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Christian Platz BASEL TATTOO Vom Morgestraich zum Zapfenstreich CHRISTOPH MERIAN VERLAG

Basel Tattoo - Vom Morgestraich zum Zapfenstreich

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Die spektakuläre Show mit Trommel, Tanz und Dudelsack > Eine der weltweit grössten Tattoo-Veranstaltungen > Jährlich über 120000 begeisterte Zuschauer > Mit zahlreichen Abbildungen > Menschen, Emotionen und Geschichten rund um das ‹Basel Tattoo› Bereits zum zehnten Mal findet diesen Sommer das ‹Basel Tattoo› statt, welches weit über die Grenzen der Schweiz hinaus fasziniert und ein grosses Publikum begeistert. Die imposante Show ist mittlerweile eine der weltweit grössten Tattoo-Veranstaltungen. Die Verbindung von Tradition und Innovation zeichnet das ‹Basel Tattoo› seit jeher aus und zeugt vom Mut zu einer neuen Sichtweise auf das Genre. Der einzigartige Mix aus militärischen Musik- und Exerzierkünsten, königlichen Garden, Highland Dancers, Dudelsackformationen, Fasnachtsmärschen und moderner Popmusik überrascht alljährlich mit neuen Kreationen. Das grossformatige Buch ist reich bebildert und zeigt die Menschen, Emotionen und Geschichten rund um das ‹Basel Tattoo›.

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Christian Platz

BASEL TATTOOVom Morgestraich zum Zapfenstreich

CHRISTOPH MERIAN VERLAG

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

TATTOO ? ‹ DO DEN TAP DOE ! ›

TRADITIONELLES REZEPTDIE ELEMENTE EINES TATTOO

TATTOO

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Wer an der Kaserne vorbeigefahren ist oder in einem der be-

nachbarten Restaurants weilte, konnte beobachten, wie es

stetig wächst. Zuschauerränge wurden errichtet, Elektronik

installiert, die Aussenverkleidungen angebracht. Das sieht

zunächst alles ganz schön technisch aus, wie eine ansehnli-

che militärische Übungsanlage. Doch hier geht es nicht um

eine Übung. Hier geht es um Träume, die Wirklichkeit werden

sollen, im Licht unzähliger Scheinwerfer. Um Träume, die lau-

fen gelernt haben, ja sogar marschieren können sie, den kom-

plexesten Choreografien folgend.

Hier wird nämlich die Arena für jene grösste Show des

Sommers am Rheinknie errichtet, für das Basel Tattoo.

Und dann plötzlich ist es so weit. Der Premiere abend ist

da. Nun hat die Arena keine technische Anmutung mehr. Es

ist, als würde sie von jetzt an permanent hier stehen, solide

wie eine stolze Burg. Es ist, als wäre eine Raumschiff gelandet.

Die Astronauten an Bord sind in friedlicher Absicht gekom-

men. Noch hat man sie nicht gesehen. Doch bald werden sie

im Rampenlicht stehen. Getragen von den Schwingungen der

Musik, befeuert von donnerndem Applaus.

Die Premiere rückt näher, die Lichter und Klänge locken. Viele von diesen Menschen waren schon oft hier.

Das Publikum strömt der Arena entgegen. Menschentrauben

zunächst, die dann zu einem regelrechten Strom anwachsen.

Die Premiere rückt näher, die Lichter und Klänge locken. Viele

von diesen Menschen waren schon oft hier. Auch diesmal

sind sie erwartungsfroh erschienen ...

JENES PHÄNOMEN, DAS MAN PUBLIKUM NENNT

Und diese Stimmung der Erwartung schwebt fast greifbar

über ihren Köpfen, während sie – an den Gardisten des Basel

Tattoo vorbei, betreut von kundigen Helferinnen und Helfern

– durch die Tore in die Arena schreiten. Jede und jeder von

ihnen hat ein Ticket dabei, das ihnen allen einen Sitz in der

grossen Arena verspricht, einen von über 7000. Viele von ih-

nen haben die Tickets schon vor Monaten erstanden, andere

wurden eingeladen ; einige sind Stammgäste, andere wollen

die grosse Show einfach auch einmal sehen. Die Erwartung

schweisst sie – sobald sie in der Arena Platz nehmen – zu je-

nem Phänomen zusammen, das man Publikum nennt.

Und für jede und jeden Einzelnen von ihnen, die da auf

ihren nummerierten Stühlen sitzen, wird die grösste Show

des Basler Sommers gemacht.

Hart gearbeitet wurde in den letzten Wochen auf dem Hof der altehrwürdigen Basler

Kaserne. Mit Metall und Holz, mit Energie und Leidenschaft, in der Sommerhitze.

DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

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↘ Im Herzen von Basel steht die

alte Militärkaserne, sie bietet das

beste Ambiente für das Basel

Tattoo.

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↑ The Band of her Majesties

Coldstream Guards, England,

marschiert in die Arena.

Mitglieder dieser Einheit haben

einst in den napoleonischen

Kriegen gekämpft.

TATTOO

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDET DIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

Was ist es eigentlich genau, dieses Basel Tattoo, welches da

Sommer für Sommer die Massen anlockt, sie auf den Vorplatz

der altehrwürdigen Kaserne bringt, ihnen Applaus ohne Ende

entlockt ? Zunächst mal ist es seit geraumer Zeit das zweit-

grösste Tattoo der Welt, die zweitgrösste Show im ‹ Internatio-

nal Tattoo Circus ›, wie das Phänomen in Fachkreisen genannt

wird. Grösser ist nur noch das berühmte Edinburgh Military

Tattoo, das für die Macher vom Rheinknie natürlich einen

Quell der Inspiration darstellt und zu dem sie beste Kontakte

pflegen.

EINE ECHTE PIONIERGESCHICHTE

Und trotzdem ist die Basler Version des Genres eine ganz

andere. Sie ist mehr als eine pure Aufführung militärischer

Musik- und Exerzierkünste. Hier gibt es einen Spannungsbo-

gen, gibt es unterhaltende Elemente, gibt es Humor und Be-

sinnlichkeit.

Sie haben den Tattoo-Gedanken aufgefrischt und ein Unterhaltungsbouquet für die ganze Familie daraus gemacht.

Die Macher um Erik Julliard, den Produzenten des Basel Tat-

too, haben das Genre übernommen, um es dann geschickt zu

modernisieren. Ihm eine neue Tiefe, neue Dimensionen zu

verleihen, mittels Licht und Schatten, überraschenden Wen-

dungen, Momenten, die das Gemüt ansprechen. Sie haben

den Tattoo-Gedanken aufgefrischt, ein Unterhaltungsbouquet

für die ganze Familie daraus gemacht. Deshalb ist die Ent-

wicklung des Basel Tattoo eine echte Pioniergeschichte, die

sich innerhalb eines internationalen Genres abspielt.

↑ Aguiluchos Marching

Band & Compañia De Danza

Tenochtitlan bringt heisse,

farbenprächtige mexikanische

Spezialitäten nach Basel.

← Die menschliche Stimme, das

ursprüng lichste Instrument, auch

am Basel Tattoo : Die Sängerin

Nelly Patty dreht voll auf.

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18 / 19 BASEL TATTOO

THE FINE ART OF EASY ENTERTAINMENT

Doch um dies alles brauchen sich die Menschen, die hier nun

alsbald zum Premierenpublikum zusammengeschweisst wer-

den, keine Gedanken zu machen. Sie können sich einfach zu-

rücklehnen, die Show geniessen, die Farben, die Pracht, die

Uniformen, die Musik. Ihnen wird hier nichts verkauft, über

das Ticket hinaus, nichts aufgedrängt, man will sie weder

überzeugen noch provozieren. Vielmehr wird ihnen ein sattes

Programm geboten, das unterhält, nicht fordert. Das genau so

lange dauert, bis die Zuschauer fast genug haben, aber bereits

dann aufhört, wenn sie noch ein bisschen mehr vertragen

könnten. Dergestalt ist das Kunsthandwerk der sogenannten

leichten Unterhaltung, des ‹ Easy Entertainment ›, wie es die

angelsächsische Welt nennt. Und Easy Entertainment zu schaf-

fen, ist enorm schwierig. Es verlangt den Machern viel Selbst-

kontrolle und Einfühlungsvermögen ab. Leichte Unterhaltung

ist eben Dienst am Publikum. Das Gegenteil von grenzenloser

Selbstverwirklichung halt. So unterhält man die ganze Familie !

↑ Die grosse Parade des Basel

Tattoo bringt Abertausend Leute

in die Innerstadt. Die marschie-

renden Einhei ten erhalten

oft spontanen Applaus.

→ Basler Morgenstraich, für einmal

im Sommer, als Bestandteil

des Basel-Tattoo-Programms.

Die Nummer war bei einigen

Leuten umstritten, dem Publikum

hat sie gefallen.

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

Das Premierenpublikum hat sich gesetzt, es wird noch munter

geplaudert, Programmhefte werden durchgeblättert, Bekannte

winken sich gegenseitig zu. Alles wartet gespannt auf den

Auftritt der ersten Akteure, alles wartet darauf, dass es end-

lich losgeht. Und es wird losgehen. Pünktlich. Hier auf dem

Hof der altehrwürdigen Basler Kaserne, dem würdigen, dem

einzig möglichen Austragungsort des Basel Tattoo !

WARUM AUSGERECHNET BASEL ?

Auf die Entstehungsgeschichte des Basel Tattoo werden wir

im nächsten Kapitel eingehen. Doch eine Frage wollen wir

hier vorwegnehmen : Weshalb gibt ausgerechnet Basel, die

alte Stadt am Rheinknie, einen derart fruchtbaren Nährboden

für diese Grossveranstaltung ab, die Jahr für Jahr Zehntausen-

Es gibt keine Stadt auf der Welt, in der so viele Menschen das Piccolospiel oder das Trommeln beherrschen.

de von Fans und Zuschauern mobilisiert ? Es mag dafür meh-

rere Gründe geben, doch einer ist ganz zentral. Im Herzen der

alten Stadt schlägt eine Trommel. Die weltberühmte und ein-

zigartige Basler Fasnacht und ihre Musik haben ja auch starke

militärische Elemente und Bezüge, sie ist schliesslich eine Mi-

schung, die buntes Narrentreiben und militärische Klänge

nahtlos miteinander verschmilzt.

Es gibt keine Stadt auf der Welt, in der so viele Menschen

das Piccolospiel oder das Trommeln beherrschen. Immerhin

beides Instrumente, auf denen man eine gute Zeit fleissig

üben muss, bis man sich damit auf die Strasse getrauen kann.

Und in Basel tun dies Tausende von Menschen, sie bauen das

Üben während des ganzen Jahres in ihren Alltag ein, um dann

drei Tage lang auf der Strasse spielen zu können, mit der

grössten Lust, die man sich nur vorstellen kann. Das ist der

Faktor X, der im Basler Boden enthalten ist. In keiner anderen

Stadt der Welt machen so viele Zivilistinnen und Zivilisten –

sagen wir es offen – Militärmusik.

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20 / 21 BASEL TATTOO

DA HAUT MAN GEMEINSAM AUF DIE PAUKE

Und natürlich gibt es, wenn Tausende von Menschen das

Gleiche tun, eben doch Unterschiede. Die einen tun es nur für

die drei schönsten Tage im Basler Kalender. Andere steigen

tiefer in diese Musikwelten ein, sind ambitionierter, treiben

ihr Spiel weiter voran, interessieren sich plötzlich auch für an-

dere ähnliche Traditionen.

Schon seit Jahrzehnten gibt es freundschaftliche Kontak-

te zwischen Basler Pfeifern und Trommlern und schottischen,

britischen, US-amerikanischen Gruppierungen, die verwand-

te Musik spielen. Da befruchtet man sich gegenseitig, haut

auch mal gemeinsam auf die Pauke, metaphorisch gespro-

chen, da freut man sich aneinander und über die ähnlich ge-

lagerten Interessen. Natürlich ist das Basel Tattoo aus solchen

Kreisen hervorgegangen. Womit wir bei seiner Geschichte wä-

ren, einer erstaunlichen Geschichte ; fürwahr.

→ Akkurat wie das Uhrwerk des Big

Ben – und die Schatten der

Weltgeschichte sind immer dabei :

The Band of HM Royal Marines,

Grossbritannien.

TATTOO

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDET DIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

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DENN, JAWOHL, DIE HEISSEN BEIDE SO.

Doch wenn das Wort Tattoo eine Aufführung bezeichnet, bei

der militärische Musik- und Exerzierkünste die Hauptrolle

spielen, hat es eine ganz andere Wurzel. Diese Wurzel liegt in

einem Satz, einem kurzen Befehl : ‹ Do den tap doe ! ›

Dieser Befehl stammt aus dem niederländischen Raum –

auf Deutsch heisst er schlicht und einfach : ‹ Macht den Zapf-

hahn › zu. Eine klare Ansage an Wirte, die Kneipen rund um

Kasernen betreiben. Das feierabendliche Trinken ist beendet,

die Soldaten müssen in ihre Quartiere zurück. Zu diesem Zap-

fenstreich gehören schon seit alter Zeit musikalische Signale

und Trommelrufe. Die Briten formten aus dem holländischen

Satz – wie sie es eben zu tun pflegen – einen einfachen engli-

schen Begriff, im Zeichen der Lautmalerei : Tattoo.

Und in dieser Wortschöpfung liegt der Grund für den Na-

men eines ganzen weltweiten Genres, zu dem natürlich auch

das Basel Tattoo gehört.

Das feierabendliche Trinken ist beendet, die Soldaten müssen in ihre Quartiere zurück.

→ Ein Tattoo präsentiert in erster

Linie militärische Musik-

und Marschierkünste. Moderne

Tattoos engagieren jedoch

durchaus auch folkloristische

Showtruppen auf hohem

Qualitätsniveau. Basel ist

diesbezüglich ganz vorne mit

dabei.

Oft kommt es zum grossen Rätselraten, wenn der Begriff Tattoo fällt. Sind etwa jene

permanenten Bilder auf menschlicher Haut gemeint ? Oder geht es um die Flaggen

militärischer Einheiten ?

TATTOO ?‹ DO DEN TAP DOE ! ›

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

Pipes and Drums marschieren gravitätisch in die Arena auf

dem Basler Kasernenhof. Ein archaischer Moment,

der so mancher Zuschauerin, so manchem Zuschauer tüchtig

Gänsehaut über den Rücken jagt.

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1. DER EINSAME DUDELSACKSPIELER

Ein Tattoo-Programm ist von Tönen erfüllt. Dabei kommen

alle Dynamikstufen ins Spiel. Von Fortissimo bis Piano. Der

ruhigste, besinnlichste, ja melancholischste Moment ist dabei

der Auftritt des Lone Piper. Wenn der einsame Mann mit sei-

nem Dudelsack – hoch über den Köpfen des Publikums – zu

spielen beginnt, ist Gänsehaut à discretion vorprogrammiert.

Natürlich wirkt dies in der Basler Kaserne – oder im Castle

von Edinburgh – besonders grandios. Türme und Burgzinnen

sind ideale Auftrittsorte für einen Lone Piper.

Die Lichter in der Arena erlöschen, der Piper allein rückt

in den Fokus, dramatisch, in seiner prächtigen schottischen

Uniform. Dann dringen diese urwüchsigen Klänge aus seinem

Dudelsack. Naturtöne, Vergangenheit und Gegenwart schei-

nen zu verschmelzen, wenn der Lone Piper seine klingende

Botschaft in die Nacht sendet. Der Auftritt eines Lone Piper ist

für jedes Tattoo unerlässlich.

Das grosse Tor öffnet sich und die Pipe Bands drängen ins Rampenlicht;Hunderte von Musikerinnen und Musikern mit ihren Instrumenten.

2. MASSED PIPES AND DRUMS

Es ist, als würde ein steifer Wind aus dem schottischen Hoch-

land durch die Arena fegen. Das grosse Tor öffnet sich und die

Pipe Bands drängen ins Rampenlicht ; Hunderte von Musike-

rinnen und Musikern, mit Dudelsäcken, Snare Drums, Tenor

Drums, Bass Drums, in perfekt sitzenden Uniformen. Die stol-

zen Pipe Majors marschieren voraus.

Bei den Pipe Bands handelt es sich bekanntlich um eine

schottische Tradition. Doch das traditionsreiche Metier wird

auf der ganzen Welt gepflegt. So kommt es, dass Bands aus

aller Herren Ländern bei Auftritten von Massed Pipes and

Drums auftreten. Diese Auftritte sind ein traditioneller Be-

standteil jedes Tattoo-Programms.

Ein Tattoo ist im Grunde ein militärischer Zapfen streich, der sich mit der Zeit zu

einer abendfüllenden Show weiterentwickelt hat. Klar ist also, dass Militärmusik

dazu gehört. Doch es gibt noch weitere unver-zichtbare Elemente, die ein echtes Tattoo

ausmachen. In Basel und beim berühmten Edin-burgh Military Tattoo werden diese Elemente

beispielhaft gepflegt.

TRADITIONELLES REZEPTSECHS ELEMENTE EINES TATTOO

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→ Lone Piper auf dem Kasernen-

turm. Ein besinnlicher ruhiger

Moment im Programm.

↓ Die Massed Pipes and Drums

strömen durch das grosse Tor,

dem effektvollen Showlicht

entgegen. Jedes Tattoo, das

diesen Namen verdient, präsen-

tiert eine solche Nummer.

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3. MILITÄRMUSIK

Selbstverständlich steht Militärmusik im Zentrum jedes Tat-

too-Programms. Und Militärmusik ist ein weites Genre, sie

umfasst Tradition und Moderne, zieht ihre Einflüsse aus allen

nur denkbaren musikalischen Stilrichtungen.

↑ Aufmarsch der Swiss Army

Central Band. Diese sympathische

Einheit pflegt das gute Image

der Schweizer Armee im In- und

Ausland.

→ Highland Dancers sind artistisch,

präzise und wunderbar anzu-

schauen. Dieses Genre ist

in der gesamten angelsächsi-

schen Welt von grosser

Bedeutung.

TATTOO

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TRADITIONELLES REZEPT SECHS ELEMENTE EINES TATTOO

4. HIGHLAND DANCERS

Überall in der angelsächsisch geprägten Welt findet man die

Highland Dancers. Der moderne Highland Dance mischt Ele-

mente aus Folklore, Unterhaltungsmusik und Pop, aus Volks-

tanz, moderner Choreografie und sportlich-artistischen Leis-

tungen nahtlos.

Es gibt in mehreren Ländern renommierte Schulen für

Highland Dancers, in Wettbewerben treten die Besten des

Genres gegeneinander an. Zur Tattoo-Tradition gehört ein

Auftritt von Highland Dancers auf jeden Fall.

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30 / 31 TATTOO

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5. MILITÄRISCHE UND HISTORISCHE NUMMERN

Drill Teams, die Exerzierkünste auf hohem Niveau zeigen, Auf-

fahrten von motorisierten Truppen oder gar Panzern, Über-

flüge von militärischen Fliegerstaffeln. Auch solche Elemente

stehen jedem Tattoo gut an. Das Basel Tattoo hat sich über-

dies auf historische Nummern spezialisiert, die dem Publi-

kum geschichtliche Ereignisse oder folkloristisches Brauchtum

näherbringen.

6. FINALE GRANDE

Das grosse Finale, dramatisch aufgebaut, an dessen Ende alle

Mitwirkenden noch einmal vor dem Publikum stehen, ein

überwältigender Aufmarsch : Dies erleben die Zuschauerin-

nen und Zuschauer eines Tattoo, bevor sie die Arena verlas-

sen. Das Basel Tattoo ist bekannt dafür, besonders ausgetüf-

telte Schlussnummern zu präsentieren.

In diesem Buch finden Sie viele Informationen zu den

Genres, die hier kurz angeschnitten wurden, aus deren Ge-

schichte und Gegenwart.

TRADITIONELLES REZEPT SECHS ELEMENTE EINES TATTOO

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BASEL TATTOO

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DAS ( T ) RAUMSCHIFF IST GELANDETDIE GRÖSSTE SHOW DES BASLER SOMMERS

Das Finale grande des Basel Tattoo 2011. Alle Mitwirkenden

präsentieren sich noch einmal vor dem Publikum, bevor es heisst :

« Goodbye, adieu – auf Wiedersehen ! »

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MILITÄRMUSIKMILITÄR UND MUSIK

VOM SIGNAL ZUR AUSGEFEILTEN KOMPOSITION

MILITÄRMUSIK IN DER SCHWEIZNATIONAL UND INTERNATIONAL

IM EINSATZ

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Bereits in der Antike wurden Musik-instrumente zu militärischen Übungen und

auf Schlachtfelder mitgenommen. Diese Instrumente mussten vor allemlaut sein. Denn sie dienten dazu,

die Kämpfer anzustacheln und ihnen Signale zu geben.

Das heutige Genre der Militärmusik umfasst hingegen unzäh-

lige stilistische Formen, Takt- und Tonarten. Es baut auf her-

vorragend geschulte oder gar professionelle Instrumentalis-

tinnen und Instrumentalisten.

Am Anfang waren es vor allem Hörner und Trommeln,

die das Arsenal der Militärmusik dominierten. Sie kamen im

Feld zum Einsatz. Um den Kämpfern Signale zu geben, die aus

grösseren Distanzen hörbar sein, die den Schlachtlärm über-

tönen mussten : Angriff, Rückzug, Einhalten. Die Klänge müs-

sen damals sehr krud und einfach gewesen sein ; mit Militär-

musik im heutigen Sinne hatten sie wohl noch recht wenig zu

tun. Spätestens im alten Griechenland hat sich dies geändert.

Der Grund dafür war, dass Musik nun auch bei der Wehr-

ertüchtigung eine Rolle spielte.

GANZ BESTIMMTE TONARTEN FÜR SOLDATEN

Der grosse Philosoph Platon ( geboren um 427 v. Chr., gestor-

ben um 348 v. Chr. ) beschrieb Musik in seinem Werk ‹ Der

Staat › ( Politeia ) als Element der Erziehung. Dabei erlegte er

den Klängen enge Grenzen auf, er empfahl ganz bestimmte

Tonarten für Schulen, andere für das Training von Soldaten.

Für ihn war Musik ein Kunsthandwerk, keine Kunst, er sah sie

als Durchgangsstation auf dem Weg zur Erkenntnis des Seien-

den. Die permanente Musikberieselung unserer Gegenwart

hätte er wohl scharf kritisiert.

ZWEI KLASSEN DER MILITÄRMUSIK

Bereits im Frühmittelalter hielt die Musik der Schlachtfelder

und der militärischen Übungen dann Einzug in die Schlösser

und Paläste. Dort wurde sie zu einem Bestandteil höfischer,

staatlicher und politischer Zeremonien, deren Gewicht durch

die musizierenden Soldaten unterstrichen wurde.

Ab dem 15. Jahrhundert wurden die Militärmusiker in

Europa in zwei Klassen eingeteilt, die in groben Zügen noch

heute existieren. Trommler und Fanfaren- oder Flötenspieler

– man nannte sie ‹ Das Spil › – begleiteten die Infanterie, die

marschierenden Soldaten, teilten deren Mühsal und deren

blutiges Schicksal. Trompeter und Pauker hingegen wurden

der vornehmeren Kavallerie zugerechnet. Sie waren hoch an-

gesehen und waren fortan erste Wahl, wenn es um Musik für

höfische Zeremonien ging.

MILITÄR UND MUSIKVOM SIGNAL ZUR AUSGEFEILTEN KOMPOSITION

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MILITÄR UND MUSIKVOM SIGNAL ZUR AUSGEFEILTEN KOMPOSITION

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38 / 39 MILITÄRMUSIK

Trompeter und Pauker waren hoch angesehen und waren fortan erste Wahl, wenn es um Musik für höfische Zeremonien ging.

EINFLÜSSE AUS DEM ORIENT

Im 16. und 17. Jahrhundert erweiterte sich das Instrumentari-

um der Militärmusik beträchtlich. Dies geschah auch dadurch,

dass man sich von Feinden inspirieren liess. So brachten etwa

die osmanischen Truppen, die Ende des 17. Jahrhunderts Wien

belagerten, ihre Janitscharen-Musik und die dazugehörigen

Instrumente mit nach Europa. Und damit vor allem auch neue

Rhythmusinstrumente, wie etwa Triangel, Becken oder den

Schellenbaum.

Die Militärmusiker aus dem Orient pflegten schneller zu

spielen als ihre europäischen Berufsgenossen, ihre Rhythmen

und ihre militärischen Signale waren zudem um einiges kom-

plexer. Wie so oft in der Militärgeschichte wurden kulturelle

Elemente, von Feinden mitgebracht, zur Inspiration : Die eu-

ropäische Militärmusik wurde von den neuen Klängen aus

dem Osten jedenfalls nachhaltig beeinflusst.

Der Dreissigjährige Krieg ( 1618 – 1648 ) führte ebenfalls

zu einer Ausdifferenzierung der Militärmusik, einzelne Musik-

stücke wurden zu tönenden Erkennungsmerkmalen für ein-

zelne Einheiten und Verbände, aber auch für spezielle takti-

sche Manöver sowie für den Waffendrill. Damals wurden die

Märsche und Streiche geboren, wie wir sie heute noch kennen.

NEUES INSTRUMENTARIUM UND NAPOLEON

Ab dem 17. Jahrhundert beeinflussten natürlich auch der hand-

werkliche und der technische Fortschritt das Instrumentarium

– und damit auch das Repertoire – der Musik im Allgemeinen

sowie der Militärmusik beträchtlich. Neue Instrumente wur-

den erfunden, alte verbessert. Die Instrumentenbauer modifi-

↗ The Band of the Life Guards aus

Grossbritannien reitet stolz in die

Arena – Auftritte mit Pferden

sind beim Publikum des Tattoo

besonders beliebt. Für das Tattoo

Office stellen sie immer eine

logistische Herausforderung dar.

→ ( rechts ) The Band of the Royal

Swedish Army: Haarscharfe

Präzisionsarbeit aus dem euro-

päischen Norden.

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MILITÄR UND MUSIKVOM SIGNAL ZUR AUSGEFEILTEN KOMPOSITION