen. Da Ende September 1939 ein Ausweis desFonds nicht veröffentlicht wurde, sind die letzten verfügbaren Zahlen für dieGesamtbestände der Bank und des Fonds die für Ende März 1939; damalsbetrugen sie 591 Millionen Pfund zum Preis von 148 Shilling für die Unzeoder 2.796 Millionen Dollar.

Für die Bewegungen in den neun Monaten von April bis Dezember 1939findet sich ein Anhalt in der Handelsstatistik der Vereinigten Staaten, dieeine Nettoeinfuhr von Gold aus Großbritannien im Betrage von 1.359 MillionenDollar nachweist. Hierin ist indessen auch Gold aus anderen Quellen alsden britischen Währungsreserven enthalten, u. a. etwa 200 Millionen Dollaraus Südafrika sowie Gold aus anderen Ländern, das über London seinen Wegnahm. Die Verschiffungen aus Südafrika wurden im September 1938 eingestellt,als die britischen Behörden anfingen, Gold bei der Reserve Bank von Südafrikazu deponieren; sie wurden aber im Frühjahr 1939 ungefähr im üblichen Umfangwieder aufgenommen. Die Einfuhrziffern der Vereinigten Staaten beziehen sichauch auf Gold, das früher nach London zur Aufbewahrung gesandt oder amLondoner Markt gekauft und dort für Rechnung von Banken und Privat-personen in Übersee aufbewahrt wurde, das aber 1939 entweder unmittelbarnach den Vereinigten Staaten verschifft oder am Londoner Markt zur Um-wandlung des Erlöses in andere Währungen verkauft wurde und auf dieseWeise die Verschiffung einer entsprechenden Menge Gold bedingte. AufGrund des bedeutenden Mehrbetrages der Nettoeinfuhr von Gold nach Groß-britannien gegenüber dem Vorrat des Währungsausgleichsfonds und denZugängen bei der Bank von England in den letzten Jahren kann angenommenwerden, daß sich Ende März 1939 das in London für Rechnung fremder Zentral-banken verwaltete oder in privaten Horten befindliche Gold auf etwa 300 Mil-lionen Pfund belaufen hat. über die Bewegung des „earmarked" Goldes inLondon stehen keine Angaben zur Verfügung. Hinsichtlich der privaten Horteerwähnt die „Annual Bullion Review" der Firma Samuel Montagu & Co. für1939, daß besonders gegen Ende März unter den Goldbesitzern eine gewisseUnruhe Platz griff; es entstand eine ausgedehnte Bewegung zur Umwandlungvon Gold in Dollar, und der Markt hatte sich mit bedeutenden Wiederverkäufenfür Rechnung des Kontinents zu befassen. Diese Entwicklung hielt auchnoch im April an, und in der letzten Augustwoche 1939 setzte erneut eineWiederverkaufs-Bewegung ein. Zum ersten Male seit dem vorhergehenden Maizeigte am 24. August der Pfundpreis für Gold bei 148s 5d einen Abschlag(%d) gegenüber der Dollar-Wechselparität, und amtliche Kreise sicherten sicheinen ansehnlichen Teil des am Markt erhältlichen Goldes. Verschiedentlichwurde im Laufe des Jahres Gold für Hortungszwecke gekauft (z. B. EndeJuni, als einige Dollarbesitzer aus Furcht, der Präsident der Vereinigten Staatenkönnte vor dem 1. Juli von seiner Abwertungsvollmacht Gebrauch machen,darauf bedacht waren, Dollar gegen Gold umzutauschen), trotzdem kannaber kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß im Endergebnis ein wesentlicherTeil des privat gehorteten Goldes am Londoner Markt verkauft und für dieAusfuhr frei wurde.

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überdies wurde ein Teil des aus den Beständen des Währungsausgleichs-fonds von London verschifften Goldes durch die Anlegung von Gold-Depotsin Kanada und Indien ersetzt. Das „earmarked" Gold in den Kellern derBank von Kanada, allerdings nicht nur für britische Rechnung, belief sichAnfang September 1939 schätzungsweise auf etwa 700 Millionen Dollar. Obwohldie britischen Behörden einen bedeutenden Teil dieses Goldes vor Jahresendezur Umwandlung in Dollar von Kanada nach New York sandten, haben dieim Ausland unterhaltenen britischen Bestände wahrscheinlich im Laufe desJahres zugenommen.

Die Goldbewegungen für fremde Rechnung und bei den privaten Hortenerschweren es, an Hand der Zollstatistik die Netto-Veränderungen der britischenBestände zu schätzen, wahrscheinlich dürften 1939 aber die gesamten bri-tischen Reserven mit etwa einer Milliarde Dollar in Anspruch genommenworden sein. Dieser Goldverlust kann nur zu einem kleinen Teil auf einemhöheren Fehlbetrag der laufenden Zahlungsbilanz beruhen (der Einfuhr-überschuß ist von 1938 bis 1939 nur um 14 Millionen Pfund gestiegen),er muß also weitgehend kapitalmäßigen Bewegungen zugeschrieben werden.Wenn auch Vorschußzahlungen an Flugzeugwerke und andere Rüstungs-unternehmen in den Vereinigten Staaten für die Erweiterung ihrer Betriebs-anlagen geleistet wurden und das amerikanische "cash and carry"-Gesetzvermehrte Barzahlungen für die Einfuhr erforderte, so betrafen diese Ver-änderungen doch nur das letzte Viertel des Jahres. Bis September 1939 wardie Goldausfuhr hauptsächlich das Gegenstück zu dem anhaltenden Geld-abfluß vom Londoner Markt. Auch seit Einführung der Devisenbeschränkungenim September 1939 können Ausländer noch immer über ihre Pfundguthabenverfügen, allerdings nur am freien Markt.

Im April 1940 wurden Abmachungen getroffen, die den unmittelbarenAnkauf der gesamten südafrikanischen Goldproduktion während des Kriegesdurch die Bank von England im Namen des britischen Schatzamts vorsehen.Die Gruben verkaufen weiter wie bisher ihre Ausbeute an die Reservebankfür Rechnung der südafrikanischen Regierung. Die Bank von England nimmtjetzt die Lieferung in Südafrika ab und zahlt den vollen amtlichen Preis von168 Schilling für die Unze, wodurch sie den südafrikanischen Behörden dieVerschiffungskosten erspart.

Für die Vere in ig ten Staaten ergeben sich die Hauptbewegungen imJahre 1939 aus der folgenden Übersicht:

Volle Überein-stimmung der End-beträge kann nichterwartet werden, daein Teil des neuge-wonnenen Goldes fürgewerbliche Zweckeverwendet wordensein dürfte. Ende

Entwicklung der Goldbestände in den Vereinigten Staaten.In Millionen Dollar

Einfuhrüberschuß . . .Inländische Erzeugung

Zusammen

3.574160

3.734

Zunahme der Wäh-rungsgoldbestände . .

Reinzunahme des ,.ear-marked" Goldes füraus-ländische Rechnung .

Zusammen

3.132

5343.666

- 83 -

1939 belief sich das für ausländische Rechnnug bei den Bundes-Reserve-Banken in Sonderdepots ruhende Gold auf 1.163 Millionen Dollar. Gleichzeitigbesaßen die Zentralbanken Dollarguthaben im Betrage von vielleicht 500 Mil-lionen Dollar, so daß die gesamten Mittel ausländischer Währungsbehördenbei den Bundes-Reserve-Banken die ansehnliche Summe von etwa 1.660 Mil-lionen Dollar erreichten.

Von den rund 3 Milliarden Dollar Gold, die 1939 eingeführt und an dasamerikanische Schatzamt verkauft wurden, entsprechen 727 Millionen Dollar einemÜberschuß bei der laufenden Zahlungsbilanz; was den Rest betrifft, so zeigendie dem amerikanischen Schatzamt gemeldeten Kapitalbewegungen eine Einfuhrvon 1.114 Millionen Dollar, und nach der Zahlungsbilanz-Schätzung verbleibt ein„Restposten" von 1.151 Millionen Dollar, über dessen Natur nichts Näheresangegeben wird. Es sind jedoch gute Gründe für die Annahme vorhanden,daß dieser Restposten hauptsächlich das Ergebnis verschiedener Kapital-bewegungen darstellt, und es kann daher vermutet werden, daß die Gesamt-kapitaleinfuhr nach den Vereinigten Staaten in der Nähe von zwei MilliardenDollar lag.

In den sechs Jahren von Anfang 1934 bis Ende 1939 sind die Währungs-goldbestände der Vereinigten Staaten von 4 Milliarden Dollar, dem Betrag,um den sie sich seit Ende 1924 bewegt haben, auf 17,6 Milliarden Dollar Ende1939 gestiegen. Von der Zunahme stellen 2,8 Milliarden Dollar das Ergebnisder Neubewertung dar und 0,2 Milliarden Dollar einen Zuwachs auf Grund desGoldkaufprogramms aus der Zeit vor der Neubewertung, während 10,6 MilliardenDollar aus Einfuhren und inländischen Quellen stammen. Der Hauptteil desGoldzuwachses — nicht weniger als 9,7 Milliarden Dollar — entfällt auf dieEinfuhr, außerdem wurde eine Milliarde Dollar Silber vom Ausland gekauft.Weniger als ein Viertel der gesamten Gold- und Silbereinfuhr erklärt sich auseinem Überschuß bei den laufenden Posten der Zahlungsbilanz, d. h. ausZahlungen für dem Ausland verkaufte Waren und geleistete Dienste, welchedie vom Ausland erhaltenen Waren und Leistungen übersteigen. Von demRest sind über 5 Milliarden Dollar nachweislich das Ergebnis der erfaßtenKapitaleinfuhr nach den Vereinigten Staaten, während über 3 MilliardenDollar aus nicht feststellbaren Geschäften, namentlich Kapitalbewegungenherrühren.

Der anhaltende Goldzufluß nach den Vereinigten Staaten hat nach und nachzu einer einseitigen Verteilung des Währungsgoldes der Welt geführt. 1934besaßen die Vereinigten Staaten 30 v. H. der gesamten Goldbestände undEnde 1939 etwa 60 v. H. Doch darf nicht vergessen werden, daß auch andereLänder außer den Vereinigten Staaten etwa 10 Milliarden Dollar in Gold oderüber 280 Millionen Unzen besitzen, während dieselben Länder 1913 nur Zentral-bank-Goldbestände von insgesamt etwa 140 Millionen Unzen oder etwas wenigerals 3 Milliarden damalige Dollar besaßen. Die gegenüber der Zeit vor 1914bedeutend angewachsenen Goldbestände vieler Länder erwiesen sich als brauch-bares Mittel, den starken und häufig wechselnden Geldbewegungen in einerWelt zu begegnen, in der sich aus mannigfachen Gründen (nicht zum wenigsten

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Welt- Golderzeugung.Jährliche Schätzungen in Millionen Feinunzen.

35

30

I FI TI TTTTT l \ \ { | I I I I M I I I U U | | I 40

35

infolge der höheren öffentlichen Schulden) der flüssige Teil des Volksver-mögens ungeheuer vergrößert hat, so daß das Kapital leichter in Geldguthabenumgewandelt und von einem Land zum anderen übertragen werden kann.Abgesehen von der Einführung von Devisenbeschränkungen dürfte eine be-deutende Golddeckung die einzige wirksame Methode gewesen sein, mit diesemProblem der internationalen Flüssigkeit fertig zu werden. In dieser Hinsichtwar die reichlichere Goldversorgung aus der laufenden Erzeugung eine wesent-liche Hilfe für die Währungspolitik.

Bemerkenswertist, daß sich unterdem Einfluß stei-gender Kosten undWarenpreise infolgedes Krieges von1914-18 die Gold-erzeugung der Weltseit 1915 verlang-samt hatte. Die Stei-gerung der Gold-förderung nach 1929hing dagegen inerster Linie zu-sammen mit demRückgangderPreiseund seit 1931 mitden Währungsent-

wertungen und der sich daraus ergebenden Erhöhung des Goldpreises,die die Erzeugung lohnender gestaltete und die Erzeuger insbesondere inden Stand setzte, die Ausbeutung auf weniger ergiebige Lager auszu-dehnen. Ob der gegenwärtige Krieg dazu beitragen wird, die Kosten zuerhöhen und damit die Produktion zu lähmen, ist natürlich noch eineoffene Frage.

1929 belief sich der Wert der gesamten Goldproduktion der Welt (zu20,67 Dollar je Unze) auf 397 Millionen Dollar und 1939 (zu 35 Dollar je Unze)auf 1.382 Millionen Dollar. Und doch lagen 1939 die Warenpreise in denVereinigten Staaten etwa 20 v. H. unter dem Stande von 1929 und waren kaumhöher als 1934, als der Goldzufluß nach den Vereinigten Staaten einsetzte.Wie kommt es, daß die ungeheure mengen- und noch stärkerewertmäßige Zunahme der neuen Goldaufkommen keine Steigerungder Warenpre ise mit s ich gebracht hat? Da das neu gewonneneGold seit 1934 hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten gegangen ist,hängt dieses Problem im wesentlichen mit den amerikanischen Verhältnissenzusammen.

Die laufende Golderzeugung beeinflußt die Preise offenbar nur insofern,als sie unmittelbar oder mittelbar zu Verstärkung der tatsächlichen Nachfragenach Waren führt. Dies kann unmittelbar durch die Kaufkraftvermehrung

1890 1895 1900 19058.R.I. L60.

1910 1915 1920 1925 1930 1935 19W

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geschehen, die eintritt, wenn die Golderzeugungsländer ihre laufende Ausbeutean in- und ausländische Währungsbehörden verkaufen. Die südafrikanischeWareneinfuhr stieg von 53 Millionen Pfund im Jahre 1931 auf 91 Millionen Pfundim Jahre 1939 und wurde hauptsächlich mit Gold aus den Gruben bezahlt.Normalerweise würde man nun erwarten, daß das Gold, mit dem die Einfuhrnach den golderzeugenden Ländern bezahlt wird, in den Zahlungsbilanzenanderer Länder als Ausgleich für einen Überschuß bei den laufenden Postenerscheint (da das Gold ja zur Bezahlung von Warenlieferungen und Dienst-leistungen verwendet wird). Wenn man aber bedenkt, daß in der Zeit von1934-1939 die Vereinigten Staaten bei weitem der Hauptempfänger des neugewonnenen Goldes waren, so ist es einigermaßen überraschend, daß derÜberschuß in der laufenden Zahlungsbilanz nur etwa einem Drittel der 6,1 Mil-liarden Dollar neu geförderten Goldes gleichkam, die unmittelbar oder mittelbarden Vereinigten Staaten zuflössen, während die anderen zwei Drittel einem Teilder Kapitaleinfuhr entsprachen. Interessant ist nun die Frage, wie es kam, daß einso erheblicher Teil des neu gewonnenen Goldes ein Werkzeug für Kapital-bewegungen geworden ist. Zum mindesten teilweise läßt sich eine Erklärunghierfür in dem Walten folgender ,,Dreiecks"-Beziehungen finden: in den Jahren1934-39 hatten viele Schuldnerländer erhebliche Überschüsse in ihren laufendenZahlungsbilanzen, die es ihnen ermöglicht hätten, Gold zu erwerben; tatsächlichzogen sie aber vielfach vor oder waren dazu verpflichtet, Auslandsverbindlich-keiten abzutragen, oder sie erwarben Auslandsguthaben; auf die Weise wurde derGoldstrom zu den Gläubigerländern hingelenkt, die das Gold also im Austauschgegen einen Posten auf ihrem Kapitalkonto erhielten. Selbst wenn ursprünglichVerbindlichkeiten beispielsweise gegenüber dem Londoner Markt eingelöstwurden, so konnte das Gold gleichwohl nach den Vereinigten Staaten gehen,wenn nämlich britische Einzelpersonen oder Firmen, die keine Möglichkeitzur Kapitalanlage in überseeischen, in der Entwicklung begriffenen Ländernfanden, Geld in amerikanischen Wertpapieren anlegten oder Dollarguthabenin Beträgen ansammelten, die den an London zurückgezahlten entsprachen.So hat Finnland aus den laufenden Überschüssen seiner Zahlungsbilanz seineNettoverbindlichkeiten an das Ausland von 9 Milliarden finnische Mark im Jahre1931 auf weniger als eine Milliarde Mark für 1938 verringert. Im Falle von Kanadalassen sich die Bewegungen unmittelbar nachweisen, denn Kanada ist dasBeispiel eines Golderzeugungslandes, das weitgehend in der Lage ist,Auslandsverbindlichkeiten einzulösen. In den vier Jahren von 1936 bis 1939verminderte Kanada den ausstehenden Betrag seiner nach freier Wahl inNew York rückzahlbaren Anleihen um 493 Millionen Dollar: in denselbenJahren belief sich der Reinüberschuß bei den laufenden Posten seinerZahlungsbilanz auf über 600 Millionen Dollar, während die Reinausfuhr vonneu gewonnenem Gold 623 Millionen Dollar betrug. Es ließen sich nochandere Beispiele (wie etwa Argentinien) anführen, und im ganzen erreichendiese Rückzahlungen zweifellos einen ansehnlichen Betrag.

Daß Schuldnerländer einen bedeutenden Teil ihrer Auslandsverbindlich-keiten einlösten und daher wie auch noch aus anderen Gründen die Ver-einigten Staaten einen so großen Teil des neu gewonnenen Goldes als Gegen-gewicht gegen Kapitalbewegungen erhalten haben, dürfte zur Erklärung des

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Ausbleibens einer nachhaltigen Preissteigerung bedeutsam sein. Die nach denVereinigten Staaten übertragenen Kapitalien dienten n icht zur Finanzierungneuer Industrie- oder Handelsunternehmen, für welche die Mittel des eigenenKapitalmarktes unzureichend gewesen wären — zum Unterschied von früherenAuslandsanlagen, z. B, den Investierungen in amerikanischen Eisenbahnenvor 1900. Für diesen oder ähnliche Zwecke wurden Auslandsgelder unter dengegebenen Verhältnissen nicht verwendet. Nach allgemeiner Ansicht wurde inden Jahren 1934-39 die Fähigkeit des Landes zur Kapitalbildung nur teilweiseausgenutzt, wie der niedrige Stand der Neuinvestierungen in Betriebsanlagenund -mittein zeigt. Wenn aber die Vereinigten Staaten ihre eigenen zur Heran-ziehung verfügbaren Sparkapitalien nicht voll zur Anlegung im In- oderAuslande ausgenutzt haben, so folgt daraus, daß sie noch weniger imstandewären, zusätzlich aus dem Ausland erhaltene Gelder zu verwenden. Diedurch die Goldverschiffungen überwiesenen Beträge würden also im großenganzen unausgenützt bleiben, d. h. nicht in aktive Kaufkraft umgesetzt werden.Wenn dies für den überwiegenden Teil des aus der laufenden Produktionstammenden Goldes gilt, so muß es auch für die 3,1 Milliarden Dollarzutreffen, die aus den Zentralbankbeständen anderer Länder nach denVereinigten Staaten kamen, denn dieses Gold wurde zum großen Teil ausKapitalfluchtgründen verschifft und wird meistens als Bankguthaben unter-halten. Das Gold an sich besitzt keinen magischen Einfluß auf die Preise;nur wenn der Goldvorrat zu einer Steigerung der aktiven Kaufkraft führt,kann eine Wirkung auf den Preisstand erwartet werden. Das Wesen desGoldstroms nach den Vereinigten Staaten dürfte mit aller Deutlichkeit er-kennen lassen, daß dieselben Hindernisse, die einem Aufschwung der pri-vaten Anlagetätigkeit im Wohnungsbau und auf anderen Gebieten entgegen-stehen, im wesentlichen auch die Ursache dafür waren, daß der Goldzuflußden Preisstand nicht beeinflußt hat.

Dieser kurzen, etwas vereinfachenden Darlegung mögen die Erfahrungenfrüherer Zeiten gegenübergestellt werden. Vor 1914 galt es als selbstver-ständlich, daß ein starkes Kreditbedürfnis bestand, und daß die Kredit-institute Ausleihungen vornehmen würden, soweit es ihre Mittel gestatteten.Ob Gold für Rechnung von laufenden oder von Kapitalgeschäften ankam, war dannvon geringer Bedeutung, da es in der Regel ganz dazu benutzt worden wäre,den aktiven Kreditumfang zu vergrößern. Weiter konnte damals erwartet werden,daß die Veränderungen im Goldvorrat als der anerkannten Kreditgrundlagenach einiger Zeit die Preise beeinflussen würden. Durch das Verschwindendes aktiven Kreditbedarfs, das in den letzten Jahren so bezeichnend für dieEntwicklung in den Vereinigten Staaten und einer Reihe anderer Länder war,wurde vorübergehend ein Glied aus der Ursachenkette, durch die das Golddie Preise beeinflußte, ausgeschaltet.

Die amerikanischen Verhältnisse sind hier in erster Linie einer Betrach-tung unterzogen worden, aber soweit andere Länder Goldzugänge erhaltenhaben, sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten. Seit einigen Jahren hatEngland bei den laufenden Posten seiner Zahlungsbilanz einen Fehlbetragaufzuweisen, und das erworbene Gold war das Ergebnis vorwiegend kurz-

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fristiger Kapitalbewegungen. Die erhaltenen Gelder unterlagen kurzfristigerKündigung, und aus diesem Grunde wurde das eingegangene Gold durch dieMaßnahmen des Währungsausgleichsfonds weitgehend „sterilisiert". In derSchweiz wurde der 1936 errichtete Währungsfonds mit dem Gewinn aus derNeubewertung des Goldbesitzes der Nationalbank gespeist und diente nichtdem Zweck, hereinkommendes Gold zu sterilisieren. Infolge des Zustroms vonGeld, namentlich von Auslandsgeld und damit auch von Gold besaßen dieHandelsbanken seit Herbst 1936 große Kassenguthaben bei der Nationalbank.Diese Kassenguthaben übten jedoch auf das schweizerische Kreditgefüge nureinen geringen Einfluß aus, da die Banken eine sehr vorsichtige Politik trieben,die tatsächlich einer Art „freiwilliger Sterilisierung" gleichkam. Unter diesenUmständen ist es nicht überraschend, daß die wachsenden Vorräte an neuemGold keine Steigerung der Warenpreise bewirkt haben.

Es ist jedoch möglich, daß seit September 1939 eine gewisse Veränderungin den am Werk bef ind l ichen Kräften eingetreten ist. Das Gold, dasjetzt nach den Vereinigten Staaten verschifft wird, dient vorwiegend dem Kaufvon Waren für die Ausfuhr, während Kapitalbewegungen durch Devisenbeschrän-kungen zurückgehalten werden. Es kann also damit gerechnet werden, daß dashereinkommende Gold in zunehmendem Maße zu einer Vermehrung der ak-tiven Kaufkraft führen wird. Bei der Weite des amerikanischen Marktes ist dieseKaufkraftsteigerung, wenn sie auch zweifellos als Anreiz wirkt, an sich kaumausreichend, um die allgemeine Entwicklung der Warenpreise in den Ver-einigten Staaten zu beeinflussen. Die Aufmerksamkeit muß sich noch immerdem Umfang der privaten Anlagetätigkeit zuwenden; außerdem müssen auchdie ungeheuren Möglichkeiten der Vermehrung der Güterversorgung durch einevollständigere Ausnutzung der Leistungsfähigkeit sowohl hinsichtlich der Roh-stoffe wie auch der Industrieerzeugnisse berücksichtigt werden. Trotzdem hatdie Frage der voraussichtlichen Wirkungen der Goldbewegungen auf dieWarenpreise durch die gegenwärtige Verausgabung der mit dem Gold herein-kommenden Gelder ein etwas anderes Gesicht bekommen.

In gewissem Maße können die Goldbestände der verschiedenen Länderals eine Ansammlung von Guthaben angesehen werden, die für dr ingendeZahlungen im Ausland zur Verfügung stehen, und es ist daher natürlich, daßsich die Regierungen zur Deckung ihres Devisenbedarfs in wachsendem Maßean ihre Zentralbanken gewandt haben. In mehreren Ländern haben die Zentral-banken die Regierungen unmittelbar mit den zur Bezahlung außergewöhn-licher Einfuhren, wie z. B. von Kriegsgerät, nötigen Devisen versehen, in derErwägung, daß die Ausdehnung derartiger Kredite den Umfang der Kaufkraftauf dem Binnenmarkt nicht vergrößern würde. Auch wenn eine derartigeunmittelbare Verbindung zwischen den Auslandszahlungen und dem Betragder Gelder, welche die Zentralbanken ihren Regierungen zur Verfügung gestellthaben, nicht hergestellt worden ist, so wird wahrscheinlich die Hergabe vonDevisen für amtliche Zwecke tatsächlich diesen Geldern weitgehend entsprechen.Dies kann z. B. auch der Fall sein, wenn „Aufwertungsgewinne" der Regie-rung zugewiesen werden, wie in der Schweiz. Hier wurde 1936 das Gold derNationalbank zu einem Preis neu bewertet, der einer 25prozentigen Abwertung

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der Währung entsprach und in den Büchern einen „Gewinn" von 538,6 MillionenSchweizer Franken ergab, der sich Ende 1939 durch kleinere Berichtigungenauf 533,4 Millionen Schweizer Franken verringerte. Aus diesem Fonds — demWährungsausgleichsfonds — wurden 325 Millionen Schweizer Franken dem Bundzugeteilt (75 Millionen Schweizer Franken im Jahre 1939 und 250 MillionenSchweizer Franken im Jahre 1940) und 150 Millionen Schweizer Franken denKantonen, und zwar je zur Hälfte in den Jahren 1939 und 1940. Die derRegierung aus ihrem „Neubewertungs-Gewinn" anfallenden Beträge sind fürlaufende Ausgaben ohne Unterschied zwischen Inlands- und Auslandszahlungenverfügbar. Tatsächlich wurden erhebliche Devisenbeträge aus den Beständender Nationalbank zur Bezahlung zusätzlicher Einfuhren verwendet, was bei derBeurteilung der Wirkungen der von der Notenbank ausgehenden Kaufkraft-stärkung zu berücksichtigen ist.

In der Vergangenheit waren große Kriege stets Zeiten erheblicher Preis-bewegungen, bedingt durch den bedeutenden staatlichen Kriegsbedarf, dieWarenverknappung, die Inanspruchnahme angesammelter Bargeld- und Goldrück-lagen und eine mehr oder weniger offene inflatorische Geldbeschaffung. DieWährungssysteme gerieten unter Druck, und für die betroffenen Länder wares im allgemeinen schwierig, eine Entwertung ihrer Währungen gegenüberdem Gold (oder Silber) zu vermeiden. In den letzten anderthalb Jahrhundertenwaren jedoch einige beachtenswerte Unterschiede festzustellen. Während dernapoleonischen Kriege blieb die französische Währung, nachdem im Jahre1796 im Anschluß an den Zusammenbruch der Assignatenwirtschaft erst einmaleine gewisse Ordnung wiederhergestellt war, trotz eines nahezu zwanzig-jährigen Kriegszustandes unverändert bei ihrer Goldparität. In England dagegenwurden die Goldzahlungen 1797 eingestellt, und 1814 betrug der durchschnitt-liche Aufschlag auf Gold etwa 35 v. H., während die Warenpreise ungefährum 75 v. H. über den Stand des Jahres 1790 gestiegen waren. Nach Beendi-gung der Kriege wurde eine Politik der Anpassung eingeschlagen, mit demErgebnis, daß die Goldzahlungen 1821 wieder aufgenommen werden konnten.Die Wiederherstellung des Goldstandards zur alten Parität wurde mit Erfolgdurchgeführt, die Warenpreise setzten aber ihre Abwärtsbewegung fort undwaren 1826 wieder auf den Stand von 1790 zurückgekehrt.

Während des Krieges von 1914-18 stiegen die Warenpreise ebenfallswieder, während sich diesmal der U.S.A.-Dollar den ganzen Krieg und dieNachkriegszeit hindurch bei seiner Goldparität hielt — der amerikanische Marktbestimmte sozusagen den Wert des Goldes. Die Inflation erreichte in deneinzelnen Ländern verschiedene Grade; rund fünfzehn Währungen konnten aberspäter zu den alten Paritäten an das Gold gebunden werden. Die Warenpreiseschienen bei etwa 50 v. H. über dem Stande von 1914 stabilisiert zu sein, alsder scharfe Rückgang von 1929 an einsetzte. Unter der Wirkung der fallendenPreise und heftiger Geldbewegungen wurde es zu schwierig, die alten Paritätenbeizubehalten, und 1936 kam es zur Entwertung der letzten der „freien"Währungen. Damit war die Wiederaufrichtung der Goldwährung auf deralten Parität gescheitert. Die zweifache Wirkung fallender Preise und der

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Währungsentwertung hatte einen höchst bemerkenswerten Einfluß auf diePreise in Gold, die 1939 nur noch etwa halb so hoch waren wie zehnJahre vorher. Sie waren auf einen Punkt gesunken, der mindestens 10 v. H.unter dem niedrigsten Stande seit vollen 200 Jahren liegt. Nach alten Urteils-maßstäben wäre damit zu rechnen, daß der Krieg zusammen mit der über-reichlichen Goldversorgung eine scharfe Preissteigerung verursachen würde;wie die Ausführungen auf den vorangehenden Seiten zeigen, ist die Lageaber alles andere als einfach; mehr denn je wird die Entwicklung der Preisein Gold von der Produktionsfähigkeit und dem Umfang der Anlagetätigkeitin den außereuropäischen Ländern, namentlich in den Vereinigten Staaten,bestimmt.

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IV. INTERNATIONALE KAPITALBEWEGUNGEN.

Im Jahre 1939 erreichte die Kapitalbewegung nach den VereinigtenStaaten ihren Höhepunkt mit einer Zuwanderung von rund 2 Milliarden Dollaraus dem Ausland — ein Vorgang, der im allgemeinen dem Empfänger ebensounwillkommen war wie den Ländern, welche diese Gelder einbüßten. Die einzigeVolkswirtschaft, die 1939 außerdem noch einen nennenswerten Kapitalzuflußzu verzeichnen hatte, war die französische ; aber in diesem Falle trug dieBewegung, bei der es sich im wesentlichen um eine Rückkehr französischerGelder handelte, viel zur Stärkung der vorher durch Kapitalflucht geschwächtenfinanziellen Lage des Landes bei.

Der Krieg verursachte eine weitere Störung in der Außenhandelsfinan-zierung, wobei allerdings die Rohstoffländer Vorteil von der Vorausbezahlungder Einfuhr hatten, wie aus dem Anwachsen der Pfundreserven der rohstoff-erzeugenden Länder des Britischen Reichs deutlich hervorgeht. Die Kurse derAuslandsanleihen fielen in den ersten drei Vierteln des Jahres 1939 stark, aberdie Papiere der Rohstoffländer im besonderen erlebten eine kräftige Aufwärts-bewegung. Der internationale Kreditverkehr hat unter den gegenwärtigen Um-ständen so gut wie ganz aufgehört, nach Erklärungen in maßgebenden Kreisenwird aber die Möglichkeit von Auslandskrediten für die Zeit des Wiederaufbausnach dem Kriege bereits geprüft.

In den sechs Jahren von 1934 bis 1939 wuchs der Goldvorrat der Ver-ein igten Staaten durch Zufuhren um etwa 10 Milliarden Dollar an, vondenen mindestens vier Fünftel auf eine Kapitalübertragung zurückzuführensind, wie sie nach Art und Umfang niemals zuvor beobachtet worden ist. Beidieser Bewegung spielt die Rückzahlung früherer kurzfristiger Auslandskreditezwar eine gewisse Rolle, aber doch nur in geringem Maße im Vergleich zuder internationalen Liquiditätskrise von 1931/32. Nach den damals bei der Bankfür Internationalen Zahlungsausgleich angestellten Ermittelungen schmolzen diegesamten kurzfristigen internationalen Kredite von rund 14 Milliarden Dollarim Jahre 1930 auf 8 Milliarden Dollar Ende 1932 zusammen. Diese ungeheureLiquidierung traf in erster Linie die Zentralbankreserven und bildete eine derunmittelbaren Ursachen der Währungsentwertungen und der Einführung vonDevisenbeschränkungen in jener Zeit. Von den nach den Vereinigten Staatenverschifften 10 Milliarden Dollar Gold stammten aber 6 Milliarden Dollar ausder Neuerzeugung und eine weitere Milliarde Dollar aus orientalischen Horten.Die restlichen 3 Milliarden Dollar rührten zum großen Teil von denjenigenZentralbanken her, die, zum mindesten in den letzten Jahren, so beträcht-liche Bestände besaßen, daß die Verluste in den Ländern, aus denen dasKapital abfloß, nur eine geringe deflationistische Wirkung auslösten.

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Die überragende Rolle des Kapitalverkehrs in der amerikanischen Zahlungs-bilanz kommt in der folgenden Übersicht zum Ausdruck, die auf Veröffent-lichungen des Handelsamts und des Schatzamts der Vereinigten Staaten beruht:

Zahlungsbi lanz der Vere in ig ten Staaten 1934-39.

In MillionenDollar

193419351936193719381939

Gesamtbetrag

dera6 Jahre

Kapitalbewegungen,, ausgewiesen"

lang-fristig

19444279251276

(-2)

2.014

kurz-fristig

192971404290293

1.116

3.266

Zusammen

3861.4121.196

802369

1.114

5.279

„Rest-posten"usw.Ci

456480161680469

1.276

3.522

Gesamt-summe

8421.8921.3571.482

8382.390

8.801

Handels-und

Dienst-leistungs-verkehr P)

375- 153- 327- 96

802657

1.258

Gold-einfuhr-

überschuß

1.1321.7391.1171.3861.6403.040

10.054

I1) Darunter Ein- und Ausfuhr von Noten und verschiedene Kapitalbewegungen.0 Einschließlich Silber.

Der zum Ausgleich der Bilanz eingesetzte „Restposten" umfaßt zweifellosauch einige Irrtümer und Lücken bei den laufenden Posten der Zahlungsbilanz,nicht ausgewiesene Geschäfte des Stabilisierungsfonds, Differenzen infolgezeitlicher Verschiebungen usw., doch handelt es sich dabei wahrscheinlichnur um geringfügige Größen. Der Hauptteil des Restpostens dürfte auf Kapital-bewegungen zurückzuführen sein, die sich nicht erfassen lassen; monatlich be-rechnet zeigt dieser Posten nämlich bedeutende Schwankungen, die in klarerBeziehung zu dem Umfang des Kapitalzuflusses stehen. Daher wurde der Rest-posten in der Übersicht unter die Kapitalbewegungen eingereiht, um ein

vollständigeres Bildzu vermitteln, alses die ausgewie-senen Bewegungenallein zu geben ver-mögen.

Kapitalbewegung nach den Vereinigten Staaten,wöchentlich summiert seit dem 2. Januar 1935, in Millionen Dollar.

3500

3000

3500

3000

1935 1936 1937 1938 1939

Für die ur-sächliche Erklärungdieser gewaltigenKapitalbewegungenist man jedochauf die Untersu-chung ihres „aus-gewiesenen" Teilsangewiesen. Vonder Gesamt-Kapi-talbewegung von

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8,8 Milliarden Dollar waren im Durchschnitt der sechs Jahre etwa 60 v. H.„ausgewiesen", 1938 und 1939 scheint jedoch mehr als die Hälfte der statisti-schen Erfassung entgangen zu sein. Bei Betrachtung der ausgewiesenenBewegung ist also zu berücksichtigen, daß sie nur einen, wenn auch be-deutenden Sonderfall darstellt.

Die gesamte ausgewiesene Kapitaleinfuhr des Jahres 1939 ist in derobigen Tabelle mit 1.114 Millionen Dollar angegeben; wie aus der Zeichnungzu ersehen ist, fand jedoch tatsächlich in den letzten drei oder vier Monatendes Jahres ein leichter Abfluß statt. In den 12 Monaten bis August 1939stellte sich die ausgewiesene Kapitalzufuhr auf 1,8 Milliarden Dollar, eine höhereSumme als jemals in einem entsprechenden Zeitraum erreicht wurde. Etwadie Hälfte des Gesamtbetrages kam in zwölf Wochen ernster politischerSpannung herein, nämlich in vier Septemberwochen 1938, fünf Wochen imMärz und April 1939 und in den drei Augustwochen unmittelbar vor Kriegs-ausbruch.

Die folgende Tabelle enthält die Hauptgruppen, in welche der ausgewiesenerepräsentative Teil der Gesamtbewegung seit Anfang 1935 gegliedert werdenkann, d. h. solange die Ziffern des amerikanischen Schatzamtes veröffentlichtwurden :

Ausgewiesene Kapi ta lbewegung nach den Vere in ig ten Staaten.

In MillionenDollar

19351936193719381939

Gesamtbetragder 5 Jahre

Abnahmeamerika-nischer

Bankmittelim Ausland

361701829

135

613

VomAuslandgekaufteausländ.

Wertpapiere

12519126727

110

720

Zufluß ausländischer Gelder zu den

amerikani-schen Wert-

papieren

31760124549

- 112

1.100

Dollar-guthaben

609334272264981

2.460

Zusammen

926935519313869

3.562

Gesamteaus-

gewieseneZunahme

1.4121.196

802369

1.114

4.893

Diese Statistik umfaßt vier Hauptgruppen :

1) Die Abnahme im Ausland angelegter amerikanischer Bankmittel hatwährend des ganzen Zeitabschnitts angehalten. Mehr als zwei Drittel der Summeentfallen auf zwei Länder: in Deutschland wurden während der fünf Jahregesperrte Guthaben in Höhe von 180 Millionen Dollar aufgelöst, und 250 Mil-lionen Dollar wurden aus England zurückgezogen (davon 200 Millionen Dollarim Jahre 1935 infolge des hohen Umfangs amerikanischen Swapgeldes inLondon Ende 1934).

2) Der Ankauf ausländischer Wertpapiere durch das Ausland richtete sichnach den hierfür verfügbaren flüssigen Dollarmitteln und zuweilen nach demAnreiz durch den niedrigen Kurs, auf den die Wertpapiere gesunken waren.

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Großbritannien hat 130 Millionen Dollar zurückgekauft (besonders von 1935bis Mitte 1937, als das Pfund gegenüber dem Dollar im allgemeinen fest war)und Lateinamerika 180 Millionen Dollar (hiervon 160 Millionen Dollar 1937,dem für die Rohstoffpreise günstigsten der letzten Jahre). Während diebritischen und argentinischen Staatsanleihen zum Nennwert zurückgekauftwurden, lag der Durchschnittspreis der vom Ausland erworbenen ausländischenWertpapiere bei etwa 50 v. H. der Parität.

3) Wenn auch der Ankauf ausländischer Wertpapiere durch das Auslandnaturgemäß einen Zufluß ausländischer Gelder mit sich bringt, ist er offen-sichtlich doch anderer Art als die Käufe amerikanischer Inlandswerte oderdie Ansammlung von Dollarguthaben. Amerikanische Wertpapiere kaufte dasAusland im allgemeinen dann, wenn die New Yorker Börse eine Aufwärts-bewegung zu verzeichnen hatte; dagegen erfolgten während der Abwärts-bewegungen keine Verkäufe. Bis zu dem Wertpapieraufruf in England vomSeptember 1939 und dem anschließenden Verkauf von rund 100 MillionenDollar in den letzten vier Monaten des Jahres hatten seit dem Höhepunktder Hausse in der Wall Street im Frühjahr 1937 kaum ausländische Käufeoder Verkäufe stattgefunden.

=* 4) Die Hälfte der ausgewiesenen Kapitaleinfuhr nach den VereinigtenStaaten in den fünfJahren war aufdie Ansammlungvon Dollarguthabendurch das Auslandzurückzuführen. DerAnteil stieg im Jahre1939 auf 90 v. H.,als für diesenZweck eine nochnie erreichte Geld-menge von nahezueiner Milliarde Dol-lar einging, die denausgewiesenen Ge-samtzufluß für dasJahr auf das Drei-fache desjenigenvom Jahre 1938ansteigen ließ.

Kurzfristige Guthaben ausländischer Bankenin den Vereinigten Staaten

in Millionen Dollar.3000

2500

2000

1500

3000

2500

2000

1930 1936 1937 1938 1939

Für 1930 bis 1934 beruht dio Zeichnung auf den von der Federal Reserve Bankof New York zusammengestellten Zahlen, daneben sind die Summen für das ganzeLand nach der jährlichen Statistik des U. S. Department of Commerce einge-zeichnet. Für die Jahre von 1935 an liegen die vom amerikanischen Schatzamt

veröffentlichten Wochenzahlen für das ganze Land zugrunde.

Die ausländischen Bankmittel in den Vereinigten Staaten betrugen Ende1939 insgesamt 3 Milliarden Dollar — was ungefähr dem höchsten Betragentspricht, der vor zehn Jahren in der Hauptzeit der Golddevisenwährungerreicht wurde, als die Reserven vieler Zentralbanken zum Teil in Dollarguthabenbestanden. Die Verteilung der kurzfristigen Dollarguthaben war 1929 und 1939folgende:

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Aus länd ische Do l la rgu thaben '

In Millionen Dollar

GroßbritannienFrankreichHollandSchweizDeutschlandItalienSonstige europäische LänderKanadaLateinamerikaFernöstliche Länder . . . .Al le übrigen Länder . . . .

Zusammen . . . .

19290

30292499

1052051573712421884931

2.673

1939

468264203366

83652028536540590

3.010

Veränderung

+ 166- 660+ 104+ 261- 197- 121+ 149+ 43+ 177+ 3564- 59

337

(') Einschließlich eines unbedeutenden, in anderen Währungen zahlbarenBetrages (1939: 40 Millionen Dollar).

(2) Nur New Yorker Banken, auf die jedoch etwa 90 v. H. der Gesamt-summe entfallen.

Aus vielerlei Gründensind Dollar-Betriebsgut-haben angelegt worden.Ein gewisser Teil ent-fällt zweifellos auf dasvielgenannte ausländi-sche ,,Fluchtgeld", oftgehörten die Gelder je-doch nur vorübergehendzu dieser Gruppe, wennsie aus Europa überwie-sen wurden, bevor dieFlüchtlinge selbst nachden Vereinigten Staatenreisen konnten. Eine kürz-lich angestellte Erhebunghat gezeigt, daß be-trächtliche Summen vonausländischen auf ameri-

kanische Namen überschrieben worden sind, was ein weiteres Licht auf dieZusammensetzung des „Restpostens" in der Zahlungsbilanz wirft.

Auch zum Kauf und zur Rückzahlung langfristiger Anleihen sind Gut-haben angesammelt worden, z. B. von den lateinamerikanischen Staaten inden Jahren 1936 und 1937. Ferner waren für Länder wie Holland und dieSchweiz, deren Währungen 1939 an den Dollar gebunden wurden, Dollar-guthaben der Zentralbank besonders dann notwendig, wenn die Goldverschif-fungen erschwert waren: während des Jahres 1939 haben sich die holländischenGuthaben um 100 Millionen Dollar und die schweizerischen um 150 MillionenDollar erhöht. Sehr große Bedeutung hat aber die Ansammlung von Dollar-beträgen für die Bezahlung der amerikanischen Ausfuhr erlangt. Der einzigewesentliche Abgang ausländischer Dollarguthaben in den letzten Jahren warder von nahezu einer Milliarde Dollar in den zehn Monaten bis Juli 1938 — einerZeit, in der die Vereinigten Staaten einen Warenausfuhrüberschuß von 1.020 Mil-lionen Dollar hatten. Soweit damals ein Kapitalabfluß aus den VereinigtenStaaten stattgefunden hat, wurde er durch ausländische Dollarkäufe zur Bezah-lung der amerikanischen Ausfuhr ausgeglichen, während die früher angesam-melten Dollarguthaben unmittelbar für diesen Zweck in Anspruch genommenwurden. Da der Außenhandel sich mehr und mehr gegen Barzahlung abwickelt,sind Guthaben dieser Art für Firmen, die Waren aus den Vereinigten Staateneinführen, noch notwendiger geworden. In den letzten vier Monaten des Jahres1939 wurden die Dollarguthaben Englands, Frankreichs und Kanadas mit etwa300 Millionen Dollar in Anspruch genommen.

Abgesehen von Belgien, Holland und der Schweiz hatten alle europäischenund die meisten außereuropäischen Länder bis Ende März 1940 Devisenbeschrän-kungen eingeführt, und mehrfach war der ausländische Besitz amerikanischerWertpapiere aufgerufen und bei den überwachenden Stellen zusammengefaßt

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worden. Dadurch wurde die Beweglichkeit der Fluchtgelder und des Privat-kapitals überhaupt stärker beschränkt. Bereits seit Mai 1939 spielten anscheinendbei den Kapitalbewegungen nach den Vereinigten Staaten die Gelder aus-ländischer Staaten und Zentralbanken die Hauptrolle. Die Dollarguthaben euro-päischer Zentralbanken werden gespeist durch Veräußerung von Gold, dasvorher in New York deponiert war, durch neue Verschiffungen und durchamtliche Verkäufe aufgerufener ausländischer Wertpapiere (oder private Verkäufein Erwartung der Mobilisierung) ; so kann Dollarkaufkraft zum Ausgleich deshöheren Werts der amerikanischen Ausfuhr seit Kriegsbeginn angesammeltwerden. Andererseits nehmen die Dollarguthaben Lateinamerikas und einzelnerüberseeischer Länder mit der Besserung ihrer Zahlungsbilanzen zu.

Die Zurückziehung amerikanischen Kapitals aus dem Auslande hat inden letzten Jahren die gesamten Auslandsanlagen (ohne Kriegsschulden) bisSeptember 1939 auf 11.580 Millionen Dollar sinken lassen. Zu dieser Zeit beliefsich das ausländische Kapital in den Vereinigten Staaten auf 8.830 MillionenDollar, so daß sich der Forderungs-Überschuß der Vereinigten Staaten auf2.750 Millionen Dollar verringert hat, d. h. auf weniger als ein Drittel der Zifferfür Ende 1934.

Die Ausweise über die Kapitalbewegung nach den Vereinigten Staatensind, obwohl sie 1939 nur etwas mehr als die Hälfte der Gesamtzufuhr umfaßten,wahrscheinlich doch die vollständigsten Statistiken, die auf diesem Gebieteveröffentlicht werden. Für andere Länder müssen die vereinzelten Angaben,die vorhanden sind, mosaikartig zusammengestellt werden, um ein mehr oderweniger unvollständiges Bild abzugeben. Der Kapitalzufluß nach Frankreichwar nach Zusammensetzung und Beweggründen ganz verschieden von demnach den Vereinigten Staaten. Die im November 1938 einsetzende Erholungin Frankreich wurde begleitet und unterstützt durch die Rückkehr französischenKapitals, das in früheren Jahren ausgeführt worden war. Da die Annahme

begründet ist, daß die laufende ZahlungsbilanzRückkehr von Aus lands - bis zu der Sondereinfuhr seit Beginn des Kriegeskapital nach Frankreich, ungefähr ausgeglichen war, geben die monat-

lichen Zugänge zum Goldvorrat in dieser Zeit einengewissen Anhalt für den Umfang des Kapital-zuflusses.

Die nebenstehende Übersicht enthält bis Mai1939 die monatlichen Zuwachsbeträge des Ge-samtgoldbestandes der Bank von Frankreich unddes Währungsfonds; für die späteren Monatesind Durchschnittszahlen eingesetzt, die sichauf ergänzende Mitteilungen des Finanzministers(namentlich in seiner Rede vom 13. Dezember1939) stützen.

In den zehn Monaten vor Kriegsausbruchvermehrte sich der Goldbesitz um 26 Milliardenfranzösische Franken, und weitere 10 Milliarden

GeschätzteMonats betrage

1938 November .Dezember .

1939 Januar . . .Februar . .März . . . .April . . .Mai . . . .Juni . . . .Juli . . . .August . .September .Oktober . .November .

In Millionenfranzösische

Franken

1.1757.5601.8203.1003.4151.320

8352.2602.2602.2603.0003.0003.000

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französische Franken kamen in den dreieinhalb Monaten bis Mitte Dezember herein,Abgesehen von dem ungewöhnlich hohen Zufluß im Dezember 1938, der wahr-scheinlich weitgehend auf Glattstellung von Devisen- und Goldpositionenzurückzuführen war, neigte die Kapitalrückführung dazu, sich zu verstärken,als sich die internationale Lage verschlechterte. Außer der Vermehrung desGoldbestandes durch den Zustrom flüssigen Kapitals wurden Wertpapiere imBetrage von rund 24 Milliarden französische Franken, die vorher im Auslandlagen, nach Einführung der Devisenvorschriften und der Anmeldungspflicht fürAuslandsvermögen in Frankreich eingetragen oder effektiv eingeführt.

Die mit etwa 100 Millionen Dollar angegebene Reinzunahme französischerDollarguthaben in den Vereinigten Staaten im Jahre 1939 stellte zweifellos eineSammlung von Geldern in öffentlicher Hand bei der Veräußerung der Privat-bestände dar, die teilweise über London stattfand. Ein erheblicher Teilder repatriierten französischen Gelder kam aber aus England, wo privateGoldbestände und Guthaben für französische Rechnung in sehr beträchtlicherHöhe vorhanden waren. Der Währungsausgleichsfonds wurde in den erstenacht Monaten 1939 von verschiedenen Seiten angegriffen : es fand ein Kapital-abfluß namentlich nach Frankreich und den Vereinigten Staaten statt, einigeZentralbanken wandelten Pfundmittel in Gold um, die laufende englischeZahlungsbilanz war passiv, während die Londoner Gelder des BritischenReichs in Anspruch genommen wurden, um internationalen Zahlungsbedürf-nissen zu genügen.

Es ist nicht möglich, hierzu genaue Ziffern anzugeben, aus denen sich einvollständiges Bild gewinnen ließe. In den zwölf Monaten bis März 1939 verrin-gerte sich der Gesamtgoldbestand der Bank von England und des Währungsaus-gleichsfonds durchschnittlich um etwa 24 Millionen Pfund im Monat, und derAbfluß hielt bis zum 24. August an, als sich die Währungskontrolle vorüber-gehend vom Markt zurückzog.

Der Wareneinfuhrüberschuß der ersten acht Monate 1939 betrug 253 Mil-lionen Pfund gegen 264 Millionen Pfund in der entsprechenden Zeit des Vor-jahres, und die laufende Zahlungsbilanz unterschied sich wahrscheinlich 1939nicht viel von der für 1938, d.h. sie war ungünstig mit etwa einer Million Pfundwöchentlich. Die Kapitalbewegungen nach den Vereinigten Staaten und nachFrankreich lassen sich schwer auseinanderhalten, da ein großer Teil der ausden Vereinigten Staaten nach Frankreich zurückgebrachten Gelder über Londonging: der Kapitalstrom aus England nach den Vereinigten Staaten, der vonAnfang Januar bis zum 23. August 1939 — nach der Statistik des amerika-nischen Schatzamtes — 200 Millionen Dollar oder 43 Millionen Pfund betrug,ist also ein Nettobetrag. Außerdem kam ein großer Teil der in den zehnMonaten bis August 1939 nach Frankreich zurückgeführten 150 Millionen Pfundunmittelbar aus England. Soweit dieses französische Kapital aber vorher inprivaten Goldhorten in London bestanden hatte, verringerte sein Abfluß dieenglischen Bestände nicht. Zudem wandelten einzelne Zentralbanken, diePfundguthaben und -Wechsel als Teil ihrer Reserven besessen hatten, dieseganz oder teilweise in Gold um, was etwa 35 Millionen Pfund ausmachte.Außerdem wurden die Londoner Guthaben des Britischen Reichs in Höhe von

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Londoner Guthaben der Länder des Britischen Reichs.Monatszahlen in Millionen Pfund.

3001 1 1 1 1 1 1 300

1939 1940

etwa 20 Millionen Pfundvorwiegend zur Leistungvon Zahlungen außerhalbEnglands in Anspruchgenommen. Wie schonin früheren Jahresberich-ten erwähnt wurde, istLondon der Sammel-punkt für die Reserveneiner Gruppe von Län-dern, die hauptsächlichRohstofferzeuger sind undderen Besitz an Pfundgut-haben und -wechseln weit-gehend mit dem Ausfallder Jahreszeiten schwankt.

Das Schaubild zeigt,wie auf den normalenWechsel der Aus- undEinfuhrzeit während derJahre 1935 und 1936 imersten Halbjahr 1937außer-

gewöhnlich günstige Verhältnisse für die Rohstofferzeuger folgten. Im Herbsterlitten aber die Vereinigten Staaten, das Haupteinfuhrland für Rohstoffe,einen heftigen Rückschlag, so daß für jene Länder die Ausfuhrpreise fielen,während zugleich der ihrer Binnenwirtschaft 1937 gegebene Antrieb in denJahren 1938 und 1939 zu einer reichlichen Einfuhr führte. In Neuseeland wurdediese Lage durch die staatliche Kreditausweitungspolitik und durch Kapitalfluchtnoch erschwert. Die Pfundreserven der in der Zeichnung aufgeführten sechsLänder fielen in wenig mehr als zwei Jahren um 100 Millionen Pfund. Außer-dem wurden Pfundmittel zur Stützung des Schanghai-Dollars verwendet; auchdie verschiedenen Währungsbehörden des Britischen Reichs nahmen ihreLondoner Gelder in Anspruch : die Pfundreserven beispielsweise der west-afrikanischen Währungsbehörde fielen in den zwei Jahren bis Juni 1939 von20 auf 12 Millionen Pfund. Insgesamt flössen während dieser beiden Jahrevon den englischen Goldbeständen wöchentlich über eine Million Pfund ab— ein Grund für die innere Schwäche des Pfund-Kurses gegenüber dem Dollarwährend dieser Zeit, die aber bis Mitte 1938 noch verdeckt wurde durch denbereits erwähnten bedeutenden Rückgang der ausländischen Dollarguthabenin den Vereinigten Staaten. Für England wird der Druck aus der Inanspruch-nahme der Pfundreserven des Britischen Reichs bis zu einem gewissen Gradenaturgemäß dadurch ausgeglichen, daß zur Zeit die Rohstoffeinfuhr billiger ist.

Die rückläufige Bewegung der Londoner Gelder schlug im August 1939plötzlich um — in den acht Monaten bis März 1940 wurde der von den Empire-Staaten in den vorangegangenen zwei Jahren verlorene Boden in vollem Umfangwiedergewonnen, und die Pfundreserven der in der Zeichnung berücksichtigten

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sechs Länder haben bereits den höchsten Punkt von 1937 überschritten.Umfangreiche Rohstoffkäufe der britischen Regierung im gesamten Reichhaben diese schlagartige Wandlung bewirkt. Aus Ägypten wurde Baumwollebezogen, Massenkäufe von Jute für Sandsäcke wurden in Indien getätigt,Molkereiprodukte und Wolle von Neuseeland erworben. In vielen Fällen wurdenganze Ernten aufgekauft — von Australien die ganze Wollschur sowie derausführbare Überschuß an Butter, Käse, Eiern, Rind-, Hammel-, Lamm- undSchweinefleisch, Zink, Blei, Kupfer, Zucker und bedeutende Mengen getrockneterund eingemachter Früchte; im ganzen wurden über 100 Millionen australischePfund ausgegeben. Da die Preise für die Ausfuhrhändler befriedigendwaren und Barzahlung für Wolle bei der Abschätzung, für viele andere Warenbei der Verschiffung erfolgte, begann die jahreszeitlich bedingte Zunahmeder Londoner Gelder früher als gewöhnlich. Diese Verhältnisse gelten nichtnur für die in der Zeichnung erfaßten Länder, sondern für das gesamte BritischeReich — u. a. wurden Zinn und Gummi in den malayischen Staaten und Roh-kakao in Westafrika gekauft.

Ein Sicherheitsventil gegen die Anhäufung zu gewaltiger Reserven bildetdie frühere Verschuldung der erwähnten Länder gegenüber London. 1938 besaßEngland eine Milliarde Pfund in Staatsanleihen der Länder des Britischen Reichs(außer regionalen öffentlichen Werten sowie Handels- und Industriepapieren),und die Ausleihungen setzten sich im ersten Teil des Jahres 1939 fort:Südafrika nahm im Mai 5 Millionen Pfund zu 3% v. H. für Verteidigungs-zwecke auf, Australien im Juni 6 Millionen Pfund zu 4 v. H. für die Ver-teidigung, und im Juli 1939 begab Neuseeland 16 Millionen Pfund 3%prozentigekurzfristige Schuldverschreibungen zur Konversion einer älteren, im Januar1940 fälligen Anleihe. (Außerdem erhielt es 9 Millionen Pfund Kredite fürVerteidigungs- und Einfuhrzwecke.)

Der Überfluß an Reserven im Jahre 1939/40 veranlaßte die indischeRegierung, Schritte zur Repatriierung eines Teils ihrer Pfundschuld gegen Aus-gabe von Rupien-Wertpapieren zu unternehmen ; Ende Februar 1940 warenschon über Pfund lautende Papiere im Werte von nahezu 9 Millionen Pfundgekauft. Im März 1940 kündigte die südafrikanische Regierung die LondonerAusgabe der öprozentigen Anleihe 1940-60 im Betrage von 8 Millionen Pfundzur Rückzahlung. Gelegentlich wurden dem englischen Staat Geschenke ausPfundmitteln gemacht, so z. B. eine Million Pfund von den Straits Settlementsim April 1940. Für Länder außerhalb des Britischen Reichs wurden andereAbmachungen getroffen. Die Pfundbeträge, die Argentinien für seine Ausfuhrerhält, werden z. B. auf ein Sonderkonto bei der Bank von England einge-zahlt; der eine Million Pfund übersteigende Teil des Guthabens auf diesemKonto kann jeweils in Gold umgewandelt und erforderlichenfalls wieder inPfunde zurückverwandelt werden.

Nächst England wurden im Jahre 1939 Belgien, Holland, die Schweizund Schweden am stärksten von Kapitalabflüssen betroffen, und zwar imallgemeinen weniger durch die Rückwanderung französischen Kapitals, als durchdie ausgedehnte Abwanderung nach New York; dabei trug aber jeder einzelneFall seine besonderen Züge. Der Geldabfluß aus Belgien war nur vorübergehend,

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aber ziemlich heftig ; es verlor in den beiden Monaten März und April 1939Gold im Werte von rund 4,4 Milliarden belgische Franken, doch hielten durch-greifende Maßnahmen der Nationalbank die Bewegung bald auf und führtensogar einen Umschwung herbei. In Hol land verlor die Niederländische BankGold mit zeitweiligen Unterbrechungen das ganze Jahr hindurch. Die Bilanzzeigt einen Rückgang um 450 Millionen auf 1,1 Milliarde Gulden, von dem65 Millionen Gulden auf die beiden Wochen der großen internationalen Span-nung vom 6. bis 20. November entfallen. 450 Millionen Gulden in Gold ent-sprechen bei einem um 22 v. H. abgewerteten Gulden 575 Millionen Guldenzum gegenwärtigen Kurs. Außerdem ging der Posten „Vorschüsse" währenddes Jahres um 80 Millionen Gulden zurück; dies beruht zum Teil auf derRückzahlung von Krediten durch den Währungsausgleichsfonds nach Maßgabeseiner Goldabgaben. Den Goldverlusten entspricht die Abnahme der Sicht-guthaben bei der Niederländischen Bank von 425 auf 230 Millionen Gulden,weitgehend als Folge einer Einbuße der Handelsbanken an Einlagen undKassenmitteln. Im ersten Viertel des neuen Jahres wurden diese Einlagen-und Goldverluste eingedämmt. Das Verhältnis Javas zu Amsterdam hat vomwährungspolitischen Standpunkt aus eine gewisse Ähnlichkeit mit dem derrohstofferzeugenden Dominions zu London. Die Javasche Bank besaß in denersten sieben Monaten 1939 eine Reserve von etwa 125—130 Millionen Gulden,die bis Ende März 1940 um mehr als 150 Millionen Gulden angestiegen war.

In den ersten vier Monaten von 1939 war in der Schweiz eine gewisseKapitalflucht, namentlich von Auslandsgeld, festzustellen, und die National-bank verlor über 400 Millionen Schweizer Franken in Gold und Devisen. Dieübrige Zeit des Jahres war verhältnismäßig ruhig: als das Pfund im Augustnicht mehr gestützt wurde, gab die Nationalbank weitere 30 Millionen SchweizerFranken ab, der Bedarf ließ aber nach einigen Tagen nach ; gegen EndeOktober einsetzende weitere Devisenanforderungen dienten größtenteils derBefriedigung von Einfuhrbedürfnissen. In Anbetracht der veränderten Ver-hältnisse des Jahres 1939 wurde das Gentlemen's Agreement zwischen derNationalbank und den Handelsbanken vom November 1937 zur Verminderungder übermäßig hohen ausländischen Einlagen bei den Banken nicht mehrerneuert.

In Schweden setzte zur Zeit der Münchener Krise ein Zustrom aus-ländischen Kapitals zumeist aus den Nachbarländern ein, und die Einlagen aus-ländischer Banken und Bankiers bei den schwedischen Handelsbanken erhöhtensich im September 1938 um nahezu 100 Millionen auf insgesamt 250 Millionenschwedische Kronen. Da es seit Anfang 1937 die Politik der schwedischenBanken gewesen war, im Ausland höhere Verbindlichkeiten als Guthaben zubesitzen, war mit dieser Bewegung eine Zunahme der Reserven der Reichs-bank verbunden. Während der folgenden zwölf Monate bis zum Kriegsausbruchfand ein Rückfluß der ausländischen Bankeinlagen und eine leichte Abnahmeder Reserven der Reichsbank statt. Bei Ausbruch des Krieges in Europatrat ein plötzlicher Umschwung ein, der durch den russisch-finnischen Kriegnoch verschärft wurde. In den sieben Monaten bis Ende März 1940 verlor dieReichsbank rund 700 Millionen schwedische Kronen in Gold und Devisen, d. h.

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über ein Drittel ihrer Bestände; besonders stark waren die Verluste im Oktoberund im Dezember 1939. Dieser Abfluß hatte verschiedene Gründe. Die Unter-stützung Finnlands durch Schweden in Gestalt von Geldzuwendungen undKrediten wird auf mindestens 400 Millionen schwedische Kronen geschätzt;ein erheblicher Teil davon führte zur Steigerung der schwedischen Einfuhroder zu unmittelbaren Devisenabgaben zur Bezahlung der finnischen Einfuhraus anderen Ländern. Außerdem fand ein gewisser Abfluß von Auslandsgeldernstatt, der jedoch durch die Beschränkungen des Verkaufs schwedischer Wert-papiere durch Ausländer eingedämmt wurde. Ausländische Banken und andereausländische Kunden schwedischer Banken zogen aber Einlagen im Betragevon 170 Millionen schwedische Kronen zurück; diesen Abziehungen entsprachendie Banken in Höhe von etwa 70 Millionen schwedische Kronen aus eigenenAuslandsmitteln, während sie Devisenanforderungen in Höhe von 100 Millionenschwedische Kronen an die Reichsbank weiterleiteten; von Ende 1939 an hattendie Banken zum erstenmal seit mehr als zwei Jahren mehr Guthaben als Ver-bindlichkeiten im Ausland. Außerdem wurde damit gerechnet, daß die laufendeZahlungsbilanz im Jahre 1939 mit 250 bis 350 Millionen schwedische Kronenpassiv sein würde (gegen eine aktive Bilanz von 48 Millionen schwedischeKronen im Jahre 1938), zum Teil wegen der Anlegung von Vorratslagern: inden drei Monaten von November 1939 bis Januar 1940 war der Wareneinfuhr-überschuß besonders hoch. Da die Einfuhr im allgemeinen sofort oder sogarim voraus bezahlt werden mußte, statt zu den üblichen Kreditbedingungen,ergab sich auf diesem Gebiete ein weiterer außergewöhnlicher, wenn auchnur vorübergehender Devisenbedarf von schätzungsweise 50 bis 150 Millionenschwedische Kronen.

Die zur H a n d e l s f i n a n z i e r u n g gewährten Auslandskredite wurdenwährend des Jahres in der ganzen Welt verkürzt, häufiger noch durch Bedin-gungen abgelöst, die Zahlung Zug um Zug oder gar im voraus vorsahen. DasNeutralitätsgesetz der Vereinigten Staaten bestimmte, daß die Übertragung desEigentums an Waren, die nach kriegführenden Ländern ausgeführt werden,vor der Verschiffung stattfinden müsse — mit anderen Worten, daß die Warebar zu bezahlen sei, bevor sie das Gebiet der Vereinigten Staaten verlassendürfe. Da sich die Verschiffung verzögern oder verlangsamen konnte, wardas Ergebnis häufig sogar eine Zahlung im voraus. Auch durften solcheWaren nicht auf amerikanischen Schiffen befördert werden, denen im übrigenauch verboten wurde, ein bestimmtes Gebiet überhaupt zu befahren, das diemeisten Gewässer nördlich von Spanien umfaßt. Damit wurden die „cashand carry"-Bedingungen für die kriegführenden und die ,,carry"-Bedingungenfür zahlreiche nicht kriegführende Länder gesetzlich eingeführt.

Die amerikanischen Ausfuhrfirmen sind allerdings schon vor Kriegsbeginndazu übergegangen, von den meisten europäischen Ländern Barzahlung zuverlangen. Das Neutralitätsgesetz führte aber zu einer noch strafferen Anwen-dung der Bedingungen und zur Behinderung der üblichen Handelsfinanzierung.Nicht nur Schweden, das bereits erwähnt wurde, sondern die europäischenNeutralen überhaupt mußten frühere Handelskredite zurückzahlen, wodurchihre Auslandsmittel stark angespannt wurden. Da in der vorläufigen Schätzung

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der amerikanischen Zahlungsbilanz bei der Warenhandelsstatistik keine Berich-tigungen für die Veränderung der Handelskredite vorgenommen worden sind,ist ein Teil des hohen „Restpostens" im Jahre 1939 zweifellos auch auf dieseUrsache zurückzuführen.

Die Einführung von Devisenbeschränkungen in England und Frankreichund die Kündigung ausländischer Handelskredite hatten ähnliche Wirkungen.Da diese Länder gezwungen waren, Einfuhren aus den Vereinigten Staatensofort oder gar im voraus zu bezahlen, waren sie ihrerseits bestrebt, auch nurgegen Barzahlung auszuführen, besonders nach Europa. Einige Länder, wie Nor-wegen und Dänemark, die im allgemeinen mit Drei- oder Viermonatsziel ein-führten, sahen sich gezwungen, in verhältnismäßig kurzer Zeit die Einfuhrvon vier oder fünf Monaten — darunter die Einlagerung von Notvorräten —zu bezahlen. Die Kündigung englischer Kredite findet ihren Niederschlag indem Rückgang der ,,Akzepte, Indossamente usw." der Clearingbanken von132 Millionen Pfund im Oktober auf 108 Millionen Pfund im November (diespätere Zunahme erklärt sich aus der Ausdehnung der englischen Einfuhr-finanzierung). Außerdem standen Anordnungen, daß Handelsrechnungen inbestimmten Währungen auszustellen seien, der üblichen Praxis in vielenFällen direkt entgegen. Außenhandelsgeschäfte werden im allgemeinen in derWährung der Ein- oder Ausfuhrfirma abgeschlossen (wobei die Einfuhrfirmain einer „schwachen" Währung zu zahlen, die Ausfuhrfirma eine „starke"Währung zu erhalten wünscht) oder aber in einer internationalen Währungwie dem Dollar. Nach den britischen Vorschriften dürfen jedoch z. B. Ein-fuhren nach England aus anderen Ländern als den Vereinigten Staaten nichtin Dollar bezahlt werden. So notwendig diese Maßnahmen vom Standpunktder strengen Devisenüberwachung auch sein mögen, so verstoßen sie dochoft gegen die herkömmlichen Verfahren des Handels und seiner Finanzierung,wie frühere ähnliche Maßnahmen anderer Länder längst bewiesen haben. ImFalle England war die Störung wahrscheinlich noch geringer als sonst, daes in bestimmten Gebieten, z. B. im Britischen Reich, in Skandinavien undSüdamerika schon seit langem üblich gewesen war, den Handel mit Englandin Pfund Sterling abzuwickeln. Trotzdem waren Maßnahmen zur Verhinderungvon Verlusten notwendig, wie die Devisenbewirtschaftung in den Dominionsund Kolonien, die Spezial-Pfund-Konten für Schweden und Norwegen oder dasAbkommen mit Argentinien.

Bei dem Ausfall eines so großen Teils der Außenhandelskredite der Weltwar es in vielen Ländern Aufgabe der Banken, den Außenhandel, besondersdie Einfuhr, selbst zu finanzieren, und dies ist einer der zahlreichen Gründefür die innere Kreditausweitung in den meisten Ländern bei Ausbruch desKrieges. Bis zu einem gewissen Grade wurde die Unfähigkeit oder Unwilligkeitder Ausfuhrhäuser, die üblichen Ziele zu gewähren, wettgemacht durch amtlicheoder halbamtliche Stellen, wie die amerikanische Export-Import-Bank, die 1934eigens für den Zweck gegründet wurde, die Aus- und Einfuhr zwischenden Vereinigten Staaten und anderen Ländern namentlich durch Zwischen-kredite und längerfristige Darlehen (bis zu fünf Jahren) zu finanzieren undzu erleichtern. Mitte Dezember 1939 waren die gesamten Mittel der Bank

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im Betrage von 100 Millionen Dollar in Form von Krediten hauptsächlich fürdie Ausfuhr nach China und den lateinamerikanischen Ländern beanspruchtoder zugeteilt.

U.S. Expor t - Import -Bank.

Bewilligte Kredite am 15. Dezember 1939. (')

KreditempfängerFür dieAusfuhr

nach

Aus-stehendeKredite

ZugesagteKredite

In tausend Dollar

American LocomotiveUniversal Trading Corporation .Baldwin LocomotiveAmerican LocomotiveU.S. Steel and Bethlehem SteelJ . G. White EngineersInternational Tel. & Tel

Bank von NikaraguaBank von ParaguayBanca Commerciale Italiana . .Bank von UruguayBanco Hispano America . . . .Fomento CorporationPanamanian CreditsMoore-McCormack Lines . . . .

BrasilienChinaChilePortugalBrasilienHaïtiverschied.

Länder«NikaraguaParaguayItalienUruguaySpanienChilePanamaBrasilien

12.659

246

1.905

10.00050

2.752

2.955

7.00010.5101.6004.7541.1003.095

1.4503.0003.2484.0009.5455.0002.5002.275

Zusammen . . . 30.567 59.077

0) Außerdem stand noch ein Kredit der Export-Import-Bank an die Polnische Volkswirtschaftsbank von3,3 Millionen Dollar und von dem Bürgschafts-Kredit an die Bank von Brasilien von 19,2 Millionen Dollarein Betrag von 3,4 Millionen Dollar aus.

pi Für andere Zwecke.

Im März 1940 wurden die Mittel der Export-Import-Bank um weitere100 Millionen Dollar erhöht, und sie eröffnete allein oder in Verbindung mitder „Reconstruction Finance Corporation" den nordeuropäischen Ländern ver-schiedene Kredite: 30 Millionen Dollar an Finnland, 15 Millionen Dollar anSchweden, je 10 Millionen Dollar an Norwegen und Dänemark, eine Million Dollaran Island. Als sich der europäische Krieg im April 1940 auf Nordeuropa aus-breitete, wurden die Kreditlinien zugunsten von Norwegen und Dänemark,die kaum in Anspruch genommen worden waren, gestrichen.

Die in Europa unmittelbar vom Staat oder von staatlichen Stellen gewährtenAußenhandelskredite waren im allgemeinen politischer Natur und häufigzur Bezahlung von Kriegsmateriallieferungen bestimmt. Die britischen undfranzösischen Kredite an Polen, Griechenland, Rumänien und die Türkei sowiedie deutschen Kredite an Rußland waren solcher Art. In einigen Fällen wurdedie Ausfuhr auch in der üblicheren Form durch Kurssicherung unterstützt,wie z. B. in Italien, oder durch Devisentermingeschäfte mit längeren als den

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gewöhnlichen Fristen, wie sie die Schwedische Reichsbank und die Reserve-Bank von Indien tätigten, wobei im allgemeinen auch Versicherung gegen dasKriegsrisiko in irgendeiner Form geboten wurde.

Trotz der Handelskredite der amerikanischen Export-Import-Bank und derpolitischen Kredite in Europa bleibt aber die allgemeine Entwicklung zumstetigen Abbau früherer kurzfristiger Kredite vorherrschend. Ein 1937 andie tschechoslowakische Postsparkasse gewährter Kredit von 50 MillionenSchweizer Franken wurde Anfang 1939 an die Schweizer Banken zurückgezahlt.Das im Herbst 1931 zunächst als Notmaßnahme abgeschlossene und seitdemregelmäßig erneuerte Stillhalteabkommen mit Deutschland umfaßte im Februar1938 nur noch Kredite im Werte von 780 Millionen Reichsmark gegen 5 MilliardenReichsmark im Februar 1932. Bei Ausbruch des Krieges im September 1939wurde das bestehende Abkommen von den britischen und amerikanischenGläubigern gekündigt. Nach einer kurzen Unterbrechung wurden mit denbelgischen, holländischen und schweizerischen Gläubigern neue Abkommenüber 220 Millionen Reichsmark getroffen. Im November kam auch eine Einigungmit den amerikanischen Gläubigern zustande, die ihre Gegenansprüche aufdeutsche Guthaben in den Vereinigten Staaten zurückzogen. Die Zinssätzewurden um etwa % v. H. ermäßigt und gewisse Kreditlinien gekürzt. Außer-dem konnten nach Maßgabe der abgetragenen Schuld neue Wechsel zur Finan-zierung von Verschiffungen aus den Vereinigten Staaten ausgestellt werden,soweit sie nicht gegen das Neutralitätsgesetz verstoßen. Die verschiedenenAbkommen laufen bis Ende Mai 1940 und enthalten einzelne neue Bestim-mungen über die Verwendung von Register- und Reisemark sowie über denaus den Transfergebühren gebildeten Fonds. Einschließlich der amerikanischenKredite im Werte von 120 Millionen Reichsmark fielen unter die Abkommenmit den vier neutralen Ländern 340 Millionen Reichsmark, während weitere360 Millionen Reichsmark Gläubigern in kriegführenden Ländern, namentlichbritischen Banken, geschuldet wurden.

Eine Ausnahme von dem allgemeinen Abbau der kurzfristigen Auslands-kredite bildete der schweizerische Bankenkredit von 40 Millionen SchweizerFranken an die argentinische Regierung, der Anfang Mai 1940 auf weiterezwei Jahre zu den bisherigen Bedingungen verlängert wurde, d. h. zu 3% v. H.für Wechsel mit einer nominalen Laufzeit von sechs Monaten. Der Kreditder holländischen Banken von 12% Millionen Gulden wurde zurückgezahlt,während bei amerikanischen Banken 5 Millionen Dollar für zwei Jahre auf-genommen wurden.

Im Verrechnungsverkehr war die allgemeine Entwicklung anscheinendebenfalls auf eine Rückzahlung der ausstehenden Guthaben oder „Spitzen"gerichtet. Der deutsche Ausfuhrüberschuß der letzten Monate von 1939 gegen-über Holland, Italien, der Schweiz, Jugoslawien und anderen Nachbarländernführte zu erheblichen Abdeckungen der deutschen Verrechnungsschulden andie Ausfuhrfirmen in den genannten Staaten. Ungarn scheint eine führendeRolle bei verschiedenen Vereinbarungen zur Regelung von Clearingsaldendurch dreiseitige Abkommen gespielt zu haben. So konnte Ungarn z. B.durch Abtretung von Lireforderungen im Gegenwert von etwa 25 Millionen

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Dinar seine Schuld gegenüber Jugoslawien herabsetzen, das seinerseits Italiengegenüber aus Industrielieferungen verschuldet war. Die Großbritannien ausseinem Verrechnungsverkehr mit Spanien und der Türkei zustehenden Rück-stände erfuhren durch Kredite des britischen Staates eine Lockerung. DerPfundsturz führte zu einer gewissen Störung der in Pfundwährung durch-geführten Verrechnung zwischen anderen Ländern ; während aber z. B. derVerkehr zwischen Norwegen und Spanien von Pfund Sterling auf norwegischeKronen umgestellt wurde, wurde beschlossen, für den litauischen Verrech-nungsverkehr mit Ungarn und Griechenland die Pfundregelung als Grundlagebeizubehalten.

Abgesehen von einigen besonders begünstigten Kreditnehmern versiegteder Strom der langfristigen neuen Aus landsan le ihen vollständig. EnglandsHauptkreditnehmer im Ausland waren die in diesem Kapitel bereits erwähntenDominion-Regierungen; an Länder außerhalb des Empire wurden keine neuenAuslandsanleihen gegeben. Die öffentlichen Angebote in den VereinigtenStaaten beschränkten sich praktisch auf drei kanadische Anleihen, die in denersten acht Monaten des Jahres aufgelegt wurden und von denen bei einemGesamtbetrag von 85 Millionen Dollar nur 35 Millionen Dollar neue Kreditewaren. Im Mai 1939 brachte die französische Regierung bei einer holländischenBankengruppe 155 Millionen Gulden 4prozentige Schuldverschreibungen mitsechsjähriger Laufzeit und bei einer holländisch-schweizerischen Gruppe100 Millionen 3%prozentige Schuldverschreibungen mit gleicher Laufzeit unter,die später zu 97y2 öffentlich begeben wurden. Diese Operationen gestattetendie Konsolidierung einer Reihe kurzfristiger Anleihen des französischen Schatz-amtes und der französischen Eisenbahnen. Ein wesentlicher Teil des Gesamt-betrags von 255 Millionen Gulden wurde außerhalb Hollands und der Schweizuntergebracht; die Schweiz erhielt im Oktober 1939 rund 75 Millionen Schweizer

Franken im Zusam-Kurse ausländischer Anleihen in London.

Januar-Juni 1934 = 100.(Kennziffern der „Municipal and General Securities Co. Ltd.")

Jan.-Juni 193* •100

I I I I I i

140

130

120

110

100

90

80

70

60

50

1936 1937 1938 1939 19«)

menhang mit der Rück-zahlung früherer An-leihen.

In den ersten neunMonaten 1939 fandein weiterer erheb-licher Rückgang derK u r s e a u s l ä n d i -s c h e r A n l e i h e nstatt. Die Zeichnung,die auf Veröffentli-chungen der „Muni-cipal and GeneralSecurities Company"beruht, gibt trotz einesunvermeidlichen Man-gels an Kontinuitätder Meßziffern einziemlich richtiges Bild

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der Entwicklung. Für den scharfen Rückgang der fernöstlichen Wertpapiereseit Mitte 1937 war der Kriegsausbruch in China verantwortlich. Die süd-amerikanischen Anleihen, denen die günstigen Preis- und Ernteverhältnisse desJahres 1937 zugute kamen, gaben im weiteren Verlauf desselben Jahres mitdem Fallen der Rohstoffpreise wieder nach und brachten deren anhaltendeSchwäche auch weiterhin zum Ausdruck. Seit dem Kriegsausbruch in Europabesserte sich der Index der südamerikanischen Papiere infolge der günstigenAußenhandelsmöglichkeiten dieser Länder und der Wiederaufnahme des Dienstesder brasilianischen Anleihen, die bei diesem Index ein ziemlich schweresGewicht haben. Die indischen, australischen und neuseeländischen Anleihenzeigten einen ähnlichen Aufstieg von dem niedrigen Kurs im September;da sie aber nicht als „ausländische Schuldverschreibungen" gelten, sind siein dem Index nicht vertreten. Die europäischen Werte waren seit der Ein-gliederung Österreichs im März 1938 schwach; heftige Kurseinbrüche erlittensie nach dem Herbst 1938 und dann wieder unmittelbar vor Kriegsausbruch.Wenn auch Danzig den Dienst seiner Auslandsanleihen im Juli einstellte,war die Entwicklung im Jahre 1939 doch nicht überall ungünstig. Ungarnund Rumänien setzten den Transfer eines vereinbarten Teils des vertrag-lichen Schuldendienstes fort, und das Angebot der griechischen Regierung,den Hundertsatz, den sie von den vertraglichen Zinsen ihrer ausländischenAnleihen zahlt, für die Dauer des Krieges von 40 auf 43 v. H. zu erhöhen,wurde von den Ausschüssen der Anleihebesitzer zur Annahme empfohlen.Ein besonderes Merkmal des Jahres 1939 war die Besserung der Kurse not-leidender Anleihen gegenüber den nicht notleidenden. . Die Ausweitung desKrieges im Frühjahr 1940 brachte wiederum bedeutende Kursabschwächungender europäischen Auslandsanleihen.

Im April 1940 kündigte der portugiesische Ministerrat die freiwillige Kon-version der bestehenden 3prozentigen äußeren Anleiheschuld (mit Zinsen inPfund Sterling oder anderen Fremdwährungen) in 4prozentige Escudo-Schuld-verschreibungen an. Diese Form der Repatriierung sollte die Stellung derportugiesischen Titelinhaber der äußeren Schuld sichern.

Ein weiterer Zug der Entwicklung war die ausgedehnte Anmeldungund A b l i e f e r u n g ausländischer Wertpapiere in einzelnen Staaten. In denletzten Jahren haben schon viele solcher Maßnahmen stattgefunden, sie be-schränkten sich aber im allgemeinen auf die sogenannten Schuldnerländerund beruhten unmittelbar auf einem Mangel an internationaler Kaufkraft. Dieneueste Entwicklung ist dadurch gekennzeichnet, daß derartige Schritte jetztvon bedeutenden Gläubigerländern, wie England und Frankreich, unternommenwerden. Die Verpflichtung zur Anmeldung ausländischen Vermögens in Frank-reich wurde bereits erwähnt. In England wurde im September die An-meldung bestimmter, in Fremdwährungen zahlbarer Wertpapiere, die sich imBesitz von Engländern befinden, angeordnet und ihre Übertragung beschränkt.Soweit Verkäufe an Ausländer zugelassen waren, mußte der Devisenerlösnach den Devisenbestimmungen gegen Pfunde abgeliefert werden. Nach derAnmeldung wurden zwei Gruppen von Dollarpapieren beschlagnahmt, dieerste von 60 Wertpapieren im Februar und die zweite von 117 Gattungen

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im April 1940. Diese Wertpapiere wurden vom britischen Schatzamtdurch den Währungsausgleichsfonds gekauft, der bei Kriegsausbruchermächtigt worden war, ebenso wie Gold und Auslandsguthaben auchausländische Wertpapiere zu besitzen ; die Bezahlung erfolgte bar in Pfund(die sich der Fonds durch Ausgabe von Schatzwechseln verschaffte). Diedurch diese Wertpapier-Mobilisierungen aufgekommenen Beträge sind nichtveröffentlicht worden, der Gesamtwert der beiden Beschlagnahmen wird aberauf 75 bis 100 Millionen Pfund geschätzt. Eine entsprechende Dollar-Kaufkrafterhielt der britische Staat, während gleichzeitig neue Gelder am britischenMarkt zur Anlage frei wurden. Etwas anderer Art war die Beschlagnahmeder kanadischen 3%prozentigen Sterlinganleihe 1930-50 im Oktober 1939, vonder 28 Millionen Pfund ausstanden. Sie wurde den englischen Besitzern inPfund Sterling bezahlt und von der britischen an die kanadische Regierungfür kanadische Dollar übertragen, die als Teil einer inneren kanadischen An-leihe aufgebracht wurden. Auf diese Weise wurde der britischen Regierung,deren Käufe in Kanada sich während des ersten Kriegsjahres schätzungsweiseauf den Gegenwert von 89 Millionen Pfund belaufen werden, kanadischeWährung zur Verfügung gestellt. Weitere Anmeldungen oder Mobilisierungenausländischer Wertpapiere wurden gegen Ende 1939 in Spanien, Anfang 1940auch in Schweden, Dänemark und Australien vorgenommen.

Wenn auch vorderhand die Verhältnisse für Auslandsanleihen wahr-scheinlich ungünstig bleiben werden, so ist es doch nicht verfrüht, zu über-legen, unter welchen Umständen und Bedingungen Auslandsanleihen für denAufbau nach dem Krieg aufgenommen werden können. In diesem Zusammen-hang sei der im letzten Jahr veröffentlichte Bericht des Völkerbunds-Aus-schusses zum Studium internationaler Anleiheverträge erwähnt. Dieser 1935eingesetzte Ausschuß hatte die Aufgabe, Mittel und Wege zur Verbesserungzukünftiger internationaler Anleiheverträge zu erforschen. Bei Veröffentlichungdes Berichtes im Mai 1939 wurde geschätzt, daß von der ausstehendenGesamtsumme der am Londoner Markt begebenen Auslandsanleihen der not-leidende Teil höchstens 30 v. H. und die entsprechende Ziffer für Dollaranleihenam New Yorker Markt 40 v. H. ausmache. Es hat auch früher Zeiten gegeben,in denen der Hundertsatz der notleidenden Anleihen mindestens ebenso hochwar, wenn auch zweifellos ihr absoluter Betrag damals geringer war. In seinenallgemeinen Schlußfolgerungen erwähnt der Ausschuß, daß die Zahl der durchMängel ihrer rechtlichen Ausstattung notleidend gewordenen Anleihen außer-ordentlich gering ist. In den weitaus meisten Fällen habe die Nichterfüllungwirtschaftliche Gründe, und zwar seien die notleidenden Anleihen mit denVersuchen häufiger geworden, die Freizügigkeit von Menschen und Gütern zubeschränken, welche die eigentliche Grundlage des Kapitalverkehrs bilde. Invielen Fällen seien Anleihen durch, einseitige Maßnahmen der Schuldnerländerohne Fühlungnahme mit den Gläubigern notleidend geworden, im Gegensatzzu der Gepflogenheit normaler Zeiten, daß Schuldner, die in Schwierigkeitengeraten, an ihre Gläubiger herantreten, um durch Verhandlungen eine Lockerungihres Vertrages zu erreichen.

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Im Hinblick auf die Zukunft wies der Ausschuß darauf hin, daß sichdie Nichterfüllung der Anleiheverträge zum mindesten teilweise auf übermäßigeund planlose Ausleihungen an Länder zurückführen lasse, deren Rückzahlungs-möglichkeiten in keinem Verhältnis zu den von ihnen übernommenen Lastenständen. Um Wiederholungen solcher Mißerfolge zu verhindern, müßte Vor-sorge getroffen werden, daß vor der Gewährung neuer Anleihen die wirtschaft-lichen Möglichkeiten der kreditsuchenden Länder einer Prüfung nach einheit-lichen Grundsätzen unterzogen werden. Diese Einheitlichkeit ließe sich durchdie Mitwirkung eines anerkannten internationalen Finanzinstituts mittels kleinerständiger Ausschüsse von Sachverständigen erreichen.

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V. DIE ENTWICKLUNG DER ZINSSÄTZE.

Die verschiedenen Bewegungen der Kreditmarktsätze im Jahre 1939 sindzugleich bemerkenswert und aufschlußreich. In Europa sind die langfristigenRenditen und mit ihnen die kurzfristigen Zinssätze in den ersten acht Monatendes Jahres allgemein gestiegen; diese Bewegung verstärkte sich im Sommermit der Verschärfung der internationalen Spannung und erreichte ihren Höhe-punkt bei Ausbruch des Krieges. Von da ab werden äußerst verschieden-artige Entwicklungen sichtbar. In den wichtigsten kriegführenden Ländern,Deutschland, Frankreich und Großbritannien, ging die Erschütterung derMärkte bald vorüber, und im Frühjahr 1940 waren die langfristigen Renditender Staatspapiere so niedrig oder noch niedriger als ein Jahr vorher.

In Italien blieben die Zinssätze das ganze Jahr 1939 hindurch verhältnis-mäßig beständig, während in der Schweiz, Belgien, Holland und Skandinaviendie im Sommer eingetretene Aufwärtsbewegung im allgemeinen bis zum Endedes Jahres, ja sogar darüber hinaus anhielt, so daß beispielsweise die Erträgeder Staatspapiere gegenüber dem Vorjahr um rund 1 bis 2 v. H. höher lagen.

Außerhalb Europas bieten die Märkte der Vereinigten Staaten unter demEinfluß des ihnen zuströmenden Goldes das Bild einer Flüssigkeit, wie es sieselten oder nie zuvor gegeben hat.

In den letzten sechs Jahren wird der Geld- und Kapitalmarkt der Ve r -e in igten Staaten beherrscht von dem gewaltigen Goldstrom, der sich insLand ergoß, von der dauernd unvollständigen Deckung der Staatsausgabenund der verhältnismäßig geringen Nachfrage nach kurz- oder langfristigemGeschäftskredit. Der Einfluß dieser drei Faktoren verstärkte sich 1939: dieGoldeinfuhr erreichte mit 3 Milliarden Dollar ein Höchstausmaß, der Haushalts-Fehlbetrag war der größte, der jemals zu verzeichnen gewesen ist (mit Aus-nahme von 1936, als der „soldiers bonus" gezahlt wurde), während die Nach-frage der Wirtschaft nach kurzfristigem Kredit gering und nach langfristigemKredit kaum nennenswert war.

Die Goldbewegung war das Mittel und äußerlich sichtbare Zeichen einesungeheuren Zustroms amerikanischen und ausländischen Kapitals aus demAuslande, der zur gleichzeitigen Vermehrung der Bankeinlagen und derBarreserven führte. In den sechs Jahren von 1934 bis 1939 kamen rund10 Milliarden Dollar in Gold aus dem Ausland herein und bewirkten eineZunahme der Einlagen der Mitgliedsbanken und ihrer Barreserven um 9,3 Mil-liarden Dollar. Auf Grund der gesteigerten Barliquidität wurden auf der anderenSeite die Einlagen der Banken noch weiter vermehrt durch Kreditgewährung inHöhe von einer Milliarde Dollar und den Kauf von Staatpapieren für 7 Mil-liarden Dollar. In den sechs Jahren sind die Barreserven von 3,1 Milliarden auf12,4 Milliarden Dollar angewachsen, während sich die Einlagen von 24 Milliar-den auf 40 Milliarden Dollar erhöht haben (gegen 34 Milliarden Dollar im Jahre1929) — die allgemeine Barliquidität ist von etwas unter 13 auf über 30 v. H.

- 109

gestiegen. Bei einzelnen Banken, besonders in New York, war die Barliqui-dität noch viel höher; in einigen Fällen überstieg sie sogar 60 v. H. dergesamten Einlagen.

Die Gesamtausleihungen der Mitgliedsbanken betrugen Ende der zwanzigerJahre 25 Milliarden Dollar und mehr; in dieser Summe sind aber in erheb-lichem Umfange Kredite zur Durchhaltung von Wertpapieren enthalten. Ende1933, als die (kurzfristigen) Börsenvorschüsse sehr niedrig waren, betrugendie gesamten Ausleihungen nur 12,8 Milliarden Dollar, d. h. die Hälfte derfrüheren Ziffer, und sie sanken weiter, bis sie sich 1935 nur noch auf 12 Mil-liarden Dollar beliefen. Einer Aufwärtsbewegung bis auf 14,3 Milliarden DollarMitte 1937 folgte wieder ein Rückgang auf etwas unter 13 Milliarden im Sommerund Herbst 1938 und eine erneute Zunahme auf nahezu 14 Milliarden DollarEnde 1939. Trotz aller Anstrengungen der Banken, unter tatkräftiger Förderungder Bundes-Reserve-Behörden neue Gebiete für Ausleihungen zu erschließen,war die Ausdehnung der Handelskredite in den letzten sechs Jahren kaumder Rede wert im Vergleich zu dem Aufschwung der Wirtschaftstätigkeit undder Industrieproduktion vom Tiefpunkt der großen Krise bis zum Stande etwavon 1929. Der Durchschnittssatz, welcher der Kundschaft für Handelskrediteberechnet wird, beträgt in den hauptsächlichsten Städten gegenwärtig nur2y2 v. H. gegen 5 und 6 v. H. am Ende der zwanziger Jahre; in New Yorkliegt der Durchschnittssatz unter 2, im Süden und Westen etwas über 3 v. H.Diese Durchschnittssätze umfassen einen ziemlich weiten Rahmen — inNew York sind 60 v. H. der Handelskredite zu Sätzen zwischen 1 und2 v. H. und weniger als 15 v. H. zu Sätzen über 3 v. H. erteilt; im Südenund Westen sind dagegen nur 20 v. H. der Gelder zu 1 bis 2 v. H. ausge-liehen, während der Rest sich auf Sätze von 2 bis zu 6 v. H. verteilt. DieAusleihung von Betriebskapital an die Wirtschaft war im allgemeinen dieeinträglichste Form des Bankgeschäfts wie auch die zweckmäßigste Verwen-dung der Mittel einer Bank, und es konnte als selbstverständlich angenom-

men werden, daß dieBanken diesen Zweigihrer Geschäftstätig-keit bis zum äußerstenfördern würden — inden zwanziger Jahrenwurden die Bank-kredite (einschließlichder Lombardkredite)tatsächlich voll aus-gebaut und die Bankennahmen sogar beiden Bundes-Reserve-Banken Kredite auf,um ihre gesetzli-chen Mindestkassen-mittel aufzufüllen (vgl.das Schaubild).

Reserven der amerikanischen Mitgliedsbanken.Wochendurchschnitte in Millionen Dollar.

12000

10000

6000

WOO

2000

0-500

-1000

-

-

-

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1928 1929 1930 1931 1932 1933 193* 1935 1936 1937 1938 1939 M O

- 110 -

Klagen von Unternehmungen, die aus den üblichen Quellen keinen Krediterhalten konnten, führten dazu, daß die Bundes-Reserve-Banken 1934 ermächtigtwurden, direkte Industriekredite zu gewähren. Daß jedoch sichere Kredit-nehmer schon von den Handelsbanken befriedigt wurden, findet eine gewisseBestätigung in dem Jahresbericht der Federal Reserve Bank of New York für1938: „Als Bankgeschäft war die Ausleihung von Betriebskapital durch unsereBank nicht gewinnbringend . . . der Reinverdienst (an diesen Krediten) reichtenicht aus, um die zur Deckung voraussichtlicher Verluste gebildeten Rück-lagen vollständig zu speisen."

So kann für einen erheblichen Teil der Mittel der Mitgliedsbanken zur Zeitkeine kommerzielle Anlage gefunden werden, und der Geldmarkt ist mit Geldernübersättigt. Die folgende Zeichnung läßt erkennen, daß das übliche Materialfür die kurzfristige Verwendung von Bankmitteln sich sehr vermindert hat; derGesamtbetrag der am Markt befindlichen Papiere mit einer Fälligkeit von wenigerals einem Jahr beläuft sich nur auf etwas mehr als 4 Milliarden Dollar. Außerden bereits hierin angelegten Geldern gibt es aber weitere 5 bis 6 MilliardenDollar Ueberschußreserven der Mitgliedsbanken, die ebenfalls diese Art derVerwendung suchen würden, wenn Material vorhanden wäre.

Die Geldmarktsätze waren schon so tiefkommen weiterer ungenützter Mittel im Jahreherabdrücken konnte, und der Kriegsausbruch in

Kurzfristige Anlagen in New York.Jahresendzahlen in Millionen Dollar.

10000

9000

8000

1927 1928 1929 1930 193) 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939

gesunken, daß das Hinzu-1939 sie kaum noch mehrEuropa verursachte nur eine

kurz aufflackernde Beun-ruhigung. Die Händler-notierungen für Dreimo-nats-Schatzwechsel, diein der ersten Hälfte von1939 bei 0,03 v. H. lagen,stiegen im September auf_0,20 v.H. und beschlossendas Jahr bei 0,04 v. H.Die Rendite neuer Schatz-wechselausgaben war imallgemeinen kaum nennens-wert oder gleich Null; imSeptember erreichte sieeinen „Spitzensatz" von0,16 v. H. Andere Markt-sätze für kurzfristige An-lagen waren nur wenighöher: für 4-6monatige Com-mercial papers 1/2-5/8 v. H.,für Bankakzepte 7/ie v. H.und für Börsentagesgeld1 v. H., also alle ungefährso niedrig wie nur denkbar.Die Flut überschüssiger

- 111 -

Kassenmittel ist so gewaltig, daß die Marktsätze und selbst Schwankungenvon mehreren Hundert Millionen Dollars bei den „Uberschuß"-Bankreservenals Anzeichen für die Lage des Marktes und der Banken keine Bedeutungbesitzen. Wenn alles überschwemmt ist, sind feine Maße für die Flüssigkeitnicht mehr geeignet.

Das „billige Geld" hat den Banken auch in anderen Ländern Schwierig-keiten bereitet, aber nirgends in demselben Grade wie in den VereinigtenStaaten. Die ungeheure Zunahme der Einlagen hat die Unkosten vermehrtund keine oder nur geringe entsprechende Einnahmen gebracht, dabei aberdas Verhältnis der Kapitalmittel zu den Gesamtverbindlichkeiten verschlechtertund so die Empfindlichkeit der Banken gegen Kapitalverluste erhöht — wennauch andererseits die Gefahr eines Verlustes durch die verhältnismäßig hohenKassenbestände verringert ist. Barreserven bringen aber nichts und Geld, dasam Markt angelegt wird, so gut wie nichts ein. Bei der schwachen Nachfragenach Wirtschaftskrediten selbst zu den gegenwärtigen niedrigen Zinssätzen wur-den die Banken geradezu zum Markt der Staatsanleihen hingedrängt, und damitgewannen die Fragen der Haushaltsfinanzierung für sie höchste Bedeutung.

In den Hochkonjunkturjahren 1927-29 belief sich bei 4 Milliarden DollarStaatseinnahmen der jährliche Überschuß, der zur Schuldenrückzahlung ein-schließlich der regelmäßigen Tilgungen verfügbar war, auf etwa eine MilliardeDollar. Im Jahre 1939 waren bei einem Volkseinkommen, das noch immerhinter dem Stande vom Ende der zwanziger Jahre zurückblieb, die Steuer-einnahmen (einschließlich der Sozialversicherungsbeiträge) um etwa 50 v. H.höher. Da aber die Staatsausgaben 1939 dreimal so hoch wie 1927-29 waren,ergab sich für 1939 ein Fehlbetrag von 3,5 Milliarden Dollar. Ende 1939 waren

die unmittelbare BundesschuldDie Haushal ts lage

der Vere in ig ten Staaten.

MilliardenDollar;

Jahre jeweilsendend am

30. Juni

1927192819291930193119321933193419351936193719381939

Einnahmen

4,14,04,04,23,22,02,13,13,84,15,36,25,7

Ausgaben*

3,03,13,33,43,74,53,96,07,08,78,47,69,2

Abschluß

+ 1,1+ 0,9+ 0,7+ 0,8- 0,5- 2 , 5- 1 , 8- 2 , 9- 3 , 2- 4,6- 3,1- 1,4— 3,5

* Ohne planmäßige Schuldentilgungen.

auf nahezu 42 Milliarden Dollarund die staatlichen Bürgschaftenauf 5,7 Milliarden Dollar an-geschwollen, so daß sich diedirekten und voll garantiertenVerpflichtungen der VereinigtenStaaten auf 47,7 Milliarden Dollar— gegen 16 Milliarden Dollar imJahre 1930 — beliefen.

Nicht die gesamte jähr-liche Zunahme der Bundes-schuld beruhte auf öffentlichenEmissionen, da erhebliche Be-träge in den letzten Jahrendurch die Vermögensanlage derSozialversicherung und andererTreuhandgelder des Schatz-amtes abgeschöpft wurden. InZukunft wird sich dieser An-lagebedarf, namentlich der des

- 112 -

Altersversorgungsfonds, infolge von im Jahre 1939 vorgenommenen Änderungender Sozialgesetzgebung verringern.

Das ungeheure Anwachsen der Bundesschuld hat den Banken eine Ver-wendungsmöglichkeit für ihre Mittel verschafft, wie sie weder der Geldmarktnoch die Nachfrage nach Wirtschaftskredit bietet. Der Anleihemarkt wurdein steigendem Maße von den Banken nicht nur für Anlagen, sondern auch alsein Mittel zur Regulierung ihrer Kassenhaltung benutzt, hat also die Aufgabendes Geldmarktes an sich gezogen. Dies wurde zum erstenmal im Frühjahr1937 von Bedeutung, als die Erhöhungen der ,,Pflicht"-Reserven der Mitglieds-banken eine Flut von Anleiheverkäufen mit sich brachten und die Bundes-Reserve-Banken zum Eingreifen veranlaßten; sie kauften zur Festigung desMarktes zwischen dem 4. und 28. April für 96 Millionen Dollar Staatsanleihen.In seinem Jahresbericht für 1937 bemerkte der Federal Reserve Board, daß ,,inden letzten Jahren der Anleihemarkt als Abschnitt des offenen Geldmarktesviel an Bedeutung gewonnen hat, und daß die Banken.... in steigendem Maßeihre Anleihebestände als Mittel zur Anpassung ihrer Kassenhaltung an dievorkommenden Anforderungen benutzen". Erwägungen dieser Art haben dieReserve-Banken in den letzten Jahren veranlaßt, eine Umschichtung inner-halb ihres Staatspapierbesitzes vorzunehmen: während dessen Gesamtsummepraktisch unverändert 2,5 Milliarden Dollar geblieben ist, hat die anteilsmäßigeBedeutung der Anleihen (namentlich mit einer Fälligkeit von mehr als fünfJahren) zugenommen.

Im Juni 1939 wurde beschlossen, den Schatzwechselbesitz der Reserve-Banken auslaufen zu lassen, da eine Zeitlang die Verfassung des Geldmarktesderart war, daß Wechsel selbst fast oder ganz renditenlos nur mit Schwierigkeiterneuert werden konnten.

Anders lagen die Dinge am Markt der Staatsanleihen, wo Anfang Juni1939 die Kurse mit der entstehenden Kriegsgefahr in Europa nachzugeben

begannen und gegenDer Staatspapierbesi tz Ende August ein Kurs-

der Bundes-Reserve-Banken stürz eintrat. Zwischendem 25. August unddem 16. Septemberwurden die Leihgeld-sätze der Bundes-Reserve-Banken mehr-mals geändert; sechsReserve-Banken senk-ten ihre Sätze für Re-diskontierungen undDarlehen an Mitglieds-banken gegen Staats-anleihen von IV2 auf1 v. H. (den in NewYork seit August1937 geltenden Satz),während alle zwölf

am Monatsendein Millionen Dollar

1936 Dezember . . .19371938

1939 JuniJul iAugust . . . .September . . .Oktober . . . .November . . .Dezember . . .

1940 JanuarFebruar . . . .

Anleihen

491752841

911911912

1.3161.3161.2831.351

1.3441.344

Schatz-anwei-sungen

1.3411.1551.157

1.1761.1761.1791.2451.2451.2331.133

1.1331.133

Schatz-wechsel

599657566

46340133524217435

Zusam-men

2.4302.5642.564

2.5502.4882.4262.8032.7362.5522.484

2.4772.477

- 113 -

Reserve-Banken ihre Sätze für derartige Kredite an Nicht-Mitgliedsbankenauf einen und denselben Stand herabsetzten (was Senkungen bis zu 3 v. H.mit sich brachte). So konnten alle Handelsbanken, die Bargeld brauchten,Vorschüsse gegen Staatspapiere zu pari erhalten — in sieben Reserve-bezirken nur zu 1 v. H. und in den übrigen fünf zu 1% v. H. Verkäufe derBanken zu reinen Liquiditätszwecken hätte es daher nicht zu geben brauchen,tatsächlich war aber die Ansicht weit verbreitet, daß der Tiefpunkt der Zins-sätze erreicht sei. Die New Yorker Banken hatten schon erkannt, daßsie ihre großen Bestände nicht veräußern konnten, ohne den Markt in Un-ordnung zu bringen, und teilten ihren Geschäftsfreunden im Landesinnern mit,daß sie es nicht beabsichtigten; viele kleinere Banken und andere Besitzer vonStaatspapieren begannen jedoch zu verkaufen, während gewöhnliche Kauf-aufträge praktisch ganz fehlten. (Die Bestände der Mitgliedsbanken an Staats-papieren stiegen im Laufe des Jahres um 300 Millionen auf mehr als 11 Mil-liarden Dollar; während jedoch die New Yorker Banken mehr als 500 Millionenkauften, haben die übrigen 200 Millionen Dollar verkauft.)

In den fünf Wochen bis zum 27. September erwarben die Reserve-Bankenfür 474 Millionen Dollar Bundesanleihen und Schatzanweisungen bei sinkendenPreisen, wie die folgenden Zeichnungen veranschaulichen.

Die wöchentlichen höch-sten und niedrigsten Notie-rungen eines repräsentativenStaatspapiers werden hierder wöchentlichen Zu- undAbnahme des Gesamtbe-sitzes aller Reserve-Ban-ken an Bundesanleihen undSchatzanweisungen gegen-übergestellt (wobei Verän-derungen in den Einzelbe-ständen durch Konversionenusw. ausgeschaltet sind).

Die Federal Reserve Bankof New York schreibt inihrem Jahresbericht: ,,DieseKäufe wurden getätigt nichtin der Absicht, die Kurseder Staatspapiere festzu-legen oder zu stützen, son-dern um eine geordneteWiederanpassung des Mark-tes an Kursstände zu er-leichtern, bei denen Kauf-aufträge von anderen Seitenin dem für einen ordnungs-gemäßen Handel genügenden

Kurse der amerikanischen 27/8% Bundes-Obligationen 1955-60.

Höchster und niedrigster Kurs jeder Woche."2 | 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 , 1 1112

110

108

106

102

100J F M A M J J A S O N D J F M A

B.R.1.U0.. 1939 1940

110

108

106

102

100

Wöchentliche Veränderungen des Besitzes der Bundes-Reserve-Banken an Schatzanweisungen und Anleihen.

In Millionen Dollar.300

J l Zum hme

[AbnahmeI I

i

Lr

---

200

100

50

0

- 5 0J F M A M J J A S O N D J F M A

*»"«•• 1939 1940

300

200

100

50

0

-50

- 114 -

Umfang an den Markt gelangen würden. Dieses Ziel war in der letzten Sep-temberwoche erreicht." Die Erholung des Marktes während der letzten Zeitdes Jahres 1939 ermöglichte es den Reserve-Banken, rund 72 Millionen Dollarihrer längerfristigen Bestände wieder abzustoßen.

Ein Aufsatz „The Banks and Idle Money"* im ,.Federal Reserve Bulletin"vom März 1940 führt zu diesen Vorgängen aus: ,, viele Banken be-trachten die langfristigen Schuldverschreibungen in ihrem Portefeuille nichtals Daueranlagen wie die Lebensversicherungsgesellschaften, sondern sie sinddarauf bedacht, Wertpapiergewinne zu erzielen oder Verluste zu vermeiden,indem sie die Papiere vor Eintritt eines Kursrückganges verkaufen. DieseHaltung der Banken hat angesichts der starken Zunahme ihrer Anleihe-bestände den Bundes-Reserve-Behörden neue Verantwortlichkeiten auferlegt undeine gewisse Änderung in der Einstellung ihrer Politik notwendig gemacht.Während früher die Banken ihre Reservepositionen durch Abgabe kurz-fristiger Wertpapiere reguliert haben, neigen sie jetzt dazu, zuerst dielangfristigen Bundesanleihen zu verkaufen und ihre kurzfristigen Aktiva zubehalten Infolgedessen ist der Markt für Bundesanleihen der zentraleGeldmarkt des Landes, d. h. das Feld geworden, auf dem die Reserve-Politiksich in erster Linie entfalten kann."

Daß die Nachfrage auch nach langfristigem Wirtschaftskredit nicht leb-hafter ist als nach kurzfristigem, erhellt aus der folgenden Übersicht der voninländischen Gesellschaften in den Vereinigten Staaten aufgelegten Anleihen :

Neue Emissionenin den Vere in ig ten Staaten.

Diese Ziffern bezie-hen sich auf Emissionenam Markt zur öffentli-chen Zeichnung. Andere,bei Versicherungsgesell-schaften und sonsti-gen Anlage-Institutenprivat untergebrachteWertpapiere, über diekeine regelmäßigen sta-tistischen Angaben vor-handen sind, erhöhtenwahrscheinlich die Ge-

samtemissionen auf 2,1 Milliarden Dollar, d. h. etwa dieselbe Ziffer wie imVorjahr, aber mit einem höheren Anteil der Refundierungs-Anleihen als 1938.

Die Rendite der amerikanischen Staatspapiere ist zwar nicht mehr soaußerordentlich gering wie in der ersten Juniwoche 1939, aber doch noch sehrniedrig. Schatzwechsel werfen überhaupt keine und zwei- bis fünfjährige Notesso gut wie keine Rendite ab. Die folgende Zeichnung aus dem U.S. TreasuryBulletin zeigt, daß selbst die Anleihen mit der längsten Laufzeit von20 Jahren im März 1940 nur eine Rendite von 2,29 v. H. hatten.

Vierteljährlichin Millionen Dollar

Januar-März . . .Apr i l - Jun i . . . .Jul i-September .Oktober-Dezember

Zusammen

1929

1.5321.6881.5181.050

5.788

1937

390439246150

1.225

1938

111252342167

872

1939

821289169

371

* Von Woodlief Thomas.

- 115 -

Rendite der amerikanischen Staatsanleihen und „Notes".15. März 1940.

%

2.75

2.50

2.25

2.00

1.75

1.50

1.25

1.00

.75

.50

.25

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1940 19*2 1944 1946 1948 1950 1952 1954 1956 1958 1960 1962BM 3S3.

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2.50

2.25

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1.50

1.25

1.00

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Unter diesenUmständen muß dieGeldflüssigkeit weite-ren Ausdruck findenin der Ausbreitungniedriger Zinssätzeim Lande und im ge-samten Kreditverkehr.Beispielsweise kanndie weitere Senkungder Hypothekenzins-sätze, die in denletzten Jahren einengewissen Fortschrittgemacht hat, dieWoh-nungs- und sonstigeBautätigkeit anregen.

Neben den Vereinigten Staaten war Frankreich das Land, bei dem dieinnere Kreditverfassung von den von außen kommenden Kapitalbewegungenam stärksten beeinflußt wurde. Die seit November 1938 andauernde finanzielleund wirtschaftliche Gesundung und die Heimkehr von Kapital, die ohne nennens-werte Unterbrechung das Jahr 1939 hindurch anhielt, fanden namentlich inseiner ersten Hälfte ihren Niederschlag am Geld- und Kapitalmarkt. DerDiskontsatz der Bank von Frankreich wurde im Januar 1939 von 2% auf 2 v. H.herabgesetzt und seitdem unverändert auf dieser Höhe gehalten. Der Durch-schnittssatz für Mediogeld gegen erstklassige Wertpapiere an der Börse (die„reports au parquet" oder der ,,contango"-Satz) betrug in der ersten Hälftedes Jahres nur 1 v. H., während in der gleichen Zeit die Rendite der 4prozentigenRente von 1918 unter 5 v. H. blieb. Der Markt war flüssig, die Einlagen beiden Handelsbanken nahmen zu, und rund 4 Milliarden französische FrankenDiskontkredite und Vorschüsse wurden an die Bank von Frankreich zurück-gezahlt. Die staatlichen Ausgaben wurden durch Steuern und Anleihen amMarkt gedeckt. Eine mit 5 v. H. verzinsliche Staatsanleihe mit 40jähriger Lauf-zeit ohne jede Gold- oder Währungssicherung erbrachte bei einem Ausgabe-kurs von 98 im Mai, Juni und Juli 10 Milliarden französische Franken (barund Konversion)- Die Bank von Frankreich wurde für Kredite nicht in An-spruch genommen.

Dieses Bild änderte sich Mitte August plötzlich, als die zunehmendepolitische Spannung und der Kriegsausbruch zu einer starken Beanspruchungder Bank von Frankreich führten, wie die Aufstellung auf der folgendenSeite zeigt.

Von Mitte August ab mußten die Privatbanken, um den Bargeldbedarfzu befriedigen, bei der Bank von Frankreich Diskontierungen und Vorschüssebeantragen; schon vom 7. September an fand aber ein gewisser Rückfluß statt;die Banken konnten mit der Rückzahlung der geliehenen Geldbeträge beginnen,

- 116

Bank von Frankreich — Gesamtkreditbeanspruchung

in Milliarden französische Franken

Privater Kredit :DiskontierungenVorschüsse

Zusammen . . .Öffent l icher Kredi t :

Vorschüsse an den Staat .

Zusammen . . .Offenmarkt-Käufe . . . . .

Obige Posten zusammen .

Notenumlauf

1938

29. Dez.

9,74,1

13,8

30,6

44,4

1,9

46,3

110,9

1939

17. A u g .

6,03,8

9,8

30,6

40,42,9

43,3

123,1

7. Sept.

20,16,2

26,3

30,6

56,84,3

61,2

146,1

28. Dez.

7,53,7

11,2

44,7

55,95,8

61,7

151,3

1940

28. März

6,93,7

10,6

47,8*

58,47,2

65,6

156,0

* Einschließlich 17,3 Milliarden französische Franken aus dem Goldaufwertungsgewinn vom März 1940.

und am Jahresende war der Gesamtumfang der ausstehenden Privatkreditegeringer als Ende 1938. Andererseits entsprachen die Abhebungen der Regierungvon ihrem Vorschußkonto bei der Bank von Frankreich in ihrem Rhythmus abMitte September ungefähr den Rückzahlungen privater Kredite. 1939 stieg derNotenumlauf um etwa 40 Milliarden französische Franken; hiervon entsprachen15 Milliarden französische Franken der Ausdehnung des öffentlichen undprivaten Kreditumfangs der Bank von Frankreich, während der Rest haupt-sächlich den Gegenposten der aus dem Ausland zurückgekehrten und vonden französischen Währungsbehörden erworbenen Kapitalien bildete. DieEinlagen der vier Pariser Großbanken, auf die etwa die Hälfte bis zwei Drittelder Einlagen aller Handelsbanken entfallen, stiegen während des Jahres,namentlich von August an, um etwa 9 Milliarden französische Franken undnahmen auch im neuen Jahr von 42,4 Milliarden französische Franken imDezember weiter zu bis auf die Rekordhöhe von 46,6 Milliarden französischeFranken Ende März 1940. Die Umsätze auf den Konten sind jedoch gering,worauf der Umfang des Abrechnungsverkehrs in Paris schließen läßt, der vonSeptember bis zum Jahresende kaum halb so hoch war wie ein Jahr zuvor.

Die Versteifung im August und September war demnach vorübergehend —der Geldmarkt wurde bald wieder flüssiger, die Bankeinlagen nahmen zu, undder Reportsatz an der Börse sank von neuem unter 1 v. H. Die Kriegsfinan-zierung erfolgte wie in anderen Ländern in erster Linie im Wege des kurz-fristigen Kredits. Abgesehen von den Vorschüssen der Bank von Frankreichwurden, wie der Finanzminister im Februar 1940 mitteilte, an rediskontierbarenRüstungswechseln mit einer Laufzeit von sechs und zwölf Monaten im Sep-tember 2,2 Milliarden französische Franken, weitere 5,3 Milliarden im Oktoberund durchschnittlich 8 Milliarden im Dezember 1939 und Januar 1940 begeben.

Der Rentenmarkt erholte sich im September ohne Hilfe des Rentenfonds(der ursprünglich zur Stützung der Staatspapierkurse errichtet worden war),und Anfang 1940 fiel die Rendite der 4prozentigen Rente von 1918 wiederum

— 117 —

Frankreich - Zinssätze in v. H.

1939 1940

Bankeinlagen in Milliarden Franken.

1938 1939 1940

1Z0

110

100

30

80

70

60

50

40

30

20

m

0

auf etwa 5 v. H., eine langfristigeStaatsanleihe ist aber noch nichtam Markt begeben worden. DerUmfang der beabsichtigten Kredit-aufnahme ist beträchtlich : außerdem ordentlichen Haushaltsbetragvon 80 Milliarden französischeFranken für 1940, der durch Steuerngedeckt werden soll, wurden fürdie ersten beiden Viertel des Jahresje 55 Milliarden französische Fran-ken für militärische Ausgaben be-willigt, die durch Anleihen auf-zubringen sind. Dies würde eineKreditaufnahme von rund 220 Mil-liarden französische Franken imJahr bedeuten, bei einer Staats-schuld von insgesamt etwa 450 Mil-liarden französische Franken vordem gegenwärtigen Kriege. Infolgeder Frankenabwertung war derGoldwert der öffentlichen Schuldim Jahre 1939 allerdings nichthöher als 1914.

Anders als in Frankreichund teilweise als Gegenstück zurdortigen Entwicklung hielt derGeldabfluß aus England in denersten acht Monaten des Jahres

1939 weiter an. Wenn auch die Tätigkeit des Währungsausgleichsfondszum Schutz des Geldmarktes beitrug, so machte sich doch die Knappheitdes „Außenseiter-Geldes" fühlbar (d. h. des Geldes, das am Diskontmarktvon anderen als Clearing-Banken ausgeliehen wird). Die ohnehin verringertenflüssigen Mittel der ausländischen Banken wurden, wenn sie nicht einfachins Ausland übertragen wurden, gewinnbringender als am Geldmarkt zu Dollar-Swapgeschäften und zur Goldarbitrage verwendet. Der Schatzwechseldiskontblieb jedoch bis Mitte März etwas über % v. H. ; danach stieg er unter demEinfluß der internationalen Lage und angesichts der Möglichkeit, daß derBanksatz von 2 v. H. effektiv oder sogar erhöht würde, Mitte April auf 1% v. H.,fiel aber Anfang Mai wieder auf % v. H.

Die politische Unruhe im März und April 1939 äußerte sich auch in einererheblichen Abschwächung an der Börse; beispielsweise fiel die 3%prozentigeKriegsanleihe von 98 Anfang März auf 91 Ende April. Einen verhältnismäßignoch schärferen Rückgang hatten jedoch die kurzfristigen Staatspapiere zuverzeichnen, die innerhalb wie außerhalb des Marktes zur Verwendung flüssigerMittel dienen und daher einer plötzlichen Realisierung in schwierigen Zeiten

— 118 —

stärker ausgesetzt sind als die für Anlagezwecke gekauften längerfristigenWertpapiere. Im großen ganzen behielten die Kapitalmarktsätze in diesen erstenacht Monaten 1939 die Aufwärtsbewegung bei, welche die Renditen der Staats-anleihen von weniger als 3 v. H. in den Jahren 1935 und 1936 bis gegen 4 v. H.steigen ließ. Ein Anzeichen dieser Entwicklung war die zweimalige Erhöhungder Sätze für Wohnbau- und andere Gemeindekredite des Kommunalanleihen-fonds um je 1/8 v. H. im April und Mai, so daß die neuen Sätze sich zwischen4 und 4% v. H. bewegten.

Obwohl diese Bedingungen für die Neuaufnahme von Kapital nicht sehrgünstig waren, wurden doch die meisten Anleihen des Jahres in den erstenacht Monaten begeben. Nach der Zusammenstellung der Bank von Englandbeliefen sich die neuen inländischen Industrieanleihen insgesamt auf nur39 Millionen Pfund, d. h. auf etwa die Hälfte des Betrages von 1938 und aufweniger als ein Viertel gegenüber 1936.

Imsich diePfundes

Londoner Marktsätze in v. H.

4prozentige Konsols_

Schatzwechsel

J F M A M J J A S O N D J F M A M J

1939 1 9 «

105

90

August 1939, als die internationale Lage bedrohlicher wurde, verstärkteKapitalabwanderung. Am 24. August, einen Tag vor dem Sturz desan den Börsen, wurde der Banksatz von 2 auf 4 v. H. erhöht, womit

eine Folge von sieben Jahren,in denen ununterbrochen einBanksatz von 2 v. H. in Gel-tung gewesen war, plötzlichbeendet wurde. Der neueSatz war sofort effektiv unddie Leihgeld- und Einlagen-sätze derClearingbanken, derSchatzwechseldiskont undandere Marktsätze folgtensämtlich seinem Beispiel.Der Kurssturz bei den gold-geränderten Wertpapierenwurde durch die Einführungvon Mindestkursen aufgehal-ten, die etwa den niedrigstenKursen vom 23. August ent-sprachen und unter denenkeine Geschäfte getätigtwerden durften. Für die3 % prozentige Kriegsanleihewurde, wie aus der Zeich-nung ersichtlich ist, ein Kursvon 88% festgesetzt. DieHalbmonatsliquidationen ander Börse wurden abge-schafft und alle Geschäfteausschließlich per Kassegetätigt.

Kurs der 3%% Kriegsanleihe.

Höchster umniedrigster Kurs

der Woche

Mindestkurs

105

100

95

1939F n A

194085

— 119 —

Der Ausbruch des Krieges im September veranlaßte eine Reihe von Not-maßnahmen: Devisenbestimmungen, Kapitalmarktkontrolle und andere Zwangs-vorschriften wurden eingeführt. Besondere Diskontierungsmöglichkeiten bei derBank von England (zu 2 v. H. über dem Banksatz) wurden denjenigen Akzept-firmen eingeräumt, deren Kunden infolge der Kriegsumstände die fälligenBeträge nicht überwiesen. Wenn auch das den Akzepthäusern durch denKrieg gestellte Problem im Vergleich zu dem vom August 1914 leicht war,so war es doch etwas verwickelt infolge der noch ausstehenden deutschen Still-haltekredite im Betrage von etwa 37 Millionen Pfund, von denen allerdingsrund 60 v. H. lange vor Kriegsausbruch vom Markt zurückgezogen wordenwaren.

Nachdem der Markt gegen den Abfluß von Inlandskapital gesichert war,ging die Spannung, die Anfang September bestanden hatte, bald vorüber.Der Banksatz wurde am 28. September zunächst auf 3 v. H. und am 26. Oktoberwieder auf 2 v. H. ermäßigt. Die Marktsätze neigten dazu, die rückläufigeBewegung des Banksatzes vorwegzunehmen und ihm auf dem Weg nach untenvoranzugehen. Eine bemerkenswerte Ausnahme bildete der Satz der Clearing-banken für Darlehen an den Markt, der sein überliefertes Verhältnis von1 v. H. unter Banksatz beibehielt und so im Oktober den niedrigsten Standmit 1 v. H. erreichte. (In der Zeit von Ende 1934 bis August 1939 hatte erausnahmsweise nur y2

v- H., d. h. 1 % v. H. unter Banksatz, betragen.) Da kurz-fristige Darlehen der Clearingbanken zu diesem Satz die Hauptmittel des Diskont-marktes bilden, ging der Diskont für Schatzwechsel auf etwas über 1 v. H.zurück. Mit dem Anwachsen der Pfundreserven der Empire-Länder kam auchwieder mehr „outside money" an den Markt. Unterstützt von der Senkungder Bankrate und der zunehmenden Flüssigkeit des Marktes, lösten sich diegoldgeränderten Wertpapiere (vor allem die kurzfristigen) Anfang Oktober vonden Mindestkursen, und ihr Handel, der sehr erschwert gewesen war, nähertesich wieder den normalen Formen.

Die infolge des Krieges erhöhten Staatsausgaben wurden wie in anderenLändern in erster Linie durch kurzfristige Kredite finanziert; der Betrag derwöchentlich aufgelegten Tender-Schatzwechsel stieg von den üblichen 30 bis40 Millionen auf 55-65 Millionen Pfund. Im November wurde ein Versuch zurHeranziehung der kleinen Ersparnisse unternommen mit der Ausgabe von5-10jährigen Sparzertifikaten und 7jährigen Sparobligationen, die einen Ertragvon je etwa Z1^ v. H. bringen und auch früher zurückgezahlt werden können;ihr Besitz im Einzelfalle ist begrenzt. (Bis Ende März 1940 waren 120 MillionenPfund dieser Sparanleihen gezeichnet, also im Durchschnitt etwa eine MillionPfund je Werktag.)

Der Markt blieb über das Jahresende flüssig; die Bank von Englandwurde nicht in Anspruch genommen. Eine neue Art von Geschäften amoffenen Markt wurde während des Jahres entwickelt, zuerst im April 1939 undin größerem Maßstab im Dezember. Die Bank von England ist von ihrerbisherigen Übung abgegangen und hat erhebliche Beträge kurzfristiger Schatz-wechsel unmittelbar von den Clearingbanken gekauft, die dann ihre Beständedurch den Kauf längerer Wechsel am Markt wieder auffüllten. Die Flüssigkeit

— 120 —

der ersten zehn Clearingbanken am Ende des Jahres 1939 erhellt daraus,daß die während des Jahres erfolgte Zunahme der Gesamteinlagen um 163 Mil-lionen Pfund auf 2.350 Millionen Pfund zu mehr als 80 v. H. gedeckt wardurch eine Vermehrung der flüssigen Aktiva (Kassenbestand, tägliches Geldund diskontierte Wechsel). Fast die gesamte Zunahme der Einlagen undflüssigen Aktiva fiel in die letzten vier Monate des Jahres; sie spiegelt diedurch Schatzwechsel gedeckte Vermehrung der Staatsausgaben wider; derUmlauf an „Tender"-Wechseln stieg von 500 Millionen Pfund Mitte Septemberauf über 800 Millionen Pfund im Januar 1940. Die Zunahme der Einlagen beiden zehn Clearingbanken war 1939 bedeutender als in jedem Jahr seit 1932,als die Goldwährung aufgehoben und die große Kriegsanleihe-Konversiondurchgeführt wurde.

Der wachsende Umfang des bei Sparkassen, Versicherungsgesellschaftenund einigen außerplanmäßigen Fonds angesammelten Geldes übte bei demfast gänzlichen Fehlen neuer Effektenemissionen seine Wirkung auf die Börseaus, und die Kurse der goldgeränderten Wertpapiere stiegen bei lebhaftemGeschäft. In der zweiten Hälfte des Januar 1940 wurde die Umwandlung der4%prozentigen Konversionsanleihe 1940-44 (von der sich ein großer Teil im Besitzvon Banken und Marktfirmen befindet) in eine 2prozentige Anleihe mit einerLaufzeit von 3-5 Jahren angekündigt, und 250 Millionen Pfund der ausstehenden350 Millionen Pfund wurden umgewandelt. „Neues Geld" wurde aber nichtaufgenommen. Im Gegenteil, Ende Januar wurde eine zeitweilige Sperre fürkommunale Konversionsangebote verhängt, soweit sie mit einer Barkreditauf-nahme verbunden sind. Außerdem wurde eine Reihe über U. S. A. Dollarlautender Wertpapiere flüssig gemacht, deren Besitzer Anfang März Bezahlungin Pfunden erhielten. Zu dieser Zeit hatte die Nachfrage die langfristigen3%prozentigen Wertpapiere beinahe auf pari hinaufgetrieben, und mittelfristigeAnleihen warfen rund 3 v. H. ab.

Am 5. März 1940 wurde eine 3prozentige Kriegsanleihe mit einer Laufzeit von15-19 Jahren im Betrage von 300 Millionen Pfund angekündigt, die am 12. Märzzu pari begeben werden sollte. Die hiermit eingehenden 300 Millionen Pfundneuen langfristigen Geldes entsprachen ungefähr den seit Kriegsausbruch imTenderverfahren begebenen Schatzwechseln und reichten bei dem damaligenUmfang der Ausgaben zur Deckung des Bedarfs für drei oder vier Monate.

Die gesamten staatlichen Ausgaben in England erhöhten sich von durch-schnittlich 250 Millionen Pfund vierteljährlich im Jahre 1938 auf 625 MillionenPfund im ersten Vierteljahr 1940, d. h. von 2% Millionen auf nahezu 7 MillionenPfund täglich.

Nach der Auflegung der 3prozentigen Kriegsanleihe erklärte der Schatzkanzler,daß die Politik der Regierung darauf gerichtet sei, die Zinssätze stabil zuhalten und sicherzustellen, daß die Renditen zukünftiger Anleihen aller Artin Einklang stehen mit den Zinsverhältnissen, wie sie durch die Bedingungender letzten 2prozentigen Konversionsanleihe und der gerade begebenen 3prozen-tigen Anleihe geschaffen worden seien. Am 18. März 1940 wurde eine neue Listevon Mindestkursen für goldgeränderte Wertpapiere veröffentlicht — der Kurs

— 121 —

Die staatlichen Ausgaben Großbritanniens*

in Millionen Pfund

Januar—MärzAnril-JuniJuli-SeptemberOktober-Dezember

Insgesamt

1938

247235238284

1939

298296347543

1940

625

gedeckt durchAnleihen auf Grund der

Defence Loan Acts

1938

65

17

1939

1111565

246

1940

166

* unter Weglassung sich ausgleichender Posten.

der 3%prozentigen Kriegsanleihe wurde von 88% auf 95 erhöht, ungefähr 3 Punkteunter dem damaligen Marktkurs (ohne Stückzinsen). Der Mindestkurs derneuen 3prozentigen Anleihe wurde auf 98 festgesetzt, so daß sich eine Renditevon 3,14 v. H. ergibt (d. h. weniger als 2 v. H. für den Geldgeber nach Abzugder Einkommensteuer zum Normalsatz).

Der deutsche Geld- und Kapitalmarkt ist zwar durch den Schutz einerstrengen Devisenbewirtschaftung dem Einfluß internationaler Geldbewegungenentzogen, wohl aber spiegelt er die wechselnde innere Lage wider, namentlichdie Wandlungen in Umfang und Methoden der staatlichen Finanzierung undin den Kapitalanforderungen der Wirtschaft.

Bis zum März 1938 wurden die Aufwendungen des Reichs teilweise durchdie Begebung von ,,Sonderwechseln" gedeckt, die nicht den Namen desReiches trugen und in der amtlichen Statistik unberücksichtigt blieben. NachEinstellung der Sonderwechselausgabe seit dem 1. April 1938 läßt sich ausden monatlichen Ausweisen über die Reichsschuld ein Bild der laufendenStaatseinnahmen aus Krediten gewinnen (wenn einige Anleihen, die keineBareinnahmen ergaben, außer Betracht bleiben, wie z. B. die Anleihen zurEntschädigung deutscher Besitzer österreichischer und tschechoslowakischerStaatspapiere).

Das Finanzierungsprogramm vom März 1938 hatte die Deckung der dielaufenden Steuereinnahmen übersteigenden Ausgaben des Reichs durch lang-fristige Anleihen zum Ziel ; eine gewisse Beweglichkeit erhielt das Systemdurch die Ausgabe sechsmonatiger Lieferungsschatzanweisungen in einemUmfang, der ihre Rückzahlung bei Fälligkeit erlaubte. Die langfristigen An-leihen umfassen die am offenen Markt begebenen ,,Schatzanweisungen" unddie bei Kapitalsammelstellen untergebrachten „Anleihen", 27jährige Schuld-verschreibungen, die unmittelbar zur Anlegung der flüssigen Mittel von Spar-kassen, Versicherungsgesellschaften und Sozialversicherungsträgern dienen.In der monatlichen Zunahme dieser Anleihen drückt sich das Anwachsen derin Spareinlagen, Lebensversicherungen usw. angesammelten Ersparnisse aus.

Die Lieferungsschatzanweisungen wurden seit April 1938 in einem durch-schnittlichen Betrag von 500 Millionen Reichsmark im Monat ausgegeben,und im Oktober belief sich der ausstehende Gesamtbetrag auf etwa 3 Milliarden

— 122 —

Reichsmark, (wovon die Banken etwa zweiersten dieser Papiere wurden im Novemberausgaben fanden aber noch bis April 1939sionen nicht mehr erfolgt, und der Umlaufging von Monat zu Monat den FälligkeitenOktober 1939 vollständig eingelöst waren.Schatzwechselausgabe, die später eine derwurde, an Bedeutung zuzunehmen.

Drittel übernommen hatten). Die1938 fällig und eingelöst, Wieder-statt. Danach sind weitere Emis-von Lieferungsschatzanweisungenentsprechend zurück, bis sie imVon Ende 1938 ab begann die

Hauptformen der Mittelaufbringung

In landsschulden des Deutschen Reichs,monatliche Zu- und Abnahme (—)*

in MillionenRM

1938April . . .Mai . . . .Juni . . .Juli . . . .August . .SeptemberOktober. .November.Dezember.

1939Januar . .Februar . .März . . .April . . .Mai . . . .Juni . . .Ju l i . . . .August . .SeptemberOktober. .November.Dezember.

kurzfristig

Reichs-bank

(i)

— 605

- 191818

- 493753

- 7373

454126

- 461324

- 243486

Unverzinsl.Schatz-

anweis.u.Wechsel

(2)

246483502468506240186

— 213236

242650714994189

— 92- 2 1 5

1.0231.320

7841.7911.053

Sonstigekurzfr.

Darlehen

(3)

10

20— 10— 20

240365

— 325- 281

ins-gesamt

186488483486524240137

- 176299

262640621

1.307554

- 417- 42

1.149859

1.1081.5481.539

lang- und mittelfristig

Renten-bank

(5)

4001615855

Markt-anleihen

(6)

1.337262367

1.8407

1.171

3302

100

"Liqui-ditäts"-ftnleihen

(7)

210148

3710

2999655

157153

362328

5810

144811

1113

229320404358

ins-gesamt

(8)

1.528376289

- 4299

- 1731.784

1641.223

687330

2- 25

136676

1113

528481462312

H.F.-Steuer-

gut-scheine

669829781845905803

- 161

GesamteZunahme

(10)

1.71486477248282367

1.921- 12

1.522

949970623

1.2821.3591.088

7502.0072.2922.3922.0101.690

* Berücksichtigt ist nur die „Neuverschuldung", d. h. die seit 1924 aufgenommenen Schulden.(1) Betriebskredit; seine Begrenzung auf 100 Millionen Reichsmark wurde im Juni 1939 aufgehoben.(2) Darunter insbesondere die sogenannten Lieferungs-Schatzanweisungen, die von April 1938 bis April 1939

mit 6monatiger Laufzeit ausgegeben und bis Oktober 1939 sämtlich zurückgezahlt waren.(3) Im April und Mai 1939 Überbrückungskredit von den Banken.(5) Darlehen an das Reich entsprechend der Ausgabe von Rentenbankscheinen zur Ergänzung des Scheide-

münzenumlaufs.(6) 1939 wurden keine Anleihen am offenen Markt begeben; die für das erste Vierteljahr angegebenen Beträge

sind nachträgliche Einzahlungen auf die Anleihe vom Dezember 1938.(7) Anleihen, die unmittelbar zur Anlegung flüssiger Mittel von Sparkassen, Versicherungsgesellschaften,

Sozialversicherungsträgern usw. dienen. Nettobeträge nach Abzug der laufenden Tilgungen.(8) Gesamtbetrag der lang- und mittelfristigen Schuldaufnahme abzüglich Rückzahlungen verschiedener

Schulden.(9) Auf Grund des Neuen Finanzplans vom März 1939 zu Zahlungen verwandt, also kein eigentlicher Zugang

von Barmitteln, wohl aber Ergänzung der allgemeinen Einnahmen.

— 123 —

In dem im März 1939 endenden Rechnungsjahr wurden am offenen Marktlangfristige Anleihen in einem Gesamtbetrag von 5,4 Milliarden Reichsmarkbegeben, während weitere 1,9 Milliarden Reichsmark aus den bei Kapital-sammelstellen untergebrachten Anleihen erzielt wurden, so daß die langfristigenAnleihen (abzüglich der Rückzahlungen von 800 Millionen Reichsmark) einenNettobetrag von 6,5 Milliarden Reichsmark ergaben oder 60 v. H. der währenddieser Zeit im Kreditwege aufgebrachten neuen Mittel von insgesamt 10,7 MilliardenReichsmark.

Der Finanzplan vom März 1939 sah die Bezahlung öffentlicher Lieferungenbis zur Höhe von 40 v. H. zu gleichen Teilen mit 7- und 37monatigen Steuer-gutscheinen vor, die innerhalb gewisser Grenzen die Rechtsstellung einesgesetzlichen Zahlungsmittels hatten und von den einzelnen Firmen bei Fälligkeitmit verschiedenen Vergünstigungen zu Steuerzahlungen verwendet oder längereZeit als Anlagepapier behalten werden konnten. Außergewöhnliche Ausgabensollten in dieser Weise statt durch am offenen Markt begebene langfristigeAnleihen gedeckt werden. Der Kapitalmarkt, der jahrelang den Reichsanleihenvorbehalten war, wurde insbesondere für die Emission von Industrieobligationengeöffnet.

Seit Mai 1939 wurden Steuergutscheine in einem durchschnittlichen Betragvon 800 Millionen Reichsmark im Monat ausgegeben, und Ende Oktober beliefsich der ausstehende Gesamtbetrag auf 4,8 Milliarden Reichsmark. Die Steuer-gutscheine erwiesen sich aber in großen Beträgen als schwer zu verarbeiten,denn wenn sie auch an der Börse notiert wurden, waren sie doch nicht redis-kontierbar und konnten nur als Deckung für Bankkredite dienen. Im Novemberwurde ihre Ausgabe eingestellt und im Dezember 1939 etwa die Hälfte der7monatigen Ausgabe vom Mai zu Steuerzahlungen verwendet. Mit Wirkungvom 1. April 1940 verloren die Steuergutscheine ihre Eigenschaft als Zah-lungsmittel.

In den neun Monaten von April bis Dezember 1939 hat das Reich ins-gesamt Kredite im Betrage von 14,9 Milliarden Reichsmark aufgenommen(einschließlich einer Nettoausgabe von 4,7 Milliarden Steuergutscheinen) gegen8,2 Milliarden Reichsmark in der gleichen Zeit 1938: am offenen Markt wurdenkeine langfristigen Anleihen begeben, die bei Kapitalsammelstellen unter-gebrachten Anleihen ergaben aber 2,3 Milliarden Reichsmark gegen 1,2 Mil-liarden Reichsmark in den letzten neun Monaten von 1938. Die lang- undmittelfristige Netto-Kreditaufnahme betrug in den letzten neun Monaten von1939 einschließlich 670 Millionen Reichsmark von der Rentenbank zur Ergänzungdes Hartgeldes und 2,4 Milliarden Reichsmark dreijähriger Steuergutscheineinsgesamt 5 Milliarden Reichsmark, d. h. etwas über ein Drittel des vom Reichim Kreditwege aufgebrachten neuen Geldes. Das überwiegen der kurzfristigenSchuldaufnahme während dieser Zeit ist hauptsächlich auf die Ausdehnungder Schatzwechselausgabe in den Monaten August bis November 1939 zurück-zuführen, in denen die gesamte Kreditaufnahme je 2 Milliarden Reichsmarkmonatlich überstieg. Zu erwähnen ist auch ein von den Banken erhaltener,im April und Mai 1939 in Anspruch genommener Überbrückungskredit von

— 124 —

600 Millionen Reichsmark. Er wurde im Juni und Juli zurückgezahlt, nachdemdie Aufhebung der früheren Höchstgrenze von 100 Millionen Reichsmark fürunmittelbare Vorschüsse seitens der Reichsbank eine stärkere Inanspruchnahmevon Ausgleichskrediten ermöglichte. Ende Dezember 1939 bezifferte sich derGesamtbetrag dieser Vorschüsse auf 785 Millionen Reichsmark.

Die monatlichen Ausgaben stiegen wahrscheinlich ungefähr entsprechendden Gesamteinnahmen aus Anleihen und Steuern. Ein deutlicheres Bildsoll die folgende Zeichnung vermitteln, die auf dem gleitenden Dreimonats-durchschnitt der monatlichen Ziffern beruht (wobei die im letzten Halbjahr1939 veröffentlichten vierteljährlichen Steuerbeträge zunächst entsprechend derbekannten Bewegung der monatlichen Zahlen in den letzten Jahren auf Monats-grundlage umgestellt wurden).

Einnahmen des Deutschen Reichs aus Steuern und Krediten.Monatlich, in Millionen Reichsmark.

50001 1 . 5000

4500

4000

3500

3000

2500

2000

1500

1000

4500

W00

3500

3000

2500

Die tatsächlichenmonatlichen Ziffernder Gesamteinnahmensind von durchschnitt-lich 2,7 MilliardenReichsmark monatlichim ersten Halbjahr 1939auf 3,75 MilliardenReichsmark im Augustund auf 5 MilliardenReichsmark im Sep-tember gestiegen, inden folgenden Mona-ten aber zurückgegan-gen. In den fünf Mo-naten starken Anleihe-bedarfs von Augustbis Dezember 1939dürften die Gesamt-ausgaben wohl zu50 v. H. durch Steu-ern gedeckt wordensein.

Abgesehen vondem regelmäßigen Ein-fluß der vierteljährli-chen Zahlung direkter

Steuern drückten sich in der Marktentwicklung die wechselnden Methodender Staatsfinanzierung und im letzten Teil des Jahres der wachsende Um-fang der Kreditaufnahme aus. Die Ausgabe der nicht rediskontierbaren Liefe-rungsschatzanweisungen im Jahre 1938 hatte die Banken etwas angespannt(die zum erstenmal seit einigen Jahren eine Nachfrage nach neuen Kreditenerlebten), die Begebung rediskontierbarer Schatzwechsel im Jahre 1939 lockerte

M A M J J

1939

2000

1500

1000

— 125 —

aber den Markt wieder auf, und am 2. Mai wurde der Privatdiskontsatz um1/8 auf 2 % v. H. ermäßigt. Die neue Finanzierung durch Steuergutscheineseit Mai hatte indessen die Wirkung, daß die Mittelbeschaffung für die staat-lichen Aufträge den Industriefirmen zugeschoben wurde, was einen weiterenBedarf an Bankkredit hervorrief und gleichzeitig eine Einlagenzunahme zurück-hielt. Zu dieser Verengung trat auch der Notenbedarf bei Kriegsausbruch,der in den beiden Wochen bis zum 7. September zu einer Steigerung desReichsbanknotenumlaufs von 8.710 auf 10.970 Millionen Reichsmark führte.Diese Entwicklung, die bis in den Oktober hinein anhielt, beeinflußte auchden Renten- und Aktienmarkt.

Die Kurse derIndustrieobligationensanken Anfang Sep-tember auf ihren nie-drigsten Punkt, wäh-rend die Reichsbankzur Stützung der Kurseder Staatspapiere imAugust 100 MillionenReichsmark, im Sep-tember 400 Millionenund im Oktober weitere100 Millionen Reichs-markkaufte. Die4y2pro-

Deutsche Börsenkennziffernin v. H. des Nennwertes (für Aktien: der Kurse von 1924-26).

120

115

110

Mktienindex[1924/26=100)

/ Kursstand der 5%Industrie-Obligationen

Kursstand der4 / j % Wertpapiere

120

115

110

105

M A M J J A S O N D J

B.R.I. tO1. 1 9 3 9

Quelle: Deutsches Institut für Konjunkturforschung.

F M A

194095

zentigen Reichsschatz-anweisungen wurdengleichmäßig etwasunter dem Nennwertgehalten, aber diedreijährigen Steuer-gutscheine fielen so

weit, daß die Effektivverzinsung auf mehr als 6 v. H. stieg.

Eine rasche Änderung der Lage trat im November ein, als eine Kredit-ausweitungspolitik eingeschlagen wurde. Steuergutscheine wurden nicht mehrverwendet, sondern in erhöhtem Maße rediskontierbare Schatzwechsel aus-gegeben, der Privatdiskontsatz wurde weiter um 1/8 auf 25/s v. H. gesenkt,und am Anleihemarkt verkaufte die Reichsbank, um den wachsenden Bedarfzu befriedigen, 440 Millionen Reichsmark der von ihr früher gekauften Wert-papiere. Am Aktienmarkt erfüllte die Preußische Staatsbank (Seehandlung)eine ähnliche Aufgabe, indem sie aus ihrem Treuhandbesitz an Aktien, welchedas Reich im November 1938 für die den Juden auferlegte Abgabe in Zahlunggenommen hatte, verkaufte.

Die Ausgabe von Schatzwechseln wurde die Hauptmethode der staatlichenFinanzierung, und der Markt zeichnet sich bis jetzt durch zunehmende Flüssig-keit aus. Die Einlagen bei den Banken nahmen rasch zu, und zwei weitereHerabsetzungen des Privatdiskontsatzes bis auf 23/sV.H. wurden vorgenommen.

- 126 —

Bis Ende Januar hatte die Reichsbank seit der letzten Oktoberwoche imganzen über eine Milliarde Reichsmark Wertpapiere abgestoßen, im Februarstiegen die Börsenkurse der Reichsanleihen auf pari, und im März 1940 wurdeeine neue Folge 4prozentiger Reichsschatzanweisungen mit etwa öjährigerLaufzeit zu 99 v. H. auf den Markt gebracht, um die starke Nachfrage nachAnlagepapieren zu befriedigen. Im April 1940 wurde der Zeichnungspreis auf99% v. H. erhöht und im Mai der Parikurs erreicht.

Wenn auch die verkündete Politik dahin ging, den Kapitalmarkt im Jahre1939 den Industrieobligationen zu öffnen, so waren doch die Verhältnisse inden ersten zehn Monaten für neue Anleihen nicht günstig. Aber seit Novemberwurden Industrieanleihen zu vorteilhaften Bedingungen möglich. Die ersteAnleihe von Bedeutung war die Ausgabe von 500 Millionen Reichsmark 4% pro-zentige Schatzanweisungen (1945-49) der Deutschen Reichsbahn, von denen300 Millionen Reichsmark zu 98% Anfang November 1939 öffentlich ange-boten wurden. Nach dem Erfolg dieser Anleihe wurden zahlreiche Industrie-anleihen begeben. Im letzten Vierteljahr 1939 belief sich ihre Ausgabe aufinsgesamt 130 Millionen Reichsmark (außer der Reichsbahnanleihe), währendweitere 182, 83 und 133 Millionen Reichsmark im Januar, Februar und März 1940begeben wurden, so daß für die zwölf Monate seit April 1939 eine Summevon mehr als 900 Millionen Reichsmark erreicht wurde. Zur Beurteilung dieserBeträge sei darauf hingewiesen, daß im Jahre 1938 die gesamten Emissionenvon Industrieobligationen 100 Millionen Reichsmark nur wenig überstiegen haben.Im Mai 1940 gab der Preußische Staat eine 4prozentige Anleihe in Höhevon 500 Millionen Reichsmark aus, wovon 250 Millionen zu 99% v. H. am Marktuntergebracht wurden, während der Rest zur Konsolidierung kurz- und mittel-fristiger Schulden diente.

Die Flüssigkeit des Geldmarktes hielt auch im Frühjahr 1940 an, undam 9. April senkte die Reichsbank ihren amtlichen Diskontsatz von 4 auf3% v. H. — die erste Änderung seit acht Jahren. Zu dieser Diskontermäßigungbemerkte der Präsident der Deutschen Reichsbank auf deren Jahreshauptver-sammlung, daß sie nur als der erste Schritt auf dem Wege zu einer planmäßigenPolitik des billigen Geldes zu betrachten sei, die ihrerseits die Last der Kriegs-finanzierung zunächst für das Reich und zu gegebener Zeit auch für diegesamte deutsche Wirtschaft erleichtern solle. Später im gleichen Monat ver-öffentlichte der Zentrale Kreditausschuß als Vertreter der Spitzenverbändeder Kreditinstitute allgemeine Zinsherabsetzungen mit Wirkung vom I.Mai 1940.Einerseits wurde der Sollzins von 5 auf 4% v. H., andererseits der Habenzinsfür gewöhnliche Spareinlagen um % auf 2% v. H. und für längerfristige Spar-einlagen um % auf 3% v- H. herabgesetzt.

Am i ta l ien ischen Geld- und Kapitalmarkt zeigten die Zinssätze dasganze Jahr hindurch eine bedeutende Stabilität. Der Banksatz blieb seit Mai1936 unverändert 4% v. H., während der langfristige Satz in den ersten Monaten1939 leicht anzog und am Ende des Jahres wieder zurückfiel. So stieg dieRendite der 5 %igen Rente von 1935, die sich im Durchschnitt 1937 auf 5,4und 1938 auf 5,5 v. H. gestellt hatte, im April und Mai auf 5,6 v. H., ging dannaber, besonders nach August, wieder zurück und erreichte im Dezember

- 127 -

1939 mit 5,3 v. H. den niedrigsten Stand seit einigen Jahren. Mit der Befesti-gung des Anleihemarktes, die in diesen Renditen zum Ausdruck kommt, ver-band sich ein lebhafter Aktienmarkt mit steigenden Kursen, namentlich imletzten Viertel des Jahres, so daß die allgemeine Meßziffer der Aktienkurseim Dezember 1939 um 40 v. H. über dem Jahresdurchschnitt lag und die

mittlere Rendite etwa 4 v. H. (bei

Spareinlagen in I ta l ien. e i n i 9 e n Ehrenden Aktien nur2 v. H.) betrug. Die Einlagen derSparkassen und Kreditinstitutenahmen im letzten Teil des Jahresbedeutend zu.

Millionen Liream Jahresende

19381939*

Alle Kredit-institute

59.67266.518

Post-sparkassen

29.23630.647

Zusammen

88.90897.165

Auch der Bestand des ita-lienischen Gesellschaftskapitals

» vorläufige Zahlen. erfuhr eine weitere Erhöhung,allerdings in geringerem Maße

als im Jahre 1938, das außergewöhnliche Ausgaben von Freiaktien wegen der10prozentigen Steuer auf das Aktienkapital aufwies.

InMillionen

Lire

193419351936193719381939*

Kapital

Neu-gründungen

414311354

2.283341500

der italienischen Aktiengesellschaften

Kapital-erhöhungen

3.1342.7873.6083.2826.5684.300

Kapital-herab-

setzungen

3.6641.8111.327

621545

1.000

Auf-lösungen

3.3471.512

9252.054

929700

ReinerKapitalzu- (+)

oder-abgang (-)

- 3.463- 225+ 710+ 2.890+ 5.434+ 3.100

Gesamt-kapitalbestand

am Jahresende

44.32044.09544.80547.69553.12956.300

* In runden Zahlen.

Die oben erwähnte Befestigung des Renten- und Aktienmarktes war derAufnahme bedeutender Kapitalien günstig; so gab vor allem die „Finsider"(Società Finanziaria Siderurgica — eine Finanzierungsgesellschaft, welche viergroße Eisen-, Stahl-, Maschinen- und Elektrizitätsgesellschaften beherrscht)900 Millionen Lire Aktien aus und verdoppelte damit ihr Kapital auf 1,8 MilliardenLire. Die bedeutendste Emission erfolgte aber für Rechnung des Staates:Mitte Februar 1940 wurden 5prozentige Schatzanweisungen mit einer Laufzeit von9 Jahren zu 97% begeben, um den voraussichtlichen Fehlbetrag von 6 MilliardenLire im Staatshaushalt 1939/40 zu decken und fällige Schatzanweisungen ein-zulösen. Die Zeichnungen erreichten einen Betrag von rund 16 MilliardenLire, einschließlich 10,5 Milliarden Lire neuen Geldes, das dem Schatzamtdie Möglichkeit gab, einen Teil der vorher von der Banca d'Italia für Landes-verteidigungszwecke erhaltenen Vorschüsse zurückzuzahlen.

In der Schweiz waren die Zinssätze seit der Frankenabwertung im Herbst1936 rückgängig, und der Zustand des billigen Geldes erreichte seinen Höhe-punkt im Jahre 1938, als die Durchschnittsrendite von zwölf Anleihen des

— 128 —

Bundes und der Bundesbahnen unter 3 v. H. fiel. Damals erhöhten sich dietäglich fälligen Verbindlichkeiten der Nationalbank, die zum großen Teildie Barreserven der Handelsbanken darstellen, auf nahezu zwei MilliardenSchweizer Franken; die außerordentliche Höhe dieser Mittel läßt ein Vergleichmit dem Notenumlauf ermessen, der damals rund 1,5 Milliarden SchweizerFranken betrug.

Im Jahre 1939 zeigten die kurzfristigen Sätze nur sehr geringe Verände-rungen: Der Banksatz, der seit November 1936 bei \y% v. H. stand, blieb dasganze Jahr hindurch unverändert, während der Privatdiskontsatz nur von1 auf 1 % v. H. im September erhöht wurde. 1938 hatte der Bund angefangen,gegen „Reskriptionen", d. h. Schatzwechsel, Geld bei der Nationalbank auf-zunehmen, und im Mai 1939 wurde dieser Kredit aus dem Erlös von 2-3jährigenSchatzscheinen zurückgezahlt, welche der Bund im Betrage von 120 MillionenSchweizer Franken zu Sätzen von 2% bis 3 v. H. bei den Handelsbanken hatteunterbringen können. Infolge dieser Transaktion und des Geldabflusses ausder Schweiz in der ersten Hälfte des Jahres fielen die täglich fälligen Ver-bindlichkeiten der Nationalbank von 1,7 Milliarden Schweizer Franken Anfang1939 auf 1,1 Milliarden Schweizer Franken Ende Juni. Die Versteifung desMarktes bei Ausbruch des Krieges im September war, wie schon erwähnt,sehr gering; eine Ausdehnung des Notenumlaufs um rund 300 MillionenSchweizer Franken wurde vollständig ausgeglichen durch Inanspruchnahmeder Sichtguthaben der Banken bei dem Noteninstitut, die sich dadurch auf800 Millionen Schweizer Franken verringerten (ein Betrag, der weniger als halbso groß ist wie der vom Jahre 1938, aber immer noch hoch im Vergleich zufrüheren Normalbeträgen).

Obwohl im September nur wenige Diskontierungen bei der Nationalbankstattgefunden haben, kann, wie ihr Präsident in der Hauptversammlung imMärz 1940 betonte, die von der Bank der Wirtschaft gegebene Unterstützungnicht allein nach den Ziffern des Bankausweises beurteilt werden; es sei aucheine mittelbare Hilfe geleistet worden in Form von Diskont- und Lombard-zusagen für bestimmte Fälle, in denen dies notwendig sein sollte; so wurdedie Liquidität der Kreditnehmer für den Notfall gesichert (wie es auch schonin der Vergangenheit geschehen ist).

Im Oktober 1939 nahm der Bund ein Angebot der Banken an, 200 MillionenSchweizer Franken Schatzanweisungen zu übernehmen, und zwar 60 MillionenSchweizer Franken einjährige zu 2% v. H., 80 Millionen zweijährige zu 3% v. H.und 60 Millionen dreijährige zu 3l/2 v. H. Der Geldmarkt blieb tatsächlichziemlich flüssig, besonders nach der Jahreswende, als ein erheblicher Noten-rückfluß stattfand. Ende März 1940 standen die täglich fälligen Verbindlich-keiten der Nationalbank auf 700 Millionen Schweizer Franken (bei einem Noten-umlauf von 2 Milliarden Schweizer Franken).

Die Änderung der Lage im Jahre 1939 wirkte sich mehr auf den lang-als den kurzfristigen Markt aus. Die Durchschnittsrendite von zwölf Anleihendes Bundes und der Bundesbahnen stieg im Frühjahr 1939 von 3 auf 3% v. H.und beschloß das Jahr, nachdem sie im Herbst 4% v. H. erreicht hatte, bei4^4 v. H. Der Bund, dessen Kredite bei der Nationalbank vor Beginn des

129 -

Krieges zurückgezahlt worden waren, nahm bei der Nationalbank Anfang Märzeinen neuen Reskriptionenkredit im Betrage von rund 200 Millionen SchweizerFranken auf (einschließlich der Bundesbahnen). Zu Beginn desselben Monatswurde zur teilweisen Deckung der Mobilisierungskosten eine zehnjährige Landes-verteidigungs-Anleihe von 200 Millionen Schweizer Franken (verzinslich in denersten 4 Jahren zu 3% v. H., danach zu 4 v. H.) zum Ausgabekurs von 99,4aufgelegt. Nach der Begebung dieser Anleihe wurden die bei der Nationalbankuntergebrachten Reskriptionen zurückgezahlt. Die Mobilisierungskosten undanderen außergewöhnlichen militärischen Ausgaben werden für die Zeit vomKriegsausbruch bis Juni 1940 auf etwa 2,5 Milliarden Schweizer Franken veran-schlagt und sollen teilweise durch neue Steuern und die Erhöhung einiger alteraußerordentlicher Steuern gedeckt werden.

Die Verteuerung des langfristigen Kredits ist in der Schweiz von besondererBedeutung. Erstens erhalten die Banken einen erheblichen Teil ihrer Mittel ausder Begebung 3- bis öjähriger Kassenobligationen in der Art von Einlagen auffesten Termin. Jede Änderung des Zinsfußes dieser Schuldverschreibungenmuß der Nationalbank zur Genehmigung vorgelegt werden, die allerdings keinEinspruchsrecht besitzt. Im Jahre 1939 gingen zahlreiche Anträge auf Erhöhungein, und nachdem versucht worden war, Satzerhöhungen durch Gewährunganderer Vorteile an die Gläubiger (Fristverkürzung usw.) hinauszuschieben,erwies es sich als notwendig, Erhöhungen bis zu 4 v. H. zuzustimmen, wasetwa 1 v. H. mehr für das Jahr ausmacht. Zweitens verleiht die hohe hypo-thekarische Verschuldung im Lande dem Zinssatz für diese Kreditform erheb-liche Bedeutung für die schweizerische Wirtschaft. Während des Jahres stiegauch dieser Satz von etwa 3 auf rund 3% v. H.

In Hol land sind die lang- und kurzfristigen Zinssätze mit wenigen Unter-brechungen seit 1932 gefallen ; die Geldverbilligung verstärkte sich nach der

Guldenabwertung im Jahre1936 und erreichte wie inder Schweiz ihren Höhe-punkt 1938, als die Ge-samteinlagen der Nieder-ländischen Bank, ein gutesKennzeichen für die Flüs-sigkeit des Marktes, eineMilliarde Gulden erreichtenund den Notenumlauf über-stiegen. Von Ende 1936an galt ein Banksatz von2 v. H., der Privatdiskont-satz fiel jedoch noch weiterbis auf einen Durchschnittvon nur 0,2 v. H. im Jahre1938, während damals derSatz für„Prolongationsgeld"(einmonatiges Börsengeld)

Fundierte Schuld Hollandsin Millionen Gulden.

W00

3500

3000

2500

2000

1500

2.5%• ! : • • • - I -

WOO

3500

3000

2500

2000

1500

1000

Qt ' i ' i i I l 1 1 in19Z9 1930 1931 193Z 1933 193* 1935 1936 1937 1938 1939

IA05

— 130 —

0,5 v. H. und die Rendite der unkündbaren Staatsrente genau 3 v. H. betrug.Aus der Zeichnung auf der vorhergehenden Seite ist zu ersehen, wie dieseZeit äußerst billigen Geldes von der Regierung zur Zinsermäßigung bei derfundierten Schuld benutzt wurde. Während 1929 noch 60 v. H. der fundiertenSchuld mit 4,4 v. H. und mehr verzinst wurden, war diese Schuld Ende 1938fast gänzlich auf eine 3prozentige Grundlage umgestellt.

Der Geldmarkt war in den ersten sieben Monaten 1939 ruhig, abgesehenvon einer leichten Anspannung im März und April, die vorübergehend den Privat-diskontsatz mit 1% v. H. in die Nähe des Banksatzes brachte. Es fand aberein gewisser Kapitalabfluß statt, der am deutlichsten in dem allmählichenRückgang der „anderen" Einlagen der Niederländischen Bank zum Ausdruckkam, welche hauptsächlich die Barreserven der Handelsbanken umfassen undvon über 600 Millionen Gulden zu Beginn des Jahres auf rund 350 MillionenGulden im Juli abnahmen, während die Rendite der ewigen Rente allmählichauf 3y2 v. H. stieg.

Am 11. August führte der Zusammenbruch des Bankhauses Mendelssohnmit seinen weitverzweigten Verbindungen in Holland und anderen Ländern zueiner Erschütterung der Märkte. Auf eine Geldverknappung antwortete dieNiederländische Bank am 29. August mit einer Erhöhung ihres Satzes von 2auf 3 v. H. Der Mendelssohn-Konkurs und der Kriegsausbruch übten einengewissen Druck auf die Zentralbank aus; der Notenumlauf erreichte am4. September mit 1,2 Milliarden Gulden seinen höchsten Punkt nach einerAusdehnung um nahezu 200 Millionen Gulden in zwei Wochen — die „anderen"Einlagen gingen um 80 Millionen Gulden auf 300 Millionen Gulden herunter,während die Diskontierungen und sonstigen Vorschüsse um 100 MillionenGulden zunahmen. Die folgenden Wochen brachten eine gewisse Erleichterung;der Privatdiskontsatz ging von 3 wieder auf etwas über 2 v. H. zurück, währendder Banksatz bei 3 v. H. verharrte.

Die Bedeutung der Prolongationsgelder hat in den letzten Jahren erheblichnachgelassen, wenn diese Kredite auch noch immer ein bezeichnendes Merkmaldes Amsterdamer Marktes bleiben. Ende August und Anfang Septemberschnellte ihr Satz auf über 4 v. H. hinauf (gegen % v. H. im ersten Viertel-jahr). Es entstanden aber keine Schwierigkeiten; insgesamt betrugen dieseDarlehen nämlich schätzungsweise nur 50 Millionen Gulden gegen 325 MillionenGulden im Jahre 1914, und der September 1939 brachte eine scharfe Haussein Amsterdam sowohl wie in New York, so daß die Börsendarlehen gutgedeckt waren.

Inzwischen war die Lage des Schatzamtes schwieriger geworden. In denersten sieben Monaten des Jahres hatten die Banken ihren Besitz an Schatz-anweisungen ablaufen lassen, so daß sich der ausstehende Gesamtbetragvon 220 Millionen Gulden Ende Dezember 1938 auf 155 Millionen Gulden EndeJuli 1939 verringerte. Im Mai begann das Schatzamt, Schatzwechsel am Marktzu begeben; im August hatte es sein Guthaben bei der Niederländischen Bankvollständig in Anspruch genommen und war gezwungen, Vorschüsse bei ihraufzunehmen.

- 131 -

Die Lage des ho l länd ischen Schatzamtes.

Monatsendein Millionen

Gulden

1939 Juli . . .August. .SeptemberOktober .NovemberDezember

1940 Januar . .Februar. .März* . .

FlüssigeAkt iva :

Guthabenbei derNieder-

ländischenBank

46

18

Kurzfristige Kredite

von der Nieder-ländischen BankVor-

schüsseoderüber-

ziehungs-kredit

13111918

717

7

gegenSchatz-wechsel

2351

968761636

Zu-sammen

46622886833343

vom Markt

Schatz-anwei-sungen

155135123109100

99797979

Schatz-wechsel

6475

135223275327383388368

TäglichesGeld

555

10101070

Zu-sammen

219215263337385436

472537447

Gesamtbetragder kurz-fristigen

Kredite vomMarkt und von

der Nieder-ländischen

Bank

219261325365471519505580447

* 21. März.

Die auf täglich 1,7 Millionen Gulden veranschlagten Mobilisierungskostenund sonstigen außergewöhnlichen Lasten ließen die gesamten Staatsausgabenjäh ansteigen. Sie dürften zu etwa 50 v. H. durch das Steueraufkommengedeckt gewesen sein. Der Fehlbetrag wurde weitgehend durch Ausgabe vonSchatzwechseln aufgebracht, die besonders nach September guten Absatz beiden Banken fanden, was z. T. mit der Auflösung von Pfundguthaben zusammen-hing. Um einen Teil der schwebenden Schuld zu konsolidieren, wurde imDezember eine 4prozentige Anleihe mit 40jähriger Laufzeit im Betrage von 300 Mil-lionen Gulden begeben. Während aber die kurzfristigen Marktsätze nach Sep-tember gefallen waren, hatten die Kapitalmarktsätze ihre Aufwärtsbewegungvon 3y2 v. H. im Juli auf etwa 4% v. H. im Dezember fortgesetzt. Die 4prozentigeStaatsanleihe lag also etwas unter dem Marktsatz, doch hätte die Tatsache,daß die Stücke zum Nennwert zur Bezahlung bestimmter direkter Steuernverwendet werden konnten, die Laufzeit der Anleihe wahrscheinlich erheblichverkürzt; trotzdem wurden nicht einmal 100 Millionen Gulden vom Publikumgezeichnet.

Im Februar 1940 wurde eine weitere 4prozentige, ebenfalls 40jährige Anleiheim gleichen Betrag von 300 Millionen Gulden aufgelegt. Ihre Stücke konntennicht zum Nennwert zu Steuerzahlungen verwendet werden; der Gesetzentwurfzur Genehmigung der Anleihe sah aber, entsprechend dem Verfahren bei derAufnahme der Staatsanleihen während des Krieges von 1914-18, eine 3prozentigeZwangsanleihe für den Fall vor, daß die freiwillige Anleihe nicht gezeichnetwürde. Diese Anleihe hatte vollen Erfolg, sie wurde vollständig vom Publikumübernommen. Ihre erste Notierung lag bei 96%; Ende März 1940 war sie auf93% gesunken und erbrachte 4% v. H. (während die Anleihe vom Dezemberbei 99% verharrte). Der Geldmarkt war damals jedoch flüssiger; der „Pro-Iongatie"-Satz betrug 2% v. H., und der Privatdiskontsatz war auf 1 v. H.gesunken.

- 132 -

Belgien - Kurs der 4% unifizierten Rente.(Höchster und niedrigster Kurs jeder Woche.)

100

90

70

60

11

-

j 1 , , 1 I , 1 I 1 1 1 1 1 1 [ 1 1

-

-

A—

100

90

1938 1939 19*0

70

60

Die Ende März 1940 vorgenommene Neubewertung des Goldbesitzes derNiederländischen Bank brachte dem Staat einen Gewinn von 132 MillionenGulden zugunsten des „Anleihefonds", von dem ein Teil der Mobilmachungs-kosten bestritten wurde.

Der belg ische Geld- und Kapitalmarkt befand sich 1939 in einer einiger-maßen bedrängten Lage: im Frühjahr Kapitalabfluß, im Herbst andauernde Ein-lagenverluste der Handelsbanken und Konkurse, schließlich die staatliche Not-finanzierung und der starke Kursrückgang der Staatsrente.

Die Währungskrisevom Mai 1938, beiwelcher die BelgischeNationalbank in einemMonat Gold im Wertevon 4 Milliarden bel-gische Franken verlorund der Banksatz von 2auf 4 v. H. erhöht wurde,wiederholte sich imMärz und April 1939,wenn auch in wenigerheftigem Ausmaß. Indiesen beiden Monatenbetrug der Goldverlust4,4 Milliarden belgischeFranken. Die Banken

verringerten ihre Barreserven bei der Nationalbank um 2 Milliarden belgische Fran-ken und nahmen 2.650 Millionen belgische Franken in Form von Diskontierungenund Vorschüssen auf (die auch die Zunahme des Notenumlaufs um 250 Millionenbelgische Franken deckten). Der im Oktober 1938 auf 2% v. H. gesenkte Noten-bankdiskont wurde am 17. April auf 4 v. H. erhöht. Der Kapitalrückfluß in denfolgenden Monaten (der die Reserven der Nationalbank im August auf denhöchsten Stand seit Februar 1938 ansteigen ließ) gestattete die Ermäßigungdes Banksatzes auf 3 v. H. am 11. Mai und auf 2% v. H. am 6. Juli. Damalsführte die Nationalbank zwei neue Kreditmöglichkeiten ein: die Diskon-tierung von Exportwechseln zu 1 v. H. unter dem Banksatz (1% v. H.) undVorschüsse in laufender Rechnung (Überziehungen) gegen Staatspapieremit einer Laufzeit von weniger als 120 Tagen (also auch Schatzanweisungen)zum Banksatz (2y2 v. H.).

Die Banken gewannen jedoch ihre Flüssigkeit nicht vollständig zurück,ihre Barreserven bei der Nationalbank betrugen im Juli und August nur etwa1,2 Milliarden belgische Franken gegen 2,5 Milliarden im Januar und Februar1939 und 4 Milliarden Anfang 1938.

Es scheinen drei Hauptgründe für den Rückgang der Einlagen der Handels-banken in den letzten Jahren zu bestehen: Übergang zu den Sparkassen, diehöhere Zinssätze gewähren, eine gewisse Notenhortung und die Abziehung aus-ländischen (und in verhältnismäßig geringem Umfang auch belgischen) Kapitals

— 133 —

Bankeinlagen in Belgien.

Am Monatsendein Millionen belgische

Franken

1936 Dezember. .1937 „ . .1938 „ . .

1939 März . . . .Juni . . . .September .Dezember. .

Einlagen

Handels-banken

23.57021.97118.085

17.22816.81115.77214.494

Spar-banken *

11.45612.48912.671

12.56712.33811.79511.958

Noten-umlauf

22.70221.54221.989

21.61922.21227.00627.994

* In den Dezember-Ziffern sind die gutgeschriebenen Zinsen enthalten.

aus Belgien. Drückendwirkte im Jahre 1939 auchdas Absinken der 4pro-zentigen unifizierten Rentebis November.

Der Konkurs des Bank-hauses Mendelssohn inAmsterdam beschleunigtedie Schließung der Brüsse-ler „Caisse Générale deReports et de Dépôts"im November und des„Crédit Anversois" An-fang Dezember. Die zuerst

genannte Bank wurde von einem Banken-Konsortium ohne Verlust für dieEinleger reorganisiert, die andere mußte aber liquidiert werden : die Einlegererhielten 75 v. H. der Guthaben bis zu 10.000 belgische Franken und 25 v. H.der darüber hinausgehenden Forderungen. Das „Institut de Réescompte etde Garantie", das 1935 gegründet war, um den Banken gegen Werte, dieihrer Natur nach der Nationalbank nicht als Unterpfand gegeben werdenkonnten, Kredite zu gewähren, mußte Notkredite eröffnen, die sich Ende 1939auf 568 Millionen belgische Franken beliefen. Die Gesamteinlagen der inSchwierigkeiten geratenen Banken machten jedoch nur 3% v. H. aller Bank-einlagen aus.

Im August 1939 wurden die Vollmachten der Nationalbank für den offenenMarkt über die 1937 festgelegten Grenzen hinaus erweitert: der zugelasseneHöchstbetrag ihres Wertpapierbesitzes wurde von 1,5 auf 5 Milliarden belgischeFranken heraufgesetzt und erweiterte sich Ende 1939 noch um 686 Millionenbelgische Franken durch Tilgung von Wertpapieren, welche die Bank aufGrund früherer Gesetze besaß. Die auf jährlich etwa 6 Milliarden belgischeFranken veranschlagten Mobilisationskosten und andere außergewöhnlichemilitärische Ausgaben wurden hauptsächlich durch Ausgabe kurzfristigerSchatzscheine gedeckt, die zum erheblichen Teil die Nationalbank übernahm,deren Staatspapierbesitz sich wie folgt erhöhte :

Von der gesamten kurz-fristigen Inlandsschuldvon 4.430 Millionen bel-gische Franken besaßdie Nationalbank EndeDezember 1939 3.740 Mil-lionen belgische Franken.

Wie die graphischeDarstellung auf Seite 132zeigt, erlitt die 4pro-

zentige Rente einen schweren Rückschlag, namentlich im September 1939; imNovember sank sie unter 70, erholte sich am Jahresende aber wieder auf 77%und im ersten Vierteljahr 1940 auf nahezu 80. Die Nationalbank kaufte im

Belgische Nat ionalbank —Millionen belgische

Frankenam Monatsende

1938 Dezember. .1939 März . . . .

Juni . . . .September .Dezember. .

kurzfristig

25211225414

3.740

Staatspapierbesitz.

langfristig

603622660

1.132862

Zusammen

628833885

1.5464.602

- 134 -

August und September langfristige Anleihen, bis Ende Dezember hatte sie aberihre Bestände wieder um rund 270 Millionen belgische Franken verringert. ImSeptember 1939 wurde der Finanzminister zur Auflösung des 1935 gebildetenRentenfonds ermächtigt: Mitte 1938 war dessen ursprünglicher Goldbesitz imWerte von einer Milliarde belgische Franken, der aus der Neubewertung derAktiven der Nationalbank hervorgegangen war, an diese verkauft und diedaraus erzielten Franken restlos in Renten angelegt worden.

Die Wiederkehr des Vertrauens nach November 1939 und die ungewöhnlichgünstige Handelsbilanz, die zur Stärkung der Nationalbankreserven führte,wirkten sich auch am Geld- und Kapitalmarkt günstig aus, so daß der Bank-satz am 25. Januar 1940 auf 2 v. H. gesenkt werden konnte. Vom 31. Januar1940 an begab die belgische Regierung eine „Unabhängigkeits-Anleihe" inForm von Inhaber-Schatzwechseln auf 4, 8 und 12 Monate zu Sätzen, die einerVerzinsung von 2,4, 2,7 und 3 v. H. entsprechen : in den drei Monaten bisEnde April 1940 wurden mehr als zwei Milliarden belgische Franken gezeichnet.

In den nordischen Ländern brachte der Übergang von den Friedens- zuden Kriegsverhältnissen plötzlichere Veränderungen an den Geld- und Kapital-märkten mit sich als sonst fast überall. In Schweden wurde die Zentralbankvon drei Seiten unter Druck gesetzt; von den Banken infolge der Liquiditäts-bestrebungen des Publikums, vom Staat zur Bestreitung außergewöhnlicherAusgaben und devisenmäßig durch Kapitalabfluß, vermehrten Einfuhrüber-schuß und veränderte Außenhandelsbedingungen, die höhere Barzahlungen inDevisen erforderten.

Gegenüber früheren Jahren bedeuteten diese Verhältnisse einen ent-scheidenden Wandel. In den zwanziger Jahren hatten die schwedischen Bankenihre Mittel stets voll ausgenutzt. Die Ausleihungen an die Wirtschaft über-stiegen die Einlagen bis zur Höhe der gesamten Stammkapitalien der Banken(rund 800 Millionen schwedische Kronen), während die Barreserven sehr geringund von den Rediskontmöglichkeiten bei der Schwedischen Reichsbankabhängig waren, die auf diese Weise eine starke Herrschaft über den Marktbesaß. Während der großen Krise nahm bei annähernd unveränderten Einlagendas Kreditvolumen der Banken ab; im Wirtschaftsaufschwung der dreißigerJahre stiegen die Einlagen unter dem Einfluß von Gold- und Devisenzugängenrascher als die Kredite. Infolgedessen sammelten die Banken hohe Barreservenan, eine Inanspruchnahme der Reichsbank war nicht mehr notwendig, und1937 trat an die Stelle des herkömmlichen Überschusses der Ausleihungenüber die Einlagen zum erstenmal in der schwedischen Bankgeschichte einÜberschuß der Einlagen über die Ausleihungen. Im Jahre 1938 und in denersten drei Vierteljahren 1939 entsprachen die Einlagen der Banken ungefährihren Ausleihungen, und die Kassenmittel blieben hoch, wenn auch etwas unterdem Höchststande von 1937.

Der Ausbruch der Feindseligkeiten in Mitteleuropa und später in Finnlandbrachte einen raschen Umschwung. Die Anlegung von Vorräten, die Zunahmedes Binnenhandels, die verstärkte Einfuhr und die Beschneidung der Handels-kredite, zu alledem der allgemeine Wunsch nach persönlicher Liquidität und

— 135 —

Millionen schwedischeKronen am Monatsende

EinlagenKredite

August1939

4.7174.618

März1940

4.3914.966

Veränderungin siebenMonaten

— 326+ 348

A u s w e i s der S c h w e d i s c h e n R e i c h s b a n k .

Schwedische Handelsbanken. die Flucht des Aus-landskapitals nötigtendie Banken, ihre Aus-leihungen zu erhöhen,während gleichzeitig ihreEinlagen stark in An-spruch genommen wur-den. Die Veränderung

in der Lage der schwedischen Handelsbanken seit August 1939 erhellt aus derobenstehenden Übersicht.

Die Ausdehnung der Kredite und die Abnahme der Einlagen betrugenzusammen 674 Millionen schwedische Kronen, was den Druck anzeigt, demdie Banken ausgesetzt waren. Die Folge war ein Überschuß der Kredite überdie Einlagen, der sich im März 1940 auf 575 Millionen schwedische Kronenbelief, die fast vollständige Inanspruchnahme der Barreserven der Banken unddie Rediskontierung von Wechseln im Betrage von nahezu 200 Millionenschwedische Kronen bei der Reichsbank.

Die Lage der Reichsbank selbst wurde auch durch die Bewilligung vonanderen als Rediskontkrediten beeinflußt:

Der Druck aufdie Reichsbank läßtsich an dem Verlustvon Auslandsmittelnund der Vermehrungdes Notenumlaufs er-messen. Das Schau-bild auf der nächstenSeite oben zeigt diePlötzlichkeit der Ver-änderung der Lage derReichsbank seit demSommer 1939.

Am 15. Dezemberwurde deramtliche Dis-kontsatz um y2

v- H.auf 3 v. H. und derRediskontsatz für Ban-

ken auf 2% v. H. erhöht (die ersten Änderungen seit Dezember 1933); die ent-sprechenden Anpassungen der Leihgeldsätze der Handelsbanken folgten. Eswurde allgemein angenommen, daß der steigende Staatsbedarf und das privateKreditverlangen zwangsläufig zu einer Erhöhung der Zinssätze führen würden, unddie Sparbanken, welche Einlagenabhebungen nachkommen mußten, gehörten zuden ersten, die ihre Sätze erhöhten. Am 20. März 1940 wurde der Rediskontsatzdurch Erhöhung auf 3 v. H. an den Diskontsatz angeglichen, und am 17. Maiwurden beide Sätze weiter auf 3% v. H. heraufgesetzt. (Die letzte Änderung istin der Zeichnung auf der nächsten Seite unten nicht mehr dargestellt.)

Millionenschwedische Kronen

am Monatsende

Öffentliche Einlagen .Andere Einlagen . . .

Gesamteinlagen . . .

Rediskontierungen . .Andere Kredite . . .

Gesamtkredite . . . .

Gold und Devisen . .

Notenumlauf

August1939

388437

825

257

257

2.037

1.126

März1940

13895

233

188550

738

1.332

1.342

Ver-änderungin siebenMonaten

- 250- 342

— 592

+ 188+ 293

+ 481

— 705

+ 216

- 136 -

Ausweis der Schwedischen Reichsbankin Millionen Kronen.

ZZOQ

2000 —

1800

1600

1400

-1200

Gold und Devisen—(neu bewertet)—

NotenumlaufI

2200

2000

1800

1600

1400

1200

1000

800

eoo

400

200

1938 1939 1940

Die Entwicklung derSätze für langfristigen Kreditwird ersichtlich aus derErhöhung der Rendite derim Umlauf befindlichenschwedischen Staatspapierevon 2% v. H. im zweitenVierteljahr 1939 auf einenDurchschnittssatz von 3 v. H.im dritten Vierteljahr undauf 4 v. H. im Dezember— den höchsten Satz seitsechs Jahren. Die Ren-diten der Industriepapierestiegen unvermittelter an;sie beschlossen das Jahr1939 weit über 5 v. H. Ähn-lich lagen die Verhältnisseam Hypothekenmarkt; derZinssatz für 10jährige Dar-lehen gegen erste Hypothek,der seit Ende 1937 bei etwa3 v. H. gehalten wordenwar, sank rasch, während dieAusleihungen versiegten.

Bei Kriegsausbruch wurden an der Börse sowohl für Aktien wie Schuld-verschreibungen Mindestkurse eingeführt, wodurch wie in England (wo aller-dings nur für goldgeränderte Papiere Mindestkurse festgesetzt wurden) eingewisser Stillstand der Umsätze eintrat. In Schweden wurden die Kurse vonZeit zu Zeit in Anpassung an die .jeweilige Lage ermäßigt; im neuen Jahr

wurde das Mindest-kurs-Verfahren aufge-geben, so daß demMarkt die freie Kurs-bildung überlassenblieb. Unter diesenUmständen sanken dieEmissionen festver-zinslicher Werte, dieim zweiten und drittenVierteljahr 1939 leb-haft gewesen waren,im letzten Vierteljahrsehr ab und betrugennoch nicht einmal dieHälfte der gleichzeiti-gen Tilgungen.

Zinssätze in Schweden in v. H.

Rendite /der Industrie-anle/hen -

ttsänleihen

\ J

Rediskontsatz der Reichsbank

1938 1939 194-0

— 137 —

Im Dezember 1939 begann die Regierung, zu annähernd 4 v. H. verzins-liche Sparschuldverschreibungen in kleinen Abschnitten auszugeben, mit Be-grenzung des Besitzes im einzelnen Falle auf 500 schwedische Kronen. ImJanuar 1940 wurde eine Prämienanleihe von 150 Millionen schwedischeKronen zu Kursen ausgegeben, die einer Verzinsung zu 3% v. H. entsprachen.Im Februar wurde eine 4%prozentige (nach 10 Jahren konvertierbare) Staats-anleihe mit einer Laufzeit von 5 bis 35 Jahren im Betrage von 100 Millionenschwedische Kronen entsprechend den damaligen Marktbedingungen zu99 v. H. aufgelegt und glatt gezeichnet. Ihr Zinssatz war der höchste,der seit 1932 für eine Staatsanleihe gezahlt wurde — die Plötzlichkeit des Um-schwungs geht daraus hervor, daß noch im Juli 1939 eine staatliche Konversions-anleihe nur zu 2% v. H. verzinst wurde und damit dem Besitzer den niedrigstenErtrag aller ausstehenden langfristigen Staatsanleihen brachte. Mit Wirkung vom1. April 1940 wurde der Zinsfuß für Sparkasseneinlagen von 3 auf 3% v. H.heraufgesetzt, und im Mai folgten die Handelsbanken mit Erhöhungen sowohlihrer Soll- als auch ihrer Haben-Zinssätze.

Die Marktverhältnisse in Dänemark hingen eng mit der Außenhandelslagedes Landes zusammen; die allmähliche Besserung der Handelsbilanz in denJahren 1937-38 ermöglichte im Februar 1939 die Herabsetzung des Banksatzesum y2 v. H. auf 3% v. H. Seit April neigten die Exportpreise zum Fallen;eine leichte Verschlechterung setzte ein, die aber im allgemeinen weder dieZinssätze noch die ziemlich großzügige Kreditpolitik der Banken wesentlichzu beeinflussen vermochte, während der Markt für festverzinsliche Werte, derin Dänemark erhebliche Bedeutung hat, fest blieb. Im Herbst hielt die Fest-setzung von Höchstpreisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse in England diedänischen Ausfuhrpreise niedrig, während die Einfuhrpreise stiegen, so daßdie Handelsbedingungen eine ausgesprochen ungünstige Wendung nahmen.

Die Wirkung auf die innere Währungs- und Kreditlage zeigte sich sofort:der Ende August vorhandene Netto-Devisenbestand der Nationalbank von69 Millionen dänische Kronen war Mitte Oktober völlig erschöpft, und amJahresende ergab sich infolge der Abziehung von Auslandskrediten ein Fehl-betrag von 49 Millionen dänische Kronen. Der Banksatz wurde zweimal um je 1 v. H.auf 4% v. H. am 20. September und auf 5% v. H. am 10. Oktober erhöht. DieMeßziffer der festverzinslichen Werte fiel von 100 im August auf 92 im Dezember.Ein staatliches Konversionsangebot über 60 Millionen dänische Kronen 4%pro-zentige Schatzscheine mit einer Laufzeit von nur achtzehn Monaten erging imNovember zu etwas unter pari, über die Hälfte der Emission mußte aber von demBankenkonsortium übernommen werden. Von der Ausweitung des Notenbank-kredits um 270 Millionen dänische Kronen (etwa 60 v. H.) in den vier Monatenbis Ende Dezember entfiel ein Drittel auf das Anwachsen des Uberziehungs-kredits des Finanzministeriums. Im Januar 1940 fiel der Obligationenindex auf91, der Devisenverlust der Nationalbank war aber eingedämmt, nachdem dieEinfuhrgenehmigungen stark gekürzt worden waren. (Im Mai 1940 wurde derDiskontsatz auf 4% v. H. ermäßigt.)

In Norwegen war die Entwicklung zwar nicht so heftig, aber docheinigermaßen ähnlich wie in Dänemark, obwohl der Markt für festverzinsliche

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Werte schon früher Anzeichen der Schwäche zeigte; der Index fiel allmählichvon 100 im Dezember 1938 auf 96 im Juni 1939 (wodurch die Flüssigkeit desWertpapierbesitzes der Handelsbanken etwas beeinträchtigt wurde). Der zu-nehmende inländische Kreditbedarf im Verein mit Verlusten von Auslands-mitteln übten einen Druck auf die Bank von Norwegen aus, die am 22. Sep-tember ihren amtlichen Satz um 1 v. H. auf 4% v. H. erhöhte, eine Maßnahme,die, wie der Gouverneur der Bank bemerkte, eigentlich etwas früher hätteerfolgen sollen. Neben den üblichen Krediten an die Handelsbanken traf dieBank von Norwegen besondere Vorkehrungen, um die Banken bei der Finanzie-rung solcher Einfuhrgeschäfte zu unterstützen, für welche die gewöhnlichenAuslandskredite nicht zur Verfügung standen, und übernahm von den Bankenvorübergehend gewisse Verpflichtungen aus dem Kauf von Waren zur Einlagerungim Lande. Der Druck auf die Notenbank setzte sich bis ins neue Jahr hineinfort; zu Beginn des Jahres war der Index der festverzinslichen Werte auf80 gefallen. (Im Mai 1940 wurde der Diskontsatz in Oslo auf 3 v. H. gesenkt.)

In den ersten acht Monaten des Jahres 1939 war die Lage am Geld-und Kapitalmarkt F innlands verhältnismäßig ruhig. Wie in den meistenanderen Ländern geriet die Zentralbank im September etwas in Druck; dieNotenausgabe stieg um 285 auf 2.550 Millionen finnische Mark, während derDevisenbesitz um 250 Millionen Mark abnahm. Die Verknappung war verhältnis-mäßig unbedeutend; trotzdem veranlaßte sie die Handelsbanken, zum erstenmalseit sechs Jahren einen geringen Betrag an Wechseln zu rediskontieren. ImOktober, als die Devisenlage für Finnland bedrohlich wurde, setzte ein gewal-tiger Druck auf die Bank von Finnland ein — der Notenumlauf schnellte um830 Millionen finnische Mark hinauf, wovon 750 Millionen in der zweiten Wochedes Monats ausgegeben wurden, als die Reservisten eingezogen wurden unddie Räumung von Helsinki erfolgte.

In den beiden Monaten September und Oktober hatte sich der Noten-umlauf um 1.120 Millionen finnische Mark oder nahezu 50 v. H. vermehrt, während400 Millionen Mark vom Devisenbestand verbraucht worden waren. Das Schatz-amt zog 240 Millionen, d. h. sein ganzes Guthaben, und die Banken 350 MillionenMark von ihren Einlagen ab; außerdem entliehen sie 560 Millionen Mark(120 Millionen durch Rediskontierungen und 440 Millionen auf Grund einesSonderkredits), während noch andere Ausleihungen die Kreditausweitung derZentralbank in diesen beiden Monaten auf insgesamt 950 Millionen finnischeMark anwachsen ließen. Diese ganze Zeit über hielt die Bank von Finnlandihren amtlichen Diskontsatz unverändert auf 4 v. H., und die Handelsbankenänderten ihre Sätze für Einlagen und Ausleihungen ebenfalls nicht.

Im November begann der Notenumlauf wieder abzunehmen, und der Druckschien vorüber zu sein. Am 15. November begab die Regierung eine 5prozentigeVerteidigungsanleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren im Betrage von 500 Mil-lionen finnische Mark, der auf 700 Millionen erhöht wurde, um alle Zeich-nungen annehmen zu können. Der Bankausweis vom 23. November 1939 waraber der letzte, der erscheinen sollte. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeitenam Ende des Monats wurden die meisten Statistiken nicht mehr veröffentlicht.

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Notenumlauf der Bank Polski .

Die Ausweise der drei Großbanken lassen jedoch erkennen, daß der Druckim November und Dezember am stärksten war, während im neuen Jahr ihreEinlagen und Kassenbestände wieder zunahmen, als die Regierung den „Kon-junktur-Fonds des Staatshaushalts im Betrage von einer Milliarde finnische Markzur Deckung der Kriegsausgaben in Anspruch nahm. Mitte März 1940 wurde derFriedensvertrag unterzeichnet; da die Veröffentlichung von Statistiken abernoch nicht wieder aufgenommen ist, läßt sich über die Entwicklung währendder Kriegszeit von dreieinhalb Monaten noch nichts sagen. Als die BörseAnfang April 1940 wieder geöffnet wurde, lagen die Kurse der Industrieaktienum 30—50 v. H. über dem Stand vom 29. November 1939.

In Polen wurde der Banksatz trotz des Druckes auf die Bank Polskiunverändert bei 4% v. H. gelassen; die Stärke dieses Drucks läßt ein Vergleichdes Notenumlaufs mit dem Vorjahr ungefähr ermessen (die Zunahme ist nurzu einem kleinen Teil auf die polnische Besetzung des Teschener Gebietesim Oktober 1938 zurückzuführen).

Der am 20. Au-gust 1939 veröffent-lichte letzte Ausweiszeigte eine Zunahmedes Notenumlaufsgegen das Vorjahrum 848 MillionenZloty; hiervon sindrund 700 MillionenZloty auf das An-wachsen der haupt-sächlich den Ban-ken und dem Staatgewährten Kreditezurückzuführen. Eswird angenommen,daß der Notenum-lauf bis zum Endedes Feldzuges imSeptember 2,5 Mil-

liarden Zloty erreicht hat — mehr als das Doppelte des normalen Standes vonAnfang 1938. Im westlichen Teil von Polen, der in das Deutsche Reich einge-gliedert wurde, gelten nunmehr die deutschen Kreditverhältnisse, während in demeinem Generalgouvernement zugewiesenen Teil von Polen zunächst Reichskredit-kassen eingerichtet wurden und am 8. April 1940 eine neue Emissionsbankmit Sitz in Krakau ihre Tätigkeit aufnahm.

Litauen erlebte im Jahre 1939 zwei Wellen von Geldabziehungen vonden Banken, die erste und heftigste im März und April nach der Rückgliederungdes Memellandes und die zweite im Herbst. Der Banksatz wurde Mitte Maivon 5 auf 7 v. H. erhöht (außer für Export- und landwirtschaftliche Wechsel);es folgte eine Heraufsetzung der Sätze der Privatbanken auf 10 v. H. für

In Millionen Zloty

JanuarFebruar . . . . . .MärzApr i lMaiJuniJuliAugust . . . . .S e p t e m b e r . . . .OktoberNovember . . . .Dezember . . . .

Monatsende

1938

1.0141.0161.1071.1411.1231.1371.1231.1491.5481.4761.3731.406

1939

1.3481.3541.6691.8081.8411.8481.8831.929 Cl2.500 B

Zunahmegegenüber dementsprechenden

Monat 1938

+ 334+ 338+ 562+ 667+ 718+ 711+ 760+ 848 R+ 95014)

(') 20. August 1939.f'l Gegenüber dem 20. August 1938.

P) Geschätzt.l4) Ungefähr.

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Kreditgeschäfte und auf 7 v. H. für Einlagen ; im Juli konnte der Banksatzauf 6 v. H. gesenkt werden, und dem Druck im Herbst wurde ohne eine Ver-änderung der geltenden Sätze begegnet. Nach der Rückkehr von Wilna imOktober fand ein gewisser Notenrückfluß statt und die Einlagen der Bankennahmen wieder zu.

In Spanien begann mit der Beendigung des Bürgerkrieges eine Zeitdes Wiederaufbaus. Der unverändert seit 1899 geltende Banksatz von 5 v. H.war in Burgos am 27. November 1938 auf 4 v. H. ermäßigt worden; eine ent-sprechende Herabsetzung erfolgte am 14. Oktober 1939 in Madrid. Zwei 3pro-zentige Wiederaufbauanleihen mit einer Laufzeit von 3 Jahren wurden auf-gelegt, und zwar 2 Milliarden Pesetas im Oktober 1939 und 2,5 MilliardenPesetas im April 1940.

In Ungarn fiel der Kriegsausbruch und die in ganz Europa hervorgerufeneKreditanspannung mit der jahreszeitlichen Finanzierung einer reichen Erntezusammen. Es wurde aber keine Änderung des Banksatzes vorgenommen, derseit August 1935 bei 4 v. H. gehalten wird. Im Oktober 1939 wurde ein erheb-licher Teil der Kredite an die Nationalbank zurückgezahlt, und die Spannungam Markt hörte bald auf. Der Kapitalmarkt stand hauptsächlich unter demEinfluß des 1938 in Gang gesetzten, eine Milliarde Pengö umfassenden,,!nvestierungs"-Programms der Regierung. Von den Mitteln für diesen Ausgaben-plan, der sich auf Rüstungen, Verkehrswege und landwirtschaftliche Verbesse-rungen erstreckt, sollten 600 Millionen Pengö durch eine über fünf Jahreverteilte Kapitalabgabe und 400 Millionen durch Kredite aufgebracht werden.Die erste Emission von 125 Millionen Pengö erfolgte im Herbst 1938. ImMärz 1939 wurden 150 Millionen Pengö 5prozentige Schuldverschreibungen miteiner Laufzeit von 30 Jahren zu 96 ausgegeben, und im Juli wurden 50 Mil-lionen Schatzwechsel (verlängerbar alle drei Monate während vier Jahren) anFinanzinstitute verkauft: die Einnahmen aus der Kapitalabgabe im Jahre 1939wurden auf 120 Millionen geschätzt. Die Rückkehr des Karpatho-UkrainischenGebiets im März 1939 und die von dem Investierungsprogramm der Regierungausgehende Belebung brachten die ungarische Industrieproduktion während desJahres auf einen Höchststand.

Die innere Schuld des ungarischen Staates ist seit 1931 folgendermaßengestiegen :

Ungar ische Staatsschu ld . In der Zunahme von1939 sind sowohl die Emis-sionen auf Grund des In-vestierungsprogramms wieauch 95 Millionen aus demUmtausch tschechischerNoten in den abgetretenenGebieten und andere Schul-den enthalten. Im Januar1940 wurden weitere 140 Mil-lionen Pengö für das Inve-stierungsprogramm zu den

Millionen PengöEnde Juni

193119321933193419351936193719381939

Langfristig

136127123116113110106103764

Kurzfristig

135226255294362328339316

Zusammen

136262349371407472434442

1.080

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Millionen Dinaram Monatsende

Kredit an den Staat . . .Andere inländische KreditePrivatkontenNotenumlaufGold und Devisen . . . .

August1939

2.3961.3307.9862.432

März1940

2.7552.2191.836

10.4002.919

Veränderungin siebenMonaten

+ 2.755— 177+ 506+ 2.414+ 487

gleichen Bedingungen wie im März 1939 begeben; außerdem werden noch130 Millionen zur Deckung des Haushaltsfehlbetrags benötigt.

In Jugos lawien wurden die außerordentlichen militärischen Ausgabenim Herbst 1939 in erster Linie durch unmittelbare oder mittelbare Kredite beider Nationalbank gedeckt. Verordnungen vom 24. August und 16. September1939 ermächtigten die Regierung, unter Vorwegnahme einer Aufwertung desGoldbesitzes der Nationalbank Kredite bis zu 839 Millionen Dinar aufzunehmen.Eine weitere Verordnung vom 18. November 1939 genehmigte die Ausgabevon Landesverteidigungs-Wechseln, die bei der Nationalbank rediskontiertwerden können und später mit dem Ertrag von Sondersteuern eingelöst werdensollen. Die Ausweise der Nationalbank zeigten folgende Entwicklung:

Der Staat hatN a t i o n a l b a n k von J u g o s l a w i e n . \n sieben Monaten

2.755 MillionenDinarbei der Nationalbankaufgenommen (mitden früheren Schul-den von 2.230 Mil-lionen Dinar nähertsich seine gesamteSchuld an die Bankeinem Betrag von

5 Milliarden Dinar, das sind nahezu 50 v. H. der Notenausgabe). Diese Aus-dehnung des Zentralbankkredits seit Ausbruch des Krieges findet ihr Gegen-stück weitgehend im Notenumlauf, der um mehr als 2,4 Milliarden gestiegenist. Die staatlichen Ausgaben verschafften den Banken wieder eine gewisseFlüssigkeit; diese nahmen nach Oktober keine Kredite mehr bei der National-bank auf und zahlten den früheren Kredit teilweise zurück; gleichzeitig bautensie ihre Barreserven neu auf. Die Nationalbank hielt das ganze Jahr hindurchihren amtlichen Diskontsatz bei 5 v. H. Die Sätze der Handelsbanken erreichtenim Juli ihren tiefsten Punkt mit einem Durchschnitt von 8,5 v. H.; im Dezemberstiegen sie auf 8,7 v. H. (9,2 v. H. in Belgrad, 8,8 in Skoplje, 8,6 in Agramund 7,4 v. H. in Laibach).

Im Britischen Reich trat als gemeinsamer Grundzug ein vermehrter staat-licher Kreditbedarf zur Bestreitung der Kriegsausgaben hervor, dessen Befriedi-gung seit Einführung der Devisenbeschränkungen im September 1939 durchdie etwas gesunkenen langfristigen Zinssätze im allgemeinen erleichtertwurde. In I r land , das im europäischen Konflikt neutral blieb, wurden zurBeschaffung von Mitteln für Verteidigungs-, Konsolidierungs- und andereZwecke im Dezember 1939 4prozentige Schatzanweisungen 1950-60 im Betragevon 7 Millionen Pfund zu pari begeben.

Der südaf r ikan ische Staatshaushalt hatte in den letzten Jahren Über-schüsse ergeben, der Kriegsausbruch führte aber zu einer Ausgabensteigerung.Wenn auch noch keine Kriegsanleihe aufgelegt worden ist, so wurden doch diegeltenden niedrigen Zinssätze dazu benutzt, die 5prozentige Anleihe 1940-50im Betrage von 14 Millionen Pfund am I.Februar 1940, dem ersten Optionstag,

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in eine zehnjährige, zu 3% v.H. verzinsliche Anleihe umzuwandeln. Der Finanz-minister forderte die Geldinstitute auf, bei der Fortführung der Politik desbilligen Geldes mitzuwirken. Seit Kriegsausbruch ist das Kassenguthaben desSchatzamtes hoch, und die Reservebank wurde für Vorschüsse oder Darlehennicht in Anspruch genommen.

Im Oktober 1939 begab die kanadische Regierung 200 Millionen Dollar2prozentige „Notes" mit zweijähriger Laufzeit an die „Chartered Banks";90 Millionen davon dienten zum Rückkauf und zur Tilgung kanadischer Emis-sionen in Großbritannien. Die erste öffentliche Kriegsanleihe in Form von200 Millionen Dollar 3x/4prozentigen Schuldverschreibungen mit einer Laufzeitvon 12 Jahren wurde im Februar 1940 aufgelegt und um 50 v. H. überzeichnet.Die Anleihekurse, die bei Kriegsausbruch gesunken waren, hatten sich imDezember nur teilweise erholt, und die Renditen der langfristigen Staatspapierewaren um etwa % v- H. höher als im Jahresdurchschnitt.

In Aus t ra l i en ging die Flüssigkeit der Handelsbanken vor dem Kriegeüber ein Jahr lang zurück, da die Rohstofferzeuger zusätzliche Bankkreditein Anspruch nahmen ; die Zinssätze stiegen trotz des Eingreifens der Common-wealth-Bank, die, abgesehen von anderen Maßnahmen, 6 Millionen australischePfund auf die im Dezember 1938 begebene 37/sprozentige Bar- und Konversions-anleihe im Betrage von 72 Millionen australische Pfund unmittelbar zeichnete.Im Februar und Mai 1939 wurden zwei langfristige 37/8prozentige Staatsanleihenfür öffentliche Arbeiten aufgelegt, davon 8% Millionen australische Pfundzum Nennwert und 4% Millionen australische Pfund zu 99 v. H. Außerdemübernahm die Commonwealth-Bank 3 Millionen australische Pfund 3%prozentigeSchuldverschreibungen mit einer Laufzeit von vier Jahren zur Konsolidierungfrüherer, zur Deckung von Einnahmefehlbeträgen begebener Schatzwechsel-emissionen. Die Renditen sowohl der lang- wie der kurzfristigen Staatspapiereerreichten Ende September 1939 4 v. H.; danach begannen sie zu fallen. ImDezember übernahmen die Commonwealth-Bank und die Handelsbanken ge-meinsam 12 Millionen australische Pfund 3%prozentige Schuldverschreibungenzum Nennwert, rückzahlbar von 1942 bis 1944. Bis Februar 1940 war es möglich,18 Millionen australische Pfund 33/8prozentige fünfjährige Schuldverschreibungenund 3B/8prozentige 10-16jährige Schuldverschreibungen zum Nennwert am Marktzu begeben. Seit Kriegsausbruch sind Vorschriften für den Kapitalmarkt in Kraft,und in seinem Bericht vom Dezember 1939 gibt der Verwaltungsrat der Com-monwealth-Bank der Überzeugung Ausdruck, daß es wünschenswert sei,die Zinssätze möglichst niedrig zu halten, fährt aber fort: ,,Die Aufrecht-erhaltung niedriger Zinssätze hängt jedoch von einer Reihe von Einflüssen ab,von denen die Maßnahmen der Zentralbank nur einer ist. Eine übermäßigePreissteigerung beispielsweise könnte es unmöglich machen, die Zinssätzeniedrig zu halten." Bisher ist eine solche Preissteigerung in Australien nochnicht eingetreten.

Die bedeutenden Anleihen, die der neuseeländische Staat in derzweiten Hälfte 1938 unmittelbar bei der Reservebank aufnahm, waren begleitetvon einer raschen Abnahme der Pfundbestände der Reservebank und derbei ihr unterhaltenen Kassenguthaben der Handelsbanken, so daß der Markt

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angespannt wurde und eine gewisse Versteifung der Zinssätze eintrat — dieRenditen der Staatsschuldverschreibungen stiegen von 3%-3% v. H. in derMitte des Jahres auf 4%-4% im Dezember 1938. Die Reservebank erhöhte ihrenDiskontsatz im November von 2 auf 4 v. H.; außerdem wurden Devisen-bestimmungen eingeführt.

Die unmittelbaren Vorschüsse der Reservebank an den Staat, die Ende1938 auf 17,5 Millionen neuseeländische Pfund gestiegen waren (gegen 7,1 Mil-lionen neuseeländische Pfund Ende 1937) erhöhten sich 1939 weiter bis auf20 Millionen neuseeländische Pfund im März. Mit dem Verbot der Kapital-ausfuhr wurde der Markt aber flüssiger, und die langfristigen Sätze gingenteilweise unter dem Einfluß von Staatspapierkäufen der Handelsbanken zurück.Im Mai 1939 begab der Staat mit Erfolg 4,5 Millionen neuseeländische Pfund4prozentige Schuldverschreibungen in zwei Formen, zu 99, rückzahlbar 1948, undzu 96, rückzahlbar 1954-58, mit einem Tilgungsfonds für die langfristige Anleihe.Nach dieser öffentlichen Anleihe im Mai gingen die dem Staat von der Reserve-bank gewährten Vorschüsse auf insgesamt 16,5 Millionen neuseeländischePfund Mitte Juni zurück, erhöhten sich aber bis Ende August wieder auf19,6 Millionen neuseeländische Pfund. Diese Ausweitung des dem Staatgewährten Kredits im Zusammenhang mit dem Rückgang der Vorschüsse undDiskontierungen seitens der Handelsbanken erleichterte die Lage des Marktesetwas. Am 6. September ermäßigte die Reservebank ihren Diskontsatz von4 auf 3 v. H. Dem Kriegsausbruch folgte eine ziemlich rasche Erhöhung derdem Staat von der Reservebank gewährten Vorschüsse auf 23,6 Millionenneuseeländische Pfund am Jahresende und 25 Millionen neuseeländischePfund im Februar 1940. Die Vorschüsse und Diskontierungen der Handels-banken gingen weiter zurück, und sie kauften erneut Staatspapiere, so daß sichihr Besitz in den letzten vier Monaten des Jahres um 5 auf 15 Millionen neu-seeländische Pfund erhöhte. Die Rendite der Staatspapiere, die im Sommer1939 etwas gestiegen war, sank wieder auf den Stand vom Frühjahr.

Ausgabe von japanischen S t a a t s a n l e i h e n .

Monatlichin Millionen Yen

JanuarFebruarMärzApri lMaiJuni . . . . . . .Jul i

September . . . .OktoberNovemberDezember

Gesamtjahresbetragder Emissionen .

1937

185

200

300200600

1.485

1938

300300330200300400300400400700

700

4.330

1939

400300430300400400400500500600400660

5.290

In Japan haben dieständigen monatlichenEmissionen von Staats-anleihen in steigendenBeträgen nach zweiein-halb Jahren den Marktetwas ermüdet, und inder letzten Zeit hat sichihre Aufnahme schwieri-ger erwiesen. In rundenZahlen ergeben sich fürdie Anleihen seit Beginnder Feindseligkeiten inChina Mitte 1937 die innebenstehender Tabelleaufgeführten monatlichenBeträge.

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Während die äußere Schuld so gut wie unverändert geblieben ist — siefiel leicht mit der regelmäßigen Abschreibung auf ihren Buchbetrag von1.267 Millionen Yen Ende 1939 —, hat sich die innere Anleiheschuld trotzder in jedem Rechnungsjahr vorgenommenen Steuererhöhungen von 9.270 Mil-lionen im Juli 1937 auf 20.250 Millionen Yen Ende 1939 ansteigend mehr alsverdoppelt.

Die Begebung der Staatsanleihen erfolgt durch die Bank von Japan, dieden überwiegenden Teil bei anderen Banken und Instituten unterbringen konnte,wie die Zahlen über die Hauptbesitzer von Staatsanleihen zeigen:

Hauptbesi tzer japanischer Staatsanle ihen.

In MillionenYen

Dez. 1936„ 1937,, 1938„ 1939

Zunahme in3 Jahren

Bankvon

Japan

8291.3871.8412.417

1.588

AndereSpezial-banken

323342708

1.082

759

Gewöhn-liche

Handels-banken

2.5612.5003.6344.618

2.057

Depo-siten-

stelle desSchatz-amtes

1.9102.2483.1774.674

2.764

Spar-kassen

1.0161.1451.4241.873

857

Treu-hand-

gesell-schaften

360410510590

230

Ver-siche-rungs-gesell-

schaften

167230350540*

373

Zu-sammen

7.1668.262

11.64415.794

8.628

* Schätzung (497 Millionen Yen Ende September 1939).

Ende 1939 entfielen auf die vorstehenden Banken, Sparkassen, Treuhand-und Versicherungsgesellschaften über drei Viertel der gesamten inneren An-leiheschuld. Die Bank von Japan mußte jedoch steigende Beträge der aus-gegebenen Anleihen übernehmen; gleichzeitig mit der Zunahme ihres Besitzesan Staatspapieren um 1.588 Millionen Yen innerhalb von drei Jahren erhöhte sichdie Notenausgabe um 1.813 Millionen Yen auf 3.679 Millionen Yen. Das scharfeAnziehen der Preise ist zweifellos eine der Ursachen der steigenden Kostendes Krieges. Der Gesamtausgaben betrag im Staatshaushalt hat sich mehr alsverdoppelt und beläuft sich jetzt auf über 10 Milliarden Yen jährlich; er istdamit größer als die gesamte innere Schuld im Sommer 1937.

Trotz des Anwachsens der Staatsschuld ist die Rendite der Staats-anleihen in den letzten drei Jahren von 4 auf 3,8 v. H. zurückgegangen; dabeistand der Markt gleichzeitig auch anderen Anleihen offen. Ein Grund fürdie kürzlich aufgetretene Schwierigkeit der Unterbringung der Staatsanleihenwaren nämlich die großen Emissionen von Schuldverschreibungen privaterKörperschaften: 1939 wurden über 1 Milliarde Yen begeben, die den aus-stehenden Gesamtbetrag auf 4,7 Milliarden Yen erhöhten, gegen Anleihen von470 Millionen Yen im Jahre 1938 und von nur 130 Millionen Yen im Jahre 1937.

Vielleicht der auffallendste Zug der im letzten Jahr beobachteten Entwick-lung an den Kredit- und Kapitalmärkten der ganzen Welt war das außerordent-lich wirksame Arbeiten des inneren Liquiditätsapparates angesichts schwie-rigster Verhältnisse. Im August 1914 brach er bei der ersten Erschütterung

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vorübergehend zusammen: die Banksätze stiegen auf 6-10 v. H., allgemeineMoratorien wurden verkündet, die Börsen blieben monatelang geschlossen,und einige der flüssigsten Anlagen waren eingefroren. In bemerkenswertemGegensatz hierzu steht, wenigstens an den Inlandsmärkten, die Entwicklungim Jahre 1939: wenige Diskontänderungen, einige unbedeutende Beschränkungender Abhebung von Bankeinlagen und Änderungen der Zahlungsbedingungenfür die zum Heeresdienst eingezogenen Männer, fast ohne Unterbrechunggeöffnete Börsen und wenige Geldbedürfnisse, die nicht gleich befriedigtwerden konnten.

Die Tabelle auf der nächsten Seite enthält eine Übersicht der Bank-satzänderungen von neun Zentralbanken in den Jahren 1914-15 und 1939-40.

In gewissem Maße war die Entwicklung der Zinssätze im Jahre 1914zweifellos bedingt durch die lange Aufwärtsbewegung seit Anfang des Jahr-hunderts. Sofort bei Ausbruch des Krieges wurden die Zentralbanksätze von3-5 v. H. im Juli auf 6-10 v. H. im ersten Teil des August erhöht. Nach achtKriegsmonaten war in Europa der allgemeine Satz von 5 v. H. erreicht, der imgroßen ganzen als Mindestsatz während der nächsten vier bis fünf Jahre inGeltung blieb. Keiner der acht europäischen Sätze wurde während des Kriegesunter 4% v. H. gesenkt, und auch dieser Satz wurde nur in Holland und derSchweiz notiert.

Im August 1939 dagegen lagen sechs der europäischen Sätze zwischen1*4 und 2y2 v. H., je einer betrug 4 und 4% v. H. Nur die Bank von Englandund die Niederländische Bank erhöhten kurz vor Kriegsausbruch ihre Sätze,und die Schwedische Reichsbank folgte im Dezember. (Wenn über die inder Tabelle vertretenen Länder hinaus ganz Europa in Betracht gezogen wird,sind auch die Erhöhungen vom September in Norwegen und Dänemark zuberücksichtigen.) Die Bank von England kehrte bald zu ihrem früheren Satzzurück, während Belgien und Deutschland die Sätze im Jahre 1940 senkten.Nach acht Kriegsmonaten waren zwei der acht europäischen Sätze im End-ergebnis höher und zwei niedriger, während die Grenzen, in denen sich dieSätze bewegten, die gleichen waren wie vor dem Kriege, nämlich 1% und4% v. H.

Bei der Tabelle fällt zweierlei auf: die vergleichsweise schwache Be-unruhigung in den Jahren 1939-40 gegenüber 1914-15 (sieben gegen dreißigVeränderungen für acht europäische Banken in acht Monaten) und die verhältnis-mäßig geringe Höhe der Sätze nach acht Kriegsmonaten (1%—4% v. H. gegen4%-5% v- H.). Der niedrige Stand der Sätze ist das Ergebnis einer ganzenReihe von Ursachen und entspricht der neueren allgemeinen Entwicklung, dieauf Zinsermäßigung und Abriegelung der Märkte gegen äußere Einflüssedurch Devisenbewirtschaftung gerichtet ist.

Die durch den Ausbruch des Krieges verursachten Störungen an denGeld- und Kapitalmärkten waren im Jahre 1939 weniger heftig als im Jahre1914, weil einmal die Banken und anderen Kreditinstitute besser vorbereitetwaren, besonders nach dem Probealarm im September 1938, aber auch weilsich die alte Auffassung von der Liquidität gewandelt hat. Bis zur Zeit der

— 146 —

Amt l i che Diskontsätze einiger Zentralbanken in den Jahren1914-15 und 1939-40.

1914-15

Sätze am 28. Juli 1914

Änderungen am 29. Juli 1914,, 30. „„ 31. „,, I.Aug.„ 3. „i. 6. „

» 8. „„ 12. ,,„ 17. „„ 19. „.. 20. „„ 27. „,, 28. „,, 10. Sept.„ 28. „„ 9. Nov.„ 16. „,, 23. Dez.,, I.Jan. 1915„ 7. „„ 3. Febr.„ 18. „

Sätze am 31. März 1915

1939-40

Sätze am 23. Aug. 1939

Änderungen am 24. Aug. 1939„ 29. „,, 28. Sept.,, 26. Okt.,, 15. Dez.„ 25. Jan. 1940„ 9. April

Sätze am 30. April 1940

Belgien

4

56

7

6

5

5

Belgien

21/2

2

2

England

3

48

10

65

5

England

2

4

32

2

Frank-reich

31/2

41/2

6

5

5

Frank-reich

2

2

Deutsch-land

4

56

5

5

Deutsch-land

4

31/2

31/2

Holland

31/2

41/2

6

5

5

Holland

2

3

3

Italien

5

6

5%

51/2

Italien

41/2

41/2

Schweden

41/2

5%

61/2

6

51/2

5 ! / 2

Schweden

21/2

3

3

Schweiz

3%

4f2

6

5

4%

4%

Schweiz

11/2

Ver. St. v.Amerika

6 *5

41/24

4

»er. St.».Amerika

1

1

* Eröffnungssatz der Federal Reserve Bank of New York für 60-90tägige Papiere.

Errichtung des Federal-Reserve-Systems im Jahre 1914 galt die Ansicht , daßder Zentralbankkredit im wesentlichen auf der Rediskontierung von Wechselnberuhen müsse, die sich durch den Verkauf der Waren, die sie verkörpern,bei oder vor Fälligkeit „selbst l iquidieren" — ein System, das vom währungs-politischen und von anderen Gesichtspunkten außerordentliche Vorzüge hatte,solange genügend Material der gewünschten Ar t an den Märkten zur Verfügung

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stand. Veränderungen in der Handelsfinanzierung haben nun aber in vielenLändern zum praktischen Verschwinden des Handelswechsels geführt, undder klassische Liquiditätsbegriff hat sich für die heutigen Verhältnisse alsungeeignet erwiesen. In den Vereinigten Staaten wurde die Theorie der „Ab-wälzbarkeit" entwickelt, d. h. alle Anlagen, die einen hohen Grad von Markt-fähigkeit besaßen, wurden als flüssig angesehen, während zugleich die Ent-wicklung der amerikanischen Bankgesetzgebung und der Federal-Reserve-Politik dahin ging, überhaupt höheren Wert auf das „gesunde" Geschäftund weniger Nachdruck auf die formale „Liquidität" zu legen, wie sie in denVertragsbestimmungen, der Art der Urkunden oder den Fälligkeitsterminen zumAusdruck kommt. Viele europäische Länder weisen eine gleiche Entwicklungauf, wenn dies auch häufig durch die Einschaltung einer besonderen Stellezwischen der Zentralbank und dem eigentlichen Kreditnehmer mehr oderweniger verdeckt wird. So wurde fast überall der Bereich des Zentralbank-kredits erweitert, jedenfalls hinsichtlich der kurzfristigen Geschäfte.

Was die langfristigen Märkte angeht, die namentlich durch das Börsen-geschäft in Staatsanleihen dargestellt werden, so wurde keine einheitlicheTechnik entwickelt, wenn auch die Börsen mit wenigen Ausnahmen auch wäh-rend der schlimmsten Krisen offen gehalten wurden. Im allgemeinen haben dieZentralbanken eine gewisse Verantwortlichkeit für die ordnungsgemäße Führungder Märkte für festverzinsliche Werte übernommen ; angesichts des Umfangsder Geschäfte und der Möglichkeiten schwerer Kapitalverluste waren sie mitRecht sorgfältig darauf bedacht, nicht die letzte Auffangstelle zu werden. Dieamerikanischen Bundes-Reserve-Banken haben ausdrücklich eine gewisse Ver-antwortung für die „Aufrechterhaltung geordneter Marktverhältnisse" übernom-men und durch gegenseitig abgestimmte Käufe den Markt der Staatsanleihenzu einer Zeit heftigen Druckes befestigt. Die Deutsche Reichsbank und dieBelgische Nationalbank haben den Markt der Staatsanleihen ebenfalls gestützt,während in Argentinien der Banco Central das gleiche für Rechnung des Finanz-ministeriums tat. In einigen anderen Fällen konnten außerplanmäßige Mittelfür diesen Zweck verwendet werden. Die bisherigen Erfahrungen mit amt-lichen Eingriffen dieser Art lassen den Schluß zu, daß sich die Geschäfte,solange sie als zeitweilige Maßnahmen zur überbrückung eines auf einer„Liquiditäts-Krise" beruhenden vorübergehenden Kurssturzes gedacht sind, zurErhaltung geordneter Verhältnisse als wirksam erweisen und als Mittelpunkt fürdie Festigung des Marktes von Nutzen sein können. Wenn aber der amtlicheEingriff zur Stützung besonderer Kurse und namentlich im Gegensatz zu einerlangfristigen Entwicklung erfolgt, dann können solche Geschäfte sehr kost-spielig sein und außerdem zu einer Verschiebung des gesamten Kreditgefügesführen.

Zum Unterschied von der unmittelbaren oder mittelbaren Verwendungdes Zentralbankkredits zur Stützung des Staatsanleihenmarktes mag die Technikder in England und Schweden eingeführten „Mindestkurse" für Börsengeschäfteerwähnt werden. Bei diesem System neigt das Geschäft dazu, zu versiegen,sobald der Mindestkurs erreicht ist; wer aber für seine SchuldverschreibungenBargeld wünscht, kann im allgemeinen nötigenfalls bei den Handelsbanken

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Kredite gegen sie aufnehmen. In Schweden wurden vom Börsenausschußmehrere Änderungen der Mindestpreise vorgenommen : in England löste sichder Markt einige Wochen nach Beginn des Krieges von den Mindestkursen,und diese wurden bis etwas unterhalb der neuen Kurse nach oben verlegt.Andere Maßnahmen, wie die gesetzliche Ermächtigung, Staatsschuldverschrei-bungen für Bilanzzwecke zum Nennwert einzusetzen, um unüberlegte Verkäufezu unterbinden, kommen in den Vereinigten Staaten zur Anwendung. Einigedieser Eingriffe sind wahrscheinlich vorübergehende Aushilfen, andere scheinenaber Glieder einer Dauerentwicklung zu sein und verdienen eingehende Be-achtung.

DJ e erste Schreckwirkung des Ausbruchs der Feindseligkeiten wurde imallgemeinen ohne tiefere Störungen überwunden. Bisher hat die staatlicheKreditaufnahme zur Bestreitung der ungeheuren Kosten eines modernen Krie-ges oder der erheblichen Mobilisierungskosten in den neutralen Ländern mei-stens den Charakter einer Notfinanzierung gehabt. In der Regel fehlte es anZeit zur Aufstellung von Plänen auf lange Sicht; ebenso läßt sich auch nochnicht beurteilen, wie sich eine umfangreiche staatliche Kreditaufnahme beilängerer Dauer etwa in den Währungs- und Kreditverhältnissen auswirken wird.

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VI. DIE ENTWICKLUNG IM NOTENBANKWESEN.

Der ungeheure staatliche Finanzbedarf und die einschneidenden Ände-rungen in Erzeugung, Verteilung und Verbrauch, wie sie die moderne Krieg-führung mit sich bringt, mußten notwendigerweise auf die Tätigkeit der Zentral-banken als der letzten Geldquelle der Kreditsysteme einen unmittelbaren Einflußausüben. Satzungen und gewisse Gepflogenheiten der Notenbanken habenim vergangenen Jahr bedeutende Änderungen erfahren, die mit drei Haupt-ursachen zusammenhängen:

1) der starke inländische Liquiditätsbedarf, der vorübergehend bereits imSeptember 1938 entstanden war, trat im zweiten Halbjahr 1939 erneutund mit vermehrtem Nachdruck auf;

2) die ungeheuren Kosten der Rüstungen, der Mobilisation und der eigent-lichen Kriegführung erzeugten einen dringenden außerordentlichen staat-lichen Finanzbedarf, der vielfach nur durch offenen Rückgriff auf denNotenbankkredit voll gedeckt werden konnte;

3) erhöhte Einfuhren und andere Ausgaben im Auslande griffen die amt-lichen Gold- und Devisenbestände ernstlich an.

Mit der zunehmenden internationalen Spannung im Sommer 1939, die imAusbruch des Krieges gipfelte, wuchs auch der Zahlungsmittelbedarf derBevölkerung in einem nie gekannten Ausmaß. Der Notenumlauf stieg inallen europäischen und vielen überseeischen Ländern zu Rekordziffern an,wie die umstehende Zeichnung erkennen läßt, die auch die allgemeine Er-weiterung der Notenausgabe gegenüber 1929 zeigt. Die Banknoten dienen vor-wiegend zu Lohnzahlungen und Einkäufen der Verbraucherschaft; ihr Umlaufneigt deshalb dazu, mit den Veränderungen des Geschäftsganges und derEinzelhandelspreise zu schwanken. Die überall aufwärts gerichtete Entwicklungder Notenumlaufziffern in den letzten Jahren dürfte darauf hindeuten, daßdie Lohneinkommen fast in der ganzen Welt gestiegen sind, doch sind auchnoch andere Einflüsse in Betracht zu ziehen. Wahrscheinlich werden im allge-meinen mehr Barmittel als früher vorrätig gehalten, teils weil die verbessertenEinkommensverhältnisse der breiten Bevölkerungsschichten vielen gestatten,mehr Bargeld für gewöhnliche Zwecke zu besitzen, als sie sich vordem leistenkonnten, teils weil in Zeiten der Ungewißheit Noten als geeignete Form eineraußerordentlichen Reserve angesehen werden, da sie im Notfall sofort ver-wendbar sind. In Europa hat der zuletzt genannte Grund besonders seit Herbst1938 seine Zugkraft bewiesen und zu starken Erhöhungen der Notenumlaufs-beträge geführt. Eine gewisse Hortung fremder Banknoten, namentlich vonSchweizer Franken und Dollar, fand von neuem statt, betraf aber nicht sobedeutende Beträge wie andere Formen der Hortung. Außerdem wuchs in denLändern, wo die Bevölkerung mobilisiert wurde, der Bargeldbedarf mit den steigen-den Zahlungen des Staates, ebenso wenn dicht besiedelte Gebiete teilweisegeräumt oder freiwillig verlassen wurden, wobei, abgesehen von den damit

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Index des Notenumlaufs in den Landeswährungen.1929 = 100

Jahresende Monatsende1929 1931 1933 1935 1937 1938 1939

verbundenen Sonderausgaben, Privatleute und Firmen ihre bisherigen Bank-verbindungen aufgeben mußten. Auch die Aufwärtsbewegung der Einzelhandels-preise in Europa mag im allgemeinen zu einer gewissen Ausdehnung desNotenumlaufs beigetragen haben. In den Vereinigten Staaten und in Kanadawar seine Zunahme im zweiten Halbjahr 1939 zweifellos teilweise auf dievermehrte Industrietätigkeit und das erhöhte Einkommen der Verbraucher-schaft zurückzuführen.

Noten, die ge-hortet werden,gelangen bis aufweiteres nicht wirk-sam in den Verkehr;hieraus erklärt sichauch, warum dieplötzlichen sprung-haften Aufwärts-bewegungen desNotenumlaufs, be-sonders im Herbst1939, sich nur wenigin der tatsächlichenNachfrage nach Gü-tern und Leistungenausgewirkt haben.Solange das Ver-trauen in die Stabi-lität einer Währungerhalten bleibt —und eine vermehrteNotenhortung sollteeigentlich ein Zei-chen solchen Ver-trauens sein—, liegtkein Grund vor, eineinflatorische Wir-kung der Hortungzu befürchten, diebis zu einem ge-wissen Grade so-gar ein Ausdruckder laufenden Spar-tätigkeit sein kann.Setzen aber Massen-Angstkäufe ein, soläßt sich eine Aus-weitung der wirk-samen Kaufkraft

1001929 1931 1933 1935 1937

BH.i. nie.

1936 1939

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weniger leicht verhindern, wenn sich bereits hohe Notenbeträge im Besitzdes Publikums befinden, als wenn die Ersparnisse die Form von Bankeinlagenoder dauerhafterer Anlagen haben. Eine Wirkung des Hanges zum Horten undeines reichlicheren Notenbesitzes überhaupt besteht darin, daß die Veränderungendes Notenumlaufs kein zuverlässiges Kennzeichen mehr dafür bilden, obinflatorische Tendenzen vorhanden sind oder nicht. Umso wichtiger wirdes dann, die allgemeinen Wirkungen der erweiterten Kreditgewährung an denStaat und andere Geldnehmer zu beachten. Die Inflationsgefahr kann durchentgegengesetzte Kräfte behoben werden, indem z. B. Währungsreserven zuZahlungen an das Ausland verwendet werden, oder wenn dem inflatorischenDruck durch unmittelbare Lenkung von Kosten und Warenpreisen und geeigneteAnleihemethoden des Staates entgegengewirkt wird, die alle überschüssigeKaufkraft des Publikums für den Staat wieder abschöpfen.

Das Ausmaß der Notenhortung läßt sich naturgemäß nur schwer mitSicherheit angeben ; es stehen aber einige allgemeine Schätzungen zur Ver-fügung. Im Jahresbericht der Bank von Frankreich für 1939 wird erklärt, daßvon den rund 25 Milliarden französische Franken in Noten, die zwischen dem17. August und 17. September 1939 in den Verkehr gebracht wurden, und dieeine Erhöhung des Notenumlaufs um 20 v. H. darstellen, der größere Teil inprivate Horte für Notfälle gewandert ist. Der Präsident des Direktoriums derSchweizerischen Nationalbank betonte in seiner Rede auf der Hauptversammlungder Bank, daß Ende 1939 die Hortung schweizerischer Noten im In- und Aus-land mindestens 600 Millionen Schweizer Franken bei einem Gesamt-Noten-umlauf von 2.050 Millionen Schweizer Franken betragen habe.

Es ist nicht uninteressant, daß Notenhortungen großen Maßstabes eineverhältnismäßig junge Erscheinung sind. Nach den wilden Inflationen in derZeit nach 1914-18 wurden zweifellos in vielen Ländern des europäischen Fest-landes beträchtliche Mengen namentlich von Dollar- und Pfundnoten von derBevölkerung gehortet; aber die folgenden Währungsstabilisierungen führten zueinem gewissen Notenrückfluß, da sich das Vertrauen in die eigenen Währun-

gen allmählich festigte. Nachden Währungsabwertungen imJahre 1931 machte sich derHang zum Horten erneut be^merkbar, was u. a. in demjähen Anstieg des schweize-rischen Banknotenumlaufs inden Jahren 1930 und 1931zum Ausdruck kam. Wie dasSchaubild zeigt, bestand inder Entwicklung des Notenum-laufs in Holland, Schwedenund der Schweiz von 1910bis 1930 eine bemerkenswerteÄhnlichkeit. Nachher weisendie Bewegungen starke Ab-

Notenumlauf in Holland, Schwedenund der Schweiz.

1913 = 100

700 i 1 1 1 1 1 1700

600

500

400

300

200

100

pl I I I I1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940

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weichungen auf, bedingt durch Unterschiede im Ausmaß der Hortung der Notendieser Länder, in der Entwicklung ihrer Wirtschaftstätigkeit und im Grade derWertminderungen, welche die drei Währungen erlitten haben. In Schweden undin der Schweiz war der Notenumlauf Ende 1939 etwa doppelt so hoch wie inden Jahren 1918-20, während er in Holland Ende 1939 praktisch der gleichewie in dem früheren Zeitabschnitt war.

In einer Reihe von Ländern geschah die Erweiterung des Notenumlaufsim Jahre 1939 ohne Schwierigkeit durch die bloße Umwandlung bedeutenderBarbeträge, welche private Kreditinstitute schon in Form von Einlagen bei derZentralbank besessen hatten. So wurden z. B. in der Schweiz die Einlagen beider Schweizerischen Nationalbank zwischen dem 1. August 1939 und demJahresende in Höhe von 317 Millionen Schweizer Franken in Anspruchgenommen, während in der gleichen Zeit die Notenausgabe um 309 MillionenSchweizer Franken stieg. Ebenso wurde in den Vereinigten Staaten die Um-laufserhöhung der Bundes-Reserve-Noten aus den Überschußreserven derBanken leicht bewerkstelligt.

Indessen bedurften auch da, wo dem Kreditsystem im ganzen ausreichendeBarmittel zur Verfügung standen, oft einzelne Institute der Hilfe, beispielsweiseSparkassen in gefährdeten, von der Räumung bedrohten Gebieten. Es kamauch vor, daß nicht alle Handelsbanken aus eigenen Mitteln die Kreditegewähren konnten, die ihre Kunden befähigt hätten, ihre Warenlager zu ver-größern oder ihren Ein- und Ausfuhrhandel durch inländische statt durchausländische Kredite zu finanzieren. Dies waren die Gründe, aus denen Dis-kont- und Rediskontkredite der Zentralbank in Anspruch genommen wurden,um eine reichlichere Kreditversorgung sicherzustellen.

Neben diesen Methoden der Kreditausweitung bildete in vielen Fällen dieKredi tgewährung an den Staat nach Maßgabe der bestehenden odergeänderter Vorschriften die Grundlage einer Erweiterung des Notenumlaufs.Gelegentlich — wie in Hol land — konnte die Kreditaufnahme des Staatesinnerhalb des für die Beziehungen zwischen dem Staat und der Zentralbankgesetzlich festgelegten Rahmens stattfinden. Häufig jedoch erwies es sich —entweder infolge des Krieges oder sogar schon vorher — als notwendig, diebestehenden Vorschriften etwas zu lockern, um dem Staat mehr Möglichkeitzu geben, Gelder von der Zentralbank, sei es unmittelbar oder mittelbar,durch Geschäfte am offenen Markt zu erhalten.

In Frankreich z. B. wurden durch eine Regierungsverordnung vom1. September 1939 die Bestimmungen der Konvention vom 29. September 1938genehmigt und in Kraft gesetzt, nach welcher die Bank von Frankreich demSchatzamt im Falle einer allgemeinen Mobilmachung Vorschüsse bis zumBetrage von 25 Milliarden französische Franken zur Verfügung stellen mußzu einem Zinssatz von 1 v. H., der sich ein Jahr nach Einstellung der Feind-seligkeiten auf 3 v. H. erhöht. Von den Zinsen behält die Bank % v. H. zurDeckung ihrer Ausgaben, während der Rest zunächst auf ein Sonder-Rücklage-konto eingezahlt und später an die Staatskasse zurückerstattet wird. In einerweiteren, am 29. Februar 1940 zwischen der Bank von Frankreich und dem

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französischen Schatzamt abgeschlossenen Konvention wurde ein neuer Vor-schuß bis zu 20 Milliarden französische Franken in Form begebbarer Schatz-wechsel vereinbart, die unverzinslich sind, solange sie sich im Besitz der Bankbefinden, nach ihrem Verkauf aber zum Marktsatz verzinst werden. Zur Dek-kung der Kosten dieses Kredites erhält die Bank von Frankreich ebenfallsY2 v. H. In Deutschland hatte das Gesetz über die Deutsche Reichsbankvom 15. Juni 1939 schon vor dem Kriege die für die Betriebskredite an dasReich und für die Diskontierung von Schatzwechseln festgesetzten Höchst-grenzen von 100 und 400 Millionen Reichsmark beseitigt und die Bestimmungder neuen Höchstbeträge dem Führer und Reichskanzler überlassen. In derSchweiz erhöhte der Bankrat der Nationalbank am 15. September 1939 vor-sorglich die obere Diskontierungsgrenze für die schweizerische Regierung.In Belgien erhielt die Nationalbank durch Satzungsänderungen vom 23. Sep-tember 1939 (auf Grund des Königlichen Erlasses vom 24. August) das Recht,kurz- oder mittelfristige Papiere, welche vom belgischen Staat, von der Kongo-Kolonie oder vom Großherzogtum Luxemburg ausgegeben oder garantiertwerden, zu diskontieren, zu kaufen und zu verkaufen sowie langfristige belgischeStaatspapiere, die an der Börse notiert werden, bis zu einem Betrage von5 Milliarden belgische Franken an Stelle des früheren Höchstbetrags von 500 Mil-lionen belgische Franken zu kaufen und zu verkaufen. Ferner wurde dieNationalbank ermächtigt, öffentliche Anleihen bis zu einem ihrem Kapital,ihren Rücklagen und Rückstellungen entsprechenden Betrag zu kaufen.

Ähnliche Änderungen wurden in einer Reihe weiterer Länder vorgenommen.Bei der Neuregelung der Satzung der Bank Polski im Februar 1939 hatte derVerwaltungsrat erhöhte Vollmachten zur Gewährung von Vorschüssen an dieRegierung gegen Wertpapiere und zur Diskontierung von Schatzwechselnerhalten, die Ende August nochmals ausgedehnt wurden. In Jugos lawienerweiterten die Verordnungen vom 24. August und 16. September 1939 dasRecht der Nationalbank zur Kreditgewährung an den Staat in Form von Vor-schüssen und Diskontzusagen. In Litauen wurde das Gesetz über die LietuvosBankas am 10. November 1939 geändert, um ihr den vermehrten Erwerb vonStaatsanleihen mit einer Laufzeit von höchstens zwölf Monaten bis zum Betragevon zwei Dritteln ihres Grundkapitals zu ermöglichen. In Spanien ergingzugleich mit der Verordnung vom 9. November 1939, die den Noten der Bankvon Spanien die Eigenschaft eines gesetzlichen Zahlungsmittels verleiht, eineandere Verordnung, welche die Bank berechtigt, unter der unmittelbaren Auf-sicht des Finanzministeriums Staatspapiere zu erwerben und zu verkaufen.Unabhängig vom Kriege wurde schließlich im Spätfrühling 1940 eine Verord-nung erlassen, welche die Bank von Brasi l ien ermächtigt, „Notes" desbrasilianischen Staates bis zum Betrage von 370.000 Contos zur Deckung derFehlbeträge des Rechnungsjahres 1939 zu diskontieren.

Der verstärkte Liquiditätsbedarf im Inland fiel in diesen Ländern vielfachzusammen mit der Einführung der Devisenbewirtschaftung oder ihrer Ver-schärfung, wo sie bereits bestand. Es galt die allgemeine Auffassung, daßf lüss ige A u s l a n d s m i t t e l , besonders Gold und Devisen, nutzbr ingenderzu Zahlungen an das Aus land als im Innern zur Deckung des Noten-

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Umlaufs verwendet werden könnten. In Großbr i tann ien verkündete derSchatzkanzler am 6. September, unmittelbar nach Kriegsausbruch, daß die Bankvon England fast ihren gesamten Goldbestand dem Währungsausgleichsfondsüberweisen würde; gleichzeitig wurde die ungedeckte Notenausgabe von300 Millionen auf 580 Millionen Pfund erhöht und alle Beschränkungen derRechte des Währungsausgleichsfonds, Kredite gegen Schatzwechsel aufzuneh-men, aufgehoben. Eine ähnliche Gold- und Devisenübertragung von 250 Mil-lionen Dollar fand Anfang Mai 1940 von der Bank von Kanada an die kana^dische Devisenbewirtschaftungsstelle statt. In Frankreich wurde die satzungs-mäßige 35prozentige Golddeckung des Notenumlaufs bei Kriegsausbruchsuspendiert, und beim Abschluß der Konvention zwischen der Bank von Frank-reich und dem französischen Schatzamt im Februar 1940 wurde Gold im Wertevon 30 Milliarden französische Franken von der Bank von Frankreich auf denWährungsfonds gegen begebbare Wechsel übertragen, die am offenen Markt ver-kauft oder zurückgekauft werden können. In Deutsch land befreite das Gesetzüber die Deutsche Reichsbank vom 15. Juni 1939 die Bank endgültig von dervorher nur ausgesetzten Verpflichtung, ihre Noten in Gold oder Devisen einzu-lösen, und bestimmte, daß die Reichsbank Gold- und Devisenbestände in einerHöhe halten soll, wie es nach ihrem Ermessen zur Regelung des Zahlungsverkehrsmit dem Ausland und zur Aufrechterhaltung des Wertes der Währung erforderlichist. In Schweden wurden durch Gesetz vom 22. Dezember 1939 einzelne Bestim-mungen des Gesetzes über die Reichsbank geändert und am 31. Januar 1940auf Grund der neuen Vollmachten zur primären Deckung des Notenumlaufs,die früher auf das im Lande befindliche Gold beschränkt worden war, auchdas Gold im Ausland zugelassen und der Reichsbank damit ermöglicht, weitereTeile ihres Goldes im Auslande „earmarked" zu hinterlegen. In Rumänienwurde durch Verordnung vom 6. September 1939 die satzungsmäßige Deckungder Nationalbank von 35 v. H. in Gold und Devisen auf 25 v. H. in Gold alleinherabgesetzt. Der Nationalbank für Böhmen und Mähren gestattet dieRegierungsverordnung vom 25. April 1940, bei der Berechnung ihrer satzungs-mäßigen 25prozentigen Golddeckung vom Notenumlauf und den anderen Sicht-verbindlichkeiten die für Münzen und Papierkleingeld der Kronenwährung ein-schließlich der Staatsnoten zu 100 Kronen und die für Zahlungsmittel derReichsmarkwährung und gewisse andere Reichsmarkaktiva ausgegebenenBanknoten in Abzug zu bringen.

In einer Reihe anderer Länder wurden die gesetz l ichen Begrenzungender Notenausgabe ebenfal ls gelockert . So wurde am 13. Dezember1939 das Recht der Bank von Finnland zur Ausgabe nicht durch Gold undDevisen gedeckter Noten um 1,8 Milliarden finnische Mark über den früherenHöchstbetrag hinaus erweitert. In Japan, wo am 1. April 1938 die fiduziäreNotenausgabe der Bank von Japan von einer Milliarde auf 1,7 Milliarden Yenerhöht worden war, wurde am I.Apri l 1939 eine neue Erstreckung auf 2,2 Mil-liarden Yen genehmigt. Im Dezember 1939 überstieg jedoch der durchschnitt-liche Notenumlauf den Betrag der fiduziären Notenausgabe zuzüglich deretwa 500 Millionen Yen Gold, die sich im Besitz der Bank von Japan befanden,und nach den geltenden Bestimmungen mußte die Bank damals eine Steuer

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in Höhe von 3 v. H. auf den Betrag der zuviel ausgegebenen Noten an dieStaatskasse zahlen. In Polen wurde die ungedeckte Notenausgabe, die mitder Satzungsänderung vom Februar 1939 auf 800 Millionen begrenzt wordenwar, Anfang August 1939 mit Zustimmung des Finanzministers und entsprechenddem in der genannten Satzungsänderung vorgesehenen Verfahren auf eine Mil-liarde Zloty erhöht. In Litauen gab eine Satzungsänderung vom 10. Novemberder Lietuvos Bankas das Recht, für 36 Millionen Utas Noten über den zu einemDrittel durch Gold gedeckten Betrag hinaus auszugeben. Durch Kabinetts-beschluß vom September 1939 erhielt die Nationalbank von Ägypten das Recht,sowohl bestimmte ägyptische wie britische Wertpapiere als Deckung für dieBanknotenausgabe zu verwenden. Schließlich wurde im März 1940 in Iranein Gesetzentwurf eingebracht, der die Notenausgabe von insgesamt 1.176 Mil-lionen Rial auf 1,5 Milliarden Rial erhöhen sollte. Außerdem wurde die National-bank ermächtigt, die Kronjuwelen als Deckung zu verwenden, ohne sie jedochverkaufen zu dürfen.

Bei einigen Zentralbanken ergab sich eine Erhöhung der zugelassenenNotenausgabe durch eine Neubewertung des Goldbesi tzes. Der Gold-bestand der Bank von Frankreich war am 12. November 1938 zum Preise von40.404 französische Franken für das Kilogramm Feingold (gleichbedeutendmit einem Kurs von 35,8 französische Franken für den Dollar) neu bewertetworden. Durch die bereits erwähnte Konvention vom 29. Februar 1940 erfuhrer eine abermalige Neubewertung zu einem Satz von 47.605 französischeFranken, d. h. fast genau zu dem Preise (von 47.608 französische Franken),der seit dem 13. September 1939 täglich von der Bank festgesetzt worden war.(Bei dem zuletzt genannten Preis ergibt sich auf Grund des Netto-Ankaufs-preises des amerikanischen Schatzamts für Gold und des Pariser Goldankaufs-preises eine Parität gegenüber dem Dollar von 42,41 französische Franken,während der amtliche Verkaufskurs für den Dollar, d. h. für Gold in New York,sich auf 43,80 französische Franken stellt.) Der Buchgewinn aus dieser Neu-bewertung, der vierten seit der Abwertung im Jahre 1936, betrug etwa 17,3 Mil-liarden französische Franken, die zusammen mit rund 3 Milliarden französischeFranken aus den Mitteln des Währungsfonds an den Staat überwiesen wurden,der sie zur Rückzahlung der von 1936 bis 1938 von der Bank von Frankreichgewährten vorläufigen Vorschüsse verwenden sollte.

Das Gold der Nieder ländischen Bank wurde am 31. März 1940 zueinem Preise aufgewertet, der einer Währungsabwertung um etwa 18 v. H.entsprach — bei einer tatsächlichen Abwertung des Guldens gegenüber demDollar um 22 v. H. Von dem Neubewertungsgewinn erhielt der Staat 132,5 Mil-lionen Gulden und die Notenbank 13,9 Millionen Gulden ; hiervon wurden7,6 Millionen Gulden zur Abschreibung älterer Pfundverluste (von 1931), dieübrigen 6,3 Millionen zur Stärkung der offenen Rücklagen der Bank verwendet.Ende Februar 1940 schlug der holländische Kolonialminister eine ähnlicheNeubewertung für den 133 Millionen Gulden betragenden Goldbestand der Bankvon Java vor.

Als die schwedische Regierung am 31. Januar 1940 auf Grund desGesetzes vom 22. Dezember 1939 die Notendeckungsbestimmungen für die

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Reichsbank abänderte, wurde der Goldbesitz der Bank zum Tageswert von4.726 schwedische Kronen für das Kilogramm eingesetzt, gegenüber der Paritätvon 2.480 schwedische Kronen, allerdings nur für die Zwecke der Berechnung derzulässigen Notenausgabe. In Wirklichkeit fand keine regelrechte Neubewertungstatt, und daher wurde auch kein eigentlicher „Gewinn" verfügbar. In denwöchentlichen Ausweisen über die Deckung des Notenumlaufs der Reichsbankwird das Gold seitdem zum Tageswert eingesetzt, in den Monatsbilanzen wurdeaber die alte Bewertung beibehalten. Die Jugos lawische Nationalbank wurde am5. Oktober ermächtigt, bei der Berechnung der Golddeckung ihres Notenumlaufsund ihrer Sichtverbindlichkeiten der Bewertung ihres Goldes den augenblick-lichen Dinar zugrundezulegen, was im Vergleich zu dem Wert in ,.stabilisierten"Dinar eine Höherbewertung um über 60 v. H. ergibt gegenüber dem Aufschlagvon 28V2 v. H., mit dem das Gold vorher eingesetzt war. In der Bilanzder Nationalbank trat indessen keine Neubewertung des Goldbestandes inErscheinung.

Die bisher erwähnten Änderungen der Bestimmungen für die Zentral-banken und ihrer Geschäftsgepflogenheiten hängen zusammen mit demdringenden Liquiditätsbedarf, der Anspannung der Staatsfinanzen underhöhten Zahlungen an das Ausland ; es wurden aber während des Berichts-jahres auch aus anderen Gründen Änderungen vorgenommen, beispielsweiseim Zusammenhang mit der Rechtsordnung in den Kr iegsgebietenoder der Verstärkung des Staatseinflusses.

Eine deutsche Verordnung vom 5. September bestimmte den Übergangder Leitung der Bank von Danz ig auf die Deutsche Reichsbank und sah dieLiquidation der Bank von Danzig vor. Am 11. September stellte diese dieAusgabe von Guldennoten ein und nahm den Betrieb als Zweiganstalt derReichsbank auf.

Nachdem am I.September die Feindseligkeiten zwischen Deutschland undPolen begonnen hatten, verließ die Bank Polski am 5. September Warschau.Ihr Goldbestand und ein Teil ihres Personals wurden nach Paris verbracht,wo die Bank im Oktober die Geschäfte auf veränderter Grundlage wiederaufnahm. In den von Deutschland besetzten polnischen Gebieten wurdenReichskreditkassen unter der Leitung des in Berlin am 26. September 1939gebildeten Verwaltungsrates der Reichskreditkassen eingerichtet. Ursprünglichgaben diese ihre eigenen über Reichsmark lautenden Noten als Ersatz für dieumlaufenden Zlotynoten aus. Bei der späteren Unterscheidung zwischen den indas Deutsche Reich eingegliederten und den dem Generalgouverneur unterstelltenGebieten wurden die Reichskreditkassen in den in das Reich eingeglieder-ten Gebieten in Reichsbankanstalten umgewandelt. Seit dem 20. Novembergelten in diesen Gebieten die deutschen Devisenbestimmungen ; durch Ver-ordnung vom 22. November wurde die Reichsmarkwährung eingeführt; am27. November hörte der Zloty auf, gesetzliches Zahlungsmittel zu sein, undam 21. Dezember wurde das Gesetz über die Deutsche Reichsbank eingeführt.Für das Generalgouvernement sah die Verordnung vom 15. Dezember dieErrichtung einer Emissionsbank in Polen vor. Bis zur Eröffnung dieser

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Bank im April 1940 arbeiteten die Reichskreditkassen auf Zlotygrundlage mitdem Hauptsitz zuerst in Litzmannstadt und später in Krakau. Die neue Bankwird von einem vom Generalgouverneur ernannten polnischen Präsidentenund dessen ebenfalls vom Generalgouverneur ernannten Stellvertretern sowievon einem deutschen Bankdirigenten geleitet, der befugt ist, die Geschäfteder Bank, insbesondere die Gewährung von Krediten und die Festsetzungder Zinssätze zu genehmigen oder zu untersagen. Die Bank gibt eigene,über Zloty lautende Noten aus ; die früheren Noten der Bank Polski und dieReichskreditkassenscheine werden nach und nach aus dem Verkehr gezogen.Es besteht ein Unterschied zwischen den gegen alte Zlotynoten umgetauschtenNoten der neuen Bank und den auf Grund ihrer eigenen Geschäfte in denVerkehr gebrachten Noten. Die Noten der zweiten Gruppe werden gedecktsein durch die ihrer Ausgabe zugrunde liegenden Darlehens- und Diskont-geschäfte und die Bestände der Bank an deutschen Zahlungsmitteln in Gestaltvon Reichsbanknoten sowie von Guthaben bei der Deutschen Reichsbankund der Deutschen Verrechnungskasse in Berlin. Als Deckung der gegendie Noten der Bank Polski umgetauschten Noten wird eine besondere, allenSteuern und sonstigen Belastungen vorgehende Grundlast bis zum Höchst-betrage von 3 Milliarden Zloty an allen in den besetzten polnischen Gebietengelegenen Grundstücken bestellt.

Der Zug zur staat l ichen Beherrschung der Zentralbanken istdurch die Erfordernisse des Krieges naturgemäß verstärkt worden und zeigtsich in den Ermächtigungen zur Änderung der Zentralbankbestimmungen imVerordnungswege, wie sie die Regierungen durch den „Defence (Finance)Act" in England oder die gesetzlichen Bestimmungen vom 22. Dezember inSchweden für den Notfall erhalten haben. Das Gesetz über die DeutscheReichsbank vom 15. Juni 1939 enthält die Bestimmung, daß die Bank nachden Weisungen und unter der Aufsicht des Führers und Reichskanzlers geleitetund verwaltet wird, wodurch sie also den obersten Reichsbehörden gleich-gestellt wird. Durch dasselbe Gesetz wurde die Bezeichnung „Reichsbank"in „Deutsche Reichsbank" geändert; der Besitz von Reichsbankanteilen wurdeauf deutsche Staatsangehörige beschränkt, die Reichsbürger sein können,sowie auf juristische Personen und Unternehmen, die ihren Sitz im DeutschenReich haben. Innerhalb der Bank selbst ist die Stellung des Präsidenteninsofern gestärkt worden, als er im Reichsbankdirektorium die Entscheidungtrifft. An die Stelle des früheren Zentralausschusses der Anteilseigner trittein Beirat, der die unmittelbare Verbindung zur deutschen Wirtschaft herstellt.

Weitere Änderungen wurden in der Satzung der Deutschen Reichsbankam 30. September 1939 vorgenommen ; sie betreffen eine Anzahl Fragen vongeringerer Bedeutung, so die Verwaltung der Zweiganstalten, die Rechte derAnteilseigner, das Verfahren für die Hauptversammlung und anderes mehr.Es wurden Bestimmungen getroffen über die Errichtung des Beirats sowievon Bezirksbeiräten bei den wichtigeren Zweiganstalten der Bank. In derSitzung des Beirats vom 29. Oktober 1939 wurden ein Allgemeiner Ausschußund Sonderausschüsse für das Kreditwesen, den Kapitalmarkt, die Börse, dasWährungswesen und den Außenhandel gebildet.

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In Neuseeland erreichte die auf einen verstärkten Staatseinfluß auf dieZentralbank zielende Entwicklung, die im Jahre 1935 begonnen hatte, ihrenAbschluß in dem als Bestandteil der Kriegsfinanzgesetzgebung erlassenenErgänzungsgesetz über die Reservebank von Neuseeland von 1939. DiesesGesetz bestimmt, daß Gouverneur und ßankleitung Beschlüsse der Regierungauszuführen haben, ermächtigt den Finanzminister, die Vorschriften über dasDeckungsverhältnis aufzuheben oder zu ändern, und genehmigt die Neubewer-tung des Goldes der Bank zum Marktwert sowie die Führung des darausentstehenden Gewinnes als Sonderrücklage auf den Namen der Regierung.

In Bol iv ien ordnete die Regierung Anfang August die Verstaatlichungder Zentralbank an, die Mitte des Monats in Kraft trat. Vorher hatte der Staat70 v. H. der Bankanteile besessen; jetzt wurden die privaten Anteilseignerngehörenden restlichen 30 v.H. zum Nennwert zurückgezahlt und die Dividenden-rücklage ausgeschüttet; hierbei wurden die den privaten Anteilseignern zu-stehenden 30 v. H. zum Satz von 20 v. H. bewertet. Die Bank untersteht einemzwölfgliedrigen Verwaltungsrat; er setzt sich zusammen aus einem von derRegierung ernannten Präsidenten, sechs Regierungsvertretern und je einemVertreter von Bergbau, Industrie, Landwirtschaft, Handel und Bankgewerbe.Kreditgeschäfte zugunsten des Staates und öffentlicher Unternehmungen sindvon der Bank durch Vermittelung des Finanzministers in die Wege zu leiten;die Kredite werden nur gewährt, wenn nach Ansicht der Verwaltungsratsmit-glieder entsprechende Mittel vorhanden sind und ihre Verwendung für den vor-gesehenen Zweck die Währungsstabilität nicht gefährdet. Der Goldbesitz derBank wurde auf Grund einer Verordnung vom 5. September 1939 neu bewertet,welche die Grundlage der Bewertung von 80 auf 120 Bolivianos je PfundSterling bei einem Goldpreis von 148 shilling abänderte. Der Erlös aus derNeubewertung diente teils zur Abfindung der privaten Anteilseigner, teils zurDeckung außerordentlicher Staatsausgaben und teils zur Erhöhung des Bank-kapitals von etwas über 25 Millionen Bolivianos auf 50 Millionen Bolivianos.

Die Umwandlung der Nationalbank von Ägypten in eine Zentralbankmachte während des Berichtsjahres weitere Fortschritte. Im Juni 1939 stimmtendie Aktionäre der Bank einstimmig für die geplante Umwandlung. Im März1940 genehmigte die Abgeordnetenkammer die Verleihung des Notenausgabe-privilegs an die Bank für die Dauer von 40 Jahren, und der Finanzministergab seine Absicht bekannt, in naher Zukunft ein Gesetz zur vollständigenUmwandlung der Bank in eine Zentralbank einzubringen. Im April 1939genehmigte die Hauptversammlung der Bank von Bras i l ien den im Jahre1936 gefaßten Beschluß, das Bankkapital von 100.000 auf 200.000 Contos zuerhöhen, von denen die Hälfte von der Bundesregierung beigesteuert werdensoll. Auf einer Versammlung der Gouverneure der 21 brasilianischen StaatenEnde November 1939 verkündete der Bundes-Finanzminister, daß Schritteunternommen werden würden, um die Bank von Brasilien in eine Zentralbankumzuwandeln, und zwar mit Hilfe des Goldes der brasilianischen Regierungund der Bank von Brasilien in Rio de Janeiro sowie weiteren vom amerika-nischen Schatzamt gekauften und in den Vereinigten Staaten hinterlegtenGoldes.

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Die Zusammenarbei t der Zentralbanken ist naturgemäß zur Zeitzwischen den kriegführenden Ländern unterbrochen, im übrigen sind abergewisse Fortschritte vornehmlich regionaler Art zu verzeichnen. Im Januar1939 traten in Belgrad die Gouverneure der Nationalbanken des Balkanbundes(Jugoslawien, Rumänien, Griechenland und Türkei) zur Besprechung finanz-technischer Fragen von gemeinsamem Interesse zusammen und verabredeteneine engere Zusammenarbeit auf finanziellem Gebiet. Am 14. und 15. Oktober1939 fanden in Kopenhagen Besprechungen zwischen Vertretern der Zentral-banken Dänemarks, Finnlands, Islands, Norwegens und Schwedens statt.Verwandt mit dieser Art regionaler Zusammenarbeit von Zentralbanken, wennauch in der Form abweichend, waren die Besprechungen von Vertretern der21 amerikanischen Republiken, die zur Bildung eines InteramerikanischenBeratenden Wirtschafts- und Finanzausschusses in Washington geführt haben,der sich mit den aus dem Kriege in Europa entstehenden Handels- undFinanzfragen befassen soll. Dieser Ausschuß wurde durch Beschluß einerVersammlung der Außenminister der amerikanischen Staaten, die im September1939 in Panama stattfand, eingesetzt; entsprechend einer weiteren von einerpanamerikanischen Konferenz von Schatzamtsvertretern in Guatemala imNovember angenommenen Entschließung hat der Ausschuß Pläne zur Errich-tung einer Interamerikanischen Bank ausgearbeitet. Die Hauptziele dieser Banksind, den Handel zwischen den lateinamerikanischen Ländern und den Ver-einigten Staaten zu fördern, die Anlagetätigkeit innerhalb der westlichen Erd-hälfte zu steigern, bei der Aufrechterhaltung der Stabilität der Währungen derbeteiligten Länder mitzuwirken und Untersuchungen über Fragen der öffentlichenFinanzen, des Währungs-, Geld- und Bankwesens anzustellen, soweit sie fürdie amerikanischen Republiken von besonderer Bedeutung sind. Nach dementworfenen Plan soll die Bank u.a. auch folgende Befugnisse haben: kurz-,mittel- und langfristige Kredite in Gold oder einer beliebigen Währung an dieStaaten sowie ihre Zentralbanken, politischen Untergliederungen und An-gehörigen zu gewähren, vorausgesetzt, daß der betreffende Staat in jedemFalle die Bürgschaft übernimmt; nicht notleidende Schuldverschreibungen undWertpapiere der beteiligten Staaten sowie nicht notleidende Wertpapiere, fürwelche die Staaten die Bürgschaft übernommen haben, zu kaufen, zu verkaufenund zu handeln, für Anleihen die Bürgschaft zu übernehmen, als Verrech-nungsstelle zu wirken, Wertpapiere oder Schuldverschreibungen zu begeben,Einlagen von den beteiligten Staaten und anderen anzunehmen, sofern derbetreffende Staat nicht rechtzeitig Einwendungen erhebt.

Das Kapital der Bank soll 100 Millionen Dollar betragen mit Aktien zu je100.000 Dollar, die im Verhältnis des Gesamtdollarwertes des Außenhandelsder Republiken im Jahre 1938 gezeichnet werden sollen; kein Land darf jedochmehr als 50 Aktien besitzen. Die Bank tritt erst in Tätigkeit, wenn wenigstensfünf Staaten, die mindestens 145 Aktien gezeichnet haben, die Konventionüber die Errichtung der Bank ratifizieren. Am 11. Mai 1940 wurde die Kon-vention von der Dominikanischen Republik, Ekuador, Kolumbien, Mexiko, Nika-ragua und den Vereinigten Staaten unterzeichnet. Da diese Länder zur Zeich-nung von mehr als der verlangten Mindestzahl von Aktien des Bankkapitals

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verpflichtet waren, haben darauf die Arbeiten am Entwurf des endgültigenStatuts der Bank begonnen.

In dem Plan für die Interamerikanische Bank ist den Regierungen sowohlhinsichtlich der Leitung als auch der zu tätigenden Geschäfte eine bedeutendeRolle zugewiesen ; die Errichtung dieser Bank ist also ein weiteres Beispielfür den zunehmenden staatlichen Einfluß bei den Zentralbanken. In den euro-päischen Ländern äußert sich in dieser Entwicklung noch deutlicher der Zwangzur Stärkung der Staatsgewalt in Zeiten nationaler Not, in denen sich die Wäh-rungspolitik in wachsendem Maße den unmittelbaren Bedürfnissen des Staatesunterordnen muß. Wenn auch durch diese Notmaßnahmen die formale Unab-hängigkeit der Zentralbanken — ein Teil der Sicherungsvorkehrungen, die zurGewährleistung der Währungsstabilität im Laufe der Zeit entwickelt wordensind — im allgemeinen eingeschränkt wird, so ist doch das Tätigkeitsgebietder meisten Zentralbanken gegenwärtig vielleicht eher erweitert. Im gleichenMaße, wie die Staatsgewalt in Zeiten ernster Schwierigkeiten nach Zentrali-sierung strebt, erwachsen nämlich den Zentralbanken neue Aufgaben, zu derenErfüllung sie infolge ihrer engen Verbindung mit den Geld- und Devisen-märkten besser geeignet sind als die gewöhnlichen Regierungsstellen. Auchgewinnt die Rolle der Zentralbanken als Berater ihrer Regierungen an Bedeu-tung. Wenn die staatliche Lenkung sich auf vorher nicht bewirtschafteteGebiete der Volkswirtschaft ausdehnt und wichtige Steuer- und Finanzfragenzu lösen sind, werden angesichts der Schwierigkeit dieser Aufgaben und desunlöslichen Zusammenhangs von Wirtschafts- und Finanzpolitik die Zentral-banken mit ihrer Sachkenntnis zu unentbehrlichen Gehilfen der Regierungen.

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VII. DIE LAUFENDEN GESCHÄFTE DER BANK.

1. DIE TÄTIGKEIT DER BANKABTEILUNG.

Die von den Buchprüfern geprüfte und in Ordnung befundene Bilanz derBank vom 31. März 1940 ist als Anlage II zu diesem Bericht wiedergegeben.Die Bilanzsumme beläuft sich auf 469,9 Millionen Schweizer Goldfranken(von 0,29032258... Gramm Feingold) gegenüber 606,5 Millionen am 31. März1939. Die Art der Umrechnung der verschiedenen Währungen, über welchedie Aktiven und Passiven der Bank lauten, in Schweizer Goldfranken hat imLaufe des Jahres keine Änderung erfahren. Wie bisher beruht die Berechnungalso auf dem amtlichen Goldverkaufspreis des amerikanischen Schatzamtesund auf den Wechselkursen der einzelnen Währungen in Dollar am Tage desRechnungsabschlusses der Bank. Der Wert einiger Währungen in unserersatzungsmäßigen Rechnungseinheit am 31. März 1940 weicht zwar beträchtlichvon demjenigen am 31. März 1939 ab, aber die anteilsmäßige Bedeutung dieserWährungen ist in der letzten Bilanz äußerst gering, so daß die Schweizer-Goldfrankenbeträge an den beiden genannten Tagen als durchaus vergleichbargelten können.

Schon in den vorhergehenden beiden Jahren waren die Veränderungen derMittel der Bank durch die Entwicklung der Faktoren bestimmt, welche auf dieinternationale politische Lage einwirkten. Die Ereignisse des Jahres 1939,besonders aber die des Monats September, mußten diesen Zusammenhangnoch stärker hervortreten lassen.

Auf der Passivseite der Bilanz waren im Berichtsjahr, abgesehen von derZurückziehung des Garantiefonds der französischen Regierung, die uns vonZentralbanken überlassenen Einlagen wiederum der einzige veränderlichePosten. Bis Ende Oktober zeigten sie einen fast gleichmäßigen Rückgang,gewannen darauf bis zum 31. Dezember wieder an Bedeutung, um EndeFebruar 1940 auf ihren tiefsten Punkt zu fallen und das Geschäftsjahrungefähr auf der Höhe zu beschließen, bei der sie Ende Januar gestandenhatten.

Der Umfang des eigenen und fremden Goldbesitzes der Bank ändertesich bis zum Ende des letzten Jahres fast gleichlaufend mit den Währungs-einlagen der Zentralbanken, nur nahm er im November und Dezember bedeutendschwächer zu. In den ersten drei Monaten des neuen Jahres ging er wiederzurück und erreichte am 31. März 1940 den tiefsten Stand. Im einzelnen sinddie erwähnten Veränderungen aus der ersten Tabelle auf der folgenden Seitezu ersehen.

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In MillionenSchweizer Goldfranken

Währungseinlagen(Zentralbanken füreigene Rechnung) :

auf Sichtbis zu 3 Monaten .

Zusammen . . .

GoldeinlagenEigener Goldbesitz . .„Earmarked" Gold

(außerhalb der Bilanz)

Zusammen . . .

1939

31. März

46,3

97,2

143,5

9,7

29,0

236,7

275,4

30. Juni

87,6

34,5

122,1

13,3

49,3

172,3

234,9

31. Juli

79,0

35,7

114,7

14,4

41,4

193,7

249,5

31. August

21,6

32,2

53,8

14,1

14,5

135,4

164,0

30. Sept.

28,4

11,8

40,2

10,7

5,8

101,2

117,7

31. Oktober

17,5

2,7

20,2

10,7

6,8

89,8

107,3

31. Dez.

46,4

0,1

46,5

10,3

12,3

89,0

111,6

1940

31. März

32,0

32,0

12,9

17,6

73,2

103,7

Am 31. März 1940 betrugen die Einlagen der Zentralbanken für eigeneRechnung tatsächlich nur noch weniger als den vierten Teil ihres ein Jahrvorher ausgewiesenen Umfanges, und das für fremde Rechnung verwaltete„earmarked" Gold (das in der Bilanz nicht erscheint) belief sich nur aufetwa ein Drittel des entsprechenden vorjährigen Betrags. Die Ereignisse habenalso die der Bank übertragenen Einlagen erheblich zurückgehen lassen.

Der Umfang der laufenden Geschäfte der Bank hat jedoch nicht imgleichen Ausmaß abgenommen. Gliederung und Entwicklung ihrer Gesamt-umsätze in den letzten drei Geschäftsjahren stellen sich, wenn der Gesamt-umsatz von 1937/38 mit 100 beziffert wird, folgendermaßen dar:

In v. H. des Gesamtumsatzes1937-38

Umsätze auf den Einlagekonten . . . .DevisengeschäfteKauf-, Verkaufs- und Tauschgeschäfte

in GoldBewegungen des ,,earmarked" Goldes

Zusammen . . . .

1937-38

47,47,1

23,122,4

100,0

1938-39

49,112,6

32,642,7

137,0

1939-40

59,09,8

18,731,5

119,0

Der Gesamtumsatz der Bank im Geschäftsjahr 1939/40 entspricht alsoungefähr dem Durchschnitt der beiden Vorjahre. Bedeutsam ist die Entwicklungder Umsätze auf den Einlagekonten ; der Umfang der gesamten Goldgeschäftewar zwar um ein Drittel geringer als 1938/39, aber höher als vor zwei Jahren,überdies gestalteten sie sich bei den Bedingungen, zu denen sie im Berichts-jahr ausgeführt wurden, für die Bank bedeutend lohnender; dabei warenaber alle Vorsichtsmaßregeln zur möglichsten Verringerung des Risikos bei

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diesen Geschäften getroffen, die unmittelbar mit den außergewöhnlichen Bedürf-nissen zusammenhingen, welche sich für einzelne Zentralbanken aus der poli-tischen Entwicklung ergaben.

Bei einem Vergleich zwischen den Hauptposten der Bilanzen vom 31. März1939 und 31. März 1940 ist folgendes festzustellen:

A. Passiva.

Der Gesamtbetrag der l a n g f r i s t i g e n V e r b i n d l i c h k e i t e n ist von255,2 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. März 1939 auf 229,6 Millionenam 31. März 1940 zurückgegangen. An dem zuletzt genannten Tage bestandensie nur noch aus den Einlagen auf dem Treuhänder-Annuitätenkonto und derEinlage der deutschen Regierung. Der Garantiefonds der französischenRegierung wurde im September 1939 zurückgezahlt, da ein Bedürfnis, ihn aufGrund des Artikels 199 der Anlagen zum Young-Plan weiter zu erhalten,nicht ersichtlich war. Der Wert dieses Fonds war durch Schiedsspruch vom30. Januar 1935 auf ungefähr 305 Millionen französische Franken festgesetztworden.

Die erste Aufstellung auf Seite 162 zeigt die Bewegung der Währungs-einlagen von Zentralbanken für eigene Rechnung. Die Haltung dieserDeponenten war nicht einheitlich : einzelne Zentralbanken hatten schon im Augustihre gesamten Einlagen abgezogen, andere haben ihre Guthaben erst nachund nach verringert oder noch verhältnismäßig bedeutende Bestände bei unsbelassen. Außerdem hatten schon vor dem September Umlagerungen aufden Konten einiger Institute stattgefunden, die vor allem eine Reihe umsatz-loser Rechnungen aufgegeben haben. Andererseits hat die Bank auch nachAnfang September einige neue Einlagen von anscheinend dauerhafter Arterhalten; daneben wurden ihr zahlreiche Geschäfte übertragen, bei denen siehauptsächlich die Rolle der Vermittelung des Zahlungsausgleichs zu spielenhatte.

Die Ereignisse haben auch einzelne Institute auf dem amerikanischenKontinent veranlaßt, ihre Verpflichtungen und ihren Besitz in Europa möglichstabzubauen. Daraus ergab sich einerseits eine Schmälerung der Mittel derBank, andererseits sind die Posten ,,Von Zentralbanken geleistete Garantienauf verkaufte Wechsel" und „Garantien auf weiterbegebene Handelswechsel",welche auf der Weiterbegebung von Wechseln aus unserem Bestand zur be-sonderen Verwendung gewisser Währungseinlagen beruhten, von den beidenSeiten der Bilanz verschwunden.

Einlagen von Zentralbanken für eigene Rechnung bestehen jetzt nur nochin Form von Sichteinlagen. Die Einlagen bis zu höchstens drei Monaten habenallmählich abgenommen und erschienen im Ausweis der Bank zum letzten Maleam 31. Dezember 1939 mit einem unbedeutenden Betrag.

Die Einlagen von Zentralbanken für Rechnung Dr i t te r , diedas ganze Jahr über nur als Sichtkonten in Erscheinung getreten sind, wiesen

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keine bedeutenden Schwankungen auf. Sie verringerten sich von 1,8 MillionenSchweizer Goldfranken am 31. März 1939 auf 1,6 Millionen am 31. März 1940,nachdem sie ihren höchsten Betrag mit 2 Millionen am 31. Juli 1939 und ihrentiefsten Stand mit 1,1 Millionen am 31. Januar 1940 erreicht hatten.

Ein stärkerer Rückgang hat bei den Guthaben anderer Einlegerstattgefunden. Ihre Summe von 4,4 Millionen Schweizer Goldfranken am31. März 1939 war die höchste des Geschäftsjahres; der am 31. März 1940ausgewiesene Betrag von 1,1 Million war bis auf ein vorübergehendes Absinkenauf 0,7 Millionen am 31. August 1939 der geringste des Geschäftsjahres.

Erheblichere Schwankungen sind auch bei den Goldgewichtskonteneingetreten, die von 9,7 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. März 1939auf 14,4 Millionen am 31. Juli, den Höchstbetrag des Geschäftsjahres, anstiegen.Ihren tiefsten Punkt hatten sie mit 10,3 Millionen am 30. November erreicht;seitdem führte eine langsame, aber gleichmäßige Aufwärtsbewegung ihreSumme bis auf nahezu 13 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. März 1940.Hiervort entfallen 1,8 Millionen auf den Unterposten Zeiteinlagen, der zumerstenmal im Januar 1940 aufgetreten ist.

Wie in den vergangenen Jahren spielten diese Goldkonten weiter einenicht zu unterschätzende Rolle sowohl bei der Abwicklung internationalerPostzahlungen durch die Bank wie beim Ausgleich von Spitzen oder beiÜberweisungen zuweilen sehr kleiner Beträge, die anders schwer durchzu-führen gewesen wären. Im Laufe des Jahres folgten die Zentralbanken, diein unseren Büchern Goldsichtkonten Lieferung London für die Abwicklunginternationaler Postzahlungen unterhielten, unserem Vorschlag, sie vorüber-gehend auf Lieferung Bern umzustellen, um die reibungslose Anwendung desVerfahrens auch unter den gegenwärtigen schwierigen Verhältnissen zu ge-währleisten.

Im Dienste des internationalen Zahlungsverkehrs der Post-, Telegraphen-und Telephonverwaltungen hat die Bank weiter Überweisungen sowohl durchÜberträge zwischen Währungskonten als auch unter Benutzung von Goldein-lagekonten der Zentralbanken der betreffenden Länder ausgeführt. Bei letzteremVerfahren brauchen sich Gläubiger und Schuldner, wie im vorigen Jahresberichtnäher erläutert wurde, nicht vorher darüber zu einigen, in welcher Währungdie in Goldfranken berechneten Beträge gezahlt und wie sie in diese Währungumgewandelt werden sollen. Die Zahlungen werden vielmehr durch bloße Um-buchung des betreffenden Goldgewichts ausgeführt, ohne daß es wirklicher Gold-bewegungen bedarf. Angesichts der Sicherheit, Billigkeit und Schnelligkeit desneuen Verfahrens hat sich im Berichtsjahr die Zahl der Verwaltungen undZentralbanken, die sich seiner bedienen, erweitert, und die Umsätze auf denbetreffenden Konten lagen erheblich über denen des Vorjahrs; die Zahlungen,für welche die Goldeinlagekonten benutzt wurden, haben die noch nach demälteren Verfahren über Währungskonten allein geleiteten beträchtlich über-stiegen. Auch nach Ausbruch der Feindseligkeiten wurden Zahlungen dieserArt weiter regelmäßig vorgenommen.

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B. Akt iva.

Die folgende Tabelle zeigt die Bewegung derjenigen Posten, aus denensich die leicht realisierbaren Aktiva der Bank zusammensetzen, an einigenbesonders bezeichnenden Tagen des Jahres:

In Millionen Schweizer Goldfranken31. März

193930. Juni

193931. Okt.

193931. März

1940

Gold in BarrenKassenbestandGelder auf SichtRediskontierbare Wechsel :

Handelswechsel und BankakzepteSchatzwechsel

Zusammen . . . .

38,823,632,7

142,274,7

62,623,122,4

144,580,9

17,515,913,8

109,548,5

30,634,816,3

93,568,4

312,0 333,5 205,2 243,6

Im allgemeinen läßt sich feststellen, daß die Veränderungen im Ge-samtbetrag der l e i c h t r e a l i s i e r b a r e n Aktiva der Bank ungefähr denSchwankungen ihrer gesamten Mittel entsprochen haben. Die Spanne zwischender Ausweissumme vom 30. Juni 1939, nämlich 589,3 Millionen SchweizerGoldfranken, und derjenigen vom 31. Oktober in Höhe von 452,3 Millionenbeträgt 137 Millionen Schweizer Goldfranken, während der Unterschied allerleicht realisierbaren Aktiva der Bank an den gleichen Tagen 128,3 Millionenausmacht. Das Streben nach höchster Liquidität, das stets ein wesentlicherGeschäftsgrundsatz der Bank war, und die ständige Wahrung eines beträcht-lichen Liquiditätsüberschusses haben sich also als zweckmäßig erwiesen.Dank des unbedingten Festhaltens an diesen Liquiditätsgrundsätzen brauchtedie Bank niemals auf zusätzliche Kassenkredite zurückzugreifen, die sie sichvon einer Anzahl ihrer Geschäftsfreunde hatte zusichern lassen.

Im einzelnen ist zur Entwicklung der obigen Posten der Bilanz folgendeszu bemerken :

Die in der Tabelle für das Barrengold angegebenen Ziffern geben un-gefähr die stärksten Veränderungen wieder, die unter diesem Titel im Laufedes Geschäftsjahres zu verzeichnen waren. Tatsächlich wurde der höchste Standmit 64,7 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. Mai 1939 und der tiefstePunkt am 30. September mit 16,5 Millionen erreicht. Zwischen den genanntenTagen fanden jeweils gleichgerichtete Bewegungen statt: Zunahme von EndeMärz bis Ende Mai 1939, Rückgang bis Ende September, danach erneutesAnwachsen bis Ende März 1940.

Der eigene Goldbesi tz der Bank, d.h. der Überschuß ihres Goldbarren-bestandes über ihre auf Goldgewicht lautenden Verbindlichkeiten, schwanktein der aus der ersten Tabelle auf Seite 162 ersichtlichen Weise. Seine Höchst-ziffer wurde am 31. Mai mit 51,5 Millionen Schweizer Goldfranken erreicht;einem anhaltenden Absinken bis auf 5,8 Millionen am 30. September folgte

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ein ebenfalls ununterbrochener Anstieg bis auf 17,6 Millionen am 31. März1940. Im Durchschnitt der letzten fünf Monate des Geschäftsjahres wurdenjedoch 15 Millionen Schweizer Goldfranken, d. h. der Wert von weniger als5000 Kilogramm Feingold, kaum überschritten.

Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen, die sich die Bank selbst auf-erlegt hatte, machten es möglich, ihren Gesamtgoldbestand auf das ebengenannte Mindestmaß herabzudrücken ; die Erfahrungen bei ihren Goldgeschäftenhaben jedoch gezeigt, daß ein ständiger Vorrat von dieser Höhe nur geradeausreicht, damit die Bank den an sie gestellten Anforderungen genügen kann.Im vorigen Jahresbericht, bei dessen Abfassung viele der heutigen Problemenoch nicht bestanden, war die Aufrechterhaltung eines Goldvorrats von durch-schnittlich mindestens 25 Millionen Schweizer Goldfranken als wünschenswertbezeichnet worden.

Auch im letzten Jahr hat der Goldbestand der Bank die im vorigenBericht geschilderte Rolle behalten : er gestattet ihr, die für Rechnung dermit ihr arbeitenden Zentralbanken übernommenen Goldgeschäfte zu den best-möglichen Bedingungen auszuführen. Andererseits dient die Verteilung deseigenen Goldbesitzes der Bank auf verschiedene Länder wie die Unterhaltunggewisser Mindestbestände dem Zweck, Barmittel dort, wo sie benötigt werden,erhalten zu können, oder auch besondere Reserven zu bilden, mit deren Hilfesich ein Teil der Gefahren und Verzögerungen, die mit Goldverschiffungen füreigene Rechnung der Bank verbunden sind, vermeiden läßt.

Auch der Devisenbestand der Bank hat während des Jahres rechterheblich geschwankt. Von 23,6 Millionen Schweizer Goldfranken am 31. März1939 sank er auf den sehr niedrigen Stand von 6,8 Millionen am 31. Mai, stelltesich dann Ende August und Ende September auf etwa 27 Millionen, ging wiederauf 15,9 Millionen am 31. Oktober zurück, stieg abermals und erreichte am31. Dezember 1939 mit über 50 Millionen den Höchstbetrag des Jahres. Dieam 31. März 1940 verzeichnete Ziffer von 34,8 Millionen war die höchste nebender zuletzt erwähnten.

Die zinstragend angelegten Sichtge lder haben seit Beginn des Geschäfts-jahres im großen ganzen fast ständig Neigung zum Fallen gezeigt; die am31. März 1939 ausgewiesene Ziffer von 32,7 Millionen Schweizer Goldfrankenwar der Höchstbetrag des Geschäftsjahres, der geringste Betrag wurde am28. Februar 1940 mit 10,4 Millionen verzeichnet. Die Ziffer vom 31. März 1940ist mit 16,3 Millionen höher als der Durchschnitt der vorhergehenden achtMonate.

Die Veränderungen des Bestandes an rediskont ierbaren Wechselnwaren recht bezeichnend. Er stieg von 216,9 Millionen Schweizer Goldfrankenam 31. März 1939 langsam auf 228,1 Millionen am 31. Juli, fiel auf 177,2 Millionenam 31. August und auf 176,1 Millionen am 30. September und sank nochweiter auf 158 Millionen am 31. Oktober. Danach hat der Posten bis zum31. März 1940, als er sich auf 161,9 Millionen belief, nur noch unbedeutend ge-schwankt. Während sich der Betrag der Handelswechsel und Bankakzepte zu

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den Schatzwechseln arri 31. März 1939 etwa wie 2:1 verhielt, hatte sich am30. November das Hauptgewicht nach der anderen Seite verlegt, und am 31. Januar1940 erreichte das überwiegen der Schatzwechsel seinen Höhepunkt, als sichdie Handelswechsel nur auf 57,8 Millionen Schweizer Goldfranken, die Schatz-wechsel aber auf 101,8 Millionen beliefen. Am 31. März 1940 hatte sich dieWechselanlage mit 93,5 Millionen an Handelswechseln und 68,4 Millionen anSchatzwechseln wieder der normalen Verteilung genähert.

Die zinstragend angelegten Gelder auf Zeit haben erst seit Oktobernennenswert geschwankt. Am 31. März 1939 beliefen sie sich auf insgesamt32,8 Millionen Schweizer Goldfranken; am 31. August hatten sie 35,6 Millionenerreicht und betrugen am 30. September noch immer 33 Millionen. Spätergingen sie bis auf 8,6 Millionen am 28. Februar 1940 zurück, erholten sichaber wieder auf 17,4 Millionen am 31. März 1940.

Die anderen Wechsel und Anlagen sind vom 31. März 1939 bis zum31. März 1940 von 258,7 auf 206,6 Millionen Schweizer Goldfranken gefallen.Diese Zahlen stellen zugleich den Höchst- und Mindestbetrag des Geschäfts-jahres dar. An den beiden Tagen setzte sich dieser Posten folgendermaßenzusammen :

In Millionen Schweizer Goldfranken

Laufzeit bis zu 3 Monaten,, von 3 bis 6 Monaten,, von mehr als 6 Monaten

Zusammen . . .

31. März 1939

126,363,968,5

258,7

31. März 1940

110,180,016,5

206,6

Der Anteil der Fälligkeiten bis zu drei Monaten an den Gesamtanlagendieser Gruppe war mithin am 31. März 1940 höher als am 31. März 1939,und die Anlagen mit einer Laufzeit von mehr als sechs Monaten machtennur noch 8 v. H. des Gesamtbetrags vom 31. März 1940 aus, gegen 26 v. H.am 31. März 1939.

Infolge der Ereignisse der zweiten Hälfte des Berichtsjahres war dieFülle der von der Bank zu lösenden Aufgaben noch mannigfaltiger als früher.Dabei hatten Gewinnfragen hinter den Erwägungen der Sicherheit und Liquiditätzurückzutreten. Außerdem verlangten die Veränderungen in den gegenseitigenWertverhältnissen verschiedener führender Währungen eine noch strengereÜberwachung und die möglichste Beschränkung der Positionen, welche dieBank in Gold oder in Währungen mit Goldverpflichtung des Schuldners aufGrund der Zusammensetzung ihrer Aktiva und Passiva eingehen mußte.

Vor eine Reihe von Schwierigkeiten stellten die Bank auch gewisseNebenerscheinungen, die der Kriegszustand zwischen verschiedenen Ländern

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mit sich brachte, die Verzögerungen, die in der Abwicklung der meistenGeschäfte zwangsläufig eintraten, sowie Fragen, die sich im Verkehr mitLändern ergaben, deren staatsrechtliche Lage eine Änderung erfahren hatte.Es kann mit Genugtuung festgestellt werden, daß diese Schwierigkeiten unterangemessener Wahrung der Belange der Bank wie auch ihrer Geschäftsfreundegemeistert wurden. Die Garantien und Sicherungen, mit denen die Bank sichversehen hatte, sowie der gute Wille und die verständnisvolle Haltung derdurch diese Fragen unmittelbar oder mittelbar berührten Zentralbanken trugenin jedem Fall wesentlich dazu bei, die befriedigendste Lösung zu erzielen,die unter den gegebenen Umständen möglich war.

Durch die September-Ereignisse sah sich die Bank veranlaßt, für ihre ge-schäftliche Tätigkeit einige grundsätzliche Entscheidungen zu treffen. Solchemehr interner Art ergaben sich von selbst aus der Sorge um die Wahrungeiner hohen Liquidität für den äußersten Notfall einer vollständigen Ab-ziehung der der Bank überlassenen Einlagen. Darüber hinaus ließen esihre besondere Stellung und Tätigkeit ratsam erscheinen, einige neue Richt-linien für ihr Verhalten aufzustellen. Die Bank für Internationalen Zahlungs-ausgleich unterhält Geschäftsbeziehungen zu den meisten Zentralbanken.Daraus ergibt sich die Forderung, daß sie nur solche Geschäfte über-nimmt, die sowohl vom Gesichtspunkt der kriegführenden wie der anderenLänder einwandfrei sind. Im Dezember wurden einige der Richtlinien, welchedie Bank tatsächlich schon seit dem Monat September befolgt hatte, zusammen-gefaßt und ihren Geschäftsfreunden zur Kenntnis gebracht.

Wie aus der zweiten Tabelle auf Seite 162 hervorgeht, war der Umfangder Goldgeschäf te der Bank in der Berichtszeit etwas geringer als im Vorjahr.Aber die besonderen Umstände, unter denen diese Geschäfte ausgeführt wurden,verleihen ihnen vielleicht mehr Bedeutung als in der Vergangenheit. Besonderszahlreich waren sie in den ersten Monaten des Geschäftsjahres. Ihr Gesamt-umfang belief sich im April 1939 auf den Gegenwert von etwa 400 Millionenund im Mai von 300 Millionen Schweizer Goldfranken. Der danach einsetzendeRückgang machte sich namentlich seit Dezember 1939 fühlbar. Die Vorschlägeund Anfragen, welche die Bank das ganze Jahr hindurch erhielt, betrafenbeinahe ausschließlich Geschäfte in einer und derselben Richtung: die Gold-übertragungen für Rechnung der Zentralbanken hatten als Bestimmungsort fastalle den einzigen Markt, der für Goldverkäufe frei geblieben war, nämlich NewYork. Seit der zweiten Hälfte des September wurde es immer schwieriger,Goldverschiffungen durchzuführen und Versicherungen gegen das Kriegsrisikoabzuschließen. Zudem gestalteten an den wichtigen europäischen Märkten diefür den Verkehr mit Gold getroffenen Maßnahmen die Goldgeschäfte schwierigoder sogar unsicher. Die Institute, die ihr von der Bank für InternationalenZahlungsausgleich verwaltetes ,,earmarked" Gold zu veräußern wünschten,mußten es daher nach New York versenden. Die Versicherungssätze für das

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Kriegsrisiko auf neutralen Schiffen stiegen aber ganz erheblich, so daß dieGesamtkosten einer Goldverschiffung von Europa nach Amerika in einzelnenFällen 4 v. H. erreichten.

Infolgedessen bestanden die meisten der Bank übertragenen Geschäfteentweder darin, in Europa ruhendes Gold gegen Gold in New York um-zutauschen oder unmittelbar gegen Dollar zu übernehmen oder endlichdie Umwandlung von Gold in Devisen — meistens in Dollar — auf dieeine oder andere Weise zu beschleunigen. Soweit die Bank bei vereinzeltenGeschäften, die solches Gold betrafen, das schon vor September 1939 bei ihrhinterlegt worden war, selbst als Gegenpartei auftreten konnte, vermochtesie für einzelne Zentralbanken neutraler Länder die Veräußerung oderÜbertragung des betreffenden Goldes zu beschleunigen. So kam die Bank — mitder Zeit immer häufiger — in die Lage, die Wahl zwischen verschiedenen Beför-derungswegen zu treffen und sodann über die Durchführung der Goldüber-tragungen zu den nach Lage der Sache am wenigsten kostspieligen Bedingungenzu verhandeln. Auch hier wieder leisteten die Zentralbanken, an die in diesemZusammenhang herangetreten wurde, weitestgehende wertvolle Hilfe. Das gleichegilt für die Währungsbehörden jenseits des Ozeans, die zu tatkräftiger Mit-wirkung ebenfalls immer bereit waren.

Auch diese Geschäfte wurden alle in dem oben geschilderten Sinneund nach den erwähnten Methoden ausgeführt, d. h. nur sofern sie vomStandpunkt sowohl der Kriegführenden wie auch der Neutralen einwandfreiwaren. Die Bank hat alle erdenklichen Garantien erhalten, um ihre Stellung imallgemeinen wie auch hinsichtlich der besonderen Risiken, welche sie über-nehmen mußte, zu sichern.

Da für Goldbewegungen auf Wegen, die oft neu und ungewöhnlich waren,keine geeigneten marktmäßigen Möglichkeiten bestanden, dürfte unsere Tätig-keit als Zwischenstelle ihre Nützlichkeit erwiesen haben; die Tatsache, daßimmer mehr Zentralbanken neutraler Länder die Bank für InternationalenZahlungsausgleich in Anspruch genommen haben, möge als Beweis dafürgelten, daß sie ihren Geschäftsfreunden in mancher Hinsicht wirkliche Diensteleisten konnte, für die bei ihnen ein tatsächliches Bedürfnis vorhanden war.

Das Gebiet der Handelskredi tgeschäf te war weniger ergiebig an neuenErfahrungen und in der Entwicklung neuer Methoden. Der Gang der Ereignissegestattete der Bank nicht, von allen ihr gebotenen Möglichkeiten der Kredit-beschaffung Gebrauch zu machen. Schwierigkeiten der Verwendung bestimmterWährungen für an sich mögliche Kredite trugen ebenfalls dazu bei, denUmfang der eingegangenen Geschäfte zu verringern oder die Erneuerung an-derer zu verhindern.

Die Bank hat jedoch den Eindruck, daß unter weniger außergewöhn-lichen Umständen das von ihr ausgearbeitete System, dessen praktische

— 170 —

Anwendung bereits begonnen hat, für die meisten Zentralbanken, mit denen siein geschäftlichem Verkehr steht, von wirklichem Interesse sein kann. Die inletzter Zeit abgewickelten Geschäfte sind, wenn auch gering an Umfang,doch wertvoll als Quelle ununterbrochener Erfahrungen. Sie haben gezeigt,daß manche Zentralbanken auf diesem Gebiet konkrete Bedürfnisse haben,welche uns zur Kenntnis gebracht wurden und die wir in Zukunft möglicher-weise zu befriedigen haben werden. Unter den jetzigen Verhältnissen konntensolche Geschäfte jedoch nur teilweise übernommen und dann auch nur mitnoch größerer Vorsicht als in normalen Zeiten ausgeführt werden.

2. DIE BANK ALS TREUHÄNDER UND AGENT.

Bezüglich der Annuitätenzahlungen Deutschlands, Ungarns, Bulgariensund der Tschecho-Slowakei nach dem auf der Haager Konferenz vom Januar1930 angenommenen Neuen Plan hat sich während des Berichtsjahres nichtsgeändert, d. h. die Bank hat in. dieser Zeit keine Annuitätenzahlungen der ge-nannten Länder erhalten.

Bei dem Dienst der Deutschen Äußeren Anleihe von 1924, der Internatio-nalen 5%prozentigen Anleihe des Deutschen Reichs 1930 und der InternationalenBundesanleihe der Republik Osterreich 1930, für welche die Bank Treuhänderoder Fiscal Agent der Treuhänder ist, trat im Berichtsjahr ebenfalls keine dieTreuhänder berührende Änderung ein. Sie haben die für den Dienst dieserAnleihen in den Währungen der verschiedenen Ausgaben erforderlichenBeträge nicht erhalten.

Die Bank hat weiter als Zwischenstelle bei der Regelung der finanziellenFragen mitgewirkt, die sich aus der Rückgliederung des Saarlandes an Deutsch-land ergaben. Die Deutsche Regierung hatte sich verpflichtet, die Gruben,Eisenbahnen und das sonstige im Saarland belegene unbewegliche Vermögendes französischen Staates für eine Pauschalsumme von 900 Millionen fran-zösische Franken zurückzukaufen. Der Betrag war im Laufe von fünf Jahrenzu zahlen, hauptsächlich durch unentgeltliche Kohlenlieferungen sowie mit denim Saarland bei der Rückgliederung eingezogenen, gegen Reichsmark um-getauschten französischen und anderen nichtdeutschen Zahlungsmitteln. Biszum 31. März 1939 hatte Deutschland in diesem Zusammenhang insgesamt789,8 Millionen französische Franken gezahlt. Die unentgeltlichen Kohlen-lieferungen wurden bis zum Kriegsausbruch in der üblichen Weise fortgesetzt,und am 31. März 1940 beliefen sich die gezahlten Beträge auf insgesamt855,3 Millionen französische Franken.

Auch als Zwischenstelle in der Schweiz für den Dienst der französischen4%prozentigen Anleihe der Nationalen Sicherheit von 1937 war die Bank weitertätig. Sie hat die zur Einlösung der in der Schweiz vorgelegten Zinsscheine undausgelosten Stücke der Anleihe erforderlichen Beträge von der französischenRegierung regelmäßig und pünktlich erhalten und nach Bedarf an die einzelnenZahlstellen weitergeleitet.

— 171 —

3. DER REINGEWINN UND SEINE VERTEILUNG.

Die Hauptversammlung hat die Erklärung einer Dividende zu erwägensowie Zuweisungen an die Rücklagen vorzunehmen. Der Re ingew inn desJahres beträgt nach Bereitstellung von Mitteln für unvorhergesehene Ausgaben7.962.180,65 Schweizer Goldfranken ; der Schweizer Goldfranken ist, wie inArtikel 5 der Satzung der Bank festgelegt, der Gegenwert von 0,29032258...Gramm Feingold. Der entsprechende Betrag für das neunte Geschäftsjahrbelief sich auf 8.583.864,63 Schweizer Goldfranken. Für die Bilanz vom 31. März1940 wurden die Aktiva und Passiva aus den einzelnen Währungen auf Grundder notierten oder amtlich festgesetzten Wechselkurse dieses Tages in SchweizerGoldfranken umgerechnet, und alle Aktiven sind, soweit Börsennotierungenvorhanden, zu diesen oder darunter, sonst höchstens zum Einstandspreiseingesetzt.

Nach der in Artikel 53 der Satzung vorgeschriebenen Überweisung von5 v. H. des Reingewinns, d. h. von 398.109,03 Schweizer Goldfranken (1939:429.193,23 Schweizer Goldfranken) an den Gesetzlichen Reservefonds wird derHauptversammlung empfohlen, eine D i v i d e n d e von 6 v. H. für das zehnteGeschäftsjahr festzusetzen. Ihre Ausschüttung erfordert 7.500.000 SchweizerGoldfranken (1939: 7.500.000 Schweizer Goldfranken). Der nach Festsetzungdieser Dividende noch verbleibende Reingewinn würde 64.071,62 SchweizerGoldfranken betragen; seine Verwendung regelt Artikel 53 der Satzung.

Der Verwaltungsrat hat auf Grund der ihm nach Artikel 53 Absatz cder Satzung zustehenden Befugnis beschlossen, der in der Satzung vor-gesehenen besonderen Dividendenrücklage 12.814,32 Schweizer Goldfrankenzu überweisen. Dies ist der Höchstbetrag, der satzungsgemäß hierfür ausdem Reingewinn dieses Jahres zurückgestellt werden darf (1939: 130.934,28Schweizer Goldfranken).

Nach Bereitstellung der Mittel für die vorstehenden Posten wird vor-geschlagen, gemäß Artikel 53 Absatz d von dem verbleibenden Rest 25.628,65Schweizer Goldfranken (1939: 261.868,56 Schweizer Goldfranken) dem Allge-meinen Reservefonds zuzuweisen. Hiernach würde sich der Gesamtbetrag desGesetzlichen Reservefonds, der Dividendenrücklage und des AllgemeinenReservefonds am Ende des zehnten Jahres auf 25.529.482,89 Schweizer Gold-franken stellen.

Derselbe Artikel der Satzung sieht vor, daß der danach noch verbleibendeRest in Höhe von 25.628,65 Schweizer Goldfranken unter die Regierungen oderZentralbanken Deutschlands und der Länder, welchen ein Anteil an denAnnuitätenzahlungen nach dem im Haager Abkommen vom Januar 1930 fest-gelegten Neuen Plan zusteht, verteilt werden soll, soweit diese Regierungenoder Zentralbanken bei der Bank Zeiteinlagen unterhalten, die frühestens nachfünf Jahren zurückgezogen werden können. Im Berichtsjahr wurden derartige Zeit-einlagen von keiner Zentralbank, wohl aber von den nachstehend aufgeführtenRegierungen unterhalten. Diese sind daher berechtigt, auf Grund der genannten

- 172 -

Mindestlaufzeit ihrer Einlagen an der Verteilung der Restsumme von 25.628,65Schweizer Goldfranken (1939: 261.868,56 Schweizer Goldfranken) mit folgendenBeträgen teilzunehmen:

1938/39Einlagen auf dem Treuhänder-Annuitätenkonto Schweizer Goldfranken

nach Artikel IV e des Treuhandvertrags: 1939/40

Frankreich 8.784,24

Großbritannien 3.432,68Italien 1.793,—Belgien 969,93Rumänien 169,45Jugoslawien 705,25Griechenland 58,10Portugal 111,36Japan 111,36Polen 3,23

Unverzinsliche Einlage der deutschen Regierung nachArtikel IX des Treuhandvertrags

Einlage der französischen Regierung (Saarabkommen)Garantiefonds der französischen Regierung nach

Artikel XIII des Treuhandvertrags

Die Bücher der Bank und ihre zehnte Jahresbilanz sind von der FirmaPrice, Waterhouse & Co., Chartered Accountants, gehörig geprüft worden.Als Anlage I ist die Bilanz und die Bescheinigung der Buchprüfer darüberbeigefügt, daß sie alle erbetenen Auskünfte und Erklärungen erhalten haben,und daß die Bilanz nebst Anmerkung nach ihrer Ansicht ordnungsgemäßaufgestellt ist, so daß sie ein wahrheitsgetreues und genaues Bild von derGeschäftslage der Bank gibt, wie sie sich den Prüfern nach bestem Wissenund den erhaltenen Auskünften darstellt, und wie sie durch die Bücher derBank ausgewiesen wird. Die Gewinn- und Verlust-Rechnung sowie die Gewinn-verteilung sind in Anlage II wiedergegeben.

16.138,60

8.069,30

71,81

1.348,94

25.628,65

85.270,87

33.321,91

17.405,10

9.415,36

1.644,95

6.846,11

563,98

1.080,96

1.080,96

31,33

156.661,53

78.330,76

853,22

26.023,05

261.868,56

4. VERÄNDERUNGEN IM VERWALTUNGSRAT UND IN DER BANKLEITUNG.

Satzungsgemäß bleiben diejenigen Mitglieder des Verwaltungsrats, die vonden ex-officio-Mitgliedem ernannt werden, drei Jahre im Amt, können dannaber wiederernannt werden. Da die Gründung der Bank im Mai 1930 erfolgtist, wurden im Mai 1939 einige Wiederernennungen für den Verwaltungsratfür den vierten Dreijahreszeitraum vorgenommen. Gleichzeitig wurden dieHerren Galopin und Kano an Stelle von Herrn Professor Beneduce und Herrnde Vogué, deren Amtszeit abgelaufen war, zu stellvertretenden Vorsitzendengewählt.

- 173 -

Der bereits im letzten Jahresbericht erwähnte Rücktritt des Herrn Pro-fessor G. Bachmann, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen National-bank, aus dem Verwaltungsrat, der anläßlich seiner Ernennung zum Präsidentendes Bankrates der Schweizerischen Nationalbank erfolgte, wurde am 8. Mai1939 wirksam, und am 12. Juni 1939 wurde Herr E. Weber, der als Nachfolgervon Herrn Professor Bachmann dessen früheres Amt bei der SchweizerischenNationalbank übernommen hatte, in den Verwaltungsrat gewählt. Im Oktoberletzten Jahres ernannte der Gouverneur der Bank von Japan zu seinem Ersatz-mann Herrn Kichio Futami, weil Herr Seijiro Yanagita, der sich seit März1937 in dieser Eigenschaft hervorragend betätigt hatte, nach Japan zurück-berufen wurde. Das Ausscheiden von Herrn Yanagita wird lebhaft bedauert.

Am 9. Mai 1940 hatte der Verwaltungsrat den Tod von Herrn Dr. Pasquale Troise,Generaldirektor der Banca d'Italia, zu beklagen, der während einer Reihe vonJahren als Stellvertreter des Gouverneurs der Banca d'Italia gewirkt hatte.

Der Rücktritt von Herrn Dr. J. W. Beyen von seinem Amt als Präsidentder Bank wurde am 31. Dezember 1939 wirksam. Herr Dr. Beyen hatte derBank seit Mai 1935 angehört; in den ersten beiden Jahren wirkte er als Stell-vertreter des Präsidenten, und nach der von der Hauptversammlung im Mai1937 genehmigten Satzungsänderung wurde Herr Dr. Beyen Präsident. Seinegesamte Amtsdauer fiel in eine Zeit erheblicher Schwierigkeiten für das inter-nationale Bankgeschäft, und die Entwicklung, die nach mehrfachen politischenKrisen schließlich zum Kriege führte, steigerte die Verantwortung und dieArbeitslast des Präsidenten in nicht geringem Maße. Daß die Bank dieSchwierigkeiten, mit denen sie bei Ausbruch der Feindseligkeiten zu kämpfenhatte, überwinden konnte, ist zum großen Teil den hervorragenden Fähigkeitenund dem sicheren Urteil von Herrn Dr. Beyen zu verdanken.

Der Unterzeichnete, der am 12. Juni 1939 als Nachfolger von Herrn Dr. Beyenzum Präsidenten gewählt worden war, übernahm sein Amt am 1. Januar 1940.

- 174 -

Vi l i . SCHLUSSBEMERKUNGEN.

In einem großen Teil der Welt müssen die eigentlichen wirtschafts- undfinanzpolitischen Überlegungen -heute hinter den Erfordernissen des Kriegeszurückstehen. Von den verstärkten Staatseingriffen, den Umleitungen desHandels und den Unterbrechungen der wirtschaftlichen und finanziellen Be-ziehungen wird hoffentlich vieles nur vorübergehender Natur sein ; aber nebenden Erschütterungen des Krieges gehen zweifellos auch Veränderungen mehrgrundlegender Art vor sich, die sich auf die Zukunft nicht nur Europas,sondern der ganzen Welt auswirken werden. Diese Entwicklung muß demzeitgenössischen Beobachter zum großen Teil verschlossen bleiben ; aber dieGeneration nach dem Kriege wird sich allen unmittelbar durch ihn entstandenenProblemen gegenübersehen und dazu auch die Wirkung der tieferen allge-meinen Veränderungen verspüren.

Es ist von überragender Wichtigkeit, nach Beendigung der Feindseligkeitensofort ein möglichst klares Bild von der wirtschaftlichen und finanziellen Lageund den zu bewältigenden Aufgaben zu besitzen. Nicht nur jede Verzögerungmuß vermieden werden, sondern es sollten auch Fehler aus ungenügenderKenntnis und aus Mangel an erprobten Einrichtungen auf ein Mindestmaß be-schränkt bleiben. Die Aufgabe des Helfens und Wiederaufbauens nach demKriege sollte mit den heutigen Möglichkeiten und namentlich bei nutzbringendemEinsatz der angehäuften Mittel nicht zu schwierig sein, soviel auch zerstörtsein mag. Dank der gesamten im letzten Vierteljahrhundert gewonnenenErfahrung ist jetzt viel mehr über Währungs- und Wirtschaftsfragen bekanntals nach dem letzten Kriege, und in mancher Hinsicht ist die Welt bedeutendbesser gerüstet, auftauchende Schwierigkeiten zu überwinden.

Bei fast allen Völkern hat man sich schon in bemerkenswertem Ausmaßden Fragen der wirtschaftlichen und finanziellen Organisation zugewandt,welche die Welt nach dem Kriege beschäftigen werden. Abgesehen von ein-zelnen, aus militärischen oder ähnlichen Gründen geheim gehaltenen Angaben,sind über die Vorgänge und Probleme in den verschiedenen Ländern ziemlichreichliche Unterlagen vorhanden, und die Möglichkeit, die bei Kriegsendeherrschende Lage eingehend darzustellen, dürfte bei Mitwirkung der in deneinzelnen Ländern bestehenden Einrichtungen weitgehend gesichert sein.Letzten Endes entscheidet allerdings der Wunsch der Völker nach Zusammen-arbeit und Schaffung einer vernünftigen Weltordnung, ohne den auch diegrößte Sachkenntnis zu keinerlei Ergebnissen führen kann; wenn aber erstder Wille zur Zusammenarbeit vorhanden ist, sollten auch die geeignetenMittel für das wichtige Werk des Wiederaufbaus bereitstehen.

Ergebenst vorgelegt

THOMAS H. McKITTRICK,

Präsident.

ANLAGEN

BILANZ VOMIN SCHWEIZER GOLDFRANKEN (EINHEITEN ZU 0,29032258...

AKTIVA

I. GOLD IN BARREN

I. KASSENBESTAND

Kasse und Guthaben bei Banken

I. GELDER AUF SICHT,zinstragend angelegt

IV. REDISKONTIERBAREWECHSEL UND AKZEPTE

1. Handelswechsel undBankakzepte

2. Schatzwechsel

V. GELDER AUF ZEIT,zinstragend angelegtBis zu höchstens 3 Monaten .

VI. ANDERE WECHSEL UNDANLAGEN

1. Staatsschuldverschreibungen

2. Wechsel von Eisenbahn- undPostverwaltungen sowie son-stige Wechsel und andereAnlagen

93.510.934,14

68.412.117,53

84.809.098,43

121.829.515,58

VII. SONSTIGE AKTIVA

ANMERKUNG.Die Bank verfügt über Anlagen in Barrengold und freien Devisen, die weitüber ihre kurzfristigen und Sicht-Einlagen (Passivposten IV und V) hinaus-gehen. Die übrigen Aktiva sind in Ländern angelegt, in denen zur ZeitDevisenbeschränkungen bestehen, doch haben die Regierungen dieserLänder bezüglich der Anlagen der Bank entweder als Unterzeichnerdes Haager Abkommens von 1930 (Artikel X) oder durch besondere Er-klärungen versichert, daß die Bank frei bleiben solle „von jeder Rechts-beschränkung und von allen einschränkenden Maßnahmen, wie Zensur,Requisition, Wegnahme, Einziehung in Kriegs- oder Friedenszeiten. Re-pressalien, Verbot oder Beschränkung der Ausfuhr von Gold oder Devisenund von allen anderen ähnlichen Maßnahmen". Darüber hinaus sindnach Abzug der Einlage der deutschen Regierung von den Anlagen inDeutschland über 60 v. H. der dann noch verbleibenden Aktiva durchbesondere, ihren Goldwert gewährleistende Vereinbarungen gesichert.

Die Verpflichtung der Bank aus dem Treuhänder-Annuitätenkonto istnicht klar festgelegt, aber sie ist zu ihrem höchsten möglichen Wert inSchweizer Goldfranken eingesetzt.

Für die Bilanz wurden die Aktiva und Passiva aus den verschiedenenWährungen auf Grund der notierten oder amtlich festgesetzten Kurse inSchweizer Goldfranken umgerechnet.

30 .564 .120 ,08

34 .819 .882 ,44

16 .257 .974 ,69

161.923.051,67

17.371.232,96

206.638.614,01

2.357.354,72

469.932.230,57

%6,5

7,4

3,5

19,9

14,6

3,7

18,0

25,9

0,5

100,0

AN DEN VERWALTUNGSRAT UND DIE AKTIONÄRE

DER BANK FÜR INTERNATIONALEN ZAHLUNGSAUSGLEICH, BASEL.

Gemäß Artikel 52 der Satzung der Bank haben wir ihre Bücher und Rechnungen für das am

und Erklärungen erhalten haben und daß nach unserer Ansicht obige Bilanz, die den Gegenwert der

gestellt ist und in Verbindung mit der dazugehörenden Anmerkung ein wahrheitsgemäßes, genaues

gegebenen Erklärungen darstellt und durch die Bücher der Bank ausgewiesen wird.

ZÜRICH, den 3. Mai 1940.

ANLAGE I

31. MÄRZ 1940GRAMM FEINGOLD - ART. 5 DER SATZUNG)

PASSIVA

1. STAMMKAPITALGenehmigt und begeben200.000 Aktien von je 2.500Schweiz. Goldfrankenmit 25%iger Einzahlung . . . .

II. RESERVEN1. Gesetzlicher Reservefonds .2. Dividenden-Reservefonds . .3. Allgemeiner Reservefonds .

III. LANGFRISTIGE EINLAGEN1. Treuhänder-Annuitätenkonto-

Einlagen2. Einlage der Deutschen

Regierung

IV. KURZFRISTIGE UND SICHT-EINLAGEN (verschiedene Wäh-rungen)1. Zentralbanken für eigene

Rechnung :Sicht-Einlagen

2. Zentralbanken für RechnungDritter :

Sicht-Einlagen3. Andere Einleger:

a) Bis zu höchstens3 Monaten

b) Sicht-Einlagen . . . . . .

V. KURZFRISTIGE UND SICHT-EINLAGEN (Gold)1. Bis zu höchstens 3 Monaten2. Sicht-Einlagen

500.000.000,-

5.117.398,666.658.510,75

13.317.021,48

153.050.000,—

76.525.000,-

25.881,031.114.010,44

1.764.219,4811.182.591,36

VI. SONSTIGES

VII. GEWINNfür das am 31. März 1940 beendete Geschäftsjahr

125.000.000,-

25.092.930,89

229.575.000,—

31.994.834,22

1.645.497,74

1.139.891,47

12.946.810,84

34.575.084,76

7.962.180,65

469.932.230,57

%

26,6

5,3

32,6

16,3

6,8

0,4

0,00,2

0,42,4

7,3

1,7

100,0

31. März 1940 beendete Geschäftsjahr geprüft. Wir bestätigen, daß wir alle erbetenen Auskünfteeinzelnen Währungen in den oben beschriebenen Schweizer Goldfranken aufführt, ordnungsmäßig auf-Bild der Geschäftslage der Bank gibt, wie sie sich uns nach unserem besten Wissen und den uns

PRICE, WATERHOUSE & Co.Chartered Accountants.

GEWINN- UND VERLUST-RECHNUNG

für das am 31. März 1940 beendete Geschäftsjahr

SchweizerGoldfranken

Reineinnahmen aus der Anlage des Eigenkapitals und der Einlagen nach erfolgter

Rückstellung für unvorhergesehene Ausgaben 9.793.039,34

Vereinnahmte Gebühren :

Als Treuhänder (oder Fiscal Agent der Treuhänder) für Internationale Anleihen 122.402,02

Auf Sonderkredite 34.242,87

Übertragungsgebühren für Aktien 298,55

9.949.982,78

Verwaltungskosten :

Verwaltungsrat — Gebühren und Reisekosten 136.987,67

Direktoren und Personal — Gehälter und Reisekosten . . . . 1.451.086,63

Miete, Versicherung, Heizung, Licht und Wasser 112.755,14

Bürobedarf, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften 100.305,69

Telephon-, Telegramm- und Postgebühren 69.079,29

Gebühren für Sachverständige (Buchprüfer, Dolmetscher usw.) 13.042,82

Kantonale Steuer 34.273,76

Steuern auf die französische Ausgabe der Aktien der Bank . 30.008,85

Verschiedenes 40.262,28 1.987.802,13

REINGEWINN . . 7.962.180,65

ANLAGE II

GEWINNVERTEILUNG

REINGEWINN FÜR DAS AM 31. MÄRZ 1940 BEENDETE GESCHÄFTSJAHR .

Verteilt in Übereinstimmung mit Artikel 53 Abs. a), b), c) und d) der Satzungwie folgt:

Zum Gesetzlichen Reservefonds — 5% von 7.962.180,65

6% Jahresdividende auf das eingezahlte Kapital

Zum Dividenden-Reservefonds — 20% von 64.071,62

Zum Allgemeinen Reservefonds — 50% von 51.257,30

Verbleiben

Verteilt in Übereinstimmung mit Artikel 53 Abs. e) (1) der Satzungwie folgt: Schweizer

GoldfrankenTreuhänder-Annuitätenkonto-Einlagen nach Artikel IV e) des

Treuhandvertrages:

Frankreich 8.784,24

Großbritannien 3.432,68

Italien 1.793,—

Belgien . . ,

Rumänien . .

Jugoslawien ,

Griechenland

Portugal . . .

Japan . . . ,

Polen . . . ,

969,93

169,45

705,25

58,10

111,36

111,36

3,23

Unverzinsliche Einlage der Deutschen Regierung nach Artikel IXdes Treuhandvertrages

Einlage der Französischen Regierung (Saar)

Garantiefonds der Französischen Regierung nach Artikel XIIIdes Treuhandvertrages

16.138,60

8.069,30

71,81

1.348,94

SchweizerGoldfranken

7.962.180,65

398.109,03

7.564.071,62

7.500.000,—

64.071,62

12.814,32

51.257,30

25.628,65

25.628,65

25.628,65

VERWALTUNGSRAT

* Sir Otto Niemeyer, London Vorsitzender.

Alexandre Galopin, Brüssel ) •Stellvertretende Vorsitzende.

Hisaakira Kano, London J

Dott. V. Azzolini, Rom.

Baron Brincard, Paris.

Pierre Fournier, Paris.

Walther Funk, Berlin.

Kichio Futami, London.

Prof. Francesco Giordani, Rom.

Georges Janssen, Brüssel.

Montagu Collet Norman, London.

Ivar Rooth, Stockholm.

Dr. Hermann Schmitz, Berlin.

Kurt Freiherr von Schröder, Köln.

Dr. L. J. A. Trip, Amsterdam.

Marquis de Vogué, Paris.

Ernst Weber, Zürich.

Stel lvertreter

Adolphe Baudewyns, Brüssel.

Yves Bréart de Boisanger, Paris.

Cameron F. Cobbold, London.

Emil Puhl, Berlin.

Dott. Mario Pennachio, Rom.

BANKLEITUNG

Thomas H. McKittrick Präsident.

Roger Auboin Generaldirektor.

Paul Hechler Beigeordneter Generaldirektor.

Dott. Raffaele Pilotti Generalsekretär.

Marcel van Zeeland Direktor.

Dr. Per Jacobsson Volkswirtschaftlicher Berater.

Dr. Felix Weiser Rechtsberater.

Die Amtszeit von Sir* Otto Niemeyer ist im Mai 1940 abgelaufen.Sein Nachfolger wurde noch nicht gewählt.

27. Mai 1940.